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Full text of "Österreichische botanische Zeitschrift"

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for    disciplinary    action    and    may    result   in    dismissal    from 
the  University. 
To  renew  call  Telephone  Center,  333-8400 

UNIVERSITY    OF    ILLINOIS    LIBRARY    AT    URBANA-CHAMPAIGN 


JAN1 


Öüst.  Botan.  Zeitschrift    18/0 


^/r^c^-c-ot^a      froC-4 


c&4 '  n£- 


Oesterreichische 

BOTANISCHE  ZEITSCHRIFT. 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

Botanik  und  Botauiker,(värtuer,Oekonomeu,Forstmänner,.4erzte? 
Apotheker  uud  Techniker. 

Mit 
Original-Beiträgen 


Ascbersou,  Bartsch,  Celakovsky,  Cohn,  Falek,  Focke,  Glowacki,  Gsaller,  Hauk,  Hazs* 
linszky,  Hohenbühel-Heufler,  Hulubj,  Huter,  Janka,  Kalbrunuer,  Keiner,  Klinggräff, 
Knapp,  Ruhts,  Landerer,  Lerch,  Mayer,  Neilreich,  Oertel,  Pancic,  Pittoiii,  Pokorny, 
Prichoda,  Rauscher,  Reissek,  Scheutz  ,  Schur,  Seemann,  Sekera,  Soiiklar,  Spreitzen- 
hofer,  Strobl,  Thüwen,  Touiiuasini,  Val  de  Lievre,  Vulpins,  Weiss,  Weyl,  Winter  Ferd., 
Winter  Georg,  Ziuiuieruiann. 


Redigirt 


Dr  Alexander  Skofitz, 

Magister  der  Pharmacie,  der  kais.  Leop.  Carol.  Akademie   der   Naturforscher   und   mehrerer 
wissenschaftlichen  Gesellschaften  Mitglied. 


XX.    Jahrgang. 

(Mit  1  Lithographie.) 


Wien  1870. 

Verlag-  von  O.  Grerold. 


5  bO.o 
0% 

Oesterreichische 

Botanische  Zeitschrift, 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

Ole    österreichische  Exemplare, 

botanische    Zeitschrift  RntnniL'    Illlfl     i t ik  1 -t  II I  L  u  1>                 die  frei  durch  diePost  be- 

erscheint  MUK1111H    UHU    IM,  lil  U  I  tt  K 1  ,              zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  bei  der  Redaktion 

X? 5pÄeS.  Zute.  Gärtner,  (Monomen,  Forstmänner,  Aerzle,   f^l£K3k£TJ 

(3  Thlr.  10  Ngr.)  Im  Wege  des 

ganzjährig,    oder  AnftlhpIfPP   linH    TpplinilfPr  Buchhandels  übernimmt 

mit  a  fl.  63  kr.  öst.  W.  rtpUlllCRCl    UUU    lllllllliul.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  Gerold's  Sohn. 

Inserate  in  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  __         ^  so    wie  alle  übrigen 

10  kr.  öst.  W.  H®'    ]  Buchhandlungen. 

\X.  Jahrgang.  WnOL  Jänner  1870. 


INHALT:  Gallerie  osterr.  Botaniker.  —  Thalietrum  nylvaticum,  neu  für  Niederösterr.  Von  Dr.  Neil- 
reich.  —  Neue  Pllanzenarten  der  öslerr.  Flora.  Von  Dr.  Kern  er.  —  Neue  Beobachtungen  und 
Kritik  einiger  Pflanzen  der  böhmischen  Flora.  Von  Dr.  Celakovsky.  —  Vegetationsverhältnisse. 
Von  Dr.  Kerner.  —  Phytographische  Fragmente.  Von  Dr.  Schur.  —  Literaturbertcbte.  Von 
Ho  hen  hü  he  1-H  eufler.  —  Correspondenz.  Von  Val  de  Lievre,  Dr.  Ker  n  er.  —  Personalnotizen. 
—  Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen.  —  Literarisches.  —  Botanischer  Tauschverein.  —  Correspou- 
denz  der  Redaction. —  Inserate. ^ 

Gallerie  österreichischer  Botaniker. 

XIV. 

Julius  Wiesner. 

(Mit  einem  lithographirten  Porträt.) 

Julius  Wiesner  wurde  am  20.  Janner  1838  zu  Tschechen 
in  Mahren  geboren,  übersiedelte  aber  schon  2  Jahre  später  mit 
seinen  Eltern  nach  Brunn,  wo  er  auch  seine  erste  Erziehung  ge- 
noss  und  die  ersten  Studienjahre  zurücklegte.  Was  die  Erziehung 
seiner  Kindheit  anbetrifft,  so  konnte  sein  Vater,  dessen  Zeit  von 
einer  grossen  Thätigkeit  im  Geschäftsleben  zu  sehr  in  Anspruch 
genommen  wurde,  an  derselben  nur  einen  geringen  direkten  An- 
theil  nehmen,  desto  mehr  war  er  aber  bestrebt,  seinen  Kindern 
überhaupt  die  vorzüglichste  Bildung  angedeihen  zu  lassen,  wobei 
er,  glücklicher  Weise  wohlhabend,  keine  Opfer  zu  scheuen  brauchte. 
Dagegen  widmete  sich  Wiesner's  Mutter,  eine  Frau  von  seltener 
Tiefe  des  Gemüthes,  mit  vollster  Hingebung  der  Erziehung  ihrer 
Kinder. 

Wiesner,  der  jüngste  von  acht  Geschwistern,  erhielt  mit 
seinem  nächst  altern  Bruder  August  (jetzt  Advokat  in  Wien),  einen 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift  1.  Heft.  18TO);     -^-O  #  JS 


intelligenten  Mann  als  Erzieher,  welcher  den  Sinn  der  Knaben 
hauptsächlich  für  Geschichte,  Poesie  und  Kunst  zu  wecken  suchte, 
was  ihm  auch  so  nachhaltig  gelang,  dass  W.  noch  gegenwärtig  im 
Kreise  seiner  Freunde  als  ein  genauer  Kenner  deutscher  Classiker 
und  der  Musik  geschätzt  wird. 

Seine  Gymnasialstudien  begann  W.  im  J.  1849  in  Brunn, 
interessirte  sich  aber  bald  bei  einer  unabweislichen  Neigung  für 
die  Naturwissenschaft  so  sehr  für  Pflanzen  und  Mineralien,  dass 
dabei  die  classischen  Studien  mitunter  in  den  Hintergrund  gedrängt 
wurden;  und  als  im  J.  1852  in  Brunn  eine  Oberrealschule  errichtet 
wurde,  da  verliess  er  das  Gymnasium  nach  vollendeter  4.  Klasse 
und  trat  in  jene  ein,  wo  er  eine  umfassendere  Ausbildung  in  der 
Naturwissenschaft  zu  erreichen  hoffte.  An  dieser  Anstalt  wirkten 
mehrere  ausgezeichnete  Kräfte,  so  der  Direktor  Au  spitz,  der 
Professor  Zawadsky,  Prof.  Vogl  u.  in.  a.,  welche  dem  vor  andern 
geistig  hervorragenden  Schüler  freundlich  entgegenkamen.  Jetzt 
widmete  sich  W.  mit  allem  Eifer  der  Naturwissenschaft,  haupt- 
sächlich aber  der  Botanik  und  er  botahisirte  erfolgreich  in  der 
Umgebung  von  Brunn  und  in  vielen  Gegenden  Mährens,  häufig  in 
Gesellschaft  seiner  Jugendfreunde  Bartsch   und  Makowsky. 

In  Folge  dessen  erwarb  sich  W.  wenn  auch  erst  15  Jahre 
alt,  doch  schon  eine  solch  umfassende  Kenntniss  der  Brünner  Flora, 
wie  sie  zu  jener  Zeil  ausser  dem  greisen  Botaniker  Slatlhalterei- 
ralh  Tkany,  kaum  ein  anderer  besass.  Er  verwerlhete  auch  den 
Erfolg  seiner  lokalen  Forschungen  und  schrieb  eine  Flora  von 
Brunn,  welche  den  Beifall  seines  Lehrers  Zawadsky  und  des 
Direktors  Auspitz  in  so  hohem  Grade  fand,  dass  letzterer  die- 
selbe in  dem  Programme  der  Oberrealschule  mit  folgender  Be- 
merkung abdrucken  liess:  „Man  ist  diesmal  von  dem  Grundsatze, 
Schülerarbeiten  in  das  Programm  aufzunehmen,  abgegangen,  weil 
der  jugendliche  Verfasser  wirklich  mit  ausserordentlichem  Erfolge 
dem  Studium  der  Botanik  obliege  und  bisher  noch  keine  Flora 
Brünn's  existirt." 

In  dieser  seiner  ersten  Arbeit,  welche  viele  neue  Beobach- 
tungen, wenige  Unrichtigkeiten,  aber  keinen  groben  Fehler  enthält, 
manifestirte  sich  bereits  eine  bestimmte  Selbstständigkeit,  denn  W., 
der  noch  kein  pflanzengeografisches  Werk  gekannt,  wich  von  der 
Gepflogenheit  einer  Aufzählung  der  Formen  in  systematischer  Ord- 
nung ab  und  führte  eine  solche  nach  Florengebieten  durch.  Wies- 
ner's  damalige  floristische  Bestrebungen  fanden  von  seinen  Nach- 
folgern auf  gleicher  Bahn  nur  eine  einseitige  Anerkennung,  denn 
obwohl  viele  seiner  Beobachtungen  benützt  wurden,  so  wurde  er 
selbst  dabei  doch  stets  desavouirt.  Dieses  und  so  manche  Kränkung, 
die  er  \on  pflanzensammelnden  Neidern  zu  erfahren  hatte,  ver- 
bitterte ihm  die  Neigung  zur  Floristik;  er  identificirte  zu  vorschnell 
die  Kleinlichkeit  solcher  Systematiker  mit  der  systematischen  Rich- 
tung selbst,  wandte  grollend  letzterer  den  Rücken  und  suchte  seine 
Thätigkeit  in    andern  Sphären    botanischer  Forschung    zur  Geltung 


3 

zu  bringen;  obwohl  er  damals  bereits  mit  zahlreichen  Botanikern 
im  wissenschaftlichen  Verkehre  stand  und  obwohl  sein  Herbarium 
schon  einen  Um  lang  von  beiläufig  3000  Formen  erreicht  hatte. 
Den  grössten  Theil  dieser  Sammlung  schenkte  er  spater  dem 
Wiener   Polytechnikum 

In  den  Jahren  1855  und  1856  wendete  sich  W.  der  Morphologie 
zu  und  stellte  auch  so  umfassende  phänologische  Beobachtungen  an, 
dass  die  Wiener  Onlralanstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus 
ihn,  den  17jährigen  Jüngling,  ihren  thätigsten  Beobachter  nannte. 
Jene  reichhaltigen  Beobachtungen  aber,  sie  finden  sich  verzeichnet 
in  den  diesbezüglichen  Sitzungsberichten  der  kais.  Akademie  der 
Wissenschaften. 

Zu  jener  Zeit  hatte  W.  auch  die  Oberrealschule  absolvirt  und 
trat  nun  in  das  technische  Institut  von  Brunn  ein.  Zu  jener  Zeit 
auch  machte  er  sich  mit  Schieid  en's  Grundzügen  der  wissen- 
schaftlichen Botanik  vertraut,  deren  kritische  Seite  ihn  sehr  anregte 
und  auf  das  Gebiet  der  Anatomie  und  Physiologie  leitete.  Ein  sehr 
primitives  Compositum  mit  Holzstativ  diente  seinen  ersten  mikro- 
skopischen Studien;  damals  entstanden  auch  einige  kleinere  mor- 
phologische Arbeiten,  welche  ihre  Publikation  in  dieser  Zeitschrift 
fanden.  Gleichzeitig  wurde  W.  mit  dem  leider  zu  früh  verstorbenen 
Kryptogamenkenner,  namentlich  Algeologen  Nave  bekannt  und 
zwischen  ihnen  entspann  sich  bald,  trotz  eines  erheblichen  Alter- 
unterschiedes, ein  ebenso  intimes  als  anregendes  Verhällniss;  für 
W.  um  so  erspriesslicher  ,  als  ihn  Nave  mit  seinen  praktischen 
anatomischen  Erfahrungen  unterstützte.  Nave  besass  zwei  Mikro- 
skope, darunter  ein  gutes  Plössel'sches  Instrument.  Beide  wieder- 
holten nun  zahlreiche  Beobachtungen,  welche  in  den  Werken  und 
Arbeiten  von  Schieiden,  Schacht  u.  a.  vorkommen. 

Doch  bald  wurde  sich  W.  bewusst,  dass  Brunn  zu  seiner 
weitern  Ausbildung  wenig  mehr  beitragen  könne,  sondern  dass 
eine  solche  ihm  nur  die  Hörsäle  und  Laboratorien  der  Universität 
und  des  Polytechnikum  von  Wien  zu  bieten  im  Stande  wären. 
Allein  seine  früher  so  wohlhabenden  Eltern  geriethen  inzwischen 
in  ungünstige  Verhältnisse  und  konnten  ihm  die  Mittel  zu  seiner 
Existenz  in  Wien  nicht  sichern ;  er  fasste  daher  den  Entschluss, 
sich  selbst  solche  zu  schaffen  und  es  gelang  ihm.  Zwanzig  Jahre 
alt,  zog  W.  nach  Wien,  wo  ihm  sein  Bruder  August  die  ersten 
Wege  ebnete  und  ihm  die  Stelle  eines  Erziehers  in  einem  wohl- 
habenden Hause  verschaffte.  Obwohl  von  diesem  Augenblicke  auf 
sich  selbst  angewiesen,  war  er  doch  so  glücklich,  niemals  die 
Sorge  nach  dem  Nothwendigen  empfinden  zu  müssen. 

In  Wien  entfaltete  W.  gleich  Anfangs  eine  grosse  Thätigkeit. 
Zwar  hatte  er  viele  Stunden  des  Tages  seinen  3  Zöglingen  zuzu- 
wenden, doch  gewann  er  immerhin  die  nöthige  Zeit,  um  Collegien 
an  der  Universität  und  am  Polytechnikum  zu  hören.  Trotz  dieser 
Beschäftigung  und  seinen  privaten  Studien,  denn  er  bereitete  sich 
auch  zur  Ablegung  einer  Lehramtsprüfung  vor,  die  er  aber  später 

1  * 


fallen  liess,  indem  er  sich  am  Polytechnikum  habilitirte,  entstanden 
damals  seine  ersten  grössern  wissenschaftlichen  Publikationen,  die 
den  Sitzungsberichten  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  ein- 
verleibt wurden.  Im  Laufe  der  Zeit  wurde  W.  mit  seinen  Lehrern 
persönlich  bekannt,  mit  Schrott  er,  in  dessen  Laboratorium  er 
arbeitete,  mit  Fenzl,  der  ihm  die  Schätze  des  botanischen  Hof- 
kabinetes  erschloss,  mit  Leydolt,  Zippe,  Brücke,  Ettings- 
hausen,  Unger,  Greilich  u.  a.  Wie  fleissig  überhaupt  W.  seine 
Zeit  zu  benützen  wusste,  erhellet  daraus,  dass  er  ausser  dem  Be- 
suche zahlreicher  mathematisch-naturwissenschaftlicher  und  pliylo- 
sophisch-historischer  Vorlesungen  auch  noch  durch  3  Jahre  in 
Sehr  Otters  chemischen  Laboratorium  und  durch  3  Semester  im 
physikalischen  Institute  der  Universität  unter  Ettingshausen 
arbeitete,  endlich  durch  2  Semester  unter  Brücke  Thierphysiologie 
und  Mikroskopie  betrieb.  Im  physikalischen  Institute  errang  er  sich 
überdiess  die  Stelle  eines  ordentlichen  Eleven,  mit  welcher  ein 
Stipendium  verbunden   ist. 

Mit  einem  auf  diese  Weise  gesammelten,  umfassenden  Fond 
von  Wissen  wandte  sich  W.  selbstständigen,  mikroskopischen  und 
physiologischen  Arbeiten  zu.  Seine  praktischen  physiologischen 
Arbeiten  aber  unternahm  er,  da  ein  öffentliches  Institut  für  der- 
artige Bestrebungen  damals  in  Wien  noch  nicht  bestand,  in  Ge- 
meinschaft mit  seinem  Freunde  Adolf  Weiss,  jetzt  Professor  der 
Botanik  an  der  Universität  Lemberg. 

Im  Jahre  1860  wurde  ihm  von  der  Universität  Jena  auf  Grund 
seiner  Studien  und  wissenschaftlichen  Arbeiten  der  Grad  eines 
Doktors  der  Philosophie  zuerkannt  und  in  Folge  dessen  wurde  er 
später  von  der   philosophischen  Fakultät  in  Lemberg  nostrificirt. 

Im  J.  1861  habilitirte  sich  W.  als  Privatdocent  für  Pflanzen- 
physiologie am  k.  k.  polytechnischen  Institute  in  Wien.  In  dem- 
selben Jahre  vervollständigte  er  auch  seine  Pflanzenkennlniss 
dadurch,  dass  er  die  Ferien  dem  Studium  der  Schönbrunner  Ge- 
wächshäuser widmete,  welche  ihm  durch  Schott  in  liberalster 
Weise  zur  Benützung  gestellt  wurden.  In  diesem  Jahre  wurde  er 
auch  eingeladen  an  der  Abhaltung  der  bekannten  Montagsvorträge 
sich  zu  betheiligen  und  seit  dieser  Zeit  wirkt  er  auch  bei  denselben 
in  ausgezeichneter  Weise   mit. 

Bei  der  Reorganisation  des  polytechnischen  Institutes  in  Wien 
im  J.  1866  wurde  W.  zum  honorirten  Docenten  der  technischen 
Waarenkunde  ernannt.  Im  J.  1867  sendete  ihn  die  Regierung  als 
Delegirten  der  Jury  und  officiellen  Berichterstalter  zur  Pariser 
Weli-Ausstellung.  Das  umfassende  Referat,  welches  ihm  zufiel 
(über  Mikroskope  und  über  die  Mehrzahl  der  technisch  verwendeten 
Rohstoffe  des  Pflanzenreichs),  hat  er  in  fünf  ausführlichen  Abhand- 
lungen im  officiellen  Ausstellungsberichte  niedergelegt.  Sie  fanden 
in  Fachkreisen  eine  glänzende  Anerkennung.  Eine  weitere  Aner- 
kennung seiner  Thätigkeit  in  obigen  Eigenschaften  aber  wurde 
ihm  dadurch  zu  Theil,  dass   ihm    Se.  Majestät   der  Kaiser   im  April 


1868  das  goldene  Yerdienslkreuz  mit  der  Krone  verlieh.  Bald  darauf 
wurde  er  zum  ausserordentl.  öffentl.  Professor  am  Wiener  Poly- 
technikum ernannt.  Als  solcher  tragt  er  technische  Waarenkunde, 
Mikroskopie  und  Pflanzenphysiologie  vor  und  hält  praktische  Uebun- 
gen  mit  dem   Mikroskope  in  dem  ihm  unterstehenden  Kabinete  ab. 

Bei  Gelegenheit  des  Abganges  der  ostasiatischen  Expedition 
wurde  W.  mit  der  Abfassung  jenes  Theiles  der  Instruktion  für  die 
fachmännische  Begleitung  derselben  betraut,  welche  die  technisch 
verwendbaren  Rohstoffe  aus  dem  Pflanzenreiche  betrifft.  Seine  Ar- 
beit schliesst  sich  in  würdiger  Weise  jenen  an,  die  von  Männern 
von  hoher  wissenschaftlicher  Bedeutung,  wie  Darwin,  Vogt  und 
Moriz   Wagner  zu  gleichem  Zwecke  ausgegangen  sind. 

Wiesner's  Arbeiten  lassen  sich  in  folgender  Weise  über- 
blicken: I.  floristische  und  phä  nologische  (1854  —  1857): 
1.  Flora  von  Brunn,  2.  zur  Flora  von  Tscheilsch  (Oesterr.  botan. 
Wochenbl.j,  3.  Zur  Flora  der  Polauerberge  (Oest.  bot.  Wochenbl.), 
4.  Phytophänologische  Aufzeichnungen  über  die  Vegetation  von 
Brunn  (Sitzb.  u.  Denksch.  d.  Akad.  d.  Wissensch.).  II.  Botanisch- 
morphologische  Arbeiten  (1856  —  1861):  5.  Zur  Geschichte  des 
Laubblattes  (Oest.  bot.  Wochenbl.),  6.  Ueber  die  Lage  der  charak- 
teristischen Riefen  an  den  Pflanzenaxen  (Sitzungsb.  der  Akad.  der 
Wissensch.),  7.  Ueber  die  Gesetze  des  Riefentheiles  (Sitzungsb.  der 
Akad.  d.  Wissensch.),  8.  Untersuchungen  über  den  Bogenwerth 
der  Blattbasis  (Sitzungsb.  d.  Akad.  der  Wissensch.),  9.  Die  Stel- 
lungsverhältnisse der  Nebenblätter  (Sitzungsb.  der  Akad.  der 
Wissensch.),  10.  Die  Blattbogen  und  ihre  Berechnung.  (Sitzungsb. 
d.  Akad.  d.  Wissensch.),  11.  Ueber  die  Lage  der  Blattbasis  (Silzgb. 
d.  Akad.  d.  Wissensch.).  III.  Anatomis  che  und  p  hysi  ologische 
Abhandlungen  (1859  —  1S69).  12.  Die  direkte  Nachweisung  des 
Eisens  in  Pflanzenzellen  (mit  A.  Weiss,  Sitzungsb.  der  Akad.  der 
Wissensch.),  13.  Ueber  die  Einwirkung  des  Kupferoxydammoniaks 
auf  Zellmembrane,  Zellkern  und  Primordialsehlaueh  (mit  A.  Weiss, 
Sitzungsb.  der  Akad.  d.  Wissensch.),  14.  Ueber  die  Einwirkung  des 
Kupieroxydammoniaks  auf  Stärke  (mit  A.  Weiss,  Sitzungsberichte 
der  Akademie  der  Wissenschaft.),  15.  Untersuchungen  über  die 
Zerstörung  des  Holzes  in  der  Atmosphäre  (mit  Subvention  von  der 
Akademie.  Sitzungsb.  d.  Akad.  d.  Wissensch.),  16.  Ueber  das  Auf- 
treten der  Peklinkörper  in  den  Geweben  der  Runkelrübe  (Sitzungsb. 
d.  Akad.  d.  Wissensch.),  17.  Ueber  die  Entstehung  des  Harzes  im 
Innern  der  Pflanzenzellen  (Sitzungsb.  der  Akad.  d.  Wissensch.), 
18.  Ueber  den  Einfluss  der  Erdschwere  auf  Grössen-  und  Formver- 
hältnisse  von  Blättern  (Sitzungsb.  d.  Akad.  d.  Wissensch. j,  19.  Ueber 
den  Einfluss  der  Wasserzufuhr  und  Wasserentziehung  auf  dieLebens- 
thätigkeit  der  Hefezellen  (Sitzungb.  der  Akad.  der  Wissensch.), 
20.  Untersuchungen  über  den  Milchsaft  der  Pflanzen  (mit  A.  Weiss 
Bot.  Zt.),  21.  Ueber  Gerb-  und  Farbstoffe  der  Blumenblatter  (Bot. 
Zig-.),  22.  Einwirkung  der  Chromsaure  auf  Stärke  (mit  A.  Weiss, 
Bot.  Ztg.),  23.  Anatomie  und  Histochemie   des  Zuckerrohrs  (Kar- 


6 

slen's  bot.  Unlerr.).  IV.  Anwendung  der  Botanik  sp.  Pflan- 
zen-Anatomie und  Mikroskopie  auf  Technik.  Abhandlungen: 
24.  Mikroskopische  Untersuchungen  der  Maislische  und  der 
Maisfaserprodukte.  (Dingler's  polyt.  Journ.),  25.  Mikroskopische 
Untersuchung  der  Papierfasern  (Oest.  bot.  Zt.J.  Werke:  26.  Ein- 
leitung in  die  technische  Mikroskopie.  Mit  142  Holzschnitten.  Wien 
1867.  Verlag  von  Braumüller.  27.  Die  technisch  verwendeten 
Gummi  und  Harze.  Erlangen  1869. 

Ausser  dein  eben  Angeführten  wären  noch  zu  erwähnen:  Die 
Berichte  im  öslefr.  offiz.  Berichte  über  die  Pariser  Weltausstellung, 
dann  mehrere  Aufsätze  in  den  Schriften  des  Vereines  zur  Verbrei- 
tung naturwissensch.  Kenntnisse,  in  den  Verhandlungen  der  nieder- 
österr.  Landwirthschafls-Gesellschaft  und  des  niederösterreichischen 
Gewerbevereines,  und  in  dem  geogr.  Journale  „Ausland",  ebenso 
viele  kürzere  Artikel  in  verschiedenen  Journalen;  endlich  die  aus- 
schliesslich physikalischen  und  chemischen  Arbeiten,  welche  W. 
während  seiner  Thätigkeit  im  physikalischen  Institute  und  im  chemi- 
schen Laboratorium  ausführte.  Sie  finden  sich  nebst  kurzen  biogra- 
fischen Notizen  verzeichnet  in  Poggendorf's  bibliografischem 
Lexikon  Bd.  IL  Lit.  W. 

In  neuerer  Zeit  besteht  die  Hauptthätigkeit  Wiesner's  in 
dem  Forschen  auf  pflanzenphysiologischem  Gebiete  und  in  der 
Anwendung  der  mikroskopischen  Anatomie  auf  technische  Fragen. 
Namentlich  aber  in  letzterer  Richtung  haben  bis  jetzt  wohl  wenige 
Botaniker  so  Vieles  und  so  Bedeutungsvolles  geleistet,  als  W.,  ja 
manche  dieser  seiner  Arbeiten  wurden  von  anerkannten  Autoritäten 
als  bahnbrechend  bezeichnet. 

Als  Lehrer  hält  W.  ausser  den  Vorträgen  auch  noch  prak- 
tische Unterweisungen  in  seinem  Laboratorium  und  trotzdem,  dass 
letzteres  Institut  erst  durch  2  Jahre  besteht,  sind  doch  schon  in 
demselben  theils  von  W.,  theils  von  mehreren  seiner  Schüler,  ver- 
schiedene werthvolle  Arkeiten  ausgeführt  worden,  welche  im  polyt. 
Journale  von  Dingler  unter  dem  Collektivtitel :  „Mittheilungen  aus 
dem  Laboratorium  für  technische  Waarenkunde  und  Mikroskopie  am 
polytechnischen  Institute  in  Wien",  erschienen  sind.  Diese  Arbeiten 
sind  folgende:  1.  Untersuchung  der  neuen  zur  Pariser  Weltaus- 
stellung gesendeten  Stärkesorten.  Von  J.  Wiesner  und   J.  Hübl. 

2.  Die    Verunreinigungen    der    Bierhefe.     Von    E.    Ost  ersetz  er. 

3.  Mikroskopische  Untersuchung  des  Chinagrases.  Von  A.  Un  ger  er 
aus  Pforzheim.  4.  Ueber  das  Gummi  der  Moringa  pterygosperma 
Gärt.  Von  J.  Wiesner  und  C.  ßeckerhinn.  5.  Ueber  das  Peru- 
gummi. Von  C.  Beckerhinn.  6.  Ueber  den  Ursprung  der  Bakterien. 
Von  Dr.  A.  Polotebnow  aus  St.  Petersburg. 

Wirft  man  einen  Rückblick  auf  Wiesner's  bisheriges  wissen- 
schaftliches Streben,  so  wird  man  sich  wohl  des  Staunens  kaum 
erwehren  können,  eine  so  grosse  Thätigkeit  in  einem  verhältniss- 
müssig  so  kurzen  Zeiträume  entwickelt  zu  sehen.  Ungewöhnlich, 
wie  eine  solche  Erscheinung  ist,  kann  sie  nur  das  Resultat  genialer 


Begabung-,  unerschlaffbaren  Fleisses  und  der  Begeisterung*  für  die 
Wissenschaft  sein.  Haben  diese  gewaltigen  Hebel  des  Fortschrittes 
Wiesner 's  Streben  bis  nun  bewegt,  warum  sollten  sie  in  Zukunft 
an  Schwungkraft  verlieren.  Hoffen  wir  daher  neuen  Arbeiten 
Wiesner's,  neuen  Errungenschaften  der  Wissenschaft  recht  bald 
zu  begegnen.  S. 


Thalictrum  silvaticum  Koch. 

neu  für  die  Flora  Niederösterreichs. 

Von  Dr.  August  Neilreich. 

Thalictrum  silvaticum  Koch.  Wurzelstock  stielrund, 
kriechend,  an  den  stengeltreibenden  Gelenken  büschlig-faserig. 
Stengel  aufsteigend  oder  aufrecht,  gerade,  gefurcht,  unbereitt, 
matt,  kahl  wie  die  ganze  Pflanze,  von  der  Basis  bis  zur  Rispe  be- 
blättert, aber  die  untersten  Blätter  zur  Zeit  der  Blüthe  öfter  ver- 
welkt. Blätter  im  Umrisse  dreieckig  oder  dreieckig-länglich,  so 
lang  als  breit  oder  länger,  2 — 3fach  fiederschnitlig,  ohne  häutige 
Stipellen.  Oehrchen  der  Blattscheiden  kurz,  breit,  abgerundet. 
Blattabschnitte  rundlich  oder  verkehrt-eiförmig,  grob-  3zähnig  oder 
3lappig  mit  ungelheilten  oder  1 — 3zähnigen  Läppchen ,  grasgrün 
oder  blaugrau  bereift.  Blüthen  sammt  den  Staubgefässen  nieder- 
hängend, in  einer  eiförmigen,  bald  mehr  lockeren,  bald  mehr  ge- 
drungenen Rispe,  Rispenäste  aufrecht-abstehend. 

Th.  minus  d.  strictum  Koch  Deutschi.  Fl.  IV.  127,  Syn.  ed 
I.  p.  4.  —  Th.  silvaticum  Koch  Flura  1841,  II.  426,  Syn.  ed.  II. 
p.  4.  —  Varietät  des  Th.  minus  nach  Wimm.  Kl.  v.  Schles.  III. 
Bearb.  477  und  Garcke  Fl.  v«  Nord-Deutschl.  IX.  Ausg.  p.  3. 

Eine  äusserst  zierliche,  verhältnissmässig  kleine  Pflanze. 
Stengel  8"  — 1'  hoch,  hart,  starr,  sammt  den  Blattstielen  oft  violett 
überlaufen.  Blattabschnitte  sehr  klein,  die  grössern  nur  3 — 4"' 
lang,  vorne  2 — 3'"  breit.  Kelchblätter  gelblich,  Slaubkölbchen  gelb. 
Früchte  fehlen  einstweilen  noch.  Kleinen  Formen  des  Th.  collinum 
Wallr.  sehr  ähnlich,  aber  sowohl  von  diesem  als  von  Th.  minus 
L.  durch  die  weit  umher  kriechenden  Ausläufer  verschieden.  Th. 
simplex  Wahlb.,  dessen  Wurzelstock  ebenfalls  kriecht,  hat  keilige, 
lanzettliche,  lineale  oder  fädliehe  Blattabschnilte.  Ich  halte  daher 
die  hiesige  Pflanze  des  kriechenden  Wurzelstockes  wegen  für  Th. 
silvaticum  Koch,  ungeachtet  ich  kein  Original-Exemplar  gesehen 
habe,  Koch  auf  den  kriechenden  Wurzelstock  nicht  einmal  einen 
diagnostischen  Werth  legt  und  die  seitlichen  Schnittstiele  der 
Blätter  nicht  zusammengedrückt-stielrund,  sondern  kantig  sind. 
Allein,  wenn  man  Th.  flavum  L.  nur  des  kriechenden  Wurzel - 
Stockes    wegen    von  den    ihm   vollkommen   ähnlichen    breitzipfligen 


8 

Formen  des  Th.  angustifolium  der  Autoren  specifisch  trennt,  so 
inuss  man  folgerichtig  aueh  Th.  silvaticum  dieses  Merkmales  allein 
wegen  als  Art  anerkennen.  Bei  Th.  collinum  und  Th.  minus  ver- 
längert sich  wohl  manchmal  der  dicke  knotige  schiefe  oder  wag- 
rechte Wurzelstock  bis  zu  3"  Länge,  aber  kriechende  Ausläufer 
habe  ich  bei  diesen  nie  gesehen.  Wollte  man  aber  die  hiesige 
Pflanze  doch  nur  als  Varietät  gelten  lassen,  so  wäre  sie  besser  zu 
Th.  collinum  als  zu  Th.  minus  zu  ziehen. 

Diese  für  Nieder-Oesterreich  neue  Art  fand  der  um  die  Er- 
forschung des  südlichen  Wiener  Beckens  vielfach  verdiente  Kreis- 
arzt in  Neustadt  Dr.  Krzisch  in  grosser  Menge  auf  der  Neustadt- 
Wöllersdorfer  Heide  zwischen  Schwarzföhren  -  Gebüsch  und  an 
abgeholzten  Stellen  des  Grossen  Föhrenwaldes  bei  Neustadt  auf 
humusreichem  Boden  bei  kalkschotteriger  Unterlage  in  Gesellschaft 
von  Allium  rotundum,  Campanula  sibirica,  Onosma  arenarium  und 
Ononis  Columnae.  Wurde  in  Oesterreich,  Ungarn,  bisher  nur  in 
Tirol,  Kärnten,  Banat  und  Siebenbürgen  beobachtet. —  Juni,  Juli.  2|.. 


Beschreibungen  neuer  Pflanzenarten  der  österreichischen 

Flora. 

Von  A.  Kerner. 

7.  Rosa  transiens.  —  Ein  bis  2  Meter  hoher  Strauch 
Die  Stämme  aufrecht,  bis  zu  2  Ctm.  dick,  braun,  glänzend,  massig 
bestacheil,  Die  Stacheln  von  der  Rinde  schwer  ablösbar;  meist 
paarweise  unter  den  Blattansätzen,  strohgelb  oder  bräunlichgelb, 
glänzend,  seitlich  etwas  zusammengedrückt,  gleichgross,  5 — 8mm 
lang,  aus  länglichem  6— 10  mm  langem  und  3— 4mm  breitem  Ansätze 
in  eine  nach  abwärts  gebogene  Spitze  vorgezogen.  Die  blüthen- 
tragenden  Zweige  und  die  jungen  Schösslinge  grün,  meist  mit 
einem  leicht  abwischbaren  Reife  überzogen.  Die  Stacheln  derselben 
jenen  der  Stämme  im  Allgemeinen  gleichgestaltet,  nur  die  spär- 
lichen, an  der  Spitze  der  Schösslinge  stehenden,  etwas  schwächer 
gebogen  und  manchmal  fast  gerade  abstehend.  Blattstiele  grün  oder 
röthlich  überlaufen,  kahl  und  glatt  oder  mit  spärlichen  Härchen 
und  Stieldrüsen  besetzt,  jene  der  durch  Blüthen  abgeschlossenen 
Zweige  meist  unbewehrt,  oder  doch  nur  selten  an  der  Rückseite 
mit  einem  vereinzelten  gekrümmten,  kleinen  Slachelchen  besetzt, 
jene  der  Schösslinge  in  der  Regel  mit  mehreren  gekrümmten  Stachel- 
chen bekleidet.  Nebenblätter  kahl,  grün,  mit  einem  rothen  Saume 
eingefassl,  oder  manchmal  auch  ganz  röthlich  angelaufen,  nach 
vorne  etwas  verbreitert,  länglich,  zugespitzt,  gegen  die  Inflorescenz 
zu  bedeutend  an  Breite  zunehmend,  an  den  Seiten  ganzrandig  und 


nicht  drüsig  gewiinpert,  die  zugespitzten  gerade  vorgestreckten 
Oehrchen  manchmal  mit  einigen  durch  Drüsen  abgeschlossenen 
Zähnchen  versehen.  Theilblättchen  5 — 7,  2—4  Clin,  hing,  1  bis 
2  Ctm.  breit,  drüsenlos,  kahl  und  glanzlos,  maltgrün,  unterseüs 
etwas  blasser,  kurzgestielt,  jene  der  blüthenlragenden  Zweige 
länglich-elliptisch,  die  der  minieren  und  oberen  Blatter  spitz,  jene 
der  untersten  Blätter  gestutzt  oder  etwas  ausgerandet,  alle  an  der 
Basis  zugerundet  oder  plötzlich  zusammengezogen,  am  Rande  ein- 
fach gesagt;  die  Sägezähne  ziemlich  gross,  vorwärts  gerichtet,  die 
vordersten  etwas  zusammenneigend,  alle  mit  einem  glänzenden, 
drüsenlosen  Spitzchen  endigend.  Die  Theilblättchen  der  Schösslinge 
von  jenen  der  blüthenlragenden  Zweige  sehr  abweichend,  länglich- 
lanzettlich  oder  eilanzeltlich,  vorne  zugespitzt,  an  der  Basis  ge- 
rundet oder  plötzlich  zusammengezogen,  mit  auswärts  gerichteten, 
ungleich  grossen,  drüsenlosen  Zahnen.  Deckblätter  breit  eiförmig, 
zugespitzt,  roth  berandet  oder  ganz  rölhlich  überlaufen,  an  den 
Seiten  ganzrandig  und  drüsenlos,  an  der  Spitze  meist  mit  einigen 
in  Drüsen  endigenden  Zähnchen  versehen.  Blülhen  einzeln  oder  in 
armblüthigen  gedrängten  Büscheln,  kurz  gestielt.  Blüthenstiele  mit 
abstehenden,  1 mm  langen,  drüsentragenden  Nadelchen  bewehrt. 
Kelchröhre  entweder  nur  an  der  Basis  oder  seltener  am  ganzen 
Unifange  mit  1 mm  langen,  drüsentragenden  Nadelchen  besetzt, 
kugelig-eiförmig,  meist  braunröthlich  angelaufen  und  etwas  bereift. 
Kelchzipfel  zur  Zeit  der  Blüthe  ausgebreitet,  später  aufgerichtet 
und  zusammenschliessend,  sich  gleichzeitig  mit  der  Frucht  schar- 
lachroth  färbend  und  die  junge  Frucht  krönend,  erst  zur  Zeit  der 
vollen  Fruchtreife  sich  ablösend  und  abfallend,  die  äusseren  mit 
2 — 3  seitlichen,  fiederförmig  angeordneten,  linealen  Anhängseln,  die 
inneren  ungetheilt,  alle  nach  vorne  in  ein  schmales,  lineales  An- 
hängsel übergehend,  am  Rande  und  an  der  inneren  Fläche  flaumig, 
am  Rücken  stets  mit  Stieldrüsen  mehr  weniger  reichlich  bestreut. 
Krone  4  Ctm.  im  Durchmesser.  Kronenblätter  rosenrolh,  so  lang 
oder  etwas  länger  als  die  Kelchzipfel.  Discus  flach.  Mittelständige 
Fruchtknoten  kurz  gestielt.  Griffel  zottig.  Früchte  kugelig,  J3  bis 
15  mm  dick,  die  millelständigen  und  einzelnstehenden  häufig  keil- 
förmig in  den  Fruchtstiel  verschmälert,  scharlachrot!]. 

Gehört  in  die  Sect.  Montanae  Crep.  und  steht  in  der  Mitte 
zwischen  R.  Reuteri  Code t  Neocom.  und  R.  fugax  Grenier. 
Mit  der  ersteren  stimmt  unsere  Rose  durch  die  einfach  gesagten 
Blattchen,  mit  der  letzteren  durch  die  benadelten  Blüthenstiele  und 
Kelchröhren  und  die  mit  Slieldrüsen  besetzte  Aussenfläche  der 
Kelchzipfel  überein.  Ich  halte  dieselbe  für  identisch  mit  jener  Rose, 
welche  Grenier  in  der  Flore  de  la  Chaine  jurassique  I.  239  als 
R.  Reuteri  y.  transiens  auffuhrt  und  welcher  er  als  Syn.  R.  intri- 
cata  Gren.  (nicht  R.  intricata  Desegl.  !  welche  der  Sect.  Alpinae 
angehört)  beisetzt.  Nach  meiner  Auflassung  ist  dieselbe  von  R. 
Reuteri  God.  Neoc.  ganz  bestimmt  als  Art  zu  sondern.  Sie  unter- 
scheidet sich  von  derselben  durch    die  fast  stachellosen  Stiele    der 


10 

an  den  blüthentragenden  Zweigen  siehenden  Blätter,  die  mit  drüsen- 
tragenden Nadelehen  besetzten  Blüthensliele  und  Kelchröhren,  die 
am  Rücken  mit  Stieldrüsen  besetzten,  während  und  kurz  nach  dem 
Blühen  horizontal  ausgebreiteten  (nicht  zurückgeschlagenen)  und 
später  aufgerichteten  und  zusammenschliessenden  (nicht  sternförmig- 
aufrecht-abstehenden) Kelehzipfel  und  überdiess  noch  durch  etwas 
schmälere  Blätter  und  blassere  Blüthen.  —  Von  den  anderen  zu- 
nächst verwandten  Arten  lassen  sich,  abgesehen  von  anderen  Merk- 
malen R.  salevensis  Ropin,  R.  inclinata  Kern.  R.  caballicensis 
Paget  sogleich  durch  die  in  eine  lange  dünne  gerade, Spitze  vorge- 
zogenen Stacheln,  R.  Crepiniana  Desegl.,  R.  Delasoii  La  gg.  et 
Pug.,  R.  fugax  Gren.  (nunc  R.  Renten  d.  adenophara  Gren.), 
R.  Perrieri  S o n g.  und  R.  montana  Chaix  durch  die  doppelt  drüsig 
gesägten  Blättchen  unterscheiden. 

R.  transiens  findet  sich  zerstreut  in  den  tirolischen  Central- 
alpen  auf  dem  Mittelgebirge  an  der  rechten  Seite  des  Innthales 
bei  Judenstein  und  Aldrans,  im  Wippthale  bei  Brenner  und  Sterzing 
und  im  Slubaithale  bei  Mieders  und  Fulpmess.  Der  tiefste  beob- 
achtete Standort  nicht  unter  650  Met.,  der  höchste  beobachtete 
Standort  an  den  Hecken  unter  den  Gleinserhöfen,  auf  dem  zwischen 
Malrei  und  dem  Slubaithale  sich  erhebenden  Plateau  bei  1500  Met. 
Ueberall   auf  Schieferboden. 

8.  Rosa  dalmatica.  —  Einen  halben  bis  einen  Meter  hoher, 
gerundete,  dichte  Büsche  bildender  Strauch.  Stämme  aufrecht, 
hin-  und  hergebogen,  in  zahlreiche  kurze,  verworrene  Acste  auf- 
gelöst, so  wie  die  Schösslinge  und  blüthentragenden  Zweige  von 
dicht  gedrängten  Stacheln  und  unzähligen,  zwischen  den  Stacheln 
stehenden,  1 — 2  mm  langen  Stieldrüsen  starrend,  Stacheln  von  der 
Rinde  sehr  schwer  ablösbar,  in  der  Jugend  bräunlichgelb,  im  Alter 
verbleicht  und  grau,  ungleich  gross,  die  grüssten  derselben  8 mm, 
die  kleinsten  2  mm  lang,  alle  gerade,  wagrecht  abstehend  oder  etwas 
nach  aufwärts  gerichtet,  nadeiförmig,  aus  einer  rundlichen  oder 
elliptischen  Ansatzfläche  plötzlich  in  die  lange,  dünne  Spitze  vor- 
gezogen. Blattstiele  an  der  Basis  flaumhaarig  und  der  ganzen 
Länge  nach  mit  sehr  zahlreichen,  dicht  gestellten,  kurzen  Stiel- 
drüsen und  an  der  Rückseite  mit  zerstreuten,  geraden  Nadelchen 
besetzt.  Nebenblätter  nach  vorne  zu  etwas  verbreitert,  mit  ausein- 
anderfahrenden,  kurzen,  stumpflichen  Oehrchen,  oberseits  kahl  oder 
vorne  etwas  flaumig,  am  Rande  und  an  der  unteren  Fläche  mit 
dicht  gestellten  Drüsen  bekleidet.  Theilblättchen  5 — 7,  trübgrün, 
glanzlos,  klebrig,  von  einander  durch  grosse  Zwischenräume  ge- 
trennt, rundlich-verkehrteiförmig,  vorne  gerundet  oder  in  ein  kurzes 
Spitzchen  plötzlich  vorgezogen,  an  der  Basis  plötzlich  in  den  Blatt- 
stiel zusammengezogen,  am  Rande  doppelt  gesägt,  die  Sägezähne 
von  der  Basis  gegen  die  Spitze  des  Blätlchens  an  Grösse  sehr  zu- 
nehmend, jeder  Sägezahn  gezähnelt  und  an  beiden  Rändern  mit 
mehreren  Drüsen  besetzt.  Die  obere  Blattfläche  mit  kurzen,  zarten, 
vorwärts  gerichteten  Flaumhaaren  bekleidet,    die  untere  Blattfläche 


11 

kahl,  beide  Flächen  mit  reichlichen,  kleinen,  sehr  kurz  gestielten 
Drüsen  besetzt.  Deckblätter  lanzetllich,  spilz,  oberseils  in  der  Mitte 
flaumig,  am  Rande  und  an  der  unleren  Flacht;  mit  Drüsen  bekleidet. 
BliUhen  gedrängt,  in  annblüthigen  Büscheln,  meisl  zu  dreien,  seltener 
einzeln,  kurz  gestielt  und  von  den  obersten  Blättern  des  blüthen- 
tragenden  Zweiges  weit  überragt.  Blütlienstiele  aufrecht,  so  wie 
die  kugelige,  etwas  bereifte  Kelchröhre  von  sehr  zahlreichen,  stroh- 
gelben, glänzenden,  2 — 3 mm  langen,  mit  dunklen  Drüsen  abge- 
schlossenen Nadeln  starrend.  Kelchzipfel  an  der  Innenfläche  und 
am  Rande  filzig,  am  Rücken  mit  Stieldrüsen  besetzt,  zur  Zeit  der 
Blüthe  abstehend,  später  aufgerichtet  und  zusammenschliessend, 
sich  von  der  Frucht  nicht  ablösend,  die  äusseren  mit  einigen  seit- 
lichen, fiederfürmig  angeordneten,  schmal-linealen  Anhängseln,  die 
inneren  ohne  seitliche  Anhängsel,  alle  in  ein  langes,  lineales,  sehr 
schmales,  drüsig-gesägtes  Anhängsel  übergehend.  Kronenblätter 
roth.  Discus  etwas  vertieft.  Griffel  dicht  zottig.  Früchte  gehäuft, 
kugelig,  aufrecht,  nach  allen  Seiten  von  Nadeln  starrend,  von  den 
stehenbleibenden  Kelchzipfeln  durch  eine  tiefe  Furche  getrennt, 
von  den  obersten  Blättern  des  fruchttragenden  Zweiges  umschlossen 
und  überragt. 

Eine  der  merkwürdigsten  Rosen  unserer  Flora,  deren  nächste 
Verwandte  im  Oriente  heimisch  sind.  Der  ausgezeichnete  Rhodo- 
loge  Crepin,  welchem  ich  die  Pflanze  mittheilte,  schreibt  mir 
über  dieselbe:  „Cette  Rose  est  tres-caracterislique  et  je  ne  puis 
la  rapporter  ä  aucune  forme  connue.  Elle  se  rapproche  un  peu 
d'une  Rose  du  Taurus  que  j' ai  vue  dans  1' herbier  de  M.  Boissie  r 
et  qui  etait  nommee  ä  tort  R.  glutinosa  Sibth." 

Wir  verdanken  diese  absonderliche  Rose  dem  unermüdlichen 
Hofgärtner  F.  Maly  in  Wien,  welcher  sie  im  verflossenen  Sommer 
auf  seiner  Reise  durch  Dalmatien  auf  dem  Berge  Bila  Gora  in  der 
Crivoschie  bei  Cattaro,  im  südlichen  Dalmatien  entdeckte  und  mir 
von  daher  gütigst  mittheilte. 


Neue  Beobachtungen  und  Kritik  einiger  Pflanzen  der 
böhmischen   Flora, 

Von  Dr.  Lad    Celakovsk^  in  Prag. 

3.  Ueber  Prun  eilen.  Ausser  Primella  vulgaris,  alba  und 
grandißora  gibt  es  in  Böhmen,  wie  auch  anderwärts  noch  eine 
Form,  die  nach  der  bisher  meist  gangbaren  Unterscheidung  dieser 
Arten  oder  Formen,  zu  keiner  ohneweiters  gezählt  werden  könnte, 
und  die  von  Knaf  unter  Vermuthung  ihrer  Baslardnatur  als  P. 
hybrida  (in  Lotos  1864)  neu  aufgestellt  worden  ist.    Ich  habe  sie 


12 

bisher  erst  einmal  lebend  beobachten  können,  und  zwar  auf  dem 
butanisch  so  interessanten  Voschkoberge  bei  Podebrad.  Sie  wachst 
dort  meist  in  Gesellschaft  der  Prunella  alba  Pallas,  aber  noch 
viel  zahlreicher  als  diese.  Sie  hat  auch  ihren  ganzen  Habitus,  die 
grösseren  Blüthen,  die  dichtere,  weissliche  Behaarung,  die  längeren 
und  vorwärtsgekrümmten  Staubgefässdorne,  jedoch  die  Corolle  lila— 
blau  bis  violett-blau,  etwas  reiner  und  lebhafter  als  bei  P.  vulgaris, 
die  unleren  Kelchzähne  gewöhnlich  nur  schwach  gewimpert,  wie 
bei  P.  vulgaris,  doch  bisweilen  ebenso  dicht  und  steif  gewimpert 
wie  bei  P.  alba.  Die  ganze  Pflanze  ist  meist  höher  und  schlanker 
als  P.  alba,  welche  gewöhnlich  niedrig  und  von  unten  ästig  er- 
scheint; die  Blattform  ist  im  ganzen  dieselbe  wie  bei  P.  alba, 
jedoch  häufig  die  Blattzipfel  breiter  und  auch  die  Blätter  manchmal 
ganz  ungetheilt,  was  bei  P.  alba  am  selben  Standorte  gar  nicht, 
und  anderwärts  selten  gefunden  wird.  Der  Gedanke,  dass  diess 
eine  Hybride  sein  könnte,  liegt  allerdings  nahe,  allein  er  enthält 
auch  manches  Widersprechende.  Die  Prunella  hybrida  Knaf 
wächst  wohl  auf  dem  Voschkoberge  mit  P.  alba  zusammen,  die 
P.  vulgaris  aber  gar  nicht  in  ihrer  Nähe,  sondern  entfernt  davon 
am  Rande  des  Waldgebüsches,  an  manchen  Stellen  wächst  auch 
die  P.  hybrida  für  sich,  auch  ist  sie  zahlreicher  als  alba,  was  sich 
durch  Annahme  erhöhter,  nicht  verminderter  Fruchtbarkeit  des 
Bastardes  erklären  liesse.  Endlich  zwingt  die  Form  der  P.  hybrida 
bei  aufmerksamer  Betrachtung  der  angeblichen  Stammformen  keines- 
wegs zur  Annahme  der  Bastardirung:  die  Blüthenbildung  ist  ganz 
dieselbe  wie  von  alba,  die  blaue  Färbung  und  die  übrigen  (nicht 
konstanten)  geringeren  Abweichungen  lassen  sich  recht  gut  auf 
blosse  Variation  zurückführen.  Ich  will  nicht  gerade  leugnen,  dass 
nicht  auch  Bastarde  zwischen  P.  alba  und  vulgaris  vorkommen 
könnten,  die  mit  P.  hybrida  die  grösste  Aehnlichkeit  haben  würden. 
Ich  wünsche  die  Aufmerksamkeit  der  Botaniker  und  besonders  der 
Bastardzüchler  auf  die  P.  hybrida  hinzulenken.  Vorläufig  sehe  ich 
mich  berechtigt,  sie  für  keinen  Bastard,  sondern  für  blosse  Varietät 
der  P.  alba  anzusehen. 

Herr  Pluskai  in  Mähren  hat  schon  vor  Jahren  mit  einer 
Zuschrift  an  Opiz  dieselbe  Pflanze  (wahrscheinlich  aus  Mähren) 
versendet  und  in  der  Zuschrift  Folgendes  bamerkt,  nachdem  die 
Unterschiede  von  P.  vulgaris  angegeben  worden:  „Früher  be- 
trachtete ich  sie  als  Varietät  von  P.  vulgaris,  allein  auch  in  den 
Garten  versetzt  und  selbst  aus  Samen  gezogen,  behielt  sie  doch 
ihre  eigenlhünilichen  Merkmale  unverändert  bei.  Sie  wächst  hier 
ziemlich  häufig  an  jenen  Standorten,  wo  die  alba  vorkommt  und 
blüht  auch  mit  dieser  zugleich."  —  Hieraus  ist  zu  ersehen,  dass 
sie  eine  ziemlich  samenbeständige  Varietät  sein  wird. 

Was  die  altere  Synonymie  dieser  Varietät  betrifft,  so  ist 
unzweifelhaft  P.  intermedia  Brotero  (in  Flora  lusitanica  1804), 
deren  Diagnose  ich  nur  bei  Persoon  nachsehen  kann,  unsere  Pflanze 
(und  nicht  P.  vulgaris,  zu  der  sie  Beut  ha  in  in  De  Cand.  Prodrom. 


13 

XII,  p.  411  zilirt).  Auch  die  Brunella  verbenulae  folio  flore 
coeruleo  Vaillant's,  die  Linne"  als  var.  y  zu  seiner  Prunella 
laciniata  zilirt,  und  welche  Koch  und  andere  wegen  der  blauen 
Blülhen  zu  P.  vulgaris  ß  pinnatifida  Koch  (oder  P.  pinnalißda 
Persoon)  unrichtig  bringen,  ist  nach  der  hübschen  Abbildung  bei 
Vaillant  (in  ßotan.  Paris  1727)  gewiss  identisch  mit  P.  hybrida 
Knaf.  Dieses  ist  also  eine  schon  sehr  altbekannte,  aber  in  neuerer 
Zeit  viel  verkannte  Pflanzenform.  Daher  ist  P.  laciniata  L.  so 
ziemlich  in  ihrem  vollen  Umfange  wieder  herzustellen  und  P.  alba 
Pall.  als  weissblüthende  Varietät  ihr  unterzuordnen.  Von  der  P. 
laciniata  ß.  coerulea,  wie  ich  die  P.  hybrida  Knaf.,  oder  intermedia 
Brot,  nennen  will,  ist  aber  die  P.  pinnatifida  Pers.,  wie  schon  Pers. 
(Synopsis)  richtig  bemerkt,  wohl  zu  unterscheiden,  und  zwar  gleich 
der  gewöhnlichen  P.  vulgaris,  deren  Abart  sie  ist,  durch  grössere 
Kahlheit  und  grünere  Färbung  aller  Theile,  kleinere  Blüthen  und 
die  kurzen,  geraden  Staubgefässzahne.  Sie  muss  übrigens  nur  sehr 
selten  vorkommen,  ich  selbst  fand  sie  nie  und  in  dem  grossen 
Vorrath  des  böhmischen  Museumsherbars  finden  sich  nur  2  Exem- 
plare aus  der  Prager  Gegend  vor.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel, 
dass  Koch  diese  beiden  verschiedenen  Varietäten  unter  P.  vul- 
garis ß  pinnatifida  mitinbegrifien,  das  heisst  nicht  unterschieden 
hat,  da  er  die  weisse  Farbe  für  einen  wesentlichen  Artcharakler 
der  P.  lacinata  L.  pr.  parte  hielt  und  deswegen  den  Namen  Pru- 
nella alba  Pallas  vorzog,  worin  ihm  die  Neueren  meistens  ge- 
folgt sind. 

Eine  andere  Frage  freilich  ist  die,  ob  P.  laciniata  L.  und  P. 
vulgaris  Jacq.  als  selbständige  Arten,  oder  nur  als  Racen  der- 
selben Art  gelten  dürfen.  Nachdem  die  Unterschiede  beider,  die 
theils  als  Ausdruck  des  besonderen  Standortes  erscheinen,  theils 
zu  unbedeutend  sind,  zur  Begründung  von  allseitig  verschiedenen 
Typen,  welche  doch  echte  Arten  sein  sollen,  lange  nicht  hinreichen; 
nachdem  auch  P.  intermedia  Brot,  den  Uebergang  von  P.  laciniata 
a.  alba  zur  P.  vulgaris  Jacq.  andeutet,  so  kann  ich  nur  dem  Vor- 
gange Bentham's  1.  c.  und  Neilreich's  (in  Flora  v.  Nieder- 
öslerr.)  folgen,  und  neben  P.  grandiflora,  die  ich  nach  vielfältiger 
Erfahrung  für  eine  ganz  gut  begründete  Art  halte,  nur  noch  eine 
P.  vulgaris  Bentham1)  gelten  lassen.  Jedoch  hat  Benlham  die 
europäischen  Varietäten  der  Art  a.  hispida,  ß.  vulgaris,  8.  parviflora, 
s.  pinnatifida,  und  |.  laciniata)    sehr   unglücklich    behandelt;    auch 


1)  In  diesem  Sinne  P.  vulgaris  L.  zu  schreiben  ,  ist  doch  in  doppelter 
Hinsicht  ungenau  und  unrichtig,  denn  Linne,  nur  auf  gan/.e  od.r  fiedenspal- 
tige  Blätter  achtend,  schloss  einerseits  von  einer  vulgaris  die  laciniata  aus,  und 
bezog  anderseits  die  grandiflora  ein.  Ich  kann  z.  13.  wohl  sagen:  P.  laciniata  L. 
gehört  zur  P.  vulgaris  Benth.,  würde  ich  aber  sagen,  sie  gehöre  zur P.  vul- 
garis L.,  so  wäre  das  theils  unwahr,  theils  ungereimt.  Der  Autor  wird  citirt, 
um  den  Begriff  des  Namens  genau  zu  bestimmen,  nicht  um  der  Nachwelt 
lort  vorzuhalten:  „dieser  Autor  gab  den  Namen1"'  —  unbekümmert  für  wel- 
chen Begriff. 


14 

die  Namen  für  die  zwei  im  ganzen  naturgemäss  unterschiedenen 
Varietäten  Neilreich's  a  indivisa  und  ß  pinnatifida  sind  nur  a 
potiori  gewählt,  überdies  der  begründeten  Priorität  Linne's  ent- 
gegen. Ich  finde  folgende  Classitication  der  Natur  entsprechend: 

Prunella  vulgaris  ßenth.  a)  genuina  (P.  vulgaris  L.  excl. 
/?.,  Jacq.).  Die  gemeine  Race,  die  den  kühleren,  feuchten  Boden, 
also  Wiesen,  Triften,  Waldplätze,  Grabenränder  bewohnt,  darum 
ziemlich  kahl  und  grün  aussieht.  Ihre  Blätter  ganz  vorherrschend 
ungetheilt,  sehr  selten  (in  var.  ß.  pinnatifida)  fiederspaltig.  Der 
kürzere  und  geradere  Dorn  der  Slaubgefässe  ist  das  einzige  morpho- 
logische  Kennzeichen. 

b)  laciniata  (L.  spec. 1).  Die  seltenere  Race,  in  warmen, 
trockenem  Boden,  darum  zumeist  in  Kalk-  und  schwerem  schwarzen 
Thonboden  auf  sonnigen  Abhängen.  Die  dichtere,  weissliche  oder 
graue  Behaarung  entspricht  ihrem  Standorte.  Die  Formen  mit 
wenigstens  theilweise  fiderspaltigen  Blättern  sind  ganz  vorherrschend 
mit  durchaus  ungeteilten  Blattern  weit  seltener.  Stauhgefässdorn 
länger  und  nach  vorn  gekrümmt.  —  Hieher  die  var.  a.  alba  (Pallas 
spec.)  und  ß  caerulea {_P.  intermedia  Broter o,  P.  hybrida  Knaf.). 
Diese  letztere  Varietät  kenne  ich  aus  Böhmen  noch  von  Leitmeriz, 
Komotau  und  Prag,  und  in  Niederösterreich  dürfte  sie  noch  viel 
häufiger  vorkommen. 

4.  Myosotis  caespitosa  C.  F.  Schultz,  die  ich  in  jüngster 
Zeit  mehrfach  in  Böhmen  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte,  wird 
von  mehreren  sehr  achtbaren  Botanikern,  namentlich  von  Doli 
(Fl.  v.Baden)  und  von  Neilreich  (Fl.  v.  Nied.-Oesterr.)  für  eine 
Varietät  der  vielgestaltigen  M.  palustris  erklärt.  Die  beiden  ge- 
nannten Forscher  berufen  sich  auf  den  Dimorphismus  bei  Bora- 
gineen,  demgemäss  grossblüthige  und  langgriffelige  Formen  neben 
klcinblüthigen  und  kurzgriffeligen  in  derselben  Art  vorkommen. 
Dieses  muss  wohl  zugestanden  werden,  und  in  der  That  gibt  es 
eine  var.  parviflora  (Neilr.  Fl.  v.  Wien)  von  der  M.  palustris, 
deren  Corollen  oft  noch  bedeutend  kleiner  sind,  als  die  der  caespi- 
tosa und  deren  Griffel  nur  etwa  halb  so  lang  ist,  als  die  Kronröhre. 
1  tu  Uebrigen,  insbesondere  im  schartkantigen  Stengel,  stimmt  sie 
mit  der  grossblüthigen  M.  palustris  gänzlich  überein.  Ich  habe 
diese  Varietät  im  Grundthale  des  Erzgebirges  bei  Komotau  sehr 
häufig  wachsen  gesehen,  getrocknet  von  mehreren  anderen  Orten. 
Die  M.  caespitosa  der  Wiener  Botaniker,  deren  Stengel  kantig  ist 
(siehe  Neilr.  Fl.  v.  Wien  p.  361),  ist  jedenfalls  dieselbe  Varietät, 
mit  der  die  echte  Schultz' sehe  Art,  Öfters,  wie  auch  bei  uns  in 
Böhmen  verwechselt  worden  sein  mag.  Die  echte  Myosotis  caespi- 
tosa unterscheidet  sich :  durch  den  wirklich  walzig-stielrunden,  von 
den  Blatträndern  herab  höchstens  eine  Strecke  weit  seicht  gerieften, 
saltigen,    spröden  Stengel    (wie  bei  Impatiens);    durch    die    meist 


>)  D.  h.  bei  Linne  als  Species  unter  gleichem  spezifischen  Namen. 


15 

am  Grunde  beblätterte«  und  schlaffen,  oft  sehr  on  1  fern  1  blü th ige n 
Scheinlrauben  vom  Habilus  der  M.  sparsiflora,  deren  unl erste 
ßlüthen  auffallend  langgestielt  und  häufig  herabgeschlagen  sind; 
durch  bis  zur  Hallte  gespaltene  Kelche  (die  sich  indessen  aus- 
nahmsweise auch  bei  M.  palustris  finden);  durch  eine  Corolle,  deren 
Rohre  kürzer  als  der  Kelch  und  die  daher  in  demselben  wie  ein- 
geklemmt und  am  Saume  konkav  wird  (was  selbst  bei  M.  pal. 
parviflora  nicht  vorkommt);  durch  einen  ganz  winzigen  Griffel, 
und  durch  die  innen  starker  gewölbten,  aussen  mehr  platten  Nüss- 
chen (bei  M.  palustris  beiderseits  gleich  gewölbt).  —  Was  den 
Standort  der  M.  caespitosa  betrifft,  so  sagt  Doli  (I.  c.  p.  784), 
sie  wachse  an  minder  feuchten  Orten  als  die  grossblülhige  M. 
palustris  («.  genuina),  welche  dagegen  an  nassen  Stellen  und 
mitten  in  minder  tiefen  Graben  wachse.  Dem  muss  ich  ganzlich 
widersprechen;  was  Doli  von  M.  caespitosa  sagt,  gilt  wohl  von 
M.  palustris  parviflora,  allein  die  echte  M.  caespitosa  wächst  nicht 
nur  auf  nassen  Sandufern  (wie  bei  Kolin,  Hirschberg),  sondern 
auch,  z.  B.  bei  Komotau,  mit  sehr  grossblüthiger  M.  palustris  zu- 
sammen in  wassergefüllten  Gräben.  Letztere  ist  dort  nur  selten, 
aber  von  Uebergängen  habe  ich,  trotz  vielfacher  Untersuchung, 
nicht  die  Spur  gefunden,  und  so  muss  ich  nach  alledem  annehmen, 
dass  die  vielen  Uebergangsformen,  auf  die  sich  Doli  beruft,  eben 
zur  M.  palustris  parviflora  gehört  haben,  welche  auch  Doli  nicht 
unterschieden  hat.  Die  M.  caespitosa  darf  in  Anbetracht  der  vielen 
unterscheidenden  Merkmale,  ihres  eigenen  Habitus  und  ihrer  Be- 
ständigkeit wohl  auf  ihr  Artrecht  Anspruch  machen.  0.  Kuntze 
(in  Taschenflora  v.  Leipzig)  richtet,  nebenbei  bemerkt,  durch  Zu- 
sainmenziehung  der  M.  palustris  caespitosa,  ferner  der  M.  stricta, 
hispida,  intermedia  und  silvatica  in  eine  Art  eine  nicht  zu  recht- 
fertigende Verwirrung  an,  wobei  nur  zu  verwundern  ist,  warum 
M.  rersicolur  eine  Ausnahme  macht?  Die  M.  caespitosa  soll  jedes- 
falls  aus  der  M.  arenaria  Sehr  ad.  [slricta  Link.)  durch  feuchten 
Boden  entstanden  sein!!  —  Durch  solche  Conjecturen  müsste  die 
kritische  zusammenziehende  Methode,  um  welche  Neil  reich  so 
bedeutende  Verdienste  sich  erworben,  in  Verruf  gerathen. 

Einen  angeblichen  Unterschied  der  M.  caespitosa  von  M. 
palustris  in  der  Lebensdauer  muss  ich  aber  sehr  bezweifeln  und 
wenigstens  theilweise  leugnen.  Sie  soll  nämlich  monobiotisch  (Q 
und  Q)  sein,  wie  M.  hispida,  versicolor  etc.  und  demgemäss  wird 
ihr  eine  „absteigende,  überall  faserige"  Wurzel  zugeschrieben, 
während  die  perennirende  M.  palustris  einen  kriechenden  Wurzel- 
stock besitzt.  Ich  habe  an  unserer  Pflanze  stets  ebenfalls  einen 
perennirenden  Wurzelstock  wahrgenommen,  der  im  Sande  oft  dich- 
ter rasig  ist,  im  Wasserschlamme  aber  lange,  kriechende,  hinter- 
wärts verwesende  Sprossen  treibt.  Vielleicht  ist  die  Art  ander- 
wärts auch  monobiotisch,  jedoch  wäre  das  erst  noch  zu  konstatiren; 
ich  vermuthe  eher  einen  Irrthum.  Da  nämlich  der  im  Schlamme 
und  schlammigen  Sande  steckende  Theil  der  kriechenden  Grundaxe 


16 

bald  verwest,  so  ist  oft  schwer,  grössere  Rhizomstücke  herauszu- 
bekommen; man  reisst  den  Stengel  gewöhnlich  mit  einer  Anzahl 
von  Adventivwurzeln  am  Grunde  ab  und  so  erhall  man  dann  die 
„absteigende,  überall  faserige  Wurzel".  Ich  möchte  hierauf  die 
Aufmerksamkeit  der  Botaniker  gerichtet  haben. 

5.  Die  Polygola  depressa  W  en  derolh  ^serpy llacea  Weihe), 
von  Winkler  auch  im  böhmischen  Erzgebirge  bei  Tepliz  gefunden, 
ist  ganz  bestimmt  keine  eigene  Art,  sondern  nur  zarlstengelige, 
armblüthige  Varietät  der  vielgestaltigen  P.  vulgaris  vom  Torfgrunde. 
Neilreich  äussert  zwar  in  den  „Nachträgen"  keinen  Zweifel  an 
ihrer  Selbstständigkeit,  Sonder  (Flora  Hamburgensis)  sagt,  sie  sei 
eine  ganz  verschiedene  Art  and  auch  Doli  erkennt  sie  dafür  an, 
während  er  die  P.  comosa  und  selbst  P.  calcarea  unter  P.  vulgaris 
einzieht.  Diese  Gruppirung  ist  unnatürlich,  aber  Doli  legt  zuviel 
Gewicht  auf  die  De  bergipfel  ung  der  armblüthigen  Traube  der 
P.  depressa  durch  die  verlängerten  Seitenzweige  und  auf  die 
gegenständigen  unteren  Blätter.  Streng  gegenständig  sind  sie 
nun  nicht,  sondern  nur  paarweise  genähert,  was  ich  an  einer  von 
mir  ebenfalls  vom  Torfhoden  im  Erzgebirge  gesammelten,  sehr 
reichblättrigen  und  reichblüthigen  Form  der  P.  vulgaris  (var. 
turfosa)  ebenfalls  sehr  deutlich  bemerke.  Nach  deutlichen  Ueber- 
gangsformen  ist  mir's  wahrscheinlich,  dass  P.  depressa  aus  dieser 
Varietät  hervorgeht.  Die  elliptische  Form  zahlreicher  unterer  Blätter 
(daher  serpyllifolia)  ist  ebenfalls  nicht  konstant,  solche  finden  sich 
wohl  an  der  westdeutschen  Form,  an  der  böhmischen  aber  werden 
die  Blätter  sehr  bald  über  die  Stengelbasis  lineal-länglich.  Die 
Uebergipfelung,  obwohl  für  die  P.  depressa  charakteristisch,  lässt 
sich  erklären,  als  durch  den  nassen  Boden,  vielleicht  auch  durch 
Abfrieren  der  Stämmchen  beförderte  üppige  Sprossung,  welche  auf 
Kosten  der  Gipfeltraube  eintritt  und  bei  der  Varietät  typisch  wird. 
Dass  diese  Eigenthümlichkeit  keine  Species  begründen  kann,  be- 
weist die  P.  multicaulis  Tausch  aus  dem  Isergebirge  mit  ähn- 
licher Sprossenbildung,  welche  übrigens  zur  P.  vulgaris  var.  oxyp- 
tera  (Rchb.  spec.)  gehört;  auch  an  einem  Exemplar  der  P.  vul- 
garis \.  densiflora  Tausch  aus  der  Prager  Gegend  sehe  ich  eine 
derartige  Sprossung  und  Uebergipfelung  sogar,  wie  bei  P.  depressa 
im  zweiten  Grade  der  Verzweigung  sich  wiederholend.  Durch  Ab- 
mähen der  Stengel  wird  künstlich  diese  Erscheinung  auch  erzeugt, 
wovon  ich  mich  überzeugt  habe.  Die  geringe  Blüthenzahl  (die  bis 
auf  9  Blüthen  steigen  kann)  ist  doch  auch  nichts  specifisches;  man 
findet  derartige  Kümmerlinge,  die  im  übrigen  von  P.  vulgaris  nicht 
abweichen.  Ich  kann  daher  P.  depressa  nur  für  eine  kombinirte 
Varietät  halten,  welche  die  Abänderungen  vereinigt  zeigt,  die 
sonst  einzeln  auftreten,  und  muss  Kittel  (Taschenbuch  der  Flora 
Deulschl.)  und  0.  Kuntze  (1.  c),  welche  sie  zu  P.  vulgaris  bringen, 
gerne  beistimmen.  Etwas  gewagt  scheint  aber  die  Einziehung  der 
Polygala  amara  (nebst  austriaca)  bei  denselben  Autoren,  wie 
aucli  schon  bei  Lamarck  (Flore  francaise  1778)  zu  sein.   Der  aus- 


17 

nehmend  bittere  Geschmack,  der  auf  einen  eigentümlichen  Chemis- 
mus hinzuweisen  scheint,  möchte  wohl  zu  Gunsten  ihrer  Eigen- 
artigkeit sprechen;  indessen  soll  P.  uliginosa  Rchb.  die  zur  P. 
amara  gehört,  diesen  Geschmack  nicht  zeigen  (?),  auch  P.  alpestris 
Rchb.,  von  Koch  zu  amara  gerechnet,  schmeckt  kaum  bitter. 
Villeicht  ist  der  bittere  Extraclivstoff  in  P.  vulgaris  in  zu  geringer 
Menge  gebildet,  um  sich  bemerkbar  zu  machen.  Uebrigens  können 
auch  Varietäten  in  chemischer  Beziehung  sehr  abweichen,  wie  das 
Beispiel  der  bitteren  und  süssen  Mandeln  zeigt,  und  somit  kann 
der  bittere  Geschmack  oder  Mangel  desselben  für  sich  allein  nichts 
beweisen.  Was  nun  die  morphologischen  Charaktere  der  P.  vul- 
garis und  P.  amara  betrifft,  so  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  sie 
nicht  stichhaltig  sind.  Die  Aderung  der  grossen  Kelchblätter  ist  so 
veränderlich,  dass  sie  kaum  zur  Artabgränzung  sich  eignet.  Die 
Seitennervejv  soften  bei  P.  vulgaris  mit  den  Mittelnerven  und  mit 
ihren  eigenen  Aestchen  anastomosiren,  bei  P.  amara  nicht.  Jedoch 
zeigt  einerseits  die  grossblüthige  P.  amara  genuina  häufig  eine 
Anastomose  zwischen  Mittel-  und  Seitennerv  (Grenier  legt  darauf 
sogar  Gewicht  zum  Unterschiede  von  P.  austriaca),  anderseits 
sind  bei  manchen  Varietäten  der  P.  vulgaris,  nämlich  der  var. 
densiflora  Tausch  und  var.  comosa  (Schkuhr  spec.)  die  Ana- 
stomosen sehr  spärlich  oder  fehlen  auch  gänzlich.  —  Zweites  Haupt- 
merkmal der  P.  amara  sind  die  grossen,  rosettenartig  gedrängten, 
vorjährigen  Blätter  am  Ende  der  Stämmchen,  aus  deren  Achseln 
mehrere,  oft  zahlreiche,  laterale,  aufrechte  Stengel  kommen  und 
die  darauf  folgende  plötzliche  Verkleinerung  und  Verschmälerung 
der  Blätter  an  terminalen  und  besond  .  rs  an  den  lateralen  Stengeln. 
Durch  die  Phyllomorphose  entsteht  allerdings  ein  eigenthümlicher 
Habitus  und  wenn  bei  P.  vulgaris  die  Blätter  an  den  Stämmchen 
bis  auf  den  terminalen  Stengel  hinauf  immer  nur  stetig  zunähmen, 
so  wäre  diess  von  einiger  Bedeutung.  Jedoch  fand  ich  auch  schon 
bei  P.  vulgaris  die  Blätter  gegen  das  Ende  des  Stämmchens  (und 
gegen  das  Ende  der  Jahresperiode)  deutlich,  einigemale  sogar  ganz 
ausnehmend  vergrössert,  worauf  dann  Remission  der  Blattgrösse 
am  terminalen  Stengel  im  folgenden  Jahrgang  erfolgt  war.  Ein 
solches  Exemplar  war  auch  fälschlich  als  Polygala  amara  be- 
stimmt worden.  Uebrigens  weist  P.  calcarea  normal  dieselbe 
Phyllomorphose  auf  wie  amara,  nur  dass  die  Stämmchen  länger 
gestreckt,  hinkriechend  und  folglich  die  grossen  perennirten  Blätter 
durch  längere  Internodien  getrennt  sind.  Auch  die  Bildung  von 
aufrechten  Stengeln  aus  den  ungewöhnlicher  Weise  etwas  ver- 
grösserlen  Blättern  bei  P.  vulgaris  lässt  sich  bisweilen  beobachten. 
Noch  mehr  verwischt  sich  die  Gränze  zwischen  P.  amara 
und  P.  vulgaris  durch  die  P.  alpestris  Rchb.  Von  Koch  wird  sie 
ohne  weiters  zu  P.  amara  gezogen,  wegen  der  ebenso  einfachen 
Aderung  der  inneren  Kelchblätter.  Jedoch  ist  die  Phyllomorphose 
an  ihren  Stämmchen  und  Stengeln  die  von  P.  vulgaris,  auch  der 
Geschmack    der    getrockneten  Pflanze  nicht  bitter.    Ist    nun  die  P. 

Oeäterr.  botan.  Zeitschrift.  Heft.  1.   1870.  2 


18 

alpestris  eine  P.  amara  mit  Phyllomorphose  und  Geschmack  der 
vulgaris,  oder  ist  sie  eine  vulgaris  mit  den  Kelchblättern  der 
amara?  Wer  alle  Varietäten  der  P.  vulgaris  und  amara,  wie 
comosa,  nicaeensis,  austriaca,  wie  Grenier  für  Arten  ansieht, 
der  wird  auch  mit  Grenier  die  P.  alpestris  für  eine  eigene  Art 
halten  müssen. 

Die  geringe  Bedeutung  und  Veränderlichkeit  der  Merkmale 
aller  dieser  Formen  wohl  erwägend,  kann  man  nicht  anders,  als 
die  Ansicht  Kittels  und  0.  Kuntze's  theilen,  nach  welcher  alle 
einer  Art,  Polygala  vulgaris  (L.  ampl.)  Kittel1),  angehören, 
welche  zugleich  die  einzige  Polygalen-Art  in  Mitteleuropa  ist.  Denn 
Polygala  chamaebuxus  L.  hat  den  vollsten  Anspruch  darauf,  als 
Repräsentant  einer  eigenen  Gattung  zu  gelten  QChamaebuxus  alpe- 
stris Spach.).  Die  P.  vulgaris  hat  in  Mitteleuropa  wenigstens  drei 
schärfer  geschiedene  Racen  oder  Unterarten:  a)  genuin  a,  b)  amara 
und  c)  calcarea.  Vielleicht  darf  P.  alpestris  als  vierte  Race 
zwischen  die  beiden  ersten  gestellt  werden,  wahrscheinlicher  aber 
ist  mir.  dass  sie  als  alpine  Varietät  einfach  zur  ersten  Race  ge- 
hört, Diese  hat  nämlich  wieder  zahlreiche  Varietäten,  zu  denen  P. 
comosa  Schk.,  P.  depressa  Wender.,  P.  oxyptera  Rchb.  und 
andere  namenlose  zu  zählen  sind.  Der  Polymorphismus  dieser  Art 
ist  wahrhaft  erstaunlich,  daher  es  nicht  zu  verwundern,  dass  sie 
auch  einige  morphologisch  und  geographisch  schärfer  geschiedene 
Racen   hervorgebracht    hat. 


Die  Vegetations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
XXX. 

646.  Sedum  Fabaria  Koch.  —  Auf  moosigen  Terrassen  fel- 
siger Abhänge.  Im  Rezbänyaerzuge  des  Bihariagebirges  in  der  Um- 
gebung der  obersten  Quellen  jm  Valea  cepilor  unter  der  Kuppe 
der  Cucurbeta.  —  Schiefer  1770  Met. 


*)  Diese  anderweitig  beliebte  Schreibweise  möchte  sich  vielleicht  bei 
denen  empfehlen,  welche  den  Autor,  der  den  Namen  überhaupt  zuerst  gab, 
nicht  gerne  missen  wollen;  damit  wird  ausgedrückt:  die  Art  Linnens  erwei- 
tert im  Sinne  Kitte l's.  Wem  auch  diese,  als  zu  weitläufig  nicht  gefällt,  der 
muss  wenigstens  setzen:  Linne  ampl.  —  im  entgegengesetzten  Falle  L.  part. — 
Lamarck  zu  setzen  statt  Kittel,  geht  nicht  an,  da  Lamarck  auch  die 
P.  monspdiaca  L.,  eine  ganz  verschiedene  Art,  mit  einer  P.  vulgaris  ver- 
einigte. 


19 

647.  Sedum  maximum  Suter.  —  (S.  Telephium  Sa  dl.  Fl. 
Com.  Pest.)  —  Auf  felsigen  und  sandigen  Plätzen ,  insbesonders 
am  Rande  von  lichten  Gehölzen.  Im  miltelung.  Bergl.  sehr  häufig 
auf  den  Höhen  der  Matra  hei  Paräd,  Gyöngyös  und  ßodony;  am 
Nagyszäl  beiWaitzen;  in  der  Pilisgruppe  am  Kisshegy  und  Piliser- 
berg,  am  Schwaben-  und  Adlersberg  und  im  Wolfslhale  bei  Ofen, 
im  Kammerwalde  bei  Promontor;  in  der  Vertesgruppe  bei  Csäkvär. 
Auf  der  Kecskem.  Landh.  in  dem  Waldreviere  zwischen  Monor  und 
Pilis  und  in  den  Wachholdergehölzen  ,  dem  Sandhügel  auf  Puszla 
Sällosär  bei  Tatar  Szt.  György.  Auf  der  Debrecziner  Landh.  im 
Com.  Szabolcs.  Im  Bihariageb.  im  Szäldobägyer  Wald  und  bei  Szt. 
Märton  nächst  Grosswardein,  auf  dem  Bonloskö  bei  Petrani ,  auf 
dem  Vasköher  Kalkplateau  bei  Campeni  und  Colesci,  am  Rande  des 
Batrinaplateaus  auf  dem  Timpul  Balchului ,  der  Pietra  pulsului  und 
nächst  dein  Hochofen  bei  Petrosa,  am  Dealul  vetrilor  und  bei  der 
Höhle  ober  Fenatia  nächst  Rezbänya;  auf  dem  Rezbänyaerzuge  am 
südlichen  Gehänge  des  Toinnatecu  und  im  Poienathale;  in  der  Plesiu- 
gruppe  bei  Monesa  und  auf  der  Kuppe  des  Plesiu;  in  der  Hegyes- 
gruppe  bei  Chisindia  und  auf  der  Chiciora,  endlich  im  Valea  Liesa 
bei  Halmadiu  und  auf  dein  Dealul  vultiucluilui  bei  Körösbänya.  — 
Sienit ,  Porphyrit ,  Tracliyt ,  Schiefer,  Sandstein,  Kalk,  tert.  und 
diluv.  Sand,  mit  Vorliebe  jedoch  auf  kalkreichem  Substrate.  95  — 
1265  Met.  —  (Die  ßlüthen  meist  grünlichgelb,  manchmal  aber  auch 
röthlich  überlaufen.  Solche  Exemplare  mit  röthlich  angehauchten 
ßlüthen  werden  nicht  selten  mit  S.  purpurascens  Koch  verwech- 
selt und  die  Angaben,  dass  diese  Pilanze  im  Gebiete  vorkomme, 
beziehen  sich  zuverlässig  aui  röthlich  blühendes  S.  maximum 
Suter.  Das  echte  S.  purpurascens  Koch  kommt  im  Gebiete 
nicht  vor.) 

648.  Sedum  Cepaeah.  —  In  Wäldern  bei  Grosswardein  gegen 
das  Bischofsbad  zu  an  Baumwurzeln  entdeckt  von  F.  Haslinger. 
(Janka  Oest.  bot.  Ztsch.  XIII.  115). 

649.  Sedum  glaucum  W.  K.  —  An  felsigen  Plätzen.  Im  ßiharia- 
geb. auf  dem  Batrinaplateau  bei  dem  Eingange  in  die  Geisterhölile 
nächst  der  Stana  Oncesa,  an  der  Pietra  pulsului  und  Mogura  seca,  auf 
der  Kuppe  der  Tataroea,  an  der  Pietra  muncelului  und  Pietra  lunga, 
auf  dem  Dealul  vetrilor  und  bis  hinab  nach  Fenatia  und  Sedescelu 
bei  Rezbänya,  auf  siebenbürg.  Seite  im  Valea  Odincutia  bei  Di- 
stidiul;  in  der  Vulcangruppe  auf  dem  Suprapietra  poienile  bei  Vidra; 
auf  dem  Vasköher  Plateau  bei  Sohodol  südlich  von  Vasköh;  in  der 
Plesiugruppe  bei  Monesa  und  Desna;  in  der  Hegyesgruppe  zwischen 
Chisindia  und  der  Chiciora  südöstlich  von  Buteni  und  im  Thale  der 
weissen  Koros  bei  Jöszäsz  und  Plescutia,  im  Valea  Liesa  bei  Hal- 
madiu und  auf  dem  Dealul  vultiucluiului  bei  Körösbänya.  Auf  dein 
Inselberge  Mocra  bei  ßoros  Jenö.  Nach  Kit.  auch  im  miltelung. 
Bergl.  anf  der  Matra.  —  Die  Pflanze  wurde  von  mir  im  Gebiete 
stets  nur  auf  Kalk-  und  Trachytsubstrat  beobachtet  und  zwischen 
Chisindia  und  der  Chiciora.  so  wie  an  anderen  Punkten  konnte  ich 


20 


sehr  schön  sehen ,  wie  sie  jedesmal  erscheint  ,  sobald  man  das 
Kalk-  oder  Tracnytterrain  betritt,  ebenso  aber  spurlos  verschwin- 
det, sobald  man  auf  Schieferboden  gelangt.  190—1330  Met.  — 
(Man  findet  in  den  meisten  neueren  Werken  S.  glaucum  W.  K.  ohne 
alle  weitere  Bemerkung-  als  Syn.  zu  S.  hispanicum  L.  gezogen, 
was  in  dem  blinden  Glauben  auf  die  von  Koch  in  Rohling 
D.  Fl.  III.  305  niedergelegte  Bemerkung,  „dass  auch  das  geübteste 
Auge  [zwischen  beiden]  keinen  Unterschied  bemerken  kann,"  sei- 
nen Grund  haben  dürfte.  Wer  aber  das  echte  S.  hispanicum,  wie 
es  in  den  Voralpenthälern  Südtirols  ,  Kärnlhens  und  Krains  vor- 
kommt ,  mit  dem  wahren  S.  glaucum  W.  K.  sorgfaltig  vergleicht, 
wird  sich  leicht  überzeugen,  dass  Koch's  Bemerkung  a.  a.  0.  un- 
richtig ist  und  nur  durch  die  Annahme  erklärbar  wird  ,  dass  die 
Exemplare,  welche  Koch  für  S.  glaucum  hielt  und  die  er  aus  den 
von  Treviranus  erhaltenen  Samen  gezogen  halte,  eben  nicht  von 
S.  glaucum  W.  K. ,  sondern  von  S.  hispanicum  L.  herstammten. 
Der  von  Schuttes  und  Sprengel  hervorgehobene  Unterschied, 
dass  S.  hispanicum  eine  ausdauernde  und  S.  glaucum  eine  ein- 
jährige Pflanze  sei,  ist  allerdings,  wie  Koch  bemerkt,  nicht  stich- 
hältig, wohl  aber  finde  ich  an  den  Früchten  äusserst  beständige 
Unterscheidungsmerkmale.  Die  Balgfrüchtchen  des  S.  hispanicum 
sind  nämlich  ganz  plötzlich  in  einen  vergleichsweise  kürzeren,  die 
Balgfrüchtchen  des  S.  glaucum  dagegen  allmählich  in  einem  ver- 
gleichsweise längeren  Griffel  zusammengezogen.  Die  von  Wulfen 
herstammende  Abbildung  des  S.  hispanicum  in  Jacq.  Fl.  aust.  ap. 
t.  47  und  die  darnach  cupirle  Abbildung  derselben  Pflanze  in 
Sturm  H.  22  stellt  dieses  Merkmal  nicht  dar,  weil  dort  die  Bälge 
überhaupt  ohne  Griffel  gezeichnet  sind.  Wohl  aber  ist  an  diesen  Ab- 
bildungen ein  weiteres  Merkmal  ersichtlich,  durch  welches  S.  hispa- 
nicum und  S.  glaucum  sich  sehr  beständig  unterscheiden.  Die 
Balgfrüchtchen  des  S.  hispanicum  sind  nämlich  kahl ,  jene  des  S. 
glaucum  mit  Drüsenhaaren  bekleidet,  und  sehr  richtig  sind  daher 
an  beiden  oben  citirten  Abbildungen  die  Balglrüchlchen  auch  kahl 
dargestellt.  Freilich  bemerkt  Wulfen  in  Jacq.  Fl.  austr.  app.  p.  54 
zu  der  citirten  Abbildung:  »Tola  cyma  levissime  pubescit  ut  villi 
apte  exprimi  non  potuerint,"  so  dass  es  wieder  scheinen  möchte, 
es  habe  auch  die  dargestellte  Kahlheit  der  ßalgfrüchlchen  ihren 
Grund  in  der  Schwierigkeit  die  zarten  Drüsenhaare  abzubilden 
gehabt.  Allem  Anscheine  nach  haben  aber  die  älteren  Botaniker 
die  oben  hervorgehobenen  Merkmale  überhaupt  nicht  genügend 
beachtet,  und  es  dürfte  darum  auch  das  zvveckmässigste  sein,  sich 
in  diesem  Falle  nicht  so  sehr  an  die  alten  Abbildungen  und  Be- 
schreibungen als  vielmehr  an  die  Pflanzen  selbst  zu  hallen.  Ich 
habe  nun  S.  hispanicum  selbst  in  Kärnthen  und  im  Isonzothale  und 
das  S.  glaucum  an  zahlreichen  Punkten  im  Bihariagebirge  gesam- 
melt, ein  aus  der  Hand  Kitaibel's  stammendes  Originalexemplar 
des  S.  glaucum  im  Herb,  der  Innsbrucker  Universität  verglichen, 
zudem  die  in  Rede  stehenden  Pflanzen    von  zahlreichen  Standorten 


21 

aus  den  Südalpen  ,  aus  Dalmatien  und  aus  Ungarn  von  der  Mar- 
niaros  bis  hinab  nach  Bäzias  verglichen  und  [auch  beide  im  kulti- 
virten  Zustande  beobachtet  und  finde  an  samintliehen  Exem- 
plaren  des  S.  hispanicum  die  Balgfrüchtchen  kahl  oder  fast  kahl 
und  plötzlich  in  den  relativ  kurzen  Griffel  zusammengezogen  ,  an 
dem  Kilaibcl'schen  Originalexemplar  und  überhaupt  an  samintliehen 
Exemplaren  des  S.  glaueum  aus  Ungarn  und  Dalmatien  die  Balg- 
früchtchen  drüsenhaarig  und  allmälich  in  den  relativ  langen  Griffel 
vorgezogen  und  bin  daher  der  Ansicht,  dass  diese  beiden  habituell 
allerdings  höchst  ähnlichen  Pflanzenarien  mit  Rücksicht  auf  obige 
Merkmale  auseinandergehalten  werden  müssen.  —  Es  verdient 
übrigens  hier  noch  bemerkt  zu  werden  .  dass  die  obigen  Unter- 
scheidungsmerkmale bereits  in  treffender  Weise  durch  Grisebach 
im  Spie.  Fl.  rum.  für  die  eine  Art  durch  die  Worte  „ovariis  glabri- 
usculis  semiovatis"  für  die  andere  durch  die  Worte  „ovariis  glan- 
duloso-pubescentibus  semilanceolatis"  hervorgehoben  wurden.  Nur 
ist  es  unrichtig,  wenn  Grisebach  durch  die  unvollkommenen 
Abbildungen  verleitet  a.  a.  0.  das  S.  glaueum  W.  K.  zu  seinem 
S-  hispanicum  und  nicht  zu  seiner  var.  ß.  Buxbaurnii  citirt.  Das  Ori- 
ginalexemplar Kitaibei's  entspricht  nämlich  ganz  genau  der  var. 
ß.  Buxbaurnii  Griseb.  und  die  Citate  würden  daher  richtiger  in 
folgender  Weise  zu  stellen  sein:  1.  S.  hispanicum  L.,  Syn.:  S. 
hispanicum  Wulf,  in  Jacq.  Fl.  austr..  Host  Fl.  austr.,,  Griseb. 
Spicil.  a.  —  2.  S.  glaueum  W.  K..  Syn.:  S.  aristatum  Ten.  Fl. 
Aap.;    S.    hispanicum  var.  ß.  Buxbaurnii  Griseb.  Spicil.) 

650.  Sedum  pallidum  31.  B.  —  Auf  felsigem  Boden.  Im  mit- 
telung.  Bergl.  in  der  Malra  auf  dem  Disznokö  bei  Parad.  —  Tra- 
cliyt.  600—950  Met.  —  Von  Vrabelyi  am  24.  Juni  1866  ent- 
deckt und  mir  gütigst  mitgetheill.  —  (Ohne  Zweifel  ist  hieher  das 
S.  matren>e  (interea)  Kit.  Add.  166  zu  ziehen.  Wenigstens  passt 
alles,  was  Kit.  in  der  fragmentarischen  Beschreibung  seines  S. 
matrense  anführt,  trefflich  auf  die  von  Vrabelyi  in  der  Matra 
wieder  aufgefundene  Pflanze,  welche  eben  mit  S.  pallidum  M.  B. 
identisch  ist.  Von  S.  glaueum  W.  K.  und  S.  hispanicum  L.  unter- 
scheidet sich  S.  pallidum  durch  5  Kelchzipfel,  5  eilanzeltliche  plötz- 
lich in  eine  Haarspitze  \orgezogene  an  der  äusseren  Seite  längs 
dem  Mitlelnerven  drüsig  bewimperte  Blumenblätter,  10  Staubge- 
lässe  und  5  Fruchtknoten,  so  wie  durch  die  oben  drüsig  gewim- 
perten  Blätter.) 

651.  Sedum  annuum  L. —  An  felsigen  Plätzen.  Im  Bihariageb. 
im  Rezbänyaerzuge  häufig  auf  der  Margine  und  dem  Toninatecu 
und  von  da  herab  durch  das  Werksthal  und  Valea  mare  bis  Rez- 
bänya.  In  der  Felsenenge  hinter  dem  Hochofen  von  Pelrosa.  In 
der  Plesiugruppe  auf  dem  Gipfel  des  Plesiu.  Im  Thale  der  schnellen 
Koros  bei  Feketetö.  Ausserhalb  unseres  Gebietes  in  Ungarn  auch 
auf  dem  Felsen  Kobila  zu  Kabolapolyäna  in  der  Marmaros,  woher 
ich  von  Vägner  gesammelte  Exemplare  besitze.  —  Sienit  ,  Por- 
phyritj  Schiefer.  300—1330  Met. 


22 

Phytographische  Fragmente. 

Von  Dr.  Ferdinand  Schur. 

LXXXV. 

Avena  distans    Schur. 

Diese  eigenthümliche  Haferform  fand  ich  auf  Haferfeldern  zwischen 
Gramal-Neusiedel  und  Moosbrunn  auf  gut  gepflegtem  Boden,  wo  Avena 
sativa  genuina,  A.  orientalis  und  A.  strigosa  nebeneinander  vegetirten. 
Den  beiden  ersten  ist  sie  vorzüglich  im  jungen  Zustande  ziemlich 
ähnlich,  von  der  letztern  ist  sie  durch  die  ganzliche  Nacktheit  der 
Spindel  und  Blumen  verschieden,  von  allen  dreien  auch  von  A. 
trisperma  Schibl.  weicht  sie  ab,  durch  3 — 4blumige  Aehrchen 
und  durch  den  weiten  Abstand  der  Blumen  von  einander,  so  dass 
die  Gluma  kaum  halb  so  lang,  als  das  Aehrchen  ist.  Ich  kann  mit 
Bestimmtheit  nicht  angeben,  ob  diese  nur  ein  Produkt  des  fetten 
Bodens  und  eine  Wucherung,  oder  eine  konstante  Form  ist,  welche 
auch  anderweitig  vorkommt.  Ich  selbst  habe  eine  ähnliche  Form 
noch  niemals  zu  Gesicht  bekommen,  wenn  ich  Avena  nnda  ausser 
Acht  lassen  will.  Die  Gestalt  der  Aehrchen  erinnert  an  Avena 
planiculmis,  das  Gras  selbst  aber  ist  einjährig  und  gehört  zu  den 
echten  Haferarten.  Zur  besseren  Beurtheilung-  und  Fixiru ng  dieser 
Haferform  folge  hier  die  Diagnose: 

Avena  distans  Schur.  Rhiz  omate  fibroso  pluriculmo ; 
culmo  2 — 3  ped.  ad  paniculam  foliato  erecto  tenuissime  striato 
in  geniculis  viridibus  pilosulo,  ceterum  glabro;  foliis  longissimis 
12 — 15  poll.  longis  in  medio  4 — 6  lin.  latis.  subtns  vaginisque 
nervosis  et  scabriusculis)  ligulis  brevissimis  truncatis;  panicula 
effusa  ovato-pyramidata  10 — 12  poll.  longa;  ramis  semiverti- 
cillalis  scabris  distantibus  spiculis  1 — 5  lange  pedicellatis  geren- 
tibus;  spiculis  quadrißoris  12 — 14  lin.  longis;  flosculis  6 — 
10  lin.  longis  ab  invicem  distantibus ,  flosculo  quarto  interdum 
obliterato  superioribus  3  longe  pedicellatis  flosculo  infinto  sessili; 
ßliformi  glabro  vel  sub  lento  subpiloso;  pedicellis  floro  suo 
dimidio  brevioribus  apice  calloso-incrassato ;  gluniae  valvis  sub 
aequalibus  spicula  subdimidio  brevioribus  9 — 11  nerviis  ,  paleis 
cxlerioribus  valide  nervosis  venulosisque  glabris  apice  hyalinis 
bißdis  obtusiusculis  excepto  floris  infimi  muticis;  floro  infimo 
supra  medium  dorsi  arista  tenue  genicuiata  notato;  ovario  libero 
toto  piloso  hirsiito  i.  e.  paleae  superioris  non  adnato.  —  Auf 
Haferfeldern  zwischen  Gramat-Neusiedel  und  Moosbrunn.  Anfangs 
Juli   1 869. 

NB.  Die  Samen  fallen  beim  Trocknen  von  selbst  aus  den 
umhüllenden  Spelzen,  welche  Eigenschaft  die  in  Rede  stehende 
Avena  distans  der  Avena  nuda  näher  stellt,  als  den  oben  genannten 
Formen,  allein  die  echte  Avena  nuda  L.  ist  sie  nicht,  die  viel  zarter 
ist  und  kürzere,  dickere  Aehrchen   und  langzugespitzte  Spelzen  hat. 


23 

LXXXVI. 

Medicngo  satica  L.  var.  a.  albiflora  und  var.  ß  flava. 

beide  Abänderungen  auf  grasigen  Abhangen  im  Bette  des  Alserbaches. 
Juli  1869.  Die  var.  albiflora  verändert  beim  Trocknen  die  Farbe 
nicht,  wahrend  die  var.  flava  in's  Grüne  übergeht,  so  dass  hier 
ein  Uebergang  zur  Medicago  media  Pers. —  M.  sativa  ß  Spenn. 
von  Wallr.  unverkennbar  ist.  Nach  meiner  Meinung  dürfen  M. 
sativa  ß.  versicolor  Koch  und  Medicago  falcata  ß.  versicolor 
Wallr.  nicht  (wie  Neureich,  Flora  von  Wien,  pag.  645  angibt) 
mit  M.  media  Fers,  identificirt  werden,  welche  viel  seltener  ist,  als 
man  gewöhnlich  angibt  und  sehr  oft  mit  M.  falcata  versicolor  ver- 
wechselt wird.  Der  Bau  der  Hülsen  ist  hier  entscheidend.  —  An 
Waldabhängen  bei  Laab  nächst  Wien,  Jul.  1869.  —  Vor  etwa 
fünfzehn  Jahren  wuchs  im  Volksgarten  an  den  Wällen  eine  schone  M. 
sativa  mit  goldgelben  Blumen,  die  sich  auch  beim  Trocknen  er- 
hielten und  deren  Hülsen  ringförmig,  mit  übereinanderreichender 
Basis  und  Spitze,  gestaltet  waren.  Ich  nannte  diese  Form  damals 
Medicago  annulata;  habe  sie  aber  seitdem  nicht  gesehen. 

LXXXVH. 

Medicago    falcata    L.    var.    micranta   ochroleuca 
incanescens. 

Eine  9 — 12  Zoll  lange,  vielästige,  niederliegende  Abänderung 
mit  wenig  blumigen  Trauben,  sehr  kleinen  weissgelben  Blumen, 
halbringförmigen  Hülsen  und  kleinen  graugrünen,  gleichsam  be- 
stäubten Blättern.  Am  Wege  zwischen  Kalksburg  und  Rothenstadl. 
Juli.  Ich  glaube,  dass  diese  Abänderung  durch  die  Einwirkung  des 
Kalkstaubes  entstanden  ist.  Weitere  Beobachtungen  müssen  lehren, 
ob  dieselbe  als  selbstständige  Form  behandelt  werden  darf. 

LXXXVIII. 

Anthyllis  Vulneraria  L. 

Von  dieser  vielgestaltigen  Pflanze  habe  ich  in  diesem  Sommer 
folgende  Abänderungen  getroffen: 

a)  A.  Vulneraria  ochroleuca  hirsuta  =  A.  polyphylla  Kit. 
in  prächtigen  Exemplaren  auf  der  Türkenschanze.    Juli. 

b)  A.  Vulneraria  aurantiaca,  der  vorigen  Abänderung  ähn- 
lich nur  die  Blumen  dunkelgoldgelb,  die  Blätter  feiner  zertheilt. 
In  den  Remisen  des  Laaer  Berges,  unweit  des  Dorfes  Klederling; 
auch  in  der  Matra  in  Ungarn.  Juli,  Aug. 

c)  A.  Vulneraria  bicolor  Schur.  En.  pl.  p.  150.  Kleiner  als 
die  vorigen  Abänderungen,  die  Fahne  gelb.  Das  Schiffchen  braun- 
gelb. Auf  dem  Kahlenberge.  Kalksubstrat.   Juli. 

d)  A.  Vulneraria  sanguinea  Schur.  En.  pl.  p.  150  ß.  Die 
Blumen  kleiner,  blutroth,  die  Hülsen  aufgeblasen.  Der  Stengel  nur 
an  der  Basis  beblättert.  Auf  den  Hügeln  um  Perchtoldsdorf.  Juli. 


24 

e)  A.  Vulneraria  alpestris  Schur.  6  Zoll  boch;  mehrere  Stengel 
gleich  hoch,  nur  an  der  Basis  blattreich,  einköpfig,  Köpfchen  klein, 
Blüthen  klein  und  goldgelb,  Wurzelblätter  ungetheilt,  die  ganze 
Pflanze  fast  glatt.  An  Fölsen  auf  dem  Semniering.  Anfang  Juli   1869. 

LXXXIX. 

Galega  o  fficinalis  L.  var.  leucantha. 

In  prachtvollen,  reichblumigen  Exemplaren,  am  Wiener-Neustädter 
Kanal,  unweit  Klederling.   Juli  1869. 

XC. 

Onosma  arenarium   W.  Kit. 

Nach  langem  vergeblichen  Suchen  habe  ich  diese  schöne 
Pflanze  in  diesem  Jahre  am  Kanaldamme  bei  Klederling  am  linken 
Abhänge  in  mehreren  Exemplaren  beobachtet.  Anfang  Juli  1869. 
Vom  Johannesberg  scheint  sie  ganz  verschwunden  zu  sein  und 
auf  der  Stelle,  nämlich  an  der  Laaer  Strasse  der  Kapelle  gegen- 
über in  einer  sandigen  Vertiefung,  wo  ich  selbe  1832  fand,  ist 
gegenwärtig  eine  Ziegelei.  —  Der  hier  angegebene  neue  Stand- 
ort dürfte  der  einzige    der  Wiener  Flora  sein. 

XCI. 

Astragalus  Onobrychis  L. 

Von  diesem  kann  man  drei  Abänderungen  unterscheiden, 
welche  auch  in  der  Flora  von  Wien    vorkommen  : 

a)  A.  Onobrychis  albiflorus.  An  grasigen  Abhängen  am  rechten 
Ufer  des  Alserbaches  bei  Dornbach.  August. 

b)  A.  Onobrychis  stenophyllus.  Die  Blättchen  linienfönnig, 
längerz  ugespitzt,  der  Stengel  geschlängelt,  aufrecht  haarig.  Neben 
blälter  verlängert  zugespitzt  an  der  Basis  gezähnt,  langhaarig, 
Bl umentrauben  verlängert,  lockerblumig.  Auf  sandigen  Abhäneng 
der  Türkenschanze   bei  Döbling.  August. 

c)  A.  Onobrychis  rigidus.  Wurzel  sehr  gross,  holzig  ästig,  der 
Stengel  aufrecht,  stralT,  unten  glatt,  oben  wenig  haarig,  die  Blätt- 
chen länglich,  stumpf,  striegelig-haarig.  Hülsen  länglich  spitz.  Auf 
den  Anschüttungen  der  Ringstrasse,  z.  B.  vor  dem  Stadtpark  in 
Wien;  am  Wiener-Neustädter  Kanal  bei  Klederling.  Juli  1869. 


25 

Literaturberichte. 

Uebor  Paarung  von  Schwärinsporen,  die  morpholo- 
gische Grundform  der  Zeugung  im  Pflanzenreiche,  von 
N.  Pringsheim.  Mit  1  lithographirten  Tafel.  Aus  dem 
Monatsberichte  der  kgl.  Akademie  der  Wissenschaften 
zu  Berlin  vom  Oktober  1869.  Octav.  20  Seiten. 

Pringsheim  theilt  hier  in  seiner  bekannten,  klaren,  er- 
schöpfenden Weise  seine  Beobachtungen  über  die  geschlechtliche 
Vermehrung  von  Pandorina  Morum  mit.  Er  sah  nämlich  Schwärm- 
sporen sich  paaren  und  daraus  eine  cilienlose  grössere  Kugel 
entstehen.  Die  sich  suchenden  Schwärmer  berührten  sich  beim 
endlichen  Zusammentreffen  ganz  vorn  an  ihrer  hellen  Spitze,  ver- 
schmolzen hier  miteinander  und  nahmen  in  ihrer  Verbindung  so- 
gleich eine  biscuitartige  Gestalt  an.  Die  vorhandene  Kerbüng 
verschwand  nach  und  nach  und  die  gepaarten  Schwärmer  bildeten 
schliesslich  nur  eine  einzige,  grosse,  grüne  Kngel.  Diese  Kugel 
unterschied  sich  von  den  Schwärmern  durch  ihre  bedeutendere 
Grösse,  eine  auffallend  vergrösserte,  farblose  Mundstelle  mit  zwei 
rothen  Körperchen,  von  denen  eines  sich  rechts,  das  andere  links 
am  Rande  der  Mundstelle  befand  und  zwei  Paare  schwingender 
rother  Cilien,  welche  in  der  Nähe  der  rothen  Körperchen  sitzen. 
Durch  diese  Kennzeichen  gab  sie  sich  als  eine  aus  zwei  Schwärmern 
entstandene  Zelle  deutlich  zu  erkennen.  Bald  aber  verschwanden 
sowohl  die  Cilien  als  die  rothen  Körperchen  und  es  war  nun  die 
Oospore  vollendet,  die  spater  roth  geworden,  in  ihrer  Keimung 
im  wesentlichen  mit  den  andern  Volvocinen  übereinstimmt.  Hieran 
schliessen  sich  vergleichende  Blicke  auf  die  analogen  Entwicklungs- 
erscheinungen der  anderen  Pflanzen,  als  deren  Hauplresultat  der 
Satz  aufgestellt  wird:  das  farblose  Vorderende  der  Befruchtungs- 
kugeln der  Algen,  die  Kanalzelle  der  höheren  Kryptogamen  und 
der  Fadenapparat  der  Phanerogamen  seien  morphologisch  der  soge- 
nannten Mundstelle,  das  heisst  dem  Keimflecke,  oder,  was  das- 
selbe ist,  dem  Fusse  der  Schwärmspore  gleichwertig.  Die  meisten 
der  illuminirten  Figuren  stellen  Originalabbildungen  von  Pandorina 
Morum  und  Eudorina ele gans  bei480facher  Vergrösserung  dar.  Diese 
beiden  Algen  sind  in  und  bei  Wien  beobachtet  worden,  Pandorina 
Morum  in  den  Lachen  an  der  Taborbrücke  im  Mai,  in  Mauer  und 
Kalksburg  im  September,  im  botanischen  und  Belvedere-Garten  im 
Oktober,  Eudorina  elegans  im  botanischen  Garten  im  Oktober 
(Riess  in  seiner  Inauguraldissertation  vom  J.  1840:  „Beiträge  zur 
Kenntniss  der  Infusorien,"  Seite  29).  Ausserdem  ist  in  Oesterreich 
Pandorina  Morum  meines  Wissens  nur  in  Mähren  in  der  mit 
dem  Namen  Botryocystis  Morum  Ktz.  versehenen  Entwicklungsstufe 
beobachtet  worden  ,  und  zwar  im  Strutzer  Teiche  bei  Brunn  von 
Makowsky  (laut  Nave  in  den  Verhandlungen  des  naturwissen- 
schaftlichen Vereines  in  Brunn  II.  p.  245).  Auf  Seite  16  steht 
Farren    (Dativ.    Plural.)    anstatt    Farnen ,    was    kaum    ein   Druck- 


26 

fehler,  sondern  ungeachtet  dos  mehrfach  veröffentlichten  Urtheils 
J.  Grimms  über  die  Declination  dieses  Wortes  ein  noch  immer 
ziemlich  allgemein  festgehaltener  Irrthum  ist.  (Siehe  Verhandlun- 
gen des  zool.-bot.  Vereines  in  Wien.  1857.  Sitzungsberichte  p.  27 
und  Bonplandia.  1827.  p.  76.)  Jakob  Grimm  schrieb  nämlich 
hierüber :  „Neuhochdeutsch  gilt  nur  farn.  Der  plural  ist ,  ohne 
umlaut  zu  bilden,  farne,  wie  von  arm  arme,  und  von  harn  harne. 
Die  Schreibungen  farrn  und  farren  sind  ganz  verwerflich."  Die 
ganze  Stelle   ist  an   den   angeführten  Ortenmitgetheilt. 

Hohen  bühel-Heuf  ler. 

Uebersicht  der  Flechten  des  Grossherz  ogt  hums 
Baden  von  Wilhelm  Bausch,  Grossherzogl.  Badischer 
Ve  rwal  tun  gsge  richtsrath  a.  d.  Mitglied  des  naturwissen- 
schaftlichen Vereines  zu  Carlsruhe  u.  s.  w.  Carlsruhe. 
Druck  der  G.  Braun'schen  Hofbuchdruckerei  1869.  Gross- 
octav.  XLII.  und  246  Seiten. 

Durch  Zwackh  in  Heidelberg  und  Stizenberger  in  Constanz 
gehörte  Baden  schon  seit  mehreren  Jahren  zu  den  am  besten  be- 
kannten deutschen  Ländern  in  Beziehung  auf  die  Lichenen.  Der 
Schwarzwald,  der  Odenwald,  der  Kaiserstuhl,  der  deutsche  Jura, 
die  Rheinfläche,  das  Klima  mit  seinen  Anklängen  einerseits  an  die 
Alpen,  anderseits  an  den  atlantischen  Ozean  ,  welche  herrliche 
Bedingnisse  für  eine  reiche  Flechtenflora!  Die  Erwartungen,  die 
der  Pflanzengeograph  daran  knüpfte,  wurden  vollständig  erfüllt, 
wo  nicht  übertroffen.  Es  fehlte  jedoch  eine  Zusammenstellung 
der  gewonnenen  Resultate ,  welche  nun  der  Verfasser  des  oben 
erwähnten  Buches  mit  Benützung  seiner  eigenen  Forschungen 
und  derer  anderer  Freunde  und  Lichenologen  gegeben  hat.  In 
der  Einleitung  wird  eine  geographische  Uebersicht  Badens  mit- 
getheilt.  Die  politischen  Grenzen  wurden  nur  bezüglich  des 
Schaffhausener  Gebietes  am  rechtseitigen  Rheinufer  und  der 
Enclave  Hohentwiel  überschritten.  In  der  Einleitung  folgt  nun  die 
numerische  Aufzählung  der  Lichenen  nach  Ziffersummen  der  Fami- 
lien. Es  sind  im  Ganzen  592  Arten.  Darunter  sind  jedoch  die 
typisch  athallinischen  „Lichenen"  QLichenes par'asiticiK örb.,  Pseudo- 
lichenes  auct.),  welche  doch  sicher  nicht  hieher,  sondern  zu  den 
Pilzen  gehören.  Ohne  diese  bleiben  572  Arten  im  Sinne  der  Kör- 
be r'schen  Schule.  Hierauf  folgt  die  Aufzählung  der  ausschliesslich  auf 
gewissen  Substraten  gefundenen  Lichenen  und  die  Anführung  der  zu 
technischen  und  arzneilichen  Zwecken  dienenden  Arten,  endlich  die 
Erwähnung,  dass  auf  p.  94  Secoliga  carnea  Arn.  und  p.  152 
Rhizocarpon  lotum  Stizenberger  als  neue  Arten  aufgestellt  und 
beschrieben  worden  sind.  Die  folgenden  Abschnitte  enthalten  eine 
geologische  Skizze  des  badischen  Landes,  die  specielle  Angabe  der 
geologischen  Verhältnisse  der  in  der  Uebersicht  angeführten 
Flechtenstandorte,  die  Höhenangabe  der  angeführten  Standorte  nach 
der  topographischen  Karte  von  Baden  in  badischen  Füssen  (mit  einem 
Umrechnungsschlüssel),   endlich  die   Liste  der  zitirten   Werke  und 


27 

Abhandlungen,  sowie  der  Exsicealensammlungen.  Hierauf  folgt  erst 
die  auf  den»  Titel  angekündigte  Uebersichl  selbst-,  wobei  im  Wesent- 
lichen Korber's  Parerga  als  Leitfaden  angenommen  wurden,  mit 
Weglassung  der  Diagnosen,  weil  Korber's  Werke  ohnehin  als  in 
den  Händen  der  Lichenologen  befindlich  vorausgesetzt  werden,  mit 
reichet  Synonymie  und  sehr  detaillirter  Angabe  der  Standorte.  Bei 
der  Synonymie  sind  die  Citate  der  ältesten  Namen  nicht  immer 
angegeben,  z.  B.  aus  den  Schriften  von  Linne,  Scopoli,  Ehr- 
harl,  obwohl  der  bezügliche  Autor  genannt  ist.  Die  Gewährs- 
männer der  Fundorte  werden  nur  mit  den  Namen,  nicht  mit  den 
näheren  Nachweisungen,  wo  die  Angabe  constatirt  werden  kann, 
aufgezählt.  Diese  Bemerkung  soll  hier  jedoch  nicht  als  Tadel 
stehen,  indem  auch  diese  Art  und  Weise  gerechtferliget  werden 
kann,  sondern  nur  als  Notiz  über  die  Einrichtung  dieses,  mit  grosser 
Liebe,  Sorgfalt  und  Kenntniss  gearbeiteten  Buches  ,  das  allen 
Freunden  der  Lichenologie  eine  willkommene  Gabe  sein  wird.  Zum 
Schlüsse  noch  die  Angabe,  dass  der  naturwissenschaftliche  Verein 
in  Karlsruhe  die  Druckkosten  dieser  Flechtenübersicht  über- 
nommen  hat.  Hohenbühel-Heufler. 


Correspondenz. 

Trient.  den  12.  December  1869. 
Das  nun  bald  abgelaufene  Jahr  war  im  Vergleiche  mit  früheren 
Jahren  meinen  botanischen  Bestrebungen  nicht  ungünstig.  Ich  botani- 
sirte  um  Trient  und  auch  zum  Theil  auf  Seisseralpe  und  Schiern.   Ich 
habe  nun  ziemlich  viel  Materiale  für  meine  speciellen  Studien  über 
Kanunculaceen  zusammengebracht  und  auch  viele  Notizen  gesammelt. 
Allein    es    wäre    noch    Manches    zu    sammeln    und  zu  beobachten, 
was  meine  beschränkte  freie  Zeit  nicht  gestattete.     Indessen   habe 
ich  doch  meine  beabsichtigte  Arbeit  über  süd-  (eigentlich  wälsch-) 
lirolische  Ranunculaceen-Formen    in    Angriff   genommen,    die    aber 
der    kurz    zugemessenen  Mussestunden    wegen    nur    langsam  fort- 
schreitet,   so  dass  ich    noch    nicht    annähernd    angeben    kann,    bis 
wann  ich  damit  zu  Ende  kommen  werde.     Jetzt   vor   dem  Beginne 
eines  neuen  Decenniums  warf  ich  einen  Blick  auf  das  abgelaufene, 
das  ich  grösslentheils  in  Trient  verlebte,  zurück,  und  obwohl  meine 
botanische  Thätigkeit    während    dieses  Zeitraumes    eine    sehr    be- 
schränkte war,    so  überzeugte    ich    mich    aus  einer   summarischen 
Zusammenstellung    aus    meinen  Tagebüchern,    dass    sie  doch  nicht 
ganz  erfolglos  war.  Ich  will  diese  Resultate  nur  in  Bezug   auf  die 
Durchforschung    der    Umgebung     von    Trient    im    engsten    Sinne, 
worauf   sich   meine  Excursionen    hauptsächlich   beschränkten,   kurz 
berühren.     Das    hier    gemeinte  Gebiet    umfasst    das    Etschthal    von 
Lavis  bis   Mattarello    mit    den  es   umgebenden  Gebirgen  Kalisberg, 


2S 

Maranza  und  Bandon,  einen  Raum  von  ungefähr  4  Quad.- Meilen, 
mit  einem  Elevationsunterschied  von  600  bis  6500'.  Für  dieses 
Gebiet  sind  in  der  Flora  von  Hausmann  ursprünglich  790  Arten 
mit  speciellen  Standorten  angegeben.  Auf  die  allgemeinen  Benen- 
nungen:  Tridentiner  Alpen  oder  Gebirge,  oder  im  Tridentinischen 
konnte  ich  dort  keine  Rücksicht  nehmen,  wo  ich  die  Pflanzen  nicht 
selbst  in  dem  bezeichneten  Gebiet  Iraf,  da  ich  mich  häufig  über- 
zeugte, dass  unter  jenen  allgemeinen  Benennungen  das  ganze 
Wälschlirol  oder  einzelne  unbestimmte  Theile  desselben  gemeint 
seien.  Durch  die  Nachträge  im  3.  Bande  der  Flora  vermehrte  sich 
die  Artenzahl  um  60,  also  auf  850  Arten  und  ich  habe  nun  bereits 
250  Arten  notirt,  welche  unter  obigen  nicht  begaffen  sind,  so 
dass  sich  jetzt  die  Gesammtzalil  auf  1100  Arten  (in  runder  Zahl 
nach  der  Koch'schen  Begrenzung}  herausstellt.  Doch  hoffe  ich 
damit  noch  keineswegs  abgeschlossen  zu  haben  und  es  dürfte  sich 
die  Artenzahl  noch  bedeutend  vermehren,  wenn  man  erwägt,  dass 
ich  blos  das  Gebiet  des  Kalisberges,  den  ich  zum  Gegenstande 
besonderer  pflanzengeographischer  Forschungen  machte,  in  allen 
Monaten  des  Jahres  nach  allen  Richtungen  durchstreifte  und  dafür 
allein  über  560  Arten  notirte,  obwohl  es  nur  etwa  eine  Quadrat- 
Meile  mit  einem  Unterschiede  von  600  bis  3500'  Höhe  umfasst, 
während  ich  die  andern  Gebietsteile  an  vielen  Stellen  noch  gar 
nicht,  an  vielen  nur  ein-  oder  zweimal  flüchtig  und  nur  in  den 
nächstgelegenen  Theilen  zu  verschiedenen  Jahreszeiten  besuchte. 
Sie  ersehen  daraus,  dass  man  auch  bei  beschränkter  Zeit  mit 
Fleiss  und  Ausdauer  selbst  in  einem  gut  durchforschten  Lande  noch 
etwas  leisten  kann.  A.  Val  de  Li  e  vre. 

Innsbruck,  13.  December  1869. 

Unlängst  erhielt  ich  von  Pancie  eine  reiche  Sendung  mit 
Pflanzen,  welche  er  von  seiner  im  letzten  Sommer  ausgeführten 
Reise  in  das  südwestliche  Serbien  und  nach  Montenegro  mitbrachte. 
Wohl  die  merkwürdigste  Entdeckung  dieser  lohnenden  Reise  ist 
Pinus  excelsa  Wall,  auf  dem  Korn  in  Montenegro.  Das  Vorkommen 
dieser  für  den  Hymalaya  so  charakteristischen  und  auf  der  illyri- 
schen Halbinsel  bisher  nur  an  den  Gehängen  des  Peristeri  im 
südlichen  Macedonien  (fast  um  zwei  Breitegrade  südlicher)  aufge- 
fundenen Conifere  auf  einem  Berge,  welcher  von  der  dalmatini- 
schen Küste  in  der  Luftlinie  wenig  mehr  als  10  Meilen  entfernt 
ist,  erscheint  in  pflanzengeographischer  Beziehung  \on  grösstem  In- 
teresse. Kerner. 


Personalnotizen. 

—  Kirschleger,    besonders  bekannt    durch    seine  Flora  des 
Elsass,  ist  am  15.  November  v.J.  in  Sirassburg  gestorben. 


29 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 


—  In  einer  Silzung  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaft en  am  18.  November  übersandte  Professor  Unger  eine  Ab- 
handlung unter  dem  Titel:  „Anthraeitlager  in  Kärnthen".  In  den 
diese  Lager  begleitenden  Schiefern  sind  bisher  19  Pflanzenarten, 
grösstenteils  Farne  gefunden  worden.  Alle  stimmen  mit  jenen  der 
Steinkohle  überein  und  sind  meist  bekannt.  Nur  zwei  noch  nicht 
beschriebene  Farnstamme  geben  dem  Autor  Gelegenheit,  sich  gegen 
die  Ansicht  auszusprechen,  dass  die  Stigmarien  die  Wurzeln  der 
Sigillarien  seien.  Von  i\en  Letzteren  halt  er  jene  ohne  gefurchte 
Stamme  für  Farne. 

—  Die  Montags  vortrage  in  Wien  haben  bereits  begonnen 
und  hat  am  10.  December  Prof.  Wiesner  gesprochen  „über  die 
neuen  in  der  Industrie  verwendeten  Pflanzenfasern".  Weitere  Vor- 
trage finden  u.  a.  statt:  Am  7.  Februar  vom  Director  Pokomy 
„über  den  Kampf  um's  Dasein  in  der  Pflanzenwelt";  am  21.  Febr. 
von  Dr.  Vogl  „über  das  Pfeilgifl";  am  14.  März  von  Reichard  t 
„über  Inselfloren-;  am  11.  April  von  Prof.  Oser  „über  die  Be- 
dingungen des  Pflanzenlebens. " 

—  Die  botanische  Tagesliteratur  war  leider  zu  wiederholten 
Malen  in  der  Lage  auf  die  Hindernisse  aufmerksam  machen  zu 
müssen,  welche  der  Botanik  in  den  Weg  gelegt  sind;  so  wurde 
bereits  vor  mehreren  Jahren  mitgelheilt,  dass  die  Capilalien,  welche 
Barker  Webt)  testamentarisch  zur  Erweiterung  und  Erhallung 
der  von  ihm  hinterlassenen  Pflanzen-  und  Büchersainmlungen  be- 
stimmt halle  und  deren  Verwaltung  dem  Grossherzog  von  Toseana 
anvertraut  war,  seit  dessen  Entfernung  aus  Florenz  ihrer  Bestim- 
mung entzogen  wurden,  der  sie  noch  immer  nicht  zurückgegeben 
sind.  Ist  es  nun  Pllicht  auf  Hemmnisse  aufmerksam  zu  machen,  ist 
es  eine  noch  dringendere  entgegengesetzte  Erscheinungen  hervorzu- 
heben :  wir  konslaliren  mit  Vergnügen,  dass  die  Commune  Genua 
mit  der  eines  städtischen  Gemeinwesens  würdigen  Liberalität  die 
bedeutenden  Kosten  der  Herausgabe  einer  grossen  und  werthvollen 
Arbeit  von  de  Notaris,  welche  den  Titel  „Epilogo  della  briologia 
italiana"  führt,  bestritten  hat. 

—  In  einer  Sitzung  der  schlesischen  Gesellschaft  für 
vaterländische  Culluram  4.  November  bemerkte  der  Sekretär, 
dass  er  bei  einer  früheren  Diskussion  über  das  Vorkommen  der 
Eichenmistel  in  Schlesien  in  Erinnerung  gebracht  hatte,  dass 
in  der  Sitzung  vom  4.  Juli  1833  Schauer  mit  Bezugnahme  auf 
Nees  von  Eisenbeck  dieses  Vorkommen  behauptet,  dass  Dr.  Ale- 
xander sie  als  häufig  bei  Krakowahne  bei  Oels  angegeben.  Da  in 
neuerer  Zeit  keine  Misteln  auf  Eichen  beobachtet,  hat  der  Sekretär 
den  gegenwärtigen  Besitzer  von  Krakowahne,  Kr.  Trebnitz,  Herrn 
von  Fiebig  um  Auskunft  gebeten.  Nach  der  von  demselben  gege- 
benen Erklärung  wächst  in  seinem  ca.  10.000  Eichen  aller  Alters- 
klassen   umfassenden   Forst,    wie    überhaupt    bei    Krakowahne    die 


30 

Mistel  auf  Eichen  nicht.    Prof.  Dr.  J.  Milde  hielt   einen  Vor- 
trag über  Asplenium.  Diplazium  und  Athyrium.    Redner  theilt  mit, 
dass  er  die  früher  begonnenen  Studien  über  genannte  Genera  fort- 
gesetzt   und    von    300    verschiedenen  Arten    etwa    200  untersuch! 
habe.  Mit  Rücksicht   auf  die  von  ihm   bereits  veröffentlichte  Arbeit 
beschränkt    sich    der    Vortragende    darauf,    die    neuen    Thatsaclien 
mitzulheilen.  Nimmt  man  die  Beschaffenheit  der  Spreuschuppen  und 
der  Gefässbündel  im  Blattstiel   zur  Begründung    der  Genera  hinzu, 
so    lassen    sich    wenigstens  Asplenium    auf    der    einen    Seite    und 
Athyrium    mit  Diplazium    auf   der    anderen  Seite    scharf  von  ein- 
ander unterscheiden,    nämlich  Asplenium  mit  gitterförmigen  Spreu- 
schuppen   und    centralen    (1 — 2)    ovalen   Gefässbündeln,    Athyrium 
und  Diplazium  mit  nicht  verdickten  Spreuschuppenzellen  und  zwei 
peripherischen,  lineal-länglichen  Gefässbündeln,  die  am  Grunde  der 
Spreite    in    ein    sehr    grosses,    hufeisenförmiges    zusammenfliessen. 
Ein    drittes   Genus,    Micropodium,    weicht    von   allen  Aspleniaceen 
durch  einen  am  Grunde  sich  abgliedernden  Blattstiel  ab.  Hemidic- 
tyum  vereinigt  in  sich  die  Merkmale  von  Asplenium  und  Athyrium, 
weicht  aber  von  beiden  dadurch  ab,  dass  sich  am  Rande  der  Seg- 
mente mehrere  Reihen    verlängerte    6seitige  Anastomosen-Maschen 
finden;    mit    diesem  Genus    fallen  Oxygonium    und  Allantodia  zu- 
sammen.    Das    centrale  Gefässbündel    bei  Asplenium    ist   entweder 
drehrund  oder  stumpf,  3 — 4kantig.  Der  Holzkörper  besteht  entweder 
aus    2    getrennten    ovalen,    oder    einer    3  —  4schenkliehen    Masse. 
Enthält  der  Blattstiel  zwei  getrennte  Gefässbündel,  so  haben  diese 
eine  halbmondförmige  Gestalt  und  eine  divergirende  Stellung    und 
bleiben    nur    in    seltenen  Fällen    bis    zum  Grunde   der  Blattspreite 
unverbunden,  meist  verbinden  sie  sich  mit  einander  und  zwar  ent- 
weder genau    in  der  Mitte    ihrer  grössten  Convexität    und   es  ent- 
steht dann  ein  centrales,  vierschenklich.es  Gefässbündel  mit  gleich- 
langen, bisweilen  sehr  langen  Schenkeln.  Im  anderen  Falle  fliessen 
die  halbmondförmigen  Gefässbündel    unterhalb  ihrer  grössten  Con- 
vexität zusammen    und    die  zwei    längeren    Schenkel    beugen   sich 
oft  noch  horizontal.    Nur   bei  Asplenium  auritum  und  praemorsum 
hat    das    centrale  Gefässbündel    einige   Aehnlichkeit    mit    dem    von 
Athyrium,    ist    aber  durch  Grösse    und  Stellung    leicht    zu   unter- 
scheiden. Die  Zellen  der  Spreuschuppen  zeigen  bei  Asplenum  nicht 
selten    eigentümliche    Vorsprünge,    Rauhigkeiten,    namentlich    bei 
der  Gruppe  Darea.  aber  auch  bei  anderen  Arten.  In  der  Mitte  der 
Spreuschuppe  kommt  es  bisweilen  zur  Bildung  eines  Scheinnerven. 
Der   Rand   der  Spreuschuppen  ist  gewöhnlich   mit  drüsentragenden 
Zähnen    besetzt.     Bei  Athyrium    und  Diplazium   finden    sich  unab- 
änderlich   am  Blattstielgrunde    zwei    lineal-längliche    Gefässbündel, 
die  sich  allmälig  am  Rücken  des  Blattstiels  durch  einen  Querriegel 
zu  einem  einzigen,  sehr  grossen,    peripherischen,  hufeisenförmigen 
verbinden.    Bei  Dipl.    asperum    sind    die    freien  Schenkel  überdies 
einwärts  geschlagen  und  bei  Dipl.  ambiguum    hat    das    ganze  Ge- 
fässbündel eine  fünfkantige  Form.  Die  Spreuschuppen  der  Athyrien 


31 

sind  am  Rande  meist  einfach  gezähnt,  die  der  Diplazien  oft  mit 
kurzen,  am  Ende  zweispaltigen  Zähnen  bekleidet,  ja  einige  am 
Rande  durch  verholzte  Zellen  gesäumt;  immer  aber  sind  die  Zellen 
der  Hauptmasse  nach  unverdickt,  wenn  auch  die  hohen  Zellscheide- 
wände zu  Täuschungen  bei  einer  nicht  genauen  Beobachtung  Ver- 
anlassung geben  können.  Sehr  oft  sind  die  Gefässbündel  der 
Aspleniaceen  mit  getrennten  Gruppen  oder  mit  einer  vollkommen 
geschlossenen  Gruppe  stark  verholzter,  dunkelbrauner  Zellen 
mantelartig  umgeben,  welche  durch  ihre  parenchymatöse  Form  den 
Spreuschuppenzellen  von  Asplenkim  am  nächsten  stehen.  Am 
Schlüsse  legte  der  Vortragende  noch  Exemplare  des  von  ihm  für 
Schlesien  entdeckten  Aspidium  remotum  A.  Br.  von  Görbersdorf 
und  Langwaltersdorf  vor,  und  demonstrirte  zugleich  die  Ueber- 
gangsformen  zu  A.  Filix  mas,  von  welchem  A.  remotum  nur  eine 
seltene,  hoch  entwickelte  Form  ist.  Hierauf  theilte  derselbe  neue 
Beiträge  zur  Moosflora  Schlesiens  mit,  welche  in  seiner  ersten 
Zusammenstellung  von  1856  circa  346,  in  der  von  1861  389  und 
in  der  in  diesem  Jahre  herausgegebenen  Bryologia  Silesia  457  Arten 
umfasst.  F.  Cohn,  Sekr.  der  botan.  Sektion. 


Literarisches. 

—  Von  W.  Mitten  ist  erschienen  „Musci  austro-americani, 
enumeratio  muscorum  omnium  in  America  meridionali  hucusque 
cognilorum". 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingetroffen:  von  Herrn  Kristof,  mit  Pflanzen  aus 
Kärnthen.  —  Von  Herrn  Matz,  mit  Pfl.  aus  Niederösterreich.  —  Von  Herrn 
Br.  Thümen,  mit  diversen  Meeralgen.  —  Von  Herrn  Scheuta,  mit  Pfl.  aus 
Schweden. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Br.  Mustatza,  Hülsen 
Braunstingel ,  Dr.  Rauscher,  Kristof,  Ür.  Tauscher,  Hans  und 
Caflisch. 

Correspondenz  der  Redaktion. 

Herren  M.  in  L.  und  K.  in  D.:  „Wird  mit  Dank  benützt."  —  Herrn 
V.  in  H.:„Wird  nach  Wunsch  geschehen."  —  Herrn  P.  in  K.:  „Die  beiden 
Sp.  in  beliebiger  Anzahl  erwünscht." 

Inserate. 

Soeben  ist  erschienen: 

Pflanzen-Tabellen 

zur  leichten,  schnellen  und  sicheren  Bestimmung  der  höheren  Gewächse 
Nord-  und  Mittel-Deutschlands   nebst   zwei    besonderen    Tabellen    zur 


32 

Bestimmung  der  deutschen  Holzgewächse  nach  dem  Laube,    sowie 
im  blattlosen  winterlichen  Zustande. 

Von  Dr.  G.  E.  Frank, 

Docenten  der  Botanik  an  der  Universität  Leipzig  und  Custos  des  Universitäts-Herbariums  daselbst. 

Mit  44  in  den  Text  gedruckten  Holzschnitten, 
gr.  8.  13  Bogen  geheftet,  \  Thlr. 

Verlag  von  Herrn.  Welssbach  in  Leipzig. 

Wiener 

Landwirthschaftliche  Zeitung, 

redigirt  von 

Hugo  H.  Hitschmann. 

Zwanzigster  Jahrgang. 
Grosse,  allgemeine,  illustrirte  landwirthschaftliche  Zeitung  für  gebildete  Landwirthe. 

®&~  Auflage  pro  1870:  3000  -^pQ 
Die  „Wiener    landwirthschaftliche  Zeitung"    erscheint    wöchentlich    1—2    Bogen 

stark  im  grössten  Quartformate,  reich  illustrirt. 
Pränumerationspreis    bei   freier  Postversendung  innerhalb   Oesterreich- Ungarn, 
sowie  im  Wege  des  BuchhanJels  (durch  Carl  Gerold's  Sohn)  für  das  Ausland 
viertel],  fl.  1.,  halbj.  fl.  2.,  ganzj.  fl.  4. 
Inserate  fachlichen  Inhalts   werden    billigst    berechnet    und    bei    der    Admini- 
stration, sowie  allen  Annoncen-Expeditionen   angenommen. 
Pränumerationen  und  Inserataufträge  aus  dem  Inland«  erbitten  wir 

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an  die  Administration  der  „Wiener  landwlrthschattiicheii  Zeitung," 

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Hugo  H.  Hitscshmann. 

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an   die  Administration  des  „Praktischen  Landwirthes," 

Wien,  L,  Wollzeile  1. 

Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofltz.  —  Verlag  von  O.  Gerold's  Sohn. 
Druck  uud  Papier  rler  C.  Ueberreuter  sehen  Buchdruckerei  (M.  Salzer). 


Österreichische 

Botanische  Zeitschrift, 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

Die    österreichische  Exemplare, 

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erscheint                            DOldUIK    UHU  IHM, IUI  Si  t !  ,              zogen  werden  sollen,  sind 

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XX.  Jahrgang.  WlO.  Februar  1870. 

INHALT:  Eydnum  Sehiett ermayeri.  Von  H  oh  enbühel.  —  üeber  Fumaria  Petteri.  Von  Dr. 
Ascherson.  —  Neue  Pflanzenarten  der  üsterr.  Flora.  Von  Dr.  Kerner.  —  Neue  Beobachtungen 
und  Kritik  einiger  Pflanzen  der  böhmischen  Flora.  Von  Dr.  Cela  ko  vsky.  —  Zur  Flora  von  MÜn- 
chengrälz.  Von  Sekera.  —  Erinnerungen  an  Mondsee.  Von  Spreitzen  hofer.  —  Literaturberichte. 
Von  Hohen büuel-rleliner,  Dr  Weiss,  üartsch.  —  Correspondenz.  Von  .Glowacki,  Hauk 
Janka.  ---  Personalnotizen.  -  Vereine.  Anstalten,  Unternehmungen.  —  Botanischer  Tauschverein.  — 
Correspondenz  der  Redac.tion.  —  Inserate. 

Hytlnum  Schiedermayert  Hflr. 

Ein  neues  Hydnum  aus  Oberösterreicli. 
Von  Ludwig  Freiherrn  von  Hohenbühel,  gen.  Heufler  zu  Rasen. 

In    einem   Briefe    vom  9.  August  1868   schickte  mir  Dr.  Karl 
Schieder mayr  in  Kirchdorf  ein  Hydnum  mit  folgenden  Bemer- 
kungen: „Dieser  Pilz   wurde  von  mir  bereits  vor  zwei  Jahren  mit 
der    Bestimmung    „Hydnum  sulfureum  Schweinitz"    an  Raben- 
ltorst  eingesandt,  aber  von  diesem  bis  jetzt  noch  nicht  veröffent- 
licht. Das  Mycelium  stellt  genau   Cörticium  sulfureum   Fr.  dar.  Die 
lebhaft  schwefelgelbe  Farbe  verliert  sich  durch  das   Trocknen.    Er 
ist    hier    an    morschen    Apfelbäumen    und    zwar   ausschliesslich    an 
diesen,    nicht    gerade    selten."    Mit    einem    Briefe    vom    20.  August 
1868  theilte  Schidermayr  mit,    jener  Apfelbaum,  der  die  Exem- 
plare für  Rabenhorst  lieferte,  sei  durch  den  Pilz  bereits  gänzlich 
zerstört  worden.    Mehreren  anderen   drohe  dasselbe  Schicksal.    Er 
könne    den    Pilz    auf    Verlangen    in    sehr    zahlreichen   Exemplaren 
liefern. 

Hydnum  sulfureum  Schw.  gehört  in  die  Section  Resupinalus, 
Subsection,    aculeis  lutescentibus  viridibus  bei  Fr.vEp.  516,    wohin 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift  2.  Heft.  1870.  3 


34 

auch  das  oberösteTreichiscne  A\)[c\l,<a\m-Hydnum  gereiht  werden 
muss.  Fries  zilirt  zu  H.  sulfureum  Schwein.!  Car.  n.  986, 
worunter  die  Synopsis  fungorum  Carolinae  superioris  secundum 
observationes  Ludovici  Davidis  de  Sehvveinilz  etc.  edita  a  D.  Fr. 
Seh  waegriehen,  im  ersten  Bande  der  Schriften  der  naturforschen- 
den Gesellschaft  in  Leipzig  1822  gerneint  ist.  Dort  p.  104  be- 
schreibt Schweinitz  sein  Hydnum  mit  den  Worten:  „Eflüsum, 
adnalum,  subieulo  tenui  sulphureo,  aculeis  minutis  rariusculis  subu- 
lalis  eoncoloribus.  Omnes  üssuras  ramorum  explel,  lotum  siecum, 
ante  adhaerens,  margine  byssino  non  fiinbrialo,  sterili,  aculei  non 
valde  conferti." 

Fries  hat  Exemplare  davon  gesehen,  weil  er  im  ersten 
Bändchen  des  Elenchus  (1828)  p.  138  bei  Anführung  des  H.  sul- 
fureum Schw.  den  Beisalz  machte  (v.  s.)  =  vidi  siecum.  Seine 
Paraphrase  der  Sc  h  weinizischen  Diagnose  lautet  a.  a.  0.  „H. 
sulfureum,  effusum,  adnalum,  tenue,  sulphureum,  aculeis  minutis 
sparsis  subulatisu  und  ersetzt  bei:  „Totum  unicolor,  siecum,  inter- 
ruptum  quasi,  ambilu  sterili,  byssino,  haud  fiinbriato.  Sat  similia  in 
Europa  leeta  vidi   exemplaria." 

Das  A\)le\U-<mm-Hydnum  kann  mit  //.  sulfureum  nicht  identisch 
sein.  Denn  jenes  hat  dicht  gedrängte,  dieses  seltene  und  zerstreute, 
jenes  grosse;  (lange),  dieses  kleine  Stacheln.  Jenes  ist  nicht  ein- 
farbig, sondern  mehrfarbig,  indem  nicht  bloss  das  Mycelium,  son- 
dern auch  die  Unterlage,  der  die  Stacheln  aufsitzen,  von  einander 
in  den  Abstufungen  des  Gelb  merklich  verschieden  sind. 

Ich  fand  die  Beschreibungen  auch  der  übrigen  Arten  der 
genannten  Abtheilung,  beziehungsweise  IJnlerabtheilung,  welche 
Fries  in  der  Epicrisis  aufzahlt,  nämlich  von  H.  aureum  Fr.  auf 
Birkenrinde,  croceum  Schw.  auf  Baumrinden,  alutaceum  Fr.  auf 
faulem  Fohrenh  dz,  Pinastri  Fr.  auf  dem  gleichen  Standorte,  spa- 
thulalum  Fr.  auf  Heiz,  viride  Fr.  auf  faulen  Eichenhölzern,  fallax 
Fr.  auf  altem  Eichenholz,  besonders  korkige  Polyporen  überzie- 
hend, mit  den  Merkmalen  des  oberösterreichischen  Slachelpilzes 
nicht  übereinstimmend,  und  musste  nach  meinen  Hilfsmitteln  diesen 
Pilz  für  neu  hallen,  nahm  jedoch  Anstand,  ihn  zu  veröffentlichen, 
weil  ich  in  meinem  Herbar  kein  einziges  zweifelloses  Hydnum  aus 
dieser  Unterabiheilung  besass  und  auch  sonst  in  Wien  keine  Ge- 
legenheit hatte,  Hydna  dieser  Abtheilung  einzusehen,  es  aber  immer 
sehr  gewagt  ist,  bei  so  wenig  bekannten  Arten,  wie  die  Hydna 
dieser  ganzen  Abtheilung  sind,  sich  ein  sicheres  Urtheil  ohne  Ein- 
sicht der  verwandten  Arten  zu  bilden.  Ich  übersendete  daher  das 
fragliche  Hydnum  an  meinen  Freund  Kalchbrenner  in  der  Zips, 
welcher  Gelegenheit  hat,  die  Hydna  der  Karpatenwälder  das  ganze 
Jühr  hindurch  in  nächster  Nähe  zu  beobachten,  wesswegen  ich 
vermuthete,  dass  er  besser  als  ich  durch  Autopsie  urtheilen  könnte. 
Sein  Gutachten  lautete:  »Hydnum  sulfureum  Schw.  non  novi.  Sed 
sat  bene  respondet  speeimen  hoc  Hydno  aureo  Fries  Epicr.  516 
praesertim  ob  mycelium  aureum." 


35 

Die  Urquelle  für  H.  aureum  Fr.  ist  dessen  Elenehus  I.  p.  137, 
wo  hierüber  Folgendes  steht:  „Hydnum  adnatum,  glabrum,  aureum, 
anibitu  strigoso  radiante,  aculeis  subulalis.  —  Inter  Hydna  resu- 
pinata,  quotquot  vidi,  pulcherrimum  atque  distinetissimum;  eo  prae- 
cipue  memorabile,  quod,  quamvis  supra  epiderniidem  nascatur, 
corlicem  interiorem  crassum  usque  ad  lignum  detenninate,  Sphae- 
riaruin  circumscriptarum  more,  substantia  satiat  fungosa  et  colore 
aureo-earneo  tingit ,  nee  sub  cortice  aliorum  more  in  Himantias 
forma« ve  alias  byssaceas  abit.  Sed  et  ipse  fungus  pulcherrime  dis- 
linetus,  tarn  ambitu  radiante  strigoso  haud  byssino,  quam  colore 
aureo  nitido.  Primilus  e  rirnis  corticis  profluunt  noduli ;  mox  effu- 
sum,  determinatum;  dein  confluendo  late  et  irregulariter  effusum, 
tenue,  siccilate  rigescens  fere  ut  Merulius  tremellosus!  Aculei 
conferti-subulati,  aequales  integerrimi,  acuti,  semper  glaberrimi, 
sed  ambitus  breviores,  irreguläres,  incisi,  immo  subinde  serrati 
(der  offenbare  Druckfehler  seriati  hier  verbessert.)  In  truncis  pro- 
stratis  Betulae  semel  modo  et  copiose  lectum  ineunte  Martio  (v.  v.) 

Die  Verwandtschaft  dieses  Pilzes  mit  dem  fraglichen  Hydnum 
ist  gewiss  sehr  nahe;  allein  für  identisch  kann  ich  es  doch  nicht 
anerkennen.  Ob  Kai  eh  brenn  er  H.  aureum  gesehen  habe,  geht 
aus  seinem  Gutachten  nicht  hervor.  Es  ist  aber  wahrscheinlich, 
dass  er  für  diesen  Fall  dieses  ausdrücklieh  bemerkt  halte.  Urtheil- 
ten  wir  beide  nur  nach  den  Diagnosen,  so  konnte  ich  umsomehr 
meinen  Zweifeln  an  der  Identität  beider  Arten  Raum  geben.  Diese 
slülzten  sich  darauf,  dass  das  Mycelium  des  AyfelbAum-Hydnums 
(ich  kann  nichts  anderes  unter  der  Substantia  fungosa,  die  das 
Holz  durchdringt,  in  Friesens  Beschreibung  verstehen)  nicht 
coloris  carnei  oder  carneo-aurei,  sondern  coloris  sulfurei  sei,  dass 
die  Aculei  nicht  aequales,  sondern  inaeqnales,  d.  h.  von  sehr  un- 
gleicher Länge,  die  Randstacheln  nicht  eingeschnitten  oder  gesägt, 
sondern  alle  Stacheln  ohne  irgend  welche  Einschnitte  seien.  Es 
schien  mir  ferner  sehr  unwahrscheinlich,  dass  ein  Pilz,  der  ein 
einzigesmal  auf  einer  Birke*  in  Schweden  gefunden  worden,  iden- 
tisch sei  mit  einem  Pilze,  der  in  Oberösterreich,  nicht  gerade 
selten  auf  Apfelbäumen  wächst. 

Ich  erklärte  diesen  Erörterungen  zufolge,  das  oberösterrei- 
chische Hydnum  für  neu,  nannte  es  in  einem  B riefe  an  Schie- 
dermayer vom  8.  August  1869,  Hydnum  Schiedennayeri,  über- 
schickte damit  auch  eine  dazu  verfasste  lateinische  Diagnose  und 
bat  ihn,  dieselbe,  ergänzt  mit  seinen  Beobachtungen  an  frischen 
und  auch  mit  jugendlichem  Rande  versehenen  Exemplaren,  so  wie 
mit  diesen  selbst,  noch  vor  der  Publikation  an  Fries  zu  schicken, 
damit  dieser  als  Antopt  sein  Endurtheil  über  die  fragliche  Identität 
mit  H   aureum  mittheile. 

Hierauf  antwortete  mir  Schied  ermayr,  er  habe  Gelegen- 
heit gehabt,  das  fragliche  Hydnum  dem  Professor  Heinr.  Hoff  mann 
in    Giessen    mitzutheilen,    der    es    unzweifelhaft    für  H.   sqnalinum 

3  * 


36 

erklärt  habe,  auch  möchte  ich  die  gewünschte  Anfrage  selbst  bei 
Pries  anbringen. 

Ich  kannte  zwar  H.  squalinum  aus  eigener  Anschauung  fri- 
scher oder  getrockneter  Exemplare  nicht,  allein  nach  den  Dia- 
gnosen und  Beschreibungen  konnte  das  oberösterreichische  Hydnum 
das  Hydnum  squalinum  nicht  sein.  Die  von  Fries  in  der  Epicrisis 
p.  515  dazu  zitirten  Abbildungen  von  Ray,  Bolton  und  Bulliard 
passteu  dazu  so  ganz  und  gar  nicht,  dass  auch  die  Annahme  einer 
blossen  Aehnlichkeit  ausgeschlossen  war.  H.  squalinum  gehört  in 
die  Unterabtheilung:  Aculeis  fuscis,  ferrugineis  der  Abtheilung  Resu- 
pinatus.  Es  soll  jedoch  von  demselben  eine  var.  lutescens  geben, 
zu  welcher  Fries  das  Sistotrema  fuscescens  Schw.  zieht.  (Sisto- 
trema  diffusum  reflexum  olivaceum  aut  lutescens,  dentibus  spathu- 
latis  linearibus  conicis  teretibusve,  subicolo  coneoiori  margine 
byssino.  Schw.  1.  c.  p.  102)  — Die  Figur  5,  tab.  I.  in  Ray.  Syn. 
cd.  III.  (1728)  stellt  ein  Hydnum  mit  massig  langen,  spateiförmigen 
Stacheln  vor.  Sherard  halte  es  in  einem  Keller  zu  Wimbleton 
auf  der  unteren  Seile  von  Holzbalken  weit  und  breit  aufwachsend 
gefunden.  Der  spezifische  Name,  den  Ray  (p.  25)  dem  Pilze  gab, 
war  Agaricus,  coriaceus  longissimus,  pectinatim  inferne  divisus. 
Hiemit  stimmen  auch  die  Figuren  in  Bolton  Hislory  of  fungusses 
tab.  74  und  die  Figur  g  der  taf.  442  von  Bulliard  Herbier  de 
France  im  wesentlichen  zusammen.  Ueberall  sind  die  Stacheln  spa- 
telförmig,  überall  ist  nach  der  Beschreibung  die  Substanz  lederarlig. 
Aber  der  oberösterreichische  Pilz  ist  von  fleisrhigkäsiger  Beschaf- 
fenheit und  seine  Stacheln  sind  dielirund  und  fein  zugespitzt,  wie 
eine  Schuslerahle.  Indem  ich  meine  Ueberzeugung  von  der  gänz- 
lii  hen  Verschiedenheit  des  oberöst.  H.  von  H.  squnitnum  an  Schie- 
dermayr  schrieb,  schickte  ich  an  Fries  meine  getrockneten 
Exemplare  desselben,  theilte  ihm  die  verschiedenen  Bestiminungs- 
v ersuche  sammt  der  von  mir  verfasslen  Diagnose  und  Benennung 
mit  und  bat  ihn  um  Bekanntgebung  seiner  eigenen  Ansicht.  Er 
schrieb  mir  hierüber  aus  Upsala,  den  26.  Nov.  1869: 

„Hydnum  in  hac  (seilicet  epistola)  inclusum  toto  coelo  differt 
ab  H.  squalino  (  efr.  icones  Rayi  et  Boltonii)  nee  cum  H.  aureo, 
neque  H.  sulfureo  comparandum,  sine  dubio  H.  pinaslri  proximum, 
seil  eliam  ab  hoc  diversum  videlur.  Sed  ex  aculeis  maturis  adpres- 
sis  et  adnatis  non  est  typicus  Status,  sed  e  statione  verticali 
matricis  pendet,  in  situ  horizontali  enim  aculei  semper  erecti. 
Aculeis  adpressis  .eunvenit  cum  H.  macrodonte  Pers.  syn.  p.  560 
(Monogr.  Hymenom.  Suec.  p.  279)  cum  quo  junxissem,  nisi  colore 
diflerret.  Paucis:  nova  videtur  species,  cujus  Status  typicus  ullerius  in- 
quirendus.  Aculei  ut  pori  semper  terra tn  speetant,  quare  in  inatrice 
verticali  semper  oblique  evadunt."  Fries  will  sagen,  dass  die  Sta- 
cheln, wenn  man  sich  die  Matrix  in  der  normalen  Lage,  nämlich 
horizontal  denkt,  von  derselben  vertikal  abstehen  müssen;  die 
Matrix  steht  aber  vertikal,  d.  h.  parallel  mit  der  Längenaxe  des 
Baumes,  und  so  werden  die  Stacheln,  welche  in  diesem  Fall  eigent-? 


37 

lieh  horizontal  abstelle»  sollten,  durch  ihre  Weichheit  und  ihre 
eigene  Schwere  all  mal  ig  der  Matrix  in  einem  spitzen  Winkel  sich 
nähern  und  derselben  endlich  angedrückt  erscheinen.  Der  Umstand, 
dass  der  Pilz  noch  nicht  wagrecht  wachsend  gefunden  wurde,  kann 
nach  meiner  Ansieht  kein  Hinderniss  sein,  die  Autonomie  der  Art 
anzuerkennen.  Der  Standort  zwischen  Holz  und  Rinde  absterbender 
Apfelbäume  und  sein  constantes  derartiges  Vorkommen  lassen  kei- 
nen Wunsch  übrig,  ein  anderes  naturgemässeres  Vorkommen  aufzu- 
suchen. Anders  läge  die  Sache,  wenn  er  nur  auf  gezimmertem 
Holze  in  Kellern  oder  sonst  geschlossenen  Orten  aufgefunden  wor- 
den wäre.  Ebenso  wenig  kann  die  Andeutung  einer  etwa  zu  nahen 
Verwandtschaft  mil  H.  Pmastri  beirren.  Die  Trennbarkeit  des  H. 
Pinustri  von  seiner  Matrix,  die  Gleichheit  seiner  Stacheln  unter- 
einander, dessen  zottiger  Rand,  die  gänzliche  Verschiedenheit  der 
zitirlen  Abbildungen  bei  Persoon  Myc.  eur.  t.  22  F.  3  und  bei 
Nees  Syst.  F.  232,  welche  zwar  nach  Fries  Ep.  p.  517  nicht 
treu  sind,  aber  doch  irgend  eine  Aehnlichkeit  mit  dem  fraglichen 
Hydnum  an  sich  tragen  müssten,  entfernen  jeden  Gedanken  an  eine 
Identität  mit  H.  pinastri.  Dem  Hydnum  macrodon  gibt  Persoon 
(Syn.  560)  aculeos  omnium  longissimos;  auch  erwähnt  er  nichts 
von  den  beim  oberöster.  H.  höchst  charakteristischen  pulverigen 
schwefelgelben  Myceliuin;  es  kann  daher,  auch  abgesehen  von  der 
von  Fries  hervorgehobenen  Verschiedenheit  der  Farbe,  eine 
Gleichheit  beider  Arten  nicht  zugegeben  werden.  Ich  glaube  also, 
nicht  zu  fehlen,  wenn  ich  das  oft  erwähnte  Hydnum  mit  folgender 
Diagnose  aufführe: 

Hydnum  ^Sectio  V.  Resupinatus  **  aculeis  lutescentibus, 
viridibus)  Schieder  may  er  i.  Subiculo  adnato  indeterminato  crus- 
tuceo  contiguo  sulfureo-ciridinsculo ,  aculeis  stipatis  longis  inae- 
quulibus  subulatis  sulfitreis  ,  mycelio  sulfureo  pulperueeo.  Statu 
sicco  subiculum  aureum,  aculei  eodem  statu  basi  agglutinali,  aureo- 
carnei  aut  subfusci.  Aculei  1  — 1'8  cm.  longi,  0  5 — 1  mm.  longi, 
Fungi  recentis  substanlia  car/toso-caseosa,  odur  penetrans,  f'ere 
foeniculaceus. 

Rimas  oecupat  truncorum  putrescentium  Pyri  Mali,  nee  unquam 
alius  arboris,  inter  (orticem  et  lignum  mycelio  suo  substantiam 
lignosam  penetrans  eamque  penitus  devastans.  Detexit  indefcssus 
et  felicissimus  naturae  curiosus  mihique  amicissimus  Med.  Doctor 
Carolus    Schied  er  may  r    ')    in    cujus    honorem    speciosum    hunc 


*)  Dr.  Schiedermayr  ist  der  Verfasser  folgender  Aufsätze,  in  wel- 
chen Nachrichten  über  Kryptogamen  vorkommen:  4.  „Versuch  einer  Darstel- 
lung des  Vegetationscharaklers  der  Gegend  von  Linz"  (in  den  naturwissen- 
schaftlichen Abhandlungen  von  Haidinger  III.  [1850J.  2.  p.  73— 87).  2.  „üeber 
das  Vorkommen  von  saurem  kleesaun  m  Kali  (Sauerkleesalz)  in  Polyporus 
sulfureus  Fr.u  (im  Uest.  botan.  Wochenblatte  1853.  p.  92  — 94).  —  3.  ,",Ueber 
das  Torfmoor  bei  Spital  am  Pyhan  Gemeinde  Edlacli)."  Wörtlich  mitgetheilt 
von  Pokorny  in  den  Verhandlungen  der  zool.-bol.  Gesellschaft.  1860.  Ab- 
handl.  p,  747-748. 


38 

fungum  novum  denominavi,  in  Austria  supcriori  prope  Kirchdorf 
ad  Kremsam,  ubi  haud  raro  vere  et  aestate,  non  facile  autumno 
reperitur. 

Wie  selten  alle  Hydna  resupinata  aculeis  lutescentibus  in  ganz 
Oeslerreich  sensu  latissimo  seien,  zeigt  die  Thatsache,  dass  in  der 
ganzen  Literat ur  nur  drei  Nachrichten  über  österreichische  Stand- 
orte solcher  Hydna  vorliegen,  nämlich  über  Hydnum  viride  Fr., 
welches  nach  Veselsky  (Oest.  bot.  Wochenbl.  1856.  p.  140)  in 
Ostböhmen  gefunden,  dann  über  H.  macrodon  Pers.,  welches  nach 
Opiz  (Sezn.  p.  128)  in  Böhmen  und  nach  Zawadzki  (Enum.  p. 
156)  in  Galizien  beobachtet  worden  ist.  In  ganz  Deutschland  kennt 
Rabenhorst  im  Handbuch  der  Kryplogamenflora  I.  p.  405,  406 
nur  zwei  solche  Arten,  H.  Pinastri  und  //.  viride.  Mir  selbst  ist 
es  nie  geglückt,  ein  solches  H.  zu  finden,  obwohl  ich  seit  vielen 
Jahren  in  jeder  Herbstzeit  eifrig  nach  Pilzen  suche  und  dabei  den 
Slaehelpilzen  besondere  Aufmerksamkeit  zuwende. 


Heber  Fumar  ia  Fetter  l  Reicht*. 

Von  Dr.  P.  Ascherson. 

Bei  Gelegenheit  eines  Besuches  der  reichen  und  interessanten 
Hansastadl  Hamburg,  bei  dem  ich  die  Bekanntschaft  mehrerer  lieben 
Fachgenossen  theils  machte,  theils  nach  kürzerer  oder  längerer 
Frist  erneuerte,  hale  ich  auch  die  allein  noch  vorhandenen  Mate- 
rialien zu  Gesicht  bekommen,  aus  denen  sich  etwas  Authentisches 
über  die  in  der  Uebersehrift  genannte  Pflanzenart  ermitteln  lasst. 
Reichenbach,  der  Vater,  beschrieb  diese  Art  und  bildete  sie  ab 
nach  einem  vom  Prof.  Petter  bei  Spalato  gesammelten  Exem- 
plare (ic.  fl.  germ.  III  p.  1  Fig.  44 ~:>3  b  1838,  1839).  Koch 
(Synops.  fl.  germ.  ed.  II  p.  1017),  Parialore  (Monogr.  Fumar. 
I  157)  und  Visiani  (Fl.  Dalm.  III.  98)  haben  dieselbe  anerkannt; 
ob  diese  Schriftsteller  darunter  dieselbe  Pflanze  und  zwar  die  des 
Autors  verstanden,  wird  sieh  wohl  aus  ihren  Herbarien  ermitteln 
lassen;  von  dem  neuesten  Monographen  der  Gattung,  Harn  mar, 
liess  sich  freilich  schon  a  priori  behaupten,  dass  die  von  ihm  (Monogr. 
gen.  Fumar.  p.  32,  lab.  IV)  beschriebene  und  abgebildete  Pflanze, 
die  F.  Thureti  Boiss.,  unmöglich  mit  der  Reichenba  ch'schen 
identisch  sein  könne.  Seine  Idenlificalion  beruhte  nämlich  auf 
einem  völlig  unhalbaren  Fundamente,  auf  Exemplaren  vom  Origi- 
ginalfundorte ,  angeblich  von  Dr.  Lagger  gesammelt.  Ich  habe 
F.  Thureti  aus  Dalmatien  nicht  gesehen,  will  aber  ihr  Vorkommen 
desshalb  keineswegs  in  Abrede  stellen.  Ihre  Gegenwart  an  dem 
Originalfundorte  würde  indessen  über  die  Reichenba ch'sche 
Ori^inalpflanze  gar  nichts  entscheiden,  da  bei  uns  wie  in  Südeuropa 


39 

nicht  selten  2,  3,  ja  auch  mehr  Fumaria- Arten  am  gleichen  Fund- 
orte mit  und  durcheinander  zu  wächsern  pflegen. 

Leider  hat  auch  Pelter  die  Pflanze,  welche  seinen  Namen 
verewigen  sollte,  durchaus  nicht  gekannt,  wie  der  Befund  mehrerer 
Herbarien,  in  welchen  ich  nach  dieser  Pflanze  Nachforschungen 
anstellte,  dargethan  hat.  Am  häufigsten  fand  ich  unter  diesem 
Namen,  von  Pet  ter  selbst  gesammelt,  F. parniflora  Link.  ct.  tenui- 
folia  Ascher  (als  ArlJ,  welche  auch  von  meinem  seligen  Freunde, 
dem  Apotheker  Buek  in  Frankfurt  a.  0.,  mehrfach  als  „Fumaria 
Petteri  e  manu  Pet  ter"  \eiiheilt  ist;  von  dem  trefflichen  T  om- 
ni as  i  n'i  erhielt  ich  unter  diesem  Namen  ein  Exemplar  F.  parviflora 
und  eines  von  F.  offieinalis  L.  Ueberhaupt  kann  ich  wohl  be- 
haupten, dass  F.  Petteri  die  dunkelste  und  zweifelhafteste  von 
allen  europaischen  Arten  ist,  da  unler  diesem  Titel  von  dalmatischen 
und  ausser  dalmatischen  Fundorten  fast  alle  verbreiteten  Arten 
der  Galtung  in  den  Herbarien  vorliegen. 

Es  ist  also  wohl  erklärlich,  dass  ich  sehnlichst  wünschte, 
dieser  Ungewissheit  durch  Einsicht  eines  Originalexeniplares  ein 
Ende  machen  zu  können.  Ein  solches  wussle  ich  im  ßesilz  meines 
hochgeehrten  Freundes  Prof.  G.  Reichenbach  in  Hamburg.  Lei- 
der  besteht  dasselbe  nur  in  einigen  dürftigen  Bruchstücken,  welche 
durch  eine  merkwürdige  Fügung  erhallen  blieben,  während  das 
typische  Exemplar  im  Mai  1849  beim  Brande  des  Zwingers  in 
Dresden  zu  Grunde  ging.  Mein  treulicher  Freund,  Dr.  Sonder 
in  Hamburg-,  welcher  sich  in  den  iOger  Jahren,  durch  die  Ent- 
deckung der  F.  muralis  Sond.  und  deiisiflora  D.  C.  bei  Hamburg 
angeregt,  eifrigst  mit  dieser  Gattung  beschäftigte,  welche  seinem 
bewährten  Forscherblick  so  viele  Aufklärung  verdank',  wandte  sich 
durch  Vermittlung  des  Sohnes  an  Hofrath  L.  Reichen  bach,  um 
die  Originalien  von  F.  Petteri  zur  Ansicht  zu  erhalten.  Glücklicher 
Weise  zog  es  der  Besitzer  vor,  dem  Fragesteller  einige  Bruch- 
stücke derselben  zu  überlassen,  von  denen  ein  Theil  in  Prof.  G. 
Re ich enba ob's,  ein  anderer  in  Dr.  Sonder's  Heibar  verblieben 
ist.  Beide  haben  mir  mit  gewohnter  Liberalität  die  Einsicht  und 
Untersuchung  dieser  authentischen  Bruchstücke  gestattet. 

Leider  sind  dieselben  so  beschallen,  dass  es  mir  nicht  mög- 
lich ist,  mit  völliger  Sicherheit  ein  Urtheil  darüber  abzugeben.  Von 
den  aus  Dalinatien  mir  bekannten  Arten  können  nur  F.  officinalis 
L.  und  der  Formenkreis,  welchen  Hain  m  ar  in  seiner  Monographie 
als  F.  media  Loisl.  zusammengelasst  hat,  gegen  welche  Bezeich- 
nung allerdings  gewichtige  Bedenken  obwalten,  in  Frage  kommen. 
Dr.  Sonder  entscheidet  sich  für  den  ersleren,  und  in  der  Thal 
möchte  ich  die  einzige  leidlich  ausgebildete  Frucht,  deren  Form 
sich  noch  erkennen  lasst,  wegen  ihres  grossen  Querdurchmessers 
bei  abgestutzter  Oberseite  eher  zu  dieser  Art  als  zur  t\  media 
Hamm,  ziehen.  # 

Dagegen  muss  man  wohl  behaupten,  dass  die  Reichenbach- 
sehe Abbildung  in  keinem  Falle  F.   officinalis    L.    darstellen    kann, 


40 

vielmehr  am  riaturgemässesteri  auf  eine  Form  der  F.  media  Hamm, 
zu  beziehen  ist.  Das  Rathsel  löst  sich  vielleicht  durch  den  Umstand, 
dass  im  Sonder'schen  Herbar  noch  eine  zweite  F.  Petteri  aus 
dem  Reichen  bach'schen  Herbar  vorliegt,  welche,  von  Gussone 
bei  Neapel  gesammelt,  mit  der  R  eichen  bach'schen  Abbildung 
leidlich  übereinstimmt,  und  entschieden  zu  F.  media  Hammar 
gehört.  Es  wäre  demnach  zu  vermulhen,  dass  Reichenbach,  die 
Identität  der  unvollkommenen  Petter'schen  Exemplare  mit  der 
Glisson e'schen  Pflanze  voraussetzend,  letztere  zum  Typus  seiner 
Abbildung  wählte.  Wenn  diese  Vermuthung  richtig,  so  würde 
der  Fall  ganz  ähnlich  liegen,  wie  bei  Fumaria  prehensilis  Kit.,  ein 
Name,  zu  dessen  Annahme  ich  mich,  trotz  der  auf  Anrufen  meines 
in  diesem  Punkte  mit  mir  uneinigen  Freundes  Kanitz  dafür  von 
Prof.  De  Candolle  abgegebenen  Entscheidung  nicht  entschlies- 
sen  kann. 

Ich  würde  daher  ebensowenig  es  billigen,  wenn  man  für  F. 
media  Hammar  auf  Grund  der  Reichen  bach'schen  Abbildung 
den  Namen  F.  Petteri  Rchb.  voranstellen  wollte.  Geht  man  auf 
denjenigen  Autor  zurück,  welcher  zuerst  unzweifelhaft  eine  hieher 
gehörige  Form  beschrieben  hat,  so  kann  diese  Art  nur  F.  muralis 
Sond.  heissen. 

Sieht  man  aber  von  meiner,  beim  Verlust  des  Reich en- 
bach'schen  Fumarien-Herbars  unerweislichen  Hypothese  ab,  so  ist 
F.  Petteri  Rchb.  als  zweifelhaft  und  höchst  wahrscheinlich  mit  F. 
officinalis  L.  identisch,  bei  der  systematischen  Bearbeitung  der  Gat- 
tung nicht  weiter  zu  berücksichtigen. 

Bei  dieser  Gelegenheit  will  ich  auch  mittheilen,  dass  ich  in 
Prof.  G.  Reich enbach's  Herbar  ein  Exemplar  von  Bidens  radia- 
tus  Thuill.  vorfand,  welches  dieser  am  30.  September  1840  bei 
Lausa  unweit  Dresden  sammelte,  vermuthlich  in  dem  damals  abge- 
lassenen grossen  Teiche.  Die  gleichzeitig  dort  von  ihm  notirten 
Begleitpflanzen  Scirpus  ovatus ,  Carex  cypernides,  Gnaphalium 
luteo-album,  Potentilla  norvegica  etc.  denten  auf  eine  dem  Hirsch- 
berger  Teiche  sehr  ähnliche  Vegetation.  Unser  Bidens  ist  also  für 
die  Flora  Nord- und  Mitteldeutschlands,  auch  wenn  man  Nordböhmen 
von  derselben  ausschliesst,  sicher  gestellt. 

Hamburg,  4.  Jänner  1870. 


41 


Beschreibungen  neuer  Pflanzenarten  der  österreichischen 

Flora. 

Von  A.  Kerner. 

9.  Polentilla  spur  in  (micrantha X sterilis').  —  Wurzelstock 
holzig,  mit  den  Resten  der  abgestorbenen  Blätter  bedeckt  und  da- 
durch braunsehuppig,  kurze,  oberirdische  liegende  und  wurzel- 
schlagende Sprossen  entwickelnd.  Grundständige  Blätter  langgestielt, 
dreizählig.  Blattstiele  röthlich,  von  weichen,  horizontal  abstehenden 
Haaren  zottig.  Theilblältchen  verkehrteiförmig,  beiderseits  behaart, 
im  jugendlichen  Zustande  etwas  seidig  schimmernd,  am  Rande  grob 
gesägt.  Sägezähne  am  äusseren  Rande  der  Blättchen  6 — 8.  selten 
um  einen  mehr  oder  weniger,  alle  gleichgestaltet  eiförmig  spitz, 
nur  der  endständige  etwas  kleiner,  aber  doch  von  den  beiden 
benachbarten  vordersten  seitensländigen  Zähnen  nicht  überragt 
und  daher  vorne  auch  nicht  ausgerandel.  Blülhenlragende  Stengel 
fast  so  lang  als  die  gleichzeitig  im  Frühlinge  entwickelten  giund- 
ständigen  Blätter,  dünn,  ungelheill  und  einblüthig  oder  gabelig 
zweiblülhig,  von  abstehenden  weichen  Haaren  zottig,  mit  1  bis 
3  Blälkhen  besetzt,  welche  in  allen  Uebergängen  t Heils  einfach, 
theils  zweischnitlig,  Iheils  dreischnittig  sind  und  vorne  beiderseits 
1 — 4  grosse  spitze  Sägezähne  zeigen,  ßlällchen  des  Kelches  an  der 
Innenseite  gegen  die  Basis  zu  röthlich  angehaucht  oder  trüb  rüth- 
lichbraun,  dreieckig-lanzettlieh.  spitz,  unbedeutend  länger  als  die 
länglich-lanzettlichen  Blättchen  des  Aussenkelches.  Blumenblätter 
so  lang  als  die  Kelchblällehen,  weiss,  verkelirlherzförmig,  vorne 
schwach  ausgerandet,  in  einen  kurzen  durchscheinenden  Nagel 
zusammengezogen.  Stauhfaden  schmaler  als  die  rundlichen,  gelben 
Antheren,  fädlich,  an  der  Basis  spärlich  gewimperl.  Nüsschen  weiss- 
lich,  halbeiförmig,  glatt  oder  etwas  gerillt,  kahl;  der  Fruchlboden 
und  die  Träger  der  einzelnen  Nüsschen  langzotig. 

Theilblattchen  15 — 35 mm  lang,  10— 25  mm  breit.  Blüthen- 
tragende  Stengel  25— 88  mm  lang.  Zipfel  des  Aussenkelchcs  3 — 4  mm 
lang,  1-5— 2  mm  breit.  Zipfel  des  Kelches  4— 5  mm  lang,  25  —  3  mm 
breit.  Blumenblätter  4 — 5mm  lang,  4  —  4*5 mm  breit.  Staubgefässe 
2  mm  lang.  Nüsschen  2  mm  lang,  1*5  mm  dick. 

Hält  die  Mitte  zwischen  P.  micrantha  Rani,  und  P.  sterilis 
(L.)  =  P.  Frayariastrum  Ehrh.  V^ii  P  micrantha  unterscheidet 
sie  sich  durch  die  liegenden,  wurzelschlagenden  Sprossen,  Iheil- 
weise  dreischnitlige  Blättchen  der  Blüthenslengel,  die  breileren 
anders  gestalteten  Blumenblätter,  die  fädlichen  nur  an  der  Basis 
gewimperten  Staubfäden;  von  P.  sterilis  durch  die  vorne  gerundeten 
nicht  geslufzt-ausgerandeten  Theilblältchen,  die  grössere  Zahl  der 
Blattzähne,  die  dvn  Blättchen  dePAussenkelehes  fast  gleichlangen 
Kelchblättchen,    den    breiten  Nagel    der  Blumenblätter    und   die    an 


42 

der  Basis  gevvimperten  Staubfaden.  Die  Innenseite  der  Kelchblätl- 
chen  zeigt  eine  Mischfarbe,  welche  aus  dem  Grünlichgelb  der  P. 
sterilis  und  dem  dunklen  Purpur  der  P.  micrantha  zusammen- 
gesetzt ist. 

Ich  hatte  diese  Pflanze  zuerst  vor  8  Jahren  im  Innsbrucker 
botanischen  Garten  zwischen  den  im  Jahre  vorher  daselbst  einge- 
pflanzten Exemplaren  der  P.  micrantha  und  P.  sterilis  beobachtet. 
Die  Vermuthung,  die  sich  mir  damals  auldrängle,  dass  P.  micranlh  > 
und  P.  sterilis  vielleicht  Pai allelformen  sein  dürften,  welche  ihre 
weichen  Haaren  seidig-zottig,  mit  1 — 3  einfachen,  vorne  grob-  utiil 
spitzgesägten  ßlältchen  besetzt,  ßlattchen  des  Kelches  an  der  Innen- 
seite gegen  die  Basis  zu  grünlich-gelb,  schmal,  dreieckig-lanzett- 
lich,  spitz,  so  lang  als  die  schmalen,  länglich-lanzettlichen  ßlattchen 
des  Aussenkelches  und  so  wie  diese  aussen  seidig-zottig.  Blumen- 
blätter länger  als  die  Kelchblätter,  weiss,  rundlich-verkehrleiförmig, 
vorne  gestutzt  oder  sehr  schwach  ausgerandet,  in  den  unmerk- 
lichen Nagel  allmälig  verschmälert,  dreimal  so  breit  als  die  unter 
ihnen  stehenden  ßlattchen  des  Aussenkelches.  Staubfäden  so  breit 
als  die  rundlichen  gelben  Antheren,  zusammengedrückt,  bandartig, 
schmal  lineal,  unter  der  Anthere  plötzlich  zusammengezogen,  von 
der  Basis  bis  zur  Mitte  dicht  wimperhaarig.  Nüsschen  weisslich, 
halbeiförmig,  kahl.  Der  Fruchtboden  und  die  Träger  der  Nüss- 
chen zottig. 

Theilblältehen  15-50mm  lang,  10— 35 mm  breit,  ßlüthentra- 
gende  Stengel  20 — 70  mm  lang.  Zipfel  des  Aussenkelches  3 — 4  mm 
lang,  l-2mm  breit.  Zipfel  des  Kelches  3—  4  mm  lang,  1*5  —  2-5  min 
breit.  Blumenblätter  5— 6  mm  lang,  4*5 — 6  mm  breit.  Staubgefässe 
2  mm  lang. 

An  grasigen  Plätzen  zwischen  niederem  Buschwerk  in  Krain 
am  Lorenzberge  bei  ßillichgratz  in  der  Nähe  von  Laibach  und  bei 
Sagor  in  Unterkrain. 

Die  hier  beschriebene,  von  den  Krainer  Botanikern  bisher 
theils  für  P.  micrantha,  theils  für  P.  sterilis  gehaltene  Pflanze 
unterscheidet  sich  von  diesen  beiden  schon  auf  den  ersten  Blick 
durch  die  inehrblülhuen  Stengel  und  die  grossen,  rundlich-ver- 
kehrleiförmigen,  die  Kelche  überragenden  Blumenblätter,  von  P. 
micrantha  überdiess  durch  die  gelbgrüne  Innenfläche  der  Kelch- 
blattchen und  die  unter  der  Anthere  zusammengezogenen,  nicht 
rechtwinkelig  abgestutzten  Staubfäden,  von  P.  sterilis  durch  die 
grössere  Zahl  der  Sägezähne  an  den  im  Umrisse  vorne  gerundeten 
nicht  ausgerandelen  TheilbläLti)hen,  durch  die  einfachen  ßlattchen 
der  blüthentragenden  Stengel,  ungleiche  Länge  der  ßlattchen  des  Kel- 
ches und  Aussenkelches,  die  zusammengedrückten  linealen,  von  der 
Basis  bis  zur  Milte  dicht  wimperhaarigen  Staubfäden.  Die  ganze 
Pflanze  ist  überdiess  im  Vergleiche  zu  den  beiden  eben  genannten 
Arten  viel  dichter  behaart  und  die  Blätter  sind  in  Folge  des  dich- 
teren, weissseidigen  Ueberzuge#  im  jugendlichen  Zustande  stark 
silberglänzend,    die  Blattstiele    und    blüthentragenden  Stengel    sind 


43 

grün  und  nicht  wie  bei  P.  micrantha  rülhlich  überlaufen,  die 
Wimperhaare  der  Staubfaden  noch  dichter  und  reichlicher  als  au 
P.  micrantha.  —  Die  Staubfäden  der  P.  micrantha  werden  zwar  in 
allen  Floren  und  selbst  in  der  dieser  Potentilla  speciell  gewidmeten 
Abhandlung-  Wirtgens  in  der  Flora  3 832,  S.  337  und  432  aus- 
drücklich kahl  angegeben,  sind  diess  aber  lhatsächlich  nicht.  Un- 
zahlige im  wilden  und  kultivirten  Zustande  lebend  beobachtete 
Exemplare,  so  wie  getrocknete  Exemplare  von  Lyon,  von  Prengins 
bei  Nyon  in  der  Schweiz  (Gaudin's  Standort),  von  Boppard  und 
Laach  im  Nahethal  (Wirtgen's  Standort),  aus  Nord-  lund  Südtirol, 
Güstling,  Lunz  und  Gamming  in  Niederösterreich,  Plawutsch  und 
-verschiedene  Gestalt  verschiedener  Bodenunterlage  verdanken,  und 
dass  die  oben  beschriebene,  zwischen  beiden  stehende  Potentilla 
das  Ergebniss  des  geändeiten  Substrates,  beziehungsweise  eine  in 
der  Umwandlung  in  P.  sterilis  begriffene  P.  micrantha  sei,  hat 
sich  durch  weitere  Beobachtungen  nicht  bestätiget.  P.  micrantha 
sowohl  als  auch  P.  sterilis  blieben  bei  wiederholten  Aussaaten  in 
die  differentesten  Bodenmischungen  in  ihren  Merkmalen  sehr  be- 
ständig und  es  musste  daher  jene  Zwischenform  sich  entweder  im 
Garten  durch  Kreuzung  gebildet  haben  oder  mit  den  Stammeltern 
schon  in  den  Garten  gebracht  worden  sein.  Eine  Exkursion,  welche 
ich  nun  im  verflossenen  Jahre  nach  jener  Stelle  ausführte,  wo  ich  P. 
micrantha  und  P.  sterilis  vor  9  Jahren  für  den  botanischen  Garten 
sammelte,  liess  mir  das  letztere  als  das  wahrscheinlichere  annehmen; 
denn  ich  fand  den  oben  beschriebenen  Bastart  dort  in  mehreren 
Stöcken  fast  an  allen  jenen  Punkten,  wo  P.  micrantha  und  P. 
sterilis  in  nächster  Nähe  vorkommen.  Di«1  Stellen  aber  sind  die 
Hügel  des  tertiären  am  Fusse  der  Solsteinkette  nördlich  von  Inns- 
bruck sich  hinziehenden  Mittelgebirges  und  zwar  ganz  vorzüglich 
das  Gehänge  gegen  die  Mühlauer  Klamm  und  die  Umgebung  des 
sogenannten  Arzler  Aipeis.  600— 1000  Met.  Seehöhe.  Die  Pflanze  blüht 
hier  von  Ende  März  bis  Anfang  Mai.  Die  meisten  Fruchtanlagen 
abortiren  und  in  der  Regel  findet  man  auf  dem  Fruchtboden  neben 
zahlreichen  vertrockneten  Fruchtknoten  nur  einige  wenige  ausge- 
reifte Früchtchen  vor.  Höchst  wahrscheinlich  findet  sich  dieser 
Bastart  aber  auch  noch  anderwärts  auf  solchen  Geländen,  wo  die 
beiden  mutmasslichen  Stammeltern  zusammen  getroffen  werden, 
wie  z.  B.  im  Nahethal,  wo  nach  Wirt  gen  (Flora  1852,  S.  337)  P. 
micrantha  und  P.  sterilis  stets  gemischt  vorkommen  ')  und  in 
Niederösterreich,  wo  ich  bei  Gamming,   Lunz  und  Göstling  gleieh- 


x)  Wirtgen  sagt  von  P.  micrantha  a.  a.  0.:  „Das  slengelsiäiidige  Blatt 
ist  gewöhnlich  einfach,  jedoch  auch  gespalten  oder  retheilt ,  manchmal  drei- 
theilig."  Da  ich  P.  micrantha  stets  nur  mit.  einfachen  Stengelblättern  beob- 
achtete, so  ist  es  mir  wahrscheinlich,  dass  Wirtgen  unseren  Potentillen- 
Bastart  mit  P.  micrantha  bereits  gefunden,  aber  von  dieser  nicht  geschieden 
hat.  —  Ebenso  scheint  mir  die  Potentilla,  welche  V.  Schultz  bei  Weissenburg 
auffand  und  in  der  Flora  1855,  S.  30  €lfe  Varietät  der  PoL  Fra^aria  behan- 
delt, hieherzugehören. 


44 

falls  diese  beiden  Potenlillen  nebeneinander  wachsend  fand.  Ebenso 
ist  endlich  Grafs  Angabe  in  den  Verh.  d.  Sieierni.  naturf.  Ges. 
II.,  163,  dass  zwischen  P.  sterilis  und  P.  micrantha  Uebergänge 
existiren,  wohl  dahin  zu  deuten,  dass  der  Bastarl  aus  diesen  beiden 
Arten  auch  in  Steiermark  vorkommt. 

10.  Pot&ntilla  carniolica.  —  Wurzelstock  holzig,  mit 
den  Resten  der  abgestorbenen  Biälter  bedeckt  und  dadurch  braun- 
schuppig, in  kurze,  dicke,  aufrechte,  gedrängte  schopfige  Sprosse 
getheilt.  Grundständige  Blätter  langgestielt,  dreizählig.  Blattstiele 
grün,  von  weichen,  horizontal-abstehenden  Haaren  seidig-zottig. 
Theilblättchen  verkehrteiförmig,  beiderseits  behaart,  im  jugendlichen 
Zustande  mit  dichtem,  seidigem,  stark  glänzenden  Ueberzuge  ver- 
sehen, am  Rande  grob  gesägt;  Sägezähne  am  äusseren  Rande  der 
Blättchen  7 — 10,  selten  um  einen  mehr  oder  weniger,  alle  gleich- 
gestaltel,  länglicheiförmig,  sehr  spitz,  nur  der  endständige  etwas 
kleiner,  aber  doch  von  den  beiden  benachbarten  vordersten  seiten- 
ständigen Zähnen  nicht  überragt  und  die  Tbeilblättchen  daher  vorne 
auch  nicht  ausgerandet.  Blülhentragende  Stengel  zur  Zeil  der  vollen 
Blüthe  so  lang  als  die  gleichzeilig  im  Frühling  entwickelten  Blätter, 
dünn,  in  der  Mittelhöhe  ein-  bis  zweimal  gabelig  gel  heilt,  nietsf  3 
bis  4blüthig,  so  wie  die  Blattstiele  grün  und  von  abstehenden 
Wolscliberg  in  Untersteiermark  (von  da  Orig.  Ex.  der  mit  P. 
micrantha  zusammenfallenden  P.  breviscapa  Vest.),  Rezzine  bei 
Fiume,  Topcider  in  Serbien,  Valea  Liesa  in  Siebenbürgen  und  vielen 
Standorten  im  mittleren  und  östlichen  Ungarn,  die  ich  untersuchte, 
zeigen  sehr  konstant  bis  zur  Milte  dicht  wimperhaarige  Staubfaden 
und  es  ist  dieses  Merkmal  sogar  zur  sicheren  Unterscheidung  der 
P.  sterilis  (L.)  und  P.  micrantha  Ram.  ganz  besonders  hervorzu- 
heben. —  Da  diese  beiden  Arten  trotz  der  im  übrigen  treulichen 
Bemerkungen  Wirt  gen 's  a.  a.  0.  in  jüngster  Zeit  von  Visiani. 
Schlosser  et  Vuko  tinovich  und  anderen  immer  wieder  zusam- 
mengeworfen werden,  und  daher  offenbar  nicht  genügend  gekannt 
sind,  wiederholte  Aussaaten  und  vielfache  Beobachtungen  in  der 
freien  Natur  mich  aber  von  der  specifischen  Verschiedenheit  der- 
selben überzeugten,  so  halte  ich  es  für  zweckmässig,  die  unter- 
scheidenden Merkmale  derselben,  so  wie  auch  des  zwischen  beiden 
beobachteten  Bastartes  und  der  zunächst  mit  P.  micrantha  ver- 
wandten P.  carniolica  nachfolgend  übersichtlich  zusammenzustellen. 

P.  sterilis  (L.). 

Wurzelst,  oberirdische,  verlängerte,  liegende  und  wurzelschla- 
gende Stämmehen  treibend. 

Sägezähne  an  jeder  Seile  d.  Theilbl.  4  —5,  seilen  um  einen 
mehr  oder    weniger. 

Blüthentr.  Stengel  fädlieh,  ungelheill,  lbl.  oder  gabelig  21)1., 
mit  3schniltig.  Blaltchen  bea*lzt,  so  lang  als  die  gleichzeilig 
im  Frühling    hervorgesprossten  grundst.  Blatter. 


45 

ßlä  liehen  dos  Aussen keli- lies  kürzer  als  die  an  der  Innenseite 
gegen  die  Basis  zu  grünlich-gelb.  Kelchbl. 

Blumenblätter  4%mm  breit,  so  lang-  als  die  Kelchbl.,  verkehrt- 
herzf.,  vorne  deutlich  ausgerandet,  in  einen  schmalen  1  msn 
langen  Nagel  rasch  zusammengezogen,  3mal  so  breit,  als  die 
unter  ihnen  stehenden  Blaltchen  des  Aussenkelches. 

Staubt',  fädlieh,  schmäler  als  die  Anthere,  kahl. 

P.  spuria. 

Wurzelst,    oberirdische,    kurze,     wurzelschlagende     Stammelten 

treibend. 
Sägezähne    an  jeder  Seite    der  Thcilbl.   6 — 8,    selten    um    einen 

mehr  oder  weniger. 
Blülhentr.  Stengel    fädlich,   ungelheill,    lbl.    oder    gabelig  2bl., 

mit  dreischnittigen,  zweischnitl.  und  einfachen  Blaltchen  besetzt, 

fast  so  hing  als  die  gleichzeitig  im  Frühlinge  hervorgespiussten 

giundst.  Blätter, 
ßlä  tt  dien  des  Aussenkelclies    fast    so   lang,    als    die    an    der 

Innenseite    gegen    die  Basis    zu    etwas    röthlich    angehauchten 

Kelchbl. 
Blumenbl.  4 mm  brt.,    so    lang    als    die    Kelchbl.,    verkehrt-herzf., 

vorne  schwach  ausgerandet  in  einen   verhällnissmässig  breiten 

Nagel  zusammengezogen,  2 — 3mal  so  breit  als  die  unter  ihnen 

stellenden  Blaltchen   des  Aussenkelclies. 
Staubf.  fädlich,  schmäler  als  die  Anlliere,  an  der  Basis,  gewimpert. 

P.  micrant/ta  Rani. 

Wurzelst,  kurze,  gedrängte,  sehopfig-verdiekte  Sprossen  treibend. 

Säge  zahne  an  jeder  Seite  der  Theilbl.  7 — 10,  selten  um  einen 
mehr  oder  weniger. 

Blütlientr.  Stengel  fädlich,  ungetheilt,  lbl.  oder  gabelig  2bl.  mit 
einfachen  Blättchen  besetzt,  kürzer  als  die  gleichzeitig  im 
Frühlinge  hervorgesprusslen  grundst.  Blätter. 

Blaltchen  des  Aussenkelches  so  lang,  als  die  an  der  Innen- 
seite gegen  die  Basis  zu  dunkelpurpurnen  Kelchbl. 

Blumenbl.  3  mm  breit,  so  lang  oder  etwas  kürzer  als  die  Kelchbl. 
keilig-verkehrteif.,  vorne  gestutzt  oder  sehr  schwach  ausge- 
randet und  in  den  unmerkl.  Nagel  allmälig  verschmälert, 
doppelt  so  breit  als  die  unter  ihnen  stehenden  Blaltchen  des 
Aussenkelches. 

Staubf.  zusammengedrückt,  bandartig,  schmal-lineal,  vorne  recht- 
winkelig abgeschnitten,  so  breit  als  die  Anthere,  bis  zur  Mitte 
dicht  wimperhaaiig. 

P.  curniolica. 

Wurzelst,  kurze,  gedrängte,  Süvhoplig-verdickle  Sprossen  treibend. 
Sägezähne    an  jeder  Seite    der  Theilbl.   7 — 10,    selten  um  einen 
mehr  oder  weniger. 


46 

Blülhenlr.  Stengel  fiidlich,  gabelig  gelheilt,  3 — 4bl.,  mit  ein- 
fachen Blättchen  besetzt,  zur  Zeit  der  vollen  Blülhe  so  lang  als 
die  gleichzeitig  im  Frühlinge  hervorgesprossten  grundständigen 
Blätter. 

Blättchen  des  Aussenkelches  so  lang  als  die  an  der  Innen- 
seite gegen  die  B  tsis  zu  grünlich-gelben  Kelchbl. 

Blume nbl.  4y2 — 6  mm  breit,  länger  als  die  Kelchbl.,  rundlich-ver- 
kehrteif.,  vorne  gestutzt  oder  sehr  schwach  ausgerandet,  in  den 
unmerkl.  Nagel  allmälig  verschmälert,  3mal  so  breit  als  die 
unter  ihnen  stehenden  Blätlchen  des  Aussenkelches. 

Staub  f.  zusammengedrückt,  bandartig,  schmal -lineal,  vorne  plötz- 
lich zusammengezogen,  so  breit  als  die  Anthere,  bis  zur  Mitte 
dicht  wimperhaarig. 


Neue  Beobachtungen  und  Kritik  einiger  Pflanzen  der 
böhmischen   Fiora, 

Von  Dr.  Lad.  Celakovsk^'  ia  Prag. 

0.  Spergularia  marginata  Kittel  (Taschenb.  d.  Fl.  Deulschl.J 
[Arenaria  media  L.)  konnte  ich  heuer  bei  Pülln'a  in  Gesellschaft 
der  S.  salina  Presl  unl ersuchen.  Obwohl  diese  beiden  in  ihrer 
typischen  Form  den  Eindruck  eigener  Art  machen  ,  so  habe  ich 
doch  entschiedene  Uehergänge  beobachlel  ,  die  nicht  als  Bastarie 
gedeutet  werden  können,  u.zw.: 

1.  Perennirend,  mit  der  charakterilischen  dicken  rübenförmi- 
gen  Wurzel,  von  kräftigem  Wuchs,  mit  verkümmerten  Deckblättern, 
grossen  Blüthen  und  Kapseln,  JO  S!aubgefässen  —  also  in  soweit 
wahre  S.  marginata,  jedoch  mit  durchaus  ungeflügelten,  aber 
glatten  Samen.  —  Ich  sammelte  zwei  solche  Exemplare. 

2.  Zweijährig  mit  der  dünnen  spindelförmigen  Wurzel,  Wuchs 
millclkräftig,  aber  schlaff,  verlängert,  vom  Ansehen  mancher  For- 
men der  salina,  Kapseln  aber  etwas  grösser,  Samen  grösstenteils, 
mit  Ausnahme  von  ein  paar  obersten  geflügelt. 

Die  feinen  stachelartigen  Wärzchen  auf  der  Samenoberfläche 
und  namentlich  auf  dem  verdickten  Bandwulste  bei  S.  salina  sind 
ebenfalls  nicht  konstant;  ich  fand  bei  ihr  etlichemal  ganz  reife 
völlig  glatte  Samen.  Die  Grösse  der  Kapseln  variirt  schon  bei  S. 
salina,  bald  sind  sie  kaum  etwas  länger  als  der  Kelch  ,  bald  um 
y3  länger.  Man  muss  gestehen,  dass  die  Merkmale  ,  auf  die  man 
die  beiden  Arten  gegiündet,  dafür  nicht  zureichen,  und  dass  wir 
allenfalls  nur  2  nicht  scharf  abgegränzte  Racen  einer  Art  vor  uns 
haben,  was  schon  Pohl  (im  Tentamen  Florae  Bohemiae  IL,  p.  122), 
in  neuerer  Zeit  Fenzl  (Ledebour  Fl.  ross.)  und  Neilreich  (Fl. 


47 

v.  Wien  und  v.  Niederöst.)  erkannt  haben.  Ja  selbst  Linne  mussle 
zur  Arenaria  media  bemerken:  Simillima  A.  rubrae  ß.  maritimae 
.  .  .  filia  spuria  A.  rubrae ,  ut  fere  varietas  -  -,  obwohl  er  die 
Unbeständigkeit  der  Samenbildung  noch  nielit  kannte.  Audi  wenn 
man  die  von  mir  oben  milgelheilten  Uebergangsformen  nicht  kennt, 
so  lässt  schon  der  Umstand,  dass  bei  S.  salina  bisweilen  die  unter- 
sten Samen  geflügelt,  und  bei  marginata  die  obersten  bisweilen 
ungeflügelt  erscheinen ,  eine  spezitische  Trennung  nicht  zu.  ich 
habe  mich  desshalb  bei  diesem  Nachweise  aufgehalten,  weil  sich 
die  Fenzl-Neilreieh'sehe  Ansicht  noch  immer  keine  allgemeine  An- 
erkennung verschaffen  konnte. 

Die  er\\ä\\nUi\v\,,S. media  Fen  zl1)  oder  marina  Ne  ilr.2)  ist  für 
eine  der  möglichen  Entstehung  der  Arten  nachspürende  Betrach- 
tung sehr  interessant:  sie  zeigt,  wie  durch  Variation  einzelne  Pflan- 
zenlln  ile  in  so  verwandelter  Gestalt  auftreten  können  ,  dass  wir, 
wenn  die  Endprodukte  der  Variation  fixirt  und  nicht  durch  Mittel— 
formen  verkettet  wären,  nicht  anstehen  würden,  verschiedene  Arten 
anzunehmen.  Wenn  die  zweijährige  Pflanze  stets  nur  flügellose, 
die  vieljalirige  stets  nur  geflügelte  Samen  produciren  würde,  so 
würden  wir  beide  wohl  für  ebenso  gute  Arten  halten,  als  die  nahe 
verwandten  Spergula  arcensis  und  pentandra,  zwischen  denen  ein 
genetischer  Zusammenhang  nicht  oder  nicht  mehr  sichtbar  ist. 

Fenzl  und  Neilreich,  wie  auch  alle  anderen  Autoren, 
lassen  neben  der  Salzpflanze  die  S.  rubra  Presl.  (nicht  Persoon, 
denn  dieser  Autor  hat  keine  S.  rubra)  als  eine  besondere  Art  be- 
stehen. Wohl  finden  wir  in  Ledebour's  Fl.  rossica  unter  S.  rubra 
neben  a.  campestris  eine  Varietät  ß.  pinguis,  welche  durch  dicklich 
fadenförmige,  halhstielrunde  Blätter,  weniger  glänzende,  schmutzig 
weisse  Nebenblätter  und  nur  5  oder  weniger  Staubgefässe  in  die 
S.  salina  überzugehen  scheint:  —  „in  var.  or.  Sp.  mediae  transire 
videtur," 

Welche  fundamentale  Verschiedenheit  berechtigt  zur  Tren- 
nung der  S.  rubra  und  S.  salina,  welche  im  Habitus  der  ersteren 
ganz  ähnlich  sieht  und  bei  Linne  mit  ihr  in  derselben  Art  ver- 
einigt ist?  Der  Hauptunterscliied  wird  in  den  Samen  angegeben, 
bei  S.  rubra  nämlich  sind  sie  „dreieckig  birnförmig"  Neilr.  — 
„birnförmig"  Fenzl,  —  „keilig,  beinahe  dreieckig"  Koch,  — 
„dreieckig-eiförmig"  Aschers.;  bei  S.  salina  „eiförmig-zusam- 
niengedrüekt"  Neilr.,  —  „eiförmig,  fast  birnförmig"  Fenzl,  — 
„verkehrteiförmig"  Koch,  —  „rundlich  eiförmig"  Ascherson. 
Schon  diese  Unbeständigkeit  des  Ausdruckes  bei  verschiedenen  Auto- 
ren ,    die    sich    noch    durch    andere  Citate    um    einiges    vermehren 


1)  Nicht  Persoon,  denn  der  hat  nur  eine  Arenaria  media  unter  der 
problematischen  Section  Spergularia,  aucli  verstand  er  darunter  nur  A.  media 
L.,  oder  A.  marginata    Ü  C. 

'-)  Nicht  besser,  denn  Besser  verstand  hierunter  nur  die  £.  salina, 
wie  aus  dein  cilirten  Synonym  Arenaria  marina  Roth  hervorgeht. 


48 

Hesse,  scheint  auf  die  Schwierigkeit  hinzudeuten,  den  Unterschied 
prägnant  wiederzugeben.  In  der  That  unterscheiden*  sieh  wo  hl  aus- 
gebildete Samen  beider  Arten  neben  einander  betrachtet,  so  wenig, 
dass  man  den  diagnostischen  Ausdruck  immer  etwas  outriren  muss, 
um  einen  erkennbaren  Unterschied  hineinzulegen.  Eigentlich  unter- 
scheidet sie  nur  die  Grösse  und  Fülle  der  Ausbildung,  die  von  saliua 
sind  etwa  doppelt  grösser  und  die  zwei  mit  verdicktem  Rande  um- 
gebenen Seiten  gewöhnlich  voller  hervorgewölbt ,  bei  rubra  mehr 
gerade,  daher  der  ganze  Umriss  mehr  dreieckig;  indessen  kom- 
men dazwischen  Samen  vor,  die  in  der  Form  genau  denen  der 
salina  gleichen.  Diese  verhält  sich  also  zur  S.  rubra,  etwa  wie 
Spergula  maxima  Weihe  mit  doppelt  grösseren  Samen  zur  S.  ar- 
vensis  genuina,  und  doch  werden  diese  beiden  allgemein  zu  der- 
selben Art  gezogen.  Dass  die  Racen  des  Salzbodens  grössere  und 
vollere  Samen  ausbilden,  das  lässt  sich  leicht  einsehen ,  da  zur 
Samcnpro'luktion  mehr  mineralische  Salze  verbraucht  werden,  an 
denen  der  Salzboden  weit  reicher  ist,  als  der  gewöhnliche  Boden. 
Ferner  heisst  es,  die  Blatter  der  S.  rubra  sind  beiderseits  flach, 
die  der  salina  gewölbt,  halbstielrund.  Wie  wenig  dieser  Unter- 
schied für  die  Species  zu  bedeulen  hat ,  Avird  jedermann  einsehen, 
der  da  erwagt,  dass  der  Salzboden  die  Blatter  feistet  und  rundet 
(z.  B.  Tripleurospermum  inodorum  ß.  maritimum,  Lotus  siliquosus 
ß.  maritimus  ,  Lotus  corniculatus  ß.  tenuifolius)  ,  überdies  findet 
sich  S.  rubra  an  feuchten  Orten  auch  mit  ziemlich  gewölbten 
Blattflächen  Qß.  pinguis  Fenzl).  Nach  dieser  Auseinandersetzung 
wird  die  Ansicht  nicht  mehr  befremden,  dass  Sp.  salina  die  auf 
Salzboden  zunächst  aus  Sp.  rubra  entstandene  Race  ist,  und 
dass  S.  marginata,  als  durch  Perenniren  gekräftigte  Race  wieder 
aus  der  S.  salina  hervorgegangen.  Die  Art  gestattet  daher  fol- 
gende Uebersicht: 

Spergularia  rubra  (Presl.  ampl.) 

a)  cavspestris   (Aschers,    spec),    Sp.    rubra    Presl.,    Arenaria 

rubra  a.  campestris  L.; 

b)  salina    (Presl.    spec.)    Sp.    marina    Bess.,    Arenaria    rubra 

ß.  marina  L.; 

c)  maryinata  (Kittel  spec.)  Sp.  media  Gr  is.  tJ,  Arenaria  media  L., 

A.  marginata  D  C. 
7.  Circaea  intermedia  Ehrh.  Meine  Beobachtungen  dieser 
Pflanzen  form  sprechen  zu  Gunsten  ihres  Arlrechtes.  Da  sie  in  neuerer 
Zeit  verschiedentlich  beurlheilt  wird  und  einige  unrichtige  Angaben 
über  sie  cirkuliren,  so  dürfte  es  an  der  Zeit  sein  ,  auch  zur  Auf- 
klärung dieser  Pflanze  einiges  beizutragen.  —  Bei  manchen  Auto- 
ren gilt  sie  für  eine  Varietät  der  C.  alpina  L.,  so  schon  bei  Pohl 
(Tentamen  Fl.  Bohem.),  ferner  bei  Garcke  (in  den  neuesten 
Auflagen  der  Fl.  v.  Nord-  und  Mitteldeutsch!.)    and    bei  As  che  r- 


*)  Die  Benennung  media  ist  nicht  beizubehalten,  da  sie  nur  für  b)  salina 
passend    wäre. 


4U 

son  (in  FI.  v.  Branden!).),  hauptsächlich  wegen  des  angeblich  wie 
bei  alpina  einfächerigen  Fruchtknotens  and  wegen    der  deutlichen 

borstliehen  Deckbliiltchen.  Andere  verwechseilen  die  Circaea  in- 
termedia mit  einer  kahlen  Varietät  der  C.  lutetiana  (var.  cordi- 
folia  Mayer,  decipiens  Aschers.).  Endlich  beweg  die  Stellung 
der  intermedia  zwischen  C  lutetiana  und  alpina  und  die  ineist 
unentwickelt  abfallenden  Früchte,  einige  Schriftsteller  zur  Annahme 
eines  Baslarles.  Reichen  Dach  (Fl.  excurs.  p.  638)  nennt  sie 
frägweise  und  mit  einigem  Zweifel  lutetiana-alpina.  in  der  lutetiana 
var.  cordifolia  Mayer  vermulhet  derselbe  eine  C.  alpino-luteliana. 
Mayer  (in  Chloris  Hannoverana)  erklärt  wieder,  duss  d'w  C.  inter- 
media des  Ehrhart'schen  Herbars  aus  zwei  Bastarten  bestehe  ,  der 
Baslart  alpino- lutetiana  soll  aber  noch  verschieden  sein  von  seiner 
lutetiana  var.  cordifolia.  Lasch  nimmt  natürlich  ebenfalls  Bastarte 
an,  und  auch  Neilreich  halt  an  der  hybriden  Natur  der  C.  inter- 
media, sowohl  in  Fl.  v.  Niederösterreich,  als  auch  in  der  Aufzah- 
lung der  Pflanzet!  Ungarns  fest.  (Durch  ein  Versehen  schreibt 
Neilreich    C.  lutetiano-alpina  Rchb.) 

Gegen  die  Hybridital  der  \ iel  verbreiteten  C.  intermedia 
der  Autoreh,  deren  Identität  mit  Ehrhart's  Pflanze  allgemein  an- 
genommen wird,  spricht  unzweifelhaft  ihre  ganze  Verbreitungsweise. 
Nicht  ihr  gesellschaftliches  Vorkommen  an  sich  widerspricht  ihr, 
denn  dieses  Hesse  sich  allerdings  durch  die  reichliche  Lauferbil- 
dung erklären,  sondern  ihr  oft  ganz  isolirtes  und  namentlich  von 
C.  lutetiana  wenigstens  in  Böhmen  stets  weit  entferntes  Vorkom- 
men. Im  böhmischen  Erzgebirge  bei  Komotau  ist  z.  ß.  C.  inter- 
media häutig  an  den  Gebirgsbächen  in  den  Thalern  ,  ganz  allein 
für  sich,  die  alpina  kommt  erst  in  höheren  Gebirgen  auf  den  feuch- 
ten steinigen  Waldabfiängen  im  Sleingerölle  vor,  C.  lutetiana  fehlt 
dort,  wie  auch  in  der  Ebene  der  ganzen  Komotauer  Gegend  voll- 
ständig. Ebenso  isolirt  fand  ich  die  intermedia  noch  in  der  Ebene 
am  Fasse  des  Erzgebirges  auf  steinigen  beholzten  Bachufern  in  den 
Dorfschaften.  Auf  dem  Gebirgsrücken,  der  parallel  mit  der  Eisen- 
bahn von  Böhm.-Trübau  gegen  Mähr.-Zwiltau  verlauft,  sah  ich 
ebenfalls  nur  C  intermedia.  Im  Ülbersdorfer  Grund  bei  Landskron 
dasselbe  wie  im  Erzgebirge:  unten  am  Bache  des  Gebirgslhales 
nur  C.  intermedia,  hoher  im  Gebirge  im  Buchenwalde  des  hohen 
Bergabbanges  C.  alpina,  jedoch  keine  C-  lutetiana.  Auf  den  dei- 
höheren  Bergregion  angehörenden  Basallbergen  des  nördlichsten 
Böhmens  wachsen  wohl  C.  intermedia  und  alpina  hin  und  wieder 
in  Gesellschaft  auf  berieseilen  waldigen  Lehnen  ,  aber  stets  ohne 
Begleitung  der  C.  lutetiana.  Leberhaupt  kann  ich  mir  das  Zusam- 
mentreffen dieser  letzteren,  welche  bei  uns  nur  die  niedere  Ebene, 
besonders  die  Auen  der  grosseren  Flüsse  und  die  niedere  Hügel- 
region bewohnt,  mit  C.  alpina  in  Böhmen  gar  nicht  als  möglich 
vorstellen,  dagegen  scheinen  sie  in  der  norddeutschen  Ebene  bis- 
weilen in  Gesellschaft  vorzukommen,  wo  sie  möglicherweise  einen 
Bastart  erzeugen  könnten,    der  wohl    mit  C.  intermedia  Aehnli. :hr 

öesterr.  botaa.  Zeitschrift.   Heft.  2    1  i70  -* 


50 

keit  haben  dürfte,  dessen  Existenz  müsste  aber  erst  besser  als  bis- 
her erwiesen  werden. 

Der  Umstand,  dass  die  Früchte  des  C.  intermedia  so  häufig 
fehlschlagen ,  wird  mit  Unrecht  als  Beweis  der  Hybridität  ange- 
sehen, denn  die  Hybridität  ist  nur  eine  der  möglichen  Ursachen 
des  Fehlschlagens;  speciell  in  diesem  Falle  erklärt  sich  dasselbe 
durch  die  starke  vegetative  Wucherung  der  Rhizoma ,  und  wird 
ebenso  auch  oft  bei   C.  alpina  angetroffen. 

Die  Angabe,  dass  der  Fruchtknoten  der  Circaea  intermedia 
wie  der  der  alpina  einfächerig  sei,  ist  unrichtig.  Jeder  Querschnitt 
zeigt,  dass  er  zweifächerig  ist,  jedoch  bildet  sich  immer  nur  1  Fach 
mit  seinem  Samen  vollkommen  aus,  das  andere  bleibt  kleiner,  sein 
Same  entwickelt  sich  nur  zu  geringer  Grösse  oder  verkümmert 
gänzlich  frühzeitig.  Im  letzteren  Falle  wird  das  leere  Fach  von 
dem  anderen  sich  vergrössernden  zusammengedrückt,  bleibt  aber 
noch  immer  nachweisbar.  Bei  C.  alpina  aber  ist  der  Fruchtknoten 
schon  in  der  Blüthe  vollkommen  ein  fach  er  ig,  das  zweite 
Fach,  welches  bei  den  2  Carpellen  in  der  ersten  Anlage  jedenfalls 
vorhanden  sein  muss,  obliterirt  vollständig.  Daher  die  deulliche 
Asymmetrie  und  schmale  keulenförmige  Form  der  Frucht ,  wäh- 
rend bei  C.  intermedia  die  Asymmetrie  geringer  und  die  junge 
Frucht  meist  breiter,  birnlörmig  erscheint.  Letztere  steht  also  in 
der  Mitte  zwischen  der  einfächrigen  Frucht  der  C.  alpina  und  der 
gleichmässig  zweifächerigen  der  C.  lutetiana. 

Die  Weichstacheln  auf  der  Frucht  sind  bei  C.  intermedia  \ ev- 
hältnissmässig  viel  dichter  und  länger  als  bei  C.  alpina,  sie  errei- 
chen oder  überragen  den  grössten  Querdurchmesser  des  grösseren 
Fruchtfaches,  sind  sehr  weich,  biegsam,  wirre,  und  in  langem  sanf- 
teren Bogen  gekrümmt.  Die  von  C.  alpina  stehen  schütterer,  sind 
viel  kürzer  als  der  Ql,erdurchmesser  des  Fruchtfaches  ,  am  Ende 
nur  kurz  gekrümmt;  bei  der  C.  lutetiana  fast  ebenso  lang  und  ge- 
krümmt wie  bei  C.  intermedia,  aber  zugleich  viel  schütterer,  dop- 
pelt so  breit,  und  starrer,  bei  einer  Varietät  bilden  sie  sich  fast 
gar  nicht  aus.  Woraus  zu  ersehen,  dass  die  Bekleidung  der  Frucht 
der  C.  intermedia  keineswegs  ganz  die  Mitte  hält,  wie  vom  Bastart 
zu  erwarten  wäre. 

Aus  der  Fruchtbildung  insbesondere  im  Vereine  mit  den  son- 
stigen ziemlich  zahlreichen,  bekannten  Bildungsverschiedenheiten, 
deren  Variation  nie  so  gross  ist,  um  die  Gränze,  zwischen  C.  inter- 
media und  jeder  der  beiden  anderen  Arten  zu  verwischen  schliesse 
ich,  dass  erstere  eine  wahre  intermediäre  Art  ist,  dergleichen 
auch  in  anderen  Gattungen  nachweisbar  sind  ,  eben  so  wie  inter- 
mediäre Racen  und  Varietäten.  Es  wäre  ebenso  voreilig  sie  mit 
den  Formen,  die  sie  verbindet,  in  eine  Art  zusammenzuziehen,  als 
sie  ohne  weiters  für  Bastarte  auszugeben. 

8.  Melilotus  macrorhizus  Koch  et  Aut.  recent. ,  nämlich  die 
Art,  welche  gegenwärtig  allgemein  so  genannt  wird,  ist  keines- 
wegs   die    gleichnamige    Pflanze    Persoon's    oder    das    Trifolium 


51 

macrorhizum  Waldst.  et  Kit.  Dass  die  beiden  letzteren  identisch 
sind,  folgt  daraus,  dass  Persoon  (Synopsis)  die  Waldstein-Kitai- 
bel'schen  Merkmale  einfach  wiedergibt ,  wahrscheinlich  ohne  die 
Pflanze  selbst  gesehen  zu  haben.  In  den  Desc  ription  es  et 
Icones  plantarum  rariorum  Hungariae  werden  3  Arten  Me- 
lilotus  (als  Trifulia)  beschrieben  und  abgebildet ,  nämlich  Trifo- 
lium macrorhizum  t.  26,  T.  dentatum  t.  42,  und  T.  palttstre  t.  266. 
Koch  hat  nun  die  erste  und  drille  Art  unler  Melilotus  macrorhi- 
zus  Pers.  vereinigt,  und  Neil  reich  bemerkt,  sie  seien  kaum  als 
Varietäten,  viel  weniger  als  Arten  verschieden.  Das  Trifolium  ma- 
crorhizum wurde  nämlich  von  Koch,  dem  die  Neueren  gefolgt 
sind,  auf  eine  allerdings  schwache  Varietät  mit  deutlich  und  scharf 
gesägten  Blättchen  von  derselben  Art  gedeutet,  zu  welcher  das 
Trif.  palustre  VV.  K.  als  zweite  Varietät  mit  schwachgesägten,  ober- 
wärts  fast  ganzrandigen  Blättchen  gehört1).  Das  letztere  hat  Koch 
richtig  gedeutet,  das  erstere  ganz  falsch,  wie  ich  gleich  zeigen 
werde.  Das  im  Herbar  des  Grafen  Waldstein  im  Prager  Museum 
aufbewahrte  Originalexemplar  von  Trifolium  macrorhizum,  dess- 
gleichen  ein  anderes  in  des  Grafen  C.  Sternberg  Herbar,  wel- 
ches dieser  laut  eigenhändiger  Anmerkung,  vom  Grafen  Waldstein 
erhalten  halle:  beide  gehören  bestimmt  zu  Melilotus  dentalus 
als  dessen  mehr  schmalblättrige  Varietät  mit  schwachgezähnlen 
Nebenblättern  ,  die  nämlich  nur  einen  pfriemlichen  Zahn  (mitunter 
auch  zwei  solche),  auf  der  äussern  Seite  besitzen,  und  mit  nur 
lsamigen  Hülsen.  Das  eigentliche  Trifolium  dentatum  W.  K.  stellt 
dagegen  eine  sehr  feiste  und  robuste  Varietät  mit  sehr  breiten, 
sehr  scharf  gesägten  Blättchen  und  vielzähnigen  Nebenblättern  und 
2samigen  Hülsen  dar,  und  ein  Originalexemplar  in  Graf  Stern- 
berg's  Herbarium  ist  genau  die  abgebildete  Pflanze.  Diese  beiden 
Formen-Varietäten,  obwohl  von  ziemlich  verschiedenem  Aussehen 
(auf  den  Tafeln  ist  die  habituelle  Verschiedenheit  noch  vergrösserl), 
sind  doch  nicht  als  Arten  zu  trennen;  in  Böhmen  kommt  meistens 
nur  T.  macrorhizum  oder  annähernde  mittlere  Formen  vor,  das 
eigentliche  T.  dentatum  nur  sehr  selten.  Demnach  besteht  Me- 
lilotus dentalus  (Pers.  ampl.)  aus  den  Varietäten  «.  genuinus 
iMel.  dentata  Pers.,  Trifolium  dentatum  W.  Kit.)  und  ß.  macro- 
rhizus  (Pers.  spec,  Trifolium  macrorhizum  W.Kit.)  Für  die  Art 
ist  der  Beiname  dentalus  beizubehalten  ,  einmal ,  weil  sie  unter 
diesem  Namen  bereits  allgemein  verstanden  wird,  und  dann  auch, 
da  er  besonders  passend  ist;  nicht  nur  wegen  der  gezähnten 
Nebenblätter,  sondern  auch  wegen  der  sehr  reich-  und  scharf  be- 


*)  Hier  ist  abermals  die  Ungenauigkeit  im  Citiren  des  Autors  zu  bemer- 
ken. Melilotus  macrorhiza  Pers.  wird  für  die  gesammte,  erweil erte  Art  ge- 
braucht, Trifolium  macrorhizum  aber  nur  zur  var.  cc)  genuina  citirt,  während 
doch  beide  Namen  genau  identisch  sind.  Man  sollte  darnach  glauben,  dass 
schon  Pers.  die  Zusammengehörigkeit  d<  r  Trifolium  macrorhizum  und  palustre 
angenommen  und  beide  unter  Melilot.  macrorhiza  begriffen  hat,  was  doch  erst, 
auf  Koch's  Rechnung  kommt. 

4* 


zahnton  Blattränder.  Dieser  lässl  bei  gleicher  Länge  mit  dem  Blatt- 
rande jeder  unserer  übrigen  Arten  doppelt  so  viel  Zähne  zählen 
und  noch  mehr.  Bei  allen  Arten  verlaufen  nämlich  die  Seiten- 
nerven des  Blättchens  vom  Mittelnerven  meist  einfach  zum  Blatt- 
rande, um  in  einen  Zahn  einzutreten,  bei  M.  dendatus  nur  theilt 
sich  fast  jeder  Nerve  gabelig  und  schickt  ein  Seiten kstchen  in 
einen  meist  kürzeren  Nebenzahn,  so  dass  am  Rande  meist  kürzere 
und    längere  aber    stets    scharfe  Zähnchen  abwechseln. 

Obwohl  bei  der  Identität  der  beiden  Exemplare  des  Trifol. 
macrorhizum  in  Graf  Waldstein's  und  Graf  Slernberg's  Herbar 
eine  sonst  etwa  zu  besorgende  Verwechselung  der  Pflanze  mit  der 
scheda  gar  nicht  anzunehmen  ist,  so  will  ich  doch  auch  noch  aus 
der  Abbildung  und  Beschreibung  den  Nachweis  für  die  Richtigkeit 
meiner  Mittheilung  führen.  Die  Tab.  26  ist  nicht  besonders  gelun- 
gen zu  nennen  ,  so  z.  B.  wurden  die  Nebenblätter  gar  nicht  ge- 
zeichnet und  die  Blauer  theilweise  in  unmögliche  Siellangen  ge- 
bracht, daher  nicht  zu  wundern  ist,  dass  auch  manches  andere 
weniger  nali'.rgemäss  ausgefallen.  Doch  ist  sie  noch  immer  gut  ge- 
nug, um  in  der  Abbildung  die  Mel.  dentata,  und  nicht  die  macro- 
rhiza  Koch  erkennen  zu  lassen.  In  der  Blüthenanalyse  ist  die 
Fahne  bedeutend  kürzer  als  Flügel  und  Kiel,  die  ganzen  Corollen, 
obwohl  im  Verhältniss  zur  ganzen  Pflanze  etwas  zu  gross  ausge- 
fallen, sind  verhältnissmässig  kürzer  als  die  des  Trif.  palustre  auf 
Ta'f.  266,  deren  Theile  dort  gut  im  Verhältniss,  nämlich  etwa  gleich 
lang,  gezeichnet  sind;  die  Farbe  hellgelb  (auf  Tab.  266  goldgelb 
in's  Orange);  die  Blattzähne,  obwohl  nicht  ganz  richtig,  sind  doch 
viel  zu  dicht  und  fein,  um  dein  Mel.  macrorhizus  Koch  auch  in 
der  scharfgesägtblätlrigen  Form,  angehören  zu  können,  der  Stengel 
ist  geröthet  (wie  auch  bei  Trif.  dentatum  Tab.  42)  was  wohl  öfters 
bei  M.  dentatus ,  nicht  aber  meines  Wissens  bei  M.  macrorhizus 
Koch  vorkommt.  Ob  die  Wurzel  des  M.  dentatus  so  dick  und  gross 
zu  sein  pflegt ,  als  da  gezeichnet ,  habe  ich  verabsäumt  loco  zu 
untersuchen,  die  des  macrorhizus  Koch  fand  ich  nie  derart,  was 
auch  Neil  reich  bestätigt.  Im  Texte  spricht  noch  die  Stelle  für 
Melilotus  dentatus,  wo  es  bei  Trifolium  palustre  heisst ,  das- 
selbe sei  doppelt  so  hoch  als  T.  macrorhizum,  während  doch  Mel. 
macrorhizus  Koch  gewöhnlich  alle  anderen  Arien  an  Höhe  über- 
trifft; ferner  das  Vorkommen:  „locis  subsalsis,"  während  M.  ma- 
crorhizus Koch  auf  gewöhnlichem  Wiesenboden  wächst,  und  ich 
ihn  nie  an  Salzstellen  in  Gesellschaft  des  M.  dentatus  gesehen 
habe.  Die  übrige  Beschreibung  ist  ziemlich  indifferent;  nur  beiden 
„stipulae  subulatae  in  te  gerrima  e  ,  inferiores  tarnen  hinc  dente 
subulato  instruetae,"  passt  der  Ausdruck  „integerrimae,"  den  Koch 
vor  allem  für  massgebend  gehalten  haben  muss,  nicht  auf  Melilotus 
dentatus.  Der  zweite  Theil  dieser  Phrase  passt  aber  doch  besser 
auf  die  in  Originalexemplaren  vorliegende  Varietät,  als  auf  M  macro- 
rhizus Koch,  denn  an  diesem  sind  die  Nebenblätter  durchwegs 
ganz  räudig,  nur  bisweilen  die  untersten    mit  1 — 2    unbedeutenden 


53 

kurzen  Zälinchen  versehen,  die  Aulores  der  Plantae  rariores  sagen 
aber,  dass  die  unteren  Nebenblätter  (nicht  nur  bisweilen  ,  sondern 
überhaupt,  also  regelmässig}  auf  einer  Seite  mit  einein  pfrieinli- 
chen  Zahne  versehen  sind.  Jedoch  ist  an  den  besagten  Original- 
exeuiplaren  der  Zahn,  obwohl  kleiner,  auch  an  den  oberen  Neben- 
blättern vorhanden,  ja  hin  und  wieder  auch  2  Zähne  ,  daher  muss 
ich  annehmen  ,  dass  ihn  die  Autoren  nur  übersehen  haben ,  was 
neben  anderer  Ungenauigkeiten  wohl  glaublich  ist,  —  Möchte  doch, 
zu  weiterer  Bestätigung-  des  hier  Mitgelheüten ,  auch  in  Kitai- 
bel's  Herbar  von  kompetenter  Seite  das  Trifolium  macrorhizuiu 
eingesehen  werden! 

Für  Melilotus  macrorhizus  Koch  müsste  der  Name  Melilotus 
palustris  (oder  palustra)  bei  Schul  tes  (in  Oesterreichs  Flora  1814), 
dem  Trif.  palustre  W.  K.  nachgebildet,  gebraucht  werden  ,  obwohl 
er  zunächst  nur  die  Form  mit  schwachgezahnten  Blättchen  bedeu- 
tet, wenn  nicht  noch  ein  anderer  Name  vor  diesem  die  Priorität 
besässe.  Thouillier  (in  Flore  de  Paris  An.  VII,  i.  e.  1799)  hat 
neben  Melilotus  officinalis  und  M.  alba  (in  Uebereinslimmung  mit 
Decrousseaux  in  Lam.  Encycl.  T.  IV,  An.  IV,  i.  e.  17 Oft)  noch 
die  Melilotus  altissima  mit  dem  Citat:  M.  vulgaris  altissiiha  fru- 
tescens  flore  tuteo  Tournef.  Inst.,  ferner:  Vaillant  Botau.  Paris, 
p.  125.  Bei  Vaillant  steht,  als  hierher  citirt:  Melilotus  siliquis 
longioribus  acutis  Tournef.  sive  M.  procera  siliquis  longioribus 
H.  R.  Bl.  mit  der  Angabe:  sa  silique  a  pres  de  3  lignes  de  longue, 
eile  est  noire,  ridee  etc.  Thouillier  sagt  noch:  Habitat  in  silvis, 
flores  lutei.  —  Unzweifelhaft  ist  diese  M.  altissima  die  Bf.  macro- 
rhiza  Koch;  sie  findet  sich  auch  bei  Loiseleur  (Flora  gallica 
1S07)  als  Trifolium  altissimum,  und  wird  auch  bereits  von  Gre- 
nier  (jedoch  ungenau  als  M.  altissima  Lois.)  und  von  Cosson 
et  Germain  zu  Melilotus  macrorhiza  Koch  als  Synonym  citirt. 
Eine  vom  Grafen  C.  Sternberg  1815  kultivirte  9Bt.  altissima 
Thouill.,"  die  derselbe  ohne  Zweifel  aus  französischen  Samen 
gezogen,  ist  auch  richtig  diese  Art.  Mel.  altissima  Schult  es 
(Oeslerr.  Fl.  1814)  dagegen  hat  weisse  Blülhen  und  wird  von  Steu- 
del  (Nomenklatur  botau.)  zu  M.  alba  gezogen,  doch  wird  auch 
Thouillier  unrichtig  als  Autor  neben  Schultes  citirt.  Eine  M. 
gigaittea  Rucuel  aus  Ungarn  in  scheda,  weicht  auch  ganz  gewiss 
eine  M.  alba  ist,  wird  wohl  dieselbe  Pflanze  sein ,  wie  die  von 
Schultes  (II.  p.  346)  angeführte  ungarische.  Selbst  wenn  ich  nicht 
nachgewiesen  hätte,  dass  Trifolium  macrorhizum  W.Kit,  zu  Mel. 
dentatus  gehört,  so  ist  doch  dieses  Trifolium  erst  1802  und  Meli- 
lotus macrorhiza  Pers.  sogar  erst  1807  publizirt  worden;  lolglich 
hat  Melilotus  altissima  Qo der  altissimus~)  Thouill.  die  Priorität  in 
jeder  Hinsicht,  und  es  ist  nur  zu  wundern,  dass  z.B.  Grenier 
den  deutschen  Botanikern  gegenüber  die  Priorität  seines  Lands- 
mannes nicht  wieder  hergestellt  hat.  Zudem  ist  dieser  Name  recht 
passend  und   hat  vorlinne'sche  Antiquität  für  sich. 


54 

Zu  M.  altissi/nus  mag  dann  M.  palustre  S  eh  u  lies  als  Varie- 
tät gezahlt  werden.  Noch  will  ich  bemerken,  dass  im  Herbar  des 
Grafen  Waldstein  das  Trifol.  palustre  nicht  unter  diesem  Namen 
vorliegt,  sondern  als  „Trifolium  Melüotus  banatica  Nova  Spec.  ex 
Banatu.«  Wahrscheinlich  war  diess  die  erste  Benennung,  die  dann 
bei  der  Edition  des  Werkes  mit  Trifol.  palustre  verlauscht  wurde. 

Prag,  im  November  1869. 


Nachtrag  zur  Flora  der  Basaltformation  in  der  Gegend 
von  Münchengrätz. 

Von  W.  J.  Sekera. 

Nach  Absendung  meines  Aufsatzes  (Oesterr.  botan.  Zeilschr. 
1869.  S.  209),  erinnerte  ich  mich  einer  Abhandlung  des  Hrn.  v. 
Frauenfeld  in  den  Verhandl.  d.  k.  k.  z.  b.  G.  1868,  pag.  158, 
enthallend  zoologische  Miscellen,  worüber  ich  damals  den  jetzigen 
Nachtrag  einsandte  —  jedoch  et  ging  auf  dem  Postwege  verloren. 

Ich  erwähnte  des  Trifolium  montanum  L.  als  wie  eines  vivi- 
paren  und  finde  in  den  genannten  Miscellen  diese  Erscheinung  als 
von  einer  gallenarligen  Missbildung  abslammend.  Selbe  rührt  von 
der  Gattung  Apion  her,  (eines  Rüsselkäfers  J  und  zwar  von  A.  fagi. 
Ich  fand  von  diesem  monströsen  Trifolium  eine  Unzahl  von  Ex.  u. 
nahm  ihrer  auch  eine  ziemliche  Quantität  mit.  Diese  Erscheinung 
stimmt  auch  mit  der  Beschreibung  in  den  Miscellen  genau  überein, 
denn  man  findet  in  den  Blülhenköpfen  von  T.  montanum  die  ein- 
zelnen Blülhen  in  grösserer  oder  geringerer  Zahl  verdickt,  so  dass 
das  ganze  Köpfchen  eine  knollig  verhärtete  Masse  darstellt,  in 
welches  jede  solche  verdickte  Blütlie  die  Kammer  für  den  Bewoh- 
ner, die  Larve  dieses  Rüsslers  bildete.  Dieselben  Larven  fand  v. 
Frauenfeld  auch  in  den  Blüthenköpfen  des  T.  pratense,  jedoch 
ohne  Erzeugung  einer  Missbildung. 

So  kommen  auch  andere  Arten  der  Galtung  Apion  als  Miether 
vor,  z.  B.  Apion  loti  Kirby  in  den  Früchten  von  Dorycnium  her- 
baceum  Vi  11.,  Lotus  corniculatus  I*,  ferner  Apion  Schmidtii  Mil- 
ler an  den  Blüthen  des  Astragalus  austriacus  L.  ,  deren  ich  eine 
Menge  auf  der  Exkursion  in  der  Gegend  des  Berges  „Rip"  (Georgi- 
berg)  an  Rainen  fand,  jedoch  eine  Missbildung  vielleicht  übersehen 
habe.  Dann  Ap.  carduorum  Kirby,  in  den  Achseln  der  Zweige 
von  Carduus  acanthoides  L.  und  meiner  Ansicht  nach  wohl  auch 
in  dem  Torus,  wie  es  fast  bei  allen  Blüthenköpfen  des  Dipsacus 
silvestris  Mi  11.  im  Herbste  zu  finden  ist.  Ob  es  dieselbe  Art  ist, 
bleibt  noch  in  Frage ,  eher  könnte  es  ein  Centorhynchus  trima- 
culata  F.  sein,  —  doch  diesen  fand  v.  Frauen  leid  in  dem  Wur- 


zelhalse  dieser  Kratzdistel.  Diese  Larve  aus  dein  Fruchtboden  des 
D.  silcestris  hat  in  manchen  Gegenden  einen  grossen  Werth  als 
Specificum  gegen  den  hohlen  Zahnsehmerz  und  es  werden  dazu  die 
Larven  im  Mandelöle  aufbewahrt.  Beim  Anwenden  zerdrückt  man 
zwischen  dem  Daumen  und  dem  Zeigefinger  diese  Larve,  schmiert 
sie  in  den  hohlen  Zahn  und  gleicherzeit  drückt  man  den  Zahn 
sammt  dem  Zahnfleische  ziemlich  kräftig.  Natürlich  darf  die  lei- 
dende Person  die  eklige  Manipulation  nicht  sehen  und  der  Ver- 
fasser überzeugte  sich  selbst  in  vielen  Fallen  ,    wo  diese  Cur  half. 

So  kommt  in  den  Wurzeln  von  Centaurea  paniculata  L.  und 
bei  Onopordon  Acanthium  L.  der  Apion  Onopordi  Kirby  vor  und 
meiner  Ansicht  auch  bei  der  häufigeren  C.  maculosa  Lain.  und 
höchstwahrscheinlich  auch  bei   C.  Jacea,  axillaris  und  Phrygia. 

Die  Samenglocken  von  Reseda  lutea  L.  beherbergen  nicht 
selten  den  Urodon  rufipes  F.,  bei  R.  luteola  kommt  in  den  ßlü- 
then  U.  suturalis  F.  vor. 

Auf  den  nicht  blühenden  Stöcken  von  Saponaria  officinalis  L. 
lebt  Cassida  margaritacea  F.,  wo  die  Larve  das  Parenchym  der 
Blätter  zur  Nahrung  hat. 

Ebenso  muss  die  Anomalie  bei  der  Asperula  galioides  M.  B., 
die  unter  dem  T.  montanum  gefunden  wurde ,  ebenfalls  durch 
irgend  einen  Miether  verursacht  worden  sein. 

Durch  diese  Beispiele  ist  es  ersichtlich,  dass  Botaniker,  denen 
das  tückische  finanzielle  oder  anderweitige  Geschick  nicht  erlaubt, 
kostspielige  oder  weite  Exkursionen  zu  machen,  immerhin  in  jhrer 
Gegend  genug  Stoff  zu  derlei  physiokratischen  Studien  finden.  Was 
nützen  einem  Botaniker  voluminöse  ,  die  ^immer  überfüllende  Her- 
barien, die  er  nicht  zeitweilig  durchsehen  kann,  um  sie  vor  Ver- 
derben zu  schützen.  Man  setze  sich  lieber  eine  Grenze  vor  und 
gewiss  wird  man  mehr  Vergnügen  an  dieser  kleineren  Pflanzen- 
monarchie finden. 

Mün che  ngrä  t  z,  den  22.  November  1869. 
~x>*~ 

Botanische  Erinnerungen  an  Mondsee. 

Von  G.  C.  Spreitzenhofer. 

Gelegentlich  einer  kleinen  Erholungsreise,  die  ich  zu  Ende 
des  Juli  1869  nach  Oberösterreich  machte,  besuchte  ich  auch 
Mondsee,  besonders  um  Herrn  Rudolf  Hinterhub  er,  den  Ver- 
fasser  des   Prodromus  von  Salzburg  persönlich   kennen   zu   lernen. 

Da  ich  Hrn.  Hinter  hu  her  zufällig,  als  ich  ihn  von  Unterach 
aus  besuchen  wollte,  in  Gesellschaft  alldort  fand,  so  machten  wir 
noch  an  demselben  Tage  Nachmittags  vereint,  die  Tour  von  Un- 
terach nach  Mondsee.    Auf  diesem  Wege  beobachtete  ich  am  Aus- 


56 

flusso  des  Sees  bei  Innersehwand  eine  Wasserpflanze,  in  der  ich 
Potamogelon  gramimus  zu  erkennen  glaubte.  Die  Hander  des  Sees 
längs  der  Strasse  von  Innersehwand  nach  Mündsee  sind  mit  Wei- 
den und  Erlen  oft  dicht  besäumt,  in  deren  Schatten  Tausende  von 
Spiraea  Ulmarid  var.  discolor  a.  concalor  und  Lythvum  Salicaria  L. 
prangen,  ferner  Trifolium  agrarium  L.   und  Centaurea  Scabiosa  L. 

Die  seichten  Seeufer  bei  Mondsee  selbst,  bergen  an  mehreren 
Stellen  z.  B.  schon  am  Ausgange  der  Lindenallee,  sowie  beim 
Königsbade,  desgleichen  in  der  Richtung  gegen  Schärfing  häufig 
Nuphar  luteum  S  m.,  sowie  an  mehreren  Stellen  Nymphaea  alba  L., 
'welche  sogar  in  einem  Abzugsgraben,  der  in  den  See  in  der  Nähe 
des  Gasthauses:  Kaltenbrunner  Keller  ausmündet,  vorkommt,  und 
zwar  in  der  Form  var.  ß.  minor.  Bei  diesem  Gaslhause  sind  die 
Ufer  sehr  seicht,  daher  mit  Rohr  dicht  bewachsen,  die  sie  be- 
grenzenden Wiesen  mehr  oder  weniger  nass,  der  Boden  moorerdig. 
Im  Rohr  daselbst  massenhaft  Ranunculus  Lingua  L.,  auf  der  Wiese 
Ranunculus  flamula  var.  reptans,  ein  kleiner  Entwässerungsgraben 
ganz  ausgefüllt  mit  Blättern  von  Meng  an  thes  trifoliala  L.  Auf  einer 
zweiten  Wiese,  deren  Vegetation  g"anz  den  Typus  einer  echten 
Moorwiese  trug,  sammelte  ich  Eriophorum  latifolium,  Aspidium 
Thelypteris.  Epipactis  palustris,  Gentiana  asclepiadea,  Cirsium  ole- 
raceum.  Salix  reperts  etc.  Auf  minder  moorhältigen  Wiesen  am 
Ausgange  der  Lindenallee  rechts  massenhaft  Angelica  sylvestris, 
Polygonum  Bistorta,  Epilobium  parviflorum  Schreb.  und  roseum 
S  chreb.  etc. 

Auf  den  26.  und  27.  wurde  eine  Partie  auf  die  Schafberg- 
gruppe von  Herrn  Hintern  über  angeregt,  und  auch  glücklich  in 
grösserer  Gesellschaft  ausgeführt.  Von  Mondsee  den  26.  zeitlich 
Früh  aufbrechend,  fuhren  wir  an  der  Drachenwand,  dem  klassischen 
Standorte  der  Primula  spectabilis  Tratt.  und  des  Thalictrum 
saxatile  S  ch  ei  eh.  vorüber,  nach  Scharfling,  von  dort  begaben  wir 
uns  zu  Fuss  durch  eine  imposante  Bergschlucht  nach  Hüttenstein, 
einem  fürsll.  Vrede'schen  Schlosse;  unweit  dessen  der  tiefgrüne 
Krölten-See  liegt,  in  dem  ich  Nuphar  luteum  blühend  sah. 

Alsbald  erreichten  wir  Winkl,  eine  Ortschaft  am  nord west- 
lichen Ufer  des  Wolfgang-Sees,  wo  ein  Kahn  gemiethet  wurde, 
und  fröhlich  steuerten  wir  gegen  Set.  Wolfgang,  ohne  es  zu  ver- 
säumen, bei  der  Falkenstein  wand  das  herrliche  Echo  mit  Rufen 
und  Büchsenschüss  zu  wecken.  Nach  der  in  Set.  Wolfgang  übli- 
chen Besichtigung  der  Kirche  und  getroffener  Verproviantirung  ging 
es  aufwärts,  jedoch  in  der  dem  gewöhnlichen  Schafbergwege  ent- 
gegengesetzten Richtung,  nämlich  immer  rechts  ansteigend  auf 
die  Sommer  au  er-  und  successive  Vormaueralpe. 

Die  höher  gelegenen  Waldpartien  hinter  Set.  Wolfgang  ber- 
gen in  Menge  Gentiana  cruciata  und  germanica.  In  der  Verfolgung 
des  Weges  begann  Carduus  deßoratus  schon  seine  Vorposten  aus- 
zusenden, und  wurde  immer  häufiger  je  mehr   wir  uns  der  alpinen 


57 

Grenze  näherten,  so  auch  Crepis  paludosa,  Hieracium  saxatile  und 
Belonica  Alopecuros. 

Die  interessanteste  Oertlichkeit,  die  wir  an  diesem  Tage  pas- 
sirten,  sind  aber  jene  Abstürze,  welche  zwischen  der  Sommer- 
aueralpe  und  der  Vorniaueralpe  liegen  und  zwar  gegen  Nord- 
osten bereits  in  der  Krummholzregion.  Loose  Felsblöcke  mit 
Krummföhren  und  alpinen  Weiden  überwachsen,  bergen  eine  Fülle 
von  Pflanzen,  die  selbst  einen  Nichtbotaniker  entzücken  würden. 
Alldort  sammelte  ich  nebst  mehreren  früher  schon  angeführten 
noch:  Hieracium  villosum,  H.  murorum,  alpine  Formen,  H.  saxatile, 
Crepis  paludosa  Mönch.,  Crepis  alpestris  Tausch,  Arabis  alpina, 
Saxifraga  Aizoon,  Draba  aizoides,  Epilobium  alpestre,  Campanula 
Scheuchzeri,  Daphne  Mezereum,  Salix  myrsinites,  reticulata,  arbu- 
scula,  Rhododendron  hirsutum,  Aspidium  Lonchitis,  A.  aculeatum, 
Cystopteris  fragilis,  Selaginelfa  spinulosa. 

Auf  dem  alsbald  erreichten  Plateau  der  Vormaueralpe, 
auf  welchem  mehrere  Alpenhülten  stehen,  befinden  sich  mehrere 
trichterförmige  Gruben,  dieselben  sind  regelmässig  mit  bäumchen- 
arligen  Exemplaren  von  Daphne  Mezereum  besetzt,  sowie  in  deren 
Spalten  Blechnum  Spicant  und  Aspidium  rigidum  wucherten,  dage- 
gen aber  nur  wenige  Exemplare  von  Gentiana  pannonica  ihr  küm- 
merliches Dasein  fristeten. 

Als  eine  Eigenlhümlichkeit  der  Vormaueralpe  muss  ich  er- 
wähnen, dass  ich  all  dort  jenen  Pflanzenschmuck,  welcher  für 
unsere  öslerr.  Alpenwirthschaften  so  charakteristisch  ist,  gänzlich 
vermisste,  nämlich  das  oft  massenhafte  Auftreten  von  Aconiten, 
Veratrum  album,  Rumex  alpinus  u.  a.,  welche  unsere  Sennhütten 
oft  wie  mit  Vorgärten  schon  weithin  umsäumen,  und  gewiss  bei 
plötzlich  eingelretenem  starken  Nebel  manchem  Wanderer  schon 
die  Anwesenheit  des  heissersehuten  Zieles  verkündeten. 

Da  bald  nach  unserer  Ankunft  in  der  Alpenhütte  Kegenwelter  ein- 
trat, so  mussten  wir  den  Nachmittag  auch  d.aselbst  zubringen.  Nachts 
schliefen  wir  auf  dem  Heuboden.  Zeitlich  früh  schon  durch  der  mürri- 
schen Sennerin  Schaffen  und  Walten  aus  unserer  Ruhe  geweckt,  klet- 
terten wir  wieder  von  unserer  erhabenen  Schlafstelle,  um  nach  ein- 
genommenem Frühstücke  alsogleich  die  nehellosen  Momente  be- 
nützen zu  können,  welche  uns  nothwendig  waren,  um  unser 
ferneres  Reiseziel  bemerken  zu  können.  Sueeessive  heiterte  sich 
der  ganze  Horizont  aus,  der  Attersee  erglänzle  bald  hierauf  wohl 
noch  theilweise  in  Wolken  gehüllt,  und  fröhlich  ging's  in  nordöst- 
licher Richtung  gegen  das  Schafberglhörl,  welches  wir  auch  bota- 
nisirend  in  circa  2  Stunden  erreichten.  Der  Weg  dorthin  birgt  jene 
klassische  Stelle,  wo  Hieracium  Hinterhuberi  Schultz  Bip.  steht. 
Leider  war  wohl  der  abnorm  warme  Frühling  Schuld,  dass  wir 
trotz  eifrigstem  Suchen  kein  blühendes  Exemplar  mehr  finden 
konnten.  Von  jenem  Standorte  aufwärts  stets  sich  links  immer  am 
Abstürze  der  Felsenwände  haltend,  gelangten  wir  den  kralerförmigen 
Mönchsee  rechts  in  der  Tiefe  liegenlassend,  zum  Schafberglhörl 


58 

(5240'.)  Diese  Strecke  bildete  diesmal  (27.  Juli  1869)  die  loh- 
nendste Ausbeute,  ich  sammelte  alldort:  Hieracium  villosum,  Aco- 
nitum Lycoctonum,  Achillea  millefolium  flore  rosea,  Carduus 
Personata,  Cirsium  eriophorum  (noch  nicht  aufgeblüht),  Digitalis 
ambigua,  Aster  alpinus,  Crepis  blattarioides  massenhaft,  Epipactis 
rubiginosa,  Heracleum  austriacum  etc. 

Beim  Schafbergthörl  selbst,  von  wo  man  den  tiefernsten 
Mönchsee  gegen  Süden  diesseits  des  Kammes  aber  den  Grünn- 
See  gegen  Nordwesten  zu  seinen  Füssen  liegen  sieht,  sam- 
melte ich  besonders  und  zwar  auf  der  Seite  gegen  den  Mönchsee 
zu:  Senecio  Doronicum  sehr  häufig,  jedoch  meist  schon  verblüht, 
ferner  Gypsophila  repens,  Rhododendron  hirsutum,  auf  der  Seite 
gegen  den  Grünn-See  zu  massenhaft  Rhododendron  Chamaecistus, 
Saxifraga  Aizoon,  Dryas,  octovetala  Pyrola  secunda,  Selaginella 
spinulosa,  Achillea  atrata  u.  m.  A. 

Vom  Schafbergthörl  wendeten  wir  uns  abwärts  stets  rechts 
haltend,  den  lieblichen  Grünn-See  in  der  Tiefe  zu  unserer  Linken 
liegen  lassend,  zur  Kasperllei  ten- Alp  e,  auf  dem  Weg  dorthin 
fand  ich  nebst  Fruchtexemplaren  von  Anemone  alpina  und  herrlich 
blühendem  Rhododendron  hirsutum,  auch  und  zwar  gar  nicht  selten 
Rhododendron  intermedium. 

Der  Verlauf  des  weiteren  Weges  von  der  Kasperlalpe,  bei 
deren  freundlichen  Sennerin  Mittagsmahl  und  Rast  gehalten  wurde, 
und  von  wo  aus  eine  herrliche  Fernsicht  auf  den  Aitersee  sich 
dem  Auge  darbietet,  bot  wenig  botanisch  Interessantes  mehr  ausser 
Formen  von  Hieracium  praealtum,  welche  ich  am  Wege  durch  die 
Eisenau  noch  sammelte.  Um  circa  4  Uhr  Nachmittags  langten  wir 
wieder  in  Scharfling  an. 

Wien,  1.  November  1869. 


Literaturberichte. 

Nitschke,  Dr.  Th.,  Pyrenomycets  germanici.  Zweite  Liefe- 
rung. Breslau.  1870.  S.  161—320. 

Die  neueste  im  Jahre  1867  erschienene  Lieferung  ist  in  die- 
ser Zeilschrift,  1867,  S.  187,  von  mir  angezeigt  worden.  Hier  wird 
die  Gattung  Valsa  mit  71  Arten  fortgesetzt  und  beschlossen,  wor- 
auf 64  Arten  der  neu  aufgestellten  von  Valsa  vorzüglich  durch 
mehrzellige  Sporen  (I.  Lieferung,  p.  110  im  Conspectus  generum 
der  Valseen)  unterschiedenen  Gattung  Diaporthe  folgen.  Die  erste 
Lieferung  brachte  unter  128  Arten  26  neue,  also  20,  die  zweite  bringt 
unter  135  Arten  61  neue,  also  45!  Perzent,  ein  Steigen  um  19 
Perzent,  was  dem  Verfasser  selbst  bedenklich  erscheint,  indem  er 
bei  Diaporthe  bemerkt,  dass  die  leichte  Vergänglichkeit  des  Stro- 
mas,    verbunden    mit    der    Beschränkung    der    meisten   Arten    auf 


5«J 

bestimmte  Substrate  für  diese  ein  seltenes  Vorkommen  (bedingen, 
welcher  letzterer  Umstand  und  das  geringe  Gewicht,  das  man 
meist  auf  das  Substrat  legte,  bei  den  sehr  ungenügenden  Beschrei- 
bungen zu  grosser  Unsicherheit  und  zahlreichen  Verwechslungen 
in  der  Bestimmung  bereits  unterschiedener  Spezies  führte.  Berück- 
sichtige man  diess,  so  wie  dass  ganze  Formenreihen,  wie  sie  z.  B. 
unter  Sphaeria  spiculosa  verstanden  zu  werden  pflegen,  bei  grosser 
habitueller  Aehnlichkeit  ohne  sorgfältige  Untersuchung  und  Ver- 
gleichung  nicht  auseinander  zu  halten  seien,  so  werde  man  ihm 
hoffentlich  bezüglich  seiner  zahlreichen  „neuen  Arten"  nicht  mit 
allzu  grossem  Misstrauen  entgegen  kommen. 

Hohenbühel-Heufler. 

„Die  technisch  verwendeten  Gummiarten,  Harze 
und  Balsame.  Ein  Beitrag  zur  wissenschaftlichen  Be- 
gründung der  technischen  Waarenkunde."  Von  Dr.  Julius 
Wiesner,  a.  o.  Professor  am  k.  k.  polytechnischen  Institute  zu  Wien. 
Erlangen.  Verlag  von  Ferdinand  Enke  VIII.  und  205  Seiten. 

Der  Verfasser,  weiteren  Kreisen  besonders  durch  seine  „Ein- 
leitung in  die  technische  Mikroskopie"  bereits  rühmlich  bekannt, 
versucht  in  dem  vorliegenden  Buche  die  technisch  verwendeten 
Gummiarten,  Harze  und  Balsame  monographisch  zu  bearbeiten.  Die 
Wahl  dieses  Stoffes  muss  als  eine  äusserst  glückliche  bezeichnet 
werden.  Jeder  mit  der  einschlägigen  Literatur  Vertraute  wird  die 
Notwendigkeit  einer  kritischen  Durchsichtung  und  Verarbeitung 
der  zahlreichen  Arbeiten  über  diesen  Gegenstand  oft  genug  em- 
pfunden haben.  Die  Schwierigkeiten  waren  allerdings  nicht  geringe, 
schon  deshalb,  weil  der  Natur  des  Gegenstandes  nach,  der  zu  be- 
handelnde Stoff  gleichmässig  vom  Gesichtspunkte  des  Chemikers 
und  des  Botanikers  aus  bewältigt  werden  musste.  Dass  dev  Ver- 
fasser sich  des  thäligen  Beistandes  von  Hlasiwetz,  aus  dessen 
Feder  das  vortrefflich  geschriebene  Kapitel  „zur  Chemie  der  Harze11 
fioss,  versicherte,  ist  unter  diesen  Umständen  für  den  wissenschaft- 
lichen Werth  der  Arbeit  von  hoher  Bedeutung.  Das  Werkchen 
zerfällt  in  2  Abtheilungen  oder  wie  sie  der  Verfasser  nennt  Ab- 
handlungen ,  deren  erste  die  technisch  verwendeten  Gummiarten 
enthält,  während  die  zweite  sich  eingehender  mit  den  technisch 
verwendeten  Harzen  und  Balsamen  beschäftigt.  Die  Darstellung  ist 
eine  durchwegs  klare,  die  Diagnosen  der  Droguen  scharf  präcisirt 
und  durch  zahlreiche  neue  Untersuchungen,  von  denen  wir  als  be- 
sonders werthvoll  die  über  die  Harze  hervorheben,  erweitert.  Das 
reiche,  wohl  verarbeitete  Detail  verleiht  dem  Buche  einen  Werth, 
das  es  dem  Botaniker  wie  dem  Techniker  gleich  unentbehrlich 
macht.  Wir  wünschen  ihm  zahlreiche  Freunde  und  dem  thätigen 
Herrn  Verfasser  Zeit  und  Mittel  seine  Untersuchungen  auf  diesem 
Gebiete  immer  fruchtbringender  gestalten  zu  können. 

Dr.  Ad.  Weiss. 

„Pflanzen-Tabellen  zur  leichten,  schnellen  und  sicheren 
Bestimmung  der  höheren  Gewächse  Nord-  und  Mitteldeutschlands," 


60 

von  Dr.  A.  B.  Frank,  Doeenten  der  Botanik  an  der  Universität 
Leipzig  und  Kustos  des  Universitätsherbariums  daselbst.  Leipzig 
1869.  Verlag-  von  Herrn.  Weissbach. 

Die  bisherigen  tabellarischen  Uebersichten  zur  schnellen  Be- 
stimmung von  Pflanzen  litten  an  zwei  Uebelständen,  erstens  setzte 
deren  Benützung  eine  bestimmte  Summe  von  Kenntnissen  der  For- 
men pflanzlicher  Organe  voraus,  zweitens  werden  die  unterschei- 
denden Merkmale  oft  von  Zustanden  abgeleitet ,  in  welchen  die 
Pflanzen  nicht  immer  zur  Verfügung  stehen.  Beide  Uebelslände 
vermeidet  das  eingangs  erwähnte  Werk ,  indem  dasselbe  als  Ein- 
leitung eine  von  instruktiven  Abbildungen  begleitete  Beschreibung 
der  am  häufigsten  vorkommenden  vegetativen  und  reproduktiven 
Organe  gibt,  und  wo  es  nur  immer  möglich  ist,  solche  Unterschei- 
dungszeichen hervorhebt,  welche  an  blühenden  Pflanzen  wahrzu- 
nehmen sind.  Für  jene,  und  solcher  Personen  gibt  es  nicht  wenige, 
welche  es  interessirl,  die  am  häufigsten  vorkommenden  namentlich 
wilden  oder  im  Grossen  kultivirten  Pflanzen  kennen  zu  lernen, 
aber  die  Mühe  scheuen,  welche  ein  sistematisch.es  Studium  der  Bo- 
tanik verlangt,  wird  das  Werk  eine  höchst  erwünschte  Erscheinung 
sein.  Die  praktische  Einrichtung  und  das  bequeme  Format  macht 
es  auch  für  Fortgeschrittene  verwendbar.  Allen  werden  die  Tabellen 
willkommen  sein,  welche  die  Bestimmung  der  deutschen  Holz- 
gewächse nach  dem  Laube  und  im  winterlichen  Zustande  ermögli- 
chen.   Die  äussere  Ausstattung  ist  eine  sehr  gefällige.      Bartsch. 


Correspondenz. 

Wien,  den  7.  Jänner  1870. 

Es  dürfte  für  die  Wiener  Botaniker  interessant  sein,  zu  er- 
fahren, dass  im  Bereiche  der  Flora  von  Niederösterreich  —  im  Sinne 
der  Flora  v.  Niederöst.  v.  Dr.  A.  Neil  reich  —  Galium  rubioides  L. 
vorkomme.  Ich  fand  diese  Pflanze  im  Juni  1868  hart  am  linken 
Ufer  der  March  bei  Magyarfalva  auf  Sumpfwiesen.  Dieser  Stand- 
ort dürfte  um  so  erklärlicher  sein,  als  die  Pflanze  bereits  im  be- 
nachbarten Ungarn  (bei  Pressburg)  beobachtet  worden  ist. 

Julius  Glowacki. 

Triest,  den  10.  Jänner  1870. 
Nachdem  ich  mich  seit  einigen  Jahren  im  österreichischen 
Küslenlande  befinde,  und  in  den  verschiedenen  Orten  meines 
Aufenthaltes  reichliche  Gelegenheit  zur  Sammlung  von  Meeres- 
und Süsswasser-Algen,  mit  deren  Studium  ich  mich  vorzugsweise 
befasse,  hatte,  beabsichtige  ich  einen  Theil  meiner  Sammlungen 
auszugeben ,  falls  sich  eine  zur  Deckung    der  Kosten    hinreichende 


lil 

Anzahl  von  Abnehmern  lande.  Die  Sammlung  würde  ans  gewähl- 
ten, instruktiven  und  wohlpräparirten  Exemplaren  bestehen,  halb- 
odcr  centurienweise  ,  um  den  Preis  von  8  fl.  ö.  W.  die  Centurie 
ausgegeben  werden,  und  vor  der  Hand  etwa  200  bis  500  Arten 
umfassen,  bei  entsprechendem  Fortgange  aber  grössere  Ausdeh- 
nung erhalten.  Diessfällige  Anträge  der  Herren  Liebhaber  wollen 
an  mich  gerichtet  und  zugleich  angezeigt  werden,  ob  die  Einsicht 
des  Calalogs  der  bereits  vorräthigen  Arten  gewünscht  wird. 

Ferdinand  Hauk,  k.  k.  Telegraphist. 
Sz.  Gothardt,  den  12.  Jänner  1870. 
Ich  beabsichtige  im  März  d.  J.  in  das  unterste  Donauthal  des 
Banates  zu  reisen,  mich  abwechselnd  in  Svinicza  und  Plavische- 
vitza  festzusetzen  und  von  da  aus.  durch  4  bis  5  Monate  hindurch, 
die  ganze  Gegend  bis  über  die  Herkulesbäder  hinüber  so  genau 
als  möglich  zu  durchforschen.  Um  auch  andere  Botaniker  an  mei- 
ner Ausbeute  Theil  nehmen  zu  lassen  und  mir  in  Etwas  die  nicht 
unbedeutenden  Kosten  zu  erleichtern,  wäre  ich  geneigt,  Subscrip- 
tionen  bis  auf  30  Halbcenturien  ä  5  fl.  ö.  W.  anzunehmen.  In  die- 
sem Falle  bitte  ich  etwaige  Wünsche  an  mich  (Szent  Gothard  bei 
Szamos-Ujvar.  Post  Czegs  in  Siebenbürgen)  zu  richten.  Sollten  sich 
der  Reise  unüberwindliche  Hindernisse  entgegenstellen  ,  so  werde 
ich  es  in  dieser  Zeitschrift  mittheilen.  Victor  v.  Janka. 


Fersonalnotizen. 

—  Dr.  J.  Milde  in  Breslau  ist  zum  Professor  ernannt 
worden. 

—  Dr.  L.  Dippel  hat  die  Professur  für  Botanik  an  der  poly- 
technischen Schule  in  Darmstadt  übernommen. 

—  Dr.  A.  Fischer  v.  Wald  heim  ist  rum  Professor  für 
Pflanzen-Anatomie  und  -Physiologie  an  der  Universität  Warschau 
ernannt  worden- 

—  Dr.  E.  P  fitz  er  hat  die  Stelle  eines  Assistenten  an  dem 
botan.  Institute  zu  Bonn  erhalten. 

—  Borodin  ist  zum  Professor  der  Botanik  am  landwirthschaftl. 
Institute  zu  Petersburg  ernannt  worden. 

—  Dr.  Georg  Holzner  wurde  zum  Professor  der  Natur- 
geschichte und  Pflanzenphysiologie  an  der  landwirth.  Centralschule 
zu  Weihenstephan  ernannt. 

—  Jos.  Ha  ekel,  ehemaliger  Professor  der  Oekonomie,  ist  am 
20.  November  v.  J.  in  dem  hohen  Alter  von  87  Jahren  zu  Leit- 
meritz  gestorben.  Bereits  im  J.  1809  war  er  Mitarbeiter  an  Pohl's 
Tenlamen  Florae  Bohemiae. 

—  J.  Juratzka  erhielt  von  der  k.  Akademie  der  Wissen- 
schaffen eine  Subvention  von  300  Gulden  zur  bryologischen  Durch- 
forschung" von  Niederösterreich. 


fi2 

Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 

—  In  einer  Sitzung  der   Schlesischen    Gesellschaft   für 
vaterländische    Cultur    am    18.  November    1869    hielt    Stabs- 
arzt Dr.  Schröter  einen  Vortrag  über  Synchytrien.    Die  Syn- 
chytrien    gehören    zu    den  einfachsten  Schmarotzern    auf  lebenden 
Pflanzen.     Es   waren   bisher    sechs    Synchytrien    bekannt  ,    welche 
sämmtlich  in  Schlesien  aufgefunden  worden  sind.  Das  häufigste  ist 
Synchytrium  Anemones  Wor.,  es  kommt  auf  Anemone  nemorosa  L., 
aber  auch  auf  A.  ranunculoides  L.  vor,  und  bildet  kleine  Höckerchen, 
die  dunkelviolett  gefärbt  erscheinen.    Auf  A.  nemorosa,  in  Wäldern 
um  Breslau  auf  A.  ranunculoides   bei  Liegnitz.    Synck.  Mercurialis 
Fuck.  bildet  auf  Mercurialis  perennis  L.  becherförmige  Wärzchen, 
reichlicher  weissliche,  später  braun  werdende  Krusten.  Im  Fürsten- 
steiner Grunde,  auf  dem  Rummelsberge  bei  Strehlen,  und  auf  einem 
kleinen  Beete    im  Breslauer   botanischen  Garten.    Synch.  Taraxaci 
De  By  et  Wor.   Wald  zwischen  Kollwilz  und  Tscliechnilz,  und  im 
Schosnitzer  Wäldchen   bei  Canlh  auf  Taraxacum  officinale    Wigg. 
bildet    kleine    orangerothe   Wärzchen.    Synch.  Succisae    De  By  et 
Wor.  bildet  auf Succisa pratensis  Mnch.  grosse  cylindrische  Wärz- 
chen, von  goldgelber  Farbe,  so  lange  der  Parasit  noch   unreif  ist, 
später  braun.    In  der  Nähe  von  Breslau   bei  Arnoldsmühle.    Synch. 
Stellariae  Fuck.    erscheint    als  goldgelbe,    im    reifen  Zustand  als 
braune  Auftreibung  auf  Stellaria  media  Wahl.    In    der  Nähe    von 
Liegnitz.  Das  zuletzt  bekannt  gewordene  Synchytrium  ist  von  Prof. 
J.  Kuehn  in  Schlesien  selbst äiif  Myosotis  stricta  entdeckt  worden. 
Vortragender  hat   es  auf  dieser  Pflanze  noch  nicht  gefunden  ,    da- 
gegen glaubt  er  ein  Synchytrium,  welches  auf  Lithospermum  arvense 
rothgelbe,  später  braune  Krusten  bildet,    mit    dem  Kuehn'schen  S. 
Myosotidis  vereinigen  zu  müssen.    Ausser    diesen    6    schon  früher 
bekannten  Species  linden    sich   in    der    Nähe    von  Breslau    noch  4 
andere  Arten,  welch  bisher  nicht    bekannt    gewesen.    Sehr    häufig 
findet  sich   ein  solches  auf  Gagea  pratensis  und  G.  lutea  als  kleine 
gelbe  Punkte.    In  allen  Wäldern  um  Breslau    auf  G.  lutea,    auf  G. 
pratensis  im  botanischen  Garten,    Es  soll  als  S.  laetum  n.  sp.  auf- 
geführt werden.    Synch.  globosum  n.  sp.  fand  Vortragender  an  eini- 
gen Viola-Arien   auf  einer  feuchten  Wiese  hinter  dem  Scheitniger 
Parke.    Es   bildet  halbkugelige  Wärzchen ,    in    welchen   die    in  der 
Jugend  weissen  Kugeln  des  Parasiten  liegen.  Auf  Adoxa  Moschatellina 
lebt  Synch.  anomalum  n.  sp.,  in  der  Jugend  weiss,  bei  Skarsine,  bei 
Canth   und  Sibyllenort    und    bei  Liegnitz  gefunden.  Endlich  Synch. 
aureum  n.  sp.  findet   sich  auf  Lysimachia  Nummularia,    Cardamine 
pratensis  und  Prunella  vulgaris,  bei  Arnoldsmühle  auf  den  Wiesen 
an  der  Ohle,  hinter  der  Margarethenwiese  und  bei  Carlowitz.  —  Der  Se- 
kretär Prof.  Dr.  Ferdinand  Colin  hielt  einen  Vortrag  über  Pilzepi- 
demien  bei   den  Insekten.    Während  bei  den  höheren  Thieren, 
und  insbesondere  bei  Menschen ,    Pilze    bis   jetzt    nur  als  Erreger 
von  Hautkrankheiten  mit  Sicherheit  erkannt,  als  Ursachen    innerer, 


63 

insbesondere  contagiöser  Erkrankungen  aber  wohl   vermuthet ,  je- 
doch nicht  nachgewiesen  sind,  entwickeln  sich  im  Blut  der  anderen 
Thiere,  insbesondern  der  Insekten ,    Pilze ,    welche    bei   denselben 
tödtliche  Krankheiten,  meist  Epidemien,  erzeugen.    Schon  seit  dem 
17.  Jahrhundert  hat  man  aus  dem  Körper  von  Insekten  Pilze  her- 
vorwachsen  sehen,  i/3  bis  6  Linien  lang,  meist  schön  gelb,  walz- 
lich,   an  der  Spitze    oft  kolben-  oder   keulenförmig  verdickt   oder 
verzweigt;  an  diesen  Spitzen  sitzen    die  warzenähnlichen   Früchte 
des  Pilzes,  in  deren  Innern  sich  haardünne  lange  Sporen,  meist  zu 
8  in    einem   engen   Schlauche    eingeschlossen ,    entwickeln.    Diese 
Insecten  bewohnenden  Pilze  wurden  von  Leveille   und  Tulasne 
als  Torrubia,  von  Fries  als  Cordiceps  bezeichnet.    Dass  die  Cor- 
dycepspilze,  und  insbesondere  ihre  Vorläufer,  die  Isarien,  Epide- 
mien bei  Insekten  veranlassen,  ist  seit  1866  durch  Bai],  Hartig 
und    De    B  a  r  y    bei    den   Kiefereulen    und    Kieferspinnern    nach- 
gewiesen, welche  in  den  Forsten  Norddeutschlands  oft  verheerend 
auftreten.    Nach  einigen  Angaben  sterben  50—80  pCt.  dieser  Rau- 
pen an  der  Isarienkrankheit.  Seit  längerer  Zeit  wurden  die  Seiden- 
raupen in  Südeuropa  von  einer  Krankheit  befallen,  in  deren  Folge 
die  Seidenernte  in  ganzen  Provinzen  zu  Grunde  ging;    die    abge- 
storbenen Raupen  verwandelten  sich  in  starre  ,   harte  Mumien  und 
bedeckten  sich  an  der  Oberfläche  mit  weissem ,  staubigem  Schim- 
mel, während  das  Innere  mit  trockenem  weissen  Pilzgewebe  ausge- 
stopft war.    Dieser  Pilz    ist    seit  1835    unter    dem  Namen  Botrytis 
Bassiana  bekannt;  die  Krankheit  selbst  ist  seit  länger  als  10  Jah- 
ren in  den  Seidenkulturen  völlig    verschwunden ,    dagegen    in  den 
letzten  Jahren    als  ausserordentlich    verbreitet    unter    den   Kiefer- 
raupen  erkannt  worden.    In    eine  andere  Abtheilung  des  Pilzreichs 
gehört  dagegen  die  Galtung  Empusa,  welche  das  epidemische  Abster- 
ben der  Stubenfliegen  im  Herbste  veranlasst.  Empusa  entwickelt  sich 
auch  in  anderen  Insekten;  Bail  fand,  dass  Empusa  1867  und  1868  ein 
epidemisches    Abslerben    der    den    Kielerwäldern    so    gefährlichen 
Forleule  veranlasste;   ich    selbst  habe  die  in  diesem  Frühjahre   auf 
den  Feldern  ausserordentlich  verbreitete  Zwergcicade  (Jassus  sex- 
notatus)    einer    epidemischen  Empusakrankheit    unterliegen    sehen. 
Im  September  dieses  Jahres  richteten    die  Raupen   der  Ackersaat- 
eule Agrotis  segetum  in  den  Rapsfeldern    und  der  jungen  Winter- 
saat   Schlesiens    ausserordentliche    Verheerungen    an;    in    diesen 
Raupen  beobachtete  ich  eine  neue  Pilzkrankheit,  welche   dieselben 
in  ihrem  Winterlager  in  der  Erde  hinwegrafft.  Die  Raupen  werden 
äusserst  träge,  bewegungslos,  ihre  Farbe  ändert  sich    von  graugelb 
in  matt   schwarz ,  während    der  Kopf   und    andere    hornige    Theile 
glänzend  schwarz  werden.    Nach    dem  Tode    wird    die  Raupe    erst 
weich,  endlich  austrocknend    und    einschrumpfend ,    schliesslich  in 
eine  schwarze,  steinharte  brüchige  Mumie  verwandelt.    Der  ganze 
Körper  ist  mit  einer  schwarzen   zunderartigen  Pilzmasse  ausge- 
füllt, die  unter  dem  Mikroskop  fast  nur    aus    sehr    grossen   kugel- 
förmigen Sporen  beslehl,  während  die  Pilzfäden  zeitig    zu  Grunde 


64 

gehen.  Ich  habe  den  Pilz  als  Tarichium  sphaerospermum.  die 
Krankheit  als  schwarze  Muscardin e  bezeichnet.  Als  erstes 
Stadium  der  Krankheit  zeigt  sich  eine  Schwarzfärbung  des  Blutes 
mit  Auftreten  von  Krystallen  und  zahlreichen  kugeligen,  frei  um- 
herschvvimmenden  Pilzzellen  in  demselben.  Diese  Pilzzellen  ent- 
stehen so,  dass  die  auf  eine  noch  nicht  erforschte  Weise  in's 
Innere  der  erkrankenden  Raupen  eingedrungenen  Fäden  des  Pilzes 
sich  durch  Quertheilung  >n  zahlreiche  Glieder  oder  Gonidien  theilen, 
welche  anschwellend,  sich  von  einander  lösen  und  durch  das  Blut 
in  der  ganzen  Körperhöhle  vertheilen  (Oidiumzustand,  analog  dem 
Wassermycel  oder  der  Kugelhefe  von  Mucor~).  Kurz  vor  dem  Tode 
wachsen  diese  Gonidien  in  schlauchartige,  rechtwinkelig  sich  ver- 
zweigende, im  Ganzen  aber  nur  wenig  verästelte,  einzellige  oder 
wenig  gegliederte  Pilze  aus,  an  denen  die  schwarzen  Sporen  seit- 
lich hervorsprossen;  diese  sind  Dauersporen,  mit  derber  doppelter 
Haut  versehen,  und  haben  noch  nicht  gekeimt;  dagegen  bedecken 
sich  in  feuchter  Luft  die  todten  Erdraupen  mit  einer  mehlartigen 
Isaria,  die  jedoch  an  der  Krankheit  kein  Theil  hat.  Eine  ausführ- 
liche Darstellung  dieser  interessanten  Verhüllnisse  soll  anderswo 
gegeben  werden. 

Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingetroffen:  von  Herrn  Jaeggi,  mit  Pflanzen  aus  der 
Schweiz.  —  Von  Herrn  R.  v.  Tom  masini,  mit  Pfl.  aus  Istrien. —  Von  Herrn 
Kristoff,  mit  Pfl.    aus  Niederösterreich.  ' 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Krenberger,  Joad, 
Churhill,  Bausch,  Tr'autman,  Grafenstein,  Andorfer,  Minicnn  er. 

Correspon^lenz  ?Ier  Redaktion. 

Herrn  H.  in  St.:  „Sie  können  frühere  Jahrgänge  der  hotan.  Zeitschrift 
im  Tausche  gegen  Pflanzen  erhalten,  nur  wollen  Sie  dann  ein  Verzeichniss 
ihrer  Doubletten  einsenden."  —  Herrn  F.  in  B.:  „Erhalten  demnächst  die  ge- 
wünschten Pflanzen." 

Inserate. 

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gen aller  wichtigen  Gewächse  etc.   136  Bogen  Text  mit  282  fein    ! 
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Kedakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Sbofitz.  —  Verlag  von  C.  G-evold's  Sohn. 
Druck  uud  Papier  der  C.  Ueberreuter'schen  Buchdruckerei  (M.  Salzer). 


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10  kr.  öst.  W. 


XX.  Jahrgang. W«. März  1870. 

INHALT:  Aecidium  von  Uromyces  Cacaliae.  Von  Hohenbiihel.  —  Vegetations-Verhältnisse' 
Von  Dr.  Kerner.  —  Trigonella  monspeliaca.  Von  Mayer.  —  Zur  Flora  von  lstrien.  Von  Pri- 
choda.  —  Nussschwamrn  als  Farbepflanze.  Von  Hazslinszky.  —  Aus  dem  ßanate.  Von  Sonklar. 
Literaturberichte.  Von  Hohen  bii  bel-Heufler.  —  2,'t  Jahresbericht  des  botan.  Tauschvereins.  — 
Personalnotizen.  —  Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen.  —  Sammlungen.  —  Literarisches.  —  Bota- 
nischer Taushcverein.— [Berichtigung  zu  Dr.  Kerne  r's  Beschreibungen  neuer  Pflauzenarten.  —  Inserate 


Die  Entdeckung  des  Aecidiums  von  Uromy- 
ces Cacaliae  Ung. 

Mitgetheilt  vom  Freiherrn  von  Hohenbühel-Heufler. 

Endlich  haben  wir  in  Niederösterreich  auf  dem  Lande  einen 
Mykologen,  dessen  Verhältnisse  es  gestatten,  das  ganze  Jahr  hin- 
durch die  Pilze  seiner  Gegend  zu  beobachten.  Es  ist  der  in  Krems 
lebende  Freiherr  von  Thümen,  der  mir  kürzlich  eine  Auswahl 
der  von  ihm  gesammelten  Pilze  geschickt  hat ,  welche  mehrere 
neue  Beitrüge  zur  Flora  Niederösterreichs  und  selbst  Oesterreiohs, 
ja,  soviel  mir  bekannt,  auch  einen  neuen  Beitrag  zur  Pilzkunde 
überhaupt  erhalten.  Es  war  nämlich  meines  Wissens  bisher  der 
Aecidium- Status  von  Uromyces  CacaliaeUnger  EinfL  d.  Bod.  216, 
noch  nicht  beobachtet  worden. 

Die  Kenntniss  der  verschiedenen  Generationen  dieses  Pilzes 
in  Oesterreich  ist  nun  folgende: 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  Heft.  3    1870.  5 


60 

Uromyces  Cacaliae  Unger  1.  c. 

1.  Aecidium  -  Generation  (Sporen  und  Spermogonien).    Aeci- 
dium Cacaliae  Thüm.  in  sched.  *) 

Nie  der  öst  er  ei  ch    am  Oetscher    auf   Adenostyles   albifrons 

Thümen. 

2.  C/rerfo-Generation  (Stylosporen).  Uredo  Cacaliae  Unger 
Exanlh.  109,  wobei  ich  bemerke,  dass  Unger  dazu  Uredo  Caca- 
liae Schm.  et  Kze.  zitirt.  Ich  finde  aber  nur  eine  Uredo  Caca- 
liae suaveolentis  Schm.  et  Kunze  Cr.  exs.  Nr.  93  2)  und  muss 
es  dahin  gestellt  sein  lassen,  ob  diese  Uredo  wirklich  hieher  ge- 
höre. —  Coleosporium  Compositarum  L  e  v.  forma  Adenostylis 
Kalchbrenner  in  den  vaterl.  Mitth.  Ungar.  Akad.  III.  314. 

Tirol.  Bei  Innsbruck  in  der  Krane witter  Klamm  auf  Adeno- 
styles albifrons,  20.  Juni  1839!  Auf  den  gleichen  Blättern  am  Fall- 
bache im  Gnadenwalde  b.  Hall,  18.  Aug.  1860!  Auf  der  Pfandler- 
alm  am  Hinlerkaiser  auf  Blättern  von  Adenost.  alpina,  Aug.  1860! 
Um  Kitzbühel  auf  der  Unterseite  der  Blätter  von  Adenost.  alpina 
häufig.  Unger  Exanth.  109  und  Einfl.  d.  Bod.  216.  Auf  Adeno- 
styles-BVMem  bei  Ciapit  auf  der  Seiseralpe.  Hausmann!  Auf 
Adenost.  alpina  beim  Bade  Razzes.  Hausmann!  Auf  den  glei- 
chen Blättern  am  Praxer  See  in  der  Lokalität  Ritzerstall  5800' 
hoch.  Hausmann! 

Niederösterreich.  Voralpen  am  Schneeberg  und  eben- 
dort  bei  der  Baumgartnerschwaige  auf  Adenostyles  albifrons. 
28.  Juli  1857! 

Ungarn.  Auf  Adenostyl. -Blättern.  Karpathen.  Hazslinszky 
z.-b.  G.  1864.  178.  In  der  Zips.  Auf  dem  gleichen  Wirlhe.  Kalch- 
brenner vaterl.  Mitth.  ung.  Akad.  III.  314. 

3.  Uromyces-Generntion  (Teleutosporen).  Uromyces  Cacaliae 
Ung.  Einfl.  d.  Bod.  216.  Uredo  Cacaliae  De  Cand.  in  Encycl. 
meth.  Botan.  VIII.  223.  —  Puccinia  Cacaliae  De  C.  in  Lamark  und 
De  C.  Syn.  fl.  gall.  Nr.  603. 

Tirol.  Auf  den  Blättern  von  Adenost.  albifrons  in  der  Kra- 
newitter  Klamm!  Auf  den  Zirler  Bergmähdern.  20.  Juni  1839! 
Selten  auf  Adenost.  alpina  am  Kitzbühler  Hörn.  Unger  Einfl.  d. 
Bod.  216. 

Salzburg.  Storch  Skizzen  I.  102. 

Niederösler reich.   Auf  den  Blättern  von  Adenost.  alpina. 


*)  Im  Doublettenverzeichnisse  des  Leipziger  botanischen  Tauschvereines 
für  das  Jahr  1870,  S.  3,  kömmt,  ohne  Beisetzung  eines  Autors  und  Funcllan- 
des ,  ebenfalls  Aecidium  Cacaliae  vor.  Nach  einer  brieflichen  Mittheilung 
Thümen's  hat  jedoch  dieser  selbst  Aecidium  Cacaliae  dem  Leipziger  Tausch- 
vereine (Auerswald)  für  das  Jahr  1870  angeboten.  Es  ist  also  mit  gutem 
Grunde  anzunehmen,  dass  Aecidium  Cacaliae  im  genannten  Kataloge  nur  von 
der  genannten  Quelle  stamme. 

*)  Teste  Link  im  VVilld.  Sp.  pl.  VI.  2.  p.  18.  Die  Ziffer  93  ist  aber 
ein  Druckfehler,  denn  diese  Nummer  enthält  Puccinia  Artemisiarum. 


67 

Voralpen  des  Schneeberges.  Wel witsch  laut  Niessl.  z.-b.  Ver. 
1857.  544. 

Schlesien.  Auf  den  Blättern  von  Adenost.  albifrons.  Im  Ge- 
senke auf  der  Bründelhaide ,  dem  Köpernik  und  den  Hockschar 
Niessl  Br.  Verh.  III.  114. 

Ungarn.  Auf  lebenden  Blättern  von  Adenostyles.  Auf  der 
Tatra.  Hazslinszky  z.-b.  G.  18(i4.  175  unter  dem  Namen  Uro- 
mijces  Phyteumatum.  Ebendort  häufig  auf  dem  gleichen  Wirthe. 
Kalchbrenner  vaterl.  Mitth.  Ung.  Akad.  III.  306. 

Siebenbürgen.  Auf  Adenost.  albifrons.  Auf  dem  Kelemen- 
havas.  Sieb.  Verh.  VIII.  232. 

Uredo  tremellosa  var.  Cacaliae,  welche  Opiz  in  Böhmen  an- 
gibt (Bhm.  ph.  u.  kr.  Gew.  147)  ist  wahrscheinlich  der  nämliche 
Pilz,  welchen  Opiz  für  Böhmen  im  Seznam.  154  als  Uredo  Caca- 
liae ß.  Cacaliae  hastaefoliae  Op.  erwähnt.  Die  allfällige  specifische 
Identität  der  Uredo  auf  Cacalia  hastaefolia  mit  dem  Uromyces 
Cacaliae,  von  dem  hier  die  Rede  ist,  kann  jedoch  ohne  nähere 
Untersuchung  nicht  angenommen  werden. 

Unter  den  von  Thümen  erhaltenen  Pilzen  sind  neu  für  ganz 
Oesterreich:  Leptosphaeria  perpusilla  Awd.  von  Krems  an  dürren 
Stengeln  von  Typha  latifolia  und  Peziza  mollissima  Lasch,  (non 
Saut.)  vom  Oetscher  auf  trockenen  Stengeln  von  Adenost.  alpin a. 
Neu  für  Niederösterreich  sind  Peziza  sulfurea  Pers.  von  dünnen 
Umbelliferenstengeln,  Senftenberg  unweit  Krems,  Phacidium  mi- 
nutissimum  Awd.  von  Eichenblättern,  Förthofer  Graben  bei  Krems, 
Aecidium  Verbasci  Ces.  et  De  Not.  vom  Alaunthal  bei  Krems, 
Podocystis  Andropogonis  Ces.,  Rehberg  bei  Krems,  Uromyces 
Muscari  Lew,  Hollenburg  bei  Krems.  Hiebei  sind  noch  mehrere 
Arten,  welche  zu  nicht  autonomen  Gattungen  gehören  und  blosse 
Stylosporenformen  anderer  Pilze  sind,  übergangen  worden. 


Die  Vegetations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 

XXX. 

652.  Seduni  album  L.  —  Auf  Felsen,  Mauern,  trockenen 
Sandhüoeln.  Im  mittelung-.  Berglande  auf  dem  Tarkö  bei  Szilväs, 
auf  dem  Nagyszäl  bei  Waitzen,  in  der  Magustagruppe  bei  Gross 
Maros,  in  der  Pilisgruppe  bei  Gran,  Visegräd  und  Set.  Andrae,  auf 
dem  Kishegy,  Ketägohegy  und  Piliserberg,  auf  dem  Hohenstein  bei 
P.  Csaba,  im  Leopoldifelde  und  Auwinkel,  auf  dem  kleinen  Schwa- 

5  * 


68 

benberg  und  Blocksberg  bei  Ofen.  Nach  Feichtinger  auf  Sand- 
bügeln  bei  Csenke  an  der  Granmündung  und  nach  Kanitz  auch  auf 
der  Kecskemeter  Landhöhe  bei  Nagy  Koros  „in  locis  deserlis  salsis 
sterilissiniis  hinc  inde  rare."  Wird  von  Steif ek  auch  am  Körösufer 
bei  Grosswardein  angegeben.  Von  mir  im  Bereiche  des  Bihariageb. 
nicht  beobachtet.  —  Trachyt,  Kalk,  Dolomit,  diluv.  Sand.  95  bis 
750  Met. 

653.  Sedum  acre  L.  —  Auf  sonnigen  trockenen  Felsen,  Sand- 
hügeln, Mauern,  im  Gebiete  sehr  häufig.  Im  mittelung.  Bergl.  auf 
dem  Särhegy  in  der  Matra,  auf  dem  Nagyszäl  bei  Waitzen,  in 
der  Magustagruppe,  aufdem  Spilzkopf  bei  Gross  Maros,  in  der 
Pilisgruppe  auf  dem  Kishegy  und  Kötägohegy,  bei  Gran,  Visegräd, 
Set.  Andrae  und  Ofen.  Auf  der  Kecskem.  Landh.  bei  P.  Csörög, 
Palola,  Pest,  Soroksar,  Alberti,  Monor,  Pilis,  Nagy  Koros.  Im 
Bihariageb.  bei  Grosswardein  am  Köbänyaberg  bei  Felixbad,  am 
Bontoskö  bei  Petrani  und  bei  der  Ruine  Desna.  —  Trachyt,  Kalk, 
tert.  und  diluv.  Sand.  Mit  Vorliebe  auf  sandigem  Boden  und  nir- 
gends häufiger  als  auf  den  grasigen,  vorherrschend  mit  Pollinia 
bestockten  Sandhügeln  und  Sandflächen  auf  der  Kecskemeter  Land- 
höhe. Nach  Kanitz  auch  auf  salzigem  Erdreich.  Die  obere  Grenze 
fällt  im  mittelung.  Bergl.  auf  630  Met.,  im  Bihariageb.  bleibt  die 
Pflanze  vergleichsweise  sehr  zurück  und  überschreitet  dort  nirgends 
die  Seehöhe  von  300  Met, 

654.  Sedum  sexangulare  L.  —  An  gleichen  Standorten  wie 
die  vorhergehende  Art.  Im  mittelung.  Bergl.  auf  dem  Kis  Eged  bei 
Erlau,  in  der  Matra  bei  Gyöngyös,  in  der  Pilisgruppe  bei  Visegräd 
und  P.  Csaba,  auf  dem  Kishegy,  im  Wolf'sthale  und  auf  dem  Schwa- 
benberg bei  Ofen.  Auf  der  Kecskem.  Landh.  bei  R.  Palota,  Pest, 
Pilis.  Im  Bihariageb.  auf  dem  Köbänyaberg  bei  Felixbad,  am  Bon- 
toskö bei  Petrani,  zwischen  Vasköh  und  Colesci,  bei  der  Ruine 
Desna  und  auf  dem  Trachyttufffelsen  bei  Chisindia  nächst  Buleni 
und  im  Valea  Liesa  bei  Halmadiu.  —  Trachyt,  Kalk,  diluv.  Sand. 
95—560  Met, 

655.  Sedum  Hillebrandtii  Fenzl.  —  Auf  Sandhügeln  und 
Sandfläclien.  Auf  der  Kecskemeter  Landh.  bei  R.  Palota,  bei  Pest 
zumal  bei  dem  alten  Pester  Friedhofe  und  in  der  Umgebung  des 
Stadtwäldchens,  am  häufigsten  unterhalb  Pest  zwischen  der  Gubacs- 
Csarda,  Soroksar  und  Steinbruch;  dann  auf  der  Csepelinsel  und 
auf  Sandhügeln  bei  P.  Sällosär  nächst  Tatar,  Szt.  Gyürgy  und  auf 
der  Puszta  Peszer  nächst  Also  Dabas.  Nach  Hillebrandt  im  Sande 
bei  Keer  im  Tolnaer  Comitate.  —  Diluv.  Sand.  90—130  Met. 

656.  Sempervivum  assimile  Schott.  —  An  felsigen  Bergab- 
hängen. Im  mittelung.  Bergl.  an  Kalkfelsen,  auf  dem  Tarkö  bei 
Szilväs,  in  der  Magustagruppe  bei  Gross  Maros;  in  der  Pilisgruppe 
häufig  in  Gesellschaft  des  Semp.  hirtum  an  den  steil  gegen  die 
Donau  abfallenden  Trachylfelsen  bei  Visegräd.  Im  Bihariageb.  auf 
dem  Bontoskö  bei  Petrani  nächst  Belenyes;  in  der  Plesiugruppe 
auf  den  Traekytfelsen  bei  der  Ruine  Desna;   im  Thale  der  weissen 


69 

Koros  im  Valea  Liesa  nächst  Halmadia  und  am  Rande  des  Batrina- 
plateaus  auf  den  östlichen  Abstürzen  der  Pietra  muncelului.  — 
Trachyt,  Kalk.  160—1265  Met.  (Die  Blatter  der  im  Bihariagebirge 
wachsenden  Pflanze  sind  ähnlich  jenen  der  Banater  Pflanze  schwä- 
cher, jene  aus  dein  mittelung.  Berglande  dichter  behaart..  Das 
Sempervivum,  welches  Kitaibel  in  seinem  Itinerar  der  Arvaer 
Reise  als  „S.  montanum*  aufführt  und  von  dem  er  a.  a.  0.  sagt 
„Rupes  supra  N.  Maros  tegit",  ist  zuverlässig-  nicht  S.  montanum  L., 
sondern  das  von  mir  bei  dem  genannten  Orte  aufgefundene  S. 
assimile  Schott.  —  Kitaibel  liess  sich  offenbar  durch  die 
flaumhaarigen  Blätler  verleiten,  diese  Pflanze  für  S.  montanum  zu 
nehmen.  Diese  Annahme  wird  noch  dadurch  bestätiget,  dass  er  in 
den  Add.  167  bei  S.  tectorum  sagt,  „in  Szitnia  rnonte,  sed  forsilan 
S.  montanum" ,  also  auch  dort  im  Zweifel  war,  ob  er  die  gefun- 
dene Pflanze  für  das  dem  S.  assimile  habituell  sehr  ähnliche  S. 
tectorum  L.  oder  der  behaarten  Blätter  wegen  für  S.  montanum  L. 
hallen  sollte.) 

657.  Sempervivum  tectorum  L.  —  Auf  den  Dächern  der  Häu- 
ser und  auf  Mauern  allenthalben  gepflanzt.  In  der  Tiefebene  wie 
z.  B.  in  Szolnok  an  der  Theiss  und  in  Farmos  im  Tapiothale,  wo 
Steinmauern  vollständig  fehlen,  sah  ich  die  Pflanze  auch  auf  Stroh- 
dächern! —  Wird  von  Sadler  im  Gebiete  der  Pest-Ofener  Flora, 
von  Grundl  auf  dem  Piliserberg  und  von  Steffek  auf  dem  Berge 
Somlyö  bei  Bischofsbad  nächst  Grosswardein  auch  als  wildwachsend 
aufgeführt.  Auf  einer  im  Jahre  1856  in  die  Stuhlweissenburger 
Gegend  ausgeführten  Exkursion  notirte  ich  gleichfalls  ein  wild- 
wachsendes „Semperv.  tectorum^  als  häufig  auf  einem  der  Quar- 
zitporphyrhügel  nördlich  von  Stuhlweissenburg.  Da  ich  aber  ver- 
säumte, von  diesem  Standorte  Exemplare  einzulegen  und  mir  auch 
von  den  Gründlichen  und  S teffek'schen  Standorten  keine  Exem- 
plare vorliegen,  so  wage  ich  es  nicht  mit  Bestimmtheit  mich  über 
die  dort  wachsenden  Semperviven  auszusprechen,  halte  es  aber  für 
höchst  wahrscheinlich,  dass  sie  sämmtlich  zu  dem  in  Ung.irn  weit 
verbreiteten  S.  assimile  Schott  und  nicht  zu  dem  echten  von  mir 
bisher  nur  in  den  Centralalpen  und  Südalpen  namentlich  im  Oetz- 
thale  auf  Schiefer  und  an  den  steilen  Abfällen  des  Nanos  in  Krain 
auf  Kalk  wildwachsend  gefundenen  Sempervivum  tectorum  L.  gehören. 

658.  Sempervivum  hirtum  L.  —  Auf  den  Kuppen  und  Gehän- 
gen felsiger  Berge.  Im  mittelung.  Bergl.  auf  dem  Nagyszäl  bei 
Waitzen,  in  der  Magustagruppe  bei  Gross  Maros,  in  der  Pilisgruppe 
auf  dem  Visegräder  Schlossberg  und  Kalvarienberg,  bei  Gran  und 
am  Höllenstein  bei  P.  Csaba,  am  Kishegy  und  Piliserberg,  im  Au- 
winkel  und  Leopoldifeld,  auf  dem  Adlersberg  und  Blocksberg  bei 
Ofen.  In  der  Vertesgruppe  bei  Gant.  —  Trachyt,  Kalk,  Dolomit. 
150 — 755  Met.  (Die  Flächen  der  Stengelblätter  sind  an  der  Pflanze 
des  mittelung.  Berglandes  in  der  Regel  nur  sehr  spärlich  behaart 
und   mitunter  fast  ganz  kahl.) 


70 

659.  Sempervivum  soboliferum  Sims.  —  Von  Vrabelyi  im 
mitlelung.  Berglande  auf  dem  Tarkö  bei  Szilvas  gesammelt  und 
mir  von  dort  lebend  übersendet.  Sonst  im  Gebiete  bisher  nicht 
beobachtet.  Jenseits  der  Nordgrenze  unseres  Florengebietes  aber 
in  Oberungarn  ziemlich  verbreitet. 

660.  Saxifraga  Aizoon  Jacq.  —  Auf  den  Gesimsen  und 
Terrassen  felsiger  Abstürze.  Im  mitlelung.  Bergl.  in  der  Matra  auf 
dem  Saskö.  Ausserhalb  der  Grenze  unseres  Gebietes  auf  der  Kuppe 
des  Szitna  bei  Schemnitz  von  Emil  Keller  aufgefunden  und  mir 
von  dorther  mitgetheilt.  —  Trachyt.  800—1000  Met. 

661.  Saxifraga  recta  Lap.  —  An  gleichen  Standorten  wie 
die  vorhergehende  Art.  Im  Bihariagebirge  auf  dem  Batrinaplateau 
an  der  Pietra  Boghi,  Pietra  Pulsului,  Mogura  seca,  Pietra  Galbina 
und  Pietra  Muncelului.  In  der  Vulcangruppe  auf  dein  Suprapietra 
poienile  bei  Vidra  und  auf  dem  Vulcan  bei  Abrudbänya.  —  Kalk. 
520 — 1300  Met.  (Die  von  Janka  auf  dem  Vulcan  gefundene  und 
in  der  Oest.  bot.  Zeilschr.  1869  S.  252  erwähnte  Saxifraga  ist  nach 
den  mir  mitgetheilten  Exemplaren  Saxif.  recta  Lap.  Desgleichen 
gehört  die  von  Rochel  auf  den  Kalkbergen  des  Trentschiner  Com. 
gesammelte  und  unter  dem  Namen  Sax.  longifolia  ß.  Slernberg 
versendete,  so  wie  die  auf  dem  Choc  vorkommende  Saxifraga,  von 
welcher  Haszlinsky  bemerkt,  dass  sie  eine  Uebergangsform  von 
S.  Aizoon  Jacq.  zu  S.elatior  M.  K.  bilde,  zu  S.  recta  Lap.  Aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  ist  auch  die  von  Baum  garten  auf  der 
Pietra  arsze ,  einem  im  Bereiche  der  östlichen  Ausläufer  des  Bi- 
hariagebirges  liegenden  in  Betreff  seiner  Flora  mit  den  übrigen 
Kuppen  des  Balrinaplateaus  übereinstimmenden  Kalkberges  angege- 
bene Saxifraga  longifolia  Host  (S.  elatior  M.  K.)  hieher  zu  ziehen, 

662.  Saxifraga  Clusii  Gouan.  —  In  den  Rinnsalen  kalter 
Bächlein,  stellenweise  in  grossen  mächtigen  Rasen  die  Ursprünge 
der  Quellen  überwuchernd.  Im  Bihariagebirge  iin  Rezbänyaerzuge 
am  südl.  Abfalle  des  Vervul  Biharii ,  ober  der  Stäna  Scevea,  am 
Sattel  La  Jocu  und  im  Valea  cepilor  unter  der  Kuppe  der  Cucur- 
beta.  —  Schiefer  1330—1770  Met. 

663.  Saxifraga  cuneifolia  L.  —  An  beschatteten  Felswänden 
und  auf  moosigen  Baumstrünken  und  Baumwurzeln.  Im  Bihariageb. 
nicht  selten.  Im  Rezbänyaerzuge  auf  der  Margine;  am  Rande  des 
Batrinaplateaus,  auf  der  Scirbina  und  Pietra  muncelului,  häufig  im 
Valea  seca  und  an  der  Vereinigung  des  Galbina-  und  Pulsathales 
hinler  Petrosa;  in  der  Vulcangruppe  auf  dein  Suprapietra  poienile 
bei  Vidra.  —  Schiefer,  Kalk.  630—1330  Met. 

664.  Saxifraga  controversa  Sternbg.  —  Auf  felsigen  Berg- 
kuppen und  auf  den  Terrassen  felsiger  Abstürze.  Im  Bihariageb.  auf 
dem  Batrinaplateau  an  der  Pietra  Batrina  und  auf  der  Varasoea,  an 
den  Abfällen  der  Pietra  Boghi  gegen  Valea  pulsului  und  in  der 
Schlucht  unter  der  Stäna  Oncesa.  —  Im  Gebiete  nur  auf  Kalk  be- 
obachtet.   660—1575    Met.    Ausserhalb    unseres    Gebietes    aber  in 


71 

Ungarn  auch  auf  Sehicferboden,    wie  z.  B.    auf  der  Petrosa  in  der 
Marmaros. 

665.  Saxifraga  tridaotylites  L.  —  Mit  anderen  annuellen 
kleinen  Pflanzen  auf  sandigen  und  felsigen  Platzen.  Im  mittelung. 
ßergl.  auf  dem  Kis  Eged  bei  Erlau,  auf  dem  Nagyszäl  beiWaitzen; 
in  der  Pilisgruppe  auf  dem  Piliserberge  und  auf  der  Slanitzka  bei 
P.  Csaba,  bei  dem  Leopoldifelde,  am  Johannisberge  und  auf  dem 
Blocksberge  bei  Ofen,  auf  der  grossen  Heide  ober  Teteny.  Auf 
Sandboden  bei  Csenke  und  auf  der  Kecskemeter  Landh.  bei  R. 
Palota,  Pest  und  Soroksar.  Am  Rande  des  Bihariageb.  am  Köbä- 
nyaberg  bei  Grosswardein.  —  Kalk,  tert.  und  diluv.  Sandboden. 
95—700  Met. 

666.  Saxifraga  rotundifolia  L.  —  Im  Bihariagebirge  sehr 
selten  und  dort  nur  an  einer  einzigen  Stelle,  nämlich  am  Batrina- 
plateau  in  der  schattigen  Felsschlucht,  welche  von  der  Stäna  On- 
cesa  zum  Szamosthale   hinabzieht,    beobachtet.  —  Kalk.    1265  Met. 

667.  Saxifraga  fonticola  Kern.  — An  den  Ursprüngen  kalter 
Quellen.  Im  Rezbänyaerzuge  des  Bihariagebirges  im  Valea  cepilor 
unter  der  Kuppe  der  Cucurbeta.   —  Schiefer  1600 — 1770  Met. 

668.  Saxifraga  bulbifera  L.  —  Auf  Wiesen.  Im  mittelung. 
Bergl.  auf  dem  Agärdi  bei  Erlau;  auf  dem  Särhegy  in  der  Malra 
in  der  Pilisgruppe  auf  dem  Dobogokö  und  hinter  der  Ruine  Vise- 
gräd,  im  Leopoldifelde,  bei  der  schönen  Schäferin,  ober  dem  Sau- 
kopf und  auf  dem  Schwabenbergplateau  bei  Ofen,  im  Kammerwalde 
bei  Promontor;  in  der  Vertesgruppe  bei  Gänt;  auf  der  Kecskemeter 
Landh.  auf  den  mit  Pollinia  bestockten  Grasfluren  am  Rakos  bei 
Pest.  Am  Rande  des  Bihariageb.  bei  Pecze  Szt.  Märton  und  La- 
suri  und  auf  dem  Köbänyaberg  bei  Grosswardein  —  Trachyt,  tert. 
und  diluv.  Lehmboden,  selten  auch  auf  Sandboden.  95 — 630  Metr 
Der  höchst  gelegene  beobachtete  Standort  auf  den  Bergwiesen 
dicht  unter  der  Kuppe  des  Dobogokö,  eines  im  Cenlrum  des  Piliser 
Trachytslockes  gelegenen  Berges.  —  Fehlt  wie  alle  Saxi fragen  in 
der  Tiefebene. 

669.  Chrysosplenium  alternifolium  L.  — ■  In  Wäldern  an  den 
schattigen  Ufern  der  Bäche,  an  quelligen  Plätzen,  feuchten  Felsen. 
Im  mittelung.  Bergl.  selten.  In  der  Malra  bei  Paräd,  in  der  Pilis- 
gruppe an  der  Nordseite  des  Piliserberges,  bei  Pomäsz  und  unter 
dem  Gipfel  des  Dobogokö.  (Ausserhalb  unseres  Gebietes  in  der 
Bakony-Gruppe  bei  Bakonybel.)  Fehlt  im  Tieflande.  Im  Bihariageb. 
häufig;  im  Rezbänyaerzuge  von  der  Margine  durch  die  Valea 
carului,  das  Werksthal  und  Valea  mare  herab  bis  Rezbänya.  Im 
Petrosaerzuge  im  Hintergrund  des  Poienathales;  am  Batrinaplateau 
massenhaft  in  der  Doline,  über  deren  feuchte  Kalkwände  man  zur 
Eishöhle  bei  Scarisiöra  hinabsteigt,  dann  in  der  Felsenenge  bei 
der  Pietra  pulsului,  im  Valea  seca  und  am  Abfalle  der  Tartaroea 
gegen  Kis  Köh  und  Petrosa.  In  der  Plesiugruppe  in  der  halben 
Höhe  des  südlichen  Abfalles  des  Plesiu.    Im  Szäldobägyerwalde  bei 


72 

Grosswardein.    —  Sienit,    Porphyrit,    Trachyt,    Schiefer,  Sandstein, 
Kalk.  300—1200  Met. 

670.  Ribes  alpinum  L.  —  An  felsigen  beschatteten  Stellen 
an  Waldrändern.  Im  Bihariageb.  auf  dem  Batrinaplateau  im  Kessel 
Ponora  an  den  Quellen  des  Galbinabaehes,  dann  im  Valea  seca  iu 
der  Umgebung  des  Berghauses  und  am  Oslrande  des  Plateaus  im 
Valea  Odincutia  unter  der  Eishöhle  bei  Scarisiöra.  In  der  Vulcan- 
gruppe  am  Kamme  des  Suprapietra  poienile  bei  Vidra.  —  Im  Ge- 
biete nur  auf  Kalk  beobachtet.  840—1140  Met. 

Ribes  rubrum  L.  —  Allenthalben  in  Gärten  und  bei  Ofen  auch  in 
Weinbergen  gepflanzt.  Im  Tieflande,  wo  diese  Art  schlecht  gedeiht,  wird  sie 
nur  selten  kultivirt  angetroffen. 

Ribes   Uva  crispa  L.  —  In  Gärten  und  Weinbergen  gepflanzt. 

671.  Ribes  Grossularia  L.  In  Wäldern,  insbesonders  an  fel- 
sigen Stellen.  Im  mittelung.  Bergl.  ungemein  häufig  an  der  Nord- 
seile des  Piliserberges  vom  Gipfel  abwärts  bis  zur  Thalsohle.  Im 
Bihariageb.  im  Rezbänyaerzuge  am  Abfalle  der  Margine  gegen  das 
Werksthal;  am  Rande  des  Batrinaplateaus  an  der  Vereinigung  des 
Galbina-  und  Pulsabaches  bei  Petrosa  und  im  Valea  Odincutia  unter 
der  Eishöhle  bei  Scarisiöra;  in  der  Vulcangruppe  auf  dem  Supra- 
pietra   poienile    bei  Vidra.   —  Schiefer,    Sandstein,    Kalk.    475   bis 

1265  Met. 


Trigonella  monspeliaca  L. 

im  Gebiete  der  Flora  Deutschlands. 
Von  A.  C.  Mayer. 

Den  seltensten  Gefässpflanzen  Deutschlands  muss  unstreitig 
die  eigentlich  Ungarn  und  andern  südlichen  Länderstrichen  ange- 
hörige  Trigonella  monspeliaca  L.  beigezählt  werden.  Vor  dem 
Jahre  1830  scheint  sie  als  eine  Bürgerin  der  deutschen  Flora  noch 
nicht  bekannt  gewesen  zu  sein.  Bluff  und  Fingerhut  haben 
selbe  zwar  in  ihrem  anno  1825  erschienenen  Compendio  florae 
Germaniae  Th.  II.  pag.  217  aufgeführt,  aber  keinen  Stand-  oder 
Fundort  angegeben.  Host  in  seiner  Flora  austriaca.  1831.  Th.  II. 
pag.  383  gibt  der  Erste,  u.  zw.  nach  Schott  einen  Nied.-Oesterr. 
angehörigen  Standort  in  sterilibus,  campestribus  herbidis  zwischen 
Himberg  und  Moosbrunn  —  an,  Orte,  die  der  Grenze  Ungarns 
ziemlich  nahe  liegen,  und  was  A>  Neilreich  veranlasst  haben 
mag,  in  seiner  Flora  von  Wien  p.  646  der  Angabe  der  Fundorte: 
„Bei  Simmering  (Saut er)  und  auf  Aeckern  zwischen  Himberg 
und  Moosbrunn,  meist  häufig  (Portenschi.  Herb.),"  die  Bemer- 
kung beizufügen :  es  sei  die  Trigonella  monspeliaca  L.  eine 
ungarische  Pflanze,  die  durch  fremde  Sämereien  eingeführt,  bald 
in  beträchtlicher  Menge  vorkommt,  bald  Jahre    lang    verschwindet. 


73 

In  spätem  floristischen  Werken  finde  ich  das  Vorkommen  der  Tr. 
monspeliaca  nur  noch  angegeben:  in  Rohlings  Deutschland  Flora 
1839,  Th.  V.,  pag-.  312  mit  den  Worten  „an  sonnigen  Hügeln  und 
an  Wegen,  in  Böhmen  bei  Leitmeiilz  (Apotheker  Burkhard  in 
Niesky)"  Dann  weiter  auf  Host's  Autorität:  „zwischen  Himberg 
und  Moosbrunn  in  Oesterreich."  In  F.  Koch's  Taschenbuch  der 
deutschen  und  Schweizer  Flora  6.  Aufl.  pag.  119  sind  als  Standorte 
der  Tr.  monspeliaca  ebenfalls  angegeben:  „Himberg  und  Moosbrunn 
in  Oesterreich,  dann  Leitmeritz  in  Böhmen/'  ausserdem  aber  noch 
„die  schwarzen  Felder  in  Mähren."  Diese  letztere  Angabe  ist  jedoch 
ganz  unrichtig  den  Vorarbeiten  einer  Flora  des  mährisch-schlesi- 
schen  Gouvernements  von  R.  Rohr  er  und  A.  C.  Mayer  1835 
entnommen,  denn  es  erscheinen  dort  die  schwarzen  Felder  bei 
Brunn  als  Fundort  der  Trigonella  foenum  graecum  L.  (und  nicht 
der  Tr.  monsp.),  wo  selbe  noch  anno  1855  von  A.  Makovsky 
gesammelt  wurde. 

Auch  A.  Garke,  Flora  von  Norddeutschland  1869,  pag.  96, 
erwähnt  des  Vorkommens  der  Tr.  monsp.  bei  Leitmeritz  als  ihres 
einzigen  Standortes  in  Norddeutschland,  mit  den  Worten:  „auf 
trockenen  Hügeln  um  Leitmeritz,   und  zwar  selten." 

Nach  diesem  Citate  sollte  man  meinen,  dass  Tr.  monsp. 
ausser  ihrem  mehrerwähnten,  jedoch  nicht  permanent  scheinenden 
Standorte  in  Nied.-Oesterr.,  um  Leitmeritz  in  Böhmen  auf  mehreren 
Punkten,  —  denn  es  ist  ja  von  Hügeln  und  Wegen  die  Rede,  vor- 
komme, und  den  Botanikern  Böhmens  diese  —  oder  doch  einer 
oder  der  andere  derselben,  bekannt  geworden  sein!  Dem  ist  aber 
nicht  so!  —  Seit  mehr  denn  30  Jahren,  d.  i.  seitdem  Apotheker 
Burkhard  aus  Niesky  in  der  Lausitz,  wahrscheinlich  auf  einer  in 
die  Leitmeritzer  Gegend  unternommenen  botanischen  Excursion 
die  Trigonella  monspeliaca  L.  auffand  (teste  Rohlings  Flora 
Deutschlands),  ist  selbe  von  keinem  andern  Botaniker  wieder  ge- 
funden worden,  ja  selbst  denen  aus  nächster  Nahe  ganz  unbekannt 
geblieben,  was  gewiss  nicht  der  Fall  gewesen  wäre,  wenn  selbe 
auf  mehreren  Stellen  „auf  Hügeln  und  Wegen  um  Leitmeritz"  vor- 
käme und  nicht  auf  einen  einzigen  von  Burkhart  nicht  näher 
bezeichneten  Standort  beschränkt  wäre.  —  Höchst  wahrscheinlich 
würde  sie  auch  mir  bei  meinen  heurigen  botanischen  Ausflügen 
entgangen  sein,  wenn  nicht  ein  besonderer  im  Nachfolgenden  er- 
zählter Zufall  dieselbe   so   zu  sagen  in   meine  Hände  gelegt  hätte! 

Es  war  den  13.  Juni  a.  c.  Nachmittags,  als  ich  des  Pflanzen- 
sammelns  wegen,  in  Begleitung  meines  Sohnes  Karl,  den  eine 
halbe  Stunde  westlich  von  Leitmeritz  liegenden,  an  seinem  Fusse 
von  Acker-  ,  Obst-  und  Rebe-Geländen  umgebenen  1251  Fuss 
hohen  Basaltkegelberg  „Radobyl"  bestieg.  Wir  erreichten  von 
der  östlichen  und  nordöstlichen  Seite  aus,  die  mit  einem  mächtigen 
eisernen  Kreuze  gezierte  Spitze  des  Berges,  nachdem  wir  von 
den  theils  mit  Rasen  theils  mit  Gesträuchen  überwachsenen, 
theils  felsigen  Lehnen,  manches  Interessante   mitgenommen  hatten. 


t  \ 

Eine  Viertelstunde  wurde  der  Erholung  und  der  genussreichen 
Umsicht  in  dem  anziehenden,  selten  schönen  landschaftlichen  Pano- 
rama gewidmet.  Als  wir  dann  nach  der  Südseite  hinabzusteigen 
begonnen  hatten,  wurde  ich  gleich  unterhalb  des  Gipfels,  —  der 
auch  schon  auf  dem  Dreikreuzberge  bei  Czernosek  und  auf  dem 
Schreckenstein  bei  Aussig  aufgefundenen  niedlichen  Medicayo 
minima  L.  in  grosser  Anzahl  ansichtig!  Um  mich  unaufgehalten  in 
der  Nähe  noch  weiter  um  Pflanzen  umsehen  zu  können,  trug  ich 
meinem  Sohne  auf,  von  dieser  Medicago  an  12 — 15  schöne  Exem- 
plare aufzuheben,  sie  in  die  Büchse  zu  verwahren  und  mir  nach- 
zukommen. Dieser  Auftrag  war  kaum  vollzogen,  als  ein  beginnen- 
der derber  Gewitterregen  uns  zur  schleunigen  Heimkehr  nöthigte. 
Zu  Hause  angelangt,  wurden  die  gesammelten  Pflanzen  sofort  der 
Kapsel  entnommen,  um  sie  nochmals  durchzusehen  und  unter  die 
Presse  zu  bringen.  —  Doch,  wie  gross  war  meine  freudige  Ueber- 
raschung  als  ich  unter  12  Exemplaren  der  Medicago  minima  auch 
2  der  Trigonella  monspeliaca  L.  fand.  Es  Hess  mir  keine  Ruhe, 
ich  bestieg  den  folgenden  Tag  schon,  abermals  den  Radobyl,  um 
auf  dem  obbezeichneten  Standorte  der  Medic.  minima  die  Trig. 
monspeliaca  aufzusuchen.  Ungeachtet  letztere  bei  oberflächlicher 
Besichtigung  viele  habituelle  Aehnlichkeit  mit  ersterer  hat,  so  fand 
ich  denn  doch  sehr  bald  —  diese  beiden  Pflanzen  —  untereinander 
wachsend,  in  beinahe  gleich  grosser,  beträchtlicher  Anzahl!  Hiebei 
mache  ich  jedoch  die  Bemerkung,  dass  Med.  minima  sich  auf  der 
Süd-  und  Südwestseite  (auf  dem  uncultivirten  Theile)  ziemlich 
weit  hinabziehe,  die  Trigonella  aber  nur  oben  auf  einem  Terrain 
von  circa  200  Quadr.-Klaflern  Fläche  vorkomme,  und  zwar  auf 
theilweile  ganz  verwittertem,  theilweise  griesigem  Basaltboden!  Ich 
hahe  mir  nachher  viele  Mühe  gegeben,  diese  hier  permanent  auf 
einem  beschränkten  Standorte  wachsende  seltene  Pflanze  auf  ähn- 
lichen Punkten  der  Nachbarschaft  in  den  Umgebungen  von  Leitmeritz 
aufzufinden,  jedoch  ohne  günstigen  Erfolg!  Ob  die  Tr.  monspeliaca 
in  der  Zukunft  auf  anderen  Stellen  der  Gegend  von  Leitmeritz 
—  in  Böhmen,  Deufsch-Oesterreich  oder  Deutschland  aufgefunden 
werden  wird,  ist  abzuwarten:  vorläufig  bleibt  dieser  isolirte,  um 
2y2  Breite-Grade  (bis  50°  32  mm)  nach  Norden  vorgeschobene 
Stand-  und  Wohnort  der  in  Ungarn  und  dessen  süd-  und  südöst- 
lichen Confinien  heimischen  Trigonella  monspeliaca  L.  ein  interes- 
santes, wenngleich  nicht  alleinstehendes   Faktum. 

Leitmeritz,  im  Dezember  1869. 


75 

Zur  Flora  von  Istrien. 

Von  Moritz  Prichoda. 

Sonchus  tenerrimus  L.  (Neureich.  Veg.-Verh.  von  Croatien. 
S.  95.)  Nach  wiederholter  mündlicher  Mittheilung  des  Ritter  v. 
Tommasini  war  der  Sonchus  tenerrimus  niemals  in  Triest  wirk- 
lich einheimisch,  sondern  wurde  im  sogenannten  Lazzaretto  sporco, 
daselbst  mit  Ballast  der  dort  im  Kontumaz  liegenden  levantischen 
Schiffe  eingeschleppt ,  und  ist  schon  seit  mehreren  Jahren  wieder 
von  dort  verschwunden. 

Veronica  Cymbalaria  Bod.  (ebend.  S.  136.)  Kommt  (nach 
demselben  Gewahrsinanne)  nicht  bei  Triest,  ja  nicht  einmal  im 
südlichen  istrien,  sondern  erst  in  Dalmatien  vor.  Ueberhaupt  ist 
der  dortige  Vegetationsbezirk  viel  ärmer  an  Veronica- Arten ,  als 
Mitteldeutschland,  und  man  kann  bei  Triest  und  Konkurrenz  nur 
auf  nachstehende  Species  rechnen:  Veronica  Beccabunga ,  Ana- 
gallis,  Chamaedrys,  austriaca  Koch  (jnultiplda  Scop.),  spicata, 
agrestis  mit  polita  Fries,  hederaefolia  und  Buxbawnii  (diese 
letztere  am  häufigsten.  —  Dagegen  fehlen  die  bei  Wien  so  ge- 
meinen Species:  triphyllos,  verna,  praecox  und  prostrata. 

Satureja  montana  L.  ,  variegata  Host,  pygmaea  Sibth. 
(illyrica  Host.  Ebend.  S.  116).  Der  diesen  3  Arten  in  den  Veg.- 
Verh.  v.  Croatien  beigefügten  Bemerkung:  „dass  diese  Arten  nur 
schwach  geschieden  sind,  in  einander  übergehen,  und  in  Vis. 
Dalm.  II.  194,  Benth.  in  DC.  Prodr.  XII.  209  und  Rchb.  fil.  Icon. 
XXVIII.  41  als  Varietäten  Einer  Art  betrachtet  werden,"  erlaube  ich 
mir  auf  Grund  meiner  durch  Autopsie  erworbenen  diessfälligen  Er- 
fahrungen Folgendes  entgegenzusetzen:  Vorstehende  Bemerkung 
passt  vollinhaltlich  nur  auf  Satureja  montana  und  variegata.  Diese 
beiden  Arien  bedecken  vom  August  bis  Oktober  die  Abhänge  des 
Karstes  (und  dessen  Plateaux)  bei  Triest,  wie  überhaupt  in  Istrien, 
Litorale  und  Südkrain  in  Myriaden  von  blühenden  Exemplaren,  und 
kommen  gesellig  und  in  allerlei  Uebergängen  nebeneinander  vor; 
die  Unterscheidungsmerkmale  der  S.  variegata  Host  sind  so  subtil, 
werthlos  und  unbeständig,  dass  jeder  Botaniker,  der  sich  die  Aufgabe 
stellt,  von  beiden  Arten  eine  reiche  Lese  zu  halten,  sehr  bald  die  Mühe 
aufgibt,  selbe  zu  scheiden  und  von  selbst  dahin  geleitet  wird,  seine 
ganze  Ausbeute  als  nur  Einer  einzigen  Art  angehörend  anzuer- 
kennen. Nicht  so  jedoch  Satureja  pygmaea  Sibth.  Diese  ist  schon 
durch  triviale,  jedem  Laien  auf  den  ersten  Blick  auffallende  Merk- 
male, als:  der  polsterförmigen  Rasen,  den  ährenförmigen  ßlüthen- 
stand,  die  viel  grösseren  ,  einfarbigen  ,  lebhaft  violetten  Corollen, 
von  den  beiden  vorhergehenden  Arten  so  deutlich  geschieden, 
dass  eine  Verwechslung  gar  nicht  denkbar  ist.  Auch  sah  ich  wäh- 
rend der  drei  Herbstsaisons,  wo  ich  selbe  an  gleichem  Standorte, 
wie  die  zwei  vorigen,  jedoch  nie  untermischt  mit  denselben,  son- 
dern einzelne  Gruppen    bildend ,    beobachtete ,    niemals    eine  Spur 


76 

von  Uebergängen  in  die  erstgenannten  Arten;  was  jedoch  keines- 
wegs die  Möglichkeit  ausschliesst,  dass  die  obenbenannten  Autoren: 
Visiani,  Bentham  und  Reichenbach  fil.  derlei  Uebergänge 
(oder  Hybride?)  zwischen  Satureja  pygmaea  und  montana  lebend 
oder  in  Herbarien  zu  Gesichte  bekommen  haben.  Nur  kann  ich 
mich  denn  doch  nicht  mit  der  Idee  befreunden,  diese  so  auffallend 
charakterisirte  Species  in  S.  montana  und  variegata  aufgehen  zu 
sehen.  Uebrigens  steht  mir  in  dieser  Beziehung  die  Autorität  des 
Hrn.  Hofrathes  Ritt.  v.  Tommasini  zur  Seite,  der  in  der  österr. 
botan.  Zeitschrift,  XIII.  Nr.  5,  S.  161,  sich  gleichfalls  dieser  ver- 
kannten Species  annimmt,  und  in  klarer,  unwiderlegbarer  Weise 
für  deren  Aufrechthaltung  als  selbstständige  Art  plaidirt,  wobei  er 
noch  einige  von  mir  im  Vorstehenden  nicht  angeführte  Merk- 
male,  als:  Verschiedenheit  der  Blüthezeit  und  des  Geruches  her- 
vorhebt. 

Ruta  divaricata  Ten.  (Neilr.  Nachtr.  zu  Maly's  Enum.  plant, 
austr.  etc.  Seite  280).  Dieser  Pflanze  wird  in  dem  obigen  vor- 
trefflichen Werke  nach  meiner  unmassgeblichen  Ansicht  einiges 
Unrecht  zugefügt.  Es  heisst  nämlich  an  der  citirten  Stelle  „selbe 
sei  nach  M.  et  K.  Deutschi.  III.  87,  Bertoloni  Ital.  IV.  412  —  414 
und  Visiani  Dalm.  III.  236  eine  schwer  zu  unterscheidende  Va- 
rietät der  Ruta  graveolens  L.  mit  schmäleren  Blattabschnitten." 
Hier  ist  es  nämlich  der  Ausdruck  „schwer  zu  unterschei- 
dende," der  mich  befremdet,  und  zwar  am  allermeisten  von  Bo- 
tanikern, wie  Bertoloni  und  Visiani,  da  gerade  diese  die  in 
Rede  stehende  südliche  Pflanze,  welche  überall,  wo  sie  vorkommt, 
in  zahllosen  Exemplaren  zu  finden  ist,  wohl  oft  genug  an  Ort  und 
Stelle  beobachtet  haben  werden.  Diu  Ruta  divaricata,  welche  ich 
während  meines  dreijährigen  Aufenthaltes  in  Triest  bei  meinen  zahl- 
reichen Ausflügen  auf  den  Karst  kennen  lernte  und  sammelte,  ist 
nämlich  durch  sehr  deutliche  Merkmale  von  R.  graveolens  geschie- 
den, und  zwar  nicht  allein  durch  die  obenerwähnten  schmäleren 
(überdiess  auch  zugespitzten,  bei  Ä.  graveolens  mehr  abgestumpf- 
ten) Blaltabschnitte,  sondern  vor  Allem  durch  ihren  ganzen  Ha- 
bitus ,  den  starren,  steifen,  mehr  verholzten  Stengel;  die  leder- 
artige Konsistenz ,  den  Glanz  und  die  gelblich-grüne  Farbe  der 
Blätter,  wogegen  R.  graveolens  fleischige,  bereifte,  bläulich-grüne, 
schlaffe  Blatter  besitzt;  auch  fehlt  der  R.  divaricata  der  charakte- 
ristische Geruch ,  welcher  der  R.  graveolens  zu  ihrem  Spezies- 
namen  verholten  hat.  Dagegen  will  ich  recht  gerne  glauben,  dass 
R.  divaricata  bei  anderen  Terrain  Verhältnissen  ,  namentlich  durch 
Kultur  in  die  R.  graveolens  übergehen  mag.  Es  dürfte  daher  Ruta 
divaricata ,  wenn  selbe  als  selbständige  Species  nicht  langer 
bestehen  soll,  doch  als  Karstform  der  R.  graveolens  gelten. 

Wien,  im  Dezember  1869. 


77 


Der  Nussschwamm  als  Farbepflanze. 

Von  Priedr.  Hazslinszky. 

Unter  Nussschwamm  oder  Diöfagomba  versteht  man  hier  zu 
Lande  weder  die  Fistulina  hepatica  Fr.  noch  den  Boletus  Juglan- 
dis  Schaff,  t.  101,  sondern  Polyporus  hispidus  (Bull.)  einen 
grossen  zuerst  gelben  endlich  rothbraunen,  saftvoilen,  fleischig- 
fasrigen,  zottigen  apoden  Löcherpilz  mit  zierlich  bewimperten  gel- 
ben Porenmündungen. 

Dieser  Pilz  wird  hier  als  werthvolles  Färbematerial  ver- 
wendet. 

Es  ist  zwar  längst  bekannt,  dass  ein  Polyporus  eine  glän- 
zendgelbe Farbe  gebe,  die  nicht  nur  auf  Zeuge,  sondern  auch  zur 
Wasser-  und  Oelmaleiei  benutzt  werden  kann,  die  einen  vorzüg- 
lichen Färbestoff  für  Seide,  und  einen  herrlichen  Lack  liefert.  Doch 
schreibt  A.  Rosenthal  diese  Eigenschaft  in  seiner  Synopsis  plan- 
tarum  diaphoricarum  p.  29  dem  Polyporus  hirsutus  Fr.  zu,  was 
offenbar  falsch  ist,  weil  dieser  weisse  Polyporus  selbst  nach  an- 
hallendem Kochen  weiss  bleibt  und  keine  Farbe  liefert. 

Das  Verfahren,  welches  die  Kürschner  bei  Verwendung  des 
Nussschwammes  zum  Färben  der  ungarischen  Bundas  und  Ködmöns 
hier  befolgen,  besteht  in  Folgendem: 

Der  Pilz  wird  in  Stücke  gehackt  und  daraus  die  Farbe  durch 
Kochen  in  reinem  Wasser  ausgezogen.  Lässt  man  die  schon  aus- 
gekochten Stücke  in  feuchtem  Zustande  oder  besser  im  Wasser  1 — 2 
Monate  liegen  und  kocht  wieder,  so  erhält  man  nochmals  Farbe- 
sloff  und  zwar  in  grösserer  Menge  als  beim  ersten  Kochen. 

Die  so  erhaltene  Farbe  wird  nicht  für  sich  verwendet,  weil 
der  Pilz  nicht  massenhaft  zu  haben  ist  und  daher  theuer  gezahlt 
werden  muss,  sondern  nur  um  einer  auf  anderm  Wege  bereiteten 
Farbe  Dauerhaftigkeit  und  Leben  oder  Glanz  zu  verleihen. 

Zu  dieser  gemeinen  Farbe  kocht  man  Gelbholz  (25  Pfund) 
mit  Orleans  (2  Pfd.)  und  setzt  dazu  1  Pfd.  Alaun.  Dieser  Farbe 
wird  die  Nussschwammfarbe  zugesetzt  und  man  erhält  ein  Pigment, 
dessen  Schönheit  und  Dauerhaftigkeit  von  der  Quantität  der  zuge- 
setzten Pilzfarbe  abhängig   ist. 

Eperies  in  Ungarn,  im  Jänner  1870. 


Aus  dem  Banate. 

Von  Carl  von  Sonklar,  k.  k.  Oberst. 

Im  Juni  cl.  J.  bin  ich  in  dringenden  Privatangelegenheiten 
veranlasst  gewesen,  eine  Reise  in  das  Banat  zu  unternehmen  und 
mich  10  Tage  lang  in  Weisskirchen  aufzuhalten.  Diese  Gelegenheit 
habe  ich  nun  dazu  benützt,  einige  kleinere  botanische  Ausflüge  in 
den  Umgebungen  dieser  Stadt,  wie  auch  eine  grössere,  dreitägige 
Exkursion  bis  zu  dem  Punkte  Kasan  an  der  Donau  auszuführen. 
Alle  diese  Touren  waren  für  ein  botanisches  Herz  in  hohem  Grade 
genussreich  und  ich  will  es  hier  versuchen,  alles  jene,  was  ich  an 
Pflanzen  gesehen  und  gesammelt,  etwas  näher  zu  beschreiben. 
Freilich  war  die  mir  zugemessene  Zeit  eine  viel  zu  kurze  und 
schloss  jede  sorgfälligere  botanische  Durchforschung  der  durch- 
streiften Gegenden  selbstverständlich  aus,  was  mir  besonders  bei 
dem  erwähnten  Ausfluge  längs  der  Donan,  der  in  botanischer  Be- 
ziehung des  Interessanten  so  vieles  bot,  zu  meinem  grössten  Be- 
dauern klar  wurde.  Ganz  anders  würde  natürlich  die  bezügliche 
Ausbeute  ausgefallen  sein,  wenn  es  mir  gegönnt  gewesen  wäre, 
mich  einige  Wochen  lang  in  jenen  Regionen   aufhalten  zu    dürfen. 

Schon  der  Flug  durch  das  Land  vermittelst  der  Eisenbahn 
von  Wien  weg  bis  Weisskirchen,  liess  mich  mit  Rücksicht  auf 
Vegetation  manches  Interessante  wahrnehmen.  So  war  mir  in  der 
Nähe  von  Marchegg  und  noch  mehr  in  den  Umgebungen  von  Pest, 
das  oft  massenhafte  Auftreten  der  schönen  Gypsophila  paniculata 
auffällig.  Von  Pressburg  abwärts  kam  die  Euphorbia  punnonica 
häufig  vor,  und  auf  den  trockenen  Grasflächen  zwischen  Pest  und 
Czegled  ward  sie  nicht  selten  die  herrschende  Vegetationsform.  — 
Die  Strecke  zwischen  Nagy-Körös  und  Teinesvär  durchfuhr  ich  bei 
Nacht.  Jenseits  Temesvär  aber  offenbarten  sich  die  Wirkungen 
des  banatischen  Bodens  und  der  banatischen  Sonne  nicht  bloss 
durch  das  Auftreten  neuer  Pflanzenarten,  sondern  auch  durch 
stärkere  Entwicklung  der  alten.  So  zeigte  sich  etwa  bei  Moravitza 
auf  dem  Talus  des  Eisenbahndammes  und  in  den  Aeckern  nebenan 
das  Delphinium  Orientale  Gay,  an  seiner  rothen  Farbe  erkennbar, 
und  von  Werschetz  angefangen,  die  Althaea  pallida  in  mächtigen 
Stauden,  während  die  Malva  silvestris,  das  Xanthium  spinosum, 
das  Marrubium  peregrinum,  die  Salvia  Aethiopis  u.  a.  m.  sich  in 
eben  so  zahlreichen  als  riesigen  Exemplaren  sehen  Hessen. 

Weisskirchen  liegt  am  nördlichen  Rande  des  Thaies  der  Nera, 
das  hier,  seinein  Ausgange  nahe,  die  Breite  von  einer  kleinen 
halben  Stunde  hat,  und  da  dieser  Fluss  längs  dem  Südrande  des 
Thaies  hinfliesst,  so  ist  die  angegebene  Thalbreite  nahezu  auch 
die  Entfernung  von  Stadt  und  Fluss.  Die  Mündung  der  Nera  in 
die  Donau  findet  bei  dem  Dorfe  Alt-Palanka  statt,  wo  das  Nera- 
thal  in  die  grosse  banatische  Ebene  übergeht,  die  hier  zunächst, 
jedoch  erst  jenseits    des   weiter  unten    zu    erwähnenden   Karasch- 


79 

Flusses,  aus  einem  etwa  zwei  Meilen  breiten  und  vier  Meilen 
langen  Streifen  theifs  gebundenen,  iheils  offenen  Flugsandes  besteht. 
Der  Boden  des  Nerathales  bei  Weisskirchen  ist  jedoch  aus  thonigem 
und  sandigem  Alluvium  zusammengesetzt  und  von  grosser  Frucht- 
barkeit. Die  Entfernung  von  Weisskirchen  bis  zur  Neramündung 
beträgt  anderthalb  Meilen,  welche  vermittelst  der  nach  Basiasch 
führenden  Eisenbahn  in  wenigen  Minuten  durchflogen  werden  können. 
Im  Süden  der  Nera  und  mit  ihr  parallel  erhebt  sich  das  Lokva- 
Gebirge,  ein  aus  Urschiefem  aufgebauter  Höhenzug,  im  Mittel 
2000  F.  hoch,  stark  bewaldet,  auf  beiden  Seiten  nicht  allzu  steil 
abfallend  und  bei  Basiasch  endigend,  wo  er  der  Donau,  dicht  an 
ihrem  Ufer,  eine  Reihe  schrolfer  Felswände  zukehrt.  Der  für  den 
Bahnhof  nothwendige  Raum  musste  hier  grossentheils  dem  Gebirge 
durch  Wegsprengung  der  Felsen  abgewonnen  werden.  Die  Ent- 
fernung dieses  Anfangspunktes  der  banatischen  Eisenbahn  von  der 
Neramündung  mag  ungefähr  eine  halbe  Stunde  betragen.  —  Der 
nördliche  Rand  des  Nerathales  bei  Weisskirchen  aber  wird  durch 
den  etwa  200  F.  hohen  Abfall  einer  Terrasse  gebildet,  die  sich, 
zwei  Meilen  breit,  nördlich  an  die  Berge  von  Werschetz  anschliesst, 
östlich  gegen  Oravitza  hin  ausbreitet,  im  Westen  mit  dem  sandigen 
Hügelrücken  des  Dumac  bei  Grebenac  auf  die  welligen  Flächen 
des  oben  bereits  erwähnten  Flugsandes  abfällt,  und  im  Süden,  bei 
ihrer  Absenkung  gegen  das  Neralhal,  ein  nicht  ganz  zwei  Meilen 
langes,  allenthalben  gleich  hohes,  ziemlich  steiles  Rideau  darstellt, 
das  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  mit  Wein  bepflanzt  ist.  Diese 
Terrasse  wird  nun,  zwischen  Weisskirchen  und  Werschetz,  ost- 
westlich von  dem  Flussbette  der  Karasch,  einem  aus  den  Krassöer 
Bergen  kommenden  Flüsschen  durchschnitten,  das  sich  bei  Jasse- 
nova  gegen  Süden  wendet,  die  erwähnte  Sandlläche  im  Osten  ab- 
schliesst  und  ebenfalls  bei  Alt-Palanka,  eine  Viertelmeile  oberhalb 
der  Neramündung  in  die  Donau  fällt.  Das  kleine  Becken  von 
Weisskirchen  ist  von  grosser  landschaftlicher  Schönheit,  und  von 
jedem  Punkte  bei  dieser  Stadt,  der  eine  freie  Aussicht  gewährt, 
sind  sowohl  die  serbischen  Berge  bei  Rama,  als  auch  die  im  Sonnen- 
lichte gelbglänzenden  Sandwellen  bei  Grebenac  und  Gaitasol  zu 
sehen.  Das  Klima  ist  sehr  milde,  im  Sommer  oft  heiss,  wodurch 
sich,  bei  der  Verschiedenheit  der  materiellen  und  plastischen  Boden- 
verhältnisse, das  Auftreten  einer  eben  so  üppigen  als  artenreichen 
Vegetation  sehr  leicht  erklärt. 

Meine  erste  Exkursion  bestand  aus  einer,  am  15.  Juni  Nach- 
mittags unternommenen  Fahrt  in  nordwestlicher  Richtung,  über  die 
vorbeschriebene  Terrasse,  an  dem  Dorfe  Ablian  vorüber,  bis  in 
die  Niederung  des  Karaschlaufes,  erst  durch  reiches  Weinland, 
dann  über  Aecker  und  Wiesen.  Neben  den  Weingärten  stand  auf 
trockenen  Grasplätzen,  oft  in  dichten  Gruppen,  das  weisse  Echium 
altissimum  Jacq.,  mit  2 — 3  F.  hohen  Stengeln,  hie  und  da  Echium 
rubrum,  häufiger  Centaurea  solstitialis,  ebenfalls  2—3  Fuss  hoch, 
Clematis  reeta,  in  gewaltigen  Exemplaren  u.  a.  In  den  Weingärten 


80 

selbst  und  in  den  Hecken  an  ihren  Rändern  fanden  sich:  Ornitho* 
gaium  pyrenaicum  sehr  häufig,  Hibiscus  Trionum,  Tordylium  maxi- 
murti,  Torilis  Anthriscus,  Turgenia  latifolia,  Conium  maculatum, 
Thalictrum  collinutn,  Aristolochia  Clematitis,  Falcaria  Ricini,  Pani- 
cum  Crus  galli  u.  s.  f.  Auf  den  Wiesen  endlich  und  in  den  Ge- 
strüppen der  Flussniederung  wuchsen:  Omithogalum  pyrenaicum 
stellenweise  in  ausserordentlicher  Menge,  Cytisus  Rochelii  Wierzb., 
Echium  altissimum,  Veronica  longifolia  und  dentata  (erstere  in 
grosser  Ueppigkeit  und  Schönheit),  Euphorbia  lucida  und  panno- 
nica,  Anchusa  Barrelieri,  Clematis  integrifolia,  Oenanthe  media 
uud  banatica,  Trifolium  expansum,  Gatium  boreale  ß.  intermedium, 
Thalictrum  flexuosum  und  flacum,  Allium  Scorodoprasum,  Rhinan- 
thus  major  u.  a.  in. 

Zwei  Tage  darauf  wurde  die  Fahrt  in  den  Sand  bei  Grebenac 
und  Neu-Palanka  ausgeführt,  zu  welcher  Tour  leider  ein  einziger 
Tag  verwendet  werden  konnte.  Bei  Rothkirchen,  einem  Dorfe  west- 
lich von  Weisskirchen,  zeigte  sich  in  den  Hohlwegen  und  neben 
der  Strasse  an  allen  trockenen  Stellen  die  Orlaya  grandiflora  als 
sehr  geinein,  und  blieb  es,  wie  ich  nachher  sah,  auch  an  der 
Donau  und  beinahe  allenthalben.  Bei  dem  Dorfe  Duplay  bedeckte 
die  Euphorbia  pannonica  weite  Strecken,  und  in  den  Hecken  und 
Aeckerrainen,  so  wie  an  den  steinigen  Böschungen  der  Strassen- 
einschnitte  sah  man  sehr  häufig  die  Althaea  pallida  und  cannabina, 
die  Lavatera  thuringiaca  und  Centaurea  solstitialis.  Auf  der 
Wiese  zwischen  der  Karaschbrücke  und  dem  Dorfe  Grebenac  stand 
das  schöne  Verbascum  Blattaria  in  grosser  Menge  neben  der 
Strasse.  Hinter  Grebenac  betraten  wir  den  Sand1),  der  hier  in 
stundenlanger  Erstreckung  nach  allen  Seiten,  wüstenartig  und 
offen  da  liegt,  und  eine  im  höchsten  Grade  interessante  Bodenbil- 
dung darstellt,  auf  deren  Beschaffenheit  näher  einzugehen  hier  nicht 
der  Ort  ist.  Grosse  Abtheilungen  dieses  Sandlandes  sind  bereits 
o-ebunden,  d.  h.  auf  künstliehe  Weise  mit  Gras  und  Baumpflan- 
zungen überzogen  worden,  zu  welchem  Ende  eine  mit  den  nöthi- 
gen  Geldmitteln  versehene  Kommission  aufgestellt  ist.  Ungeheuere 
Flächen  aber  sind  noch  mit  offenem,  sehr  feinem,  gelben  Sande 
bedeckt,  der  bei  jedem  Winde  aufwirbelt  und  dann  die  Oberfläche 
anders  gestallet.  Als  unmittelbar  vor  meiner  Abreise  von  Weiss- 
kirchen ein  heftiger  Gewittersturm  losbrach,  erschien  der  West- 
himmel, d.  h.  der  Horizont  ober  dieser  Sandfläehe,  von  einer 
dichten,  gelben,  unheimlich  blickenden  Kourtine    verhängt. 

Was  ich  hier  auf  dem  geraden  Wege  von  Grebenac  gegen 
Neu-Palanka  an  Pflanzen  sah  und  sammeln  konnte,  bestand  in  Fol- 


l)  Ich  spreche  hier  im  Plural,  weil  der  jetzige  Oberstlieutenant  Kara- 
pandsclia,  des  Warasdiner  St.  Georgen  Grenz-Regiments ,  damals  noch 
Major  im  serb.-banater  Grenz-Reuimente,  ein  vielseitig  gebildeter  und  insbe- 
sondere den  Naturwissenschaften  ergebener  Offizier,  wie  auch  einer  meiner 
Neffen,  Adolf  Bandl  zu  Weisskirchen,  der  der  Botanik  mit  Vorliebe  anhängt, 
die  Freundlichkeit  hatten  mich  bei  dieser  Exkursion  zu  begleiten. 


81 

gendem :  Echium  altissimum,  Gypsophila  fastigiata ,  Citysus  cine- 
reus  Host.,  Astrag alus  virgatus  und  dasyanthus ,  Helianthemum 
Fumana,  Erysimum  canescens,  Alyssum  tortuosum,  Dianthus  sabu- 
letorum  He  uff  el,  Tragopogon  ßoccosus,  Linum  perenne,  Orobanche 
Ritro  Lam.,  (0.  Echinopsis  Panc.  von  Heuffel,  in  seiner  Enu- 
meratio  nicht  angegeben),  Echinops  Ritro  (noch  nicht  in  Blüte), 
Plantag q  arenaria  (unfern  der  Schäferhütte  bei  dein  sogenannten 
Punkte  Nr.  3  in  grosser  Menge),  Rhus  Cotinus,  Onosma  stellu- 
latum,  Echium  pustulatum,  Anchusa  Barrelieri,  Festuca  vaginalis 
u.  a.,  worunter  auch  eine  Jurinea  von  hohem,  schlanken  Wüchse, 
trübgrünen,  vorherrschend  ganzrandigen  Blättern  und  bis  über  die 
Mitte  hinauf  beblättertem  Stengel  —  eine  Art,  die  meinem  Erachten 
nach,  noch  unbeschrieben  ist,  und  die  ich  bis  auf  weiteres  Jurinea 
foliosa  nennen  möchte. 

Als  wir  dann  den  Sand  verliessen  und  uns  auf  dem  von 
Weisskirchen  nach  Kubin  führenden  Landwege  befanden,  standen 
wir  am  Rande  eines  etwa  eine  Viertelmeile  breiten  Inundationsge- 
bietes  der  Donau,  das  meist  mit  Rohr  bewachsen  und  sumpfig, 
nur  an  sehr  wenigen  Orten  das  Eindringen  gestaltete.  Hie  und  da 
gab  es  nämlich  kleinere  oder  grössere  Oasen  mit  nassen  Wiesen, 
die  man  jedoch  nur  zu  Wagen  leicht  erreichen  konnte.  Der  ganze 
Rohrwald  zeigte  sich  gelb  von  den  Blüten  des  Senecio  paludosus, 
der  hier  in  unermesslicher  Menge  wächst  und  gewöhnlich  4  bis 
5  Fuss  hoch  wird,  so  dass  er  seine  goldgelben  und  vielblumigen 
Blütendolden  oft  noch  über  das  Rohr  erhebt.  Auf  den  Wiesen  aber 
wuchs  die  Gratiola  officinalis  so  dicht,  als  wäre  sie  angebaut, 
unterbrochen  von  den  ausgebreiteten  Stöcken  der  Glyzyrrhiza 
echinata,  von  der  Inula  salicina,  Cletnatis  integrifolia,  Euphorbia 
lucida,  Genista  elatior,  von  unzähligen  Thalictren,  und  an  feuch- 
teren Stellen  von  Oenanthae  Phellandrium  und  Scirpus  maritiutus. 

Eine  gelegentlich  von  Weisskirchen  zur  Nera  unternommene 
Nachmittags-Promenade  belehrte  mich  über  das  ausserordentliche 
Ueberhandnehmen  des  Xanthinm  spinös  um  auf  dem  trockenen 
Anger  im  Süden  dieser  Stadt.  Auch  erreicht  diese  Pflanze  hier 
eine  Höhe  und  Ueppigkeil,  die  man  in  unseren  Gegenden,  wo  sie 
sich  leider  \on  Jahr  zu  Jahr  häufiger  einstellt,  vergeblich  suchen 
würde.  In  den  Wiesen  und  auf  den  Grasplätzen  an  der  Nera  fand 
ich:  Euphorbia  platyphyllos,  Filago  germanica,  Kentrophyllum 
lanatum  (noch  nicht  in  Blüte),  Stachys  germanica,  Thalictrum 
simplex  und  laserpitüfolium,  Vicia  sordida,  Srutellaria  hastifolia, 
Anchusa  Barrelieri ,  Nepeta  nuda  ,  Ranunculus  Stevenii,  Veronica 
dentala,  Lathyrus  tuberosus,  Oenothera  biennis,  Orlaya  grandi- 
flora,  Malva  silvestris,  Althaea  pallida,  Sisymbrium  pannonicum, 
Saponaria  officinalis,  Allium  Scorodoprasum  u.  a. 

Am  18.  Juni  trat  ich  sofort  die  erwähnte  dreitägige  Fahrt  in 
das  Donaulhai  an.  Ich  fuhr  zu  diesem  Ende  auf  der  Eisenbahn  bis 
Basiasch,  um  hier  das  donauabwarts  gehende  Dampfschiff  zu  be- 
steigen. Da  dieses  nicht  weniger  als  drei  Stunden  auf  sich  warten 

Oestarr.  botan.  Zeitschrift  3.  Haft.  1870.  6 


82 

liess,  so  blieb  mir  Zeit  genug  übrig  mich  mit  der  Flora  der  nächsten 
Umgebung  zu  beschäftigen,  und  diese  ist  in  der  That  interessant 
genug.  Alle  Felsgehänge  ringsum  sind  mit  dem  schönen  Alyssuut, 
edentulum  W.  Kit.  bedeckt,  und  in  dem  Steinschutte  am  Fusse  der 
Felsen  stand  Chenopodium  Botrys  und  Glaucium  corniculatum  in 
hellen  Haufen;  in  den  die  sanfteren  Gehänge  des  Gebirges  bedecken- 
den Büschen  und  Gehölzen  aber  blühte  die  purpurne  Lychnis 
Coronoria,  das  Teucrium  Chamaedrys  in  Exemplaren  von  niegese- 
hener Grösse,  das  Chrysanthemum  macrophyllum,  die  Veronica 
crassifolia,  die  Clematis  recta,  die  Achillea  crithmifolia  u  v.  a. 
Hier  will  ich  nebenher  erwähnen,  dass  die  Veronica  crassifolia 
Wierzb.  gewiss  nicht  identisch  ist  mit  der  V.  orchidea  Crantz, 
welche  Pflanzen  von  Heuffel  ganz  richtig  als  zwei  verschiedene 
Arten  nebeneinander  gestellt  werden. 

Die  Fahrt  abwärts  durch  das  herrliche  Donauthal,  das  erst 
von  Basiasch  angefangen  eine  linkseitige  Thalwand  erhält,  auf 
dem  breiten  mächtigen  Strome,  an  der  Ruine  von  Golubac  und  am 
Babakaifelsen  vorüber,  mit  den  schönen  Bergen  hüben  und  drüben 
und  alles  verklärt  durch  das  warme  Licht  eines  heiteren  Sommer- 
tages, war  vergnüglich  genug.  Nach  vierstündiger  Fahrt  verliess  ich 
zu  Drenkova  den  Dampfer,  um  mich  an  diesem  Tage  noch  bis 
Svinica,  wo  ich  übernachten  wollte,  transportiren  zu  lassen.  Hier 
nun  halte  die  Vegetation  merklich  eine  andere  Gestalt  gewonnen. 
Durch  die  ustwestlich  streichende  Richtung  des  Gebirges  vor  den 
Nordwinden  geschützt  und  durch  die  Donau  reichlich  mit  Wasser- 
dämpfen versorgt,  brütet  die  warme  Luft  in  diesen  Gegenden  Ge- 
wächse aus,  die  zum  Theil  südlicheren  Breiten  angehören,  oder 
sie  bringt  hier  die  auch  weiter  nördlich  schon  vorkommenden 
Arten  zu  einer  Entwicklung,  welche  nicht  setlen  unsere  gerechte 
Verwunderung  herausfordert.  So  kam  bei  Drenkova,  inmitten  eines 
üppigen  Graswuchses,  der  Conoolvulus  cantabrica  mit  mehr  als 
2  F.  hohen  Stengeln  in  Menge  vor;  daneben  blühte  die  Nonnea 
pulla  mit  purpurnen  Blüten,  so  wie  Trifolium  pannonicum,  Anchusa 
Barrelieri,  Cytisus  austriacus  und  Astragalus  virgatus.  Nuch 
deutlicher  wurde  der  wachsende  Reichthum  der  Vegetation  weiter 
unten  gegen  Svinica  und  gegen  den  Kasan  zu,  als  z.  B.  die 
Althaea  pallida  eine  Höhe  von  6 — 8  Fuss  erreichte  und  eben  so 
viele  grosse  blassrothe  Rosen  trug,  —  als  das  Echium  altissimum, 
oft  in  Schaaren  beisammen  stehend,  5 — 6  Fuss  hohe  weisse  Säulen 
bildete,  —  als  die  Stachys  germanica  bis  zur  Höhe  von  3  Fuss 
aufschoss  und  durch  eine  Zahl  blülentragender  Nebenaxen  ein 
buschiges  Aussehen  gewann,  und  als  sich  endlich  die  F'elsen  mit 
dem  schönen  hellgelben  Alyssum  argenteum,  der  tiefgelben  Achillea 
compacta  und  der  prachtvollen  Centaurea  atropurpurea  bedeckten. 
Es  war  eine  botanische  Schwelgerei,  bei  der  fast  jeder  neue 
Schritt  vorwärts  eine  neue  Ueberraschung  brachte,  sei  es  durch 
die  Grösse  und  Schönheit  einer  bereits  bekannten,  oder  durch  das 
Auftreten  einer  mir  bisher  fremd  oewesenen  Pflanzenform. 


83 

Zwischen  Drenkova  und  Svinica  fanden  sich,  ausser  den  bereits 
genannten  Arten,  noch  folgende:  Pollinia  Gryllus  (sehr  gemein), 
Cerastium  banaticum  (innerhalb  einer  nur  kurzen  Strecke  und 
dann  nicht  wieder).  Lychnis  Coronaria  (an  buschigen  Orten  über- 
all in  grosser  Menge),  Anthemis  tinetoria  (mit  thalergrossen  Blüten), 
Stachys  ramosissima  Rochel  (von  St.  reeta  L.  nach  meiner  An- 
sicht als  Art  hinreichend  unterschieden),  Dianthus  Balbisii,  Cam- 
panula  Welandü  Heuffel  u.  a.  na. 

Das  Nachtquartier  in  Svinica  war  erträglich.  Am  nächsten  Tage 
blieb  das  Wetter  so  schön  als  es  bisher  gewesen,  nur  ward  es 
bedeutend  wärmer,  was  sich  uns  aber  erst  Mittags  in  der  Felsen- 
enge bei  Kasan  auf  eine  nahezu  unerträgliche  Weise  fühlbar 
machte.  Dafür  aber  breitete  die  Vegetation  immer  reichere  Schätze 
aus.  Zwar  suchte  ich  auf  dem  Felsen  von  Trikule  vergeblich  nach 
der  Arenaria  falcata,  dafür  aber  zeigte  sich  in  den  Gebüschen  an 
den  Waldrändern  der  schöne  Convolvulus  silvaticus  in  immer 
grösserer  Menge,  und  zwischen  Tissovica  und  Plavischevica  blühten 
neben  der  Strasse  die  Saponaria  glutinosa,  Digitalis  lanata  QD. 
Winterli  Roth.),  das  Onosma  stellulatum,  Alyssum  argenleum,  die 
Achillea  compaeta,  der  Convolvulus  cantabrica  u.  a.  m.  Hier 
wächst  die  Juglans  regia  wild  und  der  Rhus  Cotinus  bildet  hie 
und  da  ansehnliche  Theile  des  Waldbestandes,  so  dass  seine  Nutzung 
verpachtet  wird.  —  In  Plavischevica  angekommen  verliess  ich  den 
Wagen  und  wanderte  nun,  mit  meinem  Neffen,  der  mich  auch 
diesmal  zu  begleiten  so  freundlich  war,  dem  noch  etwa  eine  Stunde 
entfernten  Felsendefile  des  Kasan  zu.  Was  wir  bei  dieser  Gelegen- 
heit fanden  und  sammelten  zeigt  nachstehendes  Verzeichniss:  Cen- 
taurea  Calcitrapa  und  altropurpurea,  Kentrophyllum  lanatum 
(hier  überall  gemein ),  Lychnis  Coronaria ,  Silene  cretica  und 
dichotoma ,  Dianthus  Balbisii ,  carthusianorum ,  trifasciculatus, 
Armeria,  petraeus  und  prolifer,  Campanula  divergens,  Groseckii, 
multißora,  Welandü  und  glomerata,  Senecio  nebrodensis,  Convol- 
vulus silvaticus,  Camelina  macrocarpa,  Trifolium  expansum  und 
pannonicum,  Geranium  dissectum,  Galium  ochroleucum,  Torilis 
microcarpa;  Colutea  arborescens,  Onobrychis  alba  (leider  nur  ein 
Stück),  Scabiosa  banatica,  Isatis  tinetoria,  Acantlius  longifolius 
(3  Stück,  am  Waldrande),  Stachis  ramosissima,  Oenanthe  banatica, 
Veronica  longifolia.  Onosma  stellulatum,  Anekusa  Barrelieri,  Allium 
flavum,  Euphorbia  lucida,  Filago  germanica,  Asplenium  Ruta 
muraria,  Grammitts  Ceterach  u.  a.  Von  der  Kürze  der  Zeit  ge- 
drängt und  dadurch  an  der  ruhigen,  aufmerksamen  Durchforschung 
der  besuchten  Lokalitäten,  wie  auch  am  Verweilen  an  anderen, 
botanisch  interessanten  Stellen  gehindert,  sind  mir  leider  Astra- 
g alus  Rochelianus  Heuffel  und  das  Symphytum  ottomanum  Friv., 
die  in  dieser  Gegend  wachsen,  entgangen;  ersteren  habe  ich  viel- 
leicht übersehen  und  an  dem  Standorte  des  letzteren  mussle  ich 
vorüberfahren. 

Auch   war  in    der    Felsenenge    am   Kasan    die    durch    keinen 

6  * 


84 

Luftzug  gemilderte  Hitze  fast  unerträglich  und  verhinderte  das  Be- 
klettern der  umliegenden  Höhen.  Es  war  eben  Mittag  und  das 
Thermometer  im  Schatten  einer  Tilia  urgenten  aufgehängt,  zeigte 
275  Grad  K.  Diese  Temperatur  fand  zu  einer  Zeit  statt,  in  der  in 
den  Umgebungen  von  Wien  die  Witterung  eine  kühle  und  regne- 
rische war  und  die  Mittagswärme  nicht  die  Hälfte  jenes  Grad- 
maasses  erreichte.  Doch  besuchten  wir  die  geschichtlich  denk- 
würdige veteranische  Höhle,  deren  Oeffnung  freilich  nur  ungefähr 
60  F.  ober  der  Strasse  liegt.  Der  Raum  ist  wahrlich  nicht  zu 
gross  für  ein  Bataillon,  das  diese  Höhle  einst  zu  vertheidigen  hatte. 

Nun  aber  stellte  sich  bei  uns  beiden  eine  Art  Leiden  ein, 
dem  durch  ein  Medikament,  etwa  in  der  Gestalt  etwelcher  Beef- 
steaks, am  besten  zu  begegnen  gewesen  wäre.  Wir  hatten  früh 
gefrühstückt  und  waren  seither  zwei  Stunden  gefahren  und  vier 
Stunden  zu  Fusse  herumgewandert.  Aber  in  der  Unkenntniss  der 
Gegend  hatten  wir  es  versäumt  uns  für  diesen  Tag  mit  der  erwähn- 
ten Arznei  zu  versorgen.  Weit  und  breit  war  keine  menschliche 
Wohnung,  noch  weniger  ein  Wirthshaus  wahrzunehmen,  und  die 
nächsten  Anstalten  dieser  Art  im  Ogradena  und  in  Plavischevica  lagen- 
stundenweit vor  und  hinter  uns.  Da  griffen  wir  in  dieser  Noth  zu 
einem  extremen  Mittel:  wir  Hessen  uns  nämlich  von  den  Soldaten 
auf  dem  Kordonsposlen  unterhalb  der  veteranischen  Höhle  aus 
grobem  Maismehle  eine  Polenta  (rumänisch  Mamaliga)  bereiten, 
assen  etwas  Schafkäse  dazu  und  tranken  Donauwasser. 

Nach  diesem  idyllischen  Male  traten  wir  den  Rückmarsch  nach 
Plavischevica  an,  bestiegen  hier  wieder  unseren  Wagen  und  er- 
reichten bei  stark  vorgeschrittener  Dämmerung  die  Kompagnie- 
Station  Berzaska,  wo  wir  uns  in  einem  ganz  passablen  Gasthause 
von  den  Entbehrungen  des  Tages  erholten. 

Am  folgenden  Tage  setzten  wir  unsere  Heimfahrt  über  Mol- 
dova und  Poseschena  unaufgehalten  fort,  hie  und  da  noch  manches 
auflesend,  was  sich  vom  Wagen  aus  sehen  und  erkennen  liess. 
So  trafen  wir  bei  Dolnia-Lupkova  neben  der  Strasse  eine  zahl- 
reiche Kolonie  der  Inula  germanica,  und  von  anderen  Orten  nahmen 
wir  noch  einige  Stücke  der  Centaurea  atroptirpurea  und  des 
Dianthus  petraeus  mit.  —  Bei  ßelobreska  bogen  wir  von  der 
grossen  Donaustrasse  rechts  ab,  um  über  die  Lokva  und  Kusic 
nach  Weisskirchen  zu  gelangen.  An  den  Waldrändern  und  auf  den 
Wiesen  dieses  Gebirges,  das  eine  eingehendere,  botanische  Durch- 
suchung gewiss  reichlich  lohnen  würde,  fanden  sich:  Melica  gran- 
diflora,  Campanula  Cercicaria  und  glomerata,  Lychnis  Coronaria, 
Rosa  arvensis,  Dianthus  Balbisii,  trifasciculatus,  Armeria  und  bar- 
batus,  Trifolium  pannonicum  (mit  anderthalb  Zoll  langen  Köpfen), 
Hypericum  hirsutum  (selten),  Thalictrum  flexuosum  und  laserpitii- 
fotium,  Chrysanthemum  macrophyllum,  Hypochoeris  neapolitana, 
Phyteuma  orbicularis,  Convolvulus  silvaticus  u.  a.  m. 
Wr. -Neustadt,  im  Dezember  1869. 


S5 

Literaturberichte. 

Fries,  Elia,  Icones  selectae  hymenomycetum  nondum  delinea- 
torum.  Sub  auspiciis  regiae  Academiae  scientiarum  Holmiensis 
editae  ab  — .  Holmiae.  P.  A.  Norstedt  et  Filii.  1. — 3.  Lieferung. 
30  Foliolafeln  mit  lithographischem  Farbendruck.  26  Seiten  Text. 
Imperialfolio.   1867—1869. 

Im  Jahre  1844  hat  die  königliche  Akademie  der  Wissen- 
schalten in  Stockholm  beschlossen,  alle  Arten  der  Pilze,  besonders 
der  Hymenomyceten,  welche  getrocknet  nicht  aufbewahrt  werden 
können,  auf  ihre  Kosten  malen  zu  lassen  und  E.  Fries  mit  der 
Leitung  dieses  Unternehmens  beauftragt.  (Fries,  Monogr.  Hyme- 
nomye.  Sueciae.  I.  p.  XI.)  Im  Jahre  1867  waren  1600  Tafeln  dieser 
Abbildungen  fertig.  93  Tafeln  sind  davon  bereits  in  dem  Werke 
Fungi  esuclenti  et  venenati  Sueciae  (Sveriges  ätliga  och  giftiga 
Swampar)  veröffentlicht  worden.  Nach  Vollendung  dieses  Werkes 
hielt  es  Fries  für  wünschenswerth ,  aus  den  erwähnten  Tafeln 
ausgewählte  Arten,  welche  noch  gar  nicht  oder  nicht  gut  in  Ab- 
bildungen veröffentlicht  sind,  herauszugeben.  Die  oben  angezeigten 
Lieferungen  verdanken  diesem  Wunsche  ihre  Entstehung.  Alle  Ab- 
bildungen sind  nach  frischen ,  bei  feuchtem  Wetter  gesammelten 
Exemplaren  verfertigt  worden.  Die  Zeichner  der  bisher  erschie- 
nenen Lieferungen  sind  E.  Pettersen.  Ag.  Hafström,  P.  Aker- 
land,  H.  v.  Post,  Lindgren  u.  0.  Gettman.  Der  Farbendruck 
ist  von  Abr.  Lundquist  et  Comp.  Von  jeder  Art  ist  eine  obere  und 
eine  untere,  dann  eine  Seitenansicht  im  senkrechten  Durchschnitte 
gegeben,  in  welcher  insbesondere  die  Zeichnung  der  so  wichtigen 
Insertion  der  Lamellen  mit  der  nöthigen  Bestimmtheit  ausgeführt 
ist.  Alle  Figuren  sind  in  Lebensgrösse.  Weisse  oder  sehr  helle 
Arten  sind  auf  grauem  Grunde  angebracht.  Die  bisher  erschiene- 
nen 30  Tafeln  enthalten  45  Arten  ,  nämlich  14  von  Hydnum  ,  31 
von  Agaricus.  Von  diesen  gehören  4  zum  Subgenus  Ama?iita, 
8  zu  Lepiota  ,  8  zu  Armillaria  ,  11  zu  Tricholoma.  Neue  Arten 
sind  nicht  darunter,  indem  alle  diejenigen,  welche  noch  nicht  im 
Systema  Fungorum  oder  der  Epicrisis  Hymenomycetum  aufgenom- 
men waren,  bereits  in  der  Monographia  Hymenomycetum  Sueciae 
oder  früher  in  Lund's  Conspectus  Hymenomycetum  circa  Holmiam 
crescentium ,  ferner  in  den  Stockholmer  akademischen  Verhand- 
lungen ihre  Veröffentlichung  gefunden  haben.  Diese  neueren  Arten 
sind  Hydnum  versipelle  Fr.,  nwlleVr.,  torulosum  Fr.,  mirabile  Fr., 
multiplex  Fr.,  graveole/is  Fr.,  Caput  Ursi  Fr.,  geogenium  Fr., 
fulgens  Fr.,  Agaricus  {Lepiota)  g linder mus  Fr.,  (Armillaria)  im- 
perialis  Fr.,  pleurotoides  Fr.,  denigratus  Fr.,  (Tricholoma)  re- 
splendens  Fr.  Der  Titel  schliesst  jene  Arten  aus,  welche  bereits 
früher  abgebildet  worden  sind,  allein  schon  das  Vorwort  verspricht 
auch  Arten  zu  bringen,  von  denen  nur  schlechte  Abbildungen  vor- 
handen sind.  In  der  Wirklichkeit  ist  auch  diese  Schranke  nicht 
immer  eingehalten  worden.  Jene  Arten  ,  welche  schon   früher  ab- 


86 

gebildet  waren,  sind  Hydnum  ferrugineum,  scrobiculatum,  nigrum, 
Agaricus  nitidus,  aridus,  lenticularis,  clypeolarius,  parcanaulatus, 
sistratus,  illinitus,  constrictus,  laqueatus,  sejunctus,  quinqueparti- 
tus,  flavo-brunneus,  aurantius,  bulbiger,  pessundatus ,  Columbetta, 
mithin  theilvveise  sogar  wohlbekannte  und  leicht  kenntliche  Arten. 
Sieht  man  die  höchst  naturgetreuen,  ebenso  geschmackvollen,  als 
prächtigen  Bilder  an,  so  kann  man  sich  aller,  ohne  Ausnahme,  er- 
freuen. Allein  erwägt  man  die  Beschränkung  des  Titelblattes 
(selbst  in  der  Ausdehnung  des  Vorwortes) ,  den  Preis  ,  um  den 
wenigstens  der  deutsche  Buchhandel  das  Werk  verschleisst  (4  Thlr. 
10  Sgr.  für  jede  Lieferung  von  10  Tafeln  mit  Text)  ,  ferner  die 
sehr  grosse  Zahl  der  noch  nie  abgebildeten  Arten ,  so  ist  der 
Wunsch  wohl  gerechtfertiget,  keine  Arten  zu  bringen,  welche  in 
der  Literatur  bereits  kenntliche  Abbildungen  besitzen.  In  der  Mo- 
nographia  Hymenomycetum  war  die  Nomenklatur  so  eingerichtet 
gewesen,  dass  der  Artname  mit  dem  grammatikalischen  Genus  der 
Untergattung  übereinstimmend  declinirt  wurde,  z.  B.  Agaricus 
Amanita  strangulata ,  eine  Neuerung,  welche  wie  ein  Uebergang 
zur  Aufstellung  der  Subgenera  als  selbstständiger  Genera  erschien. 
Diese  Neuerung  ist  hier  glücklicherweise  wieder  fallen  gelassen 
worden.  Die  Zulassung  z.  B.  von  Amanita  als  Genus  wäre  ein 
Rückschritt  zu  Persoon  gewesen,  der  mit  einer  naturgemässen 
Auffassung  einer  Gattung,  wenn  sie  noch  so  zahlreich  ist ,  nicht 
übereinstimmt.  Der  Text  enthält  ausser  einem  kurzen  allgemei- 
nen Vorworte  und  kurzen  Einleitungen  ,  so  oft  ein  neues  Genus 
oder  Subgenus  anfängt,  beiläufig  jene  Bemerkungen,  welche  in  der 
Monographia  Hymenomycetum  Sueciae  jeder  einzelnen  Art  gewid- 
met sind,  mit  dem  Unterschiede,  dass  bei  jeder  Art  eine  förmliche, 
in  der  bekannten  klassischen,  prägnanten  Weise  des  hochverehr- 
ten Veterans  der  Mykologen  vorangeht,  dann  folgen  in  gesonder- 
ten Absätzen  das  Vaterland,  die  Beschreibung  und  weitere  histo- 
rische oder  kritische  Bemerkungen.  In  dem  Vorworte  zu  Hydnum 
ist  die  Andeutung,  dass  die  Arten  von  gallertartiger  Beschaffen- 
heit unter  dem  Namen  Tremellodon  oder  richtiger  Palmellodon  als 
eigene  Gattung  behandelt  werden  könnten,  der  Untersuchung  mit 
dem  Mikroskope  zu  empfehlen.  Hohenbühel-Heufler. 

Der  Anfang  eines  Prodromus  der  Flora  von  Böhmen 
von  Dr.  Lud.  Celakowsky,  welcher  im  ersten  Bande  des  Archi- 
ves  für  die  naturwissenschaftliche  Landesdurchforschung  von  Böh- 
men (Prag  1869)  enthalten  ist,  beginnt  mit  den  Gefässkryptoga- 
men.  Es  werden  von  Diesen  in  durchaus  deutscher  Sprache  mit 
Diagnosen  und  Standortsangaben  folgende  Arten  aufgeführt:  Equi- 
setum  arvense,  maximum  (Telmateja),  silvaticum,  pratense,  ramo- 
sum,  littorale,  palustre  ,  elongatum,  hiemale,  variegatum;  Poly- 
podium  vulgare,  Phegopteris,  Dryopteris,  Robertianum;  Woodsia 
ilvensis,  hyperborea;  Allosoms  crispus;  Pteris  aquilina;  Blechnum 
Spicant;  Asplenium  Adiantum  nigrum,  Ruta  muraria,  germanicum, 
septentrionale,  Trichomanes,  viride;    Alhyrium    Filix   femina.    at- 


87 

pestre;  Aspidium  Lonchiüs ,  aculeatum,  spinulosum ,  er  isla  tum, 
Filix  mas,  Oreopteris,  Tkelypteris;  Cystopleris  frag  Ms;  Struthi- 
opteris  germanica;  Ophioglosum  vulgatum;  Botrychium  Lunaria, 
matricariaefolium,  rutaefolium;  Lycopodium  Selago ,  inundatum, 
annotinum,  ctavatum,  complanatum,  alpinum;  Selaginella  ciliata 
[spinulosa) ;  Isoetes  lacustris;  Pilularia  globulifera ,  zusammen 
49  Arten.  Es  sind  darunter  weder  neue  Arten,  noch  solche  Arten, 
die  nicht  schon  früher  in  der  Literatur  als  böhmische  angegeben 
waren.  Auch  ist  darunter  keine  einzige  Art,  die  nicht  auch  ausser- 
halb Böhmens  in  der  österr.-ungar.  Monarchie  gefunden  worden 
wäre.  Es  fehlen  auch  zahlreiche,  selbst  abgesehen  von  den  Süd- 
provinzen, aus  Oesterreich  im  weiteren  Sinne  bekannte  Arten.  Da 
Böhmen  mit  Ausnahme  der  südöstlichen  Bezirke  ziemlich  gut 
durchforscht  ist,  so  ist  nicht  der  Florist,  sondern  die  Flora  selbst 
an  dieser  Armuth  schuld.  Es  ist  Celakowsky's  Verdienst,  dass 
Böhmen  keine  Sonderstellung  in  Auffassung  der  Artenbegrenzung 
mehr  einnimmt.  Dass  Milde's  Filices  Europae ,  1867,  in  Absicht 
auf  Artbegränzung  und  Nomenklatur  nicht  benützt  wurden,  erklärt 
der  Umstand,  dass  dieser  Prodromus  laut  seines  Seperattitels  be- 
reits 1867  erschienen  ist;  die  Vorrede  Milde's  ist  vom  28.  Juli 
1867,  die  Vorrede  Celakowsky's  vom  3.  August  1867.  Dieser 
Umstand  erklärt  auch  theilweise  die  Weglassung  von  Asplenium 
adulterinum ,  welches  Celakowsky  nach  seinen  Anschauungen 
wahrscheinlich  als  Serpentinform  von  Asp.  viride  angeführt  hätte, 
eine  Meinung,  die  auch  Milde  laut  bot.  Zeit.  1868.  884  für  höchst 
wahrscheinlich  hält.  Hiernach  würde  der  diesem  Farn  von  mir 
ursprünglich  gegebene  Name  fallax  wieder  aufleben  (Vers,  zool.- 
bot.  Ver.  VI.  [1856].  260,  261).  Die  böhmischen  Standorte  sind  Nord- 
böhmen (Karl  laut  meiner  Angabe  a.  a.  0.)  und  auf  Serpentin  im 
Walde  an  dem  Wege  von  Einsiedel  nach  Sangenberg.  (August 
1857.  Kalmus  laut  Niessl  in  den  Verhandl.  des  naturwissensch. 
Vereins  in  Brunn.  VI.  167,  169.)  Uebergangen  ist  Osmunda  regalis 
von  Neustadtl  an  der  sächsischen  Grenze,  gefunden  von  Gottfried 
Menzel  laut  Lorinser  Conspectus  Stachyopteridum,  1838,  eine 
Angabe,  die  der  vorsichtige  Milde  in  seine  Monographie  von 
Osmunda  (p.  59)  ohne  Anstand  aufgenommen  hat  und  die  auch  mir 
nicht  verdächtig  erscheint.  Neustadtl  ist  nicht  auf  sächsischem  Boden, 
sondern  in  Böhmen  selbst.  Hingegen  ist  die  kleine  Schneegrube,  der 
bisher  bekannte  einzige  angeblich  böhmische  Standort  von  Woodsia 
hyperborea,  p.  6,  schon  ausserhalb  Böhmens,  in  Preussisch-Schle- 
sien.  Die  Böhmen  und  Schlesier  rechnen  beiderseitig  das  ganze 
Riesengebirge  zu  ihrem  Florenbezirke.  Das  ist  mir  wohlbekannt. 
Ich  kann  aber  dieser  Anschauung  um  so  weniger  beipflichten,  als 
in  der  That  zwischen  den  nördlichen  und  südlichen  Theilen  des 
Riesengebirges  ein  natürlicher,  nicht  bloss  ein  politischer  Unter- 
schied obwaltet.  Die  auf  die  Gefässkryptogamen  folgenden  Mono- 
kotylen überlasse  ich  einem  aüfälligen  anderen  Berichterstatter. 

Hohenbühel-Heufler. 


88 


XXIV.  Jahresbericht 

des 

botanischen  Tausch  Vereines  in  Wien,  im  Jahre  1869. 

Bis  zum  Schlüsse  des  Jahres  1869  sind  453  Botaniker  mit  der 
Anstalt  in  Verbindung  getreten.  Von  diesen  haben  sich  im  Laufe 
des  Jahres  31  mittelst  Einsendungen  an  derselben  betheiligt  und  es 
wurden  im  Ganzen  von  ihnen  über  21.000  Pflanzen-Exemplare  ein- 
geliefert. Insbesondere  haben  die  Herren: 

Andorfer,  Alois,  Mag.  Pharm,  in  Langenlois.  —  Eingesendet  302 
Expl.  aus  der  Flora  von  Niederösterreich. 

Bayer,  J.  N.,  pens.  General-Inspektor  in  Steyr.  —  Eing.  900  Expl. 

aus  der  Fl.  von  Oberösterreich. 
Clessin,  Stephan,  Beamter  in  Dinkelscherben  in  Baiern.  —  Eing. 

845  Expl.  aus  der  Fl.  von  Baiern. 
Csato,  Johann  von  ,   Gutsbesitzer  in  Koncza  in  Siebenbürgen.  — 

Eing.  414  Expl.  aus  der  Fl.  von  Siebenbürgen. 
Doms,  F.  A.,  Seminarlehrer  in  Bartin  in  Preussen.  —  Eing.  1196 

Expl.  aus   der  Fl.  von  Hinterpommern. 
Fritze,  R.,  Apotheker   in  Rybnik  in  Pr.-Schlesien.  —  Eing.   441 

Expl.  aus  der  Fl.  von  Schlesien  und  den  Karpaten. 
Halacsy,  Dr.  Eugen  v.,  prakt.  Arzt  in  Wien.   —  Eing.  564  Expl. 

aus  der  Fl.   von  Niederösterreich  und  Ungarn. 
Hans,  Wilhelm,  in  Herrnhut  in  Sachsen.    —  Eing.  664   Expl.    aus 

der  Fl.   von   Sachsen  und  vom  Cap. 
Holuby,   Jos.   Lud.,    Pfarrer   in  Ns.-Podhragy  in  Ungarn.  —  Eing. 

80?  Expl.  aus  der  Fl.  von  Ungarn. 

Jaeggi ,  J. ,  in  Aarburg.    —    Eing.  210  Expl.    aus   der  Fl.    der 

Schweiz. 
Janka,  Viktor  v.,  Oberlieutenant  in   Szent-Gothärd.  —  Eing.  104 

Expl.  aus  der  Fl.  von  Siebenbürgen. 
Ilse,  Dr.,  Oberförster  in  Trier.  —  Eing.  800  Expl.  aus  der  Fl.  von 

Pommern,  Thüringen  und  den  Karpaten. 
Krenberger,  J.,  Priester  in  Raabs.  —  Eing.  701  Expl.  aus  der  Fl. 

von  Niederösterreich  und  der  Schweiz. 

Kristof ,  Lorenz  ,   Lehramts-Cand.    in    Wien.   —    Eing.  297  Expl. 
aus  der  FI.  von  Kärnthen. 

Lagger,   Dr.  Franz ,  in  Freiburg.    —  Eing.  945  Expl.  aus  der  Fl. 
der  Schweiz. 


•  89 

Lerch,  Dr.  Julius,  in  Couvet  in  der  Schweiz.  —  Eing.  2510  Expl. 

aus  der  Fl.  vom  Jura. 
Lutz,  Ignaz,    Ingenieur  in  Wien.  —   Eing.   1450   Expl.    aus    der 

Fl.  von  Krain. 
Matz,  Maximilian,  Pfarrer   in  Höbesbrunn.  —  Eing-.  443  Expl.  aus 

der  Fl.  von  Niederösterreich. 
Plosel,  E.,  Obergärtner  in  Tempelhof.  —  Eing.  787  Expl.  aus  der 

Fl.  v.  Schlesien  und  Thüringen. 
Rauscher,  Dr.  Robert,  k.  k.  Finanzrath  in  Wien.  —  Eing.  987  Expl. 

aus  der  Fl.  von  Niederösterreich. 
Reuss,    Wilhelm,  Med.  Cand.   in  Wien.  —  Eing.    400   Expl.  aus 

der  Fl.  von  Niederösterreich. 
Scheuta,  Dr.  N.  J.,  in  Wexio  in  Schweden.    —  Eing.    600  Expl. 

aus  der  Fl.  von  Schweden. 
Strobl,  Gabriel,  Kleriker  in  Admont.  —  Eing.   528  Expl.   aus  der 

Fl.   von  Steiermark. 
Tauscher,  Dr.  Julius,  prakt.  Arzt  in  Ercsin  in  Ungarn.  —  Eing. 

89  Expl.   aus  der  Fl.  von  Ungarn. 
Thümen ,    Freiherr  v. ,    in  Krems    in    Niederösterreich.  —  Eing. 

358  Expl.  aus  verschiedenen  Floren. 
Tommasini,  Mutius  Ritter  v.  ,    k.  k.  Kofrath  in  Triest.   —  Eing. 

100  Expl.  aus  der  Fl.  von  Istrien. 
Traua,  Er.  Andr.,  in  Upsala.  —  Eing.  1127  Expl.  aus  der  Fl.  von 

Schweden  und  Norwegen. 
Trautmann,  C,  in  Nikolausdorf  in  Sachsen.  —  Eing.   711  Expl. 

aus  der  Fl.  von  Sachsen  und  dem  Riesengebirge. 
Val  de  Lievre,  Anton,  k.  k.  Finanzrath  in  Trient.  —  Eing.  356 

Expl.  aus  der  Fl.  von  Tirol. 
Vrabelyi,    Martin  v. ,  in  Erlau.   —  Eing.   224  Expl.   aus  der  Fl. 

von  Ungarn. 
Winter,  Georg,  Med.  Cand.  in  Giessen.  —  Eing.   1201  Expl.  aus 

der  Fl.  von  Giessen, 


XXIII.  Continuatio. 

E  l  e  n  c  h  i    d  u  p  l  i  c  a  t  o  r  u  m. 


Arabis  arcuata  Schult. 
Arenaria  gothica  Fr. 
Campanula  unißora  L. 
Carex  norwegica  Wild. 
Dentaria  pinnata  Lam. 
Draba  incana  L. 
Dracocephalum  thymiflorum  L. 
Galium  elongatum  Prsl. 
Gnaphatium  alpinum  L. 
Hierucium  rupicolum  Fr. 
—     versicolor  Saut. 


Linaria  striata  D  C. 
Luzula  parvifiora  Desv. 
Pedicularis  lapponica  L. 
Pinguicula  villosa  L. 
Poa  hybrida  Gaud. 
Potentilla  fruticosa  L 
Hanunculus  gracilis  Schi. 
Rubus  arcticus  L. 
Salix  helvetica  Vi  11. 
Setaria  ambigua  Guss. 
Vahlodea  atropurpurea  Fr. 


90 

Licheues. 

Cetraria  nivalis. 
Evernia  vulpina. 
Gyrophora  vellea. 
Stereocaulon  denudatum. 
Trachylia  arthonioides. 

Musci. 

Anomodon  attenuatus. 


Camplothecium  lutescens. 
Encalypta  vulgaris. 
Leptotrichum  pallidum. 
Orthotrichum  obtusifolium. 
Plagiothecium  sylvaticum. 

—  undulatum. 
Pottia  lanceolata. 
Racomitrium  heterostichum. 


Wien  (Wieden,  Neumanngasse  7). 

Skofitz. 


Fersonalnotizen. 

—  Dr.  Franz  Unger  ist  am  12.  Februar  in  Graz,  wo  er 
fast  ausschliesslich  seinen  wissenschaftlichen  Arbeiten  lebte,  ge- 
storben ,  nachdem  er  ein  Alter  von  69  Jahren  erreicht  hatte. 
Diese  Zeitschrift  brachte  im  Jahre  1864  das  Porträt  und  eine 
biographische  Skizze  Unger's.  Letztere  verfasst  von  Dr.  Neil- 
reich  schliesst  mit  den  Worten:  „Und  seltsam,  kein  Orden 
schmückt  seine  Brust,  keine  weltliche  Auszeichnung  ziert  seinen 
Namen.  Wenn  auch!  Sein  Ruhm  wird  leben,  so  lange  es  eine 
Wissenschaft  gibt,  wird  leben,  wenn  alle  Zeichen  irdischer  Gunst 
dem  allgemeinen  Lose  der  Vergessenheit  längst  verfallen  sind."  — 
Allein  welch  geringen  Werth  Unger  auf  deilei  Auszeichnungen 
zufälliger  Gunst  legte,  wird  ersichtlich  aus  einem  Schreiben  an  die 
Redaktion  vom  5.  Jänner  1864,  wo  es  in  Betreff  obiger  Schluss- 
worte heisst:  „Nur  eines  hat  mich  etwas  unangenehm  berührt, 
nämlich  der  Schlusssatz,  der  wie  eine  Mahnung  klingt  und  provo- 
cirt.  Ich ,  der  ich  am  Rande  des  Grabes  ,  oder  geringer  gesagt, 
doch  wenigstens  an  der  Neige  des  Lebens  stehe,  habe  diese  Be- 
gehr der  Eitelkeit  wahrhaftig  längst  überwunden,  und  bin  vollkom- 
men schon  damit  zufrieden,  wenn  der  Staat  einst  sagt,  —  er  hat 
seine  Schuldigkeit  gethan."  —  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  noch 
einer  anderen  Bemerkung  Unger's  in  einem  :Schreiben  an  die 
Redaktion  vom  31.  Oktober  1863  gedacht;  sie  lautet:  „Was  die 
Biographie  betrifft,  die  meinem  Gesichte  in  Ihrer  Zeitschrift  bei- 
gegeben werden  soll,  so  wird  sie  jedenfalls,  wenn  Herr  Neil- 
reich der  Verfasser  ist,  zu  günstig  für  mich  gehalten  sein.  Ich 
würde  daher  ersuchen,  so  massvoll  als  es  immer  möglich  ist,  in 
der  Beurtheilung  meiner  Leistungen  zu  verfahren.  Ich  selbst  kenne 
zu  gut,  was  an  denselben  mangelhaft  ist,  und  möchte  die  Irrun- 
gen und  Fehler  eher  unumwunden  aufgedeckt,  als  übertüncht 
sehen.  Früher  oder  später  thut  diess  die  Geschichte  der  Wissen- 
schaft doch." 


91 


—  Victor  v.  Janka  wurde  als  botanischer  Kustos  am  Na- 
tional-Museum  in  Pest  angestellt. 

—  Johann  Bayer,  pens.  General  -  Inspektor  der  Staats- 
eisenbahn-Gesellschaft ,  ist  am  14.  Februar  in  einem  Alter  von 
68  Jahren,  zu  Steyr  in  Oberösterreieh  am  Herzschlage  gestorben. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 

—  In  einer  Sitzung  der  k.  Akademie  der  Wissenschaf- 
ten am  9.  December  legte  Dr.  Peyritsch  eine  Abhandlung  über 
Bildungsabweichungen  bei  Umbelliferen  vor.  Er  beobachtete  eine 
Reihe  von  Blüthenmissbildungen.  So  bei  Carum  Carvi,  wo  die  Blu- 
menblätter am  Mittelnerv  mit  blaltarligen  Sprossungen  dicht  besetzt 
waren,  statt  der  Staubgefiisse  standen  doppelspreilige,  corollinische 
Gebilde,  der  Fruchlk.  fehlte;  bei  Daucus  Carota  verschiedene  Vor- 
bildungen der  Staubgef.;  an  Toritis  Anthriscus  luxurirende  Axel- 
sprossungen  der  Blüthen;  bei  Peucedanum  Chabraei  waren  alle 
Blülhentheile  vergrünt ,  die  Staubgef.  zu  laubartigen ,  gelappten 
Blättern  umgewandelt. 

—  In  einer  Sitzung  der  schlesischen  Gesellschaft  für 
vaterländische  Cultur  am  2.  December  berichtete  Dr.  A, 
Engler  über  die  Flora  des  Isonzothales,  das  er  von  Görz  bis  zum 
Terglou  durchwandert  und  vervollständigte  seine  Beobachtungen 
durch  die  a.  a.  0.  gemachten  Mittheilungen  des  Prof.  Krazan  in 
Görz.  Von  besonderem  Interesse  ist  die  Vegetation  oberhalb  Görz 
(271'  über  dem  Meere)  zu  beiden  Ufern  des  Isonzo,  dessen  blau- 
grüne mit  dem  Tosen  eines  echten  Torrente  dahinbrausenden  Fluthen 
die  für  die  nächste  Umgebung  der  Stadt  charakteristischen  breccien- 
und  conglomeratartigen  diluvialen  Gesteinmassen  durchschneiden. 
Durch  eine  geringe  Höhe  über  dem  Niveau  des  Meeres  gehört  das 
Gebiet  durchaus  der  Ebene  und  dem  Hauptcharakter  seiner  Flora 
nach  dem  Küslenlande  an;  aber  die  ursprüngliche  Vegetation  ist 
gemischt  und  bereichert  durch  Flüchtlinge  aus  anderen  Regionen, 
welche  sich  theils  auf  die  Dauer  angesiedelt  haben,  theils  nur 
sporadisch  auftreten.  Diese  Pflanzen  verdanken  ihre  Entfernung  von 
ihrem  ursprünglichen  Wohnort  nicht  bloss  der  Gewalt  des  Türrente, 
sondern  noch  vielmehr  der  regelmässig  wiederkehrenden  gewal- 
tigen Bora,  welche  die  in  Folge  der  veränderten  klimatischen  Ver- 
hältnisse, namentlich  in  Folge  von  Trockenheit  eingehenden  Indi- 
viduen immer  wieder  durch  neue  Ankömmlinge  ersetzt.  Während 
ein  grosser  Theil  der  bei  Görz  an  den  Ufern  des  Isonzo  vorkom- 
menden Pflanzen  nach  Krazan  aus  dem  benachbarten  nordöstlich 
von  Görz  gelegenen  Ternowaner  Gebige  stammt,  andere  wiederum 
dem  lsonzothal  und  den  Sandsteinhügeln  des  Wipbachthales  ge- 
meinsam   angehören,    ist    die    ursprüngliche  Heimat    anderer,    wie 


92 

z.  B.  von  Gypsophila  alpina,  Rumex  scutatus,  Campanula  carnica 
etc.  in  den  hohen  Kalk-  und  Dolomitgebirgen  zu  suchen,  welche 
den  obern  Lauf  des  Isonzo  einschliessen.  Noch  grösser  ist  der 
Reichthum  von  herabgeführten  alpinen  und  subalpinen  Pflanzen  auf 
der  Strecke  von  Caporetto  bis  St.  Maria.  Schon  oberhalb  Caporetto 
gehören  Geranium  macrorrhizum,  Asperula  longiflora,  Saxifraga 
crustata  und  S.  Hostii,  Silene  fruticulosa  Sieb,  zu  häufigen  Er- 
scheinungen. Wahrend  die  Berge  von  Caporetto  bis  Flitsch  zum 
grossen  Theil  entwaldet  sind  und  ihre  steil  abfallenden  Felswände 
nur  eine  spärliche  Vegetation  aufkommen  lassen,  sind  die  Thal- 
wände des  obersten  Laufes,  des  sogenannten  Loochthales  und  des 
Trentathales  etwas  waldreicher;  interessant  ist  namentlich  die  Vege- 
tation der  humusreichen  Buchenregion,  wo  Saxifraga  tenella  und 
Sax.  Ponae  Stern b.  in  auffallender  Häufigkeit  neben  Rhododen- 
dron hirsutum,  Betonica  Alopecuros,  Gentiana  utriculosa  etc.  auf- 
treten. Noch  reicher  und  eigenthümlicher  wird  die  Flora  auf  den 
zahlreichen  Plateaux,  welche  dem  Gebirgsstock  des  Terglou  ange- 
hören, während  auf  den  Gipfeln  selbst  nur  eine  kümmerliche  Vege- 
tation ihr  Dasein  fristet.  Der  Sekretär  zeigt:  Naturwissenschaf  t- 
liche  Anseh  auungs- un  d  Zeichenvorlagen,  gezeichnet,  litho- 
graphirt  und  herausgegeben  von  Gotthold  Elssner  in  Löbau. 
Hiernach  verliest  der  Sekretär  eine  von  Dr.  Paul  Ascherson  in 
Berlin  eingesandte  Abhandlung:  Ueber  Standorte  der  Pilu- 
laria.  Der  Verfasser,  bezugnehmend  auf  die  Mittheilungen  des  Dr. 
Ho  dann  in  den  Verhandl.  der  bolan.  Sektion  für  1868,  hebt  hervor, 
dass  Pilularia  in  allen  ihm  persönlich  bekannten  Fundorten  bei 
Sommerfeld  (hier  entdeckt  durch  Hellwig  und  Weise),  bei  Berlin 
in  der  Nähe  von  Tempelhof,  bei  Aareppen  unweit  Delbrück,  bei 
Dielkau  in  der  Niederlausitz,  keine  eigentliche  Wasserpflanze  ist, 
obwohl  sie  völlig  untergetaucht  einige  Zeit  vegetirt,  aber  in  diesem 
Zustand  steril  bleibt.  Pilularia  gehört  zu  jenen  Teich-  oder  Ufer- 
pflanzen, welche  zu  ihrem  Gedeihen  und  zur  Fruchtbildung  einen 
im  Winter  und  Frühjahr  überschwemmten,  später  aber  trocken 
werdenden  Boden  verlangen.  Aehnlich  verhält  sich  die  von  Ascher- 
son 1863  mit  Dr.  Reichard  t  im  südlichen  Sardinien  aufgefundene 
Pilularia  minuta.  Prof.  Milde  theilt  mit,  dass  die  Elodea  cana- 
densis  in  diesem  Jahre  sich  in  einem  Teiche  in  der  Nähe  des 
Rothkretscham  bei  Breslau  angesiedelt  habe.  Wundarzt  Knebel 
zeigt  ein  lebendes  Sedum  reflexum  mit  höchst  ausgezeichnetem 
hahnenkarnmähnlich  verbreiteten  fasciirten  Stengel.  Dasselbe  stammt 
aus  dem  botanischen  Garten  in  Halle.  Dr.  phil.  W.  G.  Schneider 
hielt  einen  Vortrag  über  die  Gattung  Sclerotium  Tode.  Es  wurden 
zunächst  nur  die  zahlreich  auf  verschiedenen  Gräsern  vorkommen- 
den Scleroticum  Clavus,  als  Mutterkorn  bekannt,  aus  denen  sich 
später  3  Claviceps-Arten  entwickeln,  berücksichtigt  und  folgende 
in  Schlesien  gefundene,  mit  Mutterkorn  behaftete  Gräser  vorge- 
zeigt: Agropyrum  repens,  Aira  cespitosa,  Alopecurus  fulrus  und 
pratensis,  Anthoxantum  odoratum,   Arrhenaterum  elatius,    Bromus 


93 

seralinus,  Dactifis  glomerata,  Festuca  pratensis,  Glyceria  fluitans, 
Horden  in  vulgare  und  murinmn.  Lolium  perenne,  Molinia  coerulea, 
Phalaris  arundinacea.  Phleum  pratense,  Poa  annua  und  nemoralis, 
Seeale  cereale,  Triticum  vulgare  und  caninum,  ans  deren  Sclero- 
tium sieh  die  Claviceps  purpurea  Tai.  entwickelt]  sowie  P/wag- 
mües  communis  und  Heleocharis  palustris,  aus  deren  Sclerotium 
sich  Claviceps  microeephala  Till,  und  Clav,  nigricans  Till,  ent- 
wickeln* Ferner  sprach  derselbe  über  die  neue,  von  Herrn  Prof. 
Kühn  in  Halle  aufgestellte  Uredineen-G&Wung  und  Art,  Calypto- 
spora  Göppertiana,  welche  derselbe  an  Vaccinium  Vitis  idaea  (der 
Preisseibeere)  voriges  Jahr  zu  Krumm hübel  im  Riesengebirge  ent- 
deckt und  der  Vortragende  schon  vor  6  Jahren  und  auch  dieses 
Jahr  bei  Reinerz  gefunden  hat.  Der  Pilz  zeigt  sich  als  eine  dicke 
schwammige  Auftreibunü  des  Stengels,  seltener  der  Blattstiele  und 
eines  Theiles  der  Blatter.  Die  Sporen  sitzen  ziemlich  fest  in  dein 
Innenraum  der  Oberhautzellen  und  sind  eng  von  der  Zellmembran 
umschlossen,  sie  sind  unregelmässig  elliptisch-prismatisch,  oben 
stumpf,  dunkelbraun,  unten  abgerundet,  hellbräunlich,  durch  kreuz- 
weise Theilung  meist  vierget heilt,  9  —  10  Mikrom.  lang  und  8  bis 
9  Mikrom.  breit.  Nach  Kühn  keimen  die  Sporen  im  Frühjahre,  und 
zwar  entwickelt  sich  aus  jeder  Abtheilung  der  Spore  ein  Keim; 
die  Sterigmata  sind  kurz,  tragen  vier  Sporidien,  diese  sind  sphärisch 
und  weiss  gefärbt.  Fuckel  hat  diesen  Pilz  als  Fusidium  tumescens 
unter  n.  1653  in  seinen  Fungis  rhenanis  ausgegeben. 

F.  Cohn,  z.  Z.  Sekretär  der  Sektion. 
—  In  einer  Sitzung  der  Gesellschaft  naturforschender 
Freunde  in  Berlin  am  16.  Nov.  legte  Dr.  Aseherson  das  von 
Dr.  F.  v.  Müller  im  St.  Vincent-Golf  in  Südaustralien  gefundene, 
von  demselben  in  den  Fragm.  Phytogr.  Austrat.  IV  p.  113  als 
Ampkibolis  zosterifulia  beschriebene  Fruchlexemplar  einer  Meer- 
phanerogame  vor,  welches  ihm  derselbe  kürzlich  zur  Ansicht  zu 
übersenden  die  Güte  hatte.  Dasselbe  ergab  sich  als  mit  dem  der  Gesell- 
schaft in  der  Februar-Sitzung  1867  vorgelegten  Fruchtexemplare  der 
Posidonia  australis  Hook.  fil.  identisch.  Die  weibliche  Blüthe  und 
Frucht  der  Amplübolis  ^welche  nunmehr,  da  die  von  Gaudschaud 
beschriebene  und  abgebildete  männliche  Blüthe  keine  Veranlassung 
bietet,  die  betreffende  Art  von  Cymodocea  zu  trennen,  bis  auf 
Weiteres  wieder  als  Cymodocea  antaretica  (Labille)  Endl.  zu 
bezeichnen  istj,  sind  mithin  noch  aufzufinden.  —  In  einer  weitern 
Sitzung  am  21.  Decemb.  theilte  derselbe  aus  den  kürzlich  einge- 
gangenen Briefen  des  Dr.  G.  Schweinfurth  an  Prof.  A.Braun, 
d.  d.  grosse  Seriba  Gattas  am  Diur-FIusse  (7°  N.  Br.),  welche 
das  erfreulichste  Wohlsein  des  Reisenden  melden  und  von  dessen 
rastloser  Thätigkeit  und  reicher  Ausbeute  Nachricht  geben,  einen 
die  Vegetationsverhältnisse  des  erforschten  Gebietes  zwischen  den 
Flüssen  Diur  und  Tondj  betreffenden  Abschnitt  mit.  Ungeachtet  der 
einförmigen  Terrainbildung  fand  sich  dort  eine  ausserordentlich 
mannigfaltige    Vegetation  ,    so    dass    der  Reisende    von  Ende  März 


94 


bis  Ende  August,  also  nicht  einmal  in  der  günstigsten  Jahreszeit, 
schon  über  600  Pflanzen-Arten  gesammelt  hatte.  Der  Vegetations- 
charakter zeigte  grosse  Uebereinstimmung  mit  weslafrikanischen 
Florengebieten,  bis  auf  die  geringe  Anzahl  von  Farnen.  Die  Grenze 
des  festen  Gesteins  (rothen  Thoneisensteins),  welche  sich  zugleich 
durch  eine  allmälig  ansteigende  Terrainstufe  markirt,  bezeichnet 
einen  schroffen  Wechsel  im  Vegetationscharakter  wie  er  kaum  beim 
Überschreiten  der  europäischen  Alpenkette  greller  hervortritt; 
für  den  Thoneisenstein  ist  besonders  der  Butterbaum  QButyrosper- 
mum  Parkii  Kotschy)  charakteristisch. 


Sammlungen. 

—  Das  von  Schultz  Bip.  hinterlassene  Compositen-Herba- 
rium  hat  E.  Cosson  in  Paris  käuflich  erworben. 

—  Die    Bibliothek    von    M  a  r  t  i  u  s    wird    am  7.  März    durch 
W  ei  gel  in  Leipzig  versteigert  werden. 


Literarisches. 

—  „Chemismus  der  Pflanzenzelle.  Eine  morphologisch- 
chemische Untersuchung  der  Hefe  mit  Berücksichtigung  der  Natur, 
des  Ursprunges  und  der  Verbreitung  der  Contagien."  Von  Dr.  H. 
Karsten.  Wien  1869.  Verl.  v.  Wilhelm  Braumüller.  90  Seiten 
in  Oct.  mit  9  Holzschnitten.  —  Diese  neueste  Arbeit  des  Prof. 
Karsten  behandelt  nach  einer  allgemeinen  Anleitung  das  Wachs- 
thum  und  die  Entwickelung  der  Hefezellen;  Micrococcus,  Micro- 
sporon,  Vibrionen  und  Leptothrix;  die  Veränderung  der  Hefezellen 
und  der  Vibrionen  in  Krystalloide,  in  Sarcina  und  Palmella  prodi- 
giosa;  die  chemische  Veränderung  der  Hefezellhaut;  die  morpho- 
logische Bedeutung  der  Hefevegetation  und  endlich  die  physiolo- 
gische Bedeutung  der  Hefe.  Die  Abhandlung  dürfte  in  so  ferne  von 
erhöhetem  Interesse  sein ,  als  sie  eine  Beurtheilung  des  wissen- 
schaftlichen Standpunktes  des  Verfassers  ermöglicht,  was  in  Anbe- 
tracht der  Angriffe,  welchen  sein  Werth  als  Professor  in  jüngster 
Zeit  mehrfach  ausgesetzt  war,  nicht  ohne  Wichtigkeit  ist.  Die  Aus- 
stattung des  Werkes  ist  eine  vorzügliche. 

—  Der  Bericht  über  die  internationale  Gartenbau- 
Ausstellung  in  St.  Petersburg  vom  17.  (5.)  bis  30.  (18.)  Mai 
1869  enthält:  1.  das  Ergebniss  des  Preisgerichtes,  2.  einen  Bericht 
über  die  Resultate  der  Ausstellung,  3.  die  Aufzählung  der  Vor- 
stände, Commissäre  und  Repräsentanten,  die  bei  der  Ausstellung 
mitwirkten,  endlich  4.  einen  Bericht  über  die  drei  Sitzungen  über 
den  mit  der  Ausstellung  verbundenen  Gartenbau-  und  botanischen 


95 

Kongress.  Diese  vier  Kapitel  haben  einen  höchst  ungleichen 
Werth.  Kapitel  2  und  3  besitzen  nur  eine  historische,  theihveise 
gar  nur  ephemere  Bedeutung,  mit  Ausnahme  einiger  Notizen  admi- 
ministrativen  Inhaltes,  die  auch  später«!)  Ausstellungen  zu  Gute 
kommen  können.  Die  im  Cap  4  niedergelegten  Sitzungsberichte 
enthalten  einiges  Neue,  und  einiges  Wichtige.  Das  Wichtige  ist 
aber  nicht  neu,  und  selbst,  soweit  es  von  russischen  Forschern 
herrührt,  schon  anderweitig  publicirt  worden;  die  neuen  Mitthei- 
lungen sind  aber  durchwegs  ziemlich  unwichtig.  Vom  hohen  In- 
teresse und  bleibenden  Werthe  ist  das  Kap.  1,  worin  die  Ergeb- 
nisse der  20  Sektionen  des  Preisgerichtes  in  eingehender  Weise 
niedergelegt  sind.  Dieser  Bericht  über  die  wahrhaft  ausgezeich- 
neten Leistungen  der  Aussteller  wird  für  jeden  Freund  der  Horti- 
cultur  von  Interesse,  für  jeden  Fachmann  auf  diesem  Gebiete  von 
hoher  Wichtigkeit  sein.  J.  W. 

—  „Botanischer  Kalender  für  Nord-Deutschland.  Weg- 
weiser und  Gedäehlnisshilfe  auf  botanischen  Exkursionen  für  Lehrer, 
Botaniker  und  Studirende."  Von  Franz  Schulz.  Berlin  18fi9.  Ver- 
lag von  G.  Duncker.  156  Seite  in  Duod.  —  Indem  das  Büchlein 
eine  Anleitung  gibt,  gewisse  Pflanzen  zu  ihrer  Blülhezeit  an  den 
ihnen  entsprechenden  Fundorten  aufzusuchen,  gewährt  es  zugleich 
eine  Uebersicht  des  Vegetationscharakters  bestimmter  Lokalitäten. 
Es  werden  nämlich  die  in  jedem  Monate  blühenden  Gewächse  nach 
den  Standorten,  wo  sie  zumeist  vorkommen,  angeführt;  so  1.  Holz- 
gewächse im  Wald,  Park  und  Gebüsch  (Holzpflanzen)  ,  2.  Kraut- 
gewächse im  Wald  und  Gebüsch  (Schattenpflanzen),  3.  in  Gärten, 
4.  auf  Aeckern,  5.  auf  Schutt,  unfruchtbaren  Plätzen,  Mauern,  an 
Zäunen,  Hecken  (Schuttpflanzen),  6.  auf  wüsten  Ländereien,  Hügeln, 
Heiden,  Abhängen  (Heidepflanzen),  7.  auf  Wiesen,  8.  aufleuchten, 
sumpfigen  und  torfigen  oder  quelligen  Orten  (Sumpf-  und  Ufer- 
pflanzen), 9.  im  Wasser,  10.  auf  salzhaltigen  Orten,  Seeküsten  und 
Salinen  (Salzpflanzen),  11.  in  Gebirgs-  und  Bergegenden,  12.  Schma- 
rotzer auf  andern  Pflanzen.  Die  unter  diesen  Standorten  angeführten 
Pflanzenarten  werden  kurz  charakterisirt,  was  immerhin  eine  Unter- 
scheidung ermöglicht.  Dem  eigentlichen  Kalender  befinden  sdeh  ein 
Schlüssel  zum  Linne'schen  System  und  eine  Erklärung  der  Autor- 
namen  vorgesetzt.  Die  Ausstattung  des  Taschenbuches  ist  eine 
ganz  gefällige. 

Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingetroffen:  Von  Herrn  Mayer,  mit  Pflanzen  aus  Böh- 
men. —  Von  Herrn  Prichoda,  mit  Pfl.  aus  Niederö^terreich.  —  Von  Herrn 
Patze,  mit  Pfl.  aus  NorddeuischJand.  —  Von  Herrn  ßr.  Thümen,  mit  diversen 
Pfl.  —  Von  Herrn  Haussknecht,  mit  Pfl.  aus  der  Schweiz  und  von  Weimar.  — 
Von  Herrn  Krenberger,  mit  Pfl.  aus  Kärnthen  und  Steiermark. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Dr.  Focke,  Ilse,  Doms, 
Krempelhuber  und  Wetschky. 

Es  werden  in  europäischen  Gärten  kultivirte  Pflanzen  in  schön  präparirten 
Exemplaren  zu  kaufen  gesucht. 


96 

Berichtigung. 

Im  Februar-Hefte  ist  bei  der  Zusammenstellung  des  Schrift-* 
satzes  von  Dr.  Kerner's  Abhandlung-:  „Beschreibungen  neuer 
Pflanzenarten  der  österreichischen  Flora,"  eine  äusserst 
unliebsame  Verwirrung  im  Texte  entstanden  ,  welche  den  Artikel 
geradezu  unverständlich  macht. 

Nach  Zeile  9  auf  Seite  42  hat  zu  folgen  Zeile  12  auf  Seite  43 
bis  inclus.  Zeile  21  auf  Seite  44  und  nach  Zeile  21  auf  Seite  44 
hat  zu  folgen  Zeile  10  auf  Seite  42  bis  inclus.  Zeile  11  auf  Seite  43. 

Inserate. 


&^*  Für  Freunde  der  Botanik! 

Fr.  Voigt's  Buchhandlung  in  Leipzig,  Kreuzstrasse  8,  9,  liefert    §g 
||   gegen  Einsendung  des  Betrages:  p 

H  Prof.  Petermann's  Pflanzenreich  in  vollständigen  Beschreibun-  M 

gen  aller  wichtigen  Gewächse  etc.   136  Bogen  Text  mit  282  fein  f| 

col.  Tafeln  (1600  Pflanzen    und  426    erläuternden  Fig.)   2  Bände  p 

Lex.  8.  In  2  eleg.   und  sol.  neuen  Halbfranzbänden  (statt  Subscr.-  || 

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Ig  Dasselbe  schwarz,  broscliirt  (14%  Rthlr.)  für  nur  6  Rthlr.  H 

NjB.  Auch  direkt  durch  jede  Buchhandlung  zu  beziehen.  |§ 

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In  Ferd.  Dümmler's  Verlagsbuchhandlung  (Harrwitz  und  Gossmann) 
in  Berlin  erscheint: 

Der  Naturforscher. 

Wochenblatt  zur  Verbreitung  der  Fortschritte  in  den  Naturwissenschaften. 

Herausgegeben  von    Dr.    Wilhelm  Sklarek. 

Preis  vierteljährlich  1  Thlr.,  Preis  des  Monatsheftes  10  Sgr. 

Der  „Naturforscher"  hat  sich  das  Ziel  gestellt  und  nach  dem  Ur- 
theile  aller  Berufenen  bisher  geschickt  angestrebt,  die  Entdeckungen  der  For- 
scher aller  Länder  —  zum  Theil  aus  den  Verhandlungen  der  Vereine  und 
Akademien,  zum  Theil  aus  Monographien  und  Fachjournalen  —  aufzusammeln 
und  in  gedrängter  Kürze  gemeinverständlich  wiederzugeben.  Eine  solche,  im 
guten  Sinne  populäre  Darstellung  wird  besonders  für  Diejenigen  von  grossem 
Nutzen  sein,  die  ein  specielles  naturwissenschaftliches  Fach  bearbeiten ,  und 
bei  dem  engen  Zusammenhange,  in  dem  die  einzelnen  Zweige  der  Naturwissen- 
schaft unter  einander  stehen,  auch  aus  den  übriuen  Gebieten  regelmässig  das 
Wichtigste  und  Interessanteste  kennen  zu  lernen  wünschen. 

Eine  ganze  Reiiie  geachteter  Forscher  hat  sich  bereits  dem  Unternehmen 
als  Mitarbeiter  angeschlossen. 

Probenummern  sind  durch  jede  Buchhandlung  zu  erhalten. 

Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofitz.  -  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  Ueberreuter'scuen  Buclidruckerei  (M.  Salzer). 


Österreichische 

Botanische  Zeitschrift 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

Die    österreichische  Exemplare, 

botnnlsche    Zeitschrift                RntfllliL     Hilft  It  II  t  •!  II  5  L «I«                  die  frei  durch  die  Post  be- 

erscheiut                            DUldlllK    UHU  DOiaillKei,              zogen  werden  sollen,  sind 

den  Erstenjeden  Monats,  blos  beider  Redaktion 

^  ÄÄ.  Sltfb  Gärtner,  Üekonomen,  Forslni;'inner,  Aerzle,   ^u^unÄ:7) 

(3  Thlr.  10  Ngr.)  Im  Wege  des 

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10  kr.  öst.  W.  jN°'    4  Buchhandlungen. 


XX.  Jahrgang. WIM. April  1870. 

INHALT:  lieber  Rulnis-Arten.  Von  Dr.  F  ocke.  —  Vegetations-Verhältnisse.  Von  Dr.  Kerner.  — 
Phytographische  Fragmente.  Von  Dr.  Schur.  —  Bemerkungen  zu  Boissier's  Flora  orient.  Von  Janka. 
—  Der  Kampf  ums  Dasein  in  der  Pflanzenwelt.  Von  Dr.  Pokorny.  —Literaturberichte.  Von  Hohen- 
bü  hel-Heufler.  —  Correspondenz.  Von  Dr.  Kern  er,  Huter.  — Personalnotizen.  —  Vereine,  An- 
stalten ,  Unternehmungen.  —  Botanischer  Taushcverein.  —  Inserat. 


Bemerkungen  über  einige  Rubus- Arten. 

Von  Dr.  W.  O.  Focke. 

1.  Das  Einwurzeln  der  Brom  beer  seh  ö  sslin  ge.  Be- 
kanntlich vermehren  sich  die  meisten  einheimischen  Brombeeren 
auf  vegetativem  Wege  durch  das  Einwurzeln  ihrer  Schüsslings- 
spitzen.  Babington  hat  zuerst  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass 
der  wagerechte  auf  dem  Boden  fortkriechende  Schössling 
sich  vor  dem  Einwurzeln  wieder  erhebt.  Auch  in  seinem 
neuesten  Werke  über  die  brittischen  Bubi  bespricht  er  diese  Er- 
scheinung, ohne  indess  irgendwie  auf  die  mechanischen  Ursachen 
derselben  hinzudeuten.  Die  jungen  Brombeertriebe  wachsen  An- 
fangs entweder  aufrecht  oder  in  mehr  oder  weniger  schiefer 
Richtung  in  die  Höhe;  je  länger  sie  werden,  um  so  weniger  sind 
sie  im  Stande,  sich  ohne  Stützpunkte  aufrecht  zu  erhalten,  daher 
neigen  sie  sich,  falls  sie  in  ihrem  Wachsthume  keinen  Halt  an- 
treffen, in  Folge  ihrer  eigenen  Schwere  wieder  zum  Boden  herab. 
Bei  den  Trieben  der  schwächeren  Arten  ist  dies  sehr  bald,  bei 
denen  der  stärkeren  oft  erst  im  Herbste  der  Fall.  Auch  wenn  sie 
im  Gebüsche  häufige  Anhaltspunkte  finden,  müssen  sie  schliesslich 

Ocsterr.  botan.  Zeitschrift.  4-   Heft.  1870  i 


98 

wieder  herabsteigen,  weil  die  Richtung  des  Triebes  allmälig  immer 
horizontaler  und  zuletzt  abwärts  geneigt  werden  muss,  doch  kann 
leicht  die  Vegetationsperiode  verflossen  sein,  bevor  die  Spitze  den 
Erdboden  erreicht.  Sind  die  Schösslinge  wieder  auf  der  Oberfläche 
des  Bodens  angelangt,  so  kriechen  sie  eine  Strecke  am  Grunde 
hin  und  wurzeln  sich  schliesslich,  wo  sie  es  irgend  vermögen,  in 
das  Erdreich  ein,  aber  erst  nachdem  sie  noch  einmal  einen 
kleinen  Bogen  ge  b  il  de  t  haben,  durchweichen  sie  sich  einige 
Zoll  über  den  Boden  erheben.  Die  mechanischen  Ursachen  dieses 
letzten  Aufsteigens  sind  leicht  zu  verstehen.  Die  Tendenz  zum 
Einwurzeln  tritt  auf,  sobald  die  Laubblätter  der  Spitze  sich  im 
Herbste  nur  noch  langsam  und  unvollkommen  entwickeln. 
Es  häufen  sich  dann  Nähr-  und  Bildungsstoffe  in  der  Spitze  an, 
welche  sich  dadurch  verdickt  und  verstärkt,  so  dass  sie  weniger 
biegsam  und  nachgiebig  wird.  Wenn  sie  nun  im  Wachsthum  auf 
irgend  einen  Widerstand  stösst,  sei  es  ein  Steinchen,  eine  feste 
Erdscholle,  eine  Pflanze  oder  dergl. ,  so  stemmt  sie  sich  dagegen 
und  zwingt  auf  diese  Weise  den  nachwachsenden  Theil  des  Schöss- 
lings  sich  im  Bogen  zu  erheben.  Dies  Aufsteigen  des  hinter  der 
Spitze  liegenden  Theiles  hat  nun  die  Folge,  dass  die  Spitze  selbst 
sich  nach  abwärts  richtet,  wodurch  sie  um  so  besser  befähigt  wird, 
die  zahlreichen  Würzelchen,  welche  sich  an  ihr  entwickeln,  in's 
Erdreich  eindringen  zu  lassen,  in  welchem  sie  sich  bald  befestigen 
und  büschelig  ausbreiten.  Der  von  Babington  beobachtete,  aber 
nur  teleologisch  erklärte  zweite  Bogen  entsteht  also  durch  An- 
häufung von  plastischen  Stoffen  in  der  Schösslingsspitze  und  durch 
das  Anstemmen  der  auf  diese  Weise  resistenter  gewordenen  ver- 
dickten Spitze  gegen  ein  in  ihrer  Wachsthumsrichtung  vorhandenes 
Hinderniss.  Der  durch  den  nachwachsenden  Trieb  gebildete  Bogen 
begünstigt  oder  ermöglicht  das  Festwurzeln.  Es  kann  übrigens 
auch  vorkommen,  dass  eine  Schösslingsspitze  sich  unmittelbar  aus 
dem  ersten  Bogen  in  die  Erde  hinabsenkt.  Es  ist  dazu  erforderlich, 
dass  der  Trieb  einen  festen  Unterstülzungspunkt  gewonnen  hat, 
ohne  welchen  die  Spitze  im  Winde  hin  und  herschwanken  würde 
und  sich  nicht  am  Boden  festheften  könnte.  Ferner  muss  sie  erst 
im  Herbste,  wenn  die  Bedingungen  zum  Einwurzeln  vorhanden 
sind,  den  Boden  wieder  erreichen.  Bei  einigen  hochwüchsigen 
Arten  scheint  diese  Weise  des  Einwurzeins  öfter   vorzukommen. 

2.  Rubus  Leesii  Babingt.  Jm  Jahre  1846  beschrieb  Babing- 
ton eine  Varietät  des  R.  Idaeus,  welche  er  als  var.  Leesii  be- 
zeichnete. Bald  nachher  führte  er  sie  als  eigene  Art  auf,  und 
behielt  sie  als  solche  auch  noch  in  seiner  neuesten  Arbeit  über 
die  brittischen  Rubi  bei,  in  welcher  er  jedoch  wieder  einige  Zwei- 
fel über  die  Haltbarkeit  der  Species  ausdrückt.  R.  Leesii  unter- 
scheidet sich  von  R.  Idaeus  L.  durch  die  Blattforrn.  Die  unteren 
Schösslingsblätter  sind  einfach,  die  mittleren  und  oberen  dreizäh  - 
lig  mit  kaum  gestieltem  Mittelblättchen.  Die  Blätter  der  Blüthen- 
zweige    sind    fast   ausnahmslos    völlig    einfach,    oft   etwas    gelappt. 


99 

Die    einfachen    Blätter    sind    breit    herzförmig,    die    Blattehen    der 
dreizähligen    rundlich.    Als    besonders   auffallend   hebt  Ba  hing  ton 
hervor,   dass    R.    Leesü    nur    sehr    selten    Früchte  bringt  und  dass 
diese,    wenn    sie    sich    bildeten,    noch  niemals  unzweifelhaft  keim- 
fähige Samen  gezeigt  haben.  Diese  Unfruchtbarkeit  und  das  äusserst 
spärliche    Vorkommen    der  Pflanze  —  in  England  sind  drei   Stand- 
orte   aufgefunden    —    fliessen  Babington  Zweifel  an  der  Selbst- 
ständigkeit   der  Art  ein.    —    Auch  auf  dem  Kontinente  sind  öfter 
Himbeerformen    beobachtet  worden,    welche  dem  R.  Leesü  minde- 
stens   sehr    ähnlich  sind  so  z.  B.    der  R.   Idaeus  L.  var.  ano malus 
Arrhen.  Vor  einigen  Jahren    wurde    in   der  Nähe    von  Bromberg 
durch  Herrn  C.  Kö  liier  eine  Pflanze  aufgefunden,    auf  welche  die 
Beschreibung    des  R.  Leesü  vollkommen  passt.    Die  Exemplare, 
welche    ich    von    dieser   Form  erhielt,   erschienen   mir  sehr  merk- 
würdig.  Es    konnte    mir  keinen  Augenblick  zweifelhaft  sein,    dass 
ich  eine  Form  des  R.  Idaeus  vor  mir  hatte,  und  zwar  eine  Modi- 
fikation, welche  an  verschiedenen  Orten   unabhängig  von  einander 
entstanden    sein    musste.    Die    Frage    lag    nahe,    ob  aus  dieser  so 
sehr   abweichenden,    durch    keine   Uebergänge    vermittelten    Form 
nicht   eine    neue    Race    und    schliesslich    eine    neue    Art  entstehen 
könne.    Es    schien    dies    ein    Fall   zu  sein,  in  welchem  nicht  etwa 
eine  allmalige  Züchtung  zu  Abänderungen    führt,   sondern  in  wel- 
chem   die   neue  Art  gleichsam  fertig  aus  der  Stammart  entspringt. 
Die    konstante    Unfruchtbarkeit     des    R.  Leesü   war    mir    damals 
noch  nicht  bekannt;  obgleich  ich  wusste,  dass  Früchte  selten  sind, 
schien  es  mir  doch  möglich,  dass  die  Form  sich  unverändert  fort- 
pflanzen   könne.    Wenn  dies  wirklich  der  Fall  wäre,    so  hätte  man 
in    dem    R.  Leesü  eine  neu  entstehende  Art  begrüssen  müssen.    In 
der    Jenaischen    Zeitschrift    für  Mediz.  und  Naturw.   V.   S.   107  und 
S.   127  besprach    ich  diesen  Fall  und  suchte  die  Beziehungen  zwi- 
schen   R.  Idaeus    L.  und  R.  Leesü  Bab.,  so  weit  es  möglich  war, 
aufzuklären.  Ich  glaubte  in  dem  R.  Leesü  einen  theilweisen  Rück- 
schlag   auf    gewisse    Urlypen  der  Galtung  Rabiis  zu  erkennen  und 
fasste  die  Umformung  seiner  Blätter  als  eine  Hemmungsbildung  auf. 
„Wahrend    bei    dem    normalen    Rubus  Idaeus  L.  das  Blatt  sich  in 
allen    drei  Richtungen  entwickelt,    durch  Verlängerung  des  Mittel- 
nerven,   durch   Ausbildung   der    seitlichen   Strahlnerven  und  durch 
Vergrösserung    des    Neigungswinkels    derselben,    ist    bei  R.   Leesü 
Babingt.    die  eine  dieser  Tendenzen,    nämlich  die  zur  Verlänge- 
rung des  Mittelnerven,   völlig  verschwunden. u  Durch  Herrn  Köhler 
erhielt    ich    lebende  Exemplare  des    R.  Leesü.    welche  im  vorigen 
Sommer   einige    Blüthen  lieferten,  an  denen  ich  nach  der  Ursache 
der    Unfruchtbarkeit    forschte.    Es    war  nicht  schwer,    sie  zu  ent- 
decken   Der  Hemmungsprozess,    durch  welchen  die  Laubblätler  in 
so    merkwürdiger  Weise  modificirt  waren,    hatte  sich  auch  auf  die 
Fruchtblätter  erstreckt.  Dieselben  waren  verkürzt  und  hatten  sich  nicht 
geschlossen,    weil  sie  nicht    ausreichten,    die  Ovula  vollständig  zu 
umhüllen.  Von  den  zwei  Ovulis  des  Rubus-Fruchtknotens   verküm- 

7* 


100 

mert  regelmässig  das  eine  schon  früh,  das  andere  entwickelt  sich 
bei  R.  Leesii  bis  zur  Blülhezeit  in  durchaus  normaler  Weise,  aber 
es  wird  vom  Fruchtblatte  nur  theilweise  bedeckt.  In  den  meisten 
Fällen  vertrocknet  es  während  des  Blühens,  doch  schienen  bei 
meinen  Pflanzen  einige  Eichen  nicht  nur  befruchtet  zu  sein,  son- 
dern sich  trotz  ihrer  mangelhaften  Bekleidung  weiter  zu  ent- 
wickeln. Nach  einigen  Wochen  waren  aber  alle  vertrocknet  und 
keines  gelangte  zur  Reife.  Es  kann  natürlich  kein  Wunder  nehmen, 
dass  die  Rubus-Ovula  nicht  auf  ein  Gymnospermenleben  einge- 
richtet sind.  Die  Unfruchtbarkeit  des  R  Leesii  steht  somit  im  eng- 
sten Zusammenhange  mit  seiner  ganzen  Organisation  und  macht 
es  unmöglich,  dass  sich  aus  ihm  eine  neue  Art  entwickelt.  Es 
fällt  daher  auch  jeder  Grund  weg,  diese  Form  als  eine  besondere 
Species  zu  betrachten  und  zu  benennen.  Man  wird  also  den  R. 
Leesii  einziehen  und  zu  R.  Idaeus  L  var.  anomalus  Arrhen. 
rechnen  müssen,  selbst  wenn  die  ursprüngliche  Arrhenius'sche 
Pflanze  nicht  ganz  genau  mit  dem  typischen  R.  Leesii  überein- 
stimmen sollte.  —  Die  Blattform  des  R.  Idaeus  anomalus  findet  ein 
Analogon  in  der Fragaria  monophyllaL.,  während  die  eigenthümliche 
Unfruchtbarkeit  jener  Pflanze  bisher  als  ein  Unicum  dastehen  dürfte. 
Vielleicht  wird  die  Kenntniss  ihrer  Ursache  dahin  führen,  ähnliche 
Fälle  aufzufinden.  Es  fragt  sich  nun,  ob  es  möglich  ist,  dass  sich 
ein  R.  Idaeus  anomalus  mit  normalen  geschlossenen  Fruchtblättern 
bildet,  welcher  im  Stande  sein  würde,  sich  durch  Samen  zn  ver- 
mehren und  somit  vielleicht  eine  neue  Art  zu  bilden,  doch  fehlt 
es  bisher  an  allen  Anhaltspunkten  zu  einer  positiven  oder  nega- 
tiven Beantwortung  dieser  Frage. 

3.  Rubus  sanctus  Schreb.  Man  findet  in  den  Herbarien  unter 
diesem  Namen  häufig  orientalische  Brombeerzweige  aufbewahrt, 
welche  offenbar  einen  gewissen  gemeinsamen  Typus  zeigen,  welche 
man  aber  bisher  nicht  durch  zuverlässige  Merkmale  von  den  west- 
europäischen Brombeeren  zu  unterscheiden  vermochte.  Die  Auto- 
ren sind  daher  vielfach  in  Zweifel  darüber,  ob  der  Rubus  sanctus 
mit  einer  der  genauer  von  ihnen  erkannten  Arten  identisch  ist 
oder  nicht.  Es  wird  nothwendig  sein,  die  orientalische  Pflanze 
lebend  sorgfältiger  zu  untersuchen  und  namentlich  ihre  Blüthen- 
theile  besser  kennen  zu  lernen,  bevor  man  sich  ein  bestimmtes 
Urtheil  über  ihre  Beziehungen  zu  anderen  Arten  bilden  kann.  Die 
in  den  Sammlungen  enthaltenen  Exemplare  bestehen  meistens  aus 
Blüthenzweigen  mit  schlecht  konservirlen  Blumen;  Schösslings- 
stücke  habe  ich  noch  nicht  untersuchen  können.  Indess  will  ich 
auf  ein  Merkmal  aufmerksam  inachen,  welches  gestattet,  selbst 
mangelhafte  Blüthenzweige  des  R.  sanctus  zu  erkennen.  Die  Blätter 
dieser  Art  sind  nämlich  oberseils  sowohl  mit  Striegelhaaren  als  mit 
Sternhaaren  versehen,  welche  letzteren  übrigens  oft  erst  bei  stär- 
kerer (etwa  50facher)  Vergrösserung  sicher  zu  unterscheiden  sind. 
Die  Blätter  mancher  ähnlichen  Arten  und  Formen,  z.  B.  des  R. 
amoenus Po rtenschl.  (Ä.  dalmaticus  Gusson.,  R.  rusticanusMer c.j 


101 

sind  oberseits  kahl,  während  andere  Arten  mehr  oder  weniger 
zahlreiche  Striegelhaare  auf  der  Blattoberflache  besitzen.  Die  Blat- 
ter des  R.  tomentosus  Borkh.  dagegen  sind  oberseits  mehr  oder 
weniger  sternhaarig,  während  sich  Striegelhaare  bei  ihnen  höch- 
stens als  Seltenheit  finden,  wie  es  scheint  nur  an  den  untersten 
Blättern  der  Blüthenzweige.  Die  Striegelhaare  des  R.  sanctus  sind 
dagegen  sehr  zahlreich.  Sternhaare  und  Striegelhaare  gemischt 
finden  sich  allerdings  an  manchen  Bastarden  des  R.  tomentosus, 
welche  sich  daher  durch  das  angegebene  Kennzeichen  nicht  mit 
Sicherheit  von  R.  sanctus  unterscheiden  lassen.  Indessen  ist  der 
R.  sanctus  auch  durch  andere  Merkmale  hinlänglich  ausgezeichnet, 
so  dass  die  Gefahr  der  Verwechslung  mit  irgend  einem  seltenen 
Bastard  nicht  besonders  gross  sein  dürfte.  Auch  verschiedene  Ar- 
ten aus  der  Verwandschaft  des  R.  Idaeus  L.  besitzen  Blätter  mit 
ähnlicher  Behaarung,  doch  sind  sie  durch  anderweitige  Merkmale 
leicht  zu  unterscheiden.  0.  Kuntze  hat  neuerdings  den  R.  san- 
ctus Schreb.  mit  dem  norddeutschen  R.  vulgaris  W.  X.  und  R. 
rillicaulis  Kohl,  verbunden,  von  welchen  er  indess  weit  verschie- 
den ist.  Mit  Recht  glaubt  Bayer  (Bot.  Excursionsb.  S.  300),  dass  er 
dem  R.  tomentosus  Borkh.  näher  stehe,  dagegen  geht  v.  Fischer- 
Ooster  zu  weit,  wenn  er  ihn  geradezu  für  identisch  damit  hält 
fRubi  Bernens.  p.  42.).  Untersucht  habe  ich  den  R.  sanctus 
Schreb.  aus  Creta  (Expl.  von  Sieber),  aus  Syrien  und  aus  der 
Krim;  nach  Sieber  soll  die  kretensische  Art  auch  in  Krain  vor- 
kommen. Es  ist  dies  immerhin  möglich.  Ich  habe  mangelhafte  Exem- 
plare eines  Rtibus  aus  Istrien  gesehen,  welche  fast  in  der  Mitte 
zwischen  R.  tomentosus  Borkh.  und  R.  sanctus  Schreb.  zu  ste- 
hen scheinen,  aber  eben  ihrer  Unvollständigkeit  halber  keine  wei- 
teren Schlüsse  zulassen.  In  sehr  prägnanter  Weise  unterscheiden 
sich  R.  sanctus  Schreb.  und  R.  tomentosus  Borkh.  auch  durch 
die  Form  ihrer  Fruchtsteinchen.  Dieselben  sind  bei  der  letzten  Art 
im  horizontalen  .Querschnitt  fast  rund,  im  Längsschnitt  dagegen 
schmal  elliptisch,  während  sie  bei  R.  sanctus  seitlich  stark  zusam- 
mengedrückt und  im  Längsschnitt  halbkreisförmig  sind.  —  Diese 
Bemerkungen  mögen  zeigen,  dass  der  orientalische  R.  sanctus 
Schreb.  eine  zwar  ungenügend  gekannte,  aber  offenbar  von  den 
nord-  und  westeuropäischen  Brombeeren  völlig  verschiedene  Art  ist. 
4.  Rubus  tomentosus  Borkh.  Die  als  Rubus  tomentosus  be- 
kannte Pflanze  ist  eine  von  den  wenigen  europäischen  Brombeeren, 
deren  Formenkreis  wirklich  gut  umgrenzt  ist;  auch  gehört  sie  zu 
der  kleinen  Zahl  von  Arten,  die  durch  einen  völlig  regelmässigen 
Blütenstaub  ausgezeichnet  sind.  In  seiner  Beschreibung  der  Ber- 
ner Brombeeren  spricht  v.  Fischer-Ooster  die  Ansicht  aus, 
Borkhausen's  R.  tomentosus  sei  eigentlich  ein  Bastard  der  jetzt  ge- 
wöhnlich R.  tomentosus  genannten  Art  mit  dem  R.  caesius  L.  ge- 
wesen. Diese  Meinung,  von  einem  trefflichen  Forscher  vertreten, 
verdient  wohl  eine  nähere  Prüfung.  —  Der  älteste  Name  für  un- 
seren   R.  tomentosus    ist    R.  trtphyllus  Bellardi  (1792).   Da  aber 


102 

schon  früher  ein  R.  triphyllus  von  Thunberg  aufgestellt  worden 
ist,  so  ist  dieser  Name  für  die  europäische  Pflanze  unbrauchbar 
und  ist  auch  niemals  in  Gebrauch  gekommen;  neuerdings  wird 
zwar  die  Thunberg'sche  Art  von  Einigen  für  R.  parmfolius  L. 
gehalten,  indess  nach  meiner  Ansicht  mit  Unrecht,  da  Linne 
seinen  R.  parvifolius  ursprünglich  auf  den  R.  Moluccanus  parvi- 
folius Rumphii  gegründet  und  von  diesem  auch  den  Namen  ent- 
lehnt hat.  1794  beschrieb  Borkhausen  seinen  R.  tomentosus.  Er 
unterschied  die  Pflanze  als  eine  selbstständige  und  ckarakteristi- 
sche  Art,  welche  er,  um  die  Konstanz  ihrer  Merkmale  zu  prüfen, 
auch  im  Garten  kullivirte.  Nach  einer  früheren  Beschreibung  sei- 
ner neuen  Brombeere  forschend,  glaubte  er  den  R.  occidentalis  L. 
darin  zu  erkennen.  Dieser  Wahn  verführte  ihn,  nach  Merkmalen 
zu  suchen,  welche  Linne  von  dem  R.  occidentalis  angibt.  So 
glaubte  er  einen  leicht  verschwindenden  Reif  zu  bemerken,  wel- 
cher vielleicht  in  einem  Staubüberzuge  bestanden  haben  mag,  fer- 
ner gibt  er  an,  der  Strauch  sei  rund  (frutex-teresj,  eine  Unrich- 
tigkeit, welche  mit  einer  inkorrekten  Ausdrucksweise  verbunden 
ist.  Aber  alle  diese  Irrthümer  berechtigen  uns  nicht  zu  dem 
Schlüsse,  dass  die  Brombeere  Borkhaus  en's  eine  andere  Art,  als 
unser  R.  tomentosus  gewesen  sei.  Wollte  man  alle  Pflanzenbe- 
schreibungen verwerfen,  in  welchen  Ungenauigkeiten  und  Unrich- 
tigkeiten vorkommen,  so  würde  man  mit  der  Nomenklatur  von  vorn 
anfangen  müssen.  Gegen  die  Ansicht  v.  Fischer-Ooster's,  dass 
Borkhausen's  Pflanze  ein  R.  caesiusXtomentosus  gewesen  sei,  spre- 
chen aber  viele  Angaben  des  Autors  auf  das  allerentschiedenste. 
So  sagt  Bork  hausen:  Baccis  onustam  reperi  —  der  R.  caesiusX 
toment.  ist  stets  wenig  fruchtbar;  frulex  diflüsus  modo  erectus,  modo 
adscendens  aut  procumbens  —  der  R.  caesiusXtomentosus  ist  niemals 
aufrecht,  während  R.  tomentosus  sich  gerade  durch  die  Eigentüm- 
lichkeit auszeichnet,  sowohl  aufrechte  als  kriechende  rankenartige 
Triebe  hervorzubringen,  eine  Eigenschaft,  welche  von  wenigen 
späteren  Beobachtern  beachtet  ist;  foliolis  .  .  .  subtus  albido-to- 
mentosis  —  die  Blätter  des  R.  caesiusXtomentosus  sind  unterseits 
höchstens  graufilzig;  stipula  linearis  et  fere  filiformis  —  bei  allen 
Hybriden  des  R.  caesius  sind  die  Nebenblätter  breiter;  flores  in 
racemum  terminalem  compositum  disposili  —  der  Blüthenstand  des 
R.  caesiusXtomentosus  ist  kaum  je  traubig  zu  nennen.  Dazu  kommt 
die  naheliegende  Erwägung,  dass  Borkhausen  gewiss  eher  die 
charakteristische  Speeies  als  den  wenig  auffallenden  Bastard  unter- 
schieden haben  wird.  In  Roth's  Herbar  habe  ich  ferner  Original- 
exemplare des  R.  tomentosus  aus  Borkhausen's  Hand  ge- 
sehen, welche  die  echte  Art  darstellen.  Borkhausen  hat  somit 
in  der  Beschreibung  des  R.  tomentosus  zwar  einige  Irrthümer  und 
Ungenauigkeiten  begangen,  aber  er  hat  andererseits  wieder  manche 
Eigenschaften  desselben  vortrefflich  beobachtet  und  hat  unzweifelhaft 
nichts  Anderes,  als  die  reine  Stammart,  welche  auch  von  den 
neueren    Autoren    R.  tomentosus    genannt   wird,    vor   sich  gehabt. 


103 

Irrig  ist  es,  Willdenow  als  ersten  Autor  des  R.  tomentosus  zu 
ziliren.  Willdenow  erkannte,  dass  R.  triphyllus  Bellard.  und 
R.  tomentosus  Borkh.  identisch,  dass  sie  aber  von  R.  occiden- 
talis  L.  verschieden  seien.  Da  der  Name  R.  triphyllus  anderweitig- 
vergeben war,  so  adoptirte  er  den  Namen  R.  tomentosus.  Bork- 
hausen hatte  keine  neue  Diagnose  des  R.  tomentosus  gegeben, 
sondern  die  Linne'sche  des  R.  occidentalis  beibehalten.  Willdenow 
gab  daher  die  erste  wissenschaftliche  Diagnose  lies  R.  tomentosus, 
und  vindicirte  sich  mit  vollem  Bechte  die  Autorschaft  dieser 
Diagnose.  Als  Standorte  für  die  Pflanze  führte  er  auch  in  seinen 
späteren  Schriften  nur  den  Bellardi'schen  und  den  Borkhausen' 
sehen  an.  Somit  ist  Borkhausen's  und  Willdenow's  R.  tomen- 
tosus unzweifelhaft  eine  und  dieselbe  Pflanze,  der  Autor  des  Arts- 
namens ist  Borkhausen,  der  Autor  der  ersten  Diagnose  aber 
Willdenow. 

Bremen,  im  Jänner  1870. 


Die  Vegetations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
XXXII. 

672.  Sanicula  europaea  L.  —  In  Wäldern.  Im  mittelung. 
Berglande  bei  Paräd  und  auf  dem  Gälyahegy  in  der  Matra;  auf 
dem  Nagyszäl  bei  Waitzen  ober  dem  Sandsteinbruche;  in  der  Ma- 
gustagruppe  auf  dem  Spitzkopf;  in  der  Pilisgruppe  bei  Visegräd 
und  Szl.  Läszlö,  auf  dem  Kishegy  und  Piliserberg,  bei  M.  Ein- 
siedel,  auf  dem  Lindenberge  und  Johannisberge  bei  Ofen.  Im  Be- 
reiche des  Bihariagebirges  im  Wolfswalde  und  bei  P.  Szt.  Märton 
nächst  Grosswardein;  auf  dem  Vasköher  Kalkplateau;  an  den  Bän- 
dern des  Batrinaplateaus.  im  Valea  Odinculia  und  von  der  Tata- 
roea  über  die  Pietra  muncelului  und  Pietra  lunga  bis  zur  Höhle 
ober  Fenatia  bei  Bezbänya;  in  der  Hegyesgruppe  auf  der  Chiciora 
südöstlich  von  Buteni  und  bei  Karacs  nächst  Körösbänya.  —  Vor- 
herrschend auf  Kalk,  seltener  auf  Sienit,  Trachyt  und  Schiefer. 
250—1200  Met.  —  Fehlt  im  Tieflande. 

673.  Astvantia  major  L.  —  Im  Grunde  lichter  Wälder,  in 
dem  Gesläude  der  Waldränder  und  auf  slaudenreichen  Bergwiesen. 
Im  mittelung.  Berglande  nur  am  Nordrande  unseres  Gebietes  im 
Bükkgebirge  und  auf  dem  Kirälyüt  bei  Felsö  Tärkäny.  Fehlt  weiter 
südlicher  in  der  Matra  und  in  den  anderen  miltelungarischen  Berg- 


104 

gruppen  ebenso  wie  im  Tieflande.  Dagegen  wieder  im  Bihariage- 
birge  und  zwar  auf  dem  Batrinaplateau  am  östlichen  Abfalle  der 
Pietra  Batrina  gegen  die  Calinesa,  im  Valea  Odincutia  bei  Distidiul, 
auf  der  Tataroea  und  Pietra  Boghi  und  von  da  abwärts  bis  zur 
Felsenenge  an  der  Mündung  des  Galbinathales  bei  Petrosa.  In  der 
Vulcangruppe  auf  dem  Suprapietra  poienile  bei  Vidra.  —  Vor- 
herrschend auf  Kalk,  einmal  auch  auf  Sienit.  330 — 1575  Met.  — 
(Die  im  Bihariageb.  gesammelten  Exemplare,  welche  ich  dem  Mo- 
nographen  des  Genus  Astrantia  Dr.  Stur  mittheilte,  werden  in 
dessen  Beiträgen  zu  einer  Monogr.  d.  Gen.  Astrantia  [Sitzüngsb. 
d.  k.  Akad.  in  Wien  XL.  S.  482.]  zu  A.  major  ß  montana 
gezogen.) 

674.  Eryngium  campestre  L.  —  An  grasigen  Plätzen  auf 
Sandhügeln,  Viehweiden,  Dämmen,  Flussufern.  Im  mittelung.  Bergl. 
in  der  Matra  bei  Gyöngyös,  in  der  Pilisgruppe  bei  Gran,  auf  dem 
Kishegy  bei  Csev,  im  Auwinkel  und  auf  dem  Spissberge  und  Blocks- 
berge bei  Ofen.  Sehr  häufig  auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  von 
P.  Csörög  bei  Waitzen  über  R.  Palota ,  Pest,  Soroksar,  Alberti, 
P.  Peszer,  Monor  und  Pilis  nach  Czegled,  Nagy  Koros  und  Kecs- 
kemet.  In  der  Tiefebene  bei  Atany,  Egyek,  Szolnok,  Szege- 
din.  Dringt  von  der  Tiefebene  auf  das  Vorland  und  in  die  Thäler 
des  Bihariageb.  ein,  und  findet  sich  hier  am  Rande  des  genannten 
Gebirges  bei  Grosswardein,  Belenyes,  Vasköh,  Campen!.  Colesci 
und  Fenatia  bei  Rezbänya.  —  Trachyt,  Schiefer,  Kalk;  mit  Vor- 
liebe aber  auf  lockerem  Sandboden.  (Auf  dem  Herminenfelde  bei 
Pest  fand  ich  an  den  Böschungen  der  durch  die  Eisenbahnarbeiten 
abgegrabenen  Sandhügel  senkrecht  den  Sandboden  durchsetzende 
Pfahlwurzeln  mit  1  Met.  Länge!)  75—570  Met. 

675.  Eryngium  planum  L.  —  Auf  begrastem  Sandboden,  vor- 
züglich im  Inundationsgebiete  der  Bäche  und  Flüsse.  Im  Inunda- 
tionsgebiete der  Donau  bei  Csenke,  Set.  Andrae,  Krotendorf,  Alt- 
ofen, Neu-Pesl;  auf  der  SchifFswerflinsel,  Margaretheninsel  und 
Csepelinsel.  In  der  Niederung  am  Fusse  der  Matra  bei  Täs  nächst 
Gyöngyös  und  in  Jazygien  bei  Jäsz  Bereny.  Auf  der  Debrecziner 
Landh.  bei  Szakoly  und  Nagy  Käroly.  Im  Bereiche  des  Bihariageb. 
bei  Grosswardein  uud  ungemein  häufig  auf  den  sandigen  Wiesen 
längs  der  weissen  Koros  vom  Tieflande  einwärts  über  Plescutia 
und  Halmadiu  bis  in  den  Thalboden  von  Körösbanya.  —  Tert. 
diluv.  u.  alluv.  Sandboden.  90  —285  Met. 

676.  Cicuta  virosa  L.  —  Auf  Moorboden  in  Wassergräben, 
im  Gebiete  selten.  An  beiden  Seiten  des  niederen  vom  Nagyszäl 
im  mittelungarischen  Berglande  sich  ablösenden  Rückens,  welcher 
zwischen  der  sandigen  Kecskemeter  Landhöhe  und  dem  Tapiothale 
zur  Lössbank  des  Viniszni  vrch  hinabzieht,  bei  Vörösegyhäz,  Ke- 
resztur,  Peczel  und  Bagh.  Dann  am  Ostrande  der  Debrecziner 
Landhöhe  in  den  Ecseder  Sümpfen.  —  Tert.  und  diluv.  Lehm  und 
Sand.  95—150  Met. 


105 

677.  Apii/m  graveolens  L.  —  In  Gurion  gepflanzt.  Spontan  im 
Gebiete  von  mir  nicht  beobachtet.  Sadler  gibt  als  Standorte  dieser 
Pflanze  aber  in  der  Fl.  C.  Pest,  „in  cultis,  ad  hortos,  fossas,  pa- 
ludes"  an  und  scheint  sie  demnach  auch  wild  gefunden  zu  haben. 

Petroselinum  sativum  Hoffm.  —  In  Gärten  gebaut,  und  nach  Feich- 
tinger  und  Sadler  in  der  Nähe  der  Gärten  hie  und  da  auch  verwildert. 

678.  Trinia  glauca  (L.)  —  (Trinia  vulgaris  Hoffm.)  —  An 
grasigen  sonnigen  Plätzen  auf  felsigen  Bergen,  Sandhügeln  und 
Sandflächen.  Im  mittelung.  Berglande  in  der  Pilisgruppe  am  Piliser- 
berg  und  Johannisberg,  auf  den  Dolomitfelsen  im  Leopoldifeld  und 
Auvvinkel,  im  Wolfsthal  und  auf  dem  Schwabenberg,  an  der  Süd- 
seite des  Blocksberges,  auf  den  felsigen  Kuppen  bei  Budaörs  und 
im  Kamerwalde  bei  Promontor.  Im  Stuhlweissenburger  Com.  bei 
Föveny.  Häufig  auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  auf  den  mit  Stipa, 
und  Pollinia  bestockten  Grasfluren  bei  R.  Polota,  Pest,  Alberti, 
Monor,  Pilis,  P.  Peszer,  Nagy  Koros.  —  In  der  Tiefebene  und 
im  Bereiche  des  Bihariagebirges  nicht  beobachtet.  —  Kalk,  Dolo- 
mit, diluv.  Sand,  95—650  Met. 

679.  Trinia  pumila  (L.)  —  (Trinia  Kitaibelii  M.  B.)  —  An 
grasigen  Plätzen  in  Niederwäldern  und  am  Rande  der  Weinberge. 
Im  mittelung.  Bergl.  auf  dem  Rätzhegy  bei  Erlau ;  in  der  Matra 
auf  dem  Särhegy  und  zwischen  Gyöngyös  und  Bene;  in  der  Pilis- 
gruppe bei  Visegräd,  Set.  Andrä,  Szt.  Kereszt,  Krotendorf.  In  der 
Tiefebene  bei  Egyek.  Auf  der  Debrecziner  Landhöhe  bei  Debreczin 
und  am  Saume  des  Bihariagebirges  bei  Katonaväros  nächst  Gross- 
wardein.  —  Trachyt,  Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehm  und  Sand.  90 — 
450  Met. 

680.  Falcaria  sioides  (Wib.) — (Falcaria  Rivini  Host.)  — 
Mit  anderen  Stauden  an  steinigen  Bergabhängen,  am  Rande  der 
Weinberge,  an  den  Seiten  der  Hohlwege  und  Dämme,  auf  Aeckern 
und  trockenen  sandigen  Grasplätzen.  Im  mittelung.  Bergl.  auf  dem 
Fejerkö  bei  Paräd  und  bei  Gyöngyös  in  der  Matra,  am  Fusse  des 
Nagyszäl  bei  Waitzen,  bei  Gran,  P.  Csaba  und  Set.  Andrä,  auf 
dem  Schwabenberg,  Spissberg  und  Blocksberg  bei  Ofen,  bei  Pro- 
montor und  Stuhlweissenburg.  Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  am 
Rakos  bei  Pest,  bei  Monor  und  Pilis  und  an  den  Eisenbahndämmen 
bis  Szolnok.  In  der  Tiefebene  bei  Gyula.  Auf  dem  Vorlande  des 
Bihariagebirges  bei  Grosswardein  und  auf  dem  Köbänyaberg  bei 
Felixbad.  —  Trachyt,  Kalk,  tert.  diluv.  und  alluv.  Lehm  und  leh- 
miger Sand.  80—450  Met. 

681.  Aegopodium  Podagraria  L.  —  An  schattigen  feuchten 
Plätzen  in  Laubwäldern.  Im  mittelung.  Bergl.  unter  dem  Gipfel  des 
Nagyszäl  bei  Waitzen;  in  der  Pilisgruppe  am  Piliserberg,  im  Au- 
winkel  und  ober  dem  Saukopf  bei  Ofen.  Im  Vorlande  des  Biharia- 
gebirges bei  Grosswardein.  Im  Gebiete  weit  seltener  als  in  west- 
licheren   Gegenden.  —  Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehm.    95 — 670  Met. 

682.  Carum  Carvi  L.  —  Auf  Wiesen.  Im  mittelung.  Bergl. 
bei  Paräd  in  der  Matra  und  in  der  Pilisgruppe  auf  den  Bergwiesen 


106 

des  Trachytstoekes  bei  Szt.  Läszlö,  Szt.  Kereszt  und  am  Dobogokö. 
Im  Donauthaie  und  auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  nur  auf  Sumpf- 
wiesen; so  bei  Nana,  R.  Palota,  Pest,  Soroksar,  Sari ,  Alberti.  In 
der  Särviz  bei  Stuhlweissenburg.  Im  Bihariageb.  auf  dem  tertiären 
Vorlande  zwischen  Grosswardein  und  Belenyes  und  auf  den  Berg- 
wiesen  bei  Petrosa  und  Rezbänya.  Der  höchstgelegene  im  Gebiete 
beobachtete  Standort  ober  der  Pietra  lunga  hinter  Rezbänya.  — 
Trachyt,  Schiefer,  Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehm  und  Sand.  95-- 
850  Meter. 

683.  Pimpinella  Saxifraga  L.  —  Auf  Wiesen  nnd  Gras- 
plätzen in  lichten  Wäldern  und  an  Rainen  im  Berg-  und  Tieflande. 
Gyöngyös,  Gran,  Ofen,  Pest,  Monor ,  Also  Dabas,  Grosswardein, 
Petrosa,  Rezbänya,  Halmadiu,  Scarisiöra.  Der  höchstgelegene  im 
Gebiete  beobachtete  Standort  auf  der  Kuppe  des  Plesiu  im  Biharia- 
ffebirge.  —  Porphyrit,  Trachyt,  Sienit,  Schiefer,  Kalk,  tert.  und 
diluv.  Lehm  und  Sand.  95—1100  Met. 

684.  Pimpinella  magna  L.  —  Auf  Wiesen.  Im  mittelung. 
Berglande  selten;  auf  dem  Geczko  oldala  bei  Solymos  in  der  Ma- 
tra  und  bei  Szt.  Kereszt  und  Maria  Einsiedel  nächst  Ofen  in  der 
Pilisgruppe.  Im  Bihariagebirge  auf  dem  Batrinaplateau  nächst  der 
Quelle  unter  der  Pietra  Batrina,  bei  der  Eishöhle  im  Valea  Odin- 
culia  und  auf  Bergwiesen  bei  Petrosa;  im  Rezbänyaer  Zuge  bei 
Rezbänya,  Vidra,  Negra  und  Scarisiöra;  in  der  Plesiugruppe  auf 
dem  Moma  und  Plesiu  und  im  tert.  Vorlande  bei  Grosswardein. 
Der  höchstgelegene  im  Gebiete  beobachtete  Standort  auf  der  Ba- 
trina, wo  die  Blüthen  eine  dunkelrosenrothe  Färbung  zeigten.  — 
Trachyt,  Schiefer,  Kalk,  tert.  Lehmboden.  300—1450  Met.  Scheint 
im  Tieflande  zu  fehlen. 

685.  Sium  latifolium  L.  —  Am  Rande  stehender  und  lang- 
sam fliessender  Gewässer.  Im  Inundationsgebiete  der  Donau  und 
in  den  Thalweitungen  am  Saume  des  mittelung.  Berglandes  bei 
Pärkäny,  Näna,  Gyarmat,  Krotendorf,  Altofen,  in  den  Sümpfen 
südlich  vom  Blocksberge  bei  Ofen,  am  Bache  bei  Märtonväsar,  am 
Velenczer-See  und  in  der  Särviz  bei  Stuhlweissenburg.  Auf  der 
Kecskem.  Landhöhe  bei  Pest,  Also  Nemethi  und  Sari.  In  der  Tief- 
ebene häufig  in  der  Beretyö  Särret  zwischen  Kis  Ujszälläs  und 
Püspök  Ladäny  und  längs  der  Theiss  von  Szolnok  bis  Szegedin. 
Am  Rande  der  Debrecziner  Landhöhe  in  den  Ecseder  Sümpfen.  — 
Tert.  diluv.  und  alluv.  Lehm.  75—230  Met. 

686.  Sium  angustifolium  L.  —  Am  Rande  stehender  und 
langsam  fliessender  klarer  Gewässer.  In  den  Thälern  dos  mittel- 
ung. Berglandes  und  im  Inundationsgebiete  der  Donau  zwischen 
Fei  Nemet  und  Felsö  Tarkany,  bei  Waitzen,  Näna  und  Set.  Andrä, 
im  Kaiserbadteiche  in  Alloten  und  auf  der  Csepelinsel  bei  Ujfalu. 
Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  bei  den  Quellen  nächst  der  Gubacs 
Csarda  und  sehr  häufig  im  Rakosbache  bei  Pest.  —  Tert.  diluv.  und 
alluv.  Lehm  und  Sandboden.   95  —  250  Met. 


107 

687.  Bupleurum  tenuissimum  L.  —  Auf  lehmigem  im  Frühlinge 
inundirten  oder  vom  Grundwasser  durchfeuchteten  später  austrock- 
nenden und  Natronsalze  auswitternden  Boden.  Am  Saume  des  mittel- 
ling. Bergl.  in  der  Nahe  der  Granmündung  bei  Muszla,  Csenke, 
Nana,  Pärkäny.  Gyarmat;  „bei  Dorogh  nächst  Gran;  in  der  Thalmulde, 
welche  sich  von  Buda  Örs  gegen  die  Donau  unterhalb  Ofen  er- 
streckt, bei  Päkozd  am  Velenczer-See.  Sehr  häufig  stellenweise  im 
Tieflande  namentlich  hei  Szolnok  an  beiden  Seiten  der  Zagyva  und 
durch  das  von  der  Zagyva  durchflossene  Gelände  aufwärts  bis  an 
den  Fuss  der  Malra  nach  Jazygien  und  in  das  Tapiothal.  Auf  der 
Debrecziner  Landhöhe  bei  Debreczin.  75 — 120  Met. 

688.  Bupleurum  affine  Sadler.  —  An  grasigen  steinigen 
Abhängen  zwischen  Buschwerk  am  Saume  der  Weinberge.  Im  mittel- 
ling. Bergl.  auf  dem  Meleghegy  bei  Nadap  und  auf  den  niederen 
Bergen  der  Pilisgruppe  bei  Ofen  namentlich  am  Blocksberg  und  in 
grösster  Menge  am  oberen  Rande  der  Weingärten  am  Südabfalle 
des  Adlersberges.  Nach  Steffek  bei  Grosswardein.  —  Quarzit- 
porphyr,  Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehm.  95 — 350  Met. 

689.  Bupleurum  Gerardi  Jacq.  —  An  gleichen  Standorten 
wie  die  vorhergehende  Art.  In  der  Magustagruppe  bei  Gross-Ma- 
ros;  in  der  Pilisgruppe  bei  Visegräd,  Set.  Andrä,  M.  Einsiedel, 
Ofen.  Auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  bei  Pest,  Monor,  Pilis  und 
Nagy  Koros.  —  Tiachyt,  Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehm-  und  Sand- 
boden. 95—350  Met. 

690.  Bupleurum  junceum  L.  —  Zwischen  niederem  Busch- 
werk an  felsigen  ßergabhängen.  Im  mittelung.  Berglande  auf  dem 
kleinen  Aegydiusberge  bei  Erlau,  in  der  Magustagruppe  bei  Gross- 
Maros,  in  der  Pilisgruppe  ungemein  häufig  an  den  gegen  die  Donau 
abfallenden  Gehängen  des  Visegräder  Schlossberges,  dann  bei 
Set.  Andrä,  P.  Szänto  und  an  der  Südseite  des  Piliserberges.  Nach 
Sadler  auch  auf  den  Ofner  Bergen.  —  Trachyt,  Kalk.  200—700 
Met.  Im  Tieflande  und  im  Bihariageb.  nicht  beobachtet. 

691.  Bupleurum  falcatum  L.  —  Zwischen  niederem  Busch- 
werk und  an  grasigen  Plätzen  felsiger  Bergabhänge,  an  den  Seiten 
der  Hohlwege  und  Weinberge.  Im  mittelling.  Bergl.  auf  dem  Kirälyüt 
bei  Felsö  Tärkany;  in  der  Pilisgruppe  auf  dem  Schwabenberg, 
Spissberg  und  Blocksberg  bei  Ofen,  bei  Promontor  und  Ercsin.  Am 
Ostrande  des  Tieflandes  am  Körösufer  bei  Grosswardein.  —  Kalk, 
tert.  diluv.  und  alluv.  Lehm  und  Sandboden.  95 — 400  Met. 

692.  Bupleurum  longifolium  L.  —  In  lichten  Wäldern  und 
zwischen  Gebüsch  an  felsigen  ^Bergabhängen.  Im  mittelung.  Berg- 
lande im  Bükkgebirge;  in  der  Matra  auf  dem  Sorkö  am  Kekes 
und  auf  dem  Saskö;  in  der  Pilisgruppe  auf  dem  südöstlichen 
Grate  des  Piliserberges  mit  Ferula  Sadleriana;  dann  häufig  auf 
der  Slanitzka  südlich  von  P.  Csaba  und  in  der  Vertesgruppe  bei 
Csäkvär.  —   Im   Gebiete  nur  auf  Kalk  beobachtet.  300 — 700  Meter. 

693.  Bupleurum  rotundifoiiumL.  —  Zwischen  niederem  Busch- 
werk an  steinigen  Abhängen,  am  Saume  der  Weinberge,  an  Däm- 


108 

men  und  Wegen  und  auf  bebautem  Lande.  Im  mittelung.  Bergl. 
auf  dem  kleinen  Aegydiusberg  bei  Erlau;  am  Fusse  des  Nagyszäl 
bei  Waitzen;  in  der  Magustagruppe  bei  Gross  Maros  und  Helemba; 
in  der  Pilisgruppe  massenhaft  zwischen  Eichengebüsch  am  Abfalle 
des  Visegräder  Schlossberges,  bei  Set.  Andrä,  Ofen,  Promonlor, 
Ercsi'n.  Auf  der  Keeskemeter  Landhöhe  bei  P.  Csürög.  Am  Ost- 
rande des  Tieflandes  bei  Grosswardein  und  im  Bereiche  des  Biha- 
riagebirges  bei  Petrani  im  Thale  der  schwarzen  Koros.  — ■  Trachyt, 
Kalk,  tertiärer  und  diluv.  Lehm-  und  sandiger  Lehmboden.  100  — 
350  Meter. 

—   ~}©<~  — 


Phytographische  Fragmente. 

Von  Dr.  Ferdinand  Schur. 

XCII. 

Astrag alus  austriacus  Jacq.  und  Astrag.  sulcatus  L. 

Diese  beiden  Formen  waren  1867  und  1868  in  Wien  nicht 
selten,  wo  sie  auf  unbebauten  Plätzen,  neuen  Aufschüttungen  und 
in  Schottergruben  mehr  oder  minder  häufig  vegetirten,  z.  B.  un- 
weit des  Belveders,  auf  dem  einstigen  Kalkmarkte,  unweit  der 
Schwarzenbergbrücke,  auf  dem  Josefstädter  Glacis,  die  erstere  jedoch 
häufiger  als  die  letztere.  Die  Verchiedenheit  beider  Formen  tritt 
vorzüglich  bei  den  reifen  Früchten  hervor,  doch  findet  man  Ab- 
änderungen, wo  es  schwer  wird,  die  Art  und  Weise  der  Behaarung 
festzustellen.  Der  Habitus  beider  Pflanzenformen  ist  sehr  distinktiv, 
aber  bei  beiden  findet  man  aufrechte  und  niedergestreckte  Abän- 
derungen. Ein  geübter  Blick  wird  sich  aber  leicht  zurechtfinden 
und  nebenbei  sei  bemerkt,  dass  die  Grösse  und  Färbung  der  Blu- 
menblätter und  die  straffe  Halfung  des  A.  sulcatus  nicht  zu  über- 
sehen sind,  da  diese  auf  den  ersten  Blick  eine  speeifische  Ver- 
schiedenheit andeuten. 

XCI1I. 

lieber  Sonchus  palustris  L.,  Sonchus  palustris  Jacq.  und 
Sonchus  uliginosus  M.  Bieb. 

Als  ich  in  der  Mitte  Juli  v.  J.  eine  Exkursion  nach  Moos- 
brunn machte,  beobachtete  ich  in  dieser  pflanzenreichen,  höchst 
interessanten  Gegend  an  den  Gräben  und  Buchen  zwei  unentwickelte 
Sonchusformen,  von  denen  ich  die  eine  für  Sonchus  uliginosus  M. 
Bieb.,  die  andere  für  Sonchus  palustris  L.  halte.  Die  örtlichen 
Verhältnisse  und  Beschaffenheit  des  Bodens  sind  ganz  geeignet,  um 
das  Vorkommen  dieser  Pflanzen  zu  begünstigen,  da  sie  Moor-  und 


109 

Sumpfboden  in  allen  Verschiedenheiten  hior  vorfinden.  Ich  erlaube 
mir,  die  Aufmerksamkeit  der  Botaniker  auf  diese  Pflanzen  zu  lenken, 
weil  ich  diese  Gegend  schwerlich  mehr  besuchen  werde.  —  Son- 
chus palustris  L.  ist  eine  ziemlich  konstante  Form,  über  welche 
sämmlliche  Botaniker  einig  sind  und  den  auch  ich  in  den  Floren 
des  Nordens  und  Südens  von  gleichem  Habitus  und  morphologisch 
gleichförmig  gefunden  habe.  Er  ist  ein  Riese  unter  den  Sonchus- 
formen,  gehört  zu  den  nicht  gemeinen  Pflanzen  und  hat  eine  dick- 
faserig-holzige Wurzel.  —  Anders  verhält  es  sich  mit  Sonchus 
uliginosus  M.  Bieb.  Dieser  wird  von  vielen  Botanikern  als  eine 
Abänderung  von  S.  arvensis  gehalten,  was  ich  nicht  ganz  in  Abrede 
stellen  will,  da  in  der  That  zwischen  der  glatten  Abänderung  von 
S.  arvensis  und  S.  uliginosus  Uebergänge  bemerkbar  sind,  was 
jedoch  keineswegs  gegen  die  Selbstständigkeit  der  Form  spricht. 
Der  Habitus,  die  bedeutende  Höhe  der  Pflanze,  der  doldenartige 
Blüthenstand,  die  Nacktheit  der  Blüthenstiele  und  Anthodien  und 
die  vierkantige  Form  der  Früchte  zeichnen  den  Sonchus  uliginosus 
sehr  distinktiv  aus.  —  Sonchus  uliginosus  M.  B.  hat  eine  perenni- 
rende  kriechende  Wurzel. 

XCIV. 

C  arex  umbrosa  Host,    und   Carex    longifolia  Host. 

Beide  Seggenformen  habe  ich  im  Mai  v.J.  bei  Moosbrunn,  in  der 
Nähe  der  Jesuitenmühle  ziemlich  zahlreich  beobachtet.  Mehrere 
Botaniker  halten  diese  beiden  Formen  für  identisch,  welcher  Ansicht 
ich  nicht  beistimmen  kann.  Die  Vegetationsphase  beider  Seggen 
ist  ganz  verschieden.  Carex  longifolia  =  C.  polyrrhiza  Wallr. 
hat  ein  faseriges  Rliizom,  bildet  bedeutende  Rasen  und  schon  Ende 
Mai  sind  die  Blätter  doppelt  so  lang,  als  die  fruchttragenden 
Halme.  —  Carex  umbrosa  Host.,  welche  hier  fast  gemeinschaft- 
lich mit  ihr  vorkommt,  wächst  einzeln,  treibt  mehr  oder  minder 
lange  Stolonen,  hat  grössere  braune  Aehrchen,  verkehrt  eiförmige 
Früchte  und  die  starren  Blätter  erreichen  mit  ihrer  Spitze  nicht 
die  Höhe  des  fruchttragenden  Halmes.  Nach  meinen  Exemplaren 
muss  ich  Carex  umbrosa  Host,  und  Carex  trachyantha  Dorn  er 
für  identisch  hallen,  und  es  käme  diese  somit  nicht  nur  im  Banale 
und  Siebenbürgen,   sondern  auch  bei  Wien  vor. 

xcv. 

Botry chium  Lunaria  minimum  Schur.  =  Botrychium 
minimum  Schur. 

Zu  den  in  meiner  Enumaratio  pl.  Transs.  p.  827 — 828  aufge- 
führten sechs  Abänderungen  von  B.  Lunaria  Sw.  kann  ich  noch 
eine  siebente  hinzufügen,  welche  ich  im  Juli  1869  auf  dem  Semme- 
ring  fand,  aber  nur  in  zwei  Exemplaren,  die  mir  leider  auf  der 
Nachhausefahrt  verloren  gingen.    Da  dieser  pygmaee  Farn  mir  sehr 


110 

merkwürdig  und  neu  vorkam,  so  will  ich  die  Botaniker  auf  selbigen 
aufmerksam  machen  und  aus  dem  Gedächtniss  eine  kurze  Beschrei- 
bung liefern.  Die  Exemplare  waren  höchstens  iy2  Zoll  hoch  und 
aufrecht;  der  Wurzelstock  braun  und  aus  wenigen  Fasern  gebildet; 
der  unfruchtbare  Wedel  in  der  halben  Höhe  des  fruchtbaren  Wedels 
sitzend,  linienförmig  und  nur  an  der  Spitze  wenig  und  undeutlich 
gelappt;  der  fruchtbare  Wedel  linienförmig,  glänzendbraun,  am 
Rücken  mit  einem  grünen  Streifen  versehen  und  den  unfruchtbaren 
Wedel  überragend.  —  -Weiter  vermag  ich  diese  niedliche  Pflanze 
nicht  zu  kennzeichnen. 

Auf  dem  Semmering  unweit  der  Station  an  der  alten  Strasse 
rechts  auf  Felsen  in  Gesellschaft  von  Veronica  saxatilis,  Campa- 
nula pusilla,  Phyteuma  Scheuchzeri  u.  s.  w.,  mithin  in  Gemeinschaft 
von  Voralpenpflanzen.  Mitte  Juli  1869. 

XCVI. 

Campanula     pusilla     leucantha     Schur.    ==    Campanula 
leucantha   Schur. 

Unter  mehreren  Abänderungen  der  C.  pusilla  Hänke,  welche 
ich  auf  dem  Semmering  beobachtet  habe  und  später  beschreiben 
werde,  will  ich  hier  nur  eine  sehr  niedliche,  mir  unbekannte  weiss- 
blumige  Abänderung  in  Kürze  auffuhren ,  die  leicht  eine  selbst- 
ständige Form  darstellen  dürfte.  —  Das  Pflänzchen  hat  eine 
schwache  Wurzel,  welche  1 — 2  schwächliche  niederliegende  Stengel 
treibt;  die  Stengelchen  aufsteigend  1 — 4blumig  und  bis  zur  Hälfte 
mit  abstehenden  Haaren  locker  besetzt;  die  Blätter  der  sterilen 
Triebe  rundlich,  herzeiförmig  oder  elliptisch  stumpf,  oder  plötzlich 
zugespitzt,  ziemlich  dicht  gezahnt,  lang  gestielt;  die  Stengelblätter 
länglich  oder  linienförmig;  Bracteen  fast  linienförmig,  halb  so  lang 
als  der  fadenförmige  Blülhenstiel;  die  Blumenkrone  schneeweiss, 
etwa  6  Linien  lang,  glockenförmig  (nicht  halbkugelförmig),  die 
Mündung  derselben  kurz  gezähnt,  die  Zähne  dreieckig;  der  Kelch 
klein,  dreieckig  im  Umfange;  die  Kelchzähne  pfriemenförmig,  kaum 
langer  als  die  Kelchröhre,  aufrecht  der  Blumenkrone  angedrückt.  — 
Das  Pflänzchen  ist  2 — 3  Zoll  hoch,  wenig  ästig.  Die  Blumenkronen 
weiss,  die  Blumen  herrnaphroditisch  oder  männlich.  —  Vielleicht 
nur  Schaltenform  der  C.  pusilla.  —  Auf  Felsen,  Kalk,  des  Semme- 
ring mit  C.  pusilla  legitima,  Veronica  saxatilis  u.  s.  w.  auf  den 
Felsen  an  der    alten  Strasse    unweit  der  Station.    Mitte  Juli  1869. 


111 
Bemerkungen  zu  Boissier's  „Flora  orientalis." 

Von  Victor  v.  Janka. 

1.  Ranunculus  polyrrhizus  Steph.  befindet  sich  in  Boissier's 
Flora  orientalis  I.  pag.  27  unter  die  „Ranunculi  radicis  fibris  in- 
crassatis  grumosis*  placirt,  was  ich  nicht  recht  begreife.  — Meine 
südrussischen  ganz  der  MaB.'schen  Abbildung  entsprechenden 
Exemplare  wenigstens  rechtfertigen  diese  Eintheilung  keineswegs. 
Vielleicht  bildet  Boissier's  Pflanze  eine  andere  Art,  denn  diese 
ist  eine  Alpen-,  Ranunculus  polyrrhizus  Steph.  eine  Steppenpflanze. 
Auch  soll  „ut  nonnulli  dixerunt"  erstere  eine  Alpenfonn  von  R. 
auricomus  sein,  wahrend  R.  polyrrhizus  der  Wolgasteppen  ausser 
im  dicht  mit  Fasern  besetzten  Wurzelstoek  und  in  der  Form  der 
Früchte    mit   R.  auricomus   weiter    keine    Aehnlichkeit    besitzt. 

2.  Ranunculus  peloponnesiacus  Boiss.  Diagnos.  Ser.  I.  1 
pag.  63  =  R.  Agerii  Bert.  Flora  ital.  V.  pag.  524,  was  ich  schon 
vor  zehn  Jahren  in  der  Linnaea,  ja,  wenn  ich  mich  recht  erinnere, 
sogar  1857  im  österr.  bot.  Wochenblatt  bekannt  gemacht  habe.  Es 
bedarf  das  keiner  weiteren  Erörterung;  i.  J.  1856  erhielt  ich  ein 
schönes  instruktives  Exemplar  von  Ranunculus  Agerii  aus  den 
Händen  Bertoloni's.  Wenn  ich  selbes  unter  Ranunculus  pelopon- 
nesiacus  lege,  ist  Niemand  im  Stande,  es  herauszufinden. 

3.  Die  von  Heldreich  im  Herbarium  normale  Nr.  677  und 
von  Orphanides  in  der  Flora  graeca  exsiccala  Nr.  232  unter 
dem  Namen  ^Ranunculus  psilostachys  Gris."  ausgegebene  Pflanze 
erklärt  Boissier  1.  c.  pag  30  nicht  für  echt,  sondern  für  Ranun- 
culus rumelicus  Griseb.   Spicileg.   flor.  rumel.  I.  pag.  305. 

Hier  befindet  sich  Boissier  trotz  allem  Berufen  auf  authen- 
tische Exemplare  offenbar  im  Irrthum  und  halte  ich  die  ursprüng- 
liche Determination  durch  Heldreich  und  Orphanides  für  die 
richtige.  Sicher  ist,  dass  sich  Ranunculus  psilostachys  Gris.  und 
R.  rumelicus  Gris.  sehr  nahe  stehen;  denn  nicht  nur  bemerkt 
Giisebach  im  Spicileg.  fl.  nun!  dass  sich  in  den  Frivaldzky'schen 
Sammlungen  beide  Arten  unter  der  Benennung  „ß.  monspeliacus~ 
vermengt  vorfanden,  sondern  es  geht  diess  auch  aus  den  Dia- 
gnosen und  Beschreibungen  Grisebach's  hervor,  wo  der  Unter- 
schiede zwischen  beiden  äusserst  wenige  und  obendrein  sehr 
geringe  angeführt  sind.  Abstrahirt  man  nämlich  von  der  (jedesfalls 
blös  angeblich)  diversen  Form  der  Wurzelknollen,  auf  die  Grise- 
bach  hei  Beurlheilung  der  Arten  dieser  Ranunculus-Gruppe  nur 
zu  viel  Gewicht  legt  —  mein  Herbar  enthalt  von  allen  hierher 
gehörigen  europäischen  Arten,  die  ich  schon  jahrelang  studire, 
ausgezeichnetes  Material,  das  Zeugniss  genug  gibt  von  der  Varia- 
bilität der  Knollenform  bei  ein-  und  derselben  Species;  ich  will 
z.  B.  blos  Ranunculus  Ficaria  und  pedatus  hier  erwähnen,  die 
mir  beide  mit  kugelrunden  und  wieder  mit  bis  über  2"  langen 
lineal-verkehrt- keiligen  Wurzelknollen   vorliegen    —    so  bleibt    als 


112 

allenfalls  annehmbares  Unterscheidungszeichen  einzig-  die  verschie- 
dene Behaarung  übrig:  bei  Ranunculus  psilostachys  Gris.  heisst 
es  „pube  sericea"  (Grisebach  1.  c.  beim  Vergleich  mit  R.  Spru- 
nerianus  etc.),  während  dem  R.  rumelicus  Gris.  jedweder  seidige 
Ueberzug  abgesprochen  wird,  welche  Eigenschaft  R.  rumelicus  mit 
R.  Sprunerianus  und  mit  R.  oxyspermus  M.a  B.  theilt  „a  quo 
caule  1 — 2  floro,  rapulis  longioribus  et  petalis  late  obovatis  duplo 
latioribus  recedit"   (Griseb.  1.  c.  pag.  305). 

Nun  kann  aber  dem  Ranunculus  psilostachys  Heldreich's 
und  Orphanides  der  seidenhaarige  Uebeizug,  mindestens  der 
Blätter  gewiss  nicht  abgeläugnet  werden! 

Ferner  gesteht  Grisebach  1.  c.  ein,  dass  die  Frivaldzky'schen 
Exemplare  des  R.  psilostachys  dem  R.  monspeliacus  D  C.  sehr 
nahe  stehen,  indem  französische  Exemplare  des  letzteren  Mos  durch 
den  Mangel  des  Seidenglanzes  und  mehr  abstehende,  an  der  Spitze 
etwas  hakig  gebogene  Griffel  abweichen.  —  Diese  Merkmale  aber 
sind  soviel  wie  werthlos.  Jordan  hat  aus  dem  französischen 
Ranunculus  monspeliacus  5  Arten  gemacht,  die  in  dessen  „dia- 
gnoses  d'especes  nouvelles  ou  meconnues"  (1864)  pag.  62  —  67  zu- 
sammengestellt sind.  —  Bei  vieren  derselben  (Ranunculus  albi- 
cans, R.  lugdunensis,  R  monspessulanus  und  R  Gonnetii)  gibt 
Jordan  ausdrücklich  seidige  Behaarung  an;  bei  R.  cyclophyllus 
heisst  es  1.  c.  pag.  67  „planta  laete  virens,  adpresse  pubescens, 
passi  ra  subsericea." 

Doch  auch  die  Richtung  und  Form  des  Griffels  variirt:  fast 
ganz  gerade  (dabei  aufrecht  und  „apice  rix  uncinatum"  bei  R.  albi- 
cans, „leviter  subpalulum  und  apice  uneinatulum"  bei  R.  lugdunensis, 
„apice  subconvolulum"  bei  R.  cyclophyllus')  oder  bogig  gekrümmt 
(dabei  „apice  uncinatum"  bei  R.  monspessulanus,  —  „apice  vix 
ineurvatum"  bei  Ranunculus  Gonnetii). 

Jordan  selbst  hat  mir  diese  seine  Arten  —  rectius  Pseudo- 
Arten —  noch  im  Jahre  1865  milgetheilt  und  in  der  That  vermag 
ich  auf  Autopsie  hin  die  Versicherung  zu  geben,  dass  die  Held- 
reich'schen  und  Orphanides'schen  Exemplare  ihres  R.  psilostachys 
aus  der  Altica  bei  genauestem  Vergleiche  von  R.  lugdunensis 
Jordan  (erst  kürzlich  in  F.  Schul  z's  Herbarium  normale  centur. 
XI  verbreitet)  auch  nicht  um  ein  Haar  verschieden  sind! 

Den  Verdacht  einer  Confusion  von  R.  psilostachys  Gris.  und 
Ranunculus  rumelicus  Gris.  in  der  Flora  orientalis  lenkt  auf 
Boissier  anderseits  schon  der  Umstand,  dass  Boissier  seinen 
R.  Reuterianus  mit  R.  rumelicus  vergleicht  oder  besser  gesagt: 
durch  nichtssagende  Merkmale  wie  „flores  minores,  carpella  non 
tuberculata  rostro  minus  divergenti")  unterschieden  wissen  will, 
während  Grisebach  im  Spicilegium  fl.  rumel.  vol.  II.  in  den 
addendis  pag.  506  Original-Exemplare  dieser  Species  gerade  für 
identisch  mit  Ranunculus  psilostachys   erklärt!! 

Der  Thatsache  halber  übrigens,  dass  Ranunculus  monspeliacus 
bald  glänzend,  bald  matt  behaart  variirt,  verliert  nun  auch  Ranun- 


113 

culus  rumelicus  Gris.  in  meinen  Augen  gewaltig  an  Speeiesnim- 
bus  und  wird  dieser  nach  besserer  Kennlniss  vermuthlich  ebenfalls 
sowie  R.  psilostachys  Gris.  dem  R.  monspeliacus  als  Form  oder 
Race  beigezahlt  werden  müssen. 

4.  Ranunculus  oxyrrhynchus  Griseb.  Spieileg.  I.  pag.  312 
wäre  nach  ßoissier,  flora  orientalis  pag.  33  Synonym  von  R. 
Sprunerianus  Boiss.  —  Ich  halte  diess  rein  für  unmöglich. 
ßoissier  behält  selbst  die  Eintheilung  dieser  Ranunculus-Arten 
in  solche  mit  herabgeschlagenem  und  in  solche  mit  angedrücktem 
oder  abstehendem  Kelche  bei.  Ranunculus  Sprunerianus  gehört  zu 
letzteren.  In  den  addendis  der  Spieileg.  fl.  rum.  vol.  II  pag.  506 
hingegen  steht  Folgendes:  „R.  oxyrrhynchus  in.  proxime  accedit 
ad  R.  Sprunerianum  Boiss.!  com m ode  vero  ab  illo  calyce 
reflexo    dignoscitur." 

5.  Ranunculus  macrophilus  Ledeb.  ist  nach  ßoissier  I.  c. 
pag.  46  mit  R.  grandiflorus  L.  —  identisch  und  wird  u.  A.  mit 
R.  carpaücus  Herb,  verglichen.  —  Die  gleichnamige  Pflanze 
„e  provineiis  caucasicis  a  cl.  Czermak  leet.",  die  Nikolaus  v. 
Seidlitz  in  seinen  „botanische  Ergebnisse  aus  Transkaukasienu 
I.  Heft  (1857)  pag.  58  aufführt,  muss  somit  ob  der  liier  angege- 
benen Charaktere  eine  ganz  verschiedene,  ßoissier  unbekannte 
Art  darstellen.  Es  heisst  davon  nämlich:  „Species  insignis  floribus 
parvis  et  stipulis  rotundatis  membranaeeis  fuscis  quarum  cl.  Lede- 
bour  nullam  facit  mentionem  a  descriptione  citata  nonnihil  rece- 
dit."  Uebrigens  ist  das  Werk  von  Nikolaus  von  Seidlitz  „Bota- 
nisehe Ergebnisse  aus  Transkaukasien"  (Dorpat  1857),  dessen 
1.  Heft  ich  gleich  nach  seinem  Erscheinen  im  k.  k.  botanischen 
Hofkabinete  zu  Wien  durch  Hrn.  Prof.  Dr.  Fenzl's  Güte  zur  Ein- 
sicht bekam,  ßoissier  ganz  unbekannt.  Es  enthält  viele  neue 
Arten  aufgestellt  und  eine  Masse  neuer  Standorte  und  sonstiger 
interressanter  Bemerkungen.  Isatis  Bungeana  Seidlitz  vermisse 
ich  z.  B.  in  Boissier's  Flora  orientalis  ganz,  ebenso  fällt  mir 
momentan  der  kaukasische  Standort  Eriwan  von  Euclidium  tatari- 
cum  ein,  eine  Pflanze,  die  ßoissier  nur  in  Turkestan  und  Affgha- 
nistan  vorkommend  weiss.  —  Ueberhaupt  zeigt  sich  wieder  ein  Bei- 
spiel, wie  wenig  Kennlniss  französische  Schriftsteller  von  deutscher 
Literatur  haben.  Auch  die  Aufsätze  von  Tausch  in  der  Flora  1836, 
die  manche  kaukasische  oder  persische  Art  besprechen,  entgingen 
Boi ssier.  Ich  entsinne  mich  z.  B.  eines  Aethionema  Beyrichü 
Tausch  aus  Persien,  das  dem  Aeth.  cristatum  nahe  steht.  —  Eine 
grosse  Lücke  in  der  „Flora  orientalis"  wäre  namentlich  auch  aus- 
gefüllt worden,  wenn  ßoissier  von  der  Existenz  von  Pancic's 
Verzeichniss  der  serbischen  Flora  Kenntniss  gehabt  hätte. 

6.  Ranunculus  cymbalariae  Pursh.  von  ßoissier  im  Be- 
reiche der  Flora  orientalis  blos  in  den  persischen  Distrikten  Ghilan 
und.  Afl'ghanistan  angegeben,  kommt  auch  in  den  kaukasischen  Pro- 
vinzen vor.  (cfr.  Seidlitz  Bot.  Ergebnisse  aus  Transkaukasien). 

Oesterr.  botan.   Zeitschrift.  4.  Heft.  1870.  8 


114 

7.  Auf  Ranunculus  glechonoides  Griseb.,  eine  von  R.  parvi- 
florus  L.  gewiss  verschiedene  Art,  hat  Boissier  ganz  vergessen; 
es  findet  sich  in  der  „Flora  orientalis"  keine  Spur  von  der  1m 
südlichen  Macedonien  einheimischen  Pflanze,  —  ganz  nebenbei 
bemerkt:  auch  von  der  albanesischen  Gypsophila  spergulifolia 
Griseb.  keine. 

Szt.  Golthard  in  Siebenbürgen  im  Februar  1870. 


Der  Kampf  ums  Dasein  in  der  Pflanzenwelt. 

Ein  populärer  Montags-Vortrag   im   grünen  Saale  der  k.  Akademie 
der  Wissenschaften,  gehallen   den  7.  Februar  1870  von 

Dr.  A.  Pokorny. 

Es  ist  ein  charakteristisches  Kennzeichen  der  modeinen  Na- 
lurforsehung,  dass  sie  durch  genaue  Dctailstudien  allgemeine  Fragen 
zu  lösen  sucht  und  auf  diesem  mühsamen,  aber  sichern  Wege  un- 
beirrt ihrem  Ziele,  der  Erkenntniss  der  vollen  Wahrheit  zustrebt. 
Wesentlich  wird  sie  hiebei  unterstützt  durch  die  Annahme  ,  dass 
es  auf  dem  Gebiete  des  Wissens  keinerlei  Art  von  Unfehlbarkeit 
gebe,  da  keine  Autorität,  und  mag  sie  noch  so  gross  sein  und  keine 
noch  so  allgemein  verbreitete  Ansicht  gegen  die  zwingende  Kraft 
einer  neu  entdeckten  widerstreitenden  Thatsache  Stand  halten  kann. 
Unbeirrt  von  dem  hemmenden  Einfluss  einer  eingebildeten  Unfehl- 
barkeit, welche  schon  der  nächste  Tag  Lügen  strafen  kann  ,  hat 
sich  aber  auch  die  moderne  Naturforschung  von  jeglicher  Furcht 
vor  den  Consequenzen  der  ganz  erkannten  Wahrheit  frei  zu  ma- 
chen verslanden,  und  so  erklärt  sich  der  rapide  Fortschritt  der 
jüngsten  Zeit  in  allen  Fragen  ,  welche  die  Lebewelt  betreffen  ,  in 
Fragen  selbst,  die  man  lange  als  unnahbar  für  den  forschenden 
Geist  des  Menschen  hielt. 

So  kam  Darwin  zu  seiner  epochemachenden  Lehre,  indem 
er  mit  grösster  Unbefangenheit  und  vollkommen  vorurtheilsfrei 
jene  Thatsachen,  die  er  als  Kampf  ums  Dasein  (struggle  for  life) 
bezeichnet,  auf  das  genaueste  und  eifiigste  verfolgt. 

Kampf  ums  Dasein!  —  Ein  hässliches  Wort,  an  die  ärg- 
sten Schattenseiten  des  menschlichen  Lebens  erinnernd  ,  auf  den 
ersten  Blick  allenfalls  für  die  gegenseitig  sich  bekämpfenden  Thiere 
noch  passend!  Und  dieser  unerbittliche  Wettstreit,  dieses  Ringen 
auf  Leben  und  Tod,  sollte  auch  in  der  stillen  friedlichen  Pflanzen- 
welt stattfinden? 


115 

Und  doch  ist  die  Idee  eines  solchen  Kampfes  in  der  Pflanzen- 
welt keineswegs  neu.  Ich  erlaube  mir,  Sie  an  jenes  wunderbare 
Gleichniss  des  Evangeliums  vom  Säemann  zu  erinnern,  der  da  aus- 
ging zu  säen,  und  wie  da  ein  Theil  des  Samens  auf  dürre  Felsen 
fiel  und  daselbst  verdorrte,  ein  anderer  unter  die  Dornen,  die  ihn 
erstickten,  wieder  ein  anderer  auf  den  Weg,  wo  ihn  die  Vögel  des 
Himmels  auflasen  und  nur  ein  Theil  auf  fruchtbares  Erdreich  ,  der 
dann  hundertfaltige  Frucht  trug.  Ist  nicht  in  diesem  Gleichniss, 
dessen  Wirksamkeit  auf  seiner  Naturlreue  beruht ,  unvergleichlich 
das  geschildert,  was  wir  Ringen  um  die  Existenzbedingungen  oder 
Konkurrenz  der  Lebewelt,  kurz  den  Kampf  ums  Dasein  nennen? 

Freilich  ist  dieser  Kampf,  der  Natur  der  Pflanzen  gemäss,  nur 
ein  passiver.  So  wie  die  Pflanze  aus  Mangel  von  Bewegungs- 
organen auf  einigerinassen  weiterer  Strecke  eigentlich  zu  wandern 
nicht  im  Stande  ist,  sondern  nur  durch  passiven  Transport  mit 
Hilfe  der  Naturkräfle  an  weit  entfernte  Orte  gelangen  kann,  so  ist 
auch  der  Kampf  ums  Dasein  hier  ein  wesentlich  passiver,  ein  Rin- 
gen um  Raum  und  Nahrung,  ein  Ringen  mit  der  konkurrirenden 
Lebewelt  und  die  näheren  Beziehungen  dieses  Ringens  in  ihren  all- 
gemeinsten Zügen  kurz  zu  schildern,  ist  die  Aufgabe  meines  heu- 
tigen Vortrages. 

Es  ist  ein  allgemein  gülliges  Naturgesetz,  dass  alle  organi- 
schen Wesen  bei  ungehinderter  Entwicklung-  sich  äusserst  rasch 
in  geometrischer  Progression  vermehren,  so  zwar,  dass  jede  Art  in 
verhältnissmässig  sehr  kurzer  Zeit  für  sich  allein  im  Stande  wäre, 
die  ganze  Erdoberfläche  zu  bedecken. 

Schon  Linne  hat  berechnet,  dass  eine  einjährige  Pflanze, 
wenn  sie  auch  nur  zwei  Samen  erzeugte,  bei  völlig  ungehinderter 
Vermehrung  in  20  Jahren  bereits  eine  Nachkommenschaft  von  Einer 
Million  Pflanzen  liefern  würde.  Eine  so  wenig  fruchtbare  Pflanze 
gibt  es  aber  gar  nicht,  im  Gegentheil  sehen  wir  häufig  Hunderle 
und  Tausende  von  Samen  an  einer  einzigen  einjährigen  Pflanze, 
oder  in  Einem  Jahre  an  den  meisten  ausdauernden  Pflanzen  her- 
vorgebracht. Der  Gartenmohn  z.  B.  bei  einer  Zahl  von  2000  Samen 
würde  bereits  in  der  sechsten  Generation  64  Trillionen  Pflanzen 
liefern,  für  welche  die  gesammte  Erdoberfläche,  Land  und  Meer 
zusammengenommen,  keinen  Raum  mehr  bietet.  Noch  grösser  ist 
hier  die  Macht  des  kleinsten  Lebens  auf  Erden.  Wenn  Ehren- 
berg's  Beobachtung  richtig  ist,  dass  Gallionella  ferruginea  durch 
Theilung  binnen  48  Stunden  8  Millionen  und  in  4  Tagen  140  Bil- 
lionen Individuen  erzeugen  und  damit  mit  ihren  Kieselpanzern  2  Ku- 
biktuss  Erde  bilden  kann,  so  ist  leicht  einzusehen,  dass  diese  un- 
sichtbare Stückelalge  bei  ungehemmter  Fortpflanzung  in  beispiellos 
kurzer  Zeit  in  12 — 14  Tagen  Massen  erzeugen  könnte,  welche  der 
gesammten  Erdmasse  gleich  kommen. 

Dass  diese  ans  Wunderbare  grenzende  Fruchtbarkeit  nicht 
nur  in  der  Theorie,  sondern  mitunter    annähernd   unter    günstigen 

8* 


116 

Umständen  auch  in  der  Wirklichkeit  Platz  greife,  ist  an  vielen  Bei- 
spielen ersichtlich.  Ich  erinnere  nur  an  die  fabelhaft  rasche  Ver- 
breitung-, die  einzelne  Unkräuter  über  ganze  Welttheile  erhalten, 
wie  die  amerikanischen  Nachtkerzen  (_Oenothera  biennis)  das  kana- 
dische Erigeron,  die  furchtbare  ,  ebenfalls  aus  Kanada  stammende 
Wasserpest  lAnacharis  Aisinastrum  Bab.),  letztere  erst  seit  1842 
in  Englands  Süsswasserkanälen  eingeführt ,  oder  die  von  Europa 
nach  Amerika  eingewanderte  Spitzklette  (Xanthium  spinosmn)  und 
unsere  Disteln,  welche  in  den  weiten  Ebenen  am  La  Plata  die  ur- 
sprüngliche Vegetation  an  vielen  Orten  ganz  verdrängen. 

In  Folge    der    in    geometrischer  Progression   fortschreitenden 
Vermehrung  der  Pflanzen  entsteht  die  erste  Kollision  ,    das  Ringen 
um  Raum.     Da  sehr  bald  alle  entsprechenden    Plätze    in    der  Nähe 
der  Mutterpflanze  eingenommen  sind  ,    so  sind    die  Pflanzen    genö- 
thigt ,    sich   auf    weitere  Wanderschaft    zu    begeben.     Ich    habe  in 
diesem  Kreise,  schon  bei  einer  anderen  Gelegenheit ,    am    13.  und 
20.  Jänner  1862 ,    siehe  Schriften    des    Vereines    zur    Verbreitung 
naturwissenschaftlicher  Kenntnisse,  Wien  1863,  über  das  Wandern 
der  Pflanzen  oder  vielmehr  über    den  Transport    ihrer  Samen    und 
Früchte  ausführlich  gesprochen.  Sie  haben  die  Wirkung  der  Natur- 
kräfte, insbesondere  den  Zug  der  Schwere  und  die  fortschnellende 
Kraft  der  Elastizität  in  den  Früchten,  die  Kraft  der  bewegten   Luft 
und  des  strömenden  Wassers,  den  Einfluss  der  Thierwelt,  nament- 
lich der  Vögel  und  Fische,  vor  allem  aber  den  Einfluss  der  mensch- 
lichen Thätigkeit  auf  die  Verbreitung  der  Pflanzen  kennen  gelernt. 
In  erster  Linie  hängt  daher  die  Verbreitung  der  Pflanzen   von   der 
Wirksamkeit    der    genannten    Transportmittel  ab.     Ohne   geeignete 
Transportmittel    müsste    der    fruchtbarste  Landstrich  zur  Wüstenei 
werden,  so  wie  wieder  durch  dieselben,    wie    wir  gesehen  haben, 
ein  wirksamer  Transport  auf  Tausende  von  Meilen  möglich  ist. 

Allein  der  Transport  der  Pflanzen  durch  die  erwähnten  Natur- 
kräfte, wenn  wir  die  bewusste  Thätigkeit  des  Menschen  ausschlies- 
sen,  erfolgt  völlig  rücksichtslos  mit  all  der  Unerbittlichkeit,  die  in 
dem  Wallen  der  Nalurkräfte  liegt.  Ohne  Rücksicht  reisst  der  Sturm 
Blülhen,  Blätter,  Zweige,  reife  und  unreife  Früchte  und  Samen  mit 
sich,  ohne  Rücksicht  dringt  das  Wasser  in  die  schwimmenden  Sa- 
men und  Früchte,  und  zerstört  ihre  Keimkraft,  ohne  jegliche  Sorg- 
falt verschleppt  das  Thier  die  ihm  anhängenden  oder  von  ihm  ver- 
schluckten Samen  an  andere  Orte.  Myriaden  von  Samen  und 
Früchten  gehen  daher  schon  während  des  Transportes  zu  Grunde. 
Sind  sie  aber  auch  glücklich  an  den  Ort  ihrer  Bestimmung  ange- 
langt, so  tritt  ein  neues  Ringen  ein ,  das  Ringen  um  die  Existenz- 
bedingungen, um  einen  passenden  Standort. 

Klima  und  Boden  wurden  bis  in  die  neueste  Zeil ,  ja  werden 
noch  heute  ziemlich  allgemein  für  die  formerzeugenden  Haupt  fak- 
toren  der  Pflanzenwelt  gehalten.  Und  doch  kommt  ihnen  eigentlich 
nur  eine  sekundäre  Bedeutung   in  dieser  Richtung  zu.     Klima    und 


117 

Boden  erzeugen  keine  neuen  Pflanzenformen ,  aber  sie  tödten  jede 
ihnen  nicht  angepasste  Pflanzenform  und  bewirken  dadurch  eine 
Auswahl,  indem  an  einem  bestimmten  Standorte  nur  jene  Pflanzen, 
deren  Organisation  mit  den  klimatischen  und  Bodenverhältnissen 
desselben  im  Einklänge  ist,  sich  behaupten,  alle  jene  unzählbaren 
Massen  von  Samen  und  Keimen  aber ,  die  an  einen  unpassenden 
Standort  durch  die  blinde  Gewalt  der  natürlichen  Transportmittel 
gelangen,  unabweislich  zu  Grunde  gehen. 

Welche  kolossale  Massen  von  Samen  hierbei  vernichtet  wer- 
den, wird  erst  recht  deutlich  wenn  man  die  einzelnen  Existenzbedin- 
gungen, die  in  den  klimatischen  und  Bodenverhältnissen  vorhanden 
sind,  einer  näheren  Prüfung  unterzieht.  Der  Boden  gibt  der  Pflanze 
ihre  Nahrung ,  das  Klima  die  zur  Verarbeitung  derselben  unent- 
behrliche Wärme  und  das  Licht. 

Da  die  Pflanze  ihre  Nahrung  nur  im  gelösten  Zustande  auf- 
nehmen kann,  so  spielt  bei  der  Ernährung  der  Pflanzen  das  Wasser 
als  Bodenfeuchtigkeit  eine  Hauptrolle.  Die  Bodenfeuchtigkeit  des 
Standortes  übt  daher  zunächst  auf  das  Fortkommen  der  Pflanzen 
einen  massgebenden  Einfluss  und  die  Eintheilung  der  Pflanzen  in 
xerophile  und  hygrophile  (Trockenheit-  und  Feuchtigkeitsliebende) 
ist  eine  tief  in  der  Natur  begründete. 

Nichtsdestoweniger  sind  der  Feuchtigkeitsgrad  des  Bodens  und 
die  damit  zusammenhängenden  anderen  physikalischen  Eigenschaften 
desselben,  seine  Lockerheit,  Wärmeleitungsvermögen  u.  dgl.  in 
vielen  Fällen  nicht  von  so  tiefeingreifender  Wirkung  als  vielmehr 
die  chemische  Beschaffenheit. 

Ohne  hier  in  die  verschiedenen  physikalischen  und  chemi- 
schen Bodentheorien  eingehen  zu  können  ,  will  ich  nur  an  einigen 
Betrachtungen  zeigen,  wie  der  Boden  eine  Auswahl  unter  den  Pflan- 
zen  trifft  und  wie  sich  nur  jene  auf  einem  bestimmten  Standorte  zu 
behaupten  vermögen,  die  für  denselben  in  ihrer  Organisation  an- 
gepasst  erscheinen. 

Nehmen  wir  die  beiden  Extreme  des  erdigen  Bodens,  welche 
die  grösste  Verschiedenheit  der  physikalischen  Eigenschaften  dar- 
bieten, den  lockeren,  leicht  beweglichen,  für  Wasser  und  Wärme 
sehr  permeablen  ,  aber  eben  desshalb  abwechselnder  Dürre  und 
Feuchtigkeit,  Hitze  und  Kälte  ausgesetzten  Sandboden  und  den  im 
Gegensatz  zähen,  dichten,  oft  steinfesten,  für  Wasser  und  Wärme 
impermeablen  Thonboden  her ,  so  ist  es  von  selbst  einleuchtend, 
dass  nur  Pflanzen ,  deren  Ernährungsorgane  diesen  so  sehr  ver- 
schiedenen Bodenarten  angepasst  sind ,  sich  auf  denselben  behaup- 
ten können. 

Von  noch  grösserem  Einfluss  ist  die  chemische  Beschaffen- 
heit des  Bodens.  Obgleich  die  Hauptnahrungsmittel  der  Pflanzen 
ziemlich  allgemein  verbreitet  sind  und    die  Pflanze    sich  dieselben, 


118 

wenn  sie  auch  nur  in  Spuren  im  Boden  vorhanden  sind  ,  sich  an- 
zueignen vermag,  so  ist  doch  das  Mischungsverhältniss  der  Nah- 
rungsstoffe in  einer  Bodenart  nichts  weniger  als  gleichgiltig.  Man 
sieht  diess  besonders  deutlich  bei  Bodenarten  von  ausgesprochener 
chemischer  Eigentümlichkeit,  wie  beim  Salz-  und  Kalkboden,  der 
für  viele  Pflanzenformen  entschieden  tödtlich  wirkt ,  während  er 
gerade  für  andere  sich  sehr  fördernd  zeigt. 

Die  Würdigung  aller  dieser  oft  sehr  komplizirten  Verhältnisse 
machen  die  Lehre  vom  Einfluss  des  Bodens  auf  die  Vegetation  zur 
schwierigsten  Aufgabe  des  Pflanzengeographen.  Während  mehrere 
der  hervorragendsten  Forscher  auf  diesem  Gebiete,  wie  Humboldt, 
Schouw,  A.  de  Candolle  diesen  Einfluss  in  Abrede  stellen,  oder 
doch  gegen  die  Wichtigkeit  des  Klimas  als  ganz  unbedeutend  be- 
trachten, wurde  hingegen  durch  Thurmann,  Unger,  Liebig, 
Sendtner  und  Nägeli  eine  Fülle  von  Thatsachen  bekannt,  die 
gerade  die  Wirksamkeit  der  Bodenverhältnisse  auf  die  Pflanzenwelt 
schlagend  darlhun. 

Findet  man  an  einem  Orte  eine  Pflanze  strenge  an  eine  ge- 
wisse Bodenbeschaffenheit  gebunden,  so  nennt  man  sie  boden- 
stet; kommt  sie  aber  auch  bisweilen  an  anderen  Bodenarten  vor, 
wenn  gleich  mit  erkennbarer  Vorliebe  für  einen  bestimmten  Boden, 
so  heisst  sie  bodenhold,  und  bodenvag  dann,  wenn  selbst  eine 
solche  Vorliebe  für  einen  bestimmten  Boden  sich  nicht  wahrnehmen 
lässt.  Die  Ansichten  gehen  nun  in  dieser  Beziehung  weit  ausein- 
ander und  während  einige  läugnen,  dass  es  überhaupt  bodenstete 
Pflanzen  gibt,  gehen  andere  wieder  so  weit,  selbst  die  bodenvagen 
Pflanzen  als  in  ihrer  Art  bodenstet  zu  bezeichnen.  Wir  werden 
später  sehen,  wie  sich  diese  scheinbaien  Widersprüche  dadurch 
klären,  dass  im  Kampfe  ums  Dasein  die  Bodenverhältnisse  nicht 
die  einzig  massgebenden  sind,  dass  die  Existenz  einer  Pflanze  an 
einem  bestimmten  Orte  aus  der  Wechselwirkung  aller  hier  mass- 
gebenden Umstände  hervorgeht. 

(Schluss  folgt.) 


Literaturberichte. 

Rabenhorst  Dr.  L.,  Kryptogamenflora  von  Sachsen, 
der  Ober-Lausitz,  Thüringen  und  Nordböhmen  mit  Be- 
rücksichtigung der  benachbarten  Länder.  Zweite  Abthei- 
lung. Erste  Hälfte.  Bogen  1  —  12.  Mit  zahlreichen  Illustrationen, 
sämmtliche  Flechtengattungen  bildlich  darstellend.  Leipzig.  Verlag 
von  Eduard  Kummer.   1870.  Kl.  Oktav. 

Die  erste,  die  Algen,  Laub-  und  Lebermoose  enthaltende  Ab- 
theilung, welche  im  Jahre  1863  erschienen  ist, hat  Nave  in  dieser  Zeit- 


119 

schrift  (1863.  57 — 59)  besprochen  und  deren  Einrichtung  beschrie- 
ben. Das  erste  Heft  der  zweiten  Abtheilung  ist  ebenso    beschaffen 
und   verdient    in   allen   von    Nave    hervorgehobenen    Beziehungen 
das  gleiche  Lob  und  die  gleiche  Empfehlung.  Das  kühne  Beginnen, 
Habitusbilder   von    Krustenflechten   im   Holzschnitte   zu   geben,   ist 
mit  bewunderungswürdiger  Virtuosität  ausgeführt.   Die  mikroskopi- 
schen Analysen  sind  mit  der  nöthigen  Schärfe  dargestellt.  Ueberall 
ist  der  Vergrösserungsmassstab  beigesetzt.  Die  Anordnung  ist  mei- 
nes Wissens  der  erste  Versuch,  die  Mittheilungen  de  Bary's  indes- 
sen Morphologie  und  Physiologie  der  Pilze,  Flechten  und  Myxomyceten 
(Leipzig  1866)  für  die  Systematik  zu  verwerthen.  Die  Elemente  des 
Flechtenlagers   sind    entweder    ungeschichtet  oder  geschichtet.  Das 
ungeschichtete  Lager  enthält  nackte  Gonidien  oder  Gonidien  in  einer 
gemeinsamen  Hülle.  Das  ungeschichtete  Lager  mit  nackten  Gonidien 
stellt    die    Reihe    der    Lichenes    anomali    dar.    Gehören    die    Goni- 
dien  der    grünen   Farbenreihe  an,   so   haben  wir  die  Mycetopsorae 
[Calycieae) ,    gehören  sie  der  rothen  Farbenreihe  an,    die  Phyco- 
psorae  (_Pyrenulaceae,  Arthoniaceae,  Bactrosporeae,    Opegrapheae 
etc.,  kurz  die  Liehenen  mit  Chroolepusartigem  Thallus).   Das  unge- 
schichlete  Lager  mit  Gonidien   in  einer   gemeinsamen  Hülle,    Reihe 
der  Lkhenes  homaeomerici,    enthält  entweder    keine    Hyphen   oder 
ist  mit  solchen  versehen.  Im  ersten  Falle    stellen  die  hieher   gehö- 
rigen Flechten  die  Byssopsorae  QCystocoleae,  Ephebeae)  im  letzten 
Falle    die    Gloiopsorae    [Obryzeae,     Porophyceae,     Omphalarieae, 
Racoblenneae,  Collemeae)  dar.   Nun  kommen    erst  die   Flechten   im 
engsten    Sinne,  d.  i.  die  Reihe  der  Lichenes  heteromerici    oder  die 
mehrschichtigen  Ordnungen  der  Kryopsorae   (V errucariaceae,  Per- 
tusariaceae,    Urceolarieae,    Lecideaceae,   Baeomyceae,    Biatoreae, 
Lecunoreae),    Thallopsorae,    Podetiopsorae.    Die    eingeklammerten 
Namen   gehören   den   Familien   an.   Die   Namen    mit  dem  Ausgange 
"psorae"  sind  die  Namen  der  Ordnungen.  Wohllhuend  ist  die  gänz- 
liche   Ausmerzung   der    sogenannten    Liehenen  ohne   Thallus,  -d.  i. 
der    auf   dem   Flechtenlager    parasitirenden   Pilze.  Die  alten  Byssa- 
ceen    Friesens,    von    denen    Raben  hörst    selbst    gesteht,    man 
wisse    noch   nicht,    ob   ihre   sogenannten  Früchte  ihnen    angehören 
oder  vielmehr  Schmarotzerpilze  seien,    stehen  dessenungeachtet   in 
Reih  und  Glied  als  Byssopsorae.  Ebenso  wenig  erfreut  die  Stellung 
der    Calycieae  neben  den   Phycopsoren.   Allein   die    Sonderung  der 
Liehenen  in  drei  grosse  Reihen  nach   der  anatomischen  Beschaffen- 
heit des  Lagers  ist  jedenfalls  ein  Fortschritt,   der  mit  Befriedigung 
zu  verzeichnen  ist.  Das  vorliegende  Heft   bricht   in    den  Biatoreae 
bei  Biatora  lucida  ab,  und  es  werden  bis  dahin    195  Arten  aufge- 
zählt,  darunter   31    Calycieen,   26  Pyrenulaceen,    16   Arthoniaceen, 
14  Opegrapheen,  27   Collemeen,    17   Verrucarieen,   10  Urceolarieen, 
36  Lecideaceen.  Die  nicht  vollendeten    Biatoreen   und  die  Familien 
mit   weniger  als  einer  Dekade  von  Arten  sind  in  dieser   beispiels- 
weisen   Uebersicht    übergangen.     Neue    Arten  kommen    nicht    vor. 
Für  Böhmen  sind  beiläufig-  bei  30  Arten  bisher  nicht  veröffentlichte 


120 

Fundorte  angegeben.  Daraus  ist  zu  ersehen,  dass  Raben  hörst 
selbst  in  Karlsbad  Liohenen  gesammelt,  und  dass  Kirchner  in 
Kaplitz  ihm  mehrfaltige  Mittheilungen  von  Lichenen  seiner  Gebend 
gemacht  habe.  Bei  Verruciria  hydrela  steht  die  Bemerkuni:,  es 
sei  dein  Verfasser  kein  böhmischer  Standort  bekannt  geworden. 
Da  Raben  borst  sonst  Körber'sehe  Standorte  anführt,  auch  bei 
Verr.  hyir.  Körb.  Syst.  34-i  zitirt.  wo  die  Quellbäehe  des  Weiss- 
wassers auf  dem  Riesengebirgskamme  in  unmittelbarer  Nahe  der 
Wiesenbaude  als  von  Körb  er  selbst  entdeckte  Fundstellen  ange- 
geben sind,  so  darf  angenommen  werden,  es  sei  dem  Verfasser 
entgangen,  dass  diese  Funkstellen  zu  Böhmen  gehören.  Die  Be- 
oränzunsr  der  Arten  ist  nicht  wesentlich  von  Körb  er  s  Auffassung 
verschieden.  Bei  den  Merkmalen  sind  aber  überall  die  absoluten 
Gr>?senmessungeu  in  Millimeterbruehtheilen.  jedoch  nicht  in  Dezi- 
malen angegeben.  Die  Abarten  und  abweichenden  Formen  sind 
diskret  behandelt,  so  dass  keine  Gefahr  ist.  die  Individuen  als 
Formeninbeorriffe  behandelt  zu  sehen.     Hohenbühel-  H  eufler. 


Correspodenz. 

Innsbruck,  am  10.  März  1870. 

Eii  sechswöchentücher  Aufenthalt  im  Stubailhal  bot  mir  im 
verflossenen  Sommer  Gelegenheit,  dieses  reizende  Thalgelände 
auch  in  botanischer  Beziehung  nach  allen  Richtungen  hin  zu  unter- 
suchen. Als  die  interessantesten  Funde  aus  diesem  Gebiete  dürften 
vielleicht  Ribes  cüiatum  Kit.  Add.  176.  Myosotis  rariabilis  Angel. 
an  den  Waldbachen  ober  der  Bachleithen.  dann  das  meines  Wissens 
bisher  im  Gebiete  der  Alpen  noch  nicht  gefundene  Epilobium  nu- 
tans  Schmidt  an  quelligen  Stellen  in  der  Xähe  des  sogenannten 
Gleiser  Sees,  ferner  Carlina  longifolia  Reichb.  an  den  Wasser- 
fallen ober  Ranalt  gegen  die  Kreithspitze  im  Mutterbergerthale. 
ein  muthmai>i;chtr  Bastart  aus  Crepis  hyoseridifolia  Vill.  und 
Crepis  Tarquimi  Tausch  auf  dem  Blaser,  Carex  oniifhopodoides 
Hausmann  auf  allen  Dolomitkuppeu  des  vorderen  Stubaithales 
namentlich  häufig  auf  der  in  neuester  Zeit  der  unvergleichlichen 
Fernsicht  wegen  vielbesuchten  Kuppe  des  hohen  Burgstall  bei 
Fulpmess:  Sixifraga  hybrida  {JnßoräXopposiüfolid)  auf  der  Ser- 
losspitze, dann  eine  noch  nicht  beschriebene  Mentha,  welche  ich 
Mtntha  serotina  nennen  möchte,  an  den  Alpenbächen  in  der  Nahe 
der  Waldrast  hervorzuheben  sein.  Der  Höhengürtel  von  3000 — 4500' 
ist  ungemein  reich  an  Rosen.  Die  häufigste  aller  Rosenarten  ist 
hier  die  Rosa  Reuteri  God.  Neoc.  ,  welche  zur  Zeit  der  vollen 
Blüthe    mit    ihren    dunkelrothen  Blumen  einen  prachtvollen  Anblick 


121 

_      ahrt.  Ausserdem  fand  ich  hier  au       /*.<-.:  .>..>■   f      >    . 

und  Jfosa  sepincola  Des  e  gl.  und  die  anlangst  beschriebene  Rosa 
fransten*.  Eine  wahre  Zierde  der  Dolomilberge  d—  ren  Slu- 

baithales  ist  Daphne  striata  Tralt.  Von  den  an  der  Uanie  des 
Zusammenziehen»  leidenden  Botanikern  wird  dieselbe  für  eine 
Daphne  Cneorum  mit  kahlen  Perigonen  erklärt;  den  betreffenden 
Autoren  scheint  es  aber  unbekannt  geblieben  zu  sein,  dass  Daphne 
striata  röthlichgelbe  fleischige  Steinfrüchte  reift,  während  Daphne 
Cneorum  in  die  Rotte  der  DapAne-Arten  mit  nicht  fleischigen  son- 
dern trockenhäutigen  Steinfrüchten  gehört  In  Ampezzo  sammelte 
Fremd  Hut  er  im  verflossenen  Sommer  eine  mit  Pediculosis  tube- 
rös a  L  i  Pc  E  R  ichb.  verwandte  Pediculosis, 
deren  schon  Reiehenbach  fil.  in  dem  Texte  zu  den  Icones  in 
einer  Xote  bei  P.  tuberosa  erwähnt  und  welche  ich  für  eine  aus- 
gezeichnete noeh  nicht  beschriebene  Art  halte.  Ich  habe  dieselbe 
unlängst  in  der  Februar-Versammlung  der  naturhistorischen  Sektion 
>  ...-.?: je :i  -Ferdinandeunis*  als  Pedicularis  elongata  vorgelegt, 
und  wird  selbe  in  dem  heurigen  Jahrgange  der  Zeitschrift  des 
Ferdinandeums  beschrieben  und  abgebildet  erscheinen.  Schon  vor 
einigen  Jahren  erhielt  ich  von  unserem  unermüdlichen  Hut  er  auch 
einen  noch  nicht  beschriebenen  der  Combination :  recntitaXtube- 
rosa  entsprechenden  muthniasslichen  iVdtcif/aris-Bastart ,  welcher 
ein  interessantes  Seitenstück  zu  den  zwei  anderen  bisher  aus  den 
Alpen  bekannt  gewordenen  Perficn/«r«-Bastarten :  P.  atrorubens 
QincarnataXrecufita)  und  P.  Vulpü  (incarnalaX.tuberosd)  So lms 
bildet  und  den  ich  dem  E  r  .  ar  z.i  Euren  Pedicularis  Huteri 
benannt  habe.  Kern  er. 


Allih'W.    ;::■.    :«.    1-"-. 


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rlreffliche  Pflanzen« 
e  März  seine  vierte 


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hier   tritt  spä- 
;>   he  Rt  -     nach  Dalmatien 
R    _     s      oder  auf  andern  südlichen 
ichen,   und  später  zugängliche  dal- 
rschen.    W- r  >    h  in  erster  Linie 
zeichneten  Sammlungen  zu  bethei- 
>  fl.  (in  österr.  Bkn.   mit  betreffen- 
1.  pr.  C.  an   mich.  Anluolz,  Post 
r   ,   Centn    n.  nach  des  Prä- 
ugesichert  werden,    mit  dem   Vor- 
sideraten    u  ■    nämlichen   Preis 

beanspruchen  zu  können.  Als  Garantie  stelle  ich  unsere  wenig- 
stens 1500  Nummern  enthallenden  Sammlungen  aus  Tirol  und  Mord- 
italien zur  Verfügung.  Meinen  bekannten  Lesern  dieser  Zeilen: 
Gi   ss    und    die  Nachricht,    dass  -     ide  meine  projeetirte 

Reise  nach  dem  westlichen  Ligurien  für  heuer  verschoben  werden 
muss.  R  u  i  er:  H  ..  t  -  r 

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s  i  n  s   1 
an .    on 

Imi  tis«  hen 

1 1 .   ;  i  v  h  e   H :■ , "-,  _  - 

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ligen  wünscht,    wird  ers 

dem    AgiozuschlagJ    oder  1( 

R  r  ';  n  -.     a    l~.ro;    :  :nz    - 

'    n    :"  r  e :  r_  r    A  u  s  ^  a 
recht    weitere   allenfnllsise 


122 


Personalnotizen. 

—  Ueber  die  Ursache  von  Unger's  Tod  ist  man  noch  nicht 
vollkommen  aufgeklärt,  da  eine  gerichtliche  Leichenschau  die  Mög- 
lichkeit eines  an  ihm  verübten  Mordes  nicht  ausser  Frage  stellt. 
Aus  dem  Leben  Unger's  werden  verschiedene  Einzelheiten  ver- 
öffentlicht, denen  wir  Nachfolgendes  entnehmen:  Die  polizeilichen 
Schwierigkeiten,  welche  einem  Besuche  Deutschlands  in  jener  Zeit, 
als  U.  Medicin  studirte,  entgegenstanden,  nicht  achtend,  zog  er 
ohne  Pass  nach  Deutschland  und  verkehrte  dort  viel  mit  Studen- 
ten, welche  den  Burschenschaftskreisen  angehörten  und  theilweise 
an  der  Aktion  San  d's  betheiligt  waren.  Selbstverständlich  wur- 
den diese  Verbindungen  der  Metternich'schen  Polizei  bekannt  und 
Unger  wurde  %  Jahre  lang  gefangen  gehalten.  An  ein  öffent- 
liches Amt  konnte  Unger  unter  solchen  Umständen  nicht  denken, 
er  nahm  die  ihm  angebotene  Stelle  eines  Hauslehrers  im  fürstlich 
Colloredo'schen  Hause  an  und  beendigte  seine  medicinischen  Stu- 
dien. In  der  Zeit  der  drückendsten  Reaetion  wurde  Unger  unaus- 
gesetzt verdächtigt,  beaufsichtigt,  verfolgt.  Die  Kirchenzeitung  hat 
ihn  1853  in  einer  Serie  vehementer  Artikel,  die  den  Titel  führten: 
„Isispriester  und  Philister"  als  einen  „Verführer  der  Jugend"  de- 
nuncirt.  Sein  Freisinn,  seine  ausserordentliche  Liebenswürdigkeit, 
seine  feurige  Beredtsamkeit  erwarben  ihm  die  Liebe  der  Studiren- 
den  im  hohen  Grade,  welche  in  einer  Petition  ihren  Ausdruck 
fand,  zu  deren  Ueberreichung  an  den  Minister  Grafen  Leo  Thun 
sich  Professor  v.  Miklosich  herbeiliess.  Der  Minister  hielt  Unger 
für  einen  Gotlesläugner  und  stellte  ihn  vor  das  Dilemma:  Wider- 
ruf oder  Entlassung.  Unger  sollte  ausdrücklich  erklären,  dass  er 
an  einen  persönlichen  Gott  glaube,  im  anderen  Falle  von  der 
ihm  theuren  Lehrkanzel  Abschied  nehmen,  und  —  Unger  gab 
in  der  That,  wenn  auch  schweren  Herzens  und  nach  vielen  Seelen- 
kämpfen, einen  Widerruf.  Wie  man  diesen  Schritt  beurtheilen  mag, 
Eines  ist  gewiss,  dass  Unger  in  der  Folge  mit  wahrem  Feuer- 
eifer für  die  Sache  der  Freiheit  eintrat.  In  seiner  letzten  Lebens- 
zeit in  Graz  trat  er  wiederholt  mit  entschiedenem  Freimuthe  auf. 
Seine  Vorlesungen  über  die  Geschichte  der  Schöpfung,  seine  Rede 
als  Präsident  im  Grazer  naturwissenschaftlichen  Vereine  sind  Be- 
lege dafür.  Dieses  Auftreten  führte  in  dem  Vereine  eine  Krisis 
herbei,  die  mit  dem  Austritte  einiger  Klerikaler  endete.  Aber 
Unger  organisirte  den  Verein  sofort  auf  neuer  Grundlage,  der 
wissenschaftliche  Streit  wurde  durch  seinen  Eifer  zu  einer  glän- 
zenden Bethätigung  der  Freisinnigen;  dem  naturwissenschaftlichen 
Vereine  strömten  Mitglieder  in  grosser  Zahl  bei,  die  Beitrittser- 
klärungen kamen  so  zahlreich,  dass  die  kleine  Gesellschaft  in 
wenigen  Wochen  zum  Massenvereine  anwuchs.  Der  neue  „Volks- 
bildungsverein," den  er  mitgründen  geholfen,  hatte  in  ihm  seinen 
ersten  Präsidenten,  die  Verbreitung  naturwissenschaftlicher  Kennt- 


123 

nisse  bis  in  die  letzte  Hütte  des  äussersten  Alpendörfleins  war  das 
Ziel,  welches  er  dem  neuen  Vereine  vorsteckte.  Für  die  Berufung 
Vogt's  war  er  sehr  thätig.  Ein  „Hexenschuss"  verhinderte  ihn, 
an  dem  zu  Ehren  Vogt's  gegebenen  Bankette  theilzunehmen.  Man 
gedachte  an  diesem  Abende  des  ferngehaltenen  greisen  Forschers, 
dessen  Unwohlsein  man  mit  Recht  für  leicht  halten  konnte,  viel- 
fach, und  Karl  Vogt  erhob  sein  Glas  und  trank  auf  Unger's 
Gesundheit,  indem  er  launig  bemerkte,  der  Hexenschuss  sei  nur 
durch  Sympathiemittel  zu  heilen.  Die  Sympathie  konnte  das  theure 
Leben  nicht  erhalten.  Unger,  Abends  noch  sehr  heiter,  wurde 
am  folgenden  Morgen  todt  im  Bette  gefunden. 

—  Prof.  Pringsheim  ist  an  Martius  Stelle  von  der  Pariser 
Akademie  zu  ihrem  corr.  Mitgliede  ernannt  worden. 

—  Casimir  Roumeguere  in  Toulouse  hat  von  der  Societe 
des  sciences  et  des  artes  in  Carcassone  für  seine  „Bryologie  de 
l'Ande"    eine   goldene  Medaille  im  Werthe  von   200  Frs.    erhalten. 

—  Dr.  0.  H.  Lenz  ist  am  13.  Jänner  zu  Schnepfenthal  in 
Thüringen  gestorben,  nachdem  er  ein  Alter  von  71  Jahren  er- 
reicht hatte. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen, 

—  In  einer  Sitzung  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften  am 
7.  Jänner  übersandte  Prof.  Unger  eine  Abhandlung  über  Typha 
der  Vorvvelt.  Erst  neuere  Untersuchungen  haben  das  Vorhanden- 
sein von  Typha  und  Sparganium  in  den  tertiären  Ablagerungen 
ausgewiesen,  doch  sind  bisher  noch  viele  Reste  ersterer  Gattung 
für  Arten  von  Arundo  angesehen  worden.  Der  Verfasser  bemüht 
sich  nun  in  obiger  Abhandlung  die  Sicherstellung  einer  von  Berg- 
rath  Stur  zuerst  bezeichneten  sehr  verbreiteten  Typhaart  zu  be- 
gründen. Weiter  wird  zugleich  auf  merkwürdige  pflanzliche  Ein- 
schlüsse in  dem  Gosausandstein  von  Garns  in  Steiermark  hinge- 
wiesen, welche  die  Urform  aller  später  erscheinenden  Typhaformen 
erhalten  zu  haben  scheinen.  Ein  Ueberblick  über  sämmtliche  Ty- 
phaceen  der  Vorwelt,  welcher  3  Typha-  und  6  Sparganium- Arten 
nachweist,    bildet  den  Schluss. 

—  In  einer  Sitzung  der  zool. -botanischen  Gesellschaft 
am  9.  Februar  theilte  Dr.  Reichardt  mit,  dass  Breidler  die  in 
Steiermark  noch  nicht  beobachtete  Carex  pulicaris  in  der  Umge- 
bung von  Leuben  gefunden  habe. 

—  In  einer  Sitzung  des  österr.  Alpenvereins  inWien  am 
16.  Februar  machte  Schulinspektor  v.  Becker  auf  eine  eigen - 
thümliche    Vegetationserscheinung    aufmerksam,    welche    man    auf 


124 

allen  Uebergängen  von  Ischl  nach  Aussee  beobachten  kann.  Bei- 
läufig in  der  Mitte  des  Weges,  ungefähr  mit  der  Landesgrenze 
zwischen  Oberösterreich  und  Steiermark  gleichlaufend  hört  das 
Vorkommen  von  Cyclamen  europaeum  auf,  so  dass  man  auf  der 
steirischen  Seite  bis  über  den  Grundelsee  hinaus  vergebens  nach 
dieser  Pflanze  suchen  würde. 

—  In  Innsbruck  hat  sich  im  vorigen  Monate  ein  naturhisto- 
rischer Verein  konstituirt. 

—  Eine  physiologische  Versuchsstation  wurde  bei 
der  landw.  Akademie  zu  Tharand  errichtet.  Zum  Vorstand  derselben 
wurde  Professor  Nobbe,  zu  dessen  Assistenten  J.  Schröder  aus 
Dorpat  ernannt. 

—  In  einer  Sitzung  der  schlesischen  Gesellschaft  für  vater- 
ländische Kultur  am  16.  Dezember  1869  hielt  Geheimrath  Prof. 
Dr.  Goeppert  einen  Vortrag  über  den  Park  von  Muskau, 
ganz  besonders  über  das  dortige  Arboretum.  Der  Park, 
angelegt  von  1815 — 45  durch  Fürsten  Pückler- Muskau,  steht 
gegenwärtig  unter  Leitung  des  Garteninspektors  Petzold.  Ursprüng- 
lich eine  trostlose  mit  Gruppen  von  Kiefern  bewachsene  sandige 
Flache  an  der  Lausitzer  Neisse,  ward  eine  gänzliche  ßodenver- 
besserung  erfordert,  um  auch  nur  die  Anpflanzungen  von  Laub- 
hölzern zu  ermöglichen,  die  jetzt  in  dem  Park  vorherrschen, 
während  Coniferen  nur  vereinzelt  oder  doch  nur  in  kleineren 
Gruppen  vorhanden  sind.  Exotische  Bäume  kamen  zwar  auch  zur 
Verwendung,  insbesondere  in  der  Nähe  des  Schlosses,  doch  herr- 
schen einheimische  Bäume  vor  und  bewirken  hier  wie  nur  an 
wenigen  anderen  Orten  durch  geniale  Wahl  der  Holzarten  und 
Berücksichliuuny  der  ßeleuchtunijsverhältnisse  die  schönsten  Effekte. 

Do  D 

Laubhölzer  wurden  herbeigeschafft,  zum  Theil  in  ansehnlichen 
Stämmen,  doch  niemals  in  solchem  Umfange  wie  die  gegenwärtig 
noch  daselbst  vorhandenen,  20 — 30  Fuss  im  Umfange  messenden 
Eichen,  wie  dies  irrthümlich  wohl  behauptet  worden  ist.  Schwerlich 
dürften  über  2  F.  starke  Bäume  verpflanzt  worden  sein.  Der  Park 
umfasst  4284  Morgen,  wovon  1100  auf  Pflanzungen,  860  auf  Wie- 
sen und  Rasenplätze  kommen.  Gegen  10.000  Ruthen  Fahrwege  und 
gegen  2000  Ruthen  Fusswege  befinden  sich  darin.  Um  das  impo- 
sante Schloss,  Centralpunkt  des  Parks,  finden  sich  zierliche  sym- 
metrische Partien.  Das  Arboretum  an  der  Südostseite  des  Parkes 
umfasst  ein  Terrain  von  500  Morgen.  Es  sollte  alle  im  Freien  aus- 
dauernden Holzgewächse  in  möglichster  Vollständigkeit  aufnehmen 
und  auch  der  praktischen  Landschaftsgärlnerei  wichtige  Dienste 
leisten.  Das  Pinetum,  so  wie  auch  das  daran  grenzende  Salicetum 
bilden  geuissermassen  die  Centra  des  Ganzen.  An  Ersteres  sehliessen 
sich  die  bekanntlich  überhaupt  nur  in  geringer  Zahl  vorhandenen 
holzigen  Monokotyledonen  (ßmilax,  Ruscus,  Yucca),  an  Letzteres 
die  übrigen  Laubhölzer,  von  den  Kätzchentragenden  bis  zu  den 
vollständiger  blühenden  Gewächsen,  alle  in  mehrfachen  Exemplaren. 


125 

Das  Pomacetum  ist  ebenfalls  ein  Ganzes  als  besondere  Abtheilung 
zu  beiden  Seiten  eines  die  ganze  Anlage  durchschneidenden  Weges. 
Die  Bäume  sind  im  Ganzen  hainartig,  die  Sträucher  in  Gruppen 
gepflanzt.  Der  grossarlige  Raum  gestattet  überall  Nachpflanzungen. 
Das  Landschaftsbild  wird  in  Uebereinstimmung  mit  dem  übrigen 
Theil  des  Parkes  möglichst  festgehalten.  1858  wurde  die  ganze 
Anlage  begonnen  und  bis  1860,  der  Zeit  der  vorläufigen  Vollen- 
dung, die  ganz  kolossale  Menge  von  240.000  Füllpflanzen  und  zum 
Arboretum  gehörenden  Bäume  und  Sträucher  gesetzt.  Freilich  tritt 
ihr  jugendliches  Aller  noch  oft  hervor,  jedoch  bei  weiterer  Ent- 
wicklung dieser  verschiedenen  Gruppen  von  Nadelhölzern,  Weiden, 
Birken,  Buchen,  Kastanien,  Eichen,  Ahorn,  Linden,  Magnolien  dürfte 
die  Anlage  trotz  theilweise  ungünstiger  Bodenverhältnisse  nicht 
blos  einen  schönen  Anblick  gewähren,  sondern  sich  immer  mehr 
zu  einer  wahren  Fundgrube  von  Erfahrungen  über  klimatisches 
Verhalten  einer  so  mannigfaltigen  Vegetation  herausbilden.  Unter 
Andern  sind  die  Weiden  durch  104  Arten  und  Formen  vertreten, 
von  Birken  35,  von  Eichen  145,  von  Cratägus  90,  von  Rosskasta- 
nien  58,  Magnolien  22  etc.,  im  Ganzen  überhaupt  an  2800  Arten 
und  Formen  vorhanden  und  in  rascher  Vermehrung  begriffen;  unter 
ihnen  die  seltensten,  wie  z.  B,  Nyssa,  die  zwar  Handels-Verzeich- 
nisse führen,  aber  niemals  den  Petenten  gewähren,  ferner  Akebia, 
Atrapliaxis,  Panax,  Abelia,  Borya  etc.,  Der  Vortragende  ent- 
nimmt diese  Zahlen  aus  dem  trefflichen  Werke  der  Herren  Petzold 
und  Kirchner,  welches  1864  unter  dem  Namen  Arboretum  musca- 
viense  828  S.  in  gr.  8.,  begleitet  von  einem  Plan  erschien,  und 
dem  erlauchten  Urheber  und  Förderer  dieser  Schöpfung,  dem 
jetzigen  Besitzer  der  Herrschaft  Muskau,  Prinzen  Friedrich  der 
Niederlande,  gewidmet  ist.  Die  erste  Abtheilung,  die  sich  mit 
Entstehung  der  Anlage,  ihrem  Zweck  und  Erhaltung  beschäftigt, 
ist  von  Petzold  bearbeitet,  die  zweite,  ein  Verzeichniss  und  Be- 
schreibung aller  hier  kultivirten  Holzgewächse,  von  dem  Arboret- 
gärtner Kirchner,  einem  genauen  Kenner  und  Beobachter  der 
Baumwelt  Wenn  auch  eine  streng  botanische  Behandlung  nicht 
beabsichtigt  ward,  so  ist  das  Werk  doch  wegen  seiner  Vollständig- 
keit und  der  Fülle  eigener  Beobachtungen  und  Erfahrungen  jedem 
Gärtner  wie  auch  den  Botanikern  angelegentlich  zu  empfehlen. 
Die  E  ti  qu  eltirung  im  Arboret  findet  man  ganz  in  der  Weise, 
wie  ich  sie  vor  Jahren  im  hiesigen  botanischen  Garlen  einführte. 
Die  Etiquellen  enthalten  Familie,  Namen,  Vaterland,  hier  auf  zier- 
lichen mit  Stäben  versehenen  Tafeln  von  gebranntem  Thon.  Jedoch 
ausser  dieser  grossartigen  Anlage  haben  die  gedachten  Herren 
auch  noch  eine  andere  nicht  minder  bedeutende  und  in  diesem 
Umfange  noch  nie  dagewesene  geschaffen,  welche  zur  Illustra- 
tion der  geographischen  Verbreitung  der  Bäume  und 
Slräucher  bestimmt  ist.  Sie  besieht  in  einer  gruppenweisen  An- 
pflanzung derselben  Arten  nach  der  Reihenfolge  der  Länder  ihres 
Vorkommens,    beginnt    mit    dem    südlichen    Theil    der    Vereinigten 


126 

Staaten,  schreitet  zu  dem  nördlichen  vor,  wendet  sich  dann  nach 
dem  östlichen  und  westlichen  Asien ,  dem  südlichen  Europa  und 
schliesst  mit  dem  nördlichen  ab.  Inzwischen  soll  aus  der  Menge 
des  hier  zu  Beobachtungen  dargebotenen  Materials  der  Lancl- 
schaftsgärlnerei  noch  ein  anderer  wesentlicher  Gewinn  zu 
Theil  werden.  Herr  Petzold  beabsichtigt  in  einem  grossen  bei  der 
Vergrösserung  des  Parkes  zu  seiner  Disposition  gestellten  Areal 
alle  Gehölze,  weiche  sich  als  zur  Landschaftsgärtnerei  geeignet 
schon  bewährt  haben,  zu  verschiedenen  natürlichen  Bildern  nach 
Massgabe  des  Habitus,  Farbenton  und  dergleichen  zu  gruppiren, 
oder  wie  ich  es  nennen  möchte ,  nach  Art  einer  sogenannten 
„Schola  botanicau  eine  landschaftsgärlnerische  Schule  zu  begründen. 
Die  Menge  der  schönen  Exemplare,  welche  ihm  trotz  aller  erwähnten 
Verwendungen  zu  Gebote  steht,  ja  auch  noch  zu  einem  bedeutenden 
Handelsverkehr  ausreicht,  lässt  in  der  That  etwas  Vorzügliches 
erwarten.  Hierauf  gab  Herr  Geheimralh  Goeppert  einen  ausführ- 
lichen Bericht  über  die  internationale  Garlenausstellung 
zu  St.  Petersburg  im  Mai  1869,  in  welchem  er  als  Mitglied  des 
Preisgerichtes  Theil  genommen,  und  schilderte  ebenso  die  kost- 
baren, für  den  Botaniker  und  Gartenfreund  gleich  interessanten 
Pflanzenschätze,  wie  die  überaus  gastliche  und  ehrenvolle  Auf- 
nahme, welche  den  Fremden  in  Petersburg  und  Moskau  überall  und 
selbst  in  den  allerhöchsten  Kreisen  zu  Theil  wurde.  Sehr  ange- 
nehm berührte  auch  Alle  die  wohlverdiente  Anerkennung,  der  sich 
unser  deutscher  Landsmann,  Herr  Dr.  Kegel,  jetzt  Staatsrath,  als 
Hauptschöpfer  der  ganzen  Ausstellung  zu  erfreuen  hatte.  Schliess- 
lich legte  derselbe  vor  zwei  höchst  merkwürdige  Ueber- 
wallungen  von  in  Bäume  eingeschnittenen  Zeichen:  ein 
als  scharfes  Relief  im  Innern  einer  Weisstanne  sichtbares  Kreuz, 
von  Conservator  Peck  in  Görlitz,  sowie  einen  nicht  minder  scharf 
abgebildeten  Buchstaben  (Z)  in  einer  Eiche,  von  Hofrath  Schwabe 
in  Dessau  gefunden  und  durch  Professor  Koch  in  Berlin  ihm  ein- 
gesandt. Dr.  Schneider  hielt  einen  Vortrag  über  Calyptospora 
Goeppertiana  Kühn.  Der  Sekretär  (heilte  mit,  dass  zum  Andenken 
an  den  am  20.  Juni  1864  auf  dem  Hohenkasten  (Kanton  Appen- 
zell) bei  einer  botanischen  Exkursion  verunglückten,  ausgezeich- 
neten Schüler  unserer  Universität,  Dr.  Wilhelm  Kabsch,  Verfasser 
einer  Pflanzengeographie  und  mehrerer  vorzüglichen  pflanzen-phy- 
siologischen  Abhandlungen,  in  Folge  einer  unter  seinen  Freunden 
veranstalteten  Sammlung  ein  Denkmal  (Marmorblock  mit  eingelegter 
Inschriflslafel)  auf  dem  Friedhof  zu  Fluntern  bei  Zürich  im  Sommer 
dieses  Jahres  aufgestellt  worden  sei,  um  dessen  Errichtung  Herr 
v.  Berlepsch  in  Zürich  sich  ganz  besonders  verdient  gemacht 
und  dadurch  die  Freunde  des  Hingeschiedenen  zu  Dank  verpflichtet 
hat.  Für  die  Etatsperiode  1870/71  wurde  der  unterzeichnete  Sekre- 
tär wieder  gewählt.  .  F.  Colin. 

—  Durch    kön.    Dekret    vom  25.  November    1869    wurde  be- 
stimmt,   dass    aus    dem    Budget    des    italienischen    Unterrichtsinini- 


12/ 

steriums  Unterstützungen,  sowohl  für  selbständige  Werke  als 
Zeilschriften  gewährt  werden  sollen,  wenn  dieselben  wissenschaft- 
liehe oder  künstlerische  Fragen  behandeln,  einerseits  nicht  auf  den 
Absatz  an  das  grosse  Publikum  rechnen  können,  deren  Herstellung 
anderseits  ausserordentliche  Ausgaben  verursacht,  und  durch  die- 
selben die  Wissenschaft  entweder  gefördert  oder  verbreitet  oder 
deren  Anwendung  ausgedehnt  wird.  Um  der  Unterstützung  theil- 
baftig  zu  werden,  müssen  die  Werke  oder  Zeitschriften  von  einem 
günstigen  Gutachten  einer  der  höheren  wissenschaftlichen  literari- 
schen oder  künstlerischen  Körperschaften  des  Königreiches  begleitet, 
dem  Ministerium  eingesendet  werden.  Das  Gutachten  hat  sich  dar- 
über auszusprechen,  ob  die  Unterstützung  unbedingt  zu  erlheilen 
ist,  um  die  Herausgabe  zu  erleichtern,  oder  unter  der  Bedingung, 
dass  der  Verkaufspreis  herabgesetzt  werde.  Diese  Gutachten  werden 
in  der  Amtszeitung  veröffentlicht  werden.  Die  genannten  Körper- 
schalten werden  sich  dem  Ansuchen  um  Abgabe  eines  Gutachtens 
nicht  entziehen  können,  ausser  in  den  Fällen,  welche  in  dem  vom 
Ministerium  herauszugebenden  Reglement  festgesetzt  sind.  Unab- 
hängig vom  Einschreiten  von  Privaten  wird  über  Antrag  der  mehr-* 
genannten  Körperschaften  ein  Theil  der  eingangs  erwähnten  Dota- 
tion ferner  verwendet  werden,  um  jene  Diseiplinen  zu  befördern, 
welche  noch  der  Entwicklung  bedürfen,  oder  um  die  Unterstützungen 
und  Preise  zu  erhöhen,  welche  von  den  vorschlagenden  Gesell- 
schaften ausgeschrieben  worden  sind.  Der  endgiltige  Vorschlag 
liegt  in  allen  Fällen  in  den  Händen  einer  Kommission,  welche  vom 
Minister  alljährlich  im  Monat  Juli  ernannt  wird.  Der  motivirte  Be- 
richt derselben  wird  ebenfalls  in  der  Amtszeitung  veröffentlicht. 

—  Mit  Oesterreich  verglichen  werden  in  England  von  Staats- 
wegen riesige  Summen  zur  Hebung  der  Naturwissenschaften  verwen- 
det; trotzdem  macht  sich  daselbst  eine  Strömung  geltend,  um  eine  Er- 
höhung dieser  Zuflüsse  zu  erzielen.  Die  nächste  Anregung  ging  vom 
Lieutenant  Colonel  Strange  aus,  welcher  in  der  Versammlung  der 
British  Association  in  Norwieh  im  Jahre  1868  eine  Abhandlung 
unter  dem  Titel:  „Ueber  die  Notwendigkeit  einer  Einwirkung  des 
Staates  um  den  Fortschritt  der  Naturwissenschaften  zu  sichern," 
vorlegte.  Die  gegebene  Anregung  fand  lebhafte  Unterstützung  und 
nach  eingehender  Discussiun  wurde  beschlossen,  ein  Komite  von 
vierzehn  Personen,  durchwegs  Mitglieder  der  höchsten  wissen- 
schaftlichen Korporation  Englands,  der  Royal  Society,  mit  der  Er- 
örterung der  erwähnten  Angelegenheit  zu  betrauen  und  dasselbe 
insbesondere  zu  beauftragen,  der  nächsten  Versammlung  der  Bri- 
tish Association,  die  1869  in Exeter  abgehalten  werden  sollte,  die  Fra- 
gen zu  beantworten:  1.  Sind  in  England  für  eine  kräftige  Verfolgung 
naturwissenschaftlicher  Untersuchungen  hinreichende  Mittel  geboten? 
2.  Wenn  nicht,  welche  weiteren  Mittel  sind  erforderlich  und  welche 
Massregeln  sollen  getroffen  werden,  um  dieselben  sicherzustellen? 
Das    Komite,    welchem    unter  anderen    die    Professoren    Tyndall, 


128 

Stenhouse,  Stokes,  Huxley,  Dr.  Mann  etc.  angehörten, 
sprach  sich  dabei  aus,  dass  die  erste  Frage  entschieden  zu  ver- 
neinen sei;  in  Bezug  auf  die  zweite  Frage  erscheine  es  unzweifel- 
haft, dass  die  Mittel  für  die  naturwissenschaftlichen  Forschungen 
sehr  wesentlich  vermehrt  werden  müssten,  dass  aber,  um  zu  be- 
stimmen, in  welcher  Weise  diess  geschehen  sollte,  eine  volle  und 
genaue  Kenntniss  der  Hilfsmittel,  welche  gegenwärtig  zur  Verfü- 
gung stehen,  der  Quellen,  aus  welchen  diese  Hilfsmittel  geschöpft 
werden,  und  der  Aufgaben  der  einzelnen  Personen  und  der  Insti- 
tute, denen  dieselbe  zufliessen,  erforderlich  sei.  Sich  diese  genaue 
Kenntniss  zn  verschaffen  habe  das  Komite  bei  den  beschränkten 
ihm  zustehenden  Befugnissen  für  unausführbar  gehalten,  die  ganze 
Untersuchung  sei  von  so  grosser  Wichtigkeit  für  die  Nation  und 
so  weittragend  in  ihren  Zielpunkten,  dass  es  angemessen  erscheine, 
für  sie  die  umfassendsten  und  mächtigsten  Mittel  in  Bewegung  zu 
setzen.  Das  Komite  empfiehlt  daher  schliesslich,  es  möge  der  volle 
Einfluss  der  British  Association  aufgeboten  werden  ,  um  von  der 
Regierung  die  Einsetzung  einer  königlichen  Kommission,  des  höchsten 
Tribunales,  welches  die  Konstitution  des  Landes  für  die  Entschei- 
dung derartiger  Fragen  kennt,  zu  erlangen,  welche  zu  untersuchen 
hätte:  1.  Die  Beschaffenheit  und  den  Werth  der  jetzt  bestehenden 
Anstalten  und  Hilfsmittel  für  wissenschaftliche  Forschung  und  den  Be- 
trag von  Zeit  und  Geld,  welche  derselben  gewidmet  würden;  2.  welche 
Veränderungen  und  Vermehrungen  der  gegenwärtig  für  die  Er- 
weiterung der  Wissenschaft  verfügbaren  Mittel  erforderlich  seien; 
3.  in  welcher  Weise  diese  Mittel  am  besten  herbeizuschaffen  wären. 
Der  Antrag  wurde  genehmigt  und  es  steht  der  günstigste  Erfolg 
zu  gewärtigen. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingetroffen:  Von  Herrn  Andree,  mit  Pflanzen  aus  Han- 
nover. —  Von  Herrn  Kristof,  mit  Pfl.  aus  Kärnthen. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren  Br.  Thümen,  Dr.  Kerner, 
Prof.  Hazslinszky,  Dr.  Scheutz,  Winkler. 


Inserat. 

Diesem  Hefte  liegt  bei:  Eine  „Einladung  zu  Pränumeration  auf  den  An- 
zeiger der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften,"  von  der  Verlags- 
Buchhandluns;   Carl  Gerold's  Sohn  in  Wien. 


Kerlakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofltz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  und  Fa'wer  der  C.  Ueberreuter'schen  Buchdruckerei  (M.  Salzer). 


Oesterreichischc 

Botanische  Zeitschrift. 

Gemeinnütziges  Organ 

für 
Die   Österreichische  Exemplare, 
botanische    Zeitschrift               lintoiliL     II  iwl     It  rtf'l  II  i  L  Ol«  die  «reidurch  diePost  be- 
erscheint                           DUldUlü    UHU    UVldUlKCl,  zogen  werden  sollen,  sind 
den  Erstenjeden  Monats.  blos  beider  Redaktion 

S?  5Pfln«erur.  ÄfÄ  Gärtner,  (Monomen,  Forstmänner,  Aerzte,   fl5?S5Ä&5:') 

(3  Thlr.  10  JfgrJ  Im  Wege  des 

ganzjährig,    oder  AnftlllpLpr   HIlll    Tpi'linilpr  Buchhandels   übernimmt 

mit  X  fl.  63  kr.  öst.  W.  rt[HMIICACl    UNU     HUMUM!.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  Gerol<l's  Sohn. 

Inserate  in  wieu, 

die  ganze  Petitzeile  __  _.  so    wie  alle  übrigen 

10  kr.  öst.  W.  N^"    0  Buchhandlungen. 

XX.  Jahrgang.  WIES.  Mai  1810. 


INHALT:  Dem  Andenken  Unger's.  —  Ueber  Rhinanthus  angustifolius.  Von  Dr.  Celakowsky.— 
Vegetations-Verhältnisse.  Von  Dr.  Kern  er.  —  Beschreibung  der  Carex-Arten.  Von  Kobts.  —  Pim- 
pinella  dhsecta.  Von  Dr.  Falck.  —  Hybride  Saxifragen.  Von  Dr.  Kern  er.  —  Der  Kampf  ums  Dasein 
in  der  Pflanzenwelt.  Von  Dr.  Pokorny.  —  Literaturberichte.  Von  Ho  hc  n  bü  he  I-He  u  fl  er.  — 
Correspondenz.  Von  Tommasini,  Kliuggräff.  —  Personalnotizen.  —  Vereine ,  Anstalten ,  Unter- 
nehmungen.  —  Sammlungen.  —  Botanischer  Tausch  verein.  —  Inserat. 


Dem  Andenken 
F.  Unger's. 

Es  wird  beabsichtigt,  das  Andenken  des  unlängst  in  Graz 
verstorbenen  Hofralhes,  Prof.  Unger  durch 

die  Aufstellung  eines  Denkmales 

im  botanischen  Garten    des    Joanneums,    wo    der    Gefeierte    durch 
anderthalb  Decennien  ruhmvoll  wirkte,  zu   ehren. 

Unger's  wissenschaftliche  Bedeutung  ist  jedem  Naturforscher 
bekannt;  —  viele  seiner  Schriften  sind  Gemeingut  der  ganzen 
gebildeten  Welt  geworden. 

In  der  Ueberznugung,  dass  das  beabsichtigte  Unternehmen 
sich  einer  allgemeinen  Zustimmung  erfreuen  wird,  appelliren  die 
Unterzeichneten  an  alle  Freunde  und  Verehrer  des  berühmten  Na- 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  6.  Heft.  1870.  9 


130 

turforschers,    durch    Beitrage    die  Ausführung'    des    Denkmales    zu 
ermöglichen. 

Graz,  im  April  1870. 

Prof.  Bill,  Prof.  Golianz,    Prof.  Heschl,    Dr.  Holzinger, 
Prof.   Leitgeb,    Prof.    Peters,    Prof.    Schmidt,    Schulinspektor 

Dr.  Wretschko. 

Auswärtige    Beiträge    wollen    gefälligst  an    Dr.    J.  Gobanz, 
Professor  an  der  1.  Oberrealschule,  eingesendet  werden. 


Ueber    Rhinanthus    angustifolius  Gmelin. 

Von  Dr.  Lud.  Celakovsky  in  Prag. 

Die  von  K.  Ch.  Gmelin  in  der  Flora  Badensis  IL  Th.  1806 
untief  obigem  Namen  aufgestellte  Form  oder  Art  wird  seit  Koch's 
Synopsis,  besonders  von  deutschen  botanischen  Schriftstellern,  all- 
gemein als  eine  nur  durch  doppelt  schmälere  Blätter  verschiedene 
Varietät  des  Rhinanthus  alpinus  Baumgarten  (Enumer.  stirp. 
Transsilvan.  II.  1816)  angesehen;  nur  insofern  gibt  sich  eine  Mei- 
nungsverschiedenheit kund  ,  als  einige  den  Gmelin'schen  Namen, 
der  Priorität  gemäss,  für  die  erweiterte  Art  voranstellen,  während 
die  meisten  Rh.  alpinus  als  passendere  Benennung  vorziehen. 

Koch  selbst  war  nicht  immer  dieser  Ansicht,  denn  in  Röh- 
ltng's  Deutschlands  Flora  IV.  Band  (1833)  erachtete  er  den  Rh. 
alpinus  für  wohl  verschieden  von  Rh.  anguslifolius.  B  entkam  ver- 
einigte zwar  im  Prodromus  X.  (1846)  p.  558  den  Rh.  alpinus  als 
Varietät  mit  Rh.  major,  Hess  aber  Rh.  angustifolius  als  besondere 
Art  gelten;  hierin  ist  ihm  Maly  in  der  Enumeratio  plant,  austr. 
(1848)  nachgefolgt.  Ferner  erklärte  auch  wieder  Wim  in  er  in 
der  Flora  von  Schlesien  3.  Aufl.  1857  p.  409:  „der  Rh.  angusti- 
folius Gmel.  ist  eine  von  allen  anderen  Arten  (auch  von  Rh.  al- 
pinus^ verschiedene  Art,  ausser  den  schmalen  Blättern  durch  käm- 
miugesägte  Deckblätter  mit  langen  Grannenspilzen  und  weit  vor- 
gestreckte Zähne  der  Oberlippe,  welche  noch  länger  als  an  Rh. 
alpinus"  sind." 

Ich  muss  der  Ansicht  Bentha  m's,  Wimmer's  und  der  frühe- 
ren Koch's,  was  den  Rh.  angustifolius  betrifft,  vollkommen  bei- 
pflichten, da  ich  ihn  nach  vielfacher  Untersuchung  besonders  vom 
Rh.  alpinus  nach  Bildung  und  Verbreitung  sehr  verschieden  ge- 
funden habe.  Instruktive  Exemplare  des  Rh.  angustifolius  liegen 
mir  aus  dem  Wallroth'schen  Herbar  von  dem  bekannten  und  aner- 
kannten Standorte  des  alten  Stollbergs  in  Thüringen  vor.  Auch 
böhmische  und  schlesische  Exemplare  ,    erstere    für  die  böhmische 


131 


Flora  neu,  stimmen  durchaus  mit  den  thüringischen  üherein.  Die 
Beschreibung  der  badischen  Pflanze  hei  Gmelin  und  hei  Doli, 
ebenso  Bliilhezeit  und  Standort  passen  vollkommen  auf  die  mir 
vorliegenden  Pflanzen.  Den  echten  Rh.  alpinus  oder  Rh.  pulcher 
Schummel  QRh.  major  ß.  punctatus  Ta  lisch l)  habe  ich  zahlreich 
aus  dem  Riesengebirge  und  schlesischen  Gesenke.  Zunächst  ist  zu 
bemerken  ,  dass  der  Rh.  angustifolius  eher  zu  Rh.  major  als  zu 
Rh.  alpinus  gehören  könnte,  da  er  die  allmälig  gekrümmte  lange 
Oberlippe  und  eine  parallel  mit  ihr  vorgestreckte  Unterlippe  der 
Corolle  besitzt,  während  bei  Rh.  alpinus  die  Oberlippe  über  der 
kurzen  Röhre  stark  helmartig  nach  aufwärts  gekrümmt  ist  und  die 
Unterlippe  absteht.  Die  Gmelin'sche  Pflanze  muss  daher  vor  allem 
mit  dem  Rh.  major  verglichen  werden. 


Rh.  major. 

Stängel  einfach  oder  mit  eini- 
gen Aesten. 

Blätter  länglich  oder  länglich- 
lanzettlich,  am  Grunde  stängelum- 
fassend,  aufrecht  oder  horizontal 
abstehend,  mit  stumpflichen,  oft 
gerundeten  Zähnen. 

Deckblätter  bleich  gelblich- 
grün, scharf  oder  am  Grunde  ein- 
geschnitten, gesägt,  mit  dreieckig 
lanzettlichen ,  fein  zugespitzten 
Zähnen. 


Kelche  gross,  mit  3eckig  eiför- 
migen, zugespitzten,  etwas  sprei- 
zenden Zähnen. 

Kronenoberlippe  vorne  mit  2 
länglichen  oder  ovalen  Zähnen. 


Rh.  angustifolius. 

Stängel  gewöhnlich  vielästig 
mit  abstehenden  Aesten. 

Blätter  lineal,  oder  Iineallan- 
zettlich,  langgezogen,  am  Grunde 
abgerundet,  die  unteren  ganz  kurz 
gestielt,  abstehend,  oder  zurück- 
geschlagen, mit  schärferen  Säge- 
zähnen. 

Deckblätter  blassgrün  ,  am 
eiförmigen  Grunde  känuniggesäo-i, 
mit  schmalen  langen,  borstlieh 
oder  pfriemlich  bespitzten  oder  fast 
gegrannten  Zähnen ,  in  eine 
schmale  und  lange,  gesägte  Spitze 
verschmälert. 

Kelche  kleiner  mit  3eckigen, 
spitzen,  zusammenneigenden  Zäh- 
nen. 

Kronoberlippe  mit  2  schmal- 
länglichen oder  länglich-linealen 
gestutzten  Zähnen. 


Der  Rh.  angustifolius  wird  bis  IV2  und  2'  hoch,  ist  meist 
von  schlankem  Wuchs,  mit  dünnen,  langen,  abstehenden  Aesten, 
lang-  und  schmalblätterig,  obwohl  die  Breite  von  %  bis  über  2"' 
variirt.  Die  Deckblätter  sind  häufig  verhältnissmässig  klein  ,  weit 
kleiner  als  der  ausgewachsene  Kelch,  was  bei  Rh.  major  und  alpi- 
nus nicht  vorkommt.  Die  Kelche,  wie  bei  Rh.  major  stets  unge- 
fleckt und  ungestrichelt,  wie  auch  die  Kapseln  sind  kleiner  als  am 
Rh.  major,  letztere  oft  breiter  als  lang.  Die  Krone  ist  intensiver 
gelb  als  bei  Rh.  major,  und  die  Unterlippe  beiderseits  am  Grunde 
mit  oft  zahlreichen  blauen  Flecken  verziert. 

Ausser  durch  die  Form  ist  Rh.  angustifolius  auch  durch  den 
Standort  und  die  Blüthezeit  von  Rh.  major  verschieden.  Er  wächst 

9  * 


132 


nämlich  auf  steinigen,  trockenen  Abhängen,  besonders  auf  Kalk- 
boden, auch  in  Gebüschen  und  auf  Waldplätzen  und  blüht  im  Juli 
und  August,  sogar  noch  im  September,  während  Rh.  major  auf 
feuchten    Wiesen   vorkommt    und   nur  bis  Ende  Juli  blüht. 

Nach  dem  Vorausgeschickten  könnte  es  sonderbar  scheinen, 
wie  die  neueren  Autoren  dazu  kommen  ,  diesen  Rh.  angustifolius 
für  eine  einfache  schmalblättrige  Varietät  des  Rh.  alpinus  aus  dem 
Hochgebirge  zu  erklären.  Diess  geschah  offenbar  auf  Koch's  Au- 
torität und  erklärt  sich  ferner  daraus,  dass  eine  zweite,  dem  Rh. 
angustifolius  des  Hügellandes  habituell  ähnliche,  ebenfalls  dem  hö- 
heren Gebirge  eigene  Form  exislirt ,  die  allgemein  für  den  Rh. 
alpinus  gehalten  wird.  Da  diese  Form  bisher  weder  eigens  be- 
nannt, noch  beschrieben  worden,  so  werde  ich  sie  hiemit  unter 
dem  bezeichnenden  Namen  Rh.  aristatus  mit  dem  echten  Rh.  alpinus 
vergleichen,  mit  dem  sie  die  stark  emporgekrümmte  Oberlippe  und 
eine  mehr  abstehende  Unterlippe  gemein  hat 


Rh.  aristatus 

Stängel  in  kleineren  Exem- 
plaren einfach,  in  stärkeren  viel- 
ästig mit  aufrecht  abstehenden 
Aesten. 

Blätter  schmal  lanzettlich  , 
langgezogen,  aber  auch  länglich, 
stumpf,  mit  schärferen  Kerbzäh- 
nen, am  Grunde  abgerundet,  die 
unteren  ganz  kurz  gestielt. 

Deckblätter  am  breiteren  Grun- 
de fein,  kämmig- eingeschnitten, 
mit  in  feine,  haärfÖrmige  Grannen 
auslaufenden  Zahnen. 

Kelch  nicht  gestrichelt  noch 
gefleckt. 


Rh.  alpinus. 

Stängel  einfach  oder  nur  aus 
den  obersten  Blattachseln  mit  2 
Blülhenästen  (armförmig  ver- 
zweigt). 

Blätter  länglich  oder  länglich- 
lanzetllich,  seilner  länglich-lineal, 
mit  stumpferen,  oft  abgerundeten 
Zähnen,  mit  breiterem  etwas  stän- 
gelumfassenden  Grunde  sitzend. 

Deckblätter,  breit-lanzettlich, 
am  Grunde  eingeschnitten  gesägt, 
mit  3eckig  lanzettlichen,  fein  zuge- 
spitzten Zahnen. 

Kelch  samint  Deckblättern  , 
stellenweise  längs  den  Nerven 
schwarz  gestrichelt  und  gefleckt 
(ob  immer?). 

Unterlippe  der  Krone  klein,  mit 
dicklichen,  kleingekerbten  Lappen. 


Unterlippe  der  Krone  massig 
gross,  mit  dünnen,  geschweiften 
Lappen. 

Die  Kelche  haben  bei  beiden  dieselbe  Form  und  Grösse,  wie 
bei  Rh.  angustifolius.  Von  diesen  unterscheidet  sich  Rh.  aristatus, 
der  mit  ihm  eine  gewisse  habituelle  Aehnlichkeit  hat,  durch  Fol- 
gendes: er  ist  niedriger,  nur  3 — 10"  hoch,  die  Blätter  oft  breiter, 
manchmal  mehr  von  Gestalt  derer  des  Rh.  major,  nebst  den  Aesten 
mehr  aufrecht  abstehend;  so  feine  Grannen  der  Deckblätter  finden 
sich  beim  Rh.  angustifolius  nicht;  das  vorzüglichste  Merkmal  zei- 
gen die  Blumenkronen  mit  der  stark  gekrümmten  Ober-  und  ab- 
stehenden Unterlippe. 

Koch  hat  nun  in  Deutschlands  Flora  den  Rk.  angustifolius, 
wohl    wegen    der  habituellen  Aehnlichkeit ,    mit  dem  z.  B.  auf  den 


138 

Salzburg1!'  Alpen  wachsenden  Rh.  aristatus  für  identisch  gehalten, 
die  Merkmale,  namentlich  die  der  Bliimenkrone  aber  der  salzbur- 
ger  Pflanze  entlehnt  .  und  daher  dem  Rh.  anguslifolius  fälschlich 
eine  abstehende  Unterlippe  zugeschrieben.  Den  Rh.  aristatus  unter- 
schied Koch  daselbst  ganz  gut  vom  Rh.  alpinus.  Warum  er  spater 
in  der  Synopsis  den  Rh.  aristatus  ,  und  mit  ihm  freilich  auch  den 
echten  Rh.  angustifoiius ,  seine  frühere  Darstellung  verlaugnend, 
zu  dem  Rh.  alpinus  einzog,  dafür  gab  er  keine  Gründe  an;  sollten 
auch  seither  Uebergänge  zwischen  beiden  beobachtet  worden  sein, 
was  wohl  möglich  wäre ,  so  müssen  doch  die  typischen  Formen, 
wenigstens  als  getrennte  Racen,  festgehalten  werden. 

Zu  der  zweiten  vergleichenden  Tabelle  habe  ich  noch  Fol- 
gendes zu  bemerken:  Die  Breite  der  Blätter  ist  auch  hei  Rh.  alpi- 
nus etwas  veränderlieh ,  bisweilen  sind  sie  nur  halb  so  breit  als 
gewöhnlich,  nur  1 — 1"'  breit,  und  wenn  es  verlohnte  ,  solche  Va- 
rietäten besonders  anzuführen,  so  würde  eigentlich  diese  Varietät 
dem  Rh.  alpinus  ß.  angitstifolius  Koch  genau  entsprechen,  dess- 
wegen  aber  durchaus  nicht  mit  Rh.  aristatus  und  angustifoiius 
Gmelin  zusammenfallen.  Die  Deckblätter  des  echten  Rh.  alpinus 
finde  ich  (mit  W immer}  nur  ebenso  gesägt  oder  eingeschnitten, 
wie  bei  Rh.  major,  niemals  mit  den  langen  feinen  Grannen  des 
Rh.  aristatus,  dessen  Blüthentrauben  durch  sie  ein  dem  Rh.  alpinus 
ganz  fremdes,  denen  eines  Melampyrum  arvense  recht  ähnliches 
Ansehen  gewinnen.  Ich  muss  daher  annehmen  ,  dass  ,  wenn  dem 
Rh.  alpinus  lan^grannige  Zähne  der  Deckblätter  zugeschrieben 
werden,  unter  diesem  Namen  der  Rh.  aristatus  zu  verstehen  sei. 
Die  eigentümliche  schwarze  Zeichnung  des  Kelches  von  Rh.  alpi- 
nus hat  der  Rh.  aristatus  nie,  was  auch  Koch  bemerkte,  so 
lange  er  beide  unterschied;  seine  Kelchadern  sind  zwar  anfangs 
schwärzlich,  wie  bei  allen  Arten ,  aber  die  dunkle  Färbung  be- 
schränkt sich  auf  die  zarten  Adern  allein  und  verbleicht  auf  dem 
ausgewachsenen  Kelche;  während  bei  Rh-  alpinus  die  schwärzliche 
Färbung  auch  auf  einen  Streifen  Parenchyms  längs  der  Ader  und 
auf  einzelne  Flecken  auf  den  Adern  sich  erstreckt.  Ob  diese  eigen- 
tümliche Verzierung  konstant  ist,  weiss  ich  nicht,  da  ich  die  Pflanze 
noch  nicht  am  Standorte  beobachten  konnte;  an  meinen  Exempla- 
ren fehlt  sie  wenigstens  nirgends.  Wim  in  er  nahm  sie  als  kon- 
stant in  die  Arldiagnose  auf;  Koch  (in  der  Synopsis),  Send  tu  er, 
Neilreich  sagen  zwar,  diese  Färbung  sei  nicht  immer  vorhanden, 
was  aber  nichts  beweist,  da  diese  Autoren  unter  Rh.  alpinus  auch 
den  Rh.  aristatus  verstehen.  Die  Unterlippe  des  Rh.  alpinus  ist 
durch  ihre  auffallende  Kleinheit,  dicklichere  Konsistenz  von  der 
aller  anderen  Formen,  so  auch  des  Rh.  aristatus,  ausgezeichnet 
(getrocknet  wenigstens)  ,  faltig  runzlig ,  und  oft  auf  der  ganzen 
Fläche  und  auf  dem  vorderen  Rande  der  Lappen  blau  getüpfelt. 

Dass  Rh.  alpinus  Baum  garten  die  Pflanze  Schummers 
QRh.  pulcher)  ist,  und  nicht  etwa  Rh.  aristatus,  geht  aus  der  Be- 
schreibung Bau  mgarten's  hervor:   Foliis  amplexicaulibus,    nigro- 


134 

maculatis,  oblongo-Ianceolatis,  denticulis  obtusis,  bracteis  cordato- 
lanceolatis,  ineise  dentalis,  cofollis  e  flavo  coeruleo-violaceis. 

Nachdem  der  Rh.  angustifolius  Ginelin  einmal  für  identisch 
mit  Rh.  alpinus  erklärt  war,  und  dieser  Irrthum  Wurzel  gefasst 
hatte,  so  wäre  es  nicht  zu  verwundern ,  wenn  ein  neuerer  auf- 
merksamer Beobachter  in  der  echten  Pflanze  dieses  Namens  eine 
ganz  neue  Pflanzenform  erblickt  haben  würde.  Ich  glaube  nicht  zu 
irren,  wenn  ich  den  Alectorolophus  major  var.  serotinus  Schön- 
heit für  ein  Synonym  des  Rh.  angustifolius  halte,  eine  Form,  die 
nach  Ilse  auf  sonnigen,  trockenen  Waldrändern  und  steinigen, 
buschigen  Berghängen  und  zwar  auf  Kalk  im  mittleren  Thüringen 
wächst  und  von  dem  genannten  Verfasser  der  Flora  Mittelthürin- 
gens (1866)  eine  ausgezeichnete,  von  AI.  alpinus  ß.  angustifolius 
(Gmel.  spee.)  nur  schwer  unterscheidbare,  weiter  zu  beobachtende 
Form  genannt  wird.  Nach  Ue  cht  ritz,  welcher  diese  Form  in  den 
Verhandlungen  des  botanischen  Vereins  für  Brandenburg  VI.  Bd., 
p.  117  auch  in  Schlesien  aufzählt,  zeichnet  sie  sich  aus  durch  die 
Serratur  der  lineal-lanzettlichen,  vom  Stengel  fast  wagrecht  ab- 
stehenden, oft  zurückgeschlagenen  Blätter,  durch  um  y3  kleinere 
Kapseln,  die  späte  Blüthezeit  und  den  Standort,  sie  kommt  bei 
Striegau  nach  Schwarzer  ohne  Uebergänge  zu  Rh.  major  vor, 
so  dass  sie  doch  eine  „gute  Art"  sein  könnte.  —  Diess  alles  passt 
genau  auf  Rh.  angustifolius,  den  ich  übrigens,  wie  weiterhin  an- 
gegeben, in  der  Tliat  aus  Schlesien  gesehen  habe. 

Darüber  nun,  ob  Rh.  angustifolius  und  aristatus  eigene  Ar- 
ten sind  oder  nicht,  lässt  sich  nicht  streiten,  wie  überhaupt  über  die 
europäischen  Rhinanthus- Arten.  Ich  wollte  nur  nachweisen,  dass 
sie  dem  Rh.  alpinus  nicht  untergeordnet  werden  dürfen  ,  sondern 
mit  diesem,  mit  Rh.  major  und  minor  gleichwertig  sind.  Obwohl 
im  Vorstehenden  eine  Reihe  von  Merkmalen  der  vier  typischen 
Formen  gegeben  wurde,  so  gestehe  ich  doch  zu,  dass  sie  kein 
morphologisches  Merkmal  vollkommen  scharf  abgrenzt,  selbst  die  Form 
der  Corolle  nicht,  sondern  dass  gelinde  Uebergänge  und  Anklänge 
einer  Form  an  die  andere  vorzukommen  scheinen.  Desshalb  be- 
trachte ich  diese  Formen  nicht  für  eigentliche  Arten,  sondern  für 
biologisch  und  morphologisch  ausgezeichnete  Raceu  einer  Art,  des 
Rh.  crista  galli  L.  Nicht  natürlich  wäre  es  jedoch,  wegen  des 
einzigen  Merkmals  der  mehr  abstehenden  Unterlippe  den  Rh.  ari- 
status, mit  dem  habituell  doch  bedeutend  verschiedenen  Rh.  alpi- 
nus vereinigt,  von  Rh.  crista  galli  abzutrennen,  und  den  dem  Rh. 
aristatus  so  nahen  angustifolius  bei  Rh.  crista  galli  zu  belassen. 
Die  stärkere  oder  allmäligere  obere  Krümmung  der  Corolle,  von 
der  auch  die  Richtung  der  Unterlippe  abhängt,  ist  nicht  ohne  Ueber- 
gänge; auch  Koch  bemerkt  vom  Rh.  alpinus:  „variat  rarius  labio 
inferiore  adpresso  (Facchinij,"  —  was  sich  wohl  auf  Rh.  aristatus 
bezieht. 

Zuweit  geht  aber  in  der  Beurtheilung  des  Artenwerlhes  der 
gesammten  Formen  Ledebour's  Flora  rossica:  Formae  variae  hujus 


135 

speeiei  (Rh.  cristae  galli)  ab  auctoribus  pro  speciebus  venditae, 
mihi  vix  varielalum  nomine  dignae  videntur"  —  wesshalb  auch  die 
geographische  Verbreitung  der  Hauptformen  in  Kussland  unter- 
blieb, was  zu  bedauern  ist. 

Die  geographische  Verbreitung  des  Rh.  alpinus  und  beider 
mit  ihm  vermengten  FYirmen  muss  künftighin  genauer  verfolgt  wer- 
den; ich  kann  jetzt  nur  folgende  Grundzüge  geben.  Rh.  angusti- 
folius findet  sich:  in  England  (nach  Bentham  im  Prodr.  Hooker 
and  Arnott  Brittish  Flora),  in  Frankreich  im  östlichsten  an  Deutsch- 
land angrenzenden  Theile  (Grenier),  in  Deutschland  in  Baden 
und  am  Unterharze.  Für  Oeslerreieh  gibt  Maly  den  Rh.  angusti- 
f'olius  in  Böhmen  ,  Mähren  (worunter  vielleicht  nur  Schlesien  zu 
verstehen)  und  in  Steiermark  an;  in  dem  letzteren  Lande  ist 
wahrscheinlich  Rh.  aristatus  gemeint.  Was  Böhmen  betrifft,  so 
weiss  ich  nicht,  welche  Angabe  Maly  vorlag;  ausser  dem  echten 
Rh.  alpinus  des  Riesengebirges  war  bisher  keine  der  beiden  unter 
diesem  Namen  initbegriffenen  Formen  in  Böhmen  bekannt  gewor- 
den; erst  neuerlich  habe  ich  den  echten  Rh.  angustifolius  Gmel. 
von  mehreren  böhmischen  Standorten  kennen  gelernt.  Ich  fand  ihn 
selbst  zuerst  bei  Warnsdorf  an  der  sächsischen  Grenze  auf  einein 
grasigen  Damme,  später  in  den  Eichenwäldern  der  Elbeniederung 
bei  Kladrub  mit  Melampyrum  subalpinum  Kern  er,  beidemale  gegen 
das  Ende  des  August  im  oberen  Theile  der  Traube  noch  blühend. 
Von  dem  verstorbenen  Prof.  Ha  ekel  erhielt  ich  ihn  vom  Berge 
Radischken  bei  Leitmeritz  (als  Rh  crista  galli  var.  angustifolia); 
aus  derselben  Gegend  schickte  mir  ihn  kürzlich  Herr  A.  C.  May  er 
(mit  Rohr  er  Verfasser  der  Vorarbeiten  zu  einer  Flora  von  Mäh- 
ren); endlich  fand  ihn  auch  Hauptmann  Hipp  eil  i  in  einem  Ge- 
treidefelde bei  Junsjbunzlau  im  Thonboden.  Bei  der  raumlichen 
Entfernung  dieser  Standorte  ist  zu  erwarten,  dass  diese  Form  in 
Nordböhmen  noch  weiter  verbreitet  ist.  Auch  aus  Schlesien  und 
zwar  österreichischen  und  preussischen  Antheils  sah  ich  sie,  näm- 
lich von  Jagerndorf  (Spatzier)  und  von  Neisse  (Win  kl  er),  und 
Striegau  (nach  v.  U  echt  ritz)  wird  gewiss  auch  hier  aufzuzäh- 
len sein. 

Den  Rhinantus  aristatus  habe  ich  aus  den  Sudeten  nicht  ge- 
sehen, sondern  nur  aus  den  Alpen,  und  zwar  von  Oberpiuzgau  im 
Salzburgischen  (von  Spitzel  gesammelt,  sehr  schön,  -Ais  Rh.  alpi- 
nus) und  aus  dem  Fassathale  in  Südtirol  (Bracht).  Schon  Koch 
gab  ihn  in  Röhling's  Flora,  freilich  als  Rh.  angustifolius,  „auf  den 
Salzburger  Voralpen  und  in  der  Waldregion  der  Alpen"  an.  Er 
wird  wohl  in  den  Alpen  vielfach  verbreitet  sein. 

Den  echten  Rhinanthus  alpinus  Bau  mg.  sah  ich  nur  aus  den 
Sudeten,  nach  Baum  garten  und  Koch  wächst  er  ferner  auf  den 
Karpathen  Ungarns  und  auf  den  Voralpen  von  Siebenbürgen.  Aus 
den  Alpen  sah  ich  keinen  und  es  fragt  sich,  ob  in  den  Alpenlan- 
dern nur  Rh.  aristatus  oder  auch  Rh.  alpinus  vorkommt.  Was  ist 
aber  Rh.  alpinus    in  Schweden    und  Norwegen    (Fries),    was    in 


136 

Rumelien  (Fr  iw  aldsky)?  Ist  Rh.  angustifolius  Siebenbürgens  bei 
Schur  und  Fuss  der  Rh.  aristatus,  oder  schmalblättrige  Form 
des  Rh.  alpinus,  oder  vielleicht  auch  alpine ,  kleinere  Form  des 
Rh.  major?  Eine  solche  hat  z.B.  Rochel  als  Rh.  crista  galli  var. 
alpestris  Wahl,  in  den  Karpathen  gesammelt,  und  dieselbe  auch 
G.  Reichenbach  im  Erzgebirge  bei  Oberwiesenthal  als  Alectoro- 
lophus  major  ß.  alpestris.  Was  Wahlen!) er g  unter  seiner  var. 
alpestris  verstand ,  ist  aus  der  kümmerlichen  Angabe  schwer  zu 
errathen,  wegen  der  folia  attenuata  vielleicht  den  Rh.  cristatus, 
wenn  dieser  in  den  Karpathen  vorkommt. 

Prag,  im  März   1870. 


Die  Vegetations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
XXXIII. 

694.  Oenanthe  ßstulosa  L.  —  In  Wassergräben  und  auf  sum- 
pfigen zeitweilig  überschwemmten  Wiesen;  im  Gebiete  selten.  In 
den  Sümpfen  an  der  Mündung  der  Gran  und  Eipel;  auf  der  Kees- 
kemeter  Landhöhe  bei  R.  Palola  und  in  den  Wassergräben  bei  der 
Teufelsmühle  nächst  Pest.  In  der  Sarret  bei  Stuhlweissenburg.  — 
Alluv.  90  —  150  Met. 

695.  Oenanthe  media  Griseb.  —  Auf  Sumpfwiesen  und  an 
feuchten  mit  Riedgras  bewachsenen  Plätzen  im  Grunde  lichter  Wäl- 
der. Im  mittelung.  Berglande  bei  Pomäsz  nächst  St.  Andrae.  Auf 
der  Kecskem.  Landh.  bei  Puszta  Göd,  nördlich  von  Dunakesz,  dann 
bei  Sari  und  Ocsa  unterhalb  Pest.  Im  Bereiche  des  Bihariagebir- 
ges  häufig  auf  dem  tertiären  Vorlande  zwischen  Grosswardein  und 
Belenyes;  dann  auf  der  von  der  schwarzen  Koros  durchzogenen 
Tlialfläche  bei  Savoieni  und  im  Thale  der  weissen  Koros  bei  Josäsz. 
—  Schiefer,  tert.  und  diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  90 — 840  Met. 
(Von  Sadler  wird  in  der  Fl.  Com.  Pest,  eine  „Oenanthe  pimpi- 
nelloidesa  „in  paludibus  et  uliginosis  per  totam  planitiem"  angege- 
ben. Die  echte  Oe.  pimpinelloides  L.  wurde  aber  im  Gebiete  von 
mir  vergeblich  gesucht  und  kommt  dort  auch  schwerlich  vor.  Die 
Beschreibung,  welche  Sadler  a.  a.  0.  von  seiner  Oe.  pimpinelloides 
gibt,  entsprichtauch  nicht  der  Linne'schen  Pflanze  gleichen  Namens. 
S  ad  1er  schreibt  nämlich  seiner  Oe.  pimpinelloides  „segmenla  [ibliorurn 
radicalium]  obtuse  crenata"  „involucrum  universale  oligophyllum" 
„umbellulae  convexae"  zu ,  während  sich  die  echte  Linne'sche 
Oe.  pimpinelloides  durch  tiefeingesehnitten-spitzgezähnte  Abschnitte 


137 

der  grundständigen  Blätter,  eine  vielblättrige  gemeinschaftliche 
Hülle  und  vor  allein  durch  ebene  ,  flache  [nicht  convexe]  Frucht- 
döldchen  auszeichnet.  Da  aber  demnach  die  echte  Oe.  pimpinel- 
loides  L.  im  Gebiete  der  Sadler'schen  Flora  nicht  vorkommt,  an- 
derseits in  demselben  Gebiete  die  Oe.  media  Griseb.  so  verbrei- 
tet ist,  dass  diese  S  ad  ler  unmöglich  entgangen  sein  konnte  und 
da  endlich  S  ad  ler  seiner  Oe.  pimpinelloides  ausdrücklich  „Flores 
radiantes"  zuschreibt,  so  zweifle  ich  nicht,  dass  Oe.  pimpinelloides 
S  ad  ler. als  Syn.  zu  Oe.  media  Griseb.  gezogen  werden  muss, 
wenn  auch  einige  Stellen  in  der  von  Sadler  gegebenen  Beschrei- 
bung der  „Oe.  pimpinelloides"  auf  Oe.  media  Griseb.  nicht  ganz 
zu  passen  scheinen.) 

696.  Oenanthe  silaifolia  M.  B.  —  «Auf  Wiesen  an  der  Grenze 
der  Comitate  Pest,  Heves  und  Jazygien."  Janka  Oe.  b.  Z.  XVI,  170. 
(In  der  Oe.  b.  Z.  XIII,  255  wird  Oe.  silaifolia  M.  B.  von  Janka 
auch  bei  Grosswardein  neben  Oe.  banatica  Heuffel  und  Oe.  media 
Griseb.  angegeben.  In  Oe.  b.  Z.  XIV,  133  dagegen  erwähnt 
Janka  nur  zwei  bei  Grosswardein  vorkommende  Oenanthe-Artvn, 
nämlich  Oe.  banatica  Heuffel  und  eine  Oenanthe  mit  strahlenden 
Dolden,  von  welcher  es  Janka  in  Frage  stellt,  ob  selbe  die  Oe. 
media  Griseb.  ist.  Selbst  habe  ich  bei  Grosswardein  nur  Oe.  ba- 
natica Heuffel  und  Oe.  media  Griseb.  beobachtet  und  zwar  letz- 
tere mit  breiteren  und  schmäleren  Blattsegmenten  in  grösster  Menge 
über  das  ganze  tertiäre  Vorland  und  die  Thalböden  der  Körös- 
flüsse  verbreitet.  Ob  dort  auch  die  ähnliche  Oe.  silaifolia  M.  B. 
wächst,  muss  ich  dahin  gestellt  sein  lassen.  Im  Banal  kommt  nach 
Neilr.  Diagn.  p.  54  neben  Oe.  media  Griseb.  bei  Lugos  auch  die 
echte  Oe.  silaifolia  M.  B.  vor.) 

697.  Oenanthe  banatica  Heuffel.  —  An  Waldwegen  in  der 
Nähe  kleiner  Tümpel ,  in  Auen  und  in  lichten  Eichenwäldern  an 
grasigen  feuchten  Plätzen.  Am  Saume  des  Bihariagebirges  in  der 
Umgebung  Grosswardeins,  namentlich  bei  Lasuri,  in  der  Mulde  am 
südlichen  Fusse  des  Köbänyaerberges  bei  Felixbad  und  bei  Szöllös, 
so  wie  in  den  Auen  am  rechten  Ufer  der  schnellen  Koros. —  Tert. 
diJuv.  und  alluv.  Lehmboden.  95—250  Met. 

698.  Oenanthe  aquatica  (L.).  —  Am  Rande  stehender  Ge- 
wässer. Im  Inundationsgebiete  der  Donau  und  deren  Nebenflüsse 
bei  Csenke,  Nana,  Gyarmat,  VVaitzen ,  Pest,  Steinbruch;  auf  der 
Csepelinsel,  bei  Hansabeg,  am  Ufer  des  Velenczer  Sees  und  in  der 
Särviz  bei  Stuhlweissenburg;  in  der  Tiefebene  bei  Atäny  und 
Kömlö  und  an  der  Theiss  von  T.  Füred  bis  Szegedin;  am  Mirha, 
Berettyö  und  Hortobägy;  auf  der  Debrecziner  Lamlh.  bei  Bogälh 
und  Vallay;  am  Saume  des  Bihariageb.  bis  Grosswardein,  Felixbad 
und  Lasuri  und  in  den  Thälern  der  schwarzen  und  weissen  Koros 
bei  Belenyes  und  Jösäsz.  Der  höchstgelegene  im  Gebiete  beob- 
achtete Standort  im  Bihariageb.  im  Aranyoslhale  zwischen  Negra 
und  dem  Waldhause  in  Dislidiul.  —  Schiefer,  terl.  diluv.  und  alluv. 
Lehmboden,  75 — 845  Met. 


138 

699.  Aethusa  Cynapium  L.  —  Auf  bebautem  Lande,  vorzüg- 
lich in  den  Gemüsegärten  der  Städte  und  Dörfer,  seltener  an  Zäu- 
nen und  unter  Gebüsch  in  Parkanlagen  und  am  Rande  der  Wein- 
berge. Paräd,  Gran,  Set.  Andrae,  Ofen,  Pest,  Nagy  Koros,  Gross- 
wardein,  Rezbänya,  Körösbänya.  95  —  460  Met. 

Foeniculum  officinale  All.  In  Gemüsegärten  und  Weinbergen  hie  und 
da  gebaut. 

700.  Seseli  annuumL.  —  Aufwiesen  und  an  grasigen  Plätzen 
im  Grunde  lichter  Gehölze.  Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Matra  bei 
Paräd,  im  Donauthale  bei  Csenke  ,  in  der  Pilisgruppe  bei  Dorogh 
nächst  Gran,  bei  P.  Csaba,  nächst  der  Pulvermühle  bei  Altofen,  am 
Schwabenberg  bei  Ofen.  Auf  der  Kecskemeter  Landh.  auf  den  mit 
Pollinia  bestockten  Grasfluren  am  Rakos  bei  Pest  und  auf  der 
Puszta  Peszer  bei  Also  Dabas;  auf  der  Debrecziner  Landh.  bei 
Debreczin.  Im  Bihariageb.  auf  dem  tert.  Vorlande  zwischen  Gross- 
wardein  und  Belenyes,  auf  dem  Vasköher  Kalkplateau,  auf  den  Höhen 
des  Moma,  in  der  Plesiugruppe  bei  Monesa,  in  der  Hegyesgruppe 
bei  Chisindia  nächst  Buteni  und  im  Thale  der  weissen  Koros  auf 
den  Tertiärhügeln  bei  Halmadiu.  —  Trachyt ,  Schiefer ,  tert.  und 
diluv.  Lehm-  und  Sandboden;  seltener  auch  auf  Kalkgestein.  95 — 
630  Met. 

701.  Seseli  narium  Trev.  —  An  sonnigen  trockenen  Gehän- 
gen felsiger  Berge  und  auf  Sandhügeln  der  Niederungen.  Im  mit- 
telung. Bergl.  in  grösster  Menge  auf  der  Hügelkette  Tangs  der  von 
Ofen  über  Vörösvär  nach  P.  Csaba  führenden  Strasse.  Aul  der 
Kecskem.  Landh.  bei  R.  Palota  und  am  Rakos  bei  Pest  gegen  P. 
Szt.  Mihaly;  dann  häufig  auf  offenen  Plätzen  in  dem  Walde  zwi- 
schen Monor  und  Pilis.  —  Kalk,  diluv.  Lehm  und  Sand.  95  —  300 
Met.  (Die  im  Bereiche  des  Monorer  Waldes  vorkommenden  Exem- 
plare zeichnen  sich  durch  schmale  mitunter  fast  fädliche,  an  den 
Rändern  und  an  dem  vorspringenden  Mittelnerv  der  Rückseite  mit 
sehr  kleinen  Zäckchen  besetzte  und  dadurch  rauhe  Blattzipfel  aus. 
Die  Blattzipfel  der  auf  felsigem  Boden  im  Berglande  wachsenden 
Exemplare  sind  etwas  breiter  und  steifer  und  weit  spärlicher  mit 
jenen  feinen  Zäckchen  besetzt  und  kommen  auf  das  genaueste  mit 
der  Pflanze  vom  Laaerberge  bei  Wien  überein.) 

702.  Seseli  glaueum  L.,  Jacq.  —  An  gleichen  Standorten 
wie  die  vorhergehende  Art.  Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Matra  auf 
dem  Särhegy  und  Saskö  und  bei  Paräd;  in  der  Pilisgruppe  auf  dem 
südlichen  Abhänge  des  Piliserberges ,  auf  den  Dolomitfelsen  im 
Auwinkel ,  im  Wolfsthale ,  auf  dem  Adlersberg,  Spissberg  und 
Blocksberg  bei  Ofen.  Auf  der  Kecskem.  Landh.  am  Rakos  bei  Pest, 
bei  Ecser  und  Pilis  und  im  Tapiothal  bei  Szt.  Marton  Käta.  Im 
Bereiche  des  Bihariageb.  sehr  verbreitet  im  Thale  der  weissen 
Koros  von  Jösäsz  über  Plescutia  einwärts  bis  in  die  Valea  Liesa 
bei  Halmadiu.  Nach  Steffek  auch  bei  Grosswardein.  —  Trachyt, 
Kalk,  diluv.  Sand.  95—350  Met. 


139 

703.  Seseli  leucospermum  W.  K.  —  Auf  felsigen  Bergabhän- 
gen. Im  mittelung.  Bergl.  am  Nagyszäl  bei  Waitzen  und  in  der 
Pilisgruppe  auf  den  Dolomitfelsen  im  Leopoldifelde,  an  der  Südseite 
des  Adlersberges  bei  Ofen  und  auf  den  Dolomitkuppen  bei  Budaörs. 
—  Kalk,  Dolomit,  170—630  Met. 

704.  Seseli  Hippomarathrum  L.  —  An  felsigen  Beigabhängen, 
auf  grasigen  Plätzen  der  Sandliügel ,  an  Rainen  und  an  den  Bö- 
schungen der  Hohlwege.  Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Pilisgruppe 
im  Auwinkel  und  Wolfsthal,  am  Schvvabenberg,  Adlersberg,  Spiss- 
berg  und  Blocksberg  bei  Ofen  ,  auf  dem  Lössrücken  des  Viniszni 
vrch  bei  Gomba;  auf  der  Kecskem.  Landh.  bei  R.  Palola,  Pest  und 
P.  Sällosär  nächst  Tatar  Szt.  György.  —  Kalk.  Dolomit,  tert.  und 
diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  95—250  Met. 

705.  Libanotis  montana  Crantz.  —  An  felsigen  Bergabhän- 
gen ,  grasigen  mit  Buschwerk  bewachsenen  Sandhügeln  und  im 
Gestäude  der  Waldränder  und  Holzschläge.  Im  mittelung.  Bergl. 
selten  und  nur  an  zerstreuten  Standorten.  Auf  dem  Köhat  bei 
Szilväs  im  Bükkgebirge,  auf  dem  Köporos  bei  Erlau,  auf  dem 
Gallya  in  der  Matra,  auf  dem  Schwabenberge  in  der  Pilisgruppe. 
Auf  der  Kecskem.  Landh.  auf  der  Puszta  Peszer  bei  Also  Dabas; 
auf  der  Debreczitier  Landh.  bei  Käräsz.  Häufiger  im  Bihariageb. 
am  Rande  des  Batrinaplateaus  auf  der  Mogura  seca ,  Pietra  Boghi, 
Pietra  pulsului,  Talaroea,  Pietra  muncelului  und  Pietra  lunga,  bei 
Rezbänya,  so  wie  auf  der  siebenbürgischen  Seite  im  Valea  Odin- 
cutia.  In  der  Vulcangruppe  auf  dem  Suprapielra  poienile  und  bei 
der  Pisiöria  nächst  Vidra;  in  der  Hegyesgruppe  auf  den  Nulliporen- 
und  Cerithienkalkbänken  bei  Chisindia  nächst  Buteni.  —  Kalk  und 
kalkreicher  diluv.  Sand.  Im  Bereiche  des  Bihariagebirges  ausschliess- 
lich nur  auf  Kalkgestein.  95-1265  Met. 

706.  Cnidium  venosum  (Hoffm.)  —  An  sumpfigen  grasigen 
Plätzen,  sehr  selten.  Nur  am  Westrande  unseres  Gebietes  auf  der 
Täther  Donauinsel  bei  Gran.  Daselbst  von  Pfarrer  Grün  dl  ent- 
deckt und  mir  freundlichst  mitgetheilt.  —  Alluv.  100  Met. 

707.  Silaus  pratensis  Besser.  —  Auf  Wiesen.  Im  Gebiete 
selten.  Von  mir  nur  auf  der  Csepelinsel  bei  Pest  beobachtet.  Wird 
übrigens  von  S ad ler  in  der  Fl.  Com.  Pest,  „in  graminosis  Omni- 
bus" angegeben,  was  zwar  entschieden  unrichtig  ist,  alter  doch 
schliessen  lässt,  dass  die  Pflanze  im  Gebiete  weit  verbreiteter  sein 
muss ,  als  sie  von  mir  befunden  wurde.  —  Alluv.  Sandboden 
95  Met. 

708.  Silaus  peucedanoides  (M.  B.)  —  (Bunium  peucedanoides 
M.  B.  [1808],  Silaus  carmfolius  C.  A.  Meyer  [1831]  ,  Selium  Ro- 
chelii  Heuffel  [1838],  Silaus  virescens  Griseb.  [1843].  Kauka- 
sische Exemplare  mit  den  ungarischen  vollkommen  übereinstim- 
mend. Auch  Grisebach  in  litt,  vereinigt  sein  Silaus  virescens  mit 
Sil.  carvifolius  CA.  Meyer,  beziehungsweise  mit  Bunium  peuce- 
danoides M.  B.)  —  In  der  nördlichsten  Gruppe  des  mittelungar. 
Berglandes  auf  dem  Kirälyüt  bei  Felsö  Tärkäny  und  auf  dem  Tarkö 


140 

bei  Szilväs    in  der  Bükkgruppe  von  Vrabelyi  entdeckt.   —    Kalk. 
300  Met. 

709.  Meum  Mutellina  (L.~)  —  Auf  den  mit  Nardus  stricto, 
bestockten  Wiesen  in  der  alpinen  Region  des  Bihariagebirges.  Im 
Rezbänyaerzuge  auf  dem  Vervul  Biharii  auf  dem  Sattel  La  Jocu  ober 
der  Stäna  Scevea  und  auf  der  Cucurbeta.  —  Schiefer.  1735 — 
1770  Met. 

Levisticum  officinale  Koch.  —  Gepflanzt  in  den  Gärten  der  Humanen 
im  Bihariagebirge,  insbesondere  in  jenen  der  Moczen  auf  der  siebenbürgischen 
Seite  des  Gebirges.  Noch  bei  den  höchstgelegenen  Gehöften  bei  Negra  und 
Vidra  bei  1160  ftJet.  —  Im  Tief  lande  und  im  miltelungar.  Berglande  wird  die 
Pflanze  nirgends  in  den  Bauerngärlen  gezogen. 

710.  Selinum  Carvifolia  L.  —  Auf  Wiesen  und  auf  grasigen 
Plätzen  in  lichten  Wäldern.  Im  mittelling  Bergl.  in  der  Matra  im 
Kärolyi  vägas  bei  Solymos;  in  der  Magustagruppe  bei  Kemencze 
südlich  von  Ipoly  Sägh;  in  der  Pilisgruppe  bei  Szt.  Läszlö.  Auf 
der  Kecskemeter  Landh.  auf  feuchten  Wiesen  am  Rakos  bei  Pesf. 
Im  Bihariageb.  bei  Fenatia  nächst  Rezbanya;  in  der  Hegyesgruppe 
auf  den  Höhen  der  Chiciora  südöstlich  von  ßuteni ,  am  häufigsten 
im  Thale  der  weissen  Koros  auf  dem  tertiären  Hügelland  von  Ples- 
cutia  einwärts  bis  Halmadiu.  —  Auf  tert.  Lehm  und  auf  der  zähen 
lehmigen  Bodenkrume,  welche  sich  durch  Verwitterung  aus  Traehyt 
und  Schiefer  herausgebildet  hat;  seltener  auch  auf  feuchtem  leh- 
migen Sandboden.  95 — 570  Met. 


Beschreibung* 
neuer  und  Charakteristik  einiger  bekannten  Oarex-Arten, 

Von  F.  Kohts. 

1.  Carex  longlfolia  Hst.  (C.  polyrrhiza  Wallr.)  var. 
gracilis  Kohts.  Culmi  ßoriferi  ad  medium  foliati;  folia  subaequan- 
tes;  folia  scabriuscula;  bracteae  foiiaceae,  longe  vaginantes.  Spi- 
cis  femineis  4 — 5,  tenuibus,  confertis,  incluse  pedunculatis.  (^Cae- 
tera ut  C.  long/ folia  ipsa.J  Tirolia  centralis:  Ambras  in  ditione 
Oenipontana,  solo  schistoso,  2000'.  Kern  er  leg. 

Beim  ersten  Anblick  erinnert  diese  Form  an  Carex  verna 
Vill.  ^praecox  Jacq.)  var.  umbrosa  Hst.,  doch  ist  sie  von  der- 
selben durch  die  rasige  £bei  jener  kriechende)  Wurzel  sogleich  zu 
trennen.  Sie  fällt  bald  durch  den  zierlichen  Wuchs,  sowie  durch 
die  bleichen,  an  Carex  alba  erinnernden,  Scheiden  der  Tragblätter 
auf.  Die,  wie  die  Halme  schlanken,  fast  bogenförmig  zur  Erde  lie- 
genden, saftig-hellgrünen  Blätter  sind  nur  an  den  oberen  Rändern 
etwas  rauh  und  an  den  Kielen  ganz  glatt,  während  beide ,  Ränder 
und  Kiele,  bei  der  normalen  Form  sehr   scharf  sind.    Leider    kann 


141 

ich  über  die  Beschaffenheit  der  Schläuche  nichts  sagen,  da  meine 
Exemplare  alle  schon  kurz  nach  der  Blüthezeit  gesammelt  sind. 
Doch  glaube  ich  nicht  zu  irren  ,  wenn  ich  unsere  Pflanze  nur  als 
Form  von   Carex  longifolia  aufführe. 

2.  Carex  limosa  L.  vail  stans  Boll.  Spiels  femin  eis  erectis. 
Die  ganz  ausgeprägte  Form  stans  kenne  ich    nur    von  Berlin 

(Steffens!)  und  Danzig,  wo  ich  sie  selbst  fand.  An  meinen  Exem- 
plaren sind  die  Stiele  der  Aehrchen  bei  weitem  dicker,  als  gewöhnlich 
und  auch  die  Länge  derselben  weicht  auffallend  von  der,  von  mir  bei 
der  echten  limosa  beobachteten  ab.  Im  Uebrigen  scheinen  Exem- 
plare mit  theilweise  aufrechten,  theilweise  nickenden  oder  hängen- 
den Aehrchen  durchaus  nicht  zu  den  Seltenheiten  zu  gehören.  In 
diesem  Falle  ist  gewöhnlich  das  oberste  Aehrchen  aufrecht,  wäh- 
rend die  anderen  hängend  sind.  Dergleichen  Exemplare  erhielt 
ich  aus  Pommern  (Doms!),  Berlin  (S  teffens!),  Tirol  (Kern  er!) 
und  fand  sie  auch  hei  Danzig  in  beträchtlicher  Anzahl. 

Auch  die  Beschaffenheit  der  Wurzel  von  C-  limosa  wechselt 
gar  sehr.  Bald  ist  dieselbe  fast  rasenförmig  und  zeigt  nur  ein- 
zelne, kurze  Ausläufer,  bald  bildet  sie  einen  weit  hinkriechenden 
Stock  nach  Art  der  Carex  chordorrhiza  Ehrh.  Ja  öfter  er- 
strecken sich  diese  Verästelungen  bis  so  weit  nach  oben,  dass  mau 
an  getrockneten  Exemplaren  den  Halm  derselben  für  unten  ästig, 
wie  bei  der  eben  erwähnten  Art  halten  könnte.  So  erhielt  ich 
Exemplare  durch  Kern  er  von  Kitzbüchel  in  Tirol. 

3.  Carex  planifolia  Kohts  ined.  n.  sp.  ex  affinitate  Ca- 
ricis  limusae.  Radix  stolonifera.  Culmus  basi  foliatus ,  laevis, 
foliis  longior.  Folia  plana,  ecarinata,  1 — 2  Lineas  Lata 
laevissima,  rarius  apice  scabriusoula,  eulmo  subadpr essa. 
Bractene  foliaceae,  satis  latae,  basi  bi-auriculatae  vel  brevissime 
vnginantes  ,  apice  et  margine  inferiore  sub- membranaceae  infinia 
spicam  masculam  solitariatn,  terminalem  attingens.  Spioae  femi- 
neae  3 —  4,  rarius  2  cum  rudimento  tertiae-  oblongae ,  ereetae 
cernuaeve,  multi-  (P — 11)  florae,  sub remotae,  satis  longe  tenui- 
terve  peduneulatae ,  peduneulis  laevissimis.  Squamae  masculae 
lanceolato- oblongae ,  acutatae ,  hyalino-albidae  vel  flacescentes, 
glabrae;  femineae  ovato-lanceotatae,  acutae,  atro-sangui- 
neae,  saepe  carina  vtridulae,  glabrae,  utriculos  multum  su- 
perantes.  Stigmata  3.  Utriculi  ovaio-elliptici ,  lenticulari- 
compvessi,  carinato-triqaetri,  obtusiusculi,  enervii  vel  obsolete 
nervosi,  erostrati  vel  rostro  minutissimo  ,  subti  uncato  apicu- 
lati,  laeves,  glabri,  pallido-virides.  Planta  sub  1/2-pedalis. 

Tirolia  septentrionalis :  Ad  lacum  „Schwarzsee1-  prope  Kitz- 
büchel.   Kerner  leg. 

Vom  Ansehen  der  Carex  limosa,  als  welche  ich  sie  auch  von 
Kern  er  erhielt.  Aber  schon  bei  flüchtiger  Besichtigung  ist  sie 
von  derselben  durch  die  flachen,  glatten  Blätter,  die  zahlreicheren, 
mehr  gedrängten  Aehrchen  und  hauptsächlich  durch  die  in  die 
Augen  fallende  roth-braune  Farbe  der  spitzen  Deckblatter  sogleich 


142 

zu  unterscheiden.  Näher  steht  unsere  Art  wohl  noch  der  Carex 
laxa  Whlnbg.  (nach  der  von  Willdenow  gegebenen  Beschrei- 
bung) und  der  Carex  livida  Willd.  Spec.  4.  285,  doch  unter- 
scheiden sich  beide  von  ihr  sofort  durch  die  stumpfen ,  in  der 
Länge  den  Schläuchen  gleichenden  Deckblätter,  welche  bei  Carex 
planifolia  spitz,  nicht  begrannt,  wie  bei  Carex  limosa ,  sind  und 
die  Schläuche  bei  weitem  überragen.  Uebrigens  scheinen  beide 
oben  erwähnte  Arten  weder  untereinander,  noch  von  Carex  limosa 
spezifisch  verschieden  zu  sein. 

Schon  Willdenow  nennt  die  Carex  laxa  Wahlenberg's 
„Valde  affinis  Carici  litnosae."  Dieselbe  unterscheidet  sich 
von  jener  aber  nur  durch  die  oberwärts  verschmälerten  Schläuche, 
welche  bei  Carex  livida  beiderseits  zugespitzt  sind  und  durch  die 
länglich-eiförmigen  (bei  Carex  livida  länglich  elliptischen)  Deck- 
blätter. Die  bei  beiden  Formen  stumpfen  Deckblätter  sollen  die- 
selben nun  von  Carex  limosa  trennen.  Doch  dürfte  diese  Abwei- 
chung eine  spezifische  Trennung  kaum  rechtfertigen.  Wir  finden 
bei  anderen  Arten  des  Genus  Carex  sehr  oft,  nicht  nur  bei  einer 
und  derselben  Art,  sondern  auch  bei  einem  und  demselben  In- 
dividuum, die  Deckblätter  stumpf  und  spitz.  Ich  erinnere  nur  an 
Carex  globularis  L. ,  bei  welcher  die  Deckblätter  auf  denselben 
Pflanzen  stumpf  und  spitz  sind  und  an  Carex  affinis  R.  Br.,  diese 
Form  der  Carex  pauciflora  Light  f.  mit  spitzen  Deckblättern. 

Durch  die  sonstige  Verwandtschaft  mit  Carex  limosa  und  die 
flachen  Blätter  dürfte  man  versucht  sein ,  meine  Art  mit  Carex 
irrigua  S  m.  zu  identifiziren.  Doch  spricht  gegen  diese  Vereini- 
gung schon  der  ganze  Habitus  der  Pflanze.  Die  Blätter,  welche 
wohl  noch  breiter  sind,  als  bei  C.  irrigua,  entbehren  jener  salti- 
gen Frische,  welche  diese  Art  so  auszeichnet  und  grenzen  durch 
ihr  mattes,  graugrünes  Aussehen  mehr  an  C.  limosa;  und  während 
sie  bei  C.  irrigua  in  der  Länge  mehr  dem  Halme  gleichen  und 
etwas  schlaff  von  demselben  sich  abbiegen  ,  sind  sie  bei  unserer 
Art  starr  dem  Halme  anliegend  und  erreichen  kaum  die  halbe  Länge 
des  Halmes.  Dann  finden  wir  bei  Carex  irrigua  Sm.  begrannte 
Deckblätter,  wie  bei  Carex  limosa,  von  bleich-grünem  Kolorit, 
während  die  von  Carex  planifolia  mehr  an  Carex  ustulata  erin- 
nern. Ferner  weicht  unsere  Art  noch  durch  die  zahlreichen,  reich- 
blüthigen  Aehrchen  von  C.  irrigua  ab. 

Endlich  ist  noch  eine  Art  dieser  Gruppe  übrig,  deren  Ver- 
schiedenheit von  C.  planifolia  darzulegen  ist,  nämlich  Carex  corio- 
phora  Fisch,  et  CA.  Mey.  Diese,  eigentlich  wohl  noch  ziemlich 
unbekannte  Form,  welche  auf  den  daurischen  Alpen  einheimisch 
ist,  unterscheidet  sich  von  derselben  durch  die  kürzeren,  starreren, 
am  Rande  scharfen  Blätter,  sowie  durch  die  länglich-eiförmigen 
Deckblätter  und  die,  dieselben  fast  überragenden  elliptischen,  am 
Rande  schärflichen  Schäuche. 


143 

Plmpinella  dissecta  Ret z ins. 

Ein  verirrtes  Synonym. 
Von  Alfr.  Palck. 

Die  Pflanze,  die  ich  im  Folgenden  zu  besprechen  gedenke, 
wurde  vorletzt  von  den  Systetnatikern  zum  Range  einer  Varietät 
degradirt.  Und  doch  gab  es  eine  Zeit,  wo  sie  als  eine  sehr  ausge- 
zeichnete Art  betrachtet  worden  ist,  die  sogar  ihren  Platz  behaup- 
tete, während  Pimpinella  magna  L.  sich  gefallen  lassen  musste, 
als  eine  schlichte  Varietät  bei  der  P.  Saxifraga  untergebracht  zu 
werden.  Dass  die  berühmten  Botaniker,  welche  diese  Ansicht  ver- 
traten, das  Richtige  nicht  getroffen  haben,  ist  kaum  zweifelhaft, 
doch  auch  die  jetzige  Ansicht  in  Betreff  der  P.  dissecta  bedarf, 
wie  ich  glaube,  einer  Revision.  Zur  näheren  Orientirung  will  ich 
einen  kurzen  geschichtlichen  Abriss  vorausschicken. 

Aufgestellt  wurde  die  fragliche  Pflanze  von  Retzius  (Observ. 
bot.  3.  p.  30.)  und  folgendermassen  charakterisirt:  Foliis  Omni- 
bus pinnatis,  pinnis  multipartitis,  segmentissubfalcatis, 
acutis.  Er  gibt  ausserdem  eine  Abbildung  der  Pflanze  (Tab.  II.). 
Aus  diesem  Werke  ging  sie  in  die  meisten  systematischen  Schrif- 
ten der  Zeit  über,  und  fast  immer  mit  der  Diagnose  von  Retzius  ')♦ 
Neues  wird  selten  hinzugefügt.  Doch  bemerkt  Schultes  (inRoe- 
mer  et  Schultes  Syst.  Veget.  vol.  VI.  pag.  386),  dass  er  sie 
durch  12  Jahre  kultivirt  hat,  wobei  sie  immer  konstant  blieb.  Ein 
neuer  Beweis,  wie  wenig  massgebend  das  Konstantbleiben  in  der 
Kultur  für  das  Artrecht  einer  Pflanze  ist.  Der  letzte,  der  die  P. 
dissecta  als  Art  aufrecht  hält,  ist  meines  Wissens  Duby  (in  Bota- 
nicon  Gallicum,  1828),  doch  fügt  er  hinzu:  An  var.  P.  magna e? 
Diese  von  ihm  nur  angedeutete  Ansicht,  dass  P.  dissecta  eine 
Varietät  von  P.  magna  ist,  wurde  schon  von  den  älteren  Verfas- 
sern vorbereitet,  welche  sie  als  eigene  Art  aufführten,  denn  sie 
wurde  von  ihnen  gewöhnlich  in  nächster  Nähe  von  P.  magna  ein- 
rangirt.  Bestimmt  hat  es  doch  erst  Sprengel  im  J.  1818  (Spec. 
Umbellif.  minus  cognitae  S.  117)  ausgesprochen,  was  auch  seitdem 
von  den  namhaftesten  Botanikern:  A.  P.  De  Candolle,  Koch, 
Ledebour,  Neil  reich  u.  s.  w.  allgemeine  Nachfolge  fand.  Auch 
in  Schweden,  im  Retzius'  Vaterlande,  fand  diese  Ansicht  Eingang, 
so  bei  Wahlenberg,  Hartmann  u.  m.  a. 

Anders  fasst  J.  F.  Gmelin  dieses  Gewächs  auf,  da  er  in  der 
13.  Ausgabe  von  Systema  Naturae  (1791)  P.  dissecta  mit  ?  als 
Synonym  von  P.  hircina  Leers  darstellt,  welche,  wie  sich  im 
Folgenden  ergeben  wird,  nur  eine  Varietät  der  P.  Saxifraga  ist. 
Withering  soll  ebenfalls  (vor  dem  Jahre  1800)  sie  für  eine 
Abart  von  P.  Saxifraga  erklärt  haben,  eine  Ansicht,  die  auch 
Smith  (Fl.  Britannica  ed.  Römer  1804)  und  (also)  Hornemann 
in    seiner    dänischen    Flora    beipflichten.    Doch   fanden    sie    wenige 

])  So  getreu  schreiben  manche  dieser  Herren  ab,  dass  selbst  der  sinnlose 
Druckfehler  ,^subfoliatisu  (st.  „subfalcatis")  sich  öfters  wiederholt. 


144 

Anhänger,  bis  neuerdings  Ruprecht  (FI.  Ingrica,  vol.  I.  p.  441, 
1860)  auf  die  wahrscheinliche  Identität  dieser  Pflanze  mit  der  zer- 
schlitzten Varietät  yon  P.  Saxifraga  hinwies.  Freilich,  da  nur  die 
Diagnose  und  die  Abbildung  ihm  zur  Verfügung  standen,  war  es 
sogar  diesem  scharfsichtigen  Botaniker  unmöglich,  die  Frage  mit 
Bestimmtheit  zu  lösen,  denn  Beide  bieten  nur  wenige  Anhalts- 
punkte dar.  Nur  eine  Untersuchung  der  Retzius'schen  Original- 
Exemplare  konnte  die  hier  obwaltenden  Zweifel  vollständig  lösen, 
und  da  sein  Herbar  im  bosnischen  Museum  in  Lund,  wo  Retzius 
als  Universiläts-Lehrer  fast  ein  halbes  Jahrhundert  hindurch  wirkte, 
noch  aufbewahrt  wird,  so  war  es  mir  leicht,  die  Einsicht  der 
betreffenden  Pflanze  mir  zu  verschaffen.  Die  Resultate,  die  sich 
hierbei  ergaben,  will  ich  kurz  zusammenfassen. 

Von  P.  disseeta  finden  sich  im  Herbar  zwei  Exemplare  von 
Sjoebo  (in  Schonen)  und  eines  von  Björn storp  (gleichfalls  in 
Schonen)  vor,  zu  welchen  Retzius  mit  eigener  Hand  diesen  Namen 
gesehneben.  Das  letztgenannte  Exemplar  steht  der  gewöhnlichen 
P.  Saxifraga  sehr  nahe,  die  Exemplare  von  Sjoebo  sind  aber  mehr 
distinkt.  Der  stielrunde,  zart  gerillte  Stengel,  der  kurze  Griffel 
und  die  dicken  glanzlosen  Blätter  thun  doch  am  deutlichsten  dar, 
dass  sie  nur  Extreme  von  jP.  Saxifraga  sind.  Hierzu  kommt  noch, 
dass  diese  Form  auf  beiden  Oertern  stimmt  anderen  Formen  gesam- 
melt wurde,  die  den  Uebergang  zur  typischen  Art  vermitteln.  Es 
sind  die  von  Retzius  in  demselben  Werke  beschriebenen  P.  Saxi- 
fraga ß,  y,  f. 

Wenn  es  also  zugegeben  wird,  dass  P.  disseeta  Retz.  mit 
Unrecht  als  eine  zerschlitzte  Varietät  von  P.  magna  betrachtet 
wird,  so  fragt  es  sich,  ob  man  doch  nicht  für  diese  Pflanzenform 
einen  anderen  Namen  wählen  muss.  Denn  die  Bezeichnung  P.  magna 
L.  —  disseeta  ist  selbstverständlich  nur  unter  dei  Voraussetzung 
beizubehalten,  dass  sie  auch  die  älteste  ist,  sei  sie  ursprünglich 
als  Art  oder  als  Abart  dargestellt.  Es  gibt  in  der  Thal  eine  Menge 
von  Arten  (vor  dem  J.  1818  aufgestellt),  die  als  Synonym  mit 
P.  disseeta  Retz.  von  den  Verfassern  aufgeführt  werden,  also, 
diese  beseitigt,  einen  Anspruch  auf  Anwendung  haben.  Im  Nomen- 
clator  botanicus  von  Steudel  (ed.  IL,  1841)  sind  deren  nicht 
weniger  als  fünf  verzeichnet,  und  wenn  es  nöthig  wäre,  auf  die 
neuere  Literatur  einzugehen,  so  würde  sich  ohne  Zweifel  die  An- 
zahl noch  weiter  vermehren  lassen.  Die  daselbst  aufgeführten  sind 
folgende:  P.  hircina  Leers,  P.  pratensis  Thuill.,  P.  laciniata 
Thore,  P.  tenuifolia.  Seh w.  u.  Körte,  P.  peregrina  Lej.,  die 
meistens  auch  von  anderen  Autoren,  z.  B.  De  Candolle  und  Mer- 
tens  et  Koch  hierher  zitirt  werden.  Es  ist  ein  missliehes  Ding, 
nur  nach  den  wortkargen  Diagnosen  dieser  alten  Autoren  zu  eruiren, 
was  sie  in  jedem  Falle  gemeint  haben,  besonders  da  weder  eine 
Figur  noch  Original-Exemplare  mir  zur  Verfügung  stehen,  um  die 
jedenfallsige  Bestimmung  zu  bestätigen,  und  doch  muss  ich  es 
unumwunden  bekennen:    Alles  scheint  mir  bei  diesen  Namen  nicht 


• 


145 

auf  P.  magna  hinzudeuten.  Sehen  wir  jeden  nach  der  Reihe  an! 
P.  hircina  Leers  (Fl.  Herborn.  ed.  2.  p.  80)  wird  schon  von 
Merlens  und  Koch  unter  P.  Saxifraga  zitirt,  was  mir  auch  ganz 
richtig  vorkommt.  Einer  näheren  Auseinandersetzung  glaube  ich 
mich,  auf  diese  Autorität  gestützt,  überhoben.  Anders  verhält  es 
sich  mit  P.  pratensis  Thuill.  (Fl.  Paris,  ed.  2.  p.  154),  die  von 
allen  mir  bekannten  Autoren  unter  P.  magna-dissecta  einstimmig 
aufgeführt  wird.  Ich  muss  doch  einen  bescheidenen  Zweifel  dagegen 
erheben.  Freilich  die  Diagnose  sagt  nichts,  denn  sie  beschreibt  nur 
die  Blätter,  aber  der  Standort  („in  pratis"  wie  P.  Saxifraga,  P. 
magna  hingegen  „in  sylvis  hurnidis")  wie  auch  die  Anmerkung 
(„ne  parait  etre  qu'  une  variete  de  la  precedente"  [=  P.  Saxi- 
fraga]) zeugen,  wie  es  scheint,  für  meine  Ansicht.  Schweigger 
et  Körte  (Fl.  Erlang.  S.  145)  schreiben  die  Retzius'sche  Diagnose 
ab,  mögen  also  dieselbe  Pflanze  meinen,  was  auch  der  Standort 
und  die  Anmerkung  bestätigen.  P.  peregrina  Lejeune  (Fl.  de 
Spaa,  p.  145)  non  L.,  wird  von  De  Candolle  nach  Original-Exem- 
plaren hierher  zitirt,  wozu  jedenfalls  die  Beschreibung  von  Lejeune 
keine  Berechtigung  gibt.  Es  scheint  doch  nicht  ralhsam,  nur  wegen 
eines  Original-Exemplares,  das  von  der  Beschreibung  nicht  unter- 
stützt wird,  einen  ausserdem  von  Lejeune  falsch  benutzten  Namen 
aufzunehmen.  P.  laciniata  Thore  kann  ich  leider  nicht  prüfen,  da 
das  betreffende  Werk  mir  nicht  zugänglich  ist.  Sie  wird  ebenfalls 
von  De  Candolle  mit  !  hier  zitirt.  Würde  es  sich  herausstellen, 
dass  auch  die  Beschreibung  von  Thore  diese  Auflassung  bestätigt, 
so  ist  selbstverständlich  dieser  Name  in  Anwendung  zu  bringen. 
Widrigen  Falls  hat  P.  magna  L.  dissecta  Sprengel  (I.  c.)  die 
Priorität. 

Noch  eine  Anmerkung,  die  freilich  nicht  in  Bereich  dieser 
Untersuchung  gehört.  Aus  welchem  Grunde  benutzen  fast  alle 
Floristen  für  die  zerschlitzte  Varietät  von  P.  Saxifraga  den  Namen 
ß  dissectifolia  Wallroth?  Hat  doch  Mönch  lange  vorher  (1777) 
unter  P.  hircina  diese  Form  beschrieben  und  De  Candolle  in 
Prodromus  (1830)  diesen  Namen  aufgenommen! 


Ueber  die  hybriden  Saxifragen  der  österreichischen  Flora. 

Von  A.  Kerner. 

Seit  einer  Reihe  von  Jahren  bearbeite  ich  die  hybriden 
Saxifragen  und  Primeln  der  österreichischen  Flora  und  beab- 
sichtige über  diese  interessanten  Pflanzen  demnächst  den  „Hybr. 
Orchideen  d.  österr.  Flora"  analoge  Abhandlungen  zu  publi- 
ziren.  Das  Manuskript  und  die  Tafeln  zu  den  „Hybriden  Saxifragen 
der  österr.  Flora"  sind  nahezu  vollendet  und  ich  habe  in  dieser 
Arbeit  alles  gewissenhaft  zusammengestellt,  was  ich  selbst  an  den 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  5.  Heft.  1870.  10 


146 

ursprünglichen  Standorten  und  im  botan.  Garten  an  den  von  mir 
für  hybrid  gehaltenen  Saxifragen  beobachten  konnte  und  was  ich 
von  botanischen  Freunden  in  Erfahrung  zu  bringen  im  Stande  war. 
Ich  zweifle  aber  nicht,  dass  der  eine  oder  andere  Botaniker  in  un- 
seren Alpenländern  mir  noch  manche  werlhvolle  Notiz  mitzutheilen 
in  der  Lage  sein  dürfte ,  und  ich  stelle  daher  an  alle  Botaniker 
das  freundliche  Ansuchen,  mir  einschlägige  Mittheilungen  bis  Mitte 
Juni  dieses  Jahres  gütigst  zukommen  lassen  zu  wollen,  damit  die- 
selben in  meiner  Arbeit  noch  verwerlhet  werden  können. 

Im  Nachfolgenden  stelle  ich  übersichtlich  zusammen,  was  mir 
von  hybriden  Saxifragen  der  österreichischen  Flora  bis  jetzt  be- 
kannt geworden  ist. 

Saxifraga  pectinata  Schott.  —  Halte  ich  für  einen 
der  Kreuzung  Aizoon  X  crustata  entsprechenden  Bastart.  Ich  kul- 
tivire  die  durch  Maly  lebend  erhaltene  Scholt'sche  Pflanze  seit 
Jahren  im  botanischen  Garten.  Von  Schott  wird  dieselbe  in  Krain 
angegeben;  der  nähere  Standort  ist  aber  nicht  bekannt  und  Auf- 
klärungen darüber  wären  sehr  erwünscht. 

Saxifraga  Zimmeteri  (Aizoon  X  cuneifolia)  K.  —  Zwi- 
schen Windisch  Matrei  und  Lienz  im  Pusterthale  im  Jahre  1863  von 
dem  botan.  Gärtner  Zimmeter  aufgefunden.  Der  in  den  botani- 
schen Gärten  verbreiteten  Saxifraga  Guthrieana  ähnlich,  welche 
nach  meiner  Ansicht  ein  der  Kombination:  Aizoon  X  Andrewsii  ent- 
sprechender Bastart  ist  und  nach  gütiger  brieflicher  Mittheilung 
J.  Hooker's  in  dem  Garten  des  Dr.  Anderson  bei  Edinbourg  er- 
zeugt und  von  da  in  den  Kewer  Garten  und  in  die  Gärten  des 
Kontinents  gelangt  ist. 

Sfixifraga  tiroliensis  {caesiaXsquarrosa).  — Schiern. 

Saxifraga  palens  (aizoidesXcaesia)  Gaud.  —  Am  Rad- 
städler  Tauern  und  an  der  bairischen  Grenze  bei  Mittenwald.  —  In 
den  Karpathen  am  Drechselhäuschen  und  Chocs. 

Der  Kombination:  aizoides  X  mutata  entsprechend  lassen  sich 
drei  Typen  unterscheiden: 

a)  Saxifraga  Regeln  (superaizoides  X  mutata'), 

b)  Saxifraga  Hausmanni  (aizoides  X  mutata), 

c)  Saxifraga  inclinata  (subaizoides  X  mutata). 

Die  erste  und  zweite  wurden  an  mehreren  Punkten  des  nörd- 
lichen und  centralen  Tirols  von  mir  beobachtet,  die  letztere  bisher 
nur  im  Höttingergraben  bei  Innsbruck. 

Der  Kreuzung:  biflora  X  oppositifolia  entsprechend  findet  man 
zwei  Typen: 
a)  Saxifraga  spuria  (superbiflora  X  oppositifolia)  K.  —  Zu- 
erst am  9.  Juli  1861  von  mir  auf  der  Serlosspitze  südlich  von 
Innsbruck  entdeckt ,  wo  sie  mit  den  mutmasslichen  Stamm- 
eltern sehr  häufig  vorkommt  und  von  wo  ich  dieselbe  damals 
in  zahlreichen  getrockneten  Exemplaren  an  botanische  Freunde 
versandte.  Im  Jahre  1865  brachte  ich  neuerlich  zahlreiche 
lebende  Exemplare  dieses  Bastartes  in  den  botanischen  Garten 


14? 

und  nahm  die  Pflanze  unter  den  Namen  S.  hybrida  (biflora  X 
oppositifolia)  in  den  im  Jahre  1866  ausgegebenen  Tausch- 
Katalog  des  Innsbrueker  botanischen  Gartens  auf.  Der  Name 
hybrida  musste  aber  geändert  werden ,  da  bereits  eine  von 
mir  früher  übersehene  S.  hybrida  [Getan  X  rotundifolia)  Vi  11. 
existirt.  Im  Jahre  1867  benachrichtigte  mich  Ausser  dorfer, 
dass  er  neben  dem  der  Verbindung-:  superbiflora  X  oppositi- 
folia  entsprechenden  Steinbreche  auf  der  Pirrstal-  und  Buen- 
landalpe  im  Pusterthale  noch  einen  die  Kombination:  subbißora 
X  oppositifolia  darstellenden  Bastart  gefunden  habe,  welchen 
er  S.  Huteri  nannte.  Diese 
b)  Saxifraga  Huteri  QsubbifloraX  oppositifolia)  Ausserd., 
welche  durch  Huter's  Tauschanstalt  in  zahlreichen  Exempjaren 
verbreitet  wurde,  fand  ich  nachträglich  bei  einem  Besuche  der 
Serlosspitze  auch  auf  diesem  Berge,  wenn  auch  weit  seltener 
als  S.  spuria. 

Vor  zwei  Jahren  sammelte  ich  beide  Bastarte  auch  auf  dem 
Dornspitz  ober  dem  Brenner  und  S.  spuria  überdiess  aul  der  Wild- 
seespitze in   Putsch. 

Saxifraga  norica  (Kochii  X  oppositifolia')  K.  —  Bisher 
nur  auf  der  Pasterze  von  Hut  er  gefunden.  Wahrscheinlich  aber 
dürfte  dieser  Bastart  auch  noch  an  anderen  Orten  ,  wo  S.  Kochii 
Hornung  und  S.  oppositifolia  L.  zusammen  vorkommen,  ange- 
troffen werden. 

Ueber  ein  mir  von  Krasan  aus  dem  Gebiete  der  Görzer  Flora 
mitgetheiltes  Exemplar  eines  der  S.  Hostii  Tausch  sehr  naheste- 
henden Steinbreches  bin  ich  noch  zweifelhaft.  So  weit  ich  nach 
dem  einzigen  getrockneten  Exemplare  urtheilen  kann,  dürfte  das- 
selbe ein  der  Kreuzung:  crustata  X  Hostii  entsprechender  Ba- 
start sein. 

Innsbruck,  10.  April  1870. 


Der  Kampf  ums  Dasein  in  der  Pflanzenwelt. 

Dr.  A.  Pokorny. 

(Schluss.) 

Diese  Wechselwirkung  lässt  es  als  ebenso  einseitig  erscheinen, 
wollte  man  das  Vorkommen  der  Pflanzen  nur  von  dem  Einfluss 
des  Klimas  abhängig  machen.  Das  Klima  selbst  umfasst  eine  solche 
Fülle  von  meteorologischen  Erscheinungen,  dass  es  schon  schwer 
hält,  dasselbe  überhaupt  zu  charakterisiren,  geschweige  erst  seinen 
Zusammenhang  mit  den  Pflanzenvorkommnissen  nachzuweisen.  Die 
neuere  Pflanzenklimatologie  hat  es    daher  längst  aufgegeben,    von 

10* 


148 

dem  Einflusse  des  Klimas  im  Allgemeinen  zu  sprechen.  Man  sucht 
sich  die  Aufgabe  zu  erleichtern,  indem  man  zunächst  den  Einfluss 
einzelner  klimatischer  Faktoren  auf  die  Entwicklungsphasen  ein- 
zelner Pflanzenarien    bestimmt. 

Ich  habe  in  einem  meiner  Vortrage  in  diesem  Kreise  über 
diePflanzenphänologie,  gehalten  am  20.  April  1863,  Siehe  Schriften  des 
Vereines  zur  Verbreitung  naturwissenschaftlicher  Kenntnisse.  Wien 
1864,  näher  gezeigt,  wie  es  bereits  gelungen  ist,  für  viele  Pflanzen 
Ausdrücke  ganz  bestimmter  Wärmemengen  aufzufinden,  die  unent- 
behrlich zur  Hervorbringung  gewisser  Entwicklungsphasen  dieser 
Pflanzen  sind.  Das  Vorkommen  einer  Pflanze  hängt  daher  nicht 
sehr  von  Temperaturextremen,  mittleren  Jahres-,  Sommer-  oder 
Wintertemperaluren,  als  vielmehr  von  der  Erreichung  gewisser 
Wärmemengen  innerhalb  bestimmter  Entwicklungsstadien  ab.  Jede 
Pflanze  bedarf  ferner  für  ihre  Lebensfunktionen  einer  bestimmten, 
weder  zu  hohen  noch  zu  niedrigen  Temperatur  über  dem  Gefrier- 
punkt. Diese  beiden  Momente  sind  aber  auch  so  ziemlich  Alles, 
was  sich  auf  wissenschaftliche  Weise  vom  Einfluss  der  Wärme, 
des  wichtigsten  klimatischen  Faktors,  auf  das  Leben  und  Vor- 
kommen der  Pflanzen  sagen  lässt. 

Nebst  der  klimatischen  Wärme,  die  uns  durch  den  Sonnen- 
schein gespendet  wird,  ist  noch  der  atmosphärische  Niederschlag 
oder  Regen  von  grösster  Bedeutung  für  die  Pflanzenwelt,  als  Quelle 
des  für  die  Ernährung  der  Pflanze  unentbehrlichen  Wassers.  Hier 
scheint  es  wieder  nicht  sowohl  auf  das  Quantum  des  Niederschlags, 
als  dessen  für  die  Vegetation  möglichst  günstige  Verkeilung  anzu- 
kommen. Wirsind  abernoch  weit  davon  entfernt,  umnurein  einiger- 
massen  entsprechendes  Mass  zur  Vergleichung  und  Bestimmung 
dieses  klimatischen  Faktors  in  seiner  Wechselbeziehung  zur  Pflan- 
zenwelt zu  kennen. 

Noch  weniger  ist  irgend  ein  entsprechendes  Mass  für  die 
Wirkung  des  Lichtes  auf  die  Entwicklung  der  Pflanzen  bisher 
gefunden  worden.  Wir  wissen  nur,  dass  das  Licht  unentbehrlich 
für  den  Assimilationsprozess  der  Pflanzen,  daher  von  der  weit- 
gehendsten Bedeutung  für  das  Leben  derselben  ist.  Ohne  Licht 
können  nur  chlorophyllfreie  Schmarotzer  und  Humusbewohner,  sowie 
einzelne  unterirdische  oder  sonst  dem  Licht  entzogene  Pflanzen- 
theile  auf  Kosten  der  im  Licht  verrichteten  Arbeit  chlorophyllhäl- 
liger  Pflanzen  und  Pflanzenlheile  leben.  Das  Licht  selbst  bringt  die 
merkwürdigen  Erscheinungen  des  positiven  und  negativen  Heliotro- 
pismus oder  Lichthungers  hervor,  für  welchen  eine  Menge  Pflanzen 
mit  der  wunderbarsten  Einrichtung  passend  adaptirt  sind  und  dadurch 
ihre  Existenz  erringen.  Es  unterliegt  auch  keinem  Zweifel,  dass  das 
Lichtbedürfniss  für  jede  einzelne  Pflanzenart  ein  sehr  verschiedenes 
ist.  Doch  fehlt  es  bisher  an  jeder  Methode,  auch  nur  annähernd 
das  Lichtbedürfniss  bezüglich  Intensität  und  Dauer  der  Insolation 
für  einzelne  Pflanzen  und  deren  Entwicklungsphasen  zu  bestimmen. 


149 

Aus  dem  Gesagten  geht  aber  hervor,  wie  schwierig  es  ist, 
über  den  Einfluss  von  Boden  und  Klima  auf  die  Pflanzenwelt,  so 
unläugbar  derselbe  ist,  sich  Rechenschaft  zu  geben.  Erst  sehr  all— 
mälig  gelingt  es,  durch  Zergliederung  der  hier  in  Betracht  kom- 
menden unzahligen  Vorgänge  zur  Einsicht  zu  gelangen,  warum  ein 
bestimmter  Standort  vermöge  seiner  Boden-,  statischen  oder  klima- 
tischen Verhaltnisse  einer  bestimmten  Pflanzenart  nicht  zusagt  und 
sie  desshalb  im  Kampfe  ums  Dasein  ausschliesst. 

Weit  auffallender  und  verständlicher  ist  die  Konkurrenz  der 
organischen  Wesen  untereinander,  jener  unerbittliche  Weltstreit, 
der  ungleich  richtiger  mit  einem  Kampfe  verglichen  werden  kann, 
als  das  Ringen  mit  den  leblosen  Naturkräften  und  Existenz- 
bedingungen. 

Wir  werden  passend  zuerst  die  Mitbewerbung  der  Pflanzen 
untereinander  und  sodann  jene  der  Thierwelt   behandeln. 

Die  heftigste  Konkurrenz  machen  sich  die  Individuen  dersel- 
ben Pflanzenart,  oder  nahe  verwandte  Pflanzenformen  untereinander, 
da  sie  auf  gleiche  Existenzbedingungen  angewiesen  sind  und  daher 
gleiche  Bedürfnisse  haben. 

Es  gibt  eine  Menge  Thatsachen,  die  diess  beweisen.  Bei 
gesellig  lebenden  Pflanzen,  wie  z.  B.  bei  einem  Hochwalde  gelingt 
es  nur  den  kräftigsten  Individuen  sich  zu  behaupten.  Alle  andern 
werden  erstickt.  Die  Erschöpfung  des  Bodens  durch  wiederholte 
Aussaaten  derselben  Frucht  ist  bekannt,  so  wie  die  hierauf  sich 
gründende  Nothwendigkeit  des  Fruchtwechsels.  Werden  verschie- 
dene Varietäten  einer  Pflanze  durcheinander  gesäet,  z.  B.  verschie- 
dene Sorten  von  Weizen,  Zuckererbsen  u.  dgl.,  so  gewinnen  bald 
einige  Varietäten,  denen  Klima  und  Boden  besonders  zusagen,  die 
Oberhand  und  nach  einigen  Generationen  verschwinden  die  übrigen 
spurlos. 

Wie  verwickelt  übrigens  der  Kampf  um  die  Existenz  bei  nahe 
verwandten  Pflanzenformen  sich  gestallen  kann,  hat  Naegeli  an 
einigen  Alpenpflanzen  besonders  deutlich  nachgewiesen.  In  ver- 
schiedenen Gegenden  wird  nämlich  beobachtet,  dass  gewisse  Alpen- 
pflanzen, die  untereinander  nahe  verwandt  sind,  sich  gegenseitig 
ausschliessen,  so  dass  sie  meist  nach  den  Bodenarten  einander 
vertreten,  namentlich  in  Bezirken,  wo  Kalkgesteine  und  kryslallini- 
sche  Schiefer  wechsellagern.  Diese  Pflanzen  sind  es,  auf  welche 
sich  hauptsächlich  die  Lehre  von  der  Bodenstetigkeit  stützt,  wäh- 
rend gerade  die  Gegner  dieser  Lehre  sich  auf  die  zahlreichen 
Ausnahmen  im  Vorkommen  dieser  Pflanzen  berufen.  Solche  Pflan- 
zen sind  z.  B.  die  beiden  Alpenrosen  (Rhododendron  hirsutum 
und  ferrugineum) ,  erstere  auf  Kalk,  letztere  vorzugsweise  auf 
Schieferboden  bemerkbar  oder  die  beiden  nahe  verwandten  Schaf- 
garben (Achillea  atrata  und  moschata~),  von  denen  die  estere  eben- 
falls Kalk,  die  letztere  Schieferboden  liebt,  während  die  gemeine 
Schafgarbe  (A.  Mille  folium')  bodenvag  ist,  d.  h.  auf  jedem  Boden 
vorkommt.  Ausnahmsweise    findet    man    auch  A.    atrata    und    mo- 


150 

schata  neben  einander.  Dieses  Vorkommen  der  genannten  3  Achillea- 
Arten  zeigt,  dass  zwischen  A.  Mitlefolium  und  den  beiden  andern 
Arten  keine  oder  nur  eine  geringe  Konkurrenz  besteht,  dass  hin- 
gegen A.  atrata  und  moschata  sich  lebhaft  gegenseitig  bekämpfen 
und  ausschliessen.  Denn  in  Gegenden,  wo  nur  eine  dieser  Arten 
wachst,  ist  sie  auf  Kalk  und  Schiefer  verbreitet,  also  bodenvag. 
Wo  aber  beide  Arten  vorkommen,  schliessen  sie  sich  nach  Boden- 
verhältnissen aus.  So  sah  Naegeli  im  Bernina-Heuthal  im  Ober- 
Engadin  mitten  auf  Schiefer  einen  grossen  herabgestürzten  Kalk- 
block, der  mit  der  schieferholden  A.  moschata  bedeckt  war,  weil 
hier  die  Konkurrenz  mit  der  A.  atrata  ausgeschlossen  war.  Denken 
wir  uns  aber  den  Fall,  auf  einem  Schieferabhang  stände  umgekehrt 
eine  Million  Stöcke  der  A.  atrata,  welche  sich  hier  in  der  Länge 
der  Zeit  von  keiner  Konkurrenz  bedrängt,  auf  den  ihr  sonst  nicht 
zusagenden  Schieferboden  ausgebreitet  hätte,  und  es  fände  sich  durch 
irgend  welche  Umstände  begünstigt,  eine  Invasion  der  schieferhol- 
den A.  moschata  ein,  so  ist  der  Gleichgewichtszustand  gestört,  und 
es  wird  sich  letztere  Art,  als  die  günstiger  situirte  im  Vorlheil 
befinden  und  sich  rascher  vermehren,  und  dadurch  die  frühere  Art 
verdrängen,  so  dass  sie  nach  einer  entsprechenden  Zeit  vielleicht 
nur  in  der  halben  Individuenzahl  etwa  in  500.000  Stöcken  vorhanden 
ist.  Allein  hiebei  bleibt  es  nicht;  die  auf  der  kalkarmen  Unterlage 
schlecht  situirte  A.  atrata  wird  schwächer  ernährt;  sie  vermag 
den  klimatischen  Einflüssen  nicht  so  gut  zu  trotzen,  wie  die 
ungleich  besser  ernährte  A.  moschata.  Kommt  nun  alle  20,  30  Jahre 
einmal  ein  tüchtiger  Frost  zur  Blüthezeit,  so  wird  vielleicht  die 
Hälfte  der  A.  atrata  wieder  dezimirt,  statt  500.000  Exemplare  werden 
nur  250.000  Exemplare  sich  erhalten  und  es  ist  nicht  unschwer 
einzusehen,  dass  auf  diesem  Standort  endlich  die  A.  atrata  dem 
Vernichtungskampfe  durch  Verdrängung  gänzlich   erliegen  muss. 

Sowie  hier  der  Kampf,  das  Erringen  von  Vortheilen  zunächst 
auf  der  chemischen  Bodenbeschaffenheit  beruht,  so  kann  auch  jedes 
andere  Bedürfniss  der  Pflanzen  nach  mehr  oder  weniger  Wasser, 
Wärme,  Licht  u.  dgl.  entscheidend  sein.  Ja  sehr  häufig  werden 
mehrere  dieser  Existenzbedingungen  zugleich  ins  Spiel  treten  und 
den  Kampf  um  so  verwickelter  erscheinen  lassen.  Daher  erklärt  es 
sich,  warum  so  selten  die  Verbreitungsgrenzen  der  Pflanzen  sich 
mit  Bestimmtheit  auf  einzelne  klimatische  oder  Bodenverhältnisse 
zurückführen  lassen.  Die  allermeisten  Pflanzen  werden  durch  den 
Kampf  ums  Dasein  von  glücklichen  Mitbewerbern  bereits  verdrängt, 
ehe  sie  die  klimatische  oder  bodenstatische  Grenze  ihrer  Existenz- 
iähigkeit  erlangen. 

Hier  schliesst  sich  die  Betrachtung  des  Kampfes  ungleichar- 
tiger Pflanzen  am  besten  an.  Während  gleichartige  Pflanzenformen 
durch  die  Gleichartigkeit  ihrer  Bedürfnisse  sich  gegenseitig  ver- 
drängen und  ausschliessen,  herrscht  hier  ein  wahres  Fauslrecht. 
Offene  rohe  Gewalt,  aber  auch  wahre  heimtückische  Mordsucht 
finden  iß  der  Pflanzenwelt   ihre  Analogien. 


151 

Es  sind  besonders  zwei  Kategorien  von  Pflanzen,  welche  die 
mannigfaltigsten,  oft  wahrhaft  wunderbaren  Einrichtungen  besitzen, 
um  sich  in  dem  Kampfe  ums  Dasein  siegreich  zu  behaupten.  Es 
sind  diess  einerseits  die  Schlingpflanzen,  andererseits  die  Schma- 
rotzerpflanzen. 

Die  Schlingpflanzen  im  weiteren  Sinn,  wohin  alle  die  win- 
denden, klimmenden,  rankenden,  kletternden  Pflanzen  gehören, 
deren  schönste  und  grossartigste  holzige  Formen  man  auch  mit 
dem  poetischen  Namen  Lianen  bezeichnet,  erreichen  durch  die 
mannigfaltigsten  und  oft  sinnreichsten  Mittel  den  einen  Hauptzweck, 
dem  Lichte  zuzustreben,  und  die  ihnen  mangelnde  starre  Festigkeit 
des  Stammes  durch  Anschmiegen  an  Stützen  zu  ersetzen.  Ich 
erinnere  hier  nur  in  aller  Kürze  an  die  Lianen  der  tropischen 
Urwälder,  die  durch  das  Gewirre  ihrer  tauförmigen  zähen  Stämme 
völlig  undurchdringlich  werden,  an  jene  Sipo  matador  (Mörder- 
schlinger),  welche  starke  Stämme  durch  ihre  tödtliche  Umstrickung 
erwürgen,  und  ihr  Opfer  noch  lange  überleben,  wenn  dasselbe  auch 
längst  schon  ermordet  ist  u.  dgl.  mehr. 

Die  echten  Schmarotzer  leben  auf  Kosten  ihrer  Wirthe,  denen 
sie  mehr  oder  weniger  bereits  assimilirte  Nahrungsstofle  entziehen. 
Die  weitaus  verderblichsten  dürften  in  der  Klasse  der  Pilze  zu 
finden  sein,  wo  ihre  Wanderungen  und  Wandlungen  oft  ans  Wun- 
derbare streifen,  wie  bei  den  Brandpilzen  des  Getreides.  Aber  auch 
hoch  organisirte  Pflanzen  treten  als  echte  Parasiten  auf  und  tödten 
nicht  selten  die  befallenen  Pflanzen,  wie  wir  an  unseren  Flachs- 
seiden (Cwscttfa-Arten)  es  sehen. 

Der  gegenseitige  Kampf  ums  Dasein  in  der  Pflanzenwelt,  von 
dem  eben  nur  einige  der  hervorragendsten  Formen  kurz  angedeutet 
werden  konnten,  wird  noch  überboten  durch  die  in  Mitbewerbung 
tretende  Thierwelt. 

Diese  Mitbewerbung  tritt  Iheils  zerstörend,  theils  fördernd  ein, 
ist  aber  immer  von  tief  eingreifender  Wirkung. 

Die  ungeheure  Menge  der  pflanzenfressenden  Thiere  konsumirt 
täglich  enorme  Quantitäten  VOn  Pffanzensubstanz,  wobei  nicht  nur 
appendikuläre  oder  vegetative  Organe,  sondern  sehr  häufig  auch  die 
zur  Forlpflanzung  nolhwendigen  Blüthen,  Früchte  und  Samen,  ja 
die  ganzen  Pflanzen  massenhaft  vernichtet  werden.  Es  sind  hier 
nicht  nur  die  grossen  Pflanzenfresser,  (Rinder,  Schafe,  Ziegen, 
körnerfressende  Vögel),  sondern  vor  Allem  die  kleinen  Pflan- 
zenfeinde, das  ungezählte  Heer  der  Insekten  und  die  pflanzenfres- 
senden Schnecken  thätig.  Es  ist  bekannt,  wie  die  Vegetation  ganzer 
Erdstriche  durch  diese  kleinen  Feinde  vernichtet  werden  kann.  Die 
Pflanzen  schützen  sich  gegen  diese  zahllosen  Verfolgungen  bald 
durch  festeres,  widerstandfälliges  Gewebe,  durch  den  Wuchs,  durch 
die  Bewaffnung  mit  Stacheln  und  Dornen,  durch  unscheinbare 
Farben  oder  Ungeniessbarkeit  ihrer  Samen  und  Früchte,  durch  die 
Lebensfähigkeit  ihrer  unterirdischen  Theile,  bisweilen  durch  ihre 
giftigen  Eigenschaften  u.  s.  f. 


152 

Um  nur  einiges  namhaft  zu  machen,  so  sind  weidende  Gras- 
fresser auch  dem  Baumwuchs  ausserordentlich  schädlich,  und  manche 
Inseln,  wie  St.  Helena,  und  manche  Länder,  wie  die  Mediterran- 
gegenden sind  durch  Ziegen  buchstäblich  kahl  abgeweidet  und 
dadurch  waldlos  geworden. 

Die  Wirkung  des  Weideviehes  auf  die  Vegetation  wird  erst 
recht  klar,  wenn  man  mitten  auf  einer  Weide  einen  Theil  derselben 
einfriedigt.  Obgleich  hier  an  Boden,  Klima,  Lage  u.  dgl.  nicht  die 
geringste  Aenderung  vor  sich  geht,  so  erfolgt  doch  eine  gänzliche 
Aenderung  der  Vegetation.  Oft  bedeckt  sich  der  Weidegrund  wie 
durch  einen  Zauberschlag  mit  Bäumchen,  die  sonst  immer  ein 
Opfer  des  weidenden  Viehes  werden.  Hieher  gehören  auch  die  auf 
Weideplätzen  so  häufig  vorkommenden  Zwergformen  von  Bäumen 
mit  dichtem  struppigem  Wachsthum,  bis  es  einzelnen  besonders 
kräftigen  Individuen  freilich  oft  erst  nach  einer  langen  Reihe  von 
Jahren  gelingt,  die  Höhe  der  weidenden  Thiere  zu  überragen  und 
sodann  normal  sich  zu  entwickeln. 

Wenn  nun  eine  einfache  Einzäunung  von  so  hervorragender 
Wirkung  auf  die  Vegetation  eines  Weideplatzes  ist,  so  müssen  wir 
allen  Umständen,  wodurch  weidendes  Vieh  von  einer  Gegend  abge- 
halten wird,  dieselbe  Wirkung  zuschreiben.  In  manchen  Gegenden 
von  Südafrika  und  ebenso  in  Paraguay  ist  es  unmöglich,  Rinder 
zu  halten,  weil  sie  das  Opfer  berüchtigter  Fliegen  werden.  Die- 
selben Fliegen  erscheinen  aber  im  Kampfe  ums  Dasein  sehr  nützlich 
für  die  Pflanzen,  die  sonst  durch  das  weidende  Vieh  vernichtet 
oder  verdrängt  worden  wären. 

Durch  Darwin  zunächst  wurden  eine  Menge  Umstände 
bekannt,  welche  die  oft  wunderbaren  und  äusserst  verwickelten 
Wechselbeziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thierwelt  in  ein  klares 
Licht  stellen  und  uns  ganz  neue  Seiten  des  Kampfes  ums  Dasein 
kennen  lernen. 

Nicht  nur  die  sogenannten  diklinischen  Blüthen  bedürfen  der 
Vermittlung  von  Insekten  oder  anderer  Transportmittel  zur  Befruch- 
tung, sondern  auch  bei  den  meisten  Zwitterblüthen  walten  Umstände 
ob,  welche  die  Selbstbefruchtung  der  Einzelnblülhe  verhindern, 
indem  z.  B.  die  Slaubgefässe  und  Stempel  sich  ungleichzeitig  in 
derselben  Blüthe  entwickeln  (wie  bei  den  sogenannten  Dichogamen) 
oder  eine  Befruchtung  durch  die  eigentümliche  gegenseitige  Lage 
der  Antheren  und  Narben  unmöglich  ist,  (wie  bei  den  sogenannten 
Heterostylen). 

Die  Befruchtung  erfolgt  hier  zumeist  durch  Insekten,  wie 
Darwin  schlagend  nachgewiesen  hat.  100  Stöcke  Wiesenklee 
(Trifolium  pratense)  z.B.  ergaben  2700  Samen,  wenn  die  Blüthen 
von  Hummeln  besucht  werden  konnten;  andere  100  Stöcke,  die 
gegen  einen  solchen  Besuch  geschützt  wurden,  lieferten  n/cht  einen 
Samen.  Hiebei  zeigte  es  sich  auch,  dass  gewöhnliche  Bienen  nicht 
ausreichen,  weil  nur  Hummeln  so  tief  in  die  Röhre  der  Blumen- 
krone eindringen  können,  als  es  hier  nolhwendig  ist.  Gäbe  es  also 


153 

keine  Hummeln  in  England,  so  müssle  der  Wiesenklee,  das  Drei- 
faltigkeitsveilehen  und  ähnliche  Arten  sehr  selten  werden  oder 
ganz  verschwinden.  Nun  werden  die  Hummeln  besonders  von  Feld- 
mäusen verfolgt,  welche  deren  Nester  und  Waben  aufsuchen.  Die 
Feldmäuse  sind  daher  indirekt  auch  Feinde  des  Wiesenklees;  ein 
Raubthier  aber,  wie  die  Hauskatze,  welche  in  der  Nahe  der  Dörfer 
und  Höfe  fleissig  auf  Feldmäuse  Jagd  macht,  wird  dadurch  das 
Vorkommen  von  Klee  in  seiner  Umgebung  befördern.  Das  Vor- 
kommen von  Wiesenklee  steht  daher  in  einem  gewissen  Zusam- 
menhang mit  dem  Vorkommen  der  Hauskatze. 

Diese  und  ähnliche  Betrachtungen  zeigen,  welch'  komplizirte 
Erscheinungen  eigentlich  die  Vorkommensverhältnisse  der  Pflanzen 
sind.  Nicht  der  Zufall  würfelt  sie  bunt  untereinander,  nicht  das 
Klima,  nicht  der  Boden  bringt  sie  hervor,  sondern  in  jedem  Pflan- 
zenvorkommen sehen  wir  das  Resultat  einer  ganzen  Reihe  von 
Vorgängen,  welche  im  engsten  Kausalnexus  stehen  und  zusam- 
mengenommen als  ein  Ueberwältigen  von  Schwierigkeiten,  als  ein 
Ringen  um  die  Existenz,  als  ein  Kampf  mit  den  Mitbewerbern 
angesehen  werden  können. 

Jede  Pflanze  mit  der  Fähigkeit  einer  schrankenlosen  Vermeh- 
rung begabt,  sucht  sich  mit  Hilfe  der  Naturkräfle  und  Transport- 
mittel soweit  auszubreiten,  als  ihre  Existenzbedingungen  vorhanden 
sind  und  die  Mitbewerbung  von  Pflanzen,  Thieren  und  Menschen 
es  gestatten. 

Was  ist  nun  das  Resultat  dieses  fortwährenden  und  unerbitt- 
lichen Kampfes?  Zunächst  das  engste  Anschmiegen  der  Pflanzen- 
natur an  alle  hier  massgebenden  äusseren  Verhältnisse.  Da  offenbar 
jede  Einrichtung,  die  im  Kampfe  ums  Dasein  einen  Vorlheil  ver- 
schafft, zur  Erhaltung  und  Verbreitung  der  bevorzugten  und  zur 
Verdrängung  und  Ausrottung  der  minder  zweckmässig  organisirten 
Art  führt,  so  entwickeln  sich  alle  jene  bewunderungswürdigen 
Anpassungen  (Adaplirungen)  zwischen  Organisation  und  Lebens- 
weise, die  den  Eindruck  machen,  als  wäre  Alles  mit  weisester 
Vorsicht  vorbedacht  und  ausgeführt,  während  es  doch  nur  das 
Resultat  der  Naturnotwendigkeit  ist.  Andererseits  sehen  wir  in 
dem  Kampfe  ums  Dasein  jenes  züchtende  Prinzip,  welches  ohne 
Wunder,  bloss  durch  das  Wechselvcrhältniss  der  Aussenwelt  mit 
dem  lebenden  Wesen  jene  Auswahl  trifft,  aus  welcher  den  äusseren 
Verhältnissen  besser  angepasste,  also  vollkommenere,  höher  ste- 
hende Wesen  hervorgehen.  So  traurig  also  der  Kampf  ums  Dasein 
für  das  Individuum  bisweilen  sein  mag,  so  liegt  doch  in  ihm  allein 
der  Forlschritt,  die  höhere  Entwicklung,  die  Vervollkommnung  alles 
dessen,  was  da  lebt. 

Bei  der  Solidarität  der  gesammlcn  Lebewelt  gilt  das  zuletzt 
Gesagte  auch  von  uns  Menschen.  Wen  aber  das  Vervollkomm- 
nungsprinzip der  neueren  Biologie  nicht  zu  trösten  und  zu  erheben 
vermag,  der  muss  sich  die  Verletzung  seines  Stolzes  und  seiner 
Gefühle  durch  die  moderne  Naturanschauung   eben  gefallen  lassen. 


154 

Unerbittlich  ist  auch  der  Kampf  auf  geistigem  Gebiete  und  das 
Resultat  der  endliche  Sieg  der  vollen  Wahrheit.  Ohne  für  sich 
irgend  eine  Art  von  Unfehlbarkeit  zu  beanspruchen,  ergeben  sich 
die  höchsten  Wahrheiten,  die  einzigen  die  auf  Jedem  zugänglichen 
Beweisen  beruhen ,  als  natürliche  Konsequenzen  der  Forschung 
und  auf  diese  Weise  hat  die  Naturforschung  zur  Zerstörung  alter 
eingewurzelter  Vorurtheile  Grosses  bereits  geleistet. 

Zuerst  war  es  die  Astronomie,  welche  mit  der  Unendlichkeit 
des  Weltalls  die  Winzigkeit  der  Erde  bewies,  und  damit  gründlich 
den  Wahn  zerstörte,  die  Erde  unser  Wohnplatz  sei  der  Mittelpunkt 
der  Schöpfung.  Gegenüber  den  kolossalen  Zeiträumen  der  Geologie 
verschwand  auch  jene  Spanne  Zeit,  die  wir  stolz  die  Weltgeschichte 
nannten.  Mit  Darwin's  Lehre  von  der  Entstehung  der  Arten  endlich 
fiel  die  Schranke,  welche  den  Menschen  von  der  übrigen  Schöpfung 
trennen  sollte.  Und  diesen  überwundenen  Vorurtheilen  gegenüber 
erscheint  uns  in  dem  Kampfe  ums  Dasein  versöhnend  das  Vervoll- 
kommnungsprinzip, dessen  bisherige  Leistungen  uns  zu  den  kühnsten 
und  erfreulichsten  Hoffnungen  für  die  Zukunft  berechtigen.  Der 
menschliche  Stolz,  verletzt  und  gedemüthigt  durch  die  bescheidene 
Stellung,  die  die  neuere  Naturanschauung  uns  einräumt,  muss  sich 
ermulhigt  und  gehoben  fühlen,  durch  das,  was  er  im  Kampfe  ums 
Dasein  bereits  errungen  hat  und  umsomehr  durch  das,  was  er  den 
ewigen  Naturgesetzen  gemäss  dereinst  erreichen  muss.  Und  so 
lassen  Sie  uns  die  Betrachtung  einer  naturhistorischen  Detailfrage 
mit  einer  grossen  und  trostreichen  Wahrheit  schliessen,  dass  im 
Kampfe  des  Lebens  die  Quelle  (]es  Fortschrittes  und  der  Vervoll- 
kommnung liegt. 


Li  t  erat  ur  b  eri  chte. 

Die  Besprechung  der  Gefässkryptogamen  in  Oelakowskys 
Prodromus  der  Flora  von  Böhmen  im  laufenden  Jahrgange  S.  86, 
87,  wo  angegeben  wurde,  Osmunda  regaüs  sei  übergangen  wor- 
den, habe  ich  damit  zu  ergänzen,  dass  auch  Scolopendrium  vul- 
gare Sm.1)  =  officinale  S  w.  nicht  aufgenommen  worden  ist,  obwohl 
es  an  mehreren  Orten  Böhmens  gefunden  wurde.  Die  Glaubwür- 
digkeit jener  Angaben,  die  nicht  durch  Herbarsexemplare  belegt 
sind,  kann  bei  der  völligen  Unmöglichkeit,  diese  Art  zu  verken- 
nen, nicht  bezweifelt  werden.  Die  erste  Nachricht  über  das  Vor- 
kommen von  Sc.  v.  in  Böhmen  findet  sich  in  den  Abhandlungen 
der  böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  vom  Jahre  1778, 
S.  50.  Dort  gibt  es  F.  W.  Schmidt  an  steinichten  Orten  bei  Plan 
in   Böhmen   an.  Die   sonderbare  Bemerkung,  dass   diese  Pflanze  im 

')  Smith  (Tent.  bot.  p.  %i.  Taurini.  1793),  nicht  Symons  (Syn.  pl. 
Londini.  1798)  ist  der  Urheber  dieses  Namens. 


155 

März  blühe,  würde  verdächtig  sein,  wenn  nicht  Sc  v.  überwin- 
ternde Wedel  halte.  Schmidt  hat  also  überwinterte  mit  Sporan- 
gienhäufehen  versehene  Wedel   beobachtet. 

Im  Jahre  1817  erschienen  Opizens  Deutschlands  kryptoga- 
mische  Gewächse,  in  welchem  Verzeichnisse  die  böhmischen  Arten 
laut  einer  Bemerkung  auf  S.  4  mit  Sternchen  bezeichnet  worden 
sind.  Hiernach  kommt  Sc.  v.  auf  rauhen  Felsen  und  in  bergigen 
Wäldern  Böhmens  vor.  Die  entsprechenden  Stellen  stehen  auf 
Seite  57  und  158.  Im  ersten  Hefte  des  Jahrganges  1820  der  in 
Frag  erschienenen  Zeitschrilt  „Kratos",  in  einer  Fortsetzung  des 
Tentamen  florae  cryptogamicae  Boemiae,  S.  18,  gab  Opiz  zwei 
Fundorte  in  Böhmen  an,  nämlich  im  sogenannten  Sskaredydul  bei 
Hrabessin  unfern  Czaslau  und  bei  Neustadt  an  der  Mettau.  Für 
den  ersten  Standort  führt  er  Gregory,  für  den  zweiten  Gregory 
und  Linhart  als  Entdecker  an.  In  dem  Verzeichnisse  der  phane- 
rogamischen  und  kryptogamischen  Flora  Böheims  von  Opiz,  wel- 
ches im  Jahre  1822  im  ersten  Bande  von  Ponfickels  statistischer 
Topographie  von  Böhmen  und  im  Jahre  1823  als  Separatabdruck 
erschienen  ist,  kehren  diese  Angaben  mit  Weglassung  von  Lin- 
harts  Namen  unverändert  wieder.  Den  zweiten  dieser  beiden  Fund- 
orte hat  Milde  in  sein  Buch  über  die  höheren  Sporenpflanzen 
Deutschlands,  S.  19  aufgenommen.  Alle  diese  Angaben  fallen  in 
die   Zeit  vor  der  Veröffentlichung  von    Celakowskys  Prodromus. 

In  den  Filices  Europae  et  Atlantidis,  S.  90,  veröirentichte 
Milde  einen  neuen,  früher  nicht  bekannt  gewesenen  böhmischen 
Fundort,  nämlich  bei  Ottendorf,  mit  dem  Beisatze:  Brückner 
1812,  wobei  bemerkt  wird,  dass  Milde  laut  einer  ausdrücklichen 
Versicherung  in  der  Vorrede  zu  diesem  Werke  darin  nur  solche 
Fundorte  aufgenommen  habe,  von  woher  er  selbst  Exemplare  ge- 
sehen hat.  In  meinem  eigenen  Herbar  ist  die  Spielart  ß.  daeda- 
leiim  durch  einen  Wedel  vertreten,  der  mit  der  Etikette:  Jose- 
phine Kablik.  Riesengebirge,  versehen  ist. 

H  o  h  e  n  b  ü  h  e  I  -  H  e  u  f  1  e  r. 


Correspondenz. 

Triest  am  2.  April  1870. 

Herr  Prichoda  hat  sich  in  dem  Aufsätze  „Zur  Flora  von 
Istnen"  im  Märzhefte  hinsichtlich  der  Veronica  Cymbalaria  Bod. 
geirrt,  denn  sie  kommt  allerdings  in  Istrien  vor,  namentlich  auf 
der  kleinen  Insel  (Scoglio)  St.  Katharina  bei  Rovigno,  wo  ich  sie 
selbst  schon  vor  vielen  Jahren  sammelte.  Uebrigens  haben  wir 
ausser  den  von  Herrn  Prichoda  erwähnten  Veronica-Arlen  auch 
noch  Ver.  serpyllifolia  und  arvensis  sehr  häufig,  dann  V.  acini- 
folia  in  den  Litoralgegenden;    V.  urücifolia  und  latifolia,    letztere 


156 

etwas  seltener,  auf  den  Bergen  Istriens.  In  den  höheren  Berg--  und 
Alpenregionen  kommen  noch  V.  montana  (selten),  fruticulosa, 
alpina,  saxatilis  und  aphylla  vor,  auf  Sumpfwiesen  ziemlich  selten 
V.  longifolia',  endlich  ist  in  der  Umgehung  Pola's  die  Mittelform 
V.  anagalloides  zu  verzeichnen.  Sie  sehen  also  ziemlich  bedeutende 
Zugaben.  Thomas  P ichler  ist  diesmal  sehr  zeitlich  eingetroffen 
und  wird  in  einigen  Tagen  nach  Dalmatien  abgehen,  um  dort  seine 
Sammlungen  zu  veranstalten.  Nach  Krivoscie  und  Cerquize,  wo  er 
vor  zwei  Jahren  botanisirte,  dürfte  er  sich  diessmal  schwerlich 
wagen.  Tommasini. 

Marienwerder,  3.  April  1870. 

Neilreich  (Veget.  Kroat.  112)  bezweifelt  meine  Angabe, 
dass  J.  Host  bei  Sissek  das  Limnanthemum  nymphoides  mit  weis- 
sen Blüthen  gefunden  habe  und  vermuthel,  die  Blüthen  wären  wohl 
nur  im  Herbar  ausgebleicht.  Nun  wäre  es  gewiss  eine  Leichtfer- 
tigkeit von  mir  gewesen,  wenn  ich  die  Blüthenfarbe  hätte  nach 
mindestens  30 — 40jährigen  Herbariums-Exemplaren  bestimmen  wol- 
len, ich  führte  aber  nur  die  Angabe  Host's  an;  denn  auf  der  Eti- 
kette sland  von  seiner  Hand  „floribus  albis",  und  ich  konnte  doch 
nur  voraussetzen,  dass  er  die  Blüthenfarbe  an  der  von  ihm  selbst 
aufgenommenen  lebenden  Pflanze  bemerkt  habe.  Mir  ist  nicht  be- 
kannt, dass  diese  Pflanze  irgendwo  sonst  mit  anderer  als  gelber 
Blumenkrone  gefunden  worden  sei  und  es  wäre  daher  nicht  uninter- 
essant, wenn  die  Host'sche  Beobachtung  von  neuem  bestätiget 
werden  könnte.  Hugo  v.  Klinggräff. 


Personalnotizen. 

—  Dr.  Alfred  Falck  von  Lund  in  Schweden,  befindet  sich 
seil  mehreren  Wochen  in  Wien  und  wird  demnächst  eine  botanische 
Forschungsreise  nach  Siebenbürgen  unternehmen. 

—  Prof.  Unger's  Tod  ist  nach  den  Beschlüssen  der  Gutach- 
tungskommission der  Wiener  mediz.  Fakultät  als  ein  natürlicher  in 
Folge  eines  Slickflusses  eingetretener  zu  betrachten. 

—  Dr.  Ferd.  Kummer,  Kustos  des  k.  botanischen  Gartens 
und  des  Herbariums  zu  München,   ist  am  22.  März  gestorben. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften am  3.  Februar  wurde  von  Prof.  Dr.  H.  Will  in  Giessen 
eingeschickt:  „Eine  Untersuchung  des  weissen  Senfsamens." 
An    Stelle    des    von    Will  im  schwarzen  Senf  gefundenen  myron- 


157 

sauren  Kaliums  enthält  der  weisse  Senfsamen  eine  analoge  Ver- 
bindung- des  Sinai  bin,  das  sich  auch  in  Zucker,  in  eine  Schwe- 
felcyanverbindung    und   in    ein  saures  schwefelsaures  Salz  zerlegt. 

—  In  einer  weiteren  Sitzung  am  10.  Februar  übergab  Dr.  S.  L. 
Schenk  eine  Abhandlung:  „Ueber  die  Vertheilung  des  Klebers 
im  Weizenkorne. w  Die  Kleberzellen  in  braunen  Weizenkörnern, 
welche  bisher  allgemein  als  eiweisshältig  betrachtet  wurden,  zei- 
gen bei  Behandlung  mit  Millon'scher  Flüssigkeit  nicht  die  charak- 
teristische Färbung,  wahrend  die  letztere  im  übrigen  Kerne  deut- 
lich auftritt.  Ferner  werden  dieselben  bei  künstlicher  Verdauung 
oder  bei  Behandlung  mit  Cl  H  verschiedener  Konzentration  nicht 
aufgelöst.  Mit  Alkohol,  Aetiier,  konzentrirter  Schwefelsäure,  kon- 
zentrirter  Kalilauge  versetzte  Querschnitte  zeigen  keine  Verände- 
rung, die  auf  die  chemische  Beschaffenheit  der  sogenannten  Kleber- 
zellen zu  schliessen  berechtigen  würde.  —  Der  Verfasser  bestreitet 
daher,  dass  der  Inhalt  der  sogenannten  Kleberzellen  aus  Kleber, 
respektive  Eiweiss  besteht.  Jos.  Rauter,  Stud.  phil.  in  Graz,  über- 
sendet eine  Abhandlung:  „Zur  Entwicklungsgeschichte  einiger  Tri- 
ehomgebilde."  Der  Verfasser  schildert  den  Entwicklungsgang  einer 
Reihe  von  Trichomen  an  Pflanzen  aus  verschiedenen  Familien  der 
Dikotylen.  Man  kann  im  morphologischen  Aufbaue  derselben  drei 
verschiedene  Fälle  unterscheiden.  Im  ersten  Falle  ist  das  fertige 
Haargebilde  nur  Produkt  einer  Oberhautzelle  (z.  B.  die  Wollhaare 
von  Ribes,  Dictamnus,  Rosa  etc.,  die  Sternhaare  an  üieracium  Pilo- 
sella,  die  Drüsenhaare  von  Dictamnus,  Hieracium,  Azalea  u.  s.  w.).  — 
im  zweiten  Falle  geht  zwar  die  Anlage  des  Gebildes  noch  von 
einer  Epidermiszelle  aus,  im  weiteren  Verlaufe  der  Entwicklung 
betheiligen  sich  jedoch  auch  sekundär  das  unter  der  Oberhaut  lie- 
gende Stengel-  und  Blattparenchym,  sowie  die  den  Haargrund 
zunächst  umschliessenden  Oberhautzellen.  Dadurch  entstehen  stiel— 
oder  höckerfönnige  Gewebemassen,  welche  das  eigentliche  Trichom 
tragen  (Brennhaare  der  Nesseln,  Klimmhaare  des  Hopfens,  Schülfer- 
haare  von  Sherardia,  Köpfchenhaare  von  Correa,    Ribes  u.  s.  w.). 

—  in  einem  dritten  Falle  endlich,  welcher  bei  den  Stacheln  und 
Drüsenhaaren  der  Rosen  vorkommt,  geht  schon  die  Anlage  des 
Trichoms  vom  unterliegenden  Gewebe  aus;  die  Oberhaut  selbst 
betheiligt  sich  dabei  nur  insoferne,  als  sie  durch  gesteigertes  Flä- 
chenwachsthum  dem  Ausdehnungsbestreben  des  sich  unter  ihr  bil- 
denden Gewebekegels  Folge  leistet. 

—  In  einer  Sitzung  der  k.  k.  geologischen  Reichsan- 
slalt  am  1.  Februar  sprach  Prof.  Dr.  Konstantin  Fre4h.  v,  Ettings- 
hausen:  Ueber  die  fossile  Flora  von  Leoben  in  Steier- 
mark. Der  Vortragende  hatte  sich  zur  Aufgabe  gestellt,  die  fossile 
Flora  des  Braunkohlenbeckens  von  Leoben  an  Ort  und  Stelle  zu 
untersuchen.  Es  gelang  ihm,  aus  vier  verschiedenen  Horizonten 
des  mächtigen  Hangenden  Pflanzen  -  Fossilien  zu  erhalten.  Die 
unterste  pflanzenführende  Schichte  besteht  aus  einem  hellfarbigen, 
feinsandigen  Thone,  welcher  unmittelbar  auf  der  Kohle  liegt.  Die- 


158 

sen  überlagert  ein  grauschvvarzer,  bituminöser  harter  Schiefer,  in 
welchem  Pfianzentheile  sehr  selten  zum  Vorschein  kommen.  Das 
Pflanzenreste  einschliessende  Gestein  der  nächst  höheren  Fund- 
stelle ist  ein  röthlichgrauer,  kalkhaltiger  Schieferthon.  Das  Gestein 
der  vierten  Fundstelle  ist  ein  hellgrauer,  häufig  Glimmerblättchen 
einschliessender  Schieferihon.  Die  reichhaltigste  Lagerstätte  findet 
sich  am  Moskenberge.  Die  pflanzenführende  Schichte  besteht  aus 
einem  lichtbraungrauen,  von  äusserst  feinen  Glimmertheilchen  matt 
glänzenden  Schiefer.  Jeder  dieser  vier  Horizonte  enthält  neben 
vielen  gemeinsamen  Arten  auch  eigenthümliche  Species,  welche 
Zeugniss  geben  von  der  Veränderung  der  Vegetation  während  der 
Ablagerungs-Epoche.  Nur  7  Arten  waren  Süsswasserpflanzen,  die 
übrigen  Landpflanzen.  Von  136  in  anderen  Lagerstätten  der  Ter- 
tiärformation gefundenen  Arten  zeigen  69  ein  grösseres  Alter  als 
das  der  Oeningen-Stufe  an.  Die  Braunkohlen  von  Leoben  sind 
sonach  aller  als  die  von  Parschlug.  Die  bezeichnenden  Arten  wei- 
sen die  Flora  von  Leoben  der  Lausanne-  oder  sogenannten  Main- 
zer Stufe  K.  Mayer's  zu.  Von  den  Floren  derselben  zeigt  die  des 
plastischen  Thones  von  Priesen  bei  Bilin  die  meiste  Uebereinstirn- 
mung  mit  der  fossilen  Flora  von  Leoben.  Es  erscheinen  in  der- 
selben die  Proteaceen  und  Leguminosen  in  grösserer  Artenzahl 
repräsentirt.  Aus  diesen  Thatsachen  ist  der  Schluss  zu  ziehen, 
dass  die  fossile  Flora  von  Leoben  jener  des  plastischen  Thones 
von  Priesen  in  der  mittelmiocenen  Epoche  vorherging.  Die  Ver- 
gleichung  der  fossilen  Flora  von  Leoben  mit  der  Flora  der  Jetzt- 
welt ergab  die  Bestätigung,  dass  in  derselben  die  wichtigsten 
Vegetationsgebiete  der  Jetztwelt  vertreten  waren.  Die  zahlreichen 
neuen  Arten  vertheilen  sich  auf  die  Ordnungen  der  Pyrenomy- 
cetes,  Polypodiaceen,  Smilaceen,  Najadeen,  Abielineen,  Myriceen, 
Cupuliferen,  Celtideen,  Moreen,  Artocarpeen,  Urticaceen ,  Plata- 
neen,  Salicineen,  Polygoneen,  Laurineen,  Daphnoideen,  Proteaceen, 
Oleaceen,  Apocynaceen,  Myrsineen,  Ebenaceen,  Vaccinien,  Ampe- 
lideen, Slerculiaceen,  Tiliaceen,  Acerineen,  Malpighiaceen,  Sapin- 
daceen,  Celastrineen,  Hippocrateaceen,  Rhamneen,  Juglandeen,  Ana- 
cardiaceen,  Myrtaceen,  Rosaceen,  Amygdaleen  und  Leguminosen. 
—  In  einer  Sitzung  der  schlesischen  Gesellschaft  für 
vaterländische  Kultur,  am  13.  Januar  zeigte  Wundarzt  Knebel 
1.  Crysanthemum  Leucanthemum  von  einem  Stock  mit  ca.  25  Blü- 
thenstengeln,  von  denen  12  die  Varietät  a  discoideum  trugen,  die 
übrigen  waren  regelmässig;  an  einem  blühenden  Stock  derselben 
Pflanze  bei  Scheitnig  besitzen  särnmtliche  Blüthenköpfchen  nur 
halblange  Randblüthchen.  2.  Campanula  latifolia,  Wald  bei  Striegau. 
Apotheker  Werner  legte  vor  ein  Stück  Opium,  welches  in 
Würtemberg  gewonnen,  20  pCt.  Morphium  enthält,  und  berichtet 
über  einen  früheren  Versuch  der  Art  in  Thüringen,  welcher  wegen 
ungenügenden  Ertrags  aufgegeben  wurde.  Dr.  Engler  hielt  einen 
Vortrag  über  die  Escalloniaceen  und  Cunoniaceen  von 
Südamerika.    Vortragender  vereinigt  nach  dem    Vorgange   von    A. 


159 

Braun  diese  Familien  mit  den  Saxifrageen,  Ribesiaceen,  Franco- 
aeeen,  Philadelpheen,  Elatineen,  Crassulaceen  und  Tamariscineen 
zu  der  Ordnung'  der  Saxifraginae,  welche  1000  Arten  umfasst  und 
in  die  Reihe  der  Rosiflorae  gehört.  Zu  den  Escalloniaceen  gehören 
17  Galtungen  mit  1 — 2  Arten;  Escallonia  selbst  hat  39  (40)  Arten; 
sie  sind  auf  den  Inseln  der  südlichen  Halbkugel,  so  wie  in  Süd- 
amerika vom  Cap  Hörn  bis  Carracas  und  von  der  Meeresküste  bis 
10.000'  Höhe  an  Flüssen  und  Bächen  verbreitet,  Strauch-  oder 
baumartig,  in  den  höheren  Regionen  der  Anden  nach  Gestalt  und 
Vorkommen  an  unsere  Alpenrosen  erinnernd.  Zu  den  Cunoniaceen 
gehören  18  Gattungen  mit  ähnlicher  Verbreitung  in  den  Inseln  der 
südlichen  Hemisphäre;  nur  3  Gattungen  mit  42  Arten  finden  sich 
im  mittlem  und  südlichen  Amerika.  Der  Sekretär  schlägt  vor,  zur 
Herstellung  eines  innigeren  Verkehrs  der  botanischen  Sektion  mit 
den  Freunden  der  Botanik  in  der  Provinz  im  Laufe  des  Sommers 
eine  mit  einer  botanischen  Exkursion  zu  verbindende  Sitzung  an 
einem  noch  zu  vereinbarenden  Orte  der  Provinz  zu  veranstalten.  — 
In  der  Sitzung  vom  27.  Januar  gab  Dr.  Stenzel  einige  Nachträge 
zur  Flora  der  Umgegend  von  Wüstewaltersdorf  an  der  Eule.  Er 
hob  zunächst  hervor:  Aspidium  lobatum  nur  im  oberen  Theile 
eines  kleinen  Thaleinschniltes  am  Fusse  der  Eule;  Gentiana  ger- 
manica auf  einer  Grasfläche  abwärts  der  Strasse  nach  Reichen- 
bach; Brachypodium  pinnalum,  Trifolium  rubens  auf  dem  Mühlen- 
berge, das  letztere  vereinzelt  auf  dem  Stenzelberge;  Origanum 
vulgare  um  den  Hexenstein.  Er  zeigte  ferner,  dass  von  den,  der 
oberen  Bergregion  (2600 — 3160')  nach  Sadebeck  ausschliesslich 
eigenen  Pflanzen  mehrere  weit  in  die  unlere  Region  herabsteigen, 
so  namentlich  Circaea  alpina,  Ranunculus  aconitifolius,  Cirsium 
heterophyllum,  während  das  für  dieselbe  sehr  bezeichnende  Athy- 
rium  alpestre  bei  Sadebeck  fehle.  Dasselbe  bedeckt  in  grosser 
Menge  die  Koppe  der  hohen  Eule  über  Dorfbach  und  Wüstewal- 
tersdorf, steigt  aber  nirgends  unter  2800'  herab.  Sparsam  findet 
es  sich  in  gleicher  Höhe  über  den  obersten  Häusern  des  Euldör- 
fels  (Eulburg)  im  Walde  mit  Asp.  Orenpteris.  Geheimrath  Goep- 
pert  macht  darauf  aufmerksam,  dass  Athyrium  alpestre  von  allen 
Farnen  im  Herbst  am  frühesten  vertrockne  und  sich  dadurch  von 
dem  so  ähnlichen  Filix  femina  unterscheide.  Dr.  Colin  zeigt  eine 
Reihe  von  grossen  Glasphotographien  botanischer  Ob- 
jekte, angefertigt  von  Dr.  Benecke  in  Königsberg,  und  im  Besitz 
des  Physiker  Boettcher,  welcher  diese  Photographien  bei  seinen 
Vorstellungen  benützt,  indem  er  das  Bild  derselben  mit  Hilfe  eines 
Nebelbilder-Apparats  auf  die  ausgespannte  Leinwand  wirft;  er  erzielt 
auf  diese  originelle  Weise  ausserordentlich  stark  vergrösserte 
Demonstrationen  der  feinsten  mikroskopischen  Verhältnisse  (z.  B. 
die  Slreifensysteme  der  Pleurosigma  angulata)  in  grösster  Klarheit 
und  Schärfe.  Stabsarzt  Dr.  Schroeter  hielt  einen  Vortrag  über 
die  Brand-  und  Rostpilze  in  Schlesien  und  übergibt  ein 
Verzeichniss  der    von  ihm  mit  Unterstützung  des  Dr.   Schneider 


160 

in  Schlesien  aufgefundenen  Brand-  und  Rostpilze.  In  demselben 
werden  32  Ustilagineen  aut  44,  und  120  Uredineen  auf  330  Nähr- 
pflanzen angeführt.  F.  Colin,  Sekretär  der  Sektion. 


Sammlungen. 

—  Pflanzen  der  Centralalpenkette,  die  Centurie  zu  5  fl.,  ver- 
kauft Rudolf  Hinterhuber,  Apotheker  in  Mondsee. 

—  R.  Parkinson  gibt  lieferungsweise  ein  Herbarium  der 
Algen  der  Nordsee  heraus.  Die  Sammlung  wird  aus  35  Blättern 
bestehen,  von  denen  monatlieh  5  erscheinen. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingetroffen:  Von  Herrn  Br.  Thürnen,  mit.  Algen.  — 
Von  Herrn  Oertel,  mit  Pflanzen  aus  der  Wetterau  in  den  Pyrenäen.  —  Von 
Herrn  Dr.  Falck,  mit  Pfl.  aus  Schweden  und  Norwegen.  —  Von  Herrn  R.  v. 
Tommasini  mit  Pfl.  aus  Istrien. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Lutz,  Dr.  Trau a,  Dr.  Lag- 
ger, Winter,  Sekera. 


Inserat. 

Verlag  von  F,  A.  Brockhans  in  Leipzig' 

Soeben  erschien: 

Xenia  Orchidacea. 

Beiträge  zur  KLenntniss   der  Orchideen 

von  Heinrich  Gustav  Keichenbach  fil. 

Zweiter  Band.    Siebentes  Heft. 

Tafel  CLXI-CLXX;    Text  Bogen  19—21. 

4.     Geh.  2  Thl.  20  Ngr. 

Von  diesem  für  Botaniker  und  alle  Freunde  der  Pflanzenkunde  sowie 
für  Bibliotheken  höchst  wichtigen  Werke  ist  nach  längerer  Pause  wieder  ein 
Heft  als  Fortsetzung  erschienen. 

Der  erste  Band,  enthaltend  100  Tafeln  und  31  Bogen  Text,  kostet  in 
10  Heften  26  Thlr.  20  Ngr.,  gebunden  30  Thlr.  und  ist  durch  alle  Buchhand- 
lungen zu  beziehen.    Jedes  Heft  des  zweiten  Bandes  kostet  2  Thlr.  20  Ngr. 


Kedakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofltz   —  Verlag  von  C.  G-erold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  Ueberreuter  sehe n  Buchdruckerei  (M.  Salzer). 


Ocsterreichische 

Botanische  Zeitschrift 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

Die    österreichische  Exemplare, 

botanische    Zeitschrift               Knfllllb    1111*1  Biniotiii  iah                 die  frei  durch  die  Posi  be- 

erscheint                            »UMUIH    UHU  IHHd  lllhfl  .              zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  Mos  beider   Redaktion 

SS  JffSTE  S.1*  Gärtner,  Ockonoiiieii,  Forslmänuer,  Aerzle,   ^TT^SSS^ 

C3  Thlr.  10  NgrJ  Im  Wege  des 

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10  kr.  öst.  W.  K**'    O  Buchhandlungen. 


XX.  Jahrgang. Wlfflf. Juni  1870. 

INHALT:  Viola  ambig ua  und  V.  Thomasiana.  Von  Dr.  Kerner.  —  Beschreibung  der  Carex- 
Arten.  Von  Kohts.  —  Zur  Flora  von  Presburg.  Von  Holuby.  —  Vegetations-Verhaltuisse.  Von  Dr. 
Kern  er.  —  Reise  in  Serbien.  Von  Dr.  Pancic.  —  Literaturberichte.  Von  Hohenbiihel-Heuflcr, 
ß  ar  t|s  c  h.  —  Correspondenz  Von  Tommasini,  Janka,  T  hürnen,  Dr.  Kerner.  Zimmermann. 
Dr.  Seemann.  Personalnotizen.  —  Vereine.  Anstalten  ,  Unternehmungen.  —  Literarisches.  —  Bo- 
tanischer Tauschverein.  —  Inserat. 


Viola  amhigua  W.  K.  in  Niederösterreich  und 
Viola   Thomasiana  Perr.  et  Song,  in   Tirol. 

Von  A.  Kerner. 

Bei  Gelegenheit  eines  im  April  ausgeführten  Ausfluges  nach 
NieiJerösterreieh,  besuchte  ich  auch  die  sonnigen  südöstlichen  Ge- 
hänge der  Berge,  welche  sich  an  der  Mündung  des  Donauthales 
nördlich  von  Stein  und  Krems  aufböschen.  Ich  hatte  dieses  Terrain 
seit  meiner  Studienzeit  nicht  mehr  begangen  und  wollte  die  seit 
langem  nicht  mehr  gesehenen  östlichen  Pflanzenformen,  welche 
dort  ihre  Weslgrenze  erreichen,  wiedersehen,  und  die  Art  und 
Weise  ihrer  Gruppirung  zur  Massenvegetation,  welche  mich  in  der 
ersten  Zeit  meiner  botanischen  Studien  noch  wenig  interessirt 
hatte,  untersuchen.  Obschon  die  Entwicklung  der  Pflanzen  im 
Ganzen  noch  sehr  weit  zurück  war,  konnte  ich  doch  so  viel  sehen, 
dajs  jene  östlichen  Pflanzen  dort  genau  so,  wie  auf  den  ungari- 
schen Puszten  combinirt  waren,  und  dass  diese  Gehänge  mit  der 
exquisitesten  Stipa  -Formation,  in  welcher  Stipa  capillata  als  ton- 
angebende Art  erscheint,  überzogen  sind.  Neben  den  alten  Be- 
kannten  fand    ich    aber    bei  dieser  Gelegenheit    auch  eine  für  das 

Oesterr.   botan.  Zeitschrift.  6.  Heft.  1870.  1  l 


162 

cisleithanische  Oesterrcich  neue,  bisher  nur  aus  den  ungarischen 
Ptiszlen  und  dem  südlichen  Russland  bekannte  Pflanzenart,  nämlich 
die  seltene  viel  verwechselte  und  nur  von  wenigen  richtig"  ge- 
kannte Viola  ambigua  W.  K.  (V.  campestris  M.  B.).  Sie  wächst 
hier  an  den  sterilsten  Stellen  auf  dem  die  Bergabhänge  überklei- 
denden Lössboden  und  zwar  zumeist  in  Gesellschaft  von  Scorzonera 
austriaca.  Die  gefundenen  Exemplare  stimmen  sowohl  mit  jenen, 
welche  ich  selbst  auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  in  Ungarn  seiner 
Zeit  gesammelt  habe,  so  wie  mit  solchen  aus  Südrussland  und  end- 
lich mit  der  Kita ibel'schen  Beschreibung  und  Abbildung  und  einem 
Kit  ai  b ersehen  Originalexemplar  im  Herb,  der  Innsbrucker  Univer- 
sität auf  das  genaueste  überein.  Die  tiefvioletten  Blüthen  hauchen 
den  angenehmsten  Veilchengeruch  aus  und  sämmtliche  Blätter  sind 
dicklich  und  steif  aufrecht  und  wie  Kitaibel  sehr  richtig  be- 
schreibt, zur  Zeit  der  Blülhe  wie  röhrig  zusammengerollt,  wo- 
durch sie  etwas  an  die  von  Kitaibel  verglichene,  in  Gärten 
häufig  kultivirte  Viola  cucullata  erinnern.  Wenn  man  die  Blätter 
auseinanderrollt ,  erscheinen  sie  an  der  Basis  niemals  herzförmig, 
sondern  gesluzt  oder  selbst  geschweift  in  den  Blattstiel  verlau- 
fend und  lassen  sich  in  ßelreir  ihres  Zuschnittes  am  besten  mit 
den  mittleren  und  unteren  stengelsländigen  Blättern  der  Viola 
elatior  vergleichen.  Eine  Eigentümlichkeit,  deren  Kitaibel  in 
der  Beschreibung  (W.  K.  Vol.  II.  p.  208)  nicht  erwähnt,  die  aber 
nicht  wenig  dazu  beiträgt,  der  Pflanze  ein  sehr  autfallendes  An- 
sehen zu  geben,  ist  die  fleischige  Konsistenz  der  Blätter  die  am 
besten  mit  jener  der  Vincaherbacea  verglichen  werden  kann.  Auch 
die  von  den  verwandten  Viola-Arten  abweichende  Nervatur  ver- 
dient eine  besondere  Berücksichtigung.  Es  inuss  hier  noch  be- 
merkt werden,  dass  Viola  ambigua  Koch  von  dieser  echten  Viola 
ambigua  W.  K.  gänzlich  verschieden  ist.  Koch,  der  seine  „Viola 
ambiguau  von  Thomas  aus  dem  Wallis  erhalten  hatte,  war  über  diese 
Pflanze  selbst  zweifelhaft  und  bemerkt  von  ihr  in  der  Synopsis: 
„Planta  mihi  haud  satis  notaj  vivam  nondum  vidi  nee  folia  aestivalia." 
Diese  von  Koch  mit  Viola  ambigua  W.  K.  konfundirte  Pflanze 
wurde  in  neuerer  Zeit  an  mehreren  Orten  im  Wallis,  Waadt, 
Tessin  und  in  Savoyen  wiedergefunden  und  von  Perr.  et  Song, 
in  C.  Billot.  Annot.  p.  183  als  Viola  Thomasiana  beschrieben. 
Auch  in  Tirol  wurde  dieselbe  aufgefunden  und  zwar  zuerst  von 
Gander  im  Jahre  1863  in  Sexten  im  Pusterthale  an  der  Holz- 
grenze unter  dem  „Helm,"  dann  im  Jahre  1866  von  Huter  und 
Ausserdorfer  bei  Set.  Jakob  und  Steinhaus  im  Ahrnthale  und 
später  auch  bei  Sand  in  Taufers  und  von  da  durch  ganz  Mühlwald 
bis  in  das  Lappachthal.  Nachdem  man  einmal  auf  diese  Art  auf- 
merksam gemacht  war,  stellte  sich  nachträglich  heraus,  dass  sie 
fast  durch  das  ganze  Gebiet  des  Pusterthales  an  Waldrändern  und 
an  lichten  busebigen  mit  Larix  bewachsenen  Abhängen,  besonders 
an  felsigen  Plätzen  und  mit  Vorliebe  auch  im  Halbschatten  der 
Alnus  viridis    in    dem   Höhengürtel   von  950   bis  1600  Meter  ver- 


163 

breitet  sei,  und  es  ist  sehr  wahrscheinlich  ,  dass  sie  auch  weiter 
westlich  und  östlich  unter  ähnlichen  Verhältnissen  auf  den  südlich 
abzweigenden  Bergrücken  der  Centralkette  heimisch  sein  wird. 
Hausmann  nannte  die  ihm  von  Gander  gesandte  Pflanze  in  litt. 
Viola  Ganderi,  und  unter  diesem  Namen  sind  sehr  zahlreiche 
Exemplare  durch  Huter's  Tauschanstalt  versendet  worden.  Sa- 
voyische  von  den  Autoren  selbst  auf  dem  Miranlin  gesammelte 
Exemplare  der  Viola  Thomasiana  Perr.  et  Song.,  welche  ich  der 
Güte  meines  hochverehrten  Freundes  Lagger  verdanke,  stimmen 
mit  der  tirolischen  Pflanze  auf  das  genaueste  überein.  Viola  Thoma- 
siana besitzt  denselben  köstlichen  Veilchengeruch  wie  V.  ambigua 
W.  K.,  weicht  aber  von  dieser  aul  den  ersten  Blick  dadurch  ab,  dass 
ihre  Blumen  zur  Zeit  der  vollen  Blüthe  über  die  jungen  mit  den 
Blumen  gleichzeitig  entwickelten  Blätter  hinausragen,  während  um- 
gekehrt an  V.  ambigua  W.  K.  die  Blumen  von  den  jungen  Blättern 
überragt  werden.  Ferner  weicht  V.  Thomasiana  von  V.  ambigua  W.  K. 
durch  die  etwas  herzförmigen  weichen  Blätter,  die  blass  rötlilich— vio- 
letten Blumen,  die  kurz'en  breiten  fast  rundlichen  Blumenblätter 
sehr  auffallend  ab.  Wenn  man  die  Blätter  der  V.  ambigua  YV.  K.  im 
Zuschnitte  mit  den  unteren  Stengelblättern  der  V.  elatior  vergleichen 
könnte ,  so  Hessen  sich  anderseits  jene  der  V.  Thomasiana  mit 
denen  der  V.  collina  Besser  in  Vergleich  stellen.  Im  ausgewach- 
senen Zustande  sind  sie  diesen  in  der  That  zum  Verwechseln 
ähnlich;  und  so  verschieden  V.  Thomasiana  und  V.  collina  zur  Zeit 
der  Blüthe  erscheinen ,  so  sehr  gleichen  sie  sich  zur  Zeit  der 
Fruchtreife  im  Sommer  und  im  Herbste,  wenn  die  Blätter  völlig 
entwickelt  sind.  Es  geben  dann  nur  die  kürzeren  Fransen  der 
Nebenblätter  und  das  grössere  Längenausmass  der  Blätter  einen 
sicheren  Anhaltspunkt  zur  Unterscheidung  ab. 

Ich'  kultivire  Viola  Thomasiana  Perr.  et  Song,  seit  vier 
Jahren  im  botanischen  Garten  und  habe  nun  heuer  auch  von  der 
echten  V.  ambigua  W.  K.  eine  ziemliche  Anzahl  lebender  Exem- 
plare aus  Niederösterreich  mitgebracht  ,  so  dass  ich  in  der  Lage 
bin  von  beiden  Arten,  solchen,  die  sich  näher  für  diese  Veilchen 
interessiren  sollten,  lebende  Exemplare  abzutreten. 

Innsbruck  im  Mai  1870. 


Beschreibung* 
neuer  und  Charakteristik  einiger  bekannten  Oarex- Arten. 

Von  F-  Kohts. 

(Schluss.) 

4.  Carex  distans  L.    var.   flavescens  Host.   Gram.   4.  53. 
t.  96.  spec. 

11* 


164 

Unter  der  Bezeichnung  „Carex  distans  L.  var.  .  .  ."  erhielt 
ich  eine  Form  durch  kern  er  von  Innsbruck  (Mühlau),  welche 
sich  bei  näherer  Untersuchung  als  die  oben  bezeichnete  ergab. 
Diese  nach  Host  auch  in  Ungarn  (Siehe  Schur  Sertum  etc. 
p.  3001J  vorkommende  Pflanze  zeichnet  sich  hauptsächlich  aus 
durch  die  .,vaginae  apice  in  appendicem  membranaceam 
producta  e.*'  Während  ferner  bei  der  ausgeprägten  Carex  distans 
der  Halm  ganz  glatt  und  einfach  ist,  sind  bei  der  Form  flave- 
scens die  Ränder  des  oberen  Theiles  desselben  scharf  und  der 
Halm  zeigt  an  der  Basis  deutliche  Spuren  einer  beginnenden  Ver- 
ästelung. Nicht  minder  auffallend  sind  auch  die  bei  flavescens  ge- 
wimperten,  weisslichen  ,  hingegen  bei  distans  genuina  kahlen, 
braunen  Deckblätter.  Ausserdem  sind  die  Schläuche  der  ersteren 
Form  mehr  eiförmig,  während  Carex  distans  länglich  verkehrt- 
eirunde  zeigt.  Trotz  allen  diesen  Abweichungen  halte  ich  unsere 
Pflanze  für  eine  von  Carex  distans  L.  spezilisch  nicht  verschiedene 
Form,  sondern  für  eine  Varietät  derselben.  AT  ei  Ire  ich  zieht  Carex 
flavescens  Host,  wie  ich  glaube  mit  Unrecht,  zu  Carex  fulva 
Good.  Zwar  deuten  die  eiförmigen  Schläuche,  der  oberwärts  rauhe 
Halm  und  Zahl,  sowie  Form  und  Stellung  der  Aehrchen  auch  auf 
einen  Zusammenhang  mit  dieser  Art  hin  ,  doch  sind  dieses  Kenn- 
zeichen, welche  allen  Arten  dieser  Gruppe  eigen  sind.  Hingegen 
steht  mancher  Unterschied  einer  Vereinigung  entgegen.  Während 
z.  B.  Carex  fulva  fast  aulgeblasene,  viel  nervige,  beinahe  sparrige 
abstehende  Schläuche  hat,  deren  Schnäbel  und  zum  Theil  auch 
untere  Ränder  scharf  sind,  finden  wir  bei  C.  flavescens  nerven- 
lose, aufrechte  und  ganz  glatte  Schläuche.  Sind  ferner  die  Deck- 
blätter der  Schläuche  hei  Carex  flavescens  lang  begrannt,  so 
linden  wir  sie  hingegen  bei  C.  fulva  spitz.  Eher  nähert  sich  die- 
»elhe  der  Carex  Hornschuchiana  Hppe.,  welche  ich  für  verschieden 
von  C.  fulva  halle.  Doch  ist  eine  Vereinigung  mit  derselben  der 
aufgeblasenen,  rauhen  Schläuche  der  Carex  Hornschuchiana  halber 
nicht  zulässig,  so  dass  also  Carex  flavescens  wohl  am  besten  zu 
distans  zu  ziehen  ist. 

5.  Carex  Hemer  i  Kohts  ined.  n.  sp.  ex  affinitate  Caricis 
ferrugineae  Scop. 

Rhizoma  subrepens.  Culmus  erectus,  subteres,  laevis,  inter- 
dum  apice  scabriuiculus,  foliosus,  glaber.  Folia  lata  firma, 
margine  scabra ,  sed  carina  laevissima,  culmo  adpressa, 
multoque  eo  breviora.  Bracteis  foliaceis,  evaginalis,  culmum 
sub aequantibus.  Spica  mascula  solitaria,  erecta,  clavaeformi, 
apice  latiore;  femineis  1 — 5,  remotius cutis;  suprema  minima, 
stibglobosa,  1 — 4  flora,  incluse-p  edunculata;  reliquis 
sub-clavatis,  sublaxi-  et  multifloris,  erectis,  pedunculis  gracil- 
limis  exserte  inndentibus.  Stigmata  3.  Squarnae  mascu/ae  lanceo- 
latae,  acutatae,  fuscescentes,  carina  hyalino-albidae;  femineae 
spicae  supre  mae  ovatae,  obtusissi  mae,  emucronatae; 
reliquarum  ovato-ob long ae,  obtusae,  mucr o nulatae.  Utri- 


165 

cnli  sgvamas  superantes,  lanceola to-t rigoni,  laeves,  patlido- 
viridi,  apicem  versus  purpurascentes,  glabri,  obsolete  nervosuli.  in 
rostrnm  haud  breve,  bidentatum,  dentibus  aculiusculis,  scabri- 
vsculis,  altenuati.  Achenio  oblongo,  basi  altenuato,  utriculo  dimi- 
dio  breriore. 

Sub  A/i  pedalis: 

Tirolia  centralis:  In  monte  Burgstall  ad  Fulpmess  in  volle 
Stubai^  solo  calc-dolom.  Kerner  leg.  Carex  alpig  ena  Kerner 
{in  schedula  speciminis  nucum  communicati).  Salutavi  cirurn  dor-. 
tissimum,  qui  in  explicandis  stirpibus  Tirol  ensibus  mullum  desudavit 
nee  parum  ad  rem  botanicam  contulit,  cujus  nomen  semper  habe- 
bit  locum  in  flora  Austriaca. 

Die  meisten  Arien  dieser  Gruppe  unterscheiden  sieh  von  dieser 
Art  durch  die  schmal  gefall  eleu  Blätter;  unsere  Pflanze  hat  ziem- 
lich breite  starre  Bliilter,  was  nur  noch  bei  C  ferruginea  Scop., 
jedoch  in  viel  geringerem  Masse  der  Fall  ist.  Von  dieser  unter- 
scheidet sie  sich  auffallend  durch  die  aufrechten  Aehrchcn,  die 
glatten,  lanzettlich-dreiseitigen,  gekielten,  ziemlich  lang  geschnä- 
helten  Schlauche  und  die  begrannten  unteren  aber  sehr  stumpfen 
oberen   Deckblätter. 

Am  nächsten  scheint  sie  der  Carex  geniculata  Host.  (Gram. 
4.  52.  t.  94)  zu  stehen,  bei  welcher  nämlich  das  oberste  weibliche 
Aehrchen  auch  kleiner  ist  als  die  andern.  Während  aber  C.  Ker- 
neri  gerade  unter  den  Schläuchen  dieses  kleineren  Aehrchens  ganz 
stumpfe,  ja,  man  könnte  fast  sagen,  abgestutzte  Deckblätter  hat, 
sind  dieselben  bei  C.  geniculala  spitz.  Auch  sind  die  Schläuche 
derselben  am  Rande  schart*  und  in  der  Form  länglich-lanzettlich 
und  die  Blätter  rinnig  zusammengefaltet.  Carex  brevifolia  Host. 
(Gram.  4.  50.  t.  89)  unterscheidet  sich  nach  der  von  Host  gege- 
benen Beschreibung  durch  die  geringere  Anzahl  der  weiblichen 
Aehren  (1 — 2),  welche  zur  Blüthezeit  nickend  sind,  sowie  durch 
die  verkehrt-eiförmigen,  scharfen  Schläuche  und  Carex  spadicea 
Host.  (Gram.  4.  51.  t.  91)  durch  die  gewimperten  Deckblätter 
und  die  länglichen  scharfen  Schläuche.  Meiner  Ansieht  nach  sind 
die  eben  erwähnten  3  Formen,  welche  von  Host  auf  den  Tiroler 
Alpen  angegeben  werden,  keine  guten  Arten,  vielmehr  samint  und 
sonders  zu   Carex  ferruginea  Scop.  zu  ziehen. 

Die  Carex  chlorostachys  Steven  endlich,  welche  noch  in 
diese  Abtheilung  gehört,  ist  mir  nur  aus  der  für  dieses  Genus 
unzulänglichen  Beschreibung  Steven's  bekannt,  welche  ich  hier 
folgen  lasse: 

„Spiea  inascula  solitaria;  femineis  ternis,  exserte 
p  ed  unc  ulatis;  Stigma  tibus  3;  fructibus  lanc  eolato-tri- 
quetris,  apice  in  ein  brau  aceo,  subbilobo,  squama  ovata 
obtusissima  ine  m  branaeeo-m  arginata  longioribu  s."  Stev. 
(in  Mein.  Soc.  Mosq.  4.  68.)  Es  ist  hieraus  zwar  ersichtlich,  dass 
sie    von    meiner    Art  verschieden  zu  sein  scheint  und   zwar  durch 


16fi 

die  lanzeltlieh -dreikantigen,  kurz -zweilappigen  Schläuche  und 
durch  die  am  Rande  trockenhäutigen  Deckblätter,  aber  es  mangelt 
uns  jede  nähere  Kenntniss  von  der  Form  der  Blätter  und  Trag- 
blätter, welche  hier  so  wichtig  ist,  und  von  der  Form  und  Stellung 
der  weiblichen  Aehrchen,  so  wie  von  der  Farbe  der  Deckblätter, 
so  dass  man  nicht  einmal  genau  weiss,  ob  diese  Art  überhaupt  in 
die  Gruppe  der  Carex  ferruginea  zu  stellen  sei.  Ich  folgte  Bie- 
b  erst  ein,  welcher  sie  derselben  nahe  stellt. 

6.  Carex  pallescens  L.  var.  alpestris  Kohts  ined.  Durch 
Kern  er  erhielt  ich  eine  von  ihm  im  Stubaithale  der  Centralalpen 
Tirols  gesammelte  Pflanze,  welcher  folgende  Zeilen  auf  dem  Zettel 
beigefügt  waren:  „Circa  7000'  gesammelt,  also  an  einem  auffallend 
hochgelegenen  Standorte.  Scheint  mir  nichtsdestoweniger  von  Carex 
pallescens  nicht  verschieden."  Die  eingehendere  Untersuchung  er- 
gab Folgendes:  DerHalm  wie  die  Blätter  und  Blattscheiden 
sind  ganz  kahl;  die  beiden  ersteren  starr  aufrecht.  Die  Blätter 
ziemlich  breit  und  am  Rande,  von  der  Basis  an,  sehr  scharf, 
während  der  dreikantige  Halm  nur  oberwärts  etwas  rauh  ist.  Ge- 
wöhnlich befindet  sich  in  der  Mitte  desselben  noch  ein  Blatt, 
welches  fast  die  Spitze  des  Halmes  erreicht,  an  der  Basis  aber 
ganz  glatt  und  nur  an  der  Spitze  etwas  scharf  ist.  Die  Tragblätler, 
alle  blallartig,  sind  am  Grunde  querwellenförmig  und  über- 
ragen den  Halm,  mit  der  Basis  den  Halm  umfassend.  Weibliehe 
Aehrchen  2 — 3,  dicht  gedrängt,  aufrecht;  das  oberste  fast  sitzend, 
das  unterste  oder  beide  unteren  heraustretend  gestielt.  Schläuche 
länglich  verkehrt-eiförmig,  glatt,  abgestumpft,  ung esc h nabelt 
oder  in  einen  ganz  kurzen  abgestutzten  Schnabel  endigend,  länger 
als  die  eiförmigen,  zugespilzt-begrannten  Deckblätter.  Es  stellt 
sich  die  vollständige  Beschreibung  heraus,  wie  folgt: 

Radix  stolonibus  destituta.  Culmus  triqueter,  laevis,  non  nisi 
ad  apicem  scabriusculus,  saepe  in  media  folio  basi  laevi 
apice  scabriusculo  instructus.  Folia  lata,  firma,  mar- 
gin e  nee  non  carina  scabra,  g  lab  errima  ut  foliorum 
vaginae.  Bracteae  foliaceae,  basi  transversim  rugulosae, 
amplectentes,  lotum  superantes  eulmum;  laeves  T>el  scabriusculae. 
Spica  mascula  solitaria,  terminalis,  tenuis  cylindrica;  femineis 
geminis  viel  ternis,  confertis,  erectis,  ellipticis,  densiftoris; 
suprema  sessili,  infima  (vel  duabus  inßmis)  exserte  peduneulata, 
peduneuits  scabris.  Squamae  masculae  otato-oblongae ,  aewni- 
nato-cuspidalae.  glabrae  hyalino-albidae;  femineae  ovatae,  cuspi- 
dato-mucronatae,  uninerviae,  pallido  fuscescentes ,  glabrae, 
utriculis  breviores.  Utriculi  obovato-obtongi,  subtruncati,  laeves, 
enernii,  virides,  erostrati  vel  rostro  brevissimo,  trun- 
cato,  ore  integro,  terminati.   lx/%  pedalis. 

Tirolia  centralis:  in  ascensu  ad  montem  Kreitspitz  supra 
Ranalt  in  valle  Stubai  sup;  solo  schistoso   7000! 

Eine  ähnliche  Form,  wie  die  eben  beschriebene  erhielt  ich 
durch  Vermittelung  von  Stein  (Geschäftsführer  des  „Schlesischen 


167 

botanischen  Tauschvereins"  in  Breslau)  von  Hoiuby  bei  Nemes- 
Podhragy  in  Ungarn  und  durch  Hervier-Basson  von  Legrand 
im  Departement  Loire  des  östlichen  Frankreichs  gesammelt.  Die- 
selbe weicht  nämlich  von  Carex  pallescens  L.  auch  durch  die 
ganz  kahlen  Blaltscheiden  und  Biälter  ab,  hat  aber  nicht  die  Steife 
des  Stengels  und  der  breiten  Blätter,  und  die  Schläuche  fand  ich 
stets  kurz  zwei-zähnig  geschnäbelt. 

7.  Carex  rhynchophysa  C.  A.  Mey.  Radix  fibrös a.  Culmus 
basi  foliatus,  triqueter,  sc  ab  er.  Folia  plana,  lata,  in  ar- 
gine scabr  a,  cul m u m  longiss i m u m  Qsub  2-pedaiem)  aeg  ua n- 
tes  rel  superantes.  Bracteae  foliaceae,  foliis  paulum  an- 
gustiora,  maximae,  scabrae,  infima  satis  longae  vaginuns, 
culmum  aequans  aut  super  ans.  Spica  mascula  subsolitaria,  tertia- 
na lis,  multiflora,  gracilis ;  ft>.  m  in  eis  1  —  4 ,  romotis  s  i  mis,  c  y- 
lindricis,  erectis,  densifloris,  sessilibus,  vel  infima  btevis- 
sime  incluse-pedunculata,  basi  vel  apice  saepissime  flori- 
b  us  nonnullis  masculis  instructis,  suprema  et  infima 
sub  minor ibus;  sup  remis  bracteis  destitutis.  Squamae 
masculae  lanceolatae,  acutae,  obtusaece,  albo-pallidae,  utiinerr>iae, 
nervo  fuscescenti;  f emineae  ovatae,  acutae,  nninerviae,  fla- 
vescentes,  glabrae  et  laeves.  Uiriculi  globosi,  infiati;  patea- 
tissimi,  glabri,  i  ostrati,  rostro  s  atis-  long  o,  bidentato ,  denti- 
bus  patulis,  squamas  %  superantes.  Borussia  occidenlalis: 
Philippi  in  ditione  Bernensi,  in  paludosis.  Inoenitur  quoque  ad 
magiium  lacum  Schioeinebudensee  nominatum  prope  Bernas.  (Be- 
rent)  sed  ubique  rarissima. 

Steht  am  nächsten  der  Carex  rostrata  With  (Brit.  1059) 
non  Mühlenberg.  (C.  ampuUacea  Good.),  ist  jedoch  von  der- 
selben sicher  spezifisch  verschieden.  Ich  hielt  sie  auch  anfänglich 
für  eine  Form  derselben  mit  entfernten  weiblichen  Aehrchen,  da 
ich  sie  nur  flüchtig  besichtigt  und  dabei  die  flachen,  breiten  Blatter, 
sowie  den  rauhen  Halm  und  die  kurzen  Deckblätter  nicht  bemerkt 
hatte.  Auffallend  waren  mir  gleich  bei  dem  ersten  Orte,  wo  ich  sie 
fand,  nämlich  in  einem  Graben  eines  Torfbruches  vor  Philippi  bei 
Bereut,  die  grosse  Masse  der  sterilen  Blattbüschel  gewesen,  welche 
fast  die  ganze  Breite  (\cs  Grabens  ausfüllten  und  in  welchen  die 
wenigen  blühenden  oder  fructificirenden  Stengel  fast  verschwanden. 
Hingegen  bemerkte  ich  an  dem  zweiten  Standorte  am  Gr.  Schweine- 
budensee  bei  Berent  auch  nicht  ein  einziges  steriles  Blattbüschel, 
vielmehr  standen  die  fructificirenden  Halme  gerade  so  zahlreich 
zusammen,  als  bei  Carex  rostrata  With,,  welche  nicht  weit  davon 
in  unzähliger  Menge  stand.  Zur  näheren  Untersuchung  wurde  ich 
erst  durch  Klatl,  einen  um  die  preussische  Flora  sehr  verdienten 
Botaniker,  angeregt,  welcher  dem  Namen  vCarex  rostrata  With. 
var.  .  .  .",  den  ich  auf  der  Etiquette  der  ihm  mitgetheilten  Exem- 
plare geschrieben  hatte,  ein  Fragezeichen  beisetzte. 

Allein  allen  mir  zugänglichen  Werken  fehlte  eine  Art,  welche 
mit  der  qu.  Pflanze  übereingestimmt  hätte.   Jetzt,  vor  kurzer  Zeit, 


168 

kamen  mir  nun  Janka's  „Adnotationes  in  plantas  dacicas" 
zur  Hand,  welche  unter  Nr.  320  Carex  rhynchophysa  C.  A.  Mey. 
mit  folgender  Beschreibung- enthielten:  „Culmus  3-queter,  folia 
plana;  spicae  femineae  remotae,  sessiles;  fructus  glo- 
boso  -  in  fla  ti,  rostrati,  paten  tissimi,  glumam  exceden- 
te  s.u  Man  sieht  daraus,  dass  die  hier  angegebenen  Merkmale  mit 
meiner  Pflanze  übereinstimmen,  leider  sind  aber  die  anderen  Ver- 
hältnishe  in  der  Beschreibung  Janka's  nicht  berücksichtigt,  in  wie 
fern  also  die  anderen  oben  von  mir  angegebenen  Kennzeichen  mit 
seinen  Exemplaren  stimmen,  weiss  ich  nicht.  Auch  nach  Fuss 
(Tlora  Transsylvaniae  excursoria  pag.  693  n.  3141)  ist  Carex 
rhynchophysa  C.  A.  Mey.  von  Janka  in  Siebenbürgen  (Szt.  Gott- 
bard)  gefunden  und  wäre  es  interessant  und  wohl  erwünscht, 
wenn  dieser  die  in  seinein  Besitze  befindlichen  Exemplare  einer 
näheren  Untersuchung  unterwerfen  und  das  Resultat  derselben  ver- 
öffentlichen möchte. 

Ausserdem  ist  mir  keine  weitere  Art  bekannt,  welche  meiner 
Pflanze  nahe  steht.  Die  nordamerikanischen  Arten  Mühlenbergs 
als:  Carex  tentaculata,  hystericina,  lupulina  und  andere  nahern 
sich  alle  mehr  der  C-  vesicaria  L.  Carex  bullata  Schkuhr  (Car. 
2.  85.  tab.  U.  n.  n.  Fig.  166)  weicht  vielfach  von  unserer  Art  ab: 
durch  die  grössere  Zahl  der  männlichen  Aehrchen,  die  Schärfe  der 
Schnäbel  der  nicht  aufgeblasenen  Schläuche  und  die  lanzettlichen 
Deckblätter. 

Danzig,  im  März  1870. 


Zur  Flora  Presbnrgs. 

Von  J.  L.  Hornby. 

Das  Neueste,  was  mir  über  die  Phanerogainenflora  Pressburgs 
bekannt  ist,  ist  Wiesbauer's  „Katalog  der  Flora  von  Presburg. 
1864",  in  welchem  von  Brombeeren  nur  nachstehende  Arten  und 
Varietäten  verzeichnet  sind:  Rubus  Idaeus  L.,  caesius  L.  a.  gla- 
brescensN.,  ß.  pubescensN.,  fruticosusL.,  y.  discolorN.,  wobei  freilich 
ohne  Ansicht  von  Exemplaren  unentschieden  bleibt,  was  unter  dem 
R.  fruticosus  L.  und  seiner  Varietät  y  discolor  N.  zu  verstehen 
sei,  denn  discolore  Blätter  haben  ausser  einigen  Bastarten  auch 
R.  candicans  Whe.,  R.  bifrons  Vest.,  ß.  Radula  Whe.,  R.  vul- 
garis Wlie.  —  Durch  meinen  Freund  Herrn  Rittmeister  Schneller 
in  Presburg  bin  ich  in  den  Besitz  einer  hübschen  Anzahl  von 
Exemplaren  Presburger  Brommbeeren  gekommen,  die  ich  sorg- 
fällig untersucht  habe,  und  hier  als  einen  weitern  Beitrag  zur 
Flora  Presburgs,  und  als  eine  Anregung  zum  weitern  Beobachten 
dieser  vielgestaltigen  Gattung  der  Oeffenllichkeit  übergebe. 


169 

Rubas  candicans  Whe.  sah  ich  selbst  am  Gemsen  berge  in 
der  Nähe  des  Jägerhauses  in  Holzschlägen,  und  ich  vermuthe, 
dass  Wiesbau  er's  R.  fruticosus  y.  discolor  hierher  gehöre.  Dann 
müssen  es  uns  aber  freilich  die  Presburger  Botaniker  sagen, 
was  sie  unter  R.  fruticosus  verstehen?  Ich  erinnere  mich  nieht 
diesen  letzteren  wo  im  Herbare  oder  lebend  gesehen  zu  haben, 
und  dürfte  diese  Art  überhaupt  in  der  nächsten  Umgebung  Pres- 
burgs  fehlen.  Um  Modern,  Bösing  und  St.  Georgen  kommt  an 
buschigen  Hügeln  ebenfalls  R.  candicans  Whe.  vor. 

R.  vulgaris  N.  W.  erhielt  ich  von  H.  Schneller  in  einem 
Exemplare  aus  dem  Steuergrundwalde  bei  Presburg. 

R.  idaeus  L.  beobachtete  ich  selbst,  in  den  Jahren  1855 — 
1S61  von  Presburg  bis  Mariathal  und  bei  Modern  in  Holzschlägen, 
wird  mitunter  auch  in  Obstgärten  kultivirt. 

R.  tomentosus  Borkh.  Die  vielen  von  Schneller  gesam- 
melten Exemplare  können  unter  nachstehende  Formen  0.  Kunze's 
gebracht  werden : 

1.  stellinus  O.K.  am  Kai varien berge. 

2.  setoso-glandulosus  Wrtg.  am  Kalvarienberge  und  an  Wein- 
gartenrändern bei  der  Hammerschmiede. 

3.  Schultzii  C.  Rip.  in  schönen  Exemplaren  von  Weingarten- 
rändern ohne  nähere  Standortsangabe.  Ich  selbst  sah  den  R.  tomen- 
tosus auch  bei  Theben,  dann  bei  Krälowä  nächst  Modern.  Auch  an 
Abhängen  im  Mühlthale  bei  Presburg  ist  er  stellenweise  häufig. 

R.  Radula  Whe.  Die  im  obern  Steuergrund  bei  Presburg 
gesammelten  Exemplare  haben  einen  starkbehaarten  sterilen  Sten- 
gel mit  wenigen  kleineren  Stacheln  und  Stieldrüsen,  Blätter  unter 
seits  weiss-filzig,  wie  sie  hier  um  N.  Podhragy  nur  äusserst  selten 
zu  finden  sind. 

R.  caesius  L.,  wurde  mir  in  mehreren  Formen  aus  dem  Gebiete 
der  Presburger  Flora  mitgef heilt,  und  zwar: 

1.  Fast  kahl  und  äusserst  spärlich  bewehrt,  grossblältrig,  von 
der  Insel  Putschen,  allem  Anscheine  nacli  von  einem  schattigen 
feuchten   Standorte. 

2.  Eine  kleine,  gedrungene,  in  allen  Theilen  mehr  oder  min- 
der behaarte  Form,  von  einem  trockenen  Standorte.  Hierher  dürfte 
gehören  Wies!)  au  er's  I.  c.  R.  caesius  §■  pubescens. 

3.  Ejne  Form  mit  zahlreichen  gekrümmten  Stacheln  und  vie- 
len StieldVüsen  sowohl  am  sterilen  Stengel  als  auch  im  Blülhen- 
stande,  (\ie  ich  zu  0.  Knnze's  var.  hispidus  ziehe. 

R.  corylifolius  Sm.  Nächst  der  Hammerschmiede.  Aus  dem 
Steuergrundwalde  besitze  ich  einige  Exemplare,  die  mit  Exem- 
plaren des  R.  nemorosus  Hayne,  die  H.  Schwarzer  inpr.  Schle- 
sien sammelte,  vollkommen  übereinstimmen. 

R.  caesiusXfruticosus  O.K.  2.  tomentosa  NW.  Kräftige  Exem- 
plare aus  den  „Ruisehen"  ober  dem  Durchschnitte  durch  Felsen 
auf  der  Pester  Bahn  [bei  Presburg.  Herr  Focke  hält  meine,  um 
N.  Podhragy  und    Iwanowce    im  Trencsiner  Komilale  gesammelten 


170 

Exemplare  dieses  mutmasslichen  Bastartes,  die  mit  den  Presbur- 
ger  Exemplaren  übereinstimmen,  nur  für  kräftigere  Individuen  des 
R.  caesiusXtomentosus  0.  K. 

Diess  wären  somit  die  Brombeeren,  deren  Vorkommen  bis- 
her in  der  Flora  posoniensis  sichergestellt  ist.  Ohne  Zweifel  wird 
sich  die  Zahl  der  Formen  bei  weiterer  Beobachtung  in  Bälde  ver- 
doppeln oder  auch  verdreifachen.  Rubus  hirtus  W.K.,  glandulosus 
Beil.,  caesiusXtomentosus  O.K.  dürfen  auf  geeigneten  Lokalitäten 
auch  da  nicht  fehlen,  sowie  noch  manche  Bastarie  des  Entdeckens 
erwarten. 

Mit  gegenwärtigem  kurzen  Aufsatze  wollte  ich  die  fleissigen 
Botaniker  Presburgs  auf  diese,  bei  uns  in  Ungarn  noch  gar  zu 
sehr  vernachlässigten,  aber  gewiss  äusserst  interessanten  stach- 
ligen Gewächse  aufmerksam  machen.  An  Weingartenrändern  durch 
das  ganze  Gebiet,  im  Kaiserwege,  am  Abhänge  zwischen  Presburg 
und  Theben  und  in  Holzschlägen  der  Wälder  werden  sie  gewiss 
nicht  vergebens  nach  schonen  Brombeerformen  suchen  ! 

N.  Podhragy  am  9.  Februar  1870. 


Die  Vegetations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
XXXIV. 

711.  Angelica  süveslris  L.  —  Auf  feuchten  Wiesen,  an  Was- 
sergräben und  Bachufern.  In  den  Thälern  und  Thalweitungen  des 
miüelung.  Berglandes  an  der  Mündung  der  Gran  und  Eipel,  bei 
Set.  Andrae,  Altofen,  Martonvasär,  Velencze,  Stuhlweissenburg. 
Auf  der  Kecskem.  Landh.  häufig  bei  R.  Palola,  Pest,  Also  Nemethi, 
Säri,  Alberti.  Am  Rande  der  Debrecziner  Landh.  in  dem  Ecseder 
Sumpfe.  Im  Bereiche  des  Bihariageb.  bei  Grosswardein,  Savoeni, 
Petrosa,  Rezbänya,  Buteni,  Desna  und  auf  der  Dinesa  am  Fusse 
des  Plesiu.  —  Schiefer  ,  tert.  diluv.  und  alluv.  Lehm  und  Sand. 
95—400  Met. 

712.  Angelica  montana  Schleicher.  —  In  der  Matra  auf  dem 
Nagy  Gälya;  im  Bihariageb.  bei  Scarisiöra  im  Aranyosthale  ,  im 
Valea  mare  ober  Rezbänya  und  im  Poienathale  hinter  der  Schmelze 
bei  Petrosa.  Nach  Janka  Oest.  bot.  Ztschr.  1866  überall  in  der 
Matra.  —  Trachyt,  Porphyrit,  Schiefer,  Kalk.  300—1450  Met. 

713.  Archangelica  litoralis  Wahlenberg.  —  Am  Ufer  der 
schnellen  Koros  in  Grosswardein   von  Janka   in    einem  Exemplare 


171 

aufgefunden.  (Oest.  botan.  Zeitschr.  XIII.  330).  —  Eine  mir  unbe- 
kannte Pflanze. 

714.  Ferula  silvatica  Besser.  —  In  der  Niederung  am  Saume 
des  Bihariagebirges  bei  dem  Felixbad  (Steffekj  und  in  Wäldern  zwi- 
schen Nagy  Urögd  und  Nyärszeg  südlich  von  Grosswardein  (Janka). 
—  Lehmboden.  100  Met. 

715.  Ferula  Sadleriana  Ledebour.  —  Zwischen  niederem 
Buschwerk  auf  Kalkfelsen  am  Piliserberg  im  mitlelung.  Bergl.  und 
zwar  an  einer  sehr  beschränkten  Stelle,  nämlich  auf  dem  gegen 
Südost  sich  absenkenden  Grate  beiläufig  120  Meter  unter  dem 
Gipfel.  —  Kalk.  630  Met. 

716.  Peucedanum  officinale  L.  —  Auf  Wiesen  und  grasigen 
Plätzen  in  lichten  Wäldern.  In  der  Niederung  am  Fusse  der  Malra 
zwischen  Gyöngyös  und  Erlau  bei  Vecs,  Fei  Debrö  und  Verpelet, 
dann  bei  Kömlö  nächst  Heves  und  längs  der  Zagyva  in  die  Theiss- 
niederung.  Auf  der  P.  Hortobägy  und  bei  Karezag.  In  der  Niede- 
rung am  Saume  des  Bihariageb.  bei  Fajmas  und  Grosswardein.  — 
Diluv.  und  alluv.  Lehmboden.  80—100  Met. 

717.  Peucedanum  arenarium  W.  K.  —  Auf  Sandhügeln  und 
Sandflächen,  insbesonders  an  den  mit  Stipa  capillata  bewachsenen 
Stellen,  seltener  auch  in  dem  Gestäude  am  Rande  der  Wälder  im 
Tieflande.  Am  Saume  und  in  den  Thalweitungen  des  mittelung. 
Berglandes  auf  den  Hügeln  bei  Dorogh,  namentlich  auf  dem  Kal- 
varienberge,  und  dann  entlang  der  Donau  bei  Gran,  Zebegeny, 
Wailzen,  Dunakesz,  Csepele,  Räcz  Almas  und  Duna  Pentele;  auf 
der  Kecskem.  Landh.  bei  R.  Palota  ,  auf  der  P.  Szt.  Mihäly  ,  am 
Rakos,  auf  der  P.  Lörincz  und  nächst  der  Gubacs  Csarda  bei  Pest, 
bei  Soroksar,  Ocsa,  Monor,  Pilis,  P.  Peszer  bei  Also  Dabas ,  auf 
dem  Erdöhegy  und  bei  P.  Sällosär  nächst  Tatar  Szt.  Gyürgy; 
dann  bei  Gödöllö,  Bagh,  Aszod  und  Heves.  —  In  der  Tiefebene,  so 
wie  im  Bereiche  des  Bihariageb.  nicht  beobachtet.  —  Diluv.  und 
alluv.  Sand.  90—130  Met. 

718.  Peucedanum  alsaticum  L.  —  In  Niederwäldern  und  am 
Saume  lichter  Hochwälder,  vorzüglich  aber  in  dem  Gestäude,  wel- 
ches an  den  Böschungen  der  Hohlwege,  an  steinigen  wüsten  Plätzen 
und  an  lehmigen  Abrissen  niederer  Berge,  am  Rande  von  Wein- 
bergen oder  auch  in  aufgelassenen  Weingärten  den  Boden  bedeckt. 
Im  mittelung.  Bergl.  auf  dem  Czigled  bei  Erlau;  in  der  Matra  auf 
dem  Särhegy;  am  Fusse  des  Nagyszäl  bei  Waitzen  und  auf  dem 
Lössrücken  des  Viniszni  vrch  bei  Gomba;  in  der  Pilisgruppe  bei 
Yisegräd  und  Set.  Andrae  ,  auf  dem  Schwabenberg,  in  Wolfsthal 
und  am  Adlersberg  bei  Ofen.  Auf  der  Margaretheninsel.  Im  Tapio- 
gebiete  bei  Szt.  Märton  Käta.  Auf  der  Kecskem.  Landh.  im  Wald- 
reviere zwischen  Monor  und  Pilis.  Im  Bereiche  des  Bihariageb.  sehr 
häufig  auf  dem  tert.  Vorlande  zwischen  Grosswardein  und  Belenyes, 
bei  Felixbad,  Lasuri,  Holiodu  etc.  Im  Gebiete  der  weissen  Koros  bei 
Chisindia  nächst  Buteni.  —  Vorherrschend  auf  tert.  und  diluv. 
Lehmboden   und    auf   der    durch  Verwitterung   des  Trachyles  oder 


172 

thonreicher  Kalksteine  entstandenen  lehmigen  Bodenkrume,  selten 
auch  auf  Sandboden.  95  -380  Met. 

719.  Peucedanum  Oreoselinum  (L.)  —  Auf  grasigen  Plätzen 
am  Rande  und  im  Grunde  lichter  Wälder,  auf  Sandhügeln  und  an 
felsigen  Bergabhängen.  Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Pilisgruppe  bei 
Visegräd  und  Set.  Andrae,  auf  der  Slanilzka  bei  P.  Csaba  und  auf 
dein  Schwabenberge  bei  Ofen;  in  der  Vertesgruppe  bei  Csäkvär. 
Auf  der  Kecskem.  Landh.  auf  den  mit  Pollinia  bestockten  Gras- 
fluren am  Rakos  bei  Pest,  bei  Ecser  und  im  Waldre\iere  zwischen 
Monor  und  Pilis.  Im  Tapiogebiete  bei  Sz(.  Märton  Kala.  Auf  der 
Csepelinsel  bei  Csepele.  Auf  der  Debrecziner  Landh.  bei  Teglas, 
Szakoly  und  Debreczin.  Im  Bihariageb.  auf  dein  tert.  Vorlande 
von  Grosswardein  bis  Belenyes,  am  Bontoskö  bei  Petrani,  am  Rande 
des  Balrinaplateaus  auf  der  Pietra  muncelului  und  Pietra  lunga  und 
ober  Fenatia  bei  Rezbänya;  in  der  Plesiugruppe  auf  der  Bratcoea, 
in  der  Hegyesgruppe  auf  den  Höhen  der  Chiciora  und  im  Thale 
der  weissen  Koros  auf  den  Tertiärhügeln  zwisclien  Plescutia  und 
Halmadiu.  —  Vorherrschend  auf  Kalk  und  diluv.  kalkreichem  Sand 
und  Lehm,  seltener  auf  Trachyt  und  Schiefer.  95  —  1265  Met. 

7  iO.  Peucedanum  Cervaria  (X.)  —  In  Niederwäldern  ,  auf 
Wiesen  und  grasigen  Platzen  trockener  Bergabhänge  und  Sand— 
hügel.  Im  mittelung.  Berglande  bei  Paräd  und  auf  dem  Särhegy 
bei  Gyöugyös  in  der  Malra;  auf  dem  Nagyszäl  bei  Waiizen;  bei 
Gross  Maros  in  der  Magustagruppe;  in  grosser  Menge  auf  dem 
Visegräder  Schlossberge,  bei  Set.  Andrae,  im  Auwinkel  und  auf 
dem  Schwabenberge  bei  Ofen  in  der  Pilisgruppe  so  wie  auf  dem  Vor- 
lande dieser  Berggruppe  bei  Ercsin  und  auf  dem  Meleghegy  bei 
Nadäp.  Auf  der  Kecskem.  Landh.  auf  den  mit  Pollinia  bestockten 
Grasfluren  bei  R.  Palota,  Pest  und  Bagh.  Im  Bereiche  des  Biharia- 
geb. sehr  selten  und  von  mir  nur  bei  Chisindia  nächst  Buleni  im 
Thale  der  weissen  Koros  beobachtet.  —  Vorherrschend  auf  tert. 
und  diluv.  Lehmboden  und  der  durch  Verwitterung  aus  Trachylen 
und  thonreichen  Kalksteinen  entstandenen  lehmigen  Bodenkrume, 
selten  auch  auf  Sandboden.  95 — 630  Met. 

721.  Peucedanum  austrincum  Jaeq.  —  Im  Bihariagebirge  auf 
dem  Felskamme  der  Pietra  Galbina  am  Rande  des  Balrinaplateaus 
östlich  von  Pelrosa.  —  Kalk.  1200  Met.  Hier  häufig,  sonst  im  Ge- 
biete nicht  beobachtet.  —  (^Die  an  der  bezeichneten  Stelle  gesam- 
melten Exemplare  stimmen  auf  das  genaueste  mit  der  Pflanze  über- 
ein, welche  Schleicher  mit  der  Etiquette  „Selinum  montanum 
Sohl.  —  Hall.  sub.  Nr.  799  cum  Selino  palustri  conjunxit.  In  pratis 
montanis  supra  Morcle"  ausgegeben  hat  und  die  in  Koch  Umb.  94 
als  Peucedanum  montanum  aufgeführt  wird.  Die  Blattzipfel  dersel- 
ben sind  gewöhnlich  etwas  schmäler  als  an  dem  von  Ja  cquin  ab- 
gebildeten Peucedanum  austriacum ,  sonst  unterscheidet  sich  aber 
unsere  Pflanze  nicht  von  dieser  letztgenannten.  —  Im  „Pflanzen- 
leben d.  Donaul."  habe  ich  dieselbe  irrthümlich  als  P.  rablensc 
aufgeführt.  Peucedanum  rablense  [Wulf.],  das  ich  seither  an  vielen 


173 

Stollen  in  den  Südalpen  zu  beobachten  Gelegenheit  fand,  ist  aber 
eine  andere  Pflanze  und  von  P.  aus tria cum  Jaeq.  nach  meiner  Auf- 
fassung als  Art  verschieden.) 

722.  Peucedanum  carvifoHum  (Crantz.)  —  (P.  Chabraei 
[Jacq.])  —  Unter  Gebüsch,  auf  Wiesen  und  grasigen  Platzen  am 
Rande  und  im  Grunde  lichter  Wälder,  zumal  an  etwas  feuchten 
Orten.  Im  mittelung.  ßergl.  selten;  am  Fusse  des  Hajduhegy  bei 
Erlau;  in  der  Pilisgruppe  bei  P.  Csaba,  bei  der  „Schönen  Schäfe- 
rin" und  auf  der  gegen  das  Wolfsthal  abdachenden  Seite  des  Schwa- 
benberges bei  Ofen.  Fehlt  im  Tieflande.  Häufig  im  Bereiche  des 
Bihariagebirges,  namentlich  auf  dem  tert.  Vorlande  zwischen  Gross- 
vvardein  und  Belenyes,  bei  Felixbad,  Miclo  Lasuri  und  an  vielen 
anderen  Punkten;  dann  sehr  verbreitet  auf  dem  diluvial.  Hügel- 
lande im  Thale  der  schwarzen  Koros,  zwischen  Vasköh,  Rezbänya 
und  Petrosa  und  einwärts  gegen  das  Gebirge  bis  auf  die  Wiesen 
ober  der  Höhle  nächst  Fenatia.  Am  Fusse  der  Plesiugruppe  bei 
Monesa  und  Nadalbesci;  in  der  Hegyesgruppe  auf  der  Chiciora  und 
im  Thale  der  weissen  Koros  zwischen  Halmadiu  und  Körösbänya. 
—  Liebt  zähen  lehmigen  Boden  und  ist  daher  vorzüglich  auf  tert. 
und  diluv.  Lehm,  dann  über  Trachyt,  Schiefer  und  ihonreichen 
Sandsteinen  und  Kalksteinen  verbreitet,  welche  durch  Verwitterung 
eine  thonige  Erdkrume   liefern.  220 — 540  Met. 

723.  Peucedanum.  palustre  (L.)  —  Auf  sumpfigen  Wiesen, 
insbesonders  gerne  zwischen  den  die  Wassergräben  besäumenden 
Gebüschen  der  Salix  cinerea.  Auf  den  Sumpfwiesen  nächst  der 
Pulvermühle  ober  Altofen.  Auf  der  Csepelinsel.  Auf  der  Kecskem. 
Landh.  auf  den  moorigen  Gründen  entlang  dem  Rakosbache  bei 
Pest  ziemlich  häufig.  Am  Ostiande  der  Debrecziner  Landhöhe  in 
dem  Ecseder  Sumpfe.  —  Alluv.  Sandboden.  95 — 130  Met. 


Botanische  Reise  in  Serbien  im  Jahre  1869. 

Von  Dr.  Josef  Pancie  1). 

Meine  heurige  Ferienreise  galt  wieder  dem  Kopaonik,  aber 
auf  einem  andern,  viel  kürzeren  Wege  als  der  war,  über  den  ich  Ihnen 
a.  1866  berichtet.  Ich  wollte  diesmal  meine  Forschungen  auf  die- 
sem interessanten  Gebirgsstocke  gleichsam  abschliessen,  mehrere 
noch  nicht  oder  nur  flüchtig  berührte  Lokalitäten  allseitig  durch- 
suchen, interessantere  Vorkommnisse  für  das  Herbar  oder  den  Gar- 
ten in  gehöriger  Menge  aufbringen,  und  gedachfe  dann  schliesslich, 
auf  der  Rückreise  einige  der  in  Mittel-Serbien  längst  nicht  betre- 
tenen Fundorte  neuer  oder  zweifelhafter  Formen  aufzusuchen.  Auf 
diese  Art  hoffte  ich  die  meisten  Zweifel  lösen  zu  können,  die  sich 


1)  Ein  Schreiben  an  Janka. 


174 

mir  auf  meinen  früheren  Wanderungen  aufgedrungen,  und  konnte 
dann  ziemlich  gerüstet  an  eine  Vervollständigung  meines  im  Jahre 
1856  verfassten,  bereits  verjährten  Verzeichnisses  der  in  Serbien 
wildwachsenden  Phanerogamen  gehen. 

Der  minder  wichtige,  zum  grössten  Theile  bewaldete  und  bes- 
ser bekannte  Theil  der  Reise  —  die  Bezirke  von  Belgrad  und 
Kragujevac  —  wurden  in  drei  Tagen  zu  Wagen  passirt  und  unter- 
wegs nur  in  der  Gruza  ein  Abstecher  auf  Borac,  einen  bei  800' 
hohen  Trachytfelsen  unternommen.  Die  daselbst  vor  vielen  Jahren 
gesammelten:  Barbarea  arcuata  Rchb.,  Fumaria  Pettevi  Rchb. 
und  JMs  serbica  Panc.  hatten  längst  ihre  Samen  ausgestreut;  da- 
gegen standen  in  voller  Blüthe;  Delphinium  fissumWAi.,  Trifolium 
trichopterum  Panc.  und  Sedutn  reßexum  L. 

In  Karanovac,  dem  eigentlichen  Ausgangspunkte  meiner  der- 
maligen  Reise  wurde  einige  Zeit  gerastet,  um  die  nächste  Umge- 
bung des  Ortes  zu  studiren  und  Alles  vorzubereiten,  was  die  weitere 
ziemlich  beschwerliche  Gebirgsreise  möglichst  komfortable  und  er- 
folgreich machen  sollte.  —  Einige  Exkursionen  um  Karanovac 
ergaben  als  neu  für  die  Flora:  Vulpia  bromoides  Rchb.,  vergesell- 
schaftet mit  Ranunculus  laterißorus  DC. ,  Lepigonum  rubrum  Fr., 
Lindernia  pyxidaria  L.  und  Agrosüs  canina  L.;  die  westlichen  hie 
und  da  mit  Reben  bepflanzten  Hügel:  Linum  hirsutum  L.,  Hype- 
ricum barbatum  L.,  Campanula  lingulata  W.K. ,  Crucianella  an- 
gustifoliaL.,  Avena  tenuis  Mnch.  und  Phleum  asperum  Vill. 

Von  Karanovac  wollte  ich  wieder  einmal  den  Stol  besuchen, 
um  mich  dann  dem  von  demselben  westlich  gelegenen  Troglav 
und  üemerno  zuzuwenden. 

Der  Stol,  oder  eigentlich  der  kleine  Stol,  wird  Ihnen  noch  von 
früher,  a.  1865,  in  frischer  Erinnerung  sein  als  der  Fundort  vieler  ser- 
bischen Seltenheiten:  meiner  Centaurea  coriacea  oder  vielmehr  einer 
davon  verschiedenen  höchst  wahrscheinlich  neuen  schwarzköpfigen 
Form,  einer  anderen  Centaurea  verwandt  mit  C.  Reichenbachii,  mit 
der  sie  die  pappuslosen  Achenen  gemein  hat,  dann  Eryngium  serbicum 
Panc.,  Eryngium  palmatum  n.sp.  (£.  tricuspidatum  Panc.  Verzeich- 
nisse, PotentillaVisianiiP anc.,  Arceutobium  Oxycedri  M.B.,  Euphor- 
bia glabrißora  Vis.  Daphne  Blagayana  Frey  er,  Geranium  bo- 
hemicum  L.,  Silene  paradoxa  L.,  Festuca  spadicea  L.,  Dianthus 
papillosus  Vis.  et  Panc.  und  Silene  Sendtneri  B  oiss.  —  Ausser  die- 
sen Arten  sammelte  ich  noch:  Campanula  caespitosa  Scop. ,  Bu- 
pleurum  exaltatum  M.B.,  Brachypodiumpinnatumvür.rupestreK och, 
Hieracium  murorum  pilosissimum  Fr.,  eine  Soyeria  verwandt  mit 
S.  lampsanoides ,  einige  Dianthi  aus  der  Gruppe  des  carthusia- 
norum,  eine  Avena,  zwischen  planiculmis  und  pratensis  stehend, 
und  als  neu  für  die  Flora:  Carex  sempervirens  Vill.,  welcher  mir 
beim  ersten  Anblick  als  ein  üppigerer  C.  tenuis  mit  aufrechtste- 
henden spicis  foemineis  imponirte,  ferner  zwei  Ginster-Arten,  die 
eine  verwandt  mit  G.  anxantica  Ten.,  aber  mit  rauhhaarigen  Scho- 
ten, die  andere  mit  Blüthen   und   Früchten   von    G.   germanica  L., 


175 

aber  sehr  niedrig  und  kriechend  ohne  alle  Dornen.  Ich  hatte  diese 
letzte  Genista  vor  mehreren  Jahren  in  einigen  blühenden  Exem- 
plaren auf  dem  in.  Kopaonik  gesammelt  und  an  einige  meiner 
Korrespondenten  als  neu  unter  dem  Namen  G.  macrotropis  in.  ge- 
sendet. Seitdem  traf  ich  sie  auf  mehreren  unserer  südlichen  Bergen  und 
neige  mich  nun  immer  mehr  zur  Ansicht,  dass  sie,  trotz  dem  ver- 
schiedenen Habitus,  dem  Mangel  an  Bewehrung  und  den  meist 
stumpfen  Blättern  nur  eine  Form  der  G.  germanica-inermis  Bert, 
sein  könnte,  obwohl  ich  es  noch  immer  sonderbar  finde,  dass  die- 
selbe Art  „in  campis  tridentinis"  und  auf  unseren  3-5000'  hohen 
Bergen  wachsen  sollte. 

Die  Abhänge  des  Stol  sind  gegen  den  Ibar  zu  sehr  steil  und 
für  Pferde  schwer  praktikabel;  indessen  wollte  ich  es  versuchen 
auf  einem  westlichen  Grat  die  Thalsohle  zu  erreichen.  Die  be- 
schwerliche Partie  brachte  wohl  nichts  Namhaftes  ein;  ausser  der 
früher  angeführten  Centaurea  aus  der  Verwandtschaft  der  C.  Rei- 
chenbachii,  die  sich  an  den  Seiten  des  Stol  ziemlich  tief  herab- 
zieht, wurden  nur  noch  notirt:  Orobus  laevigatus  W.  K.  und  Iris 
Rcichenbachii  He  uff.  Aber  die  Flora  war  es  auch  nicht,  die  mich 
in  die  tiefen  Schlünde  des  Ibar  hinab  lockte;  ich  wollte  vielmehr 
Einiges  über  die  ursächlichen  Momente  des  hier  stark  grassirenden 
Kropfes  erfahren.  Es  leidet  nämlich  die  Bevölkerung  der  5 — 6  Ort- 
schaften, die  zumeist  knapp  am  untern  Ibar-Strom  liegen,  mehr 
als  zur  Hälfte  an  diesem  endemischen  Uebel,  das  sich  meist  erst 
nach  der  Pubertät,  oft  auch  an  altern  Individuen,  die  hieher  ein- 
wandern entwickelt,  manchmal  sehr  hohe  Grade  erreicht  und  sich 
hie  und  da  zum  ausgesprochenen  Kretinismus  potenzirt.  Das  Land- 
volk schreibt  die  Krankheit  dem  Ibar-Wind  —  Ibrostak  — ,  der 
hier  fast  allnächtlich  stromaufwärts  wehet,  zu.  Wahrscheinlicher 
dürfte  es  indess  sein,  dass  er  hauptsächlich  durch  den  hohen 
Feuchtigkeitsgrad,  die  ungenügende  Besonnung  und  das  den  Ser- 
penlinbergen  entspringende,  magnesiahaltige.  an  Carbonsäure  sehr 
arme  Trinkwasser  bedingt  werde.  Meine  Erkundigungen ,  ob  man 
hier  Falle  von  Tuberkulose  zu  beobachten  Gelegenheit  habe,  boten 
zwar  nur  negative  Resultate,  die  für  jetzt  keinen  weiteren  Schluss 
zulassen,  da  es  indessen  wohl  bekannt  ist,  dass  in  manchen  Fällen 
der  Kropf  in  ein  vikäres  Verhältniss  zur  Tuberkulose  trete,  so  dürfte 
auch  der  Wunsch  gerechtfertigt  sein,  die  Aerzte  möchten  es  durch 
Versuche  festzustellen  trachten,  ob  durch  das  Verweisen  tuberku- 
löser Kranken  in  solche  von  Kropf  heimgesuchte  Oertlichkeiten 
die  Sistirung  der  unheilbaren,  auch  bei  uns  in  starker  Progression 
begriffenen  Tuberkulose  nicht  erzielt  werden  könnte? 

Nach  kurzer  Rast  in  Karanovao  ward  die  Reise  am  linken 
Ufer  des  Ibar  fortgesetzt.  Auf  dem  Dreikopf  ftroglav),  den  ich 
nun  zum  erstenmal  besuchte,  waren  die  gewöhnlichen  Pflanzen 
unserer  Serpentingebirge  zu  sehen;  Euphorbia  glabriflora  Vis., 
Betonica  scardica  Gris.,  Linum  hologynum  Rchb.,  Centaurea  alba 
var. ,  Ajuga  chia  u.  a.    Sonst  sammelte  ich  noch  ein  Sempervivum, 


176 

verwandt  mit  S.  Heuffelii  Schott,  vielleicht  S.  Reginae  Amaliae 
Heldr.  und  eine  Avena  verwandt  mit  A.  sulcata  Gay,,  wie  ich 
glaube  A.  Albinervis  Boiss. 

Auf  dem  Cemerno,  das  etwas  höher  ansteigt,  als  der  östlich 
gelegene  Stol,  wurden  die  nackten  Kuppen  fleissig  durchsucht  und 
bei  dieser  Gelegenheit  gesammelt  und  notirt:  Poa  sudetica  Hanke, 
Glyceria  plicata  Fries,  Luzula  flavescens  Gaud.,  Gentiana  ulri- 
culosa  L. ,  Mulyedium  alpinum  Cass. ,  Hier  actum  Nestleri  Vi  11. 
und  sein  nächster  Verwandter  H.  multiflorum  Schi.,  H.  mnrorum 
caesium  Fr.,  Scorzonera  rosea  W.K.,  Sedum  annuum  L.,  Stel- 
laria uliginosa  Murr.,  Viola  declinata  W.K.,  ein  Geum  von  der 
Tracht  meines  Cr.  molle  aber  mit  grossen  verkekrtherz förmigen  Blumen- 
blättern und  kleineren  Früchten,  also  näher  verwandt  mit  G.  pyre- 
naicum,  dann  mehrere  Verbasca.  Eines  dieser  Verbasca  hatte  mich 
eigentlich  bewogen  ,  Cemerno,  das  ich  bereits  vor  mehreren  Jah- 
ren bestiegen,  wieder  aufzusuchen.  Beim  ersten  Blick  präsentirt 
sich  dieses  Verbascum  als  ein  prolixes  V.  nigrum,  aber  mahnt  auch 
an  V.  austriacum,  und  es  ist  die  einzige  Pflanze,  die  mir  in  mei- 
ner ziemlich  langen  Floristen-Praxis  den  Gedanken  einer  Species 
hybrida  aufdrang,  Es  wächst  ziemlich  spärlich  zwischen  den  mut- 
masslichen Aeltern,  dem  V.  pannosum  Vis.  et  Panc.  und  einer 
Form  des  V.  nigrum,  die  auf  unseren  Bergen  allenthalben  vor- 
kommt und  sich  durch  stärkeren  Bau,  grössere  Blüthen  und  Blätter 
von  der  typischen  Form  unserer  Ebenen  unterscheidet.  Ich  fand 
mein  hybrides  Verbascum  später  auch  auf  dem  m.  Kopaonik,  auch 
hier  nur  einzelnweis,  während  das  V.  pannosum  fast  alle  Wald- 
lichtungen einnimmt  und  das  V.  nigrum  var.  an  den  Waldrändern 
und  um  die  Sennhütten  sehr  zahlreich  vertreten  ist.  Sollte  meine 
Aufassung  dieser  für  mich  höchst  interessanten  Pflanze  die  richtige 
sein,  so  dürfte  gewiss  auch  die  Benennung  V.  pannosoX  nigrum, 
unter  der  ich  sie  in  mein  Herbar  niederlegte  ,  den  Regeln  der 
Kunst  entsprechen.  An  V.  nigrum  erinnern:  der  Stengel  und  des- 
sen Verästelung,  die  lockere  Inflorescenz,  die  dunkelgelben  Blüthen 
und  die  lilafarbige  allerdings  leicht  erbleichende  Wolle  der  Staub- 
fäden; —  an  V.  pannosum:  die  Konsistenz  der  im  Umrisse  sehr 
variirenden  aber  niemals  vollkommen  herzförmigen  Blätter  und  die 
an  den  längern  Staubfäden  kurz  herablaufenden  Antheren. 

Vom  Cemerno  hatte  ich  beschlossen  südwärts  nach  Pridvorica 
zu  gehen,  um  dort  einen  mir  unbekannten  See  zu  besichtigen  und 
den  Standort  der  Pinus  leucodermis  Antoine,  die  mir  dieses  Früh- 
jahr von  der  obern  Morava  unter  dem  Namen  „Munika"  eingesendet 
worden,  aufzusuchen.  Der  schöne  Plan  misslang  leider  vollkommen, 
denn  meine  unkundigen  oder  reisescheuen  Führer  wollten  von  kei- 
nem Wege  nach  Pridvorica  recht  wissen;  statt  die  südliche  Richtung 
einzuhalten,  lenkten  wir  zu  stark  östlich  ab  und  gelangten  durch 
Dick  und  Dünn  spät  in  der  Nacht  im  Kloster  Studenica  an,  wo 
wir  eigentlich  erst    nach    mehreren  Tagen   einzukehren   gedachten. 


177 

In  Sludenica  benutzte  ich  den  Morgen  ,  um  einen  schwachen 
Säuerling,  der  ober  dem  Kloster  am  Ufer  des  Studenicaer  Flüss- 
chens entspringt  zu  untersuchen  und  erbeutele  bei  dieser  Gelegen- 
heit: schöne  Exemplare  von  Herniaria  macrocarpa  Sm.,  ein  mir 
neues  Tragopogon,  höchst  wahrscheinlich  Tr.  Samarüani  Heldr. 
et  Sart.  und  Cirsium  candelabrum  Gris.  —  Die  übrige  Zeit  wurde 
verwendet,  um  das  alle  Königskloster  mit  all'  seinen  Kostbarkeilen 
und  heiligen  Reliquien  in  Augenschein  zu  nehmen.  Nach  dem  Mit- 
tagsessen, das  wegen  der  weiten  Tour,  die  ich  vorhatte  früher 
eingenommen  wurde,  ritt  ich  auf  den  nahen  Berg  Radoöelo  (über 
3000'  hoch),  um  die  dortigen  Marmorbrüche  zu  besichtigen.  Den 
ganzen  Weg  war  die  anstehende  Gebirgsart  der  Glimmerschiefer, 
in  welchem  schon  beim  Kloster  Studenica  dünne  Lager  von  weis- 
sem Kalkstein  zu  sehen  waren.  In  drei  Stunden  scharfen  Rittes  war 
die  erste  nordöstliche  Gebirgskuppe,  das  eben  gesuchte  Marmorla- 
ger erreicht.  Die  ausserordentlich  grossen  Massen  von  Schult,  die 
hier  einen  bedeutenlen  Raum  einnehmen,  und  die  tiefen  Gruben 
bekunden  zur  Genüge  das  hohe  Alter  dieser  Brüche,  aus  welchen 
auch  das  Material  zu  den  im  Mittelalter  mit  königlicher  Pracht  aus- 
geführten Klosterbauten  hergenommen  wurde.  Dermalen  werden 
diese  Brüche  spärlich  ausgebeutet;  man  sieht  wohl  hin  und  wieder 
zerstreute  Kreuze  und  Grabplatten  in  allen  Graden  von  Aufberei- 
tung und  Erhaltung;  aber  nur  an  Feiertagen,  der  Tag  meines  Be- 
suches war  ein  solcher,  trifft  man  hie  und  da  einen  Arbeiter  aus 
einem  der  anliegenden  Dörfer,  der  mit  seinen  primitiven  Werkzeu- 
gen ein  Kreuz  oder  sonst  ein  ihm  nothwendiges  Stück  Gestein 
ausmeisselt. 

Auf  der  höchsten,  das  Marmorlager  um  200'  überragenden 
Kuppe  des  Radocelo  tritt  wieder  der  Glimmerschiefer  auf.  Das  hier 
äusserst  slark  zerklüftete,  von  einem  dichten  Geflecht  von  Vaccinium 
Myrtillus  überwucherte  Gestein  scheint,  wie  bei  uns  die  Silikate  über- 
haupt, wenig  des  Interessanten  zu  bergen;  denn  ich  sammelte  ausser 
einem  zweifelhaften  Phyteuma  aus  der  Verwandtschaft  des  Ph.  orbicu- 
lare  blos  einige  Spätlinge  von  Cerastium  rectumFriv.,  Silaus  vires- 
cens  Gris.,  Bupleurum  exaltatum  31.  ß.,  Doronicurn  austriacuniW., 
Mulgedium  alpinum  L.  und  ein  sonderbares  Hieracium  praealtum  mit 
fadenförmigen  Stengeln  und  sehr  langen  Ausläufern.  Da  der  Abend 
bereits  stark  heranrückte,  so  konnte  nur  noch  eine  zweite  nord- 
wärts im  Niveau  des  Marmorlagers  gelegene  Kuppe  besucht  werden, 
Hier  erschien  wieder  der  früher  beobachtete  schneeweisse  Marmor, 
der  in  2 — 20  Klafter  hohen  an-  und  übereinander  gereihten  Felsen 
aufragt  und  an  einigen  Stellen  eben  frische  Anbrüche  zeigte.  Einige 
dieser  Felsen  wurden,  so  gut  es  in  der  Eile  ging  untersucht,  und 
boten:  Draba  Aizoon  Wahlb.,  Arabis  procurrens  W.  K. ,  Saxi- 
fraga  Friderici  Augusti  Bias. ,  S.  Aizoon  L. ,  S.  rotundifoüa  L., 
Laserpitium  marginatum  W.  K. ,  Rhamnus  alpinus  L, ,  Campanula 
crassipes  Heut  f.,  Silene  splendens  Boiss.,  Heiiosperma  mona- 
chorum  Vis.  etPanc.  und  Hieracium  bifidum  Kit.,  Alles,  bis  auf  die 

Oesterr.  botau.  Zeitschrift.  6.  Heft.   1870.  1* 


178 

zwei  letztgenannten  Arten  längst  verblüht.  Mit  dem  Rasen  der 
zuerst  erwähnten  Saxifrnga  wurden  zufälligerweise  mehrere  Knol- 
len eines  Cyclamen  ausgehoben,  das  sich  später  im  Garten  als  C. 
hederaefolium  Ait.  erwies.  Ein  äusserst  unerquickliches  Absteigen 
auf  dem  steilen  Bergabhange  beschloss  die  interessante  Partie, 
die  zu  einer  frühern  Jahreszeit  gewiss  lohnender  sein  dürfte.  — 
Spät  in  der  Nacht  wurde  das  Nachtquartier,  Kloster  Studenica 
bezogen. 

Da  an  eine  Rückkehr  nach  dem  stark  abseits  gebliebenen 
Privorica  nicht  weiter  zu  denken  war  —  diess  hätte  am  wenigsten 
4 — 5  Tage  in  Anspruch  genommen  — ,  so  wurde  des  andern  Mor- 
gens die  südöstliche  Richtung  eingeschlagen,  und  noch  an  dem- 
selben Abend  das  Thal  des  Ibar,  den  zweiten  Tag  der  Quarantaine- 
Ort  Raska  erreicht.  —  In  geringer  Entfernung  vom  Kloster  stellte 
sich  wieder  der  Serpentin  ein  und  blieb  fortan  mit  einigen  Unter- 
brechungen bis  zur  Zupa  unser  State  Begleiter.  Bei  Usce,  wo  die 
Sludenica  in  den  Ibar  einmündet,  traf  ich  neben  der  Strasse  eine 
umfriedete  Stelle  dicht  bewachsen  mit  Artemisia  campestris  (oder 
vielleicht  A.  inodora  M.  B.,  denn  die  aus  dem  dicken  holzigen  Rhi- 
zom  sehr  zahlreich  entspringenden  Stengel  sind  aufrecht  und  die 
Blüthen  haben  dickliche  äussere  Anlhodialschuppen)  *)  und  darunter 
schöne  Gruppen  von  Goniolimon  serbicum  Vis.,  Phyteutna  limonifolium 
Sm.,  Onosma  stellulatum  W.  K.,  Scabiosa  fumarioides  Vis.  et 
Panc.,  Echinops  banaticus  Roch.,  Achillea  compacta  Wil Id.,  Gy- 
psophila  illyrica  Sm.,  Dianthus  pinifolius  Sm.  var.  und  D.  cruen- 
tus  Gris.  var. 

Die  Gruppe,  zu  welcher  die  eben  genannten  zwei  Dianthi 
gehören,  hat  seit  langer  Zeit  meine  Aufmerksamkeit  an  sich  gezo- 
gen, —  schon  desswegen,  weil  selbst  mein  kleines  Florengebiet 
aus  dieser  Gruppe  mehrere  (10 — 12)  Formen  aufweist,  die  eben 
nicht  leicht  unterzubringen  sind,  vielleicht  nur  desshalb,  weil  die 
bis  jetzt  beobachtete  Methode  eine  ungenügende  war.  Es  dürfte 
nicht  überflüssig  sein,  zumal  in  einer  Zeit,  wo  die  Frage,  was 
eine  gute,  was  eine  schlechte  Art  sei,  an  der  Tagesordnung  ist, 
hier  etwas  über  dieses  Thema  zu  sagen;  sei  es  auch  nur,  um  anzu- 
deuten, dass  uns  bei  der  kleinsten  Pllanzengruppe  manche,  viel- 
leicht manche  höchst  brauchbare  Kriterien  zur  Unterscheidung  der 
Formen  noch  gänzlich  unbekannt  sind,  und  dass  wir  die  nöthigen 
Materialien  noch  lange  nicht  beisammen  haben,  um  einen  botani- 
schen Kodex  schreiben  zu  können. 

Die  bis  jetzt  zur  Begründung  der  Nelken-Arten  gebrauchten 
Merkmale  sind:  die  Konsistenz  und  Nervatur  der  Blätter,  die  Länge 
und  Weite  der  Blattscheiden,  die  Form  und  Länge  der  Kelchschup- 
pen und  ihrer  Grannen,  die  Länge  des  Kelches  und  seiner  Zähne, 
das  Verhältniss  der  Blüthentheile  zu  einander  und  zu  den  benach- 
barten Organen,  die  Farbe  und  die  Behaarung  der  Theile.  —  Zwei, 


')  Ist  Artemisia  variabilis  Tenor e.  Janka. 


179 

meines  Dafürhaltens    sehr  wichtige  Charaktere  blieben  ganzlich  un- 
beachtet und  zwar: 

1.  Das  Verhältnis«  der  reifen  Kapsel  zur  Lange  des  Kelches.  — 
Capsulas  immersas  haben  wahrscheinlich  die  meisten  Dianlhi  aus  der 
Verwandtschaft  des  D.  Carthusianorum ;  bei  einigen:  D.  capitatusDC, 
D.  cruentus  Gris.,  D.  vulturius  Ten.,  D.  glganttus  d'  Ur  v.,  D.  cinna- 
barinus  Spr.  und  D,  calocephalus  ßoiss.  sind  die  Kapseln  tief 
in  den  Kelchen  eingeschlossen!  bei  anderen:  D.  fruticosus  L. ,  D. 
arboreus  L.  u.  a.  erreichen  sie  fast  die  Länge  der  Kelchzähne. 
Capsulae  exserlae  scheinen  vielmehr  den  wahren  Dianthis  Cary- 
o/jhyllis  eigen  zu  sein  (Z).  ga Ulcus  DC,  D.  petraeus  VV.  K. ,  D. 
Noeanus  Boiss.  etc.)  treten  aber  auch  bei  einigen  Dianthis  capl- 
tatls  auf:  D.  pollinorphus  M.  ß.,  D.  sabuletorum  He  uff.,  D.  peicl- 
formls  Heu  ff.  und  D.  thymphresteus   H  e  1  d  r . 

2.  Die  Neigung  vieler  (ob  aller?)  Dianlhi  capltatl  zur  diöei- 
schen  Theilung  der  Geschlechter  —  ein  höherer  Grad  des  von 
Darwin  an  einigen  Lein-Arten  beobachteten  Dimorphismus  (Flora 
18(33  p.  293);  der  in  vielen  Sileneen  QLychnls  vespertlna  Sibth., 
Silene  Otites  Sin.  u.  a.)  mit  der  vollständigen  Dioecie  seinen  Kul- 
minationspunkt erreicht.  Diese  Erscheinung  ist  den  Forschern  wohl 
nicht  entgangen  (End  lieh  er  sagt  in  seinen  Genera  planlarum  von 
den  Caryophylleis:  „interdum  allerius  sexus  organis  imperfectis  sub- 
unisexualis") ,  wurde  aber  nicht  weiter  berücksichtigt ,  da  man 
in  den  Diagnosen  der  Nelken  nur  selten  etwas  liest  von  staminibus 
„exsertis"  oder  „inclusis.u  Nun  sind  eben  diese  stamina  inclusa 
nichts  Anders  als  ein  verkümmertes  Androceum,  sehr  kurze  Staub- 
fäden mit  kleinen  und  leeren  Staubbeuteln,  wobei  dann  auch  die 
weibliche  Geschlechtssphäre  verschiedene  Modifikationen  erleidet; 
denn  das  Gerinen  ist  zwar  vollkommen  entwickelt,  aber  etwas 
kürzer,  die  Narben  bleiben  lange  im  Kelche  eingeschlossen,  sind 
wenig  nach  aussen  gekrümmt  und  mit  kurzen  Sammelhaaren  dicht 
bewachsen.  Anders  verhält  sich  diess  bei  den  vollkommen  zweige- 
schlechtigen  Individuen;  die  Staubfäden  sind  vollkommen  ausge- 
bildet und  treten  bald  aus  der  ßlüthe  hervor,  die  Antheren  strot- 
zen vom  Pollen,  das  Gerinen  verlängert  sich  schnell,  die  Narben 
sind  lang,  krümmen  sich  stark  nach  aussen  und  sind  mit  längern, 
aber  spärlicheren  Sammelhaaren  oft  bloss  nur  an  der  Spitze  bewachsen. 
Die  zwei  geschlechtigen  Individuen  tragen  immer  Früchte;  steht 
dagegen  eine  eingeschlechtige  Nelke  isolirt,  oder  wird  ihr  auswärts 
durch  Insekten  oder  Wind  kein  Pollen  zugeführt,  so  bleibt  sie 
vollkommen  steril,  wie  ich  diess  oft  an  unserem  D.  pelviformis 
He  uff.,  einigemale  auch  an  D.  atrorubens  All.  zu  beobachten 
Gelegenheit  hatte. 

M.t  der  Entwicklung  der  beiden  Geschlechtssphären  und  dem 
Verkümmern  der  einen,  männlichen,  treten  im  ßlüthenbau  der 
Dianthi  capltatl  einige  Abweichungen  ein,  die,  nicht  gehörig  inter- 
prelirt  zur  Aufstellung  neuer  Arten  Anlass  geben  können  ,  — 
vielleicht  schon  Anlass  gegeben  haben,  und  zwar:  die  Kelchschup- 

12  * 


180 

pen  sind  an  den  eingeschlechtigen  Individuen  im  Verhältniss  zum 
Kelche  langer,  als  an  den  zvveigeschlechligen,  die  Kelchzähne  brei- 
ler und  kürzer,  die  Blumenblätter  unansehnlicher,  ihre  Nägel  kaum 
schmäler  als  die  Platten  oder  allmälig  in  dieselben  verlaufend,  die 
Petala  vorn  mit  wenigen  Zähnen  versehen  und  an  der  Oberfläche 
spärlicher  behaart.  —  Dass  diese  Wandlungen  der  unwesentlichen 
Blülhentheile  auch  auf  die  spätere  Entwicklung  der  Kapsel  d.  i. 
ihre  relative  Länge  zum  Kelche,  einigen  Einfluss  haben  dürften, 
und  dass  man  auch  den  Umrissen  der  Antheren,  der  Länge  des 
Gyrophoruin  und  der  Form  der  Samen  einige  Anhaltspunkte  zur 
Abgrenzung  der  Art  abgewinnen  könnte,  will  ich  für  jetzt  nur 
andeuten  und  meine  Bemerkungen  mit  dem  frommen  Wunsche 
schliessen,  die  Floristen  möchten  den  Diantkis  capitatis,  auch  den 
allergewöhnlichsten ,  im  Freien  ihre  Aufmerksamkeit  zuwenden. 
Aus  diesen  Studien  dürfte,  vorausgesetzt  dass  die  Neigung  der 
Dianthi  capitati  zur  diöcischen  Theilung  der  Geschlechter  allge- 
mein, die  interessante  Thatsache  hervorgehen,  dass  zu  einer  Dian- 
thus-Species  zwei  Formen,  die  sich  in  den  angedeuteten  Grenzen 
t\es  Dimorphismus  bewegen,  zugezählt  werden  müssen. 

Der  übrige  Weg  bis  nach  Raska  bot  wenig  Neues:  vor  Pavlica, 
an  langsam  fliessenden  Stellen  des  Ibar:  Polamogeton  pectinatus 
var.  dichotomus  W  a  1 1  r. ,  Alisma  natans  L. ,  Najas  major  L. , 
an  feuchten  Sandstellen  Scirpus  acicularis  L.,  bei  Pavlica  um  die 
Ruine  einer  alten  Kirche  sehr  viel  Helianthemum  nilolicum  Pers. 
und  knapp  vor  Raska  eine  Cephalaria,  die  mir  von  C.  corniculata 
R.  et  Seh.  etwas  verschieden  schien,  die  ich  aber  besser  zu  deuten 
nicht  im  Stande  bin,  weil  mir  überhaupt  unsere  drei  perennirenden 
Cephalarien  wegen  Mangels  der  russischen  centauroides,  uralensis, 
tatarica   und  procera  noch  immer  ein   vollständiges   Räthsel    sind. 

Von  RaSka,  dessen  trostlose  aber  an  interessanten  Pflanzen 
reiche  Umgebung  Ihnen  zur  Genüge  bekannt  ist,  wurden  mehrere 
Exkursionen  in  die  umliegenden  Ortschaften  vorgenommen,  die 
einiges  Interessante  einbrachten.  In  Trnava,  einem  von  Raska  zwei 
Stunden  westwärts  gelegenen  Dorfe  fand  ich  die  südlichen,  einst 
mit  Pinus  Laricio  und  Juniperus  Oxycedrus  dicht  bewachsenen 
Lehnen  fast  völlig  kahl;  an  die  Stelle  der  verwüsteten  Schwarz- 
fohren waren  mehrere  Seltenheiten  unserer  Serpentinberge  getreten : 
Euphorbia  glabriflora  Vis.,  Betonica  scardica  Gris.,  Scabiosa 
fumarioides  Vis.  et  Panc.  Silene  longißora  Ehrh.  var.  juneifolia 
Ledeb.,  an  quelligen  Stellen  stand  häufig  Cirsium  siculum  DC, 
neu  waren  für  meine  Flora  Linum  squamulosum  Rud.  und  eine 
Molinia  verwandt  mit  M.  littoralis  Host,  aber  mit  lang  behaarten 
oberen  Blattscheiden.  Bei  Beoci  im  Thale  des  Ibar  überraschte  mich 
die  Buffonia  tenuifolia  L.;  sie  musste  bei  früheren  Gelegenheiten 
übersehen  worden  sein,  denn  sie  war  hier  ziemlich  häufig  verge- 
sellschaftet mit  Helianthemum  niloücum  Pers.  und  Ajuga  chia 
Schreb.  —  Am  Kostur,  einem  hohen  Trachytfelsen  wurden  ausser- 
dem noch  gesammelt:  Chamaepeuce  afra  DC,  Podospermum  Jac- 


181 

quinianum  Cass.,  Verbascwn  bannticum  Sehr  ad.  ,  Micromeria 
rupeslris  ßenlli.,  Scrophularia  canina  L.,  ein  Sempervwum  ver- 
wandt mit  S.  Braunii  und  eine  mir  zweifelhafte  Centaurea  aus 
der  Gruppe  der  paniculata.  —  So  oft  ich  eine  solche  Centaurea 
treffe,  fällt  mir  der  gute  Rath  ein,  den  Reichenbae  h  (Flora  germ. 
excurs.  I.  pag.  356)  bei  Gelegenheit  der  Besprechung  eines  schwie- 
rigen Pflanzengenus,  der  Sommerwurz,  seinen  kommoden  Kollegen 
gibt  —  „qui  has  species  distinguere  nolunt,  his  quam  maxime 
commendamus  0.  polymorpham  Schrk.  totum  genus  commodis- 
sime  complectentem."  —  Sind  schon  die  50 — 60  Orobanchen  schwer 
zu  unterscheiden,  zumal  auf  Reisen,  wo  zu  einer  minutiösen  Unter- 
suchung weder  die  Zeit  noch  die  nöthigen  Behelfsmiltel  vorhanden 
sind,  um  wie  viel  mehr  gilt  diess  von  der  Gruppe  der  C.  Acrolo- 
phus,  die  seit  dem  Erscheinen  des  VI.  Bandes  des  von  De  C  a  n  d  o  1 1  e's 
Prodromus  durch  die  Forschungen  von  Boissier,  Jordan  u.  A. 
nahe  an  das  Dreifache  angewachsen  ist.  Welcher  Florist  wäre  da 
nicht  froh,  wenn  er  aller  jener  kleinlichen  Untersuchungen  und 
Vergleichungen ,  die  zur  richtigen  Erkennlniss  der  Centaureae 
paniculatae  unerlässlich  nolhwendig  sind ,  durch  das  Epitheton 
„polymorpha"  enthoben  werden  könnte?! 

Nach  einem  mehrtägigen  Aufenthalte  in  Raska  wurde  endlich 
die  Reise  auf  den  M.  Kopaonik  angetreten,  in  der  Hoffnung,  irgend 
etwas  Neues  der  Flora  dieses  höchst  interessanten  Gebirgsslockes 
beifügen  zu  können.  Leider  wurde  ich  in  meiner  Erwartung  arg 
getäuscht,  denn  das  bisherige  konstant  schöne  Wetter  schlug  um; 
und  am  21.  Juli  a.  St.  begann  es  zu  regnen. 

In  Kaznovici,  zwei  Stunden  von  Raska  musste  den  ersten 
Tag  gerastet  werden.  Ein  Stündchen  konnte  dazu  benutzt  werden, 
um  die  nahen  Hügel  zu  begehen,  bei  welcher  Gelegenheit  folgende 
meist  dürre  Arten  notirt  wurden;  Trifolium  purpureum  Lois.,  TV. 
scabrum  L.,  Tr.  trichopterum  Pan£. ,  Onobrychis  alba  Desv., 
Euphorbia  yraeca  Boiss,,  Gypsophila  illyrica  Sin.,  Gueria  his- 
panica  D  C.  Helianthemum  niloticum  Pers.,  Bupleurum  aristatum 
Barth,  Orlaya  platycarpos  K.,  Ziziphora  capitata  L.,  Ajuya 
chia  Schreb.,  Elymus  crinitus  Scbreb.  und  Aeyilops  otata  L. 

Die  schwierige  Partie  längs  des  Ibar  nach  Jarinje,  einem 
Grenzposten,  der  sich  südlich  am  weitesten  nach  Albanien  hinein- 
zieht, musste  des  andern  Tags  ob  des  bösen  Wetters  aufgegeben 
werden;  ich  wählte  den  kürzesten  Weg  auf  den  Kopaonik  über 
Semetes,  wo  ein  kleiner  Gebirgssee  zu  untersuchen  war.  Dieser 
tiefe,  oder  wie  die  Anwohner  glauben,  grundlose  See  liegt  in  einer  Höhe 
von  2500'  und  nimmt  ein  Areal  von  nahezu  500  Q°  ein;  seine  Ufer 
sind  mit  zwei  Klafter  hohen  Phraymites  communis  Trin.  dicht 
bewachsen;  unter  das  Rohr  mischen  sich:  Nephrodium  Thelypteris 
Str.  Festuca  arundinacae  Schieb.,  Carex  oealis  Good.,  C. 
paniculata  L.,  C.  paradoxa  W.,  C  Pseudo-Cyperus  L.,  Lysimachia 
vulyaris  L.,  Cirsium  palustre  Scop.  und  Epilobium  palustre  L. 
Ein  schwimmender  Rasen,  der  sich  in   der   Richtung  des   Windes 


182 

langsam  bewegte,  gewährte  den  jüngeren  Reisenden  eine  kleine 
Kurzweil;  da  indessen  auch  an  Hydrozoen  nichts  Besonderes  zu 
erspähen  war,  so  wurde  bald  die  Weiterreise  angetreten,  und  in 
5  Stunden  das  Nachtquartier  in  einer  Sennerei  unter  der  Spitze 
des  Kopaonik,  eben  noch  zur  rechten  Zeit  erreicht;  denn  bald  nach 
unserer  Ankunft  öffneten  sich  alle  Schleusen  des  lange  schon 
grollenden  Himmels,  es  erfolgte  ein  Toben  und  Wettern,  wie  man 
es  nur  im  Hochgebirge  zu  hören  bekommt;  diess  dauerte  auch 
ziemlich  lange  und  gönnte  uns  erst  gegen  den  Morgen  einige 
Ruhe  und  den  so  notwendigen  Schlaf. 

Die  drei  folgenden  Tage  wurden,  so  gut  es  das  launische 
Wetter  erlaubte,  dazu  benützt,  um  die  wichtigeren  Punkte  barome- 
trisch zu  vermessen  und  um  an  einigen  neuen  Lokalitäten  etwas 
Neues  zu  erspähen.  Am  Suvo  Rudiste,  dem  höchsten  Punkte  des 
Kopaonik  standen  eben  in  voller  ßlüthe:  Hieracium  Schul  tzianum 
n.  spec.  (H.  pallescens  Panc.  Verz.),  H  petraeum  Friv..  Soyeria 
serbica  Schultz  ßip.,  Crepis  alpestris  L.  war.  tnoesiaca,  Cenlaurea 
montana  var.  albida  (mit  napuligera  Roch,  verwandt),  Jasione 
supina  Sieb,  und  Semp er vivum  Reg inae  Amaliae  Heldr.  Die  gras- 
reichen Abhänge  des  Bedjirovac  boten:  Cenlaurea  Kotschyana 
Heuff. ,  die  beiden  bereits  am  Stol  notirten  Genisten,  einen  l'ru- 
ctificirenden  Cytisus,  vielleicht  C.  chrysotrichus  ßoiss,,  Verbascum 
Thapsus  L.  und  eine  3 — 4'  hohe  Briza  —  wohl  nur  eine  Gebirgs- 
l'orm  der  Br.  media  mit  rauhen  Spirren-Aesten. 

CSchluss   folgt.) 


Literaturberichte. 

Rabenhorst  Dr.  L.  Kryptogamenflora  von  Sachsen, 
der  Ob  er- Lau  sitz,  Thüringen  und  Nordböhmen  mit  Be- 
rücksichtigung der  benachbarten  Länder.  Zweite  Abtei- 
lung. Zweite  Hälfte.  Bogen  13  —  Schluss.  Mit  zahlreichen  Illustra- 
tionen, sämmtliche  Flechtengattungen  darstellend.  Leipzig.  Verlag 
von  Eduard  Kummer.  1870.  Kl.  Oktav. 

Mit  dieser  zweiten  Hälfte  der  zweiten  Abtheilung,  deren  erste 
Hälfte  auf  S.  118 — 120  des  laufenden  Jahrg.  dieser  Zeilschrift  von 
mir  angezeigt  worden  ist,  sind  die  Lichenen  des  vorliegenden  Wer- 
kes zu  Ende  geführt.  Da  die  innere  und  äussere  Einrichtung  dieses 
Schlussheftes  dem  bereits  besprochenen  Hefte  gleich  ist,  kann  die 
angelegentliche  Empfehlung  dieses  äusserst  praktischen  Führers  in 
die  Lichenenkunde  Mitteldeutschlands  hier  nur  vollinhaltlich  wieder- 
holt werden.  Zu  den  in  der  ersten  Hälfte  aufgezählten  195  Arten 
sind  hier  231  Arten  gekommen,  so  dass  im  Ganzen  426  Arten  auf- 
gezählt und  beschrieben  sind.  Darunter  sind  in  Fortsetzung  der  bei 
der  ersten  Besprechung  gegebenen  Beispiele  44  Biatoreen,  28  Le- 


183 

cauoreen,   18  Placodieen,  11   Umbilicarieen,  29  Parmelieen,  11  Pel- 
tigereen,    28    Cladoniaceen,    16   Ramalineen.    Bei  51   Arten   dieses 
Hefles  sind  böhmische,   bisher  nicht  veröffentlichte  Fundorte  ange- 
führt.   Unter    den    Findern    befinden   sich    ausser    den  oben  S.  120 
angeführten  Pfarrer  Karl  in  Königswalde,    Rentamtmann  Sachs  in 
Rothenhaus,     Förster    Schaut  er    in  Höflilz,    Stadtrath    W.  Sieg- 
in und  in  Reichenberg,  sämmtiich  in  Böhmen.  Bei  Placodium  erythro- 
carpeum  Rabenh.  (im  Texte  p.  234  steht  aus  Versehen  erythrocar- 
pea)  wird  erwähnt:    In    Sachsen   und    Böhmen   bis  jetzt  nicht  auf- 
gelunden.  Was  Böhmen  betrifft,  liegt  die  Angabe  vor,  bei  Prag  an 
Sandsteinen  habe  0 p iz  Lecanora  craspedia  arenaria  Ach.  gefun- 
den   (Opiz    ph.  u.  kr.   Gew.   Böheims  p.  187).     Da  L.   craspedia 
arenaria   unbestritten    mit    P.  erythrocarpeum    identisch   ist,  auch 
kein   Veidachlsgrund   gegen   die   Richtigkeit  der  Bestimmung  vor- 
liegt, so  darf  diese  Flechte  als  eine  böhmische  angesprochen  wer- 
den. —  Bei  Psoroma  lentigerum  Massal.  sagt  Rabenhorst,  man 
führe   sie  supra   lerram  in  monlibus  für  Böhmen  an,   ihm  sei  aber 
kein  Exemplar  vorgekommen.    Hierzu  ist  zu  bemerken,  dass  schon 
früher    Opiz    (Deutsohl,    kr.    Gew.    p.    80    u.    92.J     diese    Flechte 
unter  dem  Namen  Lecanora  1.  an  Kalkfelsen  und    auf  Moos    ange- 
führt   und    (Nat.    Tausch    p.  130)    auf   das    Zeugniss    Mann's    bei 
Prag,    ferner    (Böheims    ph.    u.  kr.  Gew.  186)    auf    das    Zeugniss 
Presl's    an    Kalkfelsen    bei   St.  Prokop.    angegeben  habe  und  dass 
durchaus  kein  Grund  vorhanden  ist,  die  Richtigkeit  dieser  Angaben 
in  Zweifel   zu  stellen.    —   Die  Habitusbilder  einiger    strauchartiger 
Lichenen,    nämlich   der   Evernia  furfuracea  p.  333,    der    Comicu- 
Inria  aculeala,    p.  335,    des  Bryopogon  jubatum,    p.  336,  und  des 
B.  j.  b.    bicolor    (eher  clialy bei forme)   können  nicht    als  gelungen 
bezeichnet    werden.    —   Bei    Cladonia   coralloidea    wird    Ach.  als 
Namensurheber  angeführt  und  dabei  dessen  Synop.  253  zitirt.  Allein 
Acharius   hat  diese  angebliche  Species  in  der  Lichenogr.  universalis 
p.  529  aufgestellt,  in  der  späteren  Synopsis  u.  a.  0.  hingegen  die- 
selbe  als  var.  ß  seiner  Cenomyce  pyxidata  untergeordnet.    Ueber- 
diess  hat  Acharius  diese  Species  an   beiden  Orten  nicht  als  Cla- 
donia, sondern  als  Cenomyce  angeführt.  Hingegen  hat  Th.  M.  Fries 
(Lieh.   arcl.    p.  147)    zuerst    den  Namen    Cladonia  coralloidea  ge- 
braucht. Nach  den  von   Rabenhorst  angenommenen  Grundsätzen, 
die  Urheberschaft  eines  Namens  zu  bezeichnen,    sollte  also  stehen 
Cladonia  coralloidea  (Ach.)  Th.  AI.  Fries  (Lieh.  aret.  p.  147).  — 
Cetraria  odontella    Ach.  wird,   S.  .376,    auf  das  Zeugniss    von  Dr. 
Schmidt  und  Weicker  am  Jeschken  in  Böhmen  angegeben.  Diese 
Art    wäre    für  Böhmen  und  ganz  Oesterreich  neu.    Allein  es  ist  an 
und    für  sich   nicht  sehr  wahrscheinlich,    dass  diese  nordische  Art, 
als  deren  südlichster  isolirter  Standort  meines  Wissens  bisher  nur 
der    Harz  bekannt  war,    am  Jeschken  vorkomme.    Zudem    ist    die- 
selbe   der  Cornicularia  aculeata  var.  muricata  täuschend  ähnlich. 
Es    ist  aus    der    Angabe    Rabenhorst's  nicht    mit   Sicherheit    zu 
entnehmen,  ob  derselbe  Belegstücke  vom  Jeschken  gesehen   habe. 


184 

Unter  den  auf  S.  IV.  des  Vorwortes  genannten  Gewährsmännern 
kommt  der  genannte  Dr.  Schmidt  nicht  vor.  Weicker  ist  als 
Diaconus  Weicker  in  Chemnitz  näher  bezeichnet,  aus  dem  beige- 
setzten Kreuze  ist  aber  zu  ersehen,  dass  derselbe  bereits  verstorben 
sei.  Diese  Angaben  dürften  daher  aus  älterer  Zeit  stammen  und 
wären  bis  auf  weitere  Nachricht  dahin  gestellt  sein  zu  lassen.  Die 
sehr  ähnliche  Cornicularia  aculeata  var.  muricala  ist  aus  Böhmen 
mehrmals  angegeben  worden.  Auf  trockenen  Bergen  I.  Opiz 
Deutschi.  kr.  Gew.  28,  auf  dem  Koppenplan  1.  Flotow  in  Schles. 
Ber.  184^>.  101,  endlich  bei  Marienbad  1.  Laurer  im  J.  1851  in 
Kratzmann  Marienb.  3.  Aufl.  228.       Hohen  bühel-Heuf  l  er. 

In    der    Geschichte  der  menschlichen  Entwicklung  bezeichnet 
die  Einführung  einer  Theilung  der  Arbeit  auch  einen  der  wichtig- 
sten Momente:    Diess    gilt    nicht  nur  von  der  körperlichen  Arbeit, 
sondern    auch   von  der  geistigen.    Abgesehen  von  ganz  ausnahms- 
weise   begabten  Persönlichkeiten   und    von   Zufällen ,     welche    die 
eine  oder  die  andere  Entdeckung  ermöglichten,  werden  werthvolle 
Detailarbeiten    nur    dann  erzielt,    wenn    der    Verfasser    ohne    den 
Ueberblick  über  die  Gesammtheit  zu  verlieren,  sich  nur  mit  einem 
kleineren   Theile    der    betreffenden    Disciplin    befasste:    auf    Grund 
solcher   Detailarbeiten    werden    dann  jene    Uebersichten    möglich, 
welche   auch   ein   grösseres  Publikum  interessiren,  und  den  Werth 
oft  verachteter    Detailarbeiten  würdigen  lernen.    Die  Theilung    der 
Arbeit   geht    nun  nicht  nur  dahin,   dass  der  Verfasser  sich  auf  ein 
bestimmtes,  engeres  Gebiet  beschränkt,    es  werden  auch  für  grös- 
sere Werke  die   Kräfte  verschiedener  Mitarbeiter  in  Anspruch  ge- 
nommen:  so    hat    A.  Kerner  zu  der  zweiten  Auflage  des  ausge- 
zeichneten  Werkes    von   A.    Schaubach    „die    deutschen   Alpen" 
die   natürlichen   Floren  im  Gelände  der  deutschen  Alpen   beigetra- 
gen, welche  uns  im  Separatabdrucke  vorliegt.  Kern  er  unterschei- 
det fünf  Florengebiete,  nämlich    1,  der  südlichsten  Thäler  und  der 
Hügel  am  Südrande  der  Alpen,  welches  in  BetrefF  seiner  Pflanzen- 
welt   mit    der    mediterranen    Flora    übereinstimmt,    wie  sie  die 
Küstengegenden   des   Mittelmeeres    in  Griechenland,  Italien  Frank- 
reich, Spanien  und  der  Nordküste  von  Afrika  bekleidet.  2.  des  südöst- 
lichsten Randes,  welcher  ganz  jene  eigenthümliche  Flora  trägt,  wie  sie 
sich  von  den  nördlichen  und  westlichen  Ufern  des  schwarzen  Meeres 
über   das    südliche    Russland ,    sowie    über    den    nördlichen    Theil 
der    Türkei,    die    Donaufürstenthümer,    Siebenbürgen    und    Ungarn 
ausbreitet  und  die  pon tische  Flora  genannt   wird.    3.  der  Thäler, 
Mittelgebirge   und   unteren  Bergstufen  im  mittleren  und  nördlichen 
Theile  des  alpinen  Geländes,  welches  in  seinen  wesentlichen  Zügen 
mit  der  Flora  übereinstimmt,  welche  sich  über  die  weiten    Gefilde 
des   mittleren  und   nördlichen   Russlands,    über  den  grössten  Theil 
Skandinaviens    und   insbesondere    über    das    ganze    nördliche    und 
mittlere    Deutschland   ausbreitet  und  den  Namen    der    baltischen 
Flora   trägt.   4.  der  über    die   Grenze  der  Hochwälder  aufragenden 
Lehnen,  Kuppen  und  Rücken  des  Hochgebirges,  die  eine  Pflanzen- 


185 

weit  zeigen,  welche  in  ihrem  Charakter  vollkommen  mit  jener  des 
arktischen  Gebietes  im  hohen  Norden  unseres  Kontinentes  über- 
einstimmt und  als  arktische  Flora  bezeichnet  wird;  endlich  5.  der 
höchsten  Mulden  und  Zinnen,  welche  fast  pflanzenleere  Eiswüsten 
sind  und  nur  wenige  Kryptogamen  beherbergen,  welche  sich  auf 
vereinzelte  über  Schnee  und  Eis  aufragende  Felsenkämme  beschrän- 
ken und  den  Firn  der  Gletscher  mit  Anflügen  mikroskopischer 
Arten  schmücken.  Das  arktische  und  baltische  Florengebiet  werden 
weiter  vertikal  in  drei  Regionen,  eine  untere,  eine  mittlere  und 
eine  obere,  horizontal  in  eine  nordalpine,  eine  centralalpine,  end- 
lich eine  südalpine  eingetheilt.  In  kurzen  meisterhaften  Zügen  cha- 
rakterisirt  Kerner  jedes  der  vorerwähnten  Gebiete  und  hebt 
namentlich  die  klimatischen  Momente  hervor,  welche  die  Unter- 
schiede begründen.  Bezüglich  des  baltischen  und  arktischen  Gebie- 
tes fehlen  nicht  Verzeichnisse  der  häufigsten  und  charakteristi- 
schesten phanerogamischen  Gewächse,  die  dadurch  an  Interesse 
gewinnen,  dass  denselben  die  deutschen  Namen  nach  den  Gegen- 
den geschieden,  wo  sie  üblich  sind,  beigegeben  wurden.  Höchst 
werthvoll  sind  für  die  einzelnen  Gebiete  die  Zusammenstellung  des 
procentualen  Verhältnisses  der  grossen  Abtheilungen  der  Krypto- 
gamen und  der  Phanerogamen  bezüglich  der  letzteren  oft  nach 
den  einzelnen  Familien.  Bartsch. 


Correspondenz. 

Tri  est,  am  27.  April  1870. 

Visiani  hat  sehr  umfangreiche  Zusätze  und  Berichtigungen 
zur  Flora  dalmalica  zusammengestellt  und  war  damit  zum  Schlüsse 
des  2.  Bandes  gelangt,  als  ihn  eine  schwere  Lungenkrankheit  traf, 
die  sein  Leben  in  Gefahr  brachte,  und  nur  nach  mehreren  Wochen 
den  Bemühungen  der  Aerzte  wich,  so  dass  er  jetzt  sich  in  voller 
Konvaleszenz  befindet.  Es  wird  aber  noch  eine  Weile  anstehen, 
bis  er  vollkommen  hergestellt  sich  an  die  Arbeit  machen  kann, 
um  den  3.  und  letzten  Theil  zu  vollenden.  Die  Flora  dalmatica 
wird  durch  diese  Arbeit  einen  namhaften  Zusatz  erhalten. 

Tommasini. 

Plavischevitza  bei  Alt-Orsova,  am  2.  Mai  1870. 

Morgen  ist  es  gerade  1  Monat,  dass  ich  die  Herabreise  ange- 
treten. Ich  brachte  1  Tag  in  Mohäcs  und  lJ/2  Tage  in  Belgrad  bei 
Prof.  Pancic  zu  und  wollte  mich  Anfangs  in  Svinicza,  am  süd- 
lichsten Punkte  der  Banater  Militärgrenze  festsetzen.  Hier  war 
aber  die  Vegetation  noch  sehr  weil  zurück ;  es  lag  noch  viel 
Schnee.  Zwei  Exkursionen  um  Svinicza  ergaben  Crocus  moesiacusy 
der  daselbst  gemein  ist,  und  den  ich  glücklicherweise  noch  in 
Blüthe  antraf,  —  und  eine  mir  noch  zweifelhafte  Gagea;  vielleicht 


186 

eine  G.  pusilla.  Ich  eille  sodann  hierher  zum  Kazanthal  und  bin 
nun  bereits  3  Wochen  ununterbrochen  mit  Durchforschung  dieses 
Paradieses  beschäftigt.  Auch  hier  ist  die  Flora  gegen  andere  Jahre 
sehr  zurück;  jedoch  habe  ich  schöne  Sachen  gefunden  und  zahl- 
reiche Standorte  constalirt.  Eben  jetzt  blüht  die  Tulipa  Billietiana 
Jord.  am  schönsten.  Sie  wächst  an  den  schmalen  Vorsprüngen 
der  senkrechten  Kalkwände  sehr  zahlreich.  Vor  8  Tagen  habe  ich 
im  Kazanthale  unter  dem  Widerhall  zahlreicher  Pöllerschüsse  die 
aus  Anlass  der  griechischen  Ostern  abgefeuert  wurden,  Exemplare 
dieser  herrlich  dufl enden  Tulpe  eingelegt.  Syringa  vulgaris,  hier 
überall  in  wildem  Zustande,  wird  in  ein  paar  Tagen  aufblühen. 
Gegenwärtig  schmücken  besonders  Sesleria  filifolia  Hoppe,  Ery- 
sinmm  crepidifolium  und  Lamium  in  flu  tum  He  uff.  die  Felsen.  — 
Wie  man  letztere  Pflanze  mit  L.  maculatum  L.  verwechseln  konnte, 
bleibt  mir  auf  keine  Weise  erklärlich.  Die  Form  der  Blumenkrone 
ist  eine  total  andere,  und  stellt  so  ziemlich  jene  von  L.  purpu- 
reum in  vergrössertem  Massslabe  dar.  —  Carex  brevicolis  D.  C.  ist 
hier  sehr  häufig;  besonders  schöne  Rasen  davon  finden  sich  auf 
Serpentinunterlage.  Sobald  die  Früchte  reifem,  was  in  circa  10  Tagen 
stattfindet,  werde  ich  davon  sammeln.  Pleroneurum  graecum  wird 
in  einigen  Tagen  die  Früchte  ausgebildet  haben.  —  Triticum  pa~ 
normitanum  (Trit.  petraeum  Vis.  u.  Panc.)  das  ich  im  J.  1867 
am  serbischen  Ufer  vis  ä  vis  von  hier  fand,  habe  ich  nun  auch 
auf  unserer  Seite  entdeckt.  Es  blüht  zwar  lange  noch  nicht;  doch 
waren  die  vorjährigen  vertrockneten  Halme  mit  den  auffallenden 
Aehren  übriggeblieben,  so  dass  ich  dieses  Gras  gut  erkennen 
konnte.  Ich  dürfte  davon  Prachtexemplare  erlangen.  In  2  Wochen 
gehe  ich  in  die  Herkulesbäder,  kehre  aber  Anfangs  Juni  wieder 
ins  Donauthal  zurück,  um  die  interessantesten  Punkte  zu  durch- 
stöbern. Auch  die  Sandgegenden  des  deutsch-banater  Regimentes 
will  ich  begehen,  am  1.  Juli  aber  in  Pest  eintreffen.  Janka. 

Krems,  9.  Mai  4870. 
Es  wäre  mir  sehr  erwünscht,  wenn  ich  noch  mit  einigen 
Kryptogamen-Sammlern  des  österreichischen  Kaiserstaates  in  direk- 
ten Tauschverkehr  treten  könnte,  wie  ich  einen  solchen  eifrig  mit 
vielen  Botanikern  des  Auslandes  pflege.  Vor  allem  ist  es  mir  um 
Pilze  zu  thun,  sodann  um  Laub-  und  Lebermoose  und  Gefäss- 
kryptogamen,  Lichenen  und  Algen  sammle  ich  nicht,  von  ersteren 
könnte  ich  aber  momentan  eine  ziemliche  Partie  abgeben.  Hierauf 
reflektirende  Botaniker  würde  ich  bitten,  mir  baldigst  ihre  Doublet- 
ten-Kataloge  zugehen  lassen  zu  wollen.  Baron  Thümen. 

Innsbruck,  Mai  1870. 

Ueber  die  im  verflossenen  Jahre  von  mir  in  zahlreichen  Exem- 
plaren an  Tauschfreunde  versendete  Luzula  Sieberi  Rei  chb.  mehrfach 
interpellirt,  bemerke  ich  ,  dass  diese  Pflanze  gewiss  kein  Bastart 
aus    Luzula  süvatica  (Huds.J    und    Luzula  nemo  rosa  (Po  II.)  ist, 


187 

da  die  erstere,  nämlich  Luzula  silvatica  (Huds.)  in  Tirol  allein 
Anscheine  nach  fehlt  und  eben  durch  Luzula  Sieberi  Reicht),  er- 
setzt ist.  Was  ich  aus  Tirol  unter  dein  Namen  Luzula  maxima  DC.= 
L.  silvatica  (Huds.)  sah,  gehört  wenigstens  alles  zu  L.  Sieberi.— 
In  den  östlichen  Alpen,  so  wie  in  den  Karpalhen  und  in  den  sude- 
tisch-hercynischen  Berggruppen  habe  ich  dagegen  Luzula  Sieberi, 
die  in  den  tirolischen  Nordalpen  und  Centralalpen  oft  zu  Tausenden 
die  hochgrasigen  Alpenwiesen  schmückt,  nicht  gesehen;  dagegen 
tritt  dort  in  schattig-feuchten  subalpinen  Wäldern  wieder  die  echte 
L.  silvatica  (Huds.)  auf.  Der  westlichste  Standort,  wo  ich  im  Ge- 
biete der  Alpen  L.  silvatica  selbst  noch  sammelte,  ist  das  Echern- 
thal  bei  Hallstatt  in  Oberösterreich,  doch  dürfte  die  Grenze  beider 
Arten  wahrscheinlich  noch  weiter  westlich  zu  suchen  sein  und  es 
wäre  von  Wichtigkeit  dieselbe  genauer  festzustellen.  —  Die  im 
verflossenen  Sommer  entdeckte  und  meinen  geehrten  Correspon- 
denten  als  Carex  alpigena  Kern,  zugesendete  Carex  halte  ich  für 
eine  sehr  ausgezeichnete  neue  Art.  Sie  macht  den  Eindruck  der 
Carex  hispidula ,  stimmt  aber  im  Bau  der  Blüthen  und  Früchte 
mehr  mit  Carex  ferruginea  überein,  von  der  sie  sich  aber  wie- 
der durch  die  kurzen  dicken  weiblichen  Aehren  und  die  grauen 
basilären  Blattscheiden  unterscheidet.  Sie  kommt  sehr  selten  vor  und 
wurde  von  mir  bisher  nur  an  der  Nordseite  des  hohen  Burgstall 
im  Stubaithale  in  der  Seehöhe  von  2000—2500  Met.  an  feuchten 
Stellen  in  Gesellschaft  der  Carex  nigra  beobachtet.  —  Was  die  von 
Huter  im  verflossenen  Jahre  unter  dem  Namen  Phlomis  Portae 
Kern  er  vertheilte  Pflanze  anbelangt,  so  wurde  dieselbe  von  Porta 
schon  vor  zwei  Jahren  auf  dürren  Gehängen  bei  Verona  entdeckt. 
Sie  steht  der  Phlomis  fruticosa  L.  sehr  nahe,  scheint  mir  aber 
doch  durch  die  doppell  schmaleren  linealen,  die  Kelche  stützenden 
Deckblättchen,  die  lang-dornigen  Kelchzipfel,  so  wie  die  schlaffen 
oberseits  kaum  runzeligen  Blätter  verschieden.  Sie  bildet  ein 
Gegenstück  zu  Phlomis  microphylla  Sieb  er.  Diese  letztere  mit 
ihren  kurzen  sehr  stark  runzeligen  Blättern,  eilanzetlförmigen  Deek- 
blältchen  und  sehr  kurzen  last  obsoleten  Dornen  der  Kelchzipfel 
bildet  gleichsam  das  eine,  Phlomis  Portae  das  andere  Grenzglied 
und  Phlomis  fruticosa  die  Mittelstufe.  Ich  glaubte  anfänglich  der 
Muthmassung  Kaum  geben  zu  können,  dass  diese  Phlomis  etwa  aus 
irgend  einem  Garten  stamme.  Porta  schreibt  aber  darüber  be- 
fragt: „Phlomis  Portae  Kern,  invenitur  in  collinis  Veronae,  plaga 
meridiana  supra  Athesim  loco  unico.  Teste  ruricola  loci  olim  abunde 
crescebat,  nunc  fere  exelivit,  causa  horticultorum  qui  ornamenti 
causa  pro  viridariis  usurpant ,"  und  es  scheint  dieselbe  demnach 
wirklich  wild  an  dem  angegebenen  Slandurle  vorzukommen.  Es 
ist  mir  höchst  wahrscheinlich,  dass  diese  Phlomis  mit  nPh.  fruti- 
cosaLi  identisch  ist,  welche  nach  Zannichelli  Op.  posth.  83  auf 
den  Euganaeen  vorkommt.  Pollini  erwähnt  dieser  Phlomis  in  der 
Fl.  Veron.  II.  p.  266,  hat  sie  aber  selbst  nicht  gesehen.  Desglei- 
chen Rcichenb.  in  Fl.  exe.  Wächst  demnach  diese  Pflanze  wirklich 


188 

in  dem  präalpinen  Hügellande  im  Norden  der  venetianischen  Ebene 
wild,  so  ist  sie  meiner  Auffassung  nach,  eines  jener  Ueberbleibsel 
aus  der  mediterranen  Flora,  deren  uns  so  viele  am  Südrande  der 
Alpen,  ja  selbst  noch  weit  hinauf  in  den  warmen  nach  Süden  aus- 
mündenden Thälern  begegnen  und  Hesse  sich  als  eine  durch  die 
Isolirung  entstandene  Parallelform  der  gegenwärtig  auf  das  Küsten- 
gebiet beschränkten  Phlomis  fruticosa  betrachten.  Kern  er. 

Striegau  (Schlesien),  27.  April  1870. 

Ich  benachrichtige  Sie  von  dem  nach  langen  Leiden  am  3.  d.  M. 
erfolgten  Ableben  des  Herrn  Thierarztes  F.  Schwarzer  in  Kuh- 
nern. Der  nicht  nur  seiner  Familie,  sondern  auch  der  Wissen- 
schaft zu  früh  entrissene  Freund  war  ein  eifriger  Forscher  im 
Gebiete  der  von  Vielen  gemiedenen  Gattung  Rubus,  und  seine 
diese  Galtung  umfassende  Sammlung  ist,  da  dieselbe  einmal  die 
Grundlage  zu  einer  Monographie  der  Rubi  darbieten  sollte,  ausser- 
ordentlich reichhaltig,  dabei  vortrefflich  gehalten  und  musterhaft 
geordnet.  Es  ist  nur  zu  wünschen,  dass  dieses  Heibar  in  recht 
gute  Hände  überginge.  J.  Zimmermann,  Lehrer. 

London,  12.  April  1870. 
Mehrfach  brieflichen  Anfragen  zu  genügen  und  weiteren  Miss- 
verständnissen vorzubeugen,  erlaube  ich  mir  Sie  zu  benachrichtigen, 
dass  es  allerdings  meine  Absicht  war,  Ende  Dezember  1869  das 
„Journal  of  ßotany,  British  and  Foreign",  mit  dem  Schlüsse 
des  siebenten  Jahrgangs  und  der  lOOsten  Tafel  einzustellen.  Hie- 
sige Gelehrte  haben  jedoch  durch  ihren  bekannten  Aufruf  an  die 
Botaniker  Englands,  worin  sie  die  hohen  wissenschaftlichen  Ver- 
dienste der  Zeitschrift  und  die  vielen  hehren  Namen,  welche  darin 
glänzen,  mit  dankbarer  Anerkennung  hervorheben,  dem  Journal 
so  manche  neue  Kräfte  zugeführt,  und  eine  so  reiche  Subskri- 
bentenliste gesichert,  dass  ich  mich  entschlossen  habe,  unterstützt 
durch  Herrn  Dr.  Trimen,  vom  Britischen  Museum,  und  Herrn 
J.  G.  Baker,  vom  königlichen  Herbarium  zu  Kew,  die  Zeitschrift 
nicht  nur  weiter  forterscheinen  zu  lassen,  sondern  auch  die  Ver- 
leger zu  veranlassen,  den  Subskriptionspreis  von  21  Schilling  (  = 
7  Thaler)  auf  12  Schilling  (=  4  Thaler)  herabzusetzen.  Die  ein- 
zelnen Nummern  werden  am  1.  eines  jeden  Monats  veröffentlicht. 
Es  lag  in  der  Absicht,  das  Journal  nicht  wie  bislang  durch 
Tafeln  zu  illustriren,  dafür  aber  mehr  Text  zu  liefern.  Verschiedene 
Gönner  des  Unternehmens  haben  mich  jedoch  in  den  Stand  gesetzt, 
nicht  allein  mehr  Text  als  früher  zu  geben,  sondern  auch  die 
übliche  Zahl  der  Illustrationen  einzuhalten,  wenn  nicht  zu  über- 
schreiten. B.  Seemann. 


189 

Personalnotizen. 

—  Dr.  Rudolf  Siebeck  erhielt  von  der  k.  k.  Garlenbauge- 
sellschaft  in  Wien  von  den  drei  diesjährigen  Kaiserpreisen  für 
besondere  Leistungen  auf  dem  Gebiete  des  Gartenbaues,  den  1. 
Preis  mit  30  Dukaten  zuerkannt. 

—  Perotet,  Direktor  des  botanischen  Gartens  in  Pondichery 
ist  gestorben. 

—  Viktor  v.  Janka  wurde  von  der  Heves  Jaszkunsagi 
gazdasägi  egyesület  in  der  letzten  Generalversammlung  zum  Ehren- 
mitgliede  ernannt. 

—  Dr.  August  Reuss,  Professor  an  der  Universität  Wien 
wurde  in  Anerkennung  seiner  wissenschaftlichen  Leistungen  durch 
Verleihung  des  Ordens  der  eisernen  Krone  ausgezeichnet. 

—  Prof.  Palatore  hat  die  von  Th.  Caruel  zurückgelegte 
Professur  der  Botanik  an  der  pharmazeutischen  Schule  in  Florenz 
übernommen. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 

—  In  einer  Sitzung  der   Seh  lesischen  Gesellschaft   für 
vaterländische  Kultur,  am  10.  Februar  hielt  Lehrer  Limpricht, 
einen  Vortrag  über  die  Flora  des  Isergeb  irges.  Die    Flora  des 
Isergebirges   steht    mit    der   des    benachbarten    Riesengebirges    im 
innigsten  Zusammenhange;  sie  repräsentirt  die  Pflanzen  des  schle- 
sischen   Vorgebirges   und    stimmt   auf  den   Kämmen    und    höchsten 
Erhobungen  (2800 — 3500')  fast  durchweg  mit  den  Vorkommnissen 
der  obern  Waldregion  überein.  Ein  höheres  Interesse   gewinnt  sie 
jedoch   durch   das   zahlreiche   Auftreten   alpiner  Arten:  einige  der- 
selben, wie  Adenostyles  albifrons  Rchb.,  Hieracium   alpinum  L.  y. 
foliosum    und    H.    bohemicum    Fr.    sind  wegen   ihres   sporadischen 
Vorkommens   am    Thesenhübel    (2400')    gewiss   als    eingewanderte 
Kolonisten   aufzufassen,   während  Rumex    alpinus   L.   und   Archan- 
gelica  officinalis  Hoff  in.  einzig  um  die  Bauden   unter  dem  Schutze 
des   Menschen   gedeihen,   Anemone    alpina  L. ,   Epilobium   trigonum 
Schrank  und  Ribes  petraeum  Wulf,  am  Buchberge  im  Erlöschen 
sind  und  Swertia  perennis  L.  (kl.  Iser)  und    Rubus   Chamaemorus 
L.    (Kühhübel)    an    zwei    geschützten    Oertlichkeiten    kleine    alpine 
Inselchen  zusammensetzen;  —  nur  Coeloglossum  albidum    Hartm. 
(Buehberg),  Gnaphalium  norvegicum  Gunwer,  Aconithum  Napellus 
L. ,  Gentiana  asclepiadea  L.  und   Asplenium   alpestre  Roth  haben 
auf  den  höchsten   Erhebungen   grössere   Ausbreitung   erlangt.   Von 
allgemeinerer  Bedeutung  bleibt   lediglich  die  parodoxe  Vereinigung 
von  Pm«j  Mughus  Scop.,  Juniperus  nana  Will d.,  Betula  nana  L., 
Etnpetrum  nigrum  L.,    Limnochloe  caespitosa  Rchb.,  Phleum    alpi- 
num L,,  Gnaphalium  norvegicum    Gunner,    Epilobium  alpinum    L. 


190 

und  Rubus  Chamaemorus  L.  auf  der  grossen  Iserwiese  bei  2400',  die, 
weil  rings  von  hohen  bewaldeten  Kämmen  geschützt,  von  (\ea  wär- 
meren Luftströmen  ans  der  Ebene  nicht  getroffen  werden  kann,  wohl 
aber  den  vom  Riesengebirge  herkommenden  kälteren  Winden  schutz- 
los ausgesetzt  ist  und  deren  Temperatur  ausserdem  noch  durch  feuchte 
Wälder,  ausgedehnte  Sümpfe  und  reichliche  atmosphärische  Nieder- 
schläge derartig  erkältet  wird,  wie  keine  der  entsprechenden  Höhen 
der  übrigen  Sudetenzüge.  Minder  zahlreich  sind  die  Laubmoose 
vertreten,  deren  primäre  Heimath  über  der  Grenze  der  Fichte  liegt, 
so  auf  der  Iserwiese:  Mniuni  cinelidioides  Blytt.  c?  et  §,  Splach- 
num  sphaericum  L. ,  im  Iserbett:  Dichelyma  falcatum  Myrin,  und 
Hypnum  ochraceum  Wils.;  am  Buchberge:  Ilylocomium  Oakesii 
Süll.  $  Ex.,  Amphoridium  lappoiücum  Schpr.  c.  fr.  und  Grirn- 
mia  alpestris  Schleich.;  auf  den  übrigen  Höhen:  Plagiotliecium 
Mültlenbeckii  Schpr.  ( SieghiibelJ,  Dicranum  Starekit  W.  et  M., 
Grimmia  contorta  Schpr.,  Racomitrium  patens  Schpr.  und 
Pseudoleskea  atrovirens  Dicks.,  was  nur  in  dem  Mangel  grösserer 
Felsbildungen  und  baumloser,  trümmerreicher  Gipfel  und  in  dem 
ausschliesslichen  Vorwalten  von  Fichtenwäldern  und  Hochmooren 
seinen  Grund  hat,  da  sonst  Moose  sich  leichter  den  klimatischen 
Veränderungen  anschmiegen,  als  Phanerogamen.  Allerdings  bleibt 
damit  das  Fehlen  von  Hypnum  sarmentosum  Whlbg.  und  Sphagnum 
Lindbergi  Schpr.  auf  den  ihrer  Existenz  sehr  günstigen  Isersüm- 
pfen  noch  unerklärt.  Andere  Seltenheiten  dieses  Gebirges  sind 
noch;  Platygyrium  repens  B.  S.  und  Bryum  Dwüali  Voit.  c.  fr- 
üher Bad  Flinsberg,  Brachyodus  trichodes  Nees,  Equisetum  palustre 
L.  et  Lycopodium  inundaium  h.  auf  der  gr.  Isarwiese,  Fontinalis 
squamosa  Dill,  und  gracilis  Lindbg.  im  Bett  der  grossen  I.sar, 
Aspidium  lobatum  Sw.,  Anomodon  apiculatus  Schpr.,  Bracliy- 
t  he  dum  Geheebii  Milde.  Eurhynchium  crasstnermum  Schpr.  und 
Amblystegium  confervoides  B.  S.  am  Basalt  des  Buchberges.  In  der 
vierten  Sitzung  vom  24.  Februar  gab  Dr.  Hodann  eine  Berichti- 
gung zu  den  von  Dr.  Ascherson  gemachten  Miüheilungen  über 
den  Standort  der  Pilularia  globuiifera  L.  zu  Miltel-Sohra  bei  Görlitz. 
Lehrer  Limp rieht  bemerkte,  dass  er  am  16.  August  1863  die 
Pilularia  globuiifera  L.  etwa  10  Minuten  nordöstlich  vom  Bahnhof 
Kaiserswaldau  am  Rande  eines  ausgetrockneten  Teiches  aufgefunden; 
die  Pflanze  fruchtete  hier  auf  feuchtem  Sande;  ihre  Fruktilikalion 
unterblieb,  als  in  den  beiden  nächsten  Jahren  die  Oerllichheit  unter 
Wasser  stand.  Ausserdem  giebt  Dr.  J.  H.  Krüger,  f  1847,  in 
seinem  Manuskripte  über  die  Bunzlauer  Flor,  das  sich  durch  die 
grösste  Zuverlässigkeit  auszeichnet,  die  seltene  Pflanze  auch  noch 
bei  Aslau  und  in  der  VVehrauer  Haide  an.  Ober-Bergamts-Assistent 
Languer  hielt  einen  Vortrag  über  die  Statistik  der  Kompositen 
von  Neu-Holland  und  Tasmanien,  woselbst  bis  jetzt  496  Arten  in 
88  Gattungen,  darunter  39  Gallungen  und  441  Spec.  diesem  Gebiete 
ausschliesslich  angehörend,  nachgewiesen  sind.  E.  Junger  jun. 
sprach  über  hypokotyle  Knospenbildung  krautiger  Pflanzen,  welche 


191 

unterhalb  der  Keimblattes  am  sogenannten  hypokolylen  Achsentheile 
auf I ritt.  Diese  Bildung-  wurde  an  Anagallis  arvensis,  Antirrhinum 
majus  und  Euphorbia  Pcplus  wiederholt  beobachtet.  Es  brechen 
in  der  Mitte  oder  im  unteren  Theile  des  über  der  Erde  befindlichen 
hypokolylen  Achsengliedes  bald  in  grösserer  (8 — 10)  ,  bald  in 
geringerer  (2  —  4)  Anzahl  freie  akzessorische  Knospen  hervor,  die 
entweder  eine  gelegentliche  oder  eine  wesentliche  Bedeutung  für 
die  Pflanze  haben.  Gelegentlich  kann  diese  Bildung  bei  Anagallis 
genannt  werden,  da  die  spätei  zu  Sprossen  auswaebsenden  Knospen 
ein  kümmerliches  Wachst hum  zeigm,  wesentlich  bei  Antirrkinum 
und  Euphorbia,  wo  diese  Sprossen  beitragen,  das  Habitusbild  zu 
vervollständigen.  An  Anagalis  und  Antirrkinum  kommen  an  den 
hypokolylen  Sprossen  dieselben  Variationen  in  Betreff  der  Anzahl 
der  Wirtelglieder  (zweiblätterige  nebst  3 — -iblälterigen)  zur  Er- 
scheinung, wie  man  dieselben  zuweilen  in  den  oberen  Wirtein  der 
Hauptachse  und  der  gewöhnlichen  Sprosse  findet.  Die  hypokolylen 
Sprossen  scheinen  häufig  als  sogenannte  Wurzelsprosse  aufgefasst 
zu  sein,  da  die  wahren  Bildungsstätten  dieser  Knospen  später  nicht 
mehr  deutlich  ersichtlich  sind,  auch  das  hypokotyle  Stängelglied 
selbst  oft  zur  Wurzel  gerechnet  wird.  Allein  die  wahren  Wurzel- 
sprossen führen  anfänglich  ein  unterirdisches  Leben,  im  Gegensatz 
zu  den  von  ihrem  Ursprung  an  oberirdischen  hypokotylen  Sprossen. 
Letzlere  können,  wenn  man  will,  als  eine  Millelbildung  zwischen 
Wurzelsprossen  und  Achselsprossen  betrachtet  werden. 

F.  Colin,  Sekretär  d.  S. 


Literarisches. 

Kummer  Paul  „Das  Leben  der  Pflanze."  Zerbsl  1870. 
Verlag  von  E.  Luppe's  Buchhandlung.  In  populärster  V/eise  wer- 
den die  Lebensbedingungen  und  die  Lebensdauer,  die  Vermehrung- 
und  Erhallung  der  Pflanzen,  dann  deren  Verhallen  zum  Wechsel 
der  Jahreszeilen  und  zu  den  verschiedenen  Klimalen  im  Grossen 
und  Ganzen  richtig  dargestellt  und  so  das  Verslandniss  dieser 
Erscheinungen  den  weitesten  Kreisen   nahegelegt.  B. 

—  Von  Heer's  fossiler  Flora  der  Polarländer  wird  demnächst 
ein  zweiter  Band  erscheinen. 

—  ^Beiträge  zur  Flora  der  Schweiz."  Von  August 
Gremli.  Aarau  1870.  Verlag  von  J.  J.  Christen.  96  Seiten  in 
Qct.  —  Dieses  Werk  enthält  als  ein  Nachtrag  zur  „Exkursionsflora" 
desselben  Verfassers,  Vorarbeiten  zu  einer  Monographie  der  schwei- 
zerischen Brombeeren  und  Zusätze  und  Berichtigungen  zur  Exkur- 
sionsflora. In  den  für  die  Brombeerenkunde  werthvollen  Vorarbeiten 
werden  32  Rubusarten  nebst  ihren  Varielälen  und  Hybriden,  darunter 


192 

natürlich  wieder  einige  neue  Formen,  ausführlich  behandelt  und 
die  Zusätze  und  Berichtigungen  liefern  einen  beträchtlichen  Beitrag 
zur  Vervollständigung  der  Exkursionsflora. 

—  Von  Herrn.  Wagner's  „Deutsche  Flora"  sind  nun  im 
Verlage  von  J.  Hoff  mann  in  Stuttgart  die  Lieferungen  5  bis  9 
in  rascher  Folge  erschienen.  Sie  umfassen  S.  241—512  die  Rosa- 
ceen bis  zu  den  Ericaceen  und  enthalten  die  Abbildungen  von  '.Vii 
Arten  in  guten  in  den  Text  gedruckten  Holzschnitten. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen    sind    abgegangen    an   die    Herren:    Zuckal,    Dr.    Munter, 
Vagner,  Dr.  ßrehmer,  Dr.  Schlosser,  Dr.  Lerch,  Prof.  v.  Niessl. 


—*x— 


Correspondenz  der  Redaktion. 

Herrn  Dr.  Seh.  in  C.  „Erhalten.  Pflanzen  folgen  bald."  —  Herrn  Dr.  B.  G. 
in  M.:  „Brief  am  H.  v.  M.  abgesendet."  —  Herrn  Dr.  T.  in  E.:  „Warum  auf 
meine  wiederholten  Schreiben  keine  Antwort?1* 


Inserat. 

Verlag  der  Weidmann'schen  Buchhandlung  in  Berlin: 

Plantarum 

vascularium  genera 
seeundum  ordines  naturales  dig'esta 

eorumque 
differentiae  et  affinitates 

tabulis  diagnosticis  expositae 
auetore 

Carolo  Friderico  Meisner. 

2  Vol.  gr.  Folio. 

Zum  herabgesetzten  Preise  von  8  Thalern  (früherer  Preis  19  Tha- 
ler) durch  alle  Buchhandlungen  zu  beziehen. 

Diesem  Hefte  liegt  bei  eine  Ankündigung  „Preisermässigung"  von  K.  F. 
Kohle r's  Antiquarium  in  Leipzig. 


Kedakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Gerold'«  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  Ueberreuter  sehen  Buchdruckerei  (M.  Salzer) 


Oesterreichische 

Botanische  Zeitschrift 

Gemeinnütziges  Organ 

für 
Die    österreichische  Exemplare, 
botanische    Zeitschrift               Ra+qüiL-     II  iwl     I! nt-i  ni  L-  ai'  die  CreidurehdiePosi  be- 
erscheint                           DUldUlü    UHU    DUldUlRCI,  zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  beider   Redaktion 

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XX.  Jahrgang. WIB. Juü  *S™ 

INHALT:  Fungus  Laricis.  Von  Hohenbühel-Heufler.  —  Carex  brachyhyncha  Gsaller.  Voa 
Gsaller.  —  Phytographische  Fragmente.  Von  Dr.  Schur.  —  Vegetations-Verhaltnisse.  Von  Dr. 
Kern  er.  —  Reise  in  Serbien.  Von  Dr.  P  a  n  c  i  c.  —  Ausflug  auf  den  Bbsenstein,  Von  Strobl.  — 
Literaturberichte.  Von  Dr.  Sc  he  u  tz.  —  Correspondenz.  Von  Prichoda,  Pittoni,  Kerner,  Kohts. 
—  Personalnotizen.    —  Vereine,  Anstalten,   Unternehmungen.  —  Botanischer  Tauschverein 


Der  Fungus  Laricis  aureus  Matthioli's. 

Von  Ludwig  Freiherrn  von  Hohenbühel-Heufler. 

Peter  Andreas  Matthioli  erzählt  in  seinen  Cominentarien 
zur  Materia  niedica  des  Dioseorides  (Ed.  pr.  Venetiis.  1554.  485), 
ausser  dem  Agaricus  [Polyporus  officinalis  Fr.  S.  m.  1  365)  wach- 
sen ans  den  Lärchenbäumen  des  Nonsberges  gewisse  Schwämme 
von  goldgelber  Farbe,  dreissig  Pfund  schwer,  am  Rande  zerschnit- 
ten,  eine  sehr  beliebte  Speise,  ohne  jegliche  Bitterkeit  im  Ge- 
sehmacke, obwohl  der  von  dem  gleichen  Baume  erzeugle  Agaricus 
äusserst  bitler  sei.  (Ex  hoc  genere  [Matthioli  spricht  an  dieser 
Stelle  von  Baumschwämmen]  quidam  praeter  Agaricum  laricibus 
innascuntur  in  Ananiensibus  monlibus  triginta  librarum  pondere 
aureo  colore  per  ambilum  dissecti,  in  cibis  gratissimi,  nullo  amarore 
praediti,  licet  Agaricus  ab  eodem  arbore  productus  sit  amarissimus.) 
Diese  Stelle  bedarf  in  zwei  Punkten  einer  Erläuterung,  erstlich 
was  den  Fundort  ,  letztlich  was  das  Gewicht  betrifft.  Matthioli 
nennt  sich  auf  dem  Titel  iies  zitirlen  Buches  des  durchlauchtigsten 
Fürsten  Ferdinands,  Erzherzogs  von  Oesterreich  Arzt.  Dieser  Erz- 
herzog Ferdinand  war  in  der  zweiten  Hälfte  des  sechzehnten  Jahr- 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  7.  Heft    1870.  lo 


194 

hunderts  lirolischer  Landesfürst.  Es  war  natürlich,  dass  Matthioli 
in  dieser  Eigenschaft  sich  öfter  in  Tirol  aufhielt.  Mit  Vorliebe 
botanisirte  er  in  Tirol  auf  den  Bergen,  welche  das  Gebiet  des  Noce 
und  seiner  zahlreichen  Zuflüsse  bilden,  jenes  Noce,  der  bei  Nave 
unweit  Trient  seine  von  hundert  Gletschern  gespeisten  Wellen  der 
Etsch  zuführt.  Diese  Berge  sind  die  Montes  Ananienses  des  Mat- 
thioli. Der  Italiener  spricht  von  einem  Val  di  Non  ,  Nonsthal. 
Der  Deutsche  aber,  weil  in  einem  grossen  Theile  jenes  Gebietes 
die  Bäche  in  tiefen  Schluchten  fliessen,  die  bebauten  Strecken  aber 
nur  auf  den  Bergen  sind,  kennt  nur  den  Nonsberg,  und  begreift 
unter  diesem  Namen  demnach  nicht  einen  einzelnen  Berg,  sondern 
den  ganzen  Inbegriff  von  Berg  und  Thal  jenes  Gebietes  des  süd- 
westlichen Tirols.  Was  die  Gewichtsangabe  betrifft,  ist  wohl  nicht 
das  Kommerzpfund,  sondern  das  Apothekerpfund  zu  24  Loth  ge- 
meint und  die  Angabe  als  Maximum  zu  verstehen.  Auch  bei  dieser 
Annahme  bleibt  noch  immer  das  grosse  Gewicht  von  22  Pfund,  zu 
32  Loth  gerechnet,  dem  auch  der  Umfang  entsprochen  haben  muss. 

Kaspar  Bauhin  führt  diesen  Schwamm  im  Pinax  theatri  bo- 
tanici  p.  371,  n.  26  (Basel.  1623)  als  Fungus  lariceus  aurei  coloris 
an,  ohne  mit  diesem  bestimmten  Namen  etwas  zur  Kenntniss  des- 
selben beigetragen  zu  haben. 

Das  ganze ,  immerhin  kurze  39.  Kapitel  im  45.  Buche  der 
Historia  plantarum  universalis  von  Johann  Bau  hin  und  Johann 
Heinrich  Cherler  (Yverdun,  1651.  III.  839)  handelt  unter  dem 
Titel:  Fungi  laricum  maximi  lutei  esculenti  \on  diesem  nämlichen 
Schwämme,  ohne  eine  Deutung  desselben  zu  versuchen.  Die  Ver- 
fasser halten  ihn  eben  so  wenig  gesehen,  als  ihn  Kaspar  Bauhin 
gesehen  hatte  und  nur  die  zitirte  Stelle  Matthioli's  benützt. 

Auch  Johann  Ray  erwähnt  seiner  in  der  Historia  plantarum 
(London.  1686.  L  107)  als  besondere  Art,  konnte  aber  ebenso- 
wenig etwas  Neues  über  ihn  berichten. 

Im  ganzen  18.  Jahrhunderte  finde  ich  ihn  nur  einmal  erwähnt. 
Johann  Jakob  Paul  et  nämlich,  im  Traue  des  Champignons  (Paris. 
1793.  I.  524)  führt  ihn  als  Agaric  jaune  du  meleze  auf,  zitirl  dazu 
den  Namen  Fungus  laricis  aureus  Matthiol.  in  Dioseorid.,  sowie 
die  erwähnten  Paraphrasen  der  Bauhine. 

Stern berg  hat  in  seinem  Werke  über  die  Deutung  der  Pflan- 
zen der  Matthiolischen  Commentarien(Catalogus  plantarum  ad  Sep- 
tem varias  ediliones  Commentariorum  Matthioli  in  Dioscoridem 
elaboratus.  Prag,  1821)  den  fraglichen  Pilz  mit  Stillschweigen 
übergangen. 

Im  Systema  mycologicum  von  Fries  ist  dieser  Pilz  selbst 
unter  den  zweifelhaften  Arten  nicht  erwähnt;  in  der  Epicrisis 
syslematis  mycologici  (Upsala.  1836 — 1838.  450)  hingegen  sagt 
Fries,  alle  Formen  des  Polyporus  imbricatus  F r.  haben  einen 
scharfen  und  bitteren  Geruch  und  Geschmack,  wesswegen  der  Fun- 
gus Laricis  aureus  des  Matthioli  eine  andere  noch  unbekannle 
Art  sei. 


195 

Das  ist  Alles,  was  über  diese  Pflanze  bekannt  ist.  Matthioli 
balle  sieh  keine  Mübe  gegeben,  seinen  goldgelben  Lärchenschwamin 
näher  zu  besehreiben.  Nur  aus  der  Verbindung,  in  die  er  ihn  mit 
dein  offizineilen  Lärchenschwamme  brachte ,  konnte  mit  einiger 
Sicherheit  geschlossen  werden,  dass  auch  diese  Art  ein  Polyporus  sei. 
Paule t  hatte  diesen  Schluss  nicht  gezogen,  denn  er  führt  ihn  nicht 
untei  den  Polypores,  p.  522,  sondern  unter  den  Agaricus- Arten 
an.  Allein  Fries  hält  ihn  für  einen  Polyporus  aus  der  Sektion 
Merisma,  Unterabiheilung  der  Caseosi,  wohin  die  Arten  P.  casea- 
rius,  sulfureus,  imbricatus,  alligatus,  discolor  und  Tilfairii  gehö- 
ren und  suchte  ihn  insbesondere  bei  P.  imbricatus  ,  dem  nächsten 
Nachbar  von  P.  sulfureus  unterzubringen,  wurde  aber  daran  durch 
den  Umstand  verhindert,  dass  Matthioli's  Schwamm  als  wohl- 
schmeckend und  nicht  bitter  beschrieben  wird. 

Ich  sah  in  diesem  unbekannten  lirolischen  Pilze,  dessen  erste 
und  zugleich  letzte  bereits  mehr  als  300  Jahre  alte  Nachricht  von 
einem  Matthioli  henührt,  eine  höchst  anziehende  Anregung  zu 
Nachforschungen  und  ich  benützte  daher  die  erste  Gelegenheit, 
welche  sich  mir  darbot,  um  im  Nonsberge  selbst  die  Wiederent- 
deckung dieses  Pilzes  zu  versuchen.  Diese  wurde  mir  im  Jahre 
1869 ,  wo  ich  die  zweite  Hälfte  des  Monats  August  auf  der 
Mendel  zubrachte.  Die  Mendel  im  weiteren  Sinne  ist  der  Gebirgs- 
zug, welcher  das  Etschthal  vom  Nonsberge  scheidet.  Auf  der  Etsch- 
thalseite  wechseln  pralle  Felswände  mit  jähen  Abhängen  ab;  auf 
der  Nonsberger  Seite  verflacht  sich  das  Gebirge  allmälig  gegen 
das  Kulturland  und  weite  Lärchenforste  bedecken  es.  Die  Mendel 
im  engern  Sinne  ist  ein  Sattel  auf  dessen  Höhe,  über  welchen  der 
Saumweg  von  Bozen  nach  Fondo  führt  und  wo  schon  auf  der 
Nonsberger  Seite  ein  Gasthaus  zürn  Verweilen  einladet.  Dort  war 
ich  so  glücklich,  in  einem  Thälehen  ganz  nahe  dem  Hause,  gegen 
Kuffre  zu,  auf  einem  abgehauenen  alten  Lärchenstocke  einen  grossen 
goldgelben  dachziegelförmij  wachsenden  Polyporus  zu  linden  ,  der 
sich  in  nichts  von  dem  bekannten  Polyporus  sulfureus  Fr.  unter- 
schied. Der  gefundene  Busch  von  Hüten  gehörte  zu  jener  ausge- 
wachsenen Form,  welche  am  Rande  stumpfe  Einschnitte  hat,  wie 
Matthioli  sie  angibt.  Polyporus  sulfureus  ist,  wie  Matthioli's 
goldgelber  Lärchensehwamm,  essbar;  ich  selbst  habe  mich  davon 
überzeugt,  indem  ich  junge  Exemplare,  die  ich  zu  Wiesen  in  Un- 
teröslerreich  gegenüber  von  Grein  gefunden  halte,  als  Speise  zu- 
bereiten Hess  und  verzehrte. 

Clusius  führt  diesen  Schwamm  zwar  als  die  fünfte  Gattung  der 
schädlichen  auf  (Hist.  rar.  pl.  p.  CCLXXVIHj,  allein  ich  stehe  mit 
meiner  gegenteiligen  Erfahrung  nicht  allein  ,  weil  derselbe  nach 
dem  Zeugnisse  Staude  s  (Die  Schwämme  Mitteldeutschlands.  Co- 
burg. 1857.  p.  58)  von  den  Landleuten  in  der  Gegend  von  Coburg 
unter  dem  Namen  Eierschwamm  gegessen  wird.  Ebenso  ist  er  in 
Schweden  als  essbar  bekannt  (Fries,  Sveriges  ätliga  och  gil'tiga 
Svampar.  Stockholm.  1861 — 1866);   nicht  minder  in  Krain  (Scopoli 

13  * 


196 

Fl.  carn.  ed.  I.  p.  46,  nr.  5.  b.).  Er  dient  übrigens  auch  zum  Gelb- 
farben des  Tuches  (Persoon  Comm.  Schaeff.  51)  und  mit  Salz 
ins  Rinderfutter  gemischt  als  Vieharznei  (Clus.  Hist.  rar.  pl.  p. 
rom.  278). 

Das  ungemein  grosse  Gewicht,  welches  Matthioli  seinem 
goldgelben  Lärchenschwamme  zuschreibt,  ist  kein  Grund,  um  die 
Identität  des  von  mir  auf  einem  Lärchenstocke  gefundenen  P.  sul- 
furens  mit  dem  Mallhiolisch.cn  Schwämme  in  Zweifel  zu  ziehen. 
Denn  P.  sulfureus  gehört  zu  jenen  Arten,  welche  grosse  buschige 
Rasen  bilden,  unter  günstigen  Verhältnissen  eine  riesige  Grösse  er- 
reichen und  im  frischen  Zustande,  insbesondere  bei  Regenwetter, 
durch  ihre  Eigenschaft,  sehr  viel  Wasser  aufzunehmen,  auch  ein 
sehr  ansehnliches  Gewicht  haben.  Als  die  riesigen  überständigen 
Pappelbäume  am  Eingange  des  Praters  von  der  Sofienbrücke  aus 
den  Orkanen  der  letzten  Jahre  noch  nicht  erlegen  waren,  konnten  jähr- 
lich zu  Anfang  des  Sommers  die  ungeheuren  Hutmassen  von  P.  sul- 
fureus bewundert  werden,  welche  dort  aus  den  alten  Stämmen  frisch 
hervortrieben.  T  rat  tinik  (Essbare  Schwämme  p.  120)  fand  ihn  im 
Prater  nahe  an  3  Fuss  hoch;  Scopoli  (Fl.  carn.  ed.  I.  p.  46,  nr.  5.  b) 
nennt  ihn  amplissimus.  Auch  Haller  (Hist.  stirp.  II.  p.  140)  nennt 
seinen  Polyporus  sessilis,  carnosus,  flavus,  digitalus,  maximus,  der 
allgemein  zu  P.  sulfureus  zilirt  wird  und  wenigstens,  was  die  Dia- 
gnose betrifft,  unzweifelhaft,  mit  Recht,  den  grössten  der  in  der 
Schweiz  vorkommenden  Schwämme.  Dass  der  von  mir  gefundene 
Schwamm  wirklich  der  äusserst  leicht  kenntliche  P.  sulfureus  sei, 
hat  überdiess  auch  Fries,  dem  ich  meine  Entdeckung  mit  Beleg- 
slücken mitgetheit  habe,  in  dem  Briefe  vom  22.  Nov.  1869  aner- 
kannt und  dabei  seine  grosse  Freude  über  die  gewonnene  Er- 
kenntniss  des  Mattbiolischen  Schwammes  geäussert. 

Das  einzige  Bedenken  gegen  die  Identität  des  P.  sulfureus 
mit  dem  Schwämme  Malthioli's  läge  in  dem  Umstände  ,  dass  P. 
sulfureus  bisher  nur  von  Laubbäumen  bekannt  war,  Baumschwämme 
der  nämlichen  Art  aber  in  der  Regel  auf  Laub-  und  Nadelholz 
nicht  vorkommen.  Allein  schon  die  bisher  bekannt  gewesenen  Er- 
fahrungen deuten  auf  eine  grössere  Anpassungsfähigkeit  dieses 
Schwammes  in  Beziehung  auf  die  Wahl  seiner  Standorte  hin.  Kir- 
schen-, Pflaumen-,  Zwetschken-,  Apfel-,  Birn-,  Eichen-,  Pappel-, 
Erlen*  und  Weidenbäume,  also  Bäume,  die  zu  den  sehr,  ver- 
schiedenen Familien  der  Amygdaleen,  Pomaceen  ,  Cupuliferen, 
Betulineen  und  Salicineen  gehören,  bieten  nämlich  in  ihren  Stäm- 
men den  Ort,  wo  sich  das  Mycelium  von  Polyporus  sulfureus  ent- 
wickelt. Warum  soll  also  P.  sulfureus ,  gleich  dem  P.  hirsutus, 
der  ebenfalls  auf  Nadel-  und  auf  Laubholz  nistet ,  nicht  auch  auf 
Lärchen  gedeihen?  Die  Leichtigkeit,  mit  der  P.  sulfureus  die  ver- 
schiedensten Bäumen  wählt,  geht  auch  daraus  hervor,  dass  er  auf 
allen  diesen  Bäumen  immer  selbst  in  nebensächlichen  Kennzeichen 
ganz  und  gar  der  gleiche  bleibt,  was  ich  auch  bezüglich  meines 
auf  Lärchenholz   gefundenen  Schwammes    ausdrücklich  bemerke. 


197 

Wulfen  war  von  Jacquin  ersucht  worden,  ihm  Nachrichten 
über  den  offizinellen  Lärchenschwamm  zu  verschaffen.  Er  kam 
dieser  Aufforderung  mit  der  grösslen  Bereitwilligkeit  nach  und  er- 
suchte zu  diesem  Zwecke  seinen  botanischen  Schüler  Leykauf, 
Seelsorger  zu  St.  Lorenz  in  der  Reichenau  Oberkärnlens,  ihm  ge- 
wisse Fragen  über  die  auf  den  Lärchen  wachsenden  Baumschwämme 
zu  beantworten.  Leykauf  schrieb,  er  finde  auf  den  Reichenauer 
Alpen  drei  verschiedene  Lärehenschwämme,  den  offizinellen  (heut- 
zutage Polyporus  ojftcinalis  Fr.),  den  ignivonium  (welcher  ohne 
Zweifel  mit  Polyporus  pinicola  Fr.  identisch  ist)  und  einen  dritten 
von  noch  unbekanntein  Nutzen.  Dieser  letzte  sei  von  gelblicher 
Farbe,  komme  am  Ende  des  Frühjahrs  an  der  nämlichen  Stelle, 
wo  er  früher  einmal  gewachsen  war,  schnell  hervor,  werde  her- 
nach wurmstichig  und  im  Herbste  von  den  Spechten  abgebaut, 
wornach  er  noch  ein  Jahr  lang,  dem  weissen  Käse  gleich,  um  den 
Baum  liege  und  endlich  verfaule.  (Wulfen  in  einem  Briefe  an 
Jacquin,  aus  Klagenfurt  den  6.  Dezember  1777,  in  der  Biblio- 
thek des  botan.  Gartens  der  Wiener  Univ.  sammt  allen  anderen 
Briefen  an  Jacquin,  ein  Geschenk  des  Urenkels  Jacquin's,  Karl 
Ritters  von  Schreibers.) 

P.  sulfureus  hat  ein  perennirendes  Mycelium ,  die  Hüte  sind 
jedoch  nicht  wie  bei  P.  officinalis  und  pinicola,  mehrjährig,  son- 
dern einjährig,  dieses  Merkmal  ist  von  Leykauf  so  gut  hervor- 
gehoben, dass  es  im  Zusammenhange  mit  der  angegebenen  Farbe 
und  mit  meinem  eigenen  Funde  keinem  Zweifel  unterliegen  kann, 
jener  dritte  Lärchenschwamm  Leykauf's  sei  kein  anderer  als 
Polyporus  sulfureus.  Jacquin  hat  diesen  Brief  bei  der  unter  dem 
Namen  Franz  Rübe  l's  herausgegebenen  Inauguraldissertation  de 
Agarico  officinali  (Wien.  I7f  8)  ,  benützt  jedoch  aus  Versehen  die 
Stelle:  „Sub  finem  veris  celeri  augmento  enascitur,  plerumque  illis 
in  arboris  locis  ,  "quibus  jam  antea  increverat.  Vermibus  obnoxius 
est.  A  Pico  viridi,  tum  et  majore  medioque  Linnaei  roslri  ictibus 
avelli  autumno  solet;  sieque  delapsus  per  integrum  saepe  adhuc 
annum,  caseo  albo  similis  in  terra  jacet,  tandemque  putreseit,"  auf 
den  offizinellen  Lärchenschwamm  angewendet  (1.  c.  p.  35).  Wulfen 
schreibt  hierüber  an  Jacquin  den  28.  Jänner  1778  (der  Brief  im 
erwähnten  Familienarchive),  die  Stelle  auf  p.  32.  Sub  finem  veris  celeri 
augmenlo  enascitur  etc.  etc.,  beziehe  sich  auf  jene  vom  offizinellen 
Lärehenschwämme  verschiedene  Art,  welche  Leykauf  als  die  von 
bisher  unbekanntem  Gebrauche  bezeichnet  habe.  Jacquin  machte 
von  dieser  Bemerkung  bei  dem  Wiederabdrucke  der  erwähnten  Ab- 
handlung in  dem  ersten  Bande  seiner  Miscellanea  austriaca,  p.  164 
bis  203,  zwar  Gebrauch;  er  fasste  jedoch  die  zwei  „etc.  etc."  in 
dem  Briefe  Wulfen's  nicht  so  auf,  wie  sie  gemeint  waren,  dass 
nämlich  die  ganze  oben  mitgetheille  Stelle  sich  nicht  auf  den  offi- 
zinellen Lärchenschwamm  beziehe.  Er  strich  also  bei  dem  Wie- 
derabdrucke nur  den  ersten  Satz,  liess  aber  die  weiteren  Sätze 
bis  zum  Ende  der  ganzen  Stelle  stehen  .  so  dass  auch  in  den  all- 


198 

gemein  verbreiteten  „Miseellanea"  (1.  c.  p.  183 — 184)  jene  irrigen, 
nur  auf  P.  sulfureus  passenden  Merkmale  enthalten  sind  und  erst 
jetzt  durch  die  Entdeckung  der  Wulfe  n'schen  Originalbriefe  der 
Irrthum  aufgefunden  werden  konnte. 

Ueberdiess  hat  auch  Hausmann  P.  sulfureus  auf  Nadelholz 
und  insbesondere  auf  einer  Lärche  gefunden,  worüber  weiter  unten 
das  Nähere  berichtet  wird.  Ausser  diesen  Standorten  findet  sich 
noch  eine  Nachricht,  die,  wenn  gleich  nur  vermutungsweise,  hie- 
her  zu  beziehen  ist.  In  den  Sitzungsberichten  der  zool.-botan.  Ge- 
sellschaft, 1858.  8,  wird  nämlich  eine  riesige  Pilzmasse,  welche  aus 
einer  Holzröhre  im  hiesigen  Volksgarten  hervorwuchs,  zweifelhaft  zu 
P.  sulfureus  gezogen.  Da  nun  zu  Holzröhren  nur  Nadelholz  ver- 
wendet zu  werden  pflegt ,  so  darf  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit 
angenommen  werden,  in  dem  Nadelholze  ,  aus  welchem  die  Röhre 
gemacht  war,  sei  das  Mycelium  von  P.  sulfureus  enthalten  gewe- 
sen und  habe  diese   monströsen  Auswüchse  erzeugt. 

Anhangsweise  folgen  hier  die  mir  bekannten  österreichischen 
Fundorte: 

Tirol.  Auf  Populus  nigra  bei  Kastlruth ,  im  Seifer  Walde 
auf  Nadelholz  ein  einziges  kleines  Exemplar ,  bei  Waidach  unweit 
Klobenstein  auf  den  Ritten  im  J.  1853  an  einem  alten  Lärchen- 
slamme  mit  P.  officinalis  Hausmann  Hb.!  Auf  Lärchbäumen  im 
Nonsberge.    Matthioli,  Comment.  545. 

Kärnthen.  Bei  St.  Lorenz  in  der  Reichenau  auf  Lärchen. 
Leykauf  1.  Wulfen  in  litt,  ad  Jacquin  6.  Dez.  1777.  Auf 
Prunus  avium,  wenn  man  vom  Kreuzberg  gegen  Fladnitz  aufsteigt, 
unweit  dem  Orle,  welcher  „im  Dorf"  heisst.  Wulfen.  Mscr.  der 
Fl.    norica    im  k.  k.  botanischen  Hofkabinete  zu  Wien. 

Salzburg.  Storch,  Skizzen  I.  117. 

Oberösterreich.  An  bejahrten  Obstbäumen,  besonders  den 
minder  edlen  Apfel-  und  Birnsorten ,  seltener  an  Zwetschkenbäu- 
men; wittert  an  der  Oberfläche  Krystalle  von  Sauerkleesalz  aus. 
Schiedermayr,  österr.  botan.  Zeitschr.  1853.  92.  —  Bei  Grein 
an  einem  Zwelschkenbaume!    Hfl.  Hb. 

Niederösterreich.  Zwischen  Wien  und  dem  Schneeberge. 
Schultes,  Schneeberg  I.  Aufl.  95,  als  Boletus  caudicinus.  —  Bei 
Gloggnitz,  unweit  der  Schlögelinühle,  auf  einem  Zwetschkenbaume! 
—  Im  Helenenthale  bei  Baden  auf  Salix  albal  Oest.  botan.  Zeitschr. 
1867.  307.  —  Im  Leesdorfer  Eichenwalde  bei  Baden  auf  einem 
alten  Stumpfe  von  Quercus  sessilißoral  1.  c.  337.  —  Im  Prater  bei 
Wien.  Trattinick,  Essbare  Schwämme.  120  und  als  Boletus  citri- 
nus  1838!  Hfl.  Hb. 

Krain.  An  Kirschbaumwurzeln.  Scopoli,  Fl.  carn.  I.  Ausg.  46 
als  Boletus  sp.  5.  var.  b.  An  Kirschbäumen.  1.  c.  II.  Ausg.  IL  469 
als  Boletus  caudicinus  var.  2. 

Böhmen.  Opiz,  Seznam.  137.  Im  Norden  des  Bunzlauer  Krei- 
ses.   Menzel  in  Plumert's  Liebwerda.  80. 


199 

Mähren.  An  Baumstämmen,  namentlich  Pappeln  und  Weiden, 
bei  Brunn,  Czernowitz ,  Tischnowitz,  Eisgrub.  Im  Frühling  und 
Sommer.   Niessl,  Verhandl.  naturf.  Ver.  zu  Brunn.  III.   137. 

Galizien.  An  Weiden,  Pflaumenbäumen,  alten  Eichstämmen 
u.s.w.  Zawadzki,  Enum.  plantar.  Galiciae.  158. 

Ungarn.  Auf  faulenden  Kirschbäumen,  heisst  Kirschenbaum- 
schwamm.  Clusius,  Hist.  rar.  pl.  pag.  romana  278  als  Fung.  perni- 
ciosorum  genus  5.  —  Vom  April  bis  Oktober  überall  an  alten 
lebenden  Weiden-,  Erlen-,  Pappeln-,  Eichen-,  Waldkirschen-  und 
Pflaumenbäumen.  Schulz  er  Verhandl.  d.  zool.-bolan.  Vereines  zu 
Wien.  1867.  142.  —  Pressburg  auf  Kirschbäumen  als  Boletus  cau- 
dicinus  Scop.,  auf  einer  Weide  bei  der  Schwarzöhrlischen  Mühle 
als  B.  citrinus.  Lumnitzer,  Fl.  Poson.  525. 

Slavonien.  Ueberall  besonders  ausser  dem  Walde.  Schul- 
zer, Verhandl.  d.  zool.-botan.  Gesellschaft  in  Wien.  1866.  51. 

Siebenbürgen.  An  Weidenstämmen  bei  Mediasch.  Brandsch 
im  Mediascher  Gymnas. -Programm.  1854.8,  als  Polyporus.  Abth.  A. 
sp.  1.  —  An  trockenen  Stämmen  zu  Butian  bei  Kerczesoara.  Mi- 
chael Fuss  in  den  Verhandl.  des  siebenb.  Vereins  für  Naturwis- 
sensch.  1865.  26. 


Caredß  brachyhynchu  Gsaller 

Q=  glauca  X  ferruginea  Gsaller?) 
Von  Carl  Gsaller. 

Spica  mascula  sollt aria  linearis  suberecta,  spiculis  femineis 
subbinis  linearibus  exserte-pedunculatis  subßensifloris  demum 
nutantibus,  squamls  femineis  obtusis,  utriculis  latis  brevi  ro- 
stratis  triquetris  margine  hispidis  apice  non  membranaceis 
sed  coloratis  nervosis,  bracteis  herbacels  folüferis  vaginantibus, 
foliis  planis,  llgulis  brevissimis,  radix  subrepens.  Tirolia  centralis: 
In  Höttinger  Berg  ad  Oeniponte.  3000'. 

Ist  vielleicht  ein  Bastart  zwischen  glauca  und  ferruginea  Scop., 
zwischen  denen  ich  sie  nebst  sempervirens  am  Wege  zur  Höt- 
tinger Alpe  fand. 

Im  Allgemeinen  von  der  Gestalt  der  ferruginea  S  cop.  unter- 
scheidet sie  sich  von  derselben  durch  die  kurz  geschnäbelte  Frucht, 
durch  den  an  der  Spitze  nicht  häutigen  Schnabel,  durch  die  Breite 
der  Frucht,  die  fast  an  paludosa  erinnert,  und  die  etwas  gedrun- 
gen  blüthigen  Aehrchen. 

An  Carex  ferruginea  ist  der  Schnabel  wohl  3mal  länger  als 
an  meiner  Pflanze  und "4m  lebenden  Zustande  der  Pflanze  fast  wie 
bei  glauca,  im  getrockneten  jedoch  zieht  sich  die  Frucht  an  der 
Spitze  zusammen,  und  erscheint  dann  länger  geschnäbelt. 

Innsbruck,  am  21.  Juni  1870. 


200 

Phytographische  Fragmente. 

Von  Dr.  Ferdinand  Schur, 

XCVIIL 

Lunularia  vulgaris  Mich.  —  Marchantia  cruciata  L. 

Dieses  Lebermoos,  welches  einer  Marchantia  polymorpha  sehr 
ähnlich  ist,  mit  derselben  auch  gemeinschaftlich  vorkommt  und 
daher  leicht  übersehen  werden  kann,  habe  ich  bis  jetzt  weder  im 
nördlichen  noch  südlichen  Deutschland  wildwachsend  beobachtet. 
Auch  Raben  hörst  und  allere  Kryptogamisten  geben  die  südli- 
chen Gebiete:  Italien,  Istrien,  Lombardei,  Nordafrika  u.  s.  w.  als 
das  Vaterland  der  Lunularia  an.  Eingeschleppt,  nicht  kultivirt,  habe 
ich  die  Lunularia,  in  meiner  Jugend  vor  etwa  fünfzig  Jahren,  in 
dem  botanischen  Garten  zu  Königsberg,  auf  Blumentöpfen  im  s.  g. 
Kalten  Hause  beobachtet,  später,  1830,  im  botanischen  Garten  bei 
Berlin,  aber  nur  sporadisch  und  als  zufällige  Erscheinung.  1846 
fand  ich  diese  Pflanze  in  Siebenbürgen,  u.  z.  in  Hermannstadt  unter 
denselben  Umständen  in  den  Baron  Bruckenthalischen  Gärten,  aber 
auch  hier,  wie  an  den  oben  genannten  Standorten,  nicht  fruklifi- 
zirend.  Auch  in  Graz  soll  die  Lunularia,  nach  mündlicher  Mit— 
Iheilung  des  Herrn  Dr.  Skofitz,  und  in  Brunn  nach  Herrn  Dr. 
Kalmus,  in  Gärten  vorkommen.  Es  ist  dieses  Vorkommen  der 
Lunularia  sehr  eigentümlich  und  es  musste  sich  mir  die  Frage 
aufdringen,  üb  die  Nähe  gewisser  Pflanzen  auf  dieses  Vorkommen 
von  Einfluss  sei,  wie  wir  dieses  bei  mehreren  Phanerogamen  ken- 
nen, die  z.  B.  nur  auf  Aeckern  und  in  Gemeinschaft  bestimmter 
Pflanzen  gefunden  werden.  Diese  nähere  Beziehung  zu  bestimmten 
Pflanzen  scheint  nicht  stattzufinden  ,  da  ich  die  Lunularia  auf  den 
Töpfen  der  verschiedensten  Pflanzenarten  fand  und  es  scheint  mir 
zweifellos  zu  sein,  dass,  wenn  dieses  Moos  einmal  in  einem  Garten 
eingeschleppt,  ist,  die  weitere  Verbreitung  durch  die  vorräthige 
Gartenerde  geschieht.  Absichtlich  kultivirt  fand  ich  die  Lunularia 
nirgends. 

Sehr  interessant  war  mir  daher  das  Auffinden  der  Lunularia 
vulgaris  im  botanischen  Garten  des  k.  k.  Theresianums  in  Wien, 
im  Spätsommer  1868  und  1869,  und  zwar  nicht  auf  Blumentöpfen, 
sondern  im  Freien,  auf  Pflanzenbeelen  und  neben  Pflanzenarten,  die 
erst  vor  ein  paar  Jahren  vom  Schneeberg  in  diesen  Garten  ver- 
pflanzt worden  waren,  z.  B.  zwischen  Potentilla  aurea,  Campanula 
Scheuchzeri  und  C-  caespitosa,  Phyteuma  Scheuchzeri,  Luzula  ma- 
xima  und  L.  intermedia ,  Carex  atrata ,  Rhododendron  hirsutum, 
Cystopteris  alpina  und  mehreren  subalpinischen  Pflanzen,  welche 
mit  der  Erde  (Ballen)  hiehergebracht,  nicht  aus  Samen  gezogen 
worden  sind.  Ich  erwähne  dieser  Kulturweise  besonders  und  lege 
Gewicht  darauf,  weil  ich  der  Ansicht  bin  ,  dass  die  Lunularia 
mit  diesen  Pflanzenballen  in  den  Garten  gekommen    ist,    und    dass 


2<M 

dieselbe  auf  dein  Schneeberg  und  anderen  sieirischen  Gebirgen 
wildwachsend  vorkommen  rnuss.  Es  ist  zwar  auch  hier  eine  Tau- 
schung nicht  unmöglich,  da  auch,  trotz  der  Gesellschaft  der  Vor- 
alpenpflanzen, eine  Verbreitung  durch  die  vorräthige  Gartenerde 
und  andere  auslandischen  Pflanzen  geschehen  sein  kann.  Aber  den- 
noch ist  der  genannte  botanische  Garten  der  ersle  Standort  im 
Freien,  wo  ich  die  Lumilaria  angetroffen  habe,  und  es  bleibt  nun 
die  Aufgabe  des  Muskologen  zu  untersuchen,  ob  auf  dem  Schnee- 
berge  oder  den  angrenzenden  Gebirgen  dieselbe  wildwachsend 
vorkommt  und  unter  welchen  näheren  Beziehungen  dieses  der  Fall 
ist.  In  dem  genannten  botanischen  Garten  wächst  sie  auf  dem 
s.  g.  Alpenbeele  und  zwar  gemeinschaftlich  mit  einer  kleinen  Mar- 
chanüa,  wahrscheinlich  M.  polymorpha  L.  var.  pusilla,  in  hand- 
breiten Rasen,  aber  ohne  Früchte,  sondern  mit  halbmondförmigen 
Knospenbechern  (oder  BrutknöllchenlagernJ  reichlich  verseilen.  Ich 
beobachtete  dieselbe  im  September  1868  und  1S69,  ausser  mit  der 
eben  genannten  Marchantia  mit  Amblystegium  Juratzkanum  ver- 
flochten. 

XCIX. 

Characeen  der  Flora  von  Wien. 

Ich  habe  irgendwo  die  Ansicht  gelesen,  dass  die  Verbreitung 
der  Charen  sehr  allgemein  sei  und  die  bekannten  Charaformen 
(Arten)  in  den  meisten  Floren  anzutreffen  wären.  —  Aus  Erfah- 
rung kann  ich  diese  Ansicht  weder  bestätigen  noch  widerlegen, 
aber  die  Flora  von  Wien  scheint  für  das  Gegentheil  zu  sprechen; 
denn  obwohl  die  Umgegend  von  Wien  reich  an  Gewässern  ist  ,  so 
habe  ich  verhällnissmässig  nur  wenige  Charaformen  hier  beobachtet. 
Freilich  wollen  meine  Exkursionen  in  dieser  Richtung  nicht  mehr 
viel  sagen,  denn  hier  heisst  es  „in  die  Tiefe  musst  du  steigen,  soll 
sich  dir  das  Wahre  zeigen,"  was  bei  mir  rieht  mehr  Ihunlich  ist. 
—  Aber  im  Allgemeinen  ist  die  reissende  Donau,  mit  ihrem  unbe- 
ständigen sandigen  Bette,  kein  Terrain  für  Charen,  welche  in 
Teichen  und  Seen,  überhaupt  in  stehenden  oder  langsam  fliessenden 
Wässern  besser  gedeihen.  Ich  erlaube  mir  meine  diessfalligen 
Beobachtungen  der  letzten  Jahre  hier  milzutheiten. 

Chara  vulgaris  L.  sp.  4.  p.  183.  —  In  Gräben  bei  Moosbrunn 
unweit  der  Jesuitenmühle,  nicht  gemein.  23.  Mai  1869.  Auch  schon 
vor  mehreren  Jahren  hier  von  mir  beobachtet. 

Chara  foetida  Alex.  Braun.  Abb.  in  der  Regensb.  bot.  Zeit. 
1835.  —  Raben  borst.  Krypt.  2,  197  ==  Ch.  vulgaris  Auct.  plu- 
rim.  non  L.  —  Sehr  veränderlich  in  Grösse  und  Farbe  ,  je  nach 
der  Tiefe  und  Grösse  der  Wässer  und  Beschaffenheit  des  Bodens. 
In  der  Umgegend  von  Wien  ist  diese  Pflanze  sehr  gemein  und  fast 
in  allen  Pfützen  und  Gräben.  Im  Prater  auf  allen  Punkten,  in  der 
Liesing  bei  Liesing  und  Rodaun,  bei  Kalksberg  und  Laab ,  bei 
Mauer,  im  Wiener-Neustädter  Kanal  bei  Klederling,  bei  Erlau  und 
lnzersdorf.  auch  in  Tümpeln    bei  Moosbrunn.  Juni. 


202 

Chara  hispida  L.  sp.  4.  p.  1624.  —  In  langsam  fliessenden 
klaren  Gräben,  stellenweise  grosse  Polster  bildend,  bei  Moosbrunn. 
23.  Mai  1869. 

Chara  fragilis  YaiW.  Flor.  Paris,  tab.  3,  fig.  1.  —  C.  pulchella 
Wallr.  ann.  bot.  tab.  2=  Ch.  vulgaris  Hedw.  ther.  tab.  32.  non 
L.  —  Im  Wiener-  Neustädter  Kanal  unweit  Klederling.  15.  Juni 
1867  in  klaren  Gräben  bei  Moosbrunn.  Mai  1869. 

In  den  Salzteichen  bei  Torda  in  Siebenbürgen  kommt  eine 
der  Chara  fragilis  ähnliche  Form  vor,  welche  dort  Juli  1868  von 
Herrn  Pfarrer  Barth  gesammelt  und  mir  freundlichst  mitgetheilt 
worden  ist.  Ausser  Chara  baltica  Fries,  und  Ch.  horridulaD  eth. 
kenne  ich  nur  diese  siebenbürgische  Chara,  welche  in  salzigem 
Wasser  vegelirt  und  dieses  Standortes,  sowie  anderer  Merkmale 
wegen,  nenne  ich  dieselbe: 

„Chara  salina  in." 

Die  Pflanze  ist  sehr  zart,  aber  dennoch  weniger  zerbrechlich 
als  Ch.  fragilis  Vaill.,  lebhaft  grün,  und  verbreitet  selbst  im  ge- 
trockneten Zustande  einen  strengen,  widerlichen  Geruch;  sie  ist 
6—8  Zoll  lang  und  sehr  ästig;  das  Würzelchen  besteht  aus  ein 
paar  Fasern,  welche  am  unteren  Ende  einer  Anschwellung  (caudex) 
sitzen,  an  dessen  entgegengesetztem  oberen  Ende  zahlreiche  Sten- 
gelchen (caudiculi)  entwickelt  sind;  die  Internodien  sind  gewun- 
den und  hin  und  wieder  knotig;  die  Quirläste  sind  einfach  aber 
gegliedert,  das  Endglied  ist  spitz  und  häutig;  die  Anzahl  der  Quirl- 
äste ist  5 — 7 — 9.  Die  Antheridien  und  Früchtchen  sitzen  bald  ein- 
zeln, bald  übereinander,  jedoch  die  ersleren  stets  über  den  letzte- 
ren,  unterstützt  von  vier  ungleichen  Brakteen ,  welche  häutig, 
lineallänglich,  spitz  ,  und  von  denen  die  zwei  äusseren  doppelt  so 
lang  als  die  inneren  sind;  die  äusseren  Brakteen  sind  länger  als 
die  Antheridien  aber  etwa  nur  halb  so  lang  als  die  reifen  Frücht- 
chen. Die  Antheridien  sind  weiss  oder  fleischfarbig,  die  Früchtchen 
schwärzlich,  elliptisch-länglich,  glänzend  und  mit  hervorragend  kan- 
tigen Windungen  versehen.  An  der  Spitze  der  Aeste  bemerkt 
man  eine  Anhäufung  von  Aestchen,  Antheridien  und  unreifen 
Früchten. 

Nitella  flexilis  ■  Agard  h.  ==  Chara  flexilis  L.  sp.  1024.  In 
Bächen  und  Pfützen  in  den  Donauauen,  z.  B.  in  der  Nähe  des  Eisen- 
bahndammes bei  Floridsdorf.  Juni  1868. 

Nitella  gracilis  Agardh.  syst.  125.  =  Chara  gracilis  S  m. 
Engl,  bot.2140  ==  Charahyalina  Bischoff.  Krypt.  1.  tab.  1.  Fig.  4. 
Mit  der  vorigen  an  gleichen  Standorten  aber  noch  nicht  entwickelt, 
wahrend  Ch.  flexilis  schon  reife  Früchte  hatte.  In  der  Brigittenau 
unweit  dem  Jägerhause.  Juni  1856. 

In  der  Freudenau ,  im  s.  g.  Schwarzenslockwasser ,  kommt 
mit  Najas  minor  eine  Chara  vor,  die  ich  damals  nicht  bestimmen 
konnte ,  die  ich  aber  gegenwärtig  für  Chara  translucens  halten 
möchte.    Vielleicht    gelingt    es  einem  Wiener  Botaniker,  dieses  in 


203 

das  Reine  zu  bringen.    Der  Standort  der  Najas   und  dieser  Nitella 
ist  in  der  Freudenau  ganz  in  der  Nahe  der  Rennbahn. 


Zanic hellt a  aculeata  Schur.  Forma  nova  Transsilvaniae. 

Caulibus  ramosissimis  flaccidis  6—  8  poll.  longis,  foliisque  ver- 
ticillatis  tenuissimis.  Fructibus  oblongis  utrinque  oblusis ,  longe 
pedicellalis  et  rostratis.  2 — 4  in  verlicillos  foliorum,  subumbellalo 
dispositis,  tenue  curvatis,.do  rso  obtuso  aculeatis,  aculeis  ob- 
tusiusculis  diametruin  fructus  subdimidio  brevioribus;  fructibus  1  lin. 
longis  y3  lin.  lalis,  pedicellis  roslnsque  aequilongis,  fructibus  parum 
brevioribus.  —  In  den  Salzteichen  bei  Torda  in  Siebenbürgen  von 
Herrn  Pfarrer  Barth  gesammelt  und  mir  freundlichst  mitgetheill. 
Juni,  Juli  1867. 

Es  ist  diese  Zanichellia  der  Z.  pedicellata  Trin.  ähnlich,  aber 
durch  die  länger  gestielten,  lang  geschnäbelten  und  am  runden 
Rücken  stacheligen  Früchte  leicht  zu  unterscheiden.  Auch  ist  Z. 
aculeata  viel  zarter  als  Z.  pedicellata. 

CI. 
Zanichellia  p  alustris  L. 

Von  dieser  Pflanze  sind  mir  zwei  Abänderungen  bekannt, 
nämlich:  a)  major  ==  Z.  major  Bonn  in  gh  ap.  Rchb.  icon.  1. 
tab.  16,  Fig.  24;  /?)  minor  =  Z.  repens  Bönningh.  ap.  Rchb. 
1.  c.  Fig.  20.  Beide  Formen  kommen  in  Siebenbürgen  vor  (Schur 
en.  p.  634)  während  die  erstere ,  die  Z.  major  auch  bei  Wien 
in  Gräben  bei  Neudorf  vorkommt. 


Die  Vegetations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
XXXV. 

Anethum  graveolens  L.  Im  Gebiete  sehr  häufig  in  Gemüsegärten,  Wein- 
bergen etc.  gebaut,  und  zumal  bei  den  Magyaren,  als  Zusatz  zu  vielen  Speisen 
aussergewöhnlich  beliebt  (Maiiy.  Kapost.).  Seilen  auch  als  Gartenflüchthng  in 
der  nächsten  Nähe  des  bebauten  Landes  auf  Schuttplätzen  in  Dörfern  und  am 
Rande  der  Weinberge.  Als  die  höchstgelegenen  Standorte,  wo  die  Pflanze  im 
Gebiete  auch  kultivirt  wird,  notirte  ich  die  Dörfer  um  Rezbänya.  380  Met. 

724.  Paslinaca  sativa  L. —  Aufwiesen.  Bei  Erlau,  Gyöngyös, 
Wailzen,  Gran,  Ofen,  Stuhlweissenburg,  am  Velenczer  See,  auf  der 
Margaretheninsel  und  Csepelinsel.    Sehr    häufig  auf  feuchten  Gras- 


204 

platzen  auf  der  KecskemcterLandhbhe  bei  R.  Palota,  Pest,  Soroksar, 
Alberti,  Monor  und  Pilis,  Also  Dabas,  Czegled,  Szolnok.  Am  Saume 
des  Bihariageb.  bei  Grosswardein  und  Buleni  und  von  da  einwärts 
im  Thale  der  weissen  Koros  bis  Körösbänya.  —  Tert.  und  diluv. 
Lehm-  und  Sandboden.  Liebt  im  Gebiete  vorzüglich  feuchten  Boden 
und  gedeiht  mit  Vorliebe  in  den  flachen  Mulden  des  Sandterrains, 
wo  die  Bodenkrume  im  Frühlinge  noch  vom  Grundwasser  erreicht 
und  durchfeuchtet  wird,  im  Sommer  aber  stellenweise  austrocknet 
und  Salze  auswittert.  An  solchen  Platzen  tritt  die  Pflanze,  zumal 
auf  der  Kecskem.  Landhöhe  ,  in  Gesellschaft  der  Achillea  scabra 
Host,  Silene  mvltiflora  (Ehrh.),  Slatice  Gmelhd  und  Scorzonera 
parviflora  etc.  oft  massenhaft  auf.  80 — 2<0  Met. 

Pastinaca  opaca  Bernh.  —  Wird  von  Steffek  aufwiesen  bei  Szöllüs 
nächst  Grosswardein  angegeben.  Wahrscheinlich  beruht  diese  Angabe  aber 
auf  einer  Verwechslung  mit  der  bei  Grosswardein  vorkommenden,  in  Stef- 
fels Verzeichnisse  der  Grosswardeiner  Pflanzen  nicht  enthaltenen  Pastinaca 
sativa  L. 

725.  Heracleum  Sphondylium  L.  —  Im  Grunde  und  am  Saume 
der  Wälder,  in  Holzschlägen,  an  Zäunen,  auf  Grasplälzen  in  Obst- 
gärten und  auf  feuchten  Wiesen.  Im  mittelung.  Berglande  in  der 
Pilisgruppe  bei  Visegräd  ,  am  Piliserberg,  bei  dem  Saukopf  ober 
dem  Auwinkel  ,  am  Schwabenberge  und  im  Wolfsthale  bei  Ofen. 
Auf  der  Kecskem.  Landh.  in  dem  Waldreviere  zwischen  Monor  und 
Pilis.  Häufiger  im  Bereiche  des  Bihariagebirges  auf  dem  tert.  Vor- 
lande zwischen  Grosswardein  und  ßelenyes ,  dann  bei  Rezbänya, 
Monesa,  Desna,  Vidra.  —  Trachyt,  Schiefer,  tert.  und  diluv.  Lehm- 
und  Sandboden.  95—1100  Met. 

726.  Heracleum  elegans  Jacq.  Fl.  austr.  II.  t.  175.  —  In  den 
felsigen  Schluchten  am  Abfalle  des  Suprapietra  poienile  bei  Vidra 
in  der  Vulcangruppe  des  Bihariagebirges.  —  Kalk.  1000 —1250  Met. 

727.  Heracleum  sibiricum  L.  —  Im  mittelung.  Berglande.  Ge- 
mein bei  Gyüngyös  und  in  der  Matra  ,  wo  H.  Sphondylium  fehlt. 
(Janka  Oe.  b.  Z.  1866.   p.  171.) 

728.  Tordylium  maximum  L.  —  An  steinigen  Plätzen  in  Nie- 
derwäldern, zwischen  Gebüsch  am  Rande  der  Weinberge  und  an 
Zäunen  längs  den  Strassen.  An  zerstreuten  Standorten.  Im  mittel- 
ung. Bergl.  auf  dem  Czigled  bei  Erlau;  in  der  Matra  bei  Paräd;  in 
der  Magustagruppe  bei  Gross-Maros;  in  der  Pilisgruppe  bei  Vise- 
gräd und  Set.  Andrä ,  im  Wolfsthale  und  am  Schwabenberge  bei 
Ofen,  bei  Promontor  und  Ercsin.  Am  Oslrande  der  Debrecziner 
Landh.  bei  Ecsed  und  am  Säume  des  Bihariageb.  bei  Grosswardein. 
—  Trachyt,  Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehmboden.  100—500  Met. 

729.  Siler  trilobum  (Jaeq.)  —  An  felsigen  Abstürzen  der 
Berge  im  mittelung.  Berglande.  Auf  dem  Nagy  Eged  bei  Erlau;  in 
der  Matra  auf  dem  Bogolykö  bei  Bodony;  in  der  Pilisgruppe  auf 
dem  Piliserberg,  auf  der  Slanitzka  bei  P.  Csaba  und  im  Auwinkel 
bei  Ofen.  —  Fehlt  im  Tief  lande.  Auch  im  Bihariageb.  nicht  beob- 
achtet. —  Kalk,  Dolomit.   120—750  Met. 


205 

730.  Laserpitium  alpintim  W.  IL  —  Auf  den  mit  Nardas 
stricto,  bestockten  Grasmalten,  so  wie  unter  Buschwerk  von  Juni- 
perus nana  an  felsigen  Gehangen  in  der  alpinen  Region  des  Biha- 
riagebirges.  Im  Rezbänyaerzuge  von  den  grasreichen  Mulden  auf 
der  Margine  angefangen  über  den  Vervul  Biharii  und  die  Cucur- 
beta  bis  auf  den  Tomnafecu  und  die  Gaina  sehr  verbreitet;  im 
Petrosaerzuge  in  den  Schluchten  des  Bohodei ,  dann  vom  Cumun- 
celu  über  den  Vervul  britiei  und  Botiesa  bis  auf  den  Rücken  der 
Vladeasa.  —  Porphyrit,  Schiefer,  niemals  auf  Kalk,  auf  welchem 
Substrate  sie  im  Gebiete  durch  die  nächstfolgende  Art  ersetzt  er- 
scheint. —   1280—1845  Met. 

731.  Laserpitium  latifolium  L.  —  Auf  felsigen  und  begrasten 
Bergrücken  und  Bergabhängen,  in  Hol.  schlügen  und  zwischen 
Buschwerk  am  Rande  und  im  Grunde  lichter  Wälder.  Im  mittel- 
ung.  Bergl.  auf  dem  Kirälyüt  bei  Felsö  Tärkany;  auf  dem  Nagy 
Egzed  bei  Erlau;  auf  der  Veronkaret  und  bei  Paräd  in  der  Matra; 
auf  dem  Nagyszäl  bei  Waitzen;  auf  dem  Kisshegy,  dem  Piliserberg 
und  der  Slanitzka  bei  P.  Csaba  ,  auf  dem  Kopäszhegy  zwischen 
Koväcsi  und  Budakesz,  im  Auwinkel  und  im  Wolfsthale  hinter  dem 
Schwabenberge  bei  Ofen  (hier  in  mannshohen  Exemplaren).  Fehlt 
im  Tieflande.  Im  Bihariagebirge  auf  der  Pietra  pulsului,  Pietra 
Boghi,  Mogura  seca,  Pietra  Galbina,  Pietra  muncelului  und  in  gröss- 
ter  Menge  auf  dem  Abfalle  der  Tataroea  gegen  Kisköh  zu.  —  Im 
Gebiete  ausschliesslich  nur  auf  Kalksubslrat  beobachtet.  190  bis 
1265  Met. 

732.  Laserpitium  prutenicum  L.  —  Auf  feuchten  Wiesen.  Im 
mittelung.  Berglande  in  der  Matra  auf  dem  Galya;  in  der  Pilis- 
grüppe  am  Fusse  des  Piliserberges,  auf  der  Slanitzka  bei  P.  Csaba 
und  auf  dem  Plateau  des  Schwabenberges.  Auf  der  Kecskem.  Land- 
höhe auf  den  mit  Schoenus  nigricans  bestockten  Moorwiesen  bei 
R.  Palota,  P.  Szt.  Mihäly  und  längs  dem  Rakosbache  bei  Pest.  Im 
Bihariageb.  im  Becken  von  Belenyes  bei  Savoieni,  auf  dem  Dealul 
vetrilor  bei  Rezbänya;  in  der  Pleiiugruppe  auf  der  Brateoea  ober- 
halb Monesa  und  auf  den  Höhen  des  Moma,  im  Thale  der  weissen 
Koros  auf  den  tert.  Hügeln  bei  Körösbänya.  —  Schiefer,  Kalk,  tert. 
und  diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  93 — 800  Met. 


Botanische  Reise  in  Serbien  im  Jahre  1869. 

Von  Dr.  Josef  Pancic  1). 

(Schluss.) 

Am  quellenreichen  Krcinar  hatte  ich  gehofft  die  daselbst  zahl- 
reich wachsende  Silene  Asterias  Gris.  in  wo  möglich  vielen  Exem- 
plaren einzusammeln,  fand  deren  aber  sehr  wenige,  die   eingelegt 


1)  Ein  Schreiben  an  Janka. 


206 

werden  konnten  und  erbeutete  auch  sonst  nur  Bekannteres  und 
zwar:  Geranium  lividum  l'Her. ,  wenige  Exemplare  von  Gymnadenia 
Frwaldskyana  Hpe.,  für  den  Garten  mehrere  Rhizome  von  Rumex 
Patientia  L.,  dessen  Kraut  auch  die  Grenzwäehter  sehr  wohl  ken- 
nen und  als  Gemüse  gerne  gebrauchen  und  mehrere  Fruchtexem- 
plare von  Cardamine  acris  Gris.,  die  ich  nun  als  vollkommen 
verschieden  von  der  ihr  sehr  ähnlichen  C.  latifolia  Vahl.  betrachte, 
da  sie  runde,  und  gelbe,  nicht  aber  längliche  und  schwärzlichgrüne 
Samen  hat,  wie  ich  diess  an  der  pyrenäischen,  von  Bordere  gesam- 
melten Pflanze  sehe. 

Am  dritten  Tage  besuchte  ich  den  Gobelja,  die  weissen  Felsen 
(Kalk)  ober  Metodija  und  den  Vucjak  ;  bei  dieser  Gelegenheit 
wurden  gesammelt:  Aconitum  Koelleanum  Rchb.,  Aurinia  corym- 
bosa  Gris.,  Silene  Sendtneri  Boiss.,  Stellaria  uliginosa  Murr., 
ein  hexameres  Sedum  verwandt  mit  S.  hispanicum  mit  sterilen 
Rosetten,  somit  perennirend,  Saxifraga  Friderici-Augusti  Bias., 
Pancicia  serbica  Vis.,  Hier  actum  lanatum  W.  K. ,  H.  multiflorum 
Schi.,  Aster  alpinus  L.,  Euphrasia  salisburgensis  Funk,  Salix 
rosmarinifolia  L,,  Juncus  striatus  K. ,  Carex  temiis  Host,  Poa 
annua  var.  varia  Koch,  Fesluca  frigida  Gaud.  und  Arrhenatherum 
elatius,  das  auf  allen  Kopaoniker  Fetlweiden  ziemlich  häufig  vor- 
kömmt. 

Die  Hoffnung,  dass  sich  das  Wetter  günstiger  gestalten  werde, 
war  inzwischen  auf  ein  Minimum  reduzirt,  und  da  ich  bei  einer 
Temperatur  von  11°  C.  nach  früheren  unangenehmen  Erlebnissen 
auf  dem  Kopaonik  auch  Aergeres  zu  befürchten  die  Ursache  hatte, 
so  enlschloss  ich  mich  den  vierten  Tag  das  Hochgebirge  zu  ver- 
lassen und  zur  Josunicaer  Banja  hinab  zu  steigen.  Auf  dem  kür- 
zesten Wege  dahin,  um  den  M.  Jadovnik  wurden  gesammelt: 
Silene  Armeria  L.,  Sedum  micranthum  Bast.,  Hieracium  racemosum 
W.  K.,  H.  silvaticum  Lain.  und  Sesleria  elongata  H.  —  Abends 
wurde  bei  Sturm  und  Regen  der  Badeort  erreicht. 

In  Jcsanica  wurden  die  heissen  Quellen  besichtigt  und  dann 
nach  dem  Cyperus  badius  Panc.  Verz.  gespäht,  welchen  ich  frü- 
her hier  oft  beobachtet,  aber  immer  in  unausgebildeten  Exemplaren 
oder  verstümmelt  gefunden  hatte.  Dieses  Mal  war  ich  glücklicher, 
denn  er  blühte  eben  ganz  üppig  und  wurde  auch  in  schonen 
Exemplaren  eingelegt;  die  Desfontaine'sche  Pflanze  ist  es  wohl 
nicht,  aber  auch  kein  Cyperus  longus,  wie  ich  diess  später  ver- 
muthele,  sondern  scheint  näher  verwandt  mit  C.  tenuiflorus  Rottb. 

Die,  weitere  Reise  bis  nach  Krusevac,  das  den  dritten  Tag 
erreicht  wurde,  konnte,  da  das  Welter  keine  Seitentouren  erlaubte, 
nichts  Neues  bieten,  und  es  wurden  gleichsam  wie  auf  einer  Flucht 
folgende  interessantere  Pflanzen  gesammelt  oder  meistens  nur 
notirt:  bei  Jelakci  Odontites  Ixodes  Boiss.,  Centaurea  alba  var., 
Euphorbia  graeca  Boiss.  und  Scabioza  holosericea  Bert.;  vor  Ploca: 
Ceraslium  ruderale  M.  a  ß.  und  Cirsium  candelabrum  Gris.  (mas- 
senweise);   auf  dem  Neradja:    Mulgedium  sonchifolium    Vis.    (La- 


207 

ctuca  sonchifolia  Panc.  Verz.),  Hieracium  prenanthoides  Vill., 
Bupleurum  baldense  Koch  und  Silaus  virescens  Gris.;  unter  der 
Ruine  Koznik:  Dianthus  cruentus  Gris.  und  Thesium  hutnile  Vahl. 

In  Krusevac  benützte  ich  während  meines  mehrtägigen  Auf- 
enthaltes einen  leidlich  schönen  Tag,  um  den  M.  Jastrebac,  den 
Fundort  des  Acer  macroptenim  Vis.  zu  besuchen.  Mein  Weg  ging 
Anfangs  in  der  Ebene  hinter  Krusevac  und  dann  an  der  Bucanska 
reka  durch  Lomnica  und  ßuci  zum  Grenzposten  Ravna  gora.  Hier 
und  am  nahen  Stracimir  wächst  der  gesuchte  Baum  häufig,  ver- 
mischt mit  dem  gewöhnlichen  A.  Pseudoplatanus  L.,  beide  waren 
aber  dieses  Jahr,  was  ich  den  Grenzwächtern  gar  nicht  glauben  wollte, 
völlig  fruchtlos  ebenso  wie  die  Buche,  die  nebst  etwas  Pinus  picea 
L.  den  Hauptbestand  des  M.  Jastrebac  ausmacht.  Aber  auch  in  die- 
sem Zustande  kann  der  Baum  leicht  unterschieden  werden,  da 
seine  Blätter,  besonders  die  jüngeren,  viel  tiefer  eingeschnitten  — 
fast  ebenso  tief  wie  an  A.  Heldreichii  Boiss.  —  und  die  Seg- 
mente keulig  und  nicht  eiförmig  sind,  wie  am  gewöhnlichen  Berg- 
ahorn. Sonst  wurden  auf  dieser  Excursion  gesammelt:  Festuca  sil- 
vatica  Vill.,  Ruscus  Hypoglossum  L.,  Cyclamen  heder aefolium 
Ait.,  Pyrethrum  Parthenium  Sin.,  Hypericum  tetrapterum  Fries, 
Rubus  hirtus  W.  K.,  der  alle  Lichtungen  der  Buchenwälder  am 
Jastrebac  bedeckt,  und  eine  mir  neue  Angelica,  höchst  wahr- 
scheinlich A.  pachyptera  Lalem;  sie  ist  immer  gedrängter  als  A. 
silvestris  L.,  unter  3  Schuh  hoch,  sehr  ästig,  die  Biälter  sind  oben 
glatt,  eingeschnittengesägt,  die  Früchte  (5  Mm.  lang,  3  Mm.  breit) 
am  Grunde  abgerundet,  oben  ausgerandet,  die  Styli  divergirend, 
länger  als  der  Griffelpolster,  die  Dorsalriefen  stumpf,  die  Flügel  so 
breit  als  der  Mittelkörper,  ziemlich  dick  und  nicht  papierartig  und 
durchscheinend  wie  an  der  gemeinen  Angelica. 

Von  Krusevac  wurde  nunmehr  die  Rückreise  nach  Belgrad 
angetreten,  und  die  Partie  bis  Cupria  zu  Schiff  auf  der  Morava 
zurückgelegt.  Ich  hoffte  auf  diese  Weise  der  Ungunst  der  Zeit 
doch  noch  Etwas  abgewinnen  zu  können,  wollte  die  Uferflora  am 
Zusammenflusse  der  beiden  Morava  studiren  und  zwei  interessante 
vor  vielen  Jahren  ober  Cupria  gesammelte  Pflanzen,  Cyperus  oli- 
varis  Targ.  und  Trigonella  elatior  Sin.  wieder  aufsuchen.  Indessen 
erwies  sich  die  Reise  auf  den  Pontonschiffen  für  botanische  Zwecke 
als  sehr  unpraktisch;  wegen  der  vielen  Serpentinen  und  des  häu- 
figen Aufsitzens  überaus  verlangsamt,  und  da  auch  das  Betreten 
der  Ufer  wegen  der  vielen  Schnellen  und  Untiefen  nur  stellenweise 
auszuführen  war,  so  ergab  die  höchst  langweilige,  zweitägige 
Reise  Weniges,  was  der  Erwähnung  werth  wäre,  und  zwar:  Cy- 
perus glaber  L.,  C.  long us  L.,  C.  glomeratus  Host,  C.  Monti  P.  B., 
Calamagrostis  littorea  D  C  ,  Chenopodium  ambro sioides  L.,  Diplo- 
pappus  annuus  Cass.,  Aster  canus  W.  K.  und  Pyrethrum  uligi- 
nosum  W.  K.  Der  Standort  des  Cyperus  olivaris  und  der  Trigo- 
nella elatior  wurde  erst  bei  eingetretener  Finsterniss  erreicht  und 
konnte,  da  auch  in  den  folgenden  Tagen  einige  Versuche,  um  das 


208 

Versäumte   nachzuholen,   wegen  Regens  misslangen,  gar  nicht  be- 
sucht werden. 

Den  dritten  Tag  setzte  ich  meine  Reise  über  Jagodina  und 
Kragujevac  fort,  passirle  die  wohlbekannten,  aber  schon  lange 
nicht  besuchten  Standorte  von  Quercus  flavescens  Panc.  Verz., 
Quercus  Tozza  Bosc,  Crataegus  melanocarpa  M.  a  B.,  Kitaibelia 
vitifolia  Willd.  und  meiner  Lavatera  muricata  Verz.,  ohne  auch 
nur  vom  Wagen  absteigen  zu  können,  und  erreichte  am  11.  Aug. 
Belgrad  in  der  ziemlich  trüben  Stimmung,  Vieles  gewollt  und 
Weniges  vermocht  zu  haben. 


Ausflug  auf  den  grossen  Bösenstein  (4731  F.). 

(17.  August  \Mk) 
Von  Gabriel  Strobl. 

Der  höchste  unter  allen  Bergen  der  Rottenmanner  Tauern- 
kelte  ist  der  Bösenstein.  Er  allein  ward  für  würdig  befunden,  eine 
Pyramide  auf  seinem  Haupte  zu  tragen,  und  mit  fernen,  gleich  ihm 
gekrönten  Häuptern  in  Verbindung  zu  treten.  Man  ersteigt  den 
Riesen  rückwärts  von  einem  Seitenthale  der  Strechen,  vorne  von 
den  Kothhütten,  einer  dorfarligen  Verbindung  vieler  Almhütten, 
und  seitwärts  vom  Dorfe  Hohentauern  an  den  Scheiplseen  vorbei 
und  der  Schlucht  zwischen  dem  grossen  und  kleinen  Bösenstein 
entlang.  31eine  Reise  ging  von  Trieben  durch  den  schiefrigen  Wolfs- 
graben ,  hiernach  durch  die  Kalkflora  der  Sunk,  statt  aber  jetzt 
vollends  zu  den  Tauernteichen  hinaufzusteigen,  zog  ich  mit  meinem 
Begleiter,  dem  Hrn.  Apolheker  Rauscher,  von  Roltenmann  durch 
eine  Bergwiese  auf  einem  Mittelwege  zwischen  den  Scheiplalpen- 
und  Kothhüttenwege,  erstieg,  als  plötzlich  der  Weg  rechts  in  die 
Kothhütten  führen  wollte,  die  Anhöhe  eines  links  liegenden  Holz- 
schlages, folgte  dem  Ausflusse  des  kleinen  Scheiplsees,  und  ge- 
langte so  zu  den  Scheiplseen  und  endlich  in  die  oben  erwähnte 
Schlucht,  von  deren  innerstem  Ende  die  Pyramide  in  einer  halben 
Stunde  ohne  Mühe  erreicht  war.  Nachdem  so  das  Schema  ent- 
worfen ist,  folgt  die  Detaillirung  und  Ausmalung  des  für  die  ganze 
umliegende  Berggruppe  charakteristischen  botanischen  Bildes.  Frei- 
lich ist  das  verheissene  Bild  strenge  von  Viertelstunde  zu  Viertel- 
stunde dem  Original  entnommen,  ohne  durch  Idealisirung  auch  die 
übrigen  cinzuschliessen,  und  durch  Reflexionen  ein  Gesammtbild 
schaffen  zu  wollen,  indess  ist  die  Flora-  des  gesammten  Zuges,  so 
lange  die  Formation  die  gleiche  ist,  auch  fast  durchgehends  die 
gleiche,  so  dass  auf  einem  4  Stunden  oder  20  Stunden  weit 
entfernten  Berge  die  sumpfigen  Niederungen  eines  Sees,  oder  die 
feuchten  Ränder  eines  Alpenbaches,  oder  die  windigen  Rüekenhöhen, 


209 

oder  die  reichen  Triften   am  Fusse  eines  Felsens  beinahe  die  glei- 
chen Gewächse  besitzen,  wie  ähnliche  Stellen  am  Bösenstein. 

Von  den  Gewerken  Triebens  fängt  der  mit  Erlen  und  Fichten 
bewaldete,  und  von  dem  prachtvollen  Triebenbache  durchrauschte 
Wolfsgraben  an,  und  zieht  sich  etwa  eine  halbe  Stunde  lang  auf- 
wärts, bis  die  Bachfläche  mit  der  Tauernstrasse  zusammenfällt.  Der 
Untergrund  ist  verwitternder,  leicht  zerbröckelnder  Thonschiefer, 
wie  er  überall  in  Schluchten,  z.  B.  im  Strechen-Ardninger-Flietzen- 
Graben  auftritt,  und  leicht  abrutschende,  wassertriefende  Gehänge 
bildet.  Die  Luft  ist  beständig  von  dem  feinen  Staubregen  des  bald 
in  Gischt  aufgelösten,  bald  grüne  durchsichtige  Stellen  bildenden 
mächtigen  Giessbaches  erfüllt,  prächtig  gedeihen  in  dieser  Atmo- 
sphäre mannigfaltige  Gewächse  und  gelangen  zu  üppigen  Formen. 
Da  überdeckt  vor  allen  der  goldgelbe  Senecio  nemorensis  L.  in  lau- 
senden von  Exemplaren  die  Ränder  des  Baches,  des  Weges  und 
die  lichten  Stellen  der  Abhänge.  (Er  tritt  besonders  in  drei  For- 
men auf:  1.  Mit  lanzettlichen  lichten  Blättern,  rothem  Stengel, 
dicken  Köpfchen,  fast  wimperlosem  Aussenkelche,  schwachem 
Gerüche  und  öblüfhigem  Strahle.  2.  Mit  breit-elliptischen, 
dunklen  Blättern,  fast  wimperlosen  Deckblatt  eben  und 
Aussenkelche  und  schwachem  Gerüche  und  3.  Mit  breit- 
elliptischen, dunklen  Blättern,  stark  gewimperten  Deck- 
blättchen und  Aussenkelche  und  sehr  feinem  starkem  Ge- 
rüche.) An  schattigen  Bachrändern  steht  truppweise  Impatiens 
noli  tangere  und  einzeln  die  riesige  Angelicn  sylvestris,  auf  freien 
Stellen  Rubus  Idaeus ,  Aira  caespitosa,  Cirsium  arvense,  spinosum 
und  palustre,  Solidago  virga  aurea;  auf  nackten  Hügeln  Tussilago 
Farfara  und  am  steinigen  Wegrande  Geranium  robertianum,  Ga- 
leopsis  Tetrahit,  Prunella  vulgaris,  Ranunculus  repens,  Veronica 
officinalis  und  vereinzelt  Cardamine  impatiens.  Manchmal  steht  an 
einem  Seitenbächlein  Arabis  alpina,  Solanum  Dulcamara  klettert 
von  der  Höhe  herab,  Lycopodium  annotinum  läuft  im  Waldboden 
herunter,  rings  von  Heidelbeeren  umgeben,  über  welche  Luzula  cam- 
pestris,  Aira  flexuosa  und  Calamagrostis  Halleriana  DC.  die  schwan- 
kenden Halme  erheben.  Weiter  oben  tritt  auch  Calamagrostis  syl- 
vatica  auf,  aus  den  Felsritzen  sprosst  Polypodium  vulgare,  Dryopte- 
ris  und  Phegopteris,  auf  den  Gesteinen  wurzeln  Bartramia  Halleriana, 
Polytrichum  umignum,  Hedicigia  ciliata,  Hypnum  splendens  etc., 
im  Waldboden  steht  der  giftige  Boletus  luridus,  am  Pfade  lagert 
Lamium  maculatum,  Plantago  media,  Ranunculus  acris,  Epilobium 
montanum,  Senecio  viscosus,  Stellaria  graminea,  nemorum,  Poten- 
tilla  Tormentilla,  Oxalis  Acetosella,  seltener  Circaea  alpina,  Gna- 
phalium  sylvaticum,  Verbascum  SchraderiMcig.,  Scrophularia  no- 
dosa, Rosa  canina,  Hieracium  Pilosella,  und  von  den  Höhen  winkt  hie 
und  da  Sorbits  aueuparia.  Ein  Wässerlein  sickert  durch  den  mit 
herrlich  grünenden  Moosen  überkleideten,  feuchten  Waldgrund, 
Veronica  urticaefolia  sieht  an  seinem  Rande.  Tief  unten  tobt  der 
majestätische   Wildbach,    und  schiesst  dahin   zwischen    den   grauen 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  7.  Heft.  1870.  14 


210 

riesigen  Felsbloeken,  die  ntit  eisernen  Klammern  in  seinem  Bette 
zu  fassen  scheinen,  und  deren  Haupter  jugendliche  Moose  umran- 
ken. Zu  beiden  Seiten  ragen  hochstämmige,  schlanke  Fichten  em- 
por, umschliessen  mit  dunklem  Gewände  das  weisse  Gewässer  und 
heben  aus  diesem  Grunde  sich  in  die  Bläue  des  Himmels. 

Weiter  führt  uns  der  Weg  —  Hie  und  da  Stachys  sylvatica, 
Asplenium  Filia  femina  Brnh.,  Digitalis  grandiflora  Lam.  ,  Doro- 
nicurn  austriacum  Jcq.,  Carduus  Personata  Jcq.,  Arabis  arenosa 
Scop.,  Sambucus  racemosa,  Lactuca  muralis  Fr.,  Prenanthes  pur- 
purea  und  schon  genannte.  Das  gemeine  Hieraciuin  murorum  hatte 
eine  längere  Slrecke  hindurch  am  Stengelgrunde  grössere  oder  klei- 
nere Knollen,  welche  zuweilen  den  ganzen  Stengel  absorbirten,  so 
dass  dem  Knollenende  die  Blüthenstielchen  entsprossten.  Alle  waren 
kleinblättrig,  kurzslänglig  und  standen  noch  in  Blülhe,  während  höher 
hinauf  gefundene  normale  Pflanzen  grosse  Stengel  und  Blätter  besas- 
sen,  und  meist  ganz  verblüht  waren.  Der  Grund  dieser  sonder- 
baren Anschwellung  zeigte  sich  beim  Aufschneiden  dieser  Knollen, 
nämlich  kleine,  weissliche  Insektenlarven,  deren  3—10  in  einem 
Knollen  hausten.  Auf  moosigem  Waldabhange  fand  sich  Milium 
effusum  z.  hfg.  und  Poa  nomoralis  a.  vulgaris,  weiter  hinauf  Car- 
datnine  sylvatica,  Petasites  albus  Grt.  (gemein),  Ranunculus 
linuginosus  häufig  mit  Carex  sylvatica  Hds.  Wir  stehen  jetzt 
bei  der  Brücke,  welche  über  den  Bach  hinweg  in  kürzester  Zeit 
uns  der  Strasse  zuführt.  Hier  scheint  noch  einmal  der  Wolfsgraben 
alle  seine  Kräfte  aufzubieten,  um  unseren  Anforderungen  zu  genü- 
gen. Denn  am  Wege  blühen  Clinopodium  vulgare  und  Lychnis 
diurna  Sibth.  und  von  den  Abhängen  winken  Spiraea  Aruncus, 
Galium  sylvaticum,  Salvia  glutinosa,  Turritis  glabra,  Atragene 
alpina,  Salix  grandifolia  Sering,  Aconitum  Lycoctonum,  Thalic- 
trum  aquilegifolium  und  riesige  Formen  des  Ranunculus  platani- 
folius.  Den  Bachrand  zierten  jenseits  der  Brücke  die  mächtigen 
Blätter  und  fast  klaflerhohen  Stengel  des  Cirsium  paueiflorum  und 
auf  der  Wiese  unterhalb  der  Tauernstrasse  standen  zwei  Exemplare 
des  Cirsium  pulustri  -  oleraceum  recedens  Näg.  mit  elliptisch- 
lanzettlichen,  kleinlappigen,  am  Rande  vieldornigen  Blättern;  die 
Dornen  an  den  Lappenspitzen  stärker.  Die  Blüthen  gelb,  aufrecht; 
der  Blüthenstand  mehr-  bis  vielköpfig  (auch  Seitenäste);  mit  den 
Stengelblättern  an  Form  gleichen,  aber  kleineren  Hüllblättern  am 
Grunde  umschlossen.  (Etwa  eine  Stunde  höher  fand  ich  beim  Rück- 
wege vom  Dorfe  Hohentauern  am  Grabenrande  der  Strasse  zwei 
ganz  gleiche  Exempl.,  nur  waren  die  Blätter  weit  stärker  gelappt.) 
•  Die  Tauernstrasse  ist  erreicht  und  verspricht  einen  gemäch- 
lichen Steig.  Doch  kaum  haben  wir  an  den  Felsen  Sedum  annuum 
gesammelt,  so  folgen  wir  dem  nach  rechts  abzweigenden  Sunk- 
wege,  und  wandern  an  einer  Kohlstätte  vorüber  in  eine  abgeholzte 
Schlucht.  Wir  ziehen  am  schiefrigen  Gehänge  dahin,  an  einer  jun- 
gen Buche  vorbei,  und  sammeln  Gentiana  asclepiadea,  Phyteuma 
spicatum,  Blechnum  Spicant  Rlh.,  da  steht  auf  einmal  ein  grosser, 


211 

kaliler  Kalkberg,  der  Triebensleiu  vor  uns,   ähnlich  einem  riesigen 
Dreiecke,  von  dunklen  Fichten  rings  umrändert. 

Wir  setzen  über  den  kleinen  Sunkbach,  sammeln  am  Wege 
Arenaria  serpyllifolia  u.  Sagina  saxatilis,  und  schon  stehen  wir  am 
Fusse  des  kahlen  Felsens,  und  rings  herum  prangen  die  Kinder 
des  Kalkes,  theils  in  ihrem  Blüthenkleide,  tlieils  mit  reifen  Früch- 
ten geschmückt.  Da  steht  im  Gerolle:  Erica  camea,  Helleborns 
niger,  Aconitum  variegatum,  Carduus  defloratus,  Betonica  Alope- 
curus.  Buphthalmum  salicifolium,  Solidago  virga  aurea,  Origanum 
vulgare,  Arabis  ciliata,  Digitalis  grandiflora  La  in.,  Moehringia 
muscosa,  Arabis  arenosa,  Thesium  alpiuum,  Scabioaa  lucida  Vill., 
Veronica  saxatilis  Jcq.,  Valeriana  montan a  und  tripteris,  Adeno- 
styles  aipina  Bl.  und  F.,  Galeopsis  Ladanuni,  Linaria  vulgaris, 
Veronica  urticaefolia,  Cochlearia  saxatclis  La  in.,  Cirsium  Erisi- 
thales,  Scop.,  Verbascum  Schraderi  M e L,  Melampyrum  sylvaticum, 
Gentiana  asclepiadea,  Daphne  Mezer  tum,  Bhinant/tus  alpinus  Bing., 
Campanula  pusilla  Hnk.,  Boa  nemoralis  var.  firmula  und  vulgaris, 
Homogyne  aipina  Cass.,  Geranium  robertianum.  So  steigen  wir 
aufwärts  auf  steilem  steinigem  Pfade,  zur  Linken  das  abschüssige 
Gehänge,  zur  Rechten  kahle  Felswände,  tief  unten  der  brausende 
Bach.  Hoch  darüber  stehen  die  kühnen  grotesken  Gestallen  der 
Berge,  wie  schweigende  Wächter  dei  Schlucht.  Auf  dem  Gesteine 
am  Wege  kriecht  Sedum  album,  seilen  dasyphyllum,  blüht  eine 
Campanula  Trachelium,  sonderbarer  Weise  stand  auch  ein  Cirsium 
heterophyllum  AU.  auf  einem  Kalksteine.  An  einer  ganz  weissen  Fels- 
wand vorüber  schauen  wir  Paris  quadrifoiia  und  Gypsophila  reptns. 
Die  ganz  bemooste  Rückfläche  eines  Kalklelsens  überwuchern  lieb- 
liche Rosetten  der  Saxifraga  Aizoon  Jcq.  und  am  Fusse  steht  Arabis 
aipina.  Auf  waldigem  Boden  blüht  Gentiana  ciliata.  Da  stehen  wir 
jetzt  vor  den  Trümmern  einer  abgestürzten  Felswand,  die  beinahe 
zu  einem  neuen  Berge  sich  aufthürmen,  und  steigen  an  ihnen  vor^ 
über  zu  einer  mit  Bumex  alpinus,  Mentha  arvensis  und  Urtica 
dioica  bewachsenen  Ebene  hinab,  au  deren  Baude  wir  Lonicera 
aipigena  und  Saxifraga  rotundifolia  finden. 

Mitten  durch  das  grossblättrige  Gefilde  eilt  der  tief  unten 
schon  gesehene,  dann  aber  verkommene  Sunkbach  und  läuft  einer 
steilen  Felswand  zu,  um  dort  spurlos  zu  verschwinden,  und  durch 
die  Eingeweide  der  Erde  in  die  Tiefe  zu  fliessen.  Wir  betrachten 
uns  das  merkwürdige  Phänomen,  sammeln  am  Fels  Saxifr.  Aizoon 
Jcq.  und  Sesleria  coerulea  Ard.  und  ziehen  über  eine  kleine  Brücke 
weiter,  einer  sumpfigen  meist  mit  Scirpus  sylvaticus  bewachsenen 
Fläche  entlang.  Auf  der  linken,  waldigen  Seite  sammelte  ich  Aspidium 
aculeatum  Doli.;  am  Wegrande  stand  Senecio  subalpinus,  Cardamine 
impatiens  und  Boa  trwialis.  An  einer  alten  Kohlstätte  vorbei, 
welche  hie  und  da  Schiefergestein  umlagert,  setzen  wir  nochmals 
über  das  mit  einer  kleinblättrigen  Salix  grandifolia  Ser.  bewachsene 
Bächlein,   und  erreichen   am  Ende  der  Sumpfwiese    einen  beschal- 

14  * 


212 

toten  Fels,  aus  dessen  Grunde  eine  113  Cels.  grädige  Quelle  her- 
vorkommt. 

Jetzt  geht  es  wieder  zwischen  riesigen  Felsblöcken  hindurch 
an  felsigen  Wänden  vorbei,  und  ringsum  grünen  und  locken  die 
lieblichen  Alpenbevvohner.  Da  wohnt  in  Felsritzen  und  zwischen 
feinem  Gerolle  die  zarte  Silene  quadrifida,  die  freilich  schon  längst 
verblühte  Viola  biflora,  die  Saxifraga  caesia  mit  blaugrauen  wun- 
derlieblichen Rosetten  und  weissen  Blüthen,  welche  manchmal  auch 
auf  Moospolslem  thront,  das  verblühte  Bellidiastrum  Micheln  Cass., 
Pinguicula  alpina,  Bartsia  alpina,  Ranunculus  alpestris,  Sedum  atra- 
tum,  überall  nickt  Carex  tenuis  herunter,  zwischen  Juniperus  nana 
sieht  die  Melica  nutans ,  an  Wegrändern  lagert  Arabis  alpina  und 
arenosa  Scop.,  Ranunculus  repens,  Parnassia  palustris,  Potentilla 
aurea,  Getitiana  obtusifolia  Willd.  und  eine  Gentiana  verna.  Am 
Bache  Saxifraga  rotundifolia  Willd.,  aizoides ,  die  verblühte  Cine- 
raria  alpestris  Hpp.,  Senecio  subalp.  Koch  etc.  Von  den  Höhen 
winkt  Calamagrostis  montana  Host,  hie  und  da  rankt  Atragene 
alpina  herunter,  oder  streckt  sich  Lycopodium  annotinum,  manch- 
mal finden  wir  auch  Coeloglossum  viride  Hrt.  Hie  und  da  treten 
schon  Pignolithblücke  auf,  in  deren  Ritzen  Asplenium  viride  Hds. 
sprosste.  Auf  dem  erreichbaren  Stücke  einer  hochragenden  Fels- 
wand fand  ich  eine  Saxifraga  Burseriana  und  Toßeldia  calyculata 
Coli  lg.,  Valeriana  saxatilis,  Veronica  saxatilis  J  eq.,  die  letzteren 
auch  an  anderen  Orten.  Auch  grünten  daselbst  liebliche  Moose, 
Hypnum  rufescens,  Bartramia  Oederi  und  andere.  Die  rechts  jen- 
seils  des  Baches  ragenden  Pignolithenwände  wagten  wir  leider 
nicht  zu  untersuchen,  weil  eine  Sprengung  bevorzustehen  schien. 
Wir  stehen  jetzt  am  Ausgange  der  Schlucht  an  einem  mit  Poa 
nemoralh  firmula,  Scabiosa  lucida  Vi  11.,  Sesleria  coerulea  Ard., 
Cochlearia  saxatilis  Lam.  Carex  tenuis,  Geranium  sylvaticum  und 
der  hochragenden  Calamagrostis  montana  bekleideten  Felsen,  des- 
sen ausgehöhlter  Grund  Echinospermum  deflexum  beherbergt. 

Der  Weg  durch  das  Kalkgebiet  mochte  etwa  %  Stunden  ge- 
dauert haben;  eine  Menge  Frühlingspflanzen  mag  in  ihren  verküm- 
meren Resten  uns  entgangen  sein,  ebenso  viele  noch  jetzt  blü- 
hende oder  wenigstens  noch  grünende,  wie  in  der  That  die  am 
4.  August  in  entgegengesetzter  Richtung  gemachte  Partie  manche 
jetzt  übersehene  Pflanzen  bot.  QPotentilla  caulescens,  Convallaria 
verticillata,  Polygonalutn,  Centaurea  montana ,  Aconitum  Lycocto- 
num,  Thalictrum  aquilegifolium,  Goodyera  repens,  Epipactis  rubi- 
yinosa  Gd.,  Gymnadenia  conopsea  RBr.,  Senecio  abrotanifolius,  Hie- 
racium  porrifolium.~)  Zwischen  den  Felswänden  und  Gehängen  finden 
sich  gewiss  noch  manche,  neue  Kalkbürger,  da  schon  das  Gehänge 
des  tief  unten  stehenden  Triebenstein  am  4.  August  Globularia  cor- 
difolia,  Laserpitium  latifolium,  Athamantha  cretensis,  Sempervivum 
liirtuin,  Dryas  octopetala,  Achillea  Ckwenae,  Teucritim  montanum 
und  sehr  zahlreich  Saxifraga  Burseriana  einer  oberflächlichen  Durch- 
forschung gewährte.  Man  bedenke  ferner,  dass  die  Kalkformation  nur 


213 

wenig-  über  4500  Fuss  sich  erhebe,  und  weiterhin  eine  wildfremde  , 
einem  Kalkbotaniker  fast  gänzlich  unbekannte  Flora  sich  findet,  die 
erst    nach    fast    zweistündigem    Wege   des    Baumwuchses  entbehrt, 
und    nach    allem    diesen  erwehre    man  sich  des  Staunens  über  die 
Reichhaltigkeit  dieser  kurzdauernden  Schlucht. 

Doch  das  Kalkgebiet  hat  noch  nicht  völlig  geendet.  Wir  sie- 
ben jetzt  vor  einer  anfangs  sumpfigen,  dann  bergigen,  hie  und  da 
mit  Fichten  besetzten  Wiese,  in  deren  Hintergründe  sich  ein  Wald 
erhebt,  über  den  noch  einige  kleine  Kalkwände  emporragen.  Es 
gehört  daher  die  ßergwiese,  sowie  ein  Theil  des  jenseits  begin- 
nenden Waldes  noch  in  das  Gebiet  der  Kalktlora.  Nun  gehen  wir 
über  das  Bächlein,  welches  von  den  Tauernleichen  hin  unterfli  esst, 
und  hie  und  da  mit  Spiraea  Ulmaria,  Saxifraga  aizoidex  beselzt 
ist,  durch  sumpfige  Stellen;  da  finden  wir  Eriophorum  latifolium 
Hpp.,  Parnassia  palustris,  Carex  flava,  Davalliana  Sin.,  glauca 
Scop.,  stellulata  Good.,  pallescens ,  Juncus  alpinus  Vi  IL,  Crepis 
paludosa  Mnuh.  Allmälig  wird  es  trockener,  geht  über  haideartige 
Hügel  und  durch  eine  Wiese  dem  Walde  zu.  Ich  sah  die  meist 
gemeinen  Nardus  strieta,  Campanula  barbata,  Gnaphalium  sylva- 
ticum,  Vaccinium  Myrtillus,  Vitis  Idaea,  Blechnum  Spicanl  Kth., 
Calluna  vulgaris  Sali sb.,  Phleum  alpinum,  Rhinanthus  alpinus 
Bmg.,  Silene  inflata  Sin.,  Carex  leporina,  Agrostis  vulgaris  W th., 
Arnica  montana,  Ranunculus  acris,  Polygonum  Bistorta,  Centaurea 
phrygia  etc.  etc. 

Der  Zaun  ist  überstiegen  und  rechts  hinein  in  den  Wald 
ging  es,  dem  breiten  Wege  nach,  noch  immer  durch  Kalkgebict. 
Um  mich  die  magere  Fichtenflora:  Heidel-  und  Preusel beeren,  die 
Besenhaide,  das  Nardengras,  Homo gy na  alpina  Cass.,  Potentilla 
Tormentilla,  kleine  Euphrasien,  Gnaphalium  dtoieum,  Arnica  Mon- 
tana, seltener  Epilobium  montanum,  einige  Exemplare  der  Polygula 
Chamaebuxus,  Helleborus  niger,  am  Wege  Genliana  obtusifoiia  und 
einmal  zwischen  Schwarzbeergeslräuch  Pyrola  minor. 

Auf  einem  freien  Waldplalze  stand  Senecio  nemorensis,  Digi- 
talis grandiflora,  Cirsium  palustre  Sep.,  Urtica  dioica,  Helleborus 
niger,  Adonostyles  alpina,  Gentiana  asclepiadea  und  Rhinanthus 
alpinus. 

So  geht  es  eine  Weile  fort,  bis  das  Kalkgebiet  endet,  und 
die  Urgesteine  sich  einfinden;  der  Pflanzenwechsel  ist  kaum  merk- 
lich, weil  der  Fichtenwald  im  Kalk-  und  Urgebirge  fast  gleiche 
Bewohner  hat,  nur  Helleborus  niger  hört  auf,  und  den  nächst  er- 
scheinenden Bach  umsäumt  Aconitum  Napellus  var.  tauricum  mit 
Saxifraga  stellaris,  Veronica  alpina.  Noch  eine  Weile  zwischen  Fich- 
ten und  Wachholdergestrüppe,  eine  Kohlhütte  liegt  vor  uns,  und 
der  Weg  nimmt  ein  Ende.  Zur  Rechten  zieht  sich  in  ziemlicher 
Höhe  der  Kothhüttenweg  dahin,  zur  Linken  ist  ein  bergiger  Holz- 
schlag, der  sich  gegen  den  Scheiplsee  hineinzieht.  Diesen  ersteigen 
wir.  Zuvor  aber  wird  die  sumpfige  Niederung  einer  Untersuchung 
gewürdigt.    Da   schleicht    hie    und   da   ein  klares  Wässerlein  durch 


214 

die  mopsigen  Flächen,  vereinigt  sieh  bald  mit  einem  zweiten,  drit- 
ten, bald  theilt  es  sich  wieder,  und  sucht  sich  andere  Gefährten. 
Ringstim  grünt  gar  lieblich  die  Bartramia  calcarea,  auf  deren  Pol- 
stern Drosera  rotundifolia  die  bewimperten  Blätter  ausbreitet;  da 
sieben  truppweise  Menyanthes  trifoliata,  im  Bachkies  wurzelt  Car- 
damine  amara,  an  den  Rändern  steht  Myosotis  palustris  Willi., 
Caltha  palustris,  Equisetum  sylvaticum,  Aconitum  Napellns,  linearia 
alpeatris  Hpp.,  Senecio  subalpinus  Koch.,  Epilobwm  montanum 
und  origanifolium  Lam.,  Galium  sylvaticum,  Pinguecula  alpina, 
Veratrum  album ,  Potentilla  Tormentilla  nebst  einer  Menge  von 
Gläsern.  {Luzula  nigricans,  Juncus  alpinus  Vi  11.,  lamprocarpus 
Ehr.,  Eriopnorum  angustifoiium  Klh.,  Carex  vulgaris  Fr.,  stellu- 
lata  Good.,  flava  etc.) 

Jetzt  geht  es  hurtig  die  kleine  Höhe  hinauf,  nur  hie  und  da 
machen  wir  Hüll,  untersuchen  die  millionenweis  vorhandenen  Schwarz ■• 
beergeslräuche,  beschauen  die  riesigen  Berghäupter  mit  ihren  stei- 
len dunklen  Wänden,  und  spähen  nach  Pflanzen.  —  Manchmal  ein 
Lycopodium  selaginoides,  alpinum,  clavatum,  Aira  flexuosa,  Agrostis 
rupeslris  All.  Die  Höhe  ist  erreicht,  durch  Dick  und  Dünn  geht  es  dem 
Scheiplbache  entlang,  an  dessen  Rändern  wir  manchmal  Saxifraga 
steliaris,  Aconit.  Napellus,  Carex  frigida  All.,  Gnaphalium  norve- 
gicum  finden,  jetzt  wird  Rhododendron  ferrugineum  und  Pinus  Mughus 
Scop.  häufig,  und  schon  stehen  wir  an  den  Ufern  des  kleinen 
Scheiplsees.  Ein  bedeutendes,  länglich  ovales,  mit  grünen  beweg- 
ten Wellen  angefülltes  Becken  liegt  vor  uns;  ringsum  dehnen  sich 
breite  sumpfige  Ufer,  und  erwecken  die  Hoffnung  reichlicher  Beute. 
Sie  war  auch  nicht  gering:  Juncus  filiformis,  Carex  pauciflora, 
Light.,  Persooni  Light,  ziemlich  häufig,  stellulata  Good.,  vul- 
garis Fr.,  im  Wasser  gemein  ampullacea  Good.,  Vaccinium  uli- 
ginosum,  Willemetia  apargioides  Neck.,  Hieracium  alpinum,  Lu- 
zula  nigricans,  Scirpus  caespitosus,  Eriophorum  Scheuchzeri  Hpp., 
alle  in  grosser  Menge.  Auch  einige  Wildenten  flogen  auf.  Auf 
Felsen  Azalca  procumbens,  Sempervivum  montanum.  Ueber  eine 
mit  Heidelheeren  bewachsene  Anhöhe  hinauf  kamen  wir  zum  gros- 
sen Scheiplsee,  der  bedeutend  umfangreicher,  aber  von  gleicher 
Gestalt  und  mit  gleichen  Sumpfpflanzen  umgeben  ist.  Auch  hier 
Pinus  Mughus,  Rhododendron  ferr.  und  Juniperus  nana  gemein, 
ebenso  Juncus  filiformis,  Carex  pauciflora,  stellulata  Good.,  vul- 
garis, (jm  Wasser)  ampullacea,  flava,  Vaccinium  uliginosum  Wille- 
melia apargioides  Neck.,  Hieracium  alpinum,  Luzula  nigricans, 
Scirpus  caespitosus,  Pinguicula  alpina,  Homogyne  alpina,  Senecio 
subalpinus  Kch.  ,  Gentiana  pannonica  Scp.  ,  punctata,  Alnus 
viridis  etc.  wie  am  unteren.  An  steinigen  Orten  Primula  minima 
und  Lycopodium  Selago,  an  schalligen  Ranunculns  platanifolius, 
Doronicum  austriacum i3  eq.,  Calamagrostis  Halleriana  DC,  Soli- 
dago virga  aurea,  Imperatoria  Ostruthium  und  andere.  Einzeln  sland 
Pinus  sylvestris  in  Zwergform,  und  Sorbus  aucuparia.  (Auch  am 
unteren  dürften  alle  vorkommen.)  csfeMtasa  folgt.) 


215 

Literaturberichte. 

An  Vegetation s  forhold  ene  ved  Sognefjorden ,  of 
Axel  Blytt.  (Die  Vegetationsverhältnisse  von  Sogn  in  Norwegen, 
von  A.  Blytt.)  Christiania  1869. 

Die  Abhandlung  umfasst  einen  Bericht  über  die  Reisen  ,  die 
der  Konservator  an  dem  botanischen  Museum  in  Christiania  Axel 
Blytt  die  Sommer  1864,  1865  und  1867  hindurch  in  Sogn  im 
Stifte  Bergen  in  Norwegen  gemacht  hat.  Da  seine  Abhandlung  mit 
ausgezeichneter  Sorgfall  und  lobenswerlher  Genauigkeit  verfasst 
ist  und  wichtige  Beitrage  liefert  zur  Kenntniss  der  Vegetation  in 
einer  Gegend  von  Norwegen,  die  bisher  wenig  untersucht  worden 
ist,  so  dürfte  folgender  kurzer  Bericht  über  den  Inhalt  dieser 
Abhandlung  auch  Botaniker  ausser  Skandinavien  interessiren. 

Sogn  liegt  zwischen  22°  10'  und  26°  östlicher  Liinge  (von 
der  Insel  Ferro)  und  zwischen  60°  35' — 61°  50'  nördlicher  Breite 
an  Sognefjord  gelegen,  die  in  mehrere  Arme  getheilt  sich  ungefähr 
zwanzig  Meilen  weit  ins  Land  hinein  erstreckt,  indem  die  Breite  selten 
über  eine  Meile  gehl.  Das  beschriebene  Gebiet  nimmt  ungefähr 
200  geogr.  Quadratmeilen  (=  95  norwegischen  QM.)  ein  und  ist 
von  Gebirgen  erfüllt ,  deren  Höhe  ungefähr  4000  bis  5000  rheini- 
sche Fuss  beträgt.  Obgleich  die  Westküste  von  Norwegen  an 
merkwürdigen  Naturerscheinungen  reich  ist,  sieht  man  wohl  nir- 
gends in  ganz  Norwegen  eine  wildere  Natur  als  in  Sogn.  Die 
Gebirge  sind  grösstenteils  Urgebirge  und  eruptive  Bergarten,  die 
sehr  hart  sind  und  unbedeutend  verwittern.  Hie  und  da  tri f Ft  man 
Thonglimmerschiefer  an,  der  sich  sehr  leicht  bröckelt;  Kalk  findet 
man  aber  nur  auf  einer  einzigen  Stelle.  Der  Thonglimmerschiefer 
erzeugt  seinen  günstigen  Einfluss  auf  die  Vegetation  in  Sogn  vor- 
züglich auf  den  Ravnanaasi,  „dem  botanisch  reichsten  Gebirge  in 
Sogn.-4  Zufolge  des  anliegenden  Meeres  ist  die  Sommerwärme  in 
dem  äusseren  Sogn  J)  nicht  so  thätig  als  im  inneren,  wo  die  tiefen 
Thäler  und  engen  Meerbusen  mit  natürlichen  Treibhäusern  zu  ver- 
gleichen sind,  und  man  trifft  da  eine  Vegetation  an,  die  im  kalten 
Norden  kaum  ihres  Gleichen  hat.  Sogar  in  der  Nähe  der  Gletscher 
findet  man  eine  zum  Erstaunen  üppige  Vegetation ,  z.  B.  unter 
Justedalsbräm,  wo  eine  mannshohe  subalpinisehe  Vegetation  ange- 
troffen wird.  Das  innere  Sogn  ist  wegen  seiner  Obstgärten  bekannt 
und  kaum  wird  man  in  ganz  Norwegen,  mit  Ausnahme  von  Hor- 
danger, eine  Gegend  finden,  die  sich  in  dieser  Hinsicht  mit  Sogn 
messen  kann.  Man  erstaunt,  wenn  man  hört,  dass  zwischen  diesen 
Gebirgen,  auf  deren  Gipfeln  ein  ewiger  Winter  thront,  nur  ein 
Paar  Meilen  entfernt  von  Stellen,  wo  die  Gletscher  wie  in  der  ark- 
tischen Zone  sich  fast  bis  ans  Meer  erstrecken,  Pfirsichen,  Apri- 
kosen und  Weintrauben  als  Spalier    fast   jeden  Sommer   reif   wer- 


')  Die  Grenze  zwischen  dem  äusseren  und  inneren  Sogn  ist  bei  Vig  und 
Balestrabd,  ungefähr  wo  Sognefjord  anfängt  sich  in  Arme  zu  theilen. 


216 

den,  und  dass  die  Walinussbäume  ,  deren  Früchte  gewöhnlich  zur 
Reife  kommen,  hier  eine  Dimension  haben  ,  die  fast  nirgends  in 
Skandinavien  vorkommt. 

Wie  im  südlichen  Schweden  die  östliche  und  westliche  Ve- 
getation sehr  verschieden  ist,  so  fallt  es  einem  jeden,  der  in  Nor- 
wegen botanisirt ,  sogleich  in  die  Augen ,  dass  eine  Menge  von 
den  gewöhnlichsten  Arten  des  östlichen  Landes  entweder  ganz 
fehlt  oder  sehr  selten  vorkommt.  Je  mehr  man  sich  dem  offenen 
Meere  nähert,  desto  ärmer  an  Arten  wird  die  Flora  ,  und  desto 
grösser  wird  auch  die  Zahl  der  fehlenden  Arten.  So  hat  z.  B.  das 
innere  Sogn  ungefähr  280  Arten,  die  im  äusseren  fehlen,  wo  hin- 
gegen das  äussere  Sogn  nur  60  Arten  hat,  die  sich  nicht  im  inne- 
ren finden. 

Der  Verfasser  aber  bemerkt,  dass  in  pflanzengeographischer 
Hinsicht  die  Eintheilung  der  Verbreitung  der  Gewächse  in  Anse- 
hung der  Höhe  nach  gewissen  Vegetationsgrenzen,  als  z.B.  nach 
der  Gerstengrenze,  der  Grenze  der  gewöhnlichsten  Waldbäume 
und  Gesträuche  und  der  Schneegrenze,  nur  denjenigen  Gegenden 
angemessen  ist,  deren  Klima  durchgehends  so  ziemlich  von  glei- 
cher Beschaffenheit  ist,  dass  aber  diese  Verfahrungsweise  nicht  auf 
Sogn  kann  angewendet  werden. 

Es  ist  nämlich  ein  grosser  Unterschied  zwischen  den  ver- 
schiedenen Theilen  von  Sogn  rücksichtlich  der  Höhe,  wo  die  oben 
erwähnten  Grenzen  fallen,  und  man  kann  für  ausgemacht  anneh- 
men, dass  je  mehr  man  sich  dem  Meere  nähert,  desto  mehr  senken 
sich  in  der  Regel  die  Grenzen.  Die  nackte  Meeresküste  ist  von 
Bäumen  und  Gesträuchen  ganz  enlblösst.  Es  ist  aber  nicht  genug, 
dass  die  Grenzen  sinken;  der  Abstand  zwischen  ihnen  wird  auch 
gestört,  indem  einige  Grenzen  mehr  als  andere  zu  sinken  schei- 
nen. Diess  erhellt  deutlich  aus  einer  beigefügten  Tafel  über  die 
Vegetationsgrenzen  in  Sogn.  Die  Grenzen  der  krautartigen  Pflan- 
zen sinken  in  der  Regel  gegen  Westen,  wozu  besonders  das  Meer 
beiträgt,  wobei  man  doch  nicht  vergesse,  dass  man  in  den  Gebirgs- 
gegenden des  inneren  Sogn  sonnige  von  2000 — 3000  Fuss  hohen 
Felsenwänden  umschlossene  Thäler  findet,  die  eben  so  hoch  ,  ja 
noch  höher  als  die  höchsten,  windigen  und  nackten  Felsenwände 
der  westlichen  Gegenden  gelegen  sind. 

Wenn  man  die  Flora  von  Sogn  studirt ,  so  wird  man  bald 
finden,  dass  die  Vegetation  auf  den  Gebirgen  mit  der  Vegetation 
der  Küstengegenden  viel  gemein  hat.  Wenn  man  von  der  eigent- 
lichen Strandvegetation  wegsieht,  wird  man  finden,  dass  beinahe 
alle  Pflanzen,  welche  sich  in  die  westlichen  Gegenden  erstrecken, 
mit  Ausnahme  der  Unkräuter,  solche  sind,  die  wenigstens  in  den 
östlichen  Gegenden  auf  die  Berge  hinaufsteigen;  wogegen  beinahe 
alle  Pflanzen,  die  nur  im  innern  Sogn  vorkommen  ,  an  die  niedri- 
gen Gegenden  gebunden  sind  und  nicht  auf  die  Berge  steigen.  Die 
Vegetation  an  den  Küsten  stimmt  auch  in  einer  anderen  Hinsicht 
mit  derjenigen  auf  den  Bergen  eigentümlich  überein.     Wer    zum 


217 

erstenmal  im  westlichen  Norwegen  botanisirt,  kann  nicht  umhin  zu 
bemerken,  dass  viele  Alpenpflanzen,  z.  ß.  Alchemüla  alpina,  Arc- 
tostaphylos  alpina ,  Salix  herbacea ,  Hieracium  alpinum,  Bartsia 
alpina,  Myosotis  silvatica,  Rhodiola  rosea,  Festuca  ovina  ß.  vivi- 
para  in  den  niedrigsten  Gegenden,  sogar  am  Meere  wachsen.  So 
verhält  es  sich  vorzüglich  in  den  niedrigeren  Gegenden  von  dem 
inneren  Sogn  ,  und  je  enger  ein  Thal  ist,  je  steiler  die  Felsen- 
wände, desto  öfter  bemerkt  man  eine  solche  Auswanderung  der 
Alpenpflanzen.  In  Justedal  und  Fjaerland ,  wo  die  Gletscher  von 
Jüstedalsbraen  in  die  Thäler  herabschiessen,  folgt  auch  eine  Menge 
hochalpinischer  Pflanzen  mit,  z.  B.  Luzula  spicata,  Agrostis  rubra, 
Sibbaldia ,  Sagina  saxatilis ,  Salix  herbacea ,  Phleum  alpinum, 
Silene  acaulis,  Cerastium  triginum,  Phyllodoce  coerulea ,  Gnapha- 
lium  supinum  und  norvegicum,  Epilobium  alpinum,  Veronica  alpina, 
Juncus  trifidus ,  Oxyria ,  Saxifraga  Cotyledon ,  caespitosa  und 
aizoides. 

Auf  den  kleineren  Bergen  der  westlichen  Gegenden  ist  die 
Vegetation  im  höchsten  Grade  trivial.  Auf  den  Gebirgen  des  innern 
Sogn  ist  die  Vegetation  viel  üppiger.  Sie  steht  doch,  wie  diejenige 
der  angrenzenden  Waldersgebirge,  mit  welcher  die  Vegetation  in 
Sogn  die  grösste  Aehnlichkeit  hat,  in  der  Anzahl  der  Arten  der 
Vegetation  auf  dem  Dovrefjeld  nach,  weil  eine  Menge  der  vor- 
nehmsten Pflanzen,  die  auf  dem  Dovrefjeld  vorkommen,  hier  fehlen. 
Doch  findet  man  mehrere  Arten,  z.  B.  Gentiana  purpurea  ,  Arabis 
petraea,  Carex  rufina,  Sedumvillosum,  Arenaria  norvegica,  Alloso- 
ms crispus,  die  auch  auf  dem  Dovrefjeld  fehlen. 

Nirgends  findet  man  auf  den  Gebirgen  in  Sogn  eine  üppigere 
Vegetation  als  in  der  Weiden-  und  Birkenregion.  Bei  günstigen 
Verhältnissen  wächst  das  Gras  ausserordentlich  geil.  Eine  Menge 
Arten,  die  von  niedrigeren  Gegenden  abstammen  ,  gedeihen  vor- 
trefflich und  kommen  sehr  häufig  vor.  Die  eigentliche  Bergvege- 
tation ist  nur  ungemischt  in  den  Ritzen  der  Felsen.  Die  dürren 
und  ebenen  Bergabhänge  und  Bergflächen  haben  wie  die  Berg- 
moore eine  wenig  abwechselnde  Vegetation.  Im  oberen  Theile  der 
Weidenregion  nehmen  die  Flechten  im  Vergleich  mit  andern  Pflanzen 
merkbar  zu.  In  keiner  Region  fällt  das  verheerende  Einwirken  der  Na- 
turkräfte auf  die  Gebirge  schärfer  in  die  Augen  als  in  der  unter- 
halb der  Schneegrenze  nächst  liegenden  Region,  4500 — 5000'.  über 
der  Meeresfläche  und  auf  den  im  ewigen  Schnee  hervorragenden  nack- 
ten Gipfeln.  Hier  findet  man  wenige  Pflanzen  z.  B.  Ranunculus 
glacialis.  Sogar  5200  Fuss  über  der  Schneegrenze  kann  man 
Plätze  linden,  die  im  Sommer  von  Schnee  entblösst  werden,  und 
auf  welchen  nicht  nur  Flechten  sondern  auch  einige  Phanerogamen 
atigetroffen  werden,  z.  B.  Ranunculus  glacialis,  Saxifraga  opposi- 
tifolia,  Poa  laxa,  Aira  alpina.  —  Merkwürdig  ist ,  was  der  Ver- 
fasser erzählt,  dass  nämlich  die  Grenzen  einiger  Pflanzen,  z.  B.  der 
Fichte  und  Birke  oft  auf  eben  derselben  Stelle  im  Laufe  der  Zeit 
bedeutend    gesunken    sind,     wovon    mehrere    Beispiele    angeführt 


218 

werden.  Nicht  selten  trifft  man  in  den  Mooren  dicke  Wurzeln  und 
Stämme  von  Fichten  bei  solcher  Höhe  ,  wo  man  nunmehr  keine 
Spur  von  lebendigen  Fichten  sieht. 

Wie  Norman  in  seinem  Bericht  über  eine  in  dem  Gudbrands- 
thale  unternommene  Reise  Waage  und  Lom  in  folgende  fünf  Ve- 
getationsregionen eingetheilt  hat,  1.  die  Gerstenregion  ,  2.  die 
Fichtenregion,  3.  die  Birkenregion,  4.  die  Weidenregion,  5.  die 
Flechlenregion,  so  hat  auch  der  Verfasser  Sogn  in  die  vorbemel- 
deten  fünf  Vegetationsregionen  eingetheilt. 

Der  grösste  Theil  des  Werkes  ,  das  der  Referent  empfiehlt, 
besteht  in  einem  ausführlichen  Verzeichniss  der  Phanerogamen  und 
Farnkräuter  in  Sogn,  die- 739  Arten  ausmachen;  eine  Summe,  die 
sehr  hoch  angesehen  werden  muss,  wenn  man  bedenkt,  dass  das 
Land  so  nördlich  liegt.  Dieses  Verzeichniss  interessirt  nicht  nur 
dadurch,  dass  viele  Standorte  der  verschiedenen  Arten  angeführt 
werden,  sondern  auch  dadurch,  dass  deren  Höhe  über  der  Meeres- 
fläche immer  angegeben  wird.  Es  würde  zu  weit  führen  einen 
Auszug  aus  diesem  Verzeichnisse  mitzutheilen;  wogegen  es  viel- 
leicht nicht  uninteressant  ist ,  einige  für  Sogn  am  meisten  be- 
zeichnenden Pflanzen  zu  nennen:  Asplenium  Adiantum  nigrum, 
Polystichum  Oreopteris,  Hymenophyllum  Wilsoni,  Mühlenbergia  pen- 
dula, Carex  rufina  und  binervis,  Luzula  maxinia,  hyperborea; 
16  Arten  von  Salix,  Centaitrea  phrygia  und  nigra;  34  Arten  von 
Hieracium,  z.  B.  H.  Blyttianum,  decolorans  subsp.  flammeum,  cotn- 
mutatum,  rupicolum,  protractum,  argenleum,  lapponicum,  Gentiana 
purpurea,  Galium  saxatile,  Lonicera  Periclymenum,  Digitalis  pur- 
purea, Pediculosis  lapponica  und  Oederi,  Primula  acaulis ,  Erica 
cinerea,  Bunium  flexuosum,  Sednm  villosum  und  anglicum,  10  Arten 
von  Saxifraga ,  Hypericum  pulclirum ,  Hex  Aquifolium ,  Sagina 
subulata  ,  Cerastium  tetrandrum  ,  Chrysosplenium  oppositifolium, 
Cochlearia  anglica  ,  Sorbus  Aria  und  hybrida  ,  Potentilla  gelida, 
Oxytropis  lapponica. 

Folgende  Familien  sind  die  reichsten  an  Arten:  Compositae 
87  Arten,  Gramineae  66,  Cyperaceae  63,  Cruciferae  32,  Rosaceae, 
Pulypodiaceae  und  Scrophularineae  26  ,  Papilionaceae  25  ,  Alsina- 
ceae  24,  Silenaceae  23,  Ranunculaceae  22,  Juncaceae  20. 

Verschiedene  für  die  Wissenschaft  neue  Formen  sind  auch  hier 
beschrieben:  Aspidium  Lonchitis  subsp.  gracile ,  Festuca  ovina 
subsp.  elegans,  Triticum  repens  involutum  et  caesium,  Carex  salin a 
subsp.  obtusa ,  Heleocharis  uniglumis  subsp.  rotundata ,  Luzula 
maxinia  tenuis,  Rosa  pubescens. 

Zwei  Beilagen  begleiten  die  Abhandlung:  Verzeichniss  der 
in  Sogn  bemerkten  Torf-  und  Laubmoose  von  N.  Wulfs- 
berg, Stud.  Med.  Dieses  Verzeichniss  nimmt  254  Arten  auf,  wor- 
unter 9  Sphagna  ,  164  Musci  acrocarpi  und  81  pleurocarpi.  Drei 
von  den  genannten  Arten  sind  für  die  Flora  Norwegens  neu:  Cam- 
pylopus  flexuosus,  Barbula  inclinata  und  Ptychodium  plicatum, 
und  viele  gehören  zu  den  mehr  seltenen  oder  interessanten,    z.  B. 


219 

Dicranum  fulvellum ,  Campylopus  atrovirens ,  Grimmia  anodora, 
PtychomUrlum  polyphyllum.  Oedipodium,  Splachnum  Wormskoldii, 
PterygophyUum  lucens,  Plagiothecium  Mühlenbeckii  etc.  Aus  diesem 
Verzeichnisse  erhellt,  dass  ungefähr  die  halhe  Anzahl  von  den  auf 
der  skandinavischen  Haininsel  gefundenen  Torf-  und  Lebermoosen 
auch  in  Sogn  bemerkt  ist,  dass  aber  die  Moosvegelalion  nicht  so 
reich  ist  als  auf  dem  Dovrefjeld.  Da  man  von  der  Verbreitung  der 
Moose  in  Norwegen  noch  weniger  als  von  der  Verbreitung  der 
Phanerogamen  weiss,  so  liefert  dieses  Verzeichniss  einen  wichtigen 
Beitrag  zur  Kenntniss  der  Moosflora  Norwegens,  und  die  Botaniker 
Skandinaviens  sind  dem  Herrn  Wulfs berg  dafür  sehr  verbunden, 
der  im  Sommer  1867  Axel  Blylt  auf  den  Reisen  in  Sogn  beglei- 
tete. 2.  Meteorologische  Beobachtungen  auf  dem  Laor- 
dalsören  von  dem  Telegrapheninspektor  Stabeil.  Aus  diesen  sieht 
man  ,  dass  der  höchste  Wärmegrad  (20°  C.)  am  5.  Juni  und  am 
1.  August  bemerkt  wurde,  und  dass  der  höchste  Kältegrad  (loVV'C.) 
am  30.  December  eintraf. 

Der  Referent  beschliesst  diesen  kurzen  Bericht  mit  dem  Wun- 
sche, dass  der  Verfasser  durch  viele  eben  so  gründliche  und  in- 
teressante Werke  seine  Bemühung  fortsetze,  die  Vegetation  Nor- 
wegens immer  mehr  bekannt  zu  machen  ,  und  dass  die  Botaniker 
Skandinaviens  bald  das  Vergnügen  haben  möchten,  die  Fortsetzung 
der  norwegischen  Flora,  von  welcher  sein  um  die  Flora  Norwe- 
gens höchst  verdienter  Vater  den  ersten  Theil  herausgab  ,  von 
seiner  Hand  zu  erhalten  —  ein  Werk ,  wonach  man  sich  schon 
lange  gesehnt  hat,  da  100  Jahre  verflossen  sind,  seitdem  die  Flora 
Norvegica  von  Gunner  erschienen  ist.        Dr.  N.  Joh.  Scheutz. 


Correspondenz. 

Wien, am  9.  Juni  1870. 
Als  im  v.  J.  von  H.  Juratzka  die  Moenchia  mantica  im  Pra- 
ter  entdeckt  wurde,  entstand  bei  den  hiesigen  Botanikern  die  Be- 
sorgniss,  dass  diese  —  wahrscheinlich  nur  eingeschleppte  —  Pflanze 
kaum  mehr  als  ein  Jahr  an  dem  genannten  Standorte  zu  finden 
sein,  und  eben  so  plötzlich  verschwinden  werde,  als  sie  hier  auf- 
getaucht ist.  Vorlaufig  ist  nun  diese  Besorgniss  unbegründet,  denn 
am  31.  Mai  d.  J.  fand  ich  dieselbe  an  der  angegebenen  Stelle  in 
zahlreichen  blühenden  Exemplaren.  Hoffen  wir  ,  dass  dieses  zarte 
niedliche  Pflänzchen  für  die  Wiener  Flora  erhallen  bleibe ,  und 
weder  durch  Ungunst  klimatischer  Verhältnisse,  noch  durch  die 
Hand  allzu  eifriger  Botaniker  ausgerottet  werde. 

Moritz  Prichoda. 

Graz,  am  10.  Juni  1870. 
Am  24.  Mai  d.  J.  ist  Joachim  Freiherr  von  Fürstenwärther, 
Burgsass  zu  Odenbach  ,    k.  k.  Statthaltcreirath  ,    Ritter  des  österr. 


220 

Ordens  der  eisernen  Krone,  zu  Römerbad  bei  Tüffer  in  Steiermark 
an  einer  akuten  Gehirnentzündung  im  62.  Lebensjahre  plötzlich 
verschieden.  Der  Verstorbene  war  der  erste  Präsident  des  natur- 
wissenschaftlichen Vereines  bei  dessen  Gründung ,  hat  sich  seit 
Jahren  mit  der  Erforschung  der  Flora  Steiermarks  eifrig  beschäftiget, 
viele  Exkursionen  sowohl  in  den  Alpen ,  als  auch  auf  dem  flachen 
Lande  gemacht,  manche  für  das  Land  neue  Spezies  entdeckt  und 
hinterlässt  ein  wohlgeordnetes  Herbar  in  44  grossen  Faszikeln,  in 
welchem  sich  alle  von  ihm  selbst  gesammelten  Spezies  in  ausge- 
zeichnet gut  getrockneten  Exemplaren  vorfinden.  Es  ist  zu  wün- 
schen, dass  dieses  Herbar  von  Seite  der  Landschaft  für  das  Johanneum 
angekauft  werde,  da  es  zur  Vervollständigung  des  steiermärkischen 
Herbars  wesentlich  beitragen  würde.  Sollte  diess  nicht  geschehen, 
so  werde  ich  Ihnen  davon  Nachricht  geben,  um  es  anderen  Kauf- 
lustigen durch  Ihre  Zeitschrift  anzubieten.        Ritter  v.  Pittoni. 

Innsbruck,  am  21.  Juni  1870. 

In  der  vorigen  Woche  habe  ich,  begünstigt  vom  herrlichsten 
Wetter,  mit  mehreren  meiner  Zuhörer  den  Baldo  besucht.  Die  Ve- 
getation war  in  der  subalpinen  und  alpinen  Region  gerade  im  Sta- 
dium der  herrlichsten  Entwicklung.  Die  Rosen,  an  welchen  der  Baldo 
sehr  reich  ist,  und  nach  denen  ich  besonders  fahndete,  waren 
gerade  im  schönsten  Flor.  Die  mit  Paradisia,  Lilium  bulbiferum, 
Gentiana  lutea  geschmückten  Bergwiesen  boten  einen  unvergleich- 
lich prächtigen  Anblick.  Desgleichen  die  mit  Philadelphus  besäum- 
ten Bachufer  und  der  Saum  der  Buchenwälder,  an  welchem  Paeo- 
nia  pubens  in  Tausenden  von  Exemplaren  gerade  in  vollster  Blülhe 
stand.  —  Nirgends  im  ganzen  Gebiete  der  Alpen  fand  ich  eine 
so  hohe  Lage  der  Buchengrenze,  wie  an  den  östlichen  Abfällen  des 
Baldo.  Nahe  bei  5800  Fuss  stehen  bei  südöstlicher  Exposition  noch 
baumförmige  Buchen,  und  die  Höhenlage  der  oberslen  Buchenge- 
slrüppe  liegt  meinen  barometrischen  Messungen  zu  Folge  sogar 
bei  6000  Fuss.  —  Cytisus  radiatus,  welcher  die  südöstlichen  Ge- 
hänge bis  zu  6000  Fuss  stellenweise  mit  der  dichtesten  Buschve- 
getation überzieht,  war  erst  theilweise  in  Blüthe.  Als  den  interes- 
santesten Fund  in  der  alpinen  Region  betrachte  ich  die  Saxifraga 
Tombeanensis  Boiss.,  eine  der  S.  diapensioides  Bell,  sehr  nahe 
stehende  Saxifraga,  welche  an  dem  südlichen  Abhänge  des  Altis- 
simo  di  Nago  in  grossen  fussbreiten  Rasen  vorkommt  und  eben 
in  schönster  Blülhe  stand.  Meist  gesellig  mit  Galium  baldense  Spr. 
und  eben  so  häufig  als  dieses,  fand  ich  auf  dem  höchsten  Rücken 
auch  eine  mit  Potentilla  maculata  Pourr.  (P.  salisburgensis}  ver- 
wandte Potentilla,  welche  ich  schon  vor  zwei  Jahren  vom  Monte 
Cherle  in  Vallarsa  mitbrachte,  seither  im  bot.  Garten  in  allen  Sta- 
dien beobachtete  und  jetzt  für  eine  noch  nicht  beschriebene  aus- 
gezeichnete Art  halten  muss,  die  den  Namen  Potentilla  baldensis 
führen  mag.  —  Unterhalb  Brentonico,  auf  den  niederen  Vorlagen 
des  Baldo,  welche  ihren  Fuss  in  das  Etschthal  setzen,  fand  ich  auf 


221 

steinigen  Stellen  Crupina  vulgaris  und  Geranium  purpureum  in 
Gesellschaft  von  Lathyrus  setifolius,  Crepis  pulchra,  Dianthus  pro- 
lifer.  —  Das  Geranium  purpureum  dürfte  durch  ganz  Südtirol  ver- 
breitet sein  und  bisher  wohl  nur  übersehen  wurden.  Crupina  vul- 
garis aber,  über  deren  Vorkommen  bei  Ala  ich  früher  einmal  be- 
richtet habe,  scheint  in  Südtirol  selten  und  ist  mir  bisher  nur  im 
Ronchithale  bei  Ala  und  dann  zwischen  Pikante  und  Crusiano  unter- 
halb Bienlonico  untergekommen.  —  Bei  Ala,  dessen  Umgebung 
verhältnissmassig  noch  sehr  wenig  durchforscht  ist,  tauchen  bereits 
zahlreiche  Pflanzen  des  mediterranen  Florengebietes:  Paliurus  acu- 
leatus,  Quercus  Hex,  Cynoglossum  pictum  etc.  auf.         Kerner. 

Danzig,  am  10.  Juni  1870. 

Dr.  Celakovsky  meint  in  Nr.  5  dieser  Zeitschrift,  dass 
Maly  mit  seinem  für  Steiermark  angegebenen  Standorte  des  Rhi- 
nanthus  angustifolius  Gmel.  wohl  den  R.  aristatus  gemeint  habe.  Ich 
kann  jedoch  das  Vorkommen  desselben  in  Obersteiermark  kohstatiren. 
Exemplare,  die  ich  von  Strobl  aus  Obersteiermark  erhielt,  ent- 
sprechen vollkommen  den  von  Celakovsky  angegebenen  Kenn- 
zeichen des  echten  Rh.  angustifolius.  Ebenso  befinden  sich  in 
meinem  Besitze  Exemplare  dieser  Art  vom  verstorbenen  Thierarzt 
Schwarzer  bei  Kuhnern  in  Schlesien  gesammelt,  welcher  Stand- 
ort vielleicht  derselbe  ist,  den  Ue  cht  ritz  bei  Striegau  angibt. 
Ferner  kennt  Celakovsky  den  echten  Rh.  alpinus  nur  aus  den 
Sudeten;  ich  besitze  aber  Exemplare  von  Fritze  am  Grossen  Kri- 
wan  in  der  Tatra  bei  6000'  gesammelt,  welche  mit  solchen  aus 
dem  Riesengebirge  auf  das  genaueste  übereinstimmen.  Es  mag  noch 
bemerkt  sein ,  dass  letztere  Exemplare  von  der  Tatra  zu  einer, 
meines  Wissens  noch  nicht  bekannten  Form,  die  ich  var.  coerulea 
nenne,  gehören ,  welche  sich  durch  eine  ganz  blaue  Unterlippe 
auszeichnet.  Auch  ich  bemerke  an  meinen  Exemplaren  des  Rh. 
alpinus,  sowohl  an  denen  aus  dem  Riesengebirge,  als  aus  der  Tatra, 
die  von  Celakowsky  erwähnte  eigenthümliche  schwarze  Zeich- 
nung; des  Kelches.  F.  Kohts. . 


Personalnotizen. 

—  J.  Freiherr  von  Fürstenwärther ,  Statthaltereirath  in 
Graz,  der  sich  um  die  Erforschung  der  Flora  von  Steiermark 
grosse  Verdienste  erworben  hat ,  starb  am  24.  Mai  in  Römerbad 
bei  Tüffer,  wo  er  sich  im  Fieberparoxysmus  von  der  obersten  Etage 
des  Badegebäudes  herabstürzte. 

—  Johann  Kurz,  pens.  Militär-Unterarzt,  ein  Greis  von 
73  Jahren,  verunglückte  am  31.  Mai  beim  Botanisiren  auf  dem 
Untersberg  bei  Salzburg.  Als  er  von  seiner  Exkursion  nicht  recht- 
zeitig zurückkehrte,  wurde  er  von  dem  Führer  Klein  sehe  aufge- 


sacht.  Leider  fand  derselbe  nur  mehr  dessen  Leiche  in  der  Ros-* 
silenschlucht  unterhalb  der  unteren  Rossitenalpe  an  einer  gegen 
den  Bach  abfallenden  Felsenwand  zwischen  einem  Baume  und  dem 
Felsen  querliegend  hängen. 

—  Dr.  F.  Müller  hat  seine  Stelle  als  Direktor  des  botani- 
schen Gartens  in  Melbourne  aufgegeben  und  wurde  dieselbe  nun 
von  Fergusson  übernommen. 

—  Dr.  Leveille,  einer  der  ersten  Mykologen  Frankreichs, 
ist  in  einem  Aller  von  74  Jahren  am  3.  Februar  in  Paris  gestorben, 

—  Joseph  Kerner,  bisher  Ober-Slaatsanwalts-Stellvertreter 
in  Wien,  wurde  als  Landesgerichtsrath  in  Krems  angestellt. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 

—  Der  österreichische  Touristen-Klub  hielt  am 
2.  Juni  d.  J.  seine  zweite  Jahresplenar-Versammlung  ab.  Dem  mit- 
getheilten  Geschäftsberichte  entnehmen  wir,  dass  die  Mitgliederzahl 
221  betragt,  dass  bedeutende  Geldbeträge  zum  Baue  der  Unlerkunfts- 
hülte  am  Hochjoch-Ferner  in  Tirol,  für  andere  alpine  Baulichkeiten 
und  für  Wegverbesserungen  verwendet  wurden ,  die  Errichtung 
eines  Touristenhauses  am  Zirbitzkogel  in  Steiermark  in  Angrilf 
genommen  worden  ist,  und  dass  zur  Regelung  des  Führerwesens 
eine  Anzahl  Führerbücher  aufgelegt  wurden,  deren  Vertheilung  an 
geeignete  Persönlichkeiten  zu  erfolgen  hat.  Trotz  der  bedeutenden 
Auslagen  beläuft  sich  der  Kassastand  am  Schlüsse  des  1.  Vereins- 
jahres auf  267  fl.  Während  des  verflossenen  Klubjahres  wurden 
mehrere  Bergfahrten  en  masse  und  von  kleineren  Mitgliedergrup- 
pen bedeutende  Hochgebirgs-und  Gletscherlouren  ausgeführt,  über 
welche  in  den  Versammlungen  Vortrage  gehalten  wurden. 

—  In  einer  Sitzung  der  botan.  Section  der  seh I es  i schein 
Gesellschaft,  am  10.  März  trug  Prof.  Milde  vor  über  Todea 
und  Leptopteris.  Der  Redner  bespricht  zuerst  die  Merkmale,  welche 
Osmunda  mit  genannten  Geschlechtern  gemein  hat.  Es  sind  diess 
die  Beschaffenheit  des  Ringes,  der  nur  etwas  schwächer  entwickelt 
ist,  als  bei  Osmunda,  der  geflügelte  Blattstiel  mit  seinen  anatomi- 
schen Elementen  (schwammige  Rindenhülle  mit  eigenthümlichen 
Poren  in  der  Oberhaut,  Bildung  des  ringförmigen  Gefässbündels 
u.  s.  w.).  Katadromie  der  Nerven;  dagegen  weichen  Todea  und 
Leptopteris  beide  von  Osmunda  ab,  dass  eine  Abgliederung  der 
Fiedern  nie  erfolgt  und  ein  Gelenk  überhaupt  nur  bei  Todea  rivu- 
laris  angedeutet  ist;  ferner,  dass  die  Sori  stets  nur  auf  der  Blatt- 
unterseite erscheinen,  ein  Umwandeln  der  Fiedern  in  einen  beson- 
dern Fruchtstand  also  nie  vorkommt.  In  der  Architektonik  und  im 
anatomischen  Baue  der  Blattspreite  (Oberhaut,  Spaltöffnungen,  Pa- 
renchym  des    Blattes)  stimmt  Todea  sonst  ganz  mit  Osmunda,   (in 


223 

der  Mitte  des  Blallslielgrundes  fand  Redner  jedoch,  abweichend  von 
Osmunda,  bei  Todeae  sehr  viel  Amylum);  dagegen  ist  nach  Redners 
Ansicht  Todea  von  Leptopteris  unbedingt  generisch  zn  trennen. 
Presl,  welcher  1847  Leptopteris  aufstellte,  gründet  dieses  Genus 
auf  Merkmale,  die  zum  Theil  geradezu  falsch  sind,  denn  falsch  ist 
1.  dass  die  „Sporangia  subsessilia  seien;  sie  sind  im  Gegen- 
theile  meist  recht  lang  gestielt;  2.  falsch  ist,  dass  der  Ring  nicht 
höckerig;  3.  dass  derselbe  nur  aus  2  Zellreihen  bestehe;  4.  falsch 
ist,  dass  das  Rliizom  kriechend;  5.  falsch  ist,  dass  das  Laub  Spalt- 
öffnungen besitze  und  6.  dass  die  Segmente  der  Spindel  einge- 
lenkt seien.  Auch  für  Todea  führt  Presl  irrige  Merkmale  an;  denn 
eine  Randvene  fehlt,  auch  enden  die  fertilen  Venen  nicht  verdickt; 
endlich  besteht  der  Ring  nicht  aus  einer,  sondern  aus  mehreren 
Zellreihen.  Nach  meinen  Untersuchungen  sind  dagegen  die  Unter- 
schiede zwischen  Todea  und  Leptopteris  folgende:  Die  Blattsub- 
stanz zwischen  den  Venen  ist  bei  Todea  wenigstens  8  — 12,  bei 
Leptopteris  nur  3 ,  ja  selbst  2  Lagen  stark.  Die  Oberhaut  be- 
steht bei  Todea  aus  den  bekannten  geschlängelten  Zellen,  bei 
Lept.  aus  regelmässigen  5 — 6kantigen  Zellen  mit  geraden  Wänden 
CL.  superba^)  oder  etwas  gekrümmten  Wänden  (L.  Fraseri  und 
L.  hymenophylloides').  Bei  Todea  finden  sich  auf  der  ßlallunterseite 
zahlreiche  Spaltöffnungen,  Leptopteris  dagegen  zeigt  deren 
weder  auf  der  Blattunterseite,  noch  auf  der  Spindel,  sie 
fehlen  entschieden  der  ganzen  Pflanze.  Bei  Todea  laufen 
die  Venen  ferner  in  den  schwieligen  Rand  aus,  bei  Lept.  sind  die 
Enden  der  Venen  4 — 7  Zellreihen  vom  Rande  entfernt.  Endlich 
bedecken  bei  L,ept.  die  Sori  niemals  die  ganze  Unterseite  der 
Segmente  2.  0.,  sondern  enden  stets  weit  unterhalb  vom  Rande. 
Die  drei  bekannten  Leptopteris- Arten  bilden  2  Gruppen,  L.  superba 
mit  einer  lamina  decrescens  und  L.  Fraseri  und  L.  hymenophylloi- 
des  mit  einer  Lamina  ambigua.  Im  ersten  Falle  ist  die  Lamina 
(Spreite)  stets  fast  ungestielt  und  die  Segmente  1.  0.  verkürzen 
sich  nach  dem  Grunde  der  Spreite  hin  allmälig  ausserordentlich 
bis  zu  kaum  4  Linien  Länge,  im  zweiten  Falle  ist  die  Spreite  lang- 
gestielt und  die  untersten  Fiedern  ziemlich  lang  und  zwar  ebenso 
lang  oder  wenig  kürzer  als  die  zunächst  folgenden.  Ausser- 
dem unterscheiden  sich  diese  3  Arten  ganz  in  derselben  Weise 
von  einander,  wie  die  einzelnen  Arten  der  Osmunda,  nämlich  durch 
den  Grad  der  Zerlheilung  der  Spreite;  L.  Fraseri  besitzt  tief  ge- 
zähnte Segmente  2.  0.,  L.  hymenophylloides  fiedertheilige  und  L. 
superba  doppelt  „bis  dreifach"  fiedertheilige.  Der  von  mir  schon 
früher  geschilderte,  rothe,  gallertähnliche  Stoff  ist  auch  bei  Lept. 
sehr  stark  vertreten,  ja  erfüllt  gar  nicht  selten  die  prosenchy um- 
tosen Rindenzellen  und  selbst  die  Gelasse  aus.  Redner  legte  ausser 
genannten  Arten  noch  Jugendpflänzchen  von  L.  hymenophylloides 
vor,  die  ganze  Pflanze  ist  nur  2 — 3  Zoll  hoch,  und  von  einem  Hyme- 
nophyllum  nicht  zu  unterscheiden.  Bei  näherer  Untersuchung  lehrte 
aber  die  Katadromie  der  Nerven,  der  breitijeflügelte  Blattslielgrund 


224 

und  die  ästigen  Wollhaare  der  jungen  Blätter,  dass  in  der  That 
eine  Leptopteris  vorlag.  Sämmtliche  Leptopteris  -  Arten  kommen 
wie  Todea  rwularis  nur  in  Australien  vor  und  zwar  L.  Fraseri  in 
den  blauen  Bergen  Neuhollands,  in  Neu-Caledonien,  auf  den  Fidji- 
Inseln  und  den  Samoa-Inseln.  L.  hymenophylloides  in  Neu-Seeland, 
auf  Vandiemensland,  auf  Auckland  und  der  Norfolk-Insel;  L.  su- 
perba  nur  auf  Neu-Seeland.  Wirft  man  einen  Blick  auf  die  ganze 
Familie  der  Osmundaceen,  so  ist  eine  Entwicklungsreihe  nicht  zu 
verkennen:  Osmanda  mit  gegliederten  Fiedern  und  Fiederchen  und 
zusammengezogenem  Fruchtstande,  Todea  mit  unverändertem  Laube 
und  nur  bei  einer  Art  mit  angedeuteter  Gliederung,  Leptopteris 
mit  dünnem,  spaltöffnungsfreiem,  armfrüchtigem  Laube,  und  unter 
diesen  L.  svperba  durch  ihre  grosse  Zertheilung  des  Laubes,  und 
die  Lamina  decrescens  vom  Typus  der  ganzen  Familie  sich  am  wei- 
testen entfernend. 

—  Um  eine  Marmorbüste  des  verstorb.  Prof.  Kirschleger 
im  Saale  der  pharmazeutischen  Schule  in  Strassburg  aufstellen  zu 
können,  wurde  von  dessen  Freunden  und  Schülern  eine  Subscrip- 
tion  veranstaltet. 

—  Der  Verein  der  Naturfreunde  in  Reichenberg  ist 
zu  einem  neuen  thätigeren  Leben  erwacht,  was  er  hauptsächlich 
seinem  jetzigen  Präsidenten  und  einstigen  Gründer,  dem  Sladtralh 
Wilhelm  Siegmund  zu  verdanken  hat.  Obwohl  schon  im  J.  1849 
gegründet,  veröffentlichte  der  Verein  doch  erst  im  laufenden  Jahre 
Miltheilungen  über  seine  Thätigkeit;  diesem  Berichte  entnehmen 
wir  Nachfolgendes:  Der  Verein  zählt  3  Ehren-,  8  korrespondirende 
und  260  wirkliche  Mitglieder.  Seine  Einnahmen  beliefen  sich  im 
J.  18H9  auf  910  fl.,  seine  Ausgaben  auf  511  fl.  Seinen  Zweck 
sucht  er  in  der  Förderung  der  Kenntnisse  in  der  Naturgeschichte, 
in  der  Erforschung  von  Reichenbergs  Umgebung,  Schaffung  von 
Lehrmitteln,  Hebung  des  Gartenbaues  und  Verschönerung  der  Stadt 
und  Umgebung. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  abgegangen  an   die  Herren:  Holuby,  Strobl,  Reuss, 
Clessin,  Mayr,  Dr.  Czech,  Csato,  Sonklar,  Patze  und  Dr.  Schütz. 


Correspondenz  der  Redaktion. 

Herrn  K.:  „Bitte,  Korrekturen  des  Textes   möglichst  zu  vermeiden." 
Herrn  P.:  „Knapp  ist  verschollen." 

Kedakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  Ueborreuter'sclien  Buchdruckerei  (BL  Salzor) 


österreichische 

Botanische  Zeitschrift, 

Gemeinnütziges  Organ 

für 
Die  österreiciiisciie  Exemplare, 

botaoiscbe    Zeitschrift  R/ifjlIlib    Iliwl     II  t\  i  Q  ll  i  L  «i  V  die  frei  durchdiePost  be- 

erscheint  DUldUHt    UIIU    DUldUlKei,  zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  beider   Redaktion 

5?  JÄK  SL"ft  Gärtner,  Oekonomen,  Forstmänner,  Aerzle,   r^£~:Ä7) 

(3  Thlr.  10  itjgrrj  Im  Wege  des 

ganzjährig,    oder  InfttlloL-or   miil    Tni'liniLni'  Buchhandels   übernimmt 

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XX.  Jahrgang.  WIÖ.  August  1870. 

INHALT:    Zur  Flora  Liburniens.  Von  Tommasini.  —  Vegetations-  Verhältnisse.  Von  Dr   Kern  er. 

—  Ns.-Podhragy's  Lebermoose-!  Von  Holuby.  —  Ueber  Scirpus  Bailii.  Von  Kohts.  —   AusQug  auf 
den  Bösensteiu,    Von  Strobl.  —  Correspondenz.  Von  Janka,  Dr.  Kern  er,  Tommasini,  Gsaller. 

—  Personalnotizen.    —  Vereine,  Anstalten,   Unternehmungen.  —  Botanischer  Tauschverein. 


Streifblicke  auf  die  Flora  der  Küsten  Liburniens. 

Von  Mutius  Ritter  von  Tommasini. 

Die  im  verflossenen  Mai  zur  Besichtigung  der  durch  das  Erd- 
beben vom  1.  März  d.  J.  im  Dorfe  Klana  und  dessen  Umgebungen 
verursachten  Schäden  unternommene  Reise  gab  mir  Gelegenheil 
zu  einem  Abstecher  nach  der  nur  ein  paar  Stunden  von  dort  ent- 
fernten Stadt  Fiiune.  Es  war  meine  Absicht  über  das  von  N.  Tb. 
Host1)  angegebene  Vorkommen  der  Cortusa  Malthioli  Lin.  in 
dem  Walde  des  Franziskanerklosters  bei  Tersate,  gegen  welches 
nach  der  Hand  wichtige  Bedenken  erhoben  wurden,  Gewissheit 
zu  erlangen.  Um  so  mehr  fand  ich  mich  dazu  veranlasst,  als  es 
der  gegenwärtig  besten  Kennerin  und  eifrigen  Forscherin  der  Flora 
Fiume's  der  Frau  Anna  Maria  Smith,  nicht  möglich  war,  den 
gewünschten  Aufschluss  zu  verschaffen;  denn  der  angebliche 
Standort  der  Cortusa  liegt  im  Bereiche  der  klösterlichen  Clausur, 
deren  Schwelle  von  keinem  weiblichen  Fusse  überschritten 
werden  darf 


*)  N.  Th.  Host  Syö.  pl.  vol.  1.  pag.  69. 

Oesterr.  botan»  Zeitschrift.  8.  Heft.  1870.  15 


22G 

Der  Wald  überzieht  den  nach  Norden  zugewendeten  Abhang 
des  Hügels,  zunächst  am  Kloster  bis  zum  Gipfel,  in  einer  Aus- 
dehnung von  8  Qudl. -Joch  und  Höhe  von  beiläufig  7 — 800  Fuss  über 
dem  Meer;  die  genaue  Höhenmessung  liegt  nicht  vor.  Der  Bestand 
wird  zum  grössten  Theile  aus  Fraxinus  Ornus  gebildet,  dann  folgen 
in  absteigender  Reihe  Quercus  pubescens,  Acer  campestre  und  mons- 
pessulanum,  Ostrya  carpinifolia,  Ulmus  campeslris,  Prunus  Mahahb 
einzelnweise  auch  Juniperus  Oxycedrus  baumarlig;  das  Unterholz 
bilden:  Crataegus  monogyna,  Prunus  spinosa,  Cornus  sanguinea 
und  mascula,  Lonicera  etrusca,  Coronilla  Emerus,  Evonymus  euro- 
paeus,  Sambucus  nigra,  wenige  Rosa-  und  ßw^ws-Sträuche.  Der 
Boden  ist  hart  und  unter  der  dünnen  Humusschichte  felsig,  mit 
dichten  steifen  Gräsern  bewachsen,  worunter  Brornus  erectus  und 
Dactylis  glomerata  besonders  häufig  sind;  dann  Triticum  repens,  Bra- 
chypodium  pinnatum,  Festuca  pratensis,  ovina  heterophylla,  Poa 
pratensis.  Am  steilen  Abhänge  war  das  Aufsteigen  wegen  der 
Trockenheit  des  Bodens  und  des  Graswuchses  beschwerlich.  Von 
Kräutern  erschienen  die  auf  bewaldeten  Forstwiesen  gemeinen 
Arten:  Centaurea  axillaris  Willd.  und  später  zur  Blüthe  kommend 
Cent,  rupestris  L.,  Silene  inflata,  Genista  ovata,  Dictamnus  Fraxinella, 
Stachys  recta ,  Trifolium  rubens  ,  campestre ,  Medicago  falcata, 
Galasia  vülosa,  Orobus  niger ,  Hipocrepis  comosa,  Cnidiuni 
apioides,  Pimpinella  Saxifraga  etc. 

Gegen  die  Höhe  des  Hügels  zu  wird  der  Graswuchs  lichter,  die 
felsige  Beschaffenheit  des  Bodens  tritt  zu  Tage;  ganz  oben  wo 
die  losen  Steine  zu  einer  Terrasse  aufgeschichtet  sind,  von  welchen 
aus  sich  eine  schöne  Aussicht  über  die  Stadt,  das  Meer  und  das 
gegenüber  liegende  Massiv  des  Monte  Maggiore  eröffnet,  finden 
sich  in  prächtiger  Blüthenfülle  grosse  Büsche  von  Salvia  offici- 
?iatis,  der  steten  Bewohnerin  aller  steinigen  Berglehnen  um  den 
quarnerischen  Busen. 

Ich  suchte  den  Wald  nach  allen  Richtungen  und  in  den  in- 
nersten Winkeln  durch;  nirgends  bot  sich  mir  eine  Spur  der  ge- 
suchten Cortusa,  aber  auch  keine  Pflanze,  die  mit  ihr  eine  nur 
entfernte  Aelmlichkeit  hätte,  und  mit  ihr  verwechselt  werden 
könnte;  das  Auftreten  der  Salvia  ojficinalis  machte  zuletzt  allen 
Hoffnungen  ein  Ende.  Es  war  nun  klar,  dass  die  für  das  Ge- 
deihen einer  die  Frische  und  den  leichten  fruchtbaren  Humus  der 
Alpenthäler  liebenden  Pflanze,  wie  es  eben  jene  ist,  erforderlichen 
Bedingungen  in  diesem  Waldreviere  vollständig  mangeln.  So  ge- 
wiss es  nun  ist,  dass  Cortusa  Matthioli  an  diesem  Standorte  jetzt 
nicht  anzutreffen  ist,  so  glaube  ich  mit  gleicher  Bestimmtheit  be- 
haupten zu  können,  dass  sie  hier  niemals  vorgekommen  sei,  noch 
vorkommen  konnte.  Was  zu  der  Irrung  Anlass  gegeben  haben 
mag  ist  nicht  aufzuklären.  Host  hatte  wohl  später  den  begangenen 
Irrthum  eingesehen,  denn  in  seiner  im  Jahre  1827,  also  30  Jahre 
nach  der  Synopsis  erschienenen  Flora  austriaca  werden  der  Cor- 
tusa Matthioli  Slandörter  der  Alpen  und  Voralpen,  zumal  der  Stei- 


227 

ermark  zugewiesen,  aber  von  der  Sylva  P.  P.  Franciscanorum  Tersali 
ist  weiter  keine  Rede. 

Nicht  besser  ging  es  mir  mit  Scandix  nodosa  (Physocaulus 
Tausch)  die  eben  so  nach  Host's  Angabe1)  in  agri  fluminensis 
i'ruticosis,  ad  sepes  ,  copiossime  in  sylva  P.  P.  Franciscanorum 
vorkommen  soll.  Auch  von  dieser  entdeckte  ich  keine  Spur;  als 
Analogon  war  nur  Chaerophyllum  temulum  L.  vorhanden,  mit 
welchem  allenfalls  eine  Verwechslung  vermuthet  werden  könnte, 
wäre  nicht  auch  das  Chaerophyllum  in  Host's  Synopsis  nach 
seinen  richtigen  Charakteren  abgesondert  aufgeführt.  Es  ist  übri- 
gens auch  nicht  copiosissime,  sondern  nur  sehr  spärlich  vorhanden. 
Dass  Physocaulus  nodosus  in  der  nächsten  Umgebung  von  Fiume 
vorkomme,  möchte  ich  überhaupt  bezweifeln;  er  erscheint  weder 
in  Barlling's  Abhandlung2)  über  die  Flora  der  österreichischen 
Küstenländer,  noch  in  Willi.  Noe's  Verzeichnisse  über  die  Flora 
der  Umgebungen  Fiume's 3),  noch  endlich  im  Verzeichnisse  der 
Frau  Smith4),  welches  bei  Gelegenheit  der  Versammlung  un- 
garischer Aerzte  und  Naturforscher  im  Herbste  1869  veröffentlicht 
wurde.  Physocaulus  nodosus,  welcher  in  der  Nähe  von  Pola  und 
in  anderen  Gegenden  des  südlichen  Islriens  wächst,  geht  so  viel 
mir  bekannt  ist,  in  das  Innere  des  Landes  nur  bis  ßarbona  und 
Umgebung. 

Nach  alledem  kann  der  Standort  des  Klosterwaldes,  ober  der 
Kirche  der  wunderlhätigen  Muttergottes  von  Tersato  sowohl  für 
Cortusa  Mätthioti,  als  für  Physocaulus  nodosus  fortan  mit  voller 
Beruhigung  gestrichen  bleiben. 

Nicht  anders  verhält  es  sich  hinsichtlich  des  Standortes  Ma~ 
schienizze  im  Litorale  für  den  üelleborus  hyemalis  in  Host's5)  Sy- 
nopsis, welcher  in  dem  besagten  Standorte  nicht  anzutreffen  ist, 
und  in  Host's  Flora  austr.  ebenfalls  nicht  mehr  aus  jener  Gegend 
angezeigt  wurde. 

Dagegen  ist  das  Smyrnium  perfoliatum  L.  (ßm.  Dioscoridis 
Spreng.)  als  die  3.  der  von  Host6)  im  Tersatowalde  angege- 
benen Pflanzen  daselbst  reichlich  und  in  ausgezeichnet  üppigen 
Exemplaren  vorhanden;  zur  Zeit  meiner  Anwesenheit  am  27.  Mai 
befanden  sie  sich  in  bereits  vorgerückter  Fruchtentwicklung. 

Hier  sowohl,  als  an  andern  meist  felsigen  Standorten  um  Fiu- 
me traf  ich  einen  Dianthus,    der  dem  D.  sylvestris   nahe   stehend, 


1)  Syn.  p.  163. 

2)  Beiträge  zur  Flora  der  österreichischen  Küstenländer  von  Dr.  E.  Bart- 
ling  in  den  Beiträgen  zur  Botanik  von  Bartling  und  Wendland.  Göltin- 
gen 1825. 

3)  Floia,  Botan.  Zeitung,  Jahrg.  1833,  I.  p.  139,  und  Flora  di  Fiume  e 
del  suo  litorale  im  Almanacco  Fiumano  18d8. 

4)  Topographie  von  Fiume  und  Umgebung.  Gedenkgabe  für  die  XIV- 
Yersammlung  ungarischer  Aerzte  und  Naturforscher.  1869.  p.  49  u.  ff. 

5)  Host  Syn.  p.  314. 
B)  Syn.  p. '169. 

15  * 


228 

sich  durch  viel  kleinere  Blumenblätter  von  lichter  Lilafarbe  und 
den  zarten  Bau  aller  Theile,  von  der  grossblüthigen  Form  mit  leb- 
haft rosafarbigen  Blumenblättern,  die  um  Triest  und  in  allen  übrigen 
Gegenden  des  Litorale  gemein  ist  und  die  Varietät  «.  bei  Koch1) 
darstellt,  in  auffallender  Weise  unterscheidet,  auch  um  2  Wochen 
früher  als  D.  sylvestris  zur  Blüthe  kommt.  Es  ist  die  von  Noe 
unter  der  Benennung  D.  litoralis  versendete  Pflanze ,  wovon 
in  Reichenbach's  icon  fl.  germ. 2)  eine  Abbildung  gegeben 
wurde,  bei  welcher  jedoch  die  Färbung  der  Blumenblätter  nicht 
der  Natur  gemäss  sattroth  erscheint. 

Asphodelus  liburnicus  Scop.  traf  ich  an  dem  bekannten 
Standorte,  zunächst  an  der  von  Fiume  nach  Voloska  führenden 
Strasse,  unweit  der  Bucht  von  Priluka,  er  war  noch  nicht  blühend; 
ich  fand  ihn  aber  auch  an  einem  zweiten,  wie  ich  glaube  bisher 
nicht  bekannten  Standorte,  auf  den  bewaldeten  Wiesen  rteben  der 
vor  wenigen  Jahren  angelegten  Poststrasse  von  Fiume  nach  Castua, 
unmittelbar  bei  dem  Meilenzeiger  I  und  von  diesem  bis  zum  näch- 
sten Theilungsmarktsteine  I.  Der  zwischen  dieser  oberen  und  der 
unteren  am  Meere  nach  Voloska  ziehenden  Strasse  liegende  Ab- 
hang ist  meist  von  gleicher  Beschaffenheit,  Wiesen  mit  Busch  - 
waldung  bewachsen;  es  liegt  daher  die  Vermuthung  nahe,  dass 
diese  schöne  Pflanze,  eine  Zierde  der  liburnischen  Flora,  über  den 
ganzen  bezeichneten  Trakt  verbreitet  sei.  Ihre  Entdeckung  ver- 
dankt man  nach  Scopoli3J  dem  auch  sonst  für  die  Flora  des 
Küstenlandes  verdienten  Hofrath  v.  Mygied,  welchem  Freiherr  von 
Höh  enb  ühel-Heuflcr  neuerlich  in  den  Verhandlungen  der  zool.- 
botan.  Gesellschaft  ein  ehrendes  Andenken  widmete.  Dass  Sco- 
poli's,  vom  J.  1772  herrührenden  Benennung  vor  jener  im  Jahre 
1783  bekannt  gewordenen  Lamark's  [Asph.  creticus)  jure  aetatis 
der  Vorrang  gebühre,  hat  Professor  Pariatore4)  nachgewiesen. 
Uebrigens  dürften  zwischen  unserem  A.  liburnicus  und  dem  Asph. 
creticus  Lamark's  und  Tournefort's  nicht  unerhebliche  Unter- 
schiede bestehen,  da  dem  letztgedachten  caulis  superne  ramosus 
und  bei  Tournefort  die  Bezeichnung  serolinus  beigemessen  wird, 
während  der  Stengel  des  Asph.  liburnicus  niemals  ästig  ist,  und 
nur  in  seltenen  Fällen  und  an  sehr  üppigen  Exemplaren  im  unte- 
ren Theile  der  Blumenähren  sich  ein  Seitentrieb  mit  2  oder  3 
Blumen  abzweigt,  seine  Blüthezeit  ist  zwar  etwas  später  als  jene 
der  anderen  einheimischen  Arten  Asph.  luteus,  ramosus  und  fistu- 
losus ,  die  eigentlich  Frühlingspflanzen  sind,  doch  tritt  sie  nicht 
so  spät  ein  ,  dass  die  auf  herbstliche  Blüthe  deutende  Bezeich- 
nung serotinus  auf  ihn  passen  könnte.  Ueber  diese  Form  möge 
nun  ein  Vergleich  mit  dem  echten  Asphodelus  creticus  Gewiss- 
heit verschaffen. 


*)  Syn.  fl.  germ.  et  helv.  ed.  IL,  p.  106. 

2)  Reich  enb.  icon.  fl.  germ.  vol.  VI.  Tab.  CCLXII.  Nr.  5039.  a. 

3)  Flora,  carniolica  ed.  II.  vol.  1.  p.  185. 
*)  Paria tore  Flora  ital.  vol.  II.  p.  592. 


229 

Am  ersten  Standorte  des  Asph.  liburnicus  in  der  Nähe  von 
Preluka  kommt  auch  der  stattliche  Acantlws  longifolius  Host  vor, 
der  jedoch  als  ich  dort  war  ebenfalls  noch  nicht  blühte.  Es  sei  neben- 
bei bemerkt,  dass  sowohl  dieser  untere,  als  der  2.  Standort  an  der 
oberen  Strasse  diesseits  der  Grenze  des  österreichischen  Küstenlandes 
liegen,  folglich  zu  dieser  Flora  nicht  zu  jener  des  kroatischen  Li- 
lorale  gehören.  Die  Angabe  des  Acanlhus  mollis  Lin.  in  Host's 
Synopsis  p.  350  ist  bezüglich  des  Standortes  zwischen  Veprinas 
und  Lovrena  auf  diese  Art  QAc.  longifolius)  zurückzuführen,  und 
überhaupt  An.  mollis  aus  der  Flora  Islriens  zu  streichen.  Was  da- 
für aus  der  Umgebung  von  Pola  galt,  gehörte  zu  Ac.  spinulosus 
Host  fl.  aust.;  diese  Pflanze  kam  auf  dem  kleinen  Scoglio  degli 
Ulivi  im  Hafen  von  Pola  und  in  ziemlicher  Menge  vor,  wurde  aber 
als  dieser  Scoglio  geebnet  und  darüber  der  grosse  Trockendock 
erbaut  wurde,  nebst  allen  sonstigen  Vegetationen  vollständig  aus- 
gerottet. Nach  den  bestimmten  Angaben  in  der  Flora  croatica  soll 
diese  in  den  wärmeren  Gegenden  Dalmatiens  und  den  griechischen 
Küsten  einheimische  Art  an  mehreren  Punkten  des  kroatischen  Li- 
torale  anzutreffen  sein. 

In  der  Umgebung  des  Städtchens  Buccari  und  im  Dragathale 
suchte  ich  vergebens  nach  Melica  Bauhini  All.  die  nach  der 
Flora  croatica  der  Herren  Schlosser  und  Vukotinovie  daselbst 
vorkommt,  wahrscheinlich  kam  ich  noch  zu  früh  im  Jahre  dahin. 
Leider  muss  ich  gestehen,  dass  es  mir  bisher  noch  nicht  glückte, 
das  erwähnte  schöne  Gras,  welches  nach  Host1)  in  Istriae  mari- 
timis  asperis  vorkommen  soll,  irgendwo  anzutreffen.  Es  kam  mir 
weder  auf  meinen  zahlreichen  Wanderungen  durch  das  Land  vor; 
noch  erhielt  ich  es  durch  die  für  mich  beschäftigten  Sammler;  auch 
ist  es  nicht  bekannt,  dass  es  jemand  in  neuester  Zeit  hierlands 
gefunden  habe,  ich  muss  daher  das  Vorkommen  desselben  für 
Istrien  entschieden  in  Abrede  stellen;  in  Visiani's  Flora  Dalma- 
tiens fehlt  Melica  Bauhini  ebenfalls.  Es  fragt  sich  nun,  woher 
Host  sie  erhallen  habe  und  worauf  sich  seine  Angabe  gründe. 
Die  auf  bestimmte  Lokalitäten  deutenden  Angaben  der  Flora  Croa- 
tiens  mögen  wenigstens  künftigen  Forschern  die  Möglichkeit  ver- 
schaffen, sie  inner  einer  eng  begrenzten  Gegend  aufzusuchen. 

Eine  Fortsetzung  des  Ausfluges  nach  Bukari  und  Porture 
hätte  mich  binnen  wenigen  Stunden  durch  das  Vinodol  (Wein- 
thal) nach  Brebir  und  Novi  geführt,  in  jene  Gegend,  wo  Hacquet's-J 
mythische  Blaeria  hausen  soll,  gerne  halte  ich  meine  Fahrt  dahin 
gerichtet,  wäre  die  Jahreszeit  zur  Einbringung  dieser  Pflanze  ge- 
eignet gewesen,  denn  Hacquet  fand  sie  im  August.  Indessen 
muss  ich  ohne  an  Ort  und  Stelle  gewesen  zu  sein,  bei  meiner  in 
der   Regensburger  Flora  3)  geäusserten,  obgleich  von  Frey  er,  da- 


*)  Host  Gram,  austr.  Vol.  IV.  p.  14,  tab.  23. 

z)  Hacquel  physik.-pofit.  Reise  etc.  I.  Theil  S.  53. 

3)  Flora,  Botanische  Zeitung,  Jahrg.  1841.  p.  345. 


230 

inaligeni  Kuslos  des  Laibacher  Nalional-Museums  bekämpften  An- 
sicht beliarren,  dass  hinter  der  vermeintlichen  Blaeria  nichts  mehr 
und  nichts  weniger  als  Euphrasia  lutea  L.  stecke. 

Ist  schon  von  fabelhaften,  der  Flora  der  Küsten  und  Inseln 
des  einstigen  Liburniens  angedichteten  Pflanzen  die  Rede,  so  darf 
man  auch  Elaeagnus  angustifolius  und  Staehelina  dubia  in  Erinne- 
rung bringen,  die  beide  nach  Wulfe  n\s  ')  sonst  zuverlässigem  Zeug- 
nisse um  Ossero  anzutreffen  wären,  daselbst  aber  sicherlich  wild- 
wachsend nicht  vorkommen.  Vielleicht  mag  ehedem  ein  kultivirler 
Elaeagnus -Baum  in  irgend  einem  Garten  bestanden  haben,  der- 
malen ist  dies  in  den  durch  die  Malaria  verödeten  Orten  nicht  der 
Fall.  Für  Staehelina  dubia  wüsste  ich  keine  Vermuthung  auf- 
zustellen. 

Nicht  anders  verhält  es  sich  mit  Trifolium  unißorum,  welches 
Noe  als  bei  Castel  Muschio  auf  Veglia  gesammelt,  an  Visiani 
zur  Aufnahme  in  die  Flora  Dalinaliens  2)  sendete,  mir  schickte  es 
Noe  als  im  Contumaz-Lazareth  von  Martinschize  bei  Fiume  ge- 
sammelt zu,  wohin  es  mit  SehifTsballast  oder  Ladung  aus  der  Le- 
vante gekommen  sein  mochte,  und  dies  ist  die  einzige  richtige 
Angabe. 

Ein  solches  Verzeichniss  liesse  sich  noch  bedeutend  erwei- 
tern, es  sei  nur  noch  des  Hymenophyllum  tunbridgense  erwähnt, 
welches  ebenfalls  auf  dem  sehr  im  verlässlichen  Grunde  der  An- 
gaben Noe's,  als  an  der  Fiumara  in  der  Nähe  der  Papierfabrik 
vorkommend,  in  der  Flora  croatica3)  aufgeführt  erscheint.  Durch 
die  eingehendsten,  an  den  bezeichneten  Standorten  von  der  Frau 
Smith,  der  Gattin  eines  Direktors  und  Miteigenthümers  der  Pa- 
pierfabrik veranstalteten  Nachforschungen  ergab  sich  die  volle 
Grundlosigkeit  der  Angabe. 

Als  Ersatz  für  die  Ausscheidung  dieser  Phantasie-Schöpfungen 
aus  der  Flora  Liburniens,  mögen  einige  Seltenheiten,  mit  welchen 
sie  der  rege  Forschungssinn  der  Frau  Smith  erst  kürzlich  be- 
reichert hat,  genannt  werden. 

Die  schöne  Fritillaria,  welche  Dr.  Sendtner  und  Poppe- 
ritz (einst  Reise-  und  jetzt  auch  im  Tode  Gefährte)  an  Felsen- 
vorsprüngen des  Sissolberges  gegen  Cepich  hinab  mit  Lebensgefahr 
sammelten,  und  Reiche  nbach  fil. 4)  als  Fritillaria  messanensis, 
Paria  tore  hingegen5)  als  neue  Art  Fritillaria  neglecta  auf- 
führten, wurden  von  Frau  Smith  und  ihrem  Gemahle  am  26.  Mai 
d.  J.  an  leicht  zugänglichen  grasigen  Stellen  des  westlichen  Ab- 
hanges der  Kuppe  des  Monte  Maggiore  in  ziemlicher  Menge  ange- 
troffen und  gesammelt.  —  Auch  auf  dem    Scoglio  S.Marco  bei  Veg- 


!)  Wulfen  Plantae  carinthiacae  rariores  in  Römers  Archiv  p.  19  u.  87. 

2)  Visiani  FJ.  dalmat.  vol.  III.  p.  298. 

8]  Schlosser  et  Vukotin.  Flora  croatica  p.  1306. 

4)  Reich.  Icon.  fl.  geim.  vol.  X.  tab.   US. 

5)  Paria  tore  Fl.  nah  vol.  It.  p.  415. 


231 

lia  wurde  eine  FritUlaria  gefunden,  die  vielleicht  zu  derselben  Art 
gehört,  aber  wohl  auch  des  niedrigen  Slandortes  nahe  am  Meere, 
selbst  eine  verschiedene  Art  sein  könnte;  da  sie  jedoch  im  Frucht- 
zuslande angetroffen  wurde,  konnie  sie  vor  der  Hand  nicht  mit 
Zuverlässigkeit  bestimmt  werden.  Höchst  wahrscheinlich  ist  Host's 
Synopsis  p.  187  Angabe  der  FritUlaria  Meleagris  L.  ex  loco  in  um- 
brosis  Montis  Majoris  auf  eben  diese  Art  QFrit.  neglecta  Pari.)  zu 
beziehen,  denn  die  echte  Frit.  Meleagris  kommt  nur  auf  Sumpfbo- 
den vor  und  fehlt  überhaupt  im  Küstenlande. 

Auf  demselben  Scoglio  di  S.  Marco  fand  Herr  und  Mad.  Smith 
Cerinthe  a/pina  in  schönen  und  zahlreichen  Exemplaren,  die  bis 
dahin  nur  einmal  und  in  geringer  Menge  Dr.  Sendtner  in  der 
Nähe  von  Fiume  gefunden  hatte. 

Das  in  der  Topographie  von  Fiume  im  J.  1869  gelieferte 
Verzeichnis»  von  697  Phanerogamenarlen  hat  nach  Frau  Smilh's 
eigenen  Aufzeichnungen  bereits  einen  Nachtrag  von  25  Arten  er- 
halten und  wird  zweifelsohne  durch  den  emsigen  Fleiss  der  oltge- 
nannten  Priesterin  Flora's,  der  Mad.  Smith  bald  zur  Vollständigkeit 
gebracht  werden. 

Tri  est,  am  15.  Juli  1870. 


Die  Vegetations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
XXXVI. 

733.  Orlaya  grandißora  (L).  Auf  wüsien  steinigen  Bergab- 
hängen,  in  aufgelassenen  Weinbergen,  auf  Sleinschutt  zwischen 
den  Weingärten ;  seltener  an  lichten  Plälzen  in  Niederwäldern.  Im 
mittelung.  Berglande  in  der  Magustagruppe  bei  Gross  Maros  und 
Nana;  in  der  Pilisgruppe  bei  Gran,  am  Visegräder  Schlossberge,  am  Pi- 
liserberg,  am  kleinen  und  grossen  Schwabenberg,  im  Wolfsthale, 
am  Adlersberg  und  Blocksberg  bei  Ofen,  bei  Promenier  und  Ercsin. 
—  Trachyt,  Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehmboden.  150—320  Met.  —  Im 
Tieflande  und  im  Bihariagebirge  nicht  beobachtet. 

734.  Daucus  Carola  L.  —  Auf  Wiesen,  an  grasigen  Plälzen 
an  den  Böschungen  der  Dämme,  in  Gräben  längs  den  Sirassen  und 
auf  Viehtriften.  —  Gran,  Ofen,  Margaretheninsel,  Csepelinsel, 
Pest,  Soroksar,  Monor,  Pilis,  Nagykörös,  Czegled,  Szolnok,  Gros  s- 
wardein,  Savoieni,  Belenyes,  Vasköh,  Rieni,  Fenatia,  Rezbänya,  Mo- 
nesa,  Halmadiu,  Körösbänya.  Der  höchst  gelegene  im  Gebiete 
beobachtete  Standort  im  Bihariagebirge:    auf  den  Wiesen  ober  der 


232 

Pietra  lunga  nächst  Rezbänya.  —  Kalk,  tert.  diluv.  und  alluv.  Lohm- 
und Sandboden.  75—820  Met. 

735.  Caucalis  daucoides  L.  —  Auf  steinigen  Bergabhängen, 
und  Schutthalden  und  auf  bebautem  Lande.  Im  mittelung.  Bergl. 
bei  Gross  Maros,  Visegräd  und  Set.  Andrae,  im  Wolfsthale  und  auf 
dem  grossen  Schwabenberge  bei  Ofen,  bei  Promontor  und  Ercsin. 
Auf  der  Csepelinsel  bei  Csep.  Auf  der  Kecskemeler  Landh.  am 
Rakos  bei  Pest,  bei  Soroksar,  Monor  und  Pilis.  In  der  Tiefebene 
bei  Szolnok.  Im  Bihariagebirge  bei  Grosswardein,  auf  dem  Somlyö 
nächst  dem  Bischofsbade,  am  Bontoskö  bei  Petrani  und  auf  tertiären 
Hügeln  bei  Körösbänya.  —  Kalk,  tertv  dil.  und  alluv.  Lehm-  und 
Sandboden.  75  —  380  Met. 

736.  Caucalis  muricata  Bischoff.  —  Auf  sandigen  Plätzen 
bei  Ujfälu  auf  der  Csepelinsel  nächst  Pest  von  Dr.  Tauscher 
entdeckt  und  mir  gütigst  mitgetheilt.     Diluv.  Sandboden.  95  Met. 

7-57.  Turgenia  latifolia  (L)  —  Auf  bebautem  Lande.  An  zer- 
streuten Standorten.  Im  Bereiche  des  mittelung.  Bergl.  zwischen 
Set.  Andrae  und  Szt.  Läszlö,  bei  P.  Szäntö  nächst  P.  Csaba  und  auf 
dem  Plateau  des  grossen  Schwabenberges.  Auf  der  Kecskem. 
Landh.  bei  Pest  und  Soroksar.  In  der  Tiefebene  nächst  dem  Bahn- 
hofe bei  Szolnok.  —  Im  Bihariagebirge  bei  Petrani  nächst  Belenyes. 
—  Tert,  dil.  und  all.  Lehm-  und  Sandboden.  75—380  Ml. 

738.  Torilis  Anthriscus  (L.)  —  Im  Grunde  und  am  Rande  von 
Laubwäldern,  in  Holzschlägen  und  unter  Gebüsch  am  Rande  der 
Strassen  und  Weinberge.  Im  mittelung.  Bergl.  auf  dein  Kecskeor 
bei  Felsö  Tärkäny;  in  der  Matra  bei  Paräd  und  auf  dorn  Bogolykü 
bei  Bodony;  in  der  Magustagruppe  bei  Csenke  und  Nana;  in  der 
Pilisgruppe  am  Schwabenberg  bei  Ofen  und  bei  Ercsin.  Auf  der 
Kecskem.  Landh.  bei  Pest  und  in  dem  Waldreviere  zwischen  Monor 
und  Pilis.  Im  Bereiche  des  Bihariagebirges  bei  Grosswardein,  Fe- 
natia,  Rezbänya,  Monesa  und  Halrnadiu.  Trachyl,  Schiefer,  Kalk,  tert. 
und    diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  95 — 450  Met. 

739.  Torilis  infesta  (L.)  [T.  Helvetica  (Jacq.)]  —  Auf  be- 
bautem Lande  und  unter  Gebüsch  am  Rande  von  Weinbergen  und 
Niederwäldern.  Im  Gebiete  selten.  Auf  dem  Czigled  bei  Erlau,  bei 
Nana,  Set.  Andrae  und  Ofen.  —  Trachyt,  diluv.  Lehmboden.  100 
bis  400  Met. 

740.  Torilis  nodosa  Gär  In.  —  Nach  Kit.  an  Weingärten- 
rändern, auf  dem  Adlersberg  bei  Ofen.  —  Wurde  dort  vergeblich 
von  mir  gesucht  und  scheint  aus  dem  Gebiete  der  Ofener  Flora 
verschwunden  zu  sein. 

741.  Anthriscus  trichosperma  Schultes.  — Unter  Gebüsch 
in  lichten  Wäldern  und  Holzschlägen,  an  Zäunen.  Im  mittelung. 
Bergl.  bei  Almagyar  nächst  Erlau,  bei  Gran  und  Set.  Andrae,  nächst 
dem  Kaiserbad,  massenhaft  an  den  Hecken  am  Feslungsberge  von 
Ofen,  im  Kanimerwalde  bei  Promontor.  Auf  der  Csepelinsel  bei 
Ujfälu.  Auf  üev  Kecskem.  Landh.,  im  Waldreviere  zwischen  Monor 
und  Pilis    und    auf  Puszta    Peszer.     Am  Rande  des  Bihariagebirges 


233 

auf  dem  Köbänyaberg  bei  Felixbad    nächst  Grosswardein.    —  Kalk, 
tert.  u.  diluv.  Sandhoden.  95—260  Met, 

Anthriscus  Cerefolium  (L.)  —  In  Gemüsegärten  gebaut  und  in  Ofen  in 
deren  Nähe  auch  verwildert. 

742.  Anthriscus  Scandix  fSeop.)  —  {Anth.  vulgaris  Pers.) 
—  An  Zäunen  und  auf  Schuttslellen  in  Dörfern  und  Städten.  Er- 
lau,  Gran,  Ofen,  Pest,  Grosswardein.  —  Tert.  u.  dil.  Sand-  und 
Lehmboden.  95—250  Met. 

743.  Anthriscus  sihestris  (L.)  —  An  schattigen  grasigen 
Platzen  in  Obstgärten  und  auf  üppigen  Wiesen  an  Waldrändern. 
Im  Gebiete  selten.  Im  mitte  lang.  Bergl.  in  der  Pilisgruppe  bei  Ofen, 
namentlich  im  Auwinkel  und  am  Gipfel  des  Johannisberges.  Im  Bi- 
bariagebirge  bei  Petrosa  und  Rezbänya.  Im  Tieflande  nicht  beob- 
achtet, —  Schiefer,  Kalk.  260—1000  Met, 

744.  Chaerophyllum  temulum  L.  —  In  Wäldern,  Holzschlägen, 
Steinbrüchen  und  zwischen  Buschwerk  am  Rande  der  Weinberge. 
Im  miltelung.  Bergl.  am  Fusse  des  Barälberecz  bei  Felsö  Tärkäny; 
auf  dem  Nagyszal  bei  Waitzen;  in  der  Pilisgruppe  bei  Ofen  auf 
dem  Lindenberg  und  Johannisberg  und  bis  zur  Kuppe  des  Piliser- 
berges;  in  der  Vertesgruppe  bei  Csakvär.  Auf  der  Csepelinsel. 
Aul  der  Kecskem.  Landhöhe  in  dem  Waldreviere  zwischen  Monor 
und  Pilis.  Auf  der  Debrecziner  Landh.  bei  Debreczin.  Im  Bereiche 
des  Bihariagebirges,  auf  dem  Vorlande  bei  Grosswardein  und  Kä- 
tonaväros,  dann  am  Bontoskö  bei  Belenyes  und  in  der  Plesiugruppe 
auf  der  Bratcoea  und  Dinesa.  —  Kalk,  Sandstein,  tert.  dil.  u.  alluv. 
Sandboden.  95—820  Met. 

745.  Chaerophyllum  butbosum  L.  —  Am  Saume  und  im  Grunde 
lichter  Laubwalder,  in  Holzschlägen,  an  Zäunen  und  Hecken  am 
Rande  der  Weinberge.  Im  mittelung.  Bergl.  am  Fusse  des  Czigled  bei 
Erlau;  in  der  Matra  bei  Paräd;  in  der  Pilisgruppe  auf  dem  Kishegy  bei 
Csev,  dann  bei  Ofen  im  Leopoldifelde  und  Wolfslhale,  auf  dem 
Schwabenberge  und  Adlersberge.  Auf  der  Kecskem.  Lamlh.  in  den 
Wäldern  bei  Monor  und  Pilis  und  auf  Puszta  Peszer  bei  Also 
Dabas.  Auf  der  Debrecziner  Landh.  bei  Dehreczin  und  Vallay.  Im 
Bihariagebirge  auf  dem  tertiären  Vorbinde  von  Grosswardein  bis 
Belenyes.  —  Tert.  u.  diluv.  Lehm-  und  Sandboden.    95 — 550  Met. 

746.  Chaerophyllum  Cicutaria  Vill.  —  (CA.  hirsutum  Koch, 
nicht  L.J  —  An  den  Borden  von  Quellen  und  Bächen  und  an 
quelligen  Phitzen  im  Grunde  der  Wälder,  an  Waldsäumen  und  auf 
Wiesen.  Im  Bihariagebirge  im  Rezbänyaerzuge  häufig  in  allen  von 
Bächen  durchzogenen  Gräben  und  Thälchen  des  ungarischen  und 
siebenbürgischen  Abhanges  bis  hinauf  zu  den  obersten  Quellen 
unler  der  Cucurbeta  im  Valea  Cepilor;  auf  dem  Batrinaplateau  im 
Valea  lsbucu  und  Valea  Gropili,  dann  unter  der  Piedra  Galbina  und 
am  Rande  des  Plateaus  an  dorn  Bache,  welcher  von  der  Tataroea 
gegen  Kisköh  hinabfliesst.  In  der  Vulcangruppe  bei  dem  Wasser- 
lalle nächst  Vidra.  Im  Gebiete  vorherrschend  auf  Schiefer  und 
Sandstein,  seltener  auf  Kalk.  630-1580  Met.  —  Fehlt  im  mittelung. 


234 

Berglande  und  im  Tieflandc.  —  Chaerophyllum  hirsutum   L.  =  Ch. 
Villarsii  Koch  wurde  im  Gebiete  bisher  nicht  beobachtet. 

747.  Chaerophyllum  aromaticum  L.  —  In  dem  Gestäude  der 
Waldgründe,  Waldränder,  Bachufer,  Obstgärten  und  feuchten 
Wiesen.  Im  mittelung.  Berg-I.  bei  Felsö  Tärkäny;  in  der  Matra  auf 
dein  Kärolyivägäs  bei  Solymos,  auf  dem  Gällya  und  bei  Paräd;  in 
der  Pilisgruppe  bei  Visegräd,  Set.  Andrae  und  Szt.  Läszltf  und 
massenhaft  auf  der  Slanitzka  bei  P.  Csaba.  Im  Bihariagebirge  im 
Petrosaerzuge  im  Hintergrunde  des  Poienathales;  auf  dem  Batrina- 
plateau  im  Valea  Odincutia  bei  Scarisiöra,  nächst  der  Geisterhöhle 
bei  der  Stäna  Oncesa,  auf  der  Pietra  lunga  bei  Rezbänya  und  ober 
Fenatia;  auf  dem  Vasköher  Kalkplateau  zwischen  Vasköh  und  Co- 
lesci;  in  der  Plesiugruppe  auf  der  Bratcoea  und  bei  den  kalten 
Quellen  hinter  dem  Bade  Monesa;  in  der  Hegyesgruppe  bei  Chi- 
sindia  nächst  Buteni  und  von  da  häufig  bis  zu  den  Höhen  der  Clii- 
ciora;  in  der  Vulcangruppe  auf  dem  Suprapietra  poienile  bei  Vidra. 
—  Sienit,  Trachyt,  Porphyrit,  Schiefer,  Kalk.  Liebt  lehmigen  tief- 
gründigen Boden,  welcher  sich  durch  Verwitterung  aus  den  eben- 
genannten Gesteinen  gebildet  hat.  150 — 1330  Met.  —  Im  Tieflande 
nicht  beobachtet.  —  (Auf  der  Slanitzka  sammelte  ich  Exemplare 
mit  fast  kahlem  Stengel  und  ungewimperten  Hüllchen.  Auch  Kit. 
in  Add.  163  erwähnt  einer  derartigen  kahleren  Abart:  „ad  Herlein 
glabrum  oecurit  aut  caule  setis  paucis  adspersis.") 

748.  Conium  maculatum  L. —  An  Strassenrändern  und  Schutt- 
steilen in  der  Nähe  bewohnter  Orte  im  Gebiete  häufig.  Erlau,  Gyön- 
gyös,  Wailzen,  Gran,  Set.  Andrae,  Ofen,  Pest,  Nagykörös,  Cze- 
gled,  Szolnok,  Szakoly,  Somos,  Nagy  Käroly,  Grosswardein,  Belenyes, 
Vasköh,  Criscioru,  Savoieni,  Buteni.  — Tert.  dil.  und  alluv.  Lehm- 
inid   Sandboden.  75  —  260  Mel. 

749.  Pleurospermum  austriacum  (L.)  —  In  dem  Gestäude 
der  Waldränder  und  Waldwiesen  im  Bihariagebirge  auf  der  Tata- 
roea  bei  Petrosa.  Hier  häufig  und  in  riesigen  über  mannshohen 
Exemplaren,  aber  sonst  im  genannten  Gebirge  nirgends  weiter  beob- 
achtet. Nach  Kit.  Add.  158  und  Kit.  Itinerar  der  Beregher  Reise 
auch  im  mittelung.  Berglande  in  Wäldern  der  Malra.  —  Im  Biha- 
riagebirge auf  Kalksubsirat    in  der  Seehöhe  von  950 — 1265  Met. 

750.  Smyrnium  perfoüalum  Mi  11.  —  Zwischen  Gebüsch  im 
Grunde  von  Laubwaldungen.  An  sehr  zerstreuten  Standorten.  Im 
mittelung-.  Bcrgl.  in  der  Pilis-und  Vertesgruppe  von  Gruncll  am  Pi- 
liserberg  und  auf  dem  Gerecse  zwischen  Gran  und  Totis  entdeckt. 
In  der  angrenzenden  aber  ausser  unserem  Gebiele  liegenden  Ba- 
konygruppe  von  mir  häufig  auf  dem  Gipfel  desSomhegy  beobachtet.  Am 
Rande  des  Bihariagebirges  in  den  Körösauen  zwischen  Koros  Tarjän, 
und  Szt.  Jänos  und  im  Redaygarlen  bei  Grosswardein  von  Janka 
und  S  teft'ek,  bei  Pecze  Szt.  Märton  von  Kita i  bei  und  auf  dem  Hü- 
gellande und  den  niederen  Kalkkuppen  zwischen  Felixbad  und 
Miclo  Lasuri  von  mir  aufgefunden.  —  Kalk,  diluv.,  Lehm  100  bis 
665  Met. 


235 

751.  Bifora  radians  M.  B.  —  Auf  bebautem  Lande.  Unter 
Getreide  bei  Pelrani  nächst  Belenyes.  All.  180—200  Met,  Nach 
StefFek  auch  an  der  schnellen  Koros  bei  Grosswardein.  —  Sonst  im 
Gebiete  nicht  beobachtet. 

752.  Hetlera  Helix  L.  —  An  Felsen  und  allen  Baumstämmen 
und  steril  auf  steinigem  Boden  im  Grunde  schattiger  Niederwälder. 
Im  miltelung.  Bergl.  auf  dem  Nagyszäl  bei  Waitzen,  in  der  Ma- 
gustagruppe  auf  dem  Spüzkopf  bei  Gross  3Iaros;  in  der  Pilisgruppe 
in  den  Waldein  hinter  der  Ruine  Visegräd,  am  Kishegy  und  Pili- 
serberg-,  an  dessen  Nordseite  sie  einige  Felswände  mit  dichten 
Teppichen  ganz  überkleidet,  dann  auf  der  Slanitzka  bei  P.  Csaba, 
in  der  Schlucht  bei  dem  Leopoldifelde,  bei  dem  Saukopfe  ober 
dem  Auwinkel  und  im  Wolfsthale  hinter  dem  Schwabenberg  bei 
Ofen.  Im  Bihariagebirge  auf  dem  Balrinaplateau  am  Abfalle  der 
Piedra  Boghi  gegen  Valea  pulsului,  wo  eine  hohe  Felswand  mit 
reichlichst  blühenden  Exemplaren  überwuchert  ist,  am  Cäiligatu 
zwischen  Valea  seca  und  Vertopu;  in  der  Plesiugruppe  an  den 
Kalkwänden  hinter  dem  Bade  Monesa;  im  Thale  der  weissen  Koros 
auf  dem  Dealul  vultiucluiului  bei  Körosbänya.  Auf  dem  Vorlande 
des  Bihariagebirgcs  im  Szaldobägyerwalde  bei  Grosswardein  und 
vereinzelt  noch  auf  den  terl.  Hügeln  bei  Rieni  im  Becken  von  Be- 
lenyes. Dieser  letzgenannle  Standort  sowie  die  kleine  Schlucht 
hinter  dem  Leopoldifelde  bei  Ofen  sind  die  tiefsten  im  Gebiete  beob- 
achteten Standorte.  —  Fehlt  im  Tieflande.  —  Im  Gebiete  mit  Vor- 
liebe auf  Kalksubslrat;  seltener  auf  Trachyt  und  lert.  Lehmboden. 
190—  12G0  Met. 

753.  Cornus  xanguinea  L.  —  In  Niederwäldern  und  lichten 
Hochwäldern,  sowie  in  den  Hecken  am  Rande  der  Weinberge.  Im 
miüelung.  Bergl.  auf  dem  Nagy  Eged  bei  Erlau;  in  der  Magusta- 
gruppe  bei  Gross  Maros,  Näna  und  Csenke;  in  der  Pilisgruppe  bei 
Visegräd  und  Set.  Andrae,  am  Ketägohegy  bei  Csev,  bei  P.  Csaba, 
im  Leopoldifelde,  Auwinkel  und  Wolfsthal  ,  dann  auf  dem  grossen 
und  kleinen  Schwabenberg  bei  Ofen.  Auf  der  Keeskem.  Landh.  in 
dem  Waldreviere  zwischen  Monor  und  Pilis,  bei  Nagy  Koros  und 
auf  der  Puszla  Peszer  bei  Also  Dabas;  im  Tapiogebiete  bei  Szt, 
Märton  Kala;  auf  der  Debrecziner  Landh.  bei  Bököny,  Nyiregyhäza, 
Vallay,  Nagy  Käroly.  Im  Bereiche  des  Bihariagebirges  bei  Gross- 
wardein, Vasköh.  Colesci,  Fenatia  und  Rezbänya.  —  Trachyt,  Kalk, 
terl.  u.  dil.  befallt-  und   Saudboden.  95  —  560  Met. 

754.  Cornus  mos  L.  —  In  Niederwäldern  und  lichten  Hoch- 
wäldern. Im  inittelung.  Bergl.  sehr  verbreitet.  Auf  dem  Meszhegy 
bei  Erlau;  in  der  Milra  auf  dem  Somhegy  bei  Paräd;  auf  dein 
Nagyszäl  bei  Waiizen;  in  der  Magustagruppe  auf  dem  Spilzkopf 
bei  Gross  31aros,  bei  Czenke  und  Näna;  in  der  Pilisgruppe  bei  Vi- 
segräd, Set.  Andrae,  P.  Szt.  Kereszt,  P.  Csaba,  am  Piliserberg  und 
auf  den  Hügeln  bei  Krotendorf,  im  Leopoldifelde  und  Auwinkel,  am 
Johanuisberg  und  Schwabenberg  bei  Ofen.  Auf  der  Keeskem. 
Landh.  in   dum   Walde  zwischen  Monor  und   Pilis.    Im   Bereiche  des 


236 

Bihariagebirges  bei  Grosswardein,  auf  dem  Köbänyaberg  bei  Felix- 
bad und  bei  P.  Szt.  Märton;  am  Rande  des  Batrinaplateaus  bei 
Petrosa  und  Fenalia,  in  der  Plesiugrupge  bei  Monesa  und  im  Tliale 
der  weissen  Koros  bei  Chisindia  nächst  Buteni,  Josäsz,  Plescutia, 
Lasuri,  und  Körösbänya.  —  Trachyt,  Sienit,  Kalk,  tert.  u.  diluv. 
Lehm-  und  Sandboden.  —  Erreicht  im  Bihariagebirge  schon  bei 
390  Met.  die  obere  Grenze,  geht  dagegen  im  mittelung.  Bergl.  bis 
755  Met.  und  findet  sich  daselbst  noch  auf  der  Kuppe  des  Piliser- 
berges.  Der  tiefste  im  Gebiete  beobachtete  Standort  liegt  100  Met. 
—  Sowohl  im  mittelung.  Bergl.  als  auch  im  Bihariagebirge  trifft 
man  Cornus  mas  auch  häufig  in  Gärten  und  an  den  Häusern  cul- 
tivirt  an,  und  sehr  alte  Stämme  davon  bemerkte  ich  in  den  Dörfern 
Rieni,  Petrosa,  Campeni  und  Fenatia.  Ausserhalb  des  Gebietes  in 
dem  Garten  des  Klosters  Bakonybel  im  Bakonyerwalde  sah  ich 
eine  Reihe  von  urallen  2*5  bis  3  Meter  hohen  Bäume  dieser  Cornus-Arl. 
Im  mittelung.  Bergl.  haben  auch  mehrere  Berge  nach  dieser  Pflanze, 
welche  von  den  Magyaren  „Soma  genannt  wird,  ihren  Namen  er- 
halten, so  z.  B.  der  Somhegy  in  der  Matra  und  der  Somhegy  in 
der  ßakonygruppe. 

755.  Viscum  album  L.  —  Auf  Pappeln,  Apfelbäumen,  Ahornen 
und  Eichen.  —  Im  Gebiete  selten.  Bei  Felsö  Tärkäny  an  der  Nord- 
grenze unseres  Florengebietes;  bei  Ofen;  ausser  dem  Gebiete 
bei  Bakonybel  in  der  ßakonygruppe.  Nach  Kanitz  bei  Nagy  Koros 
auf  der  Keeskem.  Landhöhe  und  nach  Steffek  bei  Grosswardein. 
9.3  —  306.  Met. 

756.  Loranlhus  europaeus  Jacq.  —  Auf  Eichen  und  Kastanien- 
bäumen. Im  mittelung.  Bergl.  auf  den  alten  Kaslanienbäumen  zwi- 
schen dem  Salomonsthurm  und  der  Burgruine  Visegräd,  auf  Quer- 
cus pubescens  und  Q.  Cerris  bei  Pomäsz,  M.  Einsiedl  und  im  Leo- 
poldifeide  und  Auwinkel  bei  Ofen.  In  der  Vertesgruppe  bei  Na- 
däp ;  auf  dem  Lössrücken  des  Viniszni  vrch  auf  Quercus  pube- 
scens  zwischen  Tapio  Süly  und  Monor.  Im  Bihariagebirge  auf  ur- 
alten Quercus  peduneulata  bei  Rieni  im  Becken  von  Belenyes  und 
im  Thale  der  weissen  Koros  bei  Szakacs  südöstlich  von  Buteni. 
J  00 -520  Met, 

757.  Adoxa  Moschatellina  L.  —  Unter  Gebüsch,  auf  humoser 
lockerer  Erde  zwischen  Baumwurzeln  im  Grunde  der  Wälder  und 
an  schattig-feuchten  Felsen.  Im  mittelung.  Bergl.  auf  dem  Nagy- 
szäl  zumal  auf  dem  nach  Osten  auslaufenden  Felsgrate  in  grosser 
Menge;  in  der  Pilisgruppe  häufig  auf  dem  Piliserberg,  dann  bei 
Kovacsi,  auf  dem  Kopäszhegy  und  Johannisberg,  in  dem  Wäldchen 
vor  dem  Leopoldil'elde  und  sehr  spärlich  auch  an  den  schaltigen 
Plätzen  an  dem  nördlichen  Abfalle  des  Blocksberges  bei  Ofen ;  in 
der  Vertesgruppe  auf  dem  Gerecse  zwischen  Gran  und  Totis.  Im 
Bihariagebirge  im  Pelrosaerzuge  im  Hintergrunde  des  Poienalhales 
und  an  den  Abfallen  des  Balrinajdaleaus  auf  dem  Cärligatu  zwi- 
schen Valea  seca  und  Vertopu,  an  den  feuchten  Wänden  am  Ein- 
gange   in    die    Eishöhle    bei    Scarisiöra    (hier  eine  eigenthümliche, 


237 

anderwärts  noch  nicht  von  mir  beobachtete  Abart  mit  sehr  breiten 
fast  halbkreisförmigen  Blaltzipfeln),  und  in  den  Schluchten  unter 
der  Släna  Oncesa;  in  der  Yuleangruppe  bei  Vidra  und  nach  Steffel 
in  der  Fasanerie  bei  Grosswardein.  —  Im  Gebiete  mit  Vorliebe  über 
schwer  verwitterndem  thonarmen  und  nur  mit  Humus  bedecktem 
Kalksubstrat;  seltener  auf  Sienil  und  Schiefer.  Fehlt  ganzlich 
auf  dein  Trachyte  und  überhaupt  auf  den  Substraten,  welche 
eine  zähe  lehmige  Bodenkrume  bilden.  Im  Tiefiande  nicht  beob- 
achtet.  189—1360  Met. 

7  58.  Sambucus  Ebulus  L. —  An  Waldrändern,  in  Holzschlägen, 
an  den  Böschungen  der  Eisenbahndämme,  Hohlwege  und  Strassen- 
gräben,  in  aufgelassenen  Steinbrüchen,  an  Schultplätzen  in  der 
Nähe  bewohnter  Orte,  an  den  Reändern  der  Weinberge,  seltener 
auch  als  Unkraut  auf  Acckern.  Stellenweise  sehr  häufig.  Im  mittel— 
ung.  Bergl.  bei  Gyöngyos,  Wailzen,  Gross  Maros,  Veröcze,  Gran, 
Set.  Andrae,  Visegräd,  (hier  namentlich  in  grosser  Menge  in  den 
Höfen  der  Burgruine),  auf  dem  Piliserberg,  bei  P.  Csaba,  Altofen, 
auf  dem  Schwabenberg,  am  Fusse  des  Adlersberges  und  nächst 
dem  Kaiserbade  bei  Ofen.  Auch  auf  den  Ausläufern  und  in  den 
Thalweilungen  des  mittelung.  Berglandes,  auf  dem  Lössrücken  des 
Viniszni  vrch  bei  Gomba,  Ecser,  Szt.  Märton  Kata;  dann  bei  Mär- 
lonväsär  und  Stuhlweissenburg.  Auf  der  Kecskem.  Landh.,  auf  der 
Puszta  Csörög  und  massenhaft  an  dem  Eisenbahndamme  zwischen 
Pest  und  Waitzen,  dann  bei  Monor  und  Pilis  und  auf  Aeckern  zwi- 
schen Czegled  und  Szolnok.  Auf  der  Debrecziner  Landhöhe  bei  Ujväros 
und  Teglas.  Hier  überall  sehr  häufig.  Im  Bereiche  des  Biharia- 
gebirges,  dagegen  weit  weniger  verbreitet  und  dort  nur  am  Saume  des 
Gebirges  bei  Grosswardein  und  an  steinigen  geröllreichen  Ab- 
hängen zwischen  Desna  und  Monesa  beobachtet.  Liebt  einen  zähen, 
lehmigen,  wasserhaltenden  Boden  und  findet  sich  daher  vorzüglich 
auf  diluv.  und  tert.  Lehm  und  über  Trachyt  und  thonreichen  Kalk- 
steinen, welche  durch  Verwitterung  eine  lehmige  Bodenkrume 
bilden.  80—755  Met. 

759.  Sambucus  nigra  L.  —  In  Wäldern  und  Auen,  an  den 
Seiten  der  Hohlwege,  in  Hecken  und  Zäunen  der  Dörfer  und  an 
den  Rändern  der  Weinberge,  im  mittelung.  Bergl.  bei  Szilvas, 
Gyöngyos,  Wailzen,  Nana,  Set.  Andrae,  Csaba,  Altofen,  Ofen,  Stuhl- 
weissenburg. Auf  der  Kecskem.  Landh.  bei  Pest,  Monor  und  Pilis. 
In  der  Tiefebene  bei  Kisujszälläs  (hier  wohl  nur  gepflanzt),  dann 
über  das  ganze  tert.  Vorland  des  Bihariagebirges  von  Grosswar- 
dein bis  Belenyes  verbreitet  und  von  da  einwärts  in  das  Gebirge 
bis  in  das  Poienathal  hinter  Petrosa,  in  das  Valea  seca  und  Werks- 
thal bei  Rezbänya.  Die  höchsten  im  Gebiete  beobachteten  Stand- 
orte: der  Vervul  Ceresilor  bei  Monesa  und  Valea  Odincutia  bei 
Dislidiul.  —  Sienit,  Trachyt,  Schiefer,  Kalk,  tert.  u.  diluv.  Lehm- 
und  Sandboden.  80—1030  Met. 

700.  Sambucus  racemosa  L.  —  An  felsigen  Abstürzen  und 
feuchten     schall  igen    Steinhalden,    auf    Waldblössen    und    an    den 


238 

Säumen  der  Hochwälder.  Im  Bihariagebirge  im  Piezbänyaerzuge 
in  den  gegen  das  Aranyosthal  hinabziehenden  Grüben,  namentlich 
unler  dem  Sattel  La  Jocu  und  bei  Negra  und  Distidiul.  Auf  dein 
Balrinaplateau  am  Cärligatu  ober  Valea  seca  und  im  Valea  Odin- 
cutia.  In  der  Plesiugruppe  vom  Gipfel  des  Plesiu  herab  häufig 
bis  auf  die  Bratcoea.  —  Nach  Kit.  auch  auf  der  Matra.  —  Por- 
phyrie Schiefer,  Kalk,  740—1260  Met.  —  In  der  Fasanerie  bei 
Grosswardein,  wo  sie  von  Sleffek  angegeben  wird,  wohl  nur  kul- 
tivirt. 

761.  Viburnum  Lantana  L.  —  In  Niederwäldern,  sowie  am 
Saume  und  im  Grunde  lichter  Hochwälder  zumal  an  felsigen  Berg- 
abhängen. —  Im  mitlelung.  Berglande  auf  dem  grossen  Aegydius- 
berg  bei  Erlau,  in  der  Matra  bei  Jänoskut;  in  der  Pilisgruppe  auf 
dem  Ketägohegy  bei  Csev,  auf  den  Hügeln  bei  Krotendorf,  im  Leo- 
poldifelde  und  Auwinkel  (hier  insbesonders  häufig),  auf  dem  Jo- 
hannisberg  und  Schwabenberg,  im  Wolfsthale  und  bei  Budaörs, 
dann  im  Vorlande  auf  dem  Lösszuge  des  Viniszni  vrch  bei  Gomba. 
Auf  der  Kecskem.  Landh.  in  dem  Waldreviere  zwischen  Monor  und 
Pilis,  auf  der  Puszta  Peszer  bei  Also  Dabas  und  bei  Nagy  Koros. 
Im  Bihariagebirge  bei  Grosswardein,  auf  dem  Bontoskü  bei  Bele- 
nyes,  bei  Chisindia  nächst  Buteni  und  von  da  einwärts  im  Thale  der 
weissen  Koros  bis  Valea  Liesa  bei  Halmadiu.  Am  Ostrande  des  Ba- 
trinaplateaus  am  Eingange  in  das  Valea  Odincutia  bei  Distidiul.  — 
Traehyf,  Kalk,  Dolomit,  dil.  Sand.   95—885  Met. 

762.  Viburnum  Opulus  L.  —  An  Bachufern  und  sumpfigen 
Stellen  im  Grunde  und  am  Saume  der  Wälder,  auch  auf  feuchten 
Wiesen,  wo  sie  im  Gebiete  gewöhnlich  mit  Salix  cinerea  und  ß/ta- 
mnus  Frangula  combinirt  angetroffen  wird  und  mit  diesen  eine 
stets  wiederkehrende  Buschformation  bildet.  Im  mittelung.  Bergl. 
selten,  in  der  Matra  bei  Jänosküt,  in  der  Pilisgruppe  bei  dem  Sau- 
kopfe und  in  einem  Graben  im  Wolfsthale  bei  Ofen.  Häufig  da- 
gegen auf  der  Kecskem.  Landh.  entlang  dem  Rakosbache  bei  Pest, 
in  den  Eschenwäldern  bei  Also  Nemethi  und  Sari,  bei  Monor  und 
Pilis.  Im  Tapiogebiete  bei  Szt.  Märton  Käta.  Auf  der  Csepel- 
insel.  Im  Bereiche  des  Bihariagebirges  bei  Grosswardein,  Vasktfh, 
Colesci  und  Petrosa.  —  Sienit,  Schiefer,  thonreiche  Kalksteine, 
tert.  und  diluv.  Lehm  und  lehmigen  Sand.     95—580  Met. 


Lebermoose 

der  Flora  voii  Ns.-Podhragy  im  Trencsiner  Komitat. 

Von   J.    L.   H  o  1  u  b  y. 

Die  in  nachstehenden  Zeilen  aufgezählten  Lebermoose 
sammelte  ich  in  der  Umgebung  meines  Wohnortes  bei  Gelegenheit 
der  sehr  zahlreichen  Exkursionen,  die  hauptsächlich  den   Phanero- 


239 

gamen  galten.  Wenn  ich  auch  weder  Vieles,  noch  Neues  bieten 
kann,  will  ich  das  Wenige  schon  aus  dem  Grunde  veröffentlichen, 
weil  unser  Kotnilal  auch  in  die  Zahl  jener  Gebiete  des  Landes  ge- 
hört, die  in  botanischer  Beziehung  nur  noch  zu  durchforschen 
sind  und  daher  keine  Angaben  über  das  Vorkommen  welcher 
immer  Pflanzen  überflüssig  erscheinen,  wenn  sie  nur  zuver- 
lässig sind. 

Dass  über  die  Richtigkeit  der  Bestimmungen  im  gegenwärtigen 
Aufsatze  nicht  gezweifelt  werden  kann,  dafür  bürgt  der  Name 
Herrn  Juratzka's,  dessen  Güte  ich  es  verdanke,  dass  er  sich  die 
Mühe  nahm  das  Gesammelte  zu  bestimmen.  Am  Schlüsse  ver- 
gleiche ich  die  Lebennoosflora  Ns.  Podhragys  mit  jener  Press- 
burgs,  wie  uns  die  letztere  durch  Herrn  Dr.  Korn  huber  bekannt 
gemacht  wurde.  (S.  Kornh.  „Die  Moose  der  Pressburger  Flora" 
in  den  Verhandl.  des  Vereins  f.  Nalurk.  in  Pressburg,  Jahrg.  1866. 
Heft  1.  S.  101.  ff.) 

Riccin  glauca  L.  Auf  feuchten  Aeckern,  am  Schlamme  der 
Bäche  und  an  den  VVagufern  ziemlich  häufig. 

Anthoceros  laevis  L.  An  feuchten  Waldwegen  der  Bosäeer 
Wälder,  nicht  gemein,  und  meist  mit  anderen  Laub-  und  Leber- 
moosen vermischt. 

Anthoceros  punetatus  L.  Mit  dem  vorigen. 

Fegatella  conica  Cor  da.  An  beschatteten,  feuchten  Baum- 
wurzeln  im  Bache  des  Ivanöczer  Thaies,  dann  an  quelligen  Stellen 
der  Wälder,  nicht  gemein. 

Preissia  commutata  Nees.  Auf  KalktufT  absetzenden  Berg- 
quellen sehr  häufig  und  reichlich  fruchtend. 

Marchantia  polymorpha  L.  An  Bachufern,  Quellen,  in  Brunnen 
an  Steinen  durch  das  Gebiet  sehr  häufig,  massenhaft  auf  den 
Slwrteker  Sumpfwiesen  im  Wagthale. 

Melzgeria  furcata  Nees.  Höchst  gemein  an  Baumwurzeln 
und  auf  der  Erde  auf  allen  Hügeln.  Früchte  sah  ich  noch  nie 
daran. 

Aneura  pinguis  Nees.  An  Ufern  kleiner  Waldbäche,  an 
Quellen,  auch  in  den  Thälern,  oft  massenhaft,  aber  nur  steril  ; 
fruchtend  auf  KalktufT,  im  Wäldchen  Kamenicne  äusserst 
selten. 

Pellia  epiphylla  Nees.  An  feuchten,  schattigen  Orten,  in 
Gräben,  an  Quellen  gemein,  und  an  vielen  Stellen  fruchtend. 

Fossombronia  pusilla  Nees.  Auf  feuchtem  Waldboden  durch 
das  Gebiet,  nicht  selten. 

Frullania  dilatata  Nees.  An  Obst-  und  Waldbäumen  höchst 
gemein. 

Madotheca  laevigata  Dum.  Am  Grunde  alter  ßuehenstämme 
in  den  Lopennikwal düngen  stellenweise,  auf  schattigen  Kalkfelsen, 
um  Ns.  Podhragy  oft  massenhaft. 

Madotheca  platyphylla  Nees.  An  Obst-  und  Waldbäumen, 
alten  Stroh-  und  Schindeldächern,  dann  auf  Kalkfelsen,  sehr  gemein. 


240 

Radula  complanata  Dum.  An  Bäumen,  besonders  Buchen, 
höchst  gemein. 

Lepidozia  reptans  Nees.  Bisher  bloss  am  Nordabhange  des 
Hügels  Kamenicne  nächst  Ns.  Podhragy,  an  der  Erde. 

Calypogeia  Trichomanis  Nees.  An  der  Erde  im  Kamenicne, 
selten. 

Chyloscyphus  polyanthus  Nees.  Im  Ivanöczer-  und  Poloma- 
Thale  an  Waldbächen. 

Chiloscyphus  pallescens  Dum.  In  Wäldern  an  der  Erde, 
zwischen  Laubmoosen,  an  morschen  Holzstücken,  zerstreut. 

Lophocolea  heterophylla  Nees.  In  den  Lopennikwaldungen 
und  im  Ivanöczer  Walde,  an  morschen,  feuchten  Buchenstämmen, 
sehr  zerstreut. 

Lophocolea  minor  Nees.  An  feuchten,  schattigen  Stellen  bu- 
schiger Kalkhügel,  ziemlich  häufig. 

Lophocolea  bidentata  Nees.  An  sumpfigen  Stellen  des  obern 
Kamenicne  in  den  Bosäeer  Rodungen,  sehr  zerstreut.  Einmal  fand 
ich  diese  Art  auch  auf  feuchten  Brachen  des  Poloma-Thales. 

Liochlaena  lanceolata  Nees.  Im  Kamenicne  an  der  Erde, 
selten. 

Jungermannia  trichophylla  L.  Auf  feuchten  Waldboden  im 
Kamenicne. 

Jungermannia  bicuspidata  L.  An  massig  feuchter  Erde  bu- 
schiger Kalkhügel. 

Jungermannia  dwaricata  Nees.  An  der  Erde  in  einem  Ei- 
chenwalde nächst  Bosäca,  oft  fruchtend. 

Jungermannia  barbata  Nees.  e.  Schreberi  Nees.  Im  Walde 
Resetäiowec  zwischen  Laubmoosen,  an  der  Erde  und  auf  schattigen 
Kalkfelsen. 

f.  quinquedentata  Nees.  An  Kalksteinen  buschiger  Hügeln. 

Jungermannia  intermedia  Nees.  Auf  buschigen  Kalkhügeln, 
selten. 

Jungermannia  porphyroleuca  Nees.  An  der  Erde  zwischen 
Laubmoosen,  im  Kamenicne,  selten. 

Jungermania  acuta  Lindb.  An  der  Erde,  an  feuchten  Steinen 
im  Kamenicne  und  am  Fusse  des  Lopennik,  sehr  zerstreut. 

Jungermannia  sphaerocarpa  Hook.  Am  feuchten  Waldboden 
des  Kamenicne,  stellenweise. 

Jungermannia  hyalina  Hook.  Im  Kamenicne  an  der  Erde. 

Jungermannia  exseeta  Schmidel.  Mit  der  vorigen. 

Scapania  curta  Nees.  Ueberall  in  Wäldern  an  schattigen 
Wegen. 

Scapania  aequiloba  Nees.  Häufig  auf  schattigen  Kalkfelsen 
des   Resetärowec  bei  Ns.  Podhragy. 

Plagiochila  asplenioides  Nees.  Sehr  gemein  in  Wäldern, 
schattigen,  etwas  feuchten  Abhängen  der  Kalkhügel. 

Alicularia    scalaris  Cor  da.     An  der  Erde  im  Kamenicne. 


241 

Sarcoscyphus  Funkii  No es.  Bisher  bloss  im  Walde  Kamenicne 
an  lichten  Stellen. 

Nun  vergleichen  wir  die  Lebermoose  meines  Florengebietes 
mit  jenen  der  Flora  Pressburgs,  so  sehen  wir,  dass  nachstehende 
Arten  beiden  Floren  gemeinschaftlich  sind: 


Riccia  glauca. 
Anthoceros  laevis. 
Fegatella  conica. 
Marchantia  polymorpha 
Preissia  commutata. 
Metzgeria  furcata. 
Pellia  epiphylla. 

Lebermoose    der   Pressburger    Flora, 
Podhragy  nicht  beobachtet  wurden: 


Frullania  dilatata. 
Ma  do  theca  pla  typhylla. 
Radula  complanata. 
Lophocolea  bidentata. 
Jungermannia  trichophylla. 

sphaerocarpa. 
Plagiochila  asplenioides. 

die  bisher  um  Ns. 


Riccia  fluitans  L. 

natans  L. 
Frullania  Tamarisci  Nees. 


Mastigobryum  trilobatum   Nees. 
Jungermannia  albicans  L. 
Scapania  nemorosa  Nees. 


Lebermoose    der    Flora  von  Ns.  Podhragy,  die  der  Flora 
Pressburgs  bisher  fehlen: 


Anthoceros  punctatus. 
Aneura  pinguis. 
Fossombronia  pusilla. 
Madotheca  laevigata. 
Lepidozia  reptans. 
Calypogeia  Trichomanis. 
Chiloscyphus  polyanthus. 

pallescens. 
Lophocolea  heterophylla,  minor 
Liochlaena  lanceolata. 
Jungermannia    bicuspidata. 

divaricata. 


Jungermannia  barbata   e. 

beri  f.  quinquedentata. 

intermedia. 

porphyroleuca. 

acuta. 

hyalina. 

exsecta. 
Scapania  curta,  acquitoba 
Alicularia  Scolaris. 
Sarcoscyphus  Funkii. 


Schre- 


Die  meisten  dieser,  in  der  Flora  posoniensis  bisher  noch 
nicht  sichergestellten  Arten,  werden  gewiss  auch  dort  aufgefunden 
werden  können. 

In  den  Herbarien  der  Herren  J.  v.  Bolla,  Rittmeister 
Schneller  und  Prof.  Bothär  dürften  so  manche  Arten  Leber- 
moose aus  der  Umgebung  Piessburgs  aufbewahrt  sein,  die  in  H. 
Kornhuber's  Aufsatze  nicht  erwähnt  werden. 

Ns. -Podhragy,  am  26.  Juni  1870. 


Oetierr.  botan.  Zeitschrift.  8.  Heft.   1870. 


16 


242 

üeber  Scirpus  Bailii  Kohts. 

Von   F.  Kohts. 

In  Nr.  11  des  vorigen  Jahrganges  dieser  Zeitschrift  gab  ich 
zuerst  eine  vorläufige  Beschreibung  dieser  Pflanze.  Dieselbe  ba- 
sirte  aber  nur  auf  einem  Exemplare  derselben,  da  ich  die  anderen 
nicht  auffinden  konnte.  Jetzt  neuerlich  in  den  Besitz  mehrerer 
Specimina  gekommen,  lasse  ich  eine  berichtigte  vollständige  Be- 
schreibung folgen,  sowie  alles  dessen,  was  mir  von  anderen  Bota- 
nikern mitgetheilt  ist. 

Kleine  Pflanze  von  1 — 3  Zoll  Höhe  vom  Ansehen  eines 
starken  Scirpus  acicularis  L.,  Wurzel  faserig.  Halme  dünn ,  zier- 
lich, gestreift,  etwas  schlaff,  stielrund,  blattlos,  nur  am  Grunde  mit 
einer  tief  schwarzbraunen  allmälig  in  ein  helleres  Roth  überge- 
henden, sehr  grossen  Scheide,  welche  vorne  in  eine  kurze,  pfrie- 
menförmige,  spitzliche  rinnenförmig  eingerollte  Platte  ausgeht. 
Halm  einährig.  Aehre  endständig  im  Verhältnisse  zur  Statur  der 
Pflanze  gross,  vielblüthig,  ohne  Tragblatt,  eiförmig-elliptisch, 
stumpflich;  Deckschuppen  eiförmig-elliptisch,  fast  kahnförmig  ge- 
rinnt, stumpf  abgerundet,  einnervig;  Nerven  an  der  Spitze  gekielt, 
hervortretend  oder  auch  an  der  Spitze  der  Deckschuppe  aufhörend; 
weisslich  an  den  Rändern  mit  mehr  oder  weniger  hellrothen 
Flecken  versehen  und  ebendaselbst  und  an  der  Spitze  häutig;  die 
unterste  sehr  gross  mit  einer  nach  Art  des  Scirpus  caespitosus 
das  Ende  des  Aerchens  fast  erreichenden  oder  dasselbe  überra- 
genden, dicken,  starren,  beinahe  blattartigen  grünen  Stachelspilze. 
Griffel  tief,  dreitheilig,  gelblich,  braun,  am  Grunde  nicht  verdickt. 
Blüthenborsten  fehlen  *).  Ueber  die  Beschaffenheit  der  Weichnuss 
kann  ich  nichts  sagen,  da  meine  Exemplare  nur  blühende,  ja  viele 
in  der  Entwicklung  noch  weiter  zurückstehende  Aehrchen  tragen, 
obgleich  sie  Anfangs  August  gesammelt  sind. 

Am  Galgensee  bei  Berent  in  Westpreussen  in  ziemlich  be- 
trächtlicher Anzahl  an  trockenen,  vom  Wasser  mehr  entfernten 
Stellen. 

Diagnosis:  Culmi  aphylli,  vaginati;  vagina  in  folium  bre- 
vissimum  terminata.  Spi<  a  multißora,  ebracteata.  Squama  inßma 
maxima,  crassiuscula,  mucrone  mridi  longissimo  spicam  dimidiam 
aequante  vel  supereanle  iustructa.  Stylus  profunde  trißdus,  basi 
aequalis.  Setae  millae. 

Descriptio :  Radix  caespitosa.  Ctilmis  fasciculatis,  tere- 
tibus,  subflaccidis,  2—4  pollicanbus,  aphyllis,  basi  vaginalis. 
Vagina  maxima,  inferne  atropurpurea,  superne,  membranacea  rosea 
vel  albida,  oblique  truncata,  antice  in  folium  brevissimum,  subu- 
latum,    acutiusculum,    subcanaliculatum   terminata.  Spica  solitaria, 


*)  Die  Angabe  in  Nr.  11  1869  „Setis  b.  glabriusculis«-  beruht  auf  einem 
Schreibfehler  im  Manuscripte. 


243 

tenninalis,  pro  plantae  statura  grandiuscula,  ovato-elliptica,  ob- 
tusiuscula,  tttultiflora  (6' — //),  ebracteata.  Squatnae  ovato-ellipti- 
cae,  subnaviculares,  rotundato-obtusae,  uninerviae,  nervo  viridi 
apice  subcarinato  excurrente  vel  ante  apicem  squamae  evanescente 
pallidae,  apice  et  marginibus  membranaceae,  laleribus  plerumque 
tnacula  roseo-purpurascente  notalae;  infima  maxima,  crassiuscula 
mucrone  longissitno,  viridi,  subfoliaceo  spicam  dimidiam  aequante  vel 
eam  plus  minus  superante  instructa.  Stylus  profunde  trißdus , 
fulvus,  basi  aequalis.  Stamina  3.  Achenium.  Setae  nullae. 

Ich  fand  die  Pflanze  am  Galgensee  bei  Berent  in  ziemlich 
grosser  Anzahl.  Allein  trotz  eifrigen  Suchens  vermochte  ich  nur 
ein  Büschel  mit  ausgebildeten  Aehrchen  zu  entdecken,  die  anderen 
waren  alle  noch  weit  zurück. 

Es  bildet  mithin  schon  die  viel  spätere  Blüthezeit  meiner 
Pflanze  einen  erheblichen  Unterschied  von  anderen  Arten,  da  die 
eigentliche  Blüthezeit  wohl  erst  Ende  August  zu  setzen  ist,  wenn 
andere  Scirpusarten  schon  längst  abgeblüht  haben,  ja  schon  reife, 
oder  doch  wenigstens  ausgebildete  Früchte  tragen.  An  demselben 
See  findet  man  Scirpus  palustris  L.  und  acicularis  L.,  welche 
schon  fruktifizirten.  Ich  weiss  übrigens  meine  Pflanze  keiner  der 
bekannten  Gruppen  unterzuordnen. 

Dem  Habitus  nach  würde  sie  sich  am  ehesten  der  Gruppe 
Heleocharis  Nees,  anreihen,  doch  spricht  gegen  die  Vereinigung 
mit  derselben  der  dreitheilige,  an  der  Basis  nicht  verdickte  Grif- 
fel, das  Fehlen  der  Blüthenborsten  und  die  in  eine  Platte  endi- 
gende Scheide  des  Halmes.  Aus  den  anderen  Gruppen  mit  3thei- 
ligem  Griffel  unterscheidet  sich  die  Sect.  Scirpidium  Ness.  durch 
das  Vorhandensein  derBIüthenborsten,  die  blattlose  Scheide  und  den  an 
der  Basis  verbreiterten  Griffel;  Limnochloa  Nees.,  durch  die  Blü- 
thenborsten; Isolepis  R.  Br.,  durch  die  seitlich  gestellten  Aehrchen 
und  den  beblätterten  Halm,  Holoschoenus  Lk.,  durch  den  beblätterten 
Halm  und  die  seitlich  gestellten  Blüthenköpfchen  und  die  Gruppe 
Scirpus  L.  durch  die  Blüthenborsten  und  den  zusammengesetzten 
Blülhenstand.  Der  neu  zu  bildenden  Gruppe  möge  der  Name  Mi- 
crophyllum  m.  gegeben  werden  und  der  Charakter  ist,  wie  fulgt: 
„Setae  nullae;  Stylus  trifidus,  spica  tenninalis,  solitaria  ebra- 
cteata." 

Kommen  wirjetzt  zu  der  Verwandtschaft  meiner  Art  mit  anderen, 
so  muss  ich  gestehen,  dass  mir  lebend  keine  Pflanze  bekannt  ist, 
mit  der  sie  bei  einigermassen  genauer  Untersuchung  verwechselt 
werden  könnte.  Nach  der  Beschreibung  Vahl  (in  Entimeratio  2. 
243)  möchte  jedoch  sein  Scirpus  pumilus  einige  Aehnlichkeit  mit 
eben  beschriebener  Art  haben.  Beide  stimmen  überein;  „culmis 
inferne  monophyllis,  glabris;  folia  brevi,  subulato,  canaliculato, 
squamis  carinatis,  obtusis;  stylo  trifido."  Sc.  pumilus  Vahl  weicht 
aber  ab:  „radice  repente,  culmis  rigidis,  folio  apice  triangulari, 
obtuso,  spica  pauci  (3 — 4)  flora;  squamis  ovatis."  Auch  im  Ha- 
bitus  müssen   beide    Arten    von    einander  sehr  abweichen,  da  Sc. 

16  * 


m 


244 

pumilus  mehr  dem  Sc.  caespitosus  L.  oder  Erlophorum  alpinum 
ahnlich  ist. 

Am  leichtesten  ist  die  Pflanze  aber  an  der  grossen  un- 
tersten Deckschuppe  zu  erkennen,  welche  meines  Wissens  ausser- 
dem nur  noch  an  Sc.  caespitosus  zu  bemerken  ist.  Die  blatlartige, 
etwas  starre  Stachelspitze  dieser  untersten  Deckschuppe  ist  oft  so 
gross,  dass  sie  einer  sehr  verkürzten  Spirrhülle  einer  holepis-Art 
gleicht.  Derartige  Exemplare  würden  sich  also  der  Isolepis  cer- 
nua  Roem.  et  Schult.  (Syst.  2.  106)  nähern,  bei  welcher  das 
Involucrum  eben  sehr  abgekürzt  und  kaum  länger  als  das  Aehr- 
chen  ist.  Auch  C.  J.  v.  Klinggräff  scheint  solche  Exemplare  als 
zu  jener  Gruppe  gehörig  betrachtet  zu  haben.  Er  schreibt  mir 
darüber-.  „Dass  Sc.  Baitii  nur  eine  Form  von  Sc.  setaceus  ist,  darin 
werden  sie  nach  weiterer  Untersuchung  wohl  mit  mir  überein- 
stimmen" und  den  Exemplaren  selbst  war  ein  Zettel  mit  folgenden 
Zeilen  beigefügt:  „Kann  ich  nur  für  eine  einährige  Form  des 
Scirpus  setaceus  hallen,  wie  sie  auch  schon  anderwärts,  wenn 
auch  selten  beobachtet  und  Sc.  clathratus  oder  Sc.  pseudocla- 
thratus  genannt  wurde.  An  einigen  Aehrchen  bemerkt  man  noch 
die,  wenn  auch  sehr  verkürzte  Spirrenhülle;  die  Bälge  sind  wie 
bei  Sc.  setaceus  mit  einem  am  Ende  kielförmig  hervortretenden, 
in  eine  elwas  zurückgekrümmte  Spitze  auslaufenden  Miltelnerven 
versehen." 

Ich  vermag  mich  dieser  Ansicht  jedoch  nicht  anzuschliessen. 
Nach  genauer  Untersuchung  kann  ich  nur  konstatiren;  dass  Kling- 
gräff eben  nur  zu  dieser  Meinung  gekommen  sein  kann,  indem 
er  die  grosse  Slachelspitze  des  untersten  Balges  bei  kleinen  Aehr- 
shen  für  die  Spirrenhülle  ansah.  Der  Zusammenhang  jener  Sta- 
chelspitze mit  der  untersten  Deckschuppe  ist  aber  unverkennbar, 
Klatt,  dem  ich  bald  nach  Empfang  von  Klinggräff's  Briefe  die 
Exemplare  zu  nochmaliger  Untersuchung  vorlegte,  stimmt  darin 
vollkommen  mit  mir  überein.  Ausserdem  bemerke  ich  noch,  dass 
ich  einährige  Formen  des  Sc.  setaceus  von  Danzig,  Berent  in  W.-Pr., 
Bodenwinkel  am  frischen  Haffe,  Rathenow,  Templin,  aus  der  Dau- 
phinee  und  von  Bordeaux  besitze,  welche  aber  mit  meiner  Pflanze 
nicht  die  entfernteste  Aehnlichkeit  haben.  Bei  allen  ist  das  Invo- 
lucrum von  der  gewöhnlichen  Länge,  nämlich  das  Aehrchen  3 — 6 
mal  überragend  und  nirgends  fehlt  am  Grunde  das  vollständig  aus- 
gebildete Blatt,  fast  von  der  Länge  des  Halmes.  Was  die  Namen 
Scirpus  pseudoclatrathus  und  clathratus  betrifft,  so  muss  ich  be- 
kennen, dass  mir  ersterer  gänzlich  unbekannt  ist.  Scirpus  clathra- 
tus jedoch  stammt  von  Reichenbach  und  zwar  bezeichnete  er 
damit  meines  Wissens  nicht  eine  einährige  Form  des  Sc.  setaceus 
L.,  sondern  eine  Varietät  desselben  mit  schwach  querwellig  ge- 
gitterten Weichnussen,  die  sich  also  dem  Scirpus  supinus  L.  nä- 
herte, da  der  echte  Scirpus  setaceus  doch  längsrippige  Früchte 
hat.  Zwar  wird  in  Diagnose  jenes  Sc.  clathratus  gewöhnlich  an- 
gegeben,   dass    die    Aehrchen    meist    einzeln    sind,   aber   dies  ist 


245 

offenbar  nicht  dazu  gehörig;  es  werden  ebensogut  Exemplare  mit 
mehreren  Aehrchen  vorkommen,  welche  im  Uebrigen  vollkommen 
dem  Sc.  clathratus  entsprechen. 

Kerner,  dem  ich  die  Pflanze,  sowie  Scirpus  gracillimus 
m.  zur  Ansicht  sendete,  schreibt  mir  über  dieselben:  „Ich  halle 
beide  für  sehr  ausgezeichnete  Arien.  Janka,  dem  ich  die  Spe- 
cimina  zur  Ansicht  zusandte,  sprach  sich  in  ahnlicher  Weise  aus." 
Uebrigens  gedenke  ich  die  Pflanze  in  diesem  Jahre  zu  kulliviren 
und  werde  ich  über  das  Ergebniss  später  berichten. 

Dan  zig,  den  11.  Juni  1870. 


Ausflug  auf  den  grossen  Bösenstein  (7731  F.). 

(17.  August  1868.) 

(Schluss.) 

Von  Gabriel  Strobl. 

So  ging  es  denn  wieder  aufwärts  dem  rechten  Ufer  zur  Seile, 
um  das  ärgste  Strauchwerk  zu  vermeiden,  welches  die  Einfluss- 
seiten dicht  umlagert  hielt.  Im  dürren  Lehmbette  einer  ausgetrock- 
neten Lache  vegetirte  eine  Callitriche  vernalis  Ktz.  In  ziemlicher 
Höhe  ob  dem  See  trafen  wir  mit  einem  seiner  Bäche  zusammen 
und  labten  uns  am  köstlichen  Tranke.  Zwischen  dem  nassen  Stein- 
gerölle  stand  hie  und  da  auf  moosigem  Grunde  die  seltene  Carex 
frigida  All.,  häufig  Saxifraga  stellaris,  Aira  caespitosa,  Cre- 
pis  auraea  Cass. ,  Ranunculus  aconitifolius  und  eine  leider  ver- 
blühte  Salix  grandifolia. 

Wohl  standen  wir  schon  in  einer  Linie  mit  Scheiplsee  und 
Bösenstein,  aber  der  Aufstieg  schien  zu  unbequem  und  wir  bogen 
noch  weiter  um  das  Westende  des  dunklen  Spiegels,  um  durch 
das  Erlenstrauchwerk  einen  Weg  zu  finden.  Lange  brauchten  unsre 
Augen  nicht  zu  forschen,  ein  breitgetretener  gewundener  Viehweg 
nahm  uns  auf,  und  langsam  gings  empor  einem  rauschenden  Ge- 
wässer zu.  Hier  ist  wahrhaftig  das  Eldorado  der  Botaniker  und 
der  Kühe.  Saftiges  Grün  bedeckt  weithin  die  Gehänge,  üppige,  mehr 
als  4  Fuss  hohe  Gewächse  gedeihen  unter  dem  Schalten  der  Alnus 
viridis,  und  alles  blüht  in  reichein  Farbenwechsel.  Vor  allen  hebt 
sich  das  imposante  Mulgedium  alpinum  Cass.,  mit  ihm  eifert  an 
Zahl  und  Höhe  Adenostyles  albifrons  Rb.,  Veratrum  album,  Ru- 
tnex  Acetosa,  Pkyteuma  Michelii  Brt. ,  Pedicularis  recutita,  seltener 
Crepis  paludosa  Mnch.,  Doronicnm  auslriacum  Jcq. ,  Silene  in- 
flata  b.  genuina  (jcesicaria  Schrd.)  und  Contallaria  verticillata.  — 
Gentiana  punctata  und  pannonica,  Phleum  alpinum,  Arnica  mon- 
tana,  Meum  Mutellina  Grln.,  Campanula  Scheuchzeri  V i  1 1. ,  Bartsia 
alpina  standen   zwar   an   Grosse,    keineswegs    aber   an   Fülle    der 


246 

Formen  und  Menge  der  Individuen  zurück.  Selten  war  Rhinanthus 
alpinus  Bing-.,  Gymnadenia  albida  Rieh.,  Coeloglossum  viride 
Hrt.  Von  kleineren  Gewächsen  zeigte  sich  häufig  Silene  rupestris 
L.,  Gnaphalium  supinum  L.,  Soldanella  pusilla  ßmg. ,  und  als 
Bewohner  der  anfangs  seltener,  höher  hinauf  aber  immer  gemeinerer 
Felsblöcke  Juncus  tri fidus,  Sempervivum  montanum ,  Silene  Pumilio 
Wulf.j  und  Sedum  repens.  Im  Schatten  einer  Felswand  sah  ich 
einen  fast  geruchlosen  Senecio  nemorensis  mit  länglich-elliptischen 
Blättern,  dickem  Kelch,  schwachgewimpertem  Aussenkelch,  und 
sehr  lang-fünfstrahligen  ßlüthen.  Das  unten  vernommene  Gewässer 
enthüllt  sich  als  ein  eiskalter,  dicht  umgrünter  Bach,  welcher  lustig 
über  Steine  und  Felsblöcke  in  den  See  hinabhüpft.  Seine  Ränder 
bieten  uns  eine  seltene,  steirische  Pflanze  Carex  aterrima  Hpp. , 
in  reicher  Auswahl;  viele  Ex.  zeigten  auch  nicht  einmal  eine  Spur 
von  Rauhheit  des  Stengels.  —  Ob  aber  deshalb  identisch  mit  atrata 
L.?  —  Auf  Gestein  wurzelte  nicht  selten  Rhodiola  rosea,  am 
Wasser  Veronica  alpina,  Festuca  heterophylla  Lara  v,  nigrescens 
und  andere.  Von  der  Bachrinne  aufwärts  galt  es  noch  ein  ziem- 
liches Stück  Arbeit,  um  den  ersten  Vorberg  vollends  zu  ersteigen. 
Der  Urtypus  des  Hochgebirges  im  Tauernzuge  —  grosser  Reich- 
thum  an  Individuen,  mindere  Artenzahl  —  bewährte  sich  hier  in 
vollem  Masse.  In  ungeheurer  Menge  trat  auf  Valeriana  celtica, 
Carex  sempervirens  Vill.,  Avena  versicolor  Vi  11.,  Nardus  strieta, 
Luzula  spadicea  DC,  Sesleria  disticha  Prs. ,  Festuca  varia 
Hnk. ,  Juncus  trifidus,  Anthoxanthum  odoratum,  —  fast  lauter 
rasenbildende  Gräser  und  nur  vereinzelt  fanden  sich  die  Blülhen- 
pflanzen,  welche  auf  den  Abhängen  der  Kalkgebirge  durch  Pracht 
und  Menge  so  erfreulich  wirken.  Da  bemerken  wir  vorerst  Cam- 
panula  alpina  Jcq. ,  Phyteuma  hemisphaericum ,  Pedicularis  Por- 
tenschlagii  Saut.,  weiter  nach  oben  sehr  häufig  Senecio  camiolicus 
W.,  Chrysanthemum  alpinum,  Primula  minima  L.  und  glutinosa 
Wulf. 

Der  Vorberg  ist  erstiegen  und  prüfend  schweift  das  Auge 
rings  herum.  Zur  Linken  hebt  sich  eine  öde,  zerklüftete  Mauer, 
zieht  einem  Bogen  gleich  sich  gegen  Westen,  und  springt  mit 
jäher  Senkung  weit  hinaus;  zur  Rechten  läuft  die  sanft  aufsteigende 
Kante  eines  gewaltigen  Höhenzuges  gerade  vor,  trägt  an  ihrem 
äussersten  und  höchsten  Ende  eine  Pyramide,  und  zieht  sich  als- 
dann quer  herüber,  um  in  ihrer  tiefsten  Senkung  einen  Sattel  zu 
bilden  mit  der  Verlängerung  des  linken  Zuges.  Zwischen  diesen 
beiden  Zügen  —  dem  pyramidengekrönten,  grossen  Bösenslein 
und  dem  kleinen  Bösenstein  —  dehnt  sich  aus  ein  trauriges  Ge- 
misch von  Hügeln,  Felsen  und  Steinfeldern.  Wie  ein  Stück  erstor- 
bener Natur  liegt  diese  endlose  Steinmasse  vor  unseren  Augen. 
Keine  Heerde  durchwandert  die  erstarrten  Fluren,  kein  Vogel  nistet 
in  dem  Steingetrümmer,  keine  Gemse  scheuchen  unsere  Tritte. 
Während  tief  im  Thale  die  Hämmer  dröhnend  schallen,  in  den 
Wäldern   dumpf  die  Axt  erklingt,  auf  den  Alpen  weiden  noch  der 


247 

Leitkuh  Glocke  tönt,  ist  alles  hier  erstorben.  Kein  Laut  dringt 
aus  dem  Tlial  empor,  und  nur  selten  steigt  der  kühne  Mensch 
herauf,  um  durch  des  Geistes  Kraft  die  todte  Materie  zu  überwinden, 
und  dem  geheimnissvollen  Höhendrange  folgend,  sich  als  den  Herrn 
der  Schöpfung  zu  beweisen.  — 

Doch  selbst  in  diesem  Steingewirre  schlummert  Leben.  Mil- 
lionen Flechten  breiten  ihre  Kruslenscheiben  über  das  Granitgestein, 
und  was  von  weitem  todl  erschien,  das  lebt;  auf  wunderliche 
Weise  erscheint  jedweder  Block  in  gelber,  rother,  blauer,  brauner, 
grauer  oder  schwarzer  Farbe,  manchmal  finden  wir  mit  Mühe  ein 
Plätzchen  auf,  wohin  das  schnelle  Leben  nicht  gedrungen,  —  doch 
fehlt  fast  gänzlich  alles  Grün,  und  scheint  die  dürre  Kruste  eher 
Siein  zu  sein,  als  Pflanze. 

Noch  anderes  Leben!  Nicht  immer  thürmen  sich  die  Blöcke, 
so  dass  man  mühsam  auf-  und  abwärts  kletternd  sich  hindurch 
zwingt.  Gar  nicht  selten  findet  sich  ein  Plätzchen,  wo  nur  einzelne 
Blöcke,  oder  flache,  erdüberzogene  Steine  sich  angesiedelt.  Da 
gibts  auch  Blüthenpflanzen,  freilich  zumeist  zwergige  oder  rasen- 
bildende Gewächse,  die  durch  Gestalt  und  Farbe  wenig  geeignet 
sind,  das  müde  Auge  zu  erquicken.  So  kann  man  ausser  den  zuvor 
genannten,  überall  gemeinen  Grasern  und  dem  „Speik"  noch  er- 
wähnen die  schon  vom  Scheiplsee  an  sehr  häufige  Calamagrostis 
Halleriana  DC,  ferner  die  sehr  gemeine  Agrostis  rupestris  All., 
Aira  caespitosa  und  die  seltenere  flexuosa  L.  var.  montana,  Carex 
curvula  All.  und  die  ebenso  häufige  fuliginosa  Schk.,  Festuca 
heterophylla  Lam.  v.  nigrescens,  Festuca  Halleri  God.,  Poa  laxa 
Haenke,  Luzula  spicata  DC,  und  einige  Kompositen,  Gnapha- 
äum  supinum,  Homogyne  alpina  Cass.,  Leontodon  pyrenaicus, 
Goun.,  Hieracium  alpinum,  das  einem  grossköpfigen  Zwerge  gleicht, 
selten  Arnica  montana  uud  Taraxacum  ofßcinale  W,i  gg.  xiuch 
vereinzelt  Gymnadenia  albida  Rieh.,  Gentiana  excisa  Prsl.  und 
Chaerophyllum  Villarsii  Kch.  —  An  den  dürren  Stellen  und  auf 
Felsen  wohnte  noch,  mit  Laubflechten  vereint,  Salix  retusa,  Em- 
petrum  nigrum,  Arctostaphylos  alpina  Spr.,  Azalea  procumbens, 
Sedum  repens,  Sempcrcicum  montanum.  Silene  Pumilio  Wulf,  und 
sehr  zerstreut  die  unten  am  Vorberge  gefundenen  Primeln,  Glocken- 
blülhler  und  Kompositen. 

Dies  zusammen  macht  freilich  eine  nicht  unbedeutende  Zahl 
aus,  und  ein  Fleck  Erde,  von  ihnen  übergrünt,  würde  kaum  ver- 
fehlen einen  günstigen  Eindruck  zu  machen,  trotz  der  geringen 
Blumenentwicklung;  aber  diese  Gebilde  stehen  nur  seilen  in  grös- 
serer Menge  beisammen,  zu  ihrer  Erreichung  muss  manches  Slein- 
feld  überklettert,  mancher  Hügel  erklimmt  und  manche  Kontusion 
erlitten  werden,  so  dass  der  geringe  Erwerb  in  keinem  Verhält- 
niss  steht  zur  angewandten  Müiie.  Ob  auch  Tausende  von  Individuen 
zwischen  den  Granitblöcken  zerstreut  sind,  sie  vermögen  es  durchaus 
nicht,  den  düsleren,  man  könnte  sagen,  unheimlichen  Charakter 
dieser  Hochalpen-YVildniss  zu  benehmen. 


248 

Und  dennoch  fehlt  es  auch  hier  nicht  an  frohen  Gesichten, 
schaut  man  auch  hier  Anklänge  an  seine  Heimath,  das  grüne  Tiefland. 
An  den  beiden  Gränzmauern  der  Steinschlucht  ziehen  sich  hie 
und  da  lieblich  grünende  Streifen  weit  hinauf,  bis  das  steile  Ge- 
stein ein  ferneres  Eindringen  verhindert.  Gewöhnlich  dehnt  sich 
unterhalb  ein  kleineres  oder  grösseres ,  manchmal  bedeutendes 
Schneefeld  aus,  das  selbst  in  den  heissesten  Sommern  nicht  ver- 
schwindet; in  rauhen  Jahren  reicht  es  freilich  weit  hinauf,  und 
macht  die  meisten  dieser  Oasen  unsichtbar.  Oft  umhüllt  die  Schnee- 
decke nicht  fruchtbare  Erde,  sondern  dürres  Gestein  und  im  Sommer 
1868,  welcher  dem  winterlichen  Kleide  besonders  heiss  zu  Leibe 
ging,  waren  grosse  Granitblöcke  frei  geworden,  welche  durch  ihre 
glanzende  flechtenlose  Erscheinung  bewiesen,  dass  sie  nur  äusserst 
seilen,  oder  nie  das  Sonnenlicht  geschaut.  Im  oberen  Theile  der 
langen  Schlucht  waren  Oasen  und  Schneefelder  besonders  häufig, 
am  Fusse  derselben  sammelten  sich  die  Zuflüsse  zu  kleinen  Bächen 
oder  Lachen;  auch  ein  nicht  unbedeutender,  länglich  viereckiger 
See  am  Grunde  der  rechten  Mauer,  verdankt  ihnen  sein  Dasein. 
Wie  an  den  feuchten  abgeschmolzenen  Rändern  der  Schneedecken, 
so  blühen  auch  an  den  Bächen  und  Wasserbecken  manche,  schön- 
gefärbte Blumen.  Vor  allen  zeigte  sich  in  Menge  Aconitum  Koel- 
leanum  Rchb.,  von  dem  nahestehenden,  in  tieferen  Regionen  ge- 
meinem tauricum  W  u  1  f. ,  durch  kahle  Staubgefässe  und  veränderte 
Blattform  leicht  unterschieden.  Seine  Grösse  betrug  kaum  zwei 
Fuss,  sein  Stamm  war  bis  über  die  Mitte  gänzlich  blattlos.  Mit  ihm 
vereint  erschien  zahllos  Cirsium  spinosissimum  Scop.,  das  mit 
seinem  saftigen  Grün  alle  Oasen  besetzte.  Saxifraga  stellaris 
bildete  dichte  Rasen,  Geam  montanum  stand  nicht  selten  auf  der 
feuchten  Erde,  und  Arenaria  biflora  kroch  weit  umher.  Ausserdem 
sehr  gemein  Chrysanthemum  alpinum,  Soldanella  pusilla,  Gnapha- 
lium  supinum,  Geum  rivale  und  Luzula  spadicea  D  C. 

Jetzt  ist  das  innerste  Ende  der  Schlucht  erreicht;  von  hier  aus 
sind  nur  wenige  Minuten  bis  zur  Sattelhöhe.  Auf  diesem  Punkte 
ist  es,  wo  ich  bei  meiner  ersten  vollständigen  Besteigung  i.  J. 
1867  zwei  äusserst  interessante  Pflanzen  entdeckte,  die  eine  war 
das  purpurblühende  Cirsium  Cervini  Koch;  nach  Reichenbachs 
Fl.  D.  1853,  wo  es  als  Cirsium  purpureum  AU.  b.  Cervini  aufge- 
führt wurde,  ist  der  einzige  Standort  in  der  Schweiz:  Zermatt 
Thomas.  Es  wäre  also  neu  für  Oesterreich  und  Deutschland.  Das- 
selbe stand  unter  einer  Menge  von  Cirsium  spinosiss.,  der  zweite 
Stammvater  jedoch  Cirs.  heterophyll  All.,  war  nirgends  zu  schauen. 
Er  blieb  tief  unten,  an  Ackerrainen  um  Hohentauern  zurück.  — 
Die  zweite  sehr  willkommene  Pflanze  war  Myosotis  variabilis,  die 
bisher  zwar  auch  auf  der  Tauernkette,  aber  tief  unten  an  einem 
Waldbache  ob  Lorenzen  zwischen  der  Pfarrerhub  und  Bacheralm 
gefunden  wurde.  Hier  stand  sie  höchstens  2—300  Fuss  unter  der 
Spitze  zwischen  den  Cirsien,  ganz  an  Grösse  und  Gestalt  den 
Waldbewohnern    gleich,    in    ziemlicher   Menge.    —    Diesmal    aber 


249 

waren  beide  ausgeblieben,  wahrscheinlich  in  Folge  der  grossen 
Hitze;  dessungeachtet  war  der  ganze  Anhang  bis  zur  Höhe  des 
Sattels  dicht  mit  Gewächsen  besäet,  leider  schon  genannten.  Nun 
fand  ich  eine  kleine  Euphrasia  offic.  mit  reinweissen  Blüthen  und 
die  häufig  auftretende,  sonst  sehr  seltene  Cardamine  alpina  W. 

Vom  Sattel  auf  die  Höhe  bedurfte  es  kaum  eine  Viertelstunde. 
Der  Kante  entlang  begleitete  mich  noch  eine  Weile  die  grüne 
Decke,  dann  mehrten  sich  die  Blöcke  und  die  Flora  beschränkt«; 
sich  auf  die  Ritzen  und  vereinzelten  Humuslagen.  Neue  Bürger 
tauchten  auf:  Eine  Saxifraga  bryoides,  Phyteuma  pauciflorum,  Si- 
lene  acaulis,  excupa  (in  Frachten),  Aronicum  Clusii  Koch,  Saxi- 
fraga moschata  Wulf.,  a.  compacta  ß.laxa  und  zuletzt  Cerastium 
latifolium.  Dazu  noch  die  bekannte  Sile/te  Pumilio,  Sedum  repens 
und  gemeine  Gräser:  Festuca  can'aHnk.,  Avena  versicolor  Vi  11., 
Luzula  spicata  DC,  Poa  laxa  Haenke. 

Auf  der  breiten  Spitze  stand  eine  vierseitige,  theilweise  mit 
Latten  lose  verschlagene  Triangulirungspyramide.  Weit  mag  der 
Blick  von  dieser  Höhe  (7731')  über  Gottes  schöne  Erde  reichen, 
denn  in  der  Runde  beugt  sich  alles  vor  dem  grossen  Bösenslein. 
Mir  wars  leider  nicht  vergönnt,  seine  Genüsse  zu  erproben.  So 
oft  ich  ihn  ersteigen  wollte,  trübte  sich  der  Himmel  und  auf  halbem 
Wege  musste  ich  umkehren.  Einmal  blieb  ich  in  den  „Kolhhülten" 
über  Nacht,  um  Tags  darauf  den  Stieg  zu  vollenden,  —  der  Morgen 
kam  und  alle  Höhen  deckte  frischer  Schnee.  Nur  der  Stieg  vom 
vorigen  Jahre  (1867)  gelang,  doch  langte  ich,  in  dichtem  Nebel 
im  Hochlhale  an  und  auf  der  Höhe  begrüsste  mich  ein  Hagelschauer. 
Auch  diesmal  wogten  graue  Nebel  auf  allen  Höhen,  —  kaum  dass 
ich  bisweilen  aussehen  konnte  auf  die  umschleierten  Nebenberge, 
der  Wind  bot  alles  auf,  mich  meines  Hutes  zu  berauben,  und  ich 
zog  es  vor,  eilends  wieder  hinabzusteigen,  und  mit  meinem  unten 
gebliebenen  fusskranken  Begleiter  in  die  Tiefe  zu  ziehen.  Es  war 
etwa  5  Uhr,  und  um  10  Uhr  zogen  wir  von  tiefem  Dunkel  umhüllt, 
in  Hohentauern  ein,  und  sassen  beim  Wirth  zu  Gaste. 

Bequemer  ist  es  ob  dem  Scheiplsee  sich  nach  rechts  zu 
wenden  und  der  sanftaufsteigenden  Kante  entlang  dem  Gipfel  zu- 
zustreben. Die  Abhänge  sind  sehr  üppig  begrast,  manche  der 
Thalschlucht  fremde  Bürgen  wohnen  daselbst,  manche  dort  fehlende 
wohnen  wieder  in  der  Thalschlucht,  manche  sind  beiden  gemeinsam. 

Die  Abhänge  beherbergen:  Agrostis  rupestris  gemein,  Ses- 
leria  disticha  bis  über  7000',  Agrostis  alpina  Scp.,  Festuca  varia 
6 — 7000'  gem.,  Festuca  pumila  Vi II.  Auf  den  höchsten  Abhängen 
weit  seltener,  Fest.  Halleri  Gd.,  häufig,  ebenso  Fest,  heter.  v. 
nigrescens  (Lam.),  Avena  versicolor  Will.  ,Aira  flex.  v.  montana, 
Carex  fuliginosa  65 — 7000',  sempervirens  auf  Felsen,  Luzula  spi- 
cata v.  nigricans  Des v.,  Juncus  trifidus,  Salix  relusa,  Arctosta- 
phylos  alpina  von  6000'  an,  Poa  laxa  Hnk.  6—7784',  Senecio  car~ 
niolicus  W.  6000 — 7000',  Chrysanthemum  alpinum  von  6000—7784', 
Leontodon  pyrenaicus  Goun.,  Gnaphalkan  supinum,  Aronicum  Clusii 


250 

Koch  bis  7500',  Hypochoeris  helcetica  Jcq. ,  Hieracium  alpinum, 
angustifoitum  Hpp.,  ziemlich  zerstreut,  Sedum  repens,  Phyteuma  he- 
misphaericum,  pauciflorum.  Bei  der  höchsten  Spitze ,  Campanula 
alpina,  Silene  Pumilio,  Cerastium  latifolium  von  6500'  an,  Saxi- 
fraga  bryoides  65—7780',  moschata  Wulf.,  ct.  comp.  ß.  laxa  bei 
der  höchsten  Spitze  Geum  montanum,  Cliaerophyllum  Villarsii  K eh. 
über  7000%  Pedicularis  asplenifolia.  Dryas  octopetala,  Azalen 
procumbens,  Primula  minima  6  —  7700'  und  wahrscheinlich  noch 
andere. 


Correspoudenz. 

Turn-Severin  (Wallachei),  am  30.  Juni  1870. 
Seitdem    ich  das   letztemal  von  mir  zu  hören  gegeben,  habe 
ich  prachtvolle  Entdeckungen  gemacht.  —  Ich  zog  von  Plavische- 
vitza    nach    Svinicza,  von  da  in  die  Herkulesbader,  dann  nach  Or- 
sova,  wo  ich  noch  immer  verweile,  und  von  wo  ich  heute  zum  dritten- 
mal hieher  excursirte.     Momentan    fallen    mir  nicht  einmal  alle  für 
das   Banat   neuen  Funde  ein;  ich  gebe  Ihnen  nur  folgende  an:  Pu- 
Ucaria   lusitanica    im    Kazanthale;  Erianthus  striclus,  Avena  com- 
pressa,    Colchicum  neapolitanum    bei  Svinicza;  Hieracium  sparsum 
Friv.,    Triticum   panormitanum    und     Crucianella    angustifolia     am 
Treszkoväcz;  —  an    der    Grenze    hieher    entdeckte   ich  am  22.  d. 
M.    eine    Thapsia  -  Art,    die    ich    Thapsia  glabra    nenne.     Dieses 
Umbelliferengenus    war    bisher    aus  Osteuropa    gar    nicht  bekannt. 
—  Bei    den    Herkulesbädern    fand   ich  einen  herrlichen  Crataegus, 
dessen   Früchte    man    eher    für  die  einer  Rosa  halten  kann.     Ich 
heisse  ihn  Cr.  rosaeformis.     Knapp  an  unserer  Grenze,  aber  nicht 
auf  unserem  Gebiete  kommen  hierin  der  Wallachei  vor:  Scutellaria 
pallida,  Dianthus  pinifolius,    Gypsophila  compressa,  Jasione  Held- 
reichii  (die  echte  Art  dieses  Namens  nicht  zu  verwechseln  mit  der 
von    mir    am    Treszkoväcz    entdeckten    früher  dafür  gehaltenen  J. 
Jankae  Neilreich.     Alle  diese  Pflanzen  wachsen  um    die  Thapsia 
herum,  aber  nur  letztere  kommt  davon  auf  unserem    Gebiete    un- 
terhalb der  Allion  vor.     Ich    traf    sie  bloss    mit    reifen    Früchten. 
Noch    kann    ich   Ihnen    einige    in    pflanzengeographischer   Hinsicht 
wichtige    Nachrichten    mittheilen :    Alyssum   saxatile    des    unleren 
Donaulhaies  ist  alles  A.  Orientale,  —  und  Alyssum  edentulum  nicht 
synonym  mit  A.  gemonense  oder  A.  petraeum  And.  sondern  iden- 
tisch mit  Vesicaria  microcarpa  Vis.,  wesshalb  die  Pflanze    V.  eden- 
tula    zu    heissen    hat.  —  Ich    hätte    noch    über   so    manchen  Fund 
zu    berichten,   aber  ich  schreibe  aus  dem  Stegreif  im  Wirthshause 
in  aller  Eile.  Janka. 

Innsbruck,  am  14.  Juli  1870. 
Meine  in  Nr.  3  dieser  Zeitschrift  S.  69   ausgesprochene  Ver- 
muthung,  dass  das  von  mir  im  Jahre  lö56  auf  den  Quarzitporphyr- 


251 

bügeln  bei  Sluhlweissenburg  häufig  beobachtete  Sempercirutn  das 
Sempervivum  assimile  Schott  sei,  hat  sich  nun  bestätiget.  Kürz- 
lich erhielt  ich  nämlich  durch  Dr.  Tauscher  von  dem  angege- 
benen Slandorte  zahlreiche  lebende  Exemplare  dieses  Sempervi- 
DMwzugesendetund  dieselben  stimmen  mit  lebenden  Originalexemplaren 
des  Semp.  assimile  Schott  auf  das  genaueste  überein.  Desgleichen 
gehört  das  in  der  Pilisgruppe  von  Grün  dl  angegebene  „Semper- 
vimim  tectorum",  wie  ich  a.  a.  0.  vermuthete,  zu  S.  assimile 
Schott.  Exemplare  dieses  Sempervivum,  welche  Herr  Pfarrer 
Grundl  mir  heuer  zu  senden  die  Güte  hatte  und  die  er  auf  dem 
grossen  Wachtberge  bei  Gran  sammelte  ,  stimmen  mit  der 
Schott'schen  Pflanze  in  allen  Stücken  vollkommen  überein.  —  Es 
ist  mir  sehr  wahrscheinlich,  dass  auch  das  am  Haglersberge  am  Neu- 
siedlersee wild  vorkommende  „Sempervivum  tectorvm"  Neilr.  FL 
N.  Oe.  S.  655  zu  Semp.  assimile  Schott  gehört.  —  Auf  einer  kürz- 
lich ausgeführten  botan.  Excursion  fand  ich  auf  dem  sogenannten 
Gleiserjöchel  bei  Innsbruck  einen  sehr  hübschen  Bastart  aus  To- 
fjeldia  borealis  und  Tofjeldia  calyculata.  Kern  er. 

Triest  am  15.  Juli  1870. 
Sie  werden  wohl  die  traurige  Nachricht  von  dem  am  25.  Mai 
zu  Singapore  durch  Selbstmord  slattgefundenen  Tode  des  Marine- 
Arztes  Dr.  Emanuel  Weiss  vernommen  haben.  Zu  diesem  verzwei- 
felten Entschlüsse  ward  er  durch  heftige  AfFektionen  und  Störungen 
der  Gehirnorgane,  die  sich  bis  zum  Wahnsinne  steigerten,  gebracht. 
Schon  im  Jahre  1867  nach  der  Sommerkampagne  in  der  Levante 
machte  er  einen  Selbstmordversuch  durch  Gift,  welcher  damals 
durch  energische  und  schnell  angewandte  Miltel  überwunden  wurde. 
Diesmal  bediente  er  sich  eines  Revolvers  und  erreichte  besser 
den  Zweck.  Es  ist  Schade  um  ihn:  er  war  ein  trefflicher  Mensch, 
und  ein  eben  so  eifriger  Sammler,  als  scharfer  und  genauer  Be- 
obachter. Tommasini. 

Innsbruck  den  21.  Juli  1870. 
In  Nr.  5  dieser  Zeitschrift  zählte  Dr.  Celakovsky  als  Fund- 
orte des  Rhinanthus  angustifolius  Gmelin.  in  Oesterreich:  Böh- 
men, Mähren  und  Steiermark  auf;  in  Tirol  würde  also  derselbe 
nicht  vorkommen;  allein  schon  Hausmann's  Flora  gibt  ihn  an 
verschiedenen  Stellen  an,  wobei  freilich  nicht  gewiss  ist,  ob  hier- 
runter  auch  die  echte  Pflanze  der  Celakovsky'schen  Auseinan- 
dersetzung gemeint  sei.  Dafür  habe  ich  aber  nunmehr  einen  völlig 
sichern  Standort  in  nächster  Nähe  Innsbrucks  entdeckt,  es  ist  dies 
die  Innau  unter  der  Gallwiese,  wo  ich  den  bezeichneten  Rhinanthus 
in  ziemlicher  Menge  antraf.  Noch  habe  ich  über  den  R.  aristatus 
Einiges  zu  bemerken.  Von  diesem  sagt  Dr.  Celakovsky,  dass  er 
immer  mit  ungefärbten  Kelchen  vorkomme;  er  erklärt  ihn  für  den 
frühern  alpinus  der  Alpen,  was  ich  auch  nach  meinen  Exemplaren 
—  sie  sind  am  Sonnenwendjoch  bei  Rattenberg  gesammelt,  —  als 
richtig  befinde.  Allein  ich  kann  mich  gut  erinnern,  den  Koch'schen 


252 

alpinus  z.  B.  auf  den   Alpenwiesen   der  Saile    dahier   mit  schwarz 

gestrichelten  Kelchen   und  Deckblättern  gesehen   zu  haben.    Diese 

Färbung  scheint  also  doch  beiden  Hahnenkammarten  zuzukommen, 

ausser  es  müsste  die  von  mir  gesehene  Pflanze  der  wahre  alpinus 

des  obigen  Autors   sein  und  somit  auch  in  den  Alpen  vorkommen, 

was  mir  aber  nicht   wahrscheinlich  ist    Bei  meiner    neuen  Carex- 

Spezies  habe  ich  durch  Versehen  2  Schreibfehler  gemacht:  Anstatt 

brachyhynchn  ist  brachyrhyncha    und    anstatt   radix   subrepens   ist 

radix  stolonifera  zu  setzen.  Die  geognoslische  Unterlage  ist  Kalk. 

Karl  Gsaller. 
»*x~ 

Personalnotizen. 

—  Dr.  Ludwig  Raben  hör  st  in  Dresden  wurde  die  einem 
Deutschen  nur  selten  zukommende  Auszeichnung  zu  Thwil-,  dass 
die  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Paris  ihm  in  ihrer  Sit- 
zung am  11.  Juli  für  seine  „Flora  europaea  Algarum"  den  Preis 
Desmazieres  zuerkannt  hat. 

—  B.  Auer swald,  Oberlehrer  in  Leipzig,  einer  unserer  er- 
sten Mykologen  ist  im  besten  Mannesaller  einer  Lungenschwindsucht 
erlegen. 

—  Dr.  Robert  Rauscher  ist  von  Wien  nach  Linz  bleibend 
übersiedelt.  Die  Wiener  Botaniker  verlieren  an  ihm  einen  ebenso 
treuherzigen  als  thätigen  Gefährten,  dessen  Entfernung  ihnen  um 
so  empfindlicher  sein  wird,  als  viele  Jahre  regen  wissenschaftlichen 
Zusammenlebens  den  gesellschaftlichen  Verkehr  mit  ihm  zu  einem 
liebenswürdigen  Bedürfniss  machten. 

—  P.  Vinzenz  Tolter,  in  früheren  Jahren  einer  der  thätig- 
sten  Botaniker  Wien's,  ist  am  12.  Juli  in  einem  Alter  von  76 
Jahren  gestorben. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaf- 
ten am  19.  Mai  überreichte  Prof.  Dr.  Konstantin  Freih.  v.  Ettings- 
hausen:  „Beiträge  zur  Kenntniss  der  fossilen  Flora  von  Radoboj." 
Der  Verfasser  hat  während  eines  mehrwöchentlichen  Aufenthaltes 
in  Radoboj  eine  grosse  Ausbeute  an  fossilen  Pflanzen  gemacht.  Die 
fossile  Flora  von  Radoboj  zählt  bis  jetzt  295  Pflanzenarien.  Die- 
selben stammen  von  sehr  verschiedenen  Standorten  her.  7  Algen 
und  2  Najadeen  waren  Bewohner  des  Meeres;  eine  Chara,  eine 
Salvinia,  ein  Potamogeton^  zwei  Typhaceen,  eine  Haloragee  zeigen 
eine  Süsswasserflora,  zwei  Equiseten,  ein  Juncus,  ein  Ledum,  eine 
Andromeda  zeigen  eine  Sumpfflora  an.  Die  zahlreichen  Festland- 
gewächse lassen  sich  abermals  nach  verschiedenen  Bezirken  grup- 


253 

piren.  Die  Palmen,  Artocarpeen,  einige  Arten  von  Ficus,  Apocina- 
eeen,  Sapotaceen,  Ebenaceen,  Bombaceen ,  Malpighiaceen  ,  die 
Engefhardtia,  Combretaceen  und  Melastomaceen  bildeten  eine  Thal- 
vegetation von  rein  tropischem  Charakter.  Die  Arten  von  Pinus, 
Betula,  Fagus,  Ostrya,  Carpinus,  Ulmus,  Populus,  Clematis,  Acer 
deuten  auf  eine  Gebirgsflora  hin.  Dazwischen  lagen  die  Standorte 
einiger  Laurineen,  Magnoliaceen,  Slyraceen,  Oleaceen,  Celaslrineen, 
Ilicineen,  Anacardiaceen  und  Rhamneen,  welche  theils  subtropischen, 
theils  wärmeren  gemässigten  Arten  der  Jetztwelt  entsprechen. 
Unger  hielt  die  fossile  Flora  von  Radoboj  für  gleichzeitig  mit  den 
Floren  der  aquitanisehen  Braunkohlenformation.  Der  Verfasser 
liefert  jedoch  den  Nachweis,  dass  die  Flora  einem  höheren  geo- 
logischen Horizonte  angehört  und  mit  der  Flora  von  Priesen  bei 
Bilin  die  meiste  Uebereinstimmung  zeigt. 

—  Die  botanische  Sektion  der  schlesischen  Gesellschaft 
für  vaterländische  Kultur,  hatte  in  ihrer  Sitzung  vom  13. 
Januar,  resp.  24.  März  c,  beschlossen,  den  26.  Mai  eine  ausser- 
ordentliche Sitzung  im  Bahnhof  zu  Königszelt  zu  veranstalten,  in 
der  Hoffnung,  eine  Gelegenheit  zu  näherer  persönlicher  Bekannt- 
schaft und  engerer  wissenschaftlicher  Verbindung  mit  den  botani- 
schen Kollegen  in  der  Provinz  zu  bieten.  Der  im  Namen  der  Sektion 
von  dem  Präses  der  Gesellschaft,  Geheimrath  Prof.  Goeppert,  und 
dem  Sekretär  der  Sektion,  Prof  Cohn,  ausgegangenen  Einladung 
entsprechend  hatten  sich  mit  den  Morgenzügen  der  Breslau-Frei- 
burger Bahn  50  Freunde  und  Gönner  der  Botanik  eingefunden. 
Unter  den  25  Theilnehmern  aus  Breslau  befanden  sich  ausser  den 
Mitgliedern  der  botanichen  Sektion  mehrere  Professoren  der  Uni- 
versität, Aerzte  und  Apotheker  Breslaus,  während  die  25  Theilnehmer 
aus  der  Provinz  von  den  Orten  Waldenburg,  Reichenbach,  Schweid- 
nitz,  Striegau,  Jauer,  Steinau,  Saarau,  Liegnitz,  Sproltau,  Neisse 
etc.  eingetroffen  waren.  Mit  besonderer  Freude  wurde  anerkannt, 
dass  die  mit  der  schlesischen  Gesellschaft  in  stetem  innigem  Ver- 
kehr stehende  Lausitzer  naturforschende  Gesellschaft  in  Dr.  Peck 
und  Dr.  ßöttger  ihre  Vertreter  gesendet  hatte.  Nach  allseitiger 
Begrüssung  wurde  in  dem  Restaurationssaale  des  Bahnhofes  zu 
Königszelt  die  Sitzung  um  8  Uhr  Vormittags  durch  eine  Ansprache 
des  Geheimrath  Goeppert  eröffnet  und  von  demselben  auf  den 
schon  lange  bestehenden  innigen  Verkehr  der  korrespondirenden 
Mitglieder  mit  der  Sektion,  sowie  auf  die  hoffentlich  alljährlich  von 
nun  an  wiederkehrende  Erweiterung  derselben  durch  Wanderver- 
sainmlungen  hingewiesen.  Hierauf  wurden  auf  den  Antrag  Goe  pper  ts 
Kreisgericlils-Direcktor  Peck  (Schweidnitz)  zum  Präses  und  Fa- 
brik-Direktor Winkler  (Giesmannsdorf  bei  Neisse)  zum  Vizepräses 
mit  allgemeiner  Akklamation  erwählt.  Das  Sekretariat  übernahm 
Dr.  Engler  (Breslau).  Die  Reihe  der  Vorträge  eröffnete  Forst- 
meister Tramnitz  (Breslau)  durch  Mitteilungen  über  Geschichte, 
Grösse  und  Zusammensetzung  des  nahegelegenen,  zur  königlichen 
Olierförslerei  Zobten   gehörigen  Zedlilzbusches,  der  als  Mittelwald 


254  ^  ~    - 

mit  Eichen  als  Oberholz,  HaselnrLinden,  Erlen  und  andern  Weich- 
hölzern als  Unterholz   bewirtschaftet  wird.    Hervorgehoben  wurde 
die  nach  der  bisherigen  Methode  des  Abtriebs  stets   vergeblich  er- 
strebte Rekrutirung  des  Oberholzes,   welche   erfolglos   blieb,  weil 
die  zu  Oberbäumen  geeigneten  Holzarten,  meist  Lichtpflanzen,  im 
Schatten  des  vorhandenen  Oberstandes  nicht  gedeihen.    Es  wurde 
auf  ein  neues  Verfahren  aufmerksam  gemacht,  auf  förmlichen  Kahl- 
schlägen  von  2 — 8  Morgen   Grösse   die   edlen   Hölzer,   namentlich 
Eichen,    als   künftige   Oberbäume    des    Mittelwaldes    nachzuziehen. 
Lehrer  Zimmermann  (Striegau)  gab  Mittheilungen  über  die  nie- 
dere Vegetation  dieses  interessanten,  von  der  Polsnitz  bewässerten 
Waldes.    Dr.  Hüttig  (Schweidnitz)  machte  eine  Mittheilung   über 
den  Standort    des    Asplenium    adulterinum    Milde    am   Kötsehen- 
berge.  Direktor  Peck  (Schweidnitz)   sprach  über   die   Vorzüglich- 
keit  von  Gillerpressen  und  über  einige  interessante  Pflanzenformen 
der   Schwcidnitzer  Flora,    bei   welcher   Gelegenheit,   auch   Lehrer 
Gerhard  (Liegnitz)  von  ihm  gemachte  Beobachtungen  berichtete. 
Apotheker  Pfeiffer  (Steinau)  legte  interessante  Monstrositäten  von 
Geum  rivale  vor.  Prof.  Colin  (Breslau)  verlas  einen  soeben  einge- 
troll'enen  Brief  des  Privatdozenten  Dr.  As  cherson  (Berlin),  welcher 
bedauerte,  nicht  selbst  an  der  Versammlung  theilnehmen  zu  können 
und    die    Gründung    einer    Deutschen    botanischen    Gesellschaft    in 
Anregung  brachte,  auch  zu  der  in  den  Pfingsttagen  in  Berlin  statt- 
findenden   Versammlung    des   Botanischen    Vereins    für    die    Mark 
Brandenburg,  wo  über  diese  Angelegenheil  Beschluss  gefasst  werden 
soll,  einlud.    Die   Herren  Cohn,  Peck  und  Goeppert  empfahlen 
den  Mitgliedern,  den  Vorschlag   im  Auge  zu  behalten   und  zu  un- 
terstützen,   sobald    ein    bestimmtes    Programm    erscheinen    würde. 
Sodann  hielt  Prof.  Cohn  einen  Vortrag   über  Krankheiten  der  In- 
sekten, welche  veranlasst  werden  durch  Pilze,  die  in  ihrem  Körper 
auf  Kosten   des    Bluts    und   der  Eingeweide   sich   entwickeln.    Von 
den  anderwärts  besonders   in   neuester  Zeit  studierten  Fällen   sind 
in  Schlesien   bis  jetzt   erst   wenige   beobachtet  {Empusa   auf  Stu- 
benfliegen, und  anderen  Dipteren,  auf  Jassus,  auf  den  Raupen  und 
Puppen  von  Euprepia  aulica,  hier  schon  1844  von  Assmann  be- 
schrieben; Panhistophyton  der  Seidenraupen;  einige  Isarien),  wäh- 
rend   andere   Arten    (echte  Muscardine    durch   Botrytis   Bassiana, 
Isaria  farinosa,    Cordyceps),   obwohl   sicher   bei   uns    vorhanden, 
doch  noch  nicht  erkannt  sind.   Höchst  wahrscheinlich  gibt  es  auch 
noch    viele    bisher    wenig   oder  gar  nicht  untersuchte  Typen   von 
Insektenpilzen;   einen   solchen  hat  Vortragender  als  Tarichium  be- 
zeichnet,   der    durch   Bildung  von   grossen   schwarzen   Sporen   im 
Innern    des    Thieres    charakterisirt    ist.    {Tarichium   megaspermum 
bei   Erdraupen,   T.  sphaerospermum  bei  Kohlraupen  T.   Aphidis   in 
Blattläusen.)    Vielleicht  ist  Tarichium  nur   eine  zweite  Fruchtform 
der  Gattung    Empusa    mit    Dauersporen.    Vortragender    bittet    um 
Mittheilung  von  Raupen,  Puppen,  Schmetterlingen   und  andern  In- 
sekten,  welche  im  Winterlager,   Moos,  Erde   etc.   durch   äusseren 


255 

Schimmelanflug,  Pilzauswüchse  oder  mumienarlige  Yerschrumpfung 
als   pilzbefallen   sich    anzeigen,   untl   ersucht   namentlich   die  Ento- 
mologen, Forstmeister  und  Bienenzüchter  um  Unterstützung  seiner 
Untersuchungen.    Dr.  Stenzel  (Breslau)  hielt  einen  Vortrag  über 
den  Bau  der  Schuppenblätter  vou  Lathraea  Squaniaria  unter  Vor- 
lage  von  Zeichnungen  zur  Erläuterung   ihrer   bisher   noch    unvoll- 
ständig erkannten  Organisation.    Dr.  Engler  (Breslau)  hielt  einen 
Vortrag    über   den  gegenwärtigen  Stand   der  Kennlniss    der   sehle- 
sischen    Phanerogamen    und    Gefässkryptogamen ,    sowie    über    die 
Aufgaben,  welche  sich   die   schlesische   Floristik  jetzt   und   in   den 
künftigen  Jahren  zu   stellen   habe.    Als  Ergebniss  einer  Schätzung 
der  bis  jetzt  in  Schlesien  bekannt  gewordenen  Pbanerogamen  und 
Gefässkryptogamen  wurde  die  Zahl  von  1441  wirklich  einheimischen 
und  auf  natürlichem  Wege  aus  den  Nachbarländern  eingewanderten 
Arten    angegeben.     Somit  sind    seit   dem    Erscheinen    der    letzten 
Auflage   von  Wimmer's  Flora   von  Schlesien  82   neue  Arten  be- 
kannt geworden,    um   deren   Nachweisung    neben    vielen    anderen 
sich    namentlich   v.   Uechtritz   jun.    verdient    gemacht    hat.    Der 
Vortragende  wies  ferner  darauf  hin,   dass   trotz   der   erfolgreichen 
Forschungen   der  letzten  Jahrzehnte  noch   eine   Anzahl   Aufgaben 
zu  lösen  sei,    ehe   mit   einem   allen   wissenschaftlichen  Ansprüchen 
genügenden  und  eine  Art  Abschluss  gebenden  Werke  vorgegangen 
werden  könne.    Vor  Allem  sei  zu  berücksichtigen  der  Zusammen- 
hang ,   in   welchem   unsere  gegenwärtige  Flora  mit  der  der  vorhi- 
storischen Epochen  stehe,  sei  anzustreben  eine   möglichst  genaue 
Vorstellung  von  den  Verbreitungsbezirken  der  einzelnen  Arten  und 
eine  Feststellung  einzelner  Florengebiete.   Diese  Ziele  können  er- 
reicht   werden   durch   eine    sorgfältige   Kontrollirung  früherer  un- 
sicherer Angaben  und  durch  Bekanntmachung  recht   vieler  Lokal- 
floren.   Hierauf    wurden    diejenigen   Theile    Schlesiens    bezeichnet, 
deren  botanische  Durchforschung  noch  vorzunehmen  sei  und  hierbei 
diejenigen  Arten  der  benachbarten  märkischen,  lausitzer  und  mäh- 
rischen   Gebiete    erwähnt ,    deren    Nachweisung    auf    schlesischem 
Territorium  noch  zu  erwarten   sei,   auch    wurden    eine   Reihe   von 
Pflanzenarten,  welche  sich  dem  Auge  des  weniger  sorgfältig  beob- 
achtenden   Forschers     leicht    entziehen,    sowie    mehrere    Genera 
eingehender   Beachtung   empfohlen.    Obergärtner   Stein   (Breslau) 
forderte  die  Anwesenden  zur  Betheiligung  an  dem  schles.  Tausch- 
verein auf  und  verlheilte  dessen  Statuten.  Dr.  S  chröter  (Breslau) 
berichtete  über  eine  Krankheit,  durch  welche  eine  der  Hauptzierden 
des  Breslauer  botanischen  Gartens,   der   schöne   6ästige  Pandanus 
odoratissima  vernichtet  worden  ist.    Dieselbe   ist   veranlasst  durch 
Neetria  Pandani,  einen  Pilz  aus  der  Abtheilung  der  Kernpilze,  dessen 
Gonidien-    und    Akrosporenfrüchte    auf   dem    kranken    Stamme    in 
grosser  Fülle   gefunden   werden.   Erstere   bilden   schwarze  Keulen, 
Letztere  orangenrothe  Krusten.  —  Von  der  vielfach  beschriebenen 
und  gefürchteten  Kernfäule   der  Pandanus  ist  die  neue  Krankheit 
nicht  nur  durch  das  Auftreten  des  Pilzes,  sondern  auch  durch  ihren 


25G 

ganzen  Verlauf  verschieden.  Schliesslich  wurde  von  Geheimrath 
Goeppert  der  Antrag  gestellt,  dass  sich  im  August  eine  grössere 
Anzahl  von  Botonikern  auf  einige  Tage  zu  kryptogamisehen  Studien 
im  Riesengebirge  vereinigen  möchte.  Nachdem  noch  die  Zahl  der 
Anwesenden  durch  Namensaufruf  festgestellt  war,  wurde  die  Sitzung 
durch  den  Herrn  Vorsitzenden  geschlossen.  Um  9V2  Uhr  begab 
sich  die  Gesellschaft  unter  kundiger  Führung  der  Herren  Forst- 
meister Tramnitz  (Breslau)  und  Zimmermann  (Striegau)  nach 
dem  schönen  Zedlitzbusche.  Der  an  und  für  sich  schon  grosse 
Genuss  einer  Wanderung  durch  denselben  wurde  noch  durch  die 
vielen  belehrenden  Mittheilungen  der  Herren  Tramnitz  und  Goep- 
pert erhöht;  auch  gab  die  reiche  Vegetation  des  Waldes  Anlass 
zu  gegenseitigen  Mittheilungen  interessanter  Beobachtungen.  U'*i 
1  Uhr  in  Striegau  angelangt,  vereinigte  sich  die  Gesellschaft  in 
der  Richter'chen  Restauration  zu  einem  Diner,  bei  welchem  zahl- 
reiche heitere  Toaste  die  Gesellschaft  in  dauernder  fröhlicher  Stim- 
mung erhielten.  Nach  4  Uhr  begaben  sich  sämmtliche  Theilnehmer 
auf  die  durch  ihre  reiche  Vegetation  berühmten,  auch  in  geologischer, 
landschaftlicher  und  historischer  Beziehung  interessanten  Striegauer 
Berge;  und  selbst  einzelne  Regengüsse  waren  nicht  im  Stande, 
den  Eifer  der  Botaniker  zu  lähmen,  welche  die  Berge  in  allen 
Richtungen  durchstreiften.  Um  7  Uhr  fanden  die  Mitglieder  der 
Versammlung,  von  den  Resultaten  derselben  in  jeder  Beziehung 
befriedigt,  sich  wieder  auf  dem  Bahnhofe  von  Streigau  ein,  von 
wo  aus  dieselben  in  ihre  Heimath  zurückbeordert  wurden. 

Cohn.  Engler. 
—  Die  Geschäftsführer  der  44.  Versammlung  deutscher 
Naturforscher  in  Rostock  glauben  unter  den  gegenwärtigen 
Zeitverhältnissen  auf  die  Zustimmung  aller  Fachgenossen  rechnen 
zu  können,  wenn  sie  die  in  diesen  Tagen  beabsichtigte  Einladung 
zu  der  Versammlung  nicht  ergehen  lassen,  sondern  die  Zusammen- 
kunft der  Gesellschaft  in  Rostock  auf  friedlichere  Zeiten  verschieben. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingetroffen:  Von  Herrn  Dr.  Rauscher,  mit  Pflanzen 
von  Wien.  —  Von  Herrn  Professor  Niessl,  mit  Pfl.  aus  Mähren  und  Steier- 
mark. —   Von  Herrn  Dr.  Halacsy  mit  Pfl.  von  Wien. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Doms,  Dr.  Rauscher,  Pri- 
choda,   Dr.  Lorinser,    Andree,  Val  de  Lievre,  Jäggi,  Oertel,  Matz. 


Correspondenz  der  Redaktion. 

Herrn  C.  G.  in  J.  und  Herrn  F.  W.  in  W.:   „Wird   mit  Dank  benützt." 
Herrn  Dr.  J.  T.  iu  Er.:  „Bitte  um  Begleichung  meines  Guthabens." 

Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alezander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  Ueberreuter'schen  Bucbdruckerei  (91.  Salzer). 


Österreichische 

Botanische  Zeitschrift 

Gemeinnütziges  Organ 

für 
nie  österreichische  Exemplare, 
botanische    Zeitschrift              lijkt'insLr    lliwl    litt  i  <»  11  s  L f.t'  die  frei  durch  dio  Post  be- 
erscheint                             DUIclUIK    Ullil    DUldülKBI,  zogen  werden  sollen,  sind 

den  Erstenjeden  Monats.  blos  beider  Redaktion 

S  5prÄer^  CA  Gärtner,  Oekonomen,  Forstmänner,  Aerzle,   ^;SiÄ7) 

Cs  Thlr.  10  NgrO  Im  Wege  des 

ganzjährig,    oder  Anftllinkpr   llllil    Torlinilf OP                       Buchhandels   übernimmt 

mit  2  H.  63  kr.  3«t.  W.  /1|MMUUU    UHU    llUIUlnll.                         Pränumeration 

halbjährig.  C.  fterol<i's  Sohn. 

Inserate  in  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  —  — .         ^                                             so    wie  alle  übrigen 

10  kr.  öst.  W.  JJ  O.    Q                                                Buchhandlungen. 


XX    Jahrgang.  YUK  September  1870. 

INHALT:    Farbenwandlung  der  BliUlien.  Von  Reissek.  —  lieber  Melampyrum.  Von  Dr.  Kerner, 

—  Reise  nach  Spanien.  Von  Oertel.  —  Phytographiscbe  Fragmente.  Von  Dr.  Schur.    —   Literatur- 
berichte. —  Correspondenz.  Von  Gsaller.    —  Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen.  —  Sammlungen. 

—  Correspondenz  der  Redaktion. 


Die  Farbenwandlung  der  Blüthen. 

Von  S.  Reissek. 

Unter  Farbenwandlung  der  Blüthen  versteht  man,  nebst  der 
normalen  Färbung  derselben,  das  Auftreten  von  2,  3,  4,  5  und 
mehreren  bis  zu  8  verschiedenen,  abwechselnd  einander  fol- 
genden Färbungen. 

I.   Plantago  arenaria  W.  et  Kit. 

Krone  sehr  stark  durchscheinend,  Griffel  weisslich  grünlich, 
Anlheren  gelb. 

1.  Wandlung:  Die  Krone  wird  am  Schlünde  und  eine  Strecke 
weit  nach  unten  und  oben  sattbraun. 

2.  Wandlung:  Der  Griffel  verdünnt  sich  und  wird  dun- 
kelbraun. 

II.  Rochea  falcata  DC. 

Krone  aufgerichtet,  scharlachroth,  ebenso  die  Staubfäden  und 
Carpelle,  die  Antheren  gelb. 

1.  Wandlung:  Die  Krone  strebt  bogig  auseinander  und  wird 
satt  weinroth. 

2.  Wandlung :  Die  Staubfäden  sind  wie  die  Krone  salt 
weinroth. 

Oeste.r.  botan. Zeitschrift.  9.   Tieft.  1870.  1« 


258 

3.  Wandlung:  Die  Antiaren  sind  hellbraun. 

4.  Wandlung:  Die  Pistille  sind  bis  zu  %  Höhe  blassgrün,  am 
oberen  V3  satt  weinroth. 

5.  Wandlung:  Die  Krone  richtet  sich  wieder  auf  und  wird 
dunkel  weinroth.  Diese  Aufrichtung  entspricht  dem  normalen  Zu- 
stande. 

6.  Wandlung:  Die  Pistille  sind  nur  an  den  äußersten  Enden 
schwach  und  die  Narben  schwarzlich  roth. 

III.  Iberis  umbell  ata  L. 

Krone  weiss,  Blatter  paarig,  2  neben  einander  stehend  länger, 
2  kürzer,  Staubfäden  weiss,  Griffel  weiss. 

1.  Wandlung:  Die  Staubgefässe  werden  dunkelroth. 

2.  Wandlung:  Der  Griffel  wird  dunkelroth. 

IV.  Silene  Fabaria  Sibth. 

Kelch  grün,  Krone  und  Staubfäden  weiss,  Griffel  roth  und 
alle  Theile  der  Krone  ausgespannt. 

1.  Wandlung:  Die  Blumenblätter  ziehen  sich  zusammen  und 
nehmen  eine  hellgelbe  Bräunung  an. 

2.  Wandlung:  Die  Griffel  werden  weiss. 

3.  Wandlung :  Die  Blumenblätter  schrumpfen  zusammen  und 
werden  dunkelbraun. 

V.  Cacalia  sonchifolia  L. 

Das  Anthodium  am  Strahle  gelb,  die  Scheibenblülhen  schar- 
lachroth. 

1.  Wandlung:  Die  Scheibenblüthen  werden  orangefarbig. 

2.  Wandlung:  Strahlen-  und  Scheibenblüthen  werden  licht- 
braun. 

3.  Wandlung:  Strahlen-  und  Scheibenblüthen  werden  salt- 
braun und  fallen  ab. 

VI.  Helichry sum  crassifolium  Lam. 

Die  Anthodien  in  der  dünnschuppigen,  abstehenden  Umhüllung 
des  Involucrums  sind  an  der  oberen  Hälfie  blass,  an  der  unteren 
bräunlich  und  an  den  Spitzen  saltbraun.  Die  Scheibenblüthen 
sind  gelb. 

1.  Wandlung:  Die  Scheibenblüthen  werden  sattbraun. 

2.  Wandlung:  Die  abstehende  Erhebung  der  Involucral- 
schuppen  wird  eine  aufrecht  angedrückte. 

3.  Wandlung:  Die  Früchte  fallen  bei  der  Reife  mit  dem  Papus 
auseinander. 

VII.  Aconitum  Nape litis  L. 

Blüthe  mit  sattblauem  Kelch,  die  Krone,  die  Staubfäden 
nur  am  obersten  Theil,  ebenso  der  Griffel  nur  an  der  Spitze  blau. 

1.  Wandlung:  Der  Kelch  wird  viel  blässer  blau  und  hinten 
am  oberen  Theile  des  Rückens  an  beiden  Seiten  auf  geringe  Breite 
mit  unregelmässigen,  lichtbraunen  Tüpfeln  überzogen. 

2.  Wandlung:  Der  Kelch  ist  an  seinem  kapuzenförmigen 
Theil  ganz  bedeckt  mit   braunen,  ineinander  fliessenden  Flecken. 


259 

» 

3.  Wandlung:  Die  Kronenblätter  sind  an  den  Stielen  unver- 
ändert, aber  an  den  Plauen  graubräunlich. 

4.  Wandlung-:  Die  Staubgefässe  zuletzt  graubräunlich. 

5.  Wandlung:  Der  Griffel  am  Unter theil  lichtbraun,  verkürzt, 
im  Verhältniss  seiner  ursprünglichen  Lange. 

6.  Wandlung:  Allseitig  bräunlieh  grünlieh,  im  höchsten  Grade 
schmutzig  in  der  Färbung. 

VIII.  Abutilo n  T ' onelianum  Hort. 

Kelch  blassgrün,  ßlülhen  sehr  schmutzig  roth,  an  der  Innen- 
seile auf  einem  geringen  Theil  der  Innenseih;  massig  gesättigt«  an 
der  Aussenseite  blassroth.  Nägel  der  Kronenblätter  blass  schmut- 
zig gelb,  Staubfäden  ebenfalls  blass  schmutzig  gelb.  An  ihrer 
Rohre  Fruchtknoten  hellgrün,  Griffel  sehr  blass,  weissgelblich. 

1.  Wandlung:  Die  Krone  fängt  an  das  Roth  zu  verlieren  und 
sich  dem  weisslich  Rolhen  anzuschliessen. 

2.  Wandlung:  Die  Krone  wird  beiderseits  isabellfarbig. 

3.  Wandlung:  Die  Staubgefässröhre  und  die  freien  Staub- 
fädentheile  werden  ebenfalls  isabellenfarbig. 

4.  Wandlung:  Der  Kelch  das  Grün  ganz  verlierend,  schmutzig 
weissgelblich  werdend. 

6.  Wandlung:  Die  Staubfädenröhre  wird  blassbraun. 

7.  Wandlung:  Der  Kelch  am  Röhrentheil  sattbraun,  an  den 
Abschnitten  massig  gesättigt  braun. 

8.  Wandlung :  Der  Fruchtknoten  ist  braun. 

IX.  Aloe  hybrida  Salm-Dyck. 

Blülhe  mit  blassröthlicher  Grundfärbung  auf  beiden  Seiten,  in 
der  Knespenlage  am  Scheitel  stark  rolh,  aussen  mit  graurölhlichen 
Streifen  von  blasser  Färbung.  Unmittelbar  vor  dem  Aufbrechen 
der  Knospen  werden  die  Streifen  kräftiger,  braunröthlich  und  bis 
zum  Scheitel  reichend.  Aufgeblüht  ist  die  Blülhe  mit  sehr  blass- 
weissgelblichen  Säumt  heilen  und  die  Staubfäden  blassgrün,  der 
Fruchtknoten  sattgrün. 

1.  Wandlung:  Die  Blüthe  ist  wieder  wie  in  der  Knospenlage 
schmutzig  weissröthlich,  der  Obertheil  lichtbraun,  statt  roth  in  der 
Normalfärbung. 

2.  Wandlung:  Die  Streifen  verschwinden  aussen,  innen  aber 
sind  sie  braun  und  die  Saumabschnitte  sind  sattbraun. 

3.  Wandlung:  Die  Staubfäden  sind  schmutzig  sattgelb. 

Aloe  subulata  Haw.  und  hybrida  Salm-Dyck  verhalten 
sich  auf  gleiche  Art,  was  bei  vielen  Aloen  stattfindet.  Ganz  ver- 
schieden verhalten  sich  die  strauchartigen  und  baumartigen  Aloen. 

X.  Lalhyrus  latifolius  L.  var.  albus. 

Krone  weiss ,  am  Vexill  vorn  und  hinten  am  Obertheil  in 
der  Mittellinie  blass  grünlich  weiss,  an  den  Flügeln  und  an  der 
Carina    längs    ihrer    Leiste    blassgrünlich,    Staubfäden   und    Griffel 

weiss. 

17  * 


£66 

* 

1.  Wandlung:  Das  Vexill  nimmt  eine  schmulzig  und  blasS 
graulich  weisse  Färbung  an,  ebenso  die  Flügel,  die  Cariha  bleibt 
unverändert. 

2.  Wandlung:  Die  ganze  Blüthe  und  die  Axe  des  Blüthen- 
slandes  werden  sehwach  gesättigt  braun. 

XI.  Pelarg onium  zonale  Willd. 

Die  Bliilhen  anfänglieh  scharlachrolh  an  der  Innenseite,  an  der 
Aussenseile  schwach  roth. 

1.  Wandlung:  Die  Kronen  an  den  Enden  werden  immer 
blasser  roth  und  gehen  in  Lila  über. 

2.  Wandlung:  Sowohl  die  lilaartigen  als  die  scharlachrothen 
Blüthen  gehen,  weil  sie  in  einer  vielblüthigen  Dolde  stehen,  die 
2.  Wandlung  mit  Zusammenschrumpfen  insgesammt  auch  an  den 
rothen  Blüthen  ein. 

XII.  Statice  monopetala  L. 

Blüthen  massig  sattlila  in  der  Grundfarbe,  an  den  Saumab- 
schnitten vom  Grunde  bis  zur  Mitte  beiderseits  von  dunkel  lila- 
farbigen Streifen  durchzogen. 

1.  Wandlung:  Die  Blüthen  werden  lilaviolett,  wobei  die  Streifen 
schwächer  roth  erscheinen. 

2.  Wandlung:  Die  Blüthen  bleichen  zu  Weisslich  -  Röthlich 
aus    wobei  das  Röthliche  wie  angehaucht  ist. 

3.  Wandlung:  Der  Blüthensaum  schrumpft  zusammen  und  wird 
zuletzt  lichtbraun. 

XIII.  Rosa  canina  L. 

Blülhen  rosa  mit  massig  starkem  Roth. 

1.  Wandlung:  Die  Krone  wird  in  4  Tagen  weiss. 

XIV.  Digitalis  purpurea  L. 

Die  Krone  ist  beim  Autblühen  am  Obertheil  aussen  und 
innen  gelb. 

1.  Wandlung:  Sie  geht  schnell  in  ein  sattes  Rosenrolh  über. 

2.  Wandlung:  Beim  Abfallen  und  Vertrocknen  wird  sie 
hellbraun. 

XV.  Lijsimachia  punctata  L. 
Blüthe  satlgelb. 

1.  Wandlung:  Sie  geht  allmälig  in  Orange  über. 

XVI.  Cytisus  snpinus  Jacq. 
Die  Krone  lichtgelb. 

1.  Wandlung  :  Sie  wird  schmutzig  rothgelb. 

2.  Wandlung:  Sie  wird  sattbraun,  besonders  am  Vexill. 

3.  Wandlung:  Sie  vertrocknet  und  behält  das  Braun  bei. 

XVII.  Antirrhinum  Orontium  L. 

Die  Krone  1  Zoll  lang,  sattroth  in  der  Grundfarbe ,  am 
Saume  gelb. 

Wandlungen:  Viele  durch  Hybridisirung  erzeugt,  die  in  den 
verschiedensten  Färbungen  auftreten.  Besonders  auffallend  ist  eine 
Spielart,  die  am  Gaumen  bleichgelb  ist  und  sonst  ganz  weiss, 
noch  auffallender  eine  Spielart  die  vollkommen  weiss  ist. 


261 

XVIII.  Aloe  maculata  Thunb. 

Stich hen  der  Blülhe  und  bauchige  Perigonröhre  mässlff  sali- 
rolh  bis  über  die  Mitte  hinauf.  Die  Sauinabsehnille  sind  beider- 
seits grün  und  breit  gerandel,  die  äusseren  mit  sehr  blassem,  wie 
angehauchten  Roth,  die  inneren  mit  schmutzig  weissem  Rand. 
Staubfäden  weiss,  Antheren  isabellfarbig-,  Fruchtknoten  grün  mit 
rülhlichem  Anflug,  Griffel  weiss. 

1.  Wandlung:  Die  Slielchen  werden  dunkler  rolh,  als  sie 
normal  es  sind,  die  Kronenröhre  verliert  die  Bauchung  und  wird 
gerippt,  sie  ist  viel  starker  roth  als  im  normalen  Zustande.  Der 
Oberlheil  der  Röhre  etwas  höher,  als  der  rothe  unlere  Theil 
stehend,  wird  schmutzig  rolh,  mit  blassröthlichen  Endtheilen  des 
Saumes,  wie  sie  der  normalen  Bildung  entsprechen. 

2.  Wandlung:  Die  Staubfäden  und  der  Griffel  werden  schmut- 
zig weiss,  statt  reinweiss,  der  Griffel  bleich  rölhlich  am  unteren 
Theil,  wie  im  Normalzustände. 

3.  Wandlung;  Die  Antheren  sind  sattgelb,  statt  der  Isa- 
bellen färbung. 

4.  Wandlung:  Die  Krone  wird  lichtbraun  und  ist  der  Länge 
nach  vielfach  erhoben,  streifig.  Sie  berstet  über  der  anwachsenden 
Frucht  an  der  Seite.  Das  Ende  derselben  ist  gleichartig  stiel— 
artig  und  entspricht  den  normalen  Saumabschnitten,  aber  es  zeigt 
durch  Verschmälerung  und  slielarlige  Bildung  den  grossen  Unter- 
schied zwischen  der  Normalbildung  und  der  jetzigen  Bildung. 

XIX.  Comelina  orchioides  Roth. 
Kelch  ausgespannt,  grün,  am  Rande  häutig. 

Krone  azurblau  an  beiden  Seilen,  Staubfäden  und  Griffel  eben- 
so gefärbt. 

1.  Wandlung:  Der  Kelch  bleibt  grün  und  ist  der  dicht  zu- 
sammen gerunzelten  Krone  angeschlossen. 

2.  Wandlung:  Der  Kelch  bleibt  wie  früher  stehend,  wird 
aber  bräunlich. 

3.  Wandlung:  Die  Krone  wird  lief  dunkelblau. 

4.  Wandlung:  Die  Slaubgefässe  werden    ebenfalls  dunkelblau. 

5.  Wandlung  :  Der  Griffel  wird  auf  %  Zoll  Höhe  weiss,  weiter- 
hin dunkelblau. 

XX.  Ly simachia  punctata  L. 
Krone  gelb. 

1.  Wandlung:  Die  Krone  wird  später  satlgelb  ,  an  das  Orange- 
artige ansireifend. 

XXI.  Melampyrum  silvaticum  L. 

Krone  am  Untertheil  weisslich,  am  Obertheil  gelblich,  am 
Gaumen  stärker  gelb. 

1.  Wandlung:  Der  Gaumen  wird  schmutzig  gelb,  die  Krone 
später  braun. 

XXII.  Genista  tinetoria  L. 
Die  Krone  ist  gelb. 

1.  Wandlung:  Die  Krone  wird  später  lief  gelb. 


262 

2.  Wandlung  :  Sie  vertrocknet  allmälig  und  wird  liehlbraun. 

XXIII.  Melampyrum  arvense  L. 

Die  Kronenröhre  ist  sattlila,  der  oberste  Theil  der  Röhre  und 
Aussenseite  der  Unterlippe  gelb.  Dieses  bildet  im  Umfange  des 
Gelb  eine  Saumeinfassung  von  Lila. 

1.  Wandlung :  An  den  gelben  Stellen  tritt  Weiss  auf. 

2.  Wandlung  :  Die  Unterlippe  wird  dunkelgrau  mit  einem  An- 
fluge von  Lila. 

XXIV.  Cassia  laevigat a  Willd. 

Kelch-gelblich  an  allen  Blattern,  wovon  2  kürzer  und  schmaler 
und  grünlich  angetuscht  sind  und  ist  am  Grunde  sattgrün.  Die 
Krone  ist  saltgelb,  das  Vexill  verkehrt  herzförmig,  3/i  Zoll  breit, 
die  assymmelrischen  Flügel  i/2  Zoll  breit  verschoben  herzförmig.  10 
Staubgefasse  im  Umfange,  der  vorderste  staminodisch,  die  2  ihm 
zur  Seile  stehenden  Staubgefasse  fruchtbar,  mit  hochgelben  Staub- 
fäden und  grünlich  lichlbraunen,  an  der  Spitze  mit  einem  Porus 
sich  öffnenden  Antheren,  ein  unerhörter  Fall  unter  der  grossen 
Familie  der  Leguminosen,  wozu  Cassia  zu  den  Cäsalpineen  zu 
stellen  und  wie  alle  Cassien  brasilianischen  Ursprunges  ist.  Zu  beiden 
Seiten  über  den  2  fruchtbaren  Staubgefässen  stehen  4  2reihige 
Slaminodien  mit  sehr  kurzen  Staubfaden  und  an  der  Spilze  mit 
einem  Loch,  als  ob  der  Staubbäutel  fruchtbar  wäre,  was  keines- 
wegs der  Fall  ist.  Hinter  diesen  Slaminodien  sieben  3  anders  ge- 
bildete, rundplatlige,  ebenfalls  sehr  kurz  gestielte  Slaminodien. 
Diese  Slaminodien  sind  merkwürdig,  weil  sonst  bei  der  grossen 
Familie  der  Leguminosen  nirgends  2artige  Staminodien  ge- 
funden werden. 

1.  Wandlung:  Die  Kelche  werden  ganz  gelb. 

2.  Wandlung:  Die  Krone  erscheint  scheinbar  verwelkt ;  es 
sind  aber  Runzeln,  die  sich  dabei  bilden.  Die  Krone  wird  nebstdem 
orangefarbig. 

3.  Wandlung  :  Die  2  fruchtbaren  Staubgefasse  werden  an  den 
Staubfäden  ebenfalls  orangefarbig. 

XXV.  Calonyction  speciosum  Chois. 

Die  Krone  ist  präsentirtellerförmig,  die  Röhre  blassgrün,  bei- 
derseits mit  bandförmig  verlaufendem  Grün  von  2%  Zoll  Länge, 
so  weit  die  klappige  Aestivation  reicht,  am  übrigen  Theil  des 
Saumes  weiss.  Ebenso  sind  von  den  inneren  Theilen  die  Staub- 
fäden und  der  Griffel  weiss,  die  Antheren  blass  gelb,  die  Narbe 
mit  einem  Anflug  von  Weisslich-Grünlich.  Der  Fruchtknoten  von 
blassem  Grün. 

1.  Wandlung:  Die  Krone  erlangt  zwischen  den  weissen  und 
noch  jetzt  bruchstückweise  grünen  Theilen,  vorwiegend  eine  licht- 
braune Färbung.     Alle  übrigen  Theile  sind  normal. 

2.  Wandlung:  Der  ganze  Saum  wird  lichtbraun,  der  oberste 
Theil  der  Röhre  dunkelbraun,  die  Röhre  am  übrigen  Theile  sehr 
schmutzig  graugrünlich. 


2  33 

3.  Wandlung:  Während  der  im  Obigen  bezeichneten  Wand- 
lungen nehmen  die  Staubfäden  ein  lichtes  Braun  an. 

4.  Wandlung:  Der  Griffel  wird  dunkelbraun. 

5.  Wandlung:  Die  ganze  Krone  wird  am  Saume  lichter  braun, 
an  der  Röhre  sattbraun  und  dann  ganz  trocken. 

XXVI.  Nicoliana  Tabacum  L. 

Krone  röhrig,  sehr  blass  grünlich,  an  der  Röhre,  am  Ober- 
theil  glockig  mit  breit  eiförmigen,  zugespitzten  Saumabschnitten, 
welche  beiderseits  massig  satt  rosenroth  sind.  Staubfäden  sehr 
blass  weissgrünlieh,  Antheren  um  ein  Weniges  mehr  grün,  Frucht- 
knoten blassgrün,  Griffel  weisslich  grün,  Narbe  dunkelgrün. 

1.  Wandlung:  Die  Kronenröhre  wird  schmutzig  grau  weiss  und 
geädert,  besonders  am  unteren  Theil  bis  zur  Mitte  der  Röhre 
schmutzig  grauweiss ,  am  Saume  mit  einem  blassen  Anflug 
von  Roth. 

2.  Wandlung :  Der  Kelch,  der  normal  3/i  Zoll  lang  ist,  schnell 
anwachsend,  während  der  Umwandlung  ir/2  Zoll  lang  und  2/g 
Zoll  breit. 

3.  Wandlung:  Die  Krone  wird  lichlbraun,  am  Saume  ist  sie 
dunkler  braun. 

4.  Wandlung:  Die  Staubfäden  statt  wie  früher  weiss,  grün- 
lich werdend. 

5.  Wandlung:  Antheren  bräunlich  werdend,  während  sie  zur 
Zeit  der  Blüthe  grün  waren. 

6.  Wandlung :  Fruchtknoten  dunkel  schwarzbraun  werdend. 

7.  Wandlung:  Griffel  zuerst  lichtbräunlich  werdend,  am  Ende 
der  Wandlungen  ist  er  aber  schwarzbraun  und  gedreht,  daher 
stark  verkürzt. 

XXVII.  Sambucus  Ebulus  L. 

Blüthe  weiss,  mit  einem  oben  an  der  Röhre  kurz  glocken- 
förmigen Ansatz.     Discus  und  Staubfäden  gelblich. 

1.  Wandlung:  Die  Krone  runzelt  sich  zusammen  und  er- 
scheint schmutzig  gelblich. 

2.  Wandlung:  Die  Staubgefässe  fallen  ab  und  eine  ziemlich 
stark  braune  Stelle  bleibt  zurück. 

XXVIII.  Hibiscus  syriacus  L. 

Krone  5 blättrig,  lilafarbig,  über  den  Nägeln  mit  dunkelpur- 
purrothen,  ausstrahlenden  Flecken.  Die  Slaubfädenröhre  ist  weiss, 
die  Antheren  und  Narben  blassgelb. 

1.  Wandlung;  Die  Krone  nimmt  in  %  Zoll  Länge  eine  licht- 
blaue Randeinfassung  an. 

2.  Wandlung  :  Die  lichtblaue  Randeinfassung  nimmt  den  ganzen 
Obertheil  der  Kronenblätter  ein. 

3.  Wandlung :  Die  Staubbeutel  nehmen  einen  Anflug  von 
blass  Braun  an. 

4.  Wandlung :  Die  Narben  werden  ausgeprägt  schmut- 
zig gelb. 


264 

5.  Wandlung:  Die  Krone  wird  von  dem  Blassen  Blau  zum 
grössten  Theile  eingenommen  und  darauf  nehmen  bald  die  Kronen- 
Blätter  im  Ganzen  oder  in  Längshälften  ein  lichtes  Grau  an.  Die 
früher  purpurrothen  ausstrahlenden  Flecken  werden  sehr  dunkel 
violett. 

6.  Wandlung  :  Die  Narben  werden  ziemlich  stark  gelbbraun, 
und  man  sieht  unter  der  Loupe  sie  noch  ganz  mit  Pollenkörnern 
bedeckt. 

XXIX.  Iberis  umbellata  L. 

Mit  4  ivronenblällern,  von  denen  2  und  2  als  paarig  länger  und 
kürzer  sind.  In  der  Richtung  der  Länge  nach  ist  die  Krone  assym- 
melrisch,  in  der  Quere  symmetrisch. 

1.  Wandlung:  Die  Staubgefässe  werden  dunkelpurpurroth. 

2.  Wandlung :  Das  Pistill  wird  ebenfalls  dunkelpurpurroth. 

XXX.  Carthamus  tinctorius  L. 

Beim  Aufblühen  des  Anthodiums  sattgelb,  Griflel  bleichgrün. 
Slaubfädenbeutel-Röhre  saltgelb. 

1.  Wandlung:  Blüthen  scharlachrothe  und  gelbe  gemischt. 

2.  Wandlung:  Die  Griffel  werden  gelb. 

3.  Wandlung:  Die  Staubbeutelröhre  wird  blassroth. 

4.  Wandlung:  Die  Narbe,  die  früher  gelb  war,  wird  ziemlich 
stark  roth. 

5.  Wandlung:  Die  Blüthen  werden  alle  scharlachroth. 

6.  Wandlung:  Die  Blüthen  alle  gelb  werdend. 

7.  Wandlung:  Die  schmutzig  rolh  gewordenen  Blüthen  hängen 
schlaff  über  das  Involucrum  herab. 

XXXI.  Cicer  arietinum  L. 
Krone  weiss. 

1.  Wandlung:  Die  Krone  schrumpft  ein  und  wird  gelb- 
lich weiss. 

2.  Wandlung:  Sie  wird  lichtbraun. 

XXXII.  Clarkia  elegans  Dougl. 

Kelch  grün  aussen,  innen  saltroth,  die  Blätter  der  Krone  am 
unteren  Theil  der  Nigel  dunkelroth,  beiderseits  an  den  Platten 
massig  rolh,  Griffel  am  Obertheil  rötblich  angeflogen.  Narüen  weiss- 
lich  mit  rothem  Pollen  unter  der  Loupe. 

1.  Wandlung:  Die  rothen  Kronenblälter  werden  blässer  und 
sind  am  Rande  schmal  weisslich  eingefasst,  bald  darauf  ballen  sie 
sich  durch  Runzelung  zusammen. 

2-  Wandlung:  Die  früher  weisse  Narbe  wird  hellbraun. 

3.  Wandlung:  Die  Kronenblätter  werden  stark  gesättigt 
blau. 

4.  Wandlung:  Die  Anlheren  werden  bleichroth. 

5.  Wandlung:  Der  Kelch  wird  annähernd  isabellfarbig. 

XXXIII.  Pentastemon  barbatus  Lindl. 

Krone  am  ganzen  Rücken  scharlachroth,  ebenso  an  der  Innen- 
seite der  Unterlippe,  am  vorderen  Theil  der  Röhre  massig  roth. 
Am    Grunde    der    3    Abschnitle,    die    nach    vorn    stehen,  tritt  eine 


2ft3 

sailrolhe  Ouerzeiehnung  auf  und  7  dimkelrolhe  Streifen,  welche 
in  die  Rühre  hineinlaufen.  Der  Grundlheil  der  3  vorderen  Saum- 
abschnitte ist  gelb  bebartet. 

1.  Wandlung:  Die  Kronenrühre  wird  an  dem  ganzen  Röhren- 
theil in  Roth  ausgebleicht  und  dieses  ist  dabei  am  Oberlheil  und 
an  der  Unterlippe  intensiver,  als  es  in  voller  Blülhe  war. 

2.  Wandlung:  Die  Staubfaden  werden  lichtbraun. 

3.  Wandlung:  Die  Antheren  werden  lichtbraun. 

4.  Wandlung:  Der  Griffel  wird  ebenfalls  lichtbraun. 

5.  Wandlung:  Die  Kronenröhre  wird  liclitbraun,  die  Saum- 
abschnitte  sattbraun,  der  gelbe  Bart  bleibt  bis  zum  Vertrocknen 
der  ßlüthe  stehen. 

XXXIV.  Martynia  Craniolaria  S  w. 

Kelch  grün,  hinten  röthlich  angetuscht.  Krone  2lippig  über 
dem  Grunde  gebogen,  auf  3/4  des  Umfanges  der  verschobenen 
trichterigen  Röhre,  blass  weinroth,  an  dein  übrigen  Theil  sehr 
schmutzig  blassgelb.  Saumabschnitte  an  der  Aussenseite  schwach 
gesättigt  roth,  an  der  Innenseite  die  3  vorderen  Abschnitte  eben- 
falls. Die  2  hinteren  Abschnitte  jeder  mit  einem  dunkeln  Mittel— 
flecken.  In  der  Röhre  bis  zum  Saum  hinterwärts  ist  eine  braun 
getüpfelte  Zeichnung  und  vorn  bis  zum  Schlund  und  zur  halben 
Höhe  der  unteren  Abschnitte  verlaufen  4  dunkelgelbe  Streifen. 

\.  Wandlung:  Die  Krone  nimmt  an  %  des  Umfanges  der 
Röhre  eine  höchst  schmutzige  gram  öthliche  Färbung,  welche  stelig 
sich  verstärkt  an  und  auch  die  Saumabschnitte  haben  aussen  ein 
höchst  schmutziges  Roth.  Die  sehr  kleine,  oben  erwähnte,  blass- 
gelbe Stelle  an  der  normalen  Krone  dehnt  sich  jetzt  über  die 
ganze  Krone  in  Isabellenfarbe  aus.  Die  dunkelrothen  Flecken  an 
den  2  hinteren  Abschnitten  der  Krone  sind  stark  verwischt. 

2.  Wandlung:  Die  früher  weissliche  Narbe  ist  jetzt  stark 
braun. 

3.  Wandlung:  Die  Krone  die  l3/u  Zoll  Länge  hat,  ist  durch 
Einschrumpfung  jetzt  auf  3/4  Zoll  Länge  herabgegangen,  wobei  die 
Rühre  der  Krone  lichtbraun,  der  Saum  dunkelbraun  wird. 

XXXV.  Erythrina  Crista  galli  L. 

Kelch  naplarlig,  aussen  über  dem  Grunde  gesättigt  schmutzig 
roth,  weiterhin  bis  zum  Scheitel  massig  gesättigt  roth,  mit  einem 
sehr  schmalen,  %  Linie  breiten  lichtbraunen  Rand,  Vz  Zoll  lang 
und  breit. 

Krone  bei  Ausgleichung  des  Vexills  2  Zoll  lang,  Vexill  1V2 
Zoll  breit  in  der  Mitte.  Die  Krone  ist  am  Vexill,  innen  vom 
Scheitel,  bis  zu  2/3  Höhe  herab  scharlachrolh ,  am  unteren  Theil, 
der  bis  zum  Kelchrande  herabreicht,  purpurrot!).  Ebenso  ist  die 
IV2  Zoll  lange  Carina,  welche  nach  aufwärts  gebogen  ist,  schar- 
lachrolh. Die  Flügel  sind  sehr  kurz  und  grünlich,  mit  einem  sehr 
kleinen,  blass  und  schmutzig  rothen  Flecken  an  der  Aussenseite.. 
Aussen  ist  das  Vexill  vom  Scheitel  bis  zu  V3  herab  nur  massig 
roth,  am  unteren  Drittel  scharlachrot!].-  Die  Staubfäden  sind  grün, 


266 

die  Antheren  grüngelb  bei  Verstaubung  des  Pollens,  die  freien 
Theile  der  Staubfäden  grünlich,  der  Griffel,  so  weit  er  aus  der 
Carina  hervortritt,  satlroth. 

Die  Krone  ist  wahrscheinlich  die  dauerhafteste  unter  den 
Papilionaceen,  denn  sie  erhält  sich  14  Tage  lang  am  Sprosse. 
Dies  bringt  ihre  bedeutende  Dicke  und  Derbheit  hervor,  arn  Ve- 
xill  und  an  der  Carina. 

Die  Erscheinung  des  zwar  nur  kleinen,  aber  vielästigen 
Baumes  ist  imposant.  Die  Blülhenstände  sind  armlang  und  stechen 
schon  aus  einer  ansehnlichen  Entfernung  hervor. 

1.  Wandlung:  Diese  findet  am  frühesten  unter  den  anderen 
statt,  endet  aber  erst  mit  ihnen  ganz.  Ihr  Beginn  erfolgt  unge- 
fähr am  8.  Tage  der  Blüthe,  indem  der  Kelchrand,  der  im  Anbe- 
ginn nur  verschwindend  schmal  ist,  sich  zu  verbreitern  und  der 
Kelch  dunkelroth  zu  werden  beginnt. 

2.  Wandlung:  Das  Vexill  an  beiden  Seiten  und  die  Carina 
vorn,  werden  ansehnlich  dunkler  rolh  und  die  kurzen  Flügel  be- 
halten ihre  grüne  Grundfarbe.  Die  ganz  kleinen,  unter  dem 
Scheitel  mit  einem  früher  nur  unbedeutenden  lichten  rothen 
Flecken  versehenen  Flügel,  nehmen  einen  breiteren  dunkleren 
Flecken  an. 

3.  Wandlung:  Der  Kelch  vollendet  seine  Umbildung,  indem 
er  viel  dunkler,  aber  schmutzig  roth,  scharlachrolh  wird.  Zugleich 
erreicht  sein  breiter  Rand  die  volle  Breite  von  1  Linie. 

4.  Wandlung:  Krone  und  Carina,  erstere  innen,  letztere 
aussen  ,  nehmen  nun  durchaus  ein  dunkles  Purpurrolh  an , 
das  Vexill  ein  reines,  die  Carina  ein  schmutziges  und  die  hintere 
Fläche  des  Vexills  wird  satt  rosenroth  purpurn. 

5.  Wandlung:  Am  Rande  der  Krone  zeigt  sich  ein  licht- 
brauner Rand,  der  allmälig  bis  zur  halben  Fingerbreite  sich  er- 
hebt, wobei  aber  alle  übrigen  Theile  der  Krone  bis  zum  vollen 
Austrocknen  derselben  in  ihrer  Färbung  verharren. 

6.  Wandlung:  Der  früher  rothe  Griffel  wird  saltbraun.  Die 
Blüthen  fallen  jetzt  ab.   Am  Boden  machen  sie  jetzt  die 

7.  Wandlung:  durch,  nämlich,  dass  sie  ganz  lichtbraun  werden, 
wobei  aber  der  Kelch  mehr  als  14  Tage  lang  seine  rothe  Farbe 
sich  erhält,  worauf  er  allmälig  sich  bleicht. 


Ueber 

einige  Arten  der  Gattung  31elampyvum. 

Von  A.  Kerner. 

Werjemals  die  Kultur  der  Pedicularis,  Rhinanthus,  Enphrasia, 
Thesium  und  anderer  in  der  freien  Natur  im  geschlossenen  Gras- 
boden   eingesprengt    vorkommenden  Gewächse  versuchte,   wird  die 


26f 

Ueberzeugung  gewonnen  haben,  dass  diese  Versuche  nur  dann 
einigen  Erfolg  haben,  wenn  man  jene  Pflanzen  itn  Garten  unter 
möglichst  gleiche  Lebensbedingungen  bringt,  unter  welchen  sie  im 
Freien  gedeihen,  wenn  man  sie  nämlich  auch  im  Garten  in  ge- 
schlossenem aus  Glumaceen  gebildeten  Rasenboden  kultivirt.  — 
Die  Beziehungen  jener  auf  unseren  Wiesen  oft  in  unzähligen 
Mengen  ausgestreuten  Rhinanthaceen ,  Santalaceen ,  Gentianeen 
und  anderer  „Scheinschmarotzer"  zu  den  übrigen  den  Grundstock 
der  Wiesenvegetation  bildenden  Pflanzen  sind  noch  durchaus  nicht 
genügend  aufgeklärt  und  es  schiene  mir  eine  dankbare  Aufgabe, 
dieselben  auf  das  eingehendste  zu  untersuchen  und  an  einem 
möglichst  umfangreichen  Materiale  festzustellen.  — ■  Gewiss  ist 
aber  diese  Schwierigkeit  jene  Pflanze  zu  kultiviren  zum  guten 
Theile  auch  daran  Schuld,  dass  die  zahlreichen  Arten  der  Gat- 
tungen Eitphrasia,  Rhinanthus  etc.  in  systematischer  Beziehung 
noch  so  ungenügend  gekannt  und  umgrenzt  sind.  Man  konnte  sie 
eben  bisher  nicht  immer  nebeneinander  in  allen  ihren  Entwick- 
lungsstadien  verfolgen  und  vergleichen  und  war  bei  der  Fest- 
stellung der  Arten  zumeist  auf  getrocknete  Herbarexemplare  an- 
gewiesen. Getrocknete  Exemplare  bilden  aber  gerade  in  diesen 
Fällen  nur  einen  sehr  mangelhaften  Behelf.  Die  Form  und  Farbe 
der  zarten  Blumenkronen  wird  bei  vielen  Arten  selbst  bei  sorg- 
fälligem Trocknen  bis  zum  Unkenntlichen  verändert,  und  Pflanzen, 
welche  man  so  lange  sie  lebend  vor  uns  lagen  als  verschiedene 
Typen  leicht  und  sicher  auseinanderzuhalten  vermochte,  sind  dann 
nur  schwierig  noch  von  einander  zu  unterscheiden.  Wenn  solche  Arten 
überdiess  in  getrennten  Verbreilungsbezirken  leben  und  einmal 
aus  dem  Boden  genommen  rasch  verwelken,  wie  diess  z.  B.  bei 
Melampyrum  der  Fall  ist,  so  wird  dadurch  auch  die  Möglichkeit 
die  in  der  freien  Natur  gesammelten  lebenden  Exemplare  in  Betreff 
ihrer  Unterschiede  zu  prüfen  sehr  erschwert  und  es  ist  dann  ein 
Zusammenwerfen  derlei  ähnlichen  Arten  leicht  möglich. 

Zu  den  Pflanzen,  auf  welche  diese  Bemerkungen  sich  be- 
ziehen, gehören  nächst  den  Arten  der  Gattung  Euphrasia  insbe- 
sonders  auch  die  rasch  verwelkenden  Arten  der  Gattung  Melam- 
pyrum, und  ich  will  es  versuchen  im  Nachstehenden  einige  Bemer- 
kungen, welche  sich  mir  bei  der  Untersuchung  dieser  Pflanzen 
aufgedrängt  haben,  hier  niederzulegen,  in  der  Hoffnung,  dass  viel- 
leicht auch  andere  Botaniker  durch  dieselben  angeregt  werden 
möchten,  dieser  Gattung  eine  erhöhte  Aufmerksamkeit  zuzuwenden 
und  durch  sorgfältige  Untersuchung  lebender  Exemplare  zur  Kennt- 
niss  dieser  Pflanzengruppe  weitere  Beiträge  zu  liefern. 

Zunächst  möchte  ich  die  Aufmerksamkeit  auf  ein  Melampyrum 
lenken,  welches  dein  Melampyrum  silvaticum  auet.  germ.  zunächst 
steht,  aber  von  demselben  gewiss  als  Art  geschieden  werden 
rnuss,  da  es  in  seinen  Merkmalen  sehr  beständig  ist  und  massen- 
haft in  einem  bestimmten  Verbreitungsbezirke  auftritt.  Meist  findet 
sich    dasselbe    gruppenweise,    oft    zu    hunderten    von    Exemplaren 


268 

dicht  aneinander  gedrängt  auf  grasigen  Plätzen  in  den  tirolischen 
Centralalpen  und  zwar  vorzüglich  auf  den  sogenannten  Lärch- 
wiesen ";,"J  der  Schieferberge  in  der  Seehöhe  von  4000 — 6000 
Fnss  und  ersetzt  dort  gewissermassen  das  im  moosigen  Grunde 
der  Wälder  zumal  auf  Kalk-  und  Dolomilhoden  in  unseren  Voralpen 
massenhaft  auftretende  Melampyrum  siloaücuni  auet.  germ. 

Bei  einem  Vergleiche  jener  Wiesenpflanze  mit  Melampyrum 
silvaticum,  auet.  germ.  fallen  an  ihr  zunächst  die  um  das  doppelte  bis 
dreifache  breiteren  Blätter  auf.  Insbesondere  sind  es  die  Stütz- 
blälter  der  Blülhen,  welche  durch  ihre  Breite,  aber  auch  durch 
ihren  Zuschnitt  aulfallen.  Die  obersten  Stützblätter  erscheinen 
nämlich  im  unteren  Drittel  stels  viel  breiter  als  die  Fruchtkapseln, 
welche  in  ihren  Achseln  entwickelt  sind  und  zeigen  oberhalb 
ihrem  keilförmig  verschmälerten  Ansätze  an  jeder  Seite  einen  oder 
zwei  grosse  Zähne,  welche  nach  vorn  abstehen.  Die  eilanzetllichen 
Kelchzipfel  sind  verhällnissinässig  gross  und  besilzen  zur  Zeit  der 
Fruchtreife  an  der  Basis  eine  Breite  von  4mm;  sie  sind  zur  Zeit 
der  vollen  ßlülhe  abstehend  oder  selbst  zurückgekrümmt  und  wenn 
man  sie  an  die  Krone  andrückt,  so  trifft  ihre  Spitze  genau  auf  die 
tiefste  Stelle  des  Einschnittes  zwischen  Ober-  und  Unterlippe  oder 
ragt  über  diese  Stelle  sogar  noch  etwas  hinaus.  Die  Kronröhre 
ist  an  der  Basis  2mm  weit  und  erweitert  sich  von  hier  also- 
gleich gegen  den  weit  offenen  zweilippigen  Saum.  Die  Unterlippe 
ist  stark  längsfaltig  und  die  Kapsel  umschliesst  immer  4  ent- 
wickelte Samen. 

An  dem  Melampyrum  silvaticum  auet.  germ.  erscheinen  die 
oberen  Stütz blätter  so  breit  oder  kaum  breiter  als  die  Frucht- 
kapseln, welche  in  ihren  Achseln  entwickelt  sind,  sie  sind  auch 
in  der  Regel  ganzrandig  oder  doch  nur  ausnahmsweise  an  der 
Basis  grobgezähnt;  die  lanzettlichen  Kelchzipfel  besitzen  zu  Zeit 
der  Fruchtreife  an  der  Basis  eine  Breite  von  2'5mm,  sind  gleich- 
falls zur  Zeit  der  vollen  Blüthe  abstehend  oder  zurückgekrümmt, 
erreichen  aber,  wenn  man  sie  an  die  Krone  andrückt,  mit  ihrer 
Spitze  niemals  den  Einschnitt  zwischen  Ober-  und  Unterlippe. 
Die  Kronröhre  ist  an  der  Basis  lmm  breit;  von  dieser  Basis  bis 
zur  Mitte  fast  gleichweit  und  erweitert  sich  erst  von  da  gegen 
den  weit  offenen  zweilippigen  Saum.  Die  Unterlippe  ist  kaum  ge- 
faltet und  die  Kapsel  in  Folge  von  Verkümmerung  zweier  Samen- 
knospen gewöhlich  nur  zweisamig. 

Wie  aus  dieser  Gegenüberstellung  der  Unterscheidungsmerk- 
male hervorgeht,  ist  demnach  das  Melampyrum  silvaticum  aucl. 
germ.  in  allen  Theilen  schmäler  und  graziöser,  die  Röhre  der 
Krone  ist  viel  enger  und  schlanker  und  die  ganze  Pflanze  weit 
zierlicher    und  zarler  als  das  oben  erwähnte   Melampyrum  unserer 


*)  Unter  „Lärchwiesen"  versteht  man  in  Tirol  einmiihdige,  niemals  ge- 
düngte ßergwiesen,  welche  mit  zerstreut  stehenden  den  Boden  nur  sehr  spär- 
lich und  nur  -stellenweise  beschaltenden  Lärchciibäiitnen  bestockt  sind. 


269 

Liirchwiesen.  Es  wäre  ganz  anrichtig  desswegnn  (las  M.  silvaticum 
auct.  gerra.  etwa  als  eine  durch  den  direkten  Ginfluss  des  Stand- 
ortes erzeugte  magere  Modifikation  jenes  anderen  Melampymm 
anzusehen;  denn  die  oben  angegebenen  Merkmale  finden  sich  so- 
wohl an  üppigen,  wie  an  schwächlichen  Exemplaren  beider  hier  in 
Rede  stehenden  Melampyrum  stets  wieder.  Ich  beobachtete  einer- 
seits riesige  bis  zu  x/%  Meter  hohe  in  zahlreiche  2-5  Centim.  lange 
Aesle  aufgelöste  Exemplare  des  M.  silvaticum  auct.  gern»,  und  an- 
derseits unverästete  nur  12  Centim.  hohe  Exemplare  jenes  anderen 
auf  den  montanen  und  subalpinen  Wiesen  wachsenden  Melampyrum, 
ohne  dass  die  oben  anoeführten  Unterscheidungsmerkmale  eine 
Aenderung  erlitten  halten. 

Nicht  ohne  Grund  habe  ich  bisher  das  im  moosigen  Grunde 
unserer  Voralpenwälder  massenhaft  auftretende  Melampyrum  mit 
den  schmalen  Deckblättern  und  der  schlanken  die  kleinen  Kelch- 
zipfel überragenden  Kronröhre  als  Malampyrum  silvaticum  der 
deutschen  Autoren  aufgeführt  und  den  Namen  Linne's  vor- 
läufig ganz  ausser  Betracht  gelassen;  denn  es  hat  sich  mir  der  Ge- 
danke aufgedrängt,  ob  denn  nicht  etwa  jene  bei  uns  seltenere 
Melampyrum-Avl  mit  den  breiten,  eilanzeltlichen  grobgezäbnteii 
Deckblättern  und  der  kurzen,  die  grossen  Kelchzipl'el  nicht 
überragenden  Kronröhre  das  M.  silvaticum  Linne's  sei. 

Auf  diese  Idee  wurde  ich  nämlich  durch  ein  paar  Exemplare 
meines  Herbars  gebracht,  welche  ich  von  Andersson  aus  Lapp- 
laud  erhalten  habe  und  weicht;,  so  weit  man  nach  getrockneten 
Exemplaren  urlheilen  kann,  mit  der  zuletzt  erwähnten  Pflanze 
identisch  zu  sein  scheinen.  Auch  würde  auf  diese  Pflanze  Linne's 
Citat  „/(/.  latifolium  floribus  parvis  luteis  Cels.  ups.  32,  Fl.  lappl.  240" 
sowie  vielleicht  auch  Linne's  Bemerkung  „d  Ufert  a  praecedenle  Q31. 

pratense^)  corollis  dimidio  brevioribus *    besser  passen  als  auf 

das  M.  silvaticum  auct.  gerin.  mit  seinen  schmalen  Blättern  und 
Deckblättern  und  den  wohl  kleinen  aber  doch  schlanken  Blumen- 
kronen, welches  Reichenbach  in  den  Icones  XX.  f.  113  gut 
abgebildet  hat*).  Linne's  allzukurze  Diagnose  „corollis  hiantibus" 


*)  Was  Melampyrum  silvaticum  Sturm  D.  Fl.  H.  9  anbelangt,  so  ist 
zu  bemerken,  dass  man  weder  aus  der  Abbildung  hoch  aus  der  Beschreibung 
klug  werden  kann,  welche  Art  gemeint  sei.  Der  untere  Theil  der  Pflanze  auf 
der  Tafel  erinnert  an  M.  silvaticum,  die  oberen  Deckblätter  und  die  Blüthea 
an  M.  pratense.  —  Koch  dürfte  unter  seinem  M.  silvaticum  beide  oben  be- 
handelten Mclampyra  kumulirt  haben.  Er  schreibt  nämlich  dem  M.  silvaticum 
kelchzipfel  zu,  welche  bis  an  die  Lippen  der  Korolle  reichen,  was  an  der  im 
moosigen  Grunde  der  subalpinen  \N  älder  millionenweise  wachsenden  Pilanze 
welche  Reichen  bach  1.  c.  sehr  richtig  abbildet,  niemals  vorkommt.  — 
Koch  schreibt  dem  M.  silvaticum  a  ;cl>  „flores  erecti,  fruetus  autem  nutantes" 
zu.  Diese  Angabe  basirt  sich  aber  wahrscheinlich  auf  Heibarexemplare ,  an 
welchen  Blüthen  und  Früchte  d:e  angegebene  Stellung  nur  zufallig  durch  das 
Trocknen  erhalten  hatten,  denn  an  lebenden  Exemplaren  findet  sich  dieselbe 
nicht  vor.  An  beiden  oben  behandelten  Melampyrum  sind  die  Blüthen  ge- 
rade  so    wie    an    M.   pratense   normal    wagrecht  abstehend  und  die  Früchte 


270 

gibt  wohl  keinen  Anhaltspunkt,  um  diese  Frage  entscheiden  zu 
können  und  es  wäre  daher  sehr  dankenswerth,  wenn  uns  schwe- 
dische Botaniker  darüber  aufklären  wollten,  ob  im  Bereiche  der 
Flora  suecica  und  Flora  lapponica  beide  oben  skizzirten  Melam- 
pyra  vorkommen,  von  Linneaber  nicht  geschieden  sondern  unter 
dem  Namen  M.  silvaticum  zusammengefassl  wurden  oder  ob  dort 
nur  die  eine  dieser  Melampyrum- Arten  vorkommt. 

Eine  andere  Frage,  welche  zu  beantworten  die  schwedischen 
Botaniker  am  besten  in  der  Lage  sein  würden,  ist  die:  welche 
Pflanze  Linne  unter  seinem  Melampyrum  pratense  verstanden   hat. 

Es  ist  wiederholt  darauf  aufmerksam  gemacht  worden,  dass 
der  Name  „pratense"  auf  jene  Pflanze,  welche  die  meisten  deut- 
schen Autoren  Melampyrum  pratense  nennen,  nicht  gut  passt,  da 
diese  im  Bereiche  des  mittleren  Deutschlands  im  Schutze  der  Ge- 
büsche, im  Schatten  oder  Halbschatten  der  Wälder,  aber  niemals 
auf  Wiesen  angetroffen  wird.  Auch  im  Bereiche  unserer  Alpeu 
findet,  sich  jenes  Melampyrum,  welches  die  deutschen  Autoren  M. 
pratense  nennen,  immer  nur  an  schattigen  Waldplätzen  und  Wald- 
rändern und  erreicht  an  diesen  Standorten  schon  in  der  Seehöhe 
von  3000  Fuss  seine  obere  Grenze.  —  Neben  diesem  M.  pratense 
der  deutschen  Autoren  aber  findet  sich  in  der  montanen  und  sub- 
alpinen Region  der  Centralalpen,  deren  Flora  bekanntlich  mit  der 
skandinavischen  Flora  grosse  Uebereinstimmung  zeigt,  ganz  massen- 
haft ein  Melampyrum,  welches  von  jenem  in  der  lieferen  Region 
vorzüglich  in  Laubholzvväldern  vorkommenden  Melampyrum  pra- 
tense aucl.  germ.  ganz  gewiss  verschieden  ist  und  welches  ich  für 
das  echte  Melampyrum  pratense  L.  halte.  Es  ist  diess  dieselbe 
Pflanze,  welche  Gaudin  (Fl.  helv.  IV.  p.  122)  als  M.  pratense  var. 
paludosa,  Sauter  (_Oesl.  b.  Z.  VI.  107)  als  Melampyrum  lineare*) 
und  Lejeune  und  Juratzka  (Verh.  d.  z.  b.  Gesch.  VII.  510) 
als  M.  pratense  var.  turfosum  aufführen.  Aehnlich  der  Parnassia 
palustris,  Nardus  stiicta,  Pinus  montana  und  vielen  anderen 
Pflanzen  wächst  dieses  Melampyrum  an  tiefer  gelegenen  Standorten 
auf  sumpfigem  Boden,  zumal  zwischen  Legföhren  auf  den  Spha- 
gnumpolstern  der  Hochmoore,  in  den  Centralalpen  aber  in  dem 
Höhengürtel  von  3500  bis  6500  Fuss  in  grösster  Menge  auch  auf  ganz 

nicht  nur  nicht  mehr  nickend  als  an  M.  pratense ,  sondern  im  Gegen- 
theile  normal  wagrecht  abstehend. 

*)  Juratzka  sucht  in  den  Verh.  der  z.  b.  Ges.  VII.  510  nachzu- 
weisen, dass  M.  lineare  Mühlbg.  =  M.  americantim  Mich,  eine  hievoti 
verschiedene  Pflanze  sei  und  sich  durch  die  stark  zugespitzten  sichelförmig 
gekrümmten  Kapseln,  kleinere  Samen  und  verhältnissmässig  lange  Kelchzipfel 
unterscheide.  Dagegen  bemerkt  Reichen  b ach  in  Icun.  XX.  p.  64,  dass 
M.  amerieanum  bald  sichelförmig  gekrümmte,  bald  gerade  Kapseln  besitze  und 
von  M.  pratense  kaum  verschieden  sein  dürfte.  Ich  bemerke  hiezu,  dass 
auch  die  Pilanze,  welche  ich  für  M.  pratense  L.  halte,  nicht  selten  sichelförmig 
gekrümmte  Kapseln  zeigt.  Aus  dem  mir  vorliegenden  Malende  von  M.  ame- 
rieanum wage  ich  übrigens  kein  Urlheil  über  die  Identität  oder  Verschiedenheit 
des  M.  pratense  L.  und  M.  amerieanum  Mich. 


271 

trockenen    Wiesen    über  Sehieferboden,  namentlich  in  Gesellschaft 

von  Campanula  barbata  und  Nardus  striata  oft  in  dicht  gedrängten 
nach  hunderlon  von  Exemplaren  zählenden  Gruppen  und  isl  dort 
eine  sehr  häufige,  ja  fast  unvermeidliche  Pflanze.  Es  ist  mir  nun 
mehr  als  wahrscheinlich,  dass  diese  die  Berg-  und  Voraloen wiesen 
der  Cenlralalpen  bewohnende  Pflanze,  auf  welche  der  Name  npra- 
t'-nse-  jedenfalls  ganz  gut  passt,  auch  das  edite  Melampyrum 
pratense  Linne  ist,  welches  in  den  Sp.  pl.  II.  005  „in  Europae 
horealis  pratis  siccis"  angegeben  wird.  Jenes  andere  in  den  lie- 
ferliegenden Wäldern  des  mittleren  südlichen  und  östlichen  Eu- 
ropas vorkommende  Melampyrum  pratense  der  deutschen  Autoren 
aber,  welches  unter  anderm  von  Reichenbach  in  Icon.  XX.  Taf. 
112  gut  abgebildet  wurde  und  das  seinen  Verbreitungsbezirk  nord- 
wärts vielleicht  gar  nicht  mehr  bis  Schweden  ausdehnt,  wäre  mit 
Unrecht  als  Mel.  pratense  Linne  von  den  meisten  Floristen  be- 
zeichnet worden. 

Tausch  nannte  dieses  letztere  noch  in  Böhmen  in  den 
Wäldern  um  Königssaal  von  ihm  gesammelte  Melampyrum  :  M. 
commutatum,  und  wenn  unsere  im  Obigen  ausgesprochenen  Ver- 
muthungen  richtig  sind,  hätte  sonach  diese  Pflanze  künftighin  auch 
den  Namen  Melampyrum  commutatum  zu  führen  *). 

Die  Blätter  dieses  Melampyrum  commutatum  Tausch  sind 
in  der  Regel  viel  breiter  als  an  jener  Pflanze,  welche  ich  für  das 
echte  M.  pratense  L.  halte,  sie  sind  grün,  während  jene  des  M. 
pratense,  immer  etwas  braunroth  angelaufen  erscheinen.  Die 
oberen  Deckblätter  sind  immer  bandförmig  5  —  7>paltig,  mit 
schmalen  in  eine  dünne  Spitze  vorgezogenen  Zipfeln,  während  sie 
bei  M.  pratense  häufig  ganzrandig  sind,  oder  wenn  selbe  bei 
diesem  auch  beiderseits  mit  einem  oder  zwei  grossen  Zähnen  aus- 
gestattet sind  und  so  bandförmig  gespalten  erscheinen,  sind  die 
Zähne  oder  Zipfel  doch  niemals  so  fein  und  schmal  zugespitzt  und 
haben  immer  ein  mehr  starres  Ansehen  und  Anfühlen.  Auch 
die  Kelchzipfel  sind  an  M  commutatum  weniger  starr  und  immer 
langer    zugespitzt    als    an    M.    pratense.     Die    Kronröhre    ist    mei- 


*)  Nach  Taus  ch'adien  im  Herb,  der  Innsbrucker  Universität  befind- 
lichen „auf  Wiesen  im  Riesengrunde  der  Sudeten-  gesammelten  Exemplaren 
scheint  Tausch  das  im  Eingange  die-es  Aufsatzes  erwähnte,  auf  den  Lärch- 
w.esen  der  tirol.  Centralalpen  von  mir  beobachtete,  dem  M.  silvaticum  der 
deutschen  Autoren  zunächststehei  de  Jfelampurum*  d>  ssen  Verschiedenheit 
von  den  in  den  Wäldern  des  lliesengebirges  vorkommenden  M.  silvaticum 
auet.  germ.  ihm  bereits  aufgefallen  sein  musste,  für  M.  pratense  L.  gehalten 
zu  haben,  womit  er  freilich  im  Unrechte  gewesen  wäre.  Leider  las.-en  die 
schlecht  getrockneten  Exemplare  kein  sicheres  Urtheil  zu.  Mag  übrigens 
Tausch  den  Namen  M.  pratense  auf  diese  oder  jene  Pflanzenart  bezogen 
haben,  jedenfalls  gebührt  ihm  das  Verdienst,  darauf  aufmerksam  gemacht  zu 
haben,  da-s  die  Pflanze,  welche  die  deutschen  Autoren  als  „A/.  pratense" 
aufführten,  nicht  die  gleichnamige  Pflanze  Linne's  sei.  Der  für  jene  Pflanze 
von  Tau  seh  gewählte  Name:  Melampyrum  commutatum  ist  für  dieselbe  da- 
her jedenfalls  am  rechten  Platze. 


272 

stens  länger  als  jene  des  M.  pratense  and  gelb  gefärbt,  während 
jene  des  M.  pratense  gewöhnlich  weisslich  erscheint.  Die  Staub- 
fäden sind  in  der  Mitte  stets  gelb,  jene  des  M.  pratense  dagegen 
meist  sämmtlich  weiss  oder  es  sind  doch  nur  die  zwei  tiefer- 
stehenden in  der  Mitte  gelblich  gefärbt.  Die  drei  Zipfelchen  der 
Unterlippe  sind  vom  vorderen  Rande  der  Gaumenbuekeln  ab  gewöhn- 
lich abwärts  gebogen,  während  sie  bei  M.  pratense  in  der  Regel 
gerade  vorgestreckt  erscheinen. 

Alle  diese  Merkmale,  so  sehr  sie  auch  zu  dem  verschiedenen 
Habitus  beider  Arten  beitragen,  sind  aber  schwankend  und  unbe- 
ständig. Dagegen  ergaben  sich  als  das  Resultat  des  Vergleiches 
sehr  zahlreicher  Exemplare  von  den  verschiedensten  Standorten 
auch  noch  folgende  sehr  beständige  Unterscheidungsmerkmale  : 
Melampyrum  commutatum  Tausch. 

Buckel  des  -Gaumens  stark  gewölbt,  nach  rückwärts  durch 
einen  halbmondförmigen  mit  der  Convexität  nach  vorn  gerichteten 
scharfen  Ausschnitt  begrenzt. 

Griffel  über  die  zottige  Oberlippe  deutlich  vorragend. 

Connectiv  hellgrün.  Staubbeutel  gelb. 

Zipfel  des  Kelches  länger  als  dessen  Röhre. 
Melampyrum  pratense  L. 

Buckel  des  Gaumens  massig  gewölbt,  nach  rückwärts  all— 
mälig  verdacht. 

Griffel  über  die  zottige  Oberlippe  nicht  vorragend. 

Connectiv  olivengrün,   Staubbeutel  rothbraun. 

Zipfel  des  Kelches  so  lang  als  dessen  Rühre. 

Was  ich  hier  mitgetheilt,  ist  nun  allerdings  nur  das  Resultat 
der  Untersuchungen,  welche  ich  im  Bereiche  der  tirolischen  Flora 
an  lebenden  Exemplaren  auszuführen  Gelegenheit  hatte.  Hier  lassen 
sich  die  im  Obigen  behandelten  Melampyrum- Arien  stets  ohne 
Schwierigkeiten  erkennen  und  gut  unterscheiden.  Ob  dasselbe 
auch  an  anderen  Orten  der  Fall  ist,  vermag  ich  bei  dem  Umstände, 
dass  mit  getrockneten  Exemplaren  dieser  Gattung  nicht  viel  anzu- 
fangen ist,  nicht  zu  entscheiden.  Nach  den  Beschreibungen,  welche 
einige  Autoren  von  M.  silvaticum  und  M.  pratense  geben,  schiene 
es  allerdings,  dass  alle  diese  Melampyrum  -  Arten  durch  keine 
scharfen  Grenzen  von  einander  geschieden  sind.  Ich  gestehe  aber, 
dass  ich  auf  diese  Angaben,  namentlich  dann,  wenn  sie  aus  der 
Zeit  datiren,  in  welcher  die  Konstruktion  künstlicher  Sammel- 
spezies bei  den  Floristen  in  der  Mode  war,  kein  rechtes  Ver- 
trauen habe,  denn  nur  zu  häufig  gründen  sich  Aussprüche,  wie  : 
„geht  durch  zahlreiche  Zwischenformen  in  diese  oder  jene  Art 
oder  Varietät  über"  *J    nicht  auf  exakte  Beobachtung  sondern  nur 

*)  Wurde  doch  einmal  von  Neilreich  (Nachtr.  z.  Fl.  v.  Wien  p.  214) 
sogar  behauptet,  dass  er  Melampyrum  pratense  häufig  in  Melampyrum  sil- 
vaticum übergehen  sah,  und  hierauf  gestützt  ein  diese  beiden  „in  einander 
übergehenden"  Melampyrum- Arien  zusammenfassendes  M.  silvaticum  Neilr. 
aufgestellt. 


273 

auf  vage  Erinnerungen  und  wurden  den  betreffenden  Floristen 
nicht  durch  die  Sucht  die  Wahrheit  zu  ergründen,  sondern  durch 
die  Sucht  der  „Speziesmacherei"  in  die  Feder  diktirt.  Es  wird 
daher  immerhin  gut  sein,  mit  Uebergehung  diessfälliger  unzuver- 
lässiger, auf  leichtfertige  Beobachtungen,  flüchtige  Erinnerungen 
oder  oft  auch  auf  gar  nichts  gestützte  Aussprüche  die  hier  be- 
handelten Melampyra  nochmals  an  möglichst  vielen  Punkten  in  der 
freien  Natur  unbefangen  zu  beobachten,  und  erst  dann  wird  es 
möglich  sein,  über  dieselben  auch  ein  endgiltiges  Urtheil  ab- 
zugeben. 


Eine  Reise  nach  Spanien  im  Winter  1869. 

Von  A.  Oertel. 

Zu  Ende  des  vorigen  Jahres  war  ich  veranlasst,  eine  Reise 
nach  Madrid  zu  unternehmen,  und  wenn  auch  das  Botanisiren  nicht 
Zweck  dieser  Reise  war,  so  blieb  mir  doch  Zeit  genug,  um  einige 
Exkursionen  und  Beobachtungen  zu  machen,  welche,  da  sie  ein 
weniger  bekanntes  Land  betreffen,  das  seit  einigen  Jahren  durch 
seine  politischen  Wirren  die  Aufmerksamkeit  in  erhöhtem  Grade 
auf  sich  lenkt,  vielleicht  Manchem  von  Interesse  sein  dürften, 
wesshalb  ich  hier  eine  kurze  Beschreibung  meiner  Erlebnisse 
geben  will. 

Es  war  am  Allerheiligentag  1869,  mein  Koffer  war  gepackt 
und  ein  Billet  von  Frankfurt  nach  Paris  genommen,  Heidelberg, 
Karlsruhe,  Kehl,  Strassburg  bis  zum  andern  Morgen  erreicht,  und 
weiter  ging  es  durch  das  fruchtbare  Elsass,  Nancy,  Bar  le  duc, 
Chalons  etc.,  bis  ziemlich  spät  Abends  der  Zug  in  das  muntere, 
lebenslustige  Paris  einfuhr. 

Zwei  Tage  Aufenthalt  in  dieser  Metropole  der  „Civilisation" 
und  des  Luxus  waren  gewiss  nicht  zu  viel  und  am  4.  November 
Abends  ging  es  weiter  auf  dem  Chcmin  de  fer  d'Orleans  nach  Süden. 
Nachdem  die  Nacht  leidlich  vorübergegangen  und  ein  schöner,  heller 
Tag  angebrochen  war,  schaute  ich  mir  die  Gegend  etwas  genauer 
au,  umPflanzen  zu  entdecken,  doch  es  war  Winter  und  wenig  zu 
sehen;  von  Poitiers  an  bemerkte  ich  häufig  eine,  zum  Theil  noch 
oder  schon  blühende,  dornige  Genistee,  wahrscheinlich  Ulex  euro- 
pueus  und  zwischen  Coutras  und  Libourne  sah  ich  in  den  Wein- 
geländen  Calendula  arvensis  in  schönster  Blüthe.  Gegen  2  Uhr 
Nachmittags  nahte  sich  der  Zug  Bordeaux,  schon  lange  angezeigt 
durch  schöne  Weingärten  und  elegante  Landhäuser,  wo  auffallen- 
der Weise  die  Pflaumenbäume  in  schönster  Blüthe  standen,  bis  wir 
der  berühmten  Seestadt  mit  den  stolzen  Palästen  und  prächtigen 
Kirchen,  im  Hafen  tausende  von  Masten,  ansichtig  wurden;  aber 
kaum    im    Bahnhofe    eingefahren,    wurden    die  Wagen  gewechselt, 

Oestevr.  botan.  Zeitschrift.  9.  Heft.  1870.  18 


W4 

und  weiter  ging  es  über  die  Passerello  auf  das  andere  Ufer  dof 
Caronne,  wo  wiederum  der  Ruf:  Changement  de  voiturc!  den  Mü- 
den und  Beladenen  in's  Ohr  schallte,  und  ich  verliess  Bordeaux, 
ohne  auch  nur  ein  Glas  seiner  berühmten  Flüssigkeiten  getrunken 
zu  haben.  Alsbald  hinter  Bordeaux  beginnt  ein  ungeheurer  Fichten- 
wald, der  sich  bis  Bayonne,  also  198  Kilometer,  hinzieht,  und  in 
schnurgerader  Linie  geht  die  Eisenbahn  hindurch,  nur  selten  von 
einer  kleinen  Station  unterbrochen.  Seit  dem  Souper  in  Paris  halte 
ich  nichts  gegessen,  und  in  der  Erwartung,  dass  ich  in  Bordeaux 
Zeit  genug  zu  einem  Mittagessen  haben  werde,  hatte  ich  keinen 
Proviant  mitgenommen;  die  Mitreisenden  vertrösteten  mich  auf  die 
Station  Morceux,  wo  wir  gegen  5  Uhr  ankamen.  Der  Zug  halt 
hier  eine  Vi  Stunde  und  eine  ausgezeichnete  und  billige  Table 
d'höte  erwartete  uns.  Ueberall  in  dem  ungeheuren  Walde  sah  man 
die  Spuren  derjenigen  Industriezweige ,  die  in  solchen  Distrikten 
betrieben  werden,  und  die  meisten  Fichtenbäume  waren  am  Fusse 
zur  Gewinnung  des  Terpentins  geschält.  Von  Pflanzen  war  nicht  viel 
zu  sehen,  als  einige  Ginster  und  Heiden,  darunter  Erica  arborea 
und  multiflora.  Nach  Bayonne  zu  fielen  mir  einzelne,  regelmässig 
gepflanzte  Bäume  am  Rande  des  Waldes  auf,  und  ein  Mitreisender 
sagte  mir,  dass  dies  Korkeichen  seien,  die  man  hier  versuchsweise 
angepflanzt  habe.  Abends  8  Uhr  30  Min.  kam  ich  in  Bayonne  an, 
wo  ich  übernachtete. 

Den  andern  Vormittag  am  6.  hatte  ich  Zeit,  mich  umzusehen; 
die  Stadt  hat  einige  recht  hübsche  Strassen  und  Gebäude,  aber 
dem  Hafen  mit  seinen  spärlichen  SchifTen  sieht  man  es  an,  dass 
er  nicht  von  Bedeutung  ist;  ich  konnte  nicht  einmal  eine  Gondel 
zu  einer  Spazierfahrt  haben.  In  der  Nähe  des  Hafens  wächst  Apium 
graveolens  und  Aster  Tripolium,  wie  an  unseren  Salinen;  auch 
Paspalum  vaginatum  Elliot.,  aus  Amerika  eingeschleppt,  wuchert 
hier  in  grosser  Menge  und  alle  Steine  und  Mauern  des  Ufers  sind 
mit  einer  Alge  dicht  überzogen.  Mittags  halb  ein  Uhr  ging  der 
Zug  ab,  an  Biarritz  und  öfters  dicht  am  atlantischen  Ocean  vorbei, 
bis  wir  Irun,  die  spanische  Grenzstation  erreichten.  Die  Zollfor- 
malitäten waren  rasch  beendigt,  das  französische  Geld  in  spani- 
sches umgewechselt,  nach  einem  Passe  fiel  es  Niemand  ein  zu 
fragen,  und  weiter  ging  es  immer  an  den  Pyrenäen  her,  wo  Meren- 
dera  ßulbocodium  noch  in  schönster  Blüthe  stand,  hier  und  da 
ein  Exemplar  von  Seseli  tortuosum  und  manches  Andere  bekannte 
und  unbekannte.  Das  reizend  gelegene  San  Sebastian  war  bald 
erreicht,  doch  bald  brach  auch  die  Nacht  herein,  und  nachdem  ich 
in  Burgos  gegen  11  Uhr  soupirt  hatte,  machte  der  Schlaf  seine 
Rechte  geltend,  und  trotzdem  die  spanischen  Eisenbahnwagen, 
wenigstens  auf  dieser  Strecke,  nicht  so  comfortable  eingerichtet  sind 
wie  unsere  deutschen,  so  schlief  ich  doch  ganz  gut  bis  zum 
andern  Morgen. 

Ich  erwachte  erst,  als  die  Sonne  schon  hell  und  freundlich 
schien,    und  beeilte  mich  einen  Blick  auf  die  mir  neue    Landschaft 


. 2r5 

zu  warfen;  dürre  Felsen  und  ungeheure  Sleinblöcke  überall,  so- 
weit das  Auge  sehen  kann;  kein  lebendes  Wesen  ringsum,  nicht 
einmal  ein  Vogel;  in  der  Ferne  schneebedeckte  Gebirgsketten; 
das  Schnauben  der  Locomotive  und  Rasseln  der  Waggons  gereichte 
mir  fast  zur  Beruhigung,  sollten  sie  mich  doch  dieser  traurigen 
Wüste  entführen,  aber  es  währte  noch  lange,  endlich  sah  ich  hier 
und  da  ein  Stück  Feld,  das  schwache  Spuren  eines  Pfluges  trug, 
aber  stalt  grüner  Saaten  nur  mit  dürren  Grashalmen  bewachsen, 
bis  in  der  Ferne  das  ungeheure  Viereck  von  Escorial  sichtbar 
wurde,  und  gegen  8  Uhr  hielt  der  Zug  am  Stationsgebäude.  Ca- 
balleros en  treu!  rief  der  Conducteur  nach  2  Minuten  Aufenthalt, 
und  weiter  ging  es  der  Hauptstadt  zu.  Die  Gegend  nahm  mitunter 
einen  etwas  anziehenderen  Charakter  an,  hier  und  da  ein  rauschen- 
des Wasser  und  zerstreute  Büsche  von  Juniperus  communis,  D  iphne 
Gnidium  und  einzelne  Bäume  von  Quercus  coeeifera  boten  dem 
Auge  wenigstens  etwas  Grünes,  doch  meistens  ging  die  Eisenbahn 
durch  gesprengte  Felsen  hindurch.  Die  letzten  Stationen  Las  Rozas 
und  Pozuelo  waren  passirt  und  um  9%  Uhr  war  ich  in  Madrid; 
es  war  Sonntag  und  herrlich  warmer  Sonnenschein,  auf  den  Strassen 
der  Stadt   das   bunteste  lebhafteste  Treiben. 

Des  andern  Tags  wagte  ich  mich  weiter  in  die  innere  Stadt 
und  besuchte  einige  Anlagen,  den  weltberühmten  Prado  und  Buen 
retiro,  um  womöglich  zu  botanisiren;  wahre  Tantalusqualen  erlitt 
ich  am  Portal  der  Kirche  Santa  Cruz,  wo  einige  Büschel  von 
Umbilicus  pendulinus  mit  Fruchlstengeln  wucherten,  aber  keine 
Möglichkeit  dieselben  zu  erreichen;  die  Pflanze  ist  aber  bei  Madrid 
häufig  genug,  und  ich  fand  sie  später  in  leidlichen  Exemplaren, 
allerdings  nicht  mehr  blühend,  an  den  3Iauern  des  botanischen 
Gartens  und  am  Escorial.  Der  Boden  von  Madrid  und  Umgehung  ist 
ein  unfruchtbarer,  weissgrauer  Diluvialsand  und  wenn  man  bedenkt, 
dass  die  Stadt  2281  Fuss  üLer  dem  Meere  liegt,  7  Stunden  davon 
das  rauhe  Guadarramagebirge,  so  ist  es  nicht  zu  verwundern,  dass  im 
Winter  nicht  viel  zu  botanisiren  ist.  Nicht  weit  von  der  Stadt 
fliesst  der  Manzanares,  ein  Flüsschen,  das  im  Sommer  klein  und 
im  Winter  nur  wenig  Wasser  hat;  reichlich  versorgt  sind  aber  die 
Stadtbewohner  durch  die  vielen  zum  Theil  prachtvollen  Brunnen, 
die  auf  allen  Plätzen  und  in  allen  Strassen  fontainenartig  ihr  Wasser 
spenden  und  der  Canal  de  Isabel  II.  (hony  soit  qui  mal  y  pense), 
der  sich  durch  alle  Strassen  und  Anlagen  hinzieht,  sprudelt  überall, 
wo  seine  Erahne  geöffnet  werden,  sein  frisches  helles  Wasser 
hervor,  was  denn  auch  täglich  mehrmals  geschieht,  um  die  Pflan- 
zungen zu  begiessen  und  die  Strassen  zu  reinigen,  wodurch  die- 
selben immer  so  reinlich  und  staubfrei  erscheinen. 

Am  11.  November  machte  ich  eine  Exkursion  dem  Manza- 
nares entlang;  schon  in  den  Vorstädten  sammelte  ich  noch  iu 
Blüthe:  Diplotaxis  tenuifolia  und  vivgata  DC.  {Sinapis  virgala 
Cav.J,  Parietaria  diffusa,  Xanthiuin  spinosum  (sehr  gemein)  und 
Cynodon  daetylon;  in  den  Anlagen  hinter  dem  JXordbahnhofe  Koele- 

18* 


2  7G 

ria  phleoides,  Eragrostis  poaeoidcs,  Conyza  ambigua,  Chondrillci 
juncea,  Picnomon  Acarna,  Elymus  crinitus  und  Brornus  madri- 
tensis,  aber  meistens  dürre,  verblühte  Exemplare.  An  den  Ufern 
des  Flusses  begrüssten  mich  sogleich  zwei  alte  Bekannte  von  den 
Wetterauer  Salinen  her:  Centaurea  Calcitrapa  und  Lepidium  gra- 
minifolium  (sonst  eine  Seltenheit  der  Flora);  Marrubium  vulgare, 
Polypogon  monspeliensis,  Anthemis  arcensis  var.  incrassata  Boiss., 
Plantago  Coronopus  und  major  waren  noch  im  blühenden  Zustande; 
dagegen  Silybum  Marianum,  Onopordon  Acanthium  und  Verbascum 
sinuatum  schon  vertrocknet;  weiterhin  sah  ich  Juncns  acutus  und 
dürre  Stengel  mit  Früchlen,  die  meiner  Ansicht  nach  zu  Xaitthium 
macrocarpum  gehören,  obgleich  diese  Pflanze  in  der  Flora  de 
Madrid  y  su  provincia  von  Cutanda  nur  als  sehr  zweifelhaft  er- 
wähnt wird. 

Einige  Tage  später  machte  ich  eine  Exkursion  auf  die  andere 
Seite  der  Stadt;  am  Südbahnhof  fand  ich  einen  blühenden  Strauch 
von  Lycium  europaeum  und  in  grosser  Menge  fruchttragende  Exem- 
plare von  Zygophyllum  fabago;  wie  ich  aber  später  aus  der  oben- 
erwähnten Flora  ersah,  ist  dasselbe  nur  eingebürgert,  wie  auch 
die  Roubieva  multifida  Moq.  (Chenopodium  L.),  die  am  Museo 
nacional  (Gemäldegallerie)  häufig  ist.  In  den  herrlichen  Anlagen 
von  Buen  retiro,  wo  das  Bupleurum  fruticosum  häufig  angepflanzt 
ist,  fand  ich  noch,  mehr  oder  weniger  brauchbar,  Plantago  Lago- 
pus, Chondrilla  juncea,  Senecio  vulgaris  und  Mesembryanthemum 
crystallinum;  hier  befindet  sich  auch  eine  Art  zoologischer  Garten, 
der  aber  nicht  vielmehr  als  eine  Menagerie  auf  der  Leipziger  Messe 
enthält.  Dem  Prado  gegenüber,  neben  der  Gemäldegallerie,  liegt 
der  botanische  Garten,  hübsch  angelegt,  mit  den  Statuen  Qu er's, 
Cavanilles,  Lagasca's  und  Clemente's  geziert;  die  Hauplbaum- 
g nippen  bestehen  aus  Acer,  Tilia,  Gleditschia,  Robinia,  Sophora, 
Vereis,  Celtls,  Broussonetia,  Gymnocladus,  Melia  Acederach,  Cu- 
pressus,  Alatemus  etc.  In  einem  Hintergebäude  befindet  sich  eine 
recht  interessante  und  umfangreiche  Sammlung  von  Naturalien  der 
drei  Reiche,  mit  phoiographischen  Aufnahmen,  von  einer  wissen- 
schaftlichen Expedition  nach  Südamerika  herrührend,  darunter  eine 
ziemliche  Anzahl  amerikanischer  Mumien.  Die  Sammlung  scheint 
nur  provisorisch  hier  untergebracht  zu  sein,  nur  ein  Theil  davon 
ist  kunstgerecht  aufgestellt  und  die  meisten  Vogelbälge  liegen  zu 
Dutzenden  unter  Glaskästen;  sie  scheint  mir  aber  immer  noch 
werthvoller  als  das  eigentliche  naturhistorische  Museum  der  Uni- 
versität in  der  Alcalastrasse.  Die  Spanier  scheinen  eben  zu  solchen 
Sachen  noch  wenig  Zeit  und  Geld  zu  haben.  Es  war  mir  unmög- 
lich, während  meines  Aufenthalles  einen  Botaniker  ausfindig  zu 
machen,  um  mit  ihm  anzuknüpfen,  wozu  allerdings  auch  eine  grös- 
sere Fertigkeit  in  der  Landessprache  gehört  hätte;  mit  dem  Fran- 
zösischen kommt  man  in  Spanien,  zumal  in  Madrid,  nicht  aus. 

Am  14.  November  erhielt  ich  einen  Brief  von  daheim  mit 
der  frohen,  fröhlichen  Botschaft,  dass  mein  Pass,  um  den  ich  8  Tage 


277 

vor  meiner  Abreise  bei  meiner  Heimathsbehörde  supplieirl  halle, 
endlich  angekommen  sei,  und  in  dein  stolzen  Bewusstsein,  daheim 
im  Pulle  ein  so  wichtiges  Dokument  liegen  zu  haben,  trat  ich  um 
so  entschiedener  den  Caballeros  gegenüber  auf;  glücklicherweise 
liegt  er  heute  noch  unangerührt  dort. 

Am  18.  machte  ich  einen  Ausflug  nach  dem  2  Stunden  ent- 
fernten Jagdschlosse  Prado,  wo  ich  noch  blühende  Exemplare  von 
Plumbago  europaea  fand. 

Am  26.  besuchte  ich  in  Gesellschaft  mehrerer  Herren  das 
königliche  Schloss. 

Am  27.  wurde  eine  Partie  nach  dem  7  Stunden  entfernten 
Escorial  arrangirt;  wir  fuhren  Früh  gegen  8  Uhr  mit  der  Eisen- 
bahn ab  und  kamen  gegen  ValO  Uhr  an.  Das  kolossale  Gebäude 
ist  sowohl  Kloster  als  königliches  Schloss,  aber  weder  von  Mön- 
chen noch  von  königlichen  Lakaien  war  eine  Spur  zu  sehen,  es 
herrschte  die  Ruhe  eines  Kirchhofs.  An  den  Mauern  wucheit  üppig 
Unibilius  pendutinus  in  fusshohen,  vielstenglichen  Exemplaren,  in 
den  Klosterhöfen  fand  ich  Andryala  sinuata,  Epilobium  parvi- 
florum  und  eine  verblühte  Chenopodee,  die  ich  noch  gar  nicht 
bestimmt  habe.  Nachmittags,  nachdem,  wir  in  einem  Hotel  des  Dorfes 
recht  gut  und  billig  gespeist  halten,  besuchten  wir  die  Casa  de 
campo  (Landhaus)  des  Kronprinzen,  zwischen  dem  Escorial  und 
der  Eisenbahn  gelegen;  es  is.t  dies  nur  ein  kleines  Haus,  aber  von 
unten  bis  oben  gefüllt  mit  den  werlhvollsten  Kunslschätzen.  Zu 
diesem  Landhause  gehört  ein  schöner  grosser  Park,  wo  Arbulus 
Unedo  in  schönster  Blüthe  stand;  ausserdem  fand  ich  dort  Daphne 
Gnidium  und  Ruscus  aculeatus  mit  Früchten  und  eine  Graminee, 
welche  ich  Anfangs  zu  meiner  grössten  Freude  für  die  bei  Madrid 
als  sehr  gemein  angegebene  Echinaria  capitata  hielt,  bis  ich  be- 
merkte, dass  es  der  dort  seltenere  Cynosurus  echinatus  sei.  In 
der  weiteren  Umgegend  bemerkte  ich  noch  Lavandula  peduneu- 
hi ta,  Digitalis  Thapsi,  Quercus  coeeifera,  Senecio  Jacobaea,  Car- 
lina corymbosa  und  Eryngium  campestre.  Um  8  Uhr  Abends  zogen 
wir  wieder  in  Madrid  ein. 

Am  L  Dezember  machte  ich  einen  Ausflug  nach  Aranjuez, 
49  Kilometer,  an  der  Eisenbahn  von  Madrid  nach  Alicanle,  wo  ich 
noch  einige  ganz  hübsche  Exemplare  von  Mer ender a  Bulbocodinm, 
ausserdem  Alyssum  montanum,  Bunias  Emcago,  Clematis  reeta 
und  Linum  maritimum  fand.  Den  Schlössern  und  Lustgärten  sah  man 
es  an,  dass  die  schönen  Tage  der  Bourbonen  vorüber  sind.  Wäh- 
rend bis  jetzt  immer  schönes  und  heiteres  Wetter  war,  gab  es  in 
der  Nacht  vom  4.  zum  5.  Dez.  starken  Schneefall,  der  allerdings 
nicht  lange  Stand  hielt;  dann  kamen  Regentage  und  von  Mitte 
Dezember  an  wieder  heileres  Wetter  mit  Kälte  bis  zu  5  Grad. 
Wie  sehr  vermisst  man  da  einen  gemüthlichen  deutschen  Ofen, 
denn  die  Kohlenpfannen  der  Spanier  sind  höchstens  hinreichend, 
die  Fussspitzen  zu  wärmen.  Glücklicher  Weise  waren  meine  Ge- 
schäfte bald  beendigt,  und  ich  konnte  an  den  Rückweg  denken. 


278 

Am  23.  ging  ich  noch  einmal  durch  die  Stadt,  um  einige 
Einkäufe  zu  machen,  und  kam  dabei  auf  die  Plaza  mayor,  wo  sich 
mir  ein  echt  deutsches  Bild,  der  Weihnachtsmarkt,  darbot.  Nicht 
zu  beschreiben  ist  das  Treiben  und  der  Lärm  auf  diesem  rings 
von  Hausern  eingeschlossenen  Platze;  Nürnberger  Spiehvaaren, 
»panische  Weihnachtsgebäcke',  z.  B.  Mazapan  de  Toledo  und  Tur- 
rones  de  Alicante ,  kleine  Christbäumeken  aus  Ruscus  aculeatus 
u.  s.  xv.  werden  in  Masse  feilgeboten,  und  durch  all  diess  Menschen- 
gewühl hindurch  werden  kleinere  oder  grössere  Heerden  Kapaune, 
Pavos  getrieben,  die  hier  die  Stelle  unserer  deutschen  Weihnachts- 
gänse vertreten;  die  verschiedenartigsten  Früchte  sind  aufgespei- 
chert; Trauben  und  Melonen,  schöne  Orangen  und  prächtige,  halb- 
pfündige  Granatäpfel,  Kastanien  und  essbare  Eicheln,  orangefar- 
bige Dattelzweige  mit  Früchten,  Pinienkörner  mit  schönen  Zapfen 
und  Avellanas  de  Valencia".  Letztere  Frucht,  die  in  den  Strassen 
von  Madrid  häufig  verkauft  wird,  hatte  schon  längst  meine  Auf- 
merksamkeit erregt,  aber  kein  Doctor  und  Apotheker  konnte  mir 
sagen,  von  welcher  Pflanze  dieselbe  abstamme,  bis  ich  daheim  her- 
ausbrachte, dass  es  die  Erdmandel,  Arachis  hypogaea,  sei.  An 
demselben  Abend  8  Uhr  25  Min.  reiste  ich  von  Madrid  ab  und 
war  früh  gegen  7  Uhr  in  Saragossa,  der  Hauptstadt  von  Ara- 
gonien;  ein  Omnibus  brachte  die  Reisenden  durch  die  Stadt  und 
über  die  trüben  Fluthen  des  Ebro,  an  dem  aber  keine  Spur  jener 
schattigen  Kastanien  zu  sehen  war,  von  denen  die  Deutschen  singen, 
an  die  Linie  von  Barcelona,  die  sich  durch  sehr  schöne  Wagen 
2.  Classe  vorteilhaft  auszeichnet.  Nachdem  ich  im  Bahnhofsge- 
bäude gefrühstückt,  fuhr  ich  8  Uhr  30  Min.  ab.  Den  ganzen  Tag  über 
schneite  es  ein  wenig,  bis  nach  dem  reizend  gelegenen  Lerida; 
hier  hält  der  Zug  eine  Viertelstunde  und  ein  mittelmässiges  Diner 
mit  köstlichem  Aragonier,  so  viel  man  trinken  wollte,  wartete  auf 
die  Reisenden;  Abends  9  Uhr  war  ich  in  Barcelona,  wo  mich  der 
Lärm  des  Weihnachtsabends  um  so  lebhafter  an  die  liebe  Heimath 
erinnerte. 

Andern  Tags,  am  ersten  Feiertag,  war  herrliches,  warmes 
Wetter,  und  mein  erster  Gang  war  nach  dem  Hafen;  eine  Gondel 
mit  Führer  im  Puerto  de  la  paz  war  bald  gefunden,  und  im  schön- 
sten Sonnenschein,  die  köstliche  Luft  des  Mittelmeeres  einalhmend, 
ruderten  wir  hinaus,  wo  sich  bald  das  herrlichste  Panorama  ent- 
faltete. Ich  habe  Genua  gesehen  und  war  entzückt  davon,  aber 
Barcelona  ist  doch  noch  schöner;  links  das  flache  catalonische  Ufer, 
dann  auf  hohem  Berge  das  Castell,  dann  die  Stadt  mit  ihren  schönen 
Facaden  und  den  dicht  angrenzenden  Vorstädten  Barcelonetta  und 
San  Andres,  umgeben  von  zahllosen  zum  Theil  sehr  hoch  gele- 
genen Landhäusern,  rechts  die  Rhede  mit  ihrem  ganz  respektablen 
Mastenwalde  und  das  Ganze  umsäumt  von  den  blauen  Gipfeln  des 
Küstengebirges.  Nach  vollendeter  Spazierfahrt  machte  ich  noch 
einen  Gang  um  den  Hafen  herum,  wo  viele  Barken  mit  Johannis- 
brot   gefüllt    lagen;   hier    sah   ich  auch  zum  ersten  Mal    die  kost- 


279 

liehen,  in  allen  Nuancen  des  Purpurs  strahlenden  Früchte  des  Erd- 
beerbauines, Arbutus  Unedo,  ■zum  Verkauf  ausgestellt,  und  konnte 
nicht  umhin,  sie  einmal  zu  versuchen.  In  der  Nähe  des  Castells 
wucherten  riesige  Stauden  von  Agave  und  Opuntia,  auch  fand  ich 
Sonchus  tenerrimus,  Conyza  ambigua.  Tragus  racemosus  und  auf 
den  Mauern  des  Hafens  stand  Lobutaria  maritima  in  schönster 
ßlüthe,  was  dem  Ganzen  ein  ausserordentlich  freundliches,  früh- 
lingsartiges Ansehen  verlieh. 

Am  zweiten  Feiertage  nahm  ich  Abschied  von  dieser  schönen 
Stadt,  wo  ich  so  gern  noch  längere  Zeit  geweilt  hätte,  zumal  da 
der  Aufenthalt  hier  verhältnissmässig  billig  ist;  meine  Rechnung 
in  der  Fonda  de  Calalunna,  ein  sehr  gutes  Gasthaus,  betrug  für 
die  zwei  Tage  nur  14  Franken,  wahrend  ich  im  Hotel  des  Princes 
in  Madrid  für  einen  Tag  ebenso  viel  zu  bezahlen  halte.  Recht  gern 
wäre  ich  zu  Wasser  abgereist,  aber  das  nächste  Schiff  nach  Mar- 
seille, der  spanische  Dampfer  Guadiana,  sollte  erst  den  27.  Nachts 
abgehen,  und  ich  wollte  gern  die  Neujahrsnacht  im  Kreise  der 
Meinigen  zubringen.  So  fuhr  ich  denn  mit  der  Eisenbahn  bis  Ge- 
Füna,  von  wo  die  Reisenden  in  4  ungeheuren  Postomnibus  weiter 
befördert  wurden.  Abends  gegen  11  Uhr  wurde  in  Figueras  eine 
gute  hallte  Stunde  gerastet,  und  ein  Nachtessen  mit  obligatem 
YVeihnachlskapaun,  Turrones  und  feurigem  Catalonier  stand  bereit 
und  Früh  gegen  5  Uhr  war  ich  in  Perpignan.  Gegen  6  Uhr  ging 
der  Zug  ab,  es  war  ziemlich  kalt  aber  heiteres  Wetter  und  die 
Stationen  Narbonne,  Beziers,  Agtle,  Gelte,  Montpellier  u.  s.  w.,  in 
den  Herbarien  der  Botaniker  wohlbekannte  Namen,  flogen  im  Nu 
vorüber,  und  Abends  war  ich  in  Marseille. 

Andern  Tags  den  28.  hatte  ich  Zeit,  mir  die  berühmte  See- 
stadt zu  betrachten,  es  war  aber  ahscheulich  kalt  und  ein  noch 
kälterer  Wind  peitschte  das  Meer;  dennoch  machte  ich  eine  Gon- 
delfahrt im  Hafen  und  erbeutele  noch  ganz  hübsche  Exemplare 
von  Festuca  rigida.  Abends  10  Uhr  35  Min.  reiste  ich  ab  und 
war  gegen  9  Uhr  früh  in  Lyon,  Nachmittags  in  Genf  und  Abends 
in  Lausanne,  wo  ich  übernachtete.  Da  die  Ufer  des  Lemans  mir 
nicht  neu  waren,  so  reiste  ich  am  andern  Morgen  bei  Zeiten  ab, 
machte  im  Canton  Freiburg  noch  einen  kleinen  Abstecher,  um  alte 
Bekannte  zu  besuchen  und  Abends  war  ich  in  Basel.  Hier,  noch 
auf  Schweizerbuden,  winkte  mir  schon  das  goldene  deutsche  Vater- 
land entgegen,  in  Gestalt  eines  gedruckten  und  wohlausgefüllten 
Steuerzettels,  24  Zoll  im  Quadrat;  3  Halstücher,  4  Orangen  und 
5  Granatapfel,  macht,  30  Kreuzer,  Punktum.  Die  leichtfertigen  Ge- 
sellen an  der  französischen  Douane  zu  Perpignan  begnügten  sich 
mit  der  Frage,  ob  ich  nichts  zu  deklariren  habe  und  das  republi- 
kanische Pack  an  der  Schvveizergrenze  lhat  gar  nicht  dergleichen, 
als  ob  ich  nur  etwas  zu  verzollen  haben  könnte.  Muss  es  nicht 
den  Deutschen  mit  gerechtem  Stolz  erfüllen,  wenn  er  sieht,  wie 
hier  dagegen  Alles  so  pünktlich  hergeht?  Die  ganze  Nacht  hin- 
durch in  einem  Coupe  2.  Classe,  bei  12  Grad  Kälte,  hatte  ich  Zeit) 


280 

mich  darüber  zu  freuen  und  am  Sylvesterabend  kam  ich  wohl- 
behalten daheim  an,  mit  dem  frohen  Bewusslsein,  eine  schöne  und 
interessante    Reise    ohne  den  geringsten  Unfall  beendigt  zu  haben. 

Bad  Nauheim,  im  Mai  1870. 


Phytographische  Fragmente. 

Von  Dr.  Ferdinand  Schur. 

CIL 

Poiamog eton  marinus  L. 

Diese  Art  ist  ein  Sammelsurium  von  verschiedenen  Formen' 
welche  zwar  zu  einem  Typus  gehören,  aber  im  Habitus,  Standort 
und  in  der  Fruchtform  sich  gut  unterscheiden  lassen.  Zur  defini- 
tiven Bestimmung  dieser  Formen  gehören  freilich  die  klassischen 
Exemplare,  deren  Besitz  aber  leider  schwer  zu  erlangen  ist.  In 
meiner  Enum.  pl.  Transsilv.  p.  633.  no.  3366 — 336T  habe  ich  P. 
filicaulis  Schur  und  P.  marinus  L.  aufgestellt  und  als  Synonym 
von  ersterem  P.  ßliformis  Pers.  angenommen.  Dieses  ist,  wie 
mir  scheint  nicht  richtig,  weil  ich  gegenwärtig  P.  ßliformis  Pers. 
1.  pag.  152  für  den  wahren  P.  marinus  L.  betrachte  und  P.  fili- 
caulis Schur  als  eine  selbstständige  Form  aufrecht  halte.  —  Ich 
wurde  zu  dieser  Erörterung  durch  Herrn  Pfarrer  Barth  in  Lan- 
genthal  in  Siebenbürgen  veranlasst,  der  so  gut  war,  unter  anderen 
schönen  Pflanzen  mir  einen  Potamogeton  marinus  zu  senden,  der 
von  den  hier  genannten  verschieden  ist  und  den  ich  daher  als 
Potamogeton  salinus  Schur  bezeichnete.  Spätere  Untersuchungen 
machten  es  wahrscheinlich,  dass  dieser  eben  genannte  siebenbür- 
gische  Potamogeton  eine  schon  bekannte  Form  und  zwar  „P.  fa- 
sciculatus"  Wolffgang.  Rchb.  Abb.  zur  deutschen  Flora  1.  Tab. 
18.  Fig.  29  und  mit  P.  ßliformis  Nolte  Rchb.  herb.  fl.  germ.  no. 
1103  oder  P,  ßliformis  Pers.  Synonym  ist.  Die  siebenbürgische 
Pflanze  zeichnet  sich  aus,  durch  die  Zartheit  aller  Theile,  durch 
den  langen  kriechenden  Wurzelstock,  durch  die  büschelförmig  zu- 
sammengedrängten Blätter  von  ziemlich  gleicher  Länge,  durch  die 
kürzeren  Blüthenstiele,  die  kürzer  oder  eben  so  lang  als  die 
Blätter  sind,  diese  also  nicht  überragen,  sondern  erst  bei  der 
Fruchtreife  hervorragen,  endlich  durch  die  grossen,  eikugelförmigen 
Früchte,  welche"  kaum  geschnäbelt,  1% — IV2  Linie  lang,  1—1  V& 
Linie  breit,  undeutlich  runzelig  und  von  lichtbrauner  Färbung  sind, 
dieselben  folgen  4 — 6  in  entfernt  sitzenden  Knäulen  am  überhän- 
genden fadenförmigen  Blüthenstiele.  —  In  den  Salzteichen  bei 
Torda  in  Siebenbürgen.  August  in  Früchten. 


281 


CHI. 


Potamogeton  trichoides.  Cham.  Linnafea  1827  p.  175.  — Rchb. 
excurs.  Add.  p.  137.  no.  13  b.  —  Rchb.  Abb.  1.  Tab.  21. 

Im  Paradieswäldehen  bei  Brunn  in  seichten  Gräben,  gesell- 
schaftlich mit  P.  pusillus,  Juni  1868.  Auch  bei  Namiest  ist  diese 
Pflanze  bereits  von  Ro  einer  gesammelt  worden,  —  das  Paradies- 
wäldchen bei  Brunn  ist  somit  ein  neuer  Standort.  Mag  wohl  nicht 
so  selten  sein,  aber  meist  übersehen  worden.  —  Kommt  auch  in  Sie- 
benbürgen und  Ungarn  vor.  —  Vielleicht  nur  Sumpffortn  von  P. 
pusillus  L.  — 

CIV. 

Potamogeton    Hornemanni    Meyer.   Koch.   syn.   ad    2.    777. 
Wurde   1844  von  mir  bei  Moosbrunn  bei   Wien    gefunden,  im 
Jahre  1809,  bei  drei  Exkursionen  vergebens  gesucht. 

CV. 

Potamogeton  rufescens  Sehr  ad.   Rchb.  Abb.  1.  Tab.  32. 

Konnte  trotz  vielem  Suchen  bei  Moosbrunn  bei  Wien  im 
Jahre  1869  nicht  mehr  gefunden  werden,  obschon  er  auch  im  Jahre  1834 
freilich  nur  auf  einer  Stelle  prächtig  vegetirte.  Es  müssen  diese 
und  noch  viele  andere  Pflanzen  bei  den  letzten  Ueberschwem- 
mungen  in  dieser  Gegend  fortgerissen  oder  überschüttet  worden 
sein,  denn  ich  fand  den  Charakter  dieser  Gegend  in  botanischer 
Hinsicht  sehr  verändert. 

CVI 

Potamogeton  plantagineus  Duckroz.  in  R.  S.  syst.  3.  p.  504 
—  Rchb.  Abb.  1.  Tab.  45.  Fig.  82—83.  —  Rchb.  exe.  9.  24. 

Mit  Ausnahme  der  zahlreichen,  sich  widersprechenden  Syno- 
nymen, welche  wahrscheinlich  gewisse  Abänderungen  einer  und 
derselben  Form  bezeichnen,  unter  denen  sich  dann  auch  P.  plan- 
tagineus, P.  polygonifolius,  P.  la?iceolalus,  u.  a.  m.  befinden, 
deren  ausführliche  Erörterung  hier  nicht  zulässig  ist.  Mein  in  Rede 
stehender  P.  plantagineus  stimmt  mit  der  von  Reichenbach  ge- 
gebenen Diagnose  und  Abbildung  vollkommen  überein,  so  dass 
kein  Zweifel  über  die  Identität  und  richtige  Bestimmung  meiner 
Pflanze  obwalten  kann.  Nur  mit  den  zahlreichen  Synonymen 
konnte  ich  nicht  in  das  Reine  kommen,  weil  mir  die  Originalexem- 
plare, welche  diesen  Synonymen  zum  Grunde  dienen,  fehlen. 

In  der  nächsten  Beziehung  steht  P.  plantagineus  zu  P.  Hor- 
nemanni und  die  von  Rchb.  1.  c.  Tab.  45.  Fig.  84  gegebene  Ab- 
bildung stimmt  mit  unserer  Moosbrunner  Pflanze  vollkommen.  Ver- 
wechselt kann  P.  plantagineus  allenfalls  mit  der  von  Rchb.  1.  c. 
Taf.  42.  Fig.  75.  dargestellten  Abänderung  von  P.  heterophyllus 
werden,  welcher    aber  durch  die  grossen  Blatthäutchen  und  dicken 


282 

aufwärts  g-ebogenen  Biillhonstielo  in  allen  Phasen  der  Entwicklung 
leicht  zu  unterscheiden  ist.  —  Unser  „Potamogeton  plantagineus" 
ist  eine  zarte  Pflanze  von  6—8  Zoll  Länge,  der  Stengel  schwach 
zusammengedrückt,  ziemlich  dicht  beblättert,  nieder  liegend,  an 
den  unteren  Gelenken  Wurzelfasern  treibend;  die  Blätter  sind 
sämmtlich  kurz  gestielt,  länglich  oder  lanzettlänglich,  die  unteren 
verlängert,  linienförmig-Linglich  sammt  Blattstiel  bis  20  Linien 
lang,  6  Linien  breit,  schwach  zugespitzt,  mit  schönem  Adernelz 
geziert  und  10 — 12  Längsnerven  versehen.  Blattstiele  %— % 
so  lang  als  die  Blätter,  Blatthäutehen  breitscheidig  den  Stengel 
umfassend,  Blut  he  ns  ti  ele  fadenförmig  von  verschiedener  Länge 
je  nach  der  Tiefe  des  Wassers,  eben  so  lang  als  die  obersten, 
2 — 3mal  so  lang,  als  die  untergetauchten  Blätter.  Aehren  wal- 
zenförmig, dünn,  etwa  12  Linien  lang,  l1/*  Linie  im  Durch- 
messer. Perigonalblättchen  verkehrt,  spatel-eiförmig,  mit  ein- 
gekrümmter Spitze.  Früchte  klein,  schiefeiförmig,  kurz  ge- 
schnäbelt,  am  Rücken  dreikantig. 

Auf  Moorboden,  in  Pfützen,  Tümpeln  und  seichten  Wässern, 
mit  Lemna,  Conferven  und  Moosen  durchwachsen,  z.  B.  unweit 
der  Jesuitenmühle  bei  Moosbrunn,  südlich  von  Wien.  27.  Mai  1869. 

cm 

Potamogeton  densus  L. 

Eine  nach  der  Grösse,  Tiefe  und  nach  der  minderen  oder 
stärkeren  Bewegung  der  Wässer  sehr  vielgestaltige  Pflanze,  von 
der  ich  nur  folgende  Abänderungen  hier  erörtern  will,  weil  zwei 
derselben  auch  bei  Wien  vorkommen. 

a)  major,  elongatus,  remotifolius.  Schlaff,  ästig,  bis  2  Fuss 
lang,  unten  wegen  Absterben  der  Blätter  blätterlos;  Aeste  einzeln, 
lang  und  schlaff,  an  der  Spitze  gabelästig;  Blätter  des  Haupt- 
stengels breit,  eiförmig,  spitzwellig-gezahnt,  mit  der  breiten  Basis 
den  Stengel  halb  umfassend,  sämmtliche  Blätter  gegenüberstehend; 
die  Blätter  der  Aeste  schmäler  und  kleiner,  länger  zugespitzt.  — 
In  tiefen  Gräben  mit  klarem  fliessenden  Wasser  bei  Muosbrunn. 
Mai  1869. 

b'j  rigidus  confertus  (an  oppositifolius  DC.  ?)  —  Rchb.  Abb. 
1.  p.  27.  Tab.  28.  Fig.  49.  =  P.  serratum  L.  codex  no.  1039  =P. 
densus  a.  laneifolius  M.  K.  etiam  a.  rigidus  Fieb.  sec.  Rchb.  1.  c. 
—  Die  ganze  Pflanze  dunkelgrün,  starr,  bis  zur  Basis  beblättert; 
die  Blätterpaare  dicht  übereinander,  fast  ziegeldachartig  sich  deckend, 
die  Internodien  daher  sehr  kurz;  Blätter  fast  so  breit  als  lang, 
spitz,  alle  in  einseiliger  Richtung  einander  und  den  Stengel  um- 
fassend, am  Rande  gekräuselt.  Blüthenstiele  etwas  kürzer  als  bei 
der  vorigen  Abänderung  und  nicht  nur  in  der  Gabelachse,  sondern 
auch  aus  den  Blattwinkeln  entspringend.  In  kleinen  Bachen  mit 
sandigem  Bette,  in  der  Freudenau,  bei  Stockerau.  —  Auch  in  Sie- 
benbürgen,   sovvi^  bei  Pressburg  in  Ungarn,  an  der  Donau  in  der 


283 

Au.    Juni  — August.    Nach    der  Tiefe  der  Wasser   4—8  Zoll  lang, 
immer  aufrecht. 

c)  minus,  flaccidus,  rieutorum.  Sehr  ästig,  schlaff,  4 — 8  Zoll 
lang,  ziemlich  dicht  beblättert.  Blätter  eiförmig,  spitz,  wegen  der 
schmäleren  Basis  sich  nicht  umfassend,  am  Rande  gekräuselt,  etwa 
3  Liuen  lang,  flach;  Fruchtstiele  in  dem  Winkel  der  Gabeläste  sehr 
kurz  oder  fast  fehlend,  oder  auch  verlängert,  aber  dann  stark  zu- 
rückgekrümml,  und  von  zwei  kleinen  gegenüberstehenden  eiför- 
migen stumpfen  Blatthäutchen  umgeben.  Früchte  ziemlich  gross, 
etwas  flach,  fast  kreisrund,  undeutlich  geschnäbelt,  am  Rücken 
gerandet. 

Sehr  dicht  gedrängt  in  kleinen,  langsam  fliessenden  Bächen 
und  Gräben,  welche  von  dieser  Pflanze  oft  gänzlich  angefüllt 
werden,  so  dass  der  Lauf  des  Wassers  gehemmt  wird,  z.  b.  bei 
Liesing,  Bodaun,  Kalksburg.  Juli  1869.  — l)iese  Pflanze  spielt  hier 
im  Kleinen  die  Rolle,  welche  die  Elodea  canadensis  bei  Berlin  und 
anderwärts  im  Grossen  spielt,  indem  die  Mühlenbesilzer  ihre  Bäche 
von  diesem  Potamogeton  oft  säubern  müssen,  um  den  Fluss  des 
Wassers  zu  erhalten.  Wenn  man  die  aus  diesen  Bächen  hinaus- 
geworfenen Haufen  dieser  Pflanze  an  den  Bachrändern  sieht,  so 
muss  die  schnelle  Vermehrung  derselben  ein  wahrhaftes  Erstaunen 
erregen. 

d)  alternifolius.  Die  unteren  Stengelblätter  einzeln  und  ab- 
wechselnd gestellt,  die  der  Aesle  gegenüberstehend,  im  Uebrigen 
der  Abänderung  a)  sehr  ähnlich.  —  In  grossen  tiefen  Bächen,  im 
Reissbach  bei  Hermannsladt.  Juli. 

e)  P.  densus  setaceus  =  P.  setaceus  Bmg.  I.  p.  106  ==  P. 
setaceum  L.  codex  n.  1042  =  P.  paueiflorus  Lam.  =  P.  race- 
mosum  angustifolium  B.  prodr.  p.  101.  ap.  Bmg.  1.  c.  =  P.  densus 
angustifülius  M.  K.  1.  2.  p.  860.  Das  in  meiner  En.  p.  634  bei 
no.  3369  angegebene  Syn.  P.  densus  var.  laneifolius  M.  K.  gehört 
nicht  hieher,  sondern  zur  Abänderung  ß.  Ebensowenig  gehören  die 
dort  angeführten  Standorte  hieher,  sondern  ebenfalls  zur  var.  ß. 
—  P.  setaceus  Bmg.  ist  eine  seltene  Pflanze  und  kommt  in  Sie- 
benbürgen in  der  Mezöseg  und  bei  Torda  in  den  Salzleichen  vor. 
Die  Benennung:  „P.  setaceus"  ist  ein  nomen  ineptum  und  P.  lan- 
eifolius (Rchb.  Abb.  Tab.  28.  Fig.  46)  dürfte  passender  sein. 


Literaturberichte. 

Kerner  A.  „Novae  plantarum  species  Tiroliae,  Venetiae, 
Carnioliae  Carinthiae;  Slyriae  et  Auslriae."  Decas  I.  Innsbruck 
1870.  — 

Die  beschriebenen  Arten  sind : 

1.  Phyteuma  confusa  zwischen  Ph.  paueiflora  und  Ph.  hemi- 
sphaerica     L.     gehörig:    erstere     ist    unterschieden  durch  die  nur 


284 

bis  zur  Höhe  der  Kelchzahnspilzen  gespaltenen  Blumenkronen,  die 
rundliche  Forin  der  die  Köpfchen  umgebenden  Deckblätter  und 
die  kürzeren  relativ  breiteren  Blätter,  letztere  durch  die  deutlich 
zugespitzten  oder  in  eine  lange  Spitze  vorgezogenen  Deckblätter, 
etwas  kleinere  Blüthen  und  den  ganz  anderen  Zuschnitt  der  grund- 
ständigen Blätter,  welche  weder  neben  der  Spitze  die  zwei  seit- 
lichen Kerbzähne  tragen,  welche  für  die  Blätter  der  Ph.  confusa 
so  charakteristisch  sind,  noch  gegen  die  Spitze  zu  allmälig  ver- 
breitert sind,  wie  diess  bei  Ph.  confusa  immer  der  Fall  ist,  Die 
Mehrzahl  der  steirischen  Botaniker  hielt  die  von  Kerner  neu  be- 
schriebene Pflanze  für  Phyt.  hemisphaerica  und  die  echte  Ph.  he- 
misphaerica L.  für  graminif'olia  Sieb  er.  In  Ph.  paiciflora  St. 
Hoppe  und  Ph.  globulariaefoüa  St.  et  Hoppe  erkennt  Kern  er 
nicht  zwei  selbstständige  Arten,  sondern  nur  durch  den  Standort 
bedingte  Formen. 

2.  Galium  margaritaceum.  Die  zunächst  verwandten  G.  me- 
galospermum  Vill.  sind  durch  glatte,  doppelt  so  grosse  Früchte, 
grössere  weisse  Blüthen  und  oberseits  glatte,  nicht  granulirte 
Blätter,  G.  helveticuni  Weig.  durch  die  am  Bande  mit  kleinen 
Dörnchen  besetzten  flachen,  nicht  gedunsenen  und  oberseits 
glatten  Blätter,  die  bogig  nach  abwärts  gekrümmten  Fruchtstiele 
und  die  fast  doppelt  so  grossen;  fast  glatten,  nicht  granulirten 
Theilfrüchtclien,  G.  baldense  Spreng,  durch  die  doppelt  schmäleren 
verkehrt  lanzetllichen,  stark  glänzenden,  oberseits  glatten,  nicht 
granulirten  Blätter  der  sterilen  Sprossen,  welche  von  den  Blättern 
der  blülhentragenden  Stengel  in  Grösse  und  Zuschnitt  wenig  ab- 
weichen und  zudem  meist  in  achlblältrigen  Wirtein  angeordnet 
sind,  verschieden.  G.  baldense  wird  durch  das  Trocknen  leicht 
schwarz,  während  G.  margaritaceum  durch  das  Trocknen  einen 
gelblichen  Farbenton  erhält.  Gleichzeitig  wird  auch  das  Ver- 
iiältniss  von  G.  baldense  Sp.  und  G.  helceticum  Spr.  sowohl  un- 
tereinander als  zu  G.  austriacum  Jacq.  und  G.  anisophyllon 
Vill.  besprochen. 

3>  Pedicularis  elongata  zwischen  P.  tuberosa  L.  und  P. 
Barrelieri  Bchb.  zu  reihen;  erslere  unterscheidet  sich  durch 
die  an  der  Basis  ringsum  dicht  zottigen  Stengel  und  Blattstiele, 
die  gestutzte,  kurze  doldentraubige  Inflorescenz  und  die  an  der 
Innenfläche  kahlen,  am  Rande  nicht  fransig  gewimperlen,  doppelt 
breiteren  Kelchzähne.  In  der  Regel  sind  auch  die  Deckblätter  und 
die  Basis  des  Kelches  der  P.  tuberosa  mit  Haaren  bestreut, 
während  die  Deckblätter  und  die  Kelchbasis  der  P.  elongata  stets 
vollständig  kahl  erscheinen.  —  P.  Barrelieri  Rchb.  unterscheidet 
sich  durch  die  nicht  gezähnten  lineal-lanzettlichen  Abschnitte  der 
Deckblätter  und  die  ganzrandigen,  nicht  in  eine  blaltartige  Spitze 
übergehenden,  an  der  Innenfläche  kahligen  Kelchzipfel. 

4.  Pedicularis  Huteri  (recutitaX  tuberosa)  macht  den  Ein- 
druck einer  üppigen  hochgewachsenen  und  reichbeblälterten  P. 
tuberosa-,  von  dieser   weichen   die  Blüthen  durch  den  sehr  kurzen 


285 

Schnabel  der  Oberlippe,  den  geringen  Umfang  der  Unterlippe,  die 
lanzetllichen,  spitzen,  nicht  blattarligen  Kelchzipfel,  die  grossen 
Stengel,  Blätter  und  die  breiteren,  weniger  tief  gespaltenen,  trüb 
purpurn  überlaufenen  grundständigen  Blatter,  letztere  erinnern  au 
P.  recutita  ,  das  Laub  ist  aber  feiner  getheilt. 

Es  sind  nun  drei  hybride  Pedicularis  bekannt,  nämlich;  P. 
atrorubens  (incarnata  X  recutita)  Schleich  P.  Vulpii  (m- 
carnaLaX.tube.rosa)  Sohns  und  P.  Huteri  [recutita  X  luberosa) 
welche  sämmtlich  dem  Cyclus  incarnata,  recutita ,  luberosa  an- 
gehören. 

5.  Sempervivum  angustifolium.  Das  nächst  verwandte  S.  fim- 
briatum  Lehm.  etSchnittsp.  ist  verschieden  durch  die  sehr  langen 
fransenartigen  Wimperhaare,  der  im  oberen  Drittel  breitesten  und 
von  da  gegen  die  Basis  verschmälerten  Rosetlenblatter,  die  ge- 
drängten doldenlraubig  angeordneten  Aeste  der  Cyme,  die  kahlen 
Staubfäden  und  lanzetllichen  Fruchtknoten;  S.  Funkii  Braun 
durch  die  kürzeren,  gegen  die  Basis  verschmälerten,  am  Rande 
von  dichtstehenden  kräftigen,  weissen,  geraden  Haaren,  kämmig 
gevvimperlen  Rosettenblätter,  dicht  zottige  Stengel,  lanzeltliche 
dunklere  Blumenblätter  und  rhombische,  plötzlich  in  den  Griffel 
zusammengezogene  Fruchtknoten  :  S.  tectorum  L.,  S.  Mettenianuut 
Lehm  et  Schnittsp.  und  die  anderen  zunächst  mit  S.  tectorum 
verwandten  Äxten  durch  die  viel  breiteren,  verkehrt  eilanzettlichen 
gegen  die  Basis  verschmälerten,  vorne  durch  eine  kräftige,  starre 
viel  längere  Slachelspitze  abgeschlossenen  und  am  Rande  nur  von 
diüsenlosen  Haaren  gewimperten  Rosetlenblatter,  dicken  Stengel 
und  viel  kürzere,  am  Rande  von  kräftigen  weissen,  drüsenlosen 
Haaren  dicht  gewimperle  Stengelblätter. 

6.  Sentpervivurn  rupicolum.  Die  nächst  stehenden  S.  mon- 
tanum  L.  und  Braunii  Funk  unterscheiden  sich  durch  die  schmä- 
leren, kiellosen,  stumpf  (nicht  scharfkantig)  berandeten,  an  beiden 
Flächen  gleichmässig  gewölbten,  spitzlichen  oder  spitzen  (aber 
niemals  in  eine  Spitze  zugeschweiften)  Blätter,  welche  auf  der 
ganzen  Oberfläche  dicht  drüsig  behaart  und  deren  randständige 
Haare  die  flächenständigen  an  Länge  kaum  übertrefl'eri,  ersteres 
überdiess  durch  niederen  Stengel,  kleinere  Rosetten  und  schmal 
lineale  dunklere  Blumenblätter;  letzteres  durch  die  schmalen  langen 
Kelehzipfel,  die  weissen  Staubfäden,  gelben  Blumenblätter  und 
dicht  drüsigen  Fruchtknoten:  S.  Widden  Le  hm  durch  die  breiteren 
lanzetllichen  Blumenblätter,  welche  nur  doppelt  so  lang  als  die 
Kelchzipfel  erscheinen;  andere  Blumenfarbe,  wulslförmige,  fast  ob- 
solete, hypogyne  Schuppen  und  durch  die  gleich  von  der  Spitze 
an  gegen  die  Basis  allmälig  verbreiterten  Staubfäden;  S.  Funkii 
Braun  durch  die  mit  weissen,  kräftigen,  drüsenlosen  Haaren 
kämmig  gewimperten  Rosettenblätter,  die  doppelt  breiteren  lan- 
zettlichen purpurnen  Blumenblätter  und  die  rhombischen,  plötz- 
lich in  den  Griflel  zusammengezogenen  dicht  drüsenhaarigen 
Fruchtknoten. 


286 

7.  Saxifraga  altissima  ist  von  8*  Hostii  Tan  seh  (1828)  = 
S.  elattor  M.  et  K.  (1831)  und  S.  crustata  Vest.  vorzüglich  da- 
durch verschieden,  dass  die  Blatter  gesägt  und  nicht  gekerbt  sind« 
Auch  sind  beide  viel  kleiner  und  im  Wüchse  viel  schwächer  als 
S.  altissima.  S.  Aizoon  und  die  mit  dieser  zunächst  verwandten 
Arten  unterscheiden  sich  von  S.  altissima  sogleich  durch  die  arm- 
blülhigen  Aeste  der  Inflorescenz  und  die  nach  auf-  und  einwärts 
gebogenen,  mit  ihren  Spilzen  zusammenneigenden  Rosettenblälter. 
Kerner  vermuthet  in  seiner  S.  altissima  die  in  Steiermark  ange- 
gebene S.  Cotyledon. 

8.  Cardamine  Keckii  Qamara  X  silvaticd).  Der  ausdauernde 
reichfaserige,  unterirdische  Ausläufer  treibende  Wurzelstock,  der 
gleiehmässig  beblätterte,  an  der  Basis  niemals  mit  gehäuften  ro- 
settig gestellten  Blattern  bekleidete  kräftige  Stengel  erinnert  an 
C-  amara  ;  der  im  Verhällniss  zur  Schotenbreite  kürzere  Griffel, 
die  gelben  Anlheren  und  die  Blülhen  stimmen  wieder  mit  C.  sil- 
vatica  überein. 

9.  Rhamnus  carniolica.  Die  Rh.  alpina  der  österreichischen 
Autoren;  bei  der  echten  Rh.  alpina  L.  sind  die  Blätter  niemals 
länglich  lanzettlich,  an  jene  von  Carpinus  Betulus  erinnernd,  son- 
dern im  Umrisse  oval,  iy6 — IV2  mal  so  lang  als  breit  vorne  plötz- 
lich in  eine  kurze  dreieckige  Spitze  zusammengezogen  oder  auch 
ganz  stumpf;  die  Zahl  der  Fiedernerven  ist  konstant  geringer; 
die  Blülhenbüschel,  zumal  jene  der  weiblichen  Sträucher  sind  we- 
niger reichblülhig;  die  männlichen  Blülhen  sind  fast  um  die 
Hälfte  kleiner;  die  Zipfel  des  Kelches  eiförmig  spitz;  die  um  die 
Staubfäden  gewickelten  Blumenblätter  erscheinen,  sobald  man  sie 
ausbreitet,  kreisrund  ,  sind  an  der  Basis  in  einen  kurzen  Nagel 
plötzlich  zusammengezogen  und  vorne  mit  einem  sehr  schmalen 
Einschnitt  versehen.  Die  Blumenblätter  der  weiblichen  Blüthe  sind 
verkehrteiförmig  und  der  Griffel  ist  nur  bis  zur  Höhe  des  oberen 
Randes  der  Kelchzipfel  in  drei   narbentragende  Zipfel  gespalten. 

10.  Anthyllis  Jacquini.  Die  A.  montana  der  österr.  Botaniker. 
Bei  der  echten  A.  montana,  welche  im  südlichen  und  zentralen 
Frankreich  und  im  Jura  verbreitet  ist,  sind  die  Deckblätter  kürzer 
als  die  Blülhen  des  Köpfchens;  die  Kelche  und  Kronen  sind  in 
allen  Theilen  um  die  Hälfte  grösser;  die  Kelchzähne  sind  ungleich 
lang,  die  beiden  oberen  Kelchzähne  sind  weiter  vorgestreckt, 
überragen  die  drei  unteren  Zähne  des  Kelches,  sind  geschweift 
und  fahren  plötzlich  auseinander;  die  Fahne  ist  mehr  nach  auf- 
wärts gekrümmt  und  so  wie  die  Flügel  und  das  Schiffchen  purpur- 
rot mit  einem  oberhalb  dem  gelblichen  Nagel  sichtbaren  dunklen 
Fleck  ;  die  ganze  Pflanze  ist  von  ins  Gelbliche  fallenden  Haaren 
dicht  seidig-zottig. 

Kerner's  Diagnosen  sind  ausführlich  und  klar;  von  den 
charakteristischen  Theilen  der  neu  aufgestellten  sowie  der  zu- 
nächststehenden Arten  sind  Abbildungen  gegeben.  Kerner  gehört 
wie  bekannt  zu  jenen  Botanikern,   welche   auch  kleinere  Formen- 


287 

kreise  als  Arien  auffassen;  manche  der  neu  aufgestellten  Arien 
dürften  daher  ans  dem  entgegengesetzien  Lager  angefochten  werden. 
Die  Kultur,  welcher  übrigens  Kern  er  einige  seiner  neu  aufge- 
stellten Arten  ohne  Abänderungen  wahrzunehmen  unterzog,  und 
Beobachtungen  im  Freien,  werden  entscheiden.  Bartsch. 


Correspondenz. 

Innsbruck,  7.  August  1870. 

Vergangene   Woche    habe    ich   die    Seiser  Alpe,   den   Schiern 
und  den  Baldo  besucht.  Bei  der  Wanderung  durch  das  Grödnerlhal 
fand  ich  eine  Campanula,  die  mir  durch  ihren  dicht  rasigen  Wuchs, 
durch  eine  Masse  von  breitnierenfönnigen  Blattern,  durch  seilliche 
Stengel  mit  länglichen  oder  länglich  lanzettlichen  Blattern  sehr  auffiel. 
Sic    unterscheidet    sich    von    denen,    die    in    allen    meinen    Floren 
beschrieben   sind,    auf  das    Bestimmteste.    Schwerer    ist  es    mein»; 
Pflanze    mit    den    von    Schott    aufgestellten  Spezies   zu    verglei- 
chen.   Soll  es  eine  davon  sein,    wäre   es    Camp.inuta  Hochsletleri, 
allein     es    ist     hiebet  nichts    von    dem    dicht    rasigen    Wuchs    und 
der  obigen   Form  der   Blätter    der    unfruchtbaren  Büschel  erwähnt. 
Letztere   sind   auch   sehr   lang  gestielt  und   reichen    circa  bis  zur 
Mille  der  zahlreichen,    blülhentragenden    Stengel,    wobei    sie    noch 
bedeutende  Zartheit  und  ziemliche  Grösse  zeigen,    wie  ich  dies  an 
der   rotundifolia   nie   gesehen.    Solche    Merkmale    könnten    für   die 
crassipes   Heuffel  nach  den  in  dieser  Zeitschrift    von    Heuffel 
und    in   Neilreich's   Nachträgen   zur  Aufzählung    der    in    Ungarn, 
Slav.  u.  s.  w.  pag.  44  gegebenen  Diagnosen  sprechen,  allein  meiner 
Campanula  fehlt  der  holzige  Wurzelstock.,  sie  hat  nur  einen  fasrigen. 
Ich  sehe    sie    daher  für   neu   an   und  bezeichne   sie  einstweilen  als 
Campanula  densa.  Auf  der  Seiser  Alpe  fand  ich  an  einer  quelligen 
Stelle  nunmehr  auch  den  echten  Rhinanthus  alpinus  Celako  vsky's, 
mit  den  beschriebenen  schwarzen  Stricheln.    Dennoch    dürfte  aber 
auch  R.  aristatus  diese  Eigenschaft  zeigen.    Am   Baldo    glaube  ich 
am  Rücken  des  Altissimo  die  Potentilla  haldense  Kern  er  gesammelt 
zu  haben.    Sonst  traf  ich  hier  noch  an:  Bupleuritm  ranunculoides, 
aristatum,   Centaurea  axillaris,  Asperula  longiflora  W.  K.,  Scrophu- 
lai'ia  Hoppii,  Prunella  alba,   Veronica  fruticulosa,  Alsine  recurva, 
Gnaphalium  Leontopodium,  Carex  capillaris  u.  s.  w.  Tiefer  herunten 
standen:  Dorycnium  herbaceum,  Cytisus  nigricans, Parietaria  diffusa, 
Bidens  bipinnata,  Artemisia  camphorata,  Helianthemum  marifolium 
Bert.,   Quercus  pubescens,   Orlaya  grandiflora,  Linum  tenuifolium, 
Galium  rubrum,  purpureum.  Crepis  foetida,  Eryngium  amethystinum, 
Cyclamen  enropaeum   u.  s.  w.    Rosen    und    Saxifragen    waren    fast 
keine  mehr  zu  finden,   da  diese  Pflanzen  mit  Ausnahme  von  Saxi- 
fraga  caesia  verblüht  hatten.  Karl  G  sali  er. 


288 

Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 

—  Der  Österreich.  Touristen -Kl  üb  in  Wien  erbaut  im 
Laufe  dieses  Jahres  am  sogenannten  „Ofen,"  140  Schritte  nord- 
östlich unter  dem  Gipfel  des  Zirbitzkogel  (758''  /\)  der  Kulmi- 
nation der  Seethaler  Alpen,  Bezirkshauptmannschaft  Judenburg-  in 
Steiermark,  dem  anerkannt  schönsten  Aussichtspunkte  dieses  Landes, 
ein  4°  1'  langes  und  eben  so  breites,  massiv  gemauertes  „Tou- 
ristenhaus" mit  Vorhaus, Zimmer,  Küche  und  geräumigem  Dachboden, 
wofür  die  am  27.  Juni  d.  J.  stattgehabte  Begehungskommission 
den  Kostenübcrschlag  ohne  innere  Einrichtung  auf  604  fl.  präli- 
minirt  hat  und  zu  dessen  s.  z.  Benützung  an  allen  jenen  Orten 
Schlüssel  hinterlegt  werden,  die  sich  für  den  Bau  dieses  Hauses 
durch  namhafte  Beilragsleistungen  betheiligt  haben.  Etwa  %  Stunde 
nördlich  abwärts  entspringt  eine  mächtige  Quelle,  zu  der,  wie  auch  zum 
Hause  praktikable  Pfade  angelegt  und  zudem  auf  mehreren  Punkten 
des  Gebirges  Wegweiserlafeln  angebracht  werden.  Der  Tag  der 
feierlichen  Eröffnung  wird  durch  Zirkulare  rechtzeitig  kundgemacht, 
darin  über  die  Gebahrung  des  Baufondes  Rechnung  gelegt  und  das 
Verzeichniss  der  P.  T.  Gönner  und  Mitbegründer  veröffentlicht. 
Es  ergeht  daher  an  alle  Freunde  der  Alpen  die  Bitte:  den  Bau  des 
Teurislenhauses  am  Zirbitzkogel  durch  Beitragsleistungen  fördern 
zu  wollen.  Derlei  freundliche  Spenden  werden  entgegengenommen 
vom  Ausschuss  des  öst.  Touristen-Klub  in  Wien,  Salzgries  Nr.   14. 

—  Die  15.  Versammlung  ungarischer  Naturforscher 
und  Aerzte,  welche  vom  5.  bis  15.  September  in  Arad  stattfinden 
sollte,  wird  der  ungünstigen  Zeitverhältnisse  wegen  in  diesem 
Jahre  nicht  abgehalten  werden. 

—  Die  Reorganisation  der  k.  k.  Forst-Akademie  in  Maria- 
brunn bei  Wien,  findet  soeben  statt.  An  dieselbe  soll  Dr.  Moriz 
Willkomm  als  Professor  der  Botanik  und  Dr.  Breitenloh ner 
als  Leiter  der  forstlich  chemischen  Versuchsstation  berufen  werden. 

Sammlungen. 

—  Die  botanischen  Sammlungen  aus  dem  Nachlasse  des  Dr. 
v.  Martins  wurden  von  der  belgischen  Regierung  um  den  Preis 
von  30.000  Frks.  angekauft.  Sie  umfassen  das  eigentliche  Herbarium 
mit  60.000  Arten  in  300.000  Exemplaren,  von  denen  fast  die 
Hälfte  aus  Brasilien  stammen,  dann  eine  grosse  Palmensammlung, 
eine  Früchte-  und  Samensammlung,  eine  Hölzersammlung  endlich 
eine  Droguen-  und  landwirtschaftliche  Sammlung. 

Correspondenz  der  Redaktion. 

—  Herrn  C.  G.  in  J.:  „1860  bis  1869  =  31  fl.  Ihnen  um  den  halben 
Preis."  —  Herrn  Dr.  Jul.  T.  in  Er.:  „Bitle  um  Berichtigung  Ihrer  Schuld."  — 
Herrn  D.  in  B.:  „Carex  lim.  v.  stans  20;  List.  cord.  40;  Scirp.  ruf.  60. 

Kedakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofitz.  —  Verlag  vou  C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  Ueberreuter  sehen  Buchdruckerei  (M.  Salzer). 


Österreichische 

Botanische  Zeitschrift 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

Die  österreichische  Exemplare 

botanische    Zeitschrift            Rfk^aililr     1111(1  fiftfo  III  lro»>               die  l'rei  durch  die  Postbe- 

erseheinr.                          OUMU1H     III1U  UUidUlUCi  ,            zogen  werdensollcn.  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  bei  der  Itcdaktlon 

£?  S*  «15. 'ÄÄR  Gärtner,  Ockonomen,  Forstmänner;  Äerzle,  <"££?££&&* 

(3   Thlr.  10  Ngrj  Im  Wege  des 

g  a  n  z  j  ä  h  r  i  g,  oder  inftlliolpr    lim!    IWIlllll'PP  Buchhandels   übernimmt 

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die  ganze  Petitzeile  PJ -        I  II  s0  w^e  alle  ubr'gen 

10  kr.  öst.  W.  ■*■»-       AV«  Buchhandlungen. 


XX.  Jahrgang. WIEN. Oktober  1870. 

INHALT:  Ueber  Potamogeton  Casparyi.  Von  Kohts.  —  Näheres  über  Garex  ftn  chyrhyncha. 
Von  üsaller.  —  Phytograpliische  Fragmente.  Von  Dr.  Schur.  —  Exkursionen  in  die  Hemer 
Alpen  im  Sommer  1855.  Von  Vulpius.  Literaturberichte.  Von  Winter.  —  Correspomlenz.  Von 
Kalbrunner,  Janka,  Tommasini,  Gsaller.  —  Personalnotizeu.  --^Vereine,  Anstalten,  Unterneh- 
mungen.   Correspondenz  der  Redaktion. 


Ueber  Potamogeton  Casparyi, 

Von  F.  Kohts. 

Am  21.  Juli  1869  fand  ich  im  sogenannten  Galgensee  bei 
Berent  ein  Potamogeton,  welches  mir  gleich  durch  die  merkwür- 
dige Form  seiner  Sehwimmblätter  auffiel.  Es  wurde  eine  grosse 
Anzahl  von  Exemplaren  eingelegt,  doch  behielt  ich  leider  nur  un- 
gefähr 10  gute  instruktive  Stücke.  Diese  Pflanze  wurde  von  einigen 
märkischen  Botanikern  für  Potamogeton  alpinus  Bai  bis  (==  Pot. 
rufescens  Schrad.)  gehalten  und  fand  unter  diesem  Namen  in  den 
Katalog  des  Berliner  Tauschvereins  Eingang,  für  den  es  die  Herren 
Steffens  und  Weyl,  mit  denen  ich  gemeinschaftlich  jenen  See 
besucht,  geliefert  halten;  nach  einer  Miltheilung  Weyl's  von 
Magnus  als  P.  alpinus  bestimmt.  Anders  sahen  preussische  Bo- 
taniker die  Pflanze  an.  Klatt,  dem  ich  sie  zuerst  zeigte,  hielt  sie 
für  P.  gramineus  L.  var.  gr amini folius  in  der  Meinung,  dass  auch 
diese  Form  mit  schwimmenden  Blättern  variire  und  nur  die  Form 
der  untergetauchten  Blätter  einen  sicheren  Unterschied  von  der 
var.  heterophyllus  F.  liefere.  Auch  C.  J.  von  Klinggräff  schien 
anfangs  zu  dieser  Ansicht  hinzuneigen,  aber  wohl  nur,  weil  er  an 
dem  von  Klatt  zur  Ansicht    erhaltenen  Exemplare   die   Schwimm- 

Desterr.  botan. Zeitschrift.  10.  Heft.  1870.  19 


290 

blätter  nicht  erkennen  konnte,  was  wohl  an  der  Art  ..  .  Behand- 
lung einiger  Exemplare  meinerseits  gelegen  haben  mag.  Denn 
nachdem  ich  ihm  selbst  meine  Specimina  zur  Untersuchung  ge- 
schickt, schreibt  er  mir:  „Ihr  Potamogeton  Casparyi  ist  jedenfalls 
eine  ausgezeichnete  Form"  und  auf  einem  der  zurückgesendeten 
Pflanze  beiliegenden  Zettel  fand  ich  folgende  Bemerkung:  „Potamo- 
geton gramineus  var.  graminifolius  kann  es  der  Schwimmblätter 
wegen  nicht  sein."  Ich  weiss  nicht,  ob  die  Pflanze  zu  einer  schon 
bekannten  Art  oder  einer  neuen  gehört.  Ich  lasse  nun  zuvörderst 
eine  Beschreibung  der  Pflanze  folgen: 

Pflanze  von  3 — 4  decim.  Länge,  vom  Ansehen  des  Pot.  gra- 
mineus graminifolius,  am  Stengel  ganz  einfach  nur  selten  an  der 
Basis  eine  Anlage  zur  Kräuselung  zeigend;  der  stielrunde  Stengel 
und  Blätter  im  Verhältniss  zur  Grösse  der  Pflanze  sehr  zierlich. 
Schwimmende  Blätter  4  oder  mehrere  wirtelig  gestellt,  stark  leder- 
artig von  gelblich -braunem  oder  ganz  dunkelgrünem  Ansehen, 
spateiförmig,  abgerundet ,  stumpf,  sitzend  oder  in  einen  durch 
die  herablaufende  Blaltsubstanz  ziemlich  breit-geflügelten,  sehr 
kurzen  Stiel  verschmälert,  am  Rande  glatt,  vielnervig  mit  stark 
hervortretendem  breitem  Mittelnerv,  V/2 — 2V2  centim.  lang  und  un- 
gefähr 0*5  centim.  breit,  auf  dem  Wasser  breit  ausgebreitet  lie- 
gend. Untergetauchte  Blätter  wechselständig,  die  untersten  gegen- 
ständig von  der  Grösse  der  Schwimmblätter  sitzend,  häutig,  ziemlich 
breit-lanzettlich,  beiderseits  gespitzt,  am  Rande  glatt ,  viel  kürzer 
als  die  Internodien.  Aehre  dicht  viel  (30  und  mehr)  blüthig,  doch 
kommen  auch  Exemplare  mit  weniger  Blüthen  vor,  auf  einem  der 
Schwimmblätter  weit,  öfters  um  das  Doppelte  überragenden  überall 
gleich  dicken,  glatten  Stiele.  Früchte  eiförmig,  geschnäbelt  undeut- 
lich vielnervig,  zusammengedrückt,  am  Rande  spitzlich.  (Potamog. 
Casparyi:  Culmo  simplici  vel  basi  subramoso  ,  tereti ,  laevi;  foliis 
diversis;  superioribus  4  vel  pluribus  natantibus,  oppositis,  spathulae- 
foliis,  apice  rotundato-obtusis ,  sessilibus  vel  petiolis  brevissimis, 
alatis  insidentibus,  margine  laevibus;  subraersis  sessilibus,  membra- 
naceis,  satis  late  lanceolatis  ,  acutiusculis,  basin  versus  attenuatis, 
margine  laevibus,  internodiis  multo  brevioribus  ,  infimis  oppositis; 
spica  multi-  [ca.  30]  flora,  densa,  pedunculis  longissimis,  foliis  lon- 
gioribus,  conformibus,  insidentibus;  fructibus  ovatis,  rostratis,  obso- 
lete multinerviis,  compressis,  margine  acutiusculis.) 

Es  ist  nun  richtig,  dass  die  Form  der  schwimmenden  Blätter 
etwas  an  Potamogeton  alpinus  Balb.  erinnert,  aber  das  ist  auch 
so  zu  sagen  das  Einzige.  Schon  der  ganze  Charakter  der  Pflanze 
ist  von  demselben  gänzlich  abweichend  und  nähert  sich  der  Habi- 
tus allerdings  dem  Potam.  gramineus  var.  graminifolius.  Meine  Art 
wächst  mit  Potam.  alpinus  Balb.  zusammen  in  demselben  See  und 
ich  habe  zwischen  beiden  keine  Uebergänge  auffinden  können. 
Früher  fand  sich  dort  auch  Pot.  gramineus  L.,  ist  aber  jetzt  ver- 
schwunden.   Ich    lasse    hier    eine  übersichtliche  Zusammenstellung 


291 

dor    drei    erwähnten  Arten  Pol.  gramineus^   alpinus  und   Casparyi 
folgen : 

P  otamogeton  alpinus  Balb. 

Stengel:  ziemlich  ästig. 

Schwhnmblätter:  Fehlend  oder  lederarlig.  Im  letzteren  Falle 
lanzettlich-spatelförmig ,  sehr  gross,  auf  langen  Stielen  sitzend, 
spitz,  gegenständig,  grün,  beim  Trocknen  oder  im  Alter,  wie  die 
ganze  Pflanze  roth  werdend. 

Untergetauchte  Blätter:  häutig,  länglich,  lanzettlich, 
stumpf,  sitzend,  gross,  wechselständig,  viel  länger  als  die  Inter- 
nodien. 

Rand  der  Blätter:  glatt. 

Blüthenstiel:  lang,  überall  gleich  dick,  kürzer  als  die 
Schvvimmblätter. 

Aehrchen:  langcylindrisch  viel-  (60—86)  blüthig. 

Früchte:  linsenförmig  zusammengedrückt,  mit  spitzem  Rande. 

P otamogeton  gramineus 
a)    forma  graminifolius  Fr. 

Stengel:  sehr  ästig. 

Schwi  mm  b  lätt  er:  fehlen. 

Untergetauchte  Blätter:  häutig-durchscheinend,  lanzett- 
lich, sitzend;  die  oberen  gestielt;  alle  spitz,  länger  als  die  Inter- 
nodien. 

Rand  der  Blätter:  scharf. 

Blüthenstiel:  An  der  Spitze  verdickt,  länger  als  die  obe- 
ren Blätter. 

Aehrchen:  wie  an  der  vorigen,  aber  etwas  dünner. 

Früchte:  weniger  zusammengedrückt,  als  bei  vorigem,  mit 
stumpfem  Rande. 

b)  heterophyllus  Fr. 

Stengel:  sehr  ästig. 

Schwimmblätter:  zahlreich,  lederartig,  länglich-eiförmig, 
unten  etwas  zugespitzt,  lang  gestielt,  spitz;  am  Rande  glatt; 
schön  grün. 

Untergetauchte  Blätter:  sehr  zahlreich,  häutig,  schmal- 
lanzettlich,  starr,  zurückgekrümmt,  sehr  spitz. 

Rand  der  untergetauchten  Blätter:  scharf. 

Blüthenstiel:  kürzer  als  die  Schwimmblätter,  an  der  Spitze 
verdickt. 

Aehre:  vielblüthig. 

Früchte:  zusammengedrückt,  mit  stumpfem  Rande. 

P otamogeton  Casparyi. 
Stengel:  ganz   einfach,    oder    am    Grunde    einen    Nebenast 
abzweigend. 

Schwimmblätter:  3 — 4,  lederarlig,  gelblich-braun,  oder 
ganz  dunkelgrün,  spateiförmig,    wirtelig  gestellt,    sitzend  oder  in 

19* 


292 

den  sehr  kurzen,  geflügelten  Stiel  verschmälert,  am  ~  ,.ide  glatt, 
stumpf. 

Untergetauchte  Blätter:  entfernt,  die  oberen  wechsel- 
ständig, die  untersten  gegenständig,  alle  silzend,  breit  lanzeltlich, 
spitz,  ziemlich  lang,  doch  kürzer  als  die  Internodien. 

Rand  der  untergetauchten  Blätter:  glatt. 

ßlüthens tiel:  sehr  lang,  die  Schwimmblätter  fast  um  die 
Hälfte  überragend,  überall  gleich  dick. 

Aehre:  kurz  zylindrisch,  vielblüthig,  aber  nicht  so  voll  wie 
bei  den  beiden  vorigen. 

Früchte:  wenig  zusammengedrückt,  mit  ziemlich  spitzem 
Rande. 

Andere  Arten,  denen  meine  Pflanze  nahe  steht,  sind  mir  nicht 
bekannt.  Sehr  ausgezeichnet  sind  an  derselben  die  ganz  einfa- 
chen Stengel,  die  Form  der  Schwimmblätter  und  untergetauchten 
Blätter,  die  kürzer  sind  als  die  Internodien.  Letzteres  ist  übri- 
gens ein  Merkmal,  welches  an  den  Potamogeton-Arlen  von  den 
Autoren  so  viel  wie  gar  nicht  beachtet  wird  und  doch  ist  es 
nach  meinen  vielen  Beobachtungen  sehr  konstant.  Auch  sind  die 
gegenständigen  unteren  Blätter  an  Potamogeton  Casparyi  sehr 
charakteristisch.  Ich  habe  bisher  noch  an  keiner  anderen  Art  etwas 
Derartiges  beobachtet.  Ferner  glaube  ich  sicher,  dass  meine  Art 
die  Schwimmblätter  nicht  erst  wie  P.  alpinus  und  gramineus  später 
bekommt,  sondern  dass  sie  gleich  von  Anfang  an  vorhanden  sind, 
wie  bei  P.  natans,  fluitans,  spathulatus  etc.,  da  ich  Exemplare  in 
den  verschiedensten  Entwicklungsstufen  mit  denselben  beobachtete. 
Es  ist  wahrscheinlich,  dass  diese  Art  sich  auch  in  anderen  Gegen- 
den Deutschlands  findet  und  nur  öfter  verwechselt  ist,  und  ich 
bitte  daher  alle  Botaniker  darauf  achten  und  mir  von  einem  event. 
Vorkommen  gefällige  Mitlheilung  '.machen  zu  wollen ,  so  wie  ich 
gern  bereit  bin,    auf  Wunsch   von  meinen  Exemplaren   abzugeben 

Danzig,  im  Juni  1870.  ♦ 

Näheres  über  Carem  brachyrhyncha  m. 

Von  Karl  Gsaller. 

In  Folge  genauerer  Beobachtung  meiner  neuen  Carex  an  Ort 
und  Stelle  sehe  ich  mich  veranlasst,  eine  verbesserte  und  erwei- 
terte Description  zu  geben  und  zwar  wie  folgt: 

Spica  mascula  solitaria,  suberecta,  linearis  vel  latior  ,  spi- 
culis  femineis  binis  vel  ternis ,  linear ibus- oblong is  ,  remotiusculis, 
subdensifloris,  exserte  pedunculatis,  demum  nutantibus;  spica 
fem.  infima  supra  medium  caulis;  squamis  masculis  oblongis,  mem- 
branaceo  hyalinis,  apicem  versus  fuscesccntibus;  sqam.  fem.  obovalis, 


293 

obtusis  acutis  vel  mucronatis,  fusco  -  membranaceis ;  utriculis 
lati  obovatis-orbicularibus  Qplanitia  interna),  squamas  su- 
per antibus ,  apicem  versus  setaceis  scabris ,  triquetris,  margine 
hispidis,  nervosis ,  nervis  lateralibus  prominulis  ,  lineato-rugosis, 
rugis  transversim  rugosiusculis;  dorso  obsolete  carinato;  rostris 
brevibus  (C  ferrugineae  Scop.  assimilis  sed  rostrum  dupl. 
tripl.  breviore) ,  haud  membranaceis  sed  coloratis ,  inte- 
g  errimis;  bracteis  foliaceis,  vaginantibus  ,  herbaceis,  saepe  basi 
transversim  rugulosis;  vaginis  infimis  scabris;  ligulis  brevissimis; 
foliis  paulo  canaliculatis;  culmus  subteres,  laevis,  apice,  scabriu- 
sculus;  radix  stolonifera  vel  caespitosa  (?). 

Für  einen  Basfart  halle  ich  die  Pflanze  nicht  mehr,  möglich  auch, 
dass  sich  Uebergänge  in  C.  ferruginea  Scop.  finden,  allein  da  ich 
mit  Dr.  Kerner  glaube,  dass  keine  sogenannten  guten  Spezies 
existiren,  würde  diese  Carex  selbst  für  jenen  Fall  von  mir  aufrecht 
erhallen  werden.  Nur  Standorlsformen,  keine  konstanten  Arten  be- 
völkern die  Erde,  ist  meine  auf  Grund  aufmerksamer  Beobachtung 
und  Vergleichung  erworbene  festeste  Ueberzeugung! 

Innsbruck,  den  27.  Juli  1870. 


Phytographische  Fragmente. 

Von  Dr.  Ferdinand  Schur. 

CVIII. 

Malaxis  monophyllos  Sw.  cum  var.  dyphillos. 

Eine  seltene  Abänderung,  welche  auch  als  Spec.  betrachtet 
wird  (Lindl.  Orrhid.  p.  19,  Cham.  Linn.  3.  p.  34).  —  Auf  dem 
Semmering ,  oberhalb  der  Station  auf  dem  Wege  zum  Sonnen- 
wendstein im  Walde  auf  Moosboden.  Juli  1869. 

CIX. 

Ophrys  muscifera  Huds. 

Auf  steinigen,  grasigen,  leichten  Abhängen,  zwischen  niede- 
rigem  Gesträuch  auf  dem  Semmering,  unweit  der  Station  am  alten 
Wege  ziemlich  zahlreich.  Juli  1869. 

CX. 

Corallorrhiza  innata   R.  Brown. 

Auf  Moorboden  im  Walde  am  Fusse  des  Sonnenwendstein,  in 
kräftigen  10 — 12  Zoll  hohen  Exemplaren.  Juli  1869. 


294 

CXI. 

Coeloglossum  viride  Hartm. 

Auf  Moorwiesen  des  Semmering.  Juli  J869.  In  zwei  Abän- 
derungen: 

a)  macrobracteatum:  bracteis  maximis  subfoliaceis,  inferioribus 
fiores  multo  superantibus,  floribus  roseis. 

/?)  m icrobr acte a tum:  bracteis  multo  minoribus  inferioribus  fiores 
vix  superantibus,  floribus  viridibus. 

Die  erstere  wächst  mehr  im  Schalten  zwischen  hohem  Grase, 
die  andere  auf  lichten  Wiesen. 

CXII. 

Himanthoglossum  hircinum  Spr. 
Am  Rande  der  Weinberge  bei  Liesing.  Kalk.  Juli  1868. 

CXIII. 

Epipactis  palustris  Crntz. 

In  zahlreichen  Exemplaren  auf  nassen  Moorwiesen  bei  Moos- 
brunn. Juni  1869. 

CXIV. 

Epipactis  rubiginosa  Koch.  en.  ed.  II.  p.  801. 

Auf  steinigen  Waldrandern,  sonnigen  Abhängen  auf  dem  Wege 
zum  Sonnenwendstein  auf  dem  Semmering.  Juli  1569. 

cxv. 

Epipactis  viridiflora   Rchb. 

In  schattigen,  etwas  feuchten  Waldungen,  Sandboden,  im  Pra- 
ter  links  von  der  neuen  Strasse  zum  Luslhause.  Juli  1869.  —  Auch 
bei  Brunn  im  Augarien.  Juni  1868,  zwischen  Gebüschen. 

CXVL 

Piatanther a  chlor antha   Cust. 

Auf  Waldwiesen,  zwischen  Gebüschen  auf  dem  Semmering,  links 
vom  Gasthause    auf  dem  Wege    zum  Sonnenwendstein.    Juli  1869. 

CXVII. 

Piatanthera  montana  Rchb.  fil. 

In  schattigen  Wäldern,  auf  kräftigen  Moorboden  auf  dem 
Semmering.  Juli  1869.  —  Auch  zwischen  Kaiksburg  und  Laab. 
Juni  1869.  —  Wohl  nur  eine  üppige  Abänderung  der  P.  bifolia. 
Exemplare   2  Fuss  hoch,  mit  12  Zoll  langen  Blüthenähren,  Blülhcn 


295 

weiss,  geruchlos,  Blätter  am  Stengel  zahlreich,  von  der  Basis  zur 
Spitze  allmälig  kleiner  werdend.  Wurzelblätter  sehr  gross  ellip- 
tisch stumpf,  ziemlich  lang  gestielt  ,  £ — 10  Zoll  lang.  —  Auch  in 
Siebenbürgen.  Schur  en.  pl.  Transs.  p.  646. 

CXVIII. 

Listera  ovata  R.Brown,  var.  subr otundifolia  maxima. 

In  leuchten  schattigen  Wäldern,  Thonboden  des  Semmering. 
Juli  1869. 

CXIX 

Orchis  sambucina  L. 

Kommt  auf  dem  Semmering  in  den  zwei  bekannten  Abände- 
rungen vor,  nämlich: 

a)  pallide  flacis:  perigonii  phyllis  ochroleucis,  labello  flavo, 
punetato. 

ß)  purpurea:  perigonii  phyllis  purpureis,  robustior  et  foliis 
latioribus. 

Der  Trivialname  „sambucina"  ist  ein  nomen  ineptum,  da  die 
Blumen  den  angedeuteten  Holundergeruch  nicht  besitzen,  sondern 
geruchlos  sind,  welches  eine  mehrfach  beobachtete  Thatsache  ist. 
—  Dagegen  könnte  die  Orchis  pallens  eher  in  dieser  Hinsicht  als 
0.  sambucina  gelten,  da  deren  Blumen  den  eigentümlichen  Ho- 
lundergeruch besitzen. 

cxx. 

Orchis  foliosa  Lindl.  Orch.  gen.  et  spec.    =    Orchis   latifolia 

macrobracteata  Schur.  Schur  sert.  no.  2698  =  Orchis  latifolia 

foliosa  Solander.  Rchb.  Orchid.  tab.  403. 

Succulenta  obscure  viridis,  atro-maculata,  maculis  confluenti- 
bus;  caule  10 — 12  poll.  dense  foliato  interdum  curvato;  foliis  ellip- 
ticis,  oblongisve,  margine  undulato-crispulis,  interdum  recurvatis. 
Fluribus  maximis  atro  purpureis,  labello  dilatato.  —  Bracteis  ma- 
ximis  foliaeeis.  Flores  multo  superantibus.  Proxima  0.  cruentae  sed 
omnibus  in  partibus  robustior. 

Auf  sumpfigen  Bergwiesen  des  Semmering,  oberhalb  der  Sta- 
tion. Juli  1869. 

CXXI. 

Orchis  maculata  L.  albiflora  impunetata. 

Die  Aehren  pyramidalisch,  die  unteren  Brakteen  etwas  länger 
als  der  Fruchtknoten,  Blume  klein,  weiss,  ohne  merkliche  dunkle 
Adern  und  Flecken  ,  wohlriechend.  Blätter  wenig  gefleckt ,  die 
Flecken  nicht  zusammenfiiessend.  Beim  Trocknen  werden  die  Blu- 
men blass-fleischroth,  was  bei  0.  transsilvanica  Schur  en.  p.  643 
nicht  der  Fall  ist.  Auf  Moorwiesen  bei  Moosbrunn,  südlich  von 
Wien.  Mai  23.  1869. 


296 

CXXII. 

Orchis  muculata  L.  longibr acteata  proxima  0.  lanci- 

bracteatae  C.  Koch. 

Stengel  2  Fuss  hoch ,  dünn ,  schwach,  entfernt  beblättert; 
Blätter  weich,  ungefleckt,  das  unterste  spatelförmig-Iänglich,  die 
oberen  allmälig  schmäler  und  kleiner  werdend;  die  Brakteen  lineal- 
lanzettfönnig,  die  untersten  doppelt  so  lang  als  die  Blume,  blatt- 
artig. Blumen  lilafarbig,  schwach  geädert,  geruchlos.  —  Auf  Wald- 
Wiesen  des  Semmering.  Juli  1869. 

CXXIII. 

Orchis  ochroleuca  Schur,  en,  pl.  Transs.  p.  641. 
Diese  Orchisform  habe  ich  in  der  Flora  von  Siebenbürgen 
auf  Moorwiesen  1854  gefunden,  wo  selbe  einzeln  vorkommt  und 
in  meiner  En.  1.  c.  beschrieben.  Ich  hielt  diese  damals  für  eine 
Siebenbürgen  eigentümliche  Form  ,  doch  sind  in  dieser  Hinsicht 
mir  Zweifel  entstanden,  indem  ich  eine  der  genannten  sehr  ähnliche 
Orchis  in  diesem  Jahre  bei  Moosbrunn  in  südlicher  Richtung  von 
Wien  gefunden  habe,  welche,  wenn  nicht  mit  meiner  0.  ochroleuca 
identisch,  dieser  jedoch  sehr  nahe  steht.  Sie  besitzt  ebenfalls 
blassgelbe  Blumen,  welche  einen  eigenthümlichen  aber  schwachen 
Geruch  besitzen  und  wächst  wie  0.  ochroleuca  auf  Moorboden  und 
in  ähnlicher  Gesellschaft  wie  die  Kronslädter.  Im  ganzen  gehört 
dieselbe  zum  Typus  von  0.  latifolia,  nur  ist  der  Blüthenstand  eine 
mehr  kopffönnige,  dichtere  Aelire ,  und  erinnert  der  Habitus  mehr 
an  0.  incarnata  L.  Neilreich,  in  seiner  Flora  von  Wien,  p.  129, 
sub  no.  13/?.  longibr  acteata,  erwähnt  einer  Abänderung  mit  „ganz 
weissen  Blumen,"  welche  bei  Wagram  und  Moosbrunn  vorkom- 
men soll,  doch  kann  darunter  unmöglich  meine  in  Rede  stehende 
gelbblühende  Orchis  gemeint  sein,  da  gelb  und  ganz  weiss,  wie 
Herr  Neilreich  ausdrücklich  angibt,  duch  sehr  verschiedene  Be- 
zeichnungen sind. 

Zur  besseren  Uebersicht  möge  hier  die  Diagnose  folgen: 
Caule  stricto  vel  subflexuoso  12 — 15  poll.  admodum  foliato- 
fistuloso.  Foiiis  inaequalibus  3  —  6  poll.  longis  inftmis  brevibus 
latiusculisque,  summis  lineari-lanceolatis  longe  acuminatis ,  mediis 
majoribus  elongato  -  lanceolatis .  omnibus  viridibus  iimnaculatis, 
quandoque  omnibus  linearibus.  —  Floribus  ochroleucis  purum 
minorihus  quam  0.  majalis  Rchb.  in  spicam  ovato-oblongam 
confertis.  Perigonii  phyllis  superioribus  tribus  coniventibns ,  binis 
lateraübus  patenübus;  labello  inaequaliter  trilobo ,  lobis  laterali- 
bus  majoribus  subtruncutis,  crenulatis.  Cafeare  conico  descendeitte 
germine  dimidio  breriore.  Bracleis  inaequalibus,  inßmis  subfoliaeeis, 
lineari-lanceolatis,  12  —  15  lin.  longis,  floro  suo  multo  majoribus 
omnibus  flores  superantibus  ,  in  spieß  virginea  comam  formanli- 
bns,  quiquenerviis ,  nerms  lateraübus  binis  approximatis  ante 
marginem  bracteae. 


297 

Die  Siebenbürger  Orchis  ochroleuca  Schur  ist  von  der 
Moosbrunner  durch  einen  stärkeren ,  dichten  Stengel,  breitere 
und  kürzere  Blätter  von  3  Zoll  Länge  und  kürzere  Zuspitzung, 
fast  kopffürmige  Blüthenähre,  mehr  vorgezogenen  Mittellappen  der 
Unterlippen  und  etwas  kräftigeren  mehr  kegelförmigen  Sporn  un- 
terschieden. 

Es  scheint  mir,  als  ob  sowohl  die  Wiener  als  auch  die  Kron- 
städter Orchis  ochroleuca  sich  zur  0.  incarnata  L.  etwa  so  ver- 
hält, wie  0.  sambucina  floribus  flavis  zu  0.  incarnata  Will  d.  oder 
Orchis  sambucina  floribus  purpureis. 

Auf  feuchten  Moorwiesen  bei  Moosbrunn.  Mai  1869. 


Exkursionen  in  die  Berner  Alpen  im  Sommer  1855. 

Von  Vulpius. 

Der  Winter  hatte  ungeheure  Massen  Schnee  auf  den  Bergen 
abgelagert  und  lange  konnte  er  sich  nicht  zum  Abschied  von  uns 
entschliessen.  Nur  selten  gab's  im  März  und  der  ersten  Hälfte 
des  April  einzelne  heitere  Tage.  Um  die  Mitte  April ,  gerade  um 
Ostern,  kamen  plötzlich  acht  schöne  und  wartne  Tage,  allein  sie 
mussten  dem  rückkehrenden  rauhen,  nassen  Wetter  weichen  und 
auf  den  Bergen  wurde  der  Schnee  durch  immer  neue  Zugaben 
noch  vermehrt.  Inzwischen  hatte  ich  von  einem  Gang  an  die  Sim- 
menfluh  Pinguicula  alpina  ,  Gentiana  verna ,  Viola  arenaria  und 
collina  ,  Carex  humilis  und  alba  mit  heim  nach  Thun  gebracht. 
Später,  Anfangs  Mai.  blühte  im  Kandergrundwald  Arctostaphyllos  offi- 
cinalis,  beim  Strältliglhurm  Narcissus  Pseudonarcissus  und  Anemone 
ranunculoides  auf  mehreren  Stellen  des  linken  Aarufers,  während 
die  letztere  Pflanze  auf  dem  rechten  Ufer  dieses  Flusses  ganz  ver- 
misst  wird.  Auf  den  Kiesbänken  an  der  Kander  unter  der  Brücke, 
wo  man  von  Spiezwyler  nach  Wimmis  geht,  blühte  Linaria  alpina. 
Biscutella  laevigata  und  Galium  helveticum  aus  höheren  Wohn- 
sitzen heraboewandert.  Was  mich  da  aber  aufs  angenehmste 
überraschte,  das  waren  zwei  schöne  Stöcke  von  Artemisia  mutel- 
lina.  Noch  nie  und  nirgends  hatte  ich  gesehen  ,  dass  diese  reine 
wilde  Hochalpenpflanze  von  den  Gletscherflüssen  heruntergebracht, 
an  deren  Ufern  in  der  Ebene  sich  fest  setzt  und  sogar ,  wie  es 
scheint,  aushält. 

In  der  zweiten  Woche  des  Mai  blühte  im  Schmidmoos,  einem 
1  Stunde  von  Thun  entfernten  und  manche  gute  Pflanze  beherber- 
genden Torfgrund,  Andromeda  polifolia  und  Eriophorum  alpinum; 
in  Gebüsch  und  Hecken  auf  dem  linken  Aarufer  Prunus  Padt/s  und 
Lonicera  coerulea.  Am  18.  Mai  endlich  schien  sich  im  Wetter 
eine  Aenderung  zum  Besten  vorbereiten  zu  wollen;    und  Sonntag, 


298 

der  20.  brachte  den  schönsten  herrlichsten  Maientag-.  Darauf  hatte 
ich  schon  längst  gewartet,  wesshalb  ich  dann 

Montag  am  21.  Mai,  meine  erste  diessjährige  Bergexkursion 
antrat.  Um  heute  wieder  einmal  durch  den  Anblick  von  Petasites 
niveus  uud  Primula  viscosa  mir  einen  Genuss  zu  bereiten,  ver- 
liess  ich  Vi  nach  3  Uhr  diesen  Morgen  meine  Behausung  und 
marschirle  leichten  und  frohen  Muthes  am  rechten  Ufer  des  Thu- 
ner  Sees  dem  Oberland  zu.  Ein  schönerer  Spaziergang  als  dieser 
an  einem  schönen  Maimorgen  kann  nicht  leicht  gefunden  werden. 
Zwischen  dem  frischen  Grün  der  Buchenwälder ,  unter  sich  der 
herrliche  Spiegel  des  Thuner  Sees,  aus  dessen  Tiefe  die  prachtvolle 
Pyramyde  des  Niesen,  der  Dreispilz,  das  Morgenberghorn  u.  s.  w. 
heraufschauen  ,  eben  so  tief  als  sie  ihn  hoch  überragen,  dann  die 
Scenerie  bei  der  Beatenhöhle,  bei  dem  Wasserreichthum,  den  der 
Bach  zu  dieser  Zeit  hat,  kurz  diese  Seeseile  von  Thun  nach  Inter- 
lachen  zu  Fuss  abgegangen,  ist  gewiss  eine  der  schönsten  Partien 
im  Berner  Oberland.  Als  es  8  Uhr  schlug,  ging  ich  schon  durch 
Interlachen  und  wendete  mich  nun  dem  Lauterbrunner  Thal  zu.  Auf 
der  Stelle,  wo  der  Staubbachfall  dem  das  Thal  einwärts  Gehenden 
zuerst  sich  bemerklich  macht  und  dessen  Aufmerksamkeit  in  An- 
spruch nimmt ,  da  ist  er  auch  am  schönsten.  Einem  weissen 
Schleier  gleich  wallt  er  über  die  900'  hohe  Felswand  berab.  Je 
näher  man  ihm  aber  kommt,  je  mehr  verliert  sich  das  Magische  des 
Bildes.  —  Hinler  Sichellauenen,  zwei  Stunden  hinter  Lauterbrunnen, 
war  das  Thal  von  einer  Menge  Lawinen  noch  geschlossen.  Zwi- 
schen solchen,  an  einem  Abhang  am  Weg  nach  der  Alpe  Slufen- 
stein  und  gegen  die  Jungfrau  hinauf  erblickte  ich  aber  meinen 
bezweckten  Petasites  niveus  in  Blülhe  und  höher  oben  in  den 
Ritzen  der  Felswände  standen  eine  Menge  Stöcke  Primula  viscosa 
in  Blüthe  und  die  Berghalden  waren  überdeckt  von  einem  Teppich 
blühender  Erica  carnea.  Auf  dem  Rückweg  dürch's  Thal  heraus  nahm 
ich  an  schattichten  feuchten  Stellen  Viola  biflora.  Zu  Wilders wyl 
wurde  Nachtquartier  genommen. 

Dienstag  ,  am  22.  Mai ,  Früh  4  Uhr  war  ich  wieder  auf  der 
Strasse.  Es  war  ein  herrlicher  Morgen;  Himmel  und  Berge  rein 
und  klar.  Zwischen  Unterseen  und  dem  Neuhaus  am  Thuner  See  und 
dann  wieder  bei  den  Sunglauenen  blühte  Asperula  taurina.  Alle 
Felsen  und  Wände  über  dem  See  waren  geschmückt  mit  Globu- 
laria  cordifolia  und  Saponaria  ozymoides.  Arabis  hirsuta  blühte 
am  Weg;  bei  der  Bealenböhle  Rhamnus  alpinus  und  Cotoneaster 
tomentosa;  dagegen  waren  Helianthemum  Fumatia,  Hieracium  am- 
plexicaule  und  Jacquini,  Tamus  communis  und  was  sonst  noch 
jene  schöne  Stelle  sich  zum  Aufenthalt  erkoren,  noch  nicht  so  weit. 
Um  10  Uhr  Vormittag  langte  ich  wieder  zu  Hause  an,  zugleich  mit 
mir  aber  auch  der  Regen. 

Freitag,  am  25.  Mai,  wanderte  ich  Früh  4  Uhr  über  Sigris- 
wyl  dem  Jüstisthal  zu.  Es  ist  diess  ein  liebliches,  ganz  abgelege- 
nes und  abgeschlossenes  Alpenthälchen  zwischen    den    Felswänden 


2U9 

des  Sigriswylgrats  und  Gemmenalpgrats  eingeschlossen  in  ca.  4000' 
Höhe  von  einem  klaren  Bächlein  durchschlängelt  und  mit  zahlrei- 
chen Sennhütten  und  Ställen  beselzt.  Heute,  am  25.  Mai  traf  ich  aber 
das  Thälchen  noch  so  voll  Schnee  wie  in  früheren  Jahren  dreiWochen 
früher  nicht  mehr.  Nur  erst  die  äussere  Seite  gegen  Süden  war 
von  Schnee  frei  und  unbedeutende  Strecken  am  Bach,  wo  Solda- 
nella alpina  gerade  aufblühte.  Das  aussergewöhnlieh  Späte  dieses 
Jahres  war  es  aber  auch  ,  dem  ich  jetzt  noch  Corydalis  fabacea, 
theils  in  Blüthe  theils  in  Früchten,  zu  verdanken  hatte,  was  sonst 
schon  in  den  ersten  Tagen  des  Mai  stattgefunden.  Weisser  Crocus 
stand  in  Unzahl  da,  dann  auch  Gagea  lutea  und  am  Ufer  des  Ba- 
ches blühte  Petasites  officinatis ,  Lepidium  alpinum  und  Arabis 
bellidifolia;  auch  ein  herabgeschwemmter  Stock  von  Saxifraga 
oppositifolia  und  an  sonnigen  ßerghalden  gab  es  schon  eine  Menge 
blühender  Plantago  montana. 

Die  Hitze  brachte  am  Sonntag  Abend  ein  Gewitter  mit  Regen, 
in  Folge  dessen  am  Montag,  den  2S.  Mai,  die  Berge  in  Nebel  und 
Wolken  gehüllt  waren.  Dennoch  machte  ich  Nachmittags  eine  Ex- 
kursion an  die  zwei  Stunden  von  Thun  entfernte  Simmenfluh.  Es 
ist  diess  der  äusserste  Punkt  der  östlichen  Flanke  der  Stockhorn- 
kette,  wo  diese  am  Eingang  in's  Simmenthal  in  hoher  Felswand 
und  darunter  aus  gestreckter  steiler  Berghalde  sich  in's  Thal  ab- 
stürtzt.  Hier  ist  ein  Sammelplatz  einer  Menge  hübscher  Sachen. 
Von  unten  angefangen,  traf  ich  heute  in  Blüthe:  Doronicum  Belli- 
diaslrum,  Coronilla  Emerus,  Hippocrepis  comosa ,  Valeriana  tri- 
pteris ,  Carex  alba  un;i  humilis,  Moehringia  muscoxa ,  Cerastium 
arvense,  eine  Menge  Rhamnus  alpina,  Epipactis  ensifnlia,  Arabis 
Turrita,  am  Fuss  der  Wand  Coronilla  vaginalis,  Alhamanta  cre- 
tensis,  Erinus  alpinus,  Viola  collina  in  Früchten,  Primula  Auricula 
über  die  ganze  Fluh  hinauf.  Auch  Mespilus  Amelanchier ,  Sapo- 
naria  ozymoides,  Globidaria  cordifolia. 

Mittwoch,  den  30.  Mai,  blühte  an  der  Kandermündung  in 
den  Thuner  See  noch  Viola  biflora,  Aethionema  saxatile  ,  Dryas 
oclopelala  und  Oxytropis  campestris. 

Samstag  Vormittag,  am  2.  Juni,  ging  ich  gegen  Gunten  und 
fand  bei  Stern's  Schneidmühle  Ophrys  arachnites  und  myodes. 
Auf  dem  gleichen  Weg  sah  ich  im  Gebüsch  Rhamnus  Frangula, 
Acer  campestre,  Tamus  communis  und  Orobus  niger  blühen,  auch 
häufig   Coronilla  Emerus. 

Ausserbotanische  Geschäfte  riefen  mich  um  diese  Zeit  nach 
Liestall,  wohin  ich  mich  Montag  Mittag,  den  4.  Juni,  auf  den  Weg- 
machte, indem  ich  das  „Ordinäre  Schilf"  benutzte  und  innerhalb 
zwei  Stunden,  von  1  bis  3  Uhr,  auf  der  Aar  damit  von  Thun  nach 
Bern  gelangte.  Von  3  bis  9  Uhr  hatte  ich  unausgesetzt  zu  mar- 
schiren,  um  Solothurn  zu  erreichen. 

Dienstag  Morgens  zog  ich  meine  Strasse  weiter.  Auf  der 
Sonnseite  war  der  Jura  frei;  gegen  Norden  hingegen  zeigte  der 
Weissenstein  noch  etliche  Schneeplätze.    Die  Hitze  war  gross.    In 


300 

der  KIus  angelangt,  wendete  ich  mich  rechts  nach  der  Rafallenfluh 
hinauf,  denn  es  war  mir  nicht  möglich  hier  vorüber  zu  gehen,  ohne 
der  Iberis  saxatilis  einen  guten  Tag  zu  sagen.  Dort  angelangt 
fand  ich  in  Blüthe:  Valeriana  montana,  in  Hecken  und  Gebüsch 
eine  Menge  Aquilegia  vulgaris;  an  den  Felswänden  Globidaria 
cordifolia,  Rosa  alpina,  Rhamnus  alpina,  Carex  tenuis  Host;  die 
Iberis  saxatilis  in  siliculis  ,  aber  bei  weitem  nicht  mehr  so  viel, 
wie  vor  drei  Jahren;  es  ist  ihr  seither  offenbar  bedeutend  zuge- 
sprochen worden,  doch  hat  sie  sich  durch  uneinnehmbare  Stellun- 
gen jedenfalls  vor  dem  Ausrotten  gesichert.  Polygala  Chamae- 
buxus  lagerte  sich  überall  auf  Boden  und  Felsen;  Hieracium 
Jacquini  stand  in  den  Felsritzen,  blühte  jedoch  noch  nicht,  eben 
so  Dianthus  caesius.  Am  Fuss  der  Fluh  war  Thlaspi  montanum 
in  Schötchen  verbreitet,  so  auch  Draba  aizoides,  Athamanta  cre- 
tensis,  Saxifraga  Aizoon  und  Thesium  alpinum  fingen  zu  blühen 
an.  Zu  Mümliswyl  machte  ich  Mittag.  Durch  das  Thälchen  der 
Limitieren  verfolgte  ich  dann  den  Steig  nach  der  Wasserfalle  auf- 
wärts. Das  erste,  dem  ich  da  begegnete,  waren  Crepis  praemorsa, 
dann  bald  nachher  am  Fuss  von  Felsen  Arabis  Turrita  mit  Blüthen 
und  Schoten.  Schon  oft  war  ich  über  die  Wasserfalle  gegangen, 
ohne  mich  übrigens  nach  Pflanzen  auf  ihr  umzusehen.  Weil  ich 
heule  aber  in  meiner  Zeit  nicht  pressirt  war,  so  wollte  ich  mich, 
nachdem  ich  an  schönen  Sennhöfen  vorbei  den  Uebergang  des 
Berges  erreicht  halte,  einmal  ein  wenig  genauer  auf  ihm  umsehen 
und  zog  mich  westwärts  gegen  den  Passwang  hin.  Nicht  lange 
gings  und  ich  war  überrascht,  hier  eine  Menge  schöner  Dinge  zu 
sehen  zu  bekommen,  die  ich  gar  nicht  erwartet  hätte.  In  grössler 
Menge  und  Ueppigkeit  stand  da  in  Blüthe:  Lonicera  alpigena,  He- 
racleum  alpinum,  Rhamnus  alpina,  Rosa  alpina,  Erinus  alpinus, 
Centaurea  montana,  Kernera  saxatilis,  Coronilla  vaginalis,  Liba- 
nons montana,  Valeriana  montana.  Erfreut  über  diesen  schönen 
Fund,  das  Mitnehmen  aber  auf  den  Rückweg  versparend ,  stieg 
ich  hinab  nach  Reigoldswyl,  wobei  ich  im  Wald  Daphne  Laureola 
begegnete.  Langsam  zog  ich  dann  Abends  noch  durch  das  lieb- 
liche Reigoldswyler  Thal  hinaus  bis  in's  Bubendorfer  Bad,  1  Stunde 
von  Liestall. 

Nach  vollbrachten  Geschäften  kehrte  ich  Mittwoch  Abends,  am 
6.  Juni,  von  Liestall  zurück  bis  Reigoldswyl,  zwischen  Zyfen  und 
Bubendorf  Orobanche  Galii  bemerkend. 

Donnerstag,  am  7.  Juni,  stand  ich  schon  früh  auf  dem  Grat 
der  Wasserfalle  und  begann  jetzt  meine  Arbeit.  Besonders  liess 
ich  mir  das  Heracleum  alpinum  angelegen  sein,  das  übrigens  mit 
Unrecht  den  Namen  alpinum  führt,  denn  es  ist  eine  reine  Jura- 
pflanze und  kommt  nirgends  in  den  Alpen  vor.  Mittag  12  Uhr  kam 
ich  nach  Sololhurn.  In  den  Fruchtäckern  gegen  Bern  zu  blühte 
Ranunculus  arvenüs. 

In  Jegisdorf,  drei  Stunden  von  Bern,  wurde  Nachtlager  ge- 
hultcn  und  Freitag  den  8.  Juni  Morgens  7  Uhr  zog  ich  in  die  Stadt 


3  01 

selbst    ein,    benutzte  dann    um  V211  Uhr  die  Post  und  langte  um 
x/22  Uhr  Nachmittags  wieder  in  Thun  an. 

Die  Hitze  ist  im  Steigen,  mein  Thermometer  zeigt  -f-  24°  R. 
Bisher  lag  es  noch  im  Ungewissen  wohin  meine  diessjährige  Alpen- 
reise gehen  würde.  Jetzt  aber  ist  die  Sache  definitiv  entschieden. 
Meine  dieses  Frühjahr  her  gemachten  Ausflüge  haben  mir  die  lei- 
dige Ueberzeugung  beigebracht,  dass  es  vorüber  ist  mit  meiner  bis- 
herigen Art  und  Weise  zu  reisen.  Mit  meiner  früheren  Unermüd- 
lichkeit und  Unverwüstlichkeit  ist's  nichts  mehr.  Ich  muss  mir 
jede  grössere  Reise  für  jetzt  und  wohl  für  immer  aus  dem  Sinne 
schlagen.  —  Weil  ich  seit  4  Jahren  auf  den  Berner  Alpen  eigent- 
lich nicht  viel  botanisirt  habe,  so  bin  ich  nun  entschlossen  den 
heurigen  Sommer  diesen  Bergen  wieder  zu  widmen.  Wegen  der 
ungeheuren  Massen  von  Schnee,  die  aber  trotz  der  grossen  Hitze 
noch  unsere  Berge  belasten,  werde  ich  michvorerst  noch  einige 
Zeit  in  Thun  gedulden  und  auf  den  hiesigen  Bergen  dem  Schnee 
auf  dem  Fusse  folgen. 

Dienstag  den  12.  Juni.  Heute  Früh  1/24  Uhr  hatte  ich  Thun 
im  Rücken  und  befand  mich  auf  dem  Weg  nach  dem  Sigriswylgrat. 
Als  die  Sonne  aufging  und  ihre  Strahlen  über  die  Berge  schoss,  da 
war  ein  Moment,  als  stände  die  ganze  Stockhornkette  in  Flammen. 
So  kam  ich  Angesichts  der  strahlenden  Hochalpenkette,  unter  mil- 
der herrliche  See,  über  Sigriswyl  und  die  Allmeid  hinauf  in  meine 
geliebte  regio  alpina,  der  vorderste  Posten  der  nun  beginnenden 
Alpenflor  war  Potentilla  Halleri.  Am  Weg  zwischen  den  Felsen  hinauf 
kommen  dann  Viola  biflora,  Pinguicula  alpina,  Homogyne  alpina, 
Ranuncuhis  alpestris.  An  der  Fluh  stand:  Arabis  pumila  und  An- 
drosace  lactea.  Höher  ober  dem  Grat  entlang  blühten  Genüana 
nerna  und  acaulis,  Globularia  nudicaulis,  Primula  Ainicula;  vom 
Vorder-Bergie  gegen  das  Rothhorn  hin  Plantago  alpina,  Geum  mon- 
tanum,  Ranunculus  montanns;  auf  dein  Grat  Arbutus  alpina,  Dryas 
octopetala  und  Ranunculus  alpestris.  Soldanella  alpina  blühte 
noch  überall  am  schmelzenden  Schnee;  hievon  lagen  aber  noch 
allzu  grosse  Massen  gegen  den  Gipfel  des  Rothhorns  hin,  als  dass 
ich's  hätte  unternehmen  mögen,  dessen  Besteigung  selbst  zu  ver- 
suchen. Dagegen  wählte  ich  für  den  Rückweg  eine  Passage,  die 
ebenfalls  nicht  zu  den  lieblichsten  zu  zählen  ist.  Ich  umging  das 
Felsenpostament  auf  dem  die  Alpenterrasse  des  Oberbergle  gela- 
gert ist,  die  gelbe  Fluh  geheissen,  es  ist  der  oberste  der  Rallig- 
stöcke  und  hat  von  der  Westseite  ganz  das  Aussehen  eines  Wach- 
thurms,  während  die  Südseite  eine  nackte  nach  'oben  spitz  zulau- 
fende Fluh  bildet,  an  deren  Wänden  Coronilla  vaginalis  und  Evinus 
alpinus  blühten  und  von  deren  Fuss  eine  lange  und  steile  Schutt- 
halde sich  herabzieht  bis  sie  im  Wald  sich  verliert.  Hier  steht  dann 
Lonicera  alpigena  weithin  verbreitet.  In  Folge  der  bekannten 
Karrenbildung,  woraus  diess  Gebirg  ganz  besteht,  verliert  sich  das 
Schneewasser  der  Höhen  zwischen  den  Felsen,  so  dass  aber  ausser 
einer    grossen  Plülze    auf   dem  Vorderbergle    nirgends  Wasser    zu 


302 

finden  ist.  Nachdom  ich  nun  vielleicht  eine  Stunde  lang  an  besagter 
Seite  auf's  Gerathewohl  abwärts  gestiegen,  kam  ich  zu  der  Stelle, 
wo  das  oben  verloren  gegangene  Wasser  wieder  unter  den  Felsen 
hervorbricht  und  ein  Bächlein  bildet,  das  dann  tiefer  unten  von  dem 
Weg  durchkreuzt  wird,  der  von  Sigriswyl  in's  Jüstisthal  führt.  Bei 
dem  Durchbruch  dieses  Bächleins  blühte  im  nassen  Moos  eine 
Masse  Saxifraga  rotundifolia  und  eine  schöne  grosse  Form  von 
Cystopteris  fragilis.  Dem  Bächlein  folgend  kam  ich  hinab  auf 
oben  erwähnten  Weg  und  ihn  benutzend  ging  ich  alsbald  weiter 
noch  ins  Jüstisthal  und  holte    mir    Arabis  belli difolia   in   Schoten. 

Auf  dem  Heimweg  nahm  ich  aus  den  Wiesen  bei  Sigriswyl 
Hier  actum  praealtum.  Endlich  Abends  7  Uhr  langte  ich  wieder  in 
Thun  an. 

Sonntag  den  17.  Juni ,  Morgens  3  Uhr  eilte  ich  in's  Freie 
hinaus.  Mein  Ziel  war  die  Günzenen ,  ein  östlicher  Abfall  der 
Stockhornkette.  Da  fand  ich  Alles  schon  viel  weiter  vor  als  ich 
mir's  gedacht  hatte.  Dentaria  digitata,  die  am  Fuss  der  Moosfluh 
zwischen  wildem  Gestrüpp,  Steinen  und  vermodertem  Holz  häufig 
ist,  fand  ich  zum  grössten  Theil  schon  vollständig  verblüht.  Dage- 
gen stand  da  ein  Wald  von  Convallaria  verticillata,  Lonicera  alpi- 
gena  und  nigra,  Rhamnus  alpina  und  Centaurea  montana;  an  der 
Fluh  blühte  Erinus  alpinus  ,  Dsaba  aizoides  ,  Valeriana  tripteris, 
Arabis  alpina.  Durchgearbeitet  hinaus  auf  die  offene  Alpe  fand 
ich  diese  übersäet  mit  Potenlilla  aurea,  Geum  montanum  und  Ra- 
nunculus  montanus.  Nach  dem  Grat  des  Mattensland  hinaufstei- 
gend, war  ich  überrascht  Anemone  alpina  und  Pedicularis  foliosa 
schon  in  voller  Blüthe  zu  finden;  an  Steinhaufen  waren  Frucht- 
exemplare von  Corydalis  fabacea  zu  sehen  und  auf  der  Schneide 
des  Grates  blühender  Ranunculus  alpestris  und  Dryas.  Andro- 
sace  lactea ,  die  da  häufig  an  den  Felswänden  haftet,  hielt  hin- 
gegen ihre  Blümchen  noch  geschlossen.  Auf  eben  erst  vom  Schnee 
verlassenen  Stellen  blühte  überall  Soldanella  alpina.  Das  wilde 
Hochthälchen  Naki  lag  noch  ganz  winterlich  vor  mir  unter  Schnee. 
So  trat  ich  nun  wieder  den  Heimweg  an,  denn  Nebel  umzogen 
bereits  den  Himmel  und  um  1/22  Uhr  war  ich  zu  Hause. 

Am  Dienstag  Morgen,  den  19.  Juni,  ging  ich  in  den  Kander- 
grundwald  mir  Pyrola  chlorantha  zu  holen,  Nachmittags  der  Stock- 
hornkette zu,  um  in  dem  Fallbachtobel  ober  Blumenstein  nach 
Dentaria  digitata  und  Lunaria  rediviva  zu  sehen.  Erstere  fand  ich 
auch  hier  verblüht;  die  Lunaria  hingegen  im  besten  Stand,  so  auch 
Alchemilla  alpina]  Saxifraga  rotundifolia,  Viola  biflora,  Rosa  ein- 
namomea. 

Freitag  Morgens,  den  21.  Juni,  stand  ich  um  3  Uhr  auf  und 
setzte  mich  in  Marsch,  um  heute  auf  den  Gügisgrat,  d.  i.  der  höchste 
Punkt  des  Gemmenalpgrats,  zu  gehen.  Missgeschick  aber,  das  mir 
begegnete,  nöthigte  mich  umzukehren.  Nach  dem  Frühstück  machte 
ich  einen  Gang  in  den  Kandergrund,  von  dem  ich  Carex  remota, 
Pyrola  minor,  Veronicaurticaefolia,  Spiraea  Aruncus,  Rtlbus  saxa- 


303 

Ulis,  Euphorbia  du l eis,  Pyrola  rotundifolia,  Majanthemum  bifolium, 
Convallaria  verticillata  und   Carex  tenuis  Host  mit  heim  brachte. 

Samstag,  den  23.  Juni.  Ich  wollte  nun  einmal  den  Gügisgrat 
ahgethan  wissen,  daher  ging's  heute  Früh  abermals  um  3  Uiir  zum 
Haus  hinaus.  Alles  blieb  trüb  und  finster,  nur  die  Alteis  in  ihrem  weissen 
Talar  erhielt  einen  schwachen  Lichtstrom.  Beim  Austreten  aus  dem 
Wald  auf  die  Wiesen  bei  den  ersten  Häusern  von  Beatenberg  traf 
ich  auf  die  ersten  Aelpler  Campanula  barbata  und  Phytheuma 
betonicaefolium;  weiter  oben  dann  Homogyne  alpin a  und  Poten- 
tilla  aurea.  Den  Grat  beim  Niederhorn  erreicht  stand  die  Schneide 
der  Wände,  die  sich  in  grausenvoller  Tiefe  in's  Jüstisthal  abstür- 
zen, dicht  besetzt  mit  Dryas  octopetala  und  Rauunculus  alpestris, 
denen  sich  Geum  montanunt  und  Ranunculus  montanus  anschlössen. 
Alles  aber  sah  noch  sehr  winterlich  und  kümmerlich  aus.  Vom 
Niederhorn  bis  zum  Gügisgrat ,  ungefähr  noch  zwei  Stunden  zum 
Gehen,  dehnten  sich  noch  grosse  Schneefelder  aus,  je  höher  desto 
mehr;  doch  war  meistens  der  Grat  einen  Schuh  breit  schneefrei 
und  dem  entlang  setzte  ich  meinen  Weg  fort,  aber  ein  angeneh- 
mer Gang  war  diess  gerade  nicht ,  die  Kälte  machte  die  Freude 
verstummen.  Der  Wind  pfiff  gewaltig ,  jagte  die  Nebel  über  den 
Berg  hin  und  her  und  zeitgemäss  fing  es  an  zu  rieseln  und  zu 
schneien.  Für  die  Botanik  sah's  überall  betrübend  aus.  Dinge,  die 
ich  vor  vier  Jahren  hier  in  der  ersten  Woche  des  Juni  in  schöner 
Blüthe  gesammelt  halte,  fingen  zum  Theil  erst  an  zu  blühen,  an- 
dere wieder,  die  es  schon  zum  Blühen  gebracht  halten,  waren 
durch  die  Kälte  und  das  dreitägige  Schneewetter  in  den  letzten 
acht  Tagen  gänzlich  verdorben.  So  Azalea  procumbens  und  Pri- 
mula  viscosa.  Ganz  zusammengeduckt  vor  Kalte  verbarg  sich  zwi- 
schen den  Felsen  hie  und  da  eine  Draba  tomentosa.  Bei  solcher 
Gestalt  der  Dinge  trat  ich  mit  dem  Erreichen  des  Gipfels  auch 
wieder  den  Rückweg  an.  Während  ich  beim  obersten  Brunnen  auf 
der  Alp  mein  Brod  verzehrte,  hörte  ich  unten  im  Land  11  Uhr 
läuten  und  um  y24  Uhr  Nachmittags,  also  nach  Ylx/%  Stunden  Ab- 
wesenheit, war  ich  wieder  in  Thun.  Auf  dem  Gügisgrat  kann  man 
7V2  Stunden  von  hier  rechnen. 

Mittwoch,  den  27.  Juni.  Aufbruch,  wie  gewöhnlich,  Morgens 
3  Uhr.  Heute  sollte  es  auf  den  Niesen  gehen.  Es  war  ein  herr- 
licher Morgen ,  kein  Wölkchen  am  Himmel.  Jenseits  dem  Gwatt, 
während  noch  keine  andere  Spitzen  sich  rötbeten,  überzog  mit 
einemmal  ein  glühender  Purpur  die  ganze  Blümlisalp  mit  all  ihren 
Spitzen.  An  der  Grashalde  hinauf,  wo  jenseits  dem  Staldenbach  das 
Steigen  beginnt ,  blühten  Alchemilla  alpina ,  Pinguicula  vulgaris, 
Tofieldia  calyculata.  Rechts  vom  Wege  hinauf,  gerade  bevor  man 
den  Wald  verlässt,  steht  zwischen  Steinen  und  vermodertem  Holz 
die  Tozzia  alpina  in  Menge.  Bei  der  Hütte  auf  dem  Steinbergle 
stand  Pedicularis  foliosa ,  verticillata,  Veratrum  album.  Gestern 
waren  sie  aufgezügelt  in  dem  unteren  Staffel  auf  der  Staldenalp, 
in  dessen  Umgebung  Ruiiiex  alpinus,    Arabis  alpina  und  Potentilla 


304 

aurea  blühten.  Bei  der  oberen  Staldenhütte  traten  dann  Gentiana 
acaulis  und  Viola  calcarata  auf  und  schmückten  die  ganze  Alpe. 
Aber  bis  hier  herab,  unter  5000',  hatte  der  frische  Schnee  der 
letzten  Woche  gereicht  und  alle  Blumen  trugen  die  Spuren  davon. 
Vom  obersten  demolirten  Stall,  an  der  Kante  des  Grals  an  kamen 
dann  Ranunculus  alpestris,  montanus  und  aconitifolius,  Plantago 
alpina  und  montana,  Androsace  Chamaejasme.  Jetzt  aber  hatte  ich 
den  Schnee  erreicht,  das  heisst  den  frischen,  —  alter  lag  keiner 
mehr  auf  der  Südseite  des  Berges,  und  je  höher  ich  hinauf  kam, 
um  so  tiefer  wurde  er.  Ich  zweifelte  an  der  Möglichkeit,  die  7300' 
fr.  M.  hohe  Niesenspitze  erreichen  zu  können;  doch  rückte  ich 
Schritt  vor  Schritt  immer  vorwärts.  Inzwischen  hatten  sich  aber 
die  Nebel  ringsum  wieder  erhoben  und  lagerten  sich  in  dicken 
Massen  über  die  Rücken  der  Bergzüge,  umzogen  so  auch  den 
Niesen  von  allen  Seiten  und  verliessen  dessen  Gipfel,  den  ich  um 
Mittagszeit  mochte  erreicht  haben,  nimmermehr.  Auf  der  freien 
Seite  des  Grats  blühten  Silene  acaulis,  Saxifraga  oppositifolia, 
Hedysarum  obscurum,  Ranuncul.  alpestr.  Potentilla  crocea,  Lloydia 
serotina,  Arbutus  alpina,  Anemone  alpina,  narcissiflora  und  ver- 
nalis  und  Trollius  europaeus,  aber  Alles  darniedergedrückt  von 
der  unzeitigen  und  übermässigen  Last  des  Schnees,  den  ich  bei  3' 
tief  da  noch  traf.  Bei  verdorbener  Aussicht  durch  den  Nebel  halte 
ich  keine  Ursache  mich  lange  aufzuhalten;  trat  daher  bald  wieder 
den  Rückweg  an  und  Schlag  5  Uhr  Abends  gieng  ich  wieder  nach 
Thun    hinein. 

Voriges  Jahr,  am  14.  Juni,  als  ich  aus  dem  Wallis  zurück- 
kehrte, fand  ich  zum  erstenmal  in  meinem  Leben  ein  Exemplar  von 
Arabis  serpillifolia,  einer  der  seltensten  Alpenpflanzen.  Acht  Stunden 
von  Thun,  %  St.  hinter  Kandersteg,  treten  die  Gebirgsslöcke  des 
Doldenhorns  und  der  Alteis  mit  ihrem  Fuss  so  nahe  zusammen, 
dass  nur  dem  aufmerksamen  Beobachter  die  Spalte  nicht  entgeht, 
durch  die  die  gletschergeborene  Kander,  nachdem  sie  dasGasterenthal 
durchströmt,  in  tobenden  Fällen  über  Felsmassen  herunter  in  den 
freundlichen  Thalboden  von  Kandersteg  sich  Bahn  bricht.  Dieser 
Durchbruch  und  Engpass  wird  die  Klus  genannt  und  unmittelbar 
vor  ihr  liegt  eine  Masse  grosser  mit  Moos  und  Gebüsch  überklei- 
deter  Felsblöcke,  zwischen  denen  der  Pfad  sieh  emporwindet,  der 
durch  die  Klus  in  die  Alpen  des  Gasterenlhales  führt. 

Auf  diesen  Felsblöcken  war  es ,  wo  ich  vorm  Jahr  meine 
Arabis  serpillifolia  fand.  Dahin  wollte  ich  nun  wieder,  um  zum 
2tenmal  mein  Glück  zu  versuchen  und  dies  sollte  geschehen  Samstags 
den  30.  Juni.  Um  y23  Uhr  stand  ich  auf  und  um  3  Uhr  hatte  ich 
Thun  schon  hinter  mir.  Der  Himmel  war  stark  behängt  mit  schwarzen 
Wolken  und  als  die  Tagesverkünderin  mit  einem  grossen,  weitge- 
dehnten Morgenrolh  ihren  heutigen  Aufzug  hielt,  da  hatte  ich  für 
den  Nachmittag  nichts  Gutes  zu  erwarten.  Allein  mein  Arabis-Mulh 
liess  sich  nicht  erschüttern  und  wenn  ich  nur  eine  einzige  finde, 
dachte   ich,   so   ist   das   mehr  werth,   als   alle   Pflanzen   des   Niesen 


305 

und  Stoekhorn.  Ohne  auf  dem  ganzen  Weg-  eingekehrt  zu  haben, 
mochte  es  10  Uhr  sein,  als  ich  auf  dem  klassischen  Boden  erschien 
und  meine  Inspektionen  begann.  Nicht  lange  giengs  und  meine 
Sehnsucht  fand  ihre  Befriedigung.  Mit  Kerner a  saxatilis  stand  auf 
einem  Felsen  ein  kleines  fast  krüppelhafles  Exemplar,  aber  dessen 
schon  aus  den  Blumen  herausstehende  Siliquae  und  die  rundlich- 
eiförmigen Blattchen  benahmen  mir  jeden  Zweifel  und  sagten  was 
für  ein  Landsmann  und  einen  Augenblick  nachher,  bei  nunmehriger 
hitziger  Durchforschungdes  Felsens,  gab's  schon  eine  gute  zweite.  Jetzt 
wurden  natürlich  alle  Blöcke  Stück  vor  Stück  vorgenommen  und 
einer  genauen  Durchsicht  unterworfen,  was  ungefähr  ein  Dutzend 
Exemplare,  klein  und  gross,  zu  Tage  förderte;  die  meisten  waren 
schon  in  Schotten.  Ausserdem  sind  alle  Felsen  und  Wände  dort  reichlich 
versehen  mit  schönen  Polstern  xonCarex  firma;  weniger  häufig  Carex 
ferruginea  Scop.  und  Agrostis  rupestris.  An  den  Felswänden  steht 
Thalietrum  foetidum;  zwischen  Felsen  in  Mooslöchern  blühte  noch  ein- 
zeln Dentaria  digitata,  in  den  Schutthalden  der  Klus  selbst  sland  Viola 
biflora,  Lepidium  alpinum,  Arabis  alpina,  Silene  acaulis,  Androsace 
Chamaejasme,  Galium  helveticum  und  Sedum  atratum.  Aber  von 
Aethionema  saxatile,  das  ich  früher  einmal  häufig  da  gefunden,  konnte 
ich  jetzt  sonderbarerweise  auch  gar  nichts  sehen.  Saxifraga  caesia, 
häufig  hier  an  den  Felswänden  blühte  noch  nicht.  Vollständig  be- 
friedigt setzte  ich  mich  nun  in  den  Schatten  eines  Felsens ,  am 
Rande  des  Gletscherbaches  und  hielt  Mitlag.  Jetzt  kam  auch  ein 
Spritzer  von  oben  und  somit  trat  ich,  es  mochte  1  Uhr  sein,  den 
Rückweg  wieder  an;  durchschritt  Kandersteg  ohne  Aufenthalt  und 
erst  in  Frutigen,  wohin  ich  um  y24  Uhr  kam,  kehrte  ich  heute 
zum  erstenmal  ein.  In  den  Wiesen  links  und  rechts,  am  Wege 
zwischen  Kandersteg  und  31itholz  blühten  Campanula  rhomboidalis 
und  Geranium  lividum.  Den  in  der  Klus  angegebenen  Pflanzen 
können  noch  Cystopteris  fragilis,  Saxifraga  muscoides,  rotundi- 
folia  und  cuneifolia  beigefügt  werden.  Die  nun  noch  übrige  Ta- 
geszeit bot  die  Möglichkeit,  heute  noch  heim  zu  kommen.  Also 
brach  ich  nach  4  Uhr  von  Frutigen  wieder  auf  und  kam  %  nach 
8  Uhr,  in  Thun  an. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Literaturberichte. 

Flore  vogeso-rhenane  par  Fred.  Kirsch  leg  er,  D.  M. 
professeur  ä  Pecole  superieure  de  pharmacie  de  Strasbourg    1870. 

Es  ist  natürlich,  dass  wenn  ein  Botaniker  in  eine  neue  Ge- 
gend kommt,  er  sich  auch  gleich  mit  der  Flora  derselben  bekannt 
macht.  Da  ich  nun  im  April  d.  J.  nach  Weissenburg  gezogen  bin, 
so  habe  ich  mir  oben  genanntes  Buch  angeschafft,  indem  ich  hoffte, 
dass  es  den  Nachbarfloren  nicht  nachstehen  würde.  Ich  fand  mich 
aber  getäuscht   und   halte   es   für  meine   Pflicht    vor   dem  Ankaufe 

Oesterr.  botan.  Zeitäc'.rift.  10.  Heft.  1870.  20 


306 

dieses  Buches    zu  warnen,  aus   dem    ich   nur  Einiges    anführe,  um 
denjenigen,  welche  es  nicht  besitzen,  einen  Begriff  davon  zu  geben. 

Thalictrnm  pratense,  majus,  tnontanum,  sylvuticum  und  me- 
dium werden  unter  Th.  minus  als  „petites  especes"  angeführt  „leur 
cause  tres-discutee  n'etant  pas  entierement  entendu."  Man  hat 
bisher  Spezies  und  Varietäten  angenommen,  aber  eine  kleine  Spezies 
„petite  espece"  ist  doch  etwas  neues.  Ranunculus  platanifolius 
ist  nicht  aufgeführt,  aber  an  mehreren  der  bei  R.  aconitifolius 
angegebenen  Standorten  wächst  nur  R.  platanifolius.  Die  Gattung 
Corydalis  ist  unter  dem  Namen  Bulbocapnos  angeführt  und  bei  B. 
pumila  ist  als  einziges  Kennzeichen  angegeben  „Bractees  incisees,  le 
reste  comme  dans  le  Bulb.  fabacea."  Dass  die  Corydalis  mit  ganz- 
randigen  oder  eingeschnittenen  Brakteen  variiren,  wurde  schon  vor 
mehr  als  40  Jahren  von  F.  Schultz  an  C.  solida  beobachtet,  der  eine 
Varietas  digitata,  crenata  und  integra  beschrieben  hat.  C.  pumila 
unterscheidet  sich  aber  von  C.  fabacea  durch  ganz  andere  Merk- 
male, wie  Fries  in  der  1846  erschienenen  Summa  vegetabilium 
scandin.  pag.  146  deutlich  gezeigt  hat.  Zu  Alyssum  montanum  L. 
wird  AI.  campestre  Po  11  ich  als  Synonym  gezogen;  es  gehört 
aber  zu  AI.  Gmelini  Jord. 

Unter  Viola  martia  Job..  Bohin  werden  als  Varietäten  vereiniget: 
V.  odorata  L.,  alba  Besser,  scotophylla  J  ord.,  multicaulis  J ord., 
suavis  F.  S.,  permixta  J  ord.,  collina  God.,  hirta  X  odorata,  hirta  L., 
sciaphylla  Koch.  Unter  Viola  sylvatica  Joh.  Bohin  werden  als 
Varietäten  aufgeführt:  V.  sylvestris  Lara.,  Riviniana  Rchb.  und 
arenaria  DC.  Unter  Viola  montana  L.  werden  als  Varietäten  ver- 
einiget: canina  Rchb.,  lactea  Smith,  Schultzii  Billot,  clatior 
Clus.,  pumila  Chx.  (Viol.  pratens.  M.  et  K.},  stagnina  Kit.  — 
Viol.  nemoralia  Kütz.  ist  aber  bekanntlich  ein  Bastard  nämlich: 
V.  canina-elatiorF.S.  und  die  zur  Zeit  imElsass  als  V. striata  bezeich- 
nete Pflanze  ist  ebenfalls  ein  Bastard  nämlich:  Viola  canino-persi- 
cifolia  F.  S.  im  Jahresbericht  der  Pollichia  1863  (V.  canino -stagnina 
F.  Seh.  prius).  Diesen  Bastard  sah  ich  dahier  im  Garten  bei  Hrn.  Dr. 
F.  Schultz  blühen,  wo  er  dies  Jahr  ebenso  wenig,  als  in  15 
vorhergehenden  Jahren  Früchte  brachte.  Ausser  diesen  beiden 
Bastarden  werden  bei  Viola  noch  mehrere  andere  Bastarde  erzeugt, 
wie  z.  B.  V.  canino-pumila  F.  Seh.  Qcanino-pratensis),  persicifolio- 
pumila  F.  Seh.  (^stagnino -pratensis').  Drosera  obovata  wird  als 
Spezies  aufgeführt,  aber  als  Beschreibung  nur  in  „lame  fol.  obovee" 
angegeben.  Bei  den  Standorten  wird  gesagt  —  sie  wachse  nur 
unter  D.  rotundifolia  und  longifolia.  Es  ist  aber  bekannt,  dass 
sie  auch  an  Orten  vorkommt,  wo  keine  D.  longifolia  wächst  und 
Dr.  F.  Schultz  hat  sie  sogar  bei  Gerardmer  in  den  Vogesen  in  einem 
Sumpfe  gefunden,  wo  ausser  D.  rotundifolia  sonst  keine  Drosera 
wuchs.  Die  Droserae  sind  aber  seitdem  in  diesem  Sumpfe  durch 
Freunde  des  Herrn  Kirschleger,  zu  homöopathischem  Gebrauch, 
gänzlich  ausgerottet  worden.  Ich  halte  die  Pflanze  mit  Koch,  Fries 


307 

und  F.   Schultz   für  eine    Varietät   von  D.   longifolia,    welche  F. 
Schultz  D.  anglica  var.  obovata  genannt  hat. 

Spergula  vernalis  Willd.  QSp.  Morisoni  Bor.)  wird  mit  Sp. 
pentandra  L.  vereinigt.  Bei  Sagina  depressa  C.  F.  Schultz  steht 
^plante  velue  glanduleuse  ou  glabresc."  Die  zwei  Varietäten  glan- 
dulosa  et  glabra  F.  Schultz  kommen  aber  ohne  Uebergänge  vor, 
so  dass  in  einigen  Gegenden  blos  die  eine,  in  andern  nur  die 
andere  dieser  beiden  Varietäten  wächst.  Der  Verfasser  scheint 
auch  nicht  zu  wissen,  dass  diese  Species  die  Sagina  ciliata  Fries 
ist,  denn  er  erwähnt  nicht  einmal  dieses  Synonyms.  Stellaria  Eli- 
sabethae  F.  Seh.,  welche  in  den  Wäldern  zwischen  Weissenburg 
und  Lauterburg  wächst,  ist  gar  nicht  erwähnt,  Cerastium  obscurum 
Chaub.  und  C.  pallens  F.  Seh.  sind  unter  C.  glutinosum  Fries 
vereinigt.  Dieses  gehört  aber  als  Synonym  zu  C.  obscurum  Chaub. 
und  nicht  zu  C.  glutinosum  Humb.,  Bonpl.  et  Kunth,  wie  F.  Seh. 
schon  vor  vielen  Jahren  bewiesen  hat. 

Lotus  tenuis  Kit.  wird  als  Varietät  zu  L.  corniculatus  ge- 
bracht; es  wächst  aber  oft  in  Gesellschaft  des  letztem  und  immer 
ohne  Uebergangsformen.  Die  als  Astragalus  Hypoglottis  aufgeführte 
Pflanze  ist  nicht  die  Art  dieses  Namens  von  Linne,  sondern  A. 
danicus. 

Fragaria  Hagenbachiana  Lang  ist  als  Spezies  aufgeführt 
und  F.  collina  var.  Hagenbachiana  Doli,  bad.,  als  Synonym  bei- 
gefügt. Die  Flora  bad.  von  Doli  ist  aber  erst  1862  erschienen, 
während  F.  Schultz,  der  schon  vor  30  Jahren  bewiesen  hat, 
dass  F.  Hagenbachiana  Abart  von  F.  collina  ist,  sie  in  seiner, 
1845  erschienenen  Flora  der  Pfalz  F.  collina  ß.  Hagenbachiana 
genannt  hat,  während  er  daselbst  die  gewöhnliche  Form  mit  var.  y. 
Ehrhardii  bezeichnet  hat.  Das  Bestreben  die  Prioritäten  des  F. 
Schultz  zu  verläugnen,  geht  durch  das  ganze  Buch.  Es  wird 
darin  auch  ignorirt,  dass  F.  Hagenbachiana  im  Elsass  wächst, 
während  sie  Dr.  F.  Schultz  bei  Weissenburg  nicht  nur  in  Menge 
gefunden,  sondern  sie  auch  von  da  in  seinem  Herbarium  normale 
ausgegeben  hat,  und  zwar  neben  der  Varietät  a.  unter  den  oben 
angegebenen  Namen.  Bei  Potentilla  albaL.  steht  „Bavar.  rhen.  ä 
Kaiserslautern  et  ailleurs,  mais  tres-rare.a  Es  ist  aber  gerade  das 
Umgekehrte  der  Fall,  denn  bei  Kaiserslautern  ist  sie  sehr  selten, 
anderwärts  aber  häufig.  Potentilla  Günther i,  rhenana  Müller  und 
collina  Wibel  sind  mit  argentea  L.  vereinigt.  Ich  halte  sie  mit 
F.  Schultz  und  Müller  für  4  verschiedene  Arten.  P.  praecox 
F.  Seh.  scheint  dem  Verfasser  eine  P.  verno-argentea  zu  sein.  Ich 
halte  sie  aber  für  eine  gute  Arf,  denn  ich  habe  im  Garten  des 
Herrn  Dr.  Schultz  die  Pflanze  lebend  gesehen,  wo  er  sie  seit  15 
Jahren  aus  von  Basel  erhaltenen  Samen  gezogen  hat,  und  lauter 
keim  fällige  Samen  bekommt.  Potentilla  leueopolitana  Müller  wird 
in  dieser  Flore  für  eine  Form  von  P.  argentea  gehalten.  Ich  be- 
obachtete sie  bei  Weissenburg  lebend  und  halte  sie  mit  F.  Seh. 
für  eine  ausgezeichnete  Spezies.  Potentilla  praeruptorum  F.  Seh., 

20  * 


308 

welche  auch  in  den  Vogesen  wächst ,  wird  in  dieser  Flore  gar 
nicht  erwähnt,  obgleich  sie  F.  Seh.  nicht  nur  im  Jahresbericht 
der  Pollichia  beschrieben,  sondern  auch  in  seinem  Herb.  norm, 
in  getrockneten  Exemplaren  ausgegeben  hat.  Rubus  sind  in  dieser 
Flore  nur  4  Arten  beschrieben,  während  P.  J.  Müller  im  Gebiete 
mehrere  hundert  Arten  unterschieden  hat,  von  denen  ich  bereits 
mehr  als  50  lebend  beobachtet  und  als  gute  Arten  unterschie- 
den habe, 

Epilobium  collinum  Gmel.  und  E.  lanceolatum  S  e  b.  et  M. 
sind  als  var.  ß.  et  y.  zu  E.  montanum  L.  gebracht.  Der  Verfasser 
hat  wie  es  scheint,  die  Arbeiten  von  Grisebach  und  F.  Seh. 
nicht  gelesen,  sonst  könnte  er  doch  so  verschiedene  Dinge  nicht 
zusammenbringen. 

Bei  Circaea  intermedia  Ehrh.  heisst  es:  „Parait  elre  une 
forme  majeure,  masculine,  sterile  du  C.  alpina"  (zu  deutsch:  Scheint 
eine  grössere,  männliche,  unfruchtbare  Form  von  C.  alpina  zu 
sein.)  Dr.  F.  Seh.,  der  diese  Pflanze  nicht  nur  bei  Weissenburg, 
sondern  auch  im  Nahe-Gebiet  und  an  den  angegebenen  Standorten 
„Baden,  Murgthal"  zuerst  gefunden  hat,  der  die  C.  lutetiana,  in- 
termedia und  alpina  in  der  „Flora"  von  1827  und  1828  deutlich 
beschrieben,  hat  längst  bewiesen,  dass  C.  intermedia  eine  gute 
Art  ist;  sie  wurde  auch  noch  niemals  an  Orten  gefunden,  wo  C. 
alpina  wächst. 

Bei  Sedum  Telephium  sind  S.  maximum ,  purpurascens  und 
Fabaria  als  Varietäten  untergebracht.  Die  als  S.  elegans  beschrie- 
bene Pflanze  ist  nicht  S.  elegans  Lej.  sondern  S.  aareum  Wtg., 
wie  F.  Seh.,  der  Exemplare  vom  Standorte  „Vagney"  gesehen, 
gezeigt  hat.  Die  als  Sempervivum  tectorum  beschriebene  Pflanze 
ist  S.  Lamotei.  Die  als  Saxifraga  cespitosa  beschriebene  Pflanze, 
ist  S.  deeipüns  Ehr.  Die  als  Saxifraga  hypnoides  beschriebene 
Pflanze  ist  ebenfalls  S.  deeipiens  Ehr.,  wie  F.  Seh.,  der  sie  vom 
Standorte  in  Wirtgens  Sammlung  rhein.  Pflanzen  gesehen,  be- 
wiesen hat. 

Die  Gattung  Bunium  ist  zu  Carum  gebracht  und  Bunium 
verticillatum  zu  Carum  verticillatum  geschrieben.  Als  Standorte 
sind:  „Prair.  sabl.  et  humid,  spong.  sur  les  bords  de  la  Lauter" 
angegeben.  Dies  ist  alles  unrichlig,  denn  die  Pflanze  wächst  weder 
auf  sandigem,  noch  schwammigem,  sondern  auf  festem  Boden  etwas 
sumpfiger  Wiesen,  und  nirgends  an  den  Ufern  der  Lauter.  Der 
eiste,  der  die  Pflanze  im  Elsass  und  zwar  im  Jahre  1796  entdeckte, 
(Buchholtz  Vater)  fand  sie  nur  auf  einer  Wiese  bei  Allenstadt, 
welche  aber  seit  1815  zum  bayerischen  Gebiete  gehört.  P.  J.  Müller 
fand  sie  auch  in  französischem  Gebiete  zwischen  Weissenburg  und 
Schleithal  und  F.  Seh.  fand  sie  auch  in  bayerischem  Gebiete  in 
grosser  Menge  zwischen  Weissenburg  und  Schaidt. 

Galium  Wirtgeni  F.  Seh.  ist  als  Form  zu  G.  verum  gebracht. 
Wirt  gen  hat  dieselbe  irrlhümlich  als  Galium  eminens  Gr.  et  Godr. 
in  seinem  Plan!,  rhenan.  ausgegeben.    Die  Pflanze  blübt  an  Stand- 


309 

orten,  wo  G.  verum  wächst,  schon  Ende  Mai,  wahrend  dieses  da- 
selbst erst  im  Juli  blüht.  F.  Seh.  fand  das  G.  Wirtgeni  in  grosser 
Menge  am  Rhein  von  Strassburg  bis  Bingen  und  längs  dem  Gebirge 
von  Landau  abwärts.  Es  ist  sowohl  von  G.  verum,  als  auch  von 
G.  eminens  toto  coelo  verschieden.  In  der  Flore  vogeso-rhenane 
wird  weiter  bemerkt,  G.  verum  erzeuge  oft  mit  G.  Mollugo  „une 
forme  hybride,  tres  remarquable:  Galium  ochroleucum  W." 
Unter  dem  Namen  G.  ochroleucum  wird,  wie  F.  Schultz  gezeigt 
hat,  gar  verschiedenartiges  verwechselt  nämlich:  1.  Galium  verum 
forma  ochroleuca  F.  Seil.,  2.  G.  er ecto- Wirtgeni  F.  Seh.,  3.  G. 
erecto-verum  F.  Seh.  und  4.  elato  verum  F.  Seh.  In  der  Flore 
vogeso-rhenane  sind  Gallium  elatum  und  G.  erectum  als  Formen 
mit  G.  Mollugo  vereinigt. 

Die  Valerianella  incrassata  Chbd.  ist  als  V.  eriocarpa  be- 
schrieben. Der  Name  V.  eriocarpa  Deesv.  gehört  aber  als  Sy- 
nonym zur  V.  dentata  Po II.  ß.  lasiooarpa  Koch.  Knautia  sylvalica 
wird  von  K.  arvensis  unterschieden  wie  folgt:  „Tres  vois.  de  l'esp. 
preced.  mais  habilant  les  bois  et  les  forets  ,  files  ordt.  simples 
(rart.  Iaciniees),  largt.  ovales-oblongues,  dentees  sciees;  mais  freqt. 
aussi  allongees,  ou  longt.  elliptiques  (/f.  lonyifolia  F.  K.  Als.) 
tantot  tres-  hispides  tantöt  glabresc;  cor.  couleur  fleur  de  pecher; 
tige  ordt.  tres  hisp.  vers  le  bas.  Dies  passt  aber  alles  auf  Knautia 
arvensis,  welche  man  auch  oft  in  Wäldern  findet  und  nicht  selten 
ungetheilte  Blätter  hat. 

Die  als  Campanula  rotundifolia  var.  laneifolia  Koch  be- 
schriebene Pflanze,  welche  F.  Seh.  zuerst  und  zwar  durch  das 
ganze  Vogesensandsteingebirge  aufgefunden  hat,  (was  natürlich  in 
dieser  Flore  nicht  angegeben  ist),  fand  derselbe  auch  mit  lineali- 
schen Blättern.  Sie  unterscheidet  sich  aber;  wie  F.  Seh.  gezeigt, 
durch  die  Behaarung  von  allen  Formen  der  C.  rotundifolia.  Bei 
Wahlenbergia  hederacea  ist  als  Standort  angegeben  „Vallee  de 
la  Saar  et  de  la  Blies  (F.  S)."  F.  Seh.  hat  den  Standort  nie 
und  nirgends  so  angegeben,  sondern  auf  der  Wasserscheide  der 
Vogesen  in  Gebirgsthälchen,  deren  Wasser  mittelbar  der  Blies 
zugehen. 

Die  als  Taraxacum  palustre  DC.  beschriebene  Pflanze  muss, 
wie  F.  S.  bemerkt  hat,  T.  paludosum  heissen,  weil  es  Hedypnois 
paludosa  Scop.  ist.  Bei  Hieracium  Pelleterianum  ist  Pilosella  Pel- 
leteriana  F.  Seh.  (Pollichia  Nr.  22  —  25,  pag.  27)  zitirt  An  der 
angeführten  Stelle  steht  aber  nichts  davon,  sondern  eine  Abhand- 
lung über  die  Vegetation  im  Himalaya  vom  Schlagintweit.  Der 
Name  Pilosella  Pelleteriana  wurde  von  den  Brüdern  F.  et  C.  Schultz 
gegeben  und  in  einer  Abhandlung  über  die  Gattung  Pilosella  in 
der  Flora  von  1862  pag.  421  bekannt  gemacht.  Unter  den  Stand- 
orten gibt  die  Flore  vogeso-  rhenane  an  „Bav.  rhen.  (Po IL,  Seh)." 
Pollich,  der  die  Pflanze  als  var.  ß.  zu  H.  Pilosella  gebracht, 
gibt  sie  nur  an  einem  einzigen  Standorte  an ,  nämlich  „in  sylvis 
montosis  circa  Steinbach."  F.  Seh.  aber    fand    sie  bekanntlich  von 


310 

Kreuznach  über  den  Donnersberg  und  dem  Hardtgebirge  entlang 
bis  Neustadt  a.  d.  Hardt,  wo  sie  in  grosser  Menge  wächst  und  wo 
mir  Hr.  Seh.  noch  vor  wenigen  Tagen  die  Unterschiede  zwischen 
ihr  und  der  daneben  stehenden  H.  Pilosella  gezeigt  hat.  Unter 
dem  Namen  Hieracium  bi für  cum  ist  das  H.  Villarsii  F.  Seh.,  in 
Flora  1861.  pag.  35,  beschrieben;  dieses  Synonym  aber  wohlweis- 
lich mit  Stillschweigen  übergangen.  Dagegen  sind  als  Synonyme 
angeführt;  H.  bracchiatum  Bert.,  dubium  Monn.,  fallacinum  Gren. 
et  Godr.,  Pilosella  Villarsii  F.  S.,  H.  acutifolium  Villars,  H. 
hybrid,  bifurcum  Gaud.  Der  nur  um  die  Priorität  des  Dr.  F. 
Schultz  zu  verläugnen,  gewählte  Name  H.  bifurcum  hat  mit  der 
Elsässer  Pflanze  nichts  zu  schaffen,  denn  H.  bifurcum  Marsch. 
Bieberst.  ist  H.  Pilosello-echioides  C.  H.  Schul  tz-B  ipontin., 
und  da  H.  echioides,  eine  Pflanze  des  östlichen  Europa's,  im  Elsass 
nicht  wächst,  so  kann  auch  der  Bastard  nicht  da  vorkommen.  H. 
bracchiatum  Bert.,  eine  italienische,  mit  H.  florentinum  verwandte 
Art,  wächst  auch  nicht  im  Elsass,  sowie  //.  fallacinum  F.  Seh., 
1845,  Flora  der  Pfalz,  Gren.  et  Godr.  1850,  Flore  de  France. 
Dass  statt  F.  Schultz,  der  die  Pflanze  entdeckt  und  benannt  hat, 
Gren.  et  Godr.  angegeben  ward,  geschah  auch  offenbar  nur,  um 
die  Priorität  von  F.  Seh.  zu  verläugnen.  F.  Seh  hat  das  im  El- 
sass wachsende  Hieracium  am  Rhein  von  Strassburg  bis  Rhein- 
zabern  überall  und  auch  an  vom  Rheine  entfernten  Orten,  z.  B. 
bei  Baden  gefunden  und  (a.  a.  0.)  H.  Villarsii  genannt,  weil  es 
das  H.  Auricula  Villars,  aber  nicht  Linne  ist,  wie  aus  folgender 
Stelle  von  Villars  voyage  (pag.  60)  deutlich  hervorgeht:  ^Hiera- 
cium Auricula  est  une  espece  commune  aux  environs  de  Bäle  et 
de  Strasbourg.  Ses  stolons  frequens,  qui  souvent  se  changent  en 
tiges  floriferes,  ses  longs  poils  frequens:  son  elevalion  ä  un  pied 
et  plus,  sa  tige  ramifiee  et  en  enrymbe,  le  distinguent  suffisamment." 
Dass  die  Pflanze  nicht  H.  acutifolium  Villars  sein  kann,  indem 
sie  H.  Auricula  Villars  ist,  versteht  sich  von  selbst.  Sie  ist  auch 
kein  Bastard  und  erhält  lauter  keimfähige  Samen.  Die  irn  Gebiete 
der  Flore  vogeso-  rhenane  von  F.  Seh.  entdeckten  Bastarde  H. 
PMosello-praealtum  F.  S.,  H.  praealto-Pilosella  und  H.  Pilosello- 
Auricula  sind  nur  als  Namen  aufgeführt.  Ebenso  wenig  ist  das 
seltene  H.  Rothianum  W allr.,  welches  mir  Herr  Schultz  an  den 
Wällen  von  Weissenburg  gezeigt  hat,  angegeben.  Derselbe  hält 
es  für  eine  grosse  Form  von  H.  hybridum  Chaix  und  schon  Vil- 
lars scheint  dies  vermuthet  zu  haben,  denn  er  sagt  (voyage  pag.  61) 
„Le  prof.  Sprengel  (Fl.  Hol.  222,  t.  10,  f.  2)  a  donne  sous  le 
nom  d'hier.  cymosum,  une  figure,  qui  ine  parait  representer 
celte  plante."  In  der  Flore  vogeso-rhenane  wird  H.  Rothianum 
Wallr.  als  Synonym  zu  H.  praealtum  var.  d.  setosum  und  hirsu- 
tissimum gezogen,  es  ist  aber  toto  coelo  davon  verschieden.  Das 
H.  praealtum  var.  hirsutissimum  F.  Seh.  hält  aber  jetzt  Schultz 
selbst  für  eine  von  H.  praealtum  sowohl,  als  auch  von  H  Rothia- 
num verschiedene   Spezies,    die    er  H.  hirsutissimum  nennt.    Sie 


311 

unterscheidet  sich  von  beiden  durch  doldigen  Blüthesland  und  von 
ersterein  noch  durch  die  lange  dichtstehende  Behaarung  und  den 
vielblättrigen  Stengel,  vom  anderen  durch  die  starren  Haare.  Hie- 
rachim caesium,  Schmidtii,  pallidum,  inoisum,  bifidum,  rupestre, 
vu/galum  etc.  sind  theils  als  Varietäten,  theils  als  Synonyme  bei 
H.  murorum  untergebracht.  H.  bupleuroides  Gmel.,  H.  scorzoneri- 
folium  und  H.  flexuosum  W.  sind  als  Synonyme  zu  H.  glabratum 
Hoppe  gebracht.  Die  als  H.  cydoniaefolium  beschriebene  Pflanze  ist 
nicht  H.  cydoniaefolium  Villars,  sondern  weiter  nichts,  als  eine 
Form  von  H.  prenanthoides  ,  wie  F.  Seh.  gezeigt  hat.  Das  als  U. 
corymbosum  beschriebene  //.,  zu  welchem  H.  aestivum  Billot,  stric- 
tum  F.  K.  und  auratum  Godr.  als  Synonyme  gezogen  sind,  ist, 
wie  der  sei.  Schultz  -  Bipontinus  bewiesen  hat,  H.  inuloides 
Tausch.  Die  als  H.  tridentatum  beschriebene  Pflanze  ist,  wie  die 
Brüder  F.  et  C.  Schultz  die  das  Originalexemplar  aus  Wildenow's 
Herbar  verglichen  haben,  Form  von  U.  laecigatum  Willd. ,  und 
das  als  H.  gothicum  beschriebene  H.  gehört  als  H.  laecigatum  var. 
alpestre  F.  Seh.  dazu.  H.  boreale  Fries  ist  als  var  ß.  zu  H.  sa- 
baudum  gebracht,  dabei  aber  verschwiegen,  dass  F.  Seh.  schon 
1845  (Flora  der  Pfalz  pag.  285)  diese  Pflanze  H.  sabaudum  var.  ß. 
boreale  genannt,  während  derselbe  das  H.  sabaudum  Fries  (da- 
selbst) als  var.  y.  Friesii  beschrieben  hat. 

Unter  Tragopogon  pratensis  sind  T.  pratensis,  orientalis  und 
minus  vereinigt.  F.  Seh.  hat  aber  gezeigt,  dass  T.  orientalis  von 
T.  pratensis  spezifisch  verschieden  ist.  Bei  den  Namen  der  ßastard- 
Cirsien  sind  die  Autoren  nicht    angegeben. 

Bei  Cirsium  acauli-oleraceum  steht  aber  Godron  stattNägeli. 
Senecio  Richteri  F.  Seh.  wird  als  Synonym  zu  Senecio  pratensis 
Rieht,  gebracht.  Ich  glaube  aber,  dass  umgekehrt  der  letztere  als 
Synonym  zu  ersterm  gebracht  werden  müsse,  weil  der  Name  S. 
pratensis  DC.  [Cineraria  pratensis)  älter  ist,  als  der  von  Richter. 
Armeria  elongata,  purpurea  und  maritima  sind  unter  A.  vulgaris 
vereinigt.  Als  Verbascum  Lychnitis  ist  nur  die  weissblumige  Form 
dieser  Art,  die  gelbblumige  aber  als  besondere  Spezies  unter  dem 
Namen  V.  pulverulentum  beschrieben.  Dagegen  ist  V.  pulverulentum 
Villars  unter  den  Namen  V.  floccosum  beschrieben.  Bei  V.Thnpsi- 
formi- Lychnitis  ist,  slatt  Schiede,  Godron  als  Autor  angegeben.  Bei 
V.  Thapso-Lychnitis,  statt  Mert.  et  Koch,  auch  Godron.  Statt 
V.  thapsiformi-pulcerulentum  F.  Schultz,  steht  V.  thapsiformi- 
floecosum  F.  K.  Bei  V.  Thapso-nigrum  und  V.  nigro-Thapsus  steht, 
statt  Wirtgen,  F.  K.  als  Autor.  Bei  V.  thapsiformi-nigrum,  statt 
Schiede  ebenfalls  F.  K.  Statt  V.  Lychnitidi-pulverulentum  F. 
Schultz  steht  V.  Lychnitidi-floccosum,  aber  der  Autor  dieses  Na- 
mens Ziz  ist  weggelassen,  damit  man  F.  K.  dabei  denken  soll. 
Bei  V.  nigro-Lychnitis  steht  statt  Schiede,  F.  K.  als  Autor. 
Statt  V.  nigro-pulverulentum  Smith,  steht  V.  nigro-floecosum, 
wobei  aber  der  Autor  Wirt  gen  nicht  genannt  ist.  Die  von  F. 
Seh.  benannten  Bastarde,   wie   V.  pulverulento-thapsi forme,  phlo- 


312 

moidi-Lychnitis,  phlomoidi-pulverulentum,  pulverulento-phlomoides, 
phlomoidi-nigrum ,  pulverulento-Lychnilis  und  pulverulento-nigrum 
sind  mit  Stillschweigen  übergangen,  dagegen  ist  ein  V.  Scrophu- 
laria-Blattaria  aufgeführt,  aus  dessen  Beschreibung  „verdätre, 
etamines  didynames  avec  5.  rudim;  filage  du  Blattaria"  aber  nichts 
zu  entnehmen  ist. 

Bei  Myosotis  cespitosa  S  c h  z.  Starg.  ist  M.  lingulata  Lehm, 
als  Synonym  zitirt,  es  soll  aber  heissen  M.  lingulata  Schz.  Starg. 
apud  Lehm.  Der  Verfasser  dieser  Flore  vogeso-rhenane  hatte  sie 
in  seinem  Prodrome  de  la  Flore  d'Alsace  als  M.  sparsiflora  be- 
schrieben; hier  sagt  er  aber  tres-vois.  du  M.  palustris  dont  eile 
n'est  probabt.  qu'  une  forme."  Sie  wächst  ausschliesslich  in  stehenden 
Wässern,  oder  auf  dem  Schlamm,  wenn  sie  ausgetrocknet  sind, 
blieb  aber  aus  Samen  gezogen  im  Garten  des  Herrn  F.  Seh.  un- 
verändert; selbst  auf  trocknem  Gartenboden.  Pulmonaria  tuberös a 
Schrk.  und  P.  mollis  sind  unter  dem  Namen  P.  angusüfolia  ver- 
einigt. Die  echte  P.  angustifolia  L.  (P.  azurea  Besser),  welche 
im  Gebiete  nicht  wächst,  ist  nicht  erwähnt.  Die  als  zwei  Arten 
beschriebenen,  Veronica  latifolia  und  V.  Teucrium  sind  Varietäten 
einer  und  derselben  Art,  'die  echte  V.  latifolia  L.  wächst  aber 
weder  in  Frankreich,  noch  in  Deutschland. 

Unter  Euphrasia  officinalis  sind  zwei  Subspezies  a.  pratensis 
und  b.  nemorosa  beschrieben.  Euphrasia  serotina  Lam.  ist  mit  E. 
Odontites  vereinigt.  Orobanche  rubetis  Wallr.  ist  als  0.  Medica- 
ginis  Duby  beschrieben.  Bei  0.  procera  Koch  steht  0-  pallidißora 
Wtg.  als  Synonym.  Dieser  Name  wurde  aber  nicht  von  Wtg. 
sondern  von  W immer  und  Grab,  gegeben  und  muss  als  der 
ältere  voranstehen.  Orobanche  alsatica  F.  Seh.  (fl.  gall.  et  germ. 
exs.  introduet.  et  in  Kirschl.  prodr.  fior.  d'Alsace)  1836,  ist  als 
0.  Cervariae  Suard  (in  Godr.  locc.  II.  180)  1843  beschrieben. 
Wesshalb  ist  dieser  7  Jahre  später  gegebene  Name  dem  ersteren 
vorgezogen? — Weil  wie,  in  zu  jener  Zeit  erschienenen  Schriften, 
zu  lesen  ist,  Herr  Kirschleger,  statt  F.  Schultz,  Nobis  hinter 
dem  Namen  0.  alsatica  gesetzt  hatte,  obgleich  ihm  derselbe  von 
F.  Seh.  angegeben  worden  war.  Herr  Suard  war  um  so  weniger 
berechtigt  den  Namen  zu  ändern,  als  er  selbst  seine  Pflanze  zuvor 
unter  dem  Namen  0.  alsatica  F.  Seh.  an  Herrn  Schultz  gesendet 
hatte,  mit  der  Anfrage,  ob  sie  richtig  bestimmt  sei  und  eine  be- 
jahende Antwort  erhalten  hatte.  Alles  diess  ist  schon  seit  mehr 
denn  30  Jahren  gedruckt  zu  lesen  gewesen,  aber  die  Sucht  neue 
Namen  zu  geben  liess  es  ignoriren.  Bei  0.  Teucrii  sieht  Hol.  mos. 
1829.  F.  Sz.  Flora  1835.  c.  ic.  Es  ist  richtig,  dass  Seh.  die  Ab- 
bildung der  Pflanze  („c.  ic."  cum  icone)  erst  1835  gegeben  hat, 
aber  den  Namen  gab  er  1829  und  zwar  in  Eschweilers  Annalen 
der  Gewächskunde.  Dies  hat  auch  sein  sei.  Freund  Holandre 
selbst  anerkannt  und  desshalb  in  der  zweiten  Auflage  seiner  Flore 
de  la  Moselle,  hinter  0.  Teucrii  den  Namen  F.  Seh.  gesetzt.  Bei 
0.  Picridis  steht  „Holand,  mos.  322  (1S29)  F.  Sz.  (in  Koch  D.  FI. 


313 

1833)."  Diess  ist  aber  Alles  unrichtig,  denn  in  Holand.  mos.  322 
steht  nicht  „0.  Picridis  Holand,"  sondern  „Orobanche  picridis 
hieracioidei  Vau  eh.  inon  pl.  12."  Der  Name  0.  Picridis  wurde 
von  F.  Schultz  gegeben  und  zwar  zuerst  nicht  1833  in  Koch 
D.  Fl.,  sondern  1829  in  Eschweilers  Annalen  der  Geuächskunde. 
In  der  zweiten  Auflage  seiner  Fl.  de  la  Moselle  setzte  Holandre 
selbst  F.  Seh.  zum  Namen  0.  Picridis. 

Von  Mentha  sind  nur  sieben  Spezies  angegeben,  nämlich: 
Mentha  rotundifolia  L..  sylvestris  L. ,  viridis  L.,  piperita  L.,  (letztere 
nur  kullivirt),  aquatica  L.,  verticillata  Rivins.  und  arvensis  L. 
Die  M.  crispa  der  französischen  Offizinen  und  M.  crisp.  Fuchs 
ist  als  var.  zu  M.  rotundifolia  gebracht.  Zu  M.  sylvestris  sind  St. 
nemorosa  VV.,  candicans  und  incana  als  var.  gezahlt.  M.  crispata 
Seh.  ist,  nicht  als  var.,  sondern  als  „deformation"  bei  M.  viridis 
erwähnt,  M.  aquatica,  (zu  welcher  M.  citrata  Ehrh.  als  Form 
gebracht  ist)  bildet  die  Abtheilung  „Capitatae,"  wobei  der  Verfasser 
ignorirt,  dass  dieselbe  auch  häufig  vertizillirt  vorkommt,  wie  M. 
verticillata.  Zu  dieser  sind  M.  sativa,  gentilis  und  rubra  Linne, 
sowie  M.  aquatico-arvtnsis  Wlg.  als  Synonyme  gezogen.  Zu  M. 
arvensis  sind  M.  gentilis  Wtg.  und  mehrere  andere  ohne  Angabe  des 
Autors  als  var.  gezogen.  Ohne  Beschreibung  und  ohne  Angabe  des 
Standortes  sind  als  Bastarde  genannt:  „M.  rotundifolia  silvestris.u  M. 
silvestri-aquatica  est  le  M.  nepetoides  Lej.  et  le  M.  Langie  Slend. 
Hag.  bas  2.  83  QM.hirsuta  GrenJ.-  „M.  rotundifolia  aquat.  (J/.  Maxi- 
milianea  F.  Sz.)  publie  1866  par  Vosselmann,  dans  la  collection 
vogeso-  rhen."  Diese  Mentha  wurde  im  Jahre  1854  von  F.  Seh. 
in  der  Flora  pag.  225  und  im  Jahresberichte  der  Pollichia  pag.  26 
29.  34.  35.  36.  und  37.  erst  als  Mentha  rotundifolia- aquatica,  dann 
(loc.  cit.  1854)  als  M.  Maximilianea  beschrieben.  Da  in  der  1870 
erschienenen  Flore  vogeso-rhen.  bei  Mentha  rotundifolia-aquatica 
kein  Autor  angegeben  ist  so  könnte  man  glauben,  dieser  Name 
wäre  erst  1870  von  F.  K.  gegeben  worden.  F.  Seh.  hat  sie  auch 
in  der  2.  Cent,  seines  Herb.  norm.  Nr.  115.  in  1854  von  ihm 
selbst  gesammelten  Exemplaren  unter  obigem  Namen  ausgegeben. 
Da  er  sie  aber  später  auch  an  Orten  fand,  wo  M.  aquatica  nicht 
wächst  und  eigene  Charaktere  an  derselben  beobachtete,  so  hat 
er  eingesehen,  dass  sie  kein  Bastard  sein  kann  und  den  Namen 
M.  Maximilianea  beibehalten.  Ferner  steht  in  der  Flore  vogeso- 
rhenane  „M.  sileestri-arvensis.  Assez  rep.  nott.  aux  env.  de  W  bg. 
(F.  Sz).~  Zu  deutsch  verbreitet  genug,  besonders  in  der  Gegend 
von  Weissenburg  (F.  S  eh.)  Schul  tz  hat  aber  nieu  nd  nirgends  eine 
solche  Pflanze  angegeben.  Ferner  heisst  es  VM.  rotundifolia-arvensis. 
Assez  rep.  nott  aux  env.  de  Wbg.  (F.  Szj."  Die  M.  rotundifolia- 
arvensis  wurde  von  F.  Seh.  1854,  im  Jahresberichte  der  Pollichia 
pag.  29.  37.  und  38.  benannt  und  beschrieben,  und  in  der  2.  Cent, 
seines  Herb.  norm.  Nr.  117  ausgegeben.  Da  sie  aber  auch  an 
Orten  wächst,  wo  keine  M.  arvensis  vorkommt,  ja  oft  auch  keine 
M.  rotundifolia,  und  die  Pflanze  noch  besondere  Merkmale  hat,  so 


314 

hat  F.  Seh.  den  (1.  c.)  von  ihm  zuerst  gegebenen  Namen  M. 
Wohlwerthiana  beibehalten.  Sie  ist  aber  nichts  weniger,  als  „Assez- 
rependu  nott.  aux  environs  de  Wissembourg,"  denn  sie  wurde  da- 
selbst nur  an  zwei  sehr  beschränkten  Stellen  gefunden.  Die  seltene 
M.  arvensi-rotundifolia,  welche  F.  Seh.  1854  im  Jahresberichte 
der  Pollichia  pag.  29,  38,  39  und  40  benannt  und  beschrieben  und 
in  seinem  Herb.  norm.  cent.  2.  Nr.  118  ausgegebeu  hat;  sowie 
mehrere  andere  in  der  Gegend  von  Weissenburg  von  F.  Seh. 
entdeckten  Menthen,  sind  gar  nicht  angegeben. 

Die  Ajuga  genevensis  L.  ist  unter  dem  Namen  Ajuga  montana 
Riv.  beschrieben.  Bei  A.  pyramidalis  L.  steht  „Signale  en  bien 
des  endroits  d.  1.  gres  vosg.  de  la  Bav."  rhen.  Dies  ist  aber  falsch, 
denn  sie  wurde  in  Rheinbayern  nur  bei  Kaiserslautern  gefunden, 
wo  sie  aber  in  den  letzten  Jahren  durch  Waldkultur  und  wühlende 
Schweinheerden  fast  gänzlich  ausgerottet  worden  ist.  Unter  La- 
mium  amplexicauli  wird  L.  hybridum  Villars  als  „forme  inter- 
mediaire  ou  hybride"  erwähnt.  Unter  Galeopsis  Laudanum  werden 
G.  angustifolia  und  G.  intermedia  V 111.  vereinigt.  G.  bifida  B.  ist 
mit  6r.  Tetrahit  vereinigt  und  in  einer  „Note"  gesagt-.  F.  S  et  Do  eil 
fönt  du  G.  bifida  B.  une  bonne  espece."  Botaniker  machen  aber 
keine  Spezies,  sondern  suchen  dieselben  zu  unterscheiden,  was 
vor  allen  Denjenigen  zu  empfehlen  ist,  welche  eine  Flora  schreiben 
wollen.  Bei  Stachys  palustris  steht  in  einer  „Note"  „Entre  les 
St.  silvatica  et  palustris  on  a  constate  deux  sortes  d'esp.  hybrides; 
St.  silvatico-palustris  et  palustri- silvatica  et  que  les  botan.  con- 
naissent  plus  specialt.  sous  le  nom  d.  St.  ambig ua  Smith.  Koch." 
St.  ambigua  Smith  bezieht  sich  aber  nur  auf  St.  palustris-sylvatica 
wie  F.  Seh.,  der  nicht  nur  diesen  Bastard  und  St.  sylvatico-pa- 
lustris  bei  Weissenburg  gefunden,  sondern  auch  englische  Original- 
Exemplare  verglichen,  bekannt  gemacht  hat.  St.  ambigua  wächst 
bei  Weissenburg  ziemlich  häufig,  während  St.  silvatico-palustris 
daselbst  nur  einmal  und  in  wenigen  Stöcken  gefunden  wurde.  Bei 
Saarbrücken  aber  fanden  sie  sowohl  Schultz,  als  ich  selbst  ziem- 
lich häufig.  Der  Verfasser  der  Flore  vogeso-rhenane  gibt  nur  Un- 
terschiede zwischen  beiden  Bastarden  und  St.  palustris  an  und 
zwar  nur  bezüglich  der  Blätter.  Wie  sich  die  beiden  Bastarde 
durch  die  Korollen  unterscheiden,  Unterschiede,  die  zuerst  F.  Seh. 
beobachtet  hat,  ignorirt  er.  Im  Allgemeinen  sind  die  Beschreibungen 
in  dieser  Flore  so  mangelhaft,  dass  es  schwer  sein  muss,  eine 
Pflanze  danach  zu  bestimmen,  und  was  die  Angabe  der  Blüthezeit 
und  der  Standorte  betrifft,  so  wimmelt  sie  von  Irrlhümern,  wie 
Männer,  die  schon  mehr  als  vierzig  Jahre  im  Gebiete  botanisiren, 
bezeugen.  Man  kann  sagen: 

Diese  Flore  enthält  viel  Neues  und  Wahres 

Nur  ist   das  Wahre  nicht  neu,   nur  ist  das  Neue  nicht  wahr! 

Ferd.  Winter. 


315 

Correspondenz. 

Langenlois  in  Niederöster. ,  den  2.  September  1870. 
Da  ich  in  der  zweiten  Hälfte  August  eine  Reise  nach  Maria- 
zeil unternahm,  so  war  es  mein  sehnlichster  Wunsch  bei  dieser 
Gelegenheit  meinen  alten  Freund  den  wohlbekannten  Botaniker 
und  Touristen  Herrn  Michael  Hölzl  Apotheker  zu  Mariazeil,  zu 
besuchen.  Hölzl  hat  durch  eine  Reihe  von  Jahren  die  Flora  der 
Alpen  der  Umgebung  seines  Wohnortes  fleissig  durchforscht  und 
mit  grosser  Vorliebe  oftmals  den  steirischen  Bergriesen  Hochschwab 
erstiegen;  er  war  vielen  Naturfreunden  und  Botanikern  ein  treuer 
Geleitsmann  in  der  dortigen  Alpenkette,  und  hat  dadurch  viele 
Bekannte  und  Freunde  gewonnen.  Jetzt  hat  er  bereits  das  79.  Jahr 
vollendet  und  ist  leider  in  Folge  eines  langwierigen  Augenübels 
seit  vier  Jahren  erblindet,  er  ist  noch  immer  im  Besitze  der  Apo- 
theke, welche  von  einem  Provisor  geleitet  wird;  sein  trauriges 
Geschick  ertragt  er  mit  christlicher  Ergebung  und  grosser  Stand- 
haftigkeit  und  ist  es  seiner  liebevollen  Gattin  angelegentlichste  Sorge, 
sein  Leiden  möglichst  zu  lindern.  Alte  botanische  Freunde  zu  be- 
grüssen,  gewährt  ihm  Erheiterung;  er  erzählte  mir  mit  reger 
Geistesfrische  von  den  vor  vielen  Jahren  unternommenen  Exkursio- 
nen und  bezeichnete  mir  mit  Genauigkeit  die  Fundorte  mehrerer 
Pflanzen.  —  Was  die  Wilterungsverhältnisse  in  der  dortigen  Ge- 
birgsgegend im  heurigen  Hochsommer  betrifft,  so  klagten  die  Land- 
wirt he  über  häufiges  Regenwetter,  wodurch  das  Trocknen  des  Heus 
und  der  Schnitt  der  Cerealien  sehr  verzögert  wurde;  eben  war  man 
daran  am  24.  August  den  Roggenschnitt  vorzunehmen.  Häufiger 
Regen  beschränkte  auch  meine  botanischen  Ausflüge,  so  z.  B.  waren 
die  Sphagnumpölster  am  Hechlensee  so  durchnässt,  dass  ich  nicht 
bis  zum  See  vordringen  konnte,  und  mich  begnügen  musste  die 
am  Rande  stehende  in  schönster  Blut  he  befindliche  Gentiana  pan- 
nonica  Scop.  zu  sammeln.  Wegen  anhaltenden  Regens  musste  ich 
auch  den  Besuch  des  Lassingfalles  aufgeben  und  zuletzt  noch  zu- 
frieden sein,  dass  ich  in  der  Nähe  von  Türnitz  auf  einer  Lokalität 
beisammen  mehrere  Repräsentanten  der  Kalkalpenflora  auffand,  denn 
nur  wenige  Minuten  von  dem  Markte  Türnitz  entfernt  am  Fusse 
des  Münichhüttenberges  im  Kalkschutte  kömint  Rhododendron  hir- 
sutum  und  Erica  carnea  in  Menge  vor,  an  derselben  Stelle  wächst 
auch  Linaria  alpina,  Thymus  alpinus,  Campanula  caespitosa,  Hel- 
leborus  niger,  Hieracium  porrifolium,  Rumex  scutatus,  Asplenium 
viride  und  Sesleria  coerulea.  Kaibrunne r. 

Pest,  am  7.  September  1870. 

Die  Umbellifere ,  derer  ich  in  meiner  letzten  Korrespondenz 
erwähnte,  ist  gar  keine  Thapsia,  sondern,  wie  mich  Freund  Ascher- 
son  sogleich  aufmerksam  machte,  eher  eine  Prangos.  Meine  Pflanze 
passt  allerdings  zu  den  Beschreibungen  glattblättriger  Formen  von 
P.  ferulacea  aus  Dalmatien.   Sie  bleibt  mir  aber  dennoch  ein  Rälhsel. 


316 

Ich  fand  bloss  lauter  reife  Fruchtexemplare.  Die  Früchte  meiner 
Pflanze  variiren  aber  bezüglich  der  Juga  auf  eine  Weise,  wie  mir 
bei  keiner  anderen  Umbellifere  bekannt  ist:  bald  sind  sie  nämlich 
sehr  auffallend  breit  geflügelt,  bald  gar  nicht  geflügelt.  Im  erste- 
ren  Falle  kann  man  meine  Pflanze  nothdürflig  bei  Prangos  ferula- 
cea  unterbringen.  (Da  wäre  noch  die  Blülhenfarbe  zu  wissen  wichtig. 
/'.  ferulacea  hat  gelbe  Blülhen;  die  von  mir  gefundene  Art  scheint 
nach  den  vertrockneten  Ueberresten  zu  urtheilen,  weisse  Blüthen 
zu  haben.)  —  Im  zweiten  Falle  stimmt  mein  Gewächs  derart  mit 
der  Abbildung  von  Cachrys  macrocarpa  Ledeb.  überein,  dass  ich 
es  von  der  Abbildung  in  Ledeb.  Icon.  fl.  ross.  tab.  313  gar  nicht 
zu  unterscheiden  vermag!!  —  Ich  will  Ihnen  hier  noch  einmal  die 
wichtigeren  Funde  für  den  Banat  namhaft  machen:  Triticum  pa- 
normitanum  Bert.,  Bromus  variegatus  M.  B. ,  Melica  pieta  C. 
Koch,  eine  der  ausgezeichnetsten  Arten,  der  M.  nutans  zwar  in 
der  Tracht  sehr  ähnlich,  aber  sicher  verschieden,  vielleicht  auch 
weiter  verbreitet,  und  bisher  bloss  nicht  beachtet;  Parietaria  lusitanica 
L.  (in  der  letzten  Korrespondenz  steht  fälschlich  Pulicaria);  Cra- 
taegus Azarella  Griseb.;  C.  rosaeformis  noy.  spec,  Alyssum 
Orientale  DC,  Nasturtium  Ascher sonianum  nov.  spec,  eine  merk- 
würdige Art,  die  nirgends  untergebracht  werden  kann;  Crucianella 
angustifoliti  L.;  Iris  foetidissima  L.;  Physospermum  aquilegifolium 
Koch,  Geranium  purpureum  Vill.  (rein  unbegreiflich,  wie  man 
diese  Pflanze  mit  G.  Robertianum  zusammenwerfen  kann!);  zwei 
äusserst  merkwürdige  Sedum-Avten  etc.  —  Was  ich  letzthin  als 
Hieracium  sparsum  Friv.  anführte,  ist  nichts  Anders  als  H.  Pa- 
vichii  He  uff.  =  H.  Fussianum  Schur,  das  ich  einst  von  Prof. 
Pancic  als  „H.  sparsum  Friv."  aus  Serbien  erhielt.  —  Wie  ich 
mich  jetzt  im  hiesigen  Musealherbar  überzeugte  ,  ist  die  kürzlich 
erst  von  Herrn  Dr.  Pancic  als  Hieracium  Schult zianum  publi- 
zirte  Pflanze  mit  H.  sparsum  identisch.  Ich  traf  dieselbe  Art  im 
Frivaldszky'schen  herbarium  turcieum  auch  unter  dem  Namen  H.  cer- 
nuum  Friv.  an.  —  Die  Sammlungen  des  verunglückten  Dr.  Weiss 
befinden  sich  jetzt  hier  unter  meinen  Händen.  Es  sind  gegen  600^ 
Nummern,  die  alle  während  der  letzten  Expedition  gesammelt  und 
meist  je  in  mehreren  Exemplaren  vorhanden  sind.  Die  Exemplare 
sind  instruktiv  und  sehr  gut  erhalten.  Das  Tagebuch  enthält 
werthvolle  Notizen  und  Zeichnungen  dazu.  —  Die  von  nur  als 
Gypsophila  illyrica  angeführte  Pflanze,  welche  häufig  auf  den  Fel- 
sen zwischen  Orsova  und  dem  eisernen  Thor  in  Gesellschaft  der 
Jasione  Heldreichii  wächst,  ist  nicht  die  wahre  Pflanze  dieses  Na- 
mens, sondern  ganz  neu.  Ich  werde  selbe  als  G.  Haynaldiana  ver- 
theilen  und  publiziren.  Von  G.  illyrica  ist  sie  sehr  gut  verschie- 
den. Sie  steht  der  G.  ochroleuca  Sibth.  et  Sin.,  die  bisher  nur 
aus  der  Gegend  von  Athen  bekannt  ist,  weit  näher.  Jedenfalls  ist 
ihre  Stellung  zwischen  G.  illyrica  und  ochroleuca.  —  In  beiläufig 
10  Tagen  begebe  ich  mich  abermal  in  das  untere  Donauthal,  um 
in  der  Gegend  von  Svinicza,  Orsova    und  Mehadia   zu   botanisiren. 


317 

Namentlich  will  ich  Colchicum  neapolitanum  Ten.  (C.  Haynaldi 
Heuff.),  von  welchem  ich  auf  meiner  heurigen  Frühjahrsreise 
sichere  und  ergiebige  Standorte  entdeckte,  in  Blüthe  sammeln; 
ebenso  wie  Erianthus  strictus,  Polygonum  graminifolium,  Stern- 
bergia  colchiciflora ,  Crataegus  melanocarpa  und  pentagyna  mit 
reifen  Früchten  ,  Artemisia  annua  ,  Campanula  crassipes  etc.  etc. 
Nach  Siebenbürgen  gehe  ich  ebenfalls  auf  ein  paar  Tage.  Im  Gan- 
zen dürfte  ich  5  Wochen  ausbleiben.  Auf  der  Donanrückfahrt 
mache  ich  einen  Abstecher  in  das  Baranyaer  Kor"itat ,  u.  zw.  auf 
den  Harsänyer  Berg,  wo  ich  1867  das  Colchicum  bulbocodioides 
entdeckte,  und  wo  ich  nun  auch  dem  Crocus  Pallasii  auf  der  Spur 
bin.  Diese  Art  ward  auf  ganz  eigentümliche  Art,  gleichsam  durch 
ein  Missversländniss  entdeckt.  Mein  Freund,  Dr.  Tauscher  in 
Ercsin,  schrieb  nämlich  an  den  Pfarrer  des  Dorfes  Harsäny,  ob  man 
ihm  Exemplare  des  Colchicum,  das  ich  auf  dem  gleichnamigen  Berge 
1867  in  grosser  Anzahl  fand,  verschaffen  könnte.  Der  Pfarrer  ant- 
wortete ,  dass  er  sich  wohl  „erinnere,  wo  ein  Kürassier-Offizier 
dazumal  herumgestiegen  sei  und  eine  zeitloseartige  Blume  in  Masse 
ausgegraben  habe.  Die  Pflanze  blühe  aber  eben  nicht."  Der 
Pfarrer  sandle  aber  eine  Menge  am  Harsäny  ausgegrabener  Knollen. 
Dr.  Tauscher  setzte  diese  ein,  und  die  Pflanze  —  entpuppte  sich 
als  ein  Crocus,  in  dem  ich  beim  Vorzeigen  der  Blätterexemplare, 
da  ich  mich  schon  etwa  zehn  Jahre  mit  dieser  Gattung  beschäf- 
tige, gleich  den  C.  Pallasii  erkannte.  Die  Umhüllung  der  Knollen 
ist  von  der  aller  unserer  anderen  Arten  total  verschieden  und  die 
Scheiden  sind  etwas  röthlich  gefärbt.  Blüthen  sah  ich  keine,  hoffe 
ihn  aber  im  Oktober  blühend  zu  finden.  Wo  ich  am  Harsäny  her- 
umgestiegen  bin,  wächst  er  gewiss  nicht,  sonst  wäre  er  mir  am 
4.  Oktober  1867,  wo  ich  meine  Standorte  des  Colchicum  erfolglos 
beging,  sicher  nicht  entgangen.  Ich  werde  ihn  daher  auf  einer  an- 
deren Lehne,  die  von  mir  früher  nicht  betreten  ward,  suchen. 

Janka. 

Triest,  den  8.  September  1870. 

Im  Kurorte  Gleichenberg  in  Steiermark,  wo  ich  den  Monat 
August  d.  J.  zubrachte,  halte  ich  Gelegenheit  die  von  dem  ver- 
storbenen Dr.  Prasil,  gewes.  ersten  Brunnenarzte  und  Verfasser 
eines  gediegenen  Werkes  über  den  Kurort ,  hinlerlassenen  reich- 
haltigen und  instruktiven  Sammlungen  zu  besichtigen.  Unter  den- 
selben bietet  überhaupt,  und  für  Botaniker  insbesondere  das  grösste 
Interesse  jene  der  fossilen  Pflanzen  aus  der  Umgebung  von  Glei- 
chenberg, die  der  Verstorbene  mit  besonderer  Vorliebe,  Genauig- 
keit und  Sachkenntniss  zusammenbrachte,  und  die  alle  Typen  der 
von  Unger  aus  dieser  Gegend  beschriebenen  fossilen  Gewächse, 
nebst  später  dazu  gekommenen  enthält.  Es  dürfte  für  die  Fach- 
gelehrten und  Liebhaber  von  Interesse  sein  ,  eine  Hauptübersicht 
dieser  Sammlung,  wie  sie  das  folgende  Verzeichniss  liefert  zu  er- 
halten: Aus  dem  Gl  eichen  berger  Mühlsteinbruche  (verkie- 


318 

seit)  44  quergeschliffene  grosse  Ast-  und  Stammfragmente,  meist 
irn  Durchmesser  von  mehreren  Zollen ,  9  solche  mit  Längs-  und 
Querschliff,  1  Blattabdruck,  7  vollkommene  Koniferenzapfen,  1  sol- 
cher längsgespallen,  8  solche  mit  Längschliffdurchschnitt,  6  solche 
mit  Querschliff,  27  Gesteinsstücke  mit  Abdruckfragmenten  und  Früch- 
ten, 35  Schächtelchen  mit  Früchten,  worunter  11  geschliffene  Durch- 
schnitte, 13  Conchylien  aus  dem  Mühlsteinbruche  (hier  selten  und 
wichtig).  Ferner  aus  anderen  Lokalitäten  der  Umgebung. 
40  Schächtelchen  und  Gesteinsslücke  der  Tertiärzeit,  und  besonders 
der  sarmatiscben  Stufe.  105  vollkommene  Blattabdrücke,  besonders 
von  Gossendorf.  —  NB.  Die  Fossilien  dieser  Sammlung  benützte 
Unger  bei  seiner  Fossilenflora  von  Gleicbenberg,  wo  sich  p.  13  die 
Aufzählung  der  Spezies  findet,  während  die  Originale  zu  den  Abbildun- 
gen meist  der  Sammlung  angehörig  sind.  Es  wäre  wohl  wünschens- 
werth,  dass  diese  ausgezeichnete  lehrreiche  Sammlung  dem  wissen- 
schaftlichen Gebrauche  zugänglich  gemacht  würde  ,  was,  so  lange 
sie  sich  im  Besitze  der  Erben  befindet ,  nicht  der  Fall  sein  kann. 
Hiezu  wäre  die  Leitung  des  Aktienvereins,  dein  Gleichenberg  sein 
Aufblühen  verdankt,  in  erster  Linie  berufen.  Sie  dürfte  sich  ver- 
anlasst finden,  dem  Kurorte  die  aus  seiner  nächsten  Umgebung 
stammende  Sammlung  zu  erhalten,  und  durch  Aufstellung  dersel- 
ben sowohl  das  Interesse  der  gebildeten  Kurgäste  anzuregen,  als 
der  Anstalt  selbst  einen  wenigstens  indirekten  Vortheil  zu  ver- 
schaffen. Auch  sollte  es  nicht  schwer  fallen  ,  die  hiezu  erforder- 
lichen Mittel  durch  freiwillige  Beiträge,  wozu  sich  gewiss  die  ver- 
möglicheren Kurgäste  bereitwillig  finden  lassen  würden,  zu  ergänzen. 
Aber  auch  die  Landesvertretung  der  Steiermark  und  der  speziell 
den  Naturwissenschaften  seine  Thätigkeit  zuwendende  Verein  in 
Graz,  werden  es  als  Ehrensache  betrachten,  diese  dem  Lande  ent- 
nommenen, und  von  einem  hochgeachteten  Bürger  des  Landes  mit 
bedeutenden  Opfern  von  seinem  geringen  Vermögen  gebildeten 
Sammlungen  nicht  aus  dem  Lande  wandern  zu  lassen,  was  doch 
gewiss  der  Fall  wäre,  wenn  kein  dem  reellen  Werthe  entspre- 
chender Antrag  den  Erben  zukäme ,  denn  der  Verkauf  wird  zur 
Regelung  der  Erbschaftsangelegenheiten  unvermeidlich ,  und  muss 
in  Ermangelung  annehmbarer  Anträge  im  Inlande  von  den  Erben 
im  Auslande  angestrebt  werden.  Zu  Dr.  Prasil's  Verlassenschaft 
gehört  auch  ein  vollständiges  wohlerhaltenes  Herbar  der  Gleichen- 
berger  Flora,  als  Zugabe  zu  der  vorerwähnten  vorwelllichen  Flora. 
Ausserdem  sind  verschiedene  Mineraliensammlungen,  meist  aus  der 
Umgebung  von  Gleichenberg,  ferner  römische  in  derselben  gefun- 
dene Gerätschaften,  Münzen  u.  dgl.,  endlich  eine  vverthvolle,  medi- 
zinisch-naturhistorische Bibliothek  vorhanden;  sie  bilden  ein  Ganzes, 
dessen  Besitz  für  den  Kurort  ehrenvoll  und  nützlich  wäre. 

Tommasini. 
Innsbruck,  den  9.  September  1870. 
Als   ich   die   getrockneten  botanischen   Schätze  vom    Schiern 
durchsah,  bemerkte  ich,   dass  ich   eine  Potentilla  übersehen  hatte. 


319 

Es  war  die  höchst  seltene  P.  geranioides  Schleicher,  die  be- 
kanntlich Koch  hlos  „in  den  Alpen  von  Wallis,"  bisher  blos  über 
Zermalten  und  Matterhorn  angibt.  Obiger  Name  glaube  ich,  ver- 
dient vor  ambigua  Gaudin  den  Vorzug,  da  die  Blätter  wirklich 
sehr  charakteristisch  geranienartig  sind.  Was  den  Fundort  betrifft, 
kann  ich  mich  nur  mehr  erinnern,  die  Pflanze  am  Sclilernplateau  ge- 
sammelt zu  haben.  Meine  Vermuthung  über  Rhinanthus  aristatus 
Celak.  hat  sich  nun  bestätigt.  Ich  habe  ihn  seither  auf  den  Lauser 
Köpfen  dahier  in  Menge  gefunden  und  zwar  bei  circa  zweidrittel 
Exemplaren  mit  gefleckten  Kelchen  und  nicht  blos  geschwärzten 
Adern  derselben.  Die  Standorte  in  Hausmanns  Flora  von  R.  an- 
gustifolius  Gmel.  mögen  nun  sicher  der  obigen  Pflanze  angehören. 

Karl  Gsa  Her. 


Personalnotizen. 

—  J.  Jäggi  wurde  vom  schweizerischen  Schulrath  zum  Kon- 
servator der  botanischen  Sammlungen  des  eidgenössischen  Poly- 
technikums in  Zürich  ernannt  und  zwar  an  Stelle  des  Dr.  Brügger, 
welcher  die  durch  den  Tod  von  Theo  bald  erledigte  Lehrkanzel 
in  Chur  erhielt. 

—  Josef  Aic hinger  von  Aichenhayn,    pens.    Major   und 
Verfasser    des    im    Jahre  1847  erschienenen    Werkes    „Botanischer 
Führer  in  und  um  Wien,"  ist  in  einem  Alter   von  81  Jahren   verfl 
Juni  in  Salzburg  gestorben. 

—  Dr.  Hasskarl  erhielt  „für  seine  gemeinnützigen  Bestre- 
bungen ,  insbesondere  auf  dem  Felde  der  Botanik"  den  königl. 
preussischen  Kronenorden. 

—  Dr.  Jakob  Kalmus  ist  am  13.  September,  36  Jahre  alt 
in  Brunn  gestorben. 

—  E.  Plosel  ist  als  Lehrer  am  Pomologischen  Institute  in 
Beutlingen  in  Württemberg  angestellt  worden. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften am  14.  Juli  übermittelte  Prof.  Dr.  Jul.  Wiesner  eine 
Abhandlung,  betitelt:  „Beiträge  zur  Kenntniss  der  indischen  Faser- 
pflanzen und  der  aus  ihnen  abgeschiedenen  Fasern,  nebst  Beob- 
achtungen über  den  feineren  Bau  der  Bastzellen."  Die  mangelhafte 
Kenntniss  der  indischen  Pflanzenfasern,  von  welchen  einige  bereits 
für  die  europäische  Industrie  von  hoher  Wichtigkeit  sind,  haben 
den  Verfasser  bestimmt,  in  der  Instruktion  für  die  fachmännischen 
Begleiter  der  ostasiatischen  Expedition  darauf  aufmerksam  zu  machen, 


320 

wie  wichtig  es  wäre,  möglichst  viele  der  in  Indien  zur  Faserge- 
winnung dienenden  Gewächse  nebst  den  daraus  abgeschiedenen 
Fasern  zum  Behufe  der  Feststellung  ihrer  Abstammung  und  ihrer 
exakten  Charakteristik  zu  sammeln.  Diese  Anregung  ist  nicht  ohne 
Erfolg  geblieben.  Schon  im  Frülilinge  des  verflossenen  Jahres 
erhielt  der  Verfasser  von  Herrn  Ministerialralh  Dr.  v.  Scherz  er 
eine  Sendung  aus  Bombay,  welche  ein  sehr  reiches,  von  dem  Hindu- 
arzle  Näräjan  Däji  gesammeltes  einschlagiges  Untersuchungsma- 
teriale  enthielt,  das  zu  den  in  der  vorgelegten  Abhandlung  ent- 
haltenen Untersuchungen  Veranlassung  gab.  Die  Abhandlung  enthält 
die  Histologie  des  Bastes  und  die  mikroskopische  Charakteristik 
der  Bastfasern  folgender  Gewächse:  Corchorus  capsularis  L.  und 
C.  olitorius  L.  (Jute)  Crotalaria  juncea  L.  (Sunii),  Thespesia 
lampas  Dulz.,  Abelmoschus  tetraphyllos  Grab.,  Sida  re- 
tusa  L. ,  Urena  sinuata  L.,  Kydia  calycina  Roxb.,  Sterculia 
villosa  Roxi).,  Lasio syphon  speciosus  Desn.,  Holoptelea 
integrifolia  Plan  eh.,  Spomia  Wightii  Planch.,  Bauhinia 
racemosa  Lam.  und  Cordia  latifolia  R,oxb.  Unter  diesen 
Gewächsen  befinden  sich  einige,  nämlich  die  mit  durchschossenen 
Lettern  bezeichneten,  welche  als  Faserpflanzen  noch  unbekannt 
waren.  Ausser  den  letztgenannten  werden  noch  zahlreiche  andere 
Gewächse  in  der  Abhandlung  namhaft  gemacht,  welche  als  Faser- 
pflanzen ebenfalls  noch  neu  sind.  Die  eingehende  mikroskopische 
Untersuchung  des  Bastes  der  genannten  Pflanzen  hat  den  Verf. 
auf  zahlreiche  Beobachtungen  über  morphologische,  chemische  und 
physikalische  Eigenschaften  der  Bastzellen  geführt,  welche  von  all- 
gemeinem historischem  Interesse  sind.  Zu  den  wichtigeren  dieser 
Beobachtungen  zählen  die  folgenden.  Es  existiren  Bastzellen  welche 
nicht  wie  die  gewöhnlichen  Pflanzenzellen  hohl,  sondern  entweder 
stellenweise  {Urena  sinuata,  Sterculia  villosa,  Spomia  WightW) 
oder  ihrer  ganzen  Länge  nach  solid  sind  (einzelne  Bastzellen  von 
Bauhinia  racemosd).  Die  Lichtbrechungsverhältnisse  variiren  in 
der  Wand  der  Bastzellen;  und  zwar  nicht  nur  in  der  Weise,  dass 
verschiedene  Zellwandschichten,  sondern  selbst  eine  und  dieselbe 
Wandschichle  verschiedene  Brechungsindices  aufweisen.  So  ist 
z.  B.  die  Wand  der  Baslzellen  mehrerer  Gewächse  (Thespesia 
lampas  etc.)  an  der  unmittelbar  an  die  Markstrahlen  angrenzenden 
Seite  stärker  lichtbrechend  als  auf  der  entgegengesetzten. 


Correspondenz  der  Redaktion. 

Herr  G.  in  J.:  „Wird  Alles  mit  Dank  benutzt"  —  Herrn  Dr.  Ju).  Tausch, 
in  Er.:  „Bitte  um  Berichtigung  ihrer  vorjährigen  Schuld." 

Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alezander  Skofltz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  Ueberreuter'scüen  Buchdruckerei  (BS.  Salzer). 


Oesterreicliische 

Botanische  Zeitschrift 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

nie  österreichische  Exemplare 

botanische    Zeitschrift           Rnfflnik     iiiid  llfttl  II  l  L»p             diefreldurcn  die  Post be- 

erscheinr                          DUldlllM     II  HU  li<>  1 .1 II 1  ll  <k  I  ,           „gen  werdeasollen.  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blo»  bei  derRe<lHktlun 

BKETÄfitt  Gärtner,  Ockonouien,  Forslmänner,  Äcrzle,  °V pÄ K £ v 

(.?   Tklr.  10  Ngr.)  (lu  Wepe  des 

Jk"  *'«.£%**,  Apotlieker  und  Techniker.  ■ÜtSÄ.VlSKr1 

halbjährig.  C.  «erol.l's  Sohn 

Inserate  in  Wien. 

die  ganze  l'etitzeile  JJ °-     1    j  80  wie  alle  übrigen 

10  Lr.  öst.  W.  *1-       1*1  Buchhaudlungei.. 

XX.  Jahrgang.  WIM.  November  1870. 


INHALT:  Ueber  Potamogeton  Casparii  K oli  ts.  Von  Weyl.  —  Vegetationsverhä  tuisse.  Von  Df 
Kern  er.  —  Ueber  Chrysanthemum,  montanum.  Von  Gsal  I  er.  —  Botanische  Mittheilungen.  Von  Huter. 
—  Exkursionen  in  die  Berner  Alpen  im  Sommer  1855.  Von  Vulpius.  —  Literalurbericlite.  Von 
Dr.  Falck,  Bartsch.  —  Correspoudenz.  Vou  Dr.  Falck,  Dr.  Kerner,  Winter,  Dr.  Lerch. 
Dr.  Landerer.  —  Personalnotizen.  —  Literarisches.  —  Botanischer  Tauschverein.  —  Inserate. 


Notiz  über  Potamogeton  Casparii  Kohts. 

Von  Th.  Weyl. 

Mit  grossem  Erstaunen  habe  ich  die  Publica  lion  des  Herrn 
Kohls  in    Betreff  Pot.  Casparii  gelesen.  Derselbe  behauptet: 

1.  Er  habe  besagtes  Potamogeton  mit  mir  zusammen  im  Galgen- 
see bei  Berent  gesammelt. 

2.  Er  habe  es  vermischt   mit   Pot.   alpinus   Baib.   gesammelt. 

3.  Die  von  mir  durch  den  Berliner  Tausch  verein  verbreitete 
Pflanze  sei  ein  P.   Casparii. 

Ich  will  hierauf  der  Reihe  nach  antworten: 

ad  1".  Ich  fand  im  Galgensee  mit  Herrn  Kohts  ein  Potamo- 
geton, welches  ich  als  P.  alpinus  Bali),  erkannte  —  eine  Be- 
stimmung, für  deren  Richtigkeit  ich  die  Autorität  des  Dr.  Asche  r- 
son  anführen  kann. 

ad  2.  Ich  kinn  bestimmt  versichern,  dass  Herr  Kohts  mit 
mir  im  Galgensee  nur  P.  alpinus  und  kein  anderes  gesammelt  hat. 

ad  3.  Die  von  mir  durch  den  Berliner  Tauschverein  verbrei- 
tete Pflanze  ist  Pot.  alpinus  Balb.    gewesen. 

Vielleicht  findet  sich  Herr  Kohts  hiedurch  veranlass',  mir 
ein  Exemplar  seiner  neuen  Species  —  „Potamogeton  Casparii 
Kohts  foliis  spalhulaefoliis"  (!)  zu  senden,  um  mich  zu  widerleorn. 

Oesierr.  boian. Zeitschrift.  11.   Heft.  1ST0.  21 


Sollte  er  diess  unterlassen,  so  muss  ich  annehmen,  dass  er  mich 
nicht  widerlegen  kann. 

Vorläufig  ist  Potamogeton  Casparii  Kohts  für  mich  nichts 
als  ein  neues  Synonym  des  an  Synonymen  so  reichen  Potamogeton 
alpin us  B  a  1  b. 

Berlin,  am   15.  Oktober  1870. 


Die  Vegetations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

V<»n  A.  Kerner. 
XXXVII. 

763.  Lonicera  Xylostcum  L.  — •  An  Waldrandern,  in  Nieder- 
wäldern und  in  den  Hecken  am  Saume  der  Weinberge.  Im  mil lei- 
mig. Berglande  in  der  Matra  bei  Paräd,  Recsk ,  Jänosküt  und  zwi- 
schen Felnemel  und  Szarvaskö;  in  der  Pilisgruppe  im  Auwinkel 
und  auf  den  Bergen  bei  Ofen,  sowie  am  Piliserberg.  Fehlt  im  Tief- 
lande und  im  Bereiche  des  Bihariagebirges.  —  Kalk,  Trachyt.  190 
bis  750  Met. 

764.  Lonicera  leiophylla.  —  Strauch  von  V2  D's  i  Me^  Hohe. 
Aeltere  Zweige  mit  grauer  stellenweise  schwach  glänzender  Rinde 
bekleidet,  jüngere  Zweige  stielrund,  kahl  und  glatt.  Blätter  gegen- 
ständig, gestielt,  ganzrandig,  eiförmig  spitz  oder  elliptisch  und  dann 
kurz  bespitzt,  an  der  Basis  plötzlich  in  den  Blattstiel  zusammen- 
gezogen, ungewimpert  und  beiderseits  vollständig  kahl,  glanzlos, 
unter  der  Loupe  besehen  dicht  mit  blassen  Punkten  besäet,  unler- 
seits  etwas  blasser  grün  als  oberseits.  Blattstiele  etwa  5mal  kürzer 
als  die  Blätter,  oberseits  rinnig,  kahl  und  glatt,  oder  seltener  mit 
einigen  spärlichen,  kurzen,  dunklen  Stieldrüsen  besetzt.  Blüthensliele 
einzeln  in  den  Blatlwinkeln,  2  — 3 mal  so  lang  als  die  Blattstiele  und 
beiläufig  iy2mal  so  lang  als  die  Blumenkronen,  kahl,  zweiblüthig. 
ßlüthen  gepaart.  Die  Fruchtknoten  dicht  beisammensitzend  aber  bis 
zur  Basis  von  einander  getrennt  und  an  den  sich  zusehenden  Flächen 
nicht  miteinander  verwachsen,  mit  kurzen  Stieldrüsen  besetzt,  sonst 
kahl.  Jeder  Fruchtknoten  mit  zwei  rundlich-  verkehrteiförmigen,  am 
Rande  spärlich  gewimperten  bleibenden  Deckblättern  umgeben  und 
überdiess  das  Fruchtknotenpaar  noch  von  zwei  linealen,  über  die 
Fruchtknoten  nicht  hinausragenden,  wagrechl  abstehenden,  später 
abfälligen  Brakteen  gestützt.  Kelchzipfel  eiförmig,  weisslich,  an  der 
Spitze  manchmal  röthlich  überlaufen.  Krone  1  Cenlim.  lang,  an  der 
Basis  mit  einer  rundlichen  Aussackung ,  etwas  flaumig ,  gelblich, 
manchmal  mit  einem  schwachen  rölhlichen  Anhauche.  Staubfäden 
an   der  Basis   zottig.    Beeren   roth.  —   Von  L.  nigra  L.   durch   die 


32  S 

kürzergeslielten  gelblichen  Blüthon  die  am  Rande  nicht  welligen 
Blätter  und  rothe  Beeren,  von  L.  Xylosteum  L.,  der  sie  weit  näher 
verwandt  ist,  durch  die  Kahlheit  der  Zweige,  Blätter  und  ßlülhen- 
stiele  und  länger  gestielte  Blätter,  von  beiden  durch  die  fein  punk- 
lirten  Blallflächen  leicht  zu  unterscheiden. 

Im  Schatten  und  Halbschatten  der  ßuehengehölze,  insbesondere 
an  quelligen  Stellen,  an  felsigen  Bergabhängen  in  Gesellschaft  der 
Lonicera  nigra,  Symphitum  cordatum,  Lychnis  nemoralis  und  Salix 
silesiaca.  Im  Bihariagebirge  auf  dem  Batrinaplaleau  am  Dealul  Ooa- 
lilor  in  der  Nähe  der  Eishöhle  bei  Scarisidra  und  im  Valea  Odin- 
cutia;  dann  auf  ungarischer  Seile  im  Valea  seca,  an  dem  Gehänge 
zwischen  der  Grube  Reichenslein  und  dem  Sattel  Scirbina.  —  Kalk. 
850—1430  Met.-  (In  Kit.  Addit.  126  findet  sich  neben  Lonicera 
nigra,  und  Lonicera  Xylosteum  unter  Nr.  571  eine  „Lonicera  py- 
rmaica"  mit  einem?  und  mit  dem  Zusätze,  „A.  Genersieh  sub  nom. 
L.  alpigenae  missa.  Folia  glabra  oblongo-ovata  obtuse  subacuminala, 
basi  angustala.  ßaecae  dislinctao,u  aufgeführt.  Neilreich  zitirt 
diese  Pflanze  in  der  Aufzahlung  der  in  Ung.  und  S'.av.  bisher  beob. 
Gefässpfl.  153  ganz  willkürlich  zu  L.  nigra  L.,  was  mir  ganz  un- 
gerechtfertigt scheint,  da  doch  vorausgesetzt  werden  muss,  dass 
Ivitaibel  die  Lonicera  nigra,  welche  er  an  derselben  Stelle  unter 
Nr.  569  aufrührt  und  zu  der  Kilaibel  selbst  a.  a.  0.  auch  seine 
L.  rarpatica  als  synonym  zieht,  dazumal  gekannt  haben  wird.  Viel 
wahrscheinlicher  ist  mir,  dass  sich  die  „Lonicera  pyrenaica?"  Kit. 
Add.  auf  die  oben  beschriebene  Pflanze  bezieht ,  welche  der  L. 
Xylosteum  jedenfalls  näher  steht  als  der  L.  nigra  und  von  Kitaibel 
auch  unmittelbar  an  L.  Xylosteum  angereiht  wird.  Sehr  wahrschein- 
lich ist  Lonicera  leiophylla  nicht  nur  im  Bihariagebirge,  sondern 
auch  noch  in  anderen  Zügen  des  karpalischen  Gebirgssystems  ver- 
breitet und  auch  in  Obeningarn  zu  finden). 

765.  Lonicera  nigra  L.  —  Im  Grunde  und  am  Saume  der 
Wälder,  in  Holzschlägen  und  Waldlichtungen,  an  Bachulern  und 
mit  anderem  Buschwerk  an  steinigen  schaltigen  Bergabbängen.  Im 
Bihariagebirge  im  Rezbanyaerzuge,  an  den  Quellbächen  des  Aranyos 
mit  Spiraea  ulmifolia  und  Salix  silesiaca  bei  Negra,  dann  auf  dem 
Balrinaplatean  in  der  Umgebung  der  Eishöhle  xon  Scarisiöra  und 
häufig  durch  das  ganze  Valea  Odinculia  über  den  Sattel  Vertopu 
bis  Valea  söea  zwischen  Rezbäuya  und  Petrosa.  —  Schiefer,  Kalk* 
£50  -  1430  Met. 

Lonicera  Cuprifolium  L.  —  Die  Angabe,  dass  diese  Pflan/.e  in  Wein- 
berge:) bei  Grosswardein  vorkomme,  (Steft'ek  in  Oest.  b.  Z.  XIV.  178)  be- 
zieht sich  zuverlässig  nur  auf  verwilderte  Exemplare.  Urwüchsig  findilsich  diese 
Pflanze  im  Gebiete  nicht  vor. 

766.  Sherardit  aroensis  L.  Auf  bebautem  Lande;  im  Sande 
der  Bachufer.  Im  Gebiete  selten.  Im  millelung.  Bergl.  bei  M.  Ein- 
siedel  und  Ofen  und  im  Bereiche  des  ßihariageb.  bei  Rezbäuya 
und  zwischen  Desna  und  Monesa.  —  Schiefer,  Kalk,  tert.  dil.  und 
alluv.  Sand.    95—475  Met. 

21  * 


324 

767.  Asperula  arcensis  L.  —  Auf  behautem  Lande.  Im  Ge- 
biete selten.  Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Pilisgruppe  auf  lehmigen 
Aeckern  zwischen  Csobanka  und  P.  Szt.  Kereszt,  auf  Löss  in  Wein- 
gärten bei  P. Csaba,  Kesztülc.z  und  Gran;  bei  Ofen  auf  dem  Plateau 
des  grossen  Sehwabenberges  gegen  M.  Eichel  ,  dann  am  Saume 
des  Berglandes  bei  Stuhlwei.ssenbiirg.  —  Im  Tieflande  und  im  Be- 
reiche des  Bihariagebirges  nicht  beobachlet.  —  Ter!,  und  diluv. 
Lehmboden.  Liebt  Ihonreiehes  tiefgründiges  Erdreich.  220  —  380  Met. 

768.  Asperula  capitata  Kit.  —  In  den  Ritzen  der  Felsen,  an 
steilen  Bergabhängen.  Im  Bihariagebirge  an  den  Rändern  des 
Balrinaplateaus  an  der  Pietra  Boghi,  Pietra  Pulsului,  Mogura  seca 
und  Pietra  muncelului;  in  <!er  Vulcangiuppe  in  grosser  Menge  an 
den  Abstürzen  des  Suprapietra  poienile  bei  Vidra.  Im  Gebiete  nur 
auf  Kalk  beobachlet.  630  —  12G5  Met.  —  (Die  im  Bihariageb.  ge- 
sammelten Ex.  stimmen  auf  das  genaueste  mit  einem  Originalexem- 
plare Kitaibel's  im  Herb,  der  Innsbrucker  Universität  überein,  zu 
welchem  der  Autor  geschrieben  hatte :  „Asperula  nova  forsan 
capitata   dicenda.  E.  Banalu"). 

769.  Asperula  cynanchica  L.  —  An  grasigen  sonnigen  Plätzen 
im  Gebiete  sehr  verbreitet.  Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Matra  auf 
der  Veronkaret  und  auf  dein  Särhegy  bei  Gyöngyös;  auf  dem  Na- 
gyszdl  bei  Waitzen;  in  der  Maguslagruppe  bei  Gross-Maros;  in  der 
Pilisgruppe  bei  Gran,  Visegräd,  Set.  Andrae,  P.  Csaba,  im  Aiiwinkel, 
auf  dem  Schwabenbeige,  Adlersberge,  Spissberge  und  Blocksberge 
bei  Ofen;  auf  den  Ausläufern  des  ßerglandes  bei  Peczel  und  auf 
dem  Lössrücken  bei  Gomba.  Auf  der  Margarelheninsel  und  Csepel- 
insel.  Auf  der  Kecskem.  Landh.  insbesonders  auf  den  mit  Pollinia 
bestockten  Grasfluren  sehr  häufig  bei  R.  Palota,  P.  Szt.  Mihäly, 
Pest,  Also  Dabas,  P.  Sällosär,  P.  Peszer ,  Monor  und  Pilis;  im  Ta- 
piogebiete  bei  Nagy  Käta.  Im  Bereiche  des  Bihariageb.  bei  Gross- 
wardein  und  Belenyes,  auf  dem  Bontoskö  bei  Pelrani ,  auf  dem 
Vasköher  Kalkplateau  bei  Campeni  nnd  Colescu;  im  Gebiete  der 
weissen  Koros  bei  Chisindia  nächst  Buteni  und  in  Valea  Liesa  nächst 
Halmadiu.  —  Trachyt,  Kalk,  Dolom.,  tert.  und  diluv.  Lehm-  und 
Sandboden.  95—380  Met. 

770.  Asperula  tinetoria  L.  —  An  grasigen  Plätzen  zwischen 
niederem  Buschwerk.  Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Pilisgruppe  bei 
Ofen  auf  dem  kleinen  Schwabenberg  und  längs  dein  vom  grossen 
Schwabenberge  in  das  Auvvinkel  führenden  Wege;  in  der  Ve>les- 
gruppe  bei  Csäkvär.  —  Fehlt  im  Tieflande.  Thonreicher  Kalk,  tert. 
und  diluv.  Lehm.  185-380  Met. 

771.  Asperula  odorata  L.  —  In  Laubholzwäldern  und  zwar 
vorzüglich  in  Buchenwaldungen.  — -  Irn  mittelung.  Berglande  am 
Nagyszäl  bei  Waitzen;  in  der  Maguslagruppe  am  Spitzkopf  bei 
Gross-Maros;  in  der  Pilisgruppe  bei  Visegräd,  Szt.  Läszlö  und  Set. 
Andrae,  am  Piliserberg  und  Kishegy,  bei  P.  Csaba,  auf  dem  Jo- 
hannisberg,  ober  dem  Saukopf  und  auf  dem  Schwabenberg  bei 
Ofen;  in  der  Vertesgruppe  bei  Csöka.  Im  Bereiche  des  Bihariageb. 


3J5 

in  Rezbänyaerzuge  auf  der  Margine  und  unter  dein  Sattel  La  Jjcu 
gegen  Negra  zu;  im  Petrosaerzuge  im  Hintergrunde  des  Poiena- 
Ihales;  wirf  dem  Batrinaplateau  auf  dem  Dealul  oealilor  nächst  der 
Eishöhle  bei  Scarisiöra  und  insbesonders  häufig  am  Westrande  des 
Plateaus  auf  dem  Vertopu  ober  Valea  seca,  auf  der  Tataroea, 
Stanesa,  Pictra  muncelului  und  Pielra  lunga  bei  Rezbänya.  Auf  dem 
Vasköher  Plateau,  auf  dem  Vervul  ceresilor  und  ober  Vasköh;  in 
der  Plesiugruppe  auf  der  Bratcoea  und  Dinesa;  in  der  Hegyesgruppe 
auf  den  Höhen  der  Chiciora;  auf  dem  Vorlande  des  Bihariageu.  auf 
dem  Somlyö  bei  Grosswardein.  —  Im  Tieflande,  wo  auch  die  stete 
Begleiterin  des  „Waldmeisters,"  die  Buche  fehlt,  von  mir  nicht 
beobachtet.  Dass  Asperula  odorata  auf  der  Kecskemeler  Landhöhe 
bei  Nagy  Koros  „in  silva  vetere  et  in  coemeterio  locis  umbrosis 
abundans"  (Kanitz  in  Verb.  d.  z.  b.  G.  XII,  207)  und  in  der  Tief- 
ebene an  der  Theiss  bei  Egyek  nächst  Tisza  Fürcd  (Kit.  ltinerar  der 
Marmar.  Reise,  S.  36)  vorkommen  soll,  halte  ich  für  unwahrschein- 
lich. Trachyt,  Sienit,  Schiefer,  Sandstein,  Kalk.  Liebt  eine  aus  den 
genannten  Gesteinen  durch  Verwitterung  erzeugte  lehmige  Boden- 
kruiue.  250   bis   1265  Met. 

772.  A:perula  rivctlis  S.  et  Sibth.  —  Zwischen  Geb  isch  am 
Ufer  des  Rakosbaches  bei  Pest.  Hier  der  einzige  im  Getuele  beob- 
achtete Standort  und  auch  hier  nur  in  spärlichen  Exemplaren.  Alluv. 
100    Met. 

773.  Asperula  glauca  (L).  —  QA.  galioides  M.  B.)  —  An  fel- 
sigen Bergabhängen,  an  grasigen  Plätzen  in  Niederwäldern,  an 
steinigen  Orten  zwischen  Gebüsch  am  Saume  der  Weingärten  und 
auf  Grasfluren  im  Tieflande.  —  Im  nullelung.  Bergl  auf  dem  Nagy 
Eged  bei  Erlau;  auf  dem  Nagyszäl  bei  Waitzen;  in  der  Magusta- 
gruppe  bei  Gross-Maros;  in  der  Pilisgruppe  bei  Gran,  Visegräd  und 
Set.  Andrae,  auf  dem  Kishegy,  Piliserherg  und  der  Slanitzka  bei 
P.  'Jsaba,  auf  dem  Kopäszhegy  und  auf  den  Höhen  bei  Krolendorf 
und  Uröm,  auf  dem  Dreihotterberg,  im  Leopoldifeld  und  Auwinkel, 
am  Schwabenberg,  Spissberg  und  Blocksberg  bei  Ofen.  Auf  der 
Kecskem.  Landhöhe  bei  P.  Csörög  und  R.  Palota,  auf  dem  Her- 
minenleld  und  Rakos  bei  Pest,  auf  dvn  Sandhügeln  im  Waldrevier 
zwischen  Monor  und  Pilis.  Im  Bihariageb.  auf  dem  lerl.  Vorlande 
zwischen  Grosswardein  und  Belenyes,  namentlich  bei  Hollodu  und 
von  da  über  die  niederen  Hügelzüge  bis  auf  den  Bontoskö  bei 
Pelrani.  Sehr  \erbreilet  auf  den  Trachytbergen  im  Gebiete  der 
weissen  Koros  bei  Chisindia,  Desna ,  Plesculia  und  einwärts  im 
Thale  bis  auf  den  Dealul  vulliueluiului  bei  Körösbänya.  —  Trachyt, 
Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  93  —  630  Met. 

774.  G'tli'im  verum  L.  —  Auf  trockenen  Wiesen  ,  grasigen 
Platzen,  an  den  Böschungen  der  Dämme  und  am  Rande  der  Wege, 
nicht  selten  aber  auch  auf  sumpfigen  Boden,  auf  Moorwiesen  und 
zwischen  Röhricht.  — Im  mitlelung.  Bergl.  in  der  Matra  auf  dem 
Darnö  bei  Sirok;  in  der  Pilisgruppe  auf  dem  Piliserberg  und  Ko- 
päszhegy;  auf  dem  Schwabenberg,    Spissberg   und  Blocksberg   bei 


826 

Ofen,;  im  Donauthale  und  in  den  Thalweilungen  am  Saume  des 
Berglandes  bei  Nänn,  Wailzen,  Allofent  Velencze,  Stuhlweissenburg. 
Auf  der  Kecskem.  Landh.  bei  P.  Csörög,  R.  Palola,  Pest,  Steinbruch, 
Soroksar,  Üllö,  Monor,  Pilis,  Nagy  Koros.  Im  ßiluiriageb.  auf  dem 
tert.  Vorlande  bei  Grosswardein  und  P.  Szt.  Märton;  im  jThale  der 
schwarzen  Koros  auf  den  Wiesen  des  Thalbodens  von  Petrani  ein- 
wärts über  Belenyes  und  Savoieni  bis  Fenalia  und  Rezbünya  und 
auf  den  Höhen  der  Pietra  lunga;  in  der  Plesingruppe  auf  der  Bralcoea 
bei  Monesa,  auf  dem  tert.  Hügelland  im  Thale  der  weissen  Koros 
zwischen  Plescutia  und  Halmadiu.  90 — 820  Met.  —  Kalk,  tert., 
diluv.  und  alluv.  Sandboden,  seltener  auch  auf  Lehmboden.  Scheut 
auch  nicht  das  salzauswitternde  Erdreich,  auf  welchem  die  Exem- 
plare oft  kaum  die  Höhe  einer  Spanne  erreichen  und  sehr  schmale 
Blätter  entwickeln  ,  die  oberseils  mit  kurzen  Zäckchen  ziemlich 
reichlich  besetzt  erscheinen,  während  sich  die  Pflanze  zwischen 
Röhricht  oft  zu  l/2  Meter  Höhe  und  darüber  erhebt  und  an  diesem 
Standorte  meist  obcrseits  vollständig  oder  fast  vollständig  glatte 
Blätter  zeigt.  —  Vorn  Berge  Darnö  in  der  Malra,  erhielt  ich  durch 
Vrabelyi  auch  Exemplare   mit  bleichgelben  Blülhen. 

775.  Galium  inlercedens  [Mollugo  X  verum?}.  —  Unterirdi- 
scher Stengel  wagrecht  kriechend,  oberirdischer  Stengel  steif  auf- 
recht oder  aus  geknickter  Basis  aufsteigend,  vierkantig,  flaumig. 
Blatter  wirtelig  zu  6—8,  lineal,  einnervig,  2 — 3  Centim.  lang,  \ — 2mm 
breit,  in  eine  granenarlige  Spitze  zusammengezogen,  am  Rande 
umgerollt,  beiderseits  mit  abstehenden  kurzen  Haaren  bestreut  und 
unterseits  überdiess  von  sehr  feinen  Härchen  sammtig.  Blüthenstand 
zusammengezogen,  gedrängt-  und  reichblülhig,  länglich- eiförmig. 
Die  Deckblättchen  lanzelllich  in  eine  lange  Grane  zugespitzt.  Die 
Blüthen  blassgelblich,  die  Zipfel  der  3mm  grossen  Krone  fein  zu- 
gespitzt. —  Höchst  wahrscheinlich  ein  Bastart  aus  G.  Mollugo  und 
G.  verum;  vom  ersteren  durch  die  schmal  linealen,  unterseits  fein 
sammligen  Blätter,  zusammengezogenen  Blüthenstand  und  blass- 
gelbliche  Blüthen,  vom  letzteren  durch  den  lockeren,  aus  längeren 
Haaren  gebildeten  Flaum  des  Stengels  und  die  fein  zugespitzten 
Zipfel  der  blassgelblichen  Krone  verschieden.  Da  die  Blätter  neben 
dem  fein  sammligen  Ueberzuge  der  unteren  Seite  auch  noch  an 
beiden  Flächen  mit  abstehenden  Wimperhaaren  reichlich  bestreut 
sind,  so  könnte  angenommen  werden,  dass  ein  behaartes  Exemplar 
des  G.  Mollugo  als  Stammart  bei  der  Erzeugung  dieser  Pflanze 
fungirle.  Von  den  beiden,  bisher  bekannt  gewordenen  mulhmass« 
liehen  Bastarten  aus  G.  Mollugo  und  G.  verum,  unterscheidet  sich 
G.  ochroleucum  Qsubmollugo  X  verum}  Wolf  von  G.  intercedens 
durch  die  spitzen  (nicht  fein  zugespitzten)  Zipfel  der  Blumenkrone 
und  mehr  lockeren  Blüthenstand  ,  Galium  ambiguum  [supermol- 
lugo  X  veruin)  Gren.  et  Godr.  durch  ziemlich  breite,  längliche, 
oder  verkehrtlanzeltliche,  flache,  unterseits  fast  kahle  Blätter,  weit- 
schweifigen lockeren  Blüthenstand  und  grössere  Blülhen. 


327 

Häufig  in  einem  Holzschlage  an  der  Südseite  des  Piliserberges 
am  Abfalle  gegen  P.  Szänlö  und  am  Abhänge  des  Schwabenberges 
gegen  das  Wolfslhal  bei  Ofen.  —  Kalk.   300—500  Met. 

776.  Galium  Mollugo  L.  part.  —  Auf  Wiesen,  im  Gestäude 
der  Waldränder  und  Flussufer,  an  Hecken  und  Zäunen  arn  Rande 
der  Gärten,  Wege  und  Weinberge  sowie  im  Gerolle  der  Schutt- 
halden. —  Gyöngyös,  Waitzen,  Gross-Maros,  Csenke,  Gran,  Visegräd, 
Szt.  Läszlö,  Set.  Andrae,  Altofen,  Ofen,  Promontor,  Stuhlweissen- 
burg,  Margaretheninsel,  Csepelinsel,  Pest,  Gomba,  Nagy  Käta,  Monor, 
Pilis,  P.  Peszer,  Grosswardein,  Belenyes,  Petrani.  —  Trachyt,  Kalk, 
tert.  diluv.  und  alluv.  Lehm-  und  Sandboden.  95  —  440  Met.  — 
(Mehr  weniger  flaumhaarige,  ja  selbst  dicht  behaarte  Exemplare 
sind  im  Gebiete  fast  eben  so  häufig  als  kahle  Exemplare.  Nament- 
lich sammelte  ich  in  der  Nahe  des  Normabaumes  ober  dem  Auwinkel 
bei  Ofen  Exemplare,  deren  Stengel  und  Blätter  ringsum  weich 
zollig   sind). 

777.  Galium  erectum  Huds.  —  (G.  lucidum  Koch  et  pl.  auet., 
höh  All.  non  Gren.  &  Godr.)  —  Aul'  den  Terrassen  felsiger  Berg- 
abilänge und  im  Gerolle  der  Schutthalden.  —  Im  Bihariagebirge 
am  Rande  des  Batrinaplateaus  häufig  auf  der  Pietra  Boghi,  Mogura 
seca,  Pietra  pulsului,  Pietra  muncelului,  und  überhaupt  auf  allen 
Kalk  bergen  im  Gebiete  des  Galbinabaches  und  zwischen  Pelros 
und  Rezbänya;  in  der  Vulcangruppe  auf  dem  Suprapielra  poieni' 
bei  Vidra.  —  Nach  Sudler  auch  auf  den  Bergen  bei  Ofen.  —  Von 
mir  im  Gebiete  nur  auf  Kalk  beobachtet.  180—1265  Met. 

7 78.  Galium  asparagifolium  —  (G. ochroleucum K i t. in  Schultes 
Oesl.  Fi.  (Iöl4)  non  G.  ochroleucum  Wolf  in  Schweig,  und  Kürte 
Fl.  Erlang.  (1804 — 1811).  —  Im  Bereiche  des  Bihariagebirges  in 
der  Hegyesgruppe.  in  Weinbergen  bei  Menes  (Kit).  Nach  S  t  effek 
in  Oest.  b.  Z.  XIV.  178  auch  auf  Hügeln  gegen  Bonikül  bei  Gross- 
wardein. Ob  sich  auch  diese  letztere  Angabe  auf  das  echte  G. 
ochroleucum  Kit.  (welcher Name  oben  in  G.  asparagifolium  umge- 
ändert werden  mussle,  da  Wolfs  G-  ochroleucum  früher  aufge- 
stellt wurde  als  die  gleichnamige  Pflanze  Kitaibel's)  bezieht,  scheint 
mir  einer  Bestätigung  zu  bedürfen  *). 


*)  Als  „Galium  ochroleucum"  bezeichnet  fand  ich  unter  den  mir  zu- 
gesendeten Pflanzen,  sowie  in  verschiedenen  Herbarien  nic'it  weniger  als  sieben 
v  rschiedene  Gaben,  theih  Stammarten  theils  m  ithmassliche  ßastarte  des  G. 
verum  mit   G.  Mollugo  und   G.  erectum  Huds.: 

1.  G.  asparagifolium  —  ((?.  ochroleucum  Kit.  nou  Wolf.),  eine  dem 
G.  erectum  Huds.  verwandte,  aber  durch  doppelt  längere,  gleichbreite,  schmal 
lineale  last  nadeiförmige  Bliiiter,  weitschweifigen  Blüthenstand,  aufrechte  nicht 
spreizende,  oben  stark  keulig  verdickte  Blüthen-  und  Fruchtstiele,  gelbliche 
Blüfhen,  aufrechte  Kronzipfel  und  verkehrt-  eiförmige  (nicht  kugelige)  Frucht- 
knoten verschiedene  Pflanzenart. 

Im  Südost.  Ungarn,  im  ßanat,  auch  in  Siebenbürgen  (von  Kalkbergen  bei 
Thorda,  von  siebenb.  Botanikern  auch  unter  dem  unrichtigen  Namen  „6?.  a, ■»- 
Btatum  L."  erhalten). 


328 

779.  G ali um  silvaticum  L.  Im  Grunde  und  am  Rande  der 
Hochwälder.  — •  Im  mittel.  Bergl.  auf  dem  Kecskeör  und  dem 
Kirälyüt  bei  Felsö  Tarkany ;  in  der  Matra  bei  Paräd;  in  der  Ma- 
guslagruppe  am  Spitzkopf  bei  Gross-Maros;  in  der  Pilisgruppe  bei 
Visegräd  und  Szt.  Läszlö,  am  Piliserberg  und  am  Schwabenberg 
bei  Ofen.  Fehlt  im  Tieflande.  Im  Bihariagebirge  auf  dem  Batrina- 
plateau  nächst  der  Stäna  Oncesa,  dann  auf  der  Pietra  muncelului 
und  nächst  dem  Eingänge  in  die  Hohle  ober  Fenatia;  in  der  Ple- 
siugruppe  auf  dem  Morna,  bei  den  kalten  Quellen  hinter  dem  Bade 
Monesa  und  von  da  aufwärts  über  die  bewaldeten  Höhen  bis  zum 
Gipfel  des  Plesiu;  im  tert.  Vorlande  bei  Felixbad  nächst  Grosswar- 
dein.  —  Trachyt,  Porphyrit,  Schiefer,  Kalk.   200—1330  Met. 

780.  Galium  austriacum  Jacq.  (1773J  —  ((,'.  silvestre  Pollich 
[1776]  et  pl.  auct.).  — ■  Auf  den  Bergen  bei  Ofen,  „in  omnihus 
graminosis  montanis  et  rupeslribus,  praesertirn  monlium  calcareorum; 
in  rirnis  saxorum."  S ad ler.  —  Das  von  Hillebrand  auf  Felsen 
bei  Gant  im  Weissenb.  Komitate  angegebene  „G.  Bocconi*  dürfte 
gleichfalls  zu  G.  austriacum  Jacq.    gehören. 

Galium  rubrum,  das  von  Baumgarten  in  der  Enum.  Trans.  I.  8i 
nahe  an  der  östlichen  Grenze  unseres  Gebietes  bei  Abrudbänya  und  Veres- 
patak  angegeben  wird,  ist  nach  Janka  (üest.  b.  Z.  XIX.  75)  nicht  die  Li  nne' 
sehe  Pflanze  gleichen  Namens,  sondern  Gdium  purpureum  L.  —  Es  wäre 
nicht  unmöglich,  dass  G.  purpureum  L.  auch  noch  innerhalb  des  hier  behan- 
delten Gebietes  gefunden  würde. 

781.  Galium  palustre  L.  —  Auf  sumpfigen  Wiesen,  zwischen 
Röhricht  und  Riedgras  am  Ufer  von  Tümpeln,  Teichen,  Was- 
sergräben und  Bachen.  —  In  den  Thälern  und  Thalweilungen  des 
mittelung.  Bergl.  bei  Parad,  Bodony,  Waitzen,  Nana,  Gyarmat,  JVIuszIa, 
Gran,    Set.  Andrae,  Krotendorf,  Altofen,  Promontor.  Auf  der  Cse- 


2.  G.  verum  L.  mit  blassgelben  Blüthen.  Eine  häufig  vorkommende 
Spielart,  die  oft  irithümlich  für  einen  ßastart  aus  G.  verum  und  G.  Mollugo 
angesehen  wird. 

3.  G.  ochroleucum  (submollugo  X  verum)  Wolf.  =  G.  decolorans  Gr. 
et  Godr. 

Niederösterreich,  Oberösterreich,  Tirol. 

4.  G.  intercedens  QMollugo  X  verum)  —  Ungarn. 

5.  G.  ambiguum  (supermollugo  X  verum)  Gren.  et  Godr.,  zu  welchem 
wohl  G.  Mollugo  8.  ochroleucum  ^Wulf.)  (soll  wohl  Wo lf  heissen!)  in  Marss. 
Fl.  Pom.  219  zu  ziehen   sein  wird. 

Am  Ritten  bei  Bozen  in  Tirol. 

6.  G.  approximatum  (supererectum  X  verum)  Gren.  et  Godr.  —  In 
Oesterreich  und  Ungarn  bisher  nicht  gefunden. 

7.  G.  eminens  Qsubercctum  x  verum)  Gren.  et  Godr.  —  Siebenbürgen. 
—  Hieher  gehört  als  Syn.  G.  verum  var.  Wulfenianum  Schur  Enum.  281, 
ein  unglücklich  gewählter  Name,  der  offenbar  seine  Entziehung  dem  Umstände 
verdankt,  dass  Schur  in  irgend  einem  Werke  statt  Wolf,  Wulfen  gelesen 
haben  mochte.  (Schur  zitirt  a.  a.  0.  auch  Wulfen  und  nicht  Wolf  als 
Autor  des  G.  ochroleucum  und  schreibt  auch  im  Index  S.  919,  G.  ochroleucum 
Wulfen).  Fuss  in  sched.  verbesserte  diesen  Namen  in  G.  Wolfianum,  doch 
st  dieser  Name  überflüssig  und  hat  die  Pflanze  den  älteren  Namen  G.  eminens 
Gr.  et  G  idr.  zu  führen. 


329 

pelinsel.  Am  Velenczer  See.  Auf  der  Kecskem.  Landh.  bei  P.  Csörög, 
R.  Palota,  Pest,  Steinbruch,  Soroksar,  Alberli.  In  der  Tiefebene 
auf  der  P.  Hortobagy,  in  dem  Berellyo  -  Säret  auf  der  P.  Ecseg 
und  am  Mirrha  bei  Kissujszälläs.  Im  ßihariageb.  bei  Grosswardein 
und  Belenyes,  in  der  Fundul  isvorului  im  Rezbänyaerzuge  (hier 
der  höchste  im  Geb.  beobachtete  Standort)  und  im  Valea  Isbucu  im 
Bereiche  des  Balrinaplateaus.  —  Trachyl,  Schiefer,  Sandstein,  tert. 
diluv.  und  alluv.  Lehm-  und  Sandboden.  75  —  1450  Met. 

782.  Galium  uliginosnm  L.  —  An  ähnlichen  Standorten  wie 
die  frühere  Art,  aber  im  Gebiete  weit  seltener.  Auf  Wiesenmooren 
entlang  dem  Rakosbache  bei  Pest  und  auf  einer  Sumpfwiese  zwi- 
schen Alberti  und  Pilis.  Im  Särret  bei  Stuhlweissenburg.  In  den 
Ecseder  Sümpfen  und  auf  dem  VViesenmoore  südl.  von  Grosswar- 
dein. —  Diluv.  und  alluv.  Lehm-  und  Sandboden.  95  —  120  Met. 

783.  Galium  Aparine  L.  —  An  Hecken  und  Zäunen,  an  Wald- 
rändern, in  Holzschlägen  und  in  den  Gebüschen  an  den  Ufern  der 
Bäche.  —  Bei  Paräd,  Csenke,  Gran,  Ofen,  Pest,  Monor.  Pilis,  Gross- 
wardein, Vasköh,  Petrosa,  Rezbänya.  Der  höchste  im  Geb.  beob- 
achtete Standort  auf  der  Stanesa  im  Bihariagebirge.  —  Trachyt, 
Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  95 — 820  Met. 

784.  Galium  spurium  L.  Auf  bebautem  Lande,  zumal  in  Ge- 
müsegärten. Bei  Paräd,  Näna,  Ofen  und  Pest.—  Dil.  und  alluv.  Sand- 
boden.95— 120  Met.  Im  Geb.  in  der  Regel  mit  borstigen  Früchten  (G. 
Vaillantti  DC,  G.  infestum\  Kit.);  viel  seltener  zwischen  derlei 
Exemplaren  auch  solche  mit  kahlen,  oder   fast   kahlen  Früchten. 

785.  Galium  tricorne  W  i  t  h.  —  Auf  bebautem  Lande.  Bei 
Dorogh  nächst  Gran,  bei  Näna,  in  Weingärten  bei  Ofen,  auf  Aeckem 
bei  Czegled,  Abony  und  Szolnok.    -  Lehmboden.  80—100  Met. 

Galium  sacharatum  All.  —  NachSadler  früher  einmal  vonKitaibel 
auf  bebautem  Lande  bei  Ofen  gefunden.  Wurde  dort  in  neuerer  Zeit  nicht 
mehr  beobaclitet  und  seheint  daher  nur  eingeschleppt  und  vorübergehend  im 
Gebiete  vorgekommen  zu  sein. 

786.  Galium  tenuissimum  M.  B.  —  (G.  dicaricatum  Sadl.  Fl. 
Com.  Pest.  ed.  I.  120,  non  L  a  m.,  G.  parisiense  Sadl.  Fl.  Com. 
Pest.  ed.  II.  71,  non  L.).  —  Im  Gebiete  bisher  nur  auf  Aeckem 
und  auf  sterilen  wüsten  Plätzen  in  der  Nahe  der  Reinoller  Mühle 
bei  Set.  Andrae  in  der  Pilisgruppe  gefunden.  —  Trachyltuflf  und 
diluv.  Lehmboden.  100  Met. 

787.  Galium  rotundifolium  L.  —  Auf  thonigem  Boden  über 
„Wiener  Sandstein"  in  dem  Laubwalde  südlich  von  Bontiesci  (Bon- 
czesd)  in  der  Hegyesgruppe  des  Bihariagebirges.  280 — 580  Met. 

788.  Galium  borcale  L.  —  Auf  feuchten  Wiesen.  —  Im  mit- 
telung.  Bergl.  auf  dem  Hajduhegy  bei  Erlau ;  in  der  Pilisgruppe 
bei  P.  Csaba  und  Szt.  Läszlö  südlich  von  Visegräd.  Im  Donauthale 
und  in  den  Thalweitungen  am  Saume  des  Berglandes  bei  Näna, 
Pärkäny,  Csenke,  Sit.  Andrae,  Krotendorl,  Allofen,  Frcsin.  Auf  der 
Csepelinsel.  Auf  der  Kecskem.  Landh.  bei  Soroksar,  Pilis,  Alberti, 
in  grössler  Menge  aber  auf  den  Wiesen  entlang  dem  Rakosbache 
zwischen  Pest,  R.  Polota  und  P.  Szt.  Mihäly,  wo  ich  Strecken  von 


330 

5  Quadrat- Meter  ausschliesslich  von  .dieser  Pflanze  überwuchert 
fand.  Viel  seltener  im  Bereiche  des  Bihariageb.  bei  dein  Bisehofsbad 
nächst  Grossvvardein  und  im  Thale  der  weissen  Koros  zwischen 
Plescutia  Und  Halmadiu.  —  Trachyt,  tert.  diluv.  und  alluv.  Lehm- 
und  Sandboden.  93  —  440  Met.  —  Im  Gebiete  häufiger  mit  glatten 
oder  fast  glatten,  als  mit  borstigen  Früchten. 

789.  Giltum  rubioides  L.  — •  Nach  Sadler  und  anderen  über 
unser  Gebiet  abhandelnden  Autoren  angeblich  häufig  auf  feuchten 
Wiesen  der  Ebene  bei  Pest.  —  (Was  ich  aber  aus  Sadler's,  Ko- 
vacs's  und  anderer  un-r.  Botaniker  Händen  in  verschiedenen  Her- 
barien als  G.  ruhioides  bezeichnet  vorfand,  war  glatlfrüchliges  G. 
boreale  L.  (6r.  hyssopifolium  Ho  ff  in.)  und  nicht  G.  rubioides  L. 
—  Das  echte  G  rubioides  L.  unterscheidet  sich  von  G.  boreale  L. 
durch  einen  geknickt  aufsteigenden,  Vz  bis  1  Meter  hohen  Stengel, 
eiförmig  oder  länglich-  eiförmige  ganz  flache  auch  im  getrockneten 
Zustande  an  dun  Rändern  sich  nicht  zurücklegende,  viel  weichere 
l'/.j— 2V2  Cenlim.  breite,  lebhaft  an  Asperula  taurina  erinnernde 
Blätter  und  eine  breite,  kurze,  fast  ebenstraussige  (im  (JmriöS  etwa 
an  den  doldentraubij;en  Blülhensland  des  Thalictrum  ßavum  erin- 
nernde) Inflorescenz.  Es  liegen  mir  zwar  Exemplare  dieser  Pflanze, 
welche  angeblich  auf  der  Csepelinsel  gesammelt  wurden,  vor,  doch 
habe  ich  selbst  diese  Pflanze  im  Gebiete  nicht  beobachtet,  und  wenn 
sie  wirklich  an  dem  genannten  Standorte  vorkommt,  so  ist  sie  dort 
doch  jedenfalls  sehr  selten.  Dagegen  fand  ich  auf  der  Csepelinsel  und 
überhaupt  auf  feuchten  Wiesen  im  Tieflande  häufig  hohe  üppige 
Exemplare  des  Galium  boreale  L. ,  die  sich  durch  glatte  Früchte  und 
mit  kleinen  Zäckchen  bestreute  Blaltfläehen,  Blatlnerven  und  Stengel 
auszeichneten  und  in  welchen  das  Galium  rubioides  L.  (dem  diese 
Merkmale  der  Frucht-  und  ßlattbekleiduug  gleichfalls  zukommen) 
allerdings  gewissermassen  anklingt.  Dieses  Galium  boreale  ist  es 
offenbar  auch,  welches  Sadler,  der  auf  die  Bekleidung  der  Früchte 
und  Blätter  bei  der  Unterscheidung  der  hier  in  Rede  stehenden 
Galien  grossen  Werlh  legt,  xiuter  seinem  Galium  boreale  begriffen 
hat  und  das  er  in  der  Fl.  Com.  Pest,  „in  pralis  humidis  totius  pla- 
niliei  copiose"  angibt.  Die  Bekleidung  der  Früchte  und  Blätter, 
welche  bei  anderen  Pflauzenarlen  mitunter  sehr  beständig  ist  und 
dann  ein  vortreffliches  Merkmal  zur  Unterscheidung  abgeben  kann, 
ist  aber  gerade  in  diesem  Formenkreise  ein  ganz  unbeständiges 
Merkmal.  Es  liegen  mir  Exemplare  vom  Rakos  bei  Pest,  von  der 
Csepelinsel,,  vom  Hajduhegy  bei  Erlau,  von  Neuvvaldegg  bei  Wien 
etc.  vor,  welche  glatte  Früchte  und  gleichzeitig  an  den  Flächen  und 
Nerven  glatte,  nur  an  den  Rändern  rauhe  Blatter  besitzen,  an- 
derseits auf  dem  Plateau  des  Meissner  gesammelte  Exemplare, 
deren  Blattflächen,  Blattnerven  und  Stengelseiten  von  kleinen  Zäck- 
chen sehr  rauh  sind  und  deren  Früchte  von  gebogenen  Slachelchen 
zugleich  dichtborstig  erscheinen,  ferner  auf  der  Csepelinsel  und 
bei  Grossscheuern  in  Siebenbürgen  gesammelte  ungemein  üppige 
nahezu   */2  Meter   hohe    Exemplare,   deren   Früchte    nur    mit    sehr 


331 

kurzen  Pupillen  besetzt  sind  n.  s.  f.  Auf  den  Wiesen  im  Bereiche 
der  Pest-Ofener  Flora,  sowie  in  dem  Florengebiete  von  Wien  und 
Innsbruck,  fand  ich  alle  diese  Modifikationen  ohne  Grenze  in  ein- 
anderfliessend,  unter  einander  wachsen  und  oft  die  verschiedenen 
Slämmchen  eines  und  desselben  Stuckes  verschieden  bekleidet. 
Ich  halte  es  daher  für  eine  gezwungene  Gruppirung ,  wenn  man 
die  üppigen  kahlfrüehtigen  Exemplare  des  G  boreale  zu  G.  rubioi- 
des  L.  zieht  und  betrachte  auch  die  auf  der  Niederung  um  Pest 
so  häufige  Pflanze  nicht  für  G.  rubioides  L.  sondern  für  G.  boreale  L.) 

790.  Galium  glabrum  (L.).  —  {Galium  Bctuhini  R.  et  Seh.). 
—  Auf  Wiesen,  unter  niederein  Buschwerk  au  Waldrändern  und 
in  Niederwäldern.  Im  inittelung.  ßergl.  in  der  Malra  bei  Paräd; 
am  Nagyszal  bei  Waitzen;  in  der  Magustagruppe  am  Spilzkopf  bei 
Gross-Maros;  in  der  Pilisgruppe  zwischen  Szt.  Läszlö  und  Visegräd 
(hier  sehr  häufig).  Im  Bihariageb.  auf  dem  Vorlande  am  Köbänya- 
berg  und  im  Szaldobägyer  Walde  bei  Grosswardein  und  von  da 
über  das  ganze  tertiäre  Hügelland  bei  Lasuri,  Hollodu  bis  in  das 
Becken  von  Belenyes;  auf  dem  Bonloskö  bei  Petrani;  auf  dem 
Vasköher  Plateau;  an  der  Grenze  des  Rezbänyaerznges  und  des 
Batrinaplateaus  bei  Fenatia  und  Rezbänya  und  durch  Valea  mare 
bis  auf  die  Stanesa;  in  der  Plesiugruppe  am  Südabfalle  des  Plesiu; 
in  der  Hegyesgruppe  auf  den  Höhen  der  Chiciora  südöstlich  von 
Buteni  und  im  Thale  der  weissen  Koros  durch  Valea  Liesa  bei 
Halmadiu  bis  auf  die  Hügelzüge  bei  Köröshäuya.  —  Traeliyt,  Por- 
phyrie, Schiefer,  Kalk,  tert.  Lehmboden.  300—650  Met.  —  Im  Tief- 
lande von  mir  nicht  beobachtet.  K  i  t  a  i  b  e  l's  Angabe,  dass  die 
Pflanze  bei  Szt.  Marlon  Käta  vorkomme,  (Itinerar  der  Marmaroser 
Reise)  möchte  ich  sein*  in  Zweifel  ziehen. 

791.  Galium  Cruciata  (L.).  Am  Saume  der  Hochwälder,  in 
Niederwäldern,  in  Holzschlägen,  auf  Wiesen.  —  Im  mittelling.  Bergl. 
auf  dem  Nagyszal  bei  Wailzen;  am  Spitzkopf  bei  Gross-Maros;  in 
der  Pilisgruppe  bei  Visegräd,  Set.  Andrae  und  P.  Csaba  (hier  aus- 
nehmend häufig),  auf  dem  Piliserberge,  ober  dem  Saukopf  und 
am  Schwabenberg  bei  Ofen,  im  Kamnierwalde  bei  Promonlor.  In 
der  Stuhlweissenburgcr  Niederung  bei  Vajta.  Im  Bihariageb.  auf 
dem  tert.  Vorlande  zwischen  Grosswardein  und  Belenyes,  auf  dem 
Vasköher  Plateau  bei  Campeni  und  Colesci  und  am  Rande  des 
Batrinaplateaus  ober  der  Pietra  lunga  bei  Rezbänya.  —  Trachyt, 
Schiefer,  Kalk,  Sandstein,  tert.  und  diluv.  Lehmboden.  100 — 820 
Met.  —  Im  Tieflande  nicht  beobachtet. 

792.  Galium  retrorsum  D.C.  Prodi*.  IV.  605  —  (G.  pedemon- 
tanum  pl.  auet.  non  [Bell.  App.  alla  Fl.  ped.  1788]  non  All.  Aue- 
tuar.  ad  Fl.  ped.  1789.).  —  An  grasigen  Platzen.  Im  inittelung. 
Bergl.  in  der  Matra  auf  dem  Darnö  bei  Sirok;  am  Nagyszal  bei 
Waitzen;  in  der  Pilisgruppe  am  Piliserberg,  im  Leopoldilelde,  auf 
dem  Lindenb^rg  und  Blocksberg  bei  Ofen,  bei  Budaörs,  im  Kam- 
merwalde bei  Promontor  und  auf  der  „grossen  Heide"  ober  Teteny 
Auf  der  Csepelinsel.  Auf  der  Kecskemeler  Landhöhe  auf  dem  Her- 


332 

minenfelde  bei  Pest,  bei  Alberti  und  auf  den  Sandhügeln  im  Wald- 
reviere zwischen  Monor  und  Pilis.  Im  Bihariageb.  auf  dem  Köbänya- 
berge  bei  Grosswardein.  —  Kalk,  diluv.  Sand.  95—650  Met.  — 
(Obschon  von  DC.  im  Prodr.  IV.  605  und  neuerlich  von  Janka 
in  den  Adnot.  574  darauf  aufmerksam  gemacht  wurde  ,  dass  das 
Galium  pedeinontanum  M.  B.  und  (W.  K.)  eine  von  dem  echten 
G.  pedemontatium  (Bell.)  und  All.  verschiedene  Pflanze  sei,  dem- 
zufolge die  erstere  Art  a.  a.  0.  in  Galium  retrorsum  umgetauft 
wurde,  wird  nichts  destoweniger  fast  von  allen  Floristen  fort  und 
fort  das  G.  retrorsum  D.C.  noch  als  G.  pedeinontanum  aufgeführt. 
—  Koch  sagt  in  der  Syn.  283  „Specimina  taurineusia,  germanica 
et  hungarica  a  ine  visa  caulem  magis  minusve  retrorsum  aculeatum 
et  simul  pilosum,  vel  aculealum  et  pilis  destitutum  habent,  ideoque 
G.  pedemontatium  et  retrorsum  D.C.  Prodr.  IV.  605  inier  se  specie 
non  differe,  mihi  persuasum  habeo."  Aus  dieser  Bemerkung  geht 
aber  nur  soviel  hervor,  dass  die  Pflanze,  welche  Koch  aus  den 
südwestlichen  Alpen  vorliegen  halle,  Galium  retrorsum  D.C.  war 
und  dass  er  Exemplare  des  G.  pedeinontanum  D.C.  nie  gesehen 
halte.  Die  in  Piernont  und  Wallis  gesammelten,  von  Schleicher 
als  „Cr.  pedeinontanum"  ausgegebenen  Exemplare,  welche  auch  mir 
vorliegen,  sind  allerdings  G.  retrorsum  D.C.  und  nicht  G.  pede- 
inontanum und  auch  alles  was  ich  aus  Südtirol,  Italien,  Nieder- 
öslerreich,  Ungarn  und  Siebenbürgen  gesehen  habe,  gehört  zu  G. 
retrorsum  D.C,  dessen  an  den  Kanten  mit  widerliackigen  Stachel- 
chen besetzter  Stengel  bald  kahl,  bald  schwach,  bald  stark  haarig 
erscheint.  Der  Pflanze,  welche  D.C.  für  das  echle  G.  pedeinontanum 
(Bell.)  und  All.  nimmt,  fehlen  die  widerliackigen  Slachelclien  an 
den  Stengelkanten  vollständig,  der  Stengel  isl  an  dieser  Pflanze 
von  weichen  abstehenden  Haaren  dicht  zottig,  die  Blatter  sind 
slumpf  oder  vorne  gerundet  wie  an  G.  glabrum  (L.)  und  verhäll- 
nissmässig  kürzer  und  breiter  als  an  G.  retrorsum ,  die  Cymen, 
welche  bei  G.  retrorsum  nur  halb  so  lang  sind  als  die  Blätter  und 
nur  1—  3blüthig  erscheinen,  sind  an  G.  pedeinontanum  nur  wenig 
kürzer  als  die  Blatter  und  in  der  Regel  4  bis  5-  seltener  nur  3- 
blülhig.  Die  Blülhen,  welche  an  G.  retrorsum  ganz  winzig  klein 
(X)-5mm)  und  bleich  grünlich-gelb  sind,  gleichen  an  G.  pedeinontanum 
in  Grösse  und  Farbe  jenen  <les  G.Cruciata  („llores  flavi  fere  Cru- 
ciatae"  D.C.  1.  c.)  und  zeigen  einen  Durchmesser  von  'lmml  Habi- 
tuell  sieht  G.  pedeinontanum  einem  zarten,  kleinen,  dichlzoltigen 
G.  glabrum  (L.)  nicht  unähnlich,  unterscheidet  sich  aber  von  diesem 
leicht  durch  die  einjährige  Wurzel  und  die  lang  zottigen  ßlüthen- 
stiele.  Von  einigen  Botanikern  scheint  sogar  diese  Pflanze  für 
Galium  glabrum  (L.)  oder  G.  vernum  Scop.  gehalten  worden  zu 
sein  und  es  liegen  mir  z.  B.  von  Sieber  bei  Ajaccio  auf  Corsica 
gesammelte  und  als  ,,G.  vernum"  ausgegebene  Exemplare  vor, 
welche  zu  G.  pedeinontanum  gehören  *).    Ob  Bellardi    und  Allioni 

*)  In  Gren.  et  Godr.  Fl.  de  Fr.  fehlt  G.  pedemontanum  und  es  wird 
dort  (II.  16)  auf  Corsica  G.  vernum  angegeben.  Gren.  et  Godr.  dürften  daher 


333 

vielleicht  beide  von  De  Candolle  geschiedene,  hier  in  Roth; 
siehende  Pflanzen  unter  ihrem  G.  pedemontanum  begriffen  oder 
nur  die  eine  derselben,  welche  D. C.  als  G.  pedemontanum  bezeich- 
nete, darunter  verstanden  haben,  lässt  sich  mit  Sicherheit  kaum 
entscheiden.  Wollte  man  übrigens  auch  das  erslere  annehmen,  so 
würde  dennoch  der  von  Spanien  bis  in  das  südliche  Russland  durch 
das  südliche  und  östliche  Europa  verbreiteten  Pflanze  mit  den 
widerhackigen  Stengelkanlen ,  den  verlängerten  Internodien  und 
den  winzigen  blass  grünlich -gelben  Blüthen  der  1 — 3blüthigen 
kurzen  Cyme  der  gut  gewählte  Name  Galium  retrorsum  D.C.  zu 
verbleiben  haben  und  das  weit  seltenere  G.  pedemontanum  DC. 
hätte  dann  den  Namen  G.  pedemontanum  (Bell.)  et  All.  part.  zu 
führen). 

793.  Rubia  tinctorum  L.  —  An  Hecken  und  Zäunen,  in  Stras- 
sengräben  und  an  Mauern.  Bei  Set.  Andrae  gegen  die  Mühlen  zu, 
bei  Ofen,  namentlich  zwischen  dem  Blocksberg  und  den  Bitter- 
salzquellen häufig,  im  Stadtwäldchen  bei  Pest  selten.  —  Diluv.  und 
alluv.  Lehmboden,  selten  auch  auf  Sandboden.  95 — 160  Met.  — 
Wird  und  wurde  im  Gebiete  nicht  auf  Feldern  gebaut  und  ist  daher 
hier  auf  keinen  Fall  als  verwildert  anzusehen.  Die  Pflanze  ist  jeden- 
falls schon  in  uralter  Zeit  unabsichtlich  eingeschleppt  und  erhält 
sich  gleich  zahlreichen  anderen  eingeschleppten  Ruderalpflanzen  an 
den  bezeichneten    Standorten. 


lieber  Chrysanthemum  montauum  L. 

Von  Carl  Gsaller. 

Durchblättert  man  die  Floren  verschiedener  Autoren  und  Län- 
der und  vergleicht  aufmerksam  die  Umrahmung  der  Arten,  so  dürfte 
es  wohl  bald  in  die  Augen  fallen,  wie  an  der  einen  Stelle  eine 
recht  auffallende  und  gut  unterscheid  bare  Pflanzenform  unter  den 
Hut  einer  sogenannten  „guten  alten  Species"  hineingesteckt,  an 
der  anderen  Stelle  aber  ein  ähnliches  vegetabilisches  Produkt  als 
Art  aufrecht  erhalten  wird.  Ersteres  geschieht  rein  nur  desswegen, 
weil  etliche  Exemplare  dieser  Pflanze  das  Unglück  hatten,  sich  durch 
etwas  verschiedenen  Standort  als  Uebergangsform  zu  zeigen,  wäh- 
rend oft  die  vermeintlichen  „guten  Arten"  weit  schwankender  sind, 
als  die  unnöthiger  Weise,  zu  einem  Varietäten-Anhängsel  herab- 
gewürdigte Gewächsform.  Ein  solches  Beispiel  scheint  mir  auch  obige 
Linne'sche  Chrysanthemum- Art  zu  bilden. 

Da  mir  hier  in  der  Umgebung  von  Innsbruck  schon  in  den 
ersten    Tagen    meiner    botanischen    Ausflüge    der    Reichlhum    de^: 


die  Sieber'schen  Exemplare  ohne  nähere  Prüfung  gleichfalls  für   G.   vemum 
genommen  haben. 


:Ui 

Sonnenburger  Hügels  an  Pflanzenformen  auffiel,  pflege  ich  ihn  ziem- 
lich häufig  zu  besuchen  und  rnuss  es  gestehen,  dass  ich  fast  immer 
wenigstens  durch  irgend  eine  Beobachtung  reicher  zurückkehre, 
wenn  ich  nur  nicht  allein  die  Augen  auf  das  mich  ebenfalls  beschäf- 
tigende Studium  der  Coleoptern  gerichtet  habe.  Im  Sommer  des 
vergangenen  Jahres  entdeckte  icli  auf  ihm  einen  Composit,  der 
zwar  dein  Chrys.  Leucanthemum  ähnlich  sah,  aber  durch  ein  con- 
vexeres  Reeeptaculum,  durch  grössere  ßlülhenköpfchen,  durch  eine 
breitere  stärker  eingeschnittene  ßlattbasis  und  einen  ziemlich  deut- 
lich wahrnehmbaren  Kamillengeruch  mich  derart  verblendete,  dass 
ich  anfänglich  ein  ganz  anderes  Genus  zu  erblicken  wähnte.  Doch 
es  war  eben  nichts  anderes  als  die  montane  Chrysanthemum-Form. 
Die  randständigen  flores  ligulati  Hessen  recht  gut  ein  Kronchen 
von  der  halben  Länge  des  Tubus  erkennen.  Dadurch  angeregt  unter- 
suchte ich  sehr  uenau  auf  meinen  Exkursionen  die  mir  unterkom- 
menden Exemplare  von  Chrysanthemum-,  und  wohl  Hunderle  von 
solchen  mögen  auf  diese  Weise  um  ihre  Calalhia  gekommen  sein. 
Der  Schluss  des  Ganzen  war  der,  dass  ich  die  Wandelbarkeit,  dieser 
Pflanze  sattsam  zu  sehen  bekam.  Die  Wucherblumen  der  Tiefe 
blieben  so  ziemlich  frei  von  den  häutigen  Krönchen,  allein  auf  dem 
Mittelgebirge  fand  ich  bald  rechts  und  links  zwei  häutige  Anhäng- 
sel, bald  verbanden  sich  diese  zu  einem  sehr  kurzen  Saume,  diesen 
sah  ich  wieder  etwas  länger  bis  zur  halben  Länge  der  Blumen- 
kronenröhre.  Ebenso  veränderlich  zeigte  sich  der  Kamillengeruch, 
doch  bemerkte  ich,  dass  mit  dem  Wachsen  desselben  auch  der 
Saum  der  randständigen  Früchte  zunehme.  Die  ßlattbasis,  endlich 
die  Grösse  der  Calathien  u.  s.  w.  zeigten  gar  keine  Beständigkeit. 
Bemerkenswerth  sind  hier  die  Beobachtungen,  die  ich  auf  dem 
Wege  zur  Höttinger  Alpe  gemacht  habe.  Bei  circa  3000'  traf  ich 
zuerst  Exemplare,  die  an  obige  Pflanze  erinnerten,  allein  eine  nähere 
Untersuchung  erwies  sie  als  Uebergänge  von  Leucanthemum  in 
montanum,  woraus  man  ersieht,  dass  letzteres  nicht  einmal  in  den 
subalpinen  Regionen  immer  zur  Entwicklung  komme.  Doch  weiter! 
Als  ich  etwas  höher  hinauf  gekommen  war,  erblickte  ich  wieder 
einen  Repräsentanten  des  genannten  Genus,  er  schien  das  corono- 
pifolium  Vill.  zu  bilden.  Das  Galalhium  und  der  Habitus  stimmten 
hiefür,  allein  die  Blätter  zeigten  sich  in  Form  denen  des  Leucan- 
themum nähernd,  ohne  die  ausgebildete  Gestalt  derselben  zu  erlangen. 
Das  Krönchen  war  für  coronopifollum  ebenfalls  zu  kurz.  Also  ein 
Uebergang  desselben  in  montanum  oder  Leucanthemuml  Und  doch 
wird  namentlich  ersteres  durchwegs  als  Species  betrachtet,  während 
die  z.  B.  vielmehr  in  das  Auge  fallenden  Rhinanthus-  Formen 
zu  Varietäten  herabgewürdigt  werden.  Würde  ich  zu  der  Klasse 
der  Kulminanten  zählen,  könnte  ich  freilich  aus  den  genannten 
Pflanzen  ß  und  y  Anhängsel  des  Leucanthemum  machen  und  sie 
vielleicht  dabei  noch  überflüssiger  Weise  umtaufen,  wie  es  z.  B.  in 
Hausmann's  Flora  von  Tirol  mit  dem  Rhinanthus  Alectorolophus 
geschehen  ist,    wodurch  die  ohnedem  herrsehende  Verwirrung  der 


335 

Nomenklatur  immer  noch  gesteigert  wird.  Kittel  hat  auch  wirklich 
cororwpifolitiHi  und  ceratophylloidcs  zusammengeworfen  und  seihst 
bei  montanum  sagt  er,  dass  es  Alpenform  von  Leucanthenium  sei  — 
und  doch  lässt  er  es  stehen.  Ausser  den  hier  niedergeschriebenen 
Wandlungen  habe  ich  noch  eine  ganze  Reihe  anderer  beobachtet 
und  zwar  habe  ich  nirgends  angezweifelte  Speciinina  als  veränder- 
lich und  in  einander  übergehend  gefunden  wie  z.  B.  Carex  aetn- 
pervirens  Vi II.  und  firma  Host  am  Wege  zur  Frauliült  dahier. 
Wer  da  nicht  glauben  will,  komme  nur  herein  in  unser  Alpenland 
und  schaue  mit  offenen  Augen,  er  wird  wie  andere  die  Varielälen- 
krämerei  aufgeben,  da  zuletzt  alles  in  einen  Rahmen  gesteckt 
werden  müsste  und  gar  wenig-  für  den  Begriff  der  „guten  Species- 
übrig  bleiben  würde.  Aus  diesem  Grunde  werde  ich  auch  keinen 
Anstand  nehmen  die  Hochalpenform  der  Valeriana  saxatilis  als 
paueiflora,  eine  Uebergangsforin  von  Saxifraga  Seguieri  in  an- 
drosiuea  als  Art  in  meinem  Sinne  zu  beschreiben,  da  besonders 
ersteres  Pfliinzehen  sehr  aufFallend  und  unterscheidbar  ist.  Ich 
schliesse  diese  Zeilen,  die  als  Beilrag  zur  Begründung  der  Ansicht 
an  eine  Variabilität  sämmllicher  Gewächse  gelten  mögen,  in  der 
Hoffnung,  dass  diese  Meinung  endlich  den  Sieg  erringe. 

Innsbruck,   am  16.  August  1870. 

-~JC*- 

Botanische  Mittheilungen. 

Von  Rupert  Huter. 

Am  20.  Sept.  kam  erst  nach  mehr  als  monatlanger  Reise  die 
Kiste  mit  Th.  Piehler's  heuriger  Dalmatiner  Sammlung  in  meine 
Hände.  Obschon  gedrängt  durch  Arbeiten,  veranlasst  durch  das 
kurz  vorher  erfolgte  Ableben  meines  Herrn  Pfarrers,  suchte  ich 
doch  jeden  Augenblick  zu  benutzen,  um  diese  Schätze  einer  vor- 
läufigen Musterung  zu  unterziehen.  Ich  fand  prachtvolle  Sachen, 
auf's  beste  und  meistens  instruktivste  präparirt.  Ich  zähle  vorläufig 
bei  450  verschiedene  Species,  wovon  ich  für  jetzt  einen  grossen 
Theil  separiren  musste  zur  besseren  Untersuchung.  Unter  andern 
fielen  mir  einige  Stücklein  eines  Gnaphaliuni  auf,  genommen  von 
der  Nordseile  des  Lovcen  in  Montenegro,  das  zwischen  G.  supi- 
num  L.  und  G.  Hoppeanum  K.  zu  stehen  käme,  welches  ich  gerne 
Gnaphalium  Pichleri  nennen  möchte.  Ein  Cirsium  bei  Njeguschi  in 
Montenegro  ist  mir  ebenfalls  gänzlich  fremd,  jedenfalls  keines  der 
von  Visiani  in  der  Flor.  dalm.  aufgeführten,  wie  noch  mehrere 
andere  Arten,  die  erst  einer  eingehenden  Prüfung  harren. 

Pichler  reiste  Anf.  April  in  Begleitung  seines  Bruders,  der 
Ende  Mai  nach  Hause  ging,  nach  Spalato,  wurde  aber  von  der  ab- 
normen Witterung  sehr  gehindert;    fand  überhaupt  fast  nichts  von 


336 

Orchideen  etc.  entwickelt;  besuchte  dann  Anf.  Mai  Lesina,  Ende 
Mai  Ragusa,  dann  Lissa,  am  20.  Juni  bestieg  er  den  Biokoo.  Anf. 
Juli  reiste  er  nach  Caltaro,  von  wo  aus  er  2mal  den  Lovcen  und 
lmal  den  Orice  bestieg  bei  anhaltender  Hitze  von  30 — 33°  R., 
welche  ihm  nach  einer  unversehenen  Verkühlung  längere  Zeit 
Schwindel  mit  Kopfweh  verursachte,  dass  er  gegen  sein  Vorhaben 
dem  Monte  Orjen  den  zweiten  Besuch  nicht  mehr  abstatten  konnte. 
Er  kehrte  Ende  Juli  nach  Spalato  zurück,  ging  noch  über  Sige  in 
die  Prologhketle  und  machte  sich  erst  im  halben  August  auf  die 
Heimfahrt. 

Meine  heurigen  Exkursionen  waren  durch  die  langdauernde 
Krankheit  meines  Herrn  Pfarrers  sehr  beschränkt.  Ein  Versuch,  am 
30.  Juni  die  Pedicularis  Hnteri  Kern  er  wiederzufinden,  scheiterte 
wie  in  den  zwei  vorigen  Jahren.  —  Am  3.  Juli  fuhr  ich  nach  Cor- 
tina  d'Ampezzo,  bekam  am  4.  Abends  die  für  mich  fast  unver- 
hoffte Nachricht,  dass  ich  über  Sonntag  am  10.  Aushilfe  bekomme. 
So  eilte  ich  am  5.  mit  Slaffete  nach  Venas,  der  ersten  Postslatiou 
im  Venelianischen  und  dann  zu  Fuss  über  Valle  nach  Perarollo. 
Ich  sammelte  dorthin  Saxifraga  Hostii  Tausch,  Spiraea  decunt- 
bens  Koch  ß  Poeckhii  Hausm.  i.  e.  pubescente  Form,  Euphorbia 
Baselices  Ten.,  einige  Stücke  Cyclamen  europaeum  L.  Am  6.  wieder 
zu  Fuss  von  Perarollo  immer  auf  der  Strasse  über  Rivalgo,  Ter- 
mine, Ospitale,  Caslello.  Longarone,  Forlogno  nach  Cftpo  di  Ponte, 
wohin  ich  mein  Trockenpapier  dirigirt  hatte,  weil  dies  der  taug- 
lichste Ort  schien,  um  am  folgenden  Tage  den  Monte  Serva  zu 
besteigen.  Ich  notirte  dorthin:  Bromus  madrüensis  L.  Lasiagrostis, 
Vicia  Gerardi,  Cytisus  purpureus,  Euphorbia  Baselices  Ten.,  Cam~ 
panula  spicata,  Carex  mucronata,  Aquilegia  Bauhini  Schott,  Chon- 
drilla  praenanthoides,  Salix  grandifolia  und  glabra,  Valeriana  saxa- 
tilis,  Rhododendron  hirsutum,  Phyteuma  comosum,  Cirsium  Erisi- 
thales,  Festuca  spectabilis  und  varia  ß  flavescens,  Athamantha 
Muthioli  u.  Spiraea  decumbens. 

Der  Aufbruch  am  7.  mit  einem  Führer  verspätete  sich  etwas, 
so  dass  wir  bei  Sonnenaufgang  um  5  Uhr  erst  eine  kleine  Strecke 
des  über  Polpet  steil  aufsteigenden  Berges  vollbracht  haben.  Es 
überkommt  mich  heute  noch  ein  eigentümliches  Gefühl,  wenn  ich 
mich  auf  die  ausgestandene  Hitze  erinnere;  kein  Lüftchen  bewegte 
die  gewitterschwüle  Luft.  Unvorsichtiges  Zurückstreifen  des  Hemd- 
ärmels wurde  durch  derartiges  Verbrennen  gestraft,  dass  die  Epi- 
dermis sich  am  dritten  Tage  in  grossen  Stücken  am  Arme  abziehen 
liess.  Lange  wollte  nichts  Interessantes  erscheinen  oder  was  mich 
interessirle,  nur  in  geringer  Anzahl,  z.  B.  Cytisus  supinus  L., 
Cirsium  Portae  Hausm.  (ErisithalesXpanonicum).  Die  ßergwässer 
boten  überdiess  kleine  Abwechslungen  von  Andropogon  Gryllus, 
Hypochoeris  maculata,  Centaurea  axillaris,  Orchis  globosa,  Phaca 
atpina,  Scorzonera  rosea,  Ornithogalum  pyrenaicum,  Gladiolus 
palustris,  verblühte  Paradisia  Liliastrum  etc.  Zudem  waren  alle 
Pflanzen    stark    lädirt    durch  in    voriger   Woche    gefallenen    Hagel. 


337 

Einzelne  gänzlich  verblühte  Pedicularis  gyroflexa  Gaud.  waren, 
da  mein  Hauplintentum  auf  diese  gerichtet  war,  ebenfalls  nicht 
im  Slande  ein  freudiges  Weiterkeichen  zu  veranlassen.  Die  ein- 
zige Quelle  bei  6000'  c.  des  Monte  Serva  auf  unserer  Seite  wurde 
aufgesucht.  Doch  welch'  ein  Wasser!  wenige  Tröpflein  sickerten 
lauwarm  über  moosgepolsterten  Stein  herunter.  Wenigstens  etwas 
gelabt  traten  wir  quer  durch  die  obersten  Bergwiesen  den  Weg 
zur  Malga  (Sennhütte)  an.  Auf  einmal  sah  ich  an  schoossartigen 
Stellen,  wo  der  von  den  obern  Halden  abgeschossene  Schnee 
später  schmolz,  die  schöne  Pedicularis  gyroflexa  in  Blüthe,  welche 
mit  der  bei  weitem  häutigeren  Pedicularis  elongata  Kern  er  einen 
reizenden  Anblick  gewährte.  Darüberherwandernd  bemerkte  ich 
mit  Staunen,  dass  manche  Exemplare  der  vermeintlichen  gyroflexa 
ganz  eine  eigentümliche  Farbenmischung  ins  Gelblichweisse  und 
schwach  Rosarolh  zeigten.  Welche  Freude!  als  ich  bei  oberfläch- 
licher Untersuchung  bemerkte,  dass  ich  es  mit  einem  ausgespro- 
chenen Mittelschlage  zu  thun  habe,  für  welchen  ich  sogleich  an 
Ort.  und  Stelle  einen  Namen  schöpfte,  den  dieser  prachtvolle 
Bastart  führen  mag,  als  kleines  Zeichen  meiner  Verehrung  und 
des  Dankes  nämlich:  Pedicularis  Kerneri  tgyroflexaXelongata). 
Ein  Exemplar  stellt  unzweifelhaft  die  Combination  super  elongataX. 
gyroflexa  dar,  für  welche  ich  den  Namen  Pedicularis  veneta  vor- 
schlage. Ausführlichere  Beschreibung  beider  Bastarte  muss  ich  auf 
gelegenere  Zeit  verschieben.  —  Bei  der  Sennhütte  angelangt,  welche 
c.  600-700'  unter  dem  Gipfel  des  Serva  in  einer  Mulde  liegt, 
liess  es  mich  nach  kleiner  Rast  und  Erquickung  trotz  aller  Ermat- 
tung doch  heine  Ruhe,  ohne  die  oberste  Kuppe  erreicht  zu  haben. 
Ich  machte  mich  allein  auf,  und  obwohl  der  Aufstieg  mir  sehr  sauer 
ward,  wurde  ich  doch  auf  dem  Gipfel  durch  den  Anblick  der  herr- 
lichen Alpenpflanzen,  als:  Geranium  argenleum,  Eritrichum  nanumy 
Alyssum  Wul fenianum  entschädiget. 

Die  am  Serva  vom  Papperitz  angegebene  Primula  tirolen- 
sis  Schott  entging  mir,  trotzdem  dass  ich  alle  Felsen  fleissig  ab- 
suchte, welche  wohl  mit  Primula  Auricula,  Paederota  Bonarota, 
Spiraea  decumbens,  die  alle  Felsenspalten  vom  Thale  bis  über  7000' 
ausfüllt,  besetzt  waren.  Sehnsuchtsvoll  schaute  ich  vom  Gipfel 
des  Monte  Serva  hinüber  auf  die  ringsum  unzähligen  aufragenden 
Spitzen  und  Hörner  dieser  Ausläufer  der  Alpen  gegen  die  venelia- 
nische  Ebene,  deren  manche  schon  von  weifen  die  günstigsten 
Lagen  für  Pflanzen  verrathen,  wahrhaft  geeignet  ein  deli'ium  bota- 
nicorum  zu  sein,  und  wie  schmerzlich  berührte  mich  der  Gedanke, 
nicht  die  Mittel  und  Gelegenheit  zu  haben,  diesen  noch  so  wenig 
durchforschten  Gebieten  meine  Kräfte  in  dem  Maasse  schenken 
zu  können,  dass  selbe  nicht  mit  so  forcirten  Anstrengungen  in 
kurzem  aufgerieben  werden  müssten.  —  Auf  dem  Rückwege  be- 
merkte ich,  dass  Saxifraga  Hostii  Tausch,  crustata  Host  und 
Aizoon  L.  manchmal  in  ganz  geringer  Entfernung  von  einander  stehen, 
fand  noch  ein  etwas    ergiebigeres    Nest    mit  Cytisus  supinus.    Am 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  11.  Heft.  1870.  *2 


33  8 

8.  kehrte  ich  nach  Ampczzo  zurück.  Am  9.  sammelte  ich  am  Ufer 
der  ßoila  ein  Hieracium,  das  mir  von  Autoritäten  als  H.  bupleu- 
roides  ß  Schenkii  Grisb.  bestimmt  wurde,  diess  ist  aber  sicher 
kein  bupleuroides  Gmel,  sondern  eine  merkwürdige  Form  des 
H.  glabratum  Hoppe,  die  ebenso  gut  wieviele  andere  Hieracium- 
Formen  einen  Namen  zu  tragen  berechtiget  wäre,  nebst  Hieracium 
canescens  Shl.  var.  Ganderi  II  au  sin.  in  den  wechselndsten  For- 
men, deren  einige  das  Ansehen  von  //.  murorum,  andere  fast  des 
IL  porrifolium  bieten.  —  Am  11.  wollte  ich  nach  Andraz  im  Buchen- 
stein und  zwar  bei  la  Torre  über  ein  Mittelgebirge  c.  7500'.  Die 
mir  auf  dem  Monte  Serva  zugezogene  Verkühlung  und  deren  Folgen, 
sowie  die  Verwüstung  durch  Hagel  und  Kälte  in  den  Regionen  über 
der  Holzgrenze  vereitelten  meinen  Vorsalz.  Von  Hieracium  fuligi- 
natum  Hut.  et  Gand.,  das  ich  für  ein  H.  glanduliferumxjcillosum 
halle,  war  keine  Spur  zu  entdecken.  Das  nämliche  Schicksal  tlieilten 
Anemone  baldcnsis,  Androsace  Hausmanni  Leyb.,  Pedicularis  rosea, 
Rammculus  Seguieri,  Valeriana  elongala  etc.  Unter  solchen  Um- 
standen wäre  ein  Vordringen  zu  dein  Standorte  des  Hieracium 
nothum  mihi  (piloselloidesX.a>irantiacum?)  welches  an  einer  be- 
schränkten Stelle  c.  6500'  der  Bergmähder  des  Thälchens  vom 
la  Torre  nach  Andraz  vorkommt  ,  rein  vergebens  gewesen.  Die 
andern  zu  hoffenden  Pflanzen  um  Andraz,  als-.  Rammculus  oreo- 
philus  M.  B.  Astragalus  purpureus.  Draba  Thomnsii  k.  u.  Carex 
pcdiformis  M.  beide  wahrscheinlich  ganz  verreift,  Salix  caesia  Vi  II., 
Centaurea  nervosa  W.,  Erigeron  glabratus  Hop.,  Paederota  Bona- 
rota  L,  Phyteuma  Sieberi  Spr.  etc.  hatte  ich  theils  schon 
vorrathig,  so  dass  ich  um  la  Torre  (ein  schlossthurmartig  aufra- 
gender Dolomitfelsen)  herumbog  und  durch  Valzaregoi  nach  Am- 
pczzo zurückkehrte.  Ich  füllte  meine  Büchse  mit  Homogyne  dis- 
color,  Anlhemis  alpinu,  Trifolium  caespitosum,  Oxytropis  montana 
und  Pedicularis  elongata  K  cm  er,  von  welch'  letzteren  mein  junger 
Begleiter  am  folgenden  Tage  noch  ein  Quantum  nachholte.  —  Am 
13.  Vormittag  holte  ich  Dianthvs  speciosus  Hb.  forma  alpestris  in 
der  Richtung  von  Cortina  gegen  Tre  croci  und  Lathyrus  hetero- 
phyllus,  gegen  Abend  auf  dem  Gries  der  ßoila  beim  Zoll  (Majone) 
unter  strömendem  Regen  Festuca  Schcuchzeri  Vill.  var.  plicata  mihi 
d.  i.  mit  kurzen  starren  borstlichen  Blättern,  welche  der  Pflanze 
gegen  auf  Schieferalpen  wachsende  einen  eigenlhümlichen  Habitus 
verleihen. 

Am  14.  fuhr  ich  Früh  mit  Eilwagen  nach  Landro,  wo  ich 
das  Vergnügen  hatte,  Dr.  Noe  von  München  kennen  zu  lernen, 
der  die  meisten  dort  herumwachsenden  Pflanzen  schon  gesammelt 
halte.  Der  Nachmittag  wurde  verwendet,  um  Galium  margaritaceum 
Kern  er  in  grösserer  Anzahl  zu  sammeln,  was  keine  kleine  Mühe 
ist,  da  selbe  nicht  besonders  häufig  vorkommt.  Mir  sind  ausser 
einigen  offenbar  angeschwemmten  Stücken  nur  drei  ergiebigere 
Standorte  vom  Toblacher  See  bis  Schluderbach  bekannt.  Ausser 
Heracleum   Pollinianum  Bert,   (asperum  Koch)   konnte   ich  wenig 


339 

mehr    mitnehmen,    obschon   rechts   und  links    manch    schönes   und 
seltenes  Pflanz  che  n  zuwinkte. 

Vielleicht  finde  ich  Zeit,  über  die  interessante  Flora  von  Lan- 
dro  im  Kurzen  etwas  weitläufiger  zu  berichten.  Am  15.  kam  ich 
nach  Hause.  —  Da  ich  für  den  bot.  Garten  in  Innsbruck  das  Sem- 
percivum  dolomUicum  Facch.  lebend  zu  liefern  zugesagt  habe, 
machte  ich  mich  wieder  am  1.  August  nach  Landro  auf.  Um  das 
Wünsehenswerthe  in  den  zwei  Tagen,  die  ich  frei  hatte,  zu  er- 
reichen, trug  ich  einem  italienischen  Arbeiter  auf  mir  am  2.  die 
Artemisia  nitida  Bert.,  die  nun  in  schönster  Entwicklung  war,  aus 
den  fürchterlichen  Dolomitwanden  zu  holen,  während  ich  den  über 
8000'  hohen  Dürrenstein  bestieg.  Der  2.  August  war  ein  sonniger 
Tag,  fast  der  einzige  des  heurigen  Auguslinonals.  Ich  erreichte 
gerade  die  Spitze,  als  es  in  Toblach,  das  wie  ein  liebliches  Bild- 
chen zu  Füssen  lag,  Mittag  läutete.  Se?npervicum  dolomiticum  blühte 
heuer  ziemlich  reichlich;  ausser  diesen  sammeile  ich  noch  etwas 
Achillea  Clavenae,  Phyteuma  Sieberi  Spr.,  Horminum  pyrenaicum, 
Valeriana  supina  \ erblüht,  Avena  alpestris  H.,  argentea  W.,  Cam- 
panula  caespitosa  L.,  Saxifraga  caesia  und  squarrosa  Sieb.,  Cre- 
pis  Jacquinii  T.:  Androsace  Hausr/ianni  Leyb.,  welche  ich  in  einem 
frühem  Jahre  auf  einer  Stelle  fand,  suchte  ich  diesmal  vergeblich. 
Die  Rundsicht  ist  ziemlich  gut  —  bei  sehr  reiner  Luft  sieht  man 
den  Ürieles  und  den  Gr.  Glockner,  also  quer  durch  ganz  Tirol.  Mein 
guter  Italiener  brachte  mir  Abends  wohl  Artemisia  nitida,  aber 
nur  c.  20  St.  halbabgerissene  Stengel  sammt  einer  Unmasse  ste- 
riler Blattbüschel.  Es  blieb  mir  nichts  anderes  übrig,  als  am  fol- 
genden Tage  zeitlich  dieselbe  selbst  zu  holen.  Der  Postmeister 
halle  die  Aufmerksamkeit,  seinem  14jährigen  Sohne  aufzutragen 
mich  zu  begleiten,  der  wie  ein  Eichhörnchen  zu  den  schönslen 
Stöcken  hinaufkletterte,  so  dass  ich  in  kurzer  Zeit  ein  hübsches 
Quantum  der  herrlichsten  Exemplare  beisammen  hatte  und  die  Gele- 
genheit nicht  versäumte,  am  nämlichen  Tage  nach  Hause  kommen 
zu  können.  Weitere  Exemplare  Hess  ich  mir  in  feuchten  Lappen  ein- 
geschlagen noch  nachschicken. 

Hier  in  Anlholz  sammelte  ich  heuer  vornehmlich  Gentiana 
nana  Wulfn.  und  tenellaR.,  Cirsiunt  Cervini  Thoiu.,  Potentilla  fri- 
gida  Vi  11.,  Draba  Zahlbruckneri  Host.,  D.  Hoppeana  Rud.  und 
fladnicensis  Wulfn.  Hieracium  incisum  Hoppe  und  zwar  das  echte, 
eine  ausgezeichnete  Form!  nebst  mehreren  gewöhnlichen  Sachen. 
Ueberrascht  hat  mich  das  Vorkommen  der  Paederota  Bonarota  an 
hiesigen  Granilfelsen,  die  überhaupt  mehr  kalkliebende  Pflanzen 
beherbergen,  z.  B.  Gypsophila  repens,  Rhamnus  pumila  etc. 

In  Kurzem  hoire  ich  auch  die  Ausbeute  meiner  andern  Freunde 
Porta's  in  Val  di  Ledro,  Rigo's  vom  Gardasee,  Ausserdorfer's 
und  Gander's  zu  erhalten.  Fehlt  mir  nicht  die  Zeit,  werde  ich 
über  das  Interessantere  später  referiren.  Voriges  Jahr  sammelte 
Porta  an  den  Mauern  von  Riva  am  Gardasee  den  Umbilicus  pen- 
dulinus,    von    dem    ich    einige    noch   lebensfähige    Knollen  hier  im 

22  * 


340 

Topft;  zur  Blüthe  brachte,  die  nebst  Centaiirea  Karstiana,  Vero- 
nca  Cymbalaria,  Silene  viridiflora  und  Clypeola  Jonthlaspi  meinen 
biotanischen  Garten  ausmachen. 

Antholz,  am  13.  Oktober  1870. 


Exkursionen  in  die  Berner  Alpen  im  Sommer  1855. 

Von  Vulpius. 

(Fortsetzung.) 

Montag,  den  2.  Juli.  Nach  dem  Frühstück  nahm  ich  mei- 
nen Weg  nach  Schwarzenek  und  von  da  aus  denjenigen,  der 
mittelst  des  sogenannten  Eselstegs  über  die  Zulg  führt.  Es  ist 
dies  ein  ziemlich  romantischer  Gang.  Von  der  Schwarzenek  leitet 
ein  Fusspfad  hinab  in  das  tiefe  Bett  der  Zulg,  die  am  Hohgant 
und  der  nördlichen  Seite  des  Sigriswylgrals  ihre  Quelle  hat. 
Der  nur  aus  zwei  Brettern  und  einem  leichten  Geländer  be- 
stehende Eselsteg,  ruhend  auf  zwei  natürlichen  Pfeilern  von  Nagel- 
fluh, dient  zum  Uebergang,  und  eben  so  steil  ist  wieder  das  jenseitige 
Hinaufklimmen  durch  alten  Tannenwald.  Ein  Gewirr  finsterer  Berg- 
tobel  und  schwarzer  Tannenwälder,  zieht  sich  ringsum  herab  von 
den  Nagelfluhbergen  nach  der  tief  und  eng  in  die  Felsen  eingefres- 
senen Schlucht  der  Zulg.  —  Ist  das  Ansteigen  durch  den  ersten 
Wald  bewältigt,  so  betritt  man  ein  freundliches  einsames  Bergthal 
von  waldigen  Anhöhen  eingedämmt,  dessen  Wiesengrund  von  zer- 
streuten Wohnhäusern  und  einer  Säge  belebt  wird.  Hier  heisst  man's 
„auf  Franzesek."  Ausser  Myrrhis  odorata,  am  Band  der  Wiesen  bei 
Schwarzenek,  war  mir  bis  jetzt  nichts  Bemerkenswertlies  von  Pflanzen 
erschienen;  durch  den  Wald  herauf  allenfalls  auch  Cctvex  pallescens. 
Ich  war  nun  im  Gebiet  von  Teufethal,  einer  wohl  2  Stunden  weit, 
zwischen  Berg  und  Thal,  Wald  und  Wiesen  sich  ausbreitenden  Ge- 
meinde, bei  deren  Durchwanderung,  weil  ich  an  keinen  Weg  mich 
hielt,  eine  Menge  von  Waldzäunen  überstiegen  werden  mussten. 
üomogyne  alpina  und  prächtige  silberglänzende  Potentilla  aurea 
waren  hier  in  Menge  verbreitet.  Diese  Nagelfluh-Gebirgsgruppe 
liegt  eingeklemmt  zwischen  dem  Thunersee  und  der  Zulg,  östlich 
sich  an  den  Sigriswylgrat  anschliessend  und  westwärts  da  auslau- 
fend, wo  die  Zulg  in  die  Aar  sich  ergiesst.  Alte  Tannenwaldungen 
und  schöne  Bergmatten  mit  Ortschaften  und  zerstreuten  Wohnungen 
bekleiden  die  Seiten  und  Höhen  dieses  Gebirges,  dessen  höchste 
Gipfelerhebung,  die  Blume  genannt,  4850'  fr.  M.  beträgt.  Aber  auch 
verheerende  Bergvvasser  entströmen  seinen  Schluchten  und  stürzen 
in  tief  eingetressenen  Betten,  theils  in  den  Thunersee,  theils  in 
die  Zulg.  Die  Blume  gewährt  eine  malerische  Aussicht  nach  dem 
herrlichen  Gelände  von  Thun,  auf  den  Seespiegel,  das  schöne  Am- 


341 

phitheater  der  Hochgebirge,  die  schroffe  Riesenwand  des  Sigris- 
wylgrats,  auf  Niesen  und  Slockhorn.  Ein  ostwärts  laufender  Berg- 
zug der  Blume  bildet  mit  seiner  Wasserscheide,  mit  einem  Zaun 
besetzt,  die  Grenze  zwischen  Teufelhal  und  den  östlich  sich  an- 
reihenden Bezirk  von  Meiersmaad.  Der  Zweck  meiner  heutigen 
Exkursion  galt  eigentlich  der  Listera  cordata,  denn  in  Lokalitäten 
wie  die  östlichen  Abfälle  der  Blume  gefällt  sich  diese  zarte  Pflanze 
gewiss  am  besten;  aber  noch  hatte  ich  sie  nicht  gefunden.  Es 
mochte  Mittag  sein,  die  Hitze  war  gross,  der  Donner  rollte  und 
im  obern  Emmenthal  und  Entlibuch  regnete  es  schon.  Bei  einem 
einsamen  aber  besetzten,  auf  der  Teufel  haier  Seite  der  Wasser- 
seheide stehenden  Stall,  wollte  ich  mich  bei  solchen  Aussichten 
gerade  entschliessen  dem  Grat  entlang  den  Gipfel  der  Blume  zu 
gewinnen,  und  von  dort  aus  mich  Thun  zuzuwenden.  In  diesem 
Augenblick  kam  ein  Mann  den  Wald  daher.  Diesei  zeigte  mir  einen 
nicht  fernen  zu  Maiersmaad  gehörigen  Berg,  wo  man ,  seit  man  ihn 
abzuholzen  anfing,  mehrere  schöne  Quellen  gefunden,  von  denen  man 
früher  gar  nichts  gewusst  habe.  Dieser  Bericht  war  ganz  geeignet, 
meine  Hoffnungen  neu  zu  beleben  —  ich  ging  hin  zu  schauen. 
Keine  %  Stunde  noch  hatte  ich  am  Berg  hinauf  gesucht,  so  fielen 
meine  Augen  auf  die  erste  Listera  cordata,  die  aus  nassem  Moos 
ihr  dunkles  Haupt  hervorstreckte.  Nun  es  einmal  angefangen  halte 
fehlte  mir's  nicht  mehr.  Eine  Stelle  nach  der  andern  lieferten  mir 
so  viel  als  ich  nur  wollte,  und  lauler  Exemplare  von  einer  nie 
gesehenen  Grösse.  Ausserdem  stand  an  den  Quellen  Veronica 
montana  und  Epilobium  origanifolium  und  auf  lichten  Stellen  im 
Wald  Ranunculus  lannginosus.  Ziemlich  lang  hatte  ich  durch  Wald 
und  Weiden  aufwärts  dann  zu  steigen,  bis  ich  den  Gipfel  der  Blume 
unter  mir  halte,  in  dessen  Umgebung  mir  Orchis  albida  und  Ly~ 
copodiunt  clavatum  häufig  begegneten.  Furchtbar  schwarz  kam  von 
Westen  her  das  Gewitter  gezogen  und  bevor  ich  Hilterfingen  er- 
reicht halte,  fing  es  an  sich  zu  entladen.  Durchnässt,  aber  be- 
friedigt, kam  ich  um  y25  Uhr  in  Thun  an. 

Mittwoch,  den  4.  Juli,  Morgens  %3  Uhr,  gings  zum  Haus  hinaus 
dem  Lindenthal  zu.  Ein  Thal  ist  dies  eigentlich  nicht  so  sehr,  als  viel- 
mehr eine  wilde  Bereschlucht  in  der  Stockhornketle,  die  sich  unfern 
Nieder-Stocken  öffnet,  Als  ich  nach  steilem  Steigen  durch  den 
Krachen  links  gegen  die  Nüschleten  hinauf  zu  der  beabsichtigten 
Stelle  kam,  fand  ich  Rhododendron  ferrugineum  schon  im  Ende 
seiner  Blüthe;  das  hirsutum  jedoch  in  seinem  Anfang.  Letzteres 
fängt  immer  erst  an,  wenn  ferrugineum  aufhört.  Auch  von  inter- 
medium  fand  ich  einige  blühende  Stöcke ,  das  in  diesem  Punkt 
immer  mit  dem  hirsutum  hält.  In  den  Schutthalden  zwischen  Carex 
finita  Polstern  stand  Androsace  lactea  und  oben  am  Fuss  der 
Felswände  Arabis  pumila.  Sonst  gibt  es  hier  noch  die  gewöhnli- 
chem Dinge  wie  z.  B.  Carex  sempervirens  und  ferrugineo,  Rubus 
saxatilis ,  Lepidium  alpinum ,  Ranuncul.  alpeslris  und  montanus, 
Dryas   octopetala,   Globularia  nudicaulis,  Pedicularis   verticillata, 


342 

Arabis  alpina,  Saxlfraga  rotundifolia ,  Erinus  alpinus  schmückt 
die  Felswände  und  im  Wald,  auf  der  Schattenseite  der  Schlucht 
befindet  sich  eine  grosse  Versammlung  von  Farnen,  besonders  zeich- 
nete sich  darunter  schöne  Cystopteris  montana  und  Scolopendrium 
aus.  Um  11  Uhr  Mittags  war  ich  wieder  zu  Haus. 

Samstags  am  7.  Juli  wurde  eine  Exkursion  aufs  Stockholm 
ausgeführt;  weil  aber  deren  Beschreibung  schon  in  meinem  Auf- 
satz von  Stockhorn  in  Nr.  10  des  Jahrgangs  1861  dies.  Zt.  ent- 
halten ist,  wenigstens  der  Hauptsache  nach,  so  unterlasse  ich  hier 
deren  Wiederholung. 

Dienstag,  den  10.  Juli.  Der  Himmel  hat  ein  sehr  verdachtiges 
Aussehen.  Die  Hitze  steht  schon  wieder  auf  -\-  24°  R.  Nachmittags 
machte  ich  einen  kleinen  Spaziergang  und  fand  im  Hünnebach  Hie- 
racium  amplexicaule. 

Mittwoch,  den  11.  Juli.  Um  auf  ßürglen  und  Ganterisch  zu 
gehen,  wollte  ich  heute  Nachmittag  in  das  5l/2  Stunden  von  Thun 
entfernte  Bad  im  „Schwefel berg"  gehen  und  dann  morgen  früh 
diese  schöne  Kuppe  der  Stockhornkette  (6788'  und  6/60')  be- 
steigen. Das  Wetter  Hess  zwar  Alles  von  sich  erwarten,  nur  nichts 
Gutes.  Doch  ich  hoffte  das  Beste  und  nach  dem  Mittagessen  trat 
ich  den  Weg  an  und  um  l/27  Uhr  kam  ich  im  Schwefelberg  an. 

Donnerstag,  den  12.  Juli,  kalter  Regen  und  Westwind.  Davon 
konnte  jetzt  keine  Rede  sein  auf  die  Berge  zu  steigen.  Das  Sehwe- 
felbergbad  selbst  liegt  in  einer  Höhe  von  3068'.  So  verliess  ich 
9  Uhr  Vormittags  diese  Anstalt  wieder  um  uri verrichteter  Dinge 
heimzukehren.  Als  ich  aber  nimmer  weit  von  der  Ganterischhütte 
an  die  Stelle  kam,  wo  ein  Pfad  ablenkt  hinauf  nach  den  obersten 
Hütten  im  Chumli,  da  konnte  ich's  nicht  verwinden,  ich  schwenkte 
rechts  um  und  nun  musste  es  durchgeführt  werden.  Vom  Morgeten- 
grat,  der  die  beiden  Berge  Ganterisch  und  Bürglen  verbindet,  sowie 
von  diesen  selbst,  streckten  sich  grosse  Schneefelder  noch  herab 
bis  zur  Hütte  in  Chumli,  die  am  Eintritt  in  den  Kessel,  schön  und 
romantisch  daliegt.  Nach  V/2  Stunden  hatte  ich  die  Uebergangs- 
slelie  erreicht;  durch  den  Kassel  herauf  war  es  windstill  gewesen ; 
in  dem  Augenblick  aber  als  ich  d^n  Fuss  auf  den  Grat  setzte, 
nahm  mich  ein  eiskalter  Sturm  in  Empfang.  Um  aber  doch  wenig- 
stens Oxytropis  uralensis  zu  bekommen ,  eilte  ich  jetzt  am  Grat 
vom  Bürglen  hinauf — an  eine  weitere  Unternehmung  konnte  nicht 
mehr  gedacht  werden.  Bei  der  Oxytropis  angelangt,  brauchte  es 
alle  Vorsicht  und  Kraft  sich  nicht  vom  Sturm  über  den  Grat  hinab 
werfen  zu  lassen.  Meinen  Hut  packte  ich  mit  Steinen  voll  und 
legte  ihn  an  einen  möglichst  geschützten  Ort.  Ich  war  diessmal 
sehr  genügsam  und  eilte  so  schnell  wie  möglich  den  Grat  wieder 
zu  verlassen.  Weil  mich  stehend  der  Sturm  umgeworfen  hätte, 
musste  ich  auf  dem  Bauch  liegend  die  Stelle  suchen,  wo  der  Pfad 
ausmündet  und  sonderbar,  mit  dem  ersten  Schritt  auf  der  Nordseite 
abwärts,  war  ich  plötzlich  ausser  dem  Bereiche  des  Windes.  Hart 
an  den  Ganterischwänden  mich  nun  hinziehend,  kam  ich  zur  Phaca 


343 

australls,  nahm  von  ihr  sowie  vom  Ceraslium  alpinum  und  schallte 
mich  dann  hinüber  auf  die  Nünenenalp.  Bedeckt  mit  blühendem 
Rhododendron  ferrugineum.  bot  der  Grat,  der  sie  vom  Chumli  trennt, 
einen  herrlichen  Anblick.  Oxytropis  montana,  Pedicularis  verd- 
color\  Viola  lutea  sind  da  zu  haben  nach  Belieben;  minder  häufig 
Carex  Persona.  Nass  bis  auf  die  Haut,  ging  ich  an  der  Hütte  auf 
Winlneren  vorüber,  durehstampfte  den  sumpfigen  Boden  bis  hinab 
nach  Blumenstein,  nahm  in  den  ßergwiesen  dort  noch  Ophrys  Mon~ 
orchis  auf  und  um  4  Uhr  Nachmittags  war  ich  froh  wieder  in 
Thun  zu  sein. 

Freilag,  der  13.  Juli,  brachte  wieder  das  schönste  Wetter. 
So  war  es  auch  am  Samstag  den  14.  Juli.  Da  kam  um  1  Uhr  Herr 
Ludwig  Fischer,  Privatdozent,  nunmehriger  Professor  der  Botanik 
von  und  zu  Bern  mit  acht  seiner  Zuhörer  auf  einer  Exkursion  in  die 
Alpen.  Ich  wurde  um  Rath  gefragt  wo  ich  glaube,  dass  die  Aus- 
beute am  reichlichsten  ausfallen  würde?  Selbstverständlich  rieth 
ich  alsbald  für  die  Sulek,  denn  wer  auf  diesen  zwei  Bergen  schon 
gewesen ,  wird  da  nicht  lange  in  der  Wahl  sein.  Den  Wunsch 
indess,  die  Parthie  mitzumachen,  lehnte  ich  ab,  weil  ich  es  für 
die  guten  Sachen  der  Sulek  noch  für  zu  früh  hielt  und  desshalb 
jetzt  nur  in  die  Latlreyen  wollte.  Als  sich  Herr  Fischer  entfernt 
halle,  um  mit  dem  Dampf  15  Minuten  nach  2  Uhr  über  den  See 
hinaufzufahren,  machte  auch  ich  mich  alsbald  auf  den  Weg.  Schon 
auf  der  Frutigslrasse  besann  ich  mich  aber  plötzlich  anders,  kehrte 
wieder  um  und  stiess  noch  zu  den  Anderen  vor  Abfahrt  des  Bootes; 
und  nun  gings  gemeinschaftlich  weiter  zu  Wasser  und  zu  Land, 
Nach  einem  kurzen  Aufenthalt  in  Wilderswyl  erreichten  wir  um 
V28  Uhr  Abends  das  ßergdörfchen  Eisenfluh,  das  zu  unserm  Nacht- 
quartier ausersehen  war.  In  Ermanglung  eines  Wirthshauses,  ist  der 
Schullehrer  da  zur  Beherbergung  der  Fremden  bereit.  Zum  Schlafen 
freilich  war  für  uns  10  Mann  nicht  Platz  genug;  in  Nachbarshäusern 
aber  wurde  dafür  gesorgt.  Als  der  Tag  graute,  war  ich  bald  bei 
der  Hand  die  Andern  zu  rufen.  Obschon  gestern  Abends  beschlossen 
worden,  morgen  früh  „auf  und  fort,"  so  hiess  es  jetzt  dennoch  wir 
wollen  zuerst  frühstücken.  Auch  das  herrliche  Wetter  von  gestern 
war  völlig  abhanden  gekommen  —  Föhn,  schwer  umwölkter  Himmel 
und  Morgenroth. 

Sonntag  den  15  Juli.  Mit  einem  Buben  als  Führer  über  die 
Sulsalp  an  der  Spitze  ging  der  Zug  endlich  los;  zugleich  nun 
aber  auch  für  die  Schaar  der  Schweden  das  Botanisiren,  für  die 
nun  Alles  neu  war  und  im  Verhältniss  des  Steigens  mehrte  sich 
auch  die  Zahl.  Damit  konnte  ich  mich  übrigens  nicht  aufhallen. 
Die  Sulek  und  die  Lobhörner  war  das  Ziel  das  ich  mir  erkoren, 
dort  erst  konnte  für  mich  die  Rede  von  Arbeit  sein.  Desshalb  ver- 
liess  ich  den  Haufen  und  zog  allein  meiner  Wege.  Zwar  merkte 
ich  bald,  dass  ich  den  Weg  der  auf  Suis  führt  verloren;  doch  was 
lag  mir  an  der  Sulsalp  und  Hütte,  wenn  ich  nur  auf  die  Sulek  kam 
und   diese   Hoffnung    verliess    mich    nicht.    Ueber  die  Bergmähder 


344 

emporsteigend,  kam  ich  auf  einen  Grat  und  sah  lief  unter  mir  in 
einem  grünen  Kessel  drei,  aber  noch  unbezogene  Hütten.  Dieser 
Kessel  war  rings  umschlossen  von  hohen,  steil  abstürzenden  Fels- 
wänden, auf  denen  wieder  sonderbar  zerrissene  Felsgestalten  sich 
aufgepflanzt  hatten.  Ich  vertraute  mich  einem  Geispfad  an,  der  auf 
dem  Grat  und  längs  den  Wänden  und  Flühen  des  Kessels  über 
den  Abgrund  hinzieht.  Er  brachte  mich  auf  den  Viehweg  der  von 
der  Alpe  Suis  auf  die  Alpe  Bellen  führt.  Hier  kannte  ich  mich 
wieder  aus  und  hatte  die  Sulek  vor  mir,  deren  Gipfel  ich  mich 
direkt  nun  zuhiell.  Die  bis  dahin  bemerkenswerthen  Pflanzen  waien: 
Anemone  alpina  und  narcissißora,  Dryas  octopetala ,  Ranuncul. 
alpestris  und  montanus ,  Phaca  astragniina,  Cherleria  sedoides, 
Saxifraga  moschata  und  androsacea,  in  nassen  Felsspalten  Cy- 
slopteris  alpina.  Nach  dem  Gipfel  der  Sulek  hinauf  kamen  Pedicu- 
laris  versicolor,  Azalea  procumbens ,  Viola  calcarata,  Alchemilla 
pentaphyllea.  Veronica  fruticulosa  verdient  ebenfalls  der  Erwäh- 
nung. Sie  ist  eine  kalkslete  Alpenpflanze  in  Höhen  von  4  —  5000' 
und  wird  nicht  gerade  oft  getroffen;  immer  aber  hat  sie  sich  ihr 
Lager  auf  Felsblöcken  gewählt;  so  sah  ich  sie  auch  heute  Früh 
beim  Aufsteigen  über  Eisenfluh.  Es  mochte  9  Uhr  sein  als  ich  auf 
der  Spitze  der  Sulek  ankam  und  von  den  Andern  war  natürlich 
noch  keine  Spur  zu  entdecken.  Die  Sulek  bildet  wohl  eine  Stunde 
lange  dachähnliche  First,  die  aus  der  Ferne  betrachtet,  gleichsam 
eine  Riesenstufe  vor  der  Jungfrau  bildet,  denn  das  dazwischen  liegende 
enge  Lauterbrunnenllial  gehl  da  für  das  Auge  verloren.  Der  vordere 
Gibel,  7422'  hoch,  ist  zugleich  die  höchste  Erhebung  dieser  First, 
deren  hinteres  Ende  durch  die  noch  höheren,  wild  aufstrebenden  und 
sonderbar  gestalteten  Lobhörner,  die  unersteiglich  sind,  bezeichnet 
wird.  Den  höchsten  und  schönsten  Berner  Hochalpen  gerade  und 
ganz  nahe  gegenüber,  die  Seen  von  Thun  und  ßrienz  mit  dem 
klassischen  Bödele  unter  sich,  gehört  die  Aussicht  auf  der  Sulek 
unter  die  schönsten  im  Alpengebirge  und  steht  hierin  auf  gleicher 
Linie  mit  Niesen,  Faulhorn  und  Brienzer  Rothhorn.  Allein  heute 
wurde  dieser  Genuss  dein  Schauenden  verkümmert;  die  Berge  und 
Thäler  hüllten  sich  in  Nebel,  und  Regen  war  zu  gewärtigen;  daher 
eilte  ich  auf  der  Höhe  des  Grates  fort  die  Lobhörner  zu  erreichen. 
Die  nach  Süden  abfallende  Seite  der  First  der  Sulek  ist  bis  oben 
aus  mit  Rasen  bekleidet,  die  nach  Norden  hingegen  mit  losem 
Felsenschult  und  Schiefer  bedeckt,  nur  erst  gegen  das  Ende  des 
Grals,  gegen  die  Lobhörner  hin,  enlragen  ihm  bedeutendere  Fel- 
senköpfe. In  dieser  Lokalität  ist  nun  reichlich  ausgesät:  Lepidium 
nlpinnm,  Cerastium  latifolium,  Moehringia  polygonoides,  Thlaspi 
rotundifolium.  Alsine  Gerardi,  Saxifraga  androsacea  und  moschata, 
Draba  aizoides,  Anemone  vemalis,  Oxytropis  montana,  Hedysarum 
obscumm  und  unzählige  Rasen  von  Galium  helveticum.  In  den 
Felsspalten  steckten  Androsace  Helvetica,  Draba  tomentosa  und 
Wahlenbergii.  In  der  Umgebung  der  Lobhörner  war  der  feuchte 
schwarze  Schieferschutt  in  Besitz  genommen  vom  Ranunculus  gla- 


345 

Cialis  und  in  den  Spalten  der  Schieferfelsen  fand  ich  zu  meiner 
grossen  Freude  Androsace  pubescens,  eine  der  seltensten  und  haupt- 
sächlich den  Berner  Alpen  zukommende  Pflanze.  In  dem  Schiefer- 
schult auf  der  rechten  Seite  der  Lobhörner,  nach  einem  von  den 
Schwalmeren  herablaufenden  Grat  hin,  wo  man  in  einer  Tiefe  von 
mehreren  1000'  die  Alpe  Nessleren  im  Hintergrunde  des  Saxelen- 
thales  sieht,  breitet  sich  Saxifraga  Kochii  aus,  während  links  vom 
Fuss  der  Lobhörner,  nun  auf  der  Rückseite,  sich  Schutthalden  nach 
einem  grünen  grasigen  Kessel  hinabstrecken.  Diese  Schutthalden 
waren  reichlich  geschmückt  mit  Viola  cenisia  und  Ar  o  nie  um  scor- 
pioides.  Im  Grunde  dieses  Kessels  bildet  der  schmelzende  Schnee 
der  Schwalmeren,  die  hievon  nie  ganz  befreit  wird,  ein  kleines 
hübsches  Bachlein,  an  dessen  felsigem  Ufer  ich  vor  4  Jahren  im 
August  Rumex  nivalis  gefunden  hatte.  Heute  nun  aber  lag  dieser 
Kessel  noch  unter  Schnee.  Dennoch  stieg  ich  hinab  um  die  Genug- 
tuung zu  haben,  nichts  versäumt  zu  haben  und  schaute  nach  an 
einigen  aberen  Stellen.  Allein  von  Rumex  war  noch  nichts  zu 
sehen;  doch  zierten  schöne  Rasen  ganz  kleiner  Saxifraga  andro- 
sacea  den  feuchten  schwarzen  Boden.  Von  hier  an  war  nun  die 
Welt  mit  Schnee  verrammelt,  dagegen  mein  Ziel  erreicht,  meine 
Hoffnungen  und  Erwartungen  weit  übertroffen.  Auf  dem  gleichen 
Weg  den  ich  gekommen,  kehrte  ich  über  den  Grat  wieder  zurück 
nach  dem  Gibel  der  Sulek.  Auf  der  Spitze  angekommen,  sah  ich, 
dass  die  Andern  vor  Kurzem  urussten  hier  abgezogen  sein.  Im 
gleichen  Augenblick  fing  aber  der  Regen  an  ,  daher  eilte  ich  hin- 
abzukommen auf  den  Weg  nach  der  Bellen.  Der  östliche  Abfall 
des  Sulek  wird  durch  die  spitz  zulaufende  felsige  Wand  der  Tschin- 
gelfluh gebildet,  deren  Fuss  sich  in  den  engen  wilden  Bergtobel 
der  Syleren  verläuft.  Ein  schmaler  Vorsprung  der  Tschingelfluh 
bietet  gerade  Raum  für  den  Viehweg,  auf  dem  man  Angesichts 
des  offenen  Abgrundes  von  der  Alpe  Suis  auf  die  Alpe  Bellen  ge- 
langen kann.  Dieser  Weg  lag  jetzt  aber  dem  ganzen  Berg  entlang 
noch  unter  Schnee,  über  den  also  geschritten  werden  musste.  Da  sah  ich 
wieder  die  Spuren  der  Berner,  die  sich  aber  nach  kurzer  Zeit  wieder 
verloren,  woraus  ich  sicher  schliessen  konnte,  dass  sie  durch  die  Sy- 
leren ihren  Weg  mussten  genommen  haben.  Vornen  auf  Bellenhöchst 
nahm  ich  noch  Pedicularis  tuberosa,  Senecio  Doronicum  und  Campanula 
thyrsoidea  und  unter  beständigem  Regen  kam  ich  nass  durch  und 
durch  in  der  Hütte  auf  Bellen  an.  Während  ich  da  meine  Zieger- 
milch ass,  liess  der  Regen  nach  und  gestattete  mir  gleich  darauf 
das  Weitergehen  in  der  Richtung  nach  der  Alp  Nessleren.  Ich 
hielt  mich  aber  zu  hoch  am  Berg  und  wenn  nicht  ein  Mann  mich 
gesehen,  mir  nachgeeilt  und  mich  zurechtgewiesen  hätte,  so  hätte 
ich  mich  wahrscheinlich  bös  verlaufen.  Statt  seinen  nächsten  Weg 
von  der  Beilenhütte  aus  über  Saxeten  zu  nehmen,  ging  er  nun 
mit  mir  über  Nessleren  bis  in's  „Inner-Bergle",  die  oberste  Alp  im 
Saxetenthal,  von  wo  der  Weg  über  das  Renpple  nach  der  Lat- 
treyenalp  im  Suldthal  führt.  In  der  neuen  gut  eingerichteten  Hütte 


346 

auf  dem  Inner-Bergle  assen  wir  nun  wieder  Milch  und  Zieger, 
während  es  draussen  gewaltig-  regnete.  Nach  5  Uhr  einen  guten 
Augenblick  benützend,  brachen  wir  auf,  mein  Gesellschafter  nach 
dem  Abendberg  und  ich  über's  Renggle  nach  der  Lattreyen,  die 
ich  in  einer  Stunde   erreichte. 

Montag,  den  16.  Juli.  Weil  meine  Strümpfe  und  Schuhe  noch 
ganz  nass  von  gestern  waren  und  die  Büchse  voller  Pflanzen,  so 
entschloss  ich  mich  geraden  Wegs  nach  Thun  zu  gehen  und  meine 
nächstfolgende  Exkursion  direkt  für  die  Lattreyen  zu  bestimmen. 
Durch  das  Suldthal  hinaus  nahm  ich  noch  Blätter  von  Petasites  ni- 
veus,  Astrantia  minor  und  Carex  ferruginea  Scop.  und  eine  dem 
Aspidium  Braunii  nahestehende  Form  von  aculeatum  mit.  Mittler- 
weile überzog  sich  aber  schon  wieder  der  Himmel  und  ich  musste 
eilen  um  noch  vor  dem  Regen  (Schlag  10  Uhr  Vormittags)  in 
Thun  zu  sein.  Abends  5  Uhr  trat  Herr  Fischer  in's  Zimmer.  Wie 
ich  vermulhete  waren  die  Herren  gestern  durch  die  Syleren  in's 
Thal  hinabgestiegen  und  in  Unterseen  übernachtet.  Heute  kamen 
sie  nun  zu  Fuss  bei  der  Bratenhöhle  vorüber  am  See  herunter. 
An  den  Felsen  und  zwischen  dem  Neuhaus  und  Sunglauenen 
hatten  sie  Hier a dum  glaucum  bekommen.  Auf  der  Sulek  aber 
waren  sie  gestern  nicht  weit  vom  Grat  einwärts  gegangen,  nicht  ein- 
mal bis  wo  Androsace.  helvetica  anfangt;  dennoch  aber  sagte  Herr 
Fischer,  haben  seine  Leute  mehr  als  100  Sp^cies   aufgepackt. 

Den  18.  Juli  machte  ich  Nachmittags  einen  kleinen  Spaziergang 
über  die  Allmend  und  Rossweid  hinab  in  den  Kandergrundwald. 
Im  Gebüsch  an  der  Aar  blühte  schon  Gentiana  cruciata,  im  Wald 
Epipactis  atropurpurea  und  freudig  überrascht  wurde  ich  von 
einem  neuen  Standort  der  Pyrola  chlor  antha,  die  ich  da  ziemlich 
reichlich  zwischen  Erica  carnea  und  Arctostaphyl.  ofßcinalis   traf. 

Donnerstag,  den  19.  Juli.  Ich  trat  Mittags  eine  Exkursion  an, 
die  sich  durch  den  Spykengrund,  oder  das  kleine  Kienthal,  nach 
der  Lattreyen  erstrecken  sollte,  lieber  Mülenen  und  Reichenbach 
kam  ich  in  das  Dörfchen  Kien  und  lenkte  in  den  Spykengrund 
ein.  Bald  hatte  ich  einen  Küherbuben  eingeholt,  der  in  die  Alp 
Wängi  zurückkehrte,  bis  wohin  wir  zusammen  gingen.  Diese  Alp 
liegt  im  Hintergrunde  des  Thaies,  von  wo  aus  dann  die  Viehwege 
sich  steil  an  den  Wänden  des  Gebirges  hinaufziehen,  nach  den 
Alpen  auf  Hohkien  und  auf  Glütsch.  Statt  auf  letztere  Alpe  zu 
kommen,  wo  zu  übernachten  in  meinem  Plan  lag,  verfehlte  ich 
den  rechten  Weg  und  ging  den  auf  Hohkien.  Im  Verlauf  der  Sache 
fing  ich  an  Verdacht  zu  schöpfen  und  eilte  einen  Geisbuben  ein- 
zuholen, der  vor  mir  die  Geisen  nach  der  Hülte  trieb.  Von  ihm 
wurde  meine  Befürchtung  bestätigt,  dass  ich  slatt  auf  Glütsch,  auf 
Hohkien  gekommen  sei.  Schon  unten  hätte  ich  statt  gerade  aus, 
mich  links  am  Berg  hinaufziehen  sollen.  Er  sagte,  er  treibe  die 
Geisen  nur  in  die  Hütte  hinauf,  wenn  ich  warten  wolle,  könne 
er  mir  den  Weg  dann  zeigen.  Um  mich  dieser  Hilfe  zu  verge- 
wissern ,   ging  ich   mit  ihm   vollends   hinauf  nach   den  Hütten    auf 


347 

Hühkien.  Hier  setzte  ieh  mich  auf  einen  Felsen  vor  der  Hütte  und 
weidete  Herz  und  Auge  an  der  Betrachtung  meiner  Umgebung-. 
Auf  einer  schönen  ebenen  Alpenterrasse,  auf  wohl  2000'  lothrecht 
über  den  Thalboden  sich  erhebenden  Felswanden  gelagert  in  einer 
absoluten  Höhe,  die  6600'  betragen  mag  und  unmittelbar  im  Rücken 
begrenzt  von  den  höchsten  Kämmen  und  Spitzen  des  Alpengebirgs, 
das  das  Lauter hrunnenthal  von  den  Kien-  und  Kandertbalern  scheidet, 
ist  die  Lage  der  Alphütten  auf  Hohkien  eine  wahrhaft  prachtvolle. 
Drei  Hörner  sind  es  zu  allernächst,  die  über  die  mit  Schnee  und 
Gletscher  bedeckten  Kämme  sich  erheben  und  von  Westen  nach 
Osten  ziehend,  die  Terrasse  im  Rücken  überragen;  es  sind  diess 
der  Wild-Andrist,  8800'  hoch,  das  von  hier  aus  belrachiet.  in  senk- 
rechten Wänden  sich  aufthürmende,  über  9000'  hohe  Schilthorn  und 
das  8600'  hohe  Drellenhörnli,  der  höchste  Gipfel  der  Schwalmeren. 
Von  Thun  bis  auf  Hohkien  sind  es  8  Stunden.  Um  V212  Uhr  Mittag 
war  ich  von  Haus  fortgegangen,  jetzt  war  es  8  Uhr  vorüber  und 
noch  sollte  ich  auf  misslichen  Pfaden  eine  Stunde  Wegs  von  Hoh- 
kien auf  Glütsch  hinüber  machen.  Um  wo  möglich  der  Nacht  noch 
zu  entgehen  ,  wurde  schnell  und  mulhig  nun  an  den  Abgründen 
hingeklettert  und  glücklich  kamen  wir  auf  den  Weg,  der  von  Wänjri 
auf  Glütsch  hinaufführt.  Hier  trennten  wir  uns  und  nach  Vi  Stunde 
klopfte  ich  an  der  Hütte  auf  Glütsch. 

(Forlsetzung  folgt.) 


Literaturberichte. 

N.  J.  Scheut z.  Iokttagelser  rörande  Smälands  Moosflora. 
(Beobachtungen  über  die  Bryologie  von  Smolandj.  (Aus  Oefversigt 
afKongl.  Yet.-Akad.  Förhandl.  1870.  Nr.  2,  S.  75—103.)  Seit  mehr  als 
einem  Decennium  herrscht  in  Schweden  eine  ungewöhnlich  lebhafte 
Thätigkeit  auf  dem  Felde  der  Botanik.  Nicht  nur  dass  die  Universitäts- 
lehrer sich  mit  Eifer  und  Erfolg  der  höheren  Systematik,  der  Mor- 
phologie und  Anatomie  widmen,  auch  aus  den  bescheidenen  Stu- 
dienzimmern  der  in  der  Provinz  zerstreuten  Botaniker  gehen  oft 
Arbeiten  von  wirklichem  Werth  hervor.  Vielleicht  der  fleissigste 
und  hervorragendste  dieser  Männer  ist  Dr.  Scheutz,  dessen 
neueste  Arbeit  zu  besprechen  es  hier  unsere  Aufgabe  ist,  eine  Auf- 
zählung der  in  der  schwedischen  Provinz  Smoland  bisher  beob- 
achteten Moose.  Voran  geht  eine  Einleitung,  wo  der  Verf.  seine 
Vorgänger  im  Bereiche  der  smoländischen  Bryologie  und  die  Re- 
sultate ihrer  Arbeiten  gewissenhaft  verzeichnet.  Die  Reihe  wird 
mit  Linne,  Fries  und  Wahlenberg  eröffnet  und  mit  den  Schü- 
lern des  Verfassers  geschlossen.  Folgt  dann  die  eigentliche  Auf- 
zählung, woraus  wir  entnehmen,  dass  die  Provinz  im  Ganzen  '271 
Bryaceen,  12  Sphagnaceen  und  72  Hepaiicae  besitzt.    Rechnen  wir 


348 

von  dieser  Zahl  6Bryaeeen  ab,  die  der  Verf.  —auffallend  und  entschie- 
den unrichtig  —  aufgenommen  hat,  so  ergibt  sich  eine  Gesammtzahl 
von  349  Spezies,  mehr  als  jede  andere  schwedische  Provinz  und 
fast  eben  so  viel  als  das  ganze  Dänemark  aufweisen  kann.  Und 
doch  stehen,  wie  auch  der  Verf.  bemerkt,  noch  viele  Bereicherun- 
gen in  Aussicht.  Manche  seltene  Art  ist  erst  durch  die  Unter- 
suchungen des  Verf.  für  die  Flora  erworben,  und  besonders  hat 
uns  die  schöne  Entdeckung  von  Sarcoscyphus  Funckii  N.  v.  Es. 
erfreut,  der  hiedureh  neuerdings  für  die  skandinavische  Flora 
sichergestellt  ist.  Unterstützt  wurde  der  Verf.  bei  seinen  Unter- 
suchungen mit  einem  kleinen  Geldbetrage  von  der  Akademie  der 
Wissenschaften,  die  diessmal  einen  glücklichen  Griff  gemacht  und 
für  eine  sehr  massige  Subvention  eine  mehr  als  gewöhnlich  halt- 
volle Arbeit  erhalten  hat.  Sei  es  dein  Verf.  vergönnt,  seine  Unter- 
suchungen in  dieser  Richtung  fortzusetzen  und  so  zu  einem,  wenn 
auch  nur  momentan,  endgiltigen  Abschluss  zu  gelangen  ! 

A.   Falck. 

Dr.  Otto  Wilh.  T ho me  „Das  Gesetz  der  vermiedenen 
Selbstbefruchtung  bei  den  höheren  Pflanzen."  1870.  Ver- 
lag von  Mayer  in  Köln  und  Leipzig. 

Ueber  die  Frage  der  Richtigkeit  der  Darwinschen  Theorie 
sind  die  Akten  nicht  abgeschlossen:  wenn  der  Kampf  auch  nicht 
mit  der  Heftigkeit  geführt  wird  wie  zur  Zeit,  wo  die  Theorie  neu 
war  und  deren  nicht  abzuläugnender  Geist  viele  mächtig  anzog, 
andere  wieder  absliess  ,  so  werden  doch  noch  Beiträge  für  und 
wider  mit  Emsigkeit  gesammelt  und  lebhaft  diskutirl;  das  Verdienst 
müssen  auch  Darwin's  Gegner  zugeben,  dass  die  Wissenschaft  ihm 
nicht  nur  unmittelbar  werlhvolle  und  mühevolle  Beobachtungen  und 
Untersuchungen  verdankt,  sondern,  dass  er  auch  mittelbar  dadurch 
günstig  einwirkte,  dass  er  Untersuchungen  und  Beobachtungen  auf 
bisher  unbekannt  gebliebenen  Feldern  veranlasste;  auch  das  gegen- 
wärtige Werk  verdankt  Darwin's  Untersuchungen  und  Anregung 
seinen  Ursprung.  Der  Verfasser  macht  das  grosse  Publikum  mit 
den  jüngsten  Entdeckungen  im  Gebiete  der  Pflanzenbefruchlung, 
welche  namentlich  für  Gärtner  und  Samenzüchter  von  grosser 
Tragweite  sind,  bekannt.  Die  klare  Darstellung  des  Verf.  wird 
durch  in  grossem  Massslabe  gehaltene  Holzschnitte  wesentlich 
unterstützt.  Bartsch. 


349 


Correspondenz. 

Wien,  den  25.  September  1870. 

In  der  letzten  Abhandlung-  von  Dr.  Celakowsky   über  Rhi- 
nanthus  vermisse  ich  eine  in  neuester  Zeit    aufgestellte  Art:    Rhi- 
nanthus  montanus  Sauter,  Flora  1857  p.  180.    Was    ist  das?   Ist 
es  Rh.  angustifolius  Ginel.,  die  somit  auch  in  Oberöslerreieh  vor- 
käme, oder  ist  es  eine  neue  Form,  die  ein  Verbindungsglied  zwi- 
schen dieser  und  Rh.  major  Ehrh.  bildet.  Die  Beschreibung-  g-jht  nicht 
genügende  Anhaltspunkte    zur   Entscheidung-    dieser    Frage.    Rhin. 
aristatus  Cel.  ist  es  wegen  des  „labium  inferius  adpressum" 
jedenfalls  nicht.  —  Was  Rhin.  alpinus  Bau  mg-,    in  Schweden  und 
Norwegen  anbetrifft,  so  beruht  diese  erst  von  Fries    in    Summa 
veg.  Scand.  gemachte  Angabe  auf  einer  unrichtigen  Bestimmung, 
wie  Dr.  AI  mg  v  ist  neuerlich    in  der  Uebersicht  der  Verhandl.  der 
schwed.  Akad.  d.  Wiss.  nachgewiesen  hat.    Wir    haben    nur   Rhin. 
major  und   Rhin.  minor  in  Skandinavien.  —  Schon   vor  einiger  Zeit 
brachte    die    illustrirle  Zeitung    „Ueber  Land    und  Meer"    die  Mit- 
theilung, dass  zwei  schwedische  Naturforscher  in    Tromsoe  einge- 
troffen waren,  um  eine  arktische  Expedition  zu  unternehmen.  Wie 
ich  jetzt  aus  Privatbriefen  ersehe,    sind  es  die  Herren  Prof.  Nor- 
denskiold  aus  Stockholm  und  Dr.  ßerggr  en  aus  Lund,  die  nach 
Grönland  abgereist  sind.  Die  wissenschaftlichen  Forschungen  gehen 
diessinal    eigentlich  in    archeologischer  Richtung,    aber    damit    hat 
man  einen  wichtigen  Nebenzweck  verbunden,  nämlich  Hunde  für  eine 
neue  Polarexpedition  einzukaufen.  Die  früheren  schwedischen  Polar- 
expeditionen, namentlich  die  letzte,  haben  es  nämlich  zur  Gewissheit 
gebracht,  dass  es  unmöglich  ist,    den    Nordpol    am  Schiffsbord  zu 
erreichen.     Ein  anderer  Weg    wäre    also    einzuschlagen   und  zwar 
der  folgende.    Die  Expedition   geht   wahrscheinlich    im  Herbst   des 
nächsten  Jahres  ab,  überwintert  auf  irgend  einem  Punkte  der  nörd- 
lichsten Inselgruppe  und  von  dort  aus  wird  die  eigentliche  Polarreise 
im  März  des  folgenden  Jahres  auf  Schlitten  angetreten.  Ob  es  wohl 
auf  diesem  Wege  gelingen  wird,  das  heissersehnte  Ziel    zu  errei- 
chen und  so  den  edlen  Wetlkampf,  der  seit  langen  Jahren  zwischen 
den  Kulturvölkern  Europas  und  Amerikas  entbrannt  ist,  zu  enden? 
Wir  hegen  einen  leisen  Zweifel,  doch  zollen  wir  unsere  volle  Be- 
wunderung diesen  Männern,  die  mit  Begeisterung  den  Kampf  gegen 
die  lange  arktische  Nacht,  gpgen  Gefahren  und  Entbehrungen  aller 
Art  aufnähmen,  um  für  die  Wisaensehalt    neue  Ernten   einzuheim- 
sen,  um  für  das  Vaterland  neue  Lorbeern  zu  erringen. 

AI  IV.  F  a  1  c  k. 

Innsbruck,   den  17.  Oktober  1870. 

Ich  war  heuer  im  Sommer  durch  (i  Wochen    in    Schneeberg-, 
einem  4000  Fuss  über  dem  Meere  auf  einer   alten    diluvialen  Mo- 


350 

räne  gelegenen  Schlösschen  im  Gschnilzthale  und  habe  von  dort 
aus  eine  Reihe  botanischer  Ausflüge  auf  die  angrenzenden  Berge 
und  in  die  angrenzenden  Thäler  ausgeführt.  An  Dr.  Saut  er  jun. 
im  benachbarten  Steinach  fand  ich  einen  ausgezeichneten  Bryo- 
logen  und  bestieg  mit  ihm  auch  eine  der  höchsten  Kalkkuppen  in 
der  Nachbarschaft  des  Tribulaun.  Später  trieb  ich  mich  in  Vorarl- 
berg, Oberbaden  und  der  Nordschweiz  herum  und  untersuchte  ins- 
besonders  die  Sumpfflora  am  Bodensee.  An  dem  bekannten  Stand- 
orte der  Aldrovanda  bei  Fussach  versank  ich  einmal  in  eines  der 
zahlreichen  von  überhängendem  Riedgras  überdeckten  Löchern  und 
weiss  jetzt,  warum  dieses  von  tiefen  Tümpeln  durchspickte  Terrain 
den  Namen  Loch-See  führt.  Dass  ich  noch  glücklich  davon  ge- 
kommen, zeigt  Ihnen  dieses  Schreiben.  Kern  er. 

Leipzig,  den  28.  September  1870. 

Nach  dem  am  1.  Juli  d.  J.  erfolgten  Ableben  des  Herrn  B. 
Auerswald,  hier,  habe  ich  die  Leitung  des  Leipziger  botanischen 
Tausch vereins  übernommen,  und  lade  alle  Freunde  der  Botanik  zur 
Theilnahme  an  diesem  Vereine  ein.  Zugleich  bitte  ich  alle  Myko- 
logen  um  Ueberlassung  von  Aecidien  und  Puccitiien  und  ist  mir 
auch  Erlangung  von  Cladonien  aus  verschiedenen  Gegenden  er- 
wünscht. Seltene  Pflanzen  aus  der  europäischen  Flora  kann  ich 
dagegen  im  Tausch  offeriren.  Georg  Winter. 

Couvet  (Schweiz),  den  28.  September  1870. 

Der  reiche  Creux  du  Vau  hat  sich  dieses  Jahr  um  eine  neue 
Pflanze  bereichert,  die  Soldanella  alpina,  die  ich  den  11.  Juni  dort 
entdeckt  habe.  Sie  findet  sich  sonst  im  südlichen  Jura  auf  Reculet, 
Dolo,  Colombier,  Moni  Tendre  und  Suchet.  Umsonst  habe  ich  sie 
auf  dem  Chasseron  gesucht,  wo  sie  wahrscheinlich  exislirt,  obgleich 
sie  dort  noch  nicht  gefunden  worden  ist.  Der  Creux  du  Vau  ist 
bis  jetzt  die  nördlichste  Lokalität  im  Jura  für  diese  zierliche  Pflanzet 
Dieser  Berg  ist  nur  drei  Stunden  von  meinem  Wohnort  entfernt, 
so  dass  ich  ihn  jedes  Jahr  sehr  oft  besuche.  Ich  kenne  seine  Flora 
genau  genug,  um  Ihnen  einen  kleinen  Artikel  für  die  bolan.  Zeit- 
schrift liefern  zu  können,  aber  später,  wenn  ich  etwas  Müsse  haben 
werde.  Jul.  Lerch,  Dr.  med. 

Athen,  im  September  1870. 

Die  Staphiden-Sammlung  ist  zu  Ende  und  winde  grössten- 
teils gut  eingebracht,  nur  ein  geringerer  Theil  ist  auf  der  Tenne 
nass  geworden  und  ging  zu  Grunde.  Gegen  50  Millionen  Liter 
wurden  im  ganzen  Lande  aufgebracht  und  bis  jetzt  sind  bereits 
30  Millionen  davon  verkauft,  meist  nach  England.  Auch  die  Feigen- 
ernte ist  gut  ausgefallen,  besonders  in  Messenien  ,  dagegen  sind 
die  Wallaniden  nicht  gerathen,  was  ein  bedeutender  Schaden  für 
die  Insel  Kea  und  für  Rumelien  ist.  Auch  die  Olivenernte  wird 
keine  glückliche  zu  nennen  sein.    Reichlicher    dürfte    sie    auf    den 


351 

türkischen  Inseln,  aufMylilene  und  Kreta  ausfallen.  Die  Feldfrüchte 
und  alle  übrigen  Früchte  sind  sehr  gut  gediehen.  Die  Weinlese  hat 
begonnen,  allein  sie  ergibt  keinen  preiswürdigen  Most,  so  dass  die 
Okka  nur  mit  12 — 15  Lepta  gezahlt  wird.  Die  ßamnkultur  nimmt  in 
Griechenland  immer  mehr  zu  und  es  werden  alljährlich  viele  Tausende 
junger  Bäumchen  ,  namentlich  Maulbeeren  gepflanzt  und  eben  so 
viele  wilde  Olivenbäume  veredelt.  Die  Seidenzucht  endlich  ist  in 
Folge  eingetretener  Kälte  zur  Hälfte  missglückt.         Lander  er. 


Personalnotizen. 

—  Dr.  Georg  Bill,  Professor  der  Botanik  in  Graz  ist  ge- 
storben. 

—  Lorenz  Kristof,  Lehramtskandidat ,  hat  die  Stelle 
eines  Assistenten  am  botanischen  Garten  in  Wien  erhalten.  Bisher 
bekleidete  dieselbe  Dr.  H.W.  Reichardt  mit  anerkennenswerlher 
Ausdauer  durch  ein  Decennium ,  seit  dem  Jahre  1866  selbst  als 
Kustos  des  kais.  botanischen  Museums. 

—  Dr.  Alfred  Falk  aus  Schweden,  ist  von  seiner  botani- 
schen Reise  in  Siebenbürgen  zurückgekehrt  und  weilt  jetzt  in  Wien 
(Unt.  Alleegasse  21)  um  seine  gemachte  Ausbeute  zu  ordnen. 
Letztere  ist  so  reich  ausgefallen,  dass  er  einen  Theil  derselben  in 
Sammlungen  von  SO  Arten  zu  dem  Preise  von  8  fl.  (5  Thlr.  lONgr.) 
abzugeben  im  Stande  ist. 

—  Dr.  Ilse,  Oberförster  in  Trier,  befindet  sich  gegenwärtig 
als  Premierlieutenant  im  Landwehr-Besatzungsregiment  in  Coblenz. 

—  Dr.  Anton  Kerner  erhielt  vom  Ministerium  einen  Ruf 
an  die  reorganisirte  Forstakademie  in  Mariabrunn  bei  Wien  ,  zu- 
gleich aber  auch  einen  solchen  vom  sleiermärkischen  Landesaus- 
schusse an  die  technische  Hochschule  zu  Graz.  Beide  Anträge 
vuirden  von  ihm  abgelehnt. 

—  Dr.  Julius  Wiesner  wurde  als  ordentlicher  Professor 
an  die  Forstakademie  in  Mariabrunn  berufen. 

—  Dr.  Frivaldszky  von  Frivald  ist  am  19.  Oktober, 
72  Jahre  alt,  in  Pest  gestorben. 


Literarisches. 

—  Von  H.  Grass  mann,  Professor  in  Stettin  ist  erschienen 
ein  Werk  über  deutsche  Pflanzennamen,  welches  den  Zweck  haben 
soll,  für  alle  deutsche  Pflanzen  solche  deutsche  Namen  einzuführen, 
die  denselben  Grad  der  Bestimmtheit  an  sich  tragen,  wie  die  la- 
teinischen. 

—  Dr.  Moriz  Seubert.  „Lehrbuch  der  gesam  inten 
Pflanzenkunde."   1870.  (C.  F.  Winler'sche  Verlagsh.  in  Leipzig.) 


352 

Scubert's  Buch  liegt  uns  nun  in  fünfler  durchgesehener  Auflage  vor; 
es  ist  zu  verbreitet  und  geschätzt,  als  dass  eine  ausführliche  Her- 
vorhebung seiner  Vorzüge  nolhwendig  wäre;  wir  bemerken  nur, 
dass  die  jüngsten  Entdeckungen  berücksichtigt,  und  dass  die  Ab- 
bildungen, welche  den  Text  erläutern,  zahlreich  und  gut  sind;  ein 
umfassendes    Inhaltsverzeichniss    macht    eine    bequeme    Benützung 

des  Buches  möglich. 

-xx 

Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingetroffen:  Yon  Herrn  Strubl,  mit  Pflanzen  ans  Stei- 
ermark. —  Von  Herrn  Boiler,  mit  Pfl.  aus  Niederösterreich.  —  Yon  Herrn 
Janka,  mit  Pfl.  aus  dem  Banat.  —  Von  Herrn  Holuby,  mit  Pfl.  aus  Ungarn. 

—  Von  Herrn  PI o sei,  mit  Pfl.  aus  Schlesien.  —  Von  Herrn  Dr.  Lagger,  mit 
Pfl.  aus  der  Schweiz.  —   Von  Herrn  Andorfer,  mit  Pfl.  aus  Niederöslerreich. 

—  Von  Herrn  Winter,  mit  Pfl.  aus  Baiern.  —  Von  Herrn  Erzbischof  Dr. 
Haynald,  mit  Pfl.  aus  dem  Banat. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren,  Dr.  Menge,  Dr.  Lerch, 
Boller,  Kristof,  Minich  ner  und  Dr.  Ilse. 

Inserate. 

Brittinger's  Sammlungen. 

Die  vom  verst.  Apotheker  Brittinger  hinterlassenen  Sammlungen  von 
Pflanzen,  Schmetterlingen,  Käfern  und  Vogeleiern,  alle  im  besten  Zu- 
stande, gut  ausgestattet  und  sehr  vollständig,  sind  nebst  einer  reichhaltigen 
Bibliothek  billig  zu  verkaufen.  Diese  Sammlungen  dürften  um  so  werthvoller 
sein,  als  sie  die  Grundlage  verschiedener  Publikationen  des  in  wissenschaft- 
lichen Kreisen  geachteten  Sammlers  bildeten.  Namentlich  aber  würden  sie  für 
eine  Lehranstalt  sehr  empfehlenswerth  sein. 

Nähere  Auskunft  ertheilt  Frau  Elise  Brittinger  in  „Stadt  Steyr"  in 
Oberösterreich. 

Im  Selbstverlage  des  Lehrers  C.  Bänitz  in  Königsberg  in  Pr.  und  in 
Kommision  der  E.  Uemer'suhen  Buchhandluug  in  Görlitz,  ist  erschienen: 

C.    Bänitz,  Herbarium  meist  seltener  und   kritischer  Pflanzen 
Nord-  und  Mitteldeutschlands.  Lief.  IX.  X.  201  Nr. 

Da  jede  Pflanze  auch  einzeln  abgegeben  wird,  so  findet  jeder  Botaniker 
hier  passende  Gelegenheit  sein  Herbar  durch  die  grössten  Seltenheiten  (Carex 
globularis,  loliacea  L.,  Chara  connivens  Salzm.  etc.)  zu  bereichern.  —  In- 
haltsverzeichnisse der  zehn  Lief.  (936  Nr.)  gratis  durch  jede  Buchhandlung 
und  den  Selbstverleger. 

Beilagen  des  November-Heftes. 

I.  Anzeige  der  Verlagshandluug  von  Herrn.  Weissbach  in  Leipzig. 

II.  Anzeige  der  Verlagshandlung  von  Friedlich  Vieweg  und  Sohn  in 
Braunschweig. 

Keiinktftlir  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 
Drurl»  uücI  Papief  deV  O.  Ueberrouter'sclien  ßuclidruckcrei  (M.  Salzer). 


Oesterreicliische 

Botanische  Zeitschrift 

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bot"n,V^:V"hrm      Botanik  und  Botaniker,      i:/r:l^:: 

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XX.  Jahrgang.  VISU.  December  1  H70 

INHALT:    Sind    Oj.hu.hJj  leVtw  in  Böhmen  einheimisch?  Vm  Pr.  Celak  iv<.J»n 

T> J» KiMIW ihlHli» if  Von  Pr.  Kerner.  -  las  M.  -.rn.  Von  Bollhy.  —  H-erruaphroiite  Saiir- 
Blüthen.  VonGsaller.  —  Phvtographisc.be  Fragmente.  Von  Pr.  Schu  r."  Exkursionen  in  die  Berii-r 
Alpen.  Von  \"ulp;us.  —  Liter^turbenchte.  Von  Pr.  Kerner.  -  Corrtspondeni.  \on  Pr.  Rauscher. 
knapp.  Janka.  —  Personalnotiien.  —  Botanischer  Tauscbvernn. 

Einladung1  zur  Pränumeration 

auf  den  X.\I.  Jahrgang  (  1S71  )   der 

Österreichischen 

Botanischen  Zeitschrift. 

(Oesterr.  bolau.  Wochenblall.) 

Auf  die  „Oesterreichische  botanische  Zeitschrift"  prinomerirl  man  mit 
5  fl.  25  kr.  ö.  W.  (_3    Rtldr.  10  Ngr.)  auf  den  ganzen  Jahrgang  oder 

mit  2  fl.  63  kr.  ö.  W.  auf  einen  Semester   und  zwar  auf  Exemplare, 
die  frei  durch  diePosI  bezogen  werden  sollen,  nur  bei  der  Redaktion : 

Wien.  Neumanngasse,  ffr.   7. 

Bei  der  Zusendung  des  Pranumerations-Betrages  ersuchen  wir 
um  die  genaue  und  deutlich  geschriebene  Adresse  mit  Angabe  der 
letzten  Post. 

Alle  Buchhandlungen  des  In-  und  Auslandes  nehmen  ebenfalls 
Pränumerationen  an.  Die  Versendung  an  die  Buchhandlungen  hat 
die  Verlagshandlung  C.  Gerold's  Sohn  in  Wien  übernommen. 

Oesterr.  botin.  2tiuchri:t.   12    Hof:.   1810.  »3 


354 

Von  den  bereits  erschienenen  Jahrgängen  können  noch  voll- 
ständige Exemplare  gegen  nachfolgende  Preise  bezogen  werden: 
1.  Jahrgang  2  fl.  (1  Thlr.  10  Ngr.j  —  2.  und  3.  Jahrgang  zu  1  fl. 
C20  Ngr.)  —  8.  bis  18.  Jahrgang  zu  3  fl.  (2  Thlr.)  -  19.  und  20.  Jahr- 
gang zu  5  fl.  (3  Thlr.  10  Ngr.)  Bei  Abnahme  sämmtlicher  Jahrgänge 
von  der  Redaktion  ,  20  Procent  Nachlass. 

Dr.  Alexander  Skofitz, 

Wi  e  d  en  ,    Neumannsgasse    Nr.    7. 


Sind  Osmunda  und  Scolopendrium  in 

Böhmen  einheimisch? 

Von  Dr.  Lad.  Öelakovsky. 

Die  in  der  Ueberschrift  gestellte  Frage  erheischt  meinerseits 
eine  Beantwortung,  nachdem  Freiherr  von  Ho  henbühel-Heufler 
im  heurigen  Jahrgange  dieser  Blätter  S.  86  u.  154  die  Auslassung  der 
genannten  zwei  Arten  in  meinem  Prodromus  der  Flora  von  Böhmen 
angezeigt,  und  verschiedene,  ihr  Vorkommen  in  Böhmen  nach 
seiner  Ansicht  gillig  feststellende  Angaben  zur  Sprache  gebracht 
hat.  Ich  könnte  zwar  einfach  auf  den  Grundsatz  hinweisen,  der 
mich  bei  der  Abfassung  meiner  Arbeit  geleilet  hat,  keine  Art  auf- 
zunehmen, als  von  der  ich  Belege  sah,  oder  für  welche  wenigstens 
neben  der  pflanzengeographischen  Wahrscheinlichkeil  in  der  Person 
des  Finders  eine  gute  Bürgschaft  vorlag.  Indessen  will  ich,  was 
Osmunda  regalis  betrifft,  eingestehen,  dass  mir  Lorinser's  Stachio- 
pteriden  (vom  J.  1838)  unbekannt  geblieben  waren,  und  ich  bin 
Hrn.  v.  Hohenbühel  dafür  dankbar,  dass  er  mich  sowohl  auf 
dieses  Schriftchen,  als  auch  brieflich  auf  Plumerl's  Buch  über  den 
Kurort  Liebwerda  (1849)  aufmerksam  gemacht  hat.  In  diesem  gibt 
Pfarrer  Gottfr.  Menzel,  der  nach  Lorinser  die  Osmunda  bei 
Neustadtl  im  Friedländer  Bezirke  gefunden  haben  soll,  ein  Ver- 
zeichniss  der  charakteristischen  Pflanzen,  darunter  auch  der  Farne 
dieses  Bezirkes ,  ohne  der  Osmunda  auch  nur  zu  erwähnen.  Es 
klingt  schon  darum  psychologisch  sehr  unwahrscheinlich,  dass 
Menzel  eine  Art,  die  sein  Verzeichniss  besonders  geziert  haben 
würde,  mit  Stillschweigen  hätte  übergehen  können,  wenn  er  sie 
überhaupt  früher  im  Bezirke  gefunden  hätte.  Um  aber  völlige  Si- 
cherheit zu  erlangen,  wendete  ich  mich  an  Herrn  Pfarrer  Menzel 
selbst,  und  erhielt  von  ihm  vor  Kurzem  folgenden  dankenswerlhen 
Aufschluss.  Er  schreibt  mir  hierüber:  „Ich  habe  die  Osmunda  regalis 
nie,  weder  in  Böhmen  noch  sonst  wo  gefunden.  Nur  sehr  dunkel 
kann  ich  mich  erinnern,  dass  um  das  Jahr  1825  ein  guter  Freund, 


355 

der  das  Riesengebirge ,  aber  auch  zugleich  einen  grossen  Theil 
Schlesiens  botanisirend  bereist  hotte,  mir  diese  Pflanze  zeigte.  Ob 
ich  dieses  dem  Dr.  Lorinser  niitgetheilt   habe,   weiss   ich  nicht." 

Wie  unter  solchen  Umständen  Lorinser  zu  seiner  Angabe 
kam,  ist  schwer  zu  sagen  oder  zu  vermuthen,  im  Grunde  auch 
ziemlich  gleichgiltig.  Es  beweist  nur  abermals,  wie  vorsichtig  und 
misstrauisch  ein  Florenschreiber  sein  muss,  dem  nicht  so  sehr  daran 
gelegen  ist,  Literaturangaben  zu  sammeln  als  vielmehr  sichere 
Daten  zu  liefern.  Zufälliger  oder  vielleicht  auch  absichtlicher  Weise 
gehört  Neustadtl,  im  nördlichsten  Theile  Böhmens  zwischen  Preus- 
sisch-Schlesien  und  der  Lausitz  gelegen,  zum  möglichen  Verbrei- 
tungsbezirke der  Osmunda,  dalier  es  begreiflich  ist,  dass  Milde, 
der  böhmischen  Flora  und  ihren  Pflegern  ferner  stehend,  die  po- 
sitive Angabe  eines  botanischen  Schriftstellers  anstandslos  in  sein 
Buch  über  die  höheren  Sporenpflanzen  Deutschlands   aufnahm. 

Ueber  Scolopendrium  vulgare  kann  ich  zwar  keine  so  positive 
Mittheilung  machen  ,  doch  möchte  ich  das  spontane  Vorkommen 
auch  dieser  Art  in  Böhmen  von  dem  Standpunkte,  dessen  Berech- 
tigung der  Fall  mit  Osmunda  darthut,  keineswegs  für  erwiesen 
ansehen.  Ueber  den  angeblichen  böhmischen  Fundort  Ottendorf 
schrieb  mir  Dr.  Ascherson:  „Was  den  Fundort  Oltendorf  betrifft, 
so  bin  ich  der  Urheber;  ich  habe  denselben  vor  Zeilen  in  der 
Linnaea  veröffentlicht  und  Milde  sah  die  Pflanze  in  meinem  Herbar. 
Ich  habe  sie  von  dem  allen  Bauer,  dein  Chemiker  und  Salix-  und 
Chara-Kenner  erhalten,  der  sie  in  Görlitz  1812  von  Sammlern  inil- 
getheilt  erhielt.  Ich  habe  in  meiner  Reeension  absichtlich  von  der 
Sache  nicht  gesprochen,  weil  die  erneuerte  Konstatirung  einer  fast 
60  Jahre  alten  Angabe  doch  nölhig  ist.  Zu  verkennen  ist  Scolo- 
pendrium allerdings  nicht,  die  Standorte  haben  aber  ein  anderes 
Bedenken;  es  ist  eine  uralte  Gartenpflanze."  —  Diese  letzte  Be- 
merkung scheint  mir  bei  der  vorliegenden  Frage  sehr  beachlens- 
werth,  in  ihr  liegt  vielleicht  der  Schlüssel  für  die  eine  oder  die 
andere,  der  von  Hrn.  v.  Hohen bühel  besprochenen  Angaben.  So 
deutet  schon  die  monslröse  Spielart  der  Frau  Kablik  darauf  hin, 
dass  sie  entweder  im  Garten  der  Sammlerin  oder  in  einem  Bauern- 
gärtchen  gewachsen  sein  mag.  Die  von  Opiz  mitgetheilten  Stand- 
orte waren  mir  allerdings  vor  dem  Drucke  des  Prodromus  bekannt, 
doch  erschienen  sie  mir  schon  damals  wenig  glaubwürdig.  Ob  Opiz 
Exemplare  von  denselben  gesehen,  gibt  er  nicht  an;  möglich,  dass 
er  sich  auf  mündliche  Mittheilungen  stützte.  Dieser  Gregory  und 
Linhart  sind  nicht  weiter  bekannte  Leute,  ihre  Glaubwürdigkeit 
und  Pflanzenkenntniss  ohne  Bürgschaft.  Das  Argument,  Scolopen- 
drium sei  unmöglich  zu  verkennen,  ist  nicht  ganz  beweisend;  für 
einen  Botaniker  ist  es  das  allerdings  nicht,  aber  von  einem  Dilet- 
tanten würde  es  mich  nach  den  Erfahrungen,  die  ich  nicht  selten 
gemacht  habe,  gar  nicht  wundern,  wenn  z.B.  Polypodium  vulgare  für 

23  * 


356 

Scolopendrium  angesehen  worden  wäre*).  Uebiigens  habe  ich  auch 
hei  Neustadtlauf  den  felsigen  Waldlehnen  desMellaulhales  vor  einigen 
Jahren  das  Scolopendrium  vergeblich  gesucht;  wenn  die  Angabe 
überhaupt  auf  einer  Thatsache  beruht,  so  konnte  die  Pflanze  end- 
lich auch  aus  dem  dortigen  Klostergarten  stammen.  Ueber  den 
Skaredy  dul  bei  Czaslau  kann  ich  nichts  weiter  sagen,  behalte  mir 
aber  seine  Durchforschung  noch  vor.  Endlich  der  Schmidt'sche 
Standort  kann  gar  nicht  in's  Gewicht  fallen;  denn  dieser  Fabler 
hat  alle  möglichen  Pflanzen  an  Orte  in  Böhmen  versetzt,  die  ihm 
beliebten,  so  dass  die  wenigen,  als  ({tatsächlich  befundenen  An- 
gaben unter  einer  Menge  von  rein  ersonnenen  verschwinden. 
Schmidt  mag  schon  überwinterte  Wedel  der  fraglichen  Art  im 
Frühjahr  beobachtet  haben ,  aber  ob  diess  wirklich  an  steinigten 
Orten  bei  Plan  geschah,  kann  immerhin  bezweifelt  werden. 

Alles  in  Allem  genommen ,  liegt  bis  jetzt  keine  genügende 
Bürgschaft  des  wirklichen  spontanen  Vorkommens  des  Scolopen- 
drium vulgare  in  Böhmen  vor,  und  bevor  nicht  wenigstens  einer 
der  angeblichen  Standorte  neuerdings  konstatirt  wird,  kann  ich 
die  Art  nur  unter  die  Dubia  der  böhmischen  Flora  rechnen,  deren 
Verzeichniss  ich  versprochen  habe  zum  Schlüsse  des  Prodromus  zu 
geben. 

Prag,  den  25.  Oktober  1870. 


Die  Vegetations-Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 
XXXVIII. 

794.  Valerianella  olitoria  (L.  var.)  —  Auf  bebautem  Lande, 
an  den  Böschungen  der  Dämme,  auf  grasigen  Plätzen  des  Berg- 
und  Tieflandes.  Erlau,  Paräd ,  Waitzen,  Gran,  Promontor,  Ercsin, 
Csepelinsel,  Pest,  Grossvvardein,  Hollodu.  —  Kalk,  tert.  diluv.  und 
alluv.  Sand-  und  lehmiger  Sandboden.    95 — 670  Met. 

795.  Valerianella  carinata  Lois.  —  Zwischen  niederem  Grase 
an  felsigen  Bergabhängen,  seltener  auch  auf  bebautem  Lande.  Nächst 
dem  Stadtmaierhofe  ,  dann  am  Schwabenberge  ,  Adlersberge  und 
Blocksberge  bei  Ofen.  Im  Bereiche  des  Bihariagebirges  bei  Vasköh. 
—  Kalk,  tert.  und   diluv.  Lehmboden.  95—320  Met. 


*)  Wenn  das  Jemand  nicht,  für  möglich  hielte,  dem  gebe  ich  ein  Bei-r 
spiel  statt  vieler.  Ein  bereits  verstorbener,  sehr  schätzbarer  und  verdienstlicher 
Sammler  Südböhmens,  der  keine  schlechte  Pflanzenkenntniss  besass,  gab  in 
seinem  sonst  grösstentheils  verlässlichen  Verzeichniss  Zanichdlia  an.  Ich  sah 
die  betreffende  Pflanze,  es  war  nicht  blühende  —   Utricularia  minorl 


337 

796.  Valerianella   mixta    (L.   var.),   non   DC,    non   B  er  toi. 

—  „Valerianella  semine  umbilicalo  hirsuto  minore"  Morison.  — 
V.  Morisonii  (Sprengl),  DC.  —  V.  dasycarpa  Stev.  —  V.  den- 
tala Po II.  et  pl.  auct. ,  non  L.  —  Auf  bebautem  Lande  und  an 
grasigen  Plätzen,  auf  Dämmen,  Rainen,  Wiesen.  Gran,  P.  Csaba, 
Ofen,  Ercsin,  Pest,  Grosswardein,  Petrani.  Im  Gebiete  der  Ofener  Flora 
sehr  häufig,  aber  liier  so  wie  im  Gebiete  überhaupt,  nur  mit  dicht 
behaarten  Früchten  beobachtet,  —  Kalk ,  terl.  diluv.  und  alluv. 
Sand-  und  sandiger  Lehmboden.  95 — 320  Met. 

797.  Valerianella  rimosa  Bastart.  —  V.  Auricula  pl.  auet., 
non  (L.)  —  V.  dentala  (L.  var.),  non  Poll.  —  An  gleichen  Stand- 
orten wie  die  vorhergehende  Art.  Erlau.  Gran,  Ofen,  Pest,  Vasköh. 

—  Kalk  ,  tert.  diluv.  und  alluv.  Lehm-  und  Sandboden.  95 — 320 
Met.  —  (Ich  theile  die  Ansicht  Gren.  et  Godron's,  tlass  sich 
V.  Locusta  8.  deniata  L.  nicht  auf  jene  Pflanze,  welche  P  o  1  l  i  e  h, 
Reichb.,  Koch  und  die  meisten  neueren  Autoren  V.  dentala  ge- 
nannt haben,  sondern  auf  V.  Auricula  dieser  Autoren  bezieht,  dass 
daher  eigentlich  die  von  den  meisten  neueren  Botanikern  als  V. 
Auricula  aufgeführte  Pflanze  den  Namen  V.  dentala  (L.  var.)  zu 
führen  hätte.  Da  aber  der  Name  vdentatau  hier  vieldeutig  geworden 
ist,  halte  ich  es  für  das  zweokmässigste,  denselben  fallen  zu  lassen. 
Es  hat  aber  dann  die  Pflanze  den  Namen  V.  rimosa  Bast.  Journ. 
bot.  1814  zu  führen,  welcher  vor  dein  De  Candolle'schen  im  Jahre 
1815  gegebenen  Namen   V.  Auricula  die  Priorität  hat). 

798.  Valerianella  mutica  (L.  var.)  —  V,  pumila  (Willd.), 
DC.  —  Häufig  an  steinigen  Plätzen  in  den  Lücken  des  Grasbodens 
am  Adlersberg  und  Blocksberg  bei  Ofen.  —  Kalk,  tert.  und  diluv. 
Lehmboden.  120—220  Met. 

799.  Valerianella  coronata  (L.  var.)  —  Im  mittelung.  Berg- 
lande an  gleichen  Standorten  wie  die  frühere  Art  und  mit  dieser 
gesellig  und  häufig  am  Adlersberg  und  Blocksberg,  dann  am  kleinen 
Schwabenberge  bei  Ofen  und  nach  Feichlinger  auch  auf  dem 
Kisleva  und  Läszkereszlhegy  im  üst.  Com.  Gran.  —  Kalk,  lert.  und 
diluv.  Lehmboden.  120—220  Met.  —  (V.  lasiocephala  Bellte  in 
Sadl.  Fl.  Com.  Pest  24,  halle  ich  für  eine  unbedeutende  Modifika- 
tion der  V.  coronata  mit  elwas  kleineren  Früchten  und  mehr  auf- 
gerichteten, an  der  Aussenfläche  und  am  Rande  mehr  weniger  wim- 
perhaarigen (häufig  aber  auch  ganz  kahlen)  Zipfeln  des  Kelchsaumes. 
Im  Durchschnitte  der  Frucht  finde!  ich  keine  konstanten  Unterschiede. 
Nach  S  a  d  1  e  r  sollen  an  der  V.  lasiocephala  die  beiden  sterilen 
Fächer  der  Frucht  sehr  klein  und  fast  obliterirt,  bei  V.  coronata 
aber  nahezu  so  gross  als  das  fertile  Fach  sein.  Ich  finde  aber 
weder  das  eine  noch  das  andere  immer  zul reifend,  sondern  die 
sterilen  Fächer  bald  mehr  bald  weniger  verkümmert  und  immer 
deutlich  kleiner  als  das  fertile  Fach.  Exemplare,  welche  der  von 
Sadl  er  gegebenen  Diagnose  der  V.  lasiocephala  genau  entspre- 
chen, fand  ich  im  Gebiete  der  Olener  Flora  mit  gewöhnlicher  V. 
coronata  nicht  selten  am  Adlersberge,  ebenda  aber  auch  alle  mög- 


358 

liehen  Abstufungen  in  der  Grösse  der  ganzen  Pflanze,  der  Grösse 
der  sterilen  Fächer  und  der  Behaarung  der  ßracteen  und  des  Kelch- 
saumes). 

800.  Valeriana  dlolca  L.  —  An  Quellen  und  auf  sumpfigen 
Wiesen.  In  den  Thälern  und  Thalweitungen  des  tniltelung.  ßerglandes 
zwischen  Nana  und  Gross- Maros,  bei  Krotendorf  und  Altofen  und 
in  der  Särviz  bei  Stuhlweissenburg.  Auf  der  Kecskem.  Landh.  bei 
R.  Palota  und  Pest  und  entlang  dem  Rakosbache  bis  R.  Keresztur, 
unterhalb  Pest  bei  den  Quellen  nächst  der  6uba.es  Csarda,  dann 
bei  Soroksar,  Alberti  und  Nagy  Koros.  Im  Bereiche  des  Biharia- 
gebirges  im  Becken  von  Belenyes  bei  Savoieni  und  auf  dem  Ba- 
trinaplateau  im  Valea  Isbucu.  —  Sandstein,  tert.  diluv.  und  alluv. 
Lehm-  und  Sandboden.  93—1265  Met. 

801.  Valeriana  tripteris  L.  —  In  Felsritzen,  auf  den  Terrassen 
felsiger  Abstürze,  auf  Schutthalden,  in  dem  Gestäude  der  Wald- 
ränder und  in  Holzschlägen.  Im  mittelling.  Bergl.  in  der  Pilisgruppe 
an  der  Nordseile  des  Piliserberges  gegen  Szt.  Kereszt  zu  in  der 
Seehöhe  von  475 — 630  Met.  häufig.  Hier  der  einzige  im  miüelung. 
Bergl.  bekannt  gewordene  Standort.  Dagegen  sehr  verbreitet  im 
Bihariagebirge,  auf  demBatrinaplateau  bei  der  Eishöhle  ober  Scarisiöra, 
an  den  östlichen  Abfällen  der  Pietra  ßatrina,  an  den  Felsen  bei 
dem  Eingänge  in  die  Geisterhöhle  und  in  den  Schluchten  unter 
der  Stäna  Oncesa,  auf  der  Pietra  muncelului  und  Mogura  seea  ,  im 
Valea  pulsului  und  Valea  seea  und  bis  herab  gegen  Rezbanya;  in 
der  Vulcangruppe  auf  dem  Suprapietra  poienile  und  bei  dem  Was- 
serfalle nächst  Vidra.  —  Im  Gebiete  nur  auf  Kalk  beobachtet, 
475—1580  Met. 

802.  Valeriana  anguslifolia  Tausch.  —  Auf  grasigen  Terrassen 
felsiger  Bergabbänge,  auf  trockenen  ßergwiesen  und  im  Gestäude 
der  Waldränder.  Im  mittelling.  Bergl.  in  der  3Iatra  auf  der  Veron- 
karet  bei  Gyöngyös;  auf  dem  Nagyszäl  bei  Waitzen;  in  der  Ma- 
gustagruppe  bei  Gross-Maros;  in  der  Pilisgruppe  bei  Visegräd,  Set. 
Andrae,  Szt.  Läszld,  am  Dobogokö  und  Ketägohegy,  auf  der  Sla- 
nitzka  bei  P.  Csaba,  im  Leopoklifelde  und  Auvvinkel,  am  Schwaben- 
berge und  im  Wolfsthal  bei  Ofen,  im  Kammerwalde  bei  Promontor. 
Im  Bihariageb,  im  Valea  mare,  ober  der  Pietra  lunga  und  auf  der 
Pietra  muncelului  bei  Rezbanya,  im  Valea  Odincutia  bei  Scarisiöra. 
—  Vorherrschend  auf  Kalk,  seltener  auf  Trachyl.  160 — 1265  Met. 
(Eine  im  westlichsten  Europa  ganz  fehlende,  im  östlichen  Europa 
dagegen  häufige  und  zumal  in  Ungarn  sehr  verbreitete  Art,  welche 
mir  auch  aus  dem  Adamower  Walde  im  Neutraer  Com.,  von  Rima 
Szombat  im  Gömörer  Com.  und  zahlreichen  anderen  ausserhalb 
unseres  Gebietes  liegenden  Orten  Ungarns  vorliegt). 

803.  Valeriana  ofßcinalis  L.  —  Auf  feuchten  Wiesen ,  in 
Auen,  an  Bach-  und  Flussufern  und  mit  Vorliebe  im  Schutze  ver- 
rinzelt  stehender  Gebüsche  auf  sumpfigen  Niederungen.  Im  Donau- 
thale  und  auf  der  Kecskem.  Landhöhe  zwischen  Nana  und  Gross- 
Maros,     bei    R.    Palota   entlang1    dem    Rakosbache    von     Pest     bis 


359 

R.  Keresztur.  Auf  der  Debrecziner  Lantlh.  bei  Debreczin  und  in 
den  Ecseder  Sümpfen.  Im  Bereiche  des  Bihariageb.  auf  dem  tert. 
Vorlande  zwischen  Grosswardein  und  Belenyes  bei  Lasuri  und 
Hollodu.  im  Poienathale  und  oberhalb  der  Släna  Galbina  bei  Pclrosa, 
auf  der  Bratcoea  am  Fusse  des  Plesiu. —  Sienit,  Kalk,  lerl.  diluv. 
und  alluv.  Lehm-  und  Sandboden.   95 — 1000  Met. 

s04.  Dipsacus  laciniatus  L.  —  Auf  den  Geschieben  der  Fluss- 
ufer, auf  Schutthalden.  Dämmen,  Viehweiden.  Gran,  Set.  Andrae, 
Ofen,  Pest,  Stuhlweissenburg,  Szolnok,  T.  Füred.  Ecsed,  Nagy  Ka- 
roly,  Erdöd,  Grosswardein,  Belenyes,  Monesa,  Boros  Sebes,  Buteni, 
Jöszäsz,  Plesculia.  —  Trachyt,  Kalk,  tert.  diluv.  u.  alluv.  Schotter, 
Lehm-  und  Sandboden.  90—300  Met. 

805.  Dipsacus  Silvester  L.  —  An  Fluss-  und  Bachufern, 
Slrassengrähen  ,  Waldrändern  und  Dämmen,  auf  Schutlplätzen  und 
Viehweiden,  in  Holzschlägen.  Gyöngyös,  Wailzen,  Gran,  Set.  Andrae, 
Ofen,  Pest,  Nagy  Ivörös,  Szolnok,  T.  Füred,  Ecsed,  Nagy  Käroly, 
Erdöd,  Grosswardein,  Belenyes,  Fenatia,  Criscioru,  Monesa,  Boros 
Sebes,  Buteni,  Jöszasz,  Plescutia.  Häufig  in  Gesellschaft  der  vorigen 
Art ,  aber  weiter  verbreitet  als  diese.  Die  höchstgelegenen  im 
Gebiete  beobachteten  Standorte:  in  Holzschlägen  am  Piliserberg 
im  mittelling.  Bergl.  und  ober  Criscioru  im  Bihariageb.  —  Trachyt, 
Schiefer,  Kalk,  tert.  diluv.  und  alluv.  Lehm,  Sand  und  Schotter. 
90—570   Met. 

Dipsacus  Fullonum  L.  nach  Steffck  verwildert,  selten  bei  dem 
Bischofsbad  nächst  Grosswardein. 

Dipsacus  Gmelini  AI.  B.,  ein  Janka  einmal  bei  Grosswardein  gefunden 
zu  haben  an^ab,  war  dort  nach  demselben  Autor,  zufolge  briefl.  Mitlheilung 
an  Neilreich  (Aufz.  d.  ung.  und  sl.  Gefässpfl.  %)  nur  zufällig  und  vorüber- 
gehend. 

806.  Cephalaria  pilosa  (L.)  —  In  dem  Gesläude  an  den  Ufern 
der  Bäche,  an  Waldrändern  und  an  Zäunen  der  Obstgärten  in  Ge- 
birgsdörfern.  Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Bükkgruppe  bei  P.  Repas 
und  auf  dem  Kirälyüt  bei  Felsö  Tärkäny;  in  der  Matra  bei  Tarjäh; 
in  der  Pilisgruppc  am  Bache  hinler  Visegrad,  bei  Set.  Andrae  und 
Granj  im  Bihariageb.  bei  Sedescelu  nächst  Rezbänya  und  an  dein 
von  der  Tataroea  gegen  Kisköh  herabfliessenden  Bache;  am  häufig  — 
sten  an  den  Zuflüssen  der  weissen  Koros  bei  Xagyäg  und  körös- 
bänya  ,  und  in  der  Umgebung  des  Plesiu  auf  der  Bratcoea  und 
Dinesa ,  bei  dem  Bade  Monesa  und  ober  dem  Dori'e  Susani.  — 
Trachyt,  Schiefer,  Kalk,  Sandstein,  alluv.  Sandboden.  150  -S'O  Met. 

80T.  Cephuluria  transilvanica  (L  )  —  Bestandteil  des  Ge- 
stäudes ,  welches  an  steinigen  wüsten  Plälzen  und  Erdabrissen 
niederer  Berge,  am  Saume  von  Weinbergen,  auf  aufgelassenen 
Aeckern  sowie  an  den  Böschungen  der  Dämme  und  Hohlwege  den 
Boden  bekleidet.  Im  mittelung.  Bergl.  auf  dein  Czigled  bei  Erlau; 
in  der  Niederung  am  Fusse  der  Matra  bei  Csäny;  bei  Dorogh 
nächst  Gran,  bei  Set.  Andrae,  an  dem  Gehänge  ober  dem  Kaiser- 
badteiehe  in  Altofen,  auf  dem  Adlersberg,  Spissberg  und  Blocksberg 
bei  Ofen,  bei  Promontor  und   Ercsin.    Auf   der  Kecskem.   Landhöhe 


360 

bei  P.  Csörög,  R.  Palota,  Pest,  Soroksar.  Auf  der  Debrecziner 
Landh.  bei  Szakoly.  Bei  Nagy  Majteny  und  Grosswardein.  Trachyt 
Kalk,  tert.  dil.  und  alluv.  Lehm-  und  Sandboden.  95—190  Met. 

808.  Cephalaria  centauroides  (L  a  m.)  —  Ceph.  laemgata  (W.  K.) 
Sehrad.  —  ?  —  Nach  Kit.  Hin.  der  Mann.  Reise  vom  Jahre  1815 
bei  Szakoly  auf  der  Debrecziner  Landhöhe.  (Kit.  zählt  in  dem 
zitirlen  Itinerar  Sc.  centauroides  ohne  Beisalz  des  Autornamens 
auf.  Mutmasslich  hatte  er  nachträglich  die  Ansicht  gehabt,  dass 
die  von  ihm  früher  im  Jahre  1812  als  Sc.  laemgata  in  VV.  K.  leon.  be- 
schriebene Pflanze  mit  Sc.  centauroides  Lam.  identisch  sei). 

Scabiosa  tatarica  —  Die  auf  die  Mittheilung  Diöszegi's  gestützte 
Angabe  Kitaibel's  in  Add.  65,  dass  Sc.  tartarica  bei  Dioszegi  im  Com. 
Bi'  ar  vorkomme  und  dort  die  Höhe  von  5 — 7'  erreiclie,  dürfte  sich  auf  eine 
Pilanze  aus  der  Verwandtschaft  der  C.  centauroides  beziehen ;  vielleicht  auf 
die  „Sc.  tatarica'"''  vieler  russischer  Floristen,  (aber  nicht  Sehr ader's)  welche 
nach  den  mir  aus  Pudolien  vorliegenden  Exemplaren  von  Ceph.  uralensis 
(Murr.)  =  Sc.  comiculata  VV.  K.  nicht  verschieden  ist.  Auch  M.  B.  gibt  an, 
dass  die  im  mittl.  und  südl.  Russla  id  vorkommenden  C.  centauroides  und 
C.  uralensis  für  Ceph.  (Scab.)  taoatari  genommen  werden,  und  möglicher- 
weise hat  auch  Kit.  die  von  ihm  im  Jahre  180,2  beschriebene  Sc.  comiculata 
in  späterer  Zeit  für  Sc.  tatarica  gehalten. 

809.  Knautia  arvensis  (L.)  —  Auf  trockenen  Wiesen  und 
Grasplätzen.  Im  mittelung.  Berglande  bei  Erlau  und  in  der  Matra 
bei  Paräd;  in  der  Maguslagrappe  bei  Gross-Maros;  in  der  Pilis- 
gruppe  auf  den  Bergen  bei  Ofen.  Auf  der  Margarethcninsel  und 
Csepelinsel.  Auf  der  Kecskem.  Landh.  bei  P.  Csörög,  R.  Palota, 
Pest,  Soroksar,  Monor,  Pilis,  Nagy  Koros.  In  der  Tiefebene  bei 
Czegled  und  Szolnok.  Auf  der  Debrecziner  Landh.  bei  Debreczin. 
Im  Bihariageb.  auf  dem  tert.  Vorlande  von  Grosswardein  bis  Be- 
lenyes,  auf  dem  Vasköher  Kalkplateau  bei  Vasköh,  am  Fusse  des 
Rezbänyaerzuges  auf  dem  Vervul  Ferice  bei  Pelrosa  und  bei  Rez- 
bänya  und  Savoieni;  in  der  Vulcangruppe  auf  dem  Suprapietra 
poienile  bei  Vidra;  in  der  Plesiugruppe  auf  dem  Moma  und  auf 
der  Dinesa  bei  Monesa;  im  Thale  der  weissen  Koros  auf  den  tert. 
Hügeln  bei  Halmadiu.  —  Trachyt,  Kalk,  tert.  und  diluv.  Lehrn-  und 
Sandboden.  90—1100  Met. 

810.  Knautia  dumelorum  Heuffel.  —  Auf  Waldwiesen  im 
Bihariagcbirge.  Am  Rande  des  Batrinaplateaus  nächst  der  Pietra 
hmga  und  auf  der  Stanesa  ober  Rezbänya  häufig.  Kalk  450  —1000  Met. 

811.  Knautia  silvatica  (L.)  —  1"  dem  Gestäude  der  Bachufer, 
Waldränder  und  Waldwiesen.  Im  mitlelung.  Berglande  in  der  Pilis— 
g nippe  bei  P.  Szt.  Kereszt  und  zwischen  Szl.  Läszlo,  Visegrdd  und 
Set.  Andrae.  Im  Bihariageb.  im  Rezbänyaerzuge  im  Valea  mare  bei 
Rezbdnya  und  an  den  Ufern  des  Aranyos  bei  Negra,  Scarisiöra  und 
Vidra;  im  Petrosaerzuge  im  Poienathale  bei  Petrosa;  im  Szaldo- 
bägyer  Walde  bei  Grosswardein.  —  Trachyt,  Schiefer,  Kalk.  300 
bis  1100  Met. 

812.  Scabiosa  ochroleuca  L.  -*■  Auf  trockenen  Wiesen  und 
Grasplätzen,  an  felsigen  Bergabhängen  und  im  Geschiebe  der  FIuss- 


361 

ufer.  Im  mittelung.  Bergl.  auf  dem  Nngy  Egedhegy  bei  Erlau;  in 
der  Malra;  in  der  Pilisgruppe  bei  Gran  und  P.  Csaba,  im  Auwinkel, 
am  Spissberg  und  Blocksberg  bei  Ofen,  bei  Nadäp  im  Stuhlweissenb. 
Comit.  und  auf  den  Ausläufern  des  Berylandes  östlich  von  Post  bei 
Pecel,  Bag,  Gödöllö  und  Gomba.  Auf  der  Margaretheninsel.  Auf  der 
Kecskem.  Landh.  auf  den  mit  PoUinia  bestockten  Grasflaren  bei  Pest 
und  auf  Sandhügeln  bei  P.  Sällosär  nächst  Tatar  Szt.  György.  In  der 
Tiefebene  bei  Csäsz  und  Egyek.  Auf  der  Debrecziner  Landh.  bei 
Vasväri,  Szakoly  und  Debreczin.  Im  Bereiche  des  Bihariageb.  bei 
Grosswardein,  Vasköh,  Rezbänya,  auf  der  Bralcoea  und  bei  Nadal- 
besci  am  Fusse  des  Plesiu  und  im  Thale  der  weissen  Koros  auf 
dem  tert.  Hügellande  zwischen  Plescutia  und  Halmadiu.  Der  höehsl- 
gelegene  im  Geb.  beobachtete  Standort  auf  trockenen  Bergwiesen 
ober  der  Pietra  lunga  bei  Rezbänya.  —  Kalk,  Dolomit,  tert.  und 
diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  80—820  Met. 

813.  Scabiosa  agrestis  W.  K.  —  Auf  grasigen  Plätzen.  Im 
Gebiete  sehr  selten  und  von  mir  nur  in  der  Pilisgruppe  an  der 
Südseite  des  Piliserberges,  dann  bei  Ofen  und  auf  den  mit  Pol- 
linia bestockten  Grasfluren  zwischen  Pest,  R.  Palola  und  P.  Szt. 
Mihäly  beobachtet.  —  Kalk,  diluv.  Sand.  95—700  Met.  —  (Der 
Name  Sc.  agrestis  W.  K.  verdient  vor  dem  von  den  meisten 
Autoren  gewählten  Namen  Sc.  gramuntia  entschieden  den  Yorzug; 
denn  einmal  hat  L  i  n  n  e"  zu  verschiedenen  Zeiten  offenbar  ver- 
schiedene Pflanzen  mit  dem  Namen  Sc.  gramintia  belegt;  dann 
aber  begreift  Sc.  gramuntia  auet.  nur  die  Exemplare ,  an  deren 
Früchtchen  die  Borsten  des  Innenkelches  so  lang  oder  kaum  länger 
als  der  Saum  des  Aussenkelches  sind.  Die  auf  das  relative  Län- 
genverhältniss  der  Kelchborsten  gegründete  Unterscheidung  der 
Sc.  agrestis  und  Sc.  columbaria  ist  aber  eine  ganz  unnatürliche 
und  gekünstelte.  Nicht  selten  fehlen  nämlich  diese  Borsten  an  Sc. 
agrestis  auch  vollständig  (Sc.  leioeephala  H  o  p  p  e  in  M.  et  K.  D.FI. 
I.  753).  Man  findet  dann  auch  Exemplare,  an  welchen  einige  Frücht- 
chen borstenlos  sind,  während  der  Innenkelch  der  anderen  Frücht- 
chen desselben  Köpfchens  mit  1  ,  2 — 5  ungleich  langen  Borsten 
versehen  ist.  Wieder  an  anderen  Exemplaren  sind  an  allen  Früchtchen 
5  Borsten  zu  sehen  und  diese  unter  sich  entweder  von  gleicher 
oder  ungleicher  Länge,  bald  so  lang,  bald  ll/t —  bald  2—,  ja  selbst 
alle  fünf  gerade  so  wie  bei  Sc.  Columbaria  bis  3mal  so  lang  als 
der  Saum  des  Aussenkelches.  (Exemplare,  an  welchen  die  Borsten 
dreimal  so  lang  als  der  Kelchsaum  sind ,  bilden  die  Sc.  affinis 
Gren.  et  Godr.  Fl.  fr.  II.  78).  Die  auf  das  Längenverhältniss  der 
Kelchborsten  an  den  Früchtchen  gestützte  Unterscheidung  von  Sc. 
agrestis  und  Sc.  Columbaria  ist  demnach  keine  durchgreifende. 
Dagegen  möchte  ich  darauf  aufmerksam  machen ,  dass  ein  sehr 
beständiger  Unterschied  zwischen  diesen  beiden  Arten  darin  liegt, 
dass  die  Borsten  des  Innenkelches  an  Sc.  agrestis  W.  K.  über  die 
Knospen  des  Blüthenköpfchens  niemals  hervorragen  und  daher  an 
dem  noch  nicht  aufgeblühten  Köpfchen   von  Aussen   nicht  sichtbar 


362 

sind,  während  sie  an  den  noch  nicht  aufgeblühten  Köpfchen  der 
Sc.  Columbaria  L.  zwischen  den  einzelnen  Blüthenknospen  deutlich 
hervorragen.  Ausserdem  unterscheidet  sich  Sc.  Columbaria  L.  von 
Sc.  agrestis  W.  K.  noch  durch  den  an  der  Basis  kahlen  Stengel 
und  dadurch,  dass  die  untersten  stengelständigen  Blätter  leierförmig, 
und  die  unterhalb  der  ersten  Gabeltheilung  des  Stengels  sich  ge- 
genüberstehenden Blätter  nur  einfach  fiederschnittig  sind  und  ganz- 
randige  lineal-  lanzettliche  Zipfel  zeigen.  Die  echte  im  nördlichen 
Europa  häufige,  weiter  nach  Süden  seltene  und  daselbst  überall, 
wo  ich  selbe  zu  beobachten  Gelegenheil  halte,  nur  auf  Sumpfwiesen 
vorkommende,  im  südlichsten  Theile  Europas  endlich  ganz  fehlende 
Sc.  Columbaria  L.  wurde  von  mir  in  dem  hier  behandelten  Gebiete 
nicht  beobachtet.  Die  Angaben,  dass  Sc.  Columbaria  L.  im  Gebiete 
vorkomme  [in  der  Ofener  Flora  nach  Sa  dl  er  Fl.  Com.  Pest  65, 
bei  Csenke  und  Nana  nach  Feicht.  Adat.  Estergom.  Fl.  273  und 
bei  Gödöllö  nach  Kit.  Hin.  der  Mann.  Reise  1796]  beziehen  sich 
daher  höchst  wahrscheinlich  auf  Sc.   agrestis  W.  K.) 

814.  Scabiosa  banatica  W.  K.  „In  rupestribus  schistosis  Trans- 
silvaniae  oeeiduae  Hungariae  finitimis  frequentissima"  Janka  Ad- 
not.  575. 

815.  Scabiosa  lucida  Vill.  —  Auf  Bergwiesen  und  grasigen 
Terrassen  felsiger  Bergabstürze.  Im  Bihariageb.  auf  dem  Batrina- 
plateau  auf  der  Pietra  Batrina,  Pietra  Boghi,  Pietra  pulsului,  Mogura 
seea,  Tataroea,  Scirbina  und  Pietra  muncelului  und  insbesonders 
häufig  auf  den  Bergwiesen  im  Valea  Odineulia,  zumal  in  der  Umge- 
bung der  Eishöhle  bei  Scarisiöra.  In  der  Vulcangruppe  auf  dem  Supra- 
pietra  poienile  und  bei  dem  Wasserfalle  nächst  Vidra.  Fehlt  im  mittel- 
ung.  Berg-  und  Tieflande  sowie  auf  den  dem  Hochgebirge  vorgelagerten 
Gruppen  des  Bihariagebirges  und  wurde  auch  im  Bereiche  des 
höheren  Gebirges  im  Gebiete  nur  auf  Kalksubstrat  beobachtet. 
480—1580   Met. 

816.  Scabiosa  suaveolens  Des  f.  —  Auf  trockenen  grasigen 
Plätzen.  Im  mittelung.  Bergl.  auf  der  Slanitzka  bei  P.  Csaba,  auf 
dem  Kopäszhegy,  bei  Budaörs  und  am  Adlersberg  bei  Ofen.  Auf 
den  Ausläufern  des  Berglandes  öst.  von  Pest  bei  Gödöllö.  Nach 
Feichtinger  bei  Nana.  Nach  Sa  dl  er  und  Kit.  auch  auf  Sand- 
boden in  der  Ebene,  wo  sie  aber  von  mir  nicht  beobachtet  wurde. 
—  Kalk,  Dolomit,  diluv.  Lehm-  und  Sandboden    100—380  Met. 

817.  Scabiosa  Succisa  L.  —  In  der  Niederung  auf  moorigen 
Wiesen,  in  Gebirgsgegenden  auch  auf  hümosen  trockenen  Wald- 
wiesen. Im  mittelung.  Bergl.  in  der  Matra  bei  Paräd.  Im  Donau- 
thale  zwischen  Nana  und  Gross-Maros  und  zwischen  Set.  Andrae 
und  Altofen.  Auf  der  Kecskem.  Landh.  bei  R.  Palota  und  häufig 
entlang  dem  Rakosbache  bei  Pest,  dann  bei  Bag  und  zwischen 
Alberti  und  Pilis.  Im  Bihariagebirge  zwischen  Grosswardein  und 
Bischofsbad;  im  Becken  von  Belenyes  an  der  schwarzen  Koros  bei 
Savoieni  und  Scei;  auf  den  Vorbergen  des  Rezbanyaer  und  Pe- 
trosaer  Zuges   auf  dem  Vervul  Ferice  bei  Petrosa,    auf  der  Slanesa 


3G3 

und  Pietra  lunga  bei  RezbsSnya  und  von  da  bis  auf  die  Höhen  der 
Tataroea;  in  der  Plesiugruppe  auf  dein  Moma ,  der  Dinesa  und 
Bratcoea  bei  Monesa  und  am  Rücken  des  Plesiu;  in  der  Hegyes- 
gruppe  auf  der  Chiciora;  im  Thale  der  weissen  Koros  auf  dem 
tert.  Hügellande  zwischen  Plescutia  und  Halmadiii,  auf  dem  Dealul 
mare  bei  Lasuri  und  auf  dem  Thalboden  bei  Körösbanya.  —  Por- 
phyrie Schiefer,  Sandstein,  tert.  diluv.  und  alluv.  Lehm-  und  Sand- 
boden, seltener  auch  auf  Kalksubstrat.  95 — 1265  Met. 

818.  Scabiosa  australis  Wulf.  —  In  feuchten  Gräben  und 
am  Rande  kleiner  Pfützen  an  den  Strassenrändern.  Im  Bereiche 
des  Biliariagebirges  im  Thalgelände  der  schwarzen  Koros  auf  dem 
tert.  Hügellande  zwischen  Vasköh  und  Petrosa  insbesonders  häufig 
bei  dem  Dorfe  Poiena;  im  Gebiete  der  weissen  Koros  bei  Boros 
Sebes  gegen  Buteni  zu.  Nach  Neilr.  Aufz.  98  von  Hazslinszky 
im  Gebiete  auch  in  der  Tiefebene  bei  Tegläs  gesammelt.  —  Tert. 
dil.  und  alluv.  Lehmboden  95—315  Met. 


Aus  Modern  in  Ungarn. 

Yon  Jos.  L.  Holuby. 

Am  29.  August  unternahm  ich  eine  Reise  über  Tyrnau  nach 
Modern,  bei  welcher  Gelegenheit,  svo  es  eben  die  Umstände  nur 
zuliessen  auch  Pflanzen  gesammelt  und  notirt  wurden.  Schon  in 
Cachtice  (Xsejthe  im  Neutraer  Comit.)  bemerkte  ich  vom  Wagen 
stellenweise  Rubus  candicans  Whe.,  Nigella  arvensis,  Diplotaxis 
tenuifolia,  Verbascum  thapsiforme,  nigrum  und  das  hier  seltene 
V.  Blattaria.  An  Zäunen  war  überall  in  den  Dörfern  Atriplex  nitens 
zu  sehen;  an  den  Mauern  unter  der  Cachticer  Kirche  hafteten 
mächtige  Büsche  von  Atriplex  laciniata,  und  ober  der  Kellerreihe 
Sedum  album.  Conium  maculatum,  Xanthium  spinosum,  war  von 
Cästkovce  bis  Tyrnau  in  Menge  zu  sehen.  Bei  Podolie  bemerkte 
ich  Lactuca  saligna  und  auf  der  Ockovä"  Dolina  Artemisia  cam- 
pestris,  Solanum  miniatum,  Andropogon  Isckaemum,  Melandryum 
noctiflorum,  Linaria  spuria,  und  Elatine,  Salsola  Kali  besonders 
häufig  von  Borovce  bis  Tyrnau.  Bei  ßorovce  sah  ich  das  erste 
Taraxacum  serotinum,  das  je  südlicher  desto  häufiger  wurde,  und 
an  Strassenrändern  und  Ackerrainen  überall  in  bester  Blülhe  stand. 

Bei  Tyrnau  sammelte  ich:  Heliotropium  europaeum,  Taraxacum 
serotinum,  Setaria  verticillata,  Podospermum  Jacquinianum,  Era- 
grostis  poaeformis. 

Spät  in  der  Nacht  nach  Modern  angelangt,  benützte  ich  gleich 
den  frühen  Morgen  des  30.  Aug.  zu  einem  Spaziergange  in's  Freie 
um  den  Teich  herum.  Zwischen  den  Weingärten  und  den  zwei 
evang.  Kirchen  wurden  notirt :  Picris  hieracioides,  Linaria  spuria, 


364 

Elaline,  minor,  vulgaris,  Atriplex  hastata,  laciniala,  nitens,  tatarica, 
patula,  rosea,  Trifolium  procwubens,  hybridum  (auf  Aeckern), 
Panicum  stagninum  Host.,  Cynodon  Dactylon,  Lolium  italicum, 
an  mehreren  Stelion,  Lactuca  saligna,  Carex  hordeistichos  Vill. 
am  Rande  einer  kleinen  Wassergrube  bei  dem  Teiche,  Epilobium 
roseum,  Ranunculus  sardoits,  acris  ß.  latisectus  (nicht  etwa  R. 
Frieseanus  Jord.)  welche  Form  auch  um  Ns.  Podhragy  ,  und  be- 
sonders häufig  um  Slwrtek  im  Spätsommer  zu  sehen  ist.  Senecio 
aquaticus,  Pulicaria  vulgaris  und  auf  einem  Kleefelde  Sisymbrium 
Columnae,  das  ich  bei  der  Rückreise  auch  bei  Tyrnau  ziemlich  häufig 
angetroffen  habe.  Da  ich  nur  bis  8  Uhr  Morgens  freie  Zeit  halte, 
so  konnte  ich  an  diesem  Tage  den  Pflanzen  nicht  weiter  nach- 
gehen. Erst  am  nächsten  Morgen  besichtigte  ich  die  Umgebung 
des  Bubenschlosses.  Ob  ich  diesen  Namen  richtig  schreibe,  dafür 
kann  ich  nicht  bürgen.  Es  ist  dies  eine  an  der  Westseite  der  Stadt 
gelegene  steinige  Lokalität,  die  hier  bald  „Puimerschluss"  bald  „Pul- 
lnerschluss"  (vielleicht  Pulverschloss?)  genannt  wird.  Da  fand  ich 
denn  auch  auf  Granitunterlagen  manche  Pflanzen,  die  der  nächsten 
Umgebung  meines  Wohnortes  fehlen,  so:  Genista  pilosa ,  Dianthus 
prolifer,  Linaria  genislifolia,  Verbascum  phlomoides,  auch  Portu- 
laca  oleracea  stand  hier  in  Menge.  Ferner  wurde  mitgenommen, 
Rubus  candicans  Whe.,  tomentosus  B  o  r  k  h.  f.  slellinus  Ok., 
Avena  tenuis  M  c  h.  (schon  überreif},  Chondrilla  juncea,  Seseli 
g lau  cum,  Mercurialis  annua,  Farsetia  incana,  Linosyris  vulgaris, 
Lactuca  viminea,  die  sowohl  hier  als  auch  an  den  Abhängen  zwi- 
schen Modern  und  Krälowä  massenhaft  vorkommt,  Hieracium  Bau- 
hini,  brachiatum  Bertol.  (noch  immer  blühend),  umbellatum,  Po- 
tentilla  cinerea ,  Bupleurum  Gerardi ,  Melica  ciliata ,  Thesium 
intermedium,  Stipa  capillata,  Herniaria  glabra,  Phleum  Boehmeri, 
Polycnemum  arvense.  Weiter  gegen  Süden  steigend  sah  ich  an 
Zäunen  Rubus  dumetorum  NW.  in  grosser  Menge,  und  an  einem 
Bache  Scutellaria  galericulata.  Senecio  aquaticus,  Mentha  aquatica, 
Juncus  conglomeratus,  Lemna  minor,  Euphrasia  Odontites,  Cyperus 
flavescens  sehr  häufig,  Sagina  procumbens.  An  Weingarlenrändern 
am  Fusse  des  Holy  Vrch  sind  noch  einige  Potentilla  inclinata  und 
Dianthus  Seguieri  blühend  gewesen.  Ebendort  ist  Rubus  Radula 
Whe.  sehr  häufig,  einzeln  auch  R.  sanctus  Schreb.  und  ß.  ne- 
morosus  Hayne.  An  trockenen  Stellen:  Anthemis  tinctoria,  Sedum 
maximum ,  Polygonum  dumetorum,  Humulus  Lupulus ,  Artemisia 
Absynthium  und  am  Bache  Polygonum  amphibium. 

Beim  Aufsteigen  zum  Holy  Vrch  sah  ich  zu  beiden  Seiten 
des  Weges:  Inula  Coiiyza,  Rubus  pygmaeus  Whe.,  Cystopteris 
fragilis,  Arabis  arenosa,  Campanula  rotundifolia,  Calluna  vul- 
garis ,  (massenhaft J,  Bartramia  pomiformis ,  Hypnum  Schreberü 
Auf  dem  Berge  selbst,  so  weit  ich  der  knapp  bemessenen  Zeit 
wegen  vordringen  konnte,  beobachtete  ich:  Peucedanum  Cervaria, 
Tkysselinum  palnstre,  Euphrasia  lutea,  stricta,  einzeln   auch  Se~ 


365 

Union  Carrifolia ,  Silaus  pratensis ,  dann  noch  Solidago  virga 
aurea  und  andere  gemeine  Pflanzen. 

Auf  der  Heimreise  am  1.  Sept.  sah  ich  zwischen  Krälovä  und 
Tyrnau  nur  selten  Heliotrupium  europaeum  und  dies  meist  nur  an 
der  Strasse  in  sehr  ästigen  Exemplaren.  Zwischen  Tyrnau  und 
Manzelice  bei  den  Meierhöfen  nahm  ich  noch  in  meine  dickange- 
schwollene Mappe  Ajuga  Chamaepitys,  Cytisus  austriacus,  Astra- 
galus  Onobrychis,  Erigeron  serotinus  Whe.  Scabiosa  Columbaria 
{Sc.  ochroleuca  stand  überall  an  Slrassengräben  und  Abhängen) 
und  Artemisia  campestris.  Bei  Cachtice  sah  ich  das  letzte  Exemplar 
von  Verbascum  phlomoides;  denn  weiter  nördlich  schon  bei  Waag- 
Neustadtl  beobachtete  ich  nur  V.  thapsiforme 

Mit  grösster  Freude  hätte  ich  um  Modern  länger  botanisirt 
und  mich  auch  in  den  Wäldern  umgesehen,  doch  konnte  ich  keine 
Zeit  dazu  gewinnen  und  musste  mich  mit  dem  Wenigen  zufrieden 
stellen. 

Ns.  Podhragy,  am  16.  Okt.  1870. 


Ein  Fall  hermaphroditer  Blüthen  an  Salix 

aurita  L. 

Von  Carl  Gsaller. 

Als  ich  unter  meinen  unzähligen  Exkursionen  im  Mai  dieses 
Jahres  die  Hügel  ober  Hötting  besuchte,  bemerkte  ich  an  einer 
kleinen  steil  abfallenden,  sonst  völlig  vegetationslosen  Fläche  unter 
dem  Wege  oben  bezeichnete  Salix  mit  erwähnter  Abnormität.  Da 
sie  auch  sonst  merkwürdige  Uebergänge  der  Stamina  und  Ovarien  in 
Fruchtblätter  bot,  finde  ich  es  nicht  für  überflüssig,  die  Pflanze 
hier  zu  beschreiben.  Sie  bot  eben  von  der  gewöhnlichen  Regel 
eine  Ausnahme  und  zeigte  hermaphrodite  Blüthen.  Am  Grunde  der 
Kätzchen  standen  fast  durchgehends  maskuline  Blüthen  und  zwar 
bis  zu  ungefähr  einem  Drittel  der  Kätzchenlänge.  Der  übrige  Theil 
wurde  von  floribus  hermaphroditis  besetzt  und  deutlich  sah  man 
vor  den  Ovarien  die  2  Stamina  aus  den  Brakteen  hervorragen. 
Die  Staubgefiisse  waren  der  grösseren  Zahl  nach  keineswegs  ver- 
kümmert, sondern  vollkommen  fruchtbar.  Auch  zeigten  die  Früchte 
die  Ausbildung  wie  immer,  so  dass  kein  irregulärer  Gang  irgend 
wie  ersichtlich  war.  Einzelne  Amenta  waren  sogar  vollkommen 
zwittrig  ohne  Spur  von  solitaren  männlichen  oder  weiblichen  Blü- 
then. Nur  ein  Kätzchen  am  ganzen  Strauche  zeigte  völlig  femi- 
nines Geschlecht.  Die  meisten  waren  jedoch,  wie  schon  gesagt, 
zwittrig  mit  eingestreuten  weiblichen  Blüthen,  an  der  Basis  aber 
männlich.     Nebenbei    konnte     man     aber    auch    die    Onamorphosis 


366 

beobachlen.  Besonders  an  der  Spitze  der  Kätzchen  zeigten  sich 
bei  einigen  verblattete  Ovarien,  jedoch  war  diese  Virescenlia  noch 
nicht  ganz  vollendet.  Die  Blättchen  waren  noch  nicht  mit  ausge- 
bildeten Nerven  versehen,  Messen  an  der  Spitze  noch  deutlich  die 
Stigmata  erkennen,  ihre  Ränder  waren  eingerollt  und  die  Um- 
wandlung halte  daher  erst  begonnen.  An  einigen  so  veränderten 
Gynaeceen  sah  ich  in  halber  Höhe  wieder  Staubgefässe  mit  voll- 
kommenen, ziemlich  langen  Filamenten,  an  anderen  aber  nur 
Rudimente  von  Antheien.  So  waren  also  aus  den  Ovarien  auch  Sta- 
mina  entstanden.  Anstatt  letzterer  bemerkte  ich  auch  an  dem  Frucht- 
blattstiele  mehrmals  ein  zweites  Blättchen  mit  generischen  Rudi- 
menten besetzt. 

Einzelne  dieser  Stiele  hatten  sich  wieder  auf  filamentoide 
Weise  verlängert,  so  dass  dies  auch  verblattete  Staubgefässe  ge- 
wesen sein  konnten,  was  ich  jedoch  nicht  ganz  bestimmt  zu  unter- 
scheiden vermochte.  Fasst  man  nun  zusammen,  was  Abnormes  sich 
darbietet,  so  findet  man:  1.  vielehige  Kätzchen,  2.  hermaphrodite 
Kätzchen,  3.  Virescenlia  und  zwar:  Verwandlung  der  Fruchtknoten 
in  Blattgebilde,  Vereinigung  solcher  Blaltgebilde  mit  Staubgefässen, 
Umwandlung  der  Ovarien  in  Stammen.  4.  endlich  bemerkte  ich 
noch  eine  scheinbare  Verdoppelung  des  Fruchtknotens,  da  derselbe 
ausserordentlich  breit  war  und  vorn  eine  Längsfurche  zeigte. 

Der  zweite  Fall  von  Nr.  3  ist  wohl  wahrscheinlich  dadurch 
zu  erklären,  dass  in  den  zwittrigen  Blülhen  Germen  und  Stamen 
zusammenwuchsen,  der  gemeinschaftliche  Stiel  sich  verlängerte  und 
das  Ovaria m  theilweise  verblattele. 

Einer  reichlichen  Ernährungsweise  kann  das  Ganze  vermöge 
obbeschriebenen  Standortes  nicht  zugeschrieben  werden,  nach 
meiner  Ansicht  beweist  es  nur  die  Veränderlichkeit  der  Pflanzen- 
formen. 

Innsbruck,   am  8.  September  1870. 


Phytographische  Fragmente. 

Von  Dr.  Ferd.  Schur. 

CXXIV. 

Orchis  maculat  a  Immaculata  —  proxima  0.  saccigerae 
Brong.  Rchb.  Orchid.  tab.  409.  (=  0.  Pseudo-maculata  Schur.) 

Eine  schöne  2'  hohe  Pflanze;  Stengel  hohl,  mit  6 — 7  Blät- 
tern versehen;  Blätter  von  der  Basis  zur  Mitte  grösser,  von  der 
Mitte  zur  Spitze  kleiner  werdend;  die  unteren  Blätter  elliptisch 
oder  eiförmig-spatelförmig,  stumpf,  die  mittleren  länglich  zuge- 
spitzt, die  oberen  linealisch-länglich,  alle    lebhaft  grün,  glän- 


367 

zend  angefleckt,  2% — 172  Zoll  lang,  1  —  %  Zoll  breit. 
Aelire  walzenförmig,  3—4  Zoll  lang,  1  Zoll  dick,  von  der  Spitze 
betrachtet  dreiseitig;  Blumen  matt  lilafarbig  oder  schwach  rosa, 
dunkel  purpurn  punktirl:  die  Lappen  der  breiten  dreilappigen  Lippe 
wellig  gekerbt.  Die  ßrakteen  klein,  die  untersten  etwa  so  lang  als 
die  Blume. 

Auf  grasigen  Plätzen  der  Bergwaldungen,  auf  dem  Sernme- 
ring  am  Fuss  des  Sonnenwendstein  in  Gesellschaft  von  Festuca 
sylratica,  Doronicum  austriacum ,  Mulgedium  alpinum  u.  s.  w. 
Juli  1869. 

cxxv. 

Gymnadenia  conop  sea   R.  Brown  pro  parte.  (Richard). 

G.  conopsea  enthält  sehr  verschiedene  Formen  und  Abände- 
rungen, die  nach  Standort,  BodenbeschalFenheit  und  anderen  physi- 
kalischen Einwirkungen  nach  Habitus,  Grösse,  Farbe,  Geruch  der 
Blumen  u.  s.  w.  sehr  verschiedenartig  auftreten,  so  dass  es  nicht 
möglich  ist,  will  man  dem  alten  Schlendrian  nicht  huldigen  und 
über  manche  wichtige  Unterscheidungsmerkmale  hinwegschreifen, 
diese  verschiedenen  Formen  unterzubringen,  oder  die  wahre  G, 
conopsea  R.  Br.  herauszufinden.  —  Die  Verschiedenheit  der  For- 
men und  Abänderungen  bei  G.  conopsea  fällt  um  so  mehr  auf,  je 
mehr  wir  uns  von  Norden  nach  Süden  wenden  und  Florengebiete 
besuchen,  wo  sich,  vermöge  der  geologischen  Beschaffenheit  der 
Erdoberfläche,  eigenthümliche  coupirle  Landschaften  gebildet  haben, 
z.  B.  bei  Wien,  in  Ungarn,  Siebenbürgen  u.  s.  \\\,  wo  denn  Lage 
und  Klima  auf  die  Formenbildung  von  grossem  Einflüsse  sind. 

Reichenbach  und  andere  ausgezeichnete  Botaniker  haben 
diesen  Uebelstand  längst  gefühlt,  haben  dieses  Sammelsurium  von 
Formen  aufgelöst  und  die  hervorstechendsten  als  eigene  selbsl- 
ständige  Artenformen  behandelt.  (Rchb.  Orchid.)  Dem  Beispiele 
dieser  Männer  folgend,  mögen  meine  letzljährigen,  diessfälligen 
Beobachtungen  hier  Platz  finden. 

1.  Gymnadenia  conopsea  R.  Br.  genuina  oder  Orchis  conopsea 
L.  sp.  1335.  —  Die  echte  Pflanze  dieses  Namens  habe  ich  nur 
in  Norddeutschland,  von  der  Ostsee  und  Nordsee  bis  Dresden  ge- 
funden, während  bei  Wien,  wo  schon  die  Formen  der  südlichen 
Florengebiete,  wenn  auch  nur  sporadisch,  auftreten,  mehrere  Ab- 
änderungen derselben  vorkommen  und  der  wesentliche  Charakter 
der  G.  conopsea  R.  Br.  schwieriger  erkennbar  ist.  Von  Wien  in 
südlicher  und  östlicher  Richtung,  hat  jedes  einigermassen  begrenzte 
(coupirle)  Florengebiet  seine  eigenthümlichen  Formen  von  G.  co- 
nopsea aufzuweisen,  so  dass  man  im  Stande  ist,  bei  aufmerksa- 
merem Sammeln  eine  zahlreiche  Reihe  dieser  Abänderungen  oder 
Spielarten  aufzustellen.  Chemische  Beschaffenheit  des  Bodens  und 
der  Substrata,  Lage  und  absolute  Höhe  der  Landschaft,  Einflüsse 
von  Licht  und  Schatten  und  endlich  die  Gesellschaft  gewisser  Pflan- 
zen   dürfen  bei   diesen  Beobachtungen  nicht  ausser  Acht  gelassen 


368 

werden;  denn  es  scheint  mir  unbestreitbar,  dass  die  Gymnadenia 
conopsea,  so  wie  die  meisten  Orchideen  unserer  Flora  aus  ihrer 
natürlichen  Umgebung,  also  dem  Einflüsse  der  Gesellschaft  gerissen, 
in  unseren  botanischen  Gärten  nicht  fortkommt. 

2.  Gymnadenia  conopsea  R.  Br.  magna  vel  robusta.  Zwei 
Fuss  hoch,  kräftig,  dunkelgrün;  untere  Blätter  lineallänglich, 
6 — 9  Zoll  lang,  obere  allmälig  kleiner  werdend,  langzugespitzt  und 
brakteenartig;  Blüthenähre  6  Zoll  lang,  im  Umfange  kegelförmig-, 
etwas  lockerblumig,  Blumen  blassroth,  am  Tage  geruchlos,  am 
Abend  schwach  duftend,  grösser  als  bei  allen  bekannten  Abände- 
rungen; der  Sporn  kräftig,  gegen  die  Spitze  verdickt,  herabhän- 
gend, schwach  gekrümmt,  doppelt  so  lang  als  der  Fruchtknoten; 
die  Brakteen  lang  zugespitzt  von  der  Länge  des  Fruchtknotens. 
In  den  schattigen  Wäldern  bei  Dornbach  und  am  Kahlenberge  bei 
Wien  selten.  Juli.  —  In  Siebenbürgen  nicht  beobachtet.  Von  der 
Malra  in  Ungarn  sah  ich  ähnliche  Formen  in  Hinsicht  der  Höhe  und 
Blaltbildung,  nur  war  deren  Blumenähre  reichblumiger  und  die  Blu- 
men daher  etwas  kleiner. 

3.  Gymnadenia  conopsea  R.  Br.  lilacea  gracilior.  Im  Bau  viel 
schwächer  als  die  vorige,  die  Aehre  iockerblumig  und  dünner, 
4 — 6  Zoll  lang,  Blume  lilafarbig  kaum  duftend,  Brakteen  schmäler 
und  länger  zugespitzt  und  länger  als  die  Blume,  Sporn  fadenförmig, 
2V2  so  lang  als  der  Fruchtknoten;  Blätter  sehr  lang  und  schmal, 
länglich-linienförmig,  bis  10  Zoll  lang,  3  Linien  breit.  Auf  Moor- 
boden bei  Moosbrunn,  auf  Waldwiesen  zwischen  Kalksburg  und 
Laab.  Juni  1869. 

4.  Gymnadenia  conopsea  R.  Br.  monticola.  Stengel  10 — 12 
Zoll  hoch,  schwächlich,  gerade  oder  bogig-gekrümml,  Blätter  lineal- 
länglich, bis  8  Zoll  lang,  2 — 3  Linien  breit,  schwach  zugespitzt, 
die  obersten  Blätter  sehr  klein,  lang,  sehr  fein  zugespitzt.  Die 
Aehre  3  —  4  Zoll  lang,  dünn,  lockerblumig.  Die  Blumen  kleiner  als 
bei  allen  Obengenannten,  dunkellilafarbig,  schwach  duftend;  Sporn 
fadenförmig,  2x/2  so  lang  als  der  Fruchtknoten;  Brakteen  lanzett- 
förmig, von  der  Länge  des  Fruchtknotens.  —  Diese  Abändeiung 
ist  der  von  Rchb.  tat).  425  abgebildeten  G.  conopsea  var.  alpina 
zwar  sehr  ähnlich,  aber  nicht  identisch.  —  Die  von  mir  in  meiner 
En.  pl.  Transs.  p.  644  sub  Nr.  3422  a  alpina  aufgestellte  Abände- 
rung unterscheidet  sich  von  der  in  Rede  stehenden  Pflanze  durch 
die  kürzeren  oberen  Perigonialblättchen  und  durch  das  fast  un- 
getheilte  Unterlippchen.  —  Unsere  Pflanze  wächst  auf  sonnig-gra- 
sigen Abhängen  des  Semniering  am  Rande  des  Kiefernwaldes  unweit 
des  Gasthauses.  Juli  1869. 

5.  Gymnadenia  conopsea  R.  Br.  turfosa  cylindracea.  Eine 
sehr  hübsche  und  charakteristische  Abänderung,  von  welcher  ich 
leider  nur  ein  Exemplar  auf  Moorboden  bei  Moosbrunn  Juni  1869 
gefunden  habe,  und  daher  der  weiteren  Beobachtung  empfehle.  — 
Die  Pflanze  ist  fast  2  Fuss  hoch,  gerade  aufrecht,  der  Stengel 
röhrenförmig,   an  der  Basis  mit  einer  stumpfen  blattlosen  Scheide 


369 

umgeben  und  mit  4  gedrängt  sitzenden  normalen  Blättern  versehen; 
die  Blätter  sind  3 — 6  Zoll  lang,  lineal-länglich,  schwach  zugespitzt, 
werden  allmälig  kleiner  und  gehen  allmälig  in  Brakteen  über;  die 
Blumenähre  ist  7  Zoll  lang,  zylinderartig  zugerundet,  1  Zoll  dick, 
reich-  und  gedrängtblumig;  die  Blumen  purpurroth,  wohlriechend, 
mittelmässig  gross,  die  seillichen  Perigonialblättchen  schmäler,  hori- 
zontal abstehend,  die  oberen  kürzer,  stumpf,  kuppenförmig  anein- 
andergeneigt.  Die  Unterlippe  gleichmässig  dreilappig,  Läppchen 
gerundet,  ganzrandig,  Sporn  fadenförmig,  gekrümmt,  3mal  so  lang 
als  der  Fruchtknoten.  Die  Brakteen  länglich-eiförmig,  zugespitzt, 
dreinervig,  von  der  Länge  des  Fruchtknotens.  Auf  Torfboden  un- 
weit der  Glasfabrik  mit  Erythraea  linariaefolia.  Juni  1869.  —  (Die 
Knollen  sind  vollkommen  bandförmig  mit  6 — 7  gleichen  Zipfeln  oder 
Fingern  versehen.) 

CXXVL 

Gymnadenia  omithis  (Vogelnacktdrüse). 

Ueber  diese  Gymnadenia  bin  ich  nicht  im  Klaren,  ob  alle 
Autoren  immer  eine  und  dieselbe  Pflanze  darunter  verstehen.  Wir 
haben  nämlich  6?.  omithis  Rieh.,  G.  omithis  Spreng,  syst.  3. 
p.  693  und  G.  omithis  Link,  welcher  letzteren  dieser  ausgezeich- 
nete Botaniker  purpurfarbige   Blumen  beilegt. 

Unsere,  bei  Moosbrunn  wachsende  Pflanze  ist  unstreitig  Or- 
chis  Omithis  Jacq..  anders  aber  verhält  es  sich  mit  der  sieben- 
bürger  Pflanze  (Schur  en.  pl.  Transsilv.  p.  644),  welche  zwar 
ebenfalls  weisse  Blumen  hat,  im  Uebrigen  aber  von  der  Wiener 
Pflanze  in  Manchem  abweicht  und  wahrscheinlich  G.  omithis  Spr. 
repräsentirt.    Was  aber  G.  omithis  Lk.   ist,    bleibt  zu  entrathseln? 


Exkursionen  in  die  Berner  Alpen  im  Sommer  1855. 

Von  Vulpius. 

(Fortsetzung.) 

Freitag,  der  20.  Juli  war  ein  gemachter  Regentag  und  die  Nebel 
strichen  massenweis  durch's  Thal  herauf  den  Gräten  zu.  Unter 
solchen  Verhältnissen  konnte  ich  nicht  weiter  gehen,  drin'  in  der 
Hütte  mochte  ich  mich  aber  auch  nicht  langweilen  und  so  strich 
ich  in  ihrer  Umgebung  herum.  Auf  einem  Felsen,  gleich  hinter  der 
Hütte,  stand  eine  Anzahl  Draba  Johannis  in  Schölchen  beisammen. 
Im  Bachkies  blühten  Lepidium  alpimim ,  Achitlea  atrata ,  Thlaspi 
rotundifolium,  Moehringia  polygonoides.  Ohne  es  Anfangs  beab- 
sichtigt zu  haben,  so  weit  mich  von  der  Hütte  zu  entfernen,  stieg 
ich  wie  es  so  geht  in  den  Alpen,  höher  und  höher  dem  Grat  der 
Schwalmeren  zu.  Ausser  einer  Menge  gewöhnlicherer  Alpenpflanzen, 

OesUrr.  botan.  Zeitschrift.  12.  Heft.  1870.  24 


3ro 

die  die  Weiden  bedeckten,  standen  dann  in  ihren  verschiedenen 
Lokalitäten  Cerinthe  alpina,  Viola  calcarata,  Chrysanthemum  Halleri, 
Petasites  niveus,  Androsace  helvetica,  Oxytropis  montana,  Hedy- 
sarum  obscurum,  Draba  tomentosa,  Potentilla  grandifiora,  Arte- 
misia  mutellina  und  in  den  obersten  Schutthalden,  dem  Grat  zu 
blühten,  Viola  cenisia  und  Campanula  cenisia.  Mit  diesen  Sachen, 
im  beständigen  Nebel  und  Regen  gesammelt,  kam  ich  um  11  Uhr 
in  die  Hütte  zurück.  Was  sollte  ich  nun  thun?  mich  mit  langer 
Weile  plagen  mochte  ich  nicht,  so  ass  ich  zu  Mittag  und  schlug  dann 
die  Richtung  nach  der  Lattreyen  ein,  indem  ich  meinen  Weg  nach 
der  Schutthalde  hinauf  nahm,  die  mir  und  Bamberger  im  Jabr 
1849,  als  wir  vom  Glülschhörnle  herabgestiegen  kamen,  Apargia 
Taraxaci  geliefert  hatte  und  mir  jetzt  diesen  Gefallen  wiederholen 
sollte.  Im  ärgsten  Regen  überschritt  ich  die  steile  schlüpfrige  Halde, 
war  aber  erfreut  meine  Mühe  belohnt  zu  sehen,  denn  die  Apargia 
Taraxaci  stand  gerade  in  bester  Blüthe;  am  Felsgehänge  blühte, 
Phaca  australis.  Von  da  weg  waren  nun  eine  Menge  Gräte  und 
.entsprechende  Einschnitte  von  den  Schwalmeren  herablaufend,  auf 
Uiid  nieder,  ein  und  aus,  zurückzulegen,  bis  ich  auf  den  vordersten 
kam,  von  wo  sich  dann  die  Lattreyenalp  nach  der  Tiefe  streckt  und 
dessen  Scheide  sich  nach  demGlütschhörnle  hinauf  zieht.  Weit  oben,  an 
gefährlicher  Stelle,  wohnt  Geum  reptans.  Um  aber  heute  zu  ihm  zu 
gelängen,  hätte  ich  einen  steilen,  vom  Regen  und  schmelzenden 
Schnee  in  Brei  umgewandelten  Absturz  von  schwarzem  Schiefer- 
schutt und  dann  noch  ein  eben  so  steiles  Schneefeld  überschreiten 
müssen.  Die  Sache  wollte  mir  nicht  scheinen,  ich  mocht's  nicht 
wagen.  Hingegen  gab  es  da,  so  weit  zu  gehen  erlaubt  war,  Ranun- 
culus  glacialis ,  Saxifraga  Kochii.  Ich  rückte  nun  abwärts,  um 
nach  den  Hütten  in  der  Alp  Lattreyen  zu  kommen.  Ostwärts  von 
dem  über  8000'  hohen,  wilden  Felsgebirg  der  Schwalmeren,  west- 
wärts vom  First  und  Dreispitz  eingerahmt,  zieht  sich  dieser  Berg 
in  einer  Breite  von  y2  Stunde  bis.  zu  dem  südwärts  gelegenen 
Grat  hinauf,  über  den  ein  Alpenpfad  nach  dem  Spykengrund  führt. 
Aber  in  seiner  ganzen  Breite  ist  er  von  einer  Menge  tief  einge- 
fressener Bäche  und  Runsen  durchfurcht,  die  jetzt  noch  zum  Theil 
mit  Schnee  gefüllt  waren.  Der  Nebel  lag  unbeweglich  auf  dem 
Berg  und  so  dick,  dass  man  keine  10  Schritte  entfernt  etwas  vor 
sich  unterscheiden  konnte.  Solchergestalt  konnte  ich  keine  Mög- 
lichkeit' finden,  über  den  Berg  hinunter  zu  kommen.  Immer  stellten 
sich  Abgründe  und  Bergrunsen  meinem  Entrinnen  entgegen  und 
jedesmal  wenn  ich  glaubte,  jetzt  hätte  ich's  gewonnen,  musste  ich 
wieder  aufwärts  meinen  Rückweg  suchen,  um  wenigstens  sichern 
Boden  wieder  unter  die  Füsse  zu  bekommen.  So  rückte,  während 
ich  schon  seit  3  Stunden  auf  dem  Berg  herumirrte,  der  Abend 
heran  und  die  Furcht,  heute  Nacht  auf  dem  Berg  liegen  bleiben 
zu  müssen  und  bei  solchem  Wetter  mein  Leben  dabei  einzubüssen, 
steigerte  sich  nun  mit  jedem  Augenblick.  Wer  so  eine  Geschichte 
nicht  selbst  in  den  Alpen   erlebt   hat,   kann   sich    keinen  Begriff 


an 

machen  von  dem  Gemüthszustand,  der  den  in  solcher  Lage  Be- 
findlichen befällt.  Aber  wenn  die  Noth  am  höchsten,  dann  ist  oft 
Hilfe  am  nächsten.  —  Ich  sah  durch  den  Nebel  etwas  das  mir  vor- 
kam wie  eine  Sennhütte,  ich  schritt  darauf  los,  da  war  es  ein 
Felsstück  und  das  geschah  einigemal  hintereinander,  wodurch  ich 
auf  einen  kleinen  Grat  geleitet  wurde,  der  einen  ebenen,  grünen 
Fleck  Bodens  begrenzte,  ^eit  oben  nach  der  Höhe  des  Berges  zu. 
Auf  dem  Grätchen  traf  im  Gustvieh  lagern  und  auf  dem  grünen 
Bödele  eine  Milchkuh  und  damit  war  mir  die  Rettung  gewiss.  Die 
Kuh  musste  jedenfalls  heute  Abends  noch  nach  der  Alphülte  zum 
Melken.  Von  diesem  Augenblick  an  gab  ich  jedes  weitere  Suchen 
auf,  um  das  Gewisse  nicht  an's  Ungewisse  zu  vertauschen  und 
postirte  mich  in  die  Nähe  der  Kuh.  Nicht  lange  und  sie  erhob  sich 
und  fing  zu  weiden  an;  nach  wenigen  Minuten  aber  schritt  sie 
schnell  über  den  Berg  dahin  und  dass  nun  in  dieser  Richtung  der 
Weg  über  den  Berg  hinab  zu  suchen  sei,  stand  ausser  Zweifel; 
ihre  Glocke  war  mein  Leiter.  Gleichzeitig  vertheilte  sich  auf  einen 
Augenblick  der  Nebel  und  ich  erblickte  richtig  dort  unten  im  Thal 
die  Hütten  von  Lattreyen.  Nun  eilte  ich  der  Kuh  voraus  und  kam 
glücklich  unter  Dach. 

Nach  einer  auf  Heu  ziemlich  schlaflos  verbrachten  Nacht,  erhob 
ich  mich  am  21.  Juli  mit  Tagesanbruch  um  möglichst  bald  in  Thun 
zu  sein  und  war  froh  als  ich  über  Aeschi  Vormittags  9  Uhr  meine 
Wohnung  zu  Thun  erreicht  hatte.  —  Die  hier  mehrfach  erwähnte 
Lattreyen-Alp,  liegt  im  Hintergrund  des  Suldthals,  das  sich  west- 
wärts bei  Mülenen  in's  Thal  der  Kander  öffnet.  Vom  Morgenberg- 
horn  (7000'  ü.  M.),  den  Schwalmeren  (8600),  dem  Dreispitz  und 
First  (7300'  und  7700'  ü.  M.),  deren  geologische  Unterlage  schwarzer 
Kalk  und  Schiefer  ist,  umschlossen  und  die  durch  Grateinsattlungen 
des  Renggli  und  Glütschgrats  unter  sich  wieder  zusammenhängen, 
bildet  sie  einen  grossen  weiten  Kessel  und  gehört  zu  den  schönsten 
Alpen  des  Kanton  Bern.  Und  dennoch  ,  obschon  von  Thun  über 
Aeschi  in  6,  von  Interlachen  über  Saxeten  in  4  Stunden  bequem 
zu  erreichen,  ist  sie  ausser  in  ihrer  nächsten  Umgebung  nur  wenig, 
ja  schon  in  Thun  kaum  dem  Namen  nach  bekannt.  Einem  ,  das 
Berner  Oberland  durchreisenden  Botaniker,  würde  sie  seinen  Be- 
such reichlich  lohnen.  Kommt  er  von  Interlachen  über  Wilderswyl 
und  Saxeten  her,  so  wird  er  gegen  die  obersten  Hütten  im  „Inner- 
Bergli"  genannt,  Senecio  lyratifolius  finden,  aber  freilich  erst  im 
September  blühend,  und  hat  er  dann  die  Höhe  des  Renggle  erreicht, 
(5300'  ü.  M.),  so  erblickt  er  die  ganze  Lallreyen-Alp  sammt  ihren 
Hütten  unter  sich,  während  ostwärts  gewendet,  der  Brienzer  See 
seinen  Blicken  sich  enthüllt.  Statt  nun  gleich  in  die  Lattreyenalpen 
hinabzusteigen,  verfolgt  er  den  Grat  des  Gebirgskamms  links  und 
dringt  so,  zueist  über  Grasboden,  dann  um  senkrechte  Felswände 
herumkletternd,  immer  rechts  in  schauerlicher  Tiefe  die  Alphütten 
unter  sich,  gegen  die  Schwalmeren  hinan,  bis  plölzlich  der  Fels 
in    tiefer   Kluft    sich    spaltet    und   jedes   Weiterkommen    unmöglich 

24  * 


372 

macht.  Diese  Felsenkuppe  lieisst  das  Wasme.  Von  Renggle  weg 
bis  dahin  können  gesammelt  werden:  Androsace  Chamejasme, 
Anemone  vernalis,  Carex  atrata,  Festuca  nigrescens  und  Scheuch- 
zeri,  Elyna  spicata,  Galium  helceticum ,  Oxytropis  campestris  und 
montana,  Hedysarum  obscurum,  Aronicum  scorpioides,  Gnaphaliuin 
carpaticum ,  Pedicularis  foliosa,  Saxifraga  androsacea;  in  den 
Spalten  der  Felswände;  Saxifraga  opp^itifolia ,  Androsace  Hel- 
vetica, Draba  tontentosa  und  zuletzt  aiifaem  Wasme,  Draba  Wah- 
le/ibergii,  Potentilla  minima  und  Veronica  alpina.  Von  da  weg  ist 
nun  aber  der  Wanderer  genüthigt,  in  seinen  alten  Fussslapfen 
seinen  Rückweg  auf  das  Renggle  zu  suchen  und  dann  bei  der 
Schüferhütle  vorüber  zu  den  Laltrayenhütten  hinabzusteigen. 

Rei  einem  Spaziergang  über  Schoren  in  den  Kandergrundwald, 
fand  ich  am  23.  Juli  Pyrola  minor  und   Vicia  dumetorum. 

Dienstags,  den  24.  Juli  Morgens  */23  Uhr  wandte  ich  mich 
dem  Ganterisch  und  Rürglen  zu,  diesen  2  durch  die  Einsattlung 
des  Morgelengrats  miteinander  verbundenen  ehrwürdigen  Häuptern 
in  der  Stockhornkette.  Von  Rlumenstein  durch  den  Wald  nach  Unter- 
Wirlneren  hinauf,  blühte  Crepis  paludosa,  Epilobium  trigonum,  Hy- 
pericum dubium,  Cacalia  albifrons  und  alpina,  Sonchus  alpinus,  auch 
bemerkte  ich  in  den  waldichten  Rachtobeln  zwischen  Unter-  und 
Ober-Wirtneren,  Tozzia  alpina.  Von  diesen  Tobein  an  verbreitete 
sich  über  die  offenen  Gehänge  gegen  Ober-Wirtneren  hin,  blühende 
Gentiana  purpurea.  Nach  der  Nünenenalp  hinauf  blühten  die  all- 
gemeineren Alpenpflanzen.  Auf  der  Höhe  des  Grals  angelangt  stieg 
ich  dessen  Schneide  entlang  gegen  Rürglen  hinauf.  Pedicularis 
versicolor,  Oxytropis  montana  und  uralensis,  Viola  lutea,  Phaca 
australis,  Orchis  globosa,  Androsace  lactea,  Centaurea  montana, 
Pedicularis  verticillata,  Anemone  narcissiflora,  Helianthemum  oelan- 
dicum,  Linum  alpinum,  Festuca  pumila  und  Cineraria  aurantiaca. 
Wi  1  Id.  standen  hier  ausgebreitet:  auch  Hieracium  villosum  war 
häufig,  jedoch  noch  nicht  in  Rlüthe.  Auf  der  Schneide  des  Grals 
und  in  Gesellschaft  von  villosum  bemerkte  ich  aber  noch  ein 
anderes  Hier.,  das  sich  durch  seinen  eigenen  Habitus  und  verschie- 
denen Kelch  von  diesem  unterscheidet.  Ich  fand  aber  erst  2  Exem- 
plare davon  in  Rlüthe.  Während  dem  kam  der  Mittag  heran,  und 
damit  auch  die  Nebel  wieder,  die  nun  schon  seit  einiger  Zeit  sich 
in  den  Rergen  eingenistet  haben  und  gegen  Abend  gewöhnlich 
Regen  bringen.  Ich  trat  desshalb  den  Rückweg  an,  indem  ich  den 
Gantrisch  auf  der  Rückseite  umging  und  zwischen  ihm  und  der 
Nünenenfluh,  den  Leiterngrat  und  den  darüberführenden  Alpenpfad 
gewann. 

Sonntags  den  29.  Juli  marschirle  ich  wieder  Morgens  3  Uhr 
aus  ,  um  am  Weg  von  Merligen  nach  Reatenberg  Laserpitium 
Siler  einzuheimsen.  Allein  ich  musste  sehen,  däss  die  Stöcke  alle 
wohl  Kraut  aber  keine  filüthenstengel  hatten.  So  ging  ich  nun 
noch  IV2  Stunden  weiter  zur  Reatenhöhle,  wo  die  Pflanze  noch 
häufiger  stehl.  Aber  auch  da  war  das  Gleiche  und  nur  einen   ein- 


373 

zigen  Stock  konnte  ich  finden,  der  mir  doch  eine  reife  Fruchtdolde 
lieferte.  Dazu  kam  dann  noch  Neottia  repens  und  Lasiagrostis  Cala- 
magrostis.  Um  x/2\  1  Uhr  war  ich  wieder  zu  Haus;  die  Exkursion  betrug 
8  Stunden  hin  und  her. 

Montag  den  30.  Juli  Nachmittags  ging  ich  nun  an  die  Simmenfluh, 
wo  auch  Laserpitium  Siler  wohnt.  Allein  ich  fand  es  gerade  so 
wie  gestern;  Kraut  genug  aber  überall  keine  Blüthenslengel.  Dagegen 
fand  ich  Hier  actum  amplexicaule,  bupleuroides  Gm  ei,  und  glaucum 
All.,  Bupleurum  ranunculmdes ,  Digitalis  lutea,  Arabis  Turrita,  La- 
siagrostis  Calamagrostis  und  Polypodium  robertianum. 

Dienstag  den  31.  Juli.  Da  nun  jenes  fragliche  Hieracium  auf 
Bürglen  eben  recht  sein  musste  und  mir  diese  Pflanze  am  Herzen 
la^,  so  ging  ich  auf  altem  gewohnten  Weg  über  Wirtneren  in  die 
Sennhütte  auf  Nünenen.  Um  X/{1  Uhr  diesen  Nachmittag  von  Thun 
ausgegangen,  war  ich  um  6  Uhr  in   der  Hütte. 

Mittwoch,  den  1.  August.  Heute  Früh  nahm  ich  sogleich  meine 
Richtung  Bürglen  zu.  Das  Wetter  blieb  schön ,  und  als  ich  auf 
Bürglen  kam,  hatte  ich  eine  Aussicht  wundervoll.  In  einer  Reihe 
stand  die  ganze  Kette  der  Hochalpen  strahlend  da  vor  mir.  Aus  dem 
flachen  Lande  herauf  schimmerten  die  Wasserspiegel  des  Seelandes, 
über  den  Gral  weg  zwischen  Stockholm  und  Wallalp  zeigte  sich 
die  obere  Hälfte  des  Thuner  Sees.  Gewiss  ,  Bürglen  ha!  eine  der 
schönsten  Aussichten  in  den  Berner  Bergen  und  ist,  obgleich  über 
6600'  hoch,  über  den  schönsten  Blumenteppich  so  leicht  zu  be- 
steigen, dass  die  Kühe  sich  auf  seiner  obersten  Spitze  lagern.  — 
Ohne  die  Pflanzen  vom  24.  Juli  zu  wiederholen,  blühten  nun  ausser 
jenen  noch:  Gnaphalium  carpaticum  und  Leontopodium,  Senecio 
Doronicum,  Gaya  Simplex,  Bupleurum  ranuneuloides.  Cur  ex  atrata 
hatte  reife  Früchte.  Das  betreffende  Hieracium  stand  nun  blü- 
hend in  Menge  da.  Auch  dadurch  ,  dass  es  10  Tage  [früher  als 
villosum  zu  blühen  beginnt,  unterscheidet  es  sich  von  diesem. 
Weil  es  mir  zu  keiner  der  damals  feststehenden  Arten  passle,  so 
reihte  ich  es  als  eine  Form  des  dentalum  ein  und  versendete  es 
auch  als  solches.  Seitdem  wurde  aber  dieses  H.  von  Christener 
in  seinen  „Hieracien  der  Schweiz"  Bern  1863,  mit  Recht  als  eigene 
Art  aufgestellt  und  Hieracium  Gaudini  benannt.  Auf  dem  Rückweg 
wurden  dann  den  Andern  noch  Swertia  perennis  und  Epilobium 
origanifolium  auf  sumpfigen  Stollen  beigefügt.  —  Als  ich  heimkam, 
vernahm  ich,  dass  heute  ein  botanischer  Freund  von  mir  aus  einem 
anderen  Theil  der  Schweiz  da  gewesen,  aber  in's  Oberland  weiter 
gereist   sei,  um  sich  einige  Tage  in  Interlachen  zu    verweilen. 

Freilag,  den  3.  August.  Weil  das  Weiler  gut  war,  und  ich 
wieder  in  die  Lattreyen  zu  gehen  wünschte,  so  entschloss  ich  mich 
meinen  Weg  über  Interlachen  und  durch's  Saxetenlhäli  hinein 
dahin  zu  nehmen  und  benutzte  das  Dampfboot  heute  Nachmittag 
über  den  See  hinauf.  Meinen  Freund  fand  ich  im  Kreuz  einlogirt 
und  gleich  ging  er  mit  mir  in's  gegenüberliegende  Haus,  mich  mit 
dem  eigentlichen  Zweck  seines  Hierseins    bekannt  zu  machen.    Da 


374 

standen  in  einem  sonst  leeren  Zimmer  4  Tableaux  je  4'  lang,  3' 
hoch,  unter  Glas-  und  Goldrahmen,  jedes  ausgeschmückt  mit  Pflanzen, 
meistens  Alpenpflanzen;  doch  mischten  sich  hie  und  da  auch  ganz 
gewöhnliche  darunter.  Im  Ganzen  243  Arten,  jede  hat  ihre  eigene 
Nummer,  entsprechend  der  im  beiliegenden  gedruckten  Namensver- 
zeichniss.  Rahmen  und  Glas  kosteten  ihn  130  Franken,  dann  die 
Fracht,  die  persönlichen  Reisekosten  und  nun  wieder  der  theure 
Aufenthalt  in  Interlachen,  von  der  Zeit  und  grossen  Mühe  die  Ge- 
schichte herzustellen  gar  nicht  zu  reden.  Giess  Werk  beabsichtigt  er 
jetzt  in  Interlachen  zu  verkaufen.  Dass  diess  eine  verfehlte  Spekulation 
sei,  war  alsbald  meine  Ueberzeugung;  als  ich  aber  seine  Erwartung, 
2000  Franken  dafür  zu  lösen,  inne  ward,  da  wurde  mir's  fast  übel.  — 
Wer  soll  das  kaufen  ?  Jemand,  der  nichts  von  Botanik  versteht,  für  den 
hat  es  so  zu  sagen  keinen  Werth,  und  ein  Botaniker  zahlt  für  243 
Alpenpflanzen  keine  paarlausend  Franken;  er  weiss  wo  er  sie  wohl- 
feiler haben  kann.  Nach  lYjSlündigem  Aufenthalt  musste  ich  auf- 
brechen, das  mir  für  heute  gesteckte  Ziel,  „das  Inner  Bergli,"  die 
hinterste  Alpe  im  Saxetenthal,  noch  vor  Nacht  zu  erreichen,  was 
meinem  scharfen  Marsche  auch  gerade  gelang. 

Samstags,  den  4.  August  erhob  ich  mich  mit  Tagesanbruch. 
Der  Himmel  war  schwarz  voll  Wolken,  der  Wind  trieb  die  Nebel 
das  Thal  herauf  und  an  baldigen  Losbruch  des  Regens  war  nicht 
zu  zweifeln.  Ich  brach  auf;  der  Regen  aber  auch  los,  gerade  als 
ich  auf  den  Grat  des  Lattreyen-Renggli  kam.  Bei  der  Schäferhütte 
stand  ich  i/2  St.  unter.  Mittlerweile  liess  es  ein  wenig  nach  und 
ich  ging  nach  den  Lattreyen-Hülten  hinunter.  Eine  kleine  halbe 
Stunde  von  den  unteren  Hütten,  im  Hintergrunde  des  Kessels,  auf 
den  letzten  Grashalclen  am  Fuss  der  Schwalmeren,  gibt  es  Phaca 
frigida.  Weil  der  Regen  nachliess,  so  wollte  ich  mir  doch  diese 
wenigstens  holen  und  ging  hin.  Da  fand  ich  nun  zwar  eine  Masse 
Kraut  von  Phaca  frigida,  aber  zum  Blühen  brauchte  sie  noch  10 
Tage  Zeit.  Die  Berge  wurden  heller,  die  Nebel  dünner,  so  setzte 
ich  meine  Arbeit  nun  fort,  mich  am  Berg  hinaufschaffend.  Je  höher 
ich  kam,  je  besser  wurde  das  Wetter.  Wohlgemuth  arbeitete  ich 
mich  nun  über  ungeheure  Schutthalden  nach  den  Felsabstürzen 
gegen  die  Schwalmeren  hinauf.  Auf  schwarzer  Erde  stand  zuerst 
noch  Saxifraga  androsacea  und  stellaris ,  dann  aber  durch  die 
Schutthalden  hinauf  Thlaspi  rotundifolium  und  Saxifraga  Kochii. 
Aronicum  scorpioides  stand  am  Fuss  der  Felswände  mit  Blumen, 
gewiss  3"  im  Durchmesser.  Und  als  ich  ganz  oben  im  Winkel  beim 
Schnee  die  einzelnen  Felsenköpfe  erreichte,  die  sich  aus  den  Schutt- 
halden erheben,  da  stand  wieder  in  Menge  Ranunculus  glacialis 
und  Geum  reptans.  Durch  den  Regen  die  unausstehliche  Hitze  ge- 
mildert, gewann  ich  nun  den  Grat,  der  mir  Androsace  helvelica, 
Androsace  pubescens  und  Saxifraga  planifolia  reichte.  In  der 
niedrigsten  Einsattlung  des  Grats  zwischen  den  Schwalmeren  und 
dem  Dreispitze  blühte  Chrysanthemum  atratum,  Stellaria  cerastoides, 
Trifolium  caespitosum,  Viola  calcarata.   Indem   ich   mich  jetzt  auf 


375 

der  Sonnseite  an  den  Abstürzen  des  Dreispitz  und  First  hinzog, 
machte  ich  den  vollständigen  Kehr  durch  die  ganze  grosse  Alp 
Lattreyen.  Hier  blühte  in  den  Kalkschutthalden  Campanula  rhom- 
boidalis  und  thyrsoidea,  Achillea  atrata,  Chrysanthemum  atratum, 
Valeriana  montana ,  Geranium  sylvaticum ,  Galium  helveticum, 
Festuca  Scheuchzeri ,  Poa  cenisia ,  an  Felswänden  Gnaphalium 
Leontopodium,  Paradisia  Liliastrum,  Cirsium  spinosissimum  , 
Hieracium  murorum  alpestre,  villosum  und  Gaudini.  Gegen  das 
Glütschhörnle  hinauf  blühten  noch  Lloydia  serotina,  Gentiana 
bavarica  und  nivalis,  Oxytropis  montana,  Trifolium  alpinum,  Phaca 
astrag alina  und  australis ,  Bupleurum  ranunculoides ,  Libanotis 
montana,  in  nassen  Schutthalden  immer  Chrysanthemum  Halleri, 
Campanula  pusilla.  Dass  die  Lattreyen  aber  eine  solche  Menge  des 
schönen  Rhododendron  intermedium  besitzt,  wie  ich  ihm  heute  be- 
gegnete, war  mir  am  überraschendsten.  Es  steht  hier  fast  so  häufig 
wie  ferrugineum  und  hirsutum  und  die  Grösse  seiner  Blumen  kenn- 
zeichnet es  schon  von  Weiten.  Mit  vollgedrückter  Büchse  stieg 
ich  nun  hinab  zu  den  obern  Hütten  und  nahm  darauf  meinen  Weg 
bergab  und  Thun  zu.  Durch's  Thal  hinaus,  zwischen  den  untern 
Hütten  und  den  Hütten  in  Schliern  slanden  noch  AUium  Schoeno- 
prasum  alpinum,  Astrantia  minor,  Silene  quadridentata ,  Carex 
ferruginea  S  c  o  p.  und  weiter  aussen  Calamagrostis  Halleriana 
zu  Gebot. 

Meine  vor  10  Tagen  bei  der  Beatenhöhle  gesammelte  und 
ohne  weitere  Behandlung  eingelegte  Neoltia  repens,  war  schlecht 
im  Trocknen  geworden,  daher  brühte  ich  die  nachher  im  Grüsis- 
berg  geholte,  bis  zur  Blumenähre  hinauf  ab,  allein  auch  diese  ergab 
nur  ein  mittelmässiges  Resultat.  Nun  war  aber  beim  Brühen  ;-das 
schlechteste  aller  Exemplare  ganz  in's  Wasser  gefallen  und  hätte 
gekocht.  Nur  weil  es  noch  Platz  im  Bogen  hatte,  legte  ieh's  ein, 
den  ich  hielt  es  für  durchaus  hin  und  verdorben.  Aber  zu  meiner 
Ueberraschung  war  diess  jetzt  die  einzige  Neottia,  die  ihre  Farbe 
behalten  hatte  und  geralhen  war.  Diese  Erfahrung  sollte  von  mir 
nicht  unbenutzt  bleiben.  Heute  Abend  lief  ich  noch  in  den  Wald 
untenher  der  Rossweid  und  suchte  und  fand  im  tiefen  feuchten 
Moos  unter  Tannen,  etliche  und  20  Neotlia. 

Mittwoch,  den  8.  August.  Nachmittag  ging  ich  an  die  Kander, 
um  wieder  einmal  nach  der,  dieses  Frühjahr  dort  von  mir  gefundenen 
angesiedelten  Artemisia  mutellina  zu  sehen.  Auf  demselben  Platze 
fand  ich  nun  viele  Stöcke  und  fast  alle  halten  geblüht.  Dünner  und 
schmächtiger  sind  sie  freilich  als  droben  in  ihrer  ursprünglichen 
Heimath.  Im  Flusskies  blühte  Epilobium  Fleischen.  Zwischen-dem 
Gwatt  und  der  Kanderbrücke  blüht  jetzt  ein  Wald  der  schönsten 
Inula  Vaillantii. 

Samstag,  den  11.  August.  Früh  nach  7  Uhr  trat  ich .  eine 
Reise  nach  Gastern  an,  wo  ich  seit  4  Jahren  nicht  mehr  gewes'en. 
Das  Gasterenthal  ist  eines  der  abgeschiedensten  und  einsamsten 
Alpenthäler.  Der  Eingang  in  dasselbe,  die  s.  g.  Klus,  V-/2  St.  hinter 


376 

Kandersteg  wird  wohl  nur  seilen  von  einem  der  vielen  Fremden, 
die  alljährlich  über  die  Gemini  gehen  beobachtet  werden,  obgleich 
ihr  Weg  sie  nur  wenige  Schritte  davon  vorüberführt,  viel  weniger 
noch,  dass  sie  hinter  diesen  Felsenmauern  ein  4  Stunden  langes, 
zuhinterst  von  Menschen  bewohntes  Thal  ahneten.  Hat  man  diese 
Klus,  einen  engen,  %  St.  langen,  von  der  tobenden  Kander  durch- 
brochenen Felsenpass  hinter  sich,  so  öffnet  sich  ein  ebener  4  Sl. 
langer  Thalboden,  in  dessen  Hintergrunde  dann  die  Häuser  von 
Gastern  liegen,  4660'  ü.  M.,  im  Norden  überragt  von  dem  mehr 
als  11.000'  hohen  Doldenhorn,  im  Süden  vom  Lötschthalgrat,  über 
den  ein  Gletscherpass  in's  Wallis  führt  und  im  Osten  geschlossen 
vom  gewaltigen  Kandergletscher.  —  Durch  die  Klus  blühte  jetzt 
reichlich  an  den  Felswänden  Saxifraga  caesia,  auch  Athamanta 
cretensis  und  Bupleurum  ranunculoides.  Ungefähr  in  der  Hälfte  des 
Thaies  an  einer  Schutthalde  traf  ich  mehrere  grosse  Stöcke  einer 
Arabis  in  bald  reifen  Schoten.  Zu  meiner  grossen  Freude  habe 
ich  mich  überzeugt,  dass  diess  hier  der  Mutterstaat  der  seltenen 
Arabis  sevpilUfolia  ist  und  die  draussen  auf  den  Felsen  am  Ein- 
gang in  die  Klus,  wo  ich  sie  am  30.  Juni  d.  J.  holte,  eine  Kolonie 
Sprösslinge  davon  sind.  Weiterhin  in  einem  alten  Tannenwald, 
dessen  Boden  aus  verfaultem  Holz  und  feuchtem  tiefen  Moos  besteht, 
stand  Pyrolauniflora,  Corallorrhiza  innata,  Listera  cordata,  Cacalia 
alpina  und  abermals  wurde  ich  erfreut,  da  stand  ein  in  schönster 
ßlüthe  befindliches  Exemplar  von  Epipogium  Ginelini  —  aber  nur 
ein  einziges.  Hatte  ich  bis  dahin  Jrsache  mit  dem  Wetter  zufrieden 
zu  sein,  so  nöthigte  mich  der  jetzt  losgebrochene  Regen  bald 
möglichst  die  Häuser  von  Gastern  zu  erreichen.  Am  Weg  dahin 
stand  an  einer  Felswand  Phytheuma  betonicaefolium  ,  Erigeron 
Villarsii,  auf  einem  Felsblock  schön  blühende  Veronica  fruticulosa, 
in  Wiesen,  nur  noch  wenige  Minuten  von  den  Häusern  blühten 
Campanula  linifolia,  rhomboidales,  thyrsoidea,  üieracium  villosum 
und  glaueum  All. 

Sonntag,  den  12.  August.  Mein  Lager  heule  Nacht  war  nicht 
das  beste;  das  Heu  feucht  und  warm.  Der  Regen  dauerte  fort  bis 
in  den  Morgen  hinein.  Berg  und  Thal  sind  in  den  dicksten  Nebel 
gehüllt.  Was  nun  thun?  Länger  liegen  bleiben  auf  dem  nassen 
Heu  mochte  ich  auch  nicht;  so  drückte  ich  mich  zum  Heuschober 
hinaus,  hing  meine  Büchse  um  und  ging  dem  Gletscher  zu,  der  2 
Stunden  von  den  Häusern  im  Hinlergrunde  des  Thaies  der  Kander 
ihren  Ursprung  gibt  und  mit  dem  Tschingelgletscher  im  Lauter- 
brunnenlhal  zusammenhängt.  Dessen  unterer  Theil  wird  von  den 
Leuten  in  Gastern  der  Alpelligletscher ,  der  obere  der  Kander- 
gletscher geheissen.  Auf  dem  linken  Ufer  der  jungen,  dem  Gletscher 
entsprungenen  Kander,  auf  der  Schattseite  durch  Schutthalden  hinauf, 
rückte  ich  den  Flühen  und  Felswänden  entlang  gegen  den  Gletscher 
hinein.  In  den  Schutthalden  blühten  üieracium  staticefolium,  Sedum 
atratum,  und  saxaüle,  Sempervivum  montanum,  Oxytropis  montana, 
Aronicum  scorpioides,  Cerastium  strictum,  Artemisia  mutellina,  Pe- 


377 

dicularis  rostrata  und  tuberosa ,  Epilobium  Fleischeri,  Saxifraga 
aspera,  bryoides,  cuneifolia,  stellar is,  Cardamine  resedifolia;  an 
grasichten  Halden  Potentilla  grandifolia,  Achillea  atrata,  macro- 
phylla,  Carex  aterrima;  an  Felswänden  Phytheuma  hemisphaer  icum 
und  Scheuchzeri ,  am  Fuss  der  Wände  Chrysanthemum  alpinum 
und  Phaca  astragalina,  Astrantia  minor,  Hieracium  villosum.  Hin- 
gegen von  Allium  victoriale  ,  das  ich  vor  4  Jahren  da  gefunden, 
konnte  ich  jetzt  nichts  sehen  und  von  Aquilegia  alpina  fand  ich  nur 
noch  'i  blühende  Exemplare.  Hie  und  da  stand  eine  Gentiana  pur- 
purea;  in  Menge  Aconitum  Lycoctonum  und  Napellus  und  Rho- 
dodendron ferrugineum.  So  schallte  ich  mich  weit  hinauf  am  Berg 
zur  Seite  des  Alpetli-  Gletschers,  der  bei  diesem  Nebel  und  Regen- 
wetter beständig  kanonirte  und  furchtbare  Lawinen  von  der  Dol- 
denhornseite  zugeschickt  bekam;  bis  zuletzt  ein  tief  eingefressener 
Bach  vom  Lötschtlialgrat  herab  meinem  Weiterdringen  ein  Ziel 
steckte.  Dort  nahm  ich  noch  Senecio  Doronicum,  Tozzia  alpina, 
und  Juncus  trißdus.  Bei  schönem  Wetter  bietet  diese  Gegend  einen 
grossartigen  Anblick  in  das  Innere  einer  erhabenen  Alpenwelt.  In 
Gastern  traf  ich  alle  Häuser  geschlossen.  Weil  Sonntag,  waren  sie 
wahrscheinlich  in  die  Sennhütten  hinaufgestiegen.  Ohne  Verzug 
setzte  ich  daher  meinen  Rückweg  durchs  Thal  hinaus  fort.  Das 
Wetter  hatte  sich  unterdessen  gebessert.  Die  Klus  im  Rücken,  im 
offenen  Grund  des  Thals  von  Kandersteg  angelangt,  schlug  ich  jetzt 
den  Weg  nach  der  Gemmi  ein,  um  mir  noch  schnell  Silene  quadri- 
dentata  zu  verschaffen,  die  da  in  der  Waldregion  in  einer  Höhe 
von  4. — 5000'  an  nassen  Felswänden  vorkommt;  von  doit  weg  dann 
aber  wieder  abwärts  zu  gehen  und  Thun  zuzusteuern. 

(ScMuss   folgt.) 


Literaturberichte. 

N.  J.  S  c  h  e  u  t  z.  Prodromus  Monographiae  Georuni. 
Upsaliae   1870. 

Die  Arten  der  Gattung  Geum  lassen  sich  ausserordentlich  leicht 
durch  Samen  vermehren,  vertragen  auch  sehr  gut  das  mitteleuro- 
päische Klima  und  finden  sich  daher  in  den  meisten  unserer  bota- 
nischen Gärten  durch  eine  reichliche  Zahl  von  im  freien  Lande  kulti- 
virten  Arten  vertreten.  Wer  sich  aber  die  Mühe  nimmt  diese  in 
den  Gärten  kultivirten  Gea  näher  zu  studiren ,  wird  die  Ueber- 
zeugung  gewinnen,  dass  die  jVomenclatur  derselben  in  einer  heillosen 
Verwirrung  sich  befindet,  dass  von  vielen  dieser  Pflanzen  das  ur- 
sprüngliche Heimatland  ganz  unbekannt  ist  und  dass  sich  in  den 
Gurten  im  Laufe  der  Zeit  offenbar  auch  die  mannigfachsten ,  oft 
nur  schwierig  zu  deutenden  Bastarte  gebildet  haben. 

Die  letzte  alle  bis  dahin  bekannten  Ge«>w-Arten  umfassende 
Arbeit  ist  jene,  welche  Seringe  für  den  De  Candoll'schen  Prodro- 


378 

mus  im  Jahre  1825  geliefert  hat.  Diese  Seringe'sche  Monographie 
zeichnet  sich  aber  nichts  weniger  als  durch  genaue  klare  Dia- 
gnosen aus ,  enthält  eine  grosse  Menge  unrichtiger  Angaben  und 
Verwechslungen  und  es  genügt  wohl  zur  Charakterisirung  der 
Seringe'schen  Arbeit  anzuführen,  dass  in  derselben  eine  und  die- 
selbe Pflanzenart  QGeum  aleppicum  Jacq.)  unter  drei  verschiedenen 
Namen  beschrieben  erscheint.  Seit  der  Veröffentlichung  der  Se- 
ringe'schen Monographie  ist  zudem  eine  Reihe  wichtiger  Funde, 
so  beispielsweise  das  durch  seine  geographische  Verbreitung  höchst 
merkwürdige,  in  seiner  Tracht  und  Fruchtform  von  allen  übrigen 
Geum-Arten  abweichende  und  eine  eigene  Sectio  repräsentirende 
Geum  heterocarpum  B  o  i  s  s.  und  einige  von  C.  A.  Meyer  und 
Anderen  beschriebene  Arten   und  Bastarte,  bekannt  geworden. 

Eine  kritische  Zusammenstellung  alles  dessen,  was  wir  derzeit 
über  diese  Gattung  wissen,  war  daher  aus  allen  diesen  Gründen 
ein  dringendes  Bedürfniss  und  wir  begrüssen  daher  den  Enlschluss 
des  Dr.  Scheutz,  eine  Monographia  Georum  zu  schreiben, 
mit  grosser  Freude.  Vorläufig  hat  Scheutz  einen  Prodromus 
Monographiae  Georum  herausgegeben,  der  als  eine  69  Seiten 
in  Quart  umfassende,  in  den  Schriften  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Upsala  niedergelegte  Abhandlung,  vorliegt.  —  In  diesem 
Prodromus  wurde  von  dem  Monographen  alles,  was  ihm  über  die 
Gattung  Geum  bekannt  geworden,  niedergelegt,  die  einzelnen  Arten 
in  vorzüglicher  Weise  und  trefflicher  Anordnung  beschrieben  und 
diesen  Beschreibungen  eine  Reihe  wichtiger  Bemerkungen  über 
die  Gattungsmerkmale,  Geschichte,  geographische  Verbreitung  und 
Nutzen,  sowie  eine  Clavis  synoptica  vorausgeschickt.  —  In  der 
Zusammenstellung  der  die  Gea  betreffenden  Literatur  vermissen 
wir  die  ausgezeichnete,  an  wichtigen  Angaben  reiche  Behandlung 
dieser  Gattung  in  der  Flora  ingrica  von  Ruprecht  p.  306  (Peters- 
burg 1860).  —  Die  geographische  Verbreitung  wurde  von  Scheutz 
nicht  eingehender  erörtert.  In  der  Regel  wurden  nämlich  nur  jene 
Standorte  speziell  erwähnt,  von  welchen  der  Autor  Exemplare  in 
den  schwedischen  Herbarien  zu  sehen  Gelegenheit  hatte,  und  das 
Bild,  welches  man  in  Folge  dieser  verhältnissmässig  spärlichen 
Angaben  über  die  geographische  Verbreitung  der  einzelnen  Arten 
erhält,  ist  darum  meistentheils  nur  ein  sehr  lückenhaftes.  Allerdings 
hat  die  Benützung  der  Angaben  anderer  Botaniker  über  Standorte, 
von  welchen  man  keine  Exemplare  zu  sehen  Gelegenheit  hat,  ihre 
Schattenseiten;  aber  da  es  unmöglich  ist,  die  Belege  zu  allen  An- 
gaben selbst  einzusehen ,  so  bleibt  dem  Monographen  am  Ende 
doch  nichts  anderes  übrig,  als  sich  an  die  Bücher  zu  halten.  Es 
scheint  mir  jedenfalls  zweckmässiger,  alle  einschlägigen  Angaben 
anderer  Botaniker  unter  Reserve  zusammenzustellen,  als  dieselben 
zu  ignoriren. 

Auf  Seite  28  wird  Geum  aleppicum  Jacq.  als  Geum  strictum 
Kit.  aufgeführt.  Der  aus  dem  Jahre  1786  datirende  Jacquin'sche  Name 
hat  aber  vor  Geum  strictum  Ait.  (1789)  die  Priorität.    Der  älteste 


379 

Name  für  diese  Pflanze  wäre  eigentlich  G.  canadense  Murray 
(1775),  da  aber  schon  ein  von  Jacquin  im  Jahre  1773  aufgestelltes 
G.  canadense  existirt,  so  kann  dieser  Name  Murray's  nicht  be- 
rücksichtigt werden  und  hat  der  nächstälteste  Name  G.  aleppicum 
Jacq.  Anwendung  zu  finden. 

Geum  spurium  C.  A.  Meyer,  ein  der  Combination:  aleppi- 
cum X  urbanum  entsprechender  Bastart  wird  auf  Seite  30  als  Va- 
rietät zu  G.  strictum  Ait.  (recte  G.  aleppicum  Jacq.)  gezogen. 
Wir  können  uns  aber  damit,  dass  man  Bastarte  als  Varietäten  zu 
einer  der  Stammarten  zieht,  nicht  einverstanden  erklären,  da  diese 
Methode  der  Behandlung  der  Bedeutung  der  Bastarte  nicht  die 
gebührende  Rechnung  trägt  und  zwei  auseinanderzuhaltende  Be- 
griffe vermengt. 

Geum  intermedium  Ehrh.  und  Geum  inclinatum  Schleicher 
hält  Scheulz  nicht  für  Bastarte  und  widerspricht  in  dieser  Bezie- 
hung der  Annahme  aller  neueren  Autoren,  welche  Gelegenheit 
hatten,  diese  Pflanzen  in  ihren  Verhältnissen  an  Ort  und  Stelle  zu 
beobachten.  —  Wir  möchten  aber  den  Autor  hier  auf  Nägel i's 
einschlägige  Bemerkungen  aufmerksam  machen.  N  ä  g  e  1  i  theilt 
nämlich  in  seiner  Abhandlung  über  die  Pflanzenbastarte  (Sitzungs- 
berichte der  bairischen  Akademie  der  Wissenschaften  16.  Feb.  1866) 
die  Botaniker  in  Hybridomanen  und  Hybridophoben  ein  und  cha- 
rakterisirt  beide  treffend  in  folgender  Weise:  „Die  Hybridomanen 
nehmen  mit  allzugrosser  Leichtigkeit  Bastarte  an.  Eine  etwas  ab- 
weichende Form ,  die  nicht  sogleich  in  ihr  Schema  der  Spezies 
passt,  gilt  als  Bastart  der  nächsten  besten  auf  dem  gleichen  Standort 
vorkommenden  Arten,  und  wenn  es  sich  um  getrocknete  Exem- 
plare handelt ,  zweier  beliebiger  ähnlicher  Arten,  wenn  auch  im 
ersteren  Falle  die  Merkmale,  welche  nach  den  Erfahrungen  über  die 
Bastarlbildung  dem  hybriden  Produkt  zukommen  sollten,  im  zweiten 
Falle  die  Merkmale  und  das  Vorkommen  widerstreben.  Man  hat 
selbst  Pflanzen,  die  man  weder  frisch  noch  trocken  gesehen,  als 
Bastarte  von  Arten  erklärt,  die  gar  nicht  da  vorkommen,  wo  der 
angebliche  Bastart  wächst.  —  Die  Hybridophoben  verhalten  sich 
absolut  verneinend.  Sie  verwerfen  ohne  weitere  Untersuchung  alle 
oder  nahezu  alle  Bastarte,  oder  sie  halten  dieselben  wenigstens 
als  zufällige  und  vorübergehende  Bildungen,  nicht  werth  einer  be- 
sonderen Beachtung  und  Erwähnung.  Da  nun  aber  die  wirklichen 
Artbastarte  ganz  ausgezeichnete  systematische  Formen  sind,  so 
werden  sie  von  den  bastartscheuen  Autoren  theils  als  Varietäten, 
theils  als  Arten  neben  den  wirklichen  Varietäten  und  Arten  auf- 
geführt. Wir  finden  die  Hybridomanen  vorzüglich  unter  den  Floristen, 
welche  auf  ihren  zahlreichen  Exkursionen  und  beim  Sammeln  von 
vielen  Exemplaren  einen  tiefen  Eindruck  von  der  Vielförmigkeit 
der  Arten  und  von  dem  Vorhandensein  mannigfaltiger  Zwischen- 
formen in  sich  aufgenommen  haben;  —  die  Hybridophoben  aber 
unter  den  Monographen,  welche  das  zu  bearbeitende  Material  gröss- 
tentheils  nur  in  getrockneten  Exemplaren  gesehen  haben  und  denen 


380 

daher  die  wesentlichste  Bedingung  für  die  richtige  Beurteilung 
mangelt." 

So  Nägeli.  —  Der  Verfasser  des  vorliegenden  Prodromus 
gehört  nun  jedenfalls  zu  den  Hybridophoben.  Wie  er  in  der  Ein- 
leitung zu  seinem  Werke  sagt,  wurde  er  von  Elia  Fries  zur  Be- 
arbeitung der  Gattung  Geum  angeregt,  und  dieser  Umstand  mag 
vielleicht  auch  die  Ursache  bergen,  dass  er  gleich  dem  berühmten 
Verfasser  der  „Epicrisis  generis  Hieraeiorum"  sich  auf  dem  Stand- 
punkt der  Hybridophoben  stellte  und  von  dem  Vorkommen  der 
Baslarte  in  der  Galtung  Geum  nicht  viel  wissen  will. 

Obschon  nicht  Hybridomane,  kann  ich  in  dieser  Beziehung 
den  Standpunkt  und  die  Anschauungen  Scheutz's  nicht  gutheissen. 
—  Scheutz  legt  bei  der  Beurtheilung  der  Frage,  ob  er  eine  Pflanze 
als  Bastart  oder  als  Stammart  ansehen  soll,  ein  besonderes  Gewicht 
darauf,  ob  diese  Pflanze  meist  steril  erscheint,  oder  ob  sie  reife 
Samen  hervorbringt.  Wenn  es  nun  auch  richtig  ist,  dass  die  Ba- 
starte häufig  keine  keimfähigen  Samen  und  nur  unvollkommenen 
Pollen  hervorbringen,  so  darf  man  daraus  nicht  folgern,  dass  Pflanzen, 
welche  keine  keimfähigen  Samen  erzeugen,  einer  hybriden  Ver- 
bindung ihre  Entstehung  verdanken,  da  es  unzweifelhafte  Stamm- 
arten gibt,  welche  gleichfalls  unregelmässigen  Pollen  besitzen  und 
keine  keimfähigen  Samen  tragen,  ja  ganze  Pflanzengattungen  exi- 
stiren,  welchen  gegenwärtig  die  Fähigkeit  sich  auf  geschlechtlichem 
Wege  zu  vermehren,  geradezu  abhanden  gekommen  zu  sein  scheint*). 
Anderseits  aber  ist  es  ja  durch  zahlreiche  Versuche  konstatirt,  dass 
erwiesene  Bastarte  in  Betreff  der  Fortpflanzung  sich  ganz  so  wie 
Stammarten  verhalten.  Die  Ergebnisse  dieser  Versuche  zeigen  zwar, 
dass  häufig  die  Zahl  der  keimfähigen  Samen  vermindert  ist,  sie 
zeigen  aber  eben  so  entschieden,  dass  einige  Hybriden  sich  durch 
keimfähige  Samen  in  derselben  Weise  vermehren,  wie  deren  Stamm- 
arten. Nach  meinen  eigenen  Untersuchungen  gehören  nun  z.  B. 
die  durch  Kombination  von  Geum  rinale  und  Geum  urbanum  ent- 
standenen Bastarte  gerade  zu  denjenigen,  welche  sich  durch  keim- 
fähige Samen  leicht  fortpflanzen  lassen  und  sich  in  dieser  Beziehung 
von  Stammarten  nicht  unterscheiden.  —  Ob  diese  Fähigkeit  der 
geschlechtlichen  Fortpflanzung  dann  ,  wenn  Gelegenheit  vorhanden 
ist,  dass  sich  verschiedene  Individuen  desselben  Bastartes  wechsel- 
seilig bestäuben  können,  nach  mehreren  Generationen  allmälig  ge- 
schwächt wird  und  schliesslich  erlischt,  ist  eine  durch  das  Experi- 
ment noch  nicht  hinlänglich  erwiesene  Frage.  Was  das  Geum  in- 
termedium  {Hißale  X  urbanum)  anbelangt,  dessen  verhältnissmässig 
häufiges  Vorkommen  und  weile  Verbreitung  Scheutz  daran  zwei- 
feln lässt,  dass  diese  Pflanze  einer  Kreuzung  sein  Dasein  verdankt, 
so  kommt  die  zuletzt  berührte  Frage  übrigens  gar  nicht  in  Betracht. 


*)  So  z.  B.  die  Gattung  Lycopodium,  zu  Folge  der  von  meinem  ver- 
storbenen Freunde  Prof.  Schleicher  in  Jena  angestellten  Versuche  und  Un- 
tersuchungen, über   welche  ich   dessen    schriftliche  Mittheilungen   aufbewahre. 


381 

Das  verhällnissmässig  häufige  Vorkommen  erklärt  sieh  leicht  dadurch, 
dass  auch  die  Stammarten  überall  dort,  wo  man  diese  Pflanze 
auffand,  in  nächster  Nähe  häufig  angetroffen  werden  und  dass  ge- 
rade dieser  Bastart  sich  sehr  leicht  aus  den  Stammet  lern  immer 
wieder  erzeugt,  ja  selbst  im  Garlen  ohne  Schwierigkeit  erzeu- 
gen lässt. 

Scheulz  gedenkt,  wie  schon  oben  bemerkt  wurde,  seinen 
Prodromus  zu  einer  Monographia  Georum  zu  erweitern  und  ersucht 
die  Botaniker  um  einschlägige  Mittheilungen,  Zusendung  von  Exem- 
plaren u.  d.  g.  Wir  wünschen  ihm  möglichst  allseitige  Unterstützung 
und  sind  überzeugt,  dass  wir  dann  einer  ebenso  ausgezeichneten 
als  erschöpfenden  Behandlung,  dieser  in  systematischer  Beziehung- 
schwierigen Pflanzengaltung  entgegen  sehen  können.  Zu  wünschen 
ist  dann  nur,  dass  sich  der  Autor  weder  auf  den  Standpunkt  der 
Hybridophoben,  noch  auf  jenen  der  Hybridomanen  sondern  auf  die 
zwischen  diesen  beiden  Extremen  liegende  goldene  Mittelstrasse 
begeben  möge.  Kern  er. 


*.-<10S>"»-= 


Correspondenz. 

Linz,  den  22.  Oktober  1870. 

Der  botan.  Garlen  des  nalurhislorischen  Vereines  in  Linz,  der 
gegenwärtig  von  Hrn.  Ullepitsch  besorgt  wird,  umfasst  ein  von  der 
Kommune  dem  Vereine  überlassenes  Areal  von  800QKlft.  und  enthaltet 
auf  32  Beeten  Repräsentanten  aller  grössern  Familien  in  beiläuüg 
800  Arten,  dann  an  der  Wand  Anlagen  für  Alpinen,  weiters  eine 
kleine  Kollektion  von  Gefässkryptogamen.  eine  Abtheilung  für  Was- 
serpflanzen und  endlich  ein  Arboretum.  Im  Ganzen  ist  der  Garten 
trotz  der  kurzen  Zeit  seines  Bestehens  und  seiner  ungünstigen 
Lage  ganz  gut  fortgeschritten  und  verspricht  für  die  Zukunft  den 
besten  Erfolg,  namentlich  wenn  erst  die  Baumpflanzungen  gelungen 
sein  werden.  Im  Freien  ist  die  Flora  der  hiesigen  Umgebung,  Dank 
den  diessjährigen  häufigen  Niederschlägen,  noch  nicht  erstorben. 
Ich  fand  noch  am  7.  Oktob.  am  Pöstlingberge  Hypericum  humifusum 
im  Gebüsche,  auf  sandigen  Stellen  Dianthus  deltoides,  Potenlilla 
Güntheri,  in  umgearbeiteten  Brachfeldern  Spergula  arvensis,  Viola 
arvensis  ,  Scleranthus  annuus,  einige  Veronica- Arten ,  Galeopsis 
u.  d.;  auf  Grasabhängen  Lamium  purpureum,  Campanula  rotundifolia 
u.  d.  g.  Von  einem  Spaziergange  am  20.  Oktober  brachte  ich  noch 
eine  hübsche  Zahl  von  Repräsentanten  der  Acker-  und  Wiesen- 
flora nach  Hause.  Im  Museum:  Francisco -Carolinum  wurden  die 
Herbarien  meiner  Obsorge  übergeben;  es  bestehen  deren  drei, 
eines  für  Oberösterreich  und  Salzburg,  das  zweite  ist  ein  allge- 
meines, beide  aus  dem  Nachlasse  Moi's  stammend,  sind  nach  dem 
Reichenbach'schen  Systeme  geordnet,  das  dritte  aus  der  Verlassen- 


382 

schaft  des  Dr.  Duft  Schmidt  und  über  meine  Anregung-  angekauft, 
ist  sehr  reichhaltig-,  verbreitet  sich  über  ganz  Europa,  ja  enthält 
auch  Pflanzen  aus  anderen  Welttheilen ,  die  Anordnung  ist  nach 
Endlicher.  Das  Museum  hat  auch  das  Manuskript  des  Dr.  Duft- 
schmidt: „Flora  von  Oberösterreich"  acquirirt;  dieselbe  ist  probe- 
weise u.  z.  die  Familien  der  Gramineen  in  dem  Jahresberichte  für 
1870  enthalten;  da  jedoch,  wenn  in  dieser  Weise  dem  Publikum 
dieses  Werk  übergeben  würde ,  dies  zu  weit  ausgehend  wäre, 
wurde  die  Unterhandlung  mit  einem  hiesigen  Buchhändler  ange- 
knüpft, der  nach  vorläufig  gesicherter  Subskription  diese  Flora  in 
Heften  (etwa  20  an  der  Zahl)  herausgeben   würde. 

Dr.  Robert  Rauscher. 

Neutra,  den  10.  November  1870. 

Krankheit  und  die  bittersten  Existenzsorgen  haben  meine 
Kräfte  derart  in  Anspruch  genommen,  dass  ich  leider  nicht  in  der 
Lage  war  meinen  Verpflichtungen  nachzukommen.  Man  kann  dess- 
halb  über  mich  aburtheilend  sprechen  und  hat  zum  Theil  Recht  — 
es  war  ein  Fehler  von  mir  so  lange  zu  schweigen,  aber  mein 
Streben  jedesmal  meine  Gläubiger  zu  befriedigen,  hielt  mich  ab 
schon  früher  öffentlich  in  der  bosnischen  Angelegenheit  zu  sprechen. 
Ich  hoffte  noch  einmal  hinunter  kommen  zu  können  und  so  jene 
Lücken  auszufüllen,  welche  zur  Befriedigung  meiner  Pränumeranten 
unbedingt  nothwendig  gewesen  wären.  Die  Verhältnisse  in  Bosnien 
waren  für  mich  zum  Theil  so  ungünstig  ,  das  es  schwer  hielt  viel 
zu  sammeln,  die  Bergwiesen  waren  oft  ganz  abgeweidet,  der  Regen 
hatte  meine  Sammlungen  so  zerstört ,  dass  ich  Weniges  retten 
konnte;  wenig  mit  einer  relativ  grossen  Summe  versehen  ,  war 
ich  trotzdem  nicht  in  der  Lage  mir  ein  Pferd  zu  miethen,  ebenso- 
wenig konnte  ich  mir  einen  Führer  nehmen,  ich  musste  allein 
herumstreifen  und  meine  Pflanzenausbeute  selbst  tragen.  Wenn- 
gleich ich  äusserst  genügsam  bin  und  schon  mit  geringen  Mitteln 
gereist  bin,  so  habe  ich  dennoch  diesmal  die  Summe  unterschätzt. 
Ich  bin  mit  meinem  eigenen  Schaden  klug  geworden,  das  soll  nicht 
heissen,  dass  ich  auf  Kosten  Anderer  klug  werden  wollte.  Ich  werde 
meinen  Verpflichtungen  gewiss  ehrlich  nachkommen.  Hoffentlich 
sind  die  Pflanzen,  welche  ich  mitgebracht  in  Kürze  bestimmt  und 
kommen  noch  bis  Ende  Dezember  1870  zur  Vertheilung.  Da  jedoch 
die  Ausbeute  eine  geringe  ist,  bin  ich  nicht  in  der  Lage  alle  meine 
Herren  Pränumeranten  schon  heuer  zu  befriedigen,  gebe  aber  die 
ganz  bestimmte  Versicherung,  dass  ich  im  Laufe  des  Jahres  1871 
entweder  auf  eigene  Kosten  eine  Reise  nach  Bosnien  unternehme 
oder  bis  längstens  31.  Dezember  1871  baar  und  ehrlich  begleichen 
werde.  Ich  werde  an  jene  Herren,  welche  ich  bei  der  ersten  Ver- 
theilung nicht  befriedigen  kann  Anfangs  Jänner,  detaillirte  Privat- 
briefe schreiben.  Für  jetzt  will  ich  in  Kürze  bemerken,  dass  ich 
meinen  Reisebericht  in  Bälde   bearbeiten  werde  und  dass   ich  bei 


383 

Vertheilung  der  Pflanzen  die  Fränumeranten  von  mehreren  Centurien 
berücksichtigen  muss.  Josef  Armin  Knapp. 

Pest,  16.  November  1870. 

Am  13.  d.  M.  kam  ich  von  meiner  zweiten  Banater  Reise 
hieher  zurück.  Trotz  der  ungünstigen  Witterung  brachte  ich  doch 
reiche  Ausbeute  mit.  Crocus  iridißorus  und  Campanula  crassipes, 
Artemisia  annua  waren  die  letzten  Pflanzen  die  ich  einsammelte. 
Die  Campanula  blühte  im  Käzänthale  noch  reichlich  und  bildeten 
die  dichten,  oft  3'  lang  aus  den  Felsspalten  herabhängenden  mit 
tausend  und  tausend  Blüthen  übersäeten  Buschen  eine  wahre  Zierde. 
Diese  Campanula  im  Herbste  —  von  Ende  August  bis  November 
—  dann  Syringa  vulgaris  im  Frühjahr  sind  nun  die  Hauptzierden 
der  Vegetation.  Dabei  muss  ich  bemerken,  dass  die  Blüthen  der 
um  Kazän  massenhaft  wildwachsenden  Syringa  doppelt  so  gross 
sind,  als  die  der  Gartenpflanze.  —  Gestern  erhielt  ich  von  H.  Prof. 
Pancic  ein  Schreiben,  in  welchem  er  mir  mittheilt  dass  derselbe 
Ende  August  in  Syrmien  für  einen  russischen  Emissär  gehalten 
und  eingesperrt  wurde,  wodurch  seine  Bereisung  der  Fruska  gora 
vereitelt  ward.  „Als  ich  loskam  —  schreibt  Panöic  —  kehrte  ich 
der  Militärgrenze  den  Rücken  und  ging  nach  Neusatz,  von  wo  ich 
einen  Abstecher  nach  Kloster  Kobilj  unternahm  und  fand  daselbst  zwei 
Novitäten  für  die  Banater  Flora:  Inula  nuda  und  Cuscuta  chinensis, 
diese  letztere  auf  Xanthinm  spinosum."  Zu  Weihnachten  komme  ich 
nach  Wien ,  um  im  k.  k.  bot.  Hofkabinet  über  mehrere  meiner 
neuen  Funde  nachzusehen.  Janka. 


--**« 


Personalnotizen. 

—  Dr.  Julius  Wiesner  wird  seine  Vorträge  als  ord.  Pro- 
fessor der  Pflanzenphysiologie  an  der  Forstakademie  in  Mariabrunn 
mit  nächstem  Semester  beginnen,  verbleibt  aber  zugleich  auf  ein- 
stimmigen Antrag  des  Professoren-Kollegiums  des  Polytechnikums 
als  Professor  der  Waarenkunde   an  letzterer  Anstalt. 

—  Elise  Braig,  die  um  die  Erforschung  Istriens  vielverdiente 
Botanikerin  ist  am  16.  November,  in  einem  Alter  von  67  Jahren 
in  Triest  gestorben.  Ihre  botanischen  Studien  begann  sie  in  Berlin 
unter  der  Leitung  des  Dr.  Koch  und  setzte  dieselben  in  Triest 
unter  Dr.  Biasoletto  und  Hofrath  v.  Tommasini  fort.  Sie  hin- 
terliess  ein  sehr  reichhaltiges  Herbarium. 

—  Dr.  Emerich  von  Frivaldszky,  welcher  am  19.  Oktober 
auf  seinem  Landgute  Jobbagyi  gestorben  ist,  wurde  im  Jahre  1799 


384 

zu  Bacsko  im  Zempliner  Komitat  geboren,  seine  Vorbereitungs- 
studien machte  er  zu  Satorallja-Ujhely ,  Erlau  und  Kasch.au  und 
bezoff  dann  die  Pester  Universität  um  Medizin  zu  hören.  Anfangs 
hatte  ihn  mehr  das  Studium  der  Pflanzen  angezogen,  doch  bald 
widmete  er  sich  ausschliesslich  der  Entomologie.  Reisen  wurden 
zur  Durchforschung  des  Vaterlandes  unternommen  und  durch  beinahe 
fünfzig  Jahre  bis  in  das  späte  Alter  fortgesetzt.  Kurze  Zeit  vor 
seiner  im  Jahre  1822  erfolgten  Promotion  zum  Doktor  der  Me- 
dizin wurde  er  als  Kustodiatsbeamter  am  Nationalmuseum  in  Pest 
angestellt  und  wirkte  hier  durch  eine  lange  Reihe  von  Jahren. 
Die  ungarische  Akademie  hatte  ihn  schon  1832  zu  ihrem  korrespon- 
direnden,  1838  aber  zu  ihrem  ordentlichen  Mitgliede  gewählt.  Von 
den  von  ihm  veröffentlichten  Schriften  wären  zu  bemerken:  „Reise 
in  den  Balkan."  Ungarisch  im  2.  3.  und  4.  Bande  der  Jahrbücher 
der  ung.  Akademie  (Ofen  1836 — 1840)  —  „Succinctae  diagnoses 
specierum  plantarum  novarum  europaeo  -  lurcicarum  in  catalogo 
meo  occurentium."  (Flora  1835  und  1836)  —  „Naturhistorische 
Exkursion  in  die  Zipser  Karpaten."  (Ungarisch  im  4.  Bande  der 
ung.  Aerzte  und  Naturforscher).  —  „Naturwissenschaftliche  Reise 
in  die  Türkei."  (Ungarisch  im  1.  Bande  der  k.  ung.  naturwiss. 
Gesellschaft). 

—  Dr.  Franz  Lagger  ist  vor  Kurzem  in  Freiburg  gestorben. 
Bis  zum  letzten  Tage  seines  Lebens  botanisch  thätig,  wird  sein 
Verlust  von  allen  den  vielen  Botanikern,  mit  denen  er  durch  mehrere 
Decennien  im  regsten  wissenschaftlichen  Verkehre  stand  ,  gewiss 
auf  das  herbste  empfunden   werden. 

—  Karl  E  mm  ermann,  Oberförster  zu  Thalweil  am  Zürcher 
See,  ist  Ende  September  gestorben. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

—  Sendungen  sind  eingetroffen:  Von  Herrn  Csato  mit  Pflanzen  aus  Sie-- 
benbürgen.  —  Von  Herrn  Dr.  Falck  mit  Pfl.  aus  Siebenbürgen.  —  Von  Herrn 
Krenberger  mit  Pfl.  aus  Kärnthen  und  Steiermark.  —  Von  Herrn  Hans  mit 
exotischen  Pflanzen.  —  Von  Herrn  Dr.  Tauscher  mit  Pfl.  aus  Ungarn. 

—  Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren,  Pantocsek,  Andre  und 
Plosel. 


Redakteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Oerold's  Sonn. 
Druck  und  Papier  der  O.  Uenerreuter'schen  Buchdruckerei  (M.  Salzer). 


Inhalt. 


I.  Gallerie  österreichischer  Botaniker. 

Seit« 

14.  Julius  Wiesner  (Mit  einem  lithogr.  Porträt) 1 

II.  Original-Aufsätze. 

Ascherson,  Dr.  P.  Fumaria  Petteri  Rchb 38 

Bartsch,  J.  -  Literaturberichte 59,  184,  283,  348 

Öelakovsky,  Dr.  Lad.  —  Neue  Beobachtungen  und  Kritik  einiger  Pflanzen 

der  böhmischen  Flora     11.  46 

—  —  Sind  Osmunda  und  Scolopendrium  in  Böhmen  einheimisch?    .   .   .  354 

—  —  Ueber  Rhinanthus  angustifolius  Gmel 130 

Falck,     Dr.  Alfred.  —  Literaturberichte 347 

Pimpinella  disseeta  Retz.  Ein  verirrtes  Synonym 143 

Focke,  Dr.  W.  0.  —  Bemerkungen  über  einige  Rubus-Arten 97 

Gsaller,   Carl.  —  Carex  brachyrhyncha  Gsall 199,  292 

—  —  Ein  Fall  hermaphroditer  Blüthen  an  Salix  aurita 365 

—  —  Ueber  Chrysanthemum  montanum  L 333 

Hazslinszky,  Friedrich.  —   Der  Nussschwamm   als   Farbepflanze   ...    77 
Hohenbühel,  Ludwig  Freiherr  v.  —    Der  Fungus  Laricis  aureus  Mat- 

thioli's 193 

—  —   Die  Entdeckung  des  Aecidiums  von  Uromyces  Cacaliae  Ung.  .    .    .    6 

—  —  Hydnum  Schiedermayeri  Hfl 33 

Literaturberichte     • •  25,  26,  58,  85,  86,  118,  154,  182 

Holuby,  J.  L.  —  Aus  Modern  in  Ungarn 363 

—  —  Lebermoose  der  Flora  von  Ns.  Podhragy  im  Trencsiner  Comitat .   .  238 

—  —  Zur  Flora  Pressburgs 168 

Huter,  Rupert.  —  Botanische  Mittheilungen 335 

Janka,  Yictor  v.  —  Bemerkungen  zu  Boissier's  „Flora  orientalis"    .   .   .111 


386 

Saite 

Kerner,  Dr.  Anlon.  —  Beschreibungen  neuer  Pflanzenarten  der  österreichi- 
schen Flora     8,  41 

—  —  Die  Vegetations-Yerhältnisse    des   mittleren   und   östlichen  Ungarns 

und  angrenzenden  Siebenbürgens  18,  67,  103,  136,  170,  203,   231, 

322,  356 

—  —  Literaturberichte 377 

—  —  Ueber  die  hybriden  Saxifragen  der  österreichischen  Flora     .   .   .    .145 

Ueber  einige  Arten  der  Gattung  Melampyrum 266 

_  _    Viola  ambigua    W.  K.    in    Niederösterreich    und    V.    Thomasiana 

Perr.  et  Song,  in  Tirol    '. 161 

Kohts,  F.   —   Beschreibung  neuer  und    Charakteristik   einiger   bekannten 

Carea;-Ai'ten      140,  163 

—  —  Ueber  Potamogeton  Casparyi 289 

Ueber  Scirpus  Baillii  Kohts 242 

Mayer,  A.  C.  —  Irigonella  monspeliaca  L.  im  Gebiete  der  Flora  Deutsch- 
lands   • 72 

Neilreich,  Dr.  August.  —  Thalictrum silvaticum  Koch  neu  für  die  Flora 

Niederösterreichs 7 

Oertel,  A.  —  Eine  Reise  nach  Spanien  im  Winter  1869 273 

Panöiö,  Dr.  Josef.  —  Botanische  Reise  in  Serbien  im  J.  1869  .   .   .173,  205 
Pokorny,  Dr.  A.  —  Der  Kampf  uin's  Dasein  in  der  Pflanzenwelt  .114,  147 

Prichoda,  Moritz.  —  Zur  Flora  von  Istrien 75 

Beissek,  S.  —  Die  Farbenwandlung  der  Blüthen     257 

Scheutz,  Dr.  N.  J.  —  Literaturberichte 215 

Schur,  Dr.  Ferd.  —  Photographische  Fragmente  22,  108,  200,  280,  293,  366 
Sekera,  W.  J.  —  Nachtrag  zur  Flora  der  Basaltformation  in   der  Gegend 

von  Münchengrätz 54 

Sonklar,  Carl  v.  —  Aus  dem  Banate 78 

Spreitzenhofer  G.  C.  —  Botanische  Erinnerungen  an  Mondsee  ....     55 

Strobl,  Gabriel.  —  Ausflug  auf  den  grossen  Bösenstein 208,  245 

Tommasini,  Mutius  R.  v.    —    Streifblicke   auf  die   Flora  der  Küsten  Li- 

burniens 225 

Vulpius.   —  Exkursionen  in  die  Berner  Alpen  im  Sommer  1855  .297,  340,  369 

Weiss,  Dr.  Adolf.  —  Literaturberichte 59 

Weyl,  Th.  —  Notiz  über  Potamogeton   Casparyi  Kohts 321 

Winter,  Ferd.  —  Literaturberichte 305 


III.  Besondere  Artikel. 

24.  Jahresbericht  des  botanischen  Tauschvereins  in  Wien 88 

Dem  Andenken  F.  Ungers« 129 


387 

Seit« 


IV.  Correspondenzen. 


Aus  Antholz  in  Tirol  von  Huter     • •    ....  121 

„    Athen  von  Dr.  Landerer 350 

„     Couvet  in  der  Schweiz  von  Dr.  Lerch      350 

„    Danzig  von  Kohts 221 

„     Graz  von  R.  v.  Pittoni 219 

„     Innsbruck  von  G  sali  er löl,  287,  318 

„    Innsbruck  von  Dr.  Kerner 28,  120,  186,  220,  250,  349 

„     Krems  in  Niederüslerreich  von  Bar.  Th innen 186 

„    Langenlois  in  Niederösterreich  von  Kalbrunner 315 

„    Leipzig  von  Georg  Winter  ...    .    • 350 

„    Linz  von  Dr.  Rauscher 381 

,,     London  von  Dr.  Seemann 188 

„    Marienwerder  von  Dr.  Klinggräff 156 

„     Neutra  in  Ungarn  von  Knapp 382 

„    Pest  von  Janka 315,  383 

„     Plavischevitza  von  Janka 185 

„     Sz.  Gothard  in  Siebenbürgen  von  Janka 61 

„    Striegau  in  Schlesien  von  Zimmermann 188 

„    Trient  von  Val  de  Lievre 27 

,,    Triest  von  Hauk 60 

„    Triest  von  Tommasini 155,  185,  251,  317 

„    Turn-Severin  i.  d.  Walachei  von  Janka 250 

„     Wien  von  Dr.  Falck 349 

„    Wien  von  Glowacki 60 

„     Wien  vonPrichoda 219 

V.  Stehende  Rubriken. 

Personalnotizen 28,  61,  90,  122,  156,  189,  221,  252,  319,  350,  383 

Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen    29,62,  91,  123,  156,  189,  222,  252,  288 

319 

Literarisches 31,  94,  191,  350 

Sammlungen 94,  160,  288 

Botanischer  Tauschverein  in  Wien  31,  64,  95, 128,  160,  192,224,  256,  350,  384 


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