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UNIVERSITY OF ILLINOIS LIBRARY AT URBANA-CHAMPAIGN
JAN1
Öüst. Botan. Zeitschrift 18/0
^/r^c^-c-ot^a froC-4
c&4 ' n£-
Oesterreichische
BOTANISCHE ZEITSCHRIFT.
Gemeinnütziges Organ
für
Botanik und Botauiker,(värtuer,Oekonomeu,Forstmänner,.4erzte?
Apotheker uud Techniker.
Mit
Original-Beiträgen
Ascbersou, Bartsch, Celakovsky, Cohn, Falek, Focke, Glowacki, Gsaller, Hauk, Hazs*
linszky, Hohenbühel-Heufler, Hulubj, Huter, Janka, Kalbrunuer, Keiner, Klinggräff,
Knapp, Ruhts, Landerer, Lerch, Mayer, Neilreich, Oertel, Pancic, Pittoiii, Pokorny,
Prichoda, Rauscher, Reissek, Scheutz , Schur, Seemann, Sekera, Soiiklar, Spreitzen-
hofer, Strobl, Thüwen, Touiiuasini, Val de Lievre, Vulpins, Weiss, Weyl, Winter Ferd.,
Winter Georg, Ziuiuieruiann.
Redigirt
Dr Alexander Skofitz,
Magister der Pharmacie, der kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher und mehrerer
wissenschaftlichen Gesellschaften Mitglied.
XX. Jahrgang.
(Mit 1 Lithographie.)
Wien 1870.
Verlag- von O. Grerold.
5 bO.o
0%
Oesterreichische
Botanische Zeitschrift,
Gemeinnütziges Organ
für
Ole österreichische Exemplare,
botanische Zeitschrift RntnniL' Illlfl i t ik 1 -t II I L u 1> die frei durch diePost be-
erscheint MUK1111H UHU IM, lil U I tt K 1 , zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion
X? 5pÄeS. Zute. Gärtner, (Monomen, Forstmänner, Aerzle, f^l£K3k£TJ
(3 Thlr. 10 Ngr.) Im Wege des
ganzjährig, oder AnftlhpIfPP linH TpplinilfPr Buchhandels übernimmt
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halbjährig. C. Gerold's Sohn.
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10 kr. öst. W. H®' ] Buchhandlungen.
\X. Jahrgang. WnOL Jänner 1870.
INHALT: Gallerie osterr. Botaniker. — Thalietrum nylvaticum, neu für Niederösterr. Von Dr. Neil-
reich. — Neue Pllanzenarten der öslerr. Flora. Von Dr. Kern er. — Neue Beobachtungen und
Kritik einiger Pflanzen der böhmischen Flora. Von Dr. Celakovsky. — Vegetationsverhältnisse.
Von Dr. Kerner. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur. — Literaturbertcbte. Von
Ho hen hü he 1-H eufler. — Correspondenz. Von Val de Lievre, Dr. Ker n er. — Personalnotizen.
— Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Correspou-
denz der Redaction. — Inserate. ^
Gallerie österreichischer Botaniker.
XIV.
Julius Wiesner.
(Mit einem lithographirten Porträt.)
Julius Wiesner wurde am 20. Janner 1838 zu Tschechen
in Mahren geboren, übersiedelte aber schon 2 Jahre später mit
seinen Eltern nach Brunn, wo er auch seine erste Erziehung ge-
noss und die ersten Studienjahre zurücklegte. Was die Erziehung
seiner Kindheit anbetrifft, so konnte sein Vater, dessen Zeit von
einer grossen Thätigkeit im Geschäftsleben zu sehr in Anspruch
genommen wurde, an derselben nur einen geringen direkten An-
theil nehmen, desto mehr war er aber bestrebt, seinen Kindern
überhaupt die vorzüglichste Bildung angedeihen zu lassen, wobei
er, glücklicher Weise wohlhabend, keine Opfer zu scheuen brauchte.
Dagegen widmete sich Wiesner's Mutter, eine Frau von seltener
Tiefe des Gemüthes, mit vollster Hingebung der Erziehung ihrer
Kinder.
Wiesner, der jüngste von acht Geschwistern, erhielt mit
seinem nächst altern Bruder August (jetzt Advokat in Wien), einen
Oesterr. botan. Zeitschrift 1. Heft. 18TO); -^-O # JS
intelligenten Mann als Erzieher, welcher den Sinn der Knaben
hauptsächlich für Geschichte, Poesie und Kunst zu wecken suchte,
was ihm auch so nachhaltig gelang, dass W. noch gegenwärtig im
Kreise seiner Freunde als ein genauer Kenner deutscher Classiker
und der Musik geschätzt wird.
Seine Gymnasialstudien begann W. im J. 1849 in Brunn,
interessirte sich aber bald bei einer unabweislichen Neigung für
die Naturwissenschaft so sehr für Pflanzen und Mineralien, dass
dabei die classischen Studien mitunter in den Hintergrund gedrängt
wurden; und als im J. 1852 in Brunn eine Oberrealschule errichtet
wurde, da verliess er das Gymnasium nach vollendeter 4. Klasse
und trat in jene ein, wo er eine umfassendere Ausbildung in der
Naturwissenschaft zu erreichen hoffte. An dieser Anstalt wirkten
mehrere ausgezeichnete Kräfte, so der Direktor Au spitz, der
Professor Zawadsky, Prof. Vogl u. in. a., welche dem vor andern
geistig hervorragenden Schüler freundlich entgegenkamen. Jetzt
widmete sich W. mit allem Eifer der Naturwissenschaft, haupt-
sächlich aber der Botanik und er botahisirte erfolgreich in der
Umgebung von Brunn und in vielen Gegenden Mährens, häufig in
Gesellschaft seiner Jugendfreunde Bartsch und Makowsky.
In Folge dessen erwarb sich W. wenn auch erst 15 Jahre
alt, doch schon eine solch umfassende Kenntniss der Brünner Flora,
wie sie zu jener Zeil ausser dem greisen Botaniker Slatlhalterei-
ralh Tkany, kaum ein anderer besass. Er verwerlhete auch den
Erfolg seiner lokalen Forschungen und schrieb eine Flora von
Brunn, welche den Beifall seines Lehrers Zawadsky und des
Direktors Auspitz in so hohem Grade fand, dass letzterer die-
selbe in dem Programme der Oberrealschule mit folgender Be-
merkung abdrucken liess: „Man ist diesmal von dem Grundsatze,
Schülerarbeiten in das Programm aufzunehmen, abgegangen, weil
der jugendliche Verfasser wirklich mit ausserordentlichem Erfolge
dem Studium der Botanik obliege und bisher noch keine Flora
Brünn's existirt."
In dieser seiner ersten Arbeit, welche viele neue Beobach-
tungen, wenige Unrichtigkeiten, aber keinen groben Fehler enthält,
manifestirte sich bereits eine bestimmte Selbstständigkeit, denn W.,
der noch kein pflanzengeografisches Werk gekannt, wich von der
Gepflogenheit einer Aufzählung der Formen in systematischer Ord-
nung ab und führte eine solche nach Florengebieten durch. Wies-
ner's damalige floristische Bestrebungen fanden von seinen Nach-
folgern auf gleicher Bahn nur eine einseitige Anerkennung, denn
obwohl viele seiner Beobachtungen benützt wurden, so wurde er
selbst dabei doch stets desavouirt. Dieses und so manche Kränkung,
die er \on pflanzensammelnden Neidern zu erfahren hatte, ver-
bitterte ihm die Neigung zur Floristik; er identificirte zu vorschnell
die Kleinlichkeit solcher Systematiker mit der systematischen Rich-
tung selbst, wandte grollend letzterer den Rücken und suchte seine
Thätigkeit in andern Sphären botanischer Forschung zur Geltung
3
zu bringen; obwohl er damals bereits mit zahlreichen Botanikern
im wissenschaftlichen Verkehre stand und obwohl sein Herbarium
schon einen Um lang von beiläufig 3000 Formen erreicht hatte.
Den grössten Theil dieser Sammlung schenkte er spater dem
Wiener Polytechnikum
In den Jahren 1855 und 1856 wendete sich W. der Morphologie
zu und stellte auch so umfassende phänologische Beobachtungen an,
dass die Wiener Onlralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus
ihn, den 17jährigen Jüngling, ihren thätigsten Beobachter nannte.
Jene reichhaltigen Beobachtungen aber, sie finden sich verzeichnet
in den diesbezüglichen Sitzungsberichten der kais. Akademie der
Wissenschaften.
Zu jener Zeit hatte W. auch die Oberrealschule absolvirt und
trat nun in das technische Institut von Brunn ein. Zu jener Zeit
auch machte er sich mit Schieid en's Grundzügen der wissen-
schaftlichen Botanik vertraut, deren kritische Seite ihn sehr anregte
und auf das Gebiet der Anatomie und Physiologie leitete. Ein sehr
primitives Compositum mit Holzstativ diente seinen ersten mikro-
skopischen Studien; damals entstanden auch einige kleinere mor-
phologische Arbeiten, welche ihre Publikation in dieser Zeitschrift
fanden. Gleichzeitig wurde W. mit dem leider zu früh verstorbenen
Kryptogamenkenner, namentlich Algeologen Nave bekannt und
zwischen ihnen entspann sich bald, trotz eines erheblichen Alter-
unterschiedes, ein ebenso intimes als anregendes Verhällniss; für
W. um so erspriesslicher , als ihn Nave mit seinen praktischen
anatomischen Erfahrungen unterstützte. Nave besass zwei Mikro-
skope, darunter ein gutes Plössel'sches Instrument. Beide wieder-
holten nun zahlreiche Beobachtungen, welche in den Werken und
Arbeiten von Schieiden, Schacht u. a. vorkommen.
Doch bald wurde sich W. bewusst, dass Brunn zu seiner
weitern Ausbildung wenig mehr beitragen könne, sondern dass
eine solche ihm nur die Hörsäle und Laboratorien der Universität
und des Polytechnikum von Wien zu bieten im Stande wären.
Allein seine früher so wohlhabenden Eltern geriethen inzwischen
in ungünstige Verhältnisse und konnten ihm die Mittel zu seiner
Existenz in Wien nicht sichern ; er fasste daher den Entschluss,
sich selbst solche zu schaffen und es gelang ihm. Zwanzig Jahre
alt, zog W. nach Wien, wo ihm sein Bruder August die ersten
Wege ebnete und ihm die Stelle eines Erziehers in einem wohl-
habenden Hause verschaffte. Obwohl von diesem Augenblicke auf
sich selbst angewiesen, war er doch so glücklich, niemals die
Sorge nach dem Nothwendigen empfinden zu müssen.
In Wien entfaltete W. gleich Anfangs eine grosse Thätigkeit.
Zwar hatte er viele Stunden des Tages seinen 3 Zöglingen zuzu-
wenden, doch gewann er immerhin die nöthige Zeit, um Collegien
an der Universität und am Polytechnikum zu hören. Trotz dieser
Beschäftigung und seinen privaten Studien, denn er bereitete sich
auch zur Ablegung einer Lehramtsprüfung vor, die er aber später
1 *
fallen liess, indem er sich am Polytechnikum habilitirte, entstanden
damals seine ersten grössern wissenschaftlichen Publikationen, die
den Sitzungsberichten der kais. Akademie der Wissenschaften ein-
verleibt wurden. Im Laufe der Zeit wurde W. mit seinen Lehrern
persönlich bekannt, mit Schrott er, in dessen Laboratorium er
arbeitete, mit Fenzl, der ihm die Schätze des botanischen Hof-
kabinetes erschloss, mit Leydolt, Zippe, Brücke, Ettings-
hausen, Unger, Greilich u. a. Wie fleissig überhaupt W. seine
Zeit zu benützen wusste, erhellet daraus, dass er ausser dem Be-
suche zahlreicher mathematisch-naturwissenschaftlicher und pliylo-
sophisch-historischer Vorlesungen auch noch durch 3 Jahre in
Sehr Otters chemischen Laboratorium und durch 3 Semester im
physikalischen Institute der Universität unter Ettingshausen
arbeitete, endlich durch 2 Semester unter Brücke Thierphysiologie
und Mikroskopie betrieb. Im physikalischen Institute errang er sich
überdiess die Stelle eines ordentlichen Eleven, mit welcher ein
Stipendium verbunden ist.
Mit einem auf diese Weise gesammelten, umfassenden Fond
von Wissen wandte sich W. selbstständigen, mikroskopischen und
physiologischen Arbeiten zu. Seine praktischen physiologischen
Arbeiten aber unternahm er, da ein öffentliches Institut für der-
artige Bestrebungen damals in Wien noch nicht bestand, in Ge-
meinschaft mit seinem Freunde Adolf Weiss, jetzt Professor der
Botanik an der Universität Lemberg.
Im Jahre 1860 wurde ihm von der Universität Jena auf Grund
seiner Studien und wissenschaftlichen Arbeiten der Grad eines
Doktors der Philosophie zuerkannt und in Folge dessen wurde er
später von der philosophischen Fakultät in Lemberg nostrificirt.
Im J. 1861 habilitirte sich W. als Privatdocent für Pflanzen-
physiologie am k. k. polytechnischen Institute in Wien. In dem-
selben Jahre vervollständigte er auch seine Pflanzenkennlniss
dadurch, dass er die Ferien dem Studium der Schönbrunner Ge-
wächshäuser widmete, welche ihm durch Schott in liberalster
Weise zur Benützung gestellt wurden. In diesem Jahre wurde er
auch eingeladen an der Abhaltung der bekannten Montagsvorträge
sich zu betheiligen und seit dieser Zeit wirkt er auch bei denselben
in ausgezeichneter Weise mit.
Bei der Reorganisation des polytechnischen Institutes in Wien
im J. 1866 wurde W. zum honorirten Docenten der technischen
Waarenkunde ernannt. Im J. 1867 sendete ihn die Regierung als
Delegirten der Jury und officiellen Berichterstalter zur Pariser
Weli-Ausstellung. Das umfassende Referat, welches ihm zufiel
(über Mikroskope und über die Mehrzahl der technisch verwendeten
Rohstoffe des Pflanzenreichs), hat er in fünf ausführlichen Abhand-
lungen im officiellen Ausstellungsberichte niedergelegt. Sie fanden
in Fachkreisen eine glänzende Anerkennung. Eine weitere Aner-
kennung seiner Thätigkeit in obigen Eigenschaften aber wurde
ihm dadurch zu Theil, dass ihm Se. Majestät der Kaiser im April
1868 das goldene Yerdienslkreuz mit der Krone verlieh. Bald darauf
wurde er zum ausserordentl. öffentl. Professor am Wiener Poly-
technikum ernannt. Als solcher tragt er technische Waarenkunde,
Mikroskopie und Pflanzenphysiologie vor und hält praktische Uebun-
gen mit dem Mikroskope in dem ihm unterstehenden Kabinete ab.
Bei Gelegenheit des Abganges der ostasiatischen Expedition
wurde W. mit der Abfassung jenes Theiles der Instruktion für die
fachmännische Begleitung derselben betraut, welche die technisch
verwendbaren Rohstoffe aus dem Pflanzenreiche betrifft. Seine Ar-
beit schliesst sich in würdiger Weise jenen an, die von Männern
von hoher wissenschaftlicher Bedeutung, wie Darwin, Vogt und
Moriz Wagner zu gleichem Zwecke ausgegangen sind.
Wiesner's Arbeiten lassen sich in folgender Weise über-
blicken: I. floristische und phä nologische (1854 — 1857):
1. Flora von Brunn, 2. zur Flora von Tscheilsch (Oesterr. botan.
Wochenbl.j, 3. Zur Flora der Polauerberge (Oest. bot. Wochenbl.),
4. Phytophänologische Aufzeichnungen über die Vegetation von
Brunn (Sitzb. u. Denksch. d. Akad. d. Wissensch.). II. Botanisch-
morphologische Arbeiten (1856 — 1861): 5. Zur Geschichte des
Laubblattes (Oest. bot. Wochenbl.), 6. Ueber die Lage der charak-
teristischen Riefen an den Pflanzenaxen (Sitzungsb. der Akad. der
Wissensch.), 7. Ueber die Gesetze des Riefentheiles (Sitzungsb. der
Akad. d. Wissensch.), 8. Untersuchungen über den Bogenwerth
der Blattbasis (Sitzungsb. d. Akad. der Wissensch.), 9. Die Stel-
lungsverhältnisse der Nebenblätter (Sitzungsb. der Akad. der
Wissensch.), 10. Die Blattbogen und ihre Berechnung. (Sitzungsb.
d. Akad. d. Wissensch.), 11. Ueber die Lage der Blattbasis (Silzgb.
d. Akad. d. Wissensch.). III. Anatomis che und p hysi ologische
Abhandlungen (1859 — 1S69). 12. Die direkte Nachweisung des
Eisens in Pflanzenzellen (mit A. Weiss, Sitzungsb. der Akad. der
Wissensch.), 13. Ueber die Einwirkung des Kupferoxydammoniaks
auf Zellmembrane, Zellkern und Primordialsehlaueh (mit A. Weiss,
Sitzungsb. der Akad. d. Wissensch.), 14. Ueber die Einwirkung des
Kupieroxydammoniaks auf Stärke (mit A. Weiss, Sitzungsberichte
der Akademie der Wissenschaft.), 15. Untersuchungen über die
Zerstörung des Holzes in der Atmosphäre (mit Subvention von der
Akademie. Sitzungsb. d. Akad. d. Wissensch.), 16. Ueber das Auf-
treten der Peklinkörper in den Geweben der Runkelrübe (Sitzungsb.
d. Akad. d. Wissensch.), 17. Ueber die Entstehung des Harzes im
Innern der Pflanzenzellen (Sitzungsb. der Akad. d. Wissensch.),
18. Ueber den Einfluss der Erdschwere auf Grössen- und Formver-
hältnisse von Blättern (Sitzungsb. d. Akad. d. Wissensch. j, 19. Ueber
den Einfluss der Wasserzufuhr und Wasserentziehung auf dieLebens-
thätigkeit der Hefezellen (Sitzungb. der Akad. der Wissensch.),
20. Untersuchungen über den Milchsaft der Pflanzen (mit A. Weiss
Bot. Zt.), 21. Ueber Gerb- und Farbstoffe der Blumenblatter (Bot.
Zig-.), 22. Einwirkung der Chromsaure auf Stärke (mit A. Weiss,
Bot. Ztg.), 23. Anatomie und Histochemie des Zuckerrohrs (Kar-
6
slen's bot. Unlerr.). IV. Anwendung der Botanik sp. Pflan-
zen-Anatomie und Mikroskopie auf Technik. Abhandlungen:
24. Mikroskopische Untersuchungen der Maislische und der
Maisfaserprodukte. (Dingler's polyt. Journ.), 25. Mikroskopische
Untersuchung der Papierfasern (Oest. bot. Zt.J. Werke: 26. Ein-
leitung in die technische Mikroskopie. Mit 142 Holzschnitten. Wien
1867. Verlag von Braumüller. 27. Die technisch verwendeten
Gummi und Harze. Erlangen 1869.
Ausser dein eben Angeführten wären noch zu erwähnen: Die
Berichte im öslefr. offiz. Berichte über die Pariser Weltausstellung,
dann mehrere Aufsätze in den Schriften des Vereines zur Verbrei-
tung naturwissensch. Kenntnisse, in den Verhandlungen der nieder-
österr. Landwirthschafls-Gesellschaft und des niederösterreichischen
Gewerbevereines, und in dem geogr. Journale „Ausland", ebenso
viele kürzere Artikel in verschiedenen Journalen; endlich die aus-
schliesslich physikalischen und chemischen Arbeiten, welche W.
während seiner Thätigkeit im physikalischen Institute und im chemi-
schen Laboratorium ausführte. Sie finden sich nebst kurzen biogra-
fischen Notizen verzeichnet in Poggendorf's bibliografischem
Lexikon Bd. IL Lit. W.
In neuerer Zeit besteht die Hauptthätigkeit Wiesner's in
dem Forschen auf pflanzenphysiologischem Gebiete und in der
Anwendung der mikroskopischen Anatomie auf technische Fragen.
Namentlich aber in letzterer Richtung haben bis jetzt wohl wenige
Botaniker so Vieles und so Bedeutungsvolles geleistet, als W., ja
manche dieser seiner Arbeiten wurden von anerkannten Autoritäten
als bahnbrechend bezeichnet.
Als Lehrer hält W. ausser den Vorträgen auch noch prak-
tische Unterweisungen in seinem Laboratorium und trotzdem, dass
letzteres Institut erst durch 2 Jahre besteht, sind doch schon in
demselben theils von W., theils von mehreren seiner Schüler, ver-
schiedene werthvolle Arkeiten ausgeführt worden, welche im polyt.
Journale von Dingler unter dem Collektivtitel : „Mittheilungen aus
dem Laboratorium für technische Waarenkunde und Mikroskopie am
polytechnischen Institute in Wien", erschienen sind. Diese Arbeiten
sind folgende: 1. Untersuchung der neuen zur Pariser Weltaus-
stellung gesendeten Stärkesorten. Von J. Wiesner und J. Hübl.
2. Die Verunreinigungen der Bierhefe. Von E. Ost ersetz er.
3. Mikroskopische Untersuchung des Chinagrases. Von A. Un ger er
aus Pforzheim. 4. Ueber das Gummi der Moringa pterygosperma
Gärt. Von J. Wiesner und C. ßeckerhinn. 5. Ueber das Peru-
gummi. Von C. Beckerhinn. 6. Ueber den Ursprung der Bakterien.
Von Dr. A. Polotebnow aus St. Petersburg.
Wirft man einen Rückblick auf Wiesner's bisheriges wissen-
schaftliches Streben, so wird man sich wohl des Staunens kaum
erwehren können, eine so grosse Thätigkeit in einem verhältniss-
müssig so kurzen Zeiträume entwickelt zu sehen. Ungewöhnlich,
wie eine solche Erscheinung ist, kann sie nur das Resultat genialer
Begabung-, unerschlaffbaren Fleisses und der Begeisterung* für die
Wissenschaft sein. Haben diese gewaltigen Hebel des Fortschrittes
Wiesner 's Streben bis nun bewegt, warum sollten sie in Zukunft
an Schwungkraft verlieren. Hoffen wir daher neuen Arbeiten
Wiesner's, neuen Errungenschaften der Wissenschaft recht bald
zu begegnen. S.
Thalictrum silvaticum Koch.
neu für die Flora Niederösterreichs.
Von Dr. August Neilreich.
Thalictrum silvaticum Koch. Wurzelstock stielrund,
kriechend, an den stengeltreibenden Gelenken büschlig-faserig.
Stengel aufsteigend oder aufrecht, gerade, gefurcht, unbereitt,
matt, kahl wie die ganze Pflanze, von der Basis bis zur Rispe be-
blättert, aber die untersten Blätter zur Zeit der Blüthe öfter ver-
welkt. Blätter im Umrisse dreieckig oder dreieckig-länglich, so
lang als breit oder länger, 2 — 3fach fiederschnitlig, ohne häutige
Stipellen. Oehrchen der Blattscheiden kurz, breit, abgerundet.
Blattabschnitte rundlich oder verkehrt-eiförmig, grob- 3zähnig oder
3lappig mit ungelheilten oder 1 — 3zähnigen Läppchen , grasgrün
oder blaugrau bereift. Blüthen sammt den Staubgefässen nieder-
hängend, in einer eiförmigen, bald mehr lockeren, bald mehr ge-
drungenen Rispe, Rispenäste aufrecht-abstehend.
Th. minus d. strictum Koch Deutschi. Fl. IV. 127, Syn. ed
I. p. 4. — Th. silvaticum Koch Flura 1841, II. 426, Syn. ed. II.
p. 4. — Varietät des Th. minus nach Wimm. Kl. v. Schles. III.
Bearb. 477 und Garcke Fl. v« Nord-Deutschl. IX. Ausg. p. 3.
Eine äusserst zierliche, verhältnissmässig kleine Pflanze.
Stengel 8" — 1' hoch, hart, starr, sammt den Blattstielen oft violett
überlaufen. Blattabschnitte sehr klein, die grössern nur 3 — 4"'
lang, vorne 2 — 3'" breit. Kelchblätter gelblich, Slaubkölbchen gelb.
Früchte fehlen einstweilen noch. Kleinen Formen des Th. collinum
Wallr. sehr ähnlich, aber sowohl von diesem als von Th. minus
L. durch die weit umher kriechenden Ausläufer verschieden. Th.
simplex Wahlb., dessen Wurzelstock ebenfalls kriecht, hat keilige,
lanzettliche, lineale oder fädliehe Blattabschnilte. Ich halte daher
die hiesige Pflanze des kriechenden Wurzelstockes wegen für Th.
silvaticum Koch, ungeachtet ich kein Original-Exemplar gesehen
habe, Koch auf den kriechenden Wurzelstock nicht einmal einen
diagnostischen Werth legt und die seitlichen Schnittstiele der
Blätter nicht zusammengedrückt-stielrund, sondern kantig sind.
Allein, wenn man Th. flavum L. nur des kriechenden Wurzel -
Stockes wegen von den ihm vollkommen ähnlichen breitzipfligen
8
Formen des Th. angustifolium der Autoren specifisch trennt, so
inuss man folgerichtig aueh Th. silvaticum dieses Merkmales allein
wegen als Art anerkennen. Bei Th. collinum und Th. minus ver-
längert sich wohl manchmal der dicke knotige schiefe oder wag-
rechte Wurzelstock bis zu 3" Länge, aber kriechende Ausläufer
habe ich bei diesen nie gesehen. Wollte man aber die hiesige
Pflanze doch nur als Varietät gelten lassen, so wäre sie besser zu
Th. collinum als zu Th. minus zu ziehen.
Diese für Nieder-Oesterreich neue Art fand der um die Er-
forschung des südlichen Wiener Beckens vielfach verdiente Kreis-
arzt in Neustadt Dr. Krzisch in grosser Menge auf der Neustadt-
Wöllersdorfer Heide zwischen Schwarzföhren - Gebüsch und an
abgeholzten Stellen des Grossen Föhrenwaldes bei Neustadt auf
humusreichem Boden bei kalkschotteriger Unterlage in Gesellschaft
von Allium rotundum, Campanula sibirica, Onosma arenarium und
Ononis Columnae. Wurde in Oesterreich, Ungarn, bisher nur in
Tirol, Kärnten, Banat und Siebenbürgen beobachtet. — Juni, Juli. 2|..
Beschreibungen neuer Pflanzenarten der österreichischen
Flora.
Von A. Kerner.
7. Rosa transiens. — Ein bis 2 Meter hoher Strauch
Die Stämme aufrecht, bis zu 2 Ctm. dick, braun, glänzend, massig
bestacheil, Die Stacheln von der Rinde schwer ablösbar; meist
paarweise unter den Blattansätzen, strohgelb oder bräunlichgelb,
glänzend, seitlich etwas zusammengedrückt, gleichgross, 5 — 8mm
lang, aus länglichem 6— 10 mm langem und 3— 4mm breitem Ansätze
in eine nach abwärts gebogene Spitze vorgezogen. Die blüthen-
tragenden Zweige und die jungen Schösslinge grün, meist mit
einem leicht abwischbaren Reife überzogen. Die Stacheln derselben
jenen der Stämme im Allgemeinen gleichgestaltet, nur die spär-
lichen, an der Spitze der Schösslinge stehenden, etwas schwächer
gebogen und manchmal fast gerade abstehend. Blattstiele grün oder
röthlich überlaufen, kahl und glatt oder mit spärlichen Härchen
und Stieldrüsen besetzt, jene der durch Blüthen abgeschlossenen
Zweige meist unbewehrt, oder doch nur selten an der Rückseite
mit einem vereinzelten gekrümmten, kleinen Slachelchen besetzt,
jene der Schösslinge in der Regel mit mehreren gekrümmten Stachel-
chen bekleidet. Nebenblätter kahl, grün, mit einem rothen Saume
eingefassl, oder manchmal auch ganz röthlich angelaufen, nach
vorne etwas verbreitert, länglich, zugespitzt, gegen die Inflorescenz
zu bedeutend an Breite zunehmend, an den Seiten ganzrandig und
nicht drüsig gewiinpert, die zugespitzten gerade vorgestreckten
Oehrchen manchmal mit einigen durch Drüsen abgeschlossenen
Zähnchen versehen. Theilblättchen 5 — 7, 2—4 Clin, hing, 1 bis
2 Ctm. breit, drüsenlos, kahl und glanzlos, maltgrün, unterseüs
etwas blasser, kurzgestielt, jene der blüthenlragenden Zweige
länglich-elliptisch, die der minieren und oberen Blatter spitz, jene
der untersten Blätter gestutzt oder etwas ausgerandet, alle an der
Basis zugerundet oder plötzlich zusammengezogen, am Rande ein-
fach gesagt; die Sägezähne ziemlich gross, vorwärts gerichtet, die
vordersten etwas zusammenneigend, alle mit einem glänzenden,
drüsenlosen Spitzchen endigend. Die Theilblättchen der Schösslinge
von jenen der blüthenlragenden Zweige sehr abweichend, länglich-
lanzettlich oder eilanzeltlich, vorne zugespitzt, an der Basis ge-
rundet oder plötzlich zusammengezogen, mit auswärts gerichteten,
ungleich grossen, drüsenlosen Zahnen. Deckblätter breit eiförmig,
zugespitzt, roth berandet oder ganz rölhlich überlaufen, an den
Seiten ganzrandig und drüsenlos, an der Spitze meist mit einigen
in Drüsen endigenden Zähnchen versehen. Blülhen einzeln oder in
armblüthigen gedrängten Büscheln, kurz gestielt. Blüthenstiele mit
abstehenden, 1 mm langen, drüsentragenden Nadelchen bewehrt.
Kelchröhre entweder nur an der Basis oder seltener am ganzen
Unifange mit 1 mm langen, drüsentragenden Nadelchen besetzt,
kugelig-eiförmig, meist braunröthlich angelaufen und etwas bereift.
Kelchzipfel zur Zeit der Blüthe ausgebreitet, später aufgerichtet
und zusammenschliessend, sich gleichzeitig mit der Frucht schar-
lachroth färbend und die junge Frucht krönend, erst zur Zeit der
vollen Fruchtreife sich ablösend und abfallend, die äusseren mit
2 — 3 seitlichen, fiederförmig angeordneten, linealen Anhängseln, die
inneren ungetheilt, alle nach vorne in ein schmales, lineales An-
hängsel übergehend, am Rande und an der inneren Fläche flaumig,
am Rücken stets mit Stieldrüsen mehr weniger reichlich bestreut.
Krone 4 Ctm. im Durchmesser. Kronenblätter rosenrolh, so lang
oder etwas länger als die Kelchzipfel. Discus flach. Mittelständige
Fruchtknoten kurz gestielt. Griffel zottig. Früchte kugelig, J3 bis
15 mm dick, die millelständigen und einzelnstehenden häufig keil-
förmig in den Fruchtstiel verschmälert, scharlachrot!].
Gehört in die Sect. Montanae Crep. und steht in der Mitte
zwischen R. Reuteri Code t Neocom. und R. fugax Grenier.
Mit der ersteren stimmt unsere Rose durch die einfach gesagten
Blattchen, mit der letzteren durch die benadelten Blüthenstiele und
Kelchröhren und die mit Slieldrüsen besetzte Aussenfläche der
Kelchzipfel überein. Ich halte dieselbe für identisch mit jener Rose,
welche Grenier in der Flore de la Chaine jurassique I. 239 als
R. Reuteri y. transiens auffuhrt und welcher er als Syn. R. intri-
cata Gren. (nicht R. intricata Desegl. ! welche der Sect. Alpinae
angehört) beisetzt. Nach meiner Auflassung ist dieselbe von R.
Reuteri God. Neoc. ganz bestimmt als Art zu sondern. Sie unter-
scheidet sich von derselben durch die fast stachellosen Stiele der
10
an den blüthentragenden Zweigen siehenden Blätter, die mit drüsen-
tragenden Nadelehen besetzten Blüthensliele und Kelchröhren, die
am Rücken mit Stieldrüsen besetzten, während und kurz nach dem
Blühen horizontal ausgebreiteten (nicht zurückgeschlagenen) und
später aufgerichteten und zusammenschliessenden (nicht sternförmig-
aufrecht-abstehenden) Kelehzipfel und überdiess noch durch etwas
schmälere Blätter und blassere Blüthen. — Von den anderen zu-
nächst verwandten Arten lassen sich, abgesehen von anderen Merk-
malen R. salevensis Ropin, R. inclinata Kern. R. caballicensis
Paget sogleich durch die in eine lange dünne gerade, Spitze vorge-
zogenen Stacheln, R. Crepiniana Desegl., R. Delasoii La gg. et
Pug., R. fugax Gren. (nunc R. Renten d. adenophara Gren.),
R. Perrieri S o n g. und R. montana Chaix durch die doppelt drüsig
gesägten Blättchen unterscheiden.
R. transiens findet sich zerstreut in den tirolischen Central-
alpen auf dem Mittelgebirge an der rechten Seite des Innthales
bei Judenstein und Aldrans, im Wippthale bei Brenner und Sterzing
und im Slubaithale bei Mieders und Fulpmess. Der tiefste beob-
achtete Standort nicht unter 650 Met., der höchste beobachtete
Standort an den Hecken unter den Gleinserhöfen, auf dem zwischen
Malrei und dem Slubaithale sich erhebenden Plateau bei 1500 Met.
Ueberall auf Schieferboden.
8. Rosa dalmatica. — Einen halben bis einen Meter hoher,
gerundete, dichte Büsche bildender Strauch. Stämme aufrecht,
hin- und hergebogen, in zahlreiche kurze, verworrene Acste auf-
gelöst, so wie die Schösslinge und blüthentragenden Zweige von
dicht gedrängten Stacheln und unzähligen, zwischen den Stacheln
stehenden, 1 — 2 mm langen Stieldrüsen starrend, Stacheln von der
Rinde sehr schwer ablösbar, in der Jugend bräunlichgelb, im Alter
verbleicht und grau, ungleich gross, die grüssten derselben 8 mm,
die kleinsten 2 mm lang, alle gerade, wagrecht abstehend oder etwas
nach aufwärts gerichtet, nadeiförmig, aus einer rundlichen oder
elliptischen Ansatzfläche plötzlich in die lange, dünne Spitze vor-
gezogen. Blattstiele an der Basis flaumhaarig und der ganzen
Länge nach mit sehr zahlreichen, dicht gestellten, kurzen Stiel-
drüsen und an der Rückseite mit zerstreuten, geraden Nadelchen
besetzt. Nebenblätter nach vorne zu etwas verbreitert, mit ausein-
anderfahrenden, kurzen, stumpflichen Oehrchen, oberseits kahl oder
vorne etwas flaumig, am Rande und an der unteren Fläche mit
dicht gestellten Drüsen bekleidet. Theilblättchen 5 — 7, trübgrün,
glanzlos, klebrig, von einander durch grosse Zwischenräume ge-
trennt, rundlich-verkehrteiförmig, vorne gerundet oder in ein kurzes
Spitzchen plötzlich vorgezogen, an der Basis plötzlich in den Blatt-
stiel zusammengezogen, am Rande doppelt gesägt, die Sägezähne
von der Basis gegen die Spitze des Blätlchens an Grösse sehr zu-
nehmend, jeder Sägezahn gezähnelt und an beiden Rändern mit
mehreren Drüsen besetzt. Die obere Blattfläche mit kurzen, zarten,
vorwärts gerichteten Flaumhaaren bekleidet, die untere Blattfläche
11
kahl, beide Flächen mit reichlichen, kleinen, sehr kurz gestielten
Drüsen besetzt. Deckblätter lanzetllich, spilz, oberseils in der Mitte
flaumig, am Rande und an der unleren Flacht; mit Drüsen bekleidet.
BliUhen gedrängt, in annblüthigen Büscheln, meisl zu dreien, seltener
einzeln, kurz gestielt und von den obersten Blättern des blüthen-
tragenden Zweiges weit überragt. Blütlienstiele aufrecht, so wie
die kugelige, etwas bereifte Kelchröhre von sehr zahlreichen, stroh-
gelben, glänzenden, 2 — 3 mm langen, mit dunklen Drüsen abge-
schlossenen Nadeln starrend. Kelchzipfel an der Innenfläche und
am Rande filzig, am Rücken mit Stieldrüsen besetzt, zur Zeit der
Blüthe abstehend, später aufgerichtet und zusammenschliessend,
sich von der Frucht nicht ablösend, die äusseren mit einigen seit-
lichen, fiederfürmig angeordneten, schmal-linealen Anhängseln, die
inneren ohne seitliche Anhängsel, alle in ein langes, lineales, sehr
schmales, drüsig-gesägtes Anhängsel übergehend. Kronenblätter
roth. Discus etwas vertieft. Griffel dicht zottig. Früchte gehäuft,
kugelig, aufrecht, nach allen Seiten von Nadeln starrend, von den
stehenbleibenden Kelchzipfeln durch eine tiefe Furche getrennt,
von den obersten Blättern des fruchttragenden Zweiges umschlossen
und überragt.
Eine der merkwürdigsten Rosen unserer Flora, deren nächste
Verwandte im Oriente heimisch sind. Der ausgezeichnete Rhodo-
loge Crepin, welchem ich die Pflanze mittheilte, schreibt mir
über dieselbe: „Cette Rose est tres-caracterislique et je ne puis
la rapporter ä aucune forme connue. Elle se rapproche un peu
d'une Rose du Taurus que j' ai vue dans 1' herbier de M. Boissie r
et qui etait nommee ä tort R. glutinosa Sibth."
Wir verdanken diese absonderliche Rose dem unermüdlichen
Hofgärtner F. Maly in Wien, welcher sie im verflossenen Sommer
auf seiner Reise durch Dalmatien auf dem Berge Bila Gora in der
Crivoschie bei Cattaro, im südlichen Dalmatien entdeckte und mir
von daher gütigst mittheilte.
Neue Beobachtungen und Kritik einiger Pflanzen der
böhmischen Flora,
Von Dr. Lad Celakovsk^ in Prag.
3. Ueber Prun eilen. Ausser Primella vulgaris, alba und
grandißora gibt es in Böhmen, wie auch anderwärts noch eine
Form, die nach der bisher meist gangbaren Unterscheidung dieser
Arten oder Formen, zu keiner ohneweiters gezählt werden könnte,
und die von Knaf unter Vermuthung ihrer Baslardnatur als P.
hybrida (in Lotos 1864) neu aufgestellt worden ist. Ich habe sie
12
bisher erst einmal lebend beobachten können, und zwar auf dem
butanisch so interessanten Voschkoberge bei Podebrad. Sie wachst
dort meist in Gesellschaft der Prunella alba Pallas, aber noch
viel zahlreicher als diese. Sie hat auch ihren ganzen Habitus, die
grösseren Blüthen, die dichtere, weissliche Behaarung, die längeren
und vorwärtsgekrümmten Staubgefässdorne, jedoch die Corolle lila—
blau bis violett-blau, etwas reiner und lebhafter als bei P. vulgaris,
die unleren Kelchzähne gewöhnlich nur schwach gewimpert, wie
bei P. vulgaris, doch bisweilen ebenso dicht und steif gewimpert
wie bei P. alba. Die ganze Pflanze ist meist höher und schlanker
als P. alba, welche gewöhnlich niedrig und von unten ästig er-
scheint; die Blattform ist im ganzen dieselbe wie bei P. alba,
jedoch häufig die Blattzipfel breiter und auch die Blätter manchmal
ganz ungetheilt, was bei P. alba am selben Standorte gar nicht,
und anderwärts selten gefunden wird. Der Gedanke, dass diess
eine Hybride sein könnte, liegt allerdings nahe, allein er enthält
auch manches Widersprechende. Die Prunella hybrida Knaf
wächst wohl auf dem Voschkoberge mit P. alba zusammen, die
P. vulgaris aber gar nicht in ihrer Nähe, sondern entfernt davon
am Rande des Waldgebüsches, an manchen Stellen wächst auch
die P. hybrida für sich, auch ist sie zahlreicher als alba, was sich
durch Annahme erhöhter, nicht verminderter Fruchtbarkeit des
Bastardes erklären liesse. Endlich zwingt die Form der P. hybrida
bei aufmerksamer Betrachtung der angeblichen Stammformen keines-
wegs zur Annahme der Bastardirung: die Blüthenbildung ist ganz
dieselbe wie von alba, die blaue Färbung und die übrigen (nicht
konstanten) geringeren Abweichungen lassen sich recht gut auf
blosse Variation zurückführen. Ich will nicht gerade leugnen, dass
nicht auch Bastarde zwischen P. alba und vulgaris vorkommen
könnten, die mit P. hybrida die grösste Aehnlichkeit haben würden.
Ich wünsche die Aufmerksamkeit der Botaniker und besonders der
Bastardzüchler auf die P. hybrida hinzulenken. Vorläufig sehe ich
mich berechtigt, sie für keinen Bastard, sondern für blosse Varietät
der P. alba anzusehen.
Herr Pluskai in Mähren hat schon vor Jahren mit einer
Zuschrift an Opiz dieselbe Pflanze (wahrscheinlich aus Mähren)
versendet und in der Zuschrift Folgendes bamerkt, nachdem die
Unterschiede von P. vulgaris angegeben worden: „Früher be-
trachtete ich sie als Varietät von P. vulgaris, allein auch in den
Garten versetzt und selbst aus Samen gezogen, behielt sie doch
ihre eigenlhünilichen Merkmale unverändert bei. Sie wächst hier
ziemlich häufig an jenen Standorten, wo die alba vorkommt und
blüht auch mit dieser zugleich." — Hieraus ist zu ersehen, dass
sie eine ziemlich samenbeständige Varietät sein wird.
Was die altere Synonymie dieser Varietät betrifft, so ist
unzweifelhaft P. intermedia Brotero (in Flora lusitanica 1804),
deren Diagnose ich nur bei Persoon nachsehen kann, unsere Pflanze
(und nicht P. vulgaris, zu der sie Beut ha in in De Cand. Prodrom.
13
XII, p. 411 zilirt). Auch die Brunella verbenulae folio flore
coeruleo Vaillant's, die Linne" als var. y zu seiner Prunella
laciniata zilirt, und welche Koch und andere wegen der blauen
Blülhen zu P. vulgaris ß pinnatifida Koch (oder P. pinnalißda
Persoon) unrichtig bringen, ist nach der hübschen Abbildung bei
Vaillant (in ßotan. Paris 1727) gewiss identisch mit P. hybrida
Knaf. Dieses ist also eine schon sehr altbekannte, aber in neuerer
Zeit viel verkannte Pflanzenform. Daher ist P. laciniata L. so
ziemlich in ihrem vollen Umfange wieder herzustellen und P. alba
Pall. als weissblüthende Varietät ihr unterzuordnen. Von der P.
laciniata ß. coerulea, wie ich die P. hybrida Knaf., oder intermedia
Brot, nennen will, ist aber die P. pinnatifida Pers., wie schon Pers.
(Synopsis) richtig bemerkt, wohl zu unterscheiden, und zwar gleich
der gewöhnlichen P. vulgaris, deren Abart sie ist, durch grössere
Kahlheit und grünere Färbung aller Theile, kleinere Blüthen und
die kurzen, geraden Staubgefässzahne. Sie muss übrigens nur sehr
selten vorkommen, ich selbst fand sie nie und in dem grossen
Vorrath des böhmischen Museumsherbars finden sich nur 2 Exem-
plare aus der Prager Gegend vor. Es unterliegt keinem Zweifel,
dass Koch diese beiden verschiedenen Varietäten unter P. vul-
garis ß pinnatifida mitinbegrifien, das heisst nicht unterschieden
hat, da er die weisse Farbe für einen wesentlichen Artcharakler
der P. lacinata L. pr. parte hielt und deswegen den Namen Pru-
nella alba Pallas vorzog, worin ihm die Neueren meistens ge-
folgt sind.
Eine andere Frage freilich ist die, ob P. laciniata L. und P.
vulgaris Jacq. als selbständige Arten, oder nur als Racen der-
selben Art gelten dürfen. Nachdem die Unterschiede beider, die
theils als Ausdruck des besonderen Standortes erscheinen, theils
zu unbedeutend sind, zur Begründung von allseitig verschiedenen
Typen, welche doch echte Arten sein sollen, lange nicht hinreichen;
nachdem auch P. intermedia Brot, den Uebergang von P. laciniata
a. alba zur P. vulgaris Jacq. andeutet, so kann ich nur dem Vor-
gange Bentham's 1. c. und Neilreich's (in Flora v. Nieder-
öslerr.) folgen, und neben P. grandiflora, die ich nach vielfältiger
Erfahrung für eine ganz gut begründete Art halte, nur noch eine
P. vulgaris Bentham1) gelten lassen. Jedoch hat Benlham die
europäischen Varietäten der Art a. hispida, ß. vulgaris, 8. parviflora,
s. pinnatifida, und |. laciniata) sehr unglücklich behandelt; auch
1) In diesem Sinne P. vulgaris L. zu schreiben , ist doch in doppelter
Hinsicht ungenau und unrichtig, denn Linne, nur auf gan/.e od.r fiedenspal-
tige Blätter achtend, schloss einerseits von einer vulgaris die laciniata aus, und
bezog anderseits die grandiflora ein. Ich kann z. 13. wohl sagen: P. laciniata L.
gehört zur P. vulgaris Benth., würde ich aber sagen, sie gehöre zur P. vul-
garis L., so wäre das theils unwahr, theils ungereimt. Der Autor wird citirt,
um den Begriff des Namens genau zu bestimmen, nicht um der Nachwelt
lort vorzuhalten: „dieser Autor gab den Namen1"' — unbekümmert für wel-
chen Begriff.
14
die Namen für die zwei im ganzen naturgemäss unterschiedenen
Varietäten Neilreich's a indivisa und ß pinnatifida sind nur a
potiori gewählt, überdies der begründeten Priorität Linne's ent-
gegen. Ich finde folgende Classitication der Natur entsprechend:
Prunella vulgaris ßenth. a) genuina (P. vulgaris L. excl.
/?., Jacq.). Die gemeine Race, die den kühleren, feuchten Boden,
also Wiesen, Triften, Waldplätze, Grabenränder bewohnt, darum
ziemlich kahl und grün aussieht. Ihre Blätter ganz vorherrschend
ungetheilt, sehr selten (in var. ß. pinnatifida) fiederspaltig. Der
kürzere und geradere Dorn der Slaubgefässe ist das einzige morpho-
logische Kennzeichen.
b) laciniata (L. spec. 1). Die seltenere Race, in warmen,
trockenem Boden, darum zumeist in Kalk- und schwerem schwarzen
Thonboden auf sonnigen Abhängen. Die dichtere, weissliche oder
graue Behaarung entspricht ihrem Standorte. Die Formen mit
wenigstens theilweise fiderspaltigen Blättern sind ganz vorherrschend
mit durchaus ungeteilten Blattern weit seltener. Stauhgefässdorn
länger und nach vorn gekrümmt. — Hieher die var. a. alba (Pallas
spec.) und ß caerulea {_P. intermedia Broter o, P. hybrida Knaf.).
Diese letztere Varietät kenne ich aus Böhmen noch von Leitmeriz,
Komotau und Prag, und in Niederösterreich dürfte sie noch viel
häufiger vorkommen.
4. Myosotis caespitosa C. F. Schultz, die ich in jüngster
Zeit mehrfach in Böhmen zu beobachten Gelegenheit hatte, wird
von mehreren sehr achtbaren Botanikern, namentlich von Doli
(Fl. v.Baden) und von Neilreich (Fl. v. Nied.-Oesterr.) für eine
Varietät der vielgestaltigen M. palustris erklärt. Die beiden ge-
nannten Forscher berufen sich auf den Dimorphismus bei Bora-
gineen, demgemäss grossblüthige und langgriffelige Formen neben
klcinblüthigen und kurzgriffeligen in derselben Art vorkommen.
Dieses muss wohl zugestanden werden, und in der That gibt es
eine var. parviflora (Neilr. Fl. v. Wien) von der M. palustris,
deren Corollen oft noch bedeutend kleiner sind, als die der caespi-
tosa und deren Griffel nur etwa halb so lang ist, als die Kronröhre.
1 tu Uebrigen, insbesondere im schartkantigen Stengel, stimmt sie
mit der grossblüthigen M. palustris gänzlich überein. Ich habe
diese Varietät im Grundthale des Erzgebirges bei Komotau sehr
häufig wachsen gesehen, getrocknet von mehreren anderen Orten.
Die M. caespitosa der Wiener Botaniker, deren Stengel kantig ist
(siehe Neilr. Fl. v. Wien p. 361), ist jedenfalls dieselbe Varietät,
mit der die echte Schultz' sehe Art, Öfters, wie auch bei uns in
Böhmen verwechselt worden sein mag. Die echte Myosotis caespi-
tosa unterscheidet sich : durch den wirklich walzig-stielrunden, von
den Blatträndern herab höchstens eine Strecke weit seicht gerieften,
saltigen, spröden Stengel (wie bei Impatiens); durch die meist
>) D. h. bei Linne als Species unter gleichem spezifischen Namen.
15
am Grunde beblätterte« und schlaffen, oft sehr on 1 fern 1 blü th ige n
Scheinlrauben vom Habilus der M. sparsiflora, deren unl erste
ßlüthen auffallend langgestielt und häufig herabgeschlagen sind;
durch bis zur Hallte gespaltene Kelche (die sich indessen aus-
nahmsweise auch bei M. palustris finden); durch eine Corolle, deren
Rohre kürzer als der Kelch und die daher in demselben wie ein-
geklemmt und am Saume konkav wird (was selbst bei M. pal.
parviflora nicht vorkommt); durch einen ganz winzigen Griffel,
und durch die innen starker gewölbten, aussen mehr platten Nüss-
chen (bei M. palustris beiderseits gleich gewölbt). — Was den
Standort der M. caespitosa betrifft, so sagt Doli (I. c. p. 784),
sie wachse an minder feuchten Orten als die grossblülhige M.
palustris («. genuina), welche dagegen an nassen Stellen und
mitten in minder tiefen Graben wachse. Dem muss ich ganzlich
widersprechen; was Doli von M. caespitosa sagt, gilt wohl von
M. palustris parviflora, allein die echte M. caespitosa wächst nicht
nur auf nassen Sandufern (wie bei Kolin, Hirschberg), sondern
auch, z. B. bei Komotau, mit sehr grossblüthiger M. palustris zu-
sammen in wassergefüllten Gräben. Letztere ist dort nur selten,
aber von Uebergängen habe ich, trotz vielfacher Untersuchung,
nicht die Spur gefunden, und so muss ich nach alledem annehmen,
dass die vielen Uebergangsformen, auf die sich Doli beruft, eben
zur M. palustris parviflora gehört haben, welche auch Doli nicht
unterschieden hat. Die M. caespitosa darf in Anbetracht der vielen
unterscheidenden Merkmale, ihres eigenen Habitus und ihrer Be-
ständigkeit wohl auf ihr Artrecht Anspruch machen. 0. Kuntze
(in Taschenflora v. Leipzig) richtet, nebenbei bemerkt, durch Zu-
sainmenziehung der M. palustris caespitosa, ferner der M. stricta,
hispida, intermedia und silvatica in eine Art eine nicht zu recht-
fertigende Verwirrung an, wobei nur zu verwundern ist, warum
M. rersicolur eine Ausnahme macht? Die M. caespitosa soll jedes-
falls aus der M. arenaria Sehr ad. [slricta Link.) durch feuchten
Boden entstanden sein!! — Durch solche Conjecturen müsste die
kritische zusammenziehende Methode, um welche Neil reich so
bedeutende Verdienste sich erworben, in Verruf gerathen.
Einen angeblichen Unterschied der M. caespitosa von M.
palustris in der Lebensdauer muss ich aber sehr bezweifeln und
wenigstens theilweise leugnen. Sie soll nämlich monobiotisch (Q
und Q) sein, wie M. hispida, versicolor etc. und demgemäss wird
ihr eine „absteigende, überall faserige" Wurzel zugeschrieben,
während die perennirende M. palustris einen kriechenden Wurzel-
stock besitzt. Ich habe an unserer Pflanze stets ebenfalls einen
perennirenden Wurzelstock wahrgenommen, der im Sande oft dich-
ter rasig ist, im Wasserschlamme aber lange, kriechende, hinter-
wärts verwesende Sprossen treibt. Vielleicht ist die Art ander-
wärts auch monobiotisch, jedoch wäre das erst noch zu konstatiren;
ich vermuthe eher einen Irrthum. Da nämlich der im Schlamme
und schlammigen Sande steckende Theil der kriechenden Grundaxe
16
bald verwest, so ist oft schwer, grössere Rhizomstücke herauszu-
bekommen; man reisst den Stengel gewöhnlich mit einer Anzahl
von Adventivwurzeln am Grunde ab und so erhall man dann die
„absteigende, überall faserige Wurzel". Ich möchte hierauf die
Aufmerksamkeit der Botaniker gerichtet haben.
5. Die Polygola depressa W en derolh ^serpy llacea Weihe),
von Winkler auch im böhmischen Erzgebirge bei Tepliz gefunden,
ist ganz bestimmt keine eigene Art, sondern nur zarlstengelige,
armblüthige Varietät der vielgestaltigen P. vulgaris vom Torfgrunde.
Neilreich äussert zwar in den „Nachträgen" keinen Zweifel an
ihrer Selbstständigkeit, Sonder (Flora Hamburgensis) sagt, sie sei
eine ganz verschiedene Art and auch Doli erkennt sie dafür an,
während er die P. comosa und selbst P. calcarea unter P. vulgaris
einzieht. Diese Gruppirung ist unnatürlich, aber Doli legt zuviel
Gewicht auf die De bergipfel ung der armblüthigen Traube der
P. depressa durch die verlängerten Seitenzweige und auf die
gegenständigen unteren Blätter. Streng gegenständig sind sie
nun nicht, sondern nur paarweise genähert, was ich an einer von
mir ebenfalls vom Torfhoden im Erzgebirge gesammelten, sehr
reichblättrigen und reichblüthigen Form der P. vulgaris (var.
turfosa) ebenfalls sehr deutlich bemerke. Nach deutlichen Ueber-
gangsformen ist mir's wahrscheinlich, dass P. depressa aus dieser
Varietät hervorgeht. Die elliptische Form zahlreicher unterer Blätter
(daher serpyllifolia) ist ebenfalls nicht konstant, solche finden sich
wohl an der westdeutschen Form, an der böhmischen aber werden
die Blätter sehr bald über die Stengelbasis lineal-länglich. Die
Uebergipfelung, obwohl für die P. depressa charakteristisch, lässt
sich erklären, als durch den nassen Boden, vielleicht auch durch
Abfrieren der Stämmchen beförderte üppige Sprossung, welche auf
Kosten der Gipfeltraube eintritt und bei der Varietät typisch wird.
Dass diese Eigenthümlichkeit keine Species begründen kann, be-
weist die P. multicaulis Tausch aus dem Isergebirge mit ähn-
licher Sprossenbildung, welche übrigens zur P. vulgaris var. oxyp-
tera (Rchb. spec.) gehört; auch an einem Exemplar der P. vul-
garis \. densiflora Tausch aus der Prager Gegend sehe ich eine
derartige Sprossung und Uebergipfelung sogar, wie bei P. depressa
im zweiten Grade der Verzweigung sich wiederholend. Durch Ab-
mähen der Stengel wird künstlich diese Erscheinung auch erzeugt,
wovon ich mich überzeugt habe. Die geringe Blüthenzahl (die bis
auf 9 Blüthen steigen kann) ist doch auch nichts specifisches; man
findet derartige Kümmerlinge, die im übrigen von P. vulgaris nicht
abweichen. Ich kann daher P. depressa nur für eine kombinirte
Varietät halten, welche die Abänderungen vereinigt zeigt, die
sonst einzeln auftreten, und muss Kittel (Taschenbuch der Flora
Deulschl.) und 0. Kuntze (1. c), welche sie zu P. vulgaris bringen,
gerne beistimmen. Etwas gewagt scheint aber die Einziehung der
Polygala amara (nebst austriaca) bei denselben Autoren, wie
aucli schon bei Lamarck (Flore francaise 1778) zu sein. Der aus-
17
nehmend bittere Geschmack, der auf einen eigentümlichen Chemis-
mus hinzuweisen scheint, möchte wohl zu Gunsten ihrer Eigen-
artigkeit sprechen; indessen soll P. uliginosa Rchb. die zur P.
amara gehört, diesen Geschmack nicht zeigen (?), auch P. alpestris
Rchb., von Koch zu amara gerechnet, schmeckt kaum bitter.
Villeicht ist der bittere Extraclivstoff in P. vulgaris in zu geringer
Menge gebildet, um sich bemerkbar zu machen. Uebrigens können
auch Varietäten in chemischer Beziehung sehr abweichen, wie das
Beispiel der bitteren und süssen Mandeln zeigt, und somit kann
der bittere Geschmack oder Mangel desselben für sich allein nichts
beweisen. Was nun die morphologischen Charaktere der P. vul-
garis und P. amara betrifft, so lässt sich nicht leugnen, dass sie
nicht stichhaltig sind. Die Aderung der grossen Kelchblätter ist so
veränderlich, dass sie kaum zur Artabgränzung sich eignet. Die
Seitennervejv soften bei P. vulgaris mit den Mittelnerven und mit
ihren eigenen Aestchen anastomosiren, bei P. amara nicht. Jedoch
zeigt einerseits die grossblüthige P. amara genuina häufig eine
Anastomose zwischen Mittel- und Seitennerv (Grenier legt darauf
sogar Gewicht zum Unterschiede von P. austriaca), anderseits
sind bei manchen Varietäten der P. vulgaris, nämlich der var.
densiflora Tausch und var. comosa (Schkuhr spec.) die Ana-
stomosen sehr spärlich oder fehlen auch gänzlich. — Zweites Haupt-
merkmal der P. amara sind die grossen, rosettenartig gedrängten,
vorjährigen Blätter am Ende der Stämmchen, aus deren Achseln
mehrere, oft zahlreiche, laterale, aufrechte Stengel kommen und
die darauf folgende plötzliche Verkleinerung und Verschmälerung
der Blätter an terminalen und besond . rs an den lateralen Stengeln.
Durch die Phyllomorphose entsteht allerdings ein eigenthümlicher
Habitus und wenn bei P. vulgaris die Blätter an den Stämmchen
bis auf den terminalen Stengel hinauf immer nur stetig zunähmen,
so wäre diess von einiger Bedeutung. Jedoch fand ich auch schon
bei P. vulgaris die Blätter gegen das Ende des Stämmchens (und
gegen das Ende der Jahresperiode) deutlich, einigemale sogar ganz
ausnehmend vergrössert, worauf dann Remission der Blattgrösse
am terminalen Stengel im folgenden Jahrgang erfolgt war. Ein
solches Exemplar war auch fälschlich als Polygala amara be-
stimmt worden. Uebrigens weist P. calcarea normal dieselbe
Phyllomorphose auf wie amara, nur dass die Stämmchen länger
gestreckt, hinkriechend und folglich die grossen perennirten Blätter
durch längere Internodien getrennt sind. Auch die Bildung von
aufrechten Stengeln aus den ungewöhnlicher Weise etwas ver-
grösserlen Blättern bei P. vulgaris lässt sich bisweilen beobachten.
Noch mehr verwischt sich die Gränze zwischen P. amara
und P. vulgaris durch die P. alpestris Rchb. Von Koch wird sie
ohne weiters zu P. amara gezogen, wegen der ebenso einfachen
Aderung der inneren Kelchblätter. Jedoch ist die Phyllomorphose
an ihren Stämmchen und Stengeln die von P. vulgaris, auch der
Geschmack der getrockneten Pflanze nicht bitter. Ist nun die P.
Oeäterr. botan. Zeitschrift. Heft. 1. 1870. 2
18
alpestris eine P. amara mit Phyllomorphose und Geschmack der
vulgaris, oder ist sie eine vulgaris mit den Kelchblättern der
amara? Wer alle Varietäten der P. vulgaris und amara, wie
comosa, nicaeensis, austriaca, wie Grenier für Arten ansieht,
der wird auch mit Grenier die P. alpestris für eine eigene Art
halten müssen.
Die geringe Bedeutung und Veränderlichkeit der Merkmale
aller dieser Formen wohl erwägend, kann man nicht anders, als
die Ansicht Kittels und 0. Kuntze's theilen, nach welcher alle
einer Art, Polygala vulgaris (L. ampl.) Kittel1), angehören,
welche zugleich die einzige Polygalen-Art in Mitteleuropa ist. Denn
Polygala chamaebuxus L. hat den vollsten Anspruch darauf, als
Repräsentant einer eigenen Gattung zu gelten QChamaebuxus alpe-
stris Spach.). Die P. vulgaris hat in Mitteleuropa wenigstens drei
schärfer geschiedene Racen oder Unterarten: a) genuin a, b) amara
und c) calcarea. Vielleicht darf P. alpestris als vierte Race
zwischen die beiden ersten gestellt werden, wahrscheinlicher aber
ist mir. dass sie als alpine Varietät einfach zur ersten Race ge-
hört, Diese hat nämlich wieder zahlreiche Varietäten, zu denen P.
comosa Schk., P. depressa Wender., P. oxyptera Rchb. und
andere namenlose zu zählen sind. Der Polymorphismus dieser Art
ist wahrhaft erstaunlich, daher es nicht zu verwundern, dass sie
auch einige morphologisch und geographisch schärfer geschiedene
Racen hervorgebracht hat.
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
XXX.
646. Sedum Fabaria Koch. — Auf moosigen Terrassen fel-
siger Abhänge. Im Rezbänyaerzuge des Bihariagebirges in der Um-
gebung der obersten Quellen jm Valea cepilor unter der Kuppe
der Cucurbeta. — Schiefer 1770 Met.
*) Diese anderweitig beliebte Schreibweise möchte sich vielleicht bei
denen empfehlen, welche den Autor, der den Namen überhaupt zuerst gab,
nicht gerne missen wollen; damit wird ausgedrückt: die Art Linnens erwei-
tert im Sinne Kitte l's. Wem auch diese, als zu weitläufig nicht gefällt, der
muss wenigstens setzen: Linne ampl. — im entgegengesetzten Falle L. part. —
Lamarck zu setzen statt Kittel, geht nicht an, da Lamarck auch die
P. monspdiaca L., eine ganz verschiedene Art, mit einer P. vulgaris ver-
einigte.
19
647. Sedum maximum Suter. — (S. Telephium Sa dl. Fl.
Com. Pest.) — Auf felsigen und sandigen Plätzen , insbesonders
am Rande von lichten Gehölzen. Im miltelung. Bergl. sehr häufig
auf den Höhen der Matra hei Paräd, Gyöngyös und ßodony; am
Nagyszäl beiWaitzen; in der Pilisgruppe am Kisshegy und Piliser-
berg, am Schwaben- und Adlersberg und im Wolfslhale bei Ofen,
im Kammerwalde bei Promontor; in der Vertesgruppe bei Csäkvär.
Auf der Kecskem. Landh. in dem Waldreviere zwischen Monor und
Pilis und in den Wachholdergehölzen , dem Sandhügel auf Puszla
Sällosär bei Tatar Szt. György. Auf der Debrecziner Landh. im
Com. Szabolcs. Im Bihariageb. im Szäldobägyer Wald und bei Szt.
Märton nächst Grosswardein, auf dem Bonloskö bei Petrani , auf
dem Vasköher Kalkplateau bei Campeni und Colesci, am Rande des
Batrinaplateaus auf dem Timpul Balchului , der Pietra pulsului und
nächst dein Hochofen bei Petrosa, am Dealul vetrilor und bei der
Höhle ober Fenatia nächst Rezbänya; auf dem Rezbänyaerzuge am
südlichen Gehänge des Toinnatecu und im Poienathale; in der Plesiu-
gruppe bei Monesa und auf der Kuppe des Plesiu; in der Hegyes-
gruppe bei Chisindia und auf der Chiciora, endlich im Valea Liesa
bei Halmadiu und auf dein Dealul vultiucluilui bei Körösbänya. —
Sienit , Porphyrit , Tracliyt , Schiefer, Sandstein, Kalk, tert. und
diluv. Sand, mit Vorliebe jedoch auf kalkreichem Substrate. 95 —
1265 Met. — (Die ßlüthen meist grünlichgelb, manchmal aber auch
röthlich überlaufen. Solche Exemplare mit röthlich angehauchten
ßlüthen werden nicht selten mit S. purpurascens Koch verwech-
selt und die Angaben, dass diese Pilanze im Gebiete vorkomme,
beziehen sich zuverlässig aui röthlich blühendes S. maximum
Suter. Das echte S. purpurascens Koch kommt im Gebiete
nicht vor.)
648. Sedum Cepaeah. — In Wäldern bei Grosswardein gegen
das Bischofsbad zu an Baumwurzeln entdeckt von F. Haslinger.
(Janka Oest. bot. Ztsch. XIII. 115).
649. Sedum glaucum W. K. — An felsigen Plätzen. Im ßiharia-
geb. auf dem Batrinaplateau bei dem Eingange in die Geisterhölile
nächst der Stana Oncesa, an der Pietra pulsului und Mogura seca, auf
der Kuppe der Tataroea, an der Pietra muncelului und Pietra lunga,
auf dem Dealul vetrilor und bis hinab nach Fenatia und Sedescelu
bei Rezbänya, auf siebenbürg. Seite im Valea Odincutia bei Di-
stidiul; in der Vulcangruppe auf dem Suprapietra poienile bei Vidra;
auf dem Vasköher Plateau bei Sohodol südlich von Vasköh; in der
Plesiugruppe bei Monesa und Desna; in der Hegyesgruppe zwischen
Chisindia und der Chiciora südöstlich von Buteni und im Thale der
weissen Koros bei Jöszäsz und Plescutia, im Valea Liesa bei Hal-
madiu und auf dem Dealul vultiucluiului bei Körösbänya. Auf dein
Inselberge Mocra bei ßoros Jenö. Nach Kit. auch im miltelung.
Bergl. anf der Matra. — Die Pflanze wurde von mir im Gebiete
stets nur auf Kalk- und Trachytsubstrat beobachtet und zwischen
Chisindia und der Chiciora. so wie an anderen Punkten konnte ich
20
sehr schön sehen , wie sie jedesmal erscheint , sobald man das
Kalk- oder Tracnytterrain betritt, ebenso aber spurlos verschwin-
det, sobald man auf Schieferboden gelangt. 190—1330 Met. —
(Man findet in den meisten neueren Werken S. glaucum W. K. ohne
alle weitere Bemerkung- als Syn. zu S. hispanicum L. gezogen,
was in dem blinden Glauben auf die von Koch in Rohling
D. Fl. III. 305 niedergelegte Bemerkung, „dass auch das geübteste
Auge [zwischen beiden] keinen Unterschied bemerken kann," sei-
nen Grund haben dürfte. Wer aber das echte S. hispanicum, wie
es in den Voralpenthälern Südtirols , Kärnlhens und Krains vor-
kommt , mit dem wahren S. glaucum W. K. sorgfaltig vergleicht,
wird sich leicht überzeugen, dass Koch's Bemerkung a. a. 0. un-
richtig ist und nur durch die Annahme erklärbar wird , dass die
Exemplare, welche Koch für S. glaucum hielt und die er aus den
von Treviranus erhaltenen Samen gezogen halte, eben nicht von
S. glaucum W. K. , sondern von S. hispanicum L. herstammten.
Der von Schuttes und Sprengel hervorgehobene Unterschied,
dass S. hispanicum eine ausdauernde und S. glaucum eine ein-
jährige Pflanze sei, ist allerdings, wie Koch bemerkt, nicht stich-
hältig, wohl aber finde ich an den Früchten äusserst beständige
Unterscheidungsmerkmale. Die Balgfrüchtchen des S. hispanicum
sind nämlich ganz plötzlich in einen vergleichsweise kürzeren, die
Balgfrüchtchen des S. glaucum dagegen allmählich in einem ver-
gleichsweise längeren Griffel zusammengezogen. Die von Wulfen
herstammende Abbildung des S. hispanicum in Jacq. Fl. aust. ap.
t. 47 und die darnach cupirle Abbildung derselben Pflanze in
Sturm H. 22 stellt dieses Merkmal nicht dar, weil dort die Bälge
überhaupt ohne Griffel gezeichnet sind. Wohl aber ist an diesen Ab-
bildungen ein weiteres Merkmal ersichtlich, durch welches S. hispa-
nicum und S. glaucum sich sehr beständig unterscheiden. Die
Balgfrüchtchen des S. hispanicum sind nämlich kahl , jene des S.
glaucum mit Drüsenhaaren bekleidet, und sehr richtig sind daher
an beiden oben citirten Abbildungen die Balglrüchlchen auch kahl
dargestellt. Freilich bemerkt Wulfen in Jacq. Fl. austr. app. p. 54
zu der citirten Abbildung: »Tola cyma levissime pubescit ut villi
apte exprimi non potuerint," so dass es wieder scheinen möchte,
es habe auch die dargestellte Kahlheit der ßalgfrüchlchen ihren
Grund in der Schwierigkeit die zarten Drüsenhaare abzubilden
gehabt. Allem Anscheine nach haben aber die älteren Botaniker
die oben hervorgehobenen Merkmale überhaupt nicht genügend
beachtet, und es dürfte darum auch das zvveckmässigste sein, sich
in diesem Falle nicht so sehr an die alten Abbildungen und Be-
schreibungen als vielmehr an die Pflanzen selbst zu hallen. Ich
habe nun S. hispanicum selbst in Kärnthen und im Isonzothale und
das S. glaucum an zahlreichen Punkten im Bihariagebirge gesam-
melt, ein aus der Hand Kitaibel's stammendes Originalexemplar
des S. glaucum im Herb, der Innsbrucker Universität verglichen,
zudem die in Rede stehenden Pflanzen von zahlreichen Standorten
21
aus den Südalpen , aus Dalmatien und aus Ungarn von der Mar-
niaros bis hinab nach Bäzias verglichen und [auch beide im kulti-
virten Zustande beobachtet und finde an samintliehen Exem-
plaren des S. hispanicum die Balgfrüchtchen kahl oder fast kahl
und plötzlich in den relativ kurzen Griffel zusammengezogen , an
dem Kilaibcl'schen Originalexemplar und überhaupt an samintliehen
Exemplaren des S. glaueum aus Ungarn und Dalmatien die Balg-
früchtchen drüsenhaarig und allmälich in den relativ langen Griffel
vorgezogen und bin daher der Ansicht, dass diese beiden habituell
allerdings höchst ähnlichen Pflanzenarien mit Rücksicht auf obige
Merkmale auseinandergehalten werden müssen. — Es verdient
übrigens hier noch bemerkt zu werden . dass die obigen Unter-
scheidungsmerkmale bereits in treffender Weise durch Grisebach
im Spie. Fl. rum. für die eine Art durch die Worte „ovariis glabri-
usculis semiovatis" für die andere durch die Worte „ovariis glan-
duloso-pubescentibus semilanceolatis" hervorgehoben wurden. Nur
ist es unrichtig, wenn Grisebach durch die unvollkommenen
Abbildungen verleitet a. a. 0. das S. glaueum W. K. zu seinem
S- hispanicum und nicht zu seiner var. ß. Buxbaurnii citirt. Das Ori-
ginalexemplar Kitaibei's entspricht nämlich ganz genau der var.
ß. Buxbaurnii Griseb. und die Citate würden daher richtiger in
folgender Weise zu stellen sein: 1. S. hispanicum L., Syn.: S.
hispanicum Wulf, in Jacq. Fl. austr.. Host Fl. austr.,, Griseb.
Spicil. a. — 2. S. glaueum W. K.. Syn.: S. aristatum Ten. Fl.
Aap.; S. hispanicum var. ß. Buxbaurnii Griseb. Spicil.)
650. Sedum pallidum 31. B. — Auf felsigem Boden. Im mit-
telung. Bergl. in der Malra auf dem Disznokö bei Parad. — Tra-
cliyt. 600—950 Met. — Von Vrabelyi am 24. Juni 1866 ent-
deckt und mir gütigst mitgetheill. — (Ohne Zweifel ist hieher das
S. matren>e (interea) Kit. Add. 166 zu ziehen. Wenigstens passt
alles, was Kit. in der fragmentarischen Beschreibung seines S.
matrense anführt, trefflich auf die von Vrabelyi in der Matra
wieder aufgefundene Pflanze, welche eben mit S. pallidum M. B.
identisch ist. Von S. glaueum W. K. und S. hispanicum L. unter-
scheidet sich S. pallidum durch 5 Kelchzipfel, 5 eilanzeltliche plötz-
lich in eine Haarspitze \orgezogene an der äusseren Seite längs
dem Mitlelnerven drüsig bewimperte Blumenblätter, 10 Staubge-
lässe und 5 Fruchtknoten, so wie durch die oben drüsig gewim-
perten Blätter.)
651. Sedum annuum L. — An felsigen Plätzen. Im Bihariageb.
im Rezbänyaerzuge häufig auf der Margine und dem Toninatecu
und von da herab durch das Werksthal und Valea mare bis Rez-
bänya. In der Felsenenge hinter dem Hochofen von Pelrosa. In
der Plesiugruppe auf dem Gipfel des Plesiu. Im Thale der schnellen
Koros bei Feketetö. Ausserhalb unseres Gebietes in Ungarn auch
auf dem Felsen Kobila zu Kabolapolyäna in der Marmaros, woher
ich von Vägner gesammelte Exemplare besitze. — Sienit , Por-
phyritj Schiefer. 300—1330 Met.
22
Phytographische Fragmente.
Von Dr. Ferdinand Schur.
LXXXV.
Avena distans Schur.
Diese eigenthümliche Haferform fand ich auf Haferfeldern zwischen
Gramal-Neusiedel und Moosbrunn auf gut gepflegtem Boden, wo Avena
sativa genuina, A. orientalis und A. strigosa nebeneinander vegetirten.
Den beiden ersten ist sie vorzüglich im jungen Zustande ziemlich
ähnlich, von der letztern ist sie durch die ganzliche Nacktheit der
Spindel und Blumen verschieden, von allen dreien auch von A.
trisperma Schibl. weicht sie ab, durch 3 — 4blumige Aehrchen
und durch den weiten Abstand der Blumen von einander, so dass
die Gluma kaum halb so lang, als das Aehrchen ist. Ich kann mit
Bestimmtheit nicht angeben, ob diese nur ein Produkt des fetten
Bodens und eine Wucherung, oder eine konstante Form ist, welche
auch anderweitig vorkommt. Ich selbst habe eine ähnliche Form
noch niemals zu Gesicht bekommen, wenn ich Avena nnda ausser
Acht lassen will. Die Gestalt der Aehrchen erinnert an Avena
planiculmis, das Gras selbst aber ist einjährig und gehört zu den
echten Haferarten. Zur besseren Beurtheilung- und Fixiru ng dieser
Haferform folge hier die Diagnose:
Avena distans Schur. Rhiz omate fibroso pluriculmo ;
culmo 2 — 3 ped. ad paniculam foliato erecto tenuissime striato
in geniculis viridibus pilosulo, ceterum glabro; foliis longissimis
12 — 15 poll. longis in medio 4 — 6 lin. latis. subtns vaginisque
nervosis et scabriusculis) ligulis brevissimis truncatis; panicula
effusa ovato-pyramidata 10 — 12 poll. longa; ramis semiverti-
cillalis scabris distantibus spiculis 1 — 5 lange pedicellatis geren-
tibus; spiculis quadrißoris 12 — 14 lin. longis; flosculis 6 —
10 lin. longis ab invicem distantibus , flosculo quarto interdum
obliterato superioribus 3 longe pedicellatis flosculo infinto sessili;
ßliformi glabro vel sub lento subpiloso; pedicellis floro suo
dimidio brevioribus apice calloso-incrassato ; gluniae valvis sub
aequalibus spicula subdimidio brevioribus 9 — 11 nerviis , paleis
cxlerioribus valide nervosis venulosisque glabris apice hyalinis
bißdis obtusiusculis excepto floris infimi muticis; floro infimo
supra medium dorsi arista tenue genicuiata notato; ovario libero
toto piloso hirsiito i. e. paleae superioris non adnato. — Auf
Haferfeldern zwischen Gramat-Neusiedel und Moosbrunn. Anfangs
Juli 1 869.
NB. Die Samen fallen beim Trocknen von selbst aus den
umhüllenden Spelzen, welche Eigenschaft die in Rede stehende
Avena distans der Avena nuda näher stellt, als den oben genannten
Formen, allein die echte Avena nuda L. ist sie nicht, die viel zarter
ist und kürzere, dickere Aehrchen und langzugespitzte Spelzen hat.
23
LXXXVI.
Medicngo satica L. var. a. albiflora und var. ß flava.
beide Abänderungen auf grasigen Abhangen im Bette des Alserbaches.
Juli 1869. Die var. albiflora verändert beim Trocknen die Farbe
nicht, wahrend die var. flava in's Grüne übergeht, so dass hier
ein Uebergang zur Medicago media Pers. — M. sativa ß Spenn.
von Wallr. unverkennbar ist. Nach meiner Meinung dürfen M.
sativa ß. versicolor Koch und Medicago falcata ß. versicolor
Wallr. nicht (wie Neureich, Flora von Wien, pag. 645 angibt)
mit M. media Fers, identificirt werden, welche viel seltener ist, als
man gewöhnlich angibt und sehr oft mit M. falcata versicolor ver-
wechselt wird. Der Bau der Hülsen ist hier entscheidend. — An
Waldabhängen bei Laab nächst Wien, Jul. 1869. — Vor etwa
fünfzehn Jahren wuchs im Volksgarten an den Wällen eine schone M.
sativa mit goldgelben Blumen, die sich auch beim Trocknen er-
hielten und deren Hülsen ringförmig, mit übereinanderreichender
Basis und Spitze, gestaltet waren. Ich nannte diese Form damals
Medicago annulata; habe sie aber seitdem nicht gesehen.
LXXXVH.
Medicago falcata L. var. micranta ochroleuca
incanescens.
Eine 9 — 12 Zoll lange, vielästige, niederliegende Abänderung
mit wenig blumigen Trauben, sehr kleinen weissgelben Blumen,
halbringförmigen Hülsen und kleinen graugrünen, gleichsam be-
stäubten Blättern. Am Wege zwischen Kalksburg und Rothenstadl.
Juli. Ich glaube, dass diese Abänderung durch die Einwirkung des
Kalkstaubes entstanden ist. Weitere Beobachtungen müssen lehren,
ob dieselbe als selbstständige Form behandelt werden darf.
LXXXVIII.
Anthyllis Vulneraria L.
Von dieser vielgestaltigen Pflanze habe ich in diesem Sommer
folgende Abänderungen getroffen:
a) A. Vulneraria ochroleuca hirsuta = A. polyphylla Kit.
in prächtigen Exemplaren auf der Türkenschanze. Juli.
b) A. Vulneraria aurantiaca, der vorigen Abänderung ähn-
lich nur die Blumen dunkelgoldgelb, die Blätter feiner zertheilt.
In den Remisen des Laaer Berges, unweit des Dorfes Klederling;
auch in der Matra in Ungarn. Juli, Aug.
c) A. Vulneraria bicolor Schur. En. pl. p. 150. Kleiner als
die vorigen Abänderungen, die Fahne gelb. Das Schiffchen braun-
gelb. Auf dem Kahlenberge. Kalksubstrat. Juli.
d) A. Vulneraria sanguinea Schur. En. pl. p. 150 ß. Die
Blumen kleiner, blutroth, die Hülsen aufgeblasen. Der Stengel nur
an der Basis beblättert. Auf den Hügeln um Perchtoldsdorf. Juli.
24
e) A. Vulneraria alpestris Schur. 6 Zoll boch; mehrere Stengel
gleich hoch, nur an der Basis blattreich, einköpfig, Köpfchen klein,
Blüthen klein und goldgelb, Wurzelblätter ungetheilt, die ganze
Pflanze fast glatt. An Fölsen auf dem Semniering. Anfang Juli 1869.
LXXXIX.
Galega o fficinalis L. var. leucantha.
In prachtvollen, reichblumigen Exemplaren, am Wiener-Neustädter
Kanal, unweit Klederling. Juli 1869.
XC.
Onosma arenarium W. Kit.
Nach langem vergeblichen Suchen habe ich diese schöne
Pflanze in diesem Jahre am Kanaldamme bei Klederling am linken
Abhänge in mehreren Exemplaren beobachtet. Anfang Juli 1869.
Vom Johannesberg scheint sie ganz verschwunden zu sein und
auf der Stelle, nämlich an der Laaer Strasse der Kapelle gegen-
über in einer sandigen Vertiefung, wo ich selbe 1832 fand, ist
gegenwärtig eine Ziegelei. — Der hier angegebene neue Stand-
ort dürfte der einzige der Wiener Flora sein.
XCI.
Astragalus Onobrychis L.
Von diesem kann man drei Abänderungen unterscheiden,
welche auch in der Flora von Wien vorkommen :
a) A. Onobrychis albiflorus. An grasigen Abhängen am rechten
Ufer des Alserbaches bei Dornbach. August.
b) A. Onobrychis stenophyllus. Die Blättchen linienfönnig,
längerz ugespitzt, der Stengel geschlängelt, aufrecht haarig. Neben
blälter verlängert zugespitzt an der Basis gezähnt, langhaarig,
Bl umentrauben verlängert, lockerblumig. Auf sandigen Abhäneng
der Türkenschanze bei Döbling. August.
c) A. Onobrychis rigidus. Wurzel sehr gross, holzig ästig, der
Stengel aufrecht, stralT, unten glatt, oben wenig haarig, die Blätt-
chen länglich, stumpf, striegelig-haarig. Hülsen länglich spitz. Auf
den Anschüttungen der Ringstrasse, z. B. vor dem Stadtpark in
Wien; am Wiener-Neustädter Kanal bei Klederling. Juli 1869.
25
Literaturberichte.
Uebor Paarung von Schwärinsporen, die morpholo-
gische Grundform der Zeugung im Pflanzenreiche, von
N. Pringsheim. Mit 1 lithographirten Tafel. Aus dem
Monatsberichte der kgl. Akademie der Wissenschaften
zu Berlin vom Oktober 1869. Octav. 20 Seiten.
Pringsheim theilt hier in seiner bekannten, klaren, er-
schöpfenden Weise seine Beobachtungen über die geschlechtliche
Vermehrung von Pandorina Morum mit. Er sah nämlich Schwärm-
sporen sich paaren und daraus eine cilienlose grössere Kugel
entstehen. Die sich suchenden Schwärmer berührten sich beim
endlichen Zusammentreffen ganz vorn an ihrer hellen Spitze, ver-
schmolzen hier miteinander und nahmen in ihrer Verbindung so-
gleich eine biscuitartige Gestalt an. Die vorhandene Kerbüng
verschwand nach und nach und die gepaarten Schwärmer bildeten
schliesslich nur eine einzige, grosse, grüne Kngel. Diese Kugel
unterschied sich von den Schwärmern durch ihre bedeutendere
Grösse, eine auffallend vergrösserte, farblose Mundstelle mit zwei
rothen Körperchen, von denen eines sich rechts, das andere links
am Rande der Mundstelle befand und zwei Paare schwingender
rother Cilien, welche in der Nähe der rothen Körperchen sitzen.
Durch diese Kennzeichen gab sie sich als eine aus zwei Schwärmern
entstandene Zelle deutlich zu erkennen. Bald aber verschwanden
sowohl die Cilien als die rothen Körperchen und es war nun die
Oospore vollendet, die spater roth geworden, in ihrer Keimung
im wesentlichen mit den andern Volvocinen übereinstimmt. Hieran
schliessen sich vergleichende Blicke auf die analogen Entwicklungs-
erscheinungen der anderen Pflanzen, als deren Hauplresultat der
Satz aufgestellt wird: das farblose Vorderende der Befruchtungs-
kugeln der Algen, die Kanalzelle der höheren Kryptogamen und
der Fadenapparat der Phanerogamen seien morphologisch der soge-
nannten Mundstelle, das heisst dem Keimflecke, oder, was das-
selbe ist, dem Fusse der Schwärmspore gleichwertig. Die meisten
der illuminirten Figuren stellen Originalabbildungen von Pandorina
Morum und Eudorina ele gans bei480facher Vergrösserung dar. Diese
beiden Algen sind in und bei Wien beobachtet worden, Pandorina
Morum in den Lachen an der Taborbrücke im Mai, in Mauer und
Kalksburg im September, im botanischen und Belvedere-Garten im
Oktober, Eudorina elegans im botanischen Garten im Oktober
(Riess in seiner Inauguraldissertation vom J. 1840: „Beiträge zur
Kenntniss der Infusorien," Seite 29). Ausserdem ist in Oesterreich
Pandorina Morum meines Wissens nur in Mähren in der mit
dem Namen Botryocystis Morum Ktz. versehenen Entwicklungsstufe
beobachtet worden , und zwar im Strutzer Teiche bei Brunn von
Makowsky (laut Nave in den Verhandlungen des naturwissen-
schaftlichen Vereines in Brunn II. p. 245). Auf Seite 16 steht
Farren (Dativ. Plural.) anstatt Farnen , was kaum ein Druck-
26
fehler, sondern ungeachtet dos mehrfach veröffentlichten Urtheils
J. Grimms über die Declination dieses Wortes ein noch immer
ziemlich allgemein festgehaltener Irrthum ist. (Siehe Verhandlun-
gen des zool.-bot. Vereines in Wien. 1857. Sitzungsberichte p. 27
und Bonplandia. 1827. p. 76.) Jakob Grimm schrieb nämlich
hierüber : „Neuhochdeutsch gilt nur farn. Der plural ist , ohne
umlaut zu bilden, farne, wie von arm arme, und von harn harne.
Die Schreibungen farrn und farren sind ganz verwerflich." Die
ganze Stelle ist an den angeführten Ortenmitgetheilt.
Hohen bühel-Heuf ler.
Uebersicht der Flechten des Grossherz ogt hums
Baden von Wilhelm Bausch, Grossherzogl. Badischer
Ve rwal tun gsge richtsrath a. d. Mitglied des naturwissen-
schaftlichen Vereines zu Carlsruhe u. s. w. Carlsruhe.
Druck der G. Braun'schen Hofbuchdruckerei 1869. Gross-
octav. XLII. und 246 Seiten.
Durch Zwackh in Heidelberg und Stizenberger in Constanz
gehörte Baden schon seit mehreren Jahren zu den am besten be-
kannten deutschen Ländern in Beziehung auf die Lichenen. Der
Schwarzwald, der Odenwald, der Kaiserstuhl, der deutsche Jura,
die Rheinfläche, das Klima mit seinen Anklängen einerseits an die
Alpen, anderseits an den atlantischen Ozean , welche herrliche
Bedingnisse für eine reiche Flechtenflora! Die Erwartungen, die
der Pflanzengeograph daran knüpfte, wurden vollständig erfüllt,
wo nicht übertroffen. Es fehlte jedoch eine Zusammenstellung
der gewonnenen Resultate , welche nun der Verfasser des oben
erwähnten Buches mit Benützung seiner eigenen Forschungen
und derer anderer Freunde und Lichenologen gegeben hat. In
der Einleitung wird eine geographische Uebersicht Badens mit-
getheilt. Die politischen Grenzen wurden nur bezüglich des
Schaffhausener Gebietes am rechtseitigen Rheinufer und der
Enclave Hohentwiel überschritten. In der Einleitung folgt nun die
numerische Aufzählung der Lichenen nach Ziffersummen der Fami-
lien. Es sind im Ganzen 592 Arten. Darunter sind jedoch die
typisch athallinischen „Lichenen" QLichenes par'asiticiK örb., Pseudo-
lichenes auct.), welche doch sicher nicht hieher, sondern zu den
Pilzen gehören. Ohne diese bleiben 572 Arten im Sinne der Kör-
be r'schen Schule. Hierauf folgt die Aufzählung der ausschliesslich auf
gewissen Substraten gefundenen Lichenen und die Anführung der zu
technischen und arzneilichen Zwecken dienenden Arten, endlich die
Erwähnung, dass auf p. 94 Secoliga carnea Arn. und p. 152
Rhizocarpon lotum Stizenberger als neue Arten aufgestellt und
beschrieben worden sind. Die folgenden Abschnitte enthalten eine
geologische Skizze des badischen Landes, die specielle Angabe der
geologischen Verhältnisse der in der Uebersicht angeführten
Flechtenstandorte, die Höhenangabe der angeführten Standorte nach
der topographischen Karte von Baden in badischen Füssen (mit einem
Umrechnungsschlüssel), endlich die Liste der zitirten Werke und
27
Abhandlungen, sowie der Exsicealensammlungen. Hierauf folgt erst
die auf den» Titel angekündigte Uebersichl selbst-, wobei im Wesent-
lichen Korber's Parerga als Leitfaden angenommen wurden, mit
Weglassung der Diagnosen, weil Korber's Werke ohnehin als in
den Händen der Lichenologen befindlich vorausgesetzt werden, mit
reichet Synonymie und sehr detaillirter Angabe der Standorte. Bei
der Synonymie sind die Citate der ältesten Namen nicht immer
angegeben, z. B. aus den Schriften von Linne, Scopoli, Ehr-
harl, obwohl der bezügliche Autor genannt ist. Die Gewährs-
männer der Fundorte werden nur mit den Namen, nicht mit den
näheren Nachweisungen, wo die Angabe constatirt werden kann,
aufgezählt. Diese Bemerkung soll hier jedoch nicht als Tadel
stehen, indem auch diese Art und Weise gerechtferliget werden
kann, sondern nur als Notiz über die Einrichtung dieses, mit grosser
Liebe, Sorgfalt und Kenntniss gearbeiteten Buches , das allen
Freunden der Lichenologie eine willkommene Gabe sein wird. Zum
Schlüsse noch die Angabe, dass der naturwissenschaftliche Verein
in Karlsruhe die Druckkosten dieser Flechtenübersicht über-
nommen hat. Hohenbühel-Heufler.
Correspondenz.
Trient. den 12. December 1869.
Das nun bald abgelaufene Jahr war im Vergleiche mit früheren
Jahren meinen botanischen Bestrebungen nicht ungünstig. Ich botani-
sirte um Trient und auch zum Theil auf Seisseralpe und Schiern. Ich
habe nun ziemlich viel Materiale für meine speciellen Studien über
Kanunculaceen zusammengebracht und auch viele Notizen gesammelt.
Allein es wäre noch Manches zu sammeln und zu beobachten,
was meine beschränkte freie Zeit nicht gestattete. Indessen habe
ich doch meine beabsichtigte Arbeit über süd- (eigentlich wälsch-)
lirolische Ranunculaceen-Formen in Angriff genommen, die aber
der kurz zugemessenen Mussestunden wegen nur langsam fort-
schreitet, so dass ich noch nicht annähernd angeben kann, bis
wann ich damit zu Ende kommen werde. Jetzt vor dem Beginne
eines neuen Decenniums warf ich einen Blick auf das abgelaufene,
das ich grösslentheils in Trient verlebte, zurück, und obwohl meine
botanische Thätigkeit während dieses Zeitraumes eine sehr be-
schränkte war, so überzeugte ich mich aus einer summarischen
Zusammenstellung aus meinen Tagebüchern, dass sie doch nicht
ganz erfolglos war. Ich will diese Resultate nur in Bezug auf die
Durchforschung der Umgebung von Trient im engsten Sinne,
worauf sich meine Excursionen hauptsächlich beschränkten, kurz
berühren. Das hier gemeinte Gebiet umfasst das Etschthal von
Lavis bis Mattarello mit den es umgebenden Gebirgen Kalisberg,
2S
Maranza und Bandon, einen Raum von ungefähr 4 Quad.- Meilen,
mit einem Elevationsunterschied von 600 bis 6500'. Für dieses
Gebiet sind in der Flora von Hausmann ursprünglich 790 Arten
mit speciellen Standorten angegeben. Auf die allgemeinen Benen-
nungen: Tridentiner Alpen oder Gebirge, oder im Tridentinischen
konnte ich dort keine Rücksicht nehmen, wo ich die Pflanzen nicht
selbst in dem bezeichneten Gebiet Iraf, da ich mich häufig über-
zeugte, dass unter jenen allgemeinen Benennungen das ganze
Wälschlirol oder einzelne unbestimmte Theile desselben gemeint
seien. Durch die Nachträge im 3. Bande der Flora vermehrte sich
die Artenzahl um 60, also auf 850 Arten und ich habe nun bereits
250 Arten notirt, welche unter obigen nicht begaffen sind, so
dass sich jetzt die Gesammtzalil auf 1100 Arten (in runder Zahl
nach der Koch'schen Begrenzung} herausstellt. Doch hoffe ich
damit noch keineswegs abgeschlossen zu haben und es dürfte sich
die Artenzahl noch bedeutend vermehren, wenn man erwägt, dass
ich blos das Gebiet des Kalisberges, den ich zum Gegenstande
besonderer pflanzengeographischer Forschungen machte, in allen
Monaten des Jahres nach allen Richtungen durchstreifte und dafür
allein über 560 Arten notirte, obwohl es nur etwa eine Quadrat-
Meile mit einem Unterschiede von 600 bis 3500' Höhe umfasst,
während ich die andern Gebietsteile an vielen Stellen noch gar
nicht, an vielen nur ein- oder zweimal flüchtig und nur in den
nächstgelegenen Theilen zu verschiedenen Jahreszeiten besuchte.
Sie ersehen daraus, dass man auch bei beschränkter Zeit mit
Fleiss und Ausdauer selbst in einem gut durchforschten Lande noch
etwas leisten kann. A. Val de Li e vre.
Innsbruck, 13. December 1869.
Unlängst erhielt ich von Pancie eine reiche Sendung mit
Pflanzen, welche er von seiner im letzten Sommer ausgeführten
Reise in das südwestliche Serbien und nach Montenegro mitbrachte.
Wohl die merkwürdigste Entdeckung dieser lohnenden Reise ist
Pinus excelsa Wall, auf dem Korn in Montenegro. Das Vorkommen
dieser für den Hymalaya so charakteristischen und auf der illyri-
schen Halbinsel bisher nur an den Gehängen des Peristeri im
südlichen Macedonien (fast um zwei Breitegrade südlicher) aufge-
fundenen Conifere auf einem Berge, welcher von der dalmatini-
schen Küste in der Luftlinie wenig mehr als 10 Meilen entfernt
ist, erscheint in pflanzengeographischer Beziehung \on grösstem In-
teresse. Kerner.
Personalnotizen.
— Kirschleger, besonders bekannt durch seine Flora des
Elsass, ist am 15. November v.J. in Sirassburg gestorben.
29
Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— In einer Silzung der kais. Akademie der Wissen-
schaft en am 18. November übersandte Professor Unger eine Ab-
handlung unter dem Titel: „Anthraeitlager in Kärnthen". In den
diese Lager begleitenden Schiefern sind bisher 19 Pflanzenarten,
grösstenteils Farne gefunden worden. Alle stimmen mit jenen der
Steinkohle überein und sind meist bekannt. Nur zwei noch nicht
beschriebene Farnstamme geben dem Autor Gelegenheit, sich gegen
die Ansicht auszusprechen, dass die Stigmarien die Wurzeln der
Sigillarien seien. Von i\en Letzteren halt er jene ohne gefurchte
Stamme für Farne.
— Die Montags vortrage in Wien haben bereits begonnen
und hat am 10. December Prof. Wiesner gesprochen „über die
neuen in der Industrie verwendeten Pflanzenfasern". Weitere Vor-
trage finden u. a. statt: Am 7. Februar vom Director Pokomy
„über den Kampf um's Dasein in der Pflanzenwelt"; am 21. Febr.
von Dr. Vogl „über das Pfeilgifl"; am 14. März von Reichard t
„über Inselfloren-; am 11. April von Prof. Oser „über die Be-
dingungen des Pflanzenlebens. "
— Die botanische Tagesliteratur war leider zu wiederholten
Malen in der Lage auf die Hindernisse aufmerksam machen zu
müssen, welche der Botanik in den Weg gelegt sind; so wurde
bereits vor mehreren Jahren mitgelheilt, dass die Capilalien, welche
Barker Webt) testamentarisch zur Erweiterung und Erhallung
der von ihm hinterlassenen Pflanzen- und Büchersainmlungen be-
stimmt halle und deren Verwaltung dem Grossherzog von Toseana
anvertraut war, seit dessen Entfernung aus Florenz ihrer Bestim-
mung entzogen wurden, der sie noch immer nicht zurückgegeben
sind. Ist es nun Pllicht auf Hemmnisse aufmerksam zu machen, ist
es eine noch dringendere entgegengesetzte Erscheinungen hervorzu-
heben : wir konslaliren mit Vergnügen, dass die Commune Genua
mit der eines städtischen Gemeinwesens würdigen Liberalität die
bedeutenden Kosten der Herausgabe einer grossen und werthvollen
Arbeit von de Notaris, welche den Titel „Epilogo della briologia
italiana" führt, bestritten hat.
— In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für
vaterländische Culluram 4. November bemerkte der Sekretär,
dass er bei einer früheren Diskussion über das Vorkommen der
Eichenmistel in Schlesien in Erinnerung gebracht hatte, dass
in der Sitzung vom 4. Juli 1833 Schauer mit Bezugnahme auf
Nees von Eisenbeck dieses Vorkommen behauptet, dass Dr. Ale-
xander sie als häufig bei Krakowahne bei Oels angegeben. Da in
neuerer Zeit keine Misteln auf Eichen beobachtet, hat der Sekretär
den gegenwärtigen Besitzer von Krakowahne, Kr. Trebnitz, Herrn
von Fiebig um Auskunft gebeten. Nach der von demselben gege-
benen Erklärung wächst in seinem ca. 10.000 Eichen aller Alters-
klassen umfassenden Forst, wie überhaupt bei Krakowahne die
30
Mistel auf Eichen nicht. Prof. Dr. J. Milde hielt einen Vor-
trag über Asplenium. Diplazium und Athyrium. Redner theilt mit,
dass er die früher begonnenen Studien über genannte Genera fort-
gesetzt und von 300 verschiedenen Arten etwa 200 untersuch!
habe. Mit Rücksicht auf die von ihm bereits veröffentlichte Arbeit
beschränkt sich der Vortragende darauf, die neuen Thatsaclien
mitzulheilen. Nimmt man die Beschaffenheit der Spreuschuppen und
der Gefässbündel im Blattstiel zur Begründung der Genera hinzu,
so lassen sich wenigstens Asplenium auf der einen Seite und
Athyrium mit Diplazium auf der anderen Seite scharf von ein-
ander unterscheiden, nämlich Asplenium mit gitterförmigen Spreu-
schuppen und centralen (1 — 2) ovalen Gefässbündeln, Athyrium
und Diplazium mit nicht verdickten Spreuschuppenzellen und zwei
peripherischen, lineal-länglichen Gefässbündeln, die am Grunde der
Spreite in ein sehr grosses, hufeisenförmiges zusammenfliessen.
Ein drittes Genus, Micropodium, weicht von allen Aspleniaceen
durch einen am Grunde sich abgliedernden Blattstiel ab. Hemidic-
tyum vereinigt in sich die Merkmale von Asplenium und Athyrium,
weicht aber von beiden dadurch ab, dass sich am Rande der Seg-
mente mehrere Reihen verlängerte 6seitige Anastomosen-Maschen
finden; mit diesem Genus fallen Oxygonium und Allantodia zu-
sammen. Das centrale Gefässbündel bei Asplenium ist entweder
drehrund oder stumpf, 3 — 4kantig. Der Holzkörper besteht entweder
aus 2 getrennten ovalen, oder einer 3 — 4schenkliehen Masse.
Enthält der Blattstiel zwei getrennte Gefässbündel, so haben diese
eine halbmondförmige Gestalt und eine divergirende Stellung und
bleiben nur in seltenen Fällen bis zum Grunde der Blattspreite
unverbunden, meist verbinden sie sich mit einander und zwar ent-
weder genau in der Mitte ihrer grössten Convexität und es ent-
steht dann ein centrales, vierschenklich.es Gefässbündel mit gleich-
langen, bisweilen sehr langen Schenkeln. Im anderen Falle fliessen
die halbmondförmigen Gefässbündel unterhalb ihrer grössten Con-
vexität zusammen und die zwei längeren Schenkel beugen sich
oft noch horizontal. Nur bei Asplenium auritum und praemorsum
hat das centrale Gefässbündel einige Aehnlichkeit mit dem von
Athyrium, ist aber durch Grösse und Stellung leicht zu unter-
scheiden. Die Zellen der Spreuschuppen zeigen bei Asplenum nicht
selten eigentümliche Vorsprünge, Rauhigkeiten, namentlich bei
der Gruppe Darea. aber auch bei anderen Arten. In der Mitte der
Spreuschuppe kommt es bisweilen zur Bildung eines Scheinnerven.
Der Rand der Spreuschuppen ist gewöhnlich mit drüsentragenden
Zähnen besetzt. Bei Athyrium und Diplazium finden sich unab-
änderlich am Blattstielgrunde zwei lineal-längliche Gefässbündel,
die sich allmälig am Rücken des Blattstiels durch einen Querriegel
zu einem einzigen, sehr grossen, peripherischen, hufeisenförmigen
verbinden. Bei Dipl. asperum sind die freien Schenkel überdies
einwärts geschlagen und bei Dipl. ambiguum hat das ganze Ge-
fässbündel eine fünfkantige Form. Die Spreuschuppen der Athyrien
31
sind am Rande meist einfach gezähnt, die der Diplazien oft mit
kurzen, am Ende zweispaltigen Zähnen bekleidet, ja einige am
Rande durch verholzte Zellen gesäumt; immer aber sind die Zellen
der Hauptmasse nach unverdickt, wenn auch die hohen Zellscheide-
wände zu Täuschungen bei einer nicht genauen Beobachtung Ver-
anlassung geben können. Sehr oft sind die Gefässbündel der
Aspleniaceen mit getrennten Gruppen oder mit einer vollkommen
geschlossenen Gruppe stark verholzter, dunkelbrauner Zellen
mantelartig umgeben, welche durch ihre parenchymatöse Form den
Spreuschuppenzellen von Asplenkim am nächsten stehen. Am
Schlüsse legte der Vortragende noch Exemplare des von ihm für
Schlesien entdeckten Aspidium remotum A. Br. von Görbersdorf
und Langwaltersdorf vor, und demonstrirte zugleich die Ueber-
gangsformen zu A. Filix mas, von welchem A. remotum nur eine
seltene, hoch entwickelte Form ist. Hierauf theilte derselbe neue
Beiträge zur Moosflora Schlesiens mit, welche in seiner ersten
Zusammenstellung von 1856 circa 346, in der von 1861 389 und
in der in diesem Jahre herausgegebenen Bryologia Silesia 457 Arten
umfasst. F. Cohn, Sekr. der botan. Sektion.
Literarisches.
— Von W. Mitten ist erschienen „Musci austro-americani,
enumeratio muscorum omnium in America meridionali hucusque
cognilorum".
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingetroffen: von Herrn Kristof, mit Pflanzen aus
Kärnthen. — Von Herrn Matz, mit Pfl. aus Niederösterreich. — Von Herrn
Br. Thümen, mit diversen Meeralgen. — Von Herrn Scheuta, mit Pfl. aus
Schweden.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Br. Mustatza, Hülsen
Braunstingel , Dr. Rauscher, Kristof, Ür. Tauscher, Hans und
Caflisch.
Correspondenz der Redaktion.
Herren M. in L. und K. in D.: „Wird mit Dank benützt." — Herrn
V. in H.:„Wird nach Wunsch geschehen." — Herrn P. in K.: „Die beiden
Sp. in beliebiger Anzahl erwünscht."
Inserate.
Soeben ist erschienen:
Pflanzen-Tabellen
zur leichten, schnellen und sicheren Bestimmung der höheren Gewächse
Nord- und Mittel-Deutschlands nebst zwei besonderen Tabellen zur
32
Bestimmung der deutschen Holzgewächse nach dem Laube, sowie
im blattlosen winterlichen Zustande.
Von Dr. G. E. Frank,
Docenten der Botanik an der Universität Leipzig und Custos des Universitäts-Herbariums daselbst.
Mit 44 in den Text gedruckten Holzschnitten,
gr. 8. 13 Bogen geheftet, \ Thlr.
Verlag von Herrn. Welssbach in Leipzig.
Wiener
Landwirthschaftliche Zeitung,
redigirt von
Hugo H. Hitschmann.
Zwanzigster Jahrgang.
Grosse, allgemeine, illustrirte landwirthschaftliche Zeitung für gebildete Landwirthe.
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sowie im Wege des BuchhanJels (durch Carl Gerold's Sohn) für das Ausland
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stration, sowie allen Annoncen-Expeditionen angenommen.
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redigirt von
Hugo H. Hitscshmann.
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Pränumerationspreis bei freier Postversendung innerhalb Oesterreich-Ungarn,
sowie das Ausland (für letzteres nur im Wege der Buchhandlungen durch
Carl Gerold's Sohn in Wien)
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Inserate jeder Art werden billigst berechnet und bei der Administration, sowie
allen Annoncen-Expeditionen angenommen.
Pränumerationen und Inserataul tiäge aus dem Inlande erbitten wir
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Wien, L, Wollzeile 1.
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofltz. — Verlag von O. Gerold's Sohn.
Druck uud Papier rler C. Ueberreuter sehen Buchdruckerei (M. Salzer).
Österreichische
Botanische Zeitschrift,
Gemeinnütziges Organ
für
Die österreichische Exemplare,
botimiselie Zeitschrift Rfttaillli 1111(1 Hilf *1 II 1 I« :*»!• die frei durch die Post be-
erscheint DOldUIK UHU IHM, IUI Si t ! , zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Red«ktlon
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die ganze Petitzeile __ ft so wie alle übrigen
10 kr. öst. W. J^ O. »^ Buchhandlungen.
XX. Jahrgang. WlO. Februar 1870.
INHALT: Eydnum Sehiett ermayeri. Von H oh enbühel. — üeber Fumaria Petteri. Von Dr.
Ascherson. — Neue Pflanzenarten der üsterr. Flora. Von Dr. Kerner. — Neue Beobachtungen
und Kritik einiger Pflanzen der böhmischen Flora. Von Dr. Cela ko vsky. — Zur Flora von MÜn-
chengrälz. Von Sekera. — Erinnerungen an Mondsee. Von Spreitzen hofer. — Literaturberichte.
Von Hohen büuel-rleliner, Dr Weiss, üartsch. — Correspondenz. Von .Glowacki, Hauk
Janka. --- Personalnotizen. - Vereine. Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. —
Correspondenz der Redac.tion. — Inserate.
Hytlnum Schiedermayert Hflr.
Ein neues Hydnum aus Oberösterreicli.
Von Ludwig Freiherrn von Hohenbühel, gen. Heufler zu Rasen.
In einem Briefe vom 9. August 1868 schickte mir Dr. Karl
Schieder mayr in Kirchdorf ein Hydnum mit folgenden Bemer-
kungen: „Dieser Pilz wurde von mir bereits vor zwei Jahren mit
der Bestimmung „Hydnum sulfureum Schweinitz" an Raben-
ltorst eingesandt, aber von diesem bis jetzt noch nicht veröffent-
licht. Das Mycelium stellt genau Cörticium sulfureum Fr. dar. Die
lebhaft schwefelgelbe Farbe verliert sich durch das Trocknen. Er
ist hier an morschen Apfelbäumen und zwar ausschliesslich an
diesen, nicht gerade selten." Mit einem Briefe vom 20. August
1868 theilte Schidermayr mit, jener Apfelbaum, der die Exem-
plare für Rabenhorst lieferte, sei durch den Pilz bereits gänzlich
zerstört worden. Mehreren anderen drohe dasselbe Schicksal. Er
könne den Pilz auf Verlangen in sehr zahlreichen Exemplaren
liefern.
Hydnum sulfureum Schw. gehört in die Section Resupinalus,
Subsection, aculeis lutescentibus viridibus bei Fr.vEp. 516, wohin
Oesterr. botan. Zeitschrift 2. Heft. 1870. 3
34
auch das oberösteTreichiscne A\)[c\l,<a\m-Hydnum gereiht werden
muss. Fries zilirt zu H. sulfureum Schwein.! Car. n. 986,
worunter die Synopsis fungorum Carolinae superioris secundum
observationes Ludovici Davidis de Sehvveinilz etc. edita a D. Fr.
Seh waegriehen, im ersten Bande der Schriften der naturforschen-
den Gesellschaft in Leipzig 1822 gerneint ist. Dort p. 104 be-
schreibt Schweinitz sein Hydnum mit den Worten: „Eflüsum,
adnalum, subieulo tenui sulphureo, aculeis minutis rariusculis subu-
lalis eoncoloribus. Omnes üssuras ramorum explel, lotum siecum,
ante adhaerens, margine byssino non fiinbrialo, sterili, aculei non
valde conferti."
Fries hat Exemplare davon gesehen, weil er im ersten
Bändchen des Elenchus (1828) p. 138 bei Anführung des H. sul-
fureum Schw. den Beisalz machte (v. s.) = vidi siecum. Seine
Paraphrase der Sc h weinizischen Diagnose lautet a. a. 0. „H.
sulfureum, effusum, adnalum, tenue, sulphureum, aculeis minutis
sparsis subulatisu und ersetzt bei: „Totum unicolor, siecum, inter-
ruptum quasi, ambilu sterili, byssino, haud fiinbriato. Sat similia in
Europa leeta vidi exemplaria."
Das A\)le\U-<mm-Hydnum kann mit //. sulfureum nicht identisch
sein. Denn jenes hat dicht gedrängte, dieses seltene und zerstreute,
jenes grosse; (lange), dieses kleine Stacheln. Jenes ist nicht ein-
farbig, sondern mehrfarbig, indem nicht bloss das Mycelium, son-
dern auch die Unterlage, der die Stacheln aufsitzen, von einander
in den Abstufungen des Gelb merklich verschieden sind.
Ich fand die Beschreibungen auch der übrigen Arten der
genannten Abtheilung, beziehungsweise IJnlerabtheilung, welche
Fries in der Epicrisis aufzahlt, nämlich von H. aureum Fr. auf
Birkenrinde, croceum Schw. auf Baumrinden, alutaceum Fr. auf
faulem Fohrenh dz, Pinastri Fr. auf dem gleichen Standorte, spa-
thulalum Fr. auf Heiz, viride Fr. auf faulen Eichenhölzern, fallax
Fr. auf altem Eichenholz, besonders korkige Polyporen überzie-
hend, mit den Merkmalen des oberösterreichischen Slachelpilzes
nicht übereinstimmend, und musste nach meinen Hilfsmitteln diesen
Pilz für neu hallen, nahm jedoch Anstand, ihn zu veröffentlichen,
weil ich in meinem Herbar kein einziges zweifelloses Hydnum aus
dieser Unterabiheilung besass und auch sonst in Wien keine Ge-
legenheit hatte, Hydna dieser Abtheilung einzusehen, es aber immer
sehr gewagt ist, bei so wenig bekannten Arten, wie die Hydna
dieser ganzen Abtheilung sind, sich ein sicheres Urtheil ohne Ein-
sicht der verwandten Arten zu bilden. Ich übersendete daher das
fragliche Hydnum an meinen Freund Kalchbrenner in der Zips,
welcher Gelegenheit hat, die Hydna der Karpatenwälder das ganze
Jühr hindurch in nächster Nähe zu beobachten, wesswegen ich
vermuthete, dass er besser als ich durch Autopsie urtheilen könnte.
Sein Gutachten lautete: »Hydnum sulfureum Schw. non novi. Sed
sat bene respondet speeimen hoc Hydno aureo Fries Epicr. 516
praesertim ob mycelium aureum."
35
Die Urquelle für H. aureum Fr. ist dessen Elenehus I. p. 137,
wo hierüber Folgendes steht: „Hydnum adnatum, glabrum, aureum,
anibitu strigoso radiante, aculeis subulalis. — Inter Hydna resu-
pinata, quotquot vidi, pulcherrimum atque distinetissimum; eo prae-
cipue memorabile, quod, quamvis supra epiderniidem nascatur,
corlicem interiorem crassum usque ad lignum detenninate, Sphae-
riaruin circumscriptarum more, substantia satiat fungosa et colore
aureo-earneo tingit , nee sub cortice aliorum more in Himantias
forma« ve alias byssaceas abit. Sed et ipse fungus pulcherrime dis-
linetus, tarn ambitu radiante strigoso haud byssino, quam colore
aureo nitido. Primilus e rirnis corticis profluunt noduli ; mox effu-
sum, determinatum; dein confluendo late et irregulariter effusum,
tenue, siccilate rigescens fere ut Merulius tremellosus! Aculei
conferti-subulati, aequales integerrimi, acuti, semper glaberrimi,
sed ambitus breviores, irreguläres, incisi, immo subinde serrati
(der offenbare Druckfehler seriati hier verbessert.) In truncis pro-
stratis Betulae semel modo et copiose lectum ineunte Martio (v. v.)
Die Verwandtschaft dieses Pilzes mit dem fraglichen Hydnum
ist gewiss sehr nahe; allein für identisch kann ich es doch nicht
anerkennen. Ob Kai eh brenn er H. aureum gesehen habe, geht
aus seinem Gutachten nicht hervor. Es ist aber wahrscheinlich,
dass er für diesen Fall dieses ausdrücklieh bemerkt halte. Urtheil-
ten wir beide nur nach den Diagnosen, so konnte ich umsomehr
meinen Zweifeln an der Identität beider Arten Raum geben. Diese
slülzten sich darauf, dass das Mycelium des AyfelbAum-Hydnums
(ich kann nichts anderes unter der Substantia fungosa, die das
Holz durchdringt, in Friesens Beschreibung verstehen) nicht
coloris carnei oder carneo-aurei, sondern coloris sulfurei sei, dass
die Aculei nicht aequales, sondern inaeqnales, d. h. von sehr un-
gleicher Länge, die Randstacheln nicht eingeschnitten oder gesägt,
sondern alle Stacheln ohne irgend welche Einschnitte seien. Es
schien mir ferner sehr unwahrscheinlich, dass ein Pilz, der ein
einzigesmal auf einer Birke* in Schweden gefunden worden, iden-
tisch sei mit einem Pilze, der in Oberösterreich, nicht gerade
selten auf Apfelbäumen wächst.
Ich erklärte diesen Erörterungen zufolge, das oberösterrei-
chische Hydnum für neu, nannte es in einem B riefe an Schie-
dermayer vom 8. August 1869, Hydnum Schiedennayeri, über-
schickte damit auch eine dazu verfasste lateinische Diagnose und
bat ihn, dieselbe, ergänzt mit seinen Beobachtungen an frischen
und auch mit jugendlichem Rande versehenen Exemplaren, so wie
mit diesen selbst, noch vor der Publikation an Fries zu schicken,
damit dieser als Antopt sein Endurtheil über die fragliche Identität
mit H aureum mittheile.
Hierauf antwortete mir Schied ermayr, er habe Gelegen-
heit gehabt, das fragliche Hydnum dem Professor Heinr. Hoff mann
in Giessen mitzutheilen, der es unzweifelhaft für H. sqnalinum
3 *
36
erklärt habe, auch möchte ich die gewünschte Anfrage selbst bei
Pries anbringen.
Ich kannte zwar H. squalinum aus eigener Anschauung fri-
scher oder getrockneter Exemplare nicht, allein nach den Dia-
gnosen und Beschreibungen konnte das oberösterreichische Hydnum
das Hydnum squalinum nicht sein. Die von Fries in der Epicrisis
p. 515 dazu zitirten Abbildungen von Ray, Bolton und Bulliard
passteu dazu so ganz und gar nicht, dass auch die Annahme einer
blossen Aehnlichkeit ausgeschlossen war. H. squalinum gehört in
die Unterabtheilung: Aculeis fuscis, ferrugineis der Abtheilung Resu-
pinatus. Es soll jedoch von demselben eine var. lutescens geben,
zu welcher Fries das Sistotrema fuscescens Schw. zieht. (Sisto-
trema diffusum reflexum olivaceum aut lutescens, dentibus spathu-
latis linearibus conicis teretibusve, subicolo coneoiori margine
byssino. Schw. 1. c. p. 102) — Die Figur 5, tab. I. in Ray. Syn.
cd. III. (1728) stellt ein Hydnum mit massig langen, spateiförmigen
Stacheln vor. Sherard halte es in einem Keller zu Wimbleton
auf der unteren Seile von Holzbalken weit und breit aufwachsend
gefunden. Der spezifische Name, den Ray (p. 25) dem Pilze gab,
war Agaricus, coriaceus longissimus, pectinatim inferne divisus.
Hiemit stimmen auch die Figuren in Bolton Hislory of fungusses
tab. 74 und die Figur g der taf. 442 von Bulliard Herbier de
France im wesentlichen zusammen. Ueberall sind die Stacheln spa-
telförmig, überall ist nach der Beschreibung die Substanz lederarlig.
Aber der oberösterreichische Pilz ist von fleisrhigkäsiger Beschaf-
fenheit und seine Stacheln sind dielirund und fein zugespitzt, wie
eine Schuslerahle. Indem ich meine Ueberzeugung von der gänz-
lii hen Verschiedenheit des oberöst. H. von H. squnitnum an Schie-
dermayr schrieb, schickte ich an Fries meine getrockneten
Exemplare desselben, theilte ihm die verschiedenen Bestiminungs-
v ersuche sammt der von mir verfasslen Diagnose und Benennung
mit und bat ihn um Bekanntgebung seiner eigenen Ansicht. Er
schrieb mir hierüber aus Upsala, den 26. Nov. 1869:
„Hydnum in hac (seilicet epistola) inclusum toto coelo differt
ab H. squalino ( efr. icones Rayi et Boltonii) nee cum H. aureo,
neque H. sulfureo comparandum, sine dubio H. pinaslri proximum,
seil eliam ab hoc diversum videlur. Sed ex aculeis maturis adpres-
sis et adnatis non est typicus Status, sed e statione verticali
matricis pendet, in situ horizontali enim aculei semper erecti.
Aculeis adpressis .eunvenit cum H. macrodonte Pers. syn. p. 560
(Monogr. Hymenom. Suec. p. 279) cum quo junxissem, nisi colore
diflerret. Paucis: nova videtur species, cujus Status typicus ullerius in-
quirendus. Aculei ut pori semper terra tn speetant, quare in inatrice
verticali semper oblique evadunt." Fries will sagen, dass die Sta-
cheln, wenn man sich die Matrix in der normalen Lage, nämlich
horizontal denkt, von derselben vertikal abstehen müssen; die
Matrix steht aber vertikal, d. h. parallel mit der Längenaxe des
Baumes, und so werden die Stacheln, welche in diesem Fall eigent-?
37
lieh horizontal abstelle» sollten, durch ihre Weichheit und ihre
eigene Schwere all mal ig der Matrix in einem spitzen Winkel sich
nähern und derselben endlich angedrückt erscheinen. Der Umstand,
dass der Pilz noch nicht wagrecht wachsend gefunden wurde, kann
nach meiner Ansieht kein Hinderniss sein, die Autonomie der Art
anzuerkennen. Der Standort zwischen Holz und Rinde absterbender
Apfelbäume und sein constantes derartiges Vorkommen lassen kei-
nen Wunsch übrig, ein anderes naturgemässeres Vorkommen aufzu-
suchen. Anders läge die Sache, wenn er nur auf gezimmertem
Holze in Kellern oder sonst geschlossenen Orten aufgefunden wor-
den wäre. Ebenso wenig kann die Andeutung einer etwa zu nahen
Verwandtschaft mil H. Pmastri beirren. Die Trennbarkeit des H.
Pinustri von seiner Matrix, die Gleichheit seiner Stacheln unter-
einander, dessen zottiger Rand, die gänzliche Verschiedenheit der
zitirlen Abbildungen bei Persoon Myc. eur. t. 22 F. 3 und bei
Nees Syst. F. 232, welche zwar nach Fries Ep. p. 517 nicht
treu sind, aber doch irgend eine Aehnlichkeit mit dem fraglichen
Hydnum an sich tragen müssten, entfernen jeden Gedanken an eine
Identität mit H. pinastri. Dem Hydnum macrodon gibt Persoon
(Syn. 560) aculeos omnium longissimos; auch erwähnt er nichts
von den beim oberöster. H. höchst charakteristischen pulverigen
schwefelgelben Myceliuin; es kann daher, auch abgesehen von der
von Fries hervorgehobenen Verschiedenheit der Farbe, eine
Gleichheit beider Arten nicht zugegeben werden. Ich glaube also,
nicht zu fehlen, wenn ich das oft erwähnte Hydnum mit folgender
Diagnose aufführe:
Hydnum ^Sectio V. Resupinatus ** aculeis lutescentibus,
viridibus) Schieder may er i. Subiculo adnato indeterminato crus-
tuceo contiguo sulfureo-ciridinsculo , aculeis stipatis longis inae-
quulibus subulatis sulfitreis , mycelio sulfureo pulperueeo. Statu
sicco subiculum aureum, aculei eodem statu basi agglutinali, aureo-
carnei aut subfusci. Aculei 1 — 1'8 cm. longi, 0 5 — 1 mm. longi,
Fungi recentis substanlia car/toso-caseosa, odur penetrans, f'ere
foeniculaceus.
Rimas oecupat truncorum putrescentium Pyri Mali, nee unquam
alius arboris, inter (orticem et lignum mycelio suo substantiam
lignosam penetrans eamque penitus devastans. Detexit indefcssus
et felicissimus naturae curiosus mihique amicissimus Med. Doctor
Carolus Schied er may r ') in cujus honorem speciosum hunc
*) Dr. Schiedermayr ist der Verfasser folgender Aufsätze, in wel-
chen Nachrichten über Kryptogamen vorkommen: 4. „Versuch einer Darstel-
lung des Vegetationscharaklers der Gegend von Linz" (in den naturwissen-
schaftlichen Abhandlungen von Haidinger III. [1850J. 2. p. 73— 87). 2. „üeber
das Vorkommen von saurem kleesaun m Kali (Sauerkleesalz) in Polyporus
sulfureus Fr.u (im Uest. botan. Wochenblatte 1853. p. 92 — 94). — 3. ,",Ueber
das Torfmoor bei Spital am Pyhan Gemeinde Edlacli)." Wörtlich mitgetheilt
von Pokorny in den Verhandlungen der zool.-bol. Gesellschaft. 1860. Ab-
handl. p, 747-748.
38
fungum novum denominavi, in Austria supcriori prope Kirchdorf
ad Kremsam, ubi haud raro vere et aestate, non facile autumno
reperitur.
Wie selten alle Hydna resupinata aculeis lutescentibus in ganz
Oeslerreich sensu latissimo seien, zeigt die Thatsache, dass in der
ganzen Literat ur nur drei Nachrichten über österreichische Stand-
orte solcher Hydna vorliegen, nämlich über Hydnum viride Fr.,
welches nach Veselsky (Oest. bot. Wochenbl. 1856. p. 140) in
Ostböhmen gefunden, dann über H. macrodon Pers., welches nach
Opiz (Sezn. p. 128) in Böhmen und nach Zawadzki (Enum. p.
156) in Galizien beobachtet worden ist. In ganz Deutschland kennt
Rabenhorst im Handbuch der Kryplogamenflora I. p. 405, 406
nur zwei solche Arten, H. Pinastri und //. viride. Mir selbst ist
es nie geglückt, ein solches H. zu finden, obwohl ich seit vielen
Jahren in jeder Herbstzeit eifrig nach Pilzen suche und dabei den
Slaehelpilzen besondere Aufmerksamkeit zuwende.
Heber Fumar ia Fetter l Reicht*.
Von Dr. P. Ascherson.
Bei Gelegenheit eines Besuches der reichen und interessanten
Hansastadl Hamburg, bei dem ich die Bekanntschaft mehrerer lieben
Fachgenossen theils machte, theils nach kürzerer oder längerer
Frist erneuerte, hale ich auch die allein noch vorhandenen Mate-
rialien zu Gesicht bekommen, aus denen sich etwas Authentisches
über die in der Uebersehrift genannte Pflanzenart ermitteln lasst.
Reichenbach, der Vater, beschrieb diese Art und bildete sie ab
nach einem vom Prof. Petter bei Spalato gesammelten Exem-
plare (ic. fl. germ. III p. 1 Fig. 44 ~:>3 b 1838, 1839). Koch
(Synops. fl. germ. ed. II p. 1017), Parialore (Monogr. Fumar.
I 157) und Visiani (Fl. Dalm. III. 98) haben dieselbe anerkannt;
ob diese Schriftsteller darunter dieselbe Pflanze und zwar die des
Autors verstanden, wird sieh wohl aus ihren Herbarien ermitteln
lassen; von dem neuesten Monographen der Gattung, Harn mar,
liess sich freilich schon a priori behaupten, dass die von ihm (Monogr.
gen. Fumar. p. 32, lab. IV) beschriebene und abgebildete Pflanze,
die F. Thureti Boiss., unmöglich mit der Reichenba ch'schen
identisch sein könne. Seine Idenlificalion beruhte nämlich auf
einem völlig unhalbaren Fundamente, auf Exemplaren vom Origi-
ginalfundorte , angeblich von Dr. Lagger gesammelt. Ich habe
F. Thureti aus Dalmatien nicht gesehen, will aber ihr Vorkommen
desshalb keineswegs in Abrede stellen. Ihre Gegenwart an dem
Originalfundorte würde indessen über die Reichenba ch'sche
Ori^inalpflanze gar nichts entscheiden, da bei uns wie in Südeuropa
39
nicht selten 2, 3, ja auch mehr Fumaria- Arten am gleichen Fund-
orte mit und durcheinander zu wächsern pflegen.
Leider hat auch Pelter die Pflanze, welche seinen Namen
verewigen sollte, durchaus nicht gekannt, wie der Befund mehrerer
Herbarien, in welchen ich nach dieser Pflanze Nachforschungen
anstellte, dargethan hat. Am häufigsten fand ich unter diesem
Namen, von Pet ter selbst gesammelt, F. parniflora Link. ct. tenui-
folia Ascher (als ArlJ, welche auch von meinem seligen Freunde,
dem Apotheker Buek in Frankfurt a. 0., mehrfach als „Fumaria
Petteri e manu Pet ter" \eiiheilt ist; von dem trefflichen T om-
ni as i n'i erhielt ich unter diesem Namen ein Exemplar F. parviflora
und eines von F. offieinalis L. Ueberhaupt kann ich wohl be-
haupten, dass F. Petteri die dunkelste und zweifelhafteste von
allen europaischen Arten ist, da unler diesem Titel von dalmatischen
und ausser dalmatischen Fundorten fast alle verbreiteten Arten
der Galtung in den Herbarien vorliegen.
Es ist also wohl erklärlich, dass ich sehnlichst wünschte,
dieser Ungewissheit durch Einsicht eines Originalexeniplares ein
Ende machen zu können. Ein solches wussle ich im ßesilz meines
hochgeehrten Freundes Prof. G. Reichenbach in Hamburg. Lei-
der besteht dasselbe nur in einigen dürftigen Bruchstücken, welche
durch eine merkwürdige Fügung erhallen blieben, während das
typische Exemplar im Mai 1849 beim Brande des Zwingers in
Dresden zu Grunde ging. Mein treulicher Freund, Dr. Sonder
in Hamburg-, welcher sich in den iOger Jahren, durch die Ent-
deckung der F. muralis Sond. und deiisiflora D. C. bei Hamburg
angeregt, eifrigst mit dieser Gattung beschäftigte, welche seinem
bewährten Forscherblick so viele Aufklärung verdank', wandte sich
durch Vermittlung des Sohnes an Hofrath L. Reichen bach, um
die Originalien von F. Petteri zur Ansicht zu erhalten. Glücklicher
Weise zog es der Besitzer vor, dem Fragesteller einige Bruch-
stücke derselben zu überlassen, von denen ein Theil in Prof. G.
Re ich enba ob's, ein anderer in Dr. Sonder's Heibar verblieben
ist. Beide haben mir mit gewohnter Liberalität die Einsicht und
Untersuchung dieser authentischen Bruchstücke gestattet.
Leider sind dieselben so beschallen, dass es mir nicht mög-
lich ist, mit völliger Sicherheit ein Urtheil darüber abzugeben. Von
den aus Dalinatien mir bekannten Arten können nur F. officinalis
L. und der Formenkreis, welchen Hain m ar in seiner Monographie
als F. media Loisl. zusammengelasst hat, gegen welche Bezeich-
nung allerdings gewichtige Bedenken obwalten, in Frage kommen.
Dr. Sonder entscheidet sich für den ersleren, und in der Thal
möchte ich die einzige leidlich ausgebildete Frucht, deren Form
sich noch erkennen lasst, wegen ihres grossen Querdurchmessers
bei abgestutzter Oberseite eher zu dieser Art als zur t\ media
Hamm, ziehen. #
Dagegen muss man wohl behaupten, dass die Reichenbach-
sehe Abbildung in keinem Falle F. officinalis L. darstellen kann,
40
vielmehr am riaturgemässesteri auf eine Form der F. media Hamm,
zu beziehen ist. Das Rathsel löst sich vielleicht durch den Umstand,
dass im Sonder'schen Herbar noch eine zweite F. Petteri aus
dem Reichen bach'schen Herbar vorliegt, welche, von Gussone
bei Neapel gesammelt, mit der R eichen bach'schen Abbildung
leidlich übereinstimmt, und entschieden zu F. media Hammar
gehört. Es wäre demnach zu vermulhen, dass Reichenbach, die
Identität der unvollkommenen Petter'schen Exemplare mit der
Glisson e'schen Pflanze voraussetzend, letztere zum Typus seiner
Abbildung wählte. Wenn diese Vermuthung richtig, so würde
der Fall ganz ähnlich liegen, wie bei Fumaria prehensilis Kit., ein
Name, zu dessen Annahme ich mich, trotz der auf Anrufen meines
in diesem Punkte mit mir uneinigen Freundes Kanitz dafür von
Prof. De Candolle abgegebenen Entscheidung nicht entschlies-
sen kann.
Ich würde daher ebensowenig es billigen, wenn man für F.
media Hammar auf Grund der Reichen bach'schen Abbildung
den Namen F. Petteri Rchb. voranstellen wollte. Geht man auf
denjenigen Autor zurück, welcher zuerst unzweifelhaft eine hieher
gehörige Form beschrieben hat, so kann diese Art nur F. muralis
Sond. heissen.
Sieht man aber von meiner, beim Verlust des Reich en-
bach'schen Fumarien-Herbars unerweislichen Hypothese ab, so ist
F. Petteri Rchb. als zweifelhaft und höchst wahrscheinlich mit F.
officinalis L. identisch, bei der systematischen Bearbeitung der Gat-
tung nicht weiter zu berücksichtigen.
Bei dieser Gelegenheit will ich auch mittheilen, dass ich in
Prof. G. Reich enbach's Herbar ein Exemplar von Bidens radia-
tus Thuill. vorfand, welches dieser am 30. September 1840 bei
Lausa unweit Dresden sammelte, vermuthlich in dem damals abge-
lassenen grossen Teiche. Die gleichzeitig dort von ihm notirten
Begleitpflanzen Scirpus ovatus , Carex cypernides, Gnaphalium
luteo-album, Potentilla norvegica etc. denten auf eine dem Hirsch-
berger Teiche sehr ähnliche Vegetation. Unser Bidens ist also für
die Flora Nord- und Mitteldeutschlands, auch wenn man Nordböhmen
von derselben ausschliesst, sicher gestellt.
Hamburg, 4. Jänner 1870.
41
Beschreibungen neuer Pflanzenarten der österreichischen
Flora.
Von A. Kerner.
9. Polentilla spur in (micrantha X sterilis'). — Wurzelstock
holzig, mit den Resten der abgestorbenen Blätter bedeckt und da-
durch braunsehuppig, kurze, oberirdische liegende und wurzel-
schlagende Sprossen entwickelnd. Grundständige Blätter langgestielt,
dreizählig. Blattstiele röthlich, von weichen, horizontal abstehenden
Haaren zottig. Theilblältchen verkehrteiförmig, beiderseits behaart,
im jugendlichen Zustande etwas seidig schimmernd, am Rande grob
gesägt. Sägezähne am äusseren Rande der Blättchen 6 — 8. selten
um einen mehr oder weniger, alle gleichgestaltet eiförmig spitz,
nur der endständige etwas kleiner, aber doch von den beiden
benachbarten vordersten seitensländigen Zähnen nicht überragt
und daher vorne auch nicht ausgerandel. Blülhenlragende Stengel
fast so lang als die gleichzeitig im Frühlinge entwickelten giund-
ständigen Blätter, dünn, ungelheill und einblüthig oder gabelig
zweiblülhig, von abstehenden weichen Haaren zottig, mit 1 bis
3 Blälkhen besetzt, welche in allen Uebergängen t Heils einfach,
theils zweischnitlig, Iheils dreischnittig sind und vorne beiderseits
1 — 4 grosse spitze Sägezähne zeigen, ßlällchen des Kelches an der
Innenseite gegen die Basis zu röthlich angehaucht oder trüb rüth-
lichbraun, dreieckig-lanzettlieh. spitz, unbedeutend länger als die
länglich-lanzettlichen Blättchen des Aussenkelches. Blumenblätter
so lang als die Kelchblällehen, weiss, verkelirlherzförmig, vorne
schwach ausgerandet, in einen kurzen durchscheinenden Nagel
zusammengezogen. Stauhfaden schmaler als die rundlichen, gelben
Antheren, fädlich, an der Basis spärlich gewimperl. Nüsschen weiss-
lich, halbeiförmig, glatt oder etwas gerillt, kahl; der Fruchlboden
und die Träger der einzelnen Nüsschen langzotig.
Theilblattchen 15 — 35 mm lang, 10— 25 mm breit. Blüthen-
tragende Stengel 25— 88 mm lang. Zipfel des Aussenkelchcs 3 — 4 mm
lang, 1-5— 2 mm breit. Zipfel des Kelches 4— 5 mm lang, 25 — 3 mm
breit. Blumenblätter 4 — 5mm lang, 4 — 4*5 mm breit. Staubgefässe
2 mm lang. Nüsschen 2 mm lang, 1*5 mm dick.
Hält die Mitte zwischen P. micrantha Rani, und P. sterilis
(L.) = P. Frayariastrum Ehrh. V^ii P micrantha unterscheidet
sie sich durch die liegenden, wurzelschlagenden Sprossen, Iheil-
weise dreischnitlige Blättchen der Blüthenslengel, die breileren
anders gestalteten Blumenblätter, die fädlichen nur an der Basis
gewimperten Staubfäden; von P. sterilis durch die vorne gerundeten
nicht geslufzt-ausgerandeten Theilblältchen, die grössere Zahl der
Blattzähne, die dvn Blättchen dePAussenkelehes fast gleichlangen
Kelchblättchen, den breiten Nagel der Blumenblätter und die an
42
der Basis gevvimperten Staubfaden. Die Innenseite der Kelchblätl-
chen zeigt eine Mischfarbe, welche aus dem Grünlichgelb der P.
sterilis und dem dunklen Purpur der P. micrantha zusammen-
gesetzt ist.
Ich hatte diese Pflanze zuerst vor 8 Jahren im Innsbrucker
botanischen Garten zwischen den im Jahre vorher daselbst einge-
pflanzten Exemplaren der P. micrantha und P. sterilis beobachtet.
Die Vermuthung, die sich mir damals auldrängle, dass P. micranlh >
und P. sterilis vielleicht Pai allelformen sein dürften, welche ihre
weichen Haaren seidig-zottig, mit 1 — 3 einfachen, vorne grob- utiil
spitzgesägten ßlältchen besetzt, ßlattchen des Kelches an der Innen-
seite gegen die Basis zu grünlich-gelb, schmal, dreieckig-lanzett-
lich, spitz, so lang als die schmalen, länglich-lanzettlichen ßlattchen
des Aussenkelches und so wie diese aussen seidig-zottig. Blumen-
blätter länger als die Kelchblätter, weiss, rundlich-verkehrleiförmig,
vorne gestutzt oder sehr schwach ausgerandet, in den unmerk-
lichen Nagel allmälig verschmälert, dreimal so breit als die unter
ihnen stehenden ßlattchen des Aussenkelches. Staubfäden so breit
als die rundlichen gelben Antheren, zusammengedrückt, bandartig,
schmal lineal, unter der Anthere plötzlich zusammengezogen, von
der Basis bis zur Mitte dicht wimperhaarig. Nüsschen weisslich,
halbeiförmig, kahl. Der Fruchtboden und die Träger der Nüss-
chen zottig.
Theilblältehen 15-50mm lang, 10— 35 mm breit, ßlüthentra-
gende Stengel 20 — 70 mm lang. Zipfel des Aussenkelches 3 — 4 mm
lang, l-2mm breit. Zipfel des Kelches 3— 4 mm lang, 1*5 — 2-5 min
breit. Blumenblätter 5— 6 mm lang, 4*5 — 6 mm breit. Staubgefässe
2 mm lang.
An grasigen Plätzen zwischen niederem Buschwerk in Krain
am Lorenzberge bei ßillichgratz in der Nähe von Laibach und bei
Sagor in Unterkrain.
Die hier beschriebene, von den Krainer Botanikern bisher
theils für P. micrantha, theils für P. sterilis gehaltene Pflanze
unterscheidet sich von diesen beiden schon auf den ersten Blick
durch die inehrblülhuen Stengel und die grossen, rundlich-ver-
kehrleiförmigen, die Kelche überragenden Blumenblätter, von P.
micrantha überdiess durch die gelbgrüne Innenfläche der Kelch-
blattchen und die unter der Anthere zusammengezogenen, nicht
rechtwinkelig abgestutzten Staubfäden, von P. sterilis durch die
grössere Zahl der Sägezähne an den im Umrisse vorne gerundeten
nicht ausgerandelen TheilbläLti)hen, durch die einfachen ßlattchen
der blüthentragenden Stengel, ungleiche Länge der ßlattchen des Kel-
ches und Aussenkelches, die zusammengedrückten linealen, von der
Basis bis zur Milte dicht wimperhaarigen Staubfäden. Die ganze
Pflanze ist überdiess im Vergleiche zu den beiden eben genannten
Arten viel dichter behaart und die Blätter sind in Folge des dich-
teren, weissseidigen Ueberzuge# im jugendlichen Zustande stark
silberglänzend, die Blattstiele und blüthentragenden Stengel sind
43
grün und nicht wie bei P. micrantha rülhlich überlaufen, die
Wimperhaare der Staubfaden noch dichter und reichlicher als au
P. micrantha. — Die Staubfäden der P. micrantha werden zwar in
allen Floren und selbst in der dieser Potentilla speciell gewidmeten
Abhandlung- Wirtgens in der Flora 3 832, S. 337 und 432 aus-
drücklich kahl angegeben, sind diess aber lhatsächlich nicht. Un-
zahlige im wilden und kultivirten Zustande lebend beobachtete
Exemplare, so wie getrocknete Exemplare von Lyon, von Prengins
bei Nyon in der Schweiz (Gaudin's Standort), von Boppard und
Laach im Nahethal (Wirtgen's Standort), aus Nord- lund Südtirol,
Güstling, Lunz und Gamming in Niederösterreich, Plawutsch und
-verschiedene Gestalt verschiedener Bodenunterlage verdanken, und
dass die oben beschriebene, zwischen beiden stehende Potentilla
das Ergebniss des geändeiten Substrates, beziehungsweise eine in
der Umwandlung in P. sterilis begriffene P. micrantha sei, hat
sich durch weitere Beobachtungen nicht bestätiget. P. micrantha
sowohl als auch P. sterilis blieben bei wiederholten Aussaaten in
die differentesten Bodenmischungen in ihren Merkmalen sehr be-
ständig und es musste daher jene Zwischenform sich entweder im
Garten durch Kreuzung gebildet haben oder mit den Stammeltern
schon in den Garten gebracht worden sein. Eine Exkursion, welche
ich nun im verflossenen Jahre nach jener Stelle ausführte, wo ich P.
micrantha und P. sterilis vor 9 Jahren für den botanischen Garten
sammelte, liess mir das letztere als das wahrscheinlichere annehmen;
denn ich fand den oben beschriebenen Bastart dort in mehreren
Stöcken fast an allen jenen Punkten, wo P. micrantha und P.
sterilis in nächster Nähe vorkommen. Di«1 Stellen aber sind die
Hügel des tertiären am Fusse der Solsteinkette nördlich von Inns-
bruck sich hinziehenden Mittelgebirges und zwar ganz vorzüglich
das Gehänge gegen die Mühlauer Klamm und die Umgebung des
sogenannten Arzler Aipeis. 600— 1000 Met. Seehöhe. Die Pflanze blüht
hier von Ende März bis Anfang Mai. Die meisten Fruchtanlagen
abortiren und in der Regel findet man auf dem Fruchtboden neben
zahlreichen vertrockneten Fruchtknoten nur einige wenige ausge-
reifte Früchtchen vor. Höchst wahrscheinlich findet sich dieser
Bastart aber auch noch anderwärts auf solchen Geländen, wo die
beiden mutmasslichen Stammeltern zusammen getroffen werden,
wie z. B. im Nahethal, wo nach Wirt gen (Flora 1852, S. 337) P.
micrantha und P. sterilis stets gemischt vorkommen ') und in
Niederösterreich, wo ich bei Gamming, Lunz und Göstling gleieh-
x) Wirtgen sagt von P. micrantha a. a. 0.: „Das slengelsiäiidige Blatt
ist gewöhnlich einfach, jedoch auch gespalten oder retheilt , manchmal drei-
theilig." Da ich P. micrantha stets nur mit. einfachen Stengelblättern beob-
achtete, so ist es mir wahrscheinlich, dass Wirtgen unseren Potentillen-
Bastart mit P. micrantha bereits gefunden, aber von dieser nicht geschieden
hat. — Ebenso scheint mir die Potentilla, welche V. Schultz bei Weissenburg
auffand und in der Flora 1855, S. 30 €lfe Varietät der PoL Fra^aria behan-
delt, hieherzugehören.
44
falls diese beiden Potenlillen nebeneinander wachsend fand. Ebenso
ist endlich Grafs Angabe in den Verh. d. Sieierni. naturf. Ges.
II., 163, dass zwischen P. sterilis und P. micrantha Uebergänge
existiren, wohl dahin zu deuten, dass der Bastarl aus diesen beiden
Arten auch in Steiermark vorkommt.
10. Pot&ntilla carniolica. — Wurzelstock holzig, mit
den Resten der abgestorbenen Biälter bedeckt und dadurch braun-
schuppig, in kurze, dicke, aufrechte, gedrängte schopfige Sprosse
getheilt. Grundständige Blätter langgestielt, dreizählig. Blattstiele
grün, von weichen, horizontal-abstehenden Haaren seidig-zottig.
Theilblättchen verkehrteiförmig, beiderseits behaart, im jugendlichen
Zustande mit dichtem, seidigem, stark glänzenden Ueberzuge ver-
sehen, am Rande grob gesägt; Sägezähne am äusseren Rande der
Blättchen 7 — 10, selten um einen mehr oder weniger, alle gleich-
gestaltel, länglicheiförmig, sehr spitz, nur der endständige etwas
kleiner, aber doch von den beiden benachbarten vordersten seiten-
ständigen Zähnen nicht überragt und die Tbeilblättchen daher vorne
auch nicht ausgerandet. Blülhentragende Stengel zur Zeil der vollen
Blüthe so lang als die gleichzeilig im Frühling entwickelten Blätter,
dünn, in der Mittelhöhe ein- bis zweimal gabelig gel heilt, nietsf 3
bis 4blüthig, so wie die Blattstiele grün und von abstehenden
Wolscliberg in Untersteiermark (von da Orig. Ex. der mit P.
micrantha zusammenfallenden P. breviscapa Vest.), Rezzine bei
Fiume, Topcider in Serbien, Valea Liesa in Siebenbürgen und vielen
Standorten im mittleren und östlichen Ungarn, die ich untersuchte,
zeigen sehr konstant bis zur Milte dicht wimperhaarige Staubfaden
und es ist dieses Merkmal sogar zur sicheren Unterscheidung der
P. sterilis (L.) und P. micrantha Ram. ganz besonders hervorzu-
heben. — Da diese beiden Arten trotz der im übrigen treulichen
Bemerkungen Wirt gen 's a. a. 0. in jüngster Zeit von Visiani.
Schlosser et Vuko tinovich und anderen immer wieder zusam-
mengeworfen werden, und daher offenbar nicht genügend gekannt
sind, wiederholte Aussaaten und vielfache Beobachtungen in der
freien Natur mich aber von der specifischen Verschiedenheit der-
selben überzeugten, so halte ich es für zweckmässig, die unter-
scheidenden Merkmale derselben, so wie auch des zwischen beiden
beobachteten Bastartes und der zunächst mit P. micrantha ver-
wandten P. carniolica nachfolgend übersichtlich zusammenzustellen.
P. sterilis (L.).
Wurzelst, oberirdische, verlängerte, liegende und wurzelschla-
gende Stämmehen treibend.
Sägezähne an jeder Seile d. Theilbl. 4 —5, seilen um einen
mehr oder weniger.
Blüthentr. Stengel fädlieh, ungelheill, lbl. oder gabelig 21)1.,
mit 3schniltig. Blaltchen bea*lzt, so lang als die gleichzeilig
im Frühling hervorgesprossten grundst. Blatter.
45
ßlä liehen dos Aussen keli- lies kürzer als die an der Innenseite
gegen die Basis zu grünlich-gelb. Kelchbl.
Blumenblätter 4%mm breit, so lang- als die Kelchbl., verkehrt-
herzf., vorne deutlich ausgerandet, in einen schmalen 1 msn
langen Nagel rasch zusammengezogen, 3mal so breit, als die
unter ihnen stehenden Blaltchen des Aussenkelches.
Staubt', fädlieh, schmäler als die Anthere, kahl.
P. spuria.
Wurzelst, oberirdische, kurze, wurzelschlagende Stammelten
treibend.
Sägezähne an jeder Seite der Thcilbl. 6 — 8, selten um einen
mehr oder weniger.
Blülhentr. Stengel fädlich, ungelheill, lbl. oder gabelig 2bl.,
mit dreischnittigen, zweischnitl. und einfachen Blaltchen besetzt,
fast so hing als die gleichzeitig im Frühlinge hervorgespiussten
giundst. Blätter,
ßlä tt dien des Aussenkelclies fast so lang, als die an der
Innenseite gegen die Basis zu etwas röthlich angehauchten
Kelchbl.
Blumenbl. 4 mm brt., so lang als die Kelchbl., verkehrt-herzf.,
vorne schwach ausgerandet in einen verhällnissmässig breiten
Nagel zusammengezogen, 2 — 3mal so breit als die unter ihnen
stellenden Blaltchen des Aussenkelclies.
Staubf. fädlich, schmäler als die Anlliere, an der Basis, gewimpert.
P. micrant/ta Rani.
Wurzelst, kurze, gedrängte, sehopfig-verdiekte Sprossen treibend.
Säge zahne an jeder Seite der Theilbl. 7 — 10, selten um einen
mehr oder weniger.
Blütlientr. Stengel fädlich, ungetheilt, lbl. oder gabelig 2bl. mit
einfachen Blättchen besetzt, kürzer als die gleichzeitig im
Frühlinge hervorgesprusslen grundst. Blätter.
Blaltchen des Aussenkelches so lang, als die an der Innen-
seite gegen die Basis zu dunkelpurpurnen Kelchbl.
Blumenbl. 3 mm breit, so lang oder etwas kürzer als die Kelchbl.
keilig-verkehrteif., vorne gestutzt oder sehr schwach ausge-
randet und in den unmerkl. Nagel allmälig verschmälert,
doppelt so breit als die unter ihnen stehenden Blaltchen des
Aussenkelches.
Staubf. zusammengedrückt, bandartig, schmal-lineal, vorne recht-
winkelig abgeschnitten, so breit als die Anthere, bis zur Mitte
dicht wimperhaaiig.
P. curniolica.
Wurzelst, kurze, gedrängte, Süvhoplig-verdickle Sprossen treibend.
Sägezähne an jeder Seite der Theilbl. 7 — 10, selten um einen
mehr oder weniger.
46
Blülhenlr. Stengel fiidlich, gabelig gelheilt, 3 — 4bl., mit ein-
fachen Blättchen besetzt, zur Zeit der vollen Blülhe so lang als
die gleichzeitig im Frühlinge hervorgesprossten grundständigen
Blätter.
Blättchen des Aussenkelches so lang als die an der Innen-
seite gegen die B tsis zu grünlich-gelben Kelchbl.
Blume nbl. 4y2 — 6 mm breit, länger als die Kelchbl., rundlich-ver-
kehrteif., vorne gestutzt oder sehr schwach ausgerandet, in den
unmerkl. Nagel allmälig verschmälert, 3mal so breit als die
unter ihnen stehenden Blätlchen des Aussenkelches.
Staub f. zusammengedrückt, bandartig, schmal -lineal, vorne plötz-
lich zusammengezogen, so breit als die Anthere, bis zur Mitte
dicht wimperhaarig.
Neue Beobachtungen und Kritik einiger Pflanzen der
böhmischen Fiora,
Von Dr. Lad. Celakovsk^' ia Prag.
0. Spergularia marginata Kittel (Taschenb. d. Fl. Deulschl.J
[Arenaria media L.) konnte ich heuer bei Pülln'a in Gesellschaft
der S. salina Presl unl ersuchen. Obwohl diese beiden in ihrer
typischen Form den Eindruck eigener Art machen , so habe ich
doch entschiedene Uehergänge beobachlel , die nicht als Bastarie
gedeutet werden können, u.zw.:
1. Perennirend, mit der charakterilischen dicken rübenförmi-
gen Wurzel, von kräftigem Wuchs, mit verkümmerten Deckblättern,
grossen Blüthen und Kapseln, JO S!aubgefässen — also in soweit
wahre S. marginata, jedoch mit durchaus ungeflügelten, aber
glatten Samen. — Ich sammelte zwei solche Exemplare.
2. Zweijährig mit der dünnen spindelförmigen Wurzel, Wuchs
millclkräftig, aber schlaff, verlängert, vom Ansehen mancher For-
men der salina, Kapseln aber etwas grösser, Samen grösstenteils,
mit Ausnahme von ein paar obersten geflügelt.
Die feinen stachelartigen Wärzchen auf der Samenoberfläche
und namentlich auf dem verdickten Bandwulste bei S. salina sind
ebenfalls nicht konstant; ich fand bei ihr etlichemal ganz reife
völlig glatte Samen. Die Grösse der Kapseln variirt schon bei S.
salina, bald sind sie kaum etwas länger als der Kelch , bald um
y3 länger. Man muss gestehen, dass die Merkmale , auf die man
die beiden Arten gegiündet, dafür nicht zureichen, und dass wir
allenfalls nur 2 nicht scharf abgegränzte Racen einer Art vor uns
haben, was schon Pohl (im Tentamen Florae Bohemiae IL, p. 122),
in neuerer Zeit Fenzl (Ledebour Fl. ross.) und Neilreich (Fl.
47
v. Wien und v. Niederöst.) erkannt haben. Ja selbst Linne mussle
zur Arenaria media bemerken: Simillima A. rubrae ß. maritimae
. . . filia spuria A. rubrae , ut fere varietas - -, obwohl er die
Unbeständigkeit der Samenbildung noch nielit kannte. Audi wenn
man die von mir oben milgelheilten Uebergangsformen nicht kennt,
so lässt schon der Umstand, dass bei S. salina bisweilen die unter-
sten Samen geflügelt, und bei marginata die obersten bisweilen
ungeflügelt erscheinen , eine spezitische Trennung nicht zu. ich
habe mich desshalb bei diesem Nachweise aufgehalten, weil sich
die Fenzl-Neilreieh'sehe Ansicht noch immer keine allgemeine An-
erkennung verschaffen konnte.
Die er\\ä\\nUi\v\,,S. media Fen zl1) oder marina Ne ilr.2) ist für
eine der möglichen Entstehung der Arten nachspürende Betrach-
tung sehr interessant: sie zeigt, wie durch Variation einzelne Pflan-
zenlln ile in so verwandelter Gestalt auftreten können , dass wir,
wenn die Endprodukte der Variation fixirt und nicht durch Mittel—
formen verkettet wären, nicht anstehen würden, verschiedene Arten
anzunehmen. Wenn die zweijährige Pflanze stets nur flügellose,
die vieljalirige stets nur geflügelte Samen produciren würde, so
würden wir beide wohl für ebenso gute Arten halten, als die nahe
verwandten Spergula arcensis und pentandra, zwischen denen ein
genetischer Zusammenhang nicht oder nicht mehr sichtbar ist.
Fenzl und Neilreich, wie auch alle anderen Autoren,
lassen neben der Salzpflanze die S. rubra Presl. (nicht Persoon,
denn dieser Autor hat keine S. rubra) als eine besondere Art be-
stehen. Wohl finden wir in Ledebour's Fl. rossica unter S. rubra
neben a. campestris eine Varietät ß. pinguis, welche durch dicklich
fadenförmige, halhstielrunde Blätter, weniger glänzende, schmutzig
weisse Nebenblätter und nur 5 oder weniger Staubgefässe in die
S. salina überzugehen scheint: — „in var. or. Sp. mediae transire
videtur,"
Welche fundamentale Verschiedenheit berechtigt zur Tren-
nung der S. rubra und S. salina, welche im Habitus der ersteren
ganz ähnlich sieht und bei Linne mit ihr in derselben Art ver-
einigt ist? Der Hauptunterscliied wird in den Samen angegeben,
bei S. rubra nämlich sind sie „dreieckig birnförmig" Neilr. —
„birnförmig" Fenzl, — „keilig, beinahe dreieckig" Koch, —
„dreieckig-eiförmig" Aschers.; bei S. salina „eiförmig-zusam-
niengedrüekt" Neilr., — „eiförmig, fast birnförmig" Fenzl, —
„verkehrteiförmig" Koch, — „rundlich eiförmig" Ascherson.
Schon diese Unbeständigkeit des Ausdruckes bei verschiedenen Auto-
ren , die sich noch durch andere Citate um einiges vermehren
1) Nicht Persoon, denn der hat nur eine Arenaria media unter der
problematischen Section Spergularia, aucli verstand er darunter nur A. media
L., oder A. marginata Ü C.
'-) Nicht besser, denn Besser verstand hierunter nur die £. salina,
wie aus dein cilirten Synonym Arenaria marina Roth hervorgeht.
48
Hesse, scheint auf die Schwierigkeit hinzudeuten, den Unterschied
prägnant wiederzugeben. In der That unterscheiden* sieh wo hl aus-
gebildete Samen beider Arten neben einander betrachtet, so wenig,
dass man den diagnostischen Ausdruck immer etwas outriren muss,
um einen erkennbaren Unterschied hineinzulegen. Eigentlich unter-
scheidet sie nur die Grösse und Fülle der Ausbildung, die von saliua
sind etwa doppelt grösser und die zwei mit verdicktem Rande um-
gebenen Seiten gewöhnlich voller hervorgewölbt , bei rubra mehr
gerade, daher der ganze Umriss mehr dreieckig; indessen kom-
men dazwischen Samen vor, die in der Form genau denen der
salina gleichen. Diese verhält sich also zur S. rubra, etwa wie
Spergula maxima Weihe mit doppelt grösseren Samen zur S. ar-
vensis genuina, und doch werden diese beiden allgemein zu der-
selben Art gezogen. Dass die Racen des Salzbodens grössere und
vollere Samen ausbilden, das lässt sich leicht einsehen , da zur
Samcnpro'luktion mehr mineralische Salze verbraucht werden, an
denen der Salzboden weit reicher ist, als der gewöhnliche Boden.
Ferner heisst es, die Blatter der S. rubra sind beiderseits flach,
die der salina gewölbt, halbstielrund. Wie wenig dieser Unter-
schied für die Species zu bedeulen hat , Avird jedermann einsehen,
der da erwagt, dass der Salzboden die Blatter feistet und rundet
(z. B. Tripleurospermum inodorum ß. maritimum, Lotus siliquosus
ß. maritimus , Lotus corniculatus ß. tenuifolius) , überdies findet
sich S. rubra an feuchten Orten auch mit ziemlich gewölbten
Blattflächen Qß. pinguis Fenzl). Nach dieser Auseinandersetzung
wird die Ansicht nicht mehr befremden, dass Sp. salina die auf
Salzboden zunächst aus Sp. rubra entstandene Race ist, und
dass S. marginata, als durch Perenniren gekräftigte Race wieder
aus der S. salina hervorgegangen. Die Art gestattet daher fol-
gende Uebersicht:
Spergularia rubra (Presl. ampl.)
a) cavspestris (Aschers, spec), Sp. rubra Presl., Arenaria
rubra a. campestris L.;
b) salina (Presl. spec.) Sp. marina Bess., Arenaria rubra
ß. marina L.;
c) maryinata (Kittel spec.) Sp. media Gr is. tJ, Arenaria media L.,
A. marginata D C.
7. Circaea intermedia Ehrh. Meine Beobachtungen dieser
Pflanzen form sprechen zu Gunsten ihres Arlrechtes. Da sie in neuerer
Zeit verschiedentlich beurlheilt wird und einige unrichtige Angaben
über sie cirkuliren, so dürfte es an der Zeit sein , auch zur Auf-
klärung dieser Pflanze einiges beizutragen. — Bei manchen Auto-
ren gilt sie für eine Varietät der C. alpina L., so schon bei Pohl
(Tentamen Fl. Bohem.), ferner bei Garcke (in den neuesten
Auflagen der Fl. v. Nord- und Mitteldeutsch!.) and bei As che r-
*) Die Benennung media ist nicht beizubehalten, da sie nur für b) salina
passend wäre.
4U
son (in FI. v. Branden!).), hauptsächlich wegen des angeblich wie
bei alpina einfächerigen Fruchtknotens and wegen der deutlichen
borstliehen Deckbliiltchen. Andere verwechseilen die Circaea in-
termedia mit einer kahlen Varietät der C. lutetiana (var. cordi-
folia Mayer, decipiens Aschers.). Endlich beweg die Stellung
der intermedia zwischen C lutetiana und alpina und die ineist
unentwickelt abfallenden Früchte, einige Schriftsteller zur Annahme
eines Baslarles. Reichen Dach (Fl. excurs. p. 638) nennt sie
frägweise und mit einigem Zweifel lutetiana-alpina. in der lutetiana
var. cordifolia Mayer vermulhet derselbe eine C. alpino-luteliana.
Mayer (in Chloris Hannoverana) erklärt wieder, duss d'w C. inter-
media des Ehrhart'schen Herbars aus zwei Bastarten bestehe , der
Baslart alpino- lutetiana soll aber noch verschieden sein von seiner
lutetiana var. cordifolia. Lasch nimmt natürlich ebenfalls Bastarte
an, und auch Neilreich halt an der hybriden Natur der C. inter-
media, sowohl in Fl. v. Niederösterreich, als auch in der Aufzah-
lung der Pflanzet! Ungarns fest. (Durch ein Versehen schreibt
Neilreich C. lutetiano-alpina Rchb.)
Gegen die Hybridital der \ iel verbreiteten C. intermedia
der Autoreh, deren Identität mit Ehrhart's Pflanze allgemein an-
genommen wird, spricht unzweifelhaft ihre ganze Verbreitungsweise.
Nicht ihr gesellschaftliches Vorkommen an sich widerspricht ihr,
denn dieses Hesse sich allerdings durch die reichliche Lauferbil-
dung erklären, sondern ihr oft ganz isolirtes und namentlich von
C. lutetiana wenigstens in Böhmen stets weit entferntes Vorkom-
men. Im böhmischen Erzgebirge bei Komotau ist z. ß. C. inter-
media häutig an den Gebirgsbächen in den Thalern , ganz allein
für sich, die alpina kommt erst in höheren Gebirgen auf den feuch-
ten steinigen Waldabfiängen im Sleingerölle vor, C. lutetiana fehlt
dort, wie auch in der Ebene der ganzen Komotauer Gegend voll-
ständig. Ebenso isolirt fand ich die intermedia noch in der Ebene
am Fasse des Erzgebirges auf steinigen beholzten Bachufern in den
Dorfschaften. Auf dem Gebirgsrücken, der parallel mit der Eisen-
bahn von Böhm.-Trübau gegen Mähr.-Zwiltau verlauft, sah ich
ebenfalls nur C intermedia. Im Ülbersdorfer Grund bei Landskron
dasselbe wie im Erzgebirge: unten am Bache des Gebirgslhales
nur C. intermedia, hoher im Gebirge im Buchenwalde des hohen
Bergabbanges C. alpina, jedoch keine C- lutetiana. Auf den dei-
höheren Bergregion angehörenden Basallbergen des nördlichsten
Böhmens wachsen wohl C. intermedia und alpina hin und wieder
in Gesellschaft auf berieseilen waldigen Lehnen , aber stets ohne
Begleitung der C. lutetiana. Leberhaupt kann ich mir das Zusam-
mentreffen dieser letzteren, welche bei uns nur die niedere Ebene,
besonders die Auen der grosseren Flüsse und die niedere Hügel-
region bewohnt, mit C. alpina in Böhmen gar nicht als möglich
vorstellen, dagegen scheinen sie in der norddeutschen Ebene bis-
weilen in Gesellschaft vorzukommen, wo sie möglicherweise einen
Bastart erzeugen könnten, der wohl mit C. intermedia Aehnli. :hr
öesterr. botaa. Zeitschrift. Heft. 2 1 i70 -*
50
keit haben dürfte, dessen Existenz müsste aber erst besser als bis-
her erwiesen werden.
Der Umstand, dass die Früchte des C. intermedia so häufig
fehlschlagen , wird mit Unrecht als Beweis der Hybridität ange-
sehen, denn die Hybridität ist nur eine der möglichen Ursachen
des Fehlschlagens; speciell in diesem Falle erklärt sich dasselbe
durch die starke vegetative Wucherung der Rhizoma , und wird
ebenso auch oft bei C. alpina angetroffen.
Die Angabe, dass der Fruchtknoten der Circaea intermedia
wie der der alpina einfächerig sei, ist unrichtig. Jeder Querschnitt
zeigt, dass er zweifächerig ist, jedoch bildet sich immer nur 1 Fach
mit seinem Samen vollkommen aus, das andere bleibt kleiner, sein
Same entwickelt sich nur zu geringer Grösse oder verkümmert
gänzlich frühzeitig. Im letzteren Falle wird das leere Fach von
dem anderen sich vergrössernden zusammengedrückt, bleibt aber
noch immer nachweisbar. Bei C. alpina aber ist der Fruchtknoten
schon in der Blüthe vollkommen ein fach er ig, das zweite
Fach, welches bei den 2 Carpellen in der ersten Anlage jedenfalls
vorhanden sein muss, obliterirt vollständig. Daher die deulliche
Asymmetrie und schmale keulenförmige Form der Frucht , wäh-
rend bei C. intermedia die Asymmetrie geringer und die junge
Frucht meist breiter, birnlörmig erscheint. Letztere steht also in
der Mitte zwischen der einfächrigen Frucht der C. alpina und der
gleichmässig zweifächerigen der C. lutetiana.
Die Weichstacheln auf der Frucht sind bei C. intermedia \ ev-
hältnissmässig viel dichter und länger als bei C. alpina, sie errei-
chen oder überragen den grössten Querdurchmesser des grösseren
Fruchtfaches, sind sehr weich, biegsam, wirre, und in langem sanf-
teren Bogen gekrümmt. Die von C. alpina stehen schütterer, sind
viel kürzer als der Ql,erdurchmesser des Fruchtfaches , am Ende
nur kurz gekrümmt; bei der C. lutetiana fast ebenso lang und ge-
krümmt wie bei C. intermedia, aber zugleich viel schütterer, dop-
pelt so breit, und starrer, bei einer Varietät bilden sie sich fast
gar nicht aus. Woraus zu ersehen, dass die Bekleidung der Frucht
der C. intermedia keineswegs ganz die Mitte hält, wie vom Bastart
zu erwarten wäre.
Aus der Fruchtbildung insbesondere im Vereine mit den son-
stigen ziemlich zahlreichen, bekannten Bildungsverschiedenheiten,
deren Variation nie so gross ist, um die Gränze, zwischen C. inter-
media und jeder der beiden anderen Arten zu verwischen schliesse
ich, dass erstere eine wahre intermediäre Art ist, dergleichen
auch in anderen Gattungen nachweisbar sind , eben so wie inter-
mediäre Racen und Varietäten. Es wäre ebenso voreilig sie mit
den Formen, die sie verbindet, in eine Art zusammenzuziehen, als
sie ohne weiters für Bastarte auszugeben.
8. Melilotus macrorhizus Koch et Aut. recent. , nämlich die
Art, welche gegenwärtig allgemein so genannt wird, ist keines-
wegs die gleichnamige Pflanze Persoon's oder das Trifolium
51
macrorhizum Waldst. et Kit. Dass die beiden letzteren identisch
sind, folgt daraus, dass Persoon (Synopsis) die Waldstein-Kitai-
bel'schen Merkmale einfach wiedergibt , wahrscheinlich ohne die
Pflanze selbst gesehen zu haben. In den Desc ription es et
Icones plantarum rariorum Hungariae werden 3 Arten Me-
lilotus (als Trifulia) beschrieben und abgebildet , nämlich Trifo-
lium macrorhizum t. 26, T. dentatum t. 42, und T. palttstre t. 266.
Koch hat nun die erste und drille Art unler Melilotus macrorhi-
zus Pers. vereinigt, und Neil reich bemerkt, sie seien kaum als
Varietäten, viel weniger als Arten verschieden. Das Trifolium ma-
crorhizum wurde nämlich von Koch, dem die Neueren gefolgt
sind, auf eine allerdings schwache Varietät mit deutlich und scharf
gesägten Blättchen von derselben Art gedeutet, zu welcher das
Trif. palustre VV. K. als zweite Varietät mit schwachgesägten, ober-
wärts fast ganzrandigen Blättchen gehört1). Das letztere hat Koch
richtig gedeutet, das erstere ganz falsch, wie ich gleich zeigen
werde. Das im Herbar des Grafen Waldstein im Prager Museum
aufbewahrte Originalexemplar von Trifolium macrorhizum, dess-
gleichen ein anderes in des Grafen C. Sternberg Herbar, wel-
ches dieser laut eigenhändiger Anmerkung, vom Grafen Waldstein
erhalten halle: beide gehören bestimmt zu Melilotus dentalus
als dessen mehr schmalblättrige Varietät mit schwachgezähnlen
Nebenblättern , die nämlich nur einen pfriemlichen Zahn (mitunter
auch zwei solche), auf der äussern Seite besitzen, und mit nur
lsamigen Hülsen. Das eigentliche Trifolium dentatum W. K. stellt
dagegen eine sehr feiste und robuste Varietät mit sehr breiten,
sehr scharf gesägten Blättchen und vielzähnigen Nebenblättern und
2samigen Hülsen dar, und ein Originalexemplar in Graf Stern-
berg's Herbarium ist genau die abgebildete Pflanze. Diese beiden
Formen-Varietäten, obwohl von ziemlich verschiedenem Aussehen
(auf den Tafeln ist die habituelle Verschiedenheit noch vergrösserl),
sind doch nicht als Arten zu trennen; in Böhmen kommt meistens
nur T. macrorhizum oder annähernde mittlere Formen vor, das
eigentliche T. dentatum nur sehr selten. Demnach besteht Me-
lilotus dentalus (Pers. ampl.) aus den Varietäten «. genuinus
iMel. dentata Pers., Trifolium dentatum W. Kit.) und ß. macro-
rhizus (Pers. spec, Trifolium macrorhizum W.Kit.) Für die Art
ist der Beiname dentalus beizubehalten , einmal , weil sie unter
diesem Namen bereits allgemein verstanden wird, und dann auch,
da er besonders passend ist; nicht nur wegen der gezähnten
Nebenblätter, sondern auch wegen der sehr reich- und scharf be-
*) Hier ist abermals die Ungenauigkeit im Citiren des Autors zu bemer-
ken. Melilotus macrorhiza Pers. wird für die gesammte, erweil erte Art ge-
braucht, Trifolium macrorhizum aber nur zur var. cc) genuina citirt, während
doch beide Namen genau identisch sind. Man sollte darnach glauben, dass
schon Pers. die Zusammengehörigkeit d< r Trifolium macrorhizum und palustre
angenommen und beide unter Melilot. macrorhiza begriffen hat, was doch erst,
auf Koch's Rechnung kommt.
4*
zahnton Blattränder. Dieser lässl bei gleicher Länge mit dem Blatt-
rande jeder unserer übrigen Arten doppelt so viel Zähne zählen
und noch mehr. Bei allen Arten verlaufen nämlich die Seiten-
nerven des Blättchens vom Mittelnerven meist einfach zum Blatt-
rande, um in einen Zahn einzutreten, bei M. dendatus nur theilt
sich fast jeder Nerve gabelig und schickt ein Seiten kstchen in
einen meist kürzeren Nebenzahn, so dass am Rande meist kürzere
und längere aber stets scharfe Zähnchen abwechseln.
Obwohl bei der Identität der beiden Exemplare des Trifol.
macrorhizum in Graf Waldstein's und Graf Slernberg's Herbar
eine sonst etwa zu besorgende Verwechselung der Pflanze mit der
scheda gar nicht anzunehmen ist, so will ich doch auch noch aus
der Abbildung und Beschreibung den Nachweis für die Richtigkeit
meiner Mittheilung führen. Die Tab. 26 ist nicht besonders gelun-
gen zu nennen , so z. B. wurden die Nebenblätter gar nicht ge-
zeichnet und die Blauer theilweise in unmögliche Siellangen ge-
bracht, daher nicht zu wundern ist, dass auch manches andere
weniger nali'.rgemäss ausgefallen. Doch ist sie noch immer gut ge-
nug, um in der Abbildung die Mel. dentata, und nicht die macro-
rhiza Koch erkennen zu lassen. In der Blüthenanalyse ist die
Fahne bedeutend kürzer als Flügel und Kiel, die ganzen Corollen,
obwohl im Verhältniss zur ganzen Pflanze etwas zu gross ausge-
fallen, sind verhältnissmässig kürzer als die des Trif. palustre auf
Ta'f. 266, deren Theile dort gut im Verhältniss, nämlich etwa gleich
lang, gezeichnet sind; die Farbe hellgelb (auf Tab. 266 goldgelb
in's Orange); die Blattzähne, obwohl nicht ganz richtig, sind doch
viel zu dicht und fein, um dein Mel. macrorhizus Koch auch in
der scharfgesägtblätlrigen Form, angehören zu können, der Stengel
ist geröthet (wie auch bei Trif. dentatum Tab. 42) was wohl öfters
bei M. dentatus , nicht aber meines Wissens bei M. macrorhizus
Koch vorkommt. Ob die Wurzel des M. dentatus so dick und gross
zu sein pflegt , als da gezeichnet , habe ich verabsäumt loco zu
untersuchen, die des macrorhizus Koch fand ich nie derart, was
auch Neil reich bestätigt. Im Texte spricht noch die Stelle für
Melilotus dentatus, wo es bei Trifolium palustre heisst , das-
selbe sei doppelt so hoch als T. macrorhizum, während doch Mel.
macrorhizus Koch gewöhnlich alle anderen Arien an Höhe über-
trifft; ferner das Vorkommen: „locis subsalsis," während M. ma-
crorhizus Koch auf gewöhnlichem Wiesenboden wächst, und ich
ihn nie an Salzstellen in Gesellschaft des M. dentatus gesehen
habe. Die übrige Beschreibung ist ziemlich indifferent; nur beiden
„stipulae subulatae in te gerrima e , inferiores tarnen hinc dente
subulato instruetae," passt der Ausdruck „integerrimae," den Koch
vor allem für massgebend gehalten haben muss, nicht auf Melilotus
dentatus. Der zweite Theil dieser Phrase passt aber doch besser
auf die in Originalexemplaren vorliegende Varietät, als auf M macro-
rhizus Koch, denn an diesem sind die Nebenblätter durchwegs
ganz räudig, nur bisweilen die untersten mit 1 — 2 unbedeutenden
53
kurzen Zälinchen versehen, die Aulores der Plantae rariores sagen
aber, dass die unteren Nebenblätter (nicht nur bisweilen , sondern
überhaupt, also regelmässig} auf einer Seite mit einein pfrieinli-
chen Zahne versehen sind. Jedoch ist an den besagten Original-
exeuiplaren der Zahn, obwohl kleiner, auch an den oberen Neben-
blättern vorhanden, ja hin und wieder auch 2 Zähne , daher muss
ich annehmen , dass ihn die Autoren nur übersehen haben , was
neben anderer Ungenauigkeiten wohl glaublich ist, — Möchte doch,
zu weiterer Bestätigung- des hier Mitgelheüten , auch in Kitai-
bel's Herbar von kompetenter Seite das Trifolium macrorhizuiu
eingesehen werden!
Für Melilotus macrorhizus Koch müsste der Name Melilotus
palustris (oder palustra) bei Schul tes (in Oesterreichs Flora 1814),
dem Trif. palustre W. K. nachgebildet, gebraucht werden , obwohl
er zunächst nur die Form mit schwachgezahnten Blättchen bedeu-
tet, wenn nicht noch ein anderer Name vor diesem die Priorität
besässe. Thouillier (in Flore de Paris An. VII, i. e. 1799) hat
neben Melilotus officinalis und M. alba (in Uebereinslimmung mit
Decrousseaux in Lam. Encycl. T. IV, An. IV, i. e. 17 Oft) noch
die Melilotus altissima mit dem Citat: M. vulgaris altissiiha fru-
tescens flore tuteo Tournef. Inst., ferner: Vaillant Botau. Paris,
p. 125. Bei Vaillant steht, als hierher citirt: Melilotus siliquis
longioribus acutis Tournef. sive M. procera siliquis longioribus
H. R. Bl. mit der Angabe: sa silique a pres de 3 lignes de longue,
eile est noire, ridee etc. Thouillier sagt noch: Habitat in silvis,
flores lutei. — Unzweifelhaft ist diese M. altissima die Bf. macro-
rhiza Koch; sie findet sich auch bei Loiseleur (Flora gallica
1S07) als Trifolium altissimum, und wird auch bereits von Gre-
nier (jedoch ungenau als M. altissima Lois.) und von Cosson
et Germain zu Melilotus macrorhiza Koch als Synonym citirt.
Eine vom Grafen C. Sternberg 1815 kultivirte 9Bt. altissima
Thouill.," die derselbe ohne Zweifel aus französischen Samen
gezogen, ist auch richtig diese Art. Mel. altissima Schult es
(Oeslerr. Fl. 1814) dagegen hat weisse Blülhen und wird von Steu-
del (Nomenklatur botau.) zu M. alba gezogen, doch wird auch
Thouillier unrichtig als Autor neben Schultes citirt. Eine M.
gigaittea Rucuel aus Ungarn in scheda, weicht auch ganz gewiss
eine M. alba ist, wird wohl dieselbe Pflanze sein , wie die von
Schultes (II. p. 346) angeführte ungarische. Selbst wenn ich nicht
nachgewiesen hätte, dass Trifolium macrorhizum W.Kit, zu Mel.
dentatus gehört, so ist doch dieses Trifolium erst 1802 und Meli-
lotus macrorhiza Pers. sogar erst 1807 publizirt worden; lolglich
hat Melilotus altissima Qo der altissimus~) Thouill. die Priorität in
jeder Hinsicht, und es ist nur zu wundern, dass z.B. Grenier
den deutschen Botanikern gegenüber die Priorität seines Lands-
mannes nicht wieder hergestellt hat. Zudem ist dieser Name recht
passend und hat vorlinne'sche Antiquität für sich.
54
Zu M. altissi/nus mag dann M. palustre S eh u lies als Varie-
tät gezahlt werden. Noch will ich bemerken, dass im Herbar des
Grafen Waldstein das Trifol. palustre nicht unter diesem Namen
vorliegt, sondern als „Trifolium Melüotus banatica Nova Spec. ex
Banatu.« Wahrscheinlich war diess die erste Benennung, die dann
bei der Edition des Werkes mit Trifol. palustre verlauscht wurde.
Prag, im November 1869.
Nachtrag zur Flora der Basaltformation in der Gegend
von Münchengrätz.
Von W. J. Sekera.
Nach Absendung meines Aufsatzes (Oesterr. botan. Zeilschr.
1869. S. 209), erinnerte ich mich einer Abhandlung des Hrn. v.
Frauenfeld in den Verhandl. d. k. k. z. b. G. 1868, pag. 158,
enthallend zoologische Miscellen, worüber ich damals den jetzigen
Nachtrag einsandte — jedoch et ging auf dem Postwege verloren.
Ich erwähnte des Trifolium montanum L. als wie eines vivi-
paren und finde in den genannten Miscellen diese Erscheinung als
von einer gallenarligen Missbildung abslammend. Selbe rührt von
der Gattung Apion her, (eines Rüsselkäfers J und zwar von A. fagi.
Ich fand von diesem monströsen Trifolium eine Unzahl von Ex. u.
nahm ihrer auch eine ziemliche Quantität mit. Diese Erscheinung
stimmt auch mit der Beschreibung in den Miscellen genau überein,
denn man findet in den Blülhenköpfen von T. montanum die ein-
zelnen Blülhen in grösserer oder geringerer Zahl verdickt, so dass
das ganze Köpfchen eine knollig verhärtete Masse darstellt, in
welches jede solche verdickte Blütlie die Kammer für den Bewoh-
ner, die Larve dieses Rüsslers bildete. Dieselben Larven fand v.
Frauenfeld auch in den Blüthenköpfen des T. pratense, jedoch
ohne Erzeugung einer Missbildung.
So kommen auch andere Arten der Galtung Apion als Miether
vor, z. B. Apion loti Kirby in den Früchten von Dorycnium her-
baceum Vi 11., Lotus corniculatus I*, ferner Apion Schmidtii Mil-
ler an den Blüthen des Astragalus austriacus L. , deren ich eine
Menge auf der Exkursion in der Gegend des Berges „Rip" (Georgi-
berg) an Rainen fand, jedoch eine Missbildung vielleicht übersehen
habe. Dann Ap. carduorum Kirby, in den Achseln der Zweige
von Carduus acanthoides L. und meiner Ansicht nach wohl auch
in dem Torus, wie es fast bei allen Blüthenköpfen des Dipsacus
silvestris Mi 11. im Herbste zu finden ist. Ob es dieselbe Art ist,
bleibt noch in Frage , eher könnte es ein Centorhynchus trima-
culata F. sein, — doch diesen fand v. Frauen leid in dem Wur-
zelhalse dieser Kratzdistel. Diese Larve aus dein Fruchtboden des
D. silcestris hat in manchen Gegenden einen grossen Werth als
Specificum gegen den hohlen Zahnsehmerz und es werden dazu die
Larven im Mandelöle aufbewahrt. Beim Anwenden zerdrückt man
zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger diese Larve, schmiert
sie in den hohlen Zahn und gleicherzeit drückt man den Zahn
sammt dem Zahnfleische ziemlich kräftig. Natürlich darf die lei-
dende Person die eklige Manipulation nicht sehen und der Ver-
fasser überzeugte sich selbst in vielen Fallen , wo diese Cur half.
So kommt in den Wurzeln von Centaurea paniculata L. und
bei Onopordon Acanthium L. der Apion Onopordi Kirby vor und
meiner Ansicht auch bei der häufigeren C. maculosa Lain. und
höchstwahrscheinlich auch bei C. Jacea, axillaris und Phrygia.
Die Samenglocken von Reseda lutea L. beherbergen nicht
selten den Urodon rufipes F., bei R. luteola kommt in den ßlü-
then U. suturalis F. vor.
Auf den nicht blühenden Stöcken von Saponaria officinalis L.
lebt Cassida margaritacea F., wo die Larve das Parenchym der
Blätter zur Nahrung hat.
Ebenso muss die Anomalie bei der Asperula galioides M. B.,
die unter dem T. montanum gefunden wurde , ebenfalls durch
irgend einen Miether verursacht worden sein.
Durch diese Beispiele ist es ersichtlich, dass Botaniker, denen
das tückische finanzielle oder anderweitige Geschick nicht erlaubt,
kostspielige oder weite Exkursionen zu machen, immerhin in jhrer
Gegend genug Stoff zu derlei physiokratischen Studien finden. Was
nützen einem Botaniker voluminöse , die ^immer überfüllende Her-
barien, die er nicht zeitweilig durchsehen kann, um sie vor Ver-
derben zu schützen. Man setze sich lieber eine Grenze vor und
gewiss wird man mehr Vergnügen an dieser kleineren Pflanzen-
monarchie finden.
Mün che ngrä t z, den 22. November 1869.
~x>*~
Botanische Erinnerungen an Mondsee.
Von G. C. Spreitzenhofer.
Gelegentlich einer kleinen Erholungsreise, die ich zu Ende
des Juli 1869 nach Oberösterreich machte, besuchte ich auch
Mondsee, besonders um Herrn Rudolf Hinterhub er, den Ver-
fasser des Prodromus von Salzburg persönlich kennen zu lernen.
Da ich Hrn. Hinter hu her zufällig, als ich ihn von Unterach
aus besuchen wollte, in Gesellschaft alldort fand, so machten wir
noch an demselben Tage Nachmittags vereint, die Tour von Un-
terach nach Mondsee. Auf diesem Wege beobachtete ich am Aus-
56
flusso des Sees bei Innersehwand eine Wasserpflanze, in der ich
Potamogelon gramimus zu erkennen glaubte. Die Hander des Sees
längs der Strasse von Innersehwand nach Mündsee sind mit Wei-
den und Erlen oft dicht besäumt, in deren Schatten Tausende von
Spiraea Ulmarid var. discolor a. concalor und Lythvum Salicaria L.
prangen, ferner Trifolium agrarium L. und Centaurea Scabiosa L.
Die seichten Seeufer bei Mondsee selbst, bergen an mehreren
Stellen z. B. schon am Ausgange der Lindenallee, sowie beim
Königsbade, desgleichen in der Richtung gegen Schärfing häufig
Nuphar luteum S m., sowie an mehreren Stellen Nymphaea alba L.,
'welche sogar in einem Abzugsgraben, der in den See in der Nähe
des Gasthauses: Kaltenbrunner Keller ausmündet, vorkommt, und
zwar in der Form var. ß. minor. Bei diesem Gaslhause sind die
Ufer sehr seicht, daher mit Rohr dicht bewachsen, die sie be-
grenzenden Wiesen mehr oder weniger nass, der Boden moorerdig.
Im Rohr daselbst massenhaft Ranunculus Lingua L., auf der Wiese
Ranunculus flamula var. reptans, ein kleiner Entwässerungsgraben
ganz ausgefüllt mit Blättern von Meng an thes trifoliala L. Auf einer
zweiten Wiese, deren Vegetation g"anz den Typus einer echten
Moorwiese trug, sammelte ich Eriophorum latifolium, Aspidium
Thelypteris. Epipactis palustris, Gentiana asclepiadea, Cirsium ole-
raceum. Salix reperts etc. Auf minder moorhältigen Wiesen am
Ausgange der Lindenallee rechts massenhaft Angelica sylvestris,
Polygonum Bistorta, Epilobium parviflorum Schreb. und roseum
S chreb. etc.
Auf den 26. und 27. wurde eine Partie auf die Schafberg-
gruppe von Herrn Hintern über angeregt, und auch glücklich in
grösserer Gesellschaft ausgeführt. Von Mondsee den 26. zeitlich
Früh aufbrechend, fuhren wir an der Drachenwand, dem klassischen
Standorte der Primula spectabilis Tratt. und des Thalictrum
saxatile S ch ei eh. vorüber, nach Scharfling, von dort begaben wir
uns zu Fuss durch eine imposante Bergschlucht nach Hüttenstein,
einem fürsll. Vrede'schen Schlosse; unweit dessen der tiefgrüne
Krölten-See liegt, in dem ich Nuphar luteum blühend sah.
Alsbald erreichten wir Winkl, eine Ortschaft am nord west-
lichen Ufer des Wolfgang-Sees, wo ein Kahn gemiethet wurde,
und fröhlich steuerten wir gegen Set. Wolfgang, ohne es zu ver-
säumen, bei der Falkenstein wand das herrliche Echo mit Rufen
und Büchsenschüss zu wecken. Nach der in Set. Wolfgang übli-
chen Besichtigung der Kirche und getroffener Verproviantirung ging
es aufwärts, jedoch in der dem gewöhnlichen Schafbergwege ent-
gegengesetzten Richtung, nämlich immer rechts ansteigend auf
die Sommer au er- und successive Vormaueralpe.
Die höher gelegenen Waldpartien hinter Set. Wolfgang ber-
gen in Menge Gentiana cruciata und germanica. In der Verfolgung
des Weges begann Carduus deßoratus schon seine Vorposten aus-
zusenden, und wurde immer häufiger je mehr wir uns der alpinen
57
Grenze näherten, so auch Crepis paludosa, Hieracium saxatile und
Belonica Alopecuros.
Die interessanteste Oertlichkeit, die wir an diesem Tage pas-
sirten, sind aber jene Abstürze, welche zwischen der Sommer-
aueralpe und der Vorniaueralpe liegen und zwar gegen Nord-
osten bereits in der Krummholzregion. Loose Felsblöcke mit
Krummföhren und alpinen Weiden überwachsen, bergen eine Fülle
von Pflanzen, die selbst einen Nichtbotaniker entzücken würden.
Alldort sammelte ich nebst mehreren früher schon angeführten
noch: Hieracium villosum, H. murorum, alpine Formen, H. saxatile,
Crepis paludosa Mönch., Crepis alpestris Tausch, Arabis alpina,
Saxifraga Aizoon, Draba aizoides, Epilobium alpestre, Campanula
Scheuchzeri, Daphne Mezereum, Salix myrsinites, reticulata, arbu-
scula, Rhododendron hirsutum, Aspidium Lonchitis, A. aculeatum,
Cystopteris fragilis, Selaginelfa spinulosa.
Auf dem alsbald erreichten Plateau der Vormaueralpe,
auf welchem mehrere Alpenhülten stehen, befinden sich mehrere
trichterförmige Gruben, dieselben sind regelmässig mit bäumchen-
arligen Exemplaren von Daphne Mezereum besetzt, sowie in deren
Spalten Blechnum Spicant und Aspidium rigidum wucherten, dage-
gen aber nur wenige Exemplare von Gentiana pannonica ihr küm-
merliches Dasein fristeten.
Als eine Eigenlhümlichkeit der Vormaueralpe muss ich er-
wähnen, dass ich all dort jenen Pflanzenschmuck, welcher für
unsere öslerr. Alpenwirthschaften so charakteristisch ist, gänzlich
vermisste, nämlich das oft massenhafte Auftreten von Aconiten,
Veratrum album, Rumex alpinus u. a., welche unsere Sennhütten
oft wie mit Vorgärten schon weithin umsäumen, und gewiss bei
plötzlich eingelretenem starken Nebel manchem Wanderer schon
die Anwesenheit des heissersehuten Zieles verkündeten.
Da bald nach unserer Ankunft in der Alpenhütte Kegenwelter ein-
trat, so mussten wir den Nachmittag auch d.aselbst zubringen. Nachts
schliefen wir auf dem Heuboden. Zeitlich früh schon durch der mürri-
schen Sennerin Schaffen und Walten aus unserer Ruhe geweckt, klet-
terten wir wieder von unserer erhabenen Schlafstelle, um nach ein-
genommenem Frühstücke alsogleich die nehellosen Momente be-
nützen zu können, welche uns nothwendig waren, um unser
ferneres Reiseziel bemerken zu können. Sueeessive heiterte sich
der ganze Horizont aus, der Attersee erglänzle bald hierauf wohl
noch theilweise in Wolken gehüllt, und fröhlich ging's in nordöst-
licher Richtung gegen das Schafberglhörl, welches wir auch bota-
nisirend in circa 2 Stunden erreichten. Der Weg dorthin birgt jene
klassische Stelle, wo Hieracium Hinterhuberi Schultz Bip. steht.
Leider war wohl der abnorm warme Frühling Schuld, dass wir
trotz eifrigstem Suchen kein blühendes Exemplar mehr finden
konnten. Von jenem Standorte aufwärts stets sich links immer am
Abstürze der Felsenwände haltend, gelangten wir den kralerförmigen
Mönchsee rechts in der Tiefe liegenlassend, zum Schafberglhörl
58
(5240'.) Diese Strecke bildete diesmal (27. Juli 1869) die loh-
nendste Ausbeute, ich sammelte alldort: Hieracium villosum, Aco-
nitum Lycoctonum, Achillea millefolium flore rosea, Carduus
Personata, Cirsium eriophorum (noch nicht aufgeblüht), Digitalis
ambigua, Aster alpinus, Crepis blattarioides massenhaft, Epipactis
rubiginosa, Heracleum austriacum etc.
Beim Schafbergthörl selbst, von wo man den tiefernsten
Mönchsee gegen Süden diesseits des Kammes aber den Grünn-
See gegen Nordwesten zu seinen Füssen liegen sieht, sam-
melte ich besonders und zwar auf der Seite gegen den Mönchsee
zu: Senecio Doronicum sehr häufig, jedoch meist schon verblüht,
ferner Gypsophila repens, Rhododendron hirsutum, auf der Seite
gegen den Grünn-See zu massenhaft Rhododendron Chamaecistus,
Saxifraga Aizoon, Dryas, octovetala Pyrola secunda, Selaginella
spinulosa, Achillea atrata u. m. A.
Vom Schafbergthörl wendeten wir uns abwärts stets rechts
haltend, den lieblichen Grünn-See in der Tiefe zu unserer Linken
liegen lassend, zur Kasperllei ten- Alp e, auf dem Weg dorthin
fand ich nebst Fruchtexemplaren von Anemone alpina und herrlich
blühendem Rhododendron hirsutum, auch und zwar gar nicht selten
Rhododendron intermedium.
Der Verlauf des weiteren Weges von der Kasperlalpe, bei
deren freundlichen Sennerin Mittagsmahl und Rast gehalten wurde,
und von wo aus eine herrliche Fernsicht auf den Aitersee sich
dem Auge darbietet, bot wenig botanisch Interessantes mehr ausser
Formen von Hieracium praealtum, welche ich am Wege durch die
Eisenau noch sammelte. Um circa 4 Uhr Nachmittags langten wir
wieder in Scharfling an.
Wien, 1. November 1869.
Literaturberichte.
Nitschke, Dr. Th., Pyrenomycets germanici. Zweite Liefe-
rung. Breslau. 1870. S. 161—320.
Die neueste im Jahre 1867 erschienene Lieferung ist in die-
ser Zeilschrift, 1867, S. 187, von mir angezeigt worden. Hier wird
die Gattung Valsa mit 71 Arten fortgesetzt und beschlossen, wor-
auf 64 Arten der neu aufgestellten von Valsa vorzüglich durch
mehrzellige Sporen (I. Lieferung, p. 110 im Conspectus generum
der Valseen) unterschiedenen Gattung Diaporthe folgen. Die erste
Lieferung brachte unter 128 Arten 26 neue, also 20, die zweite bringt
unter 135 Arten 61 neue, also 45! Perzent, ein Steigen um 19
Perzent, was dem Verfasser selbst bedenklich erscheint, indem er
bei Diaporthe bemerkt, dass die leichte Vergänglichkeit des Stro-
mas, verbunden mit der Beschränkung der meisten Arten auf
5«J
bestimmte Substrate für diese ein seltenes Vorkommen (bedingen,
welcher letzterer Umstand und das geringe Gewicht, das man
meist auf das Substrat legte, bei den sehr ungenügenden Beschrei-
bungen zu grosser Unsicherheit und zahlreichen Verwechslungen
in der Bestimmung bereits unterschiedener Spezies führte. Berück-
sichtige man diess, so wie dass ganze Formenreihen, wie sie z. B.
unter Sphaeria spiculosa verstanden zu werden pflegen, bei grosser
habitueller Aehnlichkeit ohne sorgfältige Untersuchung und Ver-
gleichung nicht auseinander zu halten seien, so werde man ihm
hoffentlich bezüglich seiner zahlreichen „neuen Arten" nicht mit
allzu grossem Misstrauen entgegen kommen.
Hohenbühel-Heufler.
„Die technisch verwendeten Gummiarten, Harze
und Balsame. Ein Beitrag zur wissenschaftlichen Be-
gründung der technischen Waarenkunde." Von Dr. Julius
Wiesner, a. o. Professor am k. k. polytechnischen Institute zu Wien.
Erlangen. Verlag von Ferdinand Enke VIII. und 205 Seiten.
Der Verfasser, weiteren Kreisen besonders durch seine „Ein-
leitung in die technische Mikroskopie" bereits rühmlich bekannt,
versucht in dem vorliegenden Buche die technisch verwendeten
Gummiarten, Harze und Balsame monographisch zu bearbeiten. Die
Wahl dieses Stoffes muss als eine äusserst glückliche bezeichnet
werden. Jeder mit der einschlägigen Literatur Vertraute wird die
Notwendigkeit einer kritischen Durchsichtung und Verarbeitung
der zahlreichen Arbeiten über diesen Gegenstand oft genug em-
pfunden haben. Die Schwierigkeiten waren allerdings nicht geringe,
schon deshalb, weil der Natur des Gegenstandes nach, der zu be-
handelnde Stoff gleichmässig vom Gesichtspunkte des Chemikers
und des Botanikers aus bewältigt werden musste. Dass dev Ver-
fasser sich des thäligen Beistandes von Hlasiwetz, aus dessen
Feder das vortrefflich geschriebene Kapitel „zur Chemie der Harze11
fioss, versicherte, ist unter diesen Umständen für den wissenschaft-
lichen Werth der Arbeit von hoher Bedeutung. Das Werkchen
zerfällt in 2 Abtheilungen oder wie sie der Verfasser nennt Ab-
handlungen , deren erste die technisch verwendeten Gummiarten
enthält, während die zweite sich eingehender mit den technisch
verwendeten Harzen und Balsamen beschäftigt. Die Darstellung ist
eine durchwegs klare, die Diagnosen der Droguen scharf präcisirt
und durch zahlreiche neue Untersuchungen, von denen wir als be-
sonders werthvoll die über die Harze hervorheben, erweitert. Das
reiche, wohl verarbeitete Detail verleiht dem Buche einen Werth,
das es dem Botaniker wie dem Techniker gleich unentbehrlich
macht. Wir wünschen ihm zahlreiche Freunde und dem thätigen
Herrn Verfasser Zeit und Mittel seine Untersuchungen auf diesem
Gebiete immer fruchtbringender gestalten zu können.
Dr. Ad. Weiss.
„Pflanzen-Tabellen zur leichten, schnellen und sicheren
Bestimmung der höheren Gewächse Nord- und Mitteldeutschlands,"
60
von Dr. A. B. Frank, Doeenten der Botanik an der Universität
Leipzig und Kustos des Universitätsherbariums daselbst. Leipzig
1869. Verlag- von Herrn. Weissbach.
Die bisherigen tabellarischen Uebersichten zur schnellen Be-
stimmung von Pflanzen litten an zwei Uebelständen, erstens setzte
deren Benützung eine bestimmte Summe von Kenntnissen der For-
men pflanzlicher Organe voraus, zweitens werden die unterschei-
denden Merkmale oft von Zustanden abgeleitet , in welchen die
Pflanzen nicht immer zur Verfügung stehen. Beide Uebelslände
vermeidet das eingangs erwähnte Werk , indem dasselbe als Ein-
leitung eine von instruktiven Abbildungen begleitete Beschreibung
der am häufigsten vorkommenden vegetativen und reproduktiven
Organe gibt, und wo es nur immer möglich ist, solche Unterschei-
dungszeichen hervorhebt, welche an blühenden Pflanzen wahrzu-
nehmen sind. Für jene, und solcher Personen gibt es nicht wenige,
welche es interessirl, die am häufigsten vorkommenden namentlich
wilden oder im Grossen kultivirten Pflanzen kennen zu lernen,
aber die Mühe scheuen, welche ein sistematisch.es Studium der Bo-
tanik verlangt, wird das Werk eine höchst erwünschte Erscheinung
sein. Die praktische Einrichtung und das bequeme Format macht
es auch für Fortgeschrittene verwendbar. Allen werden die Tabellen
willkommen sein, welche die Bestimmung der deutschen Holz-
gewächse nach dem Laube und im winterlichen Zustande ermögli-
chen. Die äussere Ausstattung ist eine sehr gefällige. Bartsch.
Correspondenz.
Wien, den 7. Jänner 1870.
Es dürfte für die Wiener Botaniker interessant sein, zu er-
fahren, dass im Bereiche der Flora von Niederösterreich — im Sinne
der Flora v. Niederöst. v. Dr. A. Neil reich — Galium rubioides L.
vorkomme. Ich fand diese Pflanze im Juni 1868 hart am linken
Ufer der March bei Magyarfalva auf Sumpfwiesen. Dieser Stand-
ort dürfte um so erklärlicher sein, als die Pflanze bereits im be-
nachbarten Ungarn (bei Pressburg) beobachtet worden ist.
Julius Glowacki.
Triest, den 10. Jänner 1870.
Nachdem ich mich seit einigen Jahren im österreichischen
Küslenlande befinde, und in den verschiedenen Orten meines
Aufenthaltes reichliche Gelegenheit zur Sammlung von Meeres-
und Süsswasser-Algen, mit deren Studium ich mich vorzugsweise
befasse, hatte, beabsichtige ich einen Theil meiner Sammlungen
auszugeben , falls sich eine zur Deckung der Kosten hinreichende
lil
Anzahl von Abnehmern lande. Die Sammlung würde ans gewähl-
ten, instruktiven und wohlpräparirten Exemplaren bestehen, halb-
odcr centurienweise , um den Preis von 8 fl. ö. W. die Centurie
ausgegeben werden, und vor der Hand etwa 200 bis 500 Arten
umfassen, bei entsprechendem Fortgange aber grössere Ausdeh-
nung erhalten. Diessfällige Anträge der Herren Liebhaber wollen
an mich gerichtet und zugleich angezeigt werden, ob die Einsicht
des Calalogs der bereits vorräthigen Arten gewünscht wird.
Ferdinand Hauk, k. k. Telegraphist.
Sz. Gothardt, den 12. Jänner 1870.
Ich beabsichtige im März d. J. in das unterste Donauthal des
Banates zu reisen, mich abwechselnd in Svinicza und Plavische-
vitza festzusetzen und von da aus. durch 4 bis 5 Monate hindurch,
die ganze Gegend bis über die Herkulesbäder hinüber so genau
als möglich zu durchforschen. Um auch andere Botaniker an mei-
ner Ausbeute Theil nehmen zu lassen und mir in Etwas die nicht
unbedeutenden Kosten zu erleichtern, wäre ich geneigt, Subscrip-
tionen bis auf 30 Halbcenturien ä 5 fl. ö. W. anzunehmen. In die-
sem Falle bitte ich etwaige Wünsche an mich (Szent Gothard bei
Szamos-Ujvar. Post Czegs in Siebenbürgen) zu richten. Sollten sich
der Reise unüberwindliche Hindernisse entgegenstellen , so werde
ich es in dieser Zeitschrift mittheilen. Victor v. Janka.
Fersonalnotizen.
— Dr. J. Milde in Breslau ist zum Professor ernannt
worden.
— Dr. L. Dippel hat die Professur für Botanik an der poly-
technischen Schule in Darmstadt übernommen.
— Dr. A. Fischer v. Wald heim ist rum Professor für
Pflanzen-Anatomie und -Physiologie an der Universität Warschau
ernannt worden-
— Dr. E. P fitz er hat die Stelle eines Assistenten an dem
botan. Institute zu Bonn erhalten.
— Borodin ist zum Professor der Botanik am landwirthschaftl.
Institute zu Petersburg ernannt worden.
— Dr. Georg Holzner wurde zum Professor der Natur-
geschichte und Pflanzenphysiologie an der landwirth. Centralschule
zu Weihenstephan ernannt.
— Jos. Ha ekel, ehemaliger Professor der Oekonomie, ist am
20. November v. J. in dem hohen Alter von 87 Jahren zu Leit-
meritz gestorben. Bereits im J. 1809 war er Mitarbeiter an Pohl's
Tenlamen Florae Bohemiae.
— J. Juratzka erhielt von der k. Akademie der Wissen-
schaffen eine Subvention von 300 Gulden zur bryologischen Durch-
forschung" von Niederösterreich.
fi2
Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— In einer Sitzung der Schlesischen Gesellschaft für
vaterländische Cultur am 18. November 1869 hielt Stabs-
arzt Dr. Schröter einen Vortrag über Synchytrien. Die Syn-
chytrien gehören zu den einfachsten Schmarotzern auf lebenden
Pflanzen. Es waren bisher sechs Synchytrien bekannt , welche
sämmtlich in Schlesien aufgefunden worden sind. Das häufigste ist
Synchytrium Anemones Wor., es kommt auf Anemone nemorosa L.,
aber auch auf A. ranunculoides L. vor, und bildet kleine Höckerchen,
die dunkelviolett gefärbt erscheinen. Auf A. nemorosa, in Wäldern
um Breslau auf A. ranunculoides bei Liegnitz. Synck. Mercurialis
Fuck. bildet auf Mercurialis perennis L. becherförmige Wärzchen,
reichlicher weissliche, später braun werdende Krusten. Im Fürsten-
steiner Grunde, auf dem Rummelsberge bei Strehlen, und auf einem
kleinen Beete im Breslauer botanischen Garten. Synch. Taraxaci
De By et Wor. Wald zwischen Kollwilz und Tscliechnilz, und im
Schosnitzer Wäldchen bei Canlh auf Taraxacum officinale Wigg.
bildet kleine orangerothe Wärzchen. Synch. Succisae De By et
Wor. bildet auf Succisa pratensis Mnch. grosse cylindrische Wärz-
chen, von goldgelber Farbe, so lange der Parasit noch unreif ist,
später braun. In der Nähe von Breslau bei Arnoldsmühle. Synch.
Stellariae Fuck. erscheint als goldgelbe, im reifen Zustand als
braune Auftreibung auf Stellaria media Wahl. In der Nähe von
Liegnitz. Das zuletzt bekannt gewordene Synchytrium ist von Prof.
J. Kuehn in Schlesien selbst äiif Myosotis stricta entdeckt worden.
Vortragender hat es auf dieser Pflanze noch nicht gefunden , da-
gegen glaubt er ein Synchytrium, welches auf Lithospermum arvense
rothgelbe, später braune Krusten bildet, mit dem Kuehn'schen S.
Myosotidis vereinigen zu müssen. Ausser diesen 6 schon früher
bekannten Species linden sich in der Nähe von Breslau noch 4
andere Arten, welch bisher nicht bekannt gewesen. Sehr häufig
findet sich ein solches auf Gagea pratensis und G. lutea als kleine
gelbe Punkte. In allen Wäldern um Breslau auf G. lutea, auf G.
pratensis im botanischen Garten, Es soll als S. laetum n. sp. auf-
geführt werden. Synch. globosum n. sp. fand Vortragender an eini-
gen Viola-Arien auf einer feuchten Wiese hinter dem Scheitniger
Parke. Es bildet halbkugelige Wärzchen , in welchen die in der
Jugend weissen Kugeln des Parasiten liegen. Auf Adoxa Moschatellina
lebt Synch. anomalum n. sp., in der Jugend weiss, bei Skarsine, bei
Canth und Sibyllenort und bei Liegnitz gefunden. Endlich Synch.
aureum n. sp. findet sich auf Lysimachia Nummularia, Cardamine
pratensis und Prunella vulgaris, bei Arnoldsmühle auf den Wiesen
an der Ohle, hinter der Margarethenwiese und bei Carlowitz. — Der Se-
kretär Prof. Dr. Ferdinand Colin hielt einen Vortrag über Pilzepi-
demien bei den Insekten. Während bei den höheren Thieren,
und insbesondere bei Menschen , Pilze bis jetzt nur als Erreger
von Hautkrankheiten mit Sicherheit erkannt, als Ursachen innerer,
63
insbesondere contagiöser Erkrankungen aber wohl vermuthet , je-
doch nicht nachgewiesen sind, entwickeln sich im Blut der anderen
Thiere, insbesondern der Insekten , Pilze , welche bei denselben
tödtliche Krankheiten, meist Epidemien, erzeugen. Schon seit dem
17. Jahrhundert hat man aus dem Körper von Insekten Pilze her-
vorwachsen sehen, i/3 bis 6 Linien lang, meist schön gelb, walz-
lich, an der Spitze oft kolben- oder keulenförmig verdickt oder
verzweigt; an diesen Spitzen sitzen die warzenähnlichen Früchte
des Pilzes, in deren Innern sich haardünne lange Sporen, meist zu
8 in einem engen Schlauche eingeschlossen , entwickeln. Diese
Insecten bewohnenden Pilze wurden von Leveille und Tulasne
als Torrubia, von Fries als Cordiceps bezeichnet. Dass die Cor-
dycepspilze, und insbesondere ihre Vorläufer, die Isarien, Epide-
mien bei Insekten veranlassen, ist seit 1866 durch Bai], Hartig
und De B a r y bei den Kiefereulen und Kieferspinnern nach-
gewiesen, welche in den Forsten Norddeutschlands oft verheerend
auftreten. Nach einigen Angaben sterben 50—80 pCt. dieser Rau-
pen an der Isarienkrankheit. Seit längerer Zeit wurden die Seiden-
raupen in Südeuropa von einer Krankheit befallen, in deren Folge
die Seidenernte in ganzen Provinzen zu Grunde ging; die abge-
storbenen Raupen verwandelten sich in starre , harte Mumien und
bedeckten sich an der Oberfläche mit weissem , staubigem Schim-
mel, während das Innere mit trockenem weissen Pilzgewebe ausge-
stopft war. Dieser Pilz ist seit 1835 unter dem Namen Botrytis
Bassiana bekannt; die Krankheit selbst ist seit länger als 10 Jah-
ren in den Seidenkulturen völlig verschwunden , dagegen in den
letzten Jahren als ausserordentlich verbreitet unter den Kiefer-
raupen erkannt worden. In eine andere Abtheilung des Pilzreichs
gehört dagegen die Galtung Empusa, welche das epidemische Abster-
ben der Stubenfliegen im Herbste veranlasst. Empusa entwickelt sich
auch in anderen Insekten; Bail fand, dass Empusa 1867 und 1868 ein
epidemisches Abslerben der den Kielerwäldern so gefährlichen
Forleule veranlasste; ich selbst habe die in diesem Frühjahre auf
den Feldern ausserordentlich verbreitete Zwergcicade (Jassus sex-
notatus) einer epidemischen Empusakrankheit unterliegen sehen.
Im September dieses Jahres richteten die Raupen der Ackersaat-
eule Agrotis segetum in den Rapsfeldern und der jungen Winter-
saat Schlesiens ausserordentliche Verheerungen an; in diesen
Raupen beobachtete ich eine neue Pilzkrankheit, welche dieselben
in ihrem Winterlager in der Erde hinwegrafft. Die Raupen werden
äusserst träge, bewegungslos, ihre Farbe ändert sich von graugelb
in matt schwarz , während der Kopf und andere hornige Theile
glänzend schwarz werden. Nach dem Tode wird die Raupe erst
weich, endlich austrocknend und einschrumpfend , schliesslich in
eine schwarze, steinharte brüchige Mumie verwandelt. Der ganze
Körper ist mit einer schwarzen zunderartigen Pilzmasse ausge-
füllt, die unter dem Mikroskop fast nur aus sehr grossen kugel-
förmigen Sporen beslehl, während die Pilzfäden zeitig zu Grunde
64
gehen. Ich habe den Pilz als Tarichium sphaerospermum. die
Krankheit als schwarze Muscardin e bezeichnet. Als erstes
Stadium der Krankheit zeigt sich eine Schwarzfärbung des Blutes
mit Auftreten von Krystallen und zahlreichen kugeligen, frei um-
herschvvimmenden Pilzzellen in demselben. Diese Pilzzellen ent-
stehen so, dass die auf eine noch nicht erforschte Weise in's
Innere der erkrankenden Raupen eingedrungenen Fäden des Pilzes
sich durch Quertheilung >n zahlreiche Glieder oder Gonidien theilen,
welche anschwellend, sich von einander lösen und durch das Blut
in der ganzen Körperhöhle vertheilen (Oidiumzustand, analog dem
Wassermycel oder der Kugelhefe von Mucor~). Kurz vor dem Tode
wachsen diese Gonidien in schlauchartige, rechtwinkelig sich ver-
zweigende, im Ganzen aber nur wenig verästelte, einzellige oder
wenig gegliederte Pilze aus, an denen die schwarzen Sporen seit-
lich hervorsprossen; diese sind Dauersporen, mit derber doppelter
Haut versehen, und haben noch nicht gekeimt; dagegen bedecken
sich in feuchter Luft die todten Erdraupen mit einer mehlartigen
Isaria, die jedoch an der Krankheit kein Theil hat. Eine ausführ-
liche Darstellung dieser interessanten Verhüllnisse soll anderswo
gegeben werden.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingetroffen: von Herrn Jaeggi, mit Pflanzen aus der
Schweiz. — Von Herrn R. v. Tom masini, mit Pfl. aus Istrien. — Von Herrn
Kristoff, mit Pfl. aus Niederösterreich. '
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Krenberger, Joad,
Churhill, Bausch, Tr'autman, Grafenstein, Andorfer, Minicnn er.
Correspon^lenz ?Ier Redaktion.
Herrn H. in St.: „Sie können frühere Jahrgänge der hotan. Zeitschrift
im Tausche gegen Pflanzen erhalten, nur wollen Sie dann ein Verzeichniss
ihrer Doubletten einsenden." — Herrn F. in B.: „Erhalten demnächst die ge-
wünschten Pflanzen."
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Kedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Sbofitz. — Verlag von C. G-evold's Sohn.
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Botanische Zeitschrift
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XX. Jahrgang. W«. März 1870.
INHALT: Aecidium von Uromyces Cacaliae. Von Hohenbiihel. — Vegetations-Verhältnisse'
Von Dr. Kerner. — Trigonella monspeliaca. Von Mayer. — Zur Flora von lstrien. Von Pri-
choda. — Nussschwamrn als Farbepflanze. Von Hazslinszky. — Aus dem ßanate. Von Sonklar.
Literaturberichte. Von Hohen bii bel-Heufler. — 2,'t Jahresbericht des botan. Tauschvereins. —
Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Sammlungen. — Literarisches. — Bota-
nischer Taushcverein.— [Berichtigung zu Dr. Kerne r's Beschreibungen neuer Pflauzenarten. — Inserate
Die Entdeckung des Aecidiums von Uromy-
ces Cacaliae Ung.
Mitgetheilt vom Freiherrn von Hohenbühel-Heufler.
Endlich haben wir in Niederösterreich auf dem Lande einen
Mykologen, dessen Verhältnisse es gestatten, das ganze Jahr hin-
durch die Pilze seiner Gegend zu beobachten. Es ist der in Krems
lebende Freiherr von Thümen, der mir kürzlich eine Auswahl
der von ihm gesammelten Pilze geschickt hat , welche mehrere
neue Beitrüge zur Flora Niederösterreichs und selbst Oesterreiohs,
ja, soviel mir bekannt, auch einen neuen Beitrag zur Pilzkunde
überhaupt erhalten. Es war nämlich meines Wissens bisher der
Aecidium- Status von Uromyces CacaliaeUnger EinfL d. Bod. 216,
noch nicht beobachtet worden.
Die Kenntniss der verschiedenen Generationen dieses Pilzes
in Oesterreich ist nun folgende:
Oesterr. botan. Zeitschrift. Heft. 3 1870. 5
60
Uromyces Cacaliae Unger 1. c.
1. Aecidium - Generation (Sporen und Spermogonien). Aeci-
dium Cacaliae Thüm. in sched. *)
Nie der öst er ei ch am Oetscher auf Adenostyles albifrons
Thümen.
2. C/rerfo-Generation (Stylosporen). Uredo Cacaliae Unger
Exanlh. 109, wobei ich bemerke, dass Unger dazu Uredo Caca-
liae Schm. et Kze. zitirt. Ich finde aber nur eine Uredo Caca-
liae suaveolentis Schm. et Kunze Cr. exs. Nr. 93 2) und muss
es dahin gestellt sein lassen, ob diese Uredo wirklich hieher ge-
höre. — Coleosporium Compositarum L e v. forma Adenostylis
Kalchbrenner in den vaterl. Mitth. Ungar. Akad. III. 314.
Tirol. Bei Innsbruck in der Krane witter Klamm auf Adeno-
styles albifrons, 20. Juni 1839! Auf den gleichen Blättern am Fall-
bache im Gnadenwalde b. Hall, 18. Aug. 1860! Auf der Pfandler-
alm am Hinlerkaiser auf Blättern von Adenost. alpina, Aug. 1860!
Um Kitzbühel auf der Unterseite der Blätter von Adenost. alpina
häufig. Unger Exanth. 109 und Einfl. d. Bod. 216. Auf Adeno-
styles-BVMem bei Ciapit auf der Seiseralpe. Hausmann! Auf
Adenost. alpina beim Bade Razzes. Hausmann! Auf den glei-
chen Blättern am Praxer See in der Lokalität Ritzerstall 5800'
hoch. Hausmann!
Niederösterreich. Voralpen am Schneeberg und eben-
dort bei der Baumgartnerschwaige auf Adenostyles albifrons.
28. Juli 1857!
Ungarn. Auf Adenostyl. -Blättern. Karpathen. Hazslinszky
z.-b. G. 1864. 178. In der Zips. Auf dem gleichen Wirlhe. Kalch-
brenner vaterl. Mitth. ung. Akad. III. 314.
3. Uromyces-Generntion (Teleutosporen). Uromyces Cacaliae
Ung. Einfl. d. Bod. 216. Uredo Cacaliae De Cand. in Encycl.
meth. Botan. VIII. 223. — Puccinia Cacaliae De C. in Lamark und
De C. Syn. fl. gall. Nr. 603.
Tirol. Auf den Blättern von Adenost. albifrons in der Kra-
newitter Klamm! Auf den Zirler Bergmähdern. 20. Juni 1839!
Selten auf Adenost. alpina am Kitzbühler Hörn. Unger Einfl. d.
Bod. 216.
Salzburg. Storch Skizzen I. 102.
Niederösler reich. Auf den Blättern von Adenost. alpina.
*) Im Doublettenverzeichnisse des Leipziger botanischen Tauschvereines
für das Jahr 1870, S. 3, kömmt, ohne Beisetzung eines Autors und Funcllan-
des , ebenfalls Aecidium Cacaliae vor. Nach einer brieflichen Mittheilung
Thümen's hat jedoch dieser selbst Aecidium Cacaliae dem Leipziger Tausch-
vereine (Auerswald) für das Jahr 1870 angeboten. Es ist also mit gutem
Grunde anzunehmen, dass Aecidium Cacaliae im genannten Kataloge nur von
der genannten Quelle stamme.
*) Teste Link im VVilld. Sp. pl. VI. 2. p. 18. Die Ziffer 93 ist aber
ein Druckfehler, denn diese Nummer enthält Puccinia Artemisiarum.
67
Voralpen des Schneeberges. Wel witsch laut Niessl. z.-b. Ver.
1857. 544.
Schlesien. Auf den Blättern von Adenost. albifrons. Im Ge-
senke auf der Bründelhaide , dem Köpernik und den Hockschar
Niessl Br. Verh. III. 114.
Ungarn. Auf lebenden Blättern von Adenostyles. Auf der
Tatra. Hazslinszky z.-b. G. 18(i4. 175 unter dem Namen Uro-
mijces Phyteumatum. Ebendort häufig auf dem gleichen Wirthe.
Kalchbrenner vaterl. Mitth. Ung. Akad. III. 306.
Siebenbürgen. Auf Adenost. albifrons. Auf dem Kelemen-
havas. Sieb. Verh. VIII. 232.
Uredo tremellosa var. Cacaliae, welche Opiz in Böhmen an-
gibt (Bhm. ph. u. kr. Gew. 147) ist wahrscheinlich der nämliche
Pilz, welchen Opiz für Böhmen im Seznam. 154 als Uredo Caca-
liae ß. Cacaliae hastaefoliae Op. erwähnt. Die allfällige specifische
Identität der Uredo auf Cacalia hastaefolia mit dem Uromyces
Cacaliae, von dem hier die Rede ist, kann jedoch ohne nähere
Untersuchung nicht angenommen werden.
Unter den von Thümen erhaltenen Pilzen sind neu für ganz
Oesterreich: Leptosphaeria perpusilla Awd. von Krems an dürren
Stengeln von Typha latifolia und Peziza mollissima Lasch, (non
Saut.) vom Oetscher auf trockenen Stengeln von Adenost. alpin a.
Neu für Niederösterreich sind Peziza sulfurea Pers. von dünnen
Umbelliferenstengeln, Senftenberg unweit Krems, Phacidium mi-
nutissimum Awd. von Eichenblättern, Förthofer Graben bei Krems,
Aecidium Verbasci Ces. et De Not. vom Alaunthal bei Krems,
Podocystis Andropogonis Ces., Rehberg bei Krems, Uromyces
Muscari Lew, Hollenburg bei Krems. Hiebei sind noch mehrere
Arten, welche zu nicht autonomen Gattungen gehören und blosse
Stylosporenformen anderer Pilze sind, übergangen worden.
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
XXX.
652. Seduni album L. — Auf Felsen, Mauern, trockenen
Sandhüoeln. Im mittelung-. Berglande auf dem Tarkö bei Szilväs,
auf dem Nagyszäl bei Waitzen, in der Magustagruppe bei Gross
Maros, in der Pilisgruppe bei Gran, Visegräd und Set. Andrae, auf
dem Kishegy, Ketägohegy und Piliserberg, auf dem Hohenstein bei
P. Csaba, im Leopoldifelde und Auwinkel, auf dem kleinen Schwa-
5 *
68
benberg und Blocksberg bei Ofen. Nach Feichtinger auf Sand-
bügeln bei Csenke an der Granmündung und nach Kanitz auch auf
der Kecskemeter Landhöhe bei Nagy Koros „in locis deserlis salsis
sterilissiniis hinc inde rare." Wird von Steif ek auch am Körösufer
bei Grosswardein angegeben. Von mir im Bereiche des Bihariageb.
nicht beobachtet. — Trachyt, Kalk, Dolomit, diluv. Sand. 95 bis
750 Met.
653. Sedum acre L. — Auf sonnigen trockenen Felsen, Sand-
hügeln, Mauern, im Gebiete sehr häufig. Im mittelung. Bergl. auf
dem Särhegy in der Matra, auf dem Nagyszäl bei Waitzen, in
der Magustagruppe, aufdem Spilzkopf bei Gross Maros, in der
Pilisgruppe auf dem Kishegy und Kötägohegy, bei Gran, Visegräd,
Set. Andrae und Ofen. Auf der Kecskem. Landh. bei P. Csörög,
Palola, Pest, Soroksar, Alberti, Monor, Pilis, Nagy Koros. Im
Bihariageb. bei Grosswardein am Köbänyaberg bei Felixbad, am
Bontoskö bei Petrani und bei der Ruine Desna. — Trachyt, Kalk,
tert. und diluv. Sand. Mit Vorliebe auf sandigem Boden und nir-
gends häufiger als auf den grasigen, vorherrschend mit Pollinia
bestockten Sandhügeln und Sandflächen auf der Kecskemeter Land-
höhe. Nach Kanitz auch auf salzigem Erdreich. Die obere Grenze
fällt im mittelung. Bergl. auf 630 Met., im Bihariageb. bleibt die
Pflanze vergleichsweise sehr zurück und überschreitet dort nirgends
die Seehöhe von 300 Met,
654. Sedum sexangulare L. — An gleichen Standorten wie
die vorhergehende Art. Im mittelung. Bergl. auf dem Kis Eged bei
Erlau, in der Matra bei Gyöngyös, in der Pilisgruppe bei Visegräd
und P. Csaba, auf dem Kishegy, im Wolf'sthale und auf dem Schwa-
benberg bei Ofen. Auf der Kecskem. Landh. bei R. Palota, Pest,
Pilis. Im Bihariageb. auf dem Köbänyaberg bei Felixbad, am Bon-
toskö bei Petrani, zwischen Vasköh und Colesci, bei der Ruine
Desna und auf dem Trachyttufffelsen bei Chisindia nächst Buleni
und im Valea Liesa bei Halmadiu. — Trachyt, Kalk, diluv. Sand.
95—560 Met,
655. Sedum Hillebrandtii Fenzl. — Auf Sandhügeln und
Sandfläclien. Auf der Kecskemeter Landh. bei R. Palota, bei Pest
zumal bei dem alten Pester Friedhofe und in der Umgebung des
Stadtwäldchens, am häufigsten unterhalb Pest zwischen der Gubacs-
Csarda, Soroksar und Steinbruch; dann auf der Csepelinsel und
auf Sandhügeln bei P. Sällosär nächst Tatar, Szt. Gyürgy und auf
der Puszta Peszer nächst Also Dabas. Nach Hillebrandt im Sande
bei Keer im Tolnaer Comitate. — Diluv. Sand. 90—130 Met.
656. Sempervivum assimile Schott. — An felsigen Bergab-
hängen. Im mittelung. Bergl. an Kalkfelsen, auf dem Tarkö bei
Szilväs, in der Magustagruppe bei Gross Maros; in der Pilisgruppe
häufig in Gesellschaft des Semp. hirtum an den steil gegen die
Donau abfallenden Trachylfelsen bei Visegräd. Im Bihariageb. auf
dem Bontoskö bei Petrani nächst Belenyes; in der Plesiugruppe
auf den Traekytfelsen bei der Ruine Desna; im Thale der weissen
69
Koros im Valea Liesa nächst Halmadia und am Rande des Batrina-
plateaus auf den östlichen Abstürzen der Pietra muncelului. —
Trachyt, Kalk. 160—1265 Met. (Die Blatter der im Bihariagebirge
wachsenden Pflanze sind ähnlich jenen der Banater Pflanze schwä-
cher, jene aus dein mittelung. Berglande dichter behaart.. Das
Sempervivum, welches Kitaibel in seinem Itinerar der Arvaer
Reise als „S. montanum* aufführt und von dem er a. a. 0. sagt
„Rupes supra N. Maros tegit", ist zuverlässig- nicht S. montanum L.,
sondern das von mir bei dem genannten Orte aufgefundene S.
assimile Schott. — Kitaibel liess sich offenbar durch die
flaumhaarigen Blätler verleiten, diese Pflanze für S. montanum zu
nehmen. Diese Annahme wird noch dadurch bestätiget, dass er in
den Add. 167 bei S. tectorum sagt, „in Szitnia rnonte, sed forsilan
S. montanum" , also auch dort im Zweifel war, ob er die gefun-
dene Pflanze für das dem S. assimile habituell sehr ähnliche S.
tectorum L. oder der behaarten Blätter wegen für S. montanum L.
hallen sollte.)
657. Sempervivum tectorum L. — Auf den Dächern der Häu-
ser und auf Mauern allenthalben gepflanzt. In der Tiefebene wie
z. B. in Szolnok an der Theiss und in Farmos im Tapiothale, wo
Steinmauern vollständig fehlen, sah ich die Pflanze auch auf Stroh-
dächern! — Wird von Sadler im Gebiete der Pest-Ofener Flora,
von Grundl auf dem Piliserberg und von Steffek auf dem Berge
Somlyö bei Bischofsbad nächst Grosswardein auch als wildwachsend
aufgeführt. Auf einer im Jahre 1856 in die Stuhlweissenburger
Gegend ausgeführten Exkursion notirte ich gleichfalls ein wild-
wachsendes „Semperv. tectorum^ als häufig auf einem der Quar-
zitporphyrhügel nördlich von Stuhlweissenburg. Da ich aber ver-
säumte, von diesem Standorte Exemplare einzulegen und mir auch
von den Gründlichen und S teffek'schen Standorten keine Exem-
plare vorliegen, so wage ich es nicht mit Bestimmtheit mich über
die dort wachsenden Semperviven auszusprechen, halte es aber für
höchst wahrscheinlich, dass sie sämmtlich zu dem in Ung.irn weit
verbreiteten S. assimile Schott und nicht zu dem echten von mir
bisher nur in den Centralalpen und Südalpen namentlich im Oetz-
thale auf Schiefer und an den steilen Abfällen des Nanos in Krain
auf Kalk wildwachsend gefundenen Sempervivum tectorum L. gehören.
658. Sempervivum hirtum L. — Auf den Kuppen und Gehän-
gen felsiger Berge. Im mittelung. Bergl. auf dem Nagyszäl bei
Waitzen, in der Magustagruppe bei Gross Maros, in der Pilisgruppe
auf dem Visegräder Schlossberg und Kalvarienberg, bei Gran und
am Höllenstein bei P. Csaba, am Kishegy und Piliserberg, im Au-
winkel und Leopoldifeld, auf dem Adlersberg und Blocksberg bei
Ofen. In der Vertesgruppe bei Gant. — Trachyt, Kalk, Dolomit.
150 — 755 Met. (Die Flächen der Stengelblätter sind an der Pflanze
des mittelung. Berglandes in der Regel nur sehr spärlich behaart
und mitunter fast ganz kahl.)
70
659. Sempervivum soboliferum Sims. — Von Vrabelyi im
mitlelung. Berglande auf dem Tarkö bei Szilvas gesammelt und
mir von dort lebend übersendet. Sonst im Gebiete bisher nicht
beobachtet. Jenseits der Nordgrenze unseres Florengebietes aber
in Oberungarn ziemlich verbreitet.
660. Saxifraga Aizoon Jacq. — Auf den Gesimsen und
Terrassen felsiger Abstürze. Im mitlelung. Bergl. in der Matra auf
dem Saskö. Ausserhalb der Grenze unseres Gebietes auf der Kuppe
des Szitna bei Schemnitz von Emil Keller aufgefunden und mir
von dorther mitgetheilt. — Trachyt. 800—1000 Met.
661. Saxifraga recta Lap. — An gleichen Standorten wie
die vorhergehende Art. Im Bihariagebirge auf dem Batrinaplateau
an der Pietra Boghi, Pietra Pulsului, Mogura seca, Pietra Galbina
und Pietra Muncelului. In der Vulcangruppe auf dein Suprapietra
poienile bei Vidra und auf dem Vulcan bei Abrudbänya. — Kalk.
520 — 1300 Met. (Die von Janka auf dem Vulcan gefundene und
in der Oest. bot. Zeilschr. 1869 S. 252 erwähnte Saxifraga ist nach
den mir mitgetheilten Exemplaren Saxif. recta Lap. Desgleichen
gehört die von Rochel auf den Kalkbergen des Trentschiner Com.
gesammelte und unter dem Namen Sax. longifolia ß. Slernberg
versendete, so wie die auf dem Choc vorkommende Saxifraga, von
welcher Haszlinsky bemerkt, dass sie eine Uebergangsform von
S. Aizoon Jacq. zu S.elatior M. K. bilde, zu S. recta Lap. Aller
Wahrscheinlichkeit nach ist auch die von Baum garten auf der
Pietra arsze , einem im Bereiche der östlichen Ausläufer des Bi-
hariagebirges liegenden in Betreff seiner Flora mit den übrigen
Kuppen des Balrinaplateaus übereinstimmenden Kalkberges angege-
bene Saxifraga longifolia Host (S. elatior M. K.) hieher zu ziehen,
662. Saxifraga Clusii Gouan. — In den Rinnsalen kalter
Bächlein, stellenweise in grossen mächtigen Rasen die Ursprünge
der Quellen überwuchernd. Im Bihariagebirge iin Rezbänyaerzuge
am südl. Abfalle des Vervul Biharii , ober der Stäna Scevea, am
Sattel La Jocu und im Valea cepilor unter der Kuppe der Cucur-
beta. — Schiefer 1330—1770 Met.
663. Saxifraga cuneifolia L. — An beschatteten Felswänden
und auf moosigen Baumstrünken und Baumwurzeln. Im Bihariageb.
nicht selten. Im Rezbänyaerzuge auf der Margine; am Rande des
Batrinaplateaus, auf der Scirbina und Pietra muncelului, häufig im
Valea seca und an der Vereinigung des Galbina- und Pulsathales
hinler Petrosa; in der Vulcangruppe auf dein Suprapietra poienile
bei Vidra. — Schiefer, Kalk. 630—1330 Met.
664. Saxifraga controversa Sternbg. — Auf felsigen Berg-
kuppen und auf den Terrassen felsiger Abstürze. Im Bihariageb. auf
dem Batrinaplateau an der Pietra Batrina und auf der Varasoea, an
den Abfällen der Pietra Boghi gegen Valea pulsului und in der
Schlucht unter der Stäna Oncesa. — Im Gebiete nur auf Kalk be-
obachtet. 660—1575 Met. Ausserhalb unseres Gebietes aber in
71
Ungarn auch auf Sehicferboden, wie z. B. auf der Petrosa in der
Marmaros.
665. Saxifraga tridaotylites L. — Mit anderen annuellen
kleinen Pflanzen auf sandigen und felsigen Platzen. Im mittelung.
ßergl. auf dem Kis Eged bei Erlau, auf dem Nagyszäl beiWaitzen;
in der Pilisgruppe auf dem Piliserberge und auf der Slanitzka bei
P. Csaba, bei dem Leopoldifelde, am Johannisberge und auf dem
Blocksberge bei Ofen, auf der grossen Heide ober Teteny. Auf
Sandboden bei Csenke und auf der Kecskemeter Landh. bei R.
Palota, Pest und Soroksar. Am Rande des Bihariageb. am Köbä-
nyaberg bei Grosswardein. — Kalk, tert. und diluv. Sandboden.
95—700 Met.
666. Saxifraga rotundifolia L. — Im Bihariagebirge sehr
selten und dort nur an einer einzigen Stelle, nämlich am Batrina-
plateau in der schattigen Felsschlucht, welche von der Stäna On-
cesa zum Szamosthale hinabzieht, beobachtet. — Kalk. 1265 Met.
667. Saxifraga fonticola Kern. — An den Ursprüngen kalter
Quellen. Im Rezbänyaerzuge des Bihariagebirges im Valea cepilor
unter der Kuppe der Cucurbeta. — Schiefer 1600 — 1770 Met.
668. Saxifraga bulbifera L. — Auf Wiesen. Im mittelung.
Bergl. auf dem Agärdi bei Erlau; auf dem Särhegy in der Malra
in der Pilisgruppe auf dem Dobogokö und hinter der Ruine Vise-
gräd, im Leopoldifelde, bei der schönen Schäferin, ober dem Sau-
kopf und auf dem Schwabenbergplateau bei Ofen, im Kammerwalde
bei Promontor; in der Vertesgruppe bei Gänt; auf der Kecskemeter
Landh. auf den mit Pollinia bestockten Grasfluren am Rakos bei
Pest. Am Rande des Bihariageb. bei Pecze Szt. Märton und La-
suri und auf dem Köbänyaberg bei Grosswardein — Trachyt, tert.
und diluv. Lehmboden, selten auch auf Sandboden. 95 — 630 Metr
Der höchst gelegene beobachtete Standort auf den Bergwiesen
dicht unter der Kuppe des Dobogokö, eines im Cenlrum des Piliser
Trachytslockes gelegenen Berges. — Fehlt wie alle Saxi fragen in
der Tiefebene.
669. Chrysosplenium alternifolium L. — ■ In Wäldern an den
schattigen Ufern der Bäche, an quelligen Plätzen, feuchten Felsen.
Im mittelung. Bergl. selten. In der Malra bei Paräd, in der Pilis-
gruppe an der Nordseite des Piliserberges, bei Pomäsz und unter
dem Gipfel des Dobogokö. (Ausserhalb unseres Gebietes in der
Bakony-Gruppe bei Bakonybel.) Fehlt im Tieflande. Im Bihariageb.
häufig; im Rezbänyaerzuge von der Margine durch die Valea
carului, das Werksthal und Valea mare herab bis Rezbänya. Im
Petrosaerzuge im Hintergrund des Poienathales; am Batrinaplateau
massenhaft in der Doline, über deren feuchte Kalkwände man zur
Eishöhle bei Scarisiöra hinabsteigt, dann in der Felsenenge bei
der Pietra pulsului, im Valea seca und am Abfalle der Tartaroea
gegen Kis Köh und Petrosa. In der Plesiugruppe in der halben
Höhe des südlichen Abfalles des Plesiu. Im Szäldobägyerwalde bei
72
Grosswardein. — Sienit, Porphyrit, Trachyt, Schiefer, Sandstein,
Kalk. 300—1200 Met.
670. Ribes alpinum L. — An felsigen beschatteten Stellen
an Waldrändern. Im Bihariageb. auf dem Batrinaplateau im Kessel
Ponora an den Quellen des Galbinabaehes, dann im Valea seca iu
der Umgebung des Berghauses und am Oslrande des Plateaus im
Valea Odincutia unter der Eishöhle bei Scarisiöra. In der Vulcan-
gruppe am Kamme des Suprapietra poienile bei Vidra. — Im Ge-
biete nur auf Kalk beobachtet. 840—1140 Met.
Ribes rubrum L. — Allenthalben in Gärten und bei Ofen auch in
Weinbergen gepflanzt. Im Tieflande, wo diese Art schlecht gedeiht, wird sie
nur selten kultivirt angetroffen.
Ribes Uva crispa L. — In Gärten und Weinbergen gepflanzt.
671. Ribes Grossularia L. In Wäldern, insbesonders an fel-
sigen Stellen. Im mittelung. Bergl. ungemein häufig an der Nord-
seile des Piliserberges vom Gipfel abwärts bis zur Thalsohle. Im
Bihariageb. im Rezbänyaerzuge am Abfalle der Margine gegen das
Werksthal; am Rande des Batrinaplateaus an der Vereinigung des
Galbina- und Pulsabaches bei Petrosa und im Valea Odincutia unter
der Eishöhle bei Scarisiöra; in der Vulcangruppe auf dem Supra-
pietra poienile bei Vidra. — Schiefer, Sandstein, Kalk. 475 bis
1265 Met.
Trigonella monspeliaca L.
im Gebiete der Flora Deutschlands.
Von A. C. Mayer.
Den seltensten Gefässpflanzen Deutschlands muss unstreitig
die eigentlich Ungarn und andern südlichen Länderstrichen ange-
hörige Trigonella monspeliaca L. beigezählt werden. Vor dem
Jahre 1830 scheint sie als eine Bürgerin der deutschen Flora noch
nicht bekannt gewesen zu sein. Bluff und Fingerhut haben
selbe zwar in ihrem anno 1825 erschienenen Compendio florae
Germaniae Th. II. pag. 217 aufgeführt, aber keinen Stand- oder
Fundort angegeben. Host in seiner Flora austriaca. 1831. Th. II.
pag. 383 gibt der Erste, u. zw. nach Schott einen Nied.-Oesterr.
angehörigen Standort in sterilibus, campestribus herbidis zwischen
Himberg und Moosbrunn — an, Orte, die der Grenze Ungarns
ziemlich nahe liegen, und was A> Neilreich veranlasst haben
mag, in seiner Flora von Wien p. 646 der Angabe der Fundorte:
„Bei Simmering (Saut er) und auf Aeckern zwischen Himberg
und Moosbrunn, meist häufig (Portenschi. Herb.)," die Bemer-
kung beizufügen : es sei die Trigonella monspeliaca L. eine
ungarische Pflanze, die durch fremde Sämereien eingeführt, bald
in beträchtlicher Menge vorkommt, bald Jahre lang verschwindet.
73
In spätem floristischen Werken finde ich das Vorkommen der Tr.
monspeliaca nur noch angegeben: in Rohlings Deutschland Flora
1839, Th. V., pag-. 312 mit den Worten „an sonnigen Hügeln und
an Wegen, in Böhmen bei Leitmeiilz (Apotheker Burkhard in
Niesky)" Dann weiter auf Host's Autorität: „zwischen Himberg
und Moosbrunn in Oesterreich." In F. Koch's Taschenbuch der
deutschen und Schweizer Flora 6. Aufl. pag. 119 sind als Standorte
der Tr. monspeliaca ebenfalls angegeben: „Himberg und Moosbrunn
in Oesterreich, dann Leitmeritz in Böhmen/' ausserdem aber noch
„die schwarzen Felder in Mähren." Diese letztere Angabe ist jedoch
ganz unrichtig den Vorarbeiten einer Flora des mährisch-schlesi-
schen Gouvernements von R. Rohr er und A. C. Mayer 1835
entnommen, denn es erscheinen dort die schwarzen Felder bei
Brunn als Fundort der Trigonella foenum graecum L. (und nicht
der Tr. monsp.), wo selbe noch anno 1855 von A. Makovsky
gesammelt wurde.
Auch A. Garke, Flora von Norddeutschland 1869, pag. 96,
erwähnt des Vorkommens der Tr. monsp. bei Leitmeritz als ihres
einzigen Standortes in Norddeutschland, mit den Worten: „auf
trockenen Hügeln um Leitmeritz, und zwar selten."
Nach diesem Citate sollte man meinen, dass Tr. monsp.
ausser ihrem mehrerwähnten, jedoch nicht permanent scheinenden
Standorte in Nied.-Oesterr., um Leitmeritz in Böhmen auf mehreren
Punkten, — denn es ist ja von Hügeln und Wegen die Rede, vor-
komme, und den Botanikern Böhmens diese — oder doch einer
oder der andere derselben, bekannt geworden sein! Dem ist aber
nicht so! — Seit mehr denn 30 Jahren, d. i. seitdem Apotheker
Burkhard aus Niesky in der Lausitz, wahrscheinlich auf einer in
die Leitmeritzer Gegend unternommenen botanischen Excursion
die Trigonella monspeliaca L. auffand (teste Rohlings Flora
Deutschlands), ist selbe von keinem andern Botaniker wieder ge-
funden worden, ja selbst denen aus nächster Nahe ganz unbekannt
geblieben, was gewiss nicht der Fall gewesen wäre, wenn selbe
auf mehreren Stellen „auf Hügeln und Wegen um Leitmeritz" vor-
käme und nicht auf einen einzigen von Burkhart nicht näher
bezeichneten Standort beschränkt wäre. — Höchst wahrscheinlich
würde sie auch mir bei meinen heurigen botanischen Ausflügen
entgangen sein, wenn nicht ein besonderer im Nachfolgenden er-
zählter Zufall dieselbe so zu sagen in meine Hände gelegt hätte!
Es war den 13. Juni a. c. Nachmittags, als ich des Pflanzen-
sammelns wegen, in Begleitung meines Sohnes Karl, den eine
halbe Stunde westlich von Leitmeritz liegenden, an seinem Fusse
von Acker- , Obst- und Rebe-Geländen umgebenen 1251 Fuss
hohen Basaltkegelberg „Radobyl" bestieg. Wir erreichten von
der östlichen und nordöstlichen Seite aus, die mit einem mächtigen
eisernen Kreuze gezierte Spitze des Berges, nachdem wir von
den theils mit Rasen theils mit Gesträuchen überwachsenen,
theils felsigen Lehnen, manches Interessante mitgenommen hatten.
t \
Eine Viertelstunde wurde der Erholung und der genussreichen
Umsicht in dem anziehenden, selten schönen landschaftlichen Pano-
rama gewidmet. Als wir dann nach der Südseite hinabzusteigen
begonnen hatten, wurde ich gleich unterhalb des Gipfels, — der
auch schon auf dem Dreikreuzberge bei Czernosek und auf dem
Schreckenstein bei Aussig aufgefundenen niedlichen Medicayo
minima L. in grosser Anzahl ansichtig! Um mich unaufgehalten in
der Nähe noch weiter um Pflanzen umsehen zu können, trug ich
meinem Sohne auf, von dieser Medicago an 12 — 15 schöne Exem-
plare aufzuheben, sie in die Büchse zu verwahren und mir nach-
zukommen. Dieser Auftrag war kaum vollzogen, als ein beginnen-
der derber Gewitterregen uns zur schleunigen Heimkehr nöthigte.
Zu Hause angelangt, wurden die gesammelten Pflanzen sofort der
Kapsel entnommen, um sie nochmals durchzusehen und unter die
Presse zu bringen. — Doch, wie gross war meine freudige Ueber-
raschung als ich unter 12 Exemplaren der Medicago minima auch
2 der Trigonella monspeliaca L. fand. Es Hess mir keine Ruhe,
ich bestieg den folgenden Tag schon, abermals den Radobyl, um
auf dem obbezeichneten Standorte der Medic. minima die Trig.
monspeliaca aufzusuchen. Ungeachtet letztere bei oberflächlicher
Besichtigung viele habituelle Aehnlichkeit mit ersterer hat, so fand
ich denn doch sehr bald — diese beiden Pflanzen — untereinander
wachsend, in beinahe gleich grosser, beträchtlicher Anzahl! Hiebei
mache ich jedoch die Bemerkung, dass Med. minima sich auf der
Süd- und Südwestseite (auf dem uncultivirten Theile) ziemlich
weit hinabziehe, die Trigonella aber nur oben auf einem Terrain
von circa 200 Quadr.-Klaflern Fläche vorkomme, und zwar auf
theilweile ganz verwittertem, theilweise griesigem Basaltboden! Ich
hahe mir nachher viele Mühe gegeben, diese hier permanent auf
einem beschränkten Standorte wachsende seltene Pflanze auf ähn-
lichen Punkten der Nachbarschaft in den Umgebungen von Leitmeritz
aufzufinden, jedoch ohne günstigen Erfolg! Ob die Tr. monspeliaca
in der Zukunft auf anderen Stellen der Gegend von Leitmeritz
— in Böhmen, Deufsch-Oesterreich oder Deutschland aufgefunden
werden wird, ist abzuwarten: vorläufig bleibt dieser isolirte, um
2y2 Breite-Grade (bis 50° 32 mm) nach Norden vorgeschobene
Stand- und Wohnort der in Ungarn und dessen süd- und südöst-
lichen Confinien heimischen Trigonella monspeliaca L. ein interes-
santes, wenngleich nicht alleinstehendes Faktum.
Leitmeritz, im Dezember 1869.
75
Zur Flora von Istrien.
Von Moritz Prichoda.
Sonchus tenerrimus L. (Neureich. Veg.-Verh. von Croatien.
S. 95.) Nach wiederholter mündlicher Mittheilung des Ritter v.
Tommasini war der Sonchus tenerrimus niemals in Triest wirk-
lich einheimisch, sondern wurde im sogenannten Lazzaretto sporco,
daselbst mit Ballast der dort im Kontumaz liegenden levantischen
Schiffe eingeschleppt , und ist schon seit mehreren Jahren wieder
von dort verschwunden.
Veronica Cymbalaria Bod. (ebend. S. 136.) Kommt (nach
demselben Gewahrsinanne) nicht bei Triest, ja nicht einmal im
südlichen istrien, sondern erst in Dalmatien vor. Ueberhaupt ist
der dortige Vegetationsbezirk viel ärmer an Veronica- Arten , als
Mitteldeutschland, und man kann bei Triest und Konkurrenz nur
auf nachstehende Species rechnen: Veronica Beccabunga , Ana-
gallis, Chamaedrys, austriaca Koch (jnultiplda Scop.), spicata,
agrestis mit polita Fries, hederaefolia und Buxbawnii (diese
letztere am häufigsten. — Dagegen fehlen die bei Wien so ge-
meinen Species: triphyllos, verna, praecox und prostrata.
Satureja montana L. , variegata Host, pygmaea Sibth.
(illyrica Host. Ebend. S. 116). Der diesen 3 Arten in den Veg.-
Verh. v. Croatien beigefügten Bemerkung: „dass diese Arten nur
schwach geschieden sind, in einander übergehen, und in Vis.
Dalm. II. 194, Benth. in DC. Prodr. XII. 209 und Rchb. fil. Icon.
XXVIII. 41 als Varietäten Einer Art betrachtet werden," erlaube ich
mir auf Grund meiner durch Autopsie erworbenen diessfälligen Er-
fahrungen Folgendes entgegenzusetzen: Vorstehende Bemerkung
passt vollinhaltlich nur auf Satureja montana und variegata. Diese
beiden Arien bedecken vom August bis Oktober die Abhänge des
Karstes (und dessen Plateaux) bei Triest, wie überhaupt in Istrien,
Litorale und Südkrain in Myriaden von blühenden Exemplaren, und
kommen gesellig und in allerlei Uebergängen nebeneinander vor;
die Unterscheidungsmerkmale der S. variegata Host sind so subtil,
werthlos und unbeständig, dass jeder Botaniker, der sich die Aufgabe
stellt, von beiden Arten eine reiche Lese zu halten, sehr bald die Mühe
aufgibt, selbe zu scheiden und von selbst dahin geleitet wird, seine
ganze Ausbeute als nur Einer einzigen Art angehörend anzuer-
kennen. Nicht so jedoch Satureja pygmaea Sibth. Diese ist schon
durch triviale, jedem Laien auf den ersten Blick auffallende Merk-
male, als: der polsterförmigen Rasen, den ährenförmigen ßlüthen-
stand, die viel grösseren , einfarbigen , lebhaft violetten Corollen,
von den beiden vorhergehenden Arten so deutlich geschieden,
dass eine Verwechslung gar nicht denkbar ist. Auch sah ich wäh-
rend der drei Herbstsaisons, wo ich selbe an gleichem Standorte,
wie die zwei vorigen, jedoch nie untermischt mit denselben, son-
dern einzelne Gruppen bildend , beobachtete , niemals eine Spur
76
von Uebergängen in die erstgenannten Arten; was jedoch keines-
wegs die Möglichkeit ausschliesst, dass die obenbenannten Autoren:
Visiani, Bentham und Reichenbach fil. derlei Uebergänge
(oder Hybride?) zwischen Satureja pygmaea und montana lebend
oder in Herbarien zu Gesichte bekommen haben. Nur kann ich
mich denn doch nicht mit der Idee befreunden, diese so auffallend
charakterisirte Species in S. montana und variegata aufgehen zu
sehen. Uebrigens steht mir in dieser Beziehung die Autorität des
Hrn. Hofrathes Ritt. v. Tommasini zur Seite, der in der österr.
botan. Zeitschrift, XIII. Nr. 5, S. 161, sich gleichfalls dieser ver-
kannten Species annimmt, und in klarer, unwiderlegbarer Weise
für deren Aufrechthaltung als selbstständige Art plaidirt, wobei er
noch einige von mir im Vorstehenden nicht angeführte Merk-
male, als: Verschiedenheit der Blüthezeit und des Geruches her-
vorhebt.
Ruta divaricata Ten. (Neilr. Nachtr. zu Maly's Enum. plant,
austr. etc. Seite 280). Dieser Pflanze wird in dem obigen vor-
trefflichen Werke nach meiner unmassgeblichen Ansicht einiges
Unrecht zugefügt. Es heisst nämlich an der citirten Stelle „selbe
sei nach M. et K. Deutschi. III. 87, Bertoloni Ital. IV. 412 — 414
und Visiani Dalm. III. 236 eine schwer zu unterscheidende Va-
rietät der Ruta graveolens L. mit schmäleren Blattabschnitten."
Hier ist es nämlich der Ausdruck „schwer zu unterschei-
dende," der mich befremdet, und zwar am allermeisten von Bo-
tanikern, wie Bertoloni und Visiani, da gerade diese die in
Rede stehende südliche Pflanze, welche überall, wo sie vorkommt,
in zahllosen Exemplaren zu finden ist, wohl oft genug an Ort und
Stelle beobachtet haben werden. Diu Ruta divaricata, welche ich
während meines dreijährigen Aufenthaltes in Triest bei meinen zahl-
reichen Ausflügen auf den Karst kennen lernte und sammelte, ist
nämlich durch sehr deutliche Merkmale von R. graveolens geschie-
den, und zwar nicht allein durch die obenerwähnten schmäleren
(überdiess auch zugespitzten, bei Ä. graveolens mehr abgestumpf-
ten) Blaltabschnitte, sondern vor Allem durch ihren ganzen Ha-
bitus , den starren, steifen, mehr verholzten Stengel; die leder-
artige Konsistenz , den Glanz und die gelblich-grüne Farbe der
Blätter, wogegen R. graveolens fleischige, bereifte, bläulich-grüne,
schlaffe Blatter besitzt; auch fehlt der R. divaricata der charakte-
ristische Geruch , welcher der R. graveolens zu ihrem Spezies-
namen verholten hat. Dagegen will ich recht gerne glauben, dass
R. divaricata bei anderen Terrain Verhältnissen , namentlich durch
Kultur in die R. graveolens übergehen mag. Es dürfte daher Ruta
divaricata , wenn selbe als selbständige Species nicht langer
bestehen soll, doch als Karstform der R. graveolens gelten.
Wien, im Dezember 1869.
77
Der Nussschwamm als Farbepflanze.
Von Priedr. Hazslinszky.
Unter Nussschwamm oder Diöfagomba versteht man hier zu
Lande weder die Fistulina hepatica Fr. noch den Boletus Juglan-
dis Schaff, t. 101, sondern Polyporus hispidus (Bull.) einen
grossen zuerst gelben endlich rothbraunen, saftvoilen, fleischig-
fasrigen, zottigen apoden Löcherpilz mit zierlich bewimperten gel-
ben Porenmündungen.
Dieser Pilz wird hier als werthvolles Färbematerial ver-
wendet.
Es ist zwar längst bekannt, dass ein Polyporus eine glän-
zendgelbe Farbe gebe, die nicht nur auf Zeuge, sondern auch zur
Wasser- und Oelmaleiei benutzt werden kann, die einen vorzüg-
lichen Färbestoff für Seide, und einen herrlichen Lack liefert. Doch
schreibt A. Rosenthal diese Eigenschaft in seiner Synopsis plan-
tarum diaphoricarum p. 29 dem Polyporus hirsutus Fr. zu, was
offenbar falsch ist, weil dieser weisse Polyporus selbst nach an-
hallendem Kochen weiss bleibt und keine Farbe liefert.
Das Verfahren, welches die Kürschner bei Verwendung des
Nussschwammes zum Färben der ungarischen Bundas und Ködmöns
hier befolgen, besteht in Folgendem:
Der Pilz wird in Stücke gehackt und daraus die Farbe durch
Kochen in reinem Wasser ausgezogen. Lässt man die schon aus-
gekochten Stücke in feuchtem Zustande oder besser im Wasser 1 — 2
Monate liegen und kocht wieder, so erhält man nochmals Farbe-
sloff und zwar in grösserer Menge als beim ersten Kochen.
Die so erhaltene Farbe wird nicht für sich verwendet, weil
der Pilz nicht massenhaft zu haben ist und daher theuer gezahlt
werden muss, sondern nur um einer auf anderm Wege bereiteten
Farbe Dauerhaftigkeit und Leben oder Glanz zu verleihen.
Zu dieser gemeinen Farbe kocht man Gelbholz (25 Pfund)
mit Orleans (2 Pfd.) und setzt dazu 1 Pfd. Alaun. Dieser Farbe
wird die Nussschwammfarbe zugesetzt und man erhält ein Pigment,
dessen Schönheit und Dauerhaftigkeit von der Quantität der zuge-
setzten Pilzfarbe abhängig ist.
Eperies in Ungarn, im Jänner 1870.
Aus dem Banate.
Von Carl von Sonklar, k. k. Oberst.
Im Juni cl. J. bin ich in dringenden Privatangelegenheiten
veranlasst gewesen, eine Reise in das Banat zu unternehmen und
mich 10 Tage lang in Weisskirchen aufzuhalten. Diese Gelegenheit
habe ich nun dazu benützt, einige kleinere botanische Ausflüge in
den Umgebungen dieser Stadt, wie auch eine grössere, dreitägige
Exkursion bis zu dem Punkte Kasan an der Donau auszuführen.
Alle diese Touren waren für ein botanisches Herz in hohem Grade
genussreich und ich will es hier versuchen, alles jene, was ich an
Pflanzen gesehen und gesammelt, etwas näher zu beschreiben.
Freilich war die mir zugemessene Zeit eine viel zu kurze und
schloss jede sorgfälligere botanische Durchforschung der durch-
streiften Gegenden selbstverständlich aus, was mir besonders bei
dem erwähnten Ausfluge längs der Donan, der in botanischer Be-
ziehung des Interessanten so vieles bot, zu meinem grössten Be-
dauern klar wurde. Ganz anders würde natürlich die bezügliche
Ausbeute ausgefallen sein, wenn es mir gegönnt gewesen wäre,
mich einige Wochen lang in jenen Regionen aufhalten zu dürfen.
Schon der Flug durch das Land vermittelst der Eisenbahn
von Wien weg bis Weisskirchen, liess mich mit Rücksicht auf
Vegetation manches Interessante wahrnehmen. So war mir in der
Nähe von Marchegg und noch mehr in den Umgebungen von Pest,
das oft massenhafte Auftreten der schönen Gypsophila paniculata
auffällig. Von Pressburg abwärts kam die Euphorbia punnonica
häufig vor, und auf den trockenen Grasflächen zwischen Pest und
Czegled ward sie nicht selten die herrschende Vegetationsform. —
Die Strecke zwischen Nagy-Körös und Teinesvär durchfuhr ich bei
Nacht. Jenseits Temesvär aber offenbarten sich die Wirkungen
des banatischen Bodens und der banatischen Sonne nicht bloss
durch das Auftreten neuer Pflanzenarten, sondern auch durch
stärkere Entwicklung der alten. So zeigte sich etwa bei Moravitza
auf dem Talus des Eisenbahndammes und in den Aeckern nebenan
das Delphinium Orientale Gay, an seiner rothen Farbe erkennbar,
und von Werschetz angefangen, die Althaea pallida in mächtigen
Stauden, während die Malva silvestris, das Xanthium spinosum,
das Marrubium peregrinum, die Salvia Aethiopis u. a. m. sich in
eben so zahlreichen als riesigen Exemplaren sehen Hessen.
Weisskirchen liegt am nördlichen Rande des Thaies der Nera,
das hier, seinein Ausgange nahe, die Breite von einer kleinen
halben Stunde hat, und da dieser Fluss längs dem Südrande des
Thaies hinfliesst, so ist die angegebene Thalbreite nahezu auch
die Entfernung von Stadt und Fluss. Die Mündung der Nera in
die Donau findet bei dem Dorfe Alt-Palanka statt, wo das Nera-
thal in die grosse banatische Ebene übergeht, die hier zunächst,
jedoch erst jenseits des weiter unten zu erwähnenden Karasch-
79
Flusses, aus einem etwa zwei Meilen breiten und vier Meilen
langen Streifen theifs gebundenen, iheils offenen Flugsandes besteht.
Der Boden des Nerathales bei Weisskirchen ist jedoch aus thonigem
und sandigem Alluvium zusammengesetzt und von grosser Frucht-
barkeit. Die Entfernung von Weisskirchen bis zur Neramündung
beträgt anderthalb Meilen, welche vermittelst der nach Basiasch
führenden Eisenbahn in wenigen Minuten durchflogen werden können.
Im Süden der Nera und mit ihr parallel erhebt sich das Lokva-
Gebirge, ein aus Urschiefem aufgebauter Höhenzug, im Mittel
2000 F. hoch, stark bewaldet, auf beiden Seiten nicht allzu steil
abfallend und bei Basiasch endigend, wo er der Donau, dicht an
ihrem Ufer, eine Reihe schrolfer Felswände zukehrt. Der für den
Bahnhof nothwendige Raum musste hier grossentheils dem Gebirge
durch Wegsprengung der Felsen abgewonnen werden. Die Ent-
fernung dieses Anfangspunktes der banatischen Eisenbahn von der
Neramündung mag ungefähr eine halbe Stunde betragen. — Der
nördliche Rand des Nerathales bei Weisskirchen aber wird durch
den etwa 200 F. hohen Abfall einer Terrasse gebildet, die sich,
zwei Meilen breit, nördlich an die Berge von Werschetz anschliesst,
östlich gegen Oravitza hin ausbreitet, im Westen mit dem sandigen
Hügelrücken des Dumac bei Grebenac auf die welligen Flächen
des oben bereits erwähnten Flugsandes abfällt, und im Süden, bei
ihrer Absenkung gegen das Neralhal, ein nicht ganz zwei Meilen
langes, allenthalben gleich hohes, ziemlich steiles Rideau darstellt,
das in seiner ganzen Ausdehnung mit Wein bepflanzt ist. Diese
Terrasse wird nun, zwischen Weisskirchen und Werschetz, ost-
westlich von dem Flussbette der Karasch, einem aus den Krassöer
Bergen kommenden Flüsschen durchschnitten, das sich bei Jasse-
nova gegen Süden wendet, die erwähnte Sandlläche im Osten ab-
schliesst und ebenfalls bei Alt-Palanka, eine Viertelmeile oberhalb
der Neramündung in die Donau fällt. Das kleine Becken von
Weisskirchen ist von grosser landschaftlicher Schönheit, und von
jedem Punkte bei dieser Stadt, der eine freie Aussicht gewährt,
sind sowohl die serbischen Berge bei Rama, als auch die im Sonnen-
lichte gelbglänzenden Sandwellen bei Grebenac und Gaitasol zu
sehen. Das Klima ist sehr milde, im Sommer oft heiss, wodurch
sich, bei der Verschiedenheit der materiellen und plastischen Boden-
verhältnisse, das Auftreten einer eben so üppigen als artenreichen
Vegetation sehr leicht erklärt.
Meine erste Exkursion bestand aus einer, am 15. Juni Nach-
mittags unternommenen Fahrt in nordwestlicher Richtung, über die
vorbeschriebene Terrasse, an dem Dorfe Ablian vorüber, bis in
die Niederung des Karaschlaufes, erst durch reiches Weinland,
dann über Aecker und Wiesen. Neben den Weingärten stand auf
trockenen Grasplätzen, oft in dichten Gruppen, das weisse Echium
altissimum Jacq., mit 2 — 3 F. hohen Stengeln, hie und da Echium
rubrum, häufiger Centaurea solstitialis, ebenfalls 2—3 Fuss hoch,
Clematis reeta, in gewaltigen Exemplaren u. a. In den Weingärten
80
selbst und in den Hecken an ihren Rändern fanden sich: Ornitho*
gaium pyrenaicum sehr häufig, Hibiscus Trionum, Tordylium maxi-
murti, Torilis Anthriscus, Turgenia latifolia, Conium maculatum,
Thalictrum collinutn, Aristolochia Clematitis, Falcaria Ricini, Pani-
cum Crus galli u. s. f. Auf den Wiesen endlich und in den Ge-
strüppen der Flussniederung wuchsen: Omithogalum pyrenaicum
stellenweise in ausserordentlicher Menge, Cytisus Rochelii Wierzb.,
Echium altissimum, Veronica longifolia und dentata (erstere in
grosser Ueppigkeit und Schönheit), Euphorbia lucida und panno-
nica, Anchusa Barrelieri, Clematis integrifolia, Oenanthe media
uud banatica, Trifolium expansum, Gatium boreale ß. intermedium,
Thalictrum flexuosum und flacum, Allium Scorodoprasum, Rhinan-
thus major u. a. in.
Zwei Tage darauf wurde die Fahrt in den Sand bei Grebenac
und Neu-Palanka ausgeführt, zu welcher Tour leider ein einziger
Tag verwendet werden konnte. Bei Rothkirchen, einem Dorfe west-
lich von Weisskirchen, zeigte sich in den Hohlwegen und neben
der Strasse an allen trockenen Stellen die Orlaya grandiflora als
sehr geinein, und blieb es, wie ich nachher sah, auch an der
Donau und beinahe allenthalben. Bei dem Dorfe Duplay bedeckte
die Euphorbia pannonica weite Strecken, und in den Hecken und
Aeckerrainen, so wie an den steinigen Böschungen der Strassen-
einschnitte sah man sehr häufig die Althaea pallida und cannabina,
die Lavatera thuringiaca und Centaurea solstitialis. Auf der
Wiese zwischen der Karaschbrücke und dem Dorfe Grebenac stand
das schöne Verbascum Blattaria in grosser Menge neben der
Strasse. Hinter Grebenac betraten wir den Sand1), der hier in
stundenlanger Erstreckung nach allen Seiten, wüstenartig und
offen da liegt, und eine im höchsten Grade interessante Bodenbil-
dung darstellt, auf deren Beschaffenheit näher einzugehen hier nicht
der Ort ist. Grosse Abtheilungen dieses Sandlandes sind bereits
o-ebunden, d. h. auf künstliehe Weise mit Gras und Baumpflan-
zungen überzogen worden, zu welchem Ende eine mit den nöthi-
gen Geldmitteln versehene Kommission aufgestellt ist. Ungeheuere
Flächen aber sind noch mit offenem, sehr feinem, gelben Sande
bedeckt, der bei jedem Winde aufwirbelt und dann die Oberfläche
anders gestallet. Als unmittelbar vor meiner Abreise von Weiss-
kirchen ein heftiger Gewittersturm losbrach, erschien der West-
himmel, d. h. der Horizont ober dieser Sandfläehe, von einer
dichten, gelben, unheimlich blickenden Kourtine verhängt.
Was ich hier auf dem geraden Wege von Grebenac gegen
Neu-Palanka an Pflanzen sah und sammeln konnte, bestand in Fol-
l) Ich spreche hier im Plural, weil der jetzige Oberstlieutenant Kara-
pandsclia, des Warasdiner St. Georgen Grenz-Regiments , damals noch
Major im serb.-banater Grenz-Reuimente, ein vielseitig gebildeter und insbe-
sondere den Naturwissenschaften ergebener Offizier, wie auch einer meiner
Neffen, Adolf Bandl zu Weisskirchen, der der Botanik mit Vorliebe anhängt,
die Freundlichkeit hatten mich bei dieser Exkursion zu begleiten.
81
gendem : Echium altissimum, Gypsophila fastigiata , Citysus cine-
reus Host., Astrag alus virgatus und dasyanthus , Helianthemum
Fumana, Erysimum canescens, Alyssum tortuosum, Dianthus sabu-
letorum He uff el, Tragopogon ßoccosus, Linum perenne, Orobanche
Ritro Lam., (0. Echinopsis Panc. von Heuffel, in seiner Enu-
meratio nicht angegeben), Echinops Ritro (noch nicht in Blüte),
Plantag q arenaria (unfern der Schäferhütte bei dein sogenannten
Punkte Nr. 3 in grosser Menge), Rhus Cotinus, Onosma stellu-
latum, Echium pustulatum, Anchusa Barrelieri, Festuca vaginalis
u. a., worunter auch eine Jurinea von hohem, schlanken Wüchse,
trübgrünen, vorherrschend ganzrandigen Blättern und bis über die
Mitte hinauf beblättertem Stengel — eine Art, die meinem Erachten
nach, noch unbeschrieben ist, und die ich bis auf weiteres Jurinea
foliosa nennen möchte.
Als wir dann den Sand verliessen und uns auf dem von
Weisskirchen nach Kubin führenden Landwege befanden, standen
wir am Rande eines etwa eine Viertelmeile breiten Inundationsge-
bietes der Donau, das meist mit Rohr bewachsen und sumpfig,
nur an sehr wenigen Orten das Eindringen gestaltete. Hie und da
gab es nämlich kleinere oder grössere Oasen mit nassen Wiesen,
die man jedoch nur zu Wagen leicht erreichen konnte. Der ganze
Rohrwald zeigte sich gelb von den Blüten des Senecio paludosus,
der hier in unermesslicher Menge wächst und gewöhnlich 4 bis
5 Fuss hoch wird, so dass er seine goldgelben und vielblumigen
Blütendolden oft noch über das Rohr erhebt. Auf den Wiesen aber
wuchs die Gratiola officinalis so dicht, als wäre sie angebaut,
unterbrochen von den ausgebreiteten Stöcken der Glyzyrrhiza
echinata, von der Inula salicina, Cletnatis integrifolia, Euphorbia
lucida, Genista elatior, von unzähligen Thalictren, und an feuch-
teren Stellen von Oenanthae Phellandrium und Scirpus maritiutus.
Eine gelegentlich von Weisskirchen zur Nera unternommene
Nachmittags-Promenade belehrte mich über das ausserordentliche
Ueberhandnehmen des Xanthinm spinös um auf dem trockenen
Anger im Süden dieser Stadt. Auch erreicht diese Pflanze hier
eine Höhe und Ueppigkeil, die man in unseren Gegenden, wo sie
sich leider \on Jahr zu Jahr häufiger einstellt, vergeblich suchen
würde. In den Wiesen und auf den Grasplätzen an der Nera fand
ich: Euphorbia platyphyllos, Filago germanica, Kentrophyllum
lanatum (noch nicht in Blüte), Stachys germanica, Thalictrum
simplex und laserpitüfolium, Vicia sordida, Srutellaria hastifolia,
Anchusa Barrelieri , Nepeta nuda , Ranunculus Stevenii, Veronica
dentala, Lathyrus tuberosus, Oenothera biennis, Orlaya grandi-
flora, Malva silvestris, Althaea pallida, Sisymbrium pannonicum,
Saponaria officinalis, Allium Scorodoprasum u. a.
Am 18. Juni trat ich sofort die erwähnte dreitägige Fahrt in
das Donaulhai an. Ich fuhr zu diesem Ende auf der Eisenbahn bis
Basiasch, um hier das donauabwarts gehende Dampfschiff zu be-
steigen. Da dieses nicht weniger als drei Stunden auf sich warten
Oestarr. botan. Zeitschrift 3. Haft. 1870. 6
82
liess, so blieb mir Zeit genug übrig mich mit der Flora der nächsten
Umgebung zu beschäftigen, und diese ist in der That interessant
genug. Alle Felsgehänge ringsum sind mit dem schönen Alyssuut,
edentulum W. Kit. bedeckt, und in dem Steinschutte am Fusse der
Felsen stand Chenopodium Botrys und Glaucium corniculatum in
hellen Haufen; in den die sanfteren Gehänge des Gebirges bedecken-
den Büschen und Gehölzen aber blühte die purpurne Lychnis
Coronoria, das Teucrium Chamaedrys in Exemplaren von niegese-
hener Grösse, das Chrysanthemum macrophyllum, die Veronica
crassifolia, die Clematis recta, die Achillea crithmifolia u v. a.
Hier will ich nebenher erwähnen, dass die Veronica crassifolia
Wierzb. gewiss nicht identisch ist mit der V. orchidea Crantz,
welche Pflanzen von Heuffel ganz richtig als zwei verschiedene
Arten nebeneinander gestellt werden.
Die Fahrt abwärts durch das herrliche Donauthal, das erst
von Basiasch angefangen eine linkseitige Thalwand erhält, auf
dem breiten mächtigen Strome, an der Ruine von Golubac und am
Babakaifelsen vorüber, mit den schönen Bergen hüben und drüben
und alles verklärt durch das warme Licht eines heiteren Sommer-
tages, war vergnüglich genug. Nach vierstündiger Fahrt verliess ich
zu Drenkova den Dampfer, um mich an diesem Tage noch bis
Svinica, wo ich übernachten wollte, transportiren zu lassen. Hier
nun halte die Vegetation merklich eine andere Gestalt gewonnen.
Durch die ustwestlich streichende Richtung des Gebirges vor den
Nordwinden geschützt und durch die Donau reichlich mit Wasser-
dämpfen versorgt, brütet die warme Luft in diesen Gegenden Ge-
wächse aus, die zum Theil südlicheren Breiten angehören, oder
sie bringt hier die auch weiter nördlich schon vorkommenden
Arten zu einer Entwicklung, welche nicht setlen unsere gerechte
Verwunderung herausfordert. So kam bei Drenkova, inmitten eines
üppigen Graswuchses, der Conoolvulus cantabrica mit mehr als
2 F. hohen Stengeln in Menge vor; daneben blühte die Nonnea
pulla mit purpurnen Blüten, so wie Trifolium pannonicum, Anchusa
Barrelieri, Cytisus austriacus und Astragalus virgatus. Nuch
deutlicher wurde der wachsende Reichthum der Vegetation weiter
unten gegen Svinica und gegen den Kasan zu, als z. B. die
Althaea pallida eine Höhe von 6 — 8 Fuss erreichte und eben so
viele grosse blassrothe Rosen trug, — als das Echium altissimum,
oft in Schaaren beisammen stehend, 5 — 6 Fuss hohe weisse Säulen
bildete, — als die Stachys germanica bis zur Höhe von 3 Fuss
aufschoss und durch eine Zahl blülentragender Nebenaxen ein
buschiges Aussehen gewann, und als sich endlich die F'elsen mit
dem schönen hellgelben Alyssum argenteum, der tiefgelben Achillea
compacta und der prachtvollen Centaurea atropurpurea bedeckten.
Es war eine botanische Schwelgerei, bei der fast jeder neue
Schritt vorwärts eine neue Ueberraschung brachte, sei es durch
die Grösse und Schönheit einer bereits bekannten, oder durch das
Auftreten einer mir bisher fremd oewesenen Pflanzenform.
83
Zwischen Drenkova und Svinica fanden sich, ausser den bereits
genannten Arten, noch folgende: Pollinia Gryllus (sehr gemein),
Cerastium banaticum (innerhalb einer nur kurzen Strecke und
dann nicht wieder). Lychnis Coronaria (an buschigen Orten über-
all in grosser Menge), Anthemis tinetoria (mit thalergrossen Blüten),
Stachys ramosissima Rochel (von St. reeta L. nach meiner An-
sicht als Art hinreichend unterschieden), Dianthus Balbisii, Cam-
panula Welandü Heuffel u. a. na.
Das Nachtquartier in Svinica war erträglich. Am nächsten Tage
blieb das Wetter so schön als es bisher gewesen, nur ward es
bedeutend wärmer, was sich uns aber erst Mittags in der Felsen-
enge bei Kasan auf eine nahezu unerträgliche Weise fühlbar
machte. Dafür aber breitete die Vegetation immer reichere Schätze
aus. Zwar suchte ich auf dem Felsen von Trikule vergeblich nach
der Arenaria falcata, dafür aber zeigte sich in den Gebüschen an
den Waldrändern der schöne Convolvulus silvaticus in immer
grösserer Menge, und zwischen Tissovica und Plavischevica blühten
neben der Strasse die Saponaria glutinosa, Digitalis lanata QD.
Winterli Roth.), das Onosma stellulatum, Alyssum argenleum, die
Achillea compaeta, der Convolvulus cantabrica u. a. m. Hier
wächst die Juglans regia wild und der Rhus Cotinus bildet hie
und da ansehnliche Theile des Waldbestandes, so dass seine Nutzung
verpachtet wird. — In Plavischevica angekommen verliess ich den
Wagen und wanderte nun, mit meinem Neffen, der mich auch
diesmal zu begleiten so freundlich war, dem noch etwa eine Stunde
entfernten Felsendefile des Kasan zu. Was wir bei dieser Gelegen-
heit fanden und sammelten zeigt nachstehendes Verzeichniss: Cen-
taurea Calcitrapa und altropurpurea, Kentrophyllum lanatum
(hier überall gemein ), Lychnis Coronaria , Silene cretica und
dichotoma , Dianthus Balbisii , carthusianorum , trifasciculatus,
Armeria, petraeus und prolifer, Campanula divergens, Groseckii,
multißora, Welandü und glomerata, Senecio nebrodensis, Convol-
vulus silvaticus, Camelina macrocarpa, Trifolium expansum und
pannonicum, Geranium dissectum, Galium ochroleucum, Torilis
microcarpa; Colutea arborescens, Onobrychis alba (leider nur ein
Stück), Scabiosa banatica, Isatis tinetoria, Acantlius longifolius
(3 Stück, am Waldrande), Stachis ramosissima, Oenanthe banatica,
Veronica longifolia. Onosma stellulatum, Anekusa Barrelieri, Allium
flavum, Euphorbia lucida, Filago germanica, Asplenium Ruta
muraria, Grammitts Ceterach u. a. Von der Kürze der Zeit ge-
drängt und dadurch an der ruhigen, aufmerksamen Durchforschung
der besuchten Lokalitäten, wie auch am Verweilen an anderen,
botanisch interessanten Stellen gehindert, sind mir leider Astra-
g alus Rochelianus Heuffel und das Symphytum ottomanum Friv.,
die in dieser Gegend wachsen, entgangen; ersteren habe ich viel-
leicht übersehen und an dem Standorte des letzteren mussle ich
vorüberfahren.
Auch war in der Felsenenge am Kasan die durch keinen
6 *
84
Luftzug gemilderte Hitze fast unerträglich und verhinderte das Be-
klettern der umliegenden Höhen. Es war eben Mittag und das
Thermometer im Schatten einer Tilia urgenten aufgehängt, zeigte
275 Grad K. Diese Temperatur fand zu einer Zeit statt, in der in
den Umgebungen von Wien die Witterung eine kühle und regne-
rische war und die Mittagswärme nicht die Hälfte jenes Grad-
maasses erreichte. Doch besuchten wir die geschichtlich denk-
würdige veteranische Höhle, deren Oeffnung freilich nur ungefähr
60 F. ober der Strasse liegt. Der Raum ist wahrlich nicht zu
gross für ein Bataillon, das diese Höhle einst zu vertheidigen hatte.
Nun aber stellte sich bei uns beiden eine Art Leiden ein,
dem durch ein Medikament, etwa in der Gestalt etwelcher Beef-
steaks, am besten zu begegnen gewesen wäre. Wir hatten früh
gefrühstückt und waren seither zwei Stunden gefahren und vier
Stunden zu Fusse herumgewandert. Aber in der Unkenntniss der
Gegend hatten wir es versäumt uns für diesen Tag mit der erwähn-
ten Arznei zu versorgen. Weit und breit war keine menschliche
Wohnung, noch weniger ein Wirthshaus wahrzunehmen, und die
nächsten Anstalten dieser Art im Ogradena und in Plavischevica lagen-
stundenweit vor und hinter uns. Da griffen wir in dieser Noth zu
einem extremen Mittel: wir Hessen uns nämlich von den Soldaten
auf dem Kordonsposlen unterhalb der veteranischen Höhle aus
grobem Maismehle eine Polenta (rumänisch Mamaliga) bereiten,
assen etwas Schafkäse dazu und tranken Donauwasser.
Nach diesem idyllischen Male traten wir den Rückmarsch nach
Plavischevica an, bestiegen hier wieder unseren Wagen und er-
reichten bei stark vorgeschrittener Dämmerung die Kompagnie-
Station Berzaska, wo wir uns in einem ganz passablen Gasthause
von den Entbehrungen des Tages erholten.
Am folgenden Tage setzten wir unsere Heimfahrt über Mol-
dova und Poseschena unaufgehalten fort, hie und da noch manches
auflesend, was sich vom Wagen aus sehen und erkennen liess.
So trafen wir bei Dolnia-Lupkova neben der Strasse eine zahl-
reiche Kolonie der Inula germanica, und von anderen Orten nahmen
wir noch einige Stücke der Centaurea atroptirpurea und des
Dianthus petraeus mit. — Bei ßelobreska bogen wir von der
grossen Donaustrasse rechts ab, um über die Lokva und Kusic
nach Weisskirchen zu gelangen. An den Waldrändern und auf den
Wiesen dieses Gebirges, das eine eingehendere, botanische Durch-
suchung gewiss reichlich lohnen würde, fanden sich: Melica gran-
diflora, Campanula Cercicaria und glomerata, Lychnis Coronaria,
Rosa arvensis, Dianthus Balbisii, trifasciculatus, Armeria und bar-
batus, Trifolium pannonicum (mit anderthalb Zoll langen Köpfen),
Hypericum hirsutum (selten), Thalictrum flexuosum und laserpitii-
fotium, Chrysanthemum macrophyllum, Hypochoeris neapolitana,
Phyteuma orbicularis, Convolvulus silvaticus u. a. m.
Wr. -Neustadt, im Dezember 1869.
S5
Literaturberichte.
Fries, Elia, Icones selectae hymenomycetum nondum delinea-
torum. Sub auspiciis regiae Academiae scientiarum Holmiensis
editae ab — . Holmiae. P. A. Norstedt et Filii. 1. — 3. Lieferung.
30 Foliolafeln mit lithographischem Farbendruck. 26 Seiten Text.
Imperialfolio. 1867—1869.
Im Jahre 1844 hat die königliche Akademie der Wissen-
schalten in Stockholm beschlossen, alle Arten der Pilze, besonders
der Hymenomyceten, welche getrocknet nicht aufbewahrt werden
können, auf ihre Kosten malen zu lassen und E. Fries mit der
Leitung dieses Unternehmens beauftragt. (Fries, Monogr. Hyme-
nomye. Sueciae. I. p. XI.) Im Jahre 1867 waren 1600 Tafeln dieser
Abbildungen fertig. 93 Tafeln sind davon bereits in dem Werke
Fungi esuclenti et venenati Sueciae (Sveriges ätliga och giftiga
Swampar) veröffentlicht worden. Nach Vollendung dieses Werkes
hielt es Fries für wünschenswerth , aus den erwähnten Tafeln
ausgewählte Arten, welche noch gar nicht oder nicht gut in Ab-
bildungen veröffentlicht sind, herauszugeben. Die oben angezeigten
Lieferungen verdanken diesem Wunsche ihre Entstehung. Alle Ab-
bildungen sind nach frischen , bei feuchtem Wetter gesammelten
Exemplaren verfertigt worden. Die Zeichner der bisher erschie-
nenen Lieferungen sind E. Pettersen. Ag. Hafström, P. Aker-
land, H. v. Post, Lindgren u. 0. Gettman. Der Farbendruck
ist von Abr. Lundquist et Comp. Von jeder Art ist eine obere und
eine untere, dann eine Seitenansicht im senkrechten Durchschnitte
gegeben, in welcher insbesondere die Zeichnung der so wichtigen
Insertion der Lamellen mit der nöthigen Bestimmtheit ausgeführt
ist. Alle Figuren sind in Lebensgrösse. Weisse oder sehr helle
Arten sind auf grauem Grunde angebracht. Die bisher erschiene-
nen 30 Tafeln enthalten 45 Arten , nämlich 14 von Hydnum , 31
von Agaricus. Von diesen gehören 4 zum Subgenus Ama?iita,
8 zu Lepiota , 8 zu Armillaria , 11 zu Tricholoma. Neue Arten
sind nicht darunter, indem alle diejenigen, welche noch nicht im
Systema Fungorum oder der Epicrisis Hymenomycetum aufgenom-
men waren, bereits in der Monographia Hymenomycetum Sueciae
oder früher in Lund's Conspectus Hymenomycetum circa Holmiam
crescentium , ferner in den Stockholmer akademischen Verhand-
lungen ihre Veröffentlichung gefunden haben. Diese neueren Arten
sind Hydnum versipelle Fr., nwlleVr., torulosum Fr., mirabile Fr.,
multiplex Fr., graveole/is Fr., Caput Ursi Fr., geogenium Fr.,
fulgens Fr., Agaricus {Lepiota) g linder mus Fr., (Armillaria) im-
perialis Fr., pleurotoides Fr., denigratus Fr., (Tricholoma) re-
splendens Fr. Der Titel schliesst jene Arten aus, welche bereits
früher abgebildet worden sind, allein schon das Vorwort verspricht
auch Arten zu bringen, von denen nur schlechte Abbildungen vor-
handen sind. In der Wirklichkeit ist auch diese Schranke nicht
immer eingehalten worden. Jene Arten , welche schon früher ab-
86
gebildet waren, sind Hydnum ferrugineum, scrobiculatum, nigrum,
Agaricus nitidus, aridus, lenticularis, clypeolarius, parcanaulatus,
sistratus, illinitus, constrictus, laqueatus, sejunctus, quinqueparti-
tus, flavo-brunneus, aurantius, bulbiger, pessundatus , Columbetta,
mithin theilvveise sogar wohlbekannte und leicht kenntliche Arten.
Sieht man die höchst naturgetreuen, ebenso geschmackvollen, als
prächtigen Bilder an, so kann man sich aller, ohne Ausnahme, er-
freuen. Allein erwägt man die Beschränkung des Titelblattes
(selbst in der Ausdehnung des Vorwortes) , den Preis , um den
wenigstens der deutsche Buchhandel das Werk verschleisst (4 Thlr.
10 Sgr. für jede Lieferung von 10 Tafeln mit Text) , ferner die
sehr grosse Zahl der noch nie abgebildeten Arten , so ist der
Wunsch wohl gerechtfertiget, keine Arten zu bringen, welche in
der Literatur bereits kenntliche Abbildungen besitzen. In der Mo-
nographia Hymenomycetum war die Nomenklatur so eingerichtet
gewesen, dass der Artname mit dem grammatikalischen Genus der
Untergattung übereinstimmend declinirt wurde, z. B. Agaricus
Amanita strangulata , eine Neuerung, welche wie ein Uebergang
zur Aufstellung der Subgenera als selbstständiger Genera erschien.
Diese Neuerung ist hier glücklicherweise wieder fallen gelassen
worden. Die Zulassung z. B. von Amanita als Genus wäre ein
Rückschritt zu Persoon gewesen, der mit einer naturgemässen
Auffassung einer Gattung, wenn sie noch so zahlreich ist , nicht
übereinstimmt. Der Text enthält ausser einem kurzen allgemei-
nen Vorworte und kurzen Einleitungen , so oft ein neues Genus
oder Subgenus anfängt, beiläufig jene Bemerkungen, welche in der
Monographia Hymenomycetum Sueciae jeder einzelnen Art gewid-
met sind, mit dem Unterschiede, dass bei jeder Art eine förmliche,
in der bekannten klassischen, prägnanten Weise des hochverehr-
ten Veterans der Mykologen vorangeht, dann folgen in gesonder-
ten Absätzen das Vaterland, die Beschreibung und weitere histo-
rische oder kritische Bemerkungen. In dem Vorworte zu Hydnum
ist die Andeutung, dass die Arten von gallertartiger Beschaffen-
heit unter dem Namen Tremellodon oder richtiger Palmellodon als
eigene Gattung behandelt werden könnten, der Untersuchung mit
dem Mikroskope zu empfehlen. Hohenbühel-Heufler.
Der Anfang eines Prodromus der Flora von Böhmen
von Dr. Lud. Celakowsky, welcher im ersten Bande des Archi-
ves für die naturwissenschaftliche Landesdurchforschung von Böh-
men (Prag 1869) enthalten ist, beginnt mit den Gefässkryptoga-
men. Es werden von Diesen in durchaus deutscher Sprache mit
Diagnosen und Standortsangaben folgende Arten aufgeführt: Equi-
setum arvense, maximum (Telmateja), silvaticum, pratense, ramo-
sum, littorale, palustre , elongatum, hiemale, variegatum; Poly-
podium vulgare, Phegopteris, Dryopteris, Robertianum; Woodsia
ilvensis, hyperborea; Allosoms crispus; Pteris aquilina; Blechnum
Spicant; Asplenium Adiantum nigrum, Ruta muraria, germanicum,
septentrionale, Trichomanes, viride; Alhyrium Filix femina. at-
87
pestre; Aspidium Lonchiüs , aculeatum, spinulosum , er isla tum,
Filix mas, Oreopteris, Tkelypteris; Cystopleris frag Ms; Struthi-
opteris germanica; Ophioglosum vulgatum; Botrychium Lunaria,
matricariaefolium, rutaefolium; Lycopodium Selago , inundatum,
annotinum, ctavatum, complanatum, alpinum; Selaginella ciliata
[spinulosa) ; Isoetes lacustris; Pilularia globulifera , zusammen
49 Arten. Es sind darunter weder neue Arten, noch solche Arten,
die nicht schon früher in der Literatur als böhmische angegeben
waren. Auch ist darunter keine einzige Art, die nicht auch ausser-
halb Böhmens in der österr.-ungar. Monarchie gefunden worden
wäre. Es fehlen auch zahlreiche, selbst abgesehen von den Süd-
provinzen, aus Oesterreich im weiteren Sinne bekannte Arten. Da
Böhmen mit Ausnahme der südöstlichen Bezirke ziemlich gut
durchforscht ist, so ist nicht der Florist, sondern die Flora selbst
an dieser Armuth schuld. Es ist Celakowsky's Verdienst, dass
Böhmen keine Sonderstellung in Auffassung der Artenbegrenzung
mehr einnimmt. Dass Milde's Filices Europae , 1867, in Absicht
auf Artbegränzung und Nomenklatur nicht benützt wurden, erklärt
der Umstand, dass dieser Prodromus laut seines Seperattitels be-
reits 1867 erschienen ist; die Vorrede Milde's ist vom 28. Juli
1867, die Vorrede Celakowsky's vom 3. August 1867. Dieser
Umstand erklärt auch theilweise die Weglassung von Asplenium
adulterinum , welches Celakowsky nach seinen Anschauungen
wahrscheinlich als Serpentinform von Asp. viride angeführt hätte,
eine Meinung, die auch Milde laut bot. Zeit. 1868. 884 für höchst
wahrscheinlich hält. Hiernach würde der diesem Farn von mir
ursprünglich gegebene Name fallax wieder aufleben (Vers, zool.-
bot. Ver. VI. [1856]. 260, 261). Die böhmischen Standorte sind Nord-
böhmen (Karl laut meiner Angabe a. a. 0.) und auf Serpentin im
Walde an dem Wege von Einsiedel nach Sangenberg. (August
1857. Kalmus laut Niessl in den Verhandl. des naturwissensch.
Vereins in Brunn. VI. 167, 169.) Uebergangen ist Osmunda regalis
von Neustadtl an der sächsischen Grenze, gefunden von Gottfried
Menzel laut Lorinser Conspectus Stachyopteridum, 1838, eine
Angabe, die der vorsichtige Milde in seine Monographie von
Osmunda (p. 59) ohne Anstand aufgenommen hat und die auch mir
nicht verdächtig erscheint. Neustadtl ist nicht auf sächsischem Boden,
sondern in Böhmen selbst. Hingegen ist die kleine Schneegrube, der
bisher bekannte einzige angeblich böhmische Standort von Woodsia
hyperborea, p. 6, schon ausserhalb Böhmens, in Preussisch-Schle-
sien. Die Böhmen und Schlesier rechnen beiderseitig das ganze
Riesengebirge zu ihrem Florenbezirke. Das ist mir wohlbekannt.
Ich kann aber dieser Anschauung um so weniger beipflichten, als
in der That zwischen den nördlichen und südlichen Theilen des
Riesengebirges ein natürlicher, nicht bloss ein politischer Unter-
schied obwaltet. Die auf die Gefässkryptogamen folgenden Mono-
kotylen überlasse ich einem aüfälligen anderen Berichterstatter.
Hohenbühel-Heufler.
88
XXIV. Jahresbericht
des
botanischen Tausch Vereines in Wien, im Jahre 1869.
Bis zum Schlüsse des Jahres 1869 sind 453 Botaniker mit der
Anstalt in Verbindung getreten. Von diesen haben sich im Laufe
des Jahres 31 mittelst Einsendungen an derselben betheiligt und es
wurden im Ganzen von ihnen über 21.000 Pflanzen-Exemplare ein-
geliefert. Insbesondere haben die Herren:
Andorfer, Alois, Mag. Pharm, in Langenlois. — Eingesendet 302
Expl. aus der Flora von Niederösterreich.
Bayer, J. N., pens. General-Inspektor in Steyr. — Eing. 900 Expl.
aus der Fl. von Oberösterreich.
Clessin, Stephan, Beamter in Dinkelscherben in Baiern. — Eing.
845 Expl. aus der Fl. von Baiern.
Csato, Johann von , Gutsbesitzer in Koncza in Siebenbürgen. —
Eing. 414 Expl. aus der Fl. von Siebenbürgen.
Doms, F. A., Seminarlehrer in Bartin in Preussen. — Eing. 1196
Expl. aus der Fl. von Hinterpommern.
Fritze, R., Apotheker in Rybnik in Pr.-Schlesien. — Eing. 441
Expl. aus der Fl. von Schlesien und den Karpaten.
Halacsy, Dr. Eugen v., prakt. Arzt in Wien. — Eing. 564 Expl.
aus der Fl. von Niederösterreich und Ungarn.
Hans, Wilhelm, in Herrnhut in Sachsen. — Eing. 664 Expl. aus
der Fl. von Sachsen und vom Cap.
Holuby, Jos. Lud., Pfarrer in Ns.-Podhragy in Ungarn. — Eing.
80? Expl. aus der Fl. von Ungarn.
Jaeggi , J. , in Aarburg. — Eing. 210 Expl. aus der Fl. der
Schweiz.
Janka, Viktor v., Oberlieutenant in Szent-Gothärd. — Eing. 104
Expl. aus der Fl. von Siebenbürgen.
Ilse, Dr., Oberförster in Trier. — Eing. 800 Expl. aus der Fl. von
Pommern, Thüringen und den Karpaten.
Krenberger, J., Priester in Raabs. — Eing. 701 Expl. aus der Fl.
von Niederösterreich und der Schweiz.
Kristof , Lorenz , Lehramts-Cand. in Wien. — Eing. 297 Expl.
aus der FI. von Kärnthen.
Lagger, Dr. Franz , in Freiburg. — Eing. 945 Expl. aus der Fl.
der Schweiz.
• 89
Lerch, Dr. Julius, in Couvet in der Schweiz. — Eing. 2510 Expl.
aus der Fl. vom Jura.
Lutz, Ignaz, Ingenieur in Wien. — Eing. 1450 Expl. aus der
Fl. von Krain.
Matz, Maximilian, Pfarrer in Höbesbrunn. — Eing-. 443 Expl. aus
der Fl. von Niederösterreich.
Plosel, E., Obergärtner in Tempelhof. — Eing. 787 Expl. aus der
Fl. v. Schlesien und Thüringen.
Rauscher, Dr. Robert, k. k. Finanzrath in Wien. — Eing. 987 Expl.
aus der Fl. von Niederösterreich.
Reuss, Wilhelm, Med. Cand. in Wien. — Eing. 400 Expl. aus
der Fl. von Niederösterreich.
Scheuta, Dr. N. J., in Wexio in Schweden. — Eing. 600 Expl.
aus der Fl. von Schweden.
Strobl, Gabriel, Kleriker in Admont. — Eing. 528 Expl. aus der
Fl. von Steiermark.
Tauscher, Dr. Julius, prakt. Arzt in Ercsin in Ungarn. — Eing.
89 Expl. aus der Fl. von Ungarn.
Thümen , Freiherr v. , in Krems in Niederösterreich. — Eing.
358 Expl. aus verschiedenen Floren.
Tommasini, Mutius Ritter v. , k. k. Kofrath in Triest. — Eing.
100 Expl. aus der Fl. von Istrien.
Traua, Er. Andr., in Upsala. — Eing. 1127 Expl. aus der Fl. von
Schweden und Norwegen.
Trautmann, C, in Nikolausdorf in Sachsen. — Eing. 711 Expl.
aus der Fl. von Sachsen und dem Riesengebirge.
Val de Lievre, Anton, k. k. Finanzrath in Trient. — Eing. 356
Expl. aus der Fl. von Tirol.
Vrabelyi, Martin v. , in Erlau. — Eing. 224 Expl. aus der Fl.
von Ungarn.
Winter, Georg, Med. Cand. in Giessen. — Eing. 1201 Expl. aus
der Fl. von Giessen,
XXIII. Continuatio.
E l e n c h i d u p l i c a t o r u m.
Arabis arcuata Schult.
Arenaria gothica Fr.
Campanula unißora L.
Carex norwegica Wild.
Dentaria pinnata Lam.
Draba incana L.
Dracocephalum thymiflorum L.
Galium elongatum Prsl.
Gnaphatium alpinum L.
Hierucium rupicolum Fr.
— versicolor Saut.
Linaria striata D C.
Luzula parvifiora Desv.
Pedicularis lapponica L.
Pinguicula villosa L.
Poa hybrida Gaud.
Potentilla fruticosa L
Hanunculus gracilis Schi.
Rubus arcticus L.
Salix helvetica Vi 11.
Setaria ambigua Guss.
Vahlodea atropurpurea Fr.
90
Licheues.
Cetraria nivalis.
Evernia vulpina.
Gyrophora vellea.
Stereocaulon denudatum.
Trachylia arthonioides.
Musci.
Anomodon attenuatus.
Camplothecium lutescens.
Encalypta vulgaris.
Leptotrichum pallidum.
Orthotrichum obtusifolium.
Plagiothecium sylvaticum.
— undulatum.
Pottia lanceolata.
Racomitrium heterostichum.
Wien (Wieden, Neumanngasse 7).
Skofitz.
Fersonalnotizen.
— Dr. Franz Unger ist am 12. Februar in Graz, wo er
fast ausschliesslich seinen wissenschaftlichen Arbeiten lebte, ge-
storben , nachdem er ein Alter von 69 Jahren erreicht hatte.
Diese Zeitschrift brachte im Jahre 1864 das Porträt und eine
biographische Skizze Unger's. Letztere verfasst von Dr. Neil-
reich schliesst mit den Worten: „Und seltsam, kein Orden
schmückt seine Brust, keine weltliche Auszeichnung ziert seinen
Namen. Wenn auch! Sein Ruhm wird leben, so lange es eine
Wissenschaft gibt, wird leben, wenn alle Zeichen irdischer Gunst
dem allgemeinen Lose der Vergessenheit längst verfallen sind." —
Allein welch geringen Werth Unger auf deilei Auszeichnungen
zufälliger Gunst legte, wird ersichtlich aus einem Schreiben an die
Redaktion vom 5. Jänner 1864, wo es in Betreff obiger Schluss-
worte heisst: „Nur eines hat mich etwas unangenehm berührt,
nämlich der Schlusssatz, der wie eine Mahnung klingt und provo-
cirt. Ich , der ich am Rande des Grabes , oder geringer gesagt,
doch wenigstens an der Neige des Lebens stehe, habe diese Be-
gehr der Eitelkeit wahrhaftig längst überwunden, und bin vollkom-
men schon damit zufrieden, wenn der Staat einst sagt, — er hat
seine Schuldigkeit gethan." — Bei dieser Gelegenheit sei noch
einer anderen Bemerkung Unger's in einem :Schreiben an die
Redaktion vom 31. Oktober 1863 gedacht; sie lautet: „Was die
Biographie betrifft, die meinem Gesichte in Ihrer Zeitschrift bei-
gegeben werden soll, so wird sie jedenfalls, wenn Herr Neil-
reich der Verfasser ist, zu günstig für mich gehalten sein. Ich
würde daher ersuchen, so massvoll als es immer möglich ist, in
der Beurtheilung meiner Leistungen zu verfahren. Ich selbst kenne
zu gut, was an denselben mangelhaft ist, und möchte die Irrun-
gen und Fehler eher unumwunden aufgedeckt, als übertüncht
sehen. Früher oder später thut diess die Geschichte der Wissen-
schaft doch."
91
— Victor v. Janka wurde als botanischer Kustos am Na-
tional-Museum in Pest angestellt.
— Johann Bayer, pens. General - Inspektor der Staats-
eisenbahn-Gesellschaft , ist am 14. Februar in einem Alter von
68 Jahren, zu Steyr in Oberösterreieh am Herzschlage gestorben.
Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— In einer Sitzung der k. Akademie der Wissenschaf-
ten am 9. December legte Dr. Peyritsch eine Abhandlung über
Bildungsabweichungen bei Umbelliferen vor. Er beobachtete eine
Reihe von Blüthenmissbildungen. So bei Carum Carvi, wo die Blu-
menblätter am Mittelnerv mit blaltarligen Sprossungen dicht besetzt
waren, statt der Staubgefiisse standen doppelspreilige, corollinische
Gebilde, der Fruchlk. fehlte; bei Daucus Carota verschiedene Vor-
bildungen der Staubgef.; an Toritis Anthriscus luxurirende Axel-
sprossungen der Blüthen; bei Peucedanum Chabraei waren alle
Blülhentheile vergrünt , die Staubgef. zu laubartigen , gelappten
Blättern umgewandelt.
— In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für
vaterländische Cultur am 2. December berichtete Dr. A,
Engler über die Flora des Isonzothales, das er von Görz bis zum
Terglou durchwandert und vervollständigte seine Beobachtungen
durch die a. a. 0. gemachten Mittheilungen des Prof. Krazan in
Görz. Von besonderem Interesse ist die Vegetation oberhalb Görz
(271' über dem Meere) zu beiden Ufern des Isonzo, dessen blau-
grüne mit dem Tosen eines echten Torrente dahinbrausenden Fluthen
die für die nächste Umgebung der Stadt charakteristischen breccien-
und conglomeratartigen diluvialen Gesteinmassen durchschneiden.
Durch eine geringe Höhe über dem Niveau des Meeres gehört das
Gebiet durchaus der Ebene und dem Hauptcharakter seiner Flora
nach dem Küslenlande an; aber die ursprüngliche Vegetation ist
gemischt und bereichert durch Flüchtlinge aus anderen Regionen,
welche sich theils auf die Dauer angesiedelt haben, theils nur
sporadisch auftreten. Diese Pflanzen verdanken ihre Entfernung von
ihrem ursprünglichen Wohnort nicht bloss der Gewalt des Türrente,
sondern noch vielmehr der regelmässig wiederkehrenden gewal-
tigen Bora, welche die in Folge der veränderten klimatischen Ver-
hältnisse, namentlich in Folge von Trockenheit eingehenden Indi-
viduen immer wieder durch neue Ankömmlinge ersetzt. Während
ein grosser Theil der bei Görz an den Ufern des Isonzo vorkom-
menden Pflanzen nach Krazan aus dem benachbarten nordöstlich
von Görz gelegenen Ternowaner Gebige stammt, andere wiederum
dem lsonzothal und den Sandsteinhügeln des Wipbachthales ge-
meinsam angehören, ist die ursprüngliche Heimat anderer, wie
92
z. B. von Gypsophila alpina, Rumex scutatus, Campanula carnica
etc. in den hohen Kalk- und Dolomitgebirgen zu suchen, welche
den obern Lauf des Isonzo einschliessen. Noch grösser ist der
Reichthum von herabgeführten alpinen und subalpinen Pflanzen auf
der Strecke von Caporetto bis St. Maria. Schon oberhalb Caporetto
gehören Geranium macrorrhizum, Asperula longiflora, Saxifraga
crustata und S. Hostii, Silene fruticulosa Sieb, zu häufigen Er-
scheinungen. Wahrend die Berge von Caporetto bis Flitsch zum
grossen Theil entwaldet sind und ihre steil abfallenden Felswände
nur eine spärliche Vegetation aufkommen lassen, sind die Thal-
wände des obersten Laufes, des sogenannten Loochthales und des
Trentathales etwas waldreicher; interessant ist namentlich die Vege-
tation der humusreichen Buchenregion, wo Saxifraga tenella und
Sax. Ponae Stern b. in auffallender Häufigkeit neben Rhododen-
dron hirsutum, Betonica Alopecuros, Gentiana utriculosa etc. auf-
treten. Noch reicher und eigenthümlicher wird die Flora auf den
zahlreichen Plateaux, welche dem Gebirgsstock des Terglou ange-
hören, während auf den Gipfeln selbst nur eine kümmerliche Vege-
tation ihr Dasein fristet. Der Sekretär zeigt: Naturwissenschaf t-
liche Anseh auungs- un d Zeichenvorlagen, gezeichnet, litho-
graphirt und herausgegeben von Gotthold Elssner in Löbau.
Hiernach verliest der Sekretär eine von Dr. Paul Ascherson in
Berlin eingesandte Abhandlung: Ueber Standorte der Pilu-
laria. Der Verfasser, bezugnehmend auf die Mittheilungen des Dr.
Ho dann in den Verhandl. der bolan. Sektion für 1868, hebt hervor,
dass Pilularia in allen ihm persönlich bekannten Fundorten bei
Sommerfeld (hier entdeckt durch Hellwig und Weise), bei Berlin
in der Nähe von Tempelhof, bei Aareppen unweit Delbrück, bei
Dielkau in der Niederlausitz, keine eigentliche Wasserpflanze ist,
obwohl sie völlig untergetaucht einige Zeit vegetirt, aber in diesem
Zustand steril bleibt. Pilularia gehört zu jenen Teich- oder Ufer-
pflanzen, welche zu ihrem Gedeihen und zur Fruchtbildung einen
im Winter und Frühjahr überschwemmten, später aber trocken
werdenden Boden verlangen. Aehnlich verhält sich die von Ascher-
son 1863 mit Dr. Reichard t im südlichen Sardinien aufgefundene
Pilularia minuta. Prof. Milde theilt mit, dass die Elodea cana-
densis in diesem Jahre sich in einem Teiche in der Nähe des
Rothkretscham bei Breslau angesiedelt habe. Wundarzt Knebel
zeigt ein lebendes Sedum reflexum mit höchst ausgezeichnetem
hahnenkarnmähnlich verbreiteten fasciirten Stengel. Dasselbe stammt
aus dem botanischen Garten in Halle. Dr. phil. W. G. Schneider
hielt einen Vortrag über die Gattung Sclerotium Tode. Es wurden
zunächst nur die zahlreich auf verschiedenen Gräsern vorkommen-
den Scleroticum Clavus, als Mutterkorn bekannt, aus denen sich
später 3 Claviceps-Arten entwickeln, berücksichtigt und folgende
in Schlesien gefundene, mit Mutterkorn behaftete Gräser vorge-
zeigt: Agropyrum repens, Aira cespitosa, Alopecurus fulrus und
pratensis, Anthoxantum odoratum, Arrhenaterum elatius, Bromus
93
seralinus, Dactifis glomerata, Festuca pratensis, Glyceria fluitans,
Horden in vulgare und murinmn. Lolium perenne, Molinia coerulea,
Phalaris arundinacea. Phleum pratense, Poa annua und nemoralis,
Seeale cereale, Triticum vulgare und caninum, ans deren Sclero-
tium sieh die Claviceps purpurea Tai. entwickelt] sowie P/wag-
mües communis und Heleocharis palustris, aus deren Sclerotium
sich Claviceps microeephala Till, und Clav, nigricans Till, ent-
wickeln* Ferner sprach derselbe über die neue, von Herrn Prof.
Kühn in Halle aufgestellte Uredineen-G&Wung und Art, Calypto-
spora Göppertiana, welche derselbe an Vaccinium Vitis idaea (der
Preisseibeere) voriges Jahr zu Krumm hübel im Riesengebirge ent-
deckt und der Vortragende schon vor 6 Jahren und auch dieses
Jahr bei Reinerz gefunden hat. Der Pilz zeigt sich als eine dicke
schwammige Auftreibunü des Stengels, seltener der Blattstiele und
eines Theiles der Blatter. Die Sporen sitzen ziemlich fest in dein
Innenraum der Oberhautzellen und sind eng von der Zellmembran
umschlossen, sie sind unregelmässig elliptisch-prismatisch, oben
stumpf, dunkelbraun, unten abgerundet, hellbräunlich, durch kreuz-
weise Theilung meist vierget heilt, 9 — 10 Mikrom. lang und 8 bis
9 Mikrom. breit. Nach Kühn keimen die Sporen im Frühjahre, und
zwar entwickelt sich aus jeder Abtheilung der Spore ein Keim;
die Sterigmata sind kurz, tragen vier Sporidien, diese sind sphärisch
und weiss gefärbt. Fuckel hat diesen Pilz als Fusidium tumescens
unter n. 1653 in seinen Fungis rhenanis ausgegeben.
F. Cohn, z. Z. Sekretär der Sektion.
— In einer Sitzung der Gesellschaft naturforschender
Freunde in Berlin am 16. Nov. legte Dr. Aseherson das von
Dr. F. v. Müller im St. Vincent-Golf in Südaustralien gefundene,
von demselben in den Fragm. Phytogr. Austrat. IV p. 113 als
Ampkibolis zosterifulia beschriebene Fruchlexemplar einer Meer-
phanerogame vor, welches ihm derselbe kürzlich zur Ansicht zu
übersenden die Güte hatte. Dasselbe ergab sich als mit dem der Gesell-
schaft in der Februar-Sitzung 1867 vorgelegten Fruchtexemplare der
Posidonia australis Hook. fil. identisch. Die weibliche Blüthe und
Frucht der Amplübolis ^welche nunmehr, da die von Gaudschaud
beschriebene und abgebildete männliche Blüthe keine Veranlassung
bietet, die betreffende Art von Cymodocea zu trennen, bis auf
Weiteres wieder als Cymodocea antaretica (Labille) Endl. zu
bezeichnen istj, sind mithin noch aufzufinden. — In einer weitern
Sitzung am 21. Decemb. theilte derselbe aus den kürzlich einge-
gangenen Briefen des Dr. G. Schweinfurth an Prof. A.Braun,
d. d. grosse Seriba Gattas am Diur-FIusse (7° N. Br.), welche
das erfreulichste Wohlsein des Reisenden melden und von dessen
rastloser Thätigkeit und reicher Ausbeute Nachricht geben, einen
die Vegetationsverhältnisse des erforschten Gebietes zwischen den
Flüssen Diur und Tondj betreffenden Abschnitt mit. Ungeachtet der
einförmigen Terrainbildung fand sich dort eine ausserordentlich
mannigfaltige Vegetation , so dass der Reisende von Ende März
94
bis Ende August, also nicht einmal in der günstigsten Jahreszeit,
schon über 600 Pflanzen-Arten gesammelt hatte. Der Vegetations-
charakter zeigte grosse Uebereinstimmung mit weslafrikanischen
Florengebieten, bis auf die geringe Anzahl von Farnen. Die Grenze
des festen Gesteins (rothen Thoneisensteins), welche sich zugleich
durch eine allmälig ansteigende Terrainstufe markirt, bezeichnet
einen schroffen Wechsel im Vegetationscharakter wie er kaum beim
Überschreiten der europäischen Alpenkette greller hervortritt;
für den Thoneisenstein ist besonders der Butterbaum QButyrosper-
mum Parkii Kotschy) charakteristisch.
Sammlungen.
— Das von Schultz Bip. hinterlassene Compositen-Herba-
rium hat E. Cosson in Paris käuflich erworben.
— Die Bibliothek von M a r t i u s wird am 7. März durch
W ei gel in Leipzig versteigert werden.
Literarisches.
— „Chemismus der Pflanzenzelle. Eine morphologisch-
chemische Untersuchung der Hefe mit Berücksichtigung der Natur,
des Ursprunges und der Verbreitung der Contagien." Von Dr. H.
Karsten. Wien 1869. Verl. v. Wilhelm Braumüller. 90 Seiten
in Oct. mit 9 Holzschnitten. — Diese neueste Arbeit des Prof.
Karsten behandelt nach einer allgemeinen Anleitung das Wachs-
thum und die Entwickelung der Hefezellen; Micrococcus, Micro-
sporon, Vibrionen und Leptothrix; die Veränderung der Hefezellen
und der Vibrionen in Krystalloide, in Sarcina und Palmella prodi-
giosa; die chemische Veränderung der Hefezellhaut; die morpho-
logische Bedeutung der Hefevegetation und endlich die physiolo-
gische Bedeutung der Hefe. Die Abhandlung dürfte in so ferne von
erhöhetem Interesse sein , als sie eine Beurtheilung des wissen-
schaftlichen Standpunktes des Verfassers ermöglicht, was in Anbe-
tracht der Angriffe, welchen sein Werth als Professor in jüngster
Zeit mehrfach ausgesetzt war, nicht ohne Wichtigkeit ist. Die Aus-
stattung des Werkes ist eine vorzügliche.
— Der Bericht über die internationale Gartenbau-
Ausstellung in St. Petersburg vom 17. (5.) bis 30. (18.) Mai
1869 enthält: 1. das Ergebniss des Preisgerichtes, 2. einen Bericht
über die Resultate der Ausstellung, 3. die Aufzählung der Vor-
stände, Commissäre und Repräsentanten, die bei der Ausstellung
mitwirkten, endlich 4. einen Bericht über die drei Sitzungen über
den mit der Ausstellung verbundenen Gartenbau- und botanischen
95
Kongress. Diese vier Kapitel haben einen höchst ungleichen
Werth. Kapitel 2 und 3 besitzen nur eine historische, theihveise
gar nur ephemere Bedeutung, mit Ausnahme einiger Notizen admi-
ministrativen Inhaltes, die auch später«!) Ausstellungen zu Gute
kommen können. Die im Cap 4 niedergelegten Sitzungsberichte
enthalten einiges Neue, und einiges Wichtige. Das Wichtige ist
aber nicht neu, und selbst, soweit es von russischen Forschern
herrührt, schon anderweitig publicirt worden; die neuen Mitthei-
lungen sind aber durchwegs ziemlich unwichtig. Vom hohen In-
teresse und bleibenden Werthe ist das Kap. 1, worin die Ergeb-
nisse der 20 Sektionen des Preisgerichtes in eingehender Weise
niedergelegt sind. Dieser Bericht über die wahrhaft ausgezeich-
neten Leistungen der Aussteller wird für jeden Freund der Horti-
cultur von Interesse, für jeden Fachmann auf diesem Gebiete von
hoher Wichtigkeit sein. J. W.
— „Botanischer Kalender für Nord-Deutschland. Weg-
weiser und Gedäehlnisshilfe auf botanischen Exkursionen für Lehrer,
Botaniker und Studirende." Von Franz Schulz. Berlin 18fi9. Ver-
lag von G. Duncker. 156 Seite in Duod. — Indem das Büchlein
eine Anleitung gibt, gewisse Pflanzen zu ihrer Blülhezeit an den
ihnen entsprechenden Fundorten aufzusuchen, gewährt es zugleich
eine Uebersicht des Vegetationscharakters bestimmter Lokalitäten.
Es werden nämlich die in jedem Monate blühenden Gewächse nach
den Standorten, wo sie zumeist vorkommen, angeführt; so 1. Holz-
gewächse im Wald, Park und Gebüsch (Holzpflanzen) , 2. Kraut-
gewächse im Wald und Gebüsch (Schattenpflanzen), 3. in Gärten,
4. auf Aeckern, 5. auf Schutt, unfruchtbaren Plätzen, Mauern, an
Zäunen, Hecken (Schuttpflanzen), 6. auf wüsten Ländereien, Hügeln,
Heiden, Abhängen (Heidepflanzen), 7. auf Wiesen, 8. aufleuchten,
sumpfigen und torfigen oder quelligen Orten (Sumpf- und Ufer-
pflanzen), 9. im Wasser, 10. auf salzhaltigen Orten, Seeküsten und
Salinen (Salzpflanzen), 11. in Gebirgs- und Bergegenden, 12. Schma-
rotzer auf andern Pflanzen. Die unter diesen Standorten angeführten
Pflanzenarten werden kurz charakterisirt, was immerhin eine Unter-
scheidung ermöglicht. Dem eigentlichen Kalender befinden sdeh ein
Schlüssel zum Linne'schen System und eine Erklärung der Autor-
namen vorgesetzt. Die Ausstattung des Taschenbuches ist eine
ganz gefällige.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Mayer, mit Pflanzen aus Böh-
men. — Von Herrn Prichoda, mit Pfl. aus Niederö^terreich. — Von Herrn
Patze, mit Pfl. aus NorddeuischJand. — Von Herrn ßr. Thümen, mit diversen
Pfl. — Von Herrn Haussknecht, mit Pfl. aus der Schweiz und von Weimar. —
Von Herrn Krenberger, mit Pfl. aus Kärnthen und Steiermark.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Focke, Ilse, Doms,
Krempelhuber und Wetschky.
Es werden in europäischen Gärten kultivirte Pflanzen in schön präparirten
Exemplaren zu kaufen gesucht.
96
Berichtigung.
Im Februar-Hefte ist bei der Zusammenstellung des Schrift-*
satzes von Dr. Kerner's Abhandlung-: „Beschreibungen neuer
Pflanzenarten der österreichischen Flora," eine äusserst
unliebsame Verwirrung im Texte entstanden , welche den Artikel
geradezu unverständlich macht.
Nach Zeile 9 auf Seite 42 hat zu folgen Zeile 12 auf Seite 43
bis inclus. Zeile 21 auf Seite 44 und nach Zeile 21 auf Seite 44
hat zu folgen Zeile 10 auf Seite 42 bis inclus. Zeile 11 auf Seite 43.
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theile aller Berufenen bisher geschickt angestrebt, die Entdeckungen der For-
scher aller Länder — zum Theil aus den Verhandlungen der Vereine und
Akademien, zum Theil aus Monographien und Fachjournalen — aufzusammeln
und in gedrängter Kürze gemeinverständlich wiederzugeben. Eine solche, im
guten Sinne populäre Darstellung wird besonders für Diejenigen von grossem
Nutzen sein, die ein specielles naturwissenschaftliches Fach bearbeiten , und
bei dem engen Zusammenhange, in dem die einzelnen Zweige der Naturwissen-
schaft unter einander stehen, auch aus den übriuen Gebieten regelmässig das
Wichtigste und Interessanteste kennen zu lernen wünschen.
Eine ganze Reiiie geachteter Forscher hat sich bereits dem Unternehmen
als Mitarbeiter angeschlossen.
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Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. - Verlag von C. Gerold's Sohn.
Druck und Papier der C. Ueberreuter'scuen Buclidruckerei (M. Salzer).
Österreichische
Botanische Zeitschrift
Gemeinnütziges Organ
für
Die österreichische Exemplare,
botnnlsche Zeitschrift RntfllliL Hilft It II t •! II 5 L «I« die frei durch die Post be-
erscheiut DUldlllK UHU DOiaillKei, zogen werden sollen, sind
den Erstenjeden Monats, blos beider Redaktion
^ ÄÄ. Sltfb Gärtner, Üekonomen, Forslni;'inner, Aerzle, ^u^unÄ:7)
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mifV£^%st™. Apotheker und Techniker. B £££?• SS'
halbjährig. C. Gerold'« Sohn.
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die ganze Petitzeile __ - so wie alle übrigen
10 kr. öst. W. jN°' 4 Buchhandlungen.
XX. Jahrgang. WIM. April 1870.
INHALT: lieber Rulnis-Arten. Von Dr. F ocke. — Vegetations-Verhältnisse. Von Dr. Kerner. —
Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur. — Bemerkungen zu Boissier's Flora orient. Von Janka.
— Der Kampf ums Dasein in der Pflanzenwelt. Von Dr. Pokorny. —Literaturberichte. Von Hohen-
bü hel-Heufler. — Correspondenz. Von Dr. Kern er, Huter. — Personalnotizen. — Vereine, An-
stalten , Unternehmungen. — Botanischer Taushcverein. — Inserat.
Bemerkungen über einige Rubus- Arten.
Von Dr. W. O. Focke.
1. Das Einwurzeln der Brom beer seh ö sslin ge. Be-
kanntlich vermehren sich die meisten einheimischen Brombeeren
auf vegetativem Wege durch das Einwurzeln ihrer Schüsslings-
spitzen. Babington hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, dass
der wagerechte auf dem Boden fortkriechende Schössling
sich vor dem Einwurzeln wieder erhebt. Auch in seinem
neuesten Werke über die brittischen Bubi bespricht er diese Er-
scheinung, ohne indess irgendwie auf die mechanischen Ursachen
derselben hinzudeuten. Die jungen Brombeertriebe wachsen An-
fangs entweder aufrecht oder in mehr oder weniger schiefer
Richtung in die Höhe; je länger sie werden, um so weniger sind
sie im Stande, sich ohne Stützpunkte aufrecht zu erhalten, daher
neigen sie sich, falls sie in ihrem Wachsthume keinen Halt an-
treffen, in Folge ihrer eigenen Schwere wieder zum Boden herab.
Bei den Trieben der schwächeren Arten ist dies sehr bald, bei
denen der stärkeren oft erst im Herbste der Fall. Auch wenn sie
im Gebüsche häufige Anhaltspunkte finden, müssen sie schliesslich
Ocsterr. botan. Zeitschrift. 4- Heft. 1870 i
98
wieder herabsteigen, weil die Richtung des Triebes allmälig immer
horizontaler und zuletzt abwärts geneigt werden muss, doch kann
leicht die Vegetationsperiode verflossen sein, bevor die Spitze den
Erdboden erreicht. Sind die Schösslinge wieder auf der Oberfläche
des Bodens angelangt, so kriechen sie eine Strecke am Grunde
hin und wurzeln sich schliesslich, wo sie es irgend vermögen, in
das Erdreich ein, aber erst nachdem sie noch einmal einen
kleinen Bogen ge b il de t haben, durchweichen sie sich einige
Zoll über den Boden erheben. Die mechanischen Ursachen dieses
letzten Aufsteigens sind leicht zu verstehen. Die Tendenz zum
Einwurzeln tritt auf, sobald die Laubblätter der Spitze sich im
Herbste nur noch langsam und unvollkommen entwickeln.
Es häufen sich dann Nähr- und Bildungsstoffe in der Spitze an,
welche sich dadurch verdickt und verstärkt, so dass sie weniger
biegsam und nachgiebig wird. Wenn sie nun im Wachsthum auf
irgend einen Widerstand stösst, sei es ein Steinchen, eine feste
Erdscholle, eine Pflanze oder dergl. , so stemmt sie sich dagegen
und zwingt auf diese Weise den nachwachsenden Theil des Schöss-
lings sich im Bogen zu erheben. Dies Aufsteigen des hinter der
Spitze liegenden Theiles hat nun die Folge, dass die Spitze selbst
sich nach abwärts richtet, wodurch sie um so besser befähigt wird,
die zahlreichen Würzelchen, welche sich an ihr entwickeln, in's
Erdreich eindringen zu lassen, in welchem sie sich bald befestigen
und büschelig ausbreiten. Der von Babington beobachtete, aber
nur teleologisch erklärte zweite Bogen entsteht also durch An-
häufung von plastischen Stoffen in der Schösslingsspitze und durch
das Anstemmen der auf diese Weise resistenter gewordenen ver-
dickten Spitze gegen ein in ihrer Wachsthumsrichtung vorhandenes
Hinderniss. Der durch den nachwachsenden Trieb gebildete Bogen
begünstigt oder ermöglicht das Festwurzeln. Es kann übrigens
auch vorkommen, dass eine Schösslingsspitze sich unmittelbar aus
dem ersten Bogen in die Erde hinabsenkt. Es ist dazu erforderlich,
dass der Trieb einen festen Unterstülzungspunkt gewonnen hat,
ohne welchen die Spitze im Winde hin und herschwanken würde
und sich nicht am Boden festheften könnte. Ferner muss sie erst
im Herbste, wenn die Bedingungen zum Einwurzeln vorhanden
sind, den Boden wieder erreichen. Bei einigen hochwüchsigen
Arten scheint diese Weise des Einwurzeins öfter vorzukommen.
2. Rubus Leesii Babingt. Jm Jahre 1846 beschrieb Babing-
ton eine Varietät des R. Idaeus, welche er als var. Leesii be-
zeichnete. Bald nachher führte er sie als eigene Art auf, und
behielt sie als solche auch noch in seiner neuesten Arbeit über
die brittischen Rubi bei, in welcher er jedoch wieder einige Zwei-
fel über die Haltbarkeit der Species ausdrückt. R. Leesii unter-
scheidet sich von R. Idaeus L. durch die Blattforrn. Die unteren
Schösslingsblätter sind einfach, die mittleren und oberen dreizäh -
lig mit kaum gestieltem Mittelblättchen. Die Blätter der Blüthen-
zweige sind fast ausnahmslos völlig einfach, oft etwas gelappt.
99
Die einfachen Blätter sind breit herzförmig, die Blattehen der
dreizähligen rundlich. Als besonders auffallend hebt Ba hing ton
hervor, dass R. Leesü nur sehr selten Früchte bringt und dass
diese, wenn sie sich bildeten, noch niemals unzweifelhaft keim-
fähige Samen gezeigt haben. Diese Unfruchtbarkeit und das äusserst
spärliche Vorkommen der Pflanze — in England sind drei Stand-
orte aufgefunden — fliessen Babington Zweifel an der Selbst-
ständigkeit der Art ein. — Auch auf dem Kontinente sind öfter
Himbeerformen beobachtet worden, welche dem R. Leesü minde-
stens sehr ähnlich sind so z. B. der R. Idaeus L. var. ano malus
Arrhen. Vor einigen Jahren wurde in der Nähe von Bromberg
durch Herrn C. Kö liier eine Pflanze aufgefunden, auf welche die
Beschreibung des R. Leesü vollkommen passt. Die Exemplare,
welche ich von dieser Form erhielt, erschienen mir sehr merk-
würdig. Es konnte mir keinen Augenblick zweifelhaft sein, dass
ich eine Form des R. Idaeus vor mir hatte, und zwar eine Modi-
fikation, welche an verschiedenen Orten unabhängig von einander
entstanden sein musste. Die Frage lag nahe, ob aus dieser so
sehr abweichenden, durch keine Uebergänge vermittelten Form
nicht eine neue Race und schliesslich eine neue Art entstehen
könne. Es schien dies ein Fall zu sein, in welchem nicht etwa
eine allmalige Züchtung zu Abänderungen führt, sondern in wel-
chem die neue Art gleichsam fertig aus der Stammart entspringt.
Die konstante Unfruchtbarkeit des R. Leesü war mir damals
noch nicht bekannt; obgleich ich wusste, dass Früchte selten sind,
schien es mir doch möglich, dass die Form sich unverändert fort-
pflanzen könne. Wenn dies wirklich der Fall wäre, so hätte man
in dem R. Leesü eine neu entstehende Art begrüssen müssen. In
der Jenaischen Zeitschrift für Mediz. und Naturw. V. S. 107 und
S. 127 besprach ich diesen Fall und suchte die Beziehungen zwi-
schen R. Idaeus L. und R. Leesü Bab., so weit es möglich war,
aufzuklären. Ich glaubte in dem R. Leesü einen theilweisen Rück-
schlag auf gewisse Urlypen der Galtung Rabiis zu erkennen und
fasste die Umformung seiner Blätter als eine Hemmungsbildung auf.
„Wahrend bei dem normalen Rubus Idaeus L. das Blatt sich in
allen drei Richtungen entwickelt, durch Verlängerung des Mittel-
nerven, durch Ausbildung der seitlichen Strahlnerven und durch
Vergrösserung des Neigungswinkels derselben, ist bei R. Leesü
Babingt. die eine dieser Tendenzen, nämlich die zur Verlänge-
rung des Mittelnerven, völlig verschwunden. u Durch Herrn Köhler
erhielt ich lebende Exemplare des R. Leesü. welche im vorigen
Sommer einige Blüthen lieferten, an denen ich nach der Ursache
der Unfruchtbarkeit forschte. Es war nicht schwer, sie zu ent-
decken Der Hemmungsprozess, durch welchen die Laubblätler in
so merkwürdiger Weise modificirt waren, hatte sich auch auf die
Fruchtblätter erstreckt. Dieselben waren verkürzt und hatten sich nicht
geschlossen, weil sie nicht ausreichten, die Ovula vollständig zu
umhüllen. Von den zwei Ovulis des Rubus-Fruchtknotens verküm-
7*
100
mert regelmässig das eine schon früh, das andere entwickelt sich
bei R. Leesii bis zur Blülhezeit in durchaus normaler Weise, aber
es wird vom Fruchtblatte nur theilweise bedeckt. In den meisten
Fällen vertrocknet es während des Blühens, doch schienen bei
meinen Pflanzen einige Eichen nicht nur befruchtet zu sein, son-
dern sich trotz ihrer mangelhaften Bekleidung weiter zu ent-
wickeln. Nach einigen Wochen waren aber alle vertrocknet und
keines gelangte zur Reife. Es kann natürlich kein Wunder nehmen,
dass die Rubus-Ovula nicht auf ein Gymnospermenleben einge-
richtet sind. Die Unfruchtbarkeit des R Leesii steht somit im eng-
sten Zusammenhange mit seiner ganzen Organisation und macht
es unmöglich, dass sich aus ihm eine neue Art entwickelt. Es
fällt daher auch jeder Grund weg, diese Form als eine besondere
Species zu betrachten und zu benennen. Man wird also den R.
Leesii einziehen und zu R. Idaeus L var. anomalus Arrhen.
rechnen müssen, selbst wenn die ursprüngliche Arrhenius'sche
Pflanze nicht ganz genau mit dem typischen R. Leesii überein-
stimmen sollte. — Die Blattform des R. Idaeus anomalus findet ein
Analogon in der Fragaria monophyllaL., während die eigenthümliche
Unfruchtbarkeit jener Pflanze bisher als ein Unicum dastehen dürfte.
Vielleicht wird die Kenntniss ihrer Ursache dahin führen, ähnliche
Fälle aufzufinden. Es fragt sich nun, ob es möglich ist, dass sich
ein R. Idaeus anomalus mit normalen geschlossenen Fruchtblättern
bildet, welcher im Stande sein würde, sich durch Samen zn ver-
mehren und somit vielleicht eine neue Art zu bilden, doch fehlt
es bisher an allen Anhaltspunkten zu einer positiven oder nega-
tiven Beantwortung dieser Frage.
3. Rubus sanctus Schreb. Man findet in den Herbarien unter
diesem Namen häufig orientalische Brombeerzweige aufbewahrt,
welche offenbar einen gewissen gemeinsamen Typus zeigen, welche
man aber bisher nicht durch zuverlässige Merkmale von den west-
europäischen Brombeeren zu unterscheiden vermochte. Die Auto-
ren sind daher vielfach in Zweifel darüber, ob der Rubus sanctus
mit einer der genauer von ihnen erkannten Arten identisch ist
oder nicht. Es wird nothwendig sein, die orientalische Pflanze
lebend sorgfältiger zu untersuchen und namentlich ihre Blüthen-
theile besser kennen zu lernen, bevor man sich ein bestimmtes
Urtheil über ihre Beziehungen zu anderen Arten bilden kann. Die
in den Sammlungen enthaltenen Exemplare bestehen meistens aus
Blüthenzweigen mit schlecht konservirlen Blumen; Schösslings-
stücke habe ich noch nicht untersuchen können. Indess will ich
auf ein Merkmal aufmerksam inachen, welches gestattet, selbst
mangelhafte Blüthenzweige des R. sanctus zu erkennen. Die Blätter
dieser Art sind nämlich oberseils sowohl mit Striegelhaaren als mit
Sternhaaren versehen, welche letzteren übrigens oft erst bei stär-
kerer (etwa 50facher) Vergrösserung sicher zu unterscheiden sind.
Die Blätter mancher ähnlichen Arten und Formen, z. B. des R.
amoenus Po rtenschl. (Ä. dalmaticus Gusson., R. rusticanusMer c.j
101
sind oberseits kahl, während andere Arten mehr oder weniger
zahlreiche Striegelhaare auf der Blattoberflache besitzen. Die Blat-
ter des R. tomentosus Borkh. dagegen sind oberseits mehr oder
weniger sternhaarig, während sich Striegelhaare bei ihnen höch-
stens als Seltenheit finden, wie es scheint nur an den untersten
Blättern der Blüthenzweige. Die Striegelhaare des R. sanctus sind
dagegen sehr zahlreich. Sternhaare und Striegelhaare gemischt
finden sich allerdings an manchen Bastarden des R. tomentosus,
welche sich daher durch das angegebene Kennzeichen nicht mit
Sicherheit von R. sanctus unterscheiden lassen. Indessen ist der
R. sanctus auch durch andere Merkmale hinlänglich ausgezeichnet,
so dass die Gefahr der Verwechslung mit irgend einem seltenen
Bastard nicht besonders gross sein dürfte. Auch verschiedene Ar-
ten aus der Verwandschaft des R. Idaeus L. besitzen Blätter mit
ähnlicher Behaarung, doch sind sie durch anderweitige Merkmale
leicht zu unterscheiden. 0. Kuntze hat neuerdings den R. san-
ctus Schreb. mit dem norddeutschen R. vulgaris W. X. und R.
rillicaulis Kohl, verbunden, von welchen er indess weit verschie-
den ist. Mit Recht glaubt Bayer (Bot. Excursionsb. S. 300), dass er
dem R. tomentosus Borkh. näher stehe, dagegen geht v. Fischer-
Ooster zu weit, wenn er ihn geradezu für identisch damit hält
fRubi Bernens. p. 42.). Untersucht habe ich den R. sanctus
Schreb. aus Creta (Expl. von Sieber), aus Syrien und aus der
Krim; nach Sieber soll die kretensische Art auch in Krain vor-
kommen. Es ist dies immerhin möglich. Ich habe mangelhafte Exem-
plare eines Rtibus aus Istrien gesehen, welche fast in der Mitte
zwischen R. tomentosus Borkh. und R. sanctus Schreb. zu ste-
hen scheinen, aber eben ihrer Unvollständigkeit halber keine wei-
teren Schlüsse zulassen. In sehr prägnanter Weise unterscheiden
sich R. sanctus Schreb. und R. tomentosus Borkh. auch durch
die Form ihrer Fruchtsteinchen. Dieselben sind bei der letzten Art
im horizontalen .Querschnitt fast rund, im Längsschnitt dagegen
schmal elliptisch, während sie bei R. sanctus seitlich stark zusam-
mengedrückt und im Längsschnitt halbkreisförmig sind. — Diese
Bemerkungen mögen zeigen, dass der orientalische R. sanctus
Schreb. eine zwar ungenügend gekannte, aber offenbar von den
nord- und westeuropäischen Brombeeren völlig verschiedene Art ist.
4. Rubus tomentosus Borkh. Die als Rubus tomentosus be-
kannte Pflanze ist eine von den wenigen europäischen Brombeeren,
deren Formenkreis wirklich gut umgrenzt ist; auch gehört sie zu
der kleinen Zahl von Arten, die durch einen völlig regelmässigen
Blütenstaub ausgezeichnet sind. In seiner Beschreibung der Ber-
ner Brombeeren spricht v. Fischer-Ooster die Ansicht aus,
Borkhausen's R. tomentosus sei eigentlich ein Bastard der jetzt ge-
wöhnlich R. tomentosus genannten Art mit dem R. caesius L. ge-
wesen. Diese Meinung, von einem trefflichen Forscher vertreten,
verdient wohl eine nähere Prüfung. — Der älteste Name für un-
seren R. tomentosus ist R. trtphyllus Bellardi (1792). Da aber
102
schon früher ein R. triphyllus von Thunberg aufgestellt worden
ist, so ist dieser Name für die europäische Pflanze unbrauchbar
und ist auch niemals in Gebrauch gekommen; neuerdings wird
zwar die Thunberg'sche Art von Einigen für R. parmfolius L.
gehalten, indess nach meiner Ansicht mit Unrecht, da Linne
seinen R. parvifolius ursprünglich auf den R. Moluccanus parvi-
folius Rumphii gegründet und von diesem auch den Namen ent-
lehnt hat. 1794 beschrieb Borkhausen seinen R. tomentosus. Er
unterschied die Pflanze als eine selbstständige und ckarakteristi-
sche Art, welche er, um die Konstanz ihrer Merkmale zu prüfen,
auch im Garten kullivirte. Nach einer früheren Beschreibung sei-
ner neuen Brombeere forschend, glaubte er den R. occidentalis L.
darin zu erkennen. Dieser Wahn verführte ihn, nach Merkmalen
zu suchen, welche Linne von dem R. occidentalis angibt. So
glaubte er einen leicht verschwindenden Reif zu bemerken, wel-
cher vielleicht in einem Staubüberzuge bestanden haben mag, fer-
ner gibt er an, der Strauch sei rund (frutex-teresj, eine Unrich-
tigkeit, welche mit einer inkorrekten Ausdrucksweise verbunden
ist. Aber alle diese Irrthümer berechtigen uns nicht zu dem
Schlüsse, dass die Brombeere Borkhaus en's eine andere Art, als
unser R. tomentosus gewesen sei. Wollte man alle Pflanzenbe-
schreibungen verwerfen, in welchen Ungenauigkeiten und Unrich-
tigkeiten vorkommen, so würde man mit der Nomenklatur von vorn
anfangen müssen. Gegen die Ansicht v. Fischer-Ooster's, dass
Borkhausen's Pflanze ein R. caesiusXtomentosus gewesen sei, spre-
chen aber viele Angaben des Autors auf das allerentschiedenste.
So sagt Bork hausen: Baccis onustam reperi — der R. caesiusX
toment. ist stets wenig fruchtbar; frulex diflüsus modo erectus, modo
adscendens aut procumbens — der R. caesiusXtomentosus ist niemals
aufrecht, während R. tomentosus sich gerade durch die Eigentüm-
lichkeit auszeichnet, sowohl aufrechte als kriechende rankenartige
Triebe hervorzubringen, eine Eigenschaft, welche von wenigen
späteren Beobachtern beachtet ist; foliolis . . . subtus albido-to-
mentosis — die Blätter des R. caesiusXtomentosus sind unterseits
höchstens graufilzig; stipula linearis et fere filiformis — bei allen
Hybriden des R. caesius sind die Nebenblätter breiter; flores in
racemum terminalem compositum disposili — der Blüthenstand des
R. caesiusXtomentosus ist kaum je traubig zu nennen. Dazu kommt
die naheliegende Erwägung, dass Borkhausen gewiss eher die
charakteristische Speeies als den wenig auffallenden Bastard unter-
schieden haben wird. In Roth's Herbar habe ich ferner Original-
exemplare des R. tomentosus aus Borkhausen's Hand ge-
sehen, welche die echte Art darstellen. Borkhausen hat somit
in der Beschreibung des R. tomentosus zwar einige Irrthümer und
Ungenauigkeiten begangen, aber er hat andererseits wieder manche
Eigenschaften desselben vortrefflich beobachtet und hat unzweifelhaft
nichts Anderes, als die reine Stammart, welche auch von den
neueren Autoren R. tomentosus genannt wird, vor sich gehabt.
103
Irrig ist es, Willdenow als ersten Autor des R. tomentosus zu
ziliren. Willdenow erkannte, dass R. triphyllus Bellard. und
R. tomentosus Borkh. identisch, dass sie aber von R. occiden-
talis L. verschieden seien. Da der Name R. triphyllus anderweitig-
vergeben war, so adoptirte er den Namen R. tomentosus. Bork-
hausen hatte keine neue Diagnose des R. tomentosus gegeben,
sondern die Linne'sche des R. occidentalis beibehalten. Willdenow
gab daher die erste wissenschaftliche Diagnose lies R. tomentosus,
und vindicirte sich mit vollem Bechte die Autorschaft dieser
Diagnose. Als Standorte für die Pflanze führte er auch in seinen
späteren Schriften nur den Bellardi'schen und den Borkhausen'
sehen an. Somit ist Borkhausen's und Willdenow's R. tomen-
tosus unzweifelhaft eine und dieselbe Pflanze, der Autor des Arts-
namens ist Borkhausen, der Autor der ersten Diagnose aber
Willdenow.
Bremen, im Jänner 1870.
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
XXXII.
672. Sanicula europaea L. — In Wäldern. Im mittelung.
Berglande bei Paräd und auf dem Gälyahegy in der Matra; auf
dem Nagyszäl bei Waitzen ober dem Sandsteinbruche; in der Ma-
gustagruppe auf dem Spitzkopf; in der Pilisgruppe bei Visegräd
und Szl. Läszlö, auf dem Kishegy und Piliserberg, bei M. Ein-
siedel, auf dem Lindenberge und Johannisberge bei Ofen. Im Be-
reiche des Bihariagebirges im Wolfswalde und bei P. Szt. Märton
nächst Grosswardein; auf dem Vasköher Kalkplateau; an den Bän-
dern des Batrinaplateaus. im Valea Odinculia und von der Tata-
roea über die Pietra muncelului und Pietra lunga bis zur Höhle
ober Fenatia bei Bezbänya; in der Hegyesgruppe auf der Chiciora
südöstlich von Buteni und bei Karacs nächst Körösbänya. — Vor-
herrschend auf Kalk, seltener auf Sienit, Trachyt und Schiefer.
250—1200 Met. — Fehlt im Tieflande.
673. Astvantia major L. — Im Grunde lichter Wälder, in
dem Gesläude der Waldränder und auf slaudenreichen Bergwiesen.
Im mittelung. Berglande nur am Nordrande unseres Gebietes im
Bükkgebirge und auf dem Kirälyüt bei Felsö Tärkäny. Fehlt weiter
südlicher in der Matra und in den anderen miltelungarischen Berg-
104
gruppen ebenso wie im Tieflande. Dagegen wieder im Bihariage-
birge und zwar auf dem Batrinaplateau am östlichen Abfalle der
Pietra Batrina gegen die Calinesa, im Valea Odincutia bei Distidiul,
auf der Tataroea und Pietra Boghi und von da abwärts bis zur
Felsenenge an der Mündung des Galbinathales bei Petrosa. In der
Vulcangruppe auf dem Suprapietra poienile bei Vidra. — Vor-
herrschend auf Kalk, einmal auch auf Sienit. 330 — 1575 Met. —
(Die im Bihariageb. gesammelten Exemplare, welche ich dem Mo-
nographen des Genus Astrantia Dr. Stur mittheilte, werden in
dessen Beiträgen zu einer Monogr. d. Gen. Astrantia [Sitzüngsb.
d. k. Akad. in Wien XL. S. 482.] zu A. major ß montana
gezogen.)
674. Eryngium campestre L. — An grasigen Plätzen auf
Sandhügeln, Viehweiden, Dämmen, Flussufern. Im mittelung. Bergl.
in der Matra bei Gyöngyös, in der Pilisgruppe bei Gran, auf dem
Kishegy bei Csev, im Auwinkel und auf dem Spissberge und Blocks-
berge bei Ofen. Sehr häufig auf der Kecskemeter Landhöhe von
P. Csörög bei Waitzen über R. Palota , Pest, Soroksar, Alberti,
P. Peszer, Monor und Pilis nach Czegled, Nagy Koros und Kecs-
kemet. In der Tiefebene bei Atany, Egyek, Szolnok, Szege-
din. Dringt von der Tiefebene auf das Vorland und in die Thäler
des Bihariageb. ein, und findet sich hier am Rande des genannten
Gebirges bei Grosswardein, Belenyes, Vasköh, Campen!. Colesci
und Fenatia bei Rezbänya. — Trachyt, Schiefer, Kalk; mit Vor-
liebe aber auf lockerem Sandboden. (Auf dem Herminenfelde bei
Pest fand ich an den Böschungen der durch die Eisenbahnarbeiten
abgegrabenen Sandhügel senkrecht den Sandboden durchsetzende
Pfahlwurzeln mit 1 Met. Länge!) 75—570 Met.
675. Eryngium planum L. — Auf begrastem Sandboden, vor-
züglich im Inundationsgebiete der Bäche und Flüsse. Im Inunda-
tionsgebiete der Donau bei Csenke, Set. Andrae, Krotendorf, Alt-
ofen, Neu-Pesl; auf der SchifFswerflinsel, Margaretheninsel und
Csepelinsel. In der Niederung am Fusse der Matra bei Täs nächst
Gyöngyös und in Jazygien bei Jäsz Bereny. Auf der Debrecziner
Landh. bei Szakoly und Nagy Käroly. Im Bereiche des Bihariageb.
bei Grosswardein uud ungemein häufig auf den sandigen Wiesen
längs der weissen Koros vom Tieflande einwärts über Plescutia
und Halmadiu bis in den Thalboden von Körösbanya. — Tert.
diluv. u. alluv. Sandboden. 90 —285 Met.
676. Cicuta virosa L. — Auf Moorboden in Wassergräben,
im Gebiete selten. An beiden Seiten des niederen vom Nagyszäl
im mittelungarischen Berglande sich ablösenden Rückens, welcher
zwischen der sandigen Kecskemeter Landhöhe und dem Tapiothale
zur Lössbank des Viniszni vrch hinabzieht, bei Vörösegyhäz, Ke-
resztur, Peczel und Bagh. Dann am Ostrande der Debrecziner
Landhöhe in den Ecseder Sümpfen. — Tert. und diluv. Lehm und
Sand. 95—150 Met.
105
677. Apii/m graveolens L. — In Gurion gepflanzt. Spontan im
Gebiete von mir nicht beobachtet. Sadler gibt als Standorte dieser
Pflanze aber in der Fl. C. Pest, „in cultis, ad hortos, fossas, pa-
ludes" an und scheint sie demnach auch wild gefunden zu haben.
Petroselinum sativum Hoffm. — In Gärten gebaut, und nach Feich-
tinger und Sadler in der Nähe der Gärten hie und da auch verwildert.
678. Trinia glauca (L.) — (Trinia vulgaris Hoffm.) — An
grasigen sonnigen Plätzen auf felsigen Bergen, Sandhügeln und
Sandflächen. Im mittelung. Berglande in der Pilisgruppe am Piliser-
berg und Johannisberg, auf den Dolomitfelsen im Leopoldifeld und
Auvvinkel, im Wolfsthal und auf dem Schwabenberg, an der Süd-
seite des Blocksberges, auf den felsigen Kuppen bei Budaörs und
im Kamerwalde bei Promontor. Im Stuhlweissenburger Com. bei
Föveny. Häufig auf der Kecskemeter Landhöhe auf den mit Stipa,
und Pollinia bestockten Grasfluren bei R. Polota, Pest, Alberti,
Monor, Pilis, P. Peszer, Nagy Koros. — In der Tiefebene und
im Bereiche des Bihariagebirges nicht beobachtet. — Kalk, Dolo-
mit, diluv. Sand, 95—650 Met.
679. Trinia pumila (L.) — (Trinia Kitaibelii M. B.) — An
grasigen Plätzen in Niederwäldern und am Rande der Weinberge.
Im mittelung. Bergl. auf dem Rätzhegy bei Erlau ; in der Matra
auf dem Särhegy und zwischen Gyöngyös und Bene; in der Pilis-
gruppe bei Visegräd, Set. Andrä, Szt. Kereszt, Krotendorf. In der
Tiefebene bei Egyek. Auf der Debrecziner Landhöhe bei Debreczin
und am Saume des Bihariagebirges bei Katonaväros nächst Gross-
wardein. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehm und Sand. 90 —
450 Met.
680. Falcaria sioides (Wib.) — (Falcaria Rivini Host.) —
Mit anderen Stauden an steinigen Bergabhängen, am Rande der
Weinberge, an den Seiten der Hohlwege und Dämme, auf Aeckern
und trockenen sandigen Grasplätzen. Im mittelung. Bergl. auf dem
Fejerkö bei Paräd und bei Gyöngyös in der Matra, am Fusse des
Nagyszäl bei Waitzen, bei Gran, P. Csaba und Set. Andrä, auf
dem Schwabenberg, Spissberg und Blocksberg bei Ofen, bei Pro-
montor und Stuhlweissenburg. Auf der Kecskemeter Landhöhe am
Rakos bei Pest, bei Monor und Pilis und an den Eisenbahndämmen
bis Szolnok. In der Tiefebene bei Gyula. Auf dem Vorlande des
Bihariagebirges bei Grosswardein und auf dem Köbänyaberg bei
Felixbad. — Trachyt, Kalk, tert. diluv. und alluv. Lehm und leh-
miger Sand. 80—450 Met.
681. Aegopodium Podagraria L. — An schattigen feuchten
Plätzen in Laubwäldern. Im mittelung. Bergl. unter dem Gipfel des
Nagyszäl bei Waitzen; in der Pilisgruppe am Piliserberg, im Au-
winkel und ober dem Saukopf bei Ofen. Im Vorlande des Biharia-
gebirges bei Grosswardein. Im Gebiete weit seltener als in west-
licheren Gegenden. — Kalk, tert. und diluv. Lehm. 95 — 670 Met.
682. Carum Carvi L. — Auf Wiesen. Im mittelung. Bergl.
bei Paräd in der Matra und in der Pilisgruppe auf den Bergwiesen
106
des Trachytstoekes bei Szt. Läszlö, Szt. Kereszt und am Dobogokö.
Im Donauthaie und auf der Kecskemeter Landhöhe nur auf Sumpf-
wiesen; so bei Nana, R. Palota, Pest, Soroksar, Sari , Alberti. In
der Särviz bei Stuhlweissenburg. Im Bihariageb. auf dem tertiären
Vorlande zwischen Grosswardein und Belenyes und auf den Berg-
wiesen bei Petrosa und Rezbänya. Der höchstgelegene im Gebiete
beobachtete Standort ober der Pietra lunga hinter Rezbänya. —
Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. und diluv. Lehm und Sand. 95--
850 Meter.
683. Pimpinella Saxifraga L. — Auf Wiesen nnd Gras-
plätzen in lichten Wäldern und an Rainen im Berg- und Tieflande.
Gyöngyös, Gran, Ofen, Pest, Monor , Also Dabas, Grosswardein,
Petrosa, Rezbänya, Halmadiu, Scarisiöra. Der höchstgelegene im
Gebiete beobachtete Standort auf der Kuppe des Plesiu im Biharia-
ffebirge. — Porphyrit, Trachyt, Sienit, Schiefer, Kalk, tert. und
diluv. Lehm und Sand. 95—1100 Met.
684. Pimpinella magna L. — Auf Wiesen. Im mittelung.
Berglande selten; auf dem Geczko oldala bei Solymos in der Ma-
tra und bei Szt. Kereszt und Maria Einsiedel nächst Ofen in der
Pilisgruppe. Im Bihariagebirge auf dem Batrinaplateau nächst der
Quelle unter der Pietra Batrina, bei der Eishöhle im Valea Odin-
culia und auf Bergwiesen bei Petrosa; im Rezbänyaer Zuge bei
Rezbänya, Vidra, Negra und Scarisiöra; in der Plesiugruppe auf
dem Moma und Plesiu und im tert. Vorlande bei Grosswardein.
Der höchstgelegene im Gebiete beobachtete Standort auf der Ba-
trina, wo die Blüthen eine dunkelrosenrothe Färbung zeigten. —
Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. Lehmboden. 300—1450 Met. Scheint
im Tieflande zu fehlen.
685. Sium latifolium L. — Am Rande stehender und lang-
sam fliessender Gewässer. Im Inundationsgebiete der Donau und
in den Thalweitungen am Saume des mittelung. Berglandes bei
Pärkäny, Näna, Gyarmat, Krotendorf, Altofen, in den Sümpfen
südlich vom Blocksberge bei Ofen, am Bache bei Märtonväsar, am
Velenczer-See und in der Särviz bei Stuhlweissenburg. Auf der
Kecskem. Landhöhe bei Pest, Also Nemethi und Sari. In der Tief-
ebene häufig in der Beretyö Särret zwischen Kis Ujszälläs und
Püspök Ladäny und längs der Theiss von Szolnok bis Szegedin.
Am Rande der Debrecziner Landhöhe in den Ecseder Sümpfen. —
Tert. diluv. und alluv. Lehm. 75—230 Met.
686. Sium angustifolium L. — Am Rande stehender und
langsam fliessender klarer Gewässer. In den Thälern dos mittel-
ung. Berglandes und im Inundationsgebiete der Donau zwischen
Fei Nemet und Felsö Tarkany, bei Waitzen, Näna und Set. Andrä,
im Kaiserbadteiche in Alloten und auf der Csepelinsel bei Ujfalu.
Auf der Kecskemeter Landhöhe bei den Quellen nächst der Gubacs
Csarda und sehr häufig im Rakosbache bei Pest. — Tert. diluv. und
alluv. Lehm und Sandboden. 95 — 250 Met.
107
687. Bupleurum tenuissimum L. — Auf lehmigem im Frühlinge
inundirten oder vom Grundwasser durchfeuchteten später austrock-
nenden und Natronsalze auswitternden Boden. Am Saume des mittel-
ling. Bergl. in der Nahe der Granmündung bei Muszla, Csenke,
Nana, Pärkäny. Gyarmat; „bei Dorogh nächst Gran; in der Thalmulde,
welche sich von Buda Örs gegen die Donau unterhalb Ofen er-
streckt, bei Päkozd am Velenczer-See. Sehr häufig stellenweise im
Tieflande namentlich hei Szolnok an beiden Seiten der Zagyva und
durch das von der Zagyva durchflossene Gelände aufwärts bis an
den Fuss der Malra nach Jazygien und in das Tapiothal. Auf der
Debrecziner Landhöhe bei Debreczin. 75 — 120 Met.
688. Bupleurum affine Sadler. — An grasigen steinigen
Abhängen zwischen Buschwerk am Saume der Weinberge. Im mittel-
ling. Bergl. auf dem Meleghegy bei Nadap und auf den niederen
Bergen der Pilisgruppe bei Ofen namentlich am Blocksberg und in
grösster Menge am oberen Rande der Weingärten am Südabfalle
des Adlersberges. Nach Steffek bei Grosswardein. — Quarzit-
porphyr, Kalk, tert. und diluv. Lehm. 95 — 350 Met.
689. Bupleurum Gerardi Jacq. — An gleichen Standorten
wie die vorhergehende Art. In der Magustagruppe bei Gross-Ma-
ros; in der Pilisgruppe bei Visegräd, Set. Andrä, M. Einsiedel,
Ofen. Auf der Kecskemeter Landhöhe bei Pest, Monor, Pilis und
Nagy Koros. — Tiachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sand-
boden. 95—350 Met.
690. Bupleurum junceum L. — Zwischen niederem Busch-
werk an felsigen ßergabhängen. Im mittelung. Berglande auf dem
kleinen Aegydiusberge bei Erlau, in der Magustagruppe bei Gross-
Maros, in der Pilisgruppe ungemein häufig an den gegen die Donau
abfallenden Gehängen des Visegräder Schlossberges, dann bei
Set. Andrä, P. Szänto und an der Südseite des Piliserberges. Nach
Sadler auch auf den Ofner Bergen. — Trachyt, Kalk. 200—700
Met. Im Tieflande und im Bihariageb. nicht beobachtet.
691. Bupleurum falcatum L. — Zwischen niederem Busch-
werk und an grasigen Plätzen felsiger Bergabhänge, an den Seiten
der Hohlwege und Weinberge. Im mittelling. Bergl. auf dem Kirälyüt
bei Felsö Tärkany; in der Pilisgruppe auf dem Schwabenberg,
Spissberg und Blocksberg bei Ofen, bei Promontor und Ercsin. Am
Ostrande des Tieflandes am Körösufer bei Grosswardein. — Kalk,
tert. diluv. und alluv. Lehm und Sandboden. 95 — 400 Met.
692. Bupleurum longifolium L. — In lichten Wäldern und
zwischen Gebüsch an felsigen ^Bergabhängen. Im mittelung. Berg-
lande im Bükkgebirge; in der Matra auf dem Sorkö am Kekes
und auf dem Saskö; in der Pilisgruppe auf dem südöstlichen
Grate des Piliserberges mit Ferula Sadleriana; dann häufig auf
der Slanitzka südlich von P. Csaba und in der Vertesgruppe bei
Csäkvär. — Im Gebiete nur auf Kalk beobachtet. 300 — 700 Meter.
693. Bupleurum rotundifoiiumL. — Zwischen niederem Busch-
werk an steinigen Abhängen, am Saume der Weinberge, an Däm-
108
men und Wegen und auf bebautem Lande. Im mittelung. Bergl.
auf dem kleinen Aegydiusberg bei Erlau; am Fusse des Nagyszäl
bei Waitzen; in der Magustagruppe bei Gross Maros und Helemba;
in der Pilisgruppe massenhaft zwischen Eichengebüsch am Abfalle
des Visegräder Schlossberges, bei Set. Andrä, Ofen, Promonlor,
Ercsi'n. Auf der Keeskemeter Landhöhe bei P. Csürög. Am Ost-
rande des Tieflandes bei Grosswardein und im Bereiche des Biha-
riagebirges bei Petrani im Thale der schwarzen Koros. — ■ Trachyt,
Kalk, tertiärer und diluv. Lehm- und sandiger Lehmboden. 100 —
350 Meter.
— ~}©<~ —
Phytographische Fragmente.
Von Dr. Ferdinand Schur.
XCII.
Astrag alus austriacus Jacq. und Astrag. sulcatus L.
Diese beiden Formen waren 1867 und 1868 in Wien nicht
selten, wo sie auf unbebauten Plätzen, neuen Aufschüttungen und
in Schottergruben mehr oder minder häufig vegetirten, z. B. un-
weit des Belveders, auf dem einstigen Kalkmarkte, unweit der
Schwarzenbergbrücke, auf dem Josefstädter Glacis, die erstere jedoch
häufiger als die letztere. Die Verchiedenheit beider Formen tritt
vorzüglich bei den reifen Früchten hervor, doch findet man Ab-
änderungen, wo es schwer wird, die Art und Weise der Behaarung
festzustellen. Der Habitus beider Pflanzenformen ist sehr distinktiv,
aber bei beiden findet man aufrechte und niedergestreckte Abän-
derungen. Ein geübter Blick wird sich aber leicht zurechtfinden
und nebenbei sei bemerkt, dass die Grösse und Färbung der Blu-
menblätter und die straffe Halfung des A. sulcatus nicht zu über-
sehen sind, da diese auf den ersten Blick eine speeifische Ver-
schiedenheit andeuten.
XCI1I.
lieber Sonchus palustris L., Sonchus palustris Jacq. und
Sonchus uliginosus M. Bieb.
Als ich in der Mitte Juli v. J. eine Exkursion nach Moos-
brunn machte, beobachtete ich in dieser pflanzenreichen, höchst
interessanten Gegend an den Gräben und Buchen zwei unentwickelte
Sonchusformen, von denen ich die eine für Sonchus uliginosus M.
Bieb., die andere für Sonchus palustris L. halte. Die örtlichen
Verhältnisse und Beschaffenheit des Bodens sind ganz geeignet, um
das Vorkommen dieser Pflanzen zu begünstigen, da sie Moor- und
109
Sumpfboden in allen Verschiedenheiten hior vorfinden. Ich erlaube
mir, die Aufmerksamkeit der Botaniker auf diese Pflanzen zu lenken,
weil ich diese Gegend schwerlich mehr besuchen werde. — Son-
chus palustris L. ist eine ziemlich konstante Form, über welche
sämmlliche Botaniker einig sind und den auch ich in den Floren
des Nordens und Südens von gleichem Habitus und morphologisch
gleichförmig gefunden habe. Er ist ein Riese unter den Sonchus-
formen, gehört zu den nicht gemeinen Pflanzen und hat eine dick-
faserig-holzige Wurzel. — Anders verhält es sich mit Sonchus
uliginosus M. Bieb. Dieser wird von vielen Botanikern als eine
Abänderung von S. arvensis gehalten, was ich nicht ganz in Abrede
stellen will, da in der That zwischen der glatten Abänderung von
S. arvensis und S. uliginosus Uebergänge bemerkbar sind, was
jedoch keineswegs gegen die Selbstständigkeit der Form spricht.
Der Habitus, die bedeutende Höhe der Pflanze, der doldenartige
Blüthenstand, die Nacktheit der Blüthenstiele und Anthodien und
die vierkantige Form der Früchte zeichnen den Sonchus uliginosus
sehr distinktiv aus. — Sonchus uliginosus M. B. hat eine perenni-
rende kriechende Wurzel.
XCIV.
C arex umbrosa Host, und Carex longifolia Host.
Beide Seggenformen habe ich im Mai v.J. bei Moosbrunn, in der
Nähe der Jesuitenmühle ziemlich zahlreich beobachtet. Mehrere
Botaniker halten diese beiden Formen für identisch, welcher Ansicht
ich nicht beistimmen kann. Die Vegetationsphase beider Seggen
ist ganz verschieden. Carex longifolia = C. polyrrhiza Wallr.
hat ein faseriges Rliizom, bildet bedeutende Rasen und schon Ende
Mai sind die Blätter doppelt so lang, als die fruchttragenden
Halme. — Carex umbrosa Host., welche hier fast gemeinschaft-
lich mit ihr vorkommt, wächst einzeln, treibt mehr oder minder
lange Stolonen, hat grössere braune Aehrchen, verkehrt eiförmige
Früchte und die starren Blätter erreichen mit ihrer Spitze nicht
die Höhe des fruchttragenden Halmes. Nach meinen Exemplaren
muss ich Carex umbrosa Host, und Carex trachyantha Dorn er
für identisch hallen, und es käme diese somit nicht nur im Banale
und Siebenbürgen, sondern auch bei Wien vor.
xcv.
Botry chium Lunaria minimum Schur. = Botrychium
minimum Schur.
Zu den in meiner Enumaratio pl. Transs. p. 827 — 828 aufge-
führten sechs Abänderungen von B. Lunaria Sw. kann ich noch
eine siebente hinzufügen, welche ich im Juli 1869 auf dem Semme-
ring fand, aber nur in zwei Exemplaren, die mir leider auf der
Nachhausefahrt verloren gingen. Da dieser pygmaee Farn mir sehr
110
merkwürdig und neu vorkam, so will ich die Botaniker auf selbigen
aufmerksam machen und aus dem Gedächtniss eine kurze Beschrei-
bung liefern. Die Exemplare waren höchstens iy2 Zoll hoch und
aufrecht; der Wurzelstock braun und aus wenigen Fasern gebildet;
der unfruchtbare Wedel in der halben Höhe des fruchtbaren Wedels
sitzend, linienförmig und nur an der Spitze wenig und undeutlich
gelappt; der fruchtbare Wedel linienförmig, glänzendbraun, am
Rücken mit einem grünen Streifen versehen und den unfruchtbaren
Wedel überragend. — -Weiter vermag ich diese niedliche Pflanze
nicht zu kennzeichnen.
Auf dem Semmering unweit der Station an der alten Strasse
rechts auf Felsen in Gesellschaft von Veronica saxatilis, Campa-
nula pusilla, Phyteuma Scheuchzeri u. s. w., mithin in Gemeinschaft
von Voralpenpflanzen. Mitte Juli 1869.
XCVI.
Campanula pusilla leucantha Schur. == Campanula
leucantha Schur.
Unter mehreren Abänderungen der C. pusilla Hänke, welche
ich auf dem Semmering beobachtet habe und später beschreiben
werde, will ich hier nur eine sehr niedliche, mir unbekannte weiss-
blumige Abänderung in Kürze auffuhren , die leicht eine selbst-
ständige Form darstellen dürfte. — Das Pflänzchen hat eine
schwache Wurzel, welche 1 — 2 schwächliche niederliegende Stengel
treibt; die Stengelchen aufsteigend 1 — 4blumig und bis zur Hälfte
mit abstehenden Haaren locker besetzt; die Blätter der sterilen
Triebe rundlich, herzeiförmig oder elliptisch stumpf, oder plötzlich
zugespitzt, ziemlich dicht gezahnt, lang gestielt; die Stengelblätter
länglich oder linienförmig; Bracteen fast linienförmig, halb so lang
als der fadenförmige Blülhenstiel; die Blumenkrone schneeweiss,
etwa 6 Linien lang, glockenförmig (nicht halbkugelförmig), die
Mündung derselben kurz gezähnt, die Zähne dreieckig; der Kelch
klein, dreieckig im Umfange; die Kelchzähne pfriemenförmig, kaum
langer als die Kelchröhre, aufrecht der Blumenkrone angedrückt. —
Das Pflänzchen ist 2 — 3 Zoll hoch, wenig ästig. Die Blumenkronen
weiss, die Blumen herrnaphroditisch oder männlich. — Vielleicht
nur Schaltenform der C. pusilla. — Auf Felsen, Kalk, des Semme-
ring mit C. pusilla legitima, Veronica saxatilis u. s. w. auf den
Felsen an der alten Strasse unweit der Station. Mitte Juli 1869.
111
Bemerkungen zu Boissier's „Flora orientalis."
Von Victor v. Janka.
1. Ranunculus polyrrhizus Steph. befindet sich in Boissier's
Flora orientalis I. pag. 27 unter die „Ranunculi radicis fibris in-
crassatis grumosis* placirt, was ich nicht recht begreife. — Meine
südrussischen ganz der MaB.'schen Abbildung entsprechenden
Exemplare wenigstens rechtfertigen diese Eintheilung keineswegs.
Vielleicht bildet Boissier's Pflanze eine andere Art, denn diese
ist eine Alpen-, Ranunculus polyrrhizus Steph. eine Steppenpflanze.
Auch soll „ut nonnulli dixerunt" erstere eine Alpenfonn von R.
auricomus sein, wahrend R. polyrrhizus der Wolgasteppen ausser
im dicht mit Fasern besetzten Wurzelstoek und in der Form der
Früchte mit R. auricomus weiter keine Aehnlichkeit besitzt.
2. Ranunculus peloponnesiacus Boiss. Diagnos. Ser. I. 1
pag. 63 = R. Agerii Bert. Flora ital. V. pag. 524, was ich schon
vor zehn Jahren in der Linnaea, ja, wenn ich mich recht erinnere,
sogar 1857 im österr. bot. Wochenblatt bekannt gemacht habe. Es
bedarf das keiner weiteren Erörterung; i. J. 1856 erhielt ich ein
schönes instruktives Exemplar von Ranunculus Agerii aus den
Händen Bertoloni's. Wenn ich selbes unter Ranunculus pelopon-
nesiacus lege, ist Niemand im Stande, es herauszufinden.
3. Die von Heldreich im Herbarium normale Nr. 677 und
von Orphanides in der Flora graeca exsiccala Nr. 232 unter
dem Namen ^Ranunculus psilostachys Gris." ausgegebene Pflanze
erklärt Boissier 1. c. pag 30 nicht für echt, sondern für Ranun-
culus rumelicus Griseb. Spicileg. flor. rumel. I. pag. 305.
Hier befindet sich Boissier trotz allem Berufen auf authen-
tische Exemplare offenbar im Irrthum und halte ich die ursprüng-
liche Determination durch Heldreich und Orphanides für die
richtige. Sicher ist, dass sich Ranunculus psilostachys Gris. und
R. rumelicus Gris. sehr nahe stehen; denn nicht nur bemerkt
Giisebach im Spicileg. fl. nun! dass sich in den Frivaldzky'schen
Sammlungen beide Arten unter der Benennung „ß. monspeliacus~
vermengt vorfanden, sondern es geht diess auch aus den Dia-
gnosen und Beschreibungen Grisebach's hervor, wo der Unter-
schiede zwischen beiden äusserst wenige und obendrein sehr
geringe angeführt sind. Abstrahirt man nämlich von der (jedesfalls
blös angeblich) diversen Form der Wurzelknollen, auf die Grise-
bach hei Beurlheilung der Arten dieser Ranunculus-Gruppe nur
zu viel Gewicht legt — mein Herbar enthalt von allen hierher
gehörigen europäischen Arten, die ich schon jahrelang studire,
ausgezeichnetes Material, das Zeugniss genug gibt von der Varia-
bilität der Knollenform bei ein- und derselben Species; ich will
z. B. blos Ranunculus Ficaria und pedatus hier erwähnen, die
mir beide mit kugelrunden und wieder mit bis über 2" langen
lineal-verkehrt- keiligen Wurzelknollen vorliegen — so bleibt als
112
allenfalls annehmbares Unterscheidungszeichen einzig- die verschie-
dene Behaarung übrig: bei Ranunculus psilostachys Gris. heisst
es „pube sericea" (Grisebach 1. c. beim Vergleich mit R. Spru-
nerianus etc.), während dem R. rumelicus Gris. jedweder seidige
Ueberzug abgesprochen wird, welche Eigenschaft R. rumelicus mit
R. Sprunerianus und mit R. oxyspermus M.a B. theilt „a quo
caule 1 — 2 floro, rapulis longioribus et petalis late obovatis duplo
latioribus recedit" (Griseb. 1. c. pag. 305).
Nun kann aber dem Ranunculus psilostachys Heldreich's
und Orphanides der seidenhaarige Uebeizug, mindestens der
Blätter gewiss nicht abgeläugnet werden!
Ferner gesteht Grisebach 1. c. ein, dass die Frivaldzky'schen
Exemplare des R. psilostachys dem R. monspeliacus D C. sehr
nahe stehen, indem französische Exemplare des letzteren Mos durch
den Mangel des Seidenglanzes und mehr abstehende, an der Spitze
etwas hakig gebogene Griffel abweichen. — Diese Merkmale aber
sind soviel wie werthlos. Jordan hat aus dem französischen
Ranunculus monspeliacus 5 Arten gemacht, die in dessen „dia-
gnoses d'especes nouvelles ou meconnues" (1864) pag. 62 — 67 zu-
sammengestellt sind. — Bei vieren derselben (Ranunculus albi-
cans, R. lugdunensis, R monspessulanus und R Gonnetii) gibt
Jordan ausdrücklich seidige Behaarung an; bei R. cyclophyllus
heisst es 1. c. pag. 67 „planta laete virens, adpresse pubescens,
passi ra subsericea."
Doch auch die Richtung und Form des Griffels variirt: fast
ganz gerade (dabei aufrecht und „apice rix uncinatum" bei R. albi-
cans, „leviter subpalulum und apice uneinatulum" bei R. lugdunensis,
„apice subconvolulum" bei R. cyclophyllus') oder bogig gekrümmt
(dabei „apice uncinatum" bei R. monspessulanus, — „apice vix
ineurvatum" bei Ranunculus Gonnetii).
Jordan selbst hat mir diese seine Arten — rectius Pseudo-
Arten — noch im Jahre 1865 milgetheilt und in der That vermag
ich auf Autopsie hin die Versicherung zu geben, dass die Held-
reich'schen und Orphanides'schen Exemplare ihres R. psilostachys
aus der Altica bei genauestem Vergleiche von R. lugdunensis
Jordan (erst kürzlich in F. Schul z's Herbarium normale centur.
XI verbreitet) auch nicht um ein Haar verschieden sind!
Den Verdacht einer Confusion von R. psilostachys Gris. und
Ranunculus rumelicus Gris. in der Flora orientalis lenkt auf
Boissier anderseits schon der Umstand, dass Boissier seinen
R. Reuterianus mit R. rumelicus vergleicht oder besser gesagt:
durch nichtssagende Merkmale wie „flores minores, carpella non
tuberculata rostro minus divergenti") unterschieden wissen will,
während Grisebach im Spicilegium fl. rumel. vol. II. in den
addendis pag. 506 Original-Exemplare dieser Species gerade für
identisch mit Ranunculus psilostachys erklärt!!
Der Thatsache halber übrigens, dass Ranunculus monspeliacus
bald glänzend, bald matt behaart variirt, verliert nun auch Ranun-
113
culus rumelicus Gris. in meinen Augen gewaltig an Speeiesnim-
bus und wird dieser nach besserer Kennlniss vermuthlich ebenfalls
sowie R. psilostachys Gris. dem R. monspeliacus als Form oder
Race beigezahlt werden müssen.
4. Ranunculus oxyrrhynchus Griseb. Spieileg. I. pag. 312
wäre nach ßoissier, flora orientalis pag. 33 Synonym von R.
Sprunerianus Boiss. — Ich halte diess rein für unmöglich.
ßoissier behält selbst die Eintheilung dieser Ranunculus-Arten
in solche mit herabgeschlagenem und in solche mit angedrücktem
oder abstehendem Kelche bei. Ranunculus Sprunerianus gehört zu
letzteren. In den addendis der Spieileg. fl. rum. vol. II pag. 506
hingegen steht Folgendes: „R. oxyrrhynchus in. proxime accedit
ad R. Sprunerianum Boiss.! com m ode vero ab illo calyce
reflexo dignoscitur."
5. Ranunculus macrophilus Ledeb. ist nach ßoissier I. c.
pag. 46 mit R. grandiflorus L. — identisch und wird u. A. mit
R. carpaücus Herb, verglichen. — Die gleichnamige Pflanze
„e provineiis caucasicis a cl. Czermak leet.", die Nikolaus v.
Seidlitz in seinen „botanische Ergebnisse aus Transkaukasienu
I. Heft (1857) pag. 58 aufführt, muss somit ob der liier angege-
benen Charaktere eine ganz verschiedene, ßoissier unbekannte
Art darstellen. Es heisst davon nämlich: „Species insignis floribus
parvis et stipulis rotundatis membranaeeis fuscis quarum cl. Lede-
bour nullam facit mentionem a descriptione citata nonnihil rece-
dit." Uebrigens ist das Werk von Nikolaus von Seidlitz „Bota-
nisehe Ergebnisse aus Transkaukasien" (Dorpat 1857), dessen
1. Heft ich gleich nach seinem Erscheinen im k. k. botanischen
Hofkabinete zu Wien durch Hrn. Prof. Dr. Fenzl's Güte zur Ein-
sicht bekam, ßoissier ganz unbekannt. Es enthält viele neue
Arten aufgestellt und eine Masse neuer Standorte und sonstiger
interressanter Bemerkungen. Isatis Bungeana Seidlitz vermisse
ich z. B. in Boissier's Flora orientalis ganz, ebenso fällt mir
momentan der kaukasische Standort Eriwan von Euclidium tatari-
cum ein, eine Pflanze, die ßoissier nur in Turkestan und Affgha-
nistan vorkommend weiss. — Ueberhaupt zeigt sich wieder ein Bei-
spiel, wie wenig Kennlniss französische Schriftsteller von deutscher
Literatur haben. Auch die Aufsätze von Tausch in der Flora 1836,
die manche kaukasische oder persische Art besprechen, entgingen
Boi ssier. Ich entsinne mich z. B. eines Aethionema Beyrichü
Tausch aus Persien, das dem Aeth. cristatum nahe steht. — Eine
grosse Lücke in der „Flora orientalis" wäre namentlich auch aus-
gefüllt worden, wenn ßoissier von der Existenz von Pancic's
Verzeichniss der serbischen Flora Kenntniss gehabt hätte.
6. Ranunculus cymbalariae Pursh. von ßoissier im Be-
reiche der Flora orientalis blos in den persischen Distrikten Ghilan
und. Afl'ghanistan angegeben, kommt auch in den kaukasischen Pro-
vinzen vor. (cfr. Seidlitz Bot. Ergebnisse aus Transkaukasien).
Oesterr. botan. Zeitschrift. 4. Heft. 1870. 8
114
7. Auf Ranunculus glechonoides Griseb., eine von R. parvi-
florus L. gewiss verschiedene Art, hat Boissier ganz vergessen;
es findet sich in der „Flora orientalis" keine Spur von der 1m
südlichen Macedonien einheimischen Pflanze, — ganz nebenbei
bemerkt: auch von der albanesischen Gypsophila spergulifolia
Griseb. keine.
Szt. Golthard in Siebenbürgen im Februar 1870.
Der Kampf ums Dasein in der Pflanzenwelt.
Ein populärer Montags-Vortrag im grünen Saale der k. Akademie
der Wissenschaften, gehallen den 7. Februar 1870 von
Dr. A. Pokorny.
Es ist ein charakteristisches Kennzeichen der modeinen Na-
lurforsehung, dass sie durch genaue Dctailstudien allgemeine Fragen
zu lösen sucht und auf diesem mühsamen, aber sichern Wege un-
beirrt ihrem Ziele, der Erkenntniss der vollen Wahrheit zustrebt.
Wesentlich wird sie hiebei unterstützt durch die Annahme , dass
es auf dem Gebiete des Wissens keinerlei Art von Unfehlbarkeit
gebe, da keine Autorität, und mag sie noch so gross sein und keine
noch so allgemein verbreitete Ansicht gegen die zwingende Kraft
einer neu entdeckten widerstreitenden Thatsache Stand halten kann.
Unbeirrt von dem hemmenden Einfluss einer eingebildeten Unfehl-
barkeit, welche schon der nächste Tag Lügen strafen kann , hat
sich aber auch die moderne Naturforschung von jeglicher Furcht
vor den Consequenzen der ganz erkannten Wahrheit frei zu ma-
chen verslanden, und so erklärt sich der rapide Fortschritt der
jüngsten Zeit in allen Fragen , welche die Lebewelt betreffen , in
Fragen selbst, die man lange als unnahbar für den forschenden
Geist des Menschen hielt.
So kam Darwin zu seiner epochemachenden Lehre, indem
er mit grösster Unbefangenheit und vollkommen vorurtheilsfrei
jene Thatsachen, die er als Kampf ums Dasein (struggle for life)
bezeichnet, auf das genaueste und eifiigste verfolgt.
Kampf ums Dasein! — Ein hässliches Wort, an die ärg-
sten Schattenseiten des menschlichen Lebens erinnernd , auf den
ersten Blick allenfalls für die gegenseitig sich bekämpfenden Thiere
noch passend! Und dieser unerbittliche Wettstreit, dieses Ringen
auf Leben und Tod, sollte auch in der stillen friedlichen Pflanzen-
welt stattfinden?
115
Und doch ist die Idee eines solchen Kampfes in der Pflanzen-
welt keineswegs neu. Ich erlaube mir, Sie an jenes wunderbare
Gleichniss des Evangeliums vom Säemann zu erinnern, der da aus-
ging zu säen, und wie da ein Theil des Samens auf dürre Felsen
fiel und daselbst verdorrte, ein anderer unter die Dornen, die ihn
erstickten, wieder ein anderer auf den Weg, wo ihn die Vögel des
Himmels auflasen und nur ein Theil auf fruchtbares Erdreich , der
dann hundertfaltige Frucht trug. Ist nicht in diesem Gleichniss,
dessen Wirksamkeit auf seiner Naturlreue beruht , unvergleichlich
das geschildert, was wir Ringen um die Existenzbedingungen oder
Konkurrenz der Lebewelt, kurz den Kampf ums Dasein nennen?
Freilich ist dieser Kampf, der Natur der Pflanzen gemäss, nur
ein passiver. So wie die Pflanze aus Mangel von Bewegungs-
organen auf einigerinassen weiterer Strecke eigentlich zu wandern
nicht im Stande ist, sondern nur durch passiven Transport mit
Hilfe der Naturkräfle an weit entfernte Orte gelangen kann, so ist
auch der Kampf ums Dasein hier ein wesentlich passiver, ein Rin-
gen um Raum und Nahrung, ein Ringen mit der konkurrirenden
Lebewelt und die näheren Beziehungen dieses Ringens in ihren all-
gemeinsten Zügen kurz zu schildern, ist die Aufgabe meines heu-
tigen Vortrages.
Es ist ein allgemein gülliges Naturgesetz, dass alle organi-
schen Wesen bei ungehinderter Entwicklung- sich äusserst rasch
in geometrischer Progression vermehren, so zwar, dass jede Art in
verhältnissmässig sehr kurzer Zeit für sich allein im Stande wäre,
die ganze Erdoberfläche zu bedecken.
Schon Linne hat berechnet, dass eine einjährige Pflanze,
wenn sie auch nur zwei Samen erzeugte, bei völlig ungehinderter
Vermehrung in 20 Jahren bereits eine Nachkommenschaft von Einer
Million Pflanzen liefern würde. Eine so wenig fruchtbare Pflanze
gibt es aber gar nicht, im Gegentheil sehen wir häufig Hunderle
und Tausende von Samen an einer einzigen einjährigen Pflanze,
oder in Einem Jahre an den meisten ausdauernden Pflanzen her-
vorgebracht. Der Gartenmohn z. B. bei einer Zahl von 2000 Samen
würde bereits in der sechsten Generation 64 Trillionen Pflanzen
liefern, für welche die gesammte Erdoberfläche, Land und Meer
zusammengenommen, keinen Raum mehr bietet. Noch grösser ist
hier die Macht des kleinsten Lebens auf Erden. Wenn Ehren-
berg's Beobachtung richtig ist, dass Gallionella ferruginea durch
Theilung binnen 48 Stunden 8 Millionen und in 4 Tagen 140 Bil-
lionen Individuen erzeugen und damit mit ihren Kieselpanzern 2 Ku-
biktuss Erde bilden kann, so ist leicht einzusehen, dass diese un-
sichtbare Stückelalge bei ungehemmter Fortpflanzung in beispiellos
kurzer Zeit in 12 — 14 Tagen Massen erzeugen könnte, welche der
gesammten Erdmasse gleich kommen.
Dass diese ans Wunderbare grenzende Fruchtbarkeit nicht
nur in der Theorie, sondern mitunter annähernd unter günstigen
8*
116
Umständen auch in der Wirklichkeit Platz greife, ist an vielen Bei-
spielen ersichtlich. Ich erinnere nur an die fabelhaft rasche Ver-
breitung-, die einzelne Unkräuter über ganze Welttheile erhalten,
wie die amerikanischen Nachtkerzen (_Oenothera biennis) das kana-
dische Erigeron, die furchtbare , ebenfalls aus Kanada stammende
Wasserpest lAnacharis Aisinastrum Bab.), letztere erst seit 1842
in Englands Süsswasserkanälen eingeführt , oder die von Europa
nach Amerika eingewanderte Spitzklette (Xanthium spinosmn) und
unsere Disteln, welche in den weiten Ebenen am La Plata die ur-
sprüngliche Vegetation an vielen Orten ganz verdrängen.
In Folge der in geometrischer Progression fortschreitenden
Vermehrung der Pflanzen entsteht die erste Kollision , das Ringen
um Raum. Da sehr bald alle entsprechenden Plätze in der Nähe
der Mutterpflanze eingenommen sind , so sind die Pflanzen genö-
thigt , sich auf weitere Wanderschaft zu begeben. Ich habe in
diesem Kreise, schon bei einer anderen Gelegenheit , am 13. und
20. Jänner 1862 , siehe Schriften des Vereines zur Verbreitung
naturwissenschaftlicher Kenntnisse, Wien 1863, über das Wandern
der Pflanzen oder vielmehr über den Transport ihrer Samen und
Früchte ausführlich gesprochen. Sie haben die Wirkung der Natur-
kräfte, insbesondere den Zug der Schwere und die fortschnellende
Kraft der Elastizität in den Früchten, die Kraft der bewegten Luft
und des strömenden Wassers, den Einfluss der Thierwelt, nament-
lich der Vögel und Fische, vor allem aber den Einfluss der mensch-
lichen Thätigkeit auf die Verbreitung der Pflanzen kennen gelernt.
In erster Linie hängt daher die Verbreitung der Pflanzen von der
Wirksamkeit der genannten Transportmittel ab. Ohne geeignete
Transportmittel müsste der fruchtbarste Landstrich zur Wüstenei
werden, so wie wieder durch dieselben, wie wir gesehen haben,
ein wirksamer Transport auf Tausende von Meilen möglich ist.
Allein der Transport der Pflanzen durch die erwähnten Natur-
kräfte, wenn wir die bewusste Thätigkeit des Menschen ausschlies-
sen, erfolgt völlig rücksichtslos mit all der Unerbittlichkeit, die in
dem Wallen der Nalurkräfte liegt. Ohne Rücksicht reisst der Sturm
Blülhen, Blätter, Zweige, reife und unreife Früchte und Samen mit
sich, ohne Rücksicht dringt das Wasser in die schwimmenden Sa-
men und Früchte, und zerstört ihre Keimkraft, ohne jegliche Sorg-
falt verschleppt das Thier die ihm anhängenden oder von ihm ver-
schluckten Samen an andere Orte. Myriaden von Samen und
Früchten gehen daher schon während des Transportes zu Grunde.
Sind sie aber auch glücklich an den Ort ihrer Bestimmung ange-
langt, so tritt ein neues Ringen ein , das Ringen um die Existenz-
bedingungen, um einen passenden Standort.
Klima und Boden wurden bis in die neueste Zeil , ja werden
noch heute ziemlich allgemein für die formerzeugenden Haupt fak-
toren der Pflanzenwelt gehalten. Und doch kommt ihnen eigentlich
nur eine sekundäre Bedeutung in dieser Richtung zu. Klima und
117
Boden erzeugen keine neuen Pflanzenformen , aber sie tödten jede
ihnen nicht angepasste Pflanzenform und bewirken dadurch eine
Auswahl, indem an einem bestimmten Standorte nur jene Pflanzen,
deren Organisation mit den klimatischen und Bodenverhältnissen
desselben im Einklänge ist, sich behaupten, alle jene unzählbaren
Massen von Samen und Keimen aber , die an einen unpassenden
Standort durch die blinde Gewalt der natürlichen Transportmittel
gelangen, unabweislich zu Grunde gehen.
Welche kolossale Massen von Samen hierbei vernichtet wer-
den, wird erst recht deutlich wenn man die einzelnen Existenzbedin-
gungen, die in den klimatischen und Bodenverhältnissen vorhanden
sind, einer näheren Prüfung unterzieht. Der Boden gibt der Pflanze
ihre Nahrung , das Klima die zur Verarbeitung derselben unent-
behrliche Wärme und das Licht.
Da die Pflanze ihre Nahrung nur im gelösten Zustande auf-
nehmen kann, so spielt bei der Ernährung der Pflanzen das Wasser
als Bodenfeuchtigkeit eine Hauptrolle. Die Bodenfeuchtigkeit des
Standortes übt daher zunächst auf das Fortkommen der Pflanzen
einen massgebenden Einfluss und die Eintheilung der Pflanzen in
xerophile und hygrophile (Trockenheit- und Feuchtigkeitsliebende)
ist eine tief in der Natur begründete.
Nichtsdestoweniger sind der Feuchtigkeitsgrad des Bodens und
die damit zusammenhängenden anderen physikalischen Eigenschaften
desselben, seine Lockerheit, Wärmeleitungsvermögen u. dgl. in
vielen Fällen nicht von so tiefeingreifender Wirkung als vielmehr
die chemische Beschaffenheit.
Ohne hier in die verschiedenen physikalischen und chemi-
schen Bodentheorien eingehen zu können , will ich nur an einigen
Betrachtungen zeigen, wie der Boden eine Auswahl unter den Pflan-
zen trifft und wie sich nur jene auf einem bestimmten Standorte zu
behaupten vermögen, die für denselben in ihrer Organisation an-
gepasst erscheinen.
Nehmen wir die beiden Extreme des erdigen Bodens, welche
die grösste Verschiedenheit der physikalischen Eigenschaften dar-
bieten, den lockeren, leicht beweglichen, für Wasser und Wärme
sehr permeablen , aber eben desshalb abwechselnder Dürre und
Feuchtigkeit, Hitze und Kälte ausgesetzten Sandboden und den im
Gegensatz zähen, dichten, oft steinfesten, für Wasser und Wärme
impermeablen Thonboden her , so ist es von selbst einleuchtend,
dass nur Pflanzen , deren Ernährungsorgane diesen so sehr ver-
schiedenen Bodenarten angepasst sind , sich auf denselben behaup-
ten können.
Von noch grösserem Einfluss ist die chemische Beschaffen-
heit des Bodens. Obgleich die Hauptnahrungsmittel der Pflanzen
ziemlich allgemein verbreitet sind und die Pflanze sich dieselben,
118
wenn sie auch nur in Spuren im Boden vorhanden sind , sich an-
zueignen vermag, so ist doch das Mischungsverhältniss der Nah-
rungsstoffe in einer Bodenart nichts weniger als gleichgiltig. Man
sieht diess besonders deutlich bei Bodenarten von ausgesprochener
chemischer Eigentümlichkeit, wie beim Salz- und Kalkboden, der
für viele Pflanzenformen entschieden tödtlich wirkt , während er
gerade für andere sich sehr fördernd zeigt.
Die Würdigung aller dieser oft sehr komplizirten Verhältnisse
machen die Lehre vom Einfluss des Bodens auf die Vegetation zur
schwierigsten Aufgabe des Pflanzengeographen. Während mehrere
der hervorragendsten Forscher auf diesem Gebiete, wie Humboldt,
Schouw, A. de Candolle diesen Einfluss in Abrede stellen, oder
doch gegen die Wichtigkeit des Klimas als ganz unbedeutend be-
trachten, wurde hingegen durch Thurmann, Unger, Liebig,
Sendtner und Nägeli eine Fülle von Thatsachen bekannt, die
gerade die Wirksamkeit der Bodenverhältnisse auf die Pflanzenwelt
schlagend darlhun.
Findet man an einem Orte eine Pflanze strenge an eine ge-
wisse Bodenbeschaffenheit gebunden, so nennt man sie boden-
stet; kommt sie aber auch bisweilen an anderen Bodenarten vor,
wenn gleich mit erkennbarer Vorliebe für einen bestimmten Boden,
so heisst sie bodenhold, und bodenvag dann, wenn selbst eine
solche Vorliebe für einen bestimmten Boden sich nicht wahrnehmen
lässt. Die Ansichten gehen nun in dieser Beziehung weit ausein-
ander und während einige läugnen, dass es überhaupt bodenstete
Pflanzen gibt, gehen andere wieder so weit, selbst die bodenvagen
Pflanzen als in ihrer Art bodenstet zu bezeichnen. Wir werden
später sehen, wie sich diese scheinbaien Widersprüche dadurch
klären, dass im Kampfe ums Dasein die Bodenverhältnisse nicht
die einzig massgebenden sind, dass die Existenz einer Pflanze an
einem bestimmten Orte aus der Wechselwirkung aller hier mass-
gebenden Umstände hervorgeht.
(Schluss folgt.)
Literaturberichte.
Rabenhorst Dr. L., Kryptogamenflora von Sachsen,
der Ober-Lausitz, Thüringen und Nordböhmen mit Be-
rücksichtigung der benachbarten Länder. Zweite Abthei-
lung. Erste Hälfte. Bogen 1 — 12. Mit zahlreichen Illustrationen,
sämmtliche Flechtengattungen bildlich darstellend. Leipzig. Verlag
von Eduard Kummer. 1870. Kl. Oktav.
Die erste, die Algen, Laub- und Lebermoose enthaltende Ab-
theilung, welche im Jahre 1863 erschienen ist, hat Nave in dieser Zeit-
119
schrift (1863. 57 — 59) besprochen und deren Einrichtung beschrie-
ben. Das erste Heft der zweiten Abtheilung ist ebenso beschaffen
und verdient in allen von Nave hervorgehobenen Beziehungen
das gleiche Lob und die gleiche Empfehlung. Das kühne Beginnen,
Habitusbilder von Krustenflechten im Holzschnitte zu geben, ist
mit bewunderungswürdiger Virtuosität ausgeführt. Die mikroskopi-
schen Analysen sind mit der nöthigen Schärfe dargestellt. Ueberall
ist der Vergrösserungsmassstab beigesetzt. Die Anordnung ist mei-
nes Wissens der erste Versuch, die Mittheilungen de Bary's indes-
sen Morphologie und Physiologie der Pilze, Flechten und Myxomyceten
(Leipzig 1866) für die Systematik zu verwerthen. Die Elemente des
Flechtenlagers sind entweder ungeschichtet oder geschichtet. Das
ungeschichtete Lager enthält nackte Gonidien oder Gonidien in einer
gemeinsamen Hülle. Das ungeschichtete Lager mit nackten Gonidien
stellt die Reihe der Lichenes anomali dar. Gehören die Goni-
dien der grünen Farbenreihe an, so haben wir die Mycetopsorae
[Calycieae) , gehören sie der rothen Farbenreihe an, die Phyco-
psorae (_Pyrenulaceae, Arthoniaceae, Bactrosporeae, Opegrapheae
etc., kurz die Liehenen mit Chroolepusartigem Thallus). Das unge-
schichlete Lager mit Gonidien in einer gemeinsamen Hülle, Reihe
der Lkhenes homaeomerici, enthält entweder keine Hyphen oder
ist mit solchen versehen. Im ersten Falle stellen die hieher gehö-
rigen Flechten die Byssopsorae QCystocoleae, Ephebeae) im letzten
Falle die Gloiopsorae [Obryzeae, Porophyceae, Omphalarieae,
Racoblenneae, Collemeae) dar. Nun kommen erst die Flechten im
engsten Sinne, d. i. die Reihe der Lichenes heteromerici oder die
mehrschichtigen Ordnungen der Kryopsorae (V errucariaceae, Per-
tusariaceae, Urceolarieae, Lecideaceae, Baeomyceae, Biatoreae,
Lecunoreae), Thallopsorae, Podetiopsorae. Die eingeklammerten
Namen gehören den Familien an. Die Namen mit dem Ausgange
"psorae" sind die Namen der Ordnungen. Wohllhuend ist die gänz-
liche Ausmerzung der sogenannten Liehenen ohne Thallus, -d. i.
der auf dem Flechtenlager parasitirenden Pilze. Die alten Byssa-
ceen Friesens, von denen Raben hörst selbst gesteht, man
wisse noch nicht, ob ihre sogenannten Früchte ihnen angehören
oder vielmehr Schmarotzerpilze seien, stehen dessenungeachtet in
Reih und Glied als Byssopsorae. Ebenso wenig erfreut die Stellung
der Calycieae neben den Phycopsoren. Allein die Sonderung der
Liehenen in drei grosse Reihen nach der anatomischen Beschaffen-
heit des Lagers ist jedenfalls ein Fortschritt, der mit Befriedigung
zu verzeichnen ist. Das vorliegende Heft bricht in den Biatoreae
bei Biatora lucida ab, und es werden bis dahin 195 Arten aufge-
zählt, darunter 31 Calycieen, 26 Pyrenulaceen, 16 Arthoniaceen,
14 Opegrapheen, 27 Collemeen, 17 Verrucarieen, 10 Urceolarieen,
36 Lecideaceen. Die nicht vollendeten Biatoreen und die Familien
mit weniger als einer Dekade von Arten sind in dieser beispiels-
weisen Uebersicht übergangen. Neue Arten kommen nicht vor.
Für Böhmen sind beiläufig- bei 30 Arten bisher nicht veröffentlichte
120
Fundorte angegeben. Daraus ist zu ersehen, dass Raben hörst
selbst in Karlsbad Liohenen gesammelt, und dass Kirchner in
Kaplitz ihm mehrfaltige Mittheilungen von Lichenen seiner Gebend
gemacht habe. Bei Verruciria hydrela steht die Bemerkuni:, es
sei dein Verfasser kein böhmischer Standort bekannt geworden.
Da Raben borst sonst Körber'sehe Standorte anführt, auch bei
Verr. hyir. Körb. Syst. 34-i zitirt. wo die Quellbäehe des Weiss-
wassers auf dem Riesengebirgskamme in unmittelbarer Nahe der
Wiesenbaude als von Körb er selbst entdeckte Fundstellen ange-
geben sind, so darf angenommen werden, es sei dem Verfasser
entgangen, dass diese Funkstellen zu Böhmen gehören. Die Be-
oränzunsr der Arten ist nicht wesentlich von Körb er s Auffassung
verschieden. Bei den Merkmalen sind aber überall die absoluten
Gr>?senmessungeu in Millimeterbruehtheilen. jedoch nicht in Dezi-
malen angegeben. Die Abarten und abweichenden Formen sind
diskret behandelt, so dass keine Gefahr ist. die Individuen als
Formeninbeorriffe behandelt zu sehen. Hohenbühel- H eufler.
Correspodenz.
Innsbruck, am 10. März 1870.
Eii sechswöchentücher Aufenthalt im Stubailhal bot mir im
verflossenen Sommer Gelegenheit, dieses reizende Thalgelände
auch in botanischer Beziehung nach allen Richtungen hin zu unter-
suchen. Als die interessantesten Funde aus diesem Gebiete dürften
vielleicht Ribes cüiatum Kit. Add. 176. Myosotis rariabilis Angel.
an den Waldbachen ober der Bachleithen. dann das meines Wissens
bisher im Gebiete der Alpen noch nicht gefundene Epilobium nu-
tans Schmidt an quelligen Stellen in der Xähe des sogenannten
Gleiser Sees, ferner Carlina longifolia Reichb. an den Wasser-
fallen ober Ranalt gegen die Kreithspitze im Mutterbergerthale.
ein muthmai>i;chtr Bastart aus Crepis hyoseridifolia Vill. und
Crepis Tarquimi Tausch auf dem Blaser, Carex oniifhopodoides
Hausmann auf allen Dolomitkuppeu des vorderen Stubaithales
namentlich häufig auf der in neuester Zeit der unvergleichlichen
Fernsicht wegen vielbesuchten Kuppe des hohen Burgstall bei
Fulpmess: Sixifraga hybrida {JnßoräXopposiüfolid) auf der Ser-
losspitze, dann eine noch nicht beschriebene Mentha, welche ich
Mtntha serotina nennen möchte, an den Alpenbächen in der Nahe
der Waldrast hervorzuheben sein. Der Höhengürtel von 3000 — 4500'
ist ungemein reich an Rosen. Die häufigste aller Rosenarten ist
hier die Rosa Reuteri God. Neoc. , welche zur Zeit der vollen
Blüthe mit ihren dunkelrothen Blumen einen prachtvollen Anblick
121
_ ahrt. Ausserdem fand ich hier au /*.<-.: .>..>■ f > .
und Jfosa sepincola Des e gl. und die anlangst beschriebene Rosa
fransten*. Eine wahre Zierde der Dolomilberge d— ren Slu-
baithales ist Daphne striata Tralt. Von den an der Uanie des
Zusammenziehen» leidenden Botanikern wird dieselbe für eine
Daphne Cneorum mit kahlen Perigonen erklärt; den betreffenden
Autoren scheint es aber unbekannt geblieben zu sein, dass Daphne
striata röthlichgelbe fleischige Steinfrüchte reift, während Daphne
Cneorum in die Rotte der DapAne-Arten mit nicht fleischigen son-
dern trockenhäutigen Steinfrüchten gehört In Ampezzo sammelte
Fremd Hut er im verflossenen Sommer eine mit Pediculosis tube-
rös a L i Pc E R ichb. verwandte Pediculosis,
deren schon Reiehenbach fil. in dem Texte zu den Icones in
einer Xote bei P. tuberosa erwähnt und welche ich für eine aus-
gezeichnete noeh nicht beschriebene Art halte. Ich habe dieselbe
unlängst in der Februar-Versammlung der naturhistorischen Sektion
> ...-.?: je :i -Ferdinandeunis* als Pedicularis elongata vorgelegt,
und wird selbe in dem heurigen Jahrgange der Zeitschrift des
Ferdinandeums beschrieben und abgebildet erscheinen. Schon vor
einigen Jahren erhielt ich von unserem unermüdlichen Hut er auch
einen noch nicht beschriebenen der Combination : recntitaXtube-
rosa entsprechenden muthniasslichen iVdtcif/aris-Bastart , welcher
ein interessantes Seitenstück zu den zwei anderen bisher aus den
Alpen bekannt gewordenen Perficn/«r«-Bastarten : P. atrorubens
QincarnataXrecufita) und P. Vulpü (incarnalaX.tuberosd) So lms
bildet und den ich dem E r . ar z.i Euren Pedicularis Huteri
benannt habe. Kern er.
Allih'W. ;::■. :«. 1-"-.
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rlreffliche Pflanzen«
e März seine vierte
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hier tritt spä-
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R _ s oder auf andern südlichen
ichen, und später zugängliche dal-
rschen. W- r > h in erster Linie
zeichneten Sammlungen zu bethei-
> fl. (in österr. Bkn. mit betreffen-
1. pr. C. an mich. Anluolz, Post
r , Centn n. nach des Prä-
ugesichert werden, mit dem Vor-
sideraten u ■ nämlichen Preis
beanspruchen zu können. Als Garantie stelle ich unsere wenig-
stens 1500 Nummern enthallenden Sammlungen aus Tirol und Mord-
italien zur Verfügung. Meinen bekannten Lesern dieser Zeilen:
Gi ss und die Nachricht, dass - ide meine projeetirte
Reise nach dem westlichen Ligurien für heuer verschoben werden
muss. R u i er: H .. t - r
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recht weitere allenfnllsise
122
Personalnotizen.
— Ueber die Ursache von Unger's Tod ist man noch nicht
vollkommen aufgeklärt, da eine gerichtliche Leichenschau die Mög-
lichkeit eines an ihm verübten Mordes nicht ausser Frage stellt.
Aus dem Leben Unger's werden verschiedene Einzelheiten ver-
öffentlicht, denen wir Nachfolgendes entnehmen: Die polizeilichen
Schwierigkeiten, welche einem Besuche Deutschlands in jener Zeit,
als U. Medicin studirte, entgegenstanden, nicht achtend, zog er
ohne Pass nach Deutschland und verkehrte dort viel mit Studen-
ten, welche den Burschenschaftskreisen angehörten und theilweise
an der Aktion San d's betheiligt waren. Selbstverständlich wur-
den diese Verbindungen der Metternich'schen Polizei bekannt und
Unger wurde % Jahre lang gefangen gehalten. An ein öffent-
liches Amt konnte Unger unter solchen Umständen nicht denken,
er nahm die ihm angebotene Stelle eines Hauslehrers im fürstlich
Colloredo'schen Hause an und beendigte seine medicinischen Stu-
dien. In der Zeit der drückendsten Reaetion wurde Unger unaus-
gesetzt verdächtigt, beaufsichtigt, verfolgt. Die Kirchenzeitung hat
ihn 1853 in einer Serie vehementer Artikel, die den Titel führten:
„Isispriester und Philister" als einen „Verführer der Jugend" de-
nuncirt. Sein Freisinn, seine ausserordentliche Liebenswürdigkeit,
seine feurige Beredtsamkeit erwarben ihm die Liebe der Studiren-
den im hohen Grade, welche in einer Petition ihren Ausdruck
fand, zu deren Ueberreichung an den Minister Grafen Leo Thun
sich Professor v. Miklosich herbeiliess. Der Minister hielt Unger
für einen Gotlesläugner und stellte ihn vor das Dilemma: Wider-
ruf oder Entlassung. Unger sollte ausdrücklich erklären, dass er
an einen persönlichen Gott glaube, im anderen Falle von der
ihm theuren Lehrkanzel Abschied nehmen, und — Unger gab
in der That, wenn auch schweren Herzens und nach vielen Seelen-
kämpfen, einen Widerruf. Wie man diesen Schritt beurtheilen mag,
Eines ist gewiss, dass Unger in der Folge mit wahrem Feuer-
eifer für die Sache der Freiheit eintrat. In seiner letzten Lebens-
zeit in Graz trat er wiederholt mit entschiedenem Freimuthe auf.
Seine Vorlesungen über die Geschichte der Schöpfung, seine Rede
als Präsident im Grazer naturwissenschaftlichen Vereine sind Be-
lege dafür. Dieses Auftreten führte in dem Vereine eine Krisis
herbei, die mit dem Austritte einiger Klerikaler endete. Aber
Unger organisirte den Verein sofort auf neuer Grundlage, der
wissenschaftliche Streit wurde durch seinen Eifer zu einer glän-
zenden Bethätigung der Freisinnigen; dem naturwissenschaftlichen
Vereine strömten Mitglieder in grosser Zahl bei, die Beitrittser-
klärungen kamen so zahlreich, dass die kleine Gesellschaft in
wenigen Wochen zum Massenvereine anwuchs. Der neue „Volks-
bildungsverein," den er mitgründen geholfen, hatte in ihm seinen
ersten Präsidenten, die Verbreitung naturwissenschaftlicher Kennt-
123
nisse bis in die letzte Hütte des äussersten Alpendörfleins war das
Ziel, welches er dem neuen Vereine vorsteckte. Für die Berufung
Vogt's war er sehr thätig. Ein „Hexenschuss" verhinderte ihn,
an dem zu Ehren Vogt's gegebenen Bankette theilzunehmen. Man
gedachte an diesem Abende des ferngehaltenen greisen Forschers,
dessen Unwohlsein man mit Recht für leicht halten konnte, viel-
fach, und Karl Vogt erhob sein Glas und trank auf Unger's
Gesundheit, indem er launig bemerkte, der Hexenschuss sei nur
durch Sympathiemittel zu heilen. Die Sympathie konnte das theure
Leben nicht erhalten. Unger, Abends noch sehr heiter, wurde
am folgenden Morgen todt im Bette gefunden.
— Prof. Pringsheim ist an Martius Stelle von der Pariser
Akademie zu ihrem corr. Mitgliede ernannt worden.
— Casimir Roumeguere in Toulouse hat von der Societe
des sciences et des artes in Carcassone für seine „Bryologie de
l'Ande" eine goldene Medaille im Werthe von 200 Frs. erhalten.
— Dr. 0. H. Lenz ist am 13. Jänner zu Schnepfenthal in
Thüringen gestorben, nachdem er ein Alter von 71 Jahren er-
reicht hatte.
Vereine, Anstalten, Unternehmungen,
— In einer Sitzung der k. Akademie der Wissenschaften am
7. Jänner übersandte Prof. Unger eine Abhandlung über Typha
der Vorvvelt. Erst neuere Untersuchungen haben das Vorhanden-
sein von Typha und Sparganium in den tertiären Ablagerungen
ausgewiesen, doch sind bisher noch viele Reste ersterer Gattung
für Arten von Arundo angesehen worden. Der Verfasser bemüht
sich nun in obiger Abhandlung die Sicherstellung einer von Berg-
rath Stur zuerst bezeichneten sehr verbreiteten Typhaart zu be-
gründen. Weiter wird zugleich auf merkwürdige pflanzliche Ein-
schlüsse in dem Gosausandstein von Garns in Steiermark hinge-
wiesen, welche die Urform aller später erscheinenden Typhaformen
erhalten zu haben scheinen. Ein Ueberblick über sämmtliche Ty-
phaceen der Vorwelt, welcher 3 Typha- und 6 Sparganium- Arten
nachweist, bildet den Schluss.
— In einer Sitzung der zool. -botanischen Gesellschaft
am 9. Februar theilte Dr. Reichardt mit, dass Breidler die in
Steiermark noch nicht beobachtete Carex pulicaris in der Umge-
bung von Leuben gefunden habe.
— In einer Sitzung des österr. Alpenvereins inWien am
16. Februar machte Schulinspektor v. Becker auf eine eigen -
thümliche Vegetationserscheinung aufmerksam, welche man auf
124
allen Uebergängen von Ischl nach Aussee beobachten kann. Bei-
läufig in der Mitte des Weges, ungefähr mit der Landesgrenze
zwischen Oberösterreich und Steiermark gleichlaufend hört das
Vorkommen von Cyclamen europaeum auf, so dass man auf der
steirischen Seite bis über den Grundelsee hinaus vergebens nach
dieser Pflanze suchen würde.
— In Innsbruck hat sich im vorigen Monate ein naturhisto-
rischer Verein konstituirt.
— Eine physiologische Versuchsstation wurde bei
der landw. Akademie zu Tharand errichtet. Zum Vorstand derselben
wurde Professor Nobbe, zu dessen Assistenten J. Schröder aus
Dorpat ernannt.
— In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für vater-
ländische Kultur am 16. Dezember 1869 hielt Geheimrath Prof.
Dr. Goeppert einen Vortrag über den Park von Muskau,
ganz besonders über das dortige Arboretum. Der Park,
angelegt von 1815 — 45 durch Fürsten Pückler- Muskau, steht
gegenwärtig unter Leitung des Garteninspektors Petzold. Ursprüng-
lich eine trostlose mit Gruppen von Kiefern bewachsene sandige
Flache an der Lausitzer Neisse, ward eine gänzliche ßodenver-
besserung erfordert, um auch nur die Anpflanzungen von Laub-
hölzern zu ermöglichen, die jetzt in dem Park vorherrschen,
während Coniferen nur vereinzelt oder doch nur in kleineren
Gruppen vorhanden sind. Exotische Bäume kamen zwar auch zur
Verwendung, insbesondere in der Nähe des Schlosses, doch herr-
schen einheimische Bäume vor und bewirken hier wie nur an
wenigen anderen Orten durch geniale Wahl der Holzarten und
Berücksichliuuny der ßeleuchtunijsverhältnisse die schönsten Effekte.
Do D
Laubhölzer wurden herbeigeschafft, zum Theil in ansehnlichen
Stämmen, doch niemals in solchem Umfange wie die gegenwärtig
noch daselbst vorhandenen, 20 — 30 Fuss im Umfange messenden
Eichen, wie dies irrthümlich wohl behauptet worden ist. Schwerlich
dürften über 2 F. starke Bäume verpflanzt worden sein. Der Park
umfasst 4284 Morgen, wovon 1100 auf Pflanzungen, 860 auf Wie-
sen und Rasenplätze kommen. Gegen 10.000 Ruthen Fahrwege und
gegen 2000 Ruthen Fusswege befinden sich darin. Um das impo-
sante Schloss, Centralpunkt des Parks, finden sich zierliche sym-
metrische Partien. Das Arboretum an der Südostseite des Parkes
umfasst ein Terrain von 500 Morgen. Es sollte alle im Freien aus-
dauernden Holzgewächse in möglichster Vollständigkeit aufnehmen
und auch der praktischen Landschaftsgärlnerei wichtige Dienste
leisten. Das Pinetum, so wie auch das daran grenzende Salicetum
bilden geuissermassen die Centra des Ganzen. An Ersteres sehliessen
sich die bekanntlich überhaupt nur in geringer Zahl vorhandenen
holzigen Monokotyledonen (ßmilax, Ruscus, Yucca), an Letzteres
die übrigen Laubhölzer, von den Kätzchentragenden bis zu den
vollständiger blühenden Gewächsen, alle in mehrfachen Exemplaren.
125
Das Pomacetum ist ebenfalls ein Ganzes als besondere Abtheilung
zu beiden Seiten eines die ganze Anlage durchschneidenden Weges.
Die Bäume sind im Ganzen hainartig, die Sträucher in Gruppen
gepflanzt. Der grossarlige Raum gestattet überall Nachpflanzungen.
Das Landschaftsbild wird in Uebereinstimmung mit dem übrigen
Theil des Parkes möglichst festgehalten. 1858 wurde die ganze
Anlage begonnen und bis 1860, der Zeit der vorläufigen Vollen-
dung, die ganz kolossale Menge von 240.000 Füllpflanzen und zum
Arboretum gehörenden Bäume und Sträucher gesetzt. Freilich tritt
ihr jugendliches Aller noch oft hervor, jedoch bei weiterer Ent-
wicklung dieser verschiedenen Gruppen von Nadelhölzern, Weiden,
Birken, Buchen, Kastanien, Eichen, Ahorn, Linden, Magnolien dürfte
die Anlage trotz theilweise ungünstiger Bodenverhältnisse nicht
blos einen schönen Anblick gewähren, sondern sich immer mehr
zu einer wahren Fundgrube von Erfahrungen über klimatisches
Verhalten einer so mannigfaltigen Vegetation herausbilden. Unter
Andern sind die Weiden durch 104 Arten und Formen vertreten,
von Birken 35, von Eichen 145, von Cratägus 90, von Rosskasta-
nien 58, Magnolien 22 etc., im Ganzen überhaupt an 2800 Arten
und Formen vorhanden und in rascher Vermehrung begriffen; unter
ihnen die seltensten, wie z. B, Nyssa, die zwar Handels-Verzeich-
nisse führen, aber niemals den Petenten gewähren, ferner Akebia,
Atrapliaxis, Panax, Abelia, Borya etc., Der Vortragende ent-
nimmt diese Zahlen aus dem trefflichen Werke der Herren Petzold
und Kirchner, welches 1864 unter dem Namen Arboretum musca-
viense 828 S. in gr. 8., begleitet von einem Plan erschien, und
dem erlauchten Urheber und Förderer dieser Schöpfung, dem
jetzigen Besitzer der Herrschaft Muskau, Prinzen Friedrich der
Niederlande, gewidmet ist. Die erste Abtheilung, die sich mit
Entstehung der Anlage, ihrem Zweck und Erhaltung beschäftigt,
ist von Petzold bearbeitet, die zweite, ein Verzeichniss und Be-
schreibung aller hier kultivirten Holzgewächse, von dem Arboret-
gärtner Kirchner, einem genauen Kenner und Beobachter der
Baumwelt Wenn auch eine streng botanische Behandlung nicht
beabsichtigt ward, so ist das Werk doch wegen seiner Vollständig-
keit und der Fülle eigener Beobachtungen und Erfahrungen jedem
Gärtner wie auch den Botanikern angelegentlich zu empfehlen.
Die E ti qu eltirung im Arboret findet man ganz in der Weise,
wie ich sie vor Jahren im hiesigen botanischen Garlen einführte.
Die Etiquellen enthalten Familie, Namen, Vaterland, hier auf zier-
lichen mit Stäben versehenen Tafeln von gebranntem Thon. Jedoch
ausser dieser grossartigen Anlage haben die gedachten Herren
auch noch eine andere nicht minder bedeutende und in diesem
Umfange noch nie dagewesene geschaffen, welche zur Illustra-
tion der geographischen Verbreitung der Bäume und
Slräucher bestimmt ist. Sie besieht in einer gruppenweisen An-
pflanzung derselben Arten nach der Reihenfolge der Länder ihres
Vorkommens, beginnt mit dem südlichen Theil der Vereinigten
126
Staaten, schreitet zu dem nördlichen vor, wendet sich dann nach
dem östlichen und westlichen Asien , dem südlichen Europa und
schliesst mit dem nördlichen ab. Inzwischen soll aus der Menge
des hier zu Beobachtungen dargebotenen Materials der Lancl-
schaftsgärlnerei noch ein anderer wesentlicher Gewinn zu
Theil werden. Herr Petzold beabsichtigt in einem grossen bei der
Vergrösserung des Parkes zu seiner Disposition gestellten Areal
alle Gehölze, weiche sich als zur Landschaftsgärtnerei geeignet
schon bewährt haben, zu verschiedenen natürlichen Bildern nach
Massgabe des Habitus, Farbenton und dergleichen zu gruppiren,
oder wie ich es nennen möchte , nach Art einer sogenannten
„Schola botanicau eine landschaftsgärlnerische Schule zu begründen.
Die Menge der schönen Exemplare, welche ihm trotz aller erwähnten
Verwendungen zu Gebote steht, ja auch noch zu einem bedeutenden
Handelsverkehr ausreicht, lässt in der That etwas Vorzügliches
erwarten. Hierauf gab Herr Geheimralh Goeppert einen ausführ-
lichen Bericht über die internationale Garlenausstellung
zu St. Petersburg im Mai 1869, in welchem er als Mitglied des
Preisgerichtes Theil genommen, und schilderte ebenso die kost-
baren, für den Botaniker und Gartenfreund gleich interessanten
Pflanzenschätze, wie die überaus gastliche und ehrenvolle Auf-
nahme, welche den Fremden in Petersburg und Moskau überall und
selbst in den allerhöchsten Kreisen zu Theil wurde. Sehr ange-
nehm berührte auch Alle die wohlverdiente Anerkennung, der sich
unser deutscher Landsmann, Herr Dr. Kegel, jetzt Staatsrath, als
Hauptschöpfer der ganzen Ausstellung zu erfreuen hatte. Schliess-
lich legte derselbe vor zwei höchst merkwürdige Ueber-
wallungen von in Bäume eingeschnittenen Zeichen: ein
als scharfes Relief im Innern einer Weisstanne sichtbares Kreuz,
von Conservator Peck in Görlitz, sowie einen nicht minder scharf
abgebildeten Buchstaben (Z) in einer Eiche, von Hofrath Schwabe
in Dessau gefunden und durch Professor Koch in Berlin ihm ein-
gesandt. Dr. Schneider hielt einen Vortrag über Calyptospora
Goeppertiana Kühn. Der Sekretär (heilte mit, dass zum Andenken
an den am 20. Juni 1864 auf dem Hohenkasten (Kanton Appen-
zell) bei einer botanischen Exkursion verunglückten, ausgezeich-
neten Schüler unserer Universität, Dr. Wilhelm Kabsch, Verfasser
einer Pflanzengeographie und mehrerer vorzüglichen pflanzen-phy-
siologischen Abhandlungen, in Folge einer unter seinen Freunden
veranstalteten Sammlung ein Denkmal (Marmorblock mit eingelegter
Inschriflslafel) auf dem Friedhof zu Fluntern bei Zürich im Sommer
dieses Jahres aufgestellt worden sei, um dessen Errichtung Herr
v. Berlepsch in Zürich sich ganz besonders verdient gemacht
und dadurch die Freunde des Hingeschiedenen zu Dank verpflichtet
hat. Für die Etatsperiode 1870/71 wurde der unterzeichnete Sekre-
tär wieder gewählt. . F. Colin.
— Durch kön. Dekret vom 25. November 1869 wurde be-
stimmt, dass aus dem Budget des italienischen Unterrichtsinini-
12/
steriums Unterstützungen, sowohl für selbständige Werke als
Zeilschriften gewährt werden sollen, wenn dieselben wissenschaft-
liehe oder künstlerische Fragen behandeln, einerseits nicht auf den
Absatz an das grosse Publikum rechnen können, deren Herstellung
anderseits ausserordentliche Ausgaben verursacht, und durch die-
selben die Wissenschaft entweder gefördert oder verbreitet oder
deren Anwendung ausgedehnt wird. Um der Unterstützung theil-
baftig zu werden, müssen die Werke oder Zeitschriften von einem
günstigen Gutachten einer der höheren wissenschaftlichen literari-
schen oder künstlerischen Körperschaften des Königreiches begleitet,
dem Ministerium eingesendet werden. Das Gutachten hat sich dar-
über auszusprechen, ob die Unterstützung unbedingt zu erlheilen
ist, um die Herausgabe zu erleichtern, oder unter der Bedingung,
dass der Verkaufspreis herabgesetzt werde. Diese Gutachten werden
in der Amtszeitung veröffentlicht werden. Die genannten Körper-
schalten werden sich dem Ansuchen um Abgabe eines Gutachtens
nicht entziehen können, ausser in den Fällen, welche in dem vom
Ministerium herauszugebenden Reglement festgesetzt sind. Unab-
hängig vom Einschreiten von Privaten wird über Antrag der mehr-*
genannten Körperschaften ein Theil der eingangs erwähnten Dota-
tion ferner verwendet werden, um jene Diseiplinen zu befördern,
welche noch der Entwicklung bedürfen, oder um die Unterstützungen
und Preise zu erhöhen, welche von den vorschlagenden Gesell-
schaften ausgeschrieben worden sind. Der endgiltige Vorschlag
liegt in allen Fällen in den Händen einer Kommission, welche vom
Minister alljährlich im Monat Juli ernannt wird. Der motivirte Be-
richt derselben wird ebenfalls in der Amtszeitung veröffentlicht.
— Mit Oesterreich verglichen werden in England von Staats-
wegen riesige Summen zur Hebung der Naturwissenschaften verwen-
det; trotzdem macht sich daselbst eine Strömung geltend, um eine Er-
höhung dieser Zuflüsse zu erzielen. Die nächste Anregung ging vom
Lieutenant Colonel Strange aus, welcher in der Versammlung der
British Association in Norwieh im Jahre 1868 eine Abhandlung
unter dem Titel: „Ueber die Notwendigkeit einer Einwirkung des
Staates um den Fortschritt der Naturwissenschaften zu sichern,"
vorlegte. Die gegebene Anregung fand lebhafte Unterstützung und
nach eingehender Discussiun wurde beschlossen, ein Komite von
vierzehn Personen, durchwegs Mitglieder der höchsten wissen-
schaftlichen Korporation Englands, der Royal Society, mit der Er-
örterung der erwähnten Angelegenheit zu betrauen und dasselbe
insbesondere zu beauftragen, der nächsten Versammlung der Bri-
tish Association, die 1869 in Exeter abgehalten werden sollte, die Fra-
gen zu beantworten: 1. Sind in England für eine kräftige Verfolgung
naturwissenschaftlicher Untersuchungen hinreichende Mittel geboten?
2. Wenn nicht, welche weiteren Mittel sind erforderlich und welche
Massregeln sollen getroffen werden, um dieselben sicherzustellen?
Das Komite, welchem unter anderen die Professoren Tyndall,
128
Stenhouse, Stokes, Huxley, Dr. Mann etc. angehörten,
sprach sich dabei aus, dass die erste Frage entschieden zu ver-
neinen sei; in Bezug auf die zweite Frage erscheine es unzweifel-
haft, dass die Mittel für die naturwissenschaftlichen Forschungen
sehr wesentlich vermehrt werden müssten, dass aber, um zu be-
stimmen, in welcher Weise diess geschehen sollte, eine volle und
genaue Kenntniss der Hilfsmittel, welche gegenwärtig zur Verfü-
gung stehen, der Quellen, aus welchen diese Hilfsmittel geschöpft
werden, und der Aufgaben der einzelnen Personen und der Insti-
tute, denen dieselbe zufliessen, erforderlich sei. Sich diese genaue
Kenntniss zn verschaffen habe das Komite bei den beschränkten
ihm zustehenden Befugnissen für unausführbar gehalten, die ganze
Untersuchung sei von so grosser Wichtigkeit für die Nation und
so weittragend in ihren Zielpunkten, dass es angemessen erscheine,
für sie die umfassendsten und mächtigsten Mittel in Bewegung zu
setzen. Das Komite empfiehlt daher schliesslich, es möge der volle
Einfluss der British Association aufgeboten werden , um von der
Regierung die Einsetzung einer königlichen Kommission, des höchsten
Tribunales, welches die Konstitution des Landes für die Entschei-
dung derartiger Fragen kennt, zu erlangen, welche zu untersuchen
hätte: 1. Die Beschaffenheit und den Werth der jetzt bestehenden
Anstalten und Hilfsmittel für wissenschaftliche Forschung und den Be-
trag von Zeit und Geld, welche derselben gewidmet würden; 2. welche
Veränderungen und Vermehrungen der gegenwärtig für die Er-
weiterung der Wissenschaft verfügbaren Mittel erforderlich seien;
3. in welcher Weise diese Mittel am besten herbeizuschaffen wären.
Der Antrag wurde genehmigt und es steht der günstigste Erfolg
zu gewärtigen.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Andree, mit Pflanzen aus Han-
nover. — Von Herrn Kristof, mit Pfl. aus Kärnthen.
Sendungen sind abgegangen an die Herren Br. Thümen, Dr. Kerner,
Prof. Hazslinszky, Dr. Scheutz, Winkler.
Inserat.
Diesem Hefte liegt bei: Eine „Einladung zu Pränumeration auf den An-
zeiger der kais. Akademie der Wissenschaften," von der Verlags-
Buchhandluns; Carl Gerold's Sohn in Wien.
Kerlakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofltz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
Druck und Fa'wer der C. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer).
Oesterreichischc
Botanische Zeitschrift.
Gemeinnütziges Organ
für
Die Österreichische Exemplare,
botanische Zeitschrift lintoiliL II iwl It rtf'l II i L Ol« die «reidurch diePost be-
erscheint DUldUlü UHU UVldUlKCl, zogen werden sollen, sind
den Erstenjeden Monats. blos beider Redaktion
S? 5Pfln«erur. ÄfÄ Gärtner, (Monomen, Forstmänner, Aerzte, fl5?S5Ä&5:')
(3 Thlr. 10 JfgrJ Im Wege des
ganzjährig, oder AnftlllpLpr HIlll Tpi'linilpr Buchhandels übernimmt
mit X fl. 63 kr. öst. W. rt[HMIICACl UNU HUMUM!. Pränumeration
halbjährig. C. Gerol<l's Sohn.
Inserate in wieu,
die ganze Petitzeile __ _. so wie alle übrigen
10 kr. öst. W. N^" 0 Buchhandlungen.
XX. Jahrgang. WIES. Mai 1810.
INHALT: Dem Andenken Unger's. — Ueber Rhinanthus angustifolius. Von Dr. Celakowsky.—
Vegetations-Verhältnisse. Von Dr. Kern er. — Beschreibung der Carex-Arten. Von Kobts. — Pim-
pinella dhsecta. Von Dr. Falck. — Hybride Saxifragen. Von Dr. Kern er. — Der Kampf ums Dasein
in der Pflanzenwelt. Von Dr. Pokorny. — Literaturberichte. Von Ho hc n bü he I-He u fl er. —
Correspondenz. Von Tommasini, Kliuggräff. — Personalnotizen. — Vereine , Anstalten , Unter-
nehmungen. — Sammlungen. — Botanischer Tausch verein. — Inserat.
Dem Andenken
F. Unger's.
Es wird beabsichtigt, das Andenken des unlängst in Graz
verstorbenen Hofralhes, Prof. Unger durch
die Aufstellung eines Denkmales
im botanischen Garten des Joanneums, wo der Gefeierte durch
anderthalb Decennien ruhmvoll wirkte, zu ehren.
Unger's wissenschaftliche Bedeutung ist jedem Naturforscher
bekannt; — viele seiner Schriften sind Gemeingut der ganzen
gebildeten Welt geworden.
In der Ueberznugung, dass das beabsichtigte Unternehmen
sich einer allgemeinen Zustimmung erfreuen wird, appelliren die
Unterzeichneten an alle Freunde und Verehrer des berühmten Na-
Oesterr. botan. Zeitschrift. 6. Heft. 1870. 9
130
turforschers, durch Beitrage die Ausführung' des Denkmales zu
ermöglichen.
Graz, im April 1870.
Prof. Bill, Prof. Golianz, Prof. Heschl, Dr. Holzinger,
Prof. Leitgeb, Prof. Peters, Prof. Schmidt, Schulinspektor
Dr. Wretschko.
Auswärtige Beiträge wollen gefälligst an Dr. J. Gobanz,
Professor an der 1. Oberrealschule, eingesendet werden.
Ueber Rhinanthus angustifolius Gmelin.
Von Dr. Lud. Celakovsky in Prag.
Die von K. Ch. Gmelin in der Flora Badensis IL Th. 1806
untief obigem Namen aufgestellte Form oder Art wird seit Koch's
Synopsis, besonders von deutschen botanischen Schriftstellern, all-
gemein als eine nur durch doppelt schmälere Blätter verschiedene
Varietät des Rhinanthus alpinus Baumgarten (Enumer. stirp.
Transsilvan. II. 1816) angesehen; nur insofern gibt sich eine Mei-
nungsverschiedenheit kund , als einige den Gmelin'schen Namen,
der Priorität gemäss, für die erweiterte Art voranstellen, während
die meisten Rh. alpinus als passendere Benennung vorziehen.
Koch selbst war nicht immer dieser Ansicht, denn in Röh-
ltng's Deutschlands Flora IV. Band (1833) erachtete er den Rh.
alpinus für wohl verschieden von Rh. anguslifolius. B entkam ver-
einigte zwar im Prodromus X. (1846) p. 558 den Rh. alpinus als
Varietät mit Rh. major, Hess aber Rh. angustifolius als besondere
Art gelten; hierin ist ihm Maly in der Enumeratio plant, austr.
(1848) nachgefolgt. Ferner erklärte auch wieder Wim in er in
der Flora von Schlesien 3. Aufl. 1857 p. 409: „der Rh. angusti-
folius Gmel. ist eine von allen anderen Arten (auch von Rh. al-
pinus^ verschiedene Art, ausser den schmalen Blättern durch käm-
miugesägte Deckblätter mit langen Grannenspilzen und weit vor-
gestreckte Zähne der Oberlippe, welche noch länger als an Rh.
alpinus" sind."
Ich muss der Ansicht Bentha m's, Wimmer's und der frühe-
ren Koch's, was den Rh. angustifolius betrifft, vollkommen bei-
pflichten, da ich ihn nach vielfacher Untersuchung besonders vom
Rh. alpinus nach Bildung und Verbreitung sehr verschieden ge-
funden habe. Instruktive Exemplare des Rh. angustifolius liegen
mir aus dem Wallroth'schen Herbar von dem bekannten und aner-
kannten Standorte des alten Stollbergs in Thüringen vor. Auch
böhmische und schlesische Exemplare , erstere für die böhmische
131
Flora neu, stimmen durchaus mit den thüringischen üherein. Die
Beschreibung der badischen Pflanze hei Gmelin und hei Doli,
ebenso Bliilhezeit und Standort passen vollkommen auf die mir
vorliegenden Pflanzen. Den echten Rh. alpinus oder Rh. pulcher
Schummel QRh. major ß. punctatus Ta lisch l) habe ich zahlreich
aus dem Riesengebirge und schlesischen Gesenke. Zunächst ist zu
bemerken , dass der Rh. angustifolius eher zu Rh. major als zu
Rh. alpinus gehören könnte, da er die allmälig gekrümmte lange
Oberlippe und eine parallel mit ihr vorgestreckte Unterlippe der
Corolle besitzt, während bei Rh. alpinus die Oberlippe über der
kurzen Röhre stark helmartig nach aufwärts gekrümmt ist und die
Unterlippe absteht. Die Gmelin'sche Pflanze muss daher vor allem
mit dem Rh. major verglichen werden.
Rh. major.
Stängel einfach oder mit eini-
gen Aesten.
Blätter länglich oder länglich-
lanzettlich, am Grunde stängelum-
fassend, aufrecht oder horizontal
abstehend, mit stumpflichen, oft
gerundeten Zähnen.
Deckblätter bleich gelblich-
grün, scharf oder am Grunde ein-
geschnitten, gesägt, mit dreieckig
lanzettlichen , fein zugespitzten
Zähnen.
Kelche gross, mit 3eckig eiför-
migen, zugespitzten, etwas sprei-
zenden Zähnen.
Kronenoberlippe vorne mit 2
länglichen oder ovalen Zähnen.
Rh. angustifolius.
Stängel gewöhnlich vielästig
mit abstehenden Aesten.
Blätter lineal, oder Iineallan-
zettlich, langgezogen, am Grunde
abgerundet, die unteren ganz kurz
gestielt, abstehend, oder zurück-
geschlagen, mit schärferen Säge-
zähnen.
Deckblätter blassgrün , am
eiförmigen Grunde känuniggesäo-i,
mit schmalen langen, borstlieh
oder pfriemlich bespitzten oder fast
gegrannten Zähnen , in eine
schmale und lange, gesägte Spitze
verschmälert.
Kelche kleiner mit 3eckigen,
spitzen, zusammenneigenden Zäh-
nen.
Kronoberlippe mit 2 schmal-
länglichen oder länglich-linealen
gestutzten Zähnen.
Der Rh. angustifolius wird bis IV2 und 2' hoch, ist meist
von schlankem Wuchs, mit dünnen, langen, abstehenden Aesten,
lang- und schmalblätterig, obwohl die Breite von % bis über 2"'
variirt. Die Deckblätter sind häufig verhältnissmässig klein , weit
kleiner als der ausgewachsene Kelch, was bei Rh. major und alpi-
nus nicht vorkommt. Die Kelche, wie bei Rh. major stets unge-
fleckt und ungestrichelt, wie auch die Kapseln sind kleiner als am
Rh. major, letztere oft breiter als lang. Die Krone ist intensiver
gelb als bei Rh. major, und die Unterlippe beiderseits am Grunde
mit oft zahlreichen blauen Flecken verziert.
Ausser durch die Form ist Rh. angustifolius auch durch den
Standort und die Blüthezeit von Rh. major verschieden. Er wächst
9 *
132
nämlich auf steinigen, trockenen Abhängen, besonders auf Kalk-
boden, auch in Gebüschen und auf Waldplätzen und blüht im Juli
und August, sogar noch im September, während Rh. major auf
feuchten Wiesen vorkommt und nur bis Ende Juli blüht.
Nach dem Vorausgeschickten könnte es sonderbar scheinen,
wie die neueren Autoren dazu kommen , diesen Rh. angustifolius
für eine einfache schmalblättrige Varietät des Rh. alpinus aus dem
Hochgebirge zu erklären. Diess geschah offenbar auf Koch's Au-
torität und erklärt sich ferner daraus, dass eine zweite, dem Rh.
angustifolius des Hügellandes habituell ähnliche, ebenfalls dem hö-
heren Gebirge eigene Form exislirt , die allgemein für den Rh.
alpinus gehalten wird. Da diese Form bisher weder eigens be-
nannt, noch beschrieben worden, so werde ich sie hiemit unter
dem bezeichnenden Namen Rh. aristatus mit dem echten Rh. alpinus
vergleichen, mit dem sie die stark emporgekrümmte Oberlippe und
eine mehr abstehende Unterlippe gemein hat
Rh. aristatus
Stängel in kleineren Exem-
plaren einfach, in stärkeren viel-
ästig mit aufrecht abstehenden
Aesten.
Blätter schmal lanzettlich ,
langgezogen, aber auch länglich,
stumpf, mit schärferen Kerbzäh-
nen, am Grunde abgerundet, die
unteren ganz kurz gestielt.
Deckblätter am breiteren Grun-
de fein, kämmig- eingeschnitten,
mit in feine, haärfÖrmige Grannen
auslaufenden Zahnen.
Kelch nicht gestrichelt noch
gefleckt.
Rh. alpinus.
Stängel einfach oder nur aus
den obersten Blattachseln mit 2
Blülhenästen (armförmig ver-
zweigt).
Blätter länglich oder länglich-
lanzetllich, seilner länglich-lineal,
mit stumpferen, oft abgerundeten
Zähnen, mit breiterem etwas stän-
gelumfassenden Grunde sitzend.
Deckblätter, breit-lanzettlich,
am Grunde eingeschnitten gesägt,
mit 3eckig lanzettlichen, fein zuge-
spitzten Zahnen.
Kelch samint Deckblättern ,
stellenweise längs den Nerven
schwarz gestrichelt und gefleckt
(ob immer?).
Unterlippe der Krone klein, mit
dicklichen, kleingekerbten Lappen.
Unterlippe der Krone massig
gross, mit dünnen, geschweiften
Lappen.
Die Kelche haben bei beiden dieselbe Form und Grösse, wie
bei Rh. angustifolius. Von diesen unterscheidet sich Rh. aristatus,
der mit ihm eine gewisse habituelle Aehnlichkeit hat, durch Fol-
gendes: er ist niedriger, nur 3 — 10" hoch, die Blätter oft breiter,
manchmal mehr von Gestalt derer des Rh. major, nebst den Aesten
mehr aufrecht abstehend; so feine Grannen der Deckblätter finden
sich beim Rh. angustifolius nicht; das vorzüglichste Merkmal zei-
gen die Blumenkronen mit der stark gekrümmten Ober- und ab-
stehenden Unterlippe.
Koch hat nun in Deutschlands Flora den Rk. angustifolius,
wohl wegen der habituellen Aehnlichkeit , mit dem z. B. auf den
138
Salzburg1!' Alpen wachsenden Rh. aristatus für identisch gehalten,
die Merkmale, namentlich die der Bliimenkrone aber der salzbur-
ger Pflanze entlehnt . und daher dem Rh. anguslifolius fälschlich
eine abstehende Unterlippe zugeschrieben. Den Rh. aristatus unter-
schied Koch daselbst ganz gut vom Rh. alpinus. Warum er spater
in der Synopsis den Rh. aristatus , und mit ihm freilich auch den
echten Rh. angustifoiius , seine frühere Darstellung verlaugnend,
zu dem Rh. alpinus einzog, dafür gab er keine Gründe an; sollten
auch seither Uebergänge zwischen beiden beobachtet worden sein,
was wohl möglich wäre , so müssen doch die typischen Formen,
wenigstens als getrennte Racen, festgehalten werden.
Zu der zweiten vergleichenden Tabelle habe ich noch Fol-
gendes zu bemerken: Die Breite der Blätter ist auch hei Rh. alpi-
nus etwas veränderlieh , bisweilen sind sie nur halb so breit als
gewöhnlich, nur 1 — 1"' breit, und wenn es verlohnte , solche Va-
rietäten besonders anzuführen, so würde eigentlich diese Varietät
dem Rh. alpinus ß. angitstifolius Koch genau entsprechen, dess-
wegen aber durchaus nicht mit Rh. aristatus und angustifoiius
Gmelin zusammenfallen. Die Deckblätter des echten Rh. alpinus
finde ich (mit W immer} nur ebenso gesägt oder eingeschnitten,
wie bei Rh. major, niemals mit den langen feinen Grannen des
Rh. aristatus, dessen Blüthentrauben durch sie ein dem Rh. alpinus
ganz fremdes, denen eines Melampyrum arvense recht ähnliches
Ansehen gewinnen. Ich muss daher annehmen , dass , wenn dem
Rh. alpinus lan^grannige Zähne der Deckblätter zugeschrieben
werden, unter diesem Namen der Rh. aristatus zu verstehen sei.
Die eigentümliche schwarze Zeichnung des Kelches von Rh. alpi-
nus hat der Rh. aristatus nie, was auch Koch bemerkte, so
lange er beide unterschied; seine Kelchadern sind zwar anfangs
schwärzlich, wie bei allen Arten , aber die dunkle Färbung be-
schränkt sich auf die zarten Adern allein und verbleicht auf dem
ausgewachsenen Kelche; während bei Rh- alpinus die schwärzliche
Färbung auch auf einen Streifen Parenchyms längs der Ader und
auf einzelne Flecken auf den Adern sich erstreckt. Ob diese eigen-
tümliche Verzierung konstant ist, weiss ich nicht, da ich die Pflanze
noch nicht am Standorte beobachten konnte; an meinen Exempla-
ren fehlt sie wenigstens nirgends. Wim in er nahm sie als kon-
stant in die Arldiagnose auf; Koch (in der Synopsis), Send tu er,
Neilreich sagen zwar, diese Färbung sei nicht immer vorhanden,
was aber nichts beweist, da diese Autoren unter Rh. alpinus auch
den Rh. aristatus verstehen. Die Unterlippe des Rh. alpinus ist
durch ihre auffallende Kleinheit, dicklichere Konsistenz von der
aller anderen Formen, so auch des Rh. aristatus, ausgezeichnet
(getrocknet wenigstens) , faltig runzlig , und oft auf der ganzen
Fläche und auf dem vorderen Rande der Lappen blau getüpfelt.
Dass Rh. alpinus Baum garten die Pflanze Schummers
QRh. pulcher) ist, und nicht etwa Rh. aristatus, geht aus der Be-
schreibung Bau mgarten's hervor: Foliis amplexicaulibus, nigro-
134
maculatis, oblongo-Ianceolatis, denticulis obtusis, bracteis cordato-
lanceolatis, ineise dentalis, cofollis e flavo coeruleo-violaceis.
Nachdem der Rh. angustifolius Ginelin einmal für identisch
mit Rh. alpinus erklärt war, und dieser Irrthum Wurzel gefasst
hatte, so wäre es nicht zu verwundern , wenn ein neuerer auf-
merksamer Beobachter in der echten Pflanze dieses Namens eine
ganz neue Pflanzenform erblickt haben würde. Ich glaube nicht zu
irren, wenn ich den Alectorolophus major var. serotinus Schön-
heit für ein Synonym des Rh. angustifolius halte, eine Form, die
nach Ilse auf sonnigen, trockenen Waldrändern und steinigen,
buschigen Berghängen und zwar auf Kalk im mittleren Thüringen
wächst und von dem genannten Verfasser der Flora Mittelthürin-
gens (1866) eine ausgezeichnete, von AI. alpinus ß. angustifolius
(Gmel. spee.) nur schwer unterscheidbare, weiter zu beobachtende
Form genannt wird. Nach Ue cht ritz, welcher diese Form in den
Verhandlungen des botanischen Vereins für Brandenburg VI. Bd.,
p. 117 auch in Schlesien aufzählt, zeichnet sie sich aus durch die
Serratur der lineal-lanzettlichen, vom Stengel fast wagrecht ab-
stehenden, oft zurückgeschlagenen Blätter, durch um y3 kleinere
Kapseln, die späte Blüthezeit und den Standort, sie kommt bei
Striegau nach Schwarzer ohne Uebergänge zu Rh. major vor,
so dass sie doch eine „gute Art" sein könnte. — Diess alles passt
genau auf Rh. angustifolius, den ich übrigens, wie weiterhin an-
gegeben, in der Tliat aus Schlesien gesehen habe.
Darüber nun, ob Rh. angustifolius und aristatus eigene Ar-
ten sind oder nicht, lässt sich nicht streiten, wie überhaupt über die
europäischen Rhinanthus- Arten. Ich wollte nur nachweisen, dass
sie dem Rh. alpinus nicht untergeordnet werden dürfen , sondern
mit diesem, mit Rh. major und minor gleichwertig sind. Obwohl
im Vorstehenden eine Reihe von Merkmalen der vier typischen
Formen gegeben wurde, so gestehe ich doch zu, dass sie kein
morphologisches Merkmal vollkommen scharf abgrenzt, selbst die Form
der Corolle nicht, sondern dass gelinde Uebergänge und Anklänge
einer Form an die andere vorzukommen scheinen. Desshalb be-
trachte ich diese Formen nicht für eigentliche Arten, sondern für
biologisch und morphologisch ausgezeichnete Raceu einer Art, des
Rh. crista galli L. Nicht natürlich wäre es jedoch, wegen des
einzigen Merkmals der mehr abstehenden Unterlippe den Rh. ari-
status, mit dem habituell doch bedeutend verschiedenen Rh. alpi-
nus vereinigt, von Rh. crista galli abzutrennen, und den dem Rh.
aristatus so nahen angustifolius bei Rh. crista galli zu belassen.
Die stärkere oder allmäligere obere Krümmung der Corolle, von
der auch die Richtung der Unterlippe abhängt, ist nicht ohne Ueber-
gänge; auch Koch bemerkt vom Rh. alpinus: „variat rarius labio
inferiore adpresso (Facchinij," — was sich wohl auf Rh. aristatus
bezieht.
Zuweit geht aber in der Beurtheilung des Artenwerlhes der
gesammten Formen Ledebour's Flora rossica: Formae variae hujus
135
speeiei (Rh. cristae galli) ab auctoribus pro speciebus venditae,
mihi vix varielalum nomine dignae videntur" — wesshalb auch die
geographische Verbreitung der Hauptformen in Kussland unter-
blieb, was zu bedauern ist.
Die geographische Verbreitung des Rh. alpinus und beider
mit ihm vermengten FYirmen muss künftighin genauer verfolgt wer-
den; ich kann jetzt nur folgende Grundzüge geben. Rh. angusti-
folius findet sich: in England (nach Bentham im Prodr. Hooker
and Arnott Brittish Flora), in Frankreich im östlichsten an Deutsch-
land angrenzenden Theile (Grenier), in Deutschland in Baden
und am Unterharze. Für Oeslerreieh gibt Maly den Rh. angusti-
f'olius in Böhmen , Mähren (worunter vielleicht nur Schlesien zu
verstehen) und in Steiermark an; in dem letzteren Lande ist
wahrscheinlich Rh. aristatus gemeint. Was Böhmen betrifft, so
weiss ich nicht, welche Angabe Maly vorlag; ausser dem echten
Rh. alpinus des Riesengebirges war bisher keine der beiden unter
diesem Namen initbegriffenen Formen in Böhmen bekannt gewor-
den; erst neuerlich habe ich den echten Rh. angustifolius Gmel.
von mehreren böhmischen Standorten kennen gelernt. Ich fand ihn
selbst zuerst bei Warnsdorf an der sächsischen Grenze auf einein
grasigen Damme, später in den Eichenwäldern der Elbeniederung
bei Kladrub mit Melampyrum subalpinum Kern er, beidemale gegen
das Ende des August im oberen Theile der Traube noch blühend.
Von dem verstorbenen Prof. Ha ekel erhielt ich ihn vom Berge
Radischken bei Leitmeritz (als Rh crista galli var. angustifolia);
aus derselben Gegend schickte mir ihn kürzlich Herr A. C. May er
(mit Rohr er Verfasser der Vorarbeiten zu einer Flora von Mäh-
ren); endlich fand ihn auch Hauptmann Hipp eil i in einem Ge-
treidefelde bei Junsjbunzlau im Thonboden. Bei der raumlichen
Entfernung dieser Standorte ist zu erwarten, dass diese Form in
Nordböhmen noch weiter verbreitet ist. Auch aus Schlesien und
zwar österreichischen und preussischen Antheils sah ich sie, näm-
lich von Jagerndorf (Spatzier) und von Neisse (Win kl er), und
Striegau (nach v. U echt ritz) wird gewiss auch hier aufzuzäh-
len sein.
Den Rhinantus aristatus habe ich aus den Sudeten nicht ge-
sehen, sondern nur aus den Alpen, und zwar von Oberpiuzgau im
Salzburgischen (von Spitzel gesammelt, sehr schön, -Ais Rh. alpi-
nus) und aus dem Fassathale in Südtirol (Bracht). Schon Koch
gab ihn in Röhling's Flora, freilich als Rh. angustifolius, „auf den
Salzburger Voralpen und in der Waldregion der Alpen" an. Er
wird wohl in den Alpen vielfach verbreitet sein.
Den echten Rhinanthus alpinus Bau mg. sah ich nur aus den
Sudeten, nach Baum garten und Koch wächst er ferner auf den
Karpathen Ungarns und auf den Voralpen von Siebenbürgen. Aus
den Alpen sah ich keinen und es fragt sich, ob in den Alpenlan-
dern nur Rh. aristatus oder auch Rh. alpinus vorkommt. Was ist
aber Rh. alpinus in Schweden und Norwegen (Fries), was in
136
Rumelien (Fr iw aldsky)? Ist Rh. angustifolius Siebenbürgens bei
Schur und Fuss der Rh. aristatus, oder schmalblättrige Form
des Rh. alpinus, oder vielleicht auch alpine , kleinere Form des
Rh. major? Eine solche hat z.B. Rochel als Rh. crista galli var.
alpestris Wahl, in den Karpathen gesammelt, und dieselbe auch
G. Reichenbach im Erzgebirge bei Oberwiesenthal als Alectoro-
lophus major ß. alpestris. Was Wahlen!) er g unter seiner var.
alpestris verstand , ist aus der kümmerlichen Angabe schwer zu
errathen, wegen der folia attenuata vielleicht den Rh. cristatus,
wenn dieser in den Karpathen vorkommt.
Prag, im März 1870.
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
XXXIII.
694. Oenanthe ßstulosa L. — In Wassergräben und auf sum-
pfigen zeitweilig überschwemmten Wiesen; im Gebiete selten. In
den Sümpfen an der Mündung der Gran und Eipel; auf der Kees-
kemeter Landhöhe bei R. Palola und in den Wassergräben bei der
Teufelsmühle nächst Pest. In der Sarret bei Stuhlweissenburg. —
Alluv. 90 — 150 Met.
695. Oenanthe media Griseb. — Auf Sumpfwiesen und an
feuchten mit Riedgras bewachsenen Plätzen im Grunde lichter Wäl-
der. Im mittelung. Berglande bei Pomäsz nächst St. Andrae. Auf
der Kecskem. Landh. bei Puszta Göd, nördlich von Dunakesz, dann
bei Sari und Ocsa unterhalb Pest. Im Bereiche des Bihariagebir-
ges häufig auf dem tertiären Vorlande zwischen Grosswardein und
Belenyes; dann auf der von der schwarzen Koros durchzogenen
Tlialfläche bei Savoieni und im Thale der weissen Koros bei Josäsz.
— Schiefer, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 90 — 840 Met.
(Von Sadler wird in der Fl. Com. Pest, eine „Oenanthe pimpi-
nelloidesa „in paludibus et uliginosis per totam planitiem" angege-
ben. Die echte Oe. pimpinelloides L. wurde aber im Gebiete von
mir vergeblich gesucht und kommt dort auch schwerlich vor. Die
Beschreibung, welche Sadler a. a. 0. von seiner Oe. pimpinelloides
gibt, entsprichtauch nicht der Linne'schen Pflanze gleichen Namens.
S ad 1er schreibt nämlich seiner Oe. pimpinelloides „segmenla [ibliorurn
radicalium] obtuse crenata" „involucrum universale oligophyllum"
„umbellulae convexae" zu , während sich die echte Linne'sche
Oe. pimpinelloides durch tiefeingesehnitten-spitzgezähnte Abschnitte
137
der grundständigen Blätter, eine vielblättrige gemeinschaftliche
Hülle und vor allein durch ebene , flache [nicht convexe] Frucht-
döldchen auszeichnet. Da aber demnach die echte Oe. pimpinel-
loides L. im Gebiete der Sadler'schen Flora nicht vorkommt, an-
derseits in demselben Gebiete die Oe. media Griseb. so verbrei-
tet ist, dass diese S ad ler unmöglich entgangen sein konnte und
da endlich S ad ler seiner Oe. pimpinelloides ausdrücklich „Flores
radiantes" zuschreibt, so zweifle ich nicht, dass Oe. pimpinelloides
S ad ler. als Syn. zu Oe. media Griseb. gezogen werden muss,
wenn auch einige Stellen in der von Sadler gegebenen Beschrei-
bung der „Oe. pimpinelloides" auf Oe. media Griseb. nicht ganz
zu passen scheinen.)
696. Oenanthe silaifolia M. B. — «Auf Wiesen an der Grenze
der Comitate Pest, Heves und Jazygien." Janka Oe. b. Z. XVI, 170.
(In der Oe. b. Z. XIII, 255 wird Oe. silaifolia M. B. von Janka
auch bei Grosswardein neben Oe. banatica Heuffel und Oe. media
Griseb. angegeben. In Oe. b. Z. XIV, 133 dagegen erwähnt
Janka nur zwei bei Grosswardein vorkommende Oenanthe-Artvn,
nämlich Oe. banatica Heuffel und eine Oenanthe mit strahlenden
Dolden, von welcher es Janka in Frage stellt, ob selbe die Oe.
media Griseb. ist. Selbst habe ich bei Grosswardein nur Oe. ba-
natica Heuffel und Oe. media Griseb. beobachtet und zwar letz-
tere mit breiteren und schmäleren Blattsegmenten in grösster Menge
über das ganze tertiäre Vorland und die Thalböden der Körös-
flüsse verbreitet. Ob dort auch die ähnliche Oe. silaifolia M. B.
wächst, muss ich dahin gestellt sein lassen. Im Banal kommt nach
Neilr. Diagn. p. 54 neben Oe. media Griseb. bei Lugos auch die
echte Oe. silaifolia M. B. vor.)
697. Oenanthe banatica Heuffel. — An Waldwegen in der
Nähe kleiner Tümpel , in Auen und in lichten Eichenwäldern an
grasigen feuchten Plätzen. Am Saume des Bihariagebirges in der
Umgebung Grosswardeins, namentlich bei Lasuri, in der Mulde am
südlichen Fusse des Köbänyaerberges bei Felixbad und bei Szöllös,
so wie in den Auen am rechten Ufer der schnellen Koros. — Tert.
diJuv. und alluv. Lehmboden. 95—250 Met.
698. Oenanthe aquatica (L.). — Am Rande stehender Ge-
wässer. Im Inundationsgebiete der Donau und deren Nebenflüsse
bei Csenke, Nana, Gyarmat, VVaitzen , Pest, Steinbruch; auf der
Csepelinsel, bei Hansabeg, am Ufer des Velenczer Sees und in der
Särviz bei Stuhlweissenburg; in der Tiefebene bei Atäny und
Kömlö und an der Theiss von T. Füred bis Szegedin; am Mirha,
Berettyö und Hortobägy; auf der Debrecziner Lamlh. bei Bogälh
und Vallay; am Saume des Bihariageb. bis Grosswardein, Felixbad
und Lasuri und in den Thälern der schwarzen und weissen Koros
bei Belenyes und Jösäsz. Der höchstgelegene im Gebiete beob-
achtete Standort im Bihariageb. im Aranyoslhale zwischen Negra
und dem Waldhause in Dislidiul. — Schiefer, terl. diluv. und alluv.
Lehmboden, 75 — 845 Met.
138
699. Aethusa Cynapium L. — Auf bebautem Lande, vorzüg-
lich in den Gemüsegärten der Städte und Dörfer, seltener an Zäu-
nen und unter Gebüsch in Parkanlagen und am Rande der Wein-
berge. Paräd, Gran, Set. Andrae, Ofen, Pest, Nagy Koros, Gross-
wardein, Rezbänya, Körösbänya. 95 — 460 Met.
Foeniculum officinale All. In Gemüsegärten und Weinbergen hie und
da gebaut.
700. Seseli annuumL. — Aufwiesen und an grasigen Plätzen
im Grunde lichter Gehölze. Im mittelung. Bergl. in der Matra bei
Paräd, im Donauthale bei Csenke , in der Pilisgruppe bei Dorogh
nächst Gran, bei P. Csaba, nächst der Pulvermühle bei Altofen, am
Schwabenberg bei Ofen. Auf der Kecskemeter Landh. auf den mit
Pollinia bestockten Grasfluren am Rakos bei Pest und auf der
Puszta Peszer bei Also Dabas; auf der Debrecziner Landh. bei
Debreczin. Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande zwischen Gross-
wardein und Belenyes, auf dem Vasköher Kalkplateau, auf den Höhen
des Moma, in der Plesiugruppe bei Monesa, in der Hegyesgruppe
bei Chisindia nächst Buteni und im Thale der weissen Koros auf
den Tertiärhügeln bei Halmadiu. — Trachyt , Schiefer , tert. und
diluv. Lehm- und Sandboden; seltener auch auf Kalkgestein. 95 —
630 Met.
701. Seseli narium Trev. — An sonnigen trockenen Gehän-
gen felsiger Berge und auf Sandhügeln der Niederungen. Im mit-
telung. Bergl. in grösster Menge auf der Hügelkette Tangs der von
Ofen über Vörösvär nach P. Csaba führenden Strasse. Aul der
Kecskem. Landh. bei R. Palota und am Rakos bei Pest gegen P.
Szt. Mihaly; dann häufig auf offenen Plätzen in dem Walde zwi-
schen Monor und Pilis. — Kalk, diluv. Lehm und Sand. 95 — 300
Met. (Die im Bereiche des Monorer Waldes vorkommenden Exem-
plare zeichnen sich durch schmale mitunter fast fädliche, an den
Rändern und an dem vorspringenden Mittelnerv der Rückseite mit
sehr kleinen Zäckchen besetzte und dadurch rauhe Blattzipfel aus.
Die Blattzipfel der auf felsigem Boden im Berglande wachsenden
Exemplare sind etwas breiter und steifer und weit spärlicher mit
jenen feinen Zäckchen besetzt und kommen auf das genaueste mit
der Pflanze vom Laaerberge bei Wien überein.)
702. Seseli glaueum L., Jacq. — An gleichen Standorten
wie die vorhergehende Art. Im mittelung. Bergl. in der Matra auf
dem Särhegy und Saskö und bei Paräd; in der Pilisgruppe auf dem
südlichen Abhänge des Piliserberges , auf den Dolomitfelsen im
Auwinkel , im Wolfsthale , auf dem Adlersberg, Spissberg und
Blocksberg bei Ofen. Auf der Kecskem. Landh. am Rakos bei Pest,
bei Ecser und Pilis und im Tapiothal bei Szt. Marton Käta. Im
Bereiche des Bihariageb. sehr verbreitet im Thale der weissen
Koros von Jösäsz über Plescutia einwärts bis in die Valea Liesa
bei Halmadiu. Nach Steffek auch bei Grosswardein. — Trachyt,
Kalk, diluv. Sand. 95—350 Met.
139
703. Seseli leucospermum W. K. — Auf felsigen Bergabhän-
gen. Im mittelung. Bergl. am Nagyszäl bei Waitzen und in der
Pilisgruppe auf den Dolomitfelsen im Leopoldifelde, an der Südseite
des Adlersberges bei Ofen und auf den Dolomitkuppen bei Budaörs.
— Kalk, Dolomit, 170—630 Met.
704. Seseli Hippomarathrum L. — An felsigen Beigabhängen,
auf grasigen Plätzen der Sandliügel , an Rainen und an den Bö-
schungen der Hohlwege. Im mittelung. Bergl. in der Pilisgruppe
im Auwinkel und Wolfsthal, am Schvvabenberg, Adlersberg, Spiss-
berg und Blocksberg bei Ofen , auf dem Lössrücken des Viniszni
vrch bei Gomba; auf der Kecskem. Landh. bei R. Palola, Pest und
P. Sällosär nächst Tatar Szt. György. — Kalk. Dolomit, tert. und
diluv. Lehm- und Sandboden. 95—250 Met.
705. Libanotis montana Crantz. — An felsigen Bergabhän-
gen , grasigen mit Buschwerk bewachsenen Sandhügeln und im
Gestäude der Waldränder und Holzschläge. Im mittelung. Bergl.
selten und nur an zerstreuten Standorten. Auf dem Köhat bei
Szilväs im Bükkgebirge, auf dem Köporos bei Erlau, auf dem
Gallya in der Matra, auf dem Schwabenberge in der Pilisgruppe.
Auf der Kecskem. Landh. auf der Puszta Peszer bei Also Dabas;
auf der Debreczitier Landh. bei Käräsz. Häufiger im Bihariageb.
am Rande des Batrinaplateaus auf der Mogura seca , Pietra Boghi,
Pietra pulsului, Talaroea, Pietra muncelului und Pietra lunga, bei
Rezbänya, so wie auf der siebenbürgischen Seite im Valea Odin-
cutia. In der Vulcangruppe auf dem Suprapielra poienile und bei
der Pisiöria nächst Vidra; in der Hegyesgruppe auf den Nulliporen-
und Cerithienkalkbänken bei Chisindia nächst Buteni. — Kalk und
kalkreicher diluv. Sand. Im Bereiche des Bihariagebirges ausschliess-
lich nur auf Kalkgestein. 95-1265 Met.
706. Cnidium venosum (Hoffm.) — An sumpfigen grasigen
Plätzen, sehr selten. Nur am Westrande unseres Gebietes auf der
Täther Donauinsel bei Gran. Daselbst von Pfarrer Grün dl ent-
deckt und mir freundlichst mitgetheilt. — Alluv. 100 Met.
707. Silaus pratensis Besser. — Auf Wiesen. Im Gebiete
selten. Von mir nur auf der Csepelinsel bei Pest beobachtet. Wird
übrigens von S ad ler in der Fl. Com. Pest, „in graminosis Omni-
bus" angegeben, was zwar entschieden unrichtig ist, alter doch
schliessen lässt, dass die Pflanze im Gebiete weit verbreiteter sein
muss , als sie von mir befunden wurde. — Alluv. Sandboden
95 Met.
708. Silaus peucedanoides (M. B.) — (Bunium peucedanoides
M. B. [1808], Silaus carmfolius C. A. Meyer [1831] , Selium Ro-
chelii Heuffel [1838], Silaus virescens Griseb. [1843]. Kauka-
sische Exemplare mit den ungarischen vollkommen übereinstim-
mend. Auch Grisebach in litt, vereinigt sein Silaus virescens mit
Sil. carvifolius CA. Meyer, beziehungsweise mit Bunium peuce-
danoides M. B.) — In der nördlichsten Gruppe des mittelungar.
Berglandes auf dem Kirälyüt bei Felsö Tärkäny und auf dem Tarkö
140
bei Szilväs in der Bükkgruppe von Vrabelyi entdeckt. — Kalk.
300 Met.
709. Meum Mutellina (L.~) — Auf den mit Nardus stricto,
bestockten Wiesen in der alpinen Region des Bihariagebirges. Im
Rezbänyaerzuge auf dem Vervul Biharii auf dem Sattel La Jocu ober
der Stäna Scevea und auf der Cucurbeta. — Schiefer. 1735 —
1770 Met.
Levisticum officinale Koch. — Gepflanzt in den Gärten der Humanen
im Bihariagebirge, insbesondere in jenen der Moczen auf der siebenbürgischen
Seite des Gebirges. Noch bei den höchstgelegenen Gehöften bei Negra und
Vidra bei 1160 ftJet. — Im Tief lande und im miltelungar. Berglande wird die
Pflanze nirgends in den Bauerngärlen gezogen.
710. Selinum Carvifolia L. — Auf Wiesen und auf grasigen
Plätzen in lichten Wäldern. Im mittelling Bergl. in der Matra im
Kärolyi vägas bei Solymos; in der Magustagruppe bei Kemencze
südlich von Ipoly Sägh; in der Pilisgruppe bei Szt. Läszlö. Auf
der Kecskemeter Landh. auf feuchten Wiesen am Rakos bei Pesf.
Im Bihariageb. bei Fenatia nächst Rezbanya; in der Hegyesgruppe
auf den Höhen der Chiciora südöstlich von ßuteni , am häufigsten
im Thale der weissen Koros auf dem tertiären Hügelland von Ples-
cutia einwärts bis Halmadiu. — Auf tert. Lehm und auf der zähen
lehmigen Bodenkrume, welche sich durch Verwitterung aus Traehyt
und Schiefer herausgebildet hat; seltener auch auf feuchtem leh-
migen Sandboden. 95 — 570 Met.
Beschreibung*
neuer und Charakteristik einiger bekannten Oarex-Arten,
Von F. Kohts.
1. Carex longlfolia Hst. (C. polyrrhiza Wallr.) var.
gracilis Kohts. Culmi ßoriferi ad medium foliati; folia subaequan-
tes; folia scabriuscula; bracteae foiiaceae, longe vaginantes. Spi-
cis femineis 4 — 5, tenuibus, confertis, incluse pedunculatis. (^Cae-
tera ut C. long/ folia ipsa.J Tirolia centralis: Ambras in ditione
Oenipontana, solo schistoso, 2000'. Kern er leg.
Beim ersten Anblick erinnert diese Form an Carex verna
Vill. ^praecox Jacq.) var. umbrosa Hst., doch ist sie von der-
selben durch die rasige £bei jener kriechende) Wurzel sogleich zu
trennen. Sie fällt bald durch den zierlichen Wuchs, sowie durch
die bleichen, an Carex alba erinnernden, Scheiden der Tragblätter
auf. Die, wie die Halme schlanken, fast bogenförmig zur Erde lie-
genden, saftig-hellgrünen Blätter sind nur an den oberen Rändern
etwas rauh und an den Kielen ganz glatt, während beide , Ränder
und Kiele, bei der normalen Form sehr scharf sind. Leider kann
141
ich über die Beschaffenheit der Schläuche nichts sagen, da meine
Exemplare alle schon kurz nach der Blüthezeit gesammelt sind.
Doch glaube ich nicht zu irren , wenn ich unsere Pflanze nur als
Form von Carex longifolia aufführe.
2. Carex limosa L. vail stans Boll. Spiels femin eis erectis.
Die ganz ausgeprägte Form stans kenne ich nur von Berlin
(Steffens!) und Danzig, wo ich sie selbst fand. An meinen Exem-
plaren sind die Stiele der Aehrchen bei weitem dicker, als gewöhnlich
und auch die Länge derselben weicht auffallend von der, von mir bei
der echten limosa beobachteten ab. Im Uebrigen scheinen Exem-
plare mit theilweise aufrechten, theilweise nickenden oder hängen-
den Aehrchen durchaus nicht zu den Seltenheiten zu gehören. In
diesem Falle ist gewöhnlich das oberste Aehrchen aufrecht, wäh-
rend die anderen hängend sind. Dergleichen Exemplare erhielt
ich aus Pommern (Doms!), Berlin (S teffens!), Tirol (Kern er!)
und fand sie auch hei Danzig in beträchtlicher Anzahl.
Auch die Beschaffenheit der Wurzel von C- limosa wechselt
gar sehr. Bald ist dieselbe fast rasenförmig und zeigt nur ein-
zelne, kurze Ausläufer, bald bildet sie einen weit hinkriechenden
Stock nach Art der Carex chordorrhiza Ehrh. Ja öfter er-
strecken sich diese Verästelungen bis so weit nach oben, dass mau
an getrockneten Exemplaren den Halm derselben für unten ästig,
wie bei der eben erwähnten Art halten könnte. So erhielt ich
Exemplare durch Kern er von Kitzbüchel in Tirol.
3. Carex planifolia Kohts ined. n. sp. ex affinitate Ca-
ricis limusae. Radix stolonifera. Culmus basi foliatus , laevis,
foliis longior. Folia plana, ecarinata, 1 — 2 Lineas Lata
laevissima, rarius apice scabriusoula, eulmo subadpr essa.
Bractene foliaceae, satis latae, basi bi-auriculatae vel brevissime
vnginantes , apice et margine inferiore sub- membranaceae infinia
spicam masculam solitariatn, terminalem attingens. Spioae femi-
neae 3 — 4, rarius 2 cum rudimento tertiae- oblongae , ereetae
cernuaeve, multi- (P — 11) florae, sub remotae, satis longe tenui-
terve peduneulatae , peduneulis laevissimis. Squamae masculae
lanceolato- oblongae , acutatae , hyalino-albidae vel flacescentes,
glabrae; femineae ovato-lanceotatae, acutae, atro-sangui-
neae, saepe carina vtridulae, glabrae, utriculos multum su-
perantes. Stigmata 3. Utriculi ovaio-elliptici , lenticulari-
compvessi, carinato-triqaetri, obtusiusculi, enervii vel obsolete
nervosi, erostrati vel rostro minutissimo , subti uncato apicu-
lati, laeves, glabri, pallido-virides. Planta sub 1/2-pedalis.
Tirolia septentrionalis : Ad lacum „Schwarzsee1- prope Kitz-
büchel. Kerner leg.
Vom Ansehen der Carex limosa, als welche ich sie auch von
Kern er erhielt. Aber schon bei flüchtiger Besichtigung ist sie
von derselben durch die flachen, glatten Blätter, die zahlreicheren,
mehr gedrängten Aehrchen und hauptsächlich durch die in die
Augen fallende roth-braune Farbe der spitzen Deckblatter sogleich
142
zu unterscheiden. Näher steht unsere Art wohl noch der Carex
laxa Whlnbg. (nach der von Willdenow gegebenen Beschrei-
bung) und der Carex livida Willd. Spec. 4. 285, doch unter-
scheiden sich beide von ihr sofort durch die stumpfen , in der
Länge den Schläuchen gleichenden Deckblätter, welche bei Carex
planifolia spitz, nicht begrannt, wie bei Carex limosa , sind und
die Schläuche bei weitem überragen. Uebrigens scheinen beide
oben erwähnte Arten weder untereinander, noch von Carex limosa
spezifisch verschieden zu sein.
Schon Willdenow nennt die Carex laxa Wahlenberg's
„Valde affinis Carici litnosae." Dieselbe unterscheidet sich
von jener aber nur durch die oberwärts verschmälerten Schläuche,
welche bei Carex livida beiderseits zugespitzt sind und durch die
länglich-eiförmigen (bei Carex livida länglich elliptischen) Deck-
blätter. Die bei beiden Formen stumpfen Deckblätter sollen die-
selben nun von Carex limosa trennen. Doch dürfte diese Abwei-
chung eine spezifische Trennung kaum rechtfertigen. Wir finden
bei anderen Arten des Genus Carex sehr oft, nicht nur bei einer
und derselben Art, sondern auch bei einem und demselben In-
dividuum, die Deckblätter stumpf und spitz. Ich erinnere nur an
Carex globularis L. , bei welcher die Deckblätter auf denselben
Pflanzen stumpf und spitz sind und an Carex affinis R. Br., diese
Form der Carex pauciflora Light f. mit spitzen Deckblättern.
Durch die sonstige Verwandtschaft mit Carex limosa und die
flachen Blätter dürfte man versucht sein , meine Art mit Carex
irrigua S m. zu identifiziren. Doch spricht gegen diese Vereini-
gung schon der ganze Habitus der Pflanze. Die Blätter, welche
wohl noch breiter sind, als bei C. irrigua, entbehren jener salti-
gen Frische, welche diese Art so auszeichnet und grenzen durch
ihr mattes, graugrünes Aussehen mehr an C. limosa; und während
sie bei C. irrigua in der Länge mehr dem Halme gleichen und
etwas schlaff von demselben sich abbiegen , sind sie bei unserer
Art starr dem Halme anliegend und erreichen kaum die halbe Länge
des Halmes. Dann finden wir bei Carex irrigua Sm. begrannte
Deckblätter, wie bei Carex limosa, von bleich-grünem Kolorit,
während die von Carex planifolia mehr an Carex ustulata erin-
nern. Ferner weicht unsere Art noch durch die zahlreichen, reich-
blüthigen Aehrchen von C. irrigua ab.
Endlich ist noch eine Art dieser Gruppe übrig, deren Ver-
schiedenheit von C. planifolia darzulegen ist, nämlich Carex corio-
phora Fisch, et CA. Mey. Diese, eigentlich wohl noch ziemlich
unbekannte Form, welche auf den daurischen Alpen einheimisch
ist, unterscheidet sich von derselben durch die kürzeren, starreren,
am Rande scharfen Blätter, sowie durch die länglich-eiförmigen
Deckblätter und die, dieselben fast überragenden elliptischen, am
Rande schärflichen Schäuche.
143
Plmpinella dissecta Ret z ins.
Ein verirrtes Synonym.
Von Alfr. Palck.
Die Pflanze, die ich im Folgenden zu besprechen gedenke,
wurde vorletzt von den Systetnatikern zum Range einer Varietät
degradirt. Und doch gab es eine Zeit, wo sie als eine sehr ausge-
zeichnete Art betrachtet worden ist, die sogar ihren Platz behaup-
tete, während Pimpinella magna L. sich gefallen lassen musste,
als eine schlichte Varietät bei der P. Saxifraga untergebracht zu
werden. Dass die berühmten Botaniker, welche diese Ansicht ver-
traten, das Richtige nicht getroffen haben, ist kaum zweifelhaft,
doch auch die jetzige Ansicht in Betreff der P. dissecta bedarf,
wie ich glaube, einer Revision. Zur näheren Orientirung will ich
einen kurzen geschichtlichen Abriss vorausschicken.
Aufgestellt wurde die fragliche Pflanze von Retzius (Observ.
bot. 3. p. 30.) und folgendermassen charakterisirt: Foliis Omni-
bus pinnatis, pinnis multipartitis, segmentissubfalcatis,
acutis. Er gibt ausserdem eine Abbildung der Pflanze (Tab. II.).
Aus diesem Werke ging sie in die meisten systematischen Schrif-
ten der Zeit über, und fast immer mit der Diagnose von Retzius ')♦
Neues wird selten hinzugefügt. Doch bemerkt Schultes (inRoe-
mer et Schultes Syst. Veget. vol. VI. pag. 386), dass er sie
durch 12 Jahre kultivirt hat, wobei sie immer konstant blieb. Ein
neuer Beweis, wie wenig massgebend das Konstantbleiben in der
Kultur für das Artrecht einer Pflanze ist. Der letzte, der die P.
dissecta als Art aufrecht hält, ist meines Wissens Duby (in Bota-
nicon Gallicum, 1828), doch fügt er hinzu: An var. P. magna e?
Diese von ihm nur angedeutete Ansicht, dass P. dissecta eine
Varietät von P. magna ist, wurde schon von den älteren Verfas-
sern vorbereitet, welche sie als eigene Art aufführten, denn sie
wurde von ihnen gewöhnlich in nächster Nähe von P. magna ein-
rangirt. Bestimmt hat es doch erst Sprengel im J. 1818 (Spec.
Umbellif. minus cognitae S. 117) ausgesprochen, was auch seitdem
von den namhaftesten Botanikern: A. P. De Candolle, Koch,
Ledebour, Neil reich u. s. w. allgemeine Nachfolge fand. Auch
in Schweden, im Retzius' Vaterlande, fand diese Ansicht Eingang,
so bei Wahlenberg, Hartmann u. m. a.
Anders fasst J. F. Gmelin dieses Gewächs auf, da er in der
13. Ausgabe von Systema Naturae (1791) P. dissecta mit ? als
Synonym von P. hircina Leers darstellt, welche, wie sich im
Folgenden ergeben wird, nur eine Varietät der P. Saxifraga ist.
Withering soll ebenfalls (vor dem Jahre 1800) sie für eine
Abart von P. Saxifraga erklärt haben, eine Ansicht, die auch
Smith (Fl. Britannica ed. Römer 1804) und (also) Hornemann
in seiner dänischen Flora beipflichten. Doch fanden sie wenige
]) So getreu schreiben manche dieser Herren ab, dass selbst der sinnlose
Druckfehler ,^subfoliatisu (st. „subfalcatis") sich öfters wiederholt.
144
Anhänger, bis neuerdings Ruprecht (FI. Ingrica, vol. I. p. 441,
1860) auf die wahrscheinliche Identität dieser Pflanze mit der zer-
schlitzten Varietät yon P. Saxifraga hinwies. Freilich, da nur die
Diagnose und die Abbildung ihm zur Verfügung standen, war es
sogar diesem scharfsichtigen Botaniker unmöglich, die Frage mit
Bestimmtheit zu lösen, denn Beide bieten nur wenige Anhalts-
punkte dar. Nur eine Untersuchung der Retzius'schen Original-
Exemplare konnte die hier obwaltenden Zweifel vollständig lösen,
und da sein Herbar im bosnischen Museum in Lund, wo Retzius
als Universiläts-Lehrer fast ein halbes Jahrhundert hindurch wirkte,
noch aufbewahrt wird, so war es mir leicht, die Einsicht der
betreffenden Pflanze mir zu verschaffen. Die Resultate, die sich
hierbei ergaben, will ich kurz zusammenfassen.
Von P. disseeta finden sich im Herbar zwei Exemplare von
Sjoebo (in Schonen) und eines von Björn storp (gleichfalls in
Schonen) vor, zu welchen Retzius mit eigener Hand diesen Namen
gesehneben. Das letztgenannte Exemplar steht der gewöhnlichen
P. Saxifraga sehr nahe, die Exemplare von Sjoebo sind aber mehr
distinkt. Der stielrunde, zart gerillte Stengel, der kurze Griffel
und die dicken glanzlosen Blätter thun doch am deutlichsten dar,
dass sie nur Extreme von jP. Saxifraga sind. Hierzu kommt noch,
dass diese Form auf beiden Oertern stimmt anderen Formen gesam-
melt wurde, die den Uebergang zur typischen Art vermitteln. Es
sind die von Retzius in demselben Werke beschriebenen P. Saxi-
fraga ß, y, f.
Wenn es also zugegeben wird, dass P. disseeta Retz. mit
Unrecht als eine zerschlitzte Varietät von P. magna betrachtet
wird, so fragt es sich, ob man doch nicht für diese Pflanzenform
einen anderen Namen wählen muss. Denn die Bezeichnung P. magna
L. — disseeta ist selbstverständlich nur unter dei Voraussetzung
beizubehalten, dass sie auch die älteste ist, sei sie ursprünglich
als Art oder als Abart dargestellt. Es gibt in der Thal eine Menge
von Arten (vor dem J. 1818 aufgestellt), die als Synonym mit
P. disseeta Retz. von den Verfassern aufgeführt werden, also,
diese beseitigt, einen Anspruch auf Anwendung haben. Im Nomen-
clator botanicus von Steudel (ed. IL, 1841) sind deren nicht
weniger als fünf verzeichnet, und wenn es nöthig wäre, auf die
neuere Literatur einzugehen, so würde sich ohne Zweifel die An-
zahl noch weiter vermehren lassen. Die daselbst aufgeführten sind
folgende: P. hircina Leers, P. pratensis Thuill., P. laciniata
Thore, P. tenuifolia. Seh w. u. Körte, P. peregrina Lej., die
meistens auch von anderen Autoren, z. B. De Candolle und Mer-
tens et Koch hierher zitirt werden. Es ist ein missliehes Ding,
nur nach den wortkargen Diagnosen dieser alten Autoren zu eruiren,
was sie in jedem Falle gemeint haben, besonders da weder eine
Figur noch Original-Exemplare mir zur Verfügung stehen, um die
jedenfallsige Bestimmung zu bestätigen, und doch muss ich es
unumwunden bekennen: Alles scheint mir bei diesen Namen nicht
•
145
auf P. magna hinzudeuten. Sehen wir jeden nach der Reihe an!
P. hircina Leers (Fl. Herborn. ed. 2. p. 80) wird schon von
Merlens und Koch unter P. Saxifraga zitirt, was mir auch ganz
richtig vorkommt. Einer näheren Auseinandersetzung glaube ich
mich, auf diese Autorität gestützt, überhoben. Anders verhält es
sich mit P. pratensis Thuill. (Fl. Paris, ed. 2. p. 154), die von
allen mir bekannten Autoren unter P. magna-dissecta einstimmig
aufgeführt wird. Ich muss doch einen bescheidenen Zweifel dagegen
erheben. Freilich die Diagnose sagt nichts, denn sie beschreibt nur
die Blätter, aber der Standort („in pratis" wie P. Saxifraga, P.
magna hingegen „in sylvis hurnidis") wie auch die Anmerkung
(„ne parait etre qu' une variete de la precedente" [= P. Saxi-
fraga]) zeugen, wie es scheint, für meine Ansicht. Schweigger
et Körte (Fl. Erlang. S. 145) schreiben die Retzius'sche Diagnose
ab, mögen also dieselbe Pflanze meinen, was auch der Standort
und die Anmerkung bestätigen. P. peregrina Lejeune (Fl. de
Spaa, p. 145) non L., wird von De Candolle nach Original-Exem-
plaren hierher zitirt, wozu jedenfalls die Beschreibung von Lejeune
keine Berechtigung gibt. Es scheint doch nicht ralhsam, nur wegen
eines Original-Exemplares, das von der Beschreibung nicht unter-
stützt wird, einen ausserdem von Lejeune falsch benutzten Namen
aufzunehmen. P. laciniata Thore kann ich leider nicht prüfen, da
das betreffende Werk mir nicht zugänglich ist. Sie wird ebenfalls
von De Candolle mit ! hier zitirt. Würde es sich herausstellen,
dass auch die Beschreibung von Thore diese Auflassung bestätigt,
so ist selbstverständlich dieser Name in Anwendung zu bringen.
Widrigen Falls hat P. magna L. dissecta Sprengel (I. c.) die
Priorität.
Noch eine Anmerkung, die freilich nicht in Bereich dieser
Untersuchung gehört. Aus welchem Grunde benutzen fast alle
Floristen für die zerschlitzte Varietät von P. Saxifraga den Namen
ß dissectifolia Wallroth? Hat doch Mönch lange vorher (1777)
unter P. hircina diese Form beschrieben und De Candolle in
Prodromus (1830) diesen Namen aufgenommen!
Ueber die hybriden Saxifragen der österreichischen Flora.
Von A. Kerner.
Seit einer Reihe von Jahren bearbeite ich die hybriden
Saxifragen und Primeln der österreichischen Flora und beab-
sichtige über diese interessanten Pflanzen demnächst den „Hybr.
Orchideen d. österr. Flora" analoge Abhandlungen zu publi-
ziren. Das Manuskript und die Tafeln zu den „Hybriden Saxifragen
der österr. Flora" sind nahezu vollendet und ich habe in dieser
Arbeit alles gewissenhaft zusammengestellt, was ich selbst an den
Oesterr. botan. Zeitschrift. 5. Heft. 1870. 10
146
ursprünglichen Standorten und im botan. Garten an den von mir
für hybrid gehaltenen Saxifragen beobachten konnte und was ich
von botanischen Freunden in Erfahrung zu bringen im Stande war.
Ich zweifle aber nicht, dass der eine oder andere Botaniker in un-
seren Alpenländern mir noch manche werlhvolle Notiz mitzutheilen
in der Lage sein dürfte , und ich stelle daher an alle Botaniker
das freundliche Ansuchen, mir einschlägige Mittheilungen bis Mitte
Juni dieses Jahres gütigst zukommen lassen zu wollen, damit die-
selben in meiner Arbeit noch verwerlhet werden können.
Im Nachfolgenden stelle ich übersichtlich zusammen, was mir
von hybriden Saxifragen der österreichischen Flora bis jetzt be-
kannt geworden ist.
Saxifraga pectinata Schott. — Halte ich für einen
der Kreuzung Aizoon X crustata entsprechenden Bastart. Ich kul-
tivire die durch Maly lebend erhaltene Scholt'sche Pflanze seit
Jahren im botanischen Garten. Von Schott wird dieselbe in Krain
angegeben; der nähere Standort ist aber nicht bekannt und Auf-
klärungen darüber wären sehr erwünscht.
Saxifraga Zimmeteri (Aizoon X cuneifolia) K. — Zwi-
schen Windisch Matrei und Lienz im Pusterthale im Jahre 1863 von
dem botan. Gärtner Zimmeter aufgefunden. Der in den botani-
schen Gärten verbreiteten Saxifraga Guthrieana ähnlich, welche
nach meiner Ansicht ein der Kombination: Aizoon X Andrewsii ent-
sprechender Bastart ist und nach gütiger brieflicher Mittheilung
J. Hooker's in dem Garten des Dr. Anderson bei Edinbourg er-
zeugt und von da in den Kewer Garten und in die Gärten des
Kontinents gelangt ist.
Sfixifraga tiroliensis {caesiaXsquarrosa). — Schiern.
Saxifraga palens (aizoidesXcaesia) Gaud. — Am Rad-
städler Tauern und an der bairischen Grenze bei Mittenwald. — In
den Karpathen am Drechselhäuschen und Chocs.
Der Kombination: aizoides X mutata entsprechend lassen sich
drei Typen unterscheiden:
a) Saxifraga Regeln (superaizoides X mutata'),
b) Saxifraga Hausmanni (aizoides X mutata),
c) Saxifraga inclinata (subaizoides X mutata).
Die erste und zweite wurden an mehreren Punkten des nörd-
lichen und centralen Tirols von mir beobachtet, die letztere bisher
nur im Höttingergraben bei Innsbruck.
Der Kreuzung: biflora X oppositifolia entsprechend findet man
zwei Typen:
a) Saxifraga spuria (superbiflora X oppositifolia) K. — Zu-
erst am 9. Juli 1861 von mir auf der Serlosspitze südlich von
Innsbruck entdeckt , wo sie mit den mutmasslichen Stamm-
eltern sehr häufig vorkommt und von wo ich dieselbe damals
in zahlreichen getrockneten Exemplaren an botanische Freunde
versandte. Im Jahre 1865 brachte ich neuerlich zahlreiche
lebende Exemplare dieses Bastartes in den botanischen Garten
14?
und nahm die Pflanze unter den Namen S. hybrida (biflora X
oppositifolia) in den im Jahre 1866 ausgegebenen Tausch-
Katalog des Innsbrueker botanischen Gartens auf. Der Name
hybrida musste aber geändert werden , da bereits eine von
mir früher übersehene S. hybrida [Getan X rotundifolia) Vi 11.
existirt. Im Jahre 1867 benachrichtigte mich Ausser dorfer,
dass er neben dem der Verbindung-: superbiflora X oppositi-
folia entsprechenden Steinbreche auf der Pirrstal- und Buen-
landalpe im Pusterthale noch einen die Kombination: subbißora
X oppositifolia darstellenden Bastart gefunden habe, welchen
er S. Huteri nannte. Diese
b) Saxifraga Huteri QsubbifloraX oppositifolia) Ausserd.,
welche durch Huter's Tauschanstalt in zahlreichen Exempjaren
verbreitet wurde, fand ich nachträglich bei einem Besuche der
Serlosspitze auch auf diesem Berge, wenn auch weit seltener
als S. spuria.
Vor zwei Jahren sammelte ich beide Bastarte auch auf dem
Dornspitz ober dem Brenner und S. spuria überdiess aul der Wild-
seespitze in Putsch.
Saxifraga norica (Kochii X oppositifolia') K. — Bisher
nur auf der Pasterze von Hut er gefunden. Wahrscheinlich aber
dürfte dieser Bastart auch noch an anderen Orten , wo S. Kochii
Hornung und S. oppositifolia L. zusammen vorkommen, ange-
troffen werden.
Ueber ein mir von Krasan aus dem Gebiete der Görzer Flora
mitgetheiltes Exemplar eines der S. Hostii Tausch sehr naheste-
henden Steinbreches bin ich noch zweifelhaft. So weit ich nach
dem einzigen getrockneten Exemplare urtheilen kann, dürfte das-
selbe ein der Kreuzung: crustata X Hostii entsprechender Ba-
start sein.
Innsbruck, 10. April 1870.
Der Kampf ums Dasein in der Pflanzenwelt.
Dr. A. Pokorny.
(Schluss.)
Diese Wechselwirkung lässt es als ebenso einseitig erscheinen,
wollte man das Vorkommen der Pflanzen nur von dem Einfluss
des Klimas abhängig machen. Das Klima selbst umfasst eine solche
Fülle von meteorologischen Erscheinungen, dass es schon schwer
hält, dasselbe überhaupt zu charakterisiren, geschweige erst seinen
Zusammenhang mit den Pflanzenvorkommnissen nachzuweisen. Die
neuere Pflanzenklimatologie hat es daher längst aufgegeben, von
10*
148
dem Einflusse des Klimas im Allgemeinen zu sprechen. Man sucht
sich die Aufgabe zu erleichtern, indem man zunächst den Einfluss
einzelner klimatischer Faktoren auf die Entwicklungsphasen ein-
zelner Pflanzenarien bestimmt.
Ich habe in einem meiner Vortrage in diesem Kreise über
diePflanzenphänologie, gehalten am 20. April 1863, Siehe Schriften des
Vereines zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. Wien
1864, näher gezeigt, wie es bereits gelungen ist, für viele Pflanzen
Ausdrücke ganz bestimmter Wärmemengen aufzufinden, die unent-
behrlich zur Hervorbringung gewisser Entwicklungsphasen dieser
Pflanzen sind. Das Vorkommen einer Pflanze hängt daher nicht
sehr von Temperaturextremen, mittleren Jahres-, Sommer- oder
Wintertemperaluren, als vielmehr von der Erreichung gewisser
Wärmemengen innerhalb bestimmter Entwicklungsstadien ab. Jede
Pflanze bedarf ferner für ihre Lebensfunktionen einer bestimmten,
weder zu hohen noch zu niedrigen Temperatur über dem Gefrier-
punkt. Diese beiden Momente sind aber auch so ziemlich Alles,
was sich auf wissenschaftliche Weise vom Einfluss der Wärme,
des wichtigsten klimatischen Faktors, auf das Leben und Vor-
kommen der Pflanzen sagen lässt.
Nebst der klimatischen Wärme, die uns durch den Sonnen-
schein gespendet wird, ist noch der atmosphärische Niederschlag
oder Regen von grösster Bedeutung für die Pflanzenwelt, als Quelle
des für die Ernährung der Pflanze unentbehrlichen Wassers. Hier
scheint es wieder nicht sowohl auf das Quantum des Niederschlags,
als dessen für die Vegetation möglichst günstige Verkeilung anzu-
kommen. Wirsind abernoch weit davon entfernt, umnurein einiger-
massen entsprechendes Mass zur Vergleichung und Bestimmung
dieses klimatischen Faktors in seiner Wechselbeziehung zur Pflan-
zenwelt zu kennen.
Noch weniger ist irgend ein entsprechendes Mass für die
Wirkung des Lichtes auf die Entwicklung der Pflanzen bisher
gefunden worden. Wir wissen nur, dass das Licht unentbehrlich
für den Assimilationsprozess der Pflanzen, daher von der weit-
gehendsten Bedeutung für das Leben derselben ist. Ohne Licht
können nur chlorophyllfreie Schmarotzer und Humusbewohner, sowie
einzelne unterirdische oder sonst dem Licht entzogene Pflanzen-
theile auf Kosten der im Licht verrichteten Arbeit chlorophyllhäl-
liger Pflanzen und Pflanzenlheile leben. Das Licht selbst bringt die
merkwürdigen Erscheinungen des positiven und negativen Heliotro-
pismus oder Lichthungers hervor, für welchen eine Menge Pflanzen
mit der wunderbarsten Einrichtung passend adaptirt sind und dadurch
ihre Existenz erringen. Es unterliegt auch keinem Zweifel, dass das
Lichtbedürfniss für jede einzelne Pflanzenart ein sehr verschiedenes
ist. Doch fehlt es bisher an jeder Methode, auch nur annähernd
das Lichtbedürfniss bezüglich Intensität und Dauer der Insolation
für einzelne Pflanzen und deren Entwicklungsphasen zu bestimmen.
149
Aus dem Gesagten geht aber hervor, wie schwierig es ist,
über den Einfluss von Boden und Klima auf die Pflanzenwelt, so
unläugbar derselbe ist, sich Rechenschaft zu geben. Erst sehr all—
mälig gelingt es, durch Zergliederung der hier in Betracht kom-
menden unzahligen Vorgänge zur Einsicht zu gelangen, warum ein
bestimmter Standort vermöge seiner Boden-, statischen oder klima-
tischen Verhaltnisse einer bestimmten Pflanzenart nicht zusagt und
sie desshalb im Kampfe ums Dasein ausschliesst.
Weit auffallender und verständlicher ist die Konkurrenz der
organischen Wesen untereinander, jener unerbittliche Weltstreit,
der ungleich richtiger mit einem Kampfe verglichen werden kann,
als das Ringen mit den leblosen Naturkräften und Existenz-
bedingungen.
Wir werden passend zuerst die Mitbewerbung der Pflanzen
untereinander und sodann jene der Thierwelt behandeln.
Die heftigste Konkurrenz machen sich die Individuen dersel-
ben Pflanzenart, oder nahe verwandte Pflanzenformen untereinander,
da sie auf gleiche Existenzbedingungen angewiesen sind und daher
gleiche Bedürfnisse haben.
Es gibt eine Menge Thatsachen, die diess beweisen. Bei
gesellig lebenden Pflanzen, wie z. B. bei einem Hochwalde gelingt
es nur den kräftigsten Individuen sich zu behaupten. Alle andern
werden erstickt. Die Erschöpfung des Bodens durch wiederholte
Aussaaten derselben Frucht ist bekannt, so wie die hierauf sich
gründende Nothwendigkeit des Fruchtwechsels. Werden verschie-
dene Varietäten einer Pflanze durcheinander gesäet, z. B. verschie-
dene Sorten von Weizen, Zuckererbsen u. dgl., so gewinnen bald
einige Varietäten, denen Klima und Boden besonders zusagen, die
Oberhand und nach einigen Generationen verschwinden die übrigen
spurlos.
Wie verwickelt übrigens der Kampf um die Existenz bei nahe
verwandten Pflanzenformen sich gestallen kann, hat Naegeli an
einigen Alpenpflanzen besonders deutlich nachgewiesen. In ver-
schiedenen Gegenden wird nämlich beobachtet, dass gewisse Alpen-
pflanzen, die untereinander nahe verwandt sind, sich gegenseitig
ausschliessen, so dass sie meist nach den Bodenarten einander
vertreten, namentlich in Bezirken, wo Kalkgesteine und kryslallini-
sche Schiefer wechsellagern. Diese Pflanzen sind es, auf welche
sich hauptsächlich die Lehre von der Bodenstetigkeit stützt, wäh-
rend gerade die Gegner dieser Lehre sich auf die zahlreichen
Ausnahmen im Vorkommen dieser Pflanzen berufen. Solche Pflan-
zen sind z. B. die beiden Alpenrosen (Rhododendron hirsutum
und ferrugineum) , erstere auf Kalk, letztere vorzugsweise auf
Schieferboden bemerkbar oder die beiden nahe verwandten Schaf-
garben (Achillea atrata und moschata~), von denen die estere eben-
falls Kalk, die letztere Schieferboden liebt, während die gemeine
Schafgarbe (A. Mille folium') bodenvag ist, d. h. auf jedem Boden
vorkommt. Ausnahmsweise findet man auch A. atrata und mo-
150
schata neben einander. Dieses Vorkommen der genannten 3 Achillea-
Arten zeigt, dass zwischen A. Mitlefolium und den beiden andern
Arten keine oder nur eine geringe Konkurrenz besteht, dass hin-
gegen A. atrata und moschata sich lebhaft gegenseitig bekämpfen
und ausschliessen. Denn in Gegenden, wo nur eine dieser Arten
wachst, ist sie auf Kalk und Schiefer verbreitet, also bodenvag.
Wo aber beide Arten vorkommen, schliessen sie sich nach Boden-
verhältnissen aus. So sah Naegeli im Bernina-Heuthal im Ober-
Engadin mitten auf Schiefer einen grossen herabgestürzten Kalk-
block, der mit der schieferholden A. moschata bedeckt war, weil
hier die Konkurrenz mit der A. atrata ausgeschlossen war. Denken
wir uns aber den Fall, auf einem Schieferabhang stände umgekehrt
eine Million Stöcke der A. atrata, welche sich hier in der Länge
der Zeit von keiner Konkurrenz bedrängt, auf den ihr sonst nicht
zusagenden Schieferboden ausgebreitet hätte, und es fände sich durch
irgend welche Umstände begünstigt, eine Invasion der schieferhol-
den A. moschata ein, so ist der Gleichgewichtszustand gestört, und
es wird sich letztere Art, als die günstiger situirte im Vorlheil
befinden und sich rascher vermehren, und dadurch die frühere Art
verdrängen, so dass sie nach einer entsprechenden Zeit vielleicht
nur in der halben Individuenzahl etwa in 500.000 Stöcken vorhanden
ist. Allein hiebei bleibt es nicht; die auf der kalkarmen Unterlage
schlecht situirte A. atrata wird schwächer ernährt; sie vermag
den klimatischen Einflüssen nicht so gut zu trotzen, wie die
ungleich besser ernährte A. moschata. Kommt nun alle 20, 30 Jahre
einmal ein tüchtiger Frost zur Blüthezeit, so wird vielleicht die
Hälfte der A. atrata wieder dezimirt, statt 500.000 Exemplare werden
nur 250.000 Exemplare sich erhalten und es ist nicht unschwer
einzusehen, dass auf diesem Standort endlich die A. atrata dem
Vernichtungskampfe durch Verdrängung gänzlich erliegen muss.
Sowie hier der Kampf, das Erringen von Vortheilen zunächst
auf der chemischen Bodenbeschaffenheit beruht, so kann auch jedes
andere Bedürfniss der Pflanzen nach mehr oder weniger Wasser,
Wärme, Licht u. dgl. entscheidend sein. Ja sehr häufig werden
mehrere dieser Existenzbedingungen zugleich ins Spiel treten und
den Kampf um so verwickelter erscheinen lassen. Daher erklärt es
sich, warum so selten die Verbreitungsgrenzen der Pflanzen sich
mit Bestimmtheit auf einzelne klimatische oder Bodenverhältnisse
zurückführen lassen. Die allermeisten Pflanzen werden durch den
Kampf ums Dasein von glücklichen Mitbewerbern bereits verdrängt,
ehe sie die klimatische oder bodenstatische Grenze ihrer Existenz-
iähigkeit erlangen.
Hier schliesst sich die Betrachtung des Kampfes ungleichar-
tiger Pflanzen am besten an. Während gleichartige Pflanzenformen
durch die Gleichartigkeit ihrer Bedürfnisse sich gegenseitig ver-
drängen und ausschliessen, herrscht hier ein wahres Fauslrecht.
Offene rohe Gewalt, aber auch wahre heimtückische Mordsucht
finden iß der Pflanzenwelt ihre Analogien.
151
Es sind besonders zwei Kategorien von Pflanzen, welche die
mannigfaltigsten, oft wahrhaft wunderbaren Einrichtungen besitzen,
um sich in dem Kampfe ums Dasein siegreich zu behaupten. Es
sind diess einerseits die Schlingpflanzen, andererseits die Schma-
rotzerpflanzen.
Die Schlingpflanzen im weiteren Sinn, wohin alle die win-
denden, klimmenden, rankenden, kletternden Pflanzen gehören,
deren schönste und grossartigste holzige Formen man auch mit
dem poetischen Namen Lianen bezeichnet, erreichen durch die
mannigfaltigsten und oft sinnreichsten Mittel den einen Hauptzweck,
dem Lichte zuzustreben, und die ihnen mangelnde starre Festigkeit
des Stammes durch Anschmiegen an Stützen zu ersetzen. Ich
erinnere hier nur in aller Kürze an die Lianen der tropischen
Urwälder, die durch das Gewirre ihrer tauförmigen zähen Stämme
völlig undurchdringlich werden, an jene Sipo matador (Mörder-
schlinger), welche starke Stämme durch ihre tödtliche Umstrickung
erwürgen, und ihr Opfer noch lange überleben, wenn dasselbe auch
längst schon ermordet ist u. dgl. mehr.
Die echten Schmarotzer leben auf Kosten ihrer Wirthe, denen
sie mehr oder weniger bereits assimilirte Nahrungsstofle entziehen.
Die weitaus verderblichsten dürften in der Klasse der Pilze zu
finden sein, wo ihre Wanderungen und Wandlungen oft ans Wun-
derbare streifen, wie bei den Brandpilzen des Getreides. Aber auch
hoch organisirte Pflanzen treten als echte Parasiten auf und tödten
nicht selten die befallenen Pflanzen, wie wir an unseren Flachs-
seiden (Cwscttfa-Arten) es sehen.
Der gegenseitige Kampf ums Dasein in der Pflanzenwelt, von
dem eben nur einige der hervorragendsten Formen kurz angedeutet
werden konnten, wird noch überboten durch die in Mitbewerbung
tretende Thierwelt.
Diese Mitbewerbung tritt Iheils zerstörend, theils fördernd ein,
ist aber immer von tief eingreifender Wirkung.
Die ungeheure Menge der pflanzenfressenden Thiere konsumirt
täglich enorme Quantitäten VOn Pffanzensubstanz, wobei nicht nur
appendikuläre oder vegetative Organe, sondern sehr häufig auch die
zur Forlpflanzung nolhwendigen Blüthen, Früchte und Samen, ja
die ganzen Pflanzen massenhaft vernichtet werden. Es sind hier
nicht nur die grossen Pflanzenfresser, (Rinder, Schafe, Ziegen,
körnerfressende Vögel), sondern vor Allem die kleinen Pflan-
zenfeinde, das ungezählte Heer der Insekten und die pflanzenfres-
senden Schnecken thätig. Es ist bekannt, wie die Vegetation ganzer
Erdstriche durch diese kleinen Feinde vernichtet werden kann. Die
Pflanzen schützen sich gegen diese zahllosen Verfolgungen bald
durch festeres, widerstandfälliges Gewebe, durch den Wuchs, durch
die Bewaffnung mit Stacheln und Dornen, durch unscheinbare
Farben oder Ungeniessbarkeit ihrer Samen und Früchte, durch die
Lebensfähigkeit ihrer unterirdischen Theile, bisweilen durch ihre
giftigen Eigenschaften u. s. f.
152
Um nur einiges namhaft zu machen, so sind weidende Gras-
fresser auch dem Baumwuchs ausserordentlich schädlich, und manche
Inseln, wie St. Helena, und manche Länder, wie die Mediterran-
gegenden sind durch Ziegen buchstäblich kahl abgeweidet und
dadurch waldlos geworden.
Die Wirkung des Weideviehes auf die Vegetation wird erst
recht klar, wenn man mitten auf einer Weide einen Theil derselben
einfriedigt. Obgleich hier an Boden, Klima, Lage u. dgl. nicht die
geringste Aenderung vor sich geht, so erfolgt doch eine gänzliche
Aenderung der Vegetation. Oft bedeckt sich der Weidegrund wie
durch einen Zauberschlag mit Bäumchen, die sonst immer ein
Opfer des weidenden Viehes werden. Hieher gehören auch die auf
Weideplätzen so häufig vorkommenden Zwergformen von Bäumen
mit dichtem struppigem Wachsthum, bis es einzelnen besonders
kräftigen Individuen freilich oft erst nach einer langen Reihe von
Jahren gelingt, die Höhe der weidenden Thiere zu überragen und
sodann normal sich zu entwickeln.
Wenn nun eine einfache Einzäunung von so hervorragender
Wirkung auf die Vegetation eines Weideplatzes ist, so müssen wir
allen Umständen, wodurch weidendes Vieh von einer Gegend abge-
halten wird, dieselbe Wirkung zuschreiben. In manchen Gegenden
von Südafrika und ebenso in Paraguay ist es unmöglich, Rinder
zu halten, weil sie das Opfer berüchtigter Fliegen werden. Die-
selben Fliegen erscheinen aber im Kampfe ums Dasein sehr nützlich
für die Pflanzen, die sonst durch das weidende Vieh vernichtet
oder verdrängt worden wären.
Durch Darwin zunächst wurden eine Menge Umstände
bekannt, welche die oft wunderbaren und äusserst verwickelten
Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Thierwelt in ein klares
Licht stellen und uns ganz neue Seiten des Kampfes ums Dasein
kennen lernen.
Nicht nur die sogenannten diklinischen Blüthen bedürfen der
Vermittlung von Insekten oder anderer Transportmittel zur Befruch-
tung, sondern auch bei den meisten Zwitterblüthen walten Umstände
ob, welche die Selbstbefruchtung der Einzelnblülhe verhindern,
indem z. B. die Slaubgefässe und Stempel sich ungleichzeitig in
derselben Blüthe entwickeln (wie bei den sogenannten Dichogamen)
oder eine Befruchtung durch die eigentümliche gegenseitige Lage
der Antheren und Narben unmöglich ist, (wie bei den sogenannten
Heterostylen).
Die Befruchtung erfolgt hier zumeist durch Insekten, wie
Darwin schlagend nachgewiesen hat. 100 Stöcke Wiesenklee
(Trifolium pratense) z.B. ergaben 2700 Samen, wenn die Blüthen
von Hummeln besucht werden konnten; andere 100 Stöcke, die
gegen einen solchen Besuch geschützt wurden, lieferten n/cht einen
Samen. Hiebei zeigte es sich auch, dass gewöhnliche Bienen nicht
ausreichen, weil nur Hummeln so tief in die Röhre der Blumen-
krone eindringen können, als es hier nolhwendig ist. Gäbe es also
153
keine Hummeln in England, so müssle der Wiesenklee, das Drei-
faltigkeitsveilehen und ähnliche Arten sehr selten werden oder
ganz verschwinden. Nun werden die Hummeln besonders von Feld-
mäusen verfolgt, welche deren Nester und Waben aufsuchen. Die
Feldmäuse sind daher indirekt auch Feinde des Wiesenklees; ein
Raubthier aber, wie die Hauskatze, welche in der Nahe der Dörfer
und Höfe fleissig auf Feldmäuse Jagd macht, wird dadurch das
Vorkommen von Klee in seiner Umgebung befördern. Das Vor-
kommen von Wiesenklee steht daher in einem gewissen Zusam-
menhang mit dem Vorkommen der Hauskatze.
Diese und ähnliche Betrachtungen zeigen, welch' komplizirte
Erscheinungen eigentlich die Vorkommensverhältnisse der Pflanzen
sind. Nicht der Zufall würfelt sie bunt untereinander, nicht das
Klima, nicht der Boden bringt sie hervor, sondern in jedem Pflan-
zenvorkommen sehen wir das Resultat einer ganzen Reihe von
Vorgängen, welche im engsten Kausalnexus stehen und zusam-
mengenommen als ein Ueberwältigen von Schwierigkeiten, als ein
Ringen um die Existenz, als ein Kampf mit den Mitbewerbern
angesehen werden können.
Jede Pflanze mit der Fähigkeit einer schrankenlosen Vermeh-
rung begabt, sucht sich mit Hilfe der Naturkräfle und Transport-
mittel soweit auszubreiten, als ihre Existenzbedingungen vorhanden
sind und die Mitbewerbung von Pflanzen, Thieren und Menschen
es gestatten.
Was ist nun das Resultat dieses fortwährenden und unerbitt-
lichen Kampfes? Zunächst das engste Anschmiegen der Pflanzen-
natur an alle hier massgebenden äusseren Verhältnisse. Da offenbar
jede Einrichtung, die im Kampfe ums Dasein einen Vorlheil ver-
schafft, zur Erhaltung und Verbreitung der bevorzugten und zur
Verdrängung und Ausrottung der minder zweckmässig organisirten
Art führt, so entwickeln sich alle jene bewunderungswürdigen
Anpassungen (Adaplirungen) zwischen Organisation und Lebens-
weise, die den Eindruck machen, als wäre Alles mit weisester
Vorsicht vorbedacht und ausgeführt, während es doch nur das
Resultat der Naturnotwendigkeit ist. Andererseits sehen wir in
dem Kampfe ums Dasein jenes züchtende Prinzip, welches ohne
Wunder, bloss durch das Wechselvcrhältniss der Aussenwelt mit
dem lebenden Wesen jene Auswahl trifft, aus welcher den äusseren
Verhältnissen besser angepasste, also vollkommenere, höher ste-
hende Wesen hervorgehen. So traurig also der Kampf ums Dasein
für das Individuum bisweilen sein mag, so liegt doch in ihm allein
der Forlschritt, die höhere Entwicklung, die Vervollkommnung alles
dessen, was da lebt.
Bei der Solidarität der gesammlcn Lebewelt gilt das zuletzt
Gesagte auch von uns Menschen. Wen aber das Vervollkomm-
nungsprinzip der neueren Biologie nicht zu trösten und zu erheben
vermag, der muss sich die Verletzung seines Stolzes und seiner
Gefühle durch die moderne Naturanschauung eben gefallen lassen.
154
Unerbittlich ist auch der Kampf auf geistigem Gebiete und das
Resultat der endliche Sieg der vollen Wahrheit. Ohne für sich
irgend eine Art von Unfehlbarkeit zu beanspruchen, ergeben sich
die höchsten Wahrheiten, die einzigen die auf Jedem zugänglichen
Beweisen beruhen , als natürliche Konsequenzen der Forschung
und auf diese Weise hat die Naturforschung zur Zerstörung alter
eingewurzelter Vorurtheile Grosses bereits geleistet.
Zuerst war es die Astronomie, welche mit der Unendlichkeit
des Weltalls die Winzigkeit der Erde bewies, und damit gründlich
den Wahn zerstörte, die Erde unser Wohnplatz sei der Mittelpunkt
der Schöpfung. Gegenüber den kolossalen Zeiträumen der Geologie
verschwand auch jene Spanne Zeit, die wir stolz die Weltgeschichte
nannten. Mit Darwin's Lehre von der Entstehung der Arten endlich
fiel die Schranke, welche den Menschen von der übrigen Schöpfung
trennen sollte. Und diesen überwundenen Vorurtheilen gegenüber
erscheint uns in dem Kampfe ums Dasein versöhnend das Vervoll-
kommnungsprinzip, dessen bisherige Leistungen uns zu den kühnsten
und erfreulichsten Hoffnungen für die Zukunft berechtigen. Der
menschliche Stolz, verletzt und gedemüthigt durch die bescheidene
Stellung, die die neuere Naturanschauung uns einräumt, muss sich
ermulhigt und gehoben fühlen, durch das, was er im Kampfe ums
Dasein bereits errungen hat und umsomehr durch das, was er den
ewigen Naturgesetzen gemäss dereinst erreichen muss. Und so
lassen Sie uns die Betrachtung einer naturhistorischen Detailfrage
mit einer grossen und trostreichen Wahrheit schliessen, dass im
Kampfe des Lebens die Quelle (]es Fortschrittes und der Vervoll-
kommnung liegt.
Li t erat ur b eri chte.
Die Besprechung der Gefässkryptogamen in Oelakowskys
Prodromus der Flora von Böhmen im laufenden Jahrgange S. 86,
87, wo angegeben wurde, Osmunda regaüs sei übergangen wor-
den, habe ich damit zu ergänzen, dass auch Scolopendrium vul-
gare Sm.1) = officinale S w. nicht aufgenommen worden ist, obwohl
es an mehreren Orten Böhmens gefunden wurde. Die Glaubwür-
digkeit jener Angaben, die nicht durch Herbarsexemplare belegt
sind, kann bei der völligen Unmöglichkeit, diese Art zu verken-
nen, nicht bezweifelt werden. Die erste Nachricht über das Vor-
kommen von Sc. v. in Böhmen findet sich in den Abhandlungen
der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften vom Jahre 1778,
S. 50. Dort gibt es F. W. Schmidt an steinichten Orten bei Plan
in Böhmen an. Die sonderbare Bemerkung, dass diese Pflanze im
') Smith (Tent. bot. p. %i. Taurini. 1793), nicht Symons (Syn. pl.
Londini. 1798) ist der Urheber dieses Namens.
155
März blühe, würde verdächtig sein, wenn nicht Sc v. überwin-
ternde Wedel halte. Schmidt hat also überwinterte mit Sporan-
gienhäufehen versehene Wedel beobachtet.
Im Jahre 1817 erschienen Opizens Deutschlands kryptoga-
mische Gewächse, in welchem Verzeichnisse die böhmischen Arten
laut einer Bemerkung auf S. 4 mit Sternchen bezeichnet worden
sind. Hiernach kommt Sc. v. auf rauhen Felsen und in bergigen
Wäldern Böhmens vor. Die entsprechenden Stellen stehen auf
Seite 57 und 158. Im ersten Hefte des Jahrganges 1820 der in
Frag erschienenen Zeitschrilt „Kratos", in einer Fortsetzung des
Tentamen florae cryptogamicae Boemiae, S. 18, gab Opiz zwei
Fundorte in Böhmen an, nämlich im sogenannten Sskaredydul bei
Hrabessin unfern Czaslau und bei Neustadt an der Mettau. Für
den ersten Standort führt er Gregory, für den zweiten Gregory
und Linhart als Entdecker an. In dem Verzeichnisse der phane-
rogamischen und kryptogamischen Flora Böheims von Opiz, wel-
ches im Jahre 1822 im ersten Bande von Ponfickels statistischer
Topographie von Böhmen und im Jahre 1823 als Separatabdruck
erschienen ist, kehren diese Angaben mit Weglassung von Lin-
harts Namen unverändert wieder. Den zweiten dieser beiden Fund-
orte hat Milde in sein Buch über die höheren Sporenpflanzen
Deutschlands, S. 19 aufgenommen. Alle diese Angaben fallen in
die Zeit vor der Veröffentlichung von Celakowskys Prodromus.
In den Filices Europae et Atlantidis, S. 90, veröirentichte
Milde einen neuen, früher nicht bekannt gewesenen böhmischen
Fundort, nämlich bei Ottendorf, mit dem Beisatze: Brückner
1812, wobei bemerkt wird, dass Milde laut einer ausdrücklichen
Versicherung in der Vorrede zu diesem Werke darin nur solche
Fundorte aufgenommen habe, von woher er selbst Exemplare ge-
sehen hat. In meinem eigenen Herbar ist die Spielart ß. daeda-
leiim durch einen Wedel vertreten, der mit der Etikette: Jose-
phine Kablik. Riesengebirge, versehen ist.
H o h e n b ü h e I - H e u f 1 e r.
Correspondenz.
Triest am 2. April 1870.
Herr Prichoda hat sich in dem Aufsätze „Zur Flora von
Istnen" im Märzhefte hinsichtlich der Veronica Cymbalaria Bod.
geirrt, denn sie kommt allerdings in Istrien vor, namentlich auf
der kleinen Insel (Scoglio) St. Katharina bei Rovigno, wo ich sie
selbst schon vor vielen Jahren sammelte. Uebrigens haben wir
ausser den von Herrn Prichoda erwähnten Veronica-Arlen auch
noch Ver. serpyllifolia und arvensis sehr häufig, dann V. acini-
folia in den Litoralgegenden; V. urücifolia und latifolia, letztere
156
etwas seltener, auf den Bergen Istriens. In den höheren Berg-- und
Alpenregionen kommen noch V. montana (selten), fruticulosa,
alpina, saxatilis und aphylla vor, auf Sumpfwiesen ziemlich selten
V. longifolia', endlich ist in der Umgehung Pola's die Mittelform
V. anagalloides zu verzeichnen. Sie sehen also ziemlich bedeutende
Zugaben. Thomas P ichler ist diesmal sehr zeitlich eingetroffen
und wird in einigen Tagen nach Dalmatien abgehen, um dort seine
Sammlungen zu veranstalten. Nach Krivoscie und Cerquize, wo er
vor zwei Jahren botanisirte, dürfte er sich diessmal schwerlich
wagen. Tommasini.
Marienwerder, 3. April 1870.
Neilreich (Veget. Kroat. 112) bezweifelt meine Angabe,
dass J. Host bei Sissek das Limnanthemum nymphoides mit weis-
sen Blüthen gefunden habe und vermuthel, die Blüthen wären wohl
nur im Herbar ausgebleicht. Nun wäre es gewiss eine Leichtfer-
tigkeit von mir gewesen, wenn ich die Blüthenfarbe hätte nach
mindestens 30 — 40jährigen Herbariums-Exemplaren bestimmen wol-
len, ich führte aber nur die Angabe Host's an; denn auf der Eti-
kette sland von seiner Hand „floribus albis", und ich konnte doch
nur voraussetzen, dass er die Blüthenfarbe an der von ihm selbst
aufgenommenen lebenden Pflanze bemerkt habe. Mir ist nicht be-
kannt, dass diese Pflanze irgendwo sonst mit anderer als gelber
Blumenkrone gefunden worden sei und es wäre daher nicht uninter-
essant, wenn die Host'sche Beobachtung von neuem bestätiget
werden könnte. Hugo v. Klinggräff.
Personalnotizen.
— Dr. Alfred Falck von Lund in Schweden, befindet sich
seil mehreren Wochen in Wien und wird demnächst eine botanische
Forschungsreise nach Siebenbürgen unternehmen.
— Prof. Unger's Tod ist nach den Beschlüssen der Gutach-
tungskommission der Wiener mediz. Fakultät als ein natürlicher in
Folge eines Slickflusses eingetretener zu betrachten.
— Dr. Ferd. Kummer, Kustos des k. botanischen Gartens
und des Herbariums zu München, ist am 22. März gestorben.
Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen-
schaften am 3. Februar wurde von Prof. Dr. H. Will in Giessen
eingeschickt: „Eine Untersuchung des weissen Senfsamens."
An Stelle des von Will im schwarzen Senf gefundenen myron-
157
sauren Kaliums enthält der weisse Senfsamen eine analoge Ver-
bindung- des Sinai bin, das sich auch in Zucker, in eine Schwe-
felcyanverbindung und in ein saures schwefelsaures Salz zerlegt.
— In einer weiteren Sitzung am 10. Februar übergab Dr. S. L.
Schenk eine Abhandlung: „Ueber die Vertheilung des Klebers
im Weizenkorne. w Die Kleberzellen in braunen Weizenkörnern,
welche bisher allgemein als eiweisshältig betrachtet wurden, zei-
gen bei Behandlung mit Millon'scher Flüssigkeit nicht die charak-
teristische Färbung, wahrend die letztere im übrigen Kerne deut-
lich auftritt. Ferner werden dieselben bei künstlicher Verdauung
oder bei Behandlung mit Cl H verschiedener Konzentration nicht
aufgelöst. Mit Alkohol, Aetiier, konzentrirter Schwefelsäure, kon-
zentrirter Kalilauge versetzte Querschnitte zeigen keine Verände-
rung, die auf die chemische Beschaffenheit der sogenannten Kleber-
zellen zu schliessen berechtigen würde. — Der Verfasser bestreitet
daher, dass der Inhalt der sogenannten Kleberzellen aus Kleber,
respektive Eiweiss besteht. Jos. Rauter, Stud. phil. in Graz, über-
sendet eine Abhandlung: „Zur Entwicklungsgeschichte einiger Tri-
ehomgebilde." Der Verfasser schildert den Entwicklungsgang einer
Reihe von Trichomen an Pflanzen aus verschiedenen Familien der
Dikotylen. Man kann im morphologischen Aufbaue derselben drei
verschiedene Fälle unterscheiden. Im ersten Falle ist das fertige
Haargebilde nur Produkt einer Oberhautzelle (z. B. die Wollhaare
von Ribes, Dictamnus, Rosa etc., die Sternhaare an üieracium Pilo-
sella, die Drüsenhaare von Dictamnus, Hieracium, Azalea u. s. w.). —
im zweiten Falle geht zwar die Anlage des Gebildes noch von
einer Epidermiszelle aus, im weiteren Verlaufe der Entwicklung
betheiligen sich jedoch auch sekundär das unter der Oberhaut lie-
gende Stengel- und Blattparenchym, sowie die den Haargrund
zunächst umschliessenden Oberhautzellen. Dadurch entstehen stiel—
oder höckerfönnige Gewebemassen, welche das eigentliche Trichom
tragen (Brennhaare der Nesseln, Klimmhaare des Hopfens, Schülfer-
haare von Sherardia, Köpfchenhaare von Correa, Ribes u. s. w.).
— in einem dritten Falle endlich, welcher bei den Stacheln und
Drüsenhaaren der Rosen vorkommt, geht schon die Anlage des
Trichoms vom unterliegenden Gewebe aus; die Oberhaut selbst
betheiligt sich dabei nur insoferne, als sie durch gesteigertes Flä-
chenwachsthum dem Ausdehnungsbestreben des sich unter ihr bil-
denden Gewebekegels Folge leistet.
— In einer Sitzung der k. k. geologischen Reichsan-
slalt am 1. Februar sprach Prof. Dr. Konstantin Fre4h. v, Ettings-
hausen: Ueber die fossile Flora von Leoben in Steier-
mark. Der Vortragende hatte sich zur Aufgabe gestellt, die fossile
Flora des Braunkohlenbeckens von Leoben an Ort und Stelle zu
untersuchen. Es gelang ihm, aus vier verschiedenen Horizonten
des mächtigen Hangenden Pflanzen - Fossilien zu erhalten. Die
unterste pflanzenführende Schichte besteht aus einem hellfarbigen,
feinsandigen Thone, welcher unmittelbar auf der Kohle liegt. Die-
158
sen überlagert ein grauschvvarzer, bituminöser harter Schiefer, in
welchem Pfianzentheile sehr selten zum Vorschein kommen. Das
Pflanzenreste einschliessende Gestein der nächst höheren Fund-
stelle ist ein röthlichgrauer, kalkhaltiger Schieferthon. Das Gestein
der vierten Fundstelle ist ein hellgrauer, häufig Glimmerblättchen
einschliessender Schieferihon. Die reichhaltigste Lagerstätte findet
sich am Moskenberge. Die pflanzenführende Schichte besteht aus
einem lichtbraungrauen, von äusserst feinen Glimmertheilchen matt
glänzenden Schiefer. Jeder dieser vier Horizonte enthält neben
vielen gemeinsamen Arten auch eigenthümliche Species, welche
Zeugniss geben von der Veränderung der Vegetation während der
Ablagerungs-Epoche. Nur 7 Arten waren Süsswasserpflanzen, die
übrigen Landpflanzen. Von 136 in anderen Lagerstätten der Ter-
tiärformation gefundenen Arten zeigen 69 ein grösseres Alter als
das der Oeningen-Stufe an. Die Braunkohlen von Leoben sind
sonach aller als die von Parschlug. Die bezeichnenden Arten wei-
sen die Flora von Leoben der Lausanne- oder sogenannten Main-
zer Stufe K. Mayer's zu. Von den Floren derselben zeigt die des
plastischen Thones von Priesen bei Bilin die meiste Uebereinstirn-
mung mit der fossilen Flora von Leoben. Es erscheinen in der-
selben die Proteaceen und Leguminosen in grösserer Artenzahl
repräsentirt. Aus diesen Thatsachen ist der Schluss zu ziehen,
dass die fossile Flora von Leoben jener des plastischen Thones
von Priesen in der mittelmiocenen Epoche vorherging. Die Ver-
gleichung der fossilen Flora von Leoben mit der Flora der Jetzt-
welt ergab die Bestätigung, dass in derselben die wichtigsten
Vegetationsgebiete der Jetztwelt vertreten waren. Die zahlreichen
neuen Arten vertheilen sich auf die Ordnungen der Pyrenomy-
cetes, Polypodiaceen, Smilaceen, Najadeen, Abielineen, Myriceen,
Cupuliferen, Celtideen, Moreen, Artocarpeen, Urticaceen , Plata-
neen, Salicineen, Polygoneen, Laurineen, Daphnoideen, Proteaceen,
Oleaceen, Apocynaceen, Myrsineen, Ebenaceen, Vaccinien, Ampe-
lideen, Slerculiaceen, Tiliaceen, Acerineen, Malpighiaceen, Sapin-
daceen, Celastrineen, Hippocrateaceen, Rhamneen, Juglandeen, Ana-
cardiaceen, Myrtaceen, Rosaceen, Amygdaleen und Leguminosen.
— In einer Sitzung der schlesischen Gesellschaft für
vaterländische Kultur, am 13. Januar zeigte Wundarzt Knebel
1. Crysanthemum Leucanthemum von einem Stock mit ca. 25 Blü-
thenstengeln, von denen 12 die Varietät a discoideum trugen, die
übrigen waren regelmässig; an einem blühenden Stock derselben
Pflanze bei Scheitnig besitzen särnmtliche Blüthenköpfchen nur
halblange Randblüthchen. 2. Campanula latifolia, Wald bei Striegau.
Apotheker Werner legte vor ein Stück Opium, welches in
Würtemberg gewonnen, 20 pCt. Morphium enthält, und berichtet
über einen früheren Versuch der Art in Thüringen, welcher wegen
ungenügenden Ertrags aufgegeben wurde. Dr. Engler hielt einen
Vortrag über die Escalloniaceen und Cunoniaceen von
Südamerika. Vortragender vereinigt nach dem Vorgange von A.
159
Braun diese Familien mit den Saxifrageen, Ribesiaceen, Franco-
aeeen, Philadelpheen, Elatineen, Crassulaceen und Tamariscineen
zu der Ordnung' der Saxifraginae, welche 1000 Arten umfasst und
in die Reihe der Rosiflorae gehört. Zu den Escalloniaceen gehören
17 Galtungen mit 1 — 2 Arten; Escallonia selbst hat 39 (40) Arten;
sie sind auf den Inseln der südlichen Halbkugel, so wie in Süd-
amerika vom Cap Hörn bis Carracas und von der Meeresküste bis
10.000' Höhe an Flüssen und Bächen verbreitet, Strauch- oder
baumartig, in den höheren Regionen der Anden nach Gestalt und
Vorkommen an unsere Alpenrosen erinnernd. Zu den Cunoniaceen
gehören 18 Gattungen mit ähnlicher Verbreitung in den Inseln der
südlichen Hemisphäre; nur 3 Gattungen mit 42 Arten finden sich
im mittlem und südlichen Amerika. Der Sekretär schlägt vor, zur
Herstellung eines innigeren Verkehrs der botanischen Sektion mit
den Freunden der Botanik in der Provinz im Laufe des Sommers
eine mit einer botanischen Exkursion zu verbindende Sitzung an
einem noch zu vereinbarenden Orte der Provinz zu veranstalten. —
In der Sitzung vom 27. Januar gab Dr. Stenzel einige Nachträge
zur Flora der Umgegend von Wüstewaltersdorf an der Eule. Er
hob zunächst hervor: Aspidium lobatum nur im oberen Theile
eines kleinen Thaleinschniltes am Fusse der Eule; Gentiana ger-
manica auf einer Grasfläche abwärts der Strasse nach Reichen-
bach; Brachypodium pinnalum, Trifolium rubens auf dem Mühlen-
berge, das letztere vereinzelt auf dem Stenzelberge; Origanum
vulgare um den Hexenstein. Er zeigte ferner, dass von den, der
oberen Bergregion (2600 — 3160') nach Sadebeck ausschliesslich
eigenen Pflanzen mehrere weit in die unlere Region herabsteigen,
so namentlich Circaea alpina, Ranunculus aconitifolius, Cirsium
heterophyllum, während das für dieselbe sehr bezeichnende Athy-
rium alpestre bei Sadebeck fehle. Dasselbe bedeckt in grosser
Menge die Koppe der hohen Eule über Dorfbach und Wüstewal-
tersdorf, steigt aber nirgends unter 2800' herab. Sparsam findet
es sich in gleicher Höhe über den obersten Häusern des Euldör-
fels (Eulburg) im Walde mit Asp. Orenpteris. Geheimrath Goep-
pert macht darauf aufmerksam, dass Athyrium alpestre von allen
Farnen im Herbst am frühesten vertrockne und sich dadurch von
dem so ähnlichen Filix femina unterscheide. Dr. Colin zeigt eine
Reihe von grossen Glasphotographien botanischer Ob-
jekte, angefertigt von Dr. Benecke in Königsberg, und im Besitz
des Physiker Boettcher, welcher diese Photographien bei seinen
Vorstellungen benützt, indem er das Bild derselben mit Hilfe eines
Nebelbilder-Apparats auf die ausgespannte Leinwand wirft; er erzielt
auf diese originelle Weise ausserordentlich stark vergrösserte
Demonstrationen der feinsten mikroskopischen Verhältnisse (z. B.
die Slreifensysteme der Pleurosigma angulata) in grösster Klarheit
und Schärfe. Stabsarzt Dr. Schroeter hielt einen Vortrag über
die Brand- und Rostpilze in Schlesien und übergibt ein
Verzeichniss der von ihm mit Unterstützung des Dr. Schneider
160
in Schlesien aufgefundenen Brand- und Rostpilze. In demselben
werden 32 Ustilagineen aut 44, und 120 Uredineen auf 330 Nähr-
pflanzen angeführt. F. Colin, Sekretär der Sektion.
Sammlungen.
— Pflanzen der Centralalpenkette, die Centurie zu 5 fl., ver-
kauft Rudolf Hinterhuber, Apotheker in Mondsee.
— R. Parkinson gibt lieferungsweise ein Herbarium der
Algen der Nordsee heraus. Die Sammlung wird aus 35 Blättern
bestehen, von denen monatlieh 5 erscheinen.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Br. Thürnen, mit. Algen. —
Von Herrn Oertel, mit Pflanzen aus der Wetterau in den Pyrenäen. — Von
Herrn Dr. Falck, mit Pfl. aus Schweden und Norwegen. — Von Herrn R. v.
Tommasini mit Pfl. aus Istrien.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Lutz, Dr. Trau a, Dr. Lag-
ger, Winter, Sekera.
Inserat.
Verlag von F, A. Brockhans in Leipzig'
Soeben erschien:
Xenia Orchidacea.
Beiträge zur KLenntniss der Orchideen
von Heinrich Gustav Keichenbach fil.
Zweiter Band. Siebentes Heft.
Tafel CLXI-CLXX; Text Bogen 19—21.
4. Geh. 2 Thl. 20 Ngr.
Von diesem für Botaniker und alle Freunde der Pflanzenkunde sowie
für Bibliotheken höchst wichtigen Werke ist nach längerer Pause wieder ein
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Der erste Band, enthaltend 100 Tafeln und 31 Bogen Text, kostet in
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lungen zu beziehen. Jedes Heft des zweiten Bandes kostet 2 Thlr. 20 Ngr.
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Druck und Papier der C. Ueberreuter sehe n Buchdruckerei (M. Salzer).
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INHALT: Viola ambig ua und V. Thomasiana. Von Dr. Kerner. — Beschreibung der Carex-
Arten. Von Kohts. — Zur Flora von Presburg. Von Holuby. — Vegetations-Verhaltuisse. Von Dr.
Kern er. — Reise in Serbien. Von Dr. Pancic. — Literaturberichte. Von Hohenbiihel-Heuflcr,
ß ar t|s c h. — Correspondenz Von Tommasini, Janka, T hürnen, Dr. Kerner. Zimmermann.
Dr. Seemann. Personalnotizen. — Vereine. Anstalten , Unternehmungen. — Literarisches. — Bo-
tanischer Tauschverein. — Inserat.
Viola amhigua W. K. in Niederösterreich und
Viola Thomasiana Perr. et Song, in Tirol.
Von A. Kerner.
Bei Gelegenheit eines im April ausgeführten Ausfluges nach
NieiJerösterreieh, besuchte ich auch die sonnigen südöstlichen Ge-
hänge der Berge, welche sich an der Mündung des Donauthales
nördlich von Stein und Krems aufböschen. Ich hatte dieses Terrain
seit meiner Studienzeit nicht mehr begangen und wollte die seit
langem nicht mehr gesehenen östlichen Pflanzenformen, welche
dort ihre Weslgrenze erreichen, wiedersehen, und die Art und
Weise ihrer Gruppirung zur Massenvegetation, welche mich in der
ersten Zeit meiner botanischen Studien noch wenig interessirt
hatte, untersuchen. Obschon die Entwicklung der Pflanzen im
Ganzen noch sehr weit zurück war, konnte ich doch so viel sehen,
dajs jene östlichen Pflanzen dort genau so, wie auf den ungari-
schen Puszten combinirt waren, und dass diese Gehänge mit der
exquisitesten Stipa -Formation, in welcher Stipa capillata als ton-
angebende Art erscheint, überzogen sind. Neben den alten Be-
kannten fand ich aber bei dieser Gelegenheit auch eine für das
Oesterr. botan. Zeitschrift. 6. Heft. 1870. 1 l
162
cisleithanische Oesterrcich neue, bisher nur aus den ungarischen
Ptiszlen und dem südlichen Russland bekannte Pflanzenart, nämlich
die seltene viel verwechselte und nur von wenigen richtig" ge-
kannte Viola ambigua W. K. (V. campestris M. B.). Sie wächst
hier an den sterilsten Stellen auf dem die Bergabhänge überklei-
denden Lössboden und zwar zumeist in Gesellschaft von Scorzonera
austriaca. Die gefundenen Exemplare stimmen sowohl mit jenen,
welche ich selbst auf der Kecskemeter Landhöhe in Ungarn seiner
Zeit gesammelt habe, so wie mit solchen aus Südrussland und end-
lich mit der Kita ibel'schen Beschreibung und Abbildung und einem
Kit ai b ersehen Originalexemplar im Herb, der Innsbrucker Univer-
sität auf das genaueste überein. Die tiefvioletten Blüthen hauchen
den angenehmsten Veilchengeruch aus und sämmtliche Blätter sind
dicklich und steif aufrecht und wie Kitaibel sehr richtig be-
schreibt, zur Zeit der Blülhe wie röhrig zusammengerollt, wo-
durch sie etwas an die von Kitaibel verglichene, in Gärten
häufig kultivirte Viola cucullata erinnern. Wenn man die Blätter
auseinanderrollt , erscheinen sie an der Basis niemals herzförmig,
sondern gesluzt oder selbst geschweift in den Blattstiel verlau-
fend und lassen sich in ßelreir ihres Zuschnittes am besten mit
den mittleren und unteren stengelsländigen Blättern der Viola
elatior vergleichen. Eine Eigentümlichkeit, deren Kitaibel in
der Beschreibung (W. K. Vol. II. p. 208) nicht erwähnt, die aber
nicht wenig dazu beiträgt, der Pflanze ein sehr autfallendes An-
sehen zu geben, ist die fleischige Konsistenz der Blätter die am
besten mit jener der Vincaherbacea verglichen werden kann. Auch
die von den verwandten Viola-Arten abweichende Nervatur ver-
dient eine besondere Berücksichtigung. Es inuss hier noch be-
merkt werden, dass Viola ambigua Koch von dieser echten Viola
ambigua W. K. gänzlich verschieden ist. Koch, der seine „Viola
ambiguau von Thomas aus dem Wallis erhalten hatte, war über diese
Pflanze selbst zweifelhaft und bemerkt von ihr in der Synopsis:
„Planta mihi haud satis notaj vivam nondum vidi nee folia aestivalia."
Diese von Koch mit Viola ambigua W. K. konfundirte Pflanze
wurde in neuerer Zeit an mehreren Orten im Wallis, Waadt,
Tessin und in Savoyen wiedergefunden und von Perr. et Song,
in C. Billot. Annot. p. 183 als Viola Thomasiana beschrieben.
Auch in Tirol wurde dieselbe aufgefunden und zwar zuerst von
Gander im Jahre 1863 in Sexten im Pusterthale an der Holz-
grenze unter dem „Helm," dann im Jahre 1866 von Huter und
Ausserdorfer bei Set. Jakob und Steinhaus im Ahrnthale und
später auch bei Sand in Taufers und von da durch ganz Mühlwald
bis in das Lappachthal. Nachdem man einmal auf diese Art auf-
merksam gemacht war, stellte sich nachträglich heraus, dass sie
fast durch das ganze Gebiet des Pusterthales an Waldrändern und
an lichten busebigen mit Larix bewachsenen Abhängen, besonders
an felsigen Plätzen und mit Vorliebe auch im Halbschatten der
Alnus viridis in dem Höhengürtel von 950 bis 1600 Meter ver-
163
breitet sei, und es ist sehr wahrscheinlich , dass sie auch weiter
westlich und östlich unter ähnlichen Verhältnissen auf den südlich
abzweigenden Bergrücken der Centralkette heimisch sein wird.
Hausmann nannte die ihm von Gander gesandte Pflanze in litt.
Viola Ganderi, und unter diesem Namen sind sehr zahlreiche
Exemplare durch Huter's Tauschanstalt versendet worden. Sa-
voyische von den Autoren selbst auf dem Miranlin gesammelte
Exemplare der Viola Thomasiana Perr. et Song., welche ich der
Güte meines hochverehrten Freundes Lagger verdanke, stimmen
mit der tirolischen Pflanze auf das genaueste überein. Viola Thoma-
siana besitzt denselben köstlichen Veilchengeruch wie V. ambigua
W. K., weicht aber von dieser aul den ersten Blick dadurch ab, dass
ihre Blumen zur Zeit der vollen Blüthe über die jungen mit den
Blumen gleichzeitig entwickelten Blätter hinausragen, während um-
gekehrt an V. ambigua W. K. die Blumen von den jungen Blättern
überragt werden. Ferner weicht V. Thomasiana von V. ambigua W. K.
durch die etwas herzförmigen weichen Blätter, die blass rötlilich— vio-
letten Blumen, die kurz'en breiten fast rundlichen Blumenblätter
sehr auffallend ab. Wenn man die Blätter der V. ambigua YV. K. im
Zuschnitte mit den unteren Stengelblättern der V. elatior vergleichen
könnte , so Hessen sich anderseits jene der V. Thomasiana mit
denen der V. collina Besser in Vergleich stellen. Im ausgewach-
senen Zustande sind sie diesen in der That zum Verwechseln
ähnlich; und so verschieden V. Thomasiana und V. collina zur Zeit
der Blüthe erscheinen , so sehr gleichen sie sich zur Zeit der
Fruchtreife im Sommer und im Herbste, wenn die Blätter völlig
entwickelt sind. Es geben dann nur die kürzeren Fransen der
Nebenblätter und das grössere Längenausmass der Blätter einen
sicheren Anhaltspunkt zur Unterscheidung ab.
Ich' kultivire Viola Thomasiana Perr. et Song, seit vier
Jahren im botanischen Garten und habe nun heuer auch von der
echten V. ambigua W. K. eine ziemliche Anzahl lebender Exem-
plare aus Niederösterreich mitgebracht , so dass ich in der Lage
bin von beiden Arten, solchen, die sich näher für diese Veilchen
interessiren sollten, lebende Exemplare abzutreten.
Innsbruck im Mai 1870.
Beschreibung*
neuer und Charakteristik einiger bekannten Oarex- Arten.
Von F- Kohts.
(Schluss.)
4. Carex distans L. var. flavescens Host. Gram. 4. 53.
t. 96. spec.
11*
164
Unter der Bezeichnung „Carex distans L. var. . . ." erhielt
ich eine Form durch kern er von Innsbruck (Mühlau), welche
sich bei näherer Untersuchung als die oben bezeichnete ergab.
Diese nach Host auch in Ungarn (Siehe Schur Sertum etc.
p. 3001J vorkommende Pflanze zeichnet sich hauptsächlich aus
durch die .,vaginae apice in appendicem membranaceam
producta e.*' Während ferner bei der ausgeprägten Carex distans
der Halm ganz glatt und einfach ist, sind bei der Form flave-
scens die Ränder des oberen Theiles desselben scharf und der
Halm zeigt an der Basis deutliche Spuren einer beginnenden Ver-
ästelung. Nicht minder auffallend sind auch die bei flavescens ge-
wimperten, weisslichen , hingegen bei distans genuina kahlen,
braunen Deckblätter. Ausserdem sind die Schläuche der ersteren
Form mehr eiförmig, während Carex distans länglich verkehrt-
eirunde zeigt. Trotz allen diesen Abweichungen halte ich unsere
Pflanze für eine von Carex distans L. spezilisch nicht verschiedene
Form, sondern für eine Varietät derselben. AT ei Ire ich zieht Carex
flavescens Host, wie ich glaube mit Unrecht, zu Carex fulva
Good. Zwar deuten die eiförmigen Schläuche, der oberwärts rauhe
Halm und Zahl, sowie Form und Stellung der Aehrchen auch auf
einen Zusammenhang mit dieser Art hin , doch sind dieses Kenn-
zeichen, welche allen Arten dieser Gruppe eigen sind. Hingegen
steht mancher Unterschied einer Vereinigung entgegen. Während
z. B. Carex fulva fast aulgeblasene, viel nervige, beinahe sparrige
abstehende Schläuche hat, deren Schnäbel und zum Theil auch
untere Ränder scharf sind, finden wir bei C. flavescens nerven-
lose, aufrechte und ganz glatte Schläuche. Sind ferner die Deck-
blätter der Schläuche hei Carex flavescens lang begrannt, so
linden wir sie hingegen bei C. fulva spitz. Eher nähert sich die-
»elhe der Carex Hornschuchiana Hppe., welche ich für verschieden
von C. fulva halle. Doch ist eine Vereinigung mit derselben der
aufgeblasenen, rauhen Schläuche der Carex Hornschuchiana halber
nicht zulässig, so dass also Carex flavescens wohl am besten zu
distans zu ziehen ist.
5. Carex Hemer i Kohts ined. n. sp. ex affinitate Caricis
ferrugineae Scop.
Rhizoma subrepens. Culmus erectus, subteres, laevis, inter-
dum apice scabriuiculus, foliosus, glaber. Folia lata firma,
margine scabra , sed carina laevissima, culmo adpressa,
multoque eo breviora. Bracteis foliaceis, evaginalis, culmum
sub aequantibus. Spica mascula solitaria, erecta, clavaeformi,
apice latiore; femineis 1 — 5, remotius cutis; suprema minima,
stibglobosa, 1 — 4 flora, incluse-p edunculata; reliquis
sub-clavatis, sublaxi- et multifloris, erectis, pedunculis gracil-
limis exserte inndentibus. Stigmata 3. Squarnae mascu/ae lanceo-
latae, acutatae, fuscescentes, carina hyalino-albidae; femineae
spicae supre mae ovatae, obtusissi mae, emucronatae;
reliquarum ovato-ob long ae, obtusae, mucr o nulatae. Utri-
165
cnli sgvamas superantes, lanceola to-t rigoni, laeves, patlido-
viridi, apicem versus purpurascentes, glabri, obsolete nervosuli. in
rostrnm haud breve, bidentatum, dentibus aculiusculis, scabri-
vsculis, altenuati. Achenio oblongo, basi altenuato, utriculo dimi-
dio breriore.
Sub A/i pedalis:
Tirolia centralis: In monte Burgstall ad Fulpmess in volle
Stubai^ solo calc-dolom. Kerner leg. Carex alpig ena Kerner
{in schedula speciminis nucum communicati). Salutavi cirurn dor-.
tissimum, qui in explicandis stirpibus Tirol ensibus mullum desudavit
nee parum ad rem botanicam contulit, cujus nomen semper habe-
bit locum in flora Austriaca.
Die meisten Arien dieser Gruppe unterscheiden sieh von dieser
Art durch die schmal gefall eleu Blätter; unsere Pflanze hat ziem-
lich breite starre Bliilter, was nur noch bei C ferruginea Scop.,
jedoch in viel geringerem Masse der Fall ist. Von dieser unter-
scheidet sie sich auffallend durch die aufrechten Aehrchcn, die
glatten, lanzettlich-dreiseitigen, gekielten, ziemlich lang geschnä-
helten Schlauche und die begrannten unteren aber sehr stumpfen
oberen Deckblätter.
Am nächsten scheint sie der Carex geniculata Host. (Gram.
4. 52. t. 94) zu stehen, bei welcher nämlich das oberste weibliche
Aehrchen auch kleiner ist als die andern. Während aber C. Ker-
neri gerade unter den Schläuchen dieses kleineren Aehrchens ganz
stumpfe, ja, man könnte fast sagen, abgestutzte Deckblätter hat,
sind dieselben bei C. geniculala spitz. Auch sind die Schläuche
derselben am Rande schart* und in der Form länglich-lanzettlich
und die Blätter rinnig zusammengefaltet. Carex brevifolia Host.
(Gram. 4. 50. t. 89) unterscheidet sich nach der von Host gege-
benen Beschreibung durch die geringere Anzahl der weiblichen
Aehren (1 — 2), welche zur Blüthezeit nickend sind, sowie durch
die verkehrt-eiförmigen, scharfen Schläuche und Carex spadicea
Host. (Gram. 4. 51. t. 91) durch die gewimperten Deckblätter
und die länglichen scharfen Schläuche. Meiner Ansieht nach sind
die eben erwähnten 3 Formen, welche von Host auf den Tiroler
Alpen angegeben werden, keine guten Arten, vielmehr samint und
sonders zu Carex ferruginea Scop. zu ziehen.
Die Carex chlorostachys Steven endlich, welche noch in
diese Abtheilung gehört, ist mir nur aus der für dieses Genus
unzulänglichen Beschreibung Steven's bekannt, welche ich hier
folgen lasse:
„Spiea inascula solitaria; femineis ternis, exserte
p ed unc ulatis; Stigma tibus 3; fructibus lanc eolato-tri-
quetris, apice in ein brau aceo, subbilobo, squama ovata
obtusissima ine m branaeeo-m arginata longioribu s." Stev.
(in Mein. Soc. Mosq. 4. 68.) Es ist hieraus zwar ersichtlich, dass
sie von meiner Art verschieden zu sein scheint und zwar durch
16fi
die lanzeltlieh -dreikantigen, kurz -zweilappigen Schläuche und
durch die am Rande trockenhäutigen Deckblätter, aber es mangelt
uns jede nähere Kenntniss von der Form der Blätter und Trag-
blätter, welche hier so wichtig ist, und von der Form und Stellung
der weiblichen Aehrchen, so wie von der Farbe der Deckblätter,
so dass man nicht einmal genau weiss, ob diese Art überhaupt in
die Gruppe der Carex ferruginea zu stellen sei. Ich folgte Bie-
b erst ein, welcher sie derselben nahe stellt.
6. Carex pallescens L. var. alpestris Kohts ined. Durch
Kern er erhielt ich eine von ihm im Stubaithale der Centralalpen
Tirols gesammelte Pflanze, welcher folgende Zeilen auf dem Zettel
beigefügt waren: „Circa 7000' gesammelt, also an einem auffallend
hochgelegenen Standorte. Scheint mir nichtsdestoweniger von Carex
pallescens nicht verschieden." Die eingehendere Untersuchung er-
gab Folgendes: DerHalm wie die Blätter und Blattscheiden
sind ganz kahl; die beiden ersteren starr aufrecht. Die Blätter
ziemlich breit und am Rande, von der Basis an, sehr scharf,
während der dreikantige Halm nur oberwärts etwas rauh ist. Ge-
wöhnlich befindet sich in der Mitte desselben noch ein Blatt,
welches fast die Spitze des Halmes erreicht, an der Basis aber
ganz glatt und nur an der Spitze etwas scharf ist. Die Tragblätler,
alle blallartig, sind am Grunde querwellenförmig und über-
ragen den Halm, mit der Basis den Halm umfassend. Weibliehe
Aehrchen 2 — 3, dicht gedrängt, aufrecht; das oberste fast sitzend,
das unterste oder beide unteren heraustretend gestielt. Schläuche
länglich verkehrt-eiförmig, glatt, abgestumpft, ung esc h nabelt
oder in einen ganz kurzen abgestutzten Schnabel endigend, länger
als die eiförmigen, zugespilzt-begrannten Deckblätter. Es stellt
sich die vollständige Beschreibung heraus, wie folgt:
Radix stolonibus destituta. Culmus triqueter, laevis, non nisi
ad apicem scabriusculus, saepe in media folio basi laevi
apice scabriusculo instructus. Folia lata, firma, mar-
gin e nee non carina scabra, g lab errima ut foliorum
vaginae. Bracteae foliaceae, basi transversim rugulosae,
amplectentes, lotum superantes eulmum; laeves T>el scabriusculae.
Spica mascula solitaria, terminalis, tenuis cylindrica; femineis
geminis viel ternis, confertis, erectis, ellipticis, densiftoris;
suprema sessili, infima (vel duabus inßmis) exserte peduneulata,
peduneuits scabris. Squamae masculae otato-oblongae , aewni-
nato-cuspidalae. glabrae hyalino-albidae; femineae ovatae, cuspi-
dato-mucronatae, uninerviae, pallido fuscescentes , glabrae,
utriculis breviores. Utriculi obovato-obtongi, subtruncati, laeves,
enernii, virides, erostrati vel rostro brevissimo, trun-
cato, ore integro, terminati. lx/% pedalis.
Tirolia centralis: in ascensu ad montem Kreitspitz supra
Ranalt in valle Stubai sup; solo schistoso 7000!
Eine ähnliche Form, wie die eben beschriebene erhielt ich
durch Vermittelung von Stein (Geschäftsführer des „Schlesischen
167
botanischen Tauschvereins" in Breslau) von Hoiuby bei Nemes-
Podhragy in Ungarn und durch Hervier-Basson von Legrand
im Departement Loire des östlichen Frankreichs gesammelt. Die-
selbe weicht nämlich von Carex pallescens L. auch durch die
ganz kahlen Blaltscheiden und Biälter ab, hat aber nicht die Steife
des Stengels und der breiten Blätter, und die Schläuche fand ich
stets kurz zwei-zähnig geschnäbelt.
7. Carex rhynchophysa C. A. Mey. Radix fibrös a. Culmus
basi foliatus, triqueter, sc ab er. Folia plana, lata, in ar-
gine scabr a, cul m u m longiss i m u m Qsub 2-pedaiem) aeg ua n-
tes rel superantes. Bracteae foliaceae, foliis paulum an-
gustiora, maximae, scabrae, infima satis longae vaginuns,
culmum aequans aut super ans. Spica mascula subsolitaria, tertia-
na lis, multiflora, gracilis ; ft>. m in eis 1 — 4 , romotis s i mis, c y-
lindricis, erectis, densifloris, sessilibus, vel infima btevis-
sime incluse-pedunculata, basi vel apice saepissime flori-
b us nonnullis masculis instructis, suprema et infima
sub minor ibus; sup remis bracteis destitutis. Squamae
masculae lanceolatae, acutae, obtusaece, albo-pallidae, utiinerr>iae,
nervo fuscescenti; f emineae ovatae, acutae, nninerviae, fla-
vescentes, glabrae et laeves. Uiriculi globosi, infiati; patea-
tissimi, glabri, i ostrati, rostro s atis- long o, bidentato , denti-
bus patulis, squamas % superantes. Borussia occidenlalis:
Philippi in ditione Bernensi, in paludosis. Inoenitur quoque ad
magiium lacum Schioeinebudensee nominatum prope Bernas. (Be-
rent) sed ubique rarissima.
Steht am nächsten der Carex rostrata With (Brit. 1059)
non Mühlenberg. (C. ampuUacea Good.), ist jedoch von der-
selben sicher spezifisch verschieden. Ich hielt sie auch anfänglich
für eine Form derselben mit entfernten weiblichen Aehrchen, da
ich sie nur flüchtig besichtigt und dabei die flachen, breiten Blatter,
sowie den rauhen Halm und die kurzen Deckblätter nicht bemerkt
hatte. Auffallend waren mir gleich bei dem ersten Orte, wo ich sie
fand, nämlich in einem Graben eines Torfbruches vor Philippi bei
Bereut, die grosse Masse der sterilen Blattbüschel gewesen, welche
fast die ganze Breite (\cs Grabens ausfüllten und in welchen die
wenigen blühenden oder fructificirenden Stengel fast verschwanden.
Hingegen bemerkte ich an dem zweiten Standorte am Gr. Schweine-
budensee bei Berent auch nicht ein einziges steriles Blattbüschel,
vielmehr standen die fructificirenden Halme gerade so zahlreich
zusammen, als bei Carex rostrata With,, welche nicht weit davon
in unzähliger Menge stand. Zur näheren Untersuchung wurde ich
erst durch Klatl, einen um die preussische Flora sehr verdienten
Botaniker, angeregt, welcher dem Namen vCarex rostrata With.
var. . . .", den ich auf der Etiquette der ihm mitgetheilten Exem-
plare geschrieben hatte, ein Fragezeichen beisetzte.
Allein allen mir zugänglichen Werken fehlte eine Art, welche
mit der qu. Pflanze übereingestimmt hätte. Jetzt, vor kurzer Zeit,
168
kamen mir nun Janka's „Adnotationes in plantas dacicas"
zur Hand, welche unter Nr. 320 Carex rhynchophysa C. A. Mey.
mit folgender Beschreibung- enthielten: „Culmus 3-queter, folia
plana; spicae femineae remotae, sessiles; fructus glo-
boso - in fla ti, rostrati, paten tissimi, glumam exceden-
te s.u Man sieht daraus, dass die hier angegebenen Merkmale mit
meiner Pflanze übereinstimmen, leider sind aber die anderen Ver-
hältnishe in der Beschreibung Janka's nicht berücksichtigt, in wie
fern also die anderen oben von mir angegebenen Kennzeichen mit
seinen Exemplaren stimmen, weiss ich nicht. Auch nach Fuss
(Tlora Transsylvaniae excursoria pag. 693 n. 3141) ist Carex
rhynchophysa C. A. Mey. von Janka in Siebenbürgen (Szt. Gott-
bard) gefunden und wäre es interessant und wohl erwünscht,
wenn dieser die in seinein Besitze befindlichen Exemplare einer
näheren Untersuchung unterwerfen und das Resultat derselben ver-
öffentlichen möchte.
Ausserdem ist mir keine weitere Art bekannt, welche meiner
Pflanze nahe steht. Die nordamerikanischen Arten Mühlenbergs
als: Carex tentaculata, hystericina, lupulina und andere nahern
sich alle mehr der C- vesicaria L. Carex bullata Schkuhr (Car.
2. 85. tab. U. n. n. Fig. 166) weicht vielfach von unserer Art ab:
durch die grössere Zahl der männlichen Aehrchen, die Schärfe der
Schnäbel der nicht aufgeblasenen Schläuche und die lanzettlichen
Deckblätter.
Danzig, im März 1870.
Zur Flora Presbnrgs.
Von J. L. Hornby.
Das Neueste, was mir über die Phanerogainenflora Pressburgs
bekannt ist, ist Wiesbauer's „Katalog der Flora von Presburg.
1864", in welchem von Brombeeren nur nachstehende Arten und
Varietäten verzeichnet sind: Rubus Idaeus L., caesius L. a. gla-
brescensN., ß. pubescensN., fruticosusL., y. discolorN., wobei freilich
ohne Ansicht von Exemplaren unentschieden bleibt, was unter dem
R. fruticosus L. und seiner Varietät y discolor N. zu verstehen
sei, denn discolore Blätter haben ausser einigen Bastarten auch
R. candicans Whe., R. bifrons Vest., ß. Radula Whe., R. vul-
garis Wlie. — Durch meinen Freund Herrn Rittmeister Schneller
in Presburg bin ich in den Besitz einer hübschen Anzahl von
Exemplaren Presburger Brommbeeren gekommen, die ich sorg-
fällig untersucht habe, und hier als einen weitern Beitrag zur
Flora Presburgs, und als eine Anregung zum weitern Beobachten
dieser vielgestaltigen Gattung der Oeffenllichkeit übergebe.
169
Rubas candicans Whe. sah ich selbst am Gemsen berge in
der Nähe des Jägerhauses in Holzschlägen, und ich vermuthe,
dass Wiesbau er's R. fruticosus y. discolor hierher gehöre. Dann
müssen es uns aber freilich die Presburger Botaniker sagen,
was sie unter R. fruticosus verstehen? Ich erinnere mich nieht
diesen letzteren wo im Herbare oder lebend gesehen zu haben,
und dürfte diese Art überhaupt in der nächsten Umgebung Pres-
burgs fehlen. Um Modern, Bösing und St. Georgen kommt an
buschigen Hügeln ebenfalls R. candicans Whe. vor.
R. vulgaris N. W. erhielt ich von H. Schneller in einem
Exemplare aus dem Steuergrundwalde bei Presburg.
R. idaeus L. beobachtete ich selbst, in den Jahren 1855 —
1S61 von Presburg bis Mariathal und bei Modern in Holzschlägen,
wird mitunter auch in Obstgärten kultivirt.
R. tomentosus Borkh. Die vielen von Schneller gesam-
melten Exemplare können unter nachstehende Formen 0. Kunze's
gebracht werden :
1. stellinus O.K. am Kai varien berge.
2. setoso-glandulosus Wrtg. am Kalvarienberge und an Wein-
gartenrändern bei der Hammerschmiede.
3. Schultzii C. Rip. in schönen Exemplaren von Weingarten-
rändern ohne nähere Standortsangabe. Ich selbst sah den R. tomen-
tosus auch bei Theben, dann bei Krälowä nächst Modern. Auch an
Abhängen im Mühlthale bei Presburg ist er stellenweise häufig.
R. Radula Whe. Die im obern Steuergrund bei Presburg
gesammelten Exemplare haben einen starkbehaarten sterilen Sten-
gel mit wenigen kleineren Stacheln und Stieldrüsen, Blätter unter
seits weiss-filzig, wie sie hier um N. Podhragy nur äusserst selten
zu finden sind.
R. caesius L., wurde mir in mehreren Formen aus dem Gebiete
der Presburger Flora mitgef heilt, und zwar:
1. Fast kahl und äusserst spärlich bewehrt, grossblältrig, von
der Insel Putschen, allem Anscheine nacli von einem schattigen
feuchten Standorte.
2. Eine kleine, gedrungene, in allen Theilen mehr oder min-
der behaarte Form, von einem trockenen Standorte. Hierher dürfte
gehören Wies!) au er's I. c. R. caesius §■ pubescens.
3. Ejne Form mit zahlreichen gekrümmten Stacheln und vie-
len StieldVüsen sowohl am sterilen Stengel als auch im Blülhen-
stande, (\ie ich zu 0. Knnze's var. hispidus ziehe.
R. corylifolius Sm. Nächst der Hammerschmiede. Aus dem
Steuergrundwalde besitze ich einige Exemplare, die mit Exem-
plaren des R. nemorosus Hayne, die H. Schwarzer inpr. Schle-
sien sammelte, vollkommen übereinstimmen.
R. caesiusXfruticosus O.K. 2. tomentosa NW. Kräftige Exem-
plare aus den „Ruisehen" ober dem Durchschnitte durch Felsen
auf der Pester Bahn [bei Presburg. Herr Focke hält meine, um
N. Podhragy und Iwanowce im Trencsiner Komilale gesammelten
170
Exemplare dieses mutmasslichen Bastartes, die mit den Presbur-
ger Exemplaren übereinstimmen, nur für kräftigere Individuen des
R. caesiusXtomentosus 0. K.
Diess wären somit die Brombeeren, deren Vorkommen bis-
her in der Flora posoniensis sichergestellt ist. Ohne Zweifel wird
sich die Zahl der Formen bei weiterer Beobachtung in Bälde ver-
doppeln oder auch verdreifachen. Rubus hirtus W.K., glandulosus
Beil., caesiusXtomentosus O.K. dürfen auf geeigneten Lokalitäten
auch da nicht fehlen, sowie noch manche Bastarie des Entdeckens
erwarten.
Mit gegenwärtigem kurzen Aufsatze wollte ich die fleissigen
Botaniker Presburgs auf diese, bei uns in Ungarn noch gar zu
sehr vernachlässigten, aber gewiss äusserst interessanten stach-
ligen Gewächse aufmerksam machen. An Weingartenrändern durch
das ganze Gebiet, im Kaiserwege, am Abhänge zwischen Presburg
und Theben und in Holzschlägen der Wälder werden sie gewiss
nicht vergebens nach schonen Brombeerformen suchen !
N. Podhragy am 9. Februar 1870.
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
XXXIV.
711. Angelica süveslris L. — Auf feuchten Wiesen, an Was-
sergräben und Bachufern. In den Thälern und Thalweitungen des
miüelung. Berglandes an der Mündung der Gran und Eipel, bei
Set. Andrae, Altofen, Martonvasär, Velencze, Stuhlweissenburg.
Auf der Kecskem. Landh. häufig bei R. Palola, Pest, Also Nemethi,
Säri, Alberti. Am Rande der Debrecziner Landh. in dem Ecseder
Sumpfe. Im Bereiche des Bihariageb. bei Grosswardein, Savoeni,
Petrosa, Rezbänya, Buteni, Desna und auf der Dinesa am Fusse
des Plesiu. — Schiefer , tert. diluv. und alluv. Lehm und Sand.
95—400 Met.
712. Angelica montana Schleicher. — In der Matra auf dem
Nagy Gälya; im Bihariageb. bei Scarisiöra im Aranyosthale , im
Valea mare ober Rezbänya und im Poienathale hinter der Schmelze
bei Petrosa. Nach Janka Oest. bot. Ztschr. 1866 überall in der
Matra. — Trachyt, Porphyrit, Schiefer, Kalk. 300—1450 Met.
713. Archangelica litoralis Wahlenberg. — Am Ufer der
schnellen Koros in Grosswardein von Janka in einem Exemplare
171
aufgefunden. (Oest. botan. Zeitschr. XIII. 330). — Eine mir unbe-
kannte Pflanze.
714. Ferula silvatica Besser. — In der Niederung am Saume
des Bihariagebirges bei dem Felixbad (Steffekj und in Wäldern zwi-
schen Nagy Urögd und Nyärszeg südlich von Grosswardein (Janka).
— Lehmboden. 100 Met.
715. Ferula Sadleriana Ledebour. — Zwischen niederem
Buschwerk auf Kalkfelsen am Piliserberg im mitlelung. Bergl. und
zwar an einer sehr beschränkten Stelle, nämlich auf dem gegen
Südost sich absenkenden Grate beiläufig 120 Meter unter dem
Gipfel. — Kalk. 630 Met.
716. Peucedanum officinale L. — Auf Wiesen und grasigen
Plätzen in lichten Wäldern. In der Niederung am Fusse der Malra
zwischen Gyöngyös und Erlau bei Vecs, Fei Debrö und Verpelet,
dann bei Kömlö nächst Heves und längs der Zagyva in die Theiss-
niederung. Auf der P. Hortobägy und bei Karezag. In der Niede-
rung am Saume des Bihariageb. bei Fajmas und Grosswardein. —
Diluv. und alluv. Lehmboden. 80—100 Met.
717. Peucedanum arenarium W. K. — Auf Sandhügeln und
Sandflächen, insbesonders an den mit Stipa capillata bewachsenen
Stellen, seltener auch in dem Gestäude am Rande der Wälder im
Tieflande. Am Saume und in den Thalweitungen des mittelung.
Berglandes auf den Hügeln bei Dorogh, namentlich auf dem Kal-
varienberge, und dann entlang der Donau bei Gran, Zebegeny,
Wailzen, Dunakesz, Csepele, Räcz Almas und Duna Pentele; auf
der Kecskem. Landh. bei R. Palota , auf der P. Szt. Mihäly , am
Rakos, auf der P. Lörincz und nächst der Gubacs Csarda bei Pest,
bei Soroksar, Ocsa, Monor, Pilis, P. Peszer bei Also Dabas , auf
dem Erdöhegy und bei P. Sällosär nächst Tatar Szt. Gyürgy;
dann bei Gödöllö, Bagh, Aszod und Heves. — In der Tiefebene, so
wie im Bereiche des Bihariageb. nicht beobachtet. — Diluv. und
alluv. Sand. 90—130 Met.
718. Peucedanum alsaticum L. — In Niederwäldern und am
Saume lichter Hochwälder, vorzüglich aber in dem Gestäude, wel-
ches an den Böschungen der Hohlwege, an steinigen wüsten Plätzen
und an lehmigen Abrissen niederer Berge, am Rande von Wein-
bergen oder auch in aufgelassenen Weingärten den Boden bedeckt.
Im mittelung. Bergl. auf dem Czigled bei Erlau; in der Matra auf
dem Särhegy; am Fusse des Nagyszäl bei Waitzen und auf dem
Lössrücken des Viniszni vrch bei Gomba; in der Pilisgruppe bei
Yisegräd und Set. Andrae , auf dem Schwabenberg, in Wolfsthal
und am Adlersberg bei Ofen. Auf der Margaretheninsel. Im Tapio-
gebiete bei Szt. Märton Käta. Auf der Kecskem. Landh. im Wald-
reviere zwischen Monor und Pilis. Im Bereiche des Bihariageb. sehr
häufig auf dem tert. Vorlande zwischen Grosswardein und Belenyes,
bei Felixbad, Lasuri, Holiodu etc. Im Gebiete der weissen Koros bei
Chisindia nächst Buteni. — Vorherrschend auf tert. und diluv.
Lehmboden und auf der durch Verwitterung des Trachyles oder
172
thonreicher Kalksteine entstandenen lehmigen Bodenkrume, selten
auch auf Sandboden. 95 -380 Met.
719. Peucedanum Oreoselinum (L.) — Auf grasigen Plätzen
am Rande und im Grunde lichter Wälder, auf Sandhügeln und an
felsigen Bergabhängen. Im mittelung. Bergl. in der Pilisgruppe bei
Visegräd und Set. Andrae, auf der Slanilzka bei P. Csaba und auf
dein Schwabenberge bei Ofen; in der Vertesgruppe bei Csäkvär.
Auf der Kecskem. Landh. auf den mit Pollinia bestockten Gras-
fluren am Rakos bei Pest, bei Ecser und im Waldre\iere zwischen
Monor und Pilis. Im Tapiogebiete bei Sz(. Märton Kala. Auf der
Csepelinsel bei Csepele. Auf der Debrecziner Landh. bei Teglas,
Szakoly und Debreczin. Im Bihariageb. auf dein tert. Vorlande
von Grosswardein bis Belenyes, am Bontoskö bei Petrani, am Rande
des Balrinaplateaus auf der Pietra muncelului und Pietra lunga und
ober Fenatia bei Rezbänya; in der Plesiugruppe auf der Bratcoea,
in der Hegyesgruppe auf den Höhen der Chiciora und im Thale
der weissen Koros auf den Tertiärhügeln zwisclien Plescutia und
Halmadiu. — Vorherrschend auf Kalk und diluv. kalkreichem Sand
und Lehm, seltener auf Trachyt und Schiefer. 95 — 1265 Met.
7 iO. Peucedanum Cervaria (X.) — In Niederwäldern , auf
Wiesen und grasigen Platzen trockener Bergabhänge und Sand—
hügel. Im mittelung. Berglande bei Paräd und auf dem Särhegy
bei Gyöugyös in der Malra; auf dem Nagyszäl bei Waiizen; bei
Gross Maros in der Magustagruppe; in grosser Menge auf dem
Visegräder Schlossberge, bei Set. Andrae, im Auwinkel und auf
dem Schwabenberge bei Ofen in der Pilisgruppe so wie auf dem Vor-
lande dieser Berggruppe bei Ercsin und auf dem Meleghegy bei
Nadäp. Auf der Kecskem. Landh. auf den mit Pollinia bestockten
Grasfluren bei R. Palota, Pest und Bagh. Im Bereiche des Biharia-
geb. sehr selten und von mir nur bei Chisindia nächst Buleni im
Thale der weissen Koros beobachtet. — Vorherrschend auf tert.
und diluv. Lehmboden und der durch Verwitterung aus Trachylen
und thonreichen Kalksteinen entstandenen lehmigen Bodenkrume,
selten auch auf Sandboden. 95 — 630 Met.
721. Peucedanum austrincum Jaeq. — Im Bihariagebirge auf
dem Felskamme der Pietra Galbina am Rande des Balrinaplateaus
östlich von Pelrosa. — Kalk. 1200 Met. Hier häufig, sonst im Ge-
biete nicht beobachtet. — (^Die an der bezeichneten Stelle gesam-
melten Exemplare stimmen auf das genaueste mit der Pflanze über-
ein, welche Schleicher mit der Etiquette „Selinum montanum
Sohl. — Hall. sub. Nr. 799 cum Selino palustri conjunxit. In pratis
montanis supra Morcle" ausgegeben hat und die in Koch Umb. 94
als Peucedanum montanum aufgeführt wird. Die Blattzipfel dersel-
ben sind gewöhnlich etwas schmäler als an dem von Ja cquin ab-
gebildeten Peucedanum austriacum , sonst unterscheidet sich aber
unsere Pflanze nicht von dieser letztgenannten. — Im „Pflanzen-
leben d. Donaul." habe ich dieselbe irrthümlich als P. rablensc
aufgeführt. Peucedanum rablense [Wulf.], das ich seither an vielen
173
Stollen in den Südalpen zu beobachten Gelegenheit fand, ist aber
eine andere Pflanze und von P. aus tria cum Jaeq. nach meiner Auf-
fassung als Art verschieden.)
722. Peucedanum carvifoHum (Crantz.) — (P. Chabraei
[Jacq.]) — Unter Gebüsch, auf Wiesen und grasigen Platzen am
Rande und im Grunde lichter Wälder, zumal an etwas feuchten
Orten. Im mittelung. ßergl. selten; am Fusse des Hajduhegy bei
Erlau; in der Pilisgruppe bei P. Csaba, bei der „Schönen Schäfe-
rin" und auf der gegen das Wolfsthal abdachenden Seite des Schwa-
benberges bei Ofen. Fehlt im Tieflande. Häufig im Bereiche des
Bihariagebirges, namentlich auf dem tert. Vorlande zwischen Gross-
vvardein und Belenyes, bei Felixbad, Miclo Lasuri und an vielen
anderen Punkten; dann sehr verbreitet auf dem diluvial. Hügel-
lande im Thale der schwarzen Koros, zwischen Vasköh, Rezbänya
und Petrosa und einwärts gegen das Gebirge bis auf die Wiesen
ober der Höhle nächst Fenatia. Am Fusse der Plesiugruppe bei
Monesa und Nadalbesci; in der Hegyesgruppe auf der Chiciora und
im Thale der weissen Koros zwischen Halmadiu und Körösbänya.
— Liebt zähen lehmigen Boden und ist daher vorzüglich auf tert.
und diluv. Lehm, dann über Trachyt, Schiefer und ihonreichen
Sandsteinen und Kalksteinen verbreitet, welche durch Verwitterung
eine thonige Erdkrume liefern. 220 — 540 Met.
723. Peucedanum. palustre (L.) — Auf sumpfigen Wiesen,
insbesonders gerne zwischen den die Wassergräben besäumenden
Gebüschen der Salix cinerea. Auf den Sumpfwiesen nächst der
Pulvermühle ober Altofen. Auf der Csepelinsel. Auf der Kecskem.
Landh. auf den moorigen Gründen entlang dem Rakosbache bei
Pest ziemlich häufig. Am Ostiande der Debrecziner Landhöhe in
dem Ecseder Sumpfe. — Alluv. Sandboden. 95 — 130 Met.
Botanische Reise in Serbien im Jahre 1869.
Von Dr. Josef Pancie 1).
Meine heurige Ferienreise galt wieder dem Kopaonik, aber
auf einem andern, viel kürzeren Wege als der war, über den ich Ihnen
a. 1866 berichtet. Ich wollte diesmal meine Forschungen auf die-
sem interessanten Gebirgsstocke gleichsam abschliessen, mehrere
noch nicht oder nur flüchtig berührte Lokalitäten allseitig durch-
suchen, interessantere Vorkommnisse für das Herbar oder den Gar-
ten in gehöriger Menge aufbringen, und gedachfe dann schliesslich,
auf der Rückreise einige der in Mittel-Serbien längst nicht betre-
tenen Fundorte neuer oder zweifelhafter Formen aufzusuchen. Auf
diese Art hoffte ich die meisten Zweifel lösen zu können, die sich
1) Ein Schreiben an Janka.
174
mir auf meinen früheren Wanderungen aufgedrungen, und konnte
dann ziemlich gerüstet an eine Vervollständigung meines im Jahre
1856 verfassten, bereits verjährten Verzeichnisses der in Serbien
wildwachsenden Phanerogamen gehen.
Der minder wichtige, zum grössten Theile bewaldete und bes-
ser bekannte Theil der Reise — die Bezirke von Belgrad und
Kragujevac — wurden in drei Tagen zu Wagen passirt und unter-
wegs nur in der Gruza ein Abstecher auf Borac, einen bei 800'
hohen Trachytfelsen unternommen. Die daselbst vor vielen Jahren
gesammelten: Barbarea arcuata Rchb., Fumaria Pettevi Rchb.
und JMs serbica Panc. hatten längst ihre Samen ausgestreut; da-
gegen standen in voller Blüthe; Delphinium fissumWAi., Trifolium
trichopterum Panc. und Sedutn reßexum L.
In Karanovac, dem eigentlichen Ausgangspunkte meiner der-
maligen Reise wurde einige Zeit gerastet, um die nächste Umge-
bung des Ortes zu studiren und Alles vorzubereiten, was die weitere
ziemlich beschwerliche Gebirgsreise möglichst komfortable und er-
folgreich machen sollte. — Einige Exkursionen um Karanovac
ergaben als neu für die Flora: Vulpia bromoides Rchb., vergesell-
schaftet mit Ranunculus laterißorus DC. , Lepigonum rubrum Fr.,
Lindernia pyxidaria L. und Agrosüs canina L.; die westlichen hie
und da mit Reben bepflanzten Hügel: Linum hirsutum L., Hype-
ricum barbatum L., Campanula lingulata W.K. , Crucianella an-
gustifoliaL., Avena tenuis Mnch. und Phleum asperum Vill.
Von Karanovac wollte ich wieder einmal den Stol besuchen,
um mich dann dem von demselben westlich gelegenen Troglav
und üemerno zuzuwenden.
Der Stol, oder eigentlich der kleine Stol, wird Ihnen noch von
früher, a. 1865, in frischer Erinnerung sein als der Fundort vieler ser-
bischen Seltenheiten: meiner Centaurea coriacea oder vielmehr einer
davon verschiedenen höchst wahrscheinlich neuen schwarzköpfigen
Form, einer anderen Centaurea verwandt mit C. Reichenbachii, mit
der sie die pappuslosen Achenen gemein hat, dann Eryngium serbicum
Panc., Eryngium palmatum n.sp. (£. tricuspidatum Panc. Verzeich-
nisse, PotentillaVisianiiP anc., Arceutobium Oxycedri M.B., Euphor-
bia glabrißora Vis. Daphne Blagayana Frey er, Geranium bo-
hemicum L., Silene paradoxa L., Festuca spadicea L., Dianthus
papillosus Vis. et Panc. und Silene Sendtneri B oiss. — Ausser die-
sen Arten sammelte ich noch: Campanula caespitosa Scop. , Bu-
pleurum exaltatum M.B., Brachypodiumpinnatumvür.rupestreK och,
Hieracium murorum pilosissimum Fr., eine Soyeria verwandt mit
S. lampsanoides , einige Dianthi aus der Gruppe des carthusia-
norum, eine Avena, zwischen planiculmis und pratensis stehend,
und als neu für die Flora: Carex sempervirens Vill., welcher mir
beim ersten Anblick als ein üppigerer C. tenuis mit aufrechtste-
henden spicis foemineis imponirte, ferner zwei Ginster-Arten, die
eine verwandt mit G. anxantica Ten., aber mit rauhhaarigen Scho-
ten, die andere mit Blüthen und Früchten von G. germanica L.,
175
aber sehr niedrig und kriechend ohne alle Dornen. Ich hatte diese
letzte Genista vor mehreren Jahren in einigen blühenden Exem-
plaren auf dem in. Kopaonik gesammelt und an einige meiner
Korrespondenten als neu unter dem Namen G. macrotropis in. ge-
sendet. Seitdem traf ich sie auf mehreren unserer südlichen Bergen und
neige mich nun immer mehr zur Ansicht, dass sie, trotz dem ver-
schiedenen Habitus, dem Mangel an Bewehrung und den meist
stumpfen Blättern nur eine Form der G. germanica-inermis Bert,
sein könnte, obwohl ich es noch immer sonderbar finde, dass die-
selbe Art „in campis tridentinis" und auf unseren 3-5000' hohen
Bergen wachsen sollte.
Die Abhänge des Stol sind gegen den Ibar zu sehr steil und
für Pferde schwer praktikabel; indessen wollte ich es versuchen
auf einem westlichen Grat die Thalsohle zu erreichen. Die be-
schwerliche Partie brachte wohl nichts Namhaftes ein; ausser der
früher angeführten Centaurea aus der Verwandtschaft der C. Rei-
chenbachii, die sich an den Seiten des Stol ziemlich tief herab-
zieht, wurden nur noch notirt: Orobus laevigatus W. K. und Iris
Rcichenbachii He uff. Aber die Flora war es auch nicht, die mich
in die tiefen Schlünde des Ibar hinab lockte; ich wollte vielmehr
Einiges über die ursächlichen Momente des hier stark grassirenden
Kropfes erfahren. Es leidet nämlich die Bevölkerung der 5 — 6 Ort-
schaften, die zumeist knapp am untern Ibar-Strom liegen, mehr
als zur Hälfte an diesem endemischen Uebel, das sich meist erst
nach der Pubertät, oft auch an altern Individuen, die hieher ein-
wandern entwickelt, manchmal sehr hohe Grade erreicht und sich
hie und da zum ausgesprochenen Kretinismus potenzirt. Das Land-
volk schreibt die Krankheit dem Ibar-Wind — Ibrostak — , der
hier fast allnächtlich stromaufwärts wehet, zu. Wahrscheinlicher
dürfte es indess sein, dass er hauptsächlich durch den hohen
Feuchtigkeitsgrad, die ungenügende Besonnung und das den Ser-
penlinbergen entspringende, magnesiahaltige. an Carbonsäure sehr
arme Trinkwasser bedingt werde. Meine Erkundigungen , ob man
hier Falle von Tuberkulose zu beobachten Gelegenheit habe, boten
zwar nur negative Resultate, die für jetzt keinen weiteren Schluss
zulassen, da es indessen wohl bekannt ist, dass in manchen Fällen
der Kropf in ein vikäres Verhältniss zur Tuberkulose trete, so dürfte
auch der Wunsch gerechtfertigt sein, die Aerzte möchten es durch
Versuche festzustellen trachten, ob durch das Verweisen tuberku-
löser Kranken in solche von Kropf heimgesuchte Oertlichkeiten
die Sistirung der unheilbaren, auch bei uns in starker Progression
begriffenen Tuberkulose nicht erzielt werden könnte?
Nach kurzer Rast in Karanovao ward die Reise am linken
Ufer des Ibar fortgesetzt. Auf dem Dreikopf ftroglav), den ich
nun zum erstenmal besuchte, waren die gewöhnlichen Pflanzen
unserer Serpentingebirge zu sehen; Euphorbia glabriflora Vis.,
Betonica scardica Gris., Linum hologynum Rchb., Centaurea alba
var. , Ajuga chia u. a. Sonst sammelte ich noch ein Sempervivum,
176
verwandt mit S. Heuffelii Schott, vielleicht S. Reginae Amaliae
Heldr. und eine Avena verwandt mit A. sulcata Gay,, wie ich
glaube A. Albinervis Boiss.
Auf dem Cemerno, das etwas höher ansteigt, als der östlich
gelegene Stol, wurden die nackten Kuppen fleissig durchsucht und
bei dieser Gelegenheit gesammelt und notirt: Poa sudetica Hanke,
Glyceria plicata Fries, Luzula flavescens Gaud., Gentiana ulri-
culosa L. , Mulyedium alpinum Cass. , Hier actum Nestleri Vi 11.
und sein nächster Verwandter H. multiflorum Schi., H. mnrorum
caesium Fr., Scorzonera rosea W.K., Sedum annuum L., Stel-
laria uliginosa Murr., Viola declinata W.K., ein Geum von der
Tracht meines Cr. molle aber mit grossen verkekrtherz förmigen Blumen-
blättern und kleineren Früchten, also näher verwandt mit G. pyre-
naicum, dann mehrere Verbasca. Eines dieser Verbasca hatte mich
eigentlich bewogen , Cemerno, das ich bereits vor mehreren Jah-
ren bestiegen, wieder aufzusuchen. Beim ersten Blick präsentirt
sich dieses Verbascum als ein prolixes V. nigrum, aber mahnt auch
an V. austriacum, und es ist die einzige Pflanze, die mir in mei-
ner ziemlich langen Floristen-Praxis den Gedanken einer Species
hybrida aufdrang, Es wächst ziemlich spärlich zwischen den mut-
masslichen Aeltern, dem V. pannosum Vis. et Panc. und einer
Form des V. nigrum, die auf unseren Bergen allenthalben vor-
kommt und sich durch stärkeren Bau, grössere Blüthen und Blätter
von der typischen Form unserer Ebenen unterscheidet. Ich fand
mein hybrides Verbascum später auch auf dem m. Kopaonik, auch
hier nur einzelnweis, während das V. pannosum fast alle Wald-
lichtungen einnimmt und das V. nigrum var. an den Waldrändern
und um die Sennhütten sehr zahlreich vertreten ist. Sollte meine
Aufassung dieser für mich höchst interessanten Pflanze die richtige
sein, so dürfte gewiss auch die Benennung V. pannosoX nigrum,
unter der ich sie in mein Herbar niederlegte , den Regeln der
Kunst entsprechen. An V. nigrum erinnern: der Stengel und des-
sen Verästelung, die lockere Inflorescenz, die dunkelgelben Blüthen
und die lilafarbige allerdings leicht erbleichende Wolle der Staub-
fäden; — an V. pannosum: die Konsistenz der im Umrisse sehr
variirenden aber niemals vollkommen herzförmigen Blätter und die
an den längern Staubfäden kurz herablaufenden Antheren.
Vom Cemerno hatte ich beschlossen südwärts nach Pridvorica
zu gehen, um dort einen mir unbekannten See zu besichtigen und
den Standort der Pinus leucodermis Antoine, die mir dieses Früh-
jahr von der obern Morava unter dem Namen „Munika" eingesendet
worden, aufzusuchen. Der schöne Plan misslang leider vollkommen,
denn meine unkundigen oder reisescheuen Führer wollten von kei-
nem Wege nach Pridvorica recht wissen; statt die südliche Richtung
einzuhalten, lenkten wir zu stark östlich ab und gelangten durch
Dick und Dünn spät in der Nacht im Kloster Studenica an, wo
wir eigentlich erst nach mehreren Tagen einzukehren gedachten.
177
In Sludenica benutzte ich den Morgen , um einen schwachen
Säuerling, der ober dem Kloster am Ufer des Studenicaer Flüss-
chens entspringt zu untersuchen und erbeutele bei dieser Gelegen-
heit: schöne Exemplare von Herniaria macrocarpa Sm., ein mir
neues Tragopogon, höchst wahrscheinlich Tr. Samarüani Heldr.
et Sart. und Cirsium candelabrum Gris. — Die übrige Zeit wurde
verwendet, um das alle Königskloster mit all' seinen Kostbarkeilen
und heiligen Reliquien in Augenschein zu nehmen. Nach dem Mit-
tagsessen, das wegen der weiten Tour, die ich vorhatte früher
eingenommen wurde, ritt ich auf den nahen Berg Radoöelo (über
3000' hoch), um die dortigen Marmorbrüche zu besichtigen. Den
ganzen Weg war die anstehende Gebirgsart der Glimmerschiefer,
in welchem schon beim Kloster Studenica dünne Lager von weis-
sem Kalkstein zu sehen waren. In drei Stunden scharfen Rittes war
die erste nordöstliche Gebirgskuppe, das eben gesuchte Marmorla-
ger erreicht. Die ausserordentlich grossen Massen von Schult, die
hier einen bedeutenlen Raum einnehmen, und die tiefen Gruben
bekunden zur Genüge das hohe Alter dieser Brüche, aus welchen
auch das Material zu den im Mittelalter mit königlicher Pracht aus-
geführten Klosterbauten hergenommen wurde. Dermalen werden
diese Brüche spärlich ausgebeutet; man sieht wohl hin und wieder
zerstreute Kreuze und Grabplatten in allen Graden von Aufberei-
tung und Erhaltung; aber nur an Feiertagen, der Tag meines Be-
suches war ein solcher, trifft man hie und da einen Arbeiter aus
einem der anliegenden Dörfer, der mit seinen primitiven Werkzeu-
gen ein Kreuz oder sonst ein ihm nothwendiges Stück Gestein
ausmeisselt.
Auf der höchsten, das Marmorlager um 200' überragenden
Kuppe des Radocelo tritt wieder der Glimmerschiefer auf. Das hier
äusserst slark zerklüftete, von einem dichten Geflecht von Vaccinium
Myrtillus überwucherte Gestein scheint, wie bei uns die Silikate über-
haupt, wenig des Interessanten zu bergen; denn ich sammelte ausser
einem zweifelhaften Phyteuma aus der Verwandtschaft des Ph. orbicu-
lare blos einige Spätlinge von Cerastium rectumFriv., Silaus vires-
cens Gris., Bupleurum exaltatum 31. ß., Doronicurn austriacuniW.,
Mulgedium alpinum L. und ein sonderbares Hieracium praealtum mit
fadenförmigen Stengeln und sehr langen Ausläufern. Da der Abend
bereits stark heranrückte, so konnte nur noch eine zweite nord-
wärts im Niveau des Marmorlagers gelegene Kuppe besucht werden,
Hier erschien wieder der früher beobachtete schneeweisse Marmor,
der in 2 — 20 Klafter hohen an- und übereinander gereihten Felsen
aufragt und an einigen Stellen eben frische Anbrüche zeigte. Einige
dieser Felsen wurden, so gut es in der Eile ging untersucht, und
boten: Draba Aizoon Wahlb., Arabis procurrens W. K. , Saxi-
fraga Friderici Augusti Bias. , S. Aizoon L. , S. rotundifoüa L.,
Laserpitium marginatum W. K. , Rhamnus alpinus L, , Campanula
crassipes Heut f., Silene splendens Boiss., Heiiosperma mona-
chorum Vis. etPanc. und Hieracium bifidum Kit., Alles, bis auf die
Oesterr. botau. Zeitschrift. 6. Heft. 1870. 1*
178
zwei letztgenannten Arten längst verblüht. Mit dem Rasen der
zuerst erwähnten Saxifrnga wurden zufälligerweise mehrere Knol-
len eines Cyclamen ausgehoben, das sich später im Garten als C.
hederaefolium Ait. erwies. Ein äusserst unerquickliches Absteigen
auf dem steilen Bergabhange beschloss die interessante Partie,
die zu einer frühern Jahreszeit gewiss lohnender sein dürfte. —
Spät in der Nacht wurde das Nachtquartier, Kloster Studenica
bezogen.
Da an eine Rückkehr nach dem stark abseits gebliebenen
Privorica nicht weiter zu denken war — diess hätte am wenigsten
4 — 5 Tage in Anspruch genommen — , so wurde des andern Mor-
gens die südöstliche Richtung eingeschlagen, und noch an dem-
selben Abend das Thal des Ibar, den zweiten Tag der Quarantaine-
Ort Raska erreicht. — In geringer Entfernung vom Kloster stellte
sich wieder der Serpentin ein und blieb fortan mit einigen Unter-
brechungen bis zur Zupa unser State Begleiter. Bei Usce, wo die
Sludenica in den Ibar einmündet, traf ich neben der Strasse eine
umfriedete Stelle dicht bewachsen mit Artemisia campestris (oder
vielleicht A. inodora M. B., denn die aus dem dicken holzigen Rhi-
zom sehr zahlreich entspringenden Stengel sind aufrecht und die
Blüthen haben dickliche äussere Anlhodialschuppen) *) und darunter
schöne Gruppen von Goniolimon serbicum Vis., Phyteutna limonifolium
Sm., Onosma stellulatum W. K., Scabiosa fumarioides Vis. et
Panc., Echinops banaticus Roch., Achillea compacta Wil Id., Gy-
psophila illyrica Sm., Dianthus pinifolius Sm. var. und D. cruen-
tus Gris. var.
Die Gruppe, zu welcher die eben genannten zwei Dianthi
gehören, hat seit langer Zeit meine Aufmerksamkeit an sich gezo-
gen, — schon desswegen, weil selbst mein kleines Florengebiet
aus dieser Gruppe mehrere (10 — 12) Formen aufweist, die eben
nicht leicht unterzubringen sind, vielleicht nur desshalb, weil die
bis jetzt beobachtete Methode eine ungenügende war. Es dürfte
nicht überflüssig sein, zumal in einer Zeit, wo die Frage, was
eine gute, was eine schlechte Art sei, an der Tagesordnung ist,
hier etwas über dieses Thema zu sagen; sei es auch nur, um anzu-
deuten, dass uns bei der kleinsten Pllanzengruppe manche, viel-
leicht manche höchst brauchbare Kriterien zur Unterscheidung der
Formen noch gänzlich unbekannt sind, und dass wir die nöthigen
Materialien noch lange nicht beisammen haben, um einen botani-
schen Kodex schreiben zu können.
Die bis jetzt zur Begründung der Nelken-Arten gebrauchten
Merkmale sind: die Konsistenz und Nervatur der Blätter, die Länge
und Weite der Blattscheiden, die Form und Länge der Kelchschup-
pen und ihrer Grannen, die Länge des Kelches und seiner Zähne,
das Verhältniss der Blüthentheile zu einander und zu den benach-
barten Organen, die Farbe und die Behaarung der Theile. — Zwei,
') Ist Artemisia variabilis Tenor e. Janka.
179
meines Dafürhaltens sehr wichtige Charaktere blieben ganzlich un-
beachtet und zwar:
1. Das Verhältnis« der reifen Kapsel zur Lange des Kelches. —
Capsulas immersas haben wahrscheinlich die meisten Dianlhi aus der
Verwandtschaft des D. Carthusianorum ; bei einigen: D. capitatusDC,
D. cruentus Gris., D. vulturius Ten., D. glganttus d' Ur v., D. cinna-
barinus Spr. und D, calocephalus ßoiss. sind die Kapseln tief
in den Kelchen eingeschlossen! bei anderen: D. fruticosus L. , D.
arboreus L. u. a. erreichen sie fast die Länge der Kelchzähne.
Capsulae exserlae scheinen vielmehr den wahren Dianthis Cary-
o/jhyllis eigen zu sein (Z). ga Ulcus DC, D. petraeus VV. K. , D.
Noeanus Boiss. etc.) treten aber auch bei einigen Dianthis capl-
tatls auf: D. pollinorphus M. ß., D. sabuletorum He uff., D. peicl-
formls Heu ff. und D. thymphresteus H e 1 d r .
2. Die Neigung vieler (ob aller?) Dianlhi capltatl zur diöei-
schen Theilung der Geschlechter — ein höherer Grad des von
Darwin an einigen Lein-Arten beobachteten Dimorphismus (Flora
18(33 p. 293); der in vielen Sileneen QLychnls vespertlna Sibth.,
Silene Otites Sin. u. a.) mit der vollständigen Dioecie seinen Kul-
minationspunkt erreicht. Diese Erscheinung ist den Forschern wohl
nicht entgangen (End lieh er sagt in seinen Genera planlarum von
den Caryophylleis: „interdum allerius sexus organis imperfectis sub-
unisexualis") , wurde aber nicht weiter berücksichtigt , da man
in den Diagnosen der Nelken nur selten etwas liest von staminibus
„exsertis" oder „inclusis.u Nun sind eben diese stamina inclusa
nichts Anders als ein verkümmertes Androceum, sehr kurze Staub-
fäden mit kleinen und leeren Staubbeuteln, wobei dann auch die
weibliche Geschlechtssphäre verschiedene Modifikationen erleidet;
denn das Gerinen ist zwar vollkommen entwickelt, aber etwas
kürzer, die Narben bleiben lange im Kelche eingeschlossen, sind
wenig nach aussen gekrümmt und mit kurzen Sammelhaaren dicht
bewachsen. Anders verhält sich diess bei den vollkommen zweige-
schlechtigen Individuen; die Staubfäden sind vollkommen ausge-
bildet und treten bald aus der ßlüthe hervor, die Antheren strot-
zen vom Pollen, das Gerinen verlängert sich schnell, die Narben
sind lang, krümmen sich stark nach aussen und sind mit längern,
aber spärlicheren Sammelhaaren oft bloss nur an der Spitze bewachsen.
Die zwei geschlechtigen Individuen tragen immer Früchte; steht
dagegen eine eingeschlechtige Nelke isolirt, oder wird ihr auswärts
durch Insekten oder Wind kein Pollen zugeführt, so bleibt sie
vollkommen steril, wie ich diess oft an unserem D. pelviformis
He uff., einigemale auch an D. atrorubens All. zu beobachten
Gelegenheit hatte.
M.t der Entwicklung der beiden Geschlechtssphären und dem
Verkümmern der einen, männlichen, treten im ßlüthenbau der
Dianthi capltatl einige Abweichungen ein, die, nicht gehörig inter-
prelirt zur Aufstellung neuer Arten Anlass geben können , —
vielleicht schon Anlass gegeben haben, und zwar: die Kelchschup-
12 *
180
pen sind an den eingeschlechtigen Individuen im Verhältniss zum
Kelche langer, als an den zvveigeschlechligen, die Kelchzähne brei-
ler und kürzer, die Blumenblätter unansehnlicher, ihre Nägel kaum
schmäler als die Platten oder allmälig in dieselben verlaufend, die
Petala vorn mit wenigen Zähnen versehen und an der Oberfläche
spärlicher behaart. — Dass diese Wandlungen der unwesentlichen
Blülhentheile auch auf die spätere Entwicklung der Kapsel d. i.
ihre relative Länge zum Kelche, einigen Einfluss haben dürften,
und dass man auch den Umrissen der Antheren, der Länge des
Gyrophoruin und der Form der Samen einige Anhaltspunkte zur
Abgrenzung der Art abgewinnen könnte, will ich für jetzt nur
andeuten und meine Bemerkungen mit dem frommen Wunsche
schliessen, die Floristen möchten den Diantkis capitatis, auch den
allergewöhnlichsten , im Freien ihre Aufmerksamkeit zuwenden.
Aus diesen Studien dürfte, vorausgesetzt dass die Neigung der
Dianthi capitati zur diöcischen Theilung der Geschlechter allge-
mein, die interessante Thatsache hervorgehen, dass zu einer Dian-
thus-Species zwei Formen, die sich in den angedeuteten Grenzen
t\es Dimorphismus bewegen, zugezählt werden müssen.
Der übrige Weg bis nach Raska bot wenig Neues: vor Pavlica,
an langsam fliessenden Stellen des Ibar: Polamogeton pectinatus
var. dichotomus W a 1 1 r. , Alisma natans L. , Najas major L. ,
an feuchten Sandstellen Scirpus acicularis L., bei Pavlica um die
Ruine einer alten Kirche sehr viel Helianthemum nilolicum Pers.
und knapp vor Raska eine Cephalaria, die mir von C. corniculata
R. et Seh. etwas verschieden schien, die ich aber besser zu deuten
nicht im Stande bin, weil mir überhaupt unsere drei perennirenden
Cephalarien wegen Mangels der russischen centauroides, uralensis,
tatarica und procera noch immer ein vollständiges Räthsel sind.
Von RaSka, dessen trostlose aber an interessanten Pflanzen
reiche Umgebung Ihnen zur Genüge bekannt ist, wurden mehrere
Exkursionen in die umliegenden Ortschaften vorgenommen, die
einiges Interessante einbrachten. In Trnava, einem von Raska zwei
Stunden westwärts gelegenen Dorfe fand ich die südlichen, einst
mit Pinus Laricio und Juniperus Oxycedrus dicht bewachsenen
Lehnen fast völlig kahl; an die Stelle der verwüsteten Schwarz-
fohren waren mehrere Seltenheiten unserer Serpentinberge getreten :
Euphorbia glabriflora Vis., Betonica scardica Gris., Scabiosa
fumarioides Vis. et Panc. Silene longißora Ehrh. var. juneifolia
Ledeb., an quelligen Stellen stand häufig Cirsium siculum DC,
neu waren für meine Flora Linum squamulosum Rud. und eine
Molinia verwandt mit M. littoralis Host, aber mit lang behaarten
oberen Blattscheiden. Bei Beoci im Thale des Ibar überraschte mich
die Buffonia tenuifolia L.; sie musste bei früheren Gelegenheiten
übersehen worden sein, denn sie war hier ziemlich häufig verge-
sellschaftet mit Helianthemum niloücum Pers. und Ajuga chia
Schreb. — Am Kostur, einem hohen Trachytfelsen wurden ausser-
dem noch gesammelt: Chamaepeuce afra DC, Podospermum Jac-
181
quinianum Cass., Verbascwn bannticum Sehr ad. , Micromeria
rupeslris ßenlli., Scrophularia canina L., ein Sempervwum ver-
wandt mit S. Braunii und eine mir zweifelhafte Centaurea aus
der Gruppe der paniculata. — So oft ich eine solche Centaurea
treffe, fällt mir der gute Rath ein, den Reichenbae h (Flora germ.
excurs. I. pag. 356) bei Gelegenheit der Besprechung eines schwie-
rigen Pflanzengenus, der Sommerwurz, seinen kommoden Kollegen
gibt — „qui has species distinguere nolunt, his quam maxime
commendamus 0. polymorpham Schrk. totum genus commodis-
sime complectentem." — Sind schon die 50 — 60 Orobanchen schwer
zu unterscheiden, zumal auf Reisen, wo zu einer minutiösen Unter-
suchung weder die Zeit noch die nöthigen Behelfsmiltel vorhanden
sind, um wie viel mehr gilt diess von der Gruppe der C. Acrolo-
phus, die seit dem Erscheinen des VI. Bandes des von De C a n d o 1 1 e's
Prodromus durch die Forschungen von Boissier, Jordan u. A.
nahe an das Dreifache angewachsen ist. Welcher Florist wäre da
nicht froh, wenn er aller jener kleinlichen Untersuchungen und
Vergleichungen , die zur richtigen Erkennlniss der Centaureae
paniculatae unerlässlich nolhwendig sind , durch das Epitheton
„polymorpha" enthoben werden könnte?!
Nach einem mehrtägigen Aufenthalte in Raska wurde endlich
die Reise auf den M. Kopaonik angetreten, in der Hoffnung, irgend
etwas Neues der Flora dieses höchst interessanten Gebirgsslockes
beifügen zu können. Leider wurde ich in meiner Erwartung arg
getäuscht, denn das bisherige konstant schöne Wetter schlug um;
und am 21. Juli a. St. begann es zu regnen.
In Kaznovici, zwei Stunden von Raska musste den ersten
Tag gerastet werden. Ein Stündchen konnte dazu benutzt werden,
um die nahen Hügel zu begehen, bei welcher Gelegenheit folgende
meist dürre Arten notirt wurden; Trifolium purpureum Lois., TV.
scabrum L., Tr. trichopterum Pan£. , Onobrychis alba Desv.,
Euphorbia yraeca Boiss,, Gypsophila illyrica Sin., Gueria his-
panica D C. Helianthemum niloticum Pers., Bupleurum aristatum
Barth, Orlaya platycarpos K., Ziziphora capitata L., Ajuya
chia Schreb., Elymus crinitus Scbreb. und Aeyilops otata L.
Die schwierige Partie längs des Ibar nach Jarinje, einem
Grenzposten, der sich südlich am weitesten nach Albanien hinein-
zieht, musste des andern Tags ob des bösen Wetters aufgegeben
werden; ich wählte den kürzesten Weg auf den Kopaonik über
Semetes, wo ein kleiner Gebirgssee zu untersuchen war. Dieser
tiefe, oder wie die Anwohner glauben, grundlose See liegt in einer Höhe
von 2500' und nimmt ein Areal von nahezu 500 Q° ein; seine Ufer
sind mit zwei Klafter hohen Phraymites communis Trin. dicht
bewachsen; unter das Rohr mischen sich: Nephrodium Thelypteris
Str. Festuca arundinacae Schieb., Carex oealis Good., C.
paniculata L., C. paradoxa W., C Pseudo-Cyperus L., Lysimachia
vulyaris L., Cirsium palustre Scop. und Epilobium palustre L.
Ein schwimmender Rasen, der sich in der Richtung des Windes
182
langsam bewegte, gewährte den jüngeren Reisenden eine kleine
Kurzweil; da indessen auch an Hydrozoen nichts Besonderes zu
erspähen war, so wurde bald die Weiterreise angetreten, und in
5 Stunden das Nachtquartier in einer Sennerei unter der Spitze
des Kopaonik, eben noch zur rechten Zeit erreicht; denn bald nach
unserer Ankunft öffneten sich alle Schleusen des lange schon
grollenden Himmels, es erfolgte ein Toben und Wettern, wie man
es nur im Hochgebirge zu hören bekommt; diess dauerte auch
ziemlich lange und gönnte uns erst gegen den Morgen einige
Ruhe und den so notwendigen Schlaf.
Die drei folgenden Tage wurden, so gut es das launische
Wetter erlaubte, dazu benützt, um die wichtigeren Punkte barome-
trisch zu vermessen und um an einigen neuen Lokalitäten etwas
Neues zu erspähen. Am Suvo Rudiste, dem höchsten Punkte des
Kopaonik standen eben in voller ßlüthe: Hieracium Schul tzianum
n. spec. (H. pallescens Panc. Verz.), H petraeum Friv.. Soyeria
serbica Schultz ßip., Crepis alpestris L. war. tnoesiaca, Cenlaurea
montana var. albida (mit napuligera Roch, verwandt), Jasione
supina Sieb, und Semp er vivum Reg inae Amaliae Heldr. Die gras-
reichen Abhänge des Bedjirovac boten: Cenlaurea Kotschyana
Heuff. , die beiden bereits am Stol notirten Genisten, einen l'ru-
ctificirenden Cytisus, vielleicht C. chrysotrichus ßoiss,, Verbascum
Thapsus L. und eine 3 — 4' hohe Briza — wohl nur eine Gebirgs-
l'orm der Br. media mit rauhen Spirren-Aesten.
CSchluss folgt.)
Literaturberichte.
Rabenhorst Dr. L. Kryptogamenflora von Sachsen,
der Ob er- Lau sitz, Thüringen und Nordböhmen mit Be-
rücksichtigung der benachbarten Länder. Zweite Abtei-
lung. Zweite Hälfte. Bogen 13 — Schluss. Mit zahlreichen Illustra-
tionen, sämmtliche Flechtengattungen darstellend. Leipzig. Verlag
von Eduard Kummer. 1870. Kl. Oktav.
Mit dieser zweiten Hälfte der zweiten Abtheilung, deren erste
Hälfte auf S. 118 — 120 des laufenden Jahrg. dieser Zeilschrift von
mir angezeigt worden ist, sind die Lichenen des vorliegenden Wer-
kes zu Ende geführt. Da die innere und äussere Einrichtung dieses
Schlussheftes dem bereits besprochenen Hefte gleich ist, kann die
angelegentliche Empfehlung dieses äusserst praktischen Führers in
die Lichenenkunde Mitteldeutschlands hier nur vollinhaltlich wieder-
holt werden. Zu den in der ersten Hälfte aufgezählten 195 Arten
sind hier 231 Arten gekommen, so dass im Ganzen 426 Arten auf-
gezählt und beschrieben sind. Darunter sind in Fortsetzung der bei
der ersten Besprechung gegebenen Beispiele 44 Biatoreen, 28 Le-
183
cauoreen, 18 Placodieen, 11 Umbilicarieen, 29 Parmelieen, 11 Pel-
tigereen, 28 Cladoniaceen, 16 Ramalineen. Bei 51 Arten dieses
Hefles sind böhmische, bisher nicht veröffentlichte Fundorte ange-
führt. Unter den Findern befinden sich ausser den oben S. 120
angeführten Pfarrer Karl in Königswalde, Rentamtmann Sachs in
Rothenhaus, Förster Schaut er in Höflilz, Stadtrath W. Sieg-
in und in Reichenberg, sämmtiich in Böhmen. Bei Placodium erythro-
carpeum Rabenh. (im Texte p. 234 steht aus Versehen erythrocar-
pea) wird erwähnt: In Sachsen und Böhmen bis jetzt nicht auf-
gelunden. Was Böhmen betrifft, liegt die Angabe vor, bei Prag an
Sandsteinen habe 0 p iz Lecanora craspedia arenaria Ach. gefun-
den (Opiz ph. u. kr. Gew. Böheims p. 187). Da L. craspedia
arenaria unbestritten mit P. erythrocarpeum identisch ist, auch
kein Veidachlsgrund gegen die Richtigkeit der Bestimmung vor-
liegt, so darf diese Flechte als eine böhmische angesprochen wer-
den. — Bei Psoroma lentigerum Massal. sagt Rabenhorst, man
führe sie supra lerram in monlibus für Böhmen an, ihm sei aber
kein Exemplar vorgekommen. Hierzu ist zu bemerken, dass schon
früher Opiz (Deutsohl, kr. Gew. p. 80 u. 92.J diese Flechte
unter dem Namen Lecanora 1. an Kalkfelsen und auf Moos ange-
führt und (Nat. Tausch p. 130) auf das Zeugniss Mann's bei
Prag, ferner (Böheims ph. u. kr. Gew. 186) auf das Zeugniss
Presl's an Kalkfelsen bei St. Prokop. angegeben habe und dass
durchaus kein Grund vorhanden ist, die Richtigkeit dieser Angaben
in Zweifel zu stellen. — Die Habitusbilder einiger strauchartiger
Lichenen, nämlich der Evernia furfuracea p. 333, der Comicu-
Inria aculeala, p. 335, des Bryopogon jubatum, p. 336, und des
B. j. b. bicolor (eher clialy bei forme) können nicht als gelungen
bezeichnet werden. — Bei Cladonia coralloidea wird Ach. als
Namensurheber angeführt und dabei dessen Synop. 253 zitirt. Allein
Acharius hat diese angebliche Species in der Lichenogr. universalis
p. 529 aufgestellt, in der späteren Synopsis u. a. 0. hingegen die-
selbe als var. ß seiner Cenomyce pyxidata untergeordnet. Ueber-
diess hat Acharius diese Species an beiden Orten nicht als Cla-
donia, sondern als Cenomyce angeführt. Hingegen hat Th. M. Fries
(Lieh. arcl. p. 147) zuerst den Namen Cladonia coralloidea ge-
braucht. Nach den von Rabenhorst angenommenen Grundsätzen,
die Urheberschaft eines Namens zu bezeichnen, sollte also stehen
Cladonia coralloidea (Ach.) Th. AI. Fries (Lieh. aret. p. 147). —
Cetraria odontella Ach. wird, S. .376, auf das Zeugniss von Dr.
Schmidt und Weicker am Jeschken in Böhmen angegeben. Diese
Art wäre für Böhmen und ganz Oesterreich neu. Allein es ist an
und für sich nicht sehr wahrscheinlich, dass diese nordische Art,
als deren südlichster isolirter Standort meines Wissens bisher nur
der Harz bekannt war, am Jeschken vorkomme. Zudem ist die-
selbe der Cornicularia aculeata var. muricata täuschend ähnlich.
Es ist aus der Angabe Rabenhorst's nicht mit Sicherheit zu
entnehmen, ob derselbe Belegstücke vom Jeschken gesehen habe.
184
Unter den auf S. IV. des Vorwortes genannten Gewährsmännern
kommt der genannte Dr. Schmidt nicht vor. Weicker ist als
Diaconus Weicker in Chemnitz näher bezeichnet, aus dem beige-
setzten Kreuze ist aber zu ersehen, dass derselbe bereits verstorben
sei. Diese Angaben dürften daher aus älterer Zeit stammen und
wären bis auf weitere Nachricht dahin gestellt sein zu lassen. Die
sehr ähnliche Cornicularia aculeata var. muricala ist aus Böhmen
mehrmals angegeben worden. Auf trockenen Bergen I. Opiz
Deutschi. kr. Gew. 28, auf dem Koppenplan 1. Flotow in Schles.
Ber. 184^>. 101, endlich bei Marienbad 1. Laurer im J. 1851 in
Kratzmann Marienb. 3. Aufl. 228. Hohen bühel-Heuf l er.
In der Geschichte der menschlichen Entwicklung bezeichnet
die Einführung einer Theilung der Arbeit auch einen der wichtig-
sten Momente: Diess gilt nicht nur von der körperlichen Arbeit,
sondern auch von der geistigen. Abgesehen von ganz ausnahms-
weise begabten Persönlichkeiten und von Zufällen , welche die
eine oder die andere Entdeckung ermöglichten, werden werthvolle
Detailarbeiten nur dann erzielt, wenn der Verfasser ohne den
Ueberblick über die Gesammtheit zu verlieren, sich nur mit einem
kleineren Theile der betreffenden Disciplin befasste: auf Grund
solcher Detailarbeiten werden dann jene Uebersichten möglich,
welche auch ein grösseres Publikum interessiren, und den Werth
oft verachteter Detailarbeiten würdigen lernen. Die Theilung der
Arbeit geht nun nicht nur dahin, dass der Verfasser sich auf ein
bestimmtes, engeres Gebiet beschränkt, es werden auch für grös-
sere Werke die Kräfte verschiedener Mitarbeiter in Anspruch ge-
nommen: so hat A. Kerner zu der zweiten Auflage des ausge-
zeichneten Werkes von A. Schaubach „die deutschen Alpen"
die natürlichen Floren im Gelände der deutschen Alpen beigetra-
gen, welche uns im Separatabdrucke vorliegt. Kern er unterschei-
det fünf Florengebiete, nämlich 1, der südlichsten Thäler und der
Hügel am Südrande der Alpen, welches in BetrefF seiner Pflanzen-
welt mit der mediterranen Flora übereinstimmt, wie sie die
Küstengegenden des Mittelmeeres in Griechenland, Italien Frank-
reich, Spanien und der Nordküste von Afrika bekleidet. 2. des südöst-
lichsten Randes, welcher ganz jene eigenthümliche Flora trägt, wie sie
sich von den nördlichen und westlichen Ufern des schwarzen Meeres
über das südliche Russland , sowie über den nördlichen Theil
der Türkei, die Donaufürstenthümer, Siebenbürgen und Ungarn
ausbreitet und die pon tische Flora genannt wird. 3. der Thäler,
Mittelgebirge und unteren Bergstufen im mittleren und nördlichen
Theile des alpinen Geländes, welches in seinen wesentlichen Zügen
mit der Flora übereinstimmt, welche sich über die weiten Gefilde
des mittleren und nördlichen Russlands, über den grössten Theil
Skandinaviens und insbesondere über das ganze nördliche und
mittlere Deutschland ausbreitet und den Namen der baltischen
Flora trägt. 4. der über die Grenze der Hochwälder aufragenden
Lehnen, Kuppen und Rücken des Hochgebirges, die eine Pflanzen-
185
weit zeigen, welche in ihrem Charakter vollkommen mit jener des
arktischen Gebietes im hohen Norden unseres Kontinentes über-
einstimmt und als arktische Flora bezeichnet wird; endlich 5. der
höchsten Mulden und Zinnen, welche fast pflanzenleere Eiswüsten
sind und nur wenige Kryptogamen beherbergen, welche sich auf
vereinzelte über Schnee und Eis aufragende Felsenkämme beschrän-
ken und den Firn der Gletscher mit Anflügen mikroskopischer
Arten schmücken. Das arktische und baltische Florengebiet werden
weiter vertikal in drei Regionen, eine untere, eine mittlere und
eine obere, horizontal in eine nordalpine, eine centralalpine, end-
lich eine südalpine eingetheilt. In kurzen meisterhaften Zügen cha-
rakterisirt Kerner jedes der vorerwähnten Gebiete und hebt
namentlich die klimatischen Momente hervor, welche die Unter-
schiede begründen. Bezüglich des baltischen und arktischen Gebie-
tes fehlen nicht Verzeichnisse der häufigsten und charakteristi-
schesten phanerogamischen Gewächse, die dadurch an Interesse
gewinnen, dass denselben die deutschen Namen nach den Gegen-
den geschieden, wo sie üblich sind, beigegeben wurden. Höchst
werthvoll sind für die einzelnen Gebiete die Zusammenstellung des
procentualen Verhältnisses der grossen Abtheilungen der Krypto-
gamen und der Phanerogamen bezüglich der letzteren oft nach
den einzelnen Familien. Bartsch.
Correspondenz.
Tri est, am 27. April 1870.
Visiani hat sehr umfangreiche Zusätze und Berichtigungen
zur Flora dalmalica zusammengestellt und war damit zum Schlüsse
des 2. Bandes gelangt, als ihn eine schwere Lungenkrankheit traf,
die sein Leben in Gefahr brachte, und nur nach mehreren Wochen
den Bemühungen der Aerzte wich, so dass er jetzt sich in voller
Konvaleszenz befindet. Es wird aber noch eine Weile anstehen,
bis er vollkommen hergestellt sich an die Arbeit machen kann,
um den 3. und letzten Theil zu vollenden. Die Flora dalmatica
wird durch diese Arbeit einen namhaften Zusatz erhalten.
Tommasini.
Plavischevitza bei Alt-Orsova, am 2. Mai 1870.
Morgen ist es gerade 1 Monat, dass ich die Herabreise ange-
treten. Ich brachte 1 Tag in Mohäcs und lJ/2 Tage in Belgrad bei
Prof. Pancic zu und wollte mich Anfangs in Svinicza, am süd-
lichsten Punkte der Banater Militärgrenze festsetzen. Hier war
aber die Vegetation noch sehr weil zurück ; es lag noch viel
Schnee. Zwei Exkursionen um Svinicza ergaben Crocus moesiacusy
der daselbst gemein ist, und den ich glücklicherweise noch in
Blüthe antraf, — und eine mir noch zweifelhafte Gagea; vielleicht
186
eine G. pusilla. Ich eille sodann hierher zum Kazanthal und bin
nun bereits 3 Wochen ununterbrochen mit Durchforschung dieses
Paradieses beschäftigt. Auch hier ist die Flora gegen andere Jahre
sehr zurück; jedoch habe ich schöne Sachen gefunden und zahl-
reiche Standorte constalirt. Eben jetzt blüht die Tulipa Billietiana
Jord. am schönsten. Sie wächst an den schmalen Vorsprüngen
der senkrechten Kalkwände sehr zahlreich. Vor 8 Tagen habe ich
im Kazanthale unter dem Widerhall zahlreicher Pöllerschüsse die
aus Anlass der griechischen Ostern abgefeuert wurden, Exemplare
dieser herrlich dufl enden Tulpe eingelegt. Syringa vulgaris, hier
überall in wildem Zustande, wird in ein paar Tagen aufblühen.
Gegenwärtig schmücken besonders Sesleria filifolia Hoppe, Ery-
sinmm crepidifolium und Lamium in flu tum He uff. die Felsen. —
Wie man letztere Pflanze mit L. maculatum L. verwechseln konnte,
bleibt mir auf keine Weise erklärlich. Die Form der Blumenkrone
ist eine total andere, und stellt so ziemlich jene von L. purpu-
reum in vergrössertem Massslabe dar. — Carex brevicolis D. C. ist
hier sehr häufig; besonders schöne Rasen davon finden sich auf
Serpentinunterlage. Sobald die Früchte reifem, was in circa 10 Tagen
stattfindet, werde ich davon sammeln. Pleroneurum graecum wird
in einigen Tagen die Früchte ausgebildet haben. — Triticum pa~
normitanum (Trit. petraeum Vis. u. Panc.) das ich im J. 1867
am serbischen Ufer vis ä vis von hier fand, habe ich nun auch
auf unserer Seite entdeckt. Es blüht zwar lange noch nicht; doch
waren die vorjährigen vertrockneten Halme mit den auffallenden
Aehren übriggeblieben, so dass ich dieses Gras gut erkennen
konnte. Ich dürfte davon Prachtexemplare erlangen. In 2 Wochen
gehe ich in die Herkulesbäder, kehre aber Anfangs Juni wieder
ins Donauthal zurück, um die interessantesten Punkte zu durch-
stöbern. Auch die Sandgegenden des deutsch-banater Regimentes
will ich begehen, am 1. Juli aber in Pest eintreffen. Janka.
Krems, 9. Mai 4870.
Es wäre mir sehr erwünscht, wenn ich noch mit einigen
Kryptogamen-Sammlern des österreichischen Kaiserstaates in direk-
ten Tauschverkehr treten könnte, wie ich einen solchen eifrig mit
vielen Botanikern des Auslandes pflege. Vor allem ist es mir um
Pilze zu thun, sodann um Laub- und Lebermoose und Gefäss-
kryptogamen, Lichenen und Algen sammle ich nicht, von ersteren
könnte ich aber momentan eine ziemliche Partie abgeben. Hierauf
reflektirende Botaniker würde ich bitten, mir baldigst ihre Doublet-
ten-Kataloge zugehen lassen zu wollen. Baron Thümen.
Innsbruck, Mai 1870.
Ueber die im verflossenen Jahre von mir in zahlreichen Exem-
plaren an Tauschfreunde versendete Luzula Sieberi Rei chb. mehrfach
interpellirt, bemerke ich , dass diese Pflanze gewiss kein Bastart
aus Luzula süvatica (Huds.J und Luzula nemo rosa (Po II.) ist,
187
da die erstere, nämlich Luzula silvatica (Huds.) in Tirol allein
Anscheine nach fehlt und eben durch Luzula Sieberi Reicht), er-
setzt ist. Was ich aus Tirol unter dein Namen Luzula maxima DC.=
L. silvatica (Huds.) sah, gehört wenigstens alles zu L. Sieberi.—
In den östlichen Alpen, so wie in den Karpalhen und in den sude-
tisch-hercynischen Berggruppen habe ich dagegen Luzula Sieberi,
die in den tirolischen Nordalpen und Centralalpen oft zu Tausenden
die hochgrasigen Alpenwiesen schmückt, nicht gesehen; dagegen
tritt dort in schattig-feuchten subalpinen Wäldern wieder die echte
L. silvatica (Huds.) auf. Der westlichste Standort, wo ich im Ge-
biete der Alpen L. silvatica selbst noch sammelte, ist das Echern-
thal bei Hallstatt in Oberösterreich, doch dürfte die Grenze beider
Arten wahrscheinlich noch weiter westlich zu suchen sein und es
wäre von Wichtigkeit dieselbe genauer festzustellen. — Die im
verflossenen Sommer entdeckte und meinen geehrten Correspon-
denten als Carex alpigena Kern, zugesendete Carex halte ich für
eine sehr ausgezeichnete neue Art. Sie macht den Eindruck der
Carex hispidula , stimmt aber im Bau der Blüthen und Früchte
mehr mit Carex ferruginea überein, von der sie sich aber wie-
der durch die kurzen dicken weiblichen Aehren und die grauen
basilären Blattscheiden unterscheidet. Sie kommt sehr selten vor und
wurde von mir bisher nur an der Nordseite des hohen Burgstall
im Stubaithale in der Seehöhe von 2000—2500 Met. an feuchten
Stellen in Gesellschaft der Carex nigra beobachtet. — Was die von
Huter im verflossenen Jahre unter dem Namen Phlomis Portae
Kern er vertheilte Pflanze anbelangt, so wurde dieselbe von Porta
schon vor zwei Jahren auf dürren Gehängen bei Verona entdeckt.
Sie steht der Phlomis fruticosa L. sehr nahe, scheint mir aber
doch durch die doppell schmaleren linealen, die Kelche stützenden
Deckblättchen, die lang-dornigen Kelchzipfel, so wie die schlaffen
oberseits kaum runzeligen Blätter verschieden. Sie bildet ein
Gegenstück zu Phlomis microphylla Sieb er. Diese letztere mit
ihren kurzen sehr stark runzeligen Blättern, eilanzetlförmigen Deek-
blältchen und sehr kurzen last obsoleten Dornen der Kelchzipfel
bildet gleichsam das eine, Phlomis Portae das andere Grenzglied
und Phlomis fruticosa die Mittelstufe. Ich glaubte anfänglich der
Muthmassung Kaum geben zu können, dass diese Phlomis etwa aus
irgend einem Garten stamme. Porta schreibt aber darüber be-
fragt: „Phlomis Portae Kern, invenitur in collinis Veronae, plaga
meridiana supra Athesim loco unico. Teste ruricola loci olim abunde
crescebat, nunc fere exelivit, causa horticultorum qui ornamenti
causa pro viridariis usurpant ," und es scheint dieselbe demnach
wirklich wild an dem angegebenen Slandurle vorzukommen. Es
ist mir höchst wahrscheinlich, dass diese Phlomis mit nPh. fruti-
cosaLi identisch ist, welche nach Zannichelli Op. posth. 83 auf
den Euganaeen vorkommt. Pollini erwähnt dieser Phlomis in der
Fl. Veron. II. p. 266, hat sie aber selbst nicht gesehen. Desglei-
chen Rcichenb. in Fl. exe. Wächst demnach diese Pflanze wirklich
188
in dem präalpinen Hügellande im Norden der venetianischen Ebene
wild, so ist sie meiner Auffassung nach, eines jener Ueberbleibsel
aus der mediterranen Flora, deren uns so viele am Südrande der
Alpen, ja selbst noch weit hinauf in den warmen nach Süden aus-
mündenden Thälern begegnen und Hesse sich als eine durch die
Isolirung entstandene Parallelform der gegenwärtig auf das Küsten-
gebiet beschränkten Phlomis fruticosa betrachten. Kern er.
Striegau (Schlesien), 27. April 1870.
Ich benachrichtige Sie von dem nach langen Leiden am 3. d. M.
erfolgten Ableben des Herrn Thierarztes F. Schwarzer in Kuh-
nern. Der nicht nur seiner Familie, sondern auch der Wissen-
schaft zu früh entrissene Freund war ein eifriger Forscher im
Gebiete der von Vielen gemiedenen Gattung Rubus, und seine
diese Galtung umfassende Sammlung ist, da dieselbe einmal die
Grundlage zu einer Monographie der Rubi darbieten sollte, ausser-
ordentlich reichhaltig, dabei vortrefflich gehalten und musterhaft
geordnet. Es ist nur zu wünschen, dass dieses Heibar in recht
gute Hände überginge. J. Zimmermann, Lehrer.
London, 12. April 1870.
Mehrfach brieflichen Anfragen zu genügen und weiteren Miss-
verständnissen vorzubeugen, erlaube ich mir Sie zu benachrichtigen,
dass es allerdings meine Absicht war, Ende Dezember 1869 das
„Journal of ßotany, British and Foreign", mit dem Schlüsse
des siebenten Jahrgangs und der lOOsten Tafel einzustellen. Hie-
sige Gelehrte haben jedoch durch ihren bekannten Aufruf an die
Botaniker Englands, worin sie die hohen wissenschaftlichen Ver-
dienste der Zeitschrift und die vielen hehren Namen, welche darin
glänzen, mit dankbarer Anerkennung hervorheben, dem Journal
so manche neue Kräfte zugeführt, und eine so reiche Subskri-
bentenliste gesichert, dass ich mich entschlossen habe, unterstützt
durch Herrn Dr. Trimen, vom Britischen Museum, und Herrn
J. G. Baker, vom königlichen Herbarium zu Kew, die Zeitschrift
nicht nur weiter forterscheinen zu lassen, sondern auch die Ver-
leger zu veranlassen, den Subskriptionspreis von 21 Schilling ( =
7 Thaler) auf 12 Schilling (= 4 Thaler) herabzusetzen. Die ein-
zelnen Nummern werden am 1. eines jeden Monats veröffentlicht.
Es lag in der Absicht, das Journal nicht wie bislang durch
Tafeln zu illustriren, dafür aber mehr Text zu liefern. Verschiedene
Gönner des Unternehmens haben mich jedoch in den Stand gesetzt,
nicht allein mehr Text als früher zu geben, sondern auch die
übliche Zahl der Illustrationen einzuhalten, wenn nicht zu über-
schreiten. B. Seemann.
189
Personalnotizen.
— Dr. Rudolf Siebeck erhielt von der k. k. Garlenbauge-
sellschaft in Wien von den drei diesjährigen Kaiserpreisen für
besondere Leistungen auf dem Gebiete des Gartenbaues, den 1.
Preis mit 30 Dukaten zuerkannt.
— Perotet, Direktor des botanischen Gartens in Pondichery
ist gestorben.
— Viktor v. Janka wurde von der Heves Jaszkunsagi
gazdasägi egyesület in der letzten Generalversammlung zum Ehren-
mitgliede ernannt.
— Dr. August Reuss, Professor an der Universität Wien
wurde in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen durch
Verleihung des Ordens der eisernen Krone ausgezeichnet.
— Prof. Palatore hat die von Th. Caruel zurückgelegte
Professur der Botanik an der pharmazeutischen Schule in Florenz
übernommen.
Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— In einer Sitzung der Seh lesischen Gesellschaft für
vaterländische Kultur, am 10. Februar hielt Lehrer Limpricht,
einen Vortrag über die Flora des Isergeb irges. Die Flora des
Isergebirges steht mit der des benachbarten Riesengebirges im
innigsten Zusammenhange; sie repräsentirt die Pflanzen des schle-
sischen Vorgebirges und stimmt auf den Kämmen und höchsten
Erhobungen (2800 — 3500') fast durchweg mit den Vorkommnissen
der obern Waldregion überein. Ein höheres Interesse gewinnt sie
jedoch durch das zahlreiche Auftreten alpiner Arten: einige der-
selben, wie Adenostyles albifrons Rchb., Hieracium alpinum L. y.
foliosum und H. bohemicum Fr. sind wegen ihres sporadischen
Vorkommens am Thesenhübel (2400') gewiss als eingewanderte
Kolonisten aufzufassen, während Rumex alpinus L. und Archan-
gelica officinalis Hoff in. einzig um die Bauden unter dem Schutze
des Menschen gedeihen, Anemone alpina L. , Epilobium trigonum
Schrank und Ribes petraeum Wulf, am Buchberge im Erlöschen
sind und Swertia perennis L. (kl. Iser) und Rubus Chamaemorus
L. (Kühhübel) an zwei geschützten Oertlichkeiten kleine alpine
Inselchen zusammensetzen; — nur Coeloglossum albidum Hartm.
(Buehberg), Gnaphalium norvegicum Gunwer, Aconithum Napellus
L. , Gentiana asclepiadea L. und Asplenium alpestre Roth haben
auf den höchsten Erhebungen grössere Ausbreitung erlangt. Von
allgemeinerer Bedeutung bleibt lediglich die parodoxe Vereinigung
von Pm«j Mughus Scop., Juniperus nana Will d., Betula nana L.,
Etnpetrum nigrum L., Limnochloe caespitosa Rchb., Phleum alpi-
num L,, Gnaphalium norvegicum Gunner, Epilobium alpinum L.
190
und Rubus Chamaemorus L. auf der grossen Iserwiese bei 2400', die,
weil rings von hohen bewaldeten Kämmen geschützt, von (\ea wär-
meren Luftströmen ans der Ebene nicht getroffen werden kann, wohl
aber den vom Riesengebirge herkommenden kälteren Winden schutz-
los ausgesetzt ist und deren Temperatur ausserdem noch durch feuchte
Wälder, ausgedehnte Sümpfe und reichliche atmosphärische Nieder-
schläge derartig erkältet wird, wie keine der entsprechenden Höhen
der übrigen Sudetenzüge. Minder zahlreich sind die Laubmoose
vertreten, deren primäre Heimath über der Grenze der Fichte liegt,
so auf der Iserwiese: Mniuni cinelidioides Blytt. c? et §, Splach-
num sphaericum L. , im Iserbett: Dichelyma falcatum Myrin, und
Hypnum ochraceum Wils.; am Buchberge: Ilylocomium Oakesii
Süll. $ Ex., Amphoridium lappoiücum Schpr. c. fr. und Grirn-
mia alpestris Schleich.; auf den übrigen Höhen: Plagiotliecium
Mültlenbeckii Schpr. ( SieghiibelJ, Dicranum Starekit W. et M.,
Grimmia contorta Schpr., Racomitrium patens Schpr. und
Pseudoleskea atrovirens Dicks., was nur in dem Mangel grösserer
Felsbildungen und baumloser, trümmerreicher Gipfel und in dem
ausschliesslichen Vorwalten von Fichtenwäldern und Hochmooren
seinen Grund hat, da sonst Moose sich leichter den klimatischen
Veränderungen anschmiegen, als Phanerogamen. Allerdings bleibt
damit das Fehlen von Hypnum sarmentosum Whlbg. und Sphagnum
Lindbergi Schpr. auf den ihrer Existenz sehr günstigen Isersüm-
pfen noch unerklärt. Andere Seltenheiten dieses Gebirges sind
noch; Platygyrium repens B. S. und Bryum Dwüali Voit. c. fr-
üher Bad Flinsberg, Brachyodus trichodes Nees, Equisetum palustre
L. et Lycopodium inundaium h. auf der gr. Isarwiese, Fontinalis
squamosa Dill, und gracilis Lindbg. im Bett der grossen I.sar,
Aspidium lobatum Sw., Anomodon apiculatus Schpr., Bracliy-
t he dum Geheebii Milde. Eurhynchium crasstnermum Schpr. und
Amblystegium confervoides B. S. am Basalt des Buchberges. In der
vierten Sitzung vom 24. Februar gab Dr. Hodann eine Berichti-
gung zu den von Dr. Ascherson gemachten Miüheilungen über
den Standort der Pilularia globuiifera L. zu Miltel-Sohra bei Görlitz.
Lehrer Limp rieht bemerkte, dass er am 16. August 1863 die
Pilularia globuiifera L. etwa 10 Minuten nordöstlich vom Bahnhof
Kaiserswaldau am Rande eines ausgetrockneten Teiches aufgefunden;
die Pflanze fruchtete hier auf feuchtem Sande; ihre Fruktilikalion
unterblieb, als in den beiden nächsten Jahren die Oerllichheit unter
Wasser stand. Ausserdem giebt Dr. J. H. Krüger, f 1847, in
seinem Manuskripte über die Bunzlauer Flor, das sich durch die
grösste Zuverlässigkeit auszeichnet, die seltene Pflanze auch noch
bei Aslau und in der VVehrauer Haide an. Ober-Bergamts-Assistent
Languer hielt einen Vortrag über die Statistik der Kompositen
von Neu-Holland und Tasmanien, woselbst bis jetzt 496 Arten in
88 Gattungen, darunter 39 Gallungen und 441 Spec. diesem Gebiete
ausschliesslich angehörend, nachgewiesen sind. E. Junger jun.
sprach über hypokotyle Knospenbildung krautiger Pflanzen, welche
191
unterhalb der Keimblattes am sogenannten hypokolylen Achsentheile
auf I ritt. Diese Bildung- wurde an Anagallis arvensis, Antirrhinum
majus und Euphorbia Pcplus wiederholt beobachtet. Es brechen
in der Mitte oder im unteren Theile des über der Erde befindlichen
hypokolylen Achsengliedes bald in grösserer (8 — 10) , bald in
geringerer (2 — 4) Anzahl freie akzessorische Knospen hervor, die
entweder eine gelegentliche oder eine wesentliche Bedeutung für
die Pflanze haben. Gelegentlich kann diese Bildung bei Anagallis
genannt werden, da die spätei zu Sprossen auswaebsenden Knospen
ein kümmerliches Wachst hum zeigm, wesentlich bei Antirrkinum
und Euphorbia, wo diese Sprossen beitragen, das Habitusbild zu
vervollständigen. An Anagalis und Antirrkinum kommen an den
hypokolylen Sprossen dieselben Variationen in Betreff der Anzahl
der Wirtelglieder (zweiblätterige nebst 3 — -iblälterigen) zur Er-
scheinung, wie man dieselben zuweilen in den oberen Wirtein der
Hauptachse und der gewöhnlichen Sprosse findet. Die hypokolylen
Sprossen scheinen häufig als sogenannte Wurzelsprosse aufgefasst
zu sein, da die wahren Bildungsstätten dieser Knospen später nicht
mehr deutlich ersichtlich sind, auch das hypokotyle Stängelglied
selbst oft zur Wurzel gerechnet wird. Allein die wahren Wurzel-
sprossen führen anfänglich ein unterirdisches Leben, im Gegensatz
zu den von ihrem Ursprung an oberirdischen hypokotylen Sprossen.
Letzlere können, wenn man will, als eine Millelbildung zwischen
Wurzelsprossen und Achselsprossen betrachtet werden.
F. Colin, Sekretär d. S.
Literarisches.
Kummer Paul „Das Leben der Pflanze." Zerbsl 1870.
Verlag von E. Luppe's Buchhandlung. In populärster V/eise wer-
den die Lebensbedingungen und die Lebensdauer, die Vermehrung-
und Erhallung der Pflanzen, dann deren Verhallen zum Wechsel
der Jahreszeilen und zu den verschiedenen Klimalen im Grossen
und Ganzen richtig dargestellt und so das Verslandniss dieser
Erscheinungen den weitesten Kreisen nahegelegt. B.
— Von Heer's fossiler Flora der Polarländer wird demnächst
ein zweiter Band erscheinen.
— ^Beiträge zur Flora der Schweiz." Von August
Gremli. Aarau 1870. Verlag von J. J. Christen. 96 Seiten in
Qct. — Dieses Werk enthält als ein Nachtrag zur „Exkursionsflora"
desselben Verfassers, Vorarbeiten zu einer Monographie der schwei-
zerischen Brombeeren und Zusätze und Berichtigungen zur Exkur-
sionsflora. In den für die Brombeerenkunde werthvollen Vorarbeiten
werden 32 Rubusarten nebst ihren Varielälen und Hybriden, darunter
192
natürlich wieder einige neue Formen, ausführlich behandelt und
die Zusätze und Berichtigungen liefern einen beträchtlichen Beitrag
zur Vervollständigung der Exkursionsflora.
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ceen bis zu den Ericaceen und enthalten die Abbildungen von '.Vii
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Sendungen sind abgegangen an die Herren: Zuckal, Dr. Munter,
Vagner, Dr. ßrehmer, Dr. Schlosser, Dr. Lerch, Prof. v. Niessl.
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Herrn Dr. Seh. in C. „Erhalten. Pflanzen folgen bald." — Herrn Dr. B. G.
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XX. Jahrgang. WIB. Juü *S™
INHALT: Fungus Laricis. Von Hohenbühel-Heufler. — Carex brachyhyncha Gsaller. Voa
Gsaller. — Phytographische Fragmente. Von Dr. Schur. — Vegetations-Verhaltnisse. Von Dr.
Kern er. — Reise in Serbien. Von Dr. P a n c i c. — Ausflug auf den Bbsenstein, Von Strobl. —
Literaturberichte. Von Dr. Sc he u tz. — Correspondenz. Von Prichoda, Pittoni, Kerner, Kohts.
— Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein
Der Fungus Laricis aureus Matthioli's.
Von Ludwig Freiherrn von Hohenbühel-Heufler.
Peter Andreas Matthioli erzählt in seinen Cominentarien
zur Materia niedica des Dioseorides (Ed. pr. Venetiis. 1554. 485),
ausser dem Agaricus [Polyporus officinalis Fr. S. m. 1 365) wach-
sen ans den Lärchenbäumen des Nonsberges gewisse Schwämme
von goldgelber Farbe, dreissig Pfund schwer, am Rande zerschnit-
ten, eine sehr beliebte Speise, ohne jegliche Bitterkeit im Ge-
sehmacke, obwohl der von dem gleichen Baume erzeugle Agaricus
äusserst bitler sei. (Ex hoc genere [Matthioli spricht an dieser
Stelle von Baumschwämmen] quidam praeter Agaricum laricibus
innascuntur in Ananiensibus monlibus triginta librarum pondere
aureo colore per ambilum dissecti, in cibis gratissimi, nullo amarore
praediti, licet Agaricus ab eodem arbore productus sit amarissimus.)
Diese Stelle bedarf in zwei Punkten einer Erläuterung, erstlich
was den Fundort , letztlich was das Gewicht betrifft. Matthioli
nennt sich auf dem Titel iies zitirlen Buches des durchlauchtigsten
Fürsten Ferdinands, Erzherzogs von Oesterreich Arzt. Dieser Erz-
herzog Ferdinand war in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahr-
Oesterr. botan. Zeitschrift. 7. Heft 1870. lo
194
hunderts lirolischer Landesfürst. Es war natürlich, dass Matthioli
in dieser Eigenschaft sich öfter in Tirol aufhielt. Mit Vorliebe
botanisirte er in Tirol auf den Bergen, welche das Gebiet des Noce
und seiner zahlreichen Zuflüsse bilden, jenes Noce, der bei Nave
unweit Trient seine von hundert Gletschern gespeisten Wellen der
Etsch zuführt. Diese Berge sind die Montes Ananienses des Mat-
thioli. Der Italiener spricht von einem Val di Non , Nonsthal.
Der Deutsche aber, weil in einem grossen Theile jenes Gebietes
die Bäche in tiefen Schluchten fliessen, die bebauten Strecken aber
nur auf den Bergen sind, kennt nur den Nonsberg, und begreift
unter diesem Namen demnach nicht einen einzelnen Berg, sondern
den ganzen Inbegriff von Berg und Thal jenes Gebietes des süd-
westlichen Tirols. Was die Gewichtsangabe betrifft, ist wohl nicht
das Kommerzpfund, sondern das Apothekerpfund zu 24 Loth ge-
meint und die Angabe als Maximum zu verstehen. Auch bei dieser
Annahme bleibt noch immer das grosse Gewicht von 22 Pfund, zu
32 Loth gerechnet, dem auch der Umfang entsprochen haben muss.
Kaspar Bauhin führt diesen Schwamm im Pinax theatri bo-
tanici p. 371, n. 26 (Basel. 1623) als Fungus lariceus aurei coloris
an, ohne mit diesem bestimmten Namen etwas zur Kenntniss des-
selben beigetragen zu haben.
Das ganze , immerhin kurze 39. Kapitel im 45. Buche der
Historia plantarum universalis von Johann Bau hin und Johann
Heinrich Cherler (Yverdun, 1651. III. 839) handelt unter dem
Titel: Fungi laricum maximi lutei esculenti \on diesem nämlichen
Schwämme, ohne eine Deutung desselben zu versuchen. Die Ver-
fasser halten ihn eben so wenig gesehen, als ihn Kaspar Bauhin
gesehen hatte und nur die zitirte Stelle Matthioli's benützt.
Auch Johann Ray erwähnt seiner in der Historia plantarum
(London. 1686. L 107) als besondere Art, konnte aber ebenso-
wenig etwas Neues über ihn berichten.
Im ganzen 18. Jahrhunderte finde ich ihn nur einmal erwähnt.
Johann Jakob Paul et nämlich, im Traue des Champignons (Paris.
1793. I. 524) führt ihn als Agaric jaune du meleze auf, zitirl dazu
den Namen Fungus laricis aureus Matthiol. in Dioseorid., sowie
die erwähnten Paraphrasen der Bauhine.
Stern berg hat in seinem Werke über die Deutung der Pflan-
zen der Matthiolischen Commentarien(Catalogus plantarum ad Sep-
tem varias ediliones Commentariorum Matthioli in Dioscoridem
elaboratus. Prag, 1821) den fraglichen Pilz mit Stillschweigen
übergangen.
Im Systema mycologicum von Fries ist dieser Pilz selbst
unter den zweifelhaften Arten nicht erwähnt; in der Epicrisis
syslematis mycologici (Upsala. 1836 — 1838. 450) hingegen sagt
Fries, alle Formen des Polyporus imbricatus F r. haben einen
scharfen und bitteren Geruch und Geschmack, wesswegen der Fun-
gus Laricis aureus des Matthioli eine andere noch unbekannle
Art sei.
195
Das ist Alles, was über diese Pflanze bekannt ist. Matthioli
balle sieh keine Mübe gegeben, seinen goldgelben Lärchenschwamin
näher zu besehreiben. Nur aus der Verbindung, in die er ihn mit
dein offizineilen Lärchenschwamme brachte , konnte mit einiger
Sicherheit geschlossen werden, dass auch diese Art ein Polyporus sei.
Paule t hatte diesen Schluss nicht gezogen, denn er führt ihn nicht
untei den Polypores, p. 522, sondern unter den Agaricus- Arten
an. Allein Fries hält ihn für einen Polyporus aus der Sektion
Merisma, Unterabiheilung der Caseosi, wohin die Arten P. casea-
rius, sulfureus, imbricatus, alligatus, discolor und Tilfairii gehö-
ren und suchte ihn insbesondere bei P. imbricatus , dem nächsten
Nachbar von P. sulfureus unterzubringen, wurde aber daran durch
den Umstand verhindert, dass Matthioli's Schwamm als wohl-
schmeckend und nicht bitter beschrieben wird.
Ich sah in diesem unbekannten lirolischen Pilze, dessen erste
und zugleich letzte bereits mehr als 300 Jahre alte Nachricht von
einem Matthioli henührt, eine höchst anziehende Anregung zu
Nachforschungen und ich benützte daher die erste Gelegenheit,
welche sich mir darbot, um im Nonsberge selbst die Wiederent-
deckung dieses Pilzes zu versuchen. Diese wurde mir im Jahre
1869 , wo ich die zweite Hälfte des Monats August auf der
Mendel zubrachte. Die Mendel im weiteren Sinne ist der Gebirgs-
zug, welcher das Etschthal vom Nonsberge scheidet. Auf der Etsch-
thalseite wechseln pralle Felswände mit jähen Abhängen ab; auf
der Nonsberger Seite verflacht sich das Gebirge allmälig gegen
das Kulturland und weite Lärchenforste bedecken es. Die Mendel
im engern Sinne ist ein Sattel auf dessen Höhe, über welchen der
Saumweg von Bozen nach Fondo führt und wo schon auf der
Nonsberger Seite ein Gasthaus zürn Verweilen einladet. Dort war
ich so glücklich, in einem Thälehen ganz nahe dem Hause, gegen
Kuffre zu, auf einem abgehauenen alten Lärchenstocke einen grossen
goldgelben dachziegelförmij wachsenden Polyporus zu linden , der
sich in nichts von dem bekannten Polyporus sulfureus Fr. unter-
schied. Der gefundene Busch von Hüten gehörte zu jener ausge-
wachsenen Form, welche am Rande stumpfe Einschnitte hat, wie
Matthioli sie angibt. Polyporus sulfureus ist, wie Matthioli's
goldgelber Lärchensehwamm, essbar; ich selbst habe mich davon
überzeugt, indem ich junge Exemplare, die ich zu Wiesen in Un-
teröslerreich gegenüber von Grein gefunden halte, als Speise zu-
bereiten Hess und verzehrte.
Clusius führt diesen Schwamm zwar als die fünfte Gattung der
schädlichen auf (Hist. rar. pl. p. CCLXXVIHj, allein ich stehe mit
meiner gegenteiligen Erfahrung nicht allein , weil derselbe nach
dem Zeugnisse Staude s (Die Schwämme Mitteldeutschlands. Co-
burg. 1857. p. 58) von den Landleuten in der Gegend von Coburg
unter dem Namen Eierschwamm gegessen wird. Ebenso ist er in
Schweden als essbar bekannt (Fries, Sveriges ätliga och gil'tiga
Svampar. Stockholm. 1861 — 1866); nicht minder in Krain (Scopoli
13 *
196
Fl. carn. ed. I. p. 46, nr. 5. b.). Er dient übrigens auch zum Gelb-
farben des Tuches (Persoon Comm. Schaeff. 51) und mit Salz
ins Rinderfutter gemischt als Vieharznei (Clus. Hist. rar. pl. p.
rom. 278).
Das ungemein grosse Gewicht, welches Matthioli seinem
goldgelben Lärchenschwamme zuschreibt, ist kein Grund, um die
Identität des von mir auf einem Lärchenstocke gefundenen P. sul-
furens mit dem Mallhiolisch.cn Schwämme in Zweifel zu ziehen.
Denn P. sulfureus gehört zu jenen Arten, welche grosse buschige
Rasen bilden, unter günstigen Verhältnissen eine riesige Grösse er-
reichen und im frischen Zustande, insbesondere bei Regenwetter,
durch ihre Eigenschaft, sehr viel Wasser aufzunehmen, auch ein
sehr ansehnliches Gewicht haben. Als die riesigen überständigen
Pappelbäume am Eingange des Praters von der Sofienbrücke aus
den Orkanen der letzten Jahre noch nicht erlegen waren, konnten jähr-
lich zu Anfang des Sommers die ungeheuren Hutmassen von P. sul-
fureus bewundert werden, welche dort aus den alten Stämmen frisch
hervortrieben. T rat tinik (Essbare Schwämme p. 120) fand ihn im
Prater nahe an 3 Fuss hoch; Scopoli (Fl. carn. ed. I. p. 46, nr. 5. b)
nennt ihn amplissimus. Auch Haller (Hist. stirp. II. p. 140) nennt
seinen Polyporus sessilis, carnosus, flavus, digitalus, maximus, der
allgemein zu P. sulfureus zilirt wird und wenigstens, was die Dia-
gnose betrifft, unzweifelhaft, mit Recht, den grössten der in der
Schweiz vorkommenden Schwämme. Dass der von mir gefundene
Schwamm wirklich der äusserst leicht kenntliche P. sulfureus sei,
hat überdiess auch Fries, dem ich meine Entdeckung mit Beleg-
slücken mitgetheit habe, in dem Briefe vom 22. Nov. 1869 aner-
kannt und dabei seine grosse Freude über die gewonnene Er-
kenntniss des Mattbiolischen Schwammes geäussert.
Das einzige Bedenken gegen die Identität des P. sulfureus
mit dem Schwämme Malthioli's läge in dem Umstände , dass P.
sulfureus bisher nur von Laubbäumen bekannt war, Baumschwämme
der nämlichen Art aber in der Regel auf Laub- und Nadelholz
nicht vorkommen. Allein schon die bisher bekannt gewesenen Er-
fahrungen deuten auf eine grössere Anpassungsfähigkeit dieses
Schwammes in Beziehung auf die Wahl seiner Standorte hin. Kir-
schen-, Pflaumen-, Zwetschken-, Apfel-, Birn-, Eichen-, Pappel-,
Erlen* und Weidenbäume, also Bäume, die zu den sehr, ver-
schiedenen Familien der Amygdaleen, Pomaceen , Cupuliferen,
Betulineen und Salicineen gehören, bieten nämlich in ihren Stäm-
men den Ort, wo sich das Mycelium von Polyporus sulfureus ent-
wickelt. Warum soll also P. sulfureus , gleich dem P. hirsutus,
der ebenfalls auf Nadel- und auf Laubholz nistet , nicht auch auf
Lärchen gedeihen? Die Leichtigkeit, mit der P. sulfureus die ver-
schiedensten Bäumen wählt, geht auch daraus hervor, dass er auf
allen diesen Bäumen immer selbst in nebensächlichen Kennzeichen
ganz und gar der gleiche bleibt, was ich auch bezüglich meines
auf Lärchenholz gefundenen Schwammes ausdrücklich bemerke.
197
Wulfen war von Jacquin ersucht worden, ihm Nachrichten
über den offizinellen Lärchenschwamm zu verschaffen. Er kam
dieser Aufforderung mit der grösslen Bereitwilligkeit nach und er-
suchte zu diesem Zwecke seinen botanischen Schüler Leykauf,
Seelsorger zu St. Lorenz in der Reichenau Oberkärnlens, ihm ge-
wisse Fragen über die auf den Lärchen wachsenden Baumschwämme
zu beantworten. Leykauf schrieb, er finde auf den Reichenauer
Alpen drei verschiedene Lärehenschwämme, den offizinellen (heut-
zutage Polyporus ojftcinalis Fr.), den ignivonium (welcher ohne
Zweifel mit Polyporus pinicola Fr. identisch ist) und einen dritten
von noch unbekanntein Nutzen. Dieser letzte sei von gelblicher
Farbe, komme am Ende des Frühjahrs an der nämlichen Stelle,
wo er früher einmal gewachsen war, schnell hervor, werde her-
nach wurmstichig und im Herbste von den Spechten abgebaut,
wornach er noch ein Jahr lang, dem weissen Käse gleich, um den
Baum liege und endlich verfaule. (Wulfen in einem Briefe an
Jacquin, aus Klagenfurt den 6. Dezember 1777, in der Biblio-
thek des botan. Gartens der Wiener Univ. sammt allen anderen
Briefen an Jacquin, ein Geschenk des Urenkels Jacquin's, Karl
Ritters von Schreibers.)
P. sulfureus hat ein perennirendes Mycelium , die Hüte sind
jedoch nicht wie bei P. officinalis und pinicola, mehrjährig, son-
dern einjährig, dieses Merkmal ist von Leykauf so gut hervor-
gehoben, dass es im Zusammenhange mit der angegebenen Farbe
und mit meinem eigenen Funde keinem Zweifel unterliegen kann,
jener dritte Lärchenschwamm Leykauf's sei kein anderer als
Polyporus sulfureus. Jacquin hat diesen Brief bei der unter dem
Namen Franz Rübe l's herausgegebenen Inauguraldissertation de
Agarico officinali (Wien. I7f 8) , benützt jedoch aus Versehen die
Stelle: „Sub finem veris celeri augmento enascitur, plerumque illis
in arboris locis , "quibus jam antea increverat. Vermibus obnoxius
est. A Pico viridi, tum et majore medioque Linnaei roslri ictibus
avelli autumno solet; sieque delapsus per integrum saepe adhuc
annum, caseo albo similis in terra jacet, tandemque putreseit," auf
den offizinellen Lärchenschwamm angewendet (1. c. p. 35). Wulfen
schreibt hierüber an Jacquin den 28. Jänner 1778 (der Brief im
erwähnten Familienarchive), die Stelle auf p. 32. Sub finem veris celeri
augmenlo enascitur etc. etc., beziehe sich auf jene vom offizinellen
Lärehenschwämme verschiedene Art, welche Leykauf als die von
bisher unbekanntem Gebrauche bezeichnet habe. Jacquin machte
von dieser Bemerkung bei dem Wiederabdrucke der erwähnten Ab-
handlung in dem ersten Bande seiner Miscellanea austriaca, p. 164
bis 203, zwar Gebrauch; er fasste jedoch die zwei „etc. etc." in
dem Briefe Wulfen's nicht so auf, wie sie gemeint waren, dass
nämlich die ganze oben mitgetheille Stelle sich nicht auf den offi-
zinellen Lärchenschwamm beziehe. Er strich also bei dem Wie-
derabdrucke nur den ersten Satz, liess aber die weiteren Sätze
bis zum Ende der ganzen Stelle stehen . so dass auch in den all-
198
gemein verbreiteten „Miseellanea" (1. c. p. 183 — 184) jene irrigen,
nur auf P. sulfureus passenden Merkmale enthalten sind und erst
jetzt durch die Entdeckung der Wulfe n'schen Originalbriefe der
Irrthum aufgefunden werden konnte.
Ueberdiess hat auch Hausmann P. sulfureus auf Nadelholz
und insbesondere auf einer Lärche gefunden, worüber weiter unten
das Nähere berichtet wird. Ausser diesen Standorten findet sich
noch eine Nachricht, die, wenn gleich nur vermutungsweise, hie-
her zu beziehen ist. In den Sitzungsberichten der zool.-botan. Ge-
sellschaft, 1858. 8, wird nämlich eine riesige Pilzmasse, welche aus
einer Holzröhre im hiesigen Volksgarten hervorwuchs, zweifelhaft zu
P. sulfureus gezogen. Da nun zu Holzröhren nur Nadelholz ver-
wendet zu werden pflegt , so darf mit einiger Wahrscheinlichkeit
angenommen werden, in dem Nadelholze , aus welchem die Röhre
gemacht war, sei das Mycelium von P. sulfureus enthalten gewe-
sen und habe diese monströsen Auswüchse erzeugt.
Anhangsweise folgen hier die mir bekannten österreichischen
Fundorte:
Tirol. Auf Populus nigra bei Kastlruth , im Seifer Walde
auf Nadelholz ein einziges kleines Exemplar , bei Waidach unweit
Klobenstein auf den Ritten im J. 1853 an einem alten Lärchen-
slamme mit P. officinalis Hausmann Hb.! Auf Lärchbäumen im
Nonsberge. Matthioli, Comment. 545.
Kärnthen. Bei St. Lorenz in der Reichenau auf Lärchen.
Leykauf 1. Wulfen in litt, ad Jacquin 6. Dez. 1777. Auf
Prunus avium, wenn man vom Kreuzberg gegen Fladnitz aufsteigt,
unweit dem Orle, welcher „im Dorf" heisst. Wulfen. Mscr. der
Fl. norica im k. k. botanischen Hofkabinete zu Wien.
Salzburg. Storch, Skizzen I. 117.
Oberösterreich. An bejahrten Obstbäumen, besonders den
minder edlen Apfel- und Birnsorten , seltener an Zwetschkenbäu-
men; wittert an der Oberfläche Krystalle von Sauerkleesalz aus.
Schiedermayr, österr. botan. Zeitschr. 1853. 92. — Bei Grein
an einem Zwelschkenbaume! Hfl. Hb.
Niederösterreich. Zwischen Wien und dem Schneeberge.
Schultes, Schneeberg I. Aufl. 95, als Boletus caudicinus. — Bei
Gloggnitz, unweit der Schlögelinühle, auf einem Zwetschkenbaume!
— Im Helenenthale bei Baden auf Salix albal Oest. botan. Zeitschr.
1867. 307. — Im Leesdorfer Eichenwalde bei Baden auf einem
alten Stumpfe von Quercus sessilißoral 1. c. 337. — Im Prater bei
Wien. Trattinick, Essbare Schwämme. 120 und als Boletus citri-
nus 1838! Hfl. Hb.
Krain. An Kirschbaumwurzeln. Scopoli, Fl. carn. I. Ausg. 46
als Boletus sp. 5. var. b. An Kirschbäumen. 1. c. II. Ausg. IL 469
als Boletus caudicinus var. 2.
Böhmen. Opiz, Seznam. 137. Im Norden des Bunzlauer Krei-
ses. Menzel in Plumert's Liebwerda. 80.
199
Mähren. An Baumstämmen, namentlich Pappeln und Weiden,
bei Brunn, Czernowitz , Tischnowitz, Eisgrub. Im Frühling und
Sommer. Niessl, Verhandl. naturf. Ver. zu Brunn. III. 137.
Galizien. An Weiden, Pflaumenbäumen, alten Eichstämmen
u.s.w. Zawadzki, Enum. plantar. Galiciae. 158.
Ungarn. Auf faulenden Kirschbäumen, heisst Kirschenbaum-
schwamm. Clusius, Hist. rar. pl. pag. romana 278 als Fung. perni-
ciosorum genus 5. — Vom April bis Oktober überall an alten
lebenden Weiden-, Erlen-, Pappeln-, Eichen-, Waldkirschen- und
Pflaumenbäumen. Schulz er Verhandl. d. zool.-bolan. Vereines zu
Wien. 1867. 142. — Pressburg auf Kirschbäumen als Boletus cau-
dicinus Scop., auf einer Weide bei der Schwarzöhrlischen Mühle
als B. citrinus. Lumnitzer, Fl. Poson. 525.
Slavonien. Ueberall besonders ausser dem Walde. Schul-
zer, Verhandl. d. zool.-botan. Gesellschaft in Wien. 1866. 51.
Siebenbürgen. An Weidenstämmen bei Mediasch. Brandsch
im Mediascher Gymnas. -Programm. 1854.8, als Polyporus. Abth. A.
sp. 1. — An trockenen Stämmen zu Butian bei Kerczesoara. Mi-
chael Fuss in den Verhandl. des siebenb. Vereins für Naturwis-
sensch. 1865. 26.
Caredß brachyhynchu Gsaller
Q= glauca X ferruginea Gsaller?)
Von Carl Gsaller.
Spica mascula sollt aria linearis suberecta, spiculis femineis
subbinis linearibus exserte-pedunculatis subßensifloris demum
nutantibus, squamls femineis obtusis, utriculis latis brevi ro-
stratis triquetris margine hispidis apice non membranaceis
sed coloratis nervosis, bracteis herbacels folüferis vaginantibus,
foliis planis, llgulis brevissimis, radix subrepens. Tirolia centralis:
In Höttinger Berg ad Oeniponte. 3000'.
Ist vielleicht ein Bastart zwischen glauca und ferruginea Scop.,
zwischen denen ich sie nebst sempervirens am Wege zur Höt-
tinger Alpe fand.
Im Allgemeinen von der Gestalt der ferruginea S cop. unter-
scheidet sie sich von derselben durch die kurz geschnäbelte Frucht,
durch den an der Spitze nicht häutigen Schnabel, durch die Breite
der Frucht, die fast an paludosa erinnert, und die etwas gedrun-
gen blüthigen Aehrchen.
An Carex ferruginea ist der Schnabel wohl 3mal länger als
an meiner Pflanze und "4m lebenden Zustande der Pflanze fast wie
bei glauca, im getrockneten jedoch zieht sich die Frucht an der
Spitze zusammen, und erscheint dann länger geschnäbelt.
Innsbruck, am 21. Juni 1870.
200
Phytographische Fragmente.
Von Dr. Ferdinand Schur,
XCVIIL
Lunularia vulgaris Mich. — Marchantia cruciata L.
Dieses Lebermoos, welches einer Marchantia polymorpha sehr
ähnlich ist, mit derselben auch gemeinschaftlich vorkommt und
daher leicht übersehen werden kann, habe ich bis jetzt weder im
nördlichen noch südlichen Deutschland wildwachsend beobachtet.
Auch Raben hörst und allere Kryptogamisten geben die südli-
chen Gebiete: Italien, Istrien, Lombardei, Nordafrika u. s. w. als
das Vaterland der Lunularia an. Eingeschleppt, nicht kultivirt, habe
ich die Lunularia, in meiner Jugend vor etwa fünfzig Jahren, in
dem botanischen Garten zu Königsberg, auf Blumentöpfen im s. g.
Kalten Hause beobachtet, später, 1830, im botanischen Garten bei
Berlin, aber nur sporadisch und als zufällige Erscheinung. 1846
fand ich diese Pflanze in Siebenbürgen, u. z. in Hermannstadt unter
denselben Umständen in den Baron Bruckenthalischen Gärten, aber
auch hier, wie an den oben genannten Standorten, nicht fruklifi-
zirend. Auch in Graz soll die Lunularia, nach mündlicher Mit—
Iheilung des Herrn Dr. Skofitz, und in Brunn nach Herrn Dr.
Kalmus, in Gärten vorkommen. Es ist dieses Vorkommen der
Lunularia sehr eigentümlich und es musste sich mir die Frage
aufdringen, üb die Nähe gewisser Pflanzen auf dieses Vorkommen
von Einfluss sei, wie wir dieses bei mehreren Phanerogamen ken-
nen, die z. B. nur auf Aeckern und in Gemeinschaft bestimmter
Pflanzen gefunden werden. Diese nähere Beziehung zu bestimmten
Pflanzen scheint nicht stattzufinden , da ich die Lunularia auf den
Töpfen der verschiedensten Pflanzenarten fand und es scheint mir
zweifellos zu sein, dass, wenn dieses Moos einmal in einem Garten
eingeschleppt, ist, die weitere Verbreitung durch die vorräthige
Gartenerde geschieht. Absichtlich kultivirt fand ich die Lunularia
nirgends.
Sehr interessant war mir daher das Auffinden der Lunularia
vulgaris im botanischen Garten des k. k. Theresianums in Wien,
im Spätsommer 1868 und 1869, und zwar nicht auf Blumentöpfen,
sondern im Freien, auf Pflanzenbeelen und neben Pflanzenarten, die
erst vor ein paar Jahren vom Schneeberg in diesen Garten ver-
pflanzt worden waren, z. B. zwischen Potentilla aurea, Campanula
Scheuchzeri und C- caespitosa, Phyteuma Scheuchzeri, Luzula ma-
xima und L. intermedia , Carex atrata , Rhododendron hirsutum,
Cystopteris alpina und mehreren subalpinischen Pflanzen, welche
mit der Erde (Ballen) hiehergebracht, nicht aus Samen gezogen
worden sind. Ich erwähne dieser Kulturweise besonders und lege
Gewicht darauf, weil ich der Ansicht bin , dass die Lunularia
mit diesen Pflanzenballen in den Garten gekommen ist, und dass
2<M
dieselbe auf dein Schneeberg und anderen sieirischen Gebirgen
wildwachsend vorkommen rnuss. Es ist zwar auch hier eine Tau-
schung nicht unmöglich, da auch, trotz der Gesellschaft der Vor-
alpenpflanzen, eine Verbreitung durch die vorräthige Gartenerde
und andere auslandischen Pflanzen geschehen sein kann. Aber den-
noch ist der genannte botanische Garten der ersle Standort im
Freien, wo ich die Lumilaria angetroffen habe, und es bleibt nun
die Aufgabe des Muskologen zu untersuchen, ob auf dem Schnee-
berge oder den angrenzenden Gebirgen dieselbe wildwachsend
vorkommt und unter welchen näheren Beziehungen dieses der Fall
ist. In dem genannten botanischen Garten wächst sie auf dem
s. g. Alpenbeele und zwar gemeinschaftlich mit einer kleinen Mar-
chanüa, wahrscheinlich M. polymorpha L. var. pusilla, in hand-
breiten Rasen, aber ohne Früchte, sondern mit halbmondförmigen
Knospenbechern (oder BrutknöllchenlagernJ reichlich verseilen. Ich
beobachtete dieselbe im September 1868 und 1S69, ausser mit der
eben genannten Marchantia mit Amblystegium Juratzkanum ver-
flochten.
XCIX.
Characeen der Flora von Wien.
Ich habe irgendwo die Ansicht gelesen, dass die Verbreitung
der Charen sehr allgemein sei und die bekannten Charaformen
(Arten) in den meisten Floren anzutreffen wären. — Aus Erfah-
rung kann ich diese Ansicht weder bestätigen noch widerlegen,
aber die Flora von Wien scheint für das Gegentheil zu sprechen;
denn obwohl die Umgegend von Wien reich an Gewässern ist , so
habe ich verhällnissmässig nur wenige Charaformen hier beobachtet.
Freilich wollen meine Exkursionen in dieser Richtung nicht mehr
viel sagen, denn hier heisst es „in die Tiefe musst du steigen, soll
sich dir das Wahre zeigen," was bei mir rieht mehr Ihunlich ist.
— Aber im Allgemeinen ist die reissende Donau, mit ihrem unbe-
ständigen sandigen Bette, kein Terrain für Charen, welche in
Teichen und Seen, überhaupt in stehenden oder langsam fliessenden
Wässern besser gedeihen. Ich erlaube mir meine diessfalligen
Beobachtungen der letzten Jahre hier milzutheiten.
Chara vulgaris L. sp. 4. p. 183. — In Gräben bei Moosbrunn
unweit der Jesuitenmühle, nicht gemein. 23. Mai 1869. Auch schon
vor mehreren Jahren hier von mir beobachtet.
Chara foetida Alex. Braun. Abb. in der Regensb. bot. Zeit.
1835. — Raben borst. Krypt. 2, 197 == Ch. vulgaris Auct. plu-
rim. non L. — Sehr veränderlich in Grösse und Farbe , je nach
der Tiefe und Grösse der Wässer und Beschaffenheit des Bodens.
In der Umgegend von Wien ist diese Pflanze sehr gemein und fast
in allen Pfützen und Gräben. Im Prater auf allen Punkten, in der
Liesing bei Liesing und Rodaun, bei Kalksberg und Laab , bei
Mauer, im Wiener-Neustädter Kanal bei Klederling, bei Erlau und
lnzersdorf. auch in Tümpeln bei Moosbrunn. Juni.
202
Chara hispida L. sp. 4. p. 1624. — In langsam fliessenden
klaren Gräben, stellenweise grosse Polster bildend, bei Moosbrunn.
23. Mai 1869.
Chara fragilis YaiW. Flor. Paris, tab. 3, fig. 1. — C. pulchella
Wallr. ann. bot. tab. 2= Ch. vulgaris Hedw. ther. tab. 32. non
L. — Im Wiener- Neustädter Kanal unweit Klederling. 15. Juni
1867 in klaren Gräben bei Moosbrunn. Mai 1869.
In den Salzteichen bei Torda in Siebenbürgen kommt eine
der Chara fragilis ähnliche Form vor, welche dort Juli 1868 von
Herrn Pfarrer Barth gesammelt und mir freundlichst mitgetheilt
worden ist. Ausser Chara baltica Fries, und Ch. horridulaD eth.
kenne ich nur diese siebenbürgische Chara, welche in salzigem
Wasser vegelirt und dieses Standortes, sowie anderer Merkmale
wegen, nenne ich dieselbe:
„Chara salina in."
Die Pflanze ist sehr zart, aber dennoch weniger zerbrechlich
als Ch. fragilis Vaill., lebhaft grün, und verbreitet selbst im ge-
trockneten Zustande einen strengen, widerlichen Geruch; sie ist
6—8 Zoll lang und sehr ästig; das Würzelchen besteht aus ein
paar Fasern, welche am unteren Ende einer Anschwellung (caudex)
sitzen, an dessen entgegengesetztem oberen Ende zahlreiche Sten-
gelchen (caudiculi) entwickelt sind; die Internodien sind gewun-
den und hin und wieder knotig; die Quirläste sind einfach aber
gegliedert, das Endglied ist spitz und häutig; die Anzahl der Quirl-
äste ist 5 — 7 — 9. Die Antheridien und Früchtchen sitzen bald ein-
zeln, bald übereinander, jedoch die ersleren stets über den letzte-
ren, unterstützt von vier ungleichen Brakteen , welche häutig,
lineallänglich, spitz , und von denen die zwei äusseren doppelt so
lang als die inneren sind; die äusseren Brakteen sind länger als
die Antheridien aber etwa nur halb so lang als die reifen Frücht-
chen. Die Antheridien sind weiss oder fleischfarbig, die Früchtchen
schwärzlich, elliptisch-länglich, glänzend und mit hervorragend kan-
tigen Windungen versehen. An der Spitze der Aeste bemerkt
man eine Anhäufung von Aestchen, Antheridien und unreifen
Früchten.
Nitella flexilis ■ Agard h. == Chara flexilis L. sp. 1024. In
Bächen und Pfützen in den Donauauen, z. B. in der Nähe des Eisen-
bahndammes bei Floridsdorf. Juni 1868.
Nitella gracilis Agardh. syst. 125. = Chara gracilis S m.
Engl, bot.2140 == Charahyalina Bischoff. Krypt. 1. tab. 1. Fig. 4.
Mit der vorigen an gleichen Standorten aber noch nicht entwickelt,
wahrend Ch. flexilis schon reife Früchte hatte. In der Brigittenau
unweit dem Jägerhause. Juni 1856.
In der Freudenau , im s. g. Schwarzenslockwasser , kommt
mit Najas minor eine Chara vor, die ich damals nicht bestimmen
konnte , die ich aber gegenwärtig für Chara translucens halten
möchte. Vielleicht gelingt es einem Wiener Botaniker, dieses in
203
das Reine zu bringen. Der Standort der Najas und dieser Nitella
ist in der Freudenau ganz in der Nahe der Rennbahn.
Zanic hellt a aculeata Schur. Forma nova Transsilvaniae.
Caulibus ramosissimis flaccidis 6— 8 poll. longis, foliisque ver-
ticillatis tenuissimis. Fructibus oblongis utrinque oblusis , longe
pedicellalis et rostratis. 2 — 4 in verlicillos foliorum, subumbellalo
dispositis, tenue curvatis,.do rso obtuso aculeatis, aculeis ob-
tusiusculis diametruin fructus subdimidio brevioribus; fructibus 1 lin.
longis y3 lin. lalis, pedicellis roslnsque aequilongis, fructibus parum
brevioribus. — In den Salzteichen bei Torda in Siebenbürgen von
Herrn Pfarrer Barth gesammelt und mir freundlichst mitgetheill.
Juni, Juli 1867.
Es ist diese Zanichellia der Z. pedicellata Trin. ähnlich, aber
durch die länger gestielten, lang geschnäbelten und am runden
Rücken stacheligen Früchte leicht zu unterscheiden. Auch ist Z.
aculeata viel zarter als Z. pedicellata.
CI.
Zanichellia p alustris L.
Von dieser Pflanze sind mir zwei Abänderungen bekannt,
nämlich: a) major == Z. major Bonn in gh ap. Rchb. icon. 1.
tab. 16, Fig. 24; /?) minor = Z. repens Bönningh. ap. Rchb.
1. c. Fig. 20. Beide Formen kommen in Siebenbürgen vor (Schur
en. p. 634) während die erstere , die Z. major auch bei Wien
in Gräben bei Neudorf vorkommt.
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
XXXV.
Anethum graveolens L. Im Gebiete sehr häufig in Gemüsegärten, Wein-
bergen etc. gebaut, und zumal bei den Magyaren, als Zusatz zu vielen Speisen
aussergewöhnlich beliebt (Maiiy. Kapost.). Seilen auch als Gartenflüchthng in
der nächsten Nähe des bebauten Landes auf Schuttplätzen in Dörfern und am
Rande der Weinberge. Als die höchstgelegenen Standorte, wo die Pflanze im
Gebiete auch kultivirt wird, notirte ich die Dörfer um Rezbänya. 380 Met.
724. Paslinaca sativa L. — Aufwiesen. Bei Erlau, Gyöngyös,
Wailzen, Gran, Ofen, Stuhlweissenburg, am Velenczer See, auf der
Margaretheninsel und Csepelinsel. Sehr häufig auf feuchten Gras-
204
platzen auf der KecskemcterLandhbhe bei R. Palota, Pest, Soroksar,
Alberti, Monor und Pilis, Also Dabas, Czegled, Szolnok. Am Saume
des Bihariageb. bei Grosswardein und Buleni und von da einwärts
im Thale der weissen Koros bis Körösbänya. — Tert. und diluv.
Lehm- und Sandboden. Liebt im Gebiete vorzüglich feuchten Boden
und gedeiht mit Vorliebe in den flachen Mulden des Sandterrains,
wo die Bodenkrume im Frühlinge noch vom Grundwasser erreicht
und durchfeuchtet wird, im Sommer aber stellenweise austrocknet
und Salze auswittert. An solchen Platzen tritt die Pflanze, zumal
auf der Kecskem. Landhöhe , in Gesellschaft der Achillea scabra
Host, Silene mvltiflora (Ehrh.), Slatice Gmelhd und Scorzonera
parviflora etc. oft massenhaft auf. 80 — 2<0 Met.
Pastinaca opaca Bernh. — Wird von Steffek aufwiesen bei Szöllüs
nächst Grosswardein angegeben. Wahrscheinlich beruht diese Angabe aber
auf einer Verwechslung mit der bei Grosswardein vorkommenden, in Stef-
fels Verzeichnisse der Grosswardeiner Pflanzen nicht enthaltenen Pastinaca
sativa L.
725. Heracleum Sphondylium L. — Im Grunde und am Saume
der Wälder, in Holzschlägen, an Zäunen, auf Grasplälzen in Obst-
gärten und auf feuchten Wiesen. Im mittelung. Berglande in der
Pilisgruppe bei Visegräd , am Piliserberg, bei dem Saukopf ober
dem Auwinkel , am Schwabenberge und im Wolfsthale bei Ofen.
Auf der Kecskem. Landh. in dem Waldreviere zwischen Monor und
Pilis. Häufiger im Bereiche des Bihariagebirges auf dem tert. Vor-
lande zwischen Grosswardein und ßelenyes , dann bei Rezbänya,
Monesa, Desna, Vidra. — Trachyt, Schiefer, tert. und diluv. Lehm-
und Sandboden. 95—1100 Met.
726. Heracleum elegans Jacq. Fl. austr. II. t. 175. — In den
felsigen Schluchten am Abfalle des Suprapietra poienile bei Vidra
in der Vulcangruppe des Bihariagebirges. — Kalk. 1000 —1250 Met.
727. Heracleum sibiricum L. — Im mittelung. Berglande. Ge-
mein bei Gyüngyös und in der Matra , wo H. Sphondylium fehlt.
(Janka Oe. b. Z. 1866. p. 171.)
728. Tordylium maximum L. — An steinigen Plätzen in Nie-
derwäldern, zwischen Gebüsch am Rande der Weinberge und an
Zäunen längs den Strassen. An zerstreuten Standorten. Im mittel-
ung. Bergl. auf dem Czigled bei Erlau; in der Matra bei Paräd; in
der Magustagruppe bei Gross-Maros; in der Pilisgruppe bei Vise-
gräd und Set. Andrä , im Wolfsthale und am Schwabenberge bei
Ofen, bei Promontor und Ercsin. Am Oslrande der Debrecziner
Landh. bei Ecsed und am Säume des Bihariageb. bei Grosswardein.
— Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehmboden. 100—500 Met.
729. Siler trilobum (Jaeq.) — An felsigen Abstürzen der
Berge im mittelung. Berglande. Auf dem Nagy Eged bei Erlau; in
der Matra auf dem Bogolykö bei Bodony; in der Pilisgruppe auf
dem Piliserberg, auf der Slanitzka bei P. Csaba und im Auwinkel
bei Ofen. — Fehlt im Tief lande. Auch im Bihariageb. nicht beob-
achtet. — Kalk, Dolomit. 120—750 Met.
205
730. Laserpitium alpintim W. IL — Auf den mit Nardas
stricto, bestockten Grasmalten, so wie unter Buschwerk von Juni-
perus nana an felsigen Gehangen in der alpinen Region des Biha-
riagebirges. Im Rezbänyaerzuge von den grasreichen Mulden auf
der Margine angefangen über den Vervul Biharii und die Cucur-
beta bis auf den Tomnafecu und die Gaina sehr verbreitet; im
Petrosaerzuge in den Schluchten des Bohodei , dann vom Cumun-
celu über den Vervul britiei und Botiesa bis auf den Rücken der
Vladeasa. — Porphyrit, Schiefer, niemals auf Kalk, auf welchem
Substrate sie im Gebiete durch die nächstfolgende Art ersetzt er-
scheint. — 1280—1845 Met.
731. Laserpitium latifolium L. — Auf felsigen und begrasten
Bergrücken und Bergabhängen, in Hol. schlügen und zwischen
Buschwerk am Rande und im Grunde lichter Wälder. Im mittel-
ung. Bergl. auf dem Kirälyüt bei Felsö Tärkany; auf dem Nagy
Egzed bei Erlau; auf der Veronkaret und bei Paräd in der Matra;
auf dem Nagyszäl bei Waitzen; auf dem Kisshegy, dem Piliserberg
und der Slanitzka bei P. Csaba , auf dem Kopäszhegy zwischen
Koväcsi und Budakesz, im Auwinkel und im Wolfsthale hinter dem
Schwabenberge bei Ofen (hier in mannshohen Exemplaren). Fehlt
im Tieflande. Im Bihariagebirge auf der Pietra pulsului, Pietra
Boghi, Mogura seca, Pietra Galbina, Pietra muncelului und in gröss-
ter Menge auf dem Abfalle der Tataroea gegen Kisköh zu. — Im
Gebiete ausschliesslich nur auf Kalksubslrat beobachtet. 190 bis
1265 Met.
732. Laserpitium prutenicum L. — Auf feuchten Wiesen. Im
mittelung. Berglande in der Matra auf dem Galya; in der Pilis-
grüppe am Fusse des Piliserberges, auf der Slanitzka bei P. Csaba
und auf dem Plateau des Schwabenberges. Auf der Kecskem. Land-
höhe auf den mit Schoenus nigricans bestockten Moorwiesen bei
R. Palota, P. Szt. Mihäly und längs dem Rakosbache bei Pest. Im
Bihariageb. im Becken von Belenyes bei Savoieni, auf dem Dealul
vetrilor bei Rezbänya; in der Pleiiugruppe auf der Brateoea ober-
halb Monesa und auf den Höhen des Moma, im Thale der weissen
Koros auf den tert. Hügeln bei Körösbänya. — Schiefer, Kalk, tert.
und diluv. Lehm- und Sandboden. 93 — 800 Met.
Botanische Reise in Serbien im Jahre 1869.
Von Dr. Josef Pancic 1).
(Schluss.)
Am quellenreichen Krcinar hatte ich gehofft die daselbst zahl-
reich wachsende Silene Asterias Gris. in wo möglich vielen Exem-
plaren einzusammeln, fand deren aber sehr wenige, die eingelegt
1) Ein Schreiben an Janka.
206
werden konnten und erbeutete auch sonst nur Bekannteres und
zwar: Geranium lividum l'Her. , wenige Exemplare von Gymnadenia
Frwaldskyana Hpe., für den Garten mehrere Rhizome von Rumex
Patientia L., dessen Kraut auch die Grenzwäehter sehr wohl ken-
nen und als Gemüse gerne gebrauchen und mehrere Fruchtexem-
plare von Cardamine acris Gris., die ich nun als vollkommen
verschieden von der ihr sehr ähnlichen C. latifolia Vahl. betrachte,
da sie runde, und gelbe, nicht aber längliche und schwärzlichgrüne
Samen hat, wie ich diess an der pyrenäischen, von Bordere gesam-
melten Pflanze sehe.
Am dritten Tage besuchte ich den Gobelja, die weissen Felsen
(Kalk) ober Metodija und den Vucjak ; bei dieser Gelegenheit
wurden gesammelt: Aconitum Koelleanum Rchb., Aurinia corym-
bosa Gris., Silene Sendtneri Boiss., Stellaria uliginosa Murr.,
ein hexameres Sedum verwandt mit S. hispanicum mit sterilen
Rosetten, somit perennirend, Saxifraga Friderici-Augusti Bias.,
Pancicia serbica Vis., Hier actum lanatum W. K. , H. multiflorum
Schi., Aster alpinus L., Euphrasia salisburgensis Funk, Salix
rosmarinifolia L,, Juncus striatus K. , Carex temiis Host, Poa
annua var. varia Koch, Fesluca frigida Gaud. und Arrhenatherum
elatius, das auf allen Kopaoniker Fetlweiden ziemlich häufig vor-
kömmt.
Die Hoffnung, dass sich das Wetter günstiger gestalten werde,
war inzwischen auf ein Minimum reduzirt, und da ich bei einer
Temperatur von 11° C. nach früheren unangenehmen Erlebnissen
auf dem Kopaonik auch Aergeres zu befürchten die Ursache hatte,
so enlschloss ich mich den vierten Tag das Hochgebirge zu ver-
lassen und zur Josunicaer Banja hinab zu steigen. Auf dem kür-
zesten Wege dahin, um den M. Jadovnik wurden gesammelt:
Silene Armeria L., Sedum micranthum Bast., Hieracium racemosum
W. K., H. silvaticum Lain. und Sesleria elongata H. — Abends
wurde bei Sturm und Regen der Badeort erreicht.
In Jcsanica wurden die heissen Quellen besichtigt und dann
nach dem Cyperus badius Panc. Verz. gespäht, welchen ich frü-
her hier oft beobachtet, aber immer in unausgebildeten Exemplaren
oder verstümmelt gefunden hatte. Dieses Mal war ich glücklicher,
denn er blühte eben ganz üppig und wurde auch in schonen
Exemplaren eingelegt; die Desfontaine'sche Pflanze ist es wohl
nicht, aber auch kein Cyperus longus, wie ich diess später ver-
muthele, sondern scheint näher verwandt mit C. tenuiflorus Rottb.
Die, weitere Reise bis nach Krusevac, das den dritten Tag
erreicht wurde, konnte, da das Welter keine Seitentouren erlaubte,
nichts Neues bieten, und es wurden gleichsam wie auf einer Flucht
folgende interessantere Pflanzen gesammelt oder meistens nur
notirt: bei Jelakci Odontites Ixodes Boiss., Centaurea alba var.,
Euphorbia graeca Boiss. und Scabioza holosericea Bert.; vor Ploca:
Ceraslium ruderale M. a ß. und Cirsium candelabrum Gris. (mas-
senweise); auf dem Neradja: Mulgedium sonchifolium Vis. (La-
207
ctuca sonchifolia Panc. Verz.), Hieracium prenanthoides Vill.,
Bupleurum baldense Koch und Silaus virescens Gris.; unter der
Ruine Koznik: Dianthus cruentus Gris. und Thesium hutnile Vahl.
In Krusevac benützte ich während meines mehrtägigen Auf-
enthaltes einen leidlich schönen Tag, um den M. Jastrebac, den
Fundort des Acer macroptenim Vis. zu besuchen. Mein Weg ging
Anfangs in der Ebene hinter Krusevac und dann an der Bucanska
reka durch Lomnica und ßuci zum Grenzposten Ravna gora. Hier
und am nahen Stracimir wächst der gesuchte Baum häufig, ver-
mischt mit dem gewöhnlichen A. Pseudoplatanus L., beide waren
aber dieses Jahr, was ich den Grenzwächtern gar nicht glauben wollte,
völlig fruchtlos ebenso wie die Buche, die nebst etwas Pinus picea
L. den Hauptbestand des M. Jastrebac ausmacht. Aber auch in die-
sem Zustande kann der Baum leicht unterschieden werden, da
seine Blätter, besonders die jüngeren, viel tiefer eingeschnitten —
fast ebenso tief wie an A. Heldreichii Boiss. — und die Seg-
mente keulig und nicht eiförmig sind, wie am gewöhnlichen Berg-
ahorn. Sonst wurden auf dieser Excursion gesammelt: Festuca sil-
vatica Vill., Ruscus Hypoglossum L., Cyclamen heder aefolium
Ait., Pyrethrum Parthenium Sin., Hypericum tetrapterum Fries,
Rubus hirtus W. K., der alle Lichtungen der Buchenwälder am
Jastrebac bedeckt, und eine mir neue Angelica, höchst wahr-
scheinlich A. pachyptera Lalem; sie ist immer gedrängter als A.
silvestris L., unter 3 Schuh hoch, sehr ästig, die Biälter sind oben
glatt, eingeschnittengesägt, die Früchte (5 Mm. lang, 3 Mm. breit)
am Grunde abgerundet, oben ausgerandet, die Styli divergirend,
länger als der Griffelpolster, die Dorsalriefen stumpf, die Flügel so
breit als der Mittelkörper, ziemlich dick und nicht papierartig und
durchscheinend wie an der gemeinen Angelica.
Von Krusevac wurde nunmehr die Rückreise nach Belgrad
angetreten, und die Partie bis Cupria zu Schiff auf der Morava
zurückgelegt. Ich hoffte auf diese Weise der Ungunst der Zeit
doch noch Etwas abgewinnen zu können, wollte die Uferflora am
Zusammenflusse der beiden Morava studiren und zwei interessante
vor vielen Jahren ober Cupria gesammelte Pflanzen, Cyperus oli-
varis Targ. und Trigonella elatior Sin. wieder aufsuchen. Indessen
erwies sich die Reise auf den Pontonschiffen für botanische Zwecke
als sehr unpraktisch; wegen der vielen Serpentinen und des häu-
figen Aufsitzens überaus verlangsamt, und da auch das Betreten
der Ufer wegen der vielen Schnellen und Untiefen nur stellenweise
auszuführen war, so ergab die höchst langweilige, zweitägige
Reise Weniges, was der Erwähnung werth wäre, und zwar: Cy-
perus glaber L., C. long us L., C. glomeratus Host, C. Monti P. B.,
Calamagrostis littorea D C , Chenopodium ambro sioides L., Diplo-
pappus annuus Cass., Aster canus W. K. und Pyrethrum uligi-
nosum W. K. Der Standort des Cyperus olivaris und der Trigo-
nella elatior wurde erst bei eingetretener Finsterniss erreicht und
konnte, da auch in den folgenden Tagen einige Versuche, um das
208
Versäumte nachzuholen, wegen Regens misslangen, gar nicht be-
sucht werden.
Den dritten Tag setzte ich meine Reise über Jagodina und
Kragujevac fort, passirle die wohlbekannten, aber schon lange
nicht besuchten Standorte von Quercus flavescens Panc. Verz.,
Quercus Tozza Bosc, Crataegus melanocarpa M. a B., Kitaibelia
vitifolia Willd. und meiner Lavatera muricata Verz., ohne auch
nur vom Wagen absteigen zu können, und erreichte am 11. Aug.
Belgrad in der ziemlich trüben Stimmung, Vieles gewollt und
Weniges vermocht zu haben.
Ausflug auf den grossen Bösenstein (4731 F.).
(17. August \Mk)
Von Gabriel Strobl.
Der höchste unter allen Bergen der Rottenmanner Tauern-
kelte ist der Bösenstein. Er allein ward für würdig befunden, eine
Pyramide auf seinem Haupte zu tragen, und mit fernen, gleich ihm
gekrönten Häuptern in Verbindung zu treten. Man ersteigt den
Riesen rückwärts von einem Seitenthale der Strechen, vorne von
den Kothhütten, einer dorfarligen Verbindung vieler Almhütten,
und seitwärts vom Dorfe Hohentauern an den Scheiplseen vorbei
und der Schlucht zwischen dem grossen und kleinen Bösenstein
entlang. 31eine Reise ging von Trieben durch den schiefrigen Wolfs-
graben , hiernach durch die Kalkflora der Sunk, statt aber jetzt
vollends zu den Tauernteichen hinaufzusteigen, zog ich mit meinem
Begleiter, dem Hrn. Apolheker Rauscher, von Roltenmann durch
eine Bergwiese auf einem Mittelwege zwischen den Scheiplalpen-
und Kothhüttenwege, erstieg, als plötzlich der Weg rechts in die
Kothhütten führen wollte, die Anhöhe eines links liegenden Holz-
schlages, folgte dem Ausflusse des kleinen Scheiplsees, und ge-
langte so zu den Scheiplseen und endlich in die oben erwähnte
Schlucht, von deren innerstem Ende die Pyramide in einer halben
Stunde ohne Mühe erreicht war. Nachdem so das Schema ent-
worfen ist, folgt die Detaillirung und Ausmalung des für die ganze
umliegende Berggruppe charakteristischen botanischen Bildes. Frei-
lich ist das verheissene Bild strenge von Viertelstunde zu Viertel-
stunde dem Original entnommen, ohne durch Idealisirung auch die
übrigen cinzuschliessen, und durch Reflexionen ein Gesammtbild
schaffen zu wollen, indess ist die Flora- des gesammten Zuges, so
lange die Formation die gleiche ist, auch fast durchgehends die
gleiche, so dass auf einem 4 Stunden oder 20 Stunden weit
entfernten Berge die sumpfigen Niederungen eines Sees, oder die
feuchten Ränder eines Alpenbaches, oder die windigen Rüekenhöhen,
209
oder die reichen Triften am Fusse eines Felsens beinahe die glei-
chen Gewächse besitzen, wie ähnliche Stellen am Bösenstein.
Von den Gewerken Triebens fängt der mit Erlen und Fichten
bewaldete, und von dem prachtvollen Triebenbache durchrauschte
Wolfsgraben an, und zieht sich etwa eine halbe Stunde lang auf-
wärts, bis die Bachfläche mit der Tauernstrasse zusammenfällt. Der
Untergrund ist verwitternder, leicht zerbröckelnder Thonschiefer,
wie er überall in Schluchten, z. B. im Strechen-Ardninger-Flietzen-
Graben auftritt, und leicht abrutschende, wassertriefende Gehänge
bildet. Die Luft ist beständig von dem feinen Staubregen des bald
in Gischt aufgelösten, bald grüne durchsichtige Stellen bildenden
mächtigen Giessbaches erfüllt, prächtig gedeihen in dieser Atmo-
sphäre mannigfaltige Gewächse und gelangen zu üppigen Formen.
Da überdeckt vor allen der goldgelbe Senecio nemorensis L. in lau-
senden von Exemplaren die Ränder des Baches, des Weges und
die lichten Stellen der Abhänge. (Er tritt besonders in drei For-
men auf: 1. Mit lanzettlichen lichten Blättern, rothem Stengel,
dicken Köpfchen, fast wimperlosem Aussenkelche, schwachem
Gerüche und öblüfhigem Strahle. 2. Mit breit-elliptischen,
dunklen Blättern, fast wimperlosen Deckblatt eben und
Aussenkelche und schwachem Gerüche und 3. Mit breit-
elliptischen, dunklen Blättern, stark gewimperten Deck-
blättchen und Aussenkelche und sehr feinem starkem Ge-
rüche.) An schattigen Bachrändern steht truppweise Impatiens
noli tangere und einzeln die riesige Angelicn sylvestris, auf freien
Stellen Rubus Idaeus , Aira caespitosa, Cirsium arvense, spinosum
und palustre, Solidago virga aurea; auf nackten Hügeln Tussilago
Farfara und am steinigen Wegrande Geranium robertianum, Ga-
leopsis Tetrahit, Prunella vulgaris, Ranunculus repens, Veronica
officinalis und vereinzelt Cardamine impatiens. Manchmal steht an
einem Seitenbächlein Arabis alpina, Solanum Dulcamara klettert
von der Höhe herab, Lycopodium annotinum läuft im Waldboden
herunter, rings von Heidelbeeren umgeben, über welche Luzula cam-
pestris, Aira flexuosa und Calamagrostis Halleriana DC. die schwan-
kenden Halme erheben. Weiter oben tritt auch Calamagrostis syl-
vatica auf, aus den Felsritzen sprosst Polypodium vulgare, Dryopte-
ris und Phegopteris, auf den Gesteinen wurzeln Bartramia Halleriana,
Polytrichum umignum, Hedicigia ciliata, Hypnum splendens etc.,
im Waldboden steht der giftige Boletus luridus, am Pfade lagert
Lamium maculatum, Plantago media, Ranunculus acris, Epilobium
montanum, Senecio viscosus, Stellaria graminea, nemorum, Poten-
tilla Tormentilla, Oxalis Acetosella, seltener Circaea alpina, Gna-
phalium sylvaticum, Verbascum SchraderiMcig., Scrophularia no-
dosa, Rosa canina, Hieracium Pilosella, und von den Höhen winkt hie
und da Sorbits aueuparia. Ein Wässerlein sickert durch den mit
herrlich grünenden Moosen überkleideten, feuchten Waldgrund,
Veronica urticaefolia sieht an seinem Rande. Tief unten tobt der
majestätische Wildbach, und schiesst dahin zwischen den grauen
Oesterr. botan. Zeitschrift. 7. Heft. 1870. 14
210
riesigen Felsbloeken, die ntit eisernen Klammern in seinem Bette
zu fassen scheinen, und deren Haupter jugendliche Moose umran-
ken. Zu beiden Seiten ragen hochstämmige, schlanke Fichten em-
por, umschliessen mit dunklem Gewände das weisse Gewässer und
heben aus diesem Grunde sich in die Bläue des Himmels.
Weiter führt uns der Weg — Hie und da Stachys sylvatica,
Asplenium Filia femina Brnh., Digitalis grandiflora Lam. , Doro-
nicurn austriacum Jcq., Carduus Personata Jcq., Arabis arenosa
Scop., Sambucus racemosa, Lactuca muralis Fr., Prenanthes pur-
purea und schon genannte. Das gemeine Hieraciuin murorum hatte
eine längere Slrecke hindurch am Stengelgrunde grössere oder klei-
nere Knollen, welche zuweilen den ganzen Stengel absorbirten, so
dass dem Knollenende die Blüthenstielchen entsprossten. Alle waren
kleinblättrig, kurzslänglig und standen noch in Blülhe, während höher
hinauf gefundene normale Pflanzen grosse Stengel und Blätter besas-
sen, und meist ganz verblüht waren. Der Grund dieser sonder-
baren Anschwellung zeigte sich beim Aufschneiden dieser Knollen,
nämlich kleine, weissliche Insektenlarven, deren 3—10 in einem
Knollen hausten. Auf moosigem Waldabhange fand sich Milium
effusum z. hfg. und Poa nomoralis a. vulgaris, weiter hinauf Car-
datnine sylvatica, Petasites albus Grt. (gemein), Ranunculus
linuginosus häufig mit Carex sylvatica Hds. Wir stehen jetzt
bei der Brücke, welche über den Bach hinweg in kürzester Zeit
uns der Strasse zuführt. Hier scheint noch einmal der Wolfsgraben
alle seine Kräfte aufzubieten, um unseren Anforderungen zu genü-
gen. Denn am Wege blühen Clinopodium vulgare und Lychnis
diurna Sibth. und von den Abhängen winken Spiraea Aruncus,
Galium sylvaticum, Salvia glutinosa, Turritis glabra, Atragene
alpina, Salix grandifolia Sering, Aconitum Lycoctonum, Thalic-
trum aquilegifolium und riesige Formen des Ranunculus platani-
folius. Den Bachrand zierten jenseits der Brücke die mächtigen
Blätter und fast klaflerhohen Stengel des Cirsium paueiflorum und
auf der Wiese unterhalb der Tauernstrasse standen zwei Exemplare
des Cirsium pulustri - oleraceum recedens Näg. mit elliptisch-
lanzettlichen, kleinlappigen, am Rande vieldornigen Blättern; die
Dornen an den Lappenspitzen stärker. Die Blüthen gelb, aufrecht;
der Blüthenstand mehr- bis vielköpfig (auch Seitenäste); mit den
Stengelblättern an Form gleichen, aber kleineren Hüllblättern am
Grunde umschlossen. (Etwa eine Stunde höher fand ich beim Rück-
wege vom Dorfe Hohentauern am Grabenrande der Strasse zwei
ganz gleiche Exempl., nur waren die Blätter weit stärker gelappt.)
• Die Tauernstrasse ist erreicht und verspricht einen gemäch-
lichen Steig. Doch kaum haben wir an den Felsen Sedum annuum
gesammelt, so folgen wir dem nach rechts abzweigenden Sunk-
wege, und wandern an einer Kohlstätte vorüber in eine abgeholzte
Schlucht. Wir ziehen am schiefrigen Gehänge dahin, an einer jun-
gen Buche vorbei, und sammeln Gentiana asclepiadea, Phyteuma
spicatum, Blechnum Spicant Rlh., da steht auf einmal ein grosser,
211
kaliler Kalkberg, der Triebensleiu vor uns, ähnlich einem riesigen
Dreiecke, von dunklen Fichten rings umrändert.
Wir setzen über den kleinen Sunkbach, sammeln am Wege
Arenaria serpyllifolia u. Sagina saxatilis, und schon stehen wir am
Fusse des kahlen Felsens, und rings herum prangen die Kinder
des Kalkes, theils in ihrem Blüthenkleide, tlieils mit reifen Früch-
ten geschmückt. Da steht im Gerolle: Erica camea, Helleborns
niger, Aconitum variegatum, Carduus defloratus, Betonica Alope-
curus. Buphthalmum salicifolium, Solidago virga aurea, Origanum
vulgare, Arabis ciliata, Digitalis grandiflora La in., Moehringia
muscosa, Arabis arenosa, Thesium alpiuum, Scabioaa lucida Vill.,
Veronica saxatilis Jcq., Valeriana montan a und tripteris, Adeno-
styles aipina Bl. und F., Galeopsis Ladanuni, Linaria vulgaris,
Veronica urticaefolia, Cochlearia saxatclis La in., Cirsium Erisi-
thales, Scop., Verbascum Schraderi M e L, Melampyrum sylvaticum,
Gentiana asclepiadea, Daphne Mezer tum, Bhinant/tus alpinus Bing.,
Campanula pusilla Hnk., Boa nemoralis var. firmula und vulgaris,
Homogyne aipina Cass., Geranium robertianum. So steigen wir
aufwärts auf steilem steinigem Pfade, zur Linken das abschüssige
Gehänge, zur Rechten kahle Felswände, tief unten der brausende
Bach. Hoch darüber stehen die kühnen grotesken Gestallen der
Berge, wie schweigende Wächter dei Schlucht. Auf dem Gesteine
am Wege kriecht Sedum album, seilen dasyphyllum, blüht eine
Campanula Trachelium, sonderbarer Weise stand auch ein Cirsium
heterophyllum AU. auf einem Kalksteine. An einer ganz weissen Fels-
wand vorüber schauen wir Paris quadrifoiia und Gypsophila reptns.
Die ganz bemooste Rückfläche eines Kalklelsens überwuchern lieb-
liche Rosetten der Saxifraga Aizoon Jcq. und am Fusse steht Arabis
aipina. Auf waldigem Boden blüht Gentiana ciliata. Da stehen wir
jetzt vor den Trümmern einer abgestürzten Felswand, die beinahe
zu einem neuen Berge sich aufthürmen, und steigen an ihnen vor^
über zu einer mit Bumex alpinus, Mentha arvensis und Urtica
dioica bewachsenen Ebene hinab, au deren Baude wir Lonicera
aipigena und Saxifraga rotundifolia finden.
Mitten durch das grossblättrige Gefilde eilt der tief unten
schon gesehene, dann aber verkommene Sunkbach und läuft einer
steilen Felswand zu, um dort spurlos zu verschwinden, und durch
die Eingeweide der Erde in die Tiefe zu fliessen. Wir betrachten
uns das merkwürdige Phänomen, sammeln am Fels Saxifr. Aizoon
Jcq. und Sesleria coerulea Ard. und ziehen über eine kleine Brücke
weiter, einer sumpfigen meist mit Scirpus sylvaticus bewachsenen
Fläche entlang. Auf der linken, waldigen Seite sammelte ich Aspidium
aculeatum Doli.; am Wegrande stand Senecio subalpinus, Cardamine
impatiens und Boa trwialis. An einer alten Kohlstätte vorbei,
welche hie und da Schiefergestein umlagert, setzen wir nochmals
über das mit einer kleinblättrigen Salix grandifolia Ser. bewachsene
Bächlein, und erreichen am Ende der Sumpfwiese einen beschal-
14 *
212
toten Fels, aus dessen Grunde eine 113 Cels. grädige Quelle her-
vorkommt.
Jetzt geht es wieder zwischen riesigen Felsblöcken hindurch
an felsigen Wänden vorbei, und ringsum grünen und locken die
lieblichen Alpenbevvohner. Da wohnt in Felsritzen und zwischen
feinem Gerolle die zarte Silene quadrifida, die freilich schon längst
verblühte Viola biflora, die Saxifraga caesia mit blaugrauen wun-
derlieblichen Rosetten und weissen Blüthen, welche manchmal auch
auf Moospolslem thront, das verblühte Bellidiastrum Micheln Cass.,
Pinguicula alpina, Bartsia alpina, Ranunculus alpestris, Sedum atra-
tum, überall nickt Carex tenuis herunter, zwischen Juniperus nana
sieht die Melica nutans , an Wegrändern lagert Arabis alpina und
arenosa Scop., Ranunculus repens, Parnassia palustris, Potentilla
aurea, Getitiana obtusifolia Willd. und eine Gentiana verna. Am
Bache Saxifraga rotundifolia Willd., aizoides , die verblühte Cine-
raria alpestris Hpp., Senecio subalp. Koch etc. Von den Höhen
winkt Calamagrostis montana Host, hie und da rankt Atragene
alpina herunter, oder streckt sich Lycopodium annotinum, manch-
mal finden wir auch Coeloglossum viride Hrt. Hie und da treten
schon Pignolithblücke auf, in deren Ritzen Asplenium viride Hds.
sprosste. Auf dem erreichbaren Stücke einer hochragenden Fels-
wand fand ich eine Saxifraga Burseriana und Toßeldia calyculata
Coli lg., Valeriana saxatilis, Veronica saxatilis J eq., die letzteren
auch an anderen Orten. Auch grünten daselbst liebliche Moose,
Hypnum rufescens, Bartramia Oederi und andere. Die rechts jen-
seils des Baches ragenden Pignolithenwände wagten wir leider
nicht zu untersuchen, weil eine Sprengung bevorzustehen schien.
Wir stehen jetzt am Ausgange der Schlucht an einem mit Poa
nemoralh firmula, Scabiosa lucida Vi 11., Sesleria coerulea Ard.,
Cochlearia saxatilis Lam. Carex tenuis, Geranium sylvaticum und
der hochragenden Calamagrostis montana bekleideten Felsen, des-
sen ausgehöhlter Grund Echinospermum deflexum beherbergt.
Der Weg durch das Kalkgebiet mochte etwa % Stunden ge-
dauert haben; eine Menge Frühlingspflanzen mag in ihren verküm-
meren Resten uns entgangen sein, ebenso viele noch jetzt blü-
hende oder wenigstens noch grünende, wie in der That die am
4. August in entgegengesetzter Richtung gemachte Partie manche
jetzt übersehene Pflanzen bot. QPotentilla caulescens, Convallaria
verticillata, Polygonalutn, Centaurea montana , Aconitum Lycocto-
num, Thalictrum aquilegifolium, Goodyera repens, Epipactis rubi-
yinosa Gd., Gymnadenia conopsea RBr., Senecio abrotanifolius, Hie-
racium porrifolium.~) Zwischen den Felswänden und Gehängen finden
sich gewiss noch manche, neue Kalkbürger, da schon das Gehänge
des tief unten stehenden Triebenstein am 4. August Globularia cor-
difolia, Laserpitium latifolium, Athamantha cretensis, Sempervivum
liirtuin, Dryas octopetala, Achillea Ckwenae, Teucritim montanum
und sehr zahlreich Saxifraga Burseriana einer oberflächlichen Durch-
forschung gewährte. Man bedenke ferner, dass die Kalkformation nur
213
wenig- über 4500 Fuss sich erhebe, und weiterhin eine wildfremde ,
einem Kalkbotaniker fast gänzlich unbekannte Flora sich findet, die
erst nach fast zweistündigem Wege des Baumwuchses entbehrt,
und nach allem diesen erwehre man sich des Staunens über die
Reichhaltigkeit dieser kurzdauernden Schlucht.
Doch das Kalkgebiet hat noch nicht völlig geendet. Wir sie-
ben jetzt vor einer anfangs sumpfigen, dann bergigen, hie und da
mit Fichten besetzten Wiese, in deren Hintergründe sich ein Wald
erhebt, über den noch einige kleine Kalkwände emporragen. Es
gehört daher die ßergwiese, sowie ein Theil des jenseits begin-
nenden Waldes noch in das Gebiet der Kalktlora. Nun gehen wir
über das Bächlein, welches von den Tauernleichen hin unterfli esst,
und hie und da mit Spiraea Ulmaria, Saxifraga aizoidex beselzt
ist, durch sumpfige Stellen; da finden wir Eriophorum latifolium
Hpp., Parnassia palustris, Carex flava, Davalliana Sin., glauca
Scop., stellulata Good., pallescens , Juncus alpinus Vi IL, Crepis
paludosa Mnuh. Allmälig wird es trockener, geht über haideartige
Hügel und durch eine Wiese dem Walde zu. Ich sah die meist
gemeinen Nardus strieta, Campanula barbata, Gnaphalium sylva-
ticum, Vaccinium Myrtillus, Vitis Idaea, Blechnum Spicanl Kth.,
Calluna vulgaris Sali sb., Phleum alpinum, Rhinanthus alpinus
Bmg., Silene inflata Sin., Carex leporina, Agrostis vulgaris W th.,
Arnica montana, Ranunculus acris, Polygonum Bistorta, Centaurea
phrygia etc. etc.
Der Zaun ist überstiegen und rechts hinein in den Wald
ging es, dem breiten Wege nach, noch immer durch Kalkgebict.
Um mich die magere Fichtenflora: Heidel- und Preusel beeren, die
Besenhaide, das Nardengras, Homo gy na alpina Cass., Potentilla
Tormentilla, kleine Euphrasien, Gnaphalium dtoieum, Arnica Mon-
tana, seltener Epilobium montanum, einige Exemplare der Polygula
Chamaebuxus, Helleborus niger, am Wege Genliana obtusifoiia und
einmal zwischen Schwarzbeergeslräuch Pyrola minor.
Auf einem freien Waldplalze stand Senecio nemorensis, Digi-
talis grandiflora, Cirsium palustre Sep., Urtica dioica, Helleborus
niger, Adonostyles alpina, Gentiana asclepiadea und Rhinanthus
alpinus.
So geht es eine Weile fort, bis das Kalkgebiet endet, und
die Urgesteine sich einfinden; der Pflanzenwechsel ist kaum merk-
lich, weil der Fichtenwald im Kalk- und Urgebirge fast gleiche
Bewohner hat, nur Helleborus niger hört auf, und den nächst er-
scheinenden Bach umsäumt Aconitum Napellus var. tauricum mit
Saxifraga stellaris, Veronica alpina. Noch eine Weile zwischen Fich-
ten und Wachholdergestrüppe, eine Kohlhütte liegt vor uns, und
der Weg nimmt ein Ende. Zur Rechten zieht sich in ziemlicher
Höhe der Kothhüttenweg dahin, zur Linken ist ein bergiger Holz-
schlag, der sich gegen den Scheiplsee hineinzieht. Diesen ersteigen
wir. Zuvor aber wird die sumpfige Niederung einer Untersuchung
gewürdigt. Da schleicht hie und da ein klares Wässerlein durch
214
die mopsigen Flächen, vereinigt sieh bald mit einem zweiten, drit-
ten, bald theilt es sich wieder, und sucht sich andere Gefährten.
Ringstim grünt gar lieblich die Bartramia calcarea, auf deren Pol-
stern Drosera rotundifolia die bewimperten Blätter ausbreitet; da
sieben truppweise Menyanthes trifoliata, im Bachkies wurzelt Car-
damine amara, an den Rändern steht Myosotis palustris Willi.,
Caltha palustris, Equisetum sylvaticum, Aconitum Napellns, linearia
alpeatris Hpp., Senecio subalpinus Koch., Epilobwm montanum
und origanifolium Lam., Galium sylvaticum, Pinguecula alpina,
Veratrum album , Potentilla Tormentilla nebst einer Menge von
Gläsern. {Luzula nigricans, Juncus alpinus Vi 11., lamprocarpus
Ehr., Eriopnorum angustifoiium Klh., Carex vulgaris Fr., stellu-
lata Good., flava etc.)
Jetzt geht es hurtig die kleine Höhe hinauf, nur hie und da
machen wir Hüll, untersuchen die millionenweis vorhandenen Schwarz ■•
beergeslräuche, beschauen die riesigen Berghäupter mit ihren stei-
len dunklen Wänden, und spähen nach Pflanzen. — Manchmal ein
Lycopodium selaginoides, alpinum, clavatum, Aira flexuosa, Agrostis
rupeslris All. Die Höhe ist erreicht, durch Dick und Dünn geht es dem
Scheiplbache entlang, an dessen Rändern wir manchmal Saxifraga
steliaris, Aconit. Napellus, Carex frigida All., Gnaphalium norve-
gicum finden, jetzt wird Rhododendron ferrugineum und Pinus Mughus
Scop. häufig, und schon stehen wir an den Ufern des kleinen
Scheiplsees. Ein bedeutendes, länglich ovales, mit grünen beweg-
ten Wellen angefülltes Becken liegt vor uns; ringsum dehnen sich
breite sumpfige Ufer, und erwecken die Hoffnung reichlicher Beute.
Sie war auch nicht gering: Juncus filiformis, Carex pauciflora,
Light., Persooni Light, ziemlich häufig, stellulata Good., vul-
garis Fr., im Wasser gemein ampullacea Good., Vaccinium uli-
ginosum, Willemetia apargioides Neck., Hieracium alpinum, Lu-
zula nigricans, Scirpus caespitosus, Eriophorum Scheuchzeri Hpp.,
alle in grosser Menge. Auch einige Wildenten flogen auf. Auf
Felsen Azalca procumbens, Sempervivum montanum. Ueber eine
mit Heidelheeren bewachsene Anhöhe hinauf kamen wir zum gros-
sen Scheiplsee, der bedeutend umfangreicher, aber von gleicher
Gestalt und mit gleichen Sumpfpflanzen umgeben ist. Auch hier
Pinus Mughus, Rhododendron ferr. und Juniperus nana gemein,
ebenso Juncus filiformis, Carex pauciflora, stellulata Good., vul-
garis, (jm Wasser) ampullacea, flava, Vaccinium uliginosum Wille-
melia apargioides Neck., Hieracium alpinum, Luzula nigricans,
Scirpus caespitosus, Pinguicula alpina, Homogyne alpina, Senecio
subalpinus Kch. , Gentiana pannonica Scp. , punctata, Alnus
viridis etc. wie am unteren. An steinigen Orten Primula minima
und Lycopodium Selago, an schalligen Ranunculns platanifolius,
Doronicum austriacum i3 eq., Calamagrostis Halleriana DC, Soli-
dago virga aurea, Imperatoria Ostruthium und andere. Einzeln sland
Pinus sylvestris in Zwergform, und Sorbus aucuparia. (Auch am
unteren dürften alle vorkommen.) csfeMtasa folgt.)
215
Literaturberichte.
An Vegetation s forhold ene ved Sognefjorden , of
Axel Blytt. (Die Vegetationsverhältnisse von Sogn in Norwegen,
von A. Blytt.) Christiania 1869.
Die Abhandlung umfasst einen Bericht über die Reisen , die
der Konservator an dem botanischen Museum in Christiania Axel
Blytt die Sommer 1864, 1865 und 1867 hindurch in Sogn im
Stifte Bergen in Norwegen gemacht hat. Da seine Abhandlung mit
ausgezeichneter Sorgfall und lobenswerlher Genauigkeit verfasst
ist und wichtige Beitrage liefert zur Kenntniss der Vegetation in
einer Gegend von Norwegen, die bisher wenig untersucht worden
ist, so dürfte folgender kurzer Bericht über den Inhalt dieser
Abhandlung auch Botaniker ausser Skandinavien interessiren.
Sogn liegt zwischen 22° 10' und 26° östlicher Liinge (von
der Insel Ferro) und zwischen 60° 35' — 61° 50' nördlicher Breite
an Sognefjord gelegen, die in mehrere Arme getheilt sich ungefähr
zwanzig Meilen weit ins Land hinein erstreckt, indem die Breite selten
über eine Meile gehl. Das beschriebene Gebiet nimmt ungefähr
200 geogr. Quadratmeilen (= 95 norwegischen QM.) ein und ist
von Gebirgen erfüllt , deren Höhe ungefähr 4000 bis 5000 rheini-
sche Fuss beträgt. Obgleich die Westküste von Norwegen an
merkwürdigen Naturerscheinungen reich ist, sieht man wohl nir-
gends in ganz Norwegen eine wildere Natur als in Sogn. Die
Gebirge sind grösstenteils Urgebirge und eruptive Bergarten, die
sehr hart sind und unbedeutend verwittern. Hie und da tri f Ft man
Thonglimmerschiefer an, der sich sehr leicht bröckelt; Kalk findet
man aber nur auf einer einzigen Stelle. Der Thonglimmerschiefer
erzeugt seinen günstigen Einfluss auf die Vegetation in Sogn vor-
züglich auf den Ravnanaasi, „dem botanisch reichsten Gebirge in
Sogn.-4 Zufolge des anliegenden Meeres ist die Sommerwärme in
dem äusseren Sogn J) nicht so thätig als im inneren, wo die tiefen
Thäler und engen Meerbusen mit natürlichen Treibhäusern zu ver-
gleichen sind, und man trifft da eine Vegetation an, die im kalten
Norden kaum ihres Gleichen hat. Sogar in der Nähe der Gletscher
findet man eine zum Erstaunen üppige Vegetation , z. B. unter
Justedalsbräm, wo eine mannshohe subalpinisehe Vegetation ange-
troffen wird. Das innere Sogn ist wegen seiner Obstgärten bekannt
und kaum wird man in ganz Norwegen, mit Ausnahme von Hor-
danger, eine Gegend finden, die sich in dieser Hinsicht mit Sogn
messen kann. Man erstaunt, wenn man hört, dass zwischen diesen
Gebirgen, auf deren Gipfeln ein ewiger Winter thront, nur ein
Paar Meilen entfernt von Stellen, wo die Gletscher wie in der ark-
tischen Zone sich fast bis ans Meer erstrecken, Pfirsichen, Apri-
kosen und Weintrauben als Spalier fast jeden Sommer reif wer-
') Die Grenze zwischen dem äusseren und inneren Sogn ist bei Vig und
Balestrabd, ungefähr wo Sognefjord anfängt sich in Arme zu theilen.
216
den, und dass die Walinussbäume , deren Früchte gewöhnlich zur
Reife kommen, hier eine Dimension haben , die fast nirgends in
Skandinavien vorkommt.
Wie im südlichen Schweden die östliche und westliche Ve-
getation sehr verschieden ist, so fallt es einem jeden, der in Nor-
wegen botanisirt , sogleich in die Augen , dass eine Menge von
den gewöhnlichsten Arten des östlichen Landes entweder ganz
fehlt oder sehr selten vorkommt. Je mehr man sich dem offenen
Meere nähert, desto ärmer an Arten wird die Flora , und desto
grösser wird auch die Zahl der fehlenden Arten. So hat z. B. das
innere Sogn ungefähr 280 Arten, die im äusseren fehlen, wo hin-
gegen das äussere Sogn nur 60 Arten hat, die sich nicht im inne-
ren finden.
Der Verfasser aber bemerkt, dass in pflanzengeographischer
Hinsicht die Eintheilung der Verbreitung der Gewächse in Anse-
hung der Höhe nach gewissen Vegetationsgrenzen, als z.B. nach
der Gerstengrenze, der Grenze der gewöhnlichsten Waldbäume
und Gesträuche und der Schneegrenze, nur denjenigen Gegenden
angemessen ist, deren Klima durchgehends so ziemlich von glei-
cher Beschaffenheit ist, dass aber diese Verfahrungsweise nicht auf
Sogn kann angewendet werden.
Es ist nämlich ein grosser Unterschied zwischen den ver-
schiedenen Theilen von Sogn rücksichtlich der Höhe, wo die oben
erwähnten Grenzen fallen, und man kann für ausgemacht anneh-
men, dass je mehr man sich dem Meere nähert, desto mehr senken
sich in der Regel die Grenzen. Die nackte Meeresküste ist von
Bäumen und Gesträuchen ganz enlblösst. Es ist aber nicht genug,
dass die Grenzen sinken; der Abstand zwischen ihnen wird auch
gestört, indem einige Grenzen mehr als andere zu sinken schei-
nen. Diess erhellt deutlich aus einer beigefügten Tafel über die
Vegetationsgrenzen in Sogn. Die Grenzen der krautartigen Pflan-
zen sinken in der Regel gegen Westen, wozu besonders das Meer
beiträgt, wobei man doch nicht vergesse, dass man in den Gebirgs-
gegenden des inneren Sogn sonnige von 2000 — 3000 Fuss hohen
Felsenwänden umschlossene Thäler findet, die eben so hoch , ja
noch höher als die höchsten, windigen und nackten Felsenwände
der westlichen Gegenden gelegen sind.
Wenn man die Flora von Sogn studirt , so wird man bald
finden, dass die Vegetation auf den Gebirgen mit der Vegetation
der Küstengegenden viel gemein hat. Wenn man von der eigent-
lichen Strandvegetation wegsieht, wird man finden, dass beinahe
alle Pflanzen, welche sich in die westlichen Gegenden erstrecken,
mit Ausnahme der Unkräuter, solche sind, die wenigstens in den
östlichen Gegenden auf die Berge hinaufsteigen; wogegen beinahe
alle Pflanzen, die nur im innern Sogn vorkommen , an die niedri-
gen Gegenden gebunden sind und nicht auf die Berge steigen. Die
Vegetation an den Küsten stimmt auch in einer anderen Hinsicht
mit derjenigen auf den Bergen eigentümlich überein. Wer zum
217
erstenmal im westlichen Norwegen botanisirt, kann nicht umhin zu
bemerken, dass viele Alpenpflanzen, z. ß. Alchemüla alpina, Arc-
tostaphylos alpina , Salix herbacea , Hieracium alpinum, Bartsia
alpina, Myosotis silvatica, Rhodiola rosea, Festuca ovina ß. vivi-
para in den niedrigsten Gegenden, sogar am Meere wachsen. So
verhält es sich vorzüglich in den niedrigeren Gegenden von dem
inneren Sogn , und je enger ein Thal ist, je steiler die Felsen-
wände, desto öfter bemerkt man eine solche Auswanderung der
Alpenpflanzen. In Justedal und Fjaerland , wo die Gletscher von
Jüstedalsbraen in die Thäler herabschiessen, folgt auch eine Menge
hochalpinischer Pflanzen mit, z. B. Luzula spicata, Agrostis rubra,
Sibbaldia , Sagina saxatilis , Salix herbacea , Phleum alpinum,
Silene acaulis, Cerastium triginum, Phyllodoce coerulea , Gnapha-
lium supinum und norvegicum, Epilobium alpinum, Veronica alpina,
Juncus trifidus , Oxyria , Saxifraga Cotyledon , caespitosa und
aizoides.
Auf den kleineren Bergen der westlichen Gegenden ist die
Vegetation im höchsten Grade trivial. Auf den Gebirgen des innern
Sogn ist die Vegetation viel üppiger. Sie steht doch, wie diejenige
der angrenzenden Waldersgebirge, mit welcher die Vegetation in
Sogn die grösste Aehnlichkeit hat, in der Anzahl der Arten der
Vegetation auf dem Dovrefjeld nach, weil eine Menge der vor-
nehmsten Pflanzen, die auf dem Dovrefjeld vorkommen, hier fehlen.
Doch findet man mehrere Arten, z. B. Gentiana purpurea , Arabis
petraea, Carex rufina, Sedumvillosum, Arenaria norvegica, Alloso-
ms crispus, die auch auf dem Dovrefjeld fehlen.
Nirgends findet man auf den Gebirgen in Sogn eine üppigere
Vegetation als in der Weiden- und Birkenregion. Bei günstigen
Verhältnissen wächst das Gras ausserordentlich geil. Eine Menge
Arten, die von niedrigeren Gegenden abstammen , gedeihen vor-
trefflich und kommen sehr häufig vor. Die eigentliche Bergvege-
tation ist nur ungemischt in den Ritzen der Felsen. Die dürren
und ebenen Bergabhänge und Bergflächen haben wie die Berg-
moore eine wenig abwechselnde Vegetation. Im oberen Theile der
Weidenregion nehmen die Flechten im Vergleich mit andern Pflanzen
merkbar zu. In keiner Region fällt das verheerende Einwirken der Na-
turkräfte auf die Gebirge schärfer in die Augen als in der unter-
halb der Schneegrenze nächst liegenden Region, 4500 — 5000'. über
der Meeresfläche und auf den im ewigen Schnee hervorragenden nack-
ten Gipfeln. Hier findet man wenige Pflanzen z. B. Ranunculus
glacialis. Sogar 5200 Fuss über der Schneegrenze kann man
Plätze linden, die im Sommer von Schnee entblösst werden, und
auf welchen nicht nur Flechten sondern auch einige Phanerogamen
atigetroffen werden, z. B. Ranunculus glacialis, Saxifraga opposi-
tifolia, Poa laxa, Aira alpina. — Merkwürdig ist , was der Ver-
fasser erzählt, dass nämlich die Grenzen einiger Pflanzen, z. B. der
Fichte und Birke oft auf eben derselben Stelle im Laufe der Zeit
bedeutend gesunken sind, wovon mehrere Beispiele angeführt
218
werden. Nicht selten trifft man in den Mooren dicke Wurzeln und
Stämme von Fichten bei solcher Höhe , wo man nunmehr keine
Spur von lebendigen Fichten sieht.
Wie Norman in seinem Bericht über eine in dem Gudbrands-
thale unternommene Reise Waage und Lom in folgende fünf Ve-
getationsregionen eingetheilt hat, 1. die Gerstenregion , 2. die
Fichtenregion, 3. die Birkenregion, 4. die Weidenregion, 5. die
Flechlenregion, so hat auch der Verfasser Sogn in die vorbemel-
deten fünf Vegetationsregionen eingetheilt.
Der grösste Theil des Werkes , das der Referent empfiehlt,
besteht in einem ausführlichen Verzeichniss der Phanerogamen und
Farnkräuter in Sogn, die- 739 Arten ausmachen; eine Summe, die
sehr hoch angesehen werden muss, wenn man bedenkt, dass das
Land so nördlich liegt. Dieses Verzeichniss interessirt nicht nur
dadurch, dass viele Standorte der verschiedenen Arten angeführt
werden, sondern auch dadurch, dass deren Höhe über der Meeres-
fläche immer angegeben wird. Es würde zu weit führen einen
Auszug aus diesem Verzeichnisse mitzutheilen; wogegen es viel-
leicht nicht uninteressant ist , einige für Sogn am meisten be-
zeichnenden Pflanzen zu nennen: Asplenium Adiantum nigrum,
Polystichum Oreopteris, Hymenophyllum Wilsoni, Mühlenbergia pen-
dula, Carex rufina und binervis, Luzula maxinia, hyperborea;
16 Arten von Salix, Centaitrea phrygia und nigra; 34 Arten von
Hieracium, z. B. H. Blyttianum, decolorans subsp. flammeum, cotn-
mutatum, rupicolum, protractum, argenleum, lapponicum, Gentiana
purpurea, Galium saxatile, Lonicera Periclymenum, Digitalis pur-
purea, Pediculosis lapponica und Oederi, Primula acaulis , Erica
cinerea, Bunium flexuosum, Sednm villosum und anglicum, 10 Arten
von Saxifraga , Hypericum pulclirum , Hex Aquifolium , Sagina
subulata , Cerastium tetrandrum , Chrysosplenium oppositifolium,
Cochlearia anglica , Sorbus Aria und hybrida , Potentilla gelida,
Oxytropis lapponica.
Folgende Familien sind die reichsten an Arten: Compositae
87 Arten, Gramineae 66, Cyperaceae 63, Cruciferae 32, Rosaceae,
Pulypodiaceae und Scrophularineae 26 , Papilionaceae 25 , Alsina-
ceae 24, Silenaceae 23, Ranunculaceae 22, Juncaceae 20.
Verschiedene für die Wissenschaft neue Formen sind auch hier
beschrieben: Aspidium Lonchitis subsp. gracile , Festuca ovina
subsp. elegans, Triticum repens involutum et caesium, Carex salin a
subsp. obtusa , Heleocharis uniglumis subsp. rotundata , Luzula
maxinia tenuis, Rosa pubescens.
Zwei Beilagen begleiten die Abhandlung: Verzeichniss der
in Sogn bemerkten Torf- und Laubmoose von N. Wulfs-
berg, Stud. Med. Dieses Verzeichniss nimmt 254 Arten auf, wor-
unter 9 Sphagna , 164 Musci acrocarpi und 81 pleurocarpi. Drei
von den genannten Arten sind für die Flora Norwegens neu: Cam-
pylopus flexuosus, Barbula inclinata und Ptychodium plicatum,
und viele gehören zu den mehr seltenen oder interessanten, z. B.
219
Dicranum fulvellum , Campylopus atrovirens , Grimmia anodora,
PtychomUrlum polyphyllum. Oedipodium, Splachnum Wormskoldii,
PterygophyUum lucens, Plagiothecium Mühlenbeckii etc. Aus diesem
Verzeichnisse erhellt, dass ungefähr die halhe Anzahl von den auf
der skandinavischen Haininsel gefundenen Torf- und Lebermoosen
auch in Sogn bemerkt ist, dass aber die Moosvegelalion nicht so
reich ist als auf dem Dovrefjeld. Da man von der Verbreitung der
Moose in Norwegen noch weniger als von der Verbreitung der
Phanerogamen weiss, so liefert dieses Verzeichniss einen wichtigen
Beitrag zur Kenntniss der Moosflora Norwegens, und die Botaniker
Skandinaviens sind dem Herrn Wulfs berg dafür sehr verbunden,
der im Sommer 1867 Axel Blylt auf den Reisen in Sogn beglei-
tete. 2. Meteorologische Beobachtungen auf dem Laor-
dalsören von dem Telegrapheninspektor Stabeil. Aus diesen sieht
man , dass der höchste Wärmegrad (20° C.) am 5. Juni und am
1. August bemerkt wurde, und dass der höchste Kältegrad (loVV'C.)
am 30. December eintraf.
Der Referent beschliesst diesen kurzen Bericht mit dem Wun-
sche, dass der Verfasser durch viele eben so gründliche und in-
teressante Werke seine Bemühung fortsetze, die Vegetation Nor-
wegens immer mehr bekannt zu machen , und dass die Botaniker
Skandinaviens bald das Vergnügen haben möchten, die Fortsetzung
der norwegischen Flora, von welcher sein um die Flora Norwe-
gens höchst verdienter Vater den ersten Theil herausgab , von
seiner Hand zu erhalten — ein Werk , wonach man sich schon
lange gesehnt hat, da 100 Jahre verflossen sind, seitdem die Flora
Norvegica von Gunner erschienen ist. Dr. N. Joh. Scheutz.
Correspondenz.
Wien, am 9. Juni 1870.
Als im v. J. von H. Juratzka die Moenchia mantica im Pra-
ter entdeckt wurde, entstand bei den hiesigen Botanikern die Be-
sorgniss, dass diese — wahrscheinlich nur eingeschleppte — Pflanze
kaum mehr als ein Jahr an dem genannten Standorte zu finden
sein, und eben so plötzlich verschwinden werde, als sie hier auf-
getaucht ist. Vorlaufig ist nun diese Besorgniss unbegründet, denn
am 31. Mai d. J. fand ich dieselbe an der angegebenen Stelle in
zahlreichen blühenden Exemplaren. Hoffen wir , dass dieses zarte
niedliche Pflänzchen für die Wiener Flora erhallen bleibe , und
weder durch Ungunst klimatischer Verhältnisse, noch durch die
Hand allzu eifriger Botaniker ausgerottet werde.
Moritz Prichoda.
Graz, am 10. Juni 1870.
Am 24. Mai d. J. ist Joachim Freiherr von Fürstenwärther,
Burgsass zu Odenbach , k. k. Statthaltcreirath , Ritter des österr.
220
Ordens der eisernen Krone, zu Römerbad bei Tüffer in Steiermark
an einer akuten Gehirnentzündung im 62. Lebensjahre plötzlich
verschieden. Der Verstorbene war der erste Präsident des natur-
wissenschaftlichen Vereines bei dessen Gründung , hat sich seit
Jahren mit der Erforschung der Flora Steiermarks eifrig beschäftiget,
viele Exkursionen sowohl in den Alpen , als auch auf dem flachen
Lande gemacht, manche für das Land neue Spezies entdeckt und
hinterlässt ein wohlgeordnetes Herbar in 44 grossen Faszikeln, in
welchem sich alle von ihm selbst gesammelten Spezies in ausge-
zeichnet gut getrockneten Exemplaren vorfinden. Es ist zu wün-
schen, dass dieses Herbar von Seite der Landschaft für das Johanneum
angekauft werde, da es zur Vervollständigung des steiermärkischen
Herbars wesentlich beitragen würde. Sollte diess nicht geschehen,
so werde ich Ihnen davon Nachricht geben, um es anderen Kauf-
lustigen durch Ihre Zeitschrift anzubieten. Ritter v. Pittoni.
Innsbruck, am 21. Juni 1870.
In der vorigen Woche habe ich, begünstigt vom herrlichsten
Wetter, mit mehreren meiner Zuhörer den Baldo besucht. Die Ve-
getation war in der subalpinen und alpinen Region gerade im Sta-
dium der herrlichsten Entwicklung. Die Rosen, an welchen der Baldo
sehr reich ist, und nach denen ich besonders fahndete, waren
gerade im schönsten Flor. Die mit Paradisia, Lilium bulbiferum,
Gentiana lutea geschmückten Bergwiesen boten einen unvergleich-
lich prächtigen Anblick. Desgleichen die mit Philadelphus besäum-
ten Bachufer und der Saum der Buchenwälder, an welchem Paeo-
nia pubens in Tausenden von Exemplaren gerade in vollster Blülhe
stand. — Nirgends im ganzen Gebiete der Alpen fand ich eine
so hohe Lage der Buchengrenze, wie an den östlichen Abfällen des
Baldo. Nahe bei 5800 Fuss stehen bei südöstlicher Exposition noch
baumförmige Buchen, und die Höhenlage der oberslen Buchenge-
slrüppe liegt meinen barometrischen Messungen zu Folge sogar
bei 6000 Fuss. — Cytisus radiatus, welcher die südöstlichen Ge-
hänge bis zu 6000 Fuss stellenweise mit der dichtesten Buschve-
getation überzieht, war erst theilweise in Blüthe. Als den interes-
santesten Fund in der alpinen Region betrachte ich die Saxifraga
Tombeanensis Boiss., eine der S. diapensioides Bell, sehr nahe
stehende Saxifraga, welche an dem südlichen Abhänge des Altis-
simo di Nago in grossen fussbreiten Rasen vorkommt und eben
in schönster Blülhe stand. Meist gesellig mit Galium baldense Spr.
und eben so häufig als dieses, fand ich auf dem höchsten Rücken
auch eine mit Potentilla maculata Pourr. (P. salisburgensis} ver-
wandte Potentilla, welche ich schon vor zwei Jahren vom Monte
Cherle in Vallarsa mitbrachte, seither im bot. Garten in allen Sta-
dien beobachtete und jetzt für eine noch nicht beschriebene aus-
gezeichnete Art halten muss, die den Namen Potentilla baldensis
führen mag. — Unterhalb Brentonico, auf den niederen Vorlagen
des Baldo, welche ihren Fuss in das Etschthal setzen, fand ich auf
221
steinigen Stellen Crupina vulgaris und Geranium purpureum in
Gesellschaft von Lathyrus setifolius, Crepis pulchra, Dianthus pro-
lifer. — Das Geranium purpureum dürfte durch ganz Südtirol ver-
breitet sein und bisher wohl nur übersehen wurden. Crupina vul-
garis aber, über deren Vorkommen bei Ala ich früher einmal be-
richtet habe, scheint in Südtirol selten und ist mir bisher nur im
Ronchithale bei Ala und dann zwischen Pikante und Crusiano unter-
halb Bienlonico untergekommen. — Bei Ala, dessen Umgebung
verhältnissmassig noch sehr wenig durchforscht ist, tauchen bereits
zahlreiche Pflanzen des mediterranen Florengebietes: Paliurus acu-
leatus, Quercus Hex, Cynoglossum pictum etc. auf. Kerner.
Danzig, am 10. Juni 1870.
Dr. Celakovsky meint in Nr. 5 dieser Zeitschrift, dass
Maly mit seinem für Steiermark angegebenen Standorte des Rhi-
nanthus angustifolius Gmel. wohl den R. aristatus gemeint habe. Ich
kann jedoch das Vorkommen desselben in Obersteiermark kohstatiren.
Exemplare, die ich von Strobl aus Obersteiermark erhielt, ent-
sprechen vollkommen den von Celakovsky angegebenen Kenn-
zeichen des echten Rh. angustifolius. Ebenso befinden sich in
meinem Besitze Exemplare dieser Art vom verstorbenen Thierarzt
Schwarzer bei Kuhnern in Schlesien gesammelt, welcher Stand-
ort vielleicht derselbe ist, den Ue cht ritz bei Striegau angibt.
Ferner kennt Celakovsky den echten Rh. alpinus nur aus den
Sudeten; ich besitze aber Exemplare von Fritze am Grossen Kri-
wan in der Tatra bei 6000' gesammelt, welche mit solchen aus
dem Riesengebirge auf das genaueste übereinstimmen. Es mag noch
bemerkt sein , dass letztere Exemplare von der Tatra zu einer,
meines Wissens noch nicht bekannten Form, die ich var. coerulea
nenne, gehören , welche sich durch eine ganz blaue Unterlippe
auszeichnet. Auch ich bemerke an meinen Exemplaren des Rh.
alpinus, sowohl an denen aus dem Riesengebirge, als aus der Tatra,
die von Celakowsky erwähnte eigenthümliche schwarze Zeich-
nung; des Kelches. F. Kohts. .
Personalnotizen.
— J. Freiherr von Fürstenwärther , Statthaltereirath in
Graz, der sich um die Erforschung der Flora von Steiermark
grosse Verdienste erworben hat , starb am 24. Mai in Römerbad
bei Tüffer, wo er sich im Fieberparoxysmus von der obersten Etage
des Badegebäudes herabstürzte.
— Johann Kurz, pens. Militär-Unterarzt, ein Greis von
73 Jahren, verunglückte am 31. Mai beim Botanisiren auf dem
Untersberg bei Salzburg. Als er von seiner Exkursion nicht recht-
zeitig zurückkehrte, wurde er von dem Führer Klein sehe aufge-
sacht. Leider fand derselbe nur mehr dessen Leiche in der Ros-*
silenschlucht unterhalb der unteren Rossitenalpe an einer gegen
den Bach abfallenden Felsenwand zwischen einem Baume und dem
Felsen querliegend hängen.
— Dr. F. Müller hat seine Stelle als Direktor des botani-
schen Gartens in Melbourne aufgegeben und wurde dieselbe nun
von Fergusson übernommen.
— Dr. Leveille, einer der ersten Mykologen Frankreichs,
ist in einem Aller von 74 Jahren am 3. Februar in Paris gestorben,
— Joseph Kerner, bisher Ober-Slaatsanwalts-Stellvertreter
in Wien, wurde als Landesgerichtsrath in Krems angestellt.
Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— Der österreichische Touristen-Klub hielt am
2. Juni d. J. seine zweite Jahresplenar-Versammlung ab. Dem mit-
getheilten Geschäftsberichte entnehmen wir, dass die Mitgliederzahl
221 betragt, dass bedeutende Geldbeträge zum Baue der Unlerkunfts-
hülte am Hochjoch-Ferner in Tirol, für andere alpine Baulichkeiten
und für Wegverbesserungen verwendet wurden , die Errichtung
eines Touristenhauses am Zirbitzkogel in Steiermark in Angrilf
genommen worden ist, und dass zur Regelung des Führerwesens
eine Anzahl Führerbücher aufgelegt wurden, deren Vertheilung an
geeignete Persönlichkeiten zu erfolgen hat. Trotz der bedeutenden
Auslagen beläuft sich der Kassastand am Schlüsse des 1. Vereins-
jahres auf 267 fl. Während des verflossenen Klubjahres wurden
mehrere Bergfahrten en masse und von kleineren Mitgliedergrup-
pen bedeutende Hochgebirgs-und Gletscherlouren ausgeführt, über
welche in den Versammlungen Vortrage gehalten wurden.
— In einer Sitzung der botan. Section der seh I es i schein
Gesellschaft, am 10. März trug Prof. Milde vor über Todea
und Leptopteris. Der Redner bespricht zuerst die Merkmale, welche
Osmunda mit genannten Geschlechtern gemein hat. Es sind diess
die Beschaffenheit des Ringes, der nur etwas schwächer entwickelt
ist, als bei Osmunda, der geflügelte Blattstiel mit seinen anatomi-
schen Elementen (schwammige Rindenhülle mit eigenthümlichen
Poren in der Oberhaut, Bildung des ringförmigen Gefässbündels
u. s. w.). Katadromie der Nerven; dagegen weichen Todea und
Leptopteris beide von Osmunda ab, dass eine Abgliederung der
Fiedern nie erfolgt und ein Gelenk überhaupt nur bei Todea rivu-
laris angedeutet ist; ferner, dass die Sori stets nur auf der Blatt-
unterseite erscheinen, ein Umwandeln der Fiedern in einen beson-
dern Fruchtstand also nie vorkommt. In der Architektonik und im
anatomischen Baue der Blattspreite (Oberhaut, Spaltöffnungen, Pa-
renchym des Blattes) stimmt Todea sonst ganz mit Osmunda, (in
223
der Mitte des Blallslielgrundes fand Redner jedoch, abweichend von
Osmunda, bei Todeae sehr viel Amylum); dagegen ist nach Redners
Ansicht Todea von Leptopteris unbedingt generisch zn trennen.
Presl, welcher 1847 Leptopteris aufstellte, gründet dieses Genus
auf Merkmale, die zum Theil geradezu falsch sind, denn falsch ist
1. dass die „Sporangia subsessilia seien; sie sind im Gegen-
theile meist recht lang gestielt; 2. falsch ist, dass der Ring nicht
höckerig; 3. dass derselbe nur aus 2 Zellreihen bestehe; 4. falsch
ist, dass das Rliizom kriechend; 5. falsch ist, dass das Laub Spalt-
öffnungen besitze und 6. dass die Segmente der Spindel einge-
lenkt seien. Auch für Todea führt Presl irrige Merkmale an; denn
eine Randvene fehlt, auch enden die fertilen Venen nicht verdickt;
endlich besteht der Ring nicht aus einer, sondern aus mehreren
Zellreihen. Nach meinen Untersuchungen sind dagegen die Unter-
schiede zwischen Todea und Leptopteris folgende: Die Blattsub-
stanz zwischen den Venen ist bei Todea wenigstens 8 — 12, bei
Leptopteris nur 3 , ja selbst 2 Lagen stark. Die Oberhaut be-
steht bei Todea aus den bekannten geschlängelten Zellen, bei
Lept. aus regelmässigen 5 — 6kantigen Zellen mit geraden Wänden
CL. superba^) oder etwas gekrümmten Wänden (L. Fraseri und
L. hymenophylloides'). Bei Todea finden sich auf der ßlallunterseite
zahlreiche Spaltöffnungen, Leptopteris dagegen zeigt deren
weder auf der Blattunterseite, noch auf der Spindel, sie
fehlen entschieden der ganzen Pflanze. Bei Todea laufen
die Venen ferner in den schwieligen Rand aus, bei Lept. sind die
Enden der Venen 4 — 7 Zellreihen vom Rande entfernt. Endlich
bedecken bei L,ept. die Sori niemals die ganze Unterseite der
Segmente 2. 0., sondern enden stets weit unterhalb vom Rande.
Die drei bekannten Leptopteris- Arten bilden 2 Gruppen, L. superba
mit einer lamina decrescens und L. Fraseri und L. hymenophylloi-
des mit einer Lamina ambigua. Im ersten Falle ist die Lamina
(Spreite) stets fast ungestielt und die Segmente 1. 0. verkürzen
sich nach dem Grunde der Spreite hin allmälig ausserordentlich
bis zu kaum 4 Linien Länge, im zweiten Falle ist die Spreite lang-
gestielt und die untersten Fiedern ziemlich lang und zwar ebenso
lang oder wenig kürzer als die zunächst folgenden. Ausser-
dem unterscheiden sich diese 3 Arten ganz in derselben Weise
von einander, wie die einzelnen Arten der Osmunda, nämlich durch
den Grad der Zerlheilung der Spreite; L. Fraseri besitzt tief ge-
zähnte Segmente 2. 0., L. hymenophylloides fiedertheilige und L.
superba doppelt „bis dreifach" fiedertheilige. Der von mir schon
früher geschilderte, rothe, gallertähnliche Stoff ist auch bei Lept.
sehr stark vertreten, ja erfüllt gar nicht selten die prosenchy um-
tosen Rindenzellen und selbst die Gelasse aus. Redner legte ausser
genannten Arten noch Jugendpflänzchen von L. hymenophylloides
vor, die ganze Pflanze ist nur 2 — 3 Zoll hoch, und von einem Hyme-
nophyllum nicht zu unterscheiden. Bei näherer Untersuchung lehrte
aber die Katadromie der Nerven, der breitijeflügelte Blattslielgrund
224
und die ästigen Wollhaare der jungen Blätter, dass in der That
eine Leptopteris vorlag. Sämmtliche Leptopteris - Arten kommen
wie Todea rwularis nur in Australien vor und zwar L. Fraseri in
den blauen Bergen Neuhollands, in Neu-Caledonien, auf den Fidji-
Inseln und den Samoa-Inseln. L. hymenophylloides in Neu-Seeland,
auf Vandiemensland, auf Auckland und der Norfolk-Insel; L. su-
perba nur auf Neu-Seeland. Wirft man einen Blick auf die ganze
Familie der Osmundaceen, so ist eine Entwicklungsreihe nicht zu
verkennen: Osmanda mit gegliederten Fiedern und Fiederchen und
zusammengezogenem Fruchtstande, Todea mit unverändertem Laube
und nur bei einer Art mit angedeuteter Gliederung, Leptopteris
mit dünnem, spaltöffnungsfreiem, armfrüchtigem Laube, und unter
diesen L. svperba durch ihre grosse Zertheilung des Laubes, und
die Lamina decrescens vom Typus der ganzen Familie sich am wei-
testen entfernend.
— Um eine Marmorbüste des verstorb. Prof. Kirschleger
im Saale der pharmazeutischen Schule in Strassburg aufstellen zu
können, wurde von dessen Freunden und Schülern eine Subscrip-
tion veranstaltet.
— Der Verein der Naturfreunde in Reichenberg ist
zu einem neuen thätigeren Leben erwacht, was er hauptsächlich
seinem jetzigen Präsidenten und einstigen Gründer, dem Sladtralh
Wilhelm Siegmund zu verdanken hat. Obwohl schon im J. 1849
gegründet, veröffentlichte der Verein doch erst im laufenden Jahre
Miltheilungen über seine Thätigkeit; diesem Berichte entnehmen
wir Nachfolgendes: Der Verein zählt 3 Ehren-, 8 korrespondirende
und 260 wirkliche Mitglieder. Seine Einnahmen beliefen sich im
J. 18H9 auf 910 fl., seine Ausgaben auf 511 fl. Seinen Zweck
sucht er in der Förderung der Kenntnisse in der Naturgeschichte,
in der Erforschung von Reichenbergs Umgebung, Schaffung von
Lehrmitteln, Hebung des Gartenbaues und Verschönerung der Stadt
und Umgebung.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Holuby, Strobl, Reuss,
Clessin, Mayr, Dr. Czech, Csato, Sonklar, Patze und Dr. Schütz.
Correspondenz der Redaktion.
Herrn K.: „Bitte, Korrekturen des Textes möglichst zu vermeiden."
Herrn P.: „Knapp ist verschollen."
Kedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
Druck und Papier der C. Ueborreuter'sclien Buchdruckerei (BL Salzor)
österreichische
Botanische Zeitschrift,
Gemeinnütziges Organ
für
Die österreiciiisciie Exemplare,
botaoiscbe Zeitschrift R/ifjlIlib Iliwl II t\ i Q ll i L «i V die frei durchdiePost be-
erscheint DUldUHt UIIU DUldUlKei, zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos beider Redaktion
5? JÄK SL"ft Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzle, r^£~:Ä7)
(3 Thlr. 10 itjgrrj Im Wege des
ganzjährig, oder InfttlloL-or miil Tni'liniLni' Buchhandels übernimmt
mit a II. 63 kr. öst. W. ripO[[iekei Ulla leCÜIllKei. Pränumeration
halbjährig. C. CieroM's Solin.
Inserate in Wien,
die ganze Petitzeile __ _ so wie alle übrigen
10 kr. öst. W. N-" 8 Buchhandlungen.
XX. Jahrgang. WIÖ. August 1870.
INHALT: Zur Flora Liburniens. Von Tommasini. — Vegetations- Verhältnisse. Von Dr Kern er.
— Ns.-Podhragy's Lebermoose-! Von Holuby. — Ueber Scirpus Bailii. Von Kohts. — AusQug auf
den Bösensteiu, Von Strobl. — Correspondenz. Von Janka, Dr. Kern er, Tommasini, Gsaller.
— Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein.
Streifblicke auf die Flora der Küsten Liburniens.
Von Mutius Ritter von Tommasini.
Die im verflossenen Mai zur Besichtigung der durch das Erd-
beben vom 1. März d. J. im Dorfe Klana und dessen Umgebungen
verursachten Schäden unternommene Reise gab mir Gelegenheil
zu einem Abstecher nach der nur ein paar Stunden von dort ent-
fernten Stadt Fiiune. Es war meine Absicht über das von N. Tb.
Host1) angegebene Vorkommen der Cortusa Malthioli Lin. in
dem Walde des Franziskanerklosters bei Tersate, gegen welches
nach der Hand wichtige Bedenken erhoben wurden, Gewissheit
zu erlangen. Um so mehr fand ich mich dazu veranlasst, als es
der gegenwärtig besten Kennerin und eifrigen Forscherin der Flora
Fiume's der Frau Anna Maria Smith, nicht möglich war, den
gewünschten Aufschluss zu verschaffen; denn der angebliche
Standort der Cortusa liegt im Bereiche der klösterlichen Clausur,
deren Schwelle von keinem weiblichen Fusse überschritten
werden darf
*) N. Th. Host Syö. pl. vol. 1. pag. 69.
Oesterr. botan» Zeitschrift. 8. Heft. 1870. 15
22G
Der Wald überzieht den nach Norden zugewendeten Abhang
des Hügels, zunächst am Kloster bis zum Gipfel, in einer Aus-
dehnung von 8 Qudl. -Joch und Höhe von beiläufig 7 — 800 Fuss über
dem Meer; die genaue Höhenmessung liegt nicht vor. Der Bestand
wird zum grössten Theile aus Fraxinus Ornus gebildet, dann folgen
in absteigender Reihe Quercus pubescens, Acer campestre und mons-
pessulanum, Ostrya carpinifolia, Ulmus campeslris, Prunus Mahahb
einzelnweise auch Juniperus Oxycedrus baumarlig; das Unterholz
bilden: Crataegus monogyna, Prunus spinosa, Cornus sanguinea
und mascula, Lonicera etrusca, Coronilla Emerus, Evonymus euro-
paeus, Sambucus nigra, wenige Rosa- und ßw^ws-Sträuche. Der
Boden ist hart und unter der dünnen Humusschichte felsig, mit
dichten steifen Gräsern bewachsen, worunter Brornus erectus und
Dactylis glomerata besonders häufig sind; dann Triticum repens, Bra-
chypodium pinnatum, Festuca pratensis, ovina heterophylla, Poa
pratensis. Am steilen Abhänge war das Aufsteigen wegen der
Trockenheit des Bodens und des Graswuchses beschwerlich. Von
Kräutern erschienen die auf bewaldeten Forstwiesen gemeinen
Arten: Centaurea axillaris Willd. und später zur Blüthe kommend
Cent, rupestris L., Silene inflata, Genista ovata, Dictamnus Fraxinella,
Stachys recta , Trifolium rubens , campestre , Medicago falcata,
Galasia vülosa, Orobus niger , Hipocrepis comosa, Cnidiuni
apioides, Pimpinella Saxifraga etc.
Gegen die Höhe des Hügels zu wird der Graswuchs lichter, die
felsige Beschaffenheit des Bodens tritt zu Tage; ganz oben wo
die losen Steine zu einer Terrasse aufgeschichtet sind, von welchen
aus sich eine schöne Aussicht über die Stadt, das Meer und das
gegenüber liegende Massiv des Monte Maggiore eröffnet, finden
sich in prächtiger Blüthenfülle grosse Büsche von Salvia offici-
?iatis, der steten Bewohnerin aller steinigen Berglehnen um den
quarnerischen Busen.
Ich suchte den Wald nach allen Richtungen und in den in-
nersten Winkeln durch; nirgends bot sich mir eine Spur der ge-
suchten Cortusa, aber auch keine Pflanze, die mit ihr eine nur
entfernte Aelmlichkeit hätte, und mit ihr verwechselt werden
könnte; das Auftreten der Salvia ojficinalis machte zuletzt allen
Hoffnungen ein Ende. Es war nun klar, dass die für das Ge-
deihen einer die Frische und den leichten fruchtbaren Humus der
Alpenthäler liebenden Pflanze, wie es eben jene ist, erforderlichen
Bedingungen in diesem Waldreviere vollständig mangeln. So ge-
wiss es nun ist, dass Cortusa Matthioli an diesem Standorte jetzt
nicht anzutreffen ist, so glaube ich mit gleicher Bestimmtheit be-
haupten zu können, dass sie hier niemals vorgekommen sei, noch
vorkommen konnte. Was zu der Irrung Anlass gegeben haben
mag ist nicht aufzuklären. Host hatte wohl später den begangenen
Irrthum eingesehen, denn in seiner im Jahre 1827, also 30 Jahre
nach der Synopsis erschienenen Flora austriaca werden der Cor-
tusa Matthioli Slandörter der Alpen und Voralpen, zumal der Stei-
227
ermark zugewiesen, aber von der Sylva P. P. Franciscanorum Tersali
ist weiter keine Rede.
Nicht besser ging es mir mit Scandix nodosa (Physocaulus
Tausch) die eben so nach Host's Angabe1) in agri fluminensis
i'ruticosis, ad sepes , copiossime in sylva P. P. Franciscanorum
vorkommen soll. Auch von dieser entdeckte ich keine Spur; als
Analogon war nur Chaerophyllum temulum L. vorhanden, mit
welchem allenfalls eine Verwechslung vermuthet werden könnte,
wäre nicht auch das Chaerophyllum in Host's Synopsis nach
seinen richtigen Charakteren abgesondert aufgeführt. Es ist übri-
gens auch nicht copiosissime, sondern nur sehr spärlich vorhanden.
Dass Physocaulus nodosus in der nächsten Umgebung von Fiume
vorkomme, möchte ich überhaupt bezweifeln; er erscheint weder
in Barlling's Abhandlung2) über die Flora der österreichischen
Küstenländer, noch in Willi. Noe's Verzeichnisse über die Flora
der Umgebungen Fiume's 3), noch endlich im Verzeichnisse der
Frau Smith4), welches bei Gelegenheit der Versammlung un-
garischer Aerzte und Naturforscher im Herbste 1869 veröffentlicht
wurde. Physocaulus nodosus, welcher in der Nähe von Pola und
in anderen Gegenden des südlichen Islriens wächst, geht so viel
mir bekannt ist, in das Innere des Landes nur bis ßarbona und
Umgebung.
Nach alledem kann der Standort des Klosterwaldes, ober der
Kirche der wunderlhätigen Muttergottes von Tersato sowohl für
Cortusa Mätthioti, als für Physocaulus nodosus fortan mit voller
Beruhigung gestrichen bleiben.
Nicht anders verhält es sich hinsichtlich des Standortes Ma~
schienizze im Litorale für den üelleborus hyemalis in Host's5) Sy-
nopsis, welcher in dem besagten Standorte nicht anzutreffen ist,
und in Host's Flora austr. ebenfalls nicht mehr aus jener Gegend
angezeigt wurde.
Dagegen ist das Smyrnium perfoliatum L. (ßm. Dioscoridis
Spreng.) als die 3. der von Host6) im Tersatowalde angege-
benen Pflanzen daselbst reichlich und in ausgezeichnet üppigen
Exemplaren vorhanden; zur Zeit meiner Anwesenheit am 27. Mai
befanden sie sich in bereits vorgerückter Fruchtentwicklung.
Hier sowohl, als an andern meist felsigen Standorten um Fiu-
me traf ich einen Dianthus, der dem D. sylvestris nahe stehend,
1) Syn. p. 163.
2) Beiträge zur Flora der österreichischen Küstenländer von Dr. E. Bart-
ling in den Beiträgen zur Botanik von Bartling und Wendland. Göltin-
gen 1825.
3) Floia, Botan. Zeitung, Jahrg. 1833, I. p. 139, und Flora di Fiume e
del suo litorale im Almanacco Fiumano 18d8.
4) Topographie von Fiume und Umgebung. Gedenkgabe für die XIV-
Yersammlung ungarischer Aerzte und Naturforscher. 1869. p. 49 u. ff.
5) Host Syn. p. 314.
B) Syn. p. '169.
15 *
228
sich durch viel kleinere Blumenblätter von lichter Lilafarbe und
den zarten Bau aller Theile, von der grossblüthigen Form mit leb-
haft rosafarbigen Blumenblättern, die um Triest und in allen übrigen
Gegenden des Litorale gemein ist und die Varietät «. bei Koch1)
darstellt, in auffallender Weise unterscheidet, auch um 2 Wochen
früher als D. sylvestris zur Blüthe kommt. Es ist die von Noe
unter der Benennung D. litoralis versendete Pflanze , wovon
in Reichenbach's icon fl. germ. 2) eine Abbildung gegeben
wurde, bei welcher jedoch die Färbung der Blumenblätter nicht
der Natur gemäss sattroth erscheint.
Asphodelus liburnicus Scop. traf ich an dem bekannten
Standorte, zunächst an der von Fiume nach Voloska führenden
Strasse, unweit der Bucht von Priluka, er war noch nicht blühend;
ich fand ihn aber auch an einem zweiten, wie ich glaube bisher
nicht bekannten Standorte, auf den bewaldeten Wiesen rteben der
vor wenigen Jahren angelegten Poststrasse von Fiume nach Castua,
unmittelbar bei dem Meilenzeiger I und von diesem bis zum näch-
sten Theilungsmarktsteine I. Der zwischen dieser oberen und der
unteren am Meere nach Voloska ziehenden Strasse liegende Ab-
hang ist meist von gleicher Beschaffenheit, Wiesen mit Busch -
waldung bewachsen; es liegt daher die Vermuthung nahe, dass
diese schöne Pflanze, eine Zierde der liburnischen Flora, über den
ganzen bezeichneten Trakt verbreitet sei. Ihre Entdeckung ver-
dankt man nach Scopoli3J dem auch sonst für die Flora des
Küstenlandes verdienten Hofrath v. Mygied, welchem Freiherr von
Höh enb ühel-Heuflcr neuerlich in den Verhandlungen der zool.-
botan. Gesellschaft ein ehrendes Andenken widmete. Dass Sco-
poli's, vom J. 1772 herrührenden Benennung vor jener im Jahre
1783 bekannt gewordenen Lamark's [Asph. creticus) jure aetatis
der Vorrang gebühre, hat Professor Pariatore4) nachgewiesen.
Uebrigens dürften zwischen unserem A. liburnicus und dem Asph.
creticus Lamark's und Tournefort's nicht unerhebliche Unter-
schiede bestehen, da dem letztgedachten caulis superne ramosus
und bei Tournefort die Bezeichnung serolinus beigemessen wird,
während der Stengel des Asph. liburnicus niemals ästig ist, und
nur in seltenen Fällen und an sehr üppigen Exemplaren im unte-
ren Theile der Blumenähren sich ein Seitentrieb mit 2 oder 3
Blumen abzweigt, seine Blüthezeit ist zwar etwas später als jene
der anderen einheimischen Arten Asph. luteus, ramosus und fistu-
losus , die eigentlich Frühlingspflanzen sind, doch tritt sie nicht
so spät ein , dass die auf herbstliche Blüthe deutende Bezeich-
nung serotinus auf ihn passen könnte. Ueber diese Form möge
nun ein Vergleich mit dem echten Asphodelus creticus Gewiss-
heit verschaffen.
*) Syn. fl. germ. et helv. ed. IL, p. 106.
2) Reich enb. icon. fl. germ. vol. VI. Tab. CCLXII. Nr. 5039. a.
3) Flora, carniolica ed. II. vol. 1. p. 185.
*) Paria tore Flora ital. vol. II. p. 592.
229
Am ersten Standorte des Asph. liburnicus in der Nähe von
Preluka kommt auch der stattliche Acantlws longifolius Host vor,
der jedoch als ich dort war ebenfalls noch nicht blühte. Es sei neben-
bei bemerkt, dass sowohl dieser untere, als der 2. Standort an der
oberen Strasse diesseits der Grenze des österreichischen Küstenlandes
liegen, folglich zu dieser Flora nicht zu jener des kroatischen Li-
lorale gehören. Die Angabe des Acanlhus mollis Lin. in Host's
Synopsis p. 350 ist bezüglich des Standortes zwischen Veprinas
und Lovrena auf diese Art QAc. longifolius) zurückzuführen, und
überhaupt An. mollis aus der Flora Islriens zu streichen. Was da-
für aus der Umgebung von Pola galt, gehörte zu Ac. spinulosus
Host fl. aust.; diese Pflanze kam auf dem kleinen Scoglio degli
Ulivi im Hafen von Pola und in ziemlicher Menge vor, wurde aber
als dieser Scoglio geebnet und darüber der grosse Trockendock
erbaut wurde, nebst allen sonstigen Vegetationen vollständig aus-
gerottet. Nach den bestimmten Angaben in der Flora croatica soll
diese in den wärmeren Gegenden Dalmatiens und den griechischen
Küsten einheimische Art an mehreren Punkten des kroatischen Li-
torale anzutreffen sein.
In der Umgebung des Städtchens Buccari und im Dragathale
suchte ich vergebens nach Melica Bauhini All. die nach der
Flora croatica der Herren Schlosser und Vukotinovie daselbst
vorkommt, wahrscheinlich kam ich noch zu früh im Jahre dahin.
Leider muss ich gestehen, dass es mir bisher noch nicht glückte,
das erwähnte schöne Gras, welches nach Host1) in Istriae mari-
timis asperis vorkommen soll, irgendwo anzutreffen. Es kam mir
weder auf meinen zahlreichen Wanderungen durch das Land vor;
noch erhielt ich es durch die für mich beschäftigten Sammler; auch
ist es nicht bekannt, dass es jemand in neuester Zeit hierlands
gefunden habe, ich muss daher das Vorkommen desselben für
Istrien entschieden in Abrede stellen; in Visiani's Flora Dalma-
tiens fehlt Melica Bauhini ebenfalls. Es fragt sich nun, woher
Host sie erhallen habe und worauf sich seine Angabe gründe.
Die auf bestimmte Lokalitäten deutenden Angaben der Flora Croa-
tiens mögen wenigstens künftigen Forschern die Möglichkeit ver-
schaffen, sie inner einer eng begrenzten Gegend aufzusuchen.
Eine Fortsetzung des Ausfluges nach Bukari und Porture
hätte mich binnen wenigen Stunden durch das Vinodol (Wein-
thal) nach Brebir und Novi geführt, in jene Gegend, wo Hacquet's-J
mythische Blaeria hausen soll, gerne halte ich meine Fahrt dahin
gerichtet, wäre die Jahreszeit zur Einbringung dieser Pflanze ge-
eignet gewesen, denn Hacquet fand sie im August. Indessen
muss ich ohne an Ort und Stelle gewesen zu sein, bei meiner in
der Regensburger Flora 3) geäusserten, obgleich von Frey er, da-
*) Host Gram, austr. Vol. IV. p. 14, tab. 23.
z) Hacquel physik.-pofit. Reise etc. I. Theil S. 53.
3) Flora, Botanische Zeitung, Jahrg. 1841. p. 345.
230
inaligeni Kuslos des Laibacher Nalional-Museums bekämpften An-
sicht beliarren, dass hinter der vermeintlichen Blaeria nichts mehr
und nichts weniger als Euphrasia lutea L. stecke.
Ist schon von fabelhaften, der Flora der Küsten und Inseln
des einstigen Liburniens angedichteten Pflanzen die Rede, so darf
man auch Elaeagnus angustifolius und Staehelina dubia in Erinne-
rung bringen, die beide nach Wulfe n\s ') sonst zuverlässigem Zeug-
nisse um Ossero anzutreffen wären, daselbst aber sicherlich wild-
wachsend nicht vorkommen. Vielleicht mag ehedem ein kultivirler
Elaeagnus -Baum in irgend einem Garten bestanden haben, der-
malen ist dies in den durch die Malaria verödeten Orten nicht der
Fall. Für Staehelina dubia wüsste ich keine Vermuthung auf-
zustellen.
Nicht anders verhält es sich mit Trifolium unißorum, welches
Noe als bei Castel Muschio auf Veglia gesammelt, an Visiani
zur Aufnahme in die Flora Dalinaliens 2) sendete, mir schickte es
Noe als im Contumaz-Lazareth von Martinschize bei Fiume ge-
sammelt zu, wohin es mit SehifTsballast oder Ladung aus der Le-
vante gekommen sein mochte, und dies ist die einzige richtige
Angabe.
Ein solches Verzeichniss liesse sich noch bedeutend erwei-
tern, es sei nur noch des Hymenophyllum tunbridgense erwähnt,
welches ebenfalls auf dem sehr im verlässlichen Grunde der An-
gaben Noe's, als an der Fiumara in der Nähe der Papierfabrik
vorkommend, in der Flora croatica3) aufgeführt erscheint. Durch
die eingehendsten, an den bezeichneten Standorten von der Frau
Smith, der Gattin eines Direktors und Miteigenthümers der Pa-
pierfabrik veranstalteten Nachforschungen ergab sich die volle
Grundlosigkeit der Angabe.
Als Ersatz für die Ausscheidung dieser Phantasie-Schöpfungen
aus der Flora Liburniens, mögen einige Seltenheiten, mit welchen
sie der rege Forschungssinn der Frau Smith erst kürzlich be-
reichert hat, genannt werden.
Die schöne Fritillaria, welche Dr. Sendtner und Poppe-
ritz (einst Reise- und jetzt auch im Tode Gefährte) an Felsen-
vorsprüngen des Sissolberges gegen Cepich hinab mit Lebensgefahr
sammelten, und Reiche nbach fil. 4) als Fritillaria messanensis,
Paria tore hingegen5) als neue Art Fritillaria neglecta auf-
führten, wurden von Frau Smith und ihrem Gemahle am 26. Mai
d. J. an leicht zugänglichen grasigen Stellen des westlichen Ab-
hanges der Kuppe des Monte Maggiore in ziemlicher Menge ange-
troffen und gesammelt. — Auch auf dem Scoglio S.Marco bei Veg-
!) Wulfen Plantae carinthiacae rariores in Römers Archiv p. 19 u. 87.
2) Visiani FJ. dalmat. vol. III. p. 298.
8] Schlosser et Vukotin. Flora croatica p. 1306.
4) Reich. Icon. fl. geim. vol. X. tab. US.
5) Paria tore Fl. nah vol. It. p. 415.
231
lia wurde eine FritUlaria gefunden, die vielleicht zu derselben Art
gehört, aber wohl auch des niedrigen Slandortes nahe am Meere,
selbst eine verschiedene Art sein könnte; da sie jedoch im Frucht-
zuslande angetroffen wurde, konnie sie vor der Hand nicht mit
Zuverlässigkeit bestimmt werden. Höchst wahrscheinlich ist Host's
Synopsis p. 187 Angabe der FritUlaria Meleagris L. ex loco in um-
brosis Montis Majoris auf eben diese Art QFrit. neglecta Pari.) zu
beziehen, denn die echte Frit. Meleagris kommt nur auf Sumpfbo-
den vor und fehlt überhaupt im Küstenlande.
Auf demselben Scoglio di S. Marco fand Herr und Mad. Smith
Cerinthe a/pina in schönen und zahlreichen Exemplaren, die bis
dahin nur einmal und in geringer Menge Dr. Sendtner in der
Nähe von Fiume gefunden hatte.
Das in der Topographie von Fiume im J. 1869 gelieferte
Verzeichnis» von 697 Phanerogamenarlen hat nach Frau Smilh's
eigenen Aufzeichnungen bereits einen Nachtrag von 25 Arten er-
halten und wird zweifelsohne durch den emsigen Fleiss der oltge-
nannten Priesterin Flora's, der Mad. Smith bald zur Vollständigkeit
gebracht werden.
Tri est, am 15. Juli 1870.
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
XXXVI.
733. Orlaya grandißora (L). Auf wüsien steinigen Bergab-
hängen, in aufgelassenen Weinbergen, auf Sleinschutt zwischen
den Weingärten ; seltener an lichten Plälzen in Niederwäldern. Im
mittelung. Berglande in der Magustagruppe bei Gross Maros und
Nana; in der Pilisgruppe bei Gran, am Visegräder Schlossberge, am Pi-
liserberg, am kleinen und grossen Schwabenberg, im Wolfsthale,
am Adlersberg und Blocksberg bei Ofen, bei Promenier und Ercsin.
— Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehmboden. 150—320 Met. — Im
Tieflande und im Bihariagebirge nicht beobachtet.
734. Daucus Carola L. — Auf Wiesen, an grasigen Plälzen
an den Böschungen der Dämme, in Gräben längs den Sirassen und
auf Viehtriften. — Gran, Ofen, Margaretheninsel, Csepelinsel,
Pest, Soroksar, Monor, Pilis, Nagykörös, Czegled, Szolnok, Gros s-
wardein, Savoieni, Belenyes, Vasköh, Rieni, Fenatia, Rezbänya, Mo-
nesa, Halmadiu, Körösbänya. Der höchst gelegene im Gebiete
beobachtete Standort im Bihariagebirge: auf den Wiesen ober der
232
Pietra lunga nächst Rezbänya. — Kalk, tert. diluv. und alluv. Lohm-
und Sandboden. 75—820 Met.
735. Caucalis daucoides L. — Auf steinigen Bergabhängen,
und Schutthalden und auf bebautem Lande. Im mittelung. Bergl.
bei Gross Maros, Visegräd und Set. Andrae, im Wolfsthale und auf
dem grossen Schwabenberge bei Ofen, bei Promontor und Ercsin.
Auf der Csepelinsel bei Csep. Auf der Kecskemeler Landh. am
Rakos bei Pest, bei Soroksar, Monor und Pilis. In der Tiefebene
bei Szolnok. Im Bihariagebirge bei Grosswardein, auf dem Somlyö
nächst dem Bischofsbade, am Bontoskö bei Petrani und auf tertiären
Hügeln bei Körösbänya. — Kalk, tertv dil. und alluv. Lehm- und
Sandboden. 75 — 380 Met.
736. Caucalis muricata Bischoff. — Auf sandigen Plätzen
bei Ujfälu auf der Csepelinsel nächst Pest von Dr. Tauscher
entdeckt und mir gütigst mitgetheilt. Diluv. Sandboden. 95 Met.
7-57. Turgenia latifolia (L) — Auf bebautem Lande. An zer-
streuten Standorten. Im Bereiche des mittelung. Bergl. zwischen
Set. Andrae und Szt. Läszlö, bei P. Szäntö nächst P. Csaba und auf
dem Plateau des grossen Schwabenberges. Auf der Kecskem.
Landh. bei Pest und Soroksar. In der Tiefebene nächst dem Bahn-
hofe bei Szolnok. — Im Bihariagebirge bei Petrani nächst Belenyes.
— Tert, dil. und all. Lehm- und Sandboden. 75—380 Ml.
738. Torilis Anthriscus (L.) — Im Grunde und am Rande von
Laubwäldern, in Holzschlägen und unter Gebüsch am Rande der
Strassen und Weinberge. Im mittelung. Bergl. auf dein Kecskeor
bei Felsö Tärkäny; in der Matra bei Paräd und auf dorn Bogolykü
bei Bodony; in der Magustagruppe bei Csenke und Nana; in der
Pilisgruppe am Schwabenberg bei Ofen und bei Ercsin. Auf der
Kecskem. Landh. bei Pest und in dem Waldreviere zwischen Monor
und Pilis. Im Bereiche des Bihariagebirges bei Grosswardein, Fe-
natia, Rezbänya, Monesa und Halrnadiu. Trachyl, Schiefer, Kalk, tert.
und diluv. Lehm- und Sandboden. 95 — 450 Met.
739. Torilis infesta (L.) [T. Helvetica (Jacq.)] — Auf be-
bautem Lande und unter Gebüsch am Rande von Weinbergen und
Niederwäldern. Im Gebiete selten. Auf dem Czigled bei Erlau, bei
Nana, Set. Andrae und Ofen. — Trachyt, diluv. Lehmboden. 100
bis 400 Met.
740. Torilis nodosa Gär In. — Nach Kit. an Weingärten-
rändern, auf dem Adlersberg bei Ofen. — Wurde dort vergeblich
von mir gesucht und scheint aus dem Gebiete der Ofener Flora
verschwunden zu sein.
741. Anthriscus trichosperma Schultes. — Unter Gebüsch
in lichten Wäldern und Holzschlägen, an Zäunen. Im mittelung.
Bergl. bei Almagyar nächst Erlau, bei Gran und Set. Andrae, nächst
dem Kaiserbad, massenhaft an den Hecken am Feslungsberge von
Ofen, im Kanimerwalde bei Promontor. Auf der Csepelinsel bei
Ujfälu. Auf üev Kecskem. Landh., im Waldreviere zwischen Monor
und Pilis und auf Puszta Peszer. Am Rande des Bihariagebirges
233
auf dem Köbänyaberg bei Felixbad nächst Grosswardein. — Kalk,
tert. u. diluv. Sandhoden. 95—260 Met,
Anthriscus Cerefolium (L.) — In Gemüsegärten gebaut und in Ofen in
deren Nähe auch verwildert.
742. Anthriscus Scandix fSeop.) — {Anth. vulgaris Pers.)
— An Zäunen und auf Schuttslellen in Dörfern und Städten. Er-
lau, Gran, Ofen, Pest, Grosswardein. — Tert. u. dil. Sand- und
Lehmboden. 95—250 Met.
743. Anthriscus sihestris (L.) — An schattigen grasigen
Platzen in Obstgärten und auf üppigen Wiesen an Waldrändern.
Im Gebiete selten. Im mitte lang. Bergl. in der Pilisgruppe bei Ofen,
namentlich im Auwinkel und am Gipfel des Johannisberges. Im Bi-
bariagebirge bei Petrosa und Rezbänya. Im Tieflande nicht beob-
achtet, — Schiefer, Kalk. 260—1000 Met,
744. Chaerophyllum temulum L. — In Wäldern, Holzschlägen,
Steinbrüchen und zwischen Buschwerk am Rande der Weinberge.
Im miltelung. Bergl. am Fusse des Barälberecz bei Felsö Tärkäny;
auf dem Nagyszal bei Waitzen; in der Pilisgruppe bei Ofen auf
dem Lindenberg und Johannisberg und bis zur Kuppe des Piliser-
berges; in der Vertesgruppe bei Csakvär. Auf der Csepelinsel.
Aul der Kecskem. Landhöhe in dem Waldreviere zwischen Monor
und Pilis. Auf der Debrecziner Landh. bei Debreczin. Im Bereiche
des Bihariagebirges, auf dem Vorlande bei Grosswardein und Kä-
tonaväros, dann am Bontoskö bei Belenyes und in der Plesiugruppe
auf der Bratcoea und Dinesa. — Kalk, Sandstein, tert. dil. u. alluv.
Sandboden. 95—820 Met.
745. Chaerophyllum butbosum L. — Am Saume und im Grunde
lichter Laubwalder, in Holzschlägen, an Zäunen und Hecken am
Rande der Weinberge. Im mittelung. Bergl. am Fusse des Czigled bei
Erlau; in der Matra bei Paräd; in der Pilisgruppe auf dem Kishegy bei
Csev, dann bei Ofen im Leopoldifelde und Wolfslhale, auf dem
Schwabenberge und Adlersberge. Auf der Kecskem. Lamlh. in den
Wäldern bei Monor und Pilis und auf Puszta Peszer bei Also
Dabas. Auf der Debrecziner Landh. bei Dehreczin und Vallay. Im
Bihariagebirge auf dem tertiären Vorbinde von Grosswardein bis
Belenyes. — Tert. u. diluv. Lehm- und Sandboden. 95 — 550 Met.
746. Chaerophyllum Cicutaria Vill. — (CA. hirsutum Koch,
nicht L.J — An den Borden von Quellen und Bächen und an
quelligen Phitzen im Grunde der Wälder, an Waldsäumen und auf
Wiesen. Im Bihariagebirge im Rezbänyaerzuge häufig in allen von
Bächen durchzogenen Gräben und Thälchen des ungarischen und
siebenbürgischen Abhanges bis hinauf zu den obersten Quellen
unler der Cucurbeta im Valea Cepilor; auf dem Batrinaplateau im
Valea lsbucu und Valea Gropili, dann unter der Piedra Galbina und
am Rande des Plateaus an dorn Bache, welcher von der Tataroea
gegen Kisköh hinabfliesst. In der Vulcangruppe bei dem Wasser-
lalle nächst Vidra. Im Gebiete vorherrschend auf Schiefer und
Sandstein, seltener auf Kalk. 630-1580 Met. — Fehlt im mittelung.
234
Berglande und im Tieflandc. — Chaerophyllum hirsutum L. = Ch.
Villarsii Koch wurde im Gebiete bisher nicht beobachtet.
747. Chaerophyllum aromaticum L. — In dem Gestäude der
Waldgründe, Waldränder, Bachufer, Obstgärten und feuchten
Wiesen. Im mittelung. Berg-I. bei Felsö Tärkäny; in der Matra auf
dein Kärolyivägäs bei Solymos, auf dem Gällya und bei Paräd; in
der Pilisgruppe bei Visegräd, Set. Andrae und Szt. Läszltf und
massenhaft auf der Slanitzka bei P. Csaba. Im Bihariagebirge im
Petrosaerzuge im Hintergrunde des Poienathales; auf dem Batrina-
plateau im Valea Odincutia bei Scarisiöra, nächst der Geisterhöhle
bei der Stäna Oncesa, auf der Pietra lunga bei Rezbänya und ober
Fenatia; auf dem Vasköher Kalkplateau zwischen Vasköh und Co-
lesci; in der Plesiugruppe auf der Bratcoea und bei den kalten
Quellen hinter dem Bade Monesa; in der Hegyesgruppe bei Chi-
sindia nächst Buteni und von da häufig bis zu den Höhen der Clii-
ciora; in der Vulcangruppe auf dem Suprapietra poienile bei Vidra.
— Sienit, Trachyt, Porphyrit, Schiefer, Kalk. Liebt lehmigen tief-
gründigen Boden, welcher sich durch Verwitterung aus den eben-
genannten Gesteinen gebildet hat. 150 — 1330 Met. — Im Tieflande
nicht beobachtet. — (Auf der Slanitzka sammelte ich Exemplare
mit fast kahlem Stengel und ungewimperten Hüllchen. Auch Kit.
in Add. 163 erwähnt einer derartigen kahleren Abart: „ad Herlein
glabrum oecurit aut caule setis paucis adspersis.")
748. Conium maculatum L. — An Strassenrändern und Schutt-
steilen in der Nähe bewohnter Orte im Gebiete häufig. Erlau, Gyön-
gyös, Wailzen, Gran, Set. Andrae, Ofen, Pest, Nagykörös, Cze-
gled, Szolnok, Szakoly, Somos, Nagy Käroly, Grosswardein, Belenyes,
Vasköh, Criscioru, Savoieni, Buteni. — Tert. dil. und alluv. Lehm-
inid Sandboden. 75 — 260 Mel.
749. Pleurospermum austriacum (L.) — In dem Gestäude
der Waldränder und Waldwiesen im Bihariagebirge auf der Tata-
roea bei Petrosa. Hier häufig und in riesigen über mannshohen
Exemplaren, aber sonst im genannten Gebirge nirgends weiter beob-
achtet. Nach Kit. Add. 158 und Kit. Itinerar der Beregher Reise
auch im mittelung. Berglande in Wäldern der Malra. — Im Biha-
riagebirge auf Kalksubsirat in der Seehöhe von 950 — 1265 Met.
750. Smyrnium perfoüalum Mi 11. — Zwischen Gebüsch im
Grunde von Laubwaldungen. An sehr zerstreuten Standorten. Im
mittelung-. Bcrgl. in der Pilis-und Vertesgruppe von Gruncll am Pi-
liserberg und auf dem Gerecse zwischen Gran und Totis entdeckt.
In der angrenzenden aber ausser unserem Gebiele liegenden Ba-
konygruppe von mir häufig auf dem Gipfel desSomhegy beobachtet. Am
Rande des Bihariagebirges in den Körösauen zwischen Koros Tarjän,
und Szt. Jänos und im Redaygarlen bei Grosswardein von Janka
und S teft'ek, bei Pecze Szt. Märton von Kita i bei und auf dem Hü-
gellande und den niederen Kalkkuppen zwischen Felixbad und
Miclo Lasuri von mir aufgefunden. — Kalk, diluv., Lehm 100 bis
665 Met.
235
751. Bifora radians M. B. — Auf bebautem Lande. Unter
Getreide bei Pelrani nächst Belenyes. All. 180—200 Met, Nach
StefFek auch an der schnellen Koros bei Grosswardein. — Sonst im
Gebiete nicht beobachtet.
752. Hetlera Helix L. — An Felsen und allen Baumstämmen
und steril auf steinigem Boden im Grunde schattiger Niederwälder.
Im miltelung. Bergl. auf dem Nagyszäl bei Waitzen, in der Ma-
gustagruppe auf dem Spüzkopf bei Gross 3Iaros; in der Pilisgruppe
in den Waldein hinter der Ruine Visegräd, am Kishegy und Pili-
serberg-, an dessen Nordseite sie einige Felswände mit dichten
Teppichen ganz überkleidet, dann auf der Slanitzka bei P. Csaba,
in der Schlucht bei dem Leopoldifelde, bei dem Saukopfe ober
dem Auwinkel und im Wolfsthale hinter dem Schwabenberg bei
Ofen. Im Bihariagebirge auf dem Balrinaplateau am Abfalle der
Piedra Boghi gegen Valea pulsului, wo eine hohe Felswand mit
reichlichst blühenden Exemplaren überwuchert ist, am Cäiligatu
zwischen Valea seca und Vertopu; in der Plesiugruppe an den
Kalkwänden hinter dem Bade Monesa; im Thale der weissen Koros
auf dem Dealul vultiucluiului bei Körosbänya. Auf dem Vorlande
des Bihariagebirgcs im Szaldobägyerwalde bei Grosswardein und
vereinzelt noch auf den terl. Hügeln bei Rieni im Becken von Be-
lenyes. Dieser letzgenannle Standort sowie die kleine Schlucht
hinter dem Leopoldifelde bei Ofen sind die tiefsten im Gebiete beob-
achteten Standorte. — Fehlt im Tieflande. — Im Gebiete mit Vor-
liebe auf Kalksubslrat; seltener auf Trachyt und lert. Lehmboden.
190— 12G0 Met.
753. Cornus xanguinea L. — In Niederwäldern und lichten
Hochwäldern, sowie in den Hecken am Rande der Weinberge. Im
miüelung. Bergl. auf dem Nagy Eged bei Erlau; in der Magusta-
gruppe bei Gross Maros, Näna und Csenke; in der Pilisgruppe bei
Visegräd und Set. Andrae, am Ketägohegy bei Csev, bei P. Csaba,
im Leopoldifelde, Auwinkel und Wolfsthal , dann auf dem grossen
und kleinen Schwabenberg bei Ofen. Auf der Keeskem. Landh. in
dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis, bei Nagy Koros und
auf der Puszla Peszer bei Also Dabas; im Tapiogebiete bei Szt,
Märton Kala; auf der Debrecziner Landh. bei Bököny, Nyiregyhäza,
Vallay, Nagy Käroly. Im Bereiche des Bihariagebirges bei Gross-
wardein, Vasköh. Colesci, Fenatia und Rezbänya. — Trachyt, Kalk,
terl. u. dil. befallt- und Saudboden. 95 — 560 Met.
754. Cornus mos L. — In Niederwäldern und lichten Hoch-
wäldern. Im inittelung. Bergl. sehr verbreitet. Auf dem Meszhegy
bei Erlau; in der Milra auf dem Somhegy bei Paräd; auf dein
Nagyszäl bei Waiizen; in der Magustagruppe auf dem Spilzkopf
bei Gross 31aros, bei Czenke und Näna; in der Pilisgruppe bei Vi-
segräd, Set. Andrae, P. Szt. Kereszt, P. Csaba, am Piliserberg und
auf den Hügeln bei Krotendorf, im Leopoldifelde und Auwinkel, am
Johanuisberg und Schwabenberg bei Ofen. Auf der Keeskem.
Landh. in dum Walde zwischen Monor und Pilis. Im Bereiche des
236
Bihariagebirges bei Grosswardein, auf dem Köbänyaberg bei Felix-
bad und bei P. Szt. Märton; am Rande des Batrinaplateaus bei
Petrosa und Fenalia, in der Plesiugrupge bei Monesa und im Tliale
der weissen Koros bei Chisindia nächst Buteni, Josäsz, Plescutia,
Lasuri, und Körösbänya. — Trachyt, Sienit, Kalk, tert. u. diluv.
Lehm- und Sandboden. — Erreicht im Bihariagebirge schon bei
390 Met. die obere Grenze, geht dagegen im mittelung. Bergl. bis
755 Met. und findet sich daselbst noch auf der Kuppe des Piliser-
berges. Der tiefste im Gebiete beobachtete Standort liegt 100 Met.
— Sowohl im mittelung. Bergl. als auch im Bihariagebirge trifft
man Cornus mas auch häufig in Gärten und an den Häusern cul-
tivirt an, und sehr alte Stämme davon bemerkte ich in den Dörfern
Rieni, Petrosa, Campeni und Fenatia. Ausserhalb des Gebietes in
dem Garten des Klosters Bakonybel im Bakonyerwalde sah ich
eine Reihe von urallen 2*5 bis 3 Meter hohen Bäume dieser Cornus-Arl.
Im mittelung. Bergl. haben auch mehrere Berge nach dieser Pflanze,
welche von den Magyaren „Soma genannt wird, ihren Namen er-
halten, so z. B. der Somhegy in der Matra und der Somhegy in
der ßakonygruppe.
755. Viscum album L. — Auf Pappeln, Apfelbäumen, Ahornen
und Eichen. — Im Gebiete selten. Bei Felsö Tärkäny an der Nord-
grenze unseres Florengebietes; bei Ofen; ausser dem Gebiete
bei Bakonybel in der ßakonygruppe. Nach Kanitz bei Nagy Koros
auf der Keeskem. Landhöhe und nach Steffek bei Grosswardein.
9.3 — 306. Met.
756. Loranlhus europaeus Jacq. — Auf Eichen und Kastanien-
bäumen. Im mittelung. Bergl. auf den alten Kaslanienbäumen zwi-
schen dem Salomonsthurm und der Burgruine Visegräd, auf Quer-
cus pubescens und Q. Cerris bei Pomäsz, M. Einsiedl und im Leo-
poldifeide und Auwinkel bei Ofen. In der Vertesgruppe bei Na-
däp ; auf dem Lössrücken des Viniszni vrch auf Quercus pube-
scens zwischen Tapio Süly und Monor. Im Bihariagebirge auf ur-
alten Quercus peduneulata bei Rieni im Becken von Belenyes und
im Thale der weissen Koros bei Szakacs südöstlich von Buteni.
J 00 -520 Met,
757. Adoxa Moschatellina L. — Unter Gebüsch, auf humoser
lockerer Erde zwischen Baumwurzeln im Grunde der Wälder und
an schattig-feuchten Felsen. Im mittelung. Bergl. auf dem Nagy-
szäl zumal auf dem nach Osten auslaufenden Felsgrate in grosser
Menge; in der Pilisgruppe häufig auf dem Piliserberg, dann bei
Kovacsi, auf dem Kopäszhegy und Johannisberg, in dem Wäldchen
vor dem Leopoldil'elde und sehr spärlich auch an den schaltigen
Plätzen an dem nördlichen Abfalle des Blocksberges bei Ofen ; in
der Vertesgruppe auf dem Gerecse zwischen Gran und Totis. Im
Bihariagebirge im Pelrosaerzuge im Hintergrunde des Poienalhales
und an den Abfallen des Balrinajdaleaus auf dem Cärligatu zwi-
schen Valea seca und Vertopu, an den feuchten Wänden am Ein-
gange in die Eishöhle bei Scarisiöra (hier eine eigenthümliche,
237
anderwärts noch nicht von mir beobachtete Abart mit sehr breiten
fast halbkreisförmigen Blaltzipfeln), und in den Schluchten unter
der Släna Oncesa; in der Yuleangruppe bei Vidra und nach Steffel
in der Fasanerie bei Grosswardein. — Im Gebiete mit Vorliebe über
schwer verwitterndem thonarmen und nur mit Humus bedecktem
Kalksubstrat; seltener auf Sienil und Schiefer. Fehlt ganzlich
auf dein Trachyte und überhaupt auf den Substraten, welche
eine zähe lehmige Bodenkrume bilden. Im Tiefiande nicht beob-
achtet. 189—1360 Met.
7 58. Sambucus Ebulus L. — An Waldrändern, in Holzschlägen,
an den Böschungen der Eisenbahndämme, Hohlwege und Strassen-
gräben, in aufgelassenen Steinbrüchen, an Schultplätzen in der
Nähe bewohnter Orte, an den Reändern der Weinberge, seltener
auch als Unkraut auf Acckern. Stellenweise sehr häufig. Im mittel—
ung. Bergl. bei Gyöngyos, Wailzen, Gross Maros, Veröcze, Gran,
Set. Andrae, Visegräd, (hier namentlich in grosser Menge in den
Höfen der Burgruine), auf dem Piliserberg, bei P. Csaba, Altofen,
auf dem Schwabenberg, am Fusse des Adlersberges und nächst
dem Kaiserbade bei Ofen. Auch auf den Ausläufern und in den
Thalweilungen des mittelung. Berglandes, auf dem Lössrücken des
Viniszni vrch bei Gomba, Ecser, Szt. Märton Kata; dann bei Mär-
lonväsär und Stuhlweissenburg. Auf der Kecskem. Landh., auf der
Puszta Csörög und massenhaft an dem Eisenbahndamme zwischen
Pest und Waitzen, dann bei Monor und Pilis und auf Aeckern zwi-
schen Czegled und Szolnok. Auf der Debrecziner Landhöhe bei Ujväros
und Teglas. Hier überall sehr häufig. Im Bereiche des Biharia-
gebirges, dagegen weit weniger verbreitet und dort nur am Saume des
Gebirges bei Grosswardein und an steinigen geröllreichen Ab-
hängen zwischen Desna und Monesa beobachtet. Liebt einen zähen,
lehmigen, wasserhaltenden Boden und findet sich daher vorzüglich
auf diluv. und tert. Lehm und über Trachyt und thonreichen Kalk-
steinen, welche durch Verwitterung eine lehmige Bodenkrume
bilden. 80—755 Met.
759. Sambucus nigra L. — In Wäldern und Auen, an den
Seiten der Hohlwege, in Hecken und Zäunen der Dörfer und an
den Rändern der Weinberge, im mittelung. Bergl. bei Szilvas,
Gyöngyos, Wailzen, Nana, Set. Andrae, Csaba, Altofen, Ofen, Stuhl-
weissenburg. Auf der Kecskem. Landh. bei Pest, Monor und Pilis.
In der Tiefebene bei Kisujszälläs (hier wohl nur gepflanzt), dann
über das ganze tert. Vorland des Bihariagebirges von Grosswar-
dein bis Belenyes verbreitet und von da einwärts in das Gebirge
bis in das Poienathal hinter Petrosa, in das Valea seca und Werks-
thal bei Rezbänya. Die höchsten im Gebiete beobachteten Stand-
orte: der Vervul Ceresilor bei Monesa und Valea Odincutia bei
Dislidiul. — Sienit, Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. u. diluv. Lehm-
und Sandboden. 80—1030 Met.
700. Sambucus racemosa L. — An felsigen Abstürzen und
feuchten schall igen Steinhalden, auf Waldblössen und an den
238
Säumen der Hochwälder. Im Bihariagebirge im Piezbänyaerzuge
in den gegen das Aranyosthal hinabziehenden Grüben, namentlich
unler dem Sattel La Jocu und bei Negra und Distidiul. Auf dein
Balrinaplateau am Cärligatu ober Valea seca und im Valea Odin-
cutia. In der Plesiugruppe vom Gipfel des Plesiu herab häufig
bis auf die Bratcoea. — Nach Kit. auch auf der Matra. — Por-
phyrie Schiefer, Kalk, 740—1260 Met. — In der Fasanerie bei
Grosswardein, wo sie von Sleffek angegeben wird, wohl nur kul-
tivirt.
761. Viburnum Lantana L. — In Niederwäldern, sowie am
Saume und im Grunde lichter Hochwälder zumal an felsigen Berg-
abhängen. — Im mitlelung. Berglande auf dem grossen Aegydius-
berg bei Erlau, in der Matra bei Jänoskut; in der Pilisgruppe auf
dem Ketägohegy bei Csev, auf den Hügeln bei Krotendorf, im Leo-
poldifelde und Auwinkel (hier insbesonders häufig), auf dem Jo-
hannisberg und Schwabenberg, im Wolfsthale und bei Budaörs,
dann im Vorlande auf dem Lösszuge des Viniszni vrch bei Gomba.
Auf der Kecskem. Landh. in dem Waldreviere zwischen Monor und
Pilis, auf der Puszta Peszer bei Also Dabas und bei Nagy Koros.
Im Bihariagebirge bei Grosswardein, auf dem Bontoskü bei Bele-
nyes, bei Chisindia nächst Buteni und von da einwärts im Thale der
weissen Koros bis Valea Liesa bei Halmadiu. Am Ostrande des Ba-
trinaplateaus am Eingange in das Valea Odincutia bei Distidiul. —
Traehyf, Kalk, Dolomit, dil. Sand. 95—885 Met.
762. Viburnum Opulus L. — An Bachufern und sumpfigen
Stellen im Grunde und am Saume der Wälder, auch auf feuchten
Wiesen, wo sie im Gebiete gewöhnlich mit Salix cinerea und ß/ta-
mnus Frangula combinirt angetroffen wird und mit diesen eine
stets wiederkehrende Buschformation bildet. Im mittelung. Bergl.
selten, in der Matra bei Jänosküt, in der Pilisgruppe bei dem Sau-
kopfe und in einem Graben im Wolfsthale bei Ofen. Häufig da-
gegen auf der Kecskem. Landh. entlang dem Rakosbache bei Pest,
in den Eschenwäldern bei Also Nemethi und Sari, bei Monor und
Pilis. Im Tapiogebiete bei Szt. Märton Käta. Auf der Csepel-
insel. Im Bereiche des Bihariagebirges bei Grosswardein, Vasktfh,
Colesci und Petrosa. — Sienit, Schiefer, thonreiche Kalksteine,
tert. und diluv. Lehm und lehmigen Sand. 95—580 Met.
Lebermoose
der Flora voii Ns.-Podhragy im Trencsiner Komitat.
Von J. L. H o 1 u b y.
Die in nachstehenden Zeilen aufgezählten Lebermoose
sammelte ich in der Umgebung meines Wohnortes bei Gelegenheit
der sehr zahlreichen Exkursionen, die hauptsächlich den Phanero-
239
gamen galten. Wenn ich auch weder Vieles, noch Neues bieten
kann, will ich das Wenige schon aus dem Grunde veröffentlichen,
weil unser Kotnilal auch in die Zahl jener Gebiete des Landes ge-
hört, die in botanischer Beziehung nur noch zu durchforschen
sind und daher keine Angaben über das Vorkommen welcher
immer Pflanzen überflüssig erscheinen, wenn sie nur zuver-
lässig sind.
Dass über die Richtigkeit der Bestimmungen im gegenwärtigen
Aufsatze nicht gezweifelt werden kann, dafür bürgt der Name
Herrn Juratzka's, dessen Güte ich es verdanke, dass er sich die
Mühe nahm das Gesammelte zu bestimmen. Am Schlüsse ver-
gleiche ich die Lebennoosflora Ns. Podhragys mit jener Press-
burgs, wie uns die letztere durch Herrn Dr. Korn huber bekannt
gemacht wurde. (S. Kornh. „Die Moose der Pressburger Flora"
in den Verhandl. des Vereins f. Nalurk. in Pressburg, Jahrg. 1866.
Heft 1. S. 101. ff.)
Riccin glauca L. Auf feuchten Aeckern, am Schlamme der
Bäche und an den VVagufern ziemlich häufig.
Anthoceros laevis L. An feuchten Waldwegen der Bosäeer
Wälder, nicht gemein, und meist mit anderen Laub- und Leber-
moosen vermischt.
Anthoceros punetatus L. Mit dem vorigen.
Fegatella conica Cor da. An beschatteten, feuchten Baum-
wurzeln im Bache des Ivanöczer Thaies, dann an quelligen Stellen
der Wälder, nicht gemein.
Preissia commutata Nees. Auf KalktufT absetzenden Berg-
quellen sehr häufig und reichlich fruchtend.
Marchantia polymorpha L. An Bachufern, Quellen, in Brunnen
an Steinen durch das Gebiet sehr häufig, massenhaft auf den
Slwrteker Sumpfwiesen im Wagthale.
Melzgeria furcata Nees. Höchst gemein an Baumwurzeln
und auf der Erde auf allen Hügeln. Früchte sah ich noch nie
daran.
Aneura pinguis Nees. An Ufern kleiner Waldbäche, an
Quellen, auch in den Thälern, oft massenhaft, aber nur steril ;
fruchtend auf KalktufT, im Wäldchen Kamenicne äusserst
selten.
Pellia epiphylla Nees. An feuchten, schattigen Orten, in
Gräben, an Quellen gemein, und an vielen Stellen fruchtend.
Fossombronia pusilla Nees. Auf feuchtem Waldboden durch
das Gebiet, nicht selten.
Frullania dilatata Nees. An Obst- und Waldbäumen höchst
gemein.
Madotheca laevigata Dum. Am Grunde alter ßuehenstämme
in den Lopennikwal düngen stellenweise, auf schattigen Kalkfelsen,
um Ns. Podhragy oft massenhaft.
Madotheca platyphylla Nees. An Obst- und Waldbäumen,
alten Stroh- und Schindeldächern, dann auf Kalkfelsen, sehr gemein.
240
Radula complanata Dum. An Bäumen, besonders Buchen,
höchst gemein.
Lepidozia reptans Nees. Bisher bloss am Nordabhange des
Hügels Kamenicne nächst Ns. Podhragy, an der Erde.
Calypogeia Trichomanis Nees. An der Erde im Kamenicne,
selten.
Chyloscyphus polyanthus Nees. Im Ivanöczer- und Poloma-
Thale an Waldbächen.
Chiloscyphus pallescens Dum. In Wäldern an der Erde,
zwischen Laubmoosen, an morschen Holzstücken, zerstreut.
Lophocolea heterophylla Nees. In den Lopennikwaldungen
und im Ivanöczer Walde, an morschen, feuchten Buchenstämmen,
sehr zerstreut.
Lophocolea minor Nees. An feuchten, schattigen Stellen bu-
schiger Kalkhügel, ziemlich häufig.
Lophocolea bidentata Nees. An sumpfigen Stellen des obern
Kamenicne in den Bosäeer Rodungen, sehr zerstreut. Einmal fand
ich diese Art auch auf feuchten Brachen des Poloma-Thales.
Liochlaena lanceolata Nees. Im Kamenicne an der Erde,
selten.
Jungermannia trichophylla L. Auf feuchten Waldboden im
Kamenicne.
Jungermannia bicuspidata L. An massig feuchter Erde bu-
schiger Kalkhügel.
Jungermannia dwaricata Nees. An der Erde in einem Ei-
chenwalde nächst Bosäca, oft fruchtend.
Jungermannia barbata Nees. e. Schreberi Nees. Im Walde
Resetäiowec zwischen Laubmoosen, an der Erde und auf schattigen
Kalkfelsen.
f. quinquedentata Nees. An Kalksteinen buschiger Hügeln.
Jungermannia intermedia Nees. Auf buschigen Kalkhügeln,
selten.
Jungermannia porphyroleuca Nees. An der Erde zwischen
Laubmoosen, im Kamenicne, selten.
Jungermania acuta Lindb. An der Erde, an feuchten Steinen
im Kamenicne und am Fusse des Lopennik, sehr zerstreut.
Jungermannia sphaerocarpa Hook. Am feuchten Waldboden
des Kamenicne, stellenweise.
Jungermannia hyalina Hook. Im Kamenicne an der Erde.
Jungermannia exseeta Schmidel. Mit der vorigen.
Scapania curta Nees. Ueberall in Wäldern an schattigen
Wegen.
Scapania aequiloba Nees. Häufig auf schattigen Kalkfelsen
des Resetärowec bei Ns. Podhragy.
Plagiochila asplenioides Nees. Sehr gemein in Wäldern,
schattigen, etwas feuchten Abhängen der Kalkhügel.
Alicularia scalaris Cor da. An der Erde im Kamenicne.
241
Sarcoscyphus Funkii No es. Bisher bloss im Walde Kamenicne
an lichten Stellen.
Nun vergleichen wir die Lebermoose meines Florengebietes
mit jenen der Flora Pressburgs, so sehen wir, dass nachstehende
Arten beiden Floren gemeinschaftlich sind:
Riccia glauca.
Anthoceros laevis.
Fegatella conica.
Marchantia polymorpha
Preissia commutata.
Metzgeria furcata.
Pellia epiphylla.
Lebermoose der Pressburger Flora,
Podhragy nicht beobachtet wurden:
Frullania dilatata.
Ma do theca pla typhylla.
Radula complanata.
Lophocolea bidentata.
Jungermannia trichophylla.
sphaerocarpa.
Plagiochila asplenioides.
die bisher um Ns.
Riccia fluitans L.
natans L.
Frullania Tamarisci Nees.
Mastigobryum trilobatum Nees.
Jungermannia albicans L.
Scapania nemorosa Nees.
Lebermoose der Flora von Ns. Podhragy, die der Flora
Pressburgs bisher fehlen:
Anthoceros punctatus.
Aneura pinguis.
Fossombronia pusilla.
Madotheca laevigata.
Lepidozia reptans.
Calypogeia Trichomanis.
Chiloscyphus polyanthus.
pallescens.
Lophocolea heterophylla, minor
Liochlaena lanceolata.
Jungermannia bicuspidata.
divaricata.
Jungermannia barbata e.
beri f. quinquedentata.
intermedia.
porphyroleuca.
acuta.
hyalina.
exsecta.
Scapania curta, acquitoba
Alicularia Scolaris.
Sarcoscyphus Funkii.
Schre-
Die meisten dieser, in der Flora posoniensis bisher noch
nicht sichergestellten Arten, werden gewiss auch dort aufgefunden
werden können.
In den Herbarien der Herren J. v. Bolla, Rittmeister
Schneller und Prof. Bothär dürften so manche Arten Leber-
moose aus der Umgebung Piessburgs aufbewahrt sein, die in H.
Kornhuber's Aufsatze nicht erwähnt werden.
Ns. -Podhragy, am 26. Juni 1870.
Oetierr. botan. Zeitschrift. 8. Heft. 1870.
16
242
üeber Scirpus Bailii Kohts.
Von F. Kohts.
In Nr. 11 des vorigen Jahrganges dieser Zeitschrift gab ich
zuerst eine vorläufige Beschreibung dieser Pflanze. Dieselbe ba-
sirte aber nur auf einem Exemplare derselben, da ich die anderen
nicht auffinden konnte. Jetzt neuerlich in den Besitz mehrerer
Specimina gekommen, lasse ich eine berichtigte vollständige Be-
schreibung folgen, sowie alles dessen, was mir von anderen Bota-
nikern mitgetheilt ist.
Kleine Pflanze von 1 — 3 Zoll Höhe vom Ansehen eines
starken Scirpus acicularis L., Wurzel faserig. Halme dünn , zier-
lich, gestreift, etwas schlaff, stielrund, blattlos, nur am Grunde mit
einer tief schwarzbraunen allmälig in ein helleres Roth überge-
henden, sehr grossen Scheide, welche vorne in eine kurze, pfrie-
menförmige, spitzliche rinnenförmig eingerollte Platte ausgeht.
Halm einährig. Aehre endständig im Verhältnisse zur Statur der
Pflanze gross, vielblüthig, ohne Tragblatt, eiförmig-elliptisch,
stumpflich; Deckschuppen eiförmig-elliptisch, fast kahnförmig ge-
rinnt, stumpf abgerundet, einnervig; Nerven an der Spitze gekielt,
hervortretend oder auch an der Spitze der Deckschuppe aufhörend;
weisslich an den Rändern mit mehr oder weniger hellrothen
Flecken versehen und ebendaselbst und an der Spitze häutig; die
unterste sehr gross mit einer nach Art des Scirpus caespitosus
das Ende des Aerchens fast erreichenden oder dasselbe überra-
genden, dicken, starren, beinahe blattartigen grünen Stachelspilze.
Griffel tief, dreitheilig, gelblich, braun, am Grunde nicht verdickt.
Blüthenborsten fehlen *). Ueber die Beschaffenheit der Weichnuss
kann ich nichts sagen, da meine Exemplare nur blühende, ja viele
in der Entwicklung noch weiter zurückstehende Aehrchen tragen,
obgleich sie Anfangs August gesammelt sind.
Am Galgensee bei Berent in Westpreussen in ziemlich be-
trächtlicher Anzahl an trockenen, vom Wasser mehr entfernten
Stellen.
Diagnosis: Culmi aphylli, vaginati; vagina in folium bre-
vissimum terminata. Spi< a multißora, ebracteata. Squama inßma
maxima, crassiuscula, mucrone mridi longissimo spicam dimidiam
aequante vel supereanle iustructa. Stylus profunde trißdus, basi
aequalis. Setae millae.
Descriptio : Radix caespitosa. Ctilmis fasciculatis, tere-
tibus, subflaccidis, 2—4 pollicanbus, aphyllis, basi vaginalis.
Vagina maxima, inferne atropurpurea, superne, membranacea rosea
vel albida, oblique truncata, antice in folium brevissimum, subu-
latum, acutiusculum, subcanaliculatum terminata. Spica solitaria,
*) Die Angabe in Nr. 11 1869 „Setis b. glabriusculis«- beruht auf einem
Schreibfehler im Manuscripte.
243
tenninalis, pro plantae statura grandiuscula, ovato-elliptica, ob-
tusiuscula, tttultiflora (6' — //), ebracteata. Squatnae ovato-ellipti-
cae, subnaviculares, rotundato-obtusae, uninerviae, nervo viridi
apice subcarinato excurrente vel ante apicem squamae evanescente
pallidae, apice et marginibus membranaceae, laleribus plerumque
tnacula roseo-purpurascente notalae; infima maxima, crassiuscula
mucrone longissitno, viridi, subfoliaceo spicam dimidiam aequante vel
eam plus minus superante instructa. Stylus profunde trißdus ,
fulvus, basi aequalis. Stamina 3. Achenium. Setae nullae.
Ich fand die Pflanze am Galgensee bei Berent in ziemlich
grosser Anzahl. Allein trotz eifrigen Suchens vermochte ich nur
ein Büschel mit ausgebildeten Aehrchen zu entdecken, die anderen
waren alle noch weit zurück.
Es bildet mithin schon die viel spätere Blüthezeit meiner
Pflanze einen erheblichen Unterschied von anderen Arten, da die
eigentliche Blüthezeit wohl erst Ende August zu setzen ist, wenn
andere Scirpusarten schon längst abgeblüht haben, ja schon reife,
oder doch wenigstens ausgebildete Früchte tragen. An demselben
See findet man Scirpus palustris L. und acicularis L., welche
schon fruktifizirten. Ich weiss übrigens meine Pflanze keiner der
bekannten Gruppen unterzuordnen.
Dem Habitus nach würde sie sich am ehesten der Gruppe
Heleocharis Nees, anreihen, doch spricht gegen die Vereinigung
mit derselben der dreitheilige, an der Basis nicht verdickte Grif-
fel, das Fehlen der Blüthenborsten und die in eine Platte endi-
gende Scheide des Halmes. Aus den anderen Gruppen mit 3thei-
ligem Griffel unterscheidet sich die Sect. Scirpidium Ness. durch
das Vorhandensein derBIüthenborsten, die blattlose Scheide und den an
der Basis verbreiterten Griffel; Limnochloa Nees., durch die Blü-
thenborsten; Isolepis R. Br., durch die seitlich gestellten Aehrchen
und den beblätterten Halm, Holoschoenus Lk., durch den beblätterten
Halm und die seitlich gestellten Blüthenköpfchen und die Gruppe
Scirpus L. durch die Blüthenborsten und den zusammengesetzten
Blülhenstand. Der neu zu bildenden Gruppe möge der Name Mi-
crophyllum m. gegeben werden und der Charakter ist, wie fulgt:
„Setae nullae; Stylus trifidus, spica tenninalis, solitaria ebra-
cteata."
Kommen wirjetzt zu der Verwandtschaft meiner Art mit anderen,
so muss ich gestehen, dass mir lebend keine Pflanze bekannt ist,
mit der sie bei einigermassen genauer Untersuchung verwechselt
werden könnte. Nach der Beschreibung Vahl (in Entimeratio 2.
243) möchte jedoch sein Scirpus pumilus einige Aehnlichkeit mit
eben beschriebener Art haben. Beide stimmen überein; „culmis
inferne monophyllis, glabris; folia brevi, subulato, canaliculato,
squamis carinatis, obtusis; stylo trifido." Sc. pumilus Vahl weicht
aber ab: „radice repente, culmis rigidis, folio apice triangulari,
obtuso, spica pauci (3 — 4) flora; squamis ovatis." Auch im Ha-
bitus müssen beide Arten von einander sehr abweichen, da Sc.
16 *
m
244
pumilus mehr dem Sc. caespitosus L. oder Erlophorum alpinum
ahnlich ist.
Am leichtesten ist die Pflanze aber an der grossen un-
tersten Deckschuppe zu erkennen, welche meines Wissens ausser-
dem nur noch an Sc. caespitosus zu bemerken ist. Die blatlartige,
etwas starre Stachelspitze dieser untersten Deckschuppe ist oft so
gross, dass sie einer sehr verkürzten Spirrhülle einer holepis-Art
gleicht. Derartige Exemplare würden sich also der Isolepis cer-
nua Roem. et Schult. (Syst. 2. 106) nähern, bei welcher das
Involucrum eben sehr abgekürzt und kaum länger als das Aehr-
chen ist. Auch C. J. v. Klinggräff scheint solche Exemplare als
zu jener Gruppe gehörig betrachtet zu haben. Er schreibt mir
darüber-. „Dass Sc. Baitii nur eine Form von Sc. setaceus ist, darin
werden sie nach weiterer Untersuchung wohl mit mir überein-
stimmen" und den Exemplaren selbst war ein Zettel mit folgenden
Zeilen beigefügt: „Kann ich nur für eine einährige Form des
Scirpus setaceus hallen, wie sie auch schon anderwärts, wenn
auch selten beobachtet und Sc. clathratus oder Sc. pseudocla-
thratus genannt wurde. An einigen Aehrchen bemerkt man noch
die, wenn auch sehr verkürzte Spirrenhülle; die Bälge sind wie
bei Sc. setaceus mit einem am Ende kielförmig hervortretenden,
in eine elwas zurückgekrümmte Spitze auslaufenden Miltelnerven
versehen."
Ich vermag mich dieser Ansicht jedoch nicht anzuschliessen.
Nach genauer Untersuchung kann ich nur konstatiren; dass Kling-
gräff eben nur zu dieser Meinung gekommen sein kann, indem
er die grosse Slachelspitze des untersten Balges bei kleinen Aehr-
shen für die Spirrenhülle ansah. Der Zusammenhang jener Sta-
chelspitze mit der untersten Deckschuppe ist aber unverkennbar,
Klatt, dem ich bald nach Empfang von Klinggräff's Briefe die
Exemplare zu nochmaliger Untersuchung vorlegte, stimmt darin
vollkommen mit mir überein. Ausserdem bemerke ich noch, dass
ich einährige Formen des Sc. setaceus von Danzig, Berent in W.-Pr.,
Bodenwinkel am frischen Haffe, Rathenow, Templin, aus der Dau-
phinee und von Bordeaux besitze, welche aber mit meiner Pflanze
nicht die entfernteste Aehnlichkeit haben. Bei allen ist das Invo-
lucrum von der gewöhnlichen Länge, nämlich das Aehrchen 3 — 6
mal überragend und nirgends fehlt am Grunde das vollständig aus-
gebildete Blatt, fast von der Länge des Halmes. Was die Namen
Scirpus pseudoclatrathus und clathratus betrifft, so muss ich be-
kennen, dass mir ersterer gänzlich unbekannt ist. Scirpus clathra-
tus jedoch stammt von Reichenbach und zwar bezeichnete er
damit meines Wissens nicht eine einährige Form des Sc. setaceus
L., sondern eine Varietät desselben mit schwach querwellig ge-
gitterten Weichnussen, die sich also dem Scirpus supinus L. nä-
herte, da der echte Scirpus setaceus doch längsrippige Früchte
hat. Zwar wird in Diagnose jenes Sc. clathratus gewöhnlich an-
gegeben, dass die Aehrchen meist einzeln sind, aber dies ist
245
offenbar nicht dazu gehörig; es werden ebensogut Exemplare mit
mehreren Aehrchen vorkommen, welche im Uebrigen vollkommen
dem Sc. clathratus entsprechen.
Kerner, dem ich die Pflanze, sowie Scirpus gracillimus
m. zur Ansicht sendete, schreibt mir über dieselben: „Ich halle
beide für sehr ausgezeichnete Arien. Janka, dem ich die Spe-
cimina zur Ansicht zusandte, sprach sich in ahnlicher Weise aus."
Uebrigens gedenke ich die Pflanze in diesem Jahre zu kulliviren
und werde ich über das Ergebniss später berichten.
Dan zig, den 11. Juni 1870.
Ausflug auf den grossen Bösenstein (7731 F.).
(17. August 1868.)
(Schluss.)
Von Gabriel Strobl.
So ging es denn wieder aufwärts dem rechten Ufer zur Seile,
um das ärgste Strauchwerk zu vermeiden, welches die Einfluss-
seiten dicht umlagert hielt. Im dürren Lehmbette einer ausgetrock-
neten Lache vegetirte eine Callitriche vernalis Ktz. In ziemlicher
Höhe ob dem See trafen wir mit einem seiner Bäche zusammen
und labten uns am köstlichen Tranke. Zwischen dem nassen Stein-
gerölle stand hie und da auf moosigem Grunde die seltene Carex
frigida All., häufig Saxifraga stellaris, Aira caespitosa, Cre-
pis auraea Cass. , Ranunculus aconitifolius und eine leider ver-
blühte Salix grandifolia.
Wohl standen wir schon in einer Linie mit Scheiplsee und
Bösenstein, aber der Aufstieg schien zu unbequem und wir bogen
noch weiter um das Westende des dunklen Spiegels, um durch
das Erlenstrauchwerk einen Weg zu finden. Lange brauchten unsre
Augen nicht zu forschen, ein breitgetretener gewundener Viehweg
nahm uns auf, und langsam gings empor einem rauschenden Ge-
wässer zu. Hier ist wahrhaftig das Eldorado der Botaniker und
der Kühe. Saftiges Grün bedeckt weithin die Gehänge, üppige, mehr
als 4 Fuss hohe Gewächse gedeihen unter dem Schalten der Alnus
viridis, und alles blüht in reichein Farbenwechsel. Vor allen hebt
sich das imposante Mulgedium alpinum Cass., mit ihm eifert an
Zahl und Höhe Adenostyles albifrons Rb., Veratrum album, Ru-
tnex Acetosa, Pkyteuma Michelii Brt. , Pedicularis recutita, seltener
Crepis paludosa Mnch., Doronicnm auslriacum Jcq. , Silene in-
flata b. genuina (jcesicaria Schrd.) und Contallaria verticillata. —
Gentiana punctata und pannonica, Phleum alpinum, Arnica mon-
tana, Meum Mutellina Grln., Campanula Scheuchzeri V i 1 1. , Bartsia
alpina standen zwar an Grosse, keineswegs aber an Fülle der
246
Formen und Menge der Individuen zurück. Selten war Rhinanthus
alpinus Bing-., Gymnadenia albida Rieh., Coeloglossum viride
Hrt. Von kleineren Gewächsen zeigte sich häufig Silene rupestris
L., Gnaphalium supinum L., Soldanella pusilla ßmg. , und als
Bewohner der anfangs seltener, höher hinauf aber immer gemeinerer
Felsblöcke Juncus tri fidus, Sempervivum montanum , Silene Pumilio
Wulf.j und Sedum repens. Im Schatten einer Felswand sah ich
einen fast geruchlosen Senecio nemorensis mit länglich-elliptischen
Blättern, dickem Kelch, schwachgewimpertem Aussenkelch, und
sehr lang-fünfstrahligen ßlüthen. Das unten vernommene Gewässer
enthüllt sich als ein eiskalter, dicht umgrünter Bach, welcher lustig
über Steine und Felsblöcke in den See hinabhüpft. Seine Ränder
bieten uns eine seltene, steirische Pflanze Carex aterrima Hpp. ,
in reicher Auswahl; viele Ex. zeigten auch nicht einmal eine Spur
von Rauhheit des Stengels. — Ob aber deshalb identisch mit atrata
L.? — Auf Gestein wurzelte nicht selten Rhodiola rosea, am
Wasser Veronica alpina, Festuca heterophylla Lara v, nigrescens
und andere. Von der Bachrinne aufwärts galt es noch ein ziem-
liches Stück Arbeit, um den ersten Vorberg vollends zu ersteigen.
Der Urtypus des Hochgebirges im Tauernzuge — grosser Reich-
thum an Individuen, mindere Artenzahl — bewährte sich hier in
vollem Masse. In ungeheurer Menge trat auf Valeriana celtica,
Carex sempervirens Vill., Avena versicolor Vi 11., Nardus strieta,
Luzula spadicea DC, Sesleria disticha Prs. , Festuca varia
Hnk. , Juncus trifidus, Anthoxanthum odoratum, — fast lauter
rasenbildende Gräser und nur vereinzelt fanden sich die Blülhen-
pflanzen, welche auf den Abhängen der Kalkgebirge durch Pracht
und Menge so erfreulich wirken. Da bemerken wir vorerst Cam-
panula alpina Jcq. , Phyteuma hemisphaericum , Pedicularis Por-
tenschlagii Saut., weiter nach oben sehr häufig Senecio camiolicus
W., Chrysanthemum alpinum, Primula minima L. und glutinosa
Wulf.
Der Vorberg ist erstiegen und prüfend schweift das Auge
rings herum. Zur Linken hebt sich eine öde, zerklüftete Mauer,
zieht einem Bogen gleich sich gegen Westen, und springt mit
jäher Senkung weit hinaus; zur Rechten läuft die sanft aufsteigende
Kante eines gewaltigen Höhenzuges gerade vor, trägt an ihrem
äussersten und höchsten Ende eine Pyramide, und zieht sich als-
dann quer herüber, um in ihrer tiefsten Senkung einen Sattel zu
bilden mit der Verlängerung des linken Zuges. Zwischen diesen
beiden Zügen — dem pyramidengekrönten, grossen Bösenslein
und dem kleinen Bösenstein — dehnt sich aus ein trauriges Ge-
misch von Hügeln, Felsen und Steinfeldern. Wie ein Stück erstor-
bener Natur liegt diese endlose Steinmasse vor unseren Augen.
Keine Heerde durchwandert die erstarrten Fluren, kein Vogel nistet
in dem Steingetrümmer, keine Gemse scheuchen unsere Tritte.
Während tief im Thale die Hämmer dröhnend schallen, in den
Wäldern dumpf die Axt erklingt, auf den Alpen weiden noch der
247
Leitkuh Glocke tönt, ist alles hier erstorben. Kein Laut dringt
aus dem Tlial empor, und nur selten steigt der kühne Mensch
herauf, um durch des Geistes Kraft die todte Materie zu überwinden,
und dem geheimnissvollen Höhendrange folgend, sich als den Herrn
der Schöpfung zu beweisen. —
Doch selbst in diesem Steingewirre schlummert Leben. Mil-
lionen Flechten breiten ihre Kruslenscheiben über das Granitgestein,
und was von weitem todl erschien, das lebt; auf wunderliche
Weise erscheint jedweder Block in gelber, rother, blauer, brauner,
grauer oder schwarzer Farbe, manchmal finden wir mit Mühe ein
Plätzchen auf, wohin das schnelle Leben nicht gedrungen, — doch
fehlt fast gänzlich alles Grün, und scheint die dürre Kruste eher
Siein zu sein, als Pflanze.
Noch anderes Leben! Nicht immer thürmen sich die Blöcke,
so dass man mühsam auf- und abwärts kletternd sich hindurch
zwingt. Gar nicht selten findet sich ein Plätzchen, wo nur einzelne
Blöcke, oder flache, erdüberzogene Steine sich angesiedelt. Da
gibts auch Blüthenpflanzen, freilich zumeist zwergige oder rasen-
bildende Gewächse, die durch Gestalt und Farbe wenig geeignet
sind, das müde Auge zu erquicken. So kann man ausser den zuvor
genannten, überall gemeinen Grasern und dem „Speik" noch er-
wähnen die schon vom Scheiplsee an sehr häufige Calamagrostis
Halleriana DC, ferner die sehr gemeine Agrostis rupestris All.,
Aira caespitosa und die seltenere flexuosa L. var. montana, Carex
curvula All. und die ebenso häufige fuliginosa Schk., Festuca
heterophylla Lam. v. nigrescens, Festuca Halleri God., Poa laxa
Haenke, Luzula spicata DC, und einige Kompositen, Gnapha-
äum supinum, Homogyne alpina Cass., Leontodon pyrenaicus,
Goun., Hieracium alpinum, das einem grossköpfigen Zwerge gleicht,
selten Arnica montana uud Taraxacum ofßcinale W,i gg. xiuch
vereinzelt Gymnadenia albida Rieh., Gentiana excisa Prsl. und
Chaerophyllum Villarsii Kch. — An den dürren Stellen und auf
Felsen wohnte noch, mit Laubflechten vereint, Salix retusa, Em-
petrum nigrum, Arctostaphylos alpina Spr., Azalea procumbens,
Sedum repens, Sempcrcicum montanum. Silene Pumilio Wulf, und
sehr zerstreut die unten am Vorberge gefundenen Primeln, Glocken-
blülhler und Kompositen.
Dies zusammen macht freilich eine nicht unbedeutende Zahl
aus, und ein Fleck Erde, von ihnen übergrünt, würde kaum ver-
fehlen einen günstigen Eindruck zu machen, trotz der geringen
Blumenentwicklung; aber diese Gebilde stehen nur seilen in grös-
serer Menge beisammen, zu ihrer Erreichung muss manches Slein-
feld überklettert, mancher Hügel erklimmt und manche Kontusion
erlitten werden, so dass der geringe Erwerb in keinem Verhält-
niss steht zur angewandten Müiie. Ob auch Tausende von Individuen
zwischen den Granitblöcken zerstreut sind, sie vermögen es durchaus
nicht, den düsleren, man könnte sagen, unheimlichen Charakter
dieser Hochalpen-YVildniss zu benehmen.
248
Und dennoch fehlt es auch hier nicht an frohen Gesichten,
schaut man auch hier Anklänge an seine Heimath, das grüne Tiefland.
An den beiden Gränzmauern der Steinschlucht ziehen sich hie
und da lieblich grünende Streifen weit hinauf, bis das steile Ge-
stein ein ferneres Eindringen verhindert. Gewöhnlich dehnt sich
unterhalb ein kleineres oder grösseres , manchmal bedeutendes
Schneefeld aus, das selbst in den heissesten Sommern nicht ver-
schwindet; in rauhen Jahren reicht es freilich weit hinauf, und
macht die meisten dieser Oasen unsichtbar. Oft umhüllt die Schnee-
decke nicht fruchtbare Erde, sondern dürres Gestein und im Sommer
1868, welcher dem winterlichen Kleide besonders heiss zu Leibe
ging, waren grosse Granitblöcke frei geworden, welche durch ihre
glanzende flechtenlose Erscheinung bewiesen, dass sie nur äusserst
seilen, oder nie das Sonnenlicht geschaut. Im oberen Theile der
langen Schlucht waren Oasen und Schneefelder besonders häufig,
am Fusse derselben sammelten sich die Zuflüsse zu kleinen Bächen
oder Lachen; auch ein nicht unbedeutender, länglich viereckiger
See am Grunde der rechten Mauer, verdankt ihnen sein Dasein.
Wie an den feuchten abgeschmolzenen Rändern der Schneedecken,
so blühen auch an den Bächen und Wasserbecken manche, schön-
gefärbte Blumen. Vor allen zeigte sich in Menge Aconitum Koel-
leanum Rchb., von dem nahestehenden, in tieferen Regionen ge-
meinem tauricum W u 1 f. , durch kahle Staubgefässe und veränderte
Blattform leicht unterschieden. Seine Grösse betrug kaum zwei
Fuss, sein Stamm war bis über die Mitte gänzlich blattlos. Mit ihm
vereint erschien zahllos Cirsium spinosissimum Scop., das mit
seinem saftigen Grün alle Oasen besetzte. Saxifraga stellaris
bildete dichte Rasen, Geam montanum stand nicht selten auf der
feuchten Erde, und Arenaria biflora kroch weit umher. Ausserdem
sehr gemein Chrysanthemum alpinum, Soldanella pusilla, Gnapha-
lium supinum, Geum rivale und Luzula spadicea D C.
Jetzt ist das innerste Ende der Schlucht erreicht; von hier aus
sind nur wenige Minuten bis zur Sattelhöhe. Auf diesem Punkte
ist es, wo ich bei meiner ersten vollständigen Besteigung i. J.
1867 zwei äusserst interessante Pflanzen entdeckte, die eine war
das purpurblühende Cirsium Cervini Koch; nach Reichenbachs
Fl. D. 1853, wo es als Cirsium purpureum AU. b. Cervini aufge-
führt wurde, ist der einzige Standort in der Schweiz: Zermatt
Thomas. Es wäre also neu für Oesterreich und Deutschland. Das-
selbe stand unter einer Menge von Cirsium spinosiss., der zweite
Stammvater jedoch Cirs. heterophyll All., war nirgends zu schauen.
Er blieb tief unten, an Ackerrainen um Hohentauern zurück. —
Die zweite sehr willkommene Pflanze war Myosotis variabilis, die
bisher zwar auch auf der Tauernkette, aber tief unten an einem
Waldbache ob Lorenzen zwischen der Pfarrerhub und Bacheralm
gefunden wurde. Hier stand sie höchstens 2—300 Fuss unter der
Spitze zwischen den Cirsien, ganz an Grösse und Gestalt den
Waldbewohnern gleich, in ziemlicher Menge. — Diesmal aber
249
waren beide ausgeblieben, wahrscheinlich in Folge der grossen
Hitze; dessungeachtet war der ganze Anhang bis zur Höhe des
Sattels dicht mit Gewächsen besäet, leider schon genannten. Nun
fand ich eine kleine Euphrasia offic. mit reinweissen Blüthen und
die häufig auftretende, sonst sehr seltene Cardamine alpina W.
Vom Sattel auf die Höhe bedurfte es kaum eine Viertelstunde.
Der Kante entlang begleitete mich noch eine Weile die grüne
Decke, dann mehrten sich die Blöcke und die Flora beschränkt«;
sich auf die Ritzen und vereinzelten Humuslagen. Neue Bürger
tauchten auf: Eine Saxifraga bryoides, Phyteuma pauciflorum, Si-
lene acaulis, excupa (in Frachten), Aronicum Clusii Koch, Saxi-
fraga moschata Wulf., a. compacta ß.laxa und zuletzt Cerastium
latifolium. Dazu noch die bekannte Sile/te Pumilio, Sedum repens
und gemeine Gräser: Festuca can'aHnk., Avena versicolor Vi 11.,
Luzula spicata DC, Poa laxa Haenke.
Auf der breiten Spitze stand eine vierseitige, theilweise mit
Latten lose verschlagene Triangulirungspyramide. Weit mag der
Blick von dieser Höhe (7731') über Gottes schöne Erde reichen,
denn in der Runde beugt sich alles vor dem grossen Bösenslein.
Mir wars leider nicht vergönnt, seine Genüsse zu erproben. So
oft ich ihn ersteigen wollte, trübte sich der Himmel und auf halbem
Wege musste ich umkehren. Einmal blieb ich in den „Kolhhülten"
über Nacht, um Tags darauf den Stieg zu vollenden, — der Morgen
kam und alle Höhen deckte frischer Schnee. Nur der Stieg vom
vorigen Jahre (1867) gelang, doch langte ich, in dichtem Nebel
im Hochlhale an und auf der Höhe begrüsste mich ein Hagelschauer.
Auch diesmal wogten graue Nebel auf allen Höhen, — kaum dass
ich bisweilen aussehen konnte auf die umschleierten Nebenberge,
der Wind bot alles auf, mich meines Hutes zu berauben, und ich
zog es vor, eilends wieder hinabzusteigen, und mit meinem unten
gebliebenen fusskranken Begleiter in die Tiefe zu ziehen. Es war
etwa 5 Uhr, und um 10 Uhr zogen wir von tiefem Dunkel umhüllt,
in Hohentauern ein, und sassen beim Wirth zu Gaste.
Bequemer ist es ob dem Scheiplsee sich nach rechts zu
wenden und der sanftaufsteigenden Kante entlang dem Gipfel zu-
zustreben. Die Abhänge sind sehr üppig begrast, manche der
Thalschlucht fremde Bürgen wohnen daselbst, manche dort fehlende
wohnen wieder in der Thalschlucht, manche sind beiden gemeinsam.
Die Abhänge beherbergen: Agrostis rupestris gemein, Ses-
leria disticha bis über 7000', Agrostis alpina Scp., Festuca varia
6 — 7000' gem., Festuca pumila Vi II. Auf den höchsten Abhängen
weit seltener, Fest. Halleri Gd., häufig, ebenso Fest, heter. v.
nigrescens (Lam.), Avena versicolor Will. ,Aira flex. v. montana,
Carex fuliginosa 65 — 7000', sempervirens auf Felsen, Luzula spi-
cata v. nigricans Des v., Juncus trifidus, Salix relusa, Arctosta-
phylos alpina von 6000' an, Poa laxa Hnk. 6—7784', Senecio car~
niolicus W. 6000 — 7000', Chrysanthemum alpinum von 6000—7784',
Leontodon pyrenaicus Goun., Gnaphalkan supinum, Aronicum Clusii
250
Koch bis 7500', Hypochoeris helcetica Jcq. , Hieracium alpinum,
angustifoitum Hpp., ziemlich zerstreut, Sedum repens, Phyteuma he-
misphaericum, pauciflorum. Bei der höchsten Spitze , Campanula
alpina, Silene Pumilio, Cerastium latifolium von 6500' an, Saxi-
fraga bryoides 65—7780', moschata Wulf., ct. comp. ß. laxa bei
der höchsten Spitze Geum montanum, Cliaerophyllum Villarsii K eh.
über 7000% Pedicularis asplenifolia. Dryas octopetala, Azalen
procumbens, Primula minima 6 — 7700' und wahrscheinlich noch
andere.
Correspoudenz.
Turn-Severin (Wallachei), am 30. Juni 1870.
Seitdem ich das letztemal von mir zu hören gegeben, habe
ich prachtvolle Entdeckungen gemacht. — Ich zog von Plavische-
vitza nach Svinicza, von da in die Herkulesbader, dann nach Or-
sova, wo ich noch immer verweile, und von wo ich heute zum dritten-
mal hieher excursirte. Momentan fallen mir nicht einmal alle für
das Banat neuen Funde ein; ich gebe Ihnen nur folgende an: Pu-
Ucaria lusitanica im Kazanthale; Erianthus striclus, Avena com-
pressa, Colchicum neapolitanum bei Svinicza; Hieracium sparsum
Friv., Triticum panormitanum und Crucianella angustifolia am
Treszkoväcz; — an der Grenze hieher entdeckte ich am 22. d.
M. eine Thapsia - Art, die ich Thapsia glabra nenne. Dieses
Umbelliferengenus war bisher aus Osteuropa gar nicht bekannt.
— Bei den Herkulesbädern fand ich einen herrlichen Crataegus,
dessen Früchte man eher für die einer Rosa halten kann. Ich
heisse ihn Cr. rosaeformis. Knapp an unserer Grenze, aber nicht
auf unserem Gebiete kommen hierin der Wallachei vor: Scutellaria
pallida, Dianthus pinifolius, Gypsophila compressa, Jasione Held-
reichii (die echte Art dieses Namens nicht zu verwechseln mit der
von mir am Treszkoväcz entdeckten früher dafür gehaltenen J.
Jankae Neilreich. Alle diese Pflanzen wachsen um die Thapsia
herum, aber nur letztere kommt davon auf unserem Gebiete un-
terhalb der Allion vor. Ich traf sie bloss mit reifen Früchten.
Noch kann ich Ihnen einige in pflanzengeographischer Hinsicht
wichtige Nachrichten mittheilen : Alyssum saxatile des unleren
Donaulhaies ist alles A. Orientale, — und Alyssum edentulum nicht
synonym mit A. gemonense oder A. petraeum And. sondern iden-
tisch mit Vesicaria microcarpa Vis., wesshalb die Pflanze V. eden-
tula zu heissen hat. — Ich hätte noch über so manchen Fund
zu berichten, aber ich schreibe aus dem Stegreif im Wirthshause
in aller Eile. Janka.
Innsbruck, am 14. Juli 1870.
Meine in Nr. 3 dieser Zeitschrift S. 69 ausgesprochene Ver-
muthung, dass das von mir im Jahre lö56 auf den Quarzitporphyr-
251
bügeln bei Sluhlweissenburg häufig beobachtete Sempercirutn das
Sempervivum assimile Schott sei, hat sich nun bestätiget. Kürz-
lich erhielt ich nämlich durch Dr. Tauscher von dem angege-
benen Slandorte zahlreiche lebende Exemplare dieses Sempervi-
DMwzugesendetund dieselben stimmen mit lebenden Originalexemplaren
des Semp. assimile Schott auf das genaueste überein. Desgleichen
gehört das in der Pilisgruppe von Grün dl angegebene „Semper-
vimim tectorum", wie ich a. a. 0. vermuthete, zu S. assimile
Schott. Exemplare dieses Sempervivum, welche Herr Pfarrer
Grundl mir heuer zu senden die Güte hatte und die er auf dem
grossen Wachtberge bei Gran sammelte , stimmen mit der
Schott'schen Pflanze in allen Stücken vollkommen überein. — Es
ist mir sehr wahrscheinlich, dass auch das am Haglersberge am Neu-
siedlersee wild vorkommende „Sempervivum tectorvm" Neilr. FL
N. Oe. S. 655 zu Semp. assimile Schott gehört. — Auf einer kürz-
lich ausgeführten botan. Excursion fand ich auf dem sogenannten
Gleiserjöchel bei Innsbruck einen sehr hübschen Bastart aus To-
fjeldia borealis und Tofjeldia calyculata. Kern er.
Triest am 15. Juli 1870.
Sie werden wohl die traurige Nachricht von dem am 25. Mai
zu Singapore durch Selbstmord slattgefundenen Tode des Marine-
Arztes Dr. Emanuel Weiss vernommen haben. Zu diesem verzwei-
felten Entschlüsse ward er durch heftige AfFektionen und Störungen
der Gehirnorgane, die sich bis zum Wahnsinne steigerten, gebracht.
Schon im Jahre 1867 nach der Sommerkampagne in der Levante
machte er einen Selbstmordversuch durch Gift, welcher damals
durch energische und schnell angewandte Miltel überwunden wurde.
Diesmal bediente er sich eines Revolvers und erreichte besser
den Zweck. Es ist Schade um ihn: er war ein trefflicher Mensch,
und ein eben so eifriger Sammler, als scharfer und genauer Be-
obachter. Tommasini.
Innsbruck den 21. Juli 1870.
In Nr. 5 dieser Zeitschrift zählte Dr. Celakovsky als Fund-
orte des Rhinanthus angustifolius Gmelin. in Oesterreich: Böh-
men, Mähren und Steiermark auf; in Tirol würde also derselbe
nicht vorkommen; allein schon Hausmann's Flora gibt ihn an
verschiedenen Stellen an, wobei freilich nicht gewiss ist, ob hier-
runter auch die echte Pflanze der Celakovsky'schen Auseinan-
dersetzung gemeint sei. Dafür habe ich aber nunmehr einen völlig
sichern Standort in nächster Nähe Innsbrucks entdeckt, es ist dies
die Innau unter der Gallwiese, wo ich den bezeichneten Rhinanthus
in ziemlicher Menge antraf. Noch habe ich über den R. aristatus
Einiges zu bemerken. Von diesem sagt Dr. Celakovsky, dass er
immer mit ungefärbten Kelchen vorkomme; er erklärt ihn für den
frühern alpinus der Alpen, was ich auch nach meinen Exemplaren
— sie sind am Sonnenwendjoch bei Rattenberg gesammelt, — als
richtig befinde. Allein ich kann mich gut erinnern, den Koch'schen
252
alpinus z. B. auf den Alpenwiesen der Saile dahier mit schwarz
gestrichelten Kelchen und Deckblättern gesehen zu haben. Diese
Färbung scheint also doch beiden Hahnenkammarten zuzukommen,
ausser es müsste die von mir gesehene Pflanze der wahre alpinus
des obigen Autors sein und somit auch in den Alpen vorkommen,
was mir aber nicht wahrscheinlich ist Bei meiner neuen Carex-
Spezies habe ich durch Versehen 2 Schreibfehler gemacht: Anstatt
brachyhynchn ist brachyrhyncha und anstatt radix subrepens ist
radix stolonifera zu setzen. Die geognoslische Unterlage ist Kalk.
Karl Gsaller.
»*x~
Personalnotizen.
— Dr. Ludwig Raben hör st in Dresden wurde die einem
Deutschen nur selten zukommende Auszeichnung zu Thwil-, dass
die kais. Akademie der Wissenschaften zu Paris ihm in ihrer Sit-
zung am 11. Juli für seine „Flora europaea Algarum" den Preis
Desmazieres zuerkannt hat.
— B. Auer swald, Oberlehrer in Leipzig, einer unserer er-
sten Mykologen ist im besten Mannesaller einer Lungenschwindsucht
erlegen.
— Dr. Robert Rauscher ist von Wien nach Linz bleibend
übersiedelt. Die Wiener Botaniker verlieren an ihm einen ebenso
treuherzigen als thätigen Gefährten, dessen Entfernung ihnen um
so empfindlicher sein wird, als viele Jahre regen wissenschaftlichen
Zusammenlebens den gesellschaftlichen Verkehr mit ihm zu einem
liebenswürdigen Bedürfniss machten.
— P. Vinzenz Tolter, in früheren Jahren einer der thätig-
sten Botaniker Wien's, ist am 12. Juli in einem Alter von 76
Jahren gestorben.
Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaf-
ten am 19. Mai überreichte Prof. Dr. Konstantin Freih. v. Ettings-
hausen: „Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Radoboj."
Der Verfasser hat während eines mehrwöchentlichen Aufenthaltes
in Radoboj eine grosse Ausbeute an fossilen Pflanzen gemacht. Die
fossile Flora von Radoboj zählt bis jetzt 295 Pflanzenarien. Die-
selben stammen von sehr verschiedenen Standorten her. 7 Algen
und 2 Najadeen waren Bewohner des Meeres; eine Chara, eine
Salvinia, ein Potamogeton^ zwei Typhaceen, eine Haloragee zeigen
eine Süsswasserflora, zwei Equiseten, ein Juncus, ein Ledum, eine
Andromeda zeigen eine Sumpfflora an. Die zahlreichen Festland-
gewächse lassen sich abermals nach verschiedenen Bezirken grup-
253
piren. Die Palmen, Artocarpeen, einige Arten von Ficus, Apocina-
eeen, Sapotaceen, Ebenaceen, Bombaceen , Malpighiaceen , die
Engefhardtia, Combretaceen und Melastomaceen bildeten eine Thal-
vegetation von rein tropischem Charakter. Die Arten von Pinus,
Betula, Fagus, Ostrya, Carpinus, Ulmus, Populus, Clematis, Acer
deuten auf eine Gebirgsflora hin. Dazwischen lagen die Standorte
einiger Laurineen, Magnoliaceen, Slyraceen, Oleaceen, Celaslrineen,
Ilicineen, Anacardiaceen und Rhamneen, welche theils subtropischen,
theils wärmeren gemässigten Arten der Jetztwelt entsprechen.
Unger hielt die fossile Flora von Radoboj für gleichzeitig mit den
Floren der aquitanisehen Braunkohlenformation. Der Verfasser
liefert jedoch den Nachweis, dass die Flora einem höheren geo-
logischen Horizonte angehört und mit der Flora von Priesen bei
Bilin die meiste Uebereinstimmung zeigt.
— Die botanische Sektion der schlesischen Gesellschaft
für vaterländische Kultur, hatte in ihrer Sitzung vom 13.
Januar, resp. 24. März c, beschlossen, den 26. Mai eine ausser-
ordentliche Sitzung im Bahnhof zu Königszelt zu veranstalten, in
der Hoffnung, eine Gelegenheit zu näherer persönlicher Bekannt-
schaft und engerer wissenschaftlicher Verbindung mit den botani-
schen Kollegen in der Provinz zu bieten. Der im Namen der Sektion
von dem Präses der Gesellschaft, Geheimrath Prof. Goeppert, und
dem Sekretär der Sektion, Prof Cohn, ausgegangenen Einladung
entsprechend hatten sich mit den Morgenzügen der Breslau-Frei-
burger Bahn 50 Freunde und Gönner der Botanik eingefunden.
Unter den 25 Theilnehmern aus Breslau befanden sich ausser den
Mitgliedern der botanichen Sektion mehrere Professoren der Uni-
versität, Aerzte und Apotheker Breslaus, während die 25 Theilnehmer
aus der Provinz von den Orten Waldenburg, Reichenbach, Schweid-
nitz, Striegau, Jauer, Steinau, Saarau, Liegnitz, Sproltau, Neisse
etc. eingetroffen waren. Mit besonderer Freude wurde anerkannt,
dass die mit der schlesischen Gesellschaft in stetem innigem Ver-
kehr stehende Lausitzer naturforschende Gesellschaft in Dr. Peck
und Dr. ßöttger ihre Vertreter gesendet hatte. Nach allseitiger
Begrüssung wurde in dem Restaurationssaale des Bahnhofes zu
Königszelt die Sitzung um 8 Uhr Vormittags durch eine Ansprache
des Geheimrath Goeppert eröffnet und von demselben auf den
schon lange bestehenden innigen Verkehr der korrespondirenden
Mitglieder mit der Sektion, sowie auf die hoffentlich alljährlich von
nun an wiederkehrende Erweiterung derselben durch Wanderver-
sainmlungen hingewiesen. Hierauf wurden auf den Antrag Goe pper ts
Kreisgericlils-Direcktor Peck (Schweidnitz) zum Präses und Fa-
brik-Direktor Winkler (Giesmannsdorf bei Neisse) zum Vizepräses
mit allgemeiner Akklamation erwählt. Das Sekretariat übernahm
Dr. Engler (Breslau). Die Reihe der Vorträge eröffnete Forst-
meister Tramnitz (Breslau) durch Mitteilungen über Geschichte,
Grösse und Zusammensetzung des nahegelegenen, zur königlichen
Olierförslerei Zobten gehörigen Zedlilzbusches, der als Mittelwald
254 ^ ~ -
mit Eichen als Oberholz, HaselnrLinden, Erlen und andern Weich-
hölzern als Unterholz bewirtschaftet wird. Hervorgehoben wurde
die nach der bisherigen Methode des Abtriebs stets vergeblich er-
strebte Rekrutirung des Oberholzes, welche erfolglos blieb, weil
die zu Oberbäumen geeigneten Holzarten, meist Lichtpflanzen, im
Schatten des vorhandenen Oberstandes nicht gedeihen. Es wurde
auf ein neues Verfahren aufmerksam gemacht, auf förmlichen Kahl-
schlägen von 2 — 8 Morgen Grösse die edlen Hölzer, namentlich
Eichen, als künftige Oberbäume des Mittelwaldes nachzuziehen.
Lehrer Zimmermann (Striegau) gab Mittheilungen über die nie-
dere Vegetation dieses interessanten, von der Polsnitz bewässerten
Waldes. Dr. Hüttig (Schweidnitz) machte eine Mittheilung über
den Standort des Asplenium adulterinum Milde am Kötsehen-
berge. Direktor Peck (Schweidnitz) sprach über die Vorzüglich-
keit von Gillerpressen und über einige interessante Pflanzenformen
der Schwcidnitzer Flora, bei welcher Gelegenheit, auch Lehrer
Gerhard (Liegnitz) von ihm gemachte Beobachtungen berichtete.
Apotheker Pfeiffer (Steinau) legte interessante Monstrositäten von
Geum rivale vor. Prof. Colin (Breslau) verlas einen soeben einge-
troll'enen Brief des Privatdozenten Dr. As cherson (Berlin), welcher
bedauerte, nicht selbst an der Versammlung theilnehmen zu können
und die Gründung einer Deutschen botanischen Gesellschaft in
Anregung brachte, auch zu der in den Pfingsttagen in Berlin statt-
findenden Versammlung des Botanischen Vereins für die Mark
Brandenburg, wo über diese Angelegenheil Beschluss gefasst werden
soll, einlud. Die Herren Cohn, Peck und Goeppert empfahlen
den Mitgliedern, den Vorschlag im Auge zu behalten und zu un-
terstützen, sobald ein bestimmtes Programm erscheinen würde.
Sodann hielt Prof. Cohn einen Vortrag über Krankheiten der In-
sekten, welche veranlasst werden durch Pilze, die in ihrem Körper
auf Kosten des Bluts und der Eingeweide sich entwickeln. Von
den anderwärts besonders in neuester Zeit studierten Fällen sind
in Schlesien bis jetzt erst wenige beobachtet {Empusa auf Stu-
benfliegen, und anderen Dipteren, auf Jassus, auf den Raupen und
Puppen von Euprepia aulica, hier schon 1844 von Assmann be-
schrieben; Panhistophyton der Seidenraupen; einige Isarien), wäh-
rend andere Arten (echte Muscardine durch Botrytis Bassiana,
Isaria farinosa, Cordyceps), obwohl sicher bei uns vorhanden,
doch noch nicht erkannt sind. Höchst wahrscheinlich gibt es auch
noch viele bisher wenig oder gar nicht untersuchte Typen von
Insektenpilzen; einen solchen hat Vortragender als Tarichium be-
zeichnet, der durch Bildung von grossen schwarzen Sporen im
Innern des Thieres charakterisirt ist. {Tarichium megaspermum
bei Erdraupen, T. sphaerospermum bei Kohlraupen T. Aphidis in
Blattläusen.) Vielleicht ist Tarichium nur eine zweite Fruchtform
der Gattung Empusa mit Dauersporen. Vortragender bittet um
Mittheilung von Raupen, Puppen, Schmetterlingen und andern In-
sekten, welche im Winterlager, Moos, Erde etc. durch äusseren
255
Schimmelanflug, Pilzauswüchse oder mumienarlige Yerschrumpfung
als pilzbefallen sich anzeigen, untl ersucht namentlich die Ento-
mologen, Forstmeister und Bienenzüchter um Unterstützung seiner
Untersuchungen. Dr. Stenzel (Breslau) hielt einen Vortrag über
den Bau der Schuppenblätter vou Lathraea Squaniaria unter Vor-
lage von Zeichnungen zur Erläuterung ihrer bisher noch unvoll-
ständig erkannten Organisation. Dr. Engler (Breslau) hielt einen
Vortrag über den gegenwärtigen Stand der Kennlniss der sehle-
sischen Phanerogamen und Gefässkryptogamen , sowie über die
Aufgaben, welche sich die schlesische Floristik jetzt und in den
künftigen Jahren zu stellen habe. Als Ergebniss einer Schätzung
der bis jetzt in Schlesien bekannt gewordenen Pbanerogamen und
Gefässkryptogamen wurde die Zahl von 1441 wirklich einheimischen
und auf natürlichem Wege aus den Nachbarländern eingewanderten
Arten angegeben. Somit sind seit dem Erscheinen der letzten
Auflage von Wimmer's Flora von Schlesien 82 neue Arten be-
kannt geworden, um deren Nachweisung neben vielen anderen
sich namentlich v. Uechtritz jun. verdient gemacht hat. Der
Vortragende wies ferner darauf hin, dass trotz der erfolgreichen
Forschungen der letzten Jahrzehnte noch eine Anzahl Aufgaben
zu lösen sei, ehe mit einem allen wissenschaftlichen Ansprüchen
genügenden und eine Art Abschluss gebenden Werke vorgegangen
werden könne. Vor Allem sei zu berücksichtigen der Zusammen-
hang , in welchem unsere gegenwärtige Flora mit der der vorhi-
storischen Epochen stehe, sei anzustreben eine möglichst genaue
Vorstellung von den Verbreitungsbezirken der einzelnen Arten und
eine Feststellung einzelner Florengebiete. Diese Ziele können er-
reicht werden durch eine sorgfältige Kontrollirung früherer un-
sicherer Angaben und durch Bekanntmachung recht vieler Lokal-
floren. Hierauf wurden diejenigen Theile Schlesiens bezeichnet,
deren botanische Durchforschung noch vorzunehmen sei und hierbei
diejenigen Arten der benachbarten märkischen, lausitzer und mäh-
rischen Gebiete erwähnt , deren Nachweisung auf schlesischem
Territorium noch zu erwarten sei, auch wurden eine Reihe von
Pflanzenarten, welche sich dem Auge des weniger sorgfältig beob-
achtenden Forschers leicht entziehen, sowie mehrere Genera
eingehender Beachtung empfohlen. Obergärtner Stein (Breslau)
forderte die Anwesenden zur Betheiligung an dem schles. Tausch-
verein auf und verlheilte dessen Statuten. Dr. S chröter (Breslau)
berichtete über eine Krankheit, durch welche eine der Hauptzierden
des Breslauer botanischen Gartens, der schöne 6ästige Pandanus
odoratissima vernichtet worden ist. Dieselbe ist veranlasst durch
Neetria Pandani, einen Pilz aus der Abtheilung der Kernpilze, dessen
Gonidien- und Akrosporenfrüchte auf dem kranken Stamme in
grosser Fülle gefunden werden. Erstere bilden schwarze Keulen,
Letztere orangenrothe Krusten. — Von der vielfach beschriebenen
und gefürchteten Kernfäule der Pandanus ist die neue Krankheit
nicht nur durch das Auftreten des Pilzes, sondern auch durch ihren
25G
ganzen Verlauf verschieden. Schliesslich wurde von Geheimrath
Goeppert der Antrag gestellt, dass sich im August eine grössere
Anzahl von Botonikern auf einige Tage zu kryptogamisehen Studien
im Riesengebirge vereinigen möchte. Nachdem noch die Zahl der
Anwesenden durch Namensaufruf festgestellt war, wurde die Sitzung
durch den Herrn Vorsitzenden geschlossen. Um 9V2 Uhr begab
sich die Gesellschaft unter kundiger Führung der Herren Forst-
meister Tramnitz (Breslau) und Zimmermann (Striegau) nach
dem schönen Zedlitzbusche. Der an und für sich schon grosse
Genuss einer Wanderung durch denselben wurde noch durch die
vielen belehrenden Mittheilungen der Herren Tramnitz und Goep-
pert erhöht; auch gab die reiche Vegetation des Waldes Anlass
zu gegenseitigen Mittheilungen interessanter Beobachtungen. U'*i
1 Uhr in Striegau angelangt, vereinigte sich die Gesellschaft in
der Richter'chen Restauration zu einem Diner, bei welchem zahl-
reiche heitere Toaste die Gesellschaft in dauernder fröhlicher Stim-
mung erhielten. Nach 4 Uhr begaben sich sämmtliche Theilnehmer
auf die durch ihre reiche Vegetation berühmten, auch in geologischer,
landschaftlicher und historischer Beziehung interessanten Striegauer
Berge; und selbst einzelne Regengüsse waren nicht im Stande,
den Eifer der Botaniker zu lähmen, welche die Berge in allen
Richtungen durchstreiften. Um 7 Uhr fanden die Mitglieder der
Versammlung, von den Resultaten derselben in jeder Beziehung
befriedigt, sich wieder auf dem Bahnhofe von Streigau ein, von
wo aus dieselben in ihre Heimath zurückbeordert wurden.
Cohn. Engler.
— Die Geschäftsführer der 44. Versammlung deutscher
Naturforscher in Rostock glauben unter den gegenwärtigen
Zeitverhältnissen auf die Zustimmung aller Fachgenossen rechnen
zu können, wenn sie die in diesen Tagen beabsichtigte Einladung
zu der Versammlung nicht ergehen lassen, sondern die Zusammen-
kunft der Gesellschaft in Rostock auf friedlichere Zeiten verschieben.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Dr. Rauscher, mit Pflanzen
von Wien. — Von Herrn Professor Niessl, mit Pfl. aus Mähren und Steier-
mark. — Von Herrn Dr. Halacsy mit Pfl. von Wien.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Doms, Dr. Rauscher, Pri-
choda, Dr. Lorinser, Andree, Val de Lievre, Jäggi, Oertel, Matz.
Correspondenz der Redaktion.
Herrn C. G. in J. und Herrn F. W. in W.: „Wird mit Dank benützt."
Herrn Dr. J. T. iu Er.: „Bitte um Begleichung meines Guthabens."
Redakteur und Herausgeber Dr. Alezander Skofitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
Druck und Papier der C. Ueberreuter'schen Bucbdruckerei (91. Salzer).
Österreichische
Botanische Zeitschrift
Gemeinnütziges Organ
für
nie österreichische Exemplare,
botanische Zeitschrift lijkt'insLr lliwl litt i <» 11 s L f.t' die frei durch dio Post be-
erscheint DUIclUIK Ullil DUldülKBI, zogen werden sollen, sind
den Erstenjeden Monats. blos beider Redaktion
S 5prÄer^ CA Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzle, ^;SiÄ7)
Cs Thlr. 10 NgrO Im Wege des
ganzjährig, oder Anftllinkpr llllil Torlinilf OP Buchhandels übernimmt
mit 2 H. 63 kr. 3«t. W. /1|MMUUU UHU llUIUlnll. Pränumeration
halbjährig. C. fterol<i's Sohn.
Inserate in Wien,
die ganze Petitzeile — — . ^ so wie alle übrigen
10 kr. öst. W. JJ O. Q Buchhandlungen.
XX Jahrgang. YUK September 1870.
INHALT: Farbenwandlung der BliUlien. Von Reissek. — lieber Melampyrum. Von Dr. Kerner,
— Reise nach Spanien. Von Oertel. — Phytographiscbe Fragmente. Von Dr. Schur. — Literatur-
berichte. — Correspondenz. Von Gsaller. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Sammlungen.
— Correspondenz der Redaktion.
Die Farbenwandlung der Blüthen.
Von S. Reissek.
Unter Farbenwandlung der Blüthen versteht man, nebst der
normalen Färbung derselben, das Auftreten von 2, 3, 4, 5 und
mehreren bis zu 8 verschiedenen, abwechselnd einander fol-
genden Färbungen.
I. Plantago arenaria W. et Kit.
Krone sehr stark durchscheinend, Griffel weisslich grünlich,
Anlheren gelb.
1. Wandlung: Die Krone wird am Schlünde und eine Strecke
weit nach unten und oben sattbraun.
2. Wandlung: Der Griffel verdünnt sich und wird dun-
kelbraun.
II. Rochea falcata DC.
Krone aufgerichtet, scharlachroth, ebenso die Staubfäden und
Carpelle, die Antheren gelb.
1. Wandlung: Die Krone strebt bogig auseinander und wird
satt weinroth.
2. Wandlung : Die Staubfäden sind wie die Krone salt
weinroth.
Oeste.r. botan. Zeitschrift. 9. Tieft. 1870. 1«
258
3. Wandlung: Die Antiaren sind hellbraun.
4. Wandlung: Die Pistille sind bis zu % Höhe blassgrün, am
oberen V3 satt weinroth.
5. Wandlung: Die Krone richtet sich wieder auf und wird
dunkel weinroth. Diese Aufrichtung entspricht dem normalen Zu-
stande.
6. Wandlung: Die Pistille sind nur an den äußersten Enden
schwach und die Narben schwarzlich roth.
III. Iberis umbell ata L.
Krone weiss, Blatter paarig, 2 neben einander stehend länger,
2 kürzer, Staubfäden weiss, Griffel weiss.
1. Wandlung: Die Staubgefässe werden dunkelroth.
2. Wandlung: Der Griffel wird dunkelroth.
IV. Silene Fabaria Sibth.
Kelch grün, Krone und Staubfäden weiss, Griffel roth und
alle Theile der Krone ausgespannt.
1. Wandlung: Die Blumenblätter ziehen sich zusammen und
nehmen eine hellgelbe Bräunung an.
2. Wandlung: Die Griffel werden weiss.
3. Wandlung : Die Blumenblätter schrumpfen zusammen und
werden dunkelbraun.
V. Cacalia sonchifolia L.
Das Anthodium am Strahle gelb, die Scheibenblülhen schar-
lachroth.
1. Wandlung: Die Scheibenblüthen werden orangefarbig.
2. Wandlung: Strahlen- und Scheibenblüthen werden licht-
braun.
3. Wandlung: Strahlen- und Scheibenblüthen werden salt-
braun und fallen ab.
VI. Helichry sum crassifolium Lam.
Die Anthodien in der dünnschuppigen, abstehenden Umhüllung
des Involucrums sind an der oberen Hälfie blass, an der unteren
bräunlich und an den Spitzen saltbraun. Die Scheibenblüthen
sind gelb.
1. Wandlung: Die Scheibenblüthen werden sattbraun.
2. Wandlung: Die abstehende Erhebung der Involucral-
schuppen wird eine aufrecht angedrückte.
3. Wandlung: Die Früchte fallen bei der Reife mit dem Papus
auseinander.
VII. Aconitum Nape litis L.
Blüthe mit sattblauem Kelch, die Krone, die Staubfäden
nur am obersten Theil, ebenso der Griffel nur an der Spitze blau.
1. Wandlung: Der Kelch wird viel blässer blau und hinten
am oberen Theile des Rückens an beiden Seiten auf geringe Breite
mit unregelmässigen, lichtbraunen Tüpfeln überzogen.
2. Wandlung: Der Kelch ist an seinem kapuzenförmigen
Theil ganz bedeckt mit braunen, ineinander fliessenden Flecken.
259
»
3. Wandlung: Die Kronenblätter sind an den Stielen unver-
ändert, aber an den Plauen graubräunlich.
4. Wandlung-: Die Staubgefässe zuletzt graubräunlich.
5. Wandlung: Der Griffel am Unter theil lichtbraun, verkürzt,
im Verhältniss seiner ursprünglichen Lange.
6. Wandlung: Allseitig bräunlieh grünlieh, im höchsten Grade
schmutzig in der Färbung.
VIII. Abutilo n T ' onelianum Hort.
Kelch blassgrün, ßlülhen sehr schmutzig roth, an der Innen-
seile auf einem geringen Theil der Innenseih; massig gesättigt« an
der Aussenseite blassroth. Nägel der Kronenblätter blass schmut-
zig gelb, Staubfäden ebenfalls blass schmutzig gelb. An ihrer
Rohre Fruchtknoten hellgrün, Griffel sehr blass, weissgelblich.
1. Wandlung: Die Krone fängt an das Roth zu verlieren und
sich dem weisslich Rolhen anzuschliessen.
2. Wandlung: Die Krone wird beiderseits isabellfarbig.
3. Wandlung: Die Staubgefässröhre und die freien Staub-
fädentheile werden ebenfalls isabellenfarbig.
4. Wandlung: Der Kelch das Grün ganz verlierend, schmutzig
weissgelblich werdend.
6. Wandlung: Die Staubfädenröhre wird blassbraun.
7. Wandlung: Der Kelch am Röhrentheil sattbraun, an den
Abschnitten massig gesättigt braun.
8. Wandlung : Der Fruchtknoten ist braun.
IX. Aloe hybrida Salm-Dyck.
Blülhe mit blassröthlicher Grundfärbung auf beiden Seiten, in
der Knespenlage am Scheitel stark rolh, aussen mit graurölhlichen
Streifen von blasser Färbung. Unmittelbar vor dem Aufbrechen
der Knospen werden die Streifen kräftiger, braunröthlich und bis
zum Scheitel reichend. Aufgeblüht ist die Blülhe mit sehr blass-
weissgelblichen Säumt heilen und die Staubfäden blassgrün, der
Fruchtknoten sattgrün.
1. Wandlung: Die Blüthe ist wieder wie in der Knospenlage
schmutzig weissröthlich, der Obertheil lichtbraun, statt roth in der
Normalfärbung.
2. Wandlung: Die Streifen verschwinden aussen, innen aber
sind sie braun und die Saumabschnitte sind sattbraun.
3. Wandlung: Die Staubfäden sind schmutzig sattgelb.
Aloe subulata Haw. und hybrida Salm-Dyck verhalten
sich auf gleiche Art, was bei vielen Aloen stattfindet. Ganz ver-
schieden verhalten sich die strauchartigen und baumartigen Aloen.
X. Lalhyrus latifolius L. var. albus.
Krone weiss , am Vexill vorn und hinten am Obertheil in
der Mittellinie blass grünlich weiss, an den Flügeln und an der
Carina längs ihrer Leiste blassgrünlich, Staubfäden und Griffel
weiss.
17 *
£66
*
1. Wandlung: Das Vexill nimmt eine schmulzig und blasS
graulich weisse Färbung an, ebenso die Flügel, die Cariha bleibt
unverändert.
2. Wandlung: Die ganze Blüthe und die Axe des Blüthen-
slandes werden sehwach gesättigt braun.
XI. Pelarg onium zonale Willd.
Die Bliilhen anfänglieh scharlachrolh an der Innenseite, an der
Aussenseile schwach roth.
1. Wandlung: Die Kronen an den Enden werden immer
blasser roth und gehen in Lila über.
2. Wandlung: Sowohl die lilaartigen als die scharlachrothen
Blüthen gehen, weil sie in einer vielblüthigen Dolde stehen, die
2. Wandlung mit Zusammenschrumpfen insgesammt auch an den
rothen Blüthen ein.
XII. Statice monopetala L.
Blüthen massig sattlila in der Grundfarbe, an den Saumab-
schnitten vom Grunde bis zur Mitte beiderseits von dunkel lila-
farbigen Streifen durchzogen.
1. Wandlung: Die Blüthen werden lilaviolett, wobei die Streifen
schwächer roth erscheinen.
2. Wandlung: Die Blüthen bleichen zu Weisslich - Röthlich
aus wobei das Röthliche wie angehaucht ist.
3. Wandlung: Der Blüthensaum schrumpft zusammen und wird
zuletzt lichtbraun.
XIII. Rosa canina L.
Blülhen rosa mit massig starkem Roth.
1. Wandlung: Die Krone wird in 4 Tagen weiss.
XIV. Digitalis purpurea L.
Die Krone ist beim Autblühen am Obertheil aussen und
innen gelb.
1. Wandlung: Sie geht schnell in ein sattes Rosenrolh über.
2. Wandlung: Beim Abfallen und Vertrocknen wird sie
hellbraun.
XV. Lijsimachia punctata L.
Blüthe satlgelb.
1. Wandlung: Sie geht allmälig in Orange über.
XVI. Cytisus snpinus Jacq.
Die Krone lichtgelb.
1. Wandlung : Sie wird schmutzig rothgelb.
2. Wandlung: Sie wird sattbraun, besonders am Vexill.
3. Wandlung: Sie vertrocknet und behält das Braun bei.
XVII. Antirrhinum Orontium L.
Die Krone 1 Zoll lang, sattroth in der Grundfarbe , am
Saume gelb.
Wandlungen: Viele durch Hybridisirung erzeugt, die in den
verschiedensten Färbungen auftreten. Besonders auffallend ist eine
Spielart, die am Gaumen bleichgelb ist und sonst ganz weiss,
noch auffallender eine Spielart die vollkommen weiss ist.
261
XVIII. Aloe maculata Thunb.
Stich hen der Blülhe und bauchige Perigonröhre mässlff sali-
rolh bis über die Mitte hinauf. Die Sauinabsehnille sind beider-
seits grün und breit gerandel, die äusseren mit sehr blassem, wie
angehauchten Roth, die inneren mit schmutzig weissem Rand.
Staubfäden weiss, Antheren isabellfarbig-, Fruchtknoten grün mit
rülhlichem Anflug, Griffel weiss.
1. Wandlung: Die Slielchen werden dunkler rolh, als sie
normal es sind, die Kronenröhre verliert die Bauchung und wird
gerippt, sie ist viel starker roth als im normalen Zustande. Der
Oberlheil der Röhre etwas höher, als der rothe unlere Theil
stehend, wird schmutzig rolh, mit blassröthlichen Endtheilen des
Saumes, wie sie der normalen Bildung entsprechen.
2. Wandlung: Die Staubfäden und der Griffel werden schmut-
zig weiss, statt reinweiss, der Griffel bleich rölhlich am unteren
Theil, wie im Normalzustände.
3. Wandlung; Die Antheren sind sattgelb, statt der Isa-
bellen färbung.
4. Wandlung: Die Krone wird lichtbraun und ist der Länge
nach vielfach erhoben, streifig. Sie berstet über der anwachsenden
Frucht an der Seite. Das Ende derselben ist gleichartig stiel—
artig und entspricht den normalen Saumabschnitten, aber es zeigt
durch Verschmälerung und slielarlige Bildung den grossen Unter-
schied zwischen der Normalbildung und der jetzigen Bildung.
XIX. Comelina orchioides Roth.
Kelch ausgespannt, grün, am Rande häutig.
Krone azurblau an beiden Seilen, Staubfäden und Griffel eben-
so gefärbt.
1. Wandlung: Der Kelch bleibt grün und ist der dicht zu-
sammen gerunzelten Krone angeschlossen.
2. Wandlung: Der Kelch bleibt wie früher stehend, wird
aber bräunlich.
3. Wandlung: Die Krone wird lief dunkelblau.
4. Wandlung: Die Slaubgefässe werden ebenfalls dunkelblau.
5. Wandlung : Der Griffel wird auf % Zoll Höhe weiss, weiter-
hin dunkelblau.
XX. Ly simachia punctata L.
Krone gelb.
1. Wandlung: Die Krone wird später satlgelb , an das Orange-
artige ansireifend.
XXI. Melampyrum silvaticum L.
Krone am Untertheil weisslich, am Obertheil gelblich, am
Gaumen stärker gelb.
1. Wandlung: Der Gaumen wird schmutzig gelb, die Krone
später braun.
XXII. Genista tinetoria L.
Die Krone ist gelb.
1. Wandlung: Die Krone wird später lief gelb.
262
2. Wandlung : Sie vertrocknet allmälig und wird liehlbraun.
XXIII. Melampyrum arvense L.
Die Kronenröhre ist sattlila, der oberste Theil der Röhre und
Aussenseite der Unterlippe gelb. Dieses bildet im Umfange des
Gelb eine Saumeinfassung von Lila.
1. Wandlung : An den gelben Stellen tritt Weiss auf.
2. Wandlung : Die Unterlippe wird dunkelgrau mit einem An-
fluge von Lila.
XXIV. Cassia laevigat a Willd.
Kelch-gelblich an allen Blattern, wovon 2 kürzer und schmaler
und grünlich angetuscht sind und ist am Grunde sattgrün. Die
Krone ist saltgelb, das Vexill verkehrt herzförmig, 3/i Zoll breit,
die assymmelrischen Flügel i/2 Zoll breit verschoben herzförmig. 10
Staubgefasse im Umfange, der vorderste staminodisch, die 2 ihm
zur Seile stehenden Staubgefasse fruchtbar, mit hochgelben Staub-
fäden und grünlich lichlbraunen, an der Spitze mit einem Porus
sich öffnenden Antheren, ein unerhörter Fall unter der grossen
Familie der Leguminosen, wozu Cassia zu den Cäsalpineen zu
stellen und wie alle Cassien brasilianischen Ursprunges ist. Zu beiden
Seiten über den 2 fruchtbaren Staubgefässen stehen 4 2reihige
Slaminodien mit sehr kurzen Staubfaden und an der Spilze mit
einem Loch, als ob der Staubbäutel fruchtbar wäre, was keines-
wegs der Fall ist. Hinter diesen Slaminodien sieben 3 anders ge-
bildete, rundplatlige, ebenfalls sehr kurz gestielte Slaminodien.
Diese Slaminodien sind merkwürdig, weil sonst bei der grossen
Familie der Leguminosen nirgends 2artige Staminodien ge-
funden werden.
1. Wandlung: Die Kelche werden ganz gelb.
2. Wandlung: Die Krone erscheint scheinbar verwelkt ; es
sind aber Runzeln, die sich dabei bilden. Die Krone wird nebstdem
orangefarbig.
3. Wandlung : Die 2 fruchtbaren Staubgefasse werden an den
Staubfäden ebenfalls orangefarbig.
XXV. Calonyction speciosum Chois.
Die Krone ist präsentirtellerförmig, die Röhre blassgrün, bei-
derseits mit bandförmig verlaufendem Grün von 2% Zoll Länge,
so weit die klappige Aestivation reicht, am übrigen Theil des
Saumes weiss. Ebenso sind von den inneren Theilen die Staub-
fäden und der Griffel weiss, die Antheren blass gelb, die Narbe
mit einem Anflug von Weisslich-Grünlich. Der Fruchtknoten von
blassem Grün.
1. Wandlung: Die Krone erlangt zwischen den weissen und
noch jetzt bruchstückweise grünen Theilen, vorwiegend eine licht-
braune Färbung. Alle übrigen Theile sind normal.
2. Wandlung: Der ganze Saum wird lichtbraun, der oberste
Theil der Röhre dunkelbraun, die Röhre am übrigen Theile sehr
schmutzig graugrünlich.
2 33
3. Wandlung: Während der im Obigen bezeichneten Wand-
lungen nehmen die Staubfäden ein lichtes Braun an.
4. Wandlung: Der Griffel wird dunkelbraun.
5. Wandlung: Die ganze Krone wird am Saume lichter braun,
an der Röhre sattbraun und dann ganz trocken.
XXVI. Nicoliana Tabacum L.
Krone röhrig, sehr blass grünlich, an der Röhre, am Ober-
theil glockig mit breit eiförmigen, zugespitzten Saumabschnitten,
welche beiderseits massig satt rosenroth sind. Staubfäden sehr
blass weissgrünlieh, Antheren um ein Weniges mehr grün, Frucht-
knoten blassgrün, Griffel weisslich grün, Narbe dunkelgrün.
1. Wandlung: Die Kronenröhre wird schmutzig grau weiss und
geädert, besonders am unteren Theil bis zur Mitte der Röhre
schmutzig grauweiss , am Saume mit einem blassen Anflug
von Roth.
2. Wandlung : Der Kelch, der normal 3/i Zoll lang ist, schnell
anwachsend, während der Umwandlung ir/2 Zoll lang und 2/g
Zoll breit.
3. Wandlung: Die Krone wird lichlbraun, am Saume ist sie
dunkler braun.
4. Wandlung: Die Staubfäden statt wie früher weiss, grün-
lich werdend.
5. Wandlung: Antheren bräunlich werdend, während sie zur
Zeit der Blüthe grün waren.
6. Wandlung : Fruchtknoten dunkel schwarzbraun werdend.
7. Wandlung: Griffel zuerst lichtbräunlich werdend, am Ende
der Wandlungen ist er aber schwarzbraun und gedreht, daher
stark verkürzt.
XXVII. Sambucus Ebulus L.
Blüthe weiss, mit einem oben an der Röhre kurz glocken-
förmigen Ansatz. Discus und Staubfäden gelblich.
1. Wandlung: Die Krone runzelt sich zusammen und er-
scheint schmutzig gelblich.
2. Wandlung: Die Staubgefässe fallen ab und eine ziemlich
stark braune Stelle bleibt zurück.
XXVIII. Hibiscus syriacus L.
Krone 5 blättrig, lilafarbig, über den Nägeln mit dunkelpur-
purrothen, ausstrahlenden Flecken. Die Slaubfädenröhre ist weiss,
die Antheren und Narben blassgelb.
1. Wandlung; Die Krone nimmt in % Zoll Länge eine licht-
blaue Randeinfassung an.
2. Wandlung : Die lichtblaue Randeinfassung nimmt den ganzen
Obertheil der Kronenblätter ein.
3. Wandlung : Die Staubbeutel nehmen einen Anflug von
blass Braun an.
4. Wandlung : Die Narben werden ausgeprägt schmut-
zig gelb.
264
5. Wandlung: Die Krone wird von dem Blassen Blau zum
grössten Theile eingenommen und darauf nehmen bald die Kronen-
Blätter im Ganzen oder in Längshälften ein lichtes Grau an. Die
früher purpurrothen ausstrahlenden Flecken werden sehr dunkel
violett.
6. Wandlung : Die Narben werden ziemlich stark gelbbraun,
und man sieht unter der Loupe sie noch ganz mit Pollenkörnern
bedeckt.
XXIX. Iberis umbellata L.
Mit 4 ivronenblällern, von denen 2 und 2 als paarig länger und
kürzer sind. In der Richtung der Länge nach ist die Krone assym-
melrisch, in der Quere symmetrisch.
1. Wandlung: Die Staubgefässe werden dunkelpurpurroth.
2. Wandlung : Das Pistill wird ebenfalls dunkelpurpurroth.
XXX. Carthamus tinctorius L.
Beim Aufblühen des Anthodiums sattgelb, Griflel bleichgrün.
Slaubfädenbeutel-Röhre saltgelb.
1. Wandlung: Blüthen scharlachrothe und gelbe gemischt.
2. Wandlung: Die Griffel werden gelb.
3. Wandlung: Die Staubbeutelröhre wird blassroth.
4. Wandlung: Die Narbe, die früher gelb war, wird ziemlich
stark roth.
5. Wandlung: Die Blüthen werden alle scharlachroth.
6. Wandlung: Die Blüthen alle gelb werdend.
7. Wandlung: Die schmutzig rolh gewordenen Blüthen hängen
schlaff über das Involucrum herab.
XXXI. Cicer arietinum L.
Krone weiss.
1. Wandlung: Die Krone schrumpft ein und wird gelb-
lich weiss.
2. Wandlung: Sie wird lichtbraun.
XXXII. Clarkia elegans Dougl.
Kelch grün aussen, innen saltroth, die Blätter der Krone am
unteren Theil der Nigel dunkelroth, beiderseits an den Platten
massig rolh, Griffel am Obertheil rötblich angeflogen. Narüen weiss-
lich mit rothem Pollen unter der Loupe.
1. Wandlung: Die rothen Kronenblälter werden blässer und
sind am Rande schmal weisslich eingefasst, bald darauf ballen sie
sich durch Runzelung zusammen.
2- Wandlung: Die früher weisse Narbe wird hellbraun.
3. Wandlung: Die Kronenblätter werden stark gesättigt
blau.
4. Wandlung: Die Anlheren werden bleichroth.
5. Wandlung: Der Kelch wird annähernd isabellfarbig.
XXXIII. Pentastemon barbatus Lindl.
Krone am ganzen Rücken scharlachroth, ebenso an der Innen-
seite der Unterlippe, am vorderen Theil der Röhre massig roth.
Am Grunde der 3 Abschnitle, die nach vorn stehen, tritt eine
2ft3
sailrolhe Ouerzeiehnung auf und 7 dimkelrolhe Streifen, welche
in die Rühre hineinlaufen. Der Grundlheil der 3 vorderen Saum-
abschnitte ist gelb bebartet.
1. Wandlung: Die Kronenrühre wird an dem ganzen Röhren-
theil in Roth ausgebleicht und dieses ist dabei am Oberlheil und
an der Unterlippe intensiver, als es in voller Blülhe war.
2. Wandlung: Die Staubfaden werden lichtbraun.
3. Wandlung: Die Antheren werden lichtbraun.
4. Wandlung: Der Griffel wird ebenfalls lichtbraun.
5. Wandlung: Die Kronenröhre wird liclitbraun, die Saum-
abschnitte sattbraun, der gelbe Bart bleibt bis zum Vertrocknen
der ßlüthe stehen.
XXXIV. Martynia Craniolaria S w.
Kelch grün, hinten röthlich angetuscht. Krone 2lippig über
dem Grunde gebogen, auf 3/4 des Umfanges der verschobenen
trichterigen Röhre, blass weinroth, an dein übrigen Theil sehr
schmutzig blassgelb. Saumabschnitte an der Aussenseite schwach
gesättigt roth, an der Innenseite die 3 vorderen Abschnitte eben-
falls. Die 2 hinteren Abschnitte jeder mit einem dunkeln Mittel—
flecken. In der Röhre bis zum Saum hinterwärts ist eine braun
getüpfelte Zeichnung und vorn bis zum Schlund und zur halben
Höhe der unteren Abschnitte verlaufen 4 dunkelgelbe Streifen.
\. Wandlung: Die Krone nimmt an % des Umfanges der
Röhre eine höchst schmutzige gram öthliche Färbung, welche stelig
sich verstärkt an und auch die Saumabschnitte haben aussen ein
höchst schmutziges Roth. Die sehr kleine, oben erwähnte, blass-
gelbe Stelle an der normalen Krone dehnt sich jetzt über die
ganze Krone in Isabellenfarbe aus. Die dunkelrothen Flecken an
den 2 hinteren Abschnitten der Krone sind stark verwischt.
2. Wandlung: Die früher weissliche Narbe ist jetzt stark
braun.
3. Wandlung: Die Krone die l3/u Zoll Länge hat, ist durch
Einschrumpfung jetzt auf 3/4 Zoll Länge herabgegangen, wobei die
Rühre der Krone lichtbraun, der Saum dunkelbraun wird.
XXXV. Erythrina Crista galli L.
Kelch naplarlig, aussen über dem Grunde gesättigt schmutzig
roth, weiterhin bis zum Scheitel massig gesättigt roth, mit einem
sehr schmalen, % Linie breiten lichtbraunen Rand, Vz Zoll lang
und breit.
Krone bei Ausgleichung des Vexills 2 Zoll lang, Vexill 1V2
Zoll breit in der Mitte. Die Krone ist am Vexill, innen vom
Scheitel, bis zu 2/3 Höhe herab scharlachrolh , am unteren Theil,
der bis zum Kelchrande herabreicht, purpurrot!). Ebenso ist die
IV2 Zoll lange Carina, welche nach aufwärts gebogen ist, schar-
lachrolh. Die Flügel sind sehr kurz und grünlich, mit einem sehr
kleinen, blass und schmutzig rothen Flecken an der Aussenseite..
Aussen ist das Vexill vom Scheitel bis zu V3 herab nur massig
roth, am unteren Drittel scharlachrot!].- Die Staubfäden sind grün,
266
die Antheren grüngelb bei Verstaubung des Pollens, die freien
Theile der Staubfäden grünlich, der Griffel, so weit er aus der
Carina hervortritt, satlroth.
Die Krone ist wahrscheinlich die dauerhafteste unter den
Papilionaceen, denn sie erhält sich 14 Tage lang am Sprosse.
Dies bringt ihre bedeutende Dicke und Derbheit hervor, arn Ve-
xill und an der Carina.
Die Erscheinung des zwar nur kleinen, aber vielästigen
Baumes ist imposant. Die Blülhenstände sind armlang und stechen
schon aus einer ansehnlichen Entfernung hervor.
1. Wandlung: Diese findet am frühesten unter den anderen
statt, endet aber erst mit ihnen ganz. Ihr Beginn erfolgt unge-
fähr am 8. Tage der Blüthe, indem der Kelchrand, der im Anbe-
ginn nur verschwindend schmal ist, sich zu verbreitern und der
Kelch dunkelroth zu werden beginnt.
2. Wandlung: Das Vexill an beiden Seiten und die Carina
vorn, werden ansehnlich dunkler rolh und die kurzen Flügel be-
halten ihre grüne Grundfarbe. Die ganz kleinen, unter dem
Scheitel mit einem früher nur unbedeutenden lichten rothen
Flecken versehenen Flügel, nehmen einen breiteren dunkleren
Flecken an.
3. Wandlung: Der Kelch vollendet seine Umbildung, indem
er viel dunkler, aber schmutzig roth, scharlachrolh wird. Zugleich
erreicht sein breiter Rand die volle Breite von 1 Linie.
4. Wandlung: Krone und Carina, erstere innen, letztere
aussen , nehmen nun durchaus ein dunkles Purpurrolh an ,
das Vexill ein reines, die Carina ein schmutziges und die hintere
Fläche des Vexills wird satt rosenroth purpurn.
5. Wandlung: Am Rande der Krone zeigt sich ein licht-
brauner Rand, der allmälig bis zur halben Fingerbreite sich er-
hebt, wobei aber alle übrigen Theile der Krone bis zum vollen
Austrocknen derselben in ihrer Färbung verharren.
6. Wandlung: Der früher rothe Griffel wird saltbraun. Die
Blüthen fallen jetzt ab. Am Boden machen sie jetzt die
7. Wandlung: durch, nämlich, dass sie ganz lichtbraun werden,
wobei aber der Kelch mehr als 14 Tage lang seine rothe Farbe
sich erhält, worauf er allmälig sich bleicht.
Ueber
einige Arten der Gattung 31elampyvum.
Von A. Kerner.
Werjemals die Kultur der Pedicularis, Rhinanthus, Enphrasia,
Thesium und anderer in der freien Natur im geschlossenen Gras-
boden eingesprengt vorkommenden Gewächse versuchte, wird die
26f
Ueberzeugung gewonnen haben, dass diese Versuche nur dann
einigen Erfolg haben, wenn man jene Pflanzen itn Garten unter
möglichst gleiche Lebensbedingungen bringt, unter welchen sie im
Freien gedeihen, wenn man sie nämlich auch im Garten in ge-
schlossenem aus Glumaceen gebildeten Rasenboden kultivirt. —
Die Beziehungen jener auf unseren Wiesen oft in unzähligen
Mengen ausgestreuten Rhinanthaceen , Santalaceen , Gentianeen
und anderer „Scheinschmarotzer" zu den übrigen den Grundstock
der Wiesenvegetation bildenden Pflanzen sind noch durchaus nicht
genügend aufgeklärt und es schiene mir eine dankbare Aufgabe,
dieselben auf das eingehendste zu untersuchen und an einem
möglichst umfangreichen Materiale festzustellen. — ■ Gewiss ist
aber diese Schwierigkeit jene Pflanze zu kultiviren zum guten
Theile auch daran Schuld, dass die zahlreichen Arten der Gat-
tungen Eitphrasia, Rhinanthus etc. in systematischer Beziehung
noch so ungenügend gekannt und umgrenzt sind. Man konnte sie
eben bisher nicht immer nebeneinander in allen ihren Entwick-
lungsstadien verfolgen und vergleichen und war bei der Fest-
stellung der Arten zumeist auf getrocknete Herbarexemplare an-
gewiesen. Getrocknete Exemplare bilden aber gerade in diesen
Fällen nur einen sehr mangelhaften Behelf. Die Form und Farbe
der zarten Blumenkronen wird bei vielen Arten selbst bei sorg-
fälligem Trocknen bis zum Unkenntlichen verändert, und Pflanzen,
welche man so lange sie lebend vor uns lagen als verschiedene
Typen leicht und sicher auseinanderzuhalten vermochte, sind dann
nur schwierig noch von einander zu unterscheiden. Wenn solche Arten
überdiess in getrennten Verbreilungsbezirken leben und einmal
aus dem Boden genommen rasch verwelken, wie diess z. B. bei
Melampyrum der Fall ist, so wird dadurch auch die Möglichkeit
die in der freien Natur gesammelten lebenden Exemplare in Betreff
ihrer Unterschiede zu prüfen sehr erschwert und es ist dann ein
Zusammenwerfen derlei ähnlichen Arten leicht möglich.
Zu den Pflanzen, auf welche diese Bemerkungen sich be-
ziehen, gehören nächst den Arten der Gattung Euphrasia insbe-
sonders auch die rasch verwelkenden Arten der Gattung Melam-
pyrum, und ich will es versuchen im Nachstehenden einige Bemer-
kungen, welche sich mir bei der Untersuchung dieser Pflanzen
aufgedrängt haben, hier niederzulegen, in der Hoffnung, dass viel-
leicht auch andere Botaniker durch dieselben angeregt werden
möchten, dieser Gattung eine erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden
und durch sorgfältige Untersuchung lebender Exemplare zur Kennt-
niss dieser Pflanzengruppe weitere Beiträge zu liefern.
Zunächst möchte ich die Aufmerksamkeit auf ein Melampyrum
lenken, welches dein Melampyrum silvaticum auet. germ. zunächst
steht, aber von demselben gewiss als Art geschieden werden
rnuss, da es in seinen Merkmalen sehr beständig ist und massen-
haft in einem bestimmten Verbreitungsbezirke auftritt. Meist findet
sich dasselbe gruppenweise, oft zu hunderten von Exemplaren
268
dicht aneinander gedrängt auf grasigen Plätzen in den tirolischen
Centralalpen und zwar vorzüglich auf den sogenannten Lärch-
wiesen ";,"J der Schieferberge in der Seehöhe von 4000 — 6000
Fnss und ersetzt dort gewissermassen das im moosigen Grunde
der Wälder zumal auf Kalk- und Dolomilhoden in unseren Voralpen
massenhaft auftretende Melampyrum siloaücuni auet. germ.
Bei einem Vergleiche jener Wiesenpflanze mit Melampyrum
silvaticum, auet. germ. fallen an ihr zunächst die um das doppelte bis
dreifache breiteren Blätter auf. Insbesondere sind es die Stütz-
blälter der Blülhen, welche durch ihre Breite, aber auch durch
ihren Zuschnitt aulfallen. Die obersten Stützblätter erscheinen
nämlich im unteren Drittel stels viel breiter als die Fruchtkapseln,
welche in ihren Achseln entwickelt sind und zeigen oberhalb
ihrem keilförmig verschmälerten Ansätze an jeder Seite einen oder
zwei grosse Zähne, welche nach vorn abstehen. Die eilanzetllichen
Kelchzipfel sind verhällnissinässig gross und besilzen zur Zeit der
Fruchtreife an der Basis eine Breite von 4mm; sie sind zur Zeit
der vollen ßlülhe abstehend oder selbst zurückgekrümmt und wenn
man sie an die Krone andrückt, so trifft ihre Spitze genau auf die
tiefste Stelle des Einschnittes zwischen Ober- und Unterlippe oder
ragt über diese Stelle sogar noch etwas hinaus. Die Kronröhre
ist an der Basis 2mm weit und erweitert sich von hier also-
gleich gegen den weit offenen zweilippigen Saum. Die Unterlippe
ist stark längsfaltig und die Kapsel umschliesst immer 4 ent-
wickelte Samen.
An dem Melampyrum silvaticum auet. germ. erscheinen die
oberen Stütz blätter so breit oder kaum breiter als die Frucht-
kapseln, welche in ihren Achseln entwickelt sind, sie sind auch
in der Regel ganzrandig oder doch nur ausnahmsweise an der
Basis grobgezähnt; die lanzettlichen Kelchzipfel besitzen zu Zeit
der Fruchtreife an der Basis eine Breite von 2'5mm, sind gleich-
falls zur Zeit der vollen Blüthe abstehend oder zurückgekrümmt,
erreichen aber, wenn man sie an die Krone andrückt, mit ihrer
Spitze niemals den Einschnitt zwischen Ober- und Unterlippe.
Die Kronröhre ist an der Basis lmm breit; von dieser Basis bis
zur Mitte fast gleichweit und erweitert sich erst von da gegen
den weit offenen zweilippigen Saum. Die Unterlippe ist kaum ge-
faltet und die Kapsel in Folge von Verkümmerung zweier Samen-
knospen gewöhlich nur zweisamig.
Wie aus dieser Gegenüberstellung der Unterscheidungsmerk-
male hervorgeht, ist demnach das Melampyrum silvaticum aucl.
germ. in allen Theilen schmäler und graziöser, die Röhre der
Krone ist viel enger und schlanker und die ganze Pflanze weit
zierlicher und zarler als das oben erwähnte Melampyrum unserer
*) Unter „Lärchwiesen" versteht man in Tirol einmiihdige, niemals ge-
düngte ßergwiesen, welche mit zerstreut stehenden den Boden nur sehr spär-
lich und nur -stellenweise beschaltenden Lärchciibäiitnen bestockt sind.
269
Liirchwiesen. Es wäre ganz anrichtig desswegnn (las M. silvaticum
auct. gerra. etwa als eine durch den direkten Ginfluss des Stand-
ortes erzeugte magere Modifikation jenes anderen Melampymm
anzusehen; denn die oben angegebenen Merkmale finden sich so-
wohl an üppigen, wie an schwächlichen Exemplaren beider hier in
Rede stehenden Melampyrum stets wieder. Ich beobachtete einer-
seits riesige bis zu x/% Meter hohe in zahlreiche 2-5 Centim. lange
Aesle aufgelöste Exemplare des M. silvaticum auct. gern», und an-
derseits unverästete nur 12 Centim. hohe Exemplare jenes anderen
auf den montanen und subalpinen Wiesen wachsenden Melampyrum,
ohne dass die oben anoeführten Unterscheidungsmerkmale eine
Aenderung erlitten halten.
Nicht ohne Grund habe ich bisher das im moosigen Grunde
unserer Voralpenwälder massenhaft auftretende Melampyrum mit
den schmalen Deckblättern und der schlanken die kleinen Kelch-
zipfel überragenden Kronröhre als Malampyrum silvaticum der
deutschen Autoren aufgeführt und den Namen Linne's vor-
läufig ganz ausser Betracht gelassen; denn es hat sich mir der Ge-
danke aufgedrängt, ob denn nicht etwa jene bei uns seltenere
Melampyrum-Avl mit den breiten, eilanzeltlichen grobgezäbnteii
Deckblättern und der kurzen, die grossen Kelchzipl'el nicht
überragenden Kronröhre das M. silvaticum Linne's sei.
Auf diese Idee wurde ich nämlich durch ein paar Exemplare
meines Herbars gebracht, welche ich von Andersson aus Lapp-
laud erhalten habe und weicht;, so weit man nach getrockneten
Exemplaren urlheilen kann, mit der zuletzt erwähnten Pflanze
identisch zu sein scheinen. Auch würde auf diese Pflanze Linne's
Citat „/(/. latifolium floribus parvis luteis Cels. ups. 32, Fl. lappl. 240"
sowie vielleicht auch Linne's Bemerkung „d Ufert a praecedenle Q31.
pratense^) corollis dimidio brevioribus * besser passen als auf
das M. silvaticum auct. gerin. mit seinen schmalen Blättern und
Deckblättern und den wohl kleinen aber doch schlanken Blumen-
kronen, welches Reichenbach in den Icones XX. f. 113 gut
abgebildet hat*). Linne's allzukurze Diagnose „corollis hiantibus"
*) Was Melampyrum silvaticum Sturm D. Fl. H. 9 anbelangt, so ist
zu bemerken, dass man weder aus der Abbildung hoch aus der Beschreibung
klug werden kann, welche Art gemeint sei. Der untere Theil der Pflanze auf
der Tafel erinnert an M. silvaticum, die oberen Deckblätter und die Blüthea
an M. pratense. — Koch dürfte unter seinem M. silvaticum beide oben be-
handelten Mclampyra kumulirt haben. Er schreibt nämlich dem M. silvaticum
kelchzipfel zu, welche bis an die Lippen der Korolle reichen, was an der im
moosigen Grunde der subalpinen \N älder millionenweise wachsenden Pilanze
welche Reichen bach 1. c. sehr richtig abbildet, niemals vorkommt. —
Koch schreibt dem M. silvaticum a ;cl> „flores erecti, fruetus autem nutantes"
zu. Diese Angabe basirt sich aber wahrscheinlich auf Heibarexemplare , an
welchen Blüthen und Früchte d:e angegebene Stellung nur zufallig durch das
Trocknen erhalten hatten, denn an lebenden Exemplaren findet sich dieselbe
nicht vor. An beiden oben behandelten Melampyrum sind die Blüthen ge-
rade so wie an M. pratense normal wagrecht abstehend und die Früchte
270
gibt wohl keinen Anhaltspunkt, um diese Frage entscheiden zu
können und es wäre daher sehr dankenswerth, wenn uns schwe-
dische Botaniker darüber aufklären wollten, ob im Bereiche der
Flora suecica und Flora lapponica beide oben skizzirten Melam-
pyra vorkommen, von Linneaber nicht geschieden sondern unter
dem Namen M. silvaticum zusammengefassl wurden oder ob dort
nur die eine dieser Melampyrum- Arten vorkommt.
Eine andere Frage, welche zu beantworten die schwedischen
Botaniker am besten in der Lage sein würden, ist die: welche
Pflanze Linne unter seinem Melampyrum pratense verstanden hat.
Es ist wiederholt darauf aufmerksam gemacht worden, dass
der Name „pratense" auf jene Pflanze, welche die meisten deut-
schen Autoren Melampyrum pratense nennen, nicht gut passt, da
diese im Bereiche des mittleren Deutschlands im Schutze der Ge-
büsche, im Schatten oder Halbschatten der Wälder, aber niemals
auf Wiesen angetroffen wird. Auch im Bereiche unserer Alpeu
findet, sich jenes Melampyrum, welches die deutschen Autoren M.
pratense nennen, immer nur an schattigen Waldplätzen und Wald-
rändern und erreicht an diesen Standorten schon in der Seehöhe
von 3000 Fuss seine obere Grenze. — Neben diesem M. pratense
der deutschen Autoren aber findet sich in der montanen und sub-
alpinen Region der Centralalpen, deren Flora bekanntlich mit der
skandinavischen Flora grosse Uebereinstimmung zeigt, ganz massen-
haft ein Melampyrum, welches von jenem in der lieferen Region
vorzüglich in Laubholzvväldern vorkommenden Melampyrum pra-
tense aucl. germ. ganz gewiss verschieden ist und welches ich für
das echte Melampyrum pratense L. halte. Es ist diess dieselbe
Pflanze, welche Gaudin (Fl. helv. IV. p. 122) als M. pratense var.
paludosa, Sauter (_Oesl. b. Z. VI. 107) als Melampyrum lineare*)
und Lejeune und Juratzka (Verh. d. z. b. Gesch. VII. 510)
als M. pratense var. turfosum aufführen. Aehnlich der Parnassia
palustris, Nardus stiicta, Pinus montana und vielen anderen
Pflanzen wächst dieses Melampyrum an tiefer gelegenen Standorten
auf sumpfigem Boden, zumal zwischen Legföhren auf den Spha-
gnumpolstern der Hochmoore, in den Centralalpen aber in dem
Höhengürtel von 3500 bis 6500 Fuss in grösster Menge auch auf ganz
nicht nur nicht mehr nickend als an M. pratense , sondern im Gegen-
theile normal wagrecht abstehend.
*) Juratzka sucht in den Verh. der z. b. Ges. VII. 510 nachzu-
weisen, dass M. lineare Mühlbg. = M. americantim Mich, eine hievoti
verschiedene Pflanze sei und sich durch die stark zugespitzten sichelförmig
gekrümmten Kapseln, kleinere Samen und verhältnissmässig lange Kelchzipfel
unterscheide. Dagegen bemerkt Reichen b ach in Icun. XX. p. 64, dass
M. amerieanum bald sichelförmig gekrümmte, bald gerade Kapseln besitze und
von M. pratense kaum verschieden sein dürfte. Ich bemerke hiezu, dass
auch die Pilanze, welche ich für M. pratense L. halte, nicht selten sichelförmig
gekrümmte Kapseln zeigt. Aus dem mir vorliegenden Malende von M. ame-
rieanum wage ich übrigens kein Urlheil über die Identität oder Verschiedenheit
des M. pratense L. und M. amerieanum Mich.
271
trockenen Wiesen über Sehieferboden, namentlich in Gesellschaft
von Campanula barbata und Nardus striata oft in dicht gedrängten
nach hunderlon von Exemplaren zählenden Gruppen und isl dort
eine sehr häufige, ja fast unvermeidliche Pflanze. Es ist mir nun
mehr als wahrscheinlich, dass diese die Berg- und Voraloen wiesen
der Cenlralalpen bewohnende Pflanze, auf welche der Name npra-
t'-nse- jedenfalls ganz gut passt, auch das edite Melampyrum
pratense Linne ist, welches in den Sp. pl. II. 005 „in Europae
horealis pratis siccis" angegeben wird. Jenes andere in den lie-
ferliegenden Wäldern des mittleren südlichen und östlichen Eu-
ropas vorkommende Melampyrum pratense der deutschen Autoren
aber, welches unter anderm von Reichenbach in Icon. XX. Taf.
112 gut abgebildet wurde und das seinen Verbreitungsbezirk nord-
wärts vielleicht gar nicht mehr bis Schweden ausdehnt, wäre mit
Unrecht als Mel. pratense Linne von den meisten Floristen be-
zeichnet worden.
Tausch nannte dieses letztere noch in Böhmen in den
Wäldern um Königssaal von ihm gesammelte Melampyrum : M.
commutatum, und wenn unsere im Obigen ausgesprochenen Ver-
muthungen richtig sind, hätte sonach diese Pflanze künftighin auch
den Namen Melampyrum commutatum zu führen *).
Die Blätter dieses Melampyrum commutatum Tausch sind
in der Regel viel breiter als an jener Pflanze, welche ich für das
echte M. pratense L. halte, sie sind grün, während jene des M.
pratense, immer etwas braunroth angelaufen erscheinen. Die
oberen Deckblätter sind immer bandförmig 5 — 7>paltig, mit
schmalen in eine dünne Spitze vorgezogenen Zipfeln, während sie
bei M. pratense häufig ganzrandig sind, oder wenn selbe bei
diesem auch beiderseits mit einem oder zwei grossen Zähnen aus-
gestattet sind und so bandförmig gespalten erscheinen, sind die
Zähne oder Zipfel doch niemals so fein und schmal zugespitzt und
haben immer ein mehr starres Ansehen und Anfühlen. Auch
die Kelchzipfel sind an M commutatum weniger starr und immer
langer zugespitzt als an M. pratense. Die Kronröhre ist mei-
*) Nach Taus ch'adien im Herb, der Innsbrucker Universität befind-
lichen „auf Wiesen im Riesengrunde der Sudeten- gesammelten Exemplaren
scheint Tausch das im Eingange die-es Aufsatzes erwähnte, auf den Lärch-
w.esen der tirol. Centralalpen von mir beobachtete, dem M. silvaticum der
deutschen Autoren zunächststehei de Jfelampurum* d> ssen Verschiedenheit
von den in den Wäldern des lliesengebirges vorkommenden M. silvaticum
auet. germ. ihm bereits aufgefallen sein musste, für M. pratense L. gehalten
zu haben, womit er freilich im Unrechte gewesen wäre. Leider las.-en die
schlecht getrockneten Exemplare kein sicheres Urtheil zu. Mag übrigens
Tausch den Namen M. pratense auf diese oder jene Pflanzenart bezogen
haben, jedenfalls gebührt ihm das Verdienst, darauf aufmerksam gemacht zu
haben, da-s die Pflanze, welche die deutschen Autoren als „A/. pratense"
aufführten, nicht die gleichnamige Pflanze Linne's sei. Der für jene Pflanze
von Tau seh gewählte Name: Melampyrum commutatum ist für dieselbe da-
her jedenfalls am rechten Platze.
272
stens länger als jene des M. pratense and gelb gefärbt, während
jene des M. pratense gewöhnlich weisslich erscheint. Die Staub-
fäden sind in der Mitte stets gelb, jene des M. pratense dagegen
meist sämmtlich weiss oder es sind doch nur die zwei tiefer-
stehenden in der Mitte gelblich gefärbt. Die drei Zipfelchen der
Unterlippe sind vom vorderen Rande der Gaumenbuekeln ab gewöhn-
lich abwärts gebogen, während sie bei M. pratense in der Regel
gerade vorgestreckt erscheinen.
Alle diese Merkmale, so sehr sie auch zu dem verschiedenen
Habitus beider Arten beitragen, sind aber schwankend und unbe-
ständig. Dagegen ergaben sich als das Resultat des Vergleiches
sehr zahlreicher Exemplare von den verschiedensten Standorten
auch noch folgende sehr beständige Unterscheidungsmerkmale :
Melampyrum commutatum Tausch.
Buckel des -Gaumens stark gewölbt, nach rückwärts durch
einen halbmondförmigen mit der Convexität nach vorn gerichteten
scharfen Ausschnitt begrenzt.
Griffel über die zottige Oberlippe deutlich vorragend.
Connectiv hellgrün. Staubbeutel gelb.
Zipfel des Kelches länger als dessen Röhre.
Melampyrum pratense L.
Buckel des Gaumens massig gewölbt, nach rückwärts all—
mälig verdacht.
Griffel über die zottige Oberlippe nicht vorragend.
Connectiv olivengrün, Staubbeutel rothbraun.
Zipfel des Kelches so lang als dessen Rühre.
Was ich hier mitgetheilt, ist nun allerdings nur das Resultat
der Untersuchungen, welche ich im Bereiche der tirolischen Flora
an lebenden Exemplaren auszuführen Gelegenheit hatte. Hier lassen
sich die im Obigen behandelten Melampyrum- Arien stets ohne
Schwierigkeiten erkennen und gut unterscheiden. Ob dasselbe
auch an anderen Orten der Fall ist, vermag ich bei dem Umstände,
dass mit getrockneten Exemplaren dieser Gattung nicht viel anzu-
fangen ist, nicht zu entscheiden. Nach den Beschreibungen, welche
einige Autoren von M. silvaticum und M. pratense geben, schiene
es allerdings, dass alle diese Melampyrum - Arten durch keine
scharfen Grenzen von einander geschieden sind. Ich gestehe aber,
dass ich auf diese Angaben, namentlich dann, wenn sie aus der
Zeit datiren, in welcher die Konstruktion künstlicher Sammel-
spezies bei den Floristen in der Mode war, kein rechtes Ver-
trauen habe, denn nur zu häufig gründen sich Aussprüche, wie :
„geht durch zahlreiche Zwischenformen in diese oder jene Art
oder Varietät über" *J nicht auf exakte Beobachtung sondern nur
*) Wurde doch einmal von Neilreich (Nachtr. z. Fl. v. Wien p. 214)
sogar behauptet, dass er Melampyrum pratense häufig in Melampyrum sil-
vaticum übergehen sah, und hierauf gestützt ein diese beiden „in einander
übergehenden" Melampyrum- Arien zusammenfassendes M. silvaticum Neilr.
aufgestellt.
273
auf vage Erinnerungen und wurden den betreffenden Floristen
nicht durch die Sucht die Wahrheit zu ergründen, sondern durch
die Sucht der „Speziesmacherei" in die Feder diktirt. Es wird
daher immerhin gut sein, mit Uebergehung diessfälliger unzuver-
lässiger, auf leichtfertige Beobachtungen, flüchtige Erinnerungen
oder oft auch auf gar nichts gestützte Aussprüche die hier be-
handelten Melampyra nochmals an möglichst vielen Punkten in der
freien Natur unbefangen zu beobachten, und erst dann wird es
möglich sein, über dieselben auch ein endgiltiges Urtheil ab-
zugeben.
Eine Reise nach Spanien im Winter 1869.
Von A. Oertel.
Zu Ende des vorigen Jahres war ich veranlasst, eine Reise
nach Madrid zu unternehmen, und wenn auch das Botanisiren nicht
Zweck dieser Reise war, so blieb mir doch Zeit genug, um einige
Exkursionen und Beobachtungen zu machen, welche, da sie ein
weniger bekanntes Land betreffen, das seit einigen Jahren durch
seine politischen Wirren die Aufmerksamkeit in erhöhtem Grade
auf sich lenkt, vielleicht Manchem von Interesse sein dürften,
wesshalb ich hier eine kurze Beschreibung meiner Erlebnisse
geben will.
Es war am Allerheiligentag 1869, mein Koffer war gepackt
und ein Billet von Frankfurt nach Paris genommen, Heidelberg,
Karlsruhe, Kehl, Strassburg bis zum andern Morgen erreicht, und
weiter ging es durch das fruchtbare Elsass, Nancy, Bar le duc,
Chalons etc., bis ziemlich spät Abends der Zug in das muntere,
lebenslustige Paris einfuhr.
Zwei Tage Aufenthalt in dieser Metropole der „Civilisation"
und des Luxus waren gewiss nicht zu viel und am 4. November
Abends ging es weiter auf dem Chcmin de fer d'Orleans nach Süden.
Nachdem die Nacht leidlich vorübergegangen und ein schöner, heller
Tag angebrochen war, schaute ich mir die Gegend etwas genauer
au, umPflanzen zu entdecken, doch es war Winter und wenig zu
sehen; von Poitiers an bemerkte ich häufig eine, zum Theil noch
oder schon blühende, dornige Genistee, wahrscheinlich Ulex euro-
pueus und zwischen Coutras und Libourne sah ich in den Wein-
geländen Calendula arvensis in schönster Blüthe. Gegen 2 Uhr
Nachmittags nahte sich der Zug Bordeaux, schon lange angezeigt
durch schöne Weingärten und elegante Landhäuser, wo auffallen-
der Weise die Pflaumenbäume in schönster Blüthe standen, bis wir
der berühmten Seestadt mit den stolzen Palästen und prächtigen
Kirchen, im Hafen tausende von Masten, ansichtig wurden; aber
kaum im Bahnhofe eingefahren, wurden die Wagen gewechselt,
Oestevr. botan. Zeitschrift. 9. Heft. 1870. 18
W4
und weiter ging es über die Passerello auf das andere Ufer dof
Caronne, wo wiederum der Ruf: Changement de voiturc! den Mü-
den und Beladenen in's Ohr schallte, und ich verliess Bordeaux,
ohne auch nur ein Glas seiner berühmten Flüssigkeiten getrunken
zu haben. Alsbald hinter Bordeaux beginnt ein ungeheurer Fichten-
wald, der sich bis Bayonne, also 198 Kilometer, hinzieht, und in
schnurgerader Linie geht die Eisenbahn hindurch, nur selten von
einer kleinen Station unterbrochen. Seit dem Souper in Paris halte
ich nichts gegessen, und in der Erwartung, dass ich in Bordeaux
Zeit genug zu einem Mittagessen haben werde, hatte ich keinen
Proviant mitgenommen; die Mitreisenden vertrösteten mich auf die
Station Morceux, wo wir gegen 5 Uhr ankamen. Der Zug halt
hier eine Vi Stunde und eine ausgezeichnete und billige Table
d'höte erwartete uns. Ueberall in dem ungeheuren Walde sah man
die Spuren derjenigen Industriezweige , die in solchen Distrikten
betrieben werden, und die meisten Fichtenbäume waren am Fusse
zur Gewinnung des Terpentins geschält. Von Pflanzen war nicht viel
zu sehen, als einige Ginster und Heiden, darunter Erica arborea
und multiflora. Nach Bayonne zu fielen mir einzelne, regelmässig
gepflanzte Bäume am Rande des Waldes auf, und ein Mitreisender
sagte mir, dass dies Korkeichen seien, die man hier versuchsweise
angepflanzt habe. Abends 8 Uhr 30 Min. kam ich in Bayonne an,
wo ich übernachtete.
Den andern Vormittag am 6. hatte ich Zeit, mich umzusehen;
die Stadt hat einige recht hübsche Strassen und Gebäude, aber
dem Hafen mit seinen spärlichen SchifTen sieht man es an, dass
er nicht von Bedeutung ist; ich konnte nicht einmal eine Gondel
zu einer Spazierfahrt haben. In der Nähe des Hafens wächst Apium
graveolens und Aster Tripolium, wie an unseren Salinen; auch
Paspalum vaginatum Elliot., aus Amerika eingeschleppt, wuchert
hier in grosser Menge und alle Steine und Mauern des Ufers sind
mit einer Alge dicht überzogen. Mittags halb ein Uhr ging der
Zug ab, an Biarritz und öfters dicht am atlantischen Ocean vorbei,
bis wir Irun, die spanische Grenzstation erreichten. Die Zollfor-
malitäten waren rasch beendigt, das französische Geld in spani-
sches umgewechselt, nach einem Passe fiel es Niemand ein zu
fragen, und weiter ging es immer an den Pyrenäen her, wo Meren-
dera ßulbocodium noch in schönster Blüthe stand, hier und da
ein Exemplar von Seseli tortuosum und manches Andere bekannte
und unbekannte. Das reizend gelegene San Sebastian war bald
erreicht, doch bald brach auch die Nacht herein, und nachdem ich
in Burgos gegen 11 Uhr soupirt hatte, machte der Schlaf seine
Rechte geltend, und trotzdem die spanischen Eisenbahnwagen,
wenigstens auf dieser Strecke, nicht so comfortable eingerichtet sind
wie unsere deutschen, so schlief ich doch ganz gut bis zum
andern Morgen.
Ich erwachte erst, als die Sonne schon hell und freundlich
schien, und beeilte mich einen Blick auf die mir neue Landschaft
. 2r5
zu warfen; dürre Felsen und ungeheure Sleinblöcke überall, so-
weit das Auge sehen kann; kein lebendes Wesen ringsum, nicht
einmal ein Vogel; in der Ferne schneebedeckte Gebirgsketten;
das Schnauben der Locomotive und Rasseln der Waggons gereichte
mir fast zur Beruhigung, sollten sie mich doch dieser traurigen
Wüste entführen, aber es währte noch lange, endlich sah ich hier
und da ein Stück Feld, das schwache Spuren eines Pfluges trug,
aber stalt grüner Saaten nur mit dürren Grashalmen bewachsen,
bis in der Ferne das ungeheure Viereck von Escorial sichtbar
wurde, und gegen 8 Uhr hielt der Zug am Stationsgebäude. Ca-
balleros en treu! rief der Conducteur nach 2 Minuten Aufenthalt,
und weiter ging es der Hauptstadt zu. Die Gegend nahm mitunter
einen etwas anziehenderen Charakter an, hier und da ein rauschen-
des Wasser und zerstreute Büsche von Juniperus communis, D iphne
Gnidium und einzelne Bäume von Quercus coeeifera boten dem
Auge wenigstens etwas Grünes, doch meistens ging die Eisenbahn
durch gesprengte Felsen hindurch. Die letzten Stationen Las Rozas
und Pozuelo waren passirt und um 9% Uhr war ich in Madrid;
es war Sonntag und herrlich warmer Sonnenschein, auf den Strassen
der Stadt das bunteste lebhafteste Treiben.
Des andern Tags wagte ich mich weiter in die innere Stadt
und besuchte einige Anlagen, den weltberühmten Prado und Buen
retiro, um womöglich zu botanisiren; wahre Tantalusqualen erlitt
ich am Portal der Kirche Santa Cruz, wo einige Büschel von
Umbilicus pendulinus mit Fruchlstengeln wucherten, aber keine
Möglichkeit dieselben zu erreichen; die Pflanze ist aber bei Madrid
häufig genug, und ich fand sie später in leidlichen Exemplaren,
allerdings nicht mehr blühend, an den 3Iauern des botanischen
Gartens und am Escorial. Der Boden von Madrid und Umgehung ist
ein unfruchtbarer, weissgrauer Diluvialsand und wenn man bedenkt,
dass die Stadt 2281 Fuss üLer dem Meere liegt, 7 Stunden davon
das rauhe Guadarramagebirge, so ist es nicht zu verwundern, dass im
Winter nicht viel zu botanisiren ist. Nicht weit von der Stadt
fliesst der Manzanares, ein Flüsschen, das im Sommer klein und
im Winter nur wenig Wasser hat; reichlich versorgt sind aber die
Stadtbewohner durch die vielen zum Theil prachtvollen Brunnen,
die auf allen Plätzen und in allen Strassen fontainenartig ihr Wasser
spenden und der Canal de Isabel II. (hony soit qui mal y pense),
der sich durch alle Strassen und Anlagen hinzieht, sprudelt überall,
wo seine Erahne geöffnet werden, sein frisches helles Wasser
hervor, was denn auch täglich mehrmals geschieht, um die Pflan-
zungen zu begiessen und die Strassen zu reinigen, wodurch die-
selben immer so reinlich und staubfrei erscheinen.
Am 11. November machte ich eine Exkursion dem Manza-
nares entlang; schon in den Vorstädten sammelte ich noch iu
Blüthe: Diplotaxis tenuifolia und vivgata DC. {Sinapis virgala
Cav.J, Parietaria diffusa, Xanthiuin spinosum (sehr gemein) und
Cynodon daetylon; in den Anlagen hinter dem JXordbahnhofe Koele-
18*
2 7G
ria phleoides, Eragrostis poaeoidcs, Conyza ambigua, Chondrillci
juncea, Picnomon Acarna, Elymus crinitus und Brornus madri-
tensis, aber meistens dürre, verblühte Exemplare. An den Ufern
des Flusses begrüssten mich sogleich zwei alte Bekannte von den
Wetterauer Salinen her: Centaurea Calcitrapa und Lepidium gra-
minifolium (sonst eine Seltenheit der Flora); Marrubium vulgare,
Polypogon monspeliensis, Anthemis arcensis var. incrassata Boiss.,
Plantago Coronopus und major waren noch im blühenden Zustande;
dagegen Silybum Marianum, Onopordon Acanthium und Verbascum
sinuatum schon vertrocknet; weiterhin sah ich Juncns acutus und
dürre Stengel mit Früchlen, die meiner Ansicht nach zu Xaitthium
macrocarpum gehören, obgleich diese Pflanze in der Flora de
Madrid y su provincia von Cutanda nur als sehr zweifelhaft er-
wähnt wird.
Einige Tage später machte ich eine Exkursion auf die andere
Seite der Stadt; am Südbahnhof fand ich einen blühenden Strauch
von Lycium europaeum und in grosser Menge fruchttragende Exem-
plare von Zygophyllum fabago; wie ich aber später aus der oben-
erwähnten Flora ersah, ist dasselbe nur eingebürgert, wie auch
die Roubieva multifida Moq. (Chenopodium L.), die am Museo
nacional (Gemäldegallerie) häufig ist. In den herrlichen Anlagen
von Buen retiro, wo das Bupleurum fruticosum häufig angepflanzt
ist, fand ich noch, mehr oder weniger brauchbar, Plantago Lago-
pus, Chondrilla juncea, Senecio vulgaris und Mesembryanthemum
crystallinum; hier befindet sich auch eine Art zoologischer Garten,
der aber nicht vielmehr als eine Menagerie auf der Leipziger Messe
enthält. Dem Prado gegenüber, neben der Gemäldegallerie, liegt
der botanische Garten, hübsch angelegt, mit den Statuen Qu er's,
Cavanilles, Lagasca's und Clemente's geziert; die Hauplbaum-
g nippen bestehen aus Acer, Tilia, Gleditschia, Robinia, Sophora,
Vereis, Celtls, Broussonetia, Gymnocladus, Melia Acederach, Cu-
pressus, Alatemus etc. In einem Hintergebäude befindet sich eine
recht interessante und umfangreiche Sammlung von Naturalien der
drei Reiche, mit phoiographischen Aufnahmen, von einer wissen-
schaftlichen Expedition nach Südamerika herrührend, darunter eine
ziemliche Anzahl amerikanischer Mumien. Die Sammlung scheint
nur provisorisch hier untergebracht zu sein, nur ein Theil davon
ist kunstgerecht aufgestellt und die meisten Vogelbälge liegen zu
Dutzenden unter Glaskästen; sie scheint mir aber immer noch
werthvoller als das eigentliche naturhistorische Museum der Uni-
versität in der Alcalastrasse. Die Spanier scheinen eben zu solchen
Sachen noch wenig Zeit und Geld zu haben. Es war mir unmög-
lich, während meines Aufenthalles einen Botaniker ausfindig zu
machen, um mit ihm anzuknüpfen, wozu allerdings auch eine grös-
sere Fertigkeit in der Landessprache gehört hätte; mit dem Fran-
zösischen kommt man in Spanien, zumal in Madrid, nicht aus.
Am 14. November erhielt ich einen Brief von daheim mit
der frohen, fröhlichen Botschaft, dass mein Pass, um den ich 8 Tage
277
vor meiner Abreise bei meiner Heimathsbehörde supplieirl halle,
endlich angekommen sei, und in dein stolzen Bewusstsein, daheim
im Pulle ein so wichtiges Dokument liegen zu haben, trat ich um
so entschiedener den Caballeros gegenüber auf; glücklicherweise
liegt er heute noch unangerührt dort.
Am 18. machte ich einen Ausflug nach dem 2 Stunden ent-
fernten Jagdschlosse Prado, wo ich noch blühende Exemplare von
Plumbago europaea fand.
Am 26. besuchte ich in Gesellschaft mehrerer Herren das
königliche Schloss.
Am 27. wurde eine Partie nach dem 7 Stunden entfernten
Escorial arrangirt; wir fuhren Früh gegen 8 Uhr mit der Eisen-
bahn ab und kamen gegen ValO Uhr an. Das kolossale Gebäude
ist sowohl Kloster als königliches Schloss, aber weder von Mön-
chen noch von königlichen Lakaien war eine Spur zu sehen, es
herrschte die Ruhe eines Kirchhofs. An den Mauern wucheit üppig
Unibilius pendutinus in fusshohen, vielstenglichen Exemplaren, in
den Klosterhöfen fand ich Andryala sinuata, Epilobium parvi-
florum und eine verblühte Chenopodee, die ich noch gar nicht
bestimmt habe. Nachmittags, nachdem, wir in einem Hotel des Dorfes
recht gut und billig gespeist halten, besuchten wir die Casa de
campo (Landhaus) des Kronprinzen, zwischen dem Escorial und
der Eisenbahn gelegen; es is.t dies nur ein kleines Haus, aber von
unten bis oben gefüllt mit den werlhvollsten Kunslschätzen. Zu
diesem Landhause gehört ein schöner grosser Park, wo Arbulus
Unedo in schönster Blüthe stand; ausserdem fand ich dort Daphne
Gnidium und Ruscus aculeatus mit Früchten und eine Graminee,
welche ich Anfangs zu meiner grössten Freude für die bei Madrid
als sehr gemein angegebene Echinaria capitata hielt, bis ich be-
merkte, dass es der dort seltenere Cynosurus echinatus sei. In
der weiteren Umgegend bemerkte ich noch Lavandula peduneu-
hi ta, Digitalis Thapsi, Quercus coeeifera, Senecio Jacobaea, Car-
lina corymbosa und Eryngium campestre. Um 8 Uhr Abends zogen
wir wieder in Madrid ein.
Am L Dezember machte ich einen Ausflug nach Aranjuez,
49 Kilometer, an der Eisenbahn von Madrid nach Alicanle, wo ich
noch einige ganz hübsche Exemplare von Mer ender a Bulbocodinm,
ausserdem Alyssum montanum, Bunias Emcago, Clematis reeta
und Linum maritimum fand. Den Schlössern und Lustgärten sah man
es an, dass die schönen Tage der Bourbonen vorüber sind. Wäh-
rend bis jetzt immer schönes und heiteres Wetter war, gab es in
der Nacht vom 4. zum 5. Dez. starken Schneefall, der allerdings
nicht lange Stand hielt; dann kamen Regentage und von Mitte
Dezember an wieder heileres Wetter mit Kälte bis zu 5 Grad.
Wie sehr vermisst man da einen gemüthlichen deutschen Ofen,
denn die Kohlenpfannen der Spanier sind höchstens hinreichend,
die Fussspitzen zu wärmen. Glücklicher Weise waren meine Ge-
schäfte bald beendigt, und ich konnte an den Rückweg denken.
278
Am 23. ging ich noch einmal durch die Stadt, um einige
Einkäufe zu machen, und kam dabei auf die Plaza mayor, wo sich
mir ein echt deutsches Bild, der Weihnachtsmarkt, darbot. Nicht
zu beschreiben ist das Treiben und der Lärm auf diesem rings
von Hausern eingeschlossenen Platze; Nürnberger Spiehvaaren,
»panische Weihnachtsgebäcke', z. B. Mazapan de Toledo und Tur-
rones de Alicante , kleine Christbäumeken aus Ruscus aculeatus
u. s. xv. werden in Masse feilgeboten, und durch all diess Menschen-
gewühl hindurch werden kleinere oder grössere Heerden Kapaune,
Pavos getrieben, die hier die Stelle unserer deutschen Weihnachts-
gänse vertreten; die verschiedenartigsten Früchte sind aufgespei-
chert; Trauben und Melonen, schöne Orangen und prächtige, halb-
pfündige Granatäpfel, Kastanien und essbare Eicheln, orangefar-
bige Dattelzweige mit Früchten, Pinienkörner mit schönen Zapfen
und Avellanas de Valencia". Letztere Frucht, die in den Strassen
von Madrid häufig verkauft wird, hatte schon längst meine Auf-
merksamkeit erregt, aber kein Doctor und Apotheker konnte mir
sagen, von welcher Pflanze dieselbe abstamme, bis ich daheim her-
ausbrachte, dass es die Erdmandel, Arachis hypogaea, sei. An
demselben Abend 8 Uhr 25 Min. reiste ich von Madrid ab und
war früh gegen 7 Uhr in Saragossa, der Hauptstadt von Ara-
gonien; ein Omnibus brachte die Reisenden durch die Stadt und
über die trüben Fluthen des Ebro, an dem aber keine Spur jener
schattigen Kastanien zu sehen war, von denen die Deutschen singen,
an die Linie von Barcelona, die sich durch sehr schöne Wagen
2. Classe vorteilhaft auszeichnet. Nachdem ich im Bahnhofsge-
bäude gefrühstückt, fuhr ich 8 Uhr 30 Min. ab. Den ganzen Tag über
schneite es ein wenig, bis nach dem reizend gelegenen Lerida;
hier hält der Zug eine Viertelstunde und ein mittelmässiges Diner
mit köstlichem Aragonier, so viel man trinken wollte, wartete auf
die Reisenden; Abends 9 Uhr war ich in Barcelona, wo mich der
Lärm des Weihnachtsabends um so lebhafter an die liebe Heimath
erinnerte.
Andern Tags, am ersten Feiertag, war herrliches, warmes
Wetter, und mein erster Gang war nach dem Hafen; eine Gondel
mit Führer im Puerto de la paz war bald gefunden, und im schön-
sten Sonnenschein, die köstliche Luft des Mittelmeeres einalhmend,
ruderten wir hinaus, wo sich bald das herrlichste Panorama ent-
faltete. Ich habe Genua gesehen und war entzückt davon, aber
Barcelona ist doch noch schöner; links das flache catalonische Ufer,
dann auf hohem Berge das Castell, dann die Stadt mit ihren schönen
Facaden und den dicht angrenzenden Vorstädten Barcelonetta und
San Andres, umgeben von zahllosen zum Theil sehr hoch gele-
genen Landhäusern, rechts die Rhede mit ihrem ganz respektablen
Mastenwalde und das Ganze umsäumt von den blauen Gipfeln des
Küstengebirges. Nach vollendeter Spazierfahrt machte ich noch
einen Gang um den Hafen herum, wo viele Barken mit Johannis-
brot gefüllt lagen; hier sah ich auch zum ersten Mal die kost-
279
liehen, in allen Nuancen des Purpurs strahlenden Früchte des Erd-
beerbauines, Arbutus Unedo, ■zum Verkauf ausgestellt, und konnte
nicht umhin, sie einmal zu versuchen. In der Nähe des Castells
wucherten riesige Stauden von Agave und Opuntia, auch fand ich
Sonchus tenerrimus, Conyza ambigua. Tragus racemosus und auf
den Mauern des Hafens stand Lobutaria maritima in schönster
ßlüthe, was dem Ganzen ein ausserordentlich freundliches, früh-
lingsartiges Ansehen verlieh.
Am zweiten Feiertage nahm ich Abschied von dieser schönen
Stadt, wo ich so gern noch längere Zeit geweilt hätte, zumal da
der Aufenthalt hier verhältnissmässig billig ist; meine Rechnung
in der Fonda de Calalunna, ein sehr gutes Gasthaus, betrug für
die zwei Tage nur 14 Franken, wahrend ich im Hotel des Princes
in Madrid für einen Tag ebenso viel zu bezahlen halte. Recht gern
wäre ich zu Wasser abgereist, aber das nächste Schiff nach Mar-
seille, der spanische Dampfer Guadiana, sollte erst den 27. Nachts
abgehen, und ich wollte gern die Neujahrsnacht im Kreise der
Meinigen zubringen. So fuhr ich denn mit der Eisenbahn bis Ge-
Füna, von wo die Reisenden in 4 ungeheuren Postomnibus weiter
befördert wurden. Abends gegen 11 Uhr wurde in Figueras eine
gute hallte Stunde gerastet, und ein Nachtessen mit obligatem
YVeihnachlskapaun, Turrones und feurigem Catalonier stand bereit
und Früh gegen 5 Uhr war ich in Perpignan. Gegen 6 Uhr ging
der Zug ab, es war ziemlich kalt aber heiteres Wetter und die
Stationen Narbonne, Beziers, Agtle, Gelte, Montpellier u. s. w., in
den Herbarien der Botaniker wohlbekannte Namen, flogen im Nu
vorüber, und Abends war ich in Marseille.
Andern Tags den 28. hatte ich Zeit, mir die berühmte See-
stadt zu betrachten, es war aber ahscheulich kalt und ein noch
kälterer Wind peitschte das Meer; dennoch machte ich eine Gon-
delfahrt im Hafen und erbeutele noch ganz hübsche Exemplare
von Festuca rigida. Abends 10 Uhr 35 Min. reiste ich ab und
war gegen 9 Uhr früh in Lyon, Nachmittags in Genf und Abends
in Lausanne, wo ich übernachtete. Da die Ufer des Lemans mir
nicht neu waren, so reiste ich am andern Morgen bei Zeiten ab,
machte im Canton Freiburg noch einen kleinen Abstecher, um alte
Bekannte zu besuchen und Abends war ich in Basel. Hier, noch
auf Schweizerbuden, winkte mir schon das goldene deutsche Vater-
land entgegen, in Gestalt eines gedruckten und wohlausgefüllten
Steuerzettels, 24 Zoll im Quadrat; 3 Halstücher, 4 Orangen und
5 Granatapfel, macht, 30 Kreuzer, Punktum. Die leichtfertigen Ge-
sellen an der französischen Douane zu Perpignan begnügten sich
mit der Frage, ob ich nichts zu deklariren habe und das republi-
kanische Pack an der Schvveizergrenze lhat gar nicht dergleichen,
als ob ich nur etwas zu verzollen haben könnte. Muss es nicht
den Deutschen mit gerechtem Stolz erfüllen, wenn er sieht, wie
hier dagegen Alles so pünktlich hergeht? Die ganze Nacht hin-
durch in einem Coupe 2. Classe, bei 12 Grad Kälte, hatte ich Zeit)
280
mich darüber zu freuen und am Sylvesterabend kam ich wohl-
behalten daheim an, mit dem frohen Bewusslsein, eine schöne und
interessante Reise ohne den geringsten Unfall beendigt zu haben.
Bad Nauheim, im Mai 1870.
Phytographische Fragmente.
Von Dr. Ferdinand Schur.
CIL
Poiamog eton marinus L.
Diese Art ist ein Sammelsurium von verschiedenen Formen'
welche zwar zu einem Typus gehören, aber im Habitus, Standort
und in der Fruchtform sich gut unterscheiden lassen. Zur defini-
tiven Bestimmung dieser Formen gehören freilich die klassischen
Exemplare, deren Besitz aber leider schwer zu erlangen ist. In
meiner Enum. pl. Transsilv. p. 633. no. 3366 — 336T habe ich P.
filicaulis Schur und P. marinus L. aufgestellt und als Synonym
von ersterem P. ßliformis Pers. angenommen. Dieses ist, wie
mir scheint nicht richtig, weil ich gegenwärtig P. ßliformis Pers.
1. pag. 152 für den wahren P. marinus L. betrachte und P. fili-
caulis Schur als eine selbstständige Form aufrecht halte. — Ich
wurde zu dieser Erörterung durch Herrn Pfarrer Barth in Lan-
genthal in Siebenbürgen veranlasst, der so gut war, unter anderen
schönen Pflanzen mir einen Potamogeton marinus zu senden, der
von den hier genannten verschieden ist und den ich daher als
Potamogeton salinus Schur bezeichnete. Spätere Untersuchungen
machten es wahrscheinlich, dass dieser eben genannte siebenbür-
gische Potamogeton eine schon bekannte Form und zwar „P. fa-
sciculatus" Wolffgang. Rchb. Abb. zur deutschen Flora 1. Tab.
18. Fig. 29 und mit P. ßliformis Nolte Rchb. herb. fl. germ. no.
1103 oder P, ßliformis Pers. Synonym ist. Die siebenbürgische
Pflanze zeichnet sich aus, durch die Zartheit aller Theile, durch
den langen kriechenden Wurzelstock, durch die büschelförmig zu-
sammengedrängten Blätter von ziemlich gleicher Länge, durch die
kürzeren Blüthenstiele, die kürzer oder eben so lang als die
Blätter sind, diese also nicht überragen, sondern erst bei der
Fruchtreife hervorragen, endlich durch die grossen, eikugelförmigen
Früchte, welche" kaum geschnäbelt, 1% — IV2 Linie lang, 1—1 V&
Linie breit, undeutlich runzelig und von lichtbrauner Färbung sind,
dieselben folgen 4 — 6 in entfernt sitzenden Knäulen am überhän-
genden fadenförmigen Blüthenstiele. — In den Salzteichen bei
Torda in Siebenbürgen. August in Früchten.
281
CHI.
Potamogeton trichoides. Cham. Linnafea 1827 p. 175. — Rchb.
excurs. Add. p. 137. no. 13 b. — Rchb. Abb. 1. Tab. 21.
Im Paradieswäldehen bei Brunn in seichten Gräben, gesell-
schaftlich mit P. pusillus, Juni 1868. Auch bei Namiest ist diese
Pflanze bereits von Ro einer gesammelt worden, — das Paradies-
wäldchen bei Brunn ist somit ein neuer Standort. Mag wohl nicht
so selten sein, aber meist übersehen worden. — Kommt auch in Sie-
benbürgen und Ungarn vor. — Vielleicht nur Sumpffortn von P.
pusillus L. —
CIV.
Potamogeton Hornemanni Meyer. Koch. syn. ad 2. 777.
Wurde 1844 von mir bei Moosbrunn bei Wien gefunden, im
Jahre 1809, bei drei Exkursionen vergebens gesucht.
CV.
Potamogeton rufescens Sehr ad. Rchb. Abb. 1. Tab. 32.
Konnte trotz vielem Suchen bei Moosbrunn bei Wien im
Jahre 1869 nicht mehr gefunden werden, obschon er auch im Jahre 1834
freilich nur auf einer Stelle prächtig vegetirte. Es müssen diese
und noch viele andere Pflanzen bei den letzten Ueberschwem-
mungen in dieser Gegend fortgerissen oder überschüttet worden
sein, denn ich fand den Charakter dieser Gegend in botanischer
Hinsicht sehr verändert.
CVI
Potamogeton plantagineus Duckroz. in R. S. syst. 3. p. 504
— Rchb. Abb. 1. Tab. 45. Fig. 82—83. — Rchb. exe. 9. 24.
Mit Ausnahme der zahlreichen, sich widersprechenden Syno-
nymen, welche wahrscheinlich gewisse Abänderungen einer und
derselben Form bezeichnen, unter denen sich dann auch P. plan-
tagineus, P. polygonifolius, P. la?iceolalus, u. a. m. befinden,
deren ausführliche Erörterung hier nicht zulässig ist. Mein in Rede
stehender P. plantagineus stimmt mit der von Reichenbach ge-
gebenen Diagnose und Abbildung vollkommen überein, so dass
kein Zweifel über die Identität und richtige Bestimmung meiner
Pflanze obwalten kann. Nur mit den zahlreichen Synonymen
konnte ich nicht in das Reine kommen, weil mir die Originalexem-
plare, welche diesen Synonymen zum Grunde dienen, fehlen.
In der nächsten Beziehung steht P. plantagineus zu P. Hor-
nemanni und die von Rchb. 1. c. Tab. 45. Fig. 84 gegebene Ab-
bildung stimmt mit unserer Moosbrunner Pflanze vollkommen. Ver-
wechselt kann P. plantagineus allenfalls mit der von Rchb. 1. c.
Taf. 42. Fig. 75. dargestellten Abänderung von P. heterophyllus
werden, welcher aber durch die grossen Blatthäutchen und dicken
282
aufwärts g-ebogenen Biillhonstielo in allen Phasen der Entwicklung
leicht zu unterscheiden ist. — Unser „Potamogeton plantagineus"
ist eine zarte Pflanze von 6—8 Zoll Länge, der Stengel schwach
zusammengedrückt, ziemlich dicht beblättert, nieder liegend, an
den unteren Gelenken Wurzelfasern treibend; die Blätter sind
sämmtlich kurz gestielt, länglich oder lanzettlänglich, die unteren
verlängert, linienförmig-Linglich sammt Blattstiel bis 20 Linien
lang, 6 Linien breit, schwach zugespitzt, mit schönem Adernelz
geziert und 10 — 12 Längsnerven versehen. Blattstiele %— %
so lang als die Blätter, Blatthäutehen breitscheidig den Stengel
umfassend, Blut he ns ti ele fadenförmig von verschiedener Länge
je nach der Tiefe des Wassers, eben so lang als die obersten,
2 — 3mal so lang, als die untergetauchten Blätter. Aehren wal-
zenförmig, dünn, etwa 12 Linien lang, l1/* Linie im Durch-
messer. Perigonalblättchen verkehrt, spatel-eiförmig, mit ein-
gekrümmter Spitze. Früchte klein, schiefeiförmig, kurz ge-
schnäbelt, am Rücken dreikantig.
Auf Moorboden, in Pfützen, Tümpeln und seichten Wässern,
mit Lemna, Conferven und Moosen durchwachsen, z. B. unweit
der Jesuitenmühle bei Moosbrunn, südlich von Wien. 27. Mai 1869.
cm
Potamogeton densus L.
Eine nach der Grösse, Tiefe und nach der minderen oder
stärkeren Bewegung der Wässer sehr vielgestaltige Pflanze, von
der ich nur folgende Abänderungen hier erörtern will, weil zwei
derselben auch bei Wien vorkommen.
a) major, elongatus, remotifolius. Schlaff, ästig, bis 2 Fuss
lang, unten wegen Absterben der Blätter blätterlos; Aeste einzeln,
lang und schlaff, an der Spitze gabelästig; Blätter des Haupt-
stengels breit, eiförmig, spitzwellig-gezahnt, mit der breiten Basis
den Stengel halb umfassend, sämmtliche Blätter gegenüberstehend;
die Blätter der Aeste schmäler und kleiner, länger zugespitzt. —
In tiefen Gräben mit klarem fliessenden Wasser bei Muosbrunn.
Mai 1869.
b'j rigidus confertus (an oppositifolius DC. ?) — Rchb. Abb.
1. p. 27. Tab. 28. Fig. 49. = P. serratum L. codex no. 1039 =P.
densus a. laneifolius M. K. etiam a. rigidus Fieb. sec. Rchb. 1. c.
— Die ganze Pflanze dunkelgrün, starr, bis zur Basis beblättert;
die Blätterpaare dicht übereinander, fast ziegeldachartig sich deckend,
die Internodien daher sehr kurz; Blätter fast so breit als lang,
spitz, alle in einseiliger Richtung einander und den Stengel um-
fassend, am Rande gekräuselt. Blüthenstiele etwas kürzer als bei
der vorigen Abänderung und nicht nur in der Gabelachse, sondern
auch aus den Blattwinkeln entspringend. In kleinen Bachen mit
sandigem Bette, in der Freudenau, bei Stockerau. — Auch in Sie-
benbürgen, sovvi^ bei Pressburg in Ungarn, an der Donau in der
283
Au. Juni — August. Nach der Tiefe der Wasser 4—8 Zoll lang,
immer aufrecht.
c) minus, flaccidus, rieutorum. Sehr ästig, schlaff, 4 — 8 Zoll
lang, ziemlich dicht beblättert. Blätter eiförmig, spitz, wegen der
schmäleren Basis sich nicht umfassend, am Rande gekräuselt, etwa
3 Liuen lang, flach; Fruchtstiele in dem Winkel der Gabeläste sehr
kurz oder fast fehlend, oder auch verlängert, aber dann stark zu-
rückgekrümml, und von zwei kleinen gegenüberstehenden eiför-
migen stumpfen Blatthäutchen umgeben. Früchte ziemlich gross,
etwas flach, fast kreisrund, undeutlich geschnäbelt, am Rücken
gerandet.
Sehr dicht gedrängt in kleinen, langsam fliessenden Bächen
und Gräben, welche von dieser Pflanze oft gänzlich angefüllt
werden, so dass der Lauf des Wassers gehemmt wird, z. b. bei
Liesing, Bodaun, Kalksburg. Juli 1869. — l)iese Pflanze spielt hier
im Kleinen die Rolle, welche die Elodea canadensis bei Berlin und
anderwärts im Grossen spielt, indem die Mühlenbesilzer ihre Bäche
von diesem Potamogeton oft säubern müssen, um den Fluss des
Wassers zu erhalten. Wenn man die aus diesen Bächen hinaus-
geworfenen Haufen dieser Pflanze an den Bachrändern sieht, so
muss die schnelle Vermehrung derselben ein wahrhaftes Erstaunen
erregen.
d) alternifolius. Die unteren Stengelblätter einzeln und ab-
wechselnd gestellt, die der Aesle gegenüberstehend, im Uebrigen
der Abänderung a) sehr ähnlich. — In grossen tiefen Bächen, im
Reissbach bei Hermannsladt. Juli.
e) P. densus setaceus = P. setaceus Bmg. I. p. 106 == P.
setaceum L. codex n. 1042 = P. paueiflorus Lam. = P. race-
mosum angustifolium B. prodr. p. 101. ap. Bmg. 1. c. = P. densus
angustifülius M. K. 1. 2. p. 860. Das in meiner En. p. 634 bei
no. 3369 angegebene Syn. P. densus var. laneifolius M. K. gehört
nicht hieher, sondern zur Abänderung ß. Ebensowenig gehören die
dort angeführten Standorte hieher, sondern ebenfalls zur var. ß.
— P. setaceus Bmg. ist eine seltene Pflanze und kommt in Sie-
benbürgen in der Mezöseg und bei Torda in den Salzleichen vor.
Die Benennung: „P. setaceus" ist ein nomen ineptum und P. lan-
eifolius (Rchb. Abb. Tab. 28. Fig. 46) dürfte passender sein.
Literaturberichte.
Kerner A. „Novae plantarum species Tiroliae, Venetiae,
Carnioliae Carinthiae; Slyriae et Auslriae." Decas I. Innsbruck
1870. —
Die beschriebenen Arten sind :
1. Phyteuma confusa zwischen Ph. paueiflora und Ph. hemi-
sphaerica L. gehörig: erstere ist unterschieden durch die nur
284
bis zur Höhe der Kelchzahnspilzen gespaltenen Blumenkronen, die
rundliche Forin der die Köpfchen umgebenden Deckblätter und
die kürzeren relativ breiteren Blätter, letztere durch die deutlich
zugespitzten oder in eine lange Spitze vorgezogenen Deckblätter,
etwas kleinere Blüthen und den ganz anderen Zuschnitt der grund-
ständigen Blätter, welche weder neben der Spitze die zwei seit-
lichen Kerbzähne tragen, welche für die Blätter der Ph. confusa
so charakteristisch sind, noch gegen die Spitze zu allmälig ver-
breitert sind, wie diess bei Ph. confusa immer der Fall ist, Die
Mehrzahl der steirischen Botaniker hielt die von Kerner neu be-
schriebene Pflanze für Phyt. hemisphaerica und die echte Ph. he-
misphaerica L. für graminif'olia Sieb er. In Ph. paiciflora St.
Hoppe und Ph. globulariaefoüa St. et Hoppe erkennt Kern er
nicht zwei selbstständige Arten, sondern nur durch den Standort
bedingte Formen.
2. Galium margaritaceum. Die zunächst verwandten G. me-
galospermum Vill. sind durch glatte, doppelt so grosse Früchte,
grössere weisse Blüthen und oberseits glatte, nicht granulirte
Blätter, G. helveticuni Weig. durch die am Bande mit kleinen
Dörnchen besetzten flachen, nicht gedunsenen und oberseits
glatten Blätter, die bogig nach abwärts gekrümmten Fruchtstiele
und die fast doppelt so grossen; fast glatten, nicht granulirten
Theilfrüchtclien, G. baldense Spreng, durch die doppelt schmäleren
verkehrt lanzetllichen, stark glänzenden, oberseits glatten, nicht
granulirten Blätter der sterilen Sprossen, welche von den Blättern
der blülhentragenden Stengel in Grösse und Zuschnitt wenig ab-
weichen und zudem meist in achlblältrigen Wirtein angeordnet
sind, verschieden. G. baldense wird durch das Trocknen leicht
schwarz, während G. margaritaceum durch das Trocknen einen
gelblichen Farbenton erhält. Gleichzeitig wird auch das Ver-
iiältniss von G. baldense Sp. und G. helceticum Spr. sowohl un-
tereinander als zu G. austriacum Jacq. und G. anisophyllon
Vill. besprochen.
3> Pedicularis elongata zwischen P. tuberosa L. und P.
Barrelieri Bchb. zu reihen; erslere unterscheidet sich durch
die an der Basis ringsum dicht zottigen Stengel und Blattstiele,
die gestutzte, kurze doldentraubige Inflorescenz und die an der
Innenfläche kahlen, am Rande nicht fransig gewimperlen, doppelt
breiteren Kelchzähne. In der Regel sind auch die Deckblätter und
die Basis des Kelches der P. tuberosa mit Haaren bestreut,
während die Deckblätter und die Kelchbasis der P. elongata stets
vollständig kahl erscheinen. — P. Barrelieri Rchb. unterscheidet
sich durch die nicht gezähnten lineal-lanzettlichen Abschnitte der
Deckblätter und die ganzrandigen, nicht in eine blaltartige Spitze
übergehenden, an der Innenfläche kahligen Kelchzipfel.
4. Pedicularis Huteri (recutitaX tuberosa) macht den Ein-
druck einer üppigen hochgewachsenen und reichbeblälterten P.
tuberosa-, von dieser weichen die Blüthen durch den sehr kurzen
285
Schnabel der Oberlippe, den geringen Umfang der Unterlippe, die
lanzetllichen, spitzen, nicht blattarligen Kelchzipfel, die grossen
Stengel, Blätter und die breiteren, weniger tief gespaltenen, trüb
purpurn überlaufenen grundständigen Blatter, letztere erinnern au
P. recutita , das Laub ist aber feiner getheilt.
Es sind nun drei hybride Pedicularis bekannt, nämlich; P.
atrorubens (incarnata X recutita) Schleich P. Vulpii (m-
carnaLaX.tube.rosa) Sohns und P. Huteri [recutita X luberosa)
welche sämmtlich dem Cyclus incarnata, recutita , luberosa an-
gehören.
5. Sempervivum angustifolium. Das nächst verwandte S. fim-
briatum Lehm. etSchnittsp. ist verschieden durch die sehr langen
fransenartigen Wimperhaare, der im oberen Drittel breitesten und
von da gegen die Basis verschmälerten Rosetlenblatter, die ge-
drängten doldenlraubig angeordneten Aeste der Cyme, die kahlen
Staubfäden und lanzetllichen Fruchtknoten; S. Funkii Braun
durch die kürzeren, gegen die Basis verschmälerten, am Rande
von dichtstehenden kräftigen, weissen, geraden Haaren, kämmig
gevvimperlen Rosettenblätter, dicht zottige Stengel, lanzeltliche
dunklere Blumenblätter und rhombische, plötzlich in den Griffel
zusammengezogene Fruchtknoten : S. tectorum L., S. Mettenianuut
Lehm et Schnittsp. und die anderen zunächst mit S. tectorum
verwandten Äxten durch die viel breiteren, verkehrt eilanzettlichen
gegen die Basis verschmälerten, vorne durch eine kräftige, starre
viel längere Slachelspitze abgeschlossenen und am Rande nur von
diüsenlosen Haaren gewimperten Rosetlenblatter, dicken Stengel
und viel kürzere, am Rande von kräftigen weissen, drüsenlosen
Haaren dicht gewimperle Stengelblätter.
6. Sentpervivurn rupicolum. Die nächst stehenden S. mon-
tanum L. und Braunii Funk unterscheiden sich durch die schmä-
leren, kiellosen, stumpf (nicht scharfkantig) berandeten, an beiden
Flächen gleichmässig gewölbten, spitzlichen oder spitzen (aber
niemals in eine Spitze zugeschweiften) Blätter, welche auf der
ganzen Oberfläche dicht drüsig behaart und deren randständige
Haare die flächenständigen an Länge kaum übertrefl'eri, ersteres
überdiess durch niederen Stengel, kleinere Rosetten und schmal
lineale dunklere Blumenblätter; letzteres durch die schmalen langen
Kelehzipfel, die weissen Staubfäden, gelben Blumenblätter und
dicht drüsigen Fruchtknoten: S. Widden Le hm durch die breiteren
lanzetllichen Blumenblätter, welche nur doppelt so lang als die
Kelchzipfel erscheinen; andere Blumenfarbe, wulslförmige, fast ob-
solete, hypogyne Schuppen und durch die gleich von der Spitze
an gegen die Basis allmälig verbreiterten Staubfäden; S. Funkii
Braun durch die mit weissen, kräftigen, drüsenlosen Haaren
kämmig gewimperten Rosettenblätter, die doppelt breiteren lan-
zettlichen purpurnen Blumenblätter und die rhombischen, plötz-
lich in den Griflel zusammengezogenen dicht drüsenhaarigen
Fruchtknoten.
286
7. Saxifraga altissima ist von 8* Hostii Tan seh (1828) =
S. elattor M. et K. (1831) und S. crustata Vest. vorzüglich da-
durch verschieden, dass die Blatter gesägt und nicht gekerbt sind«
Auch sind beide viel kleiner und im Wüchse viel schwächer als
S. altissima. S. Aizoon und die mit dieser zunächst verwandten
Arten unterscheiden sich von S. altissima sogleich durch die arm-
blülhigen Aeste der Inflorescenz und die nach auf- und einwärts
gebogenen, mit ihren Spilzen zusammenneigenden Rosettenblälter.
Kerner vermuthet in seiner S. altissima die in Steiermark ange-
gebene S. Cotyledon.
8. Cardamine Keckii Qamara X silvaticd). Der ausdauernde
reichfaserige, unterirdische Ausläufer treibende Wurzelstock, der
gleiehmässig beblätterte, an der Basis niemals mit gehäuften ro-
settig gestellten Blattern bekleidete kräftige Stengel erinnert an
C- amara ; der im Verhällniss zur Schotenbreite kürzere Griffel,
die gelben Anlheren und die Blülhen stimmen wieder mit C. sil-
vatica überein.
9. Rhamnus carniolica. Die Rh. alpina der österreichischen
Autoren; bei der echten Rh. alpina L. sind die Blätter niemals
länglich lanzettlich, an jene von Carpinus Betulus erinnernd, son-
dern im Umrisse oval, iy6 — IV2 mal so lang als breit vorne plötz-
lich in eine kurze dreieckige Spitze zusammengezogen oder auch
ganz stumpf; die Zahl der Fiedernerven ist konstant geringer;
die Blülhenbüschel, zumal jene der weiblichen Sträucher sind we-
niger reichblülhig; die männlichen Blülhen sind fast um die
Hälfte kleiner; die Zipfel des Kelches eiförmig spitz; die um die
Staubfäden gewickelten Blumenblätter erscheinen, sobald man sie
ausbreitet, kreisrund , sind an der Basis in einen kurzen Nagel
plötzlich zusammengezogen und vorne mit einem sehr schmalen
Einschnitt versehen. Die Blumenblätter der weiblichen Blüthe sind
verkehrteiförmig und der Griffel ist nur bis zur Höhe des oberen
Randes der Kelchzipfel in drei narbentragende Zipfel gespalten.
10. Anthyllis Jacquini. Die A. montana der österr. Botaniker.
Bei der echten A. montana, welche im südlichen und zentralen
Frankreich und im Jura verbreitet ist, sind die Deckblätter kürzer
als die Blülhen des Köpfchens; die Kelche und Kronen sind in
allen Theilen um die Hälfte grösser; die Kelchzähne sind ungleich
lang, die beiden oberen Kelchzähne sind weiter vorgestreckt,
überragen die drei unteren Zähne des Kelches, sind geschweift
und fahren plötzlich auseinander; die Fahne ist mehr nach auf-
wärts gekrümmt und so wie die Flügel und das Schiffchen purpur-
rot mit einem oberhalb dem gelblichen Nagel sichtbaren dunklen
Fleck ; die ganze Pflanze ist von ins Gelbliche fallenden Haaren
dicht seidig-zottig.
Kerner's Diagnosen sind ausführlich und klar; von den
charakteristischen Theilen der neu aufgestellten sowie der zu-
nächststehenden Arten sind Abbildungen gegeben. Kerner gehört
wie bekannt zu jenen Botanikern, welche auch kleinere Formen-
287
kreise als Arien auffassen; manche der neu aufgestellten Arien
dürften daher ans dem entgegengesetzien Lager angefochten werden.
Die Kultur, welcher übrigens Kern er einige seiner neu aufge-
stellten Arten ohne Abänderungen wahrzunehmen unterzog, und
Beobachtungen im Freien, werden entscheiden. Bartsch.
Correspondenz.
Innsbruck, 7. August 1870.
Vergangene Woche habe ich die Seiser Alpe, den Schiern
und den Baldo besucht. Bei der Wanderung durch das Grödnerlhal
fand ich eine Campanula, die mir durch ihren dicht rasigen Wuchs,
durch eine Masse von breitnierenfönnigen Blattern, durch seilliche
Stengel mit länglichen oder länglich lanzettlichen Blattern sehr auffiel.
Sic unterscheidet sich von denen, die in allen meinen Floren
beschrieben sind, auf das Bestimmteste. Schwerer ist es mein»;
Pflanze mit den von Schott aufgestellten Spezies zu verglei-
chen. Soll es eine davon sein, wäre es Camp.inuta Hochsletleri,
allein es ist hiebet nichts von dem dicht rasigen Wuchs und
der obigen Form der Blätter der unfruchtbaren Büschel erwähnt.
Letztere sind auch sehr lang gestielt und reichen circa bis zur
Mille der zahlreichen, blülhentragenden Stengel, wobei sie noch
bedeutende Zartheit und ziemliche Grösse zeigen, wie ich dies an
der rotundifolia nie gesehen. Solche Merkmale könnten für die
crassipes Heuffel nach den in dieser Zeitschrift von Heuffel
und in Neilreich's Nachträgen zur Aufzählung der in Ungarn,
Slav. u. s. w. pag. 44 gegebenen Diagnosen sprechen, allein meiner
Campanula fehlt der holzige Wurzelstock., sie hat nur einen fasrigen.
Ich sehe sie daher für neu an und bezeichne sie einstweilen als
Campanula densa. Auf der Seiser Alpe fand ich an einer quelligen
Stelle nunmehr auch den echten Rhinanthus alpinus Celako vsky's,
mit den beschriebenen schwarzen Stricheln. Dennoch dürfte aber
auch R. aristatus diese Eigenschaft zeigen. Am Baldo glaube ich
am Rücken des Altissimo die Potentilla haldense Kern er gesammelt
zu haben. Sonst traf ich hier noch an: Bupleuritm ranunculoides,
aristatum, Centaurea axillaris, Asperula longiflora W. K., Scrophu-
lai'ia Hoppii, Prunella alba, Veronica fruticulosa, Alsine recurva,
Gnaphalium Leontopodium, Carex capillaris u. s. w. Tiefer herunten
standen: Dorycnium herbaceum, Cytisus nigricans, Parietaria diffusa,
Bidens bipinnata, Artemisia camphorata, Helianthemum marifolium
Bert., Quercus pubescens, Orlaya grandiflora, Linum tenuifolium,
Galium rubrum, purpureum. Crepis foetida, Eryngium amethystinum,
Cyclamen enropaeum u. s. w. Rosen und Saxifragen waren fast
keine mehr zu finden, da diese Pflanzen mit Ausnahme von Saxi-
fraga caesia verblüht hatten. Karl G sali er.
288
Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— Der Österreich. Touristen -Kl üb in Wien erbaut im
Laufe dieses Jahres am sogenannten „Ofen," 140 Schritte nord-
östlich unter dem Gipfel des Zirbitzkogel (758'' /\) der Kulmi-
nation der Seethaler Alpen, Bezirkshauptmannschaft Judenburg- in
Steiermark, dem anerkannt schönsten Aussichtspunkte dieses Landes,
ein 4° 1' langes und eben so breites, massiv gemauertes „Tou-
ristenhaus" mit Vorhaus, Zimmer, Küche und geräumigem Dachboden,
wofür die am 27. Juni d. J. stattgehabte Begehungskommission
den Kostenübcrschlag ohne innere Einrichtung auf 604 fl. präli-
minirt hat und zu dessen s. z. Benützung an allen jenen Orten
Schlüssel hinterlegt werden, die sich für den Bau dieses Hauses
durch namhafte Beilragsleistungen betheiligt haben. Etwa % Stunde
nördlich abwärts entspringt eine mächtige Quelle, zu der, wie auch zum
Hause praktikable Pfade angelegt und zudem auf mehreren Punkten
des Gebirges Wegweiserlafeln angebracht werden. Der Tag der
feierlichen Eröffnung wird durch Zirkulare rechtzeitig kundgemacht,
darin über die Gebahrung des Baufondes Rechnung gelegt und das
Verzeichniss der P. T. Gönner und Mitbegründer veröffentlicht.
Es ergeht daher an alle Freunde der Alpen die Bitte: den Bau des
Teurislenhauses am Zirbitzkogel durch Beitragsleistungen fördern
zu wollen. Derlei freundliche Spenden werden entgegengenommen
vom Ausschuss des öst. Touristen-Klub in Wien, Salzgries Nr. 14.
— Die 15. Versammlung ungarischer Naturforscher
und Aerzte, welche vom 5. bis 15. September in Arad stattfinden
sollte, wird der ungünstigen Zeitverhältnisse wegen in diesem
Jahre nicht abgehalten werden.
— Die Reorganisation der k. k. Forst-Akademie in Maria-
brunn bei Wien, findet soeben statt. An dieselbe soll Dr. Moriz
Willkomm als Professor der Botanik und Dr. Breitenloh ner
als Leiter der forstlich chemischen Versuchsstation berufen werden.
Sammlungen.
— Die botanischen Sammlungen aus dem Nachlasse des Dr.
v. Martins wurden von der belgischen Regierung um den Preis
von 30.000 Frks. angekauft. Sie umfassen das eigentliche Herbarium
mit 60.000 Arten in 300.000 Exemplaren, von denen fast die
Hälfte aus Brasilien stammen, dann eine grosse Palmensammlung,
eine Früchte- und Samensammlung, eine Hölzersammlung endlich
eine Droguen- und landwirtschaftliche Sammlung.
Correspondenz der Redaktion.
— Herrn C. G. in J.: „1860 bis 1869 = 31 fl. Ihnen um den halben
Preis." — Herrn Dr. Jul. T. in Er.: „Bitle um Berichtigung Ihrer Schuld." —
Herrn D. in B.: „Carex lim. v. stans 20; List. cord. 40; Scirp. ruf. 60.
Kedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag vou C. Gerold's Sohn.
Druck und Papier der C. Ueberreuter sehen Buchdruckerei (M. Salzer).
Österreichische
Botanische Zeitschrift
Gemeinnütziges Organ
für
Die österreichische Exemplare
botanische Zeitschrift Rfk^aililr 1111(1 fiftfo III lro»> die l'rei durch die Postbe-
erseheinr. OUMU1H III1U UUidUlUCi , zogen werdensollcn. sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Itcdaktlon
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XX. Jahrgang. WIEN. Oktober 1870.
INHALT: Ueber Potamogeton Casparyi. Von Kohts. — Näheres über Garex ftn chyrhyncha.
Von üsaller. — Phytograpliische Fragmente. Von Dr. Schur. — Exkursionen in die Hemer
Alpen im Sommer 1855. Von Vulpius. Literaturberichte. Von Winter. — Correspomlenz. Von
Kalbrunner, Janka, Tommasini, Gsaller. — Personalnotizeu. --^Vereine, Anstalten, Unterneh-
mungen. Correspondenz der Redaktion.
Ueber Potamogeton Casparyi,
Von F. Kohts.
Am 21. Juli 1869 fand ich im sogenannten Galgensee bei
Berent ein Potamogeton, welches mir gleich durch die merkwür-
dige Form seiner Sehwimmblätter auffiel. Es wurde eine grosse
Anzahl von Exemplaren eingelegt, doch behielt ich leider nur un-
gefähr 10 gute instruktive Stücke. Diese Pflanze wurde von einigen
märkischen Botanikern für Potamogeton alpinus Bai bis (== Pot.
rufescens Schrad.) gehalten und fand unter diesem Namen in den
Katalog des Berliner Tauschvereins Eingang, für den es die Herren
Steffens und Weyl, mit denen ich gemeinschaftlich jenen See
besucht, geliefert halten; nach einer Miltheilung Weyl's von
Magnus als P. alpinus bestimmt. Anders sahen preussische Bo-
taniker die Pflanze an. Klatt, dem ich sie zuerst zeigte, hielt sie
für P. gramineus L. var. gr amini folius in der Meinung, dass auch
diese Form mit schwimmenden Blättern variire und nur die Form
der untergetauchten Blätter einen sicheren Unterschied von der
var. heterophyllus F. liefere. Auch C. J. von Klinggräff schien
anfangs zu dieser Ansicht hinzuneigen, aber wohl nur, weil er an
dem von Klatt zur Ansicht erhaltenen Exemplare die Schwimm-
Desterr. botan. Zeitschrift. 10. Heft. 1870. 19
290
blätter nicht erkennen konnte, was wohl an der Art .. . Behand-
lung einiger Exemplare meinerseits gelegen haben mag. Denn
nachdem ich ihm selbst meine Specimina zur Untersuchung ge-
schickt, schreibt er mir: „Ihr Potamogeton Casparyi ist jedenfalls
eine ausgezeichnete Form" und auf einem der zurückgesendeten
Pflanze beiliegenden Zettel fand ich folgende Bemerkung: „Potamo-
geton gramineus var. graminifolius kann es der Schwimmblätter
wegen nicht sein." Ich weiss nicht, ob die Pflanze zu einer schon
bekannten Art oder einer neuen gehört. Ich lasse nun zuvörderst
eine Beschreibung der Pflanze folgen:
Pflanze von 3 — 4 decim. Länge, vom Ansehen des Pot. gra-
mineus graminifolius, am Stengel ganz einfach nur selten an der
Basis eine Anlage zur Kräuselung zeigend; der stielrunde Stengel
und Blätter im Verhältniss zur Grösse der Pflanze sehr zierlich.
Schwimmende Blätter 4 oder mehrere wirtelig gestellt, stark leder-
artig von gelblich -braunem oder ganz dunkelgrünem Ansehen,
spateiförmig, abgerundet , stumpf, sitzend oder in einen durch
die herablaufende Blaltsubstanz ziemlich breit-geflügelten, sehr
kurzen Stiel verschmälert, am Rande glatt, vielnervig mit stark
hervortretendem breitem Mittelnerv, V/2 — 2V2 centim. lang und un-
gefähr 0*5 centim. breit, auf dem Wasser breit ausgebreitet lie-
gend. Untergetauchte Blätter wechselständig, die untersten gegen-
ständig von der Grösse der Schwimmblätter sitzend, häutig, ziemlich
breit-lanzettlich, beiderseits gespitzt, am Rande glatt , viel kürzer
als die Internodien. Aehre dicht viel (30 und mehr) blüthig, doch
kommen auch Exemplare mit weniger Blüthen vor, auf einem der
Schwimmblätter weit, öfters um das Doppelte überragenden überall
gleich dicken, glatten Stiele. Früchte eiförmig, geschnäbelt undeut-
lich vielnervig, zusammengedrückt, am Rande spitzlich. (Potamog.
Casparyi: Culmo simplici vel basi subramoso , tereti , laevi; foliis
diversis; superioribus 4 vel pluribus natantibus, oppositis, spathulae-
foliis, apice rotundato-obtusis , sessilibus vel petiolis brevissimis,
alatis insidentibus, margine laevibus; subraersis sessilibus, membra-
naceis, satis late lanceolatis , acutiusculis, basin versus attenuatis,
margine laevibus, internodiis multo brevioribus , infimis oppositis;
spica multi- [ca. 30] flora, densa, pedunculis longissimis, foliis lon-
gioribus, conformibus, insidentibus; fructibus ovatis, rostratis, obso-
lete multinerviis, compressis, margine acutiusculis.)
Es ist nun richtig, dass die Form der schwimmenden Blätter
etwas an Potamogeton alpinus Balb. erinnert, aber das ist auch
so zu sagen das Einzige. Schon der ganze Charakter der Pflanze
ist von demselben gänzlich abweichend und nähert sich der Habi-
tus allerdings dem Potam. gramineus var. graminifolius. Meine Art
wächst mit Potam. alpinus Balb. zusammen in demselben See und
ich habe zwischen beiden keine Uebergänge auffinden können.
Früher fand sich dort auch Pot. gramineus L., ist aber jetzt ver-
schwunden. Ich lasse hier eine übersichtliche Zusammenstellung
291
dor drei erwähnten Arten Pol. gramineus^ alpinus und Casparyi
folgen :
P otamogeton alpinus Balb.
Stengel: ziemlich ästig.
Schwhnmblätter: Fehlend oder lederarlig. Im letzteren Falle
lanzettlich-spatelförmig , sehr gross, auf langen Stielen sitzend,
spitz, gegenständig, grün, beim Trocknen oder im Alter, wie die
ganze Pflanze roth werdend.
Untergetauchte Blätter: häutig, länglich, lanzettlich,
stumpf, sitzend, gross, wechselständig, viel länger als die Inter-
nodien.
Rand der Blätter: glatt.
Blüthenstiel: lang, überall gleich dick, kürzer als die
Schvvimmblätter.
Aehrchen: langcylindrisch viel- (60—86) blüthig.
Früchte: linsenförmig zusammengedrückt, mit spitzem Rande.
P otamogeton gramineus
a) forma graminifolius Fr.
Stengel: sehr ästig.
Schwi mm b lätt er: fehlen.
Untergetauchte Blätter: häutig-durchscheinend, lanzett-
lich, sitzend; die oberen gestielt; alle spitz, länger als die Inter-
nodien.
Rand der Blätter: scharf.
Blüthenstiel: An der Spitze verdickt, länger als die obe-
ren Blätter.
Aehrchen: wie an der vorigen, aber etwas dünner.
Früchte: weniger zusammengedrückt, als bei vorigem, mit
stumpfem Rande.
b) heterophyllus Fr.
Stengel: sehr ästig.
Schwimmblätter: zahlreich, lederartig, länglich-eiförmig,
unten etwas zugespitzt, lang gestielt, spitz; am Rande glatt;
schön grün.
Untergetauchte Blätter: sehr zahlreich, häutig, schmal-
lanzettlich, starr, zurückgekrümmt, sehr spitz.
Rand der untergetauchten Blätter: scharf.
Blüthenstiel: kürzer als die Schwimmblätter, an der Spitze
verdickt.
Aehre: vielblüthig.
Früchte: zusammengedrückt, mit stumpfem Rande.
P otamogeton Casparyi.
Stengel: ganz einfach, oder am Grunde einen Nebenast
abzweigend.
Schwimmblätter: 3 — 4, lederarlig, gelblich-braun, oder
ganz dunkelgrün, spateiförmig, wirtelig gestellt, sitzend oder in
19*
292
den sehr kurzen, geflügelten Stiel verschmälert, am ~ ,.ide glatt,
stumpf.
Untergetauchte Blätter: entfernt, die oberen wechsel-
ständig, die untersten gegenständig, alle silzend, breit lanzeltlich,
spitz, ziemlich lang, doch kürzer als die Internodien.
Rand der untergetauchten Blätter: glatt.
ßlüthens tiel: sehr lang, die Schwimmblätter fast um die
Hälfte überragend, überall gleich dick.
Aehre: kurz zylindrisch, vielblüthig, aber nicht so voll wie
bei den beiden vorigen.
Früchte: wenig zusammengedrückt, mit ziemlich spitzem
Rande.
Andere Arten, denen meine Pflanze nahe steht, sind mir nicht
bekannt. Sehr ausgezeichnet sind an derselben die ganz einfa-
chen Stengel, die Form der Schwimmblätter und untergetauchten
Blätter, die kürzer sind als die Internodien. Letzteres ist übri-
gens ein Merkmal, welches an den Potamogeton-Arlen von den
Autoren so viel wie gar nicht beachtet wird und doch ist es
nach meinen vielen Beobachtungen sehr konstant. Auch sind die
gegenständigen unteren Blätter an Potamogeton Casparyi sehr
charakteristisch. Ich habe bisher noch an keiner anderen Art etwas
Derartiges beobachtet. Ferner glaube ich sicher, dass meine Art
die Schwimmblätter nicht erst wie P. alpinus und gramineus später
bekommt, sondern dass sie gleich von Anfang an vorhanden sind,
wie bei P. natans, fluitans, spathulatus etc., da ich Exemplare in
den verschiedensten Entwicklungsstufen mit denselben beobachtete.
Es ist wahrscheinlich, dass diese Art sich auch in anderen Gegen-
den Deutschlands findet und nur öfter verwechselt ist, und ich
bitte daher alle Botaniker darauf achten und mir von einem event.
Vorkommen gefällige Mitlheilung '.machen zu wollen , so wie ich
gern bereit bin, auf Wunsch von meinen Exemplaren abzugeben
Danzig, im Juni 1870. ♦
Näheres über Carem brachyrhyncha m.
Von Karl Gsaller.
In Folge genauerer Beobachtung meiner neuen Carex an Ort
und Stelle sehe ich mich veranlasst, eine verbesserte und erwei-
terte Description zu geben und zwar wie folgt:
Spica mascula solitaria, suberecta, linearis vel latior , spi-
culis femineis binis vel ternis , linear ibus- oblong is , remotiusculis,
subdensifloris, exserte pedunculatis, demum nutantibus; spica
fem. infima supra medium caulis; squamis masculis oblongis, mem-
branaceo hyalinis, apicem versus fuscesccntibus; sqam. fem. obovalis,
293
obtusis acutis vel mucronatis, fusco - membranaceis ; utriculis
lati obovatis-orbicularibus Qplanitia interna), squamas su-
per antibus , apicem versus setaceis scabris , triquetris, margine
hispidis, nervosis , nervis lateralibus prominulis , lineato-rugosis,
rugis transversim rugosiusculis; dorso obsolete carinato; rostris
brevibus (C ferrugineae Scop. assimilis sed rostrum dupl.
tripl. breviore) , haud membranaceis sed coloratis , inte-
g errimis; bracteis foliaceis, vaginantibus , herbaceis, saepe basi
transversim rugulosis; vaginis infimis scabris; ligulis brevissimis;
foliis paulo canaliculatis; culmus subteres, laevis, apice, scabriu-
sculus; radix stolonifera vel caespitosa (?).
Für einen Basfart halle ich die Pflanze nicht mehr, möglich auch,
dass sich Uebergänge in C. ferruginea Scop. finden, allein da ich
mit Dr. Kerner glaube, dass keine sogenannten guten Spezies
existiren, würde diese Carex selbst für jenen Fall von mir aufrecht
erhallen werden. Nur Standorlsformen, keine konstanten Arten be-
völkern die Erde, ist meine auf Grund aufmerksamer Beobachtung
und Vergleichung erworbene festeste Ueberzeugung!
Innsbruck, den 27. Juli 1870.
Phytographische Fragmente.
Von Dr. Ferdinand Schur.
CVIII.
Malaxis monophyllos Sw. cum var. dyphillos.
Eine seltene Abänderung, welche auch als Spec. betrachtet
wird (Lindl. Orrhid. p. 19, Cham. Linn. 3. p. 34). — Auf dem
Semmering , oberhalb der Station auf dem Wege zum Sonnen-
wendstein im Walde auf Moosboden. Juli 1869.
CIX.
Ophrys muscifera Huds.
Auf steinigen, grasigen, leichten Abhängen, zwischen niede-
rigem Gesträuch auf dem Semmering, unweit der Station am alten
Wege ziemlich zahlreich. Juli 1869.
CX.
Corallorrhiza innata R. Brown.
Auf Moorboden im Walde am Fusse des Sonnenwendstein, in
kräftigen 10 — 12 Zoll hohen Exemplaren. Juli 1869.
294
CXI.
Coeloglossum viride Hartm.
Auf Moorwiesen des Semmering. Juli J869. In zwei Abän-
derungen:
a) macrobracteatum: bracteis maximis subfoliaceis, inferioribus
fiores multo superantibus, floribus roseis.
/?) m icrobr acte a tum: bracteis multo minoribus inferioribus fiores
vix superantibus, floribus viridibus.
Die erstere wächst mehr im Schalten zwischen hohem Grase,
die andere auf lichten Wiesen.
CXII.
Himanthoglossum hircinum Spr.
Am Rande der Weinberge bei Liesing. Kalk. Juli 1868.
CXIII.
Epipactis palustris Crntz.
In zahlreichen Exemplaren auf nassen Moorwiesen bei Moos-
brunn. Juni 1869.
CXIV.
Epipactis rubiginosa Koch. en. ed. II. p. 801.
Auf steinigen Waldrandern, sonnigen Abhängen auf dem Wege
zum Sonnenwendstein auf dem Semmering. Juli 1569.
cxv.
Epipactis viridiflora Rchb.
In schattigen, etwas feuchten Waldungen, Sandboden, im Pra-
ter links von der neuen Strasse zum Luslhause. Juli 1869. — Auch
bei Brunn im Augarien. Juni 1868, zwischen Gebüschen.
CXVL
Piatanther a chlor antha Cust.
Auf Waldwiesen, zwischen Gebüschen auf dem Semmering, links
vom Gasthause auf dem Wege zum Sonnenwendstein. Juli 1869.
CXVII.
Piatanthera montana Rchb. fil.
In schattigen Wäldern, auf kräftigen Moorboden auf dem
Semmering. Juli 1869. — Auch zwischen Kaiksburg und Laab.
Juni 1869. — Wohl nur eine üppige Abänderung der P. bifolia.
Exemplare 2 Fuss hoch, mit 12 Zoll langen Blüthenähren, Blülhcn
295
weiss, geruchlos, Blätter am Stengel zahlreich, von der Basis zur
Spitze allmälig kleiner werdend. Wurzelblätter sehr gross ellip-
tisch stumpf, ziemlich lang gestielt , £ — 10 Zoll lang. — Auch in
Siebenbürgen. Schur en. pl. Transs. p. 646.
CXVIII.
Listera ovata R.Brown, var. subr otundifolia maxima.
In leuchten schattigen Wäldern, Thonboden des Semmering.
Juli 1869.
CXIX
Orchis sambucina L.
Kommt auf dem Semmering in den zwei bekannten Abände-
rungen vor, nämlich:
a) pallide flacis: perigonii phyllis ochroleucis, labello flavo,
punetato.
ß) purpurea: perigonii phyllis purpureis, robustior et foliis
latioribus.
Der Trivialname „sambucina" ist ein nomen ineptum, da die
Blumen den angedeuteten Holundergeruch nicht besitzen, sondern
geruchlos sind, welches eine mehrfach beobachtete Thatsache ist.
— Dagegen könnte die Orchis pallens eher in dieser Hinsicht als
0. sambucina gelten, da deren Blumen den eigentümlichen Ho-
lundergeruch besitzen.
cxx.
Orchis foliosa Lindl. Orch. gen. et spec. = Orchis latifolia
macrobracteata Schur. Schur sert. no. 2698 = Orchis latifolia
foliosa Solander. Rchb. Orchid. tab. 403.
Succulenta obscure viridis, atro-maculata, maculis confluenti-
bus; caule 10 — 12 poll. dense foliato interdum curvato; foliis ellip-
ticis, oblongisve, margine undulato-crispulis, interdum recurvatis.
Fluribus maximis atro purpureis, labello dilatato. — Bracteis ma-
ximis foliaeeis. Flores multo superantibus. Proxima 0. cruentae sed
omnibus in partibus robustior.
Auf sumpfigen Bergwiesen des Semmering, oberhalb der Sta-
tion. Juli 1869.
CXXI.
Orchis maculata L. albiflora impunetata.
Die Aehren pyramidalisch, die unteren Brakteen etwas länger
als der Fruchtknoten, Blume klein, weiss, ohne merkliche dunkle
Adern und Flecken , wohlriechend. Blätter wenig gefleckt , die
Flecken nicht zusammenfiiessend. Beim Trocknen werden die Blu-
men blass-fleischroth, was bei 0. transsilvanica Schur en. p. 643
nicht der Fall ist. Auf Moorwiesen bei Moosbrunn, südlich von
Wien. Mai 23. 1869.
296
CXXII.
Orchis muculata L. longibr acteata proxima 0. lanci-
bracteatae C. Koch.
Stengel 2 Fuss hoch , dünn , schwach, entfernt beblättert;
Blätter weich, ungefleckt, das unterste spatelförmig-Iänglich, die
oberen allmälig schmäler und kleiner werdend; die Brakteen lineal-
lanzettfönnig, die untersten doppelt so lang als die Blume, blatt-
artig. Blumen lilafarbig, schwach geädert, geruchlos. — Auf Wald-
Wiesen des Semmering. Juli 1869.
CXXIII.
Orchis ochroleuca Schur, en, pl. Transs. p. 641.
Diese Orchisform habe ich in der Flora von Siebenbürgen
auf Moorwiesen 1854 gefunden, wo selbe einzeln vorkommt und
in meiner En. 1. c. beschrieben. Ich hielt diese damals für eine
Siebenbürgen eigentümliche Form , doch sind in dieser Hinsicht
mir Zweifel entstanden, indem ich eine der genannten sehr ähnliche
Orchis in diesem Jahre bei Moosbrunn in südlicher Richtung von
Wien gefunden habe, welche, wenn nicht mit meiner 0. ochroleuca
identisch, dieser jedoch sehr nahe steht. Sie besitzt ebenfalls
blassgelbe Blumen, welche einen eigenthümlichen aber schwachen
Geruch besitzen und wächst wie 0. ochroleuca auf Moorboden und
in ähnlicher Gesellschaft wie die Kronslädter. Im ganzen gehört
dieselbe zum Typus von 0. latifolia, nur ist der Blüthenstand eine
mehr kopffönnige, dichtere Aelire , und erinnert der Habitus mehr
an 0. incarnata L. Neilreich, in seiner Flora von Wien, p. 129,
sub no. 13/?. longibr acteata, erwähnt einer Abänderung mit „ganz
weissen Blumen," welche bei Wagram und Moosbrunn vorkom-
men soll, doch kann darunter unmöglich meine in Rede stehende
gelbblühende Orchis gemeint sein, da gelb und ganz weiss, wie
Herr Neilreich ausdrücklich angibt, duch sehr verschiedene Be-
zeichnungen sind.
Zur besseren Uebersicht möge hier die Diagnose folgen:
Caule stricto vel subflexuoso 12 — 15 poll. admodum foliato-
fistuloso. Foiiis inaequalibus 3 — 6 poll. longis inftmis brevibus
latiusculisque, summis lineari-lanceolatis longe acuminatis , mediis
majoribus elongato - lanceolatis . omnibus viridibus iimnaculatis,
quandoque omnibus linearibus. — Floribus ochroleucis purum
minorihus quam 0. majalis Rchb. in spicam ovato-oblongam
confertis. Perigonii phyllis superioribus tribus coniventibns , binis
lateraübus patenübus; labello inaequaliter trilobo , lobis laterali-
bus majoribus subtruncutis, crenulatis. Cafeare conico descendeitte
germine dimidio breriore. Bracleis inaequalibus, inßmis subfoliaeeis,
lineari-lanceolatis, 12 — 15 lin. longis, floro suo multo majoribus
omnibus flores superantibus , in spieß virginea comam formanli-
bns, quiquenerviis , nerms lateraübus binis approximatis ante
marginem bracteae.
297
Die Siebenbürger Orchis ochroleuca Schur ist von der
Moosbrunner durch einen stärkeren , dichten Stengel, breitere
und kürzere Blätter von 3 Zoll Länge und kürzere Zuspitzung,
fast kopffürmige Blüthenähre, mehr vorgezogenen Mittellappen der
Unterlippen und etwas kräftigeren mehr kegelförmigen Sporn un-
terschieden.
Es scheint mir, als ob sowohl die Wiener als auch die Kron-
städter Orchis ochroleuca sich zur 0. incarnata L. etwa so ver-
hält, wie 0. sambucina floribus flavis zu 0. incarnata Will d. oder
Orchis sambucina floribus purpureis.
Auf feuchten Moorwiesen bei Moosbrunn. Mai 1869.
Exkursionen in die Berner Alpen im Sommer 1855.
Von Vulpius.
Der Winter hatte ungeheure Massen Schnee auf den Bergen
abgelagert und lange konnte er sich nicht zum Abschied von uns
entschliessen. Nur selten gab's im März und der ersten Hälfte
des April einzelne heitere Tage. Um die Mitte April , gerade um
Ostern, kamen plötzlich acht schöne und wartne Tage, allein sie
mussten dem rückkehrenden rauhen, nassen Wetter weichen und
auf den Bergen wurde der Schnee durch immer neue Zugaben
noch vermehrt. Inzwischen hatte ich von einem Gang an die Sim-
menfluh Pinguicula alpina , Gentiana verna , Viola arenaria und
collina , Carex humilis und alba mit heim nach Thun gebracht.
Später, Anfangs Mai. blühte im Kandergrundwald Arctostaphyllos offi-
cinalis, beim Strältliglhurm Narcissus Pseudonarcissus und Anemone
ranunculoides auf mehreren Stellen des linken Aarufers, während
die letztere Pflanze auf dem rechten Ufer dieses Flusses ganz ver-
misst wird. Auf den Kiesbänken an der Kander unter der Brücke,
wo man von Spiezwyler nach Wimmis geht, blühte Linaria alpina.
Biscutella laevigata und Galium helveticum aus höheren Wohn-
sitzen heraboewandert. Was mich da aber aufs angenehmste
überraschte, das waren zwei schöne Stöcke von Artemisia mutel-
lina. Noch nie und nirgends hatte ich gesehen , dass diese reine
wilde Hochalpenpflanze von den Gletscherflüssen heruntergebracht,
an deren Ufern in der Ebene sich fest setzt und sogar , wie es
scheint, aushält.
In der zweiten Woche des Mai blühte im Schmidmoos, einem
1 Stunde von Thun entfernten und manche gute Pflanze beherber-
genden Torfgrund, Andromeda polifolia und Eriophorum alpinum;
in Gebüsch und Hecken auf dem linken Aarufer Prunus Padt/s und
Lonicera coerulea. Am 18. Mai endlich schien sich im Wetter
eine Aenderung zum Besten vorbereiten zu wollen; und Sonntag,
298
der 20. brachte den schönsten herrlichsten Maientag-. Darauf hatte
ich schon längst gewartet, wesshalb ich dann
Montag am 21. Mai, meine erste diessjährige Bergexkursion
antrat. Um heute wieder einmal durch den Anblick von Petasites
niveus uud Primula viscosa mir einen Genuss zu bereiten, ver-
liess ich Vi nach 3 Uhr diesen Morgen meine Behausung und
marschirle leichten und frohen Muthes am rechten Ufer des Thu-
ner Sees dem Oberland zu. Ein schönerer Spaziergang als dieser
an einem schönen Maimorgen kann nicht leicht gefunden werden.
Zwischen dem frischen Grün der Buchenwälder , unter sich der
herrliche Spiegel des Thuner Sees, aus dessen Tiefe die prachtvolle
Pyramyde des Niesen, der Dreispilz, das Morgenberghorn u. s. w.
heraufschauen , eben so tief als sie ihn hoch überragen, dann die
Scenerie bei der Beatenhöhle, bei dem Wasserreichthum, den der
Bach zu dieser Zeit hat, kurz diese Seeseile von Thun nach Inter-
lachen zu Fuss abgegangen, ist gewiss eine der schönsten Partien
im Berner Oberland. Als es 8 Uhr schlug, ging ich schon durch
Interlachen und wendete mich nun dem Lauterbrunner Thal zu. Auf
der Stelle, wo der Staubbachfall dem das Thal einwärts Gehenden
zuerst sich bemerklich macht und dessen Aufmerksamkeit in An-
spruch nimmt , da ist er auch am schönsten. Einem weissen
Schleier gleich wallt er über die 900' hohe Felswand berab. Je
näher man ihm aber kommt, je mehr verliert sich das Magische des
Bildes. — Hinler Sichellauenen, zwei Stunden hinter Lauterbrunnen,
war das Thal von einer Menge Lawinen noch geschlossen. Zwi-
schen solchen, an einem Abhang am Weg nach der Alpe Slufen-
stein und gegen die Jungfrau hinauf erblickte ich aber meinen
bezweckten Petasites niveus in Blülhe und höher oben in den
Ritzen der Felswände standen eine Menge Stöcke Primula viscosa
in Blüthe und die Berghalden waren überdeckt von einem Teppich
blühender Erica carnea. Auf dem Rückweg dürch's Thal heraus nahm
ich an schattichten feuchten Stellen Viola biflora. Zu Wilders wyl
wurde Nachtquartier genommen.
Dienstag , am 22. Mai , Früh 4 Uhr war ich wieder auf der
Strasse. Es war ein herrlicher Morgen; Himmel und Berge rein
und klar. Zwischen Unterseen und dem Neuhaus am Thuner See und
dann wieder bei den Sunglauenen blühte Asperula taurina. Alle
Felsen und Wände über dem See waren geschmückt mit Globu-
laria cordifolia und Saponaria ozymoides. Arabis hirsuta blühte
am Weg; bei der Bealenböhle Rhamnus alpinus und Cotoneaster
tomentosa; dagegen waren Helianthemum Fumatia, Hieracium am-
plexicaule und Jacquini, Tamus communis und was sonst noch
jene schöne Stelle sich zum Aufenthalt erkoren, noch nicht so weit.
Um 10 Uhr Vormittag langte ich wieder zu Hause an, zugleich mit
mir aber auch der Regen.
Freitag, am 25. Mai, wanderte ich Früh 4 Uhr über Sigris-
wyl dem Jüstisthal zu. Es ist diess ein liebliches, ganz abgelege-
nes und abgeschlossenes Alpenthälchen zwischen den Felswänden
2U9
des Sigriswylgrats und Gemmenalpgrats eingeschlossen in ca. 4000'
Höhe von einem klaren Bächlein durchschlängelt und mit zahlrei-
chen Sennhütten und Ställen beselzt. Heute, am 25. Mai traf ich aber
das Thälchen noch so voll Schnee wie in früheren Jahren dreiWochen
früher nicht mehr. Nur erst die äussere Seite gegen Süden war
von Schnee frei und unbedeutende Strecken am Bach, wo Solda-
nella alpina gerade aufblühte. Das aussergewöhnlieh Späte dieses
Jahres war es aber auch , dem ich jetzt noch Corydalis fabacea,
theils in Blüthe theils in Früchten, zu verdanken hatte, was sonst
schon in den ersten Tagen des Mai stattgefunden. Weisser Crocus
stand in Unzahl da, dann auch Gagea lutea und am Ufer des Ba-
ches blühte Petasites officinatis , Lepidium alpinum und Arabis
bellidifolia; auch ein herabgeschwemmter Stock von Saxifraga
oppositifolia und an sonnigen ßerghalden gab es schon eine Menge
blühender Plantago montana.
Die Hitze brachte am Sonntag Abend ein Gewitter mit Regen,
in Folge dessen am Montag, den 2S. Mai, die Berge in Nebel und
Wolken gehüllt waren. Dennoch machte ich Nachmittags eine Ex-
kursion an die zwei Stunden von Thun entfernte Simmenfluh. Es
ist diess der äusserste Punkt der östlichen Flanke der Stockhorn-
kette, wo diese am Eingang in's Simmenthal in hoher Felswand
und darunter aus gestreckter steiler Berghalde sich in's Thal ab-
stürtzt. Hier ist ein Sammelplatz einer Menge hübscher Sachen.
Von unten angefangen, traf ich heute in Blüthe: Doronicum Belli-
diaslrum, Coronilla Emerus, Hippocrepis comosa , Valeriana tri-
pteris , Carex alba un;i humilis, Moehringia muscoxa , Cerastium
arvense, eine Menge Rhamnus alpina, Epipactis ensifnlia, Arabis
Turrita, am Fuss der Wand Coronilla vaginalis, Alhamanta cre-
tensis, Erinus alpinus, Viola collina in Früchten, Primula Auricula
über die ganze Fluh hinauf. Auch Mespilus Amelanchier , Sapo-
naria ozymoides, Globidaria cordifolia.
Mittwoch, den 30. Mai, blühte an der Kandermündung in
den Thuner See noch Viola biflora, Aethionema saxatile , Dryas
oclopelala und Oxytropis campestris.
Samstag Vormittag, am 2. Juni, ging ich gegen Gunten und
fand bei Stern's Schneidmühle Ophrys arachnites und myodes.
Auf dem gleichen Weg sah ich im Gebüsch Rhamnus Frangula,
Acer campestre, Tamus communis und Orobus niger blühen, auch
häufig Coronilla Emerus.
Ausserbotanische Geschäfte riefen mich um diese Zeit nach
Liestall, wohin ich mich Montag Mittag, den 4. Juni, auf den Weg-
machte, indem ich das „Ordinäre Schilf" benutzte und innerhalb
zwei Stunden, von 1 bis 3 Uhr, auf der Aar damit von Thun nach
Bern gelangte. Von 3 bis 9 Uhr hatte ich unausgesetzt zu mar-
schiren, um Solothurn zu erreichen.
Dienstag Morgens zog ich meine Strasse weiter. Auf der
Sonnseite war der Jura frei; gegen Norden hingegen zeigte der
Weissenstein noch etliche Schneeplätze. Die Hitze war gross. In
300
der KIus angelangt, wendete ich mich rechts nach der Rafallenfluh
hinauf, denn es war mir nicht möglich hier vorüber zu gehen, ohne
der Iberis saxatilis einen guten Tag zu sagen. Dort angelangt
fand ich in Blüthe: Valeriana montana, in Hecken und Gebüsch
eine Menge Aquilegia vulgaris; an den Felswänden Globidaria
cordifolia, Rosa alpina, Rhamnus alpina, Carex tenuis Host; die
Iberis saxatilis in siliculis , aber bei weitem nicht mehr so viel,
wie vor drei Jahren; es ist ihr seither offenbar bedeutend zuge-
sprochen worden, doch hat sie sich durch uneinnehmbare Stellun-
gen jedenfalls vor dem Ausrotten gesichert. Polygala Chamae-
buxus lagerte sich überall auf Boden und Felsen; Hieracium
Jacquini stand in den Felsritzen, blühte jedoch noch nicht, eben
so Dianthus caesius. Am Fuss der Fluh war Thlaspi montanum
in Schötchen verbreitet, so auch Draba aizoides, Athamanta cre-
tensis, Saxifraga Aizoon und Thesium alpinum fingen zu blühen
an. Zu Mümliswyl machte ich Mittag. Durch das Thälchen der
Limitieren verfolgte ich dann den Steig nach der Wasserfalle auf-
wärts. Das erste, dem ich da begegnete, waren Crepis praemorsa,
dann bald nachher am Fuss von Felsen Arabis Turrita mit Blüthen
und Schoten. Schon oft war ich über die Wasserfalle gegangen,
ohne mich übrigens nach Pflanzen auf ihr umzusehen. Weil ich
heule aber in meiner Zeit nicht pressirt war, so wollte ich mich,
nachdem ich an schönen Sennhöfen vorbei den Uebergang des
Berges erreicht halte, einmal ein wenig genauer auf ihm umsehen
und zog mich westwärts gegen den Passwang hin. Nicht lange
gings und ich war überrascht, hier eine Menge schöner Dinge zu
sehen zu bekommen, die ich gar nicht erwartet hätte. In grössler
Menge und Ueppigkeit stand da in Blüthe: Lonicera alpigena, He-
racleum alpinum, Rhamnus alpina, Rosa alpina, Erinus alpinus,
Centaurea montana, Kernera saxatilis, Coronilla vaginalis, Liba-
nons montana, Valeriana montana. Erfreut über diesen schönen
Fund, das Mitnehmen aber auf den Rückweg versparend , stieg
ich hinab nach Reigoldswyl, wobei ich im Wald Daphne Laureola
begegnete. Langsam zog ich dann Abends noch durch das lieb-
liche Reigoldswyler Thal hinaus bis in's Bubendorfer Bad, 1 Stunde
von Liestall.
Nach vollbrachten Geschäften kehrte ich Mittwoch Abends, am
6. Juni, von Liestall zurück bis Reigoldswyl, zwischen Zyfen und
Bubendorf Orobanche Galii bemerkend.
Donnerstag, am 7. Juni, stand ich schon früh auf dem Grat
der Wasserfalle und begann jetzt meine Arbeit. Besonders liess
ich mir das Heracleum alpinum angelegen sein, das übrigens mit
Unrecht den Namen alpinum führt, denn es ist eine reine Jura-
pflanze und kommt nirgends in den Alpen vor. Mittag 12 Uhr kam
ich nach Sololhurn. In den Fruchtäckern gegen Bern zu blühte
Ranunculus arvenüs.
In Jegisdorf, drei Stunden von Bern, wurde Nachtlager ge-
hultcn und Freitag den 8. Juni Morgens 7 Uhr zog ich in die Stadt
3 01
selbst ein, benutzte dann um V211 Uhr die Post und langte um
x/22 Uhr Nachmittags wieder in Thun an.
Die Hitze ist im Steigen, mein Thermometer zeigt -f- 24° R.
Bisher lag es noch im Ungewissen wohin meine diessjährige Alpen-
reise gehen würde. Jetzt aber ist die Sache definitiv entschieden.
Meine dieses Frühjahr her gemachten Ausflüge haben mir die lei-
dige Ueberzeugung beigebracht, dass es vorüber ist mit meiner bis-
herigen Art und Weise zu reisen. Mit meiner früheren Unermüd-
lichkeit und Unverwüstlichkeit ist's nichts mehr. Ich muss mir
jede grössere Reise für jetzt und wohl für immer aus dem Sinne
schlagen. — Weil ich seit 4 Jahren auf den Berner Alpen eigent-
lich nicht viel botanisirt habe, so bin ich nun entschlossen den
heurigen Sommer diesen Bergen wieder zu widmen. Wegen der
ungeheuren Massen von Schnee, die aber trotz der grossen Hitze
noch unsere Berge belasten, werde ich michvorerst noch einige
Zeit in Thun gedulden und auf den hiesigen Bergen dem Schnee
auf dem Fusse folgen.
Dienstag den 12. Juni. Heute Früh 1/24 Uhr hatte ich Thun
im Rücken und befand mich auf dem Weg nach dem Sigriswylgrat.
Als die Sonne aufging und ihre Strahlen über die Berge schoss, da
war ein Moment, als stände die ganze Stockhornkette in Flammen.
So kam ich Angesichts der strahlenden Hochalpenkette, unter mil-
der herrliche See, über Sigriswyl und die Allmeid hinauf in meine
geliebte regio alpina, der vorderste Posten der nun beginnenden
Alpenflor war Potentilla Halleri. Am Weg zwischen den Felsen hinauf
kommen dann Viola biflora, Pinguicula alpina, Homogyne alpina,
Ranuncuhis alpestris. An der Fluh stand: Arabis pumila und An-
drosace lactea. Höher ober dem Grat entlang blühten Genüana
nerna und acaulis, Globularia nudicaulis, Primula Ainicula; vom
Vorder-Bergie gegen das Rothhorn hin Plantago alpina, Geum mon-
tanum, Ranunculus montanns; auf dein Grat Arbutus alpina, Dryas
octopetala und Ranunculus alpestris. Soldanella alpina blühte
noch überall am schmelzenden Schnee; hievon lagen aber noch
allzu grosse Massen gegen den Gipfel des Rothhorns hin, als dass
ich's hätte unternehmen mögen, dessen Besteigung selbst zu ver-
suchen. Dagegen wählte ich für den Rückweg eine Passage, die
ebenfalls nicht zu den lieblichsten zu zählen ist. Ich umging das
Felsenpostament auf dem die Alpenterrasse des Oberbergle gela-
gert ist, die gelbe Fluh geheissen, es ist der oberste der Rallig-
stöcke und hat von der Westseite ganz das Aussehen eines Wach-
thurms, während die Südseite eine nackte nach 'oben spitz zulau-
fende Fluh bildet, an deren Wänden Coronilla vaginalis und Evinus
alpinus blühten und von deren Fuss eine lange und steile Schutt-
halde sich herabzieht bis sie im Wald sich verliert. Hier steht dann
Lonicera alpigena weithin verbreitet. In Folge der bekannten
Karrenbildung, woraus diess Gebirg ganz besteht, verliert sich das
Schneewasser der Höhen zwischen den Felsen, so dass aber ausser
einer grossen Plülze auf dem Vorderbergle nirgends Wasser zu
302
finden ist. Nachdom ich nun vielleicht eine Stunde lang an besagter
Seite auf's Gerathewohl abwärts gestiegen, kam ich zu der Stelle,
wo das oben verloren gegangene Wasser wieder unter den Felsen
hervorbricht und ein Bächlein bildet, das dann tiefer unten von dem
Weg durchkreuzt wird, der von Sigriswyl in's Jüstisthal führt. Bei
dem Durchbruch dieses Bächleins blühte im nassen Moos eine
Masse Saxifraga rotundifolia und eine schöne grosse Form von
Cystopteris fragilis. Dem Bächlein folgend kam ich hinab auf
oben erwähnten Weg und ihn benutzend ging ich alsbald weiter
noch ins Jüstisthal und holte mir Arabis belli difolia in Schoten.
Auf dem Heimweg nahm ich aus den Wiesen bei Sigriswyl
Hier actum praealtum. Endlich Abends 7 Uhr langte ich wieder in
Thun an.
Sonntag den 17. Juni , Morgens 3 Uhr eilte ich in's Freie
hinaus. Mein Ziel war die Günzenen , ein östlicher Abfall der
Stockhornkette. Da fand ich Alles schon viel weiter vor als ich
mir's gedacht hatte. Dentaria digitata, die am Fuss der Moosfluh
zwischen wildem Gestrüpp, Steinen und vermodertem Holz häufig
ist, fand ich zum grössten Theil schon vollständig verblüht. Dage-
gen stand da ein Wald von Convallaria verticillata, Lonicera alpi-
gena und nigra, Rhamnus alpina und Centaurea montana; an der
Fluh blühte Erinus alpinus , Dsaba aizoides , Valeriana tripteris,
Arabis alpina. Durchgearbeitet hinaus auf die offene Alpe fand
ich diese übersäet mit Potenlilla aurea, Geum montanum und Ra-
nunculus montanus. Nach dem Grat des Mattensland hinaufstei-
gend, war ich überrascht Anemone alpina und Pedicularis foliosa
schon in voller Blüthe zu finden; an Steinhaufen waren Frucht-
exemplare von Corydalis fabacea zu sehen und auf der Schneide
des Grates blühender Ranunculus alpestris und Dryas. Andro-
sace lactea , die da häufig an den Felswänden haftet, hielt hin-
gegen ihre Blümchen noch geschlossen. Auf eben erst vom Schnee
verlassenen Stellen blühte überall Soldanella alpina. Das wilde
Hochthälchen Naki lag noch ganz winterlich vor mir unter Schnee.
So trat ich nun wieder den Heimweg an, denn Nebel umzogen
bereits den Himmel und um 1/22 Uhr war ich zu Hause.
Am Dienstag Morgen, den 19. Juni, ging ich in den Kander-
grundwald mir Pyrola chlorantha zu holen, Nachmittags der Stock-
hornkette zu, um in dem Fallbachtobel ober Blumenstein nach
Dentaria digitata und Lunaria rediviva zu sehen. Erstere fand ich
auch hier verblüht; die Lunaria hingegen im besten Stand, so auch
Alchemilla alpina] Saxifraga rotundifolia, Viola biflora, Rosa ein-
namomea.
Freitag Morgens, den 21. Juni, stand ich um 3 Uhr auf und
setzte mich in Marsch, um heute auf den Gügisgrat, d. i. der höchste
Punkt des Gemmenalpgrats, zu gehen. Missgeschick aber, das mir
begegnete, nöthigte mich umzukehren. Nach dem Frühstück machte
ich einen Gang in den Kandergrund, von dem ich Carex remota,
Pyrola minor, Veronicaurticaefolia, Spiraea Aruncus, Rtlbus saxa-
303
Ulis, Euphorbia du l eis, Pyrola rotundifolia, Majanthemum bifolium,
Convallaria verticillata und Carex tenuis Host mit heim brachte.
Samstag, den 23. Juni. Ich wollte nun einmal den Gügisgrat
ahgethan wissen, daher ging's heute Früh abermals um 3 Uiir zum
Haus hinaus. Alles blieb trüb und finster, nur die Alteis in ihrem weissen
Talar erhielt einen schwachen Lichtstrom. Beim Austreten aus dem
Wald auf die Wiesen bei den ersten Häusern von Beatenberg traf
ich auf die ersten Aelpler Campanula barbata und Phytheuma
betonicaefolium; weiter oben dann Homogyne alpin a und Poten-
tilla aurea. Den Grat beim Niederhorn erreicht stand die Schneide
der Wände, die sich in grausenvoller Tiefe in's Jüstisthal abstür-
zen, dicht besetzt mit Dryas octopetala und Rauunculus alpestris,
denen sich Geum montanunt und Ranunculus montanus anschlössen.
Alles aber sah noch sehr winterlich und kümmerlich aus. Vom
Niederhorn bis zum Gügisgrat , ungefähr noch zwei Stunden zum
Gehen, dehnten sich noch grosse Schneefelder aus, je höher desto
mehr; doch war meistens der Grat einen Schuh breit schneefrei
und dem entlang setzte ich meinen Weg fort, aber ein angeneh-
mer Gang war diess gerade nicht , die Kälte machte die Freude
verstummen. Der Wind pfiff gewaltig , jagte die Nebel über den
Berg hin und her und zeitgemäss fing es an zu rieseln und zu
schneien. Für die Botanik sah's überall betrübend aus. Dinge, die
ich vor vier Jahren hier in der ersten Woche des Juni in schöner
Blüthe gesammelt halte, fingen zum Theil erst an zu blühen, an-
dere wieder, die es schon zum Blühen gebracht halten, waren
durch die Kälte und das dreitägige Schneewetter in den letzten
acht Tagen gänzlich verdorben. So Azalea procumbens und Pri-
mula viscosa. Ganz zusammengeduckt vor Kalte verbarg sich zwi-
schen den Felsen hie und da eine Draba tomentosa. Bei solcher
Gestalt der Dinge trat ich mit dem Erreichen des Gipfels auch
wieder den Rückweg an. Während ich beim obersten Brunnen auf
der Alp mein Brod verzehrte, hörte ich unten im Land 11 Uhr
läuten und um y24 Uhr Nachmittags, also nach Ylx/% Stunden Ab-
wesenheit, war ich wieder in Thun. Auf dem Gügisgrat kann man
7V2 Stunden von hier rechnen.
Mittwoch, den 27. Juni. Aufbruch, wie gewöhnlich, Morgens
3 Uhr. Heute sollte es auf den Niesen gehen. Es war ein herr-
licher Morgen , kein Wölkchen am Himmel. Jenseits dem Gwatt,
während noch keine andere Spitzen sich rötbeten, überzog mit
einemmal ein glühender Purpur die ganze Blümlisalp mit all ihren
Spitzen. An der Grashalde hinauf, wo jenseits dem Staldenbach das
Steigen beginnt , blühten Alchemilla alpina , Pinguicula vulgaris,
Tofieldia calyculata. Rechts vom Wege hinauf, gerade bevor man
den Wald verlässt, steht zwischen Steinen und vermodertem Holz
die Tozzia alpina in Menge. Bei der Hütte auf dem Steinbergle
stand Pedicularis foliosa , verticillata, Veratrum album. Gestern
waren sie aufgezügelt in dem unteren Staffel auf der Staldenalp,
in dessen Umgebung Ruiiiex alpinus, Arabis alpina und Potentilla
304
aurea blühten. Bei der oberen Staldenhütte traten dann Gentiana
acaulis und Viola calcarata auf und schmückten die ganze Alpe.
Aber bis hier herab, unter 5000', hatte der frische Schnee der
letzten Woche gereicht und alle Blumen trugen die Spuren davon.
Vom obersten demolirten Stall, an der Kante des Grals an kamen
dann Ranunculus alpestris, montanus und aconitifolius, Plantago
alpina und montana, Androsace Chamaejasme. Jetzt aber hatte ich
den Schnee erreicht, das heisst den frischen, — alter lag keiner
mehr auf der Südseite des Berges, und je höher ich hinauf kam,
um so tiefer wurde er. Ich zweifelte an der Möglichkeit, die 7300'
fr. M. hohe Niesenspitze erreichen zu können; doch rückte ich
Schritt vor Schritt immer vorwärts. Inzwischen hatten sich aber
die Nebel ringsum wieder erhoben und lagerten sich in dicken
Massen über die Rücken der Bergzüge, umzogen so auch den
Niesen von allen Seiten und verliessen dessen Gipfel, den ich um
Mittagszeit mochte erreicht haben, nimmermehr. Auf der freien
Seite des Grats blühten Silene acaulis, Saxifraga oppositifolia,
Hedysarum obscurum, Ranuncul. alpestr. Potentilla crocea, Lloydia
serotina, Arbutus alpina, Anemone alpina, narcissiflora und ver-
nalis und Trollius europaeus, aber Alles darniedergedrückt von
der unzeitigen und übermässigen Last des Schnees, den ich bei 3'
tief da noch traf. Bei verdorbener Aussicht durch den Nebel halte
ich keine Ursache mich lange aufzuhalten; trat daher bald wieder
den Rückweg an und Schlag 5 Uhr Abends gieng ich wieder nach
Thun hinein.
Voriges Jahr, am 14. Juni, als ich aus dem Wallis zurück-
kehrte, fand ich zum erstenmal in meinem Leben ein Exemplar von
Arabis serpillifolia, einer der seltensten Alpenpflanzen. Acht Stunden
von Thun, % St. hinter Kandersteg, treten die Gebirgsslöcke des
Doldenhorns und der Alteis mit ihrem Fuss so nahe zusammen,
dass nur dem aufmerksamen Beobachter die Spalte nicht entgeht,
durch die die gletschergeborene Kander, nachdem sie dasGasterenthal
durchströmt, in tobenden Fällen über Felsmassen herunter in den
freundlichen Thalboden von Kandersteg sich Bahn bricht. Dieser
Durchbruch und Engpass wird die Klus genannt und unmittelbar
vor ihr liegt eine Masse grosser mit Moos und Gebüsch überklei-
deter Felsblöcke, zwischen denen der Pfad sieh emporwindet, der
durch die Klus in die Alpen des Gasterenlhales führt.
Auf diesen Felsblöcken war es , wo ich vorm Jahr meine
Arabis serpillifolia fand. Dahin wollte ich nun wieder, um zum
2tenmal mein Glück zu versuchen und dies sollte geschehen Samstags
den 30. Juni. Um y23 Uhr stand ich auf und um 3 Uhr hatte ich
Thun schon hinter mir. Der Himmel war stark behängt mit schwarzen
Wolken und als die Tagesverkünderin mit einem grossen, weitge-
dehnten Morgenrolh ihren heutigen Aufzug hielt, da hatte ich für
den Nachmittag nichts Gutes zu erwarten. Allein mein Arabis-Mulh
liess sich nicht erschüttern und wenn ich nur eine einzige finde,
dachte ich, so ist das mehr werth, als alle Pflanzen des Niesen
305
und Stoekhorn. Ohne auf dem ganzen Weg- eingekehrt zu haben,
mochte es 10 Uhr sein, als ich auf dem klassischen Boden erschien
und meine Inspektionen begann. Nicht lange giengs und meine
Sehnsucht fand ihre Befriedigung. Mit Kerner a saxatilis stand auf
einem Felsen ein kleines fast krüppelhafles Exemplar, aber dessen
schon aus den Blumen herausstehende Siliquae und die rundlich-
eiförmigen Blattchen benahmen mir jeden Zweifel und sagten was
für ein Landsmann und einen Augenblick nachher, bei nunmehriger
hitziger Durchforschungdes Felsens, gab's schon eine gute zweite. Jetzt
wurden natürlich alle Blöcke Stück vor Stück vorgenommen und
einer genauen Durchsicht unterworfen, was ungefähr ein Dutzend
Exemplare, klein und gross, zu Tage förderte; die meisten waren
schon in Schotten. Ausserdem sind alle Felsen und Wände dort reichlich
versehen mit schönen Polstern xonCarex firma; weniger häufig Carex
ferruginea Scop. und Agrostis rupestris. An den Felswänden steht
Thalietrum foetidum; zwischen Felsen in Mooslöchern blühte noch ein-
zeln Dentaria digitata, in den Schutthalden der Klus selbst sland Viola
biflora, Lepidium alpinum, Arabis alpina, Silene acaulis, Androsace
Chamaejasme, Galium helveticum und Sedum atratum. Aber von
Aethionema saxatile, das ich früher einmal häufig da gefunden, konnte
ich jetzt sonderbarerweise auch gar nichts sehen. Saxifraga caesia,
häufig hier an den Felswänden blühte noch nicht. Vollständig be-
friedigt setzte ich mich nun in den Schatten eines Felsens , am
Rande des Gletscherbaches und hielt Mitlag. Jetzt kam auch ein
Spritzer von oben und somit trat ich, es mochte 1 Uhr sein, den
Rückweg wieder an; durchschritt Kandersteg ohne Aufenthalt und
erst in Frutigen, wohin ich um y24 Uhr kam, kehrte ich heute
zum erstenmal ein. In den Wiesen links und rechts, am Wege
zwischen Kandersteg und 31itholz blühten Campanula rhomboidalis
und Geranium lividum. Den in der Klus angegebenen Pflanzen
können noch Cystopteris fragilis, Saxifraga muscoides, rotundi-
folia und cuneifolia beigefügt werden. Die nun noch übrige Ta-
geszeit bot die Möglichkeit, heute noch heim zu kommen. Also
brach ich nach 4 Uhr von Frutigen wieder auf und kam % nach
8 Uhr, in Thun an.
(Fortsetzung folgt.)
Literaturberichte.
Flore vogeso-rhenane par Fred. Kirsch leg er, D. M.
professeur ä Pecole superieure de pharmacie de Strasbourg 1870.
Es ist natürlich, dass wenn ein Botaniker in eine neue Ge-
gend kommt, er sich auch gleich mit der Flora derselben bekannt
macht. Da ich nun im April d. J. nach Weissenburg gezogen bin,
so habe ich mir oben genanntes Buch angeschafft, indem ich hoffte,
dass es den Nachbarfloren nicht nachstehen würde. Ich fand mich
aber getäuscht und halte es für meine Pflicht vor dem Ankaufe
Oesterr. botan. Zeitäc'.rift. 10. Heft. 1870. 20
306
dieses Buches zu warnen, aus dem ich nur Einiges anführe, um
denjenigen, welche es nicht besitzen, einen Begriff davon zu geben.
Thalictrnm pratense, majus, tnontanum, sylvuticum und me-
dium werden unter Th. minus als „petites especes" angeführt „leur
cause tres-discutee n'etant pas entierement entendu." Man hat
bisher Spezies und Varietäten angenommen, aber eine kleine Spezies
„petite espece" ist doch etwas neues. Ranunculus platanifolius
ist nicht aufgeführt, aber an mehreren der bei R. aconitifolius
angegebenen Standorten wächst nur R. platanifolius. Die Gattung
Corydalis ist unter dem Namen Bulbocapnos angeführt und bei B.
pumila ist als einziges Kennzeichen angegeben „Bractees incisees, le
reste comme dans le Bulb. fabacea." Dass die Corydalis mit ganz-
randigen oder eingeschnittenen Brakteen variiren, wurde schon vor
mehr als 40 Jahren von F. Schultz an C. solida beobachtet, der eine
Varietas digitata, crenata und integra beschrieben hat. C. pumila
unterscheidet sich aber von C. fabacea durch ganz andere Merk-
male, wie Fries in der 1846 erschienenen Summa vegetabilium
scandin. pag. 146 deutlich gezeigt hat. Zu Alyssum montanum L.
wird AI. campestre Po 11 ich als Synonym gezogen; es gehört
aber zu AI. Gmelini Jord.
Unter Viola martia Job.. Bohin werden als Varietäten vereiniget:
V. odorata L., alba Besser, scotophylla J ord., multicaulis J ord.,
suavis F. S., permixta J ord., collina God., hirta X odorata, hirta L.,
sciaphylla Koch. Unter Viola sylvatica Joh. Bohin werden als
Varietäten aufgeführt: V. sylvestris Lara., Riviniana Rchb. und
arenaria DC. Unter Viola montana L. werden als Varietäten ver-
einiget: canina Rchb., lactea Smith, Schultzii Billot, clatior
Clus., pumila Chx. (Viol. pratens. M. et K.}, stagnina Kit. —
Viol. nemoralia Kütz. ist aber bekanntlich ein Bastard nämlich:
V. canina-elatiorF.S. und die zur Zeit imElsass als V. striata bezeich-
nete Pflanze ist ebenfalls ein Bastard nämlich: Viola canino-persi-
cifolia F. S. im Jahresbericht der Pollichia 1863 (V. canino -stagnina
F. Seh. prius). Diesen Bastard sah ich dahier im Garten bei Hrn. Dr.
F. Schultz blühen, wo er dies Jahr ebenso wenig, als in 15
vorhergehenden Jahren Früchte brachte. Ausser diesen beiden
Bastarden werden bei Viola noch mehrere andere Bastarde erzeugt,
wie z. B. V. canino-pumila F. Seh. Qcanino-pratensis), persicifolio-
pumila F. Seh. (^stagnino -pratensis'). Drosera obovata wird als
Spezies aufgeführt, aber als Beschreibung nur in „lame fol. obovee"
angegeben. Bei den Standorten wird gesagt — sie wachse nur
unter D. rotundifolia und longifolia. Es ist aber bekannt, dass
sie auch an Orten vorkommt, wo keine D. longifolia wächst und
Dr. F. Schultz hat sie sogar bei Gerardmer in den Vogesen in einem
Sumpfe gefunden, wo ausser D. rotundifolia sonst keine Drosera
wuchs. Die Droserae sind aber seitdem in diesem Sumpfe durch
Freunde des Herrn Kirschleger, zu homöopathischem Gebrauch,
gänzlich ausgerottet worden. Ich halte die Pflanze mit Koch, Fries
307
und F. Schultz für eine Varietät von D. longifolia, welche F.
Schultz D. anglica var. obovata genannt hat.
Spergula vernalis Willd. QSp. Morisoni Bor.) wird mit Sp.
pentandra L. vereinigt. Bei Sagina depressa C. F. Schultz steht
^plante velue glanduleuse ou glabresc." Die zwei Varietäten glan-
dulosa et glabra F. Schultz kommen aber ohne Uebergänge vor,
so dass in einigen Gegenden blos die eine, in andern nur die
andere dieser beiden Varietäten wächst. Der Verfasser scheint
auch nicht zu wissen, dass diese Species die Sagina ciliata Fries
ist, denn er erwähnt nicht einmal dieses Synonyms. Stellaria Eli-
sabethae F. Seh., welche in den Wäldern zwischen Weissenburg
und Lauterburg wächst, ist gar nicht erwähnt, Cerastium obscurum
Chaub. und C. pallens F. Seh. sind unter C. glutinosum Fries
vereinigt. Dieses gehört aber als Synonym zu C. obscurum Chaub.
und nicht zu C. glutinosum Humb., Bonpl. et Kunth, wie F. Seh.
schon vor vielen Jahren bewiesen hat.
Lotus tenuis Kit. wird als Varietät zu L. corniculatus ge-
bracht; es wächst aber oft in Gesellschaft des letztem und immer
ohne Uebergangsformen. Die als Astragalus Hypoglottis aufgeführte
Pflanze ist nicht die Art dieses Namens von Linne, sondern A.
danicus.
Fragaria Hagenbachiana Lang ist als Spezies aufgeführt
und F. collina var. Hagenbachiana Doli, bad., als Synonym bei-
gefügt. Die Flora bad. von Doli ist aber erst 1862 erschienen,
während F. Schultz, der schon vor 30 Jahren bewiesen hat,
dass F. Hagenbachiana Abart von F. collina ist, sie in seiner,
1845 erschienenen Flora der Pfalz F. collina ß. Hagenbachiana
genannt hat, während er daselbst die gewöhnliche Form mit var. y.
Ehrhardii bezeichnet hat. Das Bestreben die Prioritäten des F.
Schultz zu verläugnen, geht durch das ganze Buch. Es wird
darin auch ignorirt, dass F. Hagenbachiana im Elsass wächst,
während sie Dr. F. Schultz bei Weissenburg nicht nur in Menge
gefunden, sondern sie auch von da in seinem Herbarium normale
ausgegeben hat, und zwar neben der Varietät a. unter den oben
angegebenen Namen. Bei Potentilla albaL. steht „Bavar. rhen. ä
Kaiserslautern et ailleurs, mais tres-rare.a Es ist aber gerade das
Umgekehrte der Fall, denn bei Kaiserslautern ist sie sehr selten,
anderwärts aber häufig. Potentilla Günther i, rhenana Müller und
collina Wibel sind mit argentea L. vereinigt. Ich halte sie mit
F. Schultz und Müller für 4 verschiedene Arten. P. praecox
F. Seh. scheint dem Verfasser eine P. verno-argentea zu sein. Ich
halte sie aber für eine gute Arf, denn ich habe im Garten des
Herrn Dr. Schultz die Pflanze lebend gesehen, wo er sie seit 15
Jahren aus von Basel erhaltenen Samen gezogen hat, und lauter
keim fällige Samen bekommt. Potentilla leueopolitana Müller wird
in dieser Flore für eine Form von P. argentea gehalten. Ich be-
obachtete sie bei Weissenburg lebend und halte sie mit F. Seh.
für eine ausgezeichnete Spezies. Potentilla praeruptorum F. Seh.,
20 *
308
welche auch in den Vogesen wächst , wird in dieser Flore gar
nicht erwähnt, obgleich sie F. Seh. nicht nur im Jahresbericht
der Pollichia beschrieben, sondern auch in seinem Herb. norm,
in getrockneten Exemplaren ausgegeben hat. Rubus sind in dieser
Flore nur 4 Arten beschrieben, während P. J. Müller im Gebiete
mehrere hundert Arten unterschieden hat, von denen ich bereits
mehr als 50 lebend beobachtet und als gute Arten unterschie-
den habe,
Epilobium collinum Gmel. und E. lanceolatum S e b. et M.
sind als var. ß. et y. zu E. montanum L. gebracht. Der Verfasser
hat wie es scheint, die Arbeiten von Grisebach und F. Seh.
nicht gelesen, sonst könnte er doch so verschiedene Dinge nicht
zusammenbringen.
Bei Circaea intermedia Ehrh. heisst es: „Parait elre une
forme majeure, masculine, sterile du C. alpina" (zu deutsch: Scheint
eine grössere, männliche, unfruchtbare Form von C. alpina zu
sein.) Dr. F. Seh., der diese Pflanze nicht nur bei Weissenburg,
sondern auch im Nahe-Gebiet und an den angegebenen Standorten
„Baden, Murgthal" zuerst gefunden hat, der die C. lutetiana, in-
termedia und alpina in der „Flora" von 1827 und 1828 deutlich
beschrieben, hat längst bewiesen, dass C. intermedia eine gute
Art ist; sie wurde auch noch niemals an Orten gefunden, wo C.
alpina wächst.
Bei Sedum Telephium sind S. maximum , purpurascens und
Fabaria als Varietäten untergebracht. Die als S. elegans beschrie-
bene Pflanze ist nicht S. elegans Lej. sondern S. aareum Wtg.,
wie F. Seh., der Exemplare vom Standorte „Vagney" gesehen,
gezeigt hat. Die als Sempervivum tectorum beschriebene Pflanze
ist S. Lamotei. Die als Saxifraga cespitosa beschriebene Pflanze,
ist S. deeipüns Ehr. Die als Saxifraga hypnoides beschriebene
Pflanze ist ebenfalls S. deeipiens Ehr., wie F. Seh., der sie vom
Standorte in Wirtgens Sammlung rhein. Pflanzen gesehen, be-
wiesen hat.
Die Gattung Bunium ist zu Carum gebracht und Bunium
verticillatum zu Carum verticillatum geschrieben. Als Standorte
sind: „Prair. sabl. et humid, spong. sur les bords de la Lauter"
angegeben. Dies ist alles unrichlig, denn die Pflanze wächst weder
auf sandigem, noch schwammigem, sondern auf festem Boden etwas
sumpfiger Wiesen, und nirgends an den Ufern der Lauter. Der
eiste, der die Pflanze im Elsass und zwar im Jahre 1796 entdeckte,
(Buchholtz Vater) fand sie nur auf einer Wiese bei Allenstadt,
welche aber seit 1815 zum bayerischen Gebiete gehört. P. J. Müller
fand sie auch in französischem Gebiete zwischen Weissenburg und
Schleithal und F. Seh. fand sie auch in bayerischem Gebiete in
grosser Menge zwischen Weissenburg und Schaidt.
Galium Wirtgeni F. Seh. ist als Form zu G. verum gebracht.
Wirt gen hat dieselbe irrlhümlich als Galium eminens Gr. et Godr.
in seinem Plan!, rhenan. ausgegeben. Die Pflanze blübt an Stand-
309
orten, wo G. verum wächst, schon Ende Mai, wahrend dieses da-
selbst erst im Juli blüht. F. Seh. fand das G. Wirtgeni in grosser
Menge am Rhein von Strassburg bis Bingen und längs dem Gebirge
von Landau abwärts. Es ist sowohl von G. verum, als auch von
G. eminens toto coelo verschieden. In der Flore vogeso-rhenane
wird weiter bemerkt, G. verum erzeuge oft mit G. Mollugo „une
forme hybride, tres remarquable: Galium ochroleucum W."
Unter dem Namen G. ochroleucum wird, wie F. Schultz gezeigt
hat, gar verschiedenartiges verwechselt nämlich: 1. Galium verum
forma ochroleuca F. Seil., 2. G. er ecto- Wirtgeni F. Seh., 3. G.
erecto-verum F. Seh. und 4. elato verum F. Seh. In der Flore
vogeso-rhenane sind Gallium elatum und G. erectum als Formen
mit G. Mollugo vereinigt.
Die Valerianella incrassata Chbd. ist als V. eriocarpa be-
schrieben. Der Name V. eriocarpa Deesv. gehört aber als Sy-
nonym zur V. dentata Po II. ß. lasiooarpa Koch. Knautia sylvalica
wird von K. arvensis unterschieden wie folgt: „Tres vois. de l'esp.
preced. mais habilant les bois et les forets , files ordt. simples
(rart. Iaciniees), largt. ovales-oblongues, dentees sciees; mais freqt.
aussi allongees, ou longt. elliptiques (/f. lonyifolia F. K. Als.)
tantot tres- hispides tantöt glabresc; cor. couleur fleur de pecher;
tige ordt. tres hisp. vers le bas. Dies passt aber alles auf Knautia
arvensis, welche man auch oft in Wäldern findet und nicht selten
ungetheilte Blätter hat.
Die als Campanula rotundifolia var. laneifolia Koch be-
schriebene Pflanze, welche F. Seh. zuerst und zwar durch das
ganze Vogesensandsteingebirge aufgefunden hat, (was natürlich in
dieser Flore nicht angegeben ist), fand derselbe auch mit lineali-
schen Blättern. Sie unterscheidet sich aber; wie F. Seh. gezeigt,
durch die Behaarung von allen Formen der C. rotundifolia. Bei
Wahlenbergia hederacea ist als Standort angegeben „Vallee de
la Saar et de la Blies (F. S)." F. Seh. hat den Standort nie
und nirgends so angegeben, sondern auf der Wasserscheide der
Vogesen in Gebirgsthälchen, deren Wasser mittelbar der Blies
zugehen.
Die als Taraxacum palustre DC. beschriebene Pflanze muss,
wie F. S. bemerkt hat, T. paludosum heissen, weil es Hedypnois
paludosa Scop. ist. Bei Hieracium Pelleterianum ist Pilosella Pel-
leteriana F. Seh. (Pollichia Nr. 22 — 25, pag. 27) zitirt An der
angeführten Stelle steht aber nichts davon, sondern eine Abhand-
lung über die Vegetation im Himalaya vom Schlagintweit. Der
Name Pilosella Pelleteriana wurde von den Brüdern F. et C. Schultz
gegeben und in einer Abhandlung über die Gattung Pilosella in
der Flora von 1862 pag. 421 bekannt gemacht. Unter den Stand-
orten gibt die Flore vogeso- rhenane an „Bav. rhen. (Po IL, Seh)."
Pollich, der die Pflanze als var. ß. zu H. Pilosella gebracht,
gibt sie nur an einem einzigen Standorte an , nämlich „in sylvis
montosis circa Steinbach." F. Seh. aber fand sie bekanntlich von
310
Kreuznach über den Donnersberg und dem Hardtgebirge entlang
bis Neustadt a. d. Hardt, wo sie in grosser Menge wächst und wo
mir Hr. Seh. noch vor wenigen Tagen die Unterschiede zwischen
ihr und der daneben stehenden H. Pilosella gezeigt hat. Unter
dem Namen Hieracium bi für cum ist das H. Villarsii F. Seh., in
Flora 1861. pag. 35, beschrieben; dieses Synonym aber wohlweis-
lich mit Stillschweigen übergangen. Dagegen sind als Synonyme
angeführt; H. bracchiatum Bert., dubium Monn., fallacinum Gren.
et Godr., Pilosella Villarsii F. S., H. acutifolium Villars, H.
hybrid, bifurcum Gaud. Der nur um die Priorität des Dr. F.
Schultz zu verläugnen, gewählte Name H. bifurcum hat mit der
Elsässer Pflanze nichts zu schaffen, denn H. bifurcum Marsch.
Bieberst. ist H. Pilosello-echioides C. H. Schul tz-B ipontin.,
und da H. echioides, eine Pflanze des östlichen Europa's, im Elsass
nicht wächst, so kann auch der Bastard nicht da vorkommen. H.
bracchiatum Bert., eine italienische, mit H. florentinum verwandte
Art, wächst auch nicht im Elsass, sowie //. fallacinum F. Seh.,
1845, Flora der Pfalz, Gren. et Godr. 1850, Flore de France.
Dass statt F. Schultz, der die Pflanze entdeckt und benannt hat,
Gren. et Godr. angegeben ward, geschah auch offenbar nur, um
die Priorität von F. Seh. zu verläugnen. F. Seh hat das im El-
sass wachsende Hieracium am Rhein von Strassburg bis Rhein-
zabern überall und auch an vom Rheine entfernten Orten, z. B.
bei Baden gefunden und (a. a. 0.) H. Villarsii genannt, weil es
das H. Auricula Villars, aber nicht Linne ist, wie aus folgender
Stelle von Villars voyage (pag. 60) deutlich hervorgeht: ^Hiera-
cium Auricula est une espece commune aux environs de Bäle et
de Strasbourg. Ses stolons frequens, qui souvent se changent en
tiges floriferes, ses longs poils frequens: son elevalion ä un pied
et plus, sa tige ramifiee et en enrymbe, le distinguent suffisamment."
Dass die Pflanze nicht H. acutifolium Villars sein kann, indem
sie H. Auricula Villars ist, versteht sich von selbst. Sie ist auch
kein Bastard und erhält lauter keimfähige Samen. Die irn Gebiete
der Flore vogeso- rhenane von F. Seh. entdeckten Bastarde H.
PMosello-praealtum F. S., H. praealto-Pilosella und H. Pilosello-
Auricula sind nur als Namen aufgeführt. Ebenso wenig ist das
seltene H. Rothianum W allr., welches mir Herr Schultz an den
Wällen von Weissenburg gezeigt hat, angegeben. Derselbe hält
es für eine grosse Form von H. hybridum Chaix und schon Vil-
lars scheint dies vermuthet zu haben, denn er sagt (voyage pag. 61)
„Le prof. Sprengel (Fl. Hol. 222, t. 10, f. 2) a donne sous le
nom d'hier. cymosum, une figure, qui ine parait representer
celte plante." In der Flore vogeso-rhenane wird H. Rothianum
Wallr. als Synonym zu H. praealtum var. d. setosum und hirsu-
tissimum gezogen, es ist aber toto coelo davon verschieden. Das
H. praealtum var. hirsutissimum F. Seh. hält aber jetzt Schultz
selbst für eine von H. praealtum sowohl, als auch von H Rothia-
num verschiedene Spezies, die er H. hirsutissimum nennt. Sie
311
unterscheidet sich von beiden durch doldigen Blüthesland und von
ersterein noch durch die lange dichtstehende Behaarung und den
vielblättrigen Stengel, vom anderen durch die starren Haare. Hie-
rachim caesium, Schmidtii, pallidum, inoisum, bifidum, rupestre,
vu/galum etc. sind theils als Varietäten, theils als Synonyme bei
H. murorum untergebracht. H. bupleuroides Gmel., H. scorzoneri-
folium und H. flexuosum W. sind als Synonyme zu H. glabratum
Hoppe gebracht. Die als H. cydoniaefolium beschriebene Pflanze ist
nicht H. cydoniaefolium Villars, sondern weiter nichts, als eine
Form von H. prenanthoides , wie F. Seh. gezeigt hat. Das als U.
corymbosum beschriebene //., zu welchem H. aestivum Billot, stric-
tum F. K. und auratum Godr. als Synonyme gezogen sind, ist,
wie der sei. Schultz - Bipontinus bewiesen hat, H. inuloides
Tausch. Die als H. tridentatum beschriebene Pflanze ist, wie die
Brüder F. et C. Schultz die das Originalexemplar aus Wildenow's
Herbar verglichen haben, Form von U. laecigatum Willd. , und
das als H. gothicum beschriebene H. gehört als H. laecigatum var.
alpestre F. Seh. dazu. H. boreale Fries ist als var ß. zu H. sa-
baudum gebracht, dabei aber verschwiegen, dass F. Seh. schon
1845 (Flora der Pfalz pag. 285) diese Pflanze H. sabaudum var. ß.
boreale genannt, während derselbe das H. sabaudum Fries (da-
selbst) als var. y. Friesii beschrieben hat.
Unter Tragopogon pratensis sind T. pratensis, orientalis und
minus vereinigt. F. Seh. hat aber gezeigt, dass T. orientalis von
T. pratensis spezifisch verschieden ist. Bei den Namen der ßastard-
Cirsien sind die Autoren nicht angegeben.
Bei Cirsium acauli-oleraceum steht aber Godron stattNägeli.
Senecio Richteri F. Seh. wird als Synonym zu Senecio pratensis
Rieht, gebracht. Ich glaube aber, dass umgekehrt der letztere als
Synonym zu ersterm gebracht werden müsse, weil der Name S.
pratensis DC. [Cineraria pratensis) älter ist, als der von Richter.
Armeria elongata, purpurea und maritima sind unter A. vulgaris
vereinigt. Als Verbascum Lychnitis ist nur die weissblumige Form
dieser Art, die gelbblumige aber als besondere Spezies unter dem
Namen V. pulverulentum beschrieben. Dagegen ist V. pulverulentum
Villars unter den Namen V. floccosum beschrieben. Bei V.Thnpsi-
formi- Lychnitis ist, slatt Schiede, Godron als Autor angegeben. Bei
V. Thapso-Lychnitis, statt Mert. et Koch, auch Godron. Statt
V. thapsiformi-pulcerulentum F. Schultz, steht V. thapsiformi-
floecosum F. K. Bei V. Thapso-nigrum und V. nigro-Thapsus steht,
statt Wirtgen, F. K. als Autor. Bei V. thapsiformi-nigrum, statt
Schiede ebenfalls F. K. Statt V. Lychnitidi-pulverulentum F.
Schultz steht V. Lychnitidi-floccosum, aber der Autor dieses Na-
mens Ziz ist weggelassen, damit man F. K. dabei denken soll.
Bei V. nigro-Lychnitis steht statt Schiede, F. K. als Autor.
Statt V. nigro-pulverulentum Smith, steht V. nigro-floecosum,
wobei aber der Autor Wirt gen nicht genannt ist. Die von F.
Seh. benannten Bastarde, wie V. pulverulento-thapsi forme, phlo-
312
moidi-Lychnitis, phlomoidi-pulverulentum, pulverulento-phlomoides,
phlomoidi-nigrum , pulverulento-Lychnilis und pulverulento-nigrum
sind mit Stillschweigen übergangen, dagegen ist ein V. Scrophu-
laria-Blattaria aufgeführt, aus dessen Beschreibung „verdätre,
etamines didynames avec 5. rudim; filage du Blattaria" aber nichts
zu entnehmen ist.
Bei Myosotis cespitosa S c h z. Starg. ist M. lingulata Lehm,
als Synonym zitirt, es soll aber heissen M. lingulata Schz. Starg.
apud Lehm. Der Verfasser dieser Flore vogeso-rhenane hatte sie
in seinem Prodrome de la Flore d'Alsace als M. sparsiflora be-
schrieben; hier sagt er aber tres-vois. du M. palustris dont eile
n'est probabt. qu' une forme." Sie wächst ausschliesslich in stehenden
Wässern, oder auf dem Schlamm, wenn sie ausgetrocknet sind,
blieb aber aus Samen gezogen im Garten des Herrn F. Seh. un-
verändert; selbst auf trocknem Gartenboden. Pulmonaria tuberös a
Schrk. und P. mollis sind unter dem Namen P. angusüfolia ver-
einigt. Die echte P. angustifolia L. (P. azurea Besser), welche
im Gebiete nicht wächst, ist nicht erwähnt. Die als zwei Arten
beschriebenen, Veronica latifolia und V. Teucrium sind Varietäten
einer und derselben Art, 'die echte V. latifolia L. wächst aber
weder in Frankreich, noch in Deutschland.
Unter Euphrasia officinalis sind zwei Subspezies a. pratensis
und b. nemorosa beschrieben. Euphrasia serotina Lam. ist mit E.
Odontites vereinigt. Orobanche rubetis Wallr. ist als 0. Medica-
ginis Duby beschrieben. Bei 0. procera Koch steht 0- pallidißora
Wtg. als Synonym. Dieser Name wurde aber nicht von Wtg.
sondern von W immer und Grab, gegeben und muss als der
ältere voranstehen. Orobanche alsatica F. Seh. (fl. gall. et germ.
exs. introduet. et in Kirschl. prodr. fior. d'Alsace) 1836, ist als
0. Cervariae Suard (in Godr. locc. II. 180) 1843 beschrieben.
Wesshalb ist dieser 7 Jahre später gegebene Name dem ersteren
vorgezogen? — Weil wie, in zu jener Zeit erschienenen Schriften,
zu lesen ist, Herr Kirschleger, statt F. Schultz, Nobis hinter
dem Namen 0. alsatica gesetzt hatte, obgleich ihm derselbe von
F. Seh. angegeben worden war. Herr Suard war um so weniger
berechtigt den Namen zu ändern, als er selbst seine Pflanze zuvor
unter dem Namen 0. alsatica F. Seh. an Herrn Schultz gesendet
hatte, mit der Anfrage, ob sie richtig bestimmt sei und eine be-
jahende Antwort erhalten hatte. Alles diess ist schon seit mehr
denn 30 Jahren gedruckt zu lesen gewesen, aber die Sucht neue
Namen zu geben liess es ignoriren. Bei 0. Teucrii sieht Hol. mos.
1829. F. Sz. Flora 1835. c. ic. Es ist richtig, dass Seh. die Ab-
bildung der Pflanze („c. ic." cum icone) erst 1835 gegeben hat,
aber den Namen gab er 1829 und zwar in Eschweilers Annalen
der Gewächskunde. Dies hat auch sein sei. Freund Holandre
selbst anerkannt und desshalb in der zweiten Auflage seiner Flore
de la Moselle, hinter 0. Teucrii den Namen F. Seh. gesetzt. Bei
0. Picridis steht „Holand, mos. 322 (1S29) F. Sz. (in Koch D. FI.
313
1833)." Diess ist aber Alles unrichtig, denn in Holand. mos. 322
steht nicht „0. Picridis Holand," sondern „Orobanche picridis
hieracioidei Vau eh. inon pl. 12." Der Name 0. Picridis wurde
von F. Schultz gegeben und zwar zuerst nicht 1833 in Koch
D. Fl., sondern 1829 in Eschweilers Annalen der Geuächskunde.
In der zweiten Auflage seiner Fl. de la Moselle setzte Holandre
selbst F. Seh. zum Namen 0. Picridis.
Von Mentha sind nur sieben Spezies angegeben, nämlich:
Mentha rotundifolia L.. sylvestris L. , viridis L., piperita L., (letztere
nur kullivirt), aquatica L., verticillata Rivins. und arvensis L.
Die M. crispa der französischen Offizinen und M. crisp. Fuchs
ist als var. zu M. rotundifolia gebracht. Zu M. sylvestris sind St.
nemorosa VV., candicans und incana als var. gezahlt. M. crispata
Seh. ist, nicht als var., sondern als „deformation" bei M. viridis
erwähnt, M. aquatica, (zu welcher M. citrata Ehrh. als Form
gebracht ist) bildet die Abtheilung „Capitatae," wobei der Verfasser
ignorirt, dass dieselbe auch häufig vertizillirt vorkommt, wie M.
verticillata. Zu dieser sind M. sativa, gentilis und rubra Linne,
sowie M. aquatico-arvtnsis Wlg. als Synonyme gezogen. Zu M.
arvensis sind M. gentilis Wtg. und mehrere andere ohne Angabe des
Autors als var. gezogen. Ohne Beschreibung und ohne Angabe des
Standortes sind als Bastarde genannt: „M. rotundifolia silvestris.u M.
silvestri-aquatica est le M. nepetoides Lej. et le M. Langie Slend.
Hag. bas 2. 83 QM.hirsuta GrenJ.- „M. rotundifolia aquat. (J/. Maxi-
milianea F. Sz.) publie 1866 par Vosselmann, dans la collection
vogeso- rhen." Diese Mentha wurde im Jahre 1854 von F. Seh.
in der Flora pag. 225 und im Jahresberichte der Pollichia pag. 26
29. 34. 35. 36. und 37. erst als Mentha rotundifolia- aquatica, dann
(loc. cit. 1854) als M. Maximilianea beschrieben. Da in der 1870
erschienenen Flore vogeso-rhen. bei Mentha rotundifolia-aquatica
kein Autor angegeben ist so könnte man glauben, dieser Name
wäre erst 1870 von F. K. gegeben worden. F. Seh. hat sie auch
in der 2. Cent, seines Herb. norm. Nr. 115. in 1854 von ihm
selbst gesammelten Exemplaren unter obigem Namen ausgegeben.
Da er sie aber später auch an Orten fand, wo M. aquatica nicht
wächst und eigene Charaktere an derselben beobachtete, so hat
er eingesehen, dass sie kein Bastard sein kann und den Namen
M. Maximilianea beibehalten. Ferner steht in der Flore vogeso-
rhenane „M. sileestri-arvensis. Assez rep. nott. aux env. de W bg.
(F. Sz).~ Zu deutsch verbreitet genug, besonders in der Gegend
von Weissenburg (F. S eh.) Schul tz hat aber nieu nd nirgends eine
solche Pflanze angegeben. Ferner heisst es VM. rotundifolia-arvensis.
Assez rep. nott aux env. de Wbg. (F. Szj." Die M. rotundifolia-
arvensis wurde von F. Seh. 1854, im Jahresberichte der Pollichia
pag. 29. 37. und 38. benannt und beschrieben, und in der 2. Cent,
seines Herb. norm. Nr. 117 ausgegeben. Da sie aber auch an
Orten wächst, wo keine M. arvensis vorkommt, ja oft auch keine
M. rotundifolia, und die Pflanze noch besondere Merkmale hat, so
314
hat F. Seh. den (1. c.) von ihm zuerst gegebenen Namen M.
Wohlwerthiana beibehalten. Sie ist aber nichts weniger, als „Assez-
rependu nott. aux environs de Wissembourg," denn sie wurde da-
selbst nur an zwei sehr beschränkten Stellen gefunden. Die seltene
M. arvensi-rotundifolia, welche F. Seh. 1854 im Jahresberichte
der Pollichia pag. 29, 38, 39 und 40 benannt und beschrieben und
in seinem Herb. norm. cent. 2. Nr. 118 ausgegebeu hat; sowie
mehrere andere in der Gegend von Weissenburg von F. Seh.
entdeckten Menthen, sind gar nicht angegeben.
Die Ajuga genevensis L. ist unter dem Namen Ajuga montana
Riv. beschrieben. Bei A. pyramidalis L. steht „Signale en bien
des endroits d. 1. gres vosg. de la Bav." rhen. Dies ist aber falsch,
denn sie wurde in Rheinbayern nur bei Kaiserslautern gefunden,
wo sie aber in den letzten Jahren durch Waldkultur und wühlende
Schweinheerden fast gänzlich ausgerottet worden ist. Unter La-
mium amplexicauli wird L. hybridum Villars als „forme inter-
mediaire ou hybride" erwähnt. Unter Galeopsis Laudanum werden
G. angustifolia und G. intermedia V 111. vereinigt. G. bifida B. ist
mit 6r. Tetrahit vereinigt und in einer „Note" gesagt-. F. S et Do eil
fönt du G. bifida B. une bonne espece." Botaniker machen aber
keine Spezies, sondern suchen dieselben zu unterscheiden, was
vor allen Denjenigen zu empfehlen ist, welche eine Flora schreiben
wollen. Bei Stachys palustris steht in einer „Note" „Entre les
St. silvatica et palustris on a constate deux sortes d'esp. hybrides;
St. silvatico-palustris et palustri- silvatica et que les botan. con-
naissent plus specialt. sous le nom d. St. ambig ua Smith. Koch."
St. ambigua Smith bezieht sich aber nur auf St. palustris-sylvatica
wie F. Seh., der nicht nur diesen Bastard und St. sylvatico-pa-
lustris bei Weissenburg gefunden, sondern auch englische Original-
Exemplare verglichen, bekannt gemacht hat. St. ambigua wächst
bei Weissenburg ziemlich häufig, während St. silvatico-palustris
daselbst nur einmal und in wenigen Stöcken gefunden wurde. Bei
Saarbrücken aber fanden sie sowohl Schultz, als ich selbst ziem-
lich häufig. Der Verfasser der Flore vogeso-rhenane gibt nur Un-
terschiede zwischen beiden Bastarden und St. palustris an und
zwar nur bezüglich der Blätter. Wie sich die beiden Bastarde
durch die Korollen unterscheiden, Unterschiede, die zuerst F. Seh.
beobachtet hat, ignorirt er. Im Allgemeinen sind die Beschreibungen
in dieser Flore so mangelhaft, dass es schwer sein muss, eine
Pflanze danach zu bestimmen, und was die Angabe der Blüthezeit
und der Standorte betrifft, so wimmelt sie von Irrlhümern, wie
Männer, die schon mehr als vierzig Jahre im Gebiete botanisiren,
bezeugen. Man kann sagen:
Diese Flore enthält viel Neues und Wahres
Nur ist das Wahre nicht neu, nur ist das Neue nicht wahr!
Ferd. Winter.
315
Correspondenz.
Langenlois in Niederöster. , den 2. September 1870.
Da ich in der zweiten Hälfte August eine Reise nach Maria-
zeil unternahm, so war es mein sehnlichster Wunsch bei dieser
Gelegenheit meinen alten Freund den wohlbekannten Botaniker
und Touristen Herrn Michael Hölzl Apotheker zu Mariazeil, zu
besuchen. Hölzl hat durch eine Reihe von Jahren die Flora der
Alpen der Umgebung seines Wohnortes fleissig durchforscht und
mit grosser Vorliebe oftmals den steirischen Bergriesen Hochschwab
erstiegen; er war vielen Naturfreunden und Botanikern ein treuer
Geleitsmann in der dortigen Alpenkette, und hat dadurch viele
Bekannte und Freunde gewonnen. Jetzt hat er bereits das 79. Jahr
vollendet und ist leider in Folge eines langwierigen Augenübels
seit vier Jahren erblindet, er ist noch immer im Besitze der Apo-
theke, welche von einem Provisor geleitet wird; sein trauriges
Geschick ertragt er mit christlicher Ergebung und grosser Stand-
haftigkeit und ist es seiner liebevollen Gattin angelegentlichste Sorge,
sein Leiden möglichst zu lindern. Alte botanische Freunde zu be-
grüssen, gewährt ihm Erheiterung; er erzählte mir mit reger
Geistesfrische von den vor vielen Jahren unternommenen Exkursio-
nen und bezeichnete mir mit Genauigkeit die Fundorte mehrerer
Pflanzen. — Was die Wilterungsverhältnisse in der dortigen Ge-
birgsgegend im heurigen Hochsommer betrifft, so klagten die Land-
wirt he über häufiges Regenwetter, wodurch das Trocknen des Heus
und der Schnitt der Cerealien sehr verzögert wurde; eben war man
daran am 24. August den Roggenschnitt vorzunehmen. Häufiger
Regen beschränkte auch meine botanischen Ausflüge, so z. B. waren
die Sphagnumpölster am Hechlensee so durchnässt, dass ich nicht
bis zum See vordringen konnte, und mich begnügen musste die
am Rande stehende in schönster Blut he befindliche Gentiana pan-
nonica Scop. zu sammeln. Wegen anhaltenden Regens musste ich
auch den Besuch des Lassingfalles aufgeben und zuletzt noch zu-
frieden sein, dass ich in der Nähe von Türnitz auf einer Lokalität
beisammen mehrere Repräsentanten der Kalkalpenflora auffand, denn
nur wenige Minuten von dem Markte Türnitz entfernt am Fusse
des Münichhüttenberges im Kalkschutte kömint Rhododendron hir-
sutum und Erica carnea in Menge vor, an derselben Stelle wächst
auch Linaria alpina, Thymus alpinus, Campanula caespitosa, Hel-
leborus niger, Hieracium porrifolium, Rumex scutatus, Asplenium
viride und Sesleria coerulea. Kaibrunne r.
Pest, am 7. September 1870.
Die Umbellifere , derer ich in meiner letzten Korrespondenz
erwähnte, ist gar keine Thapsia, sondern, wie mich Freund Ascher-
son sogleich aufmerksam machte, eher eine Prangos. Meine Pflanze
passt allerdings zu den Beschreibungen glattblättriger Formen von
P. ferulacea aus Dalmatien. Sie bleibt mir aber dennoch ein Rälhsel.
316
Ich fand bloss lauter reife Fruchtexemplare. Die Früchte meiner
Pflanze variiren aber bezüglich der Juga auf eine Weise, wie mir
bei keiner anderen Umbellifere bekannt ist: bald sind sie nämlich
sehr auffallend breit geflügelt, bald gar nicht geflügelt. Im erste-
ren Falle kann man meine Pflanze nothdürflig bei Prangos ferula-
cea unterbringen. (Da wäre noch die Blülhenfarbe zu wissen wichtig.
/'. ferulacea hat gelbe Blülhen; die von mir gefundene Art scheint
nach den vertrockneten Ueberresten zu urtheilen, weisse Blüthen
zu haben.) — Im zweiten Falle stimmt mein Gewächs derart mit
der Abbildung von Cachrys macrocarpa Ledeb. überein, dass ich
es von der Abbildung in Ledeb. Icon. fl. ross. tab. 313 gar nicht
zu unterscheiden vermag!! — Ich will Ihnen hier noch einmal die
wichtigeren Funde für den Banat namhaft machen: Triticum pa-
normitanum Bert., Bromus variegatus M. B. , Melica pieta C.
Koch, eine der ausgezeichnetsten Arten, der M. nutans zwar in
der Tracht sehr ähnlich, aber sicher verschieden, vielleicht auch
weiter verbreitet, und bisher bloss nicht beachtet; Parietaria lusitanica
L. (in der letzten Korrespondenz steht fälschlich Pulicaria); Cra-
taegus Azarella Griseb.; C. rosaeformis noy. spec, Alyssum
Orientale DC, Nasturtium Ascher sonianum nov. spec, eine merk-
würdige Art, die nirgends untergebracht werden kann; Crucianella
angustifoliti L.; Iris foetidissima L.; Physospermum aquilegifolium
Koch, Geranium purpureum Vill. (rein unbegreiflich, wie man
diese Pflanze mit G. Robertianum zusammenwerfen kann!); zwei
äusserst merkwürdige Sedum-Avten etc. — Was ich letzthin als
Hieracium sparsum Friv. anführte, ist nichts Anders als H. Pa-
vichii He uff. = H. Fussianum Schur, das ich einst von Prof.
Pancic als „H. sparsum Friv." aus Serbien erhielt. — Wie ich
mich jetzt im hiesigen Musealherbar überzeugte , ist die kürzlich
erst von Herrn Dr. Pancic als Hieracium Schult zianum publi-
zirte Pflanze mit H. sparsum identisch. Ich traf dieselbe Art im
Frivaldszky'schen herbarium turcieum auch unter dem Namen H. cer-
nuum Friv. an. — Die Sammlungen des verunglückten Dr. Weiss
befinden sich jetzt hier unter meinen Händen. Es sind gegen 600^
Nummern, die alle während der letzten Expedition gesammelt und
meist je in mehreren Exemplaren vorhanden sind. Die Exemplare
sind instruktiv und sehr gut erhalten. Das Tagebuch enthält
werthvolle Notizen und Zeichnungen dazu. — Die von nur als
Gypsophila illyrica angeführte Pflanze, welche häufig auf den Fel-
sen zwischen Orsova und dem eisernen Thor in Gesellschaft der
Jasione Heldreichii wächst, ist nicht die wahre Pflanze dieses Na-
mens, sondern ganz neu. Ich werde selbe als G. Haynaldiana ver-
theilen und publiziren. Von G. illyrica ist sie sehr gut verschie-
den. Sie steht der G. ochroleuca Sibth. et Sin., die bisher nur
aus der Gegend von Athen bekannt ist, weit näher. Jedenfalls ist
ihre Stellung zwischen G. illyrica und ochroleuca. — In beiläufig
10 Tagen begebe ich mich abermal in das untere Donauthal, um
in der Gegend von Svinicza, Orsova und Mehadia zu botanisiren.
317
Namentlich will ich Colchicum neapolitanum Ten. (C. Haynaldi
Heuff.), von welchem ich auf meiner heurigen Frühjahrsreise
sichere und ergiebige Standorte entdeckte, in Blüthe sammeln;
ebenso wie Erianthus strictus, Polygonum graminifolium, Stern-
bergia colchiciflora , Crataegus melanocarpa und pentagyna mit
reifen Früchten , Artemisia annua , Campanula crassipes etc. etc.
Nach Siebenbürgen gehe ich ebenfalls auf ein paar Tage. Im Gan-
zen dürfte ich 5 Wochen ausbleiben. Auf der Donanrückfahrt
mache ich einen Abstecher in das Baranyaer Kor"itat , u. zw. auf
den Harsänyer Berg, wo ich 1867 das Colchicum bulbocodioides
entdeckte, und wo ich nun auch dem Crocus Pallasii auf der Spur
bin. Diese Art ward auf ganz eigentümliche Art, gleichsam durch
ein Missversländniss entdeckt. Mein Freund, Dr. Tauscher in
Ercsin, schrieb nämlich an den Pfarrer des Dorfes Harsäny, ob man
ihm Exemplare des Colchicum, das ich auf dem gleichnamigen Berge
1867 in grosser Anzahl fand, verschaffen könnte. Der Pfarrer ant-
wortete , dass er sich wohl „erinnere, wo ein Kürassier-Offizier
dazumal herumgestiegen sei und eine zeitloseartige Blume in Masse
ausgegraben habe. Die Pflanze blühe aber eben nicht." Der
Pfarrer sandle aber eine Menge am Harsäny ausgegrabener Knollen.
Dr. Tauscher setzte diese ein, und die Pflanze — entpuppte sich
als ein Crocus, in dem ich beim Vorzeigen der Blätterexemplare,
da ich mich schon etwa zehn Jahre mit dieser Gattung beschäf-
tige, gleich den C. Pallasii erkannte. Die Umhüllung der Knollen
ist von der aller unserer anderen Arten total verschieden und die
Scheiden sind etwas röthlich gefärbt. Blüthen sah ich keine, hoffe
ihn aber im Oktober blühend zu finden. Wo ich am Harsäny her-
umgestiegen bin, wächst er gewiss nicht, sonst wäre er mir am
4. Oktober 1867, wo ich meine Standorte des Colchicum erfolglos
beging, sicher nicht entgangen. Ich werde ihn daher auf einer an-
deren Lehne, die von mir früher nicht betreten ward, suchen.
Janka.
Triest, den 8. September 1870.
Im Kurorte Gleichenberg in Steiermark, wo ich den Monat
August d. J. zubrachte, halte ich Gelegenheit die von dem ver-
storbenen Dr. Prasil, gewes. ersten Brunnenarzte und Verfasser
eines gediegenen Werkes über den Kurort , hinlerlassenen reich-
haltigen und instruktiven Sammlungen zu besichtigen. Unter den-
selben bietet überhaupt, und für Botaniker insbesondere das grösste
Interesse jene der fossilen Pflanzen aus der Umgebung von Glei-
chenberg, die der Verstorbene mit besonderer Vorliebe, Genauig-
keit und Sachkenntniss zusammenbrachte, und die alle Typen der
von Unger aus dieser Gegend beschriebenen fossilen Gewächse,
nebst später dazu gekommenen enthält. Es dürfte für die Fach-
gelehrten und Liebhaber von Interesse sein , eine Hauptübersicht
dieser Sammlung, wie sie das folgende Verzeichniss liefert zu er-
halten: Aus dem Gl eichen berger Mühlsteinbruche (verkie-
318
seit) 44 quergeschliffene grosse Ast- und Stammfragmente, meist
irn Durchmesser von mehreren Zollen , 9 solche mit Längs- und
Querschliff, 1 Blattabdruck, 7 vollkommene Koniferenzapfen, 1 sol-
cher längsgespallen, 8 solche mit Längschliffdurchschnitt, 6 solche
mit Querschliff, 27 Gesteinsstücke mit Abdruckfragmenten und Früch-
ten, 35 Schächtelchen mit Früchten, worunter 11 geschliffene Durch-
schnitte, 13 Conchylien aus dem Mühlsteinbruche (hier selten und
wichtig). Ferner aus anderen Lokalitäten der Umgebung.
40 Schächtelchen und Gesteinsslücke der Tertiärzeit, und besonders
der sarmatiscben Stufe. 105 vollkommene Blattabdrücke, besonders
von Gossendorf. — NB. Die Fossilien dieser Sammlung benützte
Unger bei seiner Fossilenflora von Gleicbenberg, wo sich p. 13 die
Aufzählung der Spezies findet, während die Originale zu den Abbildun-
gen meist der Sammlung angehörig sind. Es wäre wohl wünschens-
werth, dass diese ausgezeichnete lehrreiche Sammlung dem wissen-
schaftlichen Gebrauche zugänglich gemacht würde , was, so lange
sie sich im Besitze der Erben befindet , nicht der Fall sein kann.
Hiezu wäre die Leitung des Aktienvereins, dein Gleichenberg sein
Aufblühen verdankt, in erster Linie berufen. Sie dürfte sich ver-
anlasst finden, dem Kurorte die aus seiner nächsten Umgebung
stammende Sammlung zu erhalten, und durch Aufstellung dersel-
ben sowohl das Interesse der gebildeten Kurgäste anzuregen, als
der Anstalt selbst einen wenigstens indirekten Vortheil zu ver-
schaffen. Auch sollte es nicht schwer fallen , die hiezu erforder-
lichen Mittel durch freiwillige Beiträge, wozu sich gewiss die ver-
möglicheren Kurgäste bereitwillig finden lassen würden, zu ergänzen.
Aber auch die Landesvertretung der Steiermark und der speziell
den Naturwissenschaften seine Thätigkeit zuwendende Verein in
Graz, werden es als Ehrensache betrachten, diese dem Lande ent-
nommenen, und von einem hochgeachteten Bürger des Landes mit
bedeutenden Opfern von seinem geringen Vermögen gebildeten
Sammlungen nicht aus dem Lande wandern zu lassen, was doch
gewiss der Fall wäre, wenn kein dem reellen Werthe entspre-
chender Antrag den Erben zukäme , denn der Verkauf wird zur
Regelung der Erbschaftsangelegenheiten unvermeidlich , und muss
in Ermangelung annehmbarer Anträge im Inlande von den Erben
im Auslande angestrebt werden. Zu Dr. Prasil's Verlassenschaft
gehört auch ein vollständiges wohlerhaltenes Herbar der Gleichen-
berger Flora, als Zugabe zu der vorerwähnten vorwelllichen Flora.
Ausserdem sind verschiedene Mineraliensammlungen, meist aus der
Umgebung von Gleichenberg, ferner römische in derselben gefun-
dene Gerätschaften, Münzen u. dgl., endlich eine vverthvolle, medi-
zinisch-naturhistorische Bibliothek vorhanden; sie bilden ein Ganzes,
dessen Besitz für den Kurort ehrenvoll und nützlich wäre.
Tommasini.
Innsbruck, den 9. September 1870.
Als ich die getrockneten botanischen Schätze vom Schiern
durchsah, bemerkte ich, dass ich eine Potentilla übersehen hatte.
319
Es war die höchst seltene P. geranioides Schleicher, die be-
kanntlich Koch hlos „in den Alpen von Wallis," bisher blos über
Zermalten und Matterhorn angibt. Obiger Name glaube ich, ver-
dient vor ambigua Gaudin den Vorzug, da die Blätter wirklich
sehr charakteristisch geranienartig sind. Was den Fundort betrifft,
kann ich mich nur mehr erinnern, die Pflanze am Sclilernplateau ge-
sammelt zu haben. Meine Vermuthung über Rhinanthus aristatus
Celak. hat sich nun bestätigt. Ich habe ihn seither auf den Lauser
Köpfen dahier in Menge gefunden und zwar bei circa zweidrittel
Exemplaren mit gefleckten Kelchen und nicht blos geschwärzten
Adern derselben. Die Standorte in Hausmanns Flora von R. an-
gustifolius Gmel. mögen nun sicher der obigen Pflanze angehören.
Karl Gsa Her.
Personalnotizen.
— J. Jäggi wurde vom schweizerischen Schulrath zum Kon-
servator der botanischen Sammlungen des eidgenössischen Poly-
technikums in Zürich ernannt und zwar an Stelle des Dr. Brügger,
welcher die durch den Tod von Theo bald erledigte Lehrkanzel
in Chur erhielt.
— Josef Aic hinger von Aichenhayn, pens. Major und
Verfasser des im Jahre 1847 erschienenen Werkes „Botanischer
Führer in und um Wien," ist in einem Alter von 81 Jahren verfl
Juni in Salzburg gestorben.
— Dr. Hasskarl erhielt „für seine gemeinnützigen Bestre-
bungen , insbesondere auf dem Felde der Botanik" den königl.
preussischen Kronenorden.
— Dr. Jakob Kalmus ist am 13. September, 36 Jahre alt
in Brunn gestorben.
— E. Plosel ist als Lehrer am Pomologischen Institute in
Beutlingen in Württemberg angestellt worden.
Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen-
schaften am 14. Juli übermittelte Prof. Dr. Jul. Wiesner eine
Abhandlung, betitelt: „Beiträge zur Kenntniss der indischen Faser-
pflanzen und der aus ihnen abgeschiedenen Fasern, nebst Beob-
achtungen über den feineren Bau der Bastzellen." Die mangelhafte
Kenntniss der indischen Pflanzenfasern, von welchen einige bereits
für die europäische Industrie von hoher Wichtigkeit sind, haben
den Verfasser bestimmt, in der Instruktion für die fachmännischen
Begleiter der ostasiatischen Expedition darauf aufmerksam zu machen,
320
wie wichtig es wäre, möglichst viele der in Indien zur Faserge-
winnung dienenden Gewächse nebst den daraus abgeschiedenen
Fasern zum Behufe der Feststellung ihrer Abstammung und ihrer
exakten Charakteristik zu sammeln. Diese Anregung ist nicht ohne
Erfolg geblieben. Schon im Frülilinge des verflossenen Jahres
erhielt der Verfasser von Herrn Ministerialralh Dr. v. Scherz er
eine Sendung aus Bombay, welche ein sehr reiches, von dem Hindu-
arzle Näräjan Däji gesammeltes einschlagiges Untersuchungsma-
teriale enthielt, das zu den in der vorgelegten Abhandlung ent-
haltenen Untersuchungen Veranlassung gab. Die Abhandlung enthält
die Histologie des Bastes und die mikroskopische Charakteristik
der Bastfasern folgender Gewächse: Corchorus capsularis L. und
C. olitorius L. (Jute) Crotalaria juncea L. (Sunii), Thespesia
lampas Dulz., Abelmoschus tetraphyllos Grab., Sida re-
tusa L. , Urena sinuata L., Kydia calycina Roxb., Sterculia
villosa Roxi)., Lasio syphon speciosus Desn., Holoptelea
integrifolia Plan eh., Spomia Wightii Planch., Bauhinia
racemosa Lam. und Cordia latifolia R,oxb. Unter diesen
Gewächsen befinden sich einige, nämlich die mit durchschossenen
Lettern bezeichneten, welche als Faserpflanzen noch unbekannt
waren. Ausser den letztgenannten werden noch zahlreiche andere
Gewächse in der Abhandlung namhaft gemacht, welche als Faser-
pflanzen ebenfalls noch neu sind. Die eingehende mikroskopische
Untersuchung des Bastes der genannten Pflanzen hat den Verf.
auf zahlreiche Beobachtungen über morphologische, chemische und
physikalische Eigenschaften der Bastzellen geführt, welche von all-
gemeinem historischem Interesse sind. Zu den wichtigeren dieser
Beobachtungen zählen die folgenden. Es existiren Bastzellen welche
nicht wie die gewöhnlichen Pflanzenzellen hohl, sondern entweder
stellenweise {Urena sinuata, Sterculia villosa, Spomia WightW)
oder ihrer ganzen Länge nach solid sind (einzelne Bastzellen von
Bauhinia racemosd). Die Lichtbrechungsverhältnisse variiren in
der Wand der Bastzellen; und zwar nicht nur in der Weise, dass
verschiedene Zellwandschichten, sondern selbst eine und dieselbe
Wandschichle verschiedene Brechungsindices aufweisen. So ist
z. B. die Wand der Baslzellen mehrerer Gewächse (Thespesia
lampas etc.) an der unmittelbar an die Markstrahlen angrenzenden
Seite stärker lichtbrechend als auf der entgegengesetzten.
Correspondenz der Redaktion.
Herr G. in J.: „Wird Alles mit Dank benutzt" — Herrn Dr. Ju). Tausch,
in Er.: „Bitte um Berichtigung ihrer vorjährigen Schuld."
Redakteur und Herausgeber Dr. Alezander Skofltz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
Druck und Papier der C. Ueberreuter'scüen Buchdruckerei (BS. Salzer).
Oesterreicliische
Botanische Zeitschrift
Gemeinnütziges Organ
für
nie österreichische Exemplare
botanische Zeitschrift Rnfflnik iiiid llfttl II l L»p diefreldurcn die Post be-
erscheinr DUldlllM II HU li<> 1 .1 II 1 ll <k I , „gen werdeasollen. sind
den Ersten jeden Monats. blo» bei derRe<lHktlun
BKETÄfitt Gärtner, Ockonouien, Forslmänner, Äcrzle, °V pÄ K £ v
(.? Tklr. 10 Ngr.) (lu Wepe des
Jk" *'«.£%**, Apotlieker und Techniker. ■ÜtSÄ.VlSKr1
halbjährig. C. «erol.l's Sohn
Inserate in Wien.
die ganze l'etitzeile JJ °- 1 j 80 wie alle übrigen
10 Lr. öst. W. *1- 1*1 Buchhaudlungei..
XX. Jahrgang. WIM. November 1870.
INHALT: Ueber Potamogeton Casparii K oli ts. Von Weyl. — Vegetationsverhä tuisse. Von Df
Kern er. — Ueber Chrysanthemum, montanum. Von Gsal I er. — Botanische Mittheilungen. Von Huter.
— Exkursionen in die Berner Alpen im Sommer 1855. Von Vulpius. — Literalurbericlite. Von
Dr. Falck, Bartsch. — Correspoudenz. Vou Dr. Falck, Dr. Kerner, Winter, Dr. Lerch.
Dr. Landerer. — Personalnotizen. — Literarisches. — Botanischer Tauschverein. — Inserate.
Notiz über Potamogeton Casparii Kohts.
Von Th. Weyl.
Mit grossem Erstaunen habe ich die Publica lion des Herrn
Kohls in Betreff Pot. Casparii gelesen. Derselbe behauptet:
1. Er habe besagtes Potamogeton mit mir zusammen im Galgen-
see bei Berent gesammelt.
2. Er habe es vermischt mit Pot. alpinus Baib. gesammelt.
3. Die von mir durch den Berliner Tausch verein verbreitete
Pflanze sei ein P. Casparii.
Ich will hierauf der Reihe nach antworten:
ad 1". Ich fand im Galgensee mit Herrn Kohts ein Potamo-
geton, welches ich als P. alpinus Bali), erkannte — eine Be-
stimmung, für deren Richtigkeit ich die Autorität des Dr. Asche r-
son anführen kann.
ad 2. Ich kinn bestimmt versichern, dass Herr Kohts mit
mir im Galgensee nur P. alpinus und kein anderes gesammelt hat.
ad 3. Die von mir durch den Berliner Tauschverein verbrei-
tete Pflanze ist Pot. alpinus Balb. gewesen.
Vielleicht findet sich Herr Kohts hiedurch veranlass', mir
ein Exemplar seiner neuen Species — „Potamogeton Casparii
Kohts foliis spalhulaefoliis" (!) zu senden, um mich zu widerleorn.
Oesierr. boian. Zeitschrift. 11. Heft. 1ST0. 21
Sollte er diess unterlassen, so muss ich annehmen, dass er mich
nicht widerlegen kann.
Vorläufig ist Potamogeton Casparii Kohts für mich nichts
als ein neues Synonym des an Synonymen so reichen Potamogeton
alpin us B a 1 b.
Berlin, am 15. Oktober 1870.
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
V<»n A. Kerner.
XXXVII.
763. Lonicera Xylostcum L. — • An Waldrandern, in Nieder-
wäldern und in den Hecken am Saume der Weinberge. Im mil lei-
mig. Berglande in der Matra bei Paräd, Recsk , Jänosküt und zwi-
schen Felnemel und Szarvaskö; in der Pilisgruppe im Auwinkel
und auf den Bergen bei Ofen, sowie am Piliserberg. Fehlt im Tief-
lande und im Bereiche des Bihariagebirges. — Kalk, Trachyt. 190
bis 750 Met.
764. Lonicera leiophylla. — Strauch von V2 D's i Me^ Hohe.
Aeltere Zweige mit grauer stellenweise schwach glänzender Rinde
bekleidet, jüngere Zweige stielrund, kahl und glatt. Blätter gegen-
ständig, gestielt, ganzrandig, eiförmig spitz oder elliptisch und dann
kurz bespitzt, an der Basis plötzlich in den Blattstiel zusammen-
gezogen, ungewimpert und beiderseits vollständig kahl, glanzlos,
unter der Loupe besehen dicht mit blassen Punkten besäet, unler-
seits etwas blasser grün als oberseits. Blattstiele etwa 5mal kürzer
als die Blätter, oberseits rinnig, kahl und glatt, oder seltener mit
einigen spärlichen, kurzen, dunklen Stieldrüsen besetzt. Blüthensliele
einzeln in den Blatlwinkeln, 2 — 3 mal so lang als die Blattstiele und
beiläufig iy2mal so lang als die Blumenkronen, kahl, zweiblüthig.
ßlüthen gepaart. Die Fruchtknoten dicht beisammensitzend aber bis
zur Basis von einander getrennt und an den sich zusehenden Flächen
nicht miteinander verwachsen, mit kurzen Stieldrüsen besetzt, sonst
kahl. Jeder Fruchtknoten mit zwei rundlich- verkehrteiförmigen, am
Rande spärlich gewimperten bleibenden Deckblättern umgeben und
überdiess das Fruchtknotenpaar noch von zwei linealen, über die
Fruchtknoten nicht hinausragenden, wagrechl abstehenden, später
abfälligen Brakteen gestützt. Kelchzipfel eiförmig, weisslich, an der
Spitze manchmal röthlich überlaufen. Krone 1 Cenlim. lang, an der
Basis mit einer rundlichen Aussackung , etwas flaumig , gelblich,
manchmal mit einem schwachen rölhlichen Anhauche. Staubfäden
an der Basis zottig. Beeren roth. — Von L. nigra L. durch die
32 S
kürzergeslielten gelblichen Blüthon die am Rande nicht welligen
Blätter und rothe Beeren, von L. Xylosteum L., der sie weit näher
verwandt ist, durch die Kahlheit der Zweige, Blätter und ßlülhen-
stiele und länger gestielte Blätter, von beiden durch die fein punk-
lirten Blallflächen leicht zu unterscheiden.
Im Schatten und Halbschatten der ßuehengehölze, insbesondere
an quelligen Stellen, an felsigen Bergabhängen in Gesellschaft der
Lonicera nigra, Symphitum cordatum, Lychnis nemoralis und Salix
silesiaca. Im Bihariagebirge auf dem Batrinaplaleau am Dealul Ooa-
lilor in der Nähe der Eishöhle bei Scarisidra und im Valea Odin-
cutia; dann auf ungarischer Seile im Valea seca, an dem Gehänge
zwischen der Grube Reichenslein und dem Sattel Scirbina. — Kalk.
850—1430 Met.- (In Kit. Addit. 126 findet sich neben Lonicera
nigra, und Lonicera Xylosteum unter Nr. 571 eine „Lonicera py-
rmaica" mit einem? und mit dem Zusätze, „A. Genersieh sub nom.
L. alpigenae missa. Folia glabra oblongo-ovata obtuse subacuminala,
basi angustala. ßaecae dislinctao,u aufgeführt. Neilreich zitirt
diese Pflanze in der Aufzahlung der in Ung. und S'.av. bisher beob.
Gefässpfl. 153 ganz willkürlich zu L. nigra L., was mir ganz un-
gerechtfertigt scheint, da doch vorausgesetzt werden muss, dass
Ivitaibel die Lonicera nigra, welche er an derselben Stelle unter
Nr. 569 aufrührt und zu der Kilaibel selbst a. a. 0. auch seine
L. rarpatica als synonym zieht, dazumal gekannt haben wird. Viel
wahrscheinlicher ist mir, dass sich die „Lonicera pyrenaica?" Kit.
Add. auf die oben beschriebene Pflanze bezieht , welche der L.
Xylosteum jedenfalls näher steht als der L. nigra und von Kitaibel
auch unmittelbar an L. Xylosteum angereiht wird. Sehr wahrschein-
lich ist Lonicera leiophylla nicht nur im Bihariagebirge, sondern
auch noch in anderen Zügen des karpalischen Gebirgssystems ver-
breitet und auch in Obeningarn zu finden).
765. Lonicera nigra L. — Im Grunde und am Saume der
Wälder, in Holzschlägen und Waldlichtungen, an Bachulern und
mit anderem Buschwerk an steinigen schaltigen Bergabbängen. Im
Bihariagebirge im Rezbanyaerzuge, an den Quellbächen des Aranyos
mit Spiraea ulmifolia und Salix silesiaca bei Negra, dann auf dem
Balrinaplatean in der Umgebung der Eishöhle xon Scarisiöra und
häufig durch das ganze Valea Odinculia über den Sattel Vertopu
bis Valea söea zwischen Rezbäuya und Petrosa. — Schiefer, Kalk*
£50 - 1430 Met.
Lonicera Cuprifolium L. — Die Angabe, dass diese Pflan/.e in Wein-
berge:) bei Grosswardein vorkomme, (Steft'ek in Oest. b. Z. XIV. 178) be-
zieht sich zuverlässig nur auf verwilderte Exemplare. Urwüchsig findilsich diese
Pflanze im Gebiete nicht vor.
766. Sherardit aroensis L. Auf bebautem Lande; im Sande
der Bachufer. Im Gebiete selten. Im millelung. Bergl. bei M. Ein-
siedel und Ofen und im Bereiche des ßihariageb. bei Rezbäuya
und zwischen Desna und Monesa. — Schiefer, Kalk, tert. dil. und
alluv. Sand. 95—475 Met.
21 *
324
767. Asperula arcensis L. — Auf behautem Lande. Im Ge-
biete selten. Im mittelung. Bergl. in der Pilisgruppe auf lehmigen
Aeckern zwischen Csobanka und P. Szt. Kereszt, auf Löss in Wein-
gärten bei P. Csaba, Kesztülc.z und Gran; bei Ofen auf dem Plateau
des grossen Sehwabenberges gegen M. Eichel , dann am Saume
des Berglandes bei Stuhlwei.ssenbiirg. — Im Tieflande und im Be-
reiche des Bihariagebirges nicht beobachlet. — Ter!, und diluv.
Lehmboden. Liebt Ihonreiehes tiefgründiges Erdreich. 220 — 380 Met.
768. Asperula capitata Kit. — In den Ritzen der Felsen, an
steilen Bergabhängen. Im Bihariagebirge an den Rändern des
Balrinaplateaus an der Pietra Boghi, Pietra Pulsului, Mogura seca
und Pietra muncelului; in <!er Vulcangiuppe in grosser Menge an
den Abstürzen des Suprapietra poienile bei Vidra. Im Gebiete nur
auf Kalk beobachlet. 630 — 12G5 Met. — (Die im Bihariageb. ge-
sammelten Ex. stimmen auf das genaueste mit einem Originalexem-
plare Kitaibel's im Herb, der Innsbrucker Universität überein, zu
welchem der Autor geschrieben hatte : „Asperula nova forsan
capitata dicenda. E. Banalu").
769. Asperula cynanchica L. — An grasigen sonnigen Plätzen
im Gebiete sehr verbreitet. Im mittelung. Bergl. in der Matra auf
der Veronkaret und auf dein Särhegy bei Gyöngyös; auf dem Na-
gyszdl bei Waitzen; in der Maguslagruppe bei Gross-Maros; in der
Pilisgruppe bei Gran, Visegräd, Set. Andrae, P. Csaba, im Aiiwinkel,
auf dem Schwabenbeige, Adlersberge, Spissberge und Blocksberge
bei Ofen; auf den Ausläufern des ßerglandes bei Peczel und auf
dem Lössrücken bei Gomba. Auf der Margarelheninsel und Csepel-
insel. Auf der Kecskem. Landh. insbesonders auf den mit Pollinia
bestockten Grasfluren sehr häufig bei R. Palota, P. Szt. Mihäly,
Pest, Also Dabas, P. Sällosär, P. Peszer , Monor und Pilis; im Ta-
piogebiete bei Nagy Käta. Im Bereiche des Bihariageb. bei Gross-
wardein und Belenyes, auf dem Bontoskö bei Pelrani , auf dem
Vasköher Kalkplateau bei Campeni nnd Colescu; im Gebiete der
weissen Koros bei Chisindia nächst Buteni und in Valea Liesa nächst
Halmadiu. — Trachyt, Kalk, Dolom., tert. und diluv. Lehm- und
Sandboden. 95—380 Met.
770. Asperula tinetoria L. — An grasigen Plätzen zwischen
niederem Buschwerk. Im mittelung. Bergl. in der Pilisgruppe bei
Ofen auf dem kleinen Schwabenberg und längs dein vom grossen
Schwabenberge in das Auvvinkel führenden Wege; in der Ve>les-
gruppe bei Csäkvär. — Fehlt im Tieflande. Thonreicher Kalk, tert.
und diluv. Lehm. 185-380 Met.
771. Asperula odorata L. — In Laubholzwäldern und zwar
vorzüglich in Buchenwaldungen. — - Irn mittelung. Berglande am
Nagyszäl bei Waitzen; in der Maguslagruppe am Spitzkopf bei
Gross-Maros; in der Pilisgruppe bei Visegräd, Szt. Läszlö und Set.
Andrae, am Piliserberg und Kishegy, bei P. Csaba, auf dem Jo-
hannisberg, ober dem Saukopf und auf dem Schwabenberg bei
Ofen; in der Vertesgruppe bei Csöka. Im Bereiche des Bihariageb.
3J5
in Rezbänyaerzuge auf der Margine und unter dein Sattel La Jjcu
gegen Negra zu; im Petrosaerzuge im Hintergrunde des Poiena-
Ihales; wirf dem Batrinaplateau auf dem Dealul oealilor nächst der
Eishöhle bei Scarisiöra und insbesonders häufig am Westrande des
Plateaus auf dem Vertopu ober Valea seca, auf der Tataroea,
Stanesa, Pictra muncelului und Pielra lunga bei Rezbänya. Auf dem
Vasköher Plateau, auf dem Vervul ceresilor und ober Vasköh; in
der Plesiugruppe auf der Bratcoea und Dinesa; in der Hegyesgruppe
auf den Höhen der Chiciora; auf dem Vorlande des Bihariageu. auf
dem Somlyö bei Grosswardein. — Im Tieflande, wo auch die stete
Begleiterin des „Waldmeisters," die Buche fehlt, von mir nicht
beobachtet. Dass Asperula odorata auf der Kecskemeler Landhöhe
bei Nagy Koros „in silva vetere et in coemeterio locis umbrosis
abundans" (Kanitz in Verb. d. z. b. G. XII, 207) und in der Tief-
ebene an der Theiss bei Egyek nächst Tisza Fürcd (Kit. ltinerar der
Marmar. Reise, S. 36) vorkommen soll, halte ich für unwahrschein-
lich. Trachyt, Sienit, Schiefer, Sandstein, Kalk. Liebt eine aus den
genannten Gesteinen durch Verwitterung erzeugte lehmige Boden-
kruiue. 250 bis 1265 Met.
772. A:perula rivctlis S. et Sibth. — Zwischen Geb isch am
Ufer des Rakosbaches bei Pest. Hier der einzige im Getuele beob-
achtete Standort und auch hier nur in spärlichen Exemplaren. Alluv.
100 Met.
773. Asperula glauca (L). — QA. galioides M. B.) — An fel-
sigen Bergabhängen, an grasigen Plätzen in Niederwäldern, an
steinigen Orten zwischen Gebüsch am Saume der Weingärten und
auf Grasfluren im Tieflande. — Im nullelung. Bergl auf dem Nagy
Eged bei Erlau; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Magusta-
gruppe bei Gross-Maros; in der Pilisgruppe bei Gran, Visegräd und
Set. Andrae, auf dem Kishegy, Piliserherg und der Slanitzka bei
P. 'Jsaba, auf dem Kopäszhegy und auf den Höhen bei Krolendorf
und Uröm, auf dem Dreihotterberg, im Leopoldifeld und Auwinkel,
am Schwabenberg, Spissberg und Blocksberg bei Ofen. Auf der
Kecskem. Landhöhe bei P. Csörög und R. Palota, auf dem Her-
minenleld und Rakos bei Pest, auf dvn Sandhügeln im Waldrevier
zwischen Monor und Pilis. Im Bihariageb. auf dem lerl. Vorlande
zwischen Grosswardein und Belenyes, namentlich bei Hollodu und
von da über die niederen Hügelzüge bis auf den Bontoskö bei
Pelrani. Sehr \erbreilet auf den Trachytbergen im Gebiete der
weissen Koros bei Chisindia, Desna , Plesculia und einwärts im
Thale bis auf den Dealul vulliueluiului bei Körösbänya. — Trachyt,
Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 93 — 630 Met.
774. G'tli'im verum L. — Auf trockenen Wiesen , grasigen
Platzen, an den Böschungen der Dämme und am Rande der Wege,
nicht selten aber auch auf sumpfigen Boden, auf Moorwiesen und
zwischen Röhricht. — Im mitlelung. Bergl. in der Matra auf dem
Darnö bei Sirok; in der Pilisgruppe auf dem Piliserberg und Ko-
päszhegy; auf dem Schwabenberg, Spissberg und Blocksberg bei
826
Ofen,; im Donauthale und in den Thalweilungen am Saume des
Berglandes bei Nänn, Wailzen, Allofent Velencze, Stuhlweissenburg.
Auf der Kecskem. Landh. bei P. Csörög, R. Palola, Pest, Steinbruch,
Soroksar, Üllö, Monor, Pilis, Nagy Koros. Im ßiluiriageb. auf dem
tert. Vorlande bei Grosswardein und P. Szt. Märton; im jThale der
schwarzen Koros auf den Wiesen des Thalbodens von Petrani ein-
wärts über Belenyes und Savoieni bis Fenalia und Rezbünya und
auf den Höhen der Pietra lunga; in der Plesingruppe auf der Bralcoea
bei Monesa, auf dem tert. Hügelland im Thale der weissen Koros
zwischen Plescutia und Halmadiu. 90 — 820 Met. — Kalk, tert.,
diluv. und alluv. Sandboden, seltener auch auf Lehmboden. Scheut
auch nicht das salzauswitternde Erdreich, auf welchem die Exem-
plare oft kaum die Höhe einer Spanne erreichen und sehr schmale
Blätter entwickeln , die oberseils mit kurzen Zäckchen ziemlich
reichlich besetzt erscheinen, während sich die Pflanze zwischen
Röhricht oft zu l/2 Meter Höhe und darüber erhebt und an diesem
Standorte meist obcrseits vollständig oder fast vollständig glatte
Blätter zeigt. — Vorn Berge Darnö in der Malra, erhielt ich durch
Vrabelyi auch Exemplare mit bleichgelben Blülhen.
775. Galium inlercedens [Mollugo X verum?}. — Unterirdi-
scher Stengel wagrecht kriechend, oberirdischer Stengel steif auf-
recht oder aus geknickter Basis aufsteigend, vierkantig, flaumig.
Blatter wirtelig zu 6—8, lineal, einnervig, 2 — 3 Centim. lang, \ — 2mm
breit, in eine granenarlige Spitze zusammengezogen, am Rande
umgerollt, beiderseits mit abstehenden kurzen Haaren bestreut und
unterseits überdiess von sehr feinen Härchen sammtig. Blüthenstand
zusammengezogen, gedrängt- und reichblülhig, länglich- eiförmig.
Die Deckblättchen lanzelllich in eine lange Grane zugespitzt. Die
Blüthen blassgelblich, die Zipfel der 3mm grossen Krone fein zu-
gespitzt. — Höchst wahrscheinlich ein Bastart aus G. Mollugo und
G. verum; vom ersteren durch die schmal linealen, unterseits fein
sammligen Blätter, zusammengezogenen Blüthenstand und blass-
gelbliche Blüthen, vom letzteren durch den lockeren, aus längeren
Haaren gebildeten Flaum des Stengels und die fein zugespitzten
Zipfel der blassgelblichen Krone verschieden. Da die Blätter neben
dem fein sammligen Ueberzuge der unteren Seite auch noch an
beiden Flächen mit abstehenden Wimperhaaren reichlich bestreut
sind, so könnte angenommen werden, dass ein behaartes Exemplar
des G. Mollugo als Stammart bei der Erzeugung dieser Pflanze
fungirle. Von den beiden, bisher bekannt gewordenen mulhmass«
liehen Bastarten aus G. Mollugo und G. verum, unterscheidet sich
G. ochroleucum Qsubmollugo X verum} Wolf von G. intercedens
durch die spitzen (nicht fein zugespitzten) Zipfel der Blumenkrone
und mehr lockeren Blüthenstand , Galium ambiguum [supermol-
lugo X veruin) Gren. et Godr. durch ziemlich breite, längliche,
oder verkehrtlanzeltliche, flache, unterseits fast kahle Blätter, weit-
schweifigen lockeren Blüthenstand und grössere Blülhen.
327
Häufig in einem Holzschlage an der Südseite des Piliserberges
am Abfalle gegen P. Szänlö und am Abhänge des Schwabenberges
gegen das Wolfslhal bei Ofen. — Kalk. 300—500 Met.
776. Galium Mollugo L. part. — Auf Wiesen, im Gestäude
der Waldränder und Flussufer, an Hecken und Zäunen arn Rande
der Gärten, Wege und Weinberge sowie im Gerolle der Schutt-
halden. — Gyöngyös, Waitzen, Gross-Maros, Csenke, Gran, Visegräd,
Szt. Läszlö, Set. Andrae, Altofen, Ofen, Promontor, Stuhlweissen-
burg, Margaretheninsel, Csepelinsel, Pest, Gomba, Nagy Käta, Monor,
Pilis, P. Peszer, Grosswardein, Belenyes, Petrani. — Trachyt, Kalk,
tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 95 — 440 Met. —
(Mehr weniger flaumhaarige, ja selbst dicht behaarte Exemplare
sind im Gebiete fast eben so häufig als kahle Exemplare. Nament-
lich sammelte ich in der Nahe des Normabaumes ober dem Auwinkel
bei Ofen Exemplare, deren Stengel und Blätter ringsum weich
zollig sind).
777. Galium erectum Huds. — (G. lucidum Koch et pl. auet.,
höh All. non Gren. & Godr.) — Aul' den Terrassen felsiger Berg-
abilänge und im Gerolle der Schutthalden. — Im Bihariagebirge
am Rande des Batrinaplateaus häufig auf der Pietra Boghi, Mogura
seca, Pietra pulsului, Pietra muncelului, und überhaupt auf allen
Kalk bergen im Gebiete des Galbinabaches und zwischen Pelros
und Rezbänya; in der Vulcangruppe auf dem Suprapielra poieni'
bei Vidra. — Nach Sudler auch auf den Bergen bei Ofen. — Von
mir im Gebiete nur auf Kalk beobachtet. 180—1265 Met.
7 78. Galium asparagifolium — (G. ochroleucum K i t. in Schultes
Oesl. Fi. (Iöl4) non G. ochroleucum Wolf in Schweig, und Kürte
Fl. Erlang. (1804 — 1811). — Im Bereiche des Bihariagebirges in
der Hegyesgruppe. in Weinbergen bei Menes (Kit). Nach S t effek
in Oest. b. Z. XIV. 178 auch auf Hügeln gegen Bonikül bei Gross-
wardein. Ob sich auch diese letztere Angabe auf das echte G.
ochroleucum Kit. (welcher Name oben in G. asparagifolium umge-
ändert werden mussle, da Wolfs G- ochroleucum früher aufge-
stellt wurde als die gleichnamige Pflanze Kitaibel's) bezieht, scheint
mir einer Bestätigung zu bedürfen *).
*) Als „Galium ochroleucum" bezeichnet fand ich unter den mir zu-
gesendeten Pflanzen, sowie in verschiedenen Herbarien nic'it weniger als sieben
v rschiedene Gaben, theih Stammarten theils m ithmassliche ßastarte des G.
verum mit G. Mollugo und G. erectum Huds.:
1. G. asparagifolium — ((?. ochroleucum Kit. nou Wolf.), eine dem
G. erectum Huds. verwandte, aber durch doppelt längere, gleichbreite, schmal
lineale last nadeiförmige Bliiiter, weitschweifigen Blüthenstand, aufrechte nicht
spreizende, oben stark keulig verdickte Blüthen- und Fruchtstiele, gelbliche
Blüfhen, aufrechte Kronzipfel und verkehrt- eiförmige (nicht kugelige) Frucht-
knoten verschiedene Pflanzenart.
Im Südost. Ungarn, im ßanat, auch in Siebenbürgen (von Kalkbergen bei
Thorda, von siebenb. Botanikern auch unter dem unrichtigen Namen „6?. a, ■»-
Btatum L." erhalten).
328
779. G ali um silvaticum L. Im Grunde und am Rande der
Hochwälder. — • Im mittel. Bergl. auf dem Kecskeör und dem
Kirälyüt bei Felsö Tarkany ; in der Matra bei Paräd; in der Ma-
guslagruppe am Spitzkopf bei Gross-Maros; in der Pilisgruppe bei
Visegräd und Szt. Läszlö, am Piliserberg und am Schwabenberg
bei Ofen. Fehlt im Tieflande. Im Bihariagebirge auf dem Batrina-
plateau nächst der Stäna Oncesa, dann auf der Pietra muncelului
und nächst dem Eingänge in die Hohle ober Fenatia; in der Ple-
siugruppe auf dem Morna, bei den kalten Quellen hinter dem Bade
Monesa und von da aufwärts über die bewaldeten Höhen bis zum
Gipfel des Plesiu; im tert. Vorlande bei Felixbad nächst Grosswar-
dein. — Trachyt, Porphyrit, Schiefer, Kalk. 200—1330 Met.
780. Galium austriacum Jacq. (1773J — ((,'. silvestre Pollich
[1776] et pl. auct.). — ■ Auf den Bergen bei Ofen, „in omnihus
graminosis montanis et rupeslribus, praesertirn monlium calcareorum;
in rirnis saxorum." S ad ler. — Das von Hillebrand auf Felsen
bei Gant im Weissenb. Komitate angegebene „G. Bocconi* dürfte
gleichfalls zu G. austriacum Jacq. gehören.
Galium rubrum, das von Baumgarten in der Enum. Trans. I. 8i
nahe an der östlichen Grenze unseres Gebietes bei Abrudbänya und Veres-
patak angegeben wird, ist nach Janka (üest. b. Z. XIX. 75) nicht die Li nne'
sehe Pflanze gleichen Namens, sondern Gdium purpureum L. — Es wäre
nicht unmöglich, dass G. purpureum L. auch noch innerhalb des hier behan-
delten Gebietes gefunden würde.
781. Galium palustre L. — Auf sumpfigen Wiesen, zwischen
Röhricht und Riedgras am Ufer von Tümpeln, Teichen, Was-
sergräben und Bachen. — In den Thälern und Thalweilungen des
mittelung. Bergl. bei Parad, Bodony, Waitzen, Nana, Gyarmat, JVIuszIa,
Gran, Set. Andrae, Krotendorf, Altofen, Promontor. Auf der Cse-
2. G. verum L. mit blassgelben Blüthen. Eine häufig vorkommende
Spielart, die oft irithümlich für einen ßastart aus G. verum und G. Mollugo
angesehen wird.
3. G. ochroleucum (submollugo X verum) Wolf. = G. decolorans Gr.
et Godr.
Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol.
4. G. intercedens QMollugo X verum) — Ungarn.
5. G. ambiguum (supermollugo X verum) Gren. et Godr., zu welchem
wohl G. Mollugo 8. ochroleucum ^Wulf.) (soll wohl Wo lf heissen!) in Marss.
Fl. Pom. 219 zu ziehen sein wird.
Am Ritten bei Bozen in Tirol.
6. G. approximatum (supererectum X verum) Gren. et Godr. — In
Oesterreich und Ungarn bisher nicht gefunden.
7. G. eminens Qsubercctum x verum) Gren. et Godr. — Siebenbürgen.
— Hieher gehört als Syn. G. verum var. Wulfenianum Schur Enum. 281,
ein unglücklich gewählter Name, der offenbar seine Entziehung dem Umstände
verdankt, dass Schur in irgend einem Werke statt Wolf, Wulfen gelesen
haben mochte. (Schur zitirt a. a. 0. auch Wulfen und nicht Wolf als
Autor des G. ochroleucum und schreibt auch im Index S. 919, G. ochroleucum
Wulfen). Fuss in sched. verbesserte diesen Namen in G. Wolfianum, doch
st dieser Name überflüssig und hat die Pflanze den älteren Namen G. eminens
Gr. et G idr. zu führen.
329
pelinsel. Am Velenczer See. Auf der Kecskem. Landh. bei P. Csörög,
R. Palota, Pest, Steinbruch, Soroksar, Alberli. In der Tiefebene
auf der P. Hortobagy, in dem Berellyo - Säret auf der P. Ecseg
und am Mirrha bei Kissujszälläs. Im ßihariageb. bei Grosswardein
und Belenyes, in der Fundul isvorului im Rezbänyaerzuge (hier
der höchste im Geb. beobachtete Standort) und im Valea Isbucu im
Bereiche des Balrinaplateaus. — Trachyl, Schiefer, Sandstein, tert.
diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75 — 1450 Met.
782. Galium uliginosnm L. — An ähnlichen Standorten wie
die frühere Art, aber im Gebiete weit seltener. Auf Wiesenmooren
entlang dem Rakosbache bei Pest und auf einer Sumpfwiese zwi-
schen Alberti und Pilis. Im Särret bei Stuhlweissenburg. In den
Ecseder Sümpfen und auf dem VViesenmoore südl. von Grosswar-
dein. — Diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 95 — 120 Met.
783. Galium Aparine L. — An Hecken und Zäunen, an Wald-
rändern, in Holzschlägen und in den Gebüschen an den Ufern der
Bäche. — Bei Paräd, Csenke, Gran, Ofen, Pest, Monor. Pilis, Gross-
wardein, Vasköh, Petrosa, Rezbänya. Der höchste im Geb. beob-
achtete Standort auf der Stanesa im Bihariagebirge. — Trachyt,
Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95 — 820 Met.
784. Galium spurium L. Auf bebautem Lande, zumal in Ge-
müsegärten. Bei Paräd, Näna, Ofen und Pest.— Dil. und alluv. Sand-
boden.95— 120 Met. Im Geb. in der Regel mit borstigen Früchten (G.
Vaillantti DC, G. infestum\ Kit.); viel seltener zwischen derlei
Exemplaren auch solche mit kahlen, oder fast kahlen Früchten.
785. Galium tricorne W i t h. — Auf bebautem Lande. Bei
Dorogh nächst Gran, bei Näna, in Weingärten bei Ofen, auf Aeckem
bei Czegled, Abony und Szolnok. - Lehmboden. 80—100 Met.
Galium sacharatum All. — NachSadler früher einmal vonKitaibel
auf bebautem Lande bei Ofen gefunden. Wurde dort in neuerer Zeit nicht
mehr beobaclitet und seheint daher nur eingeschleppt und vorübergehend im
Gebiete vorgekommen zu sein.
786. Galium tenuissimum M. B. — (G. dicaricatum Sadl. Fl.
Com. Pest. ed. I. 120, non L a m., G. parisiense Sadl. Fl. Com.
Pest. ed. II. 71, non L.). — Im Gebiete bisher nur auf Aeckem
und auf sterilen wüsten Plätzen in der Nahe der Reinoller Mühle
bei Set. Andrae in der Pilisgruppe gefunden. — Trachyltuflf und
diluv. Lehmboden. 100 Met.
787. Galium rotundifolium L. — Auf thonigem Boden über
„Wiener Sandstein" in dem Laubwalde südlich von Bontiesci (Bon-
czesd) in der Hegyesgruppe des Bihariagebirges. 280 — 580 Met.
788. Galium borcale L. — Auf feuchten Wiesen. — Im mit-
telung. Bergl. auf dem Hajduhegy bei Erlau ; in der Pilisgruppe
bei P. Csaba und Szt. Läszlö südlich von Visegräd. Im Donauthale
und in den Thalweitungen am Saume des Berglandes bei Näna,
Pärkäny, Csenke, Sit. Andrae, Krotendorl, Allofen, Frcsin. Auf der
Csepelinsel. Auf der Kecskem. Landh. bei Soroksar, Pilis, Alberti,
in grössler Menge aber auf den Wiesen entlang dem Rakosbache
zwischen Pest, R. Polota und P. Szt. Mihäly, wo ich Strecken von
330
5 Quadrat- Meter ausschliesslich von .dieser Pflanze überwuchert
fand. Viel seltener im Bereiche des Bihariageb. bei dein Bisehofsbad
nächst Grossvvardein und im Thale der weissen Koros zwischen
Plescutia Und Halmadiu. — Trachyt, tert. diluv. und alluv. Lehm-
und Sandboden. 93 — 440 Met. — Im Gebiete häufiger mit glatten
oder fast glatten, als mit borstigen Früchten.
789. Giltum rubioides L. — • Nach Sadler und anderen über
unser Gebiet abhandelnden Autoren angeblich häufig auf feuchten
Wiesen der Ebene bei Pest. — (Was ich aber aus Sadler's, Ko-
vacs's und anderer un-r. Botaniker Händen in verschiedenen Her-
barien als G. ruhioides bezeichnet vorfand, war glatlfrüchliges G.
boreale L. (6r. hyssopifolium Ho ff in.) und nicht G. rubioides L.
— Das echte G rubioides L. unterscheidet sich von G. boreale L.
durch einen geknickt aufsteigenden, Vz bis 1 Meter hohen Stengel,
eiförmig oder länglich- eiförmige ganz flache auch im getrockneten
Zustande an dun Rändern sich nicht zurücklegende, viel weichere
l'/.j— 2V2 Cenlim. breite, lebhaft an Asperula taurina erinnernde
Blätter und eine breite, kurze, fast ebenstraussige (im (JmriöS etwa
an den doldentraubij;en Blülhensland des Thalictrum ßavum erin-
nernde) Inflorescenz. Es liegen mir zwar Exemplare dieser Pflanze,
welche angeblich auf der Csepelinsel gesammelt wurden, vor, doch
habe ich selbst diese Pflanze im Gebiete nicht beobachtet, und wenn
sie wirklich an dem genannten Standorte vorkommt, so ist sie dort
doch jedenfalls sehr selten. Dagegen fand ich auf der Csepelinsel und
überhaupt auf feuchten Wiesen im Tieflande häufig hohe üppige
Exemplare des Galium boreale L. , die sich durch glatte Früchte und
mit kleinen Zäckchen bestreute Blaltfläehen, Blatlnerven und Stengel
auszeichneten und in welchen das Galium rubioides L. (dem diese
Merkmale der Frucht- und ßlattbekleiduug gleichfalls zukommen)
allerdings gewissermassen anklingt. Dieses Galium boreale ist es
offenbar auch, welches Sadler, der auf die Bekleidung der Früchte
und Blätter bei der Unterscheidung der hier in Rede stehenden
Galien grossen Werlh legt, xiuter seinem Galium boreale begriffen
hat und das er in der Fl. Com. Pest, „in pralis humidis totius pla-
niliei copiose" angibt. Die Bekleidung der Früchte und Blätter,
welche bei anderen Pflauzenarlen mitunter sehr beständig ist und
dann ein vortreffliches Merkmal zur Unterscheidung abgeben kann,
ist aber gerade in diesem Formenkreise ein ganz unbeständiges
Merkmal. Es liegen mir Exemplare vom Rakos bei Pest, von der
Csepelinsel,, vom Hajduhegy bei Erlau, von Neuvvaldegg bei Wien
etc. vor, welche glatte Früchte und gleichzeitig an den Flächen und
Nerven glatte, nur an den Rändern rauhe Blatter besitzen, an-
derseits auf dem Plateau des Meissner gesammelte Exemplare,
deren Blattflächen, Blattnerven und Stengelseiten von kleinen Zäck-
chen sehr rauh sind und deren Früchte von gebogenen Slachelchen
zugleich dichtborstig erscheinen, ferner auf der Csepelinsel und
bei Grossscheuern in Siebenbürgen gesammelte ungemein üppige
nahezu */2 Meter hohe Exemplare, deren Früchte nur mit sehr
331
kurzen Pupillen besetzt sind n. s. f. Auf den Wiesen im Bereiche
der Pest-Ofener Flora, sowie in dem Florengebiete von Wien und
Innsbruck, fand ich alle diese Modifikationen ohne Grenze in ein-
anderfliessend, unter einander wachsen und oft die verschiedenen
Slämmchen eines und desselben Stuckes verschieden bekleidet.
Ich halte es daher für eine gezwungene Gruppirung , wenn man
die üppigen kahlfrüehtigen Exemplare des G boreale zu G. rubioi-
des L. zieht und betrachte auch die auf der Niederung um Pest
so häufige Pflanze nicht für G. rubioides L. sondern für G. boreale L.)
790. Galium glabrum (L.). — {Galium Bctuhini R. et Seh.).
— Auf Wiesen, unter niederein Buschwerk au Waldrändern und
in Niederwäldern. Im inittelung. ßergl. in der Malra bei Paräd;
am Nagyszal bei Waitzen; in der Magustagruppe am Spilzkopf bei
Gross-Maros; in der Pilisgruppe zwischen Szt. Läszlö und Visegräd
(hier sehr häufig). Im Bihariageb. auf dem Vorlande am Köbänya-
berg und im Szaldobägyer Walde bei Grosswardein und von da
über das ganze tertiäre Hügelland bei Lasuri, Hollodu bis in das
Becken von Belenyes; auf dem Bonloskö bei Petrani; auf dem
Vasköher Plateau; an der Grenze des Rezbänyaerznges und des
Batrinaplateaus bei Fenatia und Rezbänya und durch Valea mare
bis auf die Stanesa; in der Plesiugruppe am Südabfalle des Plesiu;
in der Hegyesgruppe auf den Höhen der Chiciora südöstlich von
Buteni und im Thale der weissen Koros durch Valea Liesa bei
Halmadiu bis auf die Hügelzüge bei Köröshäuya. — Traeliyt, Por-
phyrie, Schiefer, Kalk, tert. Lehmboden. 300—650 Met. — Im Tief-
lande von mir nicht beobachtet. K i t a i b e l's Angabe, dass die
Pflanze bei Szt. Marlon Käta vorkomme, (Itinerar der Marmaroser
Reise) möchte ich sein* in Zweifel ziehen.
791. Galium Cruciata (L.). Am Saume der Hochwälder, in
Niederwäldern, in Holzschlägen, auf Wiesen. — Im mittelling. Bergl.
auf dem Nagyszal bei Wailzen; am Spitzkopf bei Gross-Maros; in
der Pilisgruppe bei Visegräd, Set. Andrae und P. Csaba (hier aus-
nehmend häufig), auf dem Piliserberge, ober dem Saukopf und
am Schwabenberg bei Ofen, im Kamnierwalde bei Promonlor. In
der Stuhlweissenburgcr Niederung bei Vajta. Im Bihariageb. auf
dem tert. Vorlande zwischen Grosswardein und Belenyes, auf dem
Vasköher Plateau bei Campeni und Colesci und am Rande des
Batrinaplateaus ober der Pietra lunga bei Rezbänya. — Trachyt,
Schiefer, Kalk, Sandstein, tert. und diluv. Lehmboden. 100 — 820
Met. — Im Tieflande nicht beobachtet.
792. Galium retrorsum D.C. Prodi*. IV. 605 — (G. pedemon-
tanum pl. auet. non [Bell. App. alla Fl. ped. 1788] non All. Aue-
tuar. ad Fl. ped. 1789.). — An grasigen Platzen. Im inittelung.
Bergl. in der Matra auf dem Darnö bei Sirok; am Nagyszal bei
Waitzen; in der Pilisgruppe am Piliserberg, im Leopoldilelde, auf
dem Lindenb^rg und Blocksberg bei Ofen, bei Budaörs, im Kam-
merwalde bei Promontor und auf der „grossen Heide" ober Teteny
Auf der Csepelinsel. Auf der Kecskemeler Landhöhe auf dem Her-
332
minenfelde bei Pest, bei Alberti und auf den Sandhügeln im Wald-
reviere zwischen Monor und Pilis. Im Bihariageb. auf dem Köbänya-
berge bei Grosswardein. — Kalk, diluv. Sand. 95—650 Met. —
(Obschon von DC. im Prodr. IV. 605 und neuerlich von Janka
in den Adnot. 574 darauf aufmerksam gemacht wurde , dass das
Galium pedeinontanum M. B. und (W. K.) eine von dem echten
G. pedemontatium (Bell.) und All. verschiedene Pflanze sei, dem-
zufolge die erstere Art a. a. 0. in Galium retrorsum umgetauft
wurde, wird nichts destoweniger fast von allen Floristen fort und
fort das G. retrorsum D.C. noch als G. pedeinontanum aufgeführt.
— Koch sagt in der Syn. 283 „Specimina taurineusia, germanica
et hungarica a ine visa caulem magis minusve retrorsum aculeatum
et simul pilosum, vel aculealum et pilis destitutum habent, ideoque
G. pedemontatium et retrorsum D.C. Prodr. IV. 605 inier se specie
non differe, mihi persuasum habeo." Aus dieser Bemerkung geht
aber nur soviel hervor, dass die Pflanze, welche Koch aus den
südwestlichen Alpen vorliegen halle, Galium retrorsum D.C. war
und dass er Exemplare des G. pedeinontanum D.C. nie gesehen
halte. Die in Piernont und Wallis gesammelten, von Schleicher
als „Cr. pedeinontanum" ausgegebenen Exemplare, welche auch mir
vorliegen, sind allerdings G. retrorsum D.C. und nicht G. pede-
inontanum und auch alles was ich aus Südtirol, Italien, Nieder-
öslerreich, Ungarn und Siebenbürgen gesehen habe, gehört zu G.
retrorsum D.C, dessen an den Kanten mit widerliackigen Stachel-
chen besetzter Stengel bald kahl, bald schwach, bald stark haarig
erscheint. Der Pflanze, welche D.C. für das echle G. pedeinontanum
(Bell.) und All. nimmt, fehlen die widerliackigen Slachelclien an
den Stengelkanten vollständig, der Stengel isl an dieser Pflanze
von weichen abstehenden Haaren dicht zottig, die Blatter sind
slumpf oder vorne gerundet wie an G. glabrum (L.) und verhäll-
nissmässig kürzer und breiter als an G. retrorsum , die Cymen,
welche bei G. retrorsum nur halb so lang sind als die Blätter und
nur 1— 3blüthig erscheinen, sind an G. pedeinontanum nur wenig
kürzer als die Blatter und in der Regel 4 bis 5- seltener nur 3-
blülhig. Die Blülhen, welche an G. retrorsum ganz winzig klein
(X)-5mm) und bleich grünlich-gelb sind, gleichen an G. pedeinontanum
in Grösse und Farbe jenen <les G.Cruciata („llores flavi fere Cru-
ciatae" D.C. 1. c.) und zeigen einen Durchmesser von 'lmml Habi-
tuell sieht G. pedeinontanum einem zarten, kleinen, dichlzoltigen
G. glabrum (L.) nicht unähnlich, unterscheidet sich aber von diesem
leicht durch die einjährige Wurzel und die lang zottigen ßlüthen-
stiele. Von einigen Botanikern scheint sogar diese Pflanze für
Galium glabrum (L.) oder G. vernum Scop. gehalten worden zu
sein und es liegen mir z. B. von Sieber bei Ajaccio auf Corsica
gesammelte und als ,,G. vernum" ausgegebene Exemplare vor,
welche zu G. pedeinontanum gehören *). Ob Bellardi und Allioni
*) In Gren. et Godr. Fl. de Fr. fehlt G. pedemontanum und es wird
dort (II. 16) auf Corsica G. vernum angegeben. Gren. et Godr. dürften daher
333
vielleicht beide von De Candolle geschiedene, hier in Roth;
siehende Pflanzen unter ihrem G. pedemontanum begriffen oder
nur die eine derselben, welche D. C. als G. pedemontanum bezeich-
nete, darunter verstanden haben, lässt sich mit Sicherheit kaum
entscheiden. Wollte man übrigens auch das erslere annehmen, so
würde dennoch der von Spanien bis in das südliche Russland durch
das südliche und östliche Europa verbreiteten Pflanze mit den
widerhackigen Stengelkanlen , den verlängerten Internodien und
den winzigen blass grünlich -gelben Blüthen der 1 — 3blüthigen
kurzen Cyme der gut gewählte Name Galium retrorsum D.C. zu
verbleiben haben und das weit seltenere G. pedemontanum DC.
hätte dann den Namen G. pedemontanum (Bell.) et All. part. zu
führen).
793. Rubia tinctorum L. — An Hecken und Zäunen, in Stras-
sengräben und an Mauern. Bei Set. Andrae gegen die Mühlen zu,
bei Ofen, namentlich zwischen dem Blocksberg und den Bitter-
salzquellen häufig, im Stadtwäldchen bei Pest selten. — Diluv. und
alluv. Lehmboden, selten auch auf Sandboden. 95 — 160 Met. —
Wird und wurde im Gebiete nicht auf Feldern gebaut und ist daher
hier auf keinen Fall als verwildert anzusehen. Die Pflanze ist jeden-
falls schon in uralter Zeit unabsichtlich eingeschleppt und erhält
sich gleich zahlreichen anderen eingeschleppten Ruderalpflanzen an
den bezeichneten Standorten.
lieber Chrysanthemum montauum L.
Von Carl Gsaller.
Durchblättert man die Floren verschiedener Autoren und Län-
der und vergleicht aufmerksam die Umrahmung der Arten, so dürfte
es wohl bald in die Augen fallen, wie an der einen Stelle eine
recht auffallende und gut unterscheid bare Pflanzenform unter den
Hut einer sogenannten „guten alten Species" hineingesteckt, an
der anderen Stelle aber ein ähnliches vegetabilisches Produkt als
Art aufrecht erhalten wird. Ersteres geschieht rein nur desswegen,
weil etliche Exemplare dieser Pflanze das Unglück hatten, sich durch
etwas verschiedenen Standort als Uebergangsform zu zeigen, wäh-
rend oft die vermeintlichen „guten Arten" weit schwankender sind,
als die unnöthiger Weise, zu einem Varietäten-Anhängsel herab-
gewürdigte Gewächsform. Ein solches Beispiel scheint mir auch obige
Linne'sche Chrysanthemum- Art zu bilden.
Da mir hier in der Umgebung von Innsbruck schon in den
ersten Tagen meiner botanischen Ausflüge der Reichlhum de^:
die Sieber'schen Exemplare ohne nähere Prüfung gleichfalls für G. vemum
genommen haben.
:Ui
Sonnenburger Hügels an Pflanzenformen auffiel, pflege ich ihn ziem-
lich häufig zu besuchen und rnuss es gestehen, dass ich fast immer
wenigstens durch irgend eine Beobachtung reicher zurückkehre,
wenn ich nur nicht allein die Augen auf das mich ebenfalls beschäf-
tigende Studium der Coleoptern gerichtet habe. Im Sommer des
vergangenen Jahres entdeckte icli auf ihm einen Composit, der
zwar dein Chrys. Leucanthemum ähnlich sah, aber durch ein con-
vexeres Reeeptaculum, durch grössere ßlülhenköpfchen, durch eine
breitere stärker eingeschnittene ßlattbasis und einen ziemlich deut-
lich wahrnehmbaren Kamillengeruch mich derart verblendete, dass
ich anfänglich ein ganz anderes Genus zu erblicken wähnte. Doch
es war eben nichts anderes als die montane Chrysanthemum-Form.
Die randständigen flores ligulati Hessen recht gut ein Kronchen
von der halben Länge des Tubus erkennen. Dadurch angeregt unter-
suchte ich sehr uenau auf meinen Exkursionen die mir unterkom-
menden Exemplare von Chrysanthemum-, und wohl Hunderle von
solchen mögen auf diese Weise um ihre Calalhia gekommen sein.
Der Schluss des Ganzen war der, dass ich die Wandelbarkeit, dieser
Pflanze sattsam zu sehen bekam. Die Wucherblumen der Tiefe
blieben so ziemlich frei von den häutigen Krönchen, allein auf dem
Mittelgebirge fand ich bald rechts und links zwei häutige Anhäng-
sel, bald verbanden sich diese zu einem sehr kurzen Saume, diesen
sah ich wieder etwas länger bis zur halben Länge der Blumen-
kronenröhre. Ebenso veränderlich zeigte sich der Kamillengeruch,
doch bemerkte ich, dass mit dem Wachsen desselben auch der
Saum der randständigen Früchte zunehme. Die ßlattbasis, endlich
die Grösse der Calathien u. s. w. zeigten gar keine Beständigkeit.
Bemerkenswerth sind hier die Beobachtungen, die ich auf dem
Wege zur Höttinger Alpe gemacht habe. Bei circa 3000' traf ich
zuerst Exemplare, die an obige Pflanze erinnerten, allein eine nähere
Untersuchung erwies sie als Uebergänge von Leucanthemum in
montanum, woraus man ersieht, dass letzteres nicht einmal in den
subalpinen Regionen immer zur Entwicklung komme. Doch weiter!
Als ich etwas höher hinauf gekommen war, erblickte ich wieder
einen Repräsentanten des genannten Genus, er schien das corono-
pifolium Vill. zu bilden. Das Galalhium und der Habitus stimmten
hiefür, allein die Blätter zeigten sich in Form denen des Leucan-
themum nähernd, ohne die ausgebildete Gestalt derselben zu erlangen.
Das Krönchen war für coronopifollum ebenfalls zu kurz. Also ein
Uebergang desselben in montanum oder Leucanthemuml Und doch
wird namentlich ersteres durchwegs als Species betrachtet, während
die z. B. vielmehr in das Auge fallenden Rhinanthus- Formen
zu Varietäten herabgewürdigt werden. Würde ich zu der Klasse
der Kulminanten zählen, könnte ich freilich aus den genannten
Pflanzen ß und y Anhängsel des Leucanthemum machen und sie
vielleicht dabei noch überflüssiger Weise umtaufen, wie es z. B. in
Hausmann's Flora von Tirol mit dem Rhinanthus Alectorolophus
geschehen ist, wodurch die ohnedem herrsehende Verwirrung der
335
Nomenklatur immer noch gesteigert wird. Kittel hat auch wirklich
cororwpifolitiHi und ceratophylloidcs zusammengeworfen und seihst
bei montanum sagt er, dass es Alpenform von Leucanthenium sei —
und doch lässt er es stehen. Ausser den hier niedergeschriebenen
Wandlungen habe ich noch eine ganze Reihe anderer beobachtet
und zwar habe ich nirgends angezweifelte Speciinina als veränder-
lich und in einander übergehend gefunden wie z. B. Carex aetn-
pervirens Vi II. und firma Host am Wege zur Frauliült dahier.
Wer da nicht glauben will, komme nur herein in unser Alpenland
und schaue mit offenen Augen, er wird wie andere die Varielälen-
krämerei aufgeben, da zuletzt alles in einen Rahmen gesteckt
werden müsste und gar wenig- für den Begriff der „guten Species-
übrig bleiben würde. Aus diesem Grunde werde ich auch keinen
Anstand nehmen die Hochalpenform der Valeriana saxatilis als
paueiflora, eine Uebergangsforin von Saxifraga Seguieri in an-
drosiuea als Art in meinem Sinne zu beschreiben, da besonders
ersteres Pfliinzehen sehr aufFallend und unterscheidbar ist. Ich
schliesse diese Zeilen, die als Beilrag zur Begründung der Ansicht
an eine Variabilität sämmllicher Gewächse gelten mögen, in der
Hoffnung, dass diese Meinung endlich den Sieg erringe.
Innsbruck, am 16. August 1870.
-~JC*-
Botanische Mittheilungen.
Von Rupert Huter.
Am 20. Sept. kam erst nach mehr als monatlanger Reise die
Kiste mit Th. Piehler's heuriger Dalmatiner Sammlung in meine
Hände. Obschon gedrängt durch Arbeiten, veranlasst durch das
kurz vorher erfolgte Ableben meines Herrn Pfarrers, suchte ich
doch jeden Augenblick zu benutzen, um diese Schätze einer vor-
läufigen Musterung zu unterziehen. Ich fand prachtvolle Sachen,
auf's beste und meistens instruktivste präparirt. Ich zähle vorläufig
bei 450 verschiedene Species, wovon ich für jetzt einen grossen
Theil separiren musste zur besseren Untersuchung. Unter andern
fielen mir einige Stücklein eines Gnaphaliuni auf, genommen von
der Nordseile des Lovcen in Montenegro, das zwischen G. supi-
num L. und G. Hoppeanum K. zu stehen käme, welches ich gerne
Gnaphalium Pichleri nennen möchte. Ein Cirsium bei Njeguschi in
Montenegro ist mir ebenfalls gänzlich fremd, jedenfalls keines der
von Visiani in der Flor. dalm. aufgeführten, wie noch mehrere
andere Arten, die erst einer eingehenden Prüfung harren.
Pichler reiste Anf. April in Begleitung seines Bruders, der
Ende Mai nach Hause ging, nach Spalato, wurde aber von der ab-
normen Witterung sehr gehindert; fand überhaupt fast nichts von
336
Orchideen etc. entwickelt; besuchte dann Anf. Mai Lesina, Ende
Mai Ragusa, dann Lissa, am 20. Juni bestieg er den Biokoo. Anf.
Juli reiste er nach Caltaro, von wo aus er 2mal den Lovcen und
lmal den Orice bestieg bei anhaltender Hitze von 30 — 33° R.,
welche ihm nach einer unversehenen Verkühlung längere Zeit
Schwindel mit Kopfweh verursachte, dass er gegen sein Vorhaben
dem Monte Orjen den zweiten Besuch nicht mehr abstatten konnte.
Er kehrte Ende Juli nach Spalato zurück, ging noch über Sige in
die Prologhketle und machte sich erst im halben August auf die
Heimfahrt.
Meine heurigen Exkursionen waren durch die langdauernde
Krankheit meines Herrn Pfarrers sehr beschränkt. Ein Versuch, am
30. Juni die Pedicularis Hnteri Kern er wiederzufinden, scheiterte
wie in den zwei vorigen Jahren. — Am 3. Juli fuhr ich nach Cor-
tina d'Ampezzo, bekam am 4. Abends die für mich fast unver-
hoffte Nachricht, dass ich über Sonntag am 10. Aushilfe bekomme.
So eilte ich am 5. mit Slaffete nach Venas, der ersten Postslatiou
im Venelianischen und dann zu Fuss über Valle nach Perarollo.
Ich sammelte dorthin Saxifraga Hostii Tausch, Spiraea decunt-
bens Koch ß Poeckhii Hausm. i. e. pubescente Form, Euphorbia
Baselices Ten., einige Stücke Cyclamen europaeum L. Am 6. wieder
zu Fuss von Perarollo immer auf der Strasse über Rivalgo, Ter-
mine, Ospitale, Caslello. Longarone, Forlogno nach Cftpo di Ponte,
wohin ich mein Trockenpapier dirigirt hatte, weil dies der taug-
lichste Ort schien, um am folgenden Tage den Monte Serva zu
besteigen. Ich notirte dorthin: Bromus madrüensis L. Lasiagrostis,
Vicia Gerardi, Cytisus purpureus, Euphorbia Baselices Ten., Cam~
panula spicata, Carex mucronata, Aquilegia Bauhini Schott, Chon-
drilla praenanthoides, Salix grandifolia und glabra, Valeriana saxa-
tilis, Rhododendron hirsutum, Phyteuma comosum, Cirsium Erisi-
thales, Festuca spectabilis und varia ß flavescens, Athamantha
Muthioli u. Spiraea decumbens.
Der Aufbruch am 7. mit einem Führer verspätete sich etwas,
so dass wir bei Sonnenaufgang um 5 Uhr erst eine kleine Strecke
des über Polpet steil aufsteigenden Berges vollbracht haben. Es
überkommt mich heute noch ein eigentümliches Gefühl, wenn ich
mich auf die ausgestandene Hitze erinnere; kein Lüftchen bewegte
die gewitterschwüle Luft. Unvorsichtiges Zurückstreifen des Hemd-
ärmels wurde durch derartiges Verbrennen gestraft, dass die Epi-
dermis sich am dritten Tage in grossen Stücken am Arme abziehen
liess. Lange wollte nichts Interessantes erscheinen oder was mich
interessirle, nur in geringer Anzahl, z. B. Cytisus supinus L.,
Cirsium Portae Hausm. (ErisithalesXpanonicum). Die ßergwässer
boten überdiess kleine Abwechslungen von Andropogon Gryllus,
Hypochoeris maculata, Centaurea axillaris, Orchis globosa, Phaca
atpina, Scorzonera rosea, Ornithogalum pyrenaicum, Gladiolus
palustris, verblühte Paradisia Liliastrum etc. Zudem waren alle
Pflanzen stark lädirt durch in voriger Woche gefallenen Hagel.
337
Einzelne gänzlich verblühte Pedicularis gyroflexa Gaud. waren,
da mein Hauplintentum auf diese gerichtet war, ebenfalls nicht
im Slande ein freudiges Weiterkeichen zu veranlassen. Die ein-
zige Quelle bei 6000' c. des Monte Serva auf unserer Seite wurde
aufgesucht. Doch welch' ein Wasser! wenige Tröpflein sickerten
lauwarm über moosgepolsterten Stein herunter. Wenigstens etwas
gelabt traten wir quer durch die obersten Bergwiesen den Weg
zur Malga (Sennhütte) an. Auf einmal sah ich an schoossartigen
Stellen, wo der von den obern Halden abgeschossene Schnee
später schmolz, die schöne Pedicularis gyroflexa in Blüthe, welche
mit der bei weitem häutigeren Pedicularis elongata Kern er einen
reizenden Anblick gewährte. Darüberherwandernd bemerkte ich
mit Staunen, dass manche Exemplare der vermeintlichen gyroflexa
ganz eine eigentümliche Farbenmischung ins Gelblichweisse und
schwach Rosarolh zeigten. Welche Freude! als ich bei oberfläch-
licher Untersuchung bemerkte, dass ich es mit einem ausgespro-
chenen Mittelschlage zu thun habe, für welchen ich sogleich an
Ort. und Stelle einen Namen schöpfte, den dieser prachtvolle
Bastart führen mag, als kleines Zeichen meiner Verehrung und
des Dankes nämlich: Pedicularis Kerneri tgyroflexaXelongata).
Ein Exemplar stellt unzweifelhaft die Combination super elongataX.
gyroflexa dar, für welche ich den Namen Pedicularis veneta vor-
schlage. Ausführlichere Beschreibung beider Bastarte muss ich auf
gelegenere Zeit verschieben. — Bei der Sennhütte angelangt, welche
c. 600-700' unter dem Gipfel des Serva in einer Mulde liegt,
liess es mich nach kleiner Rast und Erquickung trotz aller Ermat-
tung doch heine Ruhe, ohne die oberste Kuppe erreicht zu haben.
Ich machte mich allein auf, und obwohl der Aufstieg mir sehr sauer
ward, wurde ich doch auf dem Gipfel durch den Anblick der herr-
lichen Alpenpflanzen, als: Geranium argenleum, Eritrichum nanumy
Alyssum Wul fenianum entschädiget.
Die am Serva vom Papperitz angegebene Primula tirolen-
sis Schott entging mir, trotzdem dass ich alle Felsen fleissig ab-
suchte, welche wohl mit Primula Auricula, Paederota Bonarota,
Spiraea decumbens, die alle Felsenspalten vom Thale bis über 7000'
ausfüllt, besetzt waren. Sehnsuchtsvoll schaute ich vom Gipfel
des Monte Serva hinüber auf die ringsum unzähligen aufragenden
Spitzen und Hörner dieser Ausläufer der Alpen gegen die venelia-
nische Ebene, deren manche schon von weifen die günstigsten
Lagen für Pflanzen verrathen, wahrhaft geeignet ein deli'ium bota-
nicorum zu sein, und wie schmerzlich berührte mich der Gedanke,
nicht die Mittel und Gelegenheit zu haben, diesen noch so wenig
durchforschten Gebieten meine Kräfte in dem Maasse schenken
zu können, dass selbe nicht mit so forcirten Anstrengungen in
kurzem aufgerieben werden müssten. — Auf dem Rückwege be-
merkte ich, dass Saxifraga Hostii Tausch, crustata Host und
Aizoon L. manchmal in ganz geringer Entfernung von einander stehen,
fand noch ein etwas ergiebigeres Nest mit Cytisus supinus. Am
Oesterr. botan. Zeitschrift. 11. Heft. 1870. *2
33 8
8. kehrte ich nach Ampczzo zurück. Am 9. sammelte ich am Ufer
der ßoila ein Hieracium, das mir von Autoritäten als H. bupleu-
roides ß Schenkii Grisb. bestimmt wurde, diess ist aber sicher
kein bupleuroides Gmel, sondern eine merkwürdige Form des
H. glabratum Hoppe, die ebenso gut wieviele andere Hieracium-
Formen einen Namen zu tragen berechtiget wäre, nebst Hieracium
canescens Shl. var. Ganderi II au sin. in den wechselndsten For-
men, deren einige das Ansehen von //. murorum, andere fast des
IL porrifolium bieten. — Am 11. wollte ich nach Andraz im Buchen-
stein und zwar bei la Torre über ein Mittelgebirge c. 7500'. Die
mir auf dem Monte Serva zugezogene Verkühlung und deren Folgen,
sowie die Verwüstung durch Hagel und Kälte in den Regionen über
der Holzgrenze vereitelten meinen Vorsalz. Von Hieracium fuligi-
natum Hut. et Gand., das ich für ein H. glanduliferumxjcillosum
halle, war keine Spur zu entdecken. Das nämliche Schicksal tlieilten
Anemone baldcnsis, Androsace Hausmanni Leyb., Pedicularis rosea,
Rammculus Seguieri, Valeriana elongala etc. Unter solchen Um-
standen wäre ein Vordringen zu dein Standorte des Hieracium
nothum mihi (piloselloidesX.a>irantiacum?) welches an einer be-
schränkten Stelle c. 6500' der Bergmähder des Thälchens vom
la Torre nach Andraz vorkommt , rein vergebens gewesen. Die
andern zu hoffenden Pflanzen um Andraz, als-. Rammculus oreo-
philus M. B. Astragalus purpureus. Draba Thomnsii k. u. Carex
pcdiformis M. beide wahrscheinlich ganz verreift, Salix caesia Vi II.,
Centaurea nervosa W., Erigeron glabratus Hop., Paederota Bona-
rota L, Phyteuma Sieberi Spr. etc. hatte ich theils schon
vorrathig, so dass ich um la Torre (ein schlossthurmartig aufra-
gender Dolomitfelsen) herumbog und durch Valzaregoi nach Am-
pczzo zurückkehrte. Ich füllte meine Büchse mit Homogyne dis-
color, Anlhemis alpinu, Trifolium caespitosum, Oxytropis montana
und Pedicularis elongata K cm er, von welch' letzteren mein junger
Begleiter am folgenden Tage noch ein Quantum nachholte. — Am
13. Vormittag holte ich Dianthvs speciosus Hb. forma alpestris in
der Richtung von Cortina gegen Tre croci und Lathyrus hetero-
phyllus, gegen Abend auf dem Gries der ßoila beim Zoll (Majone)
unter strömendem Regen Festuca Schcuchzeri Vill. var. plicata mihi
d. i. mit kurzen starren borstlichen Blättern, welche der Pflanze
gegen auf Schieferalpen wachsende einen eigenlhümlichen Habitus
verleihen.
Am 14. fuhr ich Früh mit Eilwagen nach Landro, wo ich
das Vergnügen hatte, Dr. Noe von München kennen zu lernen,
der die meisten dort herumwachsenden Pflanzen schon gesammelt
halte. Der Nachmittag wurde verwendet, um Galium margaritaceum
Kern er in grösserer Anzahl zu sammeln, was keine kleine Mühe
ist, da selbe nicht besonders häufig vorkommt. Mir sind ausser
einigen offenbar angeschwemmten Stücken nur drei ergiebigere
Standorte vom Toblacher See bis Schluderbach bekannt. Ausser
Heracleum Pollinianum Bert, (asperum Koch) konnte ich wenig
339
mehr mitnehmen, obschon rechts und links manch schönes und
seltenes Pflanz che n zuwinkte.
Vielleicht finde ich Zeit, über die interessante Flora von Lan-
dro im Kurzen etwas weitläufiger zu berichten. Am 15. kam ich
nach Hause. — Da ich für den bot. Garten in Innsbruck das Sem-
percivum dolomUicum Facch. lebend zu liefern zugesagt habe,
machte ich mich wieder am 1. August nach Landro auf. Um das
Wünsehenswerthe in den zwei Tagen, die ich frei hatte, zu er-
reichen, trug ich einem italienischen Arbeiter auf mir am 2. die
Artemisia nitida Bert., die nun in schönster Entwicklung war, aus
den fürchterlichen Dolomitwanden zu holen, während ich den über
8000' hohen Dürrenstein bestieg. Der 2. August war ein sonniger
Tag, fast der einzige des heurigen Auguslinonals. Ich erreichte
gerade die Spitze, als es in Toblach, das wie ein liebliches Bild-
chen zu Füssen lag, Mittag läutete. Se?npervicum dolomiticum blühte
heuer ziemlich reichlich; ausser diesen sammeile ich noch etwas
Achillea Clavenae, Phyteuma Sieberi Spr., Horminum pyrenaicum,
Valeriana supina \ erblüht, Avena alpestris H., argentea W., Cam-
panula caespitosa L., Saxifraga caesia und squarrosa Sieb., Cre-
pis Jacquinii T.: Androsace Hausr/ianni Leyb., welche ich in einem
frühem Jahre auf einer Stelle fand, suchte ich diesmal vergeblich.
Die Rundsicht ist ziemlich gut — bei sehr reiner Luft sieht man
den Ürieles und den Gr. Glockner, also quer durch ganz Tirol. Mein
guter Italiener brachte mir Abends wohl Artemisia nitida, aber
nur c. 20 St. halbabgerissene Stengel sammt einer Unmasse ste-
riler Blattbüschel. Es blieb mir nichts anderes übrig, als am fol-
genden Tage zeitlich dieselbe selbst zu holen. Der Postmeister
halle die Aufmerksamkeit, seinem 14jährigen Sohne aufzutragen
mich zu begleiten, der wie ein Eichhörnchen zu den schönslen
Stöcken hinaufkletterte, so dass ich in kurzer Zeit ein hübsches
Quantum der herrlichsten Exemplare beisammen hatte und die Gele-
genheit nicht versäumte, am nämlichen Tage nach Hause kommen
zu können. Weitere Exemplare Hess ich mir in feuchten Lappen ein-
geschlagen noch nachschicken.
Hier in Anlholz sammelte ich heuer vornehmlich Gentiana
nana Wulfn. und tenellaR., Cirsiunt Cervini Thoiu., Potentilla fri-
gida Vi 11., Draba Zahlbruckneri Host., D. Hoppeana Rud. und
fladnicensis Wulfn. Hieracium incisum Hoppe und zwar das echte,
eine ausgezeichnete Form! nebst mehreren gewöhnlichen Sachen.
Ueberrascht hat mich das Vorkommen der Paederota Bonarota an
hiesigen Granilfelsen, die überhaupt mehr kalkliebende Pflanzen
beherbergen, z. B. Gypsophila repens, Rhamnus pumila etc.
In Kurzem hoire ich auch die Ausbeute meiner andern Freunde
Porta's in Val di Ledro, Rigo's vom Gardasee, Ausserdorfer's
und Gander's zu erhalten. Fehlt mir nicht die Zeit, werde ich
über das Interessantere später referiren. Voriges Jahr sammelte
Porta an den Mauern von Riva am Gardasee den Umbilicus pen-
dulinus, von dem ich einige noch lebensfähige Knollen hier im
22 *
340
Topft; zur Blüthe brachte, die nebst Centaiirea Karstiana, Vero-
nca Cymbalaria, Silene viridiflora und Clypeola Jonthlaspi meinen
biotanischen Garten ausmachen.
Antholz, am 13. Oktober 1870.
Exkursionen in die Berner Alpen im Sommer 1855.
Von Vulpius.
(Fortsetzung.)
Montag, den 2. Juli. Nach dem Frühstück nahm ich mei-
nen Weg nach Schwarzenek und von da aus denjenigen, der
mittelst des sogenannten Eselstegs über die Zulg führt. Es ist
dies ein ziemlich romantischer Gang. Von der Schwarzenek leitet
ein Fusspfad hinab in das tiefe Bett der Zulg, die am Hohgant
und der nördlichen Seite des Sigriswylgrals ihre Quelle hat.
Der nur aus zwei Brettern und einem leichten Geländer be-
stehende Eselsteg, ruhend auf zwei natürlichen Pfeilern von Nagel-
fluh, dient zum Uebergang, und eben so steil ist wieder das jenseitige
Hinaufklimmen durch alten Tannenwald. Ein Gewirr finsterer Berg-
tobel und schwarzer Tannenwälder, zieht sich ringsum herab von
den Nagelfluhbergen nach der tief und eng in die Felsen eingefres-
senen Schlucht der Zulg. — Ist das Ansteigen durch den ersten
Wald bewältigt, so betritt man ein freundliches einsames Bergthal
von waldigen Anhöhen eingedämmt, dessen Wiesengrund von zer-
streuten Wohnhäusern und einer Säge belebt wird. Hier heisst man's
„auf Franzesek." Ausser Myrrhis odorata, am Band der Wiesen bei
Schwarzenek, war mir bis jetzt nichts Bemerkenswertlies von Pflanzen
erschienen; durch den Wald herauf allenfalls auch Cctvex pallescens.
Ich war nun im Gebiet von Teufethal, einer wohl 2 Stunden weit,
zwischen Berg und Thal, Wald und Wiesen sich ausbreitenden Ge-
meinde, bei deren Durchwanderung, weil ich an keinen Weg mich
hielt, eine Menge von Waldzäunen überstiegen werden mussten.
üomogyne alpina und prächtige silberglänzende Potentilla aurea
waren hier in Menge verbreitet. Diese Nagelfluh-Gebirgsgruppe
liegt eingeklemmt zwischen dem Thunersee und der Zulg, östlich
sich an den Sigriswylgrat anschliessend und westwärts da auslau-
fend, wo die Zulg in die Aar sich ergiesst. Alte Tannenwaldungen
und schöne Bergmatten mit Ortschaften und zerstreuten Wohnungen
bekleiden die Seiten und Höhen dieses Gebirges, dessen höchste
Gipfelerhebung, die Blume genannt, 4850' fr. M. beträgt. Aber auch
verheerende Bergvvasser entströmen seinen Schluchten und stürzen
in tief eingetressenen Betten, theils in den Thunersee, theils in
die Zulg. Die Blume gewährt eine malerische Aussicht nach dem
herrlichen Gelände von Thun, auf den Seespiegel, das schöne Am-
341
phitheater der Hochgebirge, die schroffe Riesenwand des Sigris-
wylgrats, auf Niesen und Slockhorn. Ein ostwärts laufender Berg-
zug der Blume bildet mit seiner Wasserscheide, mit einem Zaun
besetzt, die Grenze zwischen Teufelhal und den östlich sich an-
reihenden Bezirk von Meiersmaad. Der Zweck meiner heutigen
Exkursion galt eigentlich der Listera cordata, denn in Lokalitäten
wie die östlichen Abfälle der Blume gefällt sich diese zarte Pflanze
gewiss am besten; aber noch hatte ich sie nicht gefunden. Es
mochte Mittag sein, die Hitze war gross, der Donner rollte und
im obern Emmenthal und Entlibuch regnete es schon. Bei einem
einsamen aber besetzten, auf der Teufel haier Seite der Wasser-
seheide stehenden Stall, wollte ich mich bei solchen Aussichten
gerade entschliessen dem Grat entlang den Gipfel der Blume zu
gewinnen, und von dort aus mich Thun zuzuwenden. In diesem
Augenblick kam ein Mann den Wald daher. Diesei zeigte mir einen
nicht fernen zu Maiersmaad gehörigen Berg, wo man , seit man ihn
abzuholzen anfing, mehrere schöne Quellen gefunden, von denen man
früher gar nichts gewusst habe. Dieser Bericht war ganz geeignet,
meine Hoffnungen neu zu beleben — ich ging hin zu schauen.
Keine % Stunde noch hatte ich am Berg hinauf gesucht, so fielen
meine Augen auf die erste Listera cordata, die aus nassem Moos
ihr dunkles Haupt hervorstreckte. Nun es einmal angefangen halte
fehlte mir's nicht mehr. Eine Stelle nach der andern lieferten mir
so viel als ich nur wollte, und lauler Exemplare von einer nie
gesehenen Grösse. Ausserdem stand an den Quellen Veronica
montana und Epilobium origanifolium und auf lichten Stellen im
Wald Ranunculus lannginosus. Ziemlich lang hatte ich durch Wald
und Weiden aufwärts dann zu steigen, bis ich den Gipfel der Blume
unter mir halte, in dessen Umgebung mir Orchis albida und Ly~
copodiunt clavatum häufig begegneten. Furchtbar schwarz kam von
Westen her das Gewitter gezogen und bevor ich Hilterfingen er-
reicht halte, fing es an sich zu entladen. Durchnässt, aber be-
friedigt, kam ich um y25 Uhr in Thun an.
Mittwoch, den 4. Juli, Morgens %3 Uhr, gings zum Haus hinaus
dem Lindenthal zu. Ein Thal ist dies eigentlich nicht so sehr, als viel-
mehr eine wilde Bereschlucht in der Stockhornketle, die sich unfern
Nieder-Stocken öffnet, Als ich nach steilem Steigen durch den
Krachen links gegen die Nüschleten hinauf zu der beabsichtigten
Stelle kam, fand ich Rhododendron ferrugineum schon im Ende
seiner Blüthe; das hirsutum jedoch in seinem Anfang. Letzteres
fängt immer erst an, wenn ferrugineum aufhört. Auch von inter-
medium fand ich einige blühende Stöcke , das in diesem Punkt
immer mit dem hirsutum hält. In den Schutthalden zwischen Carex
finita Polstern stand Androsace lactea und oben am Fuss der
Felswände Arabis pumila. Sonst gibt es hier noch die gewöhnli-
chem Dinge wie z. B. Carex sempervirens und ferrugineo, Rubus
saxatilis , Lepidium alpinum , Ranuncul. alpeslris und montanus,
Dryas octopetala, Globularia nudicaulis, Pedicularis verticillata,
342
Arabis alpina, Saxlfraga rotundifolia , Erinus alpinus schmückt
die Felswände und im Wald, auf der Schattenseite der Schlucht
befindet sich eine grosse Versammlung von Farnen, besonders zeich-
nete sich darunter schöne Cystopteris montana und Scolopendrium
aus. Um 11 Uhr Mittags war ich wieder zu Haus.
Samstags am 7. Juli wurde eine Exkursion aufs Stockholm
ausgeführt; weil aber deren Beschreibung schon in meinem Auf-
satz von Stockhorn in Nr. 10 des Jahrgangs 1861 dies. Zt. ent-
halten ist, wenigstens der Hauptsache nach, so unterlasse ich hier
deren Wiederholung.
Dienstag, den 10. Juli. Der Himmel hat ein sehr verdachtiges
Aussehen. Die Hitze steht schon wieder auf -\- 24° R. Nachmittags
machte ich einen kleinen Spaziergang und fand im Hünnebach Hie-
racium amplexicaule.
Mittwoch, den 11. Juli. Um auf ßürglen und Ganterisch zu
gehen, wollte ich heute Nachmittag in das 5l/2 Stunden von Thun
entfernte Bad im „Schwefel berg" gehen und dann morgen früh
diese schöne Kuppe der Stockhornkette (6788' und 6/60') be-
steigen. Das Wetter Hess zwar Alles von sich erwarten, nur nichts
Gutes. Doch ich hoffte das Beste und nach dem Mittagessen trat
ich den Weg an und um l/27 Uhr kam ich im Schwefelberg an.
Donnerstag, den 12. Juli, kalter Regen und Westwind. Davon
konnte jetzt keine Rede sein auf die Berge zu steigen. Das Sehwe-
felbergbad selbst liegt in einer Höhe von 3068'. So verliess ich
9 Uhr Vormittags diese Anstalt wieder um uri verrichteter Dinge
heimzukehren. Als ich aber nimmer weit von der Ganterischhütte
an die Stelle kam, wo ein Pfad ablenkt hinauf nach den obersten
Hütten im Chumli, da konnte ich's nicht verwinden, ich schwenkte
rechts um und nun musste es durchgeführt werden. Vom Morgeten-
grat, der die beiden Berge Ganterisch und Bürglen verbindet, sowie
von diesen selbst, streckten sich grosse Schneefelder noch herab
bis zur Hütte in Chumli, die am Eintritt in den Kessel, schön und
romantisch daliegt. Nach V/2 Stunden hatte ich die Uebergangs-
slelie erreicht; durch den Kassel herauf war es windstill gewesen ;
in dem Augenblick aber als ich d^n Fuss auf den Grat setzte,
nahm mich ein eiskalter Sturm in Empfang. Um aber doch wenig-
stens Oxytropis uralensis zu bekommen , eilte ich jetzt am Grat
vom Bürglen hinauf — an eine weitere Unternehmung konnte nicht
mehr gedacht werden. Bei der Oxytropis angelangt, brauchte es
alle Vorsicht und Kraft sich nicht vom Sturm über den Grat hinab
werfen zu lassen. Meinen Hut packte ich mit Steinen voll und
legte ihn an einen möglichst geschützten Ort. Ich war diessmal
sehr genügsam und eilte so schnell wie möglich den Grat wieder
zu verlassen. Weil mich stehend der Sturm umgeworfen hätte,
musste ich auf dem Bauch liegend die Stelle suchen, wo der Pfad
ausmündet und sonderbar, mit dem ersten Schritt auf der Nordseite
abwärts, war ich plötzlich ausser dem Bereiche des Windes. Hart
an den Ganterischwänden mich nun hinziehend, kam ich zur Phaca
343
australls, nahm von ihr sowie vom Ceraslium alpinum und schallte
mich dann hinüber auf die Nünenenalp. Bedeckt mit blühendem
Rhododendron ferrugineum. bot der Grat, der sie vom Chumli trennt,
einen herrlichen Anblick. Oxytropis montana, Pedicularis verd-
color\ Viola lutea sind da zu haben nach Belieben; minder häufig
Carex Persona. Nass bis auf die Haut, ging ich an der Hütte auf
Winlneren vorüber, durehstampfte den sumpfigen Boden bis hinab
nach Blumenstein, nahm in den ßergwiesen dort noch Ophrys Mon~
orchis auf und um 4 Uhr Nachmittags war ich froh wieder in
Thun zu sein.
Freilag, der 13. Juli, brachte wieder das schönste Wetter.
So war es auch am Samstag den 14. Juli. Da kam um 1 Uhr Herr
Ludwig Fischer, Privatdozent, nunmehriger Professor der Botanik
von und zu Bern mit acht seiner Zuhörer auf einer Exkursion in die
Alpen. Ich wurde um Rath gefragt wo ich glaube, dass die Aus-
beute am reichlichsten ausfallen würde? Selbstverständlich rieth
ich alsbald für die Sulek, denn wer auf diesen zwei Bergen schon
gewesen , wird da nicht lange in der Wahl sein. Den Wunsch
indess, die Parthie mitzumachen, lehnte ich ab, weil ich es für
die guten Sachen der Sulek noch für zu früh hielt und desshalb
jetzt nur in die Latlreyen wollte. Als sich Herr Fischer entfernt
halle, um mit dem Dampf 15 Minuten nach 2 Uhr über den See
hinaufzufahren, machte auch ich mich alsbald auf den Weg. Schon
auf der Frutigslrasse besann ich mich aber plötzlich anders, kehrte
wieder um und stiess noch zu den Anderen vor Abfahrt des Bootes;
und nun gings gemeinschaftlich weiter zu Wasser und zu Land,
Nach einem kurzen Aufenthalt in Wilderswyl erreichten wir um
V28 Uhr Abends das ßergdörfchen Eisenfluh, das zu unserm Nacht-
quartier ausersehen war. In Ermanglung eines Wirthshauses, ist der
Schullehrer da zur Beherbergung der Fremden bereit. Zum Schlafen
freilich war für uns 10 Mann nicht Platz genug; in Nachbarshäusern
aber wurde dafür gesorgt. Als der Tag graute, war ich bald bei
der Hand die Andern zu rufen. Obschon gestern Abends beschlossen
worden, morgen früh „auf und fort," so hiess es jetzt dennoch wir
wollen zuerst frühstücken. Auch das herrliche Wetter von gestern
war völlig abhanden gekommen — Föhn, schwer umwölkter Himmel
und Morgenroth.
Sonntag den 15 Juli. Mit einem Buben als Führer über die
Sulsalp an der Spitze ging der Zug endlich los; zugleich nun
aber auch für die Schaar der Schweden das Botanisiren, für die
nun Alles neu war und im Verhältniss des Steigens mehrte sich
auch die Zahl. Damit konnte ich mich übrigens nicht aufhallen.
Die Sulek und die Lobhörner war das Ziel das ich mir erkoren,
dort erst konnte für mich die Rede von Arbeit sein. Desshalb ver-
liess ich den Haufen und zog allein meiner Wege. Zwar merkte
ich bald, dass ich den Weg der auf Suis führt verloren; doch was
lag mir an der Sulsalp und Hütte, wenn ich nur auf die Sulek kam
und diese Hoffnung verliess mich nicht. Ueber die Bergmähder
344
emporsteigend, kam ich auf einen Grat und sah lief unter mir in
einem grünen Kessel drei, aber noch unbezogene Hütten. Dieser
Kessel war rings umschlossen von hohen, steil abstürzenden Fels-
wänden, auf denen wieder sonderbar zerrissene Felsgestalten sich
aufgepflanzt hatten. Ich vertraute mich einem Geispfad an, der auf
dem Grat und längs den Wänden und Flühen des Kessels über
den Abgrund hinzieht. Er brachte mich auf den Viehweg der von
der Alpe Suis auf die Alpe Bellen führt. Hier kannte ich mich
wieder aus und hatte die Sulek vor mir, deren Gipfel ich mich
direkt nun zuhiell. Die bis dahin bemerkenswerthen Pflanzen waien:
Anemone alpina und narcissißora, Dryas octopetala , Ranuncul.
alpestris und montanus , Phaca astragniina, Cherleria sedoides,
Saxifraga moschata und androsacea, in nassen Felsspalten Cy-
slopteris alpina. Nach dem Gipfel der Sulek hinauf kamen Pedicu-
laris versicolor, Azalea procumbens , Viola calcarata, Alchemilla
pentaphyllea. Veronica fruticulosa verdient ebenfalls der Erwäh-
nung. Sie ist eine kalkslete Alpenpflanze in Höhen von 4 — 5000'
und wird nicht gerade oft getroffen; immer aber hat sie sich ihr
Lager auf Felsblöcken gewählt; so sah ich sie auch heute Früh
beim Aufsteigen über Eisenfluh. Es mochte 9 Uhr sein als ich auf
der Spitze der Sulek ankam und von den Andern war natürlich
noch keine Spur zu entdecken. Die Sulek bildet wohl eine Stunde
lange dachähnliche First, die aus der Ferne betrachtet, gleichsam
eine Riesenstufe vor der Jungfrau bildet, denn das dazwischen liegende
enge Lauterbrunnenllial gehl da für das Auge verloren. Der vordere
Gibel, 7422' hoch, ist zugleich die höchste Erhebung dieser First,
deren hinteres Ende durch die noch höheren, wild aufstrebenden und
sonderbar gestalteten Lobhörner, die unersteiglich sind, bezeichnet
wird. Den höchsten und schönsten Berner Hochalpen gerade und
ganz nahe gegenüber, die Seen von Thun und ßrienz mit dem
klassischen Bödele unter sich, gehört die Aussicht auf der Sulek
unter die schönsten im Alpengebirge und steht hierin auf gleicher
Linie mit Niesen, Faulhorn und Brienzer Rothhorn. Allein heute
wurde dieser Genuss dein Schauenden verkümmert; die Berge und
Thäler hüllten sich in Nebel, und Regen war zu gewärtigen; daher
eilte ich auf der Höhe des Grates fort die Lobhörner zu erreichen.
Die nach Süden abfallende Seite der First der Sulek ist bis oben
aus mit Rasen bekleidet, die nach Norden hingegen mit losem
Felsenschult und Schiefer bedeckt, nur erst gegen das Ende des
Grals, gegen die Lobhörner hin, enlragen ihm bedeutendere Fel-
senköpfe. In dieser Lokalität ist nun reichlich ausgesät: Lepidium
nlpinnm, Cerastium latifolium, Moehringia polygonoides, Thlaspi
rotundifolium. Alsine Gerardi, Saxifraga androsacea und moschata,
Draba aizoides, Anemone vemalis, Oxytropis montana, Hedysarum
obscumm und unzählige Rasen von Galium helveticum. In den
Felsspalten steckten Androsace Helvetica, Draba tomentosa und
Wahlenbergii. In der Umgebung der Lobhörner war der feuchte
schwarze Schieferschutt in Besitz genommen vom Ranunculus gla-
345
Cialis und in den Spalten der Schieferfelsen fand ich zu meiner
grossen Freude Androsace pubescens, eine der seltensten und haupt-
sächlich den Berner Alpen zukommende Pflanze. In dem Schiefer-
schult auf der rechten Seite der Lobhörner, nach einem von den
Schwalmeren herablaufenden Grat hin, wo man in einer Tiefe von
mehreren 1000' die Alpe Nessleren im Hintergrunde des Saxelen-
thales sieht, breitet sich Saxifraga Kochii aus, während links vom
Fuss der Lobhörner, nun auf der Rückseite, sich Schutthalden nach
einem grünen grasigen Kessel hinabstrecken. Diese Schutthalden
waren reichlich geschmückt mit Viola cenisia und Ar o nie um scor-
pioides. Im Grunde dieses Kessels bildet der schmelzende Schnee
der Schwalmeren, die hievon nie ganz befreit wird, ein kleines
hübsches Bachlein, an dessen felsigem Ufer ich vor 4 Jahren im
August Rumex nivalis gefunden hatte. Heute nun aber lag dieser
Kessel noch unter Schnee. Dennoch stieg ich hinab um die Genug-
tuung zu haben, nichts versäumt zu haben und schaute nach an
einigen aberen Stellen. Allein von Rumex war noch nichts zu
sehen; doch zierten schöne Rasen ganz kleiner Saxifraga andro-
sacea den feuchten schwarzen Boden. Von hier an war nun die
Welt mit Schnee verrammelt, dagegen mein Ziel erreicht, meine
Hoffnungen und Erwartungen weit übertroffen. Auf dem gleichen
Weg den ich gekommen, kehrte ich über den Grat wieder zurück
nach dem Gibel der Sulek. Auf der Spitze angekommen, sah ich,
dass die Andern vor Kurzem urussten hier abgezogen sein. Im
gleichen Augenblick fing aber der Regen an , daher eilte ich hin-
abzukommen auf den Weg nach der Bellen. Der östliche Abfall
des Sulek wird durch die spitz zulaufende felsige Wand der Tschin-
gelfluh gebildet, deren Fuss sich in den engen wilden Bergtobel
der Syleren verläuft. Ein schmaler Vorsprung der Tschingelfluh
bietet gerade Raum für den Viehweg, auf dem man Angesichts
des offenen Abgrundes von der Alpe Suis auf die Alpe Bellen ge-
langen kann. Dieser Weg lag jetzt aber dem ganzen Berg entlang
noch unter Schnee, über den also geschritten werden musste. Da sah ich
wieder die Spuren der Berner, die sich aber nach kurzer Zeit wieder
verloren, woraus ich sicher schliessen konnte, dass sie durch die Sy-
leren ihren Weg mussten genommen haben. Vornen auf Bellenhöchst
nahm ich noch Pedicularis tuberosa, Senecio Doronicum und Campanula
thyrsoidea und unter beständigem Regen kam ich nass durch und
durch in der Hütte auf Bellen an. Während ich da meine Zieger-
milch ass, liess der Regen nach und gestattete mir gleich darauf
das Weitergehen in der Richtung nach der Alp Nessleren. Ich
hielt mich aber zu hoch am Berg und wenn nicht ein Mann mich
gesehen, mir nachgeeilt und mich zurechtgewiesen hätte, so hätte
ich mich wahrscheinlich bös verlaufen. Statt seinen nächsten Weg
von der Beilenhütte aus über Saxeten zu nehmen, ging er nun
mit mir über Nessleren bis in's „Inner-Bergle", die oberste Alp im
Saxetenthal, von wo der Weg über das Renpple nach der Lat-
treyenalp im Suldthal führt. In der neuen gut eingerichteten Hütte
346
auf dem Inner-Bergle assen wir nun wieder Milch und Zieger,
während es draussen gewaltig- regnete. Nach 5 Uhr einen guten
Augenblick benützend, brachen wir auf, mein Gesellschafter nach
dem Abendberg und ich über's Renggle nach der Lattreyen, die
ich in einer Stunde erreichte.
Montag, den 16. Juli. Weil meine Strümpfe und Schuhe noch
ganz nass von gestern waren und die Büchse voller Pflanzen, so
entschloss ich mich geraden Wegs nach Thun zu gehen und meine
nächstfolgende Exkursion direkt für die Lattreyen zu bestimmen.
Durch das Suldthal hinaus nahm ich noch Blätter von Petasites ni-
veus, Astrantia minor und Carex ferruginea Scop. und eine dem
Aspidium Braunii nahestehende Form von aculeatum mit. Mittler-
weile überzog sich aber schon wieder der Himmel und ich musste
eilen um noch vor dem Regen (Schlag 10 Uhr Vormittags) in
Thun zu sein. Abends 5 Uhr trat Herr Fischer in's Zimmer. Wie
ich vermulhete waren die Herren gestern durch die Syleren in's
Thal hinabgestiegen und in Unterseen übernachtet. Heute kamen
sie nun zu Fuss bei der Bratenhöhle vorüber am See herunter.
An den Felsen und zwischen dem Neuhaus und Sunglauenen
hatten sie Hier a dum glaucum bekommen. Auf der Sulek aber
waren sie gestern nicht weit vom Grat einwärts gegangen, nicht ein-
mal bis wo Androsace. helvetica anfangt; dennoch aber sagte Herr
Fischer, haben seine Leute mehr als 100 Sp^cies aufgepackt.
Den 18. Juli machte ich Nachmittags einen kleinen Spaziergang
über die Allmend und Rossweid hinab in den Kandergrundwald.
Im Gebüsch an der Aar blühte schon Gentiana cruciata, im Wald
Epipactis atropurpurea und freudig überrascht wurde ich von
einem neuen Standort der Pyrola chlor antha, die ich da ziemlich
reichlich zwischen Erica carnea und Arctostaphyl. ofßcinalis traf.
Donnerstag, den 19. Juli. Ich trat Mittags eine Exkursion an,
die sich durch den Spykengrund, oder das kleine Kienthal, nach
der Lattreyen erstrecken sollte, lieber Mülenen und Reichenbach
kam ich in das Dörfchen Kien und lenkte in den Spykengrund
ein. Bald hatte ich einen Küherbuben eingeholt, der in die Alp
Wängi zurückkehrte, bis wohin wir zusammen gingen. Diese Alp
liegt im Hintergrunde des Thaies, von wo aus dann die Viehwege
sich steil an den Wänden des Gebirges hinaufziehen, nach den
Alpen auf Hohkien und auf Glütsch. Statt auf letztere Alpe zu
kommen, wo zu übernachten in meinem Plan lag, verfehlte ich
den rechten Weg und ging den auf Hohkien. Im Verlauf der Sache
fing ich an Verdacht zu schöpfen und eilte einen Geisbuben ein-
zuholen, der vor mir die Geisen nach der Hülte trieb. Von ihm
wurde meine Befürchtung bestätigt, dass ich slatt auf Glütsch, auf
Hohkien gekommen sei. Schon unten hätte ich statt gerade aus,
mich links am Berg hinaufziehen sollen. Er sagte, er treibe die
Geisen nur in die Hütte hinauf, wenn ich warten wolle, könne
er mir den Weg dann zeigen. Um mich dieser Hilfe zu verge-
wissern , ging ich mit ihm vollends hinauf nach den Hütten auf
347
Hühkien. Hier setzte ieh mich auf einen Felsen vor der Hütte und
weidete Herz und Auge an der Betrachtung meiner Umgebung-.
Auf einer schönen ebenen Alpenterrasse, auf wohl 2000' lothrecht
über den Thalboden sich erhebenden Felswanden gelagert in einer
absoluten Höhe, die 6600' betragen mag und unmittelbar im Rücken
begrenzt von den höchsten Kämmen und Spitzen des Alpengebirgs,
das das Lauter hrunnenthal von den Kien- und Kandertbalern scheidet,
ist die Lage der Alphütten auf Hohkien eine wahrhaft prachtvolle.
Drei Hörner sind es zu allernächst, die über die mit Schnee und
Gletscher bedeckten Kämme sich erheben und von Westen nach
Osten ziehend, die Terrasse im Rücken überragen; es sind diess
der Wild-Andrist, 8800' hoch, das von hier aus belrachiet. in senk-
rechten Wänden sich aufthürmende, über 9000' hohe Schilthorn und
das 8600' hohe Drellenhörnli, der höchste Gipfel der Schwalmeren.
Von Thun bis auf Hohkien sind es 8 Stunden. Um V212 Uhr Mittag
war ich von Haus fortgegangen, jetzt war es 8 Uhr vorüber und
noch sollte ich auf misslichen Pfaden eine Stunde Wegs von Hoh-
kien auf Glütsch hinüber machen. Um wo möglich der Nacht noch
zu entgehen , wurde schnell und mulhig nun an den Abgründen
hingeklettert und glücklich kamen wir auf den Weg, der von Wänjri
auf Glütsch hinaufführt. Hier trennten wir uns und nach Vi Stunde
klopfte ich an der Hütte auf Glütsch.
(Forlsetzung folgt.)
Literaturberichte.
N. J. Scheut z. Iokttagelser rörande Smälands Moosflora.
(Beobachtungen über die Bryologie von Smolandj. (Aus Oefversigt
afKongl. Yet.-Akad. Förhandl. 1870. Nr. 2, S. 75—103.) Seit mehr als
einem Decennium herrscht in Schweden eine ungewöhnlich lebhafte
Thätigkeit auf dem Felde der Botanik. Nicht nur dass die Universitäts-
lehrer sich mit Eifer und Erfolg der höheren Systematik, der Mor-
phologie und Anatomie widmen, auch aus den bescheidenen Stu-
dienzimmern der in der Provinz zerstreuten Botaniker gehen oft
Arbeiten von wirklichem Werth hervor. Vielleicht der fleissigste
und hervorragendste dieser Männer ist Dr. Scheutz, dessen
neueste Arbeit zu besprechen es hier unsere Aufgabe ist, eine Auf-
zählung der in der schwedischen Provinz Smoland bisher beob-
achteten Moose. Voran geht eine Einleitung, wo der Verf. seine
Vorgänger im Bereiche der smoländischen Bryologie und die Re-
sultate ihrer Arbeiten gewissenhaft verzeichnet. Die Reihe wird
mit Linne, Fries und Wahlenberg eröffnet und mit den Schü-
lern des Verfassers geschlossen. Folgt dann die eigentliche Auf-
zählung, woraus wir entnehmen, dass die Provinz im Ganzen '271
Bryaceen, 12 Sphagnaceen und 72 Hepaiicae besitzt. Rechnen wir
348
von dieser Zahl 6Bryaeeen ab, die der Verf. —auffallend und entschie-
den unrichtig — aufgenommen hat, so ergibt sich eine Gesammtzahl
von 349 Spezies, mehr als jede andere schwedische Provinz und
fast eben so viel als das ganze Dänemark aufweisen kann. Und
doch stehen, wie auch der Verf. bemerkt, noch viele Bereicherun-
gen in Aussicht. Manche seltene Art ist erst durch die Unter-
suchungen des Verf. für die Flora erworben, und besonders hat
uns die schöne Entdeckung von Sarcoscyphus Funckii N. v. Es.
erfreut, der hiedureh neuerdings für die skandinavische Flora
sichergestellt ist. Unterstützt wurde der Verf. bei seinen Unter-
suchungen mit einem kleinen Geldbetrage von der Akademie der
Wissenschaften, die diessmal einen glücklichen Griff gemacht und
für eine sehr massige Subvention eine mehr als gewöhnlich halt-
volle Arbeit erhalten hat. Sei es dein Verf. vergönnt, seine Unter-
suchungen in dieser Richtung fortzusetzen und so zu einem, wenn
auch nur momentan, endgiltigen Abschluss zu gelangen !
A. Falck.
Dr. Otto Wilh. T ho me „Das Gesetz der vermiedenen
Selbstbefruchtung bei den höheren Pflanzen." 1870. Ver-
lag von Mayer in Köln und Leipzig.
Ueber die Frage der Richtigkeit der Darwinschen Theorie
sind die Akten nicht abgeschlossen: wenn der Kampf auch nicht
mit der Heftigkeit geführt wird wie zur Zeit, wo die Theorie neu
war und deren nicht abzuläugnender Geist viele mächtig anzog,
andere wieder absliess , so werden doch noch Beiträge für und
wider mit Emsigkeit gesammelt und lebhaft diskutirl; das Verdienst
müssen auch Darwin's Gegner zugeben, dass die Wissenschaft ihm
nicht nur unmittelbar werlhvolle und mühevolle Beobachtungen und
Untersuchungen verdankt, sondern, dass er auch mittelbar dadurch
günstig einwirkte, dass er Untersuchungen und Beobachtungen auf
bisher unbekannt gebliebenen Feldern veranlasste; auch das gegen-
wärtige Werk verdankt Darwin's Untersuchungen und Anregung
seinen Ursprung. Der Verfasser macht das grosse Publikum mit
den jüngsten Entdeckungen im Gebiete der Pflanzenbefruchlung,
welche namentlich für Gärtner und Samenzüchter von grosser
Tragweite sind, bekannt. Die klare Darstellung des Verf. wird
durch in grossem Massslabe gehaltene Holzschnitte wesentlich
unterstützt. Bartsch.
349
Correspondenz.
Wien, den 25. September 1870.
In der letzten Abhandlung- von Dr. Celakowsky über Rhi-
nanthus vermisse ich eine in neuester Zeit aufgestellte Art: Rhi-
nanthus montanus Sauter, Flora 1857 p. 180. Was ist das? Ist
es Rh. angustifolius Ginel., die somit auch in Oberöslerreieh vor-
käme, oder ist es eine neue Form, die ein Verbindungsglied zwi-
schen dieser und Rh. major Ehrh. bildet. Die Beschreibung- g-jht nicht
genügende Anhaltspunkte zur Entscheidung- dieser Frage. Rhin.
aristatus Cel. ist es wegen des „labium inferius adpressum"
jedenfalls nicht. — Was Rhin. alpinus Bau mg-, in Schweden und
Norwegen anbetrifft, so beruht diese erst von Fries in Summa
veg. Scand. gemachte Angabe auf einer unrichtigen Bestimmung,
wie Dr. AI mg v ist neuerlich in der Uebersicht der Verhandl. der
schwed. Akad. d. Wiss. nachgewiesen hat. Wir haben nur Rhin.
major und Rhin. minor in Skandinavien. — Schon vor einiger Zeit
brachte die illustrirle Zeitung „Ueber Land und Meer" die Mit-
theilung, dass zwei schwedische Naturforscher in Tromsoe einge-
troffen waren, um eine arktische Expedition zu unternehmen. Wie
ich jetzt aus Privatbriefen ersehe, sind es die Herren Prof. Nor-
denskiold aus Stockholm und Dr. ßerggr en aus Lund, die nach
Grönland abgereist sind. Die wissenschaftlichen Forschungen gehen
diessinal eigentlich in archeologischer Richtung, aber damit hat
man einen wichtigen Nebenzweck verbunden, nämlich Hunde für eine
neue Polarexpedition einzukaufen. Die früheren schwedischen Polar-
expeditionen, namentlich die letzte, haben es nämlich zur Gewissheit
gebracht, dass es unmöglich ist, den Nordpol am Schiffsbord zu
erreichen. Ein anderer Weg wäre also einzuschlagen und zwar
der folgende. Die Expedition geht wahrscheinlich im Herbst des
nächsten Jahres ab, überwintert auf irgend einem Punkte der nörd-
lichsten Inselgruppe und von dort aus wird die eigentliche Polarreise
im März des folgenden Jahres auf Schlitten angetreten. Ob es wohl
auf diesem Wege gelingen wird, das heissersehnte Ziel zu errei-
chen und so den edlen Wetlkampf, der seit langen Jahren zwischen
den Kulturvölkern Europas und Amerikas entbrannt ist, zu enden?
Wir hegen einen leisen Zweifel, doch zollen wir unsere volle Be-
wunderung diesen Männern, die mit Begeisterung den Kampf gegen
die lange arktische Nacht, gpgen Gefahren und Entbehrungen aller
Art aufnähmen, um für die Wisaensehalt neue Ernten einzuheim-
sen, um für das Vaterland neue Lorbeern zu erringen.
AI IV. F a 1 c k.
Innsbruck, den 17. Oktober 1870.
Ich war heuer im Sommer durch (i Wochen in Schneeberg-,
einem 4000 Fuss über dem Meere auf einer alten diluvialen Mo-
350
räne gelegenen Schlösschen im Gschnilzthale und habe von dort
aus eine Reihe botanischer Ausflüge auf die angrenzenden Berge
und in die angrenzenden Thäler ausgeführt. An Dr. Saut er jun.
im benachbarten Steinach fand ich einen ausgezeichneten Bryo-
logen und bestieg mit ihm auch eine der höchsten Kalkkuppen in
der Nachbarschaft des Tribulaun. Später trieb ich mich in Vorarl-
berg, Oberbaden und der Nordschweiz herum und untersuchte ins-
besonders die Sumpfflora am Bodensee. An dem bekannten Stand-
orte der Aldrovanda bei Fussach versank ich einmal in eines der
zahlreichen von überhängendem Riedgras überdeckten Löchern und
weiss jetzt, warum dieses von tiefen Tümpeln durchspickte Terrain
den Namen Loch-See führt. Dass ich noch glücklich davon ge-
kommen, zeigt Ihnen dieses Schreiben. Kern er.
Leipzig, den 28. September 1870.
Nach dem am 1. Juli d. J. erfolgten Ableben des Herrn B.
Auerswald, hier, habe ich die Leitung des Leipziger botanischen
Tausch vereins übernommen, und lade alle Freunde der Botanik zur
Theilnahme an diesem Vereine ein. Zugleich bitte ich alle Myko-
logen um Ueberlassung von Aecidien und Puccitiien und ist mir
auch Erlangung von Cladonien aus verschiedenen Gegenden er-
wünscht. Seltene Pflanzen aus der europäischen Flora kann ich
dagegen im Tausch offeriren. Georg Winter.
Couvet (Schweiz), den 28. September 1870.
Der reiche Creux du Vau hat sich dieses Jahr um eine neue
Pflanze bereichert, die Soldanella alpina, die ich den 11. Juni dort
entdeckt habe. Sie findet sich sonst im südlichen Jura auf Reculet,
Dolo, Colombier, Moni Tendre und Suchet. Umsonst habe ich sie
auf dem Chasseron gesucht, wo sie wahrscheinlich exislirt, obgleich
sie dort noch nicht gefunden worden ist. Der Creux du Vau ist
bis jetzt die nördlichste Lokalität im Jura für diese zierliche Pflanzet
Dieser Berg ist nur drei Stunden von meinem Wohnort entfernt,
so dass ich ihn jedes Jahr sehr oft besuche. Ich kenne seine Flora
genau genug, um Ihnen einen kleinen Artikel für die bolan. Zeit-
schrift liefern zu können, aber später, wenn ich etwas Müsse haben
werde. Jul. Lerch, Dr. med.
Athen, im September 1870.
Die Staphiden-Sammlung ist zu Ende und winde grössten-
teils gut eingebracht, nur ein geringerer Theil ist auf der Tenne
nass geworden und ging zu Grunde. Gegen 50 Millionen Liter
wurden im ganzen Lande aufgebracht und bis jetzt sind bereits
30 Millionen davon verkauft, meist nach England. Auch die Feigen-
ernte ist gut ausgefallen, besonders in Messenien , dagegen sind
die Wallaniden nicht gerathen, was ein bedeutender Schaden für
die Insel Kea und für Rumelien ist. Auch die Olivenernte wird
keine glückliche zu nennen sein. Reichlicher dürfte sie auf den
351
türkischen Inseln, aufMylilene und Kreta ausfallen. Die Feldfrüchte
und alle übrigen Früchte sind sehr gut gediehen. Die Weinlese hat
begonnen, allein sie ergibt keinen preiswürdigen Most, so dass die
Okka nur mit 12 — 15 Lepta gezahlt wird. Die ßamnkultur nimmt in
Griechenland immer mehr zu und es werden alljährlich viele Tausende
junger Bäumchen , namentlich Maulbeeren gepflanzt und eben so
viele wilde Olivenbäume veredelt. Die Seidenzucht endlich ist in
Folge eingetretener Kälte zur Hälfte missglückt. Lander er.
Personalnotizen.
— Dr. Georg Bill, Professor der Botanik in Graz ist ge-
storben.
— Lorenz Kristof, Lehramtskandidat , hat die Stelle
eines Assistenten am botanischen Garten in Wien erhalten. Bisher
bekleidete dieselbe Dr. H.W. Reichardt mit anerkennenswerlher
Ausdauer durch ein Decennium , seit dem Jahre 1866 selbst als
Kustos des kais. botanischen Museums.
— Dr. Alfred Falk aus Schweden, ist von seiner botani-
schen Reise in Siebenbürgen zurückgekehrt und weilt jetzt in Wien
(Unt. Alleegasse 21) um seine gemachte Ausbeute zu ordnen.
Letztere ist so reich ausgefallen, dass er einen Theil derselben in
Sammlungen von SO Arten zu dem Preise von 8 fl. (5 Thlr. lONgr.)
abzugeben im Stande ist.
— Dr. Ilse, Oberförster in Trier, befindet sich gegenwärtig
als Premierlieutenant im Landwehr-Besatzungsregiment in Coblenz.
— Dr. Anton Kerner erhielt vom Ministerium einen Ruf
an die reorganisirte Forstakademie in Mariabrunn bei Wien , zu-
gleich aber auch einen solchen vom sleiermärkischen Landesaus-
schusse an die technische Hochschule zu Graz. Beide Anträge
vuirden von ihm abgelehnt.
— Dr. Julius Wiesner wurde als ordentlicher Professor
an die Forstakademie in Mariabrunn berufen.
— Dr. Frivaldszky von Frivald ist am 19. Oktober,
72 Jahre alt, in Pest gestorben.
Literarisches.
— Von H. Grass mann, Professor in Stettin ist erschienen
ein Werk über deutsche Pflanzennamen, welches den Zweck haben
soll, für alle deutsche Pflanzen solche deutsche Namen einzuführen,
die denselben Grad der Bestimmtheit an sich tragen, wie die la-
teinischen.
— Dr. Moriz Seubert. „Lehrbuch der gesam inten
Pflanzenkunde." 1870. (C. F. Winler'sche Verlagsh. in Leipzig.)
352
Scubert's Buch liegt uns nun in fünfler durchgesehener Auflage vor;
es ist zu verbreitet und geschätzt, als dass eine ausführliche Her-
vorhebung seiner Vorzüge nolhwendig wäre; wir bemerken nur,
dass die jüngsten Entdeckungen berücksichtigt, und dass die Ab-
bildungen, welche den Text erläutern, zahlreich und gut sind; ein
umfassendes Inhaltsverzeichniss macht eine bequeme Benützung
des Buches möglich.
-xx
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingetroffen: Yon Herrn Strubl, mit Pflanzen ans Stei-
ermark. — Von Herrn Boiler, mit Pfl. aus Niederösterreich. — Yon Herrn
Janka, mit Pfl. aus dem Banat. — Von Herrn Holuby, mit Pfl. aus Ungarn.
— Von Herrn PI o sei, mit Pfl. aus Schlesien. — Von Herrn Dr. Lagger, mit
Pfl. aus der Schweiz. — Von Herrn Andorfer, mit Pfl. aus Niederöslerreich.
— Von Herrn Winter, mit Pfl. aus Baiern. — Von Herrn Erzbischof Dr.
Haynald, mit Pfl. aus dem Banat.
Sendungen sind abgegangen an die Herren, Dr. Menge, Dr. Lerch,
Boller, Kristof, Minich ner und Dr. Ilse.
Inserate.
Brittinger's Sammlungen.
Die vom verst. Apotheker Brittinger hinterlassenen Sammlungen von
Pflanzen, Schmetterlingen, Käfern und Vogeleiern, alle im besten Zu-
stande, gut ausgestattet und sehr vollständig, sind nebst einer reichhaltigen
Bibliothek billig zu verkaufen. Diese Sammlungen dürften um so werthvoller
sein, als sie die Grundlage verschiedener Publikationen des in wissenschaft-
lichen Kreisen geachteten Sammlers bildeten. Namentlich aber würden sie für
eine Lehranstalt sehr empfehlenswerth sein.
Nähere Auskunft ertheilt Frau Elise Brittinger in „Stadt Steyr" in
Oberösterreich.
Im Selbstverlage des Lehrers C. Bänitz in Königsberg in Pr. und in
Kommision der E. Uemer'suhen Buchhandluug in Görlitz, ist erschienen:
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globularis, loliacea L., Chara connivens Salzm. etc.) zu bereichern. — In-
haltsverzeichnisse der zehn Lief. (936 Nr.) gratis durch jede Buchhandlung
und den Selbstverleger.
Beilagen des November-Heftes.
I. Anzeige der Verlagshandluug von Herrn. Weissbach in Leipzig.
II. Anzeige der Verlagshandlung von Friedlich Vieweg und Sohn in
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Keiinktftlir und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
Drurl» uücI Papief deV O. Ueberrouter'sclien ßuclidruckcrei (M. Salzer).
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XX. Jahrgang. VISU. December 1 H70
INHALT: Sind Oj.hu.hJj leVtw in Böhmen einheimisch? Vm Pr. Celak iv<.J»n
T> J» KiMIW ihlHli» if Von Pr. Kerner. - las M. -.rn. Von Bollhy. — H-erruaphroiite Saiir-
Blüthen. VonGsaller. — Phvtographisc.be Fragmente. Von Pr. Schu r." Exkursionen in die Berii-r
Alpen. Von \"ulp;us. — Liter^turbenchte. Von Pr. Kerner. - Corrtspondeni. \on Pr. Rauscher.
knapp. Janka. — Personalnotiien. — Botanischer Tauscbvernn.
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die frei durch diePosI bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion :
Wien. Neumanngasse, ffr. 7.
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um die genaue und deutlich geschriebene Adresse mit Angabe der
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Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls
Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat
die Verlagshandlung C. Gerold's Sohn in Wien übernommen.
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354
Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll-
ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden:
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C20 Ngr.) — 8. bis 18. Jahrgang zu 3 fl. (2 Thlr.) - 19. und 20. Jahr-
gang zu 5 fl. (3 Thlr. 10 Ngr.) Bei Abnahme sämmtlicher Jahrgänge
von der Redaktion , 20 Procent Nachlass.
Dr. Alexander Skofitz,
Wi e d en , Neumannsgasse Nr. 7.
Sind Osmunda und Scolopendrium in
Böhmen einheimisch?
Von Dr. Lad. Öelakovsky.
Die in der Ueberschrift gestellte Frage erheischt meinerseits
eine Beantwortung, nachdem Freiherr von Ho henbühel-Heufler
im heurigen Jahrgange dieser Blätter S. 86 u. 154 die Auslassung der
genannten zwei Arten in meinem Prodromus der Flora von Böhmen
angezeigt, und verschiedene, ihr Vorkommen in Böhmen nach
seiner Ansicht gillig feststellende Angaben zur Sprache gebracht
hat. Ich könnte zwar einfach auf den Grundsatz hinweisen, der
mich bei der Abfassung meiner Arbeit geleilet hat, keine Art auf-
zunehmen, als von der ich Belege sah, oder für welche wenigstens
neben der pflanzengeographischen Wahrscheinlichkeil in der Person
des Finders eine gute Bürgschaft vorlag. Indessen will ich, was
Osmunda regalis betrifft, eingestehen, dass mir Lorinser's Stachio-
pteriden (vom J. 1838) unbekannt geblieben waren, und ich bin
Hrn. v. Hohenbühel dafür dankbar, dass er mich sowohl auf
dieses Schriftchen, als auch brieflich auf Plumerl's Buch über den
Kurort Liebwerda (1849) aufmerksam gemacht hat. In diesem gibt
Pfarrer Gottfr. Menzel, der nach Lorinser die Osmunda bei
Neustadtl im Friedländer Bezirke gefunden haben soll, ein Ver-
zeichniss der charakteristischen Pflanzen, darunter auch der Farne
dieses Bezirkes , ohne der Osmunda auch nur zu erwähnen. Es
klingt schon darum psychologisch sehr unwahrscheinlich, dass
Menzel eine Art, die sein Verzeichniss besonders geziert haben
würde, mit Stillschweigen hätte übergehen können, wenn er sie
überhaupt früher im Bezirke gefunden hätte. Um aber völlige Si-
cherheit zu erlangen, wendete ich mich an Herrn Pfarrer Menzel
selbst, und erhielt von ihm vor Kurzem folgenden dankenswerlhen
Aufschluss. Er schreibt mir hierüber: „Ich habe die Osmunda regalis
nie, weder in Böhmen noch sonst wo gefunden. Nur sehr dunkel
kann ich mich erinnern, dass um das Jahr 1825 ein guter Freund,
355
der das Riesengebirge , aber auch zugleich einen grossen Theil
Schlesiens botanisirend bereist hotte, mir diese Pflanze zeigte. Ob
ich dieses dem Dr. Lorinser niitgetheilt habe, weiss ich nicht."
Wie unter solchen Umständen Lorinser zu seiner Angabe
kam, ist schwer zu sagen oder zu vermuthen, im Grunde auch
ziemlich gleichgiltig. Es beweist nur abermals, wie vorsichtig und
misstrauisch ein Florenschreiber sein muss, dem nicht so sehr daran
gelegen ist, Literaturangaben zu sammeln als vielmehr sichere
Daten zu liefern. Zufälliger oder vielleicht auch absichtlicher Weise
gehört Neustadtl, im nördlichsten Theile Böhmens zwischen Preus-
sisch-Schlesien und der Lausitz gelegen, zum möglichen Verbrei-
tungsbezirke der Osmunda, dalier es begreiflich ist, dass Milde,
der böhmischen Flora und ihren Pflegern ferner stehend, die po-
sitive Angabe eines botanischen Schriftstellers anstandslos in sein
Buch über die höheren Sporenpflanzen Deutschlands aufnahm.
Ueber Scolopendrium vulgare kann ich zwar keine so positive
Mittheilung machen , doch möchte ich das spontane Vorkommen
auch dieser Art in Böhmen von dem Standpunkte, dessen Berech-
tigung der Fall mit Osmunda darthut, keineswegs für erwiesen
ansehen. Ueber den angeblichen böhmischen Fundort Ottendorf
schrieb mir Dr. Ascherson: „Was den Fundort Oltendorf betrifft,
so bin ich der Urheber; ich habe denselben vor Zeilen in der
Linnaea veröffentlicht und Milde sah die Pflanze in meinem Herbar.
Ich habe sie von dem allen Bauer, dein Chemiker und Salix- und
Chara-Kenner erhalten, der sie in Görlitz 1812 von Sammlern inil-
getheilt erhielt. Ich habe in meiner Reeension absichtlich von der
Sache nicht gesprochen, weil die erneuerte Konstatirung einer fast
60 Jahre alten Angabe doch nölhig ist. Zu verkennen ist Scolo-
pendrium allerdings nicht, die Standorte haben aber ein anderes
Bedenken; es ist eine uralte Gartenpflanze." — Diese letzte Be-
merkung scheint mir bei der vorliegenden Frage sehr beachlens-
werth, in ihr liegt vielleicht der Schlüssel für die eine oder die
andere, der von Hrn. v. Hohen bühel besprochenen Angaben. So
deutet schon die monslröse Spielart der Frau Kablik darauf hin,
dass sie entweder im Garten der Sammlerin oder in einem Bauern-
gärtchen gewachsen sein mag. Die von Opiz mitgetheilten Stand-
orte waren mir allerdings vor dem Drucke des Prodromus bekannt,
doch erschienen sie mir schon damals wenig glaubwürdig. Ob Opiz
Exemplare von denselben gesehen, gibt er nicht an; möglich, dass
er sich auf mündliche Mittheilungen stützte. Dieser Gregory und
Linhart sind nicht weiter bekannte Leute, ihre Glaubwürdigkeit
und Pflanzenkenntniss ohne Bürgschaft. Das Argument, Scolopen-
drium sei unmöglich zu verkennen, ist nicht ganz beweisend; für
einen Botaniker ist es das allerdings nicht, aber von einem Dilet-
tanten würde es mich nach den Erfahrungen, die ich nicht selten
gemacht habe, gar nicht wundern, wenn z.B. Polypodium vulgare für
23 *
356
Scolopendrium angesehen worden wäre*). Uebiigens habe ich auch
hei Neustadtlauf den felsigen Waldlehnen desMellaulhales vor einigen
Jahren das Scolopendrium vergeblich gesucht; wenn die Angabe
überhaupt auf einer Thatsache beruht, so konnte die Pflanze end-
lich auch aus dem dortigen Klostergarten stammen. Ueber den
Skaredy dul bei Czaslau kann ich nichts weiter sagen, behalte mir
aber seine Durchforschung noch vor. Endlich der Schmidt'sche
Standort kann gar nicht in's Gewicht fallen; denn dieser Fabler
hat alle möglichen Pflanzen an Orte in Böhmen versetzt, die ihm
beliebten, so dass die wenigen, als ({tatsächlich befundenen An-
gaben unter einer Menge von rein ersonnenen verschwinden.
Schmidt mag schon überwinterte Wedel der fraglichen Art im
Frühjahr beobachtet haben , aber ob diess wirklich an steinigten
Orten bei Plan geschah, kann immerhin bezweifelt werden.
Alles in Allem genommen , liegt bis jetzt keine genügende
Bürgschaft des wirklichen spontanen Vorkommens des Scolopen-
drium vulgare in Böhmen vor, und bevor nicht wenigstens einer
der angeblichen Standorte neuerdings konstatirt wird, kann ich
die Art nur unter die Dubia der böhmischen Flora rechnen, deren
Verzeichniss ich versprochen habe zum Schlüsse des Prodromus zu
geben.
Prag, den 25. Oktober 1870.
Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
XXXVIII.
794. Valerianella olitoria (L. var.) — Auf bebautem Lande,
an den Böschungen der Dämme, auf grasigen Plätzen des Berg-
und Tieflandes. Erlau, Paräd , Waitzen, Gran, Promontor, Ercsin,
Csepelinsel, Pest, Grossvvardein, Hollodu. — Kalk, tert. diluv. und
alluv. Sand- und lehmiger Sandboden. 95 — 670 Met.
795. Valerianella carinata Lois. — Zwischen niederem Grase
an felsigen Bergabhängen, seltener auch auf bebautem Lande. Nächst
dem Stadtmaierhofe , dann am Schwabenberge , Adlersberge und
Blocksberge bei Ofen. Im Bereiche des Bihariagebirges bei Vasköh.
— Kalk, tert. und diluv. Lehmboden. 95—320 Met.
*) Wenn das Jemand nicht, für möglich hielte, dem gebe ich ein Bei-r
spiel statt vieler. Ein bereits verstorbener, sehr schätzbarer und verdienstlicher
Sammler Südböhmens, der keine schlechte Pflanzenkenntniss besass, gab in
seinem sonst grösstentheils verlässlichen Verzeichniss Zanichdlia an. Ich sah
die betreffende Pflanze, es war nicht blühende — Utricularia minorl
337
796. Valerianella mixta (L. var.), non DC, non B er toi.
— „Valerianella semine umbilicalo hirsuto minore" Morison. —
V. Morisonii (Sprengl), DC. — V. dasycarpa Stev. — V. den-
tala Po II. et pl. auct. , non L. — Auf bebautem Lande und an
grasigen Plätzen, auf Dämmen, Rainen, Wiesen. Gran, P. Csaba,
Ofen, Ercsin, Pest, Grosswardein, Petrani. Im Gebiete der Ofener Flora
sehr häufig, aber liier so wie im Gebiete überhaupt, nur mit dicht
behaarten Früchten beobachtet, — Kalk , terl. diluv. und alluv.
Sand- und sandiger Lehmboden. 95 — 320 Met.
797. Valerianella rimosa Bastart. — V. Auricula pl. auet.,
non (L.) — V. dentala (L. var.), non Poll. — An gleichen Stand-
orten wie die vorhergehende Art. Erlau. Gran, Ofen, Pest, Vasköh.
— Kalk , tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 95 — 320
Met. — (Ich theile die Ansicht Gren. et Godron's, tlass sich
V. Locusta 8. deniata L. nicht auf jene Pflanze, welche P o 1 l i e h,
Reichb., Koch und die meisten neueren Autoren V. dentala ge-
nannt haben, sondern auf V. Auricula dieser Autoren bezieht, dass
daher eigentlich die von den meisten neueren Botanikern als V.
Auricula aufgeführte Pflanze den Namen V. dentala (L. var.) zu
führen hätte. Da aber der Name vdentatau hier vieldeutig geworden
ist, halte ich es für das zweokmässigste, denselben fallen zu lassen.
Es hat aber dann die Pflanze den Namen V. rimosa Bast. Journ.
bot. 1814 zu führen, welcher vor dein De Candolle'schen im Jahre
1815 gegebenen Namen V. Auricula die Priorität hat).
798. Valerianella mutica (L. var.) — V, pumila (Willd.),
DC. — Häufig an steinigen Plätzen in den Lücken des Grasbodens
am Adlersberg und Blocksberg bei Ofen. — Kalk, tert. und diluv.
Lehmboden. 120—220 Met.
799. Valerianella coronata (L. var.) — Im mittelung. Berg-
lande an gleichen Standorten wie die frühere Art und mit dieser
gesellig und häufig am Adlersberg und Blocksberg, dann am kleinen
Schwabenberge bei Ofen und nach Feichlinger auch auf dem
Kisleva und Läszkereszlhegy im üst. Com. Gran. — Kalk, lert. und
diluv. Lehmboden. 120—220 Met. — (V. lasiocephala Bellte in
Sadl. Fl. Com. Pest 24, halle ich für eine unbedeutende Modifika-
tion der V. coronata mit elwas kleineren Früchten und mehr auf-
gerichteten, an der Aussenfläche und am Rande mehr weniger wim-
perhaarigen (häufig aber auch ganz kahlen) Zipfeln des Kelchsaumes.
Im Durchschnitte der Frucht finde! ich keine konstanten Unterschiede.
Nach S a d 1 e r sollen an der V. lasiocephala die beiden sterilen
Fächer der Frucht sehr klein und fast obliterirt, bei V. coronata
aber nahezu so gross als das fertile Fach sein. Ich finde aber
weder das eine noch das andere immer zul reifend, sondern die
sterilen Fächer bald mehr bald weniger verkümmert und immer
deutlich kleiner als das fertile Fach. Exemplare, welche der von
Sadl er gegebenen Diagnose der V. lasiocephala genau entspre-
chen, fand ich im Gebiete der Olener Flora mit gewöhnlicher V.
coronata nicht selten am Adlersberge, ebenda aber auch alle mög-
358
liehen Abstufungen in der Grösse der ganzen Pflanze, der Grösse
der sterilen Fächer und der Behaarung der ßracteen und des Kelch-
saumes).
800. Valeriana dlolca L. — An Quellen und auf sumpfigen
Wiesen. In den Thälern und Thalweitungen des tniltelung. ßerglandes
zwischen Nana und Gross- Maros, bei Krotendorf und Altofen und
in der Särviz bei Stuhlweissenburg. Auf der Kecskem. Landh. bei
R. Palota und Pest und entlang dem Rakosbache bis R. Keresztur,
unterhalb Pest bei den Quellen nächst der 6uba.es Csarda, dann
bei Soroksar, Alberti und Nagy Koros. Im Bereiche des Biharia-
gebirges im Becken von Belenyes bei Savoieni und auf dem Ba-
trinaplateau im Valea Isbucu. — Sandstein, tert. diluv. und alluv.
Lehm- und Sandboden. 93—1265 Met.
801. Valeriana tripteris L. — In Felsritzen, auf den Terrassen
felsiger Abstürze, auf Schutthalden, in dem Gestäude der Wald-
ränder und in Holzschlägen. Im mittelling. Bergl. in der Pilisgruppe
an der Nordseile des Piliserberges gegen Szt. Kereszt zu in der
Seehöhe von 475 — 630 Met. häufig. Hier der einzige im miüelung.
Bergl. bekannt gewordene Standort. Dagegen sehr verbreitet im
Bihariagebirge, auf demBatrinaplateau bei der Eishöhle ober Scarisiöra,
an den östlichen Abfällen der Pietra ßatrina, an den Felsen bei
dem Eingänge in die Geisterhöhle und in den Schluchten unter
der Stäna Oncesa, auf der Pietra muncelului und Mogura seea , im
Valea pulsului und Valea seea und bis herab gegen Rezbanya; in
der Vulcangruppe auf dem Suprapietra poienile und bei dem Was-
serfalle nächst Vidra. — Im Gebiete nur auf Kalk beobachtet,
475—1580 Met.
802. Valeriana anguslifolia Tausch. — Auf grasigen Terrassen
felsiger Bergabbänge, auf trockenen ßergwiesen und im Gestäude
der Waldränder. Im mittelling. Bergl. in der 3Iatra auf der Veron-
karet bei Gyöngyös; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Ma-
gustagruppe bei Gross-Maros; in der Pilisgruppe bei Visegräd, Set.
Andrae, Szt. Läszld, am Dobogokö und Ketägohegy, auf der Sla-
nitzka bei P. Csaba, im Leopoklifelde und Auvvinkel, am Schwaben-
berge und im Wolfsthal bei Ofen, im Kammerwalde bei Promontor.
Im Bihariageb, im Valea mare, ober der Pietra lunga und auf der
Pietra muncelului bei Rezbanya, im Valea Odincutia bei Scarisiöra.
— Vorherrschend auf Kalk, seltener auf Trachyl. 160 — 1265 Met.
(Eine im westlichsten Europa ganz fehlende, im östlichen Europa
dagegen häufige und zumal in Ungarn sehr verbreitete Art, welche
mir auch aus dem Adamower Walde im Neutraer Com., von Rima
Szombat im Gömörer Com. und zahlreichen anderen ausserhalb
unseres Gebietes liegenden Orten Ungarns vorliegt).
803. Valeriana ofßcinalis L. — Auf feuchten Wiesen , in
Auen, an Bach- und Flussufern und mit Vorliebe im Schutze ver-
rinzelt stehender Gebüsche auf sumpfigen Niederungen. Im Donau-
thale und auf der Kecskem. Landhöhe zwischen Nana und Gross-
Maros, bei R. Palota entlang1 dem Rakosbache von Pest bis
359
R. Keresztur. Auf der Debrecziner Lantlh. bei Debreczin und in
den Ecseder Sümpfen. Im Bereiche des Bihariageb. auf dem tert.
Vorlande zwischen Grosswardein und Belenyes bei Lasuri und
Hollodu. im Poienathale und oberhalb der Släna Galbina bei Pclrosa,
auf der Bratcoea am Fusse des Plesiu. — Sienit, Kalk, lerl. diluv.
und alluv. Lehm- und Sandboden. 95 — 1000 Met.
s04. Dipsacus laciniatus L. — Auf den Geschieben der Fluss-
ufer, auf Schutthalden. Dämmen, Viehweiden. Gran, Set. Andrae,
Ofen, Pest, Stuhlweissenburg, Szolnok, T. Füred. Ecsed, Nagy Ka-
roly, Erdöd, Grosswardein, Belenyes, Monesa, Boros Sebes, Buteni,
Jöszäsz, Plesculia. — Trachyt, Kalk, tert. diluv. u. alluv. Schotter,
Lehm- und Sandboden. 90—300 Met.
805. Dipsacus Silvester L. — An Fluss- und Bachufern,
Slrassengrähen , Waldrändern und Dämmen, auf Schutlplätzen und
Viehweiden, in Holzschlägen. Gyöngyös, Wailzen, Gran, Set. Andrae,
Ofen, Pest, Nagy Ivörös, Szolnok, T. Füred, Ecsed, Nagy Käroly,
Erdöd, Grosswardein, Belenyes, Fenatia, Criscioru, Monesa, Boros
Sebes, Buteni, Jöszasz, Plescutia. Häufig in Gesellschaft der vorigen
Art , aber weiter verbreitet als diese. Die höchstgelegenen im
Gebiete beobachteten Standorte: in Holzschlägen am Piliserberg
im mittelling. Bergl. und ober Criscioru im Bihariageb. — Trachyt,
Schiefer, Kalk, tert. diluv. und alluv. Lehm, Sand und Schotter.
90—570 Met.
Dipsacus Fullonum L. nach Steffck verwildert, selten bei dem
Bischofsbad nächst Grosswardein.
Dipsacus Gmelini AI. B., ein Janka einmal bei Grosswardein gefunden
zu haben an^ab, war dort nach demselben Autor, zufolge briefl. Mitlheilung
an Neilreich (Aufz. d. ung. und sl. Gefässpfl. %) nur zufällig und vorüber-
gehend.
806. Cephalaria pilosa (L.) — In dem Gesläude an den Ufern
der Bäche, an Waldrändern und an Zäunen der Obstgärten in Ge-
birgsdörfern. Im mittelung. Bergl. in der Bükkgruppe bei P. Repas
und auf dem Kirälyüt bei Felsö Tärkäny; in der Matra bei Tarjäh;
in der Pilisgruppc am Bache hinler Visegrad, bei Set. Andrae und
Granj im Bihariageb. bei Sedescelu nächst Rezbänya und an dein
von der Tataroea gegen Kisköh herabfliessenden Bache; am häufig —
sten an den Zuflüssen der weissen Koros bei Xagyäg und körös-
bänya , und in der Umgebung des Plesiu auf der Bratcoea und
Dinesa , bei dem Bade Monesa und ober dem Dori'e Susani. —
Trachyt, Schiefer, Kalk, Sandstein, alluv. Sandboden. 150 -S'O Met.
80T. Cephuluria transilvanica (L ) — Bestandteil des Ge-
stäudes , welches an steinigen wüsten Plälzen und Erdabrissen
niederer Berge, am Saume von Weinbergen, auf aufgelassenen
Aeckern sowie an den Böschungen der Dämme und Hohlwege den
Boden bekleidet. Im mittelung. Bergl. auf dein Czigled bei Erlau;
in der Niederung am Fusse der Matra bei Csäny; bei Dorogh
nächst Gran, bei Set. Andrae, an dem Gehänge ober dem Kaiser-
badteiehe in Altofen, auf dem Adlersberg, Spissberg und Blocksberg
bei Ofen, bei Promontor und Ercsin. Auf der Kecskem. Landhöhe
360
bei P. Csörög, R. Palota, Pest, Soroksar. Auf der Debrecziner
Landh. bei Szakoly. Bei Nagy Majteny und Grosswardein. Trachyt
Kalk, tert. dil. und alluv. Lehm- und Sandboden. 95—190 Met.
808. Cephalaria centauroides (L a m.) — Ceph. laemgata (W. K.)
Sehrad. — ? — Nach Kit. Hin. der Mann. Reise vom Jahre 1815
bei Szakoly auf der Debrecziner Landhöhe. (Kit. zählt in dem
zitirlen Itinerar Sc. centauroides ohne Beisalz des Autornamens
auf. Mutmasslich hatte er nachträglich die Ansicht gehabt, dass
die von ihm früher im Jahre 1812 als Sc. laemgata in VV. K. leon. be-
schriebene Pflanze mit Sc. centauroides Lam. identisch sei).
Scabiosa tatarica — Die auf die Mittheilung Diöszegi's gestützte
Angabe Kitaibel's in Add. 65, dass Sc. tartarica bei Dioszegi im Com.
Bi' ar vorkomme und dort die Höhe von 5 — 7' erreiclie, dürfte sich auf eine
Pilanze aus der Verwandtschaft der C. centauroides beziehen ; vielleicht auf
die „Sc. tatarica'"'' vieler russischer Floristen, (aber nicht Sehr ader's) welche
nach den mir aus Pudolien vorliegenden Exemplaren von Ceph. uralensis
(Murr.) = Sc. comiculata VV. K. nicht verschieden ist. Auch M. B. gibt an,
dass die im mittl. und südl. Russla id vorkommenden C. centauroides und
C. uralensis für Ceph. (Scab.) taoatari genommen werden, und möglicher-
weise hat auch Kit. die von ihm im Jahre 180,2 beschriebene Sc. comiculata
in späterer Zeit für Sc. tatarica gehalten.
809. Knautia arvensis (L.) — Auf trockenen Wiesen und
Grasplätzen. Im mittelung. Berglande bei Erlau und in der Matra
bei Paräd; in der Maguslagrappe bei Gross-Maros; in der Pilis-
gruppe auf den Bergen bei Ofen. Auf der Margarethcninsel und
Csepelinsel. Auf der Kecskem. Landh. bei P. Csörög, R. Palota,
Pest, Soroksar, Monor, Pilis, Nagy Koros. In der Tiefebene bei
Czegled und Szolnok. Auf der Debrecziner Landh. bei Debreczin.
Im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande von Grosswardein bis Be-
lenyes, auf dem Vasköher Kalkplateau bei Vasköh, am Fusse des
Rezbänyaerzuges auf dem Vervul Ferice bei Pelrosa und bei Rez-
bänya und Savoieni; in der Vulcangruppe auf dem Suprapietra
poienile bei Vidra; in der Plesiugruppe auf dem Moma und auf
der Dinesa bei Monesa; im Thale der weissen Koros auf den tert.
Hügeln bei Halmadiu. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehrn- und
Sandboden. 90—1100 Met.
810. Knautia dumelorum Heuffel. — Auf Waldwiesen im
Bihariagcbirge. Am Rande des Batrinaplateaus nächst der Pietra
hmga und auf der Stanesa ober Rezbänya häufig. Kalk 450 —1000 Met.
811. Knautia silvatica (L.) — 1" dem Gestäude der Bachufer,
Waldränder und Waldwiesen. Im mitlelung. Berglande in der Pilis—
g nippe bei P. Szt. Kereszt und zwischen Szl. Läszlo, Visegrdd und
Set. Andrae. Im Bihariageb. im Rezbänyaerzuge im Valea mare bei
Rezbdnya und an den Ufern des Aranyos bei Negra, Scarisiöra und
Vidra; im Petrosaerzuge im Poienathale bei Petrosa; im Szaldo-
bägyer Walde bei Grosswardein. — Trachyt, Schiefer, Kalk. 300
bis 1100 Met.
812. Scabiosa ochroleuca L. -*■ Auf trockenen Wiesen und
Grasplätzen, an felsigen Bergabhängen und im Geschiebe der FIuss-
361
ufer. Im mittelung. Bergl. auf dem Nngy Egedhegy bei Erlau; in
der Malra; in der Pilisgruppe bei Gran und P. Csaba, im Auwinkel,
am Spissberg und Blocksberg bei Ofen, bei Nadäp im Stuhlweissenb.
Comit. und auf den Ausläufern des Berylandes östlich von Post bei
Pecel, Bag, Gödöllö und Gomba. Auf der Margaretheninsel. Auf der
Kecskem. Landh. auf den mit PoUinia bestockten Grasflaren bei Pest
und auf Sandhügeln bei P. Sällosär nächst Tatar Szt. György. In der
Tiefebene bei Csäsz und Egyek. Auf der Debrecziner Landh. bei
Vasväri, Szakoly und Debreczin. Im Bereiche des Bihariageb. bei
Grosswardein, Vasköh, Rezbänya, auf der Bralcoea und bei Nadal-
besci am Fusse des Plesiu und im Thale der weissen Koros auf
dem tert. Hügellande zwischen Plescutia und Halmadiu. Der höehsl-
gelegene im Geb. beobachtete Standort auf trockenen Bergwiesen
ober der Pietra lunga bei Rezbänya. — Kalk, Dolomit, tert. und
diluv. Lehm- und Sandboden. 80—820 Met.
813. Scabiosa agrestis W. K. — Auf grasigen Plätzen. Im
Gebiete sehr selten und von mir nur in der Pilisgruppe an der
Südseite des Piliserberges, dann bei Ofen und auf den mit Pol-
linia bestockten Grasfluren zwischen Pest, R. Palola und P. Szt.
Mihäly beobachtet. — Kalk, diluv. Sand. 95—700 Met. — (Der
Name Sc. agrestis W. K. verdient vor dem von den meisten
Autoren gewählten Namen Sc. gramuntia entschieden den Yorzug;
denn einmal hat L i n n e" zu verschiedenen Zeiten offenbar ver-
schiedene Pflanzen mit dem Namen Sc. gramintia belegt; dann
aber begreift Sc. gramuntia auet. nur die Exemplare , an deren
Früchtchen die Borsten des Innenkelches so lang oder kaum länger
als der Saum des Aussenkelches sind. Die auf das relative Län-
genverhältniss der Kelchborsten gegründete Unterscheidung der
Sc. agrestis und Sc. columbaria ist aber eine ganz unnatürliche
und gekünstelte. Nicht selten fehlen nämlich diese Borsten an Sc.
agrestis auch vollständig (Sc. leioeephala H o p p e in M. et K. D.FI.
I. 753). Man findet dann auch Exemplare, an welchen einige Frücht-
chen borstenlos sind, während der Innenkelch der anderen Frücht-
chen desselben Köpfchens mit 1 , 2 — 5 ungleich langen Borsten
versehen ist. Wieder an anderen Exemplaren sind an allen Früchtchen
5 Borsten zu sehen und diese unter sich entweder von gleicher
oder ungleicher Länge, bald so lang, bald ll/t — bald 2—, ja selbst
alle fünf gerade so wie bei Sc. Columbaria bis 3mal so lang als
der Saum des Aussenkelches. (Exemplare, an welchen die Borsten
dreimal so lang als der Kelchsaum sind , bilden die Sc. affinis
Gren. et Godr. Fl. fr. II. 78). Die auf das Längenverhältniss der
Kelchborsten an den Früchtchen gestützte Unterscheidung von Sc.
agrestis und Sc. Columbaria ist demnach keine durchgreifende.
Dagegen möchte ich darauf aufmerksam machen , dass ein sehr
beständiger Unterschied zwischen diesen beiden Arten darin liegt,
dass die Borsten des Innenkelches an Sc. agrestis W. K. über die
Knospen des Blüthenköpfchens niemals hervorragen und daher an
dem noch nicht aufgeblühten Köpfchen von Aussen nicht sichtbar
362
sind, während sie an den noch nicht aufgeblühten Köpfchen der
Sc. Columbaria L. zwischen den einzelnen Blüthenknospen deutlich
hervorragen. Ausserdem unterscheidet sich Sc. Columbaria L. von
Sc. agrestis W. K. noch durch den an der Basis kahlen Stengel
und dadurch, dass die untersten stengelständigen Blätter leierförmig,
und die unterhalb der ersten Gabeltheilung des Stengels sich ge-
genüberstehenden Blätter nur einfach fiederschnittig sind und ganz-
randige lineal- lanzettliche Zipfel zeigen. Die echte im nördlichen
Europa häufige, weiter nach Süden seltene und daselbst überall,
wo ich selbe zu beobachten Gelegenheil halte, nur auf Sumpfwiesen
vorkommende, im südlichsten Theile Europas endlich ganz fehlende
Sc. Columbaria L. wurde von mir in dem hier behandelten Gebiete
nicht beobachtet. Die Angaben, dass Sc. Columbaria L. im Gebiete
vorkomme [in der Ofener Flora nach Sa dl er Fl. Com. Pest 65,
bei Csenke und Nana nach Feicht. Adat. Estergom. Fl. 273 und
bei Gödöllö nach Kit. Hin. der Mann. Reise 1796] beziehen sich
daher höchst wahrscheinlich auf Sc. agrestis W. K.)
814. Scabiosa banatica W. K. „In rupestribus schistosis Trans-
silvaniae oeeiduae Hungariae finitimis frequentissima" Janka Ad-
not. 575.
815. Scabiosa lucida Vill. — Auf Bergwiesen und grasigen
Terrassen felsiger Bergabstürze. Im Bihariageb. auf dem Batrina-
plateau auf der Pietra Batrina, Pietra Boghi, Pietra pulsului, Mogura
seea, Tataroea, Scirbina und Pietra muncelului und insbesonders
häufig auf den Bergwiesen im Valea Odineulia, zumal in der Umge-
bung der Eishöhle bei Scarisiöra. In der Vulcangruppe auf dem Supra-
pietra poienile und bei dem Wasserfalle nächst Vidra. Fehlt im mittel-
ung. Berg- und Tieflande sowie auf den dem Hochgebirge vorgelagerten
Gruppen des Bihariagebirges und wurde auch im Bereiche des
höheren Gebirges im Gebiete nur auf Kalksubstrat beobachtet.
480—1580 Met.
816. Scabiosa suaveolens Des f. — Auf trockenen grasigen
Plätzen. Im mittelung. Bergl. auf der Slanitzka bei P. Csaba, auf
dem Kopäszhegy, bei Budaörs und am Adlersberg bei Ofen. Auf
den Ausläufern des Berglandes öst. von Pest bei Gödöllö. Nach
Feichtinger bei Nana. Nach Sa dl er und Kit. auch auf Sand-
boden in der Ebene, wo sie aber von mir nicht beobachtet wurde.
— Kalk, Dolomit, diluv. Lehm- und Sandboden 100—380 Met.
817. Scabiosa Succisa L. — In der Niederung auf moorigen
Wiesen, in Gebirgsgegenden auch auf hümosen trockenen Wald-
wiesen. Im mittelung. Bergl. in der Matra bei Paräd. Im Donau-
thale zwischen Nana und Gross-Maros und zwischen Set. Andrae
und Altofen. Auf der Kecskem. Landh. bei R. Palota und häufig
entlang dem Rakosbache bei Pest, dann bei Bag und zwischen
Alberti und Pilis. Im Bihariagebirge zwischen Grosswardein und
Bischofsbad; im Becken von Belenyes an der schwarzen Koros bei
Savoieni und Scei; auf den Vorbergen des Rezbanyaer und Pe-
trosaer Zuges auf dem Vervul Ferice bei Petrosa, auf der Slanesa
3G3
und Pietra lunga bei RezbsSnya und von da bis auf die Höhen der
Tataroea; in der Plesiugruppe auf dein Moma , der Dinesa und
Bratcoea bei Monesa und am Rücken des Plesiu; in der Hegyes-
gruppe auf der Chiciora; im Thale der weissen Koros auf dem
tert. Hügellande zwischen Plescutia und Halmadiii, auf dem Dealul
mare bei Lasuri und auf dem Thalboden bei Körösbanya. — Por-
phyrie Schiefer, Sandstein, tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sand-
boden, seltener auch auf Kalksubstrat. 95 — 1265 Met.
818. Scabiosa australis Wulf. — In feuchten Gräben und
am Rande kleiner Pfützen an den Strassenrändern. Im Bereiche
des Biliariagebirges im Thalgelände der schwarzen Koros auf dem
tert. Hügellande zwischen Vasköh und Petrosa insbesonders häufig
bei dem Dorfe Poiena; im Gebiete der weissen Koros bei Boros
Sebes gegen Buteni zu. Nach Neilr. Aufz. 98 von Hazslinszky
im Gebiete auch in der Tiefebene bei Tegläs gesammelt. — Tert.
dil. und alluv. Lehmboden 95—315 Met.
Aus Modern in Ungarn.
Yon Jos. L. Holuby.
Am 29. August unternahm ich eine Reise über Tyrnau nach
Modern, bei welcher Gelegenheit, svo es eben die Umstände nur
zuliessen auch Pflanzen gesammelt und notirt wurden. Schon in
Cachtice (Xsejthe im Neutraer Comit.) bemerkte ich vom Wagen
stellenweise Rubus candicans Whe., Nigella arvensis, Diplotaxis
tenuifolia, Verbascum thapsiforme, nigrum und das hier seltene
V. Blattaria. An Zäunen war überall in den Dörfern Atriplex nitens
zu sehen; an den Mauern unter der Cachticer Kirche hafteten
mächtige Büsche von Atriplex laciniata, und ober der Kellerreihe
Sedum album. Conium maculatum, Xanthium spinosum, war von
Cästkovce bis Tyrnau in Menge zu sehen. Bei Podolie bemerkte
ich Lactuca saligna und auf der Ockovä" Dolina Artemisia cam-
pestris, Solanum miniatum, Andropogon Isckaemum, Melandryum
noctiflorum, Linaria spuria, und Elatine, Salsola Kali besonders
häufig von Borovce bis Tyrnau. Bei ßorovce sah ich das erste
Taraxacum serotinum, das je südlicher desto häufiger wurde, und
an Strassenrändern und Ackerrainen überall in bester Blülhe stand.
Bei Tyrnau sammelte ich: Heliotropium europaeum, Taraxacum
serotinum, Setaria verticillata, Podospermum Jacquinianum, Era-
grostis poaeformis.
Spät in der Nacht nach Modern angelangt, benützte ich gleich
den frühen Morgen des 30. Aug. zu einem Spaziergange in's Freie
um den Teich herum. Zwischen den Weingärten und den zwei
evang. Kirchen wurden notirt : Picris hieracioides, Linaria spuria,
364
Elaline, minor, vulgaris, Atriplex hastata, laciniala, nitens, tatarica,
patula, rosea, Trifolium procwubens, hybridum (auf Aeckern),
Panicum stagninum Host., Cynodon Dactylon, Lolium italicum,
an mehreren Stelion, Lactuca saligna, Carex hordeistichos Vill.
am Rande einer kleinen Wassergrube bei dem Teiche, Epilobium
roseum, Ranunculus sardoits, acris ß. latisectus (nicht etwa R.
Frieseanus Jord.) welche Form auch um Ns. Podhragy , und be-
sonders häufig um Slwrtek im Spätsommer zu sehen ist. Senecio
aquaticus, Pulicaria vulgaris und auf einem Kleefelde Sisymbrium
Columnae, das ich bei der Rückreise auch bei Tyrnau ziemlich häufig
angetroffen habe. Da ich nur bis 8 Uhr Morgens freie Zeit halte,
so konnte ich an diesem Tage den Pflanzen nicht weiter nach-
gehen. Erst am nächsten Morgen besichtigte ich die Umgebung
des Bubenschlosses. Ob ich diesen Namen richtig schreibe, dafür
kann ich nicht bürgen. Es ist dies eine an der Westseite der Stadt
gelegene steinige Lokalität, die hier bald „Puimerschluss" bald „Pul-
lnerschluss" (vielleicht Pulverschloss?) genannt wird. Da fand ich
denn auch auf Granitunterlagen manche Pflanzen, die der nächsten
Umgebung meines Wohnortes fehlen, so: Genista pilosa , Dianthus
prolifer, Linaria genislifolia, Verbascum phlomoides, auch Portu-
laca oleracea stand hier in Menge. Ferner wurde mitgenommen,
Rubus candicans Whe., tomentosus B o r k h. f. slellinus Ok.,
Avena tenuis M c h. (schon überreif}, Chondrilla juncea, Seseli
g lau cum, Mercurialis annua, Farsetia incana, Linosyris vulgaris,
Lactuca viminea, die sowohl hier als auch an den Abhängen zwi-
schen Modern und Krälowä massenhaft vorkommt, Hieracium Bau-
hini, brachiatum Bertol. (noch immer blühend), umbellatum, Po-
tentilla cinerea , Bupleurum Gerardi , Melica ciliata , Thesium
intermedium, Stipa capillata, Herniaria glabra, Phleum Boehmeri,
Polycnemum arvense. Weiter gegen Süden steigend sah ich an
Zäunen Rubus dumetorum NW. in grosser Menge, und an einem
Bache Scutellaria galericulata. Senecio aquaticus, Mentha aquatica,
Juncus conglomeratus, Lemna minor, Euphrasia Odontites, Cyperus
flavescens sehr häufig, Sagina procumbens. An Weingarlenrändern
am Fusse des Holy Vrch sind noch einige Potentilla inclinata und
Dianthus Seguieri blühend gewesen. Ebendort ist Rubus Radula
Whe. sehr häufig, einzeln auch R. sanctus Schreb. und ß. ne-
morosus Hayne. An trockenen Stellen: Anthemis tinctoria, Sedum
maximum , Polygonum dumetorum, Humulus Lupulus , Artemisia
Absynthium und am Bache Polygonum amphibium.
Beim Aufsteigen zum Holy Vrch sah ich zu beiden Seiten
des Weges: Inula Coiiyza, Rubus pygmaeus Whe., Cystopteris
fragilis, Arabis arenosa, Campanula rotundifolia, Calluna vul-
garis , (massenhaft J, Bartramia pomiformis , Hypnum Schreberü
Auf dem Berge selbst, so weit ich der knapp bemessenen Zeit
wegen vordringen konnte, beobachtete ich: Peucedanum Cervaria,
Tkysselinum palnstre, Euphrasia lutea, stricta, einzeln auch Se~
365
Union Carrifolia , Silaus pratensis , dann noch Solidago virga
aurea und andere gemeine Pflanzen.
Auf der Heimreise am 1. Sept. sah ich zwischen Krälovä und
Tyrnau nur selten Heliotrupium europaeum und dies meist nur an
der Strasse in sehr ästigen Exemplaren. Zwischen Tyrnau und
Manzelice bei den Meierhöfen nahm ich noch in meine dickange-
schwollene Mappe Ajuga Chamaepitys, Cytisus austriacus, Astra-
galus Onobrychis, Erigeron serotinus Whe. Scabiosa Columbaria
{Sc. ochroleuca stand überall an Slrassengräben und Abhängen)
und Artemisia campestris. Bei Cachtice sah ich das letzte Exemplar
von Verbascum phlomoides; denn weiter nördlich schon bei Waag-
Neustadtl beobachtete ich nur V. thapsiforme
Mit grösster Freude hätte ich um Modern länger botanisirt
und mich auch in den Wäldern umgesehen, doch konnte ich keine
Zeit dazu gewinnen und musste mich mit dem Wenigen zufrieden
stellen.
Ns. Podhragy, am 16. Okt. 1870.
Ein Fall hermaphroditer Blüthen an Salix
aurita L.
Von Carl Gsaller.
Als ich unter meinen unzähligen Exkursionen im Mai dieses
Jahres die Hügel ober Hötting besuchte, bemerkte ich an einer
kleinen steil abfallenden, sonst völlig vegetationslosen Fläche unter
dem Wege oben bezeichnete Salix mit erwähnter Abnormität. Da
sie auch sonst merkwürdige Uebergänge der Stamina und Ovarien in
Fruchtblätter bot, finde ich es nicht für überflüssig, die Pflanze
hier zu beschreiben. Sie bot eben von der gewöhnlichen Regel
eine Ausnahme und zeigte hermaphrodite Blüthen. Am Grunde der
Kätzchen standen fast durchgehends maskuline Blüthen und zwar
bis zu ungefähr einem Drittel der Kätzchenlänge. Der übrige Theil
wurde von floribus hermaphroditis besetzt und deutlich sah man
vor den Ovarien die 2 Stamina aus den Brakteen hervorragen.
Die Staubgefiisse waren der grösseren Zahl nach keineswegs ver-
kümmert, sondern vollkommen fruchtbar. Auch zeigten die Früchte
die Ausbildung wie immer, so dass kein irregulärer Gang irgend
wie ersichtlich war. Einzelne Amenta waren sogar vollkommen
zwittrig ohne Spur von solitaren männlichen oder weiblichen Blü-
then. Nur ein Kätzchen am ganzen Strauche zeigte völlig femi-
nines Geschlecht. Die meisten waren jedoch, wie schon gesagt,
zwittrig mit eingestreuten weiblichen Blüthen, an der Basis aber
männlich. Nebenbei konnte man aber auch die Onamorphosis
366
beobachlen. Besonders an der Spitze der Kätzchen zeigten sich
bei einigen verblattete Ovarien, jedoch war diese Virescenlia noch
nicht ganz vollendet. Die Blättchen waren noch nicht mit ausge-
bildeten Nerven versehen, Messen an der Spitze noch deutlich die
Stigmata erkennen, ihre Ränder waren eingerollt und die Um-
wandlung halte daher erst begonnen. An einigen so veränderten
Gynaeceen sah ich in halber Höhe wieder Staubgefässe mit voll-
kommenen, ziemlich langen Filamenten, an anderen aber nur
Rudimente von Antheien. So waren also aus den Ovarien auch Sta-
mina entstanden. Anstatt letzterer bemerkte ich auch an dem Frucht-
blattstiele mehrmals ein zweites Blättchen mit generischen Rudi-
menten besetzt.
Einzelne dieser Stiele hatten sich wieder auf filamentoide
Weise verlängert, so dass dies auch verblattete Staubgefässe ge-
wesen sein konnten, was ich jedoch nicht ganz bestimmt zu unter-
scheiden vermochte. Fasst man nun zusammen, was Abnormes sich
darbietet, so findet man: 1. vielehige Kätzchen, 2. hermaphrodite
Kätzchen, 3. Virescenlia und zwar: Verwandlung der Fruchtknoten
in Blattgebilde, Vereinigung solcher Blaltgebilde mit Staubgefässen,
Umwandlung der Ovarien in Stammen. 4. endlich bemerkte ich
noch eine scheinbare Verdoppelung des Fruchtknotens, da derselbe
ausserordentlich breit war und vorn eine Längsfurche zeigte.
Der zweite Fall von Nr. 3 ist wohl wahrscheinlich dadurch
zu erklären, dass in den zwittrigen Blülhen Germen und Stamen
zusammenwuchsen, der gemeinschaftliche Stiel sich verlängerte und
das Ovaria m theilweise verblattele.
Einer reichlichen Ernährungsweise kann das Ganze vermöge
obbeschriebenen Standortes nicht zugeschrieben werden, nach
meiner Ansicht beweist es nur die Veränderlichkeit der Pflanzen-
formen.
Innsbruck, am 8. September 1870.
Phytographische Fragmente.
Von Dr. Ferd. Schur.
CXXIV.
Orchis maculat a Immaculata — proxima 0. saccigerae
Brong. Rchb. Orchid. tab. 409. (= 0. Pseudo-maculata Schur.)
Eine schöne 2' hohe Pflanze; Stengel hohl, mit 6 — 7 Blät-
tern versehen; Blätter von der Basis zur Mitte grösser, von der
Mitte zur Spitze kleiner werdend; die unteren Blätter elliptisch
oder eiförmig-spatelförmig, stumpf, die mittleren länglich zuge-
spitzt, die oberen linealisch-länglich, alle lebhaft grün, glän-
367
zend angefleckt, 2% — 172 Zoll lang, 1 — % Zoll breit.
Aelire walzenförmig, 3—4 Zoll lang, 1 Zoll dick, von der Spitze
betrachtet dreiseitig; Blumen matt lilafarbig oder schwach rosa,
dunkel purpurn punktirl: die Lappen der breiten dreilappigen Lippe
wellig gekerbt. Die ßrakteen klein, die untersten etwa so lang als
die Blume.
Auf grasigen Plätzen der Bergwaldungen, auf dem Sernme-
ring am Fuss des Sonnenwendstein in Gesellschaft von Festuca
sylratica, Doronicum austriacum , Mulgedium alpinum u. s. w.
Juli 1869.
cxxv.
Gymnadenia conop sea R. Brown pro parte. (Richard).
G. conopsea enthält sehr verschiedene Formen und Abände-
rungen, die nach Standort, BodenbeschalFenheit und anderen physi-
kalischen Einwirkungen nach Habitus, Grösse, Farbe, Geruch der
Blumen u. s. w. sehr verschiedenartig auftreten, so dass es nicht
möglich ist, will man dem alten Schlendrian nicht huldigen und
über manche wichtige Unterscheidungsmerkmale hinwegschreifen,
diese verschiedenen Formen unterzubringen, oder die wahre G,
conopsea R. Br. herauszufinden. — Die Verschiedenheit der For-
men und Abänderungen bei G. conopsea fällt um so mehr auf, je
mehr wir uns von Norden nach Süden wenden und Florengebiete
besuchen, wo sich, vermöge der geologischen Beschaffenheit der
Erdoberfläche, eigenthümliche coupirle Landschaften gebildet haben,
z. B. bei Wien, in Ungarn, Siebenbürgen u. s. \\\, wo denn Lage
und Klima auf die Formenbildung von grossem Einflüsse sind.
Reichenbach und andere ausgezeichnete Botaniker haben
diesen Uebelstand längst gefühlt, haben dieses Sammelsurium von
Formen aufgelöst und die hervorstechendsten als eigene selbsl-
ständige Artenformen behandelt. (Rchb. Orchid.) Dem Beispiele
dieser Männer folgend, mögen meine letzljährigen, diessfälligen
Beobachtungen hier Platz finden.
1. Gymnadenia conopsea R. Br. genuina oder Orchis conopsea
L. sp. 1335. — Die echte Pflanze dieses Namens habe ich nur
in Norddeutschland, von der Ostsee und Nordsee bis Dresden ge-
funden, während bei Wien, wo schon die Formen der südlichen
Florengebiete, wenn auch nur sporadisch, auftreten, mehrere Ab-
änderungen derselben vorkommen und der wesentliche Charakter
der G. conopsea R. Br. schwieriger erkennbar ist. Von Wien in
südlicher und östlicher Richtung, hat jedes einigermassen begrenzte
(coupirle) Florengebiet seine eigenthümlichen Formen von G. co-
nopsea aufzuweisen, so dass man im Stande ist, bei aufmerksa-
merem Sammeln eine zahlreiche Reihe dieser Abänderungen oder
Spielarten aufzustellen. Chemische Beschaffenheit des Bodens und
der Substrata, Lage und absolute Höhe der Landschaft, Einflüsse
von Licht und Schatten und endlich die Gesellschaft gewisser Pflan-
zen dürfen bei diesen Beobachtungen nicht ausser Acht gelassen
368
werden; denn es scheint mir unbestreitbar, dass die Gymnadenia
conopsea, so wie die meisten Orchideen unserer Flora aus ihrer
natürlichen Umgebung, also dem Einflüsse der Gesellschaft gerissen,
in unseren botanischen Gärten nicht fortkommt.
2. Gymnadenia conopsea R. Br. magna vel robusta. Zwei
Fuss hoch, kräftig, dunkelgrün; untere Blätter lineallänglich,
6 — 9 Zoll lang, obere allmälig kleiner werdend, langzugespitzt und
brakteenartig; Blüthenähre 6 Zoll lang, im Umfange kegelförmig-,
etwas lockerblumig, Blumen blassroth, am Tage geruchlos, am
Abend schwach duftend, grösser als bei allen bekannten Abände-
rungen; der Sporn kräftig, gegen die Spitze verdickt, herabhän-
gend, schwach gekrümmt, doppelt so lang als der Fruchtknoten;
die Brakteen lang zugespitzt von der Länge des Fruchtknotens.
In den schattigen Wäldern bei Dornbach und am Kahlenberge bei
Wien selten. Juli. — In Siebenbürgen nicht beobachtet. Von der
Malra in Ungarn sah ich ähnliche Formen in Hinsicht der Höhe und
Blaltbildung, nur war deren Blumenähre reichblumiger und die Blu-
men daher etwas kleiner.
3. Gymnadenia conopsea R. Br. lilacea gracilior. Im Bau viel
schwächer als die vorige, die Aehre iockerblumig und dünner,
4 — 6 Zoll lang, Blume lilafarbig kaum duftend, Brakteen schmäler
und länger zugespitzt und länger als die Blume, Sporn fadenförmig,
2V2 so lang als der Fruchtknoten; Blätter sehr lang und schmal,
länglich-linienförmig, bis 10 Zoll lang, 3 Linien breit. Auf Moor-
boden bei Moosbrunn, auf Waldwiesen zwischen Kalksburg und
Laab. Juni 1869.
4. Gymnadenia conopsea R. Br. monticola. Stengel 10 — 12
Zoll hoch, schwächlich, gerade oder bogig-gekrümml, Blätter lineal-
länglich, bis 8 Zoll lang, 2 — 3 Linien breit, schwach zugespitzt,
die obersten Blätter sehr klein, lang, sehr fein zugespitzt. Die
Aehre 3 — 4 Zoll lang, dünn, lockerblumig. Die Blumen kleiner als
bei allen Obengenannten, dunkellilafarbig, schwach duftend; Sporn
fadenförmig, 2x/2 so lang als der Fruchtknoten; Brakteen lanzett-
förmig, von der Länge des Fruchtknotens. — Diese Abändeiung
ist der von Rchb. tat). 425 abgebildeten G. conopsea var. alpina
zwar sehr ähnlich, aber nicht identisch. — Die von mir in meiner
En. pl. Transs. p. 644 sub Nr. 3422 a alpina aufgestellte Abände-
rung unterscheidet sich von der in Rede stehenden Pflanze durch
die kürzeren oberen Perigonialblättchen und durch das fast un-
getheilte Unterlippchen. — Unsere Pflanze wächst auf sonnig-gra-
sigen Abhängen des Semniering am Rande des Kiefernwaldes unweit
des Gasthauses. Juli 1869.
5. Gymnadenia conopsea R. Br. turfosa cylindracea. Eine
sehr hübsche und charakteristische Abänderung, von welcher ich
leider nur ein Exemplar auf Moorboden bei Moosbrunn Juni 1869
gefunden habe, und daher der weiteren Beobachtung empfehle. —
Die Pflanze ist fast 2 Fuss hoch, gerade aufrecht, der Stengel
röhrenförmig, an der Basis mit einer stumpfen blattlosen Scheide
369
umgeben und mit 4 gedrängt sitzenden normalen Blättern versehen;
die Blätter sind 3 — 6 Zoll lang, lineal-länglich, schwach zugespitzt,
werden allmälig kleiner und gehen allmälig in Brakteen über; die
Blumenähre ist 7 Zoll lang, zylinderartig zugerundet, 1 Zoll dick,
reich- und gedrängtblumig; die Blumen purpurroth, wohlriechend,
mittelmässig gross, die seillichen Perigonialblättchen schmäler, hori-
zontal abstehend, die oberen kürzer, stumpf, kuppenförmig anein-
andergeneigt. Die Unterlippe gleichmässig dreilappig, Läppchen
gerundet, ganzrandig, Sporn fadenförmig, gekrümmt, 3mal so lang
als der Fruchtknoten. Die Brakteen länglich-eiförmig, zugespitzt,
dreinervig, von der Länge des Fruchtknotens. Auf Torfboden un-
weit der Glasfabrik mit Erythraea linariaefolia. Juni 1869. — (Die
Knollen sind vollkommen bandförmig mit 6 — 7 gleichen Zipfeln oder
Fingern versehen.)
CXXVL
Gymnadenia omithis (Vogelnacktdrüse).
Ueber diese Gymnadenia bin ich nicht im Klaren, ob alle
Autoren immer eine und dieselbe Pflanze darunter verstehen. Wir
haben nämlich 6?. omithis Rieh., G. omithis Spreng, syst. 3.
p. 693 und G. omithis Link, welcher letzteren dieser ausgezeich-
nete Botaniker purpurfarbige Blumen beilegt.
Unsere, bei Moosbrunn wachsende Pflanze ist unstreitig Or-
chis Omithis Jacq.. anders aber verhält es sich mit der sieben-
bürger Pflanze (Schur en. pl. Transsilv. p. 644), welche zwar
ebenfalls weisse Blumen hat, im Uebrigen aber von der Wiener
Pflanze in Manchem abweicht und wahrscheinlich G. omithis Spr.
repräsentirt. Was aber G. omithis Lk. ist, bleibt zu entrathseln?
Exkursionen in die Berner Alpen im Sommer 1855.
Von Vulpius.
(Fortsetzung.)
Freitag, der 20. Juli war ein gemachter Regentag und die Nebel
strichen massenweis durch's Thal herauf den Gräten zu. Unter
solchen Verhältnissen konnte ich nicht weiter gehen, drin' in der
Hütte mochte ich mich aber auch nicht langweilen und so strich
ich in ihrer Umgebung herum. Auf einem Felsen, gleich hinter der
Hütte, stand eine Anzahl Draba Johannis in Schölchen beisammen.
Im Bachkies blühten Lepidium alpimim , Achitlea atrata , Thlaspi
rotundifolium, Moehringia polygonoides. Ohne es Anfangs beab-
sichtigt zu haben, so weit mich von der Hütte zu entfernen, stieg
ich wie es so geht in den Alpen, höher und höher dem Grat der
Schwalmeren zu. Ausser einer Menge gewöhnlicherer Alpenpflanzen,
OesUrr. botan. Zeitschrift. 12. Heft. 1870. 24
3ro
die die Weiden bedeckten, standen dann in ihren verschiedenen
Lokalitäten Cerinthe alpina, Viola calcarata, Chrysanthemum Halleri,
Petasites niveus, Androsace helvetica, Oxytropis montana, Hedy-
sarum obscurum, Draba tomentosa, Potentilla grandifiora, Arte-
misia mutellina und in den obersten Schutthalden, dem Grat zu
blühten, Viola cenisia und Campanula cenisia. Mit diesen Sachen,
im beständigen Nebel und Regen gesammelt, kam ich um 11 Uhr
in die Hütte zurück. Was sollte ich nun thun? mich mit langer
Weile plagen mochte ich nicht, so ass ich zu Mittag und schlug dann
die Richtung nach der Lattreyen ein, indem ich meinen Weg nach
der Schutthalde hinauf nahm, die mir und Bamberger im Jabr
1849, als wir vom Glülschhörnle herabgestiegen kamen, Apargia
Taraxaci geliefert hatte und mir jetzt diesen Gefallen wiederholen
sollte. Im ärgsten Regen überschritt ich die steile schlüpfrige Halde,
war aber erfreut meine Mühe belohnt zu sehen, denn die Apargia
Taraxaci stand gerade in bester Blüthe; am Felsgehänge blühte,
Phaca australis. Von da weg waren nun eine Menge Gräte und
.entsprechende Einschnitte von den Schwalmeren herablaufend, auf
Uiid nieder, ein und aus, zurückzulegen, bis ich auf den vordersten
kam, von wo sich dann die Lattreyenalp nach der Tiefe streckt und
dessen Scheide sich nach demGlütschhörnle hinauf zieht. Weit oben, an
gefährlicher Stelle, wohnt Geum reptans. Um aber heute zu ihm zu
gelängen, hätte ich einen steilen, vom Regen und schmelzenden
Schnee in Brei umgewandelten Absturz von schwarzem Schiefer-
schutt und dann noch ein eben so steiles Schneefeld überschreiten
müssen. Die Sache wollte mir nicht scheinen, ich mocht's nicht
wagen. Hingegen gab es da, so weit zu gehen erlaubt war, Ranun-
culus glacialis , Saxifraga Kochii. Ich rückte nun abwärts, um
nach den Hütten in der Alp Lattreyen zu kommen. Ostwärts von
dem über 8000' hohen, wilden Felsgebirg der Schwalmeren, west-
wärts vom First und Dreispitz eingerahmt, zieht sich dieser Berg
in einer Breite von y2 Stunde bis. zu dem südwärts gelegenen
Grat hinauf, über den ein Alpenpfad nach dem Spykengrund führt.
Aber in seiner ganzen Breite ist er von einer Menge tief einge-
fressener Bäche und Runsen durchfurcht, die jetzt noch zum Theil
mit Schnee gefüllt waren. Der Nebel lag unbeweglich auf dem
Berg und so dick, dass man keine 10 Schritte entfernt etwas vor
sich unterscheiden konnte. Solchergestalt konnte ich keine Mög-
lichkeit' finden, über den Berg hinunter zu kommen. Immer stellten
sich Abgründe und Bergrunsen meinem Entrinnen entgegen und
jedesmal wenn ich glaubte, jetzt hätte ich's gewonnen, musste ich
wieder aufwärts meinen Rückweg suchen, um wenigstens sichern
Boden wieder unter die Füsse zu bekommen. So rückte, während
ich schon seit 3 Stunden auf dem Berg herumirrte, der Abend
heran und die Furcht, heute Nacht auf dem Berg liegen bleiben
zu müssen und bei solchem Wetter mein Leben dabei einzubüssen,
steigerte sich nun mit jedem Augenblick. Wer so eine Geschichte
nicht selbst in den Alpen erlebt hat, kann sich keinen Begriff
an
machen von dem Gemüthszustand, der den in solcher Lage Be-
findlichen befällt. Aber wenn die Noth am höchsten, dann ist oft
Hilfe am nächsten. — Ich sah durch den Nebel etwas das mir vor-
kam wie eine Sennhütte, ich schritt darauf los, da war es ein
Felsstück und das geschah einigemal hintereinander, wodurch ich
auf einen kleinen Grat geleitet wurde, der einen ebenen, grünen
Fleck Bodens begrenzte, ^eit oben nach der Höhe des Berges zu.
Auf dem Grätchen traf im Gustvieh lagern und auf dem grünen
Bödele eine Milchkuh und damit war mir die Rettung gewiss. Die
Kuh musste jedenfalls heute Abends noch nach der Alphülte zum
Melken. Von diesem Augenblick an gab ich jedes weitere Suchen
auf, um das Gewisse nicht an's Ungewisse zu vertauschen und
postirte mich in die Nähe der Kuh. Nicht lange und sie erhob sich
und fing zu weiden an; nach wenigen Minuten aber schritt sie
schnell über den Berg dahin und dass nun in dieser Richtung der
Weg über den Berg hinab zu suchen sei, stand ausser Zweifel;
ihre Glocke war mein Leiter. Gleichzeitig vertheilte sich auf einen
Augenblick der Nebel und ich erblickte richtig dort unten im Thal
die Hütten von Lattreyen. Nun eilte ich der Kuh voraus und kam
glücklich unter Dach.
Nach einer auf Heu ziemlich schlaflos verbrachten Nacht, erhob
ich mich am 21. Juli mit Tagesanbruch um möglichst bald in Thun
zu sein und war froh als ich über Aeschi Vormittags 9 Uhr meine
Wohnung zu Thun erreicht hatte. — Die hier mehrfach erwähnte
Lattreyen-Alp, liegt im Hintergrund des Suldthals, das sich west-
wärts bei Mülenen in's Thal der Kander öffnet. Vom Morgenberg-
horn (7000' ü. M.), den Schwalmeren (8600), dem Dreispitz und
First (7300' und 7700' ü. M.), deren geologische Unterlage schwarzer
Kalk und Schiefer ist, umschlossen und die durch Grateinsattlungen
des Renggli und Glütschgrats unter sich wieder zusammenhängen,
bildet sie einen grossen weiten Kessel und gehört zu den schönsten
Alpen des Kanton Bern. Und dennoch , obschon von Thun über
Aeschi in 6, von Interlachen über Saxeten in 4 Stunden bequem
zu erreichen, ist sie ausser in ihrer nächsten Umgebung nur wenig,
ja schon in Thun kaum dem Namen nach bekannt. Einem , das
Berner Oberland durchreisenden Botaniker, würde sie seinen Be-
such reichlich lohnen. Kommt er von Interlachen über Wilderswyl
und Saxeten her, so wird er gegen die obersten Hütten im „Inner-
Bergli" genannt, Senecio lyratifolius finden, aber freilich erst im
September blühend, und hat er dann die Höhe des Renggle erreicht,
(5300' ü. M.), so erblickt er die ganze Lallreyen-Alp sammt ihren
Hütten unter sich, während ostwärts gewendet, der Brienzer See
seinen Blicken sich enthüllt. Statt nun gleich in die Lattreyenalpen
hinabzusteigen, verfolgt er den Grat des Gebirgskamms links und
dringt so, zueist über Grasboden, dann um senkrechte Felswände
herumkletternd, immer rechts in schauerlicher Tiefe die Alphütten
unter sich, gegen die Schwalmeren hinan, bis plölzlich der Fels
in tiefer Kluft sich spaltet und jedes Weiterkommen unmöglich
24 *
372
macht. Diese Felsenkuppe lieisst das Wasme. Von Renggle weg
bis dahin können gesammelt werden: Androsace Chamejasme,
Anemone vernalis, Carex atrata, Festuca nigrescens und Scheuch-
zeri, Elyna spicata, Galium helceticum , Oxytropis campestris und
montana, Hedysarum obscurum, Aronicum scorpioides, Gnaphaliuin
carpaticum , Pedicularis foliosa, Saxifraga androsacea; in den
Spalten der Felswände; Saxifraga opp^itifolia , Androsace Hel-
vetica, Draba tontentosa und zuletzt aiifaem Wasme, Draba Wah-
le/ibergii, Potentilla minima und Veronica alpina. Von da weg ist
nun aber der Wanderer genüthigt, in seinen alten Fussslapfen
seinen Rückweg auf das Renggle zu suchen und dann bei der
Schüferhütle vorüber zu den Laltrayenhütten hinabzusteigen.
Rei einem Spaziergang über Schoren in den Kandergrundwald,
fand ich am 23. Juli Pyrola minor und Vicia dumetorum.
Dienstags, den 24. Juli Morgens */23 Uhr wandte ich mich
dem Ganterisch und Rürglen zu, diesen 2 durch die Einsattlung
des Morgelengrats miteinander verbundenen ehrwürdigen Häuptern
in der Stockhornkette. Von Rlumenstein durch den Wald nach Unter-
Wirlneren hinauf, blühte Crepis paludosa, Epilobium trigonum, Hy-
pericum dubium, Cacalia albifrons und alpina, Sonchus alpinus, auch
bemerkte ich in den waldichten Rachtobeln zwischen Unter- und
Ober-Wirtneren, Tozzia alpina. Von diesen Tobein an verbreitete
sich über die offenen Gehänge gegen Ober-Wirtneren hin, blühende
Gentiana purpurea. Nach der Nünenenalp hinauf blühten die all-
gemeineren Alpenpflanzen. Auf der Höhe des Grals angelangt stieg
ich dessen Schneide entlang gegen Rürglen hinauf. Pedicularis
versicolor, Oxytropis montana und uralensis, Viola lutea, Phaca
australis, Orchis globosa, Androsace lactea, Centaurea montana,
Pedicularis verticillata, Anemone narcissiflora, Helianthemum oelan-
dicum, Linum alpinum, Festuca pumila und Cineraria aurantiaca.
Wi 1 Id. standen hier ausgebreitet: auch Hieracium villosum war
häufig, jedoch noch nicht in Rlüthe. Auf der Schneide des Grals
und in Gesellschaft von villosum bemerkte ich aber noch ein
anderes Hier., das sich durch seinen eigenen Habitus und verschie-
denen Kelch von diesem unterscheidet. Ich fand aber erst 2 Exem-
plare davon in Rlüthe. Während dem kam der Mittag heran, und
damit auch die Nebel wieder, die nun schon seit einiger Zeit sich
in den Rergen eingenistet haben und gegen Abend gewöhnlich
Regen bringen. Ich trat desshalb den Rückweg an, indem ich den
Gantrisch auf der Rückseite umging und zwischen ihm und der
Nünenenfluh, den Leiterngrat und den darüberführenden Alpenpfad
gewann.
Sonntags den 29. Juli marschirle ich wieder Morgens 3 Uhr
aus , um am Weg von Merligen nach Reatenberg Laserpitium
Siler einzuheimsen. Allein ich musste sehen, däss die Stöcke alle
wohl Kraut aber keine filüthenstengel hatten. So ging ich nun
noch IV2 Stunden weiter zur Reatenhöhle, wo die Pflanze noch
häufiger stehl. Aber auch da war das Gleiche und nur einen ein-
373
zigen Stock konnte ich finden, der mir doch eine reife Fruchtdolde
lieferte. Dazu kam dann noch Neottia repens und Lasiagrostis Cala-
magrostis. Um x/2\ 1 Uhr war ich wieder zu Haus; die Exkursion betrug
8 Stunden hin und her.
Montag den 30. Juli Nachmittags ging ich nun an die Simmenfluh,
wo auch Laserpitium Siler wohnt. Allein ich fand es gerade so
wie gestern; Kraut genug aber überall keine Blüthenslengel. Dagegen
fand ich Hier actum amplexicaule, bupleuroides Gm ei, und glaucum
All., Bupleurum ranunculmdes , Digitalis lutea, Arabis Turrita, La-
siagrostis Calamagrostis und Polypodium robertianum.
Dienstag den 31. Juli. Da nun jenes fragliche Hieracium auf
Bürglen eben recht sein musste und mir diese Pflanze am Herzen
la^, so ging ich auf altem gewohnten Weg über Wirtneren in die
Sennhütte auf Nünenen. Um X/{1 Uhr diesen Nachmittag von Thun
ausgegangen, war ich um 6 Uhr in der Hütte.
Mittwoch, den 1. August. Heute Früh nahm ich sogleich meine
Richtung Bürglen zu. Das Wetter blieb schön , und als ich auf
Bürglen kam, hatte ich eine Aussicht wundervoll. In einer Reihe
stand die ganze Kette der Hochalpen strahlend da vor mir. Aus dem
flachen Lande herauf schimmerten die Wasserspiegel des Seelandes,
über den Gral weg zwischen Stockholm und Wallalp zeigte sich
die obere Hälfte des Thuner Sees. Gewiss , Bürglen ha! eine der
schönsten Aussichten in den Berner Bergen und ist, obgleich über
6600' hoch, über den schönsten Blumenteppich so leicht zu be-
steigen, dass die Kühe sich auf seiner obersten Spitze lagern. —
Ohne die Pflanzen vom 24. Juli zu wiederholen, blühten nun ausser
jenen noch: Gnaphalium carpaticum und Leontopodium, Senecio
Doronicum, Gaya Simplex, Bupleurum ranuneuloides. Cur ex atrata
hatte reife Früchte. Das betreffende Hieracium stand nun blü-
hend in Menge da. Auch dadurch , dass es 10 Tage [früher als
villosum zu blühen beginnt, unterscheidet es sich von diesem.
Weil es mir zu keiner der damals feststehenden Arten passle, so
reihte ich es als eine Form des dentalum ein und versendete es
auch als solches. Seitdem wurde aber dieses H. von Christener
in seinen „Hieracien der Schweiz" Bern 1863, mit Recht als eigene
Art aufgestellt und Hieracium Gaudini benannt. Auf dem Rückweg
wurden dann den Andern noch Swertia perennis und Epilobium
origanifolium auf sumpfigen Stollen beigefügt. — Als ich heimkam,
vernahm ich, dass heute ein botanischer Freund von mir aus einem
anderen Theil der Schweiz da gewesen, aber in's Oberland weiter
gereist sei, um sich einige Tage in Interlachen zu verweilen.
Freilag, den 3. August. Weil das Weiler gut war, und ich
wieder in die Lattreyen zu gehen wünschte, so entschloss ich mich
meinen Weg über Interlachen und durch's Saxetenlhäli hinein
dahin zu nehmen und benutzte das Dampfboot heute Nachmittag
über den See hinauf. Meinen Freund fand ich im Kreuz einlogirt
und gleich ging er mit mir in's gegenüberliegende Haus, mich mit
dem eigentlichen Zweck seines Hierseins bekannt zu machen. Da
374
standen in einem sonst leeren Zimmer 4 Tableaux je 4' lang, 3'
hoch, unter Glas- und Goldrahmen, jedes ausgeschmückt mit Pflanzen,
meistens Alpenpflanzen; doch mischten sich hie und da auch ganz
gewöhnliche darunter. Im Ganzen 243 Arten, jede hat ihre eigene
Nummer, entsprechend der im beiliegenden gedruckten Namensver-
zeichniss. Rahmen und Glas kosteten ihn 130 Franken, dann die
Fracht, die persönlichen Reisekosten und nun wieder der theure
Aufenthalt in Interlachen, von der Zeit und grossen Mühe die Ge-
schichte herzustellen gar nicht zu reden. Giess Werk beabsichtigt er
jetzt in Interlachen zu verkaufen. Dass diess eine verfehlte Spekulation
sei, war alsbald meine Ueberzeugung; als ich aber seine Erwartung,
2000 Franken dafür zu lösen, inne ward, da wurde mir's fast übel. —
Wer soll das kaufen ? Jemand, der nichts von Botanik versteht, für den
hat es so zu sagen keinen Werth, und ein Botaniker zahlt für 243
Alpenpflanzen keine paarlausend Franken; er weiss wo er sie wohl-
feiler haben kann. Nach lYjSlündigem Aufenthalt musste ich auf-
brechen, das mir für heute gesteckte Ziel, „das Inner Bergli," die
hinterste Alpe im Saxetenthal, noch vor Nacht zu erreichen, was
meinem scharfen Marsche auch gerade gelang.
Samstags, den 4. August erhob ich mich mit Tagesanbruch.
Der Himmel war schwarz voll Wolken, der Wind trieb die Nebel
das Thal herauf und an baldigen Losbruch des Regens war nicht
zu zweifeln. Ich brach auf; der Regen aber auch los, gerade als
ich auf den Grat des Lattreyen-Renggli kam. Bei der Schäferhütte
stand ich i/2 St. unter. Mittlerweile liess es ein wenig nach und
ich ging nach den Lattreyen-Hülten hinunter. Eine kleine halbe
Stunde von den unteren Hütten, im Hintergrunde des Kessels, auf
den letzten Grashalclen am Fuss der Schwalmeren, gibt es Phaca
frigida. Weil der Regen nachliess, so wollte ich mir doch diese
wenigstens holen und ging hin. Da fand ich nun zwar eine Masse
Kraut von Phaca frigida, aber zum Blühen brauchte sie noch 10
Tage Zeit. Die Berge wurden heller, die Nebel dünner, so setzte
ich meine Arbeit nun fort, mich am Berg hinaufschaffend. Je höher
ich kam, je besser wurde das Wetter. Wohlgemuth arbeitete ich
mich nun über ungeheure Schutthalden nach den Felsabstürzen
gegen die Schwalmeren hinauf. Auf schwarzer Erde stand zuerst
noch Saxifraga androsacea und stellaris , dann aber durch die
Schutthalden hinauf Thlaspi rotundifolium und Saxifraga Kochii.
Aronicum scorpioides stand am Fuss der Felswände mit Blumen,
gewiss 3" im Durchmesser. Und als ich ganz oben im Winkel beim
Schnee die einzelnen Felsenköpfe erreichte, die sich aus den Schutt-
halden erheben, da stand wieder in Menge Ranunculus glacialis
und Geum reptans. Durch den Regen die unausstehliche Hitze ge-
mildert, gewann ich nun den Grat, der mir Androsace helvelica,
Androsace pubescens und Saxifraga planifolia reichte. In der
niedrigsten Einsattlung des Grats zwischen den Schwalmeren und
dem Dreispitze blühte Chrysanthemum atratum, Stellaria cerastoides,
Trifolium caespitosum, Viola calcarata. Indem ich mich jetzt auf
375
der Sonnseite an den Abstürzen des Dreispitz und First hinzog,
machte ich den vollständigen Kehr durch die ganze grosse Alp
Lattreyen. Hier blühte in den Kalkschutthalden Campanula rhom-
boidalis und thyrsoidea, Achillea atrata, Chrysanthemum atratum,
Valeriana montana , Geranium sylvaticum , Galium helveticum,
Festuca Scheuchzeri , Poa cenisia , an Felswänden Gnaphalium
Leontopodium, Paradisia Liliastrum, Cirsium spinosissimum ,
Hieracium murorum alpestre, villosum und Gaudini. Gegen das
Glütschhörnle hinauf blühten noch Lloydia serotina, Gentiana
bavarica und nivalis, Oxytropis montana, Trifolium alpinum, Phaca
astrag alina und australis , Bupleurum ranunculoides , Libanotis
montana, in nassen Schutthalden immer Chrysanthemum Halleri,
Campanula pusilla. Dass die Lattreyen aber eine solche Menge des
schönen Rhododendron intermedium besitzt, wie ich ihm heute be-
gegnete, war mir am überraschendsten. Es steht hier fast so häufig
wie ferrugineum und hirsutum und die Grösse seiner Blumen kenn-
zeichnet es schon von Weiten. Mit vollgedrückter Büchse stieg
ich nun hinab zu den obern Hütten und nahm darauf meinen Weg
bergab und Thun zu. Durch's Thal hinaus, zwischen den untern
Hütten und den Hütten in Schliern slanden noch AUium Schoeno-
prasum alpinum, Astrantia minor, Silene quadridentata , Carex
ferruginea S c o p. und weiter aussen Calamagrostis Halleriana
zu Gebot.
Meine vor 10 Tagen bei der Beatenhöhle gesammelte und
ohne weitere Behandlung eingelegte Neoltia repens, war schlecht
im Trocknen geworden, daher brühte ich die nachher im Grüsis-
berg geholte, bis zur Blumenähre hinauf ab, allein auch diese ergab
nur ein mittelmässiges Resultat. Nun war aber beim Brühen ;-das
schlechteste aller Exemplare ganz in's Wasser gefallen und hätte
gekocht. Nur weil es noch Platz im Bogen hatte, legte ieh's ein,
den ich hielt es für durchaus hin und verdorben. Aber zu meiner
Ueberraschung war diess jetzt die einzige Neottia, die ihre Farbe
behalten hatte und geralhen war. Diese Erfahrung sollte von mir
nicht unbenutzt bleiben. Heute Abend lief ich noch in den Wald
untenher der Rossweid und suchte und fand im tiefen feuchten
Moos unter Tannen, etliche und 20 Neotlia.
Mittwoch, den 8. August. Nachmittag ging ich an die Kander,
um wieder einmal nach der, dieses Frühjahr dort von mir gefundenen
angesiedelten Artemisia mutellina zu sehen. Auf demselben Platze
fand ich nun viele Stöcke und fast alle halten geblüht. Dünner und
schmächtiger sind sie freilich als droben in ihrer ursprünglichen
Heimath. Im Flusskies blühte Epilobium Fleischen. Zwischen-dem
Gwatt und der Kanderbrücke blüht jetzt ein Wald der schönsten
Inula Vaillantii.
Samstag, den 11. August. Früh nach 7 Uhr trat ich . eine
Reise nach Gastern an, wo ich seit 4 Jahren nicht mehr gewes'en.
Das Gasterenthal ist eines der abgeschiedensten und einsamsten
Alpenthäler. Der Eingang in dasselbe, die s. g. Klus, V-/2 St. hinter
376
Kandersteg wird wohl nur seilen von einem der vielen Fremden,
die alljährlich über die Gemini gehen beobachtet werden, obgleich
ihr Weg sie nur wenige Schritte davon vorüberführt, viel weniger
noch, dass sie hinter diesen Felsenmauern ein 4 Stunden langes,
zuhinterst von Menschen bewohntes Thal ahneten. Hat man diese
Klus, einen engen, % St. langen, von der tobenden Kander durch-
brochenen Felsenpass hinter sich, so öffnet sich ein ebener 4 Sl.
langer Thalboden, in dessen Hintergrunde dann die Häuser von
Gastern liegen, 4660' ü. M., im Norden überragt von dem mehr
als 11.000' hohen Doldenhorn, im Süden vom Lötschthalgrat, über
den ein Gletscherpass in's Wallis führt und im Osten geschlossen
vom gewaltigen Kandergletscher. — Durch die Klus blühte jetzt
reichlich an den Felswänden Saxifraga caesia, auch Athamanta
cretensis und Bupleurum ranunculoides. Ungefähr in der Hälfte des
Thaies an einer Schutthalde traf ich mehrere grosse Stöcke einer
Arabis in bald reifen Schoten. Zu meiner grossen Freude habe
ich mich überzeugt, dass diess hier der Mutterstaat der seltenen
Arabis sevpilUfolia ist und die draussen auf den Felsen am Ein-
gang in die Klus, wo ich sie am 30. Juni d. J. holte, eine Kolonie
Sprösslinge davon sind. Weiterhin in einem alten Tannenwald,
dessen Boden aus verfaultem Holz und feuchtem tiefen Moos besteht,
stand Pyrolauniflora, Corallorrhiza innata, Listera cordata, Cacalia
alpina und abermals wurde ich erfreut, da stand ein in schönster
ßlüthe befindliches Exemplar von Epipogium Ginelini — aber nur
ein einziges. Hatte ich bis dahin Jrsache mit dem Wetter zufrieden
zu sein, so nöthigte mich der jetzt losgebrochene Regen bald
möglichst die Häuser von Gastern zu erreichen. Am Weg dahin
stand an einer Felswand Phytheuma betonicaefolium , Erigeron
Villarsii, auf einem Felsblock schön blühende Veronica fruticulosa,
in Wiesen, nur noch wenige Minuten von den Häusern blühten
Campanula linifolia, rhomboidales, thyrsoidea, üieracium villosum
und glaueum All.
Sonntag, den 12. August. Mein Lager heule Nacht war nicht
das beste; das Heu feucht und warm. Der Regen dauerte fort bis
in den Morgen hinein. Berg und Thal sind in den dicksten Nebel
gehüllt. Was nun thun? Länger liegen bleiben auf dem nassen
Heu mochte ich auch nicht; so drückte ich mich zum Heuschober
hinaus, hing meine Büchse um und ging dem Gletscher zu, der 2
Stunden von den Häusern im Hinlergrunde des Thaies der Kander
ihren Ursprung gibt und mit dem Tschingelgletscher im Lauter-
brunnenlhal zusammenhängt. Dessen unterer Theil wird von den
Leuten in Gastern der Alpelligletscher , der obere der Kander-
gletscher geheissen. Auf dem linken Ufer der jungen, dem Gletscher
entsprungenen Kander, auf der Schattseite durch Schutthalden hinauf,
rückte ich den Flühen und Felswänden entlang gegen den Gletscher
hinein. In den Schutthalden blühten üieracium staticefolium, Sedum
atratum, und saxaüle, Sempervivum montanum, Oxytropis montana,
Aronicum scorpioides, Cerastium strictum, Artemisia mutellina, Pe-
377
dicularis rostrata und tuberosa , Epilobium Fleischeri, Saxifraga
aspera, bryoides, cuneifolia, stellar is, Cardamine resedifolia; an
grasichten Halden Potentilla grandifolia, Achillea atrata, macro-
phylla, Carex aterrima; an Felswänden Phytheuma hemisphaer icum
und Scheuchzeri , am Fuss der Wände Chrysanthemum alpinum
und Phaca astragalina, Astrantia minor, Hieracium villosum. Hin-
gegen von Allium victoriale , das ich vor 4 Jahren da gefunden,
konnte ich jetzt nichts sehen und von Aquilegia alpina fand ich nur
noch 'i blühende Exemplare. Hie und da stand eine Gentiana pur-
purea; in Menge Aconitum Lycoctonum und Napellus und Rho-
dodendron ferrugineum. So schallte ich mich weit hinauf am Berg
zur Seite des Alpetli- Gletschers, der bei diesem Nebel und Regen-
wetter beständig kanonirte und furchtbare Lawinen von der Dol-
denhornseite zugeschickt bekam; bis zuletzt ein tief eingefressener
Bach vom Lötschtlialgrat herab meinem Weiterdringen ein Ziel
steckte. Dort nahm ich noch Senecio Doronicum, Tozzia alpina,
und Juncus trißdus. Bei schönem Wetter bietet diese Gegend einen
grossartigen Anblick in das Innere einer erhabenen Alpenwelt. In
Gastern traf ich alle Häuser geschlossen. Weil Sonntag, waren sie
wahrscheinlich in die Sennhütten hinaufgestiegen. Ohne Verzug
setzte ich daher meinen Rückweg durchs Thal hinaus fort. Das
Wetter hatte sich unterdessen gebessert. Die Klus im Rücken, im
offenen Grund des Thals von Kandersteg angelangt, schlug ich jetzt
den Weg nach der Gemmi ein, um mir noch schnell Silene quadri-
dentata zu verschaffen, die da in der Waldregion in einer Höhe
von 4. — 5000' an nassen Felswänden vorkommt; von doit weg dann
aber wieder abwärts zu gehen und Thun zuzusteuern.
(ScMuss folgt.)
Literaturberichte.
N. J. S c h e u t z. Prodromus Monographiae Georuni.
Upsaliae 1870.
Die Arten der Gattung Geum lassen sich ausserordentlich leicht
durch Samen vermehren, vertragen auch sehr gut das mitteleuro-
päische Klima und finden sich daher in den meisten unserer bota-
nischen Gärten durch eine reichliche Zahl von im freien Lande kulti-
virten Arten vertreten. Wer sich aber die Mühe nimmt diese in
den Gärten kultivirten Gea näher zu studiren , wird die Ueber-
zeugung gewinnen, dass die jVomenclatur derselben in einer heillosen
Verwirrung sich befindet, dass von vielen dieser Pflanzen das ur-
sprüngliche Heimatland ganz unbekannt ist und dass sich in den
Gurten im Laufe der Zeit offenbar auch die mannigfachsten , oft
nur schwierig zu deutenden Bastarte gebildet haben.
Die letzte alle bis dahin bekannten Ge«>w-Arten umfassende
Arbeit ist jene, welche Seringe für den De Candoll'schen Prodro-
378
mus im Jahre 1825 geliefert hat. Diese Seringe'sche Monographie
zeichnet sich aber nichts weniger als durch genaue klare Dia-
gnosen aus , enthält eine grosse Menge unrichtiger Angaben und
Verwechslungen und es genügt wohl zur Charakterisirung der
Seringe'schen Arbeit anzuführen, dass in derselben eine und die-
selbe Pflanzenart QGeum aleppicum Jacq.) unter drei verschiedenen
Namen beschrieben erscheint. Seit der Veröffentlichung der Se-
ringe'schen Monographie ist zudem eine Reihe wichtiger Funde,
so beispielsweise das durch seine geographische Verbreitung höchst
merkwürdige, in seiner Tracht und Fruchtform von allen übrigen
Geum-Arten abweichende und eine eigene Sectio repräsentirende
Geum heterocarpum B o i s s. und einige von C. A. Meyer und
Anderen beschriebene Arten und Bastarte, bekannt geworden.
Eine kritische Zusammenstellung alles dessen, was wir derzeit
über diese Gattung wissen, war daher aus allen diesen Gründen
ein dringendes Bedürfniss und wir begrüssen daher den Enlschluss
des Dr. Scheutz, eine Monographia Georum zu schreiben,
mit grosser Freude. Vorläufig hat Scheutz einen Prodromus
Monographiae Georum herausgegeben, der als eine 69 Seiten
in Quart umfassende, in den Schriften der Akademie der Wissen-
schaften in Upsala niedergelegte Abhandlung, vorliegt. — In diesem
Prodromus wurde von dem Monographen alles, was ihm über die
Gattung Geum bekannt geworden, niedergelegt, die einzelnen Arten
in vorzüglicher Weise und trefflicher Anordnung beschrieben und
diesen Beschreibungen eine Reihe wichtiger Bemerkungen über
die Gattungsmerkmale, Geschichte, geographische Verbreitung und
Nutzen, sowie eine Clavis synoptica vorausgeschickt. — In der
Zusammenstellung der die Gea betreffenden Literatur vermissen
wir die ausgezeichnete, an wichtigen Angaben reiche Behandlung
dieser Gattung in der Flora ingrica von Ruprecht p. 306 (Peters-
burg 1860). — Die geographische Verbreitung wurde von Scheutz
nicht eingehender erörtert. In der Regel wurden nämlich nur jene
Standorte speziell erwähnt, von welchen der Autor Exemplare in
den schwedischen Herbarien zu sehen Gelegenheit hatte, und das
Bild, welches man in Folge dieser verhältnissmässig spärlichen
Angaben über die geographische Verbreitung der einzelnen Arten
erhält, ist darum meistentheils nur ein sehr lückenhaftes. Allerdings
hat die Benützung der Angaben anderer Botaniker über Standorte,
von welchen man keine Exemplare zu sehen Gelegenheit hat, ihre
Schattenseiten; aber da es unmöglich ist, die Belege zu allen An-
gaben selbst einzusehen , so bleibt dem Monographen am Ende
doch nichts anderes übrig, als sich an die Bücher zu halten. Es
scheint mir jedenfalls zweckmässiger, alle einschlägigen Angaben
anderer Botaniker unter Reserve zusammenzustellen, als dieselben
zu ignoriren.
Auf Seite 28 wird Geum aleppicum Jacq. als Geum strictum
Kit. aufgeführt. Der aus dem Jahre 1786 datirende Jacquin'sche Name
hat aber vor Geum strictum Ait. (1789) die Priorität. Der älteste
379
Name für diese Pflanze wäre eigentlich G. canadense Murray
(1775), da aber schon ein von Jacquin im Jahre 1773 aufgestelltes
G. canadense existirt, so kann dieser Name Murray's nicht be-
rücksichtigt werden und hat der nächstälteste Name G. aleppicum
Jacq. Anwendung zu finden.
Geum spurium C. A. Meyer, ein der Combination: aleppi-
cum X urbanum entsprechender Bastart wird auf Seite 30 als Va-
rietät zu G. strictum Ait. (recte G. aleppicum Jacq.) gezogen.
Wir können uns aber damit, dass man Bastarte als Varietäten zu
einer der Stammarten zieht, nicht einverstanden erklären, da diese
Methode der Behandlung der Bedeutung der Bastarte nicht die
gebührende Rechnung trägt und zwei auseinanderzuhaltende Be-
griffe vermengt.
Geum intermedium Ehrh. und Geum inclinatum Schleicher
hält Scheulz nicht für Bastarte und widerspricht in dieser Bezie-
hung der Annahme aller neueren Autoren, welche Gelegenheit
hatten, diese Pflanzen in ihren Verhältnissen an Ort und Stelle zu
beobachten. — Wir möchten aber den Autor hier auf Nägel i's
einschlägige Bemerkungen aufmerksam machen. N ä g e 1 i theilt
nämlich in seiner Abhandlung über die Pflanzenbastarte (Sitzungs-
berichte der bairischen Akademie der Wissenschaften 16. Feb. 1866)
die Botaniker in Hybridomanen und Hybridophoben ein und cha-
rakterisirt beide treffend in folgender Weise: „Die Hybridomanen
nehmen mit allzugrosser Leichtigkeit Bastarte an. Eine etwas ab-
weichende Form , die nicht sogleich in ihr Schema der Spezies
passt, gilt als Bastart der nächsten besten auf dem gleichen Standort
vorkommenden Arten, und wenn es sich um getrocknete Exem-
plare handelt , zweier beliebiger ähnlicher Arten, wenn auch im
ersteren Falle die Merkmale, welche nach den Erfahrungen über die
Bastarlbildung dem hybriden Produkt zukommen sollten, im zweiten
Falle die Merkmale und das Vorkommen widerstreben. Man hat
selbst Pflanzen, die man weder frisch noch trocken gesehen, als
Bastarte von Arten erklärt, die gar nicht da vorkommen, wo der
angebliche Bastart wächst. — Die Hybridophoben verhalten sich
absolut verneinend. Sie verwerfen ohne weitere Untersuchung alle
oder nahezu alle Bastarte, oder sie halten dieselben wenigstens
als zufällige und vorübergehende Bildungen, nicht werth einer be-
sonderen Beachtung und Erwähnung. Da nun aber die wirklichen
Artbastarte ganz ausgezeichnete systematische Formen sind, so
werden sie von den bastartscheuen Autoren theils als Varietäten,
theils als Arten neben den wirklichen Varietäten und Arten auf-
geführt. Wir finden die Hybridomanen vorzüglich unter den Floristen,
welche auf ihren zahlreichen Exkursionen und beim Sammeln von
vielen Exemplaren einen tiefen Eindruck von der Vielförmigkeit
der Arten und von dem Vorhandensein mannigfaltiger Zwischen-
formen in sich aufgenommen haben; — die Hybridophoben aber
unter den Monographen, welche das zu bearbeitende Material gröss-
tentheils nur in getrockneten Exemplaren gesehen haben und denen
380
daher die wesentlichste Bedingung für die richtige Beurteilung
mangelt."
So Nägeli. — Der Verfasser des vorliegenden Prodromus
gehört nun jedenfalls zu den Hybridophoben. Wie er in der Ein-
leitung zu seinem Werke sagt, wurde er von Elia Fries zur Be-
arbeitung der Gattung Geum angeregt, und dieser Umstand mag
vielleicht auch die Ursache bergen, dass er gleich dem berühmten
Verfasser der „Epicrisis generis Hieraeiorum" sich auf dem Stand-
punkt der Hybridophoben stellte und von dem Vorkommen der
Baslarte in der Galtung Geum nicht viel wissen will.
Obschon nicht Hybridomane, kann ich in dieser Beziehung
den Standpunkt und die Anschauungen Scheutz's nicht gutheissen.
— Scheutz legt bei der Beurtheilung der Frage, ob er eine Pflanze
als Bastart oder als Stammart ansehen soll, ein besonderes Gewicht
darauf, ob diese Pflanze meist steril erscheint, oder ob sie reife
Samen hervorbringt. Wenn es nun auch richtig ist, dass die Ba-
starte häufig keine keimfähigen Samen und nur unvollkommenen
Pollen hervorbringen, so darf man daraus nicht folgern, dass Pflanzen,
welche keine keimfähigen Samen erzeugen, einer hybriden Ver-
bindung ihre Entstehung verdanken, da es unzweifelhafte Stamm-
arten gibt, welche gleichfalls unregelmässigen Pollen besitzen und
keine keimfähigen Samen tragen, ja ganze Pflanzengattungen exi-
stiren, welchen gegenwärtig die Fähigkeit sich auf geschlechtlichem
Wege zu vermehren, geradezu abhanden gekommen zu sein scheint*).
Anderseits aber ist es ja durch zahlreiche Versuche konstatirt, dass
erwiesene Bastarte in Betreff der Fortpflanzung sich ganz so wie
Stammarten verhalten. Die Ergebnisse dieser Versuche zeigen zwar,
dass häufig die Zahl der keimfähigen Samen vermindert ist, sie
zeigen aber eben so entschieden, dass einige Hybriden sich durch
keimfähige Samen in derselben Weise vermehren, wie deren Stamm-
arten. Nach meinen eigenen Untersuchungen gehören nun z. B.
die durch Kombination von Geum rinale und Geum urbanum ent-
standenen Bastarte gerade zu denjenigen, welche sich durch keim-
fähige Samen leicht fortpflanzen lassen und sich in dieser Beziehung
von Stammarten nicht unterscheiden. — Ob diese Fähigkeit der
geschlechtlichen Fortpflanzung dann , wenn Gelegenheit vorhanden
ist, dass sich verschiedene Individuen desselben Bastartes wechsel-
seilig bestäuben können, nach mehreren Generationen allmälig ge-
schwächt wird und schliesslich erlischt, ist eine durch das Experi-
ment noch nicht hinlänglich erwiesene Frage. Was das Geum in-
termedium {Hißale X urbanum) anbelangt, dessen verhältnissmässig
häufiges Vorkommen und weile Verbreitung Scheutz daran zwei-
feln lässt, dass diese Pflanze einer Kreuzung sein Dasein verdankt,
so kommt die zuletzt berührte Frage übrigens gar nicht in Betracht.
*) So z. B. die Gattung Lycopodium, zu Folge der von meinem ver-
storbenen Freunde Prof. Schleicher in Jena angestellten Versuche und Un-
tersuchungen, über welche ich dessen schriftliche Mittheilungen aufbewahre.
381
Das verhällnissmässig häufige Vorkommen erklärt sieh leicht dadurch,
dass auch die Stammarten überall dort, wo man diese Pflanze
auffand, in nächster Nähe häufig angetroffen werden und dass ge-
rade dieser Bastart sich sehr leicht aus den Stammet lern immer
wieder erzeugt, ja selbst im Garlen ohne Schwierigkeit erzeu-
gen lässt.
Scheulz gedenkt, wie schon oben bemerkt wurde, seinen
Prodromus zu einer Monographia Georum zu erweitern und ersucht
die Botaniker um einschlägige Mittheilungen, Zusendung von Exem-
plaren u. d. g. Wir wünschen ihm möglichst allseitige Unterstützung
und sind überzeugt, dass wir dann einer ebenso ausgezeichneten
als erschöpfenden Behandlung, dieser in systematischer Beziehung-
schwierigen Pflanzengaltung entgegen sehen können. Zu wünschen
ist dann nur, dass sich der Autor weder auf den Standpunkt der
Hybridophoben, noch auf jenen der Hybridomanen sondern auf die
zwischen diesen beiden Extremen liegende goldene Mittelstrasse
begeben möge. Kern er.
*.-<10S>"»-=
Correspondenz.
Linz, den 22. Oktober 1870.
Der botan. Garlen des nalurhislorischen Vereines in Linz, der
gegenwärtig von Hrn. Ullepitsch besorgt wird, umfasst ein von der
Kommune dem Vereine überlassenes Areal von 800QKlft. und enthaltet
auf 32 Beeten Repräsentanten aller grössern Familien in beiläuüg
800 Arten, dann an der Wand Anlagen für Alpinen, weiters eine
kleine Kollektion von Gefässkryptogamen. eine Abtheilung für Was-
serpflanzen und endlich ein Arboretum. Im Ganzen ist der Garten
trotz der kurzen Zeit seines Bestehens und seiner ungünstigen
Lage ganz gut fortgeschritten und verspricht für die Zukunft den
besten Erfolg, namentlich wenn erst die Baumpflanzungen gelungen
sein werden. Im Freien ist die Flora der hiesigen Umgebung, Dank
den diessjährigen häufigen Niederschlägen, noch nicht erstorben.
Ich fand noch am 7. Oktob. am Pöstlingberge Hypericum humifusum
im Gebüsche, auf sandigen Stellen Dianthus deltoides, Potenlilla
Güntheri, in umgearbeiteten Brachfeldern Spergula arvensis, Viola
arvensis , Scleranthus annuus, einige Veronica- Arten , Galeopsis
u. d.; auf Grasabhängen Lamium purpureum, Campanula rotundifolia
u. d. g. Von einem Spaziergange am 20. Oktober brachte ich noch
eine hübsche Zahl von Repräsentanten der Acker- und Wiesen-
flora nach Hause. Im Museum: Francisco -Carolinum wurden die
Herbarien meiner Obsorge übergeben; es bestehen deren drei,
eines für Oberösterreich und Salzburg, das zweite ist ein allge-
meines, beide aus dem Nachlasse Moi's stammend, sind nach dem
Reichenbach'schen Systeme geordnet, das dritte aus der Verlassen-
382
schaft des Dr. Duft Schmidt und über meine Anregung- angekauft,
ist sehr reichhaltig-, verbreitet sich über ganz Europa, ja enthält
auch Pflanzen aus anderen Welttheilen , die Anordnung ist nach
Endlicher. Das Museum hat auch das Manuskript des Dr. Duft-
schmidt: „Flora von Oberösterreich" acquirirt; dieselbe ist probe-
weise u. z. die Familien der Gramineen in dem Jahresberichte für
1870 enthalten; da jedoch, wenn in dieser Weise dem Publikum
dieses Werk übergeben würde , dies zu weit ausgehend wäre,
wurde die Unterhandlung mit einem hiesigen Buchhändler ange-
knüpft, der nach vorläufig gesicherter Subskription diese Flora in
Heften (etwa 20 an der Zahl) herausgeben würde.
Dr. Robert Rauscher.
Neutra, den 10. November 1870.
Krankheit und die bittersten Existenzsorgen haben meine
Kräfte derart in Anspruch genommen, dass ich leider nicht in der
Lage war meinen Verpflichtungen nachzukommen. Man kann dess-
halb über mich aburtheilend sprechen und hat zum Theil Recht —
es war ein Fehler von mir so lange zu schweigen, aber mein
Streben jedesmal meine Gläubiger zu befriedigen, hielt mich ab
schon früher öffentlich in der bosnischen Angelegenheit zu sprechen.
Ich hoffte noch einmal hinunter kommen zu können und so jene
Lücken auszufüllen, welche zur Befriedigung meiner Pränumeranten
unbedingt nothwendig gewesen wären. Die Verhältnisse in Bosnien
waren für mich zum Theil so ungünstig , das es schwer hielt viel
zu sammeln, die Bergwiesen waren oft ganz abgeweidet, der Regen
hatte meine Sammlungen so zerstört , dass ich Weniges retten
konnte; wenig mit einer relativ grossen Summe versehen , war
ich trotzdem nicht in der Lage mir ein Pferd zu miethen, ebenso-
wenig konnte ich mir einen Führer nehmen, ich musste allein
herumstreifen und meine Pflanzenausbeute selbst tragen. Wenn-
gleich ich äusserst genügsam bin und schon mit geringen Mitteln
gereist bin, so habe ich dennoch diesmal die Summe unterschätzt.
Ich bin mit meinem eigenen Schaden klug geworden, das soll nicht
heissen, dass ich auf Kosten Anderer klug werden wollte. Ich werde
meinen Verpflichtungen gewiss ehrlich nachkommen. Hoffentlich
sind die Pflanzen, welche ich mitgebracht in Kürze bestimmt und
kommen noch bis Ende Dezember 1870 zur Vertheilung. Da jedoch
die Ausbeute eine geringe ist, bin ich nicht in der Lage alle meine
Herren Pränumeranten schon heuer zu befriedigen, gebe aber die
ganz bestimmte Versicherung, dass ich im Laufe des Jahres 1871
entweder auf eigene Kosten eine Reise nach Bosnien unternehme
oder bis längstens 31. Dezember 1871 baar und ehrlich begleichen
werde. Ich werde an jene Herren, welche ich bei der ersten Ver-
theilung nicht befriedigen kann Anfangs Jänner, detaillirte Privat-
briefe schreiben. Für jetzt will ich in Kürze bemerken, dass ich
meinen Reisebericht in Bälde bearbeiten werde und dass ich bei
383
Vertheilung der Pflanzen die Fränumeranten von mehreren Centurien
berücksichtigen muss. Josef Armin Knapp.
Pest, 16. November 1870.
Am 13. d. M. kam ich von meiner zweiten Banater Reise
hieher zurück. Trotz der ungünstigen Witterung brachte ich doch
reiche Ausbeute mit. Crocus iridißorus und Campanula crassipes,
Artemisia annua waren die letzten Pflanzen die ich einsammelte.
Die Campanula blühte im Käzänthale noch reichlich und bildeten
die dichten, oft 3' lang aus den Felsspalten herabhängenden mit
tausend und tausend Blüthen übersäeten Buschen eine wahre Zierde.
Diese Campanula im Herbste — von Ende August bis November
— dann Syringa vulgaris im Frühjahr sind nun die Hauptzierden
der Vegetation. Dabei muss ich bemerken, dass die Blüthen der
um Kazän massenhaft wildwachsenden Syringa doppelt so gross
sind, als die der Gartenpflanze. — Gestern erhielt ich von H. Prof.
Pancic ein Schreiben, in welchem er mir mittheilt dass derselbe
Ende August in Syrmien für einen russischen Emissär gehalten
und eingesperrt wurde, wodurch seine Bereisung der Fruska gora
vereitelt ward. „Als ich loskam — schreibt Panöic — kehrte ich
der Militärgrenze den Rücken und ging nach Neusatz, von wo ich
einen Abstecher nach Kloster Kobilj unternahm und fand daselbst zwei
Novitäten für die Banater Flora: Inula nuda und Cuscuta chinensis,
diese letztere auf Xanthinm spinosum." Zu Weihnachten komme ich
nach Wien , um im k. k. bot. Hofkabinet über mehrere meiner
neuen Funde nachzusehen. Janka.
--**«
Personalnotizen.
— Dr. Julius Wiesner wird seine Vorträge als ord. Pro-
fessor der Pflanzenphysiologie an der Forstakademie in Mariabrunn
mit nächstem Semester beginnen, verbleibt aber zugleich auf ein-
stimmigen Antrag des Professoren-Kollegiums des Polytechnikums
als Professor der Waarenkunde an letzterer Anstalt.
— Elise Braig, die um die Erforschung Istriens vielverdiente
Botanikerin ist am 16. November, in einem Alter von 67 Jahren
in Triest gestorben. Ihre botanischen Studien begann sie in Berlin
unter der Leitung des Dr. Koch und setzte dieselben in Triest
unter Dr. Biasoletto und Hofrath v. Tommasini fort. Sie hin-
terliess ein sehr reichhaltiges Herbarium.
— Dr. Emerich von Frivaldszky, welcher am 19. Oktober
auf seinem Landgute Jobbagyi gestorben ist, wurde im Jahre 1799
384
zu Bacsko im Zempliner Komitat geboren, seine Vorbereitungs-
studien machte er zu Satorallja-Ujhely , Erlau und Kasch.au und
bezoff dann die Pester Universität um Medizin zu hören. Anfangs
hatte ihn mehr das Studium der Pflanzen angezogen, doch bald
widmete er sich ausschliesslich der Entomologie. Reisen wurden
zur Durchforschung des Vaterlandes unternommen und durch beinahe
fünfzig Jahre bis in das späte Alter fortgesetzt. Kurze Zeit vor
seiner im Jahre 1822 erfolgten Promotion zum Doktor der Me-
dizin wurde er als Kustodiatsbeamter am Nationalmuseum in Pest
angestellt und wirkte hier durch eine lange Reihe von Jahren.
Die ungarische Akademie hatte ihn schon 1832 zu ihrem korrespon-
direnden, 1838 aber zu ihrem ordentlichen Mitgliede gewählt. Von
den von ihm veröffentlichten Schriften wären zu bemerken: „Reise
in den Balkan." Ungarisch im 2. 3. und 4. Bande der Jahrbücher
der ung. Akademie (Ofen 1836 — 1840) — „Succinctae diagnoses
specierum plantarum novarum europaeo - lurcicarum in catalogo
meo occurentium." (Flora 1835 und 1836) — „Naturhistorische
Exkursion in die Zipser Karpaten." (Ungarisch im 4. Bande der
ung. Aerzte und Naturforscher). — „Naturwissenschaftliche Reise
in die Türkei." (Ungarisch im 1. Bande der k. ung. naturwiss.
Gesellschaft).
— Dr. Franz Lagger ist vor Kurzem in Freiburg gestorben.
Bis zum letzten Tage seines Lebens botanisch thätig, wird sein
Verlust von allen den vielen Botanikern, mit denen er durch mehrere
Decennien im regsten wissenschaftlichen Verkehre stand , gewiss
auf das herbste empfunden werden.
— Karl E mm ermann, Oberförster zu Thalweil am Zürcher
See, ist Ende September gestorben.
Botanischer Tauschverein in Wien.
— Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Csato mit Pflanzen aus Sie--
benbürgen. — Von Herrn Dr. Falck mit Pfl. aus Siebenbürgen. — Von Herrn
Krenberger mit Pfl. aus Kärnthen und Steiermark. — Von Herrn Hans mit
exotischen Pflanzen. — Von Herrn Dr. Tauscher mit Pfl. aus Ungarn.
— Sendungen sind abgegangen an die Herren, Pantocsek, Andre und
Plosel.
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von C. Oerold's Sonn.
Druck und Papier der O. Uenerreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer).
Inhalt.
I. Gallerie österreichischer Botaniker.
Seit«
14. Julius Wiesner (Mit einem lithogr. Porträt) 1
II. Original-Aufsätze.
Ascherson, Dr. P. Fumaria Petteri Rchb 38
Bartsch, J. - Literaturberichte 59, 184, 283, 348
Öelakovsky, Dr. Lad. — Neue Beobachtungen und Kritik einiger Pflanzen
der böhmischen Flora 11. 46
— — Sind Osmunda und Scolopendrium in Böhmen einheimisch? . . . 354
— — Ueber Rhinanthus angustifolius Gmel 130
Falck, Dr. Alfred. — Literaturberichte 347
Pimpinella disseeta Retz. Ein verirrtes Synonym 143
Focke, Dr. W. 0. — Bemerkungen über einige Rubus-Arten 97
Gsaller, Carl. — Carex brachyrhyncha Gsall 199, 292
— — Ein Fall hermaphroditer Blüthen an Salix aurita 365
— — Ueber Chrysanthemum montanum L 333
Hazslinszky, Friedrich. — Der Nussschwamm als Farbepflanze ... 77
Hohenbühel, Ludwig Freiherr v. — Der Fungus Laricis aureus Mat-
thioli's 193
— — Die Entdeckung des Aecidiums von Uromyces Cacaliae Ung. . . . 6
— — Hydnum Schiedermayeri Hfl 33
Literaturberichte • • 25, 26, 58, 85, 86, 118, 154, 182
Holuby, J. L. — Aus Modern in Ungarn 363
— — Lebermoose der Flora von Ns. Podhragy im Trencsiner Comitat . . 238
— — Zur Flora Pressburgs 168
Huter, Rupert. — Botanische Mittheilungen 335
Janka, Yictor v. — Bemerkungen zu Boissier's „Flora orientalis" . . .111
386
Saite
Kerner, Dr. Anlon. — Beschreibungen neuer Pflanzenarten der österreichi-
schen Flora 8, 41
— — Die Vegetations-Yerhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns
und angrenzenden Siebenbürgens 18, 67, 103, 136, 170, 203, 231,
322, 356
— — Literaturberichte 377
— — Ueber die hybriden Saxifragen der österreichischen Flora . . . .145
Ueber einige Arten der Gattung Melampyrum 266
_ _ Viola ambigua W. K. in Niederösterreich und V. Thomasiana
Perr. et Song, in Tirol '. 161
Kohts, F. — Beschreibung neuer und Charakteristik einiger bekannten
Carea;-Ai'ten 140, 163
— — Ueber Potamogeton Casparyi 289
Ueber Scirpus Baillii Kohts 242
Mayer, A. C. — Irigonella monspeliaca L. im Gebiete der Flora Deutsch-
lands • 72
Neilreich, Dr. August. — Thalictrum silvaticum Koch neu für die Flora
Niederösterreichs 7
Oertel, A. — Eine Reise nach Spanien im Winter 1869 273
Panöiö, Dr. Josef. — Botanische Reise in Serbien im J. 1869 . . .173, 205
Pokorny, Dr. A. — Der Kampf uin's Dasein in der Pflanzenwelt .114, 147
Prichoda, Moritz. — Zur Flora von Istrien 75
Beissek, S. — Die Farbenwandlung der Blüthen 257
Scheutz, Dr. N. J. — Literaturberichte 215
Schur, Dr. Ferd. — Photographische Fragmente 22, 108, 200, 280, 293, 366
Sekera, W. J. — Nachtrag zur Flora der Basaltformation in der Gegend
von Münchengrätz 54
Sonklar, Carl v. — Aus dem Banate 78
Spreitzenhofer G. C. — Botanische Erinnerungen an Mondsee .... 55
Strobl, Gabriel. — Ausflug auf den grossen Bösenstein 208, 245
Tommasini, Mutius R. v. — Streifblicke auf die Flora der Küsten Li-
burniens 225
Vulpius. — Exkursionen in die Berner Alpen im Sommer 1855 .297, 340, 369
Weiss, Dr. Adolf. — Literaturberichte 59
Weyl, Th. — Notiz über Potamogeton Casparyi Kohts 321
Winter, Ferd. — Literaturberichte 305
III. Besondere Artikel.
24. Jahresbericht des botanischen Tauschvereins in Wien 88
Dem Andenken F. Ungers« 129
387
Seit«
IV. Correspondenzen.
Aus Antholz in Tirol von Huter • • .... 121
„ Athen von Dr. Landerer 350
„ Couvet in der Schweiz von Dr. Lerch 350
„ Danzig von Kohts 221
„ Graz von R. v. Pittoni 219
„ Innsbruck von G sali er löl, 287, 318
„ Innsbruck von Dr. Kerner 28, 120, 186, 220, 250, 349
„ Krems in Niederüslerreich von Bar. Th innen 186
„ Langenlois in Niederösterreich von Kalbrunner 315
„ Leipzig von Georg Winter ... . • 350
„ Linz von Dr. Rauscher 381
,, London von Dr. Seemann 188
„ Marienwerder von Dr. Klinggräff 156
„ Neutra in Ungarn von Knapp 382
„ Pest von Janka 315, 383
„ Plavischevitza von Janka 185
„ Sz. Gothard in Siebenbürgen von Janka 61
„ Striegau in Schlesien von Zimmermann 188
„ Trient von Val de Lievre 27
,, Triest von Hauk 60
„ Triest von Tommasini 155, 185, 251, 317
„ Turn-Severin i. d. Walachei von Janka 250
„ Wien von Dr. Falck 349
„ Wien von Glowacki 60
„ Wien vonPrichoda 219
V. Stehende Rubriken.
Personalnotizen 28, 61, 90, 122, 156, 189, 221, 252, 319, 350, 383
Vereine, Anstalten, Unternehmungen 29,62, 91, 123, 156, 189, 222, 252, 288
319
Literarisches 31, 94, 191, 350
Sammlungen 94, 160, 288
Botanischer Tauschverein in Wien 31, 64, 95, 128, 160, 192,224, 256, 350, 384
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