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Full text of "Österreichische botanische Zeitschrift"

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Oesterr.  Botan.  Zeitschrift  1879. 


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Oesterreichische 

BOTANISCHE  ZEITSCHRIFT. 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

Botanik  und  Botaniker,  Gärtner,  Oekonomen,  Forstmänner,  Aerzte, 
Apotheker  nnd  Techniker. 

Mit 

Original  -:Beit2r^sezi. 

von 

Antoine,  Beck,  Borbäs,  Breindl,  Celakovsky,  Dicht),  Erdinger,  Freyn,  Hackel,  Haläcsy,  Hauck, 
Hausskiiecht,  Hegeliuaier,  Heiiiierl,  Heldreich,  Höhnei,  Hofmann,  Holuby,  Huter,  Hütten, 
Janka,  Raro,  Keck,  Keinpf,  Kerner,  Knapp,  Kornicke,  Kugy,  Langer,  Lorinser,  Menyharth, 
Oburny,  Peter,  Poetsch,  Prichoda,  Reichardt,  Sardagna,  Schuler,  Schuizer,  Solla,  Staub, 
Tbünien,  Tuniaschek,  Touuuasini,  Tra&Ier,  Uechtritz,  Yatke,  Toss,  VukotinoTic,  Wawra, 
Wiesbaur,  Willkoiuui,  Wjpiel,  Zukai. 

Redigirt 

Vütt 

D'  Alexander  Skofltz. 


XXIX.  Jahrg^ang. 

(Mit  1  LicVitdruck-Pcrtrat  und  7  Abbildungen  auf  1  lUhograpbirten  Tafel.) 


Wien  m. 

Verlag-  von.  O.  Q-erold's  Sohn. 


OS 


Ocstcrreichischc 

Eotanisclie  Zeitschrift 

Gemeinnützig^es  Organ 

für 
Die  österreiciiisciie     -,  Exemplare 

botanische    ZeitscbitH  RAfanik     IIIkI      RAfaillLckr  die  frei  durch  die  Post  be- 

erscheint  DWldUiBl     UHU    DUldUlHei ,  zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  bei  der  Reduktion 

Man^pnnumeri^i^au^eibe  Qjj^jj,gp^  Oekouomeii,  Forslinänncr,  Aerzle,  ^''-  fr-p^Äwren'; " 

(IG  li.  Marko                                                                          ,  Iin  Wege  des 

ganz  jährig,  oder  mit  InAlliol/oi'    nnfl    Taclinilnr  Buchhandels  übernimmt 

■t  a.  ü.W.C&R.Mark;)  rtpUlliei^U     UllU    ICUllimU.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  «ierold's  Sohn 

Inserate  m-»«     <  ^"  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  fl         1  sowie  alle  übrigen 

15  kr.  Ost.  W.  A~  =     A»  Buchhandlungen. 


XXIX.  Jahrgang.  WM.  Jänner  1879. 

INHAIjT  :  L.  V.  Vukotinovie.  Von  Knapp.  —  Zur  Kenntniss  der  Nutation.  Von  Wyplel.  — 
Vofsia.  Von  Thümen.  —  Zur  Keutraer  Flora.  Von  Hüten.  -  Lcpiota  ruiioso-reticidata.  Von 
Dr.  Lorinser.  —  Ausflug  auf  die  Babia  Gora.  Von  Dr.  Peter.  —  Anpflanzungen  in  Adelaide. 
Von  Antoine.  —  Literaturberichte.  —  Correspondenz.  Von  Holuby.  — Personalnotizen.  —  Ver- 
eine, Anstalten,  Unternelimungen.  —  Botanischer  Tauschverein.  —  Inserate. 


Gallerie  österreichischer  Botaniker. 

XXIII. 

Ludwig  von  Vukotinovie. 

(Mit  einem  Porträt  in  Lichtdruck.) 

Ein  thatenreiches  Leben  ist  es,  das  hier  zum  ersten  Male  in 
seiner  Gesammtheit  entrollt  werden  soll.  Leider  gestattet  es  nicht 
der  eng-  bemessene  Raum  dieser  Zeitschrift,  Vukotinovie  in  seinen 
Beziehungen  zur  Wissenschaft  und  zum  öfFentlichen  Leben  so  dar- 
zustellen, als  ich  wollte,  als  ich  sollte.  Ich  werde  daher  hauptsäch- 
lich Vukotinovic's  botanische  Thätigkeit  erörtern  und  alles  Uebiige 
nur  nebenbei  berühren.  Vukotinovic's  Wirken  ist  für  Kroatien  geradezu 
ein  epochemachendes,  und  selbst  das  Ausland,  dem  er  einen  grossen 
Theil  seiner  Arbeiten  zuganglich  gemacht,  erkennt  bereitwillig  dessen 
Verdienste  an. 

Ludwig  von  Vukotinovie,  auch  Farkas-Vukotinovic  und 
schlechtweg  Parkas  genannt,  entstammt  einer  altadeligen  Familie 
und  wurde  am  13.  Januar  1813  in  Agram  geboren.  Die  erste  Schul- 
bildung erhielt  er  hier  und  studirte  dann  in  Gross-Kanizsa  und  Steiu- 
amanger.  Nachdem  er  seine  Studien  in  Pressburg  vollendet  hatte, 
wurde   er   Jurat   bei   der  königlichen  Tafel  zur  Seite  des  Septemvirs 

Oestcrr.  botan.  Zeitschrift.  1.  Heft.   ISTÖj»,,  r\  M  yi%        ^  1 


5.r> 


4687' 


Baron  Louis  Bedekovic  und  kam  bald  nachher  in  gleicher  Eigenschaft 
zur  Banallafel  in  Agram,  1836  legte  V.  die  Advokatenprüfung  ab 
und  trat  im  selben  Jahre  als  Honorar-Vice-Notär  in  den  Dienst  des 
Kreuzer  Comitates,  wo  sein  Vater  Grossgrundbesitzer  war.  V.  lernte 
die  damalige  Administrationsweise  in  allen  Zweigen  kennen  und  war 
besonders  wegen  seiner  Offenheit  und  Ehrlichkeit,  sowie  wegen  seiner 
leicht  versländlichen  Schreibweise  in  und  ausser  den  Dienstkreisen 
sehr  beliebt.  1840  wurde  er  zum  Oberstuhlrichter  erwählt  und  blieb 
in  dieser  Stellung  bis  zum  Jahre  1848,  wo  er  zum  Depulirlen  seines 
Bezirkes  gewählt,  auf  die  Ereignisse  der  damaligen  Periode  einwirkte, 
zum  Hauptmann  in  die  kroatische  Nalionalgarde,  die  das  Land  gegen 
eine  etwaige  Invasion  von  aussen  her  zu  schützen  hatte,  bald  darauf 
zum  Majoren  des  VI.  Bataillons  ernannt  wurde  und  den  Feldzug  zum 
obengenannten  Zwecke  mitmachte.  Im  J.  1850  kehrte  er  auf  seinen 
Oberstuhlrichterposten  zurück  und  (!r!iiclt  bald  darauf  die  Ernennung 
zum  Präsidenten  des  provisorischen  k.  k.  Landesgerichles  zu  Kreuz. 
Im  J.  1853  wurden  das  Comitat  und  das  Gericht  zu  Kreuz  aufgelöst, 
und  V.,  der  sich  in  aas  damalige  Bach'sche  Regierungssyslem  nicht 
fügen  wollte,  schied  aus  dem  Staatsdienste. 

Von  1853  bis  1860  lebte  er  in  Agram  und  widmete  seine  ganze 
Thätigkeit  dem  im  Entstehen  begriffenen  National-Museum,  dessen 
interimistischer  Gustos  er  vom  September  1855  bis  zum  1.  September 
1862  gewesen,  und  der  kroatisch-slavonischen  Landwirtlischafts-Ge- 
sellschaft,  deren  Secretär  und  Redacteur  er  vom  April  1855  bis  Ende 
1857  war.  Sein  unermüdlicher  Fleiss,  seine  Personen-  und  insbeson- 
dere seine  Sachkenntniss  verhalfen  beiden  Instituten  zur  gedeihlichen 
Entwicklung.  V.  hat  in  letzterer  Eigenschaft  wesentlich  beigetragen, 
dass  Kroatien  bei  der  Wiener  Ausstellung  1856  vertreten  war.  In 
Anerkennung  dieser  seiner  Thätigkeit  wurde  er  auch  damals  in  Wien 
in  eine  Secüon  gewählt  und  funoirle  daselbst  als  Schriftführer.  Im 
Jahre  1860  wurde  V.  zum  Obergespan  des  Kreuzer  Comilales  er- 
nannt und  bekleidete  diese  Würde  bis  zum  8.  März  1867,  beliebt  und 
geachtet  in  allen  Kreisen,  sowie  selbst  Allerhöchsten  Ortes  gerne 
gesehen.  Um  diese  Zeit  schied  er  abermals  aus  dem  Staatsdienste, 
zog  sich  in  das  Privatleben  zurück  und  befasste  sich  hauptsächlich 
mit  Ackerbau,  Obst-  und  Weinoultur.  1868  in  den  Landlag  gewählt, 
trat  er  der  Nationalpartei  bei;  als  aber  die  Nationalen  den  Landtag 
verliessen,  verblieb  er  beinahe  allein  auf  seinem  Standpunkte,  und 
es  gelang  ihm  später,  eine  kleine  Partei,  die  autonomistische  be- 
nannt, zu  bilden,  welche  der  Regierung  und  der  Majorität  opponirte. 
Trotz  der  Verschiedenheit  der  Ansichten  in  den  meisten  principiellen 
Fragen  wurde  V.  doch  zum  ersten  Landlags-Vicepräsidenten  und 
zum  Vertreter  am  gemeinsamen  ungarisch  -  kroatischen  Reichstag 
gewählt. 

Als  bei  der  Bildung  der  ungarischen  Landescommission  das 
ungarische  Ministerium  in  correcter  Weise  der  Autonomie  der  König- 
reiche Kroatien  und  Slavonien  Rechnung  zu  tragen  beschloss  und 
desshalb   eine   Stelle  im  Präsidium  einem  Vertreter  jener  Länder  re- 


servirle,  war  V.  die  geeigneiste  Persönlichkeit,  welche,  abgesehen 
von  seinen  fachmännischen  Antecedentien,  auf  beiden  Seiten  der  Drau 
ungetheiltes  Vertrauen  zu  finden  erwarten  durfte.  Er  betonte  auch 
sofort  neben  dem  engen  Anschlüsse  Kroatiens  und  Slavoniens  an 
Ungarn  in  Angelegenheit  der  Weltausstellung  die  Nothwendigkeit 
eines  selbsständigen  Vorgehens  seiner  Landsleute  und  veranlasste 
die  Constiluirung  des  kroalisch-slavonischen  Central-Ausstellungs- 
Comite's  in  Agram,  worin  ihm  selbstverständlich  der  Vorsitz  zufiel. 
Er  entfaltete  eine  rühmliche  Thäligkeit,  unter  der  auch  seine  Ge- 
sundheit zu  leiden  hatte.  Seitdem  lebt  er  zurückgezogen  ausschliess- 
lich seinen  Lieblingsstudien  in  Agram. 

Auf  literarischem  Gebiete  versuchte  sich  V.  schon  frühzeitig-, 
doch  gehöi-en  dieselben  bis  zu  Anfang  der  Vierzigerjahre  der  schön- 
geistigen Richtung  an.  So  veröffentlichte  er  im  Jahre  1832  ein  Lust- 
spiel, dem  die  Uebersetzung  einer  Ballade  von  Johann  Gabriel  Seidl 
folgte.  Den  grössten  Triumph  erntete  er  mit  seinen  Liedern,  die  tiefe 
Vaterlandsliebe  athmeten,  rasch  populär  wurden  und  noch  heute  be- 
liebt sind^).  Im  Jahre  1839  wandte  er  sich  der  Mineralogie  und 
Geognosie  zu,  um  für  die  Kenntniss  Kroatiens  in  dieser  Richtung 
Erspriessliches  zu  leisten  -).    Wahrend   seines  öfteren  Aufenthaltes  in 


*)  Golub   i!2:i'okaz  u  4  cina  (Die  Taube,   ein  Schauspiel  in  4  Aufzügen),    U  Za- 

grebu,  Vr.  Zupan  1832,  83  S.  8". 
Pervi  i  zadnji  kip,  lurobna  igra  v  jednem  cinu  poleg  nemske  bailade  od  G.  Seidia 

(Das  erste  und  letzte  Bild.  Ein  Trauerspiel  in  einem  Aufzuge  nach  der  deut  - 

sehen  Ballade    von  G.  Seidl).    U   Pozuku   (Pressburg),     Ant.    Schund    1853, 

30  Seiten  8". 
Pesme  i  pripovedke    (Lieder  und  Erzählungen).    U  Zagrebu   Dr.  Laj.  Gaj,   1838. 

131  S.  12°.    GrÖsstentheils  in  „Danica"  Illirska"    1835  bis  1838    erschienen. 
Pesme  i  pripovedke.   ü  Zagrebu  Dr.  Lj.  Gaj,  1840,  96  S.  12». 
Ruze  i  trnje  (Rosen  und  Dorne).  U  Zagrebu,  Fr.  Zupan  1842,  160  S.  16". 
Kolo    (Zeitschrift).    Redigirt  mit  D.  Rakovac  und  St.  Vraz.    Band  1— IIF,  Agram 

1842—1843,  gr.  8°. 
Prosastnost   ugarsko-horvatska    (Die  ungarich-croalische  Vergangenheit).    U  Za- 
grebu,   Fr.  Zupan  1844,   16",   I.   166  S.,  II.  83  S.   Eiae  historische  Novelle. 
Pjesme.  U  Zagrebu,  Dr.  Lj.  Gaj,  1847,  204  S.  8". 
INa  erobu  Gjure  Racovca  (Am  Grabe  Georg  Rakovac's).  U  Zagrebu,  Dr.  Lj.  Gaj 

1854,  8". 
Leptir.  Zabavnik  (Der  Schmetterlin";,  ein  Unterhaltungsbuch).   2  Jahrg.  I.    (1859) 

462  S.  12"  und  II.  (18G0)  281'  S.  12". 
-)  Geosnostische  Skizze  vom  Warasdiner  Teplitz  in  Croatien.    Jahrb.  der  k.  k. 

geol  R.  III.  (1852)  13—16. 
Das  Moslaviner  Gebirse  in  Croatien.    Jahrb.    der   k.  k.    geolog.   R.    III.     (1852) 

92—95. 
Einige  Mittheilungen  über  das  Kalniker  Gebirge   in  Croatien.    Jahrb.    der    k.  k. 

geol.  R.  IV.  (1833)    550—552. 
Das  Lika-  und  Krbava-Thal  in  Militär-Croatien  (mit  1  geogn.  Karte). 
Sitzungsber.  der  mathem.-naturw.  Classe  d.  kais.  Acad.  d.  Wiss.   XXV.    (1857) 

522—540  (530-540  bot.).  Mit  1  Karte. 
Die  Plitvica-Seen  in  der  oberen  Militärgrenze  in  Croatien. 
Sitzungsber.  der  mathem.-naturw.  Classe  d.  k.  Acad.  d.   Wiss.   XXXIIl    (1859) 

268-276. 

1* 


Wien  lernte  er  die  damaligen  Autoritäten  auf  diesem  Felde,  wie: 
Haidinger,  Hoernes  und  Partsch,  die  insgesammt  nicht  mehr  unter 
den  Lebenden  weilen,  kennen  und  stand  mit  diesen  in  freundsciiaft- 
lichom  und  wissenschaftlichem  Verkehre.  In  den  Yierzigerjahren  be- 
schäftigten ihn  pädagogische,  staatswissenschaftliche  und  socialpoli- 
lische  Fragen^).  Mit  Josef  Calasanz  Schlosser  Ritter  von  Klekovski, 
der  im  J.  1844  nach  Kreuz  gekommen  war  und  ihn  in  das  Studium 
der  Botanik  eingeführt  hatte,  bereiste  er  Kroatien  in  den  Jahren 
1853  und  1856.  Ueberdiess  unternahm  er  selbst  Ausflüge  in  die 
entlegensten  Gegenden  und  erwarb  sich  die  eingehendsten  Kennt- 
nisse von  Land  und  Leuten,  wie  solche  vordem  Niemand  besessen. 
Die  Resultate  dieser  Forschungen  veröffentlichte  er  gemeinschaftlich 
mit  Schlosser^)  oder  doch  allein^).  Ueberdiess  suchte  er  nach  dem 
Vorgange  Franz  Leydolt's  (Die  Plantagineen  etc.  Wien  1836)  das 
naturhistorische    System  von  Friedrich   Mohs    auf  die   Botanik   anzu- 


Die  Diorile  mit  den  übrigen  geognostischen  Verhältnissen  des  Agramer  Gebirges 

in  Croatien  (mit  1  Karte). 
Sitzungsber.   der  mathem.-naturw.  Cl.  der  k.  Acad.  d.  Wiss.  XXXVIII    (1859) 

333  -  344.  Mit  1  Karte. 
0  maslovackom  granitu  i  hrastovih  u  Hrvatskoj    (üeber  den  Moslaviner  Granit 

und  die  Eichen  in  Croatien).  Rad  II  (1868)  39-48. 
Ueber  das  Vorkommen  der  Kohle  in  Croatien.   Jahrb.  d.  k.   k.  geolog.  R.  XIII 

(1863)  530—532. 
0  Kamen  uglju  i  ugljienoj  kiselini    (Ueber  Steinkohle   und  Kohlensäure).   Rad  V 

(1868)  30—43. 
Trecogorje   u    okolini    zagrebackoj    (Das  Tertiärgebirge   in   der   Umgebung   von 

Ägram).  Rad  XXIII  (1873)  1—17. 
Rüde  bei  Samobor  in  Croatien.    Jahrbuch  der  k.  k.  geolog.    R.    XXIV    (1873) 

26-30. 
Die  Tertiärschichten  in  der  Umgebung  Agrams.  Jahrb.  d.  k.  k.  geolog.  R.  XXIY 

(1874)  275—286. 
Yalenciennesia  annulata  Rous.  in  den  Congerienschichten  bei  Agram.  Jahrb.  der 

k.  k.  geol.  R.  XXIV  (1874)  121—122. 
Valenciennesia.  Rad  XXVII  (1874)  215—218. 
')  Njesto  0  puckih  skolali  (Etwas  über  Volksschulen).    U  Zagrebu,   Fr.  Zupan 

1844,  56  S.  8». 
Legalis  regni  Slavoniae  erga  Hungariam  correlatio.  Zagrabiae,  Dr.  Lj.  Gaj.  1845. 

93  S.  8". 
Njekoja    glavna  pi^anja   nasego  vremena   (Einige  Hauptfragen  unserer  Zeit).    U 

Zagrebu,  Fr.  Zupan  1848.  28  S.  16». 
^)  Geognostisch-botanischer  Reisebericht  über  das  croatische  Küstenland,    das 

Liccaner  und  Ottocaner  Grenz-Regiment.  Agram  (1853),  9  S.  F'ol. 
Wanderungen  durch  einige  Gegenden  Nord-Croatiens  im  Jahre  1853.  Oest.  Rot. 

Wochenbl.  IV  (1854). 
^)  Ein  dubioses  Hieracium  aus  der  Flora  Croatiens.  Oest.  Rot.  Wochenbl.  III. 

(1853)  113—115. 
Naravnosiovno  putovanje  po  Zagorju  hervatskom    (Naturwissenschaftliche   Reise 

durch  das  croatische  Zagorien).  Gospodarski  list  II  (1854)  8—  10. 
Aus  der  Flora  Croatiens.  Oest.  Rot.  Wochenbl.  IV  (1854)  297—298. 
Noch  Einiges  über  Hieracium.  Ebendas.  100  —  102. 

Schlosseria  heterophylla  Vukot.    Oest.  Rot.  Wochenbl.  VII  (1857)  350—351. 
Entgegnung  an  Juratzka.  Oest.  Bot.  Zeitschr.  VIII  (1858)  66—67. 
Ilypecouni  der  Flora  von  Croatien.  Oest.  Bot.  Zeitschr.  X.  (1860)  161. 


wenden,  doch  fanden  diese  Bemühungen  keine  Nachahmung-*).  Später 
bahnte  er  einen  Compromiss  zwischen  seiner  Lieblingsidee  und  dem 
Darwinismus  an,  ohne  ein  dankbareres  Publikum  zu  finden^). 

Seine  Stellung  als  Redacteur  des  „Glasnik",  des  Organes  der 
kroatisch -slavonischen  Landwirthschafts-Gesellschaft  gestattete  ihm, 
in  Gemeinschaft  mit  Schlosser  hier  die  erste  Flora  von  Kroatien  unter 
dem  Titel  „Syllabus  florae  croaticae  additis  descriptionibus  specierum 
novarum  erscheinen  zu  lassen^).  Die  Arbeit  nahm,  als  Separat-Ab- 
druck  in  Duodez  umgebrochen,  den  Weg  in  die  Oeffentlichkeit  und 
fand  als  Erstlingswerk  über  die  Flora  Kroatiens  auch  im  Auslande 
die  gebührende  Beachtung,  so  dass  schon  nach  wenigen  Jahren  die 
erste  Auflage  vergriff'en  war.  Die  südslavische  Akademie  der  Wissen- 
schaften und  Künste  in  Agram,  die  V.  bereits  am  1.  Januar  1867 
als  ordentliches  Mitglied  in  die  mathematisch -naturwissenschaftliche 
Classe  aufgenommen  hatte,  unterstützte  die  Conautoren  und  ver- 
öffentlichte deren  Flora  croatica,  in  welcher  auch  Slavonien  Berück- 
sichtigung gefunden,  auf  eigene  Kosten*). 

V.  blieb  jedoch  nicht  stehen,  sondern  arbeitete  rüstig  an  der 
ferneren  Durchforschung-  von  Kroatien.  Eine  Reihe  von  Funden  lohnte 


*)  Prirodoslovlje   (Naturwissenschaft).   Heft  I.   U  Zagrebu,    Dr.  L.  Gaj,    1851, 
108  S.  8». 

Ueber  die  Formen  der  Blätter  und  die  Anwendung  der  naturhistorischen  Me- 
thode auf  die  Phytographie.  Linnaea  XXVI  (1853)  295—344. 

Die  Botanik  nach  dem  naturhistorischen  System.  Agram  1855,  Fr.  Zupan,  VI 
und  74  S.  8». 

Hieracia  croatica  in  seriem  naturalem  disposita.  Zagrabiae  1858,  typ.  Dr.  L.  Gaj, 
21  S.  4°. 
")  Fokus  monografie  runjikah  (Versuch  einer  Monographie  der  Hieracien  nach 
dem  ptiysiographischen  Principe).  Rad  Vit  (1869)  1—83. 

Tvorba  i  njezino  trajanje  (Die  Schöpfung  und  deren  Dauer).  Rad  XI  (1870) 
124—144. 

0  Klassifikaciji  u  biljarstvu  (Ueber  Classification  in  der  Botanik).  Rad  XXXI 
(1875)  82—112. 

0  piomjenljivosti  bilinah  i  postanju  novih  vrstih  (Ueber  Veränderlichkeit  der 
Pflanzen  und  Entstehen  neuer  Arten).  Rad  XXXIII  (1875)   1—37. 

0  descendenciji  ili  rodoslovju  bilinah  (Ueber  die  Descendenz  oder  Genealogie  der 
Pflanzen).  Rad  XXXV  (1876)  136—167. 

CJassificirimg  und  Descendenz  der  Pflanzen.  Auszüge  aus  den  Vorträgen,  ge- 
halten in  der  südslavischen  Academie  der  Wissenschaften  1875/76  (Ueber- 
setzt  aus  dem  Croatischen).  Agram  1876,  Carl  Albrecht,  8",  29  S. 

Prirodoslovne  theorije  i  Darwinism    (Naturwissenschaftliche  Theorien  und    der 
Darwinismus).  Rad  XLI  (1877)  49—104. 
*)  Syllabus  florae  croaticae  additis  descriptionibus  specierum  novarum.  Zagra- 
biae, Lud.  Gaj,  1857,  12»,  VI,  192  und  XVI  S. 

In  dieser  Zeitschrift  veröff"enllichte  V.  eine  Reihe  von  Aufsätzen  land- 
wirthschaftlichen  Inhaltes.  Hieher  gehört  auch:  Pametarka  gospodarom  u 
Hrvatskoj  i  Slavonii  (Denkbuch  für  die  Landwirthe  in  Croatien  und  Slavo- 
nien). U  Zagrebu,  Dr.  Lj.  Gaj,  1858,  120  S.  12». 
')  Flora  croatica.  Edidit  academia  scienfiarum  slavorum  meridionalium.  Zagra- 
briae  1869,  8",  141  und  1362  S. 


seine  Mühewaltung*).  Auch  die  vielfaclibeschriebenen  Fossilien  Kroa- 
tiens zogen  ihn  mächtig  an,  und  gelang  es  ihm  nach  so  rühmlichen 
Vorgängern  eine  Anzahl  von  neuen  Arten  und  Varietäten  zu  be- 
schreiben"). Als  sich  die  Nothvvendigkeit  nach  einem  Excursionsbuche 
herausstellte,  wurden  V.  und  Schlosser  mit  der  Abfassung  desselben 
betraut^).  V's.  Verdienste'  wurden  mehrfach  anerkannt.  Die  k.  k. 
geolog.  Reichsanstalt  ernannte  ihn  zum  Correspondenten,  die  „Polli- 
chia"  zum  Ehrenmitgliede,  während  die  landwirthschaftliche  Gesell- 
schaft in  Wien,  Laibach  und  Salzburg,  sowie  die  naturwissenschaft- 
liche Gesellschaft  in  Pest  ihm  ihre  Diplome  zusandten.  V.  ist  Bürger 
der  k.  Freistädte  Kreuz  und  Kopreinilz,  Mitglied  der  Matica  hrvatska 
und  Matica  dalmatinska,  sowie  der  kais.  russischen  Universität  zu 
Charkow.  Im  Jahre  1873  erhielt  er  den  Orden  der  eisernen  Krone 
dritter  Classe  und  im  Jahre  1875  die  Kriegsmedaille.  Für  die  ausge- 
stellte Flora  croatica  bekamen  die  Conautoren  von  der  Wiener  Welt- 
ausstellungs-Jury ein  Anerkennuiigs-Diplom. 

Dr.  Vincenz  v.  Borbas  widmete  ihm  einen  Dianthus.  Ueber  die 
neuen    Arten    V.'s    lässt    sich    heute    noch   nichts  Bestimmtes   sagen, 


*)  Botanicke  crtice  i  dodatci  na  flora  Hrvatsku  za  g.  1870  (Botanisclie  Skizzen 

und    Zusätze    zur    Flora    Croatiens    für    das    Jahr    1870).    Rad    XV    (1871) 

71—76. 
Botanicke   crtice   i   dodatci   na    flora   Hrvatsku    za   g.  1871.    Rad   XIX    (1872) 

1—11. 
0  hrastovih  belovarske  zupanje   (Ueber  die  Eichen  der  Belovarer  Gespanschaft). 

Rad  XXII  (1873)  1—23,  mit  4  Taf. 
Nekoje  riedke  biline  na  svjetskoj  izlozbi  u  Becu  g.  1873  (Einige  seltenere  Pflan- 
zen auf  der  Wiener  Weltausstellung  im  J.  1873).    Rad  XXVII   (1874)  212. 
Neue  Eichen  Croatiens.    Oest.  Bot.  Zeitschr.  XXV  (187ö)  188—190. 
Nove  biline  i  druga  Addenda  flori  hrvatskoj    (Neue  Pflanzen  und  fernere  Ad- 

denda  zur  Flora  von  Croatien).  Rad  XXXIV  (1876)  119—132.   Mit  1  Tafel. 

Separatabdruck.  U  Zagrebu  1876,  8',  16  S. 
Zwei  croatische  Hieracien.'Oest.  Bot.  Zeitschr.  XXVI  (1876)  90—91. 
Nove  biline  i  razjasnjenja  o  nekojih  dvojbenih  (Neue  Pflanzen  und  Erläuterungen 

über  einige  zweifelhafte).    Rad  XXXIX  (1877)  193—216.    Mit  1  Tafel.    Se- 

paratabdr.  U  Zagrebu  1877,  8",  24  S. 
Zur  Flora  .von  Croatien.  Oest.  Bot.  Zeitschr.  XXVII  (1877)  339—342. 
Ueber  Crocus  vittatus  Schloss.  et  Vukot.  Oesterr.  Bot.  Zeitschr.  XXVIII   (1878) 

133—134. 
Prinesci  za  geognosiu  i  botaniku  Hrvatske  (Beiträge  zur  Geognosie  und  Botanik 

Croatiens).  Rad  XLIV  (1878),  p.  173—220.    Separatabdr.   U  Zagrebu  1878, 

8'\  48  S. 
Ueber  AnthylUs  tncolor  Vuk.  Oest.  Bot.  Zeitschr.  XXVIII  (1878)  287—288. 
Beiträge  zur  Flora  Croaliens.  Oast.  Bot.  Zeitschr.  XXVIII  (1878)  387—391. 
")  0  petrefaktih  u  obcb  i  o  podzemskoj  fauni  i  flori  Susedskih  laporah  (Ueber 

Petrefacten   im  Allgemeinen  und  über  die   unterirdische  Fauna   und  Flora 

von  Sused).  Rad  XI H  (1870)  172—212. 
Geologicki  i  paleontologicki  odnosaji  u  Radoboju    (Geologische  und  paläontologi- 
sche Verhältnisse  bei  Radoboj).   Rad  XXVIII  (1874)  109—146. 
^)  Riünar.  Flora  excursoria.  Uputa  u  sabiranje  i  oznacivanje  bilinah  u  Hrvatskoj, 

Slavoniji  i  Dalmaciji.    Podporom  jugos!avcn>ke   akademije.   Zagreb,    Tiskom 

L.  Hartmäna  i  druzba  1876,  XXVIII  und  606  S.  16". 


doch  sind  einzelne  derselben,  wenn  auch  mitunler  zu  voreilig,  ange- 
fochten worden. 

Hoffen    wir,     dass    Vukotinovic's    Thätigkeit    noch    lange    an- 
halten wird. 

Wien,  1.  December  1878. 

Josef  Armin  Knapp. 


Beiträge  zur  näheren  Kenntniss  der  Nutation. 

Von  Martin  Wyplel. 

Einleitung. 

Bekanntlich  zeigen  Keimlinge  dikotyler  Pflanzen  am  oberen  Ende 
des  hypo-,  beziehungsweise  epikotylen  Stengelgliedes  und  mitunter 
auch  der  höheren  Internodien,  hart  unter  der  Yegetationsspitze  eine 
Krümmung,  welche  jedoch  nur  vorübergehend  ist  und  beim  weiteren 
Wachsthum  des  betreffenden  Stengelgliedes  wieder  ausgeglichen  wird. 
Derartige  durch  ungleichmässiges  Wachsthum  zweier  einander  ent- 
gegengesetzter Seiten  des  Stengelgliedes  entstandene  Krümmungen 
werden ,  wenn  sie  von  äusseren  Einflüssen  —  Licht,  Schwer- 
kraft, Feuchtigkeit  u.  s.  w.  —  unabhängig ,  bloss  inneren  Ursachen 
ihre  Entstehung  verdanken,  nach  dem  Vorgange  von  Sachs  allge- 
mein als  spontane  Nutation en  bezeichnet.  Gewöhnlich  wird  an- 
genommen, dass  die  Ebene  der  Nutationskrümmung ,  wo  dieselbe  in 
ihrer  Reinlieit,  also  nicht  beeinflusst  von  äusseren  Agentien  auftritt, 
in  Bezug  auf  die  ßerührungsebene  der  Kotylen  (Medianebene  des 
Keimlings^)  bestimmt  orientirt  ist,  so  zwar,  dass  die  Nutationsebeno 
fast  immer  mit  der  letzteren  zusammenfällt;  es  wird  diess  selbst 
als  ein  Kriterium  für  die  Spontaneität  der  Nutation  hingesiellt.  Da- 
gegen ist  die  Grösse  der  Nutationskrümmung  nicht  bei  allen  Pflanzen 
gleich,  sondern  selbst  individuell  verschieden;  bei  Phaseolus ,  Soja 
und  vielen  Anderen  geht  die  Nutation  gewöhnlich  nur  bis  annähernd 
180®  '*),  die  Knospe  nickt  dann  vollkommen ,    ist    also    nach    abwärts 


*)  Ich  will  im  Folgenden  den  von  Dr.  G.  Hab  er  1  and  t  (die  Schutzein- 
richtungen in  der  Entwicklung  der  Keimpflanze.  Eine  biologische  Studie.  Wien, 
Gerold  1877,  p.  69  ff.)  für  die  Berührungsebene  der  Kotylen  gebrauchten  Aus- 
druck „Medianebene  des  Keimlings"  der  Kürze  halber  beibehalten,  obwohl 
sich  gegen  die  Richtigkeit  desselben  manches  einwenden  lässt,  da  es  einerseits 
(bisymmetrisch  gebaute)  Keimlinge  gibt,  bei  denen  noch  eine  zweite,  auf  der  Be- 
rührungsebene der  Kotylen  senkrechte  Mediane  existirt  [Helianthus  u.  s.  f.), 
andererseits  nicht  immer  die  wahre  Mediane  (Symmetrieebene)  mit  der  Berüh- 
rungsebene der  Kotylen  zusammenfällt. 

-)  Unter  „Nutationswinkel-'  pflegt  man  die  Ablenkung  der  nutirenden 
Axe  von  der  Yerticalen  zu  verstehfn.  welcher  Winkel  dem  Bogen  entspricht, 
den  die  Spitze  der  nutirenden  Knospe  von  ihrer  ursprünglichen  verlicalen  Rich- 
tuns  aus  bei  Vollziehuns;  der  Krümmune  beschreibt. 


gerichtet;  bei  Helianthus,  Vicia  u.  A.  dagegen  wird  dieses  Stadium 
oft  weit  überschritten,  der  Nutationswinkel  erreicht  da  eine  Grösse 
von  360*  und  darüber,  das  nutirende  Ende  des  betreffenden  Stengel- 
gliedes bildet  eine  vollkommene  Schlinge. 

Nachdem  die  Krümmung  eine  bestimmte,  von  Pflanze  zu  Pflanze 
verschiedene  Grösse  erreicht  hat,  beginnt  ein  Ausgleichen  derselben; 
wahrend  sie  durch  das  raschere  Längenwachsthum  der  convexen  Seite 
des  Slengelgliedes  zu  Stande  kam ,  findet  bei  ihrer  Auflösung  das 
Gegentheil  statt:  durch  rascheres  Wachstlium  an  der  concaven  Seife 
des  Stengelgliedes  wird  in  allen  Fällen  eine  der  ersteren  entgegen- 
gesetzte Krümmung  eingeleitet ,  welche  so  lange  anhält ,  bis  das 
Stengelglied  seine  ursprüngliche  gerade  Richtung  wieder  erlangt  hat. 
Die  Ansicht  Nobbe's^),  nach  welcher  die  Ausgleichung  der  Krüm- 
mung in  vielen  Fällen  „durch  Herstellung  einer  Schlinge  bewerk- 
stelligt werde,  welche  die  Spitze  wieder  nach  oben  richtet ,"  kann, 
wie  auch  G.  Haberlandt-}  bemerkt,  durch  directe  Beobachtung 
widerlegt  werden,  da  immer  ein  Aufrollen  derselben  stattfindet,  die 
Vegetationsspilze  also  denselben  Bogen,  den  sie  beim  Zustandekom- 
men der  Nulalion  durchlaufen,  jedoch  in  entgegengesetzter  Richtung 
zurücklegt.  Nobbe  denkt  sich  übrigens  die  Nutation  sowohl  des 
epi-  als  hypokotylen  Stengelgliedes  durch  den  Widerstand  der  Samen- 
hülle, also  zufolge  äusserer  Einflüsse  entstanden;  denn  er  fasst  sie 
auf  als  „das  Resultat  von  Dehnungen  der  Achse,  während  die  Spitze, 
resp.  die  Kotyledonen  von  der  Samenhülle  noch  festgehalten  wer- 
den." Wir  wissen  aber,  dass  zwar  der  weitere  Verlauf  der  Nulalion 
durch  Licht,  Schwerkraft,  Temperatur,  Hindernisse  im  Boden  u.  s.  f. 
vielfach  beeinflusst  wird,  ihre  Entstehung  jedoch  von  solchen  unab- 
hängig ist  und  dieselbe  gerade  bei  Beseitigung  dieser  Einflüsse  in 
ilirer  Reinheit  sich  darbietet. 

Bei  vielen  Pflanzen  findet  sich  jedoch  eine  Nutation  sowohl  des 
hypo-  als  epikotylen  Slengelgliedes  schon  in  Samen  angedeutet;  es 
sind  diess  Pflanzen,  deren  Embryo  im  Samen  mehr  oder  weniger 
gekrümmt  ist  (Phaseohis,  Vicia,  Mirabilis).  Diese  Krümmung  ist  nach 
G.  Haberlandl  ")  fast  immer  nur  der  Beginn  der  bei  der  Ent- 
wicklung des  Keimpflänzchens  nachfolgenden  eigentlichen  Nutations- 
krümmung,  da  letztere  als  „Fortsetzung  der  schon  im  Samen  vor- 
handen gewesenen  Krümmung"  erscheint. 

Indessen  ist  die  im  Vorhergelienden  besprochene  nicht  die  ein- 
zige an  Keimlingen  zu  beobachtende  spontane  Nutationskrümmnng. 
Betrachtet  man  Keimlinge  von  Phaseolus ,  so  sieht  man  ausser  der 
einfachen  Krümmung  unter  der  Vegetationsspilze  gleichsam  als  Fort- 
setzung derselben  im  entgegengesetzten  Sinne  eine  zweite,  welche 
zwar  nie  die  Grösse  der  einfachen  Nulationskrümmung  erreicht, 
trotzdem  aber  fasl  immer  deutlich  zu  sehen  ist.    Bezeichnet  man  die 


')  Nobbe,  Handbuch  der  Samenkunde.  1876,  pag.  220. 
^)  1.  c.  pag.  72. 
')  1.  c.  pag.  69. 


9 

Seite  des  nullrenden  Stengelgliedes  ,  nach  welcher  sich  die  Vegeta- 
tionsspitze bei  der  einfachen  Nulation  krümmt,  und  welche  bei 
Phaseohis  auch  die  Kotyledonen  vor  sich  liat,  als  die  Vorder- ,  die 
dieser  entgegengesetzte  als  die  Hinterseite  des  betreffenden  Stengel- 
gliedes, so  erscheint  die  convexe  Seite  der  unteren  Krümmung  an 
der  Vorderseite.  Auch  Sachs  erwähnt  diese  Krümmung*),  welche 
zusammen  mit  der  der  einfachen  Nutation  ein  S  bilde  und  bei 
Phaseolus,  ViciaFaba,  Polygomim  Fagopyrum  und  Cruciferen  auf- 
trete; ebenso  sah  H.  Müller  eine  convexe  Krümmung  am  epikotylen 
Slengelgliede  von  Phaseolus  multiflorus.  In  eingehender  V^''eise  aber 
hat  dieselbe  in  neuester  Zeit  Professor  Wiesner  ^)  untersucht  und 
unter  dem  Namen  „undulirende  Nutation"  beschrieben.  Die- 
selbe entsteht  durch  das  stärkere  Wachsthum  der  Hinterseite  im 
oberen ,  und  der  Vorderseite  im  unteren  Theile  des  nulirenden 
Stengelgliedes;  es  verhalten  sich  also  diese  beiden  Theile  des 
Internodiums  bezüglich  des  Längenwachsthums  der  Vorder-  und 
Hinterseite  entgegengesetzt ,  und  zwischen  denselben  liegt  eine  in- 
differente Zone ,  in  welcher  Vorder-  und  Hinterseile  ein  gleiches 
Wachsthum  zeigen,  und  welche  mit  dem  Längenwachsthum  des  Slen- 
gelgliedes  emporsteigt.  —  In  dieser  Form  tritt  die  Nutation  bei  vielen 
Dikotylenkeimlingen  (Phaseolus,  Helianthus  etc.)  auf;  dagegen  sieht 
man  die  Stengel  von  Pisum,  Ervum  und  Vicia,  wenn  sie  im  Dunkeln 
wachsen,  wellenförmig  hin-  und  hergekrümmt,  was  darin  seinen 
Grund  hat,  dass  innerhalb  eines  jeden  Internodiums  mehrere  Indiffe- 
renzzonen, also  auch  mehrere  Krümmungsbogen  auftreten,  welche 
sich  in  den  nächsten  Internodien  fortsetzen. 

Im  Vorhergehenden  wurde  bereits  bemerkt,  dass  die  Nutation 
in  einer  bestimmten  Ebene,  in  der  Mediane  des  Keimlings  sich  voll- 
ziehe ,  was  auch  selbstverständlich  von  der  undulirenden  Nuta- 
tion gilt. 

Dem  gegenüber  fand  G.  Haberlandt  bei  Keimlingen  von 
Helianthus  annuus  eine  vollständige  Unabhängigkeit  der  Nutations- 
ebene  von  der  Mediane  des  Keimlings,  und  glaubte  auf  Grund  meiner 
diessbezüglichen  Untersuchungen  schliessen  zu  dürfen,  dass  die  Nu- 
tation des  hypokotylen  Stengelgliedes  von  Helianthus  nicht  spontan, 
sondern  durch  die  Last  der  Kotylen  und  des  Perikarps  veranlasst 
sei  ^).  Der  Verfasser  nimmt  zwar  die  Existenz  einer  solchen  Nuta- 
tion, welche  nicht  in  der  Mediane  des  Keimlings  erfolgt  und  doch 
spontan  ist ,  als  möglich  an  *),  stellt  dieselbe  aber  bezüglich  der 
Heüanthus-licimWnge.  entschieden  in  Abrede,  und  vergleiclit  die  Nu- 
tation der  letzteren  in  i  irem  Anfangsstadium  mit  dem  Nicken  der 
Blüthenknospen-    und     Blüthenstiele    von    Papaver    duhium ,     Geum 


'I  Lehrbuch  d.  Botanik,  4.  Aufl.  pag.  829. 

*)  Die  undulirende    Nutation    der    Internodien.    Sitzungsb.    d.  k.  Acad.  d. 
Wiös.,  Wien  1878.    LXXYIl.  1. 
')  1.  c.  p.  72  und  73. 
*)  t.  c.  p.  77. 


10 

rwale,  Anemone  pratensis  etc.,  sie  durch  die  unzureichende  Gewebe- 
spannung der  Stiele  i/n  Vereine  mit  der  Last  der  Kotylen  und  des 
Perikarps  erklärend. 

Die  diessbezüglichen  drei  Beobachtungen  des  Verfassers  nebst 
den  daraus  gefolgerten  Resultaten  gaben  Veranlassung  zu  den  von 
mir,  auf  Anregung  des  Herrn  Professors  Dr.  Julius  Wiesner,  aus- 
geführten und  später  genau  zu  beschreibenden  Experimenten.  Da 
dieselben  theilvveise  von  den  von  G.  Haberlandt  gewonnenen  ab- 
weichende Resultate  ergaben ,  so  wiederhole  ich  hier  kurz  die  drei 
genannten  Beobachtungen  des  Verfassers. 

1.  Zwei  vollkommen  gerade  Keimlinge  von  Hei.  anmtus  wurden 
unter  einem  Glascylinder  in  dunstgesättigtem  Räume  in  horizon- 
taler Stellung  derart  befestigt,  dass  die  Mediane  des  einen  eine 
verticale ,  die  des  anderen  eine  horizontale  Lage  halte.  Nach 
24sttindigem  Wachsthum  im  Dunkeln  zeigte  jeder  der  beiden 
Keimlinge  zwei  Krümmungen ,  von  denen  die  eine  nach  oben 
convexe  an  der  Stelle  der  gewohnlichen  Nutationskrümmung, 
die  andere  nach  oben  concave  vor  der  Wurzel  war ,  so  dass 
beide  ein  liegendes  oj  bildeten.  „Beide  Krümmungen  erfolgten 
in  ein  und  derselben  Verticalen." 

2.  Ein  drei  Tage  alter,  vollkommen  gerader  Keimling  mit  einem 
hypükot.  Stengelgl.  von  12"""  Länge  wurde  in  dunstgesättigtem 
Räume  durcli  feine  Messingnadeln  derart  befestigt ,  dass  die 
Keimaxe  vertical  nach  abwärts  gerichtet  war.  „Nach  24  Stunden 
zeigte  sich  noch  keinerlei  Krümmung." 

3.  Von  zwei  gleich  alten  Keimlingen  mit  einer  Nutationskrümmung 
von  je  90"  wurde  der  eine  C^)  durch  Entfernung  des  Perikarps 
theilweise  entlastet,  das  Gewicht  des  anderen  (B)  dagegen  durch 
Hinzufügen  einer  feinen  Messingnadel  mit  Siegellackküpfchen 
(Gew.  03  Gr.)  vergrössert.  Nach  3  Stunden  zeigte  A  keinen, 
B  dagegen  einen  Nutationszuwachs  von  30". 

Aus  diesen  drei  Versuchen  abstrahirt  nun  der  Verf.  Folgendes  *) : 
„Nicht  alle  an  Keimpflanzen  zu  beobachtenden  Nutationserscheinungen 
gehören  in  die  Kategorie  der  spontanen  Nutationen,  Bei  Helianthus 
ist  es  die  Last  der  Kotylen  und  des  Perikarps,  welche  eine  Ab- 
wärtskrümmung des  Stengels  herbeiführt,  —  Wir  haben  hier  den 
Uebergang  zu  einer  eigenthü milchen  spontanen  Nutation  vor  uns. 
Das  Zustandekommen  und  die  ersien  Stadien  der  Nutationserschei- 
nung  sind  unmittelbar  von  einem  äusseren  Einflüsse,  der  Schwer- 
kraft, abhängig;  das  letzte  Stadium  dagegen  bloss  mittelbar  durch 
die  Nachwirkung  des  Krümmungsreizes.  Je  früher  sich  diese  letztere 
geltend  macht,  desto  mehr  wird  die  Nutation  einer  spontanen  ähnlich 
werden.  Durch  Vererbung  konnte  es  dann  schliesslich  zu  einer  voll- 
kommen spontanen  Nutation  kommen." 

Der  erste  angeführte  Versuch  spricht  allerdings  insofern  für 
die  Ansicht  des  Verfassers,  als  die  Krümmungen    beider  Keimlinge 

^)  1.  c.  p.  72  und  76. 


11 

in  ein  und  derselben  Verticaien  erfolgten,  ebenso  die  Abwesen- 
heit  einer  Krümmung  beim  zweiten  Versuche.  —  Befestigt  man 
gequollene  Helianthus-Früchle  in  dunstgesättigtem  Räume  an  ilirem 
oberen  Ende  in  der  Weise,  dass  die  Keimaxe  vertical  nach  aufwärts 
gerichtet  ist,  so  stellt  sich  nach  dem  Hervorbrechen  des  hypokotylen 
Stengelgliedes  an  der  Stelle  der  gewohnlichen  Nutation  fast  immer 
eine  Kriimmung  ein,  welche  auch  bezüglicli  ihrer  Dauer  mit  der  ge- 
wohnlichen Nutation  übereinstimmt.  Manchmal  unterbleibt  dieselbe 
allerdings,  was  wieder  für  Haberlandt's  Ansicht  sprechen  würde. 
Doch  sind  ,  wie  wir  später  hi)ren  werden,  exactere  Versuche  nolh- 
wendig ,  um  das  spontane  Zustandekommen  einer  Nutation  consta- 
tiren  zu  können.  —  Der  dritte  Versuch  stellt  die  Thatsaohe  fest, 
dass  eine  Belastung  der  Kotylen  und  des  Perikarps  auf  die  Nutation 
beschleunigend  einwirkt ,  hängt  also  mit  der  Frage  nach  der  Spon- 
taneität der  Nutation  von  üeliaiUhus  nicht  weiter  zusammen.  Ich  habe 
an  Keimlingen  mit  hypokotylen  Stengelgliedern  von  ca.  1  Cm.  Länge 
und  einer  Nutationskrümmung  von  5 — 7"  das  Perikarp,  an  anderen 
mit  einer  gleich  grossen  Krümmung  nebst  dem  Perikarp  auch  die 
beiden  Kotylen  entfernt  und  als  Resultat  nur  eine  Verlangsamung 
im  Verlaufe  derselben  erhalten;  ein  Einfluss  der  Last  der  Kotylen 
mit  dem  Perikarp  auf  den  weiteren  Verlauf  der  Nutation  liess  sich 
also  auch  hier  nicht  verkennen  ,  doch  handelt  es  sich  um  die  An- 
fangsstadien, das  Zustandekommen  der  Nutation,  zu  deren  Betrach- 
tung der  Versuch  nicht  hinreicht.  Bei  den  Keimlingen  mit  entfernten 
Kotyledonen  wuchs  die  Krümmung  sogar  bis  über  180**,  es  stellte 
sich  Schlingenbildung  ein;  zur  Auflosung  der  Schlinge  kam  es  in 
der  Regel  nicht,  da  das  nachherige  Wachsthum  der  ihrer  Reserve- 
stoffbehälter beraubten  Keimlinge  im  Dunkeln  nur  ein  unbedeutendes 
war  und  endlich  ganz  aufhörte. 

Ein  Verdienst  Haberlandt's  bleibt  es  jedoch,  constatirt  zu 
haben,  dass  die  Nutation  von  Helicinthus  anmms  von  der  gewöhnli- 
chen (als  deren  Typus  man  diejenige  von  Phaseolus  hinzustellen 
pflegt)  in  vielen  Punkten ,  vorzugsweise  aber  in  der  Abhängigkeit 
der  Nutationsebene  von  der  Mediane  des  Keimlings  abweiche;  ferner 
die  Vermuthung  ausgesprochen  zu  haben,  dass  eine  spontane  Nu- 
tation auch  ohne  Abhängigkeil  der  Nutationsebene  von  der  Mediane 
des  Keimlings  bei  gewissen  Pflanzen  wohl  möglich  sei ,  und  dass 
Nutationskrümmungen  möglicherweise  auch  durch  die  Last  der  Koty- 
ledonen und  des  Perikarps  (resp.  der  Samenhülle)  entstellen  könnten, 
die  man  leicht  für  spontan  zu  halten  versucht  wäre.  Auch  die  An- 
sicht des  Verfassers  von  der  Entstehung  einer  solchen  spontanen 
Nutation  durch  Vererbung  im  Sinne  der  Descendenztheorie  ist  plau- 
sibel und  Hesse  sich  vielleicht  eine  solche  auch  für  die  Nutation  der 
übrigen  Pflanzen  annehmen.  Darauf  will  ich  jedoch  später  zurück- 
kommen. 


12 

Meine  Versuche  wurden  zunächst  im  Anschluss  an  diejenigen 
von  G.  Haberlandt  mit  (ca.  1300)  Keimlingen  von  Helianthus  an- 
nuus  (96 — 98^  ^j ,  ferner  mit  den  gross-  und  kleinsamigen  Va- 
rietäten derselben  Gattung;  macrophyllus  und  argyrophyüus  und 
Hei.  globosus  (je  50 — 60^)  ausgeführt.  Nachdem  die  Ueberzeugung 
gewonnen  war,  dass  bei  diesen  Pflanzen  die  Nutation  durch  äussere 
Einflüsse  zwar  modificirt,  das  Zustandekommen  derselben  jedoch  spon- 
tan sei,  wurden  die  Versuche  auch  auf  andere,  verschiedenen  Fa- 
milien angehörige  Pflanzen  ausgedehnt.  Zunächst  waren  es  Keim- 
linge von 

I, '^)  Ceratonia  Siliqua  L.  (50 — 55^),  Linum  usitatissimum 
(97^),  Cynara  Scolymus  L.  und  Cynara  Cardunculus  (je  96^), 
Pyrus  Malus  L.  und  communis  L.  (je  63^),  Cucurbita  Pepo  L. 
(ca.  70^)  und  Cucumis  sativus  L.  (95 — 98^);  ferner  Cirsium, 
Centaurea,  Aster,  Viola  tricolor  (ca.  62^),  Ricinus  communis  L.. 
Rheum,  Carum  Carvi  L.,  von  Coniferen  (ca.  60^):  Pinus  silcestris, 
P.  Laricio,  Abies  excelsa  und  Thuja. 

II.  Iberis  amara,  Mirabilis,  Cannabis  sativa,  Convolvulus,  Ra- 
phanus  sativus,  Soja  hispida,  Phaseolus  vulgaris  und  Ph.  muUijlorus. 

Die  Samen  wurden  in  der  Regel  durch  12 — 24  Stunden  in  rei- 
nem Wasser  dem  Aufquellen  überlassen  und  sodann,  was,  um  Wie- 
derholungen zu  vermeiden,  gleich  jetzt  bemerkt  werden  soll,  immer, 
welche  Lage  denselben  auch  gegeben  wurde ,  nur  zur  Hälfte  oder 
höchstens  zu  drei  Viertel  ihrer  Länge  in  die  Erde  versenkt ,  einer- 
seits ,  um  ihnen  die  gewünschte  Lage  genauer  geben  zu  können, 
andererseits,  um  den  Druck  einer  darüberlaslenden  Erdschichte  mög- 
lichst zu  vermeiden. 


I.  Einfluss  der  Lage  des  Samens  auf  die  Nutationsebene  des 

Keimlings. 

Erster  Versuch. 

Aus  normal  (d.  h.  vertical ,  mit  der  Wurzelspitze  nach  ab- 
wärts) zur  Hälfte  in  die  Erde  versenkten  Früchten  sich  entwickelnde 
Keimlinge  von  Helianthus  annuus  nutiren  schon  im  Boden,  und  es 
ist  die  Kraft,  mit  welcher    die  Nutation  vor  sich  geht ,    nicht    unbe- 


*)  Die  Angaben  in  %  beziehen  sich  auf  die  Iveimfähigkeit  der  Samen 
der  betreffenden  Pflanzen;  von  den  übrigen  wurde  in  der  Regel  nur  eine  gerin- 
gere Zahl  (30 — 40)  untersucht,  so  dass  genaue  Angaben  nicht  geliefert  wer- 
den können. 

^)  Der  Bau  der  in  die  Gruppe  I  gehörigen  Samen  entspricht  im  Allge- 
meinen dem  von  Helianthus  annuus ,  wo  der  Embryo  gerade  ist;  bei  den 
Samen  der  Gruppe  II  zeigt  der  Embryo  eine  Krümmung,  er  nutirt  daher  schon 
im  Samen.  Die  Anordnung  ist  übrigens  nebensachlich  und  nur  der  Kürze 
halber  gewählt,  da  später  bei  Beschreibung  der  einzelnen  Versuche  darauf  ver- 
wiesen wird. 


13 

deutend,  da  die  Samen  bei  Beginn  der  Nutalionskrüninmng  die  Erde 
bis  auf  2'"°'  vor  sich  wegdrängen ,  so  dass  iiinter  denselben  eine 
Verliefung  im  Boden  entstellt.  Dass  es  das  blosse  Gewicht  der  Ko- 
tylen  und  des  Perikarps  bewirke,  ist  wohl  umsoweniger  anzunehmen, 
als  ebenso  gepflanzte ,  doch  nur  mit  dem  oberen  Viertel  hervor- 
stehende Samen  sich  genau  so  verhalten.  Die  Nutationsebene  steht 
bei  allen  untersuchten  Pflanzen  in  keiner  Beziehung  zur  Mediane 
des  Keimlings,  sondern  kann  mit  derselben  alle  möglichen  Winkel 
einschliessen.  Bei  Helianthns  und  vielen  anderen  Keimlingen  ist  es 
Regel,  dass  die  Nutationsebene  auf  der  Mediane  des  Keimlings  senk- 
recht steht;  denn  von  429  diessbezüglich  untersuchten  Keimlingen 
von  Hei.  annuns  fiel  nur  bei  87  die  Nutationsebene  mit  der  Mediane 
zusammen ,  stand  dagegen  bei  277  auf  derselben  senkrecht  und 
schloss  bei  65  Keimlingen  mit  derselben  einen  schiefen  Winkel  ein. 
An  geraden  Keimlingen  ohne  jegliche  Nutationskrümmung  konnte 
ich  trotz  aller  Vorsicht  von  allen  1300  Samen  nur  zwei  erhalten, 
von  denen  der  eine  erst  am  dritten  Tage  zu  nutiren  begann.  Nach" 
stehende  Tabelle  zeigt  hinreichend  ,  Avie  gering  die  Beziehung  zwi- 
schen der  Nutationsebene  und  der  Mediane  bei  verschiedenen  Pflanzen 
ist  und  wie  sogar  die  Nutation  senkrecht  auf  die  Mediane  bei  man- 
chen Pflanzen  vorwaltet. 


Keimlinge 

von 

Nutationsebene 

in  der 

Mediane 

senkrecht 
a.  d.  Mediane 

schief 

P  r  0  c  e  n  t  e 

Helianthus  annuus 

Hei.  macrophyllus 

Hei.  argyrophyllus 

Ceratonia  Siliqua 

Cucumis  sativus 

Cucurbita  Pepo 

Viola  tricolor 

Linum  usitat 

20-23 

28-94 

24 

26 

21 

19 

34 

36 

22 

64-65 

60-52 

56 

56 

65 

66 

51 

44 

94 

96 

52 

13-11 

10-33 

20 

18 

14 

15 

17 

20 

6 

4 
26 

Cynara  Scolymus 

Cynara  Cardunculus      .... 
Pinus  silvestris 

Der  Keimungsprocess  der  Samen  ging  bei  verschiedener,  doch 
für  die  Dauer  jedes  einzelnen  Versuches  constanter  Temperatur 
(14—30"  C.)  vor  sich.  Der  einzige  sich  dabei  ergebende  Unterschied 
bestand  in  einem  bedeutend  rascheren  Verlaufe  der  Nutation  bei 
höherer  Temperatur,  indem  sowohl  Schlingenbildung  als  deren  Auf- 
lösen bei  25  — 30"C.  um  3—5  Tage  früher  eintrat. 

Genau  wie  Helianthns  annims  verhalten  sich  die  Keimlinge  der 
pag.  00  unter  I  angeführten   Pflanzen.    Auch    die   genannton  Coiiife- 


14 

ren  lassen  beim  hypokotylen  Stengelgliede  keine  Abhängigkeit  der 
Nutationsebene  von  der  Mediane  erkennen  ,  wenn  man  als  letztere 
die  Ebene  des  Samenflügels  ,  oder,  was  dasselbe  ist,  die  durch  die 
beiden  Langskanten  des  Samens  sich  gelegt  zu  denkende  Ebene  an- 
nimmt, in  welcher  das  Aufspringen  der  Samenschale  bei  der  Kei- 
mung erfolgt  und  welche  bei  Thuja  auch  mit  der  Berührungsebene 
der  beiden  Kotylen  zusammenfällt. 


Zweiter  Versuch. 

Werden  die  Samen  so  zur  Hälfte  in  die  Erde  gesteckt,  dass 
sie  mit  der  Horizontalen  einen  Winkel  einschliessen  ,  so  lassen  sich 
drei  Fälle  unterscheiden:  entweder  bildet  die  Mediane  des  Samens 
einen  Winkel  mit  der  Horizontalen  C^),  oder  es  ist  die  Mediane  ver- 
tical  und  die  darauf  senkrechte  Längsebene  schliesst  einen  Winkel 
mit  der  Horizontalen  ein  (B) ,  oder  es  bilden  beide  Ebenen  einen 
schiefen  Winkel  mit  der  Horizontalen  (C).  In  allen  drei  Fällen 
hängt  die  Nutationsebene  in  hohem  Grade  von  dem  Winkel  ab,  den 
die  Samen  mit  der  Horizontalen  einschliessen.  Durch  die  schiefe 
Lage  wird  nach  dem  Hervorbrechen  des  Würzelchens ,  welches  so- 
gleich geotrop.  nach  abwärls  wächst,  unter  den  Kotylen  eine  Krüm- 
mung erzeugt ,  welche  dem  Orte  nach  genau  mit  der  Nutations- 
krünnnung  übereinstimmt  und  deren  Grösse  durch  den  Winkel  des 
Samens  mit  der  Verticalen  gegeben  ist.  Bald  darauf,  wenn  das 
hypokot.  Stengelglied  eine  Länge  von  kaum  1™°"  erreicht  hat,  stellt 
sich  die  wahre  Nutation  ein.  Liegt  nun  der  Winkel  des  Samens 
mit  der  Horizontalen  annähernd  zwischen  60  und  90",  so  kann  die 
Nutationskraft,  welche,  wie  wir  später  hören  werden,  mit  einem  Mi- 
nimum beginnt  und  fortwährend  wächst ,  wenn  sie  nicht  im  Sinne 
der  vorhandenen  Krümmung  wirkt ,  dieselbe  in  vielen  Fällen  noch 
überwinden  und  sogar  eine  entgegengesetzte  bewerkstelligen.  Diess 
ist  jedoch  nicht  mehr  der  Fall ,  wenn  der  Winkel  kleiner  ist;  da 
scheint  die  Nutationskraft  zur  Ueberwindung  der  vorhandenen  Krüm- 
mung zu  schwach  zu  sein  und  es  bleibt  nun  in  der  Regel  bei  der 
künstlich  eingeleiteten  Krümmung,  deren  Verlauf  der  normalen  Nu- 
tation genau  entspricht ,  da  es  auch  hier  ebenso  häufig  zu  Schlin- 
genbildungen kommt.  Ist  der  y\  inkel  gleich  Null ,  der  Samen  also 
horizontal ,  so  geht  die  Krümmung  durchwegs  in  der  gegebenen 
Richtung  vor  sich. 

Das  Gesagte  soll  nun  mit  einigen  Beispielen  belegt  werden;  die 
Samen  waren  in  den  Lagen  A,  B.  C  gepflanzt.  Wiederholungen  der 
Versuche  ergaben  nur  geringe  Schwankungen  ,  welche  wohl  indivi- 
duellen Eiffenthümlichkeiten  zuzuschreiben  sind. 


15 


Heliantlius  annuus 

n  *■' 

Hei.  macrophyllus   . 

Hei.  argyrophyllus 

11  11 

Cynara  Cardunculus 

n  11 

Pyrus  Malus   .    .    . 
Ceratonia  Siliqua   . 

11  11 

Cucumis  sativus  .    . 

11  11         •    • 

_  11  .  '^  .    .  '    * 

Linum  usitatissintum 

11  11 

Pinus  silvestris     .    . 

11  11  •    • 

Pinus  Laricio      .    . 


Läse 


durch  die  Lage 

gegebene 

Nut-Ebene 


es  nutirlen 


in 
Med. 


senkr. 
Med. 


schief 


12 

A 

12 

B 

10 

C 

4 

B 

3 

A 

4 

B 

6 

A 

9 

B 

3 

B 

7 

A 

8 

B 

8 

A 

10 

B 

7 

C 

8 

A 

8 

B 

3 

A 

5 

B 

3 

B 

senkr.  Med. 

in  Med. 
schief 

in  Med. 
senkr.  Med. 

schief 
senkr.  Med. 

in  Med. 

in  Med. 
senkr.  Med. 

in  Med. 
senkr.  Med. 

in  Med. 

schief 

senkr.  Med. 

in  Med. 
senkr.  Med. 

in  Med. 

in  Med. 


1 

8 

10 

1 

2 

1 

<9 

2 

1 

— 

6 

5 

1 

1 

1 

— 

5 

6 

1 

— 

8 

6 

3 

— 

6 

1 

7 

6 

1 

— 

2 

3 

— 

2 

— 

3 
1 
10 
1 
1 
1 

3 

1 
2 
1 

1 
1 

1 
1 

2 
1 


Dritter  Versuch. 

Derselbe  unlerscheldet  sich  von  dem  vorhergehenden  nur  be- 
züglich der  Richlung  der  Keimaxe,  welche  hier  eine  entgegengesetzte 
war,  indem  die  Samen  in  allen  möglichen  Lagen,  doch  mit  der  Wur- 
zelspitze nach  aufwiirts  gepflanzt  wurden.  Es  Hessen  sich  den  frühe- 
ren analoge  Verhältnisse  wahrnehmen,  doch  ist  es  hier  wieder  der 
durch  die  schiefe  Lage  gleich  nach  dem  Hervorbrechen  des  Würzel- 
chens  zur  Geltung  gelangende  posit.  Geotropismus,  welcher  je  nach 
der  Lage  theils  hemmend,  Iheils  beschleunigend  wirkt.  Bei  verticaler 
Stellung  der  Samen  wächst  das  hervorbrechende  Würzelchen  anfangs 
ca.  1  Mm.  vertical  nach  aufwärts;  sobald  aber  die  Nutation  eine  Schief- 
stellung desselben  nach  einer  Seite  hin  eingeleitet  hat,  bewirkt  der  nun 
zur  vollen  Geltung  kommende  positive  Geotropismus  ein  vertical  nach 
abwärts  Wachsen  der  Wurzel.  Hat  sich  nun  der  Keimling  festge- 
wurzelt, so  werden  die  bisher  noch  in  der  Erde  steckenden  Kotyle- 
donen mit  dem  Perikarp  in  Folge  Längenwachsthums  des  liypokotylen 
Stengelgiiedes  mit  einer  Nulatlonskrümmung  von  180"  emporgehoben. 
Manchmal  wird  aber  die  einmal  begonnene  Krümmung  so  lebhaft 
fortgesetzt,  dass  es  gar  nicht  zur  Einwurzelung,  sondern  zu  Doppel~ 
schlingen  kommt,  wobei  die  Ivotylen  mit  dem  Perikarp  in  ihrer  ur- 
sprüngllclien  Lage  zur  Hälfte  in  der  Erde  bleiben,  was  wohl  auch 
vorzugsweise  der  Nachwirkung  des  Krümmungsreizes  zuzuschreiben 
sein  dürfte.  Reine  Nutation  ist  hier  nur  das  erste  Stadium  der  Krüm- 
mung, die  Schiefstellung  des  Würzclchens,  wobei  man  sich  auch  hin- 


16 

reichend  von  der  Unabhängigkeit  der  Nutationsebene  von  der  Mediane 
überzeugen  kann. 

Bei  schiefer  Lage  der  Samen  lassen  sich,  wie  beim  zweiten 
Versuche,  dieselben  Falle  unterscheiden;  die  Nutationsrichlung  hiingt 
da  wieder  wesentlich  von  der  Grösse  des  Winkels  ab.  Doch  tritt 
hier  der  positive  Geotropismus  früher,  als  bei  verticaler  Lage,  gleich 
beim  Hervorbrechen  des  Würzelchens  auf,  welches  auf  diese  Weise 
auf  dem  kürzesten  Wege  in  den  Boden  dringt  und  so  die  reine  Nu- 
tation  oft  verdeckt  wird.  Nichtsdestoweniger  kommt  es  auch  vor,  dass 
die  Nutationskraft  den  negativen  Geotropismus  überwindet,  indem  das 
Würzelchen  und  mit  ihm  das  hypokotyle  Stengelglied  nicht  abAvärts, 
sondern  aufwärts  wächst  und  erst  auf  der  entgegengesetzten  Seite  in 
den  Boden  gelangt. 

Wiederholungen  der  beiden  letzteren  Versuche  mit  Samen  der 
Gruppe  I  ergaben  ein  gleiches  Resultat;  nur  kam  es  beim  dritten 
Versuche  selten  zu  Schlingenbildungen,  da  die  Keimlinge  sich  bald 
einwurzelten,  und  die  Kotyledonen  dann  mit  einer  Nutationskrümmung 
von  150 — 180"  emporgehoben  wurden.  Keimlinge  von  Rheum  mit 
einem  hypokotylen  Stengelgliede  von  1  Cm.  zeigten  nach  12  Tagen 
(Temp.  16°  C.)  weder  Einwurzelung  noch  Schlingenbildung.  Es  war 
zwar  gleich  bei  Beginn  der  Keimung  eine  Nutationskrümmung  ent- 
standen, welche  auf  ca.  90"  wuchs,  dann  aber  wieder  ausgeglichen 
wurde.  Mit  Coniferen  wurde  der  dritte  Versuch  nicht  gemaciit,  da 
die  Samen  derselben  mit  aufwärts  gerichteter  Wurzelspitze  zur  Hälfte 
in  die  Erde  gesteckt  nur  schwer  keimen. 

Aus  diesen  Versuchen  lässt  sich  nur  auf  eine  innere,  spontane, 
d.  i.  auf  eine  von  äusseren  Kräften  unabhängige  Ursache  der  Nula- 
tion  schliessen;  denn  das  Gewicht  der  Kotylen  und  des  Perikarps 
kommt  hier  gar  nicht  zur  Wirkung,  da  dieselben  während  der  Krüm- 
mung noch  im  Boden  befesUfft  sind. 


II.  Einfluss  künstliclieii  Druckes  auf  den  Verlauf  der  Nutation. 

Ein  vollkomtnen  gerader  Keimling  von  Helianthus  amiuus  mit 
einem  hypokotylen  Stengelgliede  von  7  Mm.  wurde  durch  eine  Glas- 
platte von  7"5  Cm.  Länge  und  2'5  Cm.  Breite  und  einem  Gewichte 
von  527  Gramm  seitlich  derart  belastet,  dass  dieselbe  mit  dem  un- 
leren Ende  auf  dem  Boden  ruhte,  mit  ihm  einen  Winkel  von  ca.  40° 
einschliessend,  so  dass  die  Platte  etwa  in  der  Mitte  durch  den  ge- 
drückten Keimling  unterstützt  wurde.  Am  nächsten  Tage  nutirte  bei 
Entfernung  derselben  der  Keimling  in  der  Richtung  des  Druckes  mit 
einem  Winkel  von  45°,  welche  Nutalionsrichtung  nachher  auch  bei- 
behalten wurde.  —  Ein  anderer  Keimling  mit  einem  hypokotylen 
Stengelgliede  von  1  Cm.,  welcher  2 — 3°  senkrecht  auf  die  Mediane 
nutirte,  wurde  in  derselben  Weise  durch  22  Stunden  einem  der  vor- 
handenen Nutationsrichtung  entgegen,  doch  in  derselben  Ebene  wir- 
kenden Drucke  ausgesetzt.  Gewicht  der  Glasplatte  6-78  Gramm.   Der 


17 

Keimling  war  in  dieser  Zeit  um  2*5  Mm.  gewaclisen.  Es  hatte  sich 
nun  die  Nutationsrichtung  geändert,  sie  iiatte  in  eine  entgegenge- 
setzte, der  Richtung  des  Druckes  folgende  umgeschlagen,  und  der 
Nutalionswinkel  betrug  nunmehr  45^;  der  obere  Theil  des  Keimlings 
hatte  also  einen  Bogen  von  47* — 48**  beschrieben.  Sonst  verlief  die 
Nutation  in  der  künstlichen  Richtung  ganz  normal  und  trat  nach 
7  Tagen  Schlingenbildung  ein.  —  Ein  dritter  Keimling,  welcher  eben- 
falls einen  Nutatiouswinkel  von  2" — 3"  zeigte,  wurde  in  gleicher 
Weise  einem  der  Nutationsrichtung  entgegenwirkenden  Drucke  aus- 
gesetzt, der  jedoch  nur  2  Stunden  währte;  es  hatte  die  Nutations- 
richtung wieder  in  die  künstlich  erzeugte  umgeschlagen  (ca.  20"). 
Am  nächsten  Tage  jedoch  nutirte  der  Keimling  nicht  mehr  in  dieser, 
sondern  in  der  früheren,  ursprünglichen  Richtung  mit  einem  Winkel 
von  10",  welche  letztere  sich  auch  bis  zum  Schlüsse  der  Nutation 
(180")  erhielt. 

Der  auf  den  oberen  Theil  des  Keimlings  auszuübende  Druck 
lässt  sich  jedoch  auf  einfachere  Art  bewerkstelligen.  Ein  beinahe 
vollkommen  gerader  Keimling  mit  hypokotylem  Stengelgliede  von 
5  Mm.  wurde  mit  dem  Finger  senkrecht  auf  die  Mediane  gedrückt, 
bis  die  Krümmung  einen  Winkel  von  180"  erreicht  hatte;  der  Druck 
währte  15  Min.  Nach  Entfernung  des  Fingers  nahm  der  Winkel  in 
Folge  der  Elasticität  des  Stengelgliedes  ab  und  blieb  auf  etwa  45", 
wuchs  jedoch  bis  zum  nächsten  Tage  bis  90".  Dasselbe  Experiment 
wurde  mit  einem  gleich  grossen,  jedoch  schon  merklich  nutirenden 
(3")  Keimlinge  durchgeführt,  bis  auf  der  der  ursprünglichen  ent- 
gegengesetzten Seite  ein  Nutationswinkel  von  130"  erreicht  war, 
welcher  nach  Entfernung  des  Fingers  bis  auf  40"  abnahm.  Am  näch- 
sten Tage  jedoch  nutirte  der  Keimling  wieder  in  der  früheren,  ur- 
sprünglichen Richtung  mit  einem  Winkel  von  30".  Es  war  also  hier 
trotz  einer  künstlich  erzeugten  entgegengesetzten  Krümmung  der 
nutirende  Theil  in  die  ursprüngliche  Richtung  zurückgekehrt. 

Aus  diesen  Versuchen  geht  hervor,  dass  es  möglich  ist,  bei 
Beginn  der  Nutation  durch  künstlichen  Druck  jede  beliebige  Ebene 
des  Keimlings  zur  Nutationsebene  zu  machen  und  sogar  eine  sclion 
vorhandene  aufzuheben,  wenn  nur  die  Nutation  noch  nicht  zu  weit 
vorgeschritten  und  der  Druck  ein  hinreichend  grosser  und  anhalten- 
der ist.  Ist  diess  nicht  der  Fall,  so  kann  eine  künstlich  erzeugte 
Richtung  doch  wieder  in  die  ursprüngliche  zurückschlagen,  welcher 
Umstand  wohl  ebenfalls  auf  eine  spontane  Nutation  bei  diesen  Keim- 
lingen hindeutet. 

(Schluss  folgt.) 


Oesterr.  botan.  Zeitsclirift.  1.  Heft.  1879. 


18 

Vossia  Thüm. 

Eine  neue  XJstilagineen-Gattung. 
Von  P.  V.  Thümen. 

„Wozu  immer  weiter  schweifen,  sieh'  das  Gute  liegt  so  nah"- 
Dieses  Wort  des  Dichters  drängte  sich  mir  unwillkürlich  auf,  als  ich 
vor  Kurzem  die  Ausbeute  der  diessjährigen  mykologischen  Forschun- 
gen des  Herrn  Prof.  Wilhelm  Voss  in  Laibach  zugeschickt  erhielt! 
—  Wahrlich  wir  brauchen  noch  nicht  über  den  Ocean  zu  gehen, 
noch  nicht  die  Grenzen  des  alten  Europa  zu  überschreiten,  um  Neues, 
Interessantes  zu  entdecken,  innerhalb  der  eigenen  Landesmarken 
bietet  sich  uns  Gelegenheit  genug  dazu! 

Besonders  die  südlichen  Kronländer  unserer  Monarchie,  in  Hinsicht 
auf  Phanerogamen  bereits  tüchtig,  wenn  auch  natürlich  noch  nicht 
erschöpfend,  explorirt,  wurden  bisher  zum  weitaus  grossten  Theilo 
noch  von  keines  Mykologen  Fuss  betreten,  und  doch  ist  gerade  dort, 
bei  dem  wärmeren  Klima,  der  reicheren  Vegetation  mit  Sicherheit 
auf  herrliche  Resultate  zu  rechnen.  Aber  wenn  wir  von  den  spär- 
lichen und  vereinzelten  Aufsammlungen  ßolle's  in  der  Gorzer  Ge- 
gend abstrahiren,  ist  es  bis  heute  doch  nur  ein  einziges  dieser  Län- 
der, wo  überhaupt  mykologisch  geforscht  wurde,  und  dieses  einzige 
Land  ist  Krain,  der  klassische  Boden,  auf  welchem  vor  einem  Sä- 
culum  schon  der  grosse  Scopoli  lebte  und  wirkte! 

Herrn  Prof.  Voss  gebührt  das  Verdienst,  uns  zuerst  mit  der 
Pilzflora  Krains  bekannt  gemacht  zu  haben,  und  wenn  auch  selbst- 
redend nicht  im  Geringsten  von  einer  Vollständigkeit  gesprochen 
werden  kann,  so  legt  es  doch  ein  beredtes  Zeiigniss  ab  vom  Eifer 
und  vom  Glück  dieses  Forschers,  dass  er  im  ersten  Verzeichnisse  der 
Pilze  seines  Landes^)  bereits  eine  Anzahl  von  430  Species  aufzu- 
führen vermochte. 

Seit  Veröö'entlichung  der  erwähnten  Uebersicht  sind  jedoch  schon 
wieder  eine  grosse  Menge  neuer  Funde  zu  registriren,  und  binnen 
kurzem  ist  sicherlich  ein  reichhaltiger  Nachtrag  zu  erwarten.  Es 
kommt  mir  nun  natürlich  nicht  in  den  Sinn,  dem  eifrigen  Sammler 
irgendwie  vorzugreifen,  aber  die  Veröffentlichung  eines  seiner  Funde 
konnte  ich  mir  doch  nicht  versagen,  umsomehr,  da  derselbe  nicht 
nur  von  allgemeinem  Interesse  ist,  sondern  sich  dabei  auch  die  ge- 
wünschte Gelegenheit  bot,  dem  Entdecker  selbst  ein  bleibendes  Mo- 
nument zu  errichten.  — 

Wenige  Ordnungen  des  Pilzreiches  sind  in  den  letzten  Jahren 
so  eingehend  untersucht  worden,  wie  die  üslilagineen,  und  in  den 
vortrefflichen  Arbeiten  Fischer  von  W  aldheim's  liegt  uns  eine 
solche  Menge  der  wichtigsten  Untersuchungen,  liegt  uns  ein  so  har- 
monisch abgeschlossenes  Ganzes  vor,    dass  es  gewiss  von  allgemein- 


*)   Materialien  zur  Pilzkunde  Krains  in    Verhandl.   der  k.  k.  zoolog.-bot. 
Gesellsch.  in  Wien,  Jahrg.  1878. 


19 

slem  Interesse  ist,  wenn  noch  ein  neues  Verbindungsglied  zwischen 
zwei  Galtungen  dieser  Familie  aufgefunden  wird.  Das  Verdienst  eines 
solchen  Fundes  gebührt  Prof.  Voss,  und  ich  glaube  auf  keinen  Wi- 
derspruch zu  stossen,  wenn  ich  den  Namen  des  Entdeckers  zur  Be- 
zeichnung der  neuen  Gattung  wähle.  — 

In,  resp.  auf  den  Fruchtknoten  von  Molinia  caerulea  Mnch. 
(nebenbei  gesagt  eine  Graminee,  auf  welcher  bisher  noch  kein  Brandpilz 
bekannt  war!)  finden  sich  grosse,  aufgeschwollene,  tief  schwarzbraune, 
ziemlich  harte  Deformationen,  meistens  von  der  Grösse  der  ausgereiften 
'^amen,  doch  zuweilen  auch  noch  einmal  so  gross.  Sie  bestehen  aus 
den  Sporen,  welche  in  ungemein  grosser  Menge  vorhanden  sind, 
ihre  Gestalt  ist  meistens  regelmässig  elliptisch ,  doch  finden  sich 
eiförmige,  zuweilen  selbst  fast  keulenförmige;  an  beiden  Enden  sind 
sie  verschmälert-abgerundet,  nur  ausnahmsweise  schwach  zugespitzt, 
schmutzig  dunkelbraun,  undurchsichtig,  ihre  Länge  beträgt  20 — 30, 
im  Durchschnitt  24  Mm.,  ihre  Breite  14—16  Mm.  Die  sporentragen- 
den Mycel-Aestchen  oder  Hyphen  sind  ziemlich  lang,  sehr  schlank, 
hin  und  her  gebogen,  farblos,  sie  lösen  sich  nicht  wie  bei  den 
Tillelia-Arien  noch  vor  der  völligen  Sporenreife  auf,  sondern  bleiben 
auch  noch  nach  derselben  erhalten  und  bilden  um  die  Spore  herum 
einen  Gallertsehlauch  oder  eine  Gallerthülse  mit  einem  mehr  oder 
minder  langen  stielartigen  Anhängsel. 

Die  neue  Gattung,  deren  Untersuchung  von  mir  und  Herrn 
Dr.  Schroeter  gemeinsam  vorgenommen  ward,  ist  unmittelbar  neben 
Tilletia  zu  stellen,  von  welcher  sie  sich  eben  durch  das  erwähnte 
Merkmal  ausgezeichnet  unterscheidet.  Die  Entstehung  der  Sporen  an 
den  Hyphenenden  und  ihre  Bildung  in  dem  Gallertsäckchen  ist  ausser- 
ordentlich charakteristisch,  ebenso  das  Verbleiben  der  Spore  in  die- 
sem Säckchen,  auch  nach  der  Reife,  während  die  Tilletia-Sporen  in 
diesem  Alter  bereits  keine  Spur  mehr  von  der  sie  früher  umhüllen- 
den Gallerfschicht  zeig-en  und  völlig'  frei  sind. 

Die  Diagnose  der  neuen  Gattung  und  Art  würde  folgender- 
massen  lauten: 

Vossia  Thüm.  nov.  gen.   Ustilaginearum. 

Mycelium  e  hyphis  tenuibus,  hyalinis,  4 — 5  Mm.  crassis,  apice 
non  dissolutis  sed  pseudoascum  vel  folliculam  gelatinosam,  subdura- 
bilom  circa  sporam  maturam,  cum  processo  sublongo  cormoideo  for- 
mans,  sporae  ellipsoideae  vel  ovatae,  fuscae. 

Ovaria  Graminearum  implectens  et  turgens. 

Vossia  Moliniae  Thüm.  n.  sp. 
V.  semina  vel  Ovaria  toto  implectens,  subdeformans,  augens, 
turgens,  nigrilicans,  demum  disruinpens  et  protuberans;  mycelii  hy- 
piiis  sporiferis  longis,  tenuibus  flexuosisve,  hyalinis,  apice  non  disso- 
lutis, folliculam  gelatinosam,  subdurabilem  circa  sporam  maturam  cum 
processo  sublongo,  sursum  sensim  incrassato,  cormoideo  formans; 
sporis    ellipsoideis    vel    ovatis    vel  raro  inlerdum  clavulatis,    utrinque 

2* 


20 

angustato-rotundatis,  raro  subaculatis,  sordide  fuscis,  cpisporia  lenui. 
obsolete  pimctulato,  20—30  Mm.,  plerumque  24  Mm.  long.,  14 — ■ 
16  Mm.   crass.  —  Species  valde  insignis! 

Carniolia:  Laibach  in  Moliniae  coeruleae  Mnch.  ovariis  Oct.  1878. 
Leg.  W.  Voss. 

Klosterneuburg,  30.  November  1878. 


Beiträge 

znr  Flora  des  oberen  Neutra -Thaies. 

Von  M.  von  Hütten. 

J.  A.  Knapp  sagt  in  seinem  Prodromus  Florae  Comilatus  Ni- 
triensis:  „Ueber  das  Tribec-Gebirge  haben  wir,  so  zu  sagen, 
noch  gar  keine  Angaben  und  das  Grenzgebirge  gegen  die 
Gespanschaften  Bars,  Thuröcz  und  Trencsen  ist  noch 
unbekannt." 

Nachdem  ich  im  Jahre  1876  die  Bewirthshschaftung  meiner 
5  Meilen  nördlich  von  Neutra  bei  Nagy-Tapolcsän  gelegenen  Be- 
sitzung Nagy-Bossän  übernommen  halte ,  war  es  mein  Streben ,  so 
weit  meine  Zeit  es  mir  erlaubte,  die  von  Knapp  bezeichneten  Lücken 
auszufüllen. 

Im  ersten  Jahre  (1876)  sammelte  ich  ausschliesslich  auf  mei- 
nem eigenen  Territorium,  wobei  ich  bemerke,  dass  die  dazu  gehörigen 
Waldungen  in  drei  getrennten  Complexen  an  den  westlichen  Hängen 
und  Ausläufern  des  Tribec-Gebirges  liegen.  Die  Wälder  bestehen 
aus  Laubholz,  im  welchen  Eichen  und  Rothbuclien  ül)i;rwiegen.  Ein 
Waldcomplex  (Hornyän)  steht  auf  Granit  und  Gneis,  der  zweite  (Szä- 
dek)  auf  Trachyt  und  Quarzit,  der  letzte  Janofalu  zur  Hälfte  (nörd- 
liche Abdachung)  auf  Trachyt  und  Quarz ,  zur  Hälfte  (südliche  Ab- 
dachung) auf  Kalk  —  beide ,  auch  in  floristischer  Beziehung  ganz 
verschiedene  Hälften  sind  in  einer  Länge  von  beinahe  V/^  Meilen 
durch  ein  von  0.  nach  W.  streichendes,  mit  üppigen  Wiesen  ausge- 
fülltes Bachthal  getrennt. 

Indem  ich  mir  vorbehalte,  seinerzeit  eine  vollständige  Aufzäh- 
lung der  von  mir  hier  gefundenen  phanerogamen  Pflanzen  folgen  zu 
lassen,  führe  ich  jetzt  nur  jene  an,  welche  in  Knapp's  Prodromus, 
als  dem  letzterschienenen  Verzeichnisse  Neutraer  Pflanzen  (in  wel- 
chem übrigens  auch  die  Beobachtungen  und  Millheilungen  aller  frü- 
heren Sammler  gewissenhaft  berüclisichtigt  und  gewürdigt  sind), 
nicht  angegeben,  von  mir  auf  dem  Tribec-Gebirge  gefunden 
worden  sind: 

Equisetum  silvaticum  L.  Auf  einer  sumpfigen  Wiese  am  Ostende  des 
Janofaluer  Revier. 


21 

Gladiohis  imhricatus  L.  Auf  einem  trockenen  Holzschlage  nächst 
Hornyän. 

Orchis  mascnla  L.  Auf  dem  Krtinov  vrch  des  Hornyäner  Revier. 
—  maculata  L.  (Hier  nur  mit  rein  weissen  Blüthen.)  Im  Walde  am 
Rande  derselben  Wiese,    wo  Equis.  silvat.;    dann    bei  Hornyän 
im  Eichenwalde  unter  der  Kriva  cesta  und  am  Krtinov  vrch. 

Cineraria  rmdaris  W.  et  K.  Auf  dem  Havranec  (Quarz)  hei  Jano- 
falu  —  ebendort  auch  Hacquetia  Epipactis;  auf  der  gegenüber 
liegenden  Thalseite  Wapena  (Kalk)  Anemone  Pulsatilla  und  sil- 
vestris,  Polygala  major  und  Orchis  fusca  in  herrlichen  Exem- 
plaren. 

Teiicrium  Scorodonia  L.  Am  unteren  Rande  einer  Trachylschutthalde 
des  Kozlica  bei  Szadek  —  nur  noch  mit  Calluna  vulg.,  Teu- 
crium  Chamaedr.,  Camp,  rotundif.  und  Genista  pilosa. 

Meines  Wissens  ist  Teucrium  Scorodonia  bisher  in  Ungarn 
noch  nicht  beobachtet  worden. 

Spiraea  ohlongifolia  W.  et  K.  Auf  dem  Gipfel  des  Kozlica  bei 
Szadek. 

Im  Jahre  1877  machte  ich    weitere  Ausflüge,  bei    welchen  ich 
auf  der  Ptacnik-Gruppe    (Grenze    gegen    das   Barser    und  Thuröczer 
Comitat)  von  neuen  Pflanzen  fand. 
Orchis  coriphora  L.    Auf   einer    sumpfigen  Wiese    bei  Kamenec    mit 

Orchis  laxiflora. 
Rnmex  arifolius  All. 
Sempermcum  monfanum  L. 
Thalictrum  aquilegifolium  L. 

Letztere    alle    auf    dem    Bergrücken    vom    Ptacnik   „zum 

Weissen  Stein."    Ebendort    auch  Viola  biflora,    Valeriana  trip- 

teris,  Anemone  nemorosa,  Ranunc.  aconitif. 

In  demselben  Jahre  lernte  ich  Herrn  Dr.  Josef  Päntocsek, 
prakt.  Arzt  zu  Tavarnok,  kennen,  rühmlichst  bekannt  durch  seine 
erfolgreichen  botanischen  Reisen  in  Dalmalien,  Montenegro,  der  Her- 
zegovina  und  Bosnien  (s.  hierüber  dessen  hochstinteressante  und 
werlhvolle  „Adnotationes  etc.,"  Pressburg,  Wigand  1874)  und  hatte 
das  Vergnügen,  denselben  auf  die  Standorte  der  von  mir  für  Neutra 
neu  gefundenen  Pflanzen  führen  zu  können. 

lu)  Jahre  1878  (22.  Juli)  unlernalim  ich  gemeinschaftlich  mit 
Dr.  Päntocsek  eine  Excursion  auf  die  Berge  Klak  (Nasenslein)  und 
Revan ,  das  triplex  confinium  der  Comitate  Neutra,  Trencsen  und 
Tiiuröcz. 

Als  neu  (rücksichtlich  Knapp's  Aufzählung)  fanden  wir: 
Aspidinm  Lonchitis  Sw.  Nasenstein. 
Festuca  varia  Hke.  „ 

Avena  alpestris  Hst.  „ 

Gladiolus  imbricatus  L.  Auf  dem  Revaa. 
Salix  Wnlfeniana  Willd.  Nasenstein. 
Thesium  alpiniim  L.        Auf  dem  Revan. 


22 

Knaiilia  carpatica  Heuff.  Auf  dem  R(^van. 
Scabiosa  lucida  Vill.  „       „         „ 

Homogyne  alpina  Cass.  Nasenstein. 
Centaurea  axiUatis  Willd., 

„  coriacea  Kit., 

Carduus  personata  Jacq., 
Crepis  sihirica  L. ,    sämmtliche    auf  dem  Westhange  des  Revan  mit 

Veratr.  album,  Cirsium  Erysithales,  Phyteuma  spie,  und  orbic, 

Aconitum  Lycoctonum. 
Crepis  Jacquini  Tausch.     Auf  Felsen  des  Nasenstein. 
Hieracium  caesium  Fries.     „  „        „  „ 

„  nillosum  L.  „  „        „  n 

Campanula  Trachelium  L.  var.  dasycarpa  Kch. 
Gentiana  obtusifolia  Rb.  var.  spatulata  Bart. 

—  acaulis  L.  j  ^^^  Ye\sQX\    des   Nasenstein  mit  Viola   biß., 

Androsace  lactea  L  g^^..     ^.  ^^^.^^  laricifoiia. 

Primula  Auricula  L.     )  '  ' 

Cortusa  Matthioli  L.  Auf  dem  Bergrücken  zwischen  Nasenstein  und 

Revan. 
Soldanella  alpina  L.  Kuppe  des  Nasenstein. 
Aquilegia  vulgaris  L.  Revan. 
Ranunculus  montanus  Willd.  Nasenstein. 
Kernera  saxatilis  Rb.  Auf  Felsen  des  Nasenstein. 
Rosa  pyrenaica  Gn.         „         „         „  „ 

Rubus  saxatilis  L.  „         „         „  „ 

Potentilla  aurea  L.  Bergrücken  zwischen  Nasenstein  und  Revan. 
Geum  rivale  L.     Am  Westabhange    des    Revan    mit  Hacquetia  Epi- 

pactis,  Lunaria  rediviva,  Hesperis  matronalis  fl.  albo.,  Ranunc. 

aconitifolius. 
Hippocrepis  comosa  L.  Nasensfein. 

Von  den  hier  aufgezählten  Pflanzen  waren:  Thesium  alpinum, 
Scabiosa  lucida,  Crepis  Jacquini,  Androsace  lactea  und  Ranunculus 
montan,  auf  denselben  Standorten  von  Herrn  Dr.  Päntocsek  gele- 
gentlich eines  Ausfluges  in  das  Facskoer  Gebirge  im  Jahre  1868 
(Oest.  botan.  Zeitschr.  Nr.  8,  August)  bereits  gefunden  worden. 

Nagy-Bossän,  am  25.  November  1878. 


Agaricus^  Lepiota  mgoso^reticulata. 

.   Von  Dr.  F.  W.  Lorinser. 

it  -  ■  ' 

Im  vergangenen  Monate  September  fand  ich  im  Leopoldskroner 
Wäldchen  bei  Salzburg  zwischen  Moos  auf  Torfboden  zahlreiche  Exem- 
plare eines  Pilzes,  welcher  der  Gattung  Agaricus  (Subgenus  Lepiota^ 
angehörend,  w^ahrsoheinlich  noch  nicht  beschrieben  sein  dürfte.  Der- 


23 

selbe  unterscheidet  sich  durch  die  runzelig-genetzte  Oberflüche  des 
Hutes  und  den  starken ,  fast  stechenden  Geruch,  so  sehr  von  den 
übrigen  Arten  dieser  Untergattung,  dass  ich  —  aufgefordert  insbe- 
sondere durch  Herrn  Prof.  Reichardt  —  die  Diagnose  dieses  Pilzes 
mitzutheilen  mir  erlaube: 

Pileo  carnosulo  e  convexo  expanso,  umbonato,  demum  sub- 
repando  lobatoque ,  rugis  elevatis  reticulato  ,  furfuraceo-granulato, 
fulvo-alutaceo;  stipite  farcto,  minute  squamuloso,  super  annuluui 
floccosum  evanescentem  pallido,  infra  annulum  alutaceo-fuscescente; 
lamellis  albis  confertis  rotundalo-adnexis.  Graveolens. 

Dieser  Pilz  dürfte  etwa  neben  Lepiota  amianthina  Scop.  ein- 
zureihen, und,  falls  er  als  neue  Species  angenommen  werden  sollte, 
mit  dem  Namen  Agaricus  Lepiota  rugoso-reticulata  zu  bezeich- 
nen sein. 

Wien,  24.  November  1878. 


Ein  Ausflug  auf  di&:  Babia  Gora. 

Von  Dr.  A.  Peter. 

In  so  erfreulichem  Maasse  in  neuerer  Zeit  die  Angaben  über 
die  Flora  der  hohen  Tatra  in  Folge  der  häufigeren  Besuche  der- 
selben durch  Botaniker  sich  mehren,  so  spärlich  fliessen  die  Angaben 
über  die  Flora  der  benachbarten  höchsten  Gipfel  der  Beskiden,  und 
so  wenig  kann  unsere  Kenntniss  derselben  eine  hinlängliche  genannt 
werden.  Ausser  der  „Enumeratio  plantarum  phauerogamicarum  et 
cryptogamicarum  vascularium  comitatus  Arvaensis  in  Hungaria"  von 
N.  V.  Szontagh  *j  sind  umfassendere  floristische  Angaben  über  jene 
Gegenden  kaum  vorhanden.  Es  dürfte  daher  nicht  ganz  überflüssig 
erscheinen,  wenn  ich  im  Nachstehenden  einige  Beobachtungen  mittheile, 
welche  ich  im  verflossenen  Sommer  zu  machen  in  der  Lage  war,  als 
ich  auf  Veranlassung  der  Herrn  Prof.  Dr.  C.  v.  Nägeli  einen  Ausflug 
dorthin  machte,  um  die  Hieracien  jener  Gegend  zu  studiren.  Mein 
Hauptzweck  ging  daher  wohl  niclit  auf  die  Feststellung  des  auf  den 
hohen  Beskidengipfeln  Vorkommenden  im  Allgemeinen;  indessen  habe 
ich  doch,  so  oft  mir  bemerkenswerthere  Phanerogamen  oder  Gefass- 
kryplogainen  aufstiessen,  dieselben  notirt  und  von  den  wichtigsten 
auch  Exemplare  als  Belegstücke  aufgenommen. 

Mein  Aufenthalt  in  jenem  Grenzgeinrge  Galiziens  und  Ungarns 
fiel  in  die  Zeit  vom  18.  Juli  bis  5.  August  dieses  Jahres;  zum  Stand- 
quartier hatte  ich  das  kleine,  durch  die  Reichhaltigkeit  seiner  Heil- 
quelle an  Jod,  Brom  und  Eisen  ausgezeichnete  Bad  Polliora  gewählt, 
welches  durch   die  Hohe  seiner  Lage  Cca.  1000  Met.  üb.  Meer)   und 

*)  Verhandlungen  der  zoolog. -botanischen  Gesellschaft  in  Wien  XIII. 
(1863)  p.  1043-1098. 


24 

die  Nähe  der  Berge  den  Vortlieil  bietet,  dass  man  nur  kurze  Zeit 
zu  steigen  nüliiig  hat,  um  in  höhere  und  dem  Botaniker  interessan- 
tere Regionen  zu  gelangen.  —  Umgeben  von  sanften  Hügeln  liegt 
es  in  einer  grünen  Wiesenmulde,  durch  welche  man  auf  die  den 
Horizont  begrenzende  zackige  Kette  der  Tatra  einen  herrlichen  Aus- 
blick geniesst;  in  geringer  Entfernung  erhebt  sich  über  düsteren  Ur- 
wäldern von  Nadelholz  der  kahle  Gipfel  der  Babia  Gora,  und  auf 
der  entgegengesetzten  Seite  blickt  der  breite  Rücken  des  oft  wolken- 
umlagerten Pilsko  herein. 

In  der  ganzen  Gegend  finden  sich  nur  an  wenigen  Stellen  Fel- 
sen zu  Tage  tretend,  und  selbst  die  Berggipfel  sind  gerundet  und 
meist  ohne  anstehendes  Gestein;  eine  Ausnahme  macht  nur  die  Babia 
Gora,  deren  bis  1770  Met.  aufsteigende  Spitze  einen  grossen  Trümmer- 
haufen darstellt,  welcher  denn  auch  von  einer  Felsflora  bekleidet 
wird.  Das  vorherrschende  Gestein  ist  Karpathensandstein,  der  Boden 
besteht  aus  dessen  Verwitterungsprodukten. 

Tritt  man  vor  dem  Bade  über  die  Landstrasse  auf  die  unmittel- 
bar gegenüber  gelegenen  Hügel,  so  slösst  man  bald  auf  Euphorbia 
striata  Linn.  in  Gesellschaft  der  ihr  ähnlichen  JE.  micrantha  MB.; 
Sderanthus  annuus  L.  und  Prunella  vulgaris  L.  (oft  mit  weissen 
Blüthen)  überziehen  den  Boden  der  Brachäcker,  während  hie  und  da 
Knautia  arvensis  Coult.  xar.glandulifei-a  Koch  nebst  Kn.carpaticaEenf^. 
und  Ononis  hircina  Jacq.  sich  über  jene  erheben.  Hier  finden  sich  auch 
einige  Sträucher  von  Rosa  Reuteri  God.  f.subcanina  Chr.(?)  und  f.  compl. 
Gren.  AmRande  desWaldesstellt  sich  Euphorbia  amygdaloides  L.  ein,  und 
im  Schatten  des  ersteren  gedeiht  stellenweise  Neottia  Nidus  avis  Rieh. 

Verfolgt  man  die  Strasse  einige  Minuten  weit  nördlich  und 
wendet  sich  dann  rechts  über  den  Bach,  so  gelangt  man  zu  einer 
grossen  Wiese,  die  an  dem  genannten  Bache  zum  Theil  trocken  ist, 
gegen  den  Wald  hin  aber  sumpfig  wird  und  an  dessen  Rande  endlich 
in  ein  Sphagnetum  übergeht.  Auf  der  trockenen  Wiese  stehen  eine 
Menge  Formen  innerhalb  der  Grenzen  von  Centaurea  Jacea  L.  und 
C  austriaca  Willd.,  ferner  Knautia  arvensis  Coult.  var.  glandulifera 
Koch,  Ononis  hircina  Jacq.,  Salvia  verticillata  L.,  Chrysanthemum 
Leucanthemum  L. ,  Hypericum  quadrangulum  L.  und  eine  Form  von 
Pimpinella  Saxifraga  L.  mit  etwas  schmalen  Blattzipfeln;  der  sumpfige 
Theil  der  Wiese  beherbergt  Pedicularis  palustris  L.  und  Ped.  silva- 
tica  L.,  Drosera  rotundifolia  L.,  Trifolium  spadiceum  L.  in  grosser 
Menge,  Salix  aurita  L.,  Juncus  spuarrosus  L,,  Trientalis  europaea 
L.,  Equisetum  limosum  L.,  Valeriana  simplicifolia  Kabath  et  Uechtr., 
Carex  pauciflora  Lightf,,  Polygonum  Persicai^ia  L.,  Orchis  maculata 
L.  etc.  Beim  Betreten  des  Waldrandes  beschliesst  Crepis  paludosa 
Mnch.  die  Reihe  der  sumpfliebenden  Gewächse,  und  es  finden  sich 
hier  in  dem  trockeneren  Waldboden:  Senecio  subalpinus  Koch  in  zwei 
Formen  —  mit  einfach  gezähnten  und  mit  ungleich  gesägf-gezähnten 
Blättern  — ,  Cardamine  silvatica  Link  und  eine  auffallende  Form  von 
Card,  pratensis  L.  mit  nur  2 — 3  dicht  zusammengerückten  Stengel- 
blättern in  halber  Höhe,  Euphorbia  amygdaloides  L.,  Dentaria  glan- 


25 

dulosa  W.  K.  (völlig  verblüht!),  Corallorrhiza  innata  R.  Br.,  Pirola 
secunda  L.  und  P.  uniflora  L.,  Homogyne  alpina  Cass.  und  Phego- 
pteris  polypodioides  Fee;  an  den  Stämmen  des  Waldes  fällt  hie  und 
da  Pofyporus  marginatus  Fr.  auf. 

Wenn  man  sich  auf  dem  ostwärts  durch  den  Wald  führenden 
Wege  gegen  die  Babia  Gora  hin  wendet,  so  gelangt  man  bald  zu 
einem  grossen  Waldschlage,  dessen  besonders  von  Sambucus  race- 
mosa  L.  und  Rubus  Idaeus  L.  gebildete  Buschfläche  im  Hintergrunde 
durch  einen  starken  Bach  begrenzt  wird.  Auf  dem  Schlage  trifft  man 
Viola  tricolor  L.  in  einer  Form,  die  von  der  var.  saxatilis  Schm. 
wohl  kaum  verschieden  ist,  ferner  Euphorbia  amygdaloides  L.,  Eii- 
phrasia  officinalis  L.,  Centaurea  pratensis  Thuill.,  Rubus  hirtus 
W.  K.,  Salix  nigricans  Fr.,  Galeobdolon  luteum  Huds.,  Fesfuca  ela- 
tior  L.,  Crepis  virens  Vill.,  involurro  glanduloso,  Epil.  angustifolium 
L.  (wurde  mir  aus  dieser  Gegend  auch  mit  weissen  Bliithen  gebracht), 
Plantago  lanceolata  L.  capitellata,  Lactuca  muralis  L.,  Gnapha- 
lium  silvaticwn  L.  mit  langen,  abstehenden  unteren  Zweigen  neben 
der  gewöhnlichen  Form,  Galium  Mollugo  L.,  Prenanthes  purpurea 
L.,  Carea  silvatica  Huds.  u.  s.  w.  Die  Ufer  des  Baches,  welcher 
eine  kleine  feuchte  Schlucht  von  einigen  Schritten  Breite  gebildet 
hat,  zeichnen  sich  durch  üppigen  Wuchs  von  Chrysanthemum  rotun- 
difolium  W.  K.,  Poa  sudetica  Haenke,  Urtica  dioica  L.,  Senecio  sub- 
alpinus  Kocli  und  nemorensis  L.,  Chaerophyllum  hirsutum  L.,  Vale- 
riana sambucifolia  Mik.  und  Aconitum  Napellus  L.  (2V2  Met.  hoch) 
aus,  während  hin  und  wieder  Daphne  Mezereum  L.,  Trifolium  spa- 
diceum  L.,  Stachys  silvatica  L.,  Thalictrum  aquilegifolium  L.  Galium 
vernum  Scop.,  Rosa  alpina  L.  f. pyrenaicaGou&n.  und  eine  auffällig  kahle 
Form  derselben  Art,  welche  fast  der  f.laevisScr.  entspricht,  ihn  begleiten. 

Durch  den  hochstämmigen  Wald  der  Babia  Gora  näher  kom- 
mend, sammelt  man  an  einem  schattigen  Holzwege,  neben  welchem 
in  der  Tiefe  der  vorhin  genannte  Bach  in  schaumigen  Wellen  über 
Steintrümmer  eilt,  Dentaria  glandulosa  W.  K.,  Pirola  minor  L.  und 
P.  uniflora  L.  mit  Blechnum  Spicant  Roth,  um  dann  über  einen  son- 
nigen Waldschlag  auf  Zickzackpfaden  anzusteigen.  Hier  kann  man 
Circaea  alpina  L.  und  vereinzeltes  Mulgedium  alpinum  Cass.  sam- 
meln, während  weiter  oben  in  dem  lichten  Walde,  durch  welchen 
zahlreiche  Wasserfäden  rieseln,  Aconitum  Napellus  L.,  Senecio  sub- 
alpinus  Koch  und  grosse  Felder  von  Rumex  alpinus  L.  sich  zeigen. 
Gegen  die  obere  Waldgrenze  hin  stellen  sich  Geum  montanum  L. 
und  Soldanella  alpina  L.  "ein,  die  mit  dem  Beginn  der  Knieholz- 
region in  bedeutender  Menge  vorhanden  sind.  Unter  den  dichten 
Büschen  der  Pinus  Pumilio  Haenke  blicken  überall  die  weissen  Blü- 
thensternchen  von  Trientalis  europaea  L.  hervor,  hie  und  da  steht 
eine  vereinzelte  Gynmadenia  albida  R.  Br.  und  Luzula  albida  DC. 
var.  rubella  Hoppe,  sowie  Homogyne  alpina  Cass.  finden  sich  ein; 
im  Ganzen  ist  jedoch  diese  Region  an  Arten  ausserordentlich  arm, 
und  erst  wenn  man  bald  nach  dem  Auftreten  von  Juniperus  nana 
Willd.   die  oberste  lichte  Krummholzregion  und  damit  den  buschlos- 


26 

steinigen  Gipfel  der  Babia  Gora  erreicht  hat,  gewinnt  die  Vegetation 
wieder  ein  abwechselungsreicheres  Bild.  Hier  gedeihen  zwischen  den 
Felslrüinrnern  Poa  laxa  Haenke,  Campanula  Scheuchzeri  Vili.,  Carex 
atrata  L.,  Ärabis  arenosa  L.  *),  GnaphaUum  supinum  L.,  Solidago 
Virganrea  L.  var.  alpestris  W.  K.,  Lycopodium  Selago  L.,  Cerastiwn 
alpinwn  L.,  Potentilla  aurea  L.,  Sempervivum  montanum  L.,  Rhodiola 
rosea  L.,  Pulsatilla  alpina  Mill.,  Phleum  alpinum  L.,  Saxifraga  Ahoon 
L.,  Memn  Mutellina  Gaertn.,  Luzula  glabrata  Hoppe,  Galium  saxa- 
tile  L.,  Anemone  narcissißora  L.  etc.  Ungeheure  Mengen  von  Ce- 
traria islandica  L.  bedecken  den  Boden  überall. 

Man  kann  von  der  Spitze  der  Babia  Gora,  welche  eine  schone 
Uebersicht  des  galizischen  Hügellandes  und  der  ungarischen  niedri- 
geren Bergzüge  nebst  einer  herrlichen  Ansicht  der  Kette  der  hohen 
Tatra  gewährt,  über  einen  grünen  Sattel,  auf  dessen  Nordabhange 
noch  im  August  einige  kleine  Schneefelder  sich  vorfanden,  zu  der 
bis  zum  Gipfel  mit  Krummholz  bewachsenen  Brana,  ihrem  nächsten 
Nachbarn,  gelangen.  —  Auf  dem  Sattel  sieht  man  Melampyrum  sil- 
■caticum  L.,  Polystichum  spiniilosum  DC.  und  Empetrum  nigrwn  L., 
auf  der  Brana  neben  grossen  Mengen  von  Phleum  alpinum  L.,  Geum 
montanum  L.  und  Trientalis  europaea  L.,  aucii  Veratrum  Lobelia- 
num  Beruh.,  Gymnadenia  albida  R.  Br.  und  Hypochoeris  uniflora 
Vill.,  letztere  in  einer  kleinen  Form.  Beim  Abstieg  in  das  Thal  be- 
merkt man  grossere  Gesellschaften  von  Senecio  nemorensis  L.  und 
subalpinus  Koch  neben  Spiraea  Ulmaria  L. 

Wendet  man  sich,  im  Thale  angelangt,  wieder  südwärts  dem 
Bade  Polhora  zu,  so  gewährt  das  zu  durchschreitende  nördlich  weit 
in  die  Berge  hinein  sich  erstreckende  Thal  Gelegenheit,  noch  manche 
erwünschte  Pflanze  zu  sammeln;  es  zeigen  sich  hier  besonders  jEm- 
phorbia  amygdaloides  L.,  Heleocharis  palustris  R.  Br.,  Euphrasia 
nemorosa  Pers.,  Scirpus  compressus  Pers.,  Juncus  lamprocarpus 
Ehrli.  (sehr  häufig  in  Folge  des  Stiches  von  Livia  Juncorum  Latr. 
monströs  entwickelt),  Symphytum  cordatum  W.  K.,  Picris  hieracioi- 
des  L.  form.,  Leontodon  autumnalis  L.  nebst  seiner  var.  pratensis 
Link  und  einer  Zwischenform  (Bastart?)  beider,  Centaurea  austriaca 
AVilld.,  Sagina  procumbens  L.,  Mulgedium  alpinum  Cass.,  Circaea 
alpina  L.,  hnpatiens  noli  längere  L.,  Senecio  subalpinus  Koch,  Lysi- 
machia  nemorum  L.,  Juncus  squarrosus  L.,  Cardamine  trifolia  L., 
Myricaria  germanica  Desv.  u.  s.  w.  In  den  zum  Theil  wohl  noch 
ganz  unberührten  Urwäldern  liegen  colossale  Baumstämme  modernd 
auf  dem   Boden,    mit  Gestrüpp  von   Vaccinium  Myrtillus  L.    bedeckt 


*)  Diese  auf  der  höchsten  Spitze  des  Berges  neben  den  daselbst  aufge- 
führten rohen  Steinmauern  beobachtete  Pflanze  tritt  hier  in  einer  wob!  als  Va- 
rietät (var.  compacta)  zu  unterscheidenden  Form  auf,  welche  sich  durch  gedrun- 
genen, vielstengeligen  Wuchs,  weisse  Blüthen,  die  geringe  Zahl  der  Seitenlappen 
der  unteren  Blätter  (meist  nur  3 — 4,  bei  der  Form  unserer  Ebenen  meist  6  —  9, 
obwohl  auch  hier  zuweilen  Blätter  mit  wenigen  Seitenlappen  vorkommen)  und 
etwas  geringere  Behaarung  zu  erkennen  gibt. 


27 

und  ihre  Seitenflächen  oft  in  grosser  Ausdelinung-  von  Icmadophila 
aeruginea  Scop.  eingenommen. 

Bevor  man  den  Ausgangspunkt  der  Excursion  wieder  erreii-ht, 
ist  es  rför  Miiiie  werth,  noch  einen  Blick  auf  die  Sumpfwiesen,  Brach- 
äcker und  Hligelabhänge  zu  werfen,  welche  sich  westlich  von  der 
Strasse  neben  derselben  von  der  kleinen  Ansiedelung  Omacaci  aus 
erstrecken.  Viola  tricolor  L.  in  der  schon  erwähnten  saxatilis-'A\\n-' 
liehen  Varietät  mit  gelben  Blüthen,  Knautia  carpatica  Heuff.  und  Kn. 
arvensis  Coult.  v.  glandulifera  Koch  nebst  Sonchus  arvensis  L.  foliis 
siibintegris  auf  den  Brachen;  Zwischenformen  von  Centaurea  jacea 
L.  bis  C.  pratensis  Thuill.,  Euphrasia  officinalis  L.,  Equisetum  pa~ 
lustre  L.,  Gentiana  germanica  L.  und  Cirsium  bulbosum  DC.  auf 
den  sumpfigen  Stellen;  Polygala  vulgaris  L.  var.  oxyptera  Rchb.  und 
Scler.  terticillatus  Tausch  nebst  ziemlich  zahlreichen Büscheu  von  Rosa 
nrbica  Lern,  (wahrscheinlich)  und  R.  dvmetornm  Thuill.  f.  vnci- 
nella  Bess.  auf  den  trockenen  Abhängen  ,  die  ersteren  stellenweise 
überragt  von  dem  prächtigen  Gladiolus  imbricatus  L. ,  geleiten  uns 
zu  dem  die  Höhen  einnehmenden  Walde,  an  dessen  Rande  Salias 
Caprea  L.  ramulis  pubescentibu»  (ob  S.  silesiaca  Wimm.?)  und  Baeo- 
myces  rosens  Pers.  uns  begegnen  und  in  dessen  Schatten  Corallor- 
rhiza  innata  R.  Br.  truppweise  sich  angesiedelt  hat. 

Wenn  man  von  dem  Bade  Polhora  aus  im  Westen  einen  flachen 
Hügelrücken  überschreitet,  so  befindet  man  sich  bald  in  dem  Dorfe 
gleichen  Namens,  durch  welches  ein  starker  Bach  (Polhoranska)  seinen 
Lauf  nimmt.  Am  Nordende  des  Dorfes  tritt  derselbe  aus  dem  Borsutja- 
thale,  welches  sich  mehrere  Stunden  weit,  hie  und  da  Seitenihäler 
aufnehmend,  zwischen  die  Berge  hineinzieht.  Am  rechten  Abhango 
desselben  begegnen  uns  bald  Gentiana  asclepiadea  L.,  Alnus  incana 
DC,  Digitalis  ambigua  Murr.,  Centaurea  pratensis  Thuill.  in  meh- 
reren Formen,  Uebergängen  zu  C.  nigra  L.,  Euphrasia  officinalis  L. 
und  E.  nemorosa  Pers.,  Salix  purpurea  L.  und  S.  pentandra  L.  neben 
Myricaria  germanica  Desv.  Später  wird  man  durch  das  Vorkommen 
von  Orobanche  flava  Mart.  auf  Petasites  officinalis  Mnch.  erfreut, 
nachdem  man  ein  links  vom  Wege  gelegenes  Sphagnetum  durch- 
schritten hat,  welches  zwischen  zerstreut  stehenden  Büschen  von 
Pinus  uliginosa  Neum.  die  zierliche  Oxycoccos  palustris  Pers.  nebst 
Carex  pauciflora  Lightf.  beherbergt.  Weiterhin  zeigen  die  Abhänge 
des  Thaies  hin  und  wieder  Thalictrum  aquilegifolium  L.,  Salvia  glu- 
tinosa  L.,  Geum  rivale  L.,  Senecio  subalpinus  Koch,  Blechnum  Spi- 
cant  Roth,  Spiraea  Aruncus  L.,  Chrysanthemum  rotundifolium  W.  K.. 
Scrophularia  Scopolii  Hoppe,  Valeriana  tripteris  L.  und  V.  sambuci- 
folia  Mik.,  letztere  besonders  an  feuchten,  quelligen  Orten,  an  denen 
auch  Stellaria  uliginosa  Murr,  und  Glyceria  nemoralis  Uechtr.  et 
Kcke.  gedeihen;  Ranunculus  aconitifolius  L.  tritt  hier  in  der  Form 
platanifolius  L.  auf,  meist  mit  den  typisch  gesägten,  aber  auch  mit 
völlig  ganzrandigen  Zipfeln  der  oberen  Blätter.  An  einem  steilen 
Hange  in  dichtem  Gebüsch  steht  Doronicum  austriacum  Jacq.  neben 
Equisetum  hiemale  L.    und    weiterhin    tief  im   Schatten  des    Waldes 


28 

massenhaft  Cardamine  trifolia  L.  Näher  dem  waldumschlossenen  ein- 
samen Borsufjateiche  zeigt  sich  am  Bachufer  Arabis  alpina  L.  mit 
prachtvoll  entwickelten  Rosetten,  und  Cardamine  silvatica  L.  tritt 
liin  und  wieder  auf.  Hinter  dem  Teiche  gelangt  man  in  einen  von 
mächtigen  Stämmen  gebildeten  Urwald,  in  dessen  Sphagnumpolstern 
häufig  die  zarte  Listera  cordata  R.  Br.  sich  findet,  und  über  dessen 
Boden  Plagisfhecium  undulatum  (L.)  mit  langen,  unverzweigten  Aest- 
chen  stellenweise  sich  verbreitet. 

Nächst  der  Babia  Gora  ist  der  Pilsko  (1600  Met.)  der  höchste 
Berggipfel  der  ßeskiden;  auf  der  Grenze  von  Ungarn  und  Galizien 
aus  einem  herrlichen  Walde  sich  erhebend,  ist  sein  kahler  Rücken 
von  Knieliolz  umsäumt.  Kein  Fels  auf  dem  ganzen  Berge,  soweit  ich 
ihn  untersuchte!  In  einer  strahlenförmig  angelegten  Waldpflanzung 
am  Fusse  des  Pilsko  kann  man  Orchis  glohosa  L.,  Polygala  vulgaris 
L.  var.  oxyptera  Rchb.  und  zahllose  Formen  von  Centaureen  sam- 
meln, welche  die  Gruppen  der  C.  jacea  L,  nigra  L.  und  austriaca 
Willd.  zu  verbinden  scheinen;  von  hier  brachte  man  mir  auch  eine 
schöne  Durchwachsung  der  Blüthe  von  Geum  rivale  L.,  deren  fünf 
grössere  Kelchzipfel  zu  Laubblättern  ausgcAvachsen  sind,  und  aus 
deren  Mitte  ein  langer  Stengel  mit  drei  Blüthen  sich  erhebt.  In 
der  Nähe  dieser  Pflanzung  sammelte  ich  an  einer  Stelle  östlich  von 
der  grossen  Strasse  Campanula  rhomboidalis  L.  var.  lanceolata  DC. 
(=  Campanula  lanceolata  Lap.)  in  prachtvollen  Exemplaren;  Rei- 
chenhach,  welcher  die  Pflanze  abbildet  ^)  gibt  an,  sie  nur  aus  den 
Pyrenäen  zu  kennen,  indessen  ist  sie  in  den  Westkarpathen  (Chocs) 
von  Fritze  und  in  den  Centralkarpathen  (Kriwan)  von  Haussknecht 
bereits  gefunden  worden,  wie  mir  Herr  Dr.  v.  Halacsy  in  Wien  mit- 
zulheilen  die  Güte  hatte. 

Steigt  man  auf  einem  schlechten  Waldwege  zum  Pilsko  an,  so 
stehen  neben  demselben  hin  und  wieder  Dentaria  hulhifera  L.  und 
D.  glandulifera  W.  K.  neben  Corallorrhiza  innata  R.  Br.  und  Neottia 
Nidus  avis  Rieh.  Weiter  oben  begegnen  uns  Adenostyles  albifrons 
Rchb.  mit  riesenhaften  Blättern,  Galium  rotundifolium  L.,  Senecio  ne~ 
morensis  L.,  Centaurea  austriaca  Willd.  und  Mulgedium  alpimim 
Cass.  In  der  oberen  Waldregion  kann  man  Aconitum  Napellus  L., 
Rumex  arifolius  All.  und  Ranunculus  aconitifolius  L.  sammeln;  in 
dem  Krummholzgürtel,  welcher  sich  hier  durch  einen  fast  ununter- 
brochenen Teppich  von  Vaccinien  auszeichnet,  sind  bemerkenswerth; 
Luzula  sudetica  Presl  var.  nigricans  Pohl,  Viola  palustris  L.,  Poly- 
gonum  Bistorta  L.,  Eriophorum  vaginafum  L.,  Meum  Mutellina  Gaertn., 
Homogyne  alpina  Cass.,  Sagina  procumhens  L.,  Vaccinium  uligino- 
sum  L.,  Rosa  alpina  L.,  Empetrum  nigrum  L.,  Luzula  maxima  DC, 
Rihes  alpimim  L.,  Cetraria  islandica  L.,  Sedwn  Fabaria  Koch,  Chry- 
santhemum rotundifolium  W.  K.,  Doronicum  austriacum  Jacq.,  Cla- 
donia  squamosa  Hffm.,  Luzula  albida  D  C.  v.  7^ubella  Hoppe,  Juncus 
filiformis  L.    und    J.  alpinus   Vill.    Das    gänzlich   kahle   Plateau    des 


Deutschlands  Flora  XIX.  (1860)  p.  140,  lab.  237,  II. 


29 

Berges  lieferte  mir  in  der  dichten  Bedeckung  durch  Cetraria  islan- 
dica  L.  keine  irgend  nennenswerthe  Pflanze;  eine  zu  anderer  Jahres- 
zeit und  mit  ausschliesslich  floristischer  Rücksichtnahme  ausgeführte 
Exkursion  halte  gewiss  noch  manches  Interessante  liier  wie  überhaupt 
in  der  Umgebung  der  Babia  Gora  geliefert. 

München,  am  26.  Oktober  1878. 


Auszug 

ans  R.  Schomburgk's  Rapport  über  die  Fortschritte  und    den  Stand 

des  botanischen  Gartens   and  den  Anpflanzangen  des  Gonvernements  in 

Adelaide  (S.  Australien)  während  des  Jahres  1877. 

Von  Pran25  Antoine. 

(Scliluss._) 

Von  Tabak  wurden  Samen  von  der  berühmten  persischen  Sorte 
„Ispahan"  eingeführt  und  angebaut,  wovon  sodann  der  geerntete 
Same  zu  vertheilen  versprochen  wurde,  ebenso  wurde  vom  indischen 
Gouvernement  Samen  von  vier  der  vorzüglichsten  Maulbeersorten 
eingeschickt  und  gebaut,  wovon  zur  nächsten  Saison  Pflänzchen  zur 
Vertheilung  angeboten  werden. 

lieber  Boemehria  nivea  Hook  geht  die  Aeusserung  dahin,  dass 
diese  Pflanze  in  Südaustralien  nicht  mit  Vortheil  cultivirt  werden 
kann,  da  sie  nur  Jahrestriebe  von  2 — 3  Fuss  producirt.  Von  Port 
Darwin  hingegen  wurden  6 — 7  Fuss  hohe  Triebe  eingesendet  und 
dieser  Theil  Australiens  scheint  demnach  der  Pflanze  zu  entsprechen. 
Eine  werthvolle  Faserpflanze  erhielt  Seh.  durch  das  Esparto-Gras. 
Es  hat  einen  grossen  mercantiiischen  Ruf  und  zeichnet  sich  bei  der 
Papierfabricalion  dadurch  aus,  dass  es  ohne  alle  sonstige  Beimischung 
verarbeitet  werden  kann.  Der  Werth  einer  Tonne  steht  zwischen 
£  5  und  7,  und  man  gibt  an,  dass  6 — 8  Tonnen  von  einem  Acker 
Grundes  gewonnen  werden  können.  Es  handelt  sich  aber  nun  dar- 
um, wenn  Esparto  wirklich  gebaut  und  gewonnen  wird,  ob  es  auch 
ein  Ausfuhrartikel  werden  kann ,  da  der  Feuersgefahr  wegen  die 
Capitäne  ihre  Schilfe  damit  nicht  gerne  beladen  werden  wollen,  wenn 
auch  das  Rohmaterial  durch  hydraulische  Pressung  im  Umfange  ver- 
mindert wird,  und  es  bliebe  sodann  nichts  anderes  übrig,  als  die 
präparirte  Faser ,  so  wie  es  mit  Neuseeländer  Flachs  geschieht,  zu 
verschicken.  In  Victoria  besteht  bereits  eine  Papiermühle  zur  Ver- 
arbeitung dieses  Materiales    und    eine   zweite  ist  eben  im  Entstehen. 

In  Betrelf  von  Medicinal-Pflanzen  wird  bemängelt,  dass  alle 
Medicinalkräuter  importirt  werden  müssen ,  welche  oft  durch  das 
lange  Aufbewahren  veraltern  und  wirkungslos  werden,  während  es 
doch  Plätze  genug  gäbe,  wo  beispielsweise  Pfelfermünzen,  Chamo- 
millen  etc.  mit  Leichtigkeit  angezogen  werden  könnten. 


30 

Im  Allgemeinen  macht  Seh.  die  Landwirthe  Südaustialiens  dar- 
auf aufmerksam ,  nicht  alles  Land  mit  Weizen  allein  zu  bebauen, 
denn  in  kurzer  Zeit  werden  grosse  Strecken  Landes  entkräftet  und 
in  wenigen  Jahren  wird  es  weiteren  Strecken  so  ergehen  ,  und  die 
Feinde,  die  zu  befürchten  sind,  sind  nicht  in  einer  nachlässigen  Be- 
bauung des  Grundes  allein  zu  suchen,  sondern  es  ist  die  Kälte, 
die  Dürre  und  der  rothe  Rost ,  durch  welche  sich  in  diesem  Jahre 
kaum  das  Einsammeln  der  Feldfrucht  lohnte. 

Nun  berührt  Seh.  das  vorzügliclie  Gedeihen  der  Palmen  und 
Farne  in  dem  neuen  Palmenhause,  und  indem  er  von  der  blumen- 
reichen Anlage  spricht,  welche  dieses  grossartige  Gewächshaus  um- 
gibt, belobt  er  das  Bufialo-grass  (Stenolaphrum  glabrum  Trin.),  dass 
es  so  herrliche  Rasen  bilde  und  noch  den  Vorzug  besitzt,  auch  wäh- 
rend des  Winters  im  frischen  Grün  zu  erscheinen.  Bei  Victoria 
regia  soll  es  nach  der  Angabe  einiger  Fec^orm- Cultivateurs  der 
Fall  sein,  dass,  wenn  diese  Pflanzen  aus  selbst  gezogenen  Samen 
fortgepflanzt  werden ,  dieselben  degeneriren.  Seh.  fand  diess  niclit, 
und  die  aus  eigenem  Samen  gekeimten  Pflanzen  sollen  die  früheren 
noch  an  Grösse  übertroffen  haben. 

Unter  den  neu  eingeführten  Pflanzen  erfreut  er  sich  den  in- 
teressanten Baum  ^Erythroxylon  Coca  Lam."  erhalten  zu  haben, 
dessen  Blätter  auf  das  Nervensystem,  ähnlich  wie  Opium,  wirken 
sollen.  Die  getrockneten  Blätter  werden  mit  etwas  fein  gepulvertem, 
ungelöschten  Kalk  oder  der  alkalischen  Asche  von  Guinoa  vermischt. 
Von  diesem  in  Brasilien  eingeführten  Baum  werden  von  dort  aus 
jährlich  an  30  Millionen  (?)  Pfund  Blätter  verbraucht. 

Sodann  führt  Seh.  die  vorzüglichsten  Neuheiten  von  Pflanzen 
an,  mit  welchen  der  Garten  bereichert  wurde ,  wobei  viele  solcher 
Pflanzen  genannt  werden ,  welche  auch  eben  jetzt  als  Neuheiten  in 
den  europäischen  Gärten  erscheinen.  Z.  B.  Dracaena  Goldieana,  etc. 

Was  den  Besuch  des  Gartens  anbetrifft ,  so  ist  Seh.  damit  so 
wie  auch   mit   dem  Benehmen  des  Publikums  sehr  zufrieden  gestellt. 

In  den  Parkanlagen  stehen  die  europäischen  und  nordamerika- 
nisclien  Bäume,  alle  Erwartungen  übertreffend,  im  freudigsten  Ge- 
deihen und  der  zoologisclie  Garten,  der  sich  eines  ungemein  zahlreichen 
Besuches  erfreut,  wurde  durch  viele  Geschenke  bereichert  und  die 
ganze  Kollektion  besteht  nun  aus  552  Stück  lebender  Thiere. 

Ueber  die  Räumlichkeit  des  Museums  äussert  sich  Seh.  dahin, 
dass  ein  neues  Gebäude  dazu  erforderlich  wäre,  da  das  Herbar  bei- 
spielsweise ,  nur  in  einem  kleinen  Zimmer  untergebracht  ist,  wo 
sowohl  Feuchtigkeit  als  auch  die  weisse  Ameise  zerstörend  einwirken. 

Die  Bibliothek  ist  in  einer  erfreulichen  Weise  im  Zunehmen 
begriffen  und  über  die  cullivirten  Pflanzen  des  botanischen  Gartens 
wurde  von  Seh.  ein  Katalog  publicirt,  in  welchem  dieselben  nach 
natürlichen  Familien  zusammengestellt  sind,  und  der  überdiess  mit 
vielen  Holzschnillen  nach  Photographien  aus  dem  Garten  und  diver- 
sen Gewächshäusern  ausgeschmückt  ist. 


31 


Am  Schlüsse  folgt  sodann  eine  Aufzälilung  jener  Spender,  welche 
entweder  dem  zoologischen  oder  botanischen  Garten  Thiere  oder 
Pflanzen  zuführten  und  dann  eine  Liste  der  jetzt  vorhandenen  Thiere 
und  der  Pflanzen,  welche  während  des  Jahres  1877  dem  Garten  zu- 
wuchsen. 


Liter  aturb  er  ichte. 

Dr.  Ludovicus  Haynald:   De   distributione  geographica  Castaneae  in 

Hungaria.  Estratto  dal  .,Nuovo  Giornale  Botanico  Italiano."  Vol.  X.  Nr.  3 

Luglio  1878. 

Der  Verfasser  theilt  hier  theils  seine,    theils  jene   Erfahrungen 

lateinisch    mit,    welche   über  das   geologische  Substrat  der  Castnnea 

in  Ungarn  in  dem  „Magyar  Növenytani  Lapok"  1877  erschienen  oder 

ihm    direct    von    den    bekannten    Geologen    von    Ungarn    mitgetheill 

wurden.    Verf.  schliesst  seine  interessante  Abhandlung  mit  folgenden 

Worten:    „Testes    audivimus  viros    botanica   et   geologia   scientia  in- 

signes,    qui    perhibent  Castaneam    in    solo    etiam    calcifero  crescere, 

licet    alia   glebae  praesertim  ex  eruptivis   petris   ortae    genera   prae- 

ferre  videatur.  Borbas. 

Materialien  zur  Pilzkunde  Kraius.  Von  Wilhelm  Voss,  k.  k.  Professor  in 
Laibach.   (Separatabdruck  aus  den  Verh.  der  k.  k.  zoolog.-botan.  Gesellsch. 
Jahrg.  1878).  Wien  1878.   Druck  von  Ad.  Holzhausen.  8°  64  S.  1  Taf. 
Dieser  Aufsatz    ist   mit   Sachkennfniss  und  Fleiss  geschrieben, 
er  bildet  einen  erwünschten  Beitrag  zur  genaueren  Kenntniss  der  Pilz- 
flora eines  mykologisch  nocli  sehr  wenig  durchforschten,  aber  hoch- 
interessanten   Ivronlandes    unserer    Monarchie.    In    der    vorliegenden 
Abhandlung    weist    Prof.   Voss    430  Arten   von   Pilzen  als   in  Krain 
vorkommend  nach.    Neu  ist  von   denselben  ein   auf  Gentiana  ascle- 
piadea  vorkommendes  Sclerotium,  S.  Dasystephanae.    Zu  genaueren 
Untersuchungen  gaben  folgende  Arten  Veranlassung:    Uromyces  Fri- 
tillariae,    U.    excavatus,    Cronartium    gentianeum    und    Phyllosticta 
Vossii.  Sie  sind  auf  der  beigegebenen  Tafel  abgebildet,      H.  W.  R. 

Etymologisches  Fremdwörterbncli  der  Pflanzenkunde  mit  besonderer  Berüch- 

sichtigung  der  deutschen  Flora.  Von  Karl  Jürgens.  Braunschweig.  Verlag 

von  Harald  Bruhn.  1878.  8"  120  S. 

Das    vorliegende   Büchlein   zerAtllt   in    zwei  Abtheilungen,    von 

denen  die  erste  die  Galtungs-,  die  zweite  die  Speciesnamen  der  ein- 

heiuiischen  und  wichtigeren  exotischen  Pflanzen  etymologisch  erklärt. 

Es    ist    mit    Fleiss  und  Umsicht  gearbeitet,    so   dass    es   angehenden 

Botanikern,   welche  der  classischen  Sprache  nicht  mächtig  sind,  ganz 

gute  Dienste  zu  leisten  vermag.  R. 

Ueber  Hochalpeuflora.    Von   J.  Eman,  Hibsch.    Separatabdruck   aus  dem 
Jahrg.  1878  des  Gartenfreundes.   Wien.   Verlag  der  k.  k.  Gartenbau-Gesell- 
schaft. 8".  16  S. 
In  diesem  Aufsatze  werden  in  populärer  Form  geschildert:  Die 

Grenzen  des  Gebietes  der  Hochalpenflora,  die  Vegetalionsformen  der- 


32 

selben,  die  Anpassung  der  Flora  an  das  Klima  der  Hoclialpen,  end- 
lich der  wahrscheinliche  Ursprung  der  Hochalpenflora.  Von  Interesse 
ist  für  den  Botaniker  namentlich  ein  als  Anhang  beigegebenes  Ver- 
zeichniss  von  Phanerogamen  und  Kryptogamen,  welche  Herr  Hibsch 
während  des  Sommers  1877  auf  dem  hohen  Tauern  und  in  den 
Zillerthaler  Alpen  sammelte.  R. 

American  Jonrnal  of  Science  and  Arts.   Editors  J.  D.  and  E.  S.  Dana 

and  B.  Silliman.  Vol.  XVI.  Nr.  91—94. 
New  Hawen  J.  D.  and  E.  S.  Dana.  1878.  8".  334  S.  3  Taf. 

Die  vorliegenden  Hefte  enthalten  keine  Original-Abhandlung  bot. 
Inhaltes,  wohl  aber  Anzeigen  und  Besprechungen  folgender  aut  Pflan- 
zenkunde bezüglicher  Publicationen:  Native  Flowers  and  Ferns  of  Ihe 
Uniled  States;  by  Thomas  Meehan  (S.  72,  157).  —  Monographia  Metz- 
geriae,  autore  S.  0.  Lindberg  (S.  74).  —  Ferns  of  Trinidad  (S.  74);  — 
Flora  Brasiliensis  Fase.  73,  74.  —  A  Monograph  of  the  Genus  Lilium  by 
Henry  John  Elwes  (S.  75).  —  Beiträge  zur  Keimungsgeschichte  der 
Cyatheaceen  von  Dr.  H.  Baukc  (S.  76).  —  Ueber  die  Aschenkrank- 
heit und  die  Blattfleckenkrankheit  der  Citronenbäume  von  Felix  von 
Thümen  (S.  76).  —  Ferns  of  Kentuky  by  J.  Williamson  (S.  155). 
—  Ferns  of  their  Homes  and  Ours  by  John  Robinson  (S.  156).  — 
Catalogue  of  the  Phanerogamous  and  Cryptogamous  Plauts  of  the  Do- 
minion of  Canada  by  T.  Macoun  (S.  156).  —  Flora  Australiensis 
by  G.  Bentham  Vol.  VII  (S.  237).  —  Flora  of  Mauritius  and  the 
Seychelles  by  J.  G.  Baker  fS.  239).  —  Forest  Flora  of  British 
Birma  by  S.  Kurz  (S.  239).  —  The  Apocyneae  of  South -America 
by  J.  Miers  (S.  240).  —  The  Student's  Flora  of  the  British  Islands 
by  J.  D.  Hooker  (S.  240).  —  Ferns  of  North-America  by  D.  C. 
Eaton  (S.  240).  —  Monographiae  plantarum  aut.  A.  et  C.  De  Can- 
dolle  (S.  325).  •—  The  Flora  of  British  India  by  J.  D.  Hook  er 
(S.  326).  —  Blüthendiagramme,  construirt  von  A.  W.  Eich  1er 
(S.  326).  —  Repertorium  annuum  literalurae  periodicae  aut.  G.  Boh- 
nesieg  et  W.  Burck  (S.  327).  —  Synopsis  of  the  Genus  Aqui- 
legia  by  J,  G.  Baker  (S.  327).  —  Note  on  Reestablishement  of  Fo- 
rests  by  C.  A.  White  (S.  328).  R. 

Catalog-Hs  Cormophytorum  et  Anthophytornm  Serbiae,  Bosniae,  Hercegro- 
viuae,  Moutis  Scodri,  Albaniae  hncnsq^ne  cogrnitornni.  Compilaverunt 
Paulus  Ascherson  et  Augustus  Kanitz.  (Sep.-Abdr.  aus  den  Ma- 
gyar növenytani  lapok.)  Claudiopoli  1877.    8.    108  pag. 

Zunächst  für  den  österreichisch-ungarischen  Botaniker  von  her- 
vorragendstem Interesse,  ist  die  vorliegende  Aufzählung  auch  jedem 
Pflanzen-Geographen  und  Floristen  um  so  unentbehrlicher,  als  sie  in 
übersichtlichster  und  gedrängtester  Vi'^eise  Alles  darbietet,  was  über 
die  Vorkommnisse  an  Gefässkryptogamen  und  Phanerogamen  aus  den 
bezeichneten  Gebieten  bisher  bekannt  geworden  ist.  Dieser  Catalog 
ist  namentlich  auch  viel  vollständiger ,  als  das  bisher  erschienene 
zweite  Supplement  der  Flora  Dalmatica  ,  soweit  sich  dasselbe  eben 
auf  Bosnien,  Montenegro  und  die  Herzegowina  bezieht.    —  Es  ist  wei- 


33 

ters  sehr  erspriesslich,  dass  die  Verfasser  auch  Serbien  einbezogen 
haben,  weil  die  „Flora  principitatus  Serbiae"  wegen  der  Sprache,  in 
welcher  sie  verfasst  ist ,  fast  allen  Botanikern ,  wegen  der  Lettern 
sogar  einem  Theile  der  slavischen ,  ein  verschlossenes  Buch  ist.  — 
Ausserdem  füllt  die  Einbeziehung  der  serbischen  Flora  den  sonst 
zwischen  Bosnien-Herzegovina  und  der  österreichischen  Monarchie 
bleibenden  Raum  in  um  so  nothwendigerer  Weise  aus,  als  die  nahe 
Verwandlscliaft  der  Vegetations Verhältnisse  aller  dieser  Länder  sol- 
chergestalt zum  Fiugerzeige  darüber  wird,  was  und  wie  viel  in  den 
viel  weniger  als  Serbien  botanisch  durchforschten,  bisher  türkischen 
Provinzen,  noch  zu  erwarten  ist. — Von  dem  im  Cataloge  verzeich- 
neten 2969  Arten  kommt  der  grösste  Theil  auf  Serbien.  Auf  Alba- 
nien entfallen  nur  etwa  15%  dieser  Summe,  ein  Beweis  dafür,  was 
in  diesem  Lande  noch  zu  leisten  nothwendig  ist.  Dass  nunmehr 
trotzdem  die  grosse  Lücke  als  so  ziemlich  geschlossen  bezeichnet 
werden  kann,  welche  noch  vor  Kurzem  in  unserer  floristischen 
Kenntniss  des  Gebietes  zwischen  den  Südprovinzen  Oesterreich- 
Ungarns  und  den  von  Boissier  in  der  „Flora  orientalis"  begriffenen 
Ländern  bestand,  ist  nach  Vorstehendem  besonders  anzuführen  kaum 
mehr  nothwendig.  So  möge  denn  die  nicht  genug  verdankenswerthe 
Arbeit  der  Verfasser  —  denen  bezüglich  der  Hieracien  noch  R.  von 
Ue  cht  ritz  anzureihen  ist  —  allen  Fachmännern  bestens  empfohlen 
sein,  insbesondere  aber  jenen  Botanikern,  welche  durch  die  Zeitver- 
hältnisse zu  allererst  in  die  Lage  konmien  dürften,  an  dem  begonnenen 
Werke  rüstig  weiter  zu  arbeiten,  nämlich  derjenigen  aus  Oesterreich- 
Ungarn.  Freyn. 

Boehm  Josef  Dr.:  Inau^urations-Rede  des  für  das  Studienjahr  1878/1879 
gewählten  Rectors  der  k.  k.  Hochschule  für  Bodencultur,  gehalten  am 
12.  October  1878.  12  S.  8». 

In  der  Einleitung  beschäftigt  sich  der  Verf.  mit  der  Lernfrei- 
heit und  begnügt  sich  mit  dem  Hinweise  auf  die  wunde  Stelle  der- 
selben. Hierauf  skizzirt  er  den  gegenwärtigen  Stand  unserer  Kennt- 
nisse über  die  Transspiration  und  Assimilation  bei  den  Pflanzen,  die 
die  unerlässlichste  Vorbedingung  für  eine  rationelle  Landwirthschaft 
sind.  Den  Schluss  dieser  schwungvollen  Rede  bildet  die  Andeutung 
auf  gewisse  dunkle  Partien  der  genannten  Fragen ,  die  der  for- 
schende Geist  aufzuklären  bemüht  ist.  K. 


Correspondenz. 

Ns.  Podhrad,  5.  December  1878. 
Es  ist  wohl  der  Mühe  werth,  nicht  nur  neue  Funde  bekannt 
zu  m&chen,  sondern  auch  unrichtige  Angaben  zu  berichtigen.  Da  mir 
die  Calamintha  officinalis,  Veronica  verna  und  Calamagrostis  spe- 
ciosa,  die  nach  Sloboda  (Lolos  1861)  um  Brezovä  im  Neutraer  Comit. 
vorkommen  sollen,  keine  Ruhe  Hessen,  bat  ich  mir  von  Herrn  Slo- 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  1.  Heft.  IST'j.  o 


34 

böda  diese  Pflanzen  zur  Ansicht  aus.  Nun  bin  ich  in  der  angenehmen 
Lage  mittheilen  zu  können,  dass  Calamintha  officinalis  Slob.  exs. ! 
vom  Berge  Ostriz  bei  Brezovä,  nicht  die  Linne'sche  diessnamige 
Pflanze,  sondern  C.  alpina  Lam.  ist;  „Calamagrostis  speciosa'^  komml 
bei  Brezovä  nicht  vor,  Sloboda  schreibt  mir  darüber:  „Mit  der 
Calamagr.  speciosa  w^ar  ein  Irrthum.  Unter  diesem  Namen  erhielt 
ich  sie  vom  sei.  Dr.  Kremsir,  und  sie  gerieth  unter  meine  Brezo- 
vaer  Pflanzen.  Nach  vielen  Jahren  vergass  ich  darauf."  Poa  alpina 
Slob.  exs.!  vom  Hügel  Baranec  bei  Brezovä  ist  P.  badensis  Haenke; 
Veronica  verna  Slob.  exs.!  von  demselben  Standorte  ist  V.  praecox 
All.  Dagegen  ist  die  Carex  pilulifera  L.  vom  Hügel  Baranec  (Slob. 
exs.!)  richtig  bestimmt.  Auch  fand  Sloboda  auf  dem  Ostriz  bei 
Brezovä  Milium  paradoxum  L.  (Slob.  exs.!)  Dieses  Gras  ist  meines 
Wissens  neu  für  das  Neutraer  Comitat.  Es  freut  mich,  dass  sich  Herr 
Dr.  Päntocsek  bei  seinen  Excursionen  in  das  Trentschiner  Comitat 
verirrt,  denn  auf  dem  ganzen  Veterne  Hole-Gebirge  haben  sich  bis- 
her nur  sehr  wenige  Botaniker  umgesehen.  Die  Schätze,  die  da  noch 
verborgen  sind ,  w^erden  dem  Späherblicke  dieses  unermüdlichen 
Forschers  nicht  entgehen.  Jos.  L.  Holuby. 


Fersonalnotizen. 

—  Dr.  H.  Dingler  und  Dr.  A.  Peter  sind  als  Custoden  am 
botanischen  Institut  in  München  angestellt  w^orden. 

—  M.  F.  Arnold  wurde  von  der  philosophischen  Facultät  der 
Universität  München  zum  Ehrendoctor  promovirt. 

—  Hofrat h  Dr.  Fenzl  und  Professor  Dr.  Willkomm  wurden 
zu  Ehrenmitgliedern,  Prof.  Dr.  Wiesner,  Prof.  Dr.  Celakovsky 
und  Prof.  Dr.  Purkyne  zu  corresp.  Mitgliedern  von  der  Schlesischen 
Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur  in  Breslau,  bei  der  Feier  ihres 
75jährigen  Jubiläums  am  17.  December  v.  J.,  ernannt. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmung^en. 

—  Ein  botanischer  Verein  hat  sich  in  München  gebildet. 
Derselbe  wählte  Prof.  Hartig  zum  ersten  und  Dr.  Arnold  zum 
zweiten  Vorstand. 

—  Die  Zoologisch-botanische  Gesellschaft  in  Wien 
veranstaltet  eine  Sammlung,  deren  Ertrag  zur  Errichtung  eines  Denk- 
steines auf  dem  Grabe  des  kürzlich  verstorbenen  J.  Juratzka,  dem 
allbekannten  Bryologen  und  vieljährigen  Rechnungsführer  obiger  Ge- 
sellf^chaft,  verwendet  werden  soll. 


35 
Botanischer  Tausch  verein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Holuby  mit  Pflanzen 
aus  Ungarn.  —  Von  Herrn  Evers  mit  Pfl.  aus  Thüringen  und  Tirol. 
—  Von  Hrn.  Janka  mit  Pfl.  aus  Siebenbürgen.  —  Von  Hrn.  Dichtl 
mit  Pfl.  aus  Böhmen.  —  Von  Hrn.  Stein itz  mit  Pfl.  aus  Ungarn.  — 
Von  Hrn.  Matz  mit  Pfl.  aus  Niederosterreich.  —  Von  Hrn.  Oertel 
mit  Pfl.  aus  Thüringen. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Hackel,  Dr.  Rau- 
scher, Br.  Thümen. 

Aus  Ungarn  einges.  von  V agner:  Alnus  viridis,  Campanula 
urticaefolia,  Crepis  grandiflora,  Chrysosplenium  oppositifoHum,  Epi- 
pactis  palustris,  Euphorbia  carniolica,  Gladiolus  imbricatus,  Gna- 
phalium  norcegicum,  Juncus  trißdus,  Juniperus  nana,  Laserpitium 
alpinum .  Luzula  maxima,  Pedicularis  Hacquetii,  Thymus  vulgaris 
u,  a.  S.  427  (1877)  schon  bemerkte. 

Von  Evers  einges.  aus  Thüringen:  Armeria  Halleri,  Cirsium 
acaule  X  oleraceum,  Glaucium  luteum,  Hefminthia  echioides,  Mimulus 
guttatus,  Schoberia  maritima.  Aus  Tirol :  Astragalus  oroboides,  Chon- 
drilla  prenanthoides,  Juncus  Jacquini,  Ranunculus  pygmaeus,  Saxi- 
fraga  squarrosa. 

Aus  Ungarn  einges.  von  Holuby:  Achill ea  nobilis,  Aethusa 
agrestis,  Anacamptis  pyramidalis,  Cannabis  sativa  var,  elongata, 
Coriandrum  sativum,  Dorycnium  herbaceum,  Epipactis  atrorubens, 
Orchis  variegata,  Orobanche  stigmatodes,  Potentilla  pilosa,  Rhinan- 
thus  major,  Sideritis  montana,  Teucrium  Botrys. 

Aus  Niederösterreich  eing.  von  Matz:  Adonis  aestivalis,  AlUum 
rolundum,  Alopecurus  geniculatus,  A.  gen.  var.  caesius,  Artemisia 
pontica,  Centaurea  phrygia,  Chlora  perfoliata,  Cirsium  canum,  Con- 
ringia  orientalis,  Crypsis  schoenoides,  Inula  hirta,  Kochia  arenaria, 
Limnanthemum  nymphoides,  Linum  austriacum,  Lythrum  Hyssopi- 
folia,  Melampyrum  pratense,  Nepeta  nuda,  Panicum  ciliare,  Sca- 
biosa  suaveolens,  Senebiera  Coronopus,  Trifolium  alpestre,  T.  mon- 
tanum,  Vicia  villosa. 

Obige  Pflanzen  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  kiiuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 

Correspondenz  der  Bedaction. 
Herr  A.   R.   in   Berlin:    Ihre    neuere    Arbeit    über    die   Bewegung    des 
Wassers  in  der  Pflanze  ist  zur  Aufnahme   nicht  geeignet,  da  dieselbe,  coinpe- 
tentem  ürtheile  nach,  gleich  der  früheren  eine  Theorie  vertritt,  welche  mit  be- 
kannten Thatsachen  sich  im  Widerspruch  befindet.  v 

Inserate, 
Instructive  Pflanzen   aus  Spanien,   worunter   manche 
Seltenheiten,  können    gegen  andere,  von  ausserhalb  Deutschland  und 
Oesterreich  stammende,  vertauscht  werden. 

Auskunft  gibt  gegen  Zusendung  der  entsprechenden  Briefmarke 
die  Redaction. 

3» 


86 

Im  Selbstverlage  des  Dr.  C.  Baenitz  und  im  Commissionsverlage  von 
Braun  und  Weber  in  Königsberg  i.  Pr.  sind  soeben  erschienen: 

Baenitz,   Herbarium    Europaeum.    Lief.    XIV— XXVI.   425   Nr. 

Zweite  Auflage.  -  Lief.  XXXVl  und  XXXVII.  243  Nr. 
Lorentz,    Herbarium  Americanum.    Lief.  VII,  50  Nr.    (Aus  der 
Provinz  Entre  Rios  der  Argenlinischen  Republik.) 

Beide  Herbarien  sind  wieder  vollständig.  —  Ausführliche  In- 
haltsverzeichnisse nebst  Preisangabe  sind  gratis  und  franco  zu  beziehen  durch 
jede  Buchhandlung  und  Dr.  C.  Baenitz  in  Köuig-sber^  in  Pr. 


Einladung  zur  Pränumeration 

auf  den  XXIX.  Jahrgang  (1879)  der 
OesterreicMschen 

Botanischen  Zeitschrift. 

(Oeslerr.  bolan.  Wochenblatt.) 


Auf  die  „Oesterr eichische  botanische  Zeitschrift",  welche  von  dem 
hohen  k.  k.  österreichischen  und  dem  hohen  k.  ungarischen 
Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht  den  Mittelschulen 
empfohlen  wurde,  pränumerirt  man  mit  8  fl.  üsterr.  W.  (16  R.  Mark) 
auf  den  ganzen  Jahrgang  oder  mit  4  fl.  österr.  W.  (8  R.  Mark)  auf 
einen  Semester  und  zwar  auf  Exemplare,  die  frei  durch  die  Post 
bezogen  werden  sollen,  nur  bei  der  Redaction:  Wien,  V.  Schloss- 
gasse Nr.   15. 

Alle  Buchhandlungen  des  In-  und  Auslandes  nehmen  ebenfalls 
Pränumerationen  an.  Die  Versendung  an  die  Buchhandlungen  hat  die 
Verlaasliandlung  C.  Gerold 's  Sohn  in  Wien  übernommen. 

Von  den  bereits  erschienenen  Jahrgängen  können  noch  voll- 
ständige Exemplare  gegen  nachfolgende  Preise  bezogen  werden: 
2.  und  3.  Jahrgang  zu  1  fl.  (2  R.  Mark)  —  8.  bis  22.  Jahrgang  zu 
2  fl.  (4  R.  Mark)  —  23.  bis  27.  Jahrgang  zu  5  fl.  (10  R.  Mark)  — 
28.  Jahrgang  8  fl.  (16  R.  Mark).  Bei  Abnahme  sämmtlicher  Jahrgänge 
von  der  Redaction,  20  Procent  Nachlass. 

Von  den  bisher  erschienenen  21  Porträts  der  „Gallerte  öster- 
reichischer Botaniker"  können  einzelne  Exemplare  und  zwar  in  Okt. 
ä  50  kr.  (1  R.  Mark)  und  in  Fol.  auf  chin.  Papier  ä  1  fl.  (2  R.  Mark) 
abgegeben  werden. 

Skofitz. 

(V.  Schlossgasse  15.) 


Redacteur  und  Herausgeber  Dr.  Alezander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Qerold's  Sohn. 
Druck  uml  Papier  der  C.  TJobeiTouterscIiiMi  Buc-hdruckerei  (M.  Salzer). 


Ocsterreichische 

Botanisclie  Zeitschrift 

Gemeinnützig^es  Organ 

für 
I»le  österrelelilscbe  Exemplare 
botanische    Zeltscbiin             RAfaillU     linil  RnfailiLar              die  frei  durch  die  Post  be- 
erscheint                          DülclUlK     UDtt  DOldUlüer,             zogen  Verden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  bei  der  Redaktioa 

^'^.^['«^"«"««/."Ivf"'  Gäriner,  Oekonomeu,  Forslmänner,  Aerzte,  ^'^  f n  p^'^^'^.^e-n-en;- " 

(16  R.  Mark.')  Im  Wege  des 

ganzjährig,  oder  mit  inAlllol'PP    \m\    Tprlinilor  Buchhandels  übernimmt 

4  M.  ö.W.(Sie.Afa)*)  i^piMlieivei     UUU     leillllihtl.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  Oerold's   Sohn 

Inserate  »»«     *»  '°  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  fS  9  sowie  alle  übrigen 

15  kr.  Ost.  W.  A^  =     A/*  Buchhandlungen. 


XXIX.  Jahrgang.  Will.  Februar  1879. 

ZNHAIaT:  Vegetations -  Verhältnisse.  Von  Dr.  Keiner.  —  Zur  Kenntniss  der  JSiutation.  Von 
Wyplel.  (.Schluss.)  —  Epilobia  nova.  Von  Haussknecht.  —Botanisches  aus  Ungarn.  Von  Dr. 
Borbäs.  —  Löwensteiner  Flora.  VonHoluby.  —  Literaturberichte.  —  Correspondenz.  Von  Knapp, 
Tommasini,  Huter.  —  Personalnotizen.  —  Vereine.  Anstalten,  Unternehmungen.  —  Botani- 
scher Tauschverein.  —  Inserat. 


Die  Vegetations  •  Verhältnisse  des  mittleren  und  östlichen 
Ungarns  und  angrenzenden  Siebenbürgens. 

Von  A.  Kerner. 

eil. 

1726.  Allium  atroniolaceum  Boiss.  Diagn.  ser.  1.,  fasc.  VII. 
p.  112  Cl846j.  —  Auf  bebautem  Lande  in  der  Umgebung  von  Ka- 
locsa  bei  Halom,  Öreg  Csertö,  Negyven,  Szakmär,  Reszlelek,  Keserü- 
telek,  Pataj,  Batya,  Fajsz  und  Foktü  (Menybärl).  —  Diluv.  sandiger 
Lehmboden.  90 — 150  Meter.  —  Hieher  gehurt  A.  Ampeloprasiim 
Menyhärt  Kalocs.  Nov.  178  und  wahrscheinlich  auch  Heu  fiel  Bau. 
211,  aber  nicht  Linne.  —  A.  Ampeloprasum  L.  ist  die  fünfte  der 
von  Haller  in  seiner  Abhandlung  „De  Alliis''  in  Opusc.  p.  350  (1749) 
aufgeführten  Allium-Ar\en.  Aus  der  Beschreibung  und  den  anderen 
ausführlichen  Angaben  Haller's  geht  hervor,  dass  dieser  Autor 
unter  Nr.  5  der  von  ihm  beschriebenen  ^//mw?-Aiten  das  damals 
zuerst  von  Newton  auf  der  Insel  Holms  beobachtete  ^AUinm  mon~ 
tanum  majus  Anglicum  Newtoni^  oder  y,A.  Holmense  Raji"  gemeint 
hat,  welches  im  westlichen  und  südlichen  Europa  und  im  Oriente 
an  zahlreichen  Orten  verwildert  vorkommt,  schon  zu  Haller's  Zeiten 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  2.  Heft.  1879.  4 


38 

sich  aiu^h  auf  Aeckern  bei  Basel  eingebürgert  hatte,  stellenweise 
aber,  zumal  im  südlichen  Europa  und  im  Oriente  gewiss  auch  ur- 
sprünglich wildwachsend  heimisch  ist.  Von  diesem  Ä.  Ampeloprasum 
L.,  welches  von  Reichen b.  in  Icon.  X,  Fig.  1U72  gut  dargestellt 
wurde,  und  das  auch  Ä.  Ampelopi-asum  „proper"  in  Hook  er  Stud. 
Fl.  383,  A.  Ampeloprasum  Gren.  et  Godr.  Fl.  fr.  111,  198,  Pari. 
Fl.  ital.  11,  577,  Visiani  Fl,  dalni.  I,  141,  A.  Ampeloprasum  a.  ty- 
picvm  Regel  Monogr.  All.  53  ist,  unterscheidet  sich  A.  atrovwla- 
ceum  Boiss.  durch  die  kleineren,  dunkelpurpurnen,  am  Kiele  glatten 
Perigone,  die  dunkle,  violette  Farbe  der  Antheren,  die  fadenförmigen 
Mittelzipfel  der  drei  inneren  Staubgefasse,  die  3  — 4mal  so  lang  als 
die  von  ihnen  getragenen  Antheren  sind,  dann  durch  die  im  Verhältnisse 
zu  den  drei  inneren  Filamenten  doppelt  schmaleren  äusseren  Fila- 
mente, endlich  dadurch,  dass  die  Antheren  über  die  Spitzen  der 
Perigonblätter  mehr  hinausragen.  —  Die  Perigonbliitler  des  A.  Am- 
peloprasum L.  sind  grösser,  blasser,  am  Kiele  rauh,  die  Antheren 
sind  gelblich,  die  fädlichen  Mittelzipfel  der  drei  inneren  Stanbgefässe 
sind  nur  so  lang  oder  kaum  länger  als  die  von  ihnen  getragenen 
Antheren,  die  Filamente  der  drei  äusseren  Staubgefässe  sind  an  der 
Basis  fast  so  breit  als  die  Filamente  der  drei  mit  ihnen  alternirenden 
inneren  Staubgefässe,  und  die  Antheren  ragen  nur  wenig  über  die 
Perigonzipfel  vor.  —  Von  Regel  wird  Allium  atroviolaceum  in  der 
Monogr.  All.  pag.  54  als  ^^Ampeloprasum  ß.  atroviolaceum"'  aufge- 
führt, und  es  werden  demselben  mehrere  Synonyme  beigefügt,  von 
denen  es  aber  sehr  zweifelhaft  ist,  ob  sie  dahin  gehören.  Was  ins- 
besondere das  von  Regel  citirte  A.  amethysiinum  Tausch  in  Syll. 
Fl.  ratisb.  pag.  255  (1828)  anb"langt,  welches  Tausch  nach  einem 
von  Siebe  r  aus  Dalmatien  mitgebrachten  Blüthenkopfe  (ohne  Blätter 
und  ohne  Zwiebel)  beschrieb,  so  scheint  mir  aus  den  Worten  des 
Autors  „slaminibus  petalis  lanceolafis  duplo  longioribus"  hervorzu- 
gehen, dass  er  scliwerlich  jenes  Allium  gemeint  haben  kann,  welches 
Boissier  später  A.  atroviolaceum  genannt  hat.  —  Von  A.  rotun- 
dum  L,  welchem  A.  atroviolaceum  habituell  nicht  unähnlich  ist,  und 
das  bekanntlich  Kitaibel  für  A.  Ampeloprasum  L.  gehalten  hat, 
unterscheidet  sich  A.  atroviolaceum  Boiss.  sogleich  durch  die  über 
die  Perigone  vorragenden  Antheren  und  die  gelblich-weissen  (nicht 
violetten  oder  schwärzlichen)  Brutzwiebel.  —  Noch  möchte  ich  er- 
wähnen, dass  mir  von  Menyhärt  das  A.  atroviolaceum  Boiss.  auch 
von  Saatfeldern  bei  Püspöki  auf  der  Donauinsel  Schutt  bei  Pressburg 
mitgetheilt  wurde,  und  dass  die  ungarischen  Exemplare  mit  den  von 
mir  verglichenen  Original-Exemplaren  Boissier's  aus  dem  Orient 
identisch  sind. 

1727.  Allium  rotundum  L.  —  An  grasigen  uncullivirten  Plätzen 
in  den  Weinbergen,  entlang  den  Strassenzügen  und  auf  bebautem 
Lande.  Am  Fusse  des  Nagy  Eged  bei  Erlau;  nächst  dem  Leopoldi- 
felde,  auf  dem  Schwabenberge,  im  Wolfsthale  und  unter  dem  Adlers- 
berge bei  Ofen ;  zwischen  Ercsi  und  Adony,  bei  Nädudvär,  nächst  Ka- 
löcsa  auf  den  Lösshügeln  zwischen  Kömlöd  und  Duna  Földvär  und   in 


39 

der  Stuhlweissenburger  Niederung  bei  Keer  im  Tolnaer  Coinitate.  — 
Tert.  und  diluv.  Lehm-  und  Sandboden.  95—300  Meter.  —  (In  Be- 
treff der  von  Linne  in  Sp.  pl.  ed.  11  zu  A.  rotundum  cilirten  Ab- 
bildung- in  Micheli  Gen.  t.  24  f.  1  möchte  ich  folgende  Bemerkung 
einschalten.  A.  rotundum  Linne's  ist  die  von  Ha  Her  in  seiner 
Abhandlung  „De  Alliis"  in  Opusc.  p.  350  unter  Nr.  8  beschriebene 
Art,  und  diese  ist,  wie  aus  der  trefflichen  Beschreibung  und  den 
Standortsangaben  in  Haller's  Monographie  hervorgeht,  auch  das  A. 
rotundum  der  neueren  Floristen.  Haller  sagt  nun  am  Schlüsse,  indem 
er  auch  Mieheli's  Figur  1  auf  t.  24  gedenkt,  „aut  idem  est  aut  ob 
florum  diversitatem  distinctum,  sed  vicinum."  —  Linne,  der  diese 
Bemerkung  Haller's  übersehen  zu  haben  scheint,  citirte  dann  aber 
nach  Ha  11  er  diefie  Micheli'sche  Abbildung  ohne  jedes  Bedenken 
und  ohne  jede  Bemerkung  zu  seinem  AUium  rotundum.  Wenn  man 
aber  diese  Abbildung  vergleicht,  so  ist  es  auf  den  ersten  Blick  ein- 
leuchtend, dass  dieselbe  nicht  zu  A.  rotundum  (Allium  Nr.  8  Hal- 
ler's), sondern  zu  A.  inneale  L.  gehurt,  und  es  wäre  daher  dem 
A.  rotundum  beizusetzen:  Linne  Sp.  pl.,  exci.  cit.  Mich.  Gen.  25, 
t.  24,  f.  1.) 

1728.  A.  sphaerocephalum  L.  —  An  spärlich  begrasten  Stellen, 
vorzüglich  auf  den  mit  zerstreuten  Stipa-R&sen  und  mit  Beständen 
aus  annuellen  Bromus- Arien  bewachsenen  Sandhügeln  des  Tief- 
landes. —  Im  miltelungarisciien  Berglande  in  der  Pilisgruppe  auf 
dem  Schwabenberge,  Adlersberge  und  Spiessberge  bei  Ofen,  in  den 
Weitungen  des  Donauthales  und  auf  den  Donauinseln  bei  Csenke, 
Set.  Andrae,  Krotendorf,  Altolen,  Csep,  Schilling,  D.  Földvar,  Bölcske 
und  Ivomlö  bei  Kalocsa;  auf  der  Kecskemeter  Landhöhe  häufig  von 
R.  Paluta  über  den  Rakos  bei  Pest,  Soroksar,  Alberli,  Monor,  Pills, 
P.  Peszer  bei  Also  Dabas  und  Nagy  Koros.  Auf  der  Debrecziner 
Landhöhe  zwischen  Bököny  und  Nyiregyhäza.  —  Tert.  und  diluv. 
Sand-  und  sandiger  Lehmboden.  90—260  Meter. 

1729.  Allium  Borhasii.  —  Zwiebel  eiförmig;  die  spärlichen 
gelblich-weissen  Brulzwiebel  von  den  häutigen  Zwiebelschalen  um- 
schlossen. Stengel  30 — 50  Cm.  hoch,  stielrund,  bis  zur  Mitte  be- 
blättert und  von  den  langen  dicht  anliegenden  Blattscheiden  umfasst. 
Blätter  mehrmals  länger  als  ihre  Scheiden,  glall,  halbslielrund,  rinnig, 
gegen  die  Basis  zu  hohl,  zur  Zeit  der  Blüthc  noch  nicht  verwelkt. 
Blüthenscheide  kappenlörmig  in  eine  kurze,  die  Dolde  nicht  über- 
ragende Spitze  plötzlich  zusammengezogen.  Dolde  halbkugelig,  kapsel- 
tragend, lockerblüthig.  Blülhenstiele  3 — 4mal  so  lang  als  die  Blülhen. 
Die  Perigone  4—5°""  lang,  kurzglockig,  blass  rosenroth,  nach  der 
Anthese  weiSblich,  perlmulterartig  glänzend;  die  Zipfel  des  Perigons 
elliptisch  stumpf,  an  der  Aussenseite  glatt.  Pollenblatter  fast  doppelt 
so  lang  als  die  Perigonzipfel  und  die  Antheren  daher  weit  aus  dem 
offenen  Perigon  herausragend;  jedes  der  drei  Pollenblätter  in  drei 
fädliche  Zipfel  gelheill,  von  welchen  der  mittlere  eine  gelbe  Anthere 
trägt,  während  die  beiden  seillichen  Zipfel  in  eine  haarfeine,  die 
Anthere  aber  nicht  überragende  Spitze  auslaufen. 

4* 


40 

Auf  clor  Csepelinsel  bei  Budapest,  —  Sandboden,  95  Meter.  — 
Selten.  (Borbäs.) 

Hieher  gehört  A.  vineale  var.  asperifolium  Borbäs  in  Oest.  bot. 
Zeitschr.  1877,  p.  181,  aber  nicht  Regel  Monogr.  All.  p.  41.  —  Als 
weiteres  Syn.  ist  hieherzusetzen:  Alüum  sphaerocephalum  b.  laxi- 
florum  Guss.  Syn.  fl.  Sic.  I,  393  (1842)''^),  von  welcliem  der  Autor 
schreibt:  „floribus  pallide  roseis,  umbellae  radiis  non  confertis;"  „folia 
fistulosa  virentia;  spatha  1 — 2  valvis,  brevis,  acuminata;  flores  ali- 
quando  albidi;  petala  exteriora  carinata,  inleriora  longiora,  obtusa, 
plana;  Stylus  uti  stainina  longo  exsertus  purpurascens.  —  An  spe- 
cies  propria?"  —  Der  von  Gussone  dem  hier  besprochenen  Allium 
gegebene  Name  „laxiflorum"  kann  eine  Verv\'endung  aus  dem  Grunde 
nicht  finden,  weil  schon  in  den  Ergänzungs-Bl.  zur  Flora  p.  46  im 
Jahre  1829,  also  lange  vor  Gussone  ein  Allium  unter  diesem  Na- 
men beschrieben  wurde.  Dieses  Allium  laxiflorum^  welches  Tausch 
in  dem  Schmid t'schen  Herbar  vorfand,  und  von  dem  er  es  zweifel- 
haft lässt,  wo  es  gesammelt  wurde,  ist  mit  A.  nineale  L.  zunächst 
verwandt;  Tausch  sagt  aber  a.  a.  0.  „parvitate  florum  ab  omnibus 
distinctissimum"  und  es  scheint  mir  daher  nicht  gerechtfertigt, 
diese  von  dem  scharfblickenden  Tausch  aufgestellte  Art  ohneweiters 
als  Syn.  zu  A.  nineale  L.  zu  ziehen,  wie  das  Regel  in  der  Monogr. 
All.  p.  41  gethan  hat. 

A.  Borbdsii  sclieint  über  das  südöstliche  Europa  w^eit  ver- 
breitet, aber  überall  nur  selten  aufzutreten.  Ausser  von  den  Stand- 
orten in  Süditalien  und  im  centralen  Ungarn  sah  ich  diese  Art  auch 
aus  Serbien,  wo  sie  von  Pancic  im  Jahre  1853  in  Weingärten  ge- 
sammelt   und    damals  als  y,A.  sphaerocephalum"'    ausgegeben   wurde. 

1730.  Allium  vineale  L.  —  Auf  bebautem  Lande  und  auf  wü- 
sten Sandhügeln  und  Sandflächen,  in  dem  hier  behandelten  Gebiete 
selten.  —  In  der  Matra  bei  Paräd;  in  der  Gegend  von  Kalocsa  bei 
Keczel,  Örjeg  und  Akasztö ;  im  Bac.ser  Comitate  bei  Futak.  —  Tert. 
und  diluv.  Sand-  und  sandiger  Lehmboden.  90  —  200  Met. 

Regel  führt  in  seiner  Monogr.  All.  p.  41  auch  ein  ^Allium 
mneale  d.  asperiflorum:  floribus  purpurascentibus,  umbella  pluriflora, 
sepalis  extus  aspeiulis"  auf,,  zu  welchem  er  A.  molaceum  herb.  F. 
Läng  citirt,  und  das  er  nach  Läng  „in  campis  arenosis  territorii 
Rakos  Hungariae"  angibt.  —  Diese  Pflanze  wurde  meines  Wissens 
in  neuerer  Zeit  im  Gebiete  der  Pester  Flora  nicht  wiedergefunden. 
—  Jenes  Allium,  welches  Borbäs  in  Oesterr.  botan.  Zeitschr.  1877, 
pag.  181  für  A.  vineale  var.  asperiflorum  hielt,  ist,  wie  schon  oben 
(bei  A.  Borbdsii)  bemerkt  wurde,  nicht  die  gleiclmamige  Pflanze 
Regel's  und  unterscheidet  sich  von  dieser  durch  die  nicht  purpur- 
nen, an  der  Aussenseite  auch  nicht  rauhen  Perigonblätter  und,  wie 
überhaupt  von  allen  Formen  des  A.  vineale  L.,  durch  die  verhältniss- 
mässig  kurzen  seitlichen  Zipfel  der  inneren  Pollenblätter,   welche  die 


*)  Von  Huter,  Porta,  Rigo  in  den  Exsicc.  itin.  ital.  III.  sub  Nr.  582 
ausgegeben. 


41 

von  dem  iniltleren  Zipfel  getragene  Anihere  nicht  überragen.  An  A. 
vineale  L.  sind  diese  fadlichen  seillichen  Zipfel  der  drei  inneren  Pol- 
lenblatter immer  viel  langer  als  der  mittlere  Zipfel,  welcher  die  An- 
there  tragt. 

1731.  AUhtm  Scorodoprasum  L.  —  An  den  mit  Sträuchern  be- 
wachsenen Seiten  der  Hohlwege  und  unter  Gebüsch  auf  steinigen 
Platzen  zwischen  den  Weingarten,  in  den  Lücken  und  an  den  Ran- 
dern der  Walder  und  in  Holzsclilagen.  Im  Gebiete  selten.  Im  mittel- 
ungar.  Berglande  auf  den  Ofener  Bergen  und  auf  den  Hohen  bei 
Nadäp  im  Stuhlweissenburger  Comitate.  Auf  der  Ivecskemeter  Land- 
höhe in  dem  Waldreviere  zwischen  Monor  und  Pills,  nach  Meny- 
härt  in  der  Gegend  von  Kalocsa  bei  Foktü  und  Batya,  Keczel,  D. 
Földvär  und  Nädudvar.  Im  Vorlande  des  Bihariagebirges  bei  Gross- 
wardein.  —  Kalk,  diluv.  Lehm  und  Sand.  95—420  Meter. 

Ällium  sativum  L.,  A.  Ophioscorodon  Don.,  A.  Porrum  L.,  A.  Ascalo- 
nicum  L ,  A.  Schoenoprasuni  L.,  A.  Cepa  L.  und  A.  fistulosuni  L.  werden  in 
dem  hier  behandelten  Gebiete  allenthalben  in  Gemüsegärten,  die  beiden  letzt- 
genannten auch  in  Grossem  auf  Feldern  gebaut.  Insbesondere  spielt  die  Zwiebel- 
cultur  im  Tapiogebiele  eme  grosse  Rolle,  und  im  Herbste  sieht  man  dort  die 
eingeheimsten  Zwiebeln  in  allen  Dörfern  unter  den  vorspringenden  iJächern  der 
Hiiuser  in  dicht  gedrängten  Guirlanden  aufgehängt.  Auch  in  der  Gegend  von 
Kalocsa  wird  die  "Zwiebelcultur  auf  Feldern  im  Grossen  betrieben.  —  lieber 
650  iMeter  gedeiht  A.  Cepa  L.  und  A.  fistulosum  L.  nur  mehr  schlecht  und 
werden  dieselben  in  diesen  höheren  Gebirgslagen  als  Culturpflanzen  auch  nicht 
mehr  angetroffen.  —  A.  sativum  L.  dagegen  sah  ich  noch  in  den  Gemüsegärten 
bei  den  obersten  Gehöften  des  Dorfes  Vidra  im  Bihariagebirge  bei  1188  Meter 
gezogen.  —  Nach  Menyhart  Kalocsa  Növ.  p.  180  findet  sich  A.  sativum  L. 
im  erzbischöflichen  Parke  in  Kalocsa  auch  im  verwilderten  Zustande. 


Beiträge  zur  näheren  Kenntniss  der  Nutation. 

Von  Martin  Wyplel. 

(_.Schlu3i.) 

m.  EotationsversuGte. 

Angenommen,  es  wäre  wirklich  der  Zug,  den  das  Gewicht  der 
Kütylen  und  des  Perikarps  auf  den  wachsenden  Stengeltheil  ausübt,  die 
alleinige  Ursache  der  Nulation,  so  müssten  Keimlinge,  welche  gleich 
vom  Samenstadium  aus  in  einer  Vertical-Ebene  um  eine  horizontale  Axe 
rotiren,  keine  Nulation  zeigen,  da  in  diesem  Falle  die  Wirkungen 
der  Schwerkraft  durch  die  in  jedem  Zeitmomente  veränderte  Lage 
der  Keimaxe  gegen  die  Veriicale  aufgehoben  werden.  Es  wurden 
desshalb  in  die  senkrecht  auf  der  Axe  eines  Stundenlaufwerkes  be- 
fesligten  Glascylinderchen  gequollene  Früchte  von  Helianthus  anmius, 
macrophyllus  und  globosus  bis  zu  drei  Viertel  ihrer  Lange  normal 
in   die   Erde  gesteckt  und  sodann  der  ganze  Rotationsapparat  —  bei 


42 

Aiisscliluss  von  Lic.lit  —  so  aufgestiilll.  dass  die  Axe,  um  welche  die 
Keiinling-e  rotirten,  horizoiilal  war.  Alle  Keimlinge  nutirten  nun,  in 
der  Regel  oiine  Sclilingenbildung,  Hessen  jedoch  eine  Abhängigkeit 
der  Nutationsebene  von  der  Mediane  nicht  erkennen. 

IV-  Entlastimgsversuclie. 

Da  dieselben,  im  Dunkeln  ausgeführt,  die  stierenden  Einwir- 
kungen imsserer  Einflüsse  beinahe  vollkommen  ausschliessen  und  die 
Nutalion  in  ihrer  reinen  Form  auftreten  lassen,  so  eignen  sie  sich 
vorzugsweise  zur  Constatirung  spontaner  Nutationen.  Der  einzige 
Uebelsland  besteht  darin,  dass  diese  Versuche  nur  bei  grösseren 
Samen  resp.  Früchten  (annähernd  von  der  Grösse  der  Früchte  von 
Helianthus  argyrophylliis  angefangen)  anwendbar  sind,  während  sich 
bei  kleineren  Samen  (Viola  tr'icolor,  Linvm,  Pinus  süvestris  etc.) 
Gegengewichte  nur  scliwer  anbringen  lassen;  aber  gerade  weil  sie 
bei  schwereren  Samen  gelingen,  scheinen  mir  diese  Versuche  um 
so  beweisender  zu  sein,  als  es  eben  die  grösseren  Samenarten  von 
bedeutenderem  Gewichte  und  derberem  Perikarp  sind,  bei  denen  man 
eher  an  ein  Zustandekomnien  der  Nutafion  durch  die  Last  der  Ko- 
tylen  zu  denken  geneigt  wäre.  Sollte  die  Nutation  durch  das  Gewicht 
der  Kotylen  und  des  Perikarps  hervorgerufen  sein,  so  dürllen  Keim- 
linge, bei  denen  dieses  Gewicht  noch  vor  Beginn  der  Keimung,  also 
auch  der  Nutation  durch  ein  gleich  grosses  Gegengewicht  aufgehoben 
wird,  gar  nicht  nutiren.  Der  Versuch  ergibt  jedoch  entgegengesetzte 
Resultate. 

In  das  obere  Ende  gequollener  Früchte  von  Helianthus  wurde 
an  der  deutlich  erkennbaren  Griffelnarbe  je  eine  feine,  35  Mm.  lange, 
0"3  Mm.  dicke  und  003  Grm.  schwere  Mcssingnadel  (Insectennadel) 
so  gesteckt,  dass  sie  genau  in  die  Verhingeiung  der  Längsaxe  des 
Samens  fiel.  Der  in  der  Frucht  steckende  Tiieil  der  Nadel  hatte  eine 
Länge  von  höchstens  3  Mm.  Von  dem  freien  Ende  derselben  führte 
über  einen  in  einer  Höhe  von  2  Dm.  befindlichen  horizontalen  Glas- 
stab ein  Faden,  an  dessen  Ende  ein  Gewichtchen  befestigt  war.  Auf 
der  einen  Seite  des  Aj'parates  wirkte  also  nach  dem  Hervorbrechen 
des  Keimlings  die  Last  der  Kotylen  mit  dem  Perikarp  und  das  Ge- 
wicht der  NadeP),  auf  der  anderen  Seite  das  von  Samen  zu  Samen 
verschieden  gross  gewählte  Gegengewi»  ht.  Bei  einiger  Vorsicht  konnte 
eine  Verletzung  der  Kotyledonen  durch  die  Nadel  vermieden  werden, 
wenn  nämlich  dieselbe  zwischen  beiden  Kotylen  eingekeilt  war,  so 
dass   sie  nur  von  dem  ziemlich  derben  Perikarp   festgehalten    wurde. 


*)  Das  Gewicht,  der  Kotylen  und  des  Perikarps  sammt  der  Nadel  betrug 
nach  zahlreichen  Wägunü;en  durchschnittlich  Ol  Grm.  Bemerken  will  ich  noch, 
dass  das  Gewicht  einer  Frucht  von  Helianthus  annuus  nach  24stündigem  Quellen 
in  reinem  Wasser  0-065— 0-072  Gramm  (Mittelwerth  aus  je  100  Früchten)  oder 
das  Gewicht  der  Kotyledonen  sammt  dem  Perikarp  eines  circa  3  Cm.  hohen 
Keimlings  0-075  Grm.  (Mittelwerth  aus  i<^  10  Keimpflanzen)  beträgt,  wobei  sich 
das  Gewicht  des  Perikarps  (0015 — 0-019  Grm.)  zu  dem  der  beiden  Kotylen  an- 
nähernd wie  1  :  3  verhält. 


43 

Nachdem  aus  zahlreichen  Eiiizelversuchen  die  Ueberzeugung  ge- 
wonnen war,  (lass  Keimlinge  ungeachtet  eines  Gegengewichtes  von  O'l 
bis  0'7  Grm.  (also  des  1-  bis  71'achen  Gew.  auf  Seite  des  Keimlings) 
noch  immer  normal  nulirten,  wurde  eine  grössere  Versuchsreihe  mit 
30  Samen  veranstaltet,  welche  der  Reihe  nach  mit  Gegengewichten 
von  Ol — 3'0  Grm.  (1-  bis  30rachen  Gew.  auf  Seite  des  Keimlings) 
versehen  wurden.  Sie  waren  in  einem  grösseren  Kistchen  in  Erde  so 
gepflanzt,  dass  der  oberste  Theil  derselben  mit  der  ganzen  Nadel  in 
die  Luft  ragte  und  von  einer  Erdschichte  nicht  bedeckt  war.  Um  ein 
Herausgezogenwerden  der  Samen  bei  grösseren  Gegengewichten  zu 
vermeiden,  wurde  die  Erde  seitwärts  ein  wenig  festgedriickt.  Die 
Keimlinge  standen  während  der  ganzen  Versuchszeit,  welche  18  Tage 
währte,  in  dunklem  Räume;  Temp.  14—16''  C.  Es  ergab  sich  nun 
das  überraschende  Resultat,  dass  Keimlinge  mit  einem  Gegen- 
gewichte von  23  Grm.  (also  dem  23fachen  Gewichte  auf  Seite 
des  Keimlings)  noch  nutirten,  wenn  auch  nur  mit  einem  Maximum 
des  Nutalionswinkels  von  25  —  50°,  was  wohl  dem  etwas  allzugrossen 
Gegengewichte  zuzuschreil)en  ist.  Bei  einem  Gewichte  von  24 — 
26  Grm.  betrug  der  Nutatinnsvvinkol  nur  mehr  ca.  5°.  Es  kann  also 
als  Maximum  der  Gegenbelastung,  bei  welchem  noch  deutlich  Nuta- 
tion  eintrat,  ein  Gewicht  von  2*3  Grm.  angenommen  werden,  was 
jedoch  nur  scheinbar;  tliatsächlich  aber  war  das  von  den  nutirenden 
Keimlingen  zu  überwindende  Gewicht  mit  Rücksicht  auf  die  Reibung 
des  Fadens  und  die  Lange  der  Nadel  bedeutend  grösser,  da  letztere 
als  einarmiger  Hebel  wirkte.  Unter  solchen  Umstanden  ist  der  eigent- 
liche Werth  für  die  Kraft,  mit  welcher  das  Gegengewicht  überwun- 
den wird,  ein  Multiplum  der  durch  das  Gegengewicht  selbst  ausge- 
drückten Grösse.  Es  ist  wohl  nur  eine  annähernde  Berecimung  dieser 
Kraft  mijglich,  da  die  Wirkung  in  diesem  Falle  nicht  nur  von  der 
Länge  der  Nadel,  sondern  auch  von  der  Grösse  des  jeweiligen  Nuta- 
tionswinkels  abhängt;  bei  einem  Winkel  von  90'  wird  die  Kraft 
jedenfalls  grösser  sein  müssen,  als  bei  5  —10",  um  ein  und  dasselbe 
Gegengewicht  zu  überwinden:  je  grösser  also  der  Winkel  (im  Be- 
reiche von  0"  bis  180*),  eine  desto  grössere  Kraft  muss  von  Seite 
des  Keimlings  angewendet  werden.  Nach  Ueberschreitung  von  180" 
wirkt  jedoch  das  bislierige  Gegengewicht  nunmehr  in  der  Richtung 
der  Nutation.  Ein  gewisser  Bruchtiieil  der  mit  so  bedeutender  Inten- 
sität wirkenden  Nutationskraft  kanti  wohl  auch  der  Nachwirkung  des 
Krümmungsreizes  zugeschrieben  werden. 

Diese  Versuche  warfen  aber  auch  einiges  Licht  auf  die  Inten- 
sität jener  Kraft  in  den  einzelnen  Stadien  der  Nutation,  Denn  die 
Zuwächse  der  Kraft,  mit  welcher  die  Nutation  vor  sich  geht,  sind  in 
den  einzelnen  Stadien  niclit  gleich;  ihre  Grösse  ist  bei  Beginn  der 
Nutation  noch  gering,  wächst  jedoch  bald  auf  ein  Maximum,  welches, 
individuell  verschieden,  annähernd  bei  einem  Nutationswinkel  von 
90"— ISO''  liegt  (bei  Pflanzen  mit  Nutation  bis  180"  naher  der  erste- 
ren,  bei  solchen  mit  Scldingenbildung,  also  Nutation  über  180"  näher 
der  letzteren  Grösse).  Mit  dem  Ueberschreiten  ihres  Maximums  nimmt 


44 

die  Niitalionskraft  wieder  rasch  ab,  bis  sie  gleich  Null  wird,  was  bei 
Pflanzen  ohne  Schlingenbildung  noch  vor  Erreichen  des  Nutations- 
winkels  von  180"  eintritt,  bei  solchen  mit  Schlingenbildung  aber  bei 
einem  Nutalionswinkel  von  mehr  als  180"  liegt.  Mit  dem  Maximum 
der  Intensität  ist  aber  noch  nicht  das  Maximum  der  Krümmung  er- 
reicht, letzleres  stellt  sich  erst  mit  dem  Verschwinden  dieser  Kraft 
ein.  Zu  obigem  Schlüsse  berechtigen  l'olgende  Thalsachen: 

1.  Die  Versuche  über  die  Wirkungen  künstlicher,  der  Nutation 
entgegengesetzter  Diuckkräfte  ergaben,  dass  in  gewissen  Fällen  bei 
Anwendung  künstlichen  Druckes  die  Nutationskrümmung  aufgehoben 
und  eine  derselben  entgegengesetzte,  durch  die  Richtung  des  Druckes 
bestimmte  Krümmung  eingeleitet  werden  kann;  diess  ist  der  Fall  in 
den  ersten  Stadien  der  Nutation,  wo  der  Winkel  noch  klein  ist. 
Nähert  sich  jedoch  die  Nutation  dem  Maximum  ihrer  Intensität,  so 
ist  nur  die  Anwendung  gr(»sserer  anhaltender  Druckkräfte  im  Stande, 
die  künstliche  Krümmung  beizubehalten,  welche  wohl  nur  als  eine 
Nachwirkung  des  durch  den  Druck  erzeugten  Krümmungsreizes  auf- 
zufassen ist.  Wenn  nun  die  Intensität  der  Nutation  grosser  als  die 
besagte  Nachwirkung  ist,  was  eben  in  letzterem  Falle  stattfindet,  so 
wird  die  frühere,  natürliche  Nutationskrümmung  wieder  hergestellt, 
deren  Intensität  in  den  ersten  Stadien  der  Nutation  noch  zu  gering 
und  die  Biegungsfähigkeit  des  Stengelgliedes  an  dieser  Stelle  noch 
bedeutend  war. 

2.  Wurden  bedeutende  Gegengewichte  (über  23  Grm.)  schon 
bei  Samen,  resp.  Früchten  angewendet,  so  nutirten  die  sich  daraus 
entwickelnden  Keimpflanzen  nicht  mehr  oder  nur  ganz  unbedeutend 
(hö(;hstens  3" — 5",  also  eine  eben  noch  wahrnehmbare  Grösse);  auch 
zeigten  Keimlinge,  welche  in  den  ersten  Stadien  der  Nutation  mit 
bedeutenden  Gegengewichten  versehen  wurden,  eine  ansehnliche  Ver- 
langsainung  derselben;  oft  wurde  kaum  ein  Nutalionswinkel  von  45" 
erreicht.  Diess  gilt  besonders  für  Gewichte  von  23  bis  30  Gramm; 
bei  letzterer  Gegenbelastung  war  der  schliessliche  Nutalionswinkel 
höchstens  5**.  Dasselbe  Verhalten  zeigte  sich  bei  einer  bedeutenden 
Belastung  nach  dem  Ueberschreiten  des  Maximums  der  Nutations- 
kraft.  Dagegen  konnte  das  Gegengewicht  weniger,  etwa  mit  1 — 
1"5  Grm.  belasteter  und  dabei  70" — 90"  nutirender  Keimlinge  bedeu- 
tend, bis  auf  2  5  und  27  Gr.  erhöht  werden,  ohne  dass  ausser  einer 
geringen  Verlangsamung  eine  auffallende  Störung  im  Verlaufe  der 
Nutation  wahrgenommen  werden  konnte,  Diess  gilt  allgemein  von 
den  kräftigeren  Keimlingen;  bei  schwächeren  ist  die  Nutation  ohnehin 
bedeutend  geringer  und  kommt  es  auch  veihältnissmässig  seltener 
zur  Schlingenbildung,  da  solche  mit  Gegengewichten  versehen,  häufig 
nur  einen  Nutalionswinkel  von  45**  erreichen. 

Im  Allgemeinen  bewirken  bedeutendere  Gegengewichte  schein- 
bar einen  rascheren,  in  der  That  aber  langsameren  Verlauf  der  Nu- 
tation, da  in  derselben  Zeit,  in  welcher  die  zum  Vergleiche  aufge- 
stellten unbelasteten  Keimlinge  oft  bis  270"  und  darüber  nuliren,  die 
mit  Gegengewichten  versehenen  höchstens  180"  erreichen.  Schlingen- 


45 

bildung,  also  Nulation  über  180",  kam  bei  64  so  belasteten  Keim- 
lingen von  Helianthus  annuus  nur  zweimal,  bei  einem  Versuche  mit 
5  Keimlingen  von  Hei.  macrophyllns  dagegen  dreimal  vor.  Zweimal 
nutirten  auch  mit  03  und  05  Grm.  belastete  Keimlinge  von  H.  an- 
nuus schon  in  der  Erde. 

Keimpflanzen  von  Cynara  Scolymus,  Ceratonia  Siliqua,  Ricinus 
communis  und  Cucurbita  Pepo  zeigten  ein  denjenigen  von  Helianthus 
gleiches  Verhalten;  nur  scheint  hier  die  Nutationskraft  schwächer  zu 
sein,  da  bei  den  unter  dem  Zuge  eines  Gegengewichtes  stehenden 
eine  Nutation  bis  180"  nur  selten  erreicht  wird.  Bei  Ceratonia  war 
der  grösste  erreichte  Winkel  ca.  120",  bei  Ricinus  jedoch  180"  bei 
einer  Belastung  von  23  Grm.;  letztere  Krümmung  erhielt  sich  durch 
einen  Zeitraum  von  4  Tagen.  Bei  den  beiden  letztgenannten  Pflanzen 
könnte  man  wohl  eher  an  eine  durch  die  Last  der  Kolylen  und  der 
Samenhülle  bewirkte  Nutation  denken,  da  ein  gequollener  Same  von 
Ricinus  durchschnittlich  ein  Gewicht  von  0547  Grm.,  von  Ceratonia 
dagegen  0282  Grm.  besitzt,  dabei  aber  der  Querschnitt  des  hypo- 
kotylen  Stengelgliedes  an  der  Krümmung  nicht  grösser,  bei  Cera- 
tonia meistens  sogar  kleiner  als  bei  Helianthus  ist;  der  Versuch 
ergab  jedoch  eine  spontane  Nutation.  —  Die  zu  diesem  Versuche 
verwendeten  Keimlinge  verschiedener  zur  Gruppe  I  gehöriger  Pflan- 
zen zeigten  jedoch  trotz  des  Gegengewichtes  beinahe  durchgehends 
nicht  einfache,  sondern  die  undulirende  Nutation,  d.  h.  nebst  der 
oberen  Nutationskrümmung  noch  eine  convexe  Krümmung  nach  der 
Seite  der  nickenden  Kolylen  im  unteren  Theile  des  hypokotylen 
Stengelgliedes.  Es  existiren  also  auch  keine  weiteren  Bezieliungen 
zwischen  der  undulirenden  Nutation  und  der  Mediane  der  Keimlinge. 

V.  Zusammenfassung  der  Eesultate  und  Schlussbemerkungen. 

1.  Die  Nutation  des  hypokotylen  Stengelgliedes  vieler  Pflanzen, 
deren  Samen  resp.  Früchte  denjenigen  von  Helianthus  ähnlich  ge- 
baut sind,  ist  spontan;  dafür  sprechen  folgende  Thatsachen:  normal 
gesetzte  Keimlinge  nuliren  schon  im  Boden  und  drängen  vor  sich 
die  Erde  weg;  schiefgepflanzte  nutiren,  wenn  der  Winkel  des  Samens 
mit  der  horizontalen  nahe  an  90"  ist,  oft  nach  einer  der  durch  die 
Lage  gegebenen  entgegengesetzten  Richtung;  bei  Keimlingen  aus 
schief,  doch  mit  der  Wurzelspilze  aufwärts  gepflanzten  Samen  dringt 
die  Wurzel  häufig  nicht,  wie  zu  erwarten  wäre,  auf  der  dem  Boden 
näheren,  sondern  auf  der  entgegengesetzten  Seite  in  denselben; 
werden  die  Wirkungen  der  Schwerkraft  durch  Rotiren  um  eine  ho- 
rizontale Axe  aufgehoben,  so  nutiren  dessenungeachtet  die  Keimlinge; 
sie  nutiren  auch,  wenn  das  Gewicht  der  Kotylen  und  des  Perikaips 
durch  ein  Gegengewicht  aufgehoben,  ja  selbst  dann,  wenn  letzleres 
vervielfacht  wird. 

2.  Die  Nutationsebene  aller  untersuchten  Keimlinge  ist  voll- 
kommen unabhängig  von  ihrer  Medianebene  und  kann  mit  ihr  alle 
möglichen  Winkel  einschliessen;  bei  vielen  Keimlingen  zeigt  sich 
sogar    ein    Vorwalten  der   Nutation  senkrecht  auf  die  Mediane.    Eine 


46 

Ausnahme  von  dieser  Regel  bilden  selbstverständlich  Pflanzen  mit 
gekrümmtem  Embryo,  in  deren  Samen  also  eine  Nutalion  schon  an- 
gedeutet ist  (Phaseolus).  Grossen  Einfluss  auf  die  Nutationsebene 
nimmt  die  Lage  des  Samens:  ist  bei  schiefer  Lage  der  Winkel  des- 
selben mit  der  Horizontalen  klein,  so  erfolgt  die  Nutation  gewöhnlich 
in  der  künstlich  eingeleiteten  Richtung. 

3.  Die  Intensität,  mit  welcher  die  Nutation  im  Allgemeinen  vor 
sich  geht,  ist  eine  sehr  bedeutende;  denn  der  Same  vermag  vor  sich 
die  Erde  wegzudrängen  und  bedeutende  Gegengewichte  zu  über- 
winden. 

4.  Die  Intensität  der  Nutationskraft  ist  in  den  verschiedenen 
Stadien  des  Verlaufes,  der  Nutation  nicht  gleich;  sie  beginnt  mit 
einem  Minimum,  wächst  auf  ein  Maximum  und  nimmt  dann  wieder 
ab,  bis  die  grösste  Krümmung  erreicht  ist,  wo  sie  gleich  Null  wird. 
Die  schliesslich  erreichte  Grösse  der  Krümmung  ist  jedoch  von  Pflanze 
zu  Pflanze  verschieden:  Helianthus,  Linum  nutiren  oft  bis  270"  und 
darüber,  Cerafonia,  Ricinus,  Cucumis,  Cynara,  Pyrus  und  die  Coni- 
feren  nur  bis  180".  Bei  den  Coniferen  tritt  ausserdem  die  Nutation 
verhältnissmässig  erst  spät  auf,  da  das  hypokolyle  Stengelglied  bei 
Beginn  derselben  häufig  schon  eine  Länge  von  1 — 2  Cm.  hat;  auch 
da  ist  die  Nutation  nicht  einfach,  sondern  undulirend. 


Man  wird  wohl  für  das  hypokotyle  Stengelglied  aller  oder  we- 
nigstens der  meisten  Pflanzen,  deren  Samen,  resp.  Früchte,  länglich, 
mit  einer  geraden,  in  der  Axe  des  Samens  liegenden  Samenknospe 
ausgestattet  sind  ,  ein  dem  früher  beschriebenen  gleiches  Verhalten 
annehmen  können.  Es  gehören  dahin  die  meisten  Compositen,  Ber- 
berideen, Rosifloren,  Euphorbiaceen,  Caesalpineen,  Planlagineen,  Dip- 
saceen,  Cucurbitaceen,  Campanulaceen ,  Violaceen,  Tiliaceen,  viele 
Umbelliferen  etc.  Die  Ansicht  von  der  Notliwendigkeit  einer  Ueber- 
einstimmung  der  Nutationsebene  mit  der  Mediane  des  Keimlings  ver- 
liert an  Bedeutung,  wenn  man  berücksichtigt,  dass  die  von  dem 
Keimlinge  einzuhaltende  Nutationsebene  in  vielen  Fällen  demselben 
schon  im  Samen  vorgeschrieben  ist.  Es  sind  diess  Keimlinge,  welche 
nicht  in  obige  Kategorie  gehören  und  schon  im  Samen  nutiren;  bei 
manchen  Samen  zeigt  das  hypokotyle  (aesculus,  Thiaspi,  Turritis), 
bei  anderen  nur  das  epikolyle  Stengelglied  (Phaseolus  multißorus) 
eine  Krümmung  im  Samen,  bei  noch  anderen  sind  beide  Stengelglie- 
der gekrümmt  (Phaseolus  vulgaris). 

Wichtiger  ist  jedoch  das  Verhältniss  der  im  Samen  angedeute- 
ten Nutationsebene   des  hypokolylen  Stengelgliedes    zur  Mediane   des 
Keimlings ,    wonach    man    zwei  Gruppen    von  Pflanzen  unterscheiden 
kann: 
a)  in  deren  Samen  eine  Nutation  in  der  Mediane  angedeutet  ist, 
z.  B.   Phaseolus  vulgaris,  Astragalus,  Melilotus,  Coronilla,  Rhus, 
Geranium  pratense,   unter    den  Cruciferen    die  De  Candolle'sche 


47 

Gruppe  der  Pleurorhizeae  (iberis,  Cheiranthus,  Cochlearla,  Car- 
damine,  Arahis)  etc.  und 
b)  in  deren  Samen  eine  Nutalion  senkrecht  auf  die  Mediane 
ausgeprägt  ist:  Cannabis ,  Mirabilis ,  Convolvulus ,  unter  den 
Cruciferen  die  Gruppe  der  Notorhizeae  CCamelina ,  Capsella, 
Lepidium,  Isatis,  Erysimum),  der  Orthoplaceae  C^rassica ,  Si- 
napis ,  Raphanus ,  Rapislrum)  und  der  Spirolobeae  (BuniasJ, 
ferner  Scleranthus,  Morus,  Saponaria,  Silene,  Cej-astium,  Lychnis, 
Abutilon,  Hibiscus  etc. 

Die  Grosse  der  im  Samen  angedeuteten  Krümmung  ist  zwar  in 
der  Regel  von  Art  zn  Art  verschieden  und  man  findet  alle  Zvvischen- 
sfadien  von  ganz  geringen  (3 — 5")  bis  zu  Krümmungen  von  180"  und 
darüber;  doch  schwankt  der  Winkel  wenigstens  innerhalb  eines 
Genus ,  oft  aber  auch  innerhalb  einer  ganzen  Familie  nur  unbe- 
deutend. Es  sollen  nun  einige  diessbezügliche  Beispiele  angeführt 
werden. 

a)  Pflanzen ,  deren  Embryo  nur  wenig,  doch  merklich  gekrümmt 
ist  *) :  Echium,  Myosotis,  Nicotiana,  Gratiola,  Antirrhinum,  Olea, 
Leontodon,  Tragopogon,  Oxalis,  Coriandrum,  Lythrum^  Mespilus, 
Spiraea  etc. 

b)  Krümmungen  zwischen  45  und  90*  finden  sich  bei  Ruta  gra- 
veolens,  Amorpha,  Ononis,  Pisum  etc. 

c)  Zwischen  90  und  180"  nutiren:  Cannabis,  Geranium,  Convol- 
vulus, Scleranthus,  Morus,  Mirabilis,  Abutilon,  Hibiscus,  Malta, 
Lavatera,  viele  Papilionaceen  und  Cruciferen. 

d)  Kreisförmig  gekrümmte  oder  spiralig  eingerollte  Embryonen  be- 
sitzen Solanum,  Atropa,  Datura,  Myrfus  Pimento,  Atriplex, 
Chenopodium,  Alsine,  Bunias  etc. 

Auch  die  undulirende  Nutation  findet  sich  angedeutet  in  den 
Samen  von  Bunias,  Chenopodium,  Axyris,  Rumex,  Polygonum.  Unter 
den  Monokotyledonen  ist  der  Embryo  bei  den  Potamogetoneen,  dann 
bei  Alisma  und  Sagittaria  gekrümmt. 

Die  bei  der  Keimung  sich  vollziehende  Nutation  dieser  Pflanzen 
besteht  nun  in  der  Regel  in  der  directen  Fortsetzung  der  im  Samen 
angedeuteten  Krümmung  bis  180";  ist  jedoch  sciion  im  Samen  eine 
Krümmung  von  180"  oder  darüber  erreicht ,  so  wird  dieselbe  nicht 
mehr  fortgesetzt,  sondern  bloss  aufgelöst.  Stets  wird  auch  die  dem 
Keimling  schon  im  Samen  vorgeschriebene  Nutat ionsebene  eingehal- 
ten. Es  gibt  jedoch  auch  Pflanzen  mit  gerader  Samenknospe,  deren 
Samen  schon  üusserlich  eine  unregelmassige  Ausbildung  nach  einer 
Seite  hin  zeigen;  dahin  gehören  z.  B.  Amygdalus  communis  und 
nana,  Androsace,  Anemone,  Rhamnus  und  überhaupt  Pflanzen,  deren 
Embryo  zwar  gerade  ist,  doch  nicht  genau  in  der  Axe  des  Samens 
liegt.     Denkt  man  sich  z.  B.  durch   den   geraden  Embryo  von  Amyg- 


')  Die  Krümmungsverhältnisse  der  nicht  dlrect  untersuchten  Samen 
sind  den  .\bbildungen  von  „J.  Gärtner,  De  fructibus  et  seminibus  plantarum 
etc."  III.  vol.  entnommen. 


48 

dahis  eine  Ebene  senkrecht  auf  die  Mediane  gelegt ,  so  theilt  die- 
selbe die  Kotyledonen  in  zwei  dem  Gewichte  und  der  Grösse  nach 
ungleiche  Theile,  welche  sich  annähernd  wie  1:4  verhallen;  dadurch 
ist  nun  ein  Uebergewicht  nach  der  einen  Seite  Iiergeslellt ,  und  so 
die  später  einzuhaltende  Nutationsebene  bestimmt ,  ohne  dass  jedoch 
die  Nutalion  selbst  durch  dieses  Uebergewicht  entstanden  sein  muss. 
Bei  vielen  Samen  mit  gekrümmtem  oder  spiralig  eingerollten 
Embryo  ist  der  Antheil  des  hypokolylen  Stengelgliedes  an  dieser 
Krümmung  nur  ein  geringer  und  es  wird  dieselbe  häufig  zum  grossen 
Theile  von  den  langen  Kotyledonen  gebildet.  Diess  ist  beispielsweise 
der  Fall  bei  Bunias^  Solamim,  Atropa,  Scleranthus,  Stellaria,  Rumex, 
Polygonum  u.  s.  f.;  bei  der  Keimung  wird  dann  auch  die  Krümmung 
der  Kotyledonen  aufgelöst.  Man  fasst  nun  gewöhnlich  den  Begriff 
der  Nufation  in  ziemlich  beschränktem  Sinne  auf,  indem  man  dar- 
unter in  der  Regel  nur  eine  Krümmung  versteht ,  welche  bloss  von 
dem  betreffenden  Stengelgliede  selbst  ausgeführt  wird,  so  dass  z.  B. 
bei  einer  Nutation  von  180"  die  Vegetationsspitze  nach  abwärts  ge- 
richtet ist.  Es  kommen  jedoch,  wie  soeben  erwähnt  wurde,  im 
Samen  angedeutete  Krümmungen  vor,  welche  sich  vorzugsweise  (in 
manchen  Fällen  ausschliesslich)  nur  auf  die  Kotyledonen  ^),  bezie- 
hungsweise deren  Stiele  erstrecken.  Diese  Krümmungen  werden  bei 
der  Keimung  in  der  Regel  fortgesetzt ,  oder  wenn  sie  bereits  im 
Samen  180**  erreicht  haben,  nur  aufgelöst.  Es  können  aber  derar- 
tige Krümmungen  erst  im  Verlaufe  der  Keimung  bei  Pflanzen  mit 
gerader  Samenknospe  entstehen;  ein  Beispiel  hiefür  bieten  Cynara 
Scolymus  und  C.  Cardunculus.  Bei  beiden  beginnt  die  Nutation  hart 
unter  den  Kotyledonen,  deren  Stiele  noch  wenig  ausgebildet  sind; 
die  Krümmung  wächst  nun  bis  180",  steigt  aber  dabei  mit  dem  jetzt 
rascheren  Längenwachstiium  der  Kotyledonarstiele  immer  höher,  so 
dass  in  diesem  Stadium  der  untere  Theil  der  letzteren  mit  der  zwi- 
schen denselben  befindlichen  Vegetationsspitze  vollkommen  aufrecht 
ist,  und  die  Krümmung  sich  über  derselben  befindet.  Später  geht 
diese  Krümmung  von  den  Stielen  auf  die  Kotyledonen  selbst  über, 
und  steigt  hier  ebenfalls  auf,  bis  auch  diese  wieder  vollkommen  ge- 
rade sind;  sie  beginnt  also  hart  unter  den  Kotylen,  noch  im  Bereiche 
des  liypokotylen  Stengelgliedes  und  endet  am  obersten  Theile  der- 
selben. Oft  wächst  der  hintere  Kotyledonarsliel  rascher  als  der  vor- 
dere, so  dass  die  nutirende  hintere  Keimblattspreile  höher  liegt,  als 
die  vordere,  die  Krümmung  aber  dessen  ungeachtet  bei  beiden  Blät- 
tern parallel  sich  vollzieht.  Seltener  kommt  es  vor,  dass  jede  Keim- 
blattspreite sich  nach  ihrer  eigenen  Seite  hin  krümmt.  Aehnlich 
scheint  sich  Rheum  zu  verhalten.  Auch  bei  Raphanus  kommt  häufig 
ein  stärkeres  Wachsthum  des  hinteren  Kotyledonarslieles  und  ein 
Hinaufsteigen  der  schon  im  Samen  angedeuteten  Nutation  von  180°  bis 
unter  die  Keimblattspreite  vor,  worauf  die  Nutationskrümmung  regelmäs- 


*)  Vielleicht  ein  Fall  von  Hyponastie   beziehungsw.   Epinastie    im   Sinne 
von  Hugo  de  Vries  (Arb.  d.  bot.  Instit.  in  Würzburg.  I.  Band.) 


49 

sig  aufgelost  wird.  Man  wird  dalier  auch  derartige,  sich  oft  mir  auf 
die  Keimblätter  oder  deren  Stiele  erstreckende,  in  ihrem  Verlaufe 
der  gewidinliclien  Nutation  vollkommen  gleich  sich  verlialtende  Krüm- 
mungen linier  den  allgemeinen  Begriff  der  Mutationen  bringen  können, 
um  so  mehr,  als  sie  ebenso  wie  diese  spontan  sind.  Neben  diesen 
oberen  Krümmungen  ist  gewohnlich  noch  die  an  der  Vorderseite 
convexe  Krümmung  im  unteren  Theile  des  hypokolylen  Stengelglie- 
des deutlich  wahrzunehmen. 

Aus  Allem  im  Vorhergehenden  Gesagten  resultirt  also  bezüglich 
der  Nutation  kein  durchgreifender  Unterschied  zwischen  Pflanzen  mit 
geradem  Eml)ryo  und  solchen  mit  im  Samen  angedeuteter  Nutalion. 
Ein  Unterschied  liesse  sich  allerdings  hinsichtlich  ihrer  biologischen 
Bedeutung  für  das  epi-  und  hypokotyle  Stengelglied  feststellen.  Für 
ersteres  dient  sie  als  Schutzeinrichtung  gegen  Verletzungen  der  Ve- 
getationsspitze beim  Durchdringen  des  Bodens,  für  letzteres  aber 
dürfte  wohl ,  wenn  wir  beispielsweise  Helianfhus  betrachten ,  das 
derbe  Perikarp  resistenter  sein  und  die  ohnehin  nur  wenig  ent- 
wickelte, zwischen  den  beiden  Kotylen  wohl  verschlossene  Vegeta- 
lionsspitze  besser  schützen  und  den  vielfachen  Hindernissen  im  Boden 
leichter  Stand  halten  können,  als  der  obere,  an  der  Krümmung  lie- 
gende, daher  biegungsfähigste  und  über  der  Zone  des  grössten 
Waehsthumes  befindliche  Theil  des  hypokotylen  Stengelgliedes,  wel- 
cher derartigen  Verletzungen  viel  früher  unterliegt.  G.  Haberlandt 
lässt  diese  Nutation  ,  welche  sich  im  Laufe  der  Zeit  vererben  kann, 
ursprünglich  durch  die  Last  der  Kotylen  und  des  Perikarps  ent- 
stehen. Vererbt  kann  sie  allerdings  sein,  jedoch  nicht  entstanden  in 
Folge  der  Last  der  Kotylen  ,  sondern  vielmehr  durch  die  sich  dem 
Keimlinge  beim  Durchdringen  des  Bodens  bietenden  Hindernisse, 
welche  eben  eine  Krümmung  an  der  biegungsfähigsten  Stelle  des 
hypokotylen  Stengelgliedes  zur  Folge  hatten. 

Noch  auf  eine  andere  Thatsache  will  ich  aufmerksam  machen. 
Für  den  ganzen  Keimling  nimmt  man  als  Mediane  die  Berührungs- 
ebene der  Kotyledonen  an,  und  doch  sind  dieselben  für  das  hypokotyle 
Stengelglied  die  dasselbe  nach  oben  abschliessenden  Blätter,  während 
diess  für  das  epikotyle  Stengelglied  und  die  ersten  Internodien  nicht 
der  Fall  ist.  Ein  analogeres  Vorgehen  wäre  es  wohl ,  wenn  man 
entsprechend  dem  hypokotylen  Stengelgliede  als  Mediane  für  jedes 
Internodium  die  Berührungsebene  der  dasselbe  nach  oben  abschlies- 
senden Blätter  annehmen  würde;  für  das  epikotyle  Stengelglied 
würde  sich  dann  als  Mediane  die  Berührungsebene  der  Primordial- 
blätler  ergeben.  Es  hätte  diess  besonders  für  Pflanzen,  bei  denen 
nicht  nur  das  epikotyle  Stengelglied  ,  sondern  auch  die  höheren 
Internodien  nutiren,  einen  praktischen  Werth,  da  an  den  älteren  In- 
ternodien häufig  Torsionen  wahrzunehmen  sind,  und  so  das  wahre 
Verhältniss  der  Nutationsebene  des  jüngsten  Internodiums  nur  schwer 
oder  gar  nicht  zu  eruiren  ist.  Unter  dieser  Voraussetzung  würde 
das  epikotyle  Stengclglied  von  Phaseoliis  senkrecht  zur  Mediane 
nutiren ,    weil    schon    im    Samen    die    ßerührunofsebene    der    beiden 


50 

Primordialblätter  auf  der  der  beiden  Kotylen,  also  auch  auf  der  Nu- 
tationsebene  des  epikotylen  Stengelgliedes  senkrecht  steht;  für  die 
Nutation  der  weiteren  Internodien  lässt  sich  dann  leicht  die  Berüh- 
rungsebene der  jedes  einzelne  derselben  nach  oben  abschliessenden 
Blätter  bestimmen. 

Noch  eine  Bemerkung  sei  mir  gestattet  bezüglich  der  Nutation 
von  Blüthenknospen-  und  Blüthenstielen.  Bei  einer  ganz  jungen, 
eine  Nutationskrümmung  von  ca.  15"  zeigenden,  noch  nicht  geöffneten 
Blüthenknospe  von  Anemone  pratensis,  wurde  in  der  beim  Ent- 
lastungsversuche beschriebenen  Weise,  doch  ohne  Anwendung  einer 
Nadel  ein  Gegengewicht  angebracht  ^),  welches  doppelt  so  gross  war, 
als  das  Gewicht  einer  vollkommen  en!wi<;kelten  BUithe  (letzteres 
durchschnittl.  055  Gr.);  nach  zwei  Tagen  war  die  Krümmung  trotz 
des  Gegenwiclites  auf  ca.  45"  gewachsen.  Die  Blüthenknospenstiele  von 
Oxalis  Acetosella,  Cyclamen  europaeum  zeigen  immer,  diejenigen  von 
Bellis  perennis  häufig  undulirende  Nutation.  Bei  Cyclamen  nutiren 
sowohl  die  Biüthen-  als  auch  die  Blattstiele  schon  in  den  ersten  mit 
freiem  Auge  wahrnehmbaren  Stadien  ihrer  Entwicklung  und  zwar 
bis  180",  etwas  später  die  Blüthenknospen  von  Oxalis  (bis  235"); 
die  Nutation  von  Bellis  beginnt  erst  bei  einer  Grösse  des  Blüthenstieles 
von  ^/^  bis  1  Clm.  und  scheint  nur  eine  Grösse  von  130  -140"  zu 
erreichen;  ebenso  nutiren  die  Blüthenstiele  von  Geranium  roseum 
und  sehr  vielen  Pelargonimn- Arien  (90  —  130").  Bei  Euphorbia 
amygdaloides  und  Mercurialis  perennis ")  zeigt  der  ganze  Blüthen- 
stand  undulirende  Nutation  ,  welche  eine  Grösse  von  180"  erreicht. 
Mit  der  weiteren  Entwiclslung  der  Blüthenknospen  wird  CCyclamen 
ausgenommen)  auch  die  Nutation  derselben  ausgeglichen,  welche  im 
Gegensatze  zu  der  von  de  Vries^)  bei  Papaver  dubium,  Clematis, 
Anemone  pratensis  beschriebenen  nach  meinen  wenigen  Beobachtun- 
gen spontan  zu  sein  scheint,  wenigstens  ihr  Zustandekommen  nicht 
dem  Einflüsse  von  Licht  und  Schwerkraft  verdankt. 

Schliesslich  halte  ich  es  für  eine  angenehme  Pflicht,  meinem 
hochverehrten  Lehrer,  Herrn  Professor  Dr.  Julius  Wiesner,  der 
mich  bei  Durchführung  vorliegender  Untersuchungen  durch  vielfache 
Ratlischläge  und  Winke  unterstützte,  meinen  tiefgefühlten  Dank  aus- 
zusprechen. 


•)  Der  Faden  wurde  direet  am  Blüthenstiele,  oberhalb  der  Krümmung, 
hart  unter  der  Blüthenknospe  festgebunden. 

")  Auf  die  Nutation  der  letzteren  machte  mich  Herr  Dr.  K.  Mikosch 
aufmerksam. 

')  In  den  Arbeiten  des  bot.  Instituts  in  Würzburg.  I.  Bd.  p.  288  ff. 


51 

Ep  ilo  hia  n  ov  n, 

Auetore  C.  Haussknecht '). 

Epilobium  conspersum  Hausskn.  Rliizoinate  lignescente  repente, 
turiones  carnosos  gerente,  kataphyllis  imbricatis  aUernis  lanceolalis. 
Caule  dodrantaii  vel  pluripedali,  simplici,  tereti,  folioso,  pilis  crassius- 
culis  incurvato-adpressis  papillis  brevibus  pellucidis  immixtis,  obsito, 
farinaceo-consperso.-  Foliis  oblongo-lanceolatis,  marg-ine  revolutis, 
brevissime  denticulatis,  siibtus  reticulato-venosis.  Racemo  laxifloro; 
floribus  speciosis;  slylo  a  basi  ad  medium  usque  ubi  flectitur  villoso; 
stigmatis  lobis  valde  recurvis.  Capsulis  cinereis,  longe  pedicellatis, 
pedicellis  tonspersis.  Sect.  Chamaenerion  Tsch. 

Hab.  in  India  Orient,  in  montibus  Sikkim  ad  Lama  Koryr  alt. 
10—14000  ped. 

E.  rigidum  Hausskn.  Caule  dodrantaii  tenui  arcuato  glaberrimo 
terete  band  lineato,  pallido,  sublucido.  Foliis  oppositis  eilipticis,  bre- 
viter  acutatis,  superioribus  mucronulatis,  rigidis  glaucescentibus,  gla- 
berrimis,  integerrimis,  subaveniis,  in  petiolum  decurrentibus.  Alabastris 
ovoideo-globusis,  apice  constrictis,  laciniis  reflexis.  Floribus  speciosis 
erectis.  Calycis  laciniis  lanceolatis,  sensim  acuminatis,  tubo  brevi. 
Capsulis  junioribus  brevibus  cinereis,  pedicellis  tenuissime  glanduloso- 
pilosulis,  folio  fulcrante  subaequilongis. 

Habitu  E.  latifolio  f.  glabro  proximum,  sed  staminibus  basi  non 
dilatatis,  stylo  glaberrimo  erecto  valde  diversum. 

Hab.  Coast.  Range,  Lat.  42"  (Hb.  Hook  er). 

E.  glaucinmn  Hausskn.  Rliizomale  brevi  tenui,  slolones  epigaeos 
unciales  donse  foliatos  gerente.  Caule  pumilo,  basi  radicante,  pallido, 
glabro,  lineis  tenuissime  puberulis  notato.  Foliis  glaucis,  crassiusculis, 
dense  dispositis,  integerrimis,  inferioribus  ovato-oblongis,  in  petiolum 
decurrenlibus,  mediis  ovatis,  superioribus  subsessilibus.  Alabastris  ovoi- 
deis  obtusis.  Floribus  parvis  lilacinis,  erectis.  Calycis  laciniis  lanceolatis 
acutis,  glabris.  Stigmate  anguste  clavato.  Capsulis  gracilibus  glabris, 
saepe  rubescentibus,  brevissime  pedicellatis.  Seminibus  oblongis,  apice 
rotundatis,  breviter  annulatis,  basin  versus  sensim  attenuatis,  acutis; 
testa  papillis  brevissimis  rotundatis  dense  obsitis. 

Hab.  in  montibus  Ural  (Hb.  Petrop.). 

E.  frigidum  Hausskn.  Rhizomate  abbreviato,  stolones  bypogaeos 
breves  pallescentes  edente,  kataphyllis  lanceolatis  apice  rotundatis  re- 
molis,  ad  apicem  in  gemmam  parvam  subglobosam  dispositis,  Caule 
stricte  erecto,  simplici,  humili,  lineis  elevatis  pilosiusculis  notato,  su- 
perne  adpresse  pilosiusculo.  Foliis  sessilibus  parvis  suhrigidis,  gla- 
berrimis,  inferioribus  obo\atis,  cuneato-angustatis,  apice  rotundatis, 
mediis  obovatis  vel  lanceolato-obovatis,  basi  subcordatis,  superioribus 
magis  acutatis.  Floribus  erectis,  lilacino-roseis,  calyce  '/j  longioribus. 


•)  Ein  kurzer  Auszug  aus  der   in  Kürze  erscheinenden  Monographie  die- 
ser Gattung. 


Calycis  laciniis  late  lanceolatis,  breviter  aculalis.  Sligmate  fapitain. 
Capsulis  breviter  pedicellatis,  folio  fulirante  brevioribiis,  adullis  gla- 
brescentibus.  Seminibus  ovato-oblongis,  apice  rolundatis,  basi  aluupte 
altenualis,  testa  papillosis.  Affine  Ep.  origanifolio  Latn.  et  Ep.  al- 
gido  M.  B. 

Hab.  ad  fontes  Kuli  Daena  Persiae  austro-occident.  (Kotschy 
sub  E  origanifolio  var.  leiicantha  Boiss.)  —  In  m.  Bingöll  dagh  leg, 
Kölsch y.  Beryt  dagh  Cataoniae  8000  ped.!  M.  Elwend  supra  Hania- 
dan  9000  ped.  Persiae  occid.! 

E.  leiophyllum  Hausskn.  Tolum  glaberriiuum,  rhizomale  elon- 
gato,  stolones  breves  liypogaeos  edente.  Cauie  puniih)  dodrantali,  ad 
basin  kataphyllis  eniorluis  coriaceis  e  basi  dilatato  breviter  angustatis 
obsito,  glaberrimo,  lereti,  lineis  decurrentiinis  destituto.  Foliis  sub- 
rigidis  giaberrimis  sessilibus,  ovato-cordatis,  reniole  denticulatis  sub- 
venosis,  inferioribus  obtusis,  reliquis  aculiusciilis.  Fioribus  parvis, 
virgineis  nutantibus.  Aiabaslris  giaberrimis  ovoideis,  brevissime  api- 
culatis.  Stigmate  clavato.  Capsulis  lenuibus  giaberrimis,  pedicellis  bre- 
vibus  giaberrimis.  Seminibus  obovoideis,  a])ice  altenualis,  brevissime 
annulalis,  basi  acutis,  testa  papillis  brevissimis  rotundatis  obsilis. 

Hab.  in  Tibet,  occident.  „W.  of  Sara,  Peti  valley"  leg.  Hook. 
et  T  1)0 ms.  sub  E.  origanif.  in  Herb.  Hook,  et  Herb.  Vindob. 

E.  seriulatum  Hausskn.  nanum,  caespitosum,  rhizoinate  tenui, 
breviter  repente  radicante,  stolones  hypogaeos  unciales  edente,  kata- 
phyllis carnosis  ovato  lanceolatis  obtusis  sessilibus,  dense  dispositis. 
Caule  simplici  erecto  tetragono,  basi  kataphyllis  parvis  confertis  emor- 
tuis  obsito,  in  media  parte  efoliato,  in  parte  superiori  rosulato-foliato. 
Foliis  subcoriaceis  glaucescentibus,  in  summo  caule  conferte  rosulatis, 
inferioribus  ovatis  late  petiolatis,  apice  obtuse  angustatis,  mediis  e  basi 
latiori  subcordato  abrupte  in  petiolum  angustatis,  inlegerrimis  vel 
denticulis  obtusis  brevissimis  valde  remotis  repandisque  notalis.  Fio- 
ribus paucis  1 — 3  in  axillis  supremis,  virgineis  subnutanlibus,  5  mm, 
longis.  Sligmate  clavato,  apice  angustato,  in  media  parte  dilatato. 
basin  versus  sensim  attenuato.  Calycis  laciniis  ovaio-lanceolatis,  bre- 
viter acutatis,  tubo  glabro.  Capsulis  strictis,  brevissime  pedicellatis, 
pilis  brevibus  patentibus  tenuiler  obsilis.  Seminibus  apice  sensim  atte- 
nuatis,  breviier  pellucido-annulatis,  basi  acutis,  immaturis  testa  lacu- 
noso-impressis.  —  Affine  E.  anagallidi folio  Lam. 

Hab.  in  Kamtschatka  in  sinu  Mutnaja  ad  rivulos.  leg.  Rieder 
(Herb.  Petrop.). 

E.  Sikkimense  Hausskn.  Rhizomale  brevi,  repente,  stolones  bre- 
ves hypogaeos  gereute.  Kataphyllis  valde  remotis,  carnosis  pallidis, 
ovato-oblongis,  obtusis,  apice  rosulato-confei  tis.  Caule  pumilo  simplici 
paucifloro,  apice  nutante,  tereti,  lineis  pilosis  notato,  folioso,  basi 
kataphyllis  emortuis  brunneis  dense  obsito.  Foliis  pallide  viridibus 
crassiusculis,  infimis  ovato-oblongis,  apice  rotundatis,  basin  versus 
sensim  in  petiolum  angustatis,  integerrimis  glabris,  mediis  superiori- 
busque  sessilibus,  obovatis,  basi  breviter  rotundatis,  irregulariter  re- 
moteque  denticulatis,    ad  marginem  et  subtus   ad    nervös  prominentes 


53 

pubescenlibus.  Florilius  speciosis,  virgineis  nulantibiis.  Alabaslris  ovoi- 
deis,  cunsiricie  apiculatis  glabrescentibus.  Stig-mate  capilato.  Capsulis 
brevibns,  junioiibus  pilosiusculis,   brevissime  pedicellalis. 

Hab.  Sikkim.  10—14000  ped.  alt.  leg.  Hook,  et  Thoms.  sub 
E.  origanifolio. 

E.  trichophyUum  Hausskn.  Rliizomate  brevi  fibriiloso,  stolones 
hypogaeos  gerenti,  katapbyllis  conl'ertis,  brevioribus  et  niagis  rotun- 
dalis,  quam  in  E.  Sikkimensi.  Caule  puinilo,  undiqiie  tonienloso.  Foliis 
ulrinque  lümenlosis,  caeterum  eis  E.  Sikkim.  similibus;  floribus  di- 
midio  minorihus;  stiffmate  capitalo. 

Hab.  Sikkim.  10-  12000  ped.  alt.,  leg.  Hook,  et  Thoms. 

E.  Nepalense  Hausskn.  Rhizomale  elongalo  slolonifero.  Caule 
basi  longe  decumhenle  radicanfe,  dodranlali  vel  pedali,  subtetragono, 
glabrescente,  lineis  elevatis  glabris  li  petiolorum  marginiliiis  decur- 
rentibus  notato.  Foliis  manileste  peliolatis,  basi  subrolundatis,  apice 
breviter  angusfalis,  inferioribus  oblusis,  superioribus  aculiusculis,  gla- 
brescentibus, subtus  ner\is  promineutibus  rugosis,  dense  denticulatis. 
Floribus  parvis,  pallide  roseis.  Alabastris  ovoideis  conslriiie  apirulalis, 
laciniis  reflexis,  pilis  glandulosis  palentibus  tenuiter  obsitis.  Stigmate 
clavato,  apice  subdilatato.  Capsulis  ijiacilibus,  breviter  pedicellalis,  ju- 
nioribus  adpresse  pilosiusculis,  adullis  glabrescentibus.  Seminihus  ob- 
longo-ovoideis,    apice  haud-,    basi  bre\iter  atlenuatis,  testa  papillosis. 

Hab.  in  Nepalia  leg.  Wallich  sub  E.  microphyllo  in  Hb.  Haun. 
in  Khasia  leg.  Hook,  et  Tlioms.  sub  E.  tetragono. 

E.  pseudo-obscurum  Hausskn.  Rhizumate  tenui  breviter  repenle, 
jam  florendi  tempore  slolonibus  rosulatis  epigaeis  nunierosis  uncialibus 
praedito,  kataphyllis  inferioribus  carnosis  paflidis,  superioribus  viride- 
scenlibus,  oblongis  obtusis,  in  petiolum  cuneato-anguslatis,  inleger- 
rimis,  glaberrimis,  subtus  nervo  prominente,  dense  disposilis,  apice 
rosulalis.  Caule  spithamaeo  vel  pedali,  simpiici  vel  a  basi  ad  apicem 
ramoso,  glabro,  tereli,  lineis  elevatis  vi\  pilosiusculis  notalo,  folioso, 
apice  ante  anthesin  nutante.  Foliis  tenuibus  subtus  pallidioribus,  in- 
fimis  in  petiolum  sensim  decurrentibus,  obtusis,  mediis  oblongis  utrin- 
que  breviter  angustatis;  leviter  remoteque  subdenticulatis,  superioribus 
aculiusculis.  Alabastris  ovoideis  constricte  apiculatis,  laciniis  reflexis. 
Floribus  parvis,  virgineis  nutantibus.  Stigmate  clavato.  Capsulis  tenui- 
bus, sparse  pilosiusculis  vi;l  glabrescentibus,  pedioellis  fol.  lulcr.  Yj 
brevioribus.  Seminibus  ovoideis  apice  subattenuatis,  rotundalis,  basi 
acutis,  testa  glaberrimis  non  papillosis. 

Hab.  in  Tibet,  occident.  leg.  Hook,  et  Thoms.  sub  E.  mon- 
tane» var. 

E.  Tihetanum  Hausskn.  Caule  elato  simpiici  virgato,  tereti,  ad- 
presse pilosiusculo,  elineato.  pedali  vel  pluripedali.  Foliis  lanceolalis, 
denticulatis,  in  apicem  aculum  longe  anguslaüs,  in  petiolum  breviter 
decurrentil)us,  glabrescentibus,  vix  venosis.  Floribus  mediocribus,  vir- 
gineis subnulantibus,  roseo-violaceis.  Stigmate  capilato-clavalo,  le- 
viter emarginato.  Alabastris  ovoideis  apiculatis,  laciniis  reflt)xis. 
Capsulis    crassiusculis,    adpresse    pilosiusculis,    breviter    pediceilatis. 

Oe8t«rr.  botan.  Zeitsrbrift.  2    Heft.  1879.  5 


54 

Seminibus  apice  rolurulatis,  hasi  obfusis,   lesla  glaberrimis  non  papil- 
losis.  Ex  affinit.  E.  cylindrici  Don. 

Hab.  in  Tibet.  Prov.  Balli  ad  Bagmaharäl  leg.  Schlagintweit. 

E.  Wallichianum  Hausskn.  Rhizomate  brevi  obliqiio.  Caule  folioso, 
simplici  vel  ramoso,  tereti,  lineis  elevalis  pilosiusculis  notato,  pedali 
et  ultra.  Foliis  oblongis  sessilibus,  utrinque  angustatis,  glabrescenti- 
bus,  ad  nervös  valde  prominentes  pilosis,  valde  denticulatis,  adpresse 
pilosis.  Floribus  mediocribus,  virgineis  nutantibus,  lilacinis.  Alabastris 
ronstricte  apiculatis,  laciniis  reflexis.  Stigmate  subclavato-capitato. 
Capsulis  gracilibus  glabrescentibus,  pedicellis  fol.  fulcr.  multo  brevio- 
ribus.  Seminibus  oblongis,  apice  subrolundatis,  basi  breviter  attenualis 
acutiusculis,  testa  dense  papillosis. 

Hab.  in  India  Orient.:  Sikkim.  6 — 12000  ped.  leg.  Hook,  et 
Thoms.  sub  E.  tetragono;    leg.   Anderson   Herb.  Sikkim.   Nr.  587. 

E.  pannosum  Hausslm.  Caule  virgato  simplici,  rarius  superne 
ramoso,  pluripedali,  tereti,  lineis  decurrentibus  notato,  sed  ob  tomen- 
tum  vix  conspicuis,  folioso,  dense  tomentoso.  Foliis  rigidis,  utrinque 
tomentosis,  subtus  venis  valde  prominentibus  praeditis,  inferioribus 
ovato-oblongis,  superioribus  oblongo-lanceolatis,  sessilibus,  sensim 
angustatis,  remote  breviterque  calloso-denticulatis,  siccatione  saepe 
revolutis,  breviter  acutatis.  Floribus  majusculis  erectis  roseis.  Stigmate 
longe  clavato.  Capsulis  pilis  adpressis  patentibusque  canescentibus, 
pedicellis  fol.  fulcr.  aequilongis.  Seminibus  obovoideis,  apice  rotun- 
datis,  basi  obtusis,  testa  papillosis. 

Hab.  in  India  Orient.:  M.  Khasia  5—7000  ped.  alt.  leg.  Hook. 
et  Thoms.  Bengal.  orieni.  leg.  Griffith  Nr.  2236.  —  Assam  leg. 
Simons. 

E.  trichoneurum  Hausskn.  Radice  brevi  abscissa  vel  rhizomate 
elongato  radicante,  turiones  hypogaeos  carnosos  breves  gerente. 
Caule  folioso,  pedali  ultraque,  tereti,  elineato,  undique  pilis  crispulis 
obtecto.  Foliis  crassiusculis,  saepe  rufescentibus,  crebre  denticulatis, 
subtus  pallidioribus,  venis  valde  prominentibus,  dense  pilosis,  caete- 
rum,  margine  excepto  glabris,  inferioribus  oblongis  obtusis,  in  petio- 
lum  decurrentibus,  superioribus  obovatis,  breviter  acutatis,  basi  rotun- 
datis,  breviter  petiolatis.  Floribus  mediocribus,  virgineis  nutantibus, 
roseis.  Stigmate  clavato  apice  dilatato.  Capsulis  brevibus  canescen- 
tibus, pedicellis  brevibus,  fol.  fulcr.  dimidio  brevioribus.  Seminibus 
oblongo-ovoideis,   apice  rotundatis,  basi  obtusiusculis,  testa  papillosis. 

ß.  brachyphyllum.  A  typo  difFert:  foliis  magis  remotis  latioribus, 
inferioribus  ovatis,  mediis  obovatis,  basi  breviter  rotundatis,  brevius 
acutatis,  superioribus  subcordatis,  minus  denticulatis  et  nervis  minus 
prominentibus.  An  E.  brevifolium  Don.? 

Hab.  Himal.  bor.  occid.  6 — 8000  ped.  leg.  Hook,  et  Thoms. 
sub  E,  montano.  —  Khasia  5 — 7000  ped.,  leg  Hook,  et  Thoms.  — 
Sikkim  leg.  Thoms.  Bengal.  Orient,  leg.  Griffith  no.  22  27. 

Var.  hab.  Himalaya  ad  Massuri  leg.  Hügel.  —  N.  W.  India 
leg.  Royle.  —  Himal.  bor.  occid.  leg.  Hook,  et  Thoms.  —  Khasia 
leg.  Hook,  et  Thoms. 


55 

E.  modestum  Hausskn.  Radice  tenui  brevi  obllqua.  Caule  laxo 
tenerrimo,  glabrescente,  siinplici  vel  paruni  rainoso,  pallide  viridi, 
subnilido,  remote  foliato,  lineis  vix  conspicuis  notato,  dodrantali  vel 
>ix  pedali.  Alabastris  mininiis  globoso-ovoideis,  brevissime  apiculatis. 
Floribus  minutis,  virgineis  subnutantibus,  pallide  lilacinis.  Stigmate 
davato.  Foliis  utrinque  glabris,  pallide  viridibus,  tenuibus,  inferiori- 
bus  ovato-oblongis  obtusis  petiolatis,  superioribus  oblongo-lanceolatis, 
in  petiolum  sensim  angustatis,  paruni  venosis,  repando  remoteque 
denticulatis.  Capsulis  gracilibus  tenerrimis  glabrescentibus,  pedicellis 
tenerrimis  glabrescentibus,  fol.  fulcr.  subaequantibus.  Seminibus  mi- 
nimis,  oblongis,  apice  breviter  rotundatis,  annulo  pellucido  inslruclis, 
basi  breviter  attenualis,  obtusiusculis,  testa  dense  papillosis.  Ex  affi- 
nit.  E.  palustris. 

Hab.  in  Tibet  occident.  ad  Nubra  Valley  in  regione  alpina  leg. 
Hook,  et  Thoms.;  in  Afghania  leg.  Griffitli  n.  2224. 

E.  tninutiflorum  Hausskn.  Pallide  virens,  rliizomate  brevi  obli- 
quo,  in  aulumno  rosulas  sessiles  foliosas  gereute.  Caule  siniplici  vel 
ramoso,  tereti,  elineato,  glabrescente,  superne  tantum  adpresse  pilo- 
siusculo.  Foliis  inferioribus  in  petiolum  longe  angustatis  vix  denticu- 
latis obtusis,  niediis  basi  subrotundatis  sessilibus,  oblongo-lanceolatis, 
repando  remoteque  irregulariter  denticulatis,  glabrescentibus,  superio- 
ribus lanceolatis,  adpresse  pilosiasculis.  Floribus  niinimis  i>allidis 
erectis.  Alabastris  subgloboso-ovoideis  obtusis,  dense  albido-canescen- 
tibus.  Stigmate  clavato.  Capsulis  adpresse  cano-pilosis,  gracilibus, 
pedicellis  adpresse  pilosis.  Seminibus  ovoideo-oblongis,  apice  rotun- 
datis umbonatis,  basi  breviter  angustatis  obtusiusculis,  testa  papillis 
parvis  dense  obsitis. 

Hab.  in  Syria  bor.  ad  Aintab.  et  in  uligin.  flum.  Sadschur!  In 
montibus  Schahu  kurdistan.  persic.  e  c.  ad  Rowansir!  In  Anatolia  ad 
Argana  Maden  leg.  Rochel.  —  In  alp.  m.  Eiburs  leg.  Kotschy 
nr.  745;  —  ad  Passgala  leg.  Kotschy  nr.  590  a;  —  ad  Derbent 
leg,  Kotschy  nr.  590.  —  Lenkoran  leg.  C.  A.  Meyer. 

E.  Royleanum  Hausskn.  Radice  abscissa,  longe  fibrillosa.  Caule 
pedali  vel  pluripedali,  tereti,  lineis  decurrentibus  destituto,  crispule 
piloso.  Foliis  flaccidis  ovato-ellipticis  vel  oblongo-ellipticis,  utrinque 
sensim  angustatis,  acutis,  in  petiolum  manifestum  decurrentibus,  crebre 
denticulatis,  nervoso-venosis,  ad  nervös  pubescentibus.  Floribus  par- 
vis pallidis.  Alabastris  minimis,  globoso-ovoideis,  apiculatis.  Stigmate 
capitato.  Capsulis  gracilibus,  pilosiusculis,  pedicellis  fol.  fulcr.  multo 
brevioribus.  Seminibus  oblongis  apice  rotundatis,  basi  obtusis,  testa 
papillosis. 

Hab.  N.  W.  India  leg.  Royle.  —  Tibet,  occid.  leg.  Hook,  et 
Thoms.  —  Prov.  Ladak,  prov.  Balti,  prov.  Nubra,  prov.  Hasora  log. 
Schlagintweit.  Himalaya  bor.  occid.  6—9000  ped.  leg.  Hook,  et 
Thoms.  —  West.  Himal.  prov.  Kaschmir  et  prov.  kishlvar  leg. 
Schlagintweit.  —  Bengal.  Orient,  leg.  Griffith. 

E.  Amnrense  Hausskn.  Rliizomate  brevi,  gemnias  gerente,  kala- 
phyllis    e   basi    dilatato    lanceolatis,    carnosis.    Caule    simplici,    stricte 

5  * 


56 

erecto.  pedali  ultraque,  tereti,  lineis  pariim  elevalis  ijilosis  notato, 
pilis  longiusculis  sparse  obsito.  Foliis  infimis  oblongis,  in  petioluin 
sensim  angustalis,  mediis  siiperioribusque  subsessilfbus,  ovalis,  basi 
in  peliolum  bre\issimuni  contraotis,  subaculis,  margine  denticulis  mi- 
nimis  tanlum  callosis  praedilis,  sublus  praecipue  ad  nervös  et  ad  mar- 
ginem  pubesrenlibus.  Alabastris  ovoideo-giobosis,  breviter  apiculalis, 
laciniis  distantibus.  Floribus  parvis ,  virgineis  subnutantibus,  pallide 
roseis.  Stigmate  parvo  eapitato.  Capsulis  leniiiter  pilosiusculis,  pedi- 
cellis  fol.  fulcr.  multo  brevioribus.  Ex  affin.  E.  algidi  M.  B. 

Hab.  in  territorio  flurn.  Amur  leg.  Maximowicz  sub  E.  ori~ 
ganifolio  var.  pubesc. 

E.  subcoriaceum  Hausskn.  Subglaucescens  rhizomate  brevi,  gem- 
mas  sessiles  oblongas  bypogaeas  gerente;  katapliyllis  pallidis  carnosis 
rotundatis  imbrioatis.  Caiile  stricte  erecto,  tereti,  glaberrinio.  except. 
lineis  elevatis  decurrentibus  dense  pubescenlibiis.  Foliis  glaucescen- 
tibus  rigidis  subcoriaieis,  glabris,  inferioribiis  lanceolato-oblongis,  in 
petiolum  sensim  angustatis.  snperioribus  sessilibus,  obtnsiusculis,  irre- 
gulariter  croso-denticulalis.  Floribus  parvis,  virgineis  nutantibus,  roseo- 
violaceis.  Stigmate  eapitato.  Capsulis  sparse  glanduloso-pilosiusculis. 
pedicellis  fol.  fulcr.  multo  brevioribus.  Seminibus  oblongis,  apice  ro- 
tundatis, basi  sensim  attenuatis,  acutis,  testa  dense  papillosis.  —  Ex 
affinit.  E.  algidi  M.  B. 

Hab.  China  occident,  in  terra  Tangutorum  prov.  Kansu  ad  Te- 
tung-gol  leg.  Przewaldski. 

E.  Tanguticum  Hausskn.  Pallide  virens,  rhizomate  elongato. 
rosulas  foliosas  gerente.  Caule  elato  pluripedali  viigato,  simplici,  te- 
reti, lineis  elevatis  pilosis  notato,  caeterum  glabrescente.  Foliis  lan- 
ceolato-oblongis, subsessilibus  mollil)us,  ad  marginem  et  ad  venas 
pilosis,  remote  denticulatis.  Floribus  parvis,  virgineis  subnutantibus, 
carneis.  Stigmate  eapitato.  Capsulis  sparse  pilosiusculis,  serius  glabre- 
scenlibus,  pedicellis  folio  fulcrante  brevioribus.  —  Ex  affinit.  E.  ad- 
nati  Griseb. 

Hab.  in  China  occident.  in  terra  Tangutorum  prov.  Kansu  leg. 
Przewaldski.  —  In  montibus  Hirnalay.  Sikkim.  leg.  Trentler. 

E.  Japonicum  Hausskn.  Rhizomate  elongato  subrepenfe,  stolo- 
nes  epigaeos  filiformes  edente,  kataphyllis  remotis  venosis  rotundatis, 
in  petiolum  angustatis.  Caule  elato,  simplici  vel  ramoso,  tereti,  lineis 
destituto,  inferne  glabro,  superne  pilis  crispulis,  glandulosis  patentibus 
immixtis,  lenuiter  obsito.  Foliis  ;ubsessilibus  ovatis,  acutis,  ad  basin  sub- 
cordatum  in  petiolum  brevissimum  dilalatum  contraclis,  minute  remo- 
teque  calloso-denticulatis.  Alai)astris  obtusis.  Floribus  parvis  erectis, 
roseis.  Stigmate  clavato.  Capsulis  junioribus  pilis  arcuato-adpressis  et 
glandulosis  patentibus  obsilis,  pedicellis  folio  fulcrante  fere  dimidiam 
brevioribus.  Seminibus  apice  rotundatis,  basi  sensim  attenuatis,  acutis, 
testa  dense  papillosis,  coma  ferruginea. 

ß.  glanduloso- pubescens:  Caulibus  capsulisque  dense  pilis  glan- 
dulosis patentibus  obsitis,  caeterum  ut  in  typo. 


57 

Hab.  in  Japoiiia,  leg.  Siebold,  Göring.  —  Ad  Nagasaki  leg. 
Oldliam,  Maximow.  —  Ad  Yokohama  leg.  Maximovv.  —  Ins. 
Jesso  ad  Hakodale,  Arizona  leg.  Maximow.,  Albrecht.  —  Nippon. 
prov.  Senano  leg.  Tschonoski. 

ß.  in  insula  Jesso  ad  Hakodate  leg.  Alb  recht. 
E.  cephalostigma  Hausskn.  Rhizomate  truncato  abbrevialo,  ro- 
sulas  loliosas  gerente,  foliis  lanceolatis,  oblusis,  denticiilalis,  in  petio- 
lum  seiisini  anguslalis.  Caule  elato,  simplici,  inferne  glaberrimo  liuido, 
superne  vix  pilosiusculo,  lineis  decurrentibus  paullum  elevalis  albido- 
pilüsis  noiato.  Foliis  inferioribus  elliptico-lanceolatis,  utrinque  aequa- 
liter  angustalis,  in  petiolum  brevissimuin  decurrentibus,  inediis  sub- 
sessilibus,  pallide  virentibus,  dense  denliculalis,  ad  marginem  et  ad 
nervös  tenuiter  pubescenlibus.  Floribus  parvis  ereclis  pallide  roseis. 
iSligmate  capilato,  apice  leviter  emarginato.  Capsulis  tenuissime  ad- 
presseque  pilosiusculis,  pedicellis  folio  fulcranle  Ys  brevioribus.  Se- 
minibus  ovalo-oblongis,  apice  rotundatis,  basi  sensim  altenualis  ob- 
tusiusculis,  tesla  papillis  elongalis  dense  obsitis. 
Ex  affinit.  E.  adnati  Griseb. 

Hab.  Japonia.  Nippon.  media  leg.  Tschonoski.  —  Yokohama 
leg.  Maximowicz.  —  Ins.  Jesso  ad  Hakodale  leg.  Maximowicz, 
Albrecht. 

E.  Maximowiczii  Hausskn.  Rhizomate  brevi,  stolones  epigaeos 
remote  foliatos  gerente,  katapiiyllis  ovalis  subacutis,  remote  denlicu- 
lalis. Caule  stricte  erecto,  inferne  glabio,  superne  vix  pilosiusculo. 
foliüso,  lineis  elevalis  decurrentibus  nolalo.  Foliis  lanceolalo-ovalis, 
subsessilibus,  ad  basiii  subcordatum  in  pi^iioluin  brevissimum  dilalalum 
coniraclis,  calloso  repandoque  denliculalis,  glabrescenlibus.  Floribus 
parvis,  ereclis,  roseis.  Stigmale  clavato.  Capsulis  crispule  puberulis, 
pedicellis  folio  fulcranle  dimidia  brevioribus.  Seminibus  subattenualis, 
brevissime  annulatis,  basi  sensim  altenualis,  aculis,  tesla  dense  pa- 
pillosis. 

Hab.  in  Japonia  ad  Hakodale  leg.  Maximowicz. 
E.  Bongardi  Hausskn.  Rhizomate  multicipile,  stolones  epigaeos 
gerente  kataphyllis  remole  disposilis,  lanceolalo-ellipticis  inlegerrimis. 
Caulibus  numerosis,  stricte  ereclis,  pedalibus  ultraque,  lineis  elevalis 
crispule  pubescenlibus  subangulalis,  caelerum  glabris,  simplicibus,  ab 
initio  nutanlibus.  Foliis  lanceolalo-ellipticis,  sensim  in  petiolum  mani- 
festum decurrentibus,  aculis,  subserralo-denliculatis,  margine  pube- 
rulis. Floribus  roseis,  parum  numerosis.  Stigmate  clavalo.  Capsulis 
junioribus  vel  pilosiusculis,  adullis  glabrescenlibus,  pedicellis  glabre- 
scenlibus folio  fulcranle  brevioribus.  Seminibus  oblongis,  apice  rotun- 
datis, brevissime  annulatis,  basi  acutis,  testa  lacunoso-impressis,  non 
papillosis. 

Hab.  Kamtschatka,  Silka.  Aicha,  Kadjak,  Unalaschka,  Urup. 
Syn.    E.  roseum  Beug.  Veg.  Silka,    non   Schreb.    E.    origanif. 
Cham,  et  Schlecht,  in  linnaea  II,  553  non  Lam. 

E.  decipiens  Hausskn.  Rhizomate  brevi,  rosulifero.  Caule  stricte 
erecto,  pedali  ullraque,  nitido,  tereli,  elineato,  simplici.    Foliis  pallide 


58 

virentibus,  glaberrimis,  inferioribus  in  petiolum  breviter  ang-ustalis, 
reliquis  sessilibus,  irregulariter  dense  repar.doque  denliculatis,  denti- 
culis  subcartilagineis  antice  curvatis,  Alabastris  parvis  subglobosis, 
Floribus  minimis,  erectis,  pallide  roseis.  Stigmate  clavato.  Capsulis 
junioribus  pilis  adpressis  albidis  obsitis.  Seminibus  utrinque  altenua- 
tis,  annulato-constrictis,  basi  acutis,  tesla  papillis  elongatis  dense 
obsitis. 

Hab.  China  leg.  Bunge.  —  Ad  Kupeiku  leg.  Wawra.  — 
Mongolia  occid.  in  terra  Ordos  in  valle  Hoangho  leg.  Przewaldski. 

E.  oligodontum  Hausskn,  Caule  simplici  tenui  pallido,  pumilo, 
tereli,  lineis  destituto,  pilis  crispulis  undique  obsito,  superne  pilis  glan- 
dulosis  patentibus  copiosis  immixlis.  Foliis  sessilibus  utrinque  crispule 
pilosis,  inferioribus  ovato-oblongis,  obtusis,  niediis  superioribusque 
lanceolatis,  acutis  vel  calloso-mucronatis,  in  parte  dimidia  inferiore 
non  denticulatis,  in  parte  dimidia  superiore  utrinque  denticulis  3 — 4 
valde  remotis  breviter  callosis  nninitis.  Floribus  parvis  erectis  pallidis. 
Stigmate  clavato.  Capsulis  junioribus  glanduloso- pilosis,  pedicellis 
glandulosis  fol.  fulcr.  subaequilongis. 

Hab.  in  ins.  Jesso  ad  Hakodafe  leg.  Albrecht. 

E.  prionophyllum  Hausskn.  Rhizomate  brevi  obliquo,  gemmas 
sessiles  subglobosas  gerente,  kataphyllis  carnosis  pallidis  latissimis, 
rotundalis  sessilibus.  Caule  simplici  vel  ramosissimo,  tereti,  lineis  ele- 
vatis  pilosulis  notato,  superne  glanduloso-piloso.  Foliis  subglaucescen- 
tibus,  sublus  pallidioribus,  ovato-oblongis,  sessilibus  basi  rotundatis, 
longo  acutatis,  argute  serrato-denticulatis,  denticulis  crebris  callosis, 
antice  curvatis,  subtus  nervis  valde  prominentibus  pilosiusculis.  Flo- 
ribus majusculis  numerosis  purpureis.  Alabastris  constricte  apiculatis, 
laciniis  reflexis.  Sligmate  capitato,  leviter  emarginato.  Capsulis  glan- 
duloso-pilosiusculis,  pedicellis  glandulosis  fol.  fulcr.  dimidio  breviori- 
bus.  Seminibus  oblongo-obovatis,  apice  rotundatis,  basi  obtusis,  testa 
glabris,  coma  ferruginea. 

Hab.  in  Georgia  leg.  C.  Koch.  —  In  prov.  Musch  ad  Goschkar 
alt.  6000  ped.  ad  radices  Bingölldagh  leg.  Kotschy  nr.  359  sub  E. 
montano. 

Syn.  E.  trigonum  Ledeb.  Fl.  Ross.,  Boiss.  Fl.  Orient,  non 
Schrank. 

E.  consimile  Hausskn.  Pallide  virens,  rhizomate  brevi  gemmi- 
fero?  Caule  pedali  ultraque,  glabro,  superne  tantum  glanduloso- 
pubescente,  lineis  elevatis  pilosiusculis  notato.  Foliis  ellipticis  vel 
ovato-oblongis,  in  peliolum  decurrentibus,  breviter  acutatis,  subtus 
pallidioribus,  argute  serrato-denticulatis,  glabrescentibus.  Alabastris 
longiuscule  apiculatis,  laciniis  reflexis.  Floribus  medlocribus,  roseis. 
Stigmate  clavato.  Capsulis  tenuiter  glanduloso-pilosiusculis,  pedicellis 
glandulosis  fol.  fulcr.  Ys  brevioribus.  Seminibus  apice  rotundatis,  basi 
sensim  atlenuatis,  obtusis,  testa  breviter  papillosis,  coma  sordide- 
albida. 

Hab.  ad  Toptscha  Anatoliae  leg.  Wie  dem  an. 


59 

E.  Anatolicum  Hausskn.  Rliizomate  brevi,  florendi  tempore  slo- 
lones  hypogaeos  elongatos  gerenle,  kataphyllis  pallitlis  carnosis  mi- 
niinis  ovalis,  valde  remolis,  apice  subconfertis.  Caule  crassiusculo, 
glabro,  superne  tantum  glanduloso-piloso,  lineis  elevatis  nolato.  Foliis 
übscure  viridibus,  grosse  repando-denticulatis,  iuferioribus  elliplitis, 
in  petiüluin  longe  decurrentibus,  mediis  ovatis  vel  obovatis,  basi  sub- 
cordalis  abrupte  in  petiolum  contraclis,  valde  nervosis.  Sligniate  clavalo. 
Floribus  mediocribus  erectis  lilacinis.  Alabaslris  constricte  apiculalis, 
latiniis  reflexis.  Capsulis  crassiusculis  tenuiter  glanduloso-pilusis,  pe- 
dicellis  glandulosis  l'ol.  fulcr.  dimidio  brevioribus.  Seminibus  subglo- 
büso-oblongis,  apice  rotundafis,  basi  abrupte  in  apiculum  altenualis, 
testa  dense  breviter  papillosis,  coma  sordide-albida. 

Hab.  in  M.  Beryldagh  Cataoniae  7000  ped.  alt.!  ad  Toptscha  et 
Mersiwan  leg.  Wiedeman  nr.  260. 

E.  suhalgidum  Hausskn.  Pallide  virens,  rhizomate  brevi  truncato' 
Caule  stricte  erecto,  simplici,  pilis  brevissimis  adpressis  tenuiter  pilo- 
siusculo,  vix  lineato,  remote  foiiato,  superne  pilis  glandulosis  brevis- 
simis praedito.  Foliis  firmis  brevibus,  ovatis  vel  ovato-oblongis,  basi 
subcordatis,  in  petiolum  brevissimum  contractis,  repando-denliculatis. 
Floribus  mediocribus,  virgineis  nutantibus,  roseis.  Stigmate  capitato- 
clavato.  Capsulis  vix  pilosiusculis,  pedicellis  fol.  fulcr.  subbrevioribus. 
Seminibus  pro  maxima  parte  sterilibus,  apice  subattenuatis,  basi  sen- 
sim  attenuatis,  obtusis,  testa  breviter  papillosis.  An  hybrida  proles 
E.  algidi  et  montani? 

Hab.  Alakuli  Songariao  (Herb.  Fischer  sub  E.roseo);  in  Cau- 
caso  (Herb.  Petrop.J. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Botanisches  aus  Ungarn. 

Von  Dr.  Vinc.  V.  Borbäs. 

In  der  letzten  Sitzung  (19.  November  1878)  des  mathem.  und 
naturwissenschaftlichen  Faches  des  Landes-Mittelschullehrer-Vereines 
zeigte  J.  Schuch  ein  Schneeglöckchen,  welches  von  der  Normalform 
abwich.  Diese  Abweichung  bestand  darin,  dass  ein  Perigonblatt  des 
inneren  Kreises  mit  denen  des  äusseren  in  Form,  Färbung  und  Ge- 
stalt völlig  gleich  erschien.  Die  Blüthe  war  mithin  nicht,  wie  ge- 
wöhnlich, actinomorph,  sondern  zygomorph.  Dieser  Fall  in  Verbindung 
mit  jenen  beiden  Fällen,  welche  bereits  von  Pippow  veröffentlicht 
wurden,  zeigen,  dass  actinomorphe  Blüthen  häufiger  zygomorph  zu 
finden  sind,  als  man  noch  vor  Kurzem  geglaubt  hat. 


60 

Vortragender  zeigte  ferner  mehrere  Blatter  des  Maulbeerbaumes 
mit  zwei  Spitzen  und  bemerkt,  dass  derartige  Blätter  dieses  Baumes 
bereits  Fleischer  gesehen  und  beschrieben  hat.  Die  Ansichten  über 
die  Entstehung  solcher  Blatter  sind  aber  zur  Zeit  noch  schwankend. 
Bonnet,  De  Candnlle  u.  A.  nehmen  an,  dass  solche  Blatter  durch 
Verwachsung,  dagegen  Fleischer,  Wigand,  Masters  u.  A.,  dass 
sie  durch  Spaltung  entstehen.  Vortragender  neigt  sich  der  ersteren  An- 
sicht zu  und  erklärt,  dass  ihm  die  letztere  unzulässig  erscheint.  Zum 
S -hlusse  zeigt  er  noch  ein  verwachsenes  Blatt  von  Cynoglossum 
officinale,  welches  er  seinem  Freunde  Dr.  V.  v.  Bor b äs,  und  ein 
anderes  von  Lacfuca  sativa,  welches  er  seiner  Mutter  zu  verdanken 
hat.  Ein  Rettig- Keimling  zeigte  zwei  Kotyledonen  verwachsen  und 
einen  dritten  frei. 

In  derselben  Sitzung  habe  ich  selbst  einen  Zweig  der  Castanea 
vulgaris  vorgelegt,  an  welchem  die  Samen  schon  an  dem  Baume 
keimten.  Am  13.  October  1878  fanden  wir  im  Auwinkel  bei  Ofen 
die  Kastanien  mit  Früchten  sehr  reich  belastet.  Einige  Früchte  be- 
sassen  schon  an  der  Spitze  mehrere  Risse,  und  das  Würzelchen  war 
daraus  2  Millim.  lang  hervorgewachsen.  Ich  liess  ein  Exemplar  von 
diesen  auf  dem  Batime  keimenden  Kastanienzwtügen  unabsichtlich 
zwischen  Papier  liegen,  und  nach  14  Tagen  betrug  ein  Wurzelchen 
3  Cm.  Am  1.  October  1876  fand  J.  Sc  buch  im  Auwinkel  die  Quer- 
cns  sessilißora  Sm.  und  bei  der  „Schonen  Schäferin"  eine  hübsche 
Form  der  Qu.  pubescens  W.  auf  dem  Baume  keimend  (Vergl.  Botan. 
Jahresbericht  von  1876,  Bd.  III,  p.  881).  Die  Eicheln  sind  bei  dieser 
Form  verhällnissmässig  dünn  und  lang,  3— 4mal  länger  als  die  Cu- 
pula.  Ist  Qu,  leptohalana  Guss.  von  Qu.  pubescens  specifisch  nicht 
verschieden,  oder  weicht  sie  von  Qu.  pubescens  nur  durch  dünnere 
und  längere  Früchte  ab,  wie  in  dendrologisciien  Werken  gewöhnlich 
angegeben  wird,  dann  glaube  ich,  dass  auch  unsere  Form  zu  Qu. 
leptobalana  Guss.  gehöre. 

Die  erwähnten  Kaslanienbäume  stehen  im  Auwinkel  zwischen 
anderen  Obstbäumen.  Ich  schliesse  mich  daher  Prof.  A.  v.  Kerne r's 
Ansicht  an,  dass  sie  hier  gepflanzt  wurden.  Eine  gewagte  Behaup- 
tung findet  sich  in  „Magyar  Növenytani  Lapok"  (1877  p.  82) 
gegenüber  Prof.  Kern  er,  dass  diese  Kastanienbäuuie  hier  die  Reste 
einer  ehemaligen  südlicheren  Flora  sind,  welche  nach  der  Verände- 
rung der  klimatischen  Verhältnisse  den  Kampf  um's  Dasein  bestan- 
den, aber  doch  nur  in  einigen  wenigen  Nachkömmlingen  erhalten 
blieben. 

Ich  zeigte  ferner  Fasciationen  von  Robinia  Pseudacacia,  Echium 
'culgare,  Mentha  aquatica,  Corispermum  canescens  und  von  Epilo- 
b'ium  semiadnafum  vor.  Bei  letzterer  Pflanze  zeigt  eine  Frucht  die 
Fasciation,  welche  durch  seine  Krümmung  gewissermassen  an  die 
Früchte  der  Medicago  oj'bicularis  erinnert. 

In  dem  letzten  Herbste  blühten  die  Pulsatilla-Arten  bei  Buda- 
pest zum  zweiten  Male.    —    P.  grandis  Wend.    war  am  13.  October 


61 

an  einer  Stelle  des  Auwinkel  beinahe  so  häufig  als  im  Frühjahre. 
Zu  Ende  October  fand  ich  am  Rakos  Myosotis  palustris  und  Coltha 
palustris  in  schönster  Blüthe.  Tussilago  Farfara  sah  ich  gegen  Ende 
November  schon  blühend. 

Nach  Koch's  Synopsis  hat  Festuca  vaginata  Kit.  mehr  Blüthen 
und  gr()ssere  Aehrchen  als  F.  amethystina  Host.  Aus  der  ausge- 
zeichneten Bearbeitung  der  Kitaibel'schen  Festuca-Arien  von  E. 
Hacke!  geht  aber  hervor,  dass  die  Anzahl  der  Blüthen  im  Aehrchen 
der  Festuca  vaginata  zwischen  4  und  7  schwankt,  die  meisten  Aehr- 
chen jedoch  Sblüthig  (Hack,  in  lilt.),  also  nicht  Sblütliig  sind,  wie 
es  Koch  angibt.  Da  ich  früher  meine  Fes/wca-Arten  nach  Koch's 
Synopsis  bestimmte,  so  ist  meine  „F.  amethystina  Host"  Flor.  Közl. 
1878  =  F.  vaginata  Kit.,  meine  vielblüthige  „F.  vaginata''^  aber  ist 
eine  forma  major  der  F.  amethystina  Host,  da  die  Deckspelzen  kurz 
begrannt  sind. 

In  den  Zellen  der  Zwiebelschalen  der  Sternbergia  colchiciflora 
fand  ich  im  Herbste  1871  reichlich  Raphiden. 

Budapest,  am  12.  December  1878. 


Aus  der  Löwensteiner  Flora  im  Trencsiner  Comitate. 

Von  Jos.  L.  Holuby. 

Wie  gerne  ich  auch  die  zuerst  durch  Rochel  durchforschten 
Löwensteiner  Kalkfelsen  bei  Pruskau  im  Trencsiner  Comilate  besucht 
hätte ,  um  meine  im  Manuscriple  bereits  fertige  Aufzählung  der 
Trencsiner  Gefiisspflanzen  zu  bereichern:  konnte  mein  Wunsch  wegen 
meiner  angegriffenen  Gesundheit  auch  heuer  nicht  in  Erfüllung  gehen. 
Wohl  finden  wir  in  den  Rochel'schen  und  KitaibeKschen  Handschrif- 
ten des  Fester  Nationalmuseums,  namentlich:  3043.  Fol.  Lat.  Nr.  13. 
,.Rocheliana.  Ad  loca  naialia  planlarum  Hungariae  praeprimis  Car- 
pathi,  Cottus  Trencsiniensis  et  Banatus;"  dann  in  demselben  Convo- 
lut:  „Catalogns  plant,  herbarii  Rocheliani  in  8  fasciculos  divisi  et 
asservali  in  Univ.  pesthana,"  und:  „Catalogus  Plantarum  herbarii 
maioris  Rocheliani  in  collectioni  botanica  Univ.  pesthiensis  asservali," 
sehr  viele  wichtige  Angaben  über  die  Flora  des  Trencsiner  Comi- 
tates  verzeichnet,  aus  welchen  man  auch  ersieht ,  dass  Rochel  viele 
Pflanzen  in  seinem  Rowneer  Hausgarten  cullivirt  und  mit  der  Be- 
zeichnung „culta"  versendet  hat ,  die  dann  durch  unvorsichtige  Be- 
nutzer Rüchel'scher  Angaben  und  Exsiccaten  für  eigene  Kinder  der 
Flora  des  Trencsiner  Comitates  gehalten  wurden  ,  obwohl  sie  nur 
ihre  in  Gärten  sorgfällig  gepflegten  Gäste  waren;  ferner:  3067  Fol. 
Lat.:  „Elenchus  Plantarum  in  Coltu.  Trentsiniensi,   Liptoviensi   et  Ni- 


62 

triensi  a  Clssrno  Roche!  lectarum  el  R.  Sc.  Universitatis  pestanae 
oblatarum"  3  Blatt  in  Folio  in  drei  Columnen  geschriebener  Pflanzen- 
namen, ohne  Standorte.  Arn  Ende  dieses  Manuscriptes  heisst  es,  dass 
die  Pflanzennamen  nach  den  Comitaten  mit  verschiedenen  Farben  be- 
zeichnet sind,  doch  ist  diess  in  dem  Manuscripte  nicht  durchgeführt, 
und  man  ohne  Ansicht  der  betreffenden  Exemplare  aus  diesem  Ver- 
zeichnisse nicht  ersehen  kann,  welche  Pflanzen  im  Trencsiner  Co- 
mitate  gesammelt  wurden.  In  einem  Convolut:  „598.  Quart.  Laf. 
Kitaibelii  Botanica  geographica  Hungariae"  sind  auch  zwei  KitaibeK- 
sche  Handschriften  über  die  durch  Rochel  im  Trencsiner  Comitate 
gesammelten  Pflanzen,  und  zwar:  „Plantae  in  Comit.  Trentschiniensi 
circa  Rownye  sponte  crescentes  1801 — 1806"  ohne  Standorte.  In 
diesem  Verzeichnisse  werden  viele  Arten  aufgeführt,  die  in  keinem 
der  vorerwähnten  enthalten  sind;  und:  „Plantae  a  Rochel  in  Hun- 
garia  lectae  aut  educatae,"  4  Blatt  in  4.,  enthaltend  die  Standorte 
von  200  meist  Trencsiner  Pflanzenarten.  Es  ist  sehr  zu  bedauern, 
dass  hier  nicht  alle,  von  Rochel  nach  Pest  gesendeten  Pflanzen  aus 
dem  Trencsiner  Comitate  mit  so  ausführlichen  Standortsangaben  ver- 
zeichnet sind ,  da  man  so  viele  falsche  Angaben  späterer  Botaniker 
berichtigen  könnte.  Schon  aus  diesem  kurzen  Verzeichnisse  ersieht 
man,  dass  Rochel  nachstehende  Pflanzen  aus  unserem  Comitate  nur 
in  cultivirten  Exemplaren  versendete:  2.  Achillea  nohilis  L.  culta. 
Rownye.  3.  Achillea  pectinata  Wild,  culta.  4.  Achillea  tanaceti- 
*  folia  Wild,  culta.  8.  Acynos  rotundifolius  Pers.  cultus.  11.  Alope- 
curus  agrestis  Host.  cult.  14.  Althaea  rosea  (pro  pallida)  culta, 
29.  Artemisia  camphorata.  Colitur  in  hortis.  Dazu  bemerkt  Kitai- 
bel:  Scheint  A.  subcanescens  Wild.  Enum.  p.  h.  Berol.  zu  sein. 
36.  Astragalus  asper  L.  cultus.  Rariss.  in  pratis  Poson.  40.  Avena 
fragilis  L.  culta.  71.  Corispermum  hyssopifoliuni  L.  cultum.  114.  Me~ 
lilotus  dentata  Pers.  (Trif.  dent.  Kit.)  culta.  132.  Plantago  arenaria 
Kit.  culta.  133.  Poa  caesia  Smith  (pratensi  affinis)  culta.  135.  Poa 
distans  L.  culta.  147.  Salma  Aethiopis  L.  culta.  148.  Satureia 
montana  L.  culta.  160.  Scrophularia  vernalis.  culta.  188.  Trifolium 
pannonicum  L.  cultum.  Von  diesen  Pflanzen  ist  mit  Ausnahme  der 
Achillea  nohilis  L.  (die  bei  Ns.  Podhrad  durch  mich  gefunden  wurde) 
keine  auf  dem  Gebiete  der  Flora  des  Trencsiner  Comitates  wild  an- 
getroffen worden.  Dass  es  mir  möglich  wurde  in  alle  diese,  für  die 
Flora  unseres  Comitates,  so  wichtigen  Manuscripte  Einsicht  zu  neh- 
men, diess  verdanke  ich  der  Güte  des  Reichstagsabgeordneten  Herrn 
Eugen  von  Marsowsky's,  der  sie  mir  aus  dem  Pester  National- 
Museum  zuschickte ,  wofür  ich  ihm  meinen  verbindlichsten  Dank 
öffentlich  ausspreche. 

Aus  den  in  vorerwähnten  Handschriften  enthaltenen  Standorts- 
angaben ist  ersichtlich,  dass  Rochel  den  bei  weitem  grössfen  Theil 
des  Trencsiner  Comitates  nicht  kannte  und  seine  Ausflüge  meist 
nur  auf  die  Gegenden  zwischen  Pruskau  und  Lazy  im  Westen, 
dann  am  linken  Waagufer  zwischen  Trencsin  und  Sülov  beschränkte; 
nur  sporadisch  erscheinen  Angaben    aus   dem  Norden   des  Comitates. 


63 

Es  ist  daher  noch  sehr  viel  zu  thiin,  um  sagen  zu  können,  dass  das 
ganze  Trencsiner  Comitat  botanisch  durchforscht  ist.  Denn  wenn 
auch  seit  Rochel's  Zeiten  Bohatsch,  Brantschik,  Hell,  E.  Keller, 
Kikö,  Knapp,  Krzisch,  Päntocsek,  Schiller,  Stur,  Szontagh, 
Uechtritz  sen.  und  ich  selbst  manche  Beiträge  zur  Kenntniss  der 
Flora  unseres  Comitates  geliefert  haben ,  so  sind  die  Karpathen  vom 
Drjetomaer  Thale  bis  zum  Vlära  -  Thale,  dann  vom  Püchov  -  Läzer 
Thale  durch  den  ganzen  Norden  des  Comitates  bis  zum  Rozsudec  an 
der  Grenze  Arva's,  endlich  der  ganze  Bäaner  Bezirk  im  Südosten  des 
Comitates  fast  gänzlich  unbekannt. 

Aber  auch  auf  dem  in  botanischer  Hinsicht  bekannten  Gebiete 
können  noch  immer  neue  interessante  Funde  gemacht  werden.  So 
fand  ich  heuer  auf  meinem  Excursionsgebiete,  das  ich  seit  17  Jahren 
sehr  oft  zu  begehen  Gelegenheit  hatte,  Corallorrhiza  innata  (s.  diese 
Zeitschr.  1878,  S.  247)  auf  einer  Stelle,  wo  sie  Niemand  vermuthet 
hätte,  und  auf  dem  nun  kanalisirten  und  leicht  zugänglichen  Stvrte- 
ker  Sumpfe  Carex  Pseudocyperus.  Da  ich  nun  die  erwähnte  Fels- 
partie um  die  Ruine  Löwenstein  nur  einmal,  und  zwar  im  Mai  1871, 
flüchtig  zu  besichtigen  Gelegenheit  hatte  (s.  Oest.  bot.  Zeitschr.  XXI. 
p.  347  ff.),  seitdem  aber  immer  durch  verschiedene  Umstände  daran 
verhindert  war,  auf  diesem,  durch  Rochel's  Forschungen  bekannt 
gemachten  Orte,  nähere  Umschau  zu  halten ,  entsendete  ich  im  Juni 
dieses  Jahres  meinen  bisherigen  Begleiter  und  Träger  auf  entfernte- 
ren Excursionen  mit  dem  Auftrage  dahin:  mir  von  allen  um  die 
Ruine  Löwenstein  und  auf  der  nahen  Babka  auf  Felsen  vorkommen- 
den Pflanzen  lebende  Exemplare  zu  bringen.  Dieser  junge  Mann, 
Namens  Michael  Krizko  aus  Ns.  Podlirad,  entledigte  sich  seiner  Auf- 
gabe auf  das  lobenswertheste,  so  dass  ich  nicht  nur  Ursache  habe, 
mit  seiner  Leistung  vollkommen  zufrieden  zu  sein,  sondern  kann  ihn 
auch  mit  dem  besten  Gewissen,  den,  in  unsere  Gegend  sich  etwa 
verstiegenen  Botanikern  ,  als  verlässlichen  und  billigen  Führer  em- 
pfehlen. Von  den  mir  gebrachten  Löwensteiner  Pflanzen,  wovon  einige 
in  meinen  Garten  versetzt  wurden  und  daselbst  gut  gedeihen,  seien 
nachstehende  Arten  erwähnt : 

Aspidium  lobatum  Sw.  In  Wäldern  am  Fusse  der  Babka. 
Cystopferis  fragilis  Bernh.  und  zwar  die  Form   C.  anfhiHscifoliaHoÜi. 

(Cystopt.  frag.   ß.  pinnatipartita   1.  anthriscifoUa  Koch  Synops. 

d.  D.  Fl.  2.  Aufl.  p.  1019)  auf  Felsen  der  Babka  häufig. 
Festuca  glauca  Schrad.  Ueberall  in,  Felsenritzen. 
Carex  virens  Lam.    Auf  der  Ruine  Löwenstein. 
Maianthemum  bifolmm  DC.  Auf  der  Babka. 
Epipacfis  atrorubens  HofFni.  Auf  Felsen  der  Babka,  viel   häufiger  in 

Felsen    des  Veliky    und    Maly  Manin    am    linken  Waagufer    bei 

Waag-Byslritz. 
Cephalanthera  pallens  Rieh.  In  Wäldern. 
Scabiosa  lucida  Vill.  Auf  der  Babka. 
Aster  alpinus  L.  Häufig  auf  Felsen  der  Babka. 
Carduus  glaucus  Baumg.    (C.  defloratus  Roch,  im  Verzeichnisse   der 


64 

dem  Fester  Museum  gegebenen  Pflanzen.)  Auf  Felsen  der  Babka 
und  unter  der  Ruine  Löwenstein. 

Leontodon  incanus  Schrank.  Sehr  häufig  überall  auf  Felsen. 

Hieracium  Bauhini  Schult.  In  Holzschltigen. 

Hieracium  buplenroides  Gmel.  Auf  Felsen  der  Babka.  Unter  dem 
Namen  Hier,  denudatum  Roch,  besitze  ich  ein  Originalexemplar 
von  den  Lednicer  Felsen,  das  nur  eine  üppige  Form  des  Bier, 
bupleuroides  ist.  Letzteres  wachst  übrigens  aucli  auf  Felsen 
der  Osträ  am  linken  Waagufer,  und  besonders  häufig  auf  den 
Sülover  Felsen. 

Hieracium  villosum  Jcq.  Häufig  um  die  Ruine  Lowenstein.  Wird  hier 
zuerst  von  Rochel  angegeben. 

Hieracium  paUescens  WK.  Ueberall  auf  Felsen. 

Phyteumn  orbiculare  L.  Häufig  auf  Felsen.  (Ph.  cordatum  Rb.  Fl.  G. 
p.  297.) 

Gentiana  spathulata  Bartl.  Auf  Bergwiesen  der  Babka. 

Thymus  humifusus  Brnh.  y.  origanifolius  Rb,  Fl.  G.  p.  312.  Auf 
diese  auf  Felsen  der  Babka  vorkommende  schöne  Pflanze  passt 
genau  Reichenbach's  Beschreibung:  „caulibus  longissime  pro- 
stratis  radicantibus,  ramisque  capituliferis  filiformibus,  foliis  orbi- 

culato-  et  elliplico-spathulalis glabrescens,    foliis  nitidis, 

calycibus  spadiceis,"  wobei  nur  noch  zu  bemerken  ist,  dass 
die  Blattstiele  und  die  untere  Hälfte  der  Blätter  am  Rande  lang- 
gewimpert  sind. 

Lamium  album  L.  Zwischen  den  Ruinen  der  Burg  Löwenstein. 

Teucrium  supinum  Jaoq.  „Foliis  linearibus  omnino  revolutis."  Rb. 
Fl.  G.  314.  Auf  Felsen  der  Babka. 

Ajuga  genevensis  L.  Einige  Exemplare  mit  reinweissen  Blüthen,  am 
Fusse  des  Löwensteins. 

Digitalis  ochroleuca  Jcq.  Auf  Felsen  ziemlich  häufig. 

Veronica  dentata  Schm.  Um  die  Ruine  Löwenstein.  Ist  auch  hier  in 
der  Breite  der  Biälter  veränderlich. 

Hacquetia  Epipactis  DC.  Auf  buschigen  Kalkhügeln  bei  Pruskau. 

Bupleurum  longifolium  L.    In  Felsspalten  der  Babka,  selten. 

Seseli  rarium  Trev.  Unter  der  Ruine  Löwenstein.  Wurde  mir  nur  in 
einem  blühenden  Exemplare  gebracht. 

Saxifraga  recta  Lap.  Ueberall  häufig  auf  Felsen. 

Ribes  alpinum  L.  Auf  Felsen  der  Babka. 

Thalictrum  foetidum  L.  Auf  der  ßabka  selten. 

Arabis  Turrita  L.  Auf  der  Babka. 

Ärabis  arenosa  Scop.  Ueberall  auf  Felsen  und  im  GeröUe. 

Dentaria  bulbifera  L.  In  Wäldern  bei  Pruskau. 

Hesperis  matronalis  L.  und  zwar  die  Form  H.  leucantha  Schur  Enum. 
pl.  Transs.  p.  52.  Zur  Blüthezeit  sind  die  Basilarblätter  bei 
unserer  Pflanze  nicht  mehr  vorhanden,  und  der  untere  Theil  des 
Stengels  ist  nicht  bloss  „pilis  albis  rigidis  simplicibus  hispidus," 
sondern  bei  allen  mir  vorliegenden  Exemplaren  „retrorsum  se- 
tosus,"  und  die  Kelche  sind    langgewimpert ,    die    Schoten  kahl. 


65 

Nicht  selten  um  die  Ruine  LOwenstein,  ohne  die  violett  blühende 
Normalform.  Es  ist  sehr  auffallend,  dass  ich  diese  schöne  Form 
nirgends  in  den  Rocherchen  und  Kilaibelschen  Verzeichnissen 
erwähnt  finde. 

Erysimum  carniolicum  Dollin.  (E.  odoratum  Ehrh.  ß.  sinuatnm  Neilr.) 
Sehr  hiiufiff  überall  auf  Felsen.  Dieselbe  Pflanze  erhielt  ich  auch 
von  den  Felsen  des  Grossen  und  Kleinen  Manin  bei  Waag- 
Bystritz,  sammelte  sie  auch  selbst  im  Sülover  Felsenkessel,  auch 
sah  ich  durch  ^rantschik  auf  den  Felsen  der  Rozsudec  ge- 
sammelte, mit  unserer  Lövvensteiner  Pflanze  vollkommen  über- 
einstimmende Exemplare. 

Conringia  orientalis  Rb.  Zwischen  Bohunice  und  Pruskau  an  Weg- 
rändern, selten. 

Draba  aizoides  L.  Die  Bemerkung  Rochel's:  „Copiosa  in  m.  Löwen- 
stein et  in  parte  Babke "    (s.  Slür  Oest.    bot.  Ztschr.  XI. 

p.  154)  ist  auch  jetzt  noch  buchstäblich  wahr,  da  diese  schöne 
Pflanze  in  kräftigen  ,  grossen  Rasen  auf  allen  Felsen  um  die 
Ruine  Löwenstein  wächst.  Bei  der  hiesigen  Pflanze  sind  die 
Sch(»lchen  horsilich. 

Dianfhus  hutigaricus  Pers.  Häufig  auf  Felsen  sowohl  um  die  Ruine 
Löwenslein  als  auch  auf  der  Babka.  Weissblühend  ist  diese 
Nelke  seltener  als  rosafarbig.  Dieselbe  Art  besitze  ich  auch  von 
den  Felsen  der  beiden  Manin-Berge  und  aus  Siilov. 

Polygala  amara  Jcq.  Nur  die  grossblüthige  Form  auf  Felsen  der 
Babka. 

Cotoneaster  vulgaris  Lindl    Auf  der  Babka. 

Crataegus  monogyna  Jcq.  Häufig  auf  Hügeln  bei  Pruskau. 

Rosa  alpina  L.    Auf  der  Babka. 

Fragaria  elatior  Ehrh.  In  Holzschlägen  häufig.  Bei  dieser  Gelegen- 
heit \ erdient  es  erwähnt  zu  werden,  dass  das  slovakische  Volk 
unsere  drei  Erdbeerarten  nicht  nur  gut  zu  unterscheiden  weiss, 
sondern  eine  jede  mit  einem  besonderen  Namen  bezeichnet.  So 
heisst  die  grosse  Waldbeere  F.  elatior  hier  „smokva,"  die  F. 
vesca  „vtäcenicka"  und  die  F.  collina  „Iruskavec"  oder  „druz- 
gavec." 

Anthyllis  polyphylla  Kit.  Auf  Ackerrändern  bei  Pruskau. 

Trifolium  ochroleucum  L.    Gemein  auf  buschigen  Hügeln  daselbst. 

Hipporrepis  comosa  L.  Auf  der  Babka,    wo    sie  schon  Rochel  nach 
einem  mir  vorliegenden  Exemplar  gesammelt  hat.    Diese  Pflanze 
ist  weiter  nördlich  um  Puchov  sehr  gemein. 
Schliesslich  sei  bemerkt,  dass   die  aus  den  Rocherschen  Hand- 
schriften   des   Peslher   Museums    in    Neilreich's   Aufz.  ung.  Gefässpfl. 

p.    92    übergangene  Angabe,  als    komme    Daphne    Laureola  L.    bei 

Rowne  vor,  allem  Anscheine  nach  auf  einem  Irrtliume  berulie.    Denn 

in  dem  Verzeichnisse  „Plantae   in  C  Trenisch.    circa  Rownije   sponle 

crescentes  1801 — 1806"  findet  sich  wohl  (ohne  Standort)  auch  Z)apÄ»e 

Laureola  verzei(;hnet ,    doch    heisst    es    in    dem    Manuscripte  „Calal. 

Plant,  herb.  maj.  Rochliani".   „DapÄwf  Laureola  ex  Austria."  Wahr- 


66 

scheinlich  cultivirte  Rochel  auch  diese  Art  in  seinem  Rowneer  Gar- 
ten. Die  Budapesther  Botaniker,  denen  die  Einsicht  in  die  Rochel'- 
schen  Sammlungen  möglich  ist ,  könnten  uns  über  diese  Pflanze 
Aufschluss  geben. 

Ns.  Podhrad,  den  1.  November  1878. 


Literaturberichte. 

Der  allg-emeine  landwirthschaftliche  Pflanzenbau  von  Friedrich  Haber- 
landt,  Professor  an  der  k.  k.  Hochschule  für  Bodencultur.  Nach  dem  Tode 
des   Verfassers   herausgegeben  von   Prof.  W.  Hecke.    1.  Lieferung.   Wien 

1878  bei  Faesy  &  Frick.  8».  80  S. 

Friedrich  Haberlandt  w^ar  einer  der  bedeutendsten  Forscher 
auf  dem  Gebiete  des  landwirthschaftlichen  Pflanzenbaues.  Es  ist  da- 
her sehr  zu  bedauern,  dass  es  ihm  nicht  gegönnt  war,  das  vorlie- 
gende Werk  selbst  herauszugeben.  Haberia ndt's  Pflanzenbau  wird, 
so  weit  das  vorliegende  erste  Heft,  welches  die  Einleitung  und  eine 
Morphologie  des  Samens  enthält,  ein  Urtheil  gestattet,  das  vollstän- 
digste und  beste  Buch  über  den  genannten  Gegenstand  werden.  Obwohl 
in  erster  Linie  für  Landwirthe  berechnet,  wird  es  gewiss  zahlreiche 
Daten  bringen,  welche  auch  für  den  Botaniker  von  Wichtigkeit  sind. 
Das  vorliegende  Buch  sei  daher  der  Aufmerksamkeit  der  Botaniker 
bestens  empfohlen.  R. 

Zur  Pflanzengreographie  des  nördlichen  und  arktischen  Europa'«.  Von  Dr. 
C.  J.  V.  KlinggräfF.  Zweite  vermehrte  und  verbesserte  Auflage.  Marien- 
werder, in  Commission  bei  E.  Levysohn.  1878.  8°.  VI  und  117  S. 

Der  Verfasser  unterscheidet  im  Norden  Europa's  folgende  Zo- 
nen: Die  arktische  Zone;  sie  begreift  in  sich  den  baumlosen  Nurd- 
rand  unseres  Welttheiles,  sowie  sämmtliche  Inseln  des  europäischen 
Polarmeeres  und  zerfällt  in  eine  nördliche  oder  polare  Zone  und  in 
eine  südliche  oder  Tundrenzone.  An  das  arktische  Gebiet  schliesst 
sich  die  nordeuropäische  Zone  an,  welche  sich  südwärts  bis  zur 
Nordgrenze  der  Eiche  erstreckt  und  ebenfalls  in  einen  continentalen, 
ferner  in  einen  insularen  (Island  und  die  Faröer  umfassenden)  Theil 
gliedert.  Klinggräffs  Arbeit  berücksichtigt  die  sehr  umfangreiche 
und  zerstreute  Literatur  eingehend;  sie  ist  mit  Sachkennfniss  ge- 
schrieben und  enthält  zahlreiche  beachtenswerthe  Angaben.  Desshalb 
erscheint  sie  für  Botaniker,  welche  sich  mit  pflanzengeographisclion 
Studien  beschäftigen,  von  Wichtigkeit.  R. 

Repertorium  annnum  literaturae  botanicae  periodicae  curarunt  G.  C  W. 
Bohnensieg  et  W.  Burck.  Tom.  IV.  —  Harlerai  Erven  Loosjes.  1878. 
8°.  283  S. 

Der  vorliegende  neueste  Band  schliesst  sich  in  Form  und  In- 
halt vollständig  an  die  drei  früher  erschienenen  Bände  des  Reper- 
toriums    an.    Es    sei    daher  in  dieser  Beziehung  auf  die   in    unserer 


67 

Zeitschrift  bereits  veröffentlichten  Anzeigen  hingewiesen.  Im  4.  Bande 
des  Repertoriums  von  Bohnensieg  und  Burck  wird  die  periodische 
botanisciie  Literatur  des  Jahres  1875  behandelt  und  eine  gute  Ueber- 
sicht  über  dieselbe  gegeben.  Den  Werlh  des  vorliegenden  Werkes 
würde  es  unzweifelhaft  belrächllich  erhöhen,  wenn  die  rückständigen 
Berichte  über  die  Jahre  1876 — 1878  möglichst  bald  erscheinen  möchten. 

R. 

Systematisches  Verzeichniss  der  in  den  Gärten  der  köui^I.  preussischen 
Forstacademie  zu  Mürden  cultivirten  Pflanzen.  Aufgestellt  von  H. 
Zabel,  acad.  Gartenmeister.   Münden  1878.  8".  43  S. 

Dieses  Verzeichniss  ist  nach  dem  Systeme  De  Candolle's  ge- 
ordnet und  gibt  eine  gute  üebersicht  über  die  in  den  genannten 
Gärten  cultivirten  Pflanzenarten,  deren  Zahl  sich  auf  mindestens  4000 
belauft.  Die  kön.  preussische  Forstacademie  in  Münden  verfügt  somit 
über  ein  reiches  Material  an  lebenden  Pflanzen.  Dasselbe  wird  auch 
für  wissenschaftliche  Untersuchungen  gute  Dienste  zu  leisten  ver- 
mögen. R- 

Bulletin  niensuel  de  la  Societe  Linneenne  de  Paris.  Nr.  20—22.  Paris 
1878.  8».  24  S. 
Die  vorliegenden  Nummern  enthalten  folgende  Mittheilungen: 
G.  Dutailly;  Sur  la  signification  des  cladodes  du  Ruscus  aculeatus. 
S.  153.  —  H.  Baillon:  Sur  les  ovules  des  Cyrillees.  S.  156.  — 
G.  Dutailly:  Sur  la  fleur  male  des  Corijlus.  S.  157.  —  H.  Baillon: 
Sur  l'action  du  calice  dans  la  defloraison.  S.  160.  —  H.  Baillon: 
Sur  le  carpophore  des  Ombelliferes.  S.  161.  H.  Baillon:  Sur  les 
Anmiiopsis.  S.  163.  —  H.  Baillon:  Sur  le  Mathurina  et  son  arille. 
S.  164.  —  G.  Dutailly:  Observations  sur  les  Menyanthes  et  1'  Hy- 
drocleis.  S.  165.  —  M.  Baillon:  Sur  l'organisation  des  Adoxas.  — 
S.  167.  —  H.  Baillon:  Sur  les  ovules  des  Gardneria.  S.  169.  — 
H.  Baillon:  Sur  accroissement  d'une  tige  effeuillee  d'Aroidee.  S.  169. 

—  G.  Dutailly:  Sur  les  variations  de  structure  de  la  ligule  des 
Graminees.  S.  170.  —  H.  Baillon;  Sur  Tinflorescence  du  Pentagnia. 
S.  173.   —  H.  Baillon:  Sur  ['Organisation  des  Scyphiphora.  S.  174. 

—  H.  Baillon:  Sur  les  caracteres  qui  distinguent  les  Haloragees 
comme  famille.  S.  175.  R- 

Hackel  Ed.:  Zur  Eenntniss  der  ungrarisclien  F'esiitca-Arten,  besonders 
Jener  des  Kitaibel'schen  Herbars.  Separatabdruck  aus  Heft  IV,  1878  der 
„Termöszetrajzi  füzetek."  25  S.  8"  mit  1  Taf. 

Es  war  ein  glücklicher  Gedanke  von  Victor  von  Janka,  der 
selbst  ein  ausgezeichneter  Kenner  der  Festuca-Arien  ist,  dass  er 
den  Verf.  mit  der  Bearbeitung  des  fraglichen  Materials  betraut  hat. 
H.  prüft  vorerst  die  bisherigen  Unterscheidungsmerkmale  und  findet 
viel  bestimmtere  in  der  Anordnung  der  verschiedenen  Gewebe  in 
den  Blättern,  sowie  in  der  Art  ihrer  Ausbildung.  Die  in  180  Bogen 
untergebrachten  Exemplare  repräsentiren  15  Arten,  worunter  zwei 
Varietäten  besonders  hervorzuheben  sind.  Die  beigegebene  Tafel  ver- 
anschaulicht die  sog.  histotactischen  Merkmale,   wie  solche  von  Du- 


08 

val-Jouve  für  die  Eqnisetum-  und  Agropyrum- Axiew  Frankreichs 
angewendet  worden,  und  doch  möchte  Ref.  deren  Constanz  ent- 
schieden bezweifeln.  Der  Verf.  hat  jedenfalls  einen  wcrlhvollen  Bei- 
trag zur  Aufklärung  der  Kitaiberschen  Arien  geliefert,  und  wäre  es 
nur  zu  wünschen,  dass  auch  andere  Gattungen  ebenso  glückliche 
Bearbeiter  finden!  K. 

Strobl  Gabriel:  Reiseeriunerungen  aus  Sicilien.  Graz  1878.  Druck  und 
Verlag  der  Vereins-Buchdruckerei.  631  S.  16®. 

In  siebzig  Abschnitten  schildert  der  Verf.  auf  Grund  eigoner 
Beobachtungen  Land  und  Leute.  Er  nimmt  besondere  Rücksicht  auf 
die  topographischen  und  natürlichen  Verhältnisse  des  fraglichen  Ge- 
bietes, dessen  Vergangenheit  er  gelegentlich  vorführt.  Dabei  bringt 
er  eine  Fülle  von  botanischen  Angaben  und  führt  die  betreffenden 
Pflanzen  unter  deren  deutschen  Benennungen  an.  Auch  die  Ortho- 
graphie der  Ortsnamen  ist  thunlichst  berücksichtigt.  Mit  einetn  Worte, 
der  Verf.  hat  sich  als  Reisebeschreiber  bewährt  und  ein  Werk  ge- 
liefert, das  uns  einen  tiefen  Einblick  in  die  betreffenden  Landesver- 
hältnisse gestattet.  Die  Ausstattung  des  Buches  ist  eine  gefällige 
und  der  Preis  —  um  fl.  1.60  portofrei  vom  Verf.  in  Seitenstetten, 
in  Niederösterreich  bezogen  —  ein  massiger.  K. 

Dr.  Heinrich  Ritter  Wawra  v.  Fernsee,  k.  k.  Marine-Stabsarzt.  Eine 
Lebenskizze.  (Separat-Abdruck  aus  dem  Notizen-Blatte  der  hist.-stat.  Section 
der  k.  k.  mähr.-schles.  Ges.  zur  Beförd.  des  Ackerbaues,  der  Natur-  und 
Landeskunde,  Brunn  1878).  Brunn,  R.  RJ.  Rolirer,  1878,  8".  43  S. 

Ist  eigentlich  eine  Autobiographie,  herausgegeben  von  Moritz 
Trapp,  Gustos  des  Franzens-Museums.  Dr.  W.  schildert  frei  von 
jedweder  Selbstüberhebung  seinen  bislierigen  Lebensgang,  seine  Rei- 
sen zu  Land  und  zur  See,  U''d  lernen  wir  bei  dieser  Gelegenheit 
eine  Strecke  von  50.000  deutschen  Meilen  kennen,  die  W.  bisher 
glücklich  zurückgelegt  hat.  Den  Verehrern  W.'s  sei  diese  Schrift, 
die  ein  Supplement  zu  dessen  bisherigen  Biographien  bildet,  bestens 
empfohlen.  K. 


Correspondenz. 

Wien,  am  15.  Jänner  1879. 
In  der  vorigen  Nummer  bespricht  Hochw.  Holuby  einige  Slo- 
boda'sche  Angaben,  die  auf  Grund  von  Original-Exeniplaren  erorteit 
werden.  Calamintha  sammelte  ich  am  Klenowa  bei  Fajnoraczi,  wäh- 
rend ich  selbe  am  Ostriz  vergebens  suchte,  Piptatherum  paradoxum 
auf  buschigen  Stellen  des  Ostriz,  zwischen  dem  Hradek  und  der 
Oplentowa,  Helianthemum  oelandicum  am  letztgenannten  Orte  und 
bei  Pusta  Wes,  Aspidium  Thelypteris  an  Waldrandern  nächst  dem 
Meierhofe  Brezina  bei  Jablonic,  Gypsophila  fastigiata  und  die  von 
Krzisch    für   Centaurea  montana  gehaltene  C.  axillaris.    Polygonum 


69 

Bistorla  steigt  auf  die  Czuniner  und  Adamover  Wiesen  lierab,  Jun- 
cus  supinus  Kommt  vereinzelt  in  dem  Graben  nächst  der  Strasse  bei 
Adamow  gegen  Czunin  vor,  bei  letzterem  Orte  ist  Tragus  racemosus, 
der  aucii  l)ei  Hradislje  an»  Zaliorje  und  Väg-Ujiiely  an  Erdabliiingen 
liinter  der  Kelier'schen  Apotlieke  vorkommt,  häufig  und  Kochia 
proslrata  selten.  Die  bei  Holics  auf  der  Wiese  „.lezerka"  vorkom- 
mende Spergularino  marina  ist  ebenso  wie  Crypsis  alopecuroides 
und  C  schoenoides  neu  für  dieses  Gebiet.  Cirsium  cano-oleracevm 
fillt  auf  den  Wiesen  zwischen  OresKo  und  Wesko  auf,  Spiraea  me- 
dia sammelte  ich  in  Blättern  bei  den  Ruinen  Tematin  und  Ghimes. 
Aster  acris  und  Euphorbia^  Incida  am  Rande  des  Tümpels  nächst 
Puszta  Bä!).  Die  Walle  zur  Seite  der  alten  Schiessstälte  von  Mezö- 
Keszi  bedeckt  Silene  viscosa,  und  RocheTs  Angabe  bei  Ürmeny 
bezieht  sich  offenbar  auf  diese  Localilät.  An  den  Abhängen  des  Kal- 
varienberges  bei  Neutra  gegen  das  Weingebirge  sah  ich  vor  18  Jah- 
ren eine  kleinblühende  Foim  von  Ranunculus  illyricus,  die  an  R. 
sceleratvs  lebhaft  erinnert  und  nirgends  beschrieben  ist.  Bei  Gf^jdel 
kommt  neben  der  Strasse  nach  Facskö  Carduus  g/aucus,  am  Fusse 
des  Steingrundes,  der  einzigen  grossartigen  Felsbildung  in  dieser 
Gegend  Bupleurum  longifoliuni,  Petasifes  albus  und  auf  dieser  eine 
Orobanche,  die  ich  für  0.  flava  halten  möchte,  vor,  während  die 
höchsten  Punkte  dieses  Felsens  Carex  alba  einnimmt  und  am  näch- 
sten Waldrande  wächst  Melampyrum  sUtatkum.  Vaccinium  Vitis 
idaea  überzielit  den  Haroberg.  Pyrola  secunda  kommt  ebendaselbst, 
am  Kemo  und  auf  der  Fuzsinaer  Magura  vor,  letztere  beherbergt 
überdiess  Gafium  rofundlfolium  und  Triodia  decumbens.  Noch  wären 
Tausende  von  neuen  Standorten  nachzutragen,  noch  wäre  manche 
Novität  für  das  Comitat  namhaft  zu  machen,  was  in  meinem  „Epi- 
crisis  prodromi  florae  Comitatus  Nitriensis"  hoffentlich  geschehen  wird. 

Jos.  Armin  Knapp. 

Triest,  am  1.  Jänner  1879. 
Am  Schlüsse  meiner  botanischen  Thätigkeit  angelangt,  beschäf- 
tige ich  mich  mit  der  Ordnung  meines  Nachlasses,  damit  er  zum 
künftigen  Gebrauche  denjenigen,  die  hiezu  berufen  sein  werden,  die- 
nen könne.  Mein  allgemeines  Herbar,  welches  an  14000  bis  15000 
Arten  aus  allen  Welltheilen,  darunter  verschiedene  werlhvolle  Samm- 
lungen enthält,  ist  bereits  an  das  hiesige  städtische  Museum  abge- 
treten und  daselbst  unter  Obhut  des  flcissigen  und  biederen  Directors 
Dr.  von  Marchesetti  gestellt  worden,  das  specielle  Herbar  der 
küstenländischen  Flora,  welches  an  2400  Arien  Plianerogamen  im 
vollständigen  Umfang,  nebst  Kryptogamen  enthält,  wird  ebenfalls 
dahin  wandern,  sobald  ich  mit  der  Einreihung  der  im  letzten  Trien- 
nium  erworbenen  Sammlungen,  dann  mit  der  vollständigen  endli(-hen 
Ausscheidung  der  den  Herbarien  der  Zool. -botanischen  Gesellschaft, 
des  Laibacher  und  des  hiesigen  Museums  als  zum  Handgebrauche 
bestimmt,  gewidmeten  Sammlungen  fertig  geworden  sein  werde,  was 
noch  einige  Monate  Arbeit  erfordern  dürfle.  Tonimasini. 

Oesterr.  botan    Zeitschrift.  2.  Heft.  1879.  6 


70 

Sterzing,  Tirol,  am  13.  Jänner  1879. 
In  diesem  Jahre  gedenken  wir  (Hüter,  Porta,  Rigo)  eine 
botanische  Reise  nach  einigen  Theilen  Spaniens  zu  unternehmen. 
Wir  hoffen  eine  Sammlung  von  circa  1000  Nummern  machen  zu 
können,  und  der  Preis  für  eine  vollständige  Collection  würde  auf 
100  fl.,  bis  500  auf  60  fl.  oder  für  jede  Centurie  12  fl.  in  Gold- 
werth  gestellt  werden  müssen.  —  Wer  sich  an  unserem  Unter- 
nehmen zu  betheiligen  wünscht,  wird  höfliclist  ersucht,  bis  spätestens 
Hälfte  Februar  die  Summe  des  Pränumerations- Betrages  gütigst 
angeben  zu  wollen,  welche  er  uns  zur  Ermöglichung  unserer  Reise 
zur  Verfügung  zu  stellen  gedenkt.  —  Unser  letztes  Verzeichniss 
käuflicher  Pflanzen  enthalt  1500  Nummern  und  steht  zur  Einsicht  zur 
Verfügung,  —  Ferner  will  Thomas  Pich  1er  in  Lienz,  Tirol,  in 
diesem  Jahre  seine  Sammlungen  im  österr.  Litorale,  Krain,  Kärnthen 
etc.  machen  und  zwar  2  Centurien  seltener  Arten,  nach  seiner  be- 
kannten eleganten  Trocknungs-Manier,  zu  12  fl.  (Goldwerth),  wenn 
ihm  die  Hälfte  —  6  fl.  —  vorhinein  erlegt  wird.  R.  Hut  er. 


Personalnotizen. 

—  Hofrath  Fenzl  ist  auf  sein  Ansuchen  am  Schlüsse  des  ab- 
gelaufenen Jahres  als  „Director  des  botanischen  Hofcabinetes"  in  den 
Ruhestand  versetzt  worden.  —  Mit  der  Leitung  und  Instandhaltung 
der  dem  a.  h.  Hofe  gehörigen  botanischen  Sammlungen  wurde  pro- 
visorisch der  Gustos  Prof.  Dr.  H.  W.  Reich ar dt  betraut.  Diese 
Sammlungen  werden  nach  Vollendung  des  Baues  der  kaiserl.  Hof- 
museen, welcher  man  bis  1880  entgegensieht,  in  das  k.  nalurhisto- 
rische  Hofmuseum  übertragen  werden.  Bis  dahin  bleiben  dieselben 
noch  in  dem  der  Direction  des  botanischen  Gartens  unterstehenden 
k.  k.  botanischen  Cabinete  der  Universität. 

—  Prof.  Constantin  Freih.  von  Ettingshausen  ist  von  der 
Royal  Society  in  London  eingeladen  worden,  die  bisher  noch  niclit 
untersuchte  Eocen-Flora  Englands  zu  bearbeiten.  Er  befindet  sich  zu 
diesem  Zwecke  seit  October  vorigen  Jahres  in  London  und  hat  der 
Royal  Society  vor  Kurzem  auch  bereits  einen  Bericht  über  seine 
Untersuchungen  erstattet. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmung^en. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaf- 
ten in  Wien,  am  18.  Juli  übersandte  Prof.  Leitgeb  eine  Abhand- 
lung des  Herrn  Martin  Waldner,  Assistent  am  botanischen  Institute 
der  Universität  in  Graz,    betitelt:    „Die  Entstehung   der  Schläuche   in 


71 

den  Nostoc-Co\ox)\en  bei  Blasia.'-^  Die  Ergebnisse  vorliegender  Unler- 
sucliuiig  können  iiurz  zusanimengefasst  in  folgende  Punkte  gebracht 
werden:  1.  Die  Bildung  der  Schlauche  im  Blattrohre  von  Blasia  bei 
iVos^oc-Infectidn  geht,  wie  bekannt ,  von  dem  in  den  Hohlraum  des 
Blattrohres  hineinragenden  Trichome  (Innenpapille)  aus,  das  aus  einer 
im  Ouerschnitfe  runden,  abgestutzt  kegelförmigen  Basalzelle  und  der 
auf  ihr  aufsitzenden  keulenlörmigen  Endzelle  besteht.  2.  Die  in  Folge 
der  JVosfoc-lnfection  aus  der  Innenpapille  sich  entwickelnden  Schläuche 
bilden  nicht  eine  einzige  Zelle  in  ihrer  Gesammtheit.  3.  In  den 
meisten  Fallen  ist  es  die  Basalzelle ,  die  die  Schläuche  entwickelt, 
wahrend  die  Endzelle  unverändert  bleibt  und  dann  abstirbt,  oder  in 
seltenen  Fällen,  ebenfalls  zur  Schlauchbildung  verwendet  wird.  4.  Der 
Anfang  der  Schlauch bildimg  beginnt  damit,  dass  der  obere  Rand  der 
Basalzelle  wulstig  anschwillt,  nach  einer  Seite  oder  allseitig  hin  Aus- 
zackungen  treibt,  die  sich  durch  Querwände  von  der  Tragzelle  ab- 
grenzen, Spitzenwachsthum  und  Verzweigung  zeigen  und  deren  Sei- 
tenzweige selbst  wieder  durch  Qucwände  sich  abgliedern.  5.  Eine 
Gesetzmässigkeit  in  Ausbildung  der  Schläuche  ist  nicht  zu  erkennen; 
die  häufig  vorkommenden  Modificationen  in  Bezug  auf  Anlage,  Zahl 
und  Verzweigung  der  Schläuche  sind ,  sowie  diese  selbst,  von  dem 
vegetativen  Verhalten  des  Nosfoc  abhängig. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Academie  der  Wissenschaften 
in  Wien  am  19.  December  übersandte  Prof.  J.  Wiesner  eine  im 
pflanzenphysiologischen  Institute  der  hiesigen  Universität  von  dem 
Gymnasial-Professor  Dr.  Alfred  Bürgerst  ein  ausgeführte  Arbeit: 
„Untersuchungen  über  die  Beziehungen  der  Nährstoffe  zur  Transspi- 
ration  der  Pflanze."  II.  Reihe.  Unter  diesem  Titel  hat  der  Verfasser 
bereits  im  73.  Bande  der  Sitzungsberichte  eine  grössere  Zahl  von 
Versuchen  milgetheilt,  s^us  denen  sich  ergab,  welchen  Einfluss  ver- 
schiedenprocentige  Losungen  sowohl  einzelner  Nährsalze,  als  voll- 
ständiger Nährstoffl(»sungen  auf  die  Transspiration  einer  Pflanze  aus- 
üben. Anschliessend  an  diese  Untersuchungen  enthält  die  vorliegende 
Arbeit  weitere  Versuche,  welche  lehrten:  a)  In  Lösungen  zweier 
Nährsalze  steigt  die  Transspiration  anfangs  mit  der  Zunahme  des  re- 
lativen Salzgehaltes  bis  zu  einem  Maximum,  und  nimmt  von  da  bei 
weilerer  Zunalime  des  Procenigehaltes  der  Lösung  wieder  ab.  Jenes 
Transspirationsmaximum  erreicht  niemals  jene  Grösse,  die  sich  für 
die  Transspiration  der  Pflanze  im  deslillirten  Wasser  unter  sonst  glei- 
chen äusseren  Bedingungen  ergibt  b)  Lösungen,  welche  drei  Nähr- 
salze zugleich  enthalten,  verhalten  sich  im  Wesentlichen  wie  voll- 
ständige Nährstoff'IOsungen.  c)  Für  die  Transspiration  aus  Lösungen, 
welche  einzelne  oder  mehrere  Salze  enthalten,  die  keine  Nährstoffe 
der  Pflanzen  sind,   konnte  kein  allgemeines  Gesetz  gefunden  werden. 


6* 


72 

Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Solla  mit  Pflanzen  aus 
Istrien.  —  Von  Herrn  Prof.  Oborny  mit  Pfl,  aus  Mahren.  —  Von 
Hrn.  Dr.  Borbäs  mit  Pfl.  aus  Ungarn. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Janka,  Diclitl, 
Dr.  Lerch,  Dr.  Schlosser,  Dr.  Brehmer,  Evers,  Burnat. 

Aus  Böhmen  eingesendet  von  Dichtl:  Achillea  Plarmica.  Ado- 
nis  aestivalis.  Alchemilla  arvensis,  AUium  vineale,  Androsace  elon- 
gata,  Anfhericum  Li/iago,  Asperugo  procumbens,  Aspleniwn  genna- 
nicum  v,  Breynii,  Berula  atigustifolia,  Callitriche  vernalis,  Camelina 
foetida  v.  integerrima,  Campanula  bononiensis,  Caucalis  daucoides, 
Centaurea  paniculata,  C.  plirygia,  Chenopodium  rubrum^  Cirsium 
helenioides,  C.  talaricum,  C.  Wimmeri,  Cotoneaster  vulgaris,  Crepis 
succisaefolia  v.  glabrata^  Dianthus  Seguleri,  Erigeron  acer  v.  prae- 
cox, Eriophorum  vaginatum,  Erysimum  crepidifotimn,  Euphrasia 
nemorosa,  Filago  arvensis,  F.  lutescens,  F.  tmnitna,  Gagea  minima, 
G.  pratensis,  Galinm  Aparine  v.  hlrsutnm,  G.  glaucum,  G.  infestum, 
G.  rotundifolimn,  G.  spurium^  Genliana  germanica,  Gnaphalium  are- 
narium,  G.  aren.  var  aurantiacum,  Gypsophila  muralis,  Hieracium 
Auricula,  H.  boreale,  H.  murorum,  H.  Schmidtü  var.  foliosum,  H. 
Schmidtii  var.  pilosissimum,  H.  setigerum,  H.  silvaticnm,  H.  umbel- 
latiim  f.  putala,  Hypericum  montanum^  Juncus  bufonius,  J.  silvati- 
cus,  J.  squarrosus,  Lactuca  Scariola,  Lonicera  nigra,  Lotus  uligi- 
710SUS,  Taraxacum  palusfre. 

Aus  Siebenbürgen  einges.  von  Janka:  Fritillaria  tenella,  Iris 
hwnilis,  Paeonia  tenuifolia,  Seseli  gracile. 

Von  0er tel  einges.  aus  Thüringen:  Arisfolochin  Clematitis, 
Artemisia  gallica,  A.  maritima,  A.  rupeslris,  A.  salina,  Bupleurum 
tenuissimum,  Capsella  procumbens,  Carex  ornithopoda,  Ctienopodina 
maritima,  Gagea  saxatilis,  Helianthemum  Fumana,  Obione  peduncu- 
lafa,  Ruppia  rostellata,  Salicornia  herbacea,  Spergularia  marginata. 
Von  Halle:  Hydrocotyle  vulgaris,  Rhynchospora  alba.  Aus  dem  Ri<,'- 
sengebirge:   Phleum  alpinum. 

Obige  Pflanzen  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausciie 
oder  kauflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 

Inserat. 

Herbarium 

der  deutschen  (bes.  Alpen-)  Flora  in  2500  Spec,  meist  in  mehreren 
Exemplaren,  systematisch  geordnet  und  in  schöner  Ausstattung  wird 
verkauft^  auch  Centurienweise,  von 

Kögeler 

in  Graz,  Muchargasse  Nr.  8. 

Redacteur  und  Heraiisg-eber  Dr.  Alexander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  uod  Papier  der  C.  Uaberreutersdic n   nuihdruckerei   (M.  Salzer). 


Ocsterreichische 

Botanisclie  ZeitscMft 

Gemeinnütziges  Org^an 


für 
nie  Usterrelvblsche 


Eisemplare 


hotanlsclie    Zeltsvhrirt  RnffllliL     llllfl     RnfülltLAl*  die  frei  durch  die  Post  be- 

erscheint DOldUlK     IIUU     DOldlllHei,  zogen  .Verden  Süllen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  ^  _  _  blos  bei  der  HedaktioH 

(V.  Bes.,  Schlossijanse  Nr.  15 
zn   pränumeriren. 
CiS  R.  Mark.)  _  Im  Wege  des 


"^Z"«!'".!'«!.!^!"''  Gärluer,  Oekonomen,  Forstmänner,  Aerzte, 

Ci6  B.  Mark.) 

ganzjährig,  oder  mit  ÄnftlllpLpp    lind    Tpplini'lor  Buchhandels  übernimmt 

4  fl.  Ö.W.  CS  M.Mark)  rtjJUIIieKei     UUU    ICIUIUKKI.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  Gerold's   Solu» 

Inserate                                               m^n      **  '"  Wien, 

die  ganze  Petitzeile                                           fü          5?  sowie  alle  übrigen 

15  kr.  Ost.  W.                                               JLl=     %Jt  Buchhandlungen. 


XXIX.  Jahrgang.  If  ül.  März  1879. 

INHALT:  Fistuca  amethyatina.  Von  Dr,  Kern  er.  —  Ueber  Wasserporen.  Von  Langer.  — 
Ueber  Emergenzen.  Von  Tomaschek.  —  Epilobia  nova.  Von  Haussknecht.  —  Zur  Flora  von 
Niederösterreich.  Von  Oborny.  —  Glossen.  VonThtlmen.  —  Literaturberichte.  —  Correspondenz. 
Von  Kempf,  Dr.  Staub,  Keck,  Dr.  Borbas.  —  Personalnotizen.  —  Vereine,  Anstalten,  Unter- 
nehmungen. —  Sammlungen.  —  Botanischer  Tauschvereiu.  —  Inserate. 


Festucn  innefhystina. 

Von  A.  Kerner. 

Angeregt  durch  Hackel's  Bearbeitung  der  Festuca-Kxien  des 
Kitaibel'schen  Herbars  im  IV.  Hefte  der  Termesz.  füz.  1878  be- 
spricht Borbäs  im  letzten  Hefte  der  Oeslerr.  botan.  Zeitschr.  S.  61 
Festuca  amethystina  Host  und  F.  vaginata  Kit.  und  hebt  für  erstere 
als  charakteristisches  Merkmal  die  kurze  Granne  der  Deckspelzen 
hervor.  Nach  der  eben  erwähnten  Publication  sollen  sich  nämlich 
F.  amethystina  Host  und  F.  vaginata  Kit.  dadurch  von  einander 
nntersciieiden,  dass  die  eine  kurz  begrannte,  die  andere  grannenloso 
Deckspelzen  besitzt. 

Ist  nun  aber  dem  Vorhandensein  oder  Fehlen  einer  kurzen 
Granne  mit  Rücksicht  auf  die  eben  genannten  Pflanzen  wirklich  ein 
diaofnostischer  Werth  beizuleg-en? 

Schon  Ha  ekel  hat  das  a.  a.  0.  bezweifelt.  Man  braucht 
auch  nur  aus  dem  Bereiche  der  letzten  Strassen  Pest's  hinaus- 
zugehen, um  dort  auf  den  Sandhügeln  zwischen  solchen  Stöcken 
der  F.  vaginata  Kit.,  welche  nur  unbegrannte  Deckspelzen,  und 
solche,  welche  nur  kurz  begrannte  Spelzen  zeigen,  und  welche  letz- 
tere   nach    Angabe    der    Autoren    zu    F.   amethystina   Host    gehören 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  3.  Heft.  1879.  7 


74 

würden,  unzählig'e  Stöcke  zu  finden,  welche  theils  kurz  begrannte, 
theils  unbogrannte  Deckspelzen  tragen,  ja  es  lassen  sich  dort  oline 
langes  Uuiliersuchen  zalilreiche  Rispen  pfliicken,  deren  Deckspelzen 
theihveise  unbegrannt,  theilweise  mit  einer  kurzen  Granne  geschmückt 
sind.  —  Und  dasselbe  Verhaltniss  ist  auch  weiterhin  über  das  ganze 
sandige  Terrain  der  Kecskemeter  Landhöhe  und  entlang  der  Donau 
von  der  Csepelinsel  bis  herauf  in's  Marchfeld  zu  beobachten.  —  Es 
ist  daher  dem  Vorhandensein  oder  Fehlen  der  kurzen  Granne  für 
die  in  Rede  stehenden  Pflanzen  jeder  diagnostische  Werth  abzu- 
spreclien  und  besteht  überhaupt  nicht  der  geringste  Unterschied  zwi- 
schen F.  amethystina  Host  und  F.  vaginata  Kit.  —  Kitaibel  hat 
den  Namen  ^F.  vaginata^  nur  darum  der  F.  amethystina  Host  ge- 
geben, weil  er  die  Host'sche  Pflanze  nicht  kannte,  oder  vielleicht 
richtiger  gesagt,  verkannte  und  sie  in  einer  ganz  anderen  Art  zu 
finden  glaubte. 

Da  nun  der  Name  F.  amethystina  Host  aus  dem  Jahre  1802, 
der  Name  F.  vaginata  Kit.  dagegen  aus  dem  Jahre  1809  datirt,  so 
wäre  dem  ersteren  die  Priorität  einzuräumen,  und  hätte  demnach 
diese  hübsche  für  die  sandigen  Hügel  der  östlichen  Donauniederungen 
so  charakteristische  Festuca  den  Namen  F.  amethystina  Host  zu 
führen. 

Eine  weitere  Frage,  welche  hier  etwas  ausführlicher  erörtert 
zu  werden  verdient,  ist:  wie  sich  denn  F.  amethystina  Host 
zu  der  lange  vor  Host  aufgestellten  F.  amethystina  Linne 
verhält. 

Linne  führt  F.  amethystina  zuerst  unter  diesem  Namen  in  der 
1.  Auflage  der  Spec.  plant,  vom  Jahre  1753,  p.  74,  dann,  indem  er 
einige  von  seinen  Angaben  emendirt*),  in  der  2.  Auflage  des  ge- 
nannten Werkes  (1762)  auf. 

Daselbst  heisst  es  p.  109: 

Festuca  amethystina:  panicula  flexuosa,  spiculis  secundis  incli- 
nalis,  submuticis,  foliis  setaceis.  —  Gramen  montanum,  foliis  capillari- 
bus  longioribus,  panicula  heteromalla  spadicea  et  velut  amethystina. 
Scheuchzer  Gram.  276. 

Aus  diesen  Angaben  ist  zu  ersehen,  dass  Linne  seine  F. 
amethy stina  auf  das  „Gramen  montanum,  foliis  capillaribus 
etc.  Scheuchzer's  begründet  hat,  und  dass  er  der  Scheuch- 
zer'schen  Phrase  sogar  den  specifischen  Namen  „amethy- 
stina" entnommen  hat.  —  Man  wird  daher  in  Betreff  dieser 
Festuca  auf  Scheuchzer's  „Gramina" '^)  hingewiesen  und  findet 
in  dem  Scheuchzer'schen  Buche  in   der  That  auch  eine  sehr  genaue 


*)  Die  Berichtigung  besteht  zunächst  darin,  dass  er  die  panicula  nicht 
mehr  „spicata"  nennt,  dass  er  weiterhin  der  Form  der  Blätter  gedenlit  und 
schliesslich  das  Citat  aus  Rajus,  welches  er  zwar  bei  seinem  Gewährsmanne 
Scheuchzer  vorfand,  das  aber  offenbar  nicht  dahingehört,  weglässt. 

^)  Linne  citirt  „Scheu chz.  Gram."  Das  citirte  Werk  "führt  den  Titel: 
Agrostographia  sive  Graminum,  Juncorum,  Cyperorum,  Cyperoidura  iisque  affi- 
nium  historia.  Tieuri  1719. 


75 

und  ausfülirliclie  Beschreibung  des  in  Rede  stehenden  Grases,  die 
ich  ganz  hiehersetze,  einmal  darnni,  weil  Sclieuchzer's  Buch  viel- 
leiclit  niclil  überall  zu  Händen  sein  diirfle,  und  dann  auch,  um  bei 
dieser  Gelegenheit  zu  zeigen,  wie  trelTlich  die  alteren  Phytographen 
die  Pflanzen  zu  beschreiben  wussten,  und  wie  sehr  man  unrecht  Ihut, 
diese  mit  viel  Fleiss  und  Mühe  von  ihnen  zusammengetragenen  Daten 
unbeachtet  liegen  zu  lassen. 

Scheuch zer  schreibt  a.  a.  0.  S.  276,  nachdem  er  die  oben 
erwähnte  von  Linne  citirte  Phrase  vorangesetzt  hat:  Ex  radice  fibris 
tenuibus  nigris,  parum  ramosis  capillata,  multi  numerosique  prodeunt, 
caespites  integros  efFicientes,  folioium  culmorumve  fasciculi.  Folia 
in  fasciculis  nascuntur  plura,  semipedalia  spithamalia  imo  et  fere 
pedalia,  inde  e  radice  ad  uncias  circiter  duas,  aut  duas  fere  cum 
dimidia  se  mutuo  vaginis  suis  fere  mernbranaceis,  striatis,  albenlibus 
et  hinc  inde  ex  livido  purpurascentibus  amplexantia,  tenuissima  et 
fere  capillaria,  si  deorsum  digiti  ducantur  asperiuscula,  sulco  tenuis- 
simo  per  longiludinem  procedente  insignita.  Horum  foliorum  vagina 
ad  internam  foliorum  basin  in  nullam  membranulam  terminatur.  E  fo- 
liorum horum  medio  prodeunt  culmi  surrecti  sesqnipedales,  bipedales 
et  altiores  quandoque,  tribus  coininuniter  genirulis  dislincli,  quorum 
infimum  ipsi  radici  quam  proxime  adjacet.  Culmi  hi  tereles,  versus 
paniculam,  ubi  nudi  sunt,  communiler  ex  livido  purpurascentes  aut 
spadicei  et  fere  amethystini,  qui  color  etiam  foliorum  vaginas  exor- 
nat,  sed  in  sicca  plania  fere  totus  perit.  Folia  culmos  vestientia,  a 
geniculis  singulis  oriunda,  ejusdem  cum  prioribus  tenuitatis  sunt,  sed 
mullo  breviora ,  uncialia  scilicet  aut  paulo  longiora  summum  vix 
semunciale.  Vaginae  eorum  culmum  amplexantes,  striatae,  ad  inter- 
nam foliorum  basin  in  nullam  aut  vix  observabilem  membranulani 
terminatae,  earum  summa  a  summo  culmi  geniculo,  infra  ejusdem 
medium  sito  oriunda,  palmaris  est  aut  quinqueuncialis,  colore  plerum- 
que  ex  obscura  purpura  spadiceo  tincta.  Summo  culmo  insidet  pani- 
cula  triuncialis  communiter,  aut  paullo  longior,  manifeste  heteromalla 
ab  initio  explicationis,  minime  autein  postquam  ex  toto  evoluta  est, 
haec  laxa  valde  et  aliquantum  sparsa,  composita  ex  ramulis  tenuis- 
simis  vario  flexu  crispalis,  si  deorsum  digiti  ducantur  asperiusculis, 
uno  plerumque  aut  duobus  etiam  eodem  loco  e  culmo  erumpentibus 
et  in  alios  ramulos  breves  subdivisis,  quibus  insident  locustae  di- 
slichae  et  veluli  pennatae  grandiusculae,  lineas  duas  cum  dimidia, 
tres  quatuorve  communiler  longae,  lineas  duas  dum  omnimodo  aper- 
tae  sunt  latae.  Earum  calyx  duabus  constat  glumis  valde  anguslis  in 
acutum  mucronem  altenuatis,  inaequalihus,  quarum  longior  lineam 
unam  cum  dimidia  longa,  minor  lineam  unam.  Ex  harum  sinu  scapus 
surgit  denliculatus  et  frequenter  serpentiformi  ductu  crispatus,  cujus 
denticuli  lineam  fere  dimidiam  ab  invicem  distant,  quibus  alterno 
situ  insident  folliculi,  qualuor  quinque  aut  sex  locuslam  unam  effi- 
cientes,  omnes  lineas  duas  longi  excepto  summo,  qui  paulo  brevior 
est.  Eorum  gluma  exlerior  sensim  in  acutum  mucronem  attenualur, 
circa    medium   ventrem    a  dorso    medio    ad    alterutram    oram    lineae 

7* 


76 

unius  trientem  lata,  ex  toto  mutica,  ad  medii  dorsi  basin  viridescens, 
caeterum  ex  obscuro  purpurascente,  vel  spadiceo  violacea  plerumque, 
quandoque  tarnen,  imo  frequenter  viridescit.  Gluma  interior  exteriori 
aeque  longa,  ejiisdem  cavitati  accommodata. 

In  monlosis  et  siccis  locis,  speoiatim  monte  Albio  et  Utliaco 
urbi  nostrae  (Tig-uri)  vicino,  inensibus  Majo  et  Junio. 

Die  Abbildung,  welche  Scheuchzer  auf  tab.  VI  in  Fig.  7  von 
seinem  „Gramen  montanum  foliis  capillaribus"  gibt,  stellt  einen  Rispen- 
ast mit  sechs  Aehrchen  dar  und  stimmt  mit  dem,  was  in  der  eben 
citirten  ausführlichen  Beschreibung  von  den  Aehrchen  und  von  den 
unbegrannten  Deckspelzen  gesagt  wird,  vollkommen  überein;  nur 
sind  die  Aehrchen  5 — 7  blüthig  dargestellt,  während  dieselben  in  der 
Beschreibung  4 — 6blüthig  genannt  werden. 

Von  den  Floristen  in  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen  Jahrhun- 
derts —  Linne  ausgenommen  —  wurde  diese  Scheue hzer'sche 
Pflanze  als  eine  grannenlose  Varietät  zu  jener  Festnca  gezogen, 
welche  Linne  F.  ovina  genannt  hat.  —  So  sagt  Ha  11  er  in  seiner 
Hist.  stirp.  Heiv.  p.  216  (1768)  von  ihr:  „Non  puto  aliter  a  Festnca 
Nr.  1442  a.  {F.  ovina  L.)  diflere,  quam  absentia  aristarum.  Omnia 
conveniiint,  habitus  junceus,  locustae  violaceae  grandiusculae  quatuor 
ad  sexflorae,  culmus  bipedalis  in  recente  planta  purpureus",  und  er 
wiederholt  diese  Ansicht  auch  in  seinen  Appendices  in  Scheuchzeri 
Agrostographiam  p.  23.  —  La  mark  äussert  sich  in  ähnlicher  Weise 
über  die  Scheuchz  er'sche  Pflanze,  beziehungsweise  über  Fesfuca 
amethystina  L.,  zieht  sie  auch  in  der  Encyclop.  11,  p.  458  und  459 
(1786}  als  var.  y.  zu  F  ovina  L.  und  sagt  dann,  er  habe  diese 
Festnca  durch  Commerson  von  Chatillon-les-Dombes  erhalten.  — 
Auch  Villars  schliesst  sich  in  der  Fl.  Dauph.  p.  100  (1787)  der 
Ansicht  Haller's  an  und  auch  Gaudin  acceptirte  später  (1811)  die 
Auffassung  Haller's,  indem  er  in  seiner  Agrostologia  Helv.  I,  p.  228 
schreibt:  ^F.  amethystina  Scheuchz.  Gram.  276,  t.  6,  fig.  7  auctore 
summo  Hallero  etiani  hnjus  loci  (sc.  F.  ozinae  L.);  a  nostra  tamen 
bpiculis  fere  duplo  majoribus,  flosculisque  magis  distinctis  dif- 
fere  videtur.  Nee  monente  Schradero  eadem  est  ac  F.  amethystina 
Host.  Gram.  Austr.  II,  l.  89.  —  Ceterum  planta  Scheuchzeriana  nobis 
sicut  reliquis  recentioribus  plane  ignota  est."  —  Aus  dieser  letzteren 
Bemerkung  geht  auch  hervor,  dass  Gaudin  die  fragliche  Festnca 
nicht  lebend,  sondern  nur  aus  der  Abbildung  Scheuchzer's  gekannt 
hat,  was  um  so  merkwürdiger  ist,  als  sie  doch  auf  dem  Utliberg  bei 
Zürich  vorkommt M. 

Im  Jahre  1802  beschrieb  Host  im  2.  Bande  seiner  Gram.  Austr. 
p.  63  die  auf  den  sandigen  Hügeln  der  Türkenschanze  bei  Weinhaus 
nächst    Wien    häufig    vorkommende  Festnca    mit  starren,   seegrünen 


')  Es  lässt  sich  dies  nur  begreifen,  wenn  man  weiss,  dass  Gaudin 
seine  phytographischen  Abhandhingen  speciell  über  die  Schweizer  Flora  fast 
nur  gestützt,  auf  die  Exsiccata  von  Schleicher  und  Thomas  am  Sclireib- 
tische  verfasst  hat.  '  * 


77 

Blättern  und  grannenlosen  oder  sehr  kurz  begrannten  Deckspelzen 
unter  dem  Namen  Festuca  amethystina.  —  Frülier  hatte  Host  diese 
Pflanze  ohne  Zweifel  für  F.  amethystina  L.,  beziehungsweise  für  das 
„Gramen  montanum  etc."  Scheuciizer's  gehalten;  denn  in  der  Syn- 
opsis pl.  Austr.  (1797)  wird  von  ihm  S.  52  „Linne  Sp.  pl.  p.  109 
und  Scheuchzer  Agr.  276,  t,  6  fig.  7"  ausdrücklich  und  ausschliess- 
lich zu  F.  amethystina  citirt.  —  Als  Host  aber  den  2.  Band  der 
Gram.  Austr.  herausgab  (1802),  scheint  er  zweifelhaft  geworden  zu 
sein,  ob  die  Pflanze,  welche  er  bisher  für  F.  amethystina  Linne  ge- 
halten hatte,  auch  wirklich  die  Linnesche  Art  sei;  denn  er  ver- 
meidet es  in  diesem  Werke,  Linne  und  Scheuchzer  zu  ciliren, 
übergeht  dann  auch  in  der  Fl.  Austr.  I.,  161  (1827)  die  F.  ame- 
thystina L.  mit  Stillschweigen  und  citirt  bei  F.  amethystina  nur  mehr 
seine  Gram.  Austr.  II,  t.  89. 

Es  dürfte  überflüssig  sein,  nach  dem  eben  Gesagten  hier  noch 
ausführlich  zu  erörtern,  dass  F.  amethystina  L.  und  F.  amethystina 
Host  zwei  verschiedene  Arten  bedeuten.  Man  braucht  ja  nur  die  oben 
eingeschaltete  genaue  Beschreibung  Seh euchzer's  mit  der  Beschrei- 
bung, welche  Host  von  seiner  F.  amethystina  in  Gram.  Austr.  p.  63 
gegeben  hat,  zu  vergleichen,  um  zu  ersehen,  dass  den  genannten 
Autoren  ganz  verschiedene  Arten  vorgelegen  haben.  —  Die  Ver- 
schiedenheit wurde  auch  schon  längst  constalirt  und  zwar  wie  schon 
erwähnt,  xuerst  von  Schrader*),  welcher  in  der  Fl.  Germ.  I,  321 
(1806),  also  kurz  nach  dem  Erscheinen  des  2.  Bandes  der  Gram. 
Ausir.  die  F.  amethystina  Host  zwar  aufführt  und  beschreiht,  aber 
zum  Schlüsse  bemerkt,  dass  F.  amethystina  L.  ein  zweifelhaftes  Syn- 
onym sei,  und  dass  auch  das  „Gramen  montanum  etc."  Scheuchz. 
Agr.  pag.  276,  tab.  6,  fig.  7  nicht  zu  F.  amethystina  Host  gehören 
kimne,  wie  das  zur  Genüge  gerade  aus  der  Abbildung  und  Beschrei- 
bung hervorgehe. 

In  den  phytographischen  Werken  nach  Sehr  ad  er  ist  F.  ame- 
thystina Linne  fast  gänzlich  verschollen.  Willdenow  kennt  schon 
1809  in  der  Enum.  pl.  h.  Berol.  S.  114  nur  mehr  F.  amethystina 
Host  und  von  den  späteren  Floristen  wird  Linne's  gleichlautender 
Name  so  behandelt,  als  Aväre  er  von  Linne  niemals  einer  Pflanze 
gegeben  Avorden.  —  Zum  Theile  mag  dieses  Vorgehen  der  neueren 
Phytographen  darin  begründet  gewesen  sein  ,  dass  sie  die  Pflanze, 
welche  Linne  F.  amethystina  nannte  und  die  zwar  einen  ziemlich 
weiten  Verbreitungsbezirk  bewohnt,  aber  im  Ganzen  doch  nicht  ge- 
rade häufig  ist,  nicht  kannten  und  am  Ende  die  ganze  F.  amethystina 
Linne  für  ein  Phantom  hielten ,  zum  Theile  ist  aber  dieses  Todt- 
schweigen  auch  aus  der  Geringschätzung  zu  erklären,    mit  welcher 


')  Schrader  bemerkt  a.  a.  0.  auch,  dass  F.  amethystina  L.  im  Linne'- 
schen  Herbar  fehlt,  und  das  genügte  dann  sonderbarer  Weise  manchen  Flo- 
risten, diese  Art  für  eine  Species  inextricabilis  zu  erklären.  —  So  schreiben 
Mert.  et  Koch  in  Röhl.  Deutsch.  Fl.  I,  653  (1823):  „Linn^'s  F.  amethystinor 
lässl  sich,  da  sie  in  seinem  Herbarium  fehlt,  nicht  ausraitteln"! 


78 

von  neueren  Floristen  die  ältere  Literatur  vielfach  behandelt  wird. 
Die  meisten  neueren  deutschen  Phytographen  gehen  eben  über  Koch 
und  Reichenba ch  nicht  zurück  und  da  gerade  diese  Autoren  in 
ihren  verbreitetsten  Werken  der  F.  amethystina  Linne  nicht  erwähn- 
ten, so  war  diese  auch  eine  todte,  begrabene  Art.  —  Nur  so  erklärt 
es  sich  auch,  dass  F.  amethystina  Linne  von  jenen  Floristen,  welche  sie 
in  ihren  Gebieten  auffanden,  enlweder  bei  ganz  anderen  Festuca-kvXen 
untergebracht  oder  für  neu  gehalten  wurde.  —  Ist  es  mir  doch  selbst  so 
ergangen.  Nachdem  ich  F.  amethystina  Linne  im  Jahre  1861  an 
den  Ufern  des  Achensees  in  Nordtirol  entdeckt  hatte  und  das  schöne 
Gras  in  den  neueren  floristischen  Werken  als  Art  nirgends  beschrie- 
ben fand ,  glaubte  ich  eine  noch  unbekannte  Festuca  vor  mir  zu 
haben,  legte  sie  auch  im  Jahre  1863  mit  mehreren  anderen  neuen 
Arten  in  einer  Versammlung  des  Ferdinandeums  in  Innsbruck  unter 
dem  Namen  F.  tiroliensis  vor  und  versendete  sie  unler  diesem  Namen 
wiederholt  an  meine  Correspondenten.  Erst  später  bei  gelegentlichem 
näheren  Eingehen  auf  die  Nomenclatur  der  F.  amethystina  Host, 
stiess  ich  auf  den  verschollenen  Namen  F.  amethystina  Linne  und 
erkannte  nun  die  Identität  der  von  mir  für  neu  gehaltenen  Art  mit 
dieser  Linne'schen  Pflanze. 

Auch  Neil  reich  war  diese  schone  Festuca  nicht  entgangen. 
Irregeführt  durch  die  entfernte  habituelle  Aehnlichkeit  derselben  mit 
F.  heterophylla  L.  hielt  er  sie  aber  für  eine  grannenlose  Varietät 
dieser  Art  und  führt  sie  in  seiner  Fl.  N.-Oest.  S.  75  als  F.  hetero- 
phylla ß.  mutica  auf. 

Koch,  welchem  sie  aus  dem  südlichen  Schwaben  und  Baiern, 
zumal  aus  dem  Stromgelände  der  Isar  bei  München  bekannt  gewor- 
den war,  betrachtete  sie  als  eine  Varietät  der  F.  ovina  L.  —  Jene 
Festuca,  welche  Koch  in  Syn.  (ed  11.)  p.  939  als  F.  ovina  &.  va- 
ginata  aufführt,  ist  nämlich  gewiss  nicht  F.  vaginata  W.  K.  in  Willd. 
En.  h.  b.  Berol.  116,  sondern  sowohl  der  Beschreibung  als  den  Stand- 
orten nach  F.  amethystina  Linne  *). 

In  jüngster  Zeit  ist  endlich  F.  amethystina  Linne  von  Ha  ekel 
in  der  Oesterr.  bolan.  Zeitschr.  XXVIII.  S.  349  unter  dem  Namen 
F.  austriaca  beschrieben  worden. 

Indem  nun  für  diese  Pflanze  der  ihr  gebührende  älteste  Name  : 
Festuca  amethystina  Linne  wieder    zu  Ehren  gebracht  wird,    ergibt 


*)  „Folia  tenuia,  mollia,  elongata,  viridia  vel  glauca,  spiculae  longiores, 
8  florae,  muticae."'  —  „Haec  in  Suevia  superiore  et  Bavaria  superiore,  et  co- 
piose  quidem  in  glareosis  Isarae  [)ropre  Monachiiim  crescit.  Koch  1.  c.  —  Wenn 
Koch  diese  Festuca  aus  dem  Berliner  bot.  Garien  unter  dem  Namen  „i^.  va- 
ginata'''  sah  („i^.  vag^mato  W.  secund.  specim.  e  horto  berolinensi*'  Koch  I.e.); 
so  beweist  das  nur ,  dass  —  wie  so  oft  in  botan.  Gärten  —  eine  Verwechs- 
lung vorgekommen  ist;  denn  auf  F.vauinata,  welche  Willdenow  aus  Ungarn 
von  Kitaibel  erhielt  und  die  er  in'  der  Enum.  1.  c.  als  F.  vaginata  W.  K. 
aufführt,  passt  das,  was  Koch  von  den  Blättern  sagt,  ganz  und  gar  nicht.  Auch 
kommt  F.  vaginata  W.  K.  weder  in  Oberschwaben  noch  in  Oberbaiern  vor, 
wohl  aber  findet  sich  vom  Kiese  der  floclifläche  bei  München  einwärts  bis 
in  das  Quellengebiet  dieses  Flusses  im  Achenthaie  die  F.  amethystina  Linne. 


79 

sich  auch  die  Consequeriz ,  dass  jene  andere  die  Sandliügel  der 
ösllichen  Donauniederungen  bewohnende  Fesluca,  welche  Host  „F. 
amethystina^  genannt  liat,  diesen  Namen  nicht  inelir  tragen  kann, 
sondern  dass  diese  letzlere  kiinftigliin  als  Fesluca  taginata  W.  K. 
in  Willd.  Enuin.  aufgeführt  werden  muss. 

Die  Nonienclatur  dieser  beiden  Arten    gestaltet    sich    demnach, 
wie  folgt: 

1.  Fesluca  ainefhysiina  Linne  Sp.  pl.  ed.  I.  p.  74  (1753), 

Syn.  Fesluca  ovina  var.  vaginata  Koch  Syn. 

„        heterophylla  var.  tnutica  Neilr.  Fl.  N.-Oest. 

„        Tiroüensis  Kern,  in  s».hed. 

„        Austriaca  Hackel  in  Oest.  bot.  Zeitschr. 

2.  Festuca  vaginata  W.  K.  in  Willd.  En.  h.  b.  Berol.  p.  116  (1809). 

Syn.  Festuca  amethystina  Host  Gram.  Austr.,  non  Linne! 

„        ovinaxar.amethystinalioch  Syn., Neilr. Fl. N.-Oest. 

Was  die  geographische  Verbreitung  dieser  beiden  Arten  anbe- 
langt, so  gehört  F.  amethystina  Linne  vorzüglich  der  montanen  Region 
der  Alpen  an,  findet  sich  auf  den  Auslaufern  der  Alpen  am  Saume  des 
Wienerbecken.s,  im  präalpinen  Vorlande  bei  Set.  Polten,  in  dem  in 
den  Südrand  des  böhmisch-mährischen  Gebirgspla'eaiis  eingeschnit- 
tenen Donauthale  bei  Melk,  auf  der  südbayrischen  Hochebene  und  im 
südlichen  Württemberg,  von  da  einwärts  in  die  tirolischen  und 
schweizerischen  Thäler:  in  das  nordtirolische  Achentlial  und  auf  dem 
Utliberg  bei  Zürich  und  nach  Lamark  auch  bei  Chatillon-les- 
Dombes.  —  Der  höchsfgelegene  bisher  bekannt  gewordene  Standort 
dürfte  das  Ufergelände  des  Achensees  ,  3000',  sein.  —  F.  vaginata 
W.  K.  in  Willd.  Enum.  gehört  dagegen  dem  unteren  Donaugebiete 
an,  ist  eine  rechte  Charakterpllanze  der  sandigen  Hügel  der  ösllichen 
von  der  Donau  durchströmten  Becken  und  Tiefländer  und  erstreckt 
ihren  Verbreitungsbezirk  von  der  Türkenschanze  bei  Wien  über  das 
Marchfeld  hinab  auf  die  Flugsandhügel  des  Banats  und  wahrschein- 
lich bis  an  die  Gestade  des  schwarzen  Meeres. 


Beoba-chtungen  über  die  sogenannten  Wasserporen. 

Von  Carl  L.  Langer. 

Tropfenausscheidungen  aus  lebenden  Pflanzentheilen  sind  lange 
bekannt.  Ueber  den  Ort  des  Austrittes  hat  meines  Wissens  zuerst 
Metten  ins  Mittheilungen  gemacht.  Er  weist  in  seinem  bekannten 
Werke 0  über  die  Farne  des  Leipziger  Gartens  darauf  hin,  dass  von 


')    Filices   horli   Lipsiensis   von  Dr.    Georg    Metten  ins,    Leipzig    1856, 
pag.  9—10. 


80 

den  jungen  Wedeln  vieler  Farne  (Polypodium-,  Nephrolepis-  Aspi'- 
dium-  und  anderen  Arten)  m  den  Morgenstunden  Tropfen  einer  neu- 
tral reagirenden  Flüssigkeit  ausgeschieden  werden,  die  im  Laufe  des 
Tages  verdunsten.  Bei  der  späteren  Entwicklung  des  Blattes  hört 
diese  Ausscheidung  auf,  und  es  treten  dann  an  diesen  Stellen  (an 
den  Nervenenden)  Kalkschuppen  kenntlich  hervor.  Er  beschreibt  in 
seiner  Abhandlung  die  Nervenenden  und  die  damit  zusammenhän- 
genden Organe,  welche  obige  Secretion  bewirken,  und  betont  die 
Analogie  der  Secretion  zwischen  seinen  Farnen  und  den  von  Unger 
untersuchten  Saxifragen.  Bei  diesen  finden  sich  jedoch  ausser  ähn- 
lichen Grübchen,  die  Mettenius  für  die  genannten  Farne  nachweist, 
in  der  darüberliegenden  Epidermis  noch  eine  oder  mehrere  unge- 
wöhnlich grosse  Spaltöffnungen,  wie  sie  auch  bei  einigen  anderen 
Pflanzen,  bei  denen  Wasserausscheidung  beobachtet  wurde,  sich  vor- 
finden. 

So  fand  Borodin'^)  an  der  Blattspitze  von  Calütriche  verna 
eine  grosse,  bei  C.  autumnaüs  4 — 6  stets  oifenstehende  Spaltöff- 
nungen, welche  über  einem  kleinzelligen,  chlorophyllosen  Parenchym 
liegen,  in  dem  die  Nervenenden  sich  ausbreiten.  Die  Zellen  dieses 
Parenchyms  führen  wasserklaren  Inhalt. 

Aehnliche  Verhältnisse  fand  Borodin  bei  Hippuris  vulgaris. 

Die  Ansichten  über  die  Function  dieser  Stomata  sind  sehr  ver- 
schieden. Während  sie  Borodin  für  Secretionsorgane  erachtet,  schreibt 
ihnen  Askenasy  gar  keine  pliysiologische  Thätigkeit  zu. 

Eine  sehr  häufige  Erscheinung  ist  die  Wasserausscheidung  bei 
den  Aroideen,  an  deren  Blattspitze  Sperk^),  sowie  Duchatre*)  spe- 
cieli  bei  Colocasia  antiqtionim,  besonders  entwickelte  Stomata  fand, 
„aus  denen  das  ausgeschiedene  Wasser  bei  günstigen  Bedingungen 
au'^strömte."  Bosanoff^)  bringt  die  Wasserausscheidung  mit  den 
genannten  Spaltöffnungen  in  Verbindung,  gibt  jedoch  auch  zu,  dass 
es  Aroideen  gebe,  bei  welchen  dieser  Function  keine  besonders  ent- 
Avickelten  Spaltöffnungen  vorstehen,  eine  Ansicht,  welche  auch  durch 
meine  Beobachtungen,  wenn  auch  nicht  über  Aroideen,  so  doch  über 
andere  Pflanzen,  i)estätigt  wird.  Den  heteromorph  entwickelten  Sto- 
maten,  welche  Dr.  E.  Askenasy^)  an  den  Spitzen  junger  Blätter 
voii  Ranunculus  aquatilis  und  dwaricatus  gefunden  hat,  schreibt  er 
gar  keine  bestimmte,  physiologische  Thätigkeit  zu. 

Aus  allem  dem  geht  hervor,  dass  die  Meinungen  über  die 
Function  besonders  entwickelter  Spaltöffnungen  und  über  ihr  Ver- 
hältniss  zur  Wasserausscheidung  noch  sehr  differiren,  nichtsdesto- 
wenig.er  gibt  es  sehr  viele  Pflanzen,  —  De  Bary^)  führt  deren  eine 


■')  Bot.  Ztg.  1869,  p.  883. 

')  Bot.  Ztg.  1869,  p.  881  und  882. 

*)  Duchatre,  Ann.  sc.  nat.  Ser.  4,  t.  XIT,  p.  264. 

*)  Bot.  Ztg.  1869.  p.  883. 

')  Bot.  Ztg.  1870,  p.  235. 

'')  Hofmeister's  Handb.  d.  physiolog.  Botanik  p.  54  ff. 


81 

grosse  Reihe  aus  den  verschiedensten  Familien  an  —  welche  beson- 
ders entwickelte  Spaltöffnungen  aufweisen,  die  er,  der  Thatsache 
entsprechend,  dass  sie  unter  normalen  Bedingungen  als  Austrilts- 
stellen  für  abgeschiedene  Wassertropfen  dienen,  Wasserspalten  oder 
Wasserporen  nennt,  im  Gegensatze  zu  jenen  Stomaten,  die  mit  der 
erwähnten  Function  nichts  zu  thun  haben,  welche  er  als  Luftspalten 
bezeichnet. 

Andere  Bolanrker  haben  wohl  auch  andere  Namen  für  jene 
Stomata  gewählt;  so  nennt  sie  Braun  Mikrostomata,  Odenhall 
Neuröstomata  und  Prantl  Heterostomata  *). 

Meine  Beobachtungen,  die  ich,  durch  Herrn  Prof.  Wiesner 
dazu  angeregt,  über  so  besonders  entwickelte  Stomata  und  ihre 
Functionen  angestellt  habe,  werden  wenigstens  einigermassen  er- 
geben, inwieweit  diese  Bezeichnungen  ihre  Richtigkeit  haben,  und  in 
welchem  Zusammenhange  überhaupt  die  Spalt(>ffnungen  zur  Wasser- 
ausscheidung stehen.  Ich  habe  dazu  vorzugsweise  solche  Pflanzen 
gewählt,  bei  welchen  nach  den  Angaben  De  Bary's  sogen.  Wasser- 
poren —  ich  werde  mich  in  der  Folge  dieses  Ausdruckes  immer 
bedienen,  wenn  ich  von  Spaltöffnungen  spreche,  die  entweder  ab- 
normal entwickelt  sind,  oder  bei  denen  ich  die  Wasserausscheidung 
beobachtete  —  vorhanden  sein  sollen. 

De  Bary  unterscheidet  die  Wasserporen  als  solche  mit  langer 
und  kurzer  Spalte,  wobei  er  offenbar  nur  an  die  relative  Länge  der 
Wasser-  und  Luftspalten  einer  und  derselben  Pflanze  gedacht  haben 
kann;  jedoch  auch  da  finden  sich,  wie  ich  fast  allgemein  gefunden 
habe,  Uebergänge  von  der  einen  zur  anderen  Form,  so  dass  sich  oft 
eine  bestimmte  Grenze  nicht  gut  angeben  lässt,  ja  dass  man,  wenn 
man  die  Grösse  der  Spalten  als  unterscheidendes  Merkmal  annehmen 
wollte,  bei  der  Beurtheilung  oft  in  Verlegenheit  kommen  kann,  als 
was  man  diese  oder  jene  Spaltöffnung  auffassen  soll.  Häufig  besitzen 
dieselben  eine  beträchtliche  Grösse  und  haben,  wie  De  Bary  auch 
bemerkt,  stets  offene  und  helle  Spalten,  zwei  Eigenschaften,  die  man 
als  die  verlässlichsten  Kriterien  für  das  Erkennen  der  Wasserporen 
ansehen  kann;  denn  ihre  Spalten  bleiben  auch  dann  offen,  wenn  sic!i 
die  übrigen  (Luft-)  Spalten  unter  Einwirkung  der  Dunkelheit  oder 
anderer  Ursachen  geschlossen  haben;  überdiess  sind  die  Atliemhohlen 
derselben  mit  Wasser  gefüllt,  wodurch  eben  ihre  Spalten  hell,  die 
geöffneten  Lufl spalten  dagegen  in  Folge  der  in  ihren  Athemhöhlen 
enthaltenen  Luft  unter  dem  Mikroskope  bei  auffallendem  Lichte  dunkel 
erscheinen. 

Gestalt  und  Grösse  lassen  die  Wasserporen  nicht  immer  als 
solche  erkennen,  zumal  dann  nicht,  wenn  sich  überhaupt  kein  be- 
sonderer Unterschied  in  dieser  Hinsicht  zwischen  beiderlei  Stomaten 
bemerkbar  macht. 

Ueber    die    Anordnung  derselben    (Wasserporen)    kann  ich  nur 

')  Dr.  Ad.  Weiss:  Allg.  Botanik,  p.  398. 


82 

dasselbe  sagen,  was  De  Bary^)  erwähnt;  sie  sind  nämlich  einzeln 
oder  zu  Gruppen  vereint,  meist  auf  der  Oberseite  der  Blätter  anzu- 
treffen, wiewohl  es  auch  niclit  an  Pflanzen  fehlt,  welche  Wasserporen 
auch  an  der  Unterseite  oder  nur  auf  dieser  aufweisen.  Dass  sie  je- 
doch, wie  De  Bary  bemerkt,  immer  an  Gefässbündelenden  liegen, 
konnte  ich  nicht  bei  allen  von  mir  untersuchten  Pflanzen  wahr- 
nehmen, sie  müssten  denn  nur  am  Rande  des  Blattes  vorkommen; 
dagegen  spricht  aber  der  Umstand,  dass  viele  Pflanzen  im  Innern  der 
Blatlfläche,  ja  selbst  am  Blattstiele,  Wasser  ausscheiden. 

Nachdem  ich  diess  vorausgeschickt  hahe,  gehe  ich  zur  Bespre- 
chung meiner  Beobachtungen  über.  Dabei  möge  vorerst  solcher  Pflan- 
zen Erwähnung  geschehen,  deren  Wasserspalten  (nach  De  Bary) 
kurze  Spalten  besitzen. 

Ein  sehr  prägnantes  Beispiel  hiefür  finden  wir,  falls  die  hier 
abnorm  entwickelten  Stoniata  überhaupt  als  Wasserspalten  anzusehen 
sind,  bei  Crassula  lactea  Ait.  Schon  mit  freiem  Auge  sieht  man  auf 
der  Ober-  und  Unterseite  längs  des  Blattrandes  etwa  2  Millim.  von 
einander  entfernt,  kleine  Grübchen,  wie  sie  P.  Magnus  schon  an 
dieser  und  an  anderen  Crassula-hxXen^^)  entdeckt  hat.  Dieselben 
erweisen  sich,  unter  dem  Mikroskope  betrachtet,  als  Inseln  von  Spalt- 
öffnungen, die  einer  kleinzelligen  Oberhaut  angehören,  welche  wieder 
über  einem  kleinzelligen,  chlorophyllfreien  Parenchym  liegt.  Dieses 
zieht  sich  durch  die  ganze  Dicke  des  Blattes  und  zeigt  in  den  ein- 
zelnen Zellen,  welche  überdiess  eine  wässerige  Fliissigkeit  zu  ent- 
halten scheinen,  kleine,  krystallähnliche  Körperchen,  aber  keine  Inler- 
cellularräume.  Die  auf  einer  solclien  Insel  befindlichen  SpallöfTnungen, 
25  bis  30  an  Zaiil,  haben  ungefähr  dieselbe  Länge  wie  die  normalen 
(Luftspalten),  ;ind  jedoch  breiter  tds  diese,  daher  ihr  Umriss  mehr 
rundlich,  der  der  anderen  Stomata  aber  elliptisch  erscheint.  Die  Spalte 
der  anormalen  SpaltöfTnungen  ist  fast  kreisrund,  die  der  Luflspalten 
länglich.  Die  Schliesszellen  dieser  enthalten  Chlorophyll,  die  jener 
nicht.  Diese  lassen  im  Querschnitte  grosse,  jene  kleine  Athemhöhlen 
erkennen. 

Bemerkt  sei  noch,  dass  auf  der  Oberseite  des  Blattes  die  nor- 
malen Stomata  in  geringer,  auf  der  Unterseite  dagegen  in  sehr  grosser 
Zahl  auftreten. 

Wassertropfen  ausscheiden  zu  sehen,  war  mir  bei  Crassula 
lactea  niemals  möglich,  obwohl  ich  sie  in  feuchten  Raum  gestellt 
hatte;  ich  weiss  sonach  nicht,  inwieweit  diese  erwähnten  eigenthüm- 
lich  gebauten  Stomata  den  Namen  Wasserspalten  verdienen.  So  viel 
scheint  indess  sicher,  dass  sie,  gerade  so  wie  es  Bor  od  in  bei  den 
Ca//e7ncÄe-Arten**),  Askenasy  bei  Hanunculus  aquatilis  und  diva- 
ricalus^^)    gefunden    hat,    auch    nur    eine    vorübergehende    Function 


Hofmeister's  Handb.  d.  physiolos;.  Botanik,  p.  54  fF. 
)  Bot.  Ztg.  1871,  p.  478. 
)  Bot.  Ztg.  1869,  p.  883. 
I  Bot.  Ztg.  1870,  p.  235. 


83 

haben,  da  sie  vorzugsweise  an  jüngeren  Blättern  deutlich  zu  sehen 
sind,  die  älteren  Blatter  dagegen  am  Rande  einschrumpfen  und  ab- 
sterben. 

Ganz  ähnlich  sind  die  fast  über  das  ganze  Blatt  zerstreuten 
Grübchen  von  Crassula  tetragona  gebaut;  nur  beschränkt  sich  lüer 
die  Zahl  der  Stomata  über  dem  kleinzelligen,  chlorophylllosen  Paren- 
chym,  so  viel  meine  Beobachtungen  ergeben,  auf  3 — 5,  während 
P.  Magnus *^J  deren  5 — 8  anführt.  Im  Uebrigen  stimmen  meine 
Beobachtungen  mit  denen  P.  Magnus'  vollkommen  überein.  Diese 
Pllanze  stand  einen  ganzen  Tag  im  feuchten  Baume,  ohne  dass  auch 
nur  der  kleinste  Wassertropfen  auf  ihren  Blättern  bemerkbar  gewesen 
wäre.  Dagegen  fand  ich,  nachdem  ich  die  Pflanze  aus  dem  feuchten 
Räume  hervorgenommen  hatte,  die  normalen  Spaltöffnungen  weiter 
geöffnet  als  die  über  dem  oberwähnten  Parenchym  befindlichen. 

Bei  Crassula  coccinea  machen  sich  ebenfalls  längs  des  oberen 
Blattrandes  kleine,  mit  freiem  Auge  sichtbare  Grübchen  bemerkbar, 
welche  vom  kleinzelligen  Parenchym  herrührend,  mit  einer  Epidermis 
bedeckt  sind,  in  der  nur  je  eine  grössere  Spalt()fFnung  liegt.  Dieselbe 
ist  breiter  als  lang,  während  bei  den  normalen  Stomalen  das  umge- 
kekrte  Verhältniss  stattfindet.  Ein  Nervenende  geht  immer  zum  Pa- 
renchym. Normale  Spaltöffnungen  sind  auf  beiden  Blattseilen  zer- 
streut. Von  Wasserausscheidung  war  jedoch  auch  hier  trotz  des 
oben  angewandten  Mittels  keine  Spur. 

Wie  aus  dem  Bisherigen  zu  ersehen  ist,  obwaltet  bei  den  ge- 
nannten Crassw/a-Arten  zwischen  den  normalen  und  anormalen  Sto- 
maten  in  Bezug  auf  ihre  Entwicklung  ein  bedeutender  Unterschied, 
der  darauf  beruht,  dass  die  ersleren  meist  von  drei  Nebenzellen  um- 
geben sind,  die  bei  den  letzteren  fehlen.  Anders  ist  es  bei  Crassula 
spathulata;  hier  scheinen  sich  beiderlei  Stomata  auf  dieselbe  Weise 
zu  entwickeln.  Zu  dieser  Meinung  gelangte  ich  auf  folgende  Weise: 
Nachdem  ich  mich  überzeugt  hatte,  dass  die  Pflanze  in  feuchten 
Raum  gestellt,  zwischen  je  zwei  Kerben  des  Blattrandes  deutliche 
Wassertropfen  ausschied,  und  die  hier  vorhandenen  Stomata  sonach 
wirkliche  Wasserporen  seien,  löste  ich  von  einer  der  bezeichneten 
Stellen  die  Oberhaut  ab,  fand  jedoch  noch  keine  entwickelten,  wohl 
aber  mehrere  im  analogen  Stadium  der  Entwicklung  befindliche  S[!al!- 
öffnungen.  ich  wurde  in  meiner  Meinung  noch  mehr  bestärkt,  als 
ich  die  Wasserporen,  die  sich  hier  wieder  durch  kurze,  rundliche 
Spalten  auszeichnen,  gleich  den  Luftspalten  von  mehreren  Neben- 
zellen umgeben  fand.  Die  Entwicklung  geht  in  derselben  Weise  vor 
sich,  wie  sie  Dr.  E.  Strasburger**)  für  alle  Crassulaceen  darge- 
than  hat.  Die  Theilung  einer  Epidermiszelle  geschieht  analog  den 
Scheitelzellen  nach  den  drei  Richtungen  des  Raumes.  „Die  Scheide- 
wände   folgen    ohne   Unterbrechung  aufeinander,   jede  zuletzt  ange- 


")  Bot.  Ztg.  1871,  p.  478. 

**)  Pringheim's  Jahrbücher  f.  wissenarhaftl.  Bot.    V.  Band:    Ein  Beitrag 
zur  Entwicklungsgeschichte  der  Spaltöffnungen,  von  Dr.  Strasburg  er. 


84 

legte  wird  von  der  nächstfolgenden  unter  einem  spitzen  Winkel 
getroffen,  und  durch  jeden  Theilungsschrilt  wird  je  eine  Dauer-  und 
eine  theilungsfahige  Zelle  erzeugt.  Nach  einer  Anzahl  von  Theilungen, 
durch  welche  Mutterzellen  immer  höherer  Ordnung  angelegt  werden, 
hört  auch  die  mittlere  Zelle  plötzlich  auf,  sich  weiter  zu  theilen  und 
wird  zur  Specialmutterzelle," 

Ein  Unterschied  zwischen  den  Luft-  und  Wasserporen  bei  Cras- 
sula  spathulata  besteht  darin,  dass  die  Spalten  der  ersteren  in  die 
Länge  gezogen,  die  der  letzteren  aber  kurz  sind.  Dagegen  enthalten 
auch  die  Schliesszellen  der  letzteren  Chlorophyll,  ein  Umstand,  der 
sowie  die  Entwicklung,  vielleicht  darauf  hinweist,  dass  gewöhnliche 
Spaltöffnungen  sich  unter  gewissen  Umständen  in  Wasserspalten  um- 
wandeln können,  wenn  ihre  Schliesszellen  ihre  Bewegungsfähigkeit 
einbüssen.  Doch  scheint  auch  die  Beweglichkeit  der  Porenzellen  bei 
den  Luflspalten  keine  grosse  zu  sein,  denn  ich  fand,  nachdem  ich 
die  Pflanze  durch  5  Stunden  in  geschlossenen,  feuchten  Raum  und 
in's  Dunkle  gestellt  hatte,  alle  Stomata,  Luft-  wie  Wasserspalten,  sehr 
deutlich  geöffnet. 

Ein  interessanter  und  leicht  zu  beobachtender  Fall  für  Wasser- 
ausscheidung findet  sich  bei  Pachyphytum  bracteosum  und  Sedum 
spectabile.  Wenn  man  die  dicken,  fleischigen  Blätter  dieser  Crassula- 
ceen  zwischen  zwei  Fingern  drückt,  so  erscheinen  zahlreiche  kleine 
Tropfen  auf  der  Oberhaut,  die  durch  die  Spaltöffnungen  hervortreten. 
Diese  Erscheinung,  die  an  abgestorbenen,  bei  stärkerem  Drucke  aber 
(wie  mir  Herr  Prof.  Wiesner  miltheilte)  auch  an  ganz  gesunden 
Blättern  zu  beobachten  ist,  findet  darin  ihre  Erklärung,  dass  durch 
das  Absterben,  beziehungsweise  durch  den  grösseren  Druck,  der  Fil- 
Irationswiderstand  der  Zellwände  des  Grundgewebes  überwunden 
wird,  das  Wasser  somit  in  die  Intercellularräume  und  Athemhöhlen 
der  Spaltöffnungen,  von  hier  aber  durch  die  Spalten  dieser  heraus- 
treten kann. 

Eine  weitere  Pflanze,  die  ich  meinen  Beobachtungen  unterzog, 
ist  Primula  si?iensis.  Auch  sie  führt  De  Bary  nebst  anderen  Primu- 
laceen  als  Pflanzen  an,  welche  Wasserporen  besitzen.  Dass  solche 
vorhanden  sind,  bestätigt  die  ausserordentlich  ausgiebige  Tropfen- 
ausscheidung, wenn  man  die  Pflanze  in  feuchten  Raum  stellt.  Die 
Tropfen  fand  ich  immer  an  den  Blattzähnen  der  Unterseite,  allwo 
ich  zwei  grössere  Stomata  bemerkte,  die  ich  für  Wasserspalten  halte. 
De  Bary  erwähnt  von  einer  Wasserpore  an  der  bezeichneten  Stelle. 
Dieselben  sind  ungefähr  von  derselben  Länge,  wie  die  Luftspalten, 
jedoch  ziemlich  breiter  und  besitzen  ausserdem  eine  kürzere  Spalte, 
wenn  auch  sonst  ihre  Porenzellen  gerade  so  wie  die  jener  Chloro- 
phyll führen.  Beide  Arten  von  Stomaten  fand  ich  indess  nicht  stark 
geöffnet.  Ein  auffallender  Unterschied  ist  daher  zwischen  beiden  nicht 
zu  finden. 

Bei  der  sehr  ausgiebigen  Wasserausscheidung  durch  Primula 
sinensis  war  es  mir  möglich,*  mich  von  der  Beschaffenheit  der  aus- 
geschiedenen Flüssigkeit   einigermassen  zu  überzeugen.    Ich  fing  mit 


\  ^  85 

dem  Objocftriiger  eine  grossere  Zahl  der  ausgeschiedenen  Tropfen 
auf  und  Hess  sie  verdunsten.  Es  ergab  sich  mir  dadurch  ein  weiss- 
licher  Niederschlag,  der  unter  dem  Mikroskope  als  aus  lauter  kleinen 
Krystalien  bestehend,  sich  zeigte.  Durch  Schwefelsäure  wurden  die- 
selben unter  Aufbrausen  aufgelöst,  und  aus  dieser  Auflösung  bildeten 
sich  wieder  durch  Verdunstung,  die  ich  durch  massiges  Erwärmen 
des  Objectträgers  zu  beschleunigen  suchte,  lange  prismatische  und 
nadeiförmige  Kryställchen,  welche  man  wohl  mit  Recht  für  Gyps  an- 
sehen kann.  Es  kann  sonach  mit  Sicherheit  angenommen  werden, 
dass  das  von  den  Blättern  der  Primula  sinensis  ausgeschiedene  Wasser 
kohlensauren  Kalk  aufgelöst  enthielt. 

Auf  diese  Weise  wird  nicht  nur  der  Ueberschuss  an  Wasser, 
sondern  auch  an  kohlensaurem  Kalke  und  wahrscheinlich  auch  an- 
deren Salzen  im  aufgelösten  Zustande  durch  die  Wasserporen  aus- 
geschieden und  beseitigt*^). 

Primula  acaulis  hat  an  den  Vorsprüngen  des  Blattrandes,  je- 
doch auf  d^  Oberseite,  je  eine  an  Grösse  und  Form  von  den  übrigen 
(Luft-)  Spalten  nur  wenig  verschiedene  Spaltöffnung  mit  deutlich  ge- 
öffneter Spalte.  Die  Athemhöhle  war  mit  Wasser  angefüllt,  was  ich 
im  auffallenden  Lichte  (bei  starker  Ocular-  und  schwacher  Objecliv- 
vergrösserung)  ziemlich  deutlich  sehen  konnte.  Die  Spalten  der  übri- 
gen Stomala  waren  alle  dunkel,  also  ihre  Athemhöhlen  mit  Luft 
erfüllt.  Ausgeschiedene  Tropfen  konnte  ich  an  dem  mir  zu  Gebote 
stehenden  Exemplare  nicht  wahrnehmen,  vielleicht  weil  ich  es  seinem 
Boden  entrissen  hatte  (es  wurde  sammt  den  Wurzeln  ausgegraben 
und  durch  einige  Tage  im  Wasser  frisch  erhalten),  so  dass  der 
Wurzeldruck  nicht  mehr  gross  genug  war,  um  das  Wasser  in  die 
Blätter  zu  pressen. 

Bei  Berheris  nulgaris  fand  ich  auf  der  Unterseite  des  Blalt- 
randes  kleinere,  deutlich  geöffnete  Stomala  mit  heller  Spalte,  welche 
den  Wasserspalten  entsprechen  würden. 

Dagegen  machen  sich  bei  Staphylea  pinnata  nebst  den  ge- 
wöhnlichen kleineren  und  ganz  wenig  geöffneten  Spaltöffnungen  auf 
der  ganzen  Blatlunterseite  zerstreut,  noch  grössere  Stomata  mit  offe- 
ner und  heller  Spalte  (Wasserspalten)  bemerkbar.  Die  Schliesszellen 
enthalten  in  beiden  Fällen  Clilorophyll.  Wasserausscheidung  konnte  ich 
auch  hier,  sowie  an  dem  Zweige  von  Berheris  vulgaris  nicht  wahr- 
nehmen, da  ich  eine  ihrem  Boden  entrissene  junge  Ptlanze  untersuchte. 
Ich  hätte  sie  allerdings  dem  Drucke  einer  entsprechend  hohen  Queck- 
silbersäule aussetzen  können,  wie  ich  es  bei  später  zu  erwähnenden 
Pflanzen  gethan  habe,  doch  fehlte  es  mir  damals  noch  an  den  noth- 
wendigen  Vorrichtungen. 

Eine  Pflanze,  deren  De  Bary  Erwähnung  thut,  und  die  nach 
ihm  auch  Wasserporen  aulweist,  ist  Brassica  oleracea.  Ich  unter- 
zog die  Blätter  der  Varietät  Brassica  oleracea  s.  gongylodes   meiner 


'^)  Vergl.  „Die  Kalkdrüsen  der  Saxifragen"  von  M.  Waldner  (Mitth.  des 
naturwiss.  Vereins  für  Steiermark). 


86 

Untersuchung,  welche  zweierlei  Stonuita,  wenigstens  stark  geöffnete 
und  fast  ganz  geschlossene,  ergab.  Die  ersleren  beschränken  sich 
vorzugsweise  auf  die  Blattspitze  und  die  seitlichen  Lappen,  wenn  sich 
auch  auf  den  iUirigen  Blalttheilen  hie  und  da  stark  geöffnete  Stomata 
vorfinden.  Ein  anderer  Unterschied,  als  der  des  stärkeren  oder  schwä- 
cheren Geöffnetseins  ist  zwischen  diesen  und  den  übrigen  Spaltöff- 
nungen nicht  ersichtlich.  Beiderlei  Spaltöffnungen  entwickeln  sich  auf 
gleiche  Weise,  da  jede  von  drei  Nebenzellen  umgeben  ist,  die  aus 
einer  Epidermiszelle  hervorgegangen  sind. 

Durch  sehr  genau  locirte  Wasserporen  zeichnet  sich  die  von 
De  Bary  erwähnte  Riibia  tinctorum  aus.  Da  finden  sich  auf  der 
Unterseite  des  Blattes  einerlei  Stomata  mit  langen,  mehr  oder  we- 
niger geöffneten  Spalten  vor.  Sie  sind  länglich  elliptisch  und  mit  je 
zwei  Nebenzellen  versehen.  Auf  der  Blattoberseite  gibt  es,  wie  De 
Bary  anfuhrt,  in  der  That  sonst  keine  Spaltöffnungen  als  an  der 
Spitze.  Diese  (Spaltöffnungen)  besitzen  die  Grösse  der  Luftspalten, 
dagegen  kürzere  und  breitere  Spalten;  zwei  seitliche  Nebenzellen 
sind  ebenfalls  vorhanden. 

Experimente  über  Wasserausscheidung  habe  ich  bei  Rubia 
tinctorum  zwar  nicht  gemacht,  dagegen  um  so  genauere  bei  den 
nachgenannten  Pflanzen. 

Wie  oben  erwähnt,  haben  nach  den  Beobachtungen  von  Aske- 
nasy  zwei  Ratmnculus- Arien,  nach  De  Bary  die  Gattung  Aconitum 
und  Helleborus  heteromorph  entwickelte  Stomata.  Meine  Untersuchun- 
gen erstreckten  sich  auf  die  Blätter  von  Delphinium  elatum,  Helle- 
borus niger  (?),  Paeonia  officinaUs  und  Anemone  Hepatica;  bei  allen 
ergaben  sie  deutliche  Wasserausscheidung. 

Es  wurden  die  Blätter  dieser  Pflanzen,  Anemone  Hepatica  aus- 
genommen, jedesmal  in  dem  kürzeren  Schenkel  einer  u-förmig  ge- 
bogenen Glasröhre,  welche  zuvor  bis  an  das  obere  Ende  dieses 
Schenkels  mit  Wasser  gefüllt  wurde,  mittelst  eines  gut  schliessen- 
den,  den  Blattstiel  in  seiner  Bolirung  haltenden  Korkes  befesligt,  so- 
dann in  den  längeren  Schenkel  Ouecksilber  gegossen;  die  Oueck- 
silbersäule  halte  eine  Höhe  von  14  Cm.  Die  so  ausgestattete  Röhre 
wurde  in  ein  zur  Genüge  mit  Wasser  gefülltes  Gefäss  gehängt  und 
über  den  kürzeren  Schenkel  eine  Glasglocke  angebracht,  die  mit  dem 
unteren  Rande  unter  Wasser  stand.  Auf  diese  Weise  waren  die 
Blätter  dem  nach  aufwärts  wirkenden  Drucke  der  Quecksilbersäule 
im  feuchten  Räume  exponirt.  Des  anderen  Tages  waren  immer  deut- 
liche Wasserlropfen  an  den  Blattspitzen  und  den  Enden  der  seitlichen 
Abschnitte  sichtbar. 

Die  betreffenden  Stellen  wurden  dann  jedesmal  mit  Tusch  be- 
zeichnet, um  sie  in  Bezug  auf  die  vorhandenen  Spaltöffnungen  mikro- 
skopisch untersuchen  zu  können. 

Bei  Delphinium  elalum  fand  ich  nun  auf  der  Unterseite  der 
Blattzipfel  deutliche  Tropfen,  während  De  Bary  die  Oberseite  für  das 
Vorhandensein  der  Wasserporen  bezeichnet.  Die  mikroskopische  Unter- 
suchung zeigte  auch,  dass  es  auf  der  Oberseite  gar  keine,  hingegen 


87 

auf  der  Unterseite  sowohl  gcsclilossene  als  offene  Slomata  gehe.  Die 
letzteren  müssen  unstreitig  Wasserporen  sein.  Sie  unterscheiden 
sich  jedoch,  wenn  man  von  der  geöffneten  Spalte  absieht,  in  keiner 
Weise  von  den  übrigen  (Luft-)  Spaltöffnungen.  Solcher  weit  geöffneter 
(Wasserspalten)  zeigten  sich  mir  in  der  Nahe  einer  Blatt  spitze  gegen 
30.  Doch  ist  die  Zahl  derselben  nicht  so  genau  begrenzt. 

Weniger  zahlreich  sind  sie  bei  Helleborus  niger  (?);  hier  fan- 
den sich  an  der  untersuchten  Blattspitze  (ebenfalls  nur  an  der  Blatl- 
unterseite)  etwa  8--10  vor.  Ein  Unterschied  lasst  sich  auch  da 
zwischen  beiden  Arten  von  Stomaten  nicht  erkennen.  Ein  Quersciinitt, 
durch  zwei  Spaltöffnungen,  die  eine  weit  offene  (Wasserspalte),  die 
andere  ,fast  ganz  geschlossene  (Luftspalte),  geführt,  zeigte  in  der 
Grösse  der  beiderseitigen  Athemhöhlen  ebenfalls  keine  Differenz. 

Betrachten  wir  ein  Blatt  von  Paeonia  officinalis,  die  von  De 
Bary  nicht  genannt  wird,  so  finden  wir,  nachdem  es  durch  36  Stun- 
den dem  Ouecksilberdrucke  und  dem  feuchten  Räume  ausgesetzt  war, 
theils  an  den  Spitzen  der  Blattzipfel,  theils  an  anderen  Stellen,  jedes- 
mal aber  auf  der  Unterseife,  zahlreiche  Wassertropfen.  Die  mikrosko- 
pische Untersuchung  Hess  mich  auf  der  genannten  Blattseite  zweierlei 
Slomata  unterscheiden,  solche  mit  kurzer  und  dunkler,  sowie  solche 
mit  langer,  offener  und  heller  Spalte.  Die  letzteren,  mehr  gruppen- 
weise angeordnet,  waren  überdiess  stets  etwas  grösser  und  müssen 
als  Wasserspalten,  die  ersteren  als  Luftspalten  aufgefasst  werden. 
Die  Blattoberseite  ist  spaltöffungsfrei. 

(Scliluss  folgt.) 

Ueber  patliogene  Emergenzen  auf 
A  tn  p  e  lop  sis   he  der  a  ce  n. 

Von  A.  Tomaschek. 

Im  Verlaufe  des  verflossenen  Sommers  bemerkte  ich  an  jungen 
Sprossen  von  Ampelopsis  hederacea  perlen-  oder  tropfenartige  Exan- 
theme, die  ich  anfänglich  für  Pilze  oder  Insecteneier  zu  halten  ge- 
neigt war.  Von  Gärtnern,  denen  diese  Gebilde  wohl  bekannt  sind, 
werden  dieselben  sonderbarer  Weise  für  wachsende  Insecteneier 
gehalten  ,  deren  auskriechende  Larven  oder  Raupen  auf  die  Rebe 
übergehen*)- 


')  Bei  einigen  Tenthredo- Arier)  soll  das  Ei  nach  5—7  Tagen,  d.  h.  ehe 
die  Made  auskriecht,  noch  einmal  so  gross  werden.  Auch  sollen  die  Eier  ver- 
trocknen, wenn  die  Blätter  an  denon  sie  hangen  abgerissen  werden  (Oken's 
Allg.  Naturg.  Bd.  V.  2.  Abth.  p.  880).  Die  Weibchen  der  Tenthredinen  legen 
die  Eier  in  die  Haut  der  Blätter,  der  Stich  veranlasst  einen  Zufluss  von  Pflan- 
zensäften, durch  deren  Inbition  (?!)  das  Ei  an  Grösse  zunimmt  (Dr.  Claus' 
Zoolog.  3.  Aufl.  p.  121). 


88 

Ich  sah  keinerlei  Larven  aus  den  bezeichneten  Gebilden  her- 
vorg^ehen;  sie  verschrumpt'ten  und  vertrockneten  vielmehr  im  Herbste 
insgesammt. 

Am  häufigsten  zeigten  sie  sich  an  der  Oberfläche  junger  Zweige, 
an  den  Ranken,  an  den  Blattstielen,  an  der  Rückseite  der  Blattner- 
ven, insbesondere  aber  an  der  Aussenseite  der  Nebenblätter,  auch  wenn 
dieselben  noch  nach  Art  der  Deckschuppen  die  noch  jugendlichen 
Blätter  decken. 

Anfänglich  von  beinahe  mikroskopischer  Kleinheit,  wachsen  sie 
allmälig  bis  zur  Grösse  eines  Mohn-  oder  Hirsekörnchens  heran, 
werden  endlich  trübe,  runzelig,  zuletzt  braun,  vertrocknen  und  fallen 
meistens  ab.  In  grössier  Zahl  und  überraschender  Ueppigkeit  ent- 
wickelten sich  diese  Gebilde  an  solchen  Zweigen ,  welche  durch 
Lücken  in  eine  halbdunkle  Bodenkammer  eingedrungen  waren.  Solche 
lang  gestreckte  etiolirte  Zweige ,  bei  denen  überdiess  nur  unvoll- 
ständige Blattbildung  stattfand  ,  waren  über  und  über  von  solchen 
Gebilden,  wie  mit  Thautropfen  übersäet.  An  der  Sonnenseite  waren 
nur  selten  vereinzelte  kleinere  Emergenzen  zu  treffen,  etwas  häufi- 
ger zeigten  sie  sich  an  versteckten  Zweigen  an  der  Nordseite. 

Dieser  Umstand  weist  darauf  hin ,  dass  man  es  mit  einer  Er- 
scheinung zu  Ihun  habe ,  welche  hauptsächlich  durch  Lichlmangel 
hervorgerufen  wird.  Weder  ein  Insectenstich,  noch  sonstige  Ver- 
letzung der  zarten  Zweige,  noch  das  Wuchern  eines  Pilzes  veranlasst 
die  Entstehung  derselben. 

Diese  beinahe  wasserhellen,  meist  vollkommen  kugeligen  Gallen 
hängen ,  insbesondere  wenn  sie  eine  ansehnliche  Grösse  erreicht 
haben,  nur  sehr  lose  an  den  Zweigen  ,  so  dass  sie  beim  Schütteln 
der  Zweige  leicht  abfallen. 

Der  Anfang  iln^er  Entwicklung  ist  an  den  jüngsten  noch  in 
der  Endknospe  befindlichen  Theilen  der  Achse  zu  suchen.  Nachträg- 
lich kommt  an  älteren  Stellen  des  Zweiges  nirgends  mehr  Neubildung 
jener  Emergenzen  zum  Vorschein.  Die  grössten  Emergenzen  findet 
man  daher  an  den  tieferen  Stellen  der  saftreichen  Triebe. 

Schon  der  Umstand,  dass  die  betreffenden  Gebilde ,  wenn  sie 
sich  an  rothen  Blattstielen  befinden,  ebenfalls  rosenrothe  Färbung  an- 
nehmen, weist  darauf  hin  ,  dass  sich  bei  der  Bildung  derselben  die 
Epidermis  betheiligt,  deren  Zellen  den  rothen  Farbstoff  beherbergen. 
In  der  That  erwies  die  mikroskopische  Untersuchung  nach,  dass  die 
Oberhaut  der  Pflanze  auch  jene  Gebilde  umkleidet. 

Ein  interessanter  Umstand  ist  der ,  dass  diese  merkwürdigen 
Hervorragungen  nur  an  jenen  Stellen  hervorbrechen,  wo  sich  eine 
Spaltöffnung  gebildet  hat,  so  dass  sich  mit  Hilfe  des  Mikroskopes  an 
jeder  Galle,  insbesondere  an  dem  höclisten  Punkte  derselben  eine 
kaum  wesentlich  veränderte  Spaltöffnung  nachweisen  lässt. 

Die  Bildung  der  genannten  Exantheme  findet  der  Art  statt, 
dass  die  zunächst  der  Spaltöffnung  unterhalb  der  Epidermis  gelege- 
nen Parenchymzellen  sich  ausdehnen ,  hiedurch  die  Athemhöhle  er- 
füllen ,    sich    später  vermehren   und  eine  Zellcnwucherung    erzeugen, 


89 

welche  die  Epidermis  sammt  der  Schliesszelle  emporheben  und  später 
den  Inhalt  fFUllzellen)  der  die  Oberfläche  überragenden  Emergenz 
ausmachen.  Gleichzeitig  mit  dem  Emporheben  findet  Einschnürung 
am  Grunde  statt. 

Die  im  Inneren  der  Galle  eingeschlossenen  Zellen  enthalten 
nebst  viel  flüssigem  Inhalt  noch  lebendes  Protoplasma  und  Zellen- 
kerne. 

Wie  ersichtlich  hat  dieser  Vorgang  grosse  Aehnlichkeit  mit 
der  Entstehung  von  Lenticellen  und  in  der  That  fand  ich  auch  im 
Spatherbste  und  im  Winter  an  jenen  Stellen,  wo  früher  die  bezeich- 
ten Emergenzen  sassen,  Lenticellen  mit  Korkbildung, 

Es  hat  den  Anschein,  dass  durch  Emergenzen  ein  Verschluss 
der  Athemhöhle  erreicht  wird,  wodurch  zunächst  der  SauerstofFzutritt 
gemässigt,  die  Bildung  organischer  Sauren  vermindert  wird.  Insofern 
nun  das  Verbleichen  grüner  Pflanzentheile  im  Dunkeln  auf  Zerstö- 
rung des  Chlorophylls  durch  organische  Sauren  beruht  (Wiesner), 
läge  in  dieser  Einrichtung  eine  Abwehr  der  im  Dunkeln  zu  rasch 
fortschreitenden  Zersetzung  des  Chlorophylls. 

Brunn,  8.  Februar  1879. 


Eptlobin   n  o  V  ii. 

Auetore  0.  Haussknecht. 

(Fortsetzung.) 

E.  pseudo-scaposum  Hausskn.  Rhizomate  tenui  repente.  Caule 
tenui  simplici  purpurascente,  e  basi  arcuato  stricte  erecto,  digital), 
basi  dense  foliis  emorluis  obsito,  ad  basin  slolones  unciales  foliosos 
arcuatos  edente,  glabro,  lineis  oppositis  elevalis  pubescenlibus  mani- 
feste notato,  uni-  rarius  bifloro.  Kataphyllis  subrotundis,  basi  sub- 
cordatis,  in  petiolum  brevissime  angustatis,  apice  obtusis,  denticulis 
grossiusculis  angulatis  perpaucis  munitis.  Foliis  mediis  subsessilibus 
ovatis,  obtusiusculis,  denticulis  angulatis  paucis  notatis,  glabris,  rigi- 
diSj  vix  venosis.  Capsulis  erectis  glabris,  4  im.  longis;  pedicello  valde 
elongato  glabro,  purpurascente,  stricte  erecto,  in  summo  caule  affixo, 
4  cm.  longo.  Seminibus  apice  subattenuatis,  breviter  annulatis,  testa 
glaberrimis. 

Hab.  in  Unalaschka,  leg.  Mertens  (Herb.  Petrop.).  Affine  E. 
anagallidif.  Lam. 

E.  lactiflorum  Hausskn.  Rhizomate  breviter  repente,  stolones 
epigaeos,  ab  initio  rosulatos,  tum  subelongalos  gerente,  kataphyllis 
re'iiote  disposilis,  ovalibus,  in  petiolum  longe  angustatis.  Caule  tenui 
simplici,  pallide  viridi,  lineis  parum  elevatis  pilosis  notato,  caeterum 
glabro,  florendi  tempore  nutante.  Foliis  pallide  viridibus  sublucidis 
glabris,    in  petiolum  angustatis,    obtusis,   inferioribus  obovatis,   mediis 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  3.  Heft.  1879.  8 


90 

oblongo-lanceolalis,  integerrlmis,  superioribus  vix  calloso-denliculatis. 
Fioribus  parvis,  virglneis  nutanlibiis,  petalis  lacteis  calyce  sublongio- 
ribus.  Calycis  laciniis  lanceolatis  acutis,  glabris.  Stigmate  clavato. 
Capsulis  junioribus  sparse  glanduloso-pilosis,  olivaceis,  adultis  gla- 
bris, pedicellis  folio  fulcrante  subaequilongis.  Seminibus  fusco-griseis 
e  basi  loiige  atlenuata  elongato-rusiformibus,  apice  in  annulum  mani- 
festum constrictis,  tesla  glabra  lacunosa  impressa.  Var,  latifoUa  et 
brevifolia. 

Hab.  in  maxima  parte  Scandinaviae,  in  Lapponia,  Islandia,  Kam- 
tschatka, Sitka,  Unalaschka,  Grönlandia,  Labradoria  usque  ad  terram 
Hudsonicam. 

Species  neglecta  et  cum  E.  anagallidifolio,  E.  Hornemanni  et 
E.  origani folio  confusa, 

E.  Madeirense  Hausskn.  Pallide  virens,  caule  pumilo,  folioso, 
inferne  glabrescente,  superne  adpresse  piloso,  lineis  2  crispule  pube- 
scenlibus  notato.  Foliis  ovalo-oblongis,  sessilibus  glabrescenlibus,  vix 
denticulatis,  sublus  pallidiüril)us  venosis,  oblusis.  Calycis  laciniis  lan- 
ceolalis,  acutis,  adpresse  pilosis.  Stigmate  longe  clavato,  brevissime 
41obulato.  Fioribus  parvis,  pallide  violaceis.  Capsulis  parvis  subar- 
cuatis,  sparse  adpresseque  pilosis,  pedicellis  fol.  fulcr.  multo  brevio- 
ribus.  Seminibus  minimis  ovoideis,  apice  rotundatis,  basi  acutis,  testa 
dense  papillosis. 

Hab.  in  ins.  Madeira  leg.  Mason  sub  E.  montano?  Herb.  Vind. 

E.  Bojeri  Hausskn.  Caule  simplici,  pedali  ultraque,  folioso,  tereti, 
breviter  crispule-pilosiusculo.  Foliis  rigidiusculis,  subtus  valde  ve- 
nosis, ovatis,  basi  cordaüs,  breviter  acutatis,  brevissime  petiolatis, 
repando-denticulalis,  denticulis  callosis  antice  curvalis,  margine  sub- 
revolutis,  dense  disposilis,  infimis  exceptis  spiraliter  alternanübus, 
petiolorum  marginibus  lineis  pilosiusculis  obiter  decurrentibus.  Fiori- 
bus mediocribus  erectis.  Alabaslris  brevissime  apiculatis.  Stigmate 
parvo,  brevissime  41obulalo.  Capsulis  brevibus  crassiusculis,  crispule- 
pilosis,  pedicellis  fol.  fulcr.  longioribus.  Seminibus  ovalo-oblongis, 
apice  rotundatis,  basi  breviter  attenuatis,  obtusiusculis,  testa  tenuis- 
sime  papillosis,  coma  ex  ferrugineo-sordide  albida.  Ex  affinit.  E.  fla- 
vescentis  E.  Mey. 

Hab.  Madagascar  ad  Tanarivu;  in  montosis  prov.  Emirna,  prov. 
Bezongzong,  leg.  Bojer. 

E.  salignvm  Hausskn.  Caule  simplici,  pedali  ultraque,  folioso, 
glaberrimo,  sublucido,  tereti,  lineis  glabris  obiter  notato.  Foliis  oranibus 
alternantibus,  oblongo-lanceolatis,  longe  petiolatis,  glaberrimis,  margine 
revolutis,  tenuissime  subrepando-denticulatis,  obtusis,  subtus  pallidio- 
ribus,  venosis.  Alabaslris  conslricte  apiculatis.  Fioribus  majusculis 
erectis.  Stigmate  clavato,  levüer  emarginato.  Calycis  laciniis  anguste 
lanceolatis,  longe  acutatis,  apice  subreflexis.  Capsulis  gracilibus  elon- 
gatis,  tenuiter  pilosiusculis,  pedicellis  tenuibus  fol.  fulcr.  subaequi- 
longis. Seminibus  cylindricis,  apice  rotundatis,  sensim  ad  basin  acutum 
attenuatis,  testa  brevissime  papillosis. 

Hab.  Madagascar  pr.  urbem  Tanarivu,  prov.  Emirna,  leg.  Bojer. 


91 

E.  pruinosum  Hausskn.  Caule  glaberrimo  pruinoso,  tereti,  lineis 
destitulo,  folioso,  pedali  ultraque.  Foliis  oppositis  basi  connatis,  pallide 
viridibus,  pruinosis,  sessilibus,  basi  breviler  rotundatis,  oblongis,  vel 
oblongo-lanceolatis,  integerrimis  vel  vix  hinc  inde  subdenticulatis, 
leviler  venosis,  inferioribus  obtusis.  Alabastris  glaberrimis,  l)reviter 
constricte  apiculatis.  Floribus  mediocribus  pallidis.  Sligmate  clavato. 
Capsulis  glaberrimis,  pediceliis  fol.  fulcr.  dimidio  bre\ioribus.  Seinini- 
bus  ovoideo-oblongis,  apice  rotundatis,  basi  breviter  atlenuatis,  ob- 
tusiusculis,  testa  dense  papillosis.  Affine  E.  glauco  Phil. 

Hab.  in  California,  leg.  Bridges,  Lobb. 

E.  caesium  Hausskn,  Rhizoinate  radicante,  stolones  unciales  re- 
mote  foliatos  apice  rosulatos  gereute.  Caule  herbaceo  crassiusculo, 
simplici  vel  parum  rainoso,  remote  foliato,  tereti,  lineis  vix  elevatis 
obiter  notato,  apice  nutante,  inferne  glabrescente,  superne  adpresse 
pilosiusculo.  Foliis  caesiis  glabris,  inferioribus  ovato-oblongis  obtusis 
subintegerrimis,  mediis  ovato-ellipticis  obtusis,  in  petiolum  brevissi- 
mum  angustalis,  vix  denticulis  callosis  minimis  valde  remolis  prae- 
ditis,  subtus  vix  nervosis.  Floribus  mediocribus,  virgineis  nutantibus, 
pallide  roseis.  Sligmate  capitalo  clavato.  Capsulis  sübglabrescentibus, 
pediceliis  fol.  fulcr.  Vs  brevioribus.  Seminibus  utrinque  attenuatis, 
annulatis,  basi  acutis,  tenuissime  papillosis. 

Hab.  in  America  meridionali,  leg.  Pearce  ad  Pelechuces  12 — 
13000  ped.  alt. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Beiträge  zur  Flora  von  Meder-Oesterreich. 

Von  Adolf  Oborny. 

Seit  Jahren  besuche  ich  bei  meinen  botanischen  Ausflügen  das 
in  vieler  Beziehung  interessante  Thayathal  oberhalb  Znaim.  Die  Lo- 
calitüten  um  Neunmiihlen,  Neuliäusel,  Frain  und  das  Gebiet  zwischen 
Frain  und  Vöttau  sind  mir  schon  seit  längerer  Zeit  bekannt,  weniger 
vertraut  war  ich  jedoch  mit  dem  bereits  niederüsterreichischen  Lan- 
destheile  auf  dem  rechten  Ufer  der  Thaya  zwischen  Neunmühlen  und 
dem  Frainer  Grenzgebiete.  Im  Verlaufe  der  verflossenen  Ferien  be- 
suclite  ich  Hardegg  und  machte  es  mir  zur  Aufgabe,  das  besagte 
Gebiet  während  meines  mehrwochentlichen  Aufenthaltes  möglichst  ge- 
nau kennen  zu  lernen.  Im  Nachfolgenden  will  ich  jene  Pflanzen  an- 
führen, die  für  die  Flora  von  Nieder-Oesterreich  Bedeutung  haben 
und  aus  jenem  Gebiete  stammen. 


92 

> 

Gefiiss  kry  ptogame  11  wären  folg-ende  zu  erwilhnen: 
Pleris  aquilina  v.  lanuginosa  Hook.,  Asplcnitim  Rufa  mura- 
ria  V.  Matfhioli  Gasp.,  A.  germaniciim  Weiss,  Aspid'mm  spinulosum 
Schwtz.,  Phegopteris  Dryopteris  Fee,  Phegopteris  Robertiana  A.  Br., 
Cystopteris  fragilis  v,  cynopifolia  (Rth.  sp.),  Aspidiuni  lohatum  Knze. 
V.  microlobum  Milde,  Equisetum  pratense  und  E.  sylvaficum  v.  prae- 
cox Milde. 

Reichhaltiger  ist  die  stark  bewaldete  Umgebung  Hardegg's  an 
mitunter  hoch  interessanten  Samenpflanzen.  Im  Fugnitzthale  und  im 
Stadtwalde  am  rechten  Abhänge  des  Thayathales  stehen  eingesprengt 
unter  sonst  gewöhnlichen  Waldbaumen  einige  prächtige  Exemplare 
von   Taxus  haccala. 

Aus  der  Ordnung  der  Gräser  wären  hervorzuheben: 

Lcersia  ory^oides  Sw.  forma  pafens  und  inclusa,  Andropogon 
Ischoemum,  Tragus  raremosus  Desf.,  Stipa  pennata,  Sesleria  caeru- 
lea Arduini,  Melica  ciliata,  M.  uniflora,  Anena  tenuis  Mnch.,  Dan- 
thonia  decumhens  DC. ,  Eragrostis  poaeoides  Trin.  v.  ß.  mmor  Host, 
Molinia  caerulea  Mnch.  v.  alfissima,  Fesluca  gigantea  Vill.,  Bromus 
asper  Murr.,  Elymus  europaeus  und  Nardus  stricta.  —  Tragus  ra- 
cemosus  fand  ich  in  ziemlich  grossen  Mengen  und  in  kräftigen  Exem» 
plaren  auf  dem  terrassenfiirmigen  Abhänge  des  Burgberges  unter 
Tuchmacherrahmen,  woraus  zu  schliessen  ist,  dass  dieses  Gras  für 
diesen  Standort  durch  die  Tuchindustrie  eingeschleppt  worden  ist. 

Andere  inonokotyledone  Pflanzen  wären  noch; 

Carex  Schreberi  Schrnk.,  C.  remota^  C.  montana,  C.  flava, 
C.  distans,  Lilium  Marlagon,  Anthericum  ramosum,  AUium  fallax 
Don.,  A.  flarum,  Conrallaria  multiflora,  Orchis  ushdafa,  Plalan- 
thera  chloranfha  Cost.,  Epipactis  latifoUa  und  Corallorrhiza  in- 
nata  R.  Br. 

Von  Polycnemum  arvense  fand  ich  die  beiden  Neilreich'schen 
Formen,  \on  Thesium  Linophyllum  die  Form  ß.  majus  Nlr.  Reich- 
haltiger sind  die  Ordnungen  der  Gamopetalae  vertreten.  Auf  den 
etwas  sandigen  Feldern  von  Merkersdorf  wächst  unter  der  Saat 
Valerianella  dentata  Poll.  or.  leiocarpa  Koch  und,  freilich  weit  sel- 
tener als  die  vorgenannte,  auch  V.  Auricula  DC.  Im  Thayathale 
fand  ich  oberhalb  des  Städtchens  Dipsacus  laciniatus  mit  weissen 
Bliithen  und  Dipsacus  sylvestris  Huds.;  auf  den  steilen  Abhängen 
überall   Scabiosa  ochroleuca  und  auf  den  Wiesen  Succisa  pratensis. 

Reichhaltiger  als  jede  Pflanzenordnung  ist  in  dem  Gebiete  die 
Ordnung  der  Compositen  vertreten.  Unter  Ufergestrüpp  wächst  ziem- 
lich häufig  Solidago  serotina  Ait.,  stellenweise  so  massenhaft,  dass 
alle  übrigen  Pflanzen  hievon  verdrängt  werden.  Auf  den  steilen  Ab- 
hängen des  Thayathales  unter  der  Mühle  und  auf  dem  rechten  Ab- 
hänge des  Fugnitzthales  wächst  neben  Inula  ensifolia,  I.  salicina 
und  /.  Oculus  Christi  auch  noch  Buphfhalmum  salicifolinm,  ein  für 
das  nördliche  Niederösterreich  gewiss  nicht  uninteressanter  Standort 
dieser  Pflanze.    Auf  dem   Fusswege    von  Hardegg   gegen   Neuhäusel 


93 

fand  ich  in  einem  schon  bepflanzten  Holzhaue  Inufa  intermixta 
J.  Kerner  in  meiireren  Exemplaren  in  schönster  Bliitlie  unter  den 
Stammeltern.  Die  Bastartnatur  dieses  Alants  erkannte  ich  sofort,  und 
ich  bekam  später  beim  Durchlesen  der  trefflichen  Beschreibung,  die 
J.  Kern  er  von  dieser  Pflanze  lieferte,  volle  Sicherheit  über  den  in- 
teressanten Fund. 

Auf  den  sonnigen  Abhängen  wächst  überall  Arhiflea  nobilis, 
Chrysanthennim  corymhosum  und  Filago  montana.  Auf  dem  Fusswege 
nach  Frain  fand  ich  Filago  Intescens  Jord.,  im  Fugnilzthale  Heli- 
chrysmn  arenarium  DC.  und  zerstreut  im  Gebiete  noch:  Cenfaurea 
axillaris  Willd.,  C.  maculosa  forma  albiflora,  Hypochoeris  maculala, 
Cardwis  crispus,  Prenanthes  pwptirea,  Lactuca  stricta  W.  K.,  L. 
riminea  Presl,  L.  Scariola,  Crepis  praemorsa  Tausch.,  Hieracium 
Batthini  Bess.,  H.  setigerum  Tausch,  H.  echioides  Lani.  in  mehreren 
Formen,  am  häufigsten  jedoeh  die  Form  ß.  setosum  Clk.,  H.  cymo- 
swn,  H.  cymosnmXPilosella  Lasch,  H.  Auriaila,  H.  fragile  Jord., 
H.  graniticum  Schultz  Bip.  var.  medium  v.  Uechtr.  und  H.  typicum 
V.  Uechtr.,  H.  racemosum  ysWi.^  H.  stiriactun  A.  Kerner  und  Formen 
von  H.  harhatum  Tausch,  die  an  H.  tenuifolium  Host  mahnen.  Fer- 
ner fand  ich  von  U.  boreale  Fries  ausser  der  typischen  Form  auch 
die  var.  chlorocephalum  v.  Uechtr.,  ferner  H.  tridentatum  Fr.  var. 
angustifolium  v.  Uechtr.  und  mehrere  Formen  von  H.  vmbellalum.  — 
Obgleich  Hardegg  noch  gegenwärtig  etwas  Schafwollindustrie  betreibt, 
zeigt  doch  die  ganze  Umgebung  kein  Xanthium  spinosum,  welche 
Pflanze  sonst  unter  ähnlichen  Umständen  nie  zu  fehlen  pflegt. 

Fhyteuma  orbiculare  fand  ich  neben  Campanula  glomerata  ß. 
aggregata  Willd.  auf  dem  Abhänge  unter  der  Mühle,  auf  derselben 
Stelle  wächst  auch  Galinm  boreale  und  auf  den  Anhöhen  G.  rotun- 
difolium  und  Viburnum  Lantana.  Auf  den  Felswänden  des  Fugnilz- 
thales  wuchert  Vinca  minor,  doch  dürfte  dieser  Standort  verschwin- 
den, da  die  Pflanze  massenhaft  in  die  Hausgärten  und  auf  den  Orts- 
friedhof verpflanzt  wird. 

Gentiana  cruciata  fand  ich  an  vielen  Orten,  seltener  dagegen 
G.  spathulata  Bärll  und  Erythraea  pulchella  Fries. 

Aus  der  Ordnung  der  Labiaten  wären  erwähnenswerth: 

Salvia  glutinosa,  S.  verticillata,  Origaniun  vulgare  f.  albiflo- 
ruin,  Scutellaria  galerirulata,  Prunella  vulgaris  ß.  parviflnra  Kch., 
P.  alba  Pallas,  Prunella  grandiflora  in  der  typischen  Form  und  in 
der  Form  laciniafa  Koch.  Verwildert  traf  ich  aus  dieser  Ordnung 
häufig  Nepeta  Cataria  an. 

Auf  den  bewaldeten  Anhöhen  wächst  Lifhospermum  purpureo- 
coeruleum  und  Atropa  Belladonna,  auf  den  felsigen  Abhängen  da- 
gegen eine  Reihe  der  prächtigsten  Verbascum- Arien.  In  der  nächsten 
Nähe  der  Stadt  wächst  Verbascum  phlomoidcs  a.  sessile  iN'lr.  und  ß. 
semidecurrens  Nlr.,  V.  Lychnitis,  V.  denudalum  Pt'nd.  (V.  phlomoi- 
des  X  Lychnilis),  V.  Orientale  M.  Bih.  Auf  den  Wies<-n  und  unter 
Ufergestrüpp  V.  nigruni  und  bei  Neuhäusel  sowohl  auf  niederösler- 
reichischer  als  auch  auf  mährischer  Seite  V.  speciosum  Schrad.    Auf 


94 

demselben  Standorte  fand  ich  unter  den  Slanimeltern;  V.  specioso  X 
Orientale  Nlr.  =  V.  Schottianum  Schrad.  und  einen  Bastart  zwischen 
V.  speciosum  und  phlomoides,  den  ich  einstweilen  als  V.  specioso  X 
phlomoides  bezeichnet  habe. 

Bei  Alt-Akaja  fand  ich  Veronica  scutellata  auf  den  buschigen 
Abhängen  des  Tliayathales  V.  latifolia  und  im  Thayalhale  V.  longi- 
foUa  cc.  cordifolia  Wir.,  ß.  salicifolia  und  y.  inciso-serrata  Nlr.  und 
von  V.  spicafa  fast  überall  die  Form  q.  acutifolia  Tausch.  Linaria 
genistifolia  gehört  im  ganzen  Umkreise  von  Hardegg  zu  den  ge- 
wöhnlichen Pflanzen.  Auf  den  Thayawiesen  und  auf  Feldrändern  um 
Merkersdorf  wächst  auf  Medicago  falcata  ziemlich  häufig  Orobanche 
rubens  Wllr.  und  in  den  Wäldern  fast  überall  Cyclamen. 

Die  Ordnung  der  Umbelliferen  ist  vertreten  dur<"hj 

Astrantia  major ^  Pimpinella  magna  cc.  indivisa  Clk.,  Bupleu- 
rnm,  longifolium,  Libanotis  montana  Crantz,  Seseli  glaucum,  S.  co- 
loratum  Elirh.,  Chaerophyllum  aromaticum  und  Peucedanum  Cer- 
varia  Cass. 

Auf  alten  Einfriedungsmauern  und  steilen  Felswänden  fand  ich 
Sedum  album,  S.  reßexum  und  S.  sexangulare  und  Sempermvum 
soboliferum  Sims.,  letzleres  jedoch  höchst  selten  blühend.  Von  Stein- 
brecharten ausser  den  im  ganzen  Umkreise  des  Thayagebietes  ge- 
meinen Saxifraga  granulata,  bulbifera  und  tridactylites  nur  noch 
S.  caespifosa  in  Felsspalten  des  Thayathales  oberhalb  der  Stadt. 

Für  Hahnenfnssarten  war  die  Zeit  schon  zu  w^eit  vorgeschritten. 
Doch  fand  ich  theils  blühend,  theiis  in  Frucht  oder  doch  in  erkenn- 
baren Blattroselten  noch  folgende  Arten: 

Clemafis  recta,  Thalictrum  aquilegifoHum,  Puhatilla  grandis 
Wllr.,  Anemone  silvestris,  Ranunculus  lanuginosus,  Nigella  arvensis, 
Aquilegia  vulgaris,  Aconitum  Anthora,  A.  Lycoctonum  und  im  Tliaya- 
thale  unterhalb  Hardegg's  an  zwei  weit  von  einander  cnifernlen 
Stellen  Aconitum  variegatum  im  prächtigsten  Entwicklungsstadium. 
Der  wichtigste  Fund  aus  dieser  Ordnung  ist  jedoch  Cimicifuga  foe- 
tida,  die  ich  auf  einem  bewaldeten  Abhanire  des  Merkersdorfer  Forst- 
revieres  und  im  Thayathale  am  Fusse  dieses  Abhanges  in  grossen 
Mengen  antraf.  Cimicifuga  und  Hieracium  graniticum  dürften  meines 
Wissens  noch  für  die  Flora  von  Niederösterreich  neu  sein. 

Aus  der  Ordnung  der  Kreuzblüthler  verdienen  folgende  Arten 
hervorgehoben  zu  werden:  Arabis  Turrita  var.  lasiocarpa  v.  Uechtr., 
A.  brassicaeformis  Wllr.,  A.  sagittata  DC,  Dentaria  bulbifera,  Si- 
symbrium  strictissimum ,  Erysi^num  odoratum  Ehrh.,  Alyssum  saxa- 
file  und  Biscutella  laevigata  a.  asperifolia  Neilr.,  wie  auch  y.  sca- 
bra  Koch. 

In  den  Holzschlägen  wächst  Viola  silvestris  f.  autumnalis  Wiesb., 
im  Fugnitz-  und  Thayathale  sammelte  ich  in  lichten  Laubwäldern 
V.  mirabilis,  und  in  den  trockenen  Nadelwäldern  waren  fast  überall 
Blätter  von  V.  hirta  anzutreffen;  überdiess  wären  noch  hervorzu- 
heben: Dianthus  prolifer,  D  Armeria,  Silene  Oiites,  Lychnis  diurna 
Sibth.,  Malva  Alcea,  Hypericum  hirsutum  und  H.  montanum. 


95 

Rosen  fand  ich  folgende:  Rosa  alphia  L.  f.  pyrenaica  Gouaii 
in  der  Waldschluclit  zwischen  dem  Tliayatliale  und  ihr  Burg  All- 
Kaja.  Rosa  tomentosa  Sm.  f.  versus  umhelüfloruni  Schvvaiiz  auf 
detn  Fussvvege  von  Hardegg  nach  Frain  nahe  der  mährischen 
Landesgrenze  und  bei  der  Rosenmühle  im  Fugnilztluile.  R.  ruhigi- 
nosa  L.  f.  umbellata  Leers  zerstreut  auf  den  Anliölien  um  Hardegg, 
R.  graveolens  Gren.  f.  typica  im  Fugnitz-  und  Thayathah^  hei  Har- 
degg, doch  nur  selten.  R.  sepium  Thuill.  f.  pubescens  Rap.  im  Tliaya- 
tliale, R.  trachyphylla  Rou.  f.  reticulata  Kern,  in  der  Kaja-Schlucht 
zwischen  Alt-Kaja  und  Merkersdorf,  Rosa  canina  L.  f.  dumalis  Beclist., 
R.  Reuteri  God.  f.  compUcata  Gren.  und  f.  myriodonla  Christ,  im 
Thayathale  bei  Hardegg  und  auf  den  Anliühen  um  Merkersdorf,  R. 
dumelornm  Th.  f.  platyphylla  Rou  und  f.  ubfnsifolia  Desv.,  beide 
Formen  im  Thayathale  und  in  den  höheren  Lagen  hie  und  da  R. 
coriifolia  Fries  f.  subcollina  Christ. 

Zahlreich  sind  die  Formen  von  Rubus  in  dem  besprochenen 
Gebiete,  doch  bin  ich  gegenwärtig  nicht  in  der  Lage,  ein  positives 
Urtheil  über  die  einzelnen  Arten  abzugeben,  und  führe  nur  an,  dass 
im  Fugnitzlhale  ziemlich  häufig  Rubus  suberectus  G.  Anders  und  in» 
Thayathale  hie  und  da  R.  tomentosus  Borkh.  vorkommt. 

Von  den  übrigen  Rosaceen  wären  noch  erwähnenswerlh;  Po- 
tentiUa  incUnafa  Viil. ,  P.  recta,  P.  rupesti'is,  Spiraea  Aruncus,  Sp. 
Ulmaria  und  Sp.  Filipendula. 

In  den  Wäldern  um  Hardegg  wächst,  jedoch  nicht  häufig,  Sor- 
bus  Aira  Crantz  und  S.  torminalis  Crantz  und  aus  der  Ordnung  der 
Papilionaceen  wären  erwähnenswerlh:  Sarothamnus  vulgaris  Wimn)., 
Cytisus  capitatus  Jacq. ,  Anthyllis  Vuhieraria,  Medicago  falcalo- 
satita  Rchb.,    Trifolium  alpestre,    Trif.  rubens  und   Vicia  pisiformis. 

Znaim,  December  1878. 


Glossen  zu  De  Bary's  Kritik  über  Thümen  „Pilze  des 

Weinstockes." 

In  Nr.  4  der  von  ihm  herausgegebenen  Botanischen  Zeitung 
pro  1879  bespricht  Herr  Prof.  A.  de  Bary  auf  drei  vollen  Spalten 
das  von  mir  vor  Jahresfrist  erschienene  Werk  „Die  Pilze  des  Wein- 
sfockes." 

Ohne  auf  das  Meritorische  des  Werkes  einzugehen,  i\ew  Inhalt 
und  dessen  Gruppirung  anzudeuten,  der  zahlreichen,  interessanten, 
hier  zum  ersten  male  beschriebenen  Species  zu  gedenken,  fallt  der 
Herr  Professor  das  abfalligste  Urtheil  und  sucht  dasselbe  durch  will- 
kürliches Herausreissen  von  nebensächlichen  Einzelheiten  und  durch 
gefälschte  Cilationen  zu  begründen.    Was   nur  irgend  dazu  dienen 


96 

kann,  meinen  Ruf  a^s  Schriftsteller  herabzusetzen,  meine  Bestre- 
bungen zu  discreditiren,  meine  Kenntnisse,  ja  sogar  meine  allge- 
meine Bildung,  in  Frage  zu  stellen,  das  findet  sich  in  überreichem 
Masse  in  dieser  Kritik.  Ich  bin  es  desslialb  meiner  wissenschaftlichen 
Elire  schuldig,  Herrn  de  Bary  zu  antworten.  Dass  ich  auf  eine 
absprechende  Kritik  von  deutscher  Seite  gefasst  sein  musste,  war 
mir  von  vorneherein  klar,  habe  ich  doch  nach  Ansicht  so  mancher 
deutscher  Herren  das  unverzeihliche  Verbrechen  begangen,  als  ein 
nicht  zur  zunflmiissigen  Professorenkaste  Gehöriger  ein  wissenschaft- 
liches Werk  zu  schreiben  und  dieses  Verbrechen  noch  dadurch  er- 
schwert, es  als  Oesterreicher  zu  thun. 

Wer  je  Gelegenheit  gehabt,  die  Stellung  zu  beobachten,  welche 
seit  Jahrzehnten  die  Majorität  der  deutschen  „Gelehrten-  recte  Pro- 
fessoren-Welt" gegen  alle  Oesterreicher  und  alle  aus  Oest er- 
reich stammenden  wissenschaftlichen  Erscheinungen  einnimmt  (man 
denke  nur  an  die  Behandlung,  welcher  unser  vor  kurzem  dahinge- 
gangene vortreffliclie  Jura tzka  erfuhr*),  der  wird  nur  zu  begreiflich 
finden,  dass  meine  „Pilze  des  Weinstockes"  keine  andere  Behandlung 
erfahren  konnten,  als  diejenige,  welche  fast  allen  österreichischen 
Werken  zu  Theil  wird,  entweder  todt geschwiegen,  oder,  wenn 
diess  nicht  angeht,  zerrissen  zu  werden. 

Auf  die  Untersuchung  der  Gründe,  welche  es  im  gegenwär- 
tigen Momente  wünschenswerth  erscheinen  Hessen,  das  Zerreissen 
(andere  Gelehrte,  eis-  und  transatlantische,  haben  ganz  entgegen- 
gesetzte Urtheile  gefallt)  dem  Todtschweigen  meines ,  bereits  im 
Februar  1878  Herrn  de  Bary  zur  Reeension  eingesandten,  Wer- 
kes vorzuziehen,  will  ich  an  dieser  Stelle  nicht  eingehen.  Bedauern 
muss  ich  es  aber,  dass  ein  Mann  von  der  Bedeutung  de  Bary's, 
dessen  hohe  Verdienste  um  die  Mykologie  über  jedem  Zweifel  er- 
haben sind,  es  mir  so  leicht  gemacht  hat,  seine  kritische  Methode 
in  ihrer  ganzen  Niclitigkeit  dem  Leser  vorzuführen  und  seine  Aus- 
stellungen Wort  für  Wort,   Satz  für  Satz  zu  widerlegen. 

Zuerst  wird  es  vom  Herrn  Recensenten  gerügt,  dass  PenicilUum 
glaucmn,  „der  auch  auf  Weintrauben  nicht  gar  seltene  Schimmel  par 
excellence  im  Buche  nicht  vorkomme."  Auf  diesen  Einwurf  erwiedere 
ich,  dass  mir  diese  allerdings  sehr  gemeine  Schimmelform  (vielleicht 
zufällig)  niemals  auf  Traul)en  unterkam,  dass  keiner  meiner  zahl- 
reichen Correspondenten  mir  dieselbe  miltheilte,  dass  in  der  reichen, 
von  mir  fleissig  benutzten  Literatur  ihrer,  auf  diesem  Substrate,  kei- 
ner Erwähnung  geschieht.  Als  exacter  Forscher  kann  es  mir  wohl 
nicht  zum  Vorwurf  gemacht  werden,  dass  ich  es  vorzog,  mich  auf 
den   Boden  der  Thatsachen,    nicht   aber    auf  jenen  der  Wahrschein- 


*)  Erst  nach  Niederschrift  dieser  Zeilen  kam  mir  der  Artikel  im  Abend- 
blatte der  „Neuen  freien  Presse"  vom  13.  i^ebriiar  d.  J.,  Nr.  5196  vor  Augen, 
in  welchem  eben  dieses  Verhalten  „der  deutschen  Brüder-Professoren"  gegen- 
über allem  Oesterreichischen  auf  das  schärfste  gegeisselt  und  dadurch  das  von 
mir  Gcsaa;te  vollinhaltlich  bestätigt  wird. 


97 

lichkeit  zu  stellen.  Anderer  Ansicht  ist  freilich  de  Bary,  er  wirft 
mir  direct  vor,  nicht  die  Hypothese  aufgestellt  zu  liaben,  Oidium 
Tuckeri  gehöre  vielleicht  zu  Uncinula  spiralis.  „De  gustibus  non 
est  disputandum." 

Ferner  wird  behauptet,  Aspergillns  glaucus  sei  zweimal  aufge- 
führt. Auch  diess  entspricht  den  Thatsachen  nicht.  Auf  pag.  5  wird 
Aspergillus  glaucus,  auf  p.  138  Eurotium  herhariorum  beschrieben, 
und  wenn  auch  beide  Pilze  demselben  Formenkreise  angehören,  so 
sind  sie  doch  so  grundverschiedene  Fornien.  dass  sie  unbedingt  in 
einem  lediglich  descriptiven  Buche  auch  separat  abgehandelt  werden 
müssen,  obendrein  wenn,  wie  ich  diess  gethan,  ein  jedes  Mal  speciell 
auf  den  Zusammenhang  mit  der  anderen  Form  hingewiesen  wird. 

Weiter  ist  die  ganze,  vom  Herrn  Recensenten  dem  Oidium 
Tuckeri  gewidmete  Apostrophe  ein  Capitel  aus  „Wahrheit  und  Dich- 
tung." Die  Beliauptung:  ich  habe  angegeben,  Oidium  Tuckeri  sei 
factisch  eine  Erysiphe  ist  einfach  unwahr.  Meine  Worte  lauten 
vielmehr:  „Durch  die  Untersuchungen  Tulasnes  ....  ist  evident 
nachgewiesen,  dass  Oidium  Tuckeri  eine  Conidien-,  eine  Vor- 
form einer  Erysiphee  ist.  —  Der  Unterschied  zwischen  dem 
Original  und  dem  absichtlich  gefälschten  Citat  kann  nicht  deutlicher 
zu  Tage  treten. 

Von  einer  kleinen  Gedächtnissschwache  oder  etwas  Aehnlichem  des 
Herrn  Professors  zeigt  ferner  die  Angabe:  ich  hätte  g(!sagt:  „Fuckel 
zieht  das  Oidium  zu  PodosphaeraCasfagnei"' !  Nun  kommt  aber  im  ganzen 
Buche  das  Wort  Podosphaera  gar  nicht  vor,  ich  schrieb  ja:  zu  Sphae- 
rotheca  Castagneil  — -  Aber  „im  Auslegen  seid  frisch  und  munter,  legt 
ihr  nicht  aus,  so  legt  was  unter",  und  so  muss  denn  dem,  um  weitere 
Argumente  verlegenen,  Kritiker  sogar  der  arme  Setzer  herhalten, 
wegen  des  kleinen  Versehens,  „placas"  anstatt  „plagas"  gedruckt 
zu  haben,  und  daraus  wird  dann  flottweg  argumenlirt,  „in  der  la- 
teinisch sein  sollenden  Diagnose  kamen  Worte  vor,  welche 
gar  keiner  Sprache  angehören."  Ob  übrigens  ein  solches  Vorwerfen 
von  Schreib-  und  Druckfehlern  als  „gentlemanlike"  zu  bezeichnen 
ist,  das  überlasse  ich  dem  Leser  zur  Beurtheilung. 

Schliesslich  gerälh  der  Herr  Recensent  in  gewaltige  Entrüstung 
ob  des  von  mir  gebrauchten  Ausdruckes  „sulimoniliformibus"  und 
meint,  „die  etwas  rosenkranzförmige  einzelne  Spore  könne  doch 
selbst  der  Verfasser  nicht  einer  Erysiphe  zumuthen."  Allerdings 
thut  er  das  auch  nicht,  dem  Herrn  Recensenten  ist  nur  eben  im 
Eifer  das  kleine  Malheur  passirt,  zu  übersehen,  dass  der  Verfasser 
gar  keine  Erysiphe,  sondern  nur  die  Vorform  einer  solchen, 
einen  Hyphomyceten  beschreibt,  dessen  Sporen  allerdings  mei- 
stens rosenkranzförmig  sind.  Von  einer  einzelnen  Spore  ist  niemals 
die  Rede,  denn  der  ganze  bezügliche  Satz  in  der  Diagnose  ist  im 
Plural  abgefasst;  die  einzelne  Spore  ist  nichts  als  ein  Plianlasie- 
gebilde  des  Herrn  Professors!  „Parturiunt  montes,  nascitur  ridiculus 
mus!"  ,.In  Summa  also  unrichtige,  absichtlich  entstellende  Behaup- 
tungen, Mangel  an  Objectivilät!" 


98 

Richtig'  hingeg-en  ist  die  Ausstellung,  dass  in  der  Diagnose  von 
Roesleria  hypogaea  anstatt  des  falschen  Wortes  „tomentosum"  rich- 
tiger ^mucosum"  stehen  sollte.  Ebenso  gebe  ich  herzlich  gerne  zu, 
drtss  die  Abbildungen  nicht  schön  sind,  mein  Gott!  von  Allem  kann 
der  Mensch  nicht  haben,  und  Mutter  Natur  bat  mich  nur  mit  einem 
äusserst  mittelmässigen  Zeichentalent  ausgestattet;  aber  vvaiirheits- 
getreu  sind  die  Abbildungen  doch,  wenn  auch  grob,  und  es  Hesse 
sich  darüber  noch  streiten,  ob  solche,  gegenüber  der  jetzt  modern 
werdenden  Sucht,  auf  Kosten  der  Correctheit  und  Genauigkeit  künst- 
lerisch schön  ausgeführte  Abbildungen  wissenschaftlicher  Objecte  zu 
bringen,  nicht  den  Vorzug  verdienen. 

Endlich  begegnen  wir  noch  der  kühnen  Behauptung,  jedoch 
selbstredend  ohne  Beweise  dafür,  „dass  alle  entlehnten  Diagnosen 
ohne  CoUalionirung  des  Originals  nicht  benützt  werden  können,"  an- 
geblich sollen  sich  häufig  genug  arge  Fehler  in  den  correcten  Re- 
produktionen derselben  finden. 

Ich  bestreite  diess,  wenn  man  von  vereinzelten,  vielleicht  stehen- 
gebliebenen Druckfehlern  absieht,  auf  das  allerentschiedensle  und  be- 
haupte kühnlich,  dass  mir  auch  nicht  eine  einzige  Incorrectheit  gleich 
jener  vom  Herrn  Recensenten  bei  dem  Excurs  über  Oidium  Tuckert 
begangenen,  nachgewiesen  werden  kann. 

Zum  Schlüsse  gelangen  wir  nun  zu  dem  Vorwurf,  dass  ich 
alte  Diagnosen  von  Link,  Persoon,  Fries  einfach  abgedruckt  habe. 
Diess  habe  ich  allerdings  gethan,  denn  ich  hielt  es  für  ganz  oppor- 
tun, gleichsam  um  ein  historisches  Bild  zu  liefern,  die  ältesten  vom 
Autor  der  Art  entworfenen  Diagnosen  zu  reproduciren.  Bei  selir  vielen, 
ja  bei  den  meisten  dieser  allen  Species  folgt  jedoch  hinter  dieser, 
dem  jetzigen  Standpunkte  der  Wissenschaft  nicht  mehr  genügenden 
Diagnose  eine  neue  oder  doch  wenigstens  eine  Massangabe  der 
Sporen.  Bei  einigen  und  zwar  den  meist-  und  beslbekannten  ist  diess 
nicht  der  Fall,  jedoch  bringt  bei  diesen  wie  bei  allen  anderen 
Arten  dafür  die  deutsche  Beschreibung  ganz  speciell  alle  jene 
Merkmale,  welche  die  heutige  Wissenschaft,  die  moder- 
nen Instrumente  uns  gelehrt  haben.  Hier  wird  der  Herr  Re- 
censent  wohl  keinen  „alles  Erlaubte  übersteigenden  Unsinn"  finden, 
wie  er  sich  auszudrücken  beliebt.  „Es  geht  doch  nichts  über  den 
feinen  Griff  und  den  rechten  Ton." 

„Kurz,  wenn  je  eine,  unter  dem  Schlagworte  Literatur  erschie- 
nene, Bücherrecension  ihren  angeblichen  Zweck  verfehlt,  so  ist  es 
die  vorliegende.  Das  wirklich  Tadelnswerthe  Hesse  sich  in  ein  paar 
Zeilen  zusammendrucken,  der  eigentliche  Inhalt  ist  der  Voreinge- 
nommenheit und  Incorrectheit  wegen,  mit  welcher  er  gemacht,  für 
Niemand  brauchbar  und  muss  dem  verständigen  Publikum,  wenn  sich 
dasselbe  nicht  anderswo  informirt,  die  ganze  Bücherkritikasterei  in 
gründlichen  Misscredit  bringen.  Alles  das  verdient  eine  ernste  Zu- 
rückweisanof."  Thüinen. 


99 


Literaturberichte. 


Kryptogaineuflora  von  Schlesien.  Im  Namen  der  Schles.  Gesellsch.  f.  vater- 
*  ISnd.  Cultur  herausgeg.  von  Prof.  Dr.  Ferd.  Cohn.  2.  Band.  1.  Hälfte, 
Algen,  bearb.  von  Dr.  Oscar  Kirchner.  Breslau  1878,  J.  U.  Kern's  Yer- 
lag^'fMax  Müller).  S\  Ylil  und  284  S.  Preis  7  M. 
Die  vorliegende  Ahtlieilung  der  Kryptogamenflora  Schlesiens 
schliesst  sich  in  Bezug  auf  den  Plan  und  die  Ausführung  des  Ein- 
zelnen an  den  ersten  Band  des  genannten  Werkes  an,  welcher  in 
dieser  Zeitschrift  ausführlicher  besprochen  wurde.  Dr.  Oscar  Kirch- 
ner bewiilirte  sich  durch  seine  Bearbeitung  der  Algen  Schlesiens 
als  ein  tüchtiger  Kenner  dieser  formenreichen  Pflanzengruppe.  Eine 
Einleitung  bringt  (S.  3—9)  einen  Abriss  der  Geschichte  der  Phyko- 
logie  in  Schlesien;  eine  Uebersicht  über  die  geographische  Verbrei- 
tung der  Algen  im  Florengebiete  (S.  10 — 16),  endlich  eine  ausführ- 
lichere morphologische  Charakteristik  der  Algen  (S.  17 — 40).  Den 
Rest  des  Bandes  füllt  der  specielle  Theil;  in  ihm  werden  794  Arten 
beschrieben  und  in  folgenden  6  Ordnungen  untergebracht:  1.  Flori- 
deae,  2.  Confervoideae,  3.  Siphoneae,  4.  Protococcoideae,  5.  Zygo- 
sporeae,  6.  Schizosporeae.  Diese  Eintheilung  ist  im  Ganzen  und 
Grossen  eine  natürliche.  Die  Ordnungs-,  Gattungs-  und  Art-Diagnosen 
sind,  wie  schon  De  Bary  anerkennend  hervorhob  (Bot.  Ztg.  1879, 
Sp.  79)  kurz  und  präcis.  Man  kann  somit  sagen,  dass  Kirchner's 
Arbeit  allen  Anforderungen  entspricht,  welche  man  an  eine  gute 
Specialflora  zu  stellen  berechtigt  ist.  Weil  die  geographische  Ver- 
breitung der  meisten  Algen  eine  verhältnissmässig  weite  ist,  Aveil 
Schlesien  im  Centrum  Miltel-Europa's  Hegt,  weil  endlich  der  Verf. 
auch  auf  die  in  Deutschland  vorkommenden,  in  Schlesien  aber  noch 
nicht  beobachteten  Formen  Rücksiclit  nahm,  so  wird  das  hier  ange- 
zeigte Werk  auch  ausserhalb  Schlesiens  mit  Vortheil  als  Nachschlage- 
buch verwendet  werden  können.  Es  seien  daher  die  PhylvOlogen 
Oesterreichs  auf  dasselbe  aufmerksam  gemacht.  Die  Botaniker  von 
Oesterreichisch-Schlesien  mögen  durch  Kirch ner's  Bearbeitung  der 
Algen  Schlesiens  zu  Studien  in  dieser  Richtung  angeregt  werden, 
um  die  äusserst  wenigen  Angaben  von  Standorten  aus  ihrem  enge- 
ren Vaterlande  bald  und  ausgiebig  zu  erganzen.  Dr.  H.  W.  R. 

The  American  Jonrnal  of  Science  and  Arts.  Editors  Dona  and  Silliman, 
3.  Ser.,    Vol.  XVI    und    XVII,    Nr.  95-97.    New-Haven  1878—1879.    8». 
S.  335—496  und  1-92. 
Diese  drei  Hefte  bringen  kurze  Besprechungen  folgender  bota- 
nischer Publicationen:    Vol.  XVI.    Ueber   apogame   Farne    von  A.  De 
Bary  (401).    —    Todaro:    Relazione   sulla   cultura   dei    Coloni  nella 
Italia  (403).   —  Meeham:  The  natives  flowers  of  Uniled  States  (403). 
—  Asa  Gray:    Shortia  galacifolia  rediscovered  (483).  —  Wilson: 
On    the    Amount  of    Sugar  oontained    in    the  nectar  of  various  Flow- 
ers (485).    —    Vesque:     Absorption    compared    with    Transspiration 
(485).    —    Kirchner:  Kryptogamic  Flora  of  Silesia:  Algae  (486).  — 
Eaton:  Ferns  of  North  America  parts  8  and  9  (487).  —  Asa  Gray: 
An  inleresling  monstrosity  of  Sarracenia  purpurea  (488).  XVII:  Flora 


100 

Brasiliensis  fasc.  77,  78  (69).  —  Heer:  Flora  Fossilis  Arclica.  Vol.  V 
(70).  —  Wallace:  Epping-  Forest  (71).  —  Gobi:  Die  Algenflora 
des  weissen  Meeres  (71).  —  Ravenei  and  Cooke:  American  Fungi 
Cent.  I,  II  (71).  —  Ellis:  American  Fungi  (72).  R. 

M.  G.  Dutailly,  Reclierches  organo^eniques  sur  les  formations  axillaires 
chez  les  Cncnrbitacees.   Separat-Abdr.  aus  den  Schriften  der  Association 
frangaise  pour   Tavancement  des  sciences.    Paris.    Impr.  centr.  des  chemin 
de  fer.  1877.  8'  13  Seiten,  2  Tafeln. 
Gegenüber    den    zalilreichen    Ansichten,    welche    bezüglich  der 
Deutung    der  Ranken    bei    den  Cucurbitaceen   herangebildet  wurden, 
kam    der    Verfasser    zu    folgendem    Resultate.    In   der  Achsel   jedes 
Blattes   ist  nur  ein  stets  beblätterter  Spross  vorhanden,    dessen  zwei 
unterste  Internodien  sehr  kurz  sind.  Im  untersten  Knoten  trägt  dieser 
Spross    eine    Ranke    (bei  Ecbalium  fehlt  dieselbe),    im    zweiten   eine 
Blüthe  oder  einen  Blüthenstand,   der  entweder  auf  eine  Blüthe  redu- 
cirt  (Cucurbita)  oder  sehr  zusammengesetzt  erscheint   (Cyclanthera). 
Der  dritte  Knoten  des  Sprosses  ist  immer  regelmässig,  d.  h.  er  trägt 
ein  gewöhnliches  Blatt,    in  dessen  Achsel  sich  wieder  die  vorherge- 
nannten Organe  in  derselben  Weise  ausbilden.  G.  B. 


Correspondenz. 

Wien,  am  10.  Februar  1879. 
Vor  einigen  Tagen  bekam  eine  mir  bekannte  Dame  eine  Sen- 
dung blühender  Helleborus  niger,  Erica  carnea  und  Polygala  Cha- 
maebuxus  aus  St.  Egid  a.  Neuwald  in  Niederösterreich,  —  von  einer 
„Wegmacherstochter"  daselbst ,  die  eine  eifrige  Anliängerin  der 
Scientia  amabilis  sein  soll.  —  Gestern  machte  ich  eine  kleine  Excur- 
sion  am  Herrn annskogl.  Hält  die  gelinde  Witterung  an,  so  dürften 
wir  recht  bald  schon  die  ersten  Frühlingspflanzen  zu  begrüssen 
haben.  Jetzt  bedeckte  aber  noch  grösstentheils  fusshoher  Schnee 
den  Boden    und    ist  von  einer  Vegetation  wenig  zu  sehen. 

Heinr.  Kempf. 

Budapest,  am  4.  Februar  1878. 
Die  von  Herrn  Dr.  Vinc.  v.  Borbäs  im  zweiten  Hefte  dieser 
Zeitschrift  S.  60  erwähnte  „gewagte  Behauptung  in  den  „Magyar 
Nuvenytani  Lapok"  (1877  p.  82)"  bezieht  sich  auf  folgenden  Salz  in 
meinem  Artikel  über  die  Kastanien.  „Kern  er  hält  es  nicht  für  wahr- 
scheinlich ,  dass  die  Standorte  der  Kastanie  (bei  Budapest,  Nagy 
Maros)  ursprüngliche  seien;  sondern  dass  jene  vor  langer  Zeit  hie- 
her  verpflanzt  wurden."  Ich  bin  diessbezüglich  anderer  Meinung.  Es 
ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  Specialitaten  der  Budapester  Flora 
so  Ficus  Carica,  Sternbergia  colchiciflora,  Erodium  ciconium,  Aegi- 
lops  caudata,  Paliurus  aculeatus,  Peganum  Harmala  u  a.  die  Ueber- 
bleibsel  einer  gewesenen  Flora  südlichen  Charakters  seien  ,  die  mit 
der  Aenderung  der  klimatischen  Verhältnisse  den  Kampf  um's  Dasein 
wohl    überstanden ,    aber    in    der  Zahl    nach    geringer    oder   zwerg- 


101 

hafler    Nachkommen    bei    für    ihre    Existenz    noch    günstiger   Expo- 
sition für  vielleicht  schon  liiirz  bemessene  Zeit  sich  erhielten. 

Dr.  M.  Staub. 

Aistersheim,  10.  Februar  1879. 
Ich  bin  eben  daran,  F.  Schultz's  Herbarium  normale  aus  dem 
reichen  noch  unedirten  Nachlasse  zu  Gunsten  der  Witwe  weiterzu- 
führen. Herr  Sintenis  wird  im  Monate  Juni  eine  botan.  Reise  nach 
der  Dobrudscha,  eventuell  in  das  Morawagebiet  von  Alt-Sei  bien  un- 
ternehmen ,  u.  zwar  auf  Subscription.  Nähere  Auskunft  über  beide 
Unternehmungen  ertheile  ich  solchen,  welche  sich  dafür  interessiren, 
mit  Vergnügen.  K.  Keck. 

Budapest,  M.  Februar  1879. 
Auf  den  Excursionen ,  welche  ich  im  Sommer  1875  —  1878 
machte,  sammelte  ich  viele  Rosen,  worunter  sehr  viele  interessant 
sind:  so  Rosa  Ändegavensis  Bast  von  Elesd  und  Nagy-Enyed,  R. 
rusticana  Desegl.  von  Ogulin,  R.  rubella  oder  vielleicht  eine  neue 
Art  von  den  croatischen  Hochgebirgen,  und  eine  Rosa  üaynaldiana 
von  dem  Recinathale  bei  Fiume.  Ich  besitze  diese  Pflanze  nur  in 
Frucht.  Sie  ist  durch  ihren,  in  eine  Säule  zusammengewachsenen  kahlen 
Griffel  mit  Rosa  repens  Scop. ,  durch  Glaucedo  und  den  wenig  ge- 
krümmten Staciiel  mit  der  Gruppe  Montanarum,  durch  die  zwei- 
mal gesagten  Blatter  aber  mit  der  Gruppe  Biserratarum  verwandt. 
Sie  gehurt  nicht  in  die  Gruppe  der  Stylosarum  und  kann  mit  keiner 
Art  derselben  vereinigt  werden.  —  Bei  Promontor  unweit  von  Ofen 
fand  ich  Salix  alba  X  amygdalina,  aber  nur  in  Blattern  und  Roripa 
himgarica  (R.  amphibia  X  austriaca),  bei  Boros  Jenö  Hypericum 
perforato  X  quadrangulum ,  welches  in  Gremli's  Excursionsflora  als 
^H.  medium  Peterm."  bezeichnet  ist  und  im  Wolfsthale  bei  Budapest 
Hieracium  cymosum  X  praealtum.  Bei  den  Herkulesbädern  wächst 
sicher  Cotoneaster  tomentosa,  aber  auch  C.  interrigima  Med. 

B  erb  äs. 


Personalnotizeu. 

—  Dr.  G.Winter  in  Zürich  hat  die  Redaction  der  „Hedwigia" 
übernommen. 

—  Ignaz  Grundl,  Pfarrer  in  Dorogh  in  Ungarn,  ist  vor  kur- 
zem gestorben. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmung^en. 

—  In  einer  Sitzung  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Wien,  am  6.  Februar  übersandte  Prof.  Wiesner 
eine  im  pflanzenphysiologischen  Institute  der  Wiener  Universität  durch- 
geführte    Arbeit     des     Cand.    phil.     Herrn    Adolf    Stöhr,     betitelt: 


102 

„Ueber  Vorkommen  von  Cliloropliyll  in  der  Epidermis  der 
Piianerogamen  -  Laubbliit  ter."  Nach  der  herrschenden  An- 
sicht tritt  das  Chlorophyll  in  der  Oberliaut  der  Phanerogamen-Laub- 
blätter  nur  ausnahmsweise  auf.  Neue  Beobachtungen  des  Verfassers 
haben  jedoch  dargethan  ,  dass  die  Epidermiszellen  der  erwähnten 
Organe  geradezu  häufig  Chlorophyll  einsohliessen ,  und  haben  im 
Allgemeinen  zu  folgenden  Ergebnissen  geführt:  1.  Die  Epidermis 
grüner  Organe  der  hreitblättrigen  Gymnospermen  und  weitaus  der 
meisten  Land-Dikotyledonen  führt  Chlorophyll.  2.  Das  Chlorophyll 
scheint  regelmässig  der  Epidermis  der  grünen  Organe  der  nadel- 
blättrigen Gymnospermen  und  Land-Monokotyledonen  zu  fehlen.  3.  Das 
Chlorophyll  findet  sich  in  den  meisten  Fällen  nur  an  der  Blattur.ter- 
seite,  sowie  an  dem  Blattstiel  und  Stengel;  an  diesen  Orten  beharrt 
es  während  der  ganzen  Lebensdauer  des  Organes.  4.  An  der  Ober- 
seite und  Unterseite  der  Blätter  zugleich  findet  sich  das  Chlorophyll 
nur  selten.  Es  lässt  sich  zeigen,  dass  das  Chlorophyll  an  der  Blatt- 
oberseite in  den  Epidermiszellen  durch  Einwirkung  allzu  intensiven 
Lichtes  in  den  meisten  Fällen  sofort  bei  der  Entstehung  wieder  zer- 
stört wird.  5.  Soweit  die  Entwicklungsgeschichte  der  in  den  Ober- 
hautzellen vorkommenden  Chlorophyllkorner  beobachtet  wurde ,  er- 
weisen sich  die  letzteren  als  „Stärkechlorophyllkörner." 


Sammlungen. 

—  Mehrere  Serien  der  Sammlung  „Musci  austro-africani  exsicc." 
(200  bis  260  Nummern)  von  Dr.  A.  Reh  mann  in  Krakau  (Kreuz- 
gasse Nr.  21),  können  von  demselben  die  Centurie  zu  24  Mark  be- 
zogen werden. 

—  Das  Herbarium  des  verst.  Baron  Hausmann  ist  von  B, 
Stein,  k.  k.  Inspector  des  botan.  Gartens  in  Innsbruck  angekauft 
worden.  Derselbe  ist  geneigt  die  Sammlung  centurienweise  zu  ver- 
tauschen oder  zu  verkaufen. 


Botanisclier  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Holuby  mit  Pflanzen 
aus  Ungarn. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Wiesbaur,  Keller, 
Dr.  Pancic,  Vogel,  Oborny,  Dr.  Borbäs,  SoUa. 

Eingesendet  von  Oborny  aus  Mähren:  Bromus  asper,  Carex 
supina,  Centaurea  maculosa,  Cerastmm  brachypetalum  v.  glandu- 
losum,  C.  gluHnosum,  C.  semidecandrum ,  Doronicum  austriacum, 
Equisetum    ramosissimum ,    Filago    lutescens ,    Fumaria    Schleichen, 


103 

Gagea  sfenopetala,  Galiuni  sikaficum,  Hieracimn  fragile,  H.  inuloi- 
des,  H.  Schmidtii  v.  crinigerum,  H.  silesiacnm,  H.  styg'mm,  H.  tri- 
dentatmn  var.  angusfifolium,  Inula  Ocuhis  Christi,  Orobanche  Epi- 
thymnm,  Rosa  catiina  f.  hiserrata,  R.  canina  f.  dumalis,  R.  gallica 
f.  austriaca,  R.  Reuteri,  R.  trachyphylla,  R.  Weitziana,  Silene  nocti- 
flora.  Von  Hardegg  in  Niederösterreich:  Aconitum  variegatum,  Ci^ 
micifuga  foetida,  Inula  ensifolia,  I.  salicina,  Taxus  baccata. 

Eingesendet  von  Dr.  Bor b äs  aus  Ungarn:  Camelina  micro- 
carpa,  Carex  cerna,  Centaurea  transalpina,  Diatifhus  diutinus,  Po- 
lygonum  minus,  Pulmonaria  mollissima,  Roripa  palustris,  Rumex 
stenophyllus,  Symphytum  uliginosum,  Trifolium  pensilcanicum,  Ver- 
bascum  blattariforme,  Vicia  Piliensis.  Aus  Siebenbürgen:  Galium 
flavescens,  Roripa  terrestris,  Pteroneurum  Rochelianum;  aus  Baiern: 
Galium  ochroleucum. 

Obige  Pflanzen  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausclie 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 

Inserate. 
Herabgesetzte  Preise. 

Eine  beschränkte  Anzahl  Exemplare  Hefere  ich  in  den  nächsten  Monaten 
gegen  Einsendung  des  herabgesetzten  Preises,  von: 

Dr.  L.  Pfeiffer.  Nomenciator  botanicus.  Nominum  ad  finem  anni 
1858  publici  factorum,  classes,  ordines,  tribus,  familias,  divi- 
siones,  genera,  subgenera  vel  secliones,  designanlium  enume- 
ralio  alphabetica  etc.  2  Vol.  4.  1872—1875.  252  M. 

herabges.  Pr.  120  M. 
—  Tollständige  Synonymik  der  bis  zu  Ende  des  Jahres  1858 
publicirten  botanischen  Gattungen,  Untergattungen  und  Ab- 
theilungen. Zugleich  systematische  Uebersicht  des  gan- 
zen Gewächsreiches  mit  den  neueren  Berichtigungen  nach 
Endlicher's  Schema,  gr.  8.  1870  und  Supplt.  I.  12  M. 

herabges.  Pr.  6  M. 
Später  treten  die  Ladenpreise  wieder  in  Kraft. 
Cassel,  Jänner  1879. 

Theodor  Fischer. 

Herbarium. 

Das  zur  Verlassenschaft  des  verstorbenen  Pfarrers  Grund! 
gehörige,  mit  grossem  Fleisse  gesammelte  Herbarium,  bestehend  aus 
allen  in  Oesterreich-Ungarn  (nach  Mally's  Handbuch)  vorkommenden 
Pflanzen,  so  nicht  minder  sehr  vielen  ausländischen,  wird  preiswürdig 
verkauft. 

Näheres  bei  Frau  Anna  Popolänszky  in  Dorogli  bei  Gran, 
Ungarn. 


104 

Von  dem  im  Verlage  von  F.  Tempsky  in  Prag  erscli einenden  V^'erke : 

Hie  Al|ieaipflaii%eu 

nach  der  Natur  gemalt  von  Jos.  Seboth.    Mit  Text  von    F.  Graf  und  einer 
Anleitung  zur  Cultur  der  Alpenpflanzen  in  der  Ebene  von 

Joh.  Petrasch, 

k.  k.  Hofgärtner  im  botaniselien  Garten  in  Graz, 

liegen  bereits  9  Hefte  vor.   Der  1.  Band  besteht  aus  12  Heften  (ä  50  kr.)  von 

denen  11  je  neun  Blätter  Abbildungen   in  Farbendruck,    das    12.  den  Text  und 

das  letzte  Blatt  bringt. 

Alle  Abbildungen   sind   nach  lebenden  Pflanzen  gemalt ,  die  Ausführung 

darf  sich,  trotz  des  geringen  Preises,  berühmten  Prachtwerken  an  die  Seite  stellen. 

Zu  beziehen  durch  jede  Buchhandlung^. 

Im  Verlage  von  Philipp  Cohen  in  Hannover  ist  soeben  erschienen: 

Deutsche  Excursions-FIora. 

Die  Pflanzen   des  deutschen  Reichs  nnd  Dentsch-Oesterreichs 
nördlich  der  Alpen 

mit  Einschluss  der  Nutzhölzer  und  Zierpflanzen 

tabellarisch  und  geographisch  bearbeitet 

von 

Cari  W.  F.  Jessen, 

Dr.  med.  et  phiL,  Professor  der  Botanik  an  der  Universität  Berlin. 

50  Bogen  Taschenformat.    Geh.  M.  9.50,    geb.  M.  10.75. 

Mit  34  Holzschnitten  (320  verschiedene  Zeichnungen  enthaltend,  geschnitten  von 

Ad.  Closs,  Stuttgart)   und  pflanzengeographischen  Kärtchen. 

Diese  Flora  umfasst  ganz  Deutschland  und  Deutsch-Oesterreich  nördlich 
des  Alpenkammes,  behandelt  alle  bei  uns  vorkommenden  Pflanzen,  einschliesslich 
der  Nutzpflanzen,  und  ist  hervorgegangen  aus  langjähriger  Praxis.  Ihr  Zweck 
Ist,  die  Pflanzen  zur  Bliithezelt  leicht  und  sicher  erkennen  zu  lehren.  Sie  ent- 
hält u.  A.  zum  ersten  Male  specielle  geogr.  Pflanzenangaben  auf  Grundlage  der 
Localfloren  (welche  hierdurch  mehr  oder  weniger  entbehrlich  werden).  Die 
Familien,  Gattungen,  Arten  und  Abarten  sind  tabellarisch  in  kurz  umschriebe- 
nen Uebersichten  zusammengestellt ,  so  dass  sie  auch  auf  Excursionen  rasch 
überblickt  und  dem  Gedächtnisse  eingeprägt  werden  können.  Den  schwierigen 
Familien  sind  Holzschnitte  nach  Zeichnungen  des  Verfassers  beigegeben,  welche 
sich  durch  grösstmögllche  Genauigkeit  und  Sauberkeit  auszeichnen. 

Es  ist  ferner  jeder  seltenen  Art  ein  Kärtchen  von  Deutschland  vorge- 
druckt, auf  dem  jede  einzelne  Provinz,  in  der  diese  Art  vorkommt,  durch  einen 
Punkt  bezeichnet  ist. 

Durch  sorgfältige  Zusammenstellung  der  Standorte  m  jeder  Provinz  ist 
ferner  für  Pflanzengeographen  und  Sammler  eine  bishpr  noch  nirgends  versuchte 
Specialübersicht  angestrebt. 

Für  Ostdeutschland  sind  die  polnischen  Namen,  für  die  neuen  Reichs- 
lande die  französischen  Gattungs-  und  Artnamen ,  für  die  deutschen  Namen 
sind  die  ältesten,  gebräuchlichsten  gewählt. 

Am  Schlüsse  folgt  ein  ausführliches  Register  der  deutschen  und  lateini- 
schen Pflanzennamen ,  sow  ie  der  Apothekerpflanzen.  Das  Buch  ist  vermöge 
seines  Formats  auch  speciell  für  botanische  Ausflüge  berechnet. 

Keilactenr  und  Herausseber  Dr.  Alezander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  unJ  Papier  der  C.  Ueberreuterscüen  Buchdiuckerei   (M.  Salzer). 


Ocsterreichische 

Botanische  Zeitschrift 

Gemeinnützig^es  Org^an 

für 

Die  Osterrelclilsche  Exemplaro 

hutanlsche    Zeitschrift             Rnfanib     nnfl  ßAfailiLAi«                die  frei  durch  die  Post  be- 

erseliein«                          WUlrtUlU     UllU  UUldUlllt;! ,            zogen  verden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  bei  der  nedaktloa 

''''Jl'rTtu^!''"  Gärtner,  Oekonomen,  Forslmänner,  Aerzte,  ^^- '^■'^rä!^^:^: " 

(16  R.  MarkJ  Im  Wege  des 

eanz jährig,  oder  mit  inAlllolöP    nnfl    To/'linilor  Buchhandels  übernimmt 

^  a.  Ö.\X.(S^  R.Mark)  njlUlllGIVCl     UUU     leiUlllMl.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  Gerold'«  Sobii 

Inserate  »▼*»      a  '"  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  FM  4  sowie  alle  übrigen 

15  kr.  Ost.  W.  XI  =     ^«  Buchhandlungen. 


XXTX.  Jahrgang.  Wlg;^.  April  1879. 

INHAIjT  :  Wasserporen.  Yen  Langer.  —  Mykologisches.  A'on  Sclmlzer.  —  Epilobia  nova.  Von 
Hausstneelit  (Fortsetzung).  —  Firnis  leucodtrmis.  Von  Antoine.  —  Floristisches  von  Teplitz. 
Von  DiclitJ.  —  Literaturbnrichte.  — Correspondenz.  Von  Dr.  Borbas.  —  Personalnotizen.  —  Bo- 
tanischer Tauschverein.  —  Inserate. 


Beobachtungen  über  die  sogenannten  Wasserporen. 

Von  Carl  L.  Langer. 

(Schluss.) 

Eine  andere  einschlägige  Ranunculacee,  welche  De  Bary  auch 
nicht  erwähnt,  ist  Anemone  Hepatica;  ich  bediente  mich  eines  E.xem- 
plares,  das  ich  mir  im  Walde  ausgegraben  hatte  und  im  Wasser 
aufzog.  Die  jungen  Blätter  zeigten  auf  der  Oberseite  sehr  wenig  Spalt- 
öffnungen, dagegen  auf  der  Unterseite  eine  grosse  Anzahl.  Die  einen 
von  diesen  sind  elliptisch  und  mit  langer,  dunkler  Spalte,  die  anderen 
breiter  als  lang  und  mit  kurzer,  kreisförmiger  und  heller  Spalte 
versehen.  Dem  Lichte  längere  Zeit  ausgesetzt,  erwiesen  sich  beide 
Arten  von  Stoniaten  als  deutlich  geöffnet;  nachdem  aber  die  Pflanze 
über  Nacht  im  dunklen  Baume  gestanden  war,  hatten  sich  die  Sto- 
mata  mit  den  langen  Spalten  (Luflspalten)  grösstentheils  geschlossen, 
während  die  anderen  (Wasserspalten)  auch  dann  noch  deutlich  offen 
waren.  Diess  würde  beweisen,  dass  bei  den  Wasserporen  das  Licht 
auf  die  Beweglichkeit  der  Schliesszellen  keinen  Einfluss  übt,  oder 
mit  anderen  Worten,  dass  die  Schliesszellen  ihre  Bewegungsfähigkeit 
eingebüsst  haben. 

Ich  stellte  die  Pflanze  längere  Zeit  in  feuchten  Raum  und  fand 
dann   auf  den  mittleren  Partien  der  Oberseite  der  Blätter   sehr   viele 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  4.  Heft.  1879.  9 


106 

kleine  Tropfen.  Als  ich  diese  Partien  untersuchte,  überzeugte  ich 
mich,  dass  auch  hier  Spaltöffnungen  zu  sehen  waren,  die  für  Wasser- 
spalten gehalten  werden  können.  Merkwürdigerweise  aber  konnte  ich 
an  der  Blattunterseite  keine  ausgeschiedenen  Tropfen  bemerken,  ob- 
wohl daselbst,  wie  oben  erwähnt,  auch  solche  Stomata  sich  vorfinden, 
die  nach  Analogie  zu  schliessen,  den  Namen  „Wasserporen"  ver- 
dienen. 

Ein  weiteres  Beispiel  für  das  Vorhandensein  von  Wasserspalten 
bietet  Cytisus  Laburnum,  eine  Pflanze,  die  auch  noch  nirgends  an- 
geführt worden  ist.  Ein  vollkommen  gesunder  Zweig  —  ich  brauche 
wohl  nicht  zu  bemerken,  dass  ich  mich  bei  den  angestellten  Unter- 
suchungen stets  nur  turgescenter  Blatter  und  Zweige  bediente  — 
von  diesem  Strauche,  dem  Drucke  einer  14  Cm.  hohen  Quecksilber- 
säule im  feuchten  Räume  ausgesetzt,  zeigte  nach  24  Stunden  an  der 
Unterseite  der  Blättchen,  besonders  längs  des  Miltelnervs,  zahlreiche 
Tropfen,  ausserdem  noch  einige  (Tropfen)  an  der  Blaltspindel. 

Unter  dem  Mikroskope  fand  ich  stark  geöffnete  (Wasserspallen) 
und  weniger  oder  gar  nicht  geöffnete  Stomata.  Jene  stehen  meist  in 
Gruppen  zu  3—4  beisammen,  differiren  aber  sonst  nicht  in  Form  und 
Grösse  von  den  übrigen.  Andere  Blattpartien  derselben  Seile,  wo 
keine  Wassertropfen  ausgeschieden  worden  waren,  wiesen  ebenfalls 
stark  geöffnete  Stomata  auf. 

Die  Blattoberseite  verfügt  über  gar  keine  Spaltöffnungen. 

Um  mich  von  der  Fähigkeit  der  Blallspindel,  Wasser  auszu- 
scheiden, zu  überzeugen,  löste  ich  die  Epidermis  von  jener  Stelle 
ab,  wo  Tropfen  ausgeschieden  worden  waren,  und  fand  zu  meiner 
Befriedigung  hie  und  da  zwischen  den  langgestreckten  Oberhautzellen 
stark  geöffnete  Stomata,  welche  von  denen  der  ßlattfläche  nicht  ver- 
schieden waren.  Sie  können  daher  mit  Recht  auch  als  Wasserspalten 
gelten. 

Während  bei  den  letztgenannten  Pflanzen  der  Druck  einer  14  Cm. 
hohen  Ouecksilbersäule  hinreichte,  um  Wasser  aus  den  Blättern  zu 
pressen,  vermochte  er  es  nicht,  bei  Evonymus  japonicns,  obwohl  der 
gewählte  Zweig  durch  zwei  Tage  diesen  Druck  zu  erleiden  hatte. 
Erst  nachdem  dieser  auf  das  Doppelte  erhöht  worden  war,  kamen 
(nach  abermals  zwei  Tagen)  bei  zwei  ausgewachsenen,  nicht  so  bei 
jungen  Blättern,  und  zwar  jedesmal  auf  der  Unterseite  ganz  nahe 
dem  Mittelnerv  zwei,  resp.  ein  grosser  Tropfen  zum  Vorschein. 

Die  Oberhaut  der  betreffenden  Stellen  unter  dem  Miivroskope 
betrachtet,  zeigte  theils  offene,  theils  geschlossene,  sonst  aber  nicht 
von  einander  differente  Spaltöffnungen.  Alle  diese  besitzen,  um  mit 
Hugo  V.  Mohl  zu  reden,  einen  deutlichen  Vorhof*''),  welcher  ihnen 
das  Aussehen  offener  Spaltöffnungen  verleüit. 

Die  Blattoberseite  ist  ganz  frei  von  Stomaten,  es  werden  sich 
demnach   die   auf  der   Unterseite   befindlichen  offenen  Stomata  jedes- 


")   Bot.  Ztg.  1856 :    „Ueber  die  Ursachen  der  Erweiterung  und  Verenge- 
rung der  SpaUöfTnungen"  von  Hugo  v.  Mohl. 


107 

falls  als  die  Austriftssf eilen  für  ausgeschiedene  Wassertropfen  oder 
als  Wasserporen  repriisenüren. 

Machte  sich  bei  vielen  der  bisher  genannten  Pflanzen  nach  dem 
Gesagten  kein  eigentlicher  Unterschied  zwisclien  jenen  Spalt()fFnungen, 
deren  Athenihöhlcn  stets  Luft,  und  jenen,  deren  Athemhöhlen  Wasser 
enthalten,  geltend,  so  kann  diess  um  so  weniger  von  den  Spaltöff- 
nungen von  Zea  Mays  behauptet  werden.  Allerdings  wird  diese 
Pflanze  unter  den  Wasser  ausscheidenden  gar  nicht  angeführt;  den- 
noch aber  kann  man  gerade  hier  die  Wasserausscheidung,  ohne  erst 
viele  Experimente  vorzunehmen,  sehr  leicht  beobachten.  Man  braucht 
nur  eine  junge  Mais-  oder  eine  andere  junge  Graspflanze,  z.  B. 
Weizenpflanze  in  einen  etwas  feuchten  Raum  zu  stellen,  so  kann 
man  an  den  Blättern  grosse  Wassertropfen  wahrnehmen.  Untersucht 
man  solche  Stellen  mikroskopisch,  so  findet  man  unter  den  sonst 
meist  geschlossenen  Spaltöffnungen  immer  auch  einige  wenige,  welche 
sich  durch  offene  Spalten  hervorthun.  Legt  man  das  Präparat  anstatt 
in  Wasser  in  Zuckerl()sung,  in  welcher  sich  nach  den  Angaben 
v.  Mohl's'')  die  Spaltöffnungen  schliessen,  so  wird  man  auch  dann 
noch  einzelne  Spalten  offen  finden. 

Icii  stellte  die  zu  untersuchende  Maispflanze  durch  5  Stunden  in 
einen  dunklen  Raum  und  bemerkte  hierauf  an  den  Stellen,  wo  früher 
Wassertropfen  sichtbar  waren,  sowohl  offene  als  geschlossene  Sto- 
mata.  Eine  Maispflanze,  die  durch  8  Tage  im  Dunkeln  stand,  ohne 
dass  sie  mit  einem  Glassturze  bedeckt  war,  schied  an  einem  Blatte 
noch  deutliche  Wassertropfen  aus.  Das  beweist,  dass  nicht  alle  Spalt- 
öffnungen sich  im  Dunkeln  oder  in  Zuckerlösung,  wie  allgemein  an- 
genommen wird,  schliessen,  sondern  dass  es  auch  Stomata  gibt,  die 
sich  überhaupt  nicht  mehr  zu  schliessen  vermögen  und  dann  als 
Austrittsstellen  für  ausgeschiedenes  Wasser  dienen. 

Da  aber  alle  Stomata  bei  Zea  Mays  in  Bau  und  Anordnung 
einander  vollkommen  gleich  sind,  und  nur  gewisse  dem  Einflüsse  des 
Lichtes  und  entsprechender  Reagentien  widerstehen,  so  kann  man 
sich  der  Meinung,  die  Herr  Prof.  Wiesner  mir  gegenüber  wieder- 
holt darüber  äusserte,  nicht  verschliessen,  dass  die  Schliesszellen 
dieser  Stomata  ihre  Bewegungsfähigkeit  einfach  verloren  haben  und 
als  Wasserporen  fungiren. 

Ich  gelange  nun  zur  letzten  der  von  mir  untersuchten  Pflanzen, 
deren  Wasserspalten  sich  durch  kurze  Spalten  auszeichnen.  Das  ist 
Caladium  rotnndif'olinm,  einer  Gruppe  angeiiörig,  die  immer,  wenn 
von  Wasserausscheidung  der  Blätter  die  Rede  ist,  erwähnt  wird. 

Hat  ja  Duchatre^^)  die  Colocasia  antiquorwn  einer  eingehen- 
den Untersuchung  unterzogen  und  zum  Gegenstande  einer  sehr  aus- 
führlichen Abhandlung  gemacht. 

Von  Caladium  rotundifol'mm  standen  mir  zwei  Exemplare  zur 
Verfügung;  das  eine  untersuchte  ich  im  Frühjahre,  das  andere  Mitte 


*^)  Vergl.   Anmerkung  16. 
)  Ann.  sc.  nat. 

9* 


108 

August.  Jenes  war  eine  noch  junge  Pflanze  und  producirle  fortwäh- 
rend neue  Blätter.  Um  nun  daran  meine  Beobaciitungen  anknüpfen 
zu  können,  stellte  ich  es  durch  mehr  als  drei  Tage  frei  an's  Fenster. 
Eines  Tages  gegen  Abend  sonderte  das  eine  Blatt  fortwährend  Tropfen 
ab,  ohne  dass  die  Pflanze  in  einen  feuchten  Raum  gestellt  worden 
war.  Ich  brachte  sie  hierauf  die  Nacht  über  in  einen  dunklen  Raum. 
Die  Tropfenausscheidung  dauerte  fort,  Nach  etwa  4  Stunden  erstreckte 
sich  diese  auf  ein  zweites  und  dann  auf  ein  drittes  Blatt,  das  in  der 
Mitte  einen  Riss  hatte,  und  in  Folge  dessen  theilweise  gelb  war. 

Jedesmal  ging  die  Tropfenausscheidung  an  der  Blattoberseite  in 
der  Nähe  der  Spitze  vor  sich. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  prävalirten  hier  drei 
colossale  Spaltöff'nungen  mit  weit  geöffneten  Spalten.  Die  übrigen 
Stomata  auf  der  Oberseite  waren  viel  kleiner,  jedoch  auch  stark 
geöff'net.  Da  die  Wasserausscheidung  nur  an  der  Spitze  der  Ober- 
seite erfolgte,  so  müssen  die  drei  colossalen  Spaltöff'nungen  Wasser- 
spalten sein. 

Anders  gestalteten  sich  die  Beobachtungen  am  anderen  Exem- 
plare, die  ich  im  August  machte.  Die  Blätter  waren  schon  vollkom- 
men ausgewachsen,  ja  noch  mehr,  sie  hatten  schon  einen  schwachen 
Stich  in's  Gelbe,  kurz,  die  ganze  Pflanze  war  mehr  oder  weniger  im 
Einziehen  begriff'en.  Trotzdom  konnte  ich,  nachdem  sie  etwa  durch 
20  Stunden  in  einem  feuchten  und  geschlossenen  Räume  gestanden 
war,  an  ihren  Blättern  grosse  Tropfen  erkennen,  diessmal  aber  nicht 
an  der  Ober-,  sondern  an  der  Unterseite  und  zwar  bei  einem  Blatte 
nicht  allein  an  der  Spitze,  sondern  auch  am  Rande;  bei  einem  ande- 
ren Blatte  hingegen,  wo  die  Spitze  schon  ganz  verwelkt  war,  nur 
an  einer  Stelle  des  Randes. 

An  dem  Stiele  eines  Blattes  befand  sich  ebenfalls  ein  grosser 
Tropfen. 

Diese  merkwürdige  Dislocirung  der  ausgeschiedenen  Wasser- 
tropfen spornte  zu  einer  um  so  genaueren  mikroskopischen  Unter- 
suchung nicht  nur  der  betreffenden,  sondern  auch  anderer  Oberhaut- 
partien an. 

Dieselbe  ergab  Folgendes:  An  dem  Blattstiele,  da,  wo  der 
Tropfen  ausgeschieden  worden  war,  zeigten  sich  weit  geöffnete  Sto- 
mata, deren  Athemhöhlen  mit  Wasser  erfüllt  waren;  die  Spalten 
waren  meist  kreisrund.  Bei  einem  Blatte  waren  an  der  Spitze  der 
Oberseite,  wie  bei  dem  früher  erwähnten  Exemplare,  2 — 3  sehr  grosse 
und  weit  geöffnete  Spaltöffnungen,  ausserdem  aber  über  die  ganze 
Oberseite  zerstreut,  kleinere,  ebenfalls  weit  offene  Stomata.  Ein  an- 
deres Blatt  zeigte  an  der  Spitze  der  Oberseite  nicht  2 — 3  sehr  grosse, 
sondern  viele,  aber  kleinere  Stomata  mit  kreisrunder,  ja  selbst  quer 
elliptischer  Spalte.  Die  übrigen  Spaltöffnungen  der  Oberseite  sind  von 
den  analogen  des  vorher  genannten  Blattes  nicht  verschieden. 

Als  die  Pflanze  durch  15  Stunden  im  Dunkeln  gestanden  war, 
fand  ich  die  Stomata  an  der  Spitze  auch  noch  weit  geöffnet,  wälirend 


109 

die  kleineren  der  übrigen  Blattfläche  mehr  oder  weniger  geschlossen 
waren  und  dunkle  Spalten  besassen. 

Die  Spaltöffnungen  der  Unterseile  waren  alle  sehr  weit  offen. 
Ihre  Grösse,  ja  selbst  Form  ist  verschieden.  So  finden  sich  über  die 
ganze  Oberfläche  vertheilt,  viele  sehr  grosse  Stomata  mit  rundliclien, 
selbst  querelliptischen,  dazwischen  länglich  elliptische  Spaltöffnungen 
mit  in  die  Länge  gezogenen  Spalten.  Diese  machten  sich  namentlich 
an  mehreren  Partien  des  Randes  bemerkbar.  Die  Spalten  aller  waren 
stets  hell.  Auffallend  erscheint,  dass  unter  den  Spaltöffnungen  der 
ersten  Art  einige  hervorstachen,  deren  Spalten  durch  zwei  Scheide- 
wände in  drei  Theile  zerfielen.  Indess  machten  diese  sowohl,  wie 
andere  so  enorm  geöffnete  Stomata  auf  mich  den  Eindruck,  als  ob 
die  Beweglichkeit  ihrer  Schliesszellen  schon  ganz  verloren  gegangen, 
ja  als  ob  sie  im  Absterben  begriffen  wären.  Doch  enthielten  sie  noch 
immer  deutliche  Chlorophyllkörner. 

Es  fragt  sich,  welche  von  den  auf  der  Unterseile  befindlichen 
Spaltöffnungen  den  Namen  Wasserspalten  verdienen.  Nach  der  Loca- 
tion  der  länglich  elliptischen  Stomata  am  Rande  und  der  hier  beob- 
achteten Wasserausscheidung  müssten  diese  als  Wasserporen  ange- 
sehen werden,  wiewohl  die  übrigen  sehr  grossen  Stomata  wegen 
ihrer  ausserordentlich  weit  geöffneten  Spalten  mehr  für  die  Function 
der  Wasserausscheidung  sprechen.  Mag  jedoch  dem  sein  wie  es  wolle, 
so  viel  ist  sicher,  dass  auch  an  der  Unterseite  der  Blätter  von  Cala- 
dium  rotundifolium,  wenigstens  bei  älteren  Individuen,  Wasseraus- 
scheidung  vor  sich  geht,  während  sich  dieselbe  bei  jüngeren  Pflanzen, 
soweit  meine  Beobachtungen  reichen,  nur  auf  die  Blattspitze  u.  zw. 
die  Oberseite  beschränkt. 

Wir  gelangen  nun  zu  jenen  Pflanzen,  welche  Wasserporen  mit 
langen  Spalten  aufweisen. 

In  dieser  Beziehung  ist  eigentlich  einer  Pflanze  schon  gedacht 
worden;  es  war  Paeonia  officinalis,  deren  Wasserporen  sich  durch 
lange  Spalten  auszeichnen.  Daran  würde  sich  Sambucus  nigra  reihen; 
bei  den  Blättern  dieser  gelang  es  mir  jedoch  nie,  ausgescliiedener 
Tropfen  ansichtig  zu  werden,  da  ich  jene  trotz  wiederholter  Versuche 
in  dem  kürzeren  Schenkel  der  u-förmigen  Röhre  nicht  luftdicht  be- 
festigen konnte. 

Ich  war  daher  bloss  auf  die  mikroskopische  Untersuchung  an- 
gewiesen, die  nachstehendes  Resultat  zur  Folge  hatte:  An  der  Unter- 
seite in  der  Nähe  der  Spitze  des  Blattes,  nicht  wie  De  Bary  angibt, 
an  der  Oberseite,  sind  zwei  grössere  Stomata  mit  weit  geöffneter, 
heller  Spalte.  Ihre  Schliesszellen  enthalten  wenig  (oder  gar  kein) 
Chlorophyll,  während  die  der  übrigen  Spaltöffnungen  ausserordentlich 
reich  daran  sind.  Abgesehen  noch  von  den  nur  wenig  längeren  Spalten, 
welche  die  erst  erwähnten  Stomata  auszeichnen,  lässt  sich  zwischen  die- 
sen und  den  gewöhnlichen  (Luft-)  Spalten  kein  Unterschied  erkennen. 

Mehr  als  über  Sambucus  nigra  bin  ich  über  Ribes  aureum  zu 
sagen  in  der  Lage.  Von  diesem  exponirte  ich  einen  Zweig  mit  Blät- 
tern  dem  Drucke  einer  14  Cm.  hohen  Quecksilbersäule  im  feuchten 


110 

Räume  und  fand  nach  beiläufig  22  Stunden  die  Spitzen  der  Blatt- 
lappen und  zwar  sowohl  auf  der  Ober-  als  Unterseite  mit  g-rossen 
Tropfen  besetzt.  Kleinere  Tropfen  waren  überdiess  an  anderen  Stellen 
beider  Blattseiten  sichtbar.  Bei  Geleg-enheit  der  mikroskopischen  Be- 
trachtung- der  Epidermis  (um  8  Uhr  Früh)  gewahrte  ich  auf  der 
Unterseite  des  Blattes  meistens  geschlossene,  nur  hie  und  da  ge<)ff- 
nete  und  durch  helle  Spalten  auffallende  Stomata,  die  jedoch  in  Be- 
zug auf  die  ersteren  keine  Verschiedenheit  zuliessen.  Ein  Stück  Epi- 
dermis, auf  dem  ein  grosser  Tropfen  stand,  war  grosstentheils  mit 
geschlossenen  Stomaten  bedeckt,  nur  einige,  mit  diesen  an  Form  und 
Grösse  gleiche,  waren  miissig  geOffnet. 

Nicht  viel  anders  gestalteten  sich  die  Verhältnisse  auf  der  Ober- 
seite der  Blätter  von  Ribes  aureum.  Hier  waren  SpallöfFnungen  mit 
längeren  und  kürzeren  Spalten  zu  Gruppen  vereinigt.  Auf  jenen 
Blaltstellen,  die  sich  durch  Tropfenausscheidung  kenntlich  machten, 
boten  sich  meinem  Anblicke  immer  Stomata  mit  kürzeren  Spalten 
dar;  dieselben  sind  nach  meinem  Dafürhalten  als  die  Austritfsstellen 
für  ausgeschiedenes  Wasser  anzusehen.  Diess  würde  jedoch  die  An- 
gaben De  Bary's,  dass  an  der  Spitze  der  Blattoberseite  von  Ribes 
triste  langspallige  Stomata  vorkommen,  welche  Wasserporen  wären, 
widerlegen,  vorausgesetzt,  dass  bei  den  einzelnen  Species  einer  Pflan- 
zengattung dieselben  Epidermalverhältnisse  sich  wiederholen.  Im  Uebri- 
gen  jedocli  ist  zwischen  beiderlei  Stomaten  kein  gravirender  Unter- 
schied aufzufinden,  ein  Umstand,  der  wieder  darauf  hindeuten  dürfte, 
dass  nicht  ganz  bestimmt  gebaute  Stomata,  sondern  vielleicht  alle 
mehr  oder  weniger  dazu  geeignet  sind,  Wasser  auszuscheiden. 

Bestätigt  wird  diese  Ansicht  neuerdings  durch  Versuche,  die  ich 
bei  Syritiga  nulgaris^^)  im  Sommer  anstellte. 

Diese  Pflanze  hat  im  Allgemeinen  Stomata  mit  langen  Spalten. 
Doch  konnte  ich  auch  bei  ihr  Wasserausscheidung  wahrnehmen.  Ein 
Zweig  mit  zwei  Blättern,  auf  den  ich  den  Druck  einer  Quecksilber- 
säule von  14  Cm.  Höhe  im  feuchten  Räume  wirken  Hess,  zeigte  nach 
etwa  24  Stunden  an  der  ganzen  Blattunterseite  zahlreiche  Wasser- 
tropfen, einige  auch  an  der  Oberseite.  Als  ich  mich  von  der  Be- 
schaffenheit der  Stomata  an  den  betreffenden  Stellen  der  Oberseite 
mit  Hilfe  des  Mikroskopes  überzeugte,  gewahrte  ich,  hie  und  da 
zerstreut,  elliptisch  geformte  Spaltöffnungen  mit  langen  Spalten,  welche 
bei  vielen  offen  waren.  Die  Stomata  der  Unterseile,  welche  nur  mehr 
gedrängt  bei  einander  stehen,  sind  ganz  so  wie  jene  (der  Oberseite). 
Viele  von  ihnen  waren  offen  und  iiire  Athemhöhlen  mit  Wasser 
erfüllt. 

Fuchsia  coccinea  (?)  besitzt  an  den  Blattzähnen  der  Unterseite 
1  —  2  deutlich  geöffnete  Spaltöffnungen,  während  die  übrigen  ge- 
schlossen waren.  Allerdings  machen  auch  diese  für  den  ersten 
Augenblick   den   Eindruck,    als  ob  sie  offen  wären,    bald  jedoch  ge- 


")   Syringa  vulgaris  ist  bisher  weder  von  De  Bary,  noch  von  anderen 
Bcobathtern  für  Wasserausscheidung  genannt  worden. 


111 

langt  man  durch  genauere  Einstellung  zur  Ueberzeugung,  dass  diese 
Oeffnungen  nur  die  Vorhofspalten  sind.  Wenn  man  von  dem  Geöffnet- 
oder Gesclilossensein  absieht,  erweisen  sich  alle  Stomata  der  genannten 
Fuchsia  als  vollkommen  gleich. 

Dasselbe  ist  bei  Veronica  hortensis  der  Fall.  Die  meisten  der  hier 
auftretenden  Spaltöffnungen  waren  entweder  ganz  geschlossen  oder 
Hessen  nur  eine  ganz  schmale  Spalte  frei.  An  den  Blattkerben  da- 
gegen fallen  1 — 2  Stomata  auf,  gleich  gross  und  geformt  wie  jene, 
aber  mit  ziemlich  \veit  offener  Spalte.  Sie  dürften  die  von  De  Bary 
gemeinten  Wasserporen  sein.  Von  ausgeschiedenen  Wassertropfen 
fand  ich  keine  Spur,  obzwar  sich  die  Pflanze  länger  als  einen  Tag 
im  feuchten  Räume  befand.  Gasdruck  wurde  jedoch  nicht  in  Anwen- 
dung gebracht. 

Schluss.  Wenn  ich  nun  die  im  Vorangehenden  dargelegten  Beob- 
achtungen zusammenfasse  und  bemerke,  dass  überall,  wo  ich  Wasser- 
ausscheidung, sei  es  an  der  Blattflache  oder  am  Blattstiele,  beob- 
achtete, auch  deutlich  geöffnete  Spaltöffnungen  vorhanden  waren,  so 
geht  daraus  mit  ziemlicher  Sicherheit  hervor,  dass  die  Wasseraus- 
scheidung in  tropfbarer  Form  in  diesen  Fallen  durch  Spaltöffnungen 
erfolgte,  was  auch  De  la  Rue"")  und  Rosanoff  schon  ausgespro- 
chen haben.  Aber  es  resultirt  daraus  noch  mehr. 

Wenn  man  sich  niimlich  vor  Augen  führt,  dass  bei  den  meisten 
der  von  mir  untersuchten  Pflanzen,  abgesehen  von  den  wirklich  ver- 
schiedenen Stomaten  mit  dem  darunterliegenden  kleinzelligen  Paren- 
chym  der  Crassulaceen  bis  auf  das  stärkere  oder  schwächere  Geöffnet- 
sein nur  ein  geringer  oder  gar  kein  Unterschied  obwaltet  zwischen 
jenen  Stomaten,  welche  den  gasförmigen  Stoffwechsel  besorgen  (Luft- 
spalten) und  jenen,  die  als  Austrittsstellen  für  ausgeschiedenes  Wasser 
dienen  (Wasserspalten);  wenn  man  weiters  berücksichtigt,  dass,  so- 
weit meine  Beobachtungen  reichen,  nicht  nur  an  den  von  De  Bary 
bezeichneten,  sondern  auch  an  anderen  Blattstellen  der  von  ihm  er- 
wähnten Pflanzen  Wasserausscheidung  statthat;  dass  ferner  nicht 
immer  gleichförmige  Stomata  (siehe  Caladium  rotundifolium !)  an  den 
Wasser  ausscheidenden  Stellen  eines  und  desselben  Blattes  auftreten, 
so  scheint  die  Ansicht  des  Herrn  Prof.  Wiesner,  die  er  mir  münd- 
lich mittheilte,  hinreichende  Bestätigung  zu  finden,  die  Ansicht  näm- 
lich, dass  gewisse  Stomata  sich  nicht  gleich  bei  ihrer  Entwickelung 
so  ausbilden  um  die  Function  der  Wasserauscheidung  immer  und  nur 
zu  vermitteln,  sondern  dass  auch  Stomata,  die  sonst  dem  gasförmigen 
Stoffwechsel  dienen,  also  Luftspalten,  zu  gewissen  Zeiten  und  unter 
bestimmten  Verhältnissen  sich  zu  Wasserporen  umwandeln,  indem 
ihre  Porenzellen  die  Beweglichkeit  verlieren  und  zu  abwechselnder 
Verengerung  und  Erweiterung  unfähig  werden.  Es  würde  demnach 
der  Ausdruck  -.Wasserspalte"  oder  „Wasserpore",  den  De  Bary 
solchen   Stomaten  beigelegt  hat,    die    als  Austrittsstellen   für  ausge- 


^")  Bot.  Ztg.  1869.  „Wasserausscheidung  in  den  oberirdischen  Organen  der 
Pflanzen." 


112 

schiedene  Wassertropfen  dienen,  mehr  allgemein  aufzufassen  sein  und 
auch  nur  für  eine  gewisse  Functionsperiode  Geltung  haben,  dürfte 
sich  aber  nicht  auf  ganz  bestimmt  locirte  Stomata  beschränken. 

Doch  ist  der  genannte  Ausdruck  nach  meinem  Dafürlialten  noch 
immer  der  bestgewählte,  während  die  Ausdrücke Mikrostomata (Brau n), 
Neurostomata  (Odenhall)  und  Heterostomata  (Prantl)  nur  bei  ge- 
wissen Pflanzen  Anwendung  finden  können. 

Ganz  überflüssig  erschiene  indess  eine  solche  Bezeichnung,  wenn 
sich  nachweisen  Hesse,  dass  dieselben  Spaltöffnungen  sowohl  der  Was- 
serausscheidung, als  dem  gasförmigen  Stoffwechsel  dienen,  mit  ande- 
ren Worten,  dass  ihre  Athemhöhlen  einmal  mit  Wasser,  ein  anderes 
Mal  mit  Luft  erfüllt  sind. 

Diess  zu  untersuchen  und  den  etwa  möglichen  Nachweis  zu 
liefern,  würde  ich  mir  erlauben  für  eine  spätere  Zeit   vorzubehalten. 


Mykologisches. 

Von  Stephan  Schulzer  von  Müggenburg. 
Ueber  einander  schädigende  Pilze. 

^Da  stellen  wir  armen  Menschlein  und  reden 
von  Wisscnscliaft  und  Fortscliritt  und  bilden  uns 
*  etwas  ein  auf  unseren  Verstand,  mit  dem  wir  der 
Natur  ihre  Geheimnisse  ablauschen,  da  stehen  wir 
vor  manchem  Rilthsel  und  können  —  die  Hand  auf's 
Herz  gelegt  —  nur  staunen  und  gestehen:  dass  wir 
im  Grunde  nichts  wissen." 

J.  Payer,  o'st.-ung.  Nordpol-Exped. 

Die  Entdeckung  der  Gebrüder  Tulasne,  dass  die  sogenannten 
niederen  Pilze  in  Folge  des  diesen  Wesen  eigenen  Accommodalions- 
vermögens  ausser  den  normalen  Sporen  in  anderer  Gestalt  oft  ganz 
anders  geformte,  jedoch  ebenfalls  zur  Fortpflanzung  der  Art  dienende 
Früchte  erzeugen,  ward  erst  dann  zu  einer  in  der  Pilzkunde  wirk- 
lich epochemachenden,  als  zuerst  De  Bary,  dann  seine  Jünger  und 
Andere  mit  einem  fast  an's  Unglaubliche  grenzenden  Aufwände  von 
Mühe,  Geduld,  Zeit  und  Scharfsinn  aus  Früchten  der  Nebenform  die 
Hauptform  darstellten,  was  wieder  nur  durch  Brefeld's  aufgefun- 
denes Verfahren  zur  Isolirung  einzelner  keimender  Pilzsporen,  um 
das  Mycelium  zu  bilden,  volle  Beweiskraft  erlangte. 

Und  wie  keine  Entdeckung  vereinsamt  bleibt,  weil  jede  die 
Anregung  zu  weiteren  in  sich  enthält,  somit  diese  wesentlich  er- 
leichtert, folgte  bald  die  kaum  minder  interessante  und  wichtige, 
dass  auch  die  höiiergestellten  Hymenomycelen,  abgesehen  von  der 
vielen  eigenen  Fortpflanzung  durch  perennirende  Mycelien,  mitunter, 
nebst  der  normalen  Fruchterzeugung  am  Hymenium,  noch  eine  zweite 
auf  der  früher  für  steril  gehaltenen  oberen  Fläche  des  Hutes  be- 
sitzen.   Es    ist    nicht    bloss  zu   wünschen,    sondern   glücklicherweise 


113 

auch  nicht  im  mindesten  zu  bezweifeln,  dass  jüngere,  für  diese 
ausser  dem  Kreise  meiner  mykologischen  Thätigkeit  liegende  For- 
schungsrichtung, in  jeder  Bezieliung  besser  ausgerüstete  Kräfte  die 
Enideckung  erfassen  und  für  begründetere  Einsicht  in  das  Wesen 
der  Pilze  verwerlhen  werden.  Die  mir  von  der  Vorsehuno-  zug^ewie- 
sene  Arbeit  auf  mykologischem  Felde  besteht  hauptsächlich  darin, 
alle  mir  vorkommenden  Pilze  getreulich  zu  zeichnen  und  zu  be- 
schreiben. Finde  ich  \\ährend  dieser  Beschäftigung,  wie  es  bei  gehö- 
riger Aufmerksamkeit,  Liebe  zum  Gegenstande  und  Ausdauer  kaum 
ausbleiben  kann,  mehr,  nämlich  in  die  Physiologie  Einschlagendes, 
so  verfolge  ich  den  Gegenstand  soweit,  als  meine  Kraft  und  Zeit 
ausreicht,  und  mache  das  Resultat  bekannt,  damit  es  Anderen  als 
Vorarbeit  und  Anregung  diene. 

Den  Ausdruck:  „zu  einem  Formenkreise  gehörig"  halte  ich 
für  einen  präcisen  und  glücklich  gewählten,  nur  ist  es  nicht  leicht 
thunlich  zu  entscheiden,  ob  dieser  oder  jener  Cohabitant  wirklich 
zum  Formenkreise  einer  Art  gehöre. 

Ich  glaube,  dass  dieses  nur  in  drei  Fällen  mit  Sicherheit  ange- 
nommen werden  darf: 

1.  Wenn  die  Frucht  der  Nebenform  unter  gewissen  Umständen 
wieder  die  Haupfform  hervorbringt,  oder,  wo  die  künstliche  Erzie- 
hung der  letzteren  zu  den  Unmöglichkeiten  gehört,  wenigstens  ein 
mit  dem  aus  Sporen  der  Hauptform  erzielten  völlig  gleiches  Myce- 
lium  erzeugt. 

2.  Wenn  die  Früchte  der  Nebenform  zwar  nicht  unmittelbar 
die  Hauptform  zu  erzeugen  vermiigen,  sondern  erst  eine  andere, 
diese  vielleicht  eine  dritte  oder  vierte,  immer  aber  die  letzte  wieder 
zur  Hauptform  zurückführt;  oder  wenn  sie  ein  Dauerorgan  bilden, 
aus  welchem  sich  später  die  Hauptform  entwickelt.  Endlich 

3.  Wenn  die  Nebenform,  wie  z  B.  der  Ueberzug  an  jungen 
Individuen  der  Xylaria  Hypoxylon  etc.,  dann  einige  nie  an"s  Tages- 
licht gelangenden,  in  tiefen  Höhlen  des  Stroma  bei  Dothidea-Avlen 
entstehenden  Spermatien  in  dem  Masse  spurlos  verschwindet,  als  die 
Schlauchentwicklung  vorwärts  schreitet.  Diese  scheinen  auf  eine  noch 
unerklärte  Weise  der  letzteren  förderlich,  vielleicht  unumgänglich 
nöthig  zu  sein. 

In  manchen  Fällen  tragen  ausser  den  normalen  Fruchterzeu- 
gungsorganen andere,  unbestreitbar  zum  Individuum  gehörige,  ja  sogar 
oft  dasselbe  charakterisirende  Bestandtheile  keimfähige  Früchte.  Wenn 
es  auch  noch  nicht  erwiesen  werden  konnte,  dass  sie  wieder  die 
Urform  hervorbringen,  so  wäre  es  vor  der  Hand  doch  ungerecht- 
fertigt, solche  vom  Formenkeise  des  Pilzes  zu  trennen. 

Dahin  gehören  die  t heilweise  fruclificirenden  Borsten  und  Fa- 
sern an  und  bei  Lasiosphaeria,  Chaefosphaeria,  melireren  Arten  von 
Pleospora  etc.,  sowie  die  im  Innern  der  Gehäuse  normal  oder  spo- 
radisch entstehende  rosenkranzförmige  Abiheilung  von  Paraphysen 
oder  deren  Stelle  vertretenden  Gebilden,  die  dann  in  ihre  Glieder 
zerfallen  und  diese  Nebenfrüchte  darstellen.  —  Normal  sah  ich  dieses 


114 

l)ei  mehreren  A7}iphisphaeria- Arien,  sporadisch  in  Erysiphe  guttata 
var.  Fagi  Wallr.  Bei  Erysiphe  beobachteten  derlei  foru! aförmige  Fä- 
den auch  schon  die  Gebrüder  Tulasne  und  waren  geneigt,  darin 
gleichsam  eine  Vertretung  der  Paraphysen  zu  sehen.  Ich  halte  diese 
Erscheinung  für  eine  Verkümmerung;  wenn  nämlich  die  innere  Be- 
kleidung vom  Mycelium  keine  hinreichende  Nahrung  erhält,  um  durch- 
gehends  Schläuche  zu  formen,  erzeugt  sie  diese,  den  äusseren  Coni- 
dien  an  Gestalt  ähnliche  Fructification,  so  wie  man  zuweilen  einzelne 
Schläuche  degeneriren  oder  gar  in  der  den  Paraphysen  eigenen  Faden- 
form acrogen  eine  Spore  erzeugen  sieht*). 

Aehnlichen  Ursachen  schreibe  ich  auch  zu,  wenn  in  demselben 
Gehäuse  verschiedengeformte  Früchte  vorkommen'^).  Das  sind  terato- 
logische  Erscheinungen. 

Bei  der  Gattung  Chiastospora  Riess  habe  ich  bisher  nur  von 
zwei  Arten  Kenntniss,  welche  beide  nur  unter  der  Zweigoberrinde 
auf  anderen  Sphaeriaceen  wohnen:  Ch.  parasitica  Riess  auf  Massa- 
ria  pyxidata  und  meine  Ch.  Lycii  auf  einer  Microspera.  Dieses 
parasitenartige  Entstehen  scheint  Lebensbedingung  derselben  zu  sein. 
Ob  sie  den  Wirth  schädigt  oder  schützt,  ist  zur  Zeit  noch  unbekannt, 
doch   nacli   anderwärtigen  Erfahrungen  das  Erstere   wahrscheinlicher. 

Ganz  ähnlich  fand  ich  manchmal  Stilbospora  macrosperma  P. 
auf  Melunconis  macrosperma  Tul.  gelagert,  ohne  ihren  schlimmen 
Einfluss  auf  letztere  constatiren  zu  können,  und  da  überdiess  die 
Früchte  beider  so  frappant  ähnlich  sind,  dass  man  sie  mitunter  nicht 
sicher  von  einander  zu  unterscheiden  vermag,  so  dürften  wohl  beide 
demselben  Formenkreise  angehören. 

Ich  bin  keineswegs  der  Erste,  welcher  findet,  dass  die  Cohabi- 
tation  nicht  genüge,  die  betreffenden  Pilze  einem  Formenkreise  zu- 
zuzählen. Selbst  auf  oder  in  dem  Siroma  eines  Pilzes  angetroffene 
fremde  Formen  wäre  nach  meinen  Wahrnehmungen  höchst  gewagt, 
unbedingt  zu  dessen  Formenkreise  zu  rechnen;  im  Gegentheile  er- 
weisen sie  sich  in  den  meisten  Fällen  als  Parasiten,  somit  als  seine 
schlimmsten  Feinde,  und  der  Ausdruck:  „zu  einem  Formenkreise 
gehörig"  würde  zu  einem  dunkeln,  in  der  Natur  nicht  begründeten 
und  begriffverwirrenden  Unsinne  herabsinken,  wollte  man  Freund 
und  Feind  ohne  Unterscheidung  zusammenwerfen. 

Geschah  es  mir  doch  selbst,  dass  ich  in  meinem  noch  fort- 
während in  Erweiterung  befindlichen  Werke  bei  mancher  Sphäriacee 
als  unbestreitbarsten  Beweis  der  Zusammengehörigkeit  mit  anderen 
Formen  den  Umstand  hervorhob:  dass  letztere  demselben  Stroma 
entsprossen;  was  nun  nach  dem  Ergebnisse  meiner  neuesten  Erfah- 
rungen berichtigt  werden  muss. 

Phragmidium    ist   eben   so   sicher  ein  Feind   der  Cäomaceen^), 


')  Verhandl.  der  k.  k.  zool.-botan.  Gesellsch.  Band  XYII,  S.  719. 
^)  Eben  dort:   Podosporium  Bon.,  Diplodia  Fr.,  Uendersonia  Mont.  und 
Camarasporium  mihi  beisammen. 

')  Oeslerr.  bot.  Zeitschr.  Oc tober  1875. 


115 

Cicinnobulus,  von  Erysiphe  und  ihrer  Conidienform*),  wie  mein  Mono- 
sporimn  Boletorum  (Tulasne  Selecta  fung.  carp.  111,  p.  60,  tab.  VIII, 
Fig.  17)  und  Sepedoniiim  mycophihim  Link  von  Boletus-Kx\ex\;  sie 
nähren  sich  von  dem  Lebenssäfte  ihres  unglücklichen  Wirthes  bis 
zu  seiner  jitinzlichen  Erschiipl'ung.  Völlig  in  demselben  Verhallnisse 
sieht  Cronartium  zur  Cäomacee,  aul"  deren  Hypostronia  es  so  gern 
lebt,  dabei  aber  ihre  Fruclification  unterdrückt  und  endlich  das  fremde 
Hyposiroma  bis  zum  gänzlichen  Verschwinden  desselben  aussaugt. 

Dem  Dr.  Bonorden ')  fiel  die  gesellschaftliche  Verbindung  auf, 
worin  Ci/stopiis  gewulinlich  mit  Poronospora  parasitica  auf  Capsella 
lebt,  wobei  nacb  Mass  der  Individuenzahl  letzterer  den  Cystopus 
theilweise  oder  auch  ganz  verkümmert.  In  noch  geschlossenen 
Cystopiis-?ws\e\n  sieht  man  oft  die  Organe  beider  Pilzformen  ge- 
mengt vom  Grunde  aufsteigen.  Bekanntlich  besitzen  beide  Oogonien; 
aber  an  von  ihnen  gemeinsam  bewohnten  Stengeln  traf  Bonorden 
nach  dem  Absterben  der  letzteren  nur  immer  die  dickwarzigen  Oo- 
sporen des  Cystopus  an,  nie  die  braunen  feinkornigen  der  Perono- 
spura.  Diese  Pilze  stehen  somit  einander  feindlich  gegenüber;  die 
Peronospora  beinträchtigt  die  oberirdische  Fruchtentwicklung  des 
Cystopus,  dieser  unterdrückt  jene  der  Dauersporen  seiner  Gesell- 
schafteiin. 

Hypotnyces  chlorinns  Tul.  und  E.  ckrysospermus  T.  stellt  man 
wahrsclieinlich  mit  Recht  zum  bezüglichen  Formenkreise  des  oben 
erwähnten  Monosporiums  und  des  Sepedoniums,  obschon  man  weit 
ülter  die  Conidienform  allein,  als  mit  der  Schlauchform  vereint,  an- 
triffi,  was  übrigens  auch  mit  Eurotium  und  Erysiphe  der  Fall  ist. 
Volle  Ueberzeugung  wird  man  auch  hier  erst  dann  erlangen,  wenn 
es  wiederholt  gelingt,  aus  Sporen  des  Schlauchpilzes  die  Conidien- 
form oder  umgekehrt  zu  erziehen. 

JXebenbei  gesagt,  findet  man  in  Boleten,  welche  das  Sepedo- 
nium  schon  ganz  und  gar  in  Beschlag  nahm,  zuweilen  zwischen  den 
Sporen  des  lefzleren  fremde,  oblonge,  beiderseits  verdünnte,  hyaline. 
Sie  stammen  daher,  dass  der  Gast  sich  einfand,  wie  der  Wirth  so- 
eben seine  Sporen  bildete,  zu  deren  vollem  Zeitigen  ihm  der  Ein- 
dringling keine  Zeit  mehr  liess.  Vom  Monosporium  bemerkte  ich  in 
einem  Falle,  dass  es  bei  schon  vorgerückter  Reife  der  Sporen  des 
Boletus  sich  vorerst  des  gesammlen  Fleisches  bemächtigte,  dann 
durch  die  Rohrchenschicht  feine  Hyphen  entsandte,  die  auf  der  Löcher- 
seite hervortretend,  sich  zu  einem  filzigen  Lager  verflochten,  in  wel- 
chem eingebettet  die  Perithecien  des  Hypomyces  entstanden.  In  einem 
anderen  Falle  hatte  er  nur  die  ROhrchenschicht  in  Besitz  genommen, 
das  Fleisch  war  noch  völlig  intact. 

Dass  nicht  bloss  bei  Sphäriaceen,  wovon  weiter  unten,  sondern 
auch  bei  den  weit  voluminöseren  Hymenomyceten  der  Gast,  wenn  er 
sich  auch  nicht,  wie  in  den  eben  besprochenen  Fällen,  der  gesamm- 


*j  Ebendaselbst  September  187.D. 

*)  Abhandlungen   aus  dem  Gebiete  der  Jlykologie,  2.  Theil,    Halle  1870. 


116 

ten  Substanz  bemächtigt  und  den  Schwamm  als  Individuum  tödtet, 
doch  dessen  Fructification  hindert,  ihn  selbst  aber  fortleben  lässt, 
damit  er  den  Gast  ernähre,  sieht  man  an  mehreren  Arten. 

Artotrogiis  Ditmarii  Mont.  verursacht  die  Sterilität  der 
Lamellen  von  Nyctalis  asterophora  Fr. 

Lactarius  deliciosus  (L.)  P.  bleibt  ohne  Spur  von  Lamellenbil- 
dung-,  falls  sich  Hypomyces  lateritius  Tul.  oder  die  meinerseits  be- 
schriebene Spielart  perpallidus  desselben  Pilzes^)  einquartiert  und 
vegelirt  unbeirrt  weiter,  seinen  Feind  geduldig  pflegend. 

Dasselbe  geschieht  bei  der  Ciavaria  Ligula  Schff.,  wenn  sie 
durch  die  Hypocrea  alutacea  (P.)  Tul.  befallen  wird,  sowie  bei  der 
Cl.  cristata  Hlmskj.,  wenn  sie  die  Helmint  ho  sphaeria  Clavariae 
(Desm.)  Fuckl  heimsucht. 

Den  Agaricus  caesareus  Scop.  macht  die  Mycogone  rosea  Link 
unfruchtbar,  ohne  seinen  Lebenslauf  zu  verkürzen. 

Merkwürdig  ist  es,  dass  letzterer  Schwamm  in  solchem  Zu- 
stande, so  wie  der  früher  genannte  Lactarius,  in  Italien  mit  eigenen, 
von  jenen  der  gesunden  Form  abweichenden  Namen  belegt,  separat 
eingesammelt  und  gewissermassen  als  absonderliche  Delicatesse  ver- 
speist wird. 

J.  de  Seynes  sah  an  der  oberen  Fläche  der  Fistulina  hepa- 
tica  (P.)  Fr.  in  zartester  Jugend  Conidienbildung,  welcher  weit  später 
die  Entwicklung  des  Hymeniums  nachfolgt.  Also  analog  wie  bei  Xy- 
laria  und  Hypoxylon.  Indessen  bleibt  letztere  manchmal  auch  völlig 
aus,  und  es  entstehen  am  ganzen  Schwämme  ringsherum  Conidien, 
mit  anderen  Worten,  die  normale  Fructification  wird  unterdrückt. 
Nur  für  den  Fall,  dass  die  nach  seinen  Versuchen  im  nächsten  Früh- 
jahre allerdings  keimenden  Conidien  wieder  die  Fistulina  (oder  deren 
Mycelium)  hervorbringen,  stehen  erstere  zu  letzteren  in  einem  freund- 
lichen Verhältnisse,  d.  h.  sie  gehören  zu  deren  Formenkreise,  im 
entgegengesetzten  Falle  kaum. 

Alle  diese  meist  recht  ansehnlichen  Hymenomyceten  sahen  wir 
durch  weit  kleinere  und  schwächere  Pilze  bald  ganz  vernichtet,  bald 
in  ihrer  Fructification  beliindert,  somit  der  Nachkommenschaft  beraubt, 
was  sicherlich  Jeder  anstandslos  ein  Usurpiren  oder  Aussaugen  durch 
Parasiten  nennen  wird.  Aber  auch  verhältnissmässig  grosse,  dauer- 
hafte Schwämme  fester  Substanz  verschmähen  es  nicht,  durch  Unter- 
drückung kleiner  die  eigene  Existenz  zu  sichern. 

Ein  in  Beobachtung  genommener  abgestorbener  Aprikosenbaum 
bekam  nach  längerem  Liegen  zahlreiche  Pusteln  einer  Cryptospora 
und  eines  Melanconiwns.  Später  sah  ich  mehrere  Pusteln  mit  einem 
weisslichen  Häutchen  bedeckt  und  damit  förmlich  hermetisch  ge- 
schlossen, unter  demselben  aber  die  betroffene  Sphäriacee  getödtet 
und  ohne  alle  Spur  einer  Fructification.  Aus  diesen,  in  jüngstem  Zu- 
stande nicht  unterscheidbaren  Häulchen  entwickelten  sich  dann  dreier- 


Verhandl.  der  k.  k.  zool.-bot.  Gesellsch.  1870,  Bd.  XX,  S.  173. 


117 

lei  Hymenomyreten :  Eine  Form    dos  Polyporiis  hirsutus  Schrdr.,    ein 
Irpex  und  eine  Spielart  der   Thelephora  umhrina  Fr. 

Die  Sporen  aller  drei  Formen  müssen,  ihrer  Natur  nach,  in  die 
Rinde  eintreten,  um  dort  zu  keimen  und  das  Mycelium  zu  bilden. 
Hier  war  hiezu  die  Oeffnung  der  Sphäriaceen-Pusteln  ein  bereits 
vorbereiteter,  daher  willkommener  Weg.  In  der  Thal  entstand  an 
demselben  Baume  nicht  ein  einziges  der  vielen  Hymenomyceten-lndi- 
vlduen  an  einer  glatten  Stelle  der  Rinde;  die  Sporen  aller  keimten  in 
Pusteln.  Da  auch  ein  an  Aesten  der  Waldkirsche  wachsender  Irpex 
immer  aus  einer  Pustel  der  Micropera  Drupacearum  Lev.,  der  Sphae- 
ria  pulchella  P.  oder  einer  anderen  diesen  Standort  liebenden  Vaisee 
hervorkommt,  so  könnte  man  daraus  fast  vermuthen,  dass  derlei 
Schwämme  normal  aus  dem  Grabe  des  gewaltsam  getödteten  Vorbe- 
wohners erwachsen;  doch  reicht  meine  bisherige  Erfahrung  in  dieser 
Richtung  zu  solcher  Annahme  noch  nicht  hin.  ich  ward  aber  erst 
vor  Kurzem  hierauf  aufmerksam. 

Von  den  niederen  Pilzformen  verdrängt  nicht  selten  der  stär- 
kere Nachbar  den  schwächeren  auf  ziemlich  brutale  Weise.  Ein 
kaum  0"4  Mm.  hohes  Penicillium  vegelirte  ganz  friedlich  und  be- 
haglich auf  frischem  Käse;  nach  einiger  Zeit  erhob  sich  daneben 
eine  22  Mm.  hohe  iliwcor-Form,  und  andern  Tags  war  jede  Spur 
des  PenicilUwns  verschwunden.  Der  liebenswürdige  Nachbar  hatte  es 
durch  seine  üppige  Ausbreitung  überzogen  und  in  seiner  Umarmung 
erstickt. 

Solche  gegen  einander  feindselige  Cohabitanten  kann  man  nach 
meiner  Ansicht  denn  doch  nicht  in  einen  Formenkreis  steilen.  Wir 
kommen  aber  nun  zu  Sphäriaceen,  wo  derlei  unfreundliche  Mitbe- 
wohner häufig  vorkommen  und  im  Geiste  unserer  Zeit  oft  ohneweiters 
als  Makro-  und  Mikro-Conidien,  Makro-  und  Mikro-Stylosporen,  end- 
lich als  Spermatien  dem  Formenkreise  des  Schlauchgebildes  beige- 
sellt werden ,  während  sie  in  Wirklichkeit  dessen  verderblichste 
Feinde  sind. 

„Flora"  1876  Nr.  3  zählte  ich  die  mir  bis  dahin  an  Dothidea 
bekannt  gewordenen  sogenannten  Nebenfructificationen  auf  und  be- 
zeichnete schon  damals,  mit  Angabe  des  Grundes,  an  D.  Ribesia  (P.) 
Fr.  die  Spermatienform  B  und  die  Makroconidienform  als  entschieden 
die  Fructification  der  Dothidea  hemmend.  Nur  in  dem  unwahrschein- 
lichen Falle,  dass  man  aus  den  Früchten  beider  die  Dothidea  er- 
ziehen würde,  gehören  sie  in  deren  Formenkreis,  im  Gegentheile 
sicherlich  nicht. 

Später  entdeckte  ich  im  Stroma  derselben  Dothidea  noch  zwei 
weitere  Spermatienformen,  eine  mit  braunen  einfachen  kuglig-ovalen 
0003 — 0005  Mm.  langen,  die  anderen  mit  farblosen,  dünn-cylindri- 
schen,  0005  Mm.  langen  Spermatien.  Es  gelang  mir  bisher  nicht, 
irgend    einen    Einfluss    derselben  auf  die  Schlauchform  zu  bemerken. 

(Schluss  folgt.) 


118 

Epilobiu   n  o  V)  u. 

Auetore  C.  Haussknecht, 

(Fortsetzung.) 

£.  Cunninghami  Hausskn.  Caule  duro,  pluripedali,  basi  siib- 
lignescenle,  ramulis  elongatis  strictis  floribundis  praedito,  subfetra- 
gono,  glabro,  sublucido,  superne  tantum  pilosiusculo,  lineis  parum 
elevatis  pilosiusculis  notato.  Foliis  parvis  sessilibus,  basi  breviler  ro- 
tundatis,  ovato-lanceolatis  acutis,  remote  subdenticiilatis,  glabris,  le- 
viter  venosis.  Floribus  numerosis  parvis,  laete  roseis.  Alabastris 
oblusiusculis,  adpresse  pilosulis.  Stigmale  clavato.  Capsulis  brevibiis, 
adultis  subglabresceiitibus,  pedicellis  fol.  fulcr.  V3  brevioribus.  Semi- 
nibus  ovoideis,  apice  in  anniiluin  pelluciduin  attenuatis,  basi  sub- 
obtusis,  tenuiter  papillosis. 

Hab.  in  America  aiistrali,  leg.  Cunningham  1868. 

E.  Americanum  Hausskn.  Riiizomate  brevi  abscisso,  stolones 
breves  epigaeos  remote  folialos  gerente.  Caule  dodrantali,  plus  minus 
ramoso,  tenui,  glabro,  lineis  elevatis  destituto.  Foliis  oblongo-lanceo- 
latis,  superioribus  oblongo-elliplicis,  petiolatis,  utrinque  glabris,  paliide 
viridibus,  pauUum  venosis,  acutis,  deriticulis  callosis  minimis  valde 
remotis  praedilis.  Floribus  parvis  pallidis.  Stigmate  clavato.  Capsulis 
glabrescentibus,  pedicellis  tenuiter  pilosis.  Seminibus  utrinque  atte- 
nuatis, brevissime  annulatis,  basi  subobtusis,  testa  dense  papillosis. 

Hab.  ad  flum.  Saskatschawan  leg.  Bourgeau. 

E.  Chilense  Hausskn,  Radice  brevi  abscissa,  gemmas  carnosas 
sessiles  gerente.  Caule  pedali  ultraque,  erecto,  tereii,  superne  lineis 
vix  elevatis  notato  et  pilis  brevibus  glandulosis  patentibus  sparse  ob- 
sito,  remote  foliato.  Foliis  brevibus,  obscure  Tiridibus  flaccidis,  infimis 
breviter  petiolatis,  obtusis,  ovatis  basi  rotundatis,  glabris,  subinteger- 
rimis,  superioribus  sessilibus  basi  cordatis,  acutis,  remote  repandoque 
denticulalis.  Floribus  parvis  carneis.  Stigmate  clavato.  Capsulis  graci- 
libus,  tenuiter  glanduloso  pilosis,  pedicellis  folio  fulcrante  multo  bre- 
vioribus. Seminibus  ovoideis  utrinque  attenuatis,  annulo  pellucido  in- 
structis,  basi  abrupte  attenuatis  acutis,  testa  papillosis. 

Hab.  in  Chili,  leg.  Poeppig,  Cumming,  Bridges,  Meyen  etc. 

E.  Valdiviense  Hausskn.  Rhizomate  brevi  radicante.  Caule  pe- 
dali, simplici  vel  parum  ramoso,  subtetragono,  lineis  elevatis  vix 
pilosiusculis  notato,  glabrescente,  superne  tantum  adpresse  pilo,siu- 
sculo.  Foliis  glabris,  subtus  pallidioribus,  valde  venosis,  sessilibus, 
remote  sed  argute  denticulalis,  oblongo-lanceolatis,  basi  breviter  ro- 
tundatis. Floribus  minutis  erectis,  paliide  roseis.  Stigmate  cla\alo. 
Capsulis  tenuibus,  adpresse  sparseque  pilosiusculis,  pedicellis  pilosis 
fol.  fulcr.  subaequilongis.  Seminibus  utrinque  attenuatis,  breviter  an- 
nulatis, basi  aculis,    testa  tenuiter  papillosis.  Affine  E.  Lechleri  Phil. 

Hab.  in  Chili  ad  Valdivia  leg.  Philippi. 

E.  Andicolum  Hausskn.  Rh.izomate  radicante,  stolones  epigaeos 
gerente.    Caule  pedali  vel  pluripedali,    apice   nulanle,    folioso,    lineis 


119 

pauUum  elevatis  pilosiusculis  notato,  superne  pilis  sparsis  subadpressis 
obsito.  Foliis  oblongo-,  vel  ovato-lanceolatis,  uüinque  anguslatis,  in 
petiolum  sensim  decurrentibus,  obtiisiusculis,  denliculis  callosis  nii- 
nutis  praeditis,  crassiusculis,  glabrescentibiis,  sublus  valde  nervosis. 
Floribus  mediocribus,  virgineis  nutantibus,  pallide  roseis.  Sligmate 
capitalo-clavato,  Capsulis  valde  elongatis,  subadpresse  pilosiusculis, 
pediceliis  lolio  fulcrante  dimidio  brevioribus.  Seniinibus  utrinque  atte- 
nuatis,  manifeste  pellucido- annulatis,  basi  aculis,  lesla  dense  pa- 
pillosis. 

Hab.  in  Peruvia:  Cordill.  de  Tacna  3 — 4000  ped.,  leg.  Meyen. 
—  In  Bolivia,  prov.  Larecaja  in  in.  Andibus  leg.  Mandon. 

E.  saximontanum  Hausskn.  Rhizomate  tenui  elongato,  gemmas 
bulbiformes  hypogaeas  sussiles,  serius  in  stolones  seniiunciales  hypo- 
gaeos  abeunles  gereute,  kataphyllis  carnosis  ante  inibricatis.  Caule 
simplici  spithamaeo  vel  dodrantali,  tenui^  strainineo,  glaberrimo,  lineis 
glabrescenlibus  paruin  elevatis  notato.  Foliis  pallide  virentibus  gla- 
berriinis,  subaveniis,  inferioribus  ovatis  sessilibus,  integerriniis,  ob- 
tusis,  reliquis  ovalo-lanceolafis,  basi  breviter  rotundatis,  obtusiusculis, 
vix  denticulaiis.  Floribus  parvis  pallide  roseis.  Stigmate  clavato.  Capsulis 
glabrescenlibus,  pediceliis  folio  fulcrante  nuilto  brevioribus.  Seminibus 
uvuideo-oblongis,  utrinque  atlenuatis,  pellucido-annulatis,  basi  acutis, 
tenuiter  papillosis. 

Hab.  in  Rocky  Mountains  leg.  Bourgeau,  Parry  etc. 
Habitu  E.  lactifloro  m.  et  E.  glaberrimo  Barbey  affine. 
E.  adenocaulon  Hausskn.  Radice  brevi  abscissa  rosulifera.  Caule 
erecto  pedali  vel  pluripedali,  tereli,  lineis  mox  desinentibus  leviter  no- 
tato, remote  foliato,  praecipue  superne  dense  glanduloso-piloso.  Foliis 
brevissime  petiolalis,  oblongo-lanceolatis,  basi  rotundatis,  apice  sen- 
sim angustalis  acutis  leviter  repando-denliculatis,  glanduloso-pilosiu- 
sculis.  Alabastris  brevissime  apiculalis,  glanduloso  pilosiusculis.  Flori- 
bus minutis  erectis  pallide  roseis.  Stigmate  clavato.  Capsulis  gracilibus, 
glanduloso-pilosiusculis,  pediceliis  glandulosis  fol.  fulcr.  multo  brevio- 
ribus. Seminibus  oblongis  utrinque  attenuatis,  breviter  pellucido-annu- 
latis, basi  aculis,  lesta  dense  papillosis. 

Hab.  Ohio  leg.  Drege.  —  Prov.  Acongua  leg.  Philippi.  — 
Cumberland  House  Herb.  Hook  er.  —  New-York  leg.  A.  Gray. 

E.  Brasiliense  Hausskn.  Radice  stolones  epigaeos  unciales  re- 
mole  foliatos  gereute.  Caule  basi  sublignescente,  tereti,  lineis  decur- 
rentibus destiluto,  inferne  subglabrescente,  superne  pilis  crispulis, 
glandulosis  patentibus  immixtis  puberulo,  folioso,  pedali  vel  pluri- 
pedali. Foliis  oblongo-lanceolatis,  sessilibus,  inferioribus  obtusiusculis, 
superiori[)us  aculis  mucronalis  vel  apice  triangulari  mucronalis,  re- 
pando-denticulatis,  denliculis  argutis  approximatis  antice  porrectis. 
Alabastris  adpresse  pilosis,  constricte  apiculatis.  Floribus  parvis,  pallide 
roseis.  Stigmate  breviter  clavato,  apice  subdilatalo.  Capsulis  tenuiler 
glanduloso-pilosis,  pediceliis  fol.  fulcr.  aequilongis.  Seminibus  oblon- 
gis, apice  rotundatis,  basi  oblusis,   testa  dense  papillosis. 

Hab.  in  Brasilia  log.  Sellow  nr.3186.  Monle^ideo  leg.  Humboldt. 
Syn.  E.  tetragonum.  M.  Miclieli  Fl.  Brasil. 


120 

E.  pseudo-lineare  Hausskn.  Caule  teniii,  basi  lig-nescenle,  dodran- 
tali  V.  pedali,  folioso,  paucifloro,  tereli,  elineato,  adpresse  puberulo. 
Foliis  auguste  linearibus ,  crassiusculis ,  nervo  medio  prominente, 
aveniis,  utrinque  pube  dense  obtectis,  margine  planis,  utrinque  den- 
tibus  1 — 2  argulis  nolatis,  rariiis  integerrimis,  apice  abrupte  aculalis 
mucronatis.  Floribus  parvis  purpureis.  Stigmate  elongato-clavato. 
Capsulis  gracilibus,  pedicellis  tenuibus  puberulis,  fol.  fulcr.  longioribus. 
Seminibus  ovoideis,  apice  rotundatis,  basi  obtusis,  testa  dense  breviter 
papillosis. 

Hab.  California.  Colonia  Ross.  (Hb.  Petr.) 

(Schluss  folgt.) 


lieber  das  Wachsthum 
der  JPinus  iencodennis  Ant. 

Von  Franz  Antoine. 

Die  äusserst  geringe  GrOssenzunahme  der  Pinus  leucodermis  in 
einem  verliiillnissmassig  grossen  Zeiträume  ist  von  ganz  eigenthüm- 
licher  Art.  Ich  war  anfangs  der  Meinung,  das»  der  Standort  und  die 
BodenbeschafFenheit  in  dem  k.  k.  Hofburggarten  die  Ursache  an  der 
langsamen  Entwickelung  sei;  diess  ist  aber  nicht  der  Fall,  da  die 
gleichalten  Individuen  im  Garten  der  Flora  austriaca  im  Belvedere 
zu  Wien  und  eines  auf  dem  Landsitze  des  Herrn  Dr.  Carl  Bolle  bei 
Berlin,  beinahe  dieselben  Dimensionen  zeigen. 

Sämmtliche  Exemplare  haben  nun  ein  Alter  von  15  Jahren  er- 
reicht und  jenes  in  der  Flora  austriaca  im  Belvedere  missl  27  Ctm. 
in  der  Höhe,  mit  einem  Kronendurchmesser  von  42  Ctm.,  jenes  des 
k.  k.  Hofburggartens  ist  50  Ctm.  hoch  und  Dr.  C.  Bolle's  Exemplar 
misst  63  Ctm.  in  der  Hohe. 

Es  geht  nun  daraus  hervor,  dass  unter  den  verschiedenen 
Bodenverhaltnissen  und  klimatischen  Einflüssen  die  Wachsthumsent- 
wickelung  fast  gleichen  Schritt  halt  und  diese  Föhre,  in  Bezug  auf 
Langsamkeit  des  Wachsthums  (vielleicht  mit  Ausnahme  der  Pinus 
Pumilio  in  hoher  Region)  jedenfalls  ihres  Gleichen  sucht.  Wie  rasch 
entwickelt  sich  dagegen  unsere  Pinus  Laricis  austriaca  auf  ihren 
natürlichen  Standorten  sowohl  als  auch  in  den  Gärten. 

Unser  unermüdlicher  Forscher,  der  k.  k.  Hofgärtner,  Herr  Franz 
Maly,  durch  dessen  Thätigkeit  und  Umsicht  schon  manche  höchst 
werth volle  Acquisition  unseren  Gärten  zugeflossen  ist,  hat  bei  seinen 
fast  jedes  Jahr  unternommenen  botanischen  Excursionen  im  Jahre 
1864  Dalmatien  und  Montenegro  durchreist  und  fand  diese  Föhre 
zuerst  in  Dalmatien  bei  Krivosije  im  Districte  Risano,  von  wo  sie 
sich  nach  Montenegro  hinzieht.  Bei  Orjen  in  Montenegro  befinden  sich 
grosse  Wälder  davon  jedes  Unterholzes  bar,  und  schon  von  grosser 
Entfernung  leuchten  die  Stämme  durch  ihre  silberweisse  Berinduiig 
aus  dem  dunklen  Grün  entgegen. 


121 

An  einem  Stammstücke,  welches  mir  durch  Herrn  Maly  zuge- 
kommen ist,  zeigte  sich  der  Mittelpunkt  excentrisch  siluiif.  In  das 
rothlich  gefärbte  Kernholz,  wehhes  auf  der  Nordseite  55  Mm.,  auf 
der  Südseite  70  Mm.  misst,  fallen  80  Jahrringe,  das  weisse  Splint- 
holz misst  auf  der  Nordseite  25  Mm.,  auf  der  Südseite  45  Mm.  und 
enthält  86  Jahrringe.  Der  19'/o  Ctm.  starke  Stamm  besteht  demnacii 
aus  166  Jahresringen,  eine  Anzahl,  welche  für  so  geringe  Dimen- 
sionen sehr  beträchtlich  ist  und  das  langsame  Wachs! hum  des  Bau- 
mes, auch  in  seinem  Vaterlande,  genügend  beurkundet.  Das  Holz  ist 
überdiess  sehr  iiarzarm,  wahrend  jenes  unserer  Scliwarzfohre  davon 
reichlich  imprägnirt  ist. 

Für  Culturen  im  Grossen  oder  als  Zierbaum  in  unseren  Gärten 
verliert  der  ßaum,  des  äusserst  langsamen  Emporkommens  wegen, 
seinen  Werth,  da  gewiss  jeder  Forstmann  oder  Gartenfreund  für  die 
gehabten  Mühen  und  Auslagen  in  einem  entsprechenden  Gedeihen 
seinen  Lohn  finden  will. 


Floristisches  aus  der  Teplitzer  Gegend. 

Von  AI.  Dichtl  S.  J. 

Die  Umgebung  von  Teplitz  ist  von  mehreren  verdienstvollen 
Botanikern,  wie  Eichler,  Winkler,  Thiel,  Hampel,  Reuss  jun. 
u.  s.  w.  vielfach  durchforscht  worden,  indess  dürfte  doch  noch  man- 
clier  interessante  Fund  sowohl  in  den  Schlucliten  des  nahen  Erz- 
gebirges, als  auch  für  den  OsUich  gegen  Türnitz  sich  hinziehenden 
Bergrücken  zu  verzeichnen  sein,  wie  mich  meine  wenigen  Excur- 
sionen  im  Sommer  des  verflossenen  Jahres  überzeugten. 

Möge  nachfolgendes  Verzeiciiniss,  geordnet  nach  C  elakovsky's 
Prodromus,  als  kleiner  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Flora  dieser  Gegend 
dienen. 

Aspleniutn  germanicum  Weis   findet   sich   sowohl   auf  Gneiss  (Ebers- 
dorf),   als    Porphyr    (Graupen)    und    Phonolith    (Loclicic)    gerade 
niciit  selten,  dagegen  ist  mir  A.  Ruta  muraria  L.    viel  seltener 
untergekommen. 
Cystopteris  fragilis   Beruh,    fand   ich    in  der  Nähe  von  Ebeisdorf  auf 
einem    Felsblock   mitten    in  einem  Bächlein,    immer  von  Wasser 
bespült;    die  Wedel  waren  viel  üppiger,  die  Fiedern  viel  breiter 
und  weniger  tief  gesägt  als  bei  der  gewöhnlichen  in  Mauerrilzen 
wachsenrhiu  Form;  der  äussere  Habitus  erinnerte  fast  an  Äsple- 
nium   Adianfuin  nigrum  L. 
Von  Pinus  Strobus  L.  ist  ein  kleiner  Bestand  in  der  Nähe  der  Ruine 
Geiersburg;    schöner  und  häufiger   ist  dieses  zierliche  Nadelholz 
bei  Reichstadl  angepflanzt. 
Abtes  Larix  Lam.  wird  in  neuerer  Zeit  wieder  häufiger  kuUivirt:  so 
am  Teplitzer  Schlossberg,  auf  der  Jedwina,  auf  dem  Plateau  des 

Oesterr.  butan.  Zeitsclirift.  4    Heft.   1879.  10 


122 

Raberg-;    die  Form   chlorocarpa   in  schönen  Exemplaren  auf  der 
Ruine  Soboslav  hei  Kostenl)latt. 
Sclerochloe  dura  Beauv.  bei  Stadic  an  der  Biala  nicht  selten. 
Lolimn  Bouchianum  Kunlh.    scheint  immer   mehr  an  Ausbreitung-  zu 
gewinnen,    ich    sammelte    diese    Art    an    mehreren    Stellen    bei 
Modlan. 
Lolium  remotum  Schrank   ist    sowohl  im  Gebirge   als   in   der  Ebene 

gar  nicht  selten. 
Carex  brizoides  Koch  findet  sich  in  feuchten  Schluchten  gegen  ^Zinn- 
wald  hinauf  häufig;  von  den  beiden  Varietäten:  intermedia  Celak. 
=  C.  curvata  Knaf  und  hrunnea  Celak.  =  C.  praecox  Schreit. 
ist  erstere  bei  Graupen,  Sobochleben,   Modlan  gefunden  worden; 
letztere  viel  häufiger  vorkommende  zeigt  sich  fast  an  allen  son- 
nigen Lehnen. 
Carex  humilis  Leyss.  in  Phonolithspaiten  auf  der  Jedwina. 
Carex  flava  L.    bei  Marschen,    Zinnwald,    Voitsdorf   nicht   selten  mit 
einem  Fruchtälirchen,  welches  am  Grunde  des  Halmes  entspringt, 
ähnlich  wie  bei  C.  gynohasis  Vill. 
Eriophorum  vaginalum  L.   findet  sich  auch  schon  in  den  Torfmooren 

beim  Miickenberg. 
Juncus  silnaticus  Reichard  ist  nicht  bloss   am  Fusse  des  Erzgebirges 
und    in    dessen  Thälern  verbreitet,    es    findet  sich   ebenfalls  auf 
den  Höhen  z.  B.  bei  Voitsberg  und  Ebersdorf  ca.  700  Met.  über 
dem  Meere. 
Gagea  minima  Schult,    steigt   auch  in   die  Ebene   herab;    bei  Maria- 
schein auf  Feldern^). 
AlUum  ursinum  L.  ist  im  Tellnitzgraben  sehr  häufig. 

An  Orchideen  scheint  Mariaschein's  nächste  Umgebung  ziemlich 
arm  zu  sein,  die  häufigste  ist  Orchis  sambucina  L.  und  ihre  trübpur- 
purne Form  0.  incarnata  Willd.,  ihr  folgen  0.  Morio  L.,  0.  maculata 
L.,  0.  latifoiia  L.,  seltener  sind  schon  0.  usiulala  L.,  Gymnadenia  co- 
nopsea  R.  Br.,  Cephalanthera  pallens  Rieh.,  Listera  ovata  R.  Br., 
Epipactis  palustris  Crtz.  etc. 

Bei  Leucojum  vermim  L.  dürfte  der  Standort  Probstau  bald  zu 
streichen  sein,  da  dieses  freundliciie  Frühlingsblümchen  unbarmherzig 
ausgegraben  wird;  dagegen  weist  der  Park  von  Kulm  wahre  Pracht- 
exemplare von  30  Ctm.  und  darüber  auf. 

Callitriche  verna  (L.  pari.)  Kützg.  ist  in  den  kleinen  Teichen  und 
Bächen  nicht  selten.  Auch  die  Standortsmodificationen:  C.  mi- 
nima Hoppe,  C.  caespitosa  Schultz,  C.  stellata  und  C.  angusti- 
folia  Hoppe  lassen  sich  im  Verlaufe  des  Frühjahrs  und  Sommers 
fast  an  demselben  Platze  sammeln.  —  Bei  Modlan  fand  ich  in 
einem  Bächlein  neben  normaler  C.  Derna  eine  üppige,  schmal- 
blättrige, sterile  Form  mit  zweispitzigen  Blättern;  vorab  wage 
ich  es  nicht,  sie  als  C.  hamulata  Kützing  anzusprechen. 

*)  Zu  den  bekannten  Prager  Standorten  der  Tulipa  silvestris  L.  könnte 
noch  der  Garten  des  Mutterhauses  der  barmherzigen  Schwestern  unter  dem 
Petrin  beisefüsft  werden. 


123 

Jtig/ans  regia  L.  zeigt  in  ihrem  Vorkommen  eine  interessante  That- 
sache.  Dieser  für  Graupen  und  Umoebung  so  wiehlige  Baum 
gedeiht  am  Südabliange  des  Erzgebirges  bis  zu  einer  Seeh<)he 
von  ca.  500  Met.  und  liefert  einen  bedeutenden  Gewinn;  in  den 
tieferen  und  sonnigen  Lagen  von  Modlan  zwischen  180 — 240  M. 
will  er  jedoch  fast  gar  nicht  fortkommen. 

Castanea  sativa  M.  ist  auch  am  Calvariberg  in  Graupen,  sowie  am 
Fusse  des  Tepjitzer  Schlossberges  in  zahlreicheren  Exemplaren 
angepflanzt. 

Salix  cinerea  L.  kommt  bei  Soborten  in  der  eigenthümlichen  andro- 
gynen  Form:  S.  Timmii  Schkuhr  vor;  bei  Schönwald  findet  sich 
eine  andere  Varietät,  bei  welcher  die  Staubgefasse  in  Stengel 
umgewandelt  sind 

Von  Bastarten   sind    mir  vorerst  nur  drei  untergekommen: 
S.  palustris  und  S.  excelsior  Host,  sowie  S.  rubra  Tausch. 
Zu    Urtica   dioica  L.    ist    die    schöne,    grossblatterige    Varietät 

subinermis  Uechtritz  bei  Ebersdorf  erwähnenswerlli. 

Den  wenigen  Standorten  von  Parietaria  officinalis  L.  (Moench.) 

kann  ein  ergiebiger:  Mariaschein,  hinzugefügt  werden. 

Schiz-ofheca  tatarica  Celak.  ist  auch  östlich  von  Teplitz  und  gegen 
Graupen  hin  gefunden  worden. 

Chenopodium  rhomhifolium  (Mühlenb.  sp.)  scheint  bei  Brüx,  Seido- 
witz  etc.  Ruderalpflanze  zu  sein. 

Bryonia  alba  L.  ist  um  Teplitz,  Mariaschein,  Modlan  etc.  gerade 
nicht  selten. 

Phyteiima  orhiculare  L.  ist  nach  Mittheilnngen  des  hochw.  Herrn 
Vicar  J.  Hampel  auf  Wiesen  am  Erzgebirge  bei  Schönwald, 
ich  habe  diese  Pflanze  bis  jetzt  noch  nicht  gefunden. 

Crepis  setosa  Hall.    fil.    scheint    sich  liier  immer  mehr  einzubürgern; 
mir   kam   selbe   an    mehreren    Stellen    in    Luzernerklee- Feldern 
.  unter. 

An  Hieracien  ist  das  hiesige  Gebiet  gerade  nicht  arm,  von  den 
sichergestellten  Funden  mögen  einige  hier  Platz  finden: 
Hieracimn  Pilosella  X  Auricula  auf  W^iesen  bei  der  Eisenbahnstation 

Mariaschein;    stimmt    bis   auf  den  mehr  hervortretenden  Filz  auf 

der    Blattunterseite   sehr   gut  mit   den  von    hochw.   Herrn   Prof. 

Wiesbaur    ausgegebenen  Exemplaren   in   Bänitz    Herb,  europ. 

Nr.  747. 

—  brachiatum  Berlol.  am  Fusse  der  Jedwina. 

—  tloribundum  W^imm.  Ebene  und  Gebirge^ 

—  praealtum  (Vill.)  Koch  y.  setosissimum  Celak.  bei  Habfi. 

—  cymosum  L.  Berglehnen  bei  Mariaschein,  am  T(>plitzer  Schloss- 
berge. —  Einzelne  Exemplare  nahern  sich  durch  die  sehr  kur- 
zen Stengelborsten  dem  H.  poliotrichum  Wimm.  ^ 

—  Schmidtii  Tausch,  ist^in  den  zwei  Varietäten  ß.  foliosum  Celak. 
und  y.  pilosissimiim  Celak.  (=  H  nulcanicwn  Griseb.?)  auf  der 
Jedwina. 

10* 


124 

Hieracium  umbellatnm  L.  ß.  Umonium  Grlseb.  Eisenbaliiioraben  bei 
Sübochleben;  sehr  aiifF.iUig-  durch  die  linealischen  Blätter  und 
schwärzlich-grünen  Kelchschuppen. 

Aster  frutetorum  Winim.  im  Gebüsch  am  Senseln-Bach  nur  an  einer 
Stelle;  ob  wirklich  wild,  ist  schwer  zu  entscheiden. 

Inula  hirta  L.  kommt  auf  Phonolith  zwischen  Locheic  und  Schichlitz 
nicht  selten  vor. 

Matricaria  discoidea  DC.  Aereinzelt  auf  Feldern  zwischen  Dux  und 
Sobrusan. 

Gnaphalium  luteo-album  L.  in  wenigen  Exemplaren  in  einem  Holz- 
schlag bei  Ober-Marschen. 

—  arenarium  L.  nebst  der  Varietät  aurantiacum  Pers.  auf  Phono- 
lith bei  Habri,  auf  Gneiss  bei  Graupen  und  Mariaschein. 

Senecio   ei'iicaefolius  L.    ist  in  dieser   Gegend    ziemlich  häufig,    viel 

seltener  dagegen  S.  Jacohaea  L. 
Carduus   acanthoides  L.    tritt    bei   Kulm   oft   in  einer  proliferirenden 
Form  auf,  ebenso  Cirsium  arvense  Scop. 

Zu  Cirsium  eriophorum   sind  als  weitere  Standorte  bemerkens- 
werth:  Kulm,  Koslenblali^  Malhostitz. 

Von  C.  heterophyllum  All.   ist   die  ganzblättrige  Form  C.  hele- 
noides  All.  vorwiegend  vertreten. 

An  Hybriden   wurden  beobachtet: 
X  C.  tataricum  Wimm.  bei  Mariascliein. 

V 

X  C.   Winkler ianum  Celak.  Theresienfeld. 

:      C.  Wimmeri  Celak.  Mariaschein,  Tlieresienfeld,  Graupen,  Soborlen. 

Galium  Mollugo  L.  bietet  in  seinen  -sielfach  abweichenden  Formen 
beim  näheren  Untersuclien  oft  grosse  Schwierigkeit.  Mir  scheint 
je<loch,  dass  die  Form  G.  erectum  Huds.  gerade  durch  die  Ge- 
stalt der  Rispe,  die  langen  Blüthenstielchen  und  die  rein  weisse 
Blüthe  leicht  und  gut  unterscheidbar  ist;  ich  fand  sie  bei  Ebers- 
dorf häufig. 

Von  G.  ochroleucum  Wolf  sind  beide  Formen  in  der  Ebene 
vertreten:  a.  angustifoUum  bei  Kulm,  ß.  latifolium  bei  Marschen. 

—  tricorne  With.  ist  auf  den  Feldern,  welche  den  flaclien  Rücken 
zwischen  dem  Schlossberg  und  der  Jedwina  bedecken,  als  Un- 
kraut nicht  selten. 

Von  G.  Aparine  L.  sammelte  ich  bei  Sobochleben  eine 
eigenthümliche  Form:  Stengel  und  Blätter  sind  mit  langen  (bis 
1  Ctm.)  Haaren  mehr  oder  weniger  statt  der  Widerhaken  be- 
setzt; auch  die  Hakenborsten  der  Früchte  sind  verlängert  und 
weich.  Die  von  Mertens  und  Koch  angegebene  Varietät /3. /w>- 
sutum  dürfte  schwerlich  damit  zusammenfallen. 

Lonicera  tatarica  L.  wächst  sehr  üppig  in  grossen  Sträuchern  am 
Teplitzer  Schlossberge. 

Myosotis  caespitosa  Schultz  am  Barbara -Teich  bei  Dux,  an  Wasser- 
gräben bei  Soborten. 

—  hispida  Schlechtd.  auf  den  Abliängen  des  Erzgebirges;  auch  die 
Form  ist  häufig,  bei  welcher  der  unterste  Fruchtstiel  den  Kelch 
an  Länse  übertrifft. 


125 

Pnlmonaria  anqustifoJia  L.  Rabnoy  bei  Tiiniitz. 

Linaria  ruiyaris  L.  var.  acentra  ganz  spondds,    bei  fCiiIin. 

Von  Veronica  Chamaedrys  L.  ist  die  Varietät  lamiifolia  (Heyne 
sp.)  in  den  sohattiffen  Wäldern  bei  der  Geiersbuig  nicht  selten. 
Veronica  triloba  Opiz  im  Bielathale,  bei  Karbitz,  Kulm  auf  Feldern; 
ist  an  der  dunkelblauen  Blumenkrone  und  den  kurzen  Frucht- 
stielen schon  von  weitem  erkennbar;  mit  der  Beschreibung, 
welche  Menyhärdt  in  Kalocsa  videkenek  növenytenyeszete 
p.  134  nach  ungarischen  Exemplaren  entwirft,  stimmen  die  hie- 
sigen Pflanzen  nicht  ganz  überein. 

Flu'  Mentha  viridis  L.  war  bis  vor  Kurzem  bei  Kulm  ein  ergie- 
biger Standort,  leider  musste  derselbe  der  fortschreitenden  Cullur 
weichen. 

Thymus  pannonicns  All.  bei  Habri. 
Pinguicnla  vulgaris  L.  auf  Toifgriinden  bei  Veitsdorf. 
Lysin/achia  thyrsißora  L.  Barliarateich  bei  Diix. 

Das  Genus  ThaUctrum  gehört  wohl  mit  Recht  unter  jene,  welche 
als  crux  et  scandalum  botanicorum  mit  verrufen  sind,  besonders 
lassen  sich  Formen,  wie  Th.  minus,  collinum,  monfanum,  silvaticntn, 
majus  u.  s.  w.  gewiss  nur  sehr  schwer  auseinanderhallen.  Ich  wage 
es  nicht,  die  bei  Lochcic  und  Suchey  gefundenen  Formen  ohne  noch- 
malige Beobachtungen  an  den  frischen  Pflanzen  hier  anzuführen. 
ThaUctrum  minus  L.  ß.  elatum  bei  Habri. 
Adonis    flammea  Jacq.    in    wenigen  Exemplaren    unter    Weizen    bei 

Sut'hey. 
Papaver  dubium  L.  am  Balindamme  bei  Sobochleben  im  Vereine  mil 
P.  Argemone  L.  ß.  leiocarpum. 

Von  Fumaria  officinalis  L.  ist  eine  üppige  Garlenform  mit  zwei 
Blüthen  aus  einem  Deckblättchen  bemerkenswerlh. 
Teesdalia  nudicaulis  R.  Br.  im  Sande  der  grottesken  Sandsteinwände 

bei  Tyssa  und  Königswald. 
Isatis  finctoria  L.    längs    des    Bahnkörpers   der  böhm.  Nordwestbalm 

bei  Aussig  häufig. 
Lunaria  rediriva   L.    in   schönen   grossen  Exemplaren   von  den  An- 
höhen nördlich    von   Kulm,    mitgetheilt  vom  hochw.  Herrn  Vicar 
J.  Hampel. 
Cardamine   enneaphylla    R.   Br.    bort.   Kew.   IV.    ist  im   Vereine  mil 
Card,  bulbifera  R.  Br.  im  Thalweg  von  Tellnitz  nach  Schönwald 
massenhaft. 
—  pratensis  L.    ß.  denfata    auf  den  sumpfigen  Wiesen  bei  Soboch- 
leben unter  C.  pratensis  «.  genuina. 
Arabis   arenosa    Scop.    in    herrlichen    Exemplaren    an    der   Elbe    bei 
Kramel    und    Wolfschlinge,    die    var.   ß.   faroensis    am  Bahnhofe 
bei  Kulm. 
Roripa  barbaraeoides  Tausch,   einzeln   bei  Median  an  feuchten  Wie- 
senrändern. In  der  Blattform  stimmen  die  Exemplare  wohl  mehr 
mit  R.  silvesfris  überein,  jedoch  sind  die  Schoten  gut  2mal  kür- 
zer als  die  Blülhenstiele. 


12G 

Sisymhrium  Loeselü  L.  auf  wüsten  Stellen  bei  Mariaschein*). 

Sinapis  alba  L.  unter  Futterwicken  bei  Mariascliein. 

Scleranthus  intermedius  Kittel  einzeln  mit  Sei.  annuus  und  perennis 
auf  Feldern  bei  Graupen. 

Spergula  pentandra  L.  a.  genuina  Doli  auf  Phonolithplatten  unter 
Finus  silvestris  am  Teplitzer  Schlossberg,  ß.  Morisonii  (Bor.  sp.) 
zahlreich  im  Sande  am  Fusse  der  Tyssaer  Wunde. 

—  sat'wa  Bönningh  auf  Feldern  unter  Sp.  arvensis  L.  bei  Ober- 
Graupen,  Marschen,  Modlan. 

Cerastium  brachypetalum  Desp.  ist  in  beiden  Varietäten  glandulosnm 
und  eglandulosum  besonders  an  den  sonnigen  Lehnen  bei  Maria- 
schein häufig. 

—  glomeratum  Thuill.  nur  einzeln  an  einem  Strassengraben  bei 
Marschen. 

—  semidecandrum  L.  tritt  besonders  im  Frühjahre  in  den  beiden  an- 
geführten Varietäten  «.  scariosmn  und  ß.  snbherbaceum  zahlreich 
auf.  Letztere  Form  entspricht  wohl  mehr  dem  C.  pmnilum  Curt. 
als  dem  C.  glutinosum  Fr.  (Vergl.  J.  Wiesbaur  S.  J.  „Zur  Flora 
von  Niederosterreich  in  Verhandl.  der  k.  k.  zoolog.-botan.  Ges. 
XXV.  821  tr.) 

—  triviale  Lk.  ß.  glabratum  N.  bei  üux  beobachtet;  bei  mehreren 
Exemplaren  ist  der  Stengel  an  dem  oberen  Theile  ringsum  schwach 
behaart. 

—  triviale  Lk.  y.  nemorale  Uechtr.  in  feuchten  Wäldern  bei  Mar- 
schen und  Hohenstein. 

Dianthus  Armeria  L.  selten  bei  Kulm. 

Silene  Otites  Sm.  bei  Habri. 

Melandryum  silvestre  R()hl.  Kulmer  Waldkapelle. 

Malva-  pusilla  Sm.  bei  Raudnig  ziemlich  häufig. 

—  Alcea  L.  ß.  angustisecta  N.  am  Teplitzer  Schlossberg,  y.  pal- 
matißda  bei  Kulm. 

—  moschata  L.  ist  an  drei  verschiedenen  Punkten  beobachtet  worden : 
bei  Habri,  am  Knetelberg,  bei  Mariaschein;  am  ersteren  Fund- 
orte ist  ß.  lafisecta,  an  den  zwei  letzteren  a.  angustisecta. 

Hypericum  tetrapterum  Fr.  ist  an  Wiesengräben  um  Mariaschein 
ziemlich  verbreitet. 

—  montanum  L.  am  Teplitzer  Schlossberg. 

Polygala  vulgaris  L.  und  amara  L.  sind  in  der  That  zwei  schwache 
Arten,  wie  Dr.  Celakovsky  I-emerkt.  Bei  Habri  sammelte  ich 
mehrere  Exemplare  von  P.  comosa  Schk.,  wo  ein  Stengel  am 
Grunde  eine  Blattroselte  trägt,  während  sie  den  anderen  fehlt, 
die  Mittelnerven  an  den  Flügeln  sind  bei  allen  Blüthen  sehr 
schwach  anastomosirend.   —  Von  den  zahlreichen  Varietäten  der 


')  Bei  der  Charakteristik  von  Erysiiuuiu  crepidifolium  Robb,  ist  im  Pro- 
dromus  p.  46S  ein  unliebsamer  Druckfeliler  stehen  geblieben.  Anstatt:  „ßlüthen- 
stielchen  2— 3mal  länger  als  der  Kelch"  muss  es  wohl  heissen:  2 — 3mal 
kürzer. 


127 

P.  vulgaris  L.  treten  besonders  auf: 

y.  grandifolia  (P.  montana  Opiz)  auf  sonnigen  Wiesen. 

£.  turfosa  Celak.  auf  Moorwiesen  bei  Voitsdorf  und  Zinnvvald. 

rj.  multicaulis,  Gründe  bei  Ebersdorf. 

•&.  depressa  (P.  depressa  Wender.)  Mückenberg. 
Dictammis  albus  L.  selten  bei  Habri. 

Bernla  angiistifoUa  Kocli  an  einem  Bächlein  bei  Schiclilitz. 
Seseli  Libanotis  Koch  bei  Sobochleben. 

Tordylium  maximnm  L.  hat  einen  ergiebigen  Standort  bei  Kulm. 
Chrysosplenium    opposilifolium    L.    In    den    Thälern    bei    Geiersburg 

häufig. 
Sedum  rupestre   L.   ß.   viride   (S.   reflexum  L.    spec.  ^lant.    edit.  II.) 

am    Südabhange   des  Teplitzer   Schlossberges   in    einem  grossen 

Rasen. 
Cotoneaster  vulgaris  Lindl.  Teplitzer  Schlossberg. 
Cydonia  vulgaris  Pers.    Verwildert  oberhalb  des  Kalvarienberges  bei 

Mariaschein. 
Die    Rosen    treten    in   der   Umgebung  von  Teplitz  und  Maria- 
schein in  grosser  Mannigfaltigkeit    auf.    Nach  Revision  eines  Theiles 
der  gesammelten  Formen  durch  Herrn  Dr.  Christ   in  Basel  sind  fol- 
gende bemerkenswerth: 
Rosa  coriifolia  Fries  f.  snbcollina  und  complicata  CInist,  beide  häufig 

bei  Graupen  etc. 

—  Beuteri  God.  f.  complicata  Christ  ist  neben  R.  canina  L.  eine 
der  gemeinsten  Arten. 

—  sepium  Thuill.  f  pubescens  Rap.  bei  Marschen,  unter  der  Geiers- 
hurg,  bei  Ebersdorf. 

—  graveolens  Gren.  Theresienfeld,  Kulm,  Graupen. 

—  tomentosa  Sm.  f.  scabriuscula  und  f.  subglobosa.  Kulm,  Ebers- 
dorf, Marschen.  —  Dass  mit  dieser  Aufzählung  noch  gar  nicht 
der  Reichthum  an  Rosen  erschöpft  ist,  leuchtet  von  selbst  ein. 

Potentilla  recta  L.    (/?.  P.  obscura  Willd.)    einzeln  bei  Graupen  und 

Lochtschitz^). 
Spiraea  opulifolia  L.   zahlreich  am  Teplitzer  Schlossberg  im  Vereine 

mit  Sp.  salicifolia  L. 
Prunus  Cerasus  L    ß.  Chamaecerasus  (Jacq.  sp.)  auf  den  Abhängen 

der  Rabney  gegen  Stadic. 
MelUotus  albus  Desr.   an  Wegrändern  bei  Sucliey. 
Trifolium,  incarnatum  L.    um  Mariaschein  unter  der  Saat,  später  auf 

Stoppelfeldern. 
Cohitea  arborescens  L.  am  Teplitzer  Schlossberg. 
Vicia  lathyroides  L.  Wiesen  bei  Mariaschein. 


')  Potentilla  Neuinanniana  Reichb.  wurde  im  Herb,  europ.  des  Herrn 
Dr.  Baenitz  XXXI,  Nr.  3079  vom  Teplitzer  Schlossbers;,  als  da  häufig  vor- 
kommend, angegeben,  mir  scheint  jedoch,  dass  da  eine  Verwechslung  mit  P. 
cinerea  ChaiK  stattgefunden  habe,  wenigstens  was  ich  als  JP.  Nevmanniana, 
von  dort  sah,  ist  nur  P.  cinerea,  welche  freilich  an  diesem  Standorte  sehr 
häufig  sich  findet. 


128 

Vicia  pisiformis  L.  Selten  bei  Marschen. 

—  silTiatica  L.  unter  der  Geiersbiirg. 

Lathyriis    silvestris    L.    a.    angustifolius    bei  Rosentbal,  Mariaschein, 
Kulm. 

—  albus  Kiitel  auf  der  Rabney  zahlreich. 

Mariaschein,  am  9.  Janner  1879. 


Literaturberichte. 

Monografla  dei  trifogli  di  Sicilia,  Prodromi  di  una  revisione  del  Genere 
per  M.  Lojacono  Assistente  provvisorio  nel  R.  Orto  Botaiiico  di  Palermo. 
Palermo  Virzi  1878.  4.  172  S.   4  It.  Lire. 

indem  wir  obengenanntes  WerUchen  über  die  so  reichen  Sicili- 
schen  Trifolien  etwas  näher  besprechen,  hoffen  wir,  dass  diess  dem 
Leser  der  Oest.  bot.  Zeitschrift  um  so  mehr  willlxommen  sein  dürfte, 
als  in  derselben  Zeilschrift  die  werthvollen  Arbeiten  über  diese  Fa^ 
milie  von  Prof.  Celakovsky,  welche  unser  Autor  näher  beachtet, 
erschienen  sind  *)  und  das  in  Koch's  Flora  inbegriffene  trifolien- 
reiche  Istrien  mit  Sicilien  in  dieser  Gattung  die  meiste  Analogie  bietet. 

Das  Werk  bildet  zwei  Tlieile:  den  organographischen  und  den 
beschreibenden.  Der  erste  behandelt  geschichtlich  die  successiven  Zer- 
theilungen  des  Genus  und  deren  Bestimmungen  vonLinne  bis  Savi. 
Besonders  wird  die  richtige  Idee  des  letzteren,  die  Gruppirung  der 
Arten  nach  dem  Vorhandensein  oder  Fehlen  der  Blumendeckblälter 
festzustellen,  hervorgelioben,  obwohl  die  folgenden  Vertheilungen  auf 
schwachem  Grunde  beruhen  und  das  vorherige  Gute  beeinträchtigen. 
Verfasser  nennt  Koch  und  Presl  als  Entdecker  des  Schlüssels  des 
Geheimnisses,  weil  die  von  diesen  aufgestellten  Sectionen  wenig  zu 
wünschen  übrig  lassen  und  auch  Grenier  und  Godron  und  Boissier 
denselben  AVeg  folgten. 

Mit  den  neueren  Arbeiten  Celakovsky's  slinimt  Lojacono 
nicht  ganz  überein,  namentlich  dort,  wo  Erstgenannter  nach  der 
Blumenkrone  die  PresTschen  Sectionen  utn  drei  neue  vermehrt.  Ob- 
wohl der  Autor  mit  der  richtigen  Anschauungsweise  Celakovsky's 
besonders  über  den  Blüthenstand  und  die  Entwickeiung  der  Blumen- 
axe  einverstanden  ist,  geht  er  doch  nicht  in  die  angeführten  Neue- 
rungen der  Bestimmung  ein,  da  es  seiner  Meinung  nach  nicht  angeht, 
in  einer  Gattung,  wie  Trifolivm^  wo  die  Blumenkrone  weniger  Be- 
achtung und  Vertrauen  verdient,  auf  dieses  einzige  Organ  dieselbe 
zu  gründen. 

Nach  dieser  Anschauung  unterbleibt  sowohl  die  Section  Crypto- 
sciadium,  die  auf  dem  Trifolium  uniflorum  L.  gegründet  ist,  welches 
der  Section  Trifoliastrum  Ser.  CÄmoria  des   Autors)  einverleibt  wird ; 


*)  Jahrgang  1874,  1,  2. 


129 

als  auch  die  Seclion  Hemiphysa^  die  zwei  Species  umfasst,  welche 
die  ffrösste  AfTinitat  mit  je^nen  der  Section  Galearia  haben.  Der  Section 
Stenosemium  im  Sinne  Celakovsky's,  welche  dem  Namen  nach 
von  Lojacono  beibelialten  wird,  fügt  er  neue  Charaktere  bei  und 
erweitert  dieselbe  derart,  dass  sie  niclit  nur  das  T.  striatum  nach 
Celakovsky  einschliesst,  sondern  auch  mehrere  Arten  der  Section 
Lagopns.  Die  Sfenosemivm  werden  also  auf  Kosten  der  Lagopus  ver- 
melirt  und  bilden  eine  Gruppe  von  identischem  Werthe  wie  jene, 
welche  unter  dem  JVamen  Lagopodkim  von  Grenier  et  Godron  in 
der  Fi.  Fr.  aufgestellt  wurde.  Es  folgt  nun  eine  Prüfung  der  Haupt- 
organe, welche  in  4  Capiteln:  Deckblatter  und  Hülle,  Kelch,  Blumen- 
krone und  Hülse  minutiös  behandelt  werden. 

Bei  der  Behandlung  der  Blumenkrone  gibt  der  Autor  die^  Ur- 
sachen an,  die  ihn  besonders  bewogen,  nicht  in  Allem  den  Cela- 
kovsky'sclien  Neuerungen  zu  folgen.  Es  scheint,  dass  die  Verschieden- 
heit der  Auffassung  di,eses  Organes  in  der  verschiedenen  Anschauung 
desselben  beruhe,  da  Celakovsky  nach  der  Zusammenwachsung  oder 
Freiheit  der  Fahne  von  den  Blumenblättern  in  eleuterosemia  oder 
gamosemia  die  Blumenkrone  unterschied,  und  darauf  seine  Classifi- 
cation  gründete. 

Lojacono  verkennt  nicht  die  Art  und  Weise,  wie  die  Blumen- 
krone sich  zeigt,  umsomehr,  da  er  eine  dritte  nebst  den  zwei  vor- 
genannten Arten  von  Cohäsion  zu  erkennen  glaubt,  die  er  Zusammen- 
klebung (conglutinaments)  nennt,  jedoch  diese  Eigenschaft  nicht  zu 
seiner  Classification  benutzen  zu  müssen  glaubt.  Lojacono  bemerkt 
weiter,  dass  Celakovsky  diese  Art  der  Zusammenklebung,  die  letz- 
terer als  Lölhung  ansehen  will,  nicht  genug  würdigte  und  diese  dort 
ergründen  wollte,  wo  sie  am  wenigsten  vorhanden,  wie  in  der  Section 
Lagopus.  Die  echte  LiUhung,  gleich  derjenigen,  die  zwischen  den 
Flügeln  und  dem  Schiffchen  existirt,  findet  sich  bei  einigen  Arten 
der  Seclion  Chronosemium;  anderswo  findet  man  nur  ausgesprochene 
Freiheit  oder  Zusammenklebung.  Diese  letzte  kommt  bei  dem  T.  uni- 
floi'vm,  einigen  Arten  Galearien,  in  allen  Lagopus  vor,  wo  das 
Fähnchen  ohne  Schwierigkeit  \on  den  Blumenblättern  getrennt  werden 
kann,  ohne  dieselben  zu  verletzen. 

Dass  diese  Grundsätze  genügen,  sagt  Lojacono,  um  die  voll- 
ständige Autonomie  der  einzelnen  Theile  zu  beweisen,  wird  durch  die 
Versuche  l'entham's  bestätigt,  der  das  Vorhandensein  des  Eiweisses 
in  einigen  Seclionen  der  Mimosen  durch  Maceration  nachwies  und  von 
dem  Vorhandensein  desselben  die  Trennbarkeit  der  Theile  abhängen 
lasst.  Dasselbe  kann  man  von  den  anhänglichen  Theilen  sagen,  denn 
wo  keine  Anastomose  und  kein  Zusammenfliessen  der  Adern  existirt, 
aber  vollständige  Unabhängigkeit  vorhanden  ist,  Kann  man  mit  Recht 
von  autonomischen  Theilen  sprechen.  Indem  Celakovsky  die  La- 
gopus, in  denen  die  Länge  der  Nageltheile  der  Blumenblätter  eine 
Rohre  bildet,  als  gamosemien  hält,  hat  er  scheinbaren  Daten  nach- 
gegeben, und  dagegen  wo  eine  wirkliche  Löthung  vorhanden,  nämlich 
in  den  Chri>nosemii,  glaubte  er  sie  nicht  berücksichtigen  zu  müssen. 


130 

Lojacono  glaubt  endlich  zu  beweisen^  dass  in  den  Lagopus^ 
wo  gamoseniium  und  eleuteiosemium  vorkommen  sollen  (auf  welchen 
Celakovsky  seine  Section  Sfenosemium  gründete),  die  Restitution 
der  Fahne  zu  ihrem  wahren  Stande  natürlich  geschehe.  Er  bemerkte, 
dass  wo  die  Blumenkrone  klein  ist  und  besonders  wenn  sie  mit  dem 
Eierstocke,  den  sie  einschliesst,  in  Verbindung  steht,  durch  das  Auf- 
schwellen des  letzteren  alle  Theile  sich  trennen  der  Beobachter 
nicht  allein  beim  T.  striatum,  wie  Celakovsky  meint,  sondern  bei 
mehreren  die  Blumenkrone  als  vielblätterig  walirnehmen  wird.  Diess 
geschieht  aber  nicht  bei  allen,  denn  bei  den  echten  Lagopus,  wo  die 
Blumenkrone  ansehnlich  ist  und  die  Bestrebungen  der  Hülse  resultat- 
los bleiben,  stehen  die  Theile   zusammengeklebt. 

Ist  es  bewiesen,  dass  alle  Arten  dieser  Section  sich  mit  einer  solchen 
Blumenkrone  (eleuterosemia)  zeigen  können,  so  folgt,  dass  eine  Ein- 
theilung,  die  auf  einen  gemeinsamen  Charakter  sich  stützt,  der  als 
rein  mechanisches  Resultat  erscheint,  als  unbegründet  angesehen 
werden  muss.  Lajocono  behält  indessen  die  Gruppe,  die  von  Cela- 
kovsky Stenosemium  genannt  wurde,  stützt  sich  aber  auf  andere 
Merkmale.  Er  betrachtet  die  Charaktere,  die  ihm  der  Kelch  bietet, 
Hauptorgan,  wie  er  ihn  bei  den  Trifolien  nennt,  weiter  die  Form  der 
Fahne,  die  Verhältnisse  der  Blumenkronc,  die  ;Blumenaxe  und  gruppirt 
aus  deren  Gesammtheit  eine  Anzahl  Species  gleich  jener  Division 
des  Lagopodium,  die  von  Grenier  und   Godron   aufgestellt    wurde. 

Zuletzt  lässt  der  Autor  eine  detaillirte  Prüfung  der  Charaktere 
der  Sectionen  folgen,  gibt  der  mit  Deckblättern  versehenen  Gruppe 
den  Namen  Trifoliastrum,  während  der  andere  Theil  den  Namen 
Lagopus  behält.  Diese  Neuerung  xwang  Lojacono,  der  Section 
Trifoliastrum  Auct.  den  alten  Namen  Amoria  (inclusive  die  micran- 
themum)  zu  vindiciren  und  die  eigentlichen  Lagopus  Eulagopus  zu 
benennen. 

Die  Sicilianischen  Arten  belaufen  sich  auf  45.  Neu  für  Sicilien 
sind:  T.  diffusum  Ehrh.,  Alexandrinum  L.,  Michelianum  Savi,  Se- 
bastiani  Savi;  ganz  neu  sind  T.  Minae  und  mehrere  interessante 
Varietäten.  T.  Clusii  wird  unter  resupinatum,  tenuiflorum  Ten.  als 
var.  des  striatum  gestellt,  ebenso  T.  dalmaticum  Guss.  non  Vis.  Die 
Revision  des  Genus  ist  in  italienischer,  die  Eintheilung  sowie  die  mit 
besonderer  Genauigkeit  gegebenen  Diagnosen  in  lateinischer  Sprache 
abgefasst. 

Lojacono  gab  zu  gleicher  Zeit  ein  Tentamen  Monographiae 
Trifoliorum  Generis  in  lateinischer  Sprache  heraus,  wo  70  Arten 
Trifolien  aus  Europa,  dem  Oriente  und  Abyssinien  charakteristisch  auf- 
gezählt werden  M.  Sardagna. 

Le  Puccinie.  Memoria  di  Carlo  Bagnis.  Roma  1876.  Estratto  dal  Tomo  3. 
Serie  II*  degli  Atti  della  Reale  Accademia  dei  Lincei. 
Dieses  in  den  berühmten  Publicationen  der  römischen  Academie 
erschienene  Werk,  bringt  auf  83  Quartseiten  eine  monographische 
Bearbeitung  aller  beschriebenen  Puccinien  —  339  an  der  Zahl,  — 
die  Bagnis    in   51   neu  aufgestellte  Arten   vertheilt.    Bei  jeder  Art 


131 

werden  ihre  Nahrpflanzen  und  die  Länder  angegeben,  in  welchen  sie 
beobachtet  wurden.  Eine  analytische  Tabelle,  in  welcher  auf  die  Be- 
schaffenheit der  Sporeninembran  und  die  Länge  des  Stieles  das  Haupt- 
augenmerk gerichtet  ist,  gibt  übersichtlich  ihre  Merkmale.  Eilf  colo- 
rirte  Tafeln  bringen  die  Abbildungen  der  Sporen,  um  die  von  B. 
geschaffenen  Formenkreise  anschaulicher  zu  machen.  Ob  letztere  den 
Beifall  der  Mykologen  finden  werden,  muss  allerdings  der  Zukunft 
überlassen  bleiben. 

Eine  bedeutende  Zahl  von  Formen  werden  in  diesen  Blättern 
namhaft  gemacht,  besonders  eine  grosse  Menge  österreichischer  Funde, 
während  das  deutsche  Reich  —  ein  mykologisch  so  fleissig  explo- 
rirtes  Gebiet  —  deren  nur  wenige  aufweist.  Erstere  interessirten 
mich  in  hohem  Grade.  Eine  eingehende  Durchsicht  der  Arbeit  jedoch 
rief  so  manche  Zweifel  wach,  dass  ich  nicht  umhin  kann  —  da  B. 
die  Quellen,  woraus  er  schöpfte,  nicht  ersichtlich  gemacht  —  sie 
dem  Urtheile  der  Mykologen  anheimzustellen.  Bemerken  möchte  ich 
aber,  dass  ich  den  Namen  „Austria"  auf  das  gesammte  Reich  be- 
ziehen zu  müssen  glaubte  und  nicht  nur  auf  dessen  Provinzen  an 
der  Enns,  obgleich  Tyrol,  Böhmen,  Ungarn,  Siebenbürgen,  Dalmatien 
und  andere  Länder  besonders  genannt  werden. 

Auf  Seite  22  der  Abhandlung  kommt  Puccinia  Oxyriae  Fckl. 
vor,  welche  nach  B.'s  Angabe  in  üesterreich  gefunden  wird.  Meines 
Wissens  wurde  diese  Art,  die  Fuckel  auf  der  Alpe  Corvagg  bei 
St.  Moritz  in  Ober-Engadin  entdeckte,  bei  uns  noch  nicht  beobachtet. 
Ebenso  P.  Millefolii  Fckl.  forma  Achilleae  Millefolii  (wohl  aber  forma 
A.  Clavennae),  P.  Aristolochiartim  Cda.  f.  A.  rotundae,  P.  Gentia- 
nae  Lk.  f.  G.  germanicae  und  P.  enormis  Fckl.  Bei  letzterer  fehlt 
unter  den  Ländern,  in  welchen  sie  vorkommt,  die  Schweiz,  was 
iusoferne  auffällig  ist,  als  Fuckel  diese  Art  dort  aufgefunden  hat. 
Seite  29  und  64  führt  Herr  B.  Puccinia  Umhilici  Berk.  an  und  be- 
zeichnet als  ihre  Nahrpflanzen  Umbilicus  pendulinus  und  Cotyledon 
Umbilicus.  An  der  ersten  Stelle  wird  für  P.  Umbilici  f.  U.  pendulini 
England,  Belgien,  Frankreich,  Italien,  Oesterreich  und  Spanien  ange- 
geben, an  der  zweiten  nur  England  und  Oesterreich.  Ich  konnte 
nicht  das  geringste  finden,  dass  P.  Umbilici  in  Oesterreich  gesam- 
melt wurde;  mir  ist  sie  nur  aus  West-Europa  bekannt. 

Weitere  Funde  wären  Puccinia  Bupleuri  Rud.  auf  B.  fruti- 
corum,  P.  obfegens  Tul.  auf  Carduncellus  coeruleus,  P.  Senecionis 
Lib.  auf  Senecio  humilis,  P.  Centaureae  DC.  auf  C.  aspera  und  P. 
Compositarum  Schlechtd.  auf  Catananche  coerulea  (p.  29,  30,  31 — 33). 
Da  diese  Nährpflanzen  der  österreichischen  Flora  nicht  angehören,  so 
können  wohl  nur  Gartenpflanzen  gemeint  sein,  was  im  Texte  zu  be- 
merken gewesen  wäre.  In  der  mir  vorliegenden  Literatur  finde  ich 
nichts,  dass  diese  Formen  zur  Beobachtung  kamen.  Puccinia  Aego- 
podii  Lk.  forma  Imperatoriae  soll  gleichfalls  in  Oesterieich  vor- 
kommen. Diese  Form,  welche  Fuckel  1874  in  der  Schweiz  ent- 
deckte und  1875  in  seiner  „Symbolae"  unterschieden  hat,  ist  dort 
sehr  selten  und  wurde  hier  noch  nicht  gefunden. 


132 

Unter  den  Nährpflanzen  der  Puccinia  Menthae  (pag.  38)  findet 
man  nebst  anderen  auch  Thymus  lanatus,  Th.  Aeyni  und  Calamintha 
Acini  Clairi  aus  Oesterreich,  Letztere  ist  ohne  Zweifel  Calamintha 
Acinos  Clairville,  die  beiden  anderen  sind  mir  vollkommen  unklar. 

Ferner  nennt  B.  die  P.  papillata  (Fuckel  Symb.  myc.)  als 
Parasiten  von  Ornithogalum  luteum.  In  Fuckel's  Symbolae  ist  nur 
P.  papillata  Bonorden  als  Synonym  der  P.  Nolitangeris  Corda  ent- 
halten. Die  angegebene  Wirthspflanze  lässt  verschiedene  Auslegungen 
zu.  Da  B.  die  Autoren  den  Nährpflanzen  nicht  hinzufügt,  so  lassen 
sich  diese  oft  nicht  deuten.  Diess  ist  der  Fall  bei  Puccinia  Caricis  f. 
C.  ovatae  und  pendulae,  vt^elche  Formen  aus  Oesterreich  angeführt 
werden.  Carex  ovata  kann  C.  ovata  Rudge,  C.  ovata  Burm.,  C. 
ovata  C.  A.  Meyer  oder  C.  ovata  Houck  bedeuten.  Da  die  ersten 
drei  Europa  nicht  angehören,  so  bleibt  nur  die  vie^rte,  welche  syno- 
nym ist  mit  C.  Halleri  Vest.,  einer  Pflanze  der  Schweiz.  Carex  pen- 
dula hingegen  ist  entweder  C.  pend.  Huds.,  Good.  (=  C.  maxima\ 
C.  pend.  Moench.  (=  C.  vesicaria)  oder  C.  pend.  Geners.  (=  C. 
capillaris).  Da  C.  maxima  und  C.  capillaris  besonders  aufgezählt 
sind,  so  kann  es  nur  C.  vesicaria  sein.  Auf  dieser  hat  wohl  Ko er- 
nicke eine  Puccinia  bei  Bonn  gefunden  und  als  P.  microsora  (in 
Fuckel's  Symb.  Nachtrag  3,  p.  14)  beschrieben,  ob  sie  aber  sonst 
noch  beobachtet  wurde,  darüber  konnte  ich  nichts  erfahren.  Pucci- 
nia acuminata  Fckl.  auf  Galium  sa.vatile  ist  nicht  in  Oesterreich, 
sondern  in  Nassau  gefunden  worden.  Wohl  kennt  man  sie  auch  aus 
Dänemark  und  England. 

Schwer  lässt  sich  sagen,  was  B.  unter:  „P.  Moliniae  Tul.  Hab. 
in  foliis  Moliniae  vivae.  —  Austria."  meint.  Eine  Molinia  mva  wächst 
weder  in  Oesterreich,  noch  anderswo.  Auf  derselben  zweifelhaften 
Pflanze  soll  am^h  P.  australis  Kclce.  (B.  citirt  irrthümlioh  Thümen) 
vorkommen.  Bei  Molinia  serotina  werden  sowohl  P.  Moliniae  als 
auch  P.  australis  angegeben.  Wünschenswerth  wäre  es  auch,  zu 
erfahren,  auf  Grund  welcher  Ouelle  Bagnis  Puccinia  pulvinataKud. 
an  Frankenia  pulverulenfa,  P.  Balsamitae  an  B.  ageritifolia,  P, 
Corrigiolae  Desm.  an  C.  Uttoralis,  P.  Stellariae  Duby  an  Sagina 
urceolata  und  S.  (Moenchia)  erecta,  P.  Jasmini  DC.  an  Jasminuni 
fruticans,  P.  Drabae  Rud.  an  D.  lasiocarpa,  P.  Saxifragarum  Schlchtd. 
an  Saxifraga  Geranioides  und  P.  Primulae  Grev.  an  P.  marginafa 
als  österreichische  Vorkommnisse  bezeichnet. 

Es  wurden  hier  nur  einige  der  auffälligsten  Formen  hervorge- 
hoben, die  jedoch  zur  Genüge  zeigen,  dass  Bagnis'  gross  ange- 
legtes Werk  in  Bezug  auf  die  österreichische  Flora  nur  sehr  vor- 
sichtig zu  gebrauchen  ist.  W.  Vn^s. 

Flora  des  Herzog-thums  Salzburg".  Von  Dr.  A.  E.  Sauter.  VII.  (letzter)  Theil. 
Die  Pilze.  8.  87  S.  (Sonderabdruck  aus  den  Mittheilungen  der  Gesellschaft 
für  Salzburger  Landeskunde.) 

Mit  grossem  Vergnügen  begrüsste  der  Referent  die  vorliegende 
Arbeit  des  Nestors    der    österreichischen  Kryptogamenforscher,    denn 


133 

dieselbe  ist  die  Frucht  SOjäliriger  fleissiger  Beobachtungen  und  bringt 
zugleich  die  Publicationen  Saut  er 's  über  die  Flora  Salzburgs  zum 
würdigen  Abschlüsse.  Das  hier  anzuzeigende  stattliche  Heft  enthält 
eine  Geschichte  der  Pilzkunde  Salzburgs,  Bemerkungen  über  Stand- 
orte und  Fruchtzeit  der  Pilze,  über  essbare  Schwämme;  ferner  die 
Diagnosen  jene»-  neuen  Arten,  welche  Saut  er  theils  in  der  Regens- 
burger botan.  Zeitschrift  „Flora",  theils  in  der  „Hedwigia"  beschrieb. 
An  diesen  allgemeinen  Theil  schliesst  sich  an  das  Verzeichniss  der 
Pi'ze  des  Herzogthums  Salzburg,  welches  über  1800  Arten  aufzählt. 
Dank  den  erfolgreichen  Forschungen  Sauter's  ist  jetzt  die  Pilzflora 
Salzburg's  besser  bekannt  als  jene  Oberösterreichs,  aus  welchem 
Kronlande  Poetsch  und  Schiedermayr  in  ihrer  Kryptogamenflora 
nicht  ganz  1300  Species  Pilze  aufFühren.  Sauter's  neueste  Arbeit 
ist  somit  ein  äusserst  wichtiger  Beitrag  zur  speciellen  Mykologie 
unseres  Kaiserstaates.  Dr.  H.  W.  R. 

H.  Christ.  Das  Pflanzenleben  der  Schweiz.  F.  Schulthess.  Zürich  1879. 
1.  Lieferung.  Gr.  8°.  112  Seiten  mit  2  Vegetationsbildern  und  2  Pflanzen- 
zonenkarten. 

Mit  Freude  begrüssen  wir  ein  Werk,  welches  gleichsam  als 
Gegenstück  zu  Tchudi's  Thierleben  uns  in  lebhafter  Schilderung  die 
Contraste  der  schweizerischen  Pflanzenwelt  vor  Augen  stellt.  Schon 
in  der  ersten  Lieferung  zeigt  der  Verf.  eine  umfangreiche  Kenntniss 
seines  Heimatlandes  und  macht  den  Leser  schnell  und  in  anziehender 
Weise  mit  den  verschiedenen  Florenreichen  der  Schweiz,  welche 
sowohl  im  horizontalen,  als  im  verticalen  Sinne  wechseln,  im  Allge- 
meinen vertraut.  Er  zeigt  uns,  wie  die  schweizerische  Alpeiikette  im 
Norden  die  Vegetationsform  der  nordasiatisch-europäischen,  im  Süden 
die  der  mediterranen  und  auf  dem  Rücken  jene  der  alpinen  Zone 
beherberge,  und  schildert  deren  Veränderungen,  sowie  deren  Gren- 
zen je  nach  der  verticalen  Elevation  des  Bodens.  In  vorliegender 
Lieferung  behandelt  der  Autor  die  erste  untere  Region  mit  dem  in- 
subrjschen  See-,  sowie  theilweise  mit  dem  Rhonegebiete.  Er  stellt 
uns  ersteres  gleichsam  als  eine  vorgeschobene  Oase  der  reichen  li- 
gurischen  Flora  dar,  zwischen  welchen  sich  die  monotone,  artenarme 
Po-Ebene  einschiebt,  und  erklärt,  wie  im  Canton  Tessin  durch  das 
Zusammenwirken  sehr  bedeutender  Feuchtigkeit  und  voller  Isolation 
der  italienischen  Sonne,  sowie  durch  den  jähen  Abfall  der  Alpen 
gegen  dieses  Gebiet  eine  in  Europa  fast  einzige  Mischung  von  süd- 
lichen (mediterranen)  und  nordisch-alpinen  Formen  stattfindet.  — 
Wir  behalten  uns  vor,  über  dieses  durch  schinie  Illustrationen  und 
Karten  gezierte  Werk  nach  vollst ändigem  Erscheinen  desselben  an 
dieser  Stelle  noch  ausführlich  zu  berichten.  Dr.  G.  B. 

Hemsley  W.  B.  Diaguoses  plautaruui  novarum  vel  minn.s  cognitarnm 
niexleauaruui   et   centrali-americanarnm.    Pars  I.    Polypetalae.   London 

1878.  16  S.  8". 

In  dieser  Arbeit  werden  111  Arien  diagnosticirt  und  ein  grosser 
Theil    hier    zuerst    beschrieben.    Die   Gattungen   Sedum  und  Fuchsia 


134 

fanden  eine   eingehendere  Würdigung.    Ueber  die  neuen  Arten  steht 
uns  selbstverständlich  kein  Urtheil  zu.  K. 


Correspondenz. 

Budapest,  11.  März  1879. 
Jene  zwei  Formen  der  Festuca  vaginafa,  deren  ich  in  Oesterr. 
Bot.  Ztschr.  1879,  p.  61  erwähnte,  sind  von  den  Autoren  der  Fb)ra 
von  Ungarn  (Sadler,  Neilreich,  Menyhärth,  Simkovitz  [Term. 
rajz.  füz.  1878,  p.  261])  unterschieden,  darum  wollte  auch  ich  die- 
selben getrennt  lassen,  und  da  nach  meinen  Herbarexemplaren  die 
kurzen  Grannen  der  Aehrchen  bei  der  mehrblüthigen  f.  major  vor- 
kommen, so  hob  ich  diese  besonders  darum  hervor,  weil  Professor 
Ha  ekel  (Term.  rajz.  füz.  p.  285)  den  ungarischen  Botanikern  drin- 
gend an's  Herz  legte,  die  Grannen  und  die  Behaarung  der  Blüthen 
bei  der  F.  vaginata  zu  beobachten.  —  Mein  Hieracium  cymosum  X 
praealtum  Oest.  Bot.  Ztg.  1879,  p.  101  ist  nach  näherer  Untersuchung 
ein  H.  megatrichum  =  ü.  auriculoides  X  cymosum.  Ausser  diesem 
besitze  ich  von  dem  Schwaben  berge  eine  Veronica  microcoma  (V- 
prostrataX  Teucrium).  Sie  ist  in  der  Tracht  einer  robusten  V.  pro- 
strata  ähnlich  und  hat  einen  kürzeren  und  gedrängten  Blüthenstand, 
auch  der  sterile  Blaltbüschel  ist  zwischen  den  bliihenden  Aesten  kurz 
und  sclimalblättrig,  aber  die  Blätter  sind  an  der  Basis  bedeutend 
breiter  als  bei  F.  prostrata,  und  Kelch  und  Frucht  sind  gewimpert. 
In  Siebenbürgen  glaube  ich  auch  den  Bastart  von  Roripa  pyrenaica 
und  R.  sihestris  (R.  stenophylla)  gefunden  zu  haben.  Er  ist  einer 
schmalblättrigen  R.  silvestris  ähnlich,  doch  erinnert  seine  Tracht  an 
R.  pyrenaica.,  auch  die  Schoten  sind  etwas  kürzer  als  bei  R.  sil- 
vestris,  die  Griffel  aber  verlängert  wie  bei  R.  pyrenaica.^  welche  in 
der  Nähe  wächst.  Bei  Nagy  Enyed  wurde  eine  Reihe  von  Formen 
zwischen  R.  silvestris  und  R.  austriaca  beobachtet.  Ich  hebe  daraus 
nur  eine  Form  heraus  (R.  capillipes\  bei  welcher  die  Blätter  jenen 
der  R.  terrestris,  die  Früchte  aber  jenen  der  R.  sihestris  gleichen, 
die  Griffel  jedoch  sind  länger  und  die  Blüthenstiele  sehr  dünn.  Ich 
fand  sie  ohne  andere  ßonjoa-Arten  an  schattigen  Stellen  des  Maros- 
flusses.  Bor  b  äs. 


Fersonalnotizen. 

—  Josef  Büos,  k.  k.  pens.  Hofgärtner  in  Wien,  ist  am 
15.  März  in  seinem  86.  Lebensjahre  gestorben. 

—  Hofrath  Dr.  Ludwig  Reich enbach  in  Dresden  ist  am 
17.  März  gestorben.  Am  8.  Januar  1793  zu  Leipzig  geboren,  begann 
R.  schon  im  Jahre  1812  als  Arzt  daselbst  zu  prakticiren,  habilitirte  sich 
im  Jahre  1815  als  Privatdocent  der  Medicin  und  Naturkunde  und  wurde 


135 

im  Jalire  1818  ausserordentlicher  Professor.  Im  Jahre  1820  folgte  er 
einem  Rufe  als  Professor  an  die  chirurgisch-medicinische  Akademie 
nach  Dresden,  wo  er  zugleich  mit  der  Leitung  des  naturhistorischen 
Museums  und  der  Anlage  und  Direction  einfs  botanischen  Gartens 
betraut  wurde.  Seine  Professur  behielt  R.  bis  zur  Aufhebung  der 
genannten  Akademie  im  Jahre  1862;  Director  des  naturhistorisclien 
Museums  blieb  er  bis  zum  Jaiire  1874,  und  den  botanischen  Garten 
leitete  er  bis  zu  seinem  Tode.  Von  seinen  umfassenden  wissenschaft- 
lichen Forschungen  zeugen  mehr  als  zweihundert  grössere,  haupt- 
sächlich botanische  und  zoologische  Schriften,  von  denen  ein  grosser 
Theil  mit  zusammen  gegen  6000  Abbildungen  versehen  ist,  welche 
R.  meist  selbst  gezeichnet  hat.  Ausserdem  wusste  er  durch  die  Be- 
gründung und  langjährige  Leitung  der  Gesellschaften  „Isis"  und 
,,Flora'',  wie  bis  noch  vor  wenigen  Jahren  durch  (jfTentliche  Vorträge 
und  Excursionen  den  Sinn  für  Natur-Erkenntniss  in  Dresden  zu  be- 
leben und  zu  \erbreiten. 

—    Dr.  V.  B.  Wittrock,    Docent  in  Upsala,    ist  als  Professor 
der  Botanik  an  die  Universität  Stockholm  berufen  worden. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Dr.  Heldreich  mit 
Pflanzen  aus  Griechenland.  —  Von  Herrn  Fleischer  mit  diversen 
Pflanzen. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Duft,  Erdinger, 
Oertel,  Forstinger,  Steinitz,    Staub. 

Aus  Ungarn  eingesendet  von  Steinitz:  AUium  roftindutn,  Ana- 
gallis  coerulea,  A.  phoenicea,  Artemisia  austriaca^  Aster  Amellus, 
A.  salignus,  Bupleurutn  affine,  Campantila  rofvndifolia,  Centanrea 
montana,  Chenopodivm  Botrys,  Dianlhus  saxatilis,  Innia  hirta^  I. 
saUcina,  Juniperns  communis,  Lemna  minor,  Linaria  minor,  Lino- 
sijris  vulgaris,  Linnm  flavutn,  Nepeta  pannonica,  Nigella  arvensis, 
Orchis  usiulata,  Punicmn  miliaceiim,  Reseda  inodora,  R.  Phyteutna, 
Scirpus  maritimits,  Sium  latifolium. 

Von  Fleischer  eingesendet  aus  Bi>limen:  Chenopodium  glau- 
ciim,  Potentilla  supina,  Ranuncuhis  fliiiians;  aus  Mähren;  Galium 
rerum  var.  paUidimi,  Limosella  aqvatica,  Melampynim  suhalpinum, 
Montia  fontana;  aus  Steiermark;  Linnm  viscosum. 

Aus  Ungarn  eingesendet  von  Holuby:  Adoxa  moschatellina, 
AUium  nrsinum,  Bryonia  alba,  Carex  contigua,  C  rulpina,  Cen- 
tanrea arenaria,  C.  phrygia,  Eriophorum  latifolium,  Euphorbia 
Slurii,  Fikigo  arvensis,  Galinsoga  parviflora,  Helichrysum  arena- 
rium,  Inula  Oculus  Christi,  Luz^iila  rubella,  Oxytropis  pilosa,  Salix 
fragilis,    Tragus  racemosus,    Vicia  serratifolia,  Viola  odorataX^hirta. 

Obige  Pflanzen  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 


136 


Inserate. 

Verlag  Yon  Oskar  Leiner  in  Leipzig. 

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P  f  1  a  n  z  e  n  -  S  a  m  m  1  e  D? 

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Bei  Partie-Bezügen  von  25  Stück  beide  Ausgaben  ca.  20^  billiger. 

Dieser  neue  Taschenkalender  wurde  von  der  Presse  sehr  günstig'  beur- 
theilt  und  als  ein  brauchbares  Hilfsmittel  für  botanische  Excursionen  warm 
empfohlen. 

In  H.  W.  Schmidt's  Verlag  in  Halle  erschien: 

Kühn,  Prof.  Dr.,  lieber  eine  neue  parasitische  Alge  —  Phyl- 

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Schmitz ,   lieber   grüne  Algen  aus  dem  Golf  yon  Athen.  — 

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Soeben  ist  erschienen  und  durch  alle  Buchhandlungen  zu  beziehen: 

liebrbiieb  der  Botanik 

für 

mittlere  und  höliere  Lehranstalten. 

Von 

Dr.  K.  Prandl, 

Professor  der  Botanik  an  der  Forstlehranstlat  in  Ascliaffenburg. 

Bearbeitet  unter  Zugrundelegung  des  Lehrbuches  der  Botanik  von  Jnl.  Sachs. 

Dritte,  theilweise  umgearbeitete  Auflage.  Mit  375  Figuren, 
gr.  8.  brosch.  M.  4.  —  . 

In  vielen  Lehranstalten,  selbst  Hochschulen,  eingeführt,  erfreut  sich  das 
Lehrbuch  von  Prandl  bereits  eiaer  weiteren  Verbreitung  und  Beliebtheit  und 
bitte  daher  auch  dieser  neuen  Auflage,  die  sowohl  iin  Text,  als  auch  in  der 
Zahl  der  Holzschnitte  wieder  vermehrt  worden  ist,  Berücksichtigung  schenken 
zu  wollen. 

Diesem  Hefte  hegt  bei:  „lUustrirtes  Preisverzeichniss  botani- 
scher Apparate,  Werke  etc.  von   Friedr.  GanzenmüÜer   in  Nürnberg.^' 

Kedacteur  iiiul  lierau5j,'eber  Ur.  Alexander  Skofitz.  —  Verlag  vou  C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C  Uelserreutersclien  Buchdruckerei   (M,  Salzer  j. 


Ocsterreicliische 

Botanische  Zeitschrift 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

Die  österreichische  Exemplare 

hotanische    Zeltscbrin            ßAfflnJIf     linil  RAfülliLpr              die  frei  durch  die  Post  be- 

eracheint                          BUldUlK     IIUU  OUldUlKer,            zogen  x^erden sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  bios  bei  der  RedaktloH 

M.ujrnnumer.t ^auf^seibe  ^^.^^^^^  Oekonomeü,  FoFstmänner,  Aerzle,  ^^  fr-p^^^nSre^"; '' 

(16  R.  Mark.)  Im  Wege  des 

ganzjährig,  oder  mit  Anallipl/Ar    linrl    ToplinilDP  Buchhandels  übernimmt 

*  a.  ö.\%'.(S  K.Mark)  llJJUIUetiei     UHU     leUlUlKei.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  «erold's  Sohn 

Inserate  mwn      f  '^'^  Wien, 

die  ganze  Petitzeil©  ff         T  sowie  alle  übrigen 

15  kr.  Ost.  W.  Xl=     Vi  Buchhandlungen. 

XXIX.  Jahrgang.  Will,  Mai  1879. 

INHAIaT:  Ueher  Intereellularräume.  Von  Dr.  Höhne!.  —  Floristische  Beiträge.  Von  Wiesliaur. 
—  Epilobia  nova.  Von  Hans  sie  n  e  cht  (Schluss).  —  Adriatische  Algen.  VonHauck.  —  Botanische 
Mittheüungen.  Von  Haekel.  —  Mykologisches.  Von  Schulzer.  —  Australische  Regenheschwörer. 
Von  Antoine.  —  Literaturberichte.  —  Correspondenz.  Von  Heimerl,  Hof  mann,  Janka,  — 
Botanischer  Tauschverein.  —  Inserate. 

Einige  anatomische  Bemerkungen 

über  das  räumliche 

Verhältniss  der  Intereellularräume  zu  den  Grefässen. 

Von  Dr.  Franz  R.  v.  Höhuel. 

Die  Anatomie  lehrt  und  physiologische  Versuche  bestätigen 
es,  dass  wir  in  der  Pflanze  zwei  Systeme  von  Luft-  fund  Wasser-) 
Räumen  zu  unterscheiden  haben,  welche  von  einander  vollständig 
getrennt  in  derselben  verlaufen  und  verschiedene  Zwecke  und  Eigen- 
schaften besitzen.  Die  des  einen  sind  cellular,  die  des  anderen  inter- 
cellular.  Erstere  sind  von  den  Gefässen,  den  Tracheiden  und  vielleicht 
auch  manchen  der  von  de  Bary  als  Holzfasern  bezeichneten  Ele- 
menten des  Holztheiles  der  Gefässbündel  repräsentirt.  Letztere  sind 
alle  intercellularen,  schizogenen,  lysigenen  oder  rhexigenen  ^)  Räume. 
Aus  den  Räumen  des  einen  dieser  Systeme  in  die  des  anderen  kann 
Luft  nur  durch  Diffusion  eintreten. 

Wenn  man  von  den  untergetauchten  spaltöffnungslosen  oder 
-armen  Wasserpflanzen  absieht,  bei  welchen  die  Intereellularräume 
sowohl,  wie  jedenfalls  auch  die  Gefässe  mit  mehr  oder  weniger  ver- 


')  De  Bary,  vere;l.  Anat.  d.  Veget.  Org.  p.  209. 

Oesterr.  batan.  Zeitschrift.  5.  Heft.   1879.  11 


138 

dichteter  Luft  erfüllt  sind*),  so  haben  alle  übrigen  Pflanzen  die 
Eig-enthümlichkeit,  dass  die  Luft  der  Intercellularrüume  ihrer  Span- 
nung" nach  nicht  wesentlich  von  der  umgebenden  Atmosphäre  ab- 
weicht. Ganz  anders  aber  verhält  es  sich  mit  den  cellularen  Luft- 
räumen der  Land-  und  nicht  submersen  Wasserpflanzen.  In  diesen 
kann  die  Luft  einerseits  so  verdünnt  sein,  dass  ihr  Druck  nur  etwa 
15  Cm.  (oder  vielleicht  sogar  weniger  als  10  Cm.)  Quecksilber  be- 
trägt, während  sie  andererseits  wenigstens  bei  vielen  Pflanzen  einen 
Druck  aufweisen  kann,  der  griisser  als  76  Cm.  ist  und  bis  mehr  als 
zwei  Atmosphären  betragen  kann.  Das  erstere  ist  im  Sommer  zur 
Transspirations-Zeit  wohl  bei  allen  Pflanzen  der  Fall,  bei  vielen 
Pflanzen  aber,  wie  Böhm  und  Hartig  zeigten,  auch  im  Winter 
nachweisbar.  Das  letztere  ist  der  Fall,  wenn  im  Frühjahre  bei  fast 
mangelnder  Transspiration  die  Wurzelkraft  lebhaft  thätig,  in  die  Ge- 
fässe  Wasser  unter  grossem  Drucke  hineinpresst,  und  so  die  Gefäss- 
luft  comprimirt  wird.  Es  finden  daher  zwischen  den  Luftinhalten  der 
beiden  Systeme  von  Lufträumen  je  nach  Umständen  erhebliche  Druck- 
unterscliiede  statt  in  dem  einen  oder  dem  entgegengesetzten  Sinne. 

Bei  dem  Umstände  nun.  dass,  im  Falle  diese  beiden  Systeme 
an  irgend  einer  Stelle  unmittelbar  aneinandergrenzten,  d.  h.  von 
einander  nur  durch  eine  einfache  Zell  wand  ung  getrennt  sein  würden, 
offenbar  ein  sehr  baldiger  und  leichter  Ausgleich  etwaiger  Druck- 
unterscliiede  zwischen  beiden  durch  die  einfache  Wandung  hindurch 
stattfinden  müsste,  erscheint  die  Frage  nach  dem  örtlichen  anatomi- 
schen Verhältnisse  beider  zu  einander  von  grossem  physiologischen 
Interesse. 

Da  in  dem  cellularen  Luftsysteme  durch  physiologische  Vor- 
gänge grosse  negative  und  positive  Drucke  erzeugt  werden,  so  wird 
es  voraussichtlich  für  die  Pflanze  von  Interesse  sein,  dieselben  zu  er- 
halten, und  müssen  nothwendig  anatomische  Verhältnisse  existiren, 
welche  dieselben  ermöglichen.  Hiemit  steht  nun  in  Uebereinstimmung, 
dass  die  Elemente  des  Gefässbündels  sowohl  untereinander,  als  mit 
denen  der  umgebenden  Scheide,  soweit  die  Untersuchungen  reichen, 
fast  überall  und  immer  in  lückenloser  Verbindung  stehen  (1.  c. 
pag.  331). 

Nur  gewisse  Ausnahmen  hievon  sind  nicht  seilen,  und  diese 
sind  es,  welche  uns  zunächst  am  meisten  interessiren.  Sie  bestehen 
darin,  dass  der  Gefässtheil  gewisser  Pflanzen  an  seinem  inneren 
Rande  luftführende  Intercellularräume  zeigt,  oder  dass  derselbe  in 
Folge  von  Bildung  eines  grossen  Intercellularraumes  mehr  oder  we- 
niger oder  ganz  zerstört  wird. 

Sieht  man  nun  näher  nach,  bei  welchen  Pflanzen,  und  unter 
welchen  Umständen  genannte  Ausnahmen  vorkommen,  so  zeigt  sich, 
dass  man  dieselben  in  folgende  Kategorien  bringen  kann. 


*)    Die  Stärke  dieser  Luftverdichtung  ist  meines  Wissens  nicht  bekannt» 
ihre  Untersuchung  aber  ein  interessantes  Thema  experimenteller  Forschung. 


139 

1.  Es  sind  submerse  oder  tlieilweise  submerse  Wassergewäcbse, 
bei  welciien  in  den  meisten  Bündeln  auf  weite  Streciien  alle  Gefasse 
sofort  zu  Grunde  gehen,  nachdem  sie  als  Ring-  oder  Spiralgefässe 
angelegt  waren.  An  Stelle  des  Gefiisstheiles  befindet  sich  in  dem 
erwachsenen  Bündel  ein  von  Wasser  erfüllter  Intercellularkanal,  an 
dessen  Wänden  die  Reste  der  Menibranverdickungen  erhalten  bleiben 
können  (de  Bary  l.  c.  pag.  381  —  382)  CPotamogeton,  Zanicheüia, 
Alfhenia,  Elodea,  Hydrilla,  Cymodocea  aequorea,  Zostera^  Aldro- 
vanda). 

2.  ,.Bei  zahlreichen  Monokotylen,  den  Equiseten  und  einigen 
dikotylen  Wasserpflanzen,  wird  an  der  von  den  Erstlingstracheen  ein- 
genommenen Innenseite  des  Bündels  durch  peripherische  Dehnung 
der  umgebenden  Zellen,  also  schizogen,  ein  Gang  gebildet,  während 
die  äussere  Partie  des  Gefässtheiles  zu  vollständiger  Aus- 
bildung kommt  und  persistirt"  (1.  c.  p.  339)- 

Die  hiehergehörigen  Pflanzen  sind  meist  wasser-  oder  sumpf- 
bewohnende Monokotylen.  An  Landpflanzen  sind  zu  erwiihnen*):  Jun- 
caceae  z.  Th.,  Gramineen  z.  Th.,  Cyperaceen  z.  Th.,  Commelineen. 
Von  Dikotylen  gehören  hieher  nur  die  Wasserranunkeln  und  Nelurn- 
bium.  Für  alle  übrigen  Pflanzen  gilt  der  obige  Satz  bezüglich  der 
lückenlosen  Verbindung  der  Gefässbündelelemente  im  strengsten  Sinne 
des  Wortes. 

Von  den  soeben  angeführten  Ausnahmen  kommen,  wie  man 
sofort  sieht,  für  den  gegenwärtigen  Zweck  nur  theilweise  die  der 
zweiten  Kategorie  in  Betracht,  nämlich  nur  die  Land-  und  Sumpf- 
pflanzen derselben,  denn  nur  bei  diesen  können  Druckverhältnisse 
in  den  cellularen  Luft-  und  Wasserräumen  vorkommen,  deren  Be- 
ziehung zu  dem  anatomischen  Baue  uns  inleressirt.  Wie  nun  schon 
aus  dem  sub  2)  Gesagten  hervorgeht,  bleibt  bei  diesen  Pflanzen  der 
äussere  Tlieil  des  Bündels,  der,  wie  ich  gleich  erwähne,  immer  die 
grösseren  und  beslentwickelten  Gefässe  enthält,  vollständig  erhalten 
und  zeigt  ein  lückenloses  Znsammenschliessen  seiner  Elemente.  Es 
wird  daher  auch  bei  diesen  Pflanzen  immer  nur  ein  Theil  der  Ge- 
fässe, die  kleinen  und  engen  bei  der  Streckung  ohnehin  meist  zer- 
reissenden  Erstlinge,  der  directen  Berührung  mit  Intercellularräumen 
ausgesetzt,  wahrend  der  grössere  Theil  des  Xylems,  der  erst  nach 
der  Streckung  des  Organes  angelegt  wird,  vollständig  intercellular- 
ranmfrei  ist,  und  sich  also  ganz  so  verhält,  wie  bei  der  grossen 
Majorität  der  Pflanzen  das  ganze  Gefässbündel. 

Dieses  Verhalten  genannter  Ausnahmen  findet  einen  deutlichen 
Ausdruck  in  mehreren  Zeichnungen  in  de  Bary's  Anatomie.  So 
Fig.  147  von  Acorus  Calamus,  welche  zeigt,  dass  die  meisten  Ge- 
fässe mit  der  Luftlücke  (1)  gar  nicht  in  Berührung  stehen,  dess- 
gleichen  die  Fig.  149  von  Equisetum  palustre  und  150  von  Zea 
Mays.    In  beiden  Fällen   sind  die  von  dem  Luftkanal  unmittelbar  be- 


*)  Leukojum  isl  bei  de  Bary  p.  340  irrlhümlich  angeführt.  Vide  Frank, 
ßeiträse  zur  Pflanzenphvs.  p.  139. 

11  * 


140 

rührten  ErsUingsgefässe  (evcnt.  Tracheiden)  zugleich  gänzlich  zer- 
stört, also  offenbar  funclionslos.  Ganz  dasselbe  zeigt  Frank's  (1.  c. 
Tafel  V,  Fig.  21)  Abbildung  von  Alisma  Plantago. 

Die  meisten  Landgräser  zeigen  nur  eine  Andeutung  der  Kanal- 
bildung. Auch  bei  den  Cyperaceen  findet,  wie  bei  den  Commelineen, 
Anthericum  Liliago,  den  Gräsern  (z.  Th.)  u.  s.  w.  eine  Zerstörung  der  in 
den  Kanal  ragenden  Gefässe  statt.  (Siehe  Frank,  1.  c.  p.  135  ff.). 
Da  sich  nun,  wie  erwähnt,  nebst  diesen  functionslosen  Gefässen,  die 
also  auch  keine  Luftdruckuni  erschiede  gegenüber  den  Intercellular- 
räuinen  zeigen  können,  bei  allen  genannten  Pflanzen  auch  functio- 
nirende  Gefässe  im  dichten  Gewebeverbande  finden,  so  kann  man 
den   obigen   Satz   in   folgender  Form    einschränkungslos  aussprechen: 

„In  den  Gefässbündelstämmen  keiner  Ph  anerogamen- 
Pflanze  grenzt  ein  functionirendes  Gofäss  direct  an  einen 
In  tercellularraum." 

Die  Thatsache,  die  hiedurch  ihren  Ausdruck  findet,  ist  in  Ver- 
bindung mit  der,  dass  die  mit  Intercellularräumen  in  Berührung  ste- 
henden Gefässe  fast  immer  zerstört  werden,  offenbar  von  grossem 
physiologischen  Interesse.  Sie  zeigt  uns  gewissermassen  das  Streben 
der  möglichsten  Trennung  der  beiden  in  ihren  Functionen  und  Eigen- 
schaften so  verschiedenen  Lufträume  an. 

An  diese  Untersuchung  der  Gefässbündelstämme  schliesst  sich 
naturgemäss  die  der  Biindelenden  und  zwar  namentlich  in  den  Blät- 
tern an. 

Da  nun  bezüglich  dieser  gerade  der  hier  in  Betracht  kommende 
Punkt  bisher  in  der  Anatomie  wenig  berücksichtigt  wurde,  da  eben 
der  physiologische  Gesichtspunkt  fehlte,  so  habe  ich,  trotzdem  das 
Wesentliche  aus  einigen  Figuren  in  de  Bary's  Buch  ersichtlich  ist 
(Fig.  173 — 176),  eine  Reihe  von  Blättern  mono-  und  dikotyler  Pflanzen 
lediglicli  mit  Rücksicht  auf  das  Verliältniss  der  Intercellularräume  des 
Mesophylls  zu  den  Tracheiden,  welche  bekanntlich  fast  immer  die  Ge- 
fässbündelendigungen  bilden,  untersucht  und  mich  hiebei  davon  über- 
zeugt, dass  nie  eine  Tracheide  oder  ein  Gefäss  direct  an 
einen  Intercellularraum  grenzt. 

Im  Einzelnen  zeigten  sich  hiebei,  was  den  Bau  der  Endigungen 
der  Bündel  (oder  Queranaslomosen  bei  monokotylen  Blättern)  betrifft, 
einige  Verschiedenheiten.  Bei  den  meisten  dikotylen  Blättern  bestehen 
die  Bündelenden  nur  aus  1 — 2  Reihen  von  spiralig  oder  treppenartig 
oder  netzig  verdickten  kurzen  Tracheiden,  die  intercellularraumfrei 
unmittelbar  an  grüne  Mesophyllzellen  grenzen.  So  bei  Mercurialis 
annua,  Aucuba  japonica,  Vitis  vinifera,  Aristolochia  Sypho,  Rhamnus 
cathartica,  Clematis  Vit  alba,  Menispermum  canadense,  Sambucus 
nigra,  Rhus  typkina,  Staphylea  pinnata,  Tilia  grandifolia,  etc.  Bei 
Syringa  vulgaris,  wo  man  leicht  die  schönsten  Bilder  erhalten  kann, 
und  Maclura  aurantiaca  kommen  in  den  Endigungen  auch  drei 
Reihen  kurzer  Tracheiden  vor.  In  weiteren  Fällen  (^Sophora  japonica, 
Prunus  Laurocerasus ,  Fagus  silvaticd)  sind  die  feinsten  Verzwei- 
gungen   und    Enden    der   Bündel,    aus   1 — 3  Reihen    von  Tracheiden 


141 

bestehend,  von  chlorophyllfreien,  scheidenarti^  umfassenden,  gestreck- 
ten Zellen,  die  innen  an  jene  anschliessen,  und  aussen  an  chloro- 
pliylU'ührende  Mesophyllzellon  und  Intercellularrauine  grenzen,  einge- 
schlossen. Und  schlies.'^lich  fand  ich  Fälle  (Thalia  setosa,  Maranta 
zebrina,  Helleborus  atrorubens),  in  welchen  selbst  die  feinsten  Bün- 
del nebst  Tracheiden  noch  Cambiformzellen  enthalten  und  von  un- 
mittelbar anschliessenden,  gestreckten  grünen  Zellen  umgeben  sind, 
(lieber  fernere  Modificationen  s.  de  Bary  1.  c.  p.  387  ff.).  Aus  allen 
diesen  Angaben  geht  hervor,  dass  auch  im  Blatte  in  den  feinslen 
Endigungen  der  Bündel  die  Gefässe  und  Tracheiden  nicht  unmittelbar 
an  Intercellularräume  grenzen,  üeberall,  in  der  ganzen  Pflanze 
sind  daher  die  funclionsfähigen  Gefässe  und  Tracheiden 
mindestens  durch  eine  einfache  Schichte  lebender  Zellen 
von  den  Intercellularräumen  getrennt.  Nach  dem  Eingangs 
Gesagten  brauche  ich  aber  kaum  nochmals  auf  die  physiologische 
Bedeutung  dieser  bisher  noch  zu  wenig  gewürdigten  Thalsache  hin- 
zuweisen. 


Floristische  Beiträge. 

Von  J.  Wiesbaur  S.  J. 

Im  Anschlüsse  an  meine  Beiträge  vom  vorigen  Jahre  will  ich 
zunächst  eine  Bemerkung  über  das  Vorkommen  der  Viola  sciaphila 
Koch  um  Kalocsa  mir  erlauben.  Seite  217  behauptete  ich,  die  von 
mir  cullivirte  Pflanze  stamme  aus  einer  Wiese  des  erzbischöflichen 
Parkes.  Dafür  hatte  ich  nur  folgende  zwei  Gründe:  erstens  habe  ich 
dieses  schöne  Veilchen  zwischen  V.  austriaca  und  V.  hirta,  welche 
ich  nur  im  genannten  Parke  sammelle,  eingesetzt;  zweitens  sind  mir 
alle  anderen  Veilchen  in  Folge  des  zu  langen  Herumtragens  in  einer 
Hitze  von  meist  25 — 30"  R.  zu  Grunde  gegangen.  Das  Nummeriren 
hatte  ich  leider  unterlassen. 

Während  der  letzten  Ferien  nun  suchte  ich  vom  ersten  Tage 
meiner  Anwesenheit  in  Kalocsa  an  oft  nach  dieser  seltenen  Veilchen- 
art, konnte  aber  in  und  um  die  Stadt  Kalocsa  nichts  anderes  als 
V.  hirta,  odorata,  austriaca  und  permixta  (hirta^odorata)  ent- 
decken. Und  doch  wäre  V.  sciaphila  an  den  grünen,  kahlen  Frucht- 
kapseln sehr  leicht  zu  erkennen.  Ich  muss  nun  obigen  Standort,  der 
für  die  Ebene*)  des  Tieflandes  höchst  interessant  wäre,  in  Zweifel 
ziehen;    der    wahre  Standort    der    allerdings    aus   dem  Florengebiete 


*)  Eben  erhalte  ich  aus  der  Buchhandlung  Jessen's  „Deutschlands  Flora" 
zur  Einsicht  und  schlage  zur  Probe  Viola  sciaphylla  nach.  Sie  taucht  da  wieder 
,.in  der  Brigittenau  bei  Wien"  auf.  Die  Sache  hat  übrigens  Grund.  Was  dort 
wächst,  sah  ich  selbst,  es  ist  die  in  der  Blumenfarbe  nicht  unähnliche  Viola 
austriaca  Kerner. 


142 

von  Kalocsa  stammenden  Pflanze  kann  auch  am  rechten  üonaiiufer, 
auf  der  Hiigelreihe  von  Paks-Kiimlijd,  w^elche  sicli  durch  eine  reiche 
und  interessante  Hügelflora  auszeichnet,  sich  befinden.  Es  ist  mir 
dieses  jetzt  sogar  walirscheinlicher,  weil  ich  dort  (mit  Menyliärth) 
V.  ambigua  oder  V.  collina  oder  beide  gefunden  zu  haben  wähnte, 
welche  morphologisch  mit  V.  sciaphifa  mehr  Aehnlichkeit  haben,  als 
mit  den  oben  genannten.  Vielleicht  ist  doch  eines  der  zwischen  den 
Paks-Komlöder  Weinbergen  gesammelten  Veilchen  mit  dem  Le!)en 
davon  gekommen  und  erweist  sich  nun  als  V.  sciaphila. 

V.  Rosa  Zalana. 

Rosa  ex  typo  Rosae  cariophyllaceae  Bess.,  a  cujus  forma  ty- 
pica  (Christ,  Rosen  der  Schweiz,  p.  124,  s.)  praesertim  pedunculis 
dense  glandulosis,  foliolis  oblongo-ovatis  vel  ellipticis  fructuque  glo- 
boso  vel  suligloboso  recedit. 

Frequens  circa  Nagy  Kapornak  Hungariae  austro  -  occidentalis 
oppidum 

Nach  dem  gewichtigen  Zeugnisse  des  bekannten  Rhodologen 
Dr.  Christ^)  in  Basel  ist  Rosa  Zalana  wirklich  „eine  neue  präch- 
tige Rosen  form."  Ich  fand  sie  an  verschiedenen  Orten  der  Um- 
gebung von  Nagy  Kapornak  im  Zalaer  Comitate:  um  Padär,  Kailös, 
Almas,  Misefa  und  Kis  Kapornak,  um  Nemes  Apäti  und  Pozva  bei 
Zala-Egerszeg,  am  Vergalomhegy  bei  Bezered,  an  den  Abhängen  des 
Pogänyvär  gegen  Eger  und  Diöskäl,  um  Szent  Märton,  Horväti  und 
Esztergäly  bei  Zala-Apäti  —  woraus  man  ersehen  kann,  dass  diese 
Rose  dort  sehr  verbreitet  ist.  Am  reichlichsten  beobachtete  ich  sie 
um  Szt.  Märton  (der  Zaun  um  den  major  —  Meierhof  —  besteht 
grossentheils  aus  ihr),  sowie  im  Szilvagödör  und  Felsöerdö  nächst 
N,  Kapornak.  Zwar  fehlen  dort  andere  Rosenarten  keineswegs;  na- 
mentlich sind  dort  Chris t's  Pilosae  und  Caninae  (urbica,  platyphijlla, 
dumetorum,  trichoneura,  Lutedana,  dmnalis,  calophylla,  andegaven- 
sis,  hirtella^  nerticillacantha .  . .}  mehr  oder  weniger  stark  vertreten, 
unter  den  Rubigineae  jedoch  nimmt  Rosa  Zalana  den  ersten  Platz 
ein  und  fällt  sie  wegen  ihrer  grossen,  runden,  meist  sehr  kurz  ge- 
stielten rothen  Früchte  sehr  in  die  Augen.  Auch  der  angenehme 
Geruch  der  driisenreichen  Blätter  macht  sie  bis  in  den  Spätherbst 
leicht  bemerkbar.  An  Dr.  Christ  sandte  ich  diese  Zalaer  Rose  von 
den  meisten  der  aufgezählten  Standorte  als  R.  caryophyllacea  Bess. 
f.  Zalana  und  mag  dieses  auch  ihr  rechter  Platz  im  Systeme  sein. 

Es  fehlt  mir  an  Material,  die  nächstverwandten  Rosen  mit  der 
meinigen  zu  vergleichen.  Dem  Texte  nach  weicht  sie  von  den  bei 
Christ  (Ros.  d.  Schw.  S.  122  ff.)  unter  Rosa  caryophyllacea  (Bess. 
non  Poirel)  beschriebenen  Formen  in  folgenden  Punkten  ab. 


')    Dr.  Christ  war  so  freundlich,    alle  meine  Rosen  zu  revidiren,   wofür 
ich  ihm  verbindlichst  meinen  Dank  ausspreche. 


143 
R.  Zaiana  bat : 


Von  Rosa  Zaiana  weicht  ab: 

1.  r.  KilUasi  Godet  durch  kleine, 
sluinpfe  Theilblätter  und  ovale 
Frucht. 

2.  f.  Levieri   \  Christ  durcli  kahle 

3.  f.  typica     \     Fruchtsliele. 

4.  f.   faraspensis  Godet  )    durch 

5.  f.  Frieseana  Christ  (dicht  be- 
haarte, spärlich,  drüsige  Blatt- 
stiele. 

Hoffentlich   werde  ich   einmal  Gelegenheit  haben,    diese  schone 
Rose  auch  im  blühenden  Zustande  zu  beobachten  und  zu  beschreiben. 


spitze    oder   zugespitzte   Blättihen 
und  runde  od.  rundliche  Früchte. 

reich  drüsige  Fruchtstiele. 

spärlich  behaarte,  reichdrüs.  Blatt- 
stiele. 


YI.  Rosa  austriaca  Crantz  f.  R.  pannonica. 

Rosa  statura  et  habitu  Rosae  austriacae  Crantz,  cujus  tarnen 
pedunculi  aculeis  utriusque  generis  dense  obsiti  sunt  (praeter  ad- 
mixtas  glandulas  pediceilatas). 

Rara.  In  monte  Bükkhegy  prope  Nagy  Kapornak. 

Dr.  Christ  hält  auch  diese  Rose  des  Zaiaer  Comitates  für  eine 
prächtige  neue  Form  in  seinem  Sinne.  Der  Fruchtstiel  ist  auch  in  der 
Thal  sehr  auffallend.  Denn  ausser  den  gewohnlichen  Stieldrüsen  kom- 
men an  R.  pannonica  beide  Arten  von  Stacheln,  nicht  nur  die  ge- 
raden, borstlichen,  sondern  auch  die  hakig  gebogenen  mit  breiter 
Basis  vor,  so  dass  die  Drüsen,  bei  der  gewöhnlichen  R.  austriaca 
fast  das  einzige  Bekleidungsorgan,  sehr  untergeordnet  erscheinen. 
Die  borstlichen  Stacheln  erstrecken  sich  auf  die  untere  Hälfte,  mit- 
unter auf  die  ganze  Frucht.  Die  Stacheln  der  zweiten  Art  hingegen 
finden  sich  in  auffallender  Länge  (6  —  8°"")  und  gedrängter  Stellung 
in  den  2 — 3  dem  Blüthenstiele  zunächst  stehenden  Axengliedeni  enl- 
wit'kelt.  Ein  Vergleich  der  fast  wehrlosen  R.  pimpinelHfolia  mit  R. 
austriaca  einerseits,  und  der  R.  spinosissima  mit  R.  pannonica  an- 
dererseits kann  das  Bild  vervollständigen  helfen. 

Mithin  ist  R.  pannonica  von  der  typischen  R.  austriaca  Crtz. 
(/?.  pumila  Jacq.),  der  von  Crantz  wohl  ein  „pedunculus  hispidus" 
(aber  kein  aculeatus)  zugeschrieben  wird,  sehr  leiciit  zu  unterschei- 
den. Mit  „dicht  drüsig-borstlichen  Blüthenstielen",  wie  Neil  reich 
sich  ausdrückt,  kommt  die  R.  austriaca,  wie  im  Wiener  Becken,  so 
auch  im  Zaiaer  Comitale  häufig  vor.  Ich  traf  sie  auf  dem  Vergalom- 
hegy  bei  Bezered,  auf  dem  Pogänyvär  bei  Diöskäl,  auf  den  Anhöhen 
über  Zala-Apäti  und  Nemes  Apäli,  auf  dem  Misefaer  und  Tilajer  Ge- 
birge und  besonders  häufig  auf  dem  Bükkhegy  bei  N.  Kapornak;  hier 
in  Gesellschaft  der  R.  pannonica,  welche  jedoch  nur  in  wenigen 
Exemplaren  gefunden  wurde. 

Der  Name  y,pannonica"^  fand  schon  in  vorlinnäischer  Zeit  (von 
J.  Bauhin  US  und  Raius)  für  R.  austriaca  Verwendung.  ^^Rosa  pu- 
mila pannonica  flore  rubello"  citirt  Crantz  (in  Stirp.  austr.  II,  p.  86). 


144 

Er  inag^  nun  in  der  engeren  Bedeutung  zur  Bezeiclinung  obiger  stach- 
liger Form  wieder  in  Anwendung  kommen. 

VII.  Rosa  Kalksburgensis  (arvensisyc^austriaca), 

(Exsicc.  in  Dr.  ßaenitz  herb,  europ.  n.  3400.) 

Rosa  pedalis,  erecta,  parum  aculeata,  habitu  et  colore  Rosae 
austriacae  Cr.,  magnitudine  foliorum,  calycis  laciniarum  et  petalorum 
magis  ad  Rosam  arvensem  accedens.  Omnino  infertilis. 

Rara.  In  calcareis  prope  Kali^sburg,  Austriae  inferioris. 

Ein  niedriges,  30—40  Cm.  hohes  Sträuchlein,  das  zwischen  R. 
arvensis  Huds.,  von  welcher  ich  hier  um  Kalksburg  bisher  nur  die 
Form  R.  repens  Scop.  beobachtet  habe,  und  der  R.  austriaca  Crtz. 
(fi.  pumila  Jatq.),  welche  gleichfalls  kaum  ein  halbes  Meter  Höhe 
erreicht,  genau  die  Mitte  hält.  Da  R.  Kalksburgensis  zudem  voll- 
ständig unfruchtbar  ist  und  in  der  Nähe  der  beiden  genannten  Arten 
wächst,  so  ist  deren  Hybridität  mit  viel  grosserer  Sicherheit  anzu- 
nehmen, als  diess  bei  vielen  anderen  muthmasslichen  Blendlingen  der 
Fall  ist. 

Als  Synonym  gehört  hieher  ß.  gallico-arvensis  Neilreich  (Flora 
von  Nied.-Oest.  S.  900),  jedoch  nicht  ganz,  sondern  nur  zum  Theil. 
Neilreich  begreift  nämlich  unter  diesem  Namen  eine  ganze  „Reihe 
hybrider  Formen",  wie  er  selbst  (a.  a.  0.)  sich  ausdrückt,  und 
die  vom  selben  Autor  in  den  Nachträgen  zur  Flora  von  Niederösterr. 
S.  94  erwähnte  Form  vom  Anninger,  ein  „weitläufig  auf  dem  Boden 
herumkriechender  Strauch",  ist  schon  aus  diesem  Grunde  von  meiner 
Pflanze  gänzlich  verschieden.  Die  Tracht  und  die  fast  kleineren  Co- 
rollen,  als  Rosa  Kalksburgensis  sie  hat,  erinnern  an  eine  nähere 
Verwandtschaft  mit  der  R.  arvensis^).  R.  Kalksburgensis  hingegen 
entspricht  eher  der  Combination  super gallico-arviensis.  Das  kurze 
aufrechte  oder  wenigstens  stark  aufstrebende  Stämmchen  ist  ganz 
das  der  R.  austriaca,  ebenso  erinnern  die  Form  und  Bezahnung  der 
Theilblältchen,  die  Farbe  und  Grösse  der  Kronblätter,  die  Form  der 
Kelchzipfel  und  die  Drüsenbekleidung  vielmehr  an  R.  austriaca.  Wo- 
durch sich  jR.  Kalksburgensis  der  ß.  arvensis  nähert,  das  sind  im 
Allgemeinen  die  geringeren  Dimensionen  der  einzelnen  Organe  und 
das  hellere  Roth  der  Blumen,  welches  dem  der  gemeinen  ß.  canina 
näher  steht  als  dem  der  ß.  austriaca.  Folgendes  Schema  wird  das 
Ganze  noch  übersichtlicher  machen. 

jR.  arvensis      R.  Kalksburgensis     R.  austriaca 
Durchmesser  d.  Blumenkrone    40—50  Mm.  50—60  Mm.  60—70  Mm. 

Länge  der  Kelchzipfel  10-  13  Mm.  15—20  Mm.  25—35  Mm. 


*)  Die  schweizerischen  gallico  -  arvensis  -  Bastarte ,  welche  sich  nach 
Christ  (Rosen  der  Schweiz  S.  203)  ..durch  riesenhafte  CoroUen"  auszeichnen, 
weichen  auch  und  zwar  gerade  hierin  von  meiner  und  noch  mehr  von  Neil- 
reich's  Pflanze  vom  Anninger,  wie  sie  in  dessen  Herbar  liegt,  ab,  und  möchte 
ich  desshalb,  falls  letztere  wirklich,  wie  es  scheint,  noch  unbenannt  ist,  dafür 
des  verdienstvollen  Entdeckers  Namen  in  Vorschlag  bringen. 


145 

Längen-  und  Breiten  Verhältnisse  der  grössten  endständigen 
Theilblättchen  an  blühenden  Zweigen  (meist  am  zweiten  oder  dritten 
Blatte  unter  der  ßlüthe)  in  Millimetern: 

R.  austriaca 


R.  arvensis 

R.  Kalkshurgi 

22:14 

23:15 

23:16 

23  :  n 

23:  19 

25  :  14 

25:18 

26 :  16  (2) 

28:18 

27  :  21 (2) 

29  :  19 

31 :  18 

30:22 

37 :  21 

31  :  21  (2) 

33:23 

35 :  23  (3) 

36 :  23  (2) 

39:29 

45:28 

41:31 
43:27 
50:29 
53:34 
55:37 
58:40 
59:35 
62:36 
67:39 
68:35 
70:46 
Anmerkung.   Es  finden  sich  obenstehend  je  10  verschiedene  Blattver- 
hältnisse, verschiedenen  Zweigen  entnommen,  wie  dieselben  ohne  alle  Auswahl 
der  Reihe  nach  sich  darboten.   Traf  sich  das  gleiche  Verhältniss  mehrmals,   so 
ist   die    Zahl   der  Wiederholung  zwischen  Klammern  gesetzt.    Die  Aneinander- 
reihung  erfolgte,   wie  auf  den  ersten  Blick  ersichtlich  ist,   nur   mit   Rücksicht- 
nahme auf  die  Länge,  und  zwar  so,   dass  die  zweite  und  dritte  Reihe  dort  be- 
ginnt,  wo   in   der   links  voranstehenden  Reihe   gleiche   oder  annähernd  gleiche 
Werthe  sich  finden. 

Ohne  besonders  hohen  Werth  auf  die  Grösse  der  Blattorgane 
im  Einzelnen  zu  legen,  zeigt  doch  dieses,  wie  schon  gesagt,  ohne 
alle  Auswahl  der  Exemplare,  somit  nur  oberflächlich  hingeworfenet 
Schema,  wie  genau  die  R.  Kalkshurgensis  ihre  Stammarten  verbinde. 
Sehr  bemerkenswerlh  bleibt  endlich  die  schon  erwähnte  gänz- 
liche Unfruchtbarkeit  derselben.  Bisher  konnte  ich  diesen  Blendling 
zwar  nur  an  einer  einzigen  Stelle  in  Kalksburg  beobachten,  wo  er 
aber  in  einer  Lichtung  des  Eichenwaldes  nächst  der  St.  Michaels- 
Kapelle  in  einer  Gruppe  von  etwa  20  Exemplaren  vorkommt.  Beide 
Stammarten  finden  sich  in  der  Nähe  und  sind  jährlich  stets  mehr 
oder  weniger  fruchtbar;  an  Rosa  Kalkshurgensis  jedoch  fand  ich 
seit  bereits  4  oder  5  Jahren  alle  Früchte  derart  fehlschlagen,  dass 
sie  zur  Zeit,  wo  andere  Rosenfrüchte  sich  zu  röthen  beginnen,  schon 
fast  gänzlich  verdorrt  sind. 

Till.  Rosa  Boreykiana  Besser. 
Ein  Strauch   dieser  schonen  und  seltenen  Rose  wurde  im  letz- 
ten Sommer  von  meinem  ehemaligen  Lehrer,  P.  J.  Eschfaeller  S.  J. 


146 

an  den  Abhängen  des  Gamsberj^es  zwischen   Presburg*)  und  Ratsch- 
dorf (Reese)  e/itdeckt. 

Als  Synonym  ist  hieher  zu  setzen  R.  canina  y.  setosa  Neilr. 
ex  parte  der  Reschreibung  nach  (Fi.  v.  N.  Oe,  S.  896);  im  Herbar 
scheint  lieine  solche  zu  liegen-),  wohl  aber  verschiedene  andere,  die 
mir  zunächst  mit  Rosa  trachyphylla  Rau  und  mit  R.  reticulata  Ker- 
ner übereinzustimmen  scheinen.  Die  Wahrscheinlichkeit  des  Vorkom- 
mens der  R.  Boreykiana  in  Niederösterreich  ist  jedoch  sehr  gross, 
da  Prof.  Oborny  dieselbe  auch  in  Mähren  bei  Znaim  entdeckt  hat. 
Zum  Vergleiche  liegen  mir  eben  auch  Exemplare  aus  Znaim  vor, 
welche  Oborny  mir  gütigst  mitgetheilt  hat,  ausser  jenem,  welches 
er  vom  gleichen  Standorte  im  letzten  Jahre  an  Dr.  C.  Raenitz  ge- 
liefert und  Letzterer  in  seinem  Herbarium  europaeum  mit  der  Num- 
mer 3716  auch  ausgegeben  hat.  Diese  Exemplare  der  schwierigen 
Art  sind  von  Dr.  Christ  revidirt  und  von  diesem  Rhodologen  auch 
namentlich  in  der  Flora  (Regensburg  1877,  Nr.  26)  besprochen  worden. 
Sowohl  Christ,  als  auch  Oborny  halten  die  Rosa  Boreykiana  für 
einen  muthmasslichen  Rastart  aus  Rosa  gallica  und  ohtusifolia  Desv. 
Das  Vorkommen  derselben  bei  Presburg  scliein!  dem  keineswegs  zu 
widersprechen.  R.  gallica^  in  der  Form  der  R.  austriaca  Crtz.  wächst 
wirklich  in  grösserer  Anzahl  in  der  Nähe.  Namentlich  sind  mir  die 
dunkel  purpurnen  Rlumen  derselben,  die  ich  vor  etwa  15  Jahren 
daselbst  gesehen,  noch  sehr  frisch  im  Gedächtniss^).  Auch  R.  dume- 
tormn  kommt  in  mehreren  Formen  daselbst  vor,  jedoch  kann  ich  noch 
nicht  angeben,  ob  gerade  die  f.  obtusifolia  (Desveaux)  Christ  dort 
wächst.  Was  aber  die  Reschreibung  der  R.  Boreykiana  bei  Christ 
(Ros.  d.  Schw.,  S.  205)  betrifft,  so  finde  ich  sie  vortrefflich  mit  den 
Eschfaeller'schen  Exemplaren  übereinstimmend.  Leider  liegen  keine 
Fruchtexemplare  vor.  P.  Eschfaeller,  der  sich  für  die  Erforschung 
der  Flora  Presburgs  schon  so  viel  Mühe  gegeben  hat,  wird  trotz 
seines  Alters  auch  diese  noch  aufzusuchen  bestrebt  sein. 

IX.  Rosa  Christa  Wiesb.  (Ä.  caninay<trachyphylia  Christ. 

in  litt.). 

Rosa  ex    proxima    affinitate  Rosae   Boreykianae    Ress.,    a   qua 

*)  Ich  pflege  Presburg  (nicht  Pressburg)  zu  schreiben,  weil  diese 
Schreibart  in  einem  der  ersten  Jahrgänge  der  „Verhandlungen  des  Vereines  für 
Naturkunde  zu  Presburg"  als  philologisch  und  historisch  richtig,  die  andere 
Schreibart  hingegen  als  fehlerhaft  nachgewiesen  worden  ist. 

')  Ausser  einem  als  M.  collina  Jacq.  bezeichneten  Exemplare  aus  dem 
Host'schen  Garten,  das  möglicher  Weise  gar  nicht  aus  Niederösterreich  stammt. 

')  Damals  hielt  ich  diese  dunkle  Farbe  (flore  atropurpureo)  für  die  Wir- 
kung des  sehr  sonnigen  Standortes,  umsomehr,  als  ich  kurz  vorher  dieselbe 
Erscheinung  an  einer  ebenso  sonnigen  Stelle  nächst  Kollegg  im  Lavantthale 
Kärntens  beobachtet  hatte.  An  noch  heisseren  Stellen  des  Wiener  Beckens  und 
Zalaer  Coraitates  fand  ich  jedoch  nie  diese  tiefpurpurne  Färbung.  Der  Grund 
rnuss  somit  ein  anderer  sein.  Die  petrographische  Unterlage  ist  bei  Presburg 
Granit,  im  Lavantthale  Lehm,  im  Zalaer  Comitate  kalkhaltiger  Sand  (Löss),  im 
Wiener  Becken,  wo  ich  R.  austriaca  getroffen  habe,  Wiener  Sandstein  (gegen 
Laab  im  Walde)  und  Kalk  (Kalksburg  bis  Baden). 


U7 

differt  foliorum  pagina  suporiori  glabra,  inferiori  non  nisi  ad  nervös 
pilosa. 

Rara.  In  calcareis  Ausiriae  inferioris. 

Bisher  fand  ich  diese  Rose  nur  an  drei  verschiedenen  Orten 
der  KalKregion:  zuerst  1876  zwischen  Liesing,  Atzgersdorf  und 
Mauer;  dann  1877  an  der  Strasse  von  Perchtoldsdorf  gegen  Giess- 
hiibel  und  zwischen  Mi>dling  und  Gumpoldskirchen.  Bei  Giesshübel 
wurde  sie  leider  im  letzten  Jahre  mit  vielen  anderen  Rosen  ausge- 
hauen und  ausgebrannt  und  wird  kaum  mehr  nachwachsen.  Bei  Atz- 
gersdorf dürfte  ihr  dasselbe  Schicksal  bevorstehen,  da  sie  hart  an 
einen  Weinberg  grenzt.  Um  sie  zu  retten,  habe  ich  einen  Wurzeltrieb 
im  Kalksburger  Parke  eingesetzt,  der  zu  wachsen  verspricht. 

Das  Aussehen  dieser  Rose,  welche  ich  nach  dem  Namen  des 
verdienstvollen  Rhodologen  Dr.  Christ  in  Basel  benenne,  ist  ganz 
das  der  in  der  vorhergehenden  Nummer  besprochenen  R.  Boreykiana 
Bess.  (lestibus  Christ  et  Oborny)  nach  Znaimer  Exemplaren.  Die 
mil  Slieldrüsen  untermengte  Behaarung  der  Blattstiele,  der  drüsige 
Rand  und  die  Gestalt  der  Nebenblatter,  die  Zahl  und  Form  der  Theil- 
blättchen,  die  Stieldrüsen  des  Blüthenstieles,  welche  sich  bis  in  die 
Mitte  der  Frucht  fortsetzen,  sind  dieselben,  wie  bei  R.  Boreykiana 
von  Znaim.  Auch  die  Bezahnung  ist  fast  durchgehends  einfach  und 
die  Zähne  äusserst  selten  (bei  etwaigen  Ansätzen  zur  Verdoppelung) 
mit  einer  Drüse  versehen.  Nur  etwas  schärfer  zugespitzt  und  etwas 
mehr  nach  der  Blntlspitze  zusammenneigend  sind  dieselben  öfters, 
wenigstens  an  einigen  Blättchen.  Die  Behaarung  der  Theilblättchen 
hingegen  ist  an  R.  Christii  durchaus  schwächer  als  an  R.  Borey- 
kiana, bei  welcher  die  Haare  oben  zerstreut,  unten  überallhin  dicht 
verbreitet  sind. 

Bei  R.  Christa  fehlt  die  Behaarung  auf  der  Blaltoberfläche  ganz, 
auf  der  Unterseite  ist  sie  nur  auf  den  Nerven  vorhanden,  und  zwar 
besonders  auf  dem  Hauptnerv,  während  sie  auf  den  Nebennerven  erster 
Ordnung  bereits  häufig  undeutlich,  auf  denen  zweiter  Ordnung  überhaupt 
nicht  mehr  vorhanden  ist.  Diese  beiden  abweichenden  Merkmale  er- 
innern sehr  an  die  sonst  sehr  verschiedene  R.  urbica  Lern,  in  ihrem 
Verhältnisse  zu  anderen  Formen  der  R.  dumetorum,  und  ich  möchte, 
um  vergleichsweise  der  Sache  mehr  Anschaulichkeit  zu  verleihen, 
sagen,  R  Christii  verhalte  sich  zu  R.  Boreykiana  Bess.  wie  R.  ur- 
bica Lern,  zu  R.  obtusifolia  Desv.  (oder  zu  R.  dumetorum  f.  Thuil- 
lieri  Christ.).  Daher  glaube  ich,  R.  Christii  sei  unmittelbar  an  R. 
Boreykiana  anzureihen,  meinetwegen  auch  als  blosse  Varietät  oder 
Form.  Dem  könnte  entgegen  sein  erstens  die  Deutung,  welche 
Dr.  Christ  dieser  Rose  gibt,  und  zweitens  der  Umstand,  dass 
Clirisl  in  seinen  „Rosen  der  Schweiz"  (a.  a.  0.)  die  Rosa  Borey- 
kiana mit  R.  collina  Jacq.  vereinigt.  Was  das  erste  betrifft,  ob  R. 
Christii  wirklich  eine  R.  caninaXtrachyphylla  sei,  darüber  müssen, 
wie  mir  scheint,  noch  nähere  Beobachtungen  angestellt  werden.  Was 
das  Vorkommen  betrifft,  so  ist  die  Möglichkeit  da,  da  die  Formen 
der  R.  canina  überall  häufig  sind.  Auch  R.  trachyphylla  Rau  kommt 


148 

^egen  Gumpoldskirchen  zu  hiiufig-  vor.  Bei  Atzgersdorf  habe  ich 
zwar  noch  keine  gesehen,  der  Standort  wäre  jedoch  geeignet,  so 
dass  sie  auch  einmal  häufig  gewesen  sein  konnte,  sowie  bei  Giess- 
hübel,  wo  Herr  Dr.  Woloszczak  1870  die  R.  reticulata  Kerner 
gesammelt  hat,  welche  von  Christ  als  Form  zu  R.  trachyphylla 
gezogen  wird.  —  Was  den  anderen  Punkt  anbelangt,  so  scheint 
Christ  ohnehin  später  von  seiner  Ansicht  abgegangen  zu  sein,  da 
er  in  der  Flora  1877,  Nr.  26  die  R.  Boreykiaua  wohl  als  R.  gallico- 
obtusifolia  angibt,  aber  nicht  mehr  der  R.  collina  Erwähnung  thut. 
Ferner  habe  ich  meine  Rose  eben  als  R.  collina  Jacq.  ihm  vorge- 
legt, und  hat  gerade  er  mich  von  dieser  Meinung  abgebracht.  Die 
Rosa  Christa  stimmt  auch  in  der  That  nicht  mit  R.  collina  Jacq. 
Fl.  austr.  tab.  197  überein.  Wohl  aber  liegt  im  schönen  Neilreich'- 
schen  Herbar  auf  dem  Bogen  Nr.  12687  oben  aus  dem  bot.  Garten 
ein  Zweig,  der  ganz  dem  Bilde  zu  entsprechen  scheint,  aber  von 
R.  Christa  ganz  verschieden  ist.  Hingegen  entspricht  ein  anderer 
Zweig  auf  demselben  Bogen  Nr.  12687  unten  ganz  der  von  mir 
unter  Nr.  VIII  besprochenen  Rosa  Boreykiana.  Dieser  untere  Zweig 
stammt  aus  dem  Host'schen  Garten,  wie  bereits  oben  erwähnt 
worden  ist. 

Kalks  bürg,  am  10.  Februar  1879. 


Epiiobin   u  o  V  a, 

Auetore  C.  Haussknecht. 

(Schluss.) 

E.  Meridense  Hausskn.  Radice  repente  radicante,  stolones  bre- 
ves  rosuliformes  gerente,  kataphyllis  sessilibus  confertis  oblongis  ob- 
lusis  subcoriaceis.  Caule  basi  sublignescente,  simplici,  purpureo  sub- 
lucido,  sparse  pilosiusculo,  folioso,  lineis  decurrenlibus  pilosiusculis 
notato.  Foliis  sessilibus  oblongo-lanceolatis  obtusis,  in  petiolum  sensim 
angustatis,  subcoriaceis  glabrescenlibus,  vix  repando-denticulatis.  Flo- 
ribus  mediocribus  pallide  roseis,  virgineis  nutantibus.  Stigmate  capi- 
tato-subclavato.  Capsulis  purpurascentibus  maturis  glabrescentibus, 
longe  pedicellatis.  Seminibus  oblongis,  utrinque  aequaliter  altenuatis, 
basi  obtusiusculis,  exannulatis,  tenuiter  papillosis.  Affine  E.  Bonplan- 
diano  Herb.  Bpl.  Kth. 

Hab.  in  Paramo  de  Mucuchuc  in  decliv.  leg,  Moritzi.  Sta.  Mar- 
tha, Magdalena  (Herb.  Benth.)  Venezuela  prov.  Merida  in  Sierra 
Nevada  leg.  Linden.  Donana,  Rio  Grande  leg.  Parry. 

E.  Haenkeanum  Hausskn.  Caule  basi  sublignescente,  pedali, 
teretiusculo,  glabrescente  purpurascente,  superne  tantum  adpresse 
pilosiusculo,  lineis  parum  elevatis  glabrescentibus  notato.  Foliis  ob- 
longis petiolatis,  mediis  alternantibus,  utrinque  angustatis,  inferioribus 


149 

obtuslusculis,  superiorilnis  acutis,  tenuibus,  utrinque  glabris,  valde 
venosis,  repando-denticulatis,  denticiilis  argutis,  ininoribus  interpositis. 
Capsulis  glabrescenlibus,  brevissime  pedicellatis.  Seminibus  miniinis, 
utrinque  attenuatis  exannulatis,  basi  acutis,  tenuissime  papillosis.  E. 
denticulatum  Presl  in  Reliq.  Haenke. 

Hab.  in  Peruvia  leg.  Haenke. 

E.  Gunnianum  Hausskn.  Caule  dodrantali  v.  pluripedali,  basi 
breviler  deiumbente,  folioso,  simplici,  lereti,  lineis  paullum  decurren- 
tibus,  superne  tenuiter  crispule  puberulo.  Foliis  lanceolato-oblongis 
obtusiusculis,  supieinis  murronulalis,  basi  abrupte  in  petiolum  bre- 
vissimum  conlraclis,  subtus  nervis  proininentibus  glabris.  Alabastris 
obtusiusculis.  Floribus  speciosis,  violaceis  v.  albidis.  Calycis  laciuiis 
lanceolatis  longe  angustatis  acutis  glabrescentibus,  tubo  brevi  cane- 
scenle.  Stigmate  capitato-cordiformi,  apice  emarginato.  Capsulis  elon- 
galis,  crispule  puberulis,  pedicellis  fol.  fulcr.  aequilongis  vel  sublon- 
gioribus.  Seminibus  apice  rotundalis,  basi  breviter  attenuatis,  obtusiu- 
sculis, testa  dense  papillis  rotundatis  miniinis  obsitis.  Affine  E.junceo  Sol. 

Hab.  Van  Diemens  Land  leg.  R.  Gunn  nr.  253. 

Syn.  E.  Biliar dieri  et  E.  Biliar dierianum  Hook.  Fl.  N.  Zeel., 
Fl.  Tasman.  et  Handb.  Fl.  N.  Zeel,  non  Ser.  in  DC.  pr. 

E.  sarmentaceum  Hausskn.  Rhizomafe  tenui  longe  repente, 
slolones  epigaeos  decumbentes  numerosos  inagis  minus  elongatos 
gereute,  kataphyllis  oblongo-ovatis  obtusis,  in  petiolum  sensim  an- 
gustatis. Caulibus  basi  longe  decumbentibus  radicanlibus,  arcuato- 
adscendentibus,  remote  foliatis,  flaccidis,  terelibus,  lineis  non  elevalis, 
pilosiusculis  parum  decurrentibus  notatis,  interne  glabrescentibus, 
superne  crispule  pilosiusculis.  Foliis  glal)ris  obtusis,  inferioribus 
oblongis  in  petiolum  longe  angustatis,  superioribus  ovato-oblongis, 
abrupte  in  petiolum  brevissimum  angustatis,  subintegerrimis  v.  remole 
subdenticulalis.  Floribus  parvis  lilacinis,  virgineis  subnulanlibus.  Stig- 
mate breviter  clavato.  Capsulis  crispule  piiosis,  pedicellis  fol.  fulcr. 
sublongioribus.  Seminibus  apice  subattenuafis,  basi  aculis,  testa  glabris. 

Hab.  in  Tasmania  leg.  R.  Gunn.  nr.  805  et  1065. 

E.  chionanthnm  Hausskn.  Rliizomate  slolones  epigaeos  valde 
elongatos  prosiratos  basi  saepe  radicantes  emittente,  kaiaphyllis  valde 
remolis,  infimis  parvis,  reliquis  gradatim  majoribus,  ovatis  obtusis 
subintegerrimis  glabris.  Caule  virgalo  simplici  paucifloro  glabro, 
superne  tantum  pilosiusculo,  lineis  2  pilosulis  notato.  Foliis  ovato- 
oblongis  in  petiolum  angustatis,  glabrescentibus,  tenuiter  repando- 
calloso  denliculatis.  Alabastris  globoso-ovoideis,  brevissime  constricte 
apiculalis.  Floribus  speciosis  erectis  niveis.  Stigmate  capitato.  Capsulis 
crassiusculis  crispule-pilosiusculis,  pedicellis  fol.  fulcr.  duplo  longiori- 
bus.  S('mini])us  apice  paullum,  basin  versus  longe  attenuatis  acutis, 
testa  glaberrimis  lu<  idis,  coma  tenuissima  longissima,  albido-ferruginea. 

Hab.  ad  lacum  Takapuna  leg.   Kirk. 

E.  chloraefolium  Hausskn.  Caule  e  basi  arcuato  laxe  adscen- 
dente,  remote  foliato,  paucifloro,  apice  subnutante,  glabro,  tereti, 
lineis  2  albo-pilosis  notato.  Foliis  glabrescentibus,  inferioribus  ovato- 


150 

oblong-is  obtiisis,  vix  denticulatis,  reliquis  lale  ovatis  v.  subcordato- 
ovalis,  in  peliolum  brevem  abrupte  angustalis,  denticulis  valde  remotis 
raris  vix  repandis  niunitis.  Floribus  majustulis,  virgineis  subnulantibus. 
Sfigmate  oblongü-capilalü.  Capsulis  brevibus  erubescenlibus,  sparse 
pilüsiusciilis,  pedicellis  fol.  fiilcr.  longioribus.  Seminibus  apice  sensim 
rotundatis,  basin  versus  longe  altenualis  aoulis,  tesla  papillis  brevibus 
dense  obsitis. 

Hab.  in  Nova  Zelandia  ad  Waiau  leg.  Hector.  —  Prov.  Canler- 
bury,  ad  Mt.  Marlius  leg.  Haasl. 

E. erubescensllausskr).  Suffiuti(ulosum,caule  simpiici  folioso. pedali, 
tereli,  bifariam  albido  piloso  caeferum  glaberriino  purpuiascente,  basi 
stolones  epigaeos  remotiuscule  foliatos  gereute.  Foliis  crassis  coriaceis, 
ovato-oblongis  obtusis,  sessilibns,  dense  disposilis,  glaberrimis  erube- 
scentibus,  utrinque  denticulis  3  obtusis  parnm  repandis  munitis.  Flori- 
bus mediocribus  erectis,  terminalibus,  numerosis.  Calyce  glaberrimo. 
Stigmate  capitato-clavato.  Capsulis  glaberrimis  purpurascentibus,  pedi- 
cellis fol.  fulcr.  bre\ioribus.  Seminii)us  apice  rotundalis,  basi  acutis, 
testa  dense  papillosis= 

Hab.  in  Nova  Zelandia  ad  Tavamakan  et  Waweia  leg.  Travers. 

ß.  polydonum  Hausskn.  Suffruticulosum ,  radice  lignescente 
simpiici.  Caule  dodrantali  a  basi  ad  apiceni  ramoso,  ramulis  opposilis 
elongatis  gracilibus  subcorymbosis,  purpurascenle ,  remote  foliato, 
tereti,  incerto  bifariam  crispule-pilosiusculo.  Foliis  parvis  ovato- 
oblongis,  obtusis,  sessilibus,  cuneato-angustatis,  inferioribus  subinte- 
gerrimis  reliquis  paucidenticulatis,  glaberrimis  crassiusculis.  Alabaslris 
glaberrimis.  Floribus  pusillis  terminalibus  pallidis.  Stigmate  clavato. 
Calyce  glaberrimo.  Capsulis  brevibus  arcuatis  glaberrimis  erubescen- 
libus, pedicellis  brevissimis,  fol.  fulcr.  brevioribus.  Seminibus  apice 
rotundatis,  basi  longe  attenuatis,  testa  papillis  brevibus  dense  obsitis. 

Hab.  in  Nova  Zelandia  ad  Otago  leg.  Hector. 

E.  pycnostachyum  Hausskn.  Suffruticulosum,  rhizomate  pluri- 
cipiti;  caule  in  parte  infima  katapliyllis  remotis  triangulari-lanceolatis 
aculis  oppusitls  v.  alleinis  obsilo.  Caulibus  simplicibus,  fere  dodran- 
talibus,  subtetragonis,  lineis  2 — 4  elevalis  vix  pilosiusculis  notalis, 
purpurascentibus,  densissime  foliosis.  Foliis  inferioribus  oppositis,  ab 
inilio  basi  connatis  sed  mox  basi  solutis,  crassiusculis,  oleoso-nitidis 
glaberrimis,  pallide  viridibus  v.  serius  fusco-cinnamomeis,  oblongis, 
in  petiolum  longe  angustatis,  margine  subrevolutis,  apice  breviter 
triangulari  aculatis,  denticulis  obtusiusculis  repandis  utrinque  4 — 5 
munitis.  Floribus  parvis  erectis  in  axillis  foliorum  suboccultis,  race- 
mum  elongatum  spicato-conl'ertum  formanlibus.  Sligmate  cla\ato. 
Alabastris  glaberrimis  apiculatis,  in  foliis  occultis.  Capsulis  brevibus 
glaberrimis  crassiusculis,  fol.  fulcr.  subaequilongis,  pedicellis  bre- 
vissimis 2  mm.  longis.  Seminibus  apice  applanatis,  basin  versus 
sensim  attenualis  acutis,  testa  papillis  subcapitatis  dense  obsitis. 

Hab.  in  Nova  Zelandia  leg.  Krull.  —  Waiauau  leg.  Hector. 
Wliitcomb's  Pass  4300  ped.  alt.  leg.  Haast. 


151 

E.  ditersifoJimn  Hausskn.  Caiile  lierbaceo,  in  parte  inferiore 
repenle  radicante,  foliis  suborbicularibus,  breviter  pefiolatis,  argute 
denticiilatis  glabris  obsito,  in  parte  superiore  stricte  erecto,  tereti, 
glabro,  non  bifariam  piloso,  foliis  majoribus  ovalo-lanceolatis,  basi 
abrupte  in  petiolum  brevissimuin  contractis,  apicem  versus  sensiin 
angustatis ,  0*15  mm.  longis,  004 — 5  mm.  latis.  Calycis  laciniis 
glabris.  tubo  pilosiusculo.  Stigmate  clavato-capitato.  Alabastris  oblongo- 
ovoideis  apiculatis,  vix  adpresse  pilosiusculis.  Floribus  eis  E.  rotun- 
difolii  submajoribus,  terminalibus,  erectis. 

Hab.  Van  Diemens  Land  leg.  Schayer.  Hb.  Berol. 

E.  confnsum  Hausskn.  Pallide  virens,  radice  tenui  rosulifera. 
Caule  stricte  ereclo  simplici  v,  parum  ramoso,  inferne  subglabrescente, 
superne  pilis  arcuato-inflexis,  glandulosis  crebris  patentibus  immixtis 
pubescente,  tereti,  lineis  decurrentibus  densius  pubescentibus  notato. 
Foliis  rigidiusculis  sessilibus  parum  nervosis,  inferioribus  oblongo- 
lanceolatis  obtusis,  vix  remole  denticulatis,  superioribus  basi  angustatis, 
acutiusculis,  vix  pilosiusculis.  Floribus  mediocribus  erectis.  Stigmate 
clavato.  Capsulis  glanduloso-puhescentibus,  pedicellis  fol.  fulcr.  dimidio 
brevioribus.  Seminibus  apice  rotundato-umbonafis,  basi  obtusis,  dense 
breviter  papillosis. 

Hab.  in  Armenia  ruthenica  versus  Daraschitschan  leg.  C.  Koch 
sub  E.  virgato.  Ulutau  in  salicetis  Hb.  Petrop.  sub  E.  origanif. 

E.  Griff ithianum  Hausskn.  Radice  brevi  rosulifero.  Caule  sim- 
pliri  stricte  erecto,  remote  foliato ,  apice  subnutanle,  glaberrimo 
lucido,  lineis  ghibris  elevatis  e  foliorum  marginibus  decurrentibus 
notato.  Foliis  glaberrimis  lucidis  crassiusculis  sessilibus.  e  basi  dila- 
tato  breviter  in  apicem  suboblusum  angustatis,  leviter  repando-denti- 
culatis,  ca.  3  cm.  longis,  Vj^  cm.  latis.  Alabastris  glaberrimis  ovoideo- 
oblongis  acutis.  non  constricte  apiculatis,  basi  applanatis.  Floribus 
parvis  carneis  erectis.  Stigmate  clavato.  Calyce  glaberrimo.  Capsulis 
crassiusculis  glaberrimis,  brevissirne  pedicellatis.  Seminibus  obovoideo- 
oblongis  apice  rolundatis,  basi  obtusiusculis,  testa  densissime  papillis 
brevibus  rolundatis  obsitis.  Affine  E.  minutifloro  m. 

Hab.  in  AflPghania  ad  Hadjiyuk  et  ad  ßamian  leg.  Griffith 
nr.  1227  Hb.  Hock.  Bentb.  Petrop. 

Vimariae  m.  Octob.  1878. 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  adriatischen  Algen, 

Von  P,  Hauck. 
XI. 

JVemacysfus  ramulosus  Derb,  et  Sol.    (Sur  les  organes  repro- 
duct.  des  Algues.   —   Annal.  des  scienc.  3.  ser.,  Tom.  14,  p.  269 
pl.  33,  flg.  14-17). 
Rovigno   (Istrien)   auf  Cystosira  und  Possidonia  in  der  Litoral- 
region  bis  zu  5  Meter  Tiefe.  —  Mai,  Juni.  —  Selten. 


152 

Für  das  adriatische  Meer  ist  diese  Alge  neu,  sie  scheint  aber 
im  Mittelmeer  ziemlich  verbreitet  zu  sein.  Ich  besitze  sie  von  den 
Mittelmeerküsten  Frankreich's  (Bornet)  und  von  der  Insel  Menorka 
(Rodriguez).  Langenbach  in  „Die  Meeralgen  der  Inseln  Sicilien 
und  Pantellaria"  gibt  sie  von  Palermo  an,  während  sie  nach  Falken- 
berg „Die  Meeresalgen  des  Golfes  von  Neapel"  bei  Neapel  bis  jetzt 
noch  nicht  aufgefunden  vv^urde. 

Die  adriatischen  Exemplare  erreichen  eine  Grösse  von  einem 
Decimeter. 

Die  multilocuUiren  Zoosporangien  kommen  bei  älteren  Pflanzen 
in  den  büschelartig  verzweigten  peripherischen  Fäden  vor;  bei  jün- 
geren Pflanzen  dagegen  sind  diese  Fäden  und  die  zwischen  ihnen 
entspringenden  Zoosporangien  einfach. 

Die  verkehrteifürmigen  uniloculären  Zoosporangien  sitzen  am 
Grunde  der  peripherischen  Fäden  ,  und  treten  meistens  in  Gemein- 
schaft mit  den  multiloculären  Zoosporangien  auf*). 

Leathesia  umbellata  (Ag.)  Menegh. 

Auch  bei  dieser  in  der  Adria  an  Cystosiren  sehr  häufigen  Alge 
kommen  die  multiloculären  Zoosporangien,  die  eine  Reihe  Zoosporen 
enthalten,  mit  den  uniloculären  Zoosporangien  auf  demselben  Indivi- 
duum vor. 

Zu  dieser  Alge  gehört  wohl  auch  Leathesia  flaccida  (Ag.) 
J.  Ag.  (Spec.  Alg.  I.  pag.  51)  aber  nicht  Corynophloea  flaccida  Kg. 
(Tab.  phycol.),  welche  eine  andere  Art  darzustellen  scheint. 

LiUhoderma  fatiscens  Aresch.  (Areschoug,  Observ.  phycolog. 

Pars  III.  p.  22). 
Diese  von  Areschoug  in  den  nördlichen  Meeren  aufgefundene 
und  bis  Spitzbergen  verbreitete  Alge  kommt  auch  im  adriatischen 
Meere  vor.  Obgleich  ich  an  Exemplaren,  die  ich  im  October  sam- 
melte, die  Zoosporangien  nur  unvollkommen  entwickelt  fand,  so  lässt 
mir  doch  der  Vergleich  mit  authentischen  Exemplaren  keinen  Zweifel 
über  die  richtige  Bestimmung  dieser  Alge,  die  mir  von  der  Mossel- 
bay  (Spitzbergen,  leg.  Kj  eil  man),  Bohuslän  (leg.  Kjellmann),  Hel- 
singfor  (leg.  Ch.  Gobi)  und  Helgoland  (leg.  R.  WoUny)  vorliegt. 


')  Das  gleichzeitige  Vorkommen  von  multiloculären  und  uniloculären  Zoo- 
sporangien auf  derselben  Pflanze  ist  bei  den  Phäosporeen  eine  sehr  häufige  und 
oft  normale  Erscheinung,  namentlich  bei  den  Ectocarpeen ;  so  beobachtete  ich 
diess  bei  JEctocarpus  confervoides,  Sandrianus,  crinitus,  pusillus,  simpliciu- 
sculus,  Streblonema  investiens  etc.  —  Man  vergleiche  meine  „Beiträge  zur 
Kenntniss  der  adriaüschen  Algen"  Jahrgang  1878,  p.  220  dieser  Zeitschrift;  bei 
welcher  Gelegenheit  ich  eine  irrthümlich  unterlaufene  Angabe  berichtigen  muss. 
Es  wurde  dort  p.  222  Ectocarpus  rigidus  Kg.  als  wahrscheinlich  zu  JSctocarp. 
crinitus  gehörig  angegeben.  Ectocarp.  rigidus  hat  keine  Aehnlichkeit  mit  Ect. 
crinitus,  sondern  gehört  zu  dem  Formenki  eise,  welcher  die  Kützing'schen  Spe- 
cies  Ectocarpus  arctus,  rufulus,  spi^iosus,  intermedius  etc.  umfasst,  bei  welcher 
Formengruppe  beide  Zoosporangium-Arten  gleichfalls  nebeneinander  vorkommen. 


153 

Lithoderma  fatiscens  ist  an  der  istrianischen  Küste  das  ganze 
Jalir  hindurch  häufig  an  Steinen,  Lithothamnien,  Muschelschalen  etc. 
und  kommt  am  Ebbespiegel  bis  zu  ungefähr  25  Meter  Tiefe  vor. 
In  der  Liloralregion  bis  zu  1  Meter  Tiefe  fand  ich  Lithoderma  am 
häufigsten;  nicht  selten  ist  sie  auch  an  Steinen^  die  bei  tiefer  Ebbe 
trocken  liegen.  In  Gesellschaft  von  Lithoderma  findet  sich  in  ge- 
ringer Tiefe  auch  meist  Melobesia  Lenormandi  und  Cruoriella  ar- 
morica. 

Lithoderma  überzieht  grössere  und  kleinere  Steine  etc.  mit 
einer  glänzenden  braunschwarzen,  mehr  glatten  Kruste,  die  trocken 
werdend  an  Glanz  verliert,  rissig  wird  und  stellenweise  abspringt. 
Habitus  ganz  von  Ralfsia^  zu  welchem  Genus  sie '  auch  Ch.  Gobi 
(Bot.  Ztschr.  Jahrg.  1877,  p.  532)  zieht. 

Cruoriella  artnorica  Crouan  (Crouan,  „Notice  sur  quelques 
especes  et  genres  nouveaux  d'algues  marines  de  la  rade  de  Bresf^  in 
Annal.  Sc.  nat.  4.  ser.  Tom.  XII.  1859.  p.  22.  —  Crouan  „Florule 
du  finist.«  plant.  19,  Fig.  128.    —    J.  Agardh,    Spec.  Alg.  Vol.  HI, 

p.  381.) 

Im  Winter  und  Frühjahr  auf  Steinen,  Schneckengehäusen,  Litho- 
thamnien an  der  ganzen  istrianischen  Küste.  Die  verticale  Verbrei- 
tung erstreckt  sich,  so  weit  meine  Beobachtungen  reichen,  vom 
Ebbespiegel  bis  zu  25  Meter  Tiefe. 

Cruoriella,  die  ich  ebenfalls  als  eine  neue  Art  für  die  adria- 
tische  Flora  anführe,  kommt  nach  Falkenberg  (1.  c.  p.  263)  auch 
im  Golfe  von  Neapel  vor,    scheint   demnach  weit  verbreitet   zu  sein. 

JRivularia  Contarenii  Zanard.  (Zanardini  in  Bibl.  ital    tom.  96, 

1839,  p.  134  und  Synopsis  Algarum  in  mari  adriatico  hucusque  col- 

lectarum  p.  43,    tab.  VI,  fig.  1.    —    Meneghini  Monogr,   Nostochi- 

nearum  p.  141,   Tav.  XVII,   fig.  2). 

Diese  wenig  bekannte  Alge  wurde  von  mir  im  Herbst  und 
Winter  an  verschiedenen  Orten  Istriens  gefunden,  namentlicli  häufig 
im  Februar  und  März  bei  Muggia,  wo  sie  zwischen  Fluth-  und  Ebbe- 
spiegel an  der  Nordseite  verticaler  Strandmauern  schwarzgrüne,  kreis- 
runde, einige  Millimeter  bis  mehrere  Centimeter  im  Durchmesser 
haltende,  später  zusammenfliessende,  flache,  ungefähr  Ys  Mm.  dicke 
Krusten  bildet,  die  trocken  etwas  rissig  werden. 

Die  Dicke  der  wellig  gebogenen  oder  schwach  spiralig  ge- 
drehten Fäden  ist  sehr  verschieden,  durchschnittlich  sind  sie  an  der 
Basis  mit  der  Scheide  20  ^.  dick,  doch  kommen  auch  bedeutend 
stärkere  und  dünnere  vor,  sowie  die  Dicke  und  Farbe  der  Scheiden 
und  der  eingeschlossenen  Fäden  sehr  variirt.  Nach  Meneghini  (1.  c.) 
fehlen  bei  dieser  Art  die  basilaren  Heterocysten,  wie  auch  aus  der 
Abbildung,  sowie  aus  jener  in  Zanardini's  Werk  (1.  c),  die  sich 
gegenseitig  ergänzen,  hervorgeht.  In  der  That  erscheint  die  grösste 
Anzahl  der  Fäden  an  der  Basis  wie  abgebrochen,  ohne  Heterocysten, 
untersucht  man  aber  genauer,  so  finden  sich  an  den  jüngeren  Fäden 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  5.  Heft.  1879.  12 


154 

immer,  mehr  oder  wenig^er  deutlich,  oft  aber  auch  an  älteren  Fäden 
basilare  Heterocysten,  die  mit  zunehmendem  Wachsthum  der  Fäden 
allerdings  zu  verschwinden  scheinen.  Nicht  selten  kommen  auch 
intercalare  Heterocysten  vor,  namentlich  bemerkte  ich  solche  häufiger 
an  Exemplaren,  die  ich  im  October  sammelte,  wo  auch  alle  Fäden 
basilare  Heterocysten  zeigten. 

Bis  jetzt  scheint  Rwularia  Contarenü  nur  aus  dem  adriatischen 
Meere  bekannt  zu  sein,  dürfte  aber  unzweifelhaft  eine  weit  grössere 
Verbreitung  haben. 

Botanische  Mittheilungen. 

Von  E.  Hackel. 

Ich  habe  schon  in  meiner  Bearbeitung  der  Festuca-kvXexv  des 
Kilaibel'schen  Herbars  (in  Termesz.  füz.  1878,  IV.  Heft  p.  290)  dar- 
auf hingewiesen,  dass  Allion e  in  seiner  Flora  pedemontana  unter 
Festuca  Halleri  unmöglich  das  verstanden  haben  kann,  was  später 
Villars,  Gaudin,  Koch  und  alle  modernen  Floristen  mit  diesem 
Namen  bezeichneten;  die  Gründe  wurden  a.  a.  Orte  auseinandergesetzt. 

Uebrigens  war  diese  Thatsacho  längst  schon  vorher  von  Kunth 
(Enum.  I.  p.  399)  bemerkt  worden,  der  in  Folge  dessen  die  Pflanze 
Gaudin's  und  der  späteren  Autoren  F.  Gaudini  nannte.  Die  volle 
Ueberzeugung  von  der  Richtigkeit  dieser  Ansicht  erhielt  ich  aber 
erst  heute  bei  Durchmusterung  der  Festuca- Atrien  des  Herbar  Wil  1- 
denow,  welches  mir  Herr  Dr.  P.  Asche rson  mit  gewohnter  Güte 
nnd  Gefälligkeit  zugänglich  gemacht  hat.  In  seiner  Flora  pedemontana 
bemerkt  nämlich  Allione  am  Schlüsse  der  Diagnose:  „Habet  inter 
suas  stirpes  cl.  Bellardi  legitque  in  montanis  sterilibus";  Allione 
hat  also  seine  Art  auf  Exemplare  Bellardi's  gegründet;  nun  findet 
sich  aber  in  dem  oberwähnten  Herbar  Willdenow's  ein  Original  von 
Bellardi  mit  der  Bezeichnung  Festuca  Halleri  All.  ped.  Dieses  Exem- 
plar stellt  eine  von  unserer  gewohnten  Halleri  total  verschiedene 
Pflanze  vor;  es  hat  ziemlich  lange,  binsenförmige  glatte  und  dicke, 
plattcylindrische  Blätter,  eine  stark  verästelte  (allerdings  des  jungen 
Stadiums  halber  noch  ganz  zusammengezogene  und  von  der  obersten 
Scheide  am  Grunde  eingehüllte)  Rispe,  grosse  3blütige  Aehrchen  mit 
bleichgrünen,  stark  behaarten,  ganz  wehrlosen  Deckspelzen.  Man 
begreift  bei  diesen  Umständen,  dass  Allione  in  diesen  Exemplaren  die 
Festuca  panicula  stricta,  locustis  teretibus  hirsutis  longius  aristatis 
Haller's  Hist.  nat.  1441  wiederzuerkennen  glaubte,  obwohl  er  darin  im 
Irrthume  war. 

Die  Pflanze  Bellardi's  stimmt  ziemlich  gut  mit  dem  überein, 
was  Host  später  F.  stricta  nannte;  sie  scheint  bei  uns  übrigens 
selten  zu  sein;  ich  selbst  besitze  sie  nicht,  und  wäre  sehr  erfreut, 
wenn  ich  sie  von  irgend  einer  Seite  erhielte;   am  ehesten  dürfte  sie 


155 

in  Ungarn  zu  finden  sein.  Nicht  zu  verwechseln  damit  ist  die  ge- 
wöhnliche Fest,  duriuscula  var.  hirsuta;  diese  hat  keine  binsen- 
förmigen,  sondern  viel  dünnere  und  immer  rauhe  Blätter.  —  Sehr 
interessant  war  mir  die  Abhandlung  Frof.  Kerner's  in  Nr.  3  dieser 
Zeitschrift,  worin  er  die  ausgezeichnete  Beschreibung  Seh  euch  zer's 
von  seinem  „Gramen  montanum  foliis  capillaribus"  reproducirt,  auf 
welche  Linne  später  seine  Festuca  amethystina  gründete.  Diese 
Beschreibung  lässt  keinen  Zweifel,  dass  Scheuchzer  dasselbe  Gras 
vor  Augen  gehabt  habe  ,  welches  ich  im  vorigen  Jahrgange  dieser 
Zeitschrift  als  Festuca  austriaca  beschrieb;  allerdings  hat  er  dabei 
gerade  die  (bei  St.  Polten  seltenere)  violette  Form  vor  Augen  gehabt, 
was  auch  Linne  veranlasste,  ihr  den  Namen  amethystina  zu  geben; 
hierorts  ist  die  in  allen  Theilen  grüne  Varietät  häufiger  und  durch 
viele  Zwischenstufen  mit  der  violetten  verbunden.  Als  mir  im  Jänner 
d.  J.  Herr  Prof.  Kern  er  seine  „F.  tyrolensis^  zeigte,  erklärte  ich 
sofort  die  Identität  derselben  mit  meiner  F.  austriaca.  Beide  Namen 
sind  nun  überflüssig  und  miiss  der  Linne'sche  Name  F.  amethystina 
wieder  in  sein  Recht  eingesetzt  und  der  Name  F.  amethystina  Host 
verbannt  werden. 

ZurKenntniss  der  geographischen  Verbreitung  der  F.  amethystina  L. 
kann  ich  noch  folgende  Standorte  hinzufügen,  von  denen  ich  Exemplare 
sah:  Traunfall  in  Ober-Oesterreich  leg.  Keck  als  nigrescens ! ;  Isar- 
auen  bei  München  leg.  Kranz  als  vaginata!  (Kern er  hat  also 
ganz  richtig,  ohne  Exemplare  gesehen  zu  haben,  die  Münchener  Pflanze 
zu  amethystina  gestellt);  Fogaraser  Alpen  in  Siebenbürgen  leg.  Wink- 
ler! —  Schliesslich  erlaube  ich  mir  noch  darauf  aufmerksam  zu 
machen,  dass  der  Gattungsname  Vossia,  welcher  von  Thümen  in 
der  Nr.  1  dieses  Jahrg.  einem  Pilze  beigelegt  wurde,  längst  schon 
für  eine  Graminee  Ostindiens  in  anerkanntem  Gebrauche  steht  (vide 
Steudel  synops.  plant.  Gram.  I.  p.  359),  sowie  dass  Freund  Borbas 
gleichfalls  genöthigt  sein  wird,  seine  Poa  levis  umzutaufen,  da  wir 
bereits  eine  anerkannte  Art  dieses  Namens  von  Robert  Brown  be- 
sitzen, der  sie  aus  NeulioUand  mitbrachte. 

St.  Polten,  den  13.  April  1879. 


Mykologisches. 

Von  Stephan  Schulzer  von  Müggenburg. 

CSchluss.) 

Ferner  war  ich  1878  im  Juli  so  glücklich,  auch  die  von  den 
Gebrüdern  Tulasne  in  dem  Stroma  ihrer  Doth.  melanops  gesehenen 
schönen  Makrostylosporen^)  nebst  einer  in  unregelmässig-eingebuch- 
teten    Höhlen    hausenden   zweiten  Stylosporenform    mit    mondförmig- 

'')  Selecta  fung.  carp.  II,  tab.  10. 

12* 


156 

gekrümmten,  einfachen,  hyalinen  Früchten  aufzufinden.  Letztere  hatten 
eine  Läng-e  von  0018—0046  und  in  der  Mitte  eine  Dicke  von  0002 
his  kaum  0'003  Mm.,  während  die  ersteren,  meist  keulenförmigen, 
mit  Plasma  gefüllten,  licht  bräunlichgelben,  0033 — 0  053  Mm.  lang 
und  O'OOS  — 0  011  Mm.  dick  waren.  Ob  sie  die  Dothidea  behelligen 
oder  nicht,  war  diessmal  nicht  evident  constatirbar,  weil  alle  Locula- 
mente  derselben  leer,  zum  grössten  Theile  sogar  zusammengesunken 
waren,  ich  schliesse  aber  eben  aus  diesem  derouten  Zustande  der- 
selben, dass  zwischen  ihr  und  diesen  Nachbarn  kaum  ein  friedliches 
Verhältniss  waltete. 

Bei  meiner  in  dem  an  die  ungar.  Acad.  der  Wissenscb,  abge- 
tretenen Werke  S.  487  gegebenen  Dothidea  Juglandis  fand  ich  in 
demselben  Jahre  einen,  und  zwar  feindlichen  Mitbewohner.  Dort, 
wo  er  gar  nicht  vorkommt,  liegt  in  der  Oberflüche  des  Stroma  ein 
kugeliges  Loculament  der  Dothidea  dicht  neben  dem  andern;  wo  der 
Gast  auftritt,  kann  sich  die  Dothidea  nur  hin  und  wieder  einzeln 
entwickeln,  in  den  meisten  Stromaten  usurpirt  er  aber  ganz  und  gar 
ihren  Platz.  Es  ist  die  Micropera  Juglandis  mihi,  eine  sog.  Makro- 
stylosporen-Form,  welche  in  den  eroberten  Loculamenten  concentrisch, 
d.  i.  an  der  ganzen  Innenfläche^),  gestielte,  erst  fast  spindelförmige, 
am  Ende  oblonge,  beiderseits  verdünnte,  bräunliche,  Plasma  führende, 
unseptirte,  0024  Mm.  lange  und  0-007-0009  Mm.  dicke  Früchte 
erzeugt.  Der  wasserhelle  Stiel  hat  eine  der  Frucht  gleiche  Länge. 

Einige  der  mir  vorgekommenen  Micropera-Formen  sind  zweifel- 
los Parasiten  anderer  Pilze,  vegetiren  vom  Lebensfonde  des  Wirthes, 
unterdrücken  seine  Fortpflanzung  und  tödten  ihn  schliesslich. 

Ob  dieses  auch  bei  der  M.  Drupacearum  Lev.  der  Fall  ist, 
oder  ob  sie  wirklich  eine  Form  von  Valseen  oder  von  Dermatea  ist, 
d.  i.  ob  sie  nicht  einfach  ein  gewalfthätiger  Räuber  ist,  oder  ob  ihre 
stabförmigen  Stylosporen  keimend  wieder  eine  der  gedachten  Formen 
hervorbringen  oder  endlich  unmittelbar  sich  in  Schläuche  umbilden, 
wie  ich  es  bei  einer  Pycnidenform  der  Sphaeria  flavovirens  P.  (siehe 
weiter  unten)  beobachtete,  wird  die  Zeit  erweisen. 

Im  Stroma  der  Valsa  Auerswaldi  Nke.  =  Sphaeria  leucostoma 
P.  z.  Th.  fand  ich  eine  Micropera-Form  weit  seltener  gemeinsam 
mit  der  Schlauchform,  als  in  getrennten  Stromaten,  die  übrigens 
untermischt  mit  jener  der  Valsa  vorkommen  und  von  diesen  in  gar 
nichts  unterschieden  sind.  Auch  die  den  Stromaten  eingesenkten 
Perithecien  beider,  sowie  ihr  Verhalten  beim  Hervorbrechen  der  Hülse, 
sind  sich  völlig  gleich.  Dieser  Beobachtung  liegt  die  Folgerung 
nahe:  dass  die  sogenannte  Spermogonienform  ein  frecher  Parasit  ist, 
dem  zur  Entwicklung  das  Stroma  der  Valsa,  zur  Ernährung  deren 
Mycelium  besonders  zusagt,  und  der,  zu  bequem,  vielleicht  auch  un- 
fähig, sich  eine  eigene  Hülle  zu  bilden,  analog  dem  Cicinnobulus, 
die  Perithecien  der  Valsa  usurpirt. 


')    Hiemit   im   Gegensatze   ist.   die  Friictification  der  Dothidea  eine  auf- 
rechte, indem  die  Schläuche  nur  am  Grunde  des  Loculaments  entspringen. 


157 

Ganz  ähnlich  verhält  es  sich  vielleicht  damit,  dass  ich  bei  der 
Phyllachora  Graminis  (P.)  Fckl.,  sowie  bei  der  Pseudovalsa  Lycii 
Hazsl.  in  demselben  Neste  der  Randperithecien  Spermatien  die  mitt- 
leren Schläuche  erzeugen  sah.  Der  Usurpator  entriss  der  Pustel  so 
viele  fertige  Perithecien,  als  er  vermochte  oder  brauchte,  und  richtete 
sie  zu  seiner  Wohnung  ein.  Indessen  sind  hier  noch  zw^ei  Fälle  denk- 
bar, dass  nämlich  das  erschöpfte  Mycelium  in  einem  Theile  der  Peri- 
thecien Schlauchsporen  zu  bilden  nicht  mehr  vermochte,  sondern  nur 
Spermatien,  die  aber  keimend  wieder  dieselbe  Sphäriacee  erzeugen''), 
oder  dass  die  Spermatien  eine  Vorform  darstellen,  die  sich  später 
zur  Schlauchform  umwandelt,  was  zwar  hier  meines  Wissens  bisher 
noch  nicht  constatirt  wurde,  mir  aber  doch  schon  vorkam.  Ich  fand 
nämlich  an  bereits  spontan  entrindeten  dürren  Zweigen  von  Rihes 
rubrum  im  Winter  eine  Art  meiner  Gattung  Locularia^*^'),  nämlich 
L.  ribesicola^^%  welche  gesellig  mit  dem  elliptischen  oder  rundlichen, 
schwarzen,  verdickten  Scheitel  hervorbricht,  während  die  weitere  im 
Holze  eingesenkte  Hülle  kaum  nachweisbar  ist,  angefeuchtet  aber 
anquillt  und  fast  gallertartig  wird.  Sie  ist  gewöhnlich  etwas  zusam- 
mengedrückt, oben  abgerundet,  abwärts  keilförmig  verdünnt,  025  — 
0  33  Mm.  hoch  und  oben  ungefähr  halb  so  breit.  Die  zellige  Beklei- 
dung der  Innenwand  setzt  sich  als  dünne,  oft  beinahe  die  entgegen- 
gesetzte Seite  erreichende  Blättchen  ins  Innere  fort  und  erzeugt 
überall  dicht  aneinander  gedrängte  meist  einfache  Basidien,  diese 
aber  wieder  eine  Unzahl  kleiner,  kugeliger,  hyaliner  Stylosporen, 
welche  die  Höhlen  ausfüllen.  Die  Erzeugung  geschieht  jedoch  nicht 
durch  Abschnüren  der  Basidien  selbst,  sondern  an  ihrem  Ende,  denn 
sie  behalten  stets  eine  gleiche  Länge.  Noch  Anfangs  Jänner  war  kein 
Perithecium  geöffnet.  Zwar  stiess  ich,  eben  als  die  Nacht  einbrach, 
auf  anders  geformte,  ansehnliche  und  septirte  Sporen,  aber  andern 
Tags  etwas  Anderes  zu  finden,  als  was  ich  eben  beschrieb,  war  alle 
Mühe  vergebens,  wesshalb  ich  den  Zweig  in  Papier  gewickelt  zu 
anderen  Pilzen  in  die  Schublade  legte.  Nach  beinahe  5  Jahren  ge- 
rieth  er  mir  wieder  in  die  Hand,  und  da  ich  eben  keine  Arbeit  hatte, 
machte  ich  einen  Schnitt,  dem  unzählige  weitere  mit  immer  gleichem 
Resultate  folgten.  Bei  weitem  der  grösste  Theil  der  nun  spaltförmig 
geöffneten  Perithecien  führte,  nebst  ästigen  Paraphysen,  keulenförmige 
oder  fast  cylindrische,  noch  vor  der  vollen  Reife  der  Sporen  im  Wasser 
zerfliessende,    6-   und    Ssporige  Schläuche   mit  gelbbraunen,  spindel- 


')  Ein  solches  Verhalten  des  Myceliums  gehört  keineswegs  zu  den  Chi- 
mären. Beim  Anschneiden  der  Individuen  eines  längeren  Zweiges  stösst  man 
oft  im  oberen  Theile  auf  Spermogonien,  immer  weiter  anschneidend  aber  tiefer 
unten  auf  Sclilauchforraen.  Unter  zahllosen  anderen  ist  Heteros'ph.aena  Patella 
Grev.  das  auffallendste  Beispiel,  welcher  Pilz  wohl  geeignet  war,  die  Idee  vom 
Pleomorphismus  im  Pilzreiche  zu  wecken. 

'")  Eine  Weinmannodora  Fr.  ohne  Mittelsäulchen  und  mit  unregelmässiger 
Anordnung  der  Fächer. 

")  In  meinem  an  die  Pester  Acad.  der  Wiss.  abgetretenen  Werke  nebsl 
der  Schlauchform  S.  354  und  426  gegeben. 


158 

förmigen,  oft  gekrümmten,  in  der  Mehrzahl  dreimal  getheilten,  an 
den  Theilungsstellen  schwach  geschnürten  Sporen.  Zu  meinem  nicht 
geringen  Staunen  hatten  sich  die  Basidien  in  Schläuche  verwandelt 
und  die  Menge  kugeliger  Stylosporen  war  spurlos  verschwunden. 
Damals  benannte  ich  diese  Sphäriacee  Leveillea  ribesicola,  da  in- 
dessen die  Gattung  Leveillea  Fr.  eingegangen  zu  sein  scheint,  stelle 
ich  sie  nun  um  so  lieber  zu  Lophiostoma,  da  nach  meinen  Beob- 
achtungen auch  L.  compressum  (P.)  Fr.  eine  Locularia  zur  Pycniden- 
form  hat. 

Auch  die  Sphaeria  conjuncta  Neos  (nicht  neuerer  Autoren)  hat 
in  einer  Micropera-Y oxm  einen  argen  Feind.  Die  gemischt  unter  ein- 
ander vorkommenden  Pycniden-  und  schlauchführenden  Perilhecien- 
pusteln  sind  ohne  mikroskopische  Untersuchung  eben  so  unmöglich 
von  einander  unterscheidbar,  als  die  Gehäuse  selbst.  Wenn  nicht  die 
Früchte  der  ersteren  die  Fähigkeit  besitzen,  die  Schlauchform  zu  er- 
zeugen, woran  ich,  wie  in  allen  ähnlichen  Fällen,  sehr  zweifle,  oder 
wenn  sie  nicht  eine  Vorform  derselben  ist,  welche  sich  auf  eine  bis- 
her noch  unerklärte  Weise  in  dieselbe  umwandelt,  so  ist  sie  ein 
schlauer  Räuber,  welcher  wartet,  bis  die  Perithecien  fertig  sind,  um 
sich  dieselben  anzueignen,  darin  seine  Brut  zu  bergen  und  selbe  er- 
nähren zu  lassen,  kann  somit  unmöglich  zu  ihrem  Formenkreise 
gehören. 

Ob  Jemand  nähere  Auskunft  darüber  geben  kann,  auf  welche 
Weise  es  geschieht,  dass  an  die  Stelle  der  dünnen,  langen,  gekrümmt- 
stabförmigen  Stylosporen  des  Polysügma  rubrimi  DC.  über  Winter 
die  ganz  anders  geformten  Schlauchsporen  treten,  somit  erstere  eine 
wirkliche  Vorform  der  letzteren  sind,  weiss  ich  nicht,  glaube  aber, 
dass  die  perithecienlosen  Loculamenle  der  sogenannten  Stylosporen- 
form  nach  dem  Verfliegen  ihrer  Früchte  für  die  Sporen  der  Sphae- 
ria hyetospilus  Mart.  der  beste  oder  gar  der  einzige  ihr  von  der 
Natur  angewiesene  Standort  sind,  um  darin  zu  keimen,  die  Perithe- 
cien zu  bilden  und  dann  zu  fructificiren.  Ich  fand  nämlich  Mitte  No- 
vember an  einem  im  Freien  gelegenen  Blatte  keine  stabförmigen 
Früchte  mehr  in  den  Loculamenten,  aber  statt  letzterer  Peri- 
thecien und  diese  mit  einem  weissen  zelligen  Kerne  ausge- 
füllt, wie  man  es  bei  entstehenden  Schlauchgebilden  gewöhnlich 
antrifft.  Diese  Wahrnehmung  ist  es  nun,  welche  mir  nicht  erlaubt, 
anzunehmen,  dass  Pohjstigma  rubrum  und  Sph.  hyetospilus  einem 
Formenkreise  angehören,  obschon  ich,  wie  wir  gleich  sehen  werden, 
die  Verwandlung  ganz  ähnlicher  stabförmiger  Früchte  in  Schläuche 
anderwärts  constatirte.  Die  Früchte  beider  mögen  wohl  in  Ewigkeit 
je  ihre  Art  hervorbringen;  ersteres  zum  Keimen  das  Parenchym  le- 
bender Prunus-BMXcr ,  letztere  in  abgestorbenen,  die  verlassenen 
Höhlen  desselben  aufsuchen. 

In  Slromaten  der  Sph.  flavovirens  P.  fand  ich  zwischen  den 
schlauchführenden  Perithecien  auch  Gehäuse,  welche  0038 — 0"04  Mm. 
lange,  dünne,  stabförmige,  am  oberen  Ende  gekrüsnmte,  kurz:  jenen 
des  Polyst.  rubrum  DC.  und  der  Micropera  Drupacearum  Lev.  völlig 


159 

analoge  Stylosporen  erzeugten,  die  ich  nicht  verfliegen  sah,  obschon 
sie  sich  sehr  leicht  vom  Erzeugungsorte  trennen,  was  auch  ihrer 
Bestimmung  nicht  entspräche,  denn  ich  halte  diessmal  das  Glück,  die 
Form  in  allen  Stadien  zu  sehen,  und  fand,  dass  sich  die  Krummstäbe 
immer  mehr  in  die  gerade  Form  strecken,  dann  allmälig  zur  Keulen- 
gestalt verdicken  und  am  Ende  sporenerzeugende  Schläuche 
werden.  Hier  ist  also  eine  wahrhaftige  Vor  form  constatirt. 

Auch  ist  mir  der  Fall  vorgekommen,  dass  sich  an  einem  abge- 
fallenen Aste  von  Juglans  regia  das  Monosporivm  corticola  Bon. 
gleichsam  vor  meinen  Augen  in  die  Thelephora  arachnoidea  Berk. 
umgestaltete.  Die  Hyphen  des  ersteren  verwebten  sich,  verschmolzen 
zu  Zellchen  und  bildeten  ein  parenchymatöses  Häutchen,  welches 
durch  die  an  der  Unterseite  hervortretenden  Hyphenspitzen  am  Stand- 
orte sich  befestigte,  während  andere  an  der  oberen  Fläche  ein  Hy- 
menium spurium  bildeten,  indem  sie  ungleich,  unseptirt  und  unver- 
dickt  hervorragend  unmittelbar  je  eine  Spore  an  der  Spitze  erzeugten, 
welche  in  keinem  Stücke  von  jenen  des  Monosporiums  unterschieden 
war.  Von  einer  Vergewaltigung  des  einen  durch  den  andern  gelang 
mir  nicht  die  leiseste  Spur  zu  entdecken.  Das  Monosporium  ist  die 
Vor  form  der  Thelephora. 

Die  in  einsporigen  Schläuchen  ihre  Früchte  bildende  Gattung 
Melanconium  Link,  von  Podosporium  Bon.  sammt  den  dazu  gehörigen 
Formen  Diplodia  Fr.,  Hendersonia  Mont.  etc.  generisch  wohl  kaum 
verschieden,  ist  bekanntlich  beinahe  an  allen  dürren  Zweigen  für 
sich  allein,  oder  als  Begleiter  von  pleosporen  Schlauchpilzen,  beson- 
ders valseenartigen,  anzutrefFen.  Man  hat  zahlreiche  Arten  davon 
aufgestellt,  die  sich  im  Allgemeinen  jedoch  von  einander  nicht  mit 
voller  Sicherheit  unterscheiden  lassen  und,  mit  wenigen  Ausnahmen, 
am  Ende  als  durch  die  Holzart  bedingte  Varietäten  erkannt  werden 
dürften. 

Man  betrachtet  sie  gegenwärtig  als  Pycnideen  von  Sphäriaceon, 
obschon  es  noch  keineswegs  erwiesen  ist,  dass  ihre  Früchte  Gebilde 
mit  mehrsporigen  Schläuchen  zu  erzeugen  vermögen.  In  dem  fast 
eher  normalen  als  seltenen  Falle,  dass  an  einem  dicht  vom  Melan- 
conium bewohnten  Zweige  zwischen  diesem  hie  und  da  nicht  bloss 
eine,  sondern  zwei  und  mehrere,  unter  sich  deutlich  verschiedene 
Schlauchformen  sitzen,  entsteht  die  heikle  Frage:  welcher  dersel- 
ben das  Melanconium  als  Nebenform  zugewiesen  werden  solle. 

Ich  beobachtete  viererlei  Arten  seines  Auftretens,  ohne  mich 
hiedurch  angeregt  zu  fühlen,  daraus  eben  so  viele  Gattungen  zu 
machen:  1.  Mit  einfachen,  oft  nur  in  der  Jugend  nachweisbaren 
Säckchen,  mit  oder  ohne  Centralsäulchen;  Typusart  M.  Juglandinum 
Knze.  (mit  Centralsäulchen);  2.  Säckchen,  durch  Einbuchtung  mehr- 
fächerig, Cytispora -¥ovm;  3.  zwei  oder  mehrere  Säckchen  ver- 
wachsen; endlich  4.  mehrere  getrennte  Säckchen  festerer  Substanz, 
also  wahre  Perithecien,  in  einem  Stroma  beisammenliegend  oder  in 
demselben  blosse  Loculamente  bildend;  Micropera-^QTmew. 


160 

Die  letzte  Form  erster  Kategorie,  nämlich  mit  festen  Peri- 
thecien,  traf  ich  unter  andern  auch  an  einem  Aprikosenaste  in 
Menge  an,  dazwischen  hin  und  wieder  meine  Cryptospora  Armenia- 
cae.  Die  Pusteln  beider  brachen  am  Aste  über  quer  hervor,  waren 
überhaupt  einander  gleich;  die  beiderseitigen  eiförmigen,  selten  etwas 
halsformig  verlängerten  Perithecien,  sowie  das  Innere  der  Pusteln 
ebenfalls,  wobei  mir  auffiel,  dass  ich  wohl  eine  Menge  Nester  aus- 
schliesslich vom  Melanconium  bewohnt  fand,  aber  kein  einziges  bloss 
von  der  Schlauchform.  Immer  waren  dieser  Me/awcomMm-Perithecien 
beigesellt,  und  zwar  derart,  dass  die  sogen.  Pycniden  in  der  Mitte 
lagerten,  die  Schlaucliform  aber  am  Rande. 

Erweiset  es  sich  nicht,  dass  Melancomum-S^oren  die  Crypto- 
spora hervorbringen,  so  verdrängt  hier  einer  der  Pilze  den  anderen 
und  fruclificirt  in  den  eroberten  Perithecien.  Trotz  der  grossen  Ueber- 
zahl  rein  nur  vom  Melanconium  bewohnter  Pusteln  liegt  die  Ver- 
muthung  nahe,  dass  dieses  der  gewaltige  Usurpator  sei.  Er  bemäch- 
tigt sich  der  eben  fertig  gewordenen  Cr^/pfosjoora-Perithecien,  um 
sich  in  denselben  einzunisten,  welchem  Schicksale  nur  wenige  ent- 
gehen. Man  vergesse  nicht,  dass  Melanconium  typisch  kein  horn- 
artig  hartes  Perithecium  besitzt.  Unwillkürlich  muss  man  bei  dieser 
Vorstellung  an  die  Ergebnisse  der  Völkerwanderung  und  an  das 
traurige  Schicksal  der  amerikanischen  Autochthonen  denken. 

Melogramma  Bulliardi  Tul.  hat  an  meinem  dasselbe  überzie- 
henden Sporotrichum  hospicida  keine  zu  seinem  Formenkreise  zu 
zählende  Conidienform,  sondern  einen  grausamen  Feind.  Befällt  er 
es  in  erster  Jugend,  so  unterbleibt  die  Perithecienbildung  ganz;  wenn 
später,  so  entsteht  nur  hie  und  da  ein  Perithecium,  und  auch  dieses 
verkümmert  ohne  Fructification,  wornach  das  Stroma  so  lange  aus- 
gesaugt wird,  bis  es  sich  endlich  ganz  auflöst  und  zerbröckelt. 

Obschon  ich  seinerzeit^^)  anderer  Ansicht  war,  so  glaube  ich 
doch  nach  späteren  Erfahrungen,  dass  mein  Nodulisporium  Aquilae 
der  Rosellinia  Aquila  (Fr.)  DN.  denselben  Liebesdienst  erweiset. 

Meiner  Spielart  Cydoniae  der  Yalsaria  insitiva  Ces.  et  DN.  ist 
in  dem  Mitbewohner  ihres  Stroma,  einer  Myxosporium-Yorm,  ein 
eben  so  verderblicher  Feind  beschieden.  Einige  Stromata  sind  bloss 
von  der  Valsaria  bewohnt,  in  anderen  sieht  man  bald  oberhalb,  bald 
unterhalb  der  verkümmernden  Perithecien  den  Eindringling,  und 
zwar  meistens  in  unregelmässig-eingebuchteten,  der  Cytisporia  ähn- 
lichen Räumen,  und  wieder  in  anderen  hat  er  den  Wirth  ganz  ver- 
drängt und  wohnt  in  dessen  regelmässig  geformten  Perithecien.  Es 
kommt  eben  darauf  an,  in  welchem  Stadium  der  Entwicklung  des 
Wirthes  der  gefährliche  Gast  bei  ihm  einkehrt.  Beide  haben  als 
Wesen  eben  so  wenig  gemein  als  die  Eingeweidewürmer  mit  dem 
Thiere  oder  die  Mistel  mit  dem  Baume,  auf  welchem  sie  lebt. 

Bei  weitem  die  meisten  der  Mithewohner  von  Schlauchpilzen 
erweisen   sich  als  deren  Feinde.    Sie  mit  denselben  zu  einem  For- 


")  Oest.  bot.  Zeitschr.  JuK  1875. 


161 

menkreise  vereinigen,  wiiro  allerdiiigs  übifraiis  bequem,  daher 
willkommen,  ein  recht  ansehnlicher  Theil  des  Pilzreiches  hiedurch 
ohne  besondere  Mühe  abgefertigt;  aber  ein  solch'  summarisches  Ver- 
fahren führt  weder  zur  Ergründung  der  Natur  dieser  Wesen,  noch 
der  Schlauchformen,  was  denn  doch  Zweck  des  Forschens  ist. 

Indessen  dient  ihr  Vorkommen  immer  als  Aufforderung,  an  dem- 
selben Orte  nach  der  Schlauchform  zu  suchen,  denn  die  Geier  sam- 
meln sich  dort,  wo  sich  ein  Aas  befindet. 

Wahrhaftig  s.chmerzt  es  mich,  durch  diese  Mittheilung  meiner 
Beobachtungen  so  manchen  aufgeführten  und  mit  Wohlgefallen  be- 
trachteten Bau  von  Formenkreisen  erschüttern  zu  müssen,  aber  nur 
Wahrheit  fördert  die  Wissenschaft,  Wahn  führt  irre. 

Gehen  ja  doch  meine  eigenen  früheren  Combinalionen  mit 
in  die  Brüche! 

Vinkovce,  im  December  1878. 


Der  Sonnenthau  (Drosera)  und  die  Eegenbeschwörer 
Nord-Australiens. 

Von   Franz   Antoine. 

Durch  Dr.  Bichard  Schomburgk,  Direclor  des  botanischen  Gar- 
tens in  Adelaide  (S.  Australien),  erhielt  ich  für  die  k.  k.  ethnographi- 
sche Sammlung  in  Wien  einige  Exemplare  der  Instrumente,  welcher 
sich  in  Nord-Australien  die  sog.  Begenbeschwöror  (Bainmakers)  be- 
dienen, um  Begen  zu  beschwüren,  im  Falle  dieser  nicht  eintreten 
sollte,  um  das  Au.<5reifen  der  ihnen  als  Nahrungsmittel  dienenden 
Sonnenthauknollen  zu  bewirken. 

Schomburgk  führt  in  seinem  Briefe  an  mich  folgende  Stelle  an: 

„Einer  meiner  Freunde  fand  auf  seiner  Beise,  nachdem  er  weit 
nach  Norden  vordrang,  bei  zwei  Stämmen,  nämlich  bei  den  Torfingue 
und  Larra  pinlas,  die  sogen,  Begenbeschwörer,  welche  den  Einge- 
borenen glauben  machen,  dass  sie  durch  ihre  Mysterien  Begen  her- 
vorbringen können. 

Diese  beiden  Stämme  ernähren  sich  grossentheils  von  den  Knollen 
des  Sonnenthaues,  einer  Drosera-Art,  welche  dort  den  Namen  „Mu- 
nuru"   führt. 

Die  Knollen  dieser  Pflanze  erhalten  kurz  nach  eingetretenem 
kräftigem  Begen  ihre  vollkommene  Beife,  wenn  aber  nun  der  er- 
wartete Begen  nicht  eintrifft,  so  versammeln  sich  die  Begenbeschwörer 
des  Nachts  an  eigens  abgeschlossenen  Plätzen,  um  die  Beschwörung 
vorzunehmen. 

Diese  mysteriösen  Ceremonien  dürfen  nur  von  einigen  wenigen 
Eingeweihten  ausgeführt   werden,    und   keinem  profanen  Auge   ist  es 


162 

gestaltet,  dabei  Zeuge  zu  sein.  Selbst  die  Instrumente,  welche  sie 
dazu  benützen,  dürfen  nicht  gesehen  werden,  da  sie  sonst  ihre  Zau- 
berkraft verlieren,  und  besonders  die  Weiber  verfallen  dem  Tode, 
wenn  sie  diese  ansehen  würden. 

Bei  der  Beschwörung  werden  die  grösseren  Instrumente  von 
den  Eingeweihten  mit  den  Händen  auf  eine  Weise  in  der  Luft  ge- 
schwungen, dass  sie  in  der  Stille  der  Nacht  ein  weit  hörbares  Ge- 
räusch verursachen.  Die  kleineren  sind  an  einem  Ende  durchbohrt, 
hier  ein  Faden  eingefügt  und  damit  in  der  Weise  in  der  Luft  ge- 
schwungen, dass  ein  sfurmähnliches  Getöse  ertönt. 

Ist  der  Beschwörungsact  vorüber,  so  werden  die  Instrumente 
an  eine  sichere  Stelle  gebracht  und  auf  das  sorgfältigste  aufbewahrt, 
indem  man  sie  mit  Laubwerk  deckt." 

Schomburgk's  Freund  fand  einen  Platz,  wo  an  dreissig  dieser 
mysteriösen  Holzstücke  aufbewahrt  lagen.  Es  sind  Brettchen  von 
hartem,  dunkelbraunem  Holze  (vielleicht  Casuarinen-Holz).  Sie  va- 
riiren  in  ihrer  Länge  von  32  bis  76  Centim.  und  in  der  Breite  von 
4  bis  7V3  Centimeter.  Die  Dicke  beträgt  zwischen  3  und  6  Millim. 
Der  Form  nach  sind  sie  wie  ein  Lineal,  wobei  aber  die  beiden  Enden 
stumpfspitzig  zulaufen.  Auch  die  seitlichen  Kanten  sind  abgerundet. 
Die  meisten  tragen  das  Bild  der  Drosera  in  vierfacher  Wiederholung 
in  sehr  primitiver  Ausführung  auf  ihrer  Oberfläche.  Die  Gravirung 
dürfte  mit  Hilfe  einer  Muächel  gemacht  worden  sein.  Die  Zeichnung 
dieser  Dro^era-Knollen  besteht  aus  parallel  laufenden  Kreisen,  welche 
um  einen  Mittelpunkt  immer  grösser  werden,  bis  sie  einen  Durch- 
messer von  beiläufig  3  bis  5  Centim.  einnehmen.  Zwischen  diesen 
kreisförmigen  Scheiben  befinden  sich  mehrere  möglichst  parallel  lau- 
fende Linienbündel  verschiedentlich  gekrümmt,  oder  auch  querüber 
geradelaufende  Linien,  welche  Blattwerk  von  Pflanzen  vorzustellen 
haben. 

Diese  Zauberutensilien  sind  ferner  mit  einer  schmutzig  rothen 
Masse  übertüncht,  welche  an  rothen  Oker  erinnert,  vielleicht  mag 
aber  auch,  da  einige  der  Drosera-Arlen  Australiens  ein  rothes  Pul- 
ver absondern,  dieses  mit  einer  Erdart  vermischt,  diese  rothe  Tünche 
abgeben. 

Indem  diese  Instrumente  wohl  das  erste  Mal  auf  den  Continent 
gebracht  worden  sind,  und  die  Veranlassung  zur  Regenbeschwörung 
eine  Pflanze  gibt,  so  habe  ich  diese  Stelle  zur  Miltheilung  erwählt, 
um  die  Kenntniss  über  die  Anwendung,  welche  der  Sonnenthau  in 
Australien  findet,  zu  erweitern. 


163 


L  iter  aturb  erichte. 


„TJeber  die  Liliaceen-Gattung-  Leopoldia  und  ihre  Arten"  von  Th.  von 

Heldreich.  Moskau  1878.  8".  20  pag. 

Nach  vorliergeg-angenem  hislurischem  Ueberblick  und  Bogrün- 
dung  der  Gattungen  Endymion,  Dipcadi,  Hyacinthus,  Bellevalia, 
Leopoldia,  Botryanthus  und  Miiscari  übergeht  der  Verfasser  auf  die 
Leopoldien  selbst,  indem  er  zunächst  an  der  Hand  der  Literatur  den 
Nachweis  liefert,  wie  sehr  die  Arten  dieser  Gattung  bis  vor  Kurzem 
vernachlässigt  worden  waren.  Der  Grund  lag  freilich  in  dem  Um- 
stände, dass  an  den  meist  schlechten  Exsiccaten  die  kennzeichnen- 
den Merkmale  ziemlich  unkenntlich  werden,  und  nur  wenigen  Bota- 
nikern Gelegenheit  geboten  war,  lebendes  Material  zu  vergleichen. 
Durch  zwei  neue  Funde  aus  Griechenland  aufmerksam  gemaclit,  hat 
sich  dann  der  Verf.  im  Laufe  dieses  Jahrzehntes  mit  dieser  Gattung 
eingehender  beschäftigt  und  in  Folge  dessen  erscheinen  die  bis  dahin 
9  Arten  gegenwärtig  auf  18  vermehrt.  Eine  analytische  Tabelle  hebt 
die  hauptsächlichen  Unterschiede  derselben  hervor,  worauf  sämmt- 
liche  Arten  in  systematischer  Reihenfolge  vorgeführt  werden.  —  Neu 
aufgestellt  sind:  L.  acuta  Heldreich  (Athen);  L.  Sartoriana  Heldr. 
(Attica),  L.  pharniacusarum  Heldr.  (Pharmakusen),  —  diese  drei 
Arten  gehören  zu  der  als  „Breviflorae'-''  bezeichneten  Gruppe  —  so- 
dann L.  trojana  Heldr.  (Troja)  und  L.  theraea  Heldr.  (Santorin)  aus 
der  Gruppe  der  Tenuiflorae,  endlich  L.  Neumayrii  Heldr.  als  einzige 
Art  der  Gruppe  Nanae.  Ausser  diesen  6  Arten  umfasst  die  Gattung 
Leopoldia  noch  folgende  12,  welche  bereits  anderwärts  beschrieben 
wurden:  L.  comosa  (L.)  Parlat.  (Mittel-  und  Südeuropa,  Kleinasien 
bis  zum  Euphrat,  Kaukasus,  Nordafrika  und  canarische  Inseln),  L. 
Hohmanni  Heldr.  (Egypten,  Griechenland,  Süd-Istrien),  —  L.  mari- 
tima (Dsf.)  Pari.  (Greta,  Nordafrika),  L.  Calandriniana  Pari.  (Mittel- 
Italien,  Süd-Istrien;  nach  Kerner  auch  bei  Görz);  L.  graeca  Heldr. 
(Achaia),  L.  Weissii  Freyn  (Cykladen),  L.  Gussonü  Pari.  (Sicilien, 
Cykladen) ,  L.  Pinardi  (Boiss.)  Pari.  (Troja,  Santorin),  L.  tenui- 
flora  (Tausch)  Heldr.  (hiebei  werden  als  Verbreitungsbezirk  nur 
Mitteldeutschland,  Böhmen,  Niederosterreich  und  Bithynien  genannt. 
Thatsächlich  wächst  diese  Art  aber  auch  in  Ungarn!  Siebenbürgen! 
der  Krimm  [M.  tubißorum  Stev.]  und  wohl  auch  anderwärts  in  Süd- 
Russland),  L.  Cupaniana  (Gerb,  et  Tarant.)  Parlat.  (Sicilien).  Diese 
Art  hält  der  Verf.  nach  der  Beschreibung  seiner  L.  pharmacusarnm 
nahe  verwandt;  allein  nach  Erinnerung  des  Referenten,  der  Originale 
beider  gesehen  hat,  sind  es  sehr  verschiedene  Pflanzen,  namentlich 
ist  die  erstere  durch  fast  sitzende  Blüthen  sehr  aufTällig.  Zwei  ver- 
schollene Arten  beschliessen  die  Reihe,  nämlich  L.  constricta  (Tausch) 
Heldr.,  unbekannten  Vaterlandes,  seinerzeit  nach  Exemplaren  des 
Prager  Gartens  beschrieben,  und  L.  pyramidalis  (Tausch)  Heldr.  aus 
Corsika.  —  Die  zum  Schlüsse  gegebene  Uebersicht  der  geographi- 
schen Verbreitung  führt  in  Oesterreich  nur  vier  Arten  an,  zwar  dem 
heuligen    Stande    unserer    Kenntniss    entsprechend,    aber    gewiss   zu 


164 

wenig,  weil  Dalmatien  diessbezüglich  noch  zu  wenig  erforscht  ist 
und  sicher  ausser  L.  comosa  noch  einige  andere  Arten  birgt.  In 
Süd-lstrien  kommen  schon  drei  Formen  vor  —  ein  Wink  für  jene 
BotaniKer,  welche  Gelegenheit  haben  in  Dalmatien  Beobachtungen 
anzustellen.  Freyn. 

Medicinisch-pharmaceutische  Botanik  zugleich  als  Handbuch  der  systema- 
tischen Botanik  für  Botaniker,  Aerzte  und  Apotheker  bearbeitet  von  Dr. 
Chr.  Luerssen.  1.  Band  Kryptogamen.  Leipzig,  Verlag  von  H.  Haessel 
1879.  8"  XII  und  657  S.  mit  zahlreichen  Abbildungen  auf  181  Holzstöcken. 

Wie  schon  de  Bary  (Botanische  Zeitung  1879,  S.  59)  hervor- 
hob, enthält  dieses  Werk  über  Kryptogamen  „das  allgemeine  Wissens- 
werthe  in  grosser  Vollständigkeit  und  mit  zahlreichen  gut  gewählten 
Beispielen  nach  den  Quellenwerken  dargestellt  mit  höchst  anerkennens- 
werther  Sorgfalt,  Umsicht  und  Klarheit".  Der  Referent  kennt  in  der 
That  kein  besseres,  vollständigeres  und  gleichmässiger  alle  Classen 
der  Kryptogamen  behandelndes  Lehr-  und  Nachschlagebuch  als  Luers- 
sen's  medicinisch-pharmaceutische  Botanik.  Namentlich  die  Bear- 
beitung der  Gefässkryptogamen  ist  sehr  gelungen,  wie  diess  auch 
nach  den  zahlreichen  Specialstudien,  welche  der  Verfasser  über  diese 
Pflanzengruppen  machte,  nicht  anders  zu  erwarten  war.  Wenn  sich 
gegen  das  vorliegende  Werk  ein  Bedenken  geltend  machen  sollte, 
so  wäre  es  höchstens,  dass  Luerssen's  medicinisch-pharmaceutische 
Botanik  zu  viel  Detail  enthält,  um  von  dem  Studirenden  im  ganzen 
Umfange  benützt  werden  zu  können.  Namentlich  bei  jenen  Ordnungen, 
welche  keine  medicinisch  wichtigen  Repräsentanten  enthalten,  wäre 
eine  Kürzung  des  speoiellen  systematischen  Theiles  angezeigt  gewesen. 
Anders  gestaltet  sich  die  Sache  aber,  wenn  man  das  vorliegende 
Werk  als  ein  Handbuch  der  systematischen  Botanik  überhaupt  be- 
trachtet; dann  werden  gerade  die  für  den  Mediciner  und  Pharma- 
ceuten  überflüssigen  Einzelnheiten  von  Werth  und  können  angehenden 
Botanikern,  Lehrern  der  Naturgeschichte  u.  s.  w.  bei  ihren  Special- 
studien gute  Dienste  leisten.  Schliesslich  sei  noch  hervorgehoben, 
dass  die  zahlreichen  Illustrationen  correct  und  schön  ausgeführt  sind, 
so  dass  sie  dem  Werke  zur  Zierde  gereichen.  Möge  der  zweite,  die 
Phanerogamen  behandelnde  Theil  dieses  gediegenen  Werkes  bald 
erscheinen;  ist  er  dem  ersten  Bande  ebenbürtig,  so  wird  dann  die 
botanische  Literatur  um  ein  sehr  gutes  Handbuch  reicher  sein. 

H.  W.  R. 

Revue   mycologique,   Recueil   trimestrel  illustre  consacre  ä  1*  etude  des 
champig-noiis.  Dirige  par  M.  0.  Roumeguere.  I.  annöe.  Nr.  1.  Janvier 
1879.  Toulouse,  Paris  J.  B.  Bailliöre.  8".  44  S.  1  Taf. 
Die  vorliegende  erste  Nummer  dieser  neuen  der  Pilzkunde  ge- 
widmeten Revue  enthält  folgende  Aufsätze;    Minks:  Recentes  expe- 
riences,    que  les  Lichens   ne  sont  pas  des  Champignons  parasites  sur 
les  Algues  (p.  1—5).  —  Caslillon:  La  culture  des  Champignons  au 
Japon  (p.  5 — 7).  —  Roumeguere:  Gas  extraordinaire  de  developpe- 
ment  du  Bomsta  gigantea  (p.  7 — 9).   —  F.  de  Thümen:  Fungorum 
novorum  exoticorum  decas  (pag.  9—11).    —    Quelet:  Les  Myxoga- 


165 

sleres  (pag.  11 — 14).  —  P.  Brunaud:  Noms  vulgaires  des  Cham- 
pignons (pag.  14 — 15).  —  Roumeguere:  Origine  du  genre  Micro- 
sphaeria  Lev.  (p.  15—17).  —  De  la  conservation  des  Champignons 
(p.  17 — 18).  —  Etudes  et  preparalion  microscopique  des  Champignons 
(pag.  19—22).  —  Thelephora  palmata  forma  paradoxa  (p.  23 — 24). 
An  diese  Miltheilungen  schliessen  sich  Anzeigen  von  neuen  Werken, 
Pilzsammlungen,  sowie  Notizen.  Gut  redigirt  kann  die  Revue  myco- 
logique  zu  einem  Sammelwerke  werden,  welches  eine  leichte  Ueber- 
sicht  über  die  zerstreute  Literatur  ermöglicht.  Erreicht  sie  dieses 
anzustrebende  Ziel,  so  wird  sie  einem  wahren  Bedürfnisse  abhelfen. 
Im  Hinblicke  darauf  sei  dem  neuen  Unternehmen  das  beste  Gedeihen 
gewünscht.  H.  W.  R. 

Algrae  aquae  dulcis  exsiccatae  praeeipue  Scandinavicae,  quas  distribuerent  Veit 
Wittrock   et  Otto  Nordstedt   adjuvantibus   F.  Hauck   et  F.  Wolle. 

Fasciculus  6  (Nr.  251—300)  üpsaliae  1879. 

Das  neueste  Heft  dieser  gediegenen  Normalsammlung  enthält, 
folgende  neue  Arten:  Cosmarium  dovrense  ^ordst.,  C.  pseudoarctoum 
Nordst.,  Polycistis  prasina  Wittr.  und  P.  flos  aquae  Wittr.  Ausserdem 
finden  sich  unter  den  herausgegebenen  Nummern  mehrere  neue 
Varietäten  und  zahlreiche  Seltenheiten.  R. 

Von  Dr.  L.  Haynald's  „Denkrede  auf  Philipp  Parlatore^^ 

(0.  b.  Z.  1878,  S.  409)  ist  nun  eine  autorisirte  deutsche  Uebersetzung 
in  den  „Literarischen  Berichten  aus  Ungarn"  von  P.  Hunfalvy, 
Band  IlL  Heft  2  und  aus  diesen  auch  als  Separatabdruck  erschienen, 
wodurch  diese  eminente,  weit  über  den  Rahmen  einer  biographischen 
Darstellung  ausgreifende  Studie  der  Würdigung  weiterer  Kreise  zu- 
gänglich gemacht  wurde. 

Die  stärkeumbildenden  Fermente  in  den  Pflanzen.  Von  Prof.  Dr.  J.  Bara- 
netzky.  Leipzig  1878.  8».  64  S.  1  Tafel. 

Der  Verf.  constatirt  durch  wässerige,  mit  Alkohol  behandelte 
Auszüge  aus  Pflanzentheilen,  welche  er  auf  ihre  Fähigkeit^  Stärke- 
kleister zu  lösen,  prüfte,  eine  grosse  Verbreitung  stärkeumbildender 
Fermente  in  den  Pflanzen.  Die  ungleich  energische  Wirkung  der- 
artiger Fermentlüsungen  schreibt  Verf.  dem  ungleichen  Gehalte  an 
Ferment  zu  und  sucht  dieselbe  mit  der  Corrosion,  welche  die  Stärke- 
körner in  den  Zellen  in  Entwicklung  begriffener  Pflanzentheile  er- 
leiden, zu  identificiren.  An  der  Hand  eigener  Versuche  und  Beob- 
achtungen sucht  der  Verfasser  ferner  mit  Rücksichtnahme  bekannter 
Anschauungen  die  Natur  und  Wirkungsweise  vorhergenannter  Fer- 
mente klar  zu  stellen.  Dr.  G.  B. 

Verliandlung-en  der  k.  k.  zooL-botan.  Gesellschaft  in  Wien.    Jahrg.  1878 
XXVIII.  Band.  Mit  10  Tafeln. 

Enthält  von  Abhandlungen  botanischen  Inhaltes  folgende:  Ha  ekel 
Ed.:  Ueber  ährenförmige  Grasrispen.  —  Stapf  Otto:  Beiträge  zur 
Kenntniss  des  Einflusses  geänderter  Vegetationsbedingungen  auf  die 
Formbildung  der  Pflanzenorgane,    nebst  einem  Anliange:    Ueber  eine 


166 

merkwürdige  Form  von  Lenticellen.  —  Arnold  F.:  Lichenologische 
Ausflüge  in  Tirol,  XVIII.  Windischmatrei,  XIX.  Taufers.  —  Schmith 
Anna  Maria:  Flora  von  Fiume.  —  Hibsch  J.  Eman.:  Die  Strauch- 
flecliten  Niederosferreichs.  —  Schulzer  v,  Müggenburg  Stephan: 
Mykologische  Beitrüge.  —  Thümen  Felix  v.  und  Voss  Wilhelm: 
Neue  Beiträge  zur  Pilz-Flora  Wiens.  —  Bruhin  Th.  A.:  Zweiter 
Nachtrag  zur  „Vergleichenden  Flora  Wisconsins."  —  In  den  Sitzungs- 
berichten finden  sich  von  erwähnenswerthen  Mittheilungen:  Beck 
Günth.  Dr.:  Beitrag  zur  Flora  des  Bohmerwaldes.  —  Müllner  Ferd.: 
Carex  strigosa  Huds.,  gefunden  bei  Wien,  neu  für  die  Flora  Nieder- 
österreichs. —  Neue  niederösterreichische  Standortsangaben  von  Cor- 
tusa  3Iatthioli,  Saxifraga  Burseriana,  Potentilla  caulescens  von 
Hans  Engelthaler,  Beschreibung  eines  neuen  Schafgarben-Bastartes 
y^Achillea  Reichardticma^^  (A.  Clavennae  X  Clusiana)  aus  dem  Oet- 
scher-Gebiet  von  Beck  Günther  Dr.  H.  Kempf. 

Acta  horti  Petropolitaui.  Torrrns  V.  Fasciculus  II.  Petersburg  1878.  8°. 

Mit  dem  vorliegenden  Halbbande  haben  die  „Acta"  das  erste 
Quinquennium  ihres  Bestandes  zurückgelegt  und  im  Ganzen  mehr 
geliefert,  als  man  ursprünglich  zu  erwarten  geneigt  gewesen.  Die 
„Acta"  sind  schon  heute  ein  unentbehrliches  Oucllenwerk  für  russi- 
sche und  ostasiatische  Flora,  aber  auch  der  Monograph  findet  hier 
manches  Bcachtenswerthe.  An  Aufsätzen  enthält  dieser  Halbband: 
1,  Tentamen  Rosarum  monographiae  von  E.  Regel.  Der  Verfasser 
unterscheidet  im  Ganzen  58  Rosenarten  mit  einer  Reihe  von  Varie- 
täten. Den  Rosographen  der  französischen  Schule  kommt  diese  Arbeit 
sehr  ungelegen.  2.  Plantas  caspio-caucasicas,  a  Dr.  G.  Radde  et 
A.  Becker  anno  1876  lectas,  dilucidavit  E.  R.  a  Trautvetter.  Der 
beste  Kenner  der  russischen  Flora  zählt  hier  581  Arten  aus  dem 
genannten  Gebiet  auf,  darunter  sind  PheUpaea  trivalvis,  Älopecurus 
dasyanthus  und  Alop.  gracilis  neu.  3.  Kleistogamische  Blüthen  bei 
Caryophylleen  von  A.  Batalin.  Der  Verfasser  erörtert  aus  diesem 
Anlasse  Cerastinm  viscosum  und  Polycarpon  tetraphyllum.  4.  Flora 
riparia  Kolyuiensis  auctore  E.  R.  a  Trautvetter.  Der  Verf.  bespricht 
die  von  Dr.  Thomas  Augustinowicz  am  Flusse  Kolyma  in  Sibirien 
gesammelten  Pflanzen  und  liefert  einen  werthvollen  Beitrag  zur  Flora 
dieses  Gebietes.  5.  Descripliones  plantarum  novarum  aut  minus  cogni- 
tarum  von  E.  Regel.  A.  Plantae  regiones  Turkestanicas  incolentes, 
secundum  specimina  sicca  a  Regelio  et  Schmalhausenio  deter- 
minatae.  Novitäten  sind:  Geum  karatavictim,  Dipelta  turkestanica, 
Seicerzoioia  turkestanica.,  Pyrus  heterophylla,  Tamarix  Korolkowi, 
Umhilicus  paniculatiis,  Saxifraga  Alberti,  Carum  chaerophylloides 
und  C.  Sewerzowi  Rgl.,  Conopodium  allioides,  Deverra  Korolkowi, 
Angelica  songorica,  Ferula  penninerris,  karalavica  et  ceratophylla, 
Peucedanmn  Renardi  et  P.  karataviense,  Pastinaca  dasycarpa,  Bau- 
ens Golickeanus,  Torilis  Borszczoioi,  Cachrys  didyma  Regel  et  C. 
Korolkoivi,  Albertia  commutata,  margaritifera  et  paleacea,  Schren- 
kia  ini'olucrata,   pmigens  et  papillaria,  Abelia  corymbosa,   Lonicera 


167 

Semenovi,  Erigeron  eriocephalus,  Linosyris  punctata  et  Grimmii, 
Diplopappus  tnrkesfanicus.,  Conyza  Krausseana,  Ti'ichanihemis  kara- 
taciensis,  Pyrethrum  transiliense  et  mucronatum,  Tanacetnm  Her- 
deri  und  T.  Scharnhorsti.  B.  Plantae  turkestanicae  a  Regelio  et 
Smirnowio  determinatae.  Hier  werden  zuerst  beschrieben:  Cyno- 
glossum  macranthum,  Macrotomia  onosmoides  et  Kuschakeiciczia  tur- 
kestanica.  C.  Plantae  turiiestanicae  a  Regelio  et  Schmalhausenio 
determinatae.  Enthält  Beschreibungen  von  Veronica  arguta,  serrata 
und  Gymnandra  Korolkowi.  D.  Plantae  regiones  turkestanicas  in- 
cölentes  secundum  specimina  viva  in  horto  imperiali  botanico  culta 
descripta  auctore  E.  Regel.  Neu  sind  Ällium  talassicum,  teretifolium^ 
semiretschenskianum,  Fetisowi  et  Alberti,  Corydalis  Kolpakoioskiana, 
bis  Eulefeldi  et  Kolpakoioskiana,  Kolpakowskia  ixiolirioides,  Scor- 
zonera  tragopogonoides,  Tulipa  triphylla  und  T.  Kessebungi  E.  Plan- 
tarum  diversarum  in  horto  botanico  imperiali  Petropolitano  cultarum 
descriptiones.  Bulbocodium  Eichleri,  Calathea  Lietzi  (E.  Morr.), 
medio-picta,  Keitia  natalensis  und  Spathiphyllmn  Wallisii  werden 
hier  zuerst  beschrieben.  F.  Salsolacearum  in  Turkestania  indigenarum 
descriptiones,  auctore  A.  Bunge.  Der  beste  Kenner  dieser  Pflanzen- 
familie bespricht  zwei  neue  Gattungen:  Borszczowia  aralo-caspia 
und  Piptoptera  turkesfana,  sowie  Atriplex  serpyllifoUum,  HaHmo- 
cnemis  longifolia  und  H.  Sjnirnoimi.  Den  Schluss  bilden  Nachrichten 
über  den  botanischen  Garten  und  über  die  literarische  Thaligkeit  der 
intellectuellen  Kräfte  daselbst,  während  ein  Inhaltsverzeichniss  und 
Synonymregister  die  Orientirung  erleichtern. 

Josef  Armin  Knapp. 

Dr.  Julius  Schröder,  Forstchemische  und  pflauzenphysiologische  Unter- 
sucüuug-eii.  Heft  1.  Dresden  1878.  118  S.  8". 

Die  vorliegende  Schrift  ist  ihrer  Tendenz  wegen  berufen,  eine 
namentlich  in  neuester  Zeit  empfundene  Lücke  auszufüllen,  und  er- 
blicken wir  schon  in  der  Stellung  des  Verfassers  resp.  Herausgebers 
eine  hinreichende  Garantie  für  das  Gedeihen  des  Unternehmens.  Dieses 
Heft  enthält  7  kleinere  Abhandlungen:  1.  Zur  Kenntniss  des  Mineral- 
stoffgehalles  der  Tanne.  2.  Zur  Kenntniss  des  Mineralstoffgehaltes  der 
Birke.  3.  Untersuchungen  über  den  Stickstoffgehalt  des  Holzes  und 
der  Streumaterialien  —  als  Beitrag  zur  Lösung  der  Stickstofffrage 
des  Waldes.  4.  Wanderung  des  Stickstoffs  und  der  Mineralbestand- 
theile  während  der  ersten  Entwicklung  der  Frühjahrstriebe,  5.  Unter- 
suchung erfrorenen  ßuchenlaubes.  6.  Das  Wasser  und  die  Kohlensäure 
in  ihrer  Einwirkung  auf  die  Mineralbestandtheile  der  Streumaterialien 
und  7.  Aschenanalysen  der  einzelnen  Waldstreusortimente.  Dieses 
Organ  sei  den  Betreffenden  bestens  empfohlen.  K. 

Conventz  Dr.  H.   Schlesische  Garteubau-,  forst-  und  laiidwirthschaft- 
liche  Ausstellung-  zu  Breslau  1878.  31  S.  8". 

Der  vorliegende  Originalbericht  erschien  ursprünglich  in  der 
„Schlesischen  Zeitung."  Der  Verf.  hat  sich  als  vortrefflicher  Bericht- 
erstalter bewährt,  er  verstand  es,  das  Wissenschaftliche  mit  dem  sty- 


168 

lisliscli  Vollendeten  in  Einklang  zu  bringen,  und  lieferte  eine  Leetüre, 
die  Jeden  vollauf  befriedigen  wird.  K. 

Jahrbuch  des  schlesischen  Forst-Yereines.  Breslau  1878,  V  und  469  S.  8". 
Enthält  ausser  zahlreichen  forstwissenschafllichen  Notizen  noch 
nachfolgende  Abhandlungen:  1.  Ueber  Anlegung  von  Waldwiesen  und 
deren  Ausschmückung  von  H.  v.  Salisch,  2.  Forstwissenschaftliche 
Reclame  von  Guse  und  3.  Ueber  Wildfütterung,  von  Josef  Graf  von 
Frankenberg-Ludwigsdorf.  Dieses  Jahrbuch  verdient  in  den  be- 
treffenden Kreisen  die  eingehendste  Beachtung.  K. 

Ritter  J.  R.,  Futterpflanzen  und  deren  beste  und  billigste  Aufbewahrung. 

Die  kaukasische  Comfrey   [Symphytum  asperrimum)    nach   dem  Englischen 
des  H.  Doubleday  und  Thomas  Christy  p.  Basel.  16  S.  8". 

Der  Verfasser  empfiehlt  den  Oekonomen  eine  neue  Futterpflanze, 
dooh  sprechen  dagegen  hervorragende  Fachblätter.  Erneuerte  Ver- 
suche werden  hoffentlich  diese  Angelegenheit  endgiltig  austragen. 

K. 


Correspondenz. 

Wien,  13.  April  1879. 
Auf  einer  Excursion,  welche  ich  im  September  v.  J.  in's  March- 
feld  unternahm,  machte  ich  einen  Fund,  der  in  algologischer  Hinsicht 
wohl  nicht  ohne  Interesse  sein  dürfte.  In  einer  Lache  am  Ostrande 
des  Dorfes  „Groissenbrunn"  fiel  mir  eine  Alge  von  lebhaft  grüner 
Färbung  auf,  die  sich  bei  näherer  Betrachtung  als  das  Hydrodictyon 
utriculatum  Roth,  erwies.  Somit  wäre  zu  den  bisherigen  nur  sehr 
wenig  zahlreichen  Standorten  dieser  in  Nieder-Oesterreich  so  seltenen 
Alge  ein  neuer  Zuwachs  gekommen ;  eine  andere  Frage  ist  es  freilich, 
ob  auch  das  Hydrodictyon  in  den  nächstfolgenden  Jahren  an  der  be- 
zeichneten Stelle  erscheinen  wird.  Schon  Rabenhorst  macht  in 
seiner  Kryptogamenflora  von  Sachsen  etc.  auf  das  höchst  inconstante 
Auftreten  dieser  Alge  aufmerksam ,  welche  in  manchen  Jahren  in 
ungeheurer  Menge  an  den  Standorten  erscheint,  dann  wieder  für 
viele  Jahre  theils  sehr  spärlich,  theils  gar  nicht  zu  finden  ist.  Auch 
in  dem  hier  betrachteten  Gebiete  scheint  sich  diese  Beobachtung  des 
erfahrenen  Algologen  wenigstens  in  Bezug  auf  das  Vorkommen  in 
Moosbrunn  und  im  Prater,  so  weit  ich  die  Verhältnisse  zu  untersuchen 
Gelegenheit  hatte,  wohl  zu  bewahrheiten;  ob  es  auch  mit  dem  Stand- 
orte bei  Groissenbrunn  sich  ebenso  verhält,  wird  die  weitere  Beobach- 
tung lehren.  Anton  Heimerl. 

Banjaluka,  am  22.  Februai*  1879. 
Am    31.  August    v.  J.    bezogen   wir   nach  zwei  ungemein  be- 
schwerlichen Tagesmärschen  von  Alt-Gradiska  aus  das  Bivouac  vor 


169 

Banjaluka.  Gegen  Ende  September  wurde  das  Regiment  in  Banjaluka 
selbst  untergebracht,  und  sitze  ich  nun  seitdem  wie  festgenagelt  hier, 
mit  der  Aussicht,  Bosnien  noch  lange  nicht,  wenigstens  nicht  im 
Jahre  1879,  verlassen  zu  können.  Ich  habe  im  September,  October 
und  November  auf  nur  sehr  beschränktem  Terrain  botanisirt  —  die 
damaligen  Verhältnisse  Hessen  es  nicht  gerathen  erscheinen,  sich 
von  der  Truppe  zu  entfernen.  Aber  selbst  das,  was  ich  auf  diesem 
engbegrenzten  Räume  fand,  zusammengenommen  mit  dem,  was  mir 
die  wenigen  Tage  des  Februar  bereits  geboten  haben,  dürfte  zu  dem 
Ausspruche  berechtigen,  dass  die  hiesige  Flora  eine  eigenartige,  von 
der  der  altösterreichischen  Provinzen  ganz  verschiedene  und  unge- 
mein reichhaltigo  ist.  Die  Bodenverhältnisse  überhaupt,  das  Klima, 
die  geringe  Bodencultur  —  alles  ist  hier  zu  Gunsten  des  Botanikers 
vereiniget.  Circa  2500—3000'  hohe  Berge  —  steil  aufgebaut,  mit 
nackten  Felsmassen,  prächtigem  Waldbestande,  Wiesenflächen,  Quellen, 
Bächen  etc.  schliessen  Banjaluka  von  drei  Seiten  ein.  Auf  der  einen 
Seite  stehen  die  letzten  Häuser  Banjaluka's  bereits  am  Fusse  der 
Bergkette.  Denken  Sie  sich  meine  Freude,  als  ich  im  verflossenen 
September  auf  einer  Wiese  Spiranthes  autumnalis  in  zahllosen  Exem- 
plaren erblickte.  Es  war  beim  Einrücken  auf  den  Lagerplatz  vor 
Banjaluka.  Von  da  an  bis  zum  Eintritte  der  Fiöste  —  Anfangs  De- 
cember  fand  ich  Folgendes:  Eryngium  amethystinum,  Kentrophyllum 
lanatum,  Oenanthe  peucedanifolia,  Lathyrus  satwus,  Gypsophila  mu- 
ralis,  Malta  Alcea,  Potentilla  micrantha,  Verbascnm  ßoccosum,  üi- 
biscus  ternatus,  Abutilon  Aricennae,  Hex  aquifolium,  Ruscus  aculea- 
tus  und  Hypoglossum  etc.  Am  Weihnachtstage  machte  ich,  nachdem 
längere  Zeit  schon  Thauwetter  war,  meinen  ersten  grösseren  Ausflug 
ins  Gebirge.  Meine  Ausbeute  war  diessmal:  üelleborus  odorus,  Sco- 
lopendrium  officinarum,  Grammitis  Ceterach  und  Adiantum  Capillus 
Veneris.  Von  da  an  bis  vor  etwa  8  Tagen  lag  wieder  fusshoher 
Schnee.  Jetzt  scheint  es  aber  wirklich  Frühling  werden  zu  wollen, 
und  bin  ich  bereits  dreimal  schon  im  Gebirge  gewesen,  wobei  ich 
Eranthis  hiema/is  (an  einer  Stelle  in  grosser  Menge)  fand.  Ich  beab- 
sichtige eine  Aufzählung  der  von  mir  beobachteten  Pflanzen  der  hie- 
sigen Gegend  zu  verfassen  und  werde  ich  unter  Mitwirkung  mehrerer 
Officiere  auch  gewisse  andere  für  den  Botaniker  interessante  Notizen 
(Gebirgsformalion,  Bodenverhältnisse,  Höhenbestimmungen),  ferner 
eine  Karte  der  Umgebung  von  Banjaluka  zu  geben  in  der  Lage  sein. 
Selbstverständlich  kann  ich  diess  alles  erst  zusammenstellen,  wenn 
ich  einmal  wieder  in  einer  Friedens-Garnison  mich  befinde.  Ein 
„Civil-Botaniker"  dürfte  nach  meiner  Ansicht  noch  lange  Bosnien  zu 
durchforschen  nicht  in  die  Lage  kommen.  Die  Gebirgswälder  mit 
ihren  düsteren  Schluchten  wird  man  noch  lange  nicht  durchstreifen 
können,  ohne  unheimliche  Begegnungen  zu  riskiren.        Hofmann. 

Sz.  Gothärd  in  Siebenbürgen,  am  8.  April  1879. 
Aus  der  Türkei  und  aus  Unter-Italien  schleppte  ich  auf  meinen 
Reisen  auch  Erdproben  von  verschiedenen  mir  ihrer  Lage,  sowie  auch 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  1879.  5.  Heft.  13 


170 

der  Configuration  nach  aufgefallenen  Plätzen  zusammen,  die,  obzwar 
manchmal  wegen  später  Jahreszeit  aller  Vegetation  beraubt,  mir  doch 
interessante  Sachen  zu  bergen  schienen,  und  dann  von  mir  hieher  in 
meinen  Garten  versetzt  wurden.  —  So  kommt  noch  immer  hie  und 
da  daraus  etwas  zum  Vorschein,  was  ich  noch  nie  lebend  gesehen 
habe.  Dies  war  z.  B.  vor  Kurzem  mit  einer  Gagea  der  Fall,  die  aus 
dem  Belgrader  Wald,  oberhalb  Bujukdere  am  Bosporus  stammt  und 
die  ich  mit  Knollen  meines  Colchicum  turcicum  mitbrachte;  —  sie 
ist  offenbar  Gagea  amhlyopefala  B.  et  H.  Dabei  machte  ich  die  in- 
teressante Bemerkung,  dass  zwischen  dieser  Art  und  der  sicilianischen 
Gagea  chrysantha  R.  et  Seh.  nicht  der  geringste  Unterschied  existirt. 
Ueberhaupt  macht  mir  mein  kleiner  botanischer  Garten  viele  Freude. 
In  so  einem  botanischen  Garten  lernt  man  die  infalliblen  Unterschiede 
der  Species  kennen.  Ich  cultivire  viele  Arten  unter  viererlei  Ver- 
hältnissen, nämlich  in  unserem  fettesten  tschermosen  Boden,  sowohl 
bis  zur  Erträglichkeit  feucht  gehalten,  als  ebenso  trocken,  dann  wieder 
dergleichen  in  magerem  Lehmboden.  In  meinem  Garten  haben  sich 
rpelirere  Centaureen-Bastarte  gebildet,  so  Centaurea  spinuloso-orien- 
talis  und  C.  stereophyUo-orientalis,  doch  darüber  ein  andermal,  wenn 
ich  überhaupt  noch  einige  andere  interessante  Äa/üm-Bastarte  er- 
wähnen werde,  die  ich  seit  ein  paar  Jahren  hier  im  Freien  entdeckte, 
die  aber  als  Unicas  weiter  keine  besondere  Rolle  spielen.  Am  inter- 
essantesten ist  wohl  der  Bastart  zwischen  Salma  Baumgartenii  und 
S.  verticillata,  nach  dem  ich  schon  viele  Jahre  fahnde,  da  diese  beiden 
Arten  stets  mitsammen  vorkommen.  Ich  habe  er,«t  vorigen  October 
dieses  Produkt  angetroffen.  Sehr  gespannt  bin  ich  auf  Cachrys  alpina 
M.  B.,  die  ich  1872  ganz  reif  in  der  Dobrudscha  sammelte,  1873  aus- 
säete  und  die  nun  heuer  zum  erstenmal  blühen  wird;  ebenso  wie  mit 
Paeonia  decora  And.  der  Fall  ist.  Janka. 


Botanischer  Tauschvereiu  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Lodny  mit  Pflanzen 
aus  Sachsen.  —  Von  Herrn  Steinitz  mit  Pflanzen  aus  Ungarn. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Matz,  Kren- 
berger,  Dr.  Kornhuber,  Fleischer. 

Vorräthig:  (B.)  =  Böhmen,  (I.)  =  Istrien,  (Kr.)  =  Krain, 
(M.)  =  Mähren,  (NOe.)  =  Niederösterreich,  (OOe.)  =  Oberöster- 
reich, (P.)  =  Polen,  (S.)  =  Salzburg,  (Sb.)  =  Siebenbürgen,  (Schi.) 
=  Schlesien,  (Schw.)  =  Schweden,  (Schz.)  =  Schweiz,  (T.)  =  Tirol, 
(Th.)  =  Thüringen,  (U.)  ==  Ungarn. 

Populus  tremula  (M.,  NOe.),  Portulacca  oleracea  (OOe.),  Pota- 
mogefon  coloratus  (NOe.),  crispus  (NOe.,   OOe.,  Schi.,  U.),  graminevs 


171 

(Schz.),  lucens  (Uj,  nafans  (Schi.),  obfnsifolius  (Schi.),  perfoliatvs 
(NOe.,  U.),  polygonifolivs  (Tli.),  pusilhis  (Schi.  U.),  Potentilla  orgen- 
tea  (OOe.,  Schi.),  anrea  (T.),  canescens  (B.,  Schi.),  caulescens  (NOe.), 
cinerea  (P.),  Fragariastrum  (OOe.,  Sclil.,  T.),  inctinata  (NOe.),  nor- 
vegica (?.),  opaca  (U.),  petiolulata  (Schz.),  pilosa  (U.),  recta  (U.), 
svpina  (B.),  vei'na  (NOe.,  OOe.,  U.),  Poterium  Sanguisorba  (OOe., 
U.),  Primula  Auricula  (OOe.),  carniolica  (Kr.),  Clusiana  (NOe.), 
elatior  (OOe.,  Schi.),  farinosa  (NOe.,  T.),  glutinosa  (T),  minima  (NOe., 
T.,  Riesengebirge),  officinalis  (NOe.,  P.,  U.),  variahilis  (NOe.),  Pru- 
nella  alba  (NOe.,  ü.),  grandiflora  (OOe.,  P.),  intermedia  (U.),  Pru- 
nus Cerasus  (OOe.),  Chamaecerasus  (M.),  insititia  (NOe.),  Padus 
(M.,  OOe.,  U.),  Pulicaria  vulgaris  (NOe.,  Schi.),  Pulmonaria  mollis 
(U.),  officinalis  (M.,  NOe.,  00.),  Pyrola  chlorantha  (Bayreuth),  minor 
(P.),  secunda  (P.,  Schi.,  T.,  U),  uniflora  (Berlin),  Pyrus  communis 
(OOe.),  Quercus  pubescens  (NOe.),  sessiliflora  (NOe.),  Radiola  linoi- 
des  (Schi.,  Schw.,  Berlin),  Ranunculus  acris  (M.,  OOe.),  alpeslris 
(NOe.),  anemonoides  (OOe.),  aquatilis  (Schi.),  aquat.  v.  submersus 
(Schi.),  carinthiacus  (U.),  carpaticus  (U),  divaricafus  (M.),  Flam- 
mula  (OOe.),  fluitans  (B.,  M.),  glncialis  (S.),  gracilis  (Schz.),  illyricus 
(NOe.,  U.),  Lingua  (NOe.,  U.),  montanus  (S.,  T.),  paucistamineus 
(T.,  Th.),  Philonotis  (OOe.,  P.),  polyanthemos  (NOe.),  pseudobulbosus 
(Sl).),  pygmaeus  (T.),  reptans  (Pommern),  Hapistrum  rugosum  (Schz.), 
Reseda  inodora  (U.),  lutea  (M.,  NOe.),  luleola  (M.),  Pkyteuma  (U.), 
Rhamnus  Alaternus  (1.),  catharticus  (OOe.,  U.),  Frangula  (M.),  sa- 
xatilis  (NOe.,  T.),  Rhinanthus  major  (P.,  U.),  minor  fP.),  Rhododen- 
dron Chamaeristus  (NOe.,  S.),  ferrugineum  (T.),  hirsutum  (OOe.), 
Rhus  Cotinus  (U.). 

Obige    Pflanzen    können    nach    beliebiger  Auswahl    im   Tausche 
oder  kauflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 


Inserate. 

Im  Verlage  von  H.  Haessel  in  Leipzig-  ist  erschienen: 

Mediciniscli-pharinaceutisclie  Botanik 

zugleich  als 

Handbuch  der  sysleßialischeii  Bolanik  für  Botaniker,  Aerzte  und  Apotheker, 

bearbeitet  von 

Dr.  Chr.  Liierssen, 

Docenten  der  Botanik  an  der  Universität  Leipzig. 

I.    Band.    Kryptog-amen. 

Mit  zahlreichen  Abbildungen  auf  181  Holzstöcken, 
gr.  8.  XII.  und  657  S.  1879.  Preis  16  Mark. 

13  * 


172 

Im  Verlage  von  Philipp  Cohen  in  Hannover  ist  soeben  erschienen ; 

Deutsche  Excursions-Flora. 

Die  Pflanzen  des  deutschen  Reichs  und  Deutsch -Oesterreichs 
nördlich  der  Alpen 

mit  Einschliass  der  Nutsshölzer  ixnd  Zierpflanzen 

tabellarisch  und  geographisch  bearbeitet 

von 

Carl  F.  W.  Jessen, 

Dr.  med.  et  phil.,   Prof.  der  Botanik. 

50  Bogen  Taschenformat.  Geh.  fl.  5.70,  geb.  fl.  6-45. 

Mit  34  Holzschnitten    (320   verschiedene    Zeichnungen   enthaltend,    geschnitten 

von  Ad.  Closs,  in  Stuttgart)  und  pflanzengeographischen  Kärtchen. 

Diese  Flora  umfasst  ganz  Deutschland  und  Deutsch-Oesterreich  nördlich  des 
Alpenkammes,  behandelt  alle  bei  uns  vorkommenden  Pflanzen,  einschliesslich 
der  Nutzpflanzen,  und  ist  hervorgegangen  aus  langjähriger  Praxis.  Ihr  Zweck  ist, 
die  Pflanzen  zur  Blüthezeit  leicht  und  sicher  erkennen  zu  lehren.  Sie  enthält  u.  A. 
zum  ersten  Male  specielle  geogr.  Pflaiizenangaben  auf  Grundlage  der  Localfloren 
(welche  hierdurch  mehr  oder  weniger  entbehrlich  werden).  Die  Familien,  Gattungen, 
Arten  und  Abarten  sind  Jabellarlsch  in  kurz  umschriebenen  Uebersichten  zusammen- 
gestellt, so  dass  sie  auch  auf  E.vcursionen  rasch  überblickt  und  dem  Gedächtnisse 
eingeprägt  werden  können.  Den  schwierigen  Familien  sind  Holzschnitte  nach 
Zeichnungen  des  Verfassers  beigegeben,  welche  sich  durch  giösstiuögliche  Ge- 
nauigkeit und  Sauberkeit  auszeichnen. 

Es  ist  ferner  jeder  seltenen  Art  ein  Kärtchen  von  Deutschland  vorgedruckt, 
auf  dem  jede  einzelne  Provinz,  in  der  diese  Art  vorkommt,  durch  einen  Punkt 
bezeichnet  ist. 

Durch  sorgfältige  Zusammenstellung  der  Standorte  in  jeder  Provinz  ist  ferner 
für  Pflanzengeographen  und  Sammler  eine  bisher  noch  nirgends  versuchte  Special- 
übersicht angestrebt. 

Für  Ostdeutschland  sind  die  polnischen  Namen,  für  die  neuen  Reichslande 
die  französischen  Gattungs-  und  Artnanien,  für  die  deutschen  Namen  sind  die  ältesten, 
gebräuchlichsten  gewählt. 

Am  Schlüsse  folgt  ein  ausführliches  Register  der  deutschen  und  lateinischen 
Pflanzennamen,  sowie  der  Apothekerpflanzen.  Das  Buch  ist  vermöge  seines  Formals 
auch  speciell  für  botanische  Ausflüge  berechnet. 

Ein  Herbarium 

wird  zu  verkaufen  gesucht.  Dasselbe  enthält  5—  6000  Species.  Die 
Pllanzen  sind  grösstentheils  in  Mähren,  Tyrol  und  Croalien  gesammelt, 
.ledoch  befinden  sich  auch  darunter  viele  Tauschpflanzen  aus  anderen 
Landern,  namentlich  Deutschlands,  der  Schweiz  und  Frankreich.  Die 
einzelnen  Species  sind  meist  in  vielen  Exemplaren  und  an  vielen 
Standorten  aufgelegt.  Das  Herbarium  zählt  45  Fascikel,  44  davon 
enthalten  Phanerogamen,  1  Gefäss-Kryplogamen.  Anfragen  sind  zu 
stellen  an  die  österreichische  botanische  Zeitschrift  in  Wien. 


Keilacteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofltz.  —  Verlag  vod  C.  Oerold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  XTeberreuter'scheD  Bucbdruckerei  (Bf.  Salzer). 


Ocsterreichische 

Botanisclie  Zeitschrift 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

Die  flsterreicbiscbc  Exemplare 

botanische    Zeltgchrllt       -     RAfnniL     niiil  RAfonSLai*              die  frei  durch  die  Post  be- 

erscheint                            OUlrtUlü     UUU  UUldUlUt;!)             zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  bios  bei  der  Reduktloa 

Manj^raDümeria^^auf^seibe  ^^^^^^^^  MmoMü,  Forstuiäimer,  AeFzte,  ^'^  ^■■^^;^^:^: " 

(16  M.  Mark.')                                                                              .  Im  Wege  des 

ganzjährig,  oder  mit  Annlliplpr    lind    TAclinilor  Buchhandels  übernimmt 

*  a.  a.W.  CS' H.Mark)  npUlUGKCl     UUU     ICIUUIUU.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  Gerold'»  Sohn 

Inserate  _  in  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  ff         ß  sowie  alle  übrigen 

15  kr.  Ost.  W.  A^  "=     ^  •  Buchhandlungen. 


XXIX.  Jahrgang.  WM.  Juni  18^9. 

INHAXaT:  Roripa  Borbasü.  Von  Menyhärth.  —  Zur  Geschichte  der  Pflanzenwanderung.  Von 
Dr.  Kern  er.  —  Ueber  Epilobien.  Von  Dr.  Borhäs.  —  Novae  Quercuum  formae.  Von  Vukoti- 
novic.  —  Zusammenlehen  von  Moos  und  Flechte.  Von  Zukal.  —  Mykologisches.  Von  Schulz  er. 
Botanisches  aus  Kämthen.  Von  Solla.  —  Literaturberichte.  —  Correspondenz.  Von  Holuby. 
Dr.  Horb  äs.  —  Personalnotizen.  —  Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen.  —  Botanischer  Tausch- 
verein. —  Inserate. 

Roripa  Borbasü  n.  sp. 

(Ä.  anriculataMeiiYh.,  Kalocsavidekeneknovenytenyeszete, 

non  DG. 

Von  L.  Menyhärth  S.  J. 

Radieibus  longe  lateque  repentibus,  validissimis;  —  caulibus 
fislulosis,  apice  virgato-ramosissiniis;  foliis  oblongo-lanceolalis,  ser- 
rato-dentatis,  basin  versus  parum  anguslioribus,  auriculis  dilatatis, 
semiamplexicaulibus,  —  supremis  exaurieulatis,  infimis  (iisque  ad 
medium  caulis)  immersis,  serratis  vel  pectinato-pinnatifidis.  —  Peduii- 
culis  elongalis,  pedicellis  patenlibus,  densis;  —  siliculis  subglobüsis, 
stylo  subbrevioribus.   —  Herba  glaberrima. 

Proxiina  Roripae  hungaricae  Borbäs  (Math,  s  termeszett.  köz- 
lem.  XV.  6.  p.  53),  quae  tarnen  indumento,  foliorum  formal,  sili- 
culis minus  globusis,  stylo  breviori,  pedicellis  divaricatis  etc.  omnino 
distinguitur. 


*)  „Foliis  inferioribus  lyratis,  aut  ovato-oblongis,  oblongisque,  in  petiolum 
longutn  (lamina  tarnen  2 — 3  breviorera)  contraclis,  niediis  oblongis  aut  oblongo- 
lanceolalis,  basin  versus  longiuscule  angustatis  integerrimis.  crebre  dentatis,  apice 
obtusiusculis."  Borbäs  in  litt.  1879,  29,  4. 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  6.  Heft.  1879.  14 


174 

Nostra  igitur  planta  magis  ad  R.  amtriacam  quam  ad  R.  am- 
phibiam  loto  liabitu  accodere  vidotur,  ila  tarnen  in  medio  conslituilur 
inter  ulramque,  ut  impossibile  sit  alterulri  eam  accensere. 

R.  neogrddiensis  Borb,  I.  c,  quae  etiam  R.  austriacaXam- 
phibia  esse  perliihelur,  adhuc  niagis  difFert  ut  ibidem  cont'erri  potest. 

Ich  habe  diese  Pflanze  mit  einem  wohlbegründeten  und  nicht 
verheimlichten  Zweifel  in  „Kalocsa  vid.  novenyt."  p.  39  als  R.  auri- 
culata  (DC.  als  var.)  (R.  ämphibiayc austriaca)  aufgeführt.  Roripa 
auriculata  (DC.)  ist  aber  eine  andere  bei  Reichenbach  Ic.  4363 
abgebildete  Pflanze,  wofür  auch  die  Deutung  Koch's  und  anderer 
Botaniker  und  die  heutigen  Bestimmungen  sprechen. 

Mil  der  nolhwendig  gewordenen  Benennung  dieser  Pflanze  hätte 
ich  mich  jedocli  gar  ni(;ht  beeilt,  wenn  mich  das  besondere  Interesse, 
das  man  gegenwärtig  den  ungarischen  Roripa-Av\en  schenkt,  nicht 
aufgefordert  hätte,  auf  dieses  wichtige  Glied  in  der  Roripa  austriaca- 
atnphibia- Gruppe  die  verdiente  Aufmerksamkeit  zu  lenken.  —  Aus 
diesem  Grunde  nahm  ich  die  Aufforderung  Dr.  Borb  äs',  ihm  diese 
und  R.  Kerneri  zuzuschicken,  mit  Freude  an,  machte  ihn  aber  auf- 
merksam, dass  ich  diese  Pflanze  für  eine  neue  Art  halte.  Dr.  Bor- 
bäs  bemerkte  nun,  es  könnte  meine  Pflanze  sowohl  napifolia,  wegen 
der  in  vieler  Hinsicht  der  Brassica  Napus  ähnlichen  Blätter,  als 
glaucescens  oder  virgata  recht  bezeichnend  genannt  werden;  —  ich 
zog  es  aber  vor,  diese  Novität  zu  Ehren  meines  viel  verdienten 
Freundes  R.  Borbäsii  zu  benennen;  umsomehr,  weil  er  zuerst  mich 
veranlasste,  die  Pflanze  nochmals  zu  untersuchen,  und  weil  er  unter 
Anderem  eine  genau  vergleichende  Beschreibung  von  dieser  und  R. 
hungarica  mir  giiligst  zuschickte. 

Dr.  Borb  äs  schickte  mir  auch  eine  sehr  ähnliche,  vielleicht 
hieher  gehörige  Pflanze,  welche  er  bei  Promontor  in  der  Nähe  von 
Budapest  sammelte;  allein  in  Ermangelung  mehrerer  charakteristischer 
Theile  kann  ich  mir  kein  sicheres  Urtheil  bilden,  wenn  auch  die  fast 
kugeligen  Früchte  und  die  charakteristische  Inflorescenz  auf  R.  Bor- 
bäsii hinweisen. 

Innsbruck,  am  7.  Mai  1879. 


Beiträg^e 

zur 

Geschichte  der  Pflanzenwanderungen'). 

Von  A.  Kerner  in  Innsbruck. 

Der  Entwicklungsgang  der  Forschung  im  Bereiche  der  natur- 
wissenschaftlichen Disciplinen  ist  der  Wanderung  in  einem  unbekannten 
Gebirgslande  vergleichbar.  Die  ersten  Stufen  des  Berglandes  werden 


Aus  R.  Fleischer's  ,.Deutsche  Revue"  II.  7. 


175 

erreicht,  ohne  dass  man  sich  eines  Zieles  schon  klar  bewusst  ist 
und  ohne  dass  man  den  Zusammenhang  der  einzelnen  Riickeii  und 
Kämme  des  Gebirges  zu  ahnen  vermöchte.  Eine  Folge  von  weiteren 
Stufen  wird  überwunden  und  eine  Bergluippe  wird  erstiegen,  von  der 
aus  sich  ein  Ueberblick  über  einen  Theil  des  durchwanderten  Gebirges 
darbietet;  zugleich  kommt  aber  jetzt  auch  eine  neue  kühn  geformte 
ßergspitze  in  Sicht,  welche  die  Aufmerksamlveit  auf  sich  zieht  und 
als  neues  anzustrebendes  Ziel  zun»  Besuche  einladet.  Noch  ist  dieses 
Ziel  vielleicht  nicht  in  allen  seinen  Umiissen  und  mit  aller  Scharfe 
erkennbar;  Nebelstreifen  verdecken  einzelne  Theile,  manche  ver- 
schwommene Contonren  müssen  noch  durch  Combinalion  ergänzt 
werden  und  es  ist  möglich,  dass  bei  dieser  Ergänzung  die  eine  oder 
die  andere  Linie  unrichtig  gezogen  wird.  Manclier  hält  vielleicht  die 
ganze  Bergspitze  nur  für  ein  Nebelgebilde,  für  ein  unerreichbares 
Phantom,  Andere  meinen,  das  Eridimmen  der  aufragenden  sclnoil'en 
Wände  sei  ein  waghalsiges  Unternehmen,  suchen  vor  dem  schwindeln- 
den Wege  warnend  zurückzuhalten  und  rathen,  sich  mit  dem  Erreichten 
zu  begnügen.  Wieder  Andere  aber  lassen  das  lockende  Ziel  nicht 
aus  den  Augen  und  suchen  sich  unverdrossen  —  wenn  auch  viellei(;ht 
langsam  und  aufweiten  mühsamen  Umwegen  —  demselben  zu  näliern, 
weil  sie  von  der  Zuversicht  getragen  sind,  dass  sich  von  der  endlich 
einmal  erreichten  Spitze  des  Berges  nicht  nur  ein  weiter  Ausblick 
auf  das  durchwanderte  Gelände,  sondern  auch  eine  Einsicht  in  den 
Zusammenhang  aller  einzelnen  Rücken  und  Kämme  des  ganzen  Ge- 
birgssystems  wird  gewinnen  lassen. 

Wer  die  über  die  Verbreitung  pflanzlicher  Organismen  ange- 
stellten Forschungen  von  ihren  ersten  Anfangen  bis  auf  den  heutigen 
Tag  verfolgt,  wird  gestehen  müssen,  dass  dieselben  genau  den  hier 
skizzirten  Entwicklungsgang  durchgemacht  haben. 

Bis  zum  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  waren  die  Verhältnisse 
der  Verbreitung  der  Pflanzen  nur  nebenbei  beachtet,  und  was  beobachtet 
wurde,  ward  regellos  aufgehduft.  Als  sich  endlich  in  den  ersten 
Decennien  unseres  Jahrhunderts  die  Aufmerksamkeit  der  Botanilvcr 
und  Geographen  diesen  aufgespeicherten  Erfahrungen  zuwendete,  als 
man  anfing,  die  beobachteten  örtlichen  Erscheinungen  unter  allgemeine 
Gesichtspunkte  zu  bringen,  und  als  auf  diese  Weise  eine  besondere 
Disciplin  erwuchs,  war  der  Rahmen  der  Forschung  noch  immer  ein 
eng  geschlossener.  Die  Aufgabe,  welche  sich  die  neue  Disciplin  stellte, 
war  am  bündigsten  durcli  den  Titel  jener  kleinen  Schrift,  die  A.  v. 
Humboldt  im  Jahre  1817  in  Paris  publicirte,  „De  Distril)ntione  geo- 
graphica plantarum  secundum  coeli  temperiem  et  altitudinem  montium" 
gekennzeichnet.  Man  suchte  die  Grenzen  der  Verbreitungsbezirke 
sowohl  einzelner  Pflanzenarten,  als  auch  die  Grenzlinien  der  natür- 
lichen, durch  das  Vorkommen  bestimmter  Typen  charaklerisirten 
Floren,  die  statistischen  Verhältnisse  dieser  Floren,  die  Vertheilung 
der  Vegetation  in  ihren  Beziehungen  zu  Boden  und  Klima ,  die  An- 
ordnung der  Gewächse  zu  Bestanden,  den  physiognomischen  Ausdruck 
dieser  Pflanzenbestände  und  den  landschaftlichen  Charakter,  der  durch 

14* 


176 

(las  Vorwalten  solcher  zu  Beständen  vereinigten  Arten  bedingt  wird, 
festzustellen.  Das  Ziel  war  also  eine  Uebersidit  der  Vegetation  nach 
ihrer  räiiirilichen  Anordnung,  die  so  entstandene  Disciplin  ein  Zweig 
der  physischen  Erdkunde  und  der  für  dieselbe  geschaffene  Name 
Pllanzengeographie  nicht  gerade  unglücklich  gewählt. 

Wie  sich  aber  bei  dem  Anblicke  der  nationalen  und  politischen 
Grenzen  der  Länder  eines  Erdtheiles  der  Wissbegierde  die  Frage 
aufdrängt,  wie  diese  Grenzen  sich  herausgebildet  haben,  ebenso  machte 
sich  alsbald,  nachdem  man  kaum  in  den  allgemeinsten  Zügen  die 
Vertheilung  und  Anordnung  der  Gewächse  im  Räume  festgestellt 
hatte,  das  Bedürfniss  geltend,  zu  erklären,  wie  diese  Vertheilung 
und  Anordnung  zu  Stande  gekommen,  wie  die  Grenzen  der  einzelnen 
Arten  sowohl  als  auch  die  Grenzen  der  Pflanzengesellschaften  und 
der  Florenreiche  entstanden  sind.  —  Dass  die  Individuen,  welche  zu 
einer  Pflanzenart  gehören,  nicht  alle  an  jenen  Punkten  entstanden 
sind,  an  welchen  sie  dermalen  angetroffen  werden,  kann  wohl  als 
eben  so  selbstverständlich  angesehen  werden,  als  dass  das  gegen- 
wärtige Vorkommen  von  den  Wanderungen  und  Ansiedlungen,  welche 
die  Art  ausgeführt  hat,  von  den  Schranken  und  Hemmnissen,  die 
sich  ihrer  Ausbreitung  entgegenstellten  und  von  den  Einflüssen, 
welche  zu  verschiedenen  Zeiten  eine  theilweise  Vernichtung  der 
Individuen  zur  Folge  hatten,  bedingt  ist.  —  Wo,  wann  und  wie  sind 
aber  die  Pflanzenarten  in  ihrer  gegenwärtigen  Gestalt  entstanden, 
wo  haben  sich  insbesondere  jene  Formen  herausgebildet,  welche  die 
charakteristischen  Elemimte  einer  Flora  bilden.  Wie  und  wann  haben 
sich  diese  Arten  von  den  Orten  ihres  Entstehens  ausgebreitet,  um 
überall  dahin  zu  gelangen,  wo  wir  sie  derzeit  finden;  welche  Pflanzen 
sind  stellenweise  oder  ganz  aus  ihren  einstmals  eingenommenen 
Wohnorten  verdrängt  worden;  haben  alle  Pflanzenarten  ihre  Wande- 
rungen abgeschlossen;  sind  die  Grenzlinien  aller  Florenreiche,  welche 
wir  gegenwärtig  verzeichnen,  unveränderlich  und  unverrückbar  oder 
finden  auch  jetzt  noch  Wanderungen  der  Pflanzenarten,  Verschiebungen 
der  Florengrenzen  statt? 

Indem  wir  diese  Fragen  aufwerfen  und  zu  beantworten  suchen, 
sind  wir  aber  über  den  Ralimen  der  Pflanzengeographie  herausgetreten 
und  sind  auf  das  Feld  der  Pflanzengeschichte  gelangt,  auf  das 
Feld  einer  Disciplin,  welche  sich  zwar  zunächst  auf  die  Pflanzen- 
geographie als  wichtige  Grundlage  stützen  muss,  deren  Probleme  aber 
nimmermehr  als  Probleme  der  ihrer  Natur  nach  in  die  Reihe  der 
descriptiven  Wissenschaften  einzuordnenden  Pflanzengeographie  gelten 
können. 

Ich  habe  an  anderer  Stelle  in  einer  gedrängten  Uebersicht  der 
Geschichte  der  Botanik  darauf  hingewiesen*),  dass  bei  den  Bestrebungen 
auf  dem  Felde  der  descriptiven  Pflanzenkunde  vorzüglich  Italiener 
und   Franzosen   die  Führung  übernommen    hatten,    dass   die  späteren 


')  Die  botanischen  Gürten,  ihre  Aufgabe  in  der  Vergangenheit,  Gegenwart 
und  Zukunft.    Innsbruck,   Wagner'sche  Üniversiläts-Buchhandlung  (1874),  S.  13. 


177 

Erfolge  der  Morphologie  und  Pflanzenphysiologie  in  erster  Linie  als 
ein  Ergebniss  deutschen  Fleisses  anzusehen  sind  und  dass  es  den 
Engländern  vorbehalten  war,  eine  neue  hochwichtige  Frage,  welclie 
jetzt  die  ganze  wissenschaftliche  Welt  bewegt,  nämlich  die  Geschichte 
der  pflanzlichen  Organismen  und  üherhaupl  die  Geschichte  der  orga- 
nischen Welt  mit  Erfolg  an  die  Tagesordnung  gebracht  zu  haben.  — 
Dass  neben  den  Resultaten,  welche  wir  der  Paläontologie 
danken,  ins  besonders  auch  die  Ergebnisse  pflanzen  geogra- 
phischer Forschung  als  wichtige  Bausteine  für  die  Geschichte 
der  PflanzenweJt  benützt  werden  können,  wurde  eben  auch 
zuerst  von  dem  Engländer  Forbes*)  ausgesprochen.  Gestützt  auf 
die  in  Grosshritannien  und  den  zunächst  liegenden  Gebinden  beob- 
achtete Verbreitung  der  Gewächse,  entwarf  derselbe  ein  Bild  der 
Wandlungen,  welche  die  Vegetationsdecke  des  grossbrilannischen 
Inselreiches  im  Laufe  der  Zeiten  erfahren.  Das  grösste  Gewicht  wird 
hierbei  auf  solche  Pflanzenarien  gelegt,  die  nicht  über  ein  einheitliches 
Areal  ausgebreitet  erscheinen,  sondern  zwei,  drei,  viele  oft  weit  von 
einander  entfernte  Areale  bewohnen,  auf  Pflanzen,  die  gegenwärtig 
auf  zwei  entfernten  Eilanden,  auf  zwei  durch  hohe  Gebirgszüge  gt;- 
schiedenen  Flachländern  oder  auf  den  durch  weite  Niederungen  ge- 
trennten Hochgebirgen,  also  beispielsweise  gleichzeitig  in  Portugal 
und  an  der  Westküste  Irlands,  auf  der  Sierra  Nevada  und  den  Abruzzen, 
auf  den  Pyrenäen  und  den  Ostlichen  Karpaten,  den  ostlichen  Alpen 
und  dem  Altai,  auf  dem  Himalaja  und  den  ciicumpolaren  Gestaden 
und  Inseln  angetroffen  werden,  ohne  doch  auf  den  zwischen  diesen 
entfernten  Punkten  sich  breitenden  Geländen  vorzukommen.  Forbes 
glaubt,  dass  die  Wanderungen  der  Pflanzen  nur  schrittweise  stattfinden 
können,  hält  es  für  unmöglich,  dass  durch  gegenwärtig  thätige  und 
unter  unseren  Augen  die  Verbreitung  der  Pflanzen  vermittelnde  Kräfte 
die  Keime  aller  dieser  Arten  auf  so  weit  von  einander  entlegene 
Punkte  gebracht  werden  konnten,  und  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass 
diese  zerstückten  Pflanzenareale  Bruchstücke  früher  zusammenhängen- 
der Florenreiche  seien.  Dieses  Zerbröckeln  eines  Florenreiches  ist 
aber  entweder  durch  Senkung  weiter  Länderstrecken  und  theilweise 
Ueberfluthung  vom  Meere  oder  durch  klimatische  Veränderungen  und  ein 
dadurch  bedingtes  Vordrängen  und  Einbürgern  einer  benachbarten, 
den  neuen  Verhältnissen  besser  angepassten  Flora  veranlasst  worden. 
Ein  Theil  der  früheren  Vegetation  erliegt  der  Ungunst  der  neuen 
Verhältnisse  und  wird  durch  die  eingedrungenen  dem  neuen  Klima 
angepassten  Ansiedler  gänzlich  unterdrückt  und  ersetzt,  ein  anderer 
Theil  der  alten  Flora,  welcher  durch  die  neuen  äusseren  Verhältnisse 
in  seiner  Existenz  nicht  bedroht  ist,  verbleibt  auf  dem  Schauplatz 
und  wird  zu  einem  Gemengtheil  der  neuen  sich  herausbildenden  Flora, 
und  ein  dritter  Theil  der  ehemaligen  Vegetation  erhält  sich  zwar 
auch,    aber  nur  unter   besonderen    Bedingungen   an   einigen   günstig 


')  Report   of  Ihe  meeliiig  of  Ihe  British  associaliori  held  at  Cambridge  in 
Ann.  nat.  bist.  16.  p.  126, 


178 

gelegenen  Stellen,  die  jetzt  wie  Enclaven  in  dem  neuen  Florenreiche 
erscheinen  und  gewissermassen  Bruchslüjke  der  einstigen  Flora  dar- 
stellen. —  Die  gegenwärtigen  Floren  sind  demnach  nicht  besondere 
Schöpfungen,  sondern  sind  aus  früheren  Floren  hervorgegangen  und 
die  zeitlicli  aufeinander  folgenden  Florenreiche  stehen  in  einem  ge- 
netischen Zusammenhange. 

Dies  im  Wesentliclien  der  Gedankengang,  welchen  Forbes  bei 
seinen  Forschungen  einiiielt.  Dass  er  bei  der  Anwendung  seiner 
leitenden  Ideen  auf  ein  kleines  Gebiet,  bei  der  Schilderung  der  Vor- 
änderungen, welche  die  Flora  des  britischen  Inselreiches  im  Laufe 
der  Zeiten  erfahren  hat,  mitunter  auf  Irrwege  gerieth,  dass  manche 
Linien  im  Gemälde,  das  er  zu  entwerfen  versuchte,  verschwommen, 
unsicher  und  einzelne  sogar  unrichtig  sind,  wird  Niemand  in  Abrede 
stellen,  aber  unberechtigt  ist  es,  die  Forschungen  von  Forbes  ein 
Spiel  mit  Hypothesen  und  ein  Einschmuggeln  trügerischer  Bilder  der  Phan- 
tasie an  Stelle  von  Thatsachen  zu  nennen.  Die  Tliatsachen  waren  Forbes 
von  der  Pflanzengeographie  segeben,  und  indem  er  sie  zu  einer  Ge- 
schichte der  Pflanzenwelt  verwerthete,  indem  er  sie  combinirte  und 
in  Einklang  zu  bringen  suchte,  handelte  er  wie  jeder  Geschichtschreiber. 
Der  Historiker  hat  den  Vorgängen  vergangener  Zeiten,  die  er  schildert, 
nur  selten  beigewohnt  und  sie  nicht  mit  eigenen  Augen  gesehen, 
er  schildert  sie  eben  nur  auf  Grund  der  vorliegenden  Blätter,  seien 
es  die  vergilbten  Blätter  alter  Codices  und  Pergamente,  oder  die 
braunen  fossilen  Blätter  in  den  Kohlenschiefern  oder  die  grünen 
Blätter  der  lebendigen  Pflanzenwelt.  —  Der  Vorwurf  einer  absicht- 
lichen Fälschung  der  Thatsachen  zum  Belmfo  des  Aufputzes  einer 
blendenden  Hypothese  kann  Forbes  nicht  gemacht  werden.  Wenn 
dem  englischen  Geologen,  der  mit  seiner  Arbeit  damals  ein  ganz 
neues  Feld  betrat,  beim  Combiniren  der  von  der  Pflanzengeographie 
gebotenen  Thatsachen  hie  und  da  nicht  Alles  gelungen,  wenn  sich 
in  seiner  Arbeit  Lücken  und  Unsicherheiten  finden,  so  ist  es  Sache 
späterer  Forscher,  zu  berichtigen,  zu  ergänzen  und  manche  ver- 
schwommenen Contouren  des  Gemäldes  durch  schärfere  Linien  zu 
ersetzen.  Mängel  in  der  Ausführung  beeinträclitigen  aber  nicht  die 
Theorie  im  Grossen  und  Ganzen  und  sie  sollen  uns  auch  nicht  ab- 
halten, auf  dem  \on  Forbes  angebahnten  Wege  vorzuschreiten. 

Einen  entschiedenen  Gegner  fand  die  Forbes'sche  Theorie  an 
dem  Göttinger  Professor  Gris  ebach,  dem  Verfasser  der  „Jahresberichte 
über  die  Fortschritte  der  Pflanzengeographie'^  *)  und  des  in  vielen 
Beziehungen  nicht  genug  zu  rühmenden  z\veibändigen  Werkes  „Die 
Vegetation  der  Erde"-).  —  Grisebach  glaubt,  dass  die  Vertheilung 
der  Pflanzenarten,  wie  sie  sich  dermalen  darstellt,  aus  den  noch  jetzt 
wirksamen  Kräften  zu  erklären  ist.  Luftströmungen,  Wasser,  Vögel  etc. 
haben    die  Samen  der  Pflanzen    über   das  Areal  verbreitet,    auf  dem 


')  Im  Archiv  für  Naturgeschichte  1840—1853  und  in  Behn's  geograph. 
Jahrbuch  seit  1866. 

^)  Die  Vegetation  der  Erde.  Leipzig,  Engelmann,  1872. 


179 

wir  dieselben  gegenwartig  finden.  Auch  die  zerstückten  Areale  lassen 
sich  durch  diese  jetzt  noch  wirksamen  Verbreitungsvorffaiige  erklären. 
Ausnahmsweise  können  zerstückte  Areale  auch  dadurch  entstanden 
sein,  dass  die  betrefTende  Art  ihrem  Untergang  entgegengeht  und 
nur  unter  besonderen  Bedingungen  an  vereinzelten  Orten  ihre  Existenz 
zu  behaupten  vermag.  Die  Grenzen  der  Areale  einzelner  Arten  sowie 
der  Florenreiche  liegen  da,  wo  das  Meer,  weite  Wüsten,  vor  Allem 
aber  bestimmte  klimatische  Werthe  die  Ausbreitung  gehemmt  oder 
ihr  eine  unüberwindliche  Schranke  gesetzt  haben.  Pflanzenformen  mit 
sehr  beschränkter  Verbreitung  sind  durch  örtliche  Schranken  an  ihren 
ursprünglichen  Wohnort  gebannt.  Alle  Hypothesen,  welche  von  der 
Voraussetzung  ausgehen,  dass  die  Pflanzen  der  Vorwelt  durcli  Familien- 
bande mit  jenen  der  Gegenwart  verknüpft  sind,  weist  Grisebach 
zurück.  Er  will  die  heulige  Anordnung  nur  aus  physischen  und  phy- 
siologischen Kräften  erklären,  die  innerhalb  des  Berei(;hes  unserer 
Erfahrung  liegen  und  „die  Thatsachen  nicht  durch  blosse  Vorstellungen 
ersetzt"  wissen.  Indem  er  aber  den  Ursprung  der  natürlichen  Floren 
darzustellen  sucht,  muss  er  doch  seihst  den  Boden  der  Thatsachen 
verlassen,  zu  einer  gewagten  Hypothese  seine  Zuflucht  nehmen  und 
Kräfte  voraussetzen,  welche  wir  in  der  Gegenwart  nicht  wirksam 
sehen.  Jede  natürliche  Flora  ist  iiim  nämlich  eine  besondere  Schöpl'ung 
und  ist  durch  den  Austausch  der  von  bestimmten  schöpferischen  Orten 
(„Schöpfungscentren")  ausgegangenen  Pflanzenarten  enistanden.  Diese 
Schöpfungscentren,  deren  jedes  die  Fähigkeit  hatte,  bestimmte  orga- 
nische Gestaltungen  hervoizubringen,  sind  der  Zahl  nach  unbestimmt, 
dem  Räume  nach  zwar  bestinnnt,  aber  ohne  Symmetrie  vertheill.  Wie 
die  Pflanzenarten  an  den  „schöpferischen  Orten"  hervorgebracht 
wurden,  will  Grisebach  nicht  erörtert  wissen.  —  Auch  nahe  ver- 
wandte Arten  sind  unabhängig  von  einander  entstanden  und  haben 
sich  von  ihren  Ausgangspunkten  bis  zu  ihren  heuligen  geographischen 
Grenzen  verbreitet.  Der  Nachweis  eines  genetischen  Zusammenhanges 
solcher  nahe  verwandten  Arten,  die  wir  jetzt  an  räumlich  weit  ge- 
trennten Punkten  finden,  oder  des  Zusammenlianges  jetzt  lebender 
Arten  mit  nahe  verwandten  Arten,  die  zeülich  weit  getrennt  sind, 
hält  Grisebach  für  jenseits  der  Grenzen  unserer  Forschung  liegend. 

Grisebach's  Ansichten  stehen  demnach  jenen  von  Forbes  in 
zwei  Punkten  schroff  gegenüber:  1.  Nach  Forbes  lassen  sich 
viele  Erscheinungen  der  räumlichen  Vertheilung  der  Pflan- 
zen durch  actuelle  Kräfte  nicht  ausreichend  erklären;  na(;h 
Grisebach  dagegen  gestatten  alle  diese  Erscheinungen  eine 
Erklärung  durch  die  gegen wärtig  wirksamen  Kräfte.  2.  Nach 
dem  englischen  Forscher  sind  die  gegenwärtigen  Floren 
durch  Familienbande  mit  den  Floren  vergangener  Perioden 
verknüpft  und  aus  diese nhervoi' gegangen,  nach  Grisebach 
sind  sie  besondere  Schöpfungen. 

Was  den  ersten  Differenzpunkt  anbelangt,  so  scheint  mir 
die  Entscheidung  nur  auf  Grund  zahlreicher  Erfahrungen  über  die 
in  historischer  Zeit  erfolgten  Veränderungen  der  verschiedenen  Floren 


180 

und  nur  durch  eigens  ang-eslellte  Versuche  möglich.  Die  Fragen,  die 
hier  gestellt  werden  müssen,  lauten:  Welche  Erfahrungen  liegen 
über  die  Veränderungen  der  Floren,  über  die  Erweiterung,  Verenge- 
rung und  Zerstückelung  der  Verbreitungsbezirke  und  über  das  Aus- 
sterben einzelner  Arten  in  historischer  Zeit  vor;  welche  sind  die 
Verbreitungsmittel  der  Pflanzen  und:  können  alle  jene  zahlreichen 
Pflanzenarten,  welche  zerstückte  Areale  bewohnen,  durch  diese  Ver- 
breitungsmittel  und  durch  die  jetzt  wirkenden  Kräfte  an  ihre  jetzigen 
oft  weit  getrennten  Wohnorte  gelangt  sein  oder  nicht. 

Zur  Beantwortung  der  ersten  Frage  finden  sich  zwar  unzählige 
Daten  in  der  botanischen  Literatur,  aber  dieselben  sind  sehr  zerstreut. 
Was  insbesonders  aus  älterer  Zeit  über  Wanderungen  der  Pflan- 
zen vorliegt,  ist  meist  nur  nebenbei  in  floristischen  Werken  aus  ganz 
anderen  Gründen  mitgetheilt  worden.  Um  der  Verzettelung  ein- 
schlägiger Notizen  vorzubeugen  und  um  einen  Sammelpunkt  für 
Einzelbeobachtungen,  die  für  sich  kaum  der  Veröff'entlichung  werth 
scheinen,  aber  in  ihrer  Gesammtheit  unschätzbare  Beiträge  zur  Lösung 
eines  der  wichtigsten  Probleme  der  Naturforschung  bilden,  habe  ich 
vor  sieben  Jahren  dem  Redacteur  der  „Oesterr.  botan.  Zeitschrift" 
den  Vorschlag  gemacht,  in  seinem  Blatte  eine  eigene  Rubrik  mit  der 
Ueberschrift  „Chronik  der  Pflanzenwanderungen"  zu  eröffnen  und  die 
Botaniker,  welche  sich  für  die  Sache  interessiren,  dringendst  gebeten, 
alle  Entdeckungen  und  Beobachtungen  über  Pflanzenwanderungen  und 
Veränderung  der  Floren  in  historischer  Zeit  in  dieser  Chronik  zu 
verzeichnen.  Es  wurde  in  Folge  dieses  Aufrufes  auch  eine  Reihe  sehr 
werthvoller  einschlägiger  Erfahrungen  in  der  genannten  Zeitschrift 
publicirt.  Auch  in  dem  dritten  Jahrgange  des  Just'schen  botanischen 
Jahresberichtes  findet  sich  eine  sehr  dankenswerthe  Zusammenstellung 
von  zerstreuten  Einzelbeobaclitungen  über  die  Veränderungen  der 
Floren  durch  Einwanderungen  und  es  ist  zu  erwarten,  dass  diesen 
Mittheilungen  noch  zahlreiche  andere  nachfolgen  werden.  So  weit 
sich  bis  jetzt  die  in  letzterer  Zeit  erfolgten  Veränderungen  in  der 
Zusammensetzung  der  Floren  übersehen  lassen,  ist  der  Grad  der 
Umänderung  in  verschiedenen  Florenreichen  ein  verschiedener.  Manche 
Floren  sind  gerade  gegenwärtig  in  einem  ziemlich  lebhaften  Umge- 
staltungsprocess  begriffen  und  es  finden  stellenweise  äusserst  mannig- 
faltige Verschiebungen  und  Aenderungen  der  Grenzen  sowohl  ein- 
zelner Arten  als  auch  ganzer  Gruppen  von  Arten  statt.  Wie  voraus- 
zusehen, gilt  diess  insbesondere  von  jenen  Floren,  welche  dermalen 
die  Besatzung  weit  ausgedehnter,  weder  durch  hohe  Gebirge  noch 
durch  weite  Wasserflächen  geschiedener  Gelände  bilden.  Im  mittleren 
Europa  z.  B.  ist  ein  Vordrängen  zahlreicher  östlichen  Arten  unver- 
kennbar und  die  verhältnissmässig  rasch  vor  sich  gehende  Einwan- 
derung solcher  östlichen  Typen  schrittweise  zu  verfolgen.  —  Und 
während  so  in  dem  einen  Gebiete  unzweifelhafte  Grenzverschiebungen 
stattfinden,  welche  sich,  nebenbei  bemerkt,  ohne  directen  Einfluss  des 
Menschen  vollziehen,  bleiben  gleichzeitig  andere  Floren  fast  unberührt. 
Die  Pflanzenwelt,  welche  gegenwärtig  die  Besatzung  der  Hochgebirge 


181 

bildet,  zeigl  dermalen  kaum  nennenswerllie  Veränderungen,  was  nun 
freilich  nicht  ausschliesst,  dass  niclil  unter  geänderten  äusseren  Ver- 
hältnissen, wenn  einmal  die  Schranken,  welche  der  Pflanzenwanderung 
an  den  Grenzen  der  Hochgebirgsfloren  gezogen  sind,  fallen,  sich  er- 
weitern oder  verengern  sollten,  auch  diese  stabilen  Floren  wieder  in 
Bewegung  und  Fluss  kommen,  sowie  andererseits  nicht  ausgeschlossen 
werden  kann,  dass  nicht  jene  Floren,  welche  gegenwärtig  durch 
Einwanderungen  sowie  durch  Zurückdrängen  und  Aussterben  einer 
Anzahl  von  Arten  einen  Umgestaltungsprocess  durchmachen,  durch 
klimatische  und  andere  Schranken,  die  sich  möglicherweise  einmal 
wieder  bilden,  auf  eine  Zeit  lang  stabil  werden. 

Was  die  Verbreitungsmittel  der  Pflanzen  betrifft,  so  sind 
dieselben  in  neuerer  Zeit  von  Hildebrand  übersichtlich  zusammen- 
gestellt worden  ^).  Mit  Recht  unterscheidet  dieser  Autor  die  Aus- 
rüstungen zur  Wanderschaft  mit  Rücksicht  auf  die  Verbreitungs- 
agentien  (Wind,  Wasser,  Thiere  und  Menschen)  in  drei  Gruppen  und 
reiht  diesen  dann  noch  die  Springfrüchte  an.  Hildebrand  erörtert 
übrigens  die  Ausbildung  der  Samendecken  zu  Transportmitteln  vor- 
waltend nur  mit  Rücksicht  auf  ihr  Aussehen  und  nicht  auf  Grundlage 
von  Versuchen.  —  Eigens  angestellte  und  planmässig  durchgeführte 
Versuche  sind  überhaupt  nur  wenig  in  dieser  Richtung  angestellt 
worden,  und  doch  ist  diess  der  einzige  sichere  Weg,  auf  dem  zum 
Ziele  zu  gelangen  ist.  —  Die  meisten  bisher  bekannt  gewordenen 
einschlägigen  Experimente  beziehen  sich  auf  die  Verbreitung  der 
Samen  durch  Vermittlung  des  Wassers.  Schon  im  Jahre  1853 
hat  H.  Hoffmann  zu  erproben  versucht,  ob  und  wie  lange  Pflanzen- 
samen im  Wasser  ihre  Keimkraft  bewahren.  Auch  Darwin,  Berkeley, 
Martins  haben  in  dieser  Beziehung  später  Versuche  angestellt. 
Neuerlich  hat  Thuret  in  Antibes  durch  Experimente  zu  ermitteln 
gesucht,  wie  sich  die  Pflanzensamen  im  Meerwasser  verhalten  und 
hat  in  mehreren  Briefen  an  A.  De  CandoUe  auf  Grund  dieser  Ex- 
perimente seine  Ansicht  dahin  formulirt,  dass  der  Transport  von 
Pflanzen  durch  die  Meeresströmungen  nur  für  gewisse  weit  verbrei- 
tete Arten,  welche  Bewohner  des  Strandes  sind,  von  einigem  Belang 
sein  kann,  dass  jedoch  die  Samen  jener  anderen  Arten,  welche  auf 
Inseln  und  Continenten  entfernt  vom  Strande  ihre  Standorte  haben, 
durch  Vermittlung  der  Meeresströmungen  nicht  an  diese  ihre  Stand- 
orte gelangt  sein  können  -). 

Zu  einem  analogen  Resultate  gelangte  ich  bei  Untersuchungen 
über  die  Verbreitung  der  Pflanzensamen  durch  Vermittlung 
der  Luftströmungen^).  Ein  sehr  schwacher  Luftslrom  vermag 
jene  Samen,  deren  Decken  zu    Flugapparaten  ausgestattet  sind,    nur 


*)  Die  VerbreiUingsmittel  der  Pflanzen.  Leipzig,  Engelmann,  1873. 

')  Archives  des  sciences  phvsiques  et  naturelles.  Tome  XLVII,  Nr.  187 
(1873). 

')  Einfluss  der  Winde  auf  die  Verbreitung  der  Samen  im  Hochgebirge. 
Zeitschr.  d.  Deutschen  Alpenvereins  1871. 


182 

auf  sehr  kurze  Entfernungen  zu  übertragen,  zumal  die  bei  schwei- 
genden allgemeinen  Winden  durch  Erwärmung  des  Bodens  einge- 
leiteten schwachen  localen  Luftströme  aufsteigende  oder  in  den 
Gebirgen  längs  den  Bergabhängen  emporgleitende  sind  und  am  Abend, 
wenn  sich  die  Richtung  der  Luftströmung  umkehrt  und  sich  ein  ab- 
wärts gerichteter  Luftzug  einstellt,  die  Samen  wieder  zur  Tiefe 
sinken  und  an  einer  Stelle  auf  dem  Boden  ankommen,  der  von  dem 
Punkte  der  Auffahrt  nicht  sehr  weit  entfernt  ist.  Stärkere  allgemeine, 
über  weite  Strecken  sich  geltend  machende  Winde,  Stürme  und 
Orkane  wirken  aber  stossweise,  fluthcn  wellenförmig  über  die  Erd- 
oberfläche dahin  und  setzen  die  aufgehobenen  und  fortgerissenen 
Samen  nach  kurzer  Reise  an  irgend  einer  zum  Auffangen  der  Samen 
geeigneten  Stelle  ab,  so  dass  auch  auf  diese  Weise  eine  Verbreitung 
über  hohe  Gebirge,  ausgebreitete  Ländereien  und  das  weite  Meer 
nicht  stattfindet. 

(Schluss  folgt.) 


üeber  einige  Epilobien. 

Von  Vinc.  v.  Borbäs. 

1.  Epilobium  Haussknechtianum  (E.  Lamyiy<.montanum)  fand 
ich  bei  Eger  in  Böhmen.  Prof.  Haussknecht,  zu  Ehren  dessen  ich 
die  Pflanze  benannte,  hat  mir  dieselbe  auch  aus  Thüringen  (Etters- 
berg)  mitgetheilt.  Bei  Eger,  wo  ich  mich  nur  kurze  Zeit  umschauen 
konnte,  sah  ich  E.  Lamyi  nicht,  nach  Celakovsky  Prodr.  p.  549 
kommt  es  aber  dort  wahrscheinlich  vor.  Die  böhmische  Pflanze  stimmt 
mit  der  thüringischen  gut  überein.  —  Habitum  refert  E.  montani, 
sed  caulis  lineis  obsoletis  notatus  est,  pubescens,  folia  oblongo-lan- 
ceolata  lanceolalaque  minute  et  adpresse  puberula,  ramea  plane  iis 
E.  Lamyi  similia,  stigmate  in  clavam  coalila.  Pubescenlia  partis  caulis 
superioris  et  capsularum  omniiio  eadem  ac  in  E.  Lamyi. 

2.  Ep.  Pseudotrigonum  Borb.  Oe.  B.  Z.  1877,  pag.  138  besitze 
ich  in  drei  Formen:  a)  trifoUatum  (Risnyäk),  b)  decussatum  (Bielo 
lasica  in  Croatien)  und  c)  alternum  (Gr.  Scheibwald  in  Nied.-Oest. 
Sonklar  zwischen  E.  trigonum). 

3.  E.  parviflorum  Sclireb.  hungaricum  Oe.  B.  Z.  Nov.  1878  ist 
=  £.  parmflorum  v.  menthoides  (ßoiss.  et  Heldr.). 

4.  Ep.  acidulum  Borb.  ined.  (_E.  subobscurum  X  tetragonum 
[rosewm])  circa  fontes  acidulos  montis  Büdös  Transsilvaniae. 

Habitus  E.  tetragoni,  sed  folia  brevius  peliolata,  angusliora  et 
magis  acuminata,  parte  inferiore  latissima,  remolius  denticulata,  quae 
nolae  ab  E.  obscuro  ortae  videntur. 

5.  E.  Mätrense  (E.  obscurum>^palustre;  E.  palustre-virgatum 
Krause  sec.  Neilr.)  in  turfosis  ßarlai  lö  Agriae  (Erlau). 


183 

Habitus  Ep.  ohscnri  stenophylli,  sed  in  internodlis  nonnullis  li- 
neae,  quae  prominere  solent,  evanidae  aut  solum  pilosae;  folia  bre- 
vissime  peliolata,  basi  rotundata,  neque  tarnen  adeo  ut  in  E.  obscuro, 
sed  folia  etiam  ea  E.  palustris  in  inentem  revocant  et  non  tarn  laxe 
disposita  sunt  in  caule,  ut  in  E.  obscuro,  sed  more  E.  palustris  den- 
siora.  Ab  E.  palustri  internodiis  quibusdam  conspicue  lineatis  stolo- 
nibiis  aereis  bene  foliatis  etc.  recedit. 

6.  Ep.  semiobscurum ,  Ep.  Lamyi  X.  obscurum;  Ep.  virgatum 
Hausskn.  exsicc,  Ettersberg,  Thuringiae,  Ab  Ep.  obscuro  Schreb. 
(£.  virgato  Fr.)  habitu  rigidiore,  a  basi  virgafo-ramosissiino,  stolo- 
nibus  brevissiinis  aut  nullis  (semper?),  caulis  parte  superiore  cane- 
scenti,  foliis  rameis  ea  Ep.  Lamyi  referenlibus  subtus  sparse  pube- 
scentibus  subintegris  recedit. 

E.  neogradiense  (E.  lanceolatum  X  montanum)  bei  Ipoly  Litke. 

lieber  diese  und  andere  Hybriden  aus  Ungarn  beabsichtige  ich 
ausführlicher  bei  der  ungar.  Akademie  zu  sprechen. 


Novae  Quercuum  croaticarum  formae. 

(Auszug  aus  einer  Abhandlung  über  die  Resultate  der  neueren  botanischen  For- 
schungen^  vorgetragen  in  der  südslavischen  Academie  der  Wissenschaften   am 

29.  Jänner  1878.) 

Von  Ludwig  V.  Vukotinovic. 

Bevor  der  Vortragende  in  die  Beschreibung  der  einzelnen  Eichen- 
formen eingeht,  erklärt  er  in  Kürze  seine  Ansichten,  die  ihn  dabei 
leiteten. 

Er  führt  unter  Anderem  an:  die  Erfahrung  lehrt  uns,  dass  die 
Pflanzenindividuen  nicht  stets  dieselben  charakteristischen  Eigen- 
schaften und  Merkmale  besitzen,  —  dass  sie  nur  scheinbar  identisch 
sind  —  dass  sie  also  Veränderungen  erleiden  und  zwar  an  einigen 
meist  untergeordneten  Merkmalen,  z.  B.  sie  haben  eine  schwächere 
Behaarung,  oder  umgekehrt;  sie  verändern  die  Farben  ihrer  Blüthen 
oder  die  Beschaffenheit  der  Blaltränder  u.  s.  w.  Diese  Veränderungen 
treten  bald  mehr,  bald  weniger  hervor  und  zeigen  sich  häufig  an 
einer  und  derselben  Pflanze  in  verschiedenen  Abstufungen.  Ein  sol- 
ches Pflanzenindividuum  ist  ein  variirendes  und  entspricht  dem  Be- 
griff der  Varietät. 

Der  Charakter  der  Varietät  besteht  folglich  in  der  Veränder- 
lichkeit der  untergeordneten  Merkmale;  diese  Merkmale,  weil  sie 
veränderlich  sind,  geben  der  Pflanze  einen  vom  Grundtypus  eventuell 
abweichenden    Charakter,    und   auf  diesem    gründet  sich  die  Varietät. 

Es  gibt  noch  ein  Zweites:  es  erscheint  z.  B.  eine  Pflanze  mit 
Beibehaltung  des  Grundtypus  in  einigen  gleichnamigen  Merkmalen 
verändert,   jedoch   so,    dass    diese   Veränderungen    constant    bleiben. 


184 

Eine  solche  vom  Grundtypus  (Species)  derart  abweichende  Pflanze 
bildet  die  Form. 

Unter  den  Begriff  der  Form  kommen  daher  jene  Pflanzenindi- 
viduon,  die  mit  Beibehaltung  des  Grundtypus  (oder  der  Hauptcha- 
ralvtere  der  Species)  in  ihren  anderweitigen  Merkmalen  eine  bleibende 
Abweichung  erleiden. 

(Die  identischen  Individuen  sind  die  Grundtypen  und  gelten  als 
selbsiständige  Arten.) 

Nach  dieser  auszugsweise  gegebenen  Auseinandersetzung  folgen 
die  Beschreibungen. 

A.  Aus  der  Gruppe  der  Quercus  pubescens  Willd. 

1.  Qu.  pub.  W,  forma  oxycarpa  m.  „Folia  obovata,  coriaoea, 
undulato-crispata,  symmetrice  lobata;  lobis  rotundatis,  quibusdam  bilo- 
bulatis,  lobulo  supremo  bilobulato,  sinubus  apertis;  lamina  superior 
nitida,  glabra;  inferior  pallidior,  pubescens  ad  nervös  pilosella;  basis 
cubcordata  peliolo  brevi  insidens.  Ramuli  terminales  et  petioli  lomen- 
tosi;  gemmae  ovali-conoideae,  tomentellae,  squarnae  earum  longe 
cilialae.  Fructus  sessiles,  solitarii,  vel  gemini  ternive;  cupula  pro- 
funda cyathifonnis,  tomcnlosa  in  tertiam  partem  verrucosa;  squamae 
minutiores  pallide  lilascentes,  ciliatae,  suisum  versus  crehriores,  se- 
met  legentes;  inaequales,  apicihus  albo-pilosulae  et  hinc  marginem 
cupulae  quasi  errose  cingentes;  glans  cupula  duplo  longior  ulrinque 
attenuata,  elliptica,  apice  in  acumen  prolracla  ac  subfalcata,  in  vivo 
longitudinallter  viridi  striata;  cicatrice  at'fixionis  plana.  Arbor  medio- 
cris,  ramis  elongaüs  patentibus.  In  pago  Sesline  ad  pedem  montium 
Zagrabiensium,  supra  lapicidam  penes  molam  „Dobrina."  Primitus 
lecta  fine  Augusti,  dein  IVuctu  niaturo  20.  Octob.  1878." 

2.  Qu.  pub.  W.  forma  erythrolepis  m.  „Folia  lato-ovalia,  lo- 
bala,  symmetrica  (in  ramulis  aeslivalibus  elongata)  coriacea,  undu- 
lato-crispata; lobis  acutiusculis,  apiculaiis  dentatisve,  modus  profunde 
incisis,  apice  serratis  vel  inciso-dentatis;  pagina  superior  nitida,  flavo- 
virens,  glabra;  subtus  pallidior,  sparsim  pubescenti-floccosa  ad  nervös 
plumoso-pilosa;  basis  inaequaliter  cordata;  petioli  longiusculi  atque 
ramuli  lerniinales  lomentosi  sparsim  piloselli.  Fructus  sessiles  con- 
ferti,  bini,  terni  saepius  sen)i  vel  septeni,  vel  etiam  solitaiii  in  axillis 
foliorum;  glans  ovoidea,  globosa  supra  planam  aCfixioni^!  cicatricem 
contracta,  sulco  quasi  circumdata,  cupula  duplo  major,  apice  pube- 
scenli-pruinosa,  slylo  valido  provisa;  cupula  prolunda  cyathiformis; 
squamae  inferiores  gibbosae,  ovali-lanceolalae,  seqiientes  angustiores, 
imbricalae,  rubicundae,  tomentoso-marginatae,  ciliatae,  numerosis- 
simae  bi-  saepe  triseiiales;  cupula,  qua  squamis  nun  esset  obtecta 
in  vivo  viridis,  sericeo  tomenlella  et  hinc  pulchre  bicolor;  gemmae 
conicae,  squamis  latiusculis,  cilialis  apice  acutis,  albo-pilosis,  Arbu- 
scula  humilis,  vel  frutex;  crescit  in  collibus  inter  frutices  ad  pagum 
Sused;  lecta  fine  Sept.  1878." 

3.  Qu.  laciniosa  Boreau  (Freyn,  Fl.  v.  Südistr.  p.  185).  Lecta 
circa  Goljak  Sept.  1878. 


185 

4.  Qu.  puhescens  W.  forma  torulosa  rn.  „Folia  long^e-lanceo- 
lahi,  undulata,  sytnmetrica,  lohata  loltis  oppositis,  arrectis,  acutiusculis, 
inlegris  vel  inteidum  uni-lacinulatis;  sinus  rolundati,  vel  angulati 
divergentes;  lobo  terminali  bilobulato;  lainina  superior  glabra;  in- 
ferior leviter  pubescens,  ad  nervös  sparsiin  pilosella;  ramuli  aesli- 
vales  glabrescentes;  basis  inaequalis,  subcordata  in  petiolum  brevem 
influens.  Fructus  sessiles  gemini  ternive;  cupula  cyalhiformis  pro- 
funda, plus  quam  dimidiam  glandem  includens,  tola  loruloso-gibbosa, 
squamae  angulatae,  adpressae  in  acumen  protractae,  tomentosae  at- 
que  sericeo-pubescentes;  Stylus  brevis  validus;  cicalrix  atfixionis 
convexa;  gemmae  longae,  ovali-acuminalae  apice  pilosulae.  Arbuscula 
mediocris;  crescit  in  colUbus  marnosis  inter  frulices  ad  Sused;  lecta 
Sept.  1878." 

5.  Qu.  pubescens  W.  forma  Susedana  m.  „Folia  lanceolata, 
subcoriacea,  symmetrica,  lobata;  lobis  rotundatis  integris  mediam 
pagiuam  dissecantibus;  sinus  aperti,  tantisper  undulato-revoluti,  lo- 
bulo  supremo  simplici  vel  minute  bilobulato;  lamina  superior  saturate 
viridis,  glabra;  inferior  pallidior,  ad  nervös  primarios  floccosa  vel 
leviter  pubescens;  basis  inaequalis,  cordata,  petiolo  brevi  affixa. 
Fructus  sessiles  bini,  terni;  glans  mediocris  ovoidea;  cupula  cyathi- 
formis  profunda,  tomentosa;  squamae  basi  gibbosae  (una  alterave 
Serie  versus  marginem  cupulae  excepta)  angustae,  lingulatae,  ciliatae, 
apice  fusoae,  rolundalae;  ramuli  aestivales  atque  fructiferi  sparsim 
pilosi;  gemmae  conoideae,  squamae  earum  lato-rotundatae,  ciliatae; 
cicatrix  affixionis  convexa.  Arbor  mediocris,  cortice  nudiusculo,  tcnui- 
riinoso;  rami  arcuati,  ramuli  deflexi,  supremi  erecti.  Crescit  in  colli- 
bus  sylvaticis  in  Sused  lecta  30.  Sept.  1878." 

6.  Qu.  pubescens  W.  forma  pinnatißda  m.  „Folia  circuitu  cu- 
neato-obovala,  symmetrica,  profunde  pinnatifido-lobata;  lobis  rotun- 
datis vel  acutiusculis,  omnibus  bi-  trilacinulatis  vel  breviter  incisis; 
sinus  angusti  vel  latius  aperti,  lobulo  supremo  obtuso,  interdum  tri- 
lobulato;  basis  attenuata  in  petiolum  brevem  protracta;  lamina  supe- 
rior glabra,  inferior  ad  costas  villosula  vel  pilosella,  secus  nervös 
transversales  pubescens.  Fructus  sessiles  solilarii  vel  gemini;  glans 
conoidea  intra  umbonem  duplici  linea  impressa  circumcincta,  slylo 
brevi  provisa;  cupula  cyalhiformis  profunda;  squamae  creberrimae, 
inferiores  gibbosae  reliquae  planae,  apice  fuscescenles,  basi  pube- 
scenti-tomenlosae,  attenuatae,  marginem  cupulae  ciliatum  excedentes; 
gemmae  conoideae,  squamae  in  iis  copiosae,  trianguläres  apice  tamen 
rotundatae  et  piloso-ciliatae;  arbor  mediocris  laete  virens.  In  collibus 
ad  Sused.  Sept.  1878. 

Accedit  facie  foliorum  ad  Qu.  Tozza  Bos.,  cujus  attamen  folia 
pinnatifida  subtus  tomenlo  denso  sunt  obtecta,  et  glans  quoque  aliena. 
Kotscliy,  Die  Eichen  Europas  und  des  Orients,  1862,  tab.  XXII. 
(Misit  cl.  Wiesbaur  ex  Gumpoldskirchen  et  VOslau.) 

7  Qu.  pubescens  W.  forma  rostrata  m.  „Folia  obovata,  glauca, 
symmetrica,  palmato-lobulala;  lobulis  acutiusculis,  apiculatis,  interdum 


186 

minute  bilobulatis,  mediis  profundioribus;  sinus  angusli,  arrecti,  ra- 
rius  aperti;  lobo  siipremo  trilobulato  vel  dentalo;  lamina  superior 
glabra,  inferior  pallidior,  pubescens  ad  nervös  pilosula;  basis  sub- 
cordata,  pelioli  longi  atque  ramuli  aestivales  tomentoso-pilosuli;  gem- 
mae  ovatae,  squamae  ovalae,  exteriores  filiformes  elongatae.  Fructus 
breve-pedunculali,  congesli  3—4  graciles;  cupula  cyathiformis  pube- 
scens,  squamae  gibbosae,  lanceolatae,  fuscae,  ciliolatae,  sursum  versus 
crebriores;  glans  ellipsoidea,  cupulam  duplo  excedens,  basi  attenuala 
in  medietate  incrassata  ad  apicem  aeque  angustata.  S'ylo  brevi  ro- 
strato  provisa;  cicatrice  affixionis  convexa.  Arbuscula  multiramea  et 
polypliyila;  crescit  ad  Sused  in  margine  viae  ad  Goljak  ducentis; 
lecta  inilio  Octol).  1878." 

8.  Qu.  pubescens  W.  forma  crispa  m.  „Folia  obovata,  symme- 
trica, lobata,  eximie  undulato-crispata  ac  in  marginibus  revoluta;  lo- 
bis  profunde  incisis,  errosis,  sinuatis  vel  uni-dentalis,  apice  apiculatis 
aut  mucronulalis;  lobo  terminali  trilobulato  vel  dentato;  pagina  su- 
perior glabra  in  flavedinem  plurimum  vergens,  inferior  concolor, 
pubescens  ad  nervös  pilosella,  basis  cordata;  ramuli  et  petioli  pube- 
scentes,  piloselli;  gemmae  ovali-acuminatae,  squamis  latis  rotundatis, 
pubescentibus,  cilialis.  Fructus  in  brevi  pedunculo  sessiles,  cupula 
semiovata,  profunda,  glans  dimidium  longior,  squamae  gibbosae,  ad- 
pressae,  bruneae,  ciliatae.  Folia  aestivalia  elongata;  arbor  humilis 
vel  frutex  valde  foliosus,  fructus  raro  profert.  In  Sused  et  Sestine 
frequens  4.  Oct.  1878  (Cl.  Wiesbaur  misit  ex  Kalksburg)." 

B.  Aus  der  Gruppe  der  Qu.  sessiliflora  Sm. 

9.  Qu.  sessiliflora  Sm.  forma  undulata  m.  „Folia  elongata,  lan- 
ceolata,  symmetrica,  lobata;  lobis  opposilis,  rotundatis,  sinubus  pro- 
fundis  rotundis,  crispulo-undulatis;  lobo  terminali  rotundato;  lamina 
superior  saturate  virens,  lucida,  glabra,  inferior  glaucescens,  leviter 
puberula  ad  nervös  pilosula,  basis  subcordata  vel  inaequalis  in  petio- 
luni  longum  influeiis;  in  vivo  eximie  sunt  folia  undulala,  sinus  in 
margine  revoluti  ita,  ut  lobi  in\oluto-arrecti  appareant.  Gemmae 
ovali-acuminatae,  squamae  trianguläres,  fimbriato-ciliatae.  Fructus 
sessiles,  bini,  terni  quaternive  aggregati;  glans  ovoidea  globosa,  um- 
bonato-retusa.  Stylo  brevi  ad  basim  circum  pruinosa;  cupula  cyathi- 
formis, verrucoso  gibba;  squamae  adpressae,  sursum  versus  nume- 
rosiores,  imbricatae;  margo  cupulae  inaequaliter  et  hinc  quasi  erroso 
ciliatus;  cicatrice  affixionis  convexa.  Copiosa  inter  reliquas  Qu.  ses- 
silifloras  in  collibus  et  montibus  praecipue  in  Tuskanec  Cmrok,  Ma- 
ximir  prope  Zagreb;  Aug.  et  Sept.  1878." 

10.  Qu.  sessil.Sm.  formen  palmata  m.  „Folia  oblonga,  lato-obovata, 
palmato-lobata;  lobis  mediis  maximis,  profunde  sinuatis  integris,  vel 
breviter  lobulatis,  reliquis  rotundatis;  lobo  supremo  angustato,  integro 
vel  plurilobulato;  folia  inferiora  in  ramulis  plerumque  deflexa;  lamina 
superior  glabra,  inferior  pallidior  caesia,  ad  nervös  puberula,  basis 
inaequalis,    subcordata    in  petiolum  longum  influens.    Fructus  sessilis, 


187 

conspicuus,  1 — 2;  glans  ovoidea,  glol>osa,  cupulam  suain  duplo  ex- 
c^dens,  umbonato-retusa,  slylo  valido,  deinuin  detiduo;  cupula  cyatiii- 
formis,  squamae  crebrae,  verrucoso-gibbae,  pubescenles,  ciliatae;  cica- 
trice  affixionis  plana;  gemmae  ovales,  breves  squamae  lato-rolundalae, 
ciliatae.  Arbor  plus  quam  mediocris,  vel  robusla;  glandes  speciosae. 
In  collibus  Tuskanec,  Cmrok,  Maxiniir;  in  inontes  alliores  adscendit. 
Aug.  et  Sept.  1878  (Cl.  Wiesbaur  misit  ex  Ifaiksburg). 

11.  Qu.  sessili/l.  Sm.  forma  angulata  m.  „Folia  longe-lanceo- 
lata,  crassiusiula,  symmetrica,  lobata;  lobis  arreclis  angulalis,  sinus 
aperli,  divergentes]  lobo  terminali  oblique  protracto  obtusiusculo  vel 
bilobulato;  lamina  superior  olivacea,  nitida;  inferior  pallidior,  glauce- 
scens  vel  pruinosa,  in  axillis  nervi  primarii  pilosula  ad  secundarios 
nervös  pubescenli  leviter  floccosa,  vel  demum  glabrescens;  basi  in- 
aequali  in  peliolum  longum  influente.  Fructus  sessiles  solitarii  vel 
gemini;  glans  ovalis  basi  dilatata  cupulam  duplo  excedens.  Stylo 
breviusciilo,  duriusculo;  cupula  cyatbiformis,  leviter  puberula,  verru- 
coso-gibba,  squamae  adpressae;  cicatrix  alFixionis  convexa;  gemmae 
ovali-conoideae,  glabriusculae,  apice  pilosulae;  squamae  inaequales, 
apice  suo  saepius  errosae,  vel  rotundatae,  vel  lanceolalae;  morsu  in- 
secti  interdum  in  comam  squamosam,  globosam  transformatae;  folia 
aeslivalia,  angustiora,  lanceolata,  lobis  angulatis  profunde  incisis,  ter- 
minali elongato,  aciiminato,  Rara.  Crescit  in  Tuskanec  e  regione  villae 
St.  Josephi.  Aug.  et  Sept.  1878  (Similem  misit  cl.  Wiesbaur  ex 
Kalksburg  sub  nomine:  Qu.  sessilifl.  forma  oxyloba.  Folia  flavide 
virent;  quod  certe  solo  mucriori  adscribenduin  est)." 

12.  Qu.  sessilifl.  Sm.  forma  castanoides  m.  iQu.  sphaerocarpa 
m.  Rad  jugosl.  Akad.  XXII,  1878).  „Folia  oblongo- lanceolata,  sym- 
metrica, lobata,  lobis  integris  rotundatis,  brevibus  oppositis;  sinus 
divergentes;  lobo  supremo  integro,  exciso  vel  bilobulato;  lamina 
superior  glabra;  inferior  glauca,  pubescens  ad  nervös  pilosella;  basis 
subcordala  inaequalis  in  petiolum  longum  influens.  Fructus  in  axillis 
foliorum  sessiles  vel  in  ramulo  secundario  pedunculo  brevi  lignoso 
affixi;  glans  speciosissima,  ovali-globosa,  vel  sphaerica,  cupula  sua 
duplo  major;  cupula  depresse  cyatliiformis,  patellata,  pubescens;  squa- 
mae verrucoso-gibbae,  ovali-triangulatae,  breves  adpressae,  ciliatae; 
gemmae  conicae,  squamis  arcte  adhaerentibus  apice  pubescentibus. 
Arbor  conspicua;  in  collibus  et  montibus.  Voce  populi  „Kestenjar" 
dicta.  In  Prelirize  prope  Zagreb  lecta  Sept.  1878. 

13.  Qu.  sessilifl.  Sm.  forma  crassifolia  m.  „Folia  obovata  poly- 
morpha,  speciosa,  crassa,  coriacea,  lobulato-sinuata;  lobis  brevibus, 
latis,  rotundatis,  inaequaliter  oppositis,  apice  plerumque  emarginatis, 
vel  leviter  retusis;  lobo  supremo  late-rolundato,  integro  vel  oblique 
lobulato;  lamina  superior  coriaceo-splendens,  glabra,  inferior  glauce- 
scens  ad  nervös  solum  leviter  pubescens;  basis  longo  attenuata,  in- 
aequaliter cordata  vel  immediate  in  petiolum  breviusculum  protracta. 
Folia  juniora  variant  integra,  lanceolata,  vel  triloba,  vel  inaequaliter 
lobulata.  Fructus  pedunculo  brevi  lignoso  insidens;  glans  ovata,  um- 
bonato-retusa;   cupula  patellata,   verrucoso-gibba;    squamae   triangu- 


188 

lares,  adpressae  ciliatae,  superiores  minores,  crebrae,  marginem 
cupulae  circumtegenles;  geinmae  ovales,  squamae  eariim  ovali-lanceo- 
latae,  rotundatae  apice  breviter  ciliatae  vel  interdum  (morsu  insecti) 
in  coniam  squainosam  globosam,  demum  stramineo-scariosam  dege- 
nerantes.  Arbor  sat  robusta,  raro  fertilis.  In  collibus  sylvaticis  ad 
Tuskanec  et  Cmrok;  reliqiiis  rarior.  Aug.  Sept.  1878."  (Cl.  Wies- 
baur  misit  sub  nomine  Quei^cus  aureae?  Wierzb.  ex  Kallisburg. 
Ramasek). 

C.  Aus  der  Gruppe  der  Qu.  pedunculata  Ehrh. 

14.  Qu.  pedunc.  Ehrh.  forma :  stenocarpa  m.  „Folia  cuneato- 
oblonga,  deorsum  angustata;  symmetrica,  lobata;  lobis  brevibus,  latiu- 
sculls,  rotundatis;  sinus  divergentes;  apice  foliorum  late-rotundato, 
vel  trilübulato,  lobulo  supremo  inciso,  vel  retuso;  basis  cordata  pe- 
tiolo  brevi  insidens.  Fructus  in  pedunculo  longo  solitarii,  gemini  vel 
terni  et  tunc  duo  inferiores  oppositi;  cupula  brevis,  gracilis,  cyathi- 
formis  basi  angulose  contracta,  tomentoso-pilosella,  gibbosa,  squamis 
breviusculis,  sparsis,  ad  ciliatum  cupulae  marginem  crebrioribus,  pa- 
tulis;  glans  tenuis,  cylindrica,  cupula  sua  triente  longior,  apice  atte- 
nuata,  longe  stylosa;  cicatrix  affixionis  convexa.  Arbor  excelsa,  ramis 
validis  in  elegantem  faciem  umhelliformem  dispositis,  inferioribus 
longissimis  pendulis,  terram  petentibus.  In  sylvis  planis;  croalice 
„Kosnjak"  dicla.  Aug.,  Sept.  1878." 

15.  Qu.  pedunc.  Ehrh.  forma:  laciniata  m.  (Rad  jugosl.  Akad. 
XXII,  p.  19,  1872).  „Fülia  elongata,  breve  peliolata,  in  ramulis  ter- 
minalibus  peliolo  adpresso  basi  cordala  insidenlia,  polymorpha;  laci- 
niae  inaequales,  jam  medietatem  paginae,  jam  lotam  paginam  nsque 
ad  costam  primariam  secantes,  lanceolatae,  ensiformes,  vel  truncalae; 
nervo  dorsali  crasso,  basi  plerumque  brunneo  sursum  versus  pallide 
flavescente;  pagina  utraque  glabra,  sublus  glauca.  Fructus  solitarii 
vel  gemini,  pedunculo  longo  msidentes;  glans  cylindrica,  apice  angu- 
stata, stylo  longo  provisa,  mferne  in  vivo  aurantiaca  parte  superinre 
flavo-virens  atque  viride-slriata,  demum  fuscescens,  sIriis  saturatio- 
ribus  quidpiam  prominulis,  cupulam  suam  triente  excedens,  haec 
brevis  depresse  cyathitormis,  tomentosa,  squamae  verrucosae,  minutae, 
sparsae,  adpressae;  inferiores  trianguläres,  insequentes  lanceolatae, 
ciliatae,  cicatrice  affixionis  plana.  Inter  frulices  pone  viam  ad  Goljak 
etiam  alibi  in  sylvis;  fine  Sept.  1878." 

Conformatione  foliorum  accedit  ad  Qu.  Haas.,  quae  folia  laci- 
niata habet,  caeterum  fructibus  diversa.  (Kotschy;  Eichen  Europ. 
und  des  Orients,  tab.  II).  Voce  populi  „Tonac"  dicta. 

16.  Qu.  pedunc.  Ehrh,  forma:  Ettingeri  m.  (Rad  jugosl.  Akad. 
XXII,  1872).  „Folia  cuneato-oblonga,  pauci  atque  braciiyloba,  sym- 
metrica, lobis  consimilibus  rotundalis,  irregulariter  oppositis,  lobo 
supremo  rotundato,  emarginato  vel  in  lobulos  inaequales  diviso;  basis 
cordata,  petiolus  brevis.  Fructus  speciosi,  globosi,  solitarii  vel  gemini, 
longe  pedunculati;  glans  magna  ovali-gloi)Osa  cupula  sua  ter  qua- 
terve  longior,    apice  umhonato-retiisa,    slylo  valido  instructa,    cupula 


189 

patellata,  dense  puberula,  squamae  adpressae,  ciliolatae;  margo  cu- 
pulae  pilis  breviusculis  pellucidis  obsitus;  cicatrice  affixionis  plana. 
Geinmae  parvulae,  ovales,  acuminatae;  squamae  rotundatae,  breviler 
cilialae.  Arbor  excelsa;  folia  inter  affines  minora  et  fructus  usque 
dum  maturescunt  eximia  viredine  saturata  in  caeruleum  vergente 
excellunt.  Ad  margines  collium  et  montium  in  tota  Croatia  media. 
Autumno  1878." 

Agram,  am  12.  Februar  1879. 

Das  Zusammenleben  von  Moos  und  Flechte. 

Ton  Hugo  Zukal. 

Wenn  mehrere  Pflanzen  und  Thiere  auf  ein  und  demselben  Räume 
neben  einander  wohnen,  so  entwickeln  sich  nothwendiger  Weise  mannig- 
fache Beziehungen  dieser  Organismen  zu  einander,  Beziehungen  so 
ausserordentlich  complicirter  Art,  dass  es  schwer  hält,  sie  auch  nur  in 
den  einfacheren  Fällen  auf  einmal  zu  überblicken,  noch  viel  schwerer 
aber  sich  dieselben  stets  gegenwärtig  zu  halten;  dennoch  ist  dieses 
letzlere  unbedingt  nöthig,  sobald  wir  den  Kampf  um's  Dasein  und 
die  ihm  innewohnende  schaffende  Kraft  richtig  erfassen  wollen.  Zwar 
leistete  gerade  auf  diesem  Gebiete  die  Wissenschaft  Ausserordentliches 
und  seit  Jos.  Gottl.  Kölreuter  1761  zuerst  die  Bedeutung  der  In- 
sekten für  die  Befruchtung  der  Pflanzen  klarlegte,  hat  der  Scharfsinn 
der  Forscher  Darwin,  Robert  Brown,  Nägeli,  Hildebrand,  Kerner 
und  Anderer  wunderbare  Thatsachen  zu  Tage  gefördert,  die  unser 
ganzes  Interesse  gefangen  nehmen.  Doch  —  wie  gross  auch  die  Fülle 
wissenschaftlicher  Errungenschaften  sein  mag  —  sie  betreffen  meist 
nur  die  grösseren  und  in  die  Augen  fallenden  Organismen.  Die  Be- 
ziehungen der  auf  der  Stufenleiter  der  Entwicklung  tiefer  stehenden 
Thiere  und  Pflanzen  zu  und  untereinander,  sind  noch  grösstentheils 
in  ein  geheimnissvolles  Dunkel  gehüllt.  So  wissen  wir  z.  B.  über  die 
Mittel  der  Befruchtung  zweihäusiger  Kryptogamen  so  viel  wie  gar 
nichts;  vielleicht  übernehmen  hier  Lurche,  Schnecken,  Räderthiere  und 
Aeichen  die  Rolle  der  pollensuchenden  Insekten.  Auch  über  die  Be- 
ziehungen der  Endophyten,  Epiphyten,  Saprophyten  und  Parasiten  zu 
ihren  Unterlagen,  Wirthen  und  Mitbewohnern  ist  trotz  der  bahnbrechen- 
den Arbeiten  de  Bary's  und  Anderer  noch  vieles  unklar. 

So  gelten  im  Allgemeinen  die  Flechten  als  Epiphyten,  d.  h.  für 
Pflanzen,  welche  ihre  Unterlage  nur  als  Stützpunkt,  nicht  als  Nahrungs- 
quelle benutzen.  Als  Beweis  für  die  Richtigkeit  dieser  Anschauung 
wird  die  Thatsache  angeführt,  dass  gewisse  Flechten  auch  auf  Kiesel, 
Eisen,  Scherben  und  Glas  gefunden  werden. 

Jene  Flechten  nun,  welche  auf  den  eben  erwähnten  Sul>slralen 
vorkommen ,    sind   ganz  gewiss   echte  Epiphyten ,    daraus   folgt  aber 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  1879.  6   Heft.  15 


190 

noch  nicht,  dass  es  alle  Flechlen  sind.  Für  die  letztere  Ansicht  spricht 
allerdings  die  grosse  Uebereinstimmung  der  meisten  Flechten  bezüg- 
lich ihres  inneren  Baues,  die  zu  der  Meinung  führt,  dass  sich  aucli 
alle  Flechten  auf  eine  übereinstimmende  Weise  ihren  Lebensunterhalt 
erwerben.  Dabei  denkt  man  sich  die  Sache  ungefiihr  so:  die  Gonidien 
consumiren  die  Kohlensaure,  den  zur  Athmung  nothigen  Sauerstoff 
liefert  die  Atmosphäre,  Ammoniak,  Salze  und  Wasser  bringt  Regen 
Thau  und  Nebel. 

So  oder  ähnlich  ernähren  sich  allerdings  viele  Flechten  —  doch 
bei  weiten  nicht  alle;  denn  schon  der  Umstand,  dass  ein  grosser 
Tlieil  derselben  an  ganz  bestimmte  Substrate  gebunden  ist,  wie  z.  B. 
die  Kalkflechten  und  viele  Krustenflechten  —  spricht  gegen  diese 
Annahme.  Manche  rindenbewohnende  Krustenflechten  sind  sogar  aus- 
gesprochene Saprophyten ,  d.  h.  Fäulnissbewohner,  die  aus  den 
Verwitterungsprodukten  der  Borke  einen  Tlieil  ihrer  Nahrung  ziehen. 
Ich  habe  aber  auch  einige  Flechten  in  Verdacht,  dass  sie  gelegentlich 
zu  Halbparasiten  werden;  wie  weit  dieser  Verdacht  gerechtfertigt 
ist  —  darüber  möge  der  geehrte  Leser  am  Schlüsse  dieser  Mittheilung 
selbst  urtheilen. 

Auf  meinen  Excursionen  fielen  mir  öfter  rundliche  Flechtenpolster 
von  Thaler-  bis  zur  Handgrösse  auf,  die  üppig  inmitten  eines  Moos- 
rasens vegetirtcn.  Das  Moos  war  häufig  dort,  wo  es  mit  dem  Flecliten- 
polster  in  unmittelbare  Berührung  trat,  abgestorben  und  die  Flechte 
hatte  sich  auf  Kosten  des  Mooses  immermehr  ausgebreitet  und  an 
Terrain  gewonnen.  Diese  Erscheinungen  waren  besonders  auffallend 
bei  Sphyridium,  Biatora  decolorans  und  jenen  Thallusgebilden,  welciie 
man  Lepraria  und   Variolaria  neinit. 

Ich  erklärte  mir  anfangs  das  Verkümmern  des  Mooses  an  der 
Berührungsstelle  mit  der  Floclste  durch  eine  Art  von  „Verdammung", 
durch  die  Verkümmerung  von  Luft  und  Licht.  Eine  nähere  mikro- 
skopische Untersuchung  belehrte  mich  jedoch  bald  eines  Anderen. 
Die  Stengel  und  Blätter  von  Plagiothecium  sylvaticnm  z.  B.  zeigten 
sich  von  den  Thallushyphen  einer  Pertusaria  nach  allen  Richtungen 
hin  durchwachsen.  Ein  ähnliches  Bild  gewährte  Hypnum  splendens^ 
das  von  den  Hyphen  einer  T.epraria  um-  und  durchwachsen  und  so 
zum  Absterben  gebracht  worden  war.  Am  instructivslen  wurde  aber 
für  mich  die  Untersuchung  mehrerer  steriler  Stengel  von  Polytrichuin 
commune,  welche  bis  zur  grünen  Blätterkrone  hinauf  mit  winzigen 
Thallusblättchen  einer  Cladonia  besetzt  waren.  Bisher  hatte  ich  nämlich 
trotz  des  Befundes  der  mikroskopischen  Untersuchung  angenommen, 
dnss  die  Flechtenhyphen  wahrscheinlich  erst  dann  in  den  Mooskörper 
eingedrungen  seien,  nachdem  derselbe  bereits  durch  Verdammung 
getödtet  worden  war.  Bei  Polytrichum  commune  fand  ich  jedoch  ein 
beinahe  noch  ganz  grünes  Blatt,  auf  dessen  Spitze  ein  winziges  Cla- 
donienläppchen  sass.  Dieses  letztere  sandte  seine  Rhizoiden  zwischen 
und  durch  die  Lamellen  des  Blattes  hinab  und  hatte  mit  denselben 
auch   verschiedene  Stellen   der  Blaltfläche  durchbohrt.    Ueberall   dort 


191 

nun,  wo  eine  rhizoidale  Hyphe  eine  Stelle  der  Blattfläche  oder  eine 
Lamelle  durchbohrt  hatte,  waren  die  betrefFende  Zelle  und  auch  wohl 
noch  einige  Nachbarzellen  getödtet  und  gebraunt. 

Aus  dieser  Beobachtung  geht  hervor,  dass  die  Rhizinen  ge- 
wisser Flechten  im  Stande  sind  lebende  und  chlorophylUialtige  Moos- 
zellen zu  durchbohren,  was  immerhin  einen  gewissen  chemischen 
Gegensatz  zwischen  der  Parenchymzelle  des  Mooses  und  der  Flechten- 
rhizine  voraussetzt.  Ob  die  Flechte  in  diesem  Falle  einen  Nutzen  aus 
dem  Moose  zieht,  vermag  ich  nicht  zu  sagen,  um  so  weniger,  als  die 
Gonidienschicht  des  oben  erwähnten  Cladonienthallus-Läppchens  ganz 
normal,  ja  sogar  üppig  entwickelt  war. 

Doch  ganz  abweisen  darf  man  die  Möglichkeit  eines  solchen 
Nutzens  wohl  auch  nicht,  da  es  ja  auch  grüne  Phanerogamen  gibt 
—  wie  z.  B.  die  Misteln,  die  ungeachtet  des  Besitzes  von  Chlorophyll 
dennoch  echte  Schmarotzer  sind. 

Wie  dem  auch  sei,  mag  man  in  den  beschriebenen  Vorgängen 
einen  gelegentlichen  Parasitismus  sehen  oder  annehmen,  dass  auch 
das  lebende  Moos  für  die  Flechte  zum  blossen  Substrat  werden 
kann,  der  Effect  ist  derselbe,  nämlich  der,  dass  unter  gewissen 
Umständen  Moose  von  Flechten  im  Räume  zurückgedrängt,  ja  sogar 
getödtet  werden  können. 

Freudenthal,  am  24.  Februar  1879. 


Mykologisches, 

Von  Stephan  Schulzer  von  Müggenburg. 

Um  auf  der  Suche  nach  Einem  der  offenblühenden  lieblichen 
Kinder  der  Flora  mit  Aussicht  auf  Erfolg  zu  gehen,  muss  man 
dessen  Standort  kennen  und  den  Blüthenkalender  im  Kopfe  oder 
wenigstens  in  der  Tasche  haben.  Ebenso  ist  dem  Schwammforscher 
nöthig  zu  wissen,  wo  und  zu  welcher  Jahreszeit  diese  oder  jene  Art 
anzutreffen  sei.  Stösst  er  nun  auf  sehr  bedeutende  Abweichungen  in 
Betreff  dieser  Punkte  gegenüber  der  bisherigen  Erfahrung,  so  muss 
er  dieses  natürlich  im  Interesse  der  Wissenschaft  bekannt  geben. 

Thelephora  caesia  P.  mag  in  jenen  Theilen  Ungarns  und  Sla- 
voniens,  die  forschend  zu  betreten  mir  das  Geschick  gestattete,  ein 
recht  seltenes  Vorkommen  sein,  weil  ich  sie,  nach  48jähriger  Be- 
schäftigung mit  Pilzen,  erst  heuer  und  zwar  Mitte  April,  zum 
erstenmale  fand,  während  Persoon  und  seine  Nachfolger  deren  Er- 
scheinen im  Herbste  beobachteten. 

Hiezu  gesellt  sich  noch  eine  andere  Abweichung:  Bisher  galt 
dieser  Pilz  für  einen  Bewohner  nackter  Erde,  besonders  unfrucht- 
barer Heiden,    ich   aber  traf  ihn  im  Walde  an,    wo    er  zwei  bereits 

15* 


192 

sehr  vermorschte  Stöcke,  wahrscheinlich  von  Eichen  oder  Weiss- 
buchen, fast  ganz  bedeckte  und  von  dort  in  einzelnen  Exemplaren 
auch  auf  der  aus  verfaultem  Holz  entstandenen  Erde  am  Fusse  der 
Stöcke  sich  weiter  verbreitete. 

An  demselben  Tage  hatte  ich  bei  einer  Agaricine  Aehnliches 
vorzumerken. 

Agaricns  pediades  ¥r.,  bei  Lelellier  T.  675,  sowie  in  meinem 
ersten,  an  die  ungarische  Akademie  der  Wissenschaften  abgetretenen 
Werke  als  A.  anoalis  Fr.  gegeben,  erscheint  nach  der  Epikrisis  II. 
auf  Feldern  im  ganzen  Jahre.  In  Ungarn  sowohl,  als  in  Slavonien 
tritt  er,  nach  meinen  bisherigen  Beobaclitungen,  nur  als  Winter- 
schwamm auf,  und  ist  vom  November  bis  Februar  bei  jedem  ein- 
tretenden Thauwetter  auf  geackerten  Feldern  nicht  im  mindesten 
selten. 

Sein  Erscheinen  um  die  angegebene  Zeit  vereinzelt,  in  Gruppen 
und  in  kleinen  Raschen  auf  Waldwegen,  besonders  üppig  bei  fau- 
lenden Stöcken,  überraschte  mich  daher  umsomehr,  da  viele  einzelne 
Individuen,  besonders  aber  die  Rüschen,  auf  unterirdisch  modernden, 
übrigens  noch  genug  festen  Holzspiinen  aufgewachsen  waren. 

Dass  die  Sporen  von  Holzbewohnern  zuweilen  in  der  Erde,  oft 
sogar  in  sehr  lockerer,  keimen  und  in  einigen  Stü('ken  abweichende 
Fruchtkörper  erzeugen,  kam  mir  wohl  öfter  vor,  wie  z.  B.  beim 
Ag.  pometi  Fr.,  A.  melleus  Fl.  Dan.,  A.  toelutipes  Holt.  u.  a.,  das 
Gegentheil  aber  nicht,  dass  nämlich  entschiedene  Erdbewohner  auf 
Holz  wachsen,  denn  den  Paxillus  involntus  (Ratsch)  Fr.  kann  man 
mit  Recht  ausschliesslich  weder  einen  Erd-  noch  einen  Holzbewohner 
nennen.  Er  ist  eben  beides.  Auch  kommen  erdbewolinende  Schwämme 
hier  nicht  in  Retiacht,  wenn  sich  davon  einzelne  Individuen  an  be- 
moosten Bäumen  oder  vermorschten  Klötzen  zeigen,  wie  unter  an- 
deren A.  flaccidus  Sow.,  selbst  Russula-  und  Lac/önwÄ- Arten,  denn 
die  Nahrung  liefert  hier  nicht  das  Holz,  sondern  dessen  erdgewordene 
Oberfläche. 

Das  heurige  fortwährend  unfreundliche,  ungewöhnlich  regne- 
rische Frühjahr  brachte  noch  andere,  bisher  meiners^eits  in  dieser 
Gegend  nicht  gesehene  Pilze  zur  Entwicklung  und  lohnte  dem  For- 
scher die  unter  den  obwaltenden  Umständen  allerdings  mühevolle 
Wanderung  reichlich.  So  fand  ich  ausser  einer  neuen  Polyporus-Ari 
Mesopus  mit  sehr  feinen  Löchern,  den  hier  noch  nie  angetroffenen 
Polyporiis  nrcularivs  (Ratsch)  P.  nicht  bloss  zahlreich  an  mehreren 
Stöcken  prangend,  sondern  auch  ausserordentlich  gross,  denn  wäh- 
rend alle  mir  zu  Gebote  stehenden  Autoren  den  Hutdurchmesser  zu 
7o  bis  1  Zoll  angeben,  breitete  er  sich  hier  in  der  Mehrzahl  bis 
7*5  Ctm.  und  sogar  ein  wenig  darüber  aus!  Die  mitunter  etwas  un- 
regelmässig rautenförmigen  Löcher  erreichten  eine  Länge  von  3'5 — 
6  Mm.   und  waren  über  1  Mm.  breit! 


193 

Botanisches  aus  Kärnthen. 

Von  Rüdiger  Felix  Solla. 

Auf  freundliche  Anregung  von  Seiten  des  Redacteurs  dieser 
Blätter,  erlaube  ich  mir  in  Folgendem  die  Ergebnisse  meiner  Wan- 
derungen in  Kärnllien  als  phänologische  Ersclieinungen  kurz  mitzn- 
theilen.  Sie  betreffen  zwei  Hohenpunkte  des  Landes  —  den  Mangert 
(2675  M.)  und  die  Villacher  Alpe  mit  dem  Dobrac  (2155  M.),  und 
sollen  eine  möglichst  genaue  Darstellung  der  beobachteten  Flora  im 
Monate  September  bringen.  Von  eingehenderen  touristischen  Schilde- 
rungen sehe  ich  dabei  ganz  ab,  und  nehme  Anlass  in  dieser  Hinsicht 
auf  zwei  vor  nicht  langer  Zeit  erschienene  Aufsatze  von  Kugy, 
die  von  innigem  Gefühle  für  die  Natur  durclidrungen  sind,  aufmerk- 
sam zu  machen:  „Eine  Wanderung  durch  Oberkrain"  (Besteigung  des 
Triglav  *)  und  „Der  Mangert  in  den  julischen  Alpen  -)"  —  die  mit 
Meisterschaft  der  Sprache  und  vollendeter  Klarheit  abgefasst,  kurze 
aber  inhaltsvolle  Bilder  aus  dem  genannten  Lande  uns  vorführen.  — 

a)  Mangert.  —  Vom  Predil  aus  unternahm  ich  den  Aufstieg 
nach  dem  Colosse  an  Küstenlands  Grenze  (auch  Mangart  und  Manharl), 
über  Alpenweiden  zunächst,  dann  durch  einen  dichten,  stillen  Nadel- 
holzwald, immer  steiler  bergauf.  Es  war  am  16.  September  1877, 
Abends.  —  Die  zweite  Hälfte  des  August ,  sowie  der  erste  Tiieil 
Septembers  waren  durch  eine  fast  ununterbrochene  Reihe  schöner 
und  warmer  Tage  charakterisirt  gewesen;  in  der  Holfnung,  dass  das 
schöne  Welter  noch  anhalten  werde,  halte  ich  die  Reise  unternommen. 
Unten  im  Thale  war  die  Pflanzenwelt  noch  in  schöner  Blüthonpracht 
und  sehr  artenreich.  —  Noch  war  die  Alpenhülte  nicht  erreicht,  als 
ein  dichter  Nebel,  der  mittlerweile  von  zwei  Seilen  eiligst  iieraufgestiegen 
war,  jede  Fernsicht  versperrte.  In  der  Nacht  wechselte  die  bis  dahin 
so  schöne  Witterung;  der  Wind  erhob  sich  und  peitschte  wüthend 
gegen  die  Scheiben  knisternde  Eiskrystalle.  Der  kommende  Tag 
brachte  keine  Veränderung  und  so  waren  wir  genöthigt  unfreiwillige 
Zuschauer  eines  wahrhaft  herrlichen  Unwetters  zu  sein,  da  es  nicht 
rathsam  war  in  das  Wind-  und  Schneegestöber  sich  hinauszuwagen. 
Spät  am  Nachmittag  hörte  der  Wind  auf  und  die  Wolken  flohen  vor 
den  Strahlen  der  Sonne. 

Die  kurze  Zeil  vor  Sonnenuntergang  wurde  noch  benutzt,  um 
die  Umgebung  zu  recognosciren.  Nicht  weit  von  der  Hütte,  an  einer 
Stelle,  welche  durch  eine  Felswand  gegen  das  Wetter  geborgen  war, 
lachte  aus  finsterer  Felsenspalle  des  Edelweiss'  weit  offene  Blülhe 
hervor ,  zu  ihrem  weissfilzigen  Strahle  hannonirte  das  tiefblaue 
Blüthenrad  der  Gentiana  (germanica,  pumilä);  leichte  Schneeflocken 
hingen  daran.  Weiter  unten  silberglänzende  Rasen  mit  der  Potentilla 
nitida  zart  rosenrothen  Blüthen  bunt  bestreut,  umsäumt  von  weissen 
und  gelben  Köpfchen  des  Chrysanthenium  montanum,  Senecio  abro- 
tanifolius,  Ai'nica  montana,  Saxifraga  aizoides,  Leontodon  sp. 

')  Ocslerr.  bolan.  Zeitschrift,  1876  p.  195. 
*)  Oesterr.  bolan.  Zeitschrift,  1877  p.  239. 


194 

Am  folgenden  Vormittage  konnte  der  Aufstieg  nach  der  Spitze 
vollendet  werden,  begleitet  von  freundlichem  Sonnenschein.  Eine 
Strecke  lang  über  beeiste  Grashalmen;  weiter  oben  Hess  sich  die 
Wirkung  der  wärmenden  Sonnenstrahlen  schon  wahrnehmen ,  am 
Fusse  hoher  Felsen  blühten  noch  in  reicher  Fülle:  Aconitum  Lyco- 
ctonum,  Achillea  Clavennae,  Adenostyles  alpina,  Paeder ota  Ageria; 
prächtig  schmückten  die  Felsen:  Ranunculus  montanus,  Canipanula 
Scheuchzeri,  Zoysii,  caespitosa,  Geum  montanum,  Dianthus  alpinus. 
Erigeron  alpinus  uniflortts,  Arabis  alpina,  Saxifraga  Aizoon,  caesia 
X  squarrosa,  exarata,  Euphrasia  salisburgensis.  Die  Frucht  von 
Dryas  und  Pyrola  (unijßora,  secunda).  Dazu  gesellte  sich  das  schöne 
Grün  der  Cystopteris  fragilis  var,  regia.  An  der  Stelle  der  „hiingen- 
den  Platten"  sammelte  ich  zwischen  Felsen  wuchernd  Cyperus  flave- 
scens,  longus.  Juncus  trißdus,  castaneus,  Carex  mucronata?,  Poa 
alpina,  Polystichum  rigidum. 

Die  Spitze  ist  ein  schmales ,  sehr  steiniges  Plateau ,  dessen 
meisten  Raum  die  Steinpyramide  einnimmt.  Unter  der  Spitze  kommt 
vor:  Myosotis  hispida,  Silene  alpestris,  Alsine  biflora,  Thymus  Ser- 
pyllum,  Potentilla  nitida,  aurea.  Cerastium  ovatum-alpinum,  Loma- 
togonium  carinthiacum. 

Beim  Absliege  wurde  auch  dem  Walde  grössere  Aufmerksamkeit 
geschenUt.  Von  einzelnen  Vorkommnissen  darin  erwähne  ich:  Bellis 
perennis,  Potentilla  Tormentilla,  Campanula  caespitosa,  zollhohe 
Achillea  Mille foHum  (weisse  Blüthen),  Lomatogonium  carinthiacum. 
Parnassia  palustris.  Polypodium  robertianum,  Aspidium  Lonchitis, 
Pleris  aquilina.  Ferner  nocli :  Leontodon  Berinii,  Cyclamen  europaenm, 
Primula  Auricula  (Fvuc.hl).  Abgeblüht:  Erica  carnea  und  Rhododen- 
dron,  Vaccinium  Vitis  Idaea  (Frucht),  Asplenium  Trichomanes. 

b)  Dobrac:  Die  vorjährige  so  regnerische  Frühjahrs-  und 
Sommerszeit  dürfte  wohl  nicht  ganz  vergessen  sein.  Wie  die  Wetter- 
berichte in  den  Zeitungsblättern  uns  belehrten,  war  das  ungünstige 
Wetter  ein  ziemlich  allgemeines;  unsere  Alpenländer  traf  auch  nichts 
besseres.  Erst  Ende  August  konnten  wir  einiger  wirklich  schönen  Tag.e 
uns  erfreuen;  die  warme  Luft,  ein  ungetrübter  Horizont  bei  anhaltendem 
Sonnenscheine  dauerten   fort  bis  nach  der  ersten  Woche  Septembers. 

An  einem  gleich  schönen  Vormittage  —  den  5.  September 
1878  —  fuhr  ich  von  Villach  westwärts,  zunächst  durch  eine  ziemlich 
öde,  sonnige  Landschaft:  rechts  nur  Steine  mit  Ononis  und  Euphorbia, 
links  Felder  oder  Gestrüpp  von  Juniperus,  jungen  Birken  u.  s.  w. 
und  hohen  Adlerfarnen;  in  weiter  Ferne  die  ersten  Föhren  und  Fichten 
des  Waldes,  der  nach  einer  Stunde  erreicht  wurde.  Durch  denselben 
führt  eine  breite  Fahrstrasse,  webhe  zum  Theile  auch  sumpfig  ist, 
ob  des  vielen  Wassers,  das  vom  Gebirge  kommend,  unter  dichter 
Waldstreu  der  Drau  zufliesst.  —  An  einem  der  kleinen  Waldbächlein 
entfalteten  die  Gentiana  ciliata  ihre  Pracht,  während  weiter  oben 
des  Springkrauts  (Impatiens  noli  längere)  goldgelbe  Blüthe  im 
Wasser  ruhig  sich  abspiegelte.  Am  Fusse  der  nassen  Dolomitwände, 
die  stellenweise  den  Wald  unterbrachen,  und  in  den  Spalten  derselben 


195 

fanden  ein  gemächliches  Fort  kommen:  Polentilla  TormentiUa,  Hieracium 
porrifoliwn,  Euphrasia  ofßcmafis,  Mentha  sp.,  Salvia  glutlnosa^  Gcn- 
tiana  ^ermam'ca  und  die  bereils  verblühte  G.  asclepiadea,  Moehringia 
muscosa,  Asplenium  Trichomanes.  Ferner  noch  im  Walde:  Erica 
carnea  und  Rhododendron  hirsutum  nur  Blätter.  Erodium  cicutarium, 
Buphlhalmum  salicifoHum,  Eupatorium  cannabinwn,  Bellis  perennis^ 
Viola  tricolor-arvensis.  In  Frucht:  Pyrola  uniflora^  Toßelda  calyculata, 
Eriyeron  alpinum.  —  Equisetum  silvaticum,  unfruchtbare  Stengel.  — 
An  einer  Lichtung  des  Waldes    gediehen  staltliche  Rosskaslanien.  — 

Bleiberg  war  erreicht;  der  Ausgangspunkt  für  den  Aufstieg  auf 
den  Dobrac.  —  Die  Hoffnung,  in  Folge  der  nassen  und  kalten  Sommers- 
zeil eine  desto  schönere  Flora  im  September  zu  finden,  erwies  sich 
gar  bald  als  eitel. 

Der  Weg  führt  zunächst  durch  einen  sehr  schönen  Wald,  den 
Fichten,  Föhren  und  Tannen  hauptsächlich  charakterisiren.  Im  Schatten 
derselben  drängten  sich  durch  grünes  Laub  hervor  die  schönen 
Früchte  der  Erd-  und  Himbeere,  Schwarzbeere  und  Preiselbeere. 
An  den  Wänden  (rechts)  herab  hängen  die  grünen  Blätter  des  Rho- 
rforfenrfrow-Strauches,  —  schon  in  Frucht,  während  aus  dichter  Moos- 
decke die  Fruchtähren  der  Pyrola  secunda,  Toßeldia  calyculata,  Mono- 
tropa  Hippopytis,  Goodyera  repens  hervorragen.  Es  blüht  aber  noch : 
Silene  inflata,  Viola  tricolor-arvensis,  Ranunculus  acris,  Achillea 
Millefolium-nana,  Thymus  Serpyllum,  Plantago  media,  Urtica  urens, 
Euphrasia  officinalis,  Hypericum  perforatum,  Epilohium  alpinum, 
Veronica  officinalis,  Chamaedrys,  Galium  saxatile,  Moehringia  mu- 
scosa, Parnassia  palustris,  Älsine  laricifolia,  Alchemilla  vulgaris, 
Silene  Saxif'raga,  Globularia  midicaulis,  Alhamanta  cretensis,  Pru- 
nella  grandißora.  Eingebettet  zwischen  dichten  Rasen  von  hohem 
Hypnum  cupressiforme,  Thuidium  ahietinum  etc.  schlängelten  sich 
Lycopodiam  annotinum  (blühend),  Selaginella  helvetica. 

Das  erste  Drittel  des  Weges  ist  erreicht,  von  da  geniesst  man 
eine  malerische  Fernsicht  in  das  von  der  Gail  und  der  Drau  durch- 
flossene  Thal,  mit  dem  Fauker-,  dem  Ossiacher-  und  Wörlher-See, 
viel  schöner,  als  man  sie  von  der  Spitze  der  Alpe  gesehen  haben 
kann.  —  Von  da  kommen  wir  in  die  Region  der  Kieferarten  und 
der  Rolhtanne,  höher  hinauf  in  den  durch  die  Lärche  charakterisirten 
Waldbestand,  von  deren  Aesten  weit  herah  dichte  Usnea  barbata 
hängt.  Die  Vegetation  wechselt  hier  nicht  ab;  erst  weiter  oben,  wo 
der  hohe  Baumwuchs  hinter  uns  bleibt,  bekommen  wir  unsere  Alpen- 
kinder zu  sehen;  doch  das  meiste  schon  verblüht,  verdorrt,  das  we- 
nige, was  noch  blühend  getroffen  wird,  zumeist  nur  in  dürftigen 
Exemplaren,  Auch  weist  der  Dobrac  keine  charakteristische  Special- 
flora auf.  Von  blühenden  Species  nenne  ich:  Myosotis  silvatica,  Se- 
dutn  boloniense,  purpurascens,  Senecio  erucifolius,  Euphrasia  salis- 
burgensis,  Dianfhus  alpinus,  AnthyUis  vulneraria,  Arabis  alpina, 
Beilidiastrum  Michelii,  Adenost yles  alpina,  Trifolium  caespitosum, 
badium,  Gentiana  pumila,  Primula  minima,  Polygonum  viniparum, 
Saxifraga  aizoides,  androsacea,  Aizoon,  Chrysanthemum  monlanum. 


196 

Grösstenlheils  schon  verblüht:  Achillea  Clavennae,  Polygala  amara, 
Stachys  germanica,  Phyteuma  orbiculare,  Dryas  octopetala,  Gna- 
phalium  dioicum.  —  Auf  hoher  Spitze:  Potentilla  nitida,  Oxytropis 
montana,  Saxifraga  exarata,  Cerastium  ovatum-alpinum.  —  In 
Frucht:  Pedicularis,  Azalea  procumbens,  Listera  ovata,  Valeriana 
sp.,  Viburnum  Lantana,  Daphne  Mezereum,  wie  auch  das  duftende 
Kühlröschen  (^Nigritella  angustifolia),  welches  in  früheren  Monaten 
die  ßergspitze  zieren  mag.  —  Ferner  noch  gedenke  ich  blosser 
Blätter  von  Saxifraga  rotundifolia,  Anemone  alpina,  Primula  Auri- 
cula,  Oxalis  Acetosella  etc. 

Von  Kryptogamen  sah  ich:  Ciavaria  flava,  Morchella  conica, 
Polyporus  officinalis,  Peziza  leporina,  Cetraria  islandica,  Parmelia 
ceratophylla,  Cladonia  squamosa,  Evernia  furfuracea,  Hylocomium 
triquetrwn,  Dicranum  scoparium,  Eucalypta  vulgaris,  Thuidiun  abie- 
tinum,  Polytrichum,  Hypnum,  Jungef-mannia-Arien,  fusshohe  Adler- 
farne, spoienreiclie  Asplenium  viride  und  fissutn,  Polystichum  rober- 
tianum  u.  s.  f. 

Zum  Schlüsse  gedenke  ich  des  Gnaphalium  Leontopodium  (Edel- 
weiss),  von  dem  allgemein  gilt,  dass  es  auf  dem  Dobraö  nicht  vor- 
komme, ohne  dass  ein  Grund  dafür  anzugeben  wäre.  Ich  war  auch 
nicht  so  glücklich  es  zu  finden,  neige  mich  aber  zur  Ansicht,  dass 
das  edle  Pflänzchen  daselbst  bereits  ausgerottet  sei,  um  so  mehr,  als 
ich  spiiter  vernahm,  auf  dem  Südabhange  der  Alpen  (Aufstieg  von 
Arnoldstein)  möge  es  noch  vorkommen. 


Literaturberichte. 

Deutsche  Excursions-Flora.  Die  Pflanzen  des  deutschen  Reiches  und  Deutsch- 
Oesterreichs  nördlich  der  Alpen  mit  Einschluss  der  Nutzpflanzen  und  Zier- 
hölzer. Tabellarisch  und  geographisch  bearbeitet  von  Carl  F.  W.  Jessen, 
Dr.  med.  et  phil.,  Professor  der  Botanik.  Hannover.  Verlag  von  Philipp 
Cohen.  1879.  8"  (32)  und  711  S.  mit  34  Original-Holzschnitten,  320  ver- 
schiedene Zeichnungen  enthaltend,  geschnitten  von  Ad.  Closs.  Stuttgart.  Preis 
9o0  Mark. 

Seit  langer  Zeit  erschien  keine  Excursionsflora,  welche  das 
Material  mit  so  viel  Fleiss  und  Mühe  verarbeitet  hätte.  Dem  ent- 
sprechend enthält  das  vorliegende  Buch  auch  viel  Neues  und  Origi- 
nelles. So  werden  die  Phanerogamen  als  Aerogamen  bezeichnet,  im 
Gegensatze  zu  den  Hygrogamen  (Kryptogamen).  Die  Sympetalen  mit 
den  Compositen  an  der  Spitze  eröffnen  die  Reihe  der  Samenpflanzen; 
ihnen  folgen  die  Dialypetalen,  an  welche  sich  die  Apetalen  (mit  Ein- 
schluss der  Coniferen),  endlich  die  Monokotylen  anschliessen.  Von 
Sporenpflanzen  werden  nebst  den  Gefässkryptogamen  auch  die  Cha- 
raceen  behandelt.  Besondere  Aufmerksamkeit  wird  der  geographi- 
schen Verbreitung  der  einzelnen  Arten  zugewendet;  den  selteneren 
Species  sind  Kärtchen  beigegeben,  welche  das  Vorkommen  übersicht- 
lich veranschaulichen.    Eine  nachahmenswerlhe  Neuerung!    So  wäre 


197 

noch  Manches  anzuführen,  doch  wird  schon  aus  dem  Erwähnten  er- 
siditlich,  dass  Jessen's  Excursionsflora  viel  Beachtungswiirdiges  ent- 
hüll. Sie  sei  daher  der  Aufuierksamkeil  Aller,  welche  sich  mit  dem 
Studium  der  einheimischen  Flora  beschäftigen,  bestens  empfohlen. 

R. 

American  Journal  of  Soience  and  Arts.  Editors  J.  and  E.  S.  Dona  and 
B.  Sillimann.  3.  Ser.  Vol.  XYII.  Nr.  98—100.  New  Haven  1879.  8". 
190  Seiten. 

Im  vorliegenden  Hefte  finden  sich  kurze  Anzeigen  vor:  On 
Planl-Disiribution  as  a  field  für  Geographica!  Research  by  Thiselton- 
Dyer  (S.  176).  —  Conspectus  Florae  Europeae  auctore  C.  F.  N  y- 
mau  (S.  177).  —  Die  Rubrik:  Botanical  Necrology  ,of  1878  (S.  177— 
180)  bringt  kurze  biographische  Daten  über  folgende  Botaniker: 
Elias  Fries,  L.  Pfeiffer,  Andrew  Murray,  A.  Bloxham,  V.  Ra- 
spail.  Sulp.  Kurz,  M.  Durieu,  Charl.  Pickeriiig,  M.  Seubert, 
Th.  Thompson,  Giov.  Zanardini,  Rob.  de  Visiani,  Du  Mortier, 
El.  Borszczow,  J.  Mac  Nah,  T.  Olney,  Watson  Robins,  Jac. 
B  ige  low.  —  Weitere  Anzeigen  behandeln:  The  question  of  the  Go- 
nidia  of  Lichens  (S.  254).  —  Eludes  phycologiques  by  Thyret  and 
Bornet  (S.  256).  —  Polyembryony  true  and  false  (S.  334).  —  Notes 
on  Euphorbiaceae  by  Bentham  (S.  335).  —  Journal  of  a  Tour  in 
Marocco  (S.  336).  —  Eaton's  Ferns  of  North-America  (S.  338).  — 
Algae  Amer.  Iior.  exsiccalae  (S.  339).  —  The  black  Mildew  of  Walls 
by  Leydy  (S.  339).  —  Endlich  sei  noch  erwähnt,  dass  sich  auf 
S.  270 — 283  eine  eingehende  Recension  des  Werkes  von  Saporta: 
„Le  monde  des  plantes  avant  Tapparition  de  l'homme"  findet.  Die- 
selbe hat  Lesquereux  zum  Verfasser  und  gibt  eine  gute  Ueber- 
sicht  des  reichen  Inhaltes  der  besprochenen  Publication.  R. 

Krause  Hermann,  Beiträge  znr  Anatomie  der  Vegetationsorgane  von 

Lathraea  squamaria  L.  Inaugural-Dlssertation.  Breslau  1879.  8".  36  S. 

In  derselben  veröffentlichte  der  Verfasser  zumeist  ergänzende 
Bemerkungen  über  die  Anatomie  des  Wurzelsystems  (Haustorien) 
und  des  vegetativen  Laubsprosses  der  Lathraea  squamaria  und  stellt 
fest,  dass  diese  Pflanze  trotz  des  eigenthümlichen  Baues  ihrer  Blätter 
nicht  zu  den  insectivoren  Pflanzen  gehöre,  da  deren  Drüsen,  sowie 
der  Mangel  eines  Fangapparates  eine  derartige  Annahme  nicht  ge- 
statten. G.  B. 

Bulletin  de  la  societe  botaniqne  de  France.  Tome  25.  Revue  bibliographi- 
que.  August  —  October  1878.  Paris.  Au  siege  de  la  societe.  8".  47  S. 

In  diesem  Literaturberichte  werden  gegen  60  Arbeiten  botani- 
schen Inhaltes  aus  den  Jahren  1877 — 1878,  zuweilen  auch  solche 
österreichischer  Forscher,  auszugsweise  besprochen,  und  es  seien  aus 
denselben  folgende  hervorgehoben:  J.  Freyn:  Die  Flora  von  Süd- 
Islrien.  Verh.  der  zool.-bot.  Ges.  1877.  —  Ü.  Glos:  Des  stipules  et 
de  leur  röle  ä  l'inflorescence  et  dans  la  fleur.  Memoir.  de  l'acad.  de 
Toulouse.  7.  ser.  —  A.  Guillaud:  Recherches  sur  l'anatomie  com- 
paree  et  le  developpement  des    tissus  de  la  tige  dans  les  Monocoty- 


198 

ledones.  Ann,  sc.  nat.  1877.  —  E.  Warming:  De  Toviilo,  Ann.  sc. 
nat.  6.  ser.  1877 — 1878.  —  0.  Debeaux:  Rec^herches  sur  la  flore 
des  Pyrenees  örientales.  Fase.  I.  Paris.  Savy  1878.  —  T.  Caruel: 
La  Morfologia  vegetale.  Pisa  1878.  —  Vouk  F.  Die  Entwicklung  des 
Embryo  von  Asplenium  Sheperdi  Spr.  Silzungsber.  der  k.  Akad.  der 
Wiss.  1877.  —  A.  Tomas chek:  lieber  Binnenzellen  in  der  grossen 
Zelle  (Antheridiumzelle)  des  Pollenkorns  einiger  Conit'eren,  Ebenda- 
selbst. —  K.Richter:  Beiträge  zur  genaueren  Kenntniss  der  Cysto- 
lithen  und  einiger  verwandten  Bildungen  im  Pflanzenreiche.  Ebenda- 
selbst. G.  B. 

Ein  Spaziergang  in  die  carnischen  Alpen  (üna  passeggiata  alle  Alpi  Car- 
niche).  Von  Dr.  C.  de  Marchesetti.  (Separatabdruck  aus  dem  IV.  Hefte 
des  „Bollettino  delle  scienze  naturali",  Jahrg.  1878.) 

Der  Verfasser  schildert  in  anregender  Weise  eine  von  ihm  in 
Gesellschaft  der  Professoren  A.  und  M.  S  tos  sich  im  August  1878 
von  Triest  aus  über  Udine,  Gemona,  Resciutta,  Pontebba  nach  Mal- 
borghetto unternommene  Excursion,  In  letzterem  Orte  fanden  die  drei 
Naturforscher  bei  dem  bekannten  Botaniker  Dr.  Res s mann  die  freund- 
lichste Aufnahme,  besuchten  in  seiner  Gesellschaft  den  2100  Meter 
hohen  Mitlagskogel  und  bestiegen  nach  einer  ihnen  durch  üble  Wit- 
terung auferlegten  mehrtägigen  Rast  den  Vishberg,  einen  der  an- 
sehnlichsten Berge  der  carnischen  Alpenkette  (2680  Meter  Seehöhe). 
Die  Wiedergabe  der  sehr  spannenden  Beschreibung  dieser  Bergfahrt 
muss  —  als  den  Rahmen  dieses  Fachblattes  überschreitend  —  ent- 
fallen; dagegen  sei  erwähnt,  dass  der  äusserst  beschwerliche  und 
gefahrvolle  Aufstieg  durch  eine  Ausbeute  von  mehr  als  350  Pflanzen- 
species  (Phanerogamen  und  Farne)  reichlich  belohnt  wurde,  ferner, 
dass  der  Vishberg  schon  vorher  von  einigen  Botanikern  bestiegen 
worden  ist,  und  zwar  von  P.  Huter  (1875  und  1876),  Capitän  Scham- 
bach (1877  und  1878)  und  Kugy  und  Schunk  (Juli  1877,  siehe 
Oesterr.  bot.  Ztg.  XXVIII.  p.  379).  Aus  der  ansehnlichen  Reihe  von 
Pflanzen,  welche  Dr.  v.  Marchesetti  im  obigen  Aufsatze  als  die 
Frucht  der  erwähnten  Excursion  aufzählt,  wären  als  besonders  be- 
merkenswerth  zu  nennen:  Am  Monte  Guargnano  bei  Gemona 
(dem  classischen  Standorte  des  Alyssum  gemonense  WUn.y.  Ruta  di- 
Daricata,  Cytisus  piirpureus,  Medicago  Pironae  Vis.,  Spiraea  de- 
cumbens,  Sedum  glmicum,  Athamanta  Mafhioli,  Centaurea  sordida, 
Campanula  carnica  und  pyramidalis,  Euphrasia  tricuspidafa,  Lasia- 
grostis  Calamagrostis.  Zwischen  Gemona  und  Venzone  an  den  sog, 
Rivi  Bianchi:  Dianthus  monspessulanus,  Mathiola  raria,  Moehrin- 
gia  polygonoides,  Cytisus  radiatus,  Centaurea  cristata.  An  den  Ufern 
des  Tagliamento:  Chondrilla  prenanthoides ,  Leontodon  Berinii. 
Bei  Resciutta:  Epimedium  alpinum,  Bupleurum  canalense,  Adeno- 
phora  suaveolens,  Scrophularia  Hoppii.  Am  Vishberg:  Alyssum 
Wulfenianum,  Ranunculus  Traunfellnerii,  hybridus  und  carinthiacus, 
Cerastium  onatum  und  strictum,  Geranium  macrorrhizum,  Trifolium 
noricum  und  pallescens,  Polentilla  nitida,  Alchemilla  ßssa,  Saxifraga 


199 

Biirseriana,  squarrosa  und  cuneifolia,  Asperula  longifolia,  Homo- 
gyne  sylvestris,  Campanula  Zoysii  und  carnica,  Pedicularis  eloti- 
gata  Kerner,  Thymus  Serpyllum  v.  nummulariaefolius  und  angusti- 
folius,  Euphorbia  carniolica,  Salix  serpyllifolia  und  Jacquiniana, 
Luzula  Sieberi,  Sesleria  microcephala.  M.  P. 

Szinnyei  Jözsef  es  Dr.  Szinnyei  Jözsef:  ßibliotheca  (richtiger  Bibliographia) 
hungarica  historiae  naturalis  et  matheseos.  Budapest  1878.  VIII  und  504 
(1008)  S.  8". 

Das  vorliogende  Werk  ist  eine  Preisaufgabe  zur  Erinnerung 
an  Franz  Toldy,  den  bekannten  Literaturhistoriker,  und  wurden  die 
Conautoren  von  der  k.  ung.  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  mit 
der  Abfassung  derselben  betraut.  Die  Verf.  haben  den  Gegenstand 
mehr  vom  bibliographischen,  als  vom  fachmännischen  Standpunkte 
behandelt,  die  epochemachenden  Werke  eines  Pritzel,  Agassiz, 
Giebel,  v.  Cotta,  Hagen  u.  s.  w.  nicht  einmal  gekannt,  bloss  die 
Bibliotheken  von  Budapest,  Debreczin  und  Särospalak  benützt,  somit 
die  ungarische  Literalui-  in  ihrer  Gesammtheit  nicht  übersehen  und 
Vieles  bloss  nach  Bibliolhekskalalogen  und  bibliographischen  Werken 
namhaft  gemacht.  Der  biographische  und  bibliograpliische  Theil  ist 
mehrfach  mangelhaft,  und  selbst  der  Versuch,  die  Betheiligung  der 
Ungarn  an  dem  Aufbau  der  diessbezüglichen  polyglotten  W^ell-Lite- 
ralur  nachzuweisen,  vollends  missglückt.  Ein  fernerer  Uebels,tand  ist 
es,  dass  die  Autoren  rtie  ungariscTie  Sprache  als  Interpretafionsmittel 
hinstellten  und  ihrem  Werke  den  internationalen  Charakter  entzogen. 
Auch  wurden  mitunter  Autoren  gleichen  Eigennamens  zusammenge- 
worfen, um  dann  als  Verfasser  ihnen  ganz  fremder  Arbeiten  resp. 
Richtungen  zu  figuriren.  Die  Autoren  werden  in  alphabetischer  Reihen- 
lolgo  mit  ihren  Arbeilen,  die  mitunter  nicht  einmal  chronologisch  ge- 
ordnet sind,  genannt,  dann  folgen  die  anonymen  Publicationen,  Fach- 
blätter, Zeitschriften,  Jahrbücher,  Kalender  und  Sammelwerke,  während 
ein  Supplement  mit  Berichtigungen,  die  auf  Grund  der  verschickten 
Aushängebogen  eingelaufen  waren,  den  Schluss  bildet.  Eine  nach 
Fächern  und  Unterabtheilungen  geordnete  Uebersicht  der  Literatur  wurde 
nicht  einmal  versucht.  Das  Werk  befriedigt  somit  weder  das  Inland 
(Ungarn),  noch  das  Ausland  (etwaige  Nachträge  können  an  den  Män- 
geln nichts  ändern)  und  wird  dasselbe,  weil  eine  locale  Erscheinung, 
nur  einen  kleinen  Lesekreis  finden.  Die  k.  ungar.  naturwissenschaft- 
liche Gesellschaft  hat  redlich  für  die  sorgfällige  Ausstattung  und  für 
einen  billigen  Preis,  4  Gulden  für  504  Seiten  in  1008  halbbrüchigen 
Columnen,  des  W^erkes,  das  immerhin  einen  Forlschritt  nach  dieser 
Richtung  bedeutet,  gesorgt.  Josef  Armin  Knapp. 

Schlickum  Oskar:  Lateinisch-dentsches  Special-Wörterbuch  der  phar- 
maceutischen  Wissenschaften,  nebst  Erklärung  der  griechischen  Aus- 
drücke, sowie  einem  Autoren  Register  der  Botanik.  2.  Hälfte.  Leipzig  1870. 
8".  p.  321—612. 

Mit  dem  vorliegenden  Halbbande  ist  dieses  Werk  nunmehr  ab- 
geschlossen.   Der  Verf.  hat  seine  Aufgabe  gelost,  er  befleissigte  sich 


200 

der  möglichsten  Kürze  und  vermied  die  in  solchen  Fallen  unnothigen 
gelehrten  Erörterungen.  Einzelne  im  Autoren-Register  vorkommende 
Unrichtigkeiten,  wie  bei  Schur,  der  für  ihn  ein  Pfarrer  zu  Brunn 
gewesen,  sind  zwar  auffallig,  aber  bei  dem  gegenwärtigen  Stande 
der  biographischen  Bibliographie  der  Botanik  immerhin  verzeihlich. 
Wir  wünschen  dem  Werk  den  besten  Erfolg  und  hoffen  in  der  zwei- 
ten Auflage  den  angedeuteten  Mängeln  nicht  mehr  zu  begegnen. 

J.  A.  Knapp. 

Strohecker  Jonas  Rudolf  Dr.:   Die  Krystallisation  des  Wassers  und 
der  Cellulose.  Bern  1878.  32  S.  Gr.  4". 

Der  Verfasser  erörtert  die  Krystallgestalten  der  genannten  Ob- 
jecto und  sucht  dann  dieselben  an  den  einzelnen  Pflanzenfamilien  zu 
erörtern,  resp.  nachzuweisen.  Ob  denselben  jedoch  jene  Wichtigkeit 
innewohnt,  wie  der  Verfasser  meint,  ist  bei  der  Neuheit  des  Gegen- 
standes noch  zu  entscheiden.  Immerhin  ist  dieser  Versuch  eine  An- 
regung und  dessen  weitere  Verfolgung  nur  wünschenswerth.       K. 

Bericht  über  die  erste  Versammlang  des  botan.-zoolog.  Vereins  zu  Danzigr 
am  11.  Juli  1878.  121  S.  8". 

Aus  dem  Schoosse  der  naturforschenden  Gesellschaft  zu  Danzig 
hervorgegangen,  verspricht  dieser  Verein  eine  erspriessliche  Thätig- 
keit  zu  entfalten.  Ausser  einer  Reihe  von  Notizen  enthält  dieser  Be- 
richt folgende  Aufsätze:  1.  Dritter  Nachtrag  zur  Phanerogamen-Flora 
von  Culm  von  Dr.  Reh d ans.  2.  lieber  die  Blaftscheide  der  Nadeln 
von  Pinus  silvestris  von  Prof.  Menge.  3.  Ueber  eine  Uebergangs- 
form  von  Ranunculus  Flammula  L.  in  Ran.  reptans  L.  von  Dr.  H. 
Conwentz  und  4.  Zur  Kryptogamenflora  Preussens  von  Dr.  von 
Klinggräff  jun.  K. 


Correspondenz. 

Ns.  Podhrad,  am  29.  April  1879.. 

Viola  alba  Bess.,  die  seit  RocheTs  Zeiten  im  Trencsiner  Co- 
mitate  von  Niemand  wiedergefunden  wurde,  fand  ich  diese  Tage  bei 
Ns.  Podhrad  am  Nordabhange  des  Hügels  Budi§ovä  unter  Wacliholder- 
gebüsch  auf  Kalkunterlage  in  ziemlicher  Men^e  in  Gesellschaft  mit 
V.  hirta  L.,  V.  silvestris  Kit.  und  V.  Riviniana  Rb.  Blüthentragende 
Ausläufer  sind  sehr  selten  an  den  von  mir  gesammelten  Exemplaren, 
deren  grösster  Theil  —  wenigstens  jetzt  noch  —  keine  Ausläufer 
treibt,  aber  dennoch  von  allen  hiesigen  Veilchen  auf  den  ersten  Blick 
leicht  unterschieden  werden  kann.  An  Stellen,  wo  die  weidenden 
Schafe  keinen  Zutritt  hatten,  hat  unser  Veilchen  ganz  gut  erhaltene 
vorjährige  Blätter,  durch  deren  Behaarung  und  Gestalt,  sowie  die 
geruchlosen    weissen    ßlüthen    mit    lichtbläulichem  Sporn  es   von   V. 


201 

odorata  L.  und  deren  weissblühender  Form  so  weit  verschieden  ist, 
dass  es  mit  letzterer  Art  auf  keinen  Fall  vereinigt  werden  kann. 
Genau  mit  der  hiesigen  Pflanze  übereinstimmende  Exemplare  der  V. 
alba  Bess.  besitze  ich  auch  aus  Presburg  gesam?nelt  im  April  1854 
von  Schneller  („an  dem  Waldweg  von  den  Mühlteichen  herauf 
durch  den  KramerwaW)  und  aus  Grk  in  Syrmien  im  März  1871 
von  Dr.  Godra  gesammelt  („ad  oras  silvarum  juxta  fluvium  Savum"). 
Es  ist  sehr  auffallend,  dass  Hazslinszky  in  seinem  Handbuche  der 
Ungar.  Gefässpflanzen  dieses  Veilchen  nicht  einmal  dem  Namen  nach 
erwähnt.  Sollte  es  wirklich  in  Ungarn  so  überaus  selten  sein?  Viola 
arenaria  DC,  welche  bisher  im  Trencsiner  Comilate  bloss  auf  dem 
Nordweslabhange  des  mit  Wachholdergebüsch  bewachsenen  Kalkhügels 
Häjnica,  zwischen  Bohuslawice  und  Haluzice,  aber  auch  da  nur  sehr 
selten  vorkommend,  beobachtet  wurde,  sammelte  ich  diese  Tage  an 
zwei  neuen,  nicht  weit  von  einander  entfernten  Standorten  und  zwar 
auf  dem  Ostabhange  des  Kalkhügels  Lisica  in  Gesellschaft  mit  der 
viel  häufiger  vorkommenden  V.  hirta  L.  und  am  Westabhange  des 
Hügels  Budßov^,  hier  äusserst  seifen.  Diese  beiden  Standorte  sind 
kaum  1000  Schritte  von  meiner  Wohnung  entfernt.  Von  diesen  Veil- 
chen werde  ich  Ihnen  für  Ihre  Tauschfreunde  Exemplare  schicken. 

Jos.  L.  Holuby. 

Budapest,  am  10.  Mai  1879. 
Am  21.  April  d.  J.  hielt  ich  einen  Vortrag  bei  der  ungarischen 
Akademie  der  Wissenschaften  über  die  \on  mir  gesammelten  Pflan- 
zenliybriden.  Ich  erwähne  hier  davon  Inula  semicordata  (I.  cordataX. 
hirta),  von  Heuwiesen  bei  Klausenburg,  und  eine  f.  corymbosa  davon 
von  dem  Büdoshegy,  —  Thalictrnm  iodostemon  (Oest.  bot.  Zeilschr, 
1878,  p.  310),  Th.  suhcorymhosxtm  (Th.  peucedanifolium?'X,simplex) 
von  Kronstadt,  welches  sich  von  Th.  simplex  durch  seine  Inflorescenz, 
die  beinaiie  einen  Corymbus  bildet,  und  sehr  üppigen  Wuchs  unter- 
scheidet, und  Th.  glaucescens  W.?  v.  encorymbosum  bei  der  Tordaer 
Schlucht.  —  Von  Epilobiiim  hybridnm  Schur  fand  ich  bei  Kronstadt 
eine  f.  pycnotricha^  von  E.  parriflortim  bei  Zernyest  eine  var.  alpi- 
genum,  welche  vom  Typus  durch  schmälere  Blätter,  niederen  Habitus 
und  grössere  Blüthen  mit  der  Farbe  des  E.  alsinifolium  abweicht. 
E.  dacicum  (E.  subobscurnm?  ^C  parviflormn)  bei  Nagy-Enyed,  — 
eine  var.  stenophylhim  fE.  parviflorum  v.  alpigemimycroseum)  von 
E.  Knaßi  Gel.  bei  Zernyest,  E.  aciduhim  von  dem  Büdoshegy,  — 
von  E.  phyllonema  Knaf  eine  var.  longifolium  in  Kit.  herb,  von  Mätra, 

—  E.  semiobscurum  (E.  LamyiX,obscurum,  Ettersberg  in  Thüringen), 

—  E.  Huferi  m.  (£.  ahinifolium'X^colliniim)  Pusterthal,  welches  von 
E.  collinum  durch  die  erhabenen  Linien  des  Stengels  und  glänzende 
Blätter  verschieden  ist,  —  E.  Haussknechfianum  (E.  montanum  X 
Lamyii).  —  Von  Roripa  sihestris  und  R.  barbaraeoides  var.  ensili- 
quosa  glaube  ich  einen  Bastart  gefunden  zu  haben  (/?.  pennixta^ 
bei  Nagy-Enyed,  —  eine  in  der  Blüthe  und  Frucht  mit  R.  palustris, 
in   den  Blättern   aber   mit  einer  schmalblättrigen   R.  amphibia  über- 


202 

einstimmende  R.  erythrocaulis  fand  ich  bei  Ofen.  —  Nasturtium 
anceps  Sonder  Fl.  Hamb.  im  Herb,  des  Cardinais  Dr.  Haynald  ist 
auch  eine  Hybride  von  R.  amphibia  und  palustris^  die  jedoch  von 
der  Beschreibung  des  Sisymbrium  anceps  (Wahl.)  durch  leierförmig- 
fiedertheilige  untere  und  überhaupt  nicht  geöhrte  Blatter,  nicht  zuge- 
spitzte aber  aufgeblasene  Früchte  verschieden  ist,  und  falls  Roripa 
anceps  (Wahl.)  wirklich  eine  Hybride  von  R.  amphibia  und  R.  pa- 
lustris ist,  so  stelle  ich  Sonder's  Pflanze  als  eine  b.  Sonderi  dazu.  — 
Nasturtium  anceps  Heuff.  im  Herb.  Haynald!  ist,  wenn  ich  richtig 
vermuthe,  eine  R.  amphibiaXpolifolia  =  R.  Haynaldiana.  —  Eine 
R.  anceps  ähnliche  Pflanze  fand  ich  auch  bei  Nagy-Ormäd  zwischen 
Vesztö  und  Csökmö,  welche  ich  jedoch  als  eine  Abänderung  meiner 
R.  repens  (Ä.  amphibiaXsihestris)  betrachte,  welche  sich  durch 
ihre  grossen  Blätter  (im  Umrisse  wie  bei  R.  amphibia)  auszeichnet, 
aber  die  Blatlsegmente  sind  an  der  Basis  herzförmig  ausgeschnitten 
(var.  cordisecta).    Rosa  dumosaXferruginea   wächst  bei  Schemnitz. 

Borbäs. 


Personalnotizen. 

—  Dr.  Ludwig  Haynald,  Erzbischof  von  Kalocsa  wurde  vom 
Papste  zum  Cardinal  ernannt. 

—  Dr.    August    Grisebach   ist  am  9.  Mai  in  Göttingen,    in 
einem  Alter  von  66  Jahren  gestorben. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmung^en. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Wien  am  17.  April  übersandte  Prof.  Wiesner  eine  Abhandlung, 
betitelt:  „Versuche  über  den  Ausgleich  des  Gasdruckes  in  den  Ge- 
weben der  Pflanzen."  Die  Resultate  dieser  Untersuchung  lauten: 
1.  Es  gibt  Gewebe,  welche  selbst  bei  grossen  Druckunterschieden 
für  Luft  völlig  undurchlässig  sind  (Lenticellenfreies  Periderm.).  2.  Das 
Ein-  und  Ausströmen  der  Luft  durch  Spaltöffnungen  erfolgt  in  jener 
Form  der  Diffusion,  die  man  jetzt  gewöhnlich  als  Effusion  bezeichnet. 
Hier  verlialten  sich  die  Zeiten  für  den  Ein-  beziehungsweise  Austritt 
eines  bestimmten  Gasvoluins  wie  die  Quadratwurzeln  aus  den  Dichten 
der  angewendeten  Gase.  Barthelemy's  Angabe,  dass  bei  schwächerem 
inneren  Gasdrucke  die  Spaltöffnungen  sich  schliessen,  kann  wenigstens 
nicht  als  regelmässig  stattfindender  Fall  aufrecht  erhalten  werden. 
3.  In  gefiisslosem  Holze  erfolgt  der  Ausgleich  des  Gasdruckes  durch 
die  Membran  hindurch.  Am  raschesten  tritt  der  Ausgleich  in  axialer, 
am  langsamsten  in  radialer  Richtung  ein.    Die  zarte  Tüpfelhaut  lässt 


203 

die  Gase  entweder  weilaus  leicliler  passiren  als  diess  die  übrigen 
Partien  der  Wand  vermögen,  oder  es  gehen  die  Gase  nur  durch 
erstere  hindurch.  Der  Durchtritt  der  Gasmolekiile  durch  die  Membranen 
der  Holzzellen  erfolgt  nicht  in  jener  Form  der  Diffusion,  welche  man 
heute  als  Transspiration  bezeichnet,  sondern  ist  ein  complicirter  Vor- 
gang, bei  dem  Effusion  und  Absorption  durch  colloidale  Wände  im 
Spiele  sind.  Erstere  gibt  desto  mehr  den  Ausschlag,  je  trockener  die 
Zellwand  ist.  In  gefassfiihrendem  Holze  erfolgt  der  Druckausgleich 
in  axialer  Richtung  weitaus  rascher  als  in  den  Querrichtungen.  Der 
Vorgang  ist  hier  uoch  complicirter  als  im  gefassfreien  Holze,  weil 
hier  noch  der  Durchgang  der  Gase  durch  die  als  Capillaren  fungirenden 
Gefässe  hinzukommt.  Hier  sind  also  Effusion,  Absorption  und  Trans- 
spiration im  Spiele.  4.  In  luftfiihrendem  Parenchym  strömt  bei  Druck- 
ausgleich ein  Theil  der  Luft  durch  die  Intercellulargimge,  ein  anderer 
geht  durch  die  geschlossenen  Membranen  und  zwar  entweder  aus- 
schliesslich oder  doch  vorwiegend  durch  die  unverdickt  gebliebene 
Zellwand,  Die  Form  der  Zellen,  die  Lage  der  Capillaren  (Inlercellular- 
gänge)  und  die  Verdickungsweise  der  Zellwiinde  bedingen,  dass  im 
Hollundermarke  der  Druckausgleich  in  querer  Richtung  rascher  als 
in  axialer  erfolgt.  Auch  ist  es  in  der  verschiedenen  Verdickungsweise 
der  Zellen  gelegen,  dass  beim  Hollundermark  der  Druckausgleich 
innerhalb  eines  Internodiums  langsamer  als  von  Internodium  zu  Inter- 
nodium erfolgt.  5.  Je  starker  eine  Parenchym-  oder  Holzzelle  mit 
Wasser  imbibirl  ist,  desto  langsamer  tritt  Druckausgleich  ein.  Es 
verlialten  sich  diese  Zellen  wie  Thonzellen,  welche  im  trockenen 
Zustande  die  Gase  rasch,  im  mit  Wasser  durchtränkten  Zustande  nur 
schwer  liindurililassen.  6.  Wälirend  die  Wand  der  Parenchym-  und 
Holzzellen  mit  der  Abnahme  an  Wasser  für  Gase  durchlässiger  wird, 
zeigt  die  Peridermzelle  ein  gerade  umgekehrtes  Verhalten.  Anfänglich 
ist  ihr  Lumen  mit  Flüssigkeit,  später  mit  Luft  erfüllt.  Während  des 
Austrittes  der  Flüssigkeit  stri»mt  diffundirte  Luft  in  dieselbe.  Mit  der 
Eintrocknung  der  Wand  verlor  dieselbe  die  Durchlässigkeit  für  Gase. 
7.  Der  herrschenden  Meinung  entgingen  wurde  gefunden,  dass  die 
Lenticellen  auch  im  Winter  für  Luft  durchlässig  sind. 

—  Der  Verein  der  Naturfreunde  in  Reichenberg,  welcher 
im  Laufe  des  Monats  Januar  das  Fest  seines  dreissigjährigen  Bestandes 
feierte,  ist  nun  im  Begriffe,  sein  langerstrebtes  Werk,  den  botani- 
schen Garten,  der  Verwirklichung  näher  zu  bringen.  Nachdem  alle 
Vorarbeiten  beendet  sind,  beginnt  im  laufenden  Jahre  die  Bepflanzung 
desselben.  Zu  diesem  Zwecke  wurde  von  Seite  des  Herrn  Geheimen 
Medicinalrathes  Professor  Dr.  Göppert  in  Breslau  und  des  Inspeclors 
des  kiMiiglich  botanisciien  Gartens  in  Dresden,  Herrn  Poscharsky, 
dem  Vereine  eine  grosse  Collection  Samen  zum  Geschenke  gemacht 
und  von  beiden  Herren  auch  für  fernerhin  Zusicherung  für  die  weitere 
Unterstützung  des  begonnenen  Werkes  gegeben. 


204 

Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangl:  Von  Herrn  Solla  mit  Pflanzen  aus 
Istrien.   —  Von  Herrn  Taxler  mit  diversen  Pflanzen. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Dr.  Rathay, 
Hüfer,  Kesselmayr,  Dr.  Reuterman. 

Aus  Sachsen  einges.  von  Lodny:  Androsace  elongata,  Anthe-' 
ricum  Liliago,  Artemisia  Tournefortiana,  Aspidimn  Braunü,  Asple- 
nium  Serpenfini,  Blechnum  horeale,  Erica  Tetralix,  Genista  pilosa, 
Hypericum  hirsutum,  Linaria  Cymbalaria,  Myosotis  sparsiflora,  Om- 
phalodes  scorpioides,  Phyteuma  nigrum^  Pyrethrum  corymbosum,  The- 
sium  alpinwn. 

Aus  Ungarn  einges.  von  Stein itz:  Atichusa  officinalis,  Anthe- 
ricum  ramosum,  Aristolochia  Clematitis^  Artemisia  austriaca.  Art. 
campestris,  Aster  Amellus,  Cynanchum  Vincetoxicum,  Eryngium  cam^ 
pestre.,   Gagea  lutea,  Lilium  Martagon. 

Einges.  von  Traxlor  aus  Steiermark:  Linaria  alpina.  Aus 
Böhmen:  Medicago  media,  Polygonum  aviculare  v.  erectum. 

Obige  Pflanzen  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 

Zur  Nachricht. 

Es  werden  öfters  einzelne  Hefte  dieser  Zeilsclirift,  mitunter  viel 
älterer  Jahrgänge  verlangt,  was  zu  der  Erklärung  veranlasst,  dass 
solche  nur  von  dem  laufenden  und  dem  letztvergangenen  Jahrgange 
abgegeben  werden  können. 

Die  Redaction. 


Inserat. 

Ein  Herbarium 

über  4700  Species  sowohl  der  spontanen  als  exotisciien  Flora  ist 
zu  verkaufen  und  zu  besichtigen  bei  der  kais.  Raths-Witwe  Frau 
Antonie  Beer  in  Wien  I.  Dorotheergasse  5,  im  2.  Stock  über  den 
Gang-,  am  Dienstag,  Donnerstag  und  Samstag  jeder  Woche  zwischen 
10—12  Uhr  Vormittags. 

Diesem  Hefte    liegt  bei:    Prospect  von  Jessen's  „Deutsche  Excur- 
Sions-Flora"  der  Yerlagshandlung  Philipp  Cohen  in  Hannover. 

Redacteur  und  Herausgeber  Dr.  Alezander  Skofltz.  —  Verla?  von  C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  uüd  Papier  der  C.  Ueberreuter'sclien  Bur.lidruckerei  (M.  Salzer). 


Ocsterreiclüsche 

Botanisclie  Zeitsclirift 

Gemeinnütziges  Org^an 

für 
Die  Ssterreichifiche  Exemplare 

hotanische    Zeitschrift  RAtaniU     nn<1     RnfnniLlkr  die  frei  durch  die  Post  be- 

erscheint  DOldDIK     UDU     DOldDlKer,  zogen  ^»erden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  bios  bei  der  RedaiitioH 

Manjranumeri^i^auf^seibe  (j^^|^g^^  Oekoflomen,  Forsloiäniier,  Aerzle,  '*'  f r  '/rä^l%";Sen; " 

(16  R.  Mark.}                                                                          .  Im  Wege  des 

ganz  jährig,  oder  mit  Annlhalpr    und    T«^-1inilar  Buchhandels  übernimmt 

*  a.  6.  W.  CS  R.Mark:)  ftJJUllICKCI     UHU     ICIUIIIKGI.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  «ierold's  üoli» 

Inserate  »»«     wf  '"^  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  ff         7  sowie  alle  übrigen 

15  kr.  Ost.  W.  ••■"  =      •  •  Buchhandlungen. 

XXIX.  Jahrgang.  Will.  JbM  1879. 

IBTHAIiT:  Zur  österreichischen  Gramineen-Flora.  Von  Ha  ekel.  —Zur  Geschichte  der  Pflanzen- 
wanderung. Von  Dr.  Kern  er.  —  Diagnose»  plantarum  Brasiliensium.  Von  Dr.  Wawra.  —  Zur 
Flora  von  Niederösterreich.  Von  Dr.  Halacsy.  —  Neovossia.  Von  Dr.  Körnicke  —  Plantae  afri- 
canae.  Von  Vatke.  —  Ausflug  nach  Rovigno.  Von  So  IIa.  —  Schomburgk's  Bericht.  Von  Antoine. 
Arabis  muralis  und  A.  siidetica.  Von  U echtritz.  —  Literaturberichte.  —  Correspondenz.  \on 
Holuby,  Uechtritz.  —  Personalnotizen.  —  Botanischer  Tanschverein.  —  Inserate. 

Zur  Gramineen-Flora  Oesterreich-Üngarns. 

Von  Prof.  E.  Hackel. 

Im  vorigen  Jalire  erhielt  ich  von  meinem  verehrten  Freunde, 
Dr.  V.  V.  Borbäs,  ein  Exemplar  eines  sehr  auffallenden  Bronius^ 
das  dieser  am  Rakos  bei  Budapest  gesammelt  und  vorlaufig  als  Br. 
repens  bezeiclinet  halte;  später  hat  er  ihn  in  den  Abhandlungen  der 
k.  ung.  Akademie  (1878)  als  Bromus  erectus  var.  pycnotrichus  be- 
schrieben. 

Auch  mir  war  damals  keine  beschriebene  Art  dieser  Gattung 
bekannt,  zu  welcher  jenes  Exemplar  gehören  konnte.  Seither  aber 
kam  ich  in  Besitz  eines  Original-Exemplares  von  Bromus  vernafis 
Pancic,  in  welchem  ich  sofort  den  Bromus  vom  Rakos  erkannte. 
Zur  ferneren  Bestätigung  der  Identität  diente  die  Beschreibung  des- 
selben, welche  Pancic  in  seinem  „Verzeichniss  der  in  Serbien  wild- 
wachsenden Pflanzen"  (Verhandlungen  des  zool.-botan.  Vereines  in 
Wien  1855,  p.  118)  gibt.  Daselbst  ist  die  Pflanze  als  Bromus  erectus 
var.  vernalis  bezeichnet  und  sehr  treffend  beschrieben.  Es  ist  mir 
augenblicklich  nicht  bekannt,  ob  Prof.  Pancic  sie  in  einer  späteren 
Publication  direct  als  Bromus  ternalis  bezeichnet  hat,  wlo  sich  aus 
der  Eliquette  meines  Exemplares  schliessen  Hesse;  jedenfalls  verdient 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  7.  Heft.  1879.  16 


200 

er  seinen  besonderen  Namen  als  eine  sehr  ausgezeichnete  Form. 
Sein  Wuchs  ist  niedrig  (etwa  30  Cm.),  sein  Wurzelstock  treibt 
Ausläufer  und  seine  Blätter  sowie  Blattscheiden  sind  dicht  mit 
grauer,  seidig  glänzender,  wolliger  Behaarung  überzogen. 
Die  Rispe  ist  länglich,  locker,  mit  einzelnen  Aehrchen  an  der  Spitze 
der  Zweige,  die  Aehrchen  sind  kleiner  als  bei  Bromus  erectus,  weil  die 
Deckspelze  durchschnittlich  nur  9  Mm.  misst  (bei  Br.  erectus  11  Mm.); 
die  Spelzen  sind  auf  den  Nerven  rauh ,  sonst  aber  gänzlich  kahl. 

Unter  dem  Namen  Bromus  erectus  werden  heutzutage  noch 
eine  Reihe  von  Formen  vereinigt,  deren  einige  sehr  ausgezeichnete 
Merkmale  zur  Unterscheidung  darbieten,  so  dass  es  hier  am  Orte 
sein  dürfte,  die  Aufmerksamkeit  der  Botaniker  auf  diese  Formen  zu 
lenken,  damit  jene,  welche  Gelegenheit  haben,  sie  lebend  zu  beobachten, 
den  Grad  der  Beständigkeit  der  anzugebenden  Merkmale  durch  Ver- 
gleichung  mi)glichst  vieler  Exemplare  constatiren  mögen.  Da  ist  zu- 
nächst der  von  Kummer  und  Sendtner  in  der  „Flora"  XXXII.  757. 
beschriebene  Br.  pannonicus,  der  nach  Angabe  der  Autoren  in  Bosnien 
bei  Travnik,  dann  in  Ungarn  bei  Budapest  wachsen  soll.  Seine 
Unterschiede  von  Br.  erectus  bestehen  in  der  Pubescenz  der  Blätter 
und  unteren  Scheiden,  welche  bei  Br.  erectus  nur  am  Rande  und  auf 
den  Nerven  mit  zerstreuten  langen  Haaren  besetzt  sind,  ferner  in 
der  Kahlheit  der  Aehrchen.  Die  obgenannten  Autoren  schreiben  nämlich 
dem  Br.  erectus  behaarte  Aehrchen  zu.  Diese  besitzt  er  zwar  in  der 
Regel,  doch  kommen  in  ganz  Deutschland,  Oesferreich,  Frankreich  und 
selbst  in  Schweden  (wie  ich  aus  meinem  Herbar  und  aus  den  Angaben 
der  Floren  ersehe)  Exemplare  mit  kahlen  Aehrchen  vor,  welche  im 
Uebrigen  ganz  denen  mit  behaarten  gleichen.  Es  bleibt  demnach  nur 
der  Unterschied  der  Pubescenz  der  Blätter  und  da  scheint  es,  dass  auch 
diese  nicht  immer  constant  ist,  denn  von  dem  Exemplare  des  Br. 
pannonicus,  welches  mir  Bor b äs  vom  Auwinkel  hei  Budapest  mit- 
theilte und  welches  bis  auf  ganz  unwesentliche  Dinge,  wie  die  Färbung 
der  Aehrchen,  genau  mit  der  Diagnose  stimmt,  zeigt  ein  Individuum 
nur  Spuren  von  Pubescenz,  dafür  sind  dann  die  langen  Wimpern  des 
Randes  wieder  deutlich  ausgebildet,  welche  an  den  stark  pubescenten 
Individuen  undeutlich  sind. 

Es  scheint  mir  demnach,  dass  auf  die  unter  diesem  Namen  be- 
schriebene Form  kein  grosses  Gewicht  zu  legen  sei. 

Ferner  gehört  in  diese  Gruppe  der  Bromus  transsylvanicus 
Steudel  Synops.  1.  p.  320,  der  Beschreibung  nach  eine  planta  gla- 
berrima  mit  einer  panicula  suberecta  et  ramis  capillaribus  arcualo- 
erectis,  spiculis  laxifloris,  gluma  superior  inferiore  fere  duplo  longior 
etc.  Dem  gegenüber  ist  Bromus  erectus  immer  auf  den  Blättern 
zerstreut  behaart,  häufig  auch  an  den  Aehrchen,  seine  Rispe  ist  steif 
aufrecht  sowie  deren  Aeste  ziemlich  dick  und  niclit  bogig,  seine 
Aehrchen  dichtblüthig,  ihre  Hüllspelzen  fast  gleich  gross.  Man  möchte 
zunächst  versucht  sein  zu  glauben,  dass  es  sich  hier  um  dieselbe 
Pflanze  handle,  welche  5  Jahre  später  (1860)  Schur  unter  dem 
Namen    B.  transsyhanicus    in   dieser  Zeitschrift  beschrieb.    Dem  ist 


207 

aber  nicht  so,  Schur's  Art  ist  durch  das  charakteristische  Fasernelz 
am  Grunde  der  Helme  und  Laubzweige  sehr  ausgezeichnet,  von 
welchem  Steudel  in  seiner  Diagnose  nichts  erwähnt,  obwohl  er  es 
bald  darauf  bei  Bromtts  tomentellus  Boiss.  genau  beschreibt,  auch  ist 
Schur's  Art  niemals  ganz  kahl,  sondern  entweder  auf  den  Blätlern 
oder  den  Aehrchen  oder  auf  beiden  mehr  oder  weniger  behaart. 

B.  transsiltanicns  Schur  ist  seither  von  Janka  mit  B.  varie- 
gatus  M.  B.,  von  Bor b äs  mit  B.  angustifoUus  M.  B.  vereinigt  worden, 
von  ersferem  weicht  er  aber  in  der  Form  der  Rispe  ab,  und  letz- 
terer lässt  sich  auch  nicht  sicher  auf  ihn  bezielien,  da  die  Angabe 
des  Fasernetzes  fehlt,  und  das  beigefügte  Citat  Br.  agrestis  All., 
Host  gr.  I.  t.  10,  welches  bestimmt  zu  Br.  erectus  gehört,  dagegen 
spricht.  Demnach  dürfte  dem  siebenbürgischen  resp.  Banater  Bromus 
mit  dem  Fasernetz  der  alten  Blattscheiden  ein  neuer  Name  gebühren, 
als  welchen  ich  etwa  Br.  fibrosus  vorschlagen  würde  *). 

Kehren  wir  nun  zu  unserem  Br.  transsylvanicus  Steud.  zurück, 
so  kann  ich  zunächst  nachweisen,  dass  derselbe  weifer  verbreitet  ist 
als  in  Siebenbürgen.  Ich  fand  denselben  auf  den  Bergwiesen  der 
Alpe  Begunsica  in  den  Karawanken,  die  dort  gesammelten  Exem- 
plare stimmen  aufs  genaueste  mit  Steudel's  Beschreibung  überein, 
man  müssle  denn  das  fere  duplo  brevior  der  unteren  Hüllspelze 
gegenüber  der  oberen  geradezu  wörtlich  nehmen ;  bei  meinen  Exem- 
plaren ist  das  Verhältniss  derselben  meist  8 :  11  oder  7 :  10,  bei 
erectus  8  :  9,  die  Blülhen  stehen  lockerer  als  bei  erecttis,  indem  ein 
7blüthiges  Aehrchen  des  transsylvanicus  eine  16—17  Mm.  lange, 
des  erectus  eine  13  Mm.  lange  Aehrchenspindel  besitzt,  und  da  ferner 
die  Deckspelze  des  ersteren  (10  Mm.)  kürzer  ist  als  die  des  letz- 
teren (11  Mm.),  so  wird  dadurch  der  Eindruck  der  Lockerheit  noch 
erhöht.  Als  brauchbares  Unterscheidungsmerkmal  von  Br.  erectus  er- 
weist sich  die  Länge  der  gluma  superior,  welche  bei  letzterem 
höchstens  ^/\  von  jener  der  palea  inferior  beträgt,  während  sie  bei 
transsylvanicus  ihr  gleich  kommt,  wenn  man  sie  beide  nebenein- 
anderlegt. Charakteristisch  ist  ferner,  dass  selbst  die  kürzesten  Rispen- 
zweige des  untersten  Halbquirls  noch  lYa^al  länger  sind  als  ihr 
Aehrchen;  bei  erectus  sind  sie  allemal  weit  kürzer,  daher  die  Rispe 
hier  straffer,  dort  weit  lockerer.  Die  Blätter  der  Karawanken-Exem- 
plare  sind  völlig  kahl.  Ganz  identische  Exemplare  besitze  ich  vom  Monte 
Tombea  in  den  Judicarien  Südtyrols,  gesammelt  von  Hut  er,  an  wel- 
chen bis  llblüthige  Aehrchen  vorkommen.  Hier  zeigt  sich  nun,  dass 
die  völlige  Kahlheit  kein  constantes  Merkmal  sei,  indem  das  eine  In- 
dividuum des  Exemplares  die  langen  zerstreuten  Wimpern  der  Blätter 
des  Br.  erectus  zeigt.  Bau  der  Rispe  und  Verhältnisse  der  Spelzen 
bleiben  aber  die  gleichen.  Nicht  weit  davon,  nämlich  auf  Alpentriften 


')  Ob -B.  riparius  Rehm. ,  den  Janka  zu  variegatus,  Ascherson  zu 
erectus  zieht,  hieher  geliört,  vermag  ich  nicht  zu  entscheiden,  und  ziehe  es  bis 
auf  Weiteres  vor,  den  Namen  B.  fibrosus  zu  gebrauchen. 

16  ^' 


208 

des  Val  Concei  sammfilfe  Hut  er  weitere  liieher  gehörige,  mit  den 
vorigen  iibereinsliinmende  Exemplare. 

Ferner  gehören  zu  Br.  transsyltanicus  die  Exemplare,  welche 
ich  von  Borbäs  aus  dem  südlichen  Croatien  „in  pralis  elafis  Jezera 
ad  paguin  Kraszno"  erhielt,  und  die  sich  durch  besonders  lange 
Grannen  auszeichnen.  Es  dürfte  demnach  die  genannte  Bromus-Yoxm 
von  den  Alpen  am  Garda-See  angefangen  durch  die  ganze  südliche 
Kalkzone  hin  und  wieder  vorkommen  und  sich  über  Croatien  bis 
Siebenbürgen  verbreiten. 

Hieran  schliesst  sich  ferner  eine  Bromus-Art,  welche  ich  unter 
den  Gramineen  des  Herbars  weil.  Baron  Hausmann's,  die  ich  er- 
warb, vorfand.  Sie  ist  „am  kühlen  Brünnl"  bei  Bozen  gesammelt 
und  wächst  dort  zugleich  mit  der  Normalform  des  Br.  erectus  mit 
rauhhaarigen  Aehrchen,  von  der  sie  sich  h()chst  auffallend  unter- 
S(-Iieidet.  Sie  erreicht  gewöhnlich  nur  30,  selten  50  Cm.  Höhe;  iiu* 
Wurzelstock  bildet  dichte  Basen  ohne  Auslaufer,  die  alten  Scheiden 
ohne  Fasernelz,  die  lebenden  mit  Ausnahme  der  obersten  dicht  ab- 
stehend-zottig behaart,  die  Lamina  der  grundständigen  Blätter  ist 
im  trockenen  Zustande  fest  zusammengefalzt  und  sowie  jene  der 
Halmbliitler  auf  der  Unterseite  kahl  und  rauh,  auf  der  Oberseite  dicht 
flaumig;  der  Rand  ist  stets  ohne  Wimpern.  Der  Halm  ist  bis  hinauf 
mehr  oder  weniger  behaart,  das  charakteristischeste  Merkmal  liegt 
jedoch  im  Bau  der  Bispe,  Dieselbe  ist  nämlich  kurz  und  dichtblüthig, 
fast  oval  im  Umrisse,  der  erste  sog.  Halbquirl  hat  5  Zweige,  wovon 
der  primäre  2 — 3,  die  zwei  secundären  je  2,  die  tertiären  1  Aehr- 
chen tragen,  während  bei  Br.  erectus  alle  Bispenzweige  mit  1  Aehr- 
chen endigen,  mit  Ausnahme  des  primären,  welcher  manchmal  deren 
zwei  trägt.  Die  Internodien  der  Bispenspindel  sind  verhältnissmässig 
kurz,  daher  das  gedrungene  Aussehen  der  Inflorescenz,  so  ist  z.  B. 
das  unterste  Internodium  mindestens  3mal  kürzer  als  der  unter  dem- 
delben  sitzende  Primärzweig  ohne  sein  Endährchen;  bei  Br.  erectus 
ist  dieses  Internodium  nur  wenig  kürzer.  Dia  Aehrchen  sind  relativ 
die  kleinsten  unter  den  verwandten  Formen;  ein  öblüthiges  misst 
17  Mm.,  ein  ebensovielblüthiges  von  Br.  erectus  mindestens  24  Mm. 
Die  Deckspelze  ist  auch  bloss  9  Mm.  lang,  ganz  kahl,  auf  den  Ner- 
ven rauh,  ihre  Granne  2 — 3inal  kürzer,  die  Glieder  der  Aehrchen- 
spindel  ganz  kahl.  Ich  empfelile  diesen  Bromus,  den  ich  Br.  conden- 
satus  nennen  will,  den  Bozener  Botanikern  zur  Beobachtung,  damit 
über  seine  Verbreitung  und  die  Constanz  seiner  Merkmale  entschie- 
den werde. 

Endlich  habe  ich  noch  über  eine  Art  zu  berichten,  welche 
Prof.  V.  Kern  er  auf  der  Insel  Capri  im  Golf  von  Neapel  entdeckte 
und  mir  lebend  aus  dem  botanischen  Garten  in  Innsbruck  mittheilte. 
Seither  gedeiht  sie  auch  hier  in  St,  Polten  ganz  vortrefflich.  Die 
Pflanze  ist  dicht  rasig,  ohne  Ausläufer;  alle  Scheiden  und  Blätter  sind 
beiderseits  ganz  wie  bei  Bromus  vernalis  mit  dichter  abstehender 
oder  etwas  rückwärts  gerichteter  weicher  Wolle  bekleidet;  auch  der 
Halm    ist    flaumig.    Die  Blätter  sind  ganz  flach;    die  Rispe,    welche 


209 

durch  Hie  CuHiir  üppiger  geworden  ist,  so  dass  der  unterste  Halb- 
quirl bis  zu  10  Aeste  trägt,  besitzt  trotzdem  nicht  die  grosse  Zahl 
der  Aehrchen  des  condensatiis ,  weil  die  Secundärzweige  einfach 
bleiben,  und  selbst  der  Primärzweig  nur  selten  zwei  Aehrchen  trägt. 
Diese  stimmen  in  ihren  Verhältnissen,  ihrer  Kahlheit  am  meisten  mit 
Br.  vernalis  überein.  Die  Hohe  der  üppigsten  Halme  beträgt  70  Cm. 
Nach  brieflichen  Minheilungen  Prof.  Iverner's,  der  diese  uiiedirte 
Art  als  Br,  caprinvs  bezeichnet,  kommt  sie  auch  bei  Castellamare 
und  in  Sicilien  vor.  Im  Ansehen  kommt  sie  dem  Bromus  tomentellus 
Boiss.  nahe,  aber  dieser  hat  das  Fasernetz  der  alten  Blattscheiden. 

Stellen  wir  zum  Schlüsse  die  hier  besprochenen  Formen  aus 
der  Gruppe  des  Br.  erectus,  -sowie  noch  einige  nicht  hier  erwähnte 
aus  derselben  zusammen,  so  gewinnen  wir  folgenden  üeberblick  über 
dieselben» 

I.  Vaginae  emarcidae  in  fibras  intertextas  solulae. 

A.  Folia  velutino-tomentella  (Persia,  Greta).       Br.  tomentellus  Boiss. 

B.  Folia  sparsim  pilosa  et  ciliata  vel  omnino  glabra. 

a)  Gulmus  20 — 26  cm.  altus,  spiculae  in  racemum  simplicem  con- 
ferlum  25 — 4  cm.  longum  disposilae,  pedicelli  infimi  vix  spi- 
culae longiludine;  folia  25—4  cm.  longa  (Caucasia). 

Br.  variegatus  M.  B. 

b)  Gulmus  60 — 100  cm.  altus,  panicula  15  cm.  et  ultra  radiis  infe- 
rioribus  3 — 4  spicula  longioribus,  folia  20  —  25  cm.  longa  (Trans- 
sylv.  Banatus,  Valachia). 

Br.  fibrosus  m.  (Br.  transylvanicvs  Schur  non  Steud.) 

H.  Vaginae  emarcidae  integrae    vel  in  fibras  solilarias  non  intertextas 

solutae. 

A.  Rhizoma  dense  caespitosum  sine  stolonibus. 

a)  Foliorum  laminae  et  praecipue  vaginae  dense  patenti-villosae,  non 
ciliatae. 

«)  Lamina  inferne  glabra,  superne  villosula,  vaginae  villosae, 
panicula  condensata  abbreviata  ovato-oblonga,  rami  primarii 
et  secundarii  semiverticilli  infimi  2  —  3  spiculas  gereutes, 
spiculae  minores,  palea  inferior  9  mm.  longa.  (Tyrolia  austr. 
prope  Bozen)  Br.  condensatus  m. 

/S)  Folia  omnino  viilosa,  panicula  major,  laxiiiscula,  rami  se- 
cundarii et  plerumque  primarii  unispiculati.  (In  agro  Nea- 
politano,  Sicilia)  Br.  caprinus^}  Kerner  in  litt. 

b)  Foliorum  vaginae  et  laminae  breviter  pubescentes,  ciliatae.  Spi- 
culae glabrae.  (Bosnia,  Hungaria). 

Br.  pannonicus  Kunnn.  et  Sendln. 

c)  Folia  in  nervis  margineque  sparsim  ciliata  ceterum  vel  omnino 
ghibra. 


')  Vielleicht  besser  Br.  Capreamm,  von  Capreae,  dem  classischen  Namen 
des  heutigen  Capri. 


210 

c)  Panicula  laxa  ramis  capillaribus  arcualo-erectis  spicula  multo 
longioribus;  spiculae  laxiflorae,  glabrae,  glumae  inaequales, 
superior  paleam  inferiorem  aequans  (Alpes  Tyroliae,  Car- 
nioliae,  Croatiae,  Traiissylvaniae).  Br.  transsylvanicus  Steud. 

ß)  Panicula    stricla,    ramis    erectis    spicula    paullo    longioribus; 

spiculae   densiflorae,    hirsutae   vel   glabrae,    glumae    subae- 

quales,   superior   palea   inferiore   */^  brevior  in  Europa  fere 

tola.  Br.  erectus  Huds. 

B.  Rliizoma  stoloniferum. 

a)  Folia   molliler  patenli-villosa   (Serbia,   Hungaria). 

Br.  vernalis  Panc. 

b)  Folia   glabra    cum   onmibus  plantae  parlibus  glauco-viridia  (Cau- 
casia,  Grusia).  Br.  albidus  M.  ß. 

Ich  halle  übrigens  die  Reihe  der  Formen  des  Br.  erectus  damit 
noch  lange  nicht  für  abgeschlossen,  und  mögen  diese  Zeilen  dazu 
dienen,  auf  dieselben  weiteriiin  aufmerksam  zu  machen. 


Aus  dem  Hausmann'schen  Herbarium  lernte  ich  auch  die  wei- 
tere Verbreitung  einer  sehr  charakteristischen  Koeleria-Arl  kennen, 
welche  Kern  er  in  dieser  Zeitschrift  1867,  p.  7.  als  K.  carniolica 
beschrieben  hat.  Dieselbe  ist  jedoch  identisch  mit  K.  eriostachya 
Pancie  Verzeichn.  in  Verh,  d.  zool.-bot.  Ver.  Wien  1855,  wie  icli 
niicli  durch  Vergleich  der  Diagnosen,  sowie  der  mir  von  Prof.  Pan- 
cie gütigst  mitgetheilten  Exemplare,  mit  den  von  Prof.  Kerner  le- 
bend erhaltenen  und  den  von  mir  selbst  gesammelten  überzeugte. 
Sie  ist  ausgezeichnet  durch  den  am  oberen  Theile  kurzwolligen  Halm 
und  die  ebenso  beschaffene  Rispenspindel,  nicht  gegrannte  Deck- 
spelzen und  ganz  bleibende  alle  Blatlscheiden.  Die  Länge  der  Weil- 
liaare  des  Halmes  und  der  Rispenspindel  schwankt  zwischen  Vs^l 
Ouerdurchmesser  des  Halmes  und  zwar  sowohl  bei  den  serbischen 
als  bei  den  österreichischen  Exemplaren;  an  den  ursprünglichen  Exem- 
plaren vom  Berge  Gobela,  auf  welche  Pancie  seine  Art  gründete, 
erreicht  sie  den  letzleren  Beirag,  bei  solchen  hingegen  vom  Berge 
Slol  nur  den  ersleren;  auf  der  ßegunsica  in  Krain  sammelte  ich 
beide  Formen.  Auch  variirt  diese  Art  in  der  Behaarung  der  Aehr- 
chen  von  völliger  Kahllieit  bis  zu  starker  Rauhhaarigkeit  in  verschie- 
denen Zwischenstufen,  wie  sowohl  die  serbischen,  als  die  österreichi- 
schen Exemplare  zeigen. 

Koeleria  eriostachya  bewohnt  die  sonnigen  trockenen  Alpen- 
triften der  ganzen  südlichen  Alpenkette  vom  Monte  Baldo  bis  zum 
Krainer  Schneeberg ,  sowie  deren  Fortsetzungen  in  Croatien  und 
Serbien. 

Von  einzelnen  Standorten  nenne  ich  nach  meinem  Herbar  und 
den  Angaben  der  Autoren:  a)  Tyroi :  Monte  Baldo  (Col  santo)  leg. 
Hiiter,  Gantkofel  über  Eppan  (Heufler),  Kerschbaumer-Alpe  legit 
Huter;  b)  Kärnthen:  Plecken  (Lainbrechtskofel)  leg.  Ausserdorfer; 
c)  Krain:  Alpe  Begunsica  in  den  Karawanken  leg.  Hackel;  Steiner- 


211 

Alpen  (Mayr);  Krainer  Schiieeberg  (Kerner);  d)  Croalien:  Bielo- 
Lasica  leg.  ßorbäs;  e)  Serbien:  Kapoanik,  Slol  (Pancic).  Der  Slund- 
orl  in  Croatien  bildet  gleichsam  die  Brücke  zwischen  Kerner's  und 
Pancic's  Standorten. 


Ein  schönes  Beispiel  des  Vordringens  von  Pflanzen  der  Medi- 
terraii-FIora  nach  Südtyrol  liefert  das  Vorkommen  des  Nardurus 
unilaferalis  Boiss.  bei  Roveredo.  Dieses  in  Oesterreich  bisher  bloss 
im  croatischen  Litlorale  und  (nach  Host)  in  Istrien  gefundene  Gras 
lag  im  Herbar  Hausmann  in  schönen  Exemplaren  vor,  welche  Hep- 
perger  am  Monte  de  la  Madonna  gegen  Caslell  Lizzana  nächst  Ro- 
veredo gesammelt  hatte;  Hausmann  hatte  dieselben  als  Vulpia 
ciliata  bestimmt.  Dieselben  gehören  der  Form  arislatus  an,  zu  wel- 
cher als  Synonyme  zu  ciliren  sind:  Festuca  tenuiflora  Schrad.,  Nar- 
durus tenellus  Rchb.  etc.  Uebrigens  kommt  anderwärts  die  gegrannte 
und  ungegrannte  Form  oft  genug  auf  demselben  Individuum  vor,  so 
dass  beide  unter  einem  Namen  zu  vereinigen  sind,  und  da  der  älteste 
Name  dieser  Art  Triticum  unilaterale  L.  ist,  so  muss  der  Species- 
name  bei  Uebertragung  in  die  Gattung  Nardurus  beibehalten  werden, 
wie  diess  auch  Boissier  gethan  hat. 


Botaniker,  welche  den  M.  Bälde  in  Südtyrol  besuchen,  mache 
ich  auf  ein  kleines  Gras  aufmerksam,  welches  vor  langer  Zeit  von 
Erzherzog  Johann  und  dessen  Begleiter  Gebhard  daselbst  gesam- 
melt und  an  Sprengel  mitgetheilt  wurde,  der  es  im  Pugillus  I.  p.  9 
als  Arundo  pygmaea  besclirieb;  unter  der  gleichen  Benennung  pu- 
blicirte  es  später  Pollini  in  plantae  nov.  hört.  Veronensis.  Bei  einer 
Arundo  denkt  man  natürli(;h  sofort  an  etwas  rohrarliges,  aber  die 
in  Rede  stehende  Pflanze  wird  als  vix  uncialis,  simplicissima,  caule 
herbaceo  beschrieben.  Durch  längeres  Nachdenken  über  die  Beschrei- 
bungen beider  Autoren,  die  ich  hier  nicht  der  ganzen  Breite  nach 
wiederholen  will,  bin  ich  zur  Üeberzeugung  gelangt,  dass  die  in 
Rede  stehende  Pflanze  niciits  anderes  als  das  Trisetum  Gaudinianum 
Boiss.  sein  kann,  welches  im  Wallis  und  bei  Aosla  in  Ober-Italien 
vorkommt,  so  dass  seine  Auffindung  auf  dem  M.  Baldo  nichts  Un- 
wahrscheinliches hat.  Vielleicht  gelingt  einem  neueren  Besucher  des- 
selben seine  Wiederentdeckung. 

Sl.  Pollen,  im  Mai  1879. 


212 

Geschichte  der  Fflanzenwanderungen. 

Von  A.  Kemer. 

CSchlass.) 

Auf  den  Höhen  unserer  Alpen,  wo  unzählige  Insecten,  Sa- 
men und  andere  Pflanzentheile  von  den  über  die  Schneefelder  und 
Gletscherreviere  hinfluthenden  Stürmen  oder  von  den  am  Abende 
nach  Untergang  der  Sonne  niedersinkenden  localen  Luftströmun- 
gen abgesetzt  und  in  den  Firn  eingebettet  werden,  fand  ich  auch 
niemals  aus  weiter  Ferne  stammende  Gebilde,  sondern  nur  Früchte, 
Samen,  Bliitler,  Insecten  aus  den  zunächst  angrenzenden  Thalgründen 
oder  von  den  nüchststehenden  Bergzügen.  Grisebach  hat  zwar  (in 
seinem  Berichte  über  die  Fori  schritte  in  der  Geographie  der  Pflanzen 
1871,  S.  27)  die  von  mir  gewonnenen  Resultate  in  Frage  gestellt 
und  meint,  eine  einzige  positive  Tliatsache  wiege  schwerer,  als  alle 
meine  Beobachtungen  mit  negativem  Ergebnisse.  Aber  man  wird  sich 
eben  vergeblich  bemühen,  auch  nur  eine  einzige  positive  Thatsache 
aufzubringen.  Der  Fall,  welchen  Grisebach  anführt,  dass  Berthelot 
nach  einem  Orkan  auf  Teneriffa  eine  dort  vorher  unbekannte  süd- 
europäische Pflanze  (Erigeron  ambiguusj  sich  ausbreiten  fand,  kann 
doch  kaum  ernstlich  als  Widerlegung  in  Betracht  kommen;  denn  es 
ist  kaum  zweifelhaft,  dass  diese  Pflanze,  auf  Teneriffa  mit  Waaren- 
ballen,  Heu  oder  Bailast  eingeschleppt,  sich  zunächst  der  Küste  an 
einem  Landungsplatze  der  Schiffe  angesiedelt  halte  und  dann  durch 
Stürme  weiter  über  die  Insel  verbreitet  wurde.  In  Dalmatien,  wo 
dieselbe  Pflanzenart  früher  auch  unbekannt  war,  hat  sie  sich  we- 
nigstens nacligewiesenermassen  auf  diese  Weise  im  Laufe  der  letzten 
zehn  Jahre  eingebürgert.  Ich  glaube  daher  richtiger  zu  erklären, 
wenn  ich  annehme,  dass  Berthelot  auf  Teneriffa  das  Erigeron 
ambiguus,  nachdem  es  sich  an  irgend  einer  zur  Ablagerung  von 
Waaren  u.  dgl.  benutzten  Stelle  im  Hafen  in  wenigen  oder  vielleicht 
auch  nur  in  einem  Stocke  angesiedelt  hatte,  nicht  sogleich  bemerkte 
und  erst  dann,  als  es  sich  von  da  aus  aussäefe  und  an  mehreren 
Punkten  der  Insel  auftauchte,  beobachtete.  Irregeführt  durch  den  so 
häufigen  Trugschluss  „post  hoc  propter  hoc"  glaubte  er  dann,  ein 
Orkan,  welcher  seiner  Entdeckung  vorhergegangen  war,  habe  die 
Samen  direct  aus  dem  südlichen  Europa  nach  Teneriffa  herbeigeführt. 
Ich  halte  daher  daran  fest,  dass  durch  Luftströmungen  die  Aus- 
breitung vieler  Samenpflanzen  zwar  auf  geringe  Entfernungen, 
gewissermassen  schrittweise,  nimmermehr  aber  sprungweise  über 
viele  Hunderte  von  Meilen  stattfindet. 

Wesentlich  anders  verhält  es  sich  mit  der  Verbreitung  der 
Samen  durch  Vermittlung  der  Thiere  und  zwar  insbe- 
sondere der  Zugvögel.  Bei  der  stauuenswerthen  Schnelligkeit, 
mit  welcher  viele  dieser  Thiere  ungeheure  Strecken  in  kurzer  Zeit 
fliegend  durchmessen,  kann  die  Möglichkeit,  ja  die  Wahrscheinlichkeit 
der  sprungweisen  Verbreitung   mancher  Samen  nicht   in  Abrede  ge- 


213 

stellt  wonlen.  Insltesondero  ist  es  nicht  zweifelhaft,  dass  die  winzigen 
Samen  einiger  an  schlammigen  Ufern  wachsender  Pflänzchen  mit  den 
in  geringen  Mengen  an  die  Füsse  der  Sumpf-  und  Wasservögel 
anklebenden  Schlammtheilchen  verbreitet  werden.  Auch  an  das  Ge- 
fieder der  Wandervögel  heften  sich  die  Samen  gewisser  Pflanzen  an 
und  werden  so  in  kürzester  Frist  auf  weit  entfernte  Orte  übertragen. 
Die  Angabe  A.  de  Candolle's,  dass  die  Vögel  sich  einer  überaus 
grossen  Reinlichkeit  l)efleissigen  und  sich  aller  anhaftenden  Ge- 
genstände vor  Beginn  ihrer  Wanderungen  entledigen,  ist  nur  theil- 
weise  richtig.  Sie  wird  von  allen  erfahrenen  Waidmännern  widerlegt 
und  ich  selbst  kann  dieselbe  durch  eine  Reihe  von  Beobachtungen 
an  Zugvögeln,  welche  auf  ihren  Reisen  gefangen  oder  getödtet  wurden, 
widerlegen.  —  Auch  im  Darmkanale  der  Vögel  können  die  Samen 
beerenfrüclitiger  Pflanzen  weite  Reisen  machen  und  dann  mit  den 
Excrementen  an  Orten  abgesetzt  werden,  welche  von  jenen,  wo  die 
Vögel  die  Beeren  verzehrten,  sehr  entfernt  sind.  Ueber  die  Keim- 
fähigkeit solcher  Samen,  welche  den  Darmkanal  der  Tiiiere  passirt 
haben,  ist  zwar  auch  viel  geschrieben,  aber  nur  sehr  wenig  experi- 
menlirt  worden.  Die  Resiillale  der  wenigen  von  Caspary  und 
Anderen  angestellten  Experimente  hat  man  zudem  vorschnell  verall- 
gemeinert und  es  herrschen  daher  gerade  über  diesen  Punkt  die 
abweichendsten  Ansichten.  Auf  Grund  von  mehr  als  einem  halben 
Tausend  Fütterungsversuchen  mit  den  Samen  der  verschiedensten 
Pflanzen  und  mit  den  verschiedensten  Vögeln  kann  ich  auf  das  be- 
stimmteste versichern,  dass  die  Samen,  welche  durch  den  Darmkanal 
jener  Vögel  gehen,  die  einen  dicken  musculösen  Magen  haben,  in 
der  Regel  vollständig  vernichtet  werden,  dass  aber  andererseits  der 
grösste  Theil  jener  Samen,  welche  den  Darmkanal  der  Amseln, 
Drosseln  etc.  passiren,  iiire  Keimfähigkeit  durchaus  nicht  verlieren. 
—  Aber  trotz  dieser  Ergebnisse,  welche  ich  demnächst  in  den  Schriften 
der  Wiener  Akademie  ausführlich  zu  puhliciren  gedenke,  muss  ich 
die  Verbreitung  der  Pflanzen  durch  Vermittlung  der  Zugvögel  doch 
nur  als  eine  ziemlich  beschränkte  bezeichnen  und  habe  gerade  aus 
den  angestellten  Experimenten  die  Ueberzeugung  gewonnen,  dass  die 
zerstückten  Areale  vieler  Pflanzenarten  sich  auf  diese  Weise  nicht 
erklären  lassen.  Um  hier  nur  ein  paar  Beispiele  anzuführen,  möge 
darauf  hingewiesen  werden,  dass  die  Wanderungen  der  Zugvögel 
aus  dem  Süden  nach  dein  Norden  zu  einer  Zeit  stattfinden,  in  welcher 
im  Süden  gewisse  Pflanzenarten,  die  in  Frage  kommen  könnten,  erst 
im  Aufblühen  und  noch  weit  entfernt  sind,  reife  Früchte  zu  tragen. 
Wenn  dagegen  die  im  Herbste  aus  dem  hohen  Norden  kommenden 
Wandervögel  unsere  Alpen  passiren,  deckt  die  alpine  Region  bereits 
Schnee;  die  Wanderzüge  überfliegen  auch  nicht  die  bereits  schnee- 
bedeckten Rücken  und  Kämme,  sondern  immer  die  tiefsten  noch 
schneefreien  Einsattlungen  des  Gebirgslandes,  und  gerade  diese  tragen 
eine  Vegetation,  von  welcher  keine  einzige  Art  auf  eine  Einschleppung 
aus  dem  arktischen  Gebiete  hinweist.  Die  Samen  vieler  jener  Pflanzen, 
welche    zerslückte    Areale    bewohnen    und    die    uns    hier    besonders 


214 

inleiessiren,  werden  zudem  von  keinem  der  Wandervögel  als  Nahrung 
angenommen.  Manche  derselben,  wie  z.  B.  die  Samen  der  Weiden, 
verlieren  ihre  Keimkraft  schon  binnen  wenigen  Tagen  und  viele 
reifen  und  lOsen  sich  ausgereift  von  der  Mutterpflanze  zu  einer  Zeit 
ab,  welche  von  der  Periode  der  Wanderzüge  des  Federvolkes  noch 
fernab  liegt. 

Ich  möchte  mit  diesen  flüchtigen  Bemerkungen  nur  andeuten, 
dass  bei  der  Lösung  der  Frage,  ob  das  zerstückte  Areal  einer 
Pflanzenart  oder  einer  ganzen  Flora  durch  Vermittlung  der  Wander- 
vögel erklärt  werden  kann,  allgemeine  Regeln  keine  Geltung  haben. 
Es  muss  für  jede  in  Frage  kommende  Pflanzenart  eine  specielle 
Untersuchung  vorgenommen  werden  und  müssen  alle  Verhältnisse 
derselben  nach  Massgabe  der  hier  entwickelten  Gesichtspunkte  auf 
das  sorgfältigste  erwogen  werden.  —  Das  ist  allerdings  sehr  müh- 
sam, führt  aber  allein  zu  einem  sicheren  Ziele. 

Die  spärlichen  Resultate,  welche  bisher  auf  diesem  Wege  ge- 
wonnen wurden,  sind  der  Grisebach 'sehen  Annahme  nicht  günstig, 
sondern  drängen  zu  der  Auffassung,  dass  sich  die  zerstückten 
Areale  vieler  Samenpflanzen  weder  durch  wandernde 
Thiere  noch  durch  Wasser-  und  Luftströmungen,  über- 
haupt nicht  durch  jetzt  wirksame  Transportmittel  und 
Wanderungen  erklären  lassen. 

Auf  den  zweiten  Differenzpunkt  zwischen  den  Forbes'schen 
und  Grisebach'schen  Ansichten,  die  Frage  betreffend:  ob  jede  natür- 
liche Flora  eine  besondere  Schöpfung  ist,  oder  ob  die  gegenwärtigen 
natürlichen  Floren  mit  den  in  früheren  Perioden  die  Erdoberfläche 
schmückenden  Floren  in  einem  genetischen  Zusammenhange  stellen, 
beabsichtige  ich  hier  nicht,  näher  einzugehen.  Nur  beiläufig  dürfte 
in  Betreff  dieser  Frage  darauf  hinzuweisen  sein,  dass  die  Verneinung 
der  Familienbande  der  Pflanzen  von  Einst  und  Jetzt  einer  unberech- 
tigten und  unwissenschaftlichen  Geringschätzung  aller  neueren  phyto- 
paläontologischen  Forschungsergebnisse  gleichkommt.  Arbeiten,  wie 
sie  z.  B.  Unger  in  seiner  Geologie  der  europäischen  Wald  bäume  *) 
geliefert  hat,  beweisen,  dass  derlei  Probleme  durchaus  nicht  jenseits 
der  Grenzen  unserer  Forschung  liegen.  Sie  haben  im  Gegentheile  den 
Anspruch  als  vollgiltige  historische  Nachweise  der  Abstammung  der 
jetzt  lebenden  von  den  vorweltlichen  Arten  angesehen  und  bei  dem 
Entwürfe  einer  Geschichte  der  Pflanzenwelt  verwendet  zu  werden. 


')  Geologie   d.  europäischen  Waldbäume.  Graz,   Leuschner  &  Lubensky, 
1869  ff. 


215 

Diagnoses  plantarum  novarum  Brasiliensium 

collectaraiD  in  eipeditione  NoTara. 
Autore  Dr.  Henrico  Wawra. 

CalUandra  stenophylla. 

Arborea,  ramis  graciiihus  glabris;  stipulis  persistenlibus  amplis; 
pinnis  quinquejugis,  foliolis  trigintajugis  anguslis  rigidule  membrana- 
ceis  opacis  glabris  niinulissime  denliculalo-  passimque  piloso-cilialis, 
foliolis  novellis  ad  costam  marginesque  cano-barbatis;  pedunculis 
axillaribus  monocephalis;  corollae  calycem  duplo  superanlis  laciniis 
parte  hirsulis;  legümine  lignoso  basi  sensim  angustato  cano-tomen- 
loso,  hexaspermo. 

Brasilia:  comm.  Schwarz. 

Aulomyrcia  trichantha. 

Foliis  remoliusculis  peliolalis  oblongis,  rotundatis  laevibus  sub- 
tus  tomenlo  tenero  rufo  indulis  et  subtililer  reliculatis;  cymis  spurie 
terminalibus  longe  pedunciilatis;  calycis  lobis  e  basi  late  ovata  re- 
penline  atuminalis  cum  pedicello  extus  rulo-hirsulis  inlus  glabris; 
pctalis  extus  serieeis,  hypanthio  sericeo-villosOj  stylo  crasso  cum  sla- 
minibus  glabro. 

Brasilia,  comm.  Schwarz. 

Ouratea  cinnamomea. 

Foliis  conferlis  coriaceis  in  sicco  cinnamomeis  petiolatis  utrin- 
que  acutis  integris  plerisque  conduplicatis,  nervis  secundariis  con- 
terlis  cum  venularum  reti  tenerrimis,  stipulis  bracteisque  caducissimis 
floribus  (an  depauperalione  paniculae)  racemosis,  pelalis  suborbicu- 
laribus  in  unguem  repenline  contractis;  ovario  pentacocco  slipite  eo 
breviore  fullo;  gynophoro  plano-globoso,  bacca  obovoidea. 

Brasilia,  Parä  comm.  Schwarz. 

Paullinia  racemosa. 

Scandens  cirrhosa  glabra;  foliolis  quivis  subsessilibus  ellipticis 
obtuse  acuminalis  basi  acutis,  chartaceis  integerrimis;  racemis  axil- 
laribus foiia  aequantibus  simplicibus  summis  foliorum  abortu  in  thyr- 
sum  amplum  coalitis;  calycis  puberuli  foliolis  valde  inaequalibus  orbi- 
culatis,  petalis  subaequalibus  squama  cucullala  barbafaque  basi  auctis; 
Capsula  coriacea  subpyriformi-trigona  ad  angulos  superne  alata. 

Brasilia,  Maranhao  comm.  Schwarz. 

Urtillea  tenera. 
Glabra;  pedunculo  communi  elongalo  gracili;  foliolis  ternatis 
herbaceis  ovato-lanceolatis  grosse  et  irregulariler  serratis,  nervo 
mediano  in  pagina  superiore  puberulo  excepto  glabris,  duobus  lale- 
ralibus  basi  rotundatis  vel  subcordalis  bre>issiine  —  intermedio  lon- 
gius    petiolulalo    basique    aculo    stipulis  lanceolatis;    racemis    lenellis 


216 

axillaribus;  floribus  \onge  pedicellatis,  calyce  cum  ovario  glabro, 
filamentis  hispidulis;  Capsula  membranacea  glaberrima  apice  inciso- 
emarginata. 

Brasilia:  Tejucca  cotnin.  Schwarz. 

Arrubidaea   argentea. 

Caule  terefi  brevissime  puberulo;  foliis  ecirrliosis  bifolialis,  pe- 
tiolo  communi  unicentimetrali  petiolulis  aequilongo,  foliolis  teneris 
ovatis  obluse-acuminatis  basi  rotundalis  tomento  brevissimo  in  utro- 
que  latere  aequabiliter  argenteo-velutinis;  corymbis  terminalibus,  flo- 
ribus pedicellatis;  calyce  regulari  late  campanulalo  argute  repando- 
quinquedentato;  corollae  amplae  infundibuliforinis  extus  pruinosae 
liinbo  subobliquo,  laciniis  rolundatis;  staminibus  sagittatis  inclusis; 
ovario  oblongo  -  ovoideo  cum  slylo  articulato,  stigmatibus  lanci- 
fonnibus. 

Brasilia:  Piauhy,  comm.  Schwarz. 

Psychofria  hirtinervia. 

Ramis  crassiusculis  resinoso-indutis  tomenlellis;  foliis  coriaceis 
rugosis  ovato-oblongis  acuminalis  basi  aculis  ad  nervös  venulasque 
sublus  sefulis  minulis  hirtellis;  paniculae  terminalis  pedunculatae  gla- 
borrimae  densae  ramis  spurie  verlicillatis,  pedicellis  trifloris,  floribus 
basi  bibracteolatis  tetrameris;  calyce  repando-dentato;  corollae  re- 
gularis  carnosae  extus  glabrae  tubo  latiusculo  intus  ad  faucem  vix 
ampliatam  nudo,  laciniis  intus  villosis,  antheris  subulatis,  stylo  bifurco, 
ramis  stylinis  usque  ad  basin  bipidis. 

Galium  brasiliense. 
Glabrum;  caule  debili  prosirato;  foliis  quaternis  lineari-spathu- 
latis  rotundalis  apice  depresso  mucronulatis;  floribus  axillaribus  in 
fol.  verlicillo  soiilariis  aut  geminis  pedunculo  folio  aequilongo  fullis; 
corolla...;  Capsula  globosa  laevi  basi  bracteis  quatuor  persistentibus 
stipata  apice  nuda  disperma,  seminibus  ellipticis  laevibus  venire  pro- 
funde excavalis. 

Brasilia:  Petropolis,  C.  Jelinek  n.  182. 


Zur  Flora  Nieder-Oesterreichs. 

Von  Dr.  Haläcsy. 

Muscari  botryoides  DC.  in  Nieder-Oesterreich  „bisher  blos  an 
der  Erlaf  unterhalb  Scheihbs  (Erdinger)  vielleicht  nur  verwildert". 
Neureich  Fl.  Nieder-Oesterr.  p.  170.  (s.  auch  Kerner  in  den  Verh. 
d.zool.-bot.Ver.  1852  p.  63,  1853  p.  28),  fand  ich  heuer  auf  Wiesen 
von  Reichenau.   Die  Pflanze  ist  daselbst  in  so  ijrosser  Menge  und  so 


217 

verbreitet,  dass  sie  gewiss  spontan  ist.  Mil  ihr  stand  Primula  farinosa 
in  Bliilhe  und  Menyanthes  in  Knospen. 

Centanrea  austriaca  Willd.  und  Sisymhrium  acutanguhim  DC, 
im  Pruter  dem  Westportale  der  Rotunde  oreg-enüber.  Beide  sind  zu- 
fällige Erscheinungen  und  dürften  sich  kaum  einbürgern. 

Auf  Wiesen  und  Aeckern  des  Krotenbachthales  zwischen  Dobling 
und  Neuslift  am  Walde  kommen  zerstreut  Helminthia  echioides, 
Maha  moschata,  Centaurea  solstitialis,  Anchusa  italica  und  Trifolium 
incarnatum  vor.  Letzteres  war  offenbar  einst  angebaut.  —  Massenhaft 
ist  hier  Crepis  setosa  Hall.  f.  —  Auf  den  Anhöhen  daselbst  wächst 
Nepeta  Cataria,  Jasione  montana,  Bupleurum  Gerardi  und  Tordylium 
maxinium. 

Pyrola  umhellata  erhielt  ich  von  meinem  Freunde  Dr.  Hein zel, 
der  sie  in  Föhrenwäldern  bei  Sebenstein  sammelte. 

Thesium  humile  spiirlich  auf  Brachen  bei  Priessnitzthal  nächst 
Mödling. 

Pulsatilla  pratensis  X  vulgaris.  Eichkogel  bei  Mödling.  —  Die 
Pflanze  stellt  sich  so  recht  in  der  Mitle  zwischen  den  Eltern,  insbesondere 
was  die  Farbe  der  Kelchblätter  betrifft.  Diese  sind  zugleich  weniger  breit 
und  stumpf,  wie  bei  F.  pratensis  und  nicht  zurückgerollt,  wie  es 
bei  dieser  meist  der  Fall  ist.  —  Blüthe  massig  übergebogen.  Da  die 
grundständigen  Blätter  an  dem  einzigen  gefundenen  Exemplare  noch 
schwach  entwickelt  waren,  so  lässt  es  sich  nicht  gut  unterscheiden, 
welchen  von  den  Ellern  sie  näher  stehen.  Beide  Pulsatillen  kommen 
übrigens  hier  in  solcher  Menge  mit  einander  wachsend  vor,  dass  das 
seltene  Vorkommen  dieser  Hybride  wohl  nur  durch  die  in  etwas  ver- 
schiedene Blüthezeit  derselben  erklärlich  ist,  wodurch  sich  einerseits 
nur  verspätete  und  andererseits  verfrühte  Individuen  kreuzen  können. 
—  Falls  selbe  nicht  schon  irgendwo  bekannt  gemacht  wurde,  möge 
sie  Pulsatilla  mixta  heissen. 

Wien,  23.  Mai  1879. 


Neorossia  Kcke. 

Von  Fr.  Körnicke. 

In  der  ersten  Nummer  dieser  Zeitschrift  von  1879  stellt  v.  Thü- 
men  eine  neue  Uslilagineen-Gattung  unter  dem  Namen  Vossia  auf. 
Dieselbe  ist  wolil  begründet,  da  aber  der  gewählte  Name  schon  einer 
üslindischen  Gramineengatlung  gegeben  ist,  so  ändere  ich  ihn  in 
Neovossia  um.  Bis  jetzt  ist  dieselbe  nur  durch  die  eine  Art  N.  Mo- 
liniae  iVossia  Moliniae  Tliüm.)  vei treten.  Sie  hat,  wie  der  Autor 
schon  auseinandergesetzt  hat,  am  meisten  Verwandtschaft  mit  Tille- 
tia,  insofern  sich  die  Sporen  einzeln  an  der  Spitze  der  Mycelienfäden 
bilden.    Aber  die   Art  und   Weise   der   Sporenbildung  selbst  ist  ver- 


218 

schieden.  Die  Neovossia  Moliniae  geslatlet  auch  im  reifen  Brandkorn 
noch  die  Entstellung  der  Sporen  zu  verfolgen,  was  bei  den  meisten 
Ustilagineen  nicht  der  Fall  ist.  Wir  finden  nämlich  hier  noch  sämmt- 
liche  Entwicklungssladien.  Bei  Tilletia  schwillt  die  Spitze  des  hohlen, 
mit  Protoplasma  erfüllten  Myceliumfadens  meist  kuglig  an.  Die  An- 
schwellung trennt  sich  durch  eine  Querwand  und  erscheint  daher 
bei  der  Reife  frei  und  ringsum  scharf  abgeschlossen,  indem  die  My- 
celienfäden  selbst  wieder  aufgelöst  werden.  Bei  Neovossia  sind  da- 
gegen die  sporenbildenden  Mycelienfäden  gallertartig  und  lassen  eine 
Trennung  in  Zellwand  und  Zelllumen  nicht  erkennen.  Sie  schwellen 
an  der  Spitze  zu  einer  gallertartigen  Kugel  oder  zu  einem  gallert- 
artigen elliptischen  Körper  an,  in  welchem  sich  dann  die  Spore  bildet. 
Diese  bei  der  Reife  braunschwarz,  zeigt  noch  lange  Zeit  die  gallert- 
artige Hülle,  in  welcher  sie  entstanden  ist.  Bei  der  völligen  Reife 
ist  diese  Hülle  kaum  noch  sichtbar  und  erscheint  nur  als  ein  sehr 
schmaler,  heller  Saum.  Dabei  wird  der  übrige  Theil  des  Mycelien- 
fadens  nicht  aufgelöst,  sondern  bildet  einen  ziemlich  langen,  wasser- 
hellen, geschlängelten  Schwanz,  der  sich  von  der  Spore  an  abwärts 
verschmälert.  Die  Sporen  sind  sehr  dunkel  braunschwarz,  ähnlich  wie 
bei  Ustilago  caricis  Fckl.,  und  bei  völliger  Ausbildung  fast  undurch- 
sichtig, so  dass  man  die  Structur  des  Episporiums  nicht  wohl  er- 
kennen kann.  Diess  ist  jedoch  bei  minder  dunkelgefärbten  oder  noch 
nicht  ganz  reifen  Sporen  möglich.  Demnach  ist  dasselbe  mit  netz- 
förmigen, schwarzen  Leisten  durchzogen,  welche  sehr  enge  Maschen 
bilden.  Wahrscheinlich  gehen  diese  Leisten,  oder  wenigstens  die 
dunkle  Färbung  derselben,  nur  in  den  Ecken  der  Maschen  bis  an 
die  Oberfläche.  Wenn  man  daher  die  Linse  des  Mikroskops  von  oben 
herab  der  Spore  nähert,  so  erscheint  das  Episporium  zuerst  fein 
punktirt.  F.  v.  Thümen  nennt  es  daher  obsolete  punctatum.  Richtig 
eingestellt  erscheint  bei  starker  Vergrösserung  sehr  deutlich  das  enge 
Maschennetz.  Die  Form  der  Sporen  ist  gewöhnlich  elliptisch,  weicht 
jedoch  oft  ab.  Die  Sporenbildung  geiit  ausschliesslich  im  Fruchtknoten 
(nicht  auf  demselben)  vor  sich  und  die  Sporenmasse  ist  umhüllt  von 
einer  zarten  Haut,  die  ursprünglich  dem  Fruchtknoten  angehörte, 
also  ganz  wie  bei  Tilletia  Caries  Tul.,  T.  decipiens  Kcke.  etc.  Das 
Brandkorn  ist  ziemlich  hart,  länglich,  kürzer  als  die  Spelzen,  welche 
es  einschliessen,  und  fällt  endlich,  noch  von  den  Spelzen  um- 
geben, ab. 

Bonn  am  Rh.,  am  22.  Mai  1879. 


Plantas  in  itinere  africano 
ab  J.  91.  Hildebrandt  collectas  determinare  pergit  Vi,  ^'atke. 

VII.  Leguminosae.  Juss.  1.  Papilionaceae. 

Post    dissertationem   nostram  nuperrimam    typis  vix  impressam, 
nova   cum   herb.  reff,  berol.   ab  Hildebrandlio  nostro  communicabalur 


219 

(lilisslma  collectio  ex  itinere  versus  Ukamba  susceplo  a  eil.  Ei c hl  er 
et  Garcke  meis  manibus  imposila,  quare  enuinerationi  nostrae  supra 
datae  additamentuin  liic  edo. 

2799.  Crotalaria  cephalotes  Steud.?  Baker  in  Oliver  Flora  of 
tropical  Africa  II.  23.  Kilui  in  Ukamba  secus  ripam  rivi  N'deo  maio 
1877  fl. 

Planta  abyssinica  mihi  fructifera  tantum,  nostra  florifera  prae- 
sto  est. 

2301.  C.  Inhurnifolia  L.,  Benth.  in  Hook.  Lond.  Journ.  bot. 
II.  582.    Fimboni  prope   Rabai  suffrutex  1-5  m.  altus  jul.  1877   fl.  fr. 

In  Africa  nondum  indicala,  in  India  communis. 

2800.  C.  vkambensis  \a[ke,  herbacea  perennans?  ramis  adscen- 
dentibus  modice  robustis,  tectis  pilis  longis  albidis  e  tuberculo  ortis, 
Slipulis  setaceis  persistenlibus,  foliolis  ternis  oblongis,  superioribus 
linearibus,  obtusis,  mucronalis  membranaceis,  supra  glabris,  subtus  iin- 
primis  secus  nervös  longe  et  adpresse  pilosis,  racemis  lateralibus  sub- 
densifloris,  bracteis  setaceis  persistenlibus,  calyce  albido-piloso  basi 
bibracteolato,  dentibus  triangularibus  tubo  duplo  brevioribus,  corolla 
calyce  duplo  longiore,  coroUae  ceterum  glabriusculae  carina  dort-o 
puberula  in  rostrum  modicum  producta,  legumine  ...  2|-. 

Kilui  in  Ukamba  april.  1877  fl. 

C.  Stewartii  Baker  1.  c.  32  e  descr.  proxitna,  ex  characteribus 
datis  satis  dislincta ;  liabilus  fere  C.  striatae  DC,  a  qua  vero  primo 
inluitu  indumento  differt.  Rami  3 — 4  decim.  longi;  stipulae  5  millim. 
longae;  petioli  ad  2  cm.  longi;  foliola  2-6  — 3'5  cm.  longa,  3  mm. 
—  22  cm.  lata;  racemi  ad  34  flori,  ad  15  dm.  longi;  pedicelli  1 — 
2  mm.  longi;  calyx  c.  5  mm.  longus;  dentes  1-5  mm.  lati;  corolla 
ex  sicco  videlur  flavida,  longitudinaliter  striata,  alis  basi  purpurascen- 
libus,  carina  purpurea;  vexillum  ad  3  mm.  latuin. 

2801.  C.  lanceolata  E.  Mey.,  Baker  1.  c.  36.  Kilui  in  Ukamba 
in  solo  fertili  maio  1877  fl. 

2802.  ejusdem  var. ?  vel  n.  sp.?  ibidem  eodem  tempore  speci- 
men  legit  unicum  plantae  floriferum  foliis  latioribus  brevioribus  in- 
dumento breviore  tectis;  etiam  bracteae  et  calycis  dentes  breviores. 
C.  lanceolata  jam  monente  cl.  Baker  1.  c.  variat;  mihi  materia 
haud  sufflcit. 

2548.  C.  saxatilis  Vatke,  humilis  suff'ruticosa  ramis  flexuosis, 
novellis  adpresse  subferrugineo-pilosis,  adullis  glabris,  stipulis  mi- 
nutis  deciduis,  peliolis  erecto-patentibus,  foliolis  3  oblongis,  supra 
dense,  subtus  parce  pilosis  reliculato-venosis  obtusis  mucronatis,  flo- 
ribus  1 — 5  racemum  oppositifolium  flore  unico  fertili  subuniflorum 
eflbrmantibus,  bracteis  minutissimis,  calycis  glabriusculi  dentibus  ova- 
tis  tubo  pluries  longioribus,  corolla  calyce  IVsP'o  longiore  venosa, 
legumine  sessili,  juvenili  ferrugineo-villoso,  demum  glabrescente.    ^. 

In  monte  N'  di  (Taita)  in  cacuminis  locis  apricis  inter  saxa 
febr.  1877  fl.  fr. 

Tota  planta  ca.  23  dm.  alta;  petioli  0-5— 25  cm.  longi;  foliola 
1  —2  cm.  longa,    4—8  mm.  lata;    pedicelli   ad   5   mm.   longi;    calyx 


220 

ca.  8  mm.  longiis;  corolla  luloa?  legumen  adullum  4  cm.  longum, 
ca.  1  cm.  lalum.  C.  lotifoliaeL.,  Baker  1.  c.  42  proxiiiia,  at  abunde 
dislincta. 

2804.  C.  goodiaeformis  Vatke,  fruticosa  exceptis  parlibus  no- 
vellis  glabriuscula,  slipulis  minutis  deciduis,  peliolis  herbaceis  hirtis, 
foliolis  3  subsossilibus  obovalibus  emarginatis  mucronatis,  junioribus 
lanceolalis  acutis,  utriiique  sparse  pilosis,  floribus  in  racemis  axillaribus 
pedunculalis  saepius  abbreviatis,  pedicellis  erecto-patentibus,  bracleis 
linearibus,  calycis  dentibus  deltoideis  foliaceis  tubo  duplo  longioribus, 
corolla  calyce  duplo  longiore   %. 

Kitui  in  UKamba  maio  1877  fl. 

Ex  affinilate  C.  quartinianae  A.  Rieb.,  Baker  1.  c.  42,  a  qua 
e  descr.  satis  differt,  habilu   feie  Goodiam  lotifoliam  Salisb.  aemulat. 

Petioli  ca.  2  cm.  longi;  foliolum  centrale  ad  1*5  cm.  longum, 
omnium  latiludo  c.  1  cm.;  bracteae  minutae;  calyx  c.  9  mm.  longus; 
vexillum  c.  1  cm.  latum  striatulum;  legumen  ignotum. 

2329.  C.  Hildebrandtii  Vatke,  suffruticosa  dilFuse  ramosa,  ra- 
mis  puberulis,  stipulis  minulis  deciduis,  peliolis  herbaceis  puberulis, 
foliolis  3  subsessilibus  lafo-oblongis  obtusis  leviter  emarginatis,  supra 
glabris,  subtus  puberulis  paliidioribus,  floribus  in  axillis  superioribus 
2 — 4  umbellato-fasciculatis,  bracteis  minutis,  calycis  dentibus  deltoi- 
deis elongatis,  corolla  calyce  ^/splo  longiore.   %. 

Tchamtei  in  Duruma  in  silvarum  umbra,  jan.  1877  fl. 

Petioli  3  cm.  longi;  foliolum  centrale  ad  45  cm.  longum;  om- 
nium latitudo  17 — 2  cm.;  calyx  13  cm.  longus;  dentes  basi  ad 
3  mm.  lati;  vexillum  c.  1  cm.  lalum;  carina  quam  in  alfinibus  (prope 
antecedentem  in  systemate  bakeriano  est  collocanda  quantum  legu- 
mine  ignoto  dijudicandum)  longior  scilicet  ad  2  cm.,  roslrata,  quo 
cliaractere  C.  laburnifoliam  L.  in  mentem  revocat. 

2392.  Indigofera  sp.  affinis  Indig.  suaveolenti  Jaub.  et  Spacli, 
Baker  1.  c.  80.  N'dara  in  Taila  in  planitie  febr.  1877  11.  fr. 

Maleria  ad  describenduin  haud  sufficit. 

2342.  /.  Schimperi  Jaub.  et  Spach,  Baker  1.  c.  93.  Tchamtei 
in  Duruma  jan.  1877.  fl.  fr. 

Cum  specimine  zanzibarensi  n.  942  prius  citato  fere  convenit. 
Speciei  formarum  ambitus  mihi  non  satis  liquet. 

2597.  eadem.  In  desertis  inter  N'di  in  Taita  et  fluvium  Tsavo 
1877  fl.  fr.  jam  solutis  specimen  unicum  legil. 

2787.  /.  bankeana  Vatke,  fruticosa  effuse  ramosa  canescenti- 
subsericea,  demum  argentea,  ramis  flexuosis  angulatis,  slipulis  e  basi 
dilatata  linearibus,  foliolis  3 — 8  oblongis  oblusis,  junioribus  acutis, 
Omnibus  mucronatis,  lateralibus  allernis  breviter  petiolulatis,  utrinque 
dense  canescenti-villosis  demum  argenteis,  floribus  in  racemos  axil- 
lares per  anthesin  relaxandos  dispositis,  pedunculis  brevibus  erecto- 
patentibus,  calycis  canescentis  dentibus  inaequalibus  linearibus  acu- 
minatis  tubo  pluries  longioribus,  corolla  calyce  4plo  longiore  exUis 
ferrugineo-villosa,  legumine  deflexo  lineari  obtuso  etiam  adulto  vil- 
loso.   "5. 


221 

Kilui  in  Ukamba  jun.  1877  fl.  fr.  antiq. 

Frutex  in  partibus  herbaceis  canescens  aelate  fit  argenteus; 
petioli  ca.  3  cm.  longi;  foliola  2  5 — 4  cm.  longa;  racemi  usque  ad 
135  dm.  longi;  calycis  tubus  brevissimus;  dentes  ad  2  mm.  longi; 
coroUa  purpurea  c.  11  cm.  longa;  leguminis  unici  jam  soluli  valvam 
alferam  vidi  1  cm.  longam. 

Antecedenli  proxima,  a  qua  foliolorum  figura  et  floribus  majo- 
ribus  in  alabastro  indumenlo  ferrugineo  nee  argenteo  tectis  facile 
disfinguenda.  Species  insignis  nova  dicata  cl.  Dr.  Hermanne  Bauke, 
viro  mihi  a  puerilibus  annis  amicissimo,  studiorum  socio,  jam  bota- 
nices  strenuo  scrutalori. 

2795.  /.  garckeana  Vatke,  humilis  suffruticosa  caule  adscen- 
dente  flexuoso  e  peliolorum  decurrentia  subsuberoso-alato,  superne 
dense  subferrugineo-liirsulo,  slipulis  subulalis  rigidis  dec^iduis,  f'oliolis 
7  ovalibus  apice  obtusis  emarginaiisve  mucronalis,  utrinque,  subtus 
crebrius,  pubero-hirlis,  lateralibus  oppositis  distincte  petiolulatis,  flo- 
ribus in  racemos  densos  multifloros  superne  comosos  per  anthesin 
parum  relaxandos  dispositis,  pedunculis  axillaribus  ereclo-patenlibus 
inflorescenliae  subaequilongis,  bracteis  subtrapeziformibus  deoiduis, 
floribus  breviter  pedicellatis^  calycis  albido-pubescenlis  tubo  obliquo, 
denlibus  brevibus  subdeltoideis,  coroUa  calyce  sub  7plo  longiore  ex- 
tus  ferrugineo-pubescente,  alis  vexillo  et  carina  angustioribus.   "5 . 

Kilui  in  Ukamba  jun.  1877  fl. 

Tota  planta  e  rhizomate  lignoso  orta  altitudinem  24  dm.  aequat; 
pubes  partium  novellarum  in  caule  et  foliorum  juniorum  costa  subtus 
ferruginea;  stipulae  2  mm.  longae;  petioli  ca.  1  cm.  longi,  foliola 
18— 22  cm.  longa,  1*1 — 1-4  cm.  lata;  flores  ca.  35—47,  in  racemo 
c.  6  cm.  longo;  bracteae  ca.  3  mm.  longae;  calyx  ca.  3  mm.  longus; 
vexillum  6  mm.  latum;  legumen  ignolum. 

Species  dislinctissima  pulchra  dicala  cl.  et  amic.  professori  A. 
Garcke,  herbarii  regii  berolinensis  cuslodi,  qui  primus  Florae  Afri- 
cae  tropicae  Studium  mihi  suasit.  —  1.  Bindert  Kotschy,  ßaker  1.  c. 
91  proxima,  racemis  multifloris,  bractearum  forma,  floribus  majoribus, 
calycis  pube  sat  longa  distincla. 

2399.  /.  semitrijuga  Forsk.,  Baker  1.  c.  93  var. ?  macrocarpa 
Vatke  leguminibus  ad  15  cm.  longis. 

N'dara  in  Taita  in  planitie  febr.  1877  fl.  fr. 

Adest  in  specimine  legumen  unicum  1  cm.  longum,  quanta  fere 
longitudo  in  exemplaribus  Ehrenbergianis  arabicis  et  nubicis  obser- 
vatur.  Eliam  /.  tinctoria  L.  et  /.  argentea  L.,  de  qua  ultima  confer 
dissertationem  nostram  priorem  leguminum  longitudine  variant. 

2796.  /.  secundißora  Poir.,  Baker  1.  c.  94  var..^ 
Kitui  in  Ukamba  maio  1877  fl.  fr. 

Differt  ab  omnibus  exemplaribus  a  me  in  herb.  reg.  berol.  com- 
paratis  caule  evidenter  suff'ruticoso,  id  quod  in  nostra  leviter  occur- 
rore  jam  commemorat  cl.  Baker  1.  c,  foliorum  pagina  inferiore 
indumento  subtomentoso  tecta  et  racemis  per  anthesin  abbrevialis; 
videlur  var.  ex  loci  natalis  indole  (deserto?)  orta. 

Oesterr.  botan    Zeitschrift,  7    Heft.  187ü.  17 


222 

2788.  Tephrosia  Hildehrandtii  Vatke,  suffruticosa  ramis  graci- 
libus  adscendentibus  angulatis,  junioribus  adpresse  pilosis,  stipulis 
selaceis,  petiolis  pilosis,  foliis  simplicibus  oblongis  obtiisis  emargi- 
nafisve  nuicronatis,  basi  atfenuatis  siibcoriaceis,  supra  glabris,  subtus 
adpresse  pilosis,  venis  \iridulis  prominentihus,  floribus  in  axillis  su- 
perioribiis  solitariis  geminatisve,  bracteis  setaceis,  pedicellis  erecto- 
patenlibus  calyceque  ferrugineo-pubescenlibus.  dentibus  oninibus  tubo 
longioribus,  supremo  lineari,  reliquis  subdeltoideis,  omnibus  aciiini- 
natis,  corolla  dorso  pubescente,  legumine  lineari  pubescente  pluri- 
ovuiato.    "^. 

Kifui  in  Ukamba  maio  1877  fl.  fr. 

Siiffriitex  altüudinem  0*5  in.  aequat  (ex  H.  in  sched.).  Stipiilae 
9  mm.  iongae;  pefioli  4  mm.  longi;  folia  3-5 — 6"3  cm.  longa,  125 — 
1'5  cm.  lata;  bracteae  2  mm.  Iongae;  pedicelli  ca.  2  mm.  longi; 
calyx  ca.  7  mm.  longus;  corolla  ex  sicco  nibella  TS  cm.  longa; 
vexillum  ca.  6  mm.  latum;  Stylus  demum  4  mm.  longus,  superne 
compressus;  legumen  ca.  5  cm.  longum  9 — 10  ovulalum,  maturum 
non  Visum. 

T.  andongensi  Welw.,  Baker  1.  c.  116  proxima,  a  qua  e  de- 
script.  inflorescentia  et  bracteis  setaceis  certe  diversa,  T.  Forbesii 
Baker  I.  c.  calycis  dentibus  setaceis  diversissima. 

2575.   T.  anthylloides  Höchst.,  Baker  1.  c.  118. 

N'  di  mons  (Taita)  in  locis  apricis  febr.  1877  fl.  fr. 

2393.   T.  incana  Grab.,  Baker  1.  c.  123. 

N'  dara  in  Taita   sufFrutex  in  planitie  febr.  1877   fl.  fr.  matur. 

2797.  Hoepfne.ria  africana  Vatke. 

Hoepfneria  Vatke,  novum  genus  Galegearum?  calycis  lobi  bre- 
vissimi  siibaequales;  petala  unguiculata;  vexillum  amplum  patens 
glabruin;  alae  oblongae  carinae  leviter  adliaerentes;  carina  leviter 
incurva  oblusa;  stamina  monadelpha;  antherae  uniformes;  ovarium 
sessile  junius  villosum  pluriovulalum;  Stylus  elongatus  inflexus  glaber 
stigmate  terminali  barbellato;  legumen  .  .  . 

Frutex  foliis  abrupte  pinnalis;  foliola  7  — 9juga;  stipulae  seta- 
ceae;  pedunculi  vel  raniuli  floriferi  terminales  racemosi  floribus  3 — 
5  fasciculato-congestis  basi  foliali,  fasciculis  inferioribus  ad  axillam 
folii  dispositis;  bracleae  e  stipulis  basi  coalitis,  inferiores  setaceae, 
superiores  minutae;  bracfeolae  persistentes;  flores  ex  sicco  purpurei; 
habitus  fere  Tephrosiae,  foliis  paripinnatis,  slaminibus  omnibus  mona- 
delphis  et  bracteolarum  praesentia  legumine  quamvis  ignoto  satis  dif- 
ferre  videfur. 

Genus  dicatum  Guilielmo  Hoepfner  Wernigerodensi,  qui  Afri- 
cam  tropicam  occidentalem  naturae  Studiosus  adiit,  ubi  die  7.  fe- 
bruarii  1878  in  oppido  Porto  novo  prope  Lagos  Guineae  obiit,  juvenis 
olim  mihi  amicissimus  praematura  morfe  nobis  ereptus. 

Hoepfneria  africana  Vatke.  Kitui  in  Ukamba  maio  1877  fl. 

Frutex  ramis  strictis,  junioribus  adpresse  villosulis;  stipulae 
5  mm.  Iongae;  petioli  4 — 8  mm.  longi;  foliola  ovalia  vel  ovali-ob- 
longa  vel  obovali-oblonga  saepius  leviter  emarginata  mucronata  6  mm. 


223 

— 2  cm.  longa,  7  —  9  mm.  lata,  facile  decidua,  supra  glabra,  subtus 
puberula;  racemi  multiflori  2  5  rlm.  longi;  pedicelli  2  mm.  longi  pu- 
beruli  per  anthesin  patentes;  calyx  3  mm.  longus  pilosulus  denlibus 
truncatis;  coroUa  ca.  l  cm.  longa;  vexillum  ca.  6  mm.  latum;  an- 
therae  muticae. 

Huic  forte  congener  est  stirps  herbarii  somalensis  n.  1391, 
ob  flores  insecti  ictu  destructos  et  legumen  unicum  admodum  juve- 
nile prius  silenlio  praeterii;  aeque  folia  pariplnnala  cum  Tephrosiae 
habltu  possidet. 

2789.  Millettia?  leucanfha  Vatke,  suffrutlcosa  ramis  firmis  tere- 
tibus,  ullimis  tomento  brevi  albido-ferrugineo  1  actis,  stipulis  minulis, 
petiolis  basi  hirla  exrepla  puberulis,  foliolis  3 — 4jugis  cum  impari 
late  ovalibus  apiculatis  basi  rotundatis  coriaceis  supra  glabris  niti- 
dulis,  subtus  adpresse  puberulis,  venis  sublus  prominentibus,  pelio- 
lulis  brevibus  stipellatis,  racemis  longiuscule  pedunculatis  sublaxifloris, 
floribus  in  fasciculos  aggregatis,  superioribus  approximatis,  pedicellis 
ferrugineo-tomentosis  calyci  subaequilongis,  calyce  breviter  campanu- 
lato  dense  ferrugineo-villoso-tomentoso,  dentibus  brevissimis  subdeüoi- 
deis,  corolla  calyce  sub  4plo  longiore  extus  albido-t'errugineo-villo- 
sissima  legumine..  . . 

Kitui  in  Ukamba  maio  1877  fl. 

31.  rhodanthae  Baill.,  Baker  1,  c.  131  approximanda  foliolorum 
numero  totoque  habilu  abhorret;  similior  M.  ferrugineae  (Höchst.) 
Baker  1.  c.  130,  a  qua  slipellarum  praesenlia  in  systemale  bake- 
riano  removenda,  si  revera  generis  civis. 

SufFrutex  Cex  H.).  Petioli  ca.  4  cm.  longi;  rhachis  ca.  5  cm. 
longa;  foliola  47—7  cm.  longa,  3"2— 4  cm.  lata;  racemi  ad  9  cm. 
longi;  flores  in  fasciculo  1 — 3;  calyx  ca.  4  mm.  longus;  corolla 
ca.  15  cm.  longa  alba  (ex  H.);  vexillum  suborbiculatum  ca.  1  cm. 
latum;  stamina  monadelpha. 

2567.  Sesbania  punctata  DC,  Baker  1.  c.  133?  Ad  ripas  flu- 
minis  Voi  (Taita)  febr.  1877  fr.  Ob  florum  defectum  rite  delerminari 
nequit. 

2790.  Ormocarpum  discolor  Vatke,  caule  subtereti  ad  nodos 
lumido  glabro,  cortice  alba  longitudinaliler  sulcata  laevi,  stipulis  tri- 
angularibus  acutis  glabris,  foliorum  fasciculis  e  nodo  ortis,  peliolis 
glabriusculis  laevibus,  foliolis  3 — 4jugis  ovalibus  subobliquis  subses- 
silibus  breviter  mucronatis  supra  parce  nitidulis,  subtus  discoloribus 
utrinque  glaberrimis,  pedunculis  gracilibus  elongatis  solitariis  minute 
setulosis  parceque  pilosulis  apicem  versus  bibracteolatis,  bracteis  mi- 
nutis  deltoideis,  bracteolis  linearibus,  calycis  glabriusculi  lobis  brevi- 
bus, 2  superioribus  alte  connatis,  Omnibus  apice  plus  minus  ciliato- 
laceris,  alis  carinam  obtusam  paullo  superantibus ,  vagina  staminea 
utrinque  fissa,  ovario  5  ovulato,  legumine... 

Kitui  in  Ukamba  jun.  1877  fl. 

Ab  0.  Kirkii  S.  Moore  in  Trimen  journ.  of  Botany  oct.  1877 
(1!.  ed.  sep.)  pedunculis  unifloris,  ab  0.  hibractealo  (Höchst.)  Baker 
1.  c.  143  differt  ramis  gracilioribus,    pedunculis  elongatis  teneris,  fo- 

17  '' 


224 

liorum  numero  et  figura.  Arbor;  stipulae  2  mm.  longae;  petiolus 
4  mm.  longus;  foliola  ad  9  mm.  longa,  ad  4  mm.  lata;  bracteolae 
3  mm.  longae;  flores  ex  sicco  rubri;  alae  ad  lö  cm.  longae;  ova- 
rium  hirsutulo-pubescens;    Stylus  praeter  basin  pubescentem   glaber. 

2853.  Aeschynomene  indica  L.  Baker  1.  c.  147. 

Kilui  in  Ukamba  apr.  1877.  fl.  fr. 

2791.  Ae.  mimosifolia  Vatke,  sufFruticosa  diffuso-ramosa,  ramis 
gracilibus  viscido-pubero-hirtis,  stipulis  ovatis  aeuminatis  persislenti- 
bus,  foliis  subsessilibus  patentibus  demum  reflexis,  foliolis  9 — 12jugis 
lineari-oblongis  utrinque  obtusis  mucronatis  margine  rhachideque  se- 
toso-cillatis  firmis,  floribiis  in  racemos  axillares  paucifloros  per  an- 
thesin  relaxandos  dispositis,  pedunculis  filifortnibiis  elongatis  visridis 
adscendenlibiis,  bracteolis  ovatis  calyci  adpressis  deciduis,  pedicellis 
calyci  hirto  ad  basin  fere  fisso  subaequilongis,  labiis  integris,  coroUa 
calyce  dnplo  longiore,  legumine  manifeste  slipüato,  articulis  1 — 2, 
nunc  superiore,  nunc  inferiore  abortiente,  legumine  inter  articulos 
profunde  constricto,  faciebus  compressis  laevibus.    %. 

Kitui  in  Ukamba  in  locis  sterilibus  maio  1877  fl.  fr. 

Suffrutex  0  5  m.  altus;  foliorum  rhachis  ad  8  mm.  longa;  fo- 
liola ca.  2  mm.  longa,  vix  05  mm.  lala;  racemi  3 — 5  flori  2*5  cm. 
longi;  calyx  5  mm.  longus;  legumen  ca.  1*5  cm.  longum. 

Ae.  ahyssinicae  (A.  Rieh.)  Vatke  ined.  iAe.  Rueppellii  Baker 
1.  c.  149)  proxima,  differt  primo  intuitu  habifu  gracili,  foliis  fere  ses- 
silibus,  foliolis  minoribus;  praelerea  setis  foliorum,  calycis  indumento, 
legumine  majore  distinctissima.  (schiuss  folgt.) 


Ausflug  nach  Rovigno. 

Von  Rüdiger  Felix  SoUa, 

Wenn  ich  es  unternehme,  im  Folgenden  eine  kleine  Skizze  der 
Flora  um  Rovigno  zu  geben,  so  muss  ich  die  Bemerkung  voran- 
senden, dass  es  nicht  in  meiner  Absicht  liegt,  tiefer  in  das  Thema 
einzugehen,  sondern  nur  ein  übersichtliches  Vegetationsbild  zu  liefern, 
soweit  es  ein  einzelner  Ausflug  ergab. 

Es  möge  noch  vorausbemerkt  sein,  dass  der  vergangene  Winter 
daselbst  zwar  nicht  streng,  dafür  aber  sehr  regnerisch  gewesen,  und 
der  Regen  noch  während  des  Frühjahres  eine  Weile  fortdauerte.  Es 
trug  das  sehr  viel  dazu  bei,  dass  ich  auf  meinem  Ausfluge  manche 
Pflanze,  die  ich  in  schönster  Blüthenpracht  anzutreffen  hofl'te,  ver- 
misste. 

Von  äusserst  ungünstigem  Wetter  begleitet,  landete  ich  Nach- 
mittags am  8.  April  in  Rovigno,  einem  Städtchen  von  11000  E.  (?), 
welches  in  seinem  Aeusseren  nicht  sehr  verschieden  von  den  übrigen 
istrianischen  Städten  ist. 

Mit  den  besten  Empfehlungen  und  Instructionen  ausgerüstet, 
suchte  ich   sofort  Herrn  Tromba    —    meinen  freundlichen  Begleiter 


225 

auf  den  folgenden  Touren  —  auf,  und  mit  ihm  verabredete  ich  eine 
zweckmässige  und  zugleich  bestmögliche  Ausnützung  der  kurzen  Zeit, 
die  mir  zu  Gebote  stand.  Das  Wetter  ward  uns  günstig,  indem  es 
sich  bald  darauf  geklärt  hatte,  und  der  Rest  des  Nachmittags  nicht 
schöner  gewünscht  werden  konnte. 

Rovigno  besitzt  eine  wunderbare  Lage  am  Fusse  sanft  ge- 
neigter bewaldeter  Hügel,  in  einer  halbkreisförmigen  Einbuchtung 
des  Meeres,  deren  Endpunkte  lebhaftes  Grün  ziert.  Nicht  ganz  Y^  Kilo- 
meter vor  der  Stadt  entsteigt  dem  Schoosse  der  Wellen  ein  in  die 
Länge  gestrecktes  Hügelpaar,  mit  freundlichem  Grün  überzogen,  doch 
so,  dass  auf  dem  einen  Hügel  (nördlich)  fast  ausschliesslich  wirres 
Gesträuch  wächst,  während  nur  niedere  Vegetation  den  anderen  (süd- 
lich) deckt;  eine  quer  über  die  Insel  gezogene  Mauer  bildet  eine  Art 
Grenze.  Es  ist  die  Insel  Sa.  Catterina,  gegenwärtig  Privateigenthum 
und  nur  von  einem  Wächter  bewohnt,  —  eine  Masse  von  Hippuriten- 
kalk,  auf  deren  Höhe  einst  ein  Kloster  gestanden,  mit  vielgestalteten 
Umrissen,  je  nachdem  die  Fluthen  eine  mehr  oder  weniger  tiefe  Ein- 
buchtung eingeschnitten  und  den  Erdboden  fortgeschwemmt  haben; 
an  einzelnen  Stellen  thor-  oder  dachartige  Wölbungen,  mit  Myrten 
und  Lentisken  umsäumt,  an  deren  Grunde  sich  schäumend  die  Wellen 
brechen ! 

Der  Rest  des  Nachmittags  war  einer  Durchforschung  des  Lan- 
des nordwärts  gewidmet.  Geraume  Zeit  das  Meerufer  entlang,  dann 
an  kleinen  Sümpfen  vorbei,  auf  schlechten  und  durch  den  Regen 
noch  verschlechterten  Pfaden  führte  uns  der  Weg  bald  in  ein  ein- 
sames, trautes  Thal,  ringsum  von  niederen,  grünen  Hügeln  einge- 
schlossen, welche  theilweise  von  den  breiten  Aesten  der  friedlichen 
Olive,  von  weissen  Kirsch-  und  Mandelbäumen  beschattet  sind.  Zu 
unserer  Rechten  breite  Felder,  worauf  Vicia  Faba,  eine  Culturpflanze 
des  Ortes,  wie  für  Isirien  überhaupt,  zu  erstaunliclier  Höhe  empor- 
wächst. Mit  diesen  wechseln  andere  Felder  ab,  die  vom  Pfluge  jüngst 
aufgeworfen,  in  langen  Furchen  die  steingemengte  rothe  Erde  sehen 
lassen,  an  deren  Saume  Fumaria  sp.,  aufFallend  üppige  Euphorbia 
helioscopia,  Calendula  arvensis,  Muscari  racemosum  vorkommen, 
nebst  dem  gewöhnlichen  Unkraute  Stellaria  media,  Cardamine  hir- 
suta,  Sinapis  arcensis,  Veronica  Buxbaumi,  Capsella  Bursa  pastoris, 
Lepidium  campestre. 

Weiter  gehend  finden  wir  auf  niederen  Mauern:  Physcia  (Par- 
melia)  parietina,  Grammitis  Ceterach,  Asplenium  Trichomanes  und 
in  Moospolslern  eingebettet  Myosotis  hispida,  Saxifraga  tridactylites, 
Draba  verna,  neben  an  Arum  italirum  und  A.  maculatum,  welche 
die  Höhe  der  Mauer  erreichen  und  noch  überragen,  dahinter  dichtes 
Gesträuch  von  Quercus  Hex,  soeben  sein  Laub  entfaltend.  Den  Fuss 
dieser  Stein  wälle  ziert  Viola  silvestris,  Fragaria  collina,  Bellis 
perennis,  Globularia  vulgaris,  Erodium  und  Anagallis  im  lebhaften 
Grün  des  jungen  Grases  eingebettet,  welches  mit  Veronica  Anagallis 
die  Gräben  reichlich  säumt,  in  deren  schmutzig-gelbem  Wasser:  Rn- 


226 

nuncuhis  aquafUls,  Lemna  sp.,  Carex  glauca,  Scirpus  Holoschoenus, 
Potamogeton  sp.,  Poh/gonum  amphibium  sichtbar  werden. 

Unseren  Weg  fortsetzend,  breiteten  sich  zu  unserer  Rechten 
und  Linken  Felder  aus,  die  in  der  Ferne  an  schmucken  Hügeln  an- 
grenzten, vor  uns  aber  ein  dichtes  Wäldchen  der  glänzenden  Olea 
europaea  und  in  deren  Schatten  Asperula  odorata  (?)  -Blätter,  Sym- 
phytum  tuberosum,  Lithospermum  purpureo-caeruleum,  Viola  odo- 
rata u.  s.  w. 

Durch  das  Wäldchen  gelangten  wir  zum  Campo  S.  Feiice,  dem 
Ziele  unserer  Nachmittagspartie.  Ein  sumpfiger  Ackerboden  mit  einiger 
Baumvegetation,  mit  kleinen  Wiesen,  welche  neben  Trifolium  incar- 
nalum,  Trif.  pratense^  Vicia  Faba  (wild),  Lathyrus  tuberosus,  Vicia 
cordata,  V.  Cracca  noch  eine  Schaar  der  Leguminosen  deckt,  seit- 
lich gegen  das  Meer  abgedacht,  vorn  durch  den  Canal  di  Lerne 
vom  übrigen  Festlande  getrennt.  Auf  dem  Schotter  nahe  der  Bran- 
dung stehen  Gesträuche  von  Pistacia  Lentiscus  und  Osyris  alba 
(noch  nicht  blühend),  in  deren  Schutz  sich  Anemone  hortensis  ge- 
flüchtet hat;  ferner  die  breiten  Blätter  von  Acanthus  mollis.  —  Auf 
dem  Ackerhoden  des  Campo  sammelte  ich:  Ranunculus  Chaero- 
phyllus,  Ajuga  Chia,  Valerianella  echinata,  Sisymbrium  Thalianum, 
Bunias  Erucago^},  Viola  tricolor  ß.  arvensis,  JErodium  cicutarium, 
Muscari  racemosum,  Cynanchum  Vincetoxicum  -  Blätter,  Myosotis 
intermedia,  Veronica  polita,  Lithospermum  arnense,  Coronilla  scor- 
pioides.  —  Auf  den  Wiesen:  Lepidium  Draba,  Chaerophyllum  te- 
mulum,  Camelina  sativa,  Asperula-BVdUer,  Cynanchum,  Sonchus 
oleraceus,  Galivm  sp.,  Muscari  botryoides,  M.  racemosum. 

Früh  am  folgenden  Morgen  brachte  uns  ein  Kahn  in  weniger 
als  10  Minuten  nach  der  früher  genannten  Isola  Sa.  Catterina,  ein 
Land  der  Ueberraschungen  für  Jeden,  der  es  zum  ersten  Male  be- 
tritt. —  Ueber  mächtige  Kalkblöcke  auf  einem  schmalen  Brette  springt 
man  ans  Land,  oder  besser,  in  das  wogende  Meer  des  thautriefen- 
den  Grases,  das  einem  bis  an  das  Knie  reicht  und  den  Abhang,  so 
weit  das  Auge  streift,  deckt;  aber  Herrscherin  über  dasselbe  ist  die 
Anemone  stellata  Lnk.  [A.  hortensis  L.).  Vereinzelt  stehen  stattliche 
Oelbäume  da,  und  zu  ihren  Füssen  Tordylium  apulum,  Scandix  Pecten 
Veneris,  Calendula  arvensis. 

Rechts  ein  dichtes  Gesträuch  der  edlen  Myrte,  daneben  in 
voller  Blüthenpracht  Pistacia  Lentiscus;  beide  rankend  umschlungen 
^on  Smilax  aspera,  deren  granatfarbene  Beeren  aus  dem  Grün  her- 
vorgliinzen.  —  In  Fortsetzung  des  Gesträuches  steht  in  dichter  Reihe 
Narcissus  Tazzetfa  bereits  in  Frucht;  vor  uns  aber  Asphodelus  ra- 
mosus,  ein  Kind  des  wärmeren  Südens,  unweit  davon  die  purpurvio- 
lette   Blülhe    des    Verbascum   phoeniceum,     dazwischen    Ranunculus 


')  In  Freyn:  „Flora  von  Süd-Istrien"  als  Bunias  Erucago  ß.  macro- 
ptera  angegeben,  während  v.  Marchesetti  in  seinem  „Catalogo  delle  piante 
deir  is.  Sa.  Catterina"  (Boll.  d.  Sog.  adr.  J.  p.  226)  sie  als  B.  macroptera  Rchb. 

angibt. 


227 

parviflorus,  R.  Chius,  Tliymian,  Mentha,  Theligonum  Cynocramhe^ 
Linum  catharticum,  Cerastium  glomeratum,  Erodium  malacoides,  Ge- 
ranium  sp. 

Niederes  Gesträuch  unterbricht  plötzlich  die  Einförmigkeit  der 
Grasebene:  ein  Rubus  ist  es  oder  filziges  üelichrysum  angustifolium, 
beide  noch  nicht  blühend,  während  gleich  daneben  Ruta  bracteosa, 
Coronilla  Emerus  in  vollster  Blüthe  prangen. 

An  den  alten  Klostermauern  rankt  immergrüner  Epheu;  auf 
dieselben  hat  sich  noch  Veronica  Cytubalaria  gerettet,  während  in 
dem  Hofraume  Rubus,  Lamium,  Erodium  cicutarium  und  Carduus 
-sp.  wuchern.  Hinter  der  Ruine  erstreckt  sich  über  den  Rücken  der 
Insel  der  kleine  Garten  des  Wächters,  worin  Vicia  Faba,  wie  landes- 
üblich, ferner:  Solanum  Lycopersicum,  Borago  officinalis  nebst  einigen 
Obstbäumen  und  ringsherum  die  Weinrebe  gezogen  werden. 

Der  andere  Tlieil  der  Insel,  zu  dem  man  nach  Ueberspringen 
der  niederen  Mauer  gelangt,  stellt  sich  in  seinem  Ganzen  als  ein 
verworrenes  Dickicht  dar,  durch  welches,  obzwar  Manneshöhe  nicht 
übersteigend,  man  sich  hindurch  arbeiten  muss,  hie  und  da  das  Messer 
zu  Hilfe  nehmend.  Hnuplsächlich  bilden  dasselbe  Pistacia  Lentiscus 
und  ihre  Gefährtin,  die  noch  nicht  blühende  P.  Terebinthus,  Myrtus 
communis,  Osyris  alba  und  Spartium  junceum,  beide  erst  in  Kno- 
spen; Quercus  Hex,  Juniperus  Oxycedrus,  nebst  Ruscus  aculeatus 
und  Asparagus  acutifolius.  An  einer  freieren  Stelle  von  Sonnen- 
strahlen förmlich  übergössen,  breitet  in  vollster  Pracht  seine  weissen 
Blüthen  ein  Lorbeerstrnuch  aus.  —  Auch  niedere  Vegetation  findet 
in  diesem  Dickichte  ein  Fortkommen,  so:  Fumaria  capreolata,  Ophrys 
atrata  Lndl.,  0.  arachnites,  Muscari  racemosum. 

Auf  der  Westseile  der  Insel  hört  das  hohe  Gesträuch  auf,  da- 
gegen erscheinen  hier:  Cistus  sahifolius,  C.  creticus,  Helichrysium 
angustifolium,  dazwischen  Marrubium  candidissimum  —  alles  noch 
nicht  in  Blüthe,  dann  Äsphodelus  ramosus  und  vereinzelt  Narcissus 
Tazzetta. 

Ein  Sprung  über  die  Mauer  und  bald  darauf  sind  wir  wieder 
an  der  Landungsstelle,  um  den  Dampfer  zu  besteigen  und  vom 
freundlichen  Rovigno  mit  seiner  bezaubernden  Flora  Abschied  zu 
nehmen. 

Bevor  ich  schliesse,  sei  mir  erlaubt,  Herrn  Johann  Tromba 
meinen  innigsten  Dank  auszusprechen  für  die  zuvorkommende  Freund- 
lichkeit, womit  er  dem  Fremden  begegnet  ist. 

Ein  vollständiges  Verzeichniss  der  Pflanzen,  die  zu  den  ver- 
schiedensten Zeiten  die  Insel  Sa.  Catterina  sclunücUen,  gibt  Dr.  C. 
V.  Marchesetti  am  Schlüsse  seiner  anonym  erschienenen  Darstel- 
lung im  1.  Bande  des  „Bolletino  della  societä  adrialica  di  scienze 
natural!  (Trieste  1875,  p.  223  ff".). 

Wien,  am  3.  Mai  1879. 


228 

Auszug 

aas  E.  Schombargk's    Bericht   über  die  Fortschritte    and  Leistaogen 
des  botanischen  Gartens  in  Adelaide  (Süd-Anstralien)  ivährend  des 

Jahres   1878. 
Von  Franz  Antoine. 

Schomburgk's  Bericht  beginnt  mit  einer  Zusammenstellung  der 
Witterungsverhältnisse  und  zeigt  den  Einfluss,  welchen  diese  auf  die 
Pflanzenwelt  im  Garten  und  im  Allgemeinen  ausgeübt  haben.  In  den 
Herbstmonaten  März,  April  und  Mai,  so  wie  während  der  ersten  zwei 
Wintermonate  Juni  und  Juli ,  ergab  sich  eine  bedeutende  Menge 
Niederschlages,  welcher  an  16  Zoll  betragen  mochte.  Der  schnelle 
Uebergang  vom  Winter  und  der  ungewöhnlich  trockene  Frühling  und 
Sommer  mit  theilweise  starkem  Froste,  wirkten  nachtheilig  auf  die 
Entwicklung  der  Vegetation,  besonders  aber  der  annuellen  Pflanzen. 
Die  höchste  Temperatur  in  der  Sonne  betrug  166  **  F.  und  im  Schatten 
113"  in  diesem  Jahre.  Die  Blätter  der  Eschen,  Birken,  Pappeln, 
Weiden  u.  s.  w.  ja  selbst  wenn  sie  am  Wasser  wuchsen,  waren  in 
der  Weise  versengt,  als  hätten  sie  durch  Feuer  gelitten.  Mit  einem 
Worte  das  abgelaufene  Jahr  gestaltete  sich  als  eines  der  ungünstigsten 
seit  einer  Beihe  von  Jahren,  Auch  die  Früchte  erreichten  nicht  ihre 
gewöhnliche  Vollkommenheit  und  ihren  guten  Geschmack. 

Im  Versuchsgarten  des  botanischen  Gartens  wurden  eingehende 
Studien  an  Gras-  und  Futter-Kräutern  unternommen.  Es  wird  besonders 
Panicum  spectabile  Nees.  (Philipp's  grass)  in  erster  Linie  genannt, 
welches  selbst  in  der  heissesten  Z-it  kräftig  fortwuchs,  ohne  dass 
daran  ein  dürrer  Halm  ersichtlich  wurde.  Aber  nicht  nur  als  aus- 
gezeichnetes Fultergras  ist  es  hervorzuheben,  sondern  es  bietet 
noch  den  Vortheil,  dass  es  einen  förmlichen  Schutzdamm  gegen  um 
sich  greifendes  Feuer  abgibt. 

Ist  ein  Weizenfeld  mit  einem  Gürtel  von  12 — 16  Fuss  Breite 
damit  umgeben,  so  ist  es  auch  hierdurch  gegen  das  Eindringen  des 
ankommenden  Feuers  geschützt. 

Dactylis  glomerata  L.  wird  ebenfalls  als  werthvoU  anerkannt, 
da  es  sich  nach  dem  Schnitte  schnell  wieder  anwächst  und  ausserdem 
vorzügliche  nährende  Eigenschaften  besitzt. 

Cynosurus  cristatus  L.  wird  als  Schaffutter  werthvoll  gefunden 
und  Festuca  duriuscula  L.  hat  den  Vorzug,  dass  es  mit  jeder  Bo- 
denart sich  begnügt  und  besonders  die  Sommerhitze  gut  übersieht. 

In  Folge  weiterer  Versuche  werden  noch  Bromus  inermis  L. 
und  B.  longifolius,  Paspalum  dilatatum  Poir.,  Saccharum  cylindricum 
Lam.,  Pennisetum  ßmbriatum  und  P.  longifolium  u.  A.  als  Grassorten 
gerühmt,  welche  eine  weitere  Verbreitung  verdienen. 

Die  Versuche  mit  Reana  luxurians  Vilm.  fielen  sehr  befriedigend 
aus  und  berechtigen  zur  Hoff'nung,  dass  sich  die  Pflanze  daselbst 
einbürgern  wird,  vorausgesetzt  dass  sie  Samen  hervorbringt  und 
hierdurch    die    Vermehrung    erleichtert.    Bezüglich    der    Ergiebigkeit 


229 

dieser  Futterpflanze,  bietet  sie  das  Ausserordentlichste.  In  habitueller 
Beziehung-  hat  sie  viele  Aehnlichkeit  mit  Mais  oder  Sorghum,  sie 
trägt  die  männlichen  Blüthen  an  den  Enden  der  Triebe,  während  die 
weiblichen  unten  am  Halme  sitzen.  Mr.  Rossignan',  Director  des 
botanischen  Gartens  zu  Guatemala  (wo  sie  mit  den  Trivialnamen 
„Teasinte"  coursirt)  lenkte  zuerst  die  Aufmerksamkeit  auf  diese 
Pflanze.  Mr.  Darien  de  Maisanneuve  schrieb  im  Jahre  1872,  dass 
sie  eine  vorzügliche  Futterpflanze  sei,  aber  sich  in  Frankreich  nicht 
mit  Erfolg-  cultiviren  lässt.  Im  botanischen  Garten  zu  Bordeaux 
erwuchsen  aus  jeder  Pflanze  an  100  Triebe,  die  bis  3  Meter  hoch 
wurden.  Die  Halme  sind  zart  und  enthalten  viel  Saccharin  und  es 
dürfte  angenommen  werden,  dass  eine  Pflanze  für  zwei  Kühe  auf 
die  Dauer  von  24  Stunden  hinreichend  Nahrung  bietet.  In  Guatemala 
selbst  gedeiht  sie  in  der  temperirten  Zone  besser  als  in  der  warmen. 

Die  Versuche  mit  Symphitum  asperrimum  fielen  weniger  günstig 
aus.  Die  Pflanze  übersteht  die  Winter  hinreichend  gut,  aber  die 
trockenen  Sommer  schaden  ihr. 

Von  den  Medicinalpflanzen  erwähnt  Schomburgk,  dass  von 
Seite  der  Homöopathen  grosse  Nachfrage  um  Phytolacca  decandra  L. 
geschieht,  welche  von  denselben  bei  Diphtheritis  mit  besonderem 
Erfolg  angewendet  wird,  und  es  ist  mit  Sicherlieit  anzunehmen,  dass 
einer  grossen  Anzahl  von  Kindern,  welche  von  dieser  Krankheit 
befallen  wurden,  durch  dieses  Mittel  das  Leben  erhalten  wurde. 

Weiter  eifert  Schomburgk  wieder  für  die  Cultur  von  Pflanzen 
an,  welche  zur  Parfüm  -  Erzeugung  dienen.  Er  weist  hierbei  auf 
die  Menge  des  Verbrauches  in  Europa  und  Britisch-Indien  hin,  welche 
an  150.000  Gallonen  Taschentuchparfum  betragen  soll,  weiter  sagt  er, 
dass  in  Cannes  in  Frankreich  100.000  Pfund  Blüthen  von  Acacia 
Farnesiana  geerntet  werden  um  den  Bedarf  zu  decken.  Es  wäre 
demnach  vor! heilhaft,  Pflanzen  zur  Parfumerzeugung  in  Australien  in 
grossem  Umfange  zu  ziehen,  da  erwiesen  ist,  dass  dergleichen  Pflanzen 
an  geeigneter  Stelle  vorzüglich  gedeihen. 

Zur  Oelgewinnung  ist  jene  Sorte  des  Oelbaumes  eingeführt 
worden,  welche  zur  Gewinnung  des  vortrefflichen  Lucca-Oeles  ver- 
wendet wird  und  demnach,  nach  hinreichender  Verbreitung,  einen 
grossen  Vortheil  voraussehen  lässt. 

Weiter  wird  des  Catalpa-Holzes  erwähnt,  über  dessen  Dauer- 
haftigkeit der  „Scientific  American"  (27.  April  1878)  eine  längere 
Abhandlung  enthält.  Es  ist  hierbei  wohl  kein  Artenname  angegeben, 
aber  es  dürfte  mit  Gewissheit  angenommen  werden,  dass  es  Catalpa 
syr'mgaefolia  Sims,  ist,  welche  das  Holz  liefert,  wovon  Pfähle  nach 
dem  Verlaufe  von  46  Jahren  noch  vollkommen  gesund  aus  der  Erde 
kamen.  Bei  andern  Pfählen ,  welche  75  Jahre  im  Boden  standen, 
war  beiläufig  ein  Vierltheil  ihres  Durchmessers  an  der  Aussenseite 
modrig  geworden. 

Die  Anwendung  von  Acacienrinde  als  Gerbemiltel  war  früher 
wenig  bekannt  und  beachtet,  nun  aber  steigert  sich  der  Verbrauch 
der  Rinde  im  eigenen  Lande  und  dann  zur  Ausfuhr  in  fremde  Län- 


230 

der  in  einer  so  enormen  Weise ,  dass  sogar  eine  gänzliche  Ver- 
nichtung der  Baumart,  von  der  sie  genommen  wird,  zu  befürchten 
steht,  daher  auch  in  letzterer  Zeit  ein  Gesetz  in  Beziehung  auf  den 
Rindengewinn  vom  Gouvernement  erscheinen  mussle. 

Die  Menge  der  Rinde  welche  Victoria  für  sich  allein  in  Ver- 
wendung bringt,  beträgt  12.000  bis  15.000  Tonnen  im  Jahre,  bedeutend 
höher  mag  sich  die  Ausfuhr  nach  England  beziffern,  da  sie  dort  zu 
sehr  hohen  Preisen  notirt  ist. 

In  Südaustralien  wird  Acacia  pycnantha  Beuth.  (broad-leaved 
W^attle)  allein  für  diesen  Zweck  benützt.  In  Victoria  hingegen  sind 
es  Acacia  decurrens  Willd.  und  A.  dealbata  Link ,  welche  die 
Gerberinde  liefern.  Acacia  pycnantha  hat  den  grüssten  Tanningehalt 
und  ist  daher  die  vorzüglichste  Sorte,  weniger  hingegen  enthält 
A.  dealbata.  A.  decurrens  wächst  am  schnellsten  und  erreicht  in 
einem  Zeiträume  von  10  bis  12  Jahren  die  Höhe  von  30  bis  40  Fuss, 
sie  kann  im  8.  Jahre  schon  entrindet  werden  ,  wo  sie  40 — 60  Pfund 
trockene  Rinde  liefert. 

Es  wird  nun  eine  systematische  Anzucht  von  Acacien  auf  das 
dringlichste  angerathen,  da  überdies  die  Acacia  mit  ganz  schleclifer 
Bodenart  sich  begnügt  und  in  den  Anpflanzungen  der  Zwischenraum 
noch  zum  Grasbau  ausgenützt  werden  kann,  wobei,  wenn  selbst  die 
Anpflanzung  noch  ganz  jung  ist,  die  Setzlinge  stets  von  den  weidenden 
Ziegen  unberührt  bleiben. 

Dr.  Schomburgk  führt  sodann  die  hervorragendsten  der  vielen 
Pflanzen  vor,  welche  dieser  Anstalt  in  dem  abgelaufenen  Jahre  in 
einer  überreichen  Anzahl  zugeflossen  sind.  Er  erwähnt  dann  der 
Eucalyptus  macrocarpa  Hook,  aus  West-Australien,  dass  sie  zum 
ersten  Male  zur  Blülhe  gelangt  und  sich  Blumen,  die  bis  6  Zoll  im 
Durchmesser  hatten,  entfalteten.  Die  V/^  Zoll  langen  Staubfäden  sind 
dunkelrosa  gefärbt,  an  deren  Enden  die  tiefgelben  Antheren  haften. 
Der  nur  8 — 12  Fuss  hoch  wachsende  Strauch  ist  der  Form  nach  nicht 
als  schön  zu  bezeichnen. 

Von  den  Neubauten,  mit  welchen  der  Garten  bereichert  wurde, 
werden  ein  Glashaus  und  ein  Musealgebäude  angeführt ,  welches 
letztere  eine  Länge  von  100  Fuss  und  eine  Breite  von  SGVa  Fuss 
erhielt.  Der  Kostenaufwand  von  £  1000  lässt  wohl  auf  keine  Pracht- 
bauten schliessen  und  die  geringen  Dimensionen  dürften  wohl  in 
Kürze  den  Anforderungen  nicht  mehr  entsprechen. 

Nach  einer  Aufzählung  der  in  der  zoologischen  Abtheilung  des 
Gartens  vorhandenen  Thiere  und  Bemerkungen  über  die  vorgekommenen 
Verluste  an  Thieren,  erscheint  am  Schlüsse  eine  Abbildung  mit  be- 
deutend vergrüsserten  Details  über  Phylloxera  tastatrix,  von  der  zu 
befürchten  steht,  dass  sie  auch  in  Australien  ihre  schädliche  Verbreitung 
finden  dürfte.  Die  Abbildung  und  Beschreibung  ist  aus  Dr.  G.  David's 
deutscher  Abhandlung  entnommen.  Zur  Verhütung  der  Einschleppung 
wird  angerathen,  dass  die  Einführung  von  Weinpflanzen  und  anderer 
lebender  Bäume  durch  das  Gouvernement  aufgehoben  werde.  Schom- 
burjjk    entwirft    sodann    ein    Bild    über    das    Aussehen    erkrankter 


231 

Pflanzen  und  bespricht  die  Mittel,  welche  in  Oesterreich  (Klosler- 
neuburg),  Frankreich  und  anderen  Ländern  angewendet  wurden,  um 
die  Phylloxera  zu  vernichten. 


Arabis  muraiis  Bert,  und  A.  sudetica  Tausch 

nebst  Bemerkungen  über  Jessen'»  „Deutsche  Eicnrsionsflora.^' 

Von  R.  V.  Uechtritz. 

In  Jessen's  neuem  Florenwerke  wird  mirabile  dictu  Arabis 
muraiis  Bert.,  eine  rein  südeuropäische  Pflanze  mit  der  sudeto- 
carpathischen  A.  sudetica  Tausch  vollkommen  identificirt  und  als 
Var.  e.  muraiis  zu  A.  hirsuta  Scop.  gebracht.  Aus  anderen  Büchern 
einfach  entlehnt,  wie  so  vieles  Andere  ^)  dürfte  der  Verfasser  dies 
wohl  nicht  haben,  denn  meines  Wissens  hat  so  etwas  vorher  noch 
Niemand  behauptet;  vermulhlich  verdankt  jene  Angabe  ihren  Ursprung 
einer  Vergloichung  mangelhafter  oder,  was  noch  wahrscheinlicher, 
falsch  bestimmter  Exemplare,  indem  diese  Pflanzen,  von  der  gene- 
tischen Aifinität  abgesehen,  nicht  gerade  allzuviel  Gemeinsames  haben, 
Jessen's  Beschreibung  ist  eine  Mixtur  der  Merkmale  beider:  „Spärlich 
behaart"  passt  nicht  auf  die  stark  rauhhaarige  A.  muraiis^  sondern 
besser  auf  die,  mit  Ausnahme  der  am  Rande  gewimperten  Blätter, 
Kahle  Sudetenpflanze.  „Blattbasis  geohrt  oder  abgerundet"  heisst  es 
weiter;  letzteres  gilt  wohl  von  A.  muraiis,  ersteres  dagegen  nur 
von  A.  sudetica.  „Viele  bogig-aufrechte  Seilenstengel"  hat  bei  dieser 
ausser  dem  Verfasser  wahrscheinlich  noch  kein  Beobachter  wahr- 
genommen; ich  wenigstens  habe  Hunderte  von  Exemplaren  gesehen, 
aber  sowohl  bei  der  wilden ,  als  bei  der  cultivirten  Pflanze  nur 
einfache  Stengel  bemerkt. 

Die  „Deusche  Excursionsflora"  ist  überhaupt  als  eine  der  un- 
erfreulichsten Erscheinungen  im  Gebiete  der  Floristik  zu  bezeichnen. 
Voller  Irrthümer  in  den  Einzelheiten ,  verträgt  es  keine  detaillirtere 
Beurtheilung.  Vor  einem  solchen  Machwerke  muss  aber  um  so  mehr 
gewarnt  werden,  als  dasselbe  neuerdings  überall  annoncirt  wird  und 
die  Reclame  von  Seiten  des  Verlegers  sich  bis  zu  der  Behauptung 
versteigt,  dass  durch  diese  angeblich  epochemachende  literarische 
Erscheinung  die  Localfloren  mehr  oder  weniger  entbehrlich  würden. 
Wie  es  mit  der  gerühmten  sorgfältigen  Zusammenstellung  der  Stand- 
orte in  den  einzelnen  Provinzen  eigentlich  steht,  davon  gibt  meist 
schon   ein   Blick   auf  die  erste  beste  Seite   des  Werkes  hinreichend 


')  Die  Thatsache  z.  B.,  dass  Rosa  sepium  Th.  an  zwei  verschiedenen 
Stellen  zugleich  untergebracht  wird,  einmal  bei  R.  rubiginosa,  dann  nochmals 
bei  R.  canina  spricht  entschieden  für  einfaches  Abschreiben,  indem  diese  F'orm 
bekanntlich  von  den  Autoren  bald  zu  jener,  bald  zu  dieser  als  Varietät  gezogen 
wurde. 


232 

Aufschluss.  Das  Vorkommen  von  Trigonella  tnonspeliaca  in  Böhmen, 
das  von  Cyclamen  in  Böhmen  und  Mähren,  von  Scirpus  Michelianus 
in  Schlesien  und  der  Provinz  Sachsen,  das  von  Carex  Buekii  in 
Böhmen  und  Schlesien  und  von  C.  pilosa  in  Mähren,  Böhmen,  Thüringen, 
Oberschlesien  und  Ostpreussen,  ferner  das  Auftreten  von  Cardamine 
trifolia  und  C.  resedifolia  in  den  Sudeten,  dies  und  tausend  Anderes 
ist  dem  Verfasser  fremd  geblieben,  obwohl  alle  diese  Dinge  seit 
langer  Zeit  bekannt  sind  und  jeder,  der  sich  einige  Zeit  mit  Botanik 
beschäftigt  hat,  so  etvv^as  wenigstens  aus  der  unendlich  sorgfältiger 
gearbeiteten  Garcke'schen  Flora  weiss. 

Dagegen  figurirt  u.  A.  unter  den  mährischen  Pflanzen  noch 
immer  der  fabelhafte  Dipsacus  ferox.  —  An  das  Vorkommen  von 
Hybriden  scheint  der  Verf.  nur  bei  wenigen  Gattungen,  speciell  bei 
Verbascum,  Cirsium,  Hieracium  zu  glauben;  die  in  den  übrigen  von 
den  Beobachtern  angegebenen  oft  ganz  unzweifelhaften  Bastarte 
werden  meist  zu  einer  der  präsumtiven  Stammarten  als  Varietäten 
gebracht  (vergl.  u.  A.  die  schwer  malträtirten  *)  Pulsatillen,  wo  J. 
nicht  gewusst  zu  haben  scheint,  dass  z.  B.  über  die  hybride  Natur 
des  P.  Hackelii  Pohl,  bereits  eine  ganze  Literatur  existirt),  mitunter 
auch  derselbe  Bastart  bei  beiden,  z.  B.  Salix  ambigua  einmal  bei 
S.  repens,  dann  nochmals  bei  S.  aurita.  Ueberhaupt  dürfte  die  Be- 
handlung der  Salices  Weidenkennern  oft  Kopfzerbrechen  verursachen; 
als  Var.  h.  bei  S.  purpurea  figurirt  z.  B.  eine  S.  incanaXnigricans. 
Bei  den  Hybriden  sind  die  Schiede'schen  combinirten  Bezeichnungen 
durchwegs  eingeführt,  die  einfachen  Namen  finden  sich  nur  ganz 
ausnahmsweise  als  Synonyma,  wie  denn  der  Autor  im  Texte  über- 
haupt selten  solche  aufführt.  „Die  Synonyme  findet  man  meist  im 
Register.  Die  Autornamen  haben  bei  unseren  Pflanzen  wenig  Werth 
(sie!),  sie  sollen  nach  Linne  anzeigen,  wo  die  Art  oder  Gattung  zu- 
erst genügend  beschrieben  ist,  die  Ausnützung  als  Ruhmeshalle  der 
Botaniker  ist  ein  böser  Missbrauch"  heisst  es  in  dieser  Hinsicht  in 
der  Vorrede. 

Was  die  Begrenzung  der  Species  anbetrifft,  so  lässt  sich  be- 
kanntlich im  Allgemeinen  schlecht  darüber  streiten;  der  Verf.  neigt 
entschieden  der  stark  zusammenziehenden  Richtung  zu  und  namentlich 
gilt  ihm  Neil  reich  als  Vorbild,  den  er,  ohne  indessen  über  dessen 
Kenntnisse  und  natürlichen  Takt  verfügen  zu  können,  noch  vielfach 
zu  überflügeln  sucht;  von  Consequenz  ist  dabei  freilich  nicht  viel  zu 
verspüren.  Zusammengezogen  werden  unter  Andern  die  drei  Ononis- 
Arten,  Myriophyllum  spicaium  und  verticiUatum ,  Rumex  cnnglome- 
ratus  und  R.  sanguineus,  R.  Patientia  und  R.  domesticus  Htn,  (ein 
Kunststück  ä  la  Arabis!),  Polygonum  Persicaria ,  P.  mite  und  P. 
minus,  Androsace  Chamaeiasme  Host,  und  A.  obtusifolia  „L."  Scir- 


')  Jessen's  Anemone  •pratensis  „Neilr."  ist  aus:  a.  campestris  [A.  pra- 
tensis L.)  und  b.  moniawa  Hoppe  {..patens  X  pratensis  auct.")  zusammenge- 
setzt; letztere  soll  in  Oesterreich  häufiger  als  a.  sein.  Dass  die  typische  A.  mon- 
tana  dort  gar  nicht  vorkommt,  hätte  J.  bei  sorgfältigerer  Benützung  von  Neil- 
reich's  Flora  selbst  ersehen  können. 


233 

pus  radicans  und  S.  silcaticus,  Carex  gracilis  Curt.,  C.  Goodenou- 
ghii  Goy,  C.  rigida  Good.,  C  hyperborea  Drej.,  C.  caespitosa  „aut.." 
C.  trinercis  Degl. ,  C.  ßacca  Schreb.  (! !)  alle  zu  einer  Species ,  C. 
acuta  L. ,  C.  polyrrhiza  Wallr.  und  C.  praecox  Jq.  beide  zu  C. 
tomentosa  L.;  C.  obtusala  „Jessen"  besteht  aus  C.  nitida  Host., 
C.  supina  Wlibg,  und  C.  obtusata  Lilj.,  zu  dem  heisst  es  bei  C. 
Heieonastes  Ehrh.  „Ist  vielleicht  nicht  von  4272  (i.  e.  C.  obtusata) 
als  Art  zu  trennen."  Ebenso  umfasst  C.  microstachya  Ehrh.  (warum 
nicht  auch  hier  „Jessen"?)  erst  die  typische  Ehrhart'sche  Pflanze, 
dann  C.  Gaudiniana  Guthn.,  C.  helcola  Blytt  und  endlich  gar  die 
alpine  C.  mucronatn  A\\.  —  Dagegen  bleiben  bei  Jessen  am  Leben: 
Taraxacum  officinale,  T.  erythrospermum  Andrz.  und  T.  paludosum 
Crepin  (andere  Formen  aus  dieser  Verwandtschaft  scheinen  fiir  ihn 
nicht  gewachsen),  Hieracium  Peleterianum  Mer.  neben  H.  Pilosella; 
Cardamine  sylvatica  und  C.  hirsuta,  Anagallis  caerulea  und  A.  phoe- 
nicea,  Polygala  depressa  Wender  neben  P.  nulgaris,  während  P.  cal- 
carea,  deren  Standorte  aus  Versehen  zu  P.  comosa  gewandert  sind, 
gleich  dieser  zu  P.  vulgai'is  gezogen  wird,  dann  Scirpus  Tabernae- 
montani  und  S.  lacustris  etc. 

Wie  die  sogenannten  kritischen  Genera  tracfirt  werden,  lässt 
sich  nach  dem  Gesagten  ungefähr  errathen.  Unter  Hieracium  alpinum 
finden  wir  beispielshalber  5  Formen:  a)  grauköpfiges,  6)  seh  warz- 
köpfiges,  c)  bohemicum  Fr.,  d)  sudeticum  Sternb.  und  e)  nigrescens 
W.  —  Bei  H.  murorum  heisst  es:  d)  silesiacum  Krause  ähnelt  H. 
alpinum  (!!),  ist  in  vielen  Exemplaren  an  vier  Orten  des  Riesen- 
gebirges (sie!)  [Gr.  Kessel,  hohe  Haide]  gefanden.  —  Wahrhaft  er- 
götzlich ist  auch  die  Behandlung  der  Orobanchen;  mit  Ausnahme 
der  wieder  unter  zwei  Arten  gewanderten  Phelipäen  finden  sich 
nur  drei  Arten,  Orob.  caerulescens  Steph.,  0.  pallidiflora  W.  et  Gr. 
und  die  grösste  Collectivspecies  0.  trachystigma  Jessen,  die  alle  übri- 
gen umfasst,  doch  heisst  es  in  einer  Anmerkung,  dass  vielleicht  alle 
nur  eine  Art  bilden  möchten,  was  wohl  allerdings  das  Consequen- 
tere  wäre. 

Das  Ganze  ist  nach  einem  neuen  Systeme  angeordnet,  in  wel- 
chem wie  in  dem  von  Fries  die  Gamopetalen  an  die  Spitze  gestellt 
werden.  Dass  die  gewöhnlichen  Culturpflanzen  berücksichtigt  sind, 
ist  nur  zu  billigen,  aber  weniger  passend  erscheint  die  Ausdehnung 
auf  alle  bei  uns  im  Freien  aushaltenden  Strauch-  und  baumartigen 
Gewächse.  Dadurch  und  durch  die  ganz  unnöthige  Angabe  der  pol- 
nischen und  französischen  Pflanzennamen  ist  der  Umfang  des  Werkes 
über  Gebühr  angewachsen.  Auch  die  Etymologie  der  lateinischen  Na- 
men ist  wohl  für  den  eigentlichen  Zweck  des  Buches  allzu  ausführlich 
berücksichtigt;  obwohl  der  Verf.  auf  diesem  Gebiete  offenbar  ein- 
gehendere Studien  vorgenommen  hat,  als  auf  dem  descriptiven,  Hesse 
sich  auch  hier  wohl  Einiges  anfechten.  So  ist  die  Schreibart  Nonea 
statt  des  bisher  üblichen  Nonnea  entschieden  unrichtig;  Jessen  leitet 
den  Namen  nicht,  wie  bisher  üblich,  von  dem  alten  Erfurter  Floristen, 
sondern  aus  dem  Griechischen  ab.  Die  Zugabe  der  die  geographische 


234 

Verbreitung  der  Arten  im  Gebiete  anschaulich  machen  sollenden  Tii- 
felchen,  auf  welche  besonderes  Gewicht  gelegt  wird,  wäre  an  und 
für  sich  nicht  zu  tadeln;  doch  sind  dieselben  nicht  immer  mit  den 
im  Texte  gegebenen  Standortsangaben  harmonirend  (vergl.  z.  B.  PotO" 
mogeton  mucronatus\  und  während  sie  bei  den  nur  an  einem  ein- 
zigen Orte  beobachteten  Species  oder  gar  Hybriden  zum  wenigsten 
überflüssig  waren,  fehlen  sie  bei  manchen  Pflanzen,  wo  sie  von  ent- 
schiedenem Interesse  gewesen  wären,  z.  B.  bei  Scabiosa  ochroleuca, 
Sonchus  palustris,  Yalerianella  carinafa,  Saltia  glutinosa  etc.  gänz- 
lich. —  Sehr  verdienstlich  wären  graphische  Angaben  über  die  Vege- 
talionsgrenzen  in  den  Nachbargebieten  gewesen,  in  der  Art,  wie  sie 
hervorragende  Provinzialfloristen,  wie  Patze,  Meyer  und  Elkan, 
Ascherson,  Doli  etc.  geliefert  haben.  Die  Standortsnamen  sind  nicht 
selten  bis  zur  Unkenntlichkeit  verballhornt;  so  heisst  es  z.  B.  bei 
Anemone  alpina  b.  sulphurea,  zu  der  nach  Jessen  auch  die  Pflanze 
vom  Brocken  gehören  soll  (!):  Am  Rhein  bei  Schotzlar;  nur  ein  schle- 
sischer  oder  böhmischer  Botaniker  wird  errathen  können,  dass  damit 
der  Rehhornberg  bei  Schatzlar  im  Riesengebirge  gemeint  ist.  Uebri- 
gens  sind,  was  an  dieser  Stelle  nochmals  hervorgehoben  werden  soll, 
die  Fundorte  trotz  der  zahlreichen  Daten,  die  der  Verfasser  liefert, 
keineswegs  erschöpfend  zusammengestellt,  was  einerseits  der  Flüch- 
tigkeit, dann  aber  namentlich  dem  Umstände  zuzuschreiben  ist,  dass 
botan.  Zeitschriften  eingesfandenermassen  nicht  benützt  wurden. 

Zum  Schluss  sei  noch  erwähnt,  dass  der  auf  anderen  Ge- 
bieten der  Botanik  rühmlichst  bekannte  Autor  sein  Werk  als  aus 
Vortrügen  und  Bestimmungsübungen,  welche  er  während  25  Jahre 
in  seiner  Eigenschaft  als  Docent  vorgenommen,  hervorgegangen  be- 
zeichnet. Wer  sich  aber  an  die  sich  heute  freilich  von  Tag  zu  Tag 
schwieriger  gestaltende  Aufgabe  heranwagt,  eine  deutsche  Flora  zu 
schreiben,  muss  sich  ganz  anderen  und  eingehenderen  vorarbeitenden 
Studien  unterziehen,  als  sie  akademische  Vorträge  zu  jenem  Zwecke 
erfordern,  obwohl  eigentlich  auch  für  diese  das  Beste  niemals  gut 
genug  sein  sollte. 

Breslau,  am  30.  Mai  1879. 


Literaturberichte. 

Kemer  Anton.  Die  Schutzmittel  der  Blttthen  gegen  nnbernfene  Gäste. 

Zweite  unveränderte  Auflage.  Innsbruck  1879,  Wagner'sche  Universitäts- 
Buchhandlung,  68  S.,  4"  m.  3  Tafeln. 

Ursprünglich  in  der  Festschrift  der  Zoologisch-Botanischen  Ge- 
sellschaft erschienen,  fand  die  vorliegende  Arbeit  einen  so  rapiden 
Absatz,  dass,  trotz  der  gleichzeitig  in  Verkehr  gesetzten  Separat- 
Abdrücke,  eine  neue  Auflage  nothwendig  wurde.   Der  Verf.  hat  sich, 


235 

in  Anlietracht  dessen,  dass  die  diessbeziiglichen  wenigen  Vorarbeiten 
nur  mit  der  grössten  Vorsicht  zu  gebrauchen  wären  auf  seine  eigenen 
Beobachtungen  gestützt,  er  führt  uns  in  den  Bereich  der  Blüthen, 
zeigt  uns,  wie  diese  sich  selbst  gegen  eine  Reihe  von  schädlichen 
Einflüssen  vertheidigen,  und  wie  sie  in  diesem  Streben  von  den 
Laubblättern,  Klebestoffen,  Stacheln  und  haarförmigen  Bildungen  kräf- 
tigst unterstützt  werden.  Wir  sehen,  wie  den  selbst  unscheinbarsten 
Ausbildungen  der  einzelnen  Blüthentheile  eine  bestimmte  Function 
zukommt,  und  sie  gerade  desswegen  gegen  etwaige  Beschädigungen 
und  Störungen  geschützt  sein  müssen.  Die  Arbeit  wird  nicht  nur  den 
Botaniker  interessiren,  sondern  auch  dem  Gärtner  eine  Reihe  von 
Winken  geben,  die  sich  früher  oder  später  praktisch  verwerthen 
lassen.  Die  Ausstattung  ist  eine  würdige  und  der  Preis,  4  fl.  ö.  W., 
ein  massiger.  K. 

F.  V.  Thümen:  Diagrnosen  zn  Thümen's  Mycotheca  universalis.  Cent.  X — 
XII.  Separatabzug  aus  „Flora«  1879.  8"  18  S. 

Dieser  Aufsatz  enthält  die  Diagnosen  von  ungefähr  80  neuen 
Arten  oder  Varietäten,  welche  in  den  oberwähnten  Centurien  von 
Thümen's  Mycotheca  universalis  ausgegeben  wurden.  Er  liefert  einen 
neuen  Beweis,  wie  wichtig  die  obgenannte  Normalsammlung  für  das 
Studium  der  exotischen  Filzformen  ist.  Unter  den  Novitäten  befindet 
sich  auch  eine  neue  Gattung:  Thuemenia  Rehm.  Dieselbe  gehört  zu 
den  Pyrenomyceten,  steht  dem  Genus  Otthia  Fuck.  am  nächsten  und 
umfasst  bis  jetzt  nur  eine  Species,  Th.  Wisteriae  Rehm,,  welche  in 
Nordamerika  auf  Wisteria  chinensis  vorkommt.  R. 

Bulletin  mensuel  de  la  societe  Linneenne  de  Paris.  Nr.  23,  24.  Paris  1878. 
8».  16  S. 

Die  vorliegenden  beiden  Nummern  enthalten  folgende  Mitthei- 
lungen: H.  Baillon:  Developpement  de  la  couronne  des  Narcisses 
(S.  177).  —  Sur  un  nouveau  genre  ^Payera^  (S.  178).  —  Sur  les 
caracteres  generaux  des  Araliacees  (S.  179).  —  Sur  la  pröfloration 
de  la  coroUe  dans  les  Rubiacees  (S.  181).  —  De  l'iiifluence  de  Tage 
des  graines  du  Melon  sur  la  production  des  sexes  (S.  182).  —  Sur 
l'organisation  de  l'Olostyla  (S.  183).  —  Sur  le  genre  Bonnania  (S.  185). 
—  Sur  l'organisation  et  l'affinite  du  Jackia  (185).  —  Sur  les  limites 
du  genre  Paederia  (S.  190).  —  Sur  l'organisation  du  Cremocarpon 
(S.  191).  —  G.  Dutailly:  Sur  les  formations  variables  qui  peuvent 
se  produire  dans  la  moelle  des  Plantains.  R. 

Unter  dem  Titel:  „Crönica  cientifica  revista  internacial  des 
ciencias  publicada  por  D.  Rafael  Roig  y  Torres"  erscheint  seit  dem 
Beginne  des  vorigen  Jahres  in  Barcelona  eine  naturwissenschaftliche 
Revue,  von  welcher  monatlich  je  zwei  Nummern  ausgegeben  werden. 
Die  vorliegenden  je  24  Seiten  starken  Hefte  Nr.  31  und  32  enthalten 
keine  grossen  Mittheilungen  botanischen  Inhaltes,  sondern  bringen 
auf  S.  129  nur  kurze  Notizen  über  den  Tod  von  A.  Braun  und 
.luratzka,  ferner  über  den  Stand  von  Sequoia  in  Californien.     R. 


236 

Das  Protoplasma  der  Erbse.  Von  Dr.  E.  Tangl.  1.  Abhandlung  aus  dem 
Sitzungsber.  der  k.  Akad.  d.  Wiss.  Jahrg.  1877  (Mit  1  Tafel,  8°,  71  Seiten). 
—  2.  Abhandl.  ebendaselbst  1878  (mit  4  Tafeln,  8",  124  Seiten). 

Im  ersten  Theile  dieser  Arbeit  bespricht  der  Autor  in  detail- 
lirter  Weise  den  inneren  Bau  des  Protoplasmas  der  Erbse  sowohl 
nach  seiner  Quellung-  als  auch  sein  Verhältniss  gegen  Wasser  und 
andere  Reagenlien,  indem  er  in  dem  concentrirten  Glycerin  ein  ge- 
eignetes Mittel  auffand,  das  Protoplasma  sowohl  in  seinem  ursprüng- 
lichen Zustande,  wie  dessen  Desorganisation  bei  allmaligem  Zutritte 
von  Wasser  unter  Mikroskop  zu  beobachten.  Auf  diese  Weise  findet 
der  Verfasser  in  dem  Protoplasma  der  Erbse  einen  differenzirten 
Körper,  welcher  sich  gegen  die  Zelihaut  und  die  eingeschlossenen 
Stärkekörner  durch  hyaline  Schichten  abgrenzt.  Das  zwischen  diesen 
Grenzschichten  eingeschlossene  Kornerplasma  besteht  aus  polyedri- 
schen,  hyalinen  Aleuronkörnern  und  einer  zwischen  diesen  lamellen- 
artig ausgebreiteten,  stofflich  verschiedenen  Grundsubstanz.  Weiters 
wird  die  Desorganisation  der  Aleuronkörner  ausführlich  behandelt. 
In  der  zweiten  Abhandlung  schildert  der  Verfasser  die  Resorption 
des  Körnerplasma  während  der  Keimung,  das  mechanische  Princip  im 
Aufbaue  desselben,  sowie  die  eigenthümlichen  Formveränderungen  des 
während  der  Keimung  entstehenden  Zellkornes  nebst  anderen  höchst 
interessanten  Thatsachen  und  schliesst  mit  einer  Hypothese  über  die 
Ursachen  der  unter  bestimmten  Umständen  erfolgenden  Desorganisa- 
tion  des  Körnerplasmas.  B. 

Particolaritä  della  Flora  d' Isola  (Eigenthümlichkeiten  der  Flora  von 
Isola).  Von  Dr.  Carl  v.  Marchesetti.  Separatabdruck  aus  dem  ßullet- 
tino  delle  scienze  naturali  der  Societä  adriatica  in  Triest.  Nr.  4.  Jahrg.  IV. 

Es  ist  ein  kleines,  aber  nichtsdestoweniger  in  naturhistorischer 
Beziehung  hoch  interessantes  Stückchen  Land,  dieses  Vorgebirge  oder 
richtiger  die  Halbinsel  Isola,  an  der  Adria  zwischen  Capodistria  und 
Pirano  gelegen.  Wie  der  Verf.  ganz  treffend  bemerkt,  repräsentirt  diese 
in  den  Sandstein  eingebettete  Oase  von  Nummulithenkalk  einen  Karst 
en  minialure,  mit  dessen  Felsformationen  und  Schluchten  und  selbst 
mit  der  dem  Karst  eigenthümlichen  rothen  Erde.  Nachdem  Dr.  Mar- 
chesetti die  Divergenz  der  herrschenden  Ansichten  über  den  Einfluss 
der  Bodenbeschaffenheit  auf  die  geographische  Verbreitung  der  Pflan- 
zen berührt  und  hiebei  einerseits  auf  A.  De  Candolle  (Geogr.  bot. 
I.  p.  442),  andererseits  auf  Dr.  Stur's  in  den  Sitzungsberichten  der 
k.  k.  Akad.  d.  Wiss.  Bd.  XX  p.  70  und  Bd.  XXV  p.  349  veröffent- 
lichte Beobachtungen  hingedeutet,  lässt  er  die  nachstehende  Aufzäh- 
lung jener  Pflanzen  folgen,  die  auf  den  Kalkfelsen  von  Isola  vor- 
kommen, und  zwar:  Anemone  hortensis,  Ranunculus  Chius,  Alsine 
verna,  Tribulus  terrestris,  Ononis  reclinafa,  Anthyllis  Dillenii,  Me- 
dicago  tribuloides,  Trifolium  stellatum-,  incarnatum  var.  Molinien, 
T.  Chei'leri,  subterraneum,  resupinatum,  Astragalus  hamosus,  Scor- 
piurus  subvillosa,  Hippocrepis  unisiliquosa,  Seseli  Gouani,  Zacyntha 
verrucosa,    Teucrium    Polium,    Plantago    Coronopus,    Ornithogalum 


237 

coUinum,  Scilla  autumnalis,  Poa  loliacea.  Von  diesen  Pflanzen  kommt 
in  der  nächsten  Umgebung  des  Gebietes  —  da,  wo  der  Kalk  auf- 
hört —  keine  einzige  vor.  Der  nächste  Standort  (von  Alsine  verna, 
AnlhylUs  Dillemi,  Trifolium  Molinieri,  Seseli  Gouani,  Zazyntha  ver- 
rucosa, Ornithogalum  collinum)  ist  9  Kilometer,  der  weiteste  (jener 
von  Trifolium  resupinatum)  66  Kilometer  von  Isola  entfernt.  Ausser 
diesen  Specialiläten  besitzt  auch  der  mit  einer  Schichte  von  Sandslein 
überkleidete  Theil  des  Gebietes  zahlreiche,  nicht  minder  begehrens- 
werthe  Pflanzen,  als:  Hibiscus  Trionum,  Genista  sylvestris,  Coronilla 
cretica  und  scorpioides,  Bonaveria  Securidaca,  Vicia  dasycarpa, 
bythinica,  cordata  und  peregrina,  Bellis  sylvestris,  Pallenis  spinosa, 
Satureja  montana,  Plantago  serpentina,  Festuca  ciliata,  Brachypo- 
dium.  dystachyon,  Lepturtts  ßliformis  etc.  Den  Botanikern,  welclie 
Triest  besuchen,  wäre  nach  Obigem  ein  Abstecher  nach  Isola  als  sehr 
lohnend  mit  Recht  zu  empfehlen.  M.  P. 


Correspondenz. 

Ns.  Podhrad,  9.  Juni  1879. 
Wenn  man  in  den  Monaten  April ,  Mai  und  Juni  fast  täglich 
Regen,  in  der  Woche  mindestens  einmal  eine  Ueberschwemmung, 
später  wieder  zur  Abwechslung  schauerliche  Gewitter  auszustehen 
hat,  verliert  man  wohl  die  Lust  zu  längeren  Excursionen,  und  ist 
froh  die  wenigen  regenlosen  Tage  und  Stunden  zur  Besichtigung  der 
allernächsten  Hügel  ausnützen  zu  können.  So  schlage  auch  ich  mich 
herum  auf  den  meiner  Wohnung  zunächst  gelegenen  Hügeln,  und 
habe  Ursache  mit  meinen  kurzen  Spaziergängen  zufrieden  zu  sein. 
Der  nahe  Hügel  Budisovä  auf  dem  Kamme  mit  Eichengestrüpp, 
weiter  unten  mit  Buchen- ,  Hasel-  und  Wachholdergebüsch  be- 
wachsen, zwischen  welchen  eine  Menge  Rosa  canina  L.  und  Rosa 
rubiginosa  L.,  Ligustrum  vulgare  L. ,  Crataegus  Oxyacantha  und 
monogyna,  hin  und  wieder  wilde  Apfel-,  ßirn-  und  Kirschbäumchen 
vorkommen,  —  war  bis  zum  vorigen  Jahre  der  Tummelplatz  von 
Schafen  und  Rindern,  die  selbst  den  geringsten  Grashalm  gründlich 
abweideten,  und  man  unversehrte  Pflanzen  nur  unter  dem  Schutze 
stechender  Juniperus -Büsche  bemerken  konnte.  Nachdem  die  Se- 
gregation  der  Wälder  und  Weiden  nach  jahrelangem  Verhandeln 
endlich  durchgeführt  wurde,  alhmet  —  wenn  ich  mich  so  ausdrücken 
darf  —  auch  die  kümmerliche  Vegetation  unseres  Budisovä- Hügels 
seit  April  dieses  Jahres  freier  auf,  denn  Schafe  weidet  man  da  nicht 
mehr,  auch  Kühe  sah  ich  da  bis  heute  nicht.  Früher  war  auf  den 
off'enen  Stellen  um  diese  Zeit  alles  Gras  so  abgeweidet ,  dass  es 
wirklich  nicht  der  Mühe  werth  war,  dahin  zu  gehen.  Heuer  sieht 
es  da  ganz  anders  aus!  Schon  im  ersten  Jahre  der  Schonung  ma- 
chen sich  da  viele  Pflanzen  breit,  als  wären  sie   aus  dem  Verstecke 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift,  7.  Heft.  1879.  18 


238 

hervorg^ekommen,  um  endlich  einmal  ein  Bischen  Freiheit  zu  genies- 
sen.  So  ist  jetzt  überaus  hüufig  das  Cerastinm  hrachypetalum  Desp. 
ß.  glandulosum  Fenzl  in  Ledeb.  Fl.  Ross.  I.  404  (=  C.  hrachypetal. 
var.  glanduloso-pilosum  Schur  Phythogr.  Mittli.  144,  C.  tauricum  Spr., 
C.  viscosum  Roch,  in  Mpt.  Mus.  Pest,  et  exs.);  es  sind  davon  ganze 
Strecken  grau.  In  früheren  Jahren  war  es  da  sehr  seilen.  Sonst  war 
Galium  pusillum  L.,  sowohl  a.  hirtum  Nlr.  als  auch  ß.  glabrumMw 
auf  diesem  Hügel  nur  in  sehr  wenigen  Exemplaren  zu  sehen,  jetzt 
erscheint  es  massenhaft  und  ist  besonders  an  sonnigen  Stellen  ver- 
breitet; auch  Galium  erectum  Huds.  fand  ich  da,  jedoch  äusserst 
selten  vorkommend.  Auf  dem  Südabhange  wachst  Jasione  mon- 
tana  L.  in  beiden,  schon  in  der  ersten  Ausgabe  Koch's  Synops.  FI. 
Germ.  463  erwähnten  Varietäten  („Variat  hirsuta  et  glabra"').  Die 
rauhhaarige  Varietät  sticht  durch  den  grauen  Ueberzug  der  Blätter 
und  Stengel  von  der  fast  kahlen,  lebhaft  grünen  sehr  ab.  Ganz  kahl 
ist  letztere  aber  nicht,  da  die  Blätter  oberseits  spärliche  lange  Haare, 
fast  möchte  man  sie  Borsten  nennen  ,  tragen.  Nicht  seilen  ist  hier 
auch  Polygala  vulgaris  mit  weissen  Blüthen  ohne  die  Normalform. 
Letztere  wächst  hier  massenhaft  auf  Bergwiesen  aber  nicht  auf  bu- 
schigen Orten.  Von  Orchideen  fand  ich  auf  unserem  Hügel  einige 
kräftige  Exemplare  der  Orchis  pallens  L.,  je  ein  Stück  von  0.  fusca 
Jcq.  und  0.  speciosa  Host.,  alle  mitten  im  niedrigen  Wachhoider- 
gebüsch.  Ich  Hess  alle  stehen,  damit  sie  sich  durch  Samen  vermeh- 
ren ,  und  machte  sie  von  der  Nachbarschaft  des  Wachholders  frei, 
Avena  tenuis  Mönch,  sonst  in  unseren  Eichenwäldern  nicht  eben 
selten,  verschmäht  diesen  lästigen  Nachbar  hier  nicht,  und  hält  ganze 
Strecken  besetzt  um  später  dem  massenhaft  auftretenden  Trifolium 
arvense  L.  Platz  zu  machen.  Als  grosse  Seltenheit  gilt  hier  Avena 
pubescens  ß.  glabrescens  Rh.  Eine  besondere  Freude  machte  mir 
aber  die  bisher  im  Trencsiner  Comitate  nirgends  beobachtete,  heuer 
aber  am  Süd-  und  Westabhange  der  Budisovä  in  grosser  Menge  an- 
getroffene Veronica  verna  L.  Gewöhnlich  sind  die  Pflänzchen  ein- 
fach, die  kleinsten  haben  sämmtlic^h  ganzrandige  Blätter  (=  Veron. 
Bellardi  Ali.  nach  Celak.  Prodr.  327);  doch  sammelte  ich  auch 
ästige  Exemplare,  eines  hat  sogar  fünf  Aeste.  Es  verdient  ein  Scle- 
ranthus  erwähnt  zu  werden,  der  im  südlichen  Theile  unseres  Comi- 
tates  auf  allen  trockenen  Kalkhügeln  vorkommt.  Er  ist  in  allen 
Theilen  sehr  klein  und  gewöhnlich  wenig  verästelt.  Dieselbe,  gewiss 
„gute"  Art  besitze  ich  als  „Sei.  verticillatus  Rchb."  bezeichnet,  bei 
Branson  in  der  Schweiz  von  Favrat  23.  April  1873,  und  von 
Vetter,  „Plaine  de  ßiere,  Canton  de  Vaud,"  12.  Mai  1873,  gesam- 
melt. Letztere  Exemplare  sah  R eich enb ach  und  erklärte  sie  für 
seinen  Scleranthus  glomeratus.  Hieher  gehört  auch  Sei.  Durandoi 
Rb.,  dessen  Aeslchen  aber  am  Boden  niederliegen.  Somit  wäre  also 
der  in  unserem  Comitate  auf  allen  kahlen  oder  dünnbuschigen, 
trockenen  Hügeln  so  sehr  verbreitete  Scleranthus  ident  mit  dem 
Schweizer  Sei.  vertieillatus  Rb.  (nicht  Tausch) ,  zu  welchem  als 
Synonyma  Sei.  glomeratus  Rb.  und  Sei.  Durandoi  Rb.  zu  setzen  wären. 


239 

Diese  Art  blüht  viel  früher  als  die  Formen  des  Sei.  anmms  L.  und  isl 
schon  gewOhnlicIi  gegen  Mitte  Juni  abgestorben,  wogegen  Sei.  annmts 
mit  seinen  Formen  bis  in  den  Herbst  blühend  und  fruchtend  ange- 
troffen wird.  Ich  habe  von  diesem  Zw erg-Scleranthus  eine  Anzahl 
von  Exemplaren  eingelegt,  um  davon  aucii  Ihnen  für  Ihre  Tauschfreunde 
zu  senden.  —  Noch  sei  erwähnt,  dass  mir  meine  Tochter  von  einem 
Roggenfelde  Delphinium  Consolida  L.  mit  scheckigen,  gefüllten  Blüthen 
brachte.  Jos.  L.  Holuby. 

Breslau,  16.  Juni  1879. 
Nach  den  AngaJ)en  Prof.  Kerner's  und  Hackel's  (vergl.  „Oesl. 
botan.  Zeitschr."  1879  Nr.  III  und  V)  käme  die  wahre  Festuca  raginata 
\V.  et  Kit,  in  der  Gegend  von  München  nicht  vor;  die  dortige  Pflanze 
wird  von  beiden  Schriftstellern  für  F.  amefhystina  L.  (F.  austriaca 
Hackel)  erklärt.  Dazu  ist  indessen  zu  bemerken,  dass  ich  vor  ca.  25 
Jahren  durch  den  Wiener  botanischen  Tauschverein  als  „F.  'caginata 
Willd."  aus  den  Isarauen  bei  München  ein  von  Molen do  gesam- 
meltes grannenlüses  Exemplar  einer  Festuca  erhalten  habe,  welches  un- 
bedingt mit  der  Pflanze  der  Türkenschanze  und  des  Pester  Flugsandes 
identisch  und  von  F.  amethystina  L.  Kerner  vüllig  verschieden  ist. 
Wenn  nicht  etwa  eine  Zetteherwechslung  vorgefallen,  kämen  danach 
bei  München  beide  Pflanzen  vor.  —  Von  Hackel  brieflich  darauf  auf- 
merksam gemacht,  dass  sich  der  F.  vaginata  WK.  stark  nähernde 
Formen  auch  auf  den  Sandhügeln  der  Breslauer  Gegend  fänden, 
durchmusterte  ich  mein  im  vorigen  Jahre  hier  gesammeltes  Material 
von  F.  glauca;  darunter  fanden  sich  nun  in  der  That  Exemplare  von 
den  sandigen  Böschungen  der  oberschlesischen  Eisenbahn  bei  Roth- 
kretscham, die  ich  für  echte  F.  vaginata  zu  halten  geneigt  bin. 

Uech  tritz. 


Fersonalnotizen. 

—  Dr.  K.  H.  Koch  ist  am  25.  Mai,  70  Jahre  alt,  in  Berlin 
gestorben. 

—  Eduard  Spach,  Conservator  der  botanischen  Sammlungen 
des  Jardin  des  plantes  in  Paris,  ist  am  17.  Mai,  78  Jahre  alt,  ge- 
storben. 


Botanischer  Tausch  verein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Dr.  Marchesetti  mit 
Pflanzen  aus  Istrien.  —  Von  Herrn  L.  Keller  mit  Pfl.  aus  Nieder- 
üsterreich.  —  Von  Herrn  v.  Uech  tritz  mit  Pfl.  aus  Schlesien. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Zuckal,  Evers, 
Schambach,  Vagner,  Churchill. 


240 

Aus  Istrien  einges.  von  SoUa:  Ärabis  Turrita,  Astragalus  cest- 
carius,  Gentiana  aestina,  Glohularia  cordifolia,  G.  vulgaris,  Nar- 
cissus  radiißorus,  Primula  acaulls,  Pulmonaria  angustifolia. 

Aus  Istrien  einges.  von  Dr.  Marchesetl  i:  Astragalus  hamosus, 
Bromus  scoparius,  Cerastium  lanigerum,  Ct/tisus  holopetalus,  Gau- 
dinia  fragilis,  Gli/ceria  Borreri,  Hordeum  maritimum,  Lythrum  Hgs- 
sopifolia,  Phalaris  hrachystachys,  Poa  loliacea,  Scabiosa  gramini- 
folia,  Silene  conoidea,  Valeriana  tuberosa.  Aus  Dalmatien:  Centaurea 
Friderici. 

Aus  Schlesien  einges.  von  U echtritz:  Agropyrum  canimim, 
Armeria  vulgaris,  Asperula  rivalis,  Bromus  arvensis,  Br.  ereclus, 
Br.  nanus,  Carex  elongata,  Cerastium  pumilum,  Chrysanthemum 
segetum,  Eragrostis  poaeoides,  Euphorbia  palustris.  Filago  minima, 
Galium  Wirtgeni,  Glyceria  distans,  Juncus  atratus,  Lalhyrus  palu- 
stris, Limosella  aquatica,  Linaria  Elatine,  Malricaria  discoidea, 
Melampyrum  cristatum,  Melilotus  dentatus,  Myosotis  arenaria,  Myos. 
caespitosa,  M.  versicolor,  Nasturtium  austriacum,  Rumex  maritimus, 
Scirpus  maritimus,  S.  Michelianus,  Senecio  vernalis,  Veronica  ana- 
galloides,  Viola  montana. 

Obige  Pflanzen  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 


Inserate. 

Soeben  erschien: 

Antiquar-Catalog  IV.:  Naturwissenschaften. 

Paul  Lehmann, 

Buchhandlung  und  Antiquariat, 
Berlin  W.,  Französische  Strasse  33e. 

Aus  dem  Nachlasse  des  zu  früh  verstorbenen  Bryologen  J.  Ju- 
ratzka  ist  ein  vor  wenig  Jahren  erst  erworbenes  Mikroskop 
mit  dem  Systeme  C  d  E  sammt  Ocular-Mikrometer  von  Zeiss 
in  Jena  zu  verkaufen,  ebenso  eine  Sammlung  der  europäischen 
Filicoideen  in  zahlreichen  Exemplaren.  Antrage  sind  gefalligst  zu 
richten  an  Frau  A.  Juratzka,  Wien,  I.  Salvatorgasse  12. 

Diesem  Hefte  liegt  bei :  Catalog  Nr.  313  von  K.  F.  Köhler's 
Antiquarium  in  Leipzig  (Poststrasse  17). 

PrSnumeranten  im  Inlande,  welche  die  Zeitschrift  durcia  die  Post  beziehen, 
erhalten  die  Beilage  separat  unter  Schleifen,  da  den  Postexemplaren  des  In- 
landes derlei  Hefte  nicht  beigegeben  werden  dürfen. 

Keilaeteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Stcofltz.  —  Verlan:  von  C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  üeberreuter'schen  Buchdrucktrei  (M.  Salzer). 


OcsteiTeichische 

Botanisclie  Zeitsclirift 

Gemeinnützig^es  Org;an 

für 

Die  satcrrcicbiscbe  Exemplare 

botanluche    Zeitschrift  Rni-anilr     nnil     ÜA^aniLAi*  die  frei  durch  die  Post  be- 

erscheint DUiaUlK     UUU.    DUlaUlHer,  «ogea  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  bei  der  Redaktio« 

Manjräm.merin  ^auf^seibe  (j^j^j^g^^  Oekonomcn,  Forstuiänfler,  Aerzle,  '''■  ^-^^^^^Z^^^: " 

Cie  R.  Marko                                                                              .  Im  Wege  des 

ganzjährig,  oder  mit  innlholor    linH    Tp^'hni'Lpp  Buchhandels  übernimmt 

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XXIX.  Jahrgang.  WIM.  August  1879. 

XNHAXaT:  Tevcrium  Ualacsyamcm,  Von  Dr.  Heldreich.  —  Adriatisclie  Algen.  Von  Hauek.  — ■ 
Mykologisches.  Von  Schulzer.  —  Eine  ungarische  C'rucifere.  Von  Dr.  Borbas.  —  Zur  Flora  des 
Praters.  VonHeimerl  und  Schuler.  —  Mykologisehe  Notizen.  Von  Zukal.  —  Plantae  africanae. 
Von  Vatke  (Schluss).  —  Alicantiner  Berge.  Von  Dr.  Hegelmaier.  —  Literatnrberichte.  — 
Correspondenz.  Von  Kngy  undSolla,  Breindl.  —  Personalnotizen.  —  Botanischer  Tauschverein. 
—  Inserate. 

Teucrium  Haiacsyanum  n.  sp. 

Eine  neue  Teucrium -Xrt  der  griechischen  Flora. 

Beschrieben  von  Th.  V.  Heldreich. 

Auf  dem  wenig  besuchten  und  sehr  beschwerlichen  Felsenpasse, 
der  Aelolien  mit  dem  Lande  der  Ozoiischen  Lokrer  verbindet  und 
sich  gegenüber  von  Palras  an  den  steilen  Abhängen  des  Berges 
Taphiassos  längs  der  Meeresküste  hinzieht  und  jetzt  Kakiskala  ge- 
nannt wird,  fand  ich  im  Mai  1878  ein  den  Ritzen  der  sonnigen 
Felsenwände  in  dichten  filzig  behaarten,  aus  kurzen  zerbrechlichen 
Stengeln  bestehenden,  mit  lieblichen  violetten  Blüthen  reichlich  be- 
deckten Rasen  enisprossendes  Teucrium,  das  unter  den  europäischen 
Arten  nur  einige  Aehnlichkeit  in  der  Tracht  mit  dem  spanischen  T. 
fragile  Boiss.  zeigt,  im  Uebrigen  aber  mit  T.  Monthretii  Benth.  und 
den  anderen  orientalischen  Arten  der  Gruppe  Isotriodon  Boiss.  (Fl. 
Orient,  vol.  IV.  p,  814)  zunächst  verwandt  ist. 

Ich  gebe  hier  die  Diagnose  dieser  ausgezeichneten  für  Griechen- 
land und  für  Europa  neuen  Art. 

Teucrium  Haiacsyanum  Heldr.  plant,  exsicc.  1878  (e  sectione 
Isotriodon  Boiss.  1.  c).  Caespitosum  humile  molliter  villoso-tomen- 
losum,  indumentü  densissimo  cano   in  foliorum  pagina  inferiore  can- 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  8    Heft.  1879.  19 


242 

dido,  ramis  e  caudice  brevi  crasso  lignoso  numerosis  flexuosis  teiuii- 
bus  fragillimis,  foliis  breviter  petiolatis  e  basi  truncata  lala  vel  in 
superioribus  brevissime  attenuata  triangulari-ovatis  vel  subrhombeis 
obtusis  margine  obtuse  crenatis,  bracteis  linearibus  pedicellos  parum 
superantibus,  racemis  secundis  densis  saepius  mullifloris,  floribus  binis 
nulantibus,  pedicellis  calycem  subaequantibus  vel  eo  paullo  brevio- 
ribus,  calycis  villosi  campaniilati  basi  gibbi  dentibus  aequilongis  tubum 
dirnidium  aequantibus  superioribus  tribus  ovatis  obtusis  inferioribus 
binis  subangustioribus  lanceolatis,  coröUae  violaceae  tubo  extus  pu- 
bescente  exserto  labio  inferiore  calyce  duplo  longiore  laciniis  4  su- 
perioribus subaequilongis  supremis  lineari-oblongis  infima  maxiin  a 
ovato-rotundata  deflexa,  starninibus  exsertis  labio  brevioribus,  nuculis 
rugulosis  minute  pellucido-pruinosis. 

Habitat  in  rupium  apricarum  fissuris  ad  saxa  adpressum  loco 
diclo  „Kakiskala"  prope  Antirrhium  ad  radices  monlis  Taphiassi  inier 
Naupaclum  Locridis  el  monleni  Varasova  (Chalcidem  antiquorum) 
Aeloliae,  ubi  die  25.  Mai  1878  flor.  legi. 

Species  distinctissima  cl.  et  am.  Dr.  E.  de  Halacsy  bolanico 
Vindobonensi  dedicata  T.  Montbretii  Benth.  magis  proxima  differt  ab 
eo  indumento  densiore  et  longiore  villoso,  foliis  minoribus,  inflore- 
scentia  racemosa  laxiore,  calyce  longiore,  corolla  longiore  violacea 
aliisque  notis. 

Rami  in  specie  nostra  3 — Spollicares,  racemi  1 — 2pollicares, 
folia  majora  4 — 5  lin.  diametro  lata,  calyx  27a  ü"-  longus. 

Athen,  am  21.  Juni  1879. 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  adriatischen  Algen. 

Von  P.  Hauck. 
XII. 

Hiezu  Tafel  4. 

Myriotrichia?  repens  Hauck  n.  sp.  (Tafel  4,  Fig.  1  und  2). 

Die  Pflanze  bildet  kleine  (ungefähr  1  Mm.  hohe)  schleimige 
Raschen  auf  verschiedenen  Mesogloeaceen  und  besteht  aus  Yso — 
7^0  Mm.  dicken,  zwischen  der  Rindenschichte  der  Stützpflanze  hin- 
kriechenden, gewundenen,  unregelmässig  verästelten  Fäden,  die  aus 
einer  Zellenreihe  bestehen,  deren  Glieder  dem  Durchmesser  gleich 
oder  bis  3mal  so  lang  sind.  Aus  den  meisten  uliedern  dieser  basalen 
Fäden  entspringen  etwas  stärkere  aufrechte,  ebenfalls  aus  einer  Zellen- 
reihe bestehende  einander  fast  parallele  Zweige,  deren  Glieder  an 
der  Basis  gewöhnlich  4mal  länger,  gegen  die  bald  in  ein,  meistens 
in  zwei  oder  mehrere  farblose,  gegliederte  Haare  auswachsende  Spitze 
kürzer  als  breit  sind. 


Gestern  bot.  Zeitschr.  Jahrg.  1879. 


F.  Hauck   Adriaf.  Algen  Taf.4-. 


Audop  del.  et  sculps. 


Lit.Guttmann  Triest. 


243 

Die  Ulli-  und  mullilocularen  Zoosporangien  sind  sitzend  und 
stehen  gewöhnlich  symmetrisch  zu  zweien  oder  zu  vielen  gehäuft, 
untermischt  mit  farhlosen  gegliederlen  Haaren  an  der  Spitze  der 
aufrechten  Fäden,  und  entstellen  durch  wiederholte  Längs-  und  Quer- 
tlieilungen  der  Endzelle  wie  bei  den  übrigen  Arten  der  Gattung 
Myriotrichia. 

Seltener  entstehen  die  Haare  und  die  Friiclificationsorgane  in 
der  Mitte  oder  in  gewissen  Absätzen  der  aufrechten  Fäden,  oder  es 
wachsen  zwischen  den  Zoosporangienhaufen  hin  und  wieder  einzelne 
Zellen  zu  einfachen  Fäden  aus,  die  ihrerseits  wieder  in  Haare  aus- 
laufen oder  aber  aiu-h  Fruclificationsorgane  tragen. 

Der  Durchmesser  der  uniloculären  verkehrt  eiförmigen  Zoo- 
sporangien ist  sehr  verschieden  und  beträgt  bei  grösseren  ^20  ^^'^• 
und  mehr. 

Die  multiloculären  Zoosporangien  sind  durchschnittlich  Vso  ^I"^- 
lang  und  Viao  ^I"^-  ^'^k  und  enthalten  eine  Reihe  Zoosporen. 

Ausser  den  terminalen  uniloculären  Zoosporen  kommen  bei  dieser 
Art  gleichzeitig  auch  noch  basale  vor,  die  sich  einzeln  aus  den  Glie- 
dern der  niederliegenden  Fäden  entwickeln  und  in  Form  und  Grösse 
jenen  entsprechen;  basale  multiloculäre  Zoosporangien  habe  ich  nicht 
beobachtet,  dagegen  entwickeln  sich  nicht  selten  aus  den  niederlie- 
genden Fäden  farblose  Haare,    die  ebenfalls  den  terminalen  gleichen. 

Beide  Fruchtformen  kommen  nieistens  zusammen  auf  demselben 
Individuum  vor. 

M.  repens  ist  auf  Lieb?nannia  Lereillei  J.  Ag.,  Casfagnea  medi- 
tej^ranea  (Kütz.)  Hauck,  Nemacystus  ramulosus  Derb,  et  Sol.  im  Mai 
und  Juni  an  der  istrianischen  Küste  nicht  selten. 

Am  nächsten  steht  dieser  Alge  Myi-iotrichia  canariensis  Kütz. 
Tab.  phyc.  Bd.  VI,  Taf.  2,  Fig.  11,  soweit  es  sich  nach  der  Abbildung 
beurtheilen  lässt.  Kützing  erwähnt  aber  nichts  von  kriechenden 
Fäden,  aus  welchen  sich  erst  die  aufrechten  Zweige  entwickeln,  auch 
ist  die  Länge  der  Glieder  bei  M.  repens  bedeutend  grösser.  Vielleicht 
würde  diese  Art  besser  ein  neues  Genus  bilden,  was  weiteren  Unter- 
suchungen vorbehalten  bleibt. 

Strebtonema  sphaericuni   (Derb,  et  Sol.)  Thuret. 

Im  Mai  auf  Liebmannia  Leveillei.  —  Golf  von  Triest. 
Für  die  Adria  neu. 

Myrionema  orbiculare  J.  Ag.  (Taf.  4,  Fig.  4 — 6). 
Diese  Alge  ist  im  adriatischen  Meere  im  Frühjahr  sehr  häufig 
und  kommt  nicht  nur  allein  auf  Zostera,  sondern  auch  auf  verschie- 
denen grösseren  Meeralgen  vor.  Die  Abljüdung  auf  Tafel  4,  Figur  4 
zeigt  den  Durchschnitt  durch  den  Thallus  und  einen  Theil  des  Blattes 
von  Zostera.  Charakteristisch  für  diese  Myrionema  ist  das  constante 
Vorkommen  von  schlauchförmigen  Haaren,  worauf  P.  Magnus  in 
„die  botanischen  Ergebnisse  der  Nordseefahrt  etc."  p.  73  ein  neues 
Genus  zu  begründen  sucht,  welches  er  Ascocyclus  nennt.  Bisher  sind 

19* 


244 

nur  die  muUiloculären  Zoosporangien  bekannt,  die  Bildung  der  Zell- 
scheibe stimmt  ganz  mit  Myrionema  vulgare  Thuret  überein.  (Vergl. 
Nägeli  „Neuere  Algensysteme"  Myrionema  strangulans  pag.  145, 
Taf.  II,  Fig.  31—34.) 

Sytnploca  molacea  Hauck  n.  sp.  (Taf.  4,  Fig.  7). 

Roth-violette  sammtartige  Lager,  welche  von  ungefähr  milli- 
meterhohen aufsteigenden,  locker  stehenden,  etwas  gekrümmten  Fä- 
den gebildet  werden.  Die  Fäden  sind  mit  der  Scheide  ca.  Vss  '^'^•^ 
ohne  Scheide  V125  Mm.  dick,  gegen  die  Spitze  verdünnt,  abgestumpft. 
Glieder  halbmal  so  lang  als  der  Durchmesser.  Gelenke  stellenweise, 
namentlich  am  unteren  Theil  des  Fadens  eingezogen.  Zelleninhalt 
rosenroth  mit  einem  Stich  ins  Violette,  fein  gekörnt.  Scheide  farblos. 

Auf  Fissurella  costaria  aus  15  Met.  Tiefe.   —  Golf  von  Triest. 

Oscillaria  Spongeiiae  E.  Schulze  (Taf.  4,  Fig.  3). 

Fäden  gekrümmt,  braunroth,  Yso — Vi 50  Millim.  dick,  zuweilen 
stellenweise  verschmälert  oder  verdickt,  Gelenke  sehr  stark  einge- 
zogen, die  Gieder  beinahe  lonnenförmig,  einhalbmal  bis  ebenso  lang 
als  dick,  Endglied  abgerundet.  Zelleninhalt  feinkörnig. 

Lebt  in  Spongelia  pallescens  E.  Schulze.  —  Golf  von  Triest. 

E.  Schulze  hat  diese  Alge,  welche  vorzugsweise  in  der  Rin- 
denschicht von  Spongelia  pallescens  anzutreffen  ist,  entdeckt  und  das 
Nähere  darüber  in  der  Zeitschr.  f.  wissenschaftl.  Zoolog.  Bd.  XXXII 
p.  147  mitgetheilt. 

Das  fast  regelmässige  Vorkommen  von  Oscillaria  Spongeliae 
in  einer  bestimmten  Schwammspecies  bietet  noch  ein  weiteres  Inter- 
esse, weil  es  bis  jetzt  nicht  gelungen  ist,  diese  Oscillaria  in  einem 
anderen  Meerkörper  oder  freilebend  zu  beobachten.  Der  Schwamm 
selbst  lebt  in  geringer  Tiefe  und  ist  bei  Muggia  nächst  Triest  sehr 
häufig. 

Da  sich  diese  Oscillaria  sehr  leicht  zersetzt,  so  können  nur 
Stücke  des  Schwammes  mit  derselben  in  Alkohol  aufbewahrt  werden, 
worin  sie  sich  aber  stark  verändert,  besser  gelingt  es,  dünne  Schnitte 
von  lebender  Spongelia  kurze  Zeit  mit  Iprocentiger  Lösung  von  Ueber- 
osmiumsäure  zu  behandeln  und  sie  dann  erst  in  Alkohol  zu  legen;  die 
Oscillaria  wird  fast  schwarz,  bleibt  jedoch  gut  kenntlich,  auch  eig- 
nen sich  so  behandelte  Schnitte  ganz  gut  zur  Anfertigung  von  Gly- 
cerinpräparaten. 


Erklärung  der  Tafel  4. 

Fig.  1.  Myriotrichia  rejpens  Hauck,  eine  sehr  entwickelte  Pflanze  mit  terminalen 
und  basilären  uniloculären  Zoosporangien.  Yergr.  140. 

Fig.  2.  Dieselbe  Art,  kleineres  Exemplar  mit  uni-  und  muUiloculären  Zoospo- 
rangien. Vergr.  140. 

Fig.  3.  Oscillaria  Spongeliae  E.  Schulze.  Stück  eines  am  unteren  Ende  ver- 
letzten Fadens.  Vergr.  480. 


245 

Fig.  4.  Myn<ynema  orbiculare  J.  Ag.  Durchschnitt  durch  einen  Theil  des  Zo- 
sterablattes  und  der  Alge.  Yergr.  280. 

Fig.  5  und  6.  Myrionema  orbiculare  multiloculare  Zoosporangien  mit  reifen  Zoo- 
sporen. Vergr.  480. 

Fig.  7.  Symploca  violacea  Hauck.  Ein  Faden,  ^'ergr.  280. 


Mykologisches. 

Von  Stephan  Schulzer  von  Müggenburg. 

Die  Gattung   Gibberidea  Fuckel. 

Die  Verfassung  der  Diagnose  einer  neuen  Gattung  auf  Grund 
der  Beschaffenheit  einer  einzigen  entdeckten  Art,  ist  begreiflicher- 
weise ein  missliches  Unternehmen,  weil  dem  nicht  auszuweichen  ist, 
dass  sie  an  zweckwidriger  Beschränktheit  leidet.  Kommen  später 
mehr  Arten  dazu,  ist  man  genöthigt,  die  erstverfasste  Diagnose  zu 
deren  Aufnahme  herzurichten. 

Es  ist  äusserst  schwierig,  oft  wohl  unmöglich,  bei  den  an  der 
Art  gefundenen  Merkmalen  zu  unterscheiden,  welche  davon  der  ent- 
stehenden Gattung  und  welche  bloss  der  Species   zukommen. 

Desshalb  unterliess  es  auch  Fuckel  eine  eigene  Gattungs- 
Diagnose  zu  geben ,  und  sagte  nur ,  nach  der  gewichtlosen ,  weil 
nicht  immer  zulrefl'enden  Angabe  des  4  —  Sfachen  Generationswech- 
sels: „Gattungs-Charakter  der  folgenden  bis  jetzt  einzigen  Art." 

Da  ich  zufällig  so  glücklich  war ,  eine  zweite  hieher  gehörige 
Art  anzutreffen,  versuche  ich  es  den  Gattungs-Charakter  zu  geben, 
ohne  Anspruch  auf  Definitivität ,  weil  die  allenfallsige  Entdeckung 
weiterer  Arten  auch  an  dieser  Diagnose  noch  Aenderungen  bedin- 
gen kann. 

Gibberidea  Fuckel.  Peritheciis  liberis,  caespitosis,  in  stromate 
spurio  dense  dispositis,  globosis,  aterrimis,  osliolis  papillatis,  demum 
distincte  perforatis;  ascis  stipitatis ,  oblongis  s.  clavatis ,  Ssporis; 
sporis  distichis  aut  subdistichis,  anisomeris,  curvulis,  pars  crassiora 
1 — 3,  tenuiora  1—2  septata,  ergo  in  toto  3 — 6  septatis,  loculis  aut 
simplicis  aut  uniguttulalis ,  septo  longitudinali  semper  deficiente, 
demum  plus  minusve  coloratis. 

1.  G.   Visci  Fckl.  Siehe  Symb.  myc.  Seite  168. 

2.  G.  Haynaldii  Schlzr.  Stroma  spurium  indeterminatum;  peri- 
theciis passim  subovatis  ,  03 — 0'5  Mm.  latis  ,  tuberculosis  ,  ostiolo 
demum  deciduo,  indeque  lafe  pertusis;  ascis  stipitato-clavatis  011  Mm. 
longis,  0013  Mm.  crassis  (pars  sporifera  0  052 — 007  Mm.  1.);  sporis 
002—0022  Mm.  longis,  0004—0005  Mm.  er.,  triseptatis,  ad  septa 
leniter  constrictis,  plasmafarctis  sed  in  aqua  subhyalinis.  Mense  Martio 
ad  ramenta  Carpini  Betuli. 

Im  Durchschlage  der  Schonung  Retki  gaj  bei  Vinkovce. 


246 

Das  unbestimml-verbreitete  und  streckenweise  von  Perithecien 
noch  nicht  bewohnte  Stroma  spurium  ist  in  der  That  nichts  weiter, 
als  eine  Schwarzfarbung  der  Holzoberfläche,  was  an  alten  Spänen 
der  Weissbuche  im  Walde  sehr  häufig  vorkommt  und  in  der  Regel 
dem  Entstehen  der  Xylaria  polymorpha  Grev.  vorausgeht ,  so  wie 
der  selteneren  Spielart  cupressifonnis  (Mich.)  Woodw.  der  Xylaria 
Hypoxylon  Grev,  Sie  ist  in  allen  diesen  Fällen  offenbar  ein  Mycelium- 
gebilde ,  aber  sonderbarerweise  meines  Wissens  weder  von  Fries 
noch  von  Fuckel  oder  anderen  mir  zugänglichen  Autoren,  bei  den 
bezeichneten  Xj/Zana-Arten  des  Erwähnens  werth  befunden  worden. 
Oder  schwärzt  sich  das  Weissbuchenholz  vielleicht  bloss  bei  uns 
vor  dem  Erzeugen  der  Xylaria? 

Die  Perithecien  werfen  im  Alter  nebst  der  Miindungswarze, 
häufig  auch  die  ganze  obere  Hälfte  ab. 

Die  der  Gattungsdiagnose  völlig  entsprechende  Sporenform  von 
der  oben  angegebenen  Grosse  und  Beschaffenheit,  ändert  sich  im 
Nachreifen,  indem  die  Sporen  oblong-oval  werden,  bei  gleichbleiben- 
der Dicke  sich  auf  0  012 — 0014  Mm.  verkürzen  und  die  Kerbung 
an  den  Scheidewänden  verlieren.  Letzlere  im  anfänglichen  Zustande 
überaus  zart  und  meist  nur  beim  Liclitwechsel  bemerkbar ,  werden 
stark  und  es  tritt  eine  blasse  Färbung  ein,  wornach  die  Sporen,  an- 
gefeuchtet, nur  noch  durchscheinend  sind. 

Diese  Wandlung  der  Sporenform  erinnert  einigermassen  an 
Dothidea  Rihesia  (P.)  Fr. 

Wegen  dos  höchst  seltenen  Vorkommens  von  derlei  Filzformen, 
wagte  ich  es  seinerzeit  die  Benennung  dieser  Art  mit  dem  hochge-^ 
feierten  Namen  des  Mäcens  der  Künste  und  Wissenschaften  in  Ver- 
bindung zu  bringen. 

Eine  ungarische  Orucifere  mit  vierfächeriger  Frucht. 

Von  Dr.  Vincenz  v.  Borbäs. 

In  meiner  reichhaltigen  Roripasammlung  finden  sich  zwei  in- 
structive  Fruchtexemplare,  welche  sich  durch  vorwiegend  vierfäche- 
rige Schötchen  auszeichnen.  Ich  habe  diese  Pflanze  in  der  Maisitzung 
der  mathem.  und  naturwiss.  Abtheilung  des  Landes-Mittelschullehrer- 
Vereins  als  Roripa  Menyhdrthiana  m.  (R.  palustris  X  silvestiHs) 
vorgezeigt  und  in  den  naturwiss.  Abhandlungen  der  ungarischen 
Akademie  der  Wissenschaften  (Akad.  Ertek.  1879)  näher  beschrie- 
ben. Am  9.  Jänner  1878  fand  ich  sie  bei  Promontör  (unweit  Ofen) 
nur  mit  Frucht  und  Samen,  heuer  aber  war  der  Standort  des  gros- 
sen Wassers  wegen  unzugänglich,  so  blieben  mir  die  Blüthen  unbe- 
kannt. Diese  Roripa  form,  quadrivalvis  ist  auch  nach  den  übrigen 
systematischen  Merkmalen  mit  einer  bekannten  Art  schwer  zu  ver- 
einigen.   Ihre  Früchte  erinnern   zwar  an  die  R.  austriaca,   aber  die 


247 

Verzweigung  der  Inflorescenz  und  die  Blätter  nähern  sich  mehr  an 
die  R.  Borbdsii  Menyh.  CA.  auriculata  ej.  olim),  doch  sind  letztere 
gegen  die  Basis  langer  verschmälert  und  zugekeilt  und  nicht  geOhrt 
wie  bei  R.  Borbdsii,  die  Fruchtstiele  sind  verhältnissmässig  kürzer 
und  stehen  nicht  einfach,  sondern  horizontal  ab ,  und  die  Früchte 
sind  ganz  kugelig  aber  etwas  grösser  als  bei  R.  austriaca  var. 
macrocarpa  (Tausch).  Auch  ist  mir  vorläufig  zweifelhaft,  ob  meine 
f.  quadricalvis  ein  Bastart  oder  eine  Spielart  sei,  bei  Tetrapoma  und 
Holargidium,  welche  ebenfalls  vielklappige  Früchte  besitzen,  ist  sie 
jedoch  erwähnenswerth.  Alle  vier  Fächer  der  Frucht  sind  nicht  im- 
mer vorhanden  (manchmal  nur  drei),  auch  sind  zweifächerige  Schot- 
chen vorhanden.  Manchmal  sind  einige  der  Fruchtblätter  viel  kleiner 
als  die  übrigen. 

Die  Diagnose  dieser  Form  ist  folgende: 

„Siliculae  pro  majore  parte  quadrivalves,  septifragae,  quadri- 
locularesque,  stylo  brevissimo  crassiusculo  apiculatae,  pedicellis  den- 
sissimis  horizontaliter  patentibus ,  3— 4-plo  longioribus  insidentes; 
inflorescentia  virgalo^ramosissima;  folia  sessilia  exauriculata,  infe- 
riora  pectinato-pinnatipartita,  media  pectinatolobata  pectinatodentataque, 
ambilu  oblongolanceolata,  superiora  angustiora ,  oblongolanceolata, 
basin  versus  longe  integra  cuneataque,  superne  serrato-dentata,  omnia 
glaberrima.  Caulis  inflato-fistulosus,  ad  nodos  solidus,  multicostatus 
cum  axe  inflorescentiae  primaria  parum  flexuosus." 

Ich  habe  überhaupt  schon  viele  Roripa  gesammelt  und  unter- 
sucht und  scheinen  einige  davon  constant  und  häufig  zu  sein  und 
ohne  die  muthmasslichen  Eltern  vorzukommen,  so  fand  ich  Roripa 
Kerneri  Menyh.  heuer  massenhaft  am  Räkös  bei  Pest  unweit  dem 
Wirthshause  „Storcli,"  wo  R.  silvestris,  R.  amphihia  und  R.  austriaca 
nur  vereinzelt  vorkamen,  R.  armoracioides  bei  Nagy-Enyed  und  Ho- 
moröd-Köhalom,  R.  terrestris  v.  pinnatifida  bei  Ipoly  Litke,  R.  har- 
baraeoides  v.  eusiliquosa  bei  Nagy-Enyed  häufig.  Diese  und  andere 
Formen  sind  an  gewissen  Standorten  sehr  charakteristisch,  daher 
darf  man  bei  der  floristischen  Beschreibung  der  Gegend  dieselben  nicht 
vernachlässigen. 

Rönädfa  im  Baranyaer  Comitat,  11.  Juli  1879. 


Beiträge  zur  Flora  des  Praters. 

Von  A.  Heimerl  und  J.  Schuler. 

Für  den  Wiener  Botaniker  gibt  es  wohl  wenige  Punkte,  die 
sich  bei  so  grosser  Nähe  an  der  Stadt  einer  so  interessanten  und 
abwechslungsvollen  Flora  erfreuen,  wie  der  Prater.  Was  indessen 
der  Flora  desselben  einen  noch  höheren  Reiz  verleiht,  ist  das  häufige 
Auftreten  seltener,   ja  selbst  solcher  Pflanzen,  die  bei  uns  nicht  hei- 


248 

misch  sind,  während  kürzerer  oder  längerer  Zeit  ihren  Standort  be- 
haupten, um  meist  wieder  zu  verschwinden,  wodurch  man  leicht  in 
die  Lage  kommt,  in  kurzer  Frist  eine  Reihe  auffallender  Species 
beobachten  zu  kimnen. 

Wo  man  nach  solchen  ephemeren  Erscheinungen  zu  suchen 
habe,  das  leuchtet  wohl  von  selbst  ein;  vor  Allem  sind  es  die  wüsten 
Platze  des  Praters,  welche  Bemerkenswerthes  darbieten,  und  bei- 
spielsweise möge  hierbei  auf  das  Vorkommen  von  Bunias  Erucago 
und  Orientalis,  Ernca  sativa,  Euclidium  syriacum,  Myagrum  per- 
foliatum,  Trifolium  parviflorum  und  Vicia  lutea  liingewiesen  werden, 
welche  genannten  Pflanzen  vor  längerer  oder  kürzerer  Zeit  von  ver- 
schiedenen Botanikern  beobachtet  wurden,  und  worüber  Näheres  in 
den  Nachträgen  zu  Neilreich's  Flora  von  Niederosterreich,  in  der 
Oest.  bot.  Ztg.  etc.  nachzusehen  ist. 

Es  war  daher  leicht  vorauszusehen,  dass  die  wüsten  Stellen, 
welche  sich  in  der  Nähe  der  Wellausstellungsgebäude  finden,  und 
die  jetzt  von  sonst  sehr  gemeinen  Pflanzen,  wie:  Carduus  crispus, 
nutans  und  acanthoides,  Crepis  setosa,  Chamaemelum  inodorum,  Si- 
symbrium  Sophia  und  pannonicum,  Rapistrum  perejine,  Chenopodiwn 
alhum,  Bromus  sterilis  und  tectorum,  Agrostis  Spica  tenti  etc.  be- 
wachsen sind,  genug  des  Interessanten  eingemischt  enthalten  würden, 
und  unser  diessbezügliches  Suchen  war  auch  nicht  ohne  Erfolg.  Gar 
nicht  selten  überragt  eine  hohe  Crucifere  die  soeben  geschilderte 
Massenvegetation,  welche  sich  als  die  sonst  in  Niederosterreich  sehr 
seltene  Brassica  nigra  Koch  herausstellte,  und  besonders  am  Rande 
der  wüsten  Plätze  häufig  vorkommt.  Nur  auf  einzelne  Localitäten  be- 
schränkt, dort  aber  in  ziemlicher  Anzahl  sind  zu  finden:  Lepidium 
latifolium  L.,  Alopecurus  agrestis  L.,  Bromus  squarrosus  L.,  endlich 
auch  die  in  Niederösterreich  noch  nicht  beobachtete  Graminee  Poly- 
pogon  monspeliensis  Desf.  Alle  vier  letztgenannten  Pflanzen  kommen 
an  einer  Stelle  östlich  der  Rotunde,  dort  aber  in  üppigster  Entwicklung 
vor,  so  dass  man  wohl  die  Vermuthung  hegen  darf,  dieselben  auch 
im  kommenden  Jahre  wiederzufinden,  vorausgesetzt,  der  Platz  werde 
nicht  etwa  sonst  irgendwie  zerstört.  Von  ausserdem  zu  erwähnenden 
Pflanzen  möge  Carduus  nutans  L.  mit  rein  weisser  Blüthe,  Ver- 
bascum  Lychnitis  L.  und  die  schöne  Orobanche  pallidißora  W.  et 
Grb.  (nur  1  Exemplar)  angeführt  werden. 

Erwähnenswert!!  scheint  uns  ferner  die  Flora  eines  Schult- 
platzes  zu  sein,  welcher  sich  in  ziemlicher  Längenausdehnung  von 
der  Süfienbrücke  bis  zur  Kaiser  Josefbrücke  ausbreitet.  Aus  der  sehr 
beträchtlichen  Anzahl  von  Schuttpflanzen  verdienen  wohl  folgende 
hervorgehoben  zu  werden :  Anthyllis  polyphylla  Kit.,  Galega  offici- 
nalis  L.,  Anchusa  italica  Retz.,  Cirsium  brachycephalum  Jur.  und 
Phalaris  canariensis  L. 

Auffällig  ist  es  auch,  wie  sich  im  Verlaufe  weniger  Jahre  die 
Flora  solcher  wüster  Plätze  ändert,  um  zum  Schluss  den  Charakter 
der  gewöhnlichen  Prater- Vegetation  anzunehmen;  in  dieser  Hinsicht 
ist  der  wüste  Platz  beim  Kallinich-Denkmal  ein  gutes  Beispiel.    Von 


249 

all  den  dort  1877  meist  durch  Herrn  Hibsch  gesammelten  Selten- 
heilen  (_Vicia  lutea,  grandiflora,  Anchusa  italica  etc.)  hat  sich  mit 
Ausnahme  von  Festuca  myurus  und  Ägrostis  interrupta  keine  im 
Kampf  ums  Dasein  erhalten,  und  auch  diese  letzteren  dürften  durch 
anschiessendes  Silberpappelgebüsch  bald  verdrängt  werden. 

Zum  Schluss  sei  es  uns  gestaltet,  im  Gegensalze  zu  diesen 
vergänglichen  Funden  einige  Pflanzen  anzuführen,  welche  heuer  in 
schönen  Exemplaren  am  Heustadelwasser  vorkamen,  nämlich:  Tha- 
lictrum  flarum  L.,  Lathyrus  palustris  L.  uud  in  einem  seillich  von 
demselben  gelegenen  Tümpel;  Scirpus  Duvalii  Hoppe. 

Wion,  16.  Juli  1879. 


Mykologische  Notizen. 

Von  Hugo  Zukal. 

Im  verwichenen  Herbst  glaubte  ich  die  Beobachtung  gemacht 
zu  haben,  dass  Fusiosporium  Kühnii  Fuck.  nur  eine  Vegetationsforin 
von  Cladosporium  herbarum  sei.  Um  mir  Gewissheit  zu  verschaffen, 
machte  ich  einige  Culturversuche  und  säete  die  Cladosporium-Comdiien 
auf  mehrere  Parmelien  und  Ortbotrichen  aus.  Die  Versuche  ergaben 
ein  negatives  Resultat.  Bei  der  Untersuchung  von  Orthotrichum 
ohtusifolium  Schrad.,  3  Wochen  nach  der  Aussaat,  fand  ich  die  Blätter 
gebräunt  und  von  zahlreichen  sehr  dünnen  Hyphen  durchbohrt.  Nur 
einzelne  hellgrüne  mehrgliedrige  Protuberanzen  mit  dicker  Zellmembran 
hoben  sich  für  das  Auge  auffallend  von  der  getödteten  Blatlfläche  ab. 
Diese  grünen  Protuberanzen  waren  so  entstanden,  dass  sich  irgend 
eine  beliebige  Zelle  der  Blattfläche  durch  eine  zur  Blattebene  parallele 
Wand  getheilt  und  diese  Theilung  mehrmals  wiederholt  hat;  auch 
seitliche  Astbildung  konnte  man  an  einer  oder  der  anderen  dieser 
Papillen  bemerken.  Da  nun  diese  Protuberanzen  von  den  gewöhnlichen 
Brutzellen  der  Orthotricheen  sehr  abzuweichen  schienen,  so  schickte 
ich  dieselben  an  den  seither  leider  verstorbenen  Moosforscher  Ju- 
ratzka  und  erbat  mir  seine  Meinung.  In  seiner  vom  29.  October  1878 
datirten  und  schon  in  trüber,  ahnungsvoller  Stimmung  abgefassten 
Antwort  erklärte  er  sie  jedoch  für  gewöhnliche  Keimkörner.  Bei  einer 
nochmaligen  Untersuchung  dieser  Gebilde  fiel  mir  auf,  dass  jede 
einzelne  der  Protuberanzen  von  einer  oder  mehreren  Pilzhyplien 
umwunden  war,  ohne  dass  jedoch  die  Hyphe  in  das  Innere  der 
Papillenzellen  eindrang.  Sie  schmiegten  sich  vielmehr  dicht  aneinander- 
gedrängt  auf  der  Aussenseile  dergestalt  an  die  Zellen,  dass  das  Ganze 
öfter  ein  Bild  gewährte,  welches  stark  an  die  Zweigendspitzen 
von  Ephebe  pubescens  erinnerte.  Es  gelang  mir  diese  Auswüchse 
sammt  den  sie  umgürtenden  Hyphen  14  Tage  lang  auf  feuchtem 
Sand  zu  culliviren,  wodurch  einzelne  die  Llmge  eines  halben  Centi- 
meters  erreithlen  und  sich  auch  mehrfach  verzweigten.   Nach  dieser 


250 

Zeit  wuchsen  die  Hyphen  in  das  Innere  der  Zellen  hinein  und  die 
Gebilde  gingen  zu  Grunde.  Später  hatte  ich  Gelegenheit,  Exemplare 
desselben  Mooses  untersuchen  zu  können,  das  aber  im  Freien  von 
Fusiosporium  Kühnii  Fuck.  befallen  worden  war. 

Auf  den  Blättern  sassen  ganz  ähnliche  Gebilde,  wie  ich  sie 
durch  die  Aussaat  der  Cladosporium-Conidien  erlangt  hatte.  Daraus 
ergibt  sich  die  immerhin  auffallende  Thatsache,  dass  die  Hyphen  von 
Fusiosporium  Kühnii  und  Cladosporium  herbarum  gewisse  Zellen 
der  Blatlfläche  des  Orthotrichum  ohtusifolium  Schrad.  nicht  zu  tödlen 
vermögen,  und  es  auch  nicht  durch  ihr  inniges  Anschmiegen  an  die 
äussere  Membran  verhindern  können,  dass  diese  lebenskräftigen  Zellen 
zu  einem  12 — 18  zelligen,  verzweigten,  algenartigen  Faden  aus- 
wachsen.  Wodurch  erlangen  aber  diese  Zellen  der  ßlattfläche  ihre 
Immunität  wider  die  Angriffe  der  Pilzhyphe? 

Freudenthal,  Juni  1879. 


Plantas  in  itinere  africano 
ab  J.  M.  Hildebrandt  coilectas  determinare  pcrgit  W.  \atke. 

CSchluss.) 

2^28.  Aeschynomene?  pw/cAra  Vatke,  fruticosa?  vel  sulfruticosa, 
ramis  striatis,  junioribus  pubescenlibus,  adultis  glabris,  stipulis  ovatis 
acuminatis  striatis  persistenlibus,  foliis  juvenilibus  dense  villoso-lanatis, 
adultis...,  floribus  in  racemos  axillares  paucifloros  dispositis,  pedun- 
culis  adscendentibus  elongatis  pubero-hirlis,  bracteolis  deciduis  vel 
nullis,  pedicellis  calyce  pubescente  duplo  brevioribus,  calycis  dentibus 
subtriangularibus  acuminatis,  corolla  calyce  triplo  longiore,  vexillo 
longiludinaliter  nigro-venoso-striato,  legumine.... 

N'di  mens  (Taila)  febr.  1877  fl. 

Specimen  unicum  foliis  orbatum  ab  indigenis  cum  Hildebrandtio 
communicatum  ad  rite  describendum  haud  sufficit.  Attamen  stirpem 
adeo  memorabilem  silentio  praeterire  nolui. 

Fruiex  vel  suffrutex  affinitatis  dubiae  leguminae  ignoto  ex  ana- 
logia  huc  relatus;  stipulae  foliorum  superstites  5  mm.  longae;  flores 
3—4  in  racemo  ca.  5  cm.  longo;  calyx  7  mm.  longus;  corolla  ex 
sicco  flavida  vexillo  pulchre  variegato.  Reliqua  ignota. 

2794.  Stylosanthes  mucronata  Willd.,  Baker  l.  c.  157. 

Kitui  in  ükamba  in  locis  sterilibus  maio  1877  fl. 

2411.  Clitoria  Ternatea  L.,  Baker  1.  c.  177. 

N'dara  (Taita)  in  planitie  specimen  unicum  febr.  1877  fl.  fr. 

2444.  Glycine  javanica  L.,  Baker  1.  c.  178. 

N'dara  mons  (Taita)  alt.  3000  ped.  specimen  unicum  fl.  cocci- 
neis  febr.  1877. 

2483.  Mucuna  sp.  In  silvis  secus  ripas  fluminis  Voi  (Taita)  vo- 
lubilis  herba?  fl.  viridi-flavescentibus.  febr.  1877. 


251 

Et  folia  et  legumina  desunt,  qiiare  indeterminata  remanet. 

2527,  Phaseolus  trilobus  Ait.  Baker  I.  c.  194  var? 

N'  di  mons  (Taita)  frutex  volubilis  febr.  1877  fr. 

Et  genus  et  species  dubia;  folia  manifeste  mucronata,  quam  in 
exemplaribus  indiiis  majora;  africana  comparare  non  licet;  nam 
planta  ab  Ehrenbergio  lecta,  a  S  ch  w  ein  fürt  hio  perperam  huc 
relata  est  Ph.  aconitifolius  Jacq.  in  Africa  hucnsque  non  indicatus. 
Ceterum  species  duae  saepe  commutantur;  cf.  W.  et  A.  prodr.  247 
et  Baker  in  Hook.  fil.  Fl.  ind.  202. 

2421.  Vigna  texillata  (L.)  Benth.,  Baker  1.  c.  199? 

N'dara  (Taita)- copiose  ut  ubique  in  Africa  orientali  febr.  1877 
fl.  fr.  jun. 

2783.  Fi^na?  sp.?  Kitui  in  Ukamba  maio  1877  tr. 

Legumen  in  specimine,  quod  repperit,  unico  altenim  jam  solu- 
tum,  alterum  admodum  juvenile. 

2413.  Dolichos?  spec.  N'dara  (Taita)  planities  febr.  1877  fr. 
jmenil. 

2445.  Eriosema  parviflorwri  E.  Mey.,  Baker  1.  c.  225. 

In  ejusdem  montis  pratis  prope  cacumen  ca.  3000  ped.  febr. 
1877  n.  fr.  jun. 

2803.  E.  glomeratum  (G.  et  P.)  Hook,  fil.,  Baker  1.  c.  228 
var.?  vel  monslr. 

Kitui  in  Ukamba  suEPrutex  in  locis  sterilibus  maio  1877  fl. 

Stirps  deflorata  certe  erui  non  potest;  plantae  a  cl.  Perrottet 
sub  Rhynchosia  glomerata  y.  albida  Fl.  seneg.  distributae  maxime 
convenit. 

2439.  Dalbergia  lactea  Vatke,  inermis  ramis  validis,  junioribus 
pube  brevi  subferruginea  tectis,  peliolis  firmis,  adultis  glabris,  foliolis 
8—10  ovali-oblongis  obtusis  vel  levissime  emarginatis  subcoriaceis, 
venis  utrinque  prominentibus  reticulato-venosis  glabris,  supra  obscure 
viridibus  opacis,  subtus  pallidioribus,  floribus  in  paniculas  terminales 
foliatas  disposilis,  ramis  folio  brevioribus,  pedicellis  nigrescenti-pube- 
scentibus  bracteolatis,  calycis  pubescenlis  denfe  supremo  deltoideo, 
reliquis  brevibus  latis  truncalis,  corolla  calyce  subtriplo  longiore.    '^. 

N'dara  mons  (Taita)  alt.  3000  ped.  1877  fl.  fr.  jun. 

Petioli  25 — 4  cm.  longi;  rhachis  ad  1  dm.  longa;  foliola  ad 
7  cm.  longa,  prope  basin  ad  3*5  cm.  lata;  pedicelli  2  mm.  longi; 
calyx  4  mm.  longus;  corolla  lactea;  legumen  malurum  non  visum. 

D.  arbutifoliae  Baker  1.  c.  232  proxima,  cujus  flores  ignoti; 
an  satis  distincta? 

2861.  Sophora  sp.  Kitui  in  Ukamba  maio  1877  fl. 

Folia  et  legumina  desunt,  ergo  indeterminabilis. 

Obs.  Stirps  herbarii  abyssinici  n.  694  (=  Beccari  216)  a  me 
in  disserfatione  ultima  perperam  pro  Argyrolobii  abyssinici  statu  ju- 
venili  habita  est  Rothia  hirsuta  (G.  et  P.)  Baker  1.  c.  7. 

(Conlinuabitur.) 


252 

Streifzüge  in  den  Alicantiner  Bergen. 

Von  P.  Hegelmaier. 

Die  spanische  Provinz  Alicante,  der  südlichste  Theil  des  ehe- 
maligen Königreiches  Valencia,  nimmt  ihrer  hauptsächlichsten  Aus- 
dehnung nach  die  kleinere  nördliche  Hälfte  jenes  im  Südosten  der 
iberischen  Halbinsel  gelegenen,  von  dem  Cabo  de  la  Nao  bis  zum 
Cabo  de  Gata  sich  erstreckenden  Küstenstriches  ein,  der  durch  das 
Vorgebirge  de  Palos  in  zwei  ziemlich  gleiche  Theile  getheilt  wird 
und  in  Beziehung  auf  Trockenheit  des  Klimas  und  Dürre  des  Bodens 
unter  den  verschiedenen  Theilen  der  an  physikalischen  und  klima- 
tischen Gegensätzen  so  reichen  Halbinsel  einen  der  ersten  Plätze 
beansprucht,  namentlich  sowohl  die  am  Cabo  de  Gata  beginnende 
Südküste,  als  den  jenseits  des  Cabo  de  la  Nj^o  sich  anschliessen- 
den nordvalencianischen  Küstenstrich  in  den  genannten  Hinsichten 
übertrifft. 

Dem  Reisenden,  welcher  von  Norden  kommt,  und  in  dessen 
unmittelbarster  Erinnerung  zumal  die  Vegetationsbilder  der  reichen 
und  vielfach  bewässerten  Ebene  von  Valencia  mit  ihren  weiten  Reis- 
feldern, mit  den  Orangengärten  ihres  nördlichen,  den  Palmenhainen 
ihres  südlichen  Theiles  fortleben,  bietet  sich  wenigstens  bei  dem  ge- 
wöhnlichen Eintrittsweg  in  die  Provinz,  mittelst  der  Eisenbahn,  die 
sich  von  der  Venta  de  la  Encina,  dem  Abzweigungspunkte  der  Va- 
lencianer Linie,  zum  Meer  bei  Alicante  herabsenkt,  schon  im  Früh- 
jahr kein  erfreuliches  Bild  dar.  Steinige,  anscheinend  fast  vegetations- 
lose Bergketten  von  bald  scharfkantigen,  bald  einförmig  langgezogenen 
Contouren  begleiten  auf  beiden  Seiten  den  Thallauf  des  Rio  Vinalapö, 
welchem  auf  einer  längeren  Strecke  die  genannte  Bahnlinie  folgt,  und 
dessen  Bett  wie  das  der  anderen  kleinen  W^asserläufe  der  Provinz  in 
dieser  Jahreszeit  vollständig  trocken  liegt,  da  das  sparsam  vorhandene 
Wasser  für  die  Bedürfnisse  der  Bewässerung  in  Anspruch  genommen 
wird,  freilich  ohne  denselben  auch  nur  einigermassen  zu  genügen.  Und 
wenn  auch  auf  jenem  Wege  das  Auge  an  einer  Anzahl  von  Punkten 
nicht  bloss  durch  romantische  Bilder,  welche  das  sich  stellenweise 
verengernde  und  scharf  eingeschnittene  Thal  darbietet,  sondern  auch 
an  den  bewohnten  Thalerweiterungen  durch  den  Anblick  üppiger 
Fruchtgärten  einigermassen  entschädigt  wird,  so  vermag  diess  doch 
den  Gesammteindiuck,  welchen  das  Landschaftsbild  im  Grossen  auf 
den  Beschauer  hervorbringt,  nicht  nachhaltig  zu  verbessern.  Alicante 
selbst,  trotz  der  dreifachen  Allee  von  Dattelpalmen,  welche  einem 
grossen  Theil  der  Hafenseite  der  Stadt  entlang  angelegt  ist  und 
diese  Promenade  zu  einem  namentlich  in  den  Abendstunden  unge- 
mein reizenden  Spazierweg  macht,  schliesst  sich  dennoch  dem  Ge- 
sammtcharakter  der  übrigen  Landschaft  in  ausgesprochenster  Weise 
an.  Im  Südwesten  ist  die  Stadt  von  einer  dürren  Strandttäche  mit 
oasenartig  vereinzelten  Palmenpflanzungen,  nach  Nordosten  von  einer 
kleinen    Gruppe   von  Hügeln   begrenzt,    an    deren    nächst    gelegenen 


253 

und  schroffsten,  das  Caslell  tragenden  sich  die  Stadt  unmittelbar  an- 
lehnt. Der  Boden  derselben  besieht  wie  der  der  Hügel-  und  Gebirgs- 
landschaften der  ganzen  Provinz  aus  einem  harten  Kalkgestein,  dessen 
an  sich  nicht  grosse  Verwitterbarkeit  durch  die  Trockenheit  des  Kli- 
mas nicht  erhöht  wird,  das  daher  auch,  wo  es  sich  mit  einer  Erd- 
krume bedeckt,  dieselbe  doch  nur  eine  geringe  Mächtigkeit  erreichen 
lässt,  und  dessen  weisse,  mit  dem  tiefblauen  Himmel  lebhaft  con- 
trastirende  Farbe  im  Vereine  mit  der  intensiven  Beleuchtung  auf 
ungewohnte  Augen  keineswegs  angenehm  wirkt. 

Aehnliche  Beschaffenheit  zeigen  in  mehr  oder  weniger  ausge- 
sprochenem Masse  noch  verschiedene  andere  Theile  der  Provinz.  In 
den  Bergen  ihres  Innern,  deren  Höhe  zum  Theil  nicht  unansehnlich 
ist,  hat  sich  nur  an  beschränkten  Stellen  eine  dünne  Bewaldung  er- 
hallen. Nur  in  geschützten  Lagen  nördlicher  Hänge  und  engerer  Tlial- 
schluchten  trifft  man  lichte,  grösstentheils  von  Pinus  Pinea,  weniger 
von  Quercus  Hex  gebildete  Bestände.  Von  fern  gesehen  erscheinen 
diese  Gebirge  gänzlich  kahl,  und  obwohl  sie,  wenigstens  die  höheren, 
diess  in  Wirklichkeit  meist  durchaus  nicht  sind,  sondern  bei  näherem 
Herantreten  grosse  Strecken  ihrer  Abhänge  eine  dichte  Decke  von  kraut- 
artigen und  Holzgewächsen  aufweisen,  so  beschränkt  sich  doch  der  Be- 
stand an  letzteren  auf  niedriges,  hauptsächlich  von  Cistineen  und  Legu- 
minosen mit  allerlei  anderen  Beimischungen  gebildetes  Strauchwerk 
(tnonte  bajo),  das  sich  im  Frühjahre  in  einen  überaus  lieblichen,  bunt- 
färbigen  Blüthenschmuck  kleidet,  während  des  Sommers  dagegen  durch 
seine  kleinblättrige,  etwas  düster  grüne  Belaubung  und  die  knorrigen 
zum  Theil  in  Dornbildung  aufgehenden  Axensysteme  einen  einförmigen 
Habitus  annimmt. 

Die  Quellen,  welchen  diese  Höhenzüge  den  Ursprung  geben, 
treten  zum  Theil,  wenigstens  im  Frühjahr,  wo  der  von  den  winter- 
lichen Niederschlägen  gelieferte  Wasservorrath  noch  vorhält,  in  sehr 
ansehnlicher  Ergiebigkeit  am  Fusse  der  Berge  zu  Tage,  was  ohne 
Zweifel  mit  starker  innerer  Zerklüftung  des  Kalkgesteins  zusammen- 
hängt. Aber  die  Zahl  dieser  Quellen  ist  zu  gering,  als  dass  nicht  wäh- 
rend eines  grossen  Theiles  des  Jahres  die  steinigen  Rinnsale  voll- 
ständig trocken  liegen  würden.  Was  an  Wasser  zur  Verfügung  steht, 
ist,  an  einigen  Stellen  in  grossen,  künstlich  angelegten  Reservoirs 
(pantanos)  aufgestaut,  den  Bedürfnissen  des  Landbaues  dienstbar  ge- 
macht und  geht  in  der  kümmerlichen  Bewässerung  der  Thäler  und 
der  Küstenebenen  auf.  Gerade  der  eigentliche  Küstenstrich  ist  es, 
der  zumeist  unter  der  Dürre  leidet;  das  Material  zur  Bewässerung 
ist  hier  besonders  sparsam  vorhanden,  und  stärkere  Niederschläge 
sind  hier  selten.  Wie  man  mir  im  Mai  1878  mittheilte,  war  in  der 
sogenannten  Marina,  dem  schmalen  Küstensaume  zwischen  Alicante 
und  dem  Cabo  de  la  Näo,  seit  zwei  Jahren  kein  einziges  Mal  ein 
ergiebiger  Regen  gefallen,  eine  Klage,  welche  man  freilich  auch  in 
anderen,  sonst  in  dieser  Beziehung  weniger  schlecht  gestellten  Ge- 
genden Spaniens  in  ähnlicher  Weise  vernehmen  konnte.  Wo  die  Ebene 
grössere  Ausdehnung  annimmt,  wie  im  südlichen  Theil  der  Provinz,  da 


254 

gewinnt  sie  stellenweise  einen  Charakter,  der  schon  Anklänge  an 
den  einer  Steppe  zeigt,  und  es  gesellen  sich  ihrer  Vegetation  ent- 
sprechende Elemente  bei.  Das  mehrfache  Auftreten  gewisser  Plum- 
bagineen  (Statice  caesia  Gir.),  Zygophylleen  (Fagonia  cretica  L., 
Peganum  Harmala  L.),  und  Chenopodeen  bietet  in  dieser  Hinsicht 
die  auffallendsten  Belege  dar.  Der  an  andere  klimatische  Verhältnisse 
Gewöhnte  kann  sich  einer  gewissen  Verwunderung  nicht  entschlagen, 
dass  trotz  der  \ielfach  ungünstigen  Bedingungen  der  Boden  einen 
nicht  ganz  unansehnlichen  Productenreichthum  aufzuweisen  hat.  Ausser 
dem  vielfach  gerühmten  in  mehrfachen  Sorten  vorkommenden  Alican- 
tiner  Wein  und  den  allenthalben  gedeihenden  Anpflanzungen  von 
Oel-,  Johannisbrot-  Granat-  und  Feigenbäumen  sind  es  namentlich 
mehrere  Sorten  vortrefflichen  Obstes,  Erdbeeren,  Aprikosen,  Mandeln 
und  in  dem  landeinwärts  gelegenen  Hügelland  auch  Kirschen,  welche 
sich  eines  guten  Gedeihens  erfreuen.  Der  Masse  nach  zu  schliessen, 
in  welcher  diese  Erzeugnisse  schon  frühzeitig,  zum  Theil  vom  An- 
fang des  Mai  an,  auf  den  Tisch  kommen,  muss  der  Ertrag  an  solchen 
ein  ganz  reichlicher  sein.  An  denjenigen  Punkten  aber,  wo  durch 
ergiebige  Bewässerung  wirklich  günstige  Bedingungen  gegeben  sind, 
vermag  der  Boden  eine  staunenswerthe  Fruchtbarkeit  zu  entfalten. 
Ein  reicherer  Garten  als  der,  welchen  die  weite  Ebene  von  Orihuela 
bildet,  findet  sich  sicherlich  an  wenigen  Punkten  der  Halbinsel.  Dieser 
südlichste  Theil  der  Provinz  Alicante  besitzt  in  dem  Unterlauf  des 
noch  im  Mai  eine  ansehnliche  Wassermasse  einherwälzenden  Segura 
den  einzigen  diesen  Namen  verdienenden  FIuss;  auch  mögen  daselbst 
Niederschläge  etwas  häufiger  sein  als  anderwärts;  wenigstens  war 
ich  se-lbst  noch  in  den  ersten  Tagen  des  Mai  in  Orihuela  unfreiwilliger 
Augenzeuge  eines  zweitägigen  heftigen  Regenwetters,  während  gleich- 
zeilig  in  Alicante  und  weiter  nördlich  nur  spärliche  Schauer  fielen  und 
sich  im  Laufe  des  genannten  Monats  nur  ein-  bis  zweimal  in  ebenfalls 
höchst  unbedeutender  Weise  wiederholten.  Aus  mehrfachen  Schilde- 
rungen bekannt,  so  dass  ich  mich  mit  kurzer  Erwähnung  begnügen 
kann,  ist  die  in  Europa  einzig  dastehende  Entwicklung,  welche  an 
einigen  Punkten  der  Provinz  Alicante  die  Cultur  der  Dattelpalme  zur 
Erzielung  reichlicher  Ernten  an  guten  Früchten  gewonnen  hat.  Dem 
grossen,  durch  ein  System  künstlicher  Bewässerungsgräben  unter- 
haltenen Palmenwald  von  Elche  reihen  sich  zahlreiche  kleinere  an, 
welche  auf  der  ganzen  Strecke  zwischen  diesem  Städtchen  und  Ori- 
huela in  der  Umgebung  der  Ortschaften  sich  befinden  und  im  Verein 
mit  dem  schon  an  sich  pittoresken  Anblick  der  letzteren  eine  Reihe 
der  reizendsten  landschaftlichen  Bilder  erzeugen. 

Für  die  Flora  ergibt  sich  aus  den  hier  in  Kürze  berührten  Ver- 
hältnissen und  aus  den  vorhandenen  ansehnlichen  Höhenunterschieden 
eine  ziemliche  Mannigfaltigkeit  verschiedener  Bedingungen,  welche 
denn  auch  ihren  Ausdruck  in  einem  jedenfalls  beträchtlichen  Reich- 
thum  an  Formen  findet,  dessen  Mass  ich  indessen  nicht  näher  anzu- 
geben vermag,  da  meine  persönlichen  Erfahrungen  darüber  nur  be- 
schränkt   sind,    und    auch    von    anderen    Seiten    her    die    floristische 


255 

Erforschung  der  Provinz  nur  unvollständig  und  stückweise  erfolgt  ist. 
Wohl  wurden  schon  von  Cavanilles  verschiedene  Punkte  besucht,  und 
zahlreiche  Angaben  von  dem  Vorkommen  gewisser  Pflanzen  an  be- 
stimmten Localitäten  stützen  sich  auf  die  von  diesem  Allmeister  der 
Flora  Ostspaniens  gegebenen  Notizen.  Allein  dieselben  sind,  wie  ich 
aus  unmittelbarer  Erfahrung  versichern  kann,  selbst  für  die  speciell 
in  Betracht  kommenden  Oertlichkeiten  nichts  weniger  als  erschöpfend. 
Von  späteren  Reisenden  sind  namentlich  Webb  und  Bourgeau  zu 
nennen;  allein  auch  sie  haben,  so  viel  sich  aus  den  Notizen  ab- 
nehmen lässt,  welche  man  ihren  Bemühungen  verdankt,  das  ziemlich 
ausgedehnte  Gebiet  nur  an  beschränkten  Stellen,  wenn  auch  mit 
Sorgfalt,  untersucht.  Meine  eigenen  Erfahrungen  sind,  da  sie  mehr 
nur  gelegentlich  auf  einer  grossentheils  auf  andere  Zwecke  gerichteten 
Reise  und  nur  während  weniger  Wochen  gemacht  wurden,  ebenfalls 
von  auch  nur  relativer  Vollständigkeit  weit  entfernt  und  erstrecken 
sich  jedenfalls  auch  bloss  auf  wenige  specielle  Theile  der  Provinz. 
Sie  haben  nur  eben  hingereicht,  mich  zu  überzeugen,  dass  diese  Pro- 
vinz zu  den  in  Beziehung  auf  spontane  Producte  des  Pflanzenreiches 
wenn  auch  nicht  reichsten,  so  doch  eigenthümlichsten  und  interessan- 
testen Bezirken  der  Halbinsel  gehört  und  zugleich  zu  denen,  welche 
eine  genügendere  Durchforschung  noch  sehr  lohnen  werden.  Trotz 
ihrer  Dürre  bieten  schon  die  Hügel  in  der  unmittelbaren  Nachbar- 
schaft von  Alicante  und  das  im  Nordosten  der  Stadt  in  einiger  Di- 
stanz von  ihr  sich  ausbreitende  villenbesäete  Culturland  (die  Huerla 
de  Alicante)  wenigstens  im  Frühjahr  eine  Anzahl  interessanter  Ge- 
wächse aus  den  Gruppen  der  Cichoriaceen,  Cynareen,  Labiaten,  Cruci- 
feren,  Convolvulaceen  u.  a.  dar,  deren  Menge  sich  in  den  landein- 
wärts gelegenen  Hügelgegenden  und  noch  mehr  in  den  Gebirgen  des 
Innern  unter  theilweisem  Vorherrschendwerden  anderer  Verwandt- 
schaftskreise, wie  der  Leguminosen,  Cistineen,  Caryophylleen  u.  s.  w. 
beträchtlich  steigert.  Bietet  von  den  genannten  Regionen  jede  für 
sich  ihr  eigenthümliches  Gepräge  dar,  so  ist  hievon  wieder  in  meh- 
reren Punkten  verschieden  der  Vegetationscharakter  der  im  Süden 
der  Provinz  sich  ausbreitenden  Ebene  mit  den  sie  theilvveise  —  in 
der  Umgebung  von  Orihuela  —  einfassenden  schroffen  Felsbergen, 
welche  eine  Anzahl  seltener  Pflanzenformen  beherbergen;  und  endlich 
findet  sich  an  verschiedenen  Punkten  nicht  bloss  in  der  unmittelbaren 
Nähe  der  Küste,  wie  zunächst  bei  Alicante,  sondern  auch,  mit  manchen 
Repräsentanten  stellenweise  (z.  B.  um  Elche)  ziemlich  tief  landein- 
wärts dringend,  eine  reiche  Halophytenvegetation  (Chenopodeen,  Plum- 
bagineen,  Ficoideen)  vertreten,  deren  Bekanntschaft  mir,  da  ihre 
Hauptentwieklung  erst  in  den  eigentlichen  Sommer  fällt,  nur  in  be- 
sonders unvollständiger  Weise  zu  machen  vergönnt  gewesen  ist. 

Es  kann  daher  nicht  meine  Absicht  sein,  hier  ein  detaillirtes 
Bild  der  Vegetation  der  Provinz  oder  auch  nur  einzelner  natürlicher 
Regionen  derselben  zu  entwerfen,  ja  ich  will  nicht  einmal  meine 
sämmtlichen  in  diesem  Gebiete  gemachten  Touren  schildern.  Vielmehr 
beabsichtige  ich  bloss  über   ein  paar  in  dem  Kalkgebirge  des  nörd- 


256 

liehen  Theiles  gemachte  Ausflüge,  auf  denen  ich  florislische  Notizen 
zu  sammeln  Gelegenheit  gehabt  habe,  zu  berichten.  Dieses  Kalkge- 
birge bildet  im  Vereine  mit  einer  nördlich  anstossenden,  der  Provinz 
Valencia  angehörigen  Berggruppe  ein  einigermassen  isolirtes  Berg- 
system, welches  östlich  durch  das  Meer  begrenzt  ist  und  mit  einer 
Anzahl  schroffer  Vorgebirge,  unter  denen  das  obengenannte  Cabo  de 
la  Näo  am  weitesten  vorspringt,  in  dasselbe  abfällt,  landeinwärts  da- 
gegen durch  eine  ziemlich  tiefe  durch  den  Verlauf  der  Eisenbahn- 
linien von  Jätiva  nach  der  Station  la  Encina  und  von  letzterer  nach 
Alicanle  bezeichnete  Einsenkung  von  dem  bergigen  Hinterlande  ge- 
schieden wird,  von  vielen  und  tiefen  nach  allen  Richtungen  ausstrah- 
lenden und  theils  direct  zum  Meer,  theils  zu  den  Gebieten  des  Jucar 
und  Vinalapö  abfallenden  Thälern  durchfurcht  ist  und  nirgends  einen 
massigeren  Zusammenhang  zeigt,  sondern  in  eine  Anzahl  von  ziem- 
lich regellos  angeordneten  einzelnen  Höhenzügen  und  Berggruppen  auf- 
gelöst ist.  Als  dessen  ungefährer  Mittelpunkt  kann  der  ansehnliche  in 
der  Nähe  der  Nordgrenze  der  Provinz  gelegene  Stock  der  Sierra 
Mariola  betrachtet  werden;  die  stärkste  Erhebung  fällt  indessen  nicht 
auf  die  letztere,  sondern  auf  die  südöstlich  von  ihr  gelegene  und 
durch  ziemlich  tiefe  Einsenkungen  von  ihr  getrennte,  zwei  kleine, 
unmittelbar  zur  Küste  abfallende  Thäler  von  einander  scheidende 
Sierra  Altana;  diese  dürfte  den  höchsten  Punkt  der  Mariola,  den 
Moncabrer,  dessen  absolute  Höhe  zu  4260  Fuss  angegeben  wird, 
immerhin  um  einige  hundert  Fuss  überragen,  obwohl  mir  keine  nä- 
heren Angaben  über  ihre  oder  anderer  Punkte  Seehöhe  zu  Gebote 
stehen  und  von  mir  selbst  keine  bezüglichen  Messungen  vorgenommen 
worden  sind. 

Eine  wenigstens  theilweise  Ansicht  des  Bergsystems  verschafft 
man  sich  durch  Besteigung  des  Castells  von  Alicante  oder  durch 
einen  Ausflug  nach  der  südlich  von  der  Stadt  gegen  das  steile  Cabo 
de  S.  Pola  sich  erstreckenden  Strandgegend,  welcher  Standpunkt  den 
Vortheil  bietet,  ein  ungemein  malerisches  Gesammtbild  zu  gewähren, 
dessen  Vordergrund  von  der  Stadt  mit  ihrem  Castell  und  den  daran 
sich  anschliessenden  Hügeln  gebildet  wird,  während  die  zur  rechten 
Hand  gelegene  Hälfte  von  der  unabsehbaren  Fläche  des  Mittelmeeres 
mit  der  sehr  sanft  einspringenden  Bucht  von  Alicante  eingenommen 
wird.  Von  einem  der  genannten  Standpunkte  aus  betrachtet  sind  es 
besonders  zwei  Einzelberge,  welche  vermöge  ihrer  auffallenden  Formen 
und  ihres  weiten  Vorspringens  aus  dem  Hügel-  und  Bergland  heraus 
gegen  die  Küste  die  Aufmerksamkeit  auf  sich  ziehen:  zunächst  hinter 
Alicante  der  wenige  Leguas  nördlich  von  dieser  Stadt  gelegene  Kegel 
des  Cabesö  de  oro,  dessen  Besteigung  ich  zwar  projectirt  hatte,  aber 
zu  meinem  Leidwesen  nicht  mehr  ausführen  konnte,  und  sodann,  weiter 
entfernt  an  der  Marina  und  daher  mehr  rechts,  der  höhere  und  durch 
kühne  und  schroffe  Felsformen  ausgezeichnete  Puig  Campana,  von  wel- 
chem unten  noch  die  Rede  sein  soll.  Zwischen  beiden  ragt,  noch  weiter 
entfernt  und  als  ein  Stück  des  Hintergrundes  des  Bildes  sich  von 
dem  Horizont  abgrenzend,    die  Sierra  Altana  als  langgezogener,  von 


257 

Westen  nach  Osten  sich  erstreckender  Kamrn  von  wenige  ausgezeich- 
neten Contouren  hervor,  während  die  noch  etwas  weiter  entfernte 
und  zugleich  wieder  mehr  links,  fast  in  der  Richtung  des  Cabesö  de 
oro,  gelegene  Sierra  Mariola  nicht  sichtbar  ist,  weil  der  vorgelagerte 
zackige  Kamm  der  Sierra  Carrasqueta  hindernd  im  Weg  liegt.  Rechts 
vom  Puig  Campana  schweift  der  Bli(;k  bei  günstiger  Abendbeleuch- 
tung weiter  der  Marina  entlang  zu  dem  scharfkantigen,  als  Fundort 
verschiedener  seltener  Pflanzen  bekannten  Vorgebirge  Ifach  und  end- 
lich bis  zu  dem  mit  seinen  Umrissen  in  das  Violett  des  Horizonts 
sich  verlierenden  Cabo  de  la  Näo,  welches  den  sichtbaren  Endpunkt 
der  sich  von  hier  nach  Nordwesten  zurückbiegenden  Küste  bildet. 

Eine  der  von  mir  von  Alicante  aus  im  Laufe  des  Mai  landein- 
wärts unternommenen  kleinen  Expeditionen  hatte  sich  die  Sierra 
Mariola  als  Hauptziel  gesetzt.  Es  war  am  13.  des  genannten  Monats, 
dass  ich  der  am  Fusse  dieses  Bergstockes  gelegenen  Stadt  Alcoy 
mittelst  des  von  der  Bahnstation  Villena  aus  dahin  eingerichteten 
Stellwagens  zustrebte,  nachdem  die  vorausgehenden  Tage  theils  kurzen 
Streifziigen  in  den  nächsten  Umgebungen  von  Villena  und  Monövar 
gewidmet  gewesen  waren,  theils  hauptsäclilich  dem  Besuch  eines 
Volksfestes  in  dem  eine  starke  Legua  von  Villena  an  der  Strasse 
gegen  Alcoy  gelegenen  Städtchen  Biar  gegolten  halten.  In  diesem 
kleinen,  aber  wohlhabenden  und  verhältnissmässig  gut  gebauten  Orte 
hatte  am  11.  und  12.  die  alljährliche  Feier  der  Einnahme  desselben 
durch  die  christliche  Armee  unter  König  Jakob,  dem  Eroberer,  von 
Aragon  stattgefunden ,  unter  grösstem  Zudrang  fremder  Besucher 
zu  den  zu  diesem  Zwecke  durch  die  Bevölkerung  des  Ortes  und 
seiner  nächsten  Umgebung  aufgeführten  Kriegsspielen,  so  dass  mir 
und  meinem  Alicantiner  Begleiter  es  nur  durch  die  liebenswürdige 
Gastfreundschaft  des  dort  ansässigen,  auch  als  Schriftsteller  und 
Uebersetzer  bekannten  und  mit  deutscher  Sprache  und  Literatur  wohl 
vertrauten  Arztes  Don  Silvio  Escolano  ermöglicht  wurde,  einige 
Tage  inmitten  dieses  bunten  Gewühles  von  Zuschauern  und  von  Mit- 
wirkenden in  den  Costümen  christlicher  Ritter  und  maurischer  Krie- 
ger zuzubringen.  Noch  erfüllt  von  den  Bildern  des  Volkslebens  fuhr 
ich  auf  der  gut  erhaltenen  Strasse  dahin,  welche  von  Biar  aus  nach 
allmäliger  Ersteigung  eines  weiten,  grösstentheils  cullivirten  Plateaus 
die  Sierra  de  Castalla  zur  Rechten  lässt,  und  von  dem  hochgelegenen 
Ibi  an  sich  wieder  stark,  schliesslich  in  weiten  Serpentinen  durch 
ein  felsiges  Thal,  seine  Seitenschluchten  durch  hohe  Viaducte  über- 
windend, nach  Alcoy  herabsenkt.  Nicht  bloss  die  Lage  dieser  ansehn- 
lichen Stadt  ist  sehr  überraschend,  sondern  auch  das  Aussehen  iiu-es 
Innern  und  das  Treiben  ihrer  Einwohner  zeigt  ein  eigenthümliches, 
sie  von  den  meisten  anderen  Orten  Spaniens  unterscheidendes,  zum 
Theil  mehr  an  Mitteleuropa  erinnerndes  Gepräge.  Als  einzige  Fabriks- 
stadt der  Südhälfte  des  Landes,  in  welcher  sich  freilich,  wie  überall, 
die  allgemeine  Krankheit  der  gegenwärtigen  Periode,  die  Arbeits- 
losigkeit, in  empfindlicher  Weise  fühlbar  macht,  ist  sie  von  einer 
rührigen  und  energischen  Bevölkerung  belebt,    in  der  man,  von  ein- 

Oesterr.  boun.  Zeitschrift.  8.  Heft.  1879.  20 


258 

zelnen  kleinen  Quartieren  abgesehen,  vergebens  nach  jenen  lungern- 
den und  fremdes  Mitleid  in  Anspruch  nehmenden  Gestalten  sucht, 
welche  sonst  die  unvermeidliche  Zugabe  südlicher  Städtebilder  sind. 
Dabei  erinnern  im  oberen  Theil  der  Stadt  reinliche,  gerade,  wenn 
auch  wegen  der  Lage  keineswegs  ebene  Strassen  mit  hohen  mehr- 
stockigen Häusern,  denen  freilich  die  vergitterten  spanischen  Fenster- 
balkone  nirgends  fehlen,  im  Vereine  mit  den  zahlreichen  hohen  Ka- 
minen an  der  Peripherie  der  Stadt  an  manche  Orte  Cataloniens  und 
Frankreichs,  und  Alles,  auch  der  Verkehr  in  den  Verkaufsläden  und 
auf  dem  weiten  rechteckigen,  in  den  späteren  Abendstunden  von 
einer  lebhaften  Menschenmenge  erfüllten  Marktplatz  verräth  einen 
verhältnissmässig  erfreulichen  Wohlstand.  Wem  etwa,  trotz  der  jetzi- 
gen Ruhe  und  des  gegen  den  Fremden  durchaus  freundlichen  und 
zuvorkommenden  Benehmens  der  Bevölkerung  die  scheusslichen  Mord- 
und  Brandscenen  in  unheimlicher  Erinnerung  sein  sollten,  durch  deren 
die  Thaten  der  Pariser  Commune  im  Kleinen  wiederholende  Auffüh- 
rung im  Jahre  1873  der  Ort  sich  in  trauriger  Weise  bekannt  ge- 
macht hat,  der  vermöchte  allenfalls  in  dem  Anblick  der  seither  vor 
der  Stadt  in  freier  Lage  erbauten,  mit  einem  Bataillon  Soldaten  be- 
legten Caserne  wenigstens  einige  Beruhigung  finden. 

Zwischen  felsigen  Bergzügen  von  bedeutender  Höhe,  auf  einer 
ziemlich  steilen  Terrasse  gelegen,  welche  auf  der  einen  Seite  (nach 
Nordwest)  in  die  Thalschlucht  des  Flüsschens  Serpis,  nach  der  andern 
(Ost)  in  ein  sich  unmittelbar  unter  der  Stadt  mit  jener  vereinigendes 
Seitenthal  schroff  abfällt,  bietet  die  Stadt  Alcoy  von  diesen  beiden 
Seiten  her  einen  ungemein  malerischen  Anblick  dar  und  ist  ohne 
Anstieg  nur  von  der  dritten  Seite  her,  auf  welcher  die  obenerwähnte 
Zufahrtsstrasse  in  sie  eintritt,  zu  erreichen.  Zumal  der  Abfall  nach 
der  Serpis-Schlucht  ist  so  rapid,  dass  die  auf  dieser  Seite  gelegenen 
Häuser,  Fronten  von  vielen  (bis  8)  Stockwerken,  der  Thalschlucht  zu- 
kehren, während  von  der  Stadtseite  aus  die  oberen  Stockwerke  der- 
selben zu  ebener  Erde  betreten  werden.  Zwei  stattliche  Viaducte, 
einer  von  7  Bogen  gegenüber  dem  oberen  Theil  der  Stadt  über  die 
Schlucht  des  Serpis,  ein  zweiter  unterhalb  der  Stadt  über  die  aus 
dem  barranco  de  S.  Cristöbal  heraustretende  Schlucht  geführt,  gewähren 
indessen  die  Möglichkeit,  auch  von  Norden  und  Westen  her  auf  be- 
quemen Strassen  in  die  Stadt  hereinzukommen,  während  anderwärts, 
zwischen  den  beiden  Viaducten  und  auf  der  Ostseite  der  Abstieg  in  die 
Tiefe  durch  steile,  im  Zickzack  verlaufende  Gässchen  gesucht  werden 
muss,  wenn  man  beabsichtigt,  die  umgebenden  Schluchten  auf  geradem 
Wege  zu  überschreiten. 

Spaziergänge  unmittelbar  vor  den  Thoren  der  Stadt  lassen  auf 
Aeckern  und  an  den  terrassenförmig  zwischen  den  cultivirten  Strecken 
befindlichen  Rainen  eine  Anzahl  hübscher  Gefässpflanzen  beobachten; 
in  trockeneren  Lagen  dieser  Art  z.  B.  Ononis  bremflora  ÜC,  üedy- 
sarum  Fontanesii  Boiss,  Coronilla  coronata  D  C. ,  Ornithogalum  nar- 
honense  L. ,  Digitalis  obscura  L.,  Leucanthemum  gractlicaule  DC, 
Knautia  subscaposa  B.  u.  R.,   Antirrhinum  Barrelieri   Bor.,    Avena 


259 

barbata  Brot.,  Roemeria  hybrida  DC,  Crupina  vulgaris  Pers.,  Valeria- 
nella  discoidea  Lois.,  Hypecoum  grandiflorum  Blh.;  an  mehr  scliattigen 
fetten  Stellen  Fumaria  spicata  L.,  Hymenostemma  Fontanesii  Wk.,  La- 
thyrus  annuus  L.  An  und  auf  Mauern  findet  sich  Mercurialis  tomen- 
tosa  L.,  Matthiola  tristis  R.  Hr.,  Scrophularia  sciaphila  Wk.,  Equi- 
setum  ramosum  Schi.  Trockene  Hügel  jenseits  der  Serpis-Schlucht 
am  Fusse  der  Vorberge  der  Sierra  Mariola  sind  auf  ansehnliche  Strecken 
mit  der  in  jenen  Gegenden  an  solchen  Stellen  gemeinen,  Mitte  Mai  schon 
fast  verblühten  Phlomis  J.ychnilis  L.  bedeckt,  zwischen  deren  goldgelben 
Büschen  für  einige  andere  Pflanzen,  z.B.  Euphorbia  nicaeensis^  die  ver- 
schiedenen Formen  des  Heüanthemum  pilosum  Pers.,  stellenvi^eise  auch 
die  in  Spanien  nicht^  häufige  Tunica  Saxifraga  noch  einiger  Raum 
bleibt.  Die  Flora  trägt  grösstentheils  ein  fast  submontanes  Gepräge; 
die  Pflanzen  des  eigentlichen  warmen  Küstenstrichs  fehlen,  Oliven- 
pflanzungen ziehen  sich  zw^ar  an  den  Bergen,  namentlich  östlich  von 
der  Stadt,  in  ziemliche  Höhen  hinauf;  dagegen  scheint  den  Citrus- 
Arten  die  Lage  des  Ortes  schon  zu  hoch  und  Dattelpalmen,  welche 
im  Norden  von  der  valencianischen  Ebene  her  noch  bis  zu  dem  am 
Fusse  des  Berglandes  gelegenen  Jätiva  vordringen,  fehlen  ohnehin  im 
Innern  dieses  Districtes  gänzlich. 

Eine  kleine  Strecke  westlich  von  Alcoy,  fast  unmittelbar  jenseits 
des  Serpis-Thales,  erheben  sich  die  Vorberge  der  Sierra  Mariola  mit 
gewaltigen  Felsmassen,  welche  hier  von  einer  tief  Und  senkrecht 
eingeschnittenen  Schlucht,  dem  schon  genannten  barranco  de  S.  Cri- 
stöbal,  durchbrochen  werden.  Ein  kleiner,  noch  vor  dem  Austritt 
aus  dem  barranco  durch  einen  Bewässerungskanal  abgeleiteter  Bach 
entführt  das  Wasser  von  dieser  Seite  des  Gebirges  durch  ein  Thal, 
welches  sich  hinter  seinem  eben  erwähnten  engen  felsigen  Ausgang, 
der  eben  nur  gerade  einem  schmalen  Fussweg  Raum  lässt,  zunächst 
nur  wenig  erweitert,  vielmelir  noch  eine  Strecke  weit  als  enge,  ge- 
wundene, wenn  auch  nicht  mehr  von  senkrechten  Felswänden  ein- 
gefasste  Schlucht  fortsetzt  und  überall  mit  seiner  engen  Sohle  ziemlich 
steil  ansteigend,  sich  weiter  aufwärts  nach  verschiedenen  Seiten  hin 
in  zum  Theil  bewaldete  Zweige  zerlheilt.  Dieser  barranco  zieht  durch 
die  kühnen  Formen  der  zu  beiden  Seiten  seiner  Mündung  postirten 
Felshörner  die  Aufmerksamkeit  des  Fremden,  welcher  sich  über  die 
Topographie  der  Umgebung  von  Alcoy  zu  orientiren  sucht  und  sich 
nach  einem  passenden  Zugang  zum  Gebirge  umsieht,  in  erster  Linie 
auf  sich,  und  durch  ihn  führt  in  der  That  der  gewöhnliche  Weg  zur 
Mariola.  Auf  verschiedenen  Ausflügen  nach  dieser  Seite,  welche  theils 
den  Vorhöhen  der  Mariola,  theils  ihrem  Gipfel,  dem  oben  genannten 
Moncabrer,  galten,  hatte  ich  stets  meine  Richtung  nach  und  durch 
diesen  barranco  zu  nehmen,  mit  dem  Unterschiede,  dass  ich  die 
kleineren  Touren  zu  Fuss  ausführte,  für  das  letzterwähnte  Ziel  da- 
gegen in  landesüblicher  Weise  zu  grösserer  Bequemlichkeit  die  Hilfe 
eines  kräftigen  Esels  in  Anspruch  nahm.  Gleich  nach  dem  Eintritt  in  die 
Mündung  des  barranco,  welcher  sich  hier  einige  Minuten  lang  zwischen 
hohen  senkrechten  Felsen  durchwindet,  fand  sich  Crepis  albida  Vill., 

20* 


2G0 

im  Begriff  aufzublühen,  und  Onopordon  acaule  L.  In  der  steinigen, 
engen,  gewundenen  Tlialsohle,  in  welcher  der  Weg  nach  dem  Durch-, 
tritt  durch  die  eigentliche  Felsenenge  sich  weiter  em[)orzieht,  wuchern 
grosse  Euphorbien  (E.  Characias  L.  und  nicaeensis  AU.);  am  Bach 
Scirpus  Holoschoenus ;  an  den  steilen  Abhängen  zur  Seite  schönblühende 
Leguminosen:  Hedysarum  Fontanesii  Boiss.  ,  Ononis  fruticosa  L., 
Coronilla  juncea  L.,  AnthylUs  cytisoides  L.  und  sehr  sparsam  eine 
eigenthümliche  Form  von  Astragalus  monspessulanus  L.  (oder  chlo- 
rocyaneus  B.  u.  R.)  mit  gelblichweissen  Corollen.  Gross  ist  die  Mannig- 
faltigkeit der  Arten  auf  dieser  Strecke  nicht.  Als  ich  bei  einem  meiner 
Spaziergänge  einige  Klafter  weit  an  der  schroffen  Thalwand  empor- 
geklommen war,  kam  eine  kleine  Gesellschaft  von  Landleuten,  an- 
scheinend der  wohlhabenderen  Classe  angehörig,  mit  ihren  Saumthieren 
in  der  Richtung  von  Alcoy  den  Thalweg  herauf,  und  einer  der  Männer, 
der  stattlichste  von  ihnen,  rief  mich  an  und  ersuchte  mich,  zu  ihnen 
auf  den  Weg  herabzukommen.  „Mein  Herr,"  sagte  er,  „wie  es  scheint 
achten  Sie  auf  Pflanzen;  aber  hier  an  dieser  Stelle  gibt  es  nicht  viel 
Kraut.  Dort  oben  jenseits  jener  Felsen  —  indem  er  auf  das  Gebirge 
zeigte  —  gibt  es  Stellen,  welche  reich  an  Kräutern  sind:  kommen 
Sie  mit  mir  und  ich  werde  Sie  hinführen."  Auf  meine  Frage,  wie 
weit  es  nach  solchen  Stellen  sei,  erhielt  ich  die  Antwort:  anderthalb 
Stunden  und  auf  meine  Einwendung,  dass  es  alsdann  mir  nicht  möglich 
sein  werde,  die  Einladung  anzunehmen,  da  die  Sonne  bald  untergehen 
werde  und  ich  daher  nächstens  nach  Hause  zurückkehren  müsse, 
erwiederte  der  Fremde:  „Sie  sollen  auch  heute  nicht  mehr  dorthin 
gehen,  sondern  Sie  kommen  mit  mir  in  mein  Dorf  und  mein  Haus; 
morgen  in  aller  Frühe  führe  ich  Sie  selbst  an  Plätze,  die  Ihnen  ge- 
fallen werden  und  um  Mittag  können  Sie  wieder  unten  in  Alcoy  sein." 
Ich  musste  für  die  Freundlichkeit  danken,  da  mir  daran  liege,  schon 
auf  den  Abend  nach  Alcoy  zurückzukommen,  und  dass  ich  dieser 
Begegnung  erwähne,  geschieht  bloss,  weil  sie  als  ein  Beispiel,  anstatt 
mehrerer,  von  der  ungezwungenen  Gefälligkeit  und  Gastfreundlichkeit 
dienen  kann,  welche,  wenn  auch  nicht  überall,  so  doch  wenigstens  in 
manchen  vom  Fremdenverkehre  wenig  berührten  Gegenden  der  Halb- 
insel eine  lobenswerthe  Eigenschaft  zumal  der  Landbevölkerung  bildet. 
Allmälig  erhebt  sich  der  Weg  von  der  Sohle  des  sich  wieder 
verengernden  und  steiler  ansteigenden  Thaies  und  windet  sich  an 
seinen  Abhängen  hinauf.  Häufig  sind  hier  an  den  Thalböschungen 
die  im  ganzen  Bergland  um  Alcoy  verbreiteten  Cruciferen  Erysimum 
australe  DC.  und  Biscutella  stenophylla  Duf.;  ferner  Heüanthemum 
marifolium  Dun.  und  Mrtum  Pers.,  Medicago  leiocarpa  Bth.,  Litho- 
spermum  fruticosum,  Digitalis  ohscura,  Catananche  caerulea^  Festuca 
scaberrima  Lge.,  Salma  lavandulaefolia  Vahl.,  Linmn  narhonense, 
Vicia  onohrychioides  und,  theils  an  Steinblöcken  Röschen  bildend, 
theils  mit  seinen  Stammchen  zwischen  die  andern  Stauden  verstrickt, 
das  zarte,  gelbblühende  Galium  valentinum  Lge.,  welches  von  hier 
an  auf  dem  grössten  Theil  des  Anstiegs  zur  Höhe  des  Gebirges  den 
Begleiter  bildet.    Eine  eigenthümliche,    noch  nicht  beschriebene  Rose 


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aus  dem  Formenkreis  der  R.  hispanica  B.  u.  R. ,  fällt  durch  ihre 
dunkelrosenrothen  CoroUen  sehr  in  die  Augen;  kleine,  durch  steile 
Terrassen  gelrennle  Feldstückchen  sind  der  Cultur  gewonnen,  und  ihr 
steiniger  Boden  lässt  neben  der  dünnen  Saat  Unkräuter,  wie  Malcolmia 
africona  R,  Br.,  Linaria  hirta  Mnch.,  Asperula  arvensis  u.  A.  g(?- 
deihen.  Wo  grössere  Felsblöcke  enlblosst  liegen,  ist  fast  überall  Linaria 
crassifolia  Kze.  angesiedelt,  eine  ebenfalls  in  dem  ganzen  Kalkgebirge 
der  Provinz  Alicante  an  passenden  Stellen  verbreitete,  an  den  Abhän- 
gen der  Mariola  bis  nahe  unter  den  Gipfel  häufige  Pflanze. 

Der  Weg  zum  Moncabrer  senkt  sich  wi(!der  in  die  Thalschlucht 
hinab,  um  erst  später  wieder  an  der  zur  Rechten  gelegenen  Berg- 
wand emporzusteigen.  Geradeaus  ansteigend  gelangt  man  auf  eine 
angebaute  kleine  Ebene  mit  einem  Gehöft,  in  dessen  Umgebung  auf 
Aec'kern  Gladiolus  segetum,  Roemeria  hybrida,  auf  den  Terrassen 
zwischen  den  Culturen  Hedysarum  Fontanesii,  Onobrychis  eriophora 
Desv.,  Linum  suffruticosum,  Carduncellus  Monspeliensium  All.,  Knautia 
subscaposa  B.  u.  R.,  Aphyllanthes  monspeliensis  theils  in  beginnender, 
theils  in  vorgeschrittener  Bliithe  begriffen  waren.  Eine  kleine  Strecke 
oberhalb  des  genannten  Geliöftes  wird  eine  kleine  Einsattelung  er- 
reicht, auf  welcher  sich  eine  ausgedehnte  Aussicht  über  das  seither 
dem  Bück  verborgene  Bergland  von  Bocayrent,  eine  wellenförmige 
von  Thälern  durchfurclite  Plateaulandschaft,  er(»frnet.  Die  zum  Theil 
mit  dünnem  Pinienwalil  bewachsenen  Höhen  unmittelbar  zur  Seite 
dieses  Sattels  besitzen  ein  stellenweise  sehr  dichtes  und  schwer  durch- 
dringbares Unteriiolz,  welches  aus  Ulex  australis  Clem.,  Cistus  Clusii 
Dun.,  grossen  Sträuchern  von  Rosmarin  mit  armdicken  Stämmen  und 
meterhohen  Büsciien  von  Ononis  fruticosa  bestellt,  und  zwischen 
welchem  an  freieren  Stellen  hohe  Rasen  von  Avena  ßUfolia  Lag., 
sowie  niedrige,  reich  blütli ige  Sträucher  von  Coronilla  minima  L.,  He- 
lianthemum  pilosum  und  paniculatum  Pers.  einen  ansehnlichen  Theil 
der  Vegetation  bilden. 

Wir  kehren  zu  dem  nach  dem  Moncabrer  führenden  Saumpfad 
zurück,  welchen  wir  voriiin  verlassen  haben,  und  welcher  noch  eine 
kurze  Strecke  der  gewundenen,  die  seitherige  Pflanzendecke  beibe- 
haltenden Thalschlucht  folgt.  Indem  er  sich  jetzt  rasch  in  etlichen 
steilen  Windungen  durch  Pinienwald  an  der  Thalwand  hinaufzieht, 
führt  er  auf  ein  meist  sanft,  stellenweise  etwas  steiler  ansteigendes 
Plateau,  welches  grösstenfheils  unbebaut  und  von  ziemlich  mannig- 
falliger  Strauch-  und  Krautvegelation  bedeckt,  in  der  Umgebung 
einiger  auf  ihm  zerstreuter  Gehöfte  aber  in  Ackerboden  verwandelt 
und  von  einigen  der  oberen  Ver/.weigungen  des  barranco  de  S.  Cri- 
slöbal  durchfurcht  ist.  Diese  Schluchten  werden  von  dem  Weg  theils 
umgangen,  tiieils  überschritten;  allmalig  eröffnet  sich  rechts  die  Aus- 
sicht nach  den  felsigen  Gipfeln  des  Gebirges ,  und  es  zeigt  sich, 
dass,  um  zu  diesen  zu  gelangen  und  die  schroffen  Vorhölien  zu  um- 
gehen, mit  welchen  es  gegen  das  Thal  von  Alcoy  abfallt,  ein  weiter 
Bogen  beschrieben  werden  mussle.  Von  grösseren  Holzgewächsen 
linden    sich    in    den    erwähnten  Schluchten    vereinzelte  Gruppen  von 


262 

Cylisus  palens  L.  und  Quercus  Ilex,  beide  gerade  in  voller  Blüthe. 
Auf  den  Aeckern  und  am  Wegrand  stellen  ausser  verschiedenen 
sclion  genannten  Gew^iichsen  Papaver  Argemone,  Melandryum  macro- 
carpum  Wk.,  Anthemis  incrassata  Lois.  und  eine  gelblichweiss  blü- 
hende Form  von  Vicia  onohrychioides.  Eine  mannigfaltigere  und  mehr 
und  mehr  montane  Formen  in  sich  aufnehmende  Vegetation  ent- 
wickelt sich  beim  Aufsteigen  in  die  höheren  Theile  der  Hochebene, 
deren  Erhebung  auf  3200 — 3400'  geschützt  w^erden  mag.  Auf  weite 
Strecken  bildet  Cistus  Clusii,  in  der  Mitte  des  Mai  gerade  in  reich- 
ster Blüthe  und  dadurch  einen  prachtvollen  Anblick  gewahrend,  mit 
schwacher  Beimischung  von  C.  albidus  die  Hauptmasse  der  Boden- 
decke, mitunter  in  Begleitung  von  Cytinus  Hypocistis.  Von  Bäumen 
erscheinen  noch  zerstreute  Gruppen  von  7/ea:;-Eichen.  An  kahleren 
Plätzen  findet  sich  stellenweise  in  Menge  Pyrethrum  sulfureum  B.  et  R., 
Paronychia  aretioides  DG. ,  Carduus  nigrescens  Vill. ,  Asphodelus 
cerasiferus  Gay,  Cenfaurea  tenuifolia  Duf. ;  unmittelbar  am  Wego 
Aristolochia  Pistolochia,  Althaea  hirsuta,  Malva  nicaeensis  und  vul- 
garis, Medicago  rigidula  Desr.,  Silene  colorata  Poir.  v.  angustifolia. 
Bald  gesellt  sich  zu  diesen  Gewächsen  die  stattliche  Euphorbia  isa- 
tidifolia  Lam. ,  die  von  da  an  bis  nahe  unter  den  Gipfel  des  Berges 
immer  häufiger  wird,  und  die  längst  verblüht,  beinahe  schon  mit 
reifen  Früchten  versehen  war.  Das  ziemlich  tief  im  Boden  versteckte, 
fast  knollenförmige,  meist  einige  Laubstengel  tragende  Rhizom  strotzt 
von  einem  eigenthümlicher  Weise  schwefelgelb  gefärbten  Milchsaft, 
während  der  der  oberirdischen  Theile  die  gewöhnliche  weisse  Farbe 
zeigt;  ich  bedauere  mich  nicht  mit  Material  für  eine  anatomische 
Untersuchung  des  Rhizoms  versehen  zu  haben. 

Bei  dem  obersten  der  in  der  Nähe  des  Weges  gelegenen  Ge- 
höfte wendet  sich  dieser,  der  sich  schon  seither  aus  seiner  ursprünglichen 
Richtung  immer  mehr  nach  rechts  gedreht  hatte,  nocli  schärfer  nach 
dieser  Seite  und  beginnt  gleichzeitig  wieder  stärker  anzusteigen, 
um  den  Moncabrer  von  der  Alcoy  entgegengesetzten  Seite  zu  ge- 
winnen. Helianthemum  asperum  Lag.  mit  Corollen  in  allen  Farben- 
abstufungen zwischen  Weiss  und  lebhaftem  Rosenroth  tritt  in  dieser 
Region,  das  H.  pilosuni  der  tieferen  Lagen  ersetzend,  neben  ü.  hirtum  in 
Menge  auf.  lieber  einen  steinigen,  von  einem  der  Kämme  des  Moncabrer 
sich  links  herabsenkenden  Abhang ,  an  welchem  Jurinea  humilis 
DC.  in  Masse,  sparsamer  Linaria  rubrifolia  Uob.  et  Gast.,  Convnlvu- 
lus  lanuginosus  Desv.  und  Carduncellus  Monspeliensium  angesiedelt 
sind,  biegt  der  Weg  in  ein  zwischen  den  höchsten  Kämmen  des  Ber- 
ges eingeschlossenes  kleines  felsiges  Hochthal  ein,  in  welchem  er 
sich  noch  eine  halbe  Stunde  weit  hinaufzieht.  Unter  den  Schutz 
eines  der  hier  befindlichen  Felsen  liess  ich  bei  der  am  15.  Mai  vor- 
genommenen Haupttour  nach  dem  Moncabrer  meinen  Arriero  sammt 
seinem  Thier  zurück,  da  der  Weg  immer  steiniger  wurde  und  be- 
reits die  ersten  Vorposten  der  Flora  des  Gipfels,  vereinzelte  Rasen 
von  Saxifraga  Cossoniana  B.  et  R.  und  Erinacea  pungens  Boiss. 
auftraten. 


263 

Die  obersten  Kämme,  welche  sich  von  hier  aus  gesehen  zur 
Rechten  und  Linken  ,  sowie  geradeaus  erheben ,  sind  von  einander 
durch  seichte  Einsattelungen  getrennt;  ich  wühlte  zur  Besteigung 
den  gerade  aus,  im  Hintergrund  der  Thalmulde  gelegenen,  woran 
ich  möglicherweise  nicht  ganz  recht  that,  da  ich  nacliher  vernahm, 
dass  der  links  gelegene  jenen  an  Hohe,  wenn  auch  nur  eine  Kleinig- 
keit übertreffe.  Zwischen  den  massenhaft  in  dem  Kalkgeröll  vor- 
kommenden Stauden  der  Euphorbia  isatidifolia  wuchs  im  obersten 
Theil  der  Mulde  Centaurea  seusana  Chaix.  in  einer  ganz  zwergigen 
Form  und  in  deren  unmittelbarer  GeseHschaft  ein  Hieracium,  von 
dem  H.  pilosellaeforme  Hoppe  unserer  Alpen-  und  Voralpengegenden, 
zumal  in  Beziehung  auf  Rliizombildung  kaum  zu  unterscheiden. 

Nun  ging  es  noch  eine  massige  Strecke  steil  aufwärts  zu  der 
links  gelegenen  der  vorhin  genannten  Einsattelungen  und  von  hier 
vollends  auf  den  schmalen,  aber  ziemlich  langgestreckten,  eine  starke 
Viertelstunde  sich  hinziehenden  Felskamm,  von  welchem  sich  plötz- 
lich und  überraschend  die  seither  verdeckte  Aussicht  nach  Norden, 
Osten  und  Südosten  eröffnete.  Oben  weidete  ein  junger  Hirt  seine 
Ziegen ,  der  mir  über  einige  der  entfernteren  Punkte  bereitwillig 
Auskunft  gab.  Tief  zu  den  Füssen  des  Beschauers  liegt  Alcoy  zwi- 
schen dem  Kranz  seiner  Berge,  auf  der  gegenüberliegenden  Seite 
überragt  von  der  Sierra  de  S.  Antonio;  darüber  hinaus  andere  Hölien- 
züge  und  im  südöstlichen  Hintergrund  der  langgestreckte  Rücken 
der  Sierra  Altana.  Gegen  Norden  schweift  der  Blick  über  die  Berge 
von  Jätiva  hinaus  —  diese  Stadt  selbst  mit  ihren  Felsburgen  ist 
durch  die  vorliegenden  Höhen  gänzlich  verdeckt  —  zu  der  Ebene 
von  Valencia,  dessen  Lage  leicht  erkennbar  ist,  mit  seiner  Albufera; 
in  weiterer  Entfernung  ist  sogar  noch  der  vorspringende  Felsklotz 
von  Sagunt  zu  unterscheiden;  rechts  davon  breitet  sich  der  Spiegel 
des  Mittelmeeres  aus.  Im  Gegensatz  gegen  den  westlichen  Abhang 
des  Moncabrer,  an  welchem  der  geschilderte  Weg  zum  Berg  herauf- 
führt, und  welcher  trotz  stellenweiser  Steilheit  durcliaus  keine  Hin- 
dernisse bietet,  zeigt  die  gegen  Alcoy  und  das  Serpisthal  gerichtete 
Front  des  Berges  senkrechte  und  selbst  überhängende  Abstürze, 
und  es  wird  dadurch  sofort  klar,  warum  die  Besteigung  nicht  in 
gerader  Richtung  vorgenommen  wird. 

Die  Flora  des  Gipfels  zeigt  nur  massigen  Formenreichlhum,  doch 
etliche  interessante  Gewächse.  Erinacea  pungens  und  Saxifraga  Cosso- 
niana,  deren  Corollen  weiter  unten  schon  vollständig  verwelkt  waren, 
standen  hier  noch  in  voller  Blüthe,  letztere  grosse,  geschützte  Stein- 
klüfte ganz  auskleidende  Polster  bildend.  Auf  freiliegenden  Felsplatten 
dagegen,  neben  den  zur  Zeit  nicht  blülienden,  graufilzig  beblätterten 
Stämmchen  der  Scabiosa  tomentosa  Cav,  bildet  das  schöne  Erodium 
valentinum  B.  et  H.  grosse  Rasen  und  hatte  eben  begonnen  seine 
grossen  Blüthen  mit  bald  lebhaften,  bald  bleiclier  gefärbten  Corollen 
zu  entfalten.  In  Felsritzen  blühte  Arenaria  grandiflora  All.  in  Menge; 
sparsamer  fanden  sich  zwischen  Sieinblöclmw  Arabis  auriculataLmn., 
Cynosurus  elegaus  Dsf.,  ein  Muscari,    Thlaspi  perfuliatum,   Aethio- 


264 

nema  ovalifolium  Boiss.  ,  HeHanthemiim  salicifolium  Pers. ,  Carex 
Halleriana  Asso,  Lysimachia  Linum  stellalum  und  ganz  verein- 
zelt eine  kleine  Linaria ,  welche  wegen  nocii  zu  jugendlichen 
Entwicklungszustandes  keine  sicliere  Beslimmung  zuliess,  aber  wahr- 
scheinlich mit  L.  depanperata  Ler.  (welcher  sie  in  Blütlien  und  Ve- 
getationslheilen  völlig  gleicht)  identisch  ist. 

(Schluss  folgt.) 


Literaturberichte. 

Errornm  Decaisneanornm  g-raviorum  vel  miuns  cogriiitornm.  Centuria  prima 
et  secunda.  Auctoie  H.  Baillon.  Paris  1879.  8".  15  und  32  p. 

In  den  vorliegenden  Aufsätzen  stellt  der  Verf.  aus  den  Schriften 
Decaisne's  zweihundert  Unrichtigkeiten  zusammen.  Es  kann  die  Be- 
merkung nicht  unterdrückt  werden,  dass  derartige  Publicationen  der 
Wissenschaft  wenig  nützen,  und  dass  es  für  Naturforscher  würdigere 
Beschäftigungen  gibt,  als  verdienstvollen  Fachgenossen  Irrthümer 
nachzuweisen.  R. 

II  monte  Generoso.  Schizzo  di  Geografia  botanica  per  O.  Penzig.  8°.  18  p. 

(Estratto  dal  nuovo  Giornale  botanico.  Vol.  XI.  1879.) 

Der  Monte  Generoso  (Mte.  Calvaggione)  am  Südabhange  der 
Alpen  zwischen  dem  Comer  und  Luganer  See  gelegen  und  eine 
Höhe  von  ungefähr  1700  Meter  erreichend,  ist  verhältnissmässig  noch 
wenig  gekannt  und  hat  eine  ganz  interessante  Flora.  Im  vorliegen- 
den Aufsatze  wird  dieselbe  zuerst  in  allgemeinen  Umrissen  geschil- 
dert; den  Schluss  bildet  ein  alphabetisch  geordnetes  Verzeichniss  aller 
auf  dem  genannten  Berge  beobachteten  Arten  von  Phanerogamen 
und  Gefässkryptogamen;  dasselbe  umfasst  ungefähr  650  Species. 

R. 

Botaniska  Notiser  utgifne  af  O.  Nordstedt.  1878.  Nr.  6. 

Diese  Nummer  enthält  folgende  Aufsätze  phykologischen  Inhaltes: 
Ueber  die  Sciiwärinsporen  von  Trentepohlia  Marl,  und  die  Copulalion 
derselben  von  N.  Wille.  (S.  165 — 176,  Taf,  1).  —  Vaucheria  sphae- 
rospora  Nordst.  n.  sp.  (S.  177,  Taf.  2).  —  Oedogonium  hathmido- 
sporum  Nordst.  n.  sp.  (179).  R. 

Dr.  Anton  Sauter,  Flora  der  Gefässpflanzen  des  Herzogrthums  Salzburg. 

2.  Aufl.  8».  Salzburg  1879. 

Der  ausgezeichnete  Kenner  der  salzburgischen  Flora  lieferte  in 
der  zweiten  Auflage  seiner  Enumeratio  ein  compendiöses  Handbuch, 
welches  durch  die  Angabe  sicherer  Standorte  den  Botanikern  Salz- 
burgs ein  gewünschtes  Vademecum  bieten  dürfte.  B. 


265 

Julius  Hinterhuber  und  Franz  Pichler,   Prodronms  einer  Flora  des 
Herzog-thnms  Salzburg.  2.  Aufl.  Salzburg  1879.  8". 

Zu  gleicher  Zeit  mit  dem  vorangehenden  Buche  erschien  auch 
diese,  den  Umfang  des  Florengebietes  etwas  weiter  begrenzende 
Pflanzenaufzühlung,  wobei  Sauler's  Flora,  sowie  die  Anordnung  nach 
Lorinser's  Excursionsbuche  benützt  wurde.  Sie  wird  als  Nach- 
schlagebuch immerhin  Anklang  finden,  insbesondere,  da  am  Schlüsse 
derselben  die  Pflanzen  einzelner  besonders  interessanter  Localitilten, 
wie  z.  B.  die  des  Unlersbergps,  Watzmanns,  des  Salzkamniergutes, 
des  Grossglockners  u.  a.  m.  alphabetisch  geordnet  zusammengestellt 
werden.  B. 

Bericht  üher  die  Weltausstellnug-  in  Paris  1878.    VIII.  Heft:    Dr.  Josef 
Moeller:   Ptlanzen-Rohstoffe.   I.  Gerb-  und    Farbmaterialien.   II.   Fasern. 
Wien  1879.  gr.  8».   104  Seiten  mit  37  Holzschnitten. 
In   demselben    erfahrt  die  wissenschaftliche  Waarenkunde  eine 
erhebliche    Bereicherung    durch    die    anatomische  Untersuchung    des 
Baues  zahlreicher,  zumeist  neuer  Gerb-  und  Farbmaterialien,  die  auch 
in    histologischer    Hinsicht    manche   erwähnenswerthe  Details   bieten. 
In  Bezug   auf  Fasern  erwähnt   der  Verfasser,    dass  zwar  eine  nicht 
unbeträchtliche  Zahl  von  neuen,  auch  importfähigen  Arten  vorhanden 
gewesen  sei,  dass  jedoch  keine  derselben  gegenwärtig  als  ein  erheb- 
licher Gewinn  für  die  einschlägige  Industrie  betrachtet  werden  könne, 
da  man  nach  dein  heutigen  Stande  unserer  technischen  Behelfe  nicht 
im  Stande  sei,  aus  ihnen  ein  den  Anforderungen  entsprechendes  Fa- 
brikat herzustellen.  B. 

„Additions  ä  la  flore  de  Minorque,  par  M.  Rodriguez."  Extr.  aus  dem  Bull, 
de  la  Sociale  botanique  de  France  t.  XXV.  p.  238—241. 
An  dieser  Stelle  werden  folgende  Arten  oder  Varietäten  neu 
beschrieben:  Viola  stolonifera  Rodr.  (bei  Algendar),  Genista  Uni- 
folia  L.  var.  leucocarpa  Rodr.  (Canum),  Ononis  ihitissima  L.  var. 
campanulata  Rodr.  (Son  Blanc,  Binisequi,  Rafal  rotj).,  Vicia  (Erium) 
hifoliata  Rodr.  (Binisarmena);  Lysimachia  minoricensis  Rodr.  (Bar- 
ranco  de  se  Vall.);  Linaria  fragitis  Rodr.  =  L.  aequitriloba  Koch 
Cat.  non  Dub.  (Barranco  de  Algendar).  —  Ausserdem  wird  Laihy- 
riis  trachyspertmis  Webb.  (mit  ?),  Bourg.  pl.  Canar.  exsicc.  n.  783 
als  neuer  Bürger  für  die  Flora  der  Insel  Menorca  bekannt  gemacht. 

F  r  e  y  n . 

Excursion  botänica  al  Puig  de  Tarrella  (Mallorca)  por  Don  Juan  Joa- 
quin  Rodriguez.    Extr.  aus  den   Anal,  de  la  See.  Esp.  de  Hist.  Nat. 
Tom.  Vlll.  1879.  8".  26  pag. 
Die    ersten    11  Seiten  enthalten  das  Detail   der  Excursion  mit 
Anführung    der    wichtigsten    auf   den   besuchten    Oertlichkeiten    vor- 
kommenden   Arten.    Auf  Seite   12 — 26    sind   sodann  alle   bei   dieser 
Gelegenheit    gesammelten  Arten   mit  genauer  Standortsangabe    und, 
wo  erforderlich,   mit  Literatur -Nachweis  und  Beschreibungen  aufge- 
zählt.   Neu  beschrieben  sind:    Gaiium  Crespianum  Rodr.  spec.  nov.? 
(mit  dem  Synon.  G.  decalvans  Bourg.  pl.  Bai,  exsicc?)   und  Linaria 
(Sect.  chaenorrhimmi)   sp.   aus  der  Verwandtschaft  von  L.  origam- 


266 

folia  DC,  L.  crassifolia  Kze.  und  L.  glareosa  Boiss,,  Reul.  Ein  spe- 
cifischer  Name  wurde  der  fraglichen  Pflanze  indessen  vorerst  noch 
nicht  ertheilt.  Bemerkungen  finden  sich  ausserdem  bei  Silene  in- 
flata  Sm.  var. ?,  Arenaria  incrassata  Lge.,  Anthyllis  rosea  Willk., 
Umbilicus  gaditanus  Boiss.?,  Galium  cinereum  All.?  (=  G.  corru- 
daefolium  Willk.  index  plant,  bal.?),  G.  tenustum  Jord.,  Hieracium 
sericeum  Lap.,  H.  purpureum  Scheele?,  Stachys  cretica  L.,  Scutella- 
ria  halearica  Bare,  Plantago  lanceolata  L.  und  Cynosurus  poly- 
hracteatus  Poir.  —  Diese  und  die  vorerwähnte  Publication  bilden 
abermals  eine  erwünschte  Erweiterung  unserer  Kenntnisse  über  die 
Flora  der  Balearen,  welche  Inselgruppe,  wie  aus  Vorstehendem  er- 
sichtlich ist,  dem  Forscher  immer  wieder  genug  des  Neuen  und  Inter- 
essanten bietet.  Freyn. 

Rede,  gehalten  vou  Dr.  Carl  v.  Marchesetti  gelegentlich  Aufstellung  und 
Enthüllung  der  Büste  des  Dr.  Bari.  Biasoletto  im  Veineinslocale  der 
Societä  adriatica  delle  scienze  naturali  in  Triest.  (Druck  von  L.  Hermanstorfer. 
Triest  1878.) 
Die  dankbare  Anerkennung,  welcher  eine  Anzahl  in  wissen- 
schaftlicher und  socialer  Beziehung  hocluichtbarer  Landsleute  Biaso- 
letto's  mittelst  der  oben  erwähnten  Festlichkeit  Ausdruck  geben 
wollte,  beruht  nicht  nur  auf  seinen  hervorragenden  Leistungen  auf 
dem  Gebiete  der  Botanik,  sondern  vielleicht  noch  mehr  auf  der  Wür- 
digung seiner  Verdienste  um  die  über  seine  Anregung  ins  Leben 
gerufene,  seither  allerdings  unter  der  Aegyde  des  Hofrathes  Ritter 
V.  Tommasini  in  erfreulicher  Weise  vorgeschrittene  Bewaldung  des 
Karstes;  ein  Werk  von  eminenter  volkswirthschaftlicher  Bedeutung 
für  Triest  und  einen  grossen  Theil  des  Litorale.  Wir  entnehmen  dem 
Nachrufe  Dr.  March  esetti's  folgende  biographische  Daten  über  den 
Gefeierten:  Biasoletto  erblickte  das  Licht  der  Welt  zu  Dignano 
in  Südistrien  am  24.  April  1793,  er  stammte  aus  einer  wohlhaben- 
den und  angesehenen  Familie.  Seine  Erziehung  genoss  er  anfangs 
in  der  Heimat,  dann  zu  Triest,  später  (1812 — 1814)  zu  Wien,  wo 
er  die  pharmaceutischen  Prüfungen  ehrenvoll  ablegte.  Hierauf  ver- 
weilte er  ein  Jahr  zu  Wels,  kehrte  1815  nach  Triest  zurück,  welches 
er  als  seine  zweite  Heimat  betrachtete,  und  woselbst  er  zwei  Jahre 
später  den  Besitz  einer  der  ersten  Apotheken  erwarb.  Diese  blüht 
noch  heute  fort  unter  der  Führung  seines  verdienstvollen  Sohnes, 
Dr.  Bartoiom.  Biasoletto,  der  vom  Vater  die  Begeisterung  für 
Wissenschaften  erbte  und  namentlich  auf  dem  Gebiete  der  Chemie 
Hervorragendes  leistet.  Im  Jahre  1823  finden  wir  Biasoletto  in 
Padua,  wo  er  den  philosophischen  Doctorsgrad  erlangte.  Nach  Triest 
zurückgekehrt,  gründete  er  dort  auf  einem  ihm  vom  Stadlmagislrate 
überlassenen  Grunde  im  J.  1828  einen  botanischen  Garten.  Anfangs 
wurde  dieser  durch  Beiträge  mehrerer  Freunde  der  Naturwissen- 
schaften aufrecht  erhalten,  überging  aber  1833  in  das  Eigenthum 
des  dortigen  Apotheker-Gremiums.  Biasoletto  behielt  die  Leitung 
dieses  Gartens  bis  zu  seinem  am  17.  Jänner  1859  erfolgten  Ableben. 
Er   hielt   dort  unentgeltlich   regelmässige  Lehrcurse  über  Botanik, 


267 

die  von  einer  grossen  Anzahl  von  Hörern  besucht  waren.  Sein  Vor- 
trag war  ein  überaus  gediegener  und  zugleich  fasslicher,  seine 
Sprache  geradezu  fascinirend.  Von  den  Schriften  Biasolelto's  sind 
ausser  zahlreichen  in  verschiedenen  Fachblättern  veröffentlichten  Ab- 
handlungen namentlich  folgende:  Relazione  del  viaggio  fatlo  col  Re 
Federico  Augusto  nelF  Istria,  Dalmazia,  Montenegro,  Triesl  1841 
(höchst  anziehend,  wäre  einer  Uebersetzung  in  die  cultivirtesten 
Sprachen  Europas  werth);  Excursione  botanica  sullo  Schneeherg  nella 
Carniolia,  Triest  1846;  D'alcune  Alghe  microscopiche,  Triest  1832; 
Cenni  sull'  Economfa  rurale,  ebenda  1840.  M.  P. 

Sulla  diffusione  di  liqnidi  colorati  iiei  flori.  Ricerche  di  P.  A.  Saccardo. 
(„Ueber  die  Ergiessung  farbiger  Flüssigkeiten  in  die  Blumen." 
Untersuchungen  von  P.  A.  Saccardo.)  Mitgetheilt  der  kön.  Akademie  zu 
Padua  in  der  Versammlung  vom  23.  Mai  1879. 
Schon  seit  Beginn  des  vorigen  Jahrhunderts  haben,  wie  der 
Autor  im  Eingange  seiner  Abhandlung  bemerkt,  verschiedene  Natur- 
forscher in  Frankreich,  Italien  und  Deutschland  sich  mit  Versuchen 
über  die  Aufnahme  farbiger  Flüssigkeiten  in  den  Organismus  der 
Pflanzen  beschäftigt.  So  unter  Anderen  Magnol  (1709),  La  Baisse 
(1733),  Andrea  Comparetti  (Prof.  der  Botanik  zu  Padua  1746  — 
1802),  Reich el  und  Duhamel  (1758),  Mustel  (1780).  Im  gegen- 
wiirligen  Jahrhundert  versuchten  sich  ferner  auf  demselben  Gebiete; 
Trincbinetti  (1843),  Biot  (1840),  Baillon  (1875)  und  vor  wenigen 
Jahren  Han stein,  welcher  blüthentragende  Stengel  von  Iris  floren- 
tina  und  /.  Deutzia  in  eine  Anilinlösung  brachte  und  nach  10—15 
Stunden  die  weissen  Perigone,  beziehungsweise  Corollen  dunkelblau 
gefiirbt  fand.  Angeregt  durch  diese  Forschungen  hat  Prot.  Saccardo 
unter  Beihilfe  seines  Assistenten  Dr.  Luigi  Vido  seit  Februar  d.  J. 
mehrfache  Versuche  über  diesen  Gegenstand  vorgenommen  und  das 
Ergebniss  im  vorliegenden  Schriftchen  veröffentlicht;  demselben  ist 
eine  Tafel  beigefügt,  auf  der  sich  12  Stück  CoroUenblättclien  aufge- 
klebt befinden,  wovon  drei  mit  lichtgrünem  Anilin,  drei  mit  Eosin, 
drei  mit  indigschwefelsaurem  Natron  und  drei  mit  Brasilienholz-Ex- 
trakt imprägnirt  sind.  Als  Grundbedingungen  für  die  schnellere  und 
günstigere  Aufsaugung  der  Farbstoffe  stellt  Saccardo  folgende  auf: 
1.  Dass  die  blühenden  Zweige  oder  Schafte  soeben  von  der  lebenden 
Pflanze  entnommen  seien;  2.  dass  selbe  mittelst  scharfen  Schnittes 
abgetrennt  wurden  (dickere  und  frischere  Stengel  agiren  kräftiger); 
3.  dass  die  Blumen  in  den  flüssigen  Farbstoffen  der  Luft  und  durch 
einige  Zeit  auch  dem  Sonnenlichte  ausgesetzt  werden,  und  4.  dass 
das  Experiment  bei  heiterer,  trockener,  warmer  Witterung  stattfinde. 
Auch  constatirt  der  Verfasser,  dass  die  Behandlung  ganzer,  im  Erd- 
reich befindlicher  Pflanzen  mit  gefärbten  Flüssigkeiten  erfolglos  bleibt, 
indem  die  Erde  —  ähnlich  der  Kohle  —  die  Farbstoffe  an  sich  zieht. 
Von  den  40  verschiedenen  Substanzen,  mit  denen  die  Versuche  der 
Herren  Saccardo  und  Vido  vorgenommen  wurden,  und  deren  Auf- 
zählung wiederzugeben  wir  uns  aus  Rücksicht  auf  den  uns  zu  Ge- 
bote   stehenden    Raum    versagen    müssen,    haben  die   schönsten  und 


268 

interfssanfeslen  Resultate  geliefert:  Hellgrünes  Anilin,  indigschwefel- 
saures  Natron,  Eosin,  in  Ammoniak  aufgelöster  Carmin,  Brasilienholz- 
Extract,  Catechu,  Kupfer-  und  Eisenvitriol,  welche  sich  mehr  oder 
weniger  rasch  und  intensiv  in  den  Corollen  oder  Perigonen  ver- 
breiteten. Schwächer  wirkten:  Ammonium- Picrat,  Phytolacca  und 
Saflor  (Carthamus  tinctorius).  —  Kaum  wahrnehmbare  Spuren  einer 
Färbung  zeigten:  Ponceaufarbenes  und  jodhaltiges  grünes  Anilin, 
Safran,  Gelbholz  (Morus  tinctoria),  Campecheholz-Absud.  Die  übrigen 
Stoffe  blieben  entweder  indifferent  oder  wirkten  zerstörend  auf  die 
Gewebe  der  Pflanzen.  Nachdem  Prof.  Saccardo  die  Art  und  Dauer 
der  Einwirkung  der  verwendeten  Stoffe  detaillirt,  und  als  jene,  welche 
am  leichtesten  absorbirt  werden  und  die  schönsten  Farbenbilder  geben, 
endgiltig  das  Eosin,  das  ßrasilienholz-Extract,  das  indigschwefelsaure 
Natron,  die  ammoniakale  Carminlösimg  und  lichtgrünes  Anilin  nam- 
haft gema(;ht  hat,  gibt  er  schliesslich  der  Hoffnung  Raum,  dass  dureii 
fortgesetzte  Versuche  mit  den  fünf  ebengenannten  und  eventuell  mit 
noch  anderen  Substanzen  einerseits  der  Botanik  neue  wichtige  Auf- 
schlüsse über  die  Histologie  und  Physiologie  der  Pflanzen  geboten 
werden,  andererseits  der  Blumencultur  ein  neuer  Weg  eröffnet  werden 
dürfte,  um  die  ohnehin  so  schönen  Gewänder  der  Kinder  Floras  mit 
bisher  unbekannten  Reizen  zu  schmücken.  M.  P. 

Liebe  Theodor  Dr.,  Grundriss  der  Botanik  für  den  Unterricht  an  hö- 
heren Lehranstalten.  Zweite  Auflage.  Mit  einer  lithograph.  Tafel.  Berlin 
1879.  A.  Hirschwald,  IV  und  44  Seiten.  8». 

Der  als  Verfasser  mehrerer  brauchbarer  Werke  vortheilhaft 
bekannte  Autor  lieferte  in  Obigem  ein  Lehrbuch,  das  sich  der  m()g- 
lichsten  Kürze  befleissigt  und  durchgehends  modern  gehalten  ist. 
Der  Verfasser  wurde  in  diesem  Streben  von  Prof.  Ascherson  unter- 
stützt. Unter  der  Leitung  eines  tüchtigen  Lehrers  wird  das  Buch 
sich  gewiss  nutzbringend  erweisen.  Die  Ausstattung  desselben  ist  in 
jeder  Hinsicht  tadellos.  K. 

Borbäs  Vincze.  Az  Onohrychis  Visiani  es  Hermann  Otto.  Separatab- 
druck aus  dem  Ellenor  1879,  Nr.  309—310.  16  S.  kl.  8». 

Die  vorliegende  Arbeit  ist  eine  Antwort  auf  einen  Artikel  Otto 
Hermann's  im  letzten  Doppelhefte  der  „Termeszetrajzi  füzetek", 
deren  factischer  Redacteur  H.  ist.  Es  sei  nur  bemerkt,  dass  H.  ein 
Zoolog  ist  und  als  solcher  beim  besten  Willen  die  diessbezügliche 
Literatur  in  ihrer  Gesammtheit  nicht  übersehen  konnte.  Schliesslich 
muss  Referent  H.'s  Vermuthung,  dass  er  bei  der  Redigirung  der 
„Flora  von  Fiume"  (Verhandl.  d.  zoolog.-botan.  Gesellsch.  1878)  von 
Budapest  aus  inspirirt  worden,  entschieden  zurückweisen.  Dass  H. 
überdiess  noch  von  literarischem  Anstände  spricht,  klingt  mehr  denn 
ironisch!  J.  A.  Knapp. 

Jahrbnch  des  schlesischen  Forst-Vereines  1878.  Herausgegeben  von  Ad. 
Tramnitz.    Mit  einer  lithogr.  Tafel.  Breslau  1879.  IV  und  352  Seiten.  8". 

Enthält  ausser  einer  Reihe  von  Gesetzen,  Regulativen,  Ver- 
fügungen,   Entscheidungen   und   Sitzungsberichten  nachfolgende  Auf- 


269 

Sätze:  1.  Forstiisthctische  Reise  -  Ergebnisse  von  H.  v.  Saliscli. 
2.  Sclilesische  Gartenbau-,  forst-  und  landwirthsciiaftliche  Ausstel- 
lung zu  Breslau  im  September  1878  von  Dr.  H.  Conwentz.  Auszug 
aus  der  „Schlesischen  Zeitung."  3.  Ueber  die  Avissenschaflliche  Be- 
deutung der  Breslauer  Ausstellung  im  September  1878  von  Prof. 
Goeppert.  Gleichfalls  ein  Auszug  aus  genannter  Zeitung.  4.  Die 
Anpflanzung  und  Behandlung  von  Alleebäumen  von  E.  Petzold  und 
5.  Bericht  über  die  Holzsamenernte  des  Jahres  1878  in  der  Provinz 
Schlesien.  K 


Correspondenz. 

Aus  den  Oberkrainer  Alpen,  am  21.  Juli  1879. 

Bei  einer  in  den  Tagen  des  16.  bis  20.  Juli  1.  J.  unternom- 
menen Durchforschung  des  Stainer  und  Triglav  in  der  Wochein  zeigte 
sich  die  weite  Wirkung  der  im  Allgemeinen  schlechten  diessjährigen 
Witlerung.  An  Stellen,  wo  in  anderen  Jahren  zu  dieser  Zeit  dichte 
Rasen  mit  bunten  Blumen  (^PotentiUa  nitida,  Ärabis  a/pina,  Silene 
Pumilio  etc.)  den  steilen  Abhang  der  Alpen  dicht  bedeckten,  ist  heuer 
nur  weithin  reichender  Schnee  zu  sehen,  der  vom  Fusse  der  Fels- 
wände oder  von  der  Schneide  der  Alpe  bis  ins  Thal  hinabzieht; 
hie  und  da  ragen  aus  den  Schneefeldern  sporadisch  einzelne  Felsen- 
Kanten,  mit  einem  dürftigen  Pflanzenwuchse  bedeckt,  hervor.  Letz- 
terer tragt  ganz  den  Charakter  einer  noch  frühzeitigen  alpinen 
Vegetation;  es  kommen  da  vor:  Glohularia  nudicaulis,  Trolüvs  euro- 
paeus,  Bellidlastrum  Michelii,  Gentiana  acaulis,  G.  pumila,  Barfsia 
alpina,  Arabis  vochinensis,  Draba  aizoides  in  schöner  Blüthe,  jedoch 
in  einzelnen  Exemplaren.  Höher  oben  blüht:  Myosotis  hispida  v.  al- 
pestris,  Erytrichium  nanum,  Veratrvm  Lobeliamim.  Rhodiola  rosea, 
Primula  Auricula,  Hufchinsia  alpina.  Sesleria  coerulea,  Festuca  al- 
pina. —  Hingegen  von  Potentilla  nitida,  von  den  verschiedenen 
Saxifraga-  und  Di^aba-Arlen  sind  nur  ßlattrosetten  da,  dessgleichen 
von  Achillea  Clavenae,  von  Gnaphalium  Leontopodium  nur  Blatter. 
Auch  die  verschiedenen  alpinen  Juncus-  und  Carex-Arien  sind  noch 
unter  tiefem  Schnee  verborgen.  Um  die  Unterkunftshütle  am  Triglav 
herum  stehen  Erytrichium  nanum,  PetrocaUis  pyrenaica,  Alyssum 
Wulfenianum,  Thlaspi  perfoliatum  in  schönster  Blütlie.  Verschieden 
ist  der  Vegelationscharakter  in  den  Thälern.  Der  obere  Theil  des 
Vrala-Tliales  (20000  ist  reich  mit  Schnee  gefüllt;  zwischen  Schnee- 
felriern  ragen  Buchen-Geslriiucher  heraus,  die  ihre  Blaltknospen  erst 
entfalten;  in  ihrem  Sciiutze  blühen:  Erica  Cornea,  Rhododendron 
hirsutum,  Rhod.  Chamaecistus,  Seidelbast,  Pi^ius  Mughns  u.  s.  w.  — 
Blüthenreicher  ist  das  Krma-Thal;  die  obere  Krma  (bis  5000  Fuss) 
entfaltet  eine  Pracht  in  der  Verschiedenheit  der  Bliithenfaiben.  Es 
blühen    hier:    Oxalis  Acetosella.    Ranuncuhis  Traun fellneri,    R.  hy- 


270 

bridus,  R,  montanus-carinthiacus,  Viola  biflora,  Paederota  Ageria, 
Linaria  alpina,  Arabis  -cochinensis  nebst  den  erwiihnten  Ericineen 
und  gewöhnlicheren  Pflanzen.  Kugy  &  Solla. 

Nabresina,  22.  Juli  1879. 
Die  letzte  Woche  des  Monats  Juni  brachte  ich  mit  Dr.  Marche- 
setti  auf  den  quarnerischen  Inseln  zu.  Wir  schlugen  unser  Haupt- 
quartier in  Lussin  piccolo,  in  der  botanischen  Herberge  der  Marieita 
Raimondi  auf,  und  besuchten  von  dort  die  Inseln  Unie,  beide  Canidole, 
Sansego  und  den  Scoglio  Zabodarsky.  Den  beiden,  wie  ich  glaube 
noch  von  keinem  Botaniker  erforschten  Inseln,  Selve  und  Ulbo,  widmeten 
wir  drei  Tage.  Trotz  der  vorgerückten  Jahreszeit  konnten  wir  auf 
dieser  über  200  Arten  sammeln  und  notiren.  Diese  beiden  Inseln,  schon 
zu  Dalmatien  gehörig,  sind  so  interessant,  dass  wir  beschlossen,  sie 
im  nächsten  Frühjahre  nochmals  zu  besuchen,  um  ein  vollständigeres 
Bild  ihrer  Vegetation  zu  erhalten.  Das  Verzeichniss  der  auf  Unie  von 
Dr.  Reuss  im  Mai  1867  notirten  Pflanzen  konnten  wir  um  mehr  als 
20  Arten  bereichern;  ebenso  fanden  wir  auf  der  interessanten  Sandinsel 
Sansego  noch  manches  Neue.  Alfred  B  rein  dl. 

Kalksburg,  24.  Juli  1879. 
Gestern  war  ich  in  der  Brühl  und  im  Helenenthal,  um  Hieracium 
saxatile  Jq.  zu  beobachten.  Es  beginnt  eben  jetzt  zu  blühen  und 
unterscheidet  sich  schon  durch  dieses  Merkmal  hinlänglich  von  unserem 
H.  glaucum  (ob  es  das  typische  ist,  weiss  ich  noch  nicht),  welches 
jetzt  schon  überreife  Früchte  hat  und  spätestens  Mitte  Juni  zu  blühen 
beginnt.  Es  kommt  mitunter  zugleich  mit  H.  saxatile  vor,  z.  B.  um 
Baden,  was  zu  manchen  Verwechslungen  geführt  hat,  indem  H.  glaucum 
als  H.  saxatile  versandt  und  in  Folge  dessen  der  Schluss  gezogen 
wurde,  das  österreichische  H.  saxatile  sei  eben  nur  Hier,  glaucum 
All.  Auch  bei  Mödling  kommen  beide  vor.  Am  Gaisberg,  bei  Perchtolds- 
dorf,  bei  Rodaun  und  Kalksburg  habe  ich  aber  bisher  nur  Hier,  saxatile 
(ohne  glaucum)  gefunden. 

J.  Wiesbau r  S.  J. 


Personalnotizen. 

—  Hofrath  Dr.  Eduard  Fenzl,  seit  mehr  als  20  Jahren  Vice- 
präsident,  davon  längere  Zeit  auch  Präsident-Stellvertreter  der  k.  k. 
Gartenbau-Gesellschaft,  dessen  Verdienste  wiederholt,  namentlich  in 
der  Festnummer  des  „Gartenfreundes"  eingehend  gewürdigt  worden 
sind  (im  März  1878  zur  Feier  seines  am  15.  Februar  zurückgelegten 
70.  Lebensjahres  erschienen),  fand  sich  durch  sein  Alter  und  seine 
angegriffene  Gesundheit  bewogen,  auf  diese  so  ehrenvoll  ausgefüllte 
Function  zu  resigniren;  der  Verwallungsrath  nahm  diese  Mittheilung 
mit  dem  aufrichtigen  Ausdruck  seines  Bedauerns,  sowie  des  wärmsten 
Dankes   für  die    bisherigen  Leistungen  entgegen,    was  auch  in  einer 


271 

Zuschrift  eigens  ausgesprochen  wurde.  —  lu  der  Sitzung  vom  9.  Juni 
ist  die  erledigte  Vicepräsidenten-Stdle  durch  die  einstimmig  erfolgte 
Wahl  des  Universitäts-Professors  Dr.  Heinrich  Wilhelm  Reich- 
hardt,  gegenwärtig  Leiter  des  k.  k.  botanischen  Hofmuseums,  durch 
mehrere  Jahre  auch  General-Secretär  der  k.  k.  Gartenbau-Gesellschaft, 
wieder  besetzt  worden,  und  das  vieljährige  Wirken  dieses  Fachmannes 
in  horticolen  Kreisen  rechtfertigt  die  demselben  bereits  entgegenge- 
brachten sympathischen  Griisse.  (W.  111.  Gart.-Zeitung). 

—  Dr.  Samuel  Brassai  zu  Ehren  wurde  am  5.  August  1849 
von  Endlicher  eine  Araliaceen- Gattung  „Brassaia"  genannt.  Der 
40jährige  Gedenktag  dieser  Widmung  wird  von  Brassai's  Freunden 
in  Klausenburg  festlich  begangen  werden. 

—  Dr.  Ern.  Faivre,  Professor  und  Director  des  botanischen 
Gartens  in  Lyon,  ist  am  25.  Juni  gestorben. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Traxler  mit  Pflanzen 
aus  Niederösterreich. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Dr.  Schlosser, 
Solla,  Traxler,  J.  Keller,  Lodny, 

Aus  Niederösterreich  einges.  von  Traxler:  Bromus  erectus, 
Br.  tecfoi'nm,  Carex  disticha,  C.  glauca.  Coronilla  coronata,  Ery- 
simum  strictum,  Helianthemum  oelandicum,  Jurinea  molUs,  Scirpus 
triqueter,  Siler  trilobum,  Thiaspi  montanum,  Valeriana  saxatilis, 
Veronica  latifoUa. 

Aus  Niederösterreich  einges.  von  L.  Keller:  Bartsia  alpina,  Car~ 
damine  trifolia,  Cephalanthera  pallens,  C.  rubra,  Coeloglossum  ti- 
ride,  Cypripedium  Calceolus,  Draba  stellata,  Hesperis  tristis,  Iris 
pumila,  Lunaria  redivira,  Orchis  pallens,  0.  sambucina,  PetrocalHs 
pyrenaica,  Piatanthera  bifolia,  Polygala  Chamaebuxus,  Rannnculus 
aconififolius,  R.  hybridus,  R.  montanus,  Saxifraga  rotundifolia,  Si- 
lene  acaulis,  Soldanella  alpina,  S.  pusilla,  Viola  alpina. 

Vorräihig:  (I.)  =  Istrien ,  (M.)  =  Mäliren,  (NOe.)  =  Nieder- 
österreich, (OOe.)  =  Oberösterreich,  (P.)  =  Polen,  (S.)  =  Salzburg, 
(Sb.)  =  Siebenbürgen,  (Schi.)  =  Schlesien,  (Schw.)  =  Schweden, 
(Schz.)  =  Schweiz,  (T.)  =  Tirol,  (Th.)  =  Thüringen,  (U.)  =  Ungarn. 

Rhynchospora  alba  (OOe.,  Schw.,  Halle),  Ribes  alpinum  (P.,  T.), 
rubrum  var.  silrestris  (Sclil.).  Rosa  arrensis  (S.),  canina  f.  dumalis 
(M.,  NOe.),  canina  f.  lutetiana  (NOe.),  gallica  f.  austriaca  (M.),  rubi- 
ginosa  (NOe.,  T.),  tomentosa  (M.,  T.),  venusta  (Schw.),  Rubia  tincfo- 
rum  (NOe.),  Rubus  Bellardi  (T.),  bifrons  (U.),  brachyandrus  (U.), 
caesius  (NOe.,  OOe.),  caesiusXtomentosus  (U.),  candicans  (U.),  De- 
cheni  (U.),  discolor  (OOe.),  dumetorum  fP.),  dum.'Xitomentosus  (U.), 
fruticosus  (M.),  fuscoater  (U.),  glandulosus  (OOe.,  Schi.,  U.),    kirtus 


272 

(U. ),  hybridusX.totnentosus  (U.),  Koehleri  (Schi.),  macrophyllus  (U.), 
nemorosus  (U.),  nem.  var.  praecox  (ü.),  paliidus  (U.),  Radula  (ü.), 
Rad.Xtomentosus  (U.),  n/rf/s  (U.),  scaber  füj,  Schleicheri  (Schi., 
U.),  serpens  (U.),  vestitus  (U.),  VraheUanus  (U.),  'vulgaris  (IL),  ßw- 
mea;  Acetosa  (NOe.,  OOe.),  Acetosella  (OOe.,  ü.),  maritimus  (Schi.), 
scutatus  (M.,  T.),  Rupia  maritima  (I.),  rostellata  (Th.),  Ruscus  acu- 
leatus  (U.),  Hypoglossum  (U.),  ßwfa  dinaricata  (Fiutne),  Sagina  ape- 
tala  (Th.,  U.),  Linnaei  (Schz.),  nodosa  (T.,  U.,  Ostfriesland),  pro- 
cumbens  (P.,  S.),  Salicornia  herbacea  (Th.,  U.),  Sa/is  a/6a  (U.), 
aurita>Csilesiaca  (Schi.),  cinereaX,incana  (Schz.),  fragilis  (U.),  Äer- 
6acea  (NOe.,  Schi.),  mirabilis  (NOe.),  repens  (NOe.),  rep.'X.mminalis 
(Driesen),  reticulala  (T.,  Schz.),  retusa  (T.),  rubra  (Schz,),  mminalis 
(Schz.),  vimin.X cinerea  (Schi.),  Salsola  Kali  (NOe.,  U.,  Pommern), 
Salvia  Aethiopis  (U.),  austriaca  (U.),  glutinosa  (OOe.,  ü.),  officinalis 
(Frankreich),  pratensis  (OOe.),  silcestris  (NOe.,  ü.),  transsilvanica 
(Sb.),  verticillata  (NOe.,  T.,  U.),  Sambucus  Ebulus  (NOe.,  OOe.),  nigra 
(M.,  OOe.). 

Obige    Pflanzen    können    nach    beliebiger  Auswahl    im   Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 


Inserate. 

In  J.  W.  Kern's  Verlag-  (Max  Müller)  in  Breslau  ist  soeben  er- 
schienen : 

Kryptogamen-Plora  von  Schlesien. 

Im    Namen    der    Schles.    Gesellschaft    für   vaterländische    Cullur 

herausgegeben  von 

Prof.  Dr.  Ferd.  Cohn. 
Band  II.  Zweite  Hälfte:  Flechten,  bearbeitet  von  B.  Stein. 

Preis   10  M. 

Früher  erschien:  Band  I.  Gefäss-Kryptogamen,  von  Dr.  K.  G.  Stenzel, 
Laub-  und  Lebermoose,  von  K.  G.  Limpricht,  Charaoeen,  von  Prof.  Dr.  Alex. 
Braun,  1877.  Preis  11  M. 

Band  II.  Erste  Hälfte:  Algen,   von  Dr.  0.  Kirchner  1878.    Preis  7  M. 

Band  III.  (Pilze,  von  Dr.  J.  Schröter)  ist  in  Vorbereitung. 


Noch  übrige  Exemplare  meines  Werkes  „Kalocza  videkenek  növenyte- 

nyeszete"  (Vegetationsverhältnisse  der  Umgebung  von  Kalocza)  sind  von  nun  an 
in  Kalocza  oder  in  Innsbruck  (Nikolaihaus)  durch  meine  Adresse  zu  beziehen. 

Ladislaus  Menyhärth  S.  J. 

Redaeteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  Ueberreuter'sclip.n  Burliflriickerei  (BT.  Salzar). 


Oest  erreich  ische 

Botanisclie  ZeitscMft 

Gemeinnütziges  Organ 


"'m?t"r H!'5u!"wf""  Gärtner,  Oekonomen,  Forsimänner,  Aerzle, 


für 

Die  ORterrcivbittche  Exemplare 

hotanl«che    Zeltscbrin       -    Rnfnnil/     lind     RnfaillLai«  die  frei  durch  die  Post  be- 

erschelnt                          DUldniH     IIUU    DUldUlüer,  zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.                                                  _  blos  bei  der  Hedaktloa 

CV-  Bez.,  Schlossga^se  Nr.  15 
ZU   pränumeriren. 

(16  B.  Mark.}                                                                              .  Im  Wege  des 

canz jährig,  oder  mit                       InAlliot/DP    \\nA    To<"linil/or  Buchhandels  übernimmt 

*  n.  ö.W.(8Ii.Mark)                        rtpUlUCKCI     UUU     KlUlllKGl.  Pränumeration 

halbjährig.  C.  Gerold's  Sohn 

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die  ganze  Petitzeile                                        ff         rl  sowie  alle  übrigen 

15  kr.  Ost.  W.                                            *1=     V«  Buchhandlungen. 


XXIX.  Jahrgang.  Will.  September  1879. 

INHAIiT:  Botanisclie  Miscellen.  Von  Dr.  Celakovsky.  —  Spanisch-portugiesische  Pflanzen.  Von 
Dr.  Willkomm.  —  Neue  österreichische  Pilze.  Von  Dr.  Poetsch.  —  Eine  insectenfressende 
Pflanze.  Von  Dr.  Heldreich.  —  Flora  des  Gamssteind.  Von  Erdinger.  —  Parthenogenesis.  Von 
Zukal.  —  Alicantiner  Berge  (Fortsetzung).  Von  Dr.  Hegelmaier.  —  Literaturberichte.  — 
Correspondenz.  Von  Holuby,  Wieshaur,  Dr.  Keck.  —  Personalnotizen.  —  Vereine,  Anstalten, 
Unternehmungen.  —  Botanischer  Tauschverein.  —  Inserat. 


Botanische  Miscellen. 

Von  Dr.  Lad.  Celakovsky. 

Ueber    Festuca    amethystina  L.  und  verwandte  Arten. 

Die  Festuca  amethystina  L.,  welche  Kerner  in  Nr.  3  laufen- 
den Jahrganges  dieser  Zeitsclirift  durch  das  quelleninässige  Zurück- 
gehen auf  Scheuchzer's  Agrostographia  aus  der  Vergessenlieil  ge- 
zogen und  als  identisch  mit  F.  ovina  var.  vaginata  Koch  nachgewiesen 
hat,  habe  ich  im  J,  1870  auch  auf  dem  Hiigel  Zlin  bei  Prestic  für 
Böhmen  entdeckt.  Sie  machte  auch  auf  mich  schon  auf  dem  Stand- 
orte einen  starken  Eindruck  ,  so  dass  ich  sofort  etwas  ganz  Neues 
für  die  böhmische  Flora  gefunden  zu  haben  vermeinte.  Ich  bestimmte 
sie  dann  als  F.  ovina  var.  vaginata  Koch  und  habe  sie  unter  diesem 
Namen  im  Nachtrage  zum  zweiten  Tiieile  der  böhmischen  Ausgabe 
des  „Prodromus  der  Flora  Böhmens"  mitgetheilt,  nicht  als  Art,  da 
ich  trotz  des  ausgezeichneten  Habitus  nicht  genug  scharfe  äussere 
Merkmale  zur  Abtrennung  von  der  F.  ovina  Koch  finden  konnte.  Sie 
wächst  am  Zlin  auf  dessen  sanfter  nördlicher  Abdachung  in  dem 
prächtigen  Haideboden  dieser  Localität  mit  Thesium  rostratum.  Die 
Gesellschaft  der  beiden    an    dem  genannten  merkwürdigen  Slaiidorle 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  9    Heft.  1879.  21. 


274 

einzig  in  Bidsmen  vorkommeiKicn  Pdanzon  oriiinorlo  mich  sofort  aiicli 
an  das  gemeinsame  Voriiommen  derselben  in  den  Isar-Auen  bei 
München.  Zu  den  von  Kern  er  und  Ha  ekel  zusammengebrachten 
Standorten  der  Festuca  amethystina  kommt  also  noch  der  böhmische 
des  Zun  hinzu,  als  der  am  meisten  nach  Norden  vorgeschobene  Ver- 
breitungspunkt. Pie  Blüthezcit  ist  hei  uns  der  Juni,  ich  sammelte  sie 
am  12.  Juni  d.  J.  theils  eben  aufgeblüht,  theils  noch  vor  der  Blüthe; 
dagegen  traf  ich  sie  das  erstemal  im  J,  1870  Anfangs  Juli  bereits 
verblüht  an.  Die  Aehrchen  dieses  Grases  sind  zw^ar  an  der  böhmi- 
sclien  Loialüat  nicht  violett,  sondern  grün,  trotzdem  rechtfertigt  die 
S(;höne  sanfte  amethystrolhe  Färbung  der  zarten  jüngeren  inneren 
Blaltscheiden  der  Grundlriebe  den  Linne'schen  Namen.  Zwar  sind 
auch  die  inneren  Scheiden  von  anderen  Arten ,  z.  B.  von  Festuca 
rubra  öfter  geröthet,  aber  in  einem  mehr  schmutzig  violetten  als 
rein  amethystariigen  Farbenton. 

Angeregt  durch  HackeTs  interessante  Mittheilungen  über  die 
anatomische  Slructur  der  Festtica-kvinw  aus  der  Gruppe  der  Sefi- 
foliae^)  habe  ich  die  böhmischen  Formen  dieser  Gruppe  ebenfalls 
auf  ihre  anatomische  Blattstructur  untersucht  und  mich  überzeugt, 
dass  die  von  Koch  und  den  meisten  neueren  Autoren,  auch  von  mir 
im  Prodromus,  zur  Festuca  ovina  gezogenen  Formen  F.  duriuscula 
L.  Sp.  pl.,  F.  fflauca  Lamk.  und  F.  amethystina  L.  im  Blattbaue  so 
verschieden  sind,  dass  sie  als  gesonderte  Arten  neben  F.  ovina,  hete- 
rophylla  und  rubra  geführt  zu  werden  verdienen.  Es  sei  mir  im 
Naclistelienden  gestattet,  zu  Hackel's  Arbeilen  einige  vervollständi- 
gende Zus.ttze  und  Bemerkungen  zu  machen. 

Die  Eintheilung  der  Festuca-Arlen  der  Gruppe  Setifoliae  (Com- 
plicatae)  auriculatae  in  drei  Untergruppen  1.  Cylindricae,  2.  Ca- 
naliculatae,  8.  Angulafae,  die  Ha  ekel  gegeben  hat,  ist  auch  meiner 
Ansicht  nach  naturgemäss.  Die  anatomisc^hen  Unterschiede  dieser 
Gruppen  sind  sehr  prägnant,  und  in  der  Hauptsache  diese.  Die  Cy- 
iindricae  haben  in  den  zusammengefalteten  Giundblättern  unter  der 
Epidermis  der  Aussen-  oder  Unterseite  einen  ziemlich  gleichmässigen 
1 — 4  Zellschicliten  breiten  Beleg  von  Sklerenchymzelleu  (Hypoderma, 
Bastbündel),  welcher  sich  in  der  Ecke  des  Blatlran  ies  auf  dem  Qu^r- 
scbnitt  nach  der  (im  Innern  der  Spalte  oder  Falte  gelegenen)  Ober- 
seite zu  allmälig  zuschärfl  und  aufhört.  Die  Canaliculatae  haben 
ein  mehr  weniger  machtiges  Bastbündel  unter  dem  Mittelnerven  und 
je  ein  schwächeres  Bündel  in  den  Blattrandecken,  welches  letztere 
an  der  Blattunt^rseite  hin  um  das  dem  Rande  nächste  kräftige  Ge- 
fiissbündel  lierum^reift  und  da  keilförmig  zugeschärft  endigt.  Bei 
den  Angulalae  findet  sich  unter  jedem  Gefässbündel  und  in  den 
Blattrand^cken  je  ein  dickeres  oder  dünneres  Sklerenchymbündel. 

Um  diese  Unterschiede  deutlich  zu  sehen,  dazu  bedarf  es  gar 
nicht  einmal  eines  Mikroskops;  ein  massig  dünner  Ouerschnitt,    wie 


')  In  Tcrmeszetrajzi  füzetek  i878  pag.  273    und  ,, Festuca  austriaca'--   in 
Oesterr.  botan.  Zeitschr.  1878  Nr.  11. 


Diiin  ihn  auch  zur  Besliimniing  einer  ünibelliferenfrucht  nothig  hat, 
gegen  das  Liclit  gehallen  und  mit  einer  guten  Loupe  betrachtet, 
zeigt  das  ganz  gut. 

Auch  die  Arten  dieser  drei  Gruppen ,  wenigstens  die  böhmi- 
schen, welche  ich  untersucht  habe,  lassen  sich  auf  dem  Blattquer- 
schnilt  ganz  wohl  unterscheiden,  doch  ist  zu  bemerken,  wie  es  auch 
Ha  ekel  im  Allgemeinen  ni<;ht  entgangen  ist,  dass  es  Variationen, 
besonders  in  der  MachtigKeit  und  Ausbreitung  der  Bastbündel  und 
anderer  mechanisclißn  Gewebe,  wie  auch  der  Zahl  der  Gefassbiindel 
in  einem  gewissen  Grade  gibt,  welche  man  sich  iiüten  niuss,  für 
specifische  Merkmale  anzusehen.  Nur  eine  über  viele  von  verschie- 
denen Standorten  herrührende  Exemplare  der  betreffenden  Art  aus- 
gedehnte Erfahrung  kann  es  feststellen,  bis  wohin  die  Variation 
reicht  und  worin  die  constanten  Eigenthümlichkeiten  des  Zellgewebes 
bei  den  einzelnen  Arten  bestehen. 

Der  Kürze  halber  will  icli  die  Gefässbündel  in  den  gefalteten 
Grundblattern  im  Folgenden  durch  Buchstaben  bezeichnen.  Ich  nenne 
das  Gefiissbündel  des  Mittelnervs  a,  die  zwei  seitlichen  nächst  stärk- 
sten Hauptbündel  jeder  Blatthiilfte  b,  den  zwischen  a  und  b  gelege- 
nen schwächeren  Fibrovasalstrang  c,  den  zwischen  c  und  dem  Blalt- 
rande  gelegenen  Strang  d,  und  den  bei  manchen  Arten  auch  noch 
zwischen  d  und  dem  Blattrande  eingeschalteten  sehr  schwachen  Strang  e. 
Es  liegen  also  die  Gefässbündel  des  gefalteten  Blattes  der  Laubtriebe 
in  folgender  Ordnung: 

e  e 

d  d 

b  b 


Die  Bündel  d  und  e  fehlen  bisweilen ,  sehr  selten  auch  c  (bei 
F.  heterophylla  bisweilen). 

Die  beiden  böhmischen  Arten  der  ersten  Gruppe  Cylindricae 
sind  F.  ovina  und  F.  glauca.  Ihre  histologischen  Untersc  hiede  auf 
dem  Blattquerschnitt  sind  nicht  sehr  gross,  doch,  wie  es  scheint, 
conslant.  Sowie  der  ganze  Querschnitt,  so  sind  auch  fast  alle  Zellen 
desselben  bei  der  Festuca  glauca  im  Durchmfisser  mindestens  dop- 
pelt und  breiter  als  bei  der  dünnblattrigen  Festuca  orAna.  Nament- 
lich gilt  diess  von  der  Oberhaut  der  Unterseite  (deren  Zellen  bei 
Hackel  ein  zu  geringes  Lumen  haben,  sowie  überhaupt  seine  Bil- 
der schematisch  gehalten  sind),  dem  Sklerenchym  und  den  grünen 
Parenchymzellen ,  weniger  von  den  Gefässbündeln.  Die  Zellen  der 
Gefassbündelscheide  (Schutzscheide)  sind  bei  der  F.  otina  auf  der 
bogigen  Innenseile  starker  verdickt  und  kleinlumiger  als  bei  der 
F.  glauca^  so  zwar,  dass  der  Durchmesser  der  verdickten  Wand  mit 
dem  Lumen  gleich  breit  oder  noch  breiter  ist,  wahrend  bei  ieizterer 
das    Lumen    die    Wanddicke    betrachtlich ,    theilweise    bis    um    das 

21  * 


27G 

Doppelte  übertrifft.  Festnca  ovina  hat  in  iliren  zwar  dünnen  Grund- 
blaitern  doch  7  Gefässl)ündel ,  nämlich  die  mit  a,  ö,  c,  d  be- 
zeichneten. Nur  über  den  Gefüssbündeln  a  und  b  springt  das  Pa- 
rencliym  mit  der  Epidermis  rippenartig  ins  Innere  des  Faltenraumes 
vor,  und  zwar  über  b  nur  schwach,  dagegen  bildet  sich  bei  der  F. 
glauca  auch  über  den  Gefüssbündeln  c  eine  Rippe,  so  dass  der  lange 
Faltenkanal  an  seinem  inneren  Ende  von  5  (bei  F.  ovina  nur  3) 
mehr  vorspringenden  Nerven  umgrenzt  wird.  Bei  der  F.  glauca  sind 
überdiess  9  Gefassbündel,  es  kommen  noch  die  Bündel  e  hinzu.  Die 
Gefassbündelzahl  und  die  Rippenzahl  scheint  bei  diesen  zwei  Arten 
konstant  zu  sein,  denn  ich  fand  diess  ebenso  wie  Ha  ekel.  Die  Dicke 
der  conlinuirlichen  Sklerenchymschichte  scheint  etwas  zu  variiren. 
Bei  F.  omia  fand  ich  sie  wie  Ha  ekel  nur  eine  bis  zwei  Zellen  dick; 
ebenso  aber  auch  bei  F.  glauca,  wahrend  sie  bei  dieser  Ha  ekel 
2 — 4  Zellen  dick  nennt  und  auch  3—4  Zellen  dick  gezeichnet  hat. 
Die  Trichome  auf  der  den  Faltenkanal  auskleidenden  Oberhaut  sind 
kurz,  mit  stark  verdickter  Zeliwand  und  engem  Hohlraum,  der  nur  so 
breit  wie  der  Durchmesser  der  Zellwand  ist. 

Festnca  duriuscula^  der  einzige  Repräsentant  der  Gruppe  der 
Canaliculatae^  zeigt  auf  dem  Querschnitte  des  Grundblattes  auf  der 
Blaitunterseite  ebenfalls  aussen  stark  verdickte,  aber  mit  einem  mehr 
zusammengedrückten  querovalen  Lumen  versehene  Epidermiszellen, 
deren  Seitenwände  dünn  sind  und  deren  Aussenwände  über  den  Seiten- 
wänden stark  vorspringende  Buckel  bilden  (welche  bei  F.  ovina  und 
glauca  nur  schwach  angedeutet  sind  *).  Ueher  den  Sklerenchym- 
bündoln  werden  die  Lumina  der  Epidenniszellen  rasch  mehrmals 
kleiner  als  derjenigen  Epidermiszellen  ,  die  an  grünes  Parenchym 
grenzen,  während  bei  F.  glauca  die  überall  an  Baslzellen  grenzen- 
den Epidermiszellen  noch  weiter  sind  als  die  weitesten  Oberhautzellen 
der  F.  duriuscula.  Dieselbe  Verkleinerung  der  Oberhautzellen  über 
den  Sclerenchymhündeln  kommt  auch  bei  allen  Arten  der  Angulatae 
vor.  Die  Sklerenchymzellen  im  Mittelnerven  und  in  den  Randecken 
sind  im  Allgemeinen  kleiner  als  bei  der  F.  glauca,  mit  sehr  engem 
Lumen,  aber  mit  breiter  und  von  der  Innenschicht  der  Zellen  scharf 
abgesetzter  Intercellularsubstanz.  Die  Mächtigkeit  des  Hypoderms  ist 
veränderlich,  ich  habe  zwei  Präparate  vor  mir,  an  deren  einem  die 
grösste  Dicke  des  unter  dem  Mittelnerv  liegenden  Ründels  nur  5 
Zellen  beträgt,  während  sie  in  den  anderen  11 — ^13  Sklerenchym- 
zellen misst.  F.  duriuscula  hat  in  der  Regel  nur  5  Gefassbündel, 
fl,  b,  c,  und  über  jedem  springt  die  Blattsubstanz  in  den  Faltenkanal 
stark  nervenartig  vor,  daher  auch  die  Einschnitte  zwischen  den  Ner- 
ven der  Oberseite  tiefer  als  bei  F.  glauca.  Die  Gefassbündel  b  sind 
dem  Blattrande  und  dem  Sklerenchymbündel  sehr  genähert;  bei  F. 
ovina  und  F.  glauca  liegen  sie  ziemlich  in  der  Mitte  zwischen  dem 
medianen  Gefassbündel  und  dem  Blattrande,  auch  bei  den  Angulaten 


')  Von  der  Fläche  betrachtet,  zeigt  die  Epidermis  über  den  langen  Schei- 
dewänden ihrer  gestreckten  Zellen  schlangenförmig  verbogene  Ltingsrippen. 


277 

siiul  sie  vom  Blattrande  weil  mehr  oiifferiit,  der  Mitte  vvenigsleiis 
genäliert.  An  dem  Durchsclinilte  mit  den  sehr  dicken  Bastlagen 
lieg-t  in  der  einen  Blatthälfte  noch  ein  sclivvaches  Gefjssbiindel  zwi- 
schen b  und  c,  und  zugleich  hat  sich  über  ihm  ein  entsprechenden' 
Rippenvorsprung  gebildet;  unter  dem  Bündel  c  dieser  Seiteist  eine  bis 
3  Zellen  dicke  und  schmale  Hypodermlage  entwickelt.  Auch  Hackel 
erwähnt  dieser  schwachen  Bastbündel  von  c,  die  sich  bisweilen 
bilden,  und  gibt  sie  in  seiner  Zeichnung  wieder.  Durch  sie  wird  eine 
Annäherung  an  die  Angulaten  angedeutet,  besonders  an  F.  rubra 
und  heterophylla.  Lassen  wir  in  dem  Grundblalt  einer  dieser  Arten 
mit  5  Gefässliündeln  die  Hypodermbündel  von  c,  die  dort  ohnehin 
oftmals  geringer  entwickelt  sind,  noch  kleiner  werden  und  die  Ge- 
fässbündi^l  6  näher  an  den  Rand  rücken,  in  Folge  dessen  deren 
Sklerenchymbündel  mit  den  Randbündeln  verschmelzen  (was,  wie  wir 
sehen  werden,  bezüglich  der  Bündel  d  bei  F.  rubra  sehr  oft  statt- 
findet), so  erhalten  wir  die  histotaktische  Anordnung  des  Blattes  der 
F.  dvriusctila. 

Noch  niuss  ich  bemerken,  dass  in  derselben  Hälfte  desselben 
Blattquerschnittes  der  F.  duriuscula ,  von  dem  eben  die  Rede  war, 
das  Gefässbündel  b  mit  dem  Hypoderm  des  Blattrandes  direct  zu- 
sammenhängt, indem  die  innerste  Zelle  eines  schmalen  inneren  Vor- 
sprungs desselben  Hypoderms  an  die  Gefässbündelscheide  angrenzt 
und  so  eine  brückeriartige  Verbindung  zwischen  Bast  und  Gefäss- 
büudel  hergestellt  wird.  In  der  anderen  Hälfte  desselben  Ouerschnitts 
war  das  Gefässbündel  b  wie  gewöhnlich  durch  grünes  Parenchym 
von  Hypoderm  gesondert.  Derartige  Verbindungen  kommen  auch  bei 
F.  rubra  und  F.  heterophylla,  besonders  auch  in  den  flachen  Halm- 
blattern öfters  vor. 

Die  Haare  im  Innern  des  Faltenkanals  sind  bei  F.  duriuscula 
besonders  kurz  und  dickwandig,  auch  auf  dem  Kiel  der  Aussenseite 
des  Blattes  finden  sich,  hier  besonders  kurze,  zahnarlige  Oberhaut- 
trichome. 

Von  den  in  die  Gruppe  der  Angulatae  gehörenden  böhmischen 
Arten  zeichnet  sich  die  F.  amethystina  durch  eine  besonders  mäch- 
tige Entvvickelung  der  Bastbündel  und  sehr  wenig  (nur  so  wie  bei 
F.  glaucä)  einspringende  Buchten  zwischen  den  breit  abgerundeten 
oder  platten  Durchschnitten  der  inneren  Blattrippen  der  Grundblätter 
aus.  Die  Zahl  der  Gefässbündel  variirt  zwischen  5  und  7,  Hackel 
zeichnet  ihrer  nur  5 ,  ich  fand  ihrer  in  den  stärkeren  Blattern  7, 
nämlich  a,  6,  c,  d.  Besonders  charakteristisch  ist  es  für  die  F.  ame- 
thystina, dass  die  Bastmasse  der  schwachen  Bündel  c  noch  mäch- 
tiger ist,  als  die  den  grösseren  Gefassbündeln  b  entsprechende  Skle- 
rencliymlage,  erstere  kommt  der  des  Mittelnerven  etwa  gleich;  die 
weiten,  aussen  ziemlicl»  stark  verdickten  Oberhautzellen  der  Unter- 
seite werden  dort,  wo  sie  die  Sclerenchymbündel  überziehen,  bedeu- 
tend (im  Durchmesser  etwa  4inal)  kleiner.  Die  seitlichen  ßastbündel 
unter  b  und  r  .^felicn  einander  so  nahe  ,  dass  sie  nur  durch  2 — 3 
weite    Oberhaulzellen    getrennt    werden    (bei   F.  rubra  durch  7 — 9), 


278 

und  wenn  die  Gpfüssbiindel  d  onlvvickeU  sind,  so  erscheinen  auch 
die  zu  ihnen  gehörigen  Skierenchymbündel  sowohl  von  den  Rand- 
Mindeln  als  von  den  Basthiindeln  der  Fibrovasalstränge  b  nur  durch 
2 — 3  Oberhautzellen  gesondert.  Das  Hypoderin  der  F.  amethystina 
stellt  somit  d^m  continuirlichen  Bastbelege  der  Cylindricae  naher  als 
das  der  beiden  folgenden  Arten.  Nur  zwis  hen  den  Sklerenchym- 
bündeln  von  c  und  dem  des  Mittelnerven  ist  bei  der  F.  amethystina 
ein  grosserer.  7 — 9  weite  Oberhautzellen  betragender  Zwischenraum. 
Die  breiten  Bastmassen  springen  auf  dem  Querschnitt  nach  Innen  in 
das  Parenchym  stark  vor,  sie  sind  2— Sinai  breiter  als  die  weiten 
Oberhautzellen.  Der  ganze  Biattdurchschnitt  ist,  wie  Hackel  sagt,  bei- 
nahe sechseckig,  die  versclimiilerte  Kielparlie  desselben  (vom  Skie- 
renchymbündel von  c  an  bis  zum  Kiele)  hat  einen  geringeren  Me- 
diandurciimesser  als  der  obere  fünfkantige  Theil  des  Querschnitts. 
Die  Trichome  im  Innern  der  Blatlspalte  sind  dünnwandig,  ihre 
Wand  mehrmals  dünner  als  deren  Lumen  fso  wie  bei  F.  heterophylla). 

Die  Halmblätter  der  besprochenen  Art  sind  von  denen  der 
sterilen  Blattbüschel  wenig  verschieden;  das  Blatt  wird  jedoch 
etwas  breiter,  die  Gefäss-  und  Bastbündel  (ich  sehe  ebenfalls  7  der 
ersteren  auf  meinem  Querschnitt)  rücken  etwas  auseinander,  der 
Kiel  flacht  und  stumpft  sich  ab,  die  Bastlagen  bilden  sich  schwächer 
aus,  die  Trichome  im  erweiterten  Spaltenkanal  werden  länger. 

Die  Festuca  heterophylla  und  die  F.  rubra  stehen  sich  im  ana- 
tomischen Querschnitt  näher,  als  man  nach  dem  Habitus  und  der  äus- 
seren Gestallung  annehmen  sollte.  Hackel  glaubte,  die  Blätter  der 
sterilen  Triebe  der  F.  heterophylla  seien  constant  dreischneidig  und 
mit  3  Gefussbündeln  versehen.  In  der  Cultur  aber  erhielt,  wie  mir 
derselbe  schreibt,  die  F.  heterophylla  5  Bündel.  Ich  fand  jedoch  an 
verschiedenen  Localitäten  der  Prager  Gegend  (Kuchelbad,  St.  Prokop, 
Karlslein)  nur  die  dünnsten,  feinsten  obersten  Blätter  des  Triebes 
so,  wie  sie  Hackel  darstellte,  nämlich  3schneidig  mit  3  Bündeln, 
die  meisten  Grundblätter  fand  ich  jedoch  mit  5  Gefäss-  und  Bast- 
bündeln versehen  und  mehr  weniger  5 — 6kantig.  Ganze  Rasen  oder 
auch  nur  ganze  Laubtriebe,  die  nur  aus  dünnen  3bündeligen  Blättern 
bestünden,  sah  ich  nie.  Aulfällig  ist  aber  auch  an  den  Blättern  mit 
5  Fibrovasalsträngen  die  sehr  lange  und  schmale  Kielparlie,  daher 
das  Blatt  am  Kiele  stark  zusammengedrückt.  Die  Kielparlie  betnigt 
die  Hälfte  und  mehr  vom  ganzen  Mediandurchmesser  (dieser  von  der 
Mündung  der  Spalte  zum  Kiele  verlaufend).  Auch  finden  sich  BI  tter, 
welche  in  einer  Blatthälfte  die  Gefässbündel  b  und  c,  in  der  anderen 
nur  b  besitzen,  dem  entsprechend  auch  einerseits  2  Seitenrippen,  an- 
derseits nur  eine.  Die  Nerven  der  Blatloberseite  springen  in  spitzigen 
Bogen  vor,  die  Buchten  sind  tiefer  als  bei  F.  amethystina.  Die  Bast- 
bündel sind  im  Allgemeinen  schw-icher  als  bei  dieser,  oft  nur  so 
breit  als  die  weitzellige  Epidermis  und  da  die  Epidermiszellen  über 
den  Bastbündeln  weit  l-.leiner  sind  als  über  den  Parenchymzellen,  so 
liegt  wohl  die  durch  die  Entwiculungsgeschichte  zu  beslüligende  Ver- 
muthung    nahe,    dass    auch    hier    das  Hvpoderma    durch   tangentiale 


279 

Tlieilungen  der  üeriuatogenzellen  hervorgeht.  Die  Basthündel  von  c 
sind  schwächer  oder  hiichsteiis  gleich  breit  mit  denen  von  6,  zum 
Unterschiede  von  der  F.  ametkystina;  das  Bastbündel  des  Mitlel- 
nerven  ist  bald  niiichtiger,  bald  aber  auch  recht  schwach  entwickelt. 
Die  Bastzellen  haben  höchstens  das  Lumen  derer  der  F.  amethystina. 
Zwischen  den  Bastbündeln  von  h  und  den  Bastbündeln  von  c.  sowie 
zwischen  jenen  und   dem  Rande   liegen  7  —  9   grosse  Oberhaulzellen. 

Da  sich  bei  F.  heterophylla  zwischen  den  Gefassbündehi  b  und 
dem  Blattrande  niemals  ein  scliwächeres  Nebenbündel  ausbildet  (wie 
bei  F.  rubra  häufig),  so  greift  auch  das  ßastbündel  im  Blaltrande 
niemals  auf  die  Aussenseite  des  Giundhlatles  herum,  sondern  stutzt 
die  Randecken  gleichmässig  ah.  Noch  ist  zu  bemerken,  dasa  mf  den 
Aussenkanten  kurze,  dicke  und  dickwandige  Trichome  stehen,  durch 
welche  die  Blätter  aussen  sehr  rauh  anzufühlen  sind.  Die  Trichome 
der  Oberseite  im  Spaltenkanale  sind  dagegen  wieder  dünnwandig  und 
zum  Theil  sehr  verlängert. 

F.  rubra  stimmt,  was  die  Grundblätter  betrifft ,  in  der  seitli- 
chen Entfernung  der  Bastbündel  von  einander  und  im  Ueberwiegen 
der  Bastbündel  von  b  über  die  von  c  mit  der  F.  heterophylla  überein. 
Das  ganze  Gewebe  ist  aber  grosszelliger,  besonders  sind  die  grünen 
Parenchymzellen  grosser,  die  Bastzellen  iiaben  unter  allen  den  be- 
sprochenen Arten  das  weiteste  Lumen ,  so  zwar,  dass  manche  von 
ihnen  hienach  den  dem  Bündel  zugehörigen  Oberhautzellen  nicht  viel 
nachstehen.  Die  Oberhautzellen  der  Oberseite  sind  auch  um  das 
Doppelte  grösser  als  die  der  beiden  vorhergehenden,  wie  auch  aller 
anderen  Arten,  und  was  besonders  auffallt ,  sie  sind  bedeutend  un- 
gleich; manche  wölben  sich  papillenarlig,  halbkugelig  (auf  dem  Quer- 
schnitt) vor,  andere  kleinere  dazwis -hen  liegen  liefer  *).  Die  Buch- 
ten zwischen  den  stark  und  am  meisten  spitzwinkelig  vorspringenden 
Nerven  springen  unter  allen  Arten  am  tiefsten  ein,  in  ihrer  Tieie 
sind  die  Oberhautzellen  in  auffallendster  Weise  vergrussert ,  mit 
dünnen  und  etwas  verbogenen  Seitenwanden  verseilen.  Die  Haare 
auf  der  Innenseite  sind  im  Allgemeinen  kürzer  und  dickwandiger  als 
bei  der  F.  heterophylla^  die  Aussenseite  der  Grundblätter  ist  meist 
ganz  glatt,  ohne  Trichomspitzen. 

Die  Zahl  der  (iefässbündel  in  den  gefalteten  Grundblättern 
variiit  zwischen  5  und  7,  und  zwar  in  der  Weise,  dass  die  meisten 
dickeren  kräftigeren  Grundblätter  stets  7,  nur  die  dünnsten  obersten 
Bliitter  der  Büschel  bloss  5  Bündel  besitzen.  In  Blättern  mit  7  Ge- 
fässbündeln  sind  allerdings  die  dem  Blattrande  nächsten  Bündel  d 
oft  sehr  klein  und  meist  ohne  einen  vorspringenden  Blatlnerven, 
doch  sah  ich  sie  einmal  in  den  Blättern  eines  Stockes,  welche  selir 
stark  entwickelte  mechanische  Gewebe  besassen,  auch  von  besonde- 
ren Rippen  begleitet.  In  dem  Blatt  eines  sterilen  Büschels  einer  bei 
Brandeis  an  der  Elbe  gesammelten  grossen  Waldfonn  sah  ich  sogar 


')  In  man  hen   solchen  V erlief ungen  der   Blattoberseite   liegen   auch   die 
Spallöffniingon. 


280 

9  Gefassbündel.  Es  kamen  niimlicli  zu  den  7  gewöhnlichen  Bündeln 
noch  je  ein  Ideines  zwischen  b  und  c  eingeschaltetes  hinzu,  also 
dasselbe,  welches  ich  oben  bei  F.  duriuscula  erwähnt  habe.  Jeder 
dieser  beiden  Bündel  bildete  auch  eine  kleine  Rippe  zwischen  den 
Aiel  grösseren  Rippen  von  h  und  c. 

Sehr  veränderlich  ist  die  Stärke  der  Hypodermabündel.  üeber  den 
Gefässbiindeln  c  sind  sie  immer  schwächer  als  über  &,  aber  zwischen 
3  bis  6  Bastzellen  dick.  Dem  kleinen  Randgefassbündel  d  entspricht  in 
dünnen  Bbittern  kein  eigenes  Bastbündel  und  das  Hypoderm  des 
Randes  schneidet  die  Ecken  gleichmässig  ab,  so  wie  wenn  die  Bün- 
del d  fehlen.  In  dickeren  Blattern  jedoch  bildet  sich  unter  d  ein 
eigenes,  nur  2  Zellschichten  dickes,  doch  etwa  7  Bastzellen  breites 
Hypoderm,  welches  von  dem  wandständigen  Hypodermhiindel  nur 
durch  2—3  Oberhautzellen  gelrennt  ist,  oder  noch  häufiger  zieht 
sich  das  Blattrandbündel  continuirlich  mit  nur  2 — 1  Zellschicliten  bis 
unter  das  Gefassbündel  d  hin,  gleichsam  aus  dem  normalen  Rand- 
bündel und  dem  zu  d  gehörigen  Bastbündel  verschmolzen.  Das  Eck- 
bündel keilt  sich  in  diesen  Blatiern  auch  nach  der  Innenseite  hin 
allmülig  aus.  In  dem  oben  erwähnten  Falle  eines  Blattes  mit  den 
9  Gefiissbündeln  besass  auch  jedes  kleine  Gefässbündelchen  zwi- 
schen b  und  c  siMU  eigenes  kleines  ,  nur  1 — 2  Zellen  dickes  Skle- 
renchymbündel  unter  der  unteren  ßlattepidermis  und  auch  die 
Bündel  d  hatten  ein  eigenes  vom  Randbündel  getrenntes  Skleren- 
chymbündel. 

In  den  ganz  dünnen  Blättern  mit  nur  5  Gefässbündeln  bleibt 
die  innere  oder  obere  Epidermis  einfach,  unverstärkt,  jedoch  in  den 
dickeren  Blättern  fand  ich  sie  in  den  Ecken  der  Rippen  bisher  immer 
gestützt  durch  eine  bis  mehrere  Schichten  von  sklerenchymatischen, 
chlorophyllosen  Verstärkungszellen,  die  den  sog.  Bastzellen  der  Blatt- 
unterseile ganz  ähnlich  sind,  dergleichen  selbst  in  den  dicksten 
Sbündeligen  Grundblättern  der  F.  heterophylla  (und  anderer  Arten) 
von  mir  niemals  angetroffen  worden  sind.  Die  Zellen  der  so  ge- 
stützten Oberhaut  sind  dort  auch  kleiner  als  anderwärts.  Die  Ver- 
stärkungszellen sind  bald  weiter,  bald  enger,  bald  mehr,  bald  weniger 
dickwandig,  meist  nur  in  einer  Schicht;  an  dem  oben  erwähnten 
Stocke  mit  mächtigen  Bastbündeln  befand  sich  aber  eine  mehrschich- 
tige Lage  solcher  Zellen  in  den  Blattrippen,  deren  innerste,  an  das 
grüne  Parenchym  angrenzende  besonders  weit  und  auch  dünnwan- 
diger waren.  Die  Gefassbündel  sind  in  der  Regel  sowohl  von  dem 
Hypoderm  der  Blaltunterseite  als  auch  von  dem  eben  besprochenen 
der  Oberseite  durch  grünes  Parenchym  getrennt,  allein  es  gibt  auch 
Fälle,  in  denen  einzelne  Gefassbündel  (und  zwar  nur  die  starken 
Seitenbündel  b)  mit  dem  einen  oder  dem  anderen  Hypoderm  zusam- 
menfliessen.  Auf  einem  sonst  normalen  Qnerschnilt  war  in  der  rechten 
Hälfte  zwis<"hen  Bündel  b  und  der  oberseitigen  Epidermis  eine  con- 
tinuirliche  Lage  von  Sklerenrhymzellen  entwickelt,  die  unter  der 
Oberhaut  nur  zwei  Zellen  breit  war,  dann  aber  in  das  Gefassbündel 
hin  sich  erweiterte.    An  Stelle    der    noch    zu  besprechenden  chloro- 


281 

phylllosen  Halbkreiszellen  hauen  sich  ebenfalls  sJarker  verdickte  und 
engere  Sklerenchyinzellen  entwickelt.  Umgekehrt  flössen  l)eide  Ge- 
fassbiindel  b  in  dicken  Blattern  des  bereits  mehrmals  erwähnten 
Siockes  mit  ihrer  Sklerenchymscheide  unmittelbar  mit  dem  zugehö- 
rigen Hypodermbündel  der  Battunte rseite  zusammen. 

Fesfuca  heterophylla  und  F.  rubra  sind  bekanntlich  unter  den 
anderen  Arten  durch  flache  oder  ziemlich  flache  und  breite  Halm- 
blätter ausgezeichnet.  Diese  Blätter  stimmen  in  ihrem  Baue  im  We- 
sentlichen mit  den  ^rundblüttein  überein,  nur  breiten  sie  sich  aus, 
die  Zahl  der  Gefässbiindel  (und  zugehörigen  Bastbündel)  und  Rippen 
vermehrt  sich  auf  9  —  11,  die  Oberhaulzellen  der  Oberseite  in  den 
Thälchen  werden  grösser,  dünnwandiger  (besonders  gross  bei  F. 
1-nbra),  sind  fächerförmig  um  das  Thälchen  ausgebreitet  und  beson- 
ders bei  der  F.  hetorophylla  wellig  verbogen.  Allein  man  darf  nicht 
glauben,  dass  diese  Fächerzellen  den  flachen  Halmblätlern  aus- 
schliesslich eigenthümlich  seien,  denn  sie  sind  auch  in  den  Thälchen 
der  gefalteten  Grundblätter  vorhanden ,  nur  nicht  so  aulFällig  und 
auch  bei  den  anderen  Arten,  wenngleich  noch  weniger  hervorste- 
chend, angedeutet.  Hackel  glaubte  folgenden  Unterschied  in  den 
Halmblättern  der  F.  rubra  und  heterophylla  gefunden  zu  haben:  bei 
letzterer  seien  2  Schichten  farblosen  Parenchyms  unterhalb  der 
oberseitigen  Epidermis  jedes  Nervensvorsprunges  gebildet  und  diese 
setzen  sich  beim  Mittelnerv  und  den  grösslen  Seitennerven  mit  einer 
das  Gefässbündel  umgebenden  Halbkreisschicht  von  dünnwandigen 
farblosen  Parenchymzellen  durch  eine  2  —  Sschichtigo  Lage  eben- 
solcher Zellen  in  Verbindung.  Er  fand  Aehnliches  zwar  auch  einmal 
an  sehr  breitblältriger  F.  rubra  caespitosa,  im  Allgemeinen  jedoch 
soll  diess  letzterer  Art  fehlen  und  nur  bei  F.  heterophylla  deutlich 
ausgeprägt  sein.  Die  Halbkreisschicht  des  Gefässbündels  hebt  Hackel 
als  ein  besonderes  Merkmal  der  Blälter  der  F.  rubra  und  hetero- 
phylla her\or,  welches  bei  den  anderen  Arten  kaum  angedeutet  sei. 
Diess  letztere  ist  jedoch  vorerst  zu  berichtigen.  Dieser  Halbkreis 
besteht  zwar  bei  den  zwei  letztgenannten  Arten  aus  besonders 
grossen  und  auffälligen ,  nicht  grünen  dünnwandigen  Zellen,  allein 
er  fehlt  auch  keiner  der  anderen  Arten,  man  sieht  ihn  auf  dünnen 
Durchschnitten  bei  jedem  Gefässbündel,  auch  bei  den  allerschwäch- 
sten,    wohlausgebildet. 

Die  Mächtigkeit  der  mechanischen  Zellgewebe  ist  aber  auch  in 
den  Halmblättern  durchaus  inconstant;  ich  habe  es  sowohl  bei  F. 
rubra  als  bei  F.  heterophylla  bald  stark,  bald  wenig  entwickelt  ge- 
funden. Hackel's  farblose  Parenchymzellen  unter  der  Epidermis  der 
Oberseite  der  Halmblätter  sind  eigentlich  sklerenchymatische  Zellen, 
identisch  mit  den  auch  in  den  Grundblättern  der  F.  rubra  von  mir 
angegebenen  Sklerenchymzellen,  obzwar  sie  im  Halmblatt,  besonders 
bei  der  F.  heterophylla,  viel  dünnwandiger  sind.  Die  unter  der  Epi- 
dermis gelegenen  sind  doch  auch  bei  der  F.  heterophylla  etwas 
dickwandiger  als  die  inneren,  die  sich  mit  der  erwähnten  Halb- 
kreisschicht des  Gefussbündels  vereinigen.    Aber  auch  von  den  stark 


282 

verdickten  Hypodermazellen  der  Blaltunterseite  sind  in  dicken  Lagen 
die  innersten  an  das  grüne  Parenchym  angrenzenden  weiter  und 
dünnwandiger.  Zu  bemerken  ist  noch,  dass  in  den  Halmblattern  der 
F.  heterophylla,  wenn  die  mechanischen  Gewebe  kräftig  entwickelt 
sind,  auch  die  zwei  stärksten  seitlichen  Gefässbündel  mit  den  Bast- 
bündeln der  Blattunterseite  zusammenfliessen,  und  die  anderen 
nur  durch  eine  Schicht  grüner  Parenchymzellen  gesondert  erscheinen. 

Dagegen  habe  ich  auch  an  Halrablättern  der  F.  heterophylla 
von  anderen  Standorten  sehr  schwache  mechanische  Gewebe  ge- 
funden, nämlich  die  oberseitige  Epidermis  auf  den  Nervenvorsprüngen 
ganz  einfach  oder  nur  von  einer  Schicht  etwas  dickwandiger  farb- 
loser Zellen  gestützt,  aber  vom  Gefässbündel  durch  grünes  Paren- 
chym getrennt,  ebenso  auch  die  Bastbündel  der  Blattunterseite  von 
den  Gefässbündeln  durch  zwei  und  mehr  grüne  Zellschichten  ge- 
sondert. 

Dieselben  Gegensätze  in  der  Variation  wie  bei  F.  heterophylla 
fand  ich  auch  bei  F.  rubra.  Wenn  auch  bei  dieser  die  obere  Epi- 
dermis der  Halmblätter  durch  farblose  mechanische  Zellen  gestützt 
und  mit  dem  Gefässbündel  verbunden  ist,  so  sind  aber  doch  diese 
mechanischen  Zellen  beträchtlich  dickwandiger  und  steifer  als  bei  F. 
heterophylla;  namentlich  die  eben  unter  der  Epidermis  liegenden 
unterscheiden  sich  kaum  noch  von  den  bei  dieser  Art  ohnehin  unge- 
wöhnlich weitlumigen  sog.  Bastzellen  der  Blattunterseite.  Auch  hier 
kommen  Verbindungen  der  medianen  und  der  starken  seitlichen  Ge- 
fässbündel mit  den  Bastbündeln  der  Blattunterseite  vor. 

Hingegen  besitze  ich  auch  von  F.  rubra  Querschnitte  der  Halm- 
blätter, deren  oberseitige  Epidermis  auf  den  sehr  vorspringenden 
Nervenrippen  überall  nur  von  einer  Schicht  ziemlich  dickwandiger 
aber  weiter  Zellen  gestützt  wird,  die  von  den  Gefässbündeln  durch 
viel  grünes  Parenchym  getrennt  wird,  was  dann  auch  von  den  Bast- 
bündeln  der   Unterseite  (mit  Ausnahme  etwa  des  Mittelnerven)    gilt. 

In  allen  Variationen  ist  aber  so  viel  immer  zu  bemerken,  dass 
die  Halmblätter  der  F.  heterophylla  weicher  und  biegsamer  sind  als 
die  der  F.  rubra,  bei  welcher  die  mechanischen  Zellen  dickwandiger 
und  meist  auch  reichlicher  entwickelt  sind,  als  bei  ersterer. 

Die  anatomische  Structur  der  Blätter  bei  den  faltenblätterigen 
Festuca-F ormen,  um  deren  erste  Untersuchung  und  systematische 
Verwerthung  sich  Hackel  kein  geringes  Verdienst  erworben  hat, 
hat  uns  gelehrt,  dass  die  bisherige  Auffassung  der  Arten  nicht  hall- 
bar ist.  Wir  haben  uns  bisher  hauptsächlich  nur  auf  zwei  Merkmale 
gestützt,  nämlich  auf  die  Gestalt  der  Halmhlätter  und  auf  die  Rhi- 
zombildung,  und  hiernach  die  F.  rubra,  F.  heterophylla  und  F.  ovina 
s.  ampl.  unterschieden.  Diese  Merkmale  sind  aber  einestheils  nicht 
immer  scharf  ausgeprägt,  denn  zwischen  den  ganz  flachen  und  den 
ganz  zusammengefalteten  Blättern  gibt  es  Uebergänge,  und  F.  rubra 
erscheint  noch  in  einer  forma  subcaespltosa,  wie  sie  schon  von 
Sonder  genannt  worden  ist;  andererseits  geben  diese  Merkmale 
doch    nicht    die    wichtigsten    Uebereinstimiuungen    und    Unterschiede 


283 

dieser  und  der  unter  F.  ovina  bisher  subsiimirten  Formen  richtig 
wieder.  Es  hat  sich  vielmehr  gezeigt,  dass  F.  rubra  und  hetero- 
phylla  einander  näher  stehen,  als  die  vermeintlichen  Formen  der  F. 
ovina  untereinander.  Besonders  überraschend  ist  der  Aufschluss  über 
F.  duriuscula,  deren  nahe  Verwandtschaft  zu  F.  glauca  grosser  zu 
sein  schien,  als  dieser  zur  echten  F.  omna  s.  stricto.  So  hat  z.  B. 
Wimmer  in  seiner  ersten  Ausgabe  der  Flora  von  Schlesien  die  F. 
glauca  mit  F.  duriuscula  verbunden,  aber  F.  omna  als  Art  unter- 
schieden, und  in  demselben  Sinne  Asche rson  in  der  Flora  von 
Brandenburg  zwei  Hauptvarietäten  der  F.  ovina  s.  ampl.  (Koch)  an- 
genommen. 

Ich  gebe  Ha  ekel  darin  vollkommen  Recht,  dass  es  sich  um 
keine  Artenzersplitterung  oder  sogenannte  Speciesmacherei  handelt, 
wenn  die  bisher  unter  F.  ovina  gebrachten  Formen  ihr  Arienrecht 
zurückerhalten,  sondern  nur  um  eine  solidere  und  schärfere  Sonde- 
rung und  Charakterisirung  der  guten  Arten. 

(Schluss  folgt.) 


Bemerkangen 

Über  neue  oder  kritische  Pflanzen  der  pyrenäischen  Halb- 
insel und  der  Balearen. 

Von  Dr.  Moritz  WiUkomm  aus  Prag. 

1. 

Die  Gattung  Chaetonychia. 

Ms.  A.  Pyr.  de  Candolle  hat  bei  der  Bearbeitung  der  Paro- 
nychiaceen  für  den  Prodr.  syst,  regni  vegetabiliuin  in  der  Gattung 
Faronychia  mehrere  Sectionen  unterschieden,  von  denen  die  eine, 
von  ihm  Chaetonychia  genannt,  nur  aus  einer  Art  besteht,  aus  P. 
cymosa  DC.  Als  ich  die  Paronychien  der  spanischen  Flora  für  mei- 
nen Prodr.  Florae  hisp.  bearbeitete,  unterzog  ich  diese  seltene,  auch 
im  Südwesten  der  pyrenäischen  Halbinsel  hin  und  wieder  vorkom- 
mende Pflanze  einer  genauen  Untersuchung,  deren  Resultate  mir  die 
Ueberzeugung  aufdrängten,  dass  dieselbe  eine  selbstständige  Gattung 
der  Paronychiaceen  bilden  müsse.  Da  diese  Anschauung  nicht  den 
Beifall  aller  Systemaüker  gefunden  zu  haben  scheint,  in  dem  Pro- 
dromus  selbst  aber  wegen  Mangel  an  Raum  es  nicht  möglich  war, 
ausführlich  die  Gestaltung  der  Blüthe  und  des  Samens  zu  beschreiben, 
so  will  ich  mir  erlauben,  hier  davon  eine  genaue  Schilderung  zu 
geben,  und  hoffe  ich,  dass  dieselbe  die  Zweifel  an  der  Gatlungs- 
bereclitigung  der  genannten  Pflanze  zerstreuen  wird. 

P.  cymosa  ist  schon  habituell  durch  ihren  eigenthümlichen 
Blüthenstand  von  allen  übrigen  Paronychien  verschieden.  Ohne  näher 


284 

auf  denselben  eingehen  zu  wollen,  bemerke  ich  nur,  dass  beide 
Blüthen  in  scorpioide  Trugdolden  gestellt  sind,  welche  im  frucht- 
tragenden Zustande  gerade,  prismatisch  vierseitige,  büschelförmig 
gruppirte  Aehren  bilden.  Die  wesentlichen  Unterscheidungsmerkmale, 
A'erglichen  mit  den  echten  Paronychien,  bieten  aber  die  Gestaltung 
der  Blüthe  und  des  Embryo  dar.  Der  Kelch  der  sehr  kleinen  und 
sitzenden  Blüthen  ist  aus  zwei  alternirenden  Kreisen  von  Blättern 
von  sehr  eigenthümlichem  Bau  gebildet,  welche  in  eine  steife  Borste 
auslaufen.  Darauf  bezieht  sich  der  von  De  Candolle  gegebene  Name 
Chaet Onychia.  Der  äussere  Rand  besteht  aus  drei,  der  innere  aus 
zwei  Blattern.  Alle  fünf  sind  an  ihrer  Basis  (mit  ihrem  Nagel)  an 
den  becherförmigen  Torus  angewachsen  oder  richtiger  mit  diesem 
verschmolzen.  Die  drei  äusseren  Kelchblätter,  welche  nicht  ganz  auf 
gleicher  Höhe  inserirt  sind  und  desshalb  vielleicht  richtiger  als 
Bracteen  zu  deuten  sein  dürften,  bestehen  aus  einem  löffeiförmigen, 
an  der  Innenseite  concaven  krautigen  Theil,  welcher  in  eine  steife, 
vom  Mittelnerv  gfebildete,  an  der  Spitze  auswärts  oder  einwärts  ge- 
krümmte Granne  ausläuft.  Am  Grunde  ist  dieser  krautige  Theil  bei- 
derseits häutig  geflügelt  oder  geöhrelt,  nach  oben  zu  längs  des  Randes 
mit  einer  zarten,  farblosen,  kapuzenförmigen  Membran  verwachsen, 
die  aus  einer  Schicht  leerer,  dünnwandiger,  an  der  Oberfläche  pa- 
pillös  vortretender  Zellen  besteht  und  sich  nach  der  Innenseite  hin 
öffnet.  Diese  drei  äusseren  Kelchblätter  sind  abstehend.  Die  beiden  in- 
neren, untersten,  am  Grunde  sich  gegenseitig  umfassenden  Kelchblätter 
sind  schmäler  und  mit  einer  kleineren,  sehr  gewölbten,  fast  blasen- 
förmigen  Kapuze  versehen.  Ihr  krautiger,  innenseits  rinnenförmiger 
Theil  ist  nach  oben  auf  jeder  Seite  in  einen  dreieckigen  Fortsatz 
verlängert,  von  dessen  Spitze  bis  zur  Basis  eine  zarte,  ziemlich  breite 
Membran  sich  erstreckt,  während  der  Rücken  des  krautigen  Theiles 
mit  langen,  isolirten  Papillen  besetzt  erscheint. 

Diese  beiden  inneren  Kelchblätter  umschliessen  den  Stempel. 
Vor  ihnen  stehen  die  Staubgefässe,  an  Zahl  zwei,  deren  bandförmige, 
bloss  aus  einer  Zellenschicht  zusammengesetzte  Filamente  mit  der 
Basis  dieser  Kelchblätter  verwachsen  sind.  Ein  peripherischer,  die 
Staubgefässe  tragender  Ring,  wie  bei  den  echten  Paronychien  (z.  B. 
P.  polygonifolia),  ist  also  nicht  vorhanden.  Zur  Zeit,  wo  die  Staubge- 
fässe ausgebildet  sind,  ist  die  Narbe  noch  gar  nicht  entwickelt. 
Vielmehr  besteht  die  Spitze  des  aus  einem  Carpellarblatt  gebil- 
deten Fruchtknotens  nur  aus  einer  Anzahl  papillöser  Zellen.  Nach 
der  Ausbildung  der  kopffönnigen  und  undeutlich  zweilappigen  Narbe, 
welche  von  einem  ganz  kurzen  Griffel  getragen  wird,  sind  die  An- 
theren  längst  abgefallen,  und  auch  die  Filamente  meist  ganz  zu- 
sammengeschrumpft, woher  es  sich  erklärt,  dass  Villars  (vergl. 
Schrader's  Journ.  1801,  S.  408)  keine  Staubgefässe  hat  auffinden 
können.  Es  sind  also  offenbar  dichogame  Blüthen  vorhanden.  Aus  dem 
vollkommen  freien  Fruchtknoten  geht  eine  einsamige,  von  der  persi- 
stenten^Narbe  gedeckte  Schlauchfruelit  (Ulricuhis)  hervor,  deren  äus- 
serst   zarte    und    durchscheinende    Hülle   schliesslich    an    ihrer  Basis 


2S.J 

ringförmig  abreissl.  Der  Samen  ist  auf  einem  vom  Grunde  der  Frucht 
(Toius)  entspringenden  senkrecliten  geraden  Stiel  (Funiculus)  befestigt, 
länglich,  mit  seitlichem  Nabel,  und  enthält  unter  der  zarten,  braunen 
Schale  einen  Keim,  dessen  dick  kegelförmige  Radicula  dem  Grunde 
der  Frucht  zugekehrt  und  vom  Nabel  abgewendet  ist.  Das  hypo- 
kotyle  Glied  ist  seitw^ärts  umgebogen,  die  beiden  kurz  eiförmigen 
Kotyledonen  aber,  welche  sich  mit  ihren  Flachen  berühren,  sind  gerade 
ausgestreckt,  wesshalb  der  Keim  in  seiner  Totalität  gerade  erscheint. 
Zwischen  den  Kotyledonen  liegt  die  Krümmung  des  hypokotylen  Glie- 
des, wesshalb  der  Tegetationskegel  (eine  wirklich  ausgebildete  Plu- 
muh  ist  nicht  vorhanden)  zwischen  den  Randern  der  Kotyledonen  her- 
vortritt. Ein  deutliches  Sameneiweiss  existirt  nicht. 

P.  cymosa  unterscheidet  sich  folglich  von  allen  übrigen  Paro- 
nychien : 

1.  Durch  die  ungleichartige  Gestaltung  der  Kelchblätter,  von 
denen  drei  den  äusseren,  zwei  den  inneren  Kreis  bilden,  während 
bei  den  echten  Paronychien  der  äussere  Kreis  aus  zwei,  der  innere 
aus  drei  Sepalen  besteht; 

2.  durch  die  eigenthümliche  Strucfur  der  Sepalen; 

3.  durch  die  Zahl  der  Staubgefässe  (zwei,  bei  den  übrigen 
Paronychien  drei  oder  fünf); 

4.  durch  dichogame  Blüthen; 

5.  durch  die  eigenthümliche  Gestaltung  des  Keimes,  welcher 
bei  den  übrigen  Paronychien  gleichmässig  ring-  oder  halbringförmig 
gebogen  ist; 

6.  durch  den  Mangel  des  peripherichen  Ringes  und  des  Samen- 
eiweisses; 

7.  durch  den  scorpioiden  Blüthenstand. 

Hiezu  kommt  noch,  dass  diese  Pflanze  nur  sehr  kleine  Neben- 
und  Deckblätter  hat,  während  bei  den  übrigen  Arten  von  Paronychia 
diese  Organe  bekanntlich  sehr  gross  sind,  so  dass  z.  B.  die  Blüthen 
von  den  weissen  scariösen  Bracteen  gänzlich  verdeckt  werden.  In 
Anbetracht  dieser  grossen  Verschiedenheiten  scheint  es  mir  durchaus 
gerechtfertigt,  die  P.  cymosa  zu  einer  eigenen  Galtung  zu  erheben, 
welche  den  von  DeCandolle  als  Sectionsbenennung  gegebenen 
Namen  Chaetonychia  zu  führen  hat. 

Schliesslich  sei  noch  bemerkt,  dass  unter  den  übrigen  Arten 
von  Paronychia,  soweit  ich  dieselben  kennen  zu  lernen  Gelegenlieit 
gehabt  habe,  die  P.  echinata  Lam,  der  Chaetonychia  cymosa  am 
nächsten  steht.  Auch  bei  dieser  Pflanze  sind  nämlich  die  Neben-  und 
Deckblätter  sehr  klein,  die  äusseren  und  inneren  Kelchblätter  etwas 
ungleich  an  Grösse  und  besitzen  alle  Sepalen  eine  mit  einer  steifen 
Granne  versehene  kapuzenförmige  Membran;  allein  wie  bei  den  übrigen 
echten  Paronychien  ist  das  Diagramm  der  Blüthe  ein  anderes,  indem 
der  äussere  Kreis  der  Kelchblätter  bloss  aus  zwei,  der  innere  aus  drei 
Sepalen  besteht  und  drei  Staubgefässe  vorhanden  sind.  Und  sodann 
findet  hier  keine  Dichogamie  statt,  ist  das  Perikarp  undurchsichtig 
und,    was   die    Hauptsache,    der  Embryo    (bez.  das  hypokotyle  Glied 


286 

und  die  Kotyledonen)  liufeisenförmig  zusammengekriimnil  und  ein  von 
diesem  umschlossenes  Sameneiweiss  vorhanden. 

II. 
Die  Gattung  Brachytropis. 

Unter  den  europäischen  Polygaleeen,  welche  früher  von  allen 
und  auch  gegenwärtig  noch  von  den  meisten  Systematikern  zur 
Gattung  Polygala  gerechnet  werden,  gibt  es  zwei  Arten,  die  sich 
schon  habituell  von  allen  übrigen  auff.  llig  unterscheiden:  P.  Cha- 
maebuxus  L.  und  P.  microphylla  L.  Beide  sind  Holzpflanzen  (Klein- 
sträucher)  und  seit  mehr  als  hundert  Jahren  bekannt,  aber  nur  die 
erstgenannte,  freilich  durch  einen  grossen  Theil  Europa's  verbreitete  und 
stellenweise  sehr  häufig  vorkommende  Art  ist  genau  untersucht  worden 
und  zwar  zuerst  durch  Spach  (Hist.  veg.  VII,  p.  127),  welcher  auf 
Grund  ihres  von  den  übrigen  Polygalen  abweichenden  Blüthenbaues 
dieselbe  zu  einer  eigenen  Gattung  unter  dem  Namen  Chamaebuxus 
erhoben  hat.  Diese  Gattung  hat  das  Schicksal  so  mancher  neuerer 
Gattungen  getheill,  indem  sie  von  einigen  Systematikern  anerkannt, 
von  den  meisten  ignorirt  worden  ist.  Die  zweite  Art,  P.  microphylla, 
gehört  zu  den  seltensten  Pflanzen  der  europäischen  Flora.  Sie  be- 
wohnt den  Westen  der  pyrenäischen  Halbinsel,  wo  sie  von  der  Meer- 
enge und  dem  Golfe  von  Gibraltar  an  durch  das  südliche  Andalusien 
und  durch  Portugal  nordwärts  bis  Galicia  und  Leon  verbreitet  ist, 
aber  nur  stellenweise  vorkommt.  Obwohl  diese  merkwürdige  Pflanze 
schon  Tour nef ort  bekannt  geworden,  welcher  sie  in  seinen  Insfi- 
tutiones  als  P.  Lusitanica  frulescens,  magno  flore,  foliis  minimis 
charakterisirt  hat,  und  später  wiederholt  beschrieben,  auch  abge- 
bildet worden  ist  (z.  B.  in  der  Flore  portugaise  von  Link  und 
Hof fmannse gg),  ist  dieselbe  bis  auf  die  neueste  Zeit  bei  der 
Gattung  Polygala  gelassen  worden.  Ich  muss  gestehen,  dass,  als  ich 
die  Pflanze  im  Jahre  1845  bei  Algeciras  antraf,  sie  mir  gleich  den 
Eindruck  machte,  als  müsse  sie  eine  eigene  Gattung  der  Polygaleen 
bilden.  Leider  fand  ich  sie  —  es  war  im  März  —  nur  im  blühenden 
Zustande.  Auch  alle  getrockneten  Exemplare,  die  mir  später  in  an- 
deren Herbarien  zu  Gesicht  gekommen  oder  auch  nur  von  Reisenden 
gesammelt  worden  sind,  entbehrten  entwickelter  Früchte  und  Samen. 
Es  darf  daher  nicht  Wunder  nehmen,  dass  Aug.  Pyr.  De  CandoUe 
in  seinem  Prodromus  (I,  p.  332)  diese  Pflanze  nur  in  eine  besondere, 
von  ihr  allein  gebildete  Section  der  Gattung  Polygala  gestellt  hat,  die 
er  Brachytropis  benannte,  ein  Name,  welcTier  sich  auf  die  ungemein 
kurze  Carina  der  Corolle  bezieht.  Dieses  Merkmal  allein  könnte  je- 
doch eine  generische  Trennung  von  Polygala  nicht  rechtfertigen 
(denn  es  gibt  unter  den  übrigen  Polygalen  auch  Arten,  deren  Carina 
kürzer  als  die  Blumenblätter  ist),  ebensowenig  der  Mangel  des  Bartes 
an  der  Crisla,  den  P.  microphylla  mit  P.  Chamaebuxus  gemein  hat. 
Selbst  die  eigenthümliche  Gestaltung  und  Nervation  der  AI  le  und  der 
seitlichen    Blumenblätter    würden    mich    nicht    bestimmt   haben,    diese 


287 

Pdanze  zu  einer  eigenen  Gattung  zu  erheben.  Dazu  iial  mich  viel- 
mehr die  von  allen  übrigen  Polygalen  abweichende  Struclur  der  Fruciit 
und  des  Samens  veranlasst.  Ich  war  nämlich  so  glücklich,  bei  den  von 
Hrn.  Moritz  Winkler  Ende  Mai  1876  bei  Villafranca  del  Vierzo  ge- 
sammelten Exemplaren  einzelne  vollkommen  entwickeile  Früchte  und 
Samen  zu  finden,  wenn  auch  letztere  noch  nicht  reif  waren.  Wenig- 
stens schlugen  die  Versuche,  dieselben  zum  Keimen  zu  bringen,  fehl. 

Die  ziemlich  grossen,  prächtig  azurblau  gefärbten  Blüthen  der 
P.  microphylla,  deren  Alae  nach  dem  Verblühen  grünlich  werden, 
bestehen,  wie  bei  allen  Polygalaceen,  aus  drei  alternirenden  Kreisen 
von  Blütlienhüllblättern.  Der  erste  Kreis,  die  drei  äusseren  Kelch- 
blätter, bei  den  echten  Polygalen  meist  krautig  und  grün,  ist  hier, 
wie  bei  Chamaebuxus,  aus  zarten,  coroUinisch,  von  einem  Nerv 
durchzogenen,  concaven  Blättern  gebildet,  welche  von  ziemlich  glei- 
cher Grosse  und  persistent  sind.  Die  beiden  inneren  Sepala,  die  so- 
genannten Alae,  sind  sehr  gross,  übrigens  vollkommen  symmetrisch 
eiförmig,  sehr  concav  und  von  9 — 11  zarten  (nicht  vortretenden), 
fächerförmig  auseinander  gehenden,  dichotom  verzweigten  Nerven 
durchzogen,  deren  Randvenen  nicht  anastomosiren.  Diese  beiden,  der 
Corolle  parallelen  Flügel,  welche  zur  Blüthezeit  auseinander  stehen 
und  daher  die  Blumenkrone  entblossen,  umfassen  sich  am  hinteren 
Rande  gegenseitig.  Die  Röhre  der  Corolle  ist  kurz,  am  Grunde  er- 
weitert, etwas  nach  oben  gekrümmt  und  wenig  langer  als  die  ka- 
puzenförmige,  bespitzle,  mit  einem  bartlosen,  wenig  vortretenden 
Kamme  versehene  Carina,  welche  von  den  lateralen  Blumenblättern 
vollkommen  umhüllt  und  verdeckt  erscheint.  Diese  sind  nämlich  auf- 
fallend gross,  fast  noch  einmal  so  lang  als  die  Carina,  unsymmetrisch, 
mit  einem  breitgeflügelten  Nagel  und  einer  dreimal  so  breiten,  halb 
fächerförmigen  Plaite  versehen,  welche  dieselbe  grosse  fächerförmige 
Nervation  besitzt,  wie  die  Alae.  Beide  Blumenblätter  umhüllen  die 
Carina  von  oben  (hinten)  her,  indem  sie  sich  gegenseitig  umfassen, 
ja  beinahe  umeinamler  gerollt  sind  (pet.  convolulo-equitantia). 

Der  nach  unten  mit  der  Blumenkronemöhre  verwachsene 
Cy linder,  der  bis  an  die  acht  Antheren  monadelphischen  Filamente 
ist  kürzer  als  die  Carina,  wesshalb  die  Staubbeutel  in  letzterer  völlig 
eingeschlossen  liegen.  Die  ovalen  etwas  bespitzten  Antheren  öffnen 
sich  weder,  wie  bei  den  echten  Polygalen,  mit  einem  Loche,  noch 
wie  bei  Chamaebuxus,  mit  zwei  Klappen  an  der  Spitze,  sondern 
springen  der  Lunge  nach  auf.  Pollen  habe  ich  nicht  aufzufinden  ver- 
mocht. Die  kurz  gestielten,  stark  zusammengedrückten  Fruchtknoten 
tragen  einen  ziemlich  langen,  bandförmigen,  etwas  gekrümmten  Griffel 
mit  sehr  eigenthümlich  gebildeter  Narbe.  Diese  ist  nämlich  gross 
und  zweilippig,  die  obere  Lippe  aufrecht,  concav,  fast  löffeiförmig, 
die  untere  abwärts  hängend,  länglich  nach  oben  in  einen  Höcker  vor- 
gezogen. Die  aus  dem  Fruchtknoten  her\orgehende,  deutlich  gestielte 
Kapsel,  welche  zwischen  den  bedeutend  vergrösserten  Flügeln  voll- 
standig  eingeschlossen  liegt,  gleicht  zwar  der  Polygalenkapsel  hin- 
sichtlich ihrer  Gestalt  vollkorninen,    unterscheidet   si<  h    aber  zunärhst 


288 

durch  ihren  sehr  breiten,  am  Scheitel  tief  gespaltenen  Flügelsaiim. 
Dieser  ist  beinahe  so  breit,  wie  jede  Fruchthälfte,  und  von  zalil- 
reichen,  quer  verlaufenden,  zarten  Fibrovasalsträngen  zierlich  ge- 
streift. Die  Stiele  (Funiculi),  welche  die  beiden  hangenden  Samen 
tragen,  entspringen  hier  nicht,  wie  bei  Polygala  und  Chamaebuxus^ 
aus  dem  oberen  Ende  der  Scheidewand,  sondern  etwa  in  Ys  ^^^ 
Höhe;  auch  sind  dieselben  nicht  dreieckig  und  horizontal,  wie  bei 
jenen  Gattungen,  sondern  bilden  aufwärts  gekrümmte  Hörner.  Der 
längliche,  seitlich  zusammengedrückte,  an  der  Rücken-  und  Bauch- 
seite gekielte,  übrigens  über  und  über  mit  kurzen  abwärts  gericli- 
teten  Härchen  bedeckte  Samen  verschmälert  sich  nach  oben  in  einen 
kurzen  Stiel,  welcher  den  grossen  höchst  eigenthümlich  gestalteten 
dreitheiligen  Arillus  trägt.  Dieser  erscheint  von  der  Seite  gesehen  helm- 
förmig,  indem  er  aus  einem  mittleren  stark  gewölbten,  inwendig 
concaven,  nach  hinten  in  einen  langen,  zweispitzigen  Fortsatz  ver- 
längerten Lappen  und  zwei  um  die  Hälfte  kürzeren,  gleichgrosseii, 
über  die  Bauchkante  herabgebogenen,  bandförmigen  Seilenlappen  be- 
steht. Der  hornartig  emporgekrümmte  Funiculus  greift  zwischen  den 
gebogenen  convergirenden  Seitenlappen  des  Arillus  hindurch  in  ein 
Grübchen,  welches  sich  in  der  Concavität  des  helmartigen  Mittel- 
lappens vor  der  Insertionsstelle  des  Samenstieles  befindet  und  hält 
so  den  Samen  schwebend  in  hängender  Stellung.  Unter  der  Testa 
liegt  ein  dünnes  Endosperm,  welches  den  Keim  umgibt,  der  bezüglich 
seiner  Gestaltung  mit  dem  der  übrigen  Polygalaceen  übereinstimmt. 
Aber  die  Gestaltung  des  Arillus  und  die  Befestigungsweise  des  Sa- 
mens an  der  Scheidewand  ist  so  eigenthümlich  und  so  abweichend 
von  den  übrigen  Polygalen,  da!=s  dieses  Merkmal  allein  genügend 
erscheinen  dürfte,  P.  microphylla  als  eine  eigene  Gattung  von  Poly- 
gala abzutrennen.  Da  nun  ausserdem  die  Gestaltung  der  CoroUe  und 
der  Narbe  eine  ganz  eigenthümliche  ist,  die  Nervalion  der  Alae  und 
Petala  von  den  echten  Polygalen  sehr  abweicht,  indem  dieselbe  nur 
mit  Chamaebuxus  eine  Aehnlichkeit  zeigt,  die  Staubbeutel  in  ganz 
anderer  Weise  sich  öffnen,  so  dürfte  die  Erhebung  von  P.  micro- 
phylla zu  einer  eigenen  Gattung  vollkommen  gerechtfertigt  erschei- 
nen. So  viel  steht  fest,  dass,  wer  P.  Chamaebuxus  als  eine  selbst- 
sländige  Gattung  betrachtet,  auch  P.  microphylla  als  eine  solche 
anerkennen  muss,  denn  letztere  Pflanze  ist  von  den  übrigen  Polygalen 
noch  weil  mehr  verschieden,  als  erstere.  Habituell  unterscheidet  sich 
P.  microphylla  von  allen  europäischen  Polygalen  durch  ihren  Blüthen- 
stand,  welcher  ein  Racemus  compositus  ist.  Auch  bei  dieser  Pflanze 
hat  es  mir  am  zweckmä&sigsten  geschienen,  ihr  den  von  De  Can- 
dolle  als  Sectionsbenennung  gebildeten  Namen  als  Gattungsnamen 
zu  geben.  Demgemäss  hat  dieselbe  den  Namen  Brachytropis  micro- 
phylla zu  führen. 


289 

Neue  österreichische  Pilze. 

Von  Med.  Dr.  J,  S.  Poetsch. 

pens.  Stiftsarzt  von  Kremsmünster,  in  Randegg. 

Daedalea  Schulzeri  ni. 

Pileo  extra  basim,  ubi  oaio  revera  siiberoso-Iignea ,  pallida, 
8 — 10  min.  crassa  adest,  teniii,  sesseli,  coiichato,  75 — 125  cm.  lalo, 
interdum  2  —  3  indivjduis  lonnatis  lobato  et  usque  21  cm.  lalo,  tem- 
pore sicco  subalbido,  saepe  in  senilibus  laele  vel  dilute  badio,  poslice 
obscuriori,  fere  nigio,  ad  marginem  plus  niinusve  linea  fusco-badia 
vel  fusco-nigra,  nilidiuscnia,  usque  ad  0002  mm.  lalo,  ornato,  gla- 
bro,  rngoso,  ad  basin»  scabro,  ceierum  plus  minusve  zonato;  sinulis 
majusculis,  inlegris,  inaequalibus,  polygonis,  flexuoso-elongatis  aut 
labyrintliiformibus,  e  diluto  fuscis  basi  obscurioribus;  tubulis  in  carne 
pilei  immersis,  postice  1 — 4  cm.  longis,  marginem  pilei  versus  sensin» 
ahbrevlalis,  cum  carne  concoloribus;  basidiis  subclavatis,  minulis  vix 
0  02  mm.  longis,  00035  mm.  crassis;  sporis  cylindraceis,  subcurvatis, 
0  007 — 001   mm.  longis,  vix  0-0018  mm.   crassis,   hyalinis. 

Hahitat  ad  truncum  einorientem  Populi  pyramidalis  Rozier,  so- 
cialiter  aut  subimbricalim,  ad  viam  publicam  prope  Heibscherlehen 
inter  Randegg  et  Perwart  Austriae  inferioris. 

Anmerkung.  Ich  sah  den  Pilz  zum  ersten  Male  im  Mai  1876 
in  wenigen  Exemplaren  an  dem  Stamm  einer  absterbenden  Strassen- 
pappel  an  der  Strasse  von  Randegg  nach  Perwart  nächst  dem  Bauern- 
liaiise  „Heibscherlehen"  am  linken  Ufer  des  dort  in  die  Erlaf  mün- 
denden namenlosen  Baches;  sammelte  ihn  auch  1877  und  1878  und 
besonders  im  heurigen  Mai  in  mehreren  Exemplaren  verschiedener 
Grösse  und  verschiedener  Entwicklung.  Ich  hielt  ihn  zuerst  für  eine 
Form  der  Trametes  gibbosa,  und  sciiickte  ihn  zur  Begutachtung  an 
mehrere  namhafte  Mykologen  ein,  deren  einer  meiner  Ansicht  bei- 
stimmte, während  die  anderen  ihn  als  Daedalea  unicolor  ansahen, 
oder  gar  einen  abgelebten  Polyporus  zonafus  in  ihm  vermutheten. 
Bei  diesen  auseinandergehenden  Meinungen  dachte  ich  wohl  bald 
daran,  dass  hier  eine  neue,  in  Fries'  Epikrisis  edit.  11  nicht  be- 
schriebene Species  vorliegen  könne,  und  schickte  die  vorjiilirigen 
und  die  heuriger).  Irisch  gesammelten  Exemplare  an  Herrn  Haupt- 
mann Schulzer  v.  Müggenburg,  den  viel  erfahrenen  Mykologen 
in  Vinkovce,  zur  Prüfung  und  Entscheidung  ein,  welcher  meiner 
Vermulhung  beistimmte,  und  nach  wiederholten  Untersuchungen  und 
nach  Gewinnung  der  Sporen  bei  den  heurigen  Exemplaren  den  Pilz 
aus  den  Hauptkennzeichen  als  eine  neue  Daedalea  erklärte,  welche 
ich  hiermit  in  hochachtungsvoller  Dankbarkeit  nach  ihm  zu  benennen 
mir  erlaube. 

Bisher  wurde  sie  nur  an  dem  einen  Standorte  von  mir  beob- 
achtet, trotzdem  dass  ich  seither  die  liier  und  in  der  Umgebung 
liiiufigen    Strassenpappeln    von  Gresten  bis  Wieselburg  und  Mellv,    hei 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  9.  Heft.  1879.  22 


290 

Kemmelbacli,  Neumarkt  und  YIj1»s  und  sonst  meiner  besonderen  Auf- 
merksamkeit unterzog.  Auch  in  Oberosterreich  ist  sie  mir  niemals 
zur  Beobachtung  gekommen,  obwohl  ich  dort  nahezu  zwanzig  Jahre 
hindurch  auch  Pilze  gesammelt  habe.  Die  beschriebene  Daedalea 
scheint  den  Insecten  ein  besonderer  Leckerbissen  zu  sein,  wie  an 
ihrem  Standorte,  besonders  aber  im  Herbarium  an  Schnitten  und 
ganzen  Individuen  gesellen  werden  kann. 

Daedalea  angustata  Fr.  Epikr.  II,  p.  587  kommt  in  England 
auch  an  Pappeln  vor,  ihre  Beschreibung  passt  aber  nicht  auf  die 
unserige. 

Daedalea  Poeischli  Sdmlzer  in  litt,  17.  Juli  1879. 

Pileo  nunc  dimidiato  sessili,  interdum  subreniformi,  3 — 4  cm. 
lato,  nunc  usque  18  cm.  horizontaliter  elongalo,  et  vix  1-6— 2"5  cm. 
lato,  fere  semper  d(^orsum  parum  efFuso,  scrohiculafo,  praecipue  ver- 
sus niarginem  concentrice  snlcato,  vix  tomentoso,  Jove  sereno  cine- 
reo-albido,  margine  fuscescente-zonato,  tempore  plnvioso  obscuriori, 
poslice  fere  nigro,  ad  marginem  cinnamoineo;  pnris  non  exilibus, 
jam  in  juventute  inaequalibus,  laceralis,  demum  irregulariter  oblon- 
gato-flexuosis,  dentatisque  aut  labyrinthiformibus,  tubulisque  in  prima 
infanlia  dilule  cinnamomeis  et  pruinatis,  d(;mum  obscurioribus;  tu- 
bulis  ad  basim  ca.  4  mm.  longis,  versus  marginem  pilei  abbrevialis; 
sporis  cylindraceis,  pleurofropis,  0006  —  0*01  mm.  longis,  circa 
0'0022  mm.  crassis.  Caro  subsuberosa,  fiilvo-cinnamomeo,  vulgo  basi 
1  —  5  mm.  crassa,  cum  trama  tubulorum  conligua.  Adest  hymenium 
verum,  constans  e  basidiis  clavatis,  003  mm.  longis,  apice  0'006  mm. 
crassis,  intermixtis  liyphis  sterilibus,  filiformibus,  longioribus. 

Habitat  extra  silvam  ad  palos,  Irabes  et  sudes  pineas,  abietinas 
et  laricinas  fabrefactas,  praesertim  in  fissuris  earundem,  gregatim  et 
subimbricato-connata,  in  Kremsmünster  superioris  in  et  circa  Bandegg 
et  Gresten  inferioris  Austriae. 

Anmerkung.  Von  diesem  Pilze,  dessen  Fleischdicke  bei  ziegel- 
dach.förmig  verwachsenen  Individuen  am  Grunde  bis  17  mm.  beiragt, 
sammelte  ich  zu  Kremsmünster,  Bandegg  und  Gresten  wiederholt  an 
Zaunstangen  und  Zaunplanken,  Brückengeländern  und  Fluderholz  der 
Mühlen  und  Hammerwerke.  Er  ist  habiluell  nach  seiner  Ausbreitung 
und  besonders  auf  der  oberen  Hutflache  der  LenzUes  saepiaria  ahn- 
lich, wurde  auch  von  befreundeten  Mykologen,  denen  ich  Exemplare 
einschickte,  für  dieselbe  im  Jugendzustande  gehalten,  kommt  mit  ihr 
auch  gemeinschaftlich  vor,  geht  aher  nie  in  dieselbe  über,  wie  ich 
namentlich  hier  seit  zwei  Jahren  an  dem  Fluderholze  der  Markt- 
mühle an  Balken  und  Brettern  von  Pinus  picea,  P.  Abies  und  P. 
Larix  li.  beobachtete,  was  mich  auch  zur  Vermuthung  einer  neuen 
Art  veranlasste.  Bei  trockenem  Weller  dorrt  er  am  Standorte  ab, 
lebt  aber  angefeuchtet  wieder  ganz  auf,  saugt  begierig  Wasser  anf 
und  wird  sehr  dunkel,  die  Labyrintligiinge  auf  der  Unterseite  werden 
entschiedener,  und   streuen  Sporen  aus,  die  cylindrisch,    unten    kaum 


291 

merklich  seillich  ausgebaiulit  (pleurolrop)  und  angefeuchtet  hyalin 
sind.  Ich  fand  denselben  schon  im  Februar  1858  an  Slrassenplanken 
auf  dem  Sandberg  bei  Kremsmiinster,  und  \vur<le  er  mir  damals  als 
eine  ganz  junge  Lenütes  saepiaria,  ein  andermal  als  eine  Daedalea 
unicolor  in  einem  alteren  Exemplare  von  mykologischen  Freunden 
bestimmt.  Hier  in  Randegg  und  dessen  Umgebung  kam  er  mir  seit 
meiner  Uebersiedlung  im  Jahre  1875  oftmals  zur  Ansicht,  und  ich 
gab  mich  bald  der  Meinung  hin,  dass  die  früheren  Bestimmungen 
nicht  richtig  sein  diirflen,  sendete  ihn  neuerdings  an  mehrere  er- 
fahrene Mykologen,  die  aber  wieder  so  oder  ähnlich  ihn  beurtheillen, 
bis  endlich  Hr.  Hauptmann  v.  Schulz  er  nach  wiederholt  erhaltenen 
Exemplaren  und  mehrmaligen  Untersuchungen  besonders  der  letzten 
Aom  16.  Juni  l.  J.,  welche  Sporen  ausstreuten,  für  die  Aufstellung 
einer  neuen  Daedalea  sich  entschied,  die  er  mir  zu  Ehren  benannte 
und  auch  selbst  beschrieb,  —  mit  besonderer  Generosität  die  Diagnose 
zur  Veröffentlichung  mir  überlassend,  wofür  ich  dem  liebenswürdigen 
Freunde  und  Förderer  des  mykologischen  Studiums  hiermit  auch 
öffentPich  meinen  aufrichtigen  Dank  ausspreche. 

Die   eben   beschriebene  Daedalea  wird  von  Insecten  wenig  in- 
festirt.  Weitere  Beobachtungen  werden  zeigen,  ob  sie  perennirend  sei. 

Randegg,  am  8.  August  1879. 


Eine  insectenfressende  Pflanze  der  griechischen  Flora. 

Von  Th.  V.  Heldreich. 

Wir  hatten  in  Griechenland  bis  jetzt  noch  keine  insecten- 
fressende Pflanze  beobachtet.  In  unserer  Flora  sind  übrigens  auch 
nur  ein  paar  Pinguicula- Ar len^  die  Vertreter  solcher  Pflanzen,  denn 
die  Gattungen  Drosera^  Utricularia,  Aldrocanda  u.  s.  w.  kommen,  wie 
es  scheint,  in  Griechenland  nicht  vor.  An  Pinguiciäa  hirtißora  Ten., 
Boiss.  Flor.  Orient.  (:=^  P.  Megaspilaea  Boiss.  et  Heldr.  olim)  die 
ich  früher  öfters  im  Peloponnes  gesammelt,  machte  ich  keine  hierauf 
bezügliche  Beobachtungen.  Hier  nun  am  hohen  Korax-Gel)ii  ge  in 
der  Landschaft  Doris  in  Nordgriechenland,  wo  ich  seil  21.  Juli  bo- 
tanisire,  fand  ich  in  der  subalpinen  und  in  der  oberen  Tannenregion 
bei  circa  5500  bis  7000'  Seehöhe  eine  allerliebste  Pinguicula  mit 
weissen  Blüthen  (P.  hirliflora  Ten.  hat  hellblaue)  und  sehr  fetten 
hellgelbgrünen  Blattern.  Vielleicht  ist  es  P.  crystallina  Sibth.,  wor- 
über ich  indess  erst  in  Athen  Gewissheit  erlangen  kann.  Auflallcnd 
erschienen  mir  sofort  beim  ersten  Anblick  die  schon  von  weitem 
sichtbaren  schwarzen  Flecke ,  womit  die  Blattrosetten  der  meisten 
Pflänzchen  wie  besäet  waren.  Bei  näherer  Untersuchung  stellte  sich 
denn  sehr  bald  heraus,  dass  die  Flecke  von  vielen  der  Oberseite 
der  Blatter  anklebenden  Insectencadavern    lierrührten  und   zwar    von 

09  * 


292 

Inspcten  verschiedener  Art  und  von  ganz  kleinen  Mücken  (Dipteren) 
bis  zu  7  Millimeter  langen  Wasser-Neuropteren  und  Hemipteren, 
zuweilen  auch  kleinen  Staphylinen  (Coleopteren.)  Auch  an  den  ge- 
trockneten Exemplaren  unserer  Pflanze  sind  die  den  Blättern  ankle- 
benden Insecten  deutlich  zu  erkennen,  so  das  competente  Entomologen 
gewiss  die  verschiedenen  Arten  derselben  noch  bestimmen  können. 
Die  Blaltränder  waren  mehr  oder  weniger  eingerollt,  und  die  Insec- 
ten in  sehr  verschiedenen  Stadien  der  Erhallung,  d.h.  einige  noch 
frisch  und  gut  erhalten,  andere  schon  mehr  oder  weniger  aufgezehrt 
und  verdaut.  Auf  einzelnen  grösseren  Blattern  zälilte  ich  bis  zehn 
Stück  denselben  anklebende  Insectenleichen:  unsere  griechische  Pin- 
guicula  ist  somit  eine  ganz  eminent  insectenfressende  und  sogar,  wenn 
ich  mich  so  ausdrücken  darf,  eine  sehr  gefrassige  Pflanze! 

Obere  Region  des  Korax,  in   aus  Tannenzweigen   (Abies  Äpol- 
linis)  selbst  gebauter  Hütle,  den  26.  Juli  1879. 


Zur  Flora  des  „Gamssteins"  bei  Hollenstein  a.  d.  Ybbs 

(5579  Wiener  Fuss  ürlinger.) 
Von  Carl  Erdinger. 

Es  war  am  26.  Juli  1854,  als  Schreiber  dieser  Zeilen  dem 
„Gamsstein"  einen  Besuch  abstattete,  um  die  Flora  des  „Oetscher 
Gebietes"  so  viel  als  möglich  zu  constafiren.  Derselbe  beherbergt 
fast  dieselben  Pflanzen,  wie  Oetscher,  Dürnstein  und  Hochkolir.  Be- 
merkenswerlh  ist  nur,  dass  die  sonst  in  der  Alpenregion  unserer 
Kalk  berge  vorkommenden  Pflanzen,  z.  B.  Ranunculus  alpestris  L., 
Hutchinsia  alpina  R.  Br,  Draba  aizoides  und  stellata  Jacq.,  Oxy- 
tropis  montana  DC,  Potentilla  Clusiana  Jcq ,  Rhodiola  rosea  L., 
Homogyne  alpina  Cass.,  Aronicum  Clusii  Koch,  Mulgedium  alpinum 
Cass.,  Campanula  alpina  Jacq.  am  Gamsstein  zu  felilen  scheinen. 
Es  kam  mir  nämlich  bei  meiner  Wanderung  durch  sämmtliche  Kars 
des  Gamssteins  bis  auf  die  südwestlichste  Spilze  des  „Hochblasa" 
hinaus  nicht  ein  Exemplar  unter  die  Augen. 

Der  Aufstieg  wurde  von  der  steirischen  Seite  (Palfau)  aus 
unternommen  und  auf  diesem  Wege  bis  zum  Gipfel  folgende  Pflanzen 
notirt: 


Atragene  alpina  L. 
Anemone  alpina  L. 

—  narcissiflora  L. 
Ranunculus  hybridus  Biria. 

—  auricomus  L. 

—  montanus  ß.  major  Willd. 

—  acris  L. 

—  lanuginosus  L. 


Trollius  europaeus  L. 
Helleborus  niger  L. 
Aconitum  variegatum  L. 

—  Lycoctonum  L. 
Arabis  alpina  L. 

—  arenosa  Scop. 

—  pumila  Jcq. 
Kernera  saxafilis  Rchl). 


293 


Thlaspi  alpestre  L. 

Biscutella  laeclgata  L. 

Helianthemum  alpestre  Rclib. 

Viola  biflora  L. 

Polygala  amara  L. 

Dianthus  alpinns  L. 

Silene  inflafa  Siiiitli.  y.  alpina. 

—  alpestris  Jcq. 

—  quadrißda   L. 

—  acaulis  L. 
Alsine  rerna  Barll. 

—  austriaca  M.  et  K. 
Cerastium  ovaium  Hoppe. 

—  triviale  Link  var.  alpinutn. 
Linum  catarthicum  L. 
Geranium  siltaticum  L. 
ArilhyUis  polijphylla  Kit. 
Trifolium  alpestre  L. 
Hippocrepis  comosa  L. 

Dryas  octopetala  L. 
PotenUlla  aurea  L. 

—  Tormentilla  Siblh. 
ßo5«  alpina  L. 
Alchemilla  montana  Wilkl. 
Sorbus  Aria  Crantz. 
Epilobium  trigonum  Schrank. 
Sedum  atrafum  L. 

—  album  L. 
Sempervivium  hirtum  L. 
Saxifraga  Aizooti  Jcq. 

—  caesia  L. 

—  stellaris  L. 

—  rofundifolia  L. 
Pinipinella  alpestris  Spreng. 
Athamanta  cretensis  L. 
Meum  athamanticum  Jcq. 
Imperatoria  Osfrufhlnm  L. 
Heracleum  austriacum  L. 
Laserpitium  latifolium  L. 
Anthriscus  alpestris  Wiinin. 
Galium  saxatile  Vill. 
Valeriana  saxatilis  L. 
Scabiosa  lucida  Vill. 
Adenosfyles  albifrons  Rchb. 

—  alpina  Bl    et  F. 
Honiogyne  discolor  Cass. 
Solidago   Virga  aurea  L. 
Gnaphaliuni  supinum  Hoppe. 


Achillea  Clavennae  L. 

—  Clusiana  Tausch. 
Chrysanthemum  atratum  Jcq. 
Doronicum  austriacum  Jacq. 
Cineraria  alpestris  Hoppe. 
Senecio  abrät anifolius  L. 

—  cordatus  Koch. 

—  subalpina  Koch. 
Cirsium  eriophorum  Scop. 

—  erisithales  Scop. 
Carduus  defloratus  L. 
Apargia  autumnalis  Hoffm. 
Crepis  aurea  Cass. 

—  blattarioides  Vill. 
Hieracium  rillosam  L. 
Phyteuma  orbiculare  L. 
Campanula  pulla  L. 

—  Hostii  Bau  mg. 
Vacciniutn  Vitis  idaea  L. 
Rhododendron  hirsutuni  L. 

—  Chamaecistus  L. 
Pyrola.  rotundifolia  L. 

—  uniflora  L. 
Gentiana  pannonica  Scop. 

—  acaulis  L. 

—  pumila  Jcq. 

—  nivalis  L. 

Cynoglossum  officinale  L.  (bei  einer 

Schwaighütte), 
Myosotis  alpestris  Schmidt. 
Digitalis  grandiflora  Lam. 
Linaria  alpina  Mill. 
Veronica  aphylla  L. 

—  saxatilis  Jcq. 

—  alpina  L. 
Melampyrum  sylvaticum  L. 
Pedicularis  Jacquinii  Koch. 

—  verticillata  L. 
Bartsia  alpina  L. 

Euplirasia  officinalis  L.   v.  nemo- 

rosa  (die  Alpenlorm). 
Thymus  alpinus  L. 
Betonica  Alopecurus  L. 
Androsace  lactea  L. 
Primula  Clusiana  Tausch. 

—  Auricula  L. 
Soldanella  minima  Hoppe. 
Cyclamen  europaeum  L. 


294 

Glohularia  cordifolia  L. 
R'imex  nlpimis  L. 
Polygoniini  vh'iparum  L. 
Thesinm  alpiniim  L. 
Euphorbia  coralHoides  L. 
Salix  Jacqvimana  Willd. 

—  retusa  L. 
Abi  US  viridis  ÜC- 
Juniperus  nana  Willd. 
Pinus  Muphus  Scop. 
Orchis  glohosa  L. 
Habenaria  inridis  R.  Br. 

—  alhida  R.  Br. 
Nigritella  anguslifolia  Rieh. 
Corallorrhiza  innafa  R.  Br. 
Veratrum  album  L. 
Juncus  Hostii  Tausch. 

—  lamprocarpus  Ehrh. 
Lumila  maxima  DC. 
Carex  capillaris  L. 

Es  ist  kein  Zweifel,  düss  dieses  Verzeicliniss  nicht  unbedeutend 
vervollständigt  würde,  wenn  der  Gamsstein  vom  Hammerwerk  „Hof 
über  den  Scheibenberg  oder  auch  von  „Höllenstein"  aus  bestiegen 
wird.  Die  Felsenpartie  bis  zum  „Hüttgraben"  und  dann  zum  „Hasen- 
fuss",  einem  östlichen  Felsbuckel  des  wellenförmig  gedehnten  Kam- 
mes enthalt  gewiss  noch  einige  obgenannter  Species,  welche  dem 
Besucher  aus  dem  Jahre  1854  entgangen  sind. 

St.  Pulten,  August  1879. 


Carex  firma  Host. 

—  alrata  L. 

—  tenuis  Host. 
Phleuni  alpinum  L. 

—  Eicheln  All. 
Agrosfis  rupestris  All. 
Aira  caespitosa  L. 
Avena,  alpestris  Host. 

Poa  alpina  L.  var.  vivipara. 
Festuca  varia  Hanke. 
SelagineJla  spinulosa  A.  Braun. 
Lycopodium  Selago  L. 
Aspidium  aculeatum  Sw. 

—  Lonchitis  Sw. 

—  spinulosum  Sw, 
Cystopteris  monfana  Link. 

—  alpina  D()ll. 
Polypodium  alpestre  Hoppe. 

—  Phegopteris  L. 


Ein  Fall  von  Parthenogenesis  bei  einem  Conjugaten. 

Von  Hugo  Znkal. 

Anfangs  April  1868  fand  ich  in  einem  Tümpel  aus  O'iellwasser 
mit  felsigem  Untergrund  (Grauwackenschiefer)  eine  sehr  reich  fructi^ 
ficirende  Spirogyra. 

Die  Enden  der  Zellen  waren  nicht  zurückgeschlagen,  das  schmale 
Chlorophyllband  zeigte  3 — 4  Umgange  und  die  gelbgrünlichen  Sporen 
eine  mehrschichtige  Membran.  Die  sterilen  Zellen  waren  circa  Ves'" 
dick  und  etwa  lY^mal  so  lang,  die  Fruchtzellen  sehr  stark  gedunsen 
und  2— 3mal  so  lang  als  dick. 

Eine  sorgfaltige  Vergleichung  und  Messung  führte  mich  zu  dein 
SchUiss,  dass  die  fragliche  Species  unter  allen  übrigen  noch  der 
Spirogyra  arcta  Ktz.  am  nächsten  stände.  Das  Merkwürdige  an  dem 
Funde   war   aber   der   Umstand,    dass    die  Alge  ungeachtet  der 


295 

sehr  reichen  Fructili  cation  keine  Spur  von  Copulalion 
xcigte.  In  zwei,  drei  l)is  seclis  Nachharzellen  ein  und  desselben 
Fadens  hatte  sich  der  Inlialt  einfach  sphärisch  zusannnengeballt  und 
zur  Spore  unigewandell.  Mit  der  Zusammenhalluiig  des  Plasma 
scheint  eine  gr(»ssere  Wasseraufnahuie  Hand  in  Hanf]  g-egangen  zu 
sein,  denn  die  Torsion  der  fructifirirenden  Zellen  war  ausserordent- 
lich gesteigert  und  die  Zellmeuihran  seihst  in  der  Gegend  des  ge- 
ringsten Widerstandes,  also  in  der  Aequalorialzone,  stark  nacli  aussen 
gewölbt. 

Diese  Wölbung  war  eine  voUkoinmen  regelmässige,  und  die 
Zellen  erlangten  durch  dieselbe  eine  tasschenförmige  Geslalt.  Nie 
lind  nirgends  zeigle  sich  eine  Spur  einer  papillenarligen  Aussackung 
oder  ein  Ansatz  zu  einer  Schnabel-  oder  Kniebildung.  Die  durch 
blosse  Conlraction  des  Plasmakorpers  entstandenen  Sporen  unter- 
schieden sich  in  nichts  von  einer  echten  Zygospore;  auch  bezüglich 
des  Auskeimens  verhielten  sie  sich  analog  wie  die  letzteren,  d.  h. 
sie  erwiesen  sich  als  Dauersporen.  Wenigstens  lieferten  Kultur  ver- 
suche mit  Faden,  welche  reife  Sporen  enthielten,  ein  negati\es  Re- 
sultat un»l  zwar  unter  Umständen,  unter  denen  Ulofhrix  zonata  und 
Vaucheria  clavata  lebhaft  vegelirten  und  Schwärmer  bildeten. 

Unter  diesen  Verhältnissen  ist  es  wohl  zweifellos,  dass  wir  es 
hier  mit  einem  Fall  von  Parlhenogenesis  zu  thun  haben,  d.  h.  mit 
einer  Embryonenbildung  ohne  vorhergehende  Befruchtung,  wie  solche 
für  manche  Saprolegnien  und  Chara  crinita  schon  längst  bekannt 
ist,  für  die  apogamen  Farne  aber  erst  jüngst  von  de  ßary  be- 
schrieben wurde. 

Freudenthal,  im  Juni  1879. 


Streifzüge  in  den  Alicantiner  Bergen. 

Von  F.  Hegelmaier. 

(Fortsetzung. 

In  Felsspalten  des  östlichen  Steilabfalles  blühten  Amelanchier 
vulgaris,  Ranunculus  gramineus ,  Globularia  milgaris  L.,  und  an 
ganz  unerreichbarer  Stelle  eine  Iberis.  .Manche  von  der  Mariola  an- 
gegebene Pflanzen ,  z.  B.  Linaria  Cavanillesii  Chav.  ,  sliessen  mir 
nicht  auf;  für  eine  gründliche  Durchsuchung  ihres  höchsten  Theiles 
wäre  auch  die  einzige ,  etwas  flüchtige  Besteigung  des  Gipfels  mit 
nachherigem  Abstieg  auf  dem  gleichen  Weg  bei  weitem  nicht  aus- 
reichend gewesen. 

In  mehrfacher  Beziehung  gleichwohl  sehr  befriedigt  kehrte 
irh  in  den  Nachiuilhiuj<slunden  nach  Alcoy  zurück,  allergrösstentheils 
zu  Fuss,  mit  Ausnahme  der  letzten  Wegstrecke.    Ich  halte  mich,  da 


296 

in  Spanien  fast  noch  melir  als  ancicrvväris  das  Klettern  an  harten 
Felsen  der  gewölmlichen  ßeschuhung  Iiöchst  verderblich  ist,  rnehr- 
faclien  RathschUigen  entspreiliend  ,  der  hei  dem  Landvolk  üblichen 
Alpargaten  (Hanfschuhe)  als  Fussbeklcidung  für  diese  Bergtour  be- 
dient. Ohne  indessen  mit  den  Resultaten  gerade  unzufrieden  zu  sein, 
fand  ich  doch  den  Schutz,  welchen  diese  Schuhe,  zumal  bei  schnel- 
lem Absteigen,  dem  Fuss  gewähren,  nicht  vollständig  genug  und  zog 
PS  in  der  Folge  ,  nicht  bloss  bei  meinen  Touren  in  den  Alicantiner 
Bergen,  sondern  auch  späterhin  in  den  Andalusisclien  Gebirgen,  vor, 
zu  den  erprobten  Bergschuhen  ,  wie  sie  Alpenwanderer  benützen, 
zurückzukehren,  bei  welchen  irh  mich  denn  auch  entschieden  besser 
befand.  Ueberhaupt  fand  icli,  dass  sich  verschiedene  der  bekannten 
fiir  Alpenreisen  giltigen  Erfahrungen  und  Regeln  mit  gleichem  Vor- 
tlieil  aucii  in  den  spanischen  Gebirgen  anwenden  lassen.  Den  Laii- 
desan^ehörigen  der  besser  situirten  Classen  liegt  nichts  ferner ,  als 
sich  der  Müiie  des  Bergsteigens  zu  unterziehen;  von  ihnen  ist  in 
solchen  Sachen  schlechterdings  nichts  zu  lernen;  der  Fremde  ist 
ganz  auf  seine  eigenen,  von  auswärts  mitgebrachten  Erfahrungen 
angewiesen. 

Ich  halte  beabsichligf,  die  Sierra  Altana  von  Alcoy  aus  zu  be- 
suchen, da  eingezogenen  fCrkiindignngen  zufolge  die  Besteigung  von 
dem  auf  dieser  Seite  (am  nordwestlichen  Fuss  der  Sierra)  gelegenen 
Städtchen  Benifallim  aus  zu  bewerkstelligen  sein  sollte.  Vielleicht 
hätte  auch  die  Besteigung  von  der  Nordseite  ans  noch  höheres  In- 
teresse geboten,  als  die  in  der  nachher  von  mir  gewählten  Rich- 
tung. Allein  iiussere  Umstände  veranlassten  mich  wenige  Tage  nach 
der  Tour  auf  den  Moncahrer  für  kurze  Zeit  nach  Alicante  zurück- 
zukehren, und  so  fügte  es  sich,  dass  ich  der  Sierra  Altana  von  der 
Südseite  her  mich  näherte,  auf  einem  mehrtägigen  Ausflug,  der  so- 
wohl diesem  Gebirge  als  dem  früher  erwähnten,  durch  seine  kühnen 
Formen  längst  mein  Interesse  in  Anspruch  nehmenden  Puig  Cam- 
pana gelten  sollte.  Ich  begab  mich  zu  diesem  Zweck,  ohne  im  vor- 
aus von  der  leichten  Erreicliharkeit  meiner  Reiseziele  auf  diesem 
Weg  überzeugt  zu  sein,  nach  dem  etliihe  Leguas  nordostlich  von 
Alicante  an  der  Küste  gelegenen  Städtchen  Villajoyosa. 

In  der  einfachen ,  nahe  beim  Eingang  des  Ortes  gelegenen 
Venta,  in  welcher  nacii  etwa  viersliindiger  Fahrt  auf  heisser,  stau- 
biger Landsfrasse  der  Stell  wagen  mich  absetzte,  fand  ich  über  Ver- 
holFen  günstige  Forderung  meiner  Zwecke.  Der  gefällige  Ventero,  in 
dessen  Haus  freilich  Unterkommen  und  Verpflegung  nach  liindlichem 
Massstab  gemessen  werden  musste,  der  aber  jedenfalls  sein  Möglichstes 
that,  mir  den  Aufenthalt  angenehm  zu  ma(^hen,  erwies  sich  nicht  bloss 
als  ein  mit  den  Verhältnissen  der  benachbarten  Berggegenden  wohl 
vertrauter  Mann,  sondern  war  auch  gerne  bereit,  gleich  am  andern 
Morgen  selbst  die  Begleitung  auf  der  Tour  nach  der  Altana,  auf 
welcher  seinem  Ausspruch  nach  übernaclitet  werden  musste,  zu  über- 
nehmen und  nachher  auch  erforderlichen  Falls  für  Führung  nach 
dem  Puig  Campana  Sorge  zu  tragen,    wobei^    wie  sich  in  der  Folge 


2U7 

liprausstellle,  seine  Ansprüche  auf  Enlscluidignng  die  bescheidensten 
waren.  Um  die  nächsten  Umgehnngen  von  Villajoyosa  kennen  zu 
lernen,  blieb  mir  nicht  mehr  viel  Zeil  übrig,  die  ich  noch  nach 
Müglichkeit  zu  benutzen  suchte.  Das  Städtchen,  auf  einer  massigen 
Anhöhe  über  dem  Meere  gelegen,  wird  durch  ein  im  Sommer  trocken 
liegendes  Flussbett  in  zwei  ungleiche  Theile  getheilt,  in  deren  kleinerem, 
westlichen  meine  Venta  lag.  Der  jenseits  gelegene  Haupttheil  bietet 
namentlich  von  der  Brücke  aus,  mit  welcher  die  Landstrasse  den  Fluss 
überschreitet,  gesehen,  ein  sehr  pittoreskes  Bild  dar  vermiige  der  Bauart 
seiner  Häuser  und  der  Häufigkeit  der  in  den  Gärten  zwischen  denselben 
befindlichen  Dattelpalmen,  hat  aber  im  Innern  enge,  zum  Theil  schmutzige 
Gassen,  welche  von  dem  unebenen  Marktplatz  aus  nach  verschiedenen 
Seifen  ausstrahlen  und  namentlich  nach  dem  Meere  steil  herablaufen. 
Ziemlich  weit  landeinwärts  erstreckt  sich  von  dem  Städtchen  aus  eine 
Huerta  mit  zahlreichen  zerstreuten  Häusern  und  Häusergruppen,  wohl 
angebaut  und  fruchtbar,  daher  spontaner  Vegetation  wenig  Raum 
gebend,  aber  im  verflossenen  Jahre  unter  der  schon  seit  lange  an- 
haltenden Dürre  leidend.  Ihre  Flora  bot  wenig  bemerkenswerthe 
Formen  dar.  An  Ackerrändern  standen  Lathyrus  annuus,  Cyperus 
rotundus  L.,  Lavatera  cretica;  unter  der  Saat  selbst  Gladiolus  segetum, 
Bupleurum  rotundifolium ;  neben  und  in  den  seichten  Bewässerungs- 
gräben Acanthus  mollis ,  Euphorbia  pubescens  Vahl.,  Helosciadium 
nodiflorutn  Koch,  Lythrum  Graefferi  Ten.,  Samolus  Valerandi  u.  dgl.; 
an  den  steinigen  Böschungen  der  Rambla  des  Flusses,  zwischen  den 
ihre  Blüthenschafte  in  Menge  entwickelnden  Agaven,  viel  Fagonia 
cretica.  In  etwas  weiterer  Entfernung  vom  Städtchen  erhebt  sich  eine 
Gruppe  dürrer,  niedriger,  zum  Tiieil  oben  von  Felsen  gekrönter,  zahl- 
reichen Kaninchen  als  Wohnort  dienender  Hügel,  deren  Vegetation 
etwas  mehr  versprechen  mochte,  zu  deren  Besuch  aber  meine  Zeit 
nicht  mehr  ausreichte.  Der  prächtige  Felskegel  des  Puig  Campana, 
dessen  Fuss  nur  etwa  zwei  Wegstunden  entfernt  ist,  malt  sich  um 
Sonnenuntergang  mit  den  wunderbarsten  Farben  und  zeichnete  sich 
mit  seinen  grotesken  Umrissen  noch  am  nächtlichen  Himmel  aufs 
scjijirfste  ab,  einen  Anblick  gewährend,  der  mein  Interesse  für  diesen 
scliönen  Berg  und  mein  Verlangen,  ihn  nälier  kennen  zu  lernen, 
womöglich  noch  steigerte  und  mich  dem,  was  die  nächsten  Tage 
bringen  sollten,  mit  den  angenehmsten  Erwartungen  entgegensehen  Hess. 
Vor  Tagesanbruch  war  mein  Begleiter  zum  Aufbruch  nach  der 
Altana  bereit  und  waren  die  für  eine  zweitägige  Tour  erforderliclien 
Gegenstände  in  den  Packkörben  untergebracht,  welche  der  als  Reil- 
thier  engagirte  Esel  zu  tragen  hatte.  Ich  habe  bei  dieser  und  einer 
Anzaiil  spaterer  Gelegenheiten  auf  spanischem  Boden  die  Leistungs- 
fähigkeit von  Thieren  gerade  dieser  Kategorie  wirklich  im  höchsten 
Grad  schätzen  gelernt;  sie  verdient  in  ihrer  Art  sicherlich  noch  mehr 
Bewunderung  als  die  der  Manifhiere,  welche  mit  Recht  W(!gen  ihrer 
Vorzüge  als  Reit-  und  Lasllhiere  auf  steinigen,  schlechten  Gebirgs- 
pfaden  geriihmt  werden,  und  deren  kralligere  Statur  schon  an  sich 
eher  einige  Ansprüche  rechtfertigt,  welche  aber  vollends  an  Bedürfnis«- 


298 

losigkeit  den  Eseln  nicht  g-anz  g-leichkouimen.  Nicht  selten  habe  ich 
mich  durch  das  Bestreben,  einem  solchen  Thiere  die  Lösung  seiner 
Aufgabe,  der  es  sich  langsam,  aber  mit  unverwüstlicher  Ausdauer 
unterzieht,  zu  erleichtern,  bewegen  lassen,  streckenweise,  auch  wo 
es  nicht  aus  andern  Gründen,  z.  B.  wegen  besonderer  Steilheit  oder 
Schwierigkeit  des  Terrains  nothwendig  war,  abzusteigen  und  zu  Fuss 
zu  gehen,  kam  aber  schliesslich  von  diesem  Verfahren  gänzlich  ab, 
indem  ich  fand,  dass  dem  Thiere  damit  im  Allgemeinen  schleciit 
gedient  war:  wenn  ich  nämlich  dasselbe  auf  practicablem  Wege 
einige  Augenblicke  ledig  gehen  Hess,  so  war  allemal  die  unvermeidliche 
Folge,  dass,  ehe  man  sich's  versah,  der  Arriero  selbst  auf  seinem 
Rücken  sass  und  das  Thier  so  unter  Umständen  eine  schwerere  Last 
zu  tragen  hatte,  bis  sich  ein  passender  Anlass  fand,  mit  guter  Manier 
wieder  einen  Wechsel  vorzunehmen. 

Der  Weg  durchschneidet  zuerst  die  bewohnte  und  bebaute 
Huerla ,  in  welcher  ausser  vereinzelten  Palmen  in  der  Umgebung 
der  Häusergruppen  namentlich  eine  Fülle  von  Mandelbäumen  culfivirt 
wird,  die,  wie  auch  die  Johannisbrod-  und  Granatbäume,  diessmal 
einen  reichen  Ertrag  versprachen,  und  führt  alsdann  die  ersten  Stunden 
in  gerader  Richtung  landeinwärts  dem  Gebirge  zu  und  zwar  zunächst 
dem  Lauf  des  bei  Villajoyosa  mündenden  Flussbettes  entlang,  welches 
er  wiederholt  überschreitet,  und  welches  allmälig  zwischen  steinige, 
dürre,  äusserst  vegetationsarme  Hügel  tritt.  Am  Weg  blühten  in  Menge 
etliche  in  der  Gegend  vielverbreitete  Compositen,  wie  Aster isciis 
maritimus  Mnch.,  Senecio  Unifolius  L.  und  vereinzelte  Stocke  von 
Scolymus  tnaculatus:  das  Flussbett  selbst  beherbergt  a»i  nicht  ganz 
ausgedörrten,  geschützten  Stellen  Gruppen  von  Oleanderslräuchern  in 
eben  beginnender  Blüthe.  Wiederholt  führte  der  Weg  auf  unvollendeten 
Strecken  einer  seit  geraumer  Zeit  in  Arbeit  befindlichen,  aber  nur 
stückweise  begonnenen,  in  ihrem  künftigen  Zug  theilweise  an  den 
schon  seit  zwei  Jahren  dastehenden  Pfeilern  projectirter  Brücken  erkenn- 
baren Strasse  dahin,  welche  bestimmt  ist,  Alcoy  mit  der  Küste  bei 
Villajoyosa  in  die  nächste  Verbindung  zu  setzen,  und  an  welcher  an 
einzelnen  Punkten  auch  wirklich  Arbeiter,  grusstenlheils  Knaben,  mit 
landesüblicher  Langsamkeit  beschäftigt  waren.  Zwischen  der  Huerta 
von  Villajoyosa  und  dem  drei  Stunden  entfernten  Städtchen  Sella,  über 
welches  der  Weg  genommen  werden  musste,  war  nur  ein  einziges, 
von  Fruchtgärten  umgebenes  Dorf  Orcheta  zu  passiren.  Allmälig 
rückte  die  Aitana-Kette  näher  und  schien  gleichzeitig,  da  sich  der 
Weg  lange  Zeit  nicht  wesentlich  hob,  immer  mehr  in  die  Hohe  zu 
wachsen.  Ihr  Anblick  von  der  sich  hier  präsentirenden  Südseite  bot 
wenig  Erfreuliches  dar;  schroff  und  scheinbar  unzugänglich,  ausge- 
brannt und  kahl  stand  sie  da ,  fast  vergleichbar  einer  Mauer  von 
riesigen  Dimensionen  und  gereclite  Zweifel  erweckend,  wie  ein  Empor- 
klimmen an  ihr  möglich  sein  sollte.  Das  Aussehen  der  übrigen  Land- 
scliaft  veränderte  sich  indessen  mit  der  Annäherung  an  das  Gebirge 
in  wohlthuender  Weise.  Nach  dem  Ueberschreiten  einiger  vorgelagerter 
Terrainwellen   auf  schlechtem    Fussweg  wird   der  Ort  Sella   sichtbar, 


290 

M'oit  und  breit  umg-eben  von  Olivenpflanzungen  mit  an  den  Abhängen 
und  in  der  Sohle  des  Thals  zerstreuten,  zum  Theil  inmitten  hübscher 
G.irten  gelegenen  Gehöften,  die  zwischen  Grün  halb  versteckt  und 
von  grossen  Opuntien-  und  Agavenhecken  umscidossen  sind.  Auch  die 
ganze  Vegetation  des  Thals  fangt  hier  an  mehr  Mannigfaltigkeit  zu 
zeigen.  An  Felsen  neben  dem  Weg  findet  sich  Convolvulus  lanu- 
ginosus,  Dickichte  von  Rubus  amoenus  Port,  in  beginnender  BUithe, 
von  Smilax  durchrankt,  spenden  wohlthuendes  Grün;  an  einen  von 
einem  kleinen  Wassersturz  überrieselten  Tufffelsen  gedeihen  selbst 
grosse  fructificirende  Polster  von  Eucladium  verticillatum  B.  u.  Seh. 
Der  Ort  selbst  liegt  malerisch  um  einen  steilen,  auf  seinem  Gipfel  ein 
alles,  noch  w^ohlerhaltenes  Schloss  tragenden  Hügel  herum,  bietet  aber 
in  seinem  Innern  nur  den  gewöhnlichen  düstern  Anblick  solcher 
abgelegener  spanischer  Bergstädtchen:  enge,  bergige  Gassen,  durch 
welche  auf  steilem  Zickzackweg  ins  Innere  zu  gelangen  ist,  zwi- 
schen kleinen  finsteren  Steinhäusern  und  eine  ärmliche  Bevölkerung. 
Der  Hausherr  in  der  kleinen  Venta,  in  welcher  wenige  Minuten  Halt 
gemacht  wurde,  verfehlte  nicht,  sich  nach  den  Verhältnissen  in  Deutsch- 
land angelegentlich  zu  erkundigen,  mit  welchen  er  eine  mir  gänzlich 
unerwartete  Bekanntschaft  an  den  Tag  legte. 

Der  Ausblick  nach  Osten  ,  welchen  die  Umgebung  von  Sella 
eröffnet,  gewährt  grosses  Interesse,  indem  er  ein  vollkommeneres  ür- 
theil  über  die  Gliederung  der  der  Aitana  gegen  die  Küste  hin  vor- 
gelagerten Berggruppen  gestattet,  als  ein  solches  von  anderen  Seiten 
her  zu  gewinnen  ist.  Der  Puig  Campana  erscheint  jetzt  nicht  mehr 
als  so  vollkommen  isolirter  Kegel ,  wie  von  der  Küste  aus,  sondern 
er  hängt  mit  dem  östlichen  Theil  der  Aitana-Kette  durch  ein  Joch 
von  allerdings  sehr  massiger  Höhe  zusammen,  von  welchem  ein 
kleines,  sich  bei  Sella  mit  dem  Hauptthal,  in  welchem  der  seither 
beschriebene  Weg  heraufführt,  vereinigendes  Seitenthal  herabsteigt. 
In  dieses  letztere  f;dlt  auf  seiner  rechten  Seite  die  Aitana-Ketto 
selbst  unmittelbar  ab;  auf  seiner  linken  Seite  wird  es  von  einem 
ehenfalls  von  jenem  Joch  sich  abzweigenden  ansehnlichen  Bergzug 
eingefasst,  welcher  von  dem  Joch  aus  nach  Westsüdwest  verläuft  und 
von  dem  nordwestl.  Fuss  des  Puig  Campana  wieder  durch  ein  kleines 
Thal  getrennt  ist.  Dieser  Bergzug  zeichnet  sich  durch  die  wilde 
Zerrissenheit  seiner  Formen  aus  und  erinnerte  mich  durch  die  Ge- 
stalt seiner  Felsbildungen  mehr  als  irgend  ein  anderes  mir  bekann- 
tes Landschaftsbild  an  die  Dolomite  der  Pusterthaler  Alpen,  selbstver- 
ständlich mit  stark  verkleinertem  Massstabe.  In  Verbindung  mit  dem 
Felskegel  des  Puig  lieferte  so  diese  Gruppe  ein  Gesammtbild  von 
eigenthümlichem  Charakter  und  voll  ergreifender  Wirkung. 

Unser  Weg  folgte  von  Sella  aus  noch  etwa  eine  Stunde  weit 
dem  Hauptthal,  Anfangs  ziemlich  stark,  zum  Theil  im  Zickzack  zwi- 
schen Olivenpflanzungen,  zu  einer  höheren  Thalstufe  emporsteigend, 
später  wieder  fast  eben.  Dabei  wendete  er  sich  gegenüber  seiner 
anfänglichen  Richtung  stark  westlich,  und  es  zeigte  sich  jetzt,  dass 
erst  eine  der  eigentlichen  Ailaiiakette  vorgelagerte,  mit  ihr  annähernd 


300 

parallele  und  von  ihr  durch  eine  von  Osten  l)eral)kominende  Schlucht 
gesonderte  Gebirgsgruppe  umgangen  werden  rnusste.  Die  höhere 
Lage  der  jetzt  betretenen  Thalstule  machte  sich  auch  in  sehr  auf- 
fallender Weise  geltend  durch  das  Auftreten  von  dünnem  Pinienwald, 
zumal  an  den  nach  Norden  gekehrten  Wanden  des  Hauptthaies  und 
seiner  Seitenschluchten,  die  Anwesenheit  von  fliessendem  Wasser  in 
dem  Bette  des  Baches,  die  grossere  Kräftigkeit  des  Wuchses  der 
Johannisbrod-  und  anderer  Fruchtbäume ,  den  besseren  Stand  der 
Saaten,  welche  die  enge  Thalsohle  zum  Theil,  namentlich  in  der  Um- 
gebung der  sparsamen,  aber  meist  zierlichen  und  reizend  gelegenen 
Wohnungen  bedeckten.  Die  Windungen  des  Thaies  eröffnen  jetzt 
stets  neue  Aussichten  auf  schöne ,  mit  Gesträuch  und  kleinen  Ge- 
hölzen bewachsene  Berge;  an  den  Abhängen  zunächst  dem  Weg 
gedeiht  eine  kräftige  Strauchvegelation  von  Rhamnus  lycioides  L. 
nebst  Daphne  Gnidium;  an  den  Stützmauern  der  Culturen  Viola 
arhorescens  L.  und  reichlich  Lactuca  tenerrima  Pourr. ,  an  Fels- 
wänden Coniwlvulus  lanuginosus  in  Menge  und  grosser  Ueppigkeit. 
Endlich  an  der  Einmündung  der  vorhingenannten,  die  Aitanakette  von 
ihrer  Vorterrasse  trennenden  Thalschlucht  beginnt  plötzlich  der  haupt- 
sächlich zum  Zweck  des  Schneetransports  aus  dem  Gebirge  angelegte 
Weg  an  diesem  emporzusteigen ,  zunächst  in  zahlreichen,  ziemlich 
steilen  Zickzackwindungen.  Den  Südabhang  des  Gebirges,  welcher 
hier  betreten  wird ,  bedeckt  in  seinen  unteren  Stufen  ein  ziemlich 
mannigfaltiger  monte  Bajo.  Zwar  fehlt  der  Altana,  wenigstens  die- 
ser von  mir  betrelenen  Parlie  derselben,  der  prachtvolle  Schmuck, 
welchen  die  Massenvegetation  von  Cistus  Clusii  der  Mariola  ver- 
leiht; diese  Art  ist  hier  sparsam;  dafür  tritt  C.  albidus  reichlicher 
auf,  ferner  in  Menge  Juniperus  Oxycedrus ,  Ulex  austraüs  Clem., 
Quercus  coccifera,  eine  um  diese  Zeit  niclit  blüliende  Erica,  Ros- 
marinus ,  Lavandula  Stoechas,  Daphne  Gnidium,  sparsam  auch 
Ononis  fruticosa;  dazwisclien  auch  <lie  kleineren  Helianthemum- 
Sträuclier,  H.  latandulaefolium  und  hirttim;  all  dieses  zusammen 
bildet  einen  äusserst  bunten  aus  verschiedenartigem  Grün  und  man- 
nigfachen anderen  Farben  gewirkten  Teppich.  Bei  weiterem  Empor- 
steigen gesellen  sich  zu  diesen  SträU(;hern  und  beginnen  sie  zu 
ersetzen  Erysimum  australe,  Galtum  Valentinum  Lag.,  Carduncellus 
Monspeliensium,  Linum  suffruticosum ,  Euphorbia  nicaeensis  und 
Characias,  Centaurea  tenuifolia  Duf. ,  Catananche  caerulea.  An 
freiliegenden  Kalkblöcken  bildet  Grimmia  orbicularis  B.  et  Seh.  mäcii- 
tige  dunkelgraue  Polster.  Weiter  nach  oben  tritt  Euphorbia  isatidi- 
folia  fast  ebenso  massenhaft  wie  an  der  Mariola  auf,  ferner  Cen- 
taurea Boissieri  DC,  Medicago  leiocarpa  Blh.,  Ononis  minutissima, 
Helianthemum  rubellum  P.  und  asperum  Lag.,  letzteres  mit  Corollen, 
die  sich  beim  Hinaufsteigen  immer  habhafter  und  endlich  auf  dem 
Kamm  des  Gebirges  lief  rosenrolh  färben. 

In  einer  Seehöhe ,  welclie  etwa  1000  M,  (oder  wenig  mehr) 
betragen  mag,  gelangt  man  zu  der  Casa  de  nieve,- einer  zur  Auf- 
bewahrung des  Schnees  angelegten,    grossen    ausgemauerten  Grube, 


301 

welche  sich  •<\\s  ein  niedrlg-os  Gel);indc  aus  rohen  Steinen  noch  einige 
Fuss  über  den  Boden  erhebt  und  mit  einem  Dach  versehen  ist.  Der 
noch  vorhandene  Schneevorratli  erschien  mir  nicht  allzugross,  sollte 
aber  nach  der  Ansicht  meines  Begleiters  dem  Bedarf  der  Schnee- 
hiindler  fiir  die  Dauer  des  Sommers  ziemlich  genügen.  Einzelne  Ge- 
h()fte  sind  in  dieser  Höhenregion  an  dem  Abhang  des  Gebirges 
zerstreut;  das  der  Casa  de  nieve  niichstgelegene,  nur  einige  liundert 
Schritt  entfernte  derselben,  aus  einigen  Gebiiuden  bestehend,  sollte 
uns  für  die  Nacht  zum  Quartier  dienen.  In  der  Umgebung  dieser 
Gehöfte  finden  sicli  daher  auch  cultivirte  Bodenstücke.  Auf  Aeckern 
ist  Caucalis  leptophylla  häufig;  an  den  Randern  solcher  findet  sich 
Nonnea  alba  DC,  an  Mauern  Euphorbia  flavicoma  DC,  und  Lactuca 
tenerrma  Pourr.  Kleine  Weingärten  steigen  noch  bis  einige  100  Fuss 
über  die  Casa  de  nieve  in  die  Höhe,  abwechselnd  mit  Saatfeldern, 
auf  welchen  unter  Anderem  Silene  Muscipula  L.,  Buplettrum  rotnn- 
difülium  L,  Asperula  arvensis,  Saponaria  Vaccai'ia,  Roemeria  hybrida 
als  häufige  Unkräuter  auftreten. 

Der  immer  noch  spurweise  vorhandene  Weg  klimmt  schliess- 
lich ohne  Windungen  geradeaus  steil  hinan  und  erreicht  den  Kamm 
des  Gebirges  an  einer  schartenförmigen  Senkung  desselben  zwischen 
()Stlich  und  westlich  sich  noch  ansehnlich,  wenn  aut^h  nicht  sehr  steil 
erhebenden  Felsgraten.  Xeranthemum  inapertum  in  einer  zwerghaf- 
ten Form,  Helianfhemum  salicifolimn,  ein  Alyssum  bedecken  unter- 
lialb  jenes  Kamm-Einschnittes  den  steinigen  Weideboden.  Mit  der 
Ankunft  auf  dem  Kamm  selbst  ändert  sich  aber  plötzlich  die  Phy- 
siognomie der  Vegetation.  Ausser  der  selbstverständlich  auch  hier 
nicht  fehlenden  Erlnacea  pungens  treten  noch  grosse  stachelige 
Polster  einer  zweiten  Leguminose,  Genista  Lobelii  DC,  und  zweier 
Cruciferen,  Alyssum  spinosum  L.  und  Vella  spinosa  DC. ,  sämmllich 
in  voller  Blüthe,  in  Menge  auf  und  bleiben  auch,  namentlich  Genisla 
und  Alyssum,  bis  auf  die  höchsten  Theile  des  Kammes  vorherrschend. 
Zugleich  eritffnet  sich  jetzt  auf  einmal  ein  Ausblick  nach  der  nin-d- 
lich  gelegenen  Berglandschaft  mit  der  Mariola  und  nach  der  Nord- 
seite der  Altana  selbst,  die,  wie  sich  jetzt  zeigt,  schroffer  als  die 
südliche,  zum  Theil  in  senkrechten  Felswänden  und  Terrassen  ab- 
fällt. Eine  Rast  im  Schutze  einer  zunächst  der  Einsattelung  gelege- 
nen solchen  Felswand  Hess  mich  auf  die  Vegetation  der  benachbarten 
nach  Norden  gerichteten  Felsen  einen  sorgfältigeren  Blick  werfen. 
Von  Sträuchern  wuchsen  hier  Prunus  prosfrata  Labill.  und  Amelan- 
chier  vulgaris,  letzterer  an  den  Felswänden  selbst,  eisterer  am  Grund 
derselben  zwischen  kleineren  Steinblöcken;  ferner  in  Menge  Saxi- 
fraga  Cossoniana ,  sparsamer  Iberis  saxafilis  L. ,  Draba  hispanica 
Boiss.,  beide  letzteren  verblüht ,  eine  erst  im  Aufblühen  begriffene 
Brassica,  Carex  Halleriana,  Fesfuca  Hysirix  Boiss.  und  plicata  Hack.; 
dabei  grosse  Rasen  von  Homalothecium  sericeiim  B.  et  Seh.,  neben 
Grimmia  orbicularis  dem  einzigen  Laubmoos,  welches,  so  viel  ich 
weiss,    in    den    durch    grosse    bryologische    Armuth  gekennzeichne- 


302 

len    Alicantiner    Gebirgen    stellenweise    Massenvegetationen    bildend 
auftritt. 

Mittag  war  schon  einige  Stunden  vorüber,  und  um  auf  den 
Gipfel  der  Altana  zu  gelangen,  mussfe  ich  von  hier  aus  den  Kamm 
nach  Osten  hin  verfolgen  und  mehrere  Buckel  der  Reihe  nach  er- 
steigen; war  da  einer  überwunden,  so  zeigte  sich  unerwartet  hinter 
ihm  ein  successiv  noch  höherer,  bis  endlich  nr)ch  dreiviertelslündi- 
gem  allmäligem  Aufwärtsstreben  der  durch  eine  Sleinpyramide  als 
der  höchste  Punkt  der  Provinz  bezeichnete  oberste  Rücken  erreiciit 
war;  keine  Bergspitze,  sondern  eine  die  benachbarten  Theile  des 
Kammes  nur  wenig  überragende,  sanfte,  etwa  dem  Gipfel  des  Feld- 
hergs  im  Schwarzwald  vergleichbare  Kammanschwellung.  Auf  dem 
Wege  dahin  beherbergt  der  felsige,  zum  Theil  mit  zerstreuten  grossen 
Steinplatten  bedeckte  Boden  ausser  den  sclion  genannten  goldgelbe 
und  weisse  Polster  bildenden  Pflanzen  noch  einige  weitere:  ein  Orni- 
thogalum  ähnlich  dem  0.  tenuifoUum  Guss.;  ein  Muscari;  Scabiosa 
tomentosa  Cav.  und  eine  Armeria  noch  nicht  blühend;  Lysimachia 
Linum  stellatum,  Jurinea  humilis ,  Ranunculus  gramineits  und  in 
Menge  Senecio  minutus  Boiss.  und  Erodium  valentinum  B.  et  R.  In 
nördlichen  Felsspalten  zunächst  dem  Gipfel  ist  Arenaria  grandiflora 
und  Aethionema  ovalifolium  häufig.  Es  ist  kein  Zweifel,  dass  der 
nördliche  Abhang  der  Altana,  bei  der  beträchtlichen  Verschiedenheit 
seiner  Configuration ,  in  seiner  Flora  von  dem  südlichen  mehrfach 
differiren  wird,  und  ich  bedaure  sehr,  dass  die  Umstände  mir  nicht 
gestatteten,  jenen  kennen  zu  lernen  ,  indessen  dürfte  er  in  seiner 
Vegetation  mit  dem  nördlichen  Abhang  des  Puig  Campana  Aehnlich- 
keit  haben,  welchen  ich  kurz  darauf  besuchte. 

Die  Aussicht  von  dem  Gipfel  der  Altana  ist  jedenfalls  eine  sehr 
bedeutende  und  interessante,  doch  war  es  mir  nicht  verginmt,  sie 
nach  allen  Seiten  ganz  ungestört  zu  geniessen,  da  in  den  Nachmit- 
tugsstunden  ansehnliche  Nebelmassen  einen  Theil  des  Berglandes 
einhüllten  und  selbst  nach  Südosten ,  gegen  das  Meer  hin,  den  Ho- 
rizont stellenweise  verdüsterten.  Am  meisten  nahm  der  Ausblick 
nach  dieser  letzteren  Seite  meine  Aufmerksamkeit  in  Anspruch.  Den 
Mittel-  und  Glanzpunkt  der  Aussicht  in  dieser  Richtung  bildet  wie- 
der die  Felsmasse  des  Puig  Campana,  welcher  um  so  mächtiger  em- 
porzusteigen schien,  je  höher  mein  eigener  Standpunkt  wurde,  und 
dessen  Gipfel  an  absoluter  Höhe  der  Altana  nicht  allzuviel  nach- 
geben, schätzungsweise  ungefähr  dem  Moncabrer  gleichkommen  dürfte. 

(Sckluss  folgt.) 


Literaturberichte. 

Bollettino  della  Societä  Veneto-Trentiua  di  scienze  naturali.  Jahrg.  1879. 

Das   1.  Heft   der   Verhandlungen    dieses  naturwissenschaftlichen 

Vereines,    welcher  zu   Padua   seinen  Sitz  hat,    entiiall  einige  bemer- 


303 

kenswerlhc    botanische   Arlikel,    deren    liier    Erwähnung    geschehen 
möge,  als : 

C.  Massalongo,  Hepatologia  Veneta.  Die  Zahl  der  in  Ve- 
netien  bisher  aufgefundenen  Lebermoos-Arten  hqt  bis  nunzu  100 
erreicht.  Diese  Ziffer  ist  jedenfalls  eine  beträchtliche,  wenn  das  sel- 
tene Vorkommen  dieser  Sporenpflanzen  erwogen  wird,  und  es  wäre 
interessant,  das  Verhältniss  derselben  zu  den  Lebermoosfloren  der 
übrigen  Länder  zu  constatiren.  Als  beachtenswerth  werden  von  den 
in  Venetien  aufgefundenen  Hepaticeen  aufgeführt:  Frnllania  Jackii, 
Riccardia  latifrons,  Metzgeria  conjvgata,  Scapania  Bartlingii,  Pla- 
giochila  inferrupfa  var.  pyrenaica,  Jungermannia  Raddiana,  scapa- 
noides  und  crenulata  var.  cristnlata. 

Carazzi  Dr.,  Bemerkungen  über  einen  von  Crie  der  Akade- 
mie der  Wissenschaften  in  Paris  überreichten  Aufsatz,  betreffend  die 
Bildung  eines  stärkemehlartigen  Stoffes  in  den  Schlauchzellen  der 
Pilze.  Carazzi  widerlegt  zwei  Punkte  der  Crie'schen  Arbeit  und 
zwar:  1.  dass  im  Allgemeinen  der  Mangel  an  Stärkemehl  in  den 
Pilzen  angenommen  wird,  und  2.  dass  die  Entdeckung  von  Amylum 
in  den  Pyrenomyceten  ein  neues  Factum  ist,  welches  man  ihm  — 
Crie  und  Tulasne  zu  danken  hat.  Die  Beweisführung  stützt  sich 
auf  massgebende  Autoritäten,  als:  De  Notaris  (Comm.  della  Soc. 
critt.  Ital.  Dicembre  1863),  Fries  (Lichenograph.  Scandinav.  pars  I. 
pag.  3  1871),  Nylander  (Observ.  circa  Peziza  Fenniae  1868),  Kar- 
sten (Mycologia  Fennica,  pars  I,  1871  und  pars  II,  1873),  Sac- 
cardo  (in  mehreren  Schriften)  und  Rabenhorst  &  Gonnermann 
(Myc,  Europ.  Dresden  1869).  Schliesslich  aber  gesteht  der  Autor 
Herrn  Crie  doch  das  Verdienst  zu,  die  Art  und  Weise,  wie  die 
Bildung  von  Amylum  in  den  Pilzen  vor  sich  geht,  erforscht  zu 
haben. 

Saccardo  P.  A.,  lieber  Agaricus  echinatus  Roth.  Dem 
Verfasser  wurden  von  Prof.  C.  Massalongo  einige  Exemplare  eines 
Pilzes  aus  der  Gruppe  Hymenomycetes  zur  Untersuchung  zugesendet, 
die  in  einem  Geschirre  vorgefunden  wurden,  worin  die  Bertolonia 
marmorata  im  Warm  hause  des  Universitätsgartens  zu  Ferrara  culti- 
virt  wird.  Da  dieser  Pilz  vermöge  seiner  Organisation,  seiner  geo- 
graphischen Verbreitung  und  seiner  verworrenen  Synonymik  einer 
näheren  Erörterung  werth  erschien,  Hess  sich  Saccardo  in  eine 
eingehende  Besprechung  desselben  ein,  welche  den  Fachgenossen 
nicht  unwillkommen  sein  dürfte. 

Saccardo  P,  A.,  Ueber  die  Momente,  welche  auf  die 
Sexualität  der  Individuen  beim  Hanf  (Caw«a6«s  «aTü'a)  Ein- 
fluss  nehmen.  Behufs  Constalirung  der  auf  das  Geschlecht  der 
einzelnen  Hanfpflanzen  einwirkenden  Agentien  stellte  der  Verfasser 
verschiedene  sorgfältige  Culturversuche  an,  welche  sowie  deren  Er- 
gebniss  hier  in  Kürze  angedeutet  werden  mögen.  Saccardo  wählte 
aus  einem  Quantum  Hanfsamen  einige  Dutzend  grösserer,  üppigerer 
und  ebensoviel  Dutzend  kleiner,  leichter  —  aber  immerhin  die  Merk- 
male   der    Keimfähigkeit    besitzender  Körner.    Hierauf   Hess    er    vier 


304 

Beete,  ein  jedes  von  anderer  Boden beschaffenheit  anlegen  und  zwar 
Nr.  I  mit  gewöhnlicher  Gartenerde,  Nr.  II  mit  starkgedüngter  Garten- 
erde, in.  mit  Kieselsand,  gemischt  mit  Kalk  und  IV.  Gartenerde  und 
Asche  zu  gleichen  Theilen.  Jedes  dieser  Beete  wurde  mittelst  Quer- 
leisten in  zwei  Abtheilungen  geschieden,  so  dass  sich  nun  acht  Ab- 
theilungen ergaben.  —  Am  8.  April  1878  nahm  Herr  Saccardo 
die  Aussaat  der  Hanfkorner  in  der  Weise  vor,  dass  er  in  je  eine 
der  zwei  Abtheilungen  von  gleicher  BodenbeschafFenheit  12  Stück 
der  grossen  und  in  die  andere  12  Stück  der  kleinen  Samen  legte. 
Am  6.  August,  wo  alle  derart  gezogenen  Hanfpflanzen  soweit  enl- 
wickelt  waren,  um  ihr  Geschlecht  wahrnehmen  zu  können,  schritt 
Saccardo  zur  Untersuchung,  deren  Schlussergebniss  in  Kürze  fol- 
gendes ist:  1.  dass  aus  den  minder  entwickelten,  kleineren  Samen 
vorherrschend  weibliche  Individuen  entstanden  und  2.  dass  in  san- 
digem Erdreich  der  Hanf  reichlicher  gedeiht,  jedoch  ohne  Unterschied 
der  Owalität  der  zur  Aussaat  benützten  Körner  eine  bedeutende 
Ueberzahl  weiblicher  Pflanzen  zum  Vorschein  kommt. 

C.  Massalongo,  Ueber  eine  gyno-diöcische  Form  der 
Salnia  pratensis.  Zu  dieser  kleinen  Notiz  wurde  der  Verfasser 
dadurch  veranlasst,  dass  er  auf  einer  Vl^iese  nächst  Ferrara  zahl- 
reiche Exemplare  von  Salvia  pratensis  fand,  bei  denen  die  BlUthen 
wegen  Verkümmerung  der  Staubgefässe  ausscliliesslich  als  weib- 
liche erschienen;  ein  Fall,  der  übrigens  auch  bei  anderen  Labiaten 
und  von  Herrn  Müller  bei  der  Gatlung  Salvia  beobachtet  wurde. 
Die  weiblichen  Exemplare  unterscheiden  sich  von  den  zwitterblü- 
t lügen  durcli  die  kleineren  Dimensionen  aller  Theile,  vorzugsweise 
aber  der  Corollen.  Das  Conneclivband  ist  viel  kürzer,  als  bei  den 
normalen,  und  angelliakenartig  gekrümmt.  Die  Antherenfächer  sind 
massig  entwickelt,  enthalten  jedoch  keine  Spur  von  Pollen.  Der 
weibliche  Sexualapparat  ist  normal;  wo  die  Befruchtung  einer  solchen 
Pflanze  stattfindet,  kann  diess  nur  durch  die  Vermittlung  von  In- 
secten  zu  Stande  gekommen  sein.  M.  P. 

Uechtritz  R.  v.,  Resultate  der  Durchforschnng"  der  schlesischeii  Phane- 
rogamenflora  im  Jahre  1878  (Separat-Abdruck  aus  dem  LVI.  Jahres- 
berichte der  schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländ.  Cultur).  23  S.  8°. 

Der  Verfasser  hat  es  verstanden,  schon  zu  Wimmer's  Zeiten 
die  schlesischen  Botaniker  um  sich  zu  schaaren  und  deren  Beob- 
achtungen alljährlich  bekannt  zu  machen.  So  fliessen  bis  heute  die 
Nachträge  zur  „Flora  von  Schlesien"  noch  immer  reichlich  und 
machen  eine  neue  Ausgabe  dieses  Werkes  zur  unabweisbaren  Noth- 
wendigkeil.  Auch  der  vorliegende  Bericht  enthält  eine  Reihe  von 
Novitäten  für  Schlesien,  wie:  Delphinium  Orientale  Gay,  Nasturtium 
austriacum  X  silvesfre  Neilr.,  Erysimum  crepidifolium  Rchb.,  Bras- 
sica nigra  Andrz.  (Koch),  Sinapis  alba  L.  v.  glabrata  Doli.,  Hirsch- 
feidia adpressa  Mnch,,  Silene  gallica  L.  var.  iS.  quinquevulnera  L., 
Rosa   turbinata   Ait.    et    R.   alpina  X,  glauca   Uerhtr.    (iJ.    alpina^ 


305 

Reuferi  Christ),  Carduus  hamulosus  Ehrh.  (=  C.  nigrescens  Yill.), 
Galinsoga  brachystephana  Reg'el,  Anthemis  tincturia  L.  v.  A.  discoi- 
dea  W.,  Crepis  rhoeadifolia  M.  ß.,  Hieracium  Pilosella  L.  v.  intri- 
cntum  J.  Lange,  Linaria  striata  DC,  Veronica  austriaca  L.  Mentha 
rotundifolia  L.,  Euphorbia  falcata  L.  et  E.  virgata  W.  K.,  Epipactis 
microphylla  Sw.,  Colchicum  aufumnale  L.  f.  vernalis,  Carex  pedi- 
formis  C.  A.  Mey.,  Hierochloa  odorata  Whlbg.  var.  effusa  Uechtr., 
Phleum  fallax  Janka  und  Meiica  nutans  L.  var.  pallida  Uechtr. 
Ueberdiess  liefert  Verfasser  eine  Reihe  von  Standorten  für  seltenere 
Arten,  Pflanzengeographische  und  sonstige  Bemerkungen  in  Bezug 
auf  Synonymik  erhöhen  den  Werth  dieser  Arbeit.  K. 

„ öwoÄ/'yc/i/*   llsianii  Borbäs"  und  noch  Etwas.    Eine  botanische  Abrech- 
nung   von   Otto  Herman.    Separat-Abdr.    aus  „Termeszetrajzi  Füzetek- 
1879,  8"  8  S. 
Unter  diesem  Titel  erlässt  Herman   in  Pest  einen  Schmerzens- 
schrei    ob    der    Verwilderung,    welche  seit   dem   Jahre  1875    in  der 
botanischen  Literatur  Ungarns  eingerissen  ist,    und  die  ilire  Wellen- 
kreise selbst  bis  in  das  Ausland  getrieben  hat.  Er  versucht  es  durch 
obige   Schrift   auf  die    arg   aufeinander  platzenden   Geister   calmirend 
zu    wirken   und   bedauert,    dass   iiiasslose   Eitelkeit  die  Geinüther  bis 
zu    solch    einer    die    Wissenschaft    und    den  Ruf  ihrer    ungarischen 
Adepten  so  schädigenden  Verbitterung  geführt  hat.  Hauptsachlich  eifert 
H.    gegen    das    Vorgehen    des    Dr.  Borbäs,    dem    er  die  Rolle   des 
Hechten    im   botanischen  Karpfenteiche   vindicirt,    und   dessen   Hasten 
nach  ephemerer  Glorie   er  in  bescheidenere  Grenzen  weisen  mochte. 


Correspondenz. 

Ns.  Podhrad,  28.  Juh  1879. 
„Wenn  es  auch  nicht  regnet,  so  tröpfelt's  doch."  Dieses  Sprich- 
wort braucht  man  heuer  wolil  nicht  auf  unser  Wetter  anzuwenden, 
denn  des  immerwährenden  Regens  und  Giessens  geniessen  wir  allzuviel, 
so  dass  wir  auch  schon  des  Tropf  eins  gerne  los  waren.  Darum  wende 
ich  dieses  Sprichwort  an,  wenn  ich  Ihnen  über  meine  neuesten  Funde 
im  Juni  und  .iuli  berichten  will.  Ein  solcher  ausgiebiger  Tropfen  war 
Festuca  Myurus  Ehrh.,  die  ich  heuer  in  allen  grösseren  Waldern  des 
Bosäcthales,  von  der  mahrischen  Grenze  bis  zu  den  Podiirader  Eichen- 
wäldern, auf  offenen  Plätzen  an  vielen  Stellen  in  grosser  Menge  ange- 
troffen und  gesammelt  habe.  Wohl  wird  dieses  zierliche  Gras  auf  den) 
Gebiete  des  Trentschiner  Comilates  von  Schiller  auf  dem  K'lepäc  bei 
Tr.  Teplitz  (s.  Oesl.  b.  Z.  XVI!.  42)  und  von  E.  Keller  beiKälnica  nächst 
Beckov  angegeben  (s.  Mitth.  d.  ung.  Akad.  V.  150),  doch  gelang  es  mir 
bisher  nicht  von  diesen  Standorten  Exemplare  zu  Gesicht  zu  bekommen. 
Um  so  grösser  war  daher  meine  Freude,  als  ich  dieses  Gras  in  der 
Nähe  meines  Wohnortes  und  zwar  nicht  etwa  in  vereinzelten  Exem- 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  9.  Heft.  1879.  23 


306 

plaren  sondern  sehr  häufig  gefunden  habe.  Es  ist  hier  gewiss  nicht 
eingeschleppt,  sondern  ganz  bestimmt  einheimisch  und  wird  ganz 
sicher  auch  auf  der  mährischen  Seite  des  Lopennikgebirges  vorkommen, 
da  ich  es  neulich  kaum  200  Schritt  weit  von  der  Grenze  beobachtet 
habe.  Ueberall  wo  bei  uns  Fesluca  Myurus  vorkommt,  leistet  ihr  die 
ebenso  zierliche  Avena  tenuis  Mönch  treu  Gesellschaft.  Am  23.  d.  M. 
bestieg  ich  abermals  den  Lopennik,  um  mir  die  in  höheren  Lagen 
wachsenden  Rubus  genauer  anzusehen.  In  der  beiläufigen  Hohe  von 
2500'  beobachtete  ich  neben  dem  in  der  ganzen  Umgebung  häufigsten 
Rubus  thyrsoideus  VVimm.  den  R.  hifrons  Vest  sehr  häufig  eben  in 
schönster  Blüthe  und  R.  Vestii  Pocke  Synops.  Rub.  155.  (R.  sulcatus 
Hol.  exs.  non  Vesl.)  zerstreut  und  bereits  verblüht.  Sehr  häufig  ist 
hier  überall  eine  Art  aus  der  Gruppe  der  Glandulosen  mit  dicht- 
benadeltem  starkbereiften  runden  Schössling,  fast  einreihigen  kurzen 
Staubfäden,  dichtdrüsigen  und  benadelten  Blüthenstielen  und  Kelchen, 
welche  aber  mil  R.  hirtusW.K.  nicht  vereinigt  werden  kann;  gyno- 
dyname  und  androdyname  Glandulosen  wachsen  auch  hier  wirr  durch- 
einander, doch  sind  erstere  häufiger.  Auch  vermuthe  ich  in  einer 
starkbewehrten  Brombeere  mit  stumpfkantigem  Schössling,  ziemlich 
grossen  Blüthen  und  abstehendem  Fruclitkelcli  wenn  nicht  den  R. 
Koehleri  N. W.,  so  doch  seinen  sehr  nahen  Verwandten.  Es  ist  sehr 
auffallend,  dass  ich  auch  hier  keine  einzige  Brombeere  fand,  die  nur 
einigermassen  an  R.  plicatus  N.W.  (R.  fruHcosus  L.)  erinnern  möchte. 
Bei  dieser  Gelegenheit  traf  ich  mehrere  Gruppen  Calaminfha  Acynos 
Clairv,  mit  rein  weissen  Blüthen,  nebst  mehreren  Exemplaren  des 
Trifolium  ochroleucum  L.  mit  so  grossen  Köpfchen,  dass  ich  es  beim 
ersten  Anblick  für  Tr.  pannonicum  hielt.  Auf  offenen  Waldstellen 
am  Rücken  des  Lopennik  ist  auch  Carex  leporina  L.  ziemlich  häufig, 
darunter  auf  mein-  schattigen  Orten  die  ß  argyroglochin  (Hörnern.) 
sehr  seifen.  Das  auf  der  nahen  Javorina  im  Neutraer  Comitat  sehr 
häufige  Melandryum  diurnum  Fr.  wurde  auch  hier  in  kräftigen  Exem- 
plaren angetroffen.  Tonacetum  Parthenium  Schtz.  Bip.,  das  ich  schon 
vor  vielen  Jahren  an  Wegen  des  Lopennik  beobachtete,  ist  auch  in 
Schlägen  so  häufig,  dass  man  es  für  längst  eingebürgert  halten  muss. 
Auch  unsere  Bauern  kennen  diese  Pflanze  („Rimbaba")  und  pflegen 
sie  zu  Heilzwecken  von  diesem  Berge  zu  holen.  Nachmittag  erhoben 
sich  vom  Westen  abermals  drohende  Wolken,  und  weil  man  heuer 
mit  Regen  nicht  viel  spassen  darf,  musste  das  weitere  Besichtigen 
des  gegen  Nordost  gelegenen  Berges  Kykula  ausbleiben.  Kaum  im 
Hause  angetroffen  bekamen  wir  richtig  wieder  Regen. 

Jos.  L.  Holuby. 

Kalksburg,  am  31.  Juli  1879. 
Gestern  war  ich  wieder  in  Baden,  um  Hieracium  saxatile  von 
hier  über  Vöslau  bis  Gainfahrn  zu  beobachten.  Ich  fand  es  nur  im 
ersten  grossen  Steinbruch  nächst  Baden  und  im  grossen  Sandberg- 
werke über  Gainfahrn.  Hier  war  es,  neben  massenhaftem  H.  statici- 
folium,  nicht  sehr  zahlreich   und  nur  in  der  kleineren  forma  iconum 


307 

(I,  tab.  163),  welche  Grisebach  für  Hier.  Wildenowii  erklärt  hat, 
die  aber  weiter  nichts  ist,  als  eine  schmächtig-ere,  arm-  und  iilein- 
blätlrige  Form  des  von  Jacquin  zuerst  in  den  Observationes  (tab.  50) 
abgebildeten  U.  saxatile.  Diese  grössere  forma  observationum  war 
im  erwähnten  Steinbruche  bei  Baden  vorherrschend,  aber  merkwür- 
digerweise auch  jetzt  noch  sehr  sparsam  blühend.  Auffallend  ist  das 
Fehlen  des  H.  saxatile  bei  Soos  und  Vöslau.  Dafür  interessirte  mich 
sehr  Melampyrum  subalpinum  A.  Kerner,  welches  dort  —  ohne  ne- 
mnrosuni  —  massenhaft  wächst.  J.  Wiesbaur  S.  J. 

Aistersheim,  13.  August  1879. 
Vielleicht  interessirt  es  Ihren  Leserkreis,  dass  ich  eine  botani- 
sche Expedition  nach  Cypern  zu  organisiren  beabsichtige.  Der  von 
seiner  Dobrudschareise  bekannte  junge  deutsche  Botaniker,  Hr.  Paul 
Sintenis,  will  sich  zu  Beginn  des  Winters  dahin  begeben.  Wir 
hoffen  ca.  6  Centurien  Raritäten  zusammenzubringen.  Wer  sich  hie- 
für interessirt,  beliebe  sich  um  nähere  Daten  an  mich  zu  wenden. 
Von  dem  Herbarium  normale  des  F.  Schultz,  das  ich  im  Interesse 
seiner  Witwe  fortsetze,  sind  soeben  die  zweite  und  dritte  Centurie 
der  neuen  Serie  erschienen.  K.  Keck. 


Personalnotizen. 

—  Dr.  C.  J.   V.   Klinggräff    ist   am    26.    März   in   Paleschken 
gestorben. 

—  Dr.  Eduard  Beccari  hat  die  Direction  des  Kgl.  botanischen 
Gartens  und  Museums  in  Florenz  übernommen. 


Vereine,  Anstalten,  ünternehmung^en. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Wien,  am  19.  Juli  übermiltelte  Prof.  Wiesner  eine  im  pflanzen- 
physiologischen Institute  der  Wiener  Universität  von  Dr.  Karl  Richter 
ausgeführte  Arbeit,  betitelt:  „Untersuchungen  über  den  Einfluss  der 
Beleuchtung  auf  das  Eindringen  der  Keimwurzeln  in  den  Boden."' 
Die  Resultate  dieser  Arbeit  lauten:  Wenn  oberflächlich  am  Boden 
liegende  Samen  keimen,  so  dringen  die  Keimwurzeln  nur  unter  ge- 
wissen Umständen  in  den  Boden  ein;  die  Verhältnisse,  welche  hier 
in  Betracht  kommen,  sind  der  Hauptsache  nach  folgende:  1.  Das 
Eindringen  der  Wurzeln  in  den  Boden  findet  nur  statt,  wenn  die 
Temperatur  ein  gewisses  über  dem  unteren  Nullpunkt  der  Keimung 
gelegenes  Minimum,  das  von  der  Pflanzenspecies  abhängig  ist,  über- 
steigt.   2.    Dieses    Minimum   liegt   für  eine  und  dieselbe    Pflanzenart 


308 

viel  tiefer,  wenn  die  Keimlinge  dem  Lichte  ausgesetzt  sind,  als  wenn 
sie  dunkel  gehalten  werden;  diese  Erscheinung  rührt  daher,  dass 
unter  dem  Einflüsse  der  Beleuchtung  ein  Umsatz  von  Licht  in  Wärme 
stattfindet,  wie  durch  Culturversuche  bei  Temperaturen,  welche  über 
dem  Optimum  der  Keimungstemperatur  der  betreffenden  Pflanzen 
liegen,  gezeigt  wurde.  3.  Ein  Anpressen  der  Wurzeln  an  den  Boden, 
mag  dies  durch  Bildung  von  Wurzelhaaren  oder  von  aussen  her 
geschehen,  begünstigt  das  Eindringen  der  Wurzeln.  4.  Die  Boden- 
beschaff*enheit  hat  nur  insofern  auf  das  Eindringen  der  Wurzeln 
Einfluss,  als  diess  um  so  leichter  erfolgt,  je  weniger  Widerstand  den 
Wurzeln  von  der  Unterlage  geboten  wird.  5,  Der  Geotropismus 
ist  selbstverständlich  beim  Eindringen  der  Wurzeln  in  das  Substrat 
in  erster  Linie  betheiligt.  Das  Licht  beeinflusst  denselben  insofern, 
als  es  durch  Schaff"ung  von  Wärme  das  Wachsthum  überhaupt  und 
damit  die  geotropische  Abwärtskrümmung  begünstigt.  Hingegen  ist 
der  negative  Heliotropismus  beim  Eindringen  beleuchteter  Wurzeln 
in  den  Boden,  aller  Erwartung  entgegen,  nicht  im  Spiele. 

—  Im  botanischen  Garten  zu  Berlin  wurde  am  17.  Juni  das 
Denkmal  Alexander  Braun's  enthüllt,  wobei  Prof.  Dr.  Eichler  die 
Festrede  hielt. 


Botanisclier  Tausch  verein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Braun  mit  Pflanzen  aus 
Niederösterreich.  —  Von  Herrn  Prichoda  mit  Pflanzen  aus  Nieder- 
österreich. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Csato,  Dr.  Schmidt, 
Breindl. 

Aus  Niederösterreich  einges.  von  Braun:  Juncus  sphaerocar- 
pus,  Micropus  erectus^  Piptatheruni  paradoxum,  Plantago  Cynops, 
Trifolium  striatum,  Viola  amhigua. 

Aus  Niederösterreich  einges.  von  Prichoda:  Erythraea  linari- 
folia,  Lactuca  viminea,  Salma  Aethiopis,  S.  austriaca,  Triticum 
cristatum,  Willemetia  apargioides.  Aus  Ungarn :  Euphorbia  salici- 
folia.       ^ 


Inserat. 

Die  Gruttmanu'sche  Buchhandlung  (Otto  Enslin)  in  Berlin  offe- 
rirt  ein  Exemplar  von  „Botanischer  Jahresbericht"  band 

1-IV  für  M.  85.—. 


Ke.laeteur  und  Heraiistreber  Dr.  Alezander  Stcofltz.  —  Verla?  von  C.  Oerold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  Ueberreuter'scben  Buchdruckerei  (M.  Salzer). 


Oesterreichische 

Botanische  Zeitschrift 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

Ule  Snterreivliiscbe  Exemplare 

hotHnliicIie     7.eltschrin  RnfMlIlb      llllfl      RnfoniLAl»                die  frei  durch  die  Post  be- 

ersclieint  UUlrtUlH.     IIUU     UU IraUin VI  )             zogen  werdeu sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  bei  der  Redaktion 
Manjn.nume,ut^auf^selbe   jj:jj.[^g,.     Ogl^onOmea,    ForSlffläUner,    ÄerZle,  ^'^  "ü  p'ä'^uL^^^i^en.-  '' 

(t6  R.  Mark.')  .                                        Im  Wege  des 

ganzjährig,  oder  mit  inAlllolpp    11111^    Tpi'hniLpr                       Buchhandels  übernimmt 

i  a.  n.W.CS  R.Mark)  npUlUCKCl     UllU     ICIIIIUACI.                          Fränumeration 

halbjährig.  C.  berold's  Sohn 

Inserate  ^  _                                             in  ^'ien, 

die  ganze  Pefitzelle  fy           I O                                             sowie  alle  übrigen 

15  kr.  Ost.  W.  ü=     XV«                                             Buchhandlungen. 


XXIX.  Jahrgang.  Will.  October  1879. 

IlfHAIiT:  Silaus  virefcens.  Von  Janka.  —  Ädriatische  Algen.  Von  Hauck.  —  Mykologisches 
aus  Krain.  Von  Voss.  —  Botanische  Notizen.  Von  Dr.  Borbas.  —  Mykologisches.  Von  Schulzer. 
—  Alicantiner  Berge  (Schluss).  Von  Dr.  Hegelmaier.  —  Zur  Flora  von  Polen.  Von  Karo.  — 
Mykologische  Präparate.  Von  Thümen.  —  Literaturberichte.  —  Correspondenz.  Von  Dr.  Borbas. 
Huter,  Wiesbaur.  —  Personalnotizen.  —  Botanischer  Tauschverein.  —  Inserate. 


Siians  virescens. 

Von  Victor  v.  Janka. 

Silaus  virescens  (DC.)  Griseb.  —  oder,  wie  Prof.  Kern  er  in 
neuerer   Zeil   (Oesterr.    botan.  Zeitschr.,   Vegetationsverhältnisse   etc., 

Jalirg )    von    Bun'mm    peucedanoides    M.  B.    abgeleitet    wissen 

wollte,  Silaus  peucedanoides  — ,  war  bisher  als  eine  Art  von  sehr 
lückenhalt  unterbrochenem  Vorkommen  angenommen.  Eine  Partie  des 
Caucasus,  Siebenbürgen,  das  Banat  und  die  Gegend  von  Tokaj 
in  Ungarn,  das  Centrum  der  europaischen  Türkei,  die  Provinz 
Lucanien  in  Unteritalien,  das  Departement  Cote  d'Or  des  west- 
licheren Frankreichs  und  nach  Grisebach's  Versicherung  (Vege- 
tation d.  Erde  1.  p.  554)  auch  die  Ostpyrenäen  wäre  die  geographi- 
sche Verbreitung  derselben. 

An  und  für  sich  würde  so  ein  sprungweises  Auftreten  nichts 
so  Auffallendes  sein,  da  ja  dergleichen  Beispiele  sozusagen  unzählig 
sind.  Ich  will  nur  auf  ein  paar  viel  merkwürdigere  Falle  hinweisen, 
wo  Arten  nach  viel  grosseren  Intervallen  wieder  auftauchen,  wie  auf 
Waldsteinia  sibirica  cBaikal-See  —  östliches  Siebenbürgen),  Achillea 
impatiens  (Sibirien  —  Klausenburg),  Echinops  globifer  (Sibirien  — 
Kailsburg),  Alliuni  obliquum   L.  (Sibirien  —  Thorda)  etc. 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift,  lu.   Heft    1879.  24 


310 

Aber  bezüglich  Silaus  virescens  muss  ich  dennoch  eine  Aus- 
nahme machen.  Vergleicht  man  nämlich  Exemplare  von  allen  ein- 
gangs erwähnten  Standorten  genau,  so  entpuppen  sich  statt  Einer 
Species  mindestens  derer  drei. 

Da  kommt  zuerst  Silaus  pencedanoides  (M.  B.).  —  Früchle  von 
dieser  habe  ich  zwar  keine  gesehen,  aber  schon  DC,  C.  A.  Meyer 
und  Grisebach  haben  diese  Pflanze  von  S.  virescens  unterschieden, 
und  diese  botanischen  Matadores,  denen  man  Species -Mulliplication 
gewiss  nicht  vorwerfen  kann,  bürgen  dafür,  dass  die  caucasische 
Pflanze  eine  abweichende  ist.  Und  das,  was  DC.  im  Prodr.  IV,  p.  116 
von  ihr  sagt,  nämlich:  „foliorum  radicalium  segmentis  latioribus"  und 
„vittae  2 — 3  in  Omnibus  fere  valleculis,  rarissime  solitariae  mihi  ob- 
viae",  das  stimmt  wirklich  gar  niclit  mit  unserem  ^Silaus  virescens^ 
überein;  da  findet  das  gerade  Gegentheil  statt:  es  sind  die  Blatt- 
segmente der  oberen  Biälter  im  Verliällniss  breiter,  wie  die  der 
unleren;  die  vittas  beobachlele  ich  immer  solitarias.  —  Ein  Hohenacker'- 
sches  Exemplar,  das  ich  im  Herbar  meines  Freundes  Bohatsch  sah, 
zeigt  in  der  Tliat  einen  anderen  Blatlzusc^hnitt.  Grisebach  (Spicileg. 
Fl.  rumel.  I.  p.  362)  stellt  die  Unterschiede  so:  „foliorum  segmenta 
linearia  acuta  mucronata,  involucelii  foliola  umbellulam  aequantia" 
gegen  „foliorum  segmenta  apice  rotundato-obtusa  brevissime  mucro- 
nulata ,  involucello  umbellula  duplo  breviori"  bei  S.  virescens.  — 
Diess  genügt,  um  Silaus  peucedanoides  (M.  B.)  :=:  S.  carvifolius  C. 
A.  Mey.  vom  bisherigen  S.  virescens  zu  trennen.  Die  caucasische 
Pflanze  kommt  daher  hier  nicht  mehr  in  Betracht. 

Bleibt  also  noch  Silaus  virescens  von  den  oben  angeführten 
europäischen  Fundorten  übrig,  und  da  entdeckte  ich.  Dank  der  So- 
ciete  dauphinoise,  die  1878  unter  Nr.  1221  bei  „Messigny  (Cote  d'Or) 
taillis  du  bois  de  la  Combe-Ragot,  11.  Aout"  von  Bonn  es  gesam- 
melte so  instructive  Exemplare  nusgab,  in  den  Früchten  einen  Unter- 
schied von  unserer  Pflanze,  der  selbst  den  conservativsten  Botaniker 
nicht  gleichgiltig  lassen  kann.  Dass  so  etwas  bisher  übersehen  wurde, 
daran  mag  wohl  der  Umstand  Schuld  tragen,  dass  derlei  Umbel- 
liferen  meist  bloss  zur  Aufblühzeit  gesammelt  in  Herbarien  auf- 
liegen, in  welchem  Zustande  die  vermeintlich  gleichen  Arien  wirk- 
lich zum  Verwechseln  ähnlich  sehen,  und  derlei  Gewächse  vor 
ihrer  Reife  längst  der  Sense  zum  Opfer  gefallen  sind,  oder  aber  die 
allenfalls  zwischen  Gesträuchern  stehen  gebliebenen  dann  dem  weiden- 
den Vieh.  Ueberdiess  ist  die  ganz  grasgrüne  Pflanze  in  Frucht  noch 
viel  leichter  als  in  Blüthe  zu  übersehen;  so  gelingt  es  eben  in  den 
allersellensten  Fallen  in  Besitz  reifer  Exemplare  zu  gelangen.  — 
Dabei  fällt  mir  ein,  wie  unser  Nestor  Brassai  noch  zu  Anfang  der 
Sechzigerjahre  mir  vis-ä-vis  meinte,  dass  es  gut  wäre,  einen  Flecken 
Landes  von  den  Heuwiesen  bei  Klausenburg,  wo  die  Pflanze  so  häufig 
ist,  zu  erwerben,  um  Früchte  untersuchen  zu  können.  Nun,  für  Ver- 
breitung von  Fruchtexemplaren  habe  ich  seit  einigen  Jahren  schon 
Sorge  getragen,  indem  ich  hier  einige  Stellen,  wo  die  Species  mit 
Ferulago  silvatica  (Bess.)  zusammen  ganz  gemein  ist,  gar  nicht  mehr 


an 

inälien  lasse,  so  dass  ich  selbst  beliebige  Tausende  von  Individuen 
austheilen  kann.  Obendrein  muss  ich  bemerken,  dass  sich  die  Pflanze 
sehr  leicht  cultiviren  lasst  und  auf  doppelte  Weise  reichlich  sich  ver- 
mehrt: durch  ihre  zahlreichen  Stolonen  und  die  vielen  leicht  keimen- 
den Samen.  Da  kann  man  sich  auch  genugsam  überzeugen,  dass 
unsere  Pflanze  vermöge  der  Siructur  ihrer  Früchte,  —  auf  was  schon 
Bentliam  und  Hook  er  in  Genera  plant.  1.  gekommen  sind  —  von 
Foeniculum  generisch  gar  nicht  verschieden  ist.  Grisebach  (1.  c.) 
ist  zwar  wegen  schärfer  hervortretender  Juga  und  diversen  Habitus 
von  Silaus  virescens  anderer  Ansiclit,  aber  gewiss  mit  Unrecht,  — 
die  Juga  sind  auch  bei  Foeniculum  fast  nicht  minder  kielförmig,  und 
von  Foeniculum  vulgare  ist  unsere  Pflanze  im  Habitus  sicher  nicht  melir 
verschieden  als  Silaus  virescens  von  iS.  pratensis,  —  oder  um  gar  grellen 
Contrast  zu  zeigen,  z.  B.  Cornus  suecica  von  den  übrigen  Cornus-Arten. 

Da,  wie  angedeutet,  —  denn  den  Unterschied  will  ich  weiter 
unten  angeben,  —  unsere  ungar.-siebenbürgische  Art  von  der  fran- 
zösischen verschieden  ist,  und  die  Benennung  ^virescens  DC."  stricte 
nur  für  die  französische  Pflan/e  Berechtigung  hat,  so  gebührt  der 
ersteren  die  Bezeichnung  Foeniculum  Rochelü  (HeufF.  sub  Selino  in 
Rochel,  bot.  Reise  1878,  p.  78),  und  es  sind  zu  dieser  Species  auch 
die  Standorte  in  Grisebach's  Spicileg.  Fl.  rumel.,  und  von  mir  in 
der  oberen  Buchenregion  des  thracischen  Balkans  ober  Kalofer  ent- 
deckte Standorte  (4.  Juni  1871,  7.  August  1872)  zu  registriren. 

Zweifelhaft  bleibt  mir  noch  Gasparrinia  virescens  Bert.  Fl.  ital. 
HI.  pag.  615.  Mich  macht  die  Angabe  „involucrum  universale  .... 
foliolis  integerrimis,  vel  apice  fissis,  aut  pinnatifidis"  stutzig. 
Wohl  habe  ich  vor  vielen  Jahren  aus  dem  botanischen  Garten  von 
Pisa  durch  den  sei.  Pietro  Sa  vi  ein  cultivirtes  Exemplar  mit  noch 
nicht  ganz  entwickelten  Früchten  erhalten,  die  aber  dennoch  schon 
die  steil  kegelförmigen  Stylopodia,  wie  bei  französischen  Exemplaren 
erkennen  Hessen.  Aber  i(;h  weiss  nicht,  ob  das  Exemplar  aus  luca- 
nischem  Samen  gezogen  wurde  oder  aus  französischem.  Dem  Habitus 
nach  schien  mir  dasselbe  von  der  gallischen  Pflanze,  die  diessbezüg- 
lich  mit  der  unserigen  übereinstimmt,  abzuweichen. 

y,  Silaus  vir  escens  der  Autoren"  zerfallt  also  in  folgende  zwei  Arten. 


Foeniculum    virescens    (D  C.) 

Benlh.  et  Hook. 
Syn.  Bunium  virescens  DC. 
Silaus  virescens  aut.  p.  p 


Stylopodiis  acuto-conicis  laliludine 
altioribus. 


Foeniculum    Rocheiii    (HeufT.). 

Syn.  1.  Silaus  virescens    Griseb. 

Spicileg.  Fl.  rumel.  et  aut. 

Fl.  hung.  (non  alior). 
Syn.  2.  Peucedanum       arenarium 

Baumg.Enum.slirp.Transs. 

(non  W.  K.,  nee  Ercsei  Fl. 

Thord.). 
Syn.  3.  Selinum  Rocheiii  HeulF.  in 

Roch.  bot.  Reise. 
Stylopodiis  depressis,  alliludine  la- 
tioribus. 

24* 


312 

Beide  Foenicula- kx\ew  unterscheiden  sich  demnach  gerade  so, 
wie  Chaerophyllum  Prescottii  DC.  von  Chaerophyllum  bulbosuniL.^). 

Szent-Golthärd  bei  Szamos-Ujvär  in  Siebenbürgen,  am 
10.  August  1879. 

Beiträge  zur  Kenntniss  der  adriatischen  Algen. 

Von  F.  Hauck. 

XIII. 

Peyssonnelin  Duhyi  Crouan  (Ann.  Sc.  nat.  1844,  p.  368.  — 
Fl.  finist.  pl.  19.  —  J.  Agardh,  Spec.  Alg.  Vol.  II,  p.  501,  Vol.  III. 
p.  384.  —  Areschoug,  Observ.  part.  III.  p.  9.) 
Das  ganze  Jahr  hindurch  auf  Steinen,  Muscheln,  Schnecken- 
häusern etc.  in  der  Litoralregion,  oft  in  Gesellschaft  von  Melobesien, 
Lithoderma,  längs  der  ganzen  istrianisclien  Küste.  —  Nicht  selten. 
—  Zu  dieser  Art  gehört  wohl  unzweifelhaft  Hildenbrandtia  sangui- 
nea  Kg.  Tab.  phyc.  Bd.  XiX,   Taf.  91  (nee  Spec.  Alg.!). 

Peyssonnelia  poiymorpha  (Zanard.)  Schmitz. 
Peyss.  Harveyana  Crouan,  w«Mche  i(;h  in  meinem  Verzeich- 
nisse der  Algen  von  Triest,  Jahrg.  1875,  p.  286  als  wahrscheinlich 
zu  dieser  Art  gehörig  anführte,  ist,  wie  ich  mich  nun  nach  authen- 
tischen Exemplaren  überzeugt  habe,  eine  ganz  andere  und  gut  ver- 
schiedene Art.  Das  Thallom  von  P.  poiymorpha  ist  anfanglich  kreis- 
rund, hautartig,  inkrustirt,  bis  auf  den  freien  Rand  dem  Substrate 
fest  angewachsen,  später  unregelmiissig  ausgebreitet  das  Substrat 
überwallend,  stark  inkrustirt,  steinhart.  Die  Spluirosporen  sind  gross, 
länglich,  kreuzförmig  getheilt  und  finden  sich  in  Nemathecien,  welclie 
ganz  den  Cystocarpien  erzeugenden  gleichen.  —  Peyss.  poiymorpha 
kommt  meistens  nur  in  grösseren  Tiefen  vor,  ausnahmsweise  jedoch 
auch  in  der  Litoralregion  an  dunkeln,  geschützten  Orten,  wie  z.  B. 
im  Hafen  von  Miramar,  wo  diese  Alge  in  früheren  Jahren  sehr 
häufig  war. 

Rhodochorton  membranaceum  (Magnus)  Hauck  (Calli- 
thamnion  membranaceum  P.  Magnus,  „Bot,  Ergebnisse  der  Nordsee- 

fahrt"  p.  67). 

Auf  Valonia  macrophysa,  Ascidien  und  Schwämmen  aus  grös- 
seren Tiefen,  an  der  istrianisclien  Küste.  —  Niclit  selten.  —  Wurde 
von    F.  E.  Schulze    auch   im   Körper   von   Spongelia  pallescens  ge- 


')  Der  Angabe  „stylopodüs  elongatis''  in  Boiss.  Fl.  Orient,  vol.  II  halber 
scheint  mir  Boiss.  Chaerophyllum  hulhosun  nicht  zu  unserem  gewöhnliclien 
zu  gehören,  sondern  vielmehr  zu   Ch.  Prescottii  D  C. 


313 

fnnden  (F.  E.  Schulze  „Unlersucliungen  über  den  Bau  und  die 
Entwicklung  der  Spongien"  in  Zeitsclir.  für  wissenschaftl.  Zoologie, 
Bd.  XXXll,  p.  147). 


Mykologisches  aus  Krain. 

Von  Prof.  Wilhelm  Voss. 

10.  Ein  Beitrag  zur  Keuntniss  der  subterranen  Pilze. 

Die  „Flora  subterranea,"  über  welche  Alex.  v.  Humboldt*), 
Nees  ab  Esenbeck^),  Scopoli^)  und  Andere  ausführlicher  berich- 
teten, ist  in  letzterer  Zeit  weniger  berücksichtiget  worden.  Dieses 
und  (las  Interesse,  welches  zu  den  pflanzlichen  Organismen,  die  in 
fortwährender  Nacht ,  tief  im  Innern  der  Höhlen  und  Bergwerke 
vegetiren,  unwillkürlich  hinzieht,  bewogen  mich  zu  einer  Excursion 
in  das  Braunkohlenbergwerk  Sagor. 

Zu  meiner  grossen  Freude  kehrte  ich  nicht  resullatlos  zurück. 
Wohl  wäre  dieses  kaum  der  Fall  gewesen,  wenn  ich  niclit  von  Seite 
der  Gewerkschaftsverwaltung  das  freundlichste  Entgegenkommen  ge- 
funden hätte.  Es  ist  mir  eine  sehr  angenehme  Ptlicht,  dem  Herrn 
Director  F.  Langer  und  den  Herren  Gewerkschaftsbeamten  F.  Ko- 
priwa  und  B.  Detela  an  dieser  Stelle  den  verbindli(;hsten  Dank 
ausdrücken  zu  können  für  die  Bereitwilligkeit,  womit  sie  mein  Stre- 
ben unterstützten. 

Da  über  die  unterirdisciie  Flora  Krains  ausser  einer  Miltlieilung 
der  Herren  Pokorny  und  Welwitsch*)  nichts  Erhebliches  bekannt 
geworden  ist,  so  dürfte  das  Naclifolgende  auch  für  die  Kennlniss 
der  Landesflora  nicht  ohne  Wertli  sein.  Derselbe  wird  jedoch  da- 
durch erhöiit ,  indem  mein  geehrter  Correspondenl  Freilierr  von 
Thümen  die  Mühe  nicht  sciieule,  meine  Bestimmungen  einer  Con- 
trole  zu  unterziehen. 

Die  Aufsammlung  der  Species,  die,  insoferne  sie  überhaupt  er- 
hallbare Formen  betrifft ,  so  ziemlich  vollständig  ist,  geschah  im 
Maximilianstollen  des  Kis?!Ovcer  Reviers  und  im  Wilhelminenstollen 
des  Sagorer  Flötzes. 

Von  vollkommen  ausgebildeten  Arten  wurde  Agaricus  (Copri- 
nus)  micaceus  Bull.,  A.  (Lenfinus)  lepideus  Fr.,  Lenzites  albida  Fr., 
Polyporus  versicolor  Fr.  var.  albus  Saut.,  zwei  dem  Polyporus  Broo- 


')  Alex.  V.  Humboldt:  Florae  fribergensis  specimen.  Berolini  1793. 
„  „  Plantae  subterraneae  (in  Römer  et  üsteri  mag. 

III,  53). 
^)  Nees  ab  Esenbeck,  Noeggerath  und  Bischof:  Die  unterirdischen 
Rhizomorphen. 

')  J.  Scopoli:  Dissertationes.  Pragae  1772. 

*)  Verliandl.  des  zool.-botan.  Vorciiios  in  Wien  1853.  S.  B.  pag.  114—110. 


314 

mii  Rabli,  und  P.  trabeus  Rostkov.  sehr  nahestehende  Arten  und 
P.  medulla  panis  Fr.  angetroffen.  Siimmlliche  an  dem  im  Bergwerke 
verwendeten  Holze.  Die  letzte  Art  überzieht  die  Balken  oft  auf 
grossere  Strecken  und  zeigt  nicht  selten  eigenthümliche  korallen- 
oder  geweihförmige,  rein  weisse  Auswtichse  des  Mycels,  die  lebhaft 
an  Clavarien  erinnern. 

Zahlreicher  waren  die  sterilen  Mycelformen  vertreten.  Die 
Gattung  Rhizomorpha  —  Wurzelpilz  —  durch  Rh.  obtruens  Pers., 
Rh.  pcämata  Humb.  var.  ochroleuca  Thüm.,  Rh.  suhcorticalis  Pers.  var. 
aidaela  Humb. ,  Rh.  suhterranea  Pers.  var.  caudata  Nees  ab  Es., 
Rh.  verticillata  (Humb.)  und  eine  noch  unbeschriebene,  auf  Holz 
und  Kohle  vorkommende  Art  Rh.  nelutina  Thüm.,  über  welche  sei- 
nerzeit genauer  berichtet  werden  soll.  Besonders  schön  war  Rh. 
verticillata  ausgebildet,  von  welcher  nicht  selten  meterlange  Exem- 
plare vom  Gebälke  herabhingen. 

Aus  der  Gattung  Ozonium  —  Asipilz  —  wurde  Oz.  parieti- 
num  Lk.  und  Oz.  stuposum  Pers.  auf  Holz,  Oz.  castaneum  Wallr. 
auf  der  Kohle  angetroffen. 

Sehr  häufig  sind  die  Mycelien  der  Fadenschimmel  —  Hypha. 
Es  kommt  H.  papyracea  Pers.,  H.  memhranacea  Pers.  und  beson- 
ders auffallend  H.  flabellata  Pers.,  Mauerwerk,  Holz  und  Kohle  stel- 
lenweise überziehend,  vor. 

Einzelne  Strebepfeiler  trugen  das  Lager  von  Xylostroma  Co- 
rium  Pers.  forma  albescens. 

Tax  den  zierlichsten  Formen,  die  jedoch  so  zart  und  zerfliess- 
lich  sind,  dass  es  kein  Mitlel  gibt  sie  ans  Tageslicht  zu  befördern, 
gehören  wohl  die  Byssus-krien  —  Gruffscliimmel.  Byssus  floccosa 
Schreb.  überkleidet  das  Gebälke  und  Mauerwerk  am  häufigsten; 
ferner  wurden  noch  die  strahligen  Ausbreitungen  von  B.  speciosa 
Humb.  und  die  fingerförmig  gelheilten  Mycelien  von  B.  digitata 
Humb.  bemerkt. 

11.  Ein  wenig  bekannter  Hypliomycet. 

Bei  einem  Ausfluge  nach  Oberkrain  fand  ich  auf  Bergwiesen, 
oberhalb  Lengenteid  gelegen,  an  den  Blättern  von  Polygonum  vici- 
parum  L.  einen  Hyphomyceten,  der  mir  nicht  ohne  Interesse  scheint. 

Die  davon  befallenen ,  grundständigen  Blätter  fallen  durch 
gelbliche  Färbung  und  dunkle  Flecken  auf,  welche  meist  längs  der 
Miltelrippe  geordnet  stehen;  entweder  finden  sicli  nur  einzelne  oder 
deren  viele,  die  dann  zumeist  in  einander  fliessen.  An  der  unteren 
Blattfläche  wuchern  die  schneeweissen  Pilzräsclien,  die  jenen  der 
Peronospora-Arien  nicht  unähnlich  sehen. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigte,  dass  diese  Raschen  aus 
unverästelten,  vertical  gestellten,  wellenförmig  oder  wurmartig  ge- 
bogenen, seplirten  Fruchlhyphen  zusammengesetzt  werden,  an  deren 
freiem  Ende  eine  oder  zwei  Gonidien  sitzen.  Letztere  sind  oval 
oder  elliptisch ,  durch  eine  Scheidewand  in  zwei  Hälften  getheilt, 
durchsichtig  und  hyalin.    Die    Form    der  Gonidien   und  Fruchthyphen 


315 

lassen  den  Parasiten  als  eine  Art  der  Gattung  ScoUcotrichum  Kunze 
und  Schmidt  erkennen. 

Bei  Durclisicht  der  einschlagigen  Literatur,  nach  einer  beschrie- 
benen, darauf  passenden  Art,  fand  ich  eine  solche  nicht,  wohl  aber, 
dass  dieser  Pilz  schon  vor  Jahren  beobachtet  wurde. 

In  Ungers  „Exantheme  der  Pflanzen"  wird  auf  pag.  169,  bei 
Besprechung  der  Cylindrospora-Ar\en ,  einer  Form  erwähnt,  deren 
Beschreibung  den  mir  vorliegenden  Pilz  wohl  sicher  erkennen  liisst. 
Der  Autor  äussert    sich    an  angegebener  Stelle  in  folgender  Weise: 

„Endlich  erscheint  noch  eine  sechste  Art  auf  der  Unterseite 
der  Blätter  von  Polygonum  vimparum  CC.  Polygoni),  sie  bildet  einen 
ausgebreiteten  schneeweissen  Ueberzug.  Die  Form  der  Sporidien 
ist  cylindrisch,  durch  eine  Zwischenwand  getheilt;  und  sowohl  diess 
als  die  deutlich  ausgebildete  Unterlage  aus  wellenformig-geschlän- 
gelten  und  gegliederten  Fäden  nähert  sich  der  folgenden  Forma- 
tionsstufe *).  Vielleicht  könnte  sie  in  der  Folge  selbst  als  eine  solche 
dargestellt  werden." 

Aus  diesem  glaube  ich  mit  Sicherheit  schliessen  zu  können, 
dass  Unger  diese  Form  vor  sich  hatte,  jedoch  über  deren  Stellung  im 
Zweifel  war.    Ich  möchte  mir  desshalb  erlauben,   diese  neue  Art  als 

ScoUcotrichum    Ungeri 
zu  bezeichnen    und    glaube   ihre  Merkmale  durch   folgende  Diagnose 
geben  zu  können. 

Sc.  caespitibus  hypophyllis,  subdensis,  niveis,  in  macula  rubro- 
fusca,  in  pagina  superiore  stramineo-ochracea;  hyphis  fascicularibus, 
ereclis,  pluriseptatis,  undulafo-vermicularibus,  simplicibus,  hyalinis; 
sporis  ellipsoideis  vel  oblongis,  uniseptatis,  achrois,  17 — 22  Mkr.  long., 
11  —  13  Mkr.  crass.  (magnit.  med.  20  1.,  12  c). 

Carniolia  su|).:  Lengenfeld,  in  Polygoni  mtiparilÄw.  foliis  vivis. 
Jul.  1879,  non  raro. 

12.  Die  Cerna  prst. 

Die  Cerna  prst '~)  oder  der  Schwarzenberg  in  der  Wochein  — 
5820'  —  1839-6  M.  —  ist  den  Botanikern  bekannt  als  eine  Fundstätte 
vieler  interessanter  subalpiner  und  alpiner  Pflanzen.  Sie  vereiniget 
jedoch  auch  eine  grosse  Zahl  zum  Theile  seltener  epipiiytischer  Pilze. 
Bietet  auch  die  höchste  Spitze  nur  wenig,  so  desto  mehr  die  Ge- 
hänge und  Bergwiesen. 

Bei  einer  im  August  unternommenen  Besteigung  war  ich  in 
der  Lage  folgende  Funde  zu  verzeichnen. 

Nächst  Feistritz  Puccinia  Gentianaehk.  auf  Gentiana  cruciataL. 
und  die  interessante,  die  Zapfen  von  Alnus  incana  DC.  bewohnende 
Varietät  von  Exoascus  Alrii  De  Bary  (var.  strohilinus  Thüm.),  wo- 
von manche  Bäume  überreich  befallen  waren.    Auf  den  Bergwiesen, 

')  D.  i.  Ramularia.  Anm.  d.  Aut. 

-)  Wörtlich:  ..die  schwarze  Erde." 


316 

die  bis  zum  Beginn  des  Buchenwaldes  hinziehen,  Puccinia  Oreose- 
lini  Fckl.  auf  Peucedanum  Oreoselinum  Mimch. ,  P.  Tanaceti  DC. 
mit  Uredo  an  Tanacetum  cori/mbosum  Schultz,  P.  Bistor  tue  DC.  und 
Scolicotrichum  Ungeri  an  Polygonum  viviparum  L.,  Puccinia  Tha- 
lictri  Clievall.  CP.  tuberculata  Koernicke)  auf  Thaliclrum  fiavum  L. 
Letztere  sehr  reichlich. 

Im  Buchenwalde  bis  zu  den  Alpenhütten  „Raune,"  Ramularia 
Pteridis  Kalchbr.  an  den  Wedeln  von  Polypodium  Phegopteris  L.  und 
Uredo  Filicium  Rl.  auf  jenen  von  Cystopteris  fragilis  Bernh.;  Uro- 
myces  Valerianae  Fckl.  mit  Uredo  an  Valeriana  officinalis  L.  var. 
sambucifolia.  Auf  Adenostyles  alpina  Bluff  et  Fingerh.  war  Aeci- 
dium  Cacaliae  Thüm.,  Uromyces  Cacaliae  Lev.  und  Coleosporium 
compositarum  Lev.  häufig  zu  finden.  Letzteres  auch  an  Tussilago 
Farfara  L.  und  Petasites  officinalis  Mönch. 

Die  Blätter  des  Vaccininm  Myrtillus  L.  waren  reichlich  von 
Uredo  befallen  und  jene  von  Phyteuma  spicatum  L.  zeigten  Scolico- 
trichum ochraceum  Fckl.  Ferner  Peridermium  elatinum  Schm.  et 
Kze.  an  den  Nadeln  deformirter  Zweige  der  Edeltanne  und  Perono- 
spora  pulteracea  Fckl.  auf  Helleborus  niger  L. 

Um  die  Alpenhülten  wächst  in  grosser  Menge  Rumex  alpinus  L. 
und  Rhododendron  hirsntum  L.  Beide  waren  reichlich  mit  Uredo 
(U.  Rumicum  DC.   und   U.  Rhododendri  DC.)  bedeckt. 

Von  hier  zieht  der  Weg  längs  einer  Felswand  dem  Gipfel  zu. 
Aconitum  Lycoctonum  L.  ist  sehr  häufig  und  bot  Urocysfis  pompho- 
lygodes  Lev.,  Uromyces  Aconiti  und  Aecidium  hifrons  DC.  Einige 
Pflanzen  von  Veratrum  alhum  L.  waren  stark  von  Puccinia  Veratri 
Duby  befallen. 

An  Astrantia  major  L.  fand  sich  häufig  Pseudopeziza  Sani- 
culae  Niessl  form.  Astrantiae,  auf  Cirsium  Erysithales  Scop. ,  Puc- 
cinia Cirsii  Lasch  mit  Uredo.  Die  Biis(;he  von  Rhamnus  alpinus  L. 
hatten  nicht  selten  Aecidium  elongatum  Lk.  und  die  in  Felsspalten 
häufig  vorkommende  Faederota  Ageria  L.  eine  Puccinia.,  Hie  ich 
für  P.  Veronicarum  DC.  halte.  An  den  Pflanzen  waren  braune  und 
schwarze  Raschen  zu  finden,  deren  Sporen  ,  der  Form  nach  gleich, 
durch  die  Färbung  unterschieden  sind;  die  erstoren  dürften  unreife, 
die  letzteren  reife  Sporen  enthalten.  Stylosporen  sind  nicht  beige- 
mengt. Dieselbe  Puccinia  hatte  ich  einige  Wochen  früher  im  Vrata- 
thale  bei  Lengenfeld,  beim  Pericnikfall  b(>obachtet. 

Auf  der  Höhe  der  Cerna  prst  wurde  noch  eine  Ramularia  (?) 
auf  Alchemilla  vulgaris  L. ,  Peronospora  pusilla  De  Bary  an  Ge~ 
ranium  sylvaticum  L.  und  eine  Septoria  an  den  Blattern  von 
Heracleum  auslriacum  L.  gefunden.  Diese  glaube  ich  jedoch  nicht 
als  Septoria  Heraclei  Dmz.  anspreclien  zu  dürfen,  sondern  als 
Septoria  Nebula  Sacc.  Die  Spermalien  haben  nur  eine  Scheide- 
wand, während  jene  der  S.  Heraclei  nach  Saccado  vier  Sepia  be- 
sitzen.   Auch  an  Bartsia  alpina  L.  wurde  ein  Parasit  beobachtet. 


317 

Somit  bot  der  Ausflug  über  dreissig  Arten  auf  aclitundzwarizig 
Niihrpflanzen,  eine  Zahl,  die  sich  bei  öfterer  Durchsuchung  des  Ge- 
bietes nicht  unerheblich  steigern  dürfte. 

Laib  ach,  am  1.  September  1879, 


Botanische  Notizen. 

Von  Vincenz  v.  Borbäs. 

Der  Rosa  reversa  W.  Kit.  wegen,  die  in  der  Matra  wachsen 
soll,  besuchte  ich  heuer  zweimal  dieses  Gebirge,  leider  ohne  Erfolg. 
Am  2.  Juni  war  an  dem  Gipfel  der  Galyavär,  den  ich  von  Kis-'fe- 
renne  aus  bestieg,  nur  wenig  zu  finden,  und  die  Rosen  hatten  höch- 
stens kleinere  Knospen.  Bei  Kis-Terenne  fand  ich  Fumaria  Schlei- 
chen und  F.  Vaillantü,  —  zwisciien  P.  Dorog  und  P.  Lengyend  am 
Fusse  der  Mätra  Dianthus  diutinus  Rchb.,  Hierac'mm  bifurcum  M.  B. 
pr.  p.  iHierac'mm  PilosellaXpraealtum),  —  an  dem  Abhänge  der 
Galyavär  bei  Szuhai  Huia  Epilobium  tetragonum  L.  (£.  roseum  Schreb.), 
E.  monfanum,  Pritnula  inflata,  Sambucus  racemosa.  Ich  ging  von 
hier  an  dem  Gipfelrücken  der  Mätra  bis  zu  der  Spitze  Agasvär  bei 
N.  Bätony,  ohne  etwas  Besonderes  zu  finden,  da  überall  geweidet 
wurde.  Am  Agasvär  fand  ich  Achillea  crithmifolia.  —  Mehr  konnte 
ich  Ende  Juni  in  der  Mätra  bei  Solymos  sammeln,  wo  die  Wälder 
einen  wahren  Rosengarten  bildeten.  Ungemein  häufig  ist  hier,  wie 
aucii  bei  Bene  (prope  Gyöngyös)  Epilobium  lanceolatiim  mit  Epilob. 
monfanum  und  E.  adnatum,  an  Bächen  auch  E.  tetragonum.  Am 
Kelvcs,  dem  grössten  Gipfel  der  Mätra,  fand  ich  Rosa  alpina,  Ribes 
Grossularia,  eine  grosse  Gruppe  von  einem  Hieraciwwi-Bastarle, 
wo  keine  Eltern  in  der  Nähe  waren,  welche  jedoch  H.  AuriculaX. 
PiloseUa  zu  sein  scheint,  Bupletirum  longifolium;  —  zwischen  dem 
Keines  und  dem  Sasliö  auch  Pleurospermum  austriacum.  Am  Saskö 
wächst  Rosa  alpina  mit  R.  spinosissima  gemeinsam,  und  weil  die 
R.  reversa  W,  Kit.*)  ihrer  Seltenheit  wegen  für  einen  Hybrid  der 
genannten  Arten  gehalten  wird,  glaubte  ich  sie  hier  auffinden  zu 
können.  Leider  musste  ich  auch  diese  steilen  Felsen  ohne  Erfolg 
verlassen.  —  Auch  bei  Rönädfa  fand  ich  schöne  Rosenformen,  Epi- 
lobium lanceolatum,  E.  adnatum  und  E.  parniflorum,  Genista  lasio- 
carpa  Spach  (auch  bei  Szlatina  und  Vucsin  in  Slavonien  häufig), 
Roripa  Reichenbachii  (Knaf),  an  der  Drau  (in  Slavonien)  bei  Sztära 
ist    Verbascum  nigrum  X  floccosum    häufig,    auch    fand    ich    hier  am 


')  Die  Rose,  welche  vom  Monte  Maggiore  als  -ß.  reversa  in  Herbarien 
liegt,  ist  R.  gentüis  Sternb.,  welche  hier  auch  eine  zu  JR.  Malin  Kern,  nei- 
gende forma  adenoneura  besitzt.  Sie  gehört  in  Sect.  Alpinaruni,  während 
die  Abbildung  der  R.  reversa  W.  K.  zu  den  Pinipincliifoliis  zu  gehören 
scheint. 


318 

linken  Ufer  Salix  amygdaUna  v.  discolor  mit  aiidvogynischeii  Kätz- 
chen. —  Am  Papiik  liofFte  ich  mehr,  als  ich  gel'unden  liabe,  weil 
dort  das  Vieh  weidet,  doch  ist  Verbascum  lanalum  X  phlomoides, 
V.  Bischofii  G.  Koch,  eine  schöne  Rose  (vielleicht  R.  res'mosa  Slernb.), 
eine  weisse  und  kleinblüthige  Hesperis,  Cnidium  apioides,  Aspidium 
angnlare,  Asperula  taurina,  in  der  Umgebung  der  Ruine  Kamen- 
grad aber  Epilohium  obscurum  Schreb.,  E.  lanceolatum,  E.  mon- 
tanum,  E.  telragonum  erwälmenswerlh,  ebenso  ein  Galium  flor. 
ochrol.,  welches  ungefähr  die  Mitte  hält  zwischen  G.  Schultesü  und 
G.  verum.  Bei  dem  Palicser  See  (Com.  Bäcs)  fand  ich  sehr  wenig: 
Erythraea  linariaefolia,  Verbascum  Bischofii,  Epilobium  adnatum, 
Silene  multiflora,  —  bei  Carlovic  (in  dem  grösslen  Regen)  scliona 
Rosenformen,  Xanthium  spinosum,  Rumex  pulcher ,  \ielleicht  auch 
einen  Bastart  zwischen  diesem  und  R.  crispus,  Jurinea  mollis  etc. 
und  das  merkwürdige  Hieracium  foliosum  W.  Kit,  Die  Bialter  dieser 
Pflanze  erinnern  uns  gewissermassen  an  Lactuca  sativa,  und  der  Sten- 
gel ist  sehr  reicii  an  Milchsaft.  ■ —  Meine  Ausbeute  bei  Orsova  besteht 
meistens  aus  Rubus,  Rosen  und  Verbasca:  V.  nigrum  X  speciosum, 
V.  nigrum  X  phlomoides,  V.  banaticum  X  speciosum.  Auch  hier  fand 
ich  Epilobium  lanceolatum  und  E.  Lamyi  (dieses  auch  bei  Szlalina 
in  Slav.),  Roripa  ampkibia;  bei  Jeselnilza  fand  ich  Epilobium 
telragonum,  bei  Ogradina  am  Rande  der  Kukurutzfelder  die  roth- 
blühende Silene  Gallinyi,  —  bei  Plavisevitza  meine  Roripa  danu- 
bialis,  welche,  wie  ich  vermuthete,  kleine  und  schmale  Petala  besitzt, 
wie  R.  proUfera  (HeufF.).  Sie  ist  hier  in  Wiesen  an  einem  Platze 
hiiufig.  —  Epilobium  parmfloi'um  und  E.  telragonum  kommt  bei  den 
Herkulesbädern  auch  an  nassen  Mauern  vor.  —  Linum  flavutn  var. 
uninerve  Roch,  ist  wegen  der  liegenden  Stämmchen  vielleicht  vom 
Typus  zu  trennen.  Auch  Libanotis  montana  var.  leiocarpa  HeufF. 
war  hier  häufig,  meine  Athamanta  hungarica  und  Seseli  rigidum 
aber  konnte  ich  hier  noch  nie  blühend  oder  fructificirend  sammeln. 
Von  letzterem  sah  ich  nur  ein  einziges  Exemplar  blühend.  —  Coto- 
neaster  tomentosa  sammelte  ich  auch  jetzt  unweit  von  dem  Kreuze 
am  Wege  nach  dem  Domugled  (C.  integerrima  aber  fand  ich  auf 
dem  Gipfel  des  Domugled).  —  Scabiosa  banatica  ist  auch  hier  häufig. 
Um  Lugos  suchte  ich  meine  Roripa  Uaynaldiana  (/?.  amphibia  X 
prolifera? ;  nicht  poUfolia,  wie  im  Junihelt  der  Oest.  bot.  Zeilschr. 
steht)  und  bei  Temesvär  den  Lotus  gracilis  W.  K.  vergebens.  Bei 
Lugos  fand  ich  jedoch  Epilobium  Weissenburgense  F.  Schultz  (£p. 
adnatum  X  parviflorum^,  Ep.  parviflorum  var.  triphyllum,  Senecio 
barbareaefolius ,  Lindernia  pyxidaria,  Scirpus  supinus,  Dianthus 
Armeriastrum,  welcher  liier  mit  Rosa  pumila  sowohl  die  Weinberge, 
als  auch  die  flachen  Wiesen  bewohnt;  letzlere  fand  ich  auch  an 
nassen  Stellen.  Bei  Temesvär  am  Rande  des  „3agdwaldes"  wächst 
Melica  altissima,  an  Wiesen  Digitalis  lanata.  —  Bei  Vesztö,  wo  ich 
1877  an  einem  Platze  bei  Malomfok  Lythrum  bibracteatum  massen- 
haft sah,  fand  ich  es  1878  nur  in  einem  einzigen  verkümmerten 
Exemplar.    Bei    Imeni   und   Pereces   ist    Beckniannia   erucaeformis 


319 

häufig,    auch    fand    ich    hier    Glyceria  fluitans    mit  Seeale  cornutum 
befallen. 


Mykoiogisches. 

Von  Stephan  Schulzer  von  Müggenburg. 

Die  Kunze-Fries'sche  Gattung  Cronartium  brachten  erst  die 
Erfolge  der  Untersuchung  von  Cron.  asclepiadeum  durch  die  ge- 
feierten Brüder  Tulasne  zu  wissenschaftlicher  Geltung.  Da  sie  arten- 
arm ist,  so  glaube  ich  gut  zu  thun,  eine  heuer  entdeckte  neue  Spe- 
cies,  wenn  auch  vor  der  Hand,  missgünstiger  Umstünde  wegen,  etwas 
mangelhaft,  zu  publiciren,  um  die  betreffenden  Forscher  auf  die  Er- 
scheinungszeit und  den  Standort  aufmerksam  zu  machen. 

Cronartium  Urticae  n.  sp.  Juveni  ante  medium  mensis  Junii 
prope  Vinkovce  in  caule  vivo  Urticae  dioicae.  Provenit  rarissime 
sed  gregatim.  Receptaculo  erecto  nee  curvato,  subcylindrico,  sursum 
sensim  attenuato,  apice  rotundato,  farcto,  erumpente,  basin  epidermide 
rupta  eleganter  cincto,  0-5— 07  mm.  alto,  0-2— 0-26  mm.  crasso, 
e  dilute-fusco  subbadio.  Sporae  adliuc  ignotae. 

Beim  Auffinden  übereilte  ich  mich  wahrscheinlich  mit  dem  Ab- 
schneiden, denn  zu  meinem  grössten  Leidwesen  fand  ich,  dass  sich 
noch  keine  Organe  zur  Fruchterzeugung  gebildet  hatten,  die  Gestalt 
dieser  somit,  wie  der  Früchte  selbst  an  späteren  Funden  noch  zu 
erforschen  übrig  bleibt.  Möglich  ist  es  indessen  wohl  auch,  dass  ich 
auf  eine  steril  bleibende  Gruppe  stiess,  was  bekanntlich  im  Pilzreiche 
nicht  besonders  selten  vorkommt.  Wenigstens  untersuchte  ich  meh- 
rere dem  Anscheine  nach  bereits  alternde  Individuen,  ohne  eine 
Spur  von  Fructification  zu  finden. 

Die  angetroffene  Gesellschaft  sass  weder  in  einem  Flecke,  Ma- 
cula, wie  Cr.  Paeoniae  Gast.,  noch  war  von  einem  Hypostroma  oder 
einem  Mitbewohner  CCaeoma)  die  mindeste  Spur  zu  sehen. 

Erst  entstehen  auf  der  Schaftoberfläche,  ohne  Beeinträchtigung 
der  grünen  Färbung,  Pusteln,  welche  je  ein  junges  Cronartium  be- 
herbergen. Letzteres  sprengt  dann  die  Hülle,  tritt,  von  dieser  zier- 
lich eingefasst,  mit  dem  paraboloidischen  Scheitel  hervor  und  bräunt 
sich  nun  am  Lichte  allmälig,  während  es  im  eingeschlossenen  Zu- 
stande die  grüne  Farbe  der  Pflanzensubstanz  hatte.  Hierauf  erhebt 
sich  der  Pilzkörper  zu  einer  aufwärts  sanft  verjüngten  und  oben 
abgerundeten  geraden  Säule,  so  dass  er  mit  einem  schmächtigen 
Zuckerhute  etwas  Aehnlichkeit  hat,  und  wird  immer  dunkler  bis  fast 
kastanienbraun. 

Gleichzeitig  wandelt  auch  die  dessen  Fuss  scheidenartig  um- 
gebende Pflanzenoberiiaut  die  grüne  Farbe  in  ein  lichtes  Braun. 

Ausser  dieser,  festen  Volva- Resten  bei  Amanita-XY^en  sehr 
ähnlichen  Einfassung  der  Basis,    die  oiTenbar  kein   Beslamltheil   des 


320 

Pilzes,  sondern  der  Nahrpflanze  ist,  fand  ich  hier  ebenso  wenig  wie 
beim  Cr.  Paeoniae  Gast.*),  die  von  den  Gebrüdern  Tulasne  beim 
Cron.  asclepiadeum,  in  dem  Falle,  wenn  dieses  nicht  auf  einem 
Caeoma  parasitirt,  beobachtete  zarte  Hülle  am  Fusse  des  Säulchens. 

Die  saftig-fleischige  Substanz  des  Pilzkörpers  ist  in  der  Mitte 
bemerkbar  weicher,  als  am  Umfange,  somit  das  Röhrigwerden  in 
der  Achsenrichtung  im  Alter  nicht  ausgeschlossen.  In  den  ange- 
troffenen Entwicklungsstadien  fand  ich  jedoch  alle  voll. 

Der  innere  Bau  ist  jenem  des  beim  Cr.  Paeoniae  beschriebenen 
völlig  gleich;  die  Substanz  besteht  nämlich  aus  dicht  verbundenen, 
nach  der  Liinge  des  Pilzes  gestellten,  länglichen  Zellen. 


Streifzüge  in  den  Alicantiner  Bergen. 

Von  P.  Hegelmaier. 

(Scliluss.) 

Zu  seiner  Seite  ist  einer  Landkarte  ähnlich  das  hügelige  und  ebene 
Gelände  bis  Villajoyosa  mit  seiner  Huerla  ausgebreitet,  im  Hinter- 
grund die  unabsehbare  Meeresfläche;  mehr  nach  rechts  ragt  der 
trotzige  Kegel  des  Cabesö  und  darüber  hinaus  leicht  erkennbar, 
maulwurfhaufenartig  der  Castellberg  von  Alicante  mit  den  benach- 
barten Hügeln;  in  derselben  Richtung,  noch  ferner,  ein  dunkler  Streif 
in  der  Ebene  —  der  Palmenwald  von  Elche  —  und  jenseits  dessel- 
ben die  felsigen  Berge  von  Orihuela;  Alles  zusammen  ein  Bild  voll 
Abwechslung  und  wunderbarer  Effecte.  Ich  kann  kaum  sagen,  dass 
nuch  in  der  Folge  die  viel  gerühmte  und  grossartige  Aussicht  vojn 
Picacho  de  Veleta,  trotz  der  selbstverständlich  viel  gewalligeren  Ver- 
hältnisse, mehr  ergriffen  halte,  als  die,  welche  ich  hier  am  Abend 
des  22.  Mai  genoss. 

Ich  hatte  die  Besteigung  von  dem  Rastplatz  aus  allein  gemacht; 
mein  Begleiter  hatte  sich  sammt  Thier  und  Gepäck  inzwischen  auf 
eigene  Faust  auf  dem  Berg  herumgetrieben  und  kam  mir  beim 
Rückweg  nicht  mehr  zu  Gesicht;  auch  von  den  Hirten,  welchen  ich 
begegnete,  konnte  ich  keine  Auskunft  über  sein  Verbleiben  erlangen. 
Der  Nebel  halte  sich  während  des  Herabsteigens  gerade  über  dem 
Gebirge  zu  Wolken  verdichtet,  welche,  als  ich  allein  an  dem  mir 
als  Nachtquartier  bezeichneten  Gehöfte  ankam  ,  einen  feinen  Regen 
fallen  Hessen.  Erst  nach  einer  geraumen  Weile  unbehaglichen  War- 
tens kam  mein  Führer,  der  mich  seinerseits  vergeblich  gesucht  hatte, 
ebenfalls  den  Berg  herabgestiegen.  Unter  dem  gastfreien  Dach,  bei 
primitivsten  Owarliereinrichtungen  verging  der  Abend  und  die  fol- 
gende Nacht  ohne  Störung;    bei  Tagesanbruch    wurde   der  Rückweg 


')  Oesterr.  hol.  Zeitschr.  F'ebruar  1877. 


a2i 

in  der  alten  Richtung  angetreten    und   vor  Millag  Villajoyosa  wieder 
erreicht. 

Für  die  am  folgenden  Tag  (24.  Mai)  von  mir  projecürte  Partie 
nach  dem  Puig  Campana  wurde  mir  von  dem  Ventero  sein  ITjiihriger 
Sohn  als  Begleiter  bestimmt  und  da  derselbe  mit  dem  Esel  nur  bis 
zu  einer  gewissen  Höhe  mitgenommen  werden  konnte,  mir  die  er- 
forderliche mündliclie  Unterweisung  über  den  einzuschlagenden  Weg 
gegeben.  Nach  derselben  musste  die  Besteigung  von  der  Rückseite, 
nämlich  von  der  Einsattelung  aus,  vermittelst  welcher  der  Puig  mit 
dem  östlichen  Ende  des  Bergsystems  der  Altana  zusan\menhtingt, 
unternommen  werden;  auf  diesem  Joch  sollten  Führer  und  Thier 
zurückgelassen  und  von  da  aus  ein  steiler  und  schmaler,  aber  immerliin 
erkennbarer  Fussweg  verfolgt  werden,  der  zu  einer  Casa  de  nieve 
und  an  dieser  vorbei  auf  den  Scheitel  des  von  der  Vorderseite  an- 
scheinend unzugänglichen  Berges  führe.  Dieser  hat,  nach  der  Form 
zu  schliessen,  welche  er  bei  der  Betrachtung  von  unten  darbietet, 
zwei  Spitzen;  die  eine,  etwas  niedrigere,  wird  von  einem  Felszahn  ge- 
bildet, der  auf  der  Seile  von  Villajoyosa  (gegen  Südwest)  mit  einer 
Höhe,  welche  sich  auf  mindestens  120  M.  schätzen  lässt,  völlig  senk- 
recht abfallt;  die  andere,  nordöstliche  erscheint  absolut  höher  und 
auch  breiter  und  besteht  ebenfalls  aus  nacktem,  scharfkantigen  Fels ; 
zwischen  beiden  ist  eine  kleine  Einsattelung  von  mehr  abgerundetem 
Contour  erkennbar  und  auf  diese  sollte  ich  von  der  Rückseite  herauf- 
steigen, um  alsdann  vollends  zum  Gipfel  zu  klimmen.  Der  Weg  zu 
meinem  diesmaligen  Ziel  führte  von  Villajoyosa  aus  erst  in  ziemlich 
genau  nördlicher  Richtung  durch  die  Huerta ,  dann  durch  wellen- 
förmiges, zum  Theil  vegetationsarmes  und  wüstliegendes,  zum  Theil 
in  Ackerland  verwandeltes  Terrain,  an  verlassenen  und  zerfallenen 
Wohnungen  und  Kirchentrümmern  vorbei,  in  etwa  zwei  Stunden  an  den 
Fuss  eines  dem  Puig  Campana  vorgelagerten  steilen  Felshügels,  der, 
schon  von  Weitem  sichtbar,  auf  seinem  breiten  Scheitel  das  Bergstiidtchen 
Finestrat  tragt,  einen  Ort,  so  steinern  grau  und  bizarr  von  Physiogno- 
mie und  Lage  als  nur  irgend  einer  in  der  Provinz  Alicante  existiren 
mag.  Den  vorspringendsten  und  zugleich  erhabensten,  nach  der  Ebene 
hin  senkrecht  abfallenden  Theil  des  Felsens  krönen  die  ausgedejinten 
Trümmer  eines  Caslells;  durch  eine  enge  Schlucht  zur  Rechten  stürzt 
ein  Bach  herab,  der  von  den  Vorhöhen  des  Puig  herabkommt  und 
eine  hinter  dem  Städtchen  gelegene  Mühle  treibt.  Mit  Verwunderung 
sieht  man  sich  nach  üeberwindung  der  steilen  Wegstrecke,  welche  zu 
dieser  Mühle  durch  die  Schlucht  heraufführt,  von  einem  mitteleuropäischen 
Vegetationsbild  umgeben:  üppiges  Grün,  wie  es  da  gedeiht,  wo  es 
nicht  an  Wasser  fehlt,  hohe  den  Weg  einsäumende  Rubus-Ueckeu,  und 
ausgedehnte,  das  kleine  Plateau  hinter  dem  Felsvorsprung,  zwi- 
schen ihm  und  dem  Gebirge,  bedeckende  Obstgärten,  deren  Produkte 
(Birnen,  Aepfel,  Aprikosen,  Kirschen)  in  der  ganzen  Umgegend  bis 
nach  Alicante  geschätzt  sind.  Steiler  und  rauher,  stellenweise  schwer 
erkennbar,  steigt  von  hier  der  Weg  an,  der  an  den  Fuss  der  immer 
drohender    emporragenden  ,     von    hier    aus    wie    ein    unersteigbarer 


322 

zuckerhutformiger  Kegel  erscheinenden  und  alle  andern  Berge  ver- 
deckenden Felsinasse  des  Puig  und  links  um  dieselbe  herum  führt, 
über  meist  dürre  und  vegetationslose,  nur  an  einzelnen  Stellen  culti- 
virte  Hänge,  an  welchen  allmälig,  wo  überhaupt  wilder  Pflanzen- 
wuchs gedeiht,  Formen  auftreten,  wie  sie  in  den  dortigen  Vorbergen 
verbreitet  sind:  Linum  snffruticosum,  Catananche,  Stipa  juncea. 
Nach  einer  lungeren,  ziemlich  ermüdenden  Strecke  solchen  Klimmens 
tritt  der  Weg,  allmälig  die  Rückseite  des  Berges  gewinnend  und 
sanfter  ansteigend,  zwischen  Weingärten  ein,  und  zugleich  beginnt 
jetzt  eine  mannigfaltigere  Vegetation.  Unmittelbar  am  Weg  blühten  Cre- 
pis  albida  Vill.  in  Menge;  Lithospermum  fruticosum,  Sinapis  incana^ 
Leucanthemuni  gracilicaule,  Coris  monspeliensis,  Antirrhinum  Barre- 
lieri,  Digitalis  obscura,  Melica  mimita,  Convohulus  lanuginosus ; 
eine  grosse  Centaurea  aus  der  Verwandtschaft  der  C.  collina  L. 
(vielleicht  diese  selbst)  hatte  ihre  Köpfe  erst  zu  entwickeln  begonnen. 
Mauern  und  kleine  Felsblöeke  trugen  in  ihren  Ritzen  Lactuca  tenerrima 
und  in  Frucht  eine  Menge  von  Poterium  rupicolum  B.  u.  R.,  einer 
Pflanze,  welche  den  Beobachter  an  der  ganzen  nördlichen  Seite  des  Ber- 
ges begleitet  und  weiter  oben  noch  in  Blüthe  stand.  Links  zieht  sich  die 
bei  der  Beschreibung  des  Weges  nach  der  Altana  erwähnte,  wild 
zerrissene  Höhenkette  von  dem  Joch  zwischen  dem  Puig  und  dem 
Ostende  der  Altana  herab.  Hinter  ihr  starrt  die  gewaltige  Mauer  des 
letzteren  Gebirges  selbst  empor. 

Wir  mochten  etwa  vier  Stunden  Weges  seit  Villajoyosa  zurückge- 
legt haben  und  waren  nicht  mehr  weit  von  dem  Joch  entfernt,  welches 
das  nächste  Ziel  meiner  heutigen  Tour  bildete,  und  welches  etwa  in 
einer  Seehöhe  von  800  Meter  gelegen  sein  mag,  als  ich  an  einer 
geeigneten  Stelle  Führer  und  Thier  Halt  machen  und  warten  Hess. 
An  Felsblöcken  wachsen  hier  Ononis  tninutissima  und  Teucrium 
buxifolium  Schreb.,  welches  sich  viel  massenhafter  an  den  Kalkfelsen 
der  unmittelbaren  Umgebung  von  Alicante  findet;  auf  Geröll  an  ihrem 
Fusse  Althaea  hirsuta.  Mein  Weg  führte  mich  noch  eine  starke  Viertel- 
stunde in  der  seitherigen  Richtung  fort,  theils  zwischen  Weinbergen, 
theils  zwischen  Strecken  steinigen  Geröllbodens,  während  sich  die 
Vegetation  immer  mannigfaltiger  entwickelte.  Der  prachtvolle  La- 
thyrus  membranaceus  Presl  mit  frisch  geöffneten  grossen  purpur- 
rothen  Blüthen  und  die  knollenbildende  Heterotaenia  thalictrifolia 
Boiss.  staken  mit  ihren  Rhizomen  tief  zwischen  den  Steinen;  sparsam 
gesellten  sich  auch  Vincetoxicum  nigrum  Mnch.  und  Cirsium  nev>a- 
dense  Wk.  zu  den  seither  erwähnten  Pflanzen.  Endlich  auf  dem 
Joch  angekommen  sah  ich  den  mir  beschriebenen  schmalen  Fusspfad 
unter  einem  scharfen  Winkel  rechts  abschwenken  und  den  hier  auf 
seiner  Nordseite  von  Steingeröll  und  Trümmern  bis  auf  eine  beträcht- 
liche Höhe  bedeckten  Abhang  des  Berges  hinansleigen.  Immer  häu- 
figer erschien  in  diesem  Gerolle  neben  Hieracium  pilosellaeforme 
Hoppe  (?)  und  Asphodelus  cerasiferus  Gay,  die  Reterotaenia,  wozu 
sich  bei  weiterem  Steigen  und  ebenfalls  lief  zwischen  dem  losen 
Gestein  wurzelnd,   Linaria  depauperata  Ler.  und    Iberis  Lagascana 


823 

DC.  gesellten,  beide  in  Menge  und  zunächst  in  Frucht,  weiter  nach 
oben  noch  in  voller  Blüthe;  die  Linaria  von  einer  Corollenrarhe, 
welche  sich  von  dem  Gelbgrau  des  Kalkgcsteins  nicht  viel  unter- 
scheidet und  in  Verbindung  mit  dem  zarten,  graugrünen  Laub  das 
Pflanzchen  nur  in  nächster  Nähe  sichtbar  macht.  Die  Casa  de  nieve 
traf  ich,  wie  man  mir  vorhergesagt  hatte,  zerfallen  und  unbenutzt; 
in  ihrer  Umgebung  wuchs  zwischen  den  Steinen  in  Menge  Geranium 
purpureum  Vill,  welches  weiter  nach  oben  ebenfalls  stellenweise 
in  Masse  auftritt,  dort  mitunter  in  Gesellschaft  von  G.  lucidum  L.; 
ferner  ein  grosses,  noch  nicht  aufgeblühtes  Verbascum  aus  der  Gruppe 
des  V.  Thapsus  L.  Immer  steiler  auf  dem  lockeren  Gerolle  empor- 
klimmend gelangte  icli  zu  den  ersten  Felsen,  an  denen  Arenaria 
montana  v.  intricata  Duf. ,  Alyssum  spinosum  und  Saxifraga  Cos- 
"soniana  in  grossen  Polstern  blühten;  allein  von  nun  an  schien  auch 
jede  Spur  eines  Weges  vollends  aufzuhören,  es  begann  ein  Felsen- 
labyrinth, durchfurcht  von  dacharlig  jähen  Geröllstreifen,  in  welchem 
ich  bei  mehrstündigem  Umherklettern  alle  meine  Versuclie,  irgendwo 
eine  Richtung  zu  finden,  in  welcher  zwischen  den  Felsen  hindurch 
auf  den  Scheitel  des  Berges  zu  gelangen  sein  würde,  fehlgeschlagen 
sah.  Wiederholt,  zum  Theil  über  halsbrechende  Felstreppen,  eine 
Strecke  weit  nach  aufwärts  vorgedrungen,  sah  ich  mich  immer  wieder 
zum  Umkehren  genöthigt:  überall  starrten  mir  schliesslich  senkrechte 
Wände  entgegen,  und  versuchte  ich  alsdann  mein  Glück  an  einer 
andern  Stelle,  so  ging  es  auch  da  nicht  besser.  Völlig  ausgetrocknet 
und  unter  der  Hitze  leidend,  sowie  des  unangenehmen  Umstandes  ein- 
gedenk, dass  ich  auch  nach  der  Rückkehr  an  den  Lagerplatz  dort 
(in  Folge  etwas  ungenügender  von  Seite  meines  Wirthes  getroffener 
Vorsorge)  nur  einen  sehr  massigen  Vorrath  an  Getränk  treffen  würde, 
und  dass  auf  einer  ansehnlichen  Strecke  daselbst  kein  Tropfen  Was- 
sers zu  finden  sei,  sah  ich  den  Nachmittag  bereits  vorgerückt  und 
musste  mich  nothgedrungen  zu  dem  schweren  Entschluss  bequemen, 
den  Rückweg  anzutreten,  ohne  den  Gipfel  des  Berges,  von  welchem 
ich  sicherlich  nur  noch  wenige  hundert  Meter  entfernt  gewesen  bin, 
erreicht  zu  haben.  Von  der  Herrlichkeit  der  Aussicht,  welche  den 
Besteiger  des  Gipfels  belohnen  muss,  bekam  ich  nur  vorübergehend 
bei  stellenweise  sich  eröffnenden  Ausblicken  auf  das  blaue  Meer  mit 
seinen  felsigen  Vorgebirgen  und  Buchten  einen  schwachen  Begriff. 
Dagegen  ist  die  Flora  dieser  Fels-  und  Geröllhalden  eine  reiche  und 
mannigfaltige.  Ich  erwähne  ausser  verschiedenen  schon  vorher  ange- 
führten (wie  Heterotaenia,  Iberis,  Linaria,  Poterium,  Crepis,  den 
Geranien)  noch  folgende  Arten,  welche  in  Blüthen  oder  Früchten  ge- 
troffen wurden,  und  welche  jedenfalls  noch  nicht  die  ganze  Vege- 
tation dieser  interessanten  Localität  bilden:  Arabis  verna  R.  Br., 
und  auriculata,  Cerastium  Gayanum  Boiss.,  Brassica  spec.  (dieselbe, 
welche  auf  der  Altana  sich  fand),  Ononis  aragonensis,  Coronilla 
minima,  Hieracium  Lawsonii  Vill.  und  noch  eine  andere  nicht  be- 
stimmte Form,  Galium  valenlinum  Lge.  und  verücillatum  Danth., 
Caucalis  caerulescens  B.  et  R.,    Lonicera  etrusca,  Amelanclüer  duI- 


324 

garis,  Daphne  jasminea  Sih\h.,  Erhws  hirsu/ns  Gr.  o\  G.,  Lyswiarhia., 
Linvm  steUatwm,  Cynosurus  elegans  Dsf.,  Hulchinsla  pelraea.,  Cen- 
taurea  fenuifoUa  Duf.,  Scrophularia  sciaphila  Wl<.,  Fraxinns  Ornus, 
Acer  opulifolium  Vill.  An  tV»sl  unziiganglirhen  Wanden  fing  Saxi- 
fraga  longifolia  Lap.  in  einer  von  dem  Typus  durch  wenig  kürzere 
Bliilter  kaum  abweichenden  Form  (ohne  Zweifel  die  von  Cavanilles 
in  den  Gebirgen  der  Provinz  Aiicante  angegebene  „S.  Cotyledon"'^ 
eben  an  ihre  grossen  Bliilliensträusse  zu  öffnen.  Scnbiosa  saxalilis 
Cav.  halle  ihre  Blüthen  noch  geschlossen,  ebenso  eine  Si/enc  aus 
der  Gruppe  der  S.  italica  (entweder  diese  selbst  oder  S.  nevadensis 
ßoiss.)  und  eine  Campanula  aus  der  rotu7idifolia-Grup\\e.  Sicherlich 
ist  die  Flora  des  Berges,  seinen  Gipfel  und  seine  übrigen  Abhänge 
dazugenommen  viel  reicher,  als  das  vorstehende  kleine  Verzeichniss 
angibt,  und  ich  bedaure  um  so  mehr,  nicht  ganz  zum  Ziele  gelangt 
zu  sein,  als  nicht  bloss,  wie  mir  nachher  in  Finestrat  gesagt  wurde, 
bei  Mitnahme  eines  kundigen  Führers  für  den  oberen  Theil  des  Fuig 
die  Besteigung  von  der  Nordseite  kaum  entscheidenden  Hindernissen 
begegnet  sein  würde,  sondern  auch  auf  der  von  mir  gar  nicht  betre- 
tenen Süd-  und  Südostseite  ein  Zugang  möglich  sein  soll.  Meine  an- 
fangs gehegte  Absicht,  den  Besuch  zu  wiederholen,  kam  nicht  zur 
Ausführung,  und  so  habe  ich  das  unangenehme  Bewusstsein  einer 
unvollendeten  Unternehmung  schliesslich  mit  nach  Hause  genommen. 

Rascher  als  aufwärts  ging  es  durch  das  steile  Geröll  hinab, 
und  so  kam  ich  am  späten  Nachmittag  zum  Lagerplatz,  einiger  Rast 
ziemlich  bedürftig.  Bald  lag  nach  angetretenem  Rückweg  das  Felsen- 
nest Finestrat  lief  unten  vor  meinen  Augen,  und  nach  V/^  Stunden 
weiteren  raschen  Absteigens  war  die  Miihle  bei  diesem  Ort  erreicht. 
Hier,  wo  die  Fülle  sprudelnden  Wassers  zu  behaglichem  Bleiben 
eiidud,  wurde  im  Freien  vor  dem  Hause  von  den  gefalligen  Bewoh- 
nern ein  Tisch  improvisirt  und  gedeckt  und  der  erschöpfte  Wein- 
vorrath  bereitwillig  erneuert,  und  Männer  und  Frauen  des  Städtchens 
setzten  sich  um  mich  und  meinen  Führer,  um  sich  von  der  halb 
misslungenen  Expedition  nach  dem  Felsberg  —  in  ihren  Augen 
sicherlich  von  Seiten  eines  Fremden  ein  seltsames  und  unbegreif- 
liches Unternehmen  —  und  von  Deutschland  und  seinem  ihnen  nur 
als  halbmythische  Person  bekannten  Kaiser  erzählen  zu  lassen.  Es 
war  Nacht,  als  wir  Villajoyosa  wieder  erreichten. 

Mit  diesem  Ausflug  schlössen  meine  Bergtouren  im  Alicanliner 
Gebiete.  Am  folgenden  Tag  fuhr  ich  mit  dem  Stellwagen  nach  der 
Provinzialhaupistadt  zurück,  und  die  wenigen  Partien,  welche  ich  von 
dieser  aus  noch  ausführte,  beschränkten  sicii  auf  die  nähere  Umge- 
bung. Bald  darauf  siedelte  ich  nach  Andalusien  über;  aber  während 
dieser  Theil  der  iberischen  Halbinsel  grossartigere  Naturansichten, 
einen  charaktervolleren  Typus  der  Bevölkerung  und  herrliche  Men- 
schenwerke aufzuweisen  hat,  so  birgt  doch  auch  die  Provinz  Aiicante 
wenigstens  in  den  zwei  ersten  Hinsichten  eine  Fülle  von  Eigenarlig- 
keit,  und  der  moralische  Charakter  der  Beviilkerung  verdient,  wie  mir 
scheint,  bei  Weilern  den  Vorzug.  Was  Behaglichkeil  und  Annehmlich- 


325 

keit  des  Reisens  betrifft,  sieht  daher  mein  Aufenthalt  in  diesen 
Gegenden  im  Vordergrund  meiner  Erinnerungen  an  den  Sommer  1878, 
und  ich  bewahre  denselben  und  ihren  freundlichen  Bewohnern  ein 
dauerndes  dankbares  Andenken. 

Tübingen,  am  30.  Mai  1879. 


Zur  Flora  von  Polen,  insbesondere  des  Städtchens  Eosice. 

Von  Ferdinand  Karo. 

(Fortsetzung  zum  Jahrg.  1871  der  „Oest.  bot.  Zeitschrift.") 

Aconitum  variegahwi  L.    Lichte  Waldwiesen,    Wald   bei  dem   Dorfe 

Szawly  in  grosser  Menge,    sonst   habe  ich  diese  Pflanze  in   der 

Umgegend  nirgends  beobachtet. 
Adoxa  moschatellina  L.  Haselnussgebüsch,  lichte  Wälder  bei  Zakrze, 

Patköw,  Rusköw. 
Ajuga  genevensis  y<  reptans  Lasch.   Auf  einer  Wiese  bei  dem  Dorfe 

fiukowisko  bei  Miedzyrzec. 
Alectorolophus  angustifolius  Gmel.    Auf  Waldwiesen  sehr  verbreitet. 

Szawly,  bei  Osada  Mordy  an  der  Chaussee. 
Alopecurns  fuhus  Sm.   An  Dämmen,  Wegen,  Slok  bei  Siedlec. 
Anemone  Hepatica  L.  Laubwalder,  nicht  häufig.  Patköw,  Lysöw. 

—  patens  L.    Lichte   Waldstellen   an   der  Chaussee,    bei    Stok    bei 
Siedlec,  aber  nur  in  wenigen  Exemplaren. 

Angelica  sylvestris  L.    Auf  sumpfigen   Wiesen   an   der  Chaussee  bei 

Stok  bei  Siedlec  zahlreich;  bei  Patköw,  Artych. 
Anthemis  Cotula  L.  Wüste  Orte  in  iosice  gemein. 
Anthericum  ramosum  L.  Waldwiesen  an  der  Chaussee  bei  Wyczolki 

ziemlich  häufig. 
Anthriscus  sylvestris  Hoff.   Gebüsch,  Laubwald,  Chotycze. 
Arahis  arenosa  Scop.     Auf  Wiesen   an  der  Toczna  bei  iosice,  bei 

Starostwo. 
Artemisia  campestris  L.    An  der  Chaussee,  an  Wegen  gemein. 
Astragalus  Cicer  L.    An  Wegen,   Dämmen,  im  Getreide,  auf  Rainen, 

ziemlich  verbreitet.  Zakrze,  Biernaty,  Wozniki. 

—  arenarius  L.    Auf  sandigen  Feldern,    an  Wegen,    aber  nur  auf 
lithauischem  Gebiet. 

Apera  Spica  venti  P.  Beauv.  Auf  Wiesen,  Feldern  gemein. 
Betonica  officinalis  L.  Wiesen,  Chotycze,  Wyczolki  an  der  Chaussee, 

Mordy,  Szawly. 
Berula  angustifolia  Koch.    An  Teichen,    Gräben  ziemlich  verbreitet. 

Patköw,  Artych,  Moslövv,  Kopce. 
Borago  officinalis  L.  Parkanlagen,  Polinöw,  Toporöw. 
Bryonia  alba  L.    Hecken,    Gebüsch,    an    Zäunen  in  iosice    ziemlich 

häufig. 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  10.  Heft.  1879.  25 


326 

Bromus  secalinus  L.  Auf  Gelreidefoldern  ziemlich  gemein. 

—  arvensis  L.  Wiesen,  luiufig. 

Calamintha  Acinos  Clairv.    Auf   Brachfeldern   bei   Arlych  in  grosser 

Menge,  aber  nicht  alle  Jahre  wiederkehrend, 
Campanula  Trachelium  L.    Gebüsche,    Laubwald     Szawly  in  grosser 

Menge. 
Cardamine  amara  L.    An  Grüben,  Teichen  gemein.  Polinövv.  An  der 

Toczna  bei  Patköw,  Wozniki,  Chaussee  bei  Siedlec. 

—  pratensis  L.  Auf  Wiesen  sehr  verbreitet. 

Carduus  acanthoides  L.  An  Wegen,  wüsten  Orten  in  und  um  iosice 

gemein. 
Carex  acuta  L.  An  Teichen,  Gräben,  feuchten  Orten  gemein. 

—  vulgaris  Fr.  An  Gräben  bei  iukowisko. 

—  vulpina  L.    An   Gräben,   Sumpfwiesen   bei  Dorf  iukowisko,    bei 
Mi^dzyrzec. 

—  paradoxa  Willd     Auf  torfigen,  sumpfigen  Wiesen  bei  Starostwo 
ziemlich  häufig. 

—  riparia  Curt.  An  Gräben  gemein. 

Carthamus  tinctorius  L.  In  Dörfern  im  Grossen  gebaut  und  von  da 
oft  verwildert.  Nowa  wies  l)ei  Siedlec,  Patköw. 

Carum  Carvi  L.  Auf  Wiesen,  an  Wegen,  Rainen  gemein. 

Centaurea  Jacea  v.  lacera  Koch.  Lichte  Waldwiesen,  ziemlich  häufig. 
Szawly,  Chotycze. 

Cerastium  'culgatum  L.  Auf  Brachfeldern. 

Chaerophyllum  temulum  L.  Wüste  Orte,  an  Zäunen  in  iosice  und  in 
den  umliegenden  Dörfern  verbreitet. 

Cirsium  lanceolatum  Scop.  An  wüsten  Orten,  Dämmen. 

Conium  maculatum  L.  An  Gräben,  Teichen,  Starostwo,  Arlych. 

Convolvuhis  sepium  L.  Weidengebüch  an  der  Toczna  bei  Arlych, 
Patköw,  am  Berg  bei  Klimczyce  häufig. 

Corydalis  solida  Sm.  An  Gräben  unter  Almts^    nicht  häufig.  Patköw. 

Crataegus  Oxyacantha  L.  Laubwälder,  Patköw,  Lysöw. 

Cucuhalus  baccifer  L.  Gebüsch  am  Ufer  der  Toczna,  bei  Patköw  in 
mehreren  Exemplaren,  selten. 

Cucumis  sativus  L.  Diese  Pflanze  nenne  ich,  da  solche  in  unserem 
kleinen,  27ä  Tausend  Einwohner  zählenden  Orte  ungemein  ge- 
deiht, iosice  ist  in  Polen  als  Gurkenliauptstadt  allgemein  be- 
kannt. Obgleich  dieselben  nur  eine  Grösse  von  6  Zoll  höchstens 
erreichen,  sind  solche  ungemein  delicat  und  schmackhaft.  Die 
Grundbesitzer  in  i-osice,  welche  solche  Pflanzen  in  den  Gärten 
in  der  Stadt  und  in  kleiner  Entfernung  von  derselben  pflanzen, 
haben  ein  Einkommen  von  gegen  3000  Rubel  jährlich.  Das 
Schock  Gurken  bester  Sorte  kostet  in  erntereichen  Jahren  6 — 
8  Groschen  =  12—16  Pfennige.  In  theuren  Jahren,  wo  solche 
niclit  gedeihen,  kommt  der  Preis  für  das  Schock  auf  15  polni- 
sche Groschen  =  2^/^  Silbergroschen.  Ich  selbst  in  meinem 
kleinen  Garten  erntete  auf  einem  Beete,  welches  20  Ellen  Länge 
und    r/o  Breite  besitzt,    durch   den   Sommer   gegen   10  Schock. 


327 

Ein    solclies  Gedeihen  dieser  Pflanze   an  einem  Orte  ist  gewiss 

nicht  zum   zweitenmal   irgendwo  vorhanden.    Taglich  führen  die 

Juden  von  hier  grosse  Wagen  ^ollgeladen  bis  Warschau,  Biala, 

Brzesc  zu  Markte. 

Nicht    minder    berühmt    ist    das    Dorf   Korczew    in    Polen, 

welches  von  iosice  zwei  Meilen  entfernt  liegt.  Dort  gedeiht  die 

Zwiebel  ungemein  schön. 

Noch  muss  erwiihnt  werden,    dass   die  Gurkenpflanzen  nur 

an  beiden  Seilen  der  Beete  gepflanzt  werden,    in   der  Mitte  der 

Beete  gedeiht  Kraut,  Schahelbohnen,  Rüben  und  anderes  Gemüse 

vorzüglich. 
Crepis  praemorsa  Tsch.  Waldwiesen  an  der  Chaussee  bei  dem  Dorfe 

Stok  bei  Siedlec.  Vereinzelt  im  Laultwalde,  Chotycze,  Szavvl'y. 
Cynoglossum  officinale  L.    An    AVegen,   Zäunen,    wüsten    Orten    der 

i)orfer  ziemlich  verbreitet.  Zakrze,  Lipiny,  Rusköw,  Kozki. 
Dancns  Carota    L.    Auf  Rainen,    im   Getreide.    Artych    und  beinahe 

überall. 
Dianthus   arenarhis  L.    Auf  polnischer  Erde   in  einem  Kiefernwalde 

auf   Sandboden    bei   dem  Dorfe  Kozki  am  Berg   auf   litliauischer 

Seite   sehr   verbreitet,    in  Wäldern   am  Wege  nach  Siemiatycze. 
Digitalis   ambigua   Murr.    Laubwälder,    Gebüsch,    nur    bei   Chotycze, 

Smoiy,  Falatycze  und  daselbst  vereinzelt  und  selten, 
Draba  verna  L.  Auf  Brachfeldern,  im  Getreide  ungemein  häufig  nebst 

der  Form  majuscula  Jord.,  welche  in  schönen,  ungemein  üppigen 

Exemplaren  verbreitet  ist. 
Echinospermum  Lappiila  Lehm.    Nur   auf  dem  Kirchhofe  und  an  der 

Mauer  um  denselben  in  i,osice  beobachtet. 
Epilobium  virgalum  Fuss.    Gebüsch  am  Ufer  der  Toczna,    in  einigen 

Exemplaren  bei  Starostwo. 

—  angustifolimn  L,  In  Gebüschen  an  der  Chaussee  zwischen  Wy- 
czotki  und  Stok  bei  Siedlec. 

Ervum  cassubiciim  Ptm.  Waldwiesen,  Szawly,  Chotycze. 

—  hirsutvm  L.  Auf  Aeckern,  gemein. 
Erisymum  cheiranthoides  L.  Getreidefelder  häufig. 

Euphorbia  helioscopia    L.    Auf   Brachfeldern,   Gartenland,    in    iosice 

gemein. 
Etonymus  enropaeus  L.  Laubwälder,  Chotycze. 
Ficaria  ranunculoides  Rth.    Feuchter  lehmiger  Boden    an  Gräben  bei 

Patköw,  auf  Gartenland  in  Toporöw,  Kopce,  Mosföw. 
Gagea  stenopefala   Reichb.    Auf   Brachfeldern    ungemein    verbreitet, 

Szawiy,  Mszanna,  Laiin,  Artych. 
-  minima  Schult.  Nur  in  Toporöw  auf  Rasenplätzen  im  Gebüsch  in 

grosser  Menge. 
Galeobdolon  luteum  Huds.  Laubwälder  an  der  Chaussee  bei  Helenka, 

bei  Siedlec,  iukowisko  bei  öli^dzyrzec,  vereinzelt  bei  Patköw. 
Galeopsis  versicolor  Curt.  Auf  Wiesen  am  Ufer  der  Toczna  bei  Patköw 

ziemlich  häufig, 

—  Tetrahit  L.   Auf  Brachfeldern  und  im  Getreide. 

25* 


328 

Galium  palustre  L.   Sumpfige  Wiesen,  Starostwo,  Artych. 

—  boreale  L.  Laubwalder,  Cholycze  vereinzelt,  Szawly. 

—  vernum  Scop.  In  Laubwäldern  um  iiOsice,  ungemein  häufig  aber 
im  Walde  Chotycze. 

Gentiana  germanica  Willd.  Auf  lichten  Waldstellen,  Waldwiesen  im 
Laubwalde  bei  Szawly  in  ungemein  schönen,  anderthalb  Fuss 
hohen  Exemplaren  und  daselbst  ziemlich  zahlreich  vorhanden. 
Sonst  habe  ich  diese  Pflanze  nirgends  weiter  bis  jetzt  in  der 
Umgegend  beobachtet. 

Geranium  molle  L.  An  Zäunen  auf  Gartenland  in  iosice  häufig. 

—  palustre  L.  An  Gräben  der  Chaussee  zwischen  Wyczolki  und 
Mordy  sehr  sparsam. 

—  Robertianum  L.  Sumpfige  Wälder,  Patköw,  Duplewice. 
Geum  rivale  L.  Gebüsch,  wilder  Park  in  Patköw,  Toporöw. 
Glyceria  aquatica  Pers.  Am  Ufer  der  Toczna,  Patköw. 
Heleocharis  acicularis  R.  Er.    An  Gräben,  am  Wege  gegen  Rudniki. 
Helichrysum  arenarium  DC.   Auf  sandigen  Anhöhen,  auf  Feldrainen, 

an  der  Chaussee,  Artych,  Mordy,  Wyczoiki,  Chotycze. 
Hieracium  Äuricula  All.    Auf  Wiesen,    auf  Feldrainen   sehr  gemein 
bei  Starostwo,  Artych  und  längs  der  ganzen  Chaussee  bis  Siedlec. 

—  Bauhiiii  Bess.    An   der   Cliaussee  zwischen  WyczoJki  und  Stok. 

—  pratense  Tsch.  Auf  Wiesen  um  Artych,  nicht  gerade  häufig. 

—  suecicum  Fries.  Diese  bisher  für  Polen  nicht  bekannte  Pflanze 
entdeckte  ich  im  Laubwalde  Chotycze  auf  einer  lichten  Stelle 
am  Wege  nach  Jeziorny,  und  da  ich  es  für  Hier,  floribundum 
Wim.  et  Grb.  hielt,  sammelte  ich  nur  gegen  20  einzelne  Exem- 
plare. Herr  R.  v.  Uechtritz  in  Breslau,  welchem  ich  solche 
nebst  anderen  Sachen  sandte,  hatte  die  Güte,  mich,  als  er  diese 
erkannt  und  als  H.  suecicum  bestimmt,  sogleich  speciell  darüber 
zu  benachrichtigen. 

Hierochloa  australis  R.  et  Seh.  In  einem  Laubwalde  bei  Patköw  ziem- 
lich zahlreich. 

Hippuris  vulgaris  L.  Am  Ufer  der  Toczna  an  der  Mühle  bei  Sta- 
rostwo. 

Holosfeum  nmbellatum  L.  Auf  Brachfeldern  gemein  bei  Chotycze, 
Mszanna. 

Hypochoeris  maculata  L.  Sandige,  waldige  Orte  an  der  Chaussee 
bei  Mordy. 

Hottonia  palustris  L.    Stehende  Wasser,  Teiche,  bei  Mostöw,  Mordy. 

Jasione  monlana  L.  Auf  Brachfeldern  gemein. 

Isopyrum  thalictroides  L.  Auf  sumpfigen  Stellen  im  wilden  Parke  in 
Toporöw  in  einigen  Exemplaren. 

Juncus  alpimis  Vili.  An  Gräi)en  längs  der  Chaussee  nach  Siedlec 
gemein. 

—  conglomeratus  L.    Auf  Wiesen  an  Gräben  gemein. 
Koehleria  glauca  DC.  Sandige  Waldstellen,  Majöwka. 

Lampsana  communis  L.  Wüste  Orte,  an  Zäunen  im  Gebüsch  gemein. 
Laserpitium  latifolimn  L.  Laubwald  bei  Szawly. 


329 

Leontodon  autumnalis  L.  Auf  Wiesen  liäufig. 

Liimm  Martagon  L.  Scliatligc  Laubwälder  an  der  Chaussee  zwischen 

WyczoJki    und    Stok  bei  Siedlec,    vereinzelt  im  Laubwalde    bei 

Szawly. 
Lolium  temulentum  L.  An  Wegen  gemein. 
Luzula  multiflora  Lij.    An   der   Chaussee  überall  in  grosser  Menge, 

z.  B.  zwischen  Mordy  und  Siedlec. 
Lysimachia  Nummnlaria  L     An  Gräben,  Teichen,  Patköw  und  längs 

der  Chaussee  bis  Siedlec. 
Marrvbium  vulgare  L.    An  der  Kirchhofmauer  in  Jiosice  in  geringer 

Anzahl,  dagegen  ungemein  zahlreich  bei  Dorf  Klymczyce  am  Bug. 
Malachium  aquaticum  Fr.  Sumpfige,  schattige  Laubwälder  bei  Patkow, 

iukowisko. 
Melampyrum  pratense  L.  Dorf  Szawly,  Chotycze. 
Melilotus  alba  Dsf.  An  Wegen,  Rainen  gemein. 
Molinia  coerulea  Mnch.  Auf  Wiesen  bei  Szawly. 
Myosotis  intermedia  Lk.     Auf   Saatfeldern   bei    Starostwo,    Rudniki, 

Jozeföw. 

—  sparsiflora  Mik.    Im  Parke  und  im  Dorfe  an  Zäunen  in  Patköw. 
zahlreich,  sonst  nirgends. 

Nasturtium  amphibium  R.  Br.    An  Teichen,   Gräben,    Starostwo,  Ar- 
tych,  gemein. 

—  sylvestre  R.  Br.    An  Wegen,   Gräben  in  grosser  Menge  bei  He- 
lenka,  bei  Siedlec. 

• —  palustre  DC.    An  Teichen  bei  Artych  und  an  Gräben  längs  der 

Chaussee  nach  Siedlec. 
Nepeta  Cataria  L.    An  wüsten  Orten  in  itosice,    an  Zäunen  in  den 

umliegenden  Dörfern  vereinzelt. 
Neottia  Nidus  avis  Rieh.  Schattige  Laubwälder.  Bisher  fand  ich  diese 

Pflanze  nur  im  Laubwald  Chotycze  in  sehr  wenigen  Exemplaren. 
Oenothera  biennis  L.    Auf  sandigen   Feldern    und  Anhöhen,    Artych, 

an  der  Chaussee  bei  Mordy. 
Ononis  hircina  Jacq.  An  Dämmen,  Rainen  sehr  verbreitet. 
Orobus  vernus  L.  Laubwälder,  im  Gebüsch  an  der  Chaussee  zwischen 

Stok  und  Wyczolki,  aber  selten,  zahlreicher  im  Walde  Chotycze, 

Patköw. 
Panicum  Crus  Galt  L.  Auf  Brachfeldern  gemein. 
Pedicularis  palustris  L.  Nur  auf  sumpfigen,  lorfigen  Wiesen  bei  Sta- 
rostwo und  Rudniki. 
Peucedanum  Oreoselinum  Mnch.  Waldwiesen,  lichtes  Gebtisch,  Szawly. 

—  Cervaria  Lap.   Lichte  Waldwiesen  an  der  Chaussee  nach  Mordy 

auf  sandigem  Boden. 

Sparqanium  simplex  Huds.   /    .     m  •  i.         ^     i  a  .    u     o. 

^     ^  TT    .  }  An  Teichen,    Graben  um  Artych,    Sta- 

—  ramosum  Huds.  j  '  -     ' 

rostwo,  aber  nur  vereinzelt. 
Spergula  arvensis  L.  Unter  der  Saat  gemein. 
Stafice  elongata  Hoff.    Auf  lichten  Waldstellen  an  der  Chaussee  bei 

Mordy  selten. 


330 

Thalictrum  flextwsum  Beruh.    Auf  Feldwiesen,    kleinen  Anliöhen  auf 

lilhauischem  Gebiete  bei  Siemiatycze. 
Trifolium  pratense  L.  Wiesen,  an  Wegen  gemein. 
Triglochin   palustre    L.     Sumpfige    Wiesen    bei    Artych ,    Starostwo 

gemein. 
Verbascum  thapsiforme  Schrad.    Bekleidet  grosse  Strecken   sandigen 

Bodens  bei  Wözniki,  bei  Jozeföw  und  Patköw. 
Veronica  nerna  L.  Auf  Brachfeldern  gemein. 

—  Chamaedrys  L.  An  Gräben,  Dämmen  gemein. 

—  scutellata  L,    An    Gräben    der   Chaussee   bei  Stok,   bei  Siedlec, 
aber  wenige  Exemplare. 

—  spicata  L.  An  der  Chaussee  bis  Siedlec  gemein. 

—  longifolia  L.  Sumpfige  Waldwiesen  im  Gebüsch  an  der  Chaussee, 
bei  Mordy  selten. 

Viola  palustris  L.    Im  Moor  in  Gräben    an    der  Chaussee    zwischen 
Wyczolki  und  Stok  ziemlich  häufig. 

—  odorata  L.  Auf  Grasplätzen  im  wilden  Parke  zu  Patköw,  Topc- 
röw  in  grosser  Menge. 

.  —  Riviniana  Rchb.  In  einem  Laubvvalde  am  Wege  nach  Mi?dzyrzec 
bei  dem  Dorfe  Siukowisko  zahlreich. 


Mykologische  Präparate. 

Herausgegeben  von  Dr.  O.  E.  R.  Zimmermann  in  Chemnitz  in  Sachsen. 

Dyss  im  Lehrplan  unserer,  und  wohl  überhaupt  aller  Mittelschu- 
len, bisher  der  Mykologie  so  gut  wie  gar  kein  Plalz  eingeräumt, 
dass  dieser  so  unendlich  wichtige  Theil  der  Botanik  fast  ganz  mit 
Stillschweigen  übergangen  ward  —  diess  ist  eine  unläugbare,  leider 
aber  auch  äusserst  bedauerliche  Thalsache.  Da  aber  vorausgesetzt 
werden  muss ,  dass  den  betreffenden  Lehrern  keinesfalls  unbekannt 
ist,  welche  eminent  wichtige  Rolle  die  Pilze  im  Haushalte  der  Natur 
spielen,  so  liegt  der  Grund  dieser  fast  gänzlichen  Eliminirung  der 
Mykologie  anderswo,  und  wir  glauben  nicht  zu  irren,  wenn  wir  ihn 
hauptsächlich  im  Felden  eines  guten,  leichtverständlichen  Leitfadens 
für  den  mykologischen  Unterricht  an  Mittelschulen  und  dann  besonders 
im  Mangel  an  wirklich  brauchbaren  Demonstrations-Ohjecten  suchen. 
Gerade  der  mykologische  Unterricht  kann  solcher  Objecto  unter  gar 
keinen  Umständen  entbehren  und  doch  —  wie  sieht  es  mit  diesen 
aus !  Wandtafeln,  wie  sie  jetzt,  zum  Theil  in  meisterhafter  Weise 
dargestellt,  mehrfach  erscheinen,  ersetzen  niemals  genügend  ein 
wirkliches  Object,  den  Pilz  selbst,  und  die  verkäuflichen  mykologi- 
schen Präparate  —  dass  Gott  erbarm  —  über  diese  nur  ein  Wort 
zu  schreiben,  wäre  Zeil-  und  Papiervergeudung! 

Alle  diese  Erwägungen  bewogen  den  als  vorzüglichen  Myko- 
logen,  und  als  tüchtigen  Schulmann  zugleich,  bekannton  Dr.  0.  E.  R. 


331 

Zimmermann  in  Chemnitz  in  Sachsen,  sich  der  riesigen  Mühe  und 
Arbeit  zu  unterziehen,  speciell  für  den  Unterricht  bestimmte,  my- 
kolog-isciie  Priiparate  anzufertigen  und  ist  ihm  der  Dank  aller  be- 
theiligten Kreise  sicher,  denn  jedes  einzelne  der  bisher  erschienenen 
Präparate  übertrifft,  möclile  man  fast  sagen,  das  andere  an  vorzüg- 
licher Ausführung,  an  Deulliclikeit  und  Schönheit.  Solche  Präparate 
kann  eben  nur  Jemand  anfertigen,  welcher  selbst  gründliche  myko- 
logische  Studien  gemacht  hat,  welcher  die  einzelnen  Formen  selbst 
in  allen  ihren  Details  kennt! 

Bisher  sind  drei  Serien  Präparate  erschienen,  respective  so 
weit  vorbereitet,  dass  sie  in  kürzester  Frist  abgegeben  werden  können; 
die  erste  bringt  ausschliesslich  Parasiten  aus  den  Familien  der  Ure- 
dineen,  Usliiagineen  und  Peronosporeen;  die  zweite  Vertreter 
aus  den  verschiedenen  interessantesten  Familien  der  Schlauchpilze; 
die  dritte  eine  Anzahl  Mucorineen  und  Conidienformen  und  die  vierte 
endlich  wird  —  last  not  least,  die  so  wichtigen  Bacterien,  alle 
gut  tingirt,  um  sie  besser  erkennen  zu  können,  und  einige  Schim- 
melformen bringen.  Sollte  Nachfrage  erfolgen  würden  noch  weitere 
Serien  erscheinen. 

Dringend  ist  es  zu  wünschen,  dass  recht  zahlreiche  Bestellun- 
gen es  dem  Herausgeber  ermöglichen,  sein  begonnenes  ausseror- 
dentlich verdienstvolles  Werk  fortzusetzen,  und  womöglich  noch  zu 
erweitern.  Aus  eigener  Anschauung  kennen  wir  die  meisten  Num- 
mern aller  vier  Serien  und  können  wir  die  Sammlung  auf  das  an- 
gelegentlichste allen  Jenen  empfehlen,  welche  sich  für  Mykologie 
interessiren  und  namentlich  allen  Lehranstalten  ,  denn  die  mykolo- 
gischen  Präparate  des  Dr.  Zimmermann  nehmen  einen  würdigen 
Platz  an  der  Seite  der  besten  bekannten  Lehrmittel  ein. 

T  h  ü  m  e  n. 


Literaturberichte. 

Kryptog-amenflora  von  Schlesien.    II.  Band,  2  Hälfte.    Flechten,    bearbeitet 
*  von  Berthold  Stein.    Breslau   1879,   J.  U.  Kern's  Verlag  (Max  Müller). 

Das  sehr  rühmenswerthe  und  nachahmungswürdige  Unternehmen 
der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur,  in  deren  Namen 
der  verdienstvolle  Secret.tr  der  boianischen  Section,  Prof.  Dr.  Ferdinand 
Cohn  in  Breslau,  eine  Kryptogamenflora  von  Schlesien  herausgibt, 
schreitet  rüstig  vorwärts  und  bringt  wieder  eine  Fortsetzung,  welche 
sich  an  die  bereits  erschienenen  Arbeiten  ebenbürtig  anreiht.  Berthold 
Stein,  k.  k.  Universitätsgarlen-lnspector  zu  Innsbruck,  ein  ebenso 
dankbarer  als  geschickter  Schüler  des  hauptsächlichsten  Schöpfers 
der  neueren  Lichenenfldra  Deutschlands  und  Schlesiens,  Prof.  Dr. 
G.  \y.  Koerher,  ist  der  Verfasser  derselben.  Er  betont  in  dem 
Vorworte,    dass   er   von   demselben   vor   18  Jahren   in    das   Studium 


332 

der  Flechten  eingeführt  wurde  und  seither  in  fortwährend  regem 
Verkehre  mit  ilim  die  neueren  Flechtenfunde  Schlesiens,  sowie  die 
neuen  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der  Lichenologie  überhaupt 
kennen  zu  lernen  und  durchzuarbeiten  erwünschte  Gelegenheit  hatte, 
dass  eben  deshalb  sein  hiermit  in  die  Üeffentlichkeit  tretendes  Werk 
naturgemäss  in  ausgeprägter  Weise  die  ihm  selbst  in  Fleisch  und 
Blut  übergegangene  Ko er ber'sche  Anschauung  von  der  Umgrenzung 
der  Arten  und  Gruppen  in  sich  trage;  er  erwähnt  auch,  dass  sein 
Lehrer  die  ursprünglich  an  ihn  herangetretene  Bearbeitung  der  schlesi- 
schen  Lichenenflora  aus  Missslimmung  über  das  Umsichgreifen  der 
Seh  wendener'schen  Flechtenhypothese  unter  den  jüngeren  Botanikern 
leider  abgelehnt  habe  (Einleitung  S.  6).  Stein  gibt  im  Vorworte  ferner 
an,  dass  die  durchgreifendste  und  stark  ins  Auge  fallende  Acnderung 
gegenüber  den  Koerber'schen  Werken:  Systema  Lichenum  und  Parerga 
lichenolügica,  in  seiner  Arbeit  durch  die  zahlreichen  Namensänderungen 
bewirkt  werde,  welche  nöthig  wurden,  nachdem  Th.  Fries  in  seiner 
classischen  Lichenographia  Scandinavica  Upsaliae  1871—1874  die 
Resultate  seiner  Durchforschung  des  Herbar  Acharius  sowie  der 
Sammlungen  der  meisten  übrigen  älteren  Lichenologen  publicirt  hat, 
und  stellt  darum  in  den  von  Th.  Fries  noch  nicht  veröffentlichten 
Familien  noch  mannigfache  Namensänderungen  in  Aussicht, 

Wir  glauben  hiermit  im  Allgemeinen  über  den  Inhalt,  Umfang 
und  Werth  seiner  Arbeit  das  Entsprechende  gesagt  zu  haben  und 
brauchen  nur  noch  hinzuzufügen,  dass  wir  dieselbe  allen  Verehrern 
Koerber's  und  seiner  Werke  aufrichtigst  und  bestens  empfehlen 
können  und  dass  sie  nicht  bloss  für  die  Flechtenfreunde  Schlesiens, 
sondern  auch  für  jene  der  angrenzenden  Länder  Sachsen,  Böhmen, 
Mähren  etc.  ein  recht  brauchbares  und,  wenn  sie  die  Koerber'schen 
Werke  schon  besitzen,  sogar  nothwendiges  Buch  sei,  da  dasselbe 
mit  vollem  Rechte  eine  neue,  vermehrte  und  ergänzte,  berichtigte 
und  verbesserte  Auflage  jener  genannt  werden  kann.  Koerber's 
Verdienste  um  die  deutsche  und  schlesische  Lichenologie  erleiden 
durch  diesen  unseren  Ausspruch  gewiss  keinen  Abtrag,  da  sie  so 
gross  sind,  dass  man  durchaus  nicht  nöthig  hat,  aus  falscher  Pietät 
für  ihn  zu  verschweigen,  wo  er  geirrt  und  wo  seine,  namentlich  in 
dem  Systema  Lichenum  und  in  der  Parerga  lichenologica  ausge- 
sprochenen und  verfochtenen  Ansichten  durch  gleichzeitige  und 
spätere  Forschungen  Anderer  überholt  worden  sind.  Wir  stimmen 
darum  aber  auch  aus  ganzem  Herzen  dem  von  Stein  bei  Gelegenheit 
der  Leptorrhaphis  Koerberi  S.  350  ausgesprochenen  Wunsche  zu, 
dass  ilim  für  das  unerschütterliche  Eintreten  für  die  Selbstständigkeit 
der  Flechtenwelt  durch  die  genauen  Beobachtungen  der  Lebens- 
bedingungen und  Entwicklungsvorgänge  dieser  einzelnen  Formen 
schliesslich  die  allgemeine  Anerkennung  der  Wissenschaft  zu  Theil 
werden  möge! 

Stein's  Werk  umfasst  Vorwort  V,  Einleitung  20,  Uebersicht 
der  Gallungen  und  Arten  3,  Schlüssel  zur  Bestimmung  erstercr 
7  Seiten,    Systematik  von  S.   31—380,    Register  von  S.   381—400. 


333 

Der  historische  Tlieil  ist  S.  1—4  von  Koerber,  die  Fortsetzung 
desselben  und  die  geographische  Uebersicht  S.  5 — 8  von  Stein,  der 
morphologische  Theil  S.  8-  18  von  Dr.  Schroeter  in  Rastalt,  dem 
Verfasser  der  Schlesischen  Pilze,  im  Sinne  der  Theorie  Schwendener's 
auf  Wunsch  der  Redaction,  wie  Stein  Vorw.  S.  IV  bemerkt,  be- 
arbeitet; —  er  selbst  steht  mit  fast  allen  Flechten- Systematikern 
auf  dem  entgegengesetzten  Standpunkte,  laut  seines  in  der  Einleitung 
S.  20  präcisirten  offenen  Geständnisses.  Die  Diagnosen  der  Galtungen 
sowohl  wie  der  Arten  und  Formen  sind  deutsch,  bündig  und  ver- 
ständlich, die  unterscheidenden  Merkmale  springen  durch  gesperrten 
Druck  in  die  Augen.  Die  Beschreibungen  und  Anmerkungen  zu  allen 
Gattungen  und  Arten  sind  genau,  umfassend  und  belehrend,  enthalten 
namentlich  auch  die  bei  Koerber  häufig  vermissten,  genauen  Mes- 
sungen der  Apothecien,  Sporen  und  Spermatien,  berücksichtigen  auch 
gebührender  Massen  die  Gonideen,  häufig  auch  die  chemischen  Re- 
actionen,  und  geben  Zeugniss  sowohl  von  eigenen  fleissigen,  mikro- 
skopischen Studien,  wie  von  praktischen,  durch  viele  Uebung  im 
Bestimmen  erworbenen  Voitheilen,  nicht  minder  von  grosser  Kenntniss 
der  neueren  lichenologischen  Literatur  und  häufiger  Verwerthung 
derselben.  In  der  Nomenclatur  folgt  Stein  meist  der  von  Tli.  Fries, 
und  trägt  damit  auch  sehr  oft  dem  Gesetze  der  Priorität  die  ge- 
bührende Rechnung;  bei  Anführung  der  Synonyme  beschränkt  er 
sich  nur  auf  die  von  Raben  hörst  und  Koerber  gebrauchten 
Namen.  Der  beigegebene  Schlüssel  zur  Bestimmung  der  Gattung  ist 
gut  und  praktisch. 

Die  Ausstattung  von  Seite  des  Verlegers  ist  sehr  lobenswerth, 
besonders  der  Druck  ist  rein,  deutlich,  gefällig  und  modern,  der 
Preis  von  zehn  Mark  darum  gewiss  ein  billiger. 

Die  Zahl  der  bis  jetzt  in  Schlesien  beobachteten  und  von  Stein 
beschriebenen  Lichenen  beträgt  705;  in  seinem  Werke  sind  aber 
ausserdem  die  wahrscheinlich  noch  aufzufindenden  Arten  mit  kurzer 
Charakteristik  bei  den  betreffenden  Verwandten  angeführt.  Unter  den 
ersteren  befinden  sich  15  Novitäten,  von  Koerber  und  Stein  seit 
dem  Erscheinen  der  Parerga  lichenologica  aufgestellt  und  theilweise 
schon  veröffentlicht;  darunter  die  Gattung  Steinia  mit  der  Art  hiri- 
descens,  von  Koerber  1872  aufgestellt,  synonym  zu  Lecidea  geo- 
phana  Nyl.  Scand.  1861,  L.  boreella  Idem.  Flora  1863,  L.  (richogena 
Norm.  Bot.  Not.  1872;  zwei  neue  Genera:  Koerheriella  auf  Zeora 
Wimmeriana  Kbr.  und  Frifzea  auf  Psora  lamprophora  Kbr.  von 
Stein  gegründet,  eine  neue  Art  Opegrapha  horistica  von  Koerber 
und  eilf  neue  Arten  von  Stein  selbst  aufgestellt  und  beschrieben, 
nämlich:  Gyalecla  Fritzei,  Psora  Limprichfii,  Xylographa  Felsmanni, 
Thromhmm  Lecanorae,  Th.  Collemae  (Collematisl),  Gongylia  aqua- 
tica,  Mlcrothelia  Ploseliana,  Sagedia  pai'vipuncla,  Arthopyrenia 
Lomnifzensis,  A.  Porocyphi,  Leptorrhaphis  Koerberi,  der  anstatt  der 
Catillaria  concreta  Kbr.  aufgestellte  Catocarpus  Koerberi  und  noch 
einige  neue  Formen. 

Randegg,  am  8.  September  1879.  Dr.   Poeisch. 


334 

Untersachnng-en  über  die  Lebermoose  von  Dr.  Hubert  Leitgeb,  Professor 
der  Botanik  in  Graz,  unter  Mitwirkung  ven  M.  Waldner,  Assistent  am 
botanischen  Institute.  V.  Heft.  Die  Anthoceroteen.  Graz  1879.  Verlag  von 
Leuschner  &  Lubensky.  4°.  60  Seiten,  5  Tafeln. 

Seit  dem  Ersclieinen  der  classischen  „vergleichenden  Unter- 
suchungen von  Hofmeister"  hat  keine  andere  Arbeit  unsere  Kennt- 
nisse über  die  morphologischen  und  anatomischen  Verhältnisse  der 
Lebermoose  so  wesentlich  und  nach  so  verschiedenen  Richtungen 
gefördert,  wie  Leitgeb's  Untersuchungen  über  die  Lebermoose.  Es 
gereicht  daher  dem  Referenten  zum  besonderen  Vergnügen,  das  Er- 
scheinen des  neuesten  Heftes  dieses  trefflichen  VTerkes  hier  anzu- 
zeigen. Dasselbe  behandelt  die  Anthoceroteen  und  zerfällt  in  einen 
allgemeinen  Theil,  ferner  in  specielle  Untersuchungen.  Der  erstere 
(S.  1 — 11)  behandelt  die  Gattungen  der  Anthoceroteen,  ihre  Ver- 
wandlschaftsverhällnisse,  ihre  Uebereinstimmung,  sowie  ihre  Ver- 
schiedenheit in  Bezug  auf  die  einzelnen  Organe,  endlich  die  Ver- 
wandtschaflsverhältnisse  der  Anthoceroteen  gegenüber  den  Leber-  und 
Laubmoosen.  Die  speciellen  Untersuchungen  beschäftigen  sich  mit  den 
Gattungen  Änthoceros  (S.  11 — 29),  ferner  mit  Dendroceros  (S.  29 — 
39),  endlich  mit  Notothylas  (S.  39—52),  Angaben  über  den  Bau  des 
Archegoniums  (S.  52 — 53),  sowie  endlich  die  Erklärung  der  Abbil- 
dungen machen  den  Schluss  des  vorliegenden  Heftes.  Die  fünf  bei- 
gegebenen Tafeln  sind  in  Lithographie  gelungen  ausgeführt  und 
veranschaulichen  bestens  die  besprochenen  Verhältnisse.  Der  Referent 
unterlässt  es,  auf  die  Resultate  der  Untersuchungen  Leitgeb's  im 
Detail  einzugehen,  weil  diess  den  einer  Anzeige  zugemessenen  Raum 
weit  übei-schreiten  würde,  weil  ferner  Jeder,  der  sich  für  Anthoce- 
roteen interessirt,  das  vorliegende  Heft  zur  Hand  nehmen  muss;  man 
wird  sich  dann  durch  eigene  Anschauung  davon  überzeugen,  welche 
Fülle  neuer  Thalsachen  in  demselben  niedergelegt  ist.  Möge  die  in 
Aussicht  gestellte  Schlusslieferung  von  Leitgeb's  gediegenen  Unter- 
suchungen bald  erscheinen;  es  wird  dann  ein  Werk  vollendet  sein, 
welches  der  botanischen  Literatur  unseres  Kaiserstaates  in  jeder  Be- 
ziehung Ehre  macht.  R. 

Di  alcaue  plante  usate  medicalmente  alle  ludie  orientali  (Ueber  einige 
in  Ost-Indien  als  Arzneimittel  angewendete  Pflanzen).  Separat -Abdruck 
aus  dem  Bollettino  delle  scienze  naturali  der  Socielä  adriatica  in  Triest, 
Kr.  1,  Jahrg.  IV,  von  Dr.  Carl  v.  Marchesetti. 

Obwolil  das  Studium  der  chemischen  Eigenschaften  der  Ge- 
wächse und  die  Erkenntniss  der  in  manchen  derselben  vorhandenen, 
auf  den  animalischen  Organismus  wirkenden  Stoffe  nach  und  nach 
jenen  Wust  von  Arzneimitteln  aus  der  Pharmakopoe  ausgemerzt  hat, 
womit  unsere  Alten  die  arme  Menschheit  quälten,  so  blieben  doch 
noch  immer  sehr  viele  Arzneipflanzen  als  Volksheilmittel  im  Ge- 
brauch. Jedes  Land  hat  seine  eigenlhümlichen  Panaceen,  und  wenn 
wir  bei  uns  täglich  neue  Lebens-Elixire  und  Universalmittel  auf- 
tauchen sehen,  warum  sollte  es  uns  dann  wundern,  dass  in  Indien, 
wo    die    ärztliche  Wissenschaft  noch  in  den  Windeln  liegt,    gewisse 


335 

Pflanzen  als  Panaceen  im  höchsten  Ansehen  stehen?  Diesen  einleiten- 
den Bemerknngen  lässt  der  Verfasser,  welcher  bekanntlich  im  Jahre 
1874 — 1875  dnrch  mehrere  Monate  in  Ostindien  znm  Zwecke  wissen- 
schaftlicher Forschungen  weilte,  eine  humoristische  Schilderung  der 
dortigen  Aeskulaps-Söhne  (Hakim  genannt)  folgen,  worauf  er  zur 
Aufzahlung  der  am  häufigsten  gebräuchlichen  ostindischen  Medicinal- 
pflanzen  übergeht.  —  Da  zu  den  häufigsten  Krankheitsfällen  in  In- 
dien die  verschiedenen  Formen  des  Fiebers  vom  einfachen  Inter- 
mittens  bis  zu  den  perniciösen  tödtlichen  Sumpffiebern  gehören,  so 
ist  die  Reihe  der  Fiebermittel  eine  überaus  grosse.  Obwohl  die  Cin~ 
chona  in  Hindostan  seit  einigen  Jahren  cnltivirt  wird,  und  in  den 
Nilagir'schen  Bergen  ausgedehnte,  mit  ganzen  Wäldern  von  China- 
bäumen bedeckte  Strecken  aufgefunden  wurden,  ist  die  heilbringende 
Rinde  doch  nur  den  Wohlhabenden  zugänglich;  das  Volk  benützt 
allerlei  Surrogate,  als:  die  Rinde  von  Melia  Azederoch  L.  in  Pulver 
oder  als  Decoct;  ferner  eine  Genlianee:  Ophelia  Chirata  DC,  und 
so  wie  wir  uns  mit  der  officinellen  Genfiana  lutea  und  pannonica 
nicht  begnügen  und  zu  anderen  Pflanzen  aus  derselben  Familie,  z.  B. 
Erythraea,  Menyanthes,  zu  greifen  pflegen,  so  verschmäht  auch  der 
Hindu  selbst  die  kleinsten  Species  von  Exacum  und  Coscroe  nicht. 
Die  Ophelia  wird  auch  von  Europäern  im  Sherry-Aufgusse  als  To- 
nicum  angewendet.  Andere  Febrifuga  sind:  Gulancha,  die  Wurzel 
und  Stengel  von  Tinospora  cordifolia  Miers.,  die  Früchte  von  Gui- 
landina Bonducella  L.  Auch  wird  der  Kalmus,  der  an  den  Ufern 
der  indischen  Flüsse  ebenso  gut  wächst,  wie  an  unseren  Wasser- 
gräben, sehr  geschätzt.  —  Gegen  Erkrankungen  der  Verdauungsvvege 
gebraucht  der  indische  Volksarzt  die  gerbstoffreichen  Rinden  und 
Früchte  der  im  Norden  der  Halbinsel  zahlreich  vorkommenden  Eichen; 
die  Rinde  mehrerer  Acacien,  insbesondere  jene  der  Acacia  arabica 
W.,  dann  der  Terminalia  Chebula  Reiz,  und  des  Plerocarpus  Mar- 
supium  DG.,  weiters  die  Bufea  frondosa  Roxb.,  welche  das  Ghino- 
Gummi  liefert.  Auch  von  Catechu  wird  ausgedehnter  Gebrauch  ge- 
macht. Hieran  schliessen  sich  die  Samen  von  Plantago  Ispagnla  Roxb., 
deren  Abkochung  dem  Salep  ähnelt,  der  Schleim  von  Feronia  Ele- 
phantum  Corr.  (Wood  Aple)  und  endlich  die  Rinde  des  Granatapfel- 
baumes. Da  jedoch  in  den  Tropenländern  die  Affectionen  der  Einge- 
Aveide  leicht  einen  rühr-  oder  choleraartigen  Charakter  mit  bedeu- 
tendem Sinken  der  Kräfte  annehmen,  so  verbindet  der  Hakim  die 
Adstringenlien  mit  tonischen  oder  erregenden  Substanzen  und  zwar 
Brandy  oder  Arrak,  über  mannigfache  Gewürze,  als:  Pfeffer.  Zimmt, 
Ingwer,  Muskalnuss  oder  Capsicum  fastigiafum.  Als  Purgirmittel 
braucht  er  den  fast  überall  wachsenden  Ricinus,  oder  eine  der 
ebenso  häufigen  Aloe-Arten  (Aloe  indica  Royle,  A.  litoralis  Koen.). 
Auch  die  Senna  von  Cassia  lanceolata  Fersk.  und  verwandten  Arten 
steiwMi  zur  Verfügung.  Im  äusserston  Falle  nimmt  er  zu  Croton 
Tigliuni  seine  Zuflucht.  Gelindere  Eccoprolica  sind  dortlands:  die 
Samen  der  Pharbitis  Nil  Chois.  die  Myrobalancn  (von  Terminalia 
ChebuhO.  —  Als  Ersatz  der  in  ganz  Ot^lindien  mangelnden  Cephaelis 


336 

Ipecacuanha  liat  man  dort  die  Tylophora  asthmatica  W.  et  A.  und 
Calotropis  gigantea  R.  Br.,  beide  wiriien  in  kleinen  Gaben  als  To- 
nica,  in  grosseren  aber  als  heftige  Breclnniltel.  —  Als  Wurmmittel 
gelten  Butea  und  Granatapfelrinde,  ferner  die  überall  vorkommende 
Vernonia  anthelmintica  W.,  die  Carica  Papaya  L.,  welche  jedoch 
häufig  Koliken  erzeugt,  —  und  gegen  Bandwurm  vorzugsweise  die 
Kamala  (Pulver  der  Kapseln  von  Mallotus  philippensis  Mill.),  als 
mechanisches  Hilfsmittel  aber  die  Hülsen  von  DoHchos  pruriens.  Als 
Diuretica  finden  sich  an  allen  Zäunen  mehrfache  Sassaparilla-  oder 
Smilax-Arlen^  namentlich  Hemidesmus  indicus  R.  Br.  und  an  feuchten 
Stellen  die  Barleria  longifoHa  Nees.  Der  Copaivabalsam  wird  durch 
Cubeben,  durch  das  Oel  von  Santalum  album  L.  oder  von  Diptero- 
carpus  laecis  Ham.  ersetzt.  Für  jede  der  vielen  Hautkrankheiten, 
denen  die  Indier  ausgesetzt  sind,  haben  sie  ein  Specificum.  Handelt 
es  sich  darum,  unangenehme  Gäste  zu  verscheuchen,  so  bedient  man 
sich  der  Kockelkürner  (von  Anamirta  Cocculus  W.  et  A.),  gegen 
Flechten  gebraucht  man  Blätter  von  Cassa  alata  L.,  und  ist  der 
Hindu  zu  jener  langwährenden  Agonie  verurtheilt,  die  der  Aussatz 
mit  sich  bringt,  so  vertraut  er  den  Samen  der  Gynocardia  odorata 
R.  Br.  oder  schlürft  das  braune  Gurgium-Oel.  —  Nur  selten  werden 
Narcotica  benöthigt,  obwohl  zahlreiche  Datura-hxi&w  in  der  Nähe  der 
Dörfer  wachsen,  allein  jeder  Indier  verfügt  über  eine  hinreichende 
Dosis  Opium,  von  dem  er  täglich  enorme  Mengen  zu  sich  nimmt.  — 
So  braucht  der  Hindu  nicht  zu  den  europäischen  Medicamenten  zu 
greifen.  Bleiben  die  angewendeten  Heilmittel  erfolglos,  so  wird  dem 
Patienten  angerathen,  im  nächsten  De\i  (Tempel)  eine  Opfergabe, 
meistens  eine  Flasche  Cognac,  darzubringen,  welche  aber,  um  bis 
zur  Gottheit  zu  gelangen,  ihren  Weg  durch  die  Gurgel  des  Hakim 
zu  nehmen  pflegt.  M.  Prichoda. 

Siebenter  Bericht  des  Botanischen  Vereines  in  Laudshnt   über  die  Ver- 
einsjahre 1878  —  1879.   Landshut  1879.   XII  und  212  S.    8"  mit  31  Taf. 

Enthält  drei  grössere  Abhandlungen:  1.  Flora  von  Berchtes- 
gaden  von  Johann  Ferchl.  Ist  die  erste  Specialarbeit  über  diese 
Gegend  und  wurden  auch  die  von  Dr.  August  Einsele,  dem  ver- 
storbenen S  endtner  und  Rafael  Pirngruber  gemachten  Funde  ver- 
werthet.  2,  Deutschlands  Jungermannien  in  Abbildungen  nach  der 
Natur  gezeichnet,  nebst  Text  von  F.  Stephan i.  Ursprünglich  nur 
zur  eigenen  Belehrung  bestimmt,  wuchsen  die  vorliegenden  Zeich- 
nungen zu  einer  fast  sämmtliche  deutschen  und  Schweizer  Junger- 
mannien enthaltenden  Sammlung  an,  und  entschloss  sich  Verf.  erst 
über  Zureden  seiner  Freunde  zur  Veröffentlichung  derselben.  Diese 
Zeichnungen  sollen  dem  Anfänger  einen  Ersatz  für  ausführliche  und 
kostbare  ikonographische  Werke  bieten.  In  dem  begleitenden  Texte 
wurde  gleichfalls  dem  Zellgewebe  der  Blätter  besondere  Beachtung 
geschenkt.  Im  Ganzen  hat  der  Verfasser  seine  Aufgabe  redlich  zu 
lösen  gesucht  und  eine  Arbeit  geliefert,  die  dem  Anfänger  das  Stu- 
dium dieser  Abtheilung  der  Lebermoose  wesentlich  erleichtern  wird. 


337 

3.  Verzcichniss  der  um  Bayreuth  in  Oberfranken  beobachteten  Pilze 
von  F.  V.  Thümen.  Der  Verfasser  hatte  Gelegenheit,  die  dortige  Pilz- 
flora vorn  März  1874  bis  Juni  1876  zu  untersuchen.  Bevor  er  seine 
Beobachtungen  niederlegt,  gedenkt  er  der  spärlichen  Vorarbeiten. 
Neu  sind:  Ctadosporlum  aecidiicolum  Th.  et  C.,  Fumago  v.  maculae- 
forme  Th.,  Helminthosporium  vesiculosum  Th.,  Oidium  obtusum  Th., 
Coleosporium  Potentillae  Th,,  abgeleitet  von  C.  miniatwn  f.  Poten- 
tillae  argenteae  Sacc.  Myc.  ven.  n.  44,  Boletus  amoenus  Th.,  Poly- 
porus  fumosus  Fr.  var.  ochroleucus  Th,,  Morchella  conica  Pers.  var. 
riniosa  Th.,  Sphaerella  affinis  Wint.,  Amphisphaeria  Rehmii  Th., 
Phoma  exsertum  Th.  und  Hendersonia  decipiens  Th.  Die  Arbeit  ist 
ein  werthvoller  Beitrag  zur  Kenntniss  der  dortigen  Pilzflora,  den 
nur  der  Mangel  eines  Gattungsregisters,  wie  ihn  die  beiden  erstge- 
nannten Publicationen  thatsächlich  besitzen,  beeinträchtigt.  Wir  können 
dem  Vereine  zu  seiner  bisherigen  Thäligkeit  nur  gratuliren  und  er- 
M'arten  auch  künftighin  von  ihm  das  Beste,  K. 

Borbäs  Vincze  Dr.,  Budapest  es  környekenek  növenyzete.  Budapest  1879, 

172  (176),  S.  8". 

Vor  mehr  als  fünfzig  Jahren  schrieb  Sadler  eine  Flora  von 
Budapest.  Seit  dem  hat  diese,  von  desselben  Verfassers  „Flora  Comi- 
tatus  Pestiensis"  abgesehen ,  keinen  neuen  Bearbeiter  gefunden. 
Gönczy's  „Pestmegye  es  täjeka  viränya"  war  eine  blosse  Ueber- 
setzung  des  Sadler'schen  Werkes,  während  Prof,  Kern  er  durch 
seine  „Vegetationsverhältnisse"  den  nachhaltigsten  Impuls  zur  ferne- 
ren Erforschung  der  Budapester  Flora  gegeben  hat.  In  der  Einleitung 
schildert  der  Verfasser  die  pflanzengeographischen  Verhältnisse  dieses 
Gebietes ,  vergleicht  dasselbe  numerisch  und  nach  Familien  mit 
Ungarn,  Oesterreich,  Deutschland  und  Südrussland  unter  Namhaft- 
machung  der  Quellen  und  Gewährsleute,  die  ihm  vorangegangen 
sind.  Die  Aufzählung  beginnt  mit  den  Algen,  denen  sich  die  Pilze 
und  Flechten  anschliessen.  Ausführlicher  als  die  genannten  sind  die 
Laub-  und  Lebermoose,  während  der  Verfasser  erst  mit  den  Gefäss- 
kryptogamen  in  sein  eigentliches  Element  kommt  und  von  da  an  sich 
in  seiner  Gelehrsamkeit  zeigt.  Er  liefert  werthvolle  Beiträge  zur 
Ker.ntniss  der  Buda-Pester  Flora,  verbreitet  neues  Licht  über  die 
Synonymik  und  Systematik  einzelner  Arten,  Varietäten  und  Bastarte, 
worunter  sich  manche  Novität  vorfindet.  Die  Arbeit  bekundet  zugleich 
einen  wesentlichen  Forlschritt  in  der  Erkenntniss  der  ungarischen 
Flora  und  verdient  mit  Freuden  begrüsst  zu  werden. 

J.  A.  Knapp. 

Kuntze  Otto  Dr.,  Der  Irrthnm  des  Speciesbegriffes,  phytographisch  er- 
läutert an  einigen  Pflanzengattungen,  insbesondere  an  Ruhus.  (Separat-Ab- 
druck  aus  den  Schriften  der  Leipziger  geographischen  Gesellschaft,  1879) 
18  S.  8"  mit  1  Tafel. 

Der  Verfasser  verwirft  den  althergebrachten  SpeciesbegrifF  und 
schlägt  an  Stelle  desselben  Finiform  (deren  nächste  Verwandte  aus- 
gestorben, also  nach  aussen  hin  genetisch  isolirt),  Gregiform  (reich- 


lieh  variirende  Finiform,  Saininelspecies),  Locoform  (Variation  durch 
Substrate  oder  klimatische  Bedingungen),  Typiform  (constante  Va- 
riante an  gleichen  Standorten,  wo  die  Slammfornien  wachsen,  durch 
Naturauslese),  Versiform  (wenn  unklar,  ob  Locoform  oder  Typiform), 
Ramiform  (Locoformen,  die  meist  in  anderen  Ländern  selbständig 
weiter  variiren),  Singuliform  (gelegentliche  Abwcjichungen  einzelner 
Organe),  Raroform,  Subgiegiform,  Präform,  Sobriniform,  Posteriform, 
Mediolocoform,  Mistoform,  Mistoproliform,  Hybridoform,  Hybridoproli- 
form,  Cultoform,  Domitoform  (Zuchtform),  Noviform,  Satiform  und  Lusi- 
form  vor.  Auf  der  beigegebenen  Tafel  finden  sich  die  Stammbäume  der 
Rubus-Greg'iknmen:  R.  Archimonophyllus  (/J.  nioluccanus  L.)  und 
R.  Cyclactis  (R.  triflorus  Richardt).  Die  ganze  Arbeit  verräth  viel 
Scharfsinn,  doch  bleibt  es  fraglich,  ob  die  hier  niedergelegten  Be- 
hauptungen sich  auch  durchgehends  bewahrheiten,  und  ob  nicht  man- 
chen derselben  nur  ein  imaginärer  Werth  innewolme.  K. 

Behrens  Wilhelm  Julius  Dr.,  Der  naturhistorische  und  geograpliische 
Unterricht  auf  den  liöheren  Lehranstalten.  Mit  14  Holzschnitten.  Braun- 
schweig, C.  A.  Scljwetschke  &  Sohn.  1879.  59  S.  8°. 
Mit  der  vorliegenden  Frage  haben  sich  bisher  eine  Reihe  von 
Federn  beschäftigt.  Der  Verf.  hat  als  Pädagog  und  Fachschriflsteller 
dieselbe  einer  eingehenden  Kritik  unterzogen,  er  zeigt,  wie  viel  und 
was  aus  der  Botanik  vorgetragen  werden  soll.  Obenan  setzt  er  die 
Morphologie,  der  dann  die  Biologie,  Systematik,  Anatomie  und  schliess- 
lich die  Anthropologie  zu  folgen  hätten.  Jede  dieser  Disciplinen  wird 
dann  unter  Hervorhebung  des  Vorzutragenden  erörtert.  Dabei  ertheilt 
der  Verf.  den  Lehrern  eine  Reihe  von  beachtenswerthen  Winken. 
Diese  Schrift  involvirt  einen  wesentlichen  Fortschritt  und  verdient 
die  eingehendste  Beachtung  seitens  der  Pädagogen.  Schliesslich  sei 
noch  erwähnt,  dass  von  demselben  Verfasser  demnächst  ein  „metho- 
disches Lehrbuch  der  allgemeinen  Botanik  für  höhere  Lehranstalten" 
erscheint.  K. 


Oorrespondenz. 

Budapest,  10.  September  1879. 
Was  von  mir  in  der  Oest.  botan.  Zeitschr.  1879  p.  305  gesagt 
wird,  das  bestätigt  mein  bisheriges  botanisches  Wirken  gewiss  nicht, 
noch  wird  es  mein  künftiges  fhun.  Es  gibt  hingegen  in  Budapest  einige 
Botaniker,  die  es  lieben,  meine  Arbeiten  fort  und  fort  zu  tadeln, 
und  gegen  die  ich  mich  schon  oft  vertheidigen  musste.  Den  bota- 
nischen Streit  in  Budapest  haben  eben  diese  Botaniker  in  der  Oest. 
botan.  Zeitschr,  1875  p.  133—135  (cf.  auch  p.  206—208)  und  1876 
p.  168  begonnen  (cf.  auch  Botan.  Jahresb.  1876  p.  1060  etc.  und 
1064  etc.)  Möchten  doch  diese  Herren  jene  Aeusserungen  des  R. 
(Oest.  botan.  Zeitschr.  1879  p.  264)  beachten  und  für  die  Wissen- 
schaft Nützlicheres  leisten,  als  mich  anzufeinden.  Bor b äs. 


339 

Sterzing  in  Tirol,  am  14.  September  1879. 
Unsere  fünfmonallange  Reise  in  den  Provinzen  von  Almeria, 
Malaga  und  Granada  in  Spanien  ist  ganz  ohne  Unfall  glücklicli 
abgelaufen.  Die  Ordnung  und  Beslininiung  des  ziemlich  umfangreiL-iien 
Materials  erfordert  längere  Zeit,  so  dass  erst  nach  Ablauf  derselben 
ein  weiterer  Bericht  über  den  Erfolg  unserer  Collectionen  gegeben 
vi'erden  kann.  Rupert  Huter. 

Kalksburg,  am  15.  September  1879. 
Schon  lange  suchte  ich  hier  sowohl  als  im  Zalaer  Comitato 
nach  Setaria  ambigua  Guss.,  seil  ich  nämlich  in  Ilirem  Journale  ge- 
lesen habe,  dass  sie  in  Niederösterreich  wahrscheinlich  oft  mit  Se- 
taria verticillata  verwechselt  werde.  Der  Artikel  stammt  von  Prof. 
Haussknecht.  Heute  endlich  fand  ich  diese  Pflanze  zahlreich  in 
Wiener-Neustadt.  Einen  kurzen  Eisenbahnaufentlialt  benützend,  begab 
ich  mich  nach  der  Günser  Strasse,  wo  P.  AI.  Dichtl  vor  einigen 
Jahren  Geranium  sibiricum  entdeckt  hat.  Auf  dem  Wege  dahin 
glaubte  icli  Setaria  verticillata  zu  sehen.  Es  fehlte  ihr  aber  die 
Eigenschaft  des  Hängenbleihens,  wodurch  S.  ambigua  nach  obigem 
Artikel  sich  sehr  Iei(;lit  von  S.  verticillata  unterscheidet.  Geranium 
sibiricmn  ist  an  dem  Graben,  der  die  Günser  Strasse  von  einem 
Holzplatz  scheidet,  recht  zahlreich.  Namentlich  gedeiht  diese  Pflanze 
unter  den  daselbst  aufgeschichteten  Brettern.  Sie  scheint  eben  sehr 
schattenliebend  zu  sein,  w^e  ich  sie  auch  zuerst  bei  Sarasdorf  und 
dann  bei  Zillingdorf  getrofTen  habe.  Ihr  Geruch  erinnert  schwach  an 
Geranium  Robertianum.  J.  Wiesbaur  S.  J. 


Fersonalnotizen. 

—  Dr.  Carlo  Bagnis,  Professor  der  Botanik  an  der  Universität 
zu  Rom  ist  am  6.  August,  erst  24  Jahre  alt,  gestorben. 

—  Dr.  de  Bary  und  Dr.  Pringsheim  wurden  von  der 
k.  bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften  zu  corr.  Mitgliedern 
gewählt. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  L.  Keller  mit  Pflanzen 
aus  Niederösterreich.  —  Von  Herrn  Dr.  Borbäs  mit  Pflanzen  aus 
Ungarn.  —  Von  Hrn.  Holuby  mit  Pfl.  aus  Ungarn. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Uechtritz,  Stei- 
nitz,  Reiss. 

Vorrälhig:  (B.)  =  Böhmen,  (I.)  =  Is(rien,  (Kt.)  =  Kärnten, 
(NOe.)  =  Niederöslerreich,   (OOe.)  =  Oberösterreich,   (P.)  =  Polen, 


340 

(Schi.)  =  Schlesien,  (Schw.)  =  Schweden,  (Schz.)  =  Schweiz,  (St.) 
=  Steiermark,  (T.)  =  Tirol,  (Th.)  =  Thüringen,  (U.)  =  Ungarn. 

Samolus  Valerandi  (NOe,,  Pommern),  Sanguisorba  officinalis 
(U.),  Saponaria  ocymoides  (T.),  officinalis  (OOe.,  ü.),  Vaccaria  (Th.), 
Satureja  montana  (I.),  pygmaea  (I),  Saxifraga  aizoides  (I.),  Aizoon 
(NOe.),  bulbifera  (NOe.,  ü.),  caesia  (NOe.,  Kt.),  granulata  (P.,  Schi.), 
rotundifolia  (NOe.,  T.),  squarrosa  (T.),  stellaris  (T.),  stenopetala  (T.), 
tenella  (1.),  tridactylites  (NOe.,  Schw.),  Scabiosa  columbaria  (U.), 
lucida  (OOe.,  U.),  ochroleuca  (NOe.,  OOe.,  Schi.),  suaneolens  (NOe., 
U.),  silvatica  (OOe.),  Scandix  Pecten  (I.),  Scheuchzeria  palustris 
(Berlin),  Schoberia  maritima  (I.,  Th.,  U.),  Schoenus  ferrugineus  (NOe., 
OOe.),  Scilla  bifoUa  (NOe.,  U.),  Scirpus  acicularis  (NOe.),  com- 
pressus  (B.),  maritimus  (Schi.,  U.),  Michelianus  (NOe.,  Schi.),  par- 
vulus  (Greifswald),  pauciflorus  (Ostfriesland),  Rothii  (Schz.),  setaceus 
(B.,  Greifswald),  silvaticus  (NOe.,  P.),  supinus  iV.,  Frankreich),  tri" 
queter  (NOe.),  Scleranthus  Durandoi  (U.),  Holubyii  (U.),  microce- 
phalus  (U.),  stipatns  (U.),  Tauscheri  (U.),  tenellus  (U.),  Sclerochloa 
dura  (Th.),  rigida  (Fiiime),  Scopolina  atropoides  (U.),  Scorzonera 
austriaca  (NOe.,  U.),  Scrophularia  Hoppii  (Kt.),  nodosa  (P.),  Sco- 
polii  (St.,  U.),  vernalis  (St.),  Scutellaria  alpina  (Kroatien),  galeri- 
ciilata  (OOe.),  hastifolia  (B.,  Schi.),  Seeale  cereale  (NOe.,  OOe.), 
fragile  (U.),  Sedum  acre  (U.),  album  (U.),  atratum  (NOe.),  reflexum 
V,  glaucum  (B.,  NOe.),  sexangulare  (OOe.),  nillosum  (NOe.),  Selinum 
Carvifolia  (Schi.),  Sempernivum  arachnoideum  (T.),  hirtum  (NOe., 
U.),  Senebiera  Coronopus  (NOe.,  U.). 

Obige    Pflanzen    können    nach    beliebiger  Auswahl    im   Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 


Inserate. 

Der  Unterzeichnete  stellt  auf  Verlangen  Pilzherbarien  zum 
Gebrauche  für  den  Unterricht  an  Mittelschulen,  geordnet  nach  dem 
Lehrbuche  von  Dr.  Bill  oder  Dr.  Wretschko,  zusammen. 

Kleinere  Ausgabe  (30  frisch  gesammelte,  instructive  und  gut 
aufgelegte  Arten)  3  fl. ;  grössere  Ausgabe  (60  Arten)  5  fl.  —  Spe- 
cielle  Wünsche  werden  nach  Thunlichkeit  berücksichtigt. 

Prof.  W.  Yoss  in  Laibach. 

Mykologisch-mikroskopische  Präparate  in  Serien  aus 
20  Nummern  können  zum  Preise  von  20  R.  M.  oder  fl.  12  ö.  W. 
bezogen  werden  von  Dr.  O.  E.  R.  Zimmermann,  Realschul- 
Oberlehrer  in  Chemnitz  in  Sachsen,  Brauhausstrasse  9. 


Kedaeteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofltz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 
Druck  und  Papier  der  C.  Ueberreuter'schen  Buchdruckerei  (M,  Salzsr). 


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Botanisclie  Zeitschrift 

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XXIX.  Jahrgang.  Wlil.  November  1879. 

INHAIjT:  Zur  Kenntniss  der  Intercellularsubstanz.  Von  .^olla.  —  Ueber  Ortliideen.  Von  Dr.  Beck. 
—  Symbolae.  Von  Thüinen.  —  Botanisclie  Jliscellen.  Von  Dr.  Celakovsky.  —  Neue  Standorte. 
Von  Kempf.  —  lieber  Eucalyptus.  Von  Antoine.  —  Literatnrberichte.  —  Corrtspondtnz.  ^  on 
Hackel,  Wiesbaur.  —  Personalnotizen.  —  Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen.  —  Botanischer 
Tauschverein.  —  Inserat. 

Kleinere  Arbeiten  des  pflanzenphysiologischen  Institutes 
der  Wiener  Universität. 

XV. 
Beiträge  zur  näheren  Kenntniss  der  ehemischen  und  physi- 
kalischen Beschaffenheit  der  Intercellularsubstanz. 

Von  Rüdiger  Felix  SoUa. 

Es  ist  bekannt,  dass  im  Laufe  des  Lebens  der  Gewebe  die  Ele- 
mente derselben  theilweise  oder  gänzlich  von  einander  sich  trennen. 
So  entstehen  Intercellulargänge  und  Spaltöffnungen  durch  partielle 
Trennung  früher  völlig  mit  einander  verbundener  Zellen,  in  Folge 
solcher  theilweise  auftretender  Trennungen  können  sich  erst  iiutcli- 
tige  Hohlräume  im  Innern  der  Pflanzen  bilden;  die  Intercellulargänge, 
oder,  wenn  sie  Secrete  führen,  Harz-,  Gummigänge  u.  s.  f.  —  An- 
dererseits ist  bei  saftigen  Früchten  zur  Zeit  der  Keife  ein  gänzlicher 
Zerfall  des  parenchymalischen  Gewebes  in  seine  Elemente  bekannt- 
lich gar  nicht  so  selten. 

Man  weiss  auch  schon  seit  längerer  Zeit,  dass  künsilich  eine 
Trennung  der  Gewehselemente  ebenfalls  gelingt,  so  durch  Fäulniss*), 

')  H.  V.  Mohl,  Grundzüge  der  Am.toniie  und  Physiologie  der  vegeta- 
bilischen Zelle.  Braunschweig  IS.öl,  pag.  194.  —  H.  Sclicicht,  Lehrbuch  der 
Anatomie  und  Physiologie  der  Gewächse.  II.  Auflage.  Berlin  JS-^ß.  1.  Tlieil, 
pag.  104. 

Desterr.  botan.  Zeitschrift.  11.  Heft.   ISTy.  26 


342 

durch  Einlegen*)  oder  Kochen  in  Wasser 2);  in  gewissen  Fällen  muss 
man  zu  diesem  Behufe  das  Wasser  mit  Alkalien,  in  anderen  mit 
Säuren  versetzen;  in  wieder  anderen  Fallen  sind  stark  oxydirende 
Mittel  rSalpetersäure,  das  Schultz'sche  Macerationsgemisch)^)  in  An- 
wendung zu  bringen. 

Wiesner  geht  in  seiner  „Einleitung  in  die  technische  Mikro- 
skopie"*) die  angeführten  Trennungsmiltel  durch,  und  findet,  dass 
in  gewissen  Fallen,  wo  die  Inlercellularsubstanz  bestimmte  Umän- 
derungen erfahren  hat*),  selbst  organische  Sauren  eine  Isolirung 
bewirken;  stets  ist  aber  „die  Inlercellularsubstanz  vegetabilischer 
Gewebe,  wie  beschaffen  auch  immer  sie  sein  mag,  durch  Chrom - 
siiure  in  Lösung  überzuführen«®).  —  H.  Mueller  in  London')  fand, 
dass  die  Inlercellularsubstanz  von  Hölzern  bei  Anwendung  von  Brom- 
wasser gelöst  werde. 

Es  wurde  mehrfach  versucht,  die  Isolirungen  der  Zellen,  soweit 
sie  in  der  Natur  vorkommen  oder  durch  versihiedene  Mittel  hervor- 
gerufen werden  können,  nach  zwei  Richtungen  hin  zu  deuten:  ein- 
mal als  Folge  von  Lösung  der  Intercellularsubstanz*^),  andererseits 
als  Spallungserscheinungen''),  bedingt  durch  Spannungsverhaltnisse, 
welche  innerhalb  der  Zellen  sich  geltend  machten  **•). 

Indem  man  aber  diese  Trennungen  nur  als  Fidge  einer  Auf- 
lösung der  Intercellularsubslanz  oder  nur  als  F(dge  mechanischer 
Trennungen  auffasste,   ist  man  offenbar  zu  weit  gegangen. 

Genaue  und  umfassende  Versuche  liegen  aber  in  dieser  Rich- 
tung nicht  vor,  und  es  ist  Aufgabe  dieser  Arbeit,  die  Frage  ihrer 
Lösung   naher    zu    bringen,    in    wie    weil   die    eine  und   die   andere 


')  Nach  Wiesner's  Untersuchungen  „üeber  die  Zerstörung  der  Hölzer 
an  der  Atmosphäre'-'  (Sitzungsber.  der  k.  Acad.  d.  Wiss.  XLIX.  Bd.)  an  ge- 
bräunten Hölzern,  1.  c.  p.  27  des  Sep.-Abdr. 

")  So  bei  einigen  Bastzellen;  siehe  J.  Wiesner,  „Beiträge  zur  K<'nntniss 
der  indischen  Faserpflanzen..."  in  den  Sitzungsber.  d.  k.  Acad.  d.  Wissensch. 
LXH.  Bd.  Juliheft;  als  Sep.-Abdr.  p.  31. 

*)  H.  V  Mohl,  1.  c.  p.  194  Anmerkung.  —  H.  Schacht,,  1.  c  1.  Theil, 
p.  120.  —  J.  Sachs,  Lehrbuch  der  Botanik,  ^IV.  Aufl.,  p.  .^6,  73. 

*)  1.  c.  p.  47.  fi". 

*)  1.  c.  p.  247,  258.  —  cfr.  ferner  „Untersuchungen  über  das  Auftreten  von 
Pectinkörpern  in  den  Geweben  der  Runkelrübe'-'  des  genannten  Autors  in  den 
Sitzungsber.  d.  k.  Acail.  d.  Wiss.  L.  Bd. 

*)  „Einleitung  in  die  technische  Mikroskopie,''  p.  48 ;  cfr.  p.  64. 

■')  Dr.  Hugo  Müller,  Pflanzenfaser,  im  „amtl.  Bericht  über  die  Wiener 
Weltausstellung  1873."  Braunschweig  1877,  III.  Bd.  I.  Abth.  2.  Hälfte,  p.  27  ff. 

*)  H.  Schacht,  1.  c.  p.  104.  —  L.  Dippel,  Das  Mikroskop  und  seine 
Anwendung.  Braunschweig  1872,  II.  Bd.  p.  104. 

'J  W.  Hofmeister,  Die  Lehre  von  der  Pflanzenzelle  (Physiolog.  Bota- 
nik I.  1),  Leipzig  1867,  p.  263.  —  J.  Sachs,  Lehrbuch  der  Botanik  IV.  Aufl. 
pag.  74. 

'")  A.  de  Bary  führt  indessen  (Vergleichende  Anatomie  der  "N egetations- 
organe  in  Hofmeister,  Physiolog.  Bot.  "lll.  Bd.)  die  Entstehung  der  Inter- 
ceilularräume  (mindestens)  im  Meristem-Stadium  auf  beide  Ursachen  zurück. 
1.  c.  p.  209. 


343 

Trennungsweise  in  den  Elementen  der  Gewebe  in  der  Nalur  oder 
bei  künstlich  vorgenommener  Isolirung  der  Zellen  statifindet.  Es  wird 
dabei  nicht  nur  auf  die  verschiedenen  Gewebesysteme  in  fertigem 
Zustande,  sondern  auch  auf  in  verschiedenen  Entwicklungsstadien  be- 
findliche Gewebe  Rücksicht  genommen. 

Welcher  Art  die  Trennung  der  Zellen  auch  immer  sein  möge, 
stets  geht  dieselbe  in  den  äussersten  Zellwandschichten  vor  sich,  in 
jenem  Gebilde,  welches  früher  als  Intercellularsuhstanz,  jetzt  meist 
als  „Mitlellamelle"  bezeichnet*)  und  nach  der  herrschenden  Auf- 
fassung als  eine  homogene,  zweien  benachbarten  Zellen  gemeinschaft- 
liche Membranschicht  angesehen  wird"^). 

Darzuthun,  in  welchen  Fällen  diese  homogene  Platte  reisst,  in 
welchen  sie  gelöst  wird,  ist  Hau[)taufgabe  dieser  Arbeit;  die  ange- 
stelllen  Beobachtungen  dienen  indcss  nicht  nur  da/Ai,  die  Vorgiinge 
der  natürlichen  und  künslich  vorgenommenen  Trennungen  der  Zellen 
auf  ihre  nächste  Ursache  zurückzuführen;  sie  werden  auch  zeigen, 
dass  die  „Mittellamelle, "  —  für  welche  ich  im  Folgenden  den  Aus- 
druck „Intercellularsubslanz"  gebrauche  —  sehr  häufig  ganz  be- 
stimmte Löslichkeitsverhältnisse  annimmt,  dieselbe  mitiiin  im  Laufe 
ihrer  Entwicklung  bestimmte  chemische  Metamorphosen  eingeht,  welche 
für  verschiedene  Gewebe  meistens  verschieden  sind. 

Die  Annahme,  dass  S|)annungsverhältnisse  innerhalb  der  Ge- 
webszellen auf  rein  mechanische  Weise  zur  Entstehung  grösserer 
oder  kleinerer  Lücken  zwischen  denselhen  führen,  ist  eine  ganz 
naheliegende;  eine  niciit  geringe  Schwierigkeit  lag  in  dem  Beweise 
derselben.  Ich  will  in  Kiirze  an  einigen  Beispielen  die  Methode  aus- 
einandersetzen, welche  mich  zur  Lösung  der  gestellten  Frage  führte. 

Aus  einer  beträchllii  hen  Anzahl  von  Schnitten  durch  eine  Kar- 
toffel wurden  gegen  30  ausgewählt,  welche  alle  so  dünn  geführt 
waren,  dass  die  Mehrzahl  der  Zellen  durchschnitten  war;  ein  Zu- 
standekommen von  Spannungen  innerhalb  der  Membranen  der  Zellen 
war  dadurch  von  vornherein  ausgeschlossen.  Die  Schnitte  wurden  mit 
vieler  Vorsicht  in  deslilliitem  Wasser  unausgesetzt  12  Stunden  lang 
gekocht.  Als  Gegeiiversuch  wurde  eine  unverletzte  IvarlofFel  ebenso 
lang  gekocht.  Nach  der  angegebenen  Zeit  war  die  Kartoffel  gänzlich 
in  ihre  Elemente  zerlegt,  wahrend  die  Zellen  mit  a erletzten  Wänden 
wohl  collabirten,  aber  noch  immer  fest  zusammenhingen.  —  Darauf 
kochte  ich  dickere  Schnitte,  bei  welchen  die  Mehrzahl  der  Zellen 
unversehrt  war,  in  dest.  Wasser;  es  trat  bereits  innerhalb  2  Stunden 

')  Die  umfassende  Literatur  über  diese  polemische  Frage  findet  sich  in 
A.  Wigand,  Inteicelhjlarsub.^lanz  und  Cuticula,  Biannschweig  1830  und  in 
J.  Sachs,  Lehrbuch  der  Bolanik.  IV  A,  p.  72  nahezu  vollständig  zusammen- 
gestellt. 

^j  In  jüngster  Zeit  hat  L.  Dippel  („Die  neuere  Theorie  über  die  feinere 
Structur  der  Zetlhülle,  betrachtet  an  der  Hand  der  Thatsachen,"  Frankfurt  a.  M. 
1878;  Sep.-Abdr.  aus  den  Schriften  der  Senkenberg'schen  Ges.,  X.,  XI.  Band, 
p.  41  tr.)  versucht,  die  Auffassung  einer  Homogeneilät  der  „Mittellamelle"  umzu- 
stossen,  wie  mir  scheint  jedoch  mit  wenig  Erfolg. 

26* 


344 

eine  Isolirung  der  Parenchymzellen  ein,  wobei  dieselben  stets  glatte, 
scharf  contourirte  Wände  zeigten. 

Zu  gleichen  Resultalen  gelangte  ich  bei  ähnlichen,  mit  dem 
Parenchym  reifer  Beeren  vorgenommenen  Versuchen. 

Eine  zweite  Methode  war  folgende.  Nach  v.  Mohl's  Angabe, 
dass  Zellen  von  einander  sich  trennen  lassen,  wofern  man  die  Ge- 
wehe gefrieren  lässt^),  Hess  ich  Blatt-  und  Stengellheile  von  Trade- 
scantia  zebrina,  Blätter  von  Nerium  Oleander,  Crassula  lactea, 
Saxifraga  sarmentosa  nebst  einer  gesunden  [{urtoffel  in  einer  Jän- 
ner-Nacht im  F'reien  gefrieren.  Am  folgenden  Tage  ergab  die  mikro- 
skopisclie  Untersuchung  eine  Isolirung  der  Zellen  im  Parenchym  der 
Kartoffel,  während  das  Mesophyll  der  Blatter  noch  als  zusammen- 
hängendes Gewebe  sich  darbot. 

Die  Versuche  zeigen,  dass  durch  den  Einfliiss  des  siedenden 
Wassers  in  dem  einen,  des  Frostes  in  dem  andeien  Falle  die  Span- 
nungen der  Zellhäute  so  gross  wurden,  dass  es  zu  einer  Missbildung 
in  der  Membran  der  sich  trennenden  Zellen  kam,  und  zwar  an  der 
Stelle  der  geringsten  Festigkeit,  an  der  Grenze  zweier  benachbarler 
Zellen,    also  inmitten  der  Intercellularsubslanz. 

Die  Methoden,  welche  in  Anwendung  zu  bringen  sind,  um  die 
Trennung  der  Zellen  als  Folge  von  Auflusungsprocessen  darzulhun, 
sind  selbstverständlich. 

Ich  gehe  nun  zur  Mittheilung  meiner  Beobachtungen  über. 

Versuche  mit  Parenchym. 

Dass  eine  mechanische  Loslösung  der  Parenchymzellen  er- 
folgen könne,  wurde  bereits  oben  bestimmt  nachgewiesen.  Ich  werde 
nun  zeigen,  dass  auch  unter  dem  Einflüsse  bestimmter  chemischer 
Mitlei  bei  Ausschluss  von  Znsfänden  mechanischer  Spannung  gleich- 
falls eine  Isolirung  der  Zellen  eintreten  kann. 

Von  Kartoffeln  wurden  einige  Schnitte,  an  welchen  die  Zellen 
offen  waren,  in  organische  (Essig-,  Oxal-,  Wein-)  Säuren  eingelegt. 
Nach  circa  12  Tagen  waren  die  Zellen  der  in  Essigsäure  liegenden 
Schnitte  fast  ganz  isolirt,  weniger  hingegen  bei  Oxalsäure,  die  Schnitte 
in  Weinsäure  aber  noch  ganz  zusammenhängend.  In  Kalilauge  hin- 
gegen war  nach  4  Tagen  bereits  eine  isolirung  eingetreten.  Salpeter-, 
Salz-,  Chromsäure  bewirkten  eine  rasche  Isolirung;  Chlorwasser  je- 
doch nur  eine  partielle  Lösung  der  Zellwände,  und  zwar  inneriialb 
8—10  Tage. 

Damit  übereinstimmende  Resultate  erliielt  ich  bei  in  gleicher  Weise 
an  den  Wurzeln  von  Daucus  Carota  und  von  Brassica  Rapa  durch- 
geführten Untersuchungen. 

Durch  Kupferoxyd-Ammoniak  wurde  keine  Aenderung  in  den 
genannten  Parenchym-Geweben  hervorgerufen. 

Ausgedehntere  Versuche  wurden  mit  saftigen  Früchten  von 
30    Pflanzenarten,    wie    Asparagus    officinalis,    Atropa    Belladonna, 

')  H.  V.  Mohl,  GnindzüKo  der  Anatomie  und  Piivsiologie,  p.  194. 


345 

Eleagnus  salicifolins,  Physalis  Alkekengi,  Prunus  Coconilia,  Ribes 
aureum,  Blütlienböden  von  Rosa  pimpinellifolia,  Sorbus  Aria,  Vitis 
vinifera  etc.  angestellt.  Diesellien  wurden  in  unreifem  und  halbreifem 
Zustande  genommen  und  jedesmal  für  sich  in  Oxal-,  Essig-,  Wein-, 
Salpetersäure  und  in  Kalilauge  eingelegt.  Von  Zeit  zu  Zeit  wurde 
nachgesehen,  wie  weit  die  Einwirkung  der  Reagenlien  vorgeschritten 
war.  —  Die  Versuche  ergaben  Folgendes: 

1.  Eine  Isolirung  der  Parenchynizellen  trat  in  allen  Fällen  ein; 
die  Zeitdauer  bis  zur  vollständigen  Isolirung  war  bei  den  verschie- 
denen angewendeten  Lösungsmitteln  eine  verschiedene.  Am  rasche- 
sten erfolgte  sie  bei  Anwendung  von  Salpetersäure  (innerhalb  10  Tage), 
darauf  von  Kalilauge  (inneriialb  30  Tage).  Von  den  drei  organischen 
Säuren  halte  Weinsäure  die  stärlvste  Wirivung  ausgeübt,  Essigsäure 
die  geringste. 

2.  Das  Gewebe  einiger  Fruchtarten  war  in  kürzerer  Zeit  zer- 
fallen; dieses  war  jedoch  für  dieselbe  Frnchtart  verschieden  bei  Ein- 
wirkung der  einzelnen  Sauren.  So  erfolgte  die  Isolirung  der  Zellen 
in  den  Beeren  von  Asparagus  officinalis  in  Essigsaure  innerhalb 
30  Tage,  in  Oxalsäure  erst  nach  50  Tagen,  im  Mesocarp  von  Prunus 
Coconilia  in  Weinsäure  innerhalb  20  —  30  Tage,  in  Essigsaure  gar 
nicht;  an  Ligusterbeeren  innerhalb  40  Tage,  in  allen  drei  oi'ganischen 
Säuren  gleich  u.  s.  f. 

3.  Ein  Unterschied  einer  leichteren  Isolirbarkeit  bei  halbreifen 
als  bei  unreifen  Beeren  war  kaum  bemerkbar. 

Reife  Beeren  zerfielen  in  ihre  Gewebselemente  schon  beim 
Schütteln  im  Wasser  iLigustruni  vulgare,  Symphoricarpus  racemosa, 
Sorbus  Aria  u.  a.). 

Ein  nächstes  Untersuchungsobject  war  trockenes  Mark  von  Satn- 
bucus  nigra.  —  Kochen  in  destill.  Wasser  bewirkte  Steifheit  der 
Schnitte,  ohne  —  innerhalb  3  Stunden  —  die  Zellen  zu  isoliren.  — 
Eine  Isolirung  gelingt  nach  fortgesetztem  Kochen  in  organischen 
(Essig-,  Oxal-)  Sauren.  Ferner  bei  Anwendung  von  Kalilauge,  von 
verdünnter  Salpeter-  und  verdünnter  Salzsäure;  binnen  wenigen  Mi- 
nuten isolirt  Chromsäure  die  Zellen,  greift  aber  darauf  die  Zellwände 
selbst  an. 

Versuche  mit  Endosperm  der  Samen  von  Phytelephas 
microcarpa. 
Durch  Kochen  in  destill.  Wasser  wurde  keine  Isolirung  erzielt; 
Chlorwasser,  ferner  Kalilauge  isolirten  die  Zellen  innerhalb  6  — 10 
Tage,  kochende  Salzsäure  schon  nach  2  Minuten.  —  Schwefelsäure, 
kalt  angewendet,  bewirkt  Quellung  und  schon  nach  20  Minuten  Auf- 
lösung der  ZcUwande,  ohne  dass  ein  Rückstand  bemerkbar  wäre.  — 
Korhende  Sa!|!eteisaure*),  ebenso  die  Schultz'sche  Mischung  bei  er- 
höhter, Chromsäure  bei  gewöhnlicher  Temperatur  lösen  die  Zellwände 


*)    Der  Versuch   konnte   mit  Erfolg  nur  an  Stücken,  die  aus  dem  Samen 
herausgesagt  wurden,  durchgeführt  werden. 


346 

auf  und  hinterlassen  ein  feines,  stark  lichtbrecliendes  Netzwerk. 
Kupferoxyd-Ainmoniak  iässt  selbst  bei  tagelanger  Einwirkung  keine 
Auflösung  wahrnehmen. 

Versuche  mit  Sklerenchym   der  Frucht  von    Attalea  funi' 

fe  r  a. 

Die  Versuche  wurden  mit  Dünnschliffen  der  genannten  Frucht 
angestellt.  Bei  Anwendung  von  Chlorzinkjodlüsung  färben  sich  die 
Zellwande  gelb.  Die  Zellen  isolirten  sich  nach  Anwendung  \ox\: 

C-onc.  Kalilauge,  kalt,  schon  innerhalb  8  TageO-  Dabei  waren 
die  Zellwande  selbst  einigermassen  angegriffen. 

—  Chlorwasser,  erst  nach  12  Tagen. 

—  Chromsäure,  kalt,  nach  4  Tagen. 

—  Salpetersaure,  kalt,  innerhalb  4  Tage  vollständig. 

—  kochender  Salzsaure,   innerhalb  10  —  12  Minuten  vollständig. 
Schwefelsiiure  löste  die  Zellwände  auf,  ein  zartes  Netzwerk  der 

dünnen  „Miltellamelle"  hinterlassend. 

Versuche  mit  Periderm  und  Kork. 

Einige  mit  dem  Periderm  der  Kartoffel  vorgenommenen  Versuche 
sollen  hier  zunächst  geschildert  werden.  Der  Einwirkung  von  Chrom- 
säure bei  gewöhnlicher  Temperatur  widerstand  dasselbe  längere  Zeit 
(bis  1  Stunde).  Die  Isolirung  erfolgle  bei  den  an  das  Phel logen  an- 
grenzenden Zellen  früher  als  bei  den  Randzellen.  In  weit  kürzerer 
Zeit  (inneriialb  20 — 30  Min  )  wurden  die  Zellwunde  durch  Schwefel- 
säure aufgelöst;  ein  Rückstand  war  nicht  bemerkbar.  Conc.  Salz-, 
conc.  Salpetersäure,  conc.  Kalilauge  vermögen  für  sich  erst  nach  län- 
gerem Kochen  (15  Minuten)  die  Zellen  zu  isoliien. 

Analoge  Verhältnisse  zeigten  Peridermslücke  eines  jungen  Stam- 
mes von  Sambucus  nigra. 

Das  Verhalten  des  Korkes  wurde  an  Exemplaren  von  gesundem 
Flaschenkorke  geprüft.  Chlorsaures  Kali  und  Salpetersäure,  dess- 
gleichen  Chlorwasser  isolirten  aus  Schnitten,  die  darin  eingelegt 
waren,  ganze  Zellgruppen  innerhalb  6  —  8  Tage.  Am  besten  gelingt 
eine  Isoliriiug  der  Kurkzellen,  wenn  man  Schnitte  in  verdünnter  Kali- 
oder Natronlauge'  kocht.  Gesunde  Korke  von  Samengläschen,  worin 
geringe  Ouanlitaten  von  Salz-  wie  Salpetersäure  aufbewahrt  waren, 
zerfielen  nach  kurzer  Zeit.  Da  dieselben  keineswegs  mit  den  Flüs- 
sigkeiten in  Berührung  gekommen  waren,  so  war  diess  offenbar  eine 
Wirkung  der  Säure-Dämpfe.  Auch  hier  waren  immer  Zellgruppen 
isolirt. 

Versuche  mit  Holz. 

Man  weiss  schon  lange,  dass  eine  Isolirung  der  Holzzellen  bei 
Anwendung  von  Kalilauge,  von  Salpetersäure,  der  bekannten  Schultz'- 

*)  Die  beigegebenen  Zahlen  sind  nur  als  beiläufiges  Maass  (Mittel  von  drei 
Bestimmungen)  anzusehen. 


347 

sehen  Marerations-FlUssigkeit  künstlich  gelingt;  ferner,  dass  Schwefel- 
säure die  Zellwände  aufliist  und  die  „Mittellamelle"  als  feines  Netzwerk 
zurücklassL  —  Chroms. iure  ist  ein  vürziigliches,  rasch  wirkendes  Lö- 
sungsmittel, welches  sich  auch  mikrochemisch  anwenden  lässt.  — 
Verlässliche  Isolirungsmittel  fand  icii  in  Salzsäure  und  in  Cldorwasser: 
Salzsäure  wirkt  überall  ziemlicli  rasch  isolirend  und  kommt  darin 
der  Salpetersäure  nahe;  Chlorwasser  zeigt  nicht  überall  ein  gleiches 
Verhalten.  Es  seien  hier,  zur  näheren  Begründung,  einige  Details 
angeführt: 

Mikroskopisch-dünne  O'it^r-  und  Längsschnitte  durch  Stammholz 
verschiedener  Baumarten  wurden  in  conc.  Salzsäure  gekocht;  die 
Zellen  isolirten  sich:  bei  Larix  europaea,  Jugfans  regia,  Carpinus 
Betulus  schon  innerhalb  3 — 4  Minuten,  bei  Pinus  siheslris,  Ulmus 
campestris  nach  8 — 10  Minuten.  —  Andererseits  wurden  Quer-  und 
Längsschnitte  durch  dieselben  Hölzer  in  Cldorwasser  eingelegt,  zeit- 
weise wurde  naciigesehen,  wie  weit  das  Reagens  eingewirkt.  Am 
raschesten  gelang  eine  Isoliruiig  der  Zielen  bei  Psid'tum  pyriforme, 
Carpinus  Betulus,  Liriodendron  tuUpifera  (innerhalb  4 — 5  Tage), 
am  spätesten,  unter  den  untersuchten  Hölzern,  bei  Juglans  regia  (nach 
13  Tagen),  Sambucns  nigra,  Passiflora  marginata  (in  9 — 11  Tagen). 
Andere  Holzarten,  wie:  Aesculus  Hippocastanum,  Pyrus  Malus, 
Pterocarpus  angolensis ;  Pinus  silDestris.  Juniperus  virginiana,  Larix 
europaea  boten  MiUelwerthe  (in  6 — 7  Tagen)  dar. 

Es  würde  viel  zu  weit  führen,  weilte  ich  hier  die  Versuche 
besprechen,  welche  mit  den  bereits  bekannten  Oxydationsmitteln  an 
verschiedenen  Holzarten  vorgenommen  wurden.  Aber  nicht  uner- 
wünscht wird  es  sein,  wenn  ich'  aus  der  grossen  Reihe  meiner  Be- 
obachtungen einige  wenige  vergleichende  Werliie  heraushebe.  — 
Eine  vollständige  Isoürung  der  Zellen  wurde  erreicht: 

Durch  Salpetersäure,  kalt,  an:  Juniperus  virginiana,  Larix 
europaea,  Fagus  silvatica,  Cerbera  peruviana  ziemlich  bald  (binnen 
6 — 7  Tagen),  langsamer  an:  Pinus  silvestris,  Pterocarpus  angolensis 
(in  10—12  Tagen). 

Durch  chlors.  Kali  und  Salpetersäure,  an:  Juniperus  virginiana, 
Berbera  peruviana,  Eleagnus  latifolia-hortensis  innerhalb  8  Tage; 
bei  Wellingfnnia  gigonfea,  Pinus  silvestris,  Pterocarpus  angolensis 
erst  nach  13  Tagen. 

Durch  conc.  Kalilauge,  kalt,  l)ei  den  meisten  Holzarten  schon 
innerhalb  17—20  Tage;  bei  Pinus  ^),  Fagus,  Cerbera  erst  nach 
einem  Monate;    noch    längere  Zeit  resistirte  Pterocarpus   angolensis. 

')  Pinu.^  Hlvestris  liot,  unter  iillen  untersuchten  Nadelholzarten  im  All- 
gemeinen, den  grössten  Wiil(>rstand  gegenüber  der  Einwirliung  der  Reagentien. 
Es  lag  der  Gedanke  nalie,  dieso  Resistenz  den  reichlichen  Einlagerungen  von 
Harz  zuzuschreiben.  Daher  wurden  die  Schnitte  als  Gegenversuch,  früher  1—2 
Tage  lang  in  A  ths-r  aufbewahrt,  darauf  sorgfältig  ausgewaschen  und  in  die 
entspreclienden  Reagentien  liinein  gegeben.  Allein  auch  dann  isolirten  sich  die 
Zellen  nicht  rascher. 


318 

S(;hwefelsäure  wurde  mikrochemisch  angewendet.  In  allen  unter- 
suchten Fallen  wurden  die  Zellwiinde  bald  mehr,  bald  minder  rasch 
aufgelöst,  wahrend  die  Intercellularsubstanz  als  feines  Netzwerk  zu- 
riickl)lieb. 

I(^h  will  hier  noch  einiger  Versuche  gedenken,  die  den  Zweck 
halten,  den  Einfluss  der  Fäulniss  und  Gahrung  auf  die  Isolirung  der 
Zellen  kennen  zu  lernen.  —  Dass  bei  Geweben,  die  im  Wasser  der 
Fäulniss  überlassen,  häufig  ein  Zerfall  in  Zellen  eintritt,  ist  — 
wie  einleitend  bemerkt  wurde  —  lange  bekannt.  Hingegen  hat  man 
sich  erst  in  jüngster  Zeit  mit  der  Untersuchung,  ob  auch  Fermen- 
tationen ein  ähnliches  Zerfallen  bewirken,  eingeliender  beschäftigt. 
Van  Tieghem  *)  fand  nämlich  für  reine  Cellulose,  dass  sie  in  gähren- 
den  Flüssigkeiten  durch  das  Amylobacter  gelöst  werden  kann,  wäh- 
rend Incrustationen  der  Cellulose  der  Einwirkung  des  Amylobacter 
widerstehen  ^). 

Ich  stellte  daher  mit  verschiedenen  pflanzlichen  Geweben  Ver- 
suche an,  welche  auch  zu  einer  Isolirung  der  Zellen ,  sowohl  durch 
Maceration  als  durch  Fermentation  führten,  und  zwar  in  der 
Weise,  dass  ich  Würfel  aus  Stammholz  von  Juglans  regia,  Pinus 
silv.,  Pterocarpus  angolensis  mir  verschaffte  und  dieselben,  zugleich 
mit  verschiedenen  parenchymreichen  Geweben,  in  Wasser  legte  und 
der  eintretenden  Fäulniss  üherliess.  Gleichgrosse  Würfel  derselben 
Holzarten  wurde«  in  eine  5^ ige  Zuckerlösung,  welche  durch  Hefe 
in  Gährung  versetzt  worden  war,  ebenfalls  mit  Parenchym-Geweben 
eingelegt  und  der  Einwirkung  der  Gährung  überlassen.  Von  Zeit  zu 
Zeit  wurde  nachgesehen.  —  Im  Laufe  von  2  Monaten  waren  die 
Zellen  der  4  Holzarten  in  beiden  Flüssigkeilen  ohne  Unterschied 
isolirt. 

Es  sei  hier  noch  die  Einwirkung  der  macorirenden  wie  der 
fermeniirenden  Flüssigkeit  mit  Parenchym  nachträglich  angeführt.  — 
Im  saftigen  Parenchym  der  Blätter  von  Tradescantia  zehrina,  Cras- 
sula  lactea  u.  s.  w.,  und  der  Wurzeln  von  Daucus  Carola ,  Knollen 
von  Solanum  tuberosum  trat  Isolirung  ein,  schon  nach  wenigen  Wo- 
chen, darauf  in  den  Kotylen  von  Phaseolus  multiflorus,  Ph.  vulgaris, 
Vicia  Faba  etc.,  im  Endosperm  von  Zea  Mays ,  Triticum  vulgare. 
Peridermzellen  (der  Kartoffel)  wurden  durch  Maceration  nach  langer 
Zeit  (5—6  Monate),  durch  Fermentation  gar  nicht  isolirt;  das  En- 
dosperm im  Samen  von  Phytelephas  microcarpa  war  selbst  nach 
6  Monaten  —  in  beiden  Flüssigkeiten  —  unangegriffen. 

Die  Isolirung  der  Zellen  beruht,  in  den  vorliegenden  Fällen, 
offenbar  auf  einer  Lösung  der  Intercellularsubstanz,   selbst  dort,    wo 


')  Ph.  Van  Tieghem,  siir  la  fermenlalion  de  la  Cellulose,  in  Comptes 
rendus,  1879,  eh.  5  pag.  206  ff. 

')  A.  Prazmowslfi  greift  diese  Stelle  an,  bleibt  uns  jedoch  in  der  „vor- 
läufigen Mittheiiiing-'  (Bot.  Zei.'ung,  37.  Jahrg.  Nr.  26)  den  Beweis  für  seine 
Anschauung  schuldig. 


349 

Cellular-Incrustationen  vorlagon,  durch  bei  der  Fäulniss  und  Giilirung 
auftretende  Substanzen. 

Aus  meinen  weiteren  Versuchen  mil  Holz  geht  ausserdem  her- 
vor, dass  man  nunmehr  in  der  Lage  ist,  die  Gegenwart  von  Holz- 
substanz vorwiegend  in  der  äussersten  Zellwandschicht  mit  Sicherheit 
nachzuweisen.  Diesen  Gedanken  hatte  Sanio  am  schärfsten  ausge- 
sprochen; er  wurde  aber  von  Dippel*)  hart  angegriffen,  ohne  dass 
Letzterer  jedoch  genügend  beweisende  Gründe  dagegen  aufgestellt  hätte. 

Wiesner  iiat  zuerst  eine  positive  Reaction  auf  Holzsubstanz 
ausfindig  gemacht,  nämlich  die  Gelbfärbung  der  verholzten  Membran 
durch  das  farblose  schwefelsaure  Anilin.  Später  fand  derselbe  die 
noch  feinere  Reaction  mit  Phloroglucin  und  Salzsäure,  welche  — 
wie  der  genannte  Forscher  zuerst  zeigte  —  selbst  in  starker  Ver- 
dünnung angewendet,    Rothfärbung  der  Holzsubstanz  bewirkt. 

Im  Laufe  meiner  Untersuchung  fand  ich  nun,  dass  Chlorwasser 
die  Holzsubstanz  zerstört,  bevor  no'h  Isoürung  der  Zellen  eintritt. 
—  Mikroskopisch-dünne  Schnitte  einiger  Hölzer,  welche  2—3  Tagelang 
in  Chlorwasser  geleg-en  waren,  wurden,  nach  sorgfältigem  Auswa- 
schen, mil  Phloroglucin  und  Salzsäure  behandelt.  War  die  Wir- 
kung des  Chlorwassers  schon  soweit  vorgeschritten,  dass  alle  Holz- 
substanz von  den  Schnitten  entfernt  worden  war,  so  färbte  sich  die 
Intercellularsubstanz  stark  gelb.  Bei  kürzerer  Einwirkung  des  Chlor- 
wassers wurde  eine  Reihe  von  Mittelstufen  angetroffen,  an  welchen 
ersichtlich  war,  dass  das  Lignin  in  der  Grenzschicht  der  Zellen  am 
reichlichsten  abgelagert  ist  ,  indem  dieselbe  mit  Phloroglucin  und 
Salzsäure  die  Reaction  auf  Holzstoff  zeigte,  während  die  Zellwände 
sich  nicht  mehr  färbten. 

Versuche   mit   Collenchym. 

Zunächst  wurde  das  Collenchym  in  jungen  Zweigen  von  Sam- 
hncus  nigra  und  in  jungen  Stengeln  von  Äsphodelus  ramosus  unter- 
sucht. Es  ergab  sich  Folgendes:  Verd.  Kalilauge,  sowie  verd.  Salz- 
säure, kalt  angewendet,  isolirten  die  Zellen  nach  vorausgegangener 
Quellung  der  Wände.  Dessgleichen  isolirten  conc.  Salpetersäure  und 
Chromsäure  schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur  die  Zellen,  vornehm- 
lich tangential.  Chlorwasser  erst  nach  längerer  Zeit. 

An  jungen  Knospendecken  von  Bäumen  gelang  eine  Isolirung 
schon  bei  3— 4  Min.  langem  Kochen  in  Kalilauge  oder  in  verdimnter 
Salzsäure  (Acer  sp. ,  Fraxinus  excelsior,  Jugtans  regia.  Aesculus 
Hippocastanum  etc.)  —  Von  organischen  Säuren  Hessen  sich,  mit 
Erfolg,  Oxal-  und  Essigsäure  verwenden;  beide  isolirten  die  Collen- 
i:hymzellen  der  Knospendecken,  jedoch  erst  nach  fortgesetztem  Ko- 
chen. —  Chromsäure  isolirt  gleichfalls  die  Zellen,  greift  aber  selbst 
nach  einigen  Tagen  die  Zellwände  niclit  an. 


')  L.  Dippel:    Die  neuere  Theorie  über  die   feinere    Structur    der    Zel 
hülle.  1.  c.  pag.  116  ff. 


350 

Schwefelsäure  zeigt  ein  verschiedenes  Verhalten  zu  den  Col- 
lenchym-Geweben  verschiedener  Pflanzen.  —  Ich  Hess  auf  dünne 
Querschnitte  der  Rinde  von  Sambucns,  wie  mehrerer  Knospenblatter 
vorsichtig  stark  verd.  Schwefels.iure,  unter  dem  Deckglaschen  einwirken: 
die  Zellwände  quollen  auf  und  waren  binnen  kurzer  Zeit  (20— 30  Min.) 
ohne  Rückstand  aufgelöst.  —  In  gleicher  Weise  wurden  dünne 
Ouerschnilte  durch  Knospen blätter  von  Juglans  regia,  durch  den 
Stengel  von  Asphodelus  ramosus  behandelt,  allein  hier  Hessen  sich 
die  Zellen  zunächst  isoliren,  und  nach  längerer  Zeit  wurden  ihre 
Wände  aufgelost.  —  Bei  einem  dünnen  Querschnitte  durch  das  hypo- 
kolyle  Stengelglied  eines  KeiinHngs  von  Phaseolus  multiflorus  blieb, 
bei  Behandlung  mit  conc.  Scliwefelsäure  die  Intercellularsubstanz  als 
Netzwerk  eriialten.  —  Wenn  ich  jedoch  dünne  Schnitle  in  verd. 
Schwefelsäure  kochte,  so  gelang  es  mir  stets  und  bei  allen  unter- 
suchten Collenchymen  eine  Isolirung  der  Zellen,  innerhalb  4—7  Mi- 
nuten zu  erzielen. 

Versuche  mit  Bast. 

Dieselben  wurden  mit  diessjährigen  Zweigen  von  Tilia  gran- 
difolia  und  Aesculus  Hippocastanum,  im  Monat  Juni  angestellt,  und 
führten  zu  folgendem  Resultate:  die  Zellen  isolirten  sich  bei  Anwen- 
dung von  Chrom-,  Salpeter-,  Salzsäure.  —  Bei  vorsichtiger  Anwen- 
dung von  verd.  Schwefelsaure  Hessen  sich  die  Bastzellen  zunächst 
isoliren,  nach  einiger  Zeit  (ca.  1  Siunde)  wurden  die  Zellwände 
aufgelöst,  zugleich  war  ein  partieller  Rückstand  der  Intercellular- 
substanz wahrnehmbar.  —  Kupferoxyd-Ammoniak  isolirte,  nach  län- 
gerer Einwirkung,  gleichfalls  die  Bastzellen  (deutlicher  sichtbar  auf 
Längschnitten). 

Es  gellt  daraus  hervor,  dass  die  Intercellularsubstanz  bei  die- 
sen Objecten  reine  Cellulose  war. 

Die  Baslzellen  aus  einjährigen  Trieben  von  Syringa  vulgaris 
und  aus  dem  Stengel  von  Capsella  Bursa  pastoris  Hessen  sich  durch 
Kupferoxyd-Ammoniak  nicht,  auch  nicht  durch  verd.  Schwefelsäure 
isoliren,  Phloroglucin  und  Salzsaure  färbten  die  Intercellularsubstanz 
stark  roth,  conc.  Schwefelsäure  löste,  nach  längerer  Einwirkung,  die 
Zellwände  auf,  während  die  widerstehende  Intercellularsubstanz  als 
Netzwerk  stellenweise  zurückblieb. 

Dieses  Verhalten  dos  Bastes  zeigt,  dass  die  Grundsubstanz  der 
Intercellularsubstanz  Cellulose  ist,  und  dass  in  gewissen  Fällen  eine 
theilweise  Verholzung  eintreten  kann. 

Organische  Säuren  isoliren  Bastzellen  nicht. 

Schon  Wiesner^)  fand  für  verschiedene  Bastarten  ein  abwei- 
chendes Verhallen  der  InterceUularsubstanz. 


Die  besprochenen  Versuche   haben    das  Verhalten   der  Intercel- 
lularsubstanz bereits  ausgebildeter  Gewebe  vorgeführt;  für  das  Ver- 

')  Beiträge  zur  Kenntniss  der  indischen  Faserpflanzen,  1.  c.  pag.  29  ff. 


351 

ständniss  der  Frage  war  es  von  Wichtigkeit  entwicklungsgeschicht- 
lich vorzugehen  und  die  Verhaltnisse  auch  an  urparenchymatischen 
und  cambialen  Geweben  kennen  zu  lernen. 

Versuche  mit  Vegetationsspitzen. 
Die  Versuche  wurde  zunächst  mit  Stammspitzen  junger  Keim- 
linge, als  Phaseohis  multiflorus ,  Zea  Mays,  Yicia  Faba,  satwa  etc. 
angestellt.  Die  Wände  der  theilungsfahigen  Zellen  färbten  sich  in 
allen  Fällen  durch  Chlorzinkjodlösung  gelb,  während  eine  Blaufär- 
bung  der  Wände    erst    in  darunter  liegendem  Dauergewebe  eintrat. 

—  Kupferoxyd-Ammonirtk  isolirte  die  Zellen  des  jungen  Dauerge- 
webes, griff  aber  die  Meristem-Zellen  nicht  an.  Durch  Chrom-,  wie 
durch  Salpetersäure  Hessen  sich  die  Zellen  der  Stammspitzen  isoliren. 

Man  sollte  glauben,  dass  die  erste  Anlage  der  Zellmembran 
Cellulose  sei;  meine  Beobachtungen  bestätigten  diese  Verrauthung 
nicht.  Wahrscheinlich  ist  hier  die  Cellulose  mit  anderen  Substanzen 
imprägnirl,  wodurch  sie  ihrer  Reactionen  dem  Färb-  wie  Lösungs- 
mitlei gegeniiber  verlustig  wird.  Welcher  Art  diese  Imprägnationen 
sind,  Hess  sich  nicht  ermitteln.  Es  Hess  sich  vermuthen,  dass  neben 
Cellulose  hier  Eiweisskörper  in  der  Intercellularsubslanz  auftraten. 
Doch  konnte  ich,  nach  Vorbehandlung  der  betreffenden  Meristeme  mit 
Essigsäure  die  Cellulose-Reaction  nicht  erhalten. 

Aehnliche  Resultate  erhielt  ich  bei  den  Untersuchungen  der 
Wurzelspitzen  *)  von  Keimlingen  von  Phaseolus  multiflorus  und  Zea 
Mays.  —  Eine  Isolirung  trat,  bei  Kochen  im  Wasser,  sehr  bald  ein. 
Dieselbe  wird  aber  hier  hauptsächlich  durch  Spannungsverhältnisse 
hervorgerufen,  denn  bei  durchschnittenen  Zellen,  wo  die  Möglichkeit 
des  Eintretens  solcher  Spannungen  ausgeschlossen  war,  trat  eine 
Isolirung  erst  nach  längerem  Kochen  in  angesäuertem  oder  in  alkalisch 
gemachfem  Wasser  ein.  —  Durch  Kupferoxyd-Ammoniak  war  keine 
Isolirung  der  Zellen  zu  erzielen;  Chromsäure,  ebenso  Chlorwasser, 
Salpetersäure    isolirten  in   allen  Fällen   die   Zellen   der   Wurzelspitze. 

Versuche  mit  Phellogen. 
Als  Untersuchungsobject    wurden    junge   Kartoffeln    genommen. 

—  Kochen  im  dest.  Wasser  rei(;ht  hin  ,  um  binnen  Va  Stunde  die 
Zellen  zu  isoliren.  —  Bei  Kochen  in  conc.  Kalilauge,  wie  in  verd. 
Salpeter-  oder  Salzsäure  trat  sehr  bald  eine  Isolirung  ein,  in  conc. 
Oxalsäure  erst  nach  längerer  Zeit.  —  Ciiromsäure  wirkt  sehr  rasch: 
hingegen  konnte  ich  durch  Kupferoxyd-Ammoniak  die  Zellen  nicht 
isoliren. 

Versuche  mit  Cambium. 

Das  Verhalten  des  Cambiums  zum  Kupferoxyd-Ammoniak,  fer- 
ner zu  Schwefel-  wie  Ciiromsäure  und  Chlorzinkjodlösung  berechtigt 
zu  dem  Schlüsse,  dass  hier  reine  Cellulose  <lie  Intercellurlarsubslanz 


Auf  die  Wurzelhaube  wurde  nicht  Rücksicht  genommen. 


352 

ist.  —  Es  Hessen  sich  die  Cambium-Zellen  bei  den  untersuchten 
jung-en  Zweigen  von  Abies  excelsa,  Pinus  Laricio,  Sambucus  nigra 
etc.  bei  Anwendung  von  Kupferoxyd-Ainmoniak,  unter  Aufqueilung 
ihrer  Wände ,  isoliren.  —  Ebenso  beim  Kochen  in  verd.  Salpeter-, 
verd.  Salzsäure,  verd.  Kalilauge,  verd.  Schwefelsäure.  —  Die  Zellen 
sind  durch  Cliromsäure  rasch  aus  dem  Verbände  zu  bringen;  die 
Zellwände  bleiben  dabei  längere  Zeit  erhalten.  —  Organische  Säuren 
bleiben  wirkungslos. 

Die  äusserste  oder  Grenzschichte  der  Zellen  ist  in  der  ersten 
Epoche  des  Dauergewebes  reine  Cellulose;  dieselbe  ist  jedoch  in 
Vegetationsspitzen  nicht  nachweisbar.  In  einer  späteren  Entwick- 
lungszeit l)lcibt  die  Cellulosegrundlage  der  Intercellularsubstanz,  in 
gewissen  Fällen  auch  noch  in  fertigem  Gewebe  als  reine  Cellulose, 
in  anderen  Fallen  incrustirt  sie  sich  und  die  intercellularsubstanz  ist 
dann  vornehmlich  die  Trägerin  des  Lignin,  des  Suberin  *),  der  Farb- 
stoffe bei  Farbhülzern  ^)  u.  s.  f.  In  noch  anderen  Fällen  geht  sie 
tiefere  chemische  Umwandlungen  ein.  Dieses  erhellt  zunächst  aus 
dem  Verhalten  derselben  gegenüber  den  chemischen  Reagenlien.  Die 
Zahl  der  letzteren  war  anfangs  eine  geringe  ^)  und  wurde  alhnä- 
lig  vermehrt;  am  meisten  durch  die  umfangreichen  von  Wiesner 
angestellten  Untersuchungen.  Im  Laufe  meiner  Untersuchungen  fand 
ich  ausserdem,  dass  in  allen  Fällen  mit  Sicherheit  (Salzsäure  in  sehr 
vielen)  Cblorwasser  und  in  einzelnen  auch  Schwefelsäure  sicli  an- 
wenden Hessen,  um  eine  Isolirung  der  Zellen  in  Geweben  zu  erzielen. 
Aus  dem  ungleichen  Erfolge  bei  Anwendung  eines  der  bekannten 
Lösungsmittel  bei  verscliiedenen  Geweben  lässt  sich  ein  Schluss 
ziehen  auf  die  Verschiedenheit  der  Umwandlungen,  welche  die  In- 
tercellularsubstanz im  Laufe  ihrer  Entwicklung  in  verschiedenen  Ge- 
weben und  bei  verschiedenen  Pflanzen  erfährt.  So  sind,  wie  bekannt, 
Pectin  (Pectose  *) ,  Humin  ^)  etc.  Umsetzungen  der  ursprünglichen 
Cellulose-Membran. 

Es  ist  daher  der  Ausdruck  „Intercellularsubstanz"  jedenfalls  für 
die  äusserste,  durch  Differentiirung  hervorgegangene,  chemisch  wie 
physikalisch  von  den  anliegenden  verschiedene  Zellschichle  passend 
gewählt. 


^)  F.  Höhnet  (Ueber  d^^n  Kork  und  verkorkte  Gewebe  überhaupt,  in  den 
Sitzungsber.  der  k.  Acad.  d.  Wissenschaften,  LXXYI.  Bd.,  Noveraberheft)  er- 
wähnt -  pag.  43  d.  Sep.-Abdr.  —  dass  in  seiner  ,,Suberin-Lamelle-'-  Cellulose 
reiche  Scliichten  mit  an,  C  armen  abwechseln  und  hiilt  das  Suberin  für  einen 
ganz  bestimmten  Zellwandstoff,  etwa  wie  Cellulose  (p.  63).  J.  Wiesner,  Ein- 
leitung in  die  technische  Mikroskopie,  p.  244  ff.,  spricht  von  einer  Korkraeta- 
morphose,  nämlich  einem  Hervorgehen  des  Suberins  aus  Cellulose. 

■■)  J.  Wiesner,  ebendaselbst,  pag.  62. 

')  Chr.  z.  B.  A.  F.  De  Ca nd olle,  Organographie  der  Gewächse,  in 
deutscher  üebersetzung  von  Dr.  C.  F.  Meisner,  Stuttgart  und  Tübingen  1828 
I.  Bd.  pag.  19. 

*)  J.  Wiesner,  Einleitung  in  die  technische  Mikroskopie  pag.  246. 

*)  Derselbe,  Ueber  die  Zerstörung  der  Hölzer,  1.  c.  püg.  23." 


353 

Die  Rosultale  der  initgelheilten  Untersuchung-  lauten  in  Kürze 
daliin: 

1.  Die  Intercellularsubstanz  (Mitlellamelle)  der  Pflanzen  geht 
im  Laufe  der  Entwicklung  der  Gewebe  verschiedene  chemische  wie 
physikaüsciie  Umänderungen  ein. 

2.  Die  Intercellularsubstanz  ist  molecular  verschieden  von  den 
angrenzenden  Zell  wandschichten. 

3.  Die  erste  Anlage  der  Intercellularsubstanz  ist  entweder  reine 
Cellulüse  (Cambium)  oder  (Stammspitze)  eine  Substanz,  in  welcher  erst 
später,  im  jungen  Dauergewebe,  Cellulose  nachweisbar  ist. 

4.  Die  Intercellularsubstanz  junger  Dauergewebe  Ijesteht  in  der 
Regel  aus  Cellulose.  In  völlig  ausgebildeten  Dauergeweben  ist  die 
Cellulose  in  der  Intercellularsubstanz  nur  seifen  direct  nachweisbar 
fin  manchen  Basten);  gewöhnlich  geht  dieselbe  verschiedene  chemische 
Metamorphosen  ein  und  es  zeigt  dann  die  Intercellularsubstanz  den 
Reagentien  gegenüber  ein  sehr  verschiedenes  Verhallen. 

5.  Diese  chemischen  Melamorpliosen  führen  manchmal  z.  B.  bei 
melilig  werdenden  Früchten  zu  (vol!stan<ligen  oder  partiellen)  Los- 
lösungen vorher  verbundener  Zellen.  Hiiufig  ist  die  organische 
Loslösung  der  Zellen  ein  mechanischer  Vorgang.  Selbst  bei  künst- 
licher Trennung  der  Zellen  (z.  B.  bei  gekochten  Kartoffeln)  beruht 
der  Zerfall  des  Gewebes  auf  einer  Spaltung  der  Intercellularsubstanz, 
also  auf  rein  mechanischen  Ursachen. 

Zum  Schlüsse  kann  ich  nicht  umhin,  Heirn  Prof.  J.  Wiesner, 
über  dessen  Anregung  und  mit  dessen  freundlicher  Hilfe  vorliegende 
kleine  Arbeit  zu  Stande  gebracht  wurde,  sowie  Herrn  Universitäts- 
Assistenten  Dr.  K.  Mikosch,  für  oft  bewiesene  Zuvorkommenheit 
meinen  wärmsten  Dank  auszusprechen. 


üeber  einige  Orchideen  der  niederösterr.  Flora. 

Von  Dr.  Günther  Beck. 

L 
Oplirys  obscura  n.  sp. 

Tuheridia  globosa,  breüiter  pedicellata ,  radicihus  adtientifiis 
paucis,  fiUformibus;  caulis  erectus  (30  cm.  altus),  foliis  6  in  cmills 
parte  hasaü  conferfis,  e  basi  supercagmali  cuneatis,  dilatatis,  acutis, 
planis,  margine  non  retoluto,  paululum  nndulato,  glmico-viridibus, 
nervis  obscurioribus,  crassis,  epidermide  vesicarum  instar  soluta 
(8 — iO  cm.  longis,  2 — 3  cm.  fatis) ,  supremo  caulem  vaginante; 
internodium  inter  supremum  folium  et  spicam  distinctum,  (ab  ore 
folii  supremi  usque  ad  primam  bracteam  7  cm.  longuni)',  spica  ö- 
flora   (il  cm.  longa),    flnribus  speciosis;    bracteae  oblongae,   acutin- 


354 

sculae,  suhcucullafae,  Ovaria  panllum  superantes,  inßma  2  cm.  sub 
ovario  disposito;  ovarium  subhexagonum,  paulum  curvatum;  peri- 
gonii  phylla  externa,  oblonga,  obtusa,  apice  cucullata  (13 mm. 
longa,  6^-7  mm.  lala},  initio  prorsus  currala,  lateralia  deinde  re- 
fracta,  fere  ovario  mcmnbentia,  viridia  nerms  obsrurioribus,  medio 
firmiore;  phylla  interna  lateralia,  trianguläres  (4 — 6  mm. 
longa,  2ä — 3  mm.  in  parte  basali  lata)  acvminata,  margine  paulum 
recurvato,  in  latere  superiore  et  margine  dense  velutina,  pilis  in 
margine  longioribus,  patent ia,  deflorata  gynostemio  incumbenfia,  sor- 
dide  viridia  apice  saepe  ruhro-fusce  marginata  nel  macu- 
lata;  labellum  maximum  (18  mm.  latum,  IS  mm.  longum), 
circuloso-subquadratum,  angulis  rotundatis,  integerrimum, 
antice  plurimum  repandum  non  emarginatum;  apiculum  (3  mm. 
longum),  subquadratum  vel  trianguläre,  acutiusculum,  sursum 
flexum,  sordide  ciride;  corniculi  labello  desunt;  labellum 
aequaliter  coniiexum  vel  in  angulis  antice  paulum  patens,  prae- 
ter signatura  velutinum,  colore  obscure  brunneum,  holoseri- 
ceum,  in  margine  angusfe  dilute-fuscum  in  parte  sub  gynostemio 
olivaceum ;  lineae  glabrae  duae,  simplices  in  medio  con- 
jvncfae  et  partem  olivaceum  peripheriter  includentes 
deinde  sicut  in  littera  H  elongatae,  obscure  nigro-violaceae, 
margine  vix  paUidiore;  in  utroque  latere  hu  jus  Signatur  ae 
2striolae  ddutae,  saepius  in  parte  postico  labelli  alterae  duae  in- 
veniuntur;  sfigmafis  fovea  oblonga,  obfusangula,  transversa,  supra 
lateribus  antherarum  punctis  2  obscuris  signatis;  gynostemium  apice 
obscure  trilohum. 

Plantam  speciosissimam  delexi  ineunte  Junio  in  locis  herbidis 
inter  virgulta  montis  Bisamberg  prope  Viennam.  Solim  exemplar 
unicum  reperire  potui.  Ophrys  aranifera  Huds.  et  0.  muscifera 
Huds.  haud  lange  abfuer-unt. 

Ophrys  obscura,  deren  Unterscheidungsmerkmale  von  benach- 
barten Arten  in  der  Beschreibung  mittelst  durchschossener  Lettern 
ersichtlich  gemacht  wurde,  steht  der  0.  fuciflora  Reichb.  fil.  (0. 
arachnites  Reichardt)  am  nächsten,  unterscheidet  sich  jedoch  haupt- 
sachlich: 

1.  Durch  die  Grosse  der  Blüthe,  insbesondere  aber  der  Honig- 
lippe. Letztere  hat  18  Mm.  Breite  und  15  Mm.  Länge,  während  jene 
der  0.  fuciflora  nur  13  Mui.  Breite  und  12  Mm,  Länge  aufweist. 

2.  Durch  die  grünen,  stumpfen,  äusseren  Perigonzipfel,  die  bei 
0.  fuciflora  weiss  oder  hellrosa,  lioclistens  mit  grünen  Nerven  durch- 
zogen sind. 

3.  Durch  die  höckerlose,  gleichmässig  convexe,  nicht  ausge- 
randete  Honiglippe,  welche  durch  die  eigenthümliche,  prächtig  rotli- 
braun-sammtige  Färbung,  durch  die  einfache,  bei  allen  Blüthen  con- 
stante  Zeichnung,  welche  einem  H  ähnelt,  von  dem  der  obere  Theil 
den  olivengrünen  Tlieil  der  Honiglippe  fast  kreisförmig  umsciiliessl, 
sowie    durch   die  seillich   beOndlichen    Ocellen  scharf  gekennzeichnet 


355 

ist.  0.  fuciflora  besitzt  hingegen  eine  vorn  und  an  den  Seiten  etwas 
ausgerandete  Lippe  mit  zwei  grossen,  sciiarfen  Höckern  am  Grunde, 
und  die  Zciclinung  variirt  an  ein  und  derselben  Pflanze  durch  Vereini- 
gung von  2 — 4  kahlen  Linien  und  einer  Anzalil  von  umgebenden 
Punkten.  Der  olivengrüne  Fleck  gegen  den  Narbenhof  fehlt. 

IL 

Eine    dritte  Mittel  form    zwischen  Ophris   aranifera  Huds. 
und  O.  muscifera  Huds. 

fand  ich  heuer  in  4  Exemplaren  an  wiesigen  Stellen  zwischen  Busch- 
werk am  Bisamberge  unter  den  vorher  genannten  Arten. 

Da  dieselbe  weder  mit  Ophrys  hybrida  Pokorny  (Oesterr.  bot. 
Woch.  1851.  p.  167;  —  Reiclib.  til.  kon.  Xlll,  pag.  79,  tab.  113, 
Fig.  I.  1  et  p.  177,  t.  169.  Fig.  IH,  1;  —  A.  Kerner  in  Verh.  d.  zool.-bot. 
Ges.  XV.  p,  235)  noch  mit  0.  apicula  J.  C.Schmidt  (apud  Reichb.  fil. 
I.e.  p.  79,  t.  102,  Fig.  1)  in  ihren  Merkmalen  übereinstimmte,  will  ich 
dieselbe  hier  kurz  beschreiben. 

Die  Honiglippe  ist  wie  bei  0.  hybrida  3lappig,  jedoch  schmaler 
als  jene  der  Reich enbach'schen  Figur  (t.  169,  Fig.  III,  1)  und 
tragt  wie  0.  aranifera  zwei  abgestumpfte  Höcker  an  der  Basis,  die 
dicht  behaart  sind.  Die  kahlen  Flecken  und  Linien  variiren;  bald 
fand  ich  zwei  kahle,  viereckige  Flecken,  von  denen  der  unlere  in 
Farbe  und  Gestalt  jenem  der  Honiglippe  von  0.  muscifera  tauschend 
ähnlich  sah,  bald  die  hufeisen-  oder  rahmenformige  Verbindung  der 
Linien  wie  auf  der  Lippe  von  0.  aranifera.  Die  drei  äusseren  Peri- 
gonzipfel  sind  eiCörmig-Umglich,  stumpf,  nach  vorne  gebogen,  bleich- 
grün, kahl;  die  zwei  inneren  schmal  lanzetllicli,  bräunlich,  etwas 
röthlich  überlaufen,  im  unleren  Theile  und  am  Rande  fein  papillös- 
behaart.  Die  Behaarung  ist  jedoch  im  trockenen  Zustande  kaum  er- 
kennbar. Das  Gynostemliim  ist  wie  bei  0.  aranifera  gestaltet,  jedoch 
die  Spitze  desselben  mehr  vorgestreckt,  stumptlich. 

Sucht  man  in  Neilreich's  Flora  von  Niederösterreich  Aufklä- 
rung über  0.  hybrida,  so  müsste  man  nach  der  Beschreibung  p.  199: 
„Bastart  von  <ler  Tracht  und  den  Perigonzipfeln  der  0.  myodes  und 
der  Gestalt  der  H(iniglippe  der  0.  aranifera.,  der  ersteren  jedoch 
nviher  verwandt"  glauben,  0.  hybrida  Pokorny  =  0.  aramfero-myo- 
des  Neilr.  1.  <•.  halx^  die  schmalen,  behaarten  inneren  Perigonzipfel 
der  O.  mnscifera.  Diess  ist  jedoch  nicht  der  Fall.  Pokorny  sagt 
ausdrücklich,  0.  hybrida  unterscheide  sich  von  0.  muscifera  durch 
die  etwas  breiteren,  flaclien,  nicht  fadlichen,  inneren  Perigonzipfel, 
erwähnt  jedoch  nichts  von  der  Behaarung  dersell)en.  Reiche nbach, 
dem  sowohl  das  Originalexemplar  Pokorny's  in  Weingeist,  wie  das 
getrocknete  des  k.  k.  botanischen  Hofcabinetes  zugänglich  waren 
und  welcher  beide  Pflanzen  in  seiner  Orciiidiograpliie  I.  c.  abbildete, 
sagt  ausdrücklich  p.  79:  „perigonii  piiylia  lateralia  interna  angusle 
ligulata,  parce  velulina",  zeichnet  dieselben  jedoch  auf  tab.  169, 
Fig.  in,    1    vollkommen   kahl.    Da   ich  letzterer  Figur  vollen  Glauben 


356 

si'lienkte,  und  die  inneren  Perigonzipfel  meiner  Ophrys  im  frischen 
Zustande  wirklich  spärlich  behaart  waren,  glaubte  ich  in  meinen 
Exemplaren  0.  hyhrida  zu  erkennen.  Jedoch  bei  näherer  Unler- 
suchung  von  Exemplaren  der  0.  aranifera  vom  selben  Standorte 
fand  ich  deren  innere  Perigonzipfel  im  frischen  Zustande  ebenfalls 
an  der  Basis  schwach  behaart,  jedoch  immer  breiter,  an  der  Spitze 
stumpflich. 

Da  ich  ferner  die  Honiglippe  bei  0.  aranifera  höchstens  an 
den  Seiten  ausgerandet,  nie  jedoch  deutlich  dreilappig  auffand,  musste 
mir  meine  Pflanze  eine  Mittelform  zwischen  0.  aranifera  und  niusci- 
fera  darstellen,  welche  vielleicht  der  0.  hybrida  als  var.  ß.  gibbosa 
(denn  in  diesem  Epitheton  liegt  der  Hauptunterschied  unserer  Pflanze) 
beigezälilt  werden  kann. 

0.  apicula  Schmidt,  ebenfalls  wie  0.  hybrida  ein  muthmass- 
licher  Bastart  zwischen  0.  muscifera  und  0.  aranifera,  entfernt  sich 
von  unserer  Pflanze  mehr  als  0.  hybrida  durch  die  dicht  behaarten, 
inneren  Perigonzipfel,  ähnelt  ihr  jedoch  in  der  Zeichnung  der  Honig- 
lippe, der  jedoch  ebenfalls  die  Höcker  fehlen. 

Nach  Reich  an  bach  fil.,  der  mir  trotz  grösster  Ueberhäufung 
mit  Arbeiten  dennoch  bereitwilligst  Auskunft  ertheilte,  und  dem  ich 
hiermit  meinen  tiefgefühlten  Dank  ausspreche,  scheint  unsere  Pflanze 
wahrscheinlich  eine  Form  der  0.  apicula  J.  C.  Schmidt  zu  sein. 

HI. 

Ophrys  fuciflora  Reichb.  labello  trilobo 

ist  in  der  Umgegend  Wiens  keine  Selteniieit.  P.  Wiesbaur  (Oest. 
botan.  Zeit,  1873,  p.  196)  beobachtete  diese  Form  zuerst  am  Geiss- 
berge; ich  fand  sie  heuer  nicht  selten  auf  dem  Bisamberge  und  Nuss- 
berge  nächst  dem  Kahlenbergerdörfl,  ebenso  auf  dem  Eichkogl  und 
Geissberge;  auch  von  St.  Servola  bei  Triest  erhielt  ich  diese  Form 
zugeschickt. 

Der  seitliche  Einschnitt  in  die  Lippe  erreicht  3 — 4  Mm.  Länge, 
die  Seitenlappen  besitzen  an  der  Spitze  2,  gegen  die  Basis  3—4  Mm. 
Breite  und  eine  abgerundete  Spitze,  welche  hellbraun  umsäumt  ist. 
Sie  krümmen  sich  nach  vor-  und  aufwärts  und  liegen  mit  der  in- 
neren Seite  dem  Mittellappen  auf.  In  einem  Falle  fand  ich  ähnlich  wie 
am  Miftelstücke  ein  kleines,  aufwärts  gekrümmtes,  grünes  Spitzchen, 
freilich  nur  von  075  Mm.  Länge. 

IV. 
Ophrys  fuciflora  Rchb.  var.  coronifera, 

Phyllis  lateralibus  internis  subquadrafis,  obtusis,  trilobis;  lobis 
rolundatis,  lateralibus  velutinis,  medio  glabrescente. 

Diese  interessante  Varietät  fand  ich  Anfangs  Juni  mit  meinem 
Freunde  L.  Ganglbauer  auf  Wiesen  am  Nussberge  gegen  das 
Kahlenbergerdörfl  in   2  Exemplaren.    Die  Form  der  inneren  Perigon- 


357 

Zipfel  war  bei  allen  Blüthen  constant  und  nicht  etwa  eine  Monstro- 
sität einer  einzelnen  Blüthe.  Die  Lange  derselben  betrug  4,  die  Breite 
5—6  Mm.;  die  Einschnitte  erreichten  eine  Tiefe  von  1 — 15  Mm. 
Die  übrigen  Blüthentheile  sowie  die  Farbe  derselben  stimmten  mit 
jenen  der  typischen  Form  vollkommen  überein. 

(Schluss  folgt.) 


Symbolae  ad  floram  mycologicam  austriacam. 

Auctore  F.  de  Thümen. 

III. 

(Conf.  Oest.  bot.  Zeitschr.  1878,  p.  145  et  193.) 

56.  Sorosporinm  Vossianum  Thüm.  nov,  spec.  in  Mycotheca 
universalis  no.  1319. 

S.  ovarium  implectens  deformansve,  demum  massas  grumulosas, 
protrusas,  aterrimas,  siccas  formans;  fUamentis  subgelatinosis,  tenui- 
bus,  hyalinis,  flexuosis;  glomerulis  angulosis  vel  irregularibus,  multi- 
sporis;  sporis  eximie  variis:  angulosis,  subglohosis,  subpyriformibus, 
dilute  fuscis,  fere  homogenis,  episporio  subtenui,  laevi,  8 — 16  mm.  diam. 

Carniolia:  Laibach  in  Moliniae  coeruleae  Moench  ovariis.  Oct. 
1878.  Leg.  W.  Voss. 

57.  Entyloma  Fischeri  Thüm.  n.  sp. 

E.  maculas  irreguläres,  pallide  luteo-virides,  subperforantes, 
non  vel  vix  subtumidulas,  postremo  brunneo-virescentes,  numerosas 
formans;  sporis  paucis,  late  ellipsoideis,  dilute  flavescentibus,  epi- 
sporio laevi,  subtenui,  14—18  mm.  long.,  12 — 14  mm.  crass. 

Austria  inferior:  Klosterneuburg  ad  folia  viva  Stenactidis  bellidi- 
florae  N.  ab  Es.  Aest.  1878.  Leg.  de  Thümen. 

58.  Äecidium  Lithospermi  Thüm.  n.  sp. 

Aecidimn  Asperifoln  Pers.  Syn.  fung.  pag.  208.  f.  Rhytispermi 
Op.  Sezn.  rostl.  p.  111. 

Aec.  hypophyllum  vel  caulincoluin;  pseudoperidiis  multis,  dense 
aggregatis,  plus  minusve  orbiculatim  dispositis,  submagnis,  heini- 
sphaerico-elevatis  vel  fere  lenticularibus,  pulchre  auranfiacis  fulgen- 
tisve;  ore  continuo,  sublaevi  vel  minime  crenulato,  pallido;  sporis 
exacte  globosis,  episporio  subcrasso,  punctulato-subgranulato,  conco- 
lori,   oppinate  duplice,  22 — 30  plerumque  25  mm.  diam.,  aurantiacis. 

Moravia;  in  monte  „Spielberg"  pr.  Brunn  ad  Lithospermi  ar- 
vensis  Linn.  folia  caulesque.  Vere  1879.  Leg.  de  Thümen.  —  Etiam 
inveni  pr.  Krems  et  Prag. 

59.  Diplodia  pabnicola  Thüm.  n.  sp. 

D.  peritheciis  numerosis,  minutis,  primo  longe  diu  epidermide 
tectis    demum    erumpentibus,    subplanis,    laevibus  vel  minime  granu- 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  11.  Heft.  1879.  27 


358 

latis,  subimmersis,  atris,  mox  evacuatis;  sporis  longe  ellipticis,  utrin- 
que  subacutalis,  medio  non  ronstrictis,  bicellularibus,  sordide  fuscis, 
iinpellucidis,  20  mm.  long.,  10  mm.  crass. 

Sphaeria  palmicola  Fr.  Observ.  mycol.  I.  p.  179  et  Syst.  myc. 
II.  p.  466  an  eadem  planta? 

Differt  a  Diplodia  epicocos  Cooke  in  Grevillea  VI  p.  102  sporis 
medio  non  constrictis  et  paullo  minoribus. 

Austria  inferior;  Wien  in  Cocos  nuciferaeLinn.  epicarpio.  Hieme 
1879.  Leg.  de  T  hürnen. 

60.  Cryptosporium  perularum  Thüm.  n.  sp.  in  „Wiener  Land- 
wirlhschaftliclie  Zeitung"  1879,  p.  276. 

C.  peritheciis  subcuticularibus,  minutissimis,  vix  visibilibus,  puncti- 
formibus,  nigris,  gregariis,  membranaceis,  postremo  apice  apertis; 
sporis  numerosis,  fusiformibus,  unicellularibus,  utrinque  acutatis, 
arcuatis  vel  subrectis,  hyalinis,  12  — 18  plerumque  16  mm.  long., 
35 — 4  mm.  crass. 

Carniolia:  Laibach  in  Pyri  communis  XAnxx.  perulis  subsiccis  ra- 
mulorum  vivoium.  Vere  1879.  Leg.  W.  Voss. 

61.  Phoma  erythrellum  Tliiim.  n.  sp. 

Ph.  peritheciis  plus  minusve  gregariis,  epiphyllis  vel  rarissime 
etiam  hypophyllis,  subconico-hemisphaericis,  emersis,  sanguinolenlis, 
rubro  anguste  cinctis,  submagnis;  nucleo  nigro,  globoso;  basidiis 
brevibus,  hyalinis,  subieciis;  sporis  ellipsoideo-globosis  vel  ovoideis, 
homogenis,  dilute  griseolis,  siinplicibus,  4  mm.  long.,  2'5  mm.  crass. 

ßanalus:  Oravicza  in  Pini  anstriacae  Host,  foliis  emortuis  ad- 
huc  pendulis.  Copiose.  Aut.  1878.  Leg.  Gregurowicz. 

62.  Phoma  thujina  Thüm.  n.  sp. 

Ph.  peritheciis  minutis,  epiphyllis,  interdum  eliam  amphigenis, 
gregariis,  punctiformibus,  conoideis,  emersis,  atris;  sporis  in  basi- 
diis achrois  brevibus,  ovoideis,  utrinque  rotundatis,  anucleatis,  nume- 
rosis, continuis,  hyalinis,  minutissimis,  35  mm.  long.,  15 — 2  mm. 
crassis. 

Austria  inferior:  Pyrawarth  ad  folia  emortua  Thujae  orientalis 
Lin.  Julio  1879.  Leg.  de  Thümen. 

63.  Septoria  sojina  Thüm.  n.  sp.  in  „Oesterr.  Landwirthschaftl. 
Wochenbl."  1878,  p.  531. 

S.  peritheciis  epiphyllis  ,  sparsis  ,  parvis  ,  conico  -  globosulis, 
emersis,  atris  in  macula  determinata,  irregularia,  flavescendo-are- 
scentia,  fusco-purpurascente  anguste  marginata;  sporis  cylindraceis 
vel  subcuneatis,  rectis,  uniseptatis,  apice  subacutatis,  vertice  obtuso- 
rotundalis,  bi-  quadrimagninucleatis,  hyalinis,  12—18  plerumque 
14  mm.  long.,  45 — 5  mm.  crass. 

Tirolia:  St.  Michele  ad  Sojae  hispidae  Mönch,  folia  viva  lan- 
guidave.  Aug.  1878.  Leg.  E.  Mach. 

64.  Septoria  aescuUna  Thüm.  n.  sp. 

S.  peritheciis  plerumque  amphigenis  vel  penetrantibus,  pro  ra- 
tione  magnis,  solitariis,  saepe  unicis,  punctiformibus,  globosulis,  atris 
in  macula  parva,   arescendo  Candida,   perforantia,   epiphylla,    in  folio- 


359 

rum  pagina  inferiore  diltite  ochracea,  angiisle  piupiireo-alra  cincta; 
sporis  nuinerosis,  arcualis,  utrinqiie  obtusis,  ut  videlur  seinper  con- 
tiniiis,  aclirois,  36—44  mm.  long.,  35  —5  mm.  crass.  —  A  Septoria 
Hippocastani  Berk.  et  Br.  et  Septoria  aesculicola  Desm.  valde 
diversa. 

Austria  inferior:  Kalksburg  in  foliis  vivis  Aesculi  Hippocastani 
Lin.  Aug.  1879.  Leg.  de  Thümen. 

65.  Septoria  epicarpii  Thüm.  n.  sp.   in  Fungi  pomicoli  p.  121. 
S.  peritheciis  gregarils  vel  solitariis,  niediis,  sine  urdine  dispu- 

sitis,  punctiformi-orbiculatis,  minime  elevatis  vel  subplanis,  subim- 
mersis,  nitido-atris  in  macula  determinata,  primo  orbiculata  demum 
valde  irregularia,  fusco-grisea,  nigro  anguste  marginata;  spoiis  fusoi- 
deo-cylindricis,  utrinque  subobtuso-acutiusculis,  subrectis  vel  arcualis., 
interdum  lunulatis,  obsolete  bi-triseptatis,  plurinucleatis,  hyalinis,  22  mm. 
long.,  4 — 5  mm.  crass. 

Austria  inferior:  Klosterneuburg  in  Juglandis  regiae  Lin.  epi- 
carpio  vivo.  Aut.  1878.  Leg.  de  Thümen. 

66.  Septoria  nigro-maculans  Thüm.  n.  sp. 

S.  maculas  maximas,  irreguläres,  sed  plus  minusve  orbiculalas, 
fusco-nigricantes,  non  limitatas  et  marginatas,  saepe  confluentes  for- 
mans;  peritheciis  dense  gregariis,  interdum  confluentibus,  lenticulari- 
formibus,  pro  ratione  maximis,  erumpentibus,  subnilidis;  sporis  cylin- 
draceis,  minime  curvulalis,  utrinque  acutato-subrolundatis,  obsolete 
uniseptatis,  anucleatis,    achrois,  8 — 12  mm.  long.,  2-5 — 3  mm.  crass. 

Austria  inferior:  Klosterneuburg  in  Juglandis  nigrae  Lin.  epi- 
carpio  fructuum  maturorum.  Oct.  1878,  Leg.  de  Thümen. 

67.  Fusisporium  chenopodinum  Thüm.  nov.  spec.  in  „Mycotheca 
universalis"  no.  1378. 

F.  acervulis  gregariis,  praecipue  seriatim  dispositis,  orbiculatis 
vel  elliptico  conflueiitibus,  submagnis,  elevatis,  plano-tuberculaefor- 
mibus,  rarneis  in  caulium  parte  albescente;  hyphis  brevibus,  erectis, 
subramosis,  continuis,  flexuosulis,  inaequalibus,  apice  obtusis,  hya- 
linis;  sporis  fusiformibus,  plerumque  arcuatis,  raro  rectis,  utrinque 
acutatis,  uni-quadriseptatis,  achrois,  22 — 30  mm.  long.,  6  mm.  crass., 

Austria  inferior:  Klosterneuburg  in  Chenopodii  alhi  Lin.  cau- 
libus  emortuis  sed  adhuc  erectis.  Majo  1878.  Leg.  de  Thümen. 

68.  Sporotrichmn  malagense  Thüm.  n.  sp.  in  „Mycotheca  uni- 
versalis" no.  1173. 

S.  caespitulis  vel  acervulis  gregariis ,  saepe  confluentibus, 
magnis ,  lanosis ,  distinctis ,  elevatis  vel  plus  minusve  hemisphae- 
rico-orbiculatis,  molle-laxis,  aureis,  demum  sordide  lateritiis;  hyphis 
brevibus,  dense  intricatis,  non  septatis,  hyalinis,  tenuissimis;  sporis 
numerosis,  globosis,  inspersis,  pellucidis,  dilute  flavescentibus  vel  sub- 
hyalinis,  plerumque  conglobatis  vel  etiam  solitariis,  1  — 1*5  mm.  diam. 

Austria  inferior:  Klosterneuburg  ad  acinos  Vitis  viniferae  Lin. 
longo  diu  aservatos  et  corruplos,  vulgo  „Malaga-Cibeben"  dictos, 
socia  saepe  Coremii  vulgaris  Cda.  Aug.  1878.  Leg.  de  Thümen. 

69.  Ramularia  Vossiana  Thüm.  n.  sp. 

27  '' 


360 

R.  caespitibiis  laxis,  tenuibus,  hypophyllis,  gregariis,  saepe 
confluentibus,  plus  minus  arachnoideo-stellatis,  griseolo-roseis,  sine 
macula  sed  in  pagina  foliorum  superiore  maculam  parvam,  indeter- 
minatam,  ochro-fuscam  demuin  fusco-griseam  formans;  hyphis  sub- 
longis,  cylindrico-filiformibiis,  simplicibus  conlinuis,  tenuibus,  hyalinis; 
sporis  ellipsoideis  vel  globoso-ovatis,  utrinque  minime  acutatis,  ple- 
rumque  rotundatis,  simplicibus,  inlerdum  binucleolatis,  hyalinis  vel 
pallidissime  roseis,  5 — 10  plerumque  8  mm.  long.,  4  mm.  crass. 

Carniolia:  Laibach  ad  folia  viva  Cirsii  oleracei  Lin.  Oct.  1878. 
Leg.  W.  Voss. 

70.  Gloeosporium  epicarpii  Thüm.  nov.  spec.  in  Fungi  pomi- 
coli  p.  58. 

Gl.  maoulis  numerosis,  plus  minusve  orbiculatis  vel  ellipsoideis, 
subdepresso-scutellaeformibus,  griseo-fuscis,  exaridis,  indeterminale 
angustove  rufo-fusco  marginatis;  acervulis  sparsis,  epidermide  teclis 
demum  perforantibus,  conico-pustulatis,  nitido-nigricantibus,  parvulis; 
sporis  aut  fusiformibus,  utrinque  subacutatis,  12  mm.  long.,  4*5  mm. 
crass.,  aut  curvaio-ellipsoideis,  utrinque  subrotundatis,  12  mm.  long., 
6—7  mm.  crass.,  semper  triguttulatis,  guttulis  magnis,  achrois;  ba- 
sidiis  fasciculatis,  hyalinis,  cylindricis,  brevibus. 

Istria:  Tolmein  in  Juglandis  regiae  Lin.  epicarpio  adhuc  vivo. 
Aut.  1877.  Leg.  G.  Bolle. 

71.  Dematiwn  fructigenum  Thüm.  nov.  spec.  in  Fungi  pomi- 
coli  p.  133. 

D.  tomento  vel  villo  densissime  intricafo,  crasso,  e  rubiginoso 
ochraceo,  subsericeo,  longo  lateque  effuso,  moUe  sed  tenacissime, 
fructus  totum  fere  ambiens  et  involvens;  filis  longissimis,  continuis, 
simplicibus,  contextis,  subcrassis,  arcuatis  vel  interdum  tortuosis,  api- 
culatis,  pallidissime  fuscescentibus  vel  fere  subachrois,  intus  saepe 
cum  granulis  vel  pseudonucleis  longis,  concoloribus,  24  mm.  crass., 
parietis  6  mm.  crass. 

Carniolia:  Laibach  in  Cydoniae  vulgaris  ?evs.  fructibus  maturis, 
induratis,    diuturne  sub  coelo  expositis.    Aest.  1877.   Leg.  W.  Voss. 

72.  Hypha  stratalis  Thüm.  n.  sp. 

H.  crustas  vel  tunicas  membranaceas,  papyraceas,  tenuissimas, 
patentissimas,  alutaceas,  suborbiculatas,  submarginatas,  interdum  con- 
fluentes  formans;  contextu  tenace,   floccoso-piloso. 

Austria  inferior:  Klosterneuburg  ad  stratam  cavium  vinarium. 
Aest.  1878.  Leg.  de  Thümen. 

73.  Himantia  daedaloides  Thüm.  n.  sp. 

H.  late  adnata,  divergens,  hemisphaerica  vel  subplana,  saepe 
longo  lateque  confluens,  dilute  alutacea,  Daedaleae  coloris,  multipapil- 
lata,  papillis  obtusis,  intus  concolor,  subzonata,  basi  saepe  chalybaea. 
—  Daedaleam  quercinam  sterilem  valde  similis. 

Austria  inferior:  Klosterneuburg  ad  orca  et  antepagmentos  in 
cellis  vinariis.  1874.  Leg.  L.  R Osler. 


361 

Einige  im  Jahre  1879  gefundene  Standorte  der  Flora 
von  Nieder-Oesterreich. 

Von  Heinrich  Kempf. 

Piatanthera  chloranta  Cust.  Am  Bisamberg. 

Herminium  Monorchis  R.  Br.  Am  Schneeberge  auf  dem  Wege  vom 
Lackerboden  zum  Baumgartner  Wirthshause. 

Ophrys  aranifera  Huds.  und 

Ophrys  arachnites  Murr.  In  Holzschlagen  auf  den  Bergen  zwischen 
Klosterneubuig,  Weidling  und  Kierling, 

Scutellaria  hastifolia  L.  Auf  Wiesen  oberhalb  Pötzleinsdorf  und 
Neustift. 

Pedicularis  foliosa  L.  Oberhalb  des  Baumgartner'schen  Wirthshauses 
am  Schneeberge. 

Androsace  elongata  L.  In  Neilreich's  zweitem  Nachtrag  zur  Flora 
von  Nieder-Oesterreich  wird  dieselbe  „auf  einem  Acker  am 
Fusse  der  Türkenschanze  (Berr)"  angegeben.  —  Vor  3  Jahren 
fand  ich  diese  Pflanze  auf  einem  grasigen  Platze  zwischen  Döbling 
und  Währing,  doch  nur  in  2  Exemplaren.  —  Die  folgenden  Jahre 
verschwand  sie  ganz  und  erst  im  heurigen  Jahre  gelang  es  mir, 
dieselbe  auf  der  Türkenschanze  bei  Döbling  in  einem  Kleefelde 
unweit  des  „Heinrichs-Hügel"  aufzufinden,  wo  dieselbe  in  Menge 
vorkommt. 

Hibiscus  Trionum  L.  Auf  Schutt  nächst  dem  Hüterhäuschen  auf  der 
Türkenschanze  bei  Döbling. 

Geranium  lucidum  L.    Bei  Prieglitz  und  nächst  dem  RosenbUchl  bei 
Gloggnitz  in  einem  Exemplar. 

Epilobium  Dodonaei  Vill.  Im  Stuppachgraben  bei  Gloggnitz;  an  der 
Bahn  zwischen  Gumpoldskirchen  und  Pfaffstätten  und  bei  Leo- 
bersdorf 

Potentilla  rupestris  L.  Hinter  Sievring  an  der  Fahrstrasse,  die  nach 
Weidlingbach  führt;  am  Rücken  des  Leopoldsberges  gegen 
Klosterneuburg. 

Döbling,  am  10.  October  1879. 


Botanische  Miscellen. 

Von  Dr.  Lad.  Öelakovsky. 
lieber  eine  neue  oder  verkannte  Orobanche. 

Im  J.  1871  erhielt  ich  von  Herrn  K.  Poläk  eine  Orobanche,  resp. 
Phelipaea,  die  er  kurz  vorher  auf  der  Velikä  hora  bei  Karlstein 
gesammelt  hatte,  im  getrockneten  Zustande  und  besprach  sie  zuerst 
1874  in    einer  Sitzung    der    böhm.  Gesellsch.   der  Wissensch.   (siehe 


362 

Sitzungsberichte  1874,  Nr.  2),  wobei  ich  ihr  vorläufig  den  Namen 
Orobanche  (respective  Phelipaea)  bohemica  gab,  vorbehaltlich  einer 
genaueren  Feststellung  ihrer  specifischen  Verschiedenheit  von  der 
Orob.  caerulea  Vill,  durch  Beobachtung  im  lebenden  Zustande.  Seit- 
her habe  ich  und  meine  botanischen  Freunde  und  Schüler  fast  jedes 
Jahr  den  genannten  Standort  besucht,  ohne  dass  ein  einziges  Exem- 
plar dieser  Orobanche  sich  wieder  gezeigt  hätte.  Erst  in  dem  heu- 
rigen so  regenreichen  Sommer  erschien  sie  wieder  und  zwar  in 
Menge  in  dem  verwitterten  Kalkboden  der  Südlehne  der  Velikä  hora 
unweit  des  Dracocephalum  austriacum  und  des  Linum  flavum.  Herr 
Poläk  bemerkte,  dass  auch  das  Jahr  1871,  in  welchem  er  sie  ebenfalls 
zahlreich  angetroffen  hatte,  viel  Regen  besass.  Diese  Orobanche  steht 
der  0.  coerulea  Vill.  (0.  pwpurea  Jacq.)  sehr  nahe;  ihre  Unter- 
schiede von  letzterer  werden  aber  aus  folgender  Charakteristik  her- 
vorgehen. Die  Stengel  sind  sehr  kräftig,  bis  36  Cm.  hoch,  schwächste 
Exemplare  15  Centim.  hoch,  bis  1  Cm.  und  an  der  angeschwollenen 
Basis  2  Cm.  dick,  schwache  Exemplare  5  Mm.  (im  breiteren  Durch- 
messer des  etwas  zusammengedrückten  Stengels)  dick,  oberwärts 
sammt  Deckblättern  und  Kelchen  dicht  kleiig  drüsenhaarig  und 
schmutzig  violett  angelaufen.  Die  Aehre  sehr  dicht  (nur  unterste 
Blüthen  etwas  enlfernt),  reichblüthig  (bis  40blüthig,  schwächste 
Exemplare  etwa  12blüthig).  Der  Kelch  weitglockig,  seine  nur  5 — 6 
Mm.  langen  Zähne  aus  breit  3eckiger  Basis  lanzettlich,  pfriemlich  zu- 
gespitzt, am  Rande  etwas  gekraust  und  gezähnelt  mit  nach  Innen 
gebogenem  Rande,  durch  sehr  spitze  Ausschnitte  getrennt,  theilweise 
sogar  am  Grunde  sich  deckend;  der  hintere  Kelcnzahn  zwar  kürzer, 
doch  meist  gut  entwickelt,  lanzettlich  ausgezogen.  Die  Corollen  sind 
aufgerichtet,  röhrig,  über  dem  Fruchtknoten  eingeschnürt,  in  der 
Mitte  des  Rückens  vorwärts  gekrümmt,  von  da  bis  zur  tief  zwei- 
spaltigen Oberlippe  sehr  sanft  gewölbt  oder  fast  gerade.  Zu  beiden 
Seiten  der  Corollenröhre  verläuft  eine  schiefe  Falte,  durch  welche 
die  Krone  noch  mehr  aufgerichtet  wird.  Die  Kronröhre  erweitert  sich 
allmählich  und  massig,  der  Schlund  ist  daher  nicht  kropfig,  indem 
die  Falten  der  Unterlippe  ganz  zusammengelegt  sind.  Die  Corollenzipfel 
ausgefressen -gezähnelt  und  wie  die  ganze  CoroUe  nur  zerstreut 
drüsenhaarig  (ohne  lange  Gliederhaare).  Die  Farbe  ist  dunkelviolett, 
nur  auf  der  Bauchseite  blässer,  an  der  dem  Pistill  anliegenden  Basis 
weissgelblich.  Staubfäden  und  Staubbeutel  völlig  kahl,  Griffel  drüsen- 
haarig, oberwärts  purpurn  angelaufen,  Narbe  blass  schwefelgelblich. 
Die  Orobanche  coerulea  ist  viel  schwächlicher,  Stengel  nur 
42  Mm.  dick,  die  Aehre  lockerer,  meist  nur  10— 12blüthig.  höchstens 
20blüthig,  die  Kelche  schmäler  glockig,  zwischen  den  Mittelnerven 
blasshäutig,  mit  lanzetHichen,  ganzrandigen,  ziemlich  flachen,  durch 
stumpfe  Buchten  getrennten  Kelchzipfeln,  der  hintere  Kelchzahn 
meist  sehr  kurz,  verkümmert.  Die  Corolle  ist  von  der  Einschnürung 
über  der  gelblichen  Basis  an  nach  auswärts  gebogen,  unter  der 
Oberlippe  nochmals  nach  abwärts  gekrümmt;  ihre  Zipfel  sind  fast 
ganzrandig  und  innen  von  längeren  Gliederhaaren  mehr  oder  weniger 


363 

zottig.  Die  Blumenfarbe,  so  weit  mir  erinnerlich,  heller  lilahlau 
(amethyslfarben)  als  bei  0.  hohemica,  die  Narbe  nach  Angabe  der 
Autoren  weisslich. 

Die  Karlsteiner  Pflanze  schmarotzt  auf  den  Wurzeln  der  Arte- 
misia  campestris,  wovon  ich  mich  durch  Ausgraben  mehrerer  Exem- 
plare mit  Bestimmtheit  überzeugt  habe.  Obwohl  am  Standorte  auch 
Achillea  Millefol'mm  wächst,  fand  ich  doch  auf  dieser  keine  Orobanche 
vor.  Dieser  Umstand  scheint  mir  sehr  für  die  specifische  Verschiedenheit 
von  der  Orob.  coerulea  zu  sprechen,  denn  wäre  die  0.  hohemica  nur 
eine  durch  die  abweichende  Nährpflanze  erzeugte  Form  derselben 
Art,  wie  die  0.  coerulea,  so  wäre  doch  die  letztere  auf  Achillea 
ebenfalls  zu  erwarten.  Die  echte  0.  coerulea  der  Autoren  (d.  h. 
die  0.  purpurea  Jacq.,  was  unlängst  wieder  Kern  er  sichergestellt 
hat),  nährt  sich  nach  dem  übereinstimmenden  Zeugnisse  der  meisten 
botanischen  Schriftsteller  von  der  Schafgarbe;  auf  dieser  fand  ich  sie 
auch  am  Woskoberge  bei  Podebrad.  Nur  wenige  ältere  Angaben 
bezeichnen  auch  die  Artemisia  vulgaris  als  ihre  Nährpflanze,  so 
namentlich  Ludw.  Reich enb ach  in  der  Iconographia  critica  und  in  der 
Flora  germ.  excursoria.  Tm  ersteren  Bilderwerke  Cent.  VIII,  p.  46 
(1829)  heisst  es:  die  Meisten  fanden  sie  auf  Artemisia  vulgaris^ 
Schulz  gibt  sie  auf  Achillea  Millefolium  wa.  Der  in  der  Flora  germ. 
exe.  zur  artemisienbewohnenden  Pflanze  angeführte  Standort:  St.  Leon- 
hard  in  der  südlichen  Schweiz  (nach  Charpentier),  wird  aber  von 
G.  Reichenbach  fil.  mit!  zur  0.  arenana  gezogen,  wonach  also  die 
Bestimmung  seines  Vaters  unrichtig  gewesen  wäre.  Kittel  sagt  von 
der  0.  coerulea,  sie  wachse  „auf  Achillea-  und  Artemisia- A.viQw''^ , 
aber  ohne  näheren  Nachweis,  und  Ascherson  führt  in  der  Fl.  von 
Brandenbg.  unter  0.  coerulea  als  zweifelhaft  einen  Standort  an,  auf 
welchem  angeblich  diese  Art  auf  Artemisia  vulgaris  gefunden  wurde. 

Es  ist  möglich,  dass  die  y^Orob.  coerulea'^.  welche  d^n^  Artemisia- 
Arten  angegeben  worden  ist,  insofern  nicht  eine  Verwechselung  mit 
0.  arenaria  (oder  mit  Kerner's  0.  ionantha)  stattgefunden,  zu  un- 
serer 0.  bohemica  gehört.  Denn  es  ist  anzunehmen,  dass  diese  letztere 
weiter  verbreitet  sein  wird  und  dass  sie  nur  mit  der  auf  Achillea 
wachsenden  Art  vermengt  worden  ist. 

Ja  mir  scheint,  dass  bereits  L.  Reichenbach  den  Unterschied 
der  die  Schafgarbe  und  der  die  Artemisia  bewohnenden  Art  einiger- 
massen  hervorgehoben  hat.  Die  erstere  bildet  er  ab  als  var.  Millefolii 
(Iconogr.  Grit.  Cent.  8.  Fig.  1056  und  1057)  und  gibt  folgende 
Diagnose:  „Kleiner,  Blume  weicher,  fein  behaart  und  gewimpert, 
matt  lavendel-  oder  himmelblau,  Abschnitte  rundlich-rhombisch,  zu- 
gespitzt, Kelch  kürzer  als  die  Blumenrohre."  Dagegen  könnte  die  in 
Fig.  928  (Cent.  VIII)  abgebildete  typische  0.  coerulea,  von  der  gesagt 
wird,  sie  wachse  auf  Artemisia  vulgaris,  die  Orob.  bohemica  dar- 
stellen, obwohl  sie  nicht  durchgängig  stimmt,  was  aber,  bei  den 
mancherlei  Mängeln  der  Reichenbach'schen  Abbildungen  nichts  be- 
weist. In  der  Fl.  excurs.  heisst  die  typische  Form  Reichenbach's  „spi- 
Ihamea,  crassior  ac  sequens  CO-  arenaria)'^,  was  wohl  zur  0.  bohemica 


364 

aber  nicht  zu  der  schlanken  auf  Achillea  schmarotzenden  Pflanze 
passt.  Reuter  hat  nun  in  De  Candolle's  Prodroinus  die  var.  ß.  Mille- 
folii  Reichb.  aufgenommen  und  Reichenbach's  Beschreibung  wörtlich 
entlehnt,  trotzdem  schreibt  er  aber  der  ganzen  Art  den  Parasitismus 
auf  Achillea  Millefolium  zu.  Ist  das  nun  einfach  ein  Versehen,  oder 
gibt  es  noch  eine  kräftige,  von  der  var.  Millefolii  Rchb.  verschiedene, 
aber  auf  Achillea  wachsende  Form  der  0.  caerulea?  Ich  möchte 
Letzteres  bezweifeln,  aber  mein  Material  gestattet  mir  nicht,  diese 
Frage  bestimmt  zu  beantworten,  namentlich  fehlen  mir  französische 
und  schweizer  Exemplare  der  „0.  coerulea.^  Ich  begnüge  mich  also 
damit,  die  Orob.  hohemica  zur  allgemeinen  Kenntniss  zu  bringen, 
als  eine  der  Orob.  coerulea  der  Autoren  (auf  der  Schafgarbe)  sehr 
nahe  stehende,  aber  doch  in  mehreren  Punkten,  wie  auch  habituell  ab- 
weichende und  namentlich  auch  durch  die  Nährpflanze  ausgezeichnete 
Form.  Wenn  man  nur  erst  auf  sie  aufmerksam  wird,  stellt  sich  viel- 
leicht bald  eine  weitere  Verbreitung  der  Orob.  bohemica  heraus;  unter 
meinen  Exsiccaten  der  ^Orob.  caerulea^  finde  ich  sie  aber  nicht.  Bo- 
taniker, welchen  die  französische  Orobanche  coerulea,  namentlich 
auch  vom  Originalstandorte  Villars',  Crest  im  Dauphine  zu  Gebote 
stehen ,  werden  auch  die  Frage  lösen  können ,  ob  die  Villars'sche 
Pflanze  wirklich  die  auf  Achillea  wachsende  Art  ist,  wie  bisher  all- 
gemein angenommen  wird  oder  ob  sie  nicht  am  Ende  mit  der  Orob. 
bohemica  identisch  ist.  Villars  gibt  die  Nährpflanze  gar  nicht  an, 
auch  De  C  and  olle  in  der  Flore  frangaise  nicht,  sowie  überhaupt  die 
ältesten  Autoren  die  Nährpflanzen  wenig  zu  beachten  pflegten,  und 
die  kurze  Originalbeschreibung  der  0.  coerulea  gibt  keinen  gehörigen 
Aufschluss.  Nur  die  Angabe:  le  calyce  est  divise  en  qnatre  deutet 
darauf  hin,  dass  der  fünfte  Kelchzahn  seiner  Kleinheit  wegen  über- 
sehen worden  sein  möchte,  was  allerdings  nicht  zur  0.  bohemica, 
sondern  zur  0.  purpurea  Jacq.  passt,  so  wie  auch  dem  entsprechend 
die  neueren  französischen  Autoren:  Grenier,  Cosson  nur  die 
Schafgarbe   als  Wirthspflanze  angeben. 

Noch  möge  über  die  Unterschiede  der  verwandten  Arten  Einiges 
bemerkt  werden.  Orobanche  caesia  Rchb.  und  Orob.  Reuteri  (Phe- 
lipaea  Reuteri  Rchb.  fil.)  unterscheiden  sich  sogleich  durch  rein 
4spaltigen  Kelcli,  Orob.  arenaria  durch  breite,  stumpfe,  gerundete 
Kronlappen,  an  den  Suturen  wollig  behaarte  grössere  Antheren  u.  s.  w. 
und  auch  die  0.  ionantha  Kerner  steht  der  0.  bohemica  und  Orob. 
coerulea  ferner  als  der  0.  arenaria,  mit  welcher  letzteren  sie  die 
entfernteren  grösseren,  im  Schlünde  sehr  erweiterten  CoroUen ,  die 
längeren  Kelche  mit  langen  Kelchzähnen,  die  wolligen  Antherennähte  *) 
zum  Unterschiede  von  den  beiden  früher  besprochenen  kleinblumigen 
Arten  gemein  hat.  Die  dunkler  violette  Blumenfarbe  der  0.  ionantha 
scheint  aber  derjenigen  der  Orob.  bohemica  gleich  oder  ähnlich  zu  sein. 

*)  Kerner  sagt  zwar  (Oesterr.  bot.  Zeitschr.  1874  p.  47),  die  Behaarung 
der  Antheren  beschränke  sich  nur  auf  die  stumpfe  Basis  derselben,  allein  bei 
den  nnir  vom  Autor  gütigst  mitgetheilten  Exemplaren  (aus  Nordtirol)  trifft  das 
nicht  zu. 


365 

Ueber  Melampyrum  subalpinum  Kernet  (M.  nemorosum  var. 
subalpinum  Juratzka). 

Im  Prodromus  der  Flora  von  Böhmen  habe  ich  die  ausgezeichnete 
nordostböhmische,  schmalblätterige  Race  von  Melamp.  nemorosum  als 
identisch  mit  M.  subalpinum  Kern,  aufgeführt,  wozu  ich  mich  durch 
die  ausführliche  Beschreibung  des  letzteren  in  Juralzka's  Aufsatz  über 
die  einheimischen  Melampyrumarten  (in  Verhandlungen  der  Zool.-bot. 
Gesellsch.  in  Wien,  Jahrg.  1850)  für  berechtigt  hielt.  Denn  Juratzka 
erklärt  daselbst,  seine  var.  subalpinum  besitze  vollkommen  Kelch, 
Blumen-  und  Fruchtbau  des  gewöhnlichen  Melamp.  nemorosum  und 
weiche  von  der  Normalform  nur  durch  die  schmal-lanzelllichen  oder 
lineallanzettlichen  Blätter,  ähnliche  ungefärbte  oder  nur  im  obersten 
Schöpfe  gebläute  Deckblätter  und  die  Kahlheit  des  Kelciies  ab.  Hier- 
mit stimmt  nun  die  ostböhmische  Pflanze  ohne  Zweifel  ganz  genau 
überein.  Nur  war  mir  allerdings  gleich  anfangs,  als  ich  die  ost- 
böhmische Form  fand  und  bestimmte,  die  geringe  Elevation  des 
Standortes  auffällig,  da  sie  nur  in  der  östlichen  Elbeniederung 
und  auf  den  angrenzenden  niederen  Plateaux  auf  Kiesboden  wächst, 
dagegen  im  benachbarten  Glazer  Gebirge,  wo  ich  sie  nach  der 
dem  niederösterreichischen  M.  subalpinum  analogen  höheren  Lage 
und  schon  dem  Namen  nach  erwartet  hatte,  durchaus  nicht  zu 
sehen  war.  Auch  im  vergangenen  Jahre  traf  ich  sie  wohl  zwischen 
Opocno  und  Tyniste  im  niederen  Lande,  aber  keineswegs  im  Adler- 
oder Mensegebirge,  wo  nur  M.  sihaticum,  wie  im  Glazer  Gebirge, 
massenhaft  das  Terrain  occupirt  hat. 

In  der  Oesterr.  botan.  Zeitschr.  1874  S.  88  hat  Kerner  fernere 
Unterscheidungsmerkmale  des  M.  subalpinum  vom  genuinen  M.  ne- 
morosum mitgetheilt,  auf  die  Kelchzähne,  die  häutige  Beschaffenheit 
des  Kelches  zwischen  den  Ri|)pen  und  die  Kelchbuchten,  sowie  auf 
die  Form  der  Kronenoberlippe  sich  beziehend.  Nachdem  ich  vor 
Kurzem  durch  Prof.  Kerner's  Güte  das  echte  Melamp.  subalpinum 
aus  dem  Bihariagebirge  in  Ungarn  zur  Ansicht  erhalten  habe,  muss 
ich  gestehen ,  dass  es  allerdings  nicht  vollkommen  mit  dem  ost- 
böhmischen Melampyrum  der  Niederung  identisch  ist.  Dieses  letztere 
kommt  nach  Kern  er  auch  in  Ungarn  häufiger  vor  (z.  B.  bei  Erlau 
und  Solymos)  und  wird  von  ihm  als  einfache,  schmalblatterige  Form 
des  M.  nemorosum  erwähnt,  während  derselbe  M.  subalpinum  als 
eigene  Art  fortführt.  Diese  Auffassung  kann  ich  nun  nicht  theilen, 
sondern  ich  betrachte  das  M.  subalpinum  neben  dem  ostböhmischen 
(welches  ich  nun  M.  stenophyllum  oder  M.  nemorosum  b.  stenophyllum 
nennen  will,  da  Neilreich  das  M.  subalpinum  bereits  als  M.nemor. 
var.  angustifolium  bezeiclinet  hat)  als  eine  mit  diesem  gleichwerlhige 
Race  (Subspecies)  des  M.  nemorosum.  In  der  Blattgestalt  stimmen 
beide  sehr  überein,  das  M.  stenophyllum  hat  aber  oft  noch  schmälere 
(3—6  Mm.  breite)  Blätter,  seine  Deckblätter  sind  noch  beträchtlich 
schmäler  und  kleiner  als  beim  M.  subalpinum.^  die  oberen,  die  bei 
letzterem  noch  merklich  gefärbt  sind,  pflegen  bei  M.  stenophyllum 
meist    ganz    ungefärbt  zu    sein,    seltener  sind   nur    die    obersten  im 


B66 

Schöpfe  schwach  geblaut.  Die  gegenüber  der  Normalform  auffällige 
Kahlheit  der  ganzen  Pflanze  (nur  die  Stengelkanten,  Blattstiele  und 
Kelchrippen  sind  meist  noch  etwas,  obwohl  spärlich  behaart)  ist  auch 
beiden  gemeinsam,  die  Kelche  des  M.  subalpinum  sind  zwischen  den 
Rippen  allerdings  deutlicher  häutig,  doch  sind  sie  es  bei  M.  steno- 
phyllum  und  nemorosum  aii'^h  etwas,  wenngleich  in  geringerem  Grade 
und  werden  es  besonders  zur  Fruchtzeit,  die  Kelchzipfel  des  M.  sub- 
alpinum sind  schmäler  als  bei  M.  stennphyllum,  pfriemlich  langzu- 
gespitzt und  gerade  vorgestreckt,  bei  letzterem  breiter,  nur  zur  Spitze 
pfriemlich  und  mehr  abstehend.  Die  Kelchbuchten  finde  ich  nicht 
constant  verschieden,  sie  sind  bei  M.  stenophyllum  zur  Fruchtzeit 
oft  ebenso  gerundet  oder  gestutzt,  und  auch  in  der  Corollenoberlippe 
finde  ich  keinen  besonderen  Unterschied,  sie  ist  oft  auf  demselben 
Exemplar  bald  steiler  abschüssig,  bald  sanfter  gerundet.  Dagegen 
fällt  mir  die  Länge  und  Breite  der  Kronenunterlippe  des  M.  sub- 
alpinum auf.  Die  Unterschiede  in  Höhe  und  Verzweigung  bedeuten 
nicht  viel;  das  feinere  M.  stenophyllum  ist  zwar  in  der  Regel  niedri- 
ger als  M.  nemorosum  genuinum,  es  finden  sich  aber  auch  bis  40  Ctm. 
hohe  Exemplare,  und  verzweigt  ist  es  meist  sehr  stark,  ebenso  und 
noch  mehr  als  die  gewöhnliche  Race.  Alles  in  Allem  sind  die  Un- 
terschiede des  M.  subalpinum  von  M.  stenophyllum  wohl  derartig, 
um  sie  als  zwei  auch  geographisch  und  hypsometrisch  gesonderte 
Formen  oder  Rassen  zu  trennen,  aber  auch  für  das  M.  subalpinum 
lange  nicht  genügend,  um  es  zur  Art  zu  erheben.  Dass  aber  M.  ste- 
nophyllum von  Kerner  besonders  dem  M.  subalpinum  gegenüber 
sehr  unterschätzt  wird,  folgt  sowohl  aus  den  eben  besprochenen 
Formverhältnissen,  als  auch  aus  der  ganz  eigenen  geographischen 
Verbreitung.  Der  Habitus  ist  derart  von  dem  des  genuinen  M.  nemo- 
rosum verschieden,  dass  ich,  die  Pflanze  im  J.  1867  das  erste  Mal 
in»  Königgrätzer  Walde  erblickend,  eine  mir  unheiannte  neue  Art 
vor  mir  zu  haben  glaubte,  und  erst  durch  den  Vergleich  der  Blüthe 
und  Frucht  mit  dem  genuinen  M.  nemorosum  von  der  specifischen 
Identität  beider  mich  überzeugte.  Sie  wächst  überall,  wo  ich  sie 
noch  sah ,  ohne  Uebergänge  in  M.  nemorosum  s.  str.,  meist  nicht 
einmal  in  dessen  Gesellschaft.  Dieses  ist  z,  B.  im  Neuköniggrätzer 
Walde  nur  an  einer  einzigen  beschränkten  Stelle  von  mir  gesehen  wor- 
den, während  M.  stenophyllum  daselbst  nebst  M.  pralense  ganz  ge- 
mein ist.  Ich  zweifle  ferner  nicht  daran,  dass  M.  stenophyllum  eine 
östlichere  Rasse  ist,  die  im  nordöstlichen  Böhmen  einen  Va.'posten  vor- 
geschoben hat,  wie  manche  andere  Pflanze,  z.  B.  das  Galium  arista- 
tum  L.  (resp.  G.  Schultesii  Vest.),  denn  es  fehlt  absolut  im  übrigen 
Böhmen,  wo  M.  nemorosum  genuinum  genug  häufig  vorkommt,  fehlt 
auch  in  Deutschland,  daher  es  in  Garcke's  Flora  nur  aus  Böhmen 
zu  verzeichnen  war.  Darum  freut  es  mich  zu  vernehmen,  dass  es 
in  Ungarn  häufiger  vorkommt,  und  ich  denke,  dass  es  in  Mähren, 
vielleiciit  auch  in  Niederösterreich  gefunden  werden  wird. 

Es  gibt  also  drei,  phytographisch  und  geographisch  verschie- 
dene Unterarten  des  Melampyvum  nemorosum,  nämlich  a)  genuinum^ 
(q  stenophyllum  und  c)  subalpinum. 


367 

lieber  Hypericum  umbellatuni  Kerner. 

In  der  öslerr.  botan.  Zeilschr.  1874  p.  140  habe  ich  die  Ver- 
muthung  ausgesprochen,  dass  das  Hypericum  umhellatum  nach  der 
von  Kerner  gegebenen  analytischen  Uebersicht  der  mit  Hyp.  Richeri 
nächst  verwandten  Arten  (Oeslerr.  botan.  Zeilschr.  1868,  pag.  244) 
zu  urtheilen,  gleich  meinem  Hyp.  franssifvanicum  {.Hyp.  Burseri  der 
analytischen  uebersicht)  als  Rasse  zu  Hyp.  Richeri  gezogen  werden 
könnte.  Kerner  unterschied  daselbst  das  H.  umhellatum  vom  H. 
Richeri  durch  die  Verzweigung  des  Blüthenstandes,  durch  die  grossen, 
denselben  umhüllenden  obersten  Bliitter  und  die  Liinge  der  Kelch- 
fransen. Nachdem  ich  es  nunmehr  durch  die  Güte  des  Autors  er- 
halten und  näher  kennen  gelernt  habe,  muss  ich  gestehen,  dass  ich 
es  für  eine  ausgezeichnete  Art  halte.  Ausser  durch  die  in  der  ana- 
lytischen Uebersicht  gegebenen  Merkmale  zeichnet  es  sich  noch  durch 
die  in  allen  Maschen  des  Blattnelzes  vorhandenen  schwarzen,  theil- 
weise  auch  hellen  durchscheinenden  Drüsenpunkte  aus,  worin  es 
nur  mit  dem  anderweitig  sehr  verschiedenen  Hyp.  harhatum  ver- 
gleichbar ist.  Die  anderen  verwandten  Arten  haben  nur  längs  des 
Blattrandes  eine  Reihe  schwarzer  Drüsenpunkte  und  selbst  bei  Hyp. 
Rochelii  Gris.  et  Schenk  finden  sich  nur  wenige  solche  Punkte  vom 
Blattrande  entfernter  auf  der  Blattfläche. 

Ueber  zwei  Bastartformen  der  böhmischen  Flora. 

Den  Dianthus  Hellwigii  Borbäs  *)  (Z).  armeria  X  deltoides)  fand 
ich  heuer  bereits  auf  dem  zweiten  bi)hmischen  Standort,  nämlich  bei 
Karlstein,  mit  den  Eltern.  Bei  Prestic  in  Südböhmen  fand  ich  zu- 
sammen   mit    Herrn   Ingenieur  Freyn   Hieracium  Auricula  X  Pilo- 

')  Ueber  die  erste  Auffindung  dieses  Nelkenbastarts  in  Böhmen  (bei 
Neratovic  im  Elbthale)  habe  ich  im  Sitzungsberichte  der  Böhm.  Gesellsch.  der 
Wissensch.  im  Anfang  des  vor.  Jahres  Mittheilung  gemacht.  Am  Schluss  mei- 
ner Bemerkungen  über  den  Bastart  habe  ich  den  einfachen  Namen  D.  Hellwigii 
proponirt,  ohne  mich  zu  erinnern,  dass  ihm  schon  Borbäs  diesen  Namen  gege- 
ben hatte.  Dieses  Versehen  hat  Herr  Stein  in  Nr.  7  der  Oesterr.  botan.  Zeitschr. 
1878  in  brusquer  Weise  corrigirt,  worüber  ich  kein  Wort  weiter  verlieren 
will.  Nur  möge  hier  bemerkt  sein,  dass  der  D.  armeriastrum  Wolfher,  der 
dem  Bastart  wohl  ähnlich  sieht  und  der  auch  schon  in  sctilesischen  Exsiccaten 
als  Synonym  dazu  citirt  worden  ist,  nach  Boissier's  Flora  orientalis  mit  D. 
coryihbosus  Sibth.  identisch  ist,  wozu  auch  die  Beschreibung  des  letzteren 
stimmt.  Was  die  Drosera  obovata  M.  et  Koch  betrifft,  so  halte  ich  es  doch 
nicht  für  eine  überflüssige  Mühe,  dass  ich  nipine,  der  hybriden  Natur  derselben 
ETünstige  Wahrnehmung '  und  Ansicht  mitgetheilt  habe.  Wer  das  Precäre  der 
Deutungen  mancher  Hybriden  kennt,  wird  ein  beistimmendes  Urtheil  nicht  ge- 
ringschätzen. Denn  obgleich  Godron  schon  18.56  die  Hybridität  der  Drosera 
o6oi;a«a  nachgewiesen  "bat,  so  hat  diese  Deutung  noch  lange  nicht  allgemein 
Eingang  gefunden.  So  war  in  Garcke's  allgemein  geschätzter  Flora  noch  in 
der"l2i  Auflage  von  1875  diese  Drosera  als  Varietät  der  D.  anglica  ver- 
zeichnet, mit  der  Bemerkung,  dass  sie  „von  Einigen  als  Bastard  der  D.  rotun- 
difolia  angesehen  werde."  "Die  offene  Thür,  die  ich  in  Herrn  Stein's  zierli- 
cher Redeweise  „eingerannt  habe,"  wird  also  doch  nur  eine  halbgeöffnete 
gewesen  sein! 


368 


sella  (H.  auriculaeforme  Fr.)  mit  den  Eltern  in  äusserst  inslructi- 
ver,  die  hybride  Natur  sehr  deutlich  bekundender  Form.  Es  ist  das 
erstemal,  dass  dieser  Bastart,  den  mein  mit  Hieracien  in  den  letzten 
Jahren  eifrig  beschäftigter  frühzeitig  verstorbener  Schwager ,  K. 
Knaf  vergeblich  gesucht  hatte,  in  Böhmen  beobachtet  worden  ist. 


Mr.  Bosisto's  Abhandlung 

über 

Eucalyptus  und  ihre  Eigenschaften. 

(Aus   dem   Englischen  von   P.   Antoine.) 

Nachfolgende  Abhandlung  über  die  Eigenschaften  der  Eucalyp- 
tus-Arten  Australiens  wurde  vor  der  Royal  Society  von  Victoria 
von  Mr.  Bosisto  gelesen. 

Sie  behandelt  Beobachtungen  und  Untersuchungen,  welche  uns 
einen  Einblick  in  den  Haushalt  des  Baumes,  über  welchen  gegen- 
wärtig so  viel  gerühmt  und  gesprochen  wird,  an  seinem  häuslichen 
Herde,  in  den  vielen  Gebieten  Australiens,  gewähren. 

Die  Untersuchungen  wurden  von  einem  Manne  geleitet,  welcher 
Gelegenheit  hatte,  dieselben  im  grossen  Massstabe  durchzuführen,  da 
Bosisto  in  Melbourne  ein  Etablissement  betreibt,  aus  welchem  in 
jedem  Jahre  über  zwölf  tausend  Pfund  von  Eucalyptus-Oe\  in  den 
Handel  gesetzt  werden. 

An  vielen  Orten  des  europäischen  Continentes,  sagt  Bosisto, 
wurden  Versuche  angestellt,  den  Eucalyptus  zu  acclimatisiren  und 
am  häufigsten  hierzu  wurde  E.  globulus  ausersehen. 

Der  schnelle  Wuchs,  seine  schönen  eiförmigen  und  nachher 
lanzettlichen  Blätter,  seine  zeitliche  Reife  zusammen  mit  der  Eigen- 
schaft eine  bedeutende  Menge  Feuchtigkeit  aufzunehmen  und  die 
Luft  mit  einem  eigenthümlichen  Gerüche  zu  würzen,  leiteten  zu  der 
Vermuthung,  dass  dieser  Baum,  der  an  und  für  sich  anziehend  ist, 
einen  wohllhätigen  Einfluss  auf  Gegenden  ausüben  könnte,  die  mit 
schädlichen  Ausdünstungen  erfüllt  sind.  Aber  diese  Art,  abgerechnet 
von  ihren  Nebenarten,  gibt  nicht  hinreichend  Aufklärung,  um  in  ir- 
gend einem  Falle  eine   hinreichend    befriedigende  Antwort  zu  geben. 

In  Anbetracht  der  Frage:  ist  Eucalyptus  ein  Fieberheilbaum? 
oder  mit  anderen  Worten,  trägt  er,  wo  Malaria  herrscht,  zur  Ver- 
minderung derselben  bei,  oder  vernichtet  er  miasmatische  Gifte? 
schlagen  wir  vor,  das  Ganze  auf  die  Eucalyptus-Vegel&Üon  zu  über- 
tragen. 

Wenn  wir  von  Melbourne  oder  einem  anderen  bevölkerten 
Punkte  nach  irgend  einer  Stelle  in  Australien  reisen,  oder  nach 
irgend  einem  Punkte  der  Windrose  ausgehen,  begegnen  wir  sogleich 
dem  Eucalyptus,   wel(;her  seilen  wegbleibt,    bis  wir  nicht  wieder  in 


369 

eine  Stadt  eintreten.  In  der  Tliat  sind  vier  Fünftel  der  Vegetation  von 
Australien  durch  Eucalyptus  vertreten. 

In  Anbetracht  seines  Einflusses  auf  die  klimatischen  Verhält- 
nisse oder  seine  Einwirkung  auf  die  Gesundheit,  welche  er  allen 
übrigen  Vegetabilien  anderer  Gegenden  vor  hat,  sind  wir  in  der 
Lage,  bestimmter  als  irgendwo  anders,  den  Gegenstand  behandeln 
zu  können. 

Physiologen  erklären  den  Bestandtheil,  welcher  durch  die  Pflan- 
zen im  Allgemeinen  aufgenommen  wird,  als  jenen,  der  die  Atmo- 
sphäre verbessert  und  den  Menschen,  so  wie  anderen  lebenden 
Geschöpfen ,  Lebenslufl  zuführt  und  Gesundheitsreformatoren  sind 
aber  über  die  üblen  Folgen,  welche  durch  die  Zersetzung  von  Ve- 
getabilien unter  allen  Umständen  hervorgehen,  weitläufig  geworden. 
Was  aber  die  Vernichtung  der  Malaria  durch  das  Aufwachsen  ge- 
wisser Bäume  anbetriff't,  so  wurde  dieses  Mittel  schon  in  früher  Zeit 
angepriesen,  die  Vernunftgründe  hiefür  blieben  aber  eine  off'ene 
Frage. 

Einige  Bäume  und  Pflanzen  stehen  im  Rufe,  die  Malaria  zu 
verursachen  und  in  den  Gegenden,  wo  sie  wachsen,  vermeiden  die 
Bewohner  unter  oder  bei  ihnen  zu  campiren;  in  anderen  Fällen  sind 
die  Thautropfen,  welche  des  Morgens  von  gewissen  Pflanzen  nieder- 
träufeln, bekannt,  dass  sie  die  Haut  mit  Flecken  irritiren,  welche  an 
Fieberflecken  erinnern  und  Aehnlichkeit  mit  jenen  haben ,  welche 
von  Ficus  marophylla  herrühren. 

Solche  Veranlassungen  sind  den  Substanzen  zuzuschreiben, 
welche  sich  in  der  Pflanze  vorfinden,  die  aber  nichts  mit  der  Malaria 
zu  thun  haben. 

Was  immer  die  angenommene  Theorie  als  die  Ursache  des 
Faulfiebers  (zymotic  fevers),  sei  es  entweder  „Liebig's  Albuminoid" 
oder  „Pasteur's  Animacular,"  so  kommen  sie  häufig  in  vielen  Län- 
dern vor. 

Australien,  im  Ganzen  genommen,  mag  ziemlich  frei  von  gif- 
tigen, endemischen  oder  miasmatischen  Fiebern  sein  und  letzteres, 
darf  man  sagen,  besteht  nur  dann,  wenn  der  Eucalyptus  fehlt. 

Die  physikalische  Geographie  Australiens  ist  in  den  allgemeinen 
Regeln  von  jenen  anderer  Länder  nicht  verschieden.  Wir  haben 
Berge  und  Thäler,  hohe  Gebirgszüge  und  weit  ausgebreitetes  Flach- 
land, Flüsse  und  Buchten  und  nach  Mr.  Selwyn  sind  in  der  allge- 
meinen Beschaffenheit  im  Charakter  und  der  Zusammenstellung  in 
geologischer  Anordnung  und  in  physikalischer  und  paläontolugischer 
Verwandtschaft  die  Gebirgsformation  in  Victoria  in  jeder  Hinsicht 
jenen  anderer  Gegenden  analog. 

Aber  durch  den  Eucalyptus  besitzen  wir  eine  Vegetation,  welche, 
mit  der  Ausnahme ,  dass  sie  auch  auf  der  benachbarten  Insel  Tas- 
mania  vorkommt,  absolut  nur  Australien  eigen  ist. 

Wenn  wir  daher  in  einem  sehr  hohen  Grade  eine  Befreiung 
von  Fieberkrankheiten  besitzen,  kann  diess  auf  irgend  eine  Weise 
dieser  Myrtacee  zugeschrieben  werden? 


B70 

Baron  von  Mucller  beschreibt  130  Arien  dieser  Gattung  als 
in  Australien  vorkommend,  für  den  gevs^öhnlichen  Beobachter  sind 
wohl  viele  Arten  sehr  schwer  zu  unterscheiden,  einige  davon  bilden 
Wälder  von  grosser  Ausdehnung ,  sowohl  im  hohen  oder  niederen 
Tafellande,  andere  dichte  Wüstenbüsclie  und  wieder  andere  sind  auf 
den  Ebenen  so  vertheilt,  dass  hierdurch  der  Gegend  ein  parkähnlicher 
Charakter  verliehen  wird. 

Zu  diesem  Endzweck  beabsichtige  ich  zuerst  im  Allgemeinen 
die  physikalischen  und  chemischen  Eigenschaften  der  Eucalypti  als 
ein  Ganzes  nachzuweisen  und  in  Sonderheit  aber  bei  jenen  Arten, 
von  welchen  man  eigentlich  sagen  kann,  dass  sie  Repräsentanten 
dieser  Classe  von  Vegetabilien  sind. 

Die  physikalischen  Eigenschaften  aller  Eucalypti  sind,  —  dass 
sie  ihre  Rinde  ablosen,  dass  die  Blätter  immer  grün  sind  und  durch- 
sichtige Zellen  haben,  welche  bei  manchen  Arten  selbst  dem  unbe- 
waffneten Auge  sichtbar  werden;  dass  der  Blattstiel  halb  gedreht 
ist,  so  dass  die  Blattfläche  mit  der  Hauptachse  des  Baumes,  parallel 
läuft  und  demnach  die  volle  Einwirkung  des  Sonnenlichtes  und  der 
Wärme  an  beiden  Seiten  gestattet;  auch  sind  die  Wurzeln  zerstreut 
und  nehmen  Wasser  in  Menge  aus  dem  Boden  auf. 

Die  chemischen  Bestandtlieile  eines  Eucalyptus-B-Awmes  sind 
weder  giftig  noch  sonst  verderblich.  Ausser  dass  sie  alle  jene  ent- 
halten, welchen  man  stets  als  Bestandtheilen  bei  der  Baumvegelation 
begegnet,  besitzen  die  Eucalypti  noch  ausschliesslich  ein  tanninhäl- 
tiges  Schleimgummi,  eine  flüchtige  Säure  und  ein  flüchtiges  Oel.  Die 
beiden  ersten  sind  in  den  meisten  Theilen  des  Baumes  vorfindlich, 
letzteres  hingegen  nur  in  den  Blättern.  Nun  liegt  in  diesen  drei 
Körpern,  so  wie  ich  glaube,  der  Schlüssel  zur  Frage  vor  uns,  und 
ich  muthmasse,  dass  ohne  diese  keine  Fährte  gefunden  werden  kann, 
welche  zu  der  Eigenschaft  des  Eucalyptus  führt,  die  Luft  mit  Oxygen 
zu  schwängern,  über  jene  hinaus  ,  welche  auch  bei  anderen  Arten 
der  Vegetation  vorkommen.  Wenn  die  Grundstoffe  dieser  Körper  im 
Baume  zurückgehalten  sind,  bis  sie  durch  das  Zuthun  des  Menschen 
frei  geworden  sind,  dann  ist  die  weitere  Nachforschung  nutzlos; 
aber  wenn  einer  oder  mehrere  derselben  durch  die  Naturkraft  des 
Baumes  von  selbst  abgegeben  werden ,  oder  durch  die  Beihilfe  des 
Lichtes,  der  Wärme  oder  durch  die  in  der  Atmosphäre  befindliche 
Elektricität  oder  durch  einige  oder  alle  diese  Kräfte  in  Verbindung, 
dann  haben  wir  alle  Ursache  unsere  Untersuchung  fortzusetzen. 

Es  erwächst   nun    die  Frage,    haben    wir    einen  Beweis,    dass 

diese  flüchtigen  Körper    durch    die  Einwirkung    der  Pflanze    und    im 

Einvernehmen    mit     den    atmosphärischen  Agentien    in    der    Luft    in 

Freiheit  gesetzt  sind?  wenn  wir  ihn  haben,  wann  geschieht  dieses? 

Welche  ist  die  Menge? 

Welche  ist  die  wahrsclieinliche  sanitäre  Wirkung? 
Bevor    diese  Frage    mit    den    eben    erwähnten  Zweifeln  aufge- 
nommen  wird,    halte    ich    es    für    angemessen    zu    erwähnen,    dass 
meine  Untersuchungen  an  Eucalyptus^  sowohl  was  seinen  festen  als 


371 

auch  flüclitig-en  Inhalt  anbetrifft ,  für  technische  und  medicinische 
Zwecke  durch  viele  Jahre  fortgesetzt  wurden,  und  dass  diese  an 
lebenden  Bäumen  im  Walde  und  an  dem  Wüstengestriippe  zu  allen 
Zeiten  des  Jahres  geschahen ,  und  dass  der  angewandte  Apparat 
täglich  mit  vier  Tonnen  des  Materiales  arbeitete. 

Die  Bepräsentantcn  der  typischen  Arten,  auf  die  ich  verweise, 
werden  die  ganze  Frage  erklären. 

Dieselben  sind  nachfolgende  acht  Arten. 

1.  Eucalyptus  viminalis  (Manna  gum), 

2.  „  odorata, 

3.  „  rostrata  (Red  gum), 

4.  „  obliqua  (Stringy  bark), 

5.  „  Sideroxylon  (Iron  bark), 

6.  „  globosus  (blue  gum), 

7.  „  oleosa  (Mallee), 

8.  „  amygdalina  (Peppermint). 

Die  ersten  beiden,  E.  ciminaUs  und  odorata,  repräsentiren 
jene  Arten,  welche  einen  kleinen  Procentgehalt  von  flüchtigem  Oele 
abgeben.  Die  vier  nächstfolgenden  E.  rostrata,  obliqua,  Sideroxylon 
und  globosus  repräsenliren  jene  Arten,  welche  allmälig  in  ihrem  Procent- 
gehalt an  Oel  zunehmen,  bis  sie  zu  einem  schönen  Baume  mittlerer 
Stärke  heranvvat  hsen  und  die  beiden  letzteren,  E.  oleosa  und  amygdalina 
sind  solclie,  weh  i.e  in  dieser  Hinsicht  das  Maximum  darbieten. 

Folgendes  ist  die  Erklärung  hierzu. 

E.  odorata  liefert  7  Flüssigkeitsunzen  von  1000  Pfund  frisch 
gesammelten  Bhttern,  die  an  kleinen  Zweigstücken  haften. 

Eucalyptus  viminalis     liefert       7  Unzen, 


rostrata          „ 

15 

obliqua            „ 
globulus           y) 
Sideroxylon    „ 
oleosa              „ 

80 
120 
160 

200 

amvgdalina     „ 

500 

Keine  Eucalup^'u^- Art  übeihiül  E.  amygdalina  und  kein  Vege- 
tabil  enthält  so  viel  flüchtigen  Oeies  in  seinen  Blättern,  als  in  der 
eben  genannten  Art  enthalten  ist.  Die  acht  Arten,  die  ich  eben  er- 
wähnte, repräsentiren  nicht  nur  das  Oelerträgniss  vom  Minimum  zum 
Maximum,  sondern  auch  die  flüchtige  Säure  und  das  tanninhältige 
Schleimgummi  (australisches  Kino),  sowie  auch  die  Standorte  vom 
Berge  bis  zur  Wüste. 

Erstlich  was  das  flüchtige  Oel  betrifft.  Wenn  wir  ein  Blatt  von 
irgend  einem  Eucalyptus  zu  was  immer  für  einer  Zeit  abbrechen, 
so  ist  das  Aroma  gleichmässig  voritandeii  und  die  Oelzellen  erscheinen 
in  gleicher  Beschaffenheit,  aber  wann  es  einer  praktischen  Probe 
unterzogen  wird,  so  erscheint  die  Quantität  verändert.  Boden  und 
Localverhältnisse  verändern  nicht  snerklich  die  Quantität,  welche  von 
irgend  einer  Art  gewonnen  wird,  wenn  man  zu  einer  und  derselben 
Jahreszeit  operirt. 


372 

Die  Einreihung  jener  Arten,  welche  durch  E.  mminalis  und 
odorata  vertreten  sind,  nämlich  als  wenig  Oel  liefernde  Arten,  ist 
im  Vergleiche  zu  jenen,  welche  grosse  Mengen  hervorbringen,  be- 
grenzt. Diese  haben  einen  weiten  Verbreitungsbezirk. 

Eucalypti  wenn  in  voller  Lebenskraft,  bieten  eine  grosse  Blatt- 
oberfläche dar,  und  es  ist  nothwendig  zu  bemerken,  dass  die  Ver- 
schiedenheit des  Ersatzes  an  Oel  nicht  durch  eine  Verminderung  der 
Blätter  an  den  Zweiglein  in  irgend  einer  Periode  im  Jahre,  erwächst. 
Die  Verschiedenheit  in  der  Oelerzeugung  steht  in  manchen  Jahren 
unter  20  Procent,  in  anderen  variirl  sie  aber  sehr  bedeutend,  wie 
wir  sogleich  ersehen  werden,  dann  erfolgt  die  Verschiedenheit  nicht 
in  einer  Reihenfolge  der  Zeit  vom  Maximum  zum  Minimum,  sondern 
sie  ist  intermittirend.  Um  diese  Eigenthümlichkeiten  mit  Genauigkeit 
in  Rechnung  zu  bringen,  ist  diess  eine  Aufgabe,  welche  ich  nicht 
wage;  dennoch  möchte  ich  hervorheben,  dass  der  Wurzelbau  der 
Art,  die  Temperatur  des  Grundes  und  der  Luft  damit  im  engen 
Zusammenhange  stehen. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Literaturberichte. 

Entwickluugs^eschichtliche  Untersnchnng  über  Crenothrix  polyspora, 
die  Ursache  der  Berliner  Wassercalamität.  Von  Dr.  W.  Zopf.  Berlin, 
Verlag  von  Julius  Springer.  1879.  8°,  21  S.  3  Tafeln. 

Diese  Arbeit  ist  ein  erwünschter  Beitrag  zur  genaueren  Kennt- 
niss  der  obgenannten  Pflanze;  sie  enthält  eine  eingehende  Schilderung 
der  von  Prof.  Cohn  zuerst  studirten  Entwicklungsgeschichte  derselben, 
sie  bringt  ferner  genauere  Angaben  über  das  häufige  Auftreten  der 
Crenothrix  in  den  Wasserleitungen  Berlins.  Gut  ausgeführte  Tafeln 
veranschaulichen  die  anatomischen  und  morphologischen  Verhältnisse  in 
sehr  gelungener  Weise.  R. 

Hyphomycetes  nonnulli  novi  Americaui.  Auetore  P.  de  Thümen.  8".  3  p. 

(Extrait  de  la  Revue  mycologique.  Annöe  1879,  p.  58  bis  61). 

In  diesem  Aufsatze  werden  von  dem  ungemein  thätigen  Ver- 
fasser folgende  13  Arten  als  neu  beschrieben:  Maerosporium  cassiae- 
colum,  M.  hibiscinum,  M.  spadiceum.  M.  Baptisiae,  Cladosporium 
infuscans,  Cl.  Ajnorphae,  Cl.  Erianthi,  Triposporium  Juglandis, 
Helminthosporium  Hydropiperis,  H.  Diospyri,  Mystrosporium  consors, 
Dactylium  Helminthosporii^  Oidium  Drummondii.  Sämmtliche  Novi- 
täten stammen  aus  Süd-Carolina  und  wurden  von  H.  W.  Ravenel 
gesammelt.  R. 

Sammlniig  g-emeinverständlicher  wissenschaftlicher  Vorträge.  Herausge- 
geben von  R.  Virchow  und  Fr.  v.  Holtzendorff.  XIV.  Ser.  Heft  320. 
Ueber  die  Natur  der  Flechten  von  Prof.  M.  Reess.  Berlin,  Verlag 
von  Carl  Habel.    8",    47  S.   mit   10  in  den  Text  gedruckten  Holzschnitten. 

Dieser  Vortrag  ist  im  Sinne  der  Flechtentheorie  von  Seh  wen- 
den er  geschrieben:  er  enthält  eine  gute  üebersicht  über  die  Resultate 


378 

der  neueren  Forschungen.  Wer  sicli  sclinell  und  leicht  über  das  in  der 
letzten  Zeit  vielfach  erörterte  Thema  von  der  Natur  der  Fieciiten  orien- 
tiren  will,  dem  wird  der  vorliegende  Aufsatz  erwünschte  Dienste  leisten. 
Gute,  meist  dem  Lehrbuche  von  Sachs  entlehnte  Holzschnitte  illustriren 
die  anatomischen  und  entwicklungsgeschichtlichen  Details.  R. 

lieber  Vorkommen  von  Chlorophyll  in  der  Epidermis  der  Phanerog-amen- 
blätter.  Von  Adolf  Stöhr.  LXXIX.  Band  der  Sitzungsber.  der  k.  Akad. 
d.  Wissensch.  1.  Abth.  Februar heft. 

Das  Auftreten  von  C/hlorophyll  in  den  Epidenniszellen  der  Farne 
und  suhmersen  Phanerogamen  ist  eine  bekannte  Thalsache;  die  Epi- 
dermis der  Landphanerogamen  hingegen  hielt  man  in  der  Regel  für 
ihlorophyllfrei;  nur  einige  wenige  Landphanerogamen  kannte  man, 
die  eine  chlorophyllführende  Überhaut  besitzen.  Dass  diese  gegen- 
wärtig herrschende  Ansicht  nur  zum  Theile  richtig  ist,  hatte  Herr 
Adolf  Stohr,  gestützt  auf  Beobachtungen,  nachgewiesen  und  letztere 
nebst  vielen  anderen  interessanten  Details  in  vorliegender  Arbeit 
veröffentlicht.  Herr  Stöhr  untersuchte  die  Blätter  von  102  den  ver- 
sciiiedensten  Familien  angehOrigen  Dikotyledonen,  von  diesen  wurde 
bei  94  eine  chlorophyllhältige  Oberhaut  gefunden;  unter  den  Gymno- 
spermen zeigten  nur  die  breitblattrigen  Formen  Ciilorophyll  in  der 
Epidermis,  und  bei  den  untersuchten  Monokotyledonen  war  diese 
durchgehends  chlorophyllfrei.  In  der  Regel  findet  sich  das  Chlorophyll 
nur  in  der  Epidermis  der  Unterseite,  selten  zugleich  an  der  Oi)er- 
seite,  und  kein  Fall  kam  dem  Aulor  vor,  in  dem  das  Chlorophyll 
nur  der  Oberseite  angehörte.  Dort,  wo  das  Chloropliyll  in  Körner- 
form auftritt,  sind  die  Chlorophyllkörner  ihrer  Entstehung  nach  Stärke- 
chlorophyllkörner; formloses  Chlorophyll  fand  Herr  Stöhr  in  der 
Epidermis  des  Stengels  und  der  Blaltnerven  von  Solanum  Pseudo- 
capsicum,  sowie  an  den  Deckblättern  der  Winterknospen  von  Hepa- 
tica  triloba.  Das  Chlorophyll  der  Epidermis  scheint  functionlos  zu 
sein,  da  sich  nach  der  vollständigen  Ausbildung  der  Chlorophyll- 
körner keine  Stärkeeinschlüsse  nachweisen  lassen,  wohl  aber  eigen- 
thümliche,  stark  lichtbrechende,  mit  Jod  sich  nicht  bläuende  Körnchen, 
welche  von  dem  Autor  als  Umwandlungsprodukte  der  primären  Stärke 
aufgefasst  werden.  Das  Fehlen  des  Chlorophylls  in  der  Epidermis  der 
Oberseite  wird  von  dem  Autor  als  eine  Folge  des  zersiörendeu  Ein- 
flusses intensiven  Lichtes  erklärt.  Es  werden  wohl  Chloropliyllkörner 
gebildet,  der  Farbstoff  aber  sehr  bald  wieder  zerstört,  da  ihm  ein 
ausgiebiger  Schutz  gegen  die  Einwirkung  intensiven  Lichtes  mangelt. 
Statt  der  Chloropiiyllkörner  beobachtet  man  hier  das  Auftreten  jeuer 
oben  erwähnten,  eigenthümlichen  Körperchen,  die  in  diesem  Falle 
als  Degenerationsprodukte  der  Chlorophyllkijrner  gedeutet  werden 
können.  Zur  Begründung  seiner  Erklärung  für  das  Fehlen  des  Chlo- 
rophylls an  der  Oberseile  weist  der  Autor  auf  analoge,  bereits  von 
Wies n er  aufgefundene  Thatsachen  hin  und  führte  selbst  diessbe- 
ziiglich  einige  Versuche  durch,  von  denen  einer  hier  Erwähnung 
finden    nvAg:    es    wurden   Exemplare   von    BeUis  perennis    im    Lichte 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  11.  Heft.  1879.  28 


374 

verschiedener  Intensität  cultivirt  und  von  Zeit  zu  Zeit  die  neu  ent- 
wickelten Blätter  untersuclit;  in  der  That  wurde  eine  Lichtintensität 
gefunden,  bei  welclier  die  Blatloberseite  normal  ergriinte  Chlorophyll- 
köiner  führte.  Das  letzte  Capitel  widmet  der  Autor  der  von  C.  Kraus 
angereg^ten  Frage,  ob  durch  Wachsthumshemmung  eine  Chlorophyll- 
bildung in  Epidermiszellen  eingeleitet  werden  könne.  Die  Versuche, 
die  in  dieser  Richtung  angestellt  wurden,  ergaben  aber  kein  Re- 
sultat, da  die  abnormen  Lebensbedingungen  ausgesetzten  Pflanzen 
alsbald  zu  Grunde  gingen;  jedenfalls  ist  an  eine  so  einfache  Bezie- 
hung zwischen  Wachsthumshemmung  und  Chlorophyllbildung,  wie 
sie  C.  Kraus  angibt,  nicht  zu  denken').  —  h. 

W.  B.  Hemsley.  Diagnoses  plantarnm  novarum  vel  rninns  cognitarum 
mexicauarum  et  ceutrali-americanarnm.  Pars  altera.  London.  Taylor  and 

Francis  1879.  37  Seiten.  8". 
In  diesem  Schriftchen  verüfFentlichte  der  Verfasser  die  Diagno- 
sen einer  Cenlurie,  theils  neuer,  theils  weniger  bekannter  Arten, 
welche  von  verschiedenen  Sammlern  (Schaffner,  Galeotti,  Parry 
und  Palm  er  u.a.)  in  Mexico  und  Central-Amerika  gesammelt  wur- 
den und  im  Herbarium  von  Kew  aufbewahrt  sind.  Auch  wurde 
darin  ein  neues  Genus  der  Bignoniaceen  „Godmania^  aus  Panama 
aufgestellt.  B. 

H.  Christ.  Das  Pflanzenlebeii  der  Schweiz.  Zürich.  F.  Schulthess  1879.  8». 
488  Seiten.  (Mit  4  Vegetationsbildern,  4  Pflanzen zonenkarten  und  einer 
Tafel  der  Höhengrenze  verschiedener  Gewächse.) 

Als  ein  stattlicher  Band  in  eleganter  Ausstattung  liegt  das 
verdienstvolle  Werk  in  seiner  Gänze  auf^).  Eine  gewählte,  schwung- 
reiche Sprache  fiihrt  den  Leser  nicht  nur  in  die  schweizerische 
Pflanzenwelt  ein,  sondern  fesselt  ihn  auch  an  der  Hand  einer  klaren 
Darstellung  und  eines  gediegenen  Inhaltes,  charakterisirt  ihm  die 
4  Höhenregionen,  als  die  untere,  die  Region  des  Laub-  und  Nadel- 
waldes und  die  Alpenregion,  weist  die  klimatischen  Einflüsse  nach, 
welche  bei  der  Vertheilung  der  Gewächse  obwalten,  nach  welchen 
Heimatsgebieten  letztere  uns  verweisen,  welch  eigenthUmliche  Züge 
in  ihrer  Gruppirung  sich  offenbaren  und  welche  Stellung  dadurch 
der  Pflanzenwelt  der  Schweiz  gegenüber  dem  Pflanzenleben  der 
Nachbarländer  zukommt.  Die  beigegebenen  Karten  (insbesondere 
Karte  IV,  welche  die  Bestandtheile  der  schweizerischen  Flora  sehr 
übersichtlich  wiedergibt)  unterstützen  den  Verfasser  wesentlich  in 
seiner  Absicht.    Wenn    auch    in  biologischer   Hinsicht  Manches   ver- 


')  Das  Referat  ist  länger  ausgefallen,  als  es  manchem  Leser  nothwendig 
erscheinen  dürfte;  doch  erfolgte  die  ausführlichere  Besprechung  dieser  Arbeit 
mit  Rücksicht  auf  ein  in  der  Bot.  Zeitg.  Nr.  36  erschienenes,  etwas  oberfläch- 
liches Referat,  und  es  ja  im  Interesse  des  lesenden  Publikums  gelegen  sein 
muss,  dass  ihm  bei  Besprechungen  wissenschaftlicher  Arbeiten  zum  mindesten 
die  Wahrheit  mitgetheill  werde. 

")  Würdig  Tschudi's  ..Thierleben  der  Alpenwelt,"  sowie  Heer's  „Ur- 
welt der  Schweiz"  als  Soitenstück  angereiht  zu  werden. 


nachlässigt  wurde ,  was  der  Titel  erheischen  würde,  wenn  aucli 
Moose  und  Flechten,  welche  doch  zur  Cliarakterisirniig  eines  Land- 
schaftsbildes gehören ,  indem  sie  so  häufig  auffallende  Färbungen 
von  Felspartien,  interessante  Bekleidungen  von  Stämmen  u.  dgl.  her- 
vorbringen, übergangen  wurden,  so  sei  doch  das  Werk  allen  Natur- 
freunden, insbesondere  jenen,  welche  sich  für  die  Vegetation  unserer 
Alpen  interessiren,  bestens  empfohlen.  B. 

E.  Burnat  et  A.  Qremli.  Les  Roses  des  Alpes  maritimes.  Geneve  et 
Bale.  H.  Georg  1879.  8".  136  Seiten. 

Wer  je  versucht  hat ,  die  Rosenarten  kritisch  zu  sondern  und 
deren  Synonymie  festzustellen,  wird  wissen,  welche  Schwierigkeiten 
hierin  zu  überwinden  sind,  und  dass  nur  die  Beobachtung  der  For- 
men in  freier  Natur  zum  Ziele  führt.  Letzteres  war  nun  bei  Herrn 
Burnat  in  hervorragendem  Masse  der  Fall,  in  welcher  Hinsicht 
ihn  freilich  eine  umfassende  und  genaue  Localkenntniss  reichlichst 
unterstützte.  In  der  Introduction,  an  deren  sich  mancher  Monograph  ein 
Musler  nehmen  könnte,  zeigt  er  die  Fülle  seines  Wissens,  während 
er  in  dem  descriptiven  Theile,  an  dem  Gremii  mehr  participirte, 
strenge  sichtet  und  nur  mehrere  neue  Varietäten  aufstellt,  nicht  aber 
der  Speciesmacherei  moderner  Autoren,  denen  das  Genus  Rosa 
erwünschtes  Material  darbot,  verfiel.  B. 

Die  1.  diesjährige  Lieferung  der  Atti  della  Societä  Crittogamologica  Itahana  in 
Mailand  enthält  unter  Anderen:  Nnovi  cenni  sull'  Amphora  bullosa 
von  Elisabeth  Fiorini  Mazzanti. 

(Dieser  Artikel  ist  leider  die  letzte  oder  doch  eine  der  letzten 
Arbeiten  der  Contessa  Fiorini  Mazzanti,  einer  um  die  Kenntniss 
der  Kryptogamen  hoch  verdienten  Forscherin;  denn  dasselbe  Hefl  der 
genannten  Zeitschrift  bringt  die  Miltheilung  von  ihrem  am  23.  April 
d.  J.  erfolgten  Ableben).  Die  Verfasserin  halte  seinerzeit  in  den 
Verhandlungen  der  Accademia  Pontif,  dei  nuovi  Lincei  die  Beschreibung 
einer  Diatomee  veröffentlicht,  welche  sie  vermöge  ihrer  Vegetations- 
verhältnisse zu  Colletonema  Brebisson,  einer  von  Kützing  in  seinen 
Species  Algarum  aufgeführten  Gattung,  gezählt  wissen  wollte.  Dieser 
ihrer  Anschauung  doch  nicht  gänzlich  vertrauend,  sendete  sie  einige 
Exemplare  an  einen  —  wie  sie  sagt  „berühmten"  —  Kryptogamisten, 
welcher  erklärte,  dass  er  zwar  die  fragliche  Gattung  nie  lebend  ge- 
sehen habe,  dass  jedoch  auf  Grund  der  vom  erwähnten  Autor  ge- 
brachten Diagnose  ihrer  Meinung  beizustimmen  wäre.  Sie  legte  daher 
der  Alge  den  Namen  Colletonema  bullosum  bei.  Als  ihr  später 
Smith's  Synopsis  der  brittischen  Diatomeen  in  die  Hände  kam,  wo 
das  Genus  Amphora  sehr  genau  beschrieben  wird ,  begann  sie  die 
fragliche  Diatomee  neuerdings  zu  studiren,  und  da  die  Verfasserin 
bezüglich  der  Einreihung  ihrer  Species  bei  Colletonema  oder  aber 
bei  Amphora  nicht  ins  Reine  kommen  konnte ,  wendete  sie  sich 
schliesslich  an  De  Brebisson  —  den  Autor  des  Genus  Colletonema. 
Derselbe  erwiederte  hierauf,  dass  ihre  übersendete  Alge  nicht  zu 
Colletonema  gehöre,    sondern  eine  sehr    interessante,    ihm  bis  dahin 


376 

ganz  neue  Species  von  Amphora  sei,  und  forderte  die  Verfasserin 
auf,  ihre  Entdeckung  zu  puhliciren.  Der  kleine  Aufsatz  scliliesst  mit 
nachstellender  Diagnose:  .^Amphora  bullosa  Fiorini  Mazzanli.  Phycouia 
in  vivo  cylindrico-figiiratuin;  frustulis  seriato-stipatis,  muco  involutis; 
valvis  fronte  navicularibus,  apicibus  truncatis  e  latere  cyinhiformibus 
obtusis  productis  6  ""^  164  ad  68  long:  6-008  ""^  ad  lÖ  lalis,  striis 
minute  unicellulafis  e  medio  ad  latus  internuin  in  gonidia"  demuin 
transeuntibus;  endochroinatis  sparsis  (e  forma  praecipilatione  amitlitur 
et  aeruginosa  chromula  in  spurco  viridem  commutatur)  Habitat :  in 
aquis  acidulo-salsis  bromuralis  Terraiinae."  Andere  Aufsätze,  die  das 
vorliegende  Heft  bringt,  sind:  Pugillus  Muscorum  in  agro  neapolitano 
lectorum,  von  G.  C.  Giordano  (enthält  136  Arten)  und:  Funghi 
Parmensi  Enumerati  dal  Prof.  G.  Passerini.  Ist  eine  Uebersicht  der 
Sphaeropsidien  und  speciell  der  Gattung  Septoria  mit  150  Species, 
darunter  zahlreiche  vom  Verfasser  neu  aufgestellte,  ab:  S.  Mahoniae 
Flammulae ,  Melandri/i,  ramealis,  tomipara,  Balsaminae,  Staphyleae 
etc.  etc.  M.  Prihoda. 

Tabelle  zur  Bestininiung  der  in  Deutschlaud  wildwachsenden  Holzge- 
wächse (Bänme  und  Sträucher)«  Für  angehende  Botaniker,  Forst-Eleven, 
Lehrer,  Touristen  etc.  Zusanimengeslellt  von  A.  Frank  und  J.  Gruber. 
Herausgegeben  durch  den  österreichischen  Touristen-Club.  Wien  1879. 

Wie  in  der  Vorrede  bemerkt  wird,  gab  zur  Entstehung  das 
Werkchen:  „Gemeinfassliche  Anleitung,  die  Bäume  und  Sträucher 
aus  den  Blättern  zu  erkennen.  Von  Fr.  Höss.  Professor  an  der 
Forst-Lehranstalt  zu  Mariabrunn,  Wien  1830,"  Veranlassung.  Eine 
Anleitung  zur  BeniJtzung  der  Tabelle  schliesst  sich  an  die  Vorrede. 
Die  Verfasser  theilen  die  in  dieser  Tabelle  vorkommenden  Gewächse, 
184  an  der  Zahl,  worunter  auch  etliche  angepflanzte,  in  drei  Gruppen: 
in  solche  mit  einfachen,  zusammengesetzten  und  nadeiförmigen  Blät- 
tern. —  Das  Büchlein  ist  nett  in  Format  und  Ausstattung  und  dürfle 
Manchem  nicht  unwillkommen  sein.  H.  Kempf. 

Zur  Flora  von  Niederösterreich,  ^'oa  Dr.  Günther  Beck.  (Separatabdruck 
aus  den  Sitzungsberichten  der  k.  k.  zoolog.-botan.  Gesellschaft  in  Wien). 
Bd.  XXIX.  8.  Jänner  ISIQ.  8°,  7  S. 

Beck,  dem  die  Flora  unseres  Kronlandcs  schon  so  manche 
werthvolle  Beobachtung  verdankt,  gibt  in  diesem  Aufsatze  einen  er- 
wünschten Beitrag  —  iiauptsachlich  zur  genaueren Kenntnissder Flora  des 
Oetschergebietes.  —  Als  für  Niederösterreich  neue  Varietäten  werden 
Botrychium  Limaria  Sw.  var.  y.  incisum  Milde  auf  dem  Sonnwend- 
stein,  —  Primula  Clusiana  Tausch  var.  foliis  creuafis,  Nordseile  des 
kleinen  Oetschers,  —  Sorbus  Chamaemespilns  Crantz  y.  discolor 
Neilr.  am  südlichen  Abhänge  der  Voralpe,  angeführt. 

Heinr.  Kempf. 

Von  A.  Kerner 's  „Die  Schutzmittel  der  Blütlien  gegen 
imbemfene  Gäste"  ist  bekanntlich  bei  Wagner  in  Innsbruck  c'iwe 
zweite  unveränderte  Auflage  erschienen  (Oest.  bot.  Ztschr.  1879,  S.  234). 
Dieses  epochemachende  Vi''erk    ist    nun    auch    in    englischer  Sprache, 


377 

übersetzt  von  W.  Ogle,  bei  C.  Kegan  Paul  &  Co.  in  London  er- 
schienen. Cljarles  Darwin  schrieb  für  dasselbe  eine  Vorrede,  in 
welcher  er  die  scharfsinnigen  Beobachtungen  des  Autors  und  dessen 
geistreiche  Schreibweise  hervorhebt  und  die  üeberceugung  ausspricht, 
dass  diese  Arbeit  nicht  allein  für  die  Wissenschaft  eine  neue  Er- 
rungenschaft sei ,  sondern  dass  sie  gewiss  auch  zu  weiteren  For- 
schungen anregen  wird.  Die  drei  Tafeln  zu  obigem  Werke  lieferte 
Harlinger  in  Wien  nach  den  vorhandenen  Originalsteinen  in  vor- 
züglicher Ausführung,  ebenso  vorzüglich  ist  die  ganze  Ausstattung 
des  164  Seilen  in  gr.  8".  umfassenden  handsamen  Buches.  Welchen 
Anklang  es  in  England  gefunden,  dafür  der  Beweis,  dass  eine  Auf- 
lage von  2000  Exemplaren  in  Kürze  fast  gänzlich  vergriffen  war. 

Von  C.  F.  Nyman's   „Conspectus   florae   europeae"  ist 

der  zweite  Theil ,  Seile  241  bis  493  erschienen.  Derselbe  enthalt 
die  Arten  von  Pyrus  cordata  Desv.  bis  Monotropa  Hypopithys  L. 


Correspondenz. 

St.  Polten,  den  22.  September  1879. 
In  seiner  Flora  von  Niederösterreich  bemerkt  Neil  reich  hin- 
ter ÄL-'ena  fafua,  dass  er  von  Avena  strigosa  und  A.  brems  zwar 
bisher  keine  Exemplare  aus  Niederösterreich  gesehen  habe ,  dass 
diese  Arien  aber  wohl  hin  und  wieder  gebaut  oder  verwildert  vor- 
kommen mijihten.  Bezüglich  der  ersleren  dieser  Arten  kann  ich 
diese  Vermuthung  bestätigen:  Avena  strigosa  Schreb.  findet  sich 
heuer  häufig  in  einem  Erbsenfelde  nächst  dem  Eisenhammer  bei  St. 
Polten,  Sie  ist  offenbar  zufällig  mit  ausgesäet  worden.  Ich  habe 
diese  Art  heuer  auch  sehr  häufig  zwischen  Avena  sativa  bei  Haida 
in  Böhmen  gesammelt.  E.  Hackel. 

Kalks  bürg,  4.  October  1879. 
Dr.  V.  v.  Borbäs,  der  schon  so  vieles  zur  Klärung  der  un- 
garischen Pflanzenverhältnisse  beigetragen  hat  und  sich  trotz  man- 
cher Anfeindungen  nicht  abschrecken  lässt,  mit  gleichem  Eifer  fort- 
zufahren, macht  in  der  letzten  Nummer  dieses  Jouinales,  S.  318, 
gelegentlich  über  das  Vorkommen  des  Lythrwu  bihracteatum  eine 
Bemerkung,  die  weifer  verfolgt  zu  werden  verdient.  Ganz  dieselbe 
Erfahrung,  wie  Borbäs,  machte  auch  ich  um  Kalocsa.  An  mehreren 
Stellen,  wo  1876  Millionen  Exemplare  dieser  Pflanze  gestanden,  war 
1878  keine  Spur  davon  zu  entdecken.  Nur  an  den  Ufern  des  Szi- 
liditö  und  des  Gemeindeteiches  von  Szakmär  wurden  von  R.  D. 
Schön  ganz  wenige  Exemplärohen  entdeckt.  Kann  etwa  diese 
Pflanze  nur  gedeihen  an  Stellen ,  welche  bis  spät  in  den  Sommer 
hinein  überschwemmt  bleiben?  So  war  es  wenigstens  1876  der 
Fall.    Auch    von  Dr.  Tauscher    in  Ercsi    erfuhr  ich,    dass  er  1878 


378 

kein  Lythrum  bihracteatum  gefunden  hat.  Die  im  Frühling  dieses 
Jahres  andauernde  Dürre  dürfte  alle  Keime  erstickt  haben.  Wie 
sieht  es  heuer  damit  aus?  J.  Wiesbaur  S.  J. 


Personaluotizen. 

—  Dr.  Eduard  Fenzl  ist  am  29.  September,  im  Alter  von 
72  Jahren,  an  einem  Gehirnschlage  gestorben.  Sein  Porträt  nebst 
einer  Biographie  brachte  diese  Zeitschrift  im  J.  1862. 

—  P.  Ladislaus  Menyhärth  ist  zur  Fortsetzung  seiner  bota- 
nischen Studien  nach  London  abgereist. 

—  Dr.  M.  Wester  maier  hat  sich  an  der  Universität  Berlin 
hahilitirt. 

—  Adolf  Toepffer  in  Brandenburg  a.  H.  hat  die  Leitung 
des  Schlesischen  botanischen  Tauschvereins  übernommen. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmung^en. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaf- 
ten in  Wien  am  10.  Juli  übersandte  Prof.  J.  Wiesner  eine  von 
Herrn  Hans  Molisch  im  pflanzenphysiologischen  Institute  der  Wiener 
Universität  ausgeführte  Arbeit,  betitelt:  „Vergleichende  Anatomie  des 
Holzes  der  Ebenaceen  und  ihrer  Verwandten."  Die  Ergebnisse  der 
Arbeit  sind,  kurz  zusammengefasst,  folgende:  1.  Alle  in  den  Bereich 
der  Betrachtung  gezogenen  Ebenaceenhölzer  zeigen  einen  überein- 
stimmenden histologischen  Bau,  ein  Beweis,  dass  die  Verwandtschaft, 
welche  in  der  Blüthe  so'  klar  zum  Ausdrucke  kommt,  sich  auch  im 
anatomischen  Bau  des  Holzes  wiederspiegeln  kann.  Wenn  das  unter- 
suchte Material  der  verwandten  Familien  (Slyraceen,  Sapotaceen, 
Ternstroemiaceen,  Anonaceen  und  Olacineen)  einen  Schluss  erlaubt, 
so  lässt  sich  auch  für  sie  Aehnliches  aussprechen,  denn  die  unter- 
suchten Gattungen  jeder  Familie  für  sich  bekunden  im  Bau  des 
Holzes  ihre  Zusammengehörigkeit.  2.  Sämmlliche  Elemente  der  echten 
Ebenhölzer  werden  im  Kerne  total  von  gewöhnlich  dunkel  gefärbten 
Inhaltskörpern  erfüllt.  Wie  die  Entwicklungsgeschichte  lehrt,  führen 
die  Elemente  jedoch  zu  einer  Zeit,  in  welcher  sie  noch  jungen  Splint 
bilden,  Gummi,  welches  im  trachealen  System  auftritt  und  den 
inneren  Zellwandschichlen  seine  Entstehung  verdankt.  —  Erst  später 
wird,  wenn  bei  der  Bildung  des  Kernholzes  sich  ein  langsamer 
Verwesungsprocess  geltend  macht,  das  Gummi  in  humusartige  Körper 
umgewandelt.  Die  inhaltskörper  des  Ebenholzes  sind  demnach  das 
Humificaüonsprodukt  jenes  Gummi,  welches  die  Elemente  des  jungen 
Splints  erfüllt.  Der  geschilderte  chemische  Process  in  Verbindung  mit  der 
anatomischen  Structur  ist  der  Grund  jener  auflTallenden  physikalischen 


879 

Eigenschaften,  die  den  Ebenhölzern  eigenlhiunlich  sind.  3.  Das  Eben- 
holz (Diospijros  Ebenus  Reiz)  weist  einen  sehr  erheblichen  minerali- 
schen Gehalt  auf:  3-9^.  Die  quantitative  Analyse  ergibt,  dass  COgCa 
bei  90^  ausmacht.  4.  Die  Gef.isse  von  Anona  fasmgata  Averden  auf 
weite  Strecken  total  mit  COjCa  erfüllt;  derselbe  ist  krystallinisch  und 
zeigt  zuweilen  am  Oufi''schnitt  eine  concentrisclie  Schichtung.  In  den 
Gefassen  von  Sideroxylon  cinereum  Lam.  findet  man  viele  diclilge- 
drängte  Thyllen.  Fast  jede  birgt  im  Innern  einen  grossen  Krystall 
von  oxalsaurem  Kalk.  5.  Bei  allen  Ebonaceen  und  fast  bei  allen 
Hölzern  ihrer  Verwandten  wurde  conjugirtes  Parenchym  und  con- 
jugirte  Markstrahlzellen  gefunden.  Daraus  geht  hervor,  dass  die 
genannten  Elemente  häufiger  conjugirt  vorkoininen,  als  der  Entdecker 
dieses  Formverhältnisses,  Sanio,  gemeint  hat. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaf- 
ten in  Wien  am  17.  Juli  übersandte  Prof.  H.  Leitgeb  in  Graz  eine 
Abhandlung  unter  dem  Titel:  „Sludien  über  Entwicklung  der  Farne." 
Die  Abhandlung  zerfällt  in  drei  Theile.  Im  ersten  Theile :  „Die  Dor- 
siventralität  der  Protliallien  und  ihre  Abhängigkeit  vom  Lichte," 
werden  eine  Reihe  von  Culturmelhoden  und  Versuchen  angegeben, 
die  nachweisen  sollen,  dass  Archegonien  wie  Rhizoiden  immer  an 
der  beschatteten  Seile  des  Prothallinms  angelegt  werden,  mag  diese 
erd-  oder  zenithwärts  sein.  Die  Dorsiventralität  der  Prothallien  ist 
also  eine  Wirkung  des  Lichtes  und  es  ist  durch  den  V\  echsel  der 
Beleuchtung,  insolang  das  Prolhallium  überhaupt  wächst,  auch  eine 
Umkehrung  der  Thallusseiten  möglich.  Im  zweiten  Theile:  „Der  Em- 
bryo von  Ceratopteris"  wird  der  Nachweis  geliefert,  dass  sich  der- 
selbe bezüglich  seiner  Entwicklung  ganz  den  übrigen  Farnen,  vor 
Allem  aber  der  Gattung  Marsilia  anschliesst.  Im  dritten  Theile: 
„Wird  der  Ort  der  Organanlage  am  Embryo  durch  äussere  Kräfte 
bestimmt?"  wird  durch  eine  Reihe  von  Experimenten  die  Tliatsache 
festgestellt,  dass  äussere  Kräfte  (namentlich  die  Schwerkraft)  dabei 
gar  nicht  in  Betracht  kommen,  der  Ort  der  Anlage  also  nur  von 
der  Lage  des  Embryo  im  Arcliegonium  abhängig  ist. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Braun  stingel  mit  Pflan- 
zen aus  Oberösterreich.  —  Von  Herrn  Steinilz  mit  Pflanzen  aus 
Ungarn.  —  Von  Hrn.  Solla  mit  Pfl.  aus  Isirien  und  Krain.  —  Von 
Hrn.  Traxler  mit  Pfl.  aus  Niederösterreich  und  Böhmen.  —  Von 
Hrn.  Gandoge r  mit  Pfl.  aus  Frankreich  und  Algier, 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Traxler,  Ralhay, 
Prichoda,  Keller,  Flelher. 

Aus  Ungarn  einges.  von  Holuby:  ÄlchemiUa  arcensis,  Avetf. 
puhescens  c.  glabrescetis.    Delphinum  Con.sofida  fl.  pleno,    Eupfirasia 


380 

stricta,  Festuca  Myurus,  Jasione  montana  i\  glabrescens,  Melam- 
pyrum  cristatum  v.  pallidum,  Melandryum  sihestre,  Prunella  gran- 
diflora  v.  pinnafißda,  Pyrola  minor,  P.  rotundifoHa,  Scleranthus 
collinus,  Trifolium  ochroleucum-  v.  major,  Veronica  verna,  Viola 
alba,  V.  arenaria,  V.  montana,  V.  odorata  v.  albiflo7'a,  Cystopteris 
fragilis. 

Aus  Ung-arn  eing.  von  Borbäs:  Roripa  Kerneri. 

Aus  Niederosterreich  eing.  von  L.  Keller:  Crepis  aurea,  Epi- 
pactis  latifolia,  Linaria  alpina,  Myosotis  alpestris,  Paparer  Burseri, 
Pedicularis  Jacquini,  Potentilla  Clusiana,  Saussurea  discolor,  Saxi- 
fraga  aizoides,  S.  stellaris,  Scabiosa  columharia,  Scolopendrium  offi- 
cinarum.  Aus  Ungarn:  Dianthus  prolifer,  Onosma  arenariwn. 

Aus  Oberösterreich  eing.  von  Braunstingöl:  Anemone  Pulsa- 
iilla,  Aposeris  foetida,  Arabis  hirsuta,  Ariim  maculatum,  Biscutella 
laemgata,  Camelina  austriaca,  Geranium  pyrenaicum,  Leonfodon  in- 
canus,  Muscari  racemosum,  Petasites  albus,  Potentilla  opaca,  Scilla 
hifolia. 

Aus  Ungarn  eing.  von  Sleinitz:  AchUlea  Mille fol.  v.  rosea, 
Anthyllis  polyphylla,  Astragahis  austriacns,  Bryonia  alba,  Carduus 
hamulosus,  Carlina  intermedia,  Crepis  rigida,  Doronicum  hungari- 
cum,  Euphorbia  polychroma,  Gypsophila  fasfigiata,  Banunculus  pe- 
datus,   Rubia   tinctorum,    Valerianella  pnmila,    Verbascum  Blattaria. 

Obige  Pflanzen  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  käuflich  die  Cenlurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  werden. 


Inserat. 


In  Carl  Winter's   UniversitStsbuchhandlung  in  Heidelberg   ist 
soeben  erschienen: 

Untersuchungen 

ül)er  die 

EntwickluBg  der  Crassulaceeii 

von 

Ludwig   Koch. 

Veröffentlicht  mit  Unterstützung   des  Königlich  Preussischen  Ministeriums 
für  Landwirthschaft,  Domänen  und  Forsten. 

Mit  16  lithographirten  Tafeln,  gr.  4".  —  Brosch.  M.  40.—. 


Keriatteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Sliofltz.  —  Verla?  von  C.  Gerold's  Soha. 
Druck  »Uli  Papier  der  C  Uoberreuter'sclieii    Biiclnlriickerei  (M.  Salzer). 


Oesterreiehische 

Eotanische  Zeitschrift 

Gemeinnütziges  Organ 

für 

Die  OaterrelvIiUche  Sxemplaro 

botanische    Zeltachrllt              RAtnnilf      lin<1  RAfaillLoi*               die  frei  durch  die  Post  be- 

erscheint                          DUiaUIH     UUU  DUiaUlHer,            zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  bei  der  Redaktion 

"'"L?;''r'^"5L!"wf""  Gärtner,  Oekonoraen,  Forslmäniier,  Aerzle/''- fr-p^^nnZ^ren:- '^^^ 

eis  R.  Mark.y  .                                     Im  Wege  des 

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halbjährig.  C.  Gerold'»  Sobn 

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die  ganze  Petitzeile  fB          1 9                                       sowie  alle  übrigen 

15  kr.  Ost.  W.  Xl=     A4V%                                          Buchhandlungen. 

XXIX.  Jahrgang.  W IUI.  December  1879. 

XNHAIiT:  Spanisch-portugiesische  Pflanzen.  Von  Dr.  Willkomm.  —  Ueber  Orchideen.  Von  Dr. 
Beck.  —  Botanische  Notizen.  Von  Heimer  1.  —  Mykologisches.  Von  Schulzer.  —  Neue  Stand- 
orte. Von  Traxler.  —  Zur  Kenntniss  verwachsener  Blatter.  Von  Dr.  Borbds.  —  Aroideae  Maxi- 
milianae.  Von  Dr.  Wawra.  —  Ueber  Eucalyptus.  Von  Antolne.  —  Literaturberichte.  —  CoiTe- 
spondenz.  Von  Kempf,  Dr.  Bor  bis.  —  Personalnotizen.  —  Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 
—  Botanischer  Tauschverein.  —  Inserat. 


Einladung  zur  Pränumeration 

auf  den  XXX.  Jahrgang  (1880) 

der 

Oesterreichischen 

Botanischen  Zeitschrift. 

(Oeslerr.  bolan.  Woclienblall.) 


Auf  die  „Oesterreichische  botanische  Zeitschrift,"  welche  von  dem 
hohen  k.  k.  österreichischen  und  dem  hohen  k.  ungarischen 
Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht  den  Mittelschulen 
empfohlen  wurde,  pränumerirt  man  mit  8  fl.  österr.  W.  (16  R.  Mark) 
auf  den  ganzen  Jahrgang  oder  mit  4  fl.  österr.  W.  (8  R.  Mark)  auf 
einen  Semester  und  zwar  auf  Exemplare,  die  frei  durch  die  Post 
bezogen  werden  sollen,  nur  bei  der  Redaction:  Wien,  V.  Schloss- 
gasse Nr.  15. 

Alle  Buchhandlungen  des  In-  und  Auslandes  nehmen  ebenfalls 
Pränumerationen  an.  Die  Versendung  an  die  Buchhandlungen  hat  die 
Verlagshandlung  C.  Gerold's  Sohn  in  Wien  übernommen. 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  12.  Heft.  1879.  29 


382 

Von  den  bereits  erschienenen  Jahrgängen  können  noch  voll- 
ständige Exemplare  gegen  nachfolgende  Preise  bezogen  werden: 
2  und  3.  Jahrgang  zu  1  fl.  (2  R.  Mark)  -  8.  bis  22.  Jahrgang  zu 
2  fl.  (4  R.  Mark)  —  23.  bis  28.  Jahrgang  zu  5  fl.  (10  R.  Mark)  — 
29.  Jahrgang  8  fl.  (16  R.  Mark).  Bei  Abnahme  sämmtlicher  Jahrgänge 
von  der  Redaction,  20  Procent  Nachlass. 

Einzelne  Hefte  können  nur  vom  laufenden  und  letztvergange- 
nen Jahrgange  abgegeben  werden. 

Von  den  bisher  erschienenen  22  Porträts  der  „Gallerie  öster- 
reichischer Botaniker"  können  einzelne  Exemplare  und  zwar  in  Octav 
ä  50  kr.  (1  R.  Mark)  und  in  Polio  auf  chin.  Papier  ä  1  fl.  (2  R.  Mark) 
abgegeben  werden. 

Skofitz. 

(V.   Schlossgasse  15.) 


Bemerkungen 

Über  neue  oder  kritische  Pflanzen  der  pyrenäischen  Halb- 
insel und  der  Balearen. 

Von  Dr.  M.  Willkomm. 


Dio  Brasslceen   der  spanisch-portugiesi.schen  Flora. 

Die  Brassiceen  sind  als  eine  eigene  Tribus  der  Cruciferen  be- 
kanntlich von  Aug.  Pyr.  de  Ca n  doli e  im  2.  Bande  seines  vortreff'liclien 
„Systema  naturale"  (1821)  unterschieden  und  wissenschaftlich  be- 
gründet worden.  Der  genannte  Forscher  nahm  nur  5  Gattungen  an, 
nämlich  Brassica,  zu  welcher  er  die  von  Presl  in  seiner  Flora 
sicula  aufgestellte  Galtung  Erucnstrum  zog,  Sinapis,  mit  welcher  er 
die  von  Mönch  in  seinem  „Methodus"  begründete  Gattung  Hirsch- 
feidia vereinigte,  Moricandia ,  Diplofaxis  und  Eruca.  Letztere 
Gattung  ist  schon  von  Tournefort,  Brassica  und  Sinapis  sind  von 
Linne  aufgestellt  worden,  während  Moricandia  und  Diplotaxis  eigene 
Schöpfungen  De  Candolle's  sind.  Dieser  bemerkt  selbst  a.  a.  0.  S.581 
über  die  Gattungen  der  Brassiceen:  „Genera  sub  Brassicearum  tribu 
collecfa  adeo  sunt  affinia  ut  vix  characteribus  solidis  sint  distinguen- 
da."  Ob  und  in  wie  weit  dieser  Ausspruch  zutreff'end  ist,  wird  sich 
aus  den  nachfolgenden  Erörterungen  von  selbst  ergeben:  genug, 
viele,  vielleicht  die  meisten  Systematiker  der  neueren  Zeit,  theilen 
die  Ansicht  De  Candolle's.  Ja,  Boi ssier  hat  in  seiner  Flora  des 
Königreiches  von  Granada  (Voyage  botanique.  2  part.  Paris  1839 — 45) 
sämmtliche  Brassiceen  in  eine  einzige  Gattung  verschmolzen,  näm- 
lich Brassica,  in  welcher  neben  den  ersten  Kohlarten  die  Gattungen 
Sinapis,  Moricandia,  Diplofaxis  und  Eruca  nur  als  Sectionen  figu- 


883 

rifon.  Der  beriihmte  Schweizer  Botaniker  rechlferlifft  diese  Zusani- 
«nenziehung  S.  32  mit  den  Worten:  „Celle  Fusion  en  un  seul  de  lant 
de  genres  paraitra  d'abord  temeraire,  mais  en  examinant  de  plus  pres 
les  caracteres  qui  ont  servi  ä  foiider  ces  genres,  on  trouvera  que 
les  uns  n'ofTrent  rien  de  clairement  defini  ni  de  veritablement  ini- 
portant,  et  que  les  autres  separent  et  classent  ä  de  grandes  distances 
des  plantes  intimement  liees."  Spatere  Forschungen  müssen  jedoch 
Boissier  überzeugt  haben,  dass  diese  in  der  Voyage  a.  a.  0.  durcli 
eingehende  Erörterung  der  Gattungsmerkmale  scheinbar  feslbegrün- 
dele  Ansicht  nicht  stichhaltig  sei,  denn  in  der  Flora  orientalis  (Bd.  I. 
S.  385  ff.)  hat  er  nicht  nur  die  von  De  Candolle  unterschiedenen 
Gattungen  vviederliergestellf,  sondern  noch  zwei,  niimlich  Erucastrum 
und  Hirschfeldia^  hinzugefügt.  In  den  Genera  plantarum  von  Ben- 
tham  und  Hooker,  welche  Autoren  bekanntlich  für  das  Zusam- 
menziehen der  Gattungen  und  Arten  sehr  eingenommen  sind,  erschei- 
nen bei  den  Cruciferen  (vol.  I,  pars.  1,  1862)  die  schotentragenden 
Brassiceen,  um  welche  allein  es  sich  hier  handelt,  durch  8  Gattungen 
repr<isentirt,  niimlich  4  alte  (^Brassica ^  Diplofaxis ,  Eruca  und  Mo- 
ricandia)  und  4  mittlerweile  hinzugekommene  neue  (^Euromodendron, 
Sacignya,  Orychophragtnus  und  Henophyton). 

Mit  Brassica  werden,  wie  in  Boissier's  Flora  von  Granada, 
die  Gattungen  Sinapis,  Erucastrum  und  Hirschfeidia  verschmolzen, 
ausserdem  die  von  Lowe  (in  den  Transact.  of  the  Cambridge  philos. 
soc.  IV)  aufgestellte  Gattung  Sinapidendron ,  deren  Arten  Madeira, 
die  canarischen  und  capverdischen  Inseln  bewohnen.  Es  würde  zu 
weit  führen,  die  Ansichten  noch  anderer  Floristen  und  Systemaliker 
über  die  Brassiceengattungen  zu  erörtern;  sicher  erhellt  aber  aus 
diesen  wenigen  Angaben,  dass  der  Gattungscharakter  in  den  Tribus 
der  Brassiceen  bisher  ein  höchst  schwankender  gewesen  ist. 

In  keiner  Flora  Europa's  dürften  die  Brassiceen  so  zahlreich 
vertreten  sein,  wie  in  der  spanisch-portugiesischen,  welche  nach  dem 
gegenwärtigen  Stande  unserer  Kenntnisse  und  nach  meiner  Auffassung 
des  Artbegriffes  deren  52  enthält,  Avovon  allerdings  einige,  die  als  zwei- 
felhaft bezüglich  ihrer  Abstammung  bezeichnet  werden  müssen.  Ein 
eingehendes  Studium  derselben,  welches  selbstverständlich  nicht  ohne 
Berücksichtigung  der  übrigen  ausserhalb  der  pyrenäischen  Halbinsel 
vorkommenden  Brassiceen  gemacht  werden  konnte,  hat  mich  nun  über- 
zeugt,  dass  die  meisten,  der  seit  Tournefort  aufgestellten  Gat- 
tungen ,  sich  recht  wohl  und  sicher  unterscheiden  und  abgrenzen 
lassen,  obwohl  sie,  wie  schon  De  Candolle  mit  Fug  und  Recht 
behauptete,  sehr  nahe  mit  einander  verwandt  sind.  Sie  bilden  eine 
überaus  natürliciie  Verwandlschaftsreihe,  welche  sich  nach  der  einen 
Seife  mit  den  schötchentragenden  Brassiceen  oder  der  von  De 
Candolle  unterschiedenen  Tribus  der  Velleen,  nach  der  anderen 
aus  den  Sisymbreen  verbindet.  Nur  müssen  die  Galtungen  anders 
an  einander  gereiht  werden,  als  wie  in  Bentham's  und  Hooker's 
Genera  plantarum ,  wo  die  Galtungen  Diplotaxis  und  Moricandia 
höchst  unnatürlich  weit  von  einander  entfernt  sind,  weil  jene  Autoren 

29* 


384 

hei  der  Griipphung  der  Brassiceengattungen  ein  sehr  variables  und 
daher  kiinslliches  Merkmal  (die  Gestallung  der  Narben)  als  Einlhei- 
lungsprintip  benutzt  haben.  Diess  führt  auch  zunächst  zur  Bespre- 
cliung  derjenigen  Charaktere  ,  welche  zur  Unterscheidung  und  Ab- 
grenzung der  Gattungen  benutzt  werden  können  und  müssen. 

Boissier  hat  ganz  recht,  wenn  er  (Voy.  bot.  1.  c.)  die  von 
De  Candolle  und  Anderen  zur  Unterscheidung  der  Brassiceen- 
gattungen benutzten  Merkmale  der  Einreihigkeit  oder  Zweireihig- 
keit der  Samen  in  jedem  Fach ,  die  Richtung  der  Kelchblätter, 
die  Aussackung  der  lateralen  Sepale  an  ihrer  Basis  oder  deren 
Nichtvorhandensein,  die  stielrunde  oder  zusammengedrückte  Form  der 
Schoten ,  endlich  die  relative  Länge  des  Rostrum  und  ob  das- 
selbe Samen  einschliesst  oder  nicht ,  als  sehr  unbeständige  Merk- 
n»ale  und  desslialb  als  solche  ohne  Werth  bezeichnet.  Er  hat 
aber  Unrecht ,  wenn  er  meint,  dass  auf  die  Nervation  der  Frucht- 
lappen ebenfalls  kein  Gewicht  zu  legen  sei.  Denn  diese,  über- 
haupt die  gesammle  Structur  des  Perikarpes  bietet  im  Verein  mit 
der  bisher  viel  zu  wenig  beachteten  Beschaffenheit  der  Testa  der 
Samen  und  der  Gestalt  der  Kotyledonen  die  einzigen  constanten 
Merkmale  zur  Unterscheidung  der  Gattungen  und  Sectionen.  In 
zweiter  Linie  kämen  dann  unter  Umständen  die  gesammte  Gestal- 
tung (ni^ht  die  relative  Länge!)  des  Rostrum  und  der  Scheidewand 
der  Schote,  die  Anzahl  und  Lage  der  Bodendrüsen  (glandulae  tori, 
hypogynae).  Letztere,  auf  welche  neuerdings  von  mehreren  Syste- 
malikern bei  der  Classification  der  Cruciferenzelllagen  grosses  Ge- 
wicht gelegt  wird,  reichen  für  sich  allein  nicht  aus,  um  die  Brassi- 
ceengallungen  zu  unterscheiden,  da  die  Arten  \on  Brassica,  Sinapis^ 
Sinapidendron,  Erucastrum  und  Diplotaxis  bezüglicl»  der  Zahl  und 
Lage  der  Bodendrüsen  vollkommen  übereinstimmen.  Ich  mochte 
diesen  Organen  bei  den  Cruciferen  überhaupt  keine  allzugrosse  Be- 
deutung für  die  Systematik  beilegen.  Denn  ganz  abgesehen  davon, 
dass  die  Erkennung  der  Gestalt  der  Lage  der  Bodendrüsen  bei  klein- 
blüthigen  Cruciferen  im  getrockneten  Zustande  meist  sehr  schwierig, 
oft  geradezu  unmöglich  ist,  würde,  wollte  man  die  Classification  der 
Gattungen  lediglich  oder  vorzugsweise  auf  die  Verschiedenheilen 
begründen,  welche  die  Bodendrüsen  darbieten,  eine  mitunter  sehr 
künstliche  und  im  Allgemeinen  durchaus  nicht  nalurgemässe  Anord- 
nung herauskommen,  worauf  weiter  einzugehen  hier  nicht  der  Ort 
ist.  Legt  man  die  oben  erwähnten  Merkmale  der  Frucht-  und  Samen- 
schale u.  s.  w.  zu  Grunde,  so  erhält  man  Galtungen  und  Sectionen, 
deren  Arten  —  wenig  zweifelhafte  ausgenommen  —  auch  einen 
übereinstimmenden  Habitus  zeigen  und  sich  aucli  dadurch  als  natür- 
liche Gruppen  zu  erkennen  geben.  Denn  meiner  Ansicht  nach  ist 
ein  Haupterforderniss  einer  natürlichen  Gattung,  dass  deren  Arten 
neben  der  Uebereinslimmung  in  morphologisch-wichtigen  Beziehun- 
gen auch  einen  übereinstimmenden  Habilus  zeigen  und  schon  daran 
als  zusammengehörig  erkannt  werden  können. 


385 

Die  Fruchtlappen  der  scholentragenden  Brassiceen  sind  l)ald  dünn, 
membranoid-  oder  papierartig  und  (gegen  das  Licht  gelialten)  durchschei- 
nend (so  bei  Diplotaxis,  Pendulina,  vielen  Arten  von  Brassica),  bald  dick, 
leim-,  knorpel- oder  liornartigliart  und  undurchsichlig(z.  B,  bei  En/ca  und 
den  Arten  der  Section  Euhrassicd).  Diese  Verscliiedenlieit  der  Consistenz 
dürfte  in  anatomisclien  Verhältnissen  begründet  sein,  welche  sicher 
constant  sind.  Sie  sind  von  1—5  parallelen  Nerven  durchzogen, 
deren  Starke  und  Lage  verscliieden  sein  kann  (was  ebenfalls  con- 
stant ist)  und  welche  durch  anastomosirende  Adern  mehr  oder  we- 
niger verbunden  erscheinen.  Der  Mittelnerv  oder  der  einzige,  wo 
ein  solcher  vorhanden,  ist  nicht  selten  als  vorspringender  Kiel  ent- 
wickelt. Der  Schnabel  ist  bald  zweischneidig  und  breit  (schwert- 
förmig, z.  B.  bei  Eruca^  Euromodendron,  den  Arten  der  Seclion  Leti- 
cosinapis),  bald  zusammengeruckt-vierkantig  (wo  dann  der  Quer- 
schnitt ein  schiefwinkeliges  Parallelogramm  bildet,  so  bei  wandigen 
Arten  von  Brassica  und  Erucastriini),  bald  im  Querschnitt  rundlich, 
der  Gestalt  nach  kegel-  oder  pfriemenfürmig  (z.  B.  bei  den  Arten 
der  Section  Ceratosinapis),  übrigens  mit  keinen  den  Klappen  ent- 
sprechenden Flächen  oder  Seiten  in  bestimmter  Weise  von  Längs- 
nerven durchzogen.  Die  stets  zarte  und  desshalb  diaphane  Scheide- 
wand zeigt  nicht  nur  eine  bestimmte  Nervation,  sondern  ist  entweder 
auf  beiden  Flächen  vollkommen  plan  oder  alternirend  grubig  verlieft, 
wo  dann  in  jeder  Grube  ein  Same  liegt  und  die  ganze  Schote  (wenigstens 
bei  membranöser  Beschaffenheit  ihrer  Klappen)  kantig  oder  torulös 
zu  sein  pflegt.  Die  Testa  der  bald  kugeligen,  bald  zusammenge- 
drückten ,  bald  parallelopipedischen  Samen  kann  dick  oder  dünn, 
ihre  Oberfläche  glatt,  punktirt,  facettirt  (tesla  areolata)  oder  bienen- 
zellenartig  (t»^sta  alveolala)  oder  ringsherum  geflügelt  sein,  lauter 
constante,  schon  auch  im  anatomischen  Bau  der  Testa  begründete 
Verhaltnisse.  Bezüglich  der  Kotyledonen  verdient  nun  hervorgehoben 
zu  werden ,  dass  dieselben  bei  Sinapis  und  Brassica  zweilappig, 
bei  den  übrigen  Brassiceen  aber  ungetheilt  sind.  Was  endlich  die 
Bodendrüse  betrifft,  so  kommen  bei  Euromodendron  und  Moricandia 
deren  nur  2,  bei  allen  übrigen  Brassiceen  deren  4  vor. 

Mit  Benützung  dieser  Merkmale  lassen  sich,  abgesehen  von  den 
fern  liegenden  und  von  mir  nicht  untersuchten  Gattungen  Sacignya, 
Ortjchnophragmus  und  Henophyton  8  Gattungen  schoteniragender 
Brassiceen  unterscheiden,  welche  ich,  wie  folgt,  an  einander  reihe: 
Eruca,  Euromodendron^  Sinapis,  Brassica,  Erucastrum,  Diplotaxis, 
Pendulina  und  Moricandia.  Die  Verwandtschaften  und  Unterschiede 
dieser  Zelllagen  werden  aus  der  folgenden  Tabelle  am  schlagendsten 
ersichtlich  werden: 


386 


Genus 

Sepala 

Petala 

Glandulae  tori 

Eruca 

Erecta,  lateraliabasi 
subsaccata. 

Longe    unguiculata, 
limbo   sacco-viola- 
ceo-reticulato. 

4  sepalis  oppositae. 

Euromodendron 

Erecta,  lateralia  basi 
saccata. 

Longissime    ungui- 
culata, limbo  fusco- 
venoso. 

2    supra    staminum 
breviorum  inser- 
tionem. 

Sinapis 

Patula,  basi  aequalia. 

Unguiculata,   limbo 
patente  integro,  lu- 
teo,  flavo,  albo.con- 
colore,  raro  coeru- 
leo    V.     violaceo- 
venoso. 

4,  2  laterales  supra 
staminum    brevio- 
rum basin,  2  me- 
dianae  inter  stami- 
num    longiorum 
paria. 

Urassica 

Erecta,  basi  aequalia. 

Erucastrutn 

Erecta,  basi  aequalia. 

Diplotaxis 

Laxa,  basi  aequaila. 

Unguiculata,   limbo 
patente    integro, 
flavo,  raro  albo. 

4,  ut  in  generibus 
praecedentibus. 

Pendulina 

Moricandia 

Erecta,  lateralia  basi 
saccata. 

Longe    unguiculata, 
limbo   patente  in- 
tegro  purpureo  v. 
violascente,   raro 
albido. 

2,  inter  stamina  bre- 
viora  et  ovarium 
sitae. 

Diplotaxis  und  Pendulina  unterscheiden  sich  ausser  den  in 
vorstehender  Tabelle  angegebenen  Merkmalen  noch  dadurch,  dass 
bei  ersterer  Gattung  die  Filamente  zwar  etwas  zusammengedrückt, 
aber  völlig  ungeflügelt  sind,  während  dieselben  bei  den  Pendulinen 
breit  bandartig,  beinahe  geflügelt  erscheinen. 

Alle  8  Gattungen,  von  denen  Sinapis,  Brassica  und  Erucasfrum, 
dessgleichen  Diplotaxis  und  Pendulina  zwei  zusammengeliorende 
und  natürliche  Gruppen  bilden,  während  die  übrigen  Gattungen  eine 
mehr  isolirte  Stellung  einnehmen  ,  sind  in  der  spanisch-portugiesi- 
schen Flora  reichlich  vertreten;  ja  die  monotypische  Galtung  Euro- 


887 


Valvae  siliquae 


Kostnim  siliquae 


Seinina 


Coriaceae  opacae,  convexae, 
3-nerviae,  nervo  medio  ca 
rinante,  lateralibus  tenu- 
ioribus  submarginalibus. 


Cariaceae  opacae,  convexae, 
5-nerviae,  ecarinaiite,  ner 
vis     aequaliter     crassis 
aequidistantibus. 


Subcoriacae,  convexae  nervis 
3  parallelis  aequidistan- 
tibus aequaliter  crassis, 
elevatis. 


Coriaceae  opacae  v.  mem- 
branaceae  subdiaphanae, 
convexae  aut  1-nerviae 
nervo  carinante,  aut  3-5- 
nerviae,  nervo  medio  late- 
ralibus crassiore. 


Membranaceae  ,  convexae. 
3-nerviae ,  nervo  medio 
carinante,  ceteris  margi- 
nalibus  (marginem  incras- 
satum  formantibus). 


Membranaceae ,  diaphanae, 
planae,  1-nerviae.  Siliqua 
patula.  dissepimento  sub- 
stipitato. 


Membranaceae  diaphanae, 
1-nerviae.  Siliqua  pen- 
dula, dissepimente  longe 
stipitato. 


Submembranaceae  planae  v. 
convexae,  1-nerviae,  nervo 
saepe  carinante.  Siliqua 
patens,  dissepimento  non 
stipitato. 


Compressum ,  late  ensi- 
forme,  nervoso-striatum, 
fructu  saepe  longiorus, 
aspermum. 

Compressum ,     nervosum, 
aspermum. 


Globosa,  laevia,  nunc  an- 
guste  lanata. 


Compressa  laevia ,     late 
alata. 


Longum,  reniforme  aut  co- 
nicum,  saepe  serainiferum, 


Subglobosa,  laevia  aptera. 


Varium ,    saepe    seminife- 
rum. 


Globosa,  alveolata,  raro 
sublaevia  (subtilissime 
impresso-punctata). 


Varium,  basi  seminiferum. 


Subcompressa,  angulato- 
ovoidea  (parallelopipe- 
dia)  V.  oblonga,  sem- 
per  alveolato-ungulosa 
et  püo  nigricantia. 


Breve    conicum,    nervoso- 
striatum. 


Compressa  oblonga  laevia 
V.  minutim  alveolata. 


Nulluni. 


Compressa  oblongalaevia. 


Compressunr,    conicum  ra- 
rius  seminiferum. 


Compressa  ovalia,  laevia. 


modendron    ist   bisher    überhaupt    nur  in  Spanien  gefunden  worden 
diirfle  aber  unzweifelhaft  auch  in  Nordafrika  vorkommen. 


(Fortsetzung  folgt.) 


388 


lieber  einige  Orchideen  der  niederösterr.  Flora. 


Von  Dr.  Günther  Beck. 

(Schluss.) 


Orchis  purpurea  Huds.  var.  triangularis, 

Lahello  triangulari,  fere  integro,  basi  cuneato;  segmentis  late- 
ralibus  minimis,  1 — 2  mm.  longis,  saepe  deßcientibus;  medio  antice 
subemarginato  apiculo  interjecto. 

Ward  von  mir  in  einem  Exemplare  am  Kalilenberge  Ende  Mai 
aufgefunden. 

Die  Honiglippe  derselben  verbreitert  sich  allm  ilig  gegen  vorne 
bis  auf  15  Mm.  derart,  dass  sie  im  Umrisse  einem  gleicliseiligeu 
Dreiecke  gleicht.  Die  Seitenzipfel  fehlen  oder  sind  nur  als  kleine 
Anhängsel  des  Miltelstückes  bemerkbar.  In  der  Mitte  der  sehr  seichten, 
vorderen  Ausbuchtung  befindet  sich  ähnlich  wie  bei  der  typischen 
Form  der  0.  purpurea  ein  kleines  spitzes  Zähnchen.  Die  Farbe  der 
Lippe  ist  weiss,  gegen  den  vorderen  Rand  allmäiig  ins  Lilafarbige 
übergehend,  mit  Ausnahme  eines  kahlen  Millelslreifens  mit  dunkelpur- 
purnen Flecken  besetzt.  Sonst  Alles  wie  bei  der  typischen  Form. 

Diese  Varietät  findet  in  der  0.  tnoravica  Jcq.  (Kon.  plant,  rar. 
l.  t.  182  =  0.  fusca  Jacq.  ß.  rotundata  Wirig.  Fl.  rhen.  pag.  441, 
t.  II.  Fig.  18  —  21)  den  nächsistehenden  Vertreter,  doch  besitzt  letz- 
tere deutlich  ausgeprägte,  längere  Seifenzipfel  und  einen  mondfor- 
migen  Millellappen.  Nach  der  Abbildung  Jac  quin's  weicht  0.  mora- 
vica  von  unserer  Pflanze  durch  ein  dunkleres  Colorit  der  Blüthe, 
durch  die  Gestalt  der  Honiglippe  und  deren  Farbe  merklich  ab.  Jac- 
quin  charakterisirt  sie  auch  1.  c.  p.  18  mit  den  Worten:  „nectarii 
labio  trifido;  lacinia  media  subrotunda,  emarginata,  amplissima*',  wäh- 
rend Reichenbach  fil.  (Icon.  XIII.  p.  31)  der  Varietät  moravica: 
„labelli  lacinias  laterales  abbreviatas,  mediam  basi  latissimam,  lobos 
laciniae  mediae  nunc  rolundatos"  zuschreibt.  Das  Labellum  der  Va- 
rietät Iriangularis  hat  aber  auch  mit  der  Abbildung  der  0.  purpurea 
var.  tnoravica,  wie  sie  Reichenbach  (I.  c.  t.  26,  Fig.  28)  gibt,  gar 
keine  Aehnlichkeit.  Ebenso  zeigten  mir  zahlreiche  Herbarexemplare 
der  0.  tnoravica  und  0.  purpurea  keine  einzige  Honiglippe,  welche 
wie  die  der  var.  triangularis  geformt  gewesen  wäre;  bei  allen  fand 
ich  sehr  deutliche,  oft  ziemlich  lange  Seitenzipfel. 

VL 

Gymnadenia  intermedia  Peterm.   (Flora  der  Bienilz  p.  30;  — 

A.  Kern  er  in  Verhandl.  d.  zoolog.-bolan.  Ges.  XV.   p.  214   et  t.  3. 

Fig.  III  — V.    —    G.  conopsea  R.  Br.    var.    g.   intermedia   Peterm.   in 
Reichb.  Fl.  sax.  p.  87;  —  Reichb.  fil.  Icon.  XIII.  p.  115.) 
In  der  Nähe  des  Baumgartnerhauses  am  Schneeberge  am  Wege 

gegen  den  Saugraben  befinden  sich  mehrere  Localitäten,  an  welchen 


Ö89 

Gymnadenia  conopsea  und  G.  odoratissima  in  den  üppigsten  Fonneu 
wie  in  unbeschränkter  Zahl  nebeneinander  vegeliren.  Ich  lahndete  nach 
der  mir  bekannten  G.  intermedia  und  war  endlich  so  glücklich,  den 
muthmasslichen  Bastart,  welcher  in  Niederosterreich  von  Dr.  H  a- 
lacsy  (Oesl.  bot.  Zeitschr.  1876  p.  265)  in  der  Nahe  des  Saugrabens 
am  Schneeberg  entdeckt  worden  war,  in  4  Exemplaren  aufzufinden, 
welche  mit  der  Kerner'schen  Beschreibung  buchstäblich  auch  in  den 
Ausmessungen  der  Blüthenlheile  übereinstimmten. 

Dennoch  konnte  ich  mir  nicht  verschliessen,  dass  Neilreichs 
Ansicht  (Flora  v.  Nied.-Oesterr.  p.  194):  „dass  Gymn.  odoratissima 
besonders  auf  Alpen  in  die  G.  conopsea  überzugehen  scheine,"  voll- 
kommen richtig  sei. 

Gymnadenia  intermedia  stellt  sich  so  recht  in  die  Mitte  zwi- 
schen den  vorhergenannten  Arten.  Nach  der  Beschreibung  müssle 
man  glauben,  dass  die  Merkmale,  welche  zu  deren  Unterscheidung 
angegeben  werden,  als:  die  Länge  Aes  Spornes,  der  die  Lange  des 
Fruchtknotens  nicht  ganz  erreicht,  ferner  die  Abmessungen  der  Blü- 
thenlheile, welche  gerade  das  arithmetische  Mittel  zwischen  jenen 
bei  Gymnad.  conopsea  und  G.  odoratissima  ergeben,  die  ßlüthen- 
farbe,  sichere  Anhaltspunkte  zu  deren  Erkennung  ergeben  würden. 
Dem  ist  jedoch  nicht  so.  Betrachten  wir  zuerst  die  Länge  des  Spornes, 
so  finden  wir  bald  den  Sporn  so  lang  wie  der  Fruchtknoten,  bald 
kürzer,  bald  hinger,  im  letzteren  Falle  jedoch  öfters  alle  Uebergänge 
von  den  Ausmessungen  der  Blüthentheile  von  G.  conopsea  bis  zu 
jenen  bei  G.  intermedia  —  also  den  üebergang  zu  G.  conopsea.  Ist 
der  Sporn  kürzer  als  der  Fruchtknoten,  so  wären  zur  Erkennung 
der  G.  intermedia  ebenfalls  die  Dimensionen  der  Perigonzipfel  und 
der  Honiglippe  massgebend.  Aber  auch  in  diesem  Falle  kann  man  in 
freier  Natur  ohne  viel  Mühe  alle  Gradationen  in  den  Abmessungen  — 
und  die  Differenz  ist  ja  auch  keine  grosse  (1 — 1*5  Mm.)  —  auffinden. 
Die  Farbe  gibt  gar  keinen  sicheren  Anhaltspunkt.  G.  conopsea  hat 
gewöhnlich  eine  violett-purpurne  Corollenfarbe,  bleiche  Spielarten  sind 
jedoch  nicht  selten,  während  hingegen  in  der  Aehre  bei  G.  odora- 
tissima die  untersten  Blüthen  gewöhnlich  gelblichweiss,  die  aiifblü- 
henden  jedoch  rosenroth  gefärbt  sind.  An  dem  oberwähnten  Stand- 
orte fand  ich  jedoch  zahlreiche  Exemplare  mit  nur  bleichpurpurrolhen 
Blüthen,  welche  aber  wegen  der  Kleinheit  der  Blüthen  und  der  Kürze 
des  Spornes  nur  echte  G.  odoratissima  sein  konnten.  So  entfällt  auch 
das  Merkmal  der  Blütlienfarbe,  um  G.  intermedia  mit  ihren  bleich- 
violett-purpurrothen  Blüthen  zu  erkennen. 

Ich  kann  daher  der  Kerner'schen  Ansicht,  welche  in  G.  inter- 
media einen  Baslarl  zwischen  G.  conopsea  und  G.  odoratissima  zu 
erkennen  glaubt,  nicht  beiptlichten  und  halle  dieselbe  nur  für  eine 
der  nicht  hybriden  Uebergangsformcn  zwischen  G.  conopsea  und  G. 
odoratissima.,  welche  als  gerade  in  der  Mitte  der  Reihe  stehend, 
freilich  am  ehesten  die  Mulhmassuni»  eines  Bastartes  für  sich  hat. 


300 

VII. 
Oyinnadenia  odoratissima  Rieh,  var.?  oxyglossa, 

Perigonii  phyllis  externis  tateralibus,  patentibus,  ovatis  seu 
ellipticis,  obtusis,  planis  vel  margine  paulum  involutis,  dilule  lila- 
cinis;  internis  subaequalibus,  obtusissimis,  galeiformiter  cum  medio 
externa  conniventibus,  concoloribus ;  labello  e  basi  bremter  cuneata 
rhomboidali,  integro,  lobis  lateralibus  obliteratis,  apice  acuto  vel 
rotundato,  albido-flavescente;  calcare  ovario  breniore  vel  in  anthesi 
subaequante. 

Perigonii  phylla  externa  ö — dS  mm.  longa,  2 — 3  mm.  lata; 
interna  4 — 4  ö  mm.  longa,  paulum  supra  basin  3  mm.  lata;  la- 
bellum  4 — ö  mm.  longum,  sub  medio  3 — 3'^  mm.  latum,  apice  us- 
que  ad  15  mm.  angustatum. 

Steht  der  Varietät?  heteroglossa  (Herminium  alpinum  X  Gym- 
nadenia  odoratissima?)  Reichenb.  fil.  (Icon.  XIV.  pag.  112,  tab.  69. 
Fig.  IV.  9  —  11)  wohl  am  nächsten.  Wenigstens  stimmt  die  Gestalt 
der  Honiglippe  mit  jener  des  vorliergenannten,  muth masslichen  Ba- 
starles  vüllkommen  überein.  Doch  kann  unsere  Pflanze  derselben 
nicht  untergeordnet  werden,  da  letztere  viel  schmälere  Perigonzipfel 
und  nach  der  Zeichnung  Reiclienbach's  eine  locker-  und  klein- 
bliilhige  Aelire  zeigt,  wäiirend  die  Varietät?  oxyglossa  sich  durch 
einen  dichlblülhigen,  walzenförmigen,  an  der  Spitze  abgerundeten 
Blüthenstand,  sowie  durch  viel  grössere  Blüthen,  welche  durch  die 
sehr  stumpfen,  eiförmigen  Perigonzipfel  und  die  Farbe  auffallen, 
ausgezeichnet  ist.  —  Der  Tracht  nach  gehört  unsere  Pflanze  offen- 
bar zu  G.  odoratissima;  sie  besitzt  deren  lange,  schmale,  zusam- 
mengelegte Blatter  (von  6  Mm.  Breite)  ebenfalls  wie  die  Varietät 
heteroglossa,  ferner  die  gleichbeschaffenen  Knollen  und  nicht  die 
tief  zertheilten  der  vorhin  genannten  Varietät,  die  mir  gerade  dieses 
Merkmales  wegen,  nac^h  der  Zeichnung  Reichenbach's,  eher  ein 
Baslart  zwischen  G.  albida  X  G.  odoratissima  als  zwischen  Hermi- 
nium alpinum  X  G.  odoratissima  zu  sein  scheint. 

Die  Varietät  dürfte  nach  den  gegebenen  Merkmalen  ebenfalls 
einen  Bastart  zwischen  G.  albida  X  G.  odoratissima  darstellen,  und 
zwar  eine  der  G.  odoratissima  näher  stehende  Form ,  obwohl  die 
schmalen,  zusammengelegten  Blätter  den  Gedanken  einer  Beimengung 
von  Herminium  album  erwecken  könnten.  Wäre  Letzteres  der  Fall, 
so  müsste  nach  meiner  Ansicht  sowohl  die  Corollenfarbe  eine  grün- 
liche Beimengung  wenigstens  aller  Wahrscheinliciikeil  nach  besitzen, 
als  auch  die  Knollenbildung  einige  Veränderung  erleiden.  Noch  wäre 
hinzuzufügen,  dass  an  dem  Standorte  unserer  Pflanze  (in  der  Nähe 
des  Baumgartnerliauses  am  Schneeberge)  wohl  Gymnad.  albida  zer- 
streut anzutreffen  ist,  Herminium  alpinum  jedoch  in  nächster  Um- 
gegend Aollkommen  fehlt  und  erst  auf  den  Gipfeln  des  Schneeberges 
ihre  Blüthen  enllaitet,  zu  einer  Zeit,  wo  in  den  tiefer  liegenden  Lo- 
caiitaten  alle  Gymnadenien  schon  verblüht  haben.    Dennoch  wäre  es 


ö91 

nicht  unmöglich,  dass  unsere  Pflanze  nur  eine  Form  der  so  inannig^- 
fach  abändernden  Gymnadenia  odoratissima  darstelle,  als  welche  ich 
sie  noch  einstweilen  betrachte. 


Botanische  Notizen, 

die  niederösterreichische  Flora  betreffend. 

Von  Anton  Heimerl, 

Assistent  an  der  k.  k.  techniseUen  Hochschule. 

Im  Laufe  des  Monats  April  I.  J.  liatte  ich,  Dank  der  genauen 
Localitätsangabe  von  wSeite  des  Herrn  Prof.  Wiesbaur,  Gelegenheit, 
die  schöne,  von  Neilreich  merkwürdigerweise  ganz  übersehene 
Viola  ambigua  W.  K.  auf  dem  Eiclikogl  bei  Gumpoldskirchen  lebend 
und  in  vollster  BliUhenprachl  zu  beobachten.  Bei  einer  am  1.  Juni 
1.  J.  auf  den  Bisambeig  unternommenen  Excursion  drängte  sich  mir 
nun,  als  icii  Stellen  passirte,  deren  Vegetation  lebhaft  an  die  des 
Eiclikogls  erinnerte,  unwillkürlich  die  Vermuthung  auf,  es  möge 
wohl  aucli  hier  die  genannte  Pflanze  zu  finden  sein,  und  siehe  da, 
zwischen  den  Blcillern  der  häufig  vorkommenden /r<s  pMW?«7a  erkannte 
ich  in  der  That  Hie  so  charakteristischen  Blätter  der  Viola  atnbigua, 
welche  dort  an  mehreren  Stellen,  selbstverständlich  gänzlich  ver- 
blüht, nun  mit  fast  reifen  Kapseln,  nicht  selten  vorkam. 

Es  sind  daher  im  Gebiete  der  niederösterreiciiischen  Flora  fol- 
gende Standorte  der  schönen  Pflanze  zu  verzeichnen:  erstens  bei 
Krems  und  Stein,  wo  bektnintlich  Prof.  Kern  er  dieselbe  für  die 
hiesige  Flora  entdeckte  (Oesl.  bot.  Ztschr.  XX,  p.  161  ff".),  dann  am 
Eichkogl  bei  Gumpoldskirchen  (Prof.  Wiesbaur)  und  endlich  die 
Abhänge  des  Bisamberges  gegen  Langenzersdorf,  an  beiden  letzten 
Slandorlen  in  Gesellschaft  von  Iris  pumila. 

Als  kleiner  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Fumarien  Niederöster- 
reichs dürfte  vielleicht  die  Auffindung  einer  meines  Wissens  daselbst 
noch  nicht  beobachteten  Art,  nämlich  der  Fumaria  rostellata  Knaf 
einiges  Interesse  haben.  Genannte  Pflanze  sammelte  ich  Ende  3Iai 
1878  in  einigen  Exemplaren  auf  wüsten  Plätzen  nächst  Fischau  bei 
Wiener-Neustadt,  dieselben  stimmen  vollständig  mit  den  im  Herbar 
der  k.  k.  zoolog.-bolan.  Gesellschaft  befindlichen,  von  Haussknecht 
revidirlen  Exemplaren  dieser  Pflanze  überein.  Wahrscheinlich  ist  es 
übrigens,  dass  die  Fumaria  rostellata  gleich  einigen  anderen  Arten 
dieser  Gattung  viel  häufiger  in  unserem  Gebiete  vorkomme,  und  die- 
selben eben  nur,  des  gleichförmigen  habituellen  Eindruckes  wegen, 
bisher  übersehen  wurden. 

In  den  Kerner'schen  „Vegelalionsverhällnissen  des  mittleren 
und  östlichen  Ungarns  etc."  wird  auf  mehrere,  sehr  augenfällige 
Merkmale  aul'merksaui  gemacht,  wehhe  zur  Unterscheidung  von  An- 
thyllis  Vulnerariu  L.  und  A.  poli/phylla  Kit.  dienen  können.  Zugleich 


'392 

wird  auch  «-ezeigt,  dass  die  «rewülinlich  als  Erkenmiiiüsiuillel  dieser 
Pflanzen  anffegel)ene  ßlütiientarbe  dureliaus  keinen  sti^hiialligen  Unter- 
schied darbielel;  man  vergleiche  z.  B.  Neureiches  Flora  von  Nied.- 
Oesterr.  p.  931,  wo  es  heisst:  ^A.  Vutneraria  ß.  ochroleuca.  Blumen 
blassgelb,  der  obere  Theil  des  SchifFchens  rötiilich  =  A.  polyphylla 
Kit.  in  DC.  Prodr.  11,  p.  170."  —  Anthyllis  polyphylla  Kit.  kommt 
nun  an  mehreren  Stellen  der  Umgebungen  Wiens  vor,  und  ich  sam- 
melte die  Pflanze  bisher  an  folgenden  Punkten:  auf  wüsten  Plätzen 
im  Prater,  Eichkogl  bei  Gumpoldskirchen,  Türkenschanze  und  Rauhen- 
ecker Berg  bei  Baden. 

Eine  andere  Papilionaceao,  nämlich  das  Trifolium  parvifloruin 
Ehrh.  ist  bekanntlich  ein  äusserst  seilen  auftretender  Bürger  unsenn- 
Flora  und  wurde  bisher  von  Herrn  Muh  lieh  im  Prater  und  am 
Laaerberg  gefunden;  auf  einer  Excursion  nun,  welche  Prof.  Ivorn- 
huber  am  13.  Juni  1.  J.  mit  seinen  Hörern  an  den  Neusiedler  See 
unternahm,  fanden  wir  diesen  Klee  an  einer  einzigen  Stelle  zwischen 
Parndorf  und  Neusiedl  am  See,  dort  aber  ziemlich  häufig. 

Zum  Schlüsse  möge  es  mir  noch  gestattet  sein,  auf  das  Vor- 
kommen von  Botrychium  cirginianum  Sw.  nächst  Reichenau  auf- 
merksam zu  machen.  Besagte  Pflanze  wurde  bei  Gelegenheit  der 
heurigen  Schneeberg-Excursion  des  Prof.  Kornhuber  Ende  Juli  in 
einem  einzigen  Exemplar  an  der  Thalhofriese  nächst  der  Holzkneoht- 
hülte  entdeckt,  und  trotz  unseres  Nachsuchens  an  dieser  Stelle  schien 
dasselbe  ein  Unicum  bleiben  zu  wollen.  Anfang  September  hatte  ich 
nun  Gelegenheit,  nochmals  daselbst  Nachforschungen  anstellen  zu 
können,  und  es  glückte  mir  endlich,  nocli  ein  Stück  in  vollster 
Fructification  anzutreffen.  Beim  Vergleich  der  zwei  somit  aufgefun- 
denen Exemplare  mit  verschiedenen  Exsiccaten  stellte  sich  Folgendes 
heraus:  die  zahlreichen  im  k.  k.  bot.  Hofmuseum  befindlichen  meist 
aussereuropäischen  Exemplare  weichen  von  den  hiesigen  fast  durch- 
gehends  durch  viel  bedeutendere  Grösse  und  den  dadurch  bedingten 
robusteren  Habitus  ab,  stimmen  aber  in  den  charakteristischen  Merk- 
malen gut  überein;  die  grösste  Aehnlichkeit  herrscht  übrigens  zwi- 
schen unserer  Pflanze  und  galizischen  Exemplaren  (leg.  Nowicki 
im  Herb,  der  k.  k.  zool.-botan.  Gesellschaft),  so  dass  man  fast  ver- 
sucht wäre  zu  glauben,  selbe  wären  unter  denselben  Umständen  am 
selben  Standorte  nebeneinander  vorgekommen. 

Was  noch  die  sonstige  Verbreitung  der  interessanten  Pflanze 
betrmt,  so  sind  innerhalb  Oesterreich-Ungarn  noch  drei,  respective 
vier  Standorte,  nämlich  am  Berge  Pylirn  bei  Admont  (Preslj,  dann 
neben  der  Kaiserstrasse  in  Jaryna  nächst  Janow  (Nowicki)  und  bei 
Derewacz  unweit  Lemberg  (Jarolim)  zu  verzeichnen,  einer  münd- 
lichen Mittheilung  des  Hrn.  Dr.  E.  Woloszczak  zu  Folge  soll  übri- 
gens dieses  Botrychium  auch  in  der  Prein  an  der  niederösterr.- 
sleiermärkischen  Grenze  beobachtet  worden  sein.  Ausserdem  ist  die 
Pflanze  in  Europa  aus  der  Schweiz,  aus  Russland  und  Scandinavicn 
bekannt. 


Mykoiogisches. 

Von  Stephan  Schulzer  von  Müggenburg. 

Zögernd  stellte  ich  einst  die  Sphaeroiiemeen-Gatlung-  „Locularia^ 
auf*),  weil  mich  schon  damals  ein  Vorgefühl  beschlich,  dass  derlei 
Gebilde  sich  als  Pycnidien  oder  Vorformen  schlauchbegabter  Pilze 
entpuppen  dürften ,  Avas  ich  später  in  Betreff  der  Loc.  ribesicola 
wirklich  auf  das  unwiderlegbarste  erwiesen  fand  ^),  und  beinahe  bei 
allen  übrigen  beobachteten  Arien,  iliren  Vegetationsverhitllnissen  nach, 
mit  ziemlicher  Berechtigung  verinuthe. 

lieber  was  ich  heute  ein  paar  Zeilen  zu  schreiben  beabsichtige, 
steht  damit  im  Zusammenhange. 

FuckeTs  Symbolae  mycologicae  kann  man  selbst  dann  nicht 
ohne  die  lebhafteste  Anerkennung  seiner  warmen  Liebe  zum  Gegen- 
stande und  seiner  rastlosen  Thiiligkeit  durchsehen,  wenn  man,  gleich 
mir,  keineswegs  geneigt  ist,  allen  seinen  Ansichten  unbedingt  bei- 
zustimmen. Insbesondere  fiel  mir,  nebst  nicht  selten  verl'elilter  Creirung 
zahlreicher  neuer  Gattungen,  die  formliche  Parforce-Jagd  nach  Neben- 
fructificationen  der  Asconjyceten  auf.  Wenn  sich  sein  Eifer  hiebei  in 
voreilige  Schlüsse  verrannte,  die  der  gerade,  wahrheitsliebende  Mann 
selbst  in  den  Nachträgen  theilweise  als  irrig  bezeichnete,  so  liegt 
das  in  der  Unmöglichkeit  für  jeden  vorkommenden  Fall  das  Richtige 
schon  gegenwärtig  zu  treffen,  wo  das,  allerdings  von  jedem  Mykologen 
geahnte  Ineinandergreifen  verschiedener  Formen  der  sogenannten 
niederen  Pilzwelt,  ein  nach  der  Lösung  harrendes  Räthsel  ist. 

Bei  dieser  emsigen  Suche  nach  Nebenfructificationen,  sagt  er 
gewiss  nicht  ohne  Bedauern  bei  der  Galtung  Lophiosfoma:  „Noch 
kein  Generationswechsel  bekannt."  Nun  hätte  ich  iliin,  da  mich  das 
Glück  in  dieser  Beziehung  mehr  begünstigte,  mit  zwei  sehr  eclatanlen 
Fällen  dienen  können:  mein  Lophiosfoma  ribesicolnm  und  die  so 
häufig  vorkommende  Sphaeria  compressia  P. 

Ob  in  beiden  Fällen  immer  oder  nur  mitunter,  eine  Locularia 
als  Vorform  erseheint,  steht  noch  zu  ermitteln. 

Da  ich  die  Erfahrung  an  ersterer  schon  veröffentlichte^),  so 
bespreche  ich  hier  bloss  das  Lophiost.  compressum.  Nebenbei  bemerkt, 
ist  Fuckel's  Angabe:  „An  faulem  Holze"  eine  unbegründete  Be- 
schränkung, denn  ich  fand  den  Pilz  meistens  an  noch  festen  entrindeten 
Aesten  von  Acer  tataricum,  Carpinus  Betulns  und  Crataegus  Oxya- 
cantha;  —  da  er  sich  sehr  langsam  entwickelt  und  als  ein  gemeines 
Vorkommen  vielleicht  seinerseits  geringerer  Aufmerksamkeit  gewürdigt 
wurde,  so  kann  es  schon  sein,  dass  Fuckel  sich  begnügte,  alte,  an 
bereits  vermorschendem  Holze  gefundene  Individuen  zu  untersuchen, 


*)  Verhandlungen  der  k.  k.  zool.-bot.  Gesellschaft,  Band  XVII,  Seite  714. 

*)  Oesterr.  botan.  Zeitschrift  1879.  Mai,  157. 

*)  Oesterr.  bot.  Zeitschr.  1879,  Mai,  Seite  137.  Die  Abbildung  und  de- 
taillirte  Beschreibung  findet  sich  in  meinem  ersten,  an  die  ung.  Akad.  d.  Wiss. 
abgetretenen  Werke,  Seite  3.53. 


394 

wo  begreifliclierweise  nur  ausg-ebildeto  Schlauche,  aber  keine  jugend- 
lichen Zustande  vorhanden  sind.  Indessen  repriisenlirl  hier  auch  nicht 
jeder  Zustand  vor  der  Schlauchbildung  die  Locularia,  denn  ich  sah 
den  bläulichweissen  Kern  des  Lophiostoma  in  diesem  Stadium  nicht 
selten  aus  dünnen,  langen,  sehr  dichten  hyalinen  Fadchen  bestehen, 
deren  Masse,  durch  Schleim  verbunden,  den  ganzen  Innern  Raum 
ausfüllt.  Später  entsteht  in  der  Mitte  eine  geräumige  Höhle,  die  in- 
dessen beim  Anfeuchten  sich  ausfüllt.  Von  diesen  Hyphen  verwandelt 
sich  in  der  Folge  ein  Theil  in  Schläuche,  während  der  Rest  ver- 
flochtene, mitunter  ästige  Paraphysen  darstellt.  Wenn  auch  8  Sporen 
in  einem  Schlauche  als  normal  angenommen  werden  können,  so  stiess 
ich  doch  häufig  auf  Perithecien,  in  welchen  neben  ein-  und  zwei- 
spoiigen  Schläuchen  sechssporige  vorherrschten,  und  die  teratologische 
Abweichung,  dass  an  einem  dünnen  Faden  acrogen  eine  Spore  ent- 
steht, ist  hier  eben  nicht  selten.  Auch  die  Form,  Grösse  und  Septazahl 
(normal  5)  ist  variabel.  So  sah  ich  z.  B.  bis  0-028  Mm.  lange,  achtmal 
getheilte  Sporen,    welche  dabei  dünner  waren  als  die  gewöhnlichen. 

Wir  kommen  nun  zu  meiner  Locularia  compressa.  Die  Peri- 
thecien und  ihre  Mündungen  sind  in  keinem  Stücke  von  jenen  des 
Lophiostoma  unterscheidbar,  und  nur  wenn  man  feine  Schnitte  aus 
dem  Innern  der  einen  oder  der  anderen  Form  unter  das  Mikroskop 
bringt,  zeigt  es  sich,  welche  von  beiden  man  vor  sich  hat,  wozu 
noch  kommt,  dass  sie  oft  untermischt  in  oder  ausser  den  Flecken 
am  Holze*)  vegetiren,  wo  ich  sie  vom  August  bis  November  sah, 
womit  keineswegs  gesagt  sein  soll,  dass  man  zu  anderer  Jahreszeit 
keine  antrifft. 

Die  Innenwand  der  Perithecien  ist  mit  einer  hyalinen,  feinzelligen 
Bekleidung  versehen.  Sowohl  von  oben  und  unten,  als  auch  von  den 
Seiten  erheben  sich  stellenweise  Fortsetzungen  dieser  Bekleidung  ins 
Innere,  ohne  sich  indessen  zu  berühren,  und  so  entstehen  daselbst 
mit  einander  in  Verbindung  stehende,  ungleiche  und  regellos  gelagerte 
Kammern,  an  deren  Wänden  überall  feine  Fädchen  entspringen,  welche 
an  der  Spitze  sehr  kleine,  ovai-cylindrische,  hyaline  Früchtchen  nebst 
Schleim  erzeugen. 

Da  ich  mich  zufällig  überzeugte,  dass  bei  der  Locularia  ribesi- 
cola,  nach  längerem  Zeiträume;  in  den  Perithecien  derlei  spermatien- 
ähnliche  Früchtchen  spurlos  verschwinden  und  an  ihrer  Stelle  sporen- 
erzeugende Schläuche  sich  vorfinden,  so  ist  schwer  daran  zu  zweifeln, 
dass  auch  beim  Lophiostoma  compressum  dieselbe  Wandlung  statt- 
finde, die  Art  und  Weise  aber,  wie  die  Natur  hiebei  zu  Werke  geht, 
scheint  noch  Niemand  erspähet  zu  haben.  Das  vielleicht  Aehnlichste 
zu  diesem  geheimnissvollen  Walten  gelang  mir  einmal  bei  der  Sphaeria 
ftanomrens  P.  deutlich  zu  schauen,  nämlich,  dass  von  der  inneren 
Bekleidung  ausgehende,  stabförmige  Organe  sich  zu  Sporen  erzeu- 
genden Scliläuchen  umbilden  ~).  Wer  Hypothesen  nicht  aus  dem  Wege 

^)  Diese  Flecken,  welche  am  festen  Holze  nie  fehlen  und  an  manche  Stro- 
niata  von  Diaporthe  Nke.  erinnern,  erwähnt  Fuckel  nicht. 

-)  Oeslerr.  bot.  Zeitschr.  Mai  1879,  Seite  158  ganz  unten. 


gehl,  könnte  annehmen,  dass  nach  beendeter  Mikroslylosporen-Fiucli- 
ficalion,  deren  Stiele  (Fädchen,  Basidien)  sich  verlängern  und  den 
oben  beschriebenen  primären,  bloss  aus  Hyphen  bestellenden  Kern 
des  Peritheciums  herstellen.  Das  Lophiosloma  hi^tte  somit  drei  Ent- 
wicklungsstufen: 1.  als  Loctilaria  (Mikrostylosporenform);  2.  frucht- 
los, der  Kern  bloss  aus  Hyphen  bestellend;  und  3.  die  vollendete 
Schlauchform.  —  Ziemlich  wahrscheinlich,  jedoch  bisher  nicht  klar 
erwiesen,  somit  für  die  Wissenschaft  vor  der  Hand  noch  unver- 
wendbar. 

Die  Annahme  endlich,  dass  wir  zweierlei  Pilze  vor  uns  haben, 
wovon  der  Eine  Perithecien  erzeugt,  der  Andere  diese  usnrpirt,  scheint 
mir  auf  den  vorliegenden  Fall  nicht  anwendbar  zu  sein,  weil  das 
unbezvveifelbare  Analogon  in  dem  Verhalten  des  Lophiostoma  ribesi- 
colum  vorliegt. 


Einige  neue  Standorte  für  Böhmen. 

Von  Rudolf  Traxler. 

Asplenium  viride  Huds.  Felsen  im  Neuhofer  Forste  und   am  Aupaufer 

in  Jungbuch  bei  Trautenau. 
Li/copodiurn  alpimim  L.  Am  Rehhorn  im  Riesengebirge  häufig. 
Letnna  polyrrhiza  L.  Alt-Plesser  Teich  bei  Josefstadt. 
Pofamogeton  hicens  L.  „  „       „  „ 

Carex  pseudo-cyperus  L.  Alt-Plesser  Teich  bei  Josefstadt. 
Gagea  minima  Schult.    Auf  Aeckern  in   der  Nähe   der   Haase'schen 

Fabrik  in  Altstadt  bei  Trautenau. 
Allium  ursinum  L.  Feuchte  Wiilder  nächst  Trautenbach  bei  Trautenau. 

—  Virtorialis  L.  Am  Rehhorn  selten. 

Muscari  botryoides  DC.  Feldränder  hinter  dem  Kapellenberge  bei 
Trautenau,  selten. 

Polygonatum  verticillatum  All.  Im  Bürgerwalde  bei  Parschnilz  nicht 
häufig.  Am  Rehhorn  häufig. 

Veratrum  album  L.  Geht  bis  Parschnitz  herab  (Wiesen  am  Litsche- 
Ufer). 

Hydrocharis  tnorsus  ranae  L.  Alt-Plesser  Teich  bei  Josefstadt;  nicht 
blühend. 

Orchis  sambucina  L.  In  den  Höhlen  nächst  Altstadt  und  in  Glasen- 
dorf (Rehhorn)  bei  Trautenau. 

—  maculata  L.  Am  Rehhorn. 
Gymnadenia  albida  Rieh.  Am   Rehhorn  häufig. 

Corallorrhiza   innata    R.-Br.    Rognitzer  Wald    bei    Trautenau    sehr 

selten;  häufiger  bei  Glasendorf. 
Leucojum  vernum  L.     In  der  ganzen  Umgegend  von  Trautenau  sehr 

häufig,  namentlich  im  nördlichen  Theile. 
Callitriche  sfagnalis  Scop.  Bei  Josefstadt  in  der  Chraster  Flur  und  in 

Alt-Pless  ziemlich  häufig. 


3P6 

Euphorbia   dulcis  L.     An    sclialligen    Orlen    bei   Trautenau    ziemlich 

häufig". 
Rumex  maritimus  L.      Alt-Plesser  Teich  bei  Josefsladt. 

—  Hydrolapathum  Hiids.       „  n        •»  v 
Phyteuma  spicatum  L.  Bei  Traiitenau  überall  häufig. 

—  orbiculare  L.  Auf  einem  Abhänge  in  Neuhof  bei  Traulenau;  selten. 
Crepis  paludosa  Mönch.    Am   Rehhorn    und    in    Giasendorf   ziemlich 

häufig. 
Hieracimn    aurantiacum  L.    Am   Rehhorn  nur  auf   einer  Stelle   am 
nordöstlichen  Abhänge. 

—  prenanthoides  Vill.       Am  Rehhorn  nicht  selten. 
Mulged'mm  alpinum  Less.    „  „  „  „ 
Prenanthes  pnrpurea  L.  Um  Trautenau  häufig. 
Hypochoeris  uniftora  Vill.  Am  Rehhorn  nicht  selten. 
Gnaphalium  norvegicum  Gunn.  Am  Rehhorn  nicht  häufig. 

Arnica  inontana  L.  Nicht  selten  auf  Bergwiesen  um  Trautenau.  Massen- 
haft am  Rehhorn. 

Senecio  crispatus  DC.  Auf  einer  Wiese  in  der  Nähe  der  Strasse 
zwischen  Parschnitz  und  Petersdorf  bei  Trautenau. 

Pefasites  albus  Gärtn.  Um  Trautenau  ziemlich  häufig. 

Homogyne  alpina  Cass.  Im  Bürger wald  bei  Parschnitz  und  im  Wild- 
schützer Walde   bei  Trautenau. 

Carduus  Personata  Jcq.  In  der  Nähe  des  Walzel'schen  Friedhofes 
in  Parschnitz  bei  Trautenau.  Mit  weisser  Blüthe  am  Aupaufer 
in  Gross-Aupa. 

Scablosa  lucida  Vill.  In  der  Nähe  des  alten  Bergwerks  im  Riesengrunde. 

Galium  Cruciata  Scop.  An  der  Herrenstegbrücke  bei  Trautenau. 

Lonicera  nigra  L.  Um  Trautenau  nicht  selten. 

Sambucus  racemosa  L.  Um  Trautenau  häufig. 

Vinea  minor  L.  Bürgerwald  bei  Trautenau. 

Menyanihes  trifoliata  L.  Nasse  Wiesen  um  Traulenbach  und  Wild- 
schütz bei  Trautenau.  Am  Alt-Plesser  Teiche  bei  Josefsladt. 

Cerinthe  minor  L.  Auf  einem  Kleefelde  bei  der  Haase'schen  Fabrik 
in  Altstadt  bei  Trautenau.  In  Festungsgräben  bei  Josefstadt. 

Veronica  montana  L.  Schattige  Wälder  in  der  Klinge  bei  Trautenau. 

Pedicularis  palustris  L,  Am  Rehhorn.  Nasse  Wiesen  in  Trautenbach 
bei  Trautenau. 

Melampyrum  silvaticum  L.  Bei  Trautenau  häufig. 

Lathraea  squamaria  L.  Um  Trautenau  häufig. 

Salria  verticillata  L.  Tegetthof-Anlage  bei  Josefstadt. 

Utricularia  minor  L.  Blühte  1877  am  Alt-Plesser  Teiche. 

Hottonia  palustris  L.  Am  Alt-Plesser  Teiche,  jedoch  nicht  blühend. 

Pyrola  uniflora  L.  Im  Rognitzer  Walde  bei  Trautenau,  im  Bürger- 
walde bei  Parschnitz,  Forst  bei  Schatzler.  Am  Rehhorn. 

Thalictrum  aquilegifolium  L.  Am  Ufer  des  Petersdorfer  Wassers  hinler 
Parschnitz  bei  Trautenau. 

Rnnuncuhis  fluitans  Lmck.  In  der  Litsche  in  Parschnitz  und  Gabers- 
dorf  bei  Trautenau. 


397 

Ranunculus  aconitifolius  L.  Geht  bis  Altstadt  bei  Trautenau  herab. 
Am  Rehhorn  sehr  häufig. 

—  Lingua  L.  Alt-Plesser  Teich  bei  Josefstadt. 

Delphininm  elatum  L.  Am  Rehhorn  in  der  Nähe  der  sog.  Quarksteine 
selten. 

Corydalis  cava  Schw.  et  K.  An  einem  Rande  in  der  Nähe  der  Haase- 
schen Fabrik  in  Altstadt,  In  Klinge  und  Glasendorf  bei  Trautenau. 

—  fabacea  Pers.  Um  Trautenau  ziemlich  häufig. 

Thlaspi  perfoliatum  L.  Feldränder  um  Cernilov  bei  Josefstadt. 
Lepidium  campestre.  Um  Trautenau  häufig. 

—  Draba  L.  Nur  an  einer  Stelle  in  der  Nähe  des  Parschnitzer 
Bahnhofes  bei  Trautenau. 

Alyssum  incanum  L.  In  den  Festungswerken  von  Josefstadt  niclit 
seilen. 

Dentaria  enneaphyllos  A.  Neuhofer  Forst,  Ziegengestein  im  Bürger- 
walde bei  Parschnitz  an  einer  Stelle  massenhaft. 

—  bulhifera  L.  Im  Bürgerwalde  bei  Parschnitz  nächst  Trautenau 
mit  der  vorigen,  aber  viel  seltener, 

Cardamine  impatiens  L.  Neuhofer  Forst  und  Bürgerwald  bei  Parsch- 
nitz bei  Trautenau. 

Ärabis  brassicaefortnis  Wallr.  Steinige  Orte  an  der  Herrenstegbrücke, 
beim  alten  Bahnhofsleiche  bei  Trautenau. 

Barbaraea  stricta  Andrz.  Am  Bahnhofsteiche  bei  Trautenau. 

Camelina  foetida  Fr.  In  Steinfeldern  bei  Zwol  bei  Jaromec. 

Erysimum  repandum  L.  Aupaufer  in  der  Nähe  des  Bahnhofsleiches 
bei  Trautenau,  selten. 

Diplotaxis  muralis  DC.  Exercirplatz  bei  der  Anlage  bei  Josefstadt, 
bei  der  Jaromecer  Kirche. 

Drosera  roiundifolia  L.  Am  Brunnberge,  Aupagrund,  Rehhorn  im 
Riesengebirge. 

Viola  palustris  L.  Neuhof,  Parschnitz  bei  Trautenau,  Glasendorfer 
Berg, 

—  collina  Ber.  Neuhofer  Forst  bei  Trautenau. 

—  biflora  L.  An  der  Strasse  bei  Gross-Aupa. 

Montia  fontana  L.  a.  Klinge  und  Glasendorf  am  Fusse  des  Rehhorn. 
Alsine  verna  Bartl.  In  einem  Rinnsal  in  der  Nähe  des  alten  Bergwerks 

im  Riesengrunde. 
Slellaria  nemorum  L.  Um  Trautenau  sehr  häufig. 

—  glauca  With.  Alt-Plesser  Tei(;h  bei  Josefstadt. 

Cucubalus  baccifer  L.  Elbeufer  bei  der  Josefstädter  Zuckerfabrik. 
Hypericum  humifusum  L.    In  den  Höhlen  bei  Altstadt  bei  Trautenau. 
Oenothera  biennis  L.  Zwischen  Hohenbruck  und  Altbach  bei  Trautenau. 
Circaea  lutetiana  L.    In  dem  Walde  bei  der  Walzel'schen  Fabrik  in 

Parschnitz  bei  Trautenau. 
Sanicula  europaea  L.  Um  Trautenau  häufig. 

Berula  angustifolia  Hoch.  Bei  Dolzen  und  am  Ziegelschlag  bei  Jaromec. 
Falcaria  Rivini  Host.  In  den  Anlagen  bei  Josefstadt  häufig. 
Buplevrum  falcatum  L.  Anlage  bei  Josefstadt. 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  12.  Heft.  1879.  30 


398 

Seseli  coloratum  Ehrh.  Elbeufer  in  Wasserpless  bei  Josefstadt. 

Imperatoria  Ostruthium  L.  Am  Rehhorn  selten. 

Myrrhis  odorata  Scop.  In  Glasendorf,  am  Fusse  des  Rehhorn  ziemlich 

häufig. 
Adoxa  moschatellina  L.  Um  Trautenau  sehr  häufig. 
Rlhes  alpinum  L.  Zäune  unterhalb  der  Frohnfeste  bei  Trautenau. 

—  rubrum  L.  Am  Küchenrande  und  am  Rothenberge  bei  Trautenau. 

—  nigrum  L.     „  „  „       „  „  „  „ 
Chrysosplenium  oppositifolium  L.    Nasse  Stellen  an    der  Strasse   bei 

Gross-Aupa  L. 
Sanguisorba  minor  Scop.  Bei  Trautenau  sehr  häufig. 
Alchemilla  arcensis  Scop,    Auf  Feldern   in  Neuhof  und   Rognitz  bei 

Trautenau. 
Geum  rivale  L.  Um  Trautenau  häufig. 

—  intermedium    Ehrh.  (!).    In    wenigen   Exemplaren    zwischen    den 
Eltern   an   der  Herrenstegbrücke    bei  Trautenau  1877   gefunden. 

Pofentilla  recia  L.  Feldränder  hinter  dem  Hopfenberge  bei  Trautenau, 

selten. 
Comarum  palustre  L.  In  den  Höhlen  bei  Altstadt  bei  Trautenau. 
Sarothamnus  vulgaris  Wimm.  Kapellenberg  und  Wälder  um  Kaltenhof 

bei  Trautenau,  Konigreichwald  bei  Rettendorf  und  Gradlitz. 
Cytisus  capitatus  Jacq.  Welchovek  bei  Josefstadt.  Königreichwald  bei 

Gradlitz. 

—  nigricans  L.  Welchovek  bei  Josefstadt.  Königreichwald  bei  Gradlitz. 
Trifolium  rubens  L.  Küchenwald  bei  Trautenau. 

Vicia  silvatica  L.  Welchovek  bei  Josefstadt. 
Lathyrus  sihestris  L.  Bei  Trautenau  ziemlich  häufig. 


Weitere  Beiträge  zur  Kenntniss  der  verwachsenen  Blätter. 

Mitgetheilt  von  Vinc.  v.  Borbäs. 

In  der  letzten  Sitzung  des  mathem.  und  naturwissenschaftlichen 
Faches  des  Landes-MittelschuUehrer-Vereines  in  Budapest  wurden 
verwachsene  Blätter  vorgezeigt. 

1.  J.  Schuch,  der,  wie  wir  nach  einer  gemachten  Mittheilung 
wissen  (cf.  österr.  botan.  Zeitschr.  1879,  p.  60),  der  Ansicht  ist,  dass 
die  Maulbeerblätter  mit  zwei  Spitzen  nicht  aus  der  Spaltung 
eines  Blattes,  sondern  aus  der  Verwachsung  zweier  Blatter  hervor- 
gehen, theilte  Folgendes  mit:  „Die  heuer  im  Stadtwäldchen  bei  Pest 
gesammelten  Zweige  der  Morus  alba,  an  welchen  auf  gleicher 
Höhe  zwei  normal  gestaltete  Blätter  neben  einander  stehen,  sind, 
wie  es  den  Anschein  hat,  vorzüglich  geeignet,  die  vorerwähnte  An- 
sicht zu  unterstützen.  In  der  Achsel  der  beiden  Blätter,  welche  auf 
gleicher  Höhe  neben  einander  stehen,  sitzen  zumeist  zwei,  durch 
einen  engeren  oder  weiteren  Zwischenraum  getrennte  Knospen,    zu- 


399 

weilen  aber  auch  nur  eine  möglicherweise  weg-en  Mangel  an  Raum 
in  Folge  der  auffallenden  Annäherung  der  beiden  Blätter.  Bei  noch 
näher  stehenden  Blättern  sitzt  gewohnlich  nur  eine  Knospe  in  der 
Achsel  —  äusserst  selten  zwei  —  und  ist  der  Blattstiel  entweder 
eine  kurze  Strecke  weit,  unten,  oder  der  ganzen  Länge  nach  bereits 
gemeinsciiafllich,  offenbar  aus  dem  Grunde,  weil  dieselben  im  Laufe 
ihrer  Entwicklung  in  Berührung  kamen  und  von  da  an  verwuchsen. 
Nach  Vorkommnissen  dieser  Art  zu  urtlieilen,  darf  es  kaum  noch 
bezweifelt  werden,  dass  die  in  Rede  stehenden  Blätter  mit  zwei 
Spitzen  wirklich  aus  zweien  entstehen,  welche  sich  anfänglich  ge- 
trennt, später  aber  gemeinschaftlich  entwickelten." 

2.  Blätter,  welche  ihrer  Mittelrippe  entlang  verwachsen  waren, 
sind,  wie  bekannt,  an  einigen  Pflanzen  bereits  gefunden  worden. 
Eine  derartige  Verwachsung  zweier  Blätter  von  Asclepias  syriaca  L. 
zeigte  J.  Sc  buch  mit  der  Bemerkung  vor,  dass  es  in  diesem  Falle 
nicht  möglich  sei,  die  zusammengehörigen  Hälften  der  beiden  ver- 
wachsenen Blätter  zu  bestimmen.  Denn  achtet  man  auf  die  etwa 
2  Mm.  tief  getrennten,  etwas  ungleiclien  zwei  Spitzen  und  suciit 
darnach  die  Hälften  der  beiden  verwachsenen  Blätter  zusammen,  dann 
erhalten  diese  unsymmetrische  Basen ,  weil  die  zusammengefundenen 
Hälften  dem  Stiele  ungleich  hoch  ansitzen.  —  Setzt  man  umgekehrt 
bei  der  Wahl  der  Hälften  die  Symmetrie  der  Blattbasen  der  beiden 
Blätter  voraus,  dann  finden  sich  solche  Hälften  zusammen,  die  die 
beiden  verwachsenen  Blätter  an  der  Spitze  unsymraetriscli  machen. 
Je  nachdem  man  die  Hälften  zusammensucht,  sind  dieselben  entweder 
auf  der  Oberseite  (symmetrische  Spitzen),  oder  auf  der  Unterseite 
(symmetrische  Basen)  verwachsen. 

3.  Ich  selbst  zeigte  auch  zwei  hierher  gehörende  Beispiele  vor. 
An  der  Salix  albayc,  amygdalina  var.  discolor  fand  ich  bei  Promontör 
zwei  breite  Blätter  (wie  bei  Salix  amygdalina) ,  die  mit  den  Blatt- 
stielen und  mit  den  unteren  zwei  Dritteln  der  Blattspreite  ver- 
wachsen, während  die  oberen  Drittel  frei  und  durch  eine  Bucht  von 
einander  getrennt  sind ,  so  dass  diese  Blätter  gewissermassen  an 
jene  der  Bavhinia  erinnern.  Die  zwei  Hauptrippen  sind  stark  ent- 
wickelt; in  der  Achsel  der  verwachsenen  Blattstiele  sitzen  keine 
Knospen. 

Ein  anderes  Beispiel  bietet  ein  Verbascum  nigrum  von  Bükkszad 
in  Siebenbürgen,  bei  welchem  der  Blattstiel  an  der  oberen  Seite  von 
getrennten  und  gekerbten,  in  zwei  Reihen  siehenden  Blattsubstanzen 
geflügelt  ist,  und  diese  sich  auch  auf  dem  Hauptnerven  des  ungewöhnlich 
grossen  Blattes  bis  zu  dem  unteren  Drittel  fortsetzen. 

Budapest,  8.  November  1879. 


30 


400 

Aroideae  Ma^hniUanne. 

Unter  obig-em  Titel  wurde  soeben  ein  Prachtwerk,  siib  auspi- 
ciis  S.  M.   des  Kaisers  erscheinend,  der  Oeffentlichkeit  übeg-eben  ^). 

Als  S.  kais.  Hoheit  der  Erzherzog  Maximilian  nach  beende- 
tem Krieg  im  Jahre  1859  sich  zu  einem  Besuche  Brasiliens  ent- 
schloss,  wollte  er  die  Reise  auch  der  Wissenschaft  und  den  schönen 
Künsten  nutzbar  machen.  Maler  Selleny  wurde  eingeladen,  ^e,^ 
Erzherzog  zu  begleiten;  eingeschifft  als  Bordarzt  auf  S.  M.  Dampfer 
„Elisabeth,"  welcher  zur  Expedition  designirt  war,  erhielt  ich  den 
Auftrag,  zuglei(;h  für  die  Botanik  Ihätig  zu  sein,  und  Hofgärtner 
Maly  wurde  berufen,  um  beim  Sammelgeschäft  mitzuhelfen  und  na- 
mentlich die  Acquisition  lebender  Gewächse  für  die  k.  k.  Gärten  von 
Schönbrunn  zu  besorgen.  —  Die  Details  dieser  Reise  findet  man  in 
den  glanzvollen,  leider  unvollendeten  Schilderungen  derselben,  welche 
aus  der  Feder  Sr.  k.  Hoheit  selbst  stammen,  ferner  einige  skizzen- 
hafte Entwürfe,  vorwiegend  botanischer  Objecte ,  in  meiner  Arbeit 
über  die  botanischen  Ergebnisse  der  Expedition.  Hier  genüge  nur 
die  Bemerkung,  dass  sich  die  botanisclie  Ausbeutung  auf  die  Um- 
gebung von  Rio  (Petropolis)  und  Ilheos  concenlrirte,  und  dass  na- 
mentlich die  Riesenurwälder  des  letzteren  Gebietes  sich  als  eine 
reiche  Fundstätte  botanischer  Schätze  erwiesen  haben. 

Gleich  nach  vollendeter  Reise  wurde  an  die  Arbeit  gegangen. 
Mir  ward  die  Beschreibung  des  botanischen  Materials  zugewiesen, 
—  mit  Ausnahme  der  Aroideen  ,  deren  Bearbeitung  der  berühmte 
Kenner  dieser  Pflanzenclasse  ,  Director  Schott,  selbst  übernommen 
hat.  Ich  konnte  meine  Arbeit  bis  zum  Jahre  1866  fertig  bringen^); 
aber  die  Aroideen  traf  ein  eigenes  Verhängniss.  Während  unserer 
Stationirung  in  Mexico,  wohin  ich  Se.  k.  Hoheit  den  Erzherzog  Fer- 
dinand Maximilian,  nunmehr  Kaiser  Maximilian  I.  als  Bordarzt 
S.M.Fregatte  „Novara"  begleitet,  starb  Schott. 

Nach  Wien  im  Herbst  1865  zur  Vollendung  meiner  Arbeit  zu- 
rückgekehrt, erhielt  ich  von  Sr.  M.  dem  Kaiser  Max  die  schriftliche 
Ermächtigung  zur  Publication  der  Schott'schen  Arbeit,  und  übernahm 
sofort  Manuscript  und  Tafeln  aus  dem  Schott'schen  Nachlass ,  aber 
die  mittlerweile  eingetretenen  kriegerischen  Verhältnisse  Hessen 
mir  kaum  Zeit  meine  eigene  Aufgabe  zu  vollenden,  ich  musste  die 
Aroideen  an  Kotschy  abtreten;  auch  Kotschy  wurde  bald  vom 
Tode  ereilt,  die  Aroideen  gingen  an  Reissek  über.  Nach  meiner 
Rückkunft  von  der  ostasiatisclien  Expedition  fand  ich  die  Aroideen 
in  den  Händen  Fenzl's,  Reissek  lag  todtkrank  darnieder  und  starb 
bald  darnach;  die  Arbeit    hatte    nun    volle  Aussicht    bald    zum   Ab- 


Aufgelegt  bei  C.  Gerold's  Sohn  in  Wien. 

Botanische  Ergebnisse  der  Reise  S.  M.  des  Kaisers  Maximilian  I. 
nach  Brasilien  1859  — 1860.  —  Die  darin  aufgenommene  Beschreibung  der 
Lichenen  stammt  von  Kremplhuber,  jene  der  Orchideen  von  Reichen- 
bach fil. 


401 

schluss  gebracht  und  publicirt  zu  werden.  Aber  auch  Fenzl  er- 
lahmte bald  durch  Alter  und  Krankheit,  und  musste  —  obwohl  mit 
Widerstreben  —  die  Arbeit  an  meinen  Freund  Peyritsch  überlassen, 
den  ich  schon  lange  vorher  dafür  in  Vorschlag  gebracht,  und  wel- 
chem auch  über  Anempfehlung  des  Herrn  Obersten  Marinearztes  Dr. 
Jilek  von  S.  M.  Cabinetskanzlei  der  Auftrag  zur  Vollendung  des 
Werkes  ertheilt  wurde;  und  Peyritsch  hat  die  Aufgabe  in  verhält- 
nissmässig  kurzer  Zeit  und  gründlich  gelost. 

Fenzl  selbst  erlebte  das  Erscheinen  der  Aroideen  nicht  mehr, 
er  war  der  vierte  in  der  Reihe  der  Botaniker  —  und  wahrlich  sie 
zählten  zu  den  besten  JVIcinnern  Oesterreichs,  welche  über  den  omi- 
nösen Aroideen  ins  Grab  sanken.  Selleny,  gleichfalls  an  dem 
Werke  betheiligtj,  wurde  dahingerafft,  und  den  Schöpfer  des  Wer- 
kes, den  edlen,  mit  Herzens-  und  Geistesgaben  reich  ausgestatteten 
Sprossen  des  österreichischen  Kaiserhauses,  erreichte  vor  Queretaro 
sein  furchtbares  Geschick.  In  dem  vorliegenden  Praciitwerk  bewahrt 
dem  kunstsinnigen  Fürsten  und  den  dahingeschiedenen  an  dem  Bau 
betlieiligien  Meistern  die  Wissenschaft  ein  Denkmal,  welches  geweiht 
durch  die  Anspielen  des  Kaisers,  ihren  Ruhm  der  Nachwelt  ver- 
künden und  zugleich  Zeugniss  ablegen  wird  von  der  Munificenz 
österreichischer  Prinzen  und  von  der  Leistungskraft  österreichischer 
Forscher. 

lieber  das  Werk  selbst,  welches  mit  kaiserlicher  Munificenz 
ausgestattet  —  von  dem  grossen  Kenner  der  Aroideen  verfasst  und 
in  den  Ateliers  zweier  weitberühmten  Künstlerfirmen  entstanden  ist 
—  was  bleibt  hier  der  Kritik  viel  zu  sagen!  sie  muss  sich  aut  einige 
historische  Bemerkungen  beschränken. 

Die  Aroideenausbeute  bestand  aus  getrockneten  Pflanzen,  und 
in  einer  grossen  Zahl  lebender  Gewächse,  deren  Knollen  oder  Samen 
nach  Schönbrunn  gebracht  und  hier  ausgesäet  und  gepflegt  wurden. 
Das  Herbarium  zählte  nicht  weniger  als  84  Nummern  (Arten),  denn 
Maly  hatte  für  seinen  Herrn  und  Director  besonders  nach  Aroideen 
gefahndet;  die  Mühe  solche  Massen  dieser  saftreichen  und  sonst 
sehr  widerspänstigen  Gewächse  trocken  zu  bringen,  war  keine  ge- 
ringe, und  sie  war  umsonst,  denn  Schott  Hess  das  Herbar  ganz 
unberücksiciitigt  und  hielt  sich  bei  seiner  Arbeit  nur  an  die  leben- 
den Pflanzen;  merkwürdiger  Weise  war  dieses  Herbar  im  Schott'- 
schen  Nachlass  nicht  mehr  aufzufinden.  Für  die  auf  der  Reise  Sr. 
kais.  Hoheit  acquirirten  Aroideen  wurde  in  Schönbrunn  ein  eigenes 
Gewächshaus  hergerichtet,  die  Arten  in  der  Reihenfolge  ihres  Auf- 
blühens beschrieben,  und  von  dem  damals  bei  Schott  ständig  beschäf- 
tigten Pflanzenzeichner  Lieboldt  porlrätirt;  hier  sei  noch  bemerkt, 
dass  bis  zum  Jahre  1865  eine  Menge  der  mitgebrachten  Pflanzen 
noch  nicht  zur  ßlüthe  gelangt  war,  dass  also  über  diese  Zeit  hin- 
aus ein  Abschluss  des  Werkes  durch  Schott,  falls  er  am  Leben 
geblieben  wäre,  noch  lange  nicht  zu  gewärtigen  stand. 

Das  Schott'sche  Manuscript  bestand  in  losen  Blättern,  je  eines 
für  jede  Art;  Diagnose  und  Beschreibungen  waren  mit  schöner  deut- 


402 

li(;her  Handschrift  copirt  ,  und  jede  Spccies  mit  jener  Gründlichkeit 
und  Ausfüln'lichkeit  behandelt,  welche  den  Altmeister  der  Aroideen 
kennzeichnete.  Bei  dem  grosseren  Theil  der  Arten  war  die  Be- 
schreibung vollständig,  bei  manchen  nur  fragmentarisch,  oder  es  fand 
sic^li  nur  die  Diagnose  vor,  in  seltenen  Fällen  fehlte  auch  diese. 

Die  Abbildungen  —  oft  in  mehreren  Blättern  zerstreut  —  lagen 
alle  vollständig  vor,  und  nach  diesen  Abbildungen  und  ferner  durch 
Zuhilfenahme  anderweitiger  OuoHen  (namentlich  Schott's  Prodr.,  Gen., 
Syn.  Aroid.  und  die  im  vorigen  Jahre  erschienene  Aroid.  -  Flora 
Brasil,  von  Eng  1er)  musslen  die  feiilenden  oder  fragmentarischen 
Beschreibungen  ersetzt  und  complelirt  werden.  Mit  Ausdauer  und 
Geschick  hat  diese  Aufgabe  Prof.  Peyritsch  gelöst;  von  ihm  rüh- 
ren auch  die  Zusammenstellung  der  Literatur  und  die  Bezeichnung 
weiterer  Fundorte  her;  die  Erklärung  der  Abbildungen  hat  noch 
Reissek  besorgt. 

In  den  Druck  der  Tafeln  theilten  sich  die  Firmen  Hartinger  und 
Reiffenstein;  es  galt  ein  vaterländisches  Kunslwerk  in  seiner  Vollen- 
dung heizuslellen,  vielleicht  auch  eine  kleine  Aemulation,  welche  der 
Sache  nur  zum  besten  dienen  konnte,  liess  sie  alle  Kraft  anspannen,  und 
so  kam  es,  dass  aus  den  Tafeln  eben  so  viele  Meisterwerke  wurden, 
welche  der  österreichischen  Chromolithographie  alle  Ehre  machen. 
Dass  aber  auch  die  botanische  Exactheit  in  den  Darstellungen  be- 
sonders der  Analysen  gewahrt  wurde,  dafür  bürgt  die  bekannte 
Genauigkeit  und  Scrupulositiit  Reissek's,  der  den  Druck  überwachte, 
und  ich  kann  mir  lebhaft  vorstellen,  dass  er  unseren  beiden  Litho- 
graphen gar  viel  zu  schaffen  machte.  Besonders  gefällig  sind  jene 
Bilder,  welche  die  Pflanze  für  sich  allein  darstellen,  während  die 
Analysen  auf  einer  zweiten  Tafel  Platz  fanden.  Wo  auf  Einem  Blatt 
beide  vereinigt  sind,  erscheint  das  Habitusbild  durch  die  gleichfalls 
farbigen  Analysen  etwas  gedrückt. 

Das  Titelbild,  von  Selleny  gezeichnet,  bringt  eine  Partie  des 
Urwaldes  in  seiner  vollen  Prachtentwicklung  zur  Anschauung.  Die 
übrigen  42  Tafeln  enthalten  30  Arten;  darunter  sind  nicht  weniger 
als  18  Arten  neu  beschrieben,  einige  der  älteren  Species  (z.  B.  die 
Staurostigmaarten)  erhielten  durch  die  Aufstellung  neuer  Gattungen 
auch  neue  Namen. 

Zum  Suhluss  noch  ein  Wort  zur  Abwehr  eines  Vorwurfs,  den 
man  gegen  das  Werk  vielleicht  erheben  könnte,  nämlich,  dass  in 
Folge  der  durch  eine  Verkettung  funester  Umstände  herbeigeführten 
Verspätung  seiner  Publication  dasselbe  an  wissenschaftlichem  Werth 
eingebüsst  hätte;  dieser  Einwurf  ist  grundlos;  indem  Schott  die 
neuen  Arten  sofort  in  der  „Oesterr.  botan.  Zeitschrift"  und  in  der 
„Bonplandia"  veröffentlicht,  und  damit  sich  selbst  die  Priorität  und 
seinem  posthumen  Werk  die  wissenschaftliche  Bedeutung  sicher 
gestellt  hat.  Dr.  Wawra. 


403 
9Ir.  Bosisto's  Abhandlung 

über 

Eucalyptus  und  ihre  Eigenschaften. 

(Aus   dem   Englischen   von   F.   A  n  t  o  i  n  e.) 

(FortBetzung.) 

E.  amygdalina  beispielsweise  ändert  ihre  Grösse  von  der  Höhe 
einer  gewöhnlichen  Weide  bis  zur  gigantischen  Hohe  von  350  Fuss; 
sie  bewachst  vorzugsweise  die  höher  gelegenen  Theile  des  sich 
wellenförmig  bewegenden  Waldlandes  und  die  Abhänge  der  Berg- 
ketten, wobei  sie  sich  nicht  über  100  Meilen  nach  innen  ausdehnt. 
Der  Grund,  auf  welchem  sie  wächst,  bleibt  während  der  Sommer- 
monate, vom  September  bis  April  stets  etwas  feucht,  die  Wurzeln 
laufen  vorzugsweise  seitlich  hin  und  gehen  selten  tiefer  als  drei 
Fuss  unter  die  Oberfläche;  sie  sind  mit  einer  gleichmässig  kühlen 
Bodenart  umgeben,  aber  die  Lufttemperatur  hat  ihre  gewöhnlichen 
Sommergrade:  während  dieser  Monate  ist  der  Ersatz  an  Oel  von 
Woche  zu  Woche  ganz  gleich,  aber  wenn  die  kühleren  oder  Winter- 
monate anrücken,  wird  der  Boden  durch  Regen  nass,  die  Lufttempe- 
ratur wird  niederer  und  der  Zufluss  an  Oel  nimmt  ab. 

Dagegen  ist  der  Mallee  Scrub  (E.  oleosa)  gerade  das  Gegen- 
theil  von  diesem.  Eigentlich  besteht  dieses  Dickicht  aus  drei  Ar^en, 
nämlich  E.  oleosa,  dtimosa  und  socialis,  aber  ich  habe  sie  alle  nach 
genauer  Erw^ägung  unter  E.  oleosa  vereint.  Sie  sind  die  Zwerge 
unter  den  Eucalyptns-Ar\en,  da  sie  selten  höher  als  25  Fuss  wer- 
den und  gleichen  eher  Schösslingen  als  Bäumen.  Sie  bewachsen  ein 
flaches,  trockenes  und  mageres  Ländergebiet,  auf  welchem  nur  we- 
nig Gras,  hauptsächlich  nur  niederes  Heidengebüsch  fortkommt.  Hier 
herrscht  wenig  Regen ,  kommt  er  aber ,  dann  fällt  er  in  Strömen 
nieder;  der  Boden  besteht  aus  röllilicliem  Sand,  vermischt  mit  salzi- 
ger Thonerde.  Dieser  wird  während  der  langanhaltenden  Dürre  sehr 
hart,  so  zwar,  dass  eine  spitzige  Haue  angewendet  werden  muss, 
um  den  Boden  zu  wenden.  Die  Wurzeln  ziehen  sich  in  horizontaler 
Richtung  hin  und  die  Saugwurzeln  nehmen  ihre  Richtung  nach  un- 
ten; und  da  das  Salzwasser  in  einer  Tiefe  von  25 — 40  F'uss  erreicht 
wird,  so  verbleil)en  sie  in  der  Feuchte  des  Salzbodens  gerade  über 
den  Sandsteinfelsen,  welcher  gewöhnlich  12  Fuss  über  den  Salz- 
quellen anfängt.  Die  Temperütur  der  Erdoberfläche  wie  der  Luft  ist 
während  des  Sommers  selir  hoch.  Die  Blätter  liefern  eine  grössere 
Menge  Oeles  während  der  Winter-  oder  Regenmonate,  als  während 
der  heissen  oder  Sommermonate. 

Diese  zwei  Beispiele  von  entgegengesetzten  Bedingungen  zu 
einer  und  derselben  Zeit,  gestalten  sich  nach  meiner  Meinung  wie 
Iblgl:  —  dass  zu  viel  Regen  ausser  der  richtigen  Jahreszeit  der  E. 
amygdalina  und  den  anderen  seewärts  gelegenen  Arten  eine  Ver- 
minderung in  der  Erzeugung  von  flüchtigem  Oele  hervorbringt,    und 


404 

dass  die  zeitlichen  und  späten  Winterstürnie  des  Innenlandes  die 
Wiistenspecies  in  dieselben  Oelverhaltnisse  bringen,  als  wie  jene  der 
E.  amygdalina  und  ihre  verwandten  Arten,  demnach  liefert  die  E. 
oleosa  während  der  nassen  Saison  massenhaft  Oel,  während  die  Küsten- 
arten diess  während  des  Sommers  thun. 

Wir  haben  demnach  eine  Eucalyptus -y e^e\.A\\on,  welche  auf 
das  höchste  vom  September  bis  April  ringsum  in  all  unseren  be- 
wohnten Districten  beladen ,  und  wir  haben  eine  andere  in  der 
Wüslenspecies,  welche  auf  eine  gleiche  Weise  vom  Mai  bis  October 
reichlich  versehen  ist.  Mit  anderen  W^orten,  wenn  die  Mille  des 
Winters  sich  nähert,  so  nehmen  die  Küstenarten  in  der  Hervor- 
bringung ihrer  flüchtigen  Produkte  zu,  während  die  übrigen  in  Ab- 
nahme stehen. 

Als  Beweis  hiefür  führe  ich  Folgendes  an:  Im  December  und 
Jänner  treiben  die  M^v^sXew-Eucalypti  an  der  Spitze  ihrer  dichtbelaubten 
Zweige  neue  Triebe,  welche  mit  neuen  Blaltknospen  besetzt  sind, 
welche  ungeachtet  ihrer  kleinen  und  zarten  Structur  voll  von  Oel- 
zellen  sind,  die  kaum  eine  Spur  von  Oel  in  sich  haben;  und  in  einem 
.ähnlichen  Grade  von  Verarmung  stehen  auch  die  alten  und  ausge- 
reiften Blätter.  Dieses  ist  abermals  gerade  das  Entgegengesetzte  bei 
E.  amygdalina^  globulus  und  anderen.  Juli  und  August  sind  die  Mo- 
nate, in  welchen  diese  Vegetation  in  denselben  Zustand  kommt. 

Diese  Facta  bestätigen  in  gewisser  Ausdehnung  die  Armuth  an 
Oel  zur  erwähnten  Zeitperiode,  aber  es  ist  nothwendig  dafür  anzu- 
führen, dass  die  Lebensthätigkeil  der  Eucalypti  in  manchen  Jahren 
grösser  als  in  anderen  ist,  in  manchen  Jahren  wird  ein  geringes 
Wachsthum,  im  Verhältniss  zu  anderen  Jahren,  vollführt;  und  dass, 
wenn  die  Gummibäume  minder  thätig  im  Wachsthume  sind,  die  Oel- 
zellen  das  ganze  Jahr  hindurch  gleichmässig  mit  Oel  gefüllt  er- 
scheinen. 

Dieses  wird  hierdurch  noch  weiter  erklärt:  Im  Juli  1872  war 
E.  oleosa  in  guten  Oelerzeugungsverhältnissen,  jede  zwei  Tonnen 
frisch  abgeschnittener  Zweige  mit  ihren  Blättern  gab  zwei  Gallonen 
Oel.  Der  Boden  war  hinreichend  mit  Wasser  gesättigt,  und  das  lie- 
gende Land  hatte  eine  reiche  Ueberfluthung  vom  Murray-Flusse  und 
seinen  Nebenflüssen.  Die  trockene  Jahreszeit  stellte  sich  unmittelbar 
darauf  ein,  und  die  Lufttemperatur  erhob  sich  schnell  zur  Sommer- 
hitze, indem  sie  von  68  auf  92  Grade  stieg. 

Im  November  wurde  grosse  Dürre  im  Lande,  und  der  einzige 
Zufluss  von  frischem  Wasser  geschah  nur  durch  den  Murray-Fluss. 
Die  Oelproduction  wurde  hierdurch  auf  14  Pints  reducirt,  wodurch 
sich  ein  Verlust  von  zwei  Pints  pr.  zwei  Tonnen  Gewicht  des  Mate- 
rials herausstellte. 

Mit  Anfang  December  fiel  der  Ertrag  auf  12  Pints  herab  und 
am  Jahresschlüsse  auf  9  Pints.  Die  Oelproduction  verminderte  sich 
allmälig  gegen  das  Ende  des  Sommers  —  Ende  März  —  während 
der  Zufluss  zwischen  8  und  4  Pints  schwankte  und  während  der 
trockenen  Jahreszeit  fortsetzte. 


405 

E.  amygdalina,  im  Dandenong-Gebirge,  280  Meilen  S.  0.  der 
Mallee  in  der  Nähe  der  See,  brachte  in  demselben  Wintermonale 
Juli  nur  ein  Fünftel  der  vollen  Sommerernte  hervor. 

Die  zwei  nächstfolgenden  Jahre  waren  gleichfalls  ähnlich,  aber 
wechselten  nicht  so  rapid  ab.  Auf  der  anderen  Seite,  im  Jahre  1861, 
als  meine  Experimente  mit  der  Mallee  -  Vegetation  vorgenommen 
wurden,  lieferte  es  so  viel  flüchtiges  Oel  im  December,  als  wie 
im  Jahre  1873,  als  es  im  besten  Gange  war,  und  die  üferarten  er- 
gaben das  ganze  Jahr  hindurch  mit  wenig  Abwechselung  eine  gute 
Ernte. 

Die  Mallee-Gegenden,  wie  wir  gegenwärtig  sehen  werden, 
spielen  eine  grosse  Rolle  bei  den  klimatischen  Einflüssen  Austra- 
liens. Aber,  um  mit  der  Richtigstellung  vorzuschreiten,  dass  durch 
den  Eucalyptus  flüchtige  Körper  in  der  Atmosphäre  in  Freiheit  ge- 
setzt sind,  wollen  wir  die  Blätter  und  ihre  Umgebung  näher  prüfen. 
Die  Anheflung  eines  jeden  Blattes  an  den  Aesten,  wie  früher  nach- 
gewiesen, ist  mit  der  Achse  des  Baumes  in  gleicher  Richtung,  in 
solchem  Falle  „ist  kein  Unterschied  in  der  anatomischen  Beschaffen- 
heit beider  Blattseiten."  Die  Spallöfl'nungen  sind  zu  beiden  Seiten  und 
die  Oelzellen  laufen  gerade  durch.  Da  die  Blätter  immergrün  sind, 
so  haben  sie  Verrichtungen  zu  erfüllen,  welche  für  das  Gedeihen 
und  das  Leben  des  Baumes  das  ganze  Jahr  hindurch  nothwendig 
sind.  Das  Licht  wirkt  auf  beide  Blattflächen  gleichmässig  ein,  und 
die  Tagestemperatur  reguiirt  die  Exhalation  der  Feuchtigkeit  eines 
jeden  Blattes,  und  da  ein  leichtflüssiger  Korper  schon  bei  der  ge- 
wöhnlichen Temperatur  mit  wässerigem  Dunst  aufsteigt,  so  wird 
der  Oellhau  von  jeder  Oelzelle  durch  die  vordringende  Kraft  der  Luft 
zugeführt. 

Der  Geruchsinn  gibt  hierbei  hinreichende  Zeugenschaft  von  der 
Gegenwart  seiner  flüchtigen  Körper  ab,  wenn  man  in  einem  Euca- 
lyptus-WäUe  ist,  und  hier  kann  keine  Verwechselung  des  Aromas 
stattünden,  da  es  von  allen  übrigen  verschieden  ist. 

Die  Nacht-  und  Morgenniederschläge  in  den  Mallee-Gegenden 
sind  gewöhnlich  im  Frühjahre  und  Sommer;  diess  ist  zum  Theile  von 
der  Suspension  des  Wassers  in  der  Luft  während  der  heissen  Tage 
vom  Murray-Flusse  und  seinen  Nebenflüssen,  da  sie  eine  bedeutende 
Strecke  diesen  Scrub  durchfliessen,  abhängig;  aber  der  grössere  Be- 
trag  der  Niederschlagfeuchligkeil  fällt  der  Ausdünstung  der  Blätter 
zu,  denn  es  muss  erinnert  wt^rden,  dass,  wenn  auch  die  Bodenober- 
fläche trocken  und  hart  ist,  die  Wurzeln  sich  dennoch  zu  dem 
feuchten  Untergrunde,  welcher  durch  die  Salzwasserquellen  erhalten 
wird,  hinabziehen.  Während  der  grossen  Dürre,  welclier  dieses  Land 
unterworfen  ist,  sind  die  Stämme  dieser  Zwergbäume  dennoch  immer 
so  voll  von  Feuchtigkeit,  dass  in  einer  der  Arten,  besonders  wenn 
der  Stamm  nahe  an  der  Wurzel  abgeschnitten  und  in  eine  Busche- 
manns-Pfanne  gestellt  wird,  aus  denselben  ein  kühler  und  erfrischen- 
der Trunk  Wasser  erhallen  wird,  der  zur  Labung  eines  müden  Wan- 
derers in  diesen  unwirthsamen  und  traurigen  Scrubs  dient. 


406 

Demnach  mag  unser  Beweis  über  die  Oelovaporation  folgender- 
massen  angegeben  werden;  Die  Wüslen-Gununibüsehe  erfüllen  nach 
einem  Winter  mit  mittlerem  Regenfall  die  Luft  unausgesetzt  mit  einer 
gleiclimässigen  Quantität  von  aromatischem  Dunste,  und  es  wird  ein 
reges  Leben  während  des  ganzen  Sommers  oder  trockenen  Jahres- 
zeit aufrecht  erhalten;  nach  einer  kurzen  Regenperiode  und  einer 
anhaltenden  Dürre  wird  aber  die  Oelbereitung  und  in  Folge  dessen 
auch  die  Verdunstung  vermindert.  Die  Strandbewohner  der  Euca- 
It/ptus-Arlen  vermehren  im  Gegensatze  ihr  Quantum  nach  einem  kur- 
zen Winter. 

Nun  was  die  flüchtige  Saure  anbetrifft.  Die  Eucalyptus-BVdiler^ 
namentlich  jene  einiger  Arten,  wenn  sie  einer  gewöhnlichen  De- 
stillalion  durch  Dampf  oder  Wasser  ausgesetzt  werden,  um  flüchtiges 
Oel  zu  gewinnen,  scheiden  auch  eine  flüchtige  Säure  aus,  weiche 
den  kupfernen  Helm  der  Retorte  so  sehr  angreift,  dass,  wenn  man 
sie  abhebt,  die  untere  Oberfläche  wie  mit  einem  schieferfarbigen  Be- 
schlag sich  überzieht.  Nachdem  der  kupferne  Retortenhelm  durch  einige 
Zeit  benützt  wurde,  trocknet  die  farbenälinliclie  Substanz  in  Schuppen 
ab,  indem  sie  ein  schiefer-perlenartiges  Ansehen  annimmt.  Ist  die 
Destillation  mit  Wasser  vorgenommen  worden,  und  verbleibt  die 
Mutterlauge  in  der  Retorte,  so  ist  sie  zur  Verdunstung  geneigt,  und 
die  Säure  hierbei  ist  durch  Lackmuspapier  zu  entdecken. 

Sollte  die  Abdampfung  zu  einer  weiteren  Concentralion  vorge- 
nommen werden,  so  ist  das  saure  Aroma  in  der  ganzen  Localität, 
wo  sie  vorgenommen  wird,  andauernd  fühlbar  und  sehr  erfrischend; 
kurz,  es  gibt  keine  Entfernung  dieser  Säure  aus  dem  Schiinmgummi- 
Extract,  der  sich  in  der  Pfanne  bildet.  Das  Aroma  der  Snure  ist 
schon  in  der  Luft  mit  jenem  des  Oeles  zu  entdecken,  wenn  man  das 
Gestrüpp  durchschreitet. 

Die  speciellen  Kennzeichen  dieser  Säure,  dass  sie  in  allen  Eu- 
calyptus-Ari^in  vorkommt,  sind,  dass  in  jenen  Arten,  welche  Oel  in 
grossen  Mengen  liefern,  die  Säure  nicht  so  lierxorragend  ist,  als  in 
jenen  Arten,  welche  ein  Mittelquantum  davon  besitzen,  während  jene 
Arten,  welche  Oel  in  geringer  Menge  besitzen,  ebenfalls  die  Säure 
in  geringer  Menge  entfalten.  In  gleiclier  Weise  wirkt  es  auf  die 
Harzbestandtheile,  und  diese  Facta  sind  einer  besonderen  Aufmerk- 
samkeit würdig;  erstlich,  da  sie  zeigen,  dass  solche  Arien,  welche 
reichlich  Oel  überlassen,  nicht  so  reich  mit  Harz  oder  mit  Saure 
versehen  sind,  und  dass  jene,  welche  eine  mittelmässige  Oelproduk- 
tion  haben,  mit  beiden  hinreichend  versehen  sind.  Zum  Beweise  dieses 
E.  amt/gdalina.  Sie  ist  unsere  grösste  Olliefernde  Art  und  scheidet 
während  ihrer  aclivsten  Periode,  in  welcher  sie  das  flüchtige  Oel 
verarbeitet,  nicht  viel  Harz  aus,  aber  wenn  es  anfängt  in  den  Zwi- 
schenräumen der  Rinde  und  des  Holzes  sich  abzusetzen  und  dann 
nach  aussen  schwitzt,  so  ist  das  Oel  in  den  Blättern  der  Menge  nach 
verändert. 

E.  ylohiilus  gibt  das  ganze  Jahr  hindurch  einen  gleichmässig 
forlgesetzten   Ertrag    von  Oel   und  Saure;    aber  wenn  der  Baum  be- 


407 

sonders  harzreich  wird,  so  ist  die  Säure  in  Fülle  vorhanden  und  das 
Oel  der  Ouantität  nach  gering. 

Bei  E.  rostrata  verhält  es  sich  anders.  Der  Bauin  bringt  nur 
ein  kleines  Quantum  von  Oel  hervor,  aber  die  flüchtige  Säure  ist 
sehr  stark  vertreten  und  zwar  so  stark,  dass  das  Aroma  des  Holzes 
allein  nur  dieser  Säure  zuzuschreiben  ist. 

E.  sideroxylon  ist  ein  Baum  von  grossem  Umfange  und  erzeugt 
Oel  in  Menge;  aber  die  Blattoberfläche  eines  jeden  Baumes  ist  klein 
im  Vergleiche  zu  anderen  Arten.  Hier  ist  das  Harz  in  solcher  Fülle 
vorhanden,  dass  seine  Rinde  überall  mit  Schleimgummi  erfüllt  ist. 

Alle  diese  Kennzeichen  und  andere  ähnlicher  Natur  lassen  sich 
zu  dem  Beschlüsse  zusammenfassen,  dass  das  flüchtige  Oel  die  Basis 
der  übrigen  Produkte  ist,  die  den  Eucalyptus  eigen  sind,  und  ferner 
zu  folgendem  Raisonnement  führt:  dass  jene  Arten,  welche  in  der 
Oelproduktion  reich  sind,  die  Luft  auch  reiclilich  damit  verschen, 
indem  nur  wenig  Zeit  zur  Bildung  der  anderen  Substanzen,  als:  Harz 
und  Säure,  gegönnt  ist,  und  die  Absorption  von  Oxygen  durch  die 
Blätter  erforderlich  ist.  Andererseits  gestalten  jene  Arten,  web^he  in 
der  Oelerzeugung  weniger  thätig  sind,  diesem  Zwecke  mehr  Zeit, 
und  hierdurch  sind  sie  besser  mit  Harz  und  Säure  ausgestattet. 

Wir  wollen  nun  die  Verbreitung  der  Vegetation  in  Anbetracht 
ziehen: 

In  Victoria  besteht  die  ganze  Colonie,  nach  Mr.  Skene's  Be- 
richt, aus  55,644.000  Acres  Grund  und  zwar: 

Mallee-Dickichte 5,560.000  Acres 

Dichtbewaldete  Bergketten      6,225.000       „ 

Offene  Bestände 38,922.000       „ 

Frei  gelassene  offene  Ebenen  mit  entfernt  stehendem 

Baumschlage 4,470.000       „ 

Moräste,  Teiche  und  Lagunen 402.000       „ 

Für  Theebäume,  Melaleuca 65.000       „ 

Erstens:  Das  Mallee-Scrubland.  Eine  Area  von  50  Quadratfuss 
Scrubland  gibt  durchschnittlich  im  höchsten  Ertrage  eine  Gallone  Oel 
ab.  Das  Ganze  dieser  Zwerg-Eucalyptus  verschliesst  zusammen  in 
seinen  Blättern  4.843,872.000  Gallonen. 

Zweitens:  Bergketten,  welche  dicht  mit  Eucalyptus  bewaldet 
sind:  nämlich  mit  E.  rostrata,  globulus,  obliqua ,  sideroxylon  und 
white  Gum.  Der  Flächenrauin  von  1000  Ouadralfuss  ergibt  eine 
Gallone  Oel.  Das  Ganze  dieser  Vegetation  enthällt  in  ihren  Blättern 
als  Maximalbetrag  271,161.000  Gallonen. 

Drittens:  Offene  W^aldbeslände. 

Wenn  man  annimmt ,  dass  diese  sodann  alle  übrigen  Dicotyle- 
donen  von  Victoria  enthalten  .  mögen  wir  mit  Sicherheit  bestimmen, 
dass  es  ein  Vierttheil  der  Eucalypti  enthält.  Angenommen,  dass 
jede    vier    Acres    eine    Gallone    abgeben    können ,    bekommen    wir 


408 

9,730.500  Gallonen  Oel,  Mit  anderen  Worten,  die  Wüslenart  ent- 
halt 4.843,872.000  Gallonen  und  die  Strandarten  280,891.000  Gal- 
lonen. 

(Schluss  folgt.) 


Literaturberichte. 

Fromme's  österreichisch-ungarischer  Grartenkalender  für  das  Schaltjahr 
1880.  Fünfter  Jahrgang,  redigirt  von  Josef  Beermann.  Wien,  Druck 
und  Verlag  von  Carl  Fromme. 'Kl.  8*.  207  S. 

Der  vorliegende  neueste  Jahrgang  dieses  mit  Recht  allgemein 
beliebten  Kalenders  schliefst  sich  in  Eintheilung  und  Form  den  vier 
ersten  an.  Specielle  Sorgfalt  wurde  von  der  bewahrten  Redaclion  auf 
die  Rubrik  „Allerlei  aus  Garten-  und  Obstbau",  sowie  auf  die 
Zusammenstellung  des  „Verzeichnisses  der  Gartenbau-Gesell- 
schaften und  Vereine  Oesterreich-Üngarns  und  des  deut- 
schen Reiches  verwendet.  Es  kann  somit  Fromme's  Gartenkalender 
allen  Botanikern,  die  sich  für  Horticultur  interessiren,  bestens  em- 
pfohlen werden.  R. 

Bulletin  mensuel  de  la  Societe  Linneenne  de  Paris.  Nr.  25—27  (Februar — 
Juni  1879).  8".  24  S. 

Diese  Nummern  enthalten  folgende  Mittheiliingen:  Dutally: 
Inttorescences  avec  ascidies  dans  le  Pols  cullive  (S.  193);  —  sur  la 
prefeuille  des  Graminees  (S.  213);  —  sur  la  nature  reelle  des  soies 
des  Setaria  (S.  215);  —  ßaillon:  Sur  Taffinile  du  genre  Triscia- 
dia  (S.  195);  —  sur  l'arilJe  umbilicale  d'une  Legumineuse  (S.  196); 

—  sur  une  nouvelle  Moppiee  ä  coroUe  gamopetale  (S.  197);  —  sur 
quelques  genres   des   Rubiacees  dont  la  place  est  douteuse  (S.  198); 

—  sur  l'ecorc  edite  de  Josse  (S.  201);  —  sur  Tlmantina;  —  sur  les 
graines  des  Dicrvilla  (S.  202);  —  sur  le  Microsplenium  (S.  203);  - 
sur  l'organisation  du  genre  Morinda  cS.  205);   —   sur  le  Canthopsls; 

—  sur  le  Coffea  microcarpa  (S.  206);  sur  le  Paragenipa  (207);  — 
sur  un  nouveau  type  des  Rubiacees  (S.  208);  —  sur  les  Gaerlneras 
(S.  209);  —  sur  VUragoga  lycioides;  —  struclure  de  Tantliere  des 
Famllea  (S.  210);  —  sur  les  rapports  des  Hamiltonia  (S.  214);  — 
sur  le   Triosleum  triflorum  (S.  216).  R. 

The  American  Journal  of  Science  and  Arts.  Editors  James  and  E.  Dana 
and  B.  Silliman.  Nr.  101  —  106  (Mai— October  1879).  New-Haven.  Dana. 
1879.  8".  510  Seiten. 

In  den  vorliegenden  Nummern  finden  sich  zwei  selbslslandige 
Abhandlungen  botanischen  Inhaltes;  dieselben  sind:  Experiments  in 
Cross-Breeding  Plants  of  the  same  variety;  by  W.  J.  Beal  (S.  343 — 
345).    Ferner:    The  Forests   of  Central  Nevada,    with    some  reinarks 


409 

011  those  of  adjacent  regions;  hy  C.  S.  Sargent  (S.  417 — 427).  — 
Ausserdem  enthalt  die  Rubrik:  „Scientific  Intelligence"  in  den  einzelnen 
Kümmern  kurze  Anzeigen  zaiilreicher  neuer  botanischer  Publicationen. 
Dieselben  einzeln  hier  namhaft  zu  machen,  würde  zu  weit  führen. 

R. 

Erroraiu  Decaisneanornm  centnria  tertia.  Auetore  Baillon.  p.  16. 

In  diesem  Hefte  sucht  Baillon  Decaisne  aus  dessen  Schriften 
neuerdings  100  Unrichtigkeiten  nachzuweisen.  Weiter  auf  eine  der- 
artige, eines  Mannes  der  Wissenschaft  nicht  würdige  Pulemik  einzu- 
gehen, erscheint  überflüssig,  da  schon  bei  Gelegenheit  der  Anzeige 
der  beiden  ersten  Centurien  in  dieser  Zeitschrift  das  Nöthige  her- 
vorgehoben wurde.  R. 

Notice  snr  B.  C.  J.  Du  Mortier  par  Francois  Crepin.  Bruxelles,  F.  Hayez, 
1879,  8",  47  p.  mit  Portriit. 

Die  vorliegende,  in  Schriften  der  k.  belgischen  Akademie  der 
Wissenschaften  veröffentlichte  Biographie  ist  mit  vielem  Fleisse  und 
mit  grosser  Liebe  für  die  Sache  geschrieben.  Sie  gibt  ein  anziehen- 
des Bild  des  Lebensganges  von  Du  Mortier  und  würdigt  eingehend 
seine  wissenschaftlichen  Leistungen.  Eine  erwünschte  Beigabe  bildet 
ein  genaues  Verzeichniss  sämmtlicher  Publicationen  des  obgenannten 
Verfassers.  R. 

Acta  horti  Petropolitani.  Tom.  YI.  Fasciculus  1.  St.  Petersb.  1879,  276  S.  8". 

Der  vorliegende  Halbband  enthalt:  1.  Flora  terrae  Tschuktscho- 
rum,  auctore  E.  R.  a  Trautvetter.  Das  Material  zur  vorliegenden 
Arbeit  lieferte  Baron  G.  v.  Maydell,  doch  notirte  dieser  bloss  die 
Blülhezeit,  so  dass  sich  in  Ermangelung  eines  Tagebuches  die  Stand- 
örler  bloss  vermuthen  lassen.  Im  Ganzen  werden  180  Arten  vorge- 
führt und  sind  darunter  neu:  Deiphinium  Maydellianum,  Draba 
stenopetala  et  D.  Tschukfschorum  und  Oxytropis  MaydelUana.  2. 
Catalogus  Campanulacearum  Rossicarum.  Von  Ebendemselben.  Der 
Verf.  bespricht  die  Campanulaceen  Russlands  in  Bezug  auf  deren 
Verbreitung  und  Synonymik,  wobei  eine  Reilie  werthvoller  Angaben 
zu  Tage  gefördert  werden.  Neu  sind:  Phytexnna  Regelii,  Campanula 
monocephala^  C.  Fedtschenkimia  und  C.  Älberfi.  3.  C.  J.  Maximo- 
wicz:  Adnotationes  de  Spiraeaceis.  Unter  diesem  zu  bescheidenen 
Titel  liefert  der  Verfasser  eine  Arbeit,  die  für  die  Kenntniss  dieser 
Familie  geradezu  epochemachend  wird.  Der  Verfasser  bespricht  die 
Geschichte,  Gattungen  und  Arten  der  Spiraeaceen,  sowie  den  Pollen, 
das  Alhumen  und  die  geographische  Verbreitung  derselben.  Der  Verf. 
vergleicht  die  Spiraeaceen  mit  den  Pomaceen,  Rosaceen  und  Saxi- 
fragaceen,  er  prüft  die  einzelnen  Galtungen  auf  ihre  Hiehergehörig- 
keit  und  weist  ihnen  den  entsprechenden  Platz  im  Systeme  an.  Der 
Verf.  hat  eine  mustergillige  Arbeit  geliefert,  die  überall  mit  Freuden 
begrüsst  werden  wird.  Ein  Bericht  über  den  Stand,  die  Acquisitionen 


410 

des  botanischen  Gartens  und  die  Tliiiligkeit  der  Beamten  daselbst  bil- 
den den  Schluss  dieses  inhaltsreichen  Halbbandes.         J.  A.  Knapp. 

Klein,  Gyula  Dr.  A  PinguicuUi  alphia  mint  rovarevo  nöreny,  kiilö- 
nös  tekintettel  boncztani  viszonyara    (P.   alpina  als  insectenfressende 
Pflanze,     mit  besonderer  Rücksicht    auf  deren   anatomische  Verhältnisse). 
Ertekezesek   a  termeszettudomänyok  körebol  (Abhandlungen  aus  dem   Be- 
reiche der  Naturwissenschaften,  Band  IX,  Nr.  10).  Budapest  1879,  28  S.  8* 
mit  2  Taf. 
Der    Verf.    hatte    Gelegenheit,    Pinguicula  alpina  nach    beiden 
Richtungen  zu  prüfen,  und  fand,  dass  dieselbe  eine  insecten-,  fleisch- 
und  wahrscheinlich  auch  zum  Theil  eine  pflanzenfressende  ist.  Weiters 
folgt  eine  Untersuchung  der  anatomischen  Verhältnisse  der  Wurzeln, 
des  Stengels,  der  Blätter  und  Blütlien.  Ein  Resume  bildet  den  Schluss 
dieser    werthvollen    Studie,    der  bald  eine   deutsche   Ausgabe  folgen 
möge!  K. 

Borbäs  Vincze  Dr.,  A  hazai  Epilobiumok  isineretehez  (Zur  Kenntniss  der 
heimischen  JEpilobiu m- Arien),  tirtekezesek  a  termeszettudomänyok  körebSl 
(Abhandlungen  aus  dem  Bereiche  der  Naturwissenschaften,  Bd.  IX,  Nr.  16). 
Budapest  1879,  34  S.  8». 

Der  Verf.  wollte  Haussknech t's  Monographie  nicht  abwarten 
und  machte  sich  an  die  Bearbeitung  des  eigenen  Materials,  um  sich 
auch  nach  dieser  Richtung  seine  Selbstständigkeit  zu  wahren.  In  wie 
weit  ihm  diess  gelungen,  lässt  sicli  freilich  heute  noch  nicht  absehen. 
In  31  Nummern  wird  das  Ganze,  worunter  sich  manches  Auswärtige 
vorfindet,  erörtert.  Dann  folgen  noch  die  Galtungen  Circaea,  Peplis, 
Lythrum  und  Myriophyllum  mit  ihren  Arten  u.  s.  w.  Weiters  foigim 
Beschreibungen  von  Centaurea  Csatöi  (C.  super-atropnrpureaX.spinu- 
losa),  C.  dinersifolia  (C.  superalbay<,  Jacea)  und  C.  hemiptera  CC. 
rhenanaX^solstitialis) .  Zum  Schlüsse  erblickt  der  Verf.  in  Hieracium 
vulgatum  die  Mutterpflanze  seines  H.  danubiale,  welch  ersteres  im 
Piliser  Gebirge  ehemals  häufig  gewesen  ist.  K. 

Borbäs  Vincze  Dr.,  Floristikai  adatok  kUlönös  tekintettel  a  Roripäkra 

(Floristische  Mittheilungen  mit  besonderer  Rücksicht  auf  Roripa).  Erteke- 
zesek a  termeszettudomänyok  körebol  (Abhandlungen  aus  dem  Bereiche  der 
Naturwissenschaften,  Bd.  IX,  Nr.  15).  Budapest  1879,  64  S.  8". 

Der  Verf.  bespricht  mehrere  Bastarte,  worunter  Inula  semi- 
hirta  (I.  subcordata  X  hirta),  I.  semicordata  (1-  supercordata  X 
hirta),  I.  litoralis  (I.  ensifolia  X  sqnarrosa  [/.  spiraeifolia]),  Tha- 
lictrum  iodostemon  (Th.  elatum  aul  Th.  glaucescens?  X.  angusti- 
foliuin)  und  Th.  subcoryiuhosum  (Th.  peucedanifoUnm  X  simplex?) 
hier  zuerst  beschrieben  werden.  Dann  gelangt  er  zur  Gattung  Roripa., 
die  eingehender  erörtert  wird.  Es  werden  fast  sämmtliche  europäischen 
Repräsetdanten  hier  zuerst  besprochen,  gruppirt  und  beschrieben. 
Interessant  sind  z.  ß.  die  Auseinandersetzungen  über  Roripa  a7iceps, 
eine  noch  immer  nicht  ganz  aufgeklärte  Pflanze,  von  der  er  zahl- 
reiche Exemplare  vor  sich  hatte.  Wenn  auch  dem  Verfasser  noch 
Manches  dunkel  gehlieben,  so  ist  es  ihm  dennoch  gelungen,  einige 
Fragen   zu   lösen.    Wir   möchten  nur  wünschen,    dass   der  V(M'f.  die 


411 

begonnenen  Untersuchungen  forlselze  und  auf  die  Feuchligkeitsgrade 
des  Standortes,  Einwirkungen  von  Insecten  und  Pilzen,  sowie  auf 
das  Dedoublenient  achte.  K. 

Kuntze  Otto  Dr.,  lieber  Verwandtschaft  von  Algen  mit  Phanerogamen« 

Sep.-Abdruck  aus  Flora  1879,  22  S.  8»  mit  1  Taf. 
Der  Verf.  bespricht  die  Verhältnisse  der  Algen  zu  den  Phane- 
rogamen und  zeigt  die  allinäligen  Uebergange  zu  letzteren.  Ein 
Stamuibauin  resutnirl  das  Ganze,  während  die  beigegebene  Tafel  Ha- 
bitusbiider  von  Neolacis  fucoides  Wedd.,  Terniola  pedunculosa  Tu!, 
und  Podostemon  Ceratophyllum  Mchc.  darstellt.  Die  ganze  Arbeit 
steht,  weil  auf  Hypotliesen  aufgebaut,  auf  schwanken  Füssen,  und 
lässt  sich  deren  approximativer  Werth  noi-h  nicht  bestimmen.      Iv. 

Penzig  Otto  Dr.,    Die  Dornen  von   Arduina  f'erox  E.  Mey.  Regensburg 

1879,  7  S.  8"  mit  1  Taf.  Sep.-Abdr.  aus  Flora  1879. 
Eine  morpiiologisclie  Arbeit  im  moderneren  Sinne,  deren  Werth 
durch  die  beigegebene  Tafel  wesentlich  gesteigert  wird.  K. 


Correspondenz. 

Wien,  am  2.  November  1879. 
Den  Besuchern  von  Villach  zur  Nachricht,  dass  in  dem  von  der 
Seclion  -Villacli"  des  deutschen  und  österreichischen  Alpenvereines 
ausgegebenen  Bergfülirerlarif  für  das  Raibl-  und  Canallhal  nun  auch 
die  Tour  zu  Standorten  der  Wvlfenia  carinthiaca  (je  nach  Zeitauf- 
wand und  Entfernung  7a  'Tag  1  fl.  —  1  fl.  50  kr.)  einbezogen  ist. 

H.  Kempf. 

Budapest,  am  8.  November  1879. 
Die  Herbstexcursionen  bei  Budapest  sind  noch  immer  lolinend. 
Ich  habe  bei  der  Pulvennühle  bei  AUofen  Epilobium  hirsutum  form. 
neriiflora  gefunden,  bei  welchem  die  Blüthenfarbe  jener  des  Olean- 
ders ähnlich  ist,  Melilotus  paluster  (W.  K.)  und  Mentha  silvestris 
var.  X  calaniinthaefolia  (Vis.  var.),  welche  ich,  falls  sie  von  Mentha 
nepetoides  Lej.  verscliieden  ist,  als  pannonica  beschreiben  will.  — 
Unterhall)  Ofen  fand  ich  auch  heuer  Centaurea  hemiptera  m.  (C.  rhe- 
nana  X  solstUiaüs),  bei  dem  Nädorkert  Melilotus  paluster,  Chlora 
serotina.  hei  den  Salzlachen  bei  dein  Vadaszhäz  zwischen  Soroksär 
und  ? est  Chenopodi um  botryoides  Lm.,  Cyperus  pannonicus.  Lythrum 
bibracteatum,  welches  bei  Malomfok  unweit  Vesztö  im  Jahre  1877 
massenhaft  vorkam,  wovon  aber  schon  1878  keine  Spur,  und  1879 
nur  ein  einziges  Exemplar  zu  sehen  war,  fand  ich  später  auch  in 
Malompuszta  bei  Vesztö ,  aiier  nur  selten  blühend,  während  ich  es 
bei  den  Bittersalzquellen  bei  Ofen  am  2.  October  zum  zweiten  Male 
blühend  sali.  Borbäs. 


412 

Personalnotizen. 

—  Prof.  P.  Ascherson  in  Berlin  hat  Ende  October  eine  auf 
die  Dauer  von  vier  Monaten  berechnete  Reise  nach  Aegypten  unter- 
nommen. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmung^en. 

—  Achtzehnte  Versammlung  des  preussischen  bota- 
nischen Vereins  zu  Graudenz.  Einige  der  am  frühesten  in  Grau- 
denz  angelangten  Gäste  besahen  am  Morgen  des  9.  October  die  fast 
fertige  Weichselbrücke.  Naclimittags  unternahmen  diese  und  die  in- 
zwischen noch  eingetroffenen  Veroinsmitglieder  eine  Excursion  in  die 
Plantage  und  in  die  Gräben  der  Festung.  Erstere  enthält,  auf  klei- 
nem Raum  vereinigt,  eine  grosse  Menge  von  botanischen  Seltenheiten. 
Es  wurden  darin  gefunden :  Pyrus  torminalis,  Libanotis  sibirica,  Er- 
vum  pisiforme,  Aster  AmellMs,  Viola  collina,  Campanula  sibirica^ 
Brachypodium  pinnatum,  Avena  pratensis,  Gentiana  cruciata,  Salcia 
verticillata  u.  a.  Auf  beschatteten,  das  Hornwerk  umgebenden  Feld- 
steinmauern der  Wallgräben  wurde  gefunden:  Asplenium  Ruta  mu- 
raria  und  an  einigen  Stellen  Arabis  Gerardi^  eine  noch  zu  bestim- 
mende, für  diese  Gegend  neue  Art  von  Chroolepus,  sowie  auf  dem 
Zuchthauskirchhofe  Nonnea  pulla. 

Der  Abend  wurde  im  goldenen  Löwen  im  geselligen  Zusam- 
mensein verbracht,  in  welchem  Gasthofe  auch  am  10.  October,  Mor- 
gens SVa  Uhr  die  Versammlung  von  dem  Vorsitzenden,  Professor 
Dr.  Caspary  (Königsberg)  eröffnet  wurde.  Herr  Engel  begrüssle 
als  amtlicher  Vertreter  die  Versammlung  Namens  der  Stadt  und 
drückte  seine  Freude  darüber  aus,  dass  der  preussische  botani- 
sche Verein  der  neuen  politischen  Trennung  der  Provinz  keinen 
Einfluss  gestattet  habe  auf  seine  Thätigkeit  betreffs  der  wissenschaft- 
lichen Erforschung  des  gesammten  alten,  vor  18  Jahren  in  Angriff 
genommenen  Gebietes. 

Herr  Patze  sendet  Sisymbrium  officinale  v.  leiocarpa  Ueclilr. 
von  Königsberg  und  berichtet  über  Bidens  radiatus,  dass  auf  dem 
Boden  des  abgelassenen  Teiches  von  Löwenhagen,  der  im  vorigen 
Jahre  mit  vielen  Tausenden  dieser  Pflanze  bedeckt  war,  in  diesem 
Jahre  auch  nicht  ein  Exemplar  erschienen  sei. 

Herr  Weisz  (Caymen)"  sendet  aus  seiner  Gegend  Dracoce- 
phalum  thymiflorum,  Gladiolus  imbricatus,  Festuca  silvatica  u.  a.  m. 

Prof.  Caspary  berichtet,  dass  es  nicht  möglich  gewesen  sei, 
den  zu  Alienstein  im  vorigen  Jahre  gefassten  Beschluss  auszuführen, 
den  Kreis  Flatow  weiter  untersuchen  zu  lassen.  Durch  lange  dauernde 
Krankheit  verhindert,  konnte  Herr  Rosenbohm  erst  am  10.  Juli  den 
grössten   Theil   des  Kreises  Culm,    in  den  Herr  Scharlok  nicht   ge- 


413 

kommen  war,  bis  zum  24.  September  untersuchen.  Herr  Bethke  hat 
im  Mai  und  Juni  und  dann  wieder  den  August  hindurch  bis  zum 
5.  September  den  Kreis  AUenstein  erforscht.  Prof.  Caspary  hat  die 
32  Seen  des  Kreises  Heilsberg  und  bereits  50  von  den  Seen  des 
Kreises  AUenstein  untersucht. 

Herr  Rosenbohm  hat  eine  reiche  Gabe  seiner  Ausbeute  aus 
dem  Culmer  Kreise  eingesandt,  darunter  neu  für  das  Vereins- 
gebiet: Scabiosa  suaveolens;  ferner  von  seltenen  Pflanzen:  Juncus 
Tenageia,  Sahia  verticillata,  Cypripedium  Calceolus,  Alyssmn  mon- 
tanum,  Cnidium  venosum,  Caucalis  daucoides,  Gentiana  Pneumo- 
nanfhe  und  AmareUa,  Stipa  capillata  u.  a. 

Herr  Bethke  berichtet  über  seine  Reisen  im  Kreise  Alienstein 
und  legt  vor:  Elymus  europaeus  aus  dem  Buchwalder  Forst,  Tri- 
folium Lupinaster,  Cypripedium  Calceolus,  Poa  sudetica,  Carex  cy- 
peroides,  Thalictrum  simplex,  Cytisus  ratisbonensis,  Lappa  nemo- 
rosa  u.  a.  m. 

Herr  Frisch  bringt  aus  dem  Graudenzer  Kreise  als  neu  für 
diesen  Dipsacus  pilosus,  Iris  sibirica,  Circaea  alpina  u.  a.  inter- 
essante Pflanzen  mit. 

Herr  Oberlehrer  Dr.  Prätorius  (Gonitz)  verUieilt  als  neu  für 
Westpreussen :  Tofieldia  calyculata  von  den  Abrauer  Torfwiesen, 
ferner  von  seltenen  Pflanzen:  Silene  dichotoma,  die  unter  Klee  bei 
Conitz  bereits  eingebürgert  zu  sein  scheint,  Swertia  perennis,  Crepis 
praemorsa,  Viola  epipsila  u.  m.  a.,  sowie  morphologische  und  Farben- 
abweichungen. 

Herr  Conrector  Seydler  (Braunsberg)  vertheilt  als  Ausbeute 
seiner  diessjahrigen  Excursionen:  Hieracium  Auricula  X  Pilosella, 
Polygonatum  verticillafum,  Coronopus  Ruellii,  Epipactis  latifolia  f. 
varians  et  violacea  (Schlobittener  Wald),  Glyceria  nemoralis  (Schluciit 
bei  Vogelsang)  u.  m.  a.  und  berichtet  über  ein  grosses  Exemplar  der 
Alströmer'schen  Hängefichte  im  Walde  des  Herrn  Hopf  er  (Regitten) 
bei  Braunsberg. 

Herr  Scharlok  (Graudenz)  setzt  die  Versammlung  in  Erstaunen 
durch  Vorlegung  einer  nicht  geringen  Zahl  verschiedener  ungewöhn- 
lich grosser  Pflanzen  aus  dem  Sandboden  des  Weichselvor- 
landes, eines  Brachackers  von  Sarnowken,  des  Rondsener  Wäldchens, 
sowie  der  Kiefernschonungen  in  Paparzyn,  im  Graudenzer  Stadtwalde 
u.  a.  benachbarter  Orte.  Er  zeigt  vor: 
Pulsatilla  pratensis  mit  18  Blüthen, 

—  patens  »15        „ 

—  vernalis  „     35        „ 
Viola  arenaria  «73        „ 
Antlioxanthum  odoratum   mit     59  rispentr.  Stengeln, 
Luzula  campestris  „     120         „  „ 
Köleria  cristafa                   „145         „                „ 
Weingärtneria  canescens   „     449         „                „ 

Arabis  arenosa  mit  15  Stengeln,  6833  Schoten  und  253.280  Samen, 
Dianthus  arenarius  mit  84  Stengeln  und  330  Blüthen, 

'     Oesterr.  botan.  Zeitsclirift.  12.  Heft.  1879.  31 


414 

Alysswn  cahjc'mwn  mit  74  bis  in  die  2  Ordn.  verzweigten  Stengeln, 
Veronica  spicata  mit  bis  34  Stengeln  von  bis  0"73  M.  Höhe  und  mit 

bis  107  Blüthentrauben, 
Ecliium  vjulgare    mit    25  Stengeln,    bis    1"06  M.    hoch   und  mit  etwa 

14.660  Blüthen, 
Matricaria  inodora  mit  43  Stengeln,    731  Köpfen  und   etwa  256.093 

Blüthen. 
Erijugium  planum  mit  7  Stengeln,    bis  1'33  M.  hoch,    mit  178  Kopf- 
dolden und  etwa-  18.133  Blüthen 
und  noch  vieles  Andere  dgl. 

Nach  einer  Pause  von  Ys  Stunde  wird  der  Bericht  über  die 
Prüfung  der  Casse  vorgelegt.  Es  wird  beschlossen,  mit  der  dem 
Vereine  fürs  niichste  Jahr  zur  Verfügung  stehenden  Summe  von  unge- 
fähr 1100  Mark  die  Landuntersuchung  des  Kreises  Flatow  zu  been- 
digen und  die  des  Kreises  Neidenburg  zu  beginnen. 

Der  Vorsitzende  will  die  Untersuchung  der  Seen  des  Kreises 
Alienstein  mit  seinen  Mitteln  im  Interesse  des  Vereines  zu  Ende 
führen. 

Als  Ort  der  Versammlung  fürs  nächste  Jahr  wird  Tilsit  und 
durch  Acclamation  der  bisherige  Vorstand  aufs  Neue  erwählt. 

Herr  Scharlok  vertheilt  dann  eine  grosse  Menge  von  Selten- 
heiten der  Graudenzer  Flora,  als:  Allium  fallax,  Anemone  silvesfris, 
Astragalus  Cicer,  Avena  pratensis,  Carex  distans,  Cimicifuga  foe- 
tida,  Cuscuta  lupuliformis,  Dianthus  arenarius  X  Carthusianorum, 
Festuca  borealis  u.  a.  m.,  erläutert  einen  Baslart  von  Pulsatilla  pa- 
tens  und  pratensis  durch  Präparate  und  Abbildungen  und  zeigt  noch 
ausserdem  eine  nicht  unbeträchtliche  Anzahl  Abbildungen  von  Pilzen 
aus  der  Umgegend  von  Graudenz  vor. 

Herr  Sehe  mm  el  (Lessen)  bringt  eine  Fruchtaxe  von  Juglans 
regia  mit  nicht  weniger  als  11  gut  ausgebildeten  Wallnüssen  aus 
dem  Garten  des  Herrn  Klatt  (Lessen)  und  ein  Riesenblatt  von  Ari- 
stolochia  Sipho  mit. 

Herr  Pfarrer  Preuschoff  aus  Tannsee  bei  Tiegenhof  legt  aus 
der  Nachbarschaft  seines  Wohnortes  und  anderen  Orten  eine  Anzahl 
seltener  Pflanzen  vor,  als:  Epilobium  tetragonuni  v.  adnatum  (Tann- 
see in  Gräben),  Scutellaria  hastifolia  (Barendt),  Lathyrus  pratensis 
var.  pubescens  u.  a. 

Herr  Kühn  (Darkehmen),  welcher  mit  vielem  Fleiss  die  Unter- 
suchung des  Kreises  Darkehmen  begonnen  hat,  vertheilt  eine  Menge 
von  Pflanzen  der  diessjährigen  Ausbeute,  als:  Sanguisorba  minor, 
Pofamogeton  praelongus  (Uszblenkener  See),  Salma  pratensis,  dar- 
unter auch  var.  c.  rostrata  (auf  dem  Kossenberge  bei  Szaleinen), 
Onobrychis  viciaefolia  von  ebendaher,  Cucubalus  baccifer,  Ranun- 
culus  acer  mit  gefüllter  Blüthe,  Orchis  mascula  var.  speciosa  und 
viele  andere. 

Herr  Seminarlehrer  Mysliwski  (Graudenz)  zeigt  ein  umfang- 
reiches Herbarium  von  mehr  als  hundertjährigem  Alter  vor,  welches 
in  dem  ehemaligen  Jesuifcn-Collegium   mit  grosser  Sorgfalt  angelegt 


415 

ist,  aber  leider  über  den  damaligen  Zustand  der  Flora  der  Umgegend 
von  Graudenz  keinen  Aufschluss  gibt,  weil  es  Angaben  von  Fund- 
orten nicht  enthält. 

Herr  Oberlehrer  Dr.  Wacker  (Marienwerder)  legt  eine  Pheli- 
pea  und  eine  Veronica  aus  der  Gegend  von  Lessen  vor. 

Herr  Lehrer  Peil  (Sackrau)  verlheilt  einige  in  den  Bingsbergen 
gefundene  seltene  Pflanzen,  als:  Orchis  conopsea,  Peucedanum  Cer- 
varia,  Cephalanthera  rubra,  Thesium  ebracteatum,  Seseli  annuum, 
Oxytropis  pilosa,  Silene  chloronfha  u.  a.  m. 

Herr  Prof.  Caspary  berichtet  über  die  Ergebnisse  der  Erfor- 
schung der  Seen  des  Heilsberger  und  Allensteiner  Kreises.  Es  wurden 
vorgelegt:  7  Characeen,  ferner  Potamogeton  decipiens  (Leimangel- 
see), P.  rutila  (Langsee),  CalUtriche  autumnalis  (Langsee  und  See 
von  Dy Witten),  Isoetes  lacustris  von  zwei,  Hijdrilla  verlicillata  von 
drei  neuen  Standorten  u.  a.  m.  —  Aus  dem  Carlhauser  Kreise  legte 
derselbe  vor:  Blechmim  boreale  und  Scirpus  caespitosus. 

Eine  interessante  Spielart  von  Aepfeln,  die  Herr  Oberbürger- 
meister Pohlmann  eingeliefert  hatte,  ist  behufs  Bestimmung  mit  nach 
Königsberg  genommen  worden. 

Ein  gemeinsames  Mittagsmahl  im  goldenen  Löwen  beschloss  die 
an  Anregung  zu  weiterer  Forschung  reiche  Sitzung. 


Botanisclier  Tausch  verein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Hoff  er  mit  Pflanzen  aus 
NiederOsterreich  und  Ungarn.  —  Von  Hrn.  Braun  mit  Pflanzen  aus 
Niederösterreich.  —  Von  Hrn.  Janka  mit  Pfl.  aus  Siebenbürgen.  — 
Von  Herrn  Andersson  mit  Pfl.  aus  Schweden  und  Norwegen.  — 
Yen  Hrn.  Kesselmeyer  mit  diversen  Pflanzen. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Forstinger,  Dr. 
Stohl,  Zivotshy,  Braun,  Dr.  Halacsy. 

Aus  Frankreich  einges.  von  Gan doger:  Acer  collinus,  A.  leio~ 
carpon,  Achillea  coUinaga,  Agropyrum  colUnum,  Aira  Utoralis,  Al- 
lium  acutangulum,  AUopecurus  utriculatus,  Althaea  officinalis,  Ama- 
rant hus  deflexus,  Anarrhinnm  bellidif'olium,  Andropogon  rubrocinctus, 
Anemone  nemor.  f.  purpurea,  A.  ranunculoides,  Arenaria  leptalea, 
Asparagus  glaucescens.  Aster  brumalis,  Astragalus  glycijphyllos^  Bro- 
mus  Gussonü,  Buffonia  macrosperma,  Bupleurum  petricolum,  Calen- 
dula calcarea,  CalUtriche  tenuifolia,  C.  Tholeyroniana,  Campanula 
apricorum,  C.  mnbraticola,  Caucalis  leptophylla,  Centaurea  albida,  C. 
co7nplicata,  C.  Debauxii,  C.  polycephala,  C.  Weldeniana,  Centran- 
thus  ruber,  Cerinthe  carthusianorum,  Chamagrostis  minima,  Cheno- 
podium  opothulatum,  Cirsium  collinagum,  C.  palustre  f.  torfacea, 
Clematix  bellojocensis,  C.  perneglecta,  Coronilla  minima  (var.),  C. 
pallescens,  Prunella  major. 


641 

Ans  dem  Riesengebirge  eing.  von  Traxler:  Aconitum  Napellus, 
Anemone  alpina,  Campanula  Scheuchzeri,  Epilobium  alsinefolium,  E. 
nutans,  Hieracium  nigrescens,  Montia  rivularis,  Pedicularis  sudetica, 
Saxifraga  oppositifolia,  Swertia  perennis. 

Aus  Böhmen  eing.  von  Traxler:  Camelina  foetida,  Chenopo- 
dium  polyspermuni.  Epilobium  collinum,  Inula  brifanica,  Polygonum 
Hydropiper,  Sium  latifolium. 

Aus  Niederosterreich  eing.  von  Traxler:  Aronia  rotundifolia, 
Chenopodium  Botrys.  Erysimum  canescens,  Festuca  amethystina, 
Hieracium  echioides,  H.  vulgatum,  Myosotis  hispida,  Podospermum 
Jacquinianum. 

Aus  Istrien  eing.  von  Solla:  Alsine  laricifolia,  Bupleurum  ari- 
statum,  Centaurea  splendens,  Ecbalium  Elaterium,  Echinops  Ritro, 
Epilobium  Dodonaei,  Eryngium  amethystinum,  Iberis  divaricata,  Sa- 
niolus  Valerandi,  Statice  Limonium.  Aus  Krain:  Sedum  hispanicum, 
Petrocallis  pyrenaica. 

Aus  Ungarn  eing.  von  Höfer:  Artemisia  maritima^  Lepidium 
crassifolium. 

Obige  Pflanzen  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  kauflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)   abgegeben  w^erden, 

Berichtigung. 

Seite  344  Zeile  16  von  oben  statt  Missbildung  zu  lesen  Rissbildung. 
„     347     .,      13    „     unten    „     Berbera         „      „      Cerbera. 


Inserat. 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 

Vor  Kurzem  erschien: 

Die 

Angiospermen  und  die  Gymnospermen. 

Von 

Dr.  Eduard  Strasburger, 

Professor  an  der  Universität  Jena. 

]M:  i  t     SS     a^  a  f  e  1  n. 
Preis:  25  Mark. 


Keilaeteur  und  Herausgeber  Dr.  Alesander  Skofltz.  —  Verlag  von  C.  Gertrld's  Sohn. 
Druck  «od  Papier  der  C.  Uoberreutev'sclieu   Buclidnickerei  (M.  Salzer). 


Inhalt. 


I.  Gallerie  österreichischer  Botaniker. 

Seite 

23.  Ludwig  V.  Vukotinovic.  Von  J.  A.  Knapp  (Mit  einem  Licht- 
druck-Porträt)          1 

II.  Original-Aufsätze. 

Antoine,  Franz.  —  Auszug  aus  R.  Schomburgk's  Bericht  über  die  Fort- 
schritte und  den  Stand  des  botanischen  Gartens  und  die  An- 
pflanzungen des  Gouvern.  Adelaide,  während  d.  J.  1877    .   .  29 

während  d.  J.  1878 228 

—  —  Der  Sonnenthau  (Drosera)  und  die  Regenbeschwörer  Nord-AustraHens  161 

—  —  Mr.  Bosisto's  Abhandlung  über  Eucalyptus  und  ihre  Eigenschaften  368,  403 

Ueber  das  Wachsthum  von  Pinus  leucodermis  Ant 120 

Beck,  Dr.  Günther.  —  Literalurberichte     .  100,  133,  163,  197,  236,  264,  374 

—  —  Ueber  einige  Orchideen  der  nieder-österreichischen  Flora   .   .    .  3o3,  388 
Borbäs,  Dr.  Yinc.  v.  —  Botanische  Notizen 317 

—  —  Botanisches  aus  Ungarn 59 

Eine  ungarische  Crucifere  mit  vierfächeriger  Frucht 246 

—  —  Literaturberichte • 31 

—  —  Ueber  einige  Epilobien 182 

—  —  Weitere  Beiträge  zur  Kenntniss  der  verwachsenen  Blätter     ....  398 

Celakovsky,  Dr.  Ladisl.  —  Botanische  Miscelien 273,  361 

Dichtl,  AI.  —  Floristisches  aus  der  Teplitzer  Gegend 121 

Erding^er,  Carl.  —  Zur  Flora  des  „Gamssteins*-'  bei  Hollenstein  a.  d.  Ybbs  292 

Freyn,  J.  —  Literaturberichte 32,  163,  265 

Hackel,  Ed.  —  Botanische  Mittheilungen 154 

—  —  Zur  Gramineen-Flora  Oesterreich-Ungarns 205 

Haläcsy,  Dr.  Eug.  v.  —  Zur  Flora  Nieder-Oesterreichs 216 

Hauck,  Fr.  —  Beiträge  zur  Kenntniss  der  adriatischen  Algen  (Mit  7  Ab- 
bildungen auf  1  Tafel) 151,  242,  312 

Haussknecht,  C.  —  EpUobia  nova 51,  89,  118,  148 

Hegelmaier,  Dr.  F.  —  Streifzüge  in  den  Alicantiner  Bergen    .  252,  295,  320 
Heimerl,  A.  —  Botanische  Notizen,    die  nieder-österreichische  Flora  be- 
treffend   391 


418 

Seite 

Heimerl  und  J.  Schuler.  —  Beiträge  zur  Flora  des  Praters 247 

Heldreich,  Dr.  Th.  v.  —  Eine  insektenfressende  Pflanze  der  griechischen 

Flora 291 

—  —   Teucrium  JSalacsyanum.  Eine  neue  Teucrium-kxi  der  griechischen 

Flora 241 

Höhnel,  Dr.  Fr.  v.  —  Einige  anatomische  Bemerkungen  über  das  räum- 
liche Verhältniss  der  Intercellularräume  zu  den  Gefässen    .    .  137 
Holuby,  J.  L.  —  Aus  der  Löwensteiner  Flora  im  Trencsiner  Comitate   .  61 
Hütten,  M.  v.  —  Beiträge  zur  Flora  des  oberen  Neutra-Thaies    ....  20 

Janka,  Victor  v.  —   Silaus  virescens 309 

Karo,  Ferd.  —  Zur  Flora  von  Polen,  insbesondere  des  Städtchens  Losice  325 
Kempf,  H.  —  Einige  im  Jahre  1879  gefundene  Standorte  der  Flora  von 

Nieder-Oesterreich 361 

Literaturberichte 165,  376 

Kerner,  Dr.  Anton.  —  Beiträge  zur  Geschichte  der  Pflanzen  Wanderungen 

(deutsche  Revue) 174,  212 

—  —  Festuca  aniethystina 73 

—  —  Die  Vegetationsverhältnisse  des  mittleren  und  östlichen  Ungarns  und 

angrenzenden  Siebenbürgens 37 

Knapp,  J.  A.  —  Literaturberichte  33,  67,  133,  166,  199,  234,  268,  304, 

336,  409 

Körnicke,  Dr.  Fr.  —  Neovossia  Kcke 217 

Langer,  C.  L.  —  Beobachtungen  über  die  sogenannten  Wasserporen  79,  105 

IiOrinser,  Dr.  F.  W.  —  Ägaricus,   Lepiota  rugoso-reticulata     ....  22 

Menyhärth,  Lad.  —  Roripa  Borhadi  n.  sp 173 

Oborny,  Adolf.  —  Beiträge  zur  Flora  von  Nieder-Oesterreich 91 

Peter,  Dr.  A.  —  Ein  Ausflug  auf  die  Babia  Gora 23 

Foetsch,  Dr.  J.  S.  —  Literaturberichte 331 

—  —  Neue  österreichische  Pilze 289 

Prichoda,  M.  —  Literalurberichte 198,  236,  266,  302,  334,  375 

Reichardt,  Dr.  H.  W.  —   Literaturberichte  31,  66,  99,  132,   164,  196, 

235,  264,  334,  372,  408 

Sardagna,  M.  v.  —  Literaturberichte 128 

Schulzer  v.  Müggenburg,  St.  —  Mykologisches  112,   155,  191,  245, 

319,  393 

Solla,  R.  F.  —  Ausflug  nach  Rovigno 224 

—  —  Beiträge  zur  näheren  Kenntniss  der  chemischen  und  physikalischen 

Beschaffenheit  der  Intercellularsubstanz 341 

—  —  Botanisches  aus  Kärnten 193 

Thümen,  Br.  F.  —  Glossen  zu  De  Bary's  Kritik  über  Thünien''s  „Pilze  des 

Weinstockes" 95 

—  —  Mykologische  Präparate      330 

—  —  Symbolae  ad  floram  mycologicam  austriacam 357 

—  —   Vossia  Thüm.  Eine  neue  Ustilagineen-Gattung 18 

Tomaschek,  A.  —  Ueber  pathogene  Emergenzen  auf  Ämpelopsis  hederacea  87 


419 


Trazler,  R.  —  Einige  neue  Standorte  für  Böhmen 395 

TJechtrltz,  R.  v.  —  Arabis  muralis  Bert,  und  A.  sudetica  Tausch,  nebst 

Bemerkungen  über  Jessen's  „Deutsche  Excursionsflora"  .    .    .  231 
Vatke,  W.  —  Plantas  in  itinere  africano  ab  J.  M.  Hildebrandt  coilectas  218,  230 

Voss,  Wilhelm.  —  Literaturberichte 130 

—  —  Mykologisches  aus  Krain 313 

Vukotinoviö,  L.  v.  —  Novae  Quercuum  croaticarum  formae 183 

Wawra,  Dr.  Heinr.  —   Aroideae  Maximilianae 400 

—  —  Diagnoses  plantarum  novarum  Brasiliensium  collect,    in  Expeditione 

Novara 215 

Wiesbaur,  J.  —  Floristische  Beiträge 141 

Willkomm,  Dr.  M.  —  Bemerkungen  über  neue  oder  kritische  Pflanzen 

der  pyrenäischen  Halbinsel  und  der  Balearen 283,  382 

Wyplel,  Martin.  —  Beiträge  zur  näheren  Kenntniss  der  Nutation  ...  7  41 

Zukal,  Hugo.  —  Das  Zusammenleben  von  Moos  und  Flechte 189 

Ein  Fall  von  Parthenogenesis  bei  einem  Conjugaten 294 

—  —  Mykologische  Notizen 249 

III.  Correspondenzen. 

Aus  Aistersheim  in  Ober-Oesterr.  von  Keck 101,  307 

Breslau  von  R.  v.  Uechtritz 239 

Banjaluka  von  Hofmann 168 

Budapest  von  Dr.  Borbäs ■    ...  101,  134,  201,  338,  411 

Budapest  von  Staub 100 

Kalksburg  b.  Wien  von  Wiesbaur 270,  306,  339,  377 

Nabresina  von  Breindl 270 

Ns.  Podhrad  in  Ungarn  von  Holuby 33,  200,  237,  305 

Oberkrainer  Alpen  von  Kugy  und  Solla 269 

St.  Polten  von  Hackel 377 

Sterzing  in  Tirol  von  Huter 70,  339 

Szt.  Gothard  in  Siebenbürgen  von  Janka 169 

Triest  von  Tommasini 69 

Wien  von  Heimerl 168 

Wien  von  Kempf 100,  411 

Wien  von  Knapp 68 

IV.  stehende  Rubriken. 

Personalnotizen    .....  34,  70,  101,  134,  202,  239,  270,  307,  339,  378,  412 

Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen     .   .    .   .  ■„  34,  70,  101,  202,  307,  378,  412 

Sammlungen 102 

Botanischer  Tauschverein  in  Wien  .  35,  72,  102,  135,  170,  204,  239,  271, 

308,  339,  379,  415 


C.  Uebcrreuter'acho   Bachdrnckerei     (M.  Salzer). 


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