\ V^* ^-^ t:i:rf^
%^
■^:i^^
*>^.. ,.-
i^'i-^P-
■^ "• \^^
^ ^'^^ ,
^ i
"< iC
...■..'■ •■s.'St, V-vvi
<r>^*; '■
. V«'' "U
^•1''% u'' 1^:
^ W?^r
THE UNIVERSITY
OF ILLINOIS
LIBRARY
5ß0.5
OS
C3
CO
Snl
\^-
'Hiu
>^.
^^mi)^
Oesterr. Botan. Zeitschrift 1879.
{^-^^^^^^-t^^^i^^^^^Ls^^-C^y-
Oesterreichische
BOTANISCHE ZEITSCHRIFT.
Gemeinnütziges Organ
für
Botanik und Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte,
Apotheker nnd Techniker.
Mit
Original -:Beit2r^sezi.
von
Antoine, Beck, Borbäs, Breindl, Celakovsky, Dicht), Erdinger, Freyn, Hackel, Haläcsy, Hauck,
Hausskiiecht, Hegeliuaier, Heiiiierl, Heldreich, Höhnei, Hofmann, Holuby, Huter, Hütten,
Janka, Raro, Keck, Keinpf, Kerner, Knapp, Kornicke, Kugy, Langer, Lorinser, Menyharth,
Oburny, Peter, Poetsch, Prichoda, Reichardt, Sardagna, Schuler, Schuizer, Solla, Staub,
Tbünien, Tuniaschek, Touuuasini, Tra&Ier, Uechtritz, Yatke, Toss, VukotinoTic, Wawra,
Wiesbaur, Willkoiuui, Wjpiel, Zukai.
Redigirt
Vütt
D' Alexander Skofltz.
XXIX. Jahrg^ang.
(Mit 1 LicVitdruck-Pcrtrat und 7 Abbildungen auf 1 lUhograpbirten Tafel.)
Wien m.
Verlag- von. O. Q-erold's Sohn.
OS
Ocstcrreichischc
Eotanisclie Zeitschrift
Gemeinnützig^es Organ
für
Die österreiciiisciie -, Exemplare
botanische ZeitscbitH RAfanik IIIkI RAfaillLckr die frei durch die Post be-
erscheint DWldUiBl UHU DUldUlHei , zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Reduktion
Man^pnnumeri^i^au^eibe Qjj^jj,gp^ Oekouomeii, Forslinänncr, Aerzle, ^''- fr-p^Äwren'; "
(IG li. Marko , Iin Wege des
ganz jährig, oder mit InAlliol/oi' nnfl Taclinilnr Buchhandels übernimmt
■t a. ü.W.C&R.Mark;) rtpUlliei^U UllU ICUllimU. Pränumeration
halbjährig. C. «ierold's Sohn
Inserate m-»« < ^" Wien,
die ganze Petitzeile fl 1 sowie alle übrigen
15 kr. Ost. W. A~ = A» Buchhandlungen.
XXIX. Jahrgang. WM. Jänner 1879.
INHAIjT : L. V. Vukotinovie. Von Knapp. — Zur Kenntniss der Nutation. Von Wyplel. —
Vofsia. Von Thümen. — Zur Keutraer Flora. Von Hüten. - Lcpiota ruiioso-reticidata. Von
Dr. Lorinser. — Ausflug auf die Babia Gora. Von Dr. Peter. — Anpflanzungen in Adelaide.
Von Antoine. — Literaturberichte. — Correspondenz. Von Holuby. — Personalnotizen. — Ver-
eine, Anstalten, Unternelimungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate.
Gallerie österreichischer Botaniker.
XXIII.
Ludwig von Vukotinovie.
(Mit einem Porträt in Lichtdruck.)
Ein thatenreiches Leben ist es, das hier zum ersten Male in
seiner Gesammtheit entrollt werden soll. Leider gestattet es nicht
der eng- bemessene Raum dieser Zeitschrift, Vukotinovie in seinen
Beziehungen zur Wissenschaft und zum öfFentlichen Leben so dar-
zustellen, als ich wollte, als ich sollte. Ich werde daher hauptsäch-
lich Vukotinovic's botanische Thätigkeit erörtern und alles Uebiige
nur nebenbei berühren. Vukotinovic's Wirken ist für Kroatien geradezu
ein epochemachendes, und selbst das Ausland, dem er einen grossen
Theil seiner Arbeiten zuganglich gemacht, erkennt bereitwillig dessen
Verdienste an.
Ludwig von Vukotinovie, auch Farkas-Vukotinovic und
schlechtweg Parkas genannt, entstammt einer altadeligen Familie
und wurde am 13. Januar 1813 in Agram geboren. Die erste Schul-
bildung erhielt er hier und studirte dann in Gross-Kanizsa und Steiu-
amanger. Nachdem er seine Studien in Pressburg vollendet hatte,
wurde er Jurat bei der königlichen Tafel zur Seite des Septemvirs
Oestcrr. botan. Zeitschrift. 1. Heft. ISTÖj»,, r\ M yi% ^ 1
5.r>
4687'
Baron Louis Bedekovic und kam bald nachher in gleicher Eigenschaft
zur Banallafel in Agram, 1836 legte V. die Advokatenprüfung ab
und trat im selben Jahre als Honorar-Vice-Notär in den Dienst des
Kreuzer Comitates, wo sein Vater Grossgrundbesitzer war. V. lernte
die damalige Administrationsweise in allen Zweigen kennen und war
besonders wegen seiner Offenheit und Ehrlichkeit, sowie wegen seiner
leicht versländlichen Schreibweise in und ausser den Dienstkreisen
sehr beliebt. 1840 wurde er zum Oberstuhlrichter erwählt und blieb
in dieser Stellung bis zum Jahre 1848, wo er zum Depulirlen seines
Bezirkes gewählt, auf die Ereignisse der damaligen Periode einwirkte,
zum Hauptmann in die kroatische Nalionalgarde, die das Land gegen
eine etwaige Invasion von aussen her zu schützen hatte, bald darauf
zum Majoren des VI. Bataillons ernannt wurde und den Feldzug zum
obengenannten Zwecke mitmachte. Im J. 1850 kehrte er auf seinen
Oberstuhlrichterposten zurück und (!r!iiclt bald darauf die Ernennung
zum Präsidenten des provisorischen k. k. Landesgerichles zu Kreuz.
Im J. 1853 wurden das Comitat und das Gericht zu Kreuz aufgelöst,
und V., der sich in aas damalige Bach'sche Regierungssyslem nicht
fügen wollte, schied aus dem Staatsdienste.
Von 1853 bis 1860 lebte er in Agram und widmete seine ganze
Thätigkeit dem im Entstehen begriffenen National-Museum, dessen
interimistischer Gustos er vom September 1855 bis zum 1. September
1862 gewesen, und der kroatisch-slavonischen Landwirtlischafts-Ge-
sellschaft, deren Secretär und Redacteur er vom April 1855 bis Ende
1857 war. Sein unermüdlicher Fleiss, seine Personen- und insbeson-
dere seine Sachkenntniss verhalfen beiden Instituten zur gedeihlichen
Entwicklung. V. hat in letzterer Eigenschaft wesentlich beigetragen,
dass Kroatien bei der Wiener Ausstellung 1856 vertreten war. In
Anerkennung dieser seiner Thätigkeit wurde er auch damals in Wien
in eine Secüon gewählt und funoirle daselbst als Schriftführer. Im
Jahre 1860 wurde V. zum Obergespan des Kreuzer Comilales er-
nannt und bekleidete diese Würde bis zum 8. März 1867, beliebt und
geachtet in allen Kreisen, sowie selbst Allerhöchsten Ortes gerne
gesehen. Um diese Zeit schied er abermals aus dem Staatsdienste,
zog sich in das Privatleben zurück und befasste sich hauptsächlich
mit Ackerbau, Obst- und Weinoultur. 1868 in den Landlag gewählt,
trat er der Nationalpartei bei; als aber die Nationalen den Landtag
verliessen, verblieb er beinahe allein auf seinem Standpunkte, und
es gelang ihm später, eine kleine Partei, die autonomistische be-
nannt, zu bilden, welche der Regierung und der Majorität opponirte.
Trotz der Verschiedenheit der Ansichten in den meisten principiellen
Fragen wurde V. doch zum ersten Landlags-Vicepräsidenten und
zum Vertreter am gemeinsamen ungarisch - kroatischen Reichstag
gewählt.
Als bei der Bildung der ungarischen Landescommission das
ungarische Ministerium in correcter Weise der Autonomie der König-
reiche Kroatien und Slavonien Rechnung zu tragen beschloss und
desshalb eine Stelle im Präsidium einem Vertreter jener Länder re-
servirle, war V. die geeigneiste Persönlichkeit, welche, abgesehen
von seinen fachmännischen Antecedentien, auf beiden Seiten der Drau
ungetheiltes Vertrauen zu finden erwarten durfte. Er betonte auch
sofort neben dem engen Anschlüsse Kroatiens und Slavoniens an
Ungarn in Angelegenheit der Weltausstellung die Nothwendigkeit
eines selbsständigen Vorgehens seiner Landsleute und veranlasste
die Constiluirung des kroalisch-slavonischen Central-Ausstellungs-
Comite's in Agram, worin ihm selbstverständlich der Vorsitz zufiel.
Er entfaltete eine rühmliche Thäligkeit, unter der auch seine Ge-
sundheit zu leiden hatte. Seitdem lebt er zurückgezogen ausschliess-
lich seinen Lieblingsstudien in Agram.
Auf literarischem Gebiete versuchte sich V. schon frühzeitig-,
doch gehöi-en dieselben bis zu Anfang der Vierzigerjahre der schön-
geistigen Richtung an. So veröffentlichte er im Jahre 1832 ein Lust-
spiel, dem die Uebersetzung einer Ballade von Johann Gabriel Seidl
folgte. Den grössten Triumph erntete er mit seinen Liedern, die tiefe
Vaterlandsliebe athmeten, rasch populär wurden und noch heute be-
liebt sind^). Im Jahre 1839 wandte er sich der Mineralogie und
Geognosie zu, um für die Kenntniss Kroatiens in dieser Richtung
Erspriessliches zu leisten -). Wahrend seines öfteren Aufenthaltes in
*) Golub i!2:i'okaz u 4 cina (Die Taube, ein Schauspiel in 4 Aufzügen), U Za-
grebu, Vr. Zupan 1832, 83 S. 8".
Pervi i zadnji kip, lurobna igra v jednem cinu poleg nemske bailade od G. Seidia
(Das erste und letzte Bild. Ein Trauerspiel in einem Aufzuge nach der deut -
sehen Ballade von G. Seidl). U Pozuku (Pressburg), Ant. Schund 1853,
30 Seiten 8".
Pesme i pripovedke (Lieder und Erzählungen). U Zagrebu Dr. Laj. Gaj, 1838.
131 S. 12°. GrÖsstentheils in „Danica" Illirska" 1835 bis 1838 erschienen.
Pesme i pripovedke. ü Zagrebu Dr. Lj. Gaj, 1840, 96 S. 12».
Ruze i trnje (Rosen und Dorne). U Zagrebu, Fr. Zupan 1842, 160 S. 16".
Kolo (Zeitschrift). Redigirt mit D. Rakovac und St. Vraz. Band 1— IIF, Agram
1842—1843, gr. 8°.
Prosastnost ugarsko-horvatska (Die ungarich-croalische Vergangenheit). U Za-
grebu, Fr. Zupan 1844, 16", I. 166 S., II. 83 S. Eiae historische Novelle.
Pjesme. U Zagrebu, Dr. Lj. Gaj, 1847, 204 S. 8".
INa erobu Gjure Racovca (Am Grabe Georg Rakovac's). U Zagrebu, Dr. Lj. Gaj
1854, 8".
Leptir. Zabavnik (Der Schmetterlin";, ein Unterhaltungsbuch). 2 Jahrg. I. (1859)
462 S. 12" und II. (18G0) 281' S. 12".
-) Geosnostische Skizze vom Warasdiner Teplitz in Croatien. Jahrb. der k. k.
geol R. III. (1852) 13—16.
Das Moslaviner Gebirse in Croatien. Jahrb. der k. k. geolog. R. III. (1852)
92—95.
Einige Mittheilungen über das Kalniker Gebirge in Croatien. Jahrb. der k. k.
geol. R. IV. (1833) 550—552.
Das Lika- und Krbava-Thal in Militär-Croatien (mit 1 geogn. Karte).
Sitzungsber. der mathem.-naturw. Classe d. kais. Acad. d. Wiss. XXV. (1857)
522—540 (530-540 bot.). Mit 1 Karte.
Die Plitvica-Seen in der oberen Militärgrenze in Croatien.
Sitzungsber. der mathem.-naturw. Classe d. k. Acad. d. Wiss. XXXIIl (1859)
268-276.
1*
Wien lernte er die damaligen Autoritäten auf diesem Felde, wie:
Haidinger, Hoernes und Partsch, die insgesammt nicht mehr unter
den Lebenden weilen, kennen und stand mit diesen in freundsciiaft-
lichom und wissenschaftlichem Verkehre. In den Yierzigerjahren be-
schäftigten ihn pädagogische, staatswissenschaftliche und socialpoli-
lische Fragen^). Mit Josef Calasanz Schlosser Ritter von Klekovski,
der im J. 1844 nach Kreuz gekommen war und ihn in das Studium
der Botanik eingeführt hatte, bereiste er Kroatien in den Jahren
1853 und 1856. Ueberdiess unternahm er selbst Ausflüge in die
entlegensten Gegenden und erwarb sich die eingehendsten Kennt-
nisse von Land und Leuten, wie solche vordem Niemand besessen.
Die Resultate dieser Forschungen veröffentlichte er gemeinschaftlich
mit Schlosser^) oder doch allein^). Ueberdiess suchte er nach dem
Vorgange Franz Leydolt's (Die Plantagineen etc. Wien 1836) das
naturhistorische System von Friedrich Mohs auf die Botanik anzu-
Die Diorile mit den übrigen geognostischen Verhältnissen des Agramer Gebirges
in Croatien (mit 1 Karte).
Sitzungsber. der mathem.-naturw. Cl. der k. Acad. d. Wiss. XXXVIII (1859)
333 - 344. Mit 1 Karte.
0 maslovackom granitu i hrastovih u Hrvatskoj (üeber den Moslaviner Granit
und die Eichen in Croatien). Rad II (1868) 39-48.
Ueber das Vorkommen der Kohle in Croatien. Jahrb. d. k. k. geolog. R. XIII
(1863) 530—532.
0 Kamen uglju i ugljienoj kiselini (Ueber Steinkohle und Kohlensäure). Rad V
(1868) 30—43.
Trecogorje u okolini zagrebackoj (Das Tertiärgebirge in der Umgebung von
Ägram). Rad XXIII (1873) 1—17.
Rüde bei Samobor in Croatien. Jahrbuch der k. k. geolog. R. XXIV (1873)
26-30.
Die Tertiärschichten in der Umgebung Agrams. Jahrb. d. k. k. geolog. R. XXIY
(1874) 275—286.
Yalenciennesia annulata Rous. in den Congerienschichten bei Agram. Jahrb. der
k. k. geol. R. XXIV (1874) 121—122.
Valenciennesia. Rad XXVII (1874) 215—218.
') Njesto 0 puckih skolali (Etwas über Volksschulen). U Zagrebu, Fr. Zupan
1844, 56 S. 8».
Legalis regni Slavoniae erga Hungariam correlatio. Zagrabiae, Dr. Lj. Gaj. 1845.
93 S. 8".
Njekoja glavna pi^anja nasego vremena (Einige Hauptfragen unserer Zeit). U
Zagrebu, Fr. Zupan 1848. 28 S. 16».
^) Geognostisch-botanischer Reisebericht über das croatische Küstenland, das
Liccaner und Ottocaner Grenz-Regiment. Agram (1853), 9 S. F'ol.
Wanderungen durch einige Gegenden Nord-Croatiens im Jahre 1853. Oest. Rot.
Wochenbl. IV (1854).
^) Ein dubioses Hieracium aus der Flora Croatiens. Oest. Rot. Wochenbl. III.
(1853) 113—115.
Naravnosiovno putovanje po Zagorju hervatskom (Naturwissenschaftliche Reise
durch das croatische Zagorien). Gospodarski list II (1854) 8— 10.
Aus der Flora Croatiens. Oest. Rot. Wochenbl. IV (1854) 297—298.
Noch Einiges über Hieracium. Ebendas. 100 — 102.
Schlosseria heterophylla Vukot. Oest. Rot. Wochenbl. VII (1857) 350—351.
Entgegnung an Juratzka. Oest. Bot. Zeitschr. VIII (1858) 66—67.
Ilypecouni der Flora von Croatien. Oest. Bot. Zeitschr. X. (1860) 161.
wenden, doch fanden diese Bemühungen keine Nachahmung-*). Später
bahnte er einen Compromiss zwischen seiner Lieblingsidee und dem
Darwinismus an, ohne ein dankbareres Publikum zu finden^).
Seine Stellung als Redacteur des „Glasnik", des Organes der
kroatisch -slavonischen Landwirthschafts-Gesellschaft gestattete ihm,
in Gemeinschaft mit Schlosser hier die erste Flora von Kroatien unter
dem Titel „Syllabus florae croaticae additis descriptionibus specierum
novarum erscheinen zu lassen^). Die Arbeit nahm, als Separat-Ab-
druck in Duodez umgebrochen, den Weg in die Oeffentlichkeit und
fand als Erstlingswerk über die Flora Kroatiens auch im Auslande
die gebührende Beachtung, so dass schon nach wenigen Jahren die
erste Auflage vergriff'en war. Die südslavische Akademie der Wissen-
schaften und Künste in Agram, die V. bereits am 1. Januar 1867
als ordentliches Mitglied in die mathematisch -naturwissenschaftliche
Classe aufgenommen hatte, unterstützte die Conautoren und ver-
öffentlichte deren Flora croatica, in welcher auch Slavonien Berück-
sichtigung gefunden, auf eigene Kosten*).
V. blieb jedoch nicht stehen, sondern arbeitete rüstig an der
ferneren Durchforschung- von Kroatien. Eine Reihe von Funden lohnte
*) Prirodoslovlje (Naturwissenschaft). Heft I. U Zagrebu, Dr. L. Gaj, 1851,
108 S. 8».
Ueber die Formen der Blätter und die Anwendung der naturhistorischen Me-
thode auf die Phytographie. Linnaea XXVI (1853) 295—344.
Die Botanik nach dem naturhistorischen System. Agram 1855, Fr. Zupan, VI
und 74 S. 8».
Hieracia croatica in seriem naturalem disposita. Zagrabiae 1858, typ. Dr. L. Gaj,
21 S. 4°.
") Fokus monografie runjikah (Versuch einer Monographie der Hieracien nach
dem ptiysiographischen Principe). Rad Vit (1869) 1—83.
Tvorba i njezino trajanje (Die Schöpfung und deren Dauer). Rad XI (1870)
124—144.
0 Klassifikaciji u biljarstvu (Ueber Classification in der Botanik). Rad XXXI
(1875) 82—112.
0 piomjenljivosti bilinah i postanju novih vrstih (Ueber Veränderlichkeit der
Pflanzen und Entstehen neuer Arten). Rad XXXIII (1875) 1—37.
0 descendenciji ili rodoslovju bilinah (Ueber die Descendenz oder Genealogie der
Pflanzen). Rad XXXV (1876) 136—167.
CJassificirimg und Descendenz der Pflanzen. Auszüge aus den Vorträgen, ge-
halten in der südslavischen Academie der Wissenschaften 1875/76 (Ueber-
setzt aus dem Croatischen). Agram 1876, Carl Albrecht, 8", 29 S.
Prirodoslovne theorije i Darwinism (Naturwissenschaftliche Theorien und der
Darwinismus). Rad XLI (1877) 49—104.
*) Syllabus florae croaticae additis descriptionibus specierum novarum. Zagra-
biae, Lud. Gaj, 1857, 12», VI, 192 und XVI S.
In dieser Zeitschrift veröff"enllichte V. eine Reihe von Aufsätzen land-
wirthschaftlichen Inhaltes. Hieher gehört auch: Pametarka gospodarom u
Hrvatskoj i Slavonii (Denkbuch für die Landwirthe in Croatien und Slavo-
nien). U Zagrebu, Dr. Lj. Gaj, 1858, 120 S. 12».
') Flora croatica. Edidit academia scienfiarum slavorum meridionalium. Zagra-
briae 1869, 8", 141 und 1362 S.
seine Mühewaltung*). Auch die vielfaclibeschriebenen Fossilien Kroa-
tiens zogen ihn mächtig an, und gelang es ihm nach so rühmlichen
Vorgängern eine Anzahl von neuen Arten und Varietäten zu be-
schreiben"). Als sich die Nothvvendigkeit nach einem Excursionsbuche
herausstellte, wurden V. und Schlosser mit der Abfassung desselben
betraut^). V's. Verdienste' wurden mehrfach anerkannt. Die k. k.
geolog. Reichsanstalt ernannte ihn zum Correspondenten, die „Polli-
chia" zum Ehrenmitgliede, während die landwirthschaftliche Gesell-
schaft in Wien, Laibach und Salzburg, sowie die naturwissenschaft-
liche Gesellschaft in Pest ihm ihre Diplome zusandten. V. ist Bürger
der k. Freistädte Kreuz und Kopreinilz, Mitglied der Matica hrvatska
und Matica dalmatinska, sowie der kais. russischen Universität zu
Charkow. Im Jahre 1873 erhielt er den Orden der eisernen Krone
dritter Classe und im Jahre 1875 die Kriegsmedaille. Für die ausge-
stellte Flora croatica bekamen die Conautoren von der Wiener Welt-
ausstellungs-Jury ein Anerkennuiigs-Diplom.
Dr. Vincenz v. Borbas widmete ihm einen Dianthus. Ueber die
neuen Arten V.'s lässt sich heute noch nichts Bestimmtes sagen,
*) Botanicke crtice i dodatci na flora Hrvatsku za g. 1870 (Botanisclie Skizzen
und Zusätze zur Flora Croatiens für das Jahr 1870). Rad XV (1871)
71—76.
Botanicke crtice i dodatci na flora Hrvatsku za g. 1871. Rad XIX (1872)
1—11.
0 hrastovih belovarske zupanje (Ueber die Eichen der Belovarer Gespanschaft).
Rad XXII (1873) 1—23, mit 4 Taf.
Nekoje riedke biline na svjetskoj izlozbi u Becu g. 1873 (Einige seltenere Pflan-
zen auf der Wiener Weltausstellung im J. 1873). Rad XXVII (1874) 212.
Neue Eichen Croatiens. Oest. Bot. Zeitschr. XXV (187ö) 188—190.
Nove biline i druga Addenda flori hrvatskoj (Neue Pflanzen und fernere Ad-
denda zur Flora von Croatien). Rad XXXIV (1876) 119—132. Mit 1 Tafel.
Separatabdruck. U Zagrebu 1876, 8', 16 S.
Zwei croatische Hieracien.'Oest. Bot. Zeitschr. XXVI (1876) 90—91.
Nove biline i razjasnjenja o nekojih dvojbenih (Neue Pflanzen und Erläuterungen
über einige zweifelhafte). Rad XXXIX (1877) 193—216. Mit 1 Tafel. Se-
paratabdr. U Zagrebu 1877, 8", 24 S.
Zur Flora .von Croatien. Oest. Bot. Zeitschr. XXVII (1877) 339—342.
Ueber Crocus vittatus Schloss. et Vukot. Oesterr. Bot. Zeitschr. XXVIII (1878)
133—134.
Prinesci za geognosiu i botaniku Hrvatske (Beiträge zur Geognosie und Botanik
Croatiens). Rad XLIV (1878), p. 173—220. Separatabdr. U Zagrebu 1878,
8'\ 48 S.
Ueber AnthylUs tncolor Vuk. Oest. Bot. Zeitschr. XXVIII (1878) 287—288.
Beiträge zur Flora Croaliens. Oast. Bot. Zeitschr. XXVIII (1878) 387—391.
") 0 petrefaktih u obcb i o podzemskoj fauni i flori Susedskih laporah (Ueber
Petrefacten im Allgemeinen und über die unterirdische Fauna und Flora
von Sused). Rad XI H (1870) 172—212.
Geologicki i paleontologicki odnosaji u Radoboju (Geologische und paläontologi-
sche Verhältnisse bei Radoboj). Rad XXVIII (1874) 109—146.
^) Riünar. Flora excursoria. Uputa u sabiranje i oznacivanje bilinah u Hrvatskoj,
Slavoniji i Dalmaciji. Podporom jugos!avcn>ke akademije. Zagreb, Tiskom
L. Hartmäna i druzba 1876, XXVIII und 606 S. 16".
doch sind einzelne derselben, wenn auch mitunler zu voreilig, ange-
fochten worden.
Hoffen wir, dass Vukotinovic's Thätigkeit noch lange an-
halten wird.
Wien, 1. December 1878.
Josef Armin Knapp.
Beiträge zur näheren Kenntniss der Nutation.
Von Martin Wyplel.
Einleitung.
Bekanntlich zeigen Keimlinge dikotyler Pflanzen am oberen Ende
des hypo-, beziehungsweise epikotylen Stengelgliedes und mitunter
auch der höheren Internodien, hart unter der Yegetationsspitze eine
Krümmung, welche jedoch nur vorübergehend ist und beim weiteren
Wachsthum des betreffenden Stengelgliedes wieder ausgeglichen wird.
Derartige durch ungleichmässiges Wachsthum zweier einander ent-
gegengesetzter Seiten des Stengelgliedes entstandene Krümmungen
werden , wenn sie von äusseren Einflüssen — Licht, Schwer-
kraft, Feuchtigkeit u. s. w. — unabhängig , bloss inneren Ursachen
ihre Entstehung verdanken, nach dem Vorgange von Sachs allge-
mein als spontane Nutation en bezeichnet. Gewöhnlich wird an-
genommen, dass die Ebene der Nutationskrümmung , wo dieselbe in
ihrer Reinlieit, also nicht beeinflusst von äusseren Agentien auftritt,
in Bezug auf die ßerührungsebene der Kotylen (Medianebene des
Keimlings^) bestimmt orientirt ist, so zwar, dass die Nutationsebeno
fast immer mit der letzteren zusammenfällt; es wird diess selbst
als ein Kriterium für die Spontaneität der Nutation hingesiellt. Da-
gegen ist die Grösse der Nutationskrümmung nicht bei allen Pflanzen
gleich, sondern selbst individuell verschieden; bei Phaseolus , Soja
und vielen Anderen geht die Nutation gewöhnlich nur bis annähernd
180® '*), die Knospe nickt dann vollkommen , ist also nach abwärts
*) Ich will im Folgenden den von Dr. G. Hab er 1 and t (die Schutzein-
richtungen in der Entwicklung der Keimpflanze. Eine biologische Studie. Wien,
Gerold 1877, p. 69 ff.) für die Berührungsebene der Kotylen gebrauchten Aus-
druck „Medianebene des Keimlings" der Kürze halber beibehalten, obwohl
sich gegen die Richtigkeit desselben manches einwenden lässt, da es einerseits
(bisymmetrisch gebaute) Keimlinge gibt, bei denen noch eine zweite, auf der Be-
rührungsebene der Kotylen senkrechte Mediane existirt [Helianthus u. s. f.),
andererseits nicht immer die wahre Mediane (Symmetrieebene) mit der Berüh-
rungsebene der Kotylen zusammenfällt.
-) Unter „Nutationswinkel-' pflegt man die Ablenkung der nutirenden
Axe von der Yerticalen zu verstehfn. welcher Winkel dem Bogen entspricht,
den die Spitze der nutirenden Knospe von ihrer ursprünglichen verlicalen Rich-
tuns aus bei Vollziehuns; der Krümmune beschreibt.
gerichtet; bei Helianthus, Vicia u. A. dagegen wird dieses Stadium
oft weit überschritten, der Nutationswinkel erreicht da eine Grösse
von 360* und darüber, das nutirende Ende des betreffenden Stengel-
gliedes bildet eine vollkommene Schlinge.
Nachdem die Krümmung eine bestimmte, von Pflanze zu Pflanze
verschiedene Grösse erreicht hat, beginnt ein Ausgleichen derselben;
wahrend sie durch das raschere Längenwachsthum der convexen Seite
des Slengelgliedes zu Stande kam , findet bei ihrer Auflösung das
Gegentheil statt: durch rascheres Wachstlium an der concaven Seife
des Stengelgliedes wird in allen Fällen eine der ersteren entgegen-
gesetzte Krümmung eingeleitet , welche so lange anhält , bis das
Stengelglied seine ursprüngliche gerade Richtung wieder erlangt hat.
Die Ansicht Nobbe's^), nach welcher die Ausgleichung der Krüm-
mung in vielen Fällen „durch Herstellung einer Schlinge bewerk-
stelligt werde, welche die Spitze wieder nach oben richtet ," kann,
wie auch G. Haberlandt-} bemerkt, durch directe Beobachtung
widerlegt werden, da immer ein Aufrollen derselben stattfindet, die
Vegetationsspilze also denselben Bogen, den sie beim Zustandekom-
men der Nulalion durchlaufen, jedoch in entgegengesetzter Richtung
zurücklegt. Nobbe denkt sich übrigens die Nutation sowohl des
epi- als hypokotylen Stengelgliedes durch den Widerstand der Samen-
hülle, also zufolge äusserer Einflüsse entstanden; denn er fasst sie
auf als „das Resultat von Dehnungen der Achse, während die Spitze,
resp. die Kotyledonen von der Samenhülle noch festgehalten wer-
den." Wir wissen aber, dass zwar der weitere Verlauf der Nulalion
durch Licht, Schwerkraft, Temperatur, Hindernisse im Boden u. s. f.
vielfach beeinflusst wird, ihre Entstehung jedoch von solchen unab-
hängig ist und dieselbe gerade bei Beseitigung dieser Einflüsse in
ilirer Reinheit sich darbietet.
Bei vielen Pflanzen findet sich jedoch eine Nutation sowohl des
hypo- als epikotylen Slengelgliedes schon in Samen angedeutet; es
sind diess Pflanzen, deren Embryo im Samen mehr oder weniger
gekrümmt ist (Phaseohis, Vicia, Mirabilis). Diese Krümmung ist nach
G. Haberlandl ") fast immer nur der Beginn der bei der Ent-
wicklung des Keimpflänzchens nachfolgenden eigentlichen Nutations-
krümmung, da letztere als „Fortsetzung der schon im Samen vor-
handen gewesenen Krümmung" erscheint.
Indessen ist die im Vorhergelienden besprochene nicht die ein-
zige an Keimlingen zu beobachtende spontane Nutationskrümmnng.
Betrachtet man Keimlinge von Phaseolus , so sieht man ausser der
einfachen Krümmung unter der Vegetationsspilze gleichsam als Fort-
setzung derselben im entgegengesetzten Sinne eine zweite, welche
zwar nie die Grösse der einfachen Nulationskrümmung erreicht,
trotzdem aber fasl immer deutlich zu sehen ist. Bezeichnet man die
') Nobbe, Handbuch der Samenkunde. 1876, pag. 220.
^) 1. c. pag. 72.
') 1. c. pag. 69.
9
Seite des nullrenden Stengelgliedes , nach welcher sich die Vegeta-
tionsspitze bei der einfachen Nulation krümmt, und welche bei
Phaseohis auch die Kotyledonen vor sich liat, als die Vorder- , die
dieser entgegengesetzte als die Hinterseite des betreffenden Stengel-
gliedes, so erscheint die convexe Seite der unteren Krümmung an
der Vorderseite. Auch Sachs erwähnt diese Krümmung*), welche
zusammen mit der der einfachen Nutation ein S bilde und bei
Phaseolus, ViciaFaba, Polygomim Fagopyrum und Cruciferen auf-
trete; ebenso sah H. Müller eine convexe Krümmung am epikotylen
Slengelgliede von Phaseolus multiflorus. In eingehender V^''eise aber
hat dieselbe in neuester Zeit Professor Wiesner ^) untersucht und
unter dem Namen „undulirende Nutation" beschrieben. Die-
selbe entsteht durch das stärkere Wachsthum der Hinterseite im
oberen , und der Vorderseite im unteren Theile des nulirenden
Stengelgliedes; es verhalten sich also diese beiden Theile des
Internodiums bezüglich des Längenwachsthums der Vorder- und
Hinterseite entgegengesetzt , und zwischen denselben liegt eine in-
differente Zone , in welcher Vorder- und Hinterseile ein gleiches
Wachsthum zeigen, und welche mit dem Längenwachsthum des Slen-
gelgliedes emporsteigt. — In dieser Form tritt die Nutation bei vielen
Dikotylenkeimlingen (Phaseolus, Helianthus etc.) auf; dagegen sieht
man die Stengel von Pisum, Ervum und Vicia, wenn sie im Dunkeln
wachsen, wellenförmig hin- und hergekrümmt, was darin seinen
Grund hat, dass innerhalb eines jeden Internodiums mehrere Indiffe-
renzzonen, also auch mehrere Krümmungsbogen auftreten, welche
sich in den nächsten Internodien fortsetzen.
Im Vorhergehenden wurde bereits bemerkt, dass die Nutation
in einer bestimmten Ebene, in der Mediane des Keimlings sich voll-
ziehe , was auch selbstverständlich von der undulirenden Nuta-
tion gilt.
Dem gegenüber fand G. Haberlandt bei Keimlingen von
Helianthus annuus eine vollständige Unabhängigkeit der Nutations-
ebene von der Mediane des Keimlings, und glaubte auf Grund meiner
diessbezüglichen Untersuchungen schliessen zu dürfen, dass die Nu-
tation des hypokotylen Stengelgliedes von Helianthus nicht spontan,
sondern durch die Last der Kotylen und des Perikarps veranlasst
sei ^). Der Verfasser nimmt zwar die Existenz einer solchen Nuta-
tion, welche nicht in der Mediane des Keimlings erfolgt und doch
spontan ist , als möglich an *), stellt dieselbe aber bezüglich der
Heüanthus-licimWnge. entschieden in Abrede, und vergleiclit die Nu-
tation der letzteren in i irem Anfangsstadium mit dem Nicken der
Blüthenknospen- und Blüthenstiele von Papaver duhium , Geum
'I Lehrbuch d. Botanik, 4. Aufl. pag. 829.
*) Die undulirende Nutation der Internodien. Sitzungsb. d. k. Acad. d.
Wiös., Wien 1878. LXXYIl. 1.
') 1. c. p. 72 und 73.
*) t. c. p. 77.
10
rwale, Anemone pratensis etc., sie durch die unzureichende Gewebe-
spannung der Stiele i/n Vereine mit der Last der Kotylen und des
Perikarps erklärend.
Die diessbezüglichen drei Beobachtungen des Verfassers nebst
den daraus gefolgerten Resultaten gaben Veranlassung zu den von
mir, auf Anregung des Herrn Professors Dr. Julius Wiesner, aus-
geführten und später genau zu beschreibenden Experimenten. Da
dieselben theilvveise von den von G. Haberlandt gewonnenen ab-
weichende Resultate ergaben , so wiederhole ich hier kurz die drei
genannten Beobachtungen des Verfassers.
1. Zwei vollkommen gerade Keimlinge von Hei. anmtus wurden
unter einem Glascylinder in dunstgesättigtem Räume in horizon-
taler Stellung derart befestigt, dass die Mediane des einen eine
verticale , die des anderen eine horizontale Lage halte. Nach
24sttindigem Wachsthum im Dunkeln zeigte jeder der beiden
Keimlinge zwei Krümmungen , von denen die eine nach oben
convexe an der Stelle der gewohnlichen Nutationskrümmung,
die andere nach oben concave vor der Wurzel war , so dass
beide ein liegendes oj bildeten. „Beide Krümmungen erfolgten
in ein und derselben Verticalen."
2. Ein drei Tage alter, vollkommen gerader Keimling mit einem
hypükot. Stengelgl. von 12""" Länge wurde in dunstgesättigtem
Räume durcli feine Messingnadeln derart befestigt , dass die
Keimaxe vertical nach abwärts gerichtet war. „Nach 24 Stunden
zeigte sich noch keinerlei Krümmung."
3. Von zwei gleich alten Keimlingen mit einer Nutationskrümmung
von je 90" wurde der eine C^) durch Entfernung des Perikarps
theilweise entlastet, das Gewicht des anderen (B) dagegen durch
Hinzufügen einer feinen Messingnadel mit Siegellackküpfchen
(Gew. 03 Gr.) vergrössert. Nach 3 Stunden zeigte A keinen,
B dagegen einen Nutationszuwachs von 30".
Aus diesen drei Versuchen abstrahirt nun der Verf. Folgendes *) :
„Nicht alle an Keimpflanzen zu beobachtenden Nutationserscheinungen
gehören in die Kategorie der spontanen Nutationen, Bei Helianthus
ist es die Last der Kotylen und des Perikarps, welche eine Ab-
wärtskrümmung des Stengels herbeiführt, — Wir haben hier den
Uebergang zu einer eigenthü milchen spontanen Nutation vor uns.
Das Zustandekommen und die ersien Stadien der Nutationserschei-
nung sind unmittelbar von einem äusseren Einflüsse, der Schwer-
kraft, abhängig; das letzte Stadium dagegen bloss mittelbar durch
die Nachwirkung des Krümmungsreizes. Je früher sich diese letztere
geltend macht, desto mehr wird die Nutation einer spontanen ähnlich
werden. Durch Vererbung konnte es dann schliesslich zu einer voll-
kommen spontanen Nutation kommen."
Der erste angeführte Versuch spricht allerdings insofern für
die Ansicht des Verfassers, als die Krümmungen beider Keimlinge
^) 1. c. p. 72 und 76.
11
in ein und derselben Verticaien erfolgten, ebenso die Abwesen-
heit einer Krümmung beim zweiten Versuche. — Befestigt man
gequollene Helianthus-Früchle in dunstgesättigtem Räume an ilirem
oberen Ende in der Weise, dass die Keimaxe vertical nach aufwärts
gerichtet ist, so stellt sich nach dem Hervorbrechen des hypokotylen
Stengelgliedes an der Stelle der gewohnlichen Nutation fast immer
eine Kriimmung ein, welche auch bezüglicli ihrer Dauer mit der ge-
wohnlichen Nutation übereinstimmt. Manchmal unterbleibt dieselbe
allerdings, was wieder für Haberlandt's Ansicht sprechen würde.
Doch sind , wie wir später hi)ren werden, exactere Versuche nolh-
wendig , um das spontane Zustandekommen einer Nutation consta-
tiren zu können. — Der dritte Versuch stellt die Thatsaohe fest,
dass eine Belastung der Kotylen und des Perikarps auf die Nutation
beschleunigend einwirkt , hängt also mit der Frage nach der Spon-
taneität der Nutation von üeliaiUhus nicht weiter zusammen. Ich habe
an Keimlingen mit hypokotylen Stengelgliedern von ca. 1 Cm. Länge
und einer Nutationskrümmung von 5 — 7" das Perikarp, an anderen
mit einer gleich grossen Krümmung nebst dem Perikarp auch die
beiden Kotylen entfernt und als Resultat nur eine Verlangsamung
im Verlaufe derselben erhalten; ein Einfluss der Last der Kotylen
mit dem Perikarp auf den weiteren Verlauf der Nutation liess sich
also auch hier nicht verkennen , doch handelt es sich um die An-
fangsstadien, das Zustandekommen der Nutation, zu deren Betrach-
tung der Versuch nicht hinreicht. Bei den Keimlingen mit entfernten
Kotyledonen wuchs die Krümmung sogar bis über 180**, es stellte
sich Schlingenbildung ein; zur Auflosung der Schlinge kam es in
der Regel nicht, da das nachherige Wachsthum der ihrer Reserve-
stoffbehälter beraubten Keimlinge im Dunkeln nur ein unbedeutendes
war und endlich ganz aufhörte.
Ein Verdienst Haberlandt's bleibt es jedoch, constatirt zu
haben, dass die Nutation von Helicinthus anmms von der gewöhnli-
chen (als deren Typus man diejenige von Phaseolus hinzustellen
pflegt) in vielen Punkten , vorzugsweise aber in der Abhängigkeit
der Nutationsebene von der Mediane des Keimlings abweiche; ferner
die Vermuthung ausgesprochen zu haben, dass eine spontane Nu-
tation auch ohne Abhängigkeil der Nutationsebene von der Mediane
des Keimlings bei gewissen Pflanzen wohl möglich sei , und dass
Nutationskrümmungen möglicherweise auch durch die Last der Koty-
ledonen und des Perikarps (resp. der Samenhülle) entstellen könnten,
die man leicht für spontan zu halten versucht wäre. Auch die An-
sicht des Verfassers von der Entstehung einer solchen spontanen
Nutation durch Vererbung im Sinne der Descendenztheorie ist plau-
sibel und Hesse sich vielleicht eine solche auch für die Nutation der
übrigen Pflanzen annehmen. Darauf will ich jedoch später zurück-
kommen.
12
Meine Versuche wurden zunächst im Anschluss an diejenigen
von G. Haberlandt mit (ca. 1300) Keimlingen von Helianthus an-
nuus (96 — 98^ ^j , ferner mit den gross- und kleinsamigen Va-
rietäten derselben Gattung; macrophyllus und argyrophyüus und
Hei. globosus (je 50 — 60^) ausgeführt. Nachdem die Ueberzeugung
gewonnen war, dass bei diesen Pflanzen die Nutation durch äussere
Einflüsse zwar modificirt, das Zustandekommen derselben jedoch spon-
tan sei, wurden die Versuche auch auf andere, verschiedenen Fa-
milien angehörige Pflanzen ausgedehnt. Zunächst waren es Keim-
linge von
I, '^) Ceratonia Siliqua L. (50 — 55^), Linum usitatissimum
(97^), Cynara Scolymus L. und Cynara Cardunculus (je 96^),
Pyrus Malus L. und communis L. (je 63^), Cucurbita Pepo L.
(ca. 70^) und Cucumis sativus L. (95 — 98^); ferner Cirsium,
Centaurea, Aster, Viola tricolor (ca. 62^), Ricinus communis L..
Rheum, Carum Carvi L., von Coniferen (ca. 60^): Pinus silcestris,
P. Laricio, Abies excelsa und Thuja.
II. Iberis amara, Mirabilis, Cannabis sativa, Convolvulus, Ra-
phanus sativus, Soja hispida, Phaseolus vulgaris und Ph. muUijlorus.
Die Samen wurden in der Regel durch 12 — 24 Stunden in rei-
nem Wasser dem Aufquellen überlassen und sodann, was, um Wie-
derholungen zu vermeiden, gleich jetzt bemerkt werden soll, immer,
welche Lage denselben auch gegeben wurde , nur zur Hälfte oder
höchstens zu drei Viertel ihrer Länge in die Erde versenkt , einer-
seits , um ihnen die gewünschte Lage genauer geben zu können,
andererseits, um den Druck einer darüberlaslenden Erdschichte mög-
lichst zu vermeiden.
I. Einfluss der Lage des Samens auf die Nutationsebene des
Keimlings.
Erster Versuch.
Aus normal (d. h. vertical , mit der Wurzelspitze nach ab-
wärts) zur Hälfte in die Erde versenkten Früchten sich entwickelnde
Keimlinge von Helianthus annuus nutiren schon im Boden, und es
ist die Kraft, mit welcher die Nutation vor sich geht , nicht unbe-
*) Die Angaben in % beziehen sich auf die Iveimfähigkeit der Samen
der betreffenden Pflanzen; von den übrigen wurde in der Regel nur eine gerin-
gere Zahl (30 — 40) untersucht, so dass genaue Angaben nicht geliefert wer-
den können.
^) Der Bau der in die Gruppe I gehörigen Samen entspricht im Allge-
meinen dem von Helianthus annuus , wo der Embryo gerade ist; bei den
Samen der Gruppe II zeigt der Embryo eine Krümmung, er nutirt daher schon
im Samen. Die Anordnung ist übrigens nebensachlich und nur der Kürze
halber gewählt, da später bei Beschreibung der einzelnen Versuche darauf ver-
wiesen wird.
13
deutend, da die Samen bei Beginn der Nutalionskrüninmng die Erde
bis auf 2'"°' vor sich wegdrängen , so dass iiinter denselben eine
Verliefung im Boden entstellt. Dass es das blosse Gewicht der Ko-
tylen und des Perikarps bewirke, ist wohl umsoweniger anzunehmen,
als ebenso gepflanzte , doch nur mit dem oberen Viertel hervor-
stehende Samen sich genau so verhalten. Die Nutationsebene steht
bei allen untersuchten Pflanzen in keiner Beziehung zur Mediane
des Keimlings, sondern kann mit derselben alle möglichen Winkel
einschliessen. Bei Helianthns und vielen anderen Keimlingen ist es
Regel, dass die Nutationsebene auf der Mediane des Keimlings senk-
recht steht; denn von 429 diessbezüglich untersuchten Keimlingen
von Hei. annuns fiel nur bei 87 die Nutationsebene mit der Mediane
zusammen , stand dagegen bei 277 auf derselben senkrecht und
schloss bei 65 Keimlingen mit derselben einen schiefen Winkel ein.
An geraden Keimlingen ohne jegliche Nutationskrümmung konnte
ich trotz aller Vorsicht von allen 1300 Samen nur zwei erhalten,
von denen der eine erst am dritten Tage zu nutiren begann. Nach"
stehende Tabelle zeigt hinreichend , Avie gering die Beziehung zwi-
schen der Nutationsebene und der Mediane bei verschiedenen Pflanzen
ist und wie sogar die Nutation senkrecht auf die Mediane bei man-
chen Pflanzen vorwaltet.
Keimlinge
von
Nutationsebene
in der
Mediane
senkrecht
a. d. Mediane
schief
P r 0 c e n t e
Helianthus annuus
Hei. macrophyllus
Hei. argyrophyllus
Ceratonia Siliqua
Cucumis sativus
Cucurbita Pepo
Viola tricolor
Linum usitat
20-23
28-94
24
26
21
19
34
36
22
64-65
60-52
56
56
65
66
51
44
94
96
52
13-11
10-33
20
18
14
15
17
20
6
4
26
Cynara Scolymus
Cynara Cardunculus ....
Pinus silvestris
Der Keimungsprocess der Samen ging bei verschiedener, doch
für die Dauer jedes einzelnen Versuches constanter Temperatur
(14—30" C.) vor sich. Der einzige sich dabei ergebende Unterschied
bestand in einem bedeutend rascheren Verlaufe der Nutation bei
höherer Temperatur, indem sowohl Schlingenbildung als deren Auf-
lösen bei 25 — 30"C. um 3—5 Tage früher eintrat.
Genau wie Helianthns annims verhalten sich die Keimlinge der
pag. 00 unter I angeführten Pflanzen. Auch die genannton Coiiife-
14
ren lassen beim hypokotylen Stengelgliede keine Abhängigkeit der
Nutationsebene von der Mediane erkennen , wenn man als letztere
die Ebene des Samenflügels , oder, was dasselbe ist, die durch die
beiden Langskanten des Samens sich gelegt zu denkende Ebene an-
nimmt, in welcher das Aufspringen der Samenschale bei der Kei-
mung erfolgt und welche bei Thuja auch mit der Berührungsebene
der beiden Kotylen zusammenfällt.
Zweiter Versuch.
Werden die Samen so zur Hälfte in die Erde gesteckt, dass
sie mit der Horizontalen einen Winkel einschliessen , so lassen sich
drei Fälle unterscheiden: entweder bildet die Mediane des Samens
einen Winkel mit der Horizontalen C^), oder es ist die Mediane ver-
tical und die darauf senkrechte Längsebene schliesst einen Winkel
mit der Horizontalen ein (B) , oder es bilden beide Ebenen einen
schiefen Winkel mit der Horizontalen (C). In allen drei Fällen
hängt die Nutationsebene in hohem Grade von dem Winkel ab, den
die Samen mit der Horizontalen einschliessen. Durch die schiefe
Lage wird nach dem Hervorbrechen des Würzelchens , welches so-
gleich geotrop. nach abwärls wächst, unter den Kotylen eine Krüm-
mung erzeugt , welche dem Orte nach genau mit der Nutations-
krünnnung übereinstimmt und deren Grösse durch den Winkel des
Samens mit der Verticalen gegeben ist. Bald darauf, wenn das
hypokot. Stengelglied eine Länge von kaum 1™°" erreicht hat, stellt
sich die wahre Nutation ein. Liegt nun der Winkel des Samens
mit der Horizontalen annähernd zwischen 60 und 90", so kann die
Nutationskraft, welche, wie wir später hören werden, mit einem Mi-
nimum beginnt und fortwährend wächst , wenn sie nicht im Sinne
der vorhandenen Krümmung wirkt , dieselbe in vielen Fällen noch
überwinden und sogar eine entgegengesetzte bewerkstelligen. Diess
ist jedoch nicht mehr der Fall , wenn der Winkel kleiner ist; da
scheint die Nutationskraft zur Ueberwindung der vorhandenen Krüm-
mung zu schwach zu sein und es bleibt nun in der Regel bei der
künstlich eingeleiteten Krümmung, deren Verlauf der normalen Nu-
tation genau entspricht , da es auch hier ebenso häufig zu Schlin-
genbildungen kommt. Ist der y\ inkel gleich Null , der Samen also
horizontal , so geht die Krümmung durchwegs in der gegebenen
Richtung vor sich.
Das Gesagte soll nun mit einigen Beispielen belegt werden; die
Samen waren in den Lagen A, B. C gepflanzt. Wiederholungen der
Versuche ergaben nur geringe Schwankungen , welche wohl indivi-
duellen Eiffenthümlichkeiten zuzuschreiben sind.
15
Heliantlius annuus
n *■'
Hei. macrophyllus .
Hei. argyrophyllus
11 11
Cynara Cardunculus
n 11
Pyrus Malus . . .
Ceratonia Siliqua .
11 11
Cucumis sativus . .
11 11 • •
_ 11 . '^ . . ' *
Linum usitatissintum
11 11
Pinus silvestris . .
11 11 • •
Pinus Laricio . .
Läse
durch die Lage
gegebene
Nut-Ebene
es nutirlen
in
Med.
senkr.
Med.
schief
12
A
12
B
10
C
4
B
3
A
4
B
6
A
9
B
3
B
7
A
8
B
8
A
10
B
7
C
8
A
8
B
3
A
5
B
3
B
senkr. Med.
in Med.
schief
in Med.
senkr. Med.
schief
senkr. Med.
in Med.
in Med.
senkr. Med.
in Med.
senkr. Med.
in Med.
schief
senkr. Med.
in Med.
senkr. Med.
in Med.
in Med.
1
8
10
1
2
1
<9
2
1
—
6
5
1
1
1
—
5
6
1
—
8
6
3
—
6
1
7
6
1
—
2
3
—
2
—
3
1
10
1
1
1
3
1
2
1
1
1
1
1
2
1
Dritter Versuch.
Derselbe unlerscheldet sich von dem vorhergehenden nur be-
züglich der Richlung der Keimaxe, welche hier eine entgegengesetzte
war, indem die Samen in allen möglichen Lagen, doch mit der Wur-
zelspitze nach aufwiirts gepflanzt wurden. Es Hessen sich den frühe-
ren analoge Verhältnisse wahrnehmen, doch ist es hier wieder der
durch die schiefe Lage gleich nach dem Hervorbrechen des Würzel-
chens zur Geltung gelangende posit. Geotropismus, welcher je nach
der Lage theils hemmend, Iheils beschleunigend wirkt. Bei verticaler
Stellung der Samen wächst das hervorbrechende Würzelchen anfangs
ca. 1 Mm. vertical nach aufwärts; sobald aber die Nutation eine Schief-
stellung desselben nach einer Seite hin eingeleitet hat, bewirkt der nun
zur vollen Geltung kommende positive Geotropismus ein vertical nach
abwärts Wachsen der Wurzel. Hat sich nun der Keimling festge-
wurzelt, so werden die bisher noch in der Erde steckenden Kotyle-
donen mit dem Perikarp in Folge Längenwachsthums des liypokotylen
Stengelgiiedes mit einer Nulatlonskrümmung von 180" emporgehoben.
Manchmal wird aber die einmal begonnene Krümmung so lebhaft
fortgesetzt, dass es gar nicht zur Einwurzelung, sondern zu Doppel~
schlingen kommt, wobei die Ivotylen mit dem Perikarp in ihrer ur-
sprüngllclien Lage zur Hälfte in der Erde bleiben, was wohl auch
vorzugsweise der Nachwirkung des Krümmungsreizes zuzuschreiben
sein dürfte. Reine Nutation ist hier nur das erste Stadium der Krüm-
mung, die Schiefstellung des Würzclchens, wobei man sich auch hin-
16
reichend von der Unabhängigkeit der Nutationsebene von der Mediane
überzeugen kann.
Bei schiefer Lage der Samen lassen sich, wie beim zweiten
Versuche, dieselben Falle unterscheiden; die Nutationsrichlung hiingt
da wieder wesentlich von der Grösse des Winkels ab. Doch tritt
hier der positive Geotropismus früher, als bei verticaler Lage, gleich
beim Hervorbrechen des Würzelchens auf, welches auf diese Weise
auf dem kürzesten Wege in den Boden dringt und so die reine Nu-
tation oft verdeckt wird. Nichtsdestoweniger kommt es auch vor, dass
die Nutationskraft den negativen Geotropismus überwindet, indem das
Würzelchen und mit ihm das hypokotyle Stengelglied nicht abAvärts,
sondern aufwärts wächst und erst auf der entgegengesetzten Seite in
den Boden gelangt.
Wiederholungen der beiden letzteren Versuche mit Samen der
Gruppe I ergaben ein gleiches Resultat; nur kam es beim dritten
Versuche selten zu Schlingenbildungen, da die Keimlinge sich bald
einwurzelten, und die Kotyledonen dann mit einer Nutationskrümmung
von 150 — 180" emporgehoben wurden. Keimlinge von Rheum mit
einem hypokotylen Stengelgliede von 1 Cm. zeigten nach 12 Tagen
(Temp. 16° C.) weder Einwurzelung noch Schlingenbildung. Es war
zwar gleich bei Beginn der Keimung eine Nutationskrümmung ent-
standen, welche auf ca. 90" wuchs, dann aber wieder ausgeglichen
wurde. Mit Coniferen wurde der dritte Versuch nicht gemaciit, da
die Samen derselben mit aufwärts gerichteter Wurzelspitze zur Hälfte
in die Erde gesteckt nur schwer keimen.
Aus diesen Versuchen lässt sich nur auf eine innere, spontane,
d. i. auf eine von äusseren Kräften unabhängige Ursache der Nula-
tion schliessen; denn das Gewicht der Kotylen und des Perikarps
kommt hier gar nicht zur Wirkung, da dieselben während der Krüm-
mung noch im Boden befesUfft sind.
II. Einfluss künstliclieii Druckes auf den Verlauf der Nutation.
Ein vollkomtnen gerader Keimling von Helianthus amiuus mit
einem hypokotylen Stengelgliede von 7 Mm. wurde durch eine Glas-
platte von 7"5 Cm. Länge und 2'5 Cm. Breite und einem Gewichte
von 527 Gramm seitlich derart belastet, dass dieselbe mit dem un-
leren Ende auf dem Boden ruhte, mit ihm einen Winkel von ca. 40°
einschliessend, so dass die Platte etwa in der Mitte durch den ge-
drückten Keimling unterstützt wurde. Am nächsten Tage nutirte bei
Entfernung derselben der Keimling in der Richtung des Druckes mit
einem Winkel von 45°, welche Nutalionsrichtung nachher auch bei-
behalten wurde. — Ein anderer Keimling mit einem hypokotylen
Stengelgliede von 1 Cm., welcher 2 — 3° senkrecht auf die Mediane
nutirte, wurde in derselben Weise durch 22 Stunden einem der vor-
handenen Nutationsrichtung entgegen, doch in derselben Ebene wir-
kenden Drucke ausgesetzt. Gewicht der Glasplatte 6-78 Gramm. Der
17
Keimling war in dieser Zeit um 2*5 Mm. gewaclisen. Es hatte sich
nun die Nutationsrichtung geändert, sie iiatte in eine entgegenge-
setzte, der Richtung des Druckes folgende umgeschlagen, und der
Nutalionswinkel betrug nunmehr 45^; der obere Theil des Keimlings
hatte also einen Bogen von 47* — 48** beschrieben. Sonst verlief die
Nutation in der künstlichen Richtung ganz normal und trat nach
7 Tagen Schlingenbildung ein. — Ein dritter Keimling, welcher eben-
falls einen Nutatiouswinkel von 2" — 3" zeigte, wurde in gleicher
Weise einem der Nutationsrichtung entgegenwirkenden Drucke aus-
gesetzt, der jedoch nur 2 Stunden währte; es hatte die Nutations-
richtung wieder in die künstlich erzeugte umgeschlagen (ca. 20").
Am nächsten Tage jedoch nutirte der Keimling nicht mehr in dieser,
sondern in der früheren, ursprünglichen Richtung mit einem Winkel
von 10", welche letztere sich auch bis zum Schlüsse der Nutation
(180") erhielt.
Der auf den oberen Theil des Keimlings auszuübende Druck
lässt sich jedoch auf einfachere Art bewerkstelligen. Ein beinahe
vollkommen gerader Keimling mit hypokotylem Stengelgliede von
5 Mm. wurde mit dem Finger senkrecht auf die Mediane gedrückt,
bis die Krümmung einen Winkel von 180" erreicht hatte; der Druck
währte 15 Min. Nach Entfernung des Fingers nahm der Winkel in
Folge der Elasticität des Stengelgliedes ab und blieb auf etwa 45",
wuchs jedoch bis zum nächsten Tage bis 90". Dasselbe Experiment
wurde mit einem gleich grossen, jedoch schon merklich nutirenden
(3") Keimlinge durchgeführt, bis auf der der ursprünglichen ent-
gegengesetzten Seite ein Nutationswinkel von 130" erreicht war,
welcher nach Entfernung des Fingers bis auf 40" abnahm. Am näch-
sten Tage jedoch nutirte der Keimling wieder in der früheren, ur-
sprünglichen Richtung mit einem Winkel von 30". Es war also hier
trotz einer künstlich erzeugten entgegengesetzten Krümmung der
nutirende Theil in die ursprüngliche Richtung zurückgekehrt.
Aus diesen Versuchen geht hervor, dass es möglich ist, bei
Beginn der Nutation durch künstlichen Druck jede beliebige Ebene
des Keimlings zur Nutationsebene zu machen und sogar eine sclion
vorhandene aufzuheben, wenn nur die Nutation noch nicht zu weit
vorgeschritten und der Druck ein hinreichend grosser und anhalten-
der ist. Ist diess nicht der Fall, so kann eine künstlich erzeugte
Richtung doch wieder in die ursprüngliche zurückschlagen, welcher
Umstand wohl ebenfalls auf eine spontane Nutation bei diesen Keim-
lingen hindeutet.
(Schluss folgt.)
Oesterr. botan. Zeitsclirift. 1. Heft. 1879.
18
Vossia Thüm.
Eine neue XJstilagineen-Gattung.
Von P. V. Thümen.
„Wozu immer weiter schweifen, sieh' das Gute liegt so nah"-
Dieses Wort des Dichters drängte sich mir unwillkürlich auf, als ich
vor Kurzem die Ausbeute der diessjährigen mykologischen Forschun-
gen des Herrn Prof. Wilhelm Voss in Laibach zugeschickt erhielt!
— Wahrlich wir brauchen noch nicht über den Ocean zu gehen,
noch nicht die Grenzen des alten Europa zu überschreiten, um Neues,
Interessantes zu entdecken, innerhalb der eigenen Landesmarken
bietet sich uns Gelegenheit genug dazu!
Besonders die südlichen Kronländer unserer Monarchie, in Hinsicht
auf Phanerogamen bereits tüchtig, wenn auch natürlich noch nicht
erschöpfend, explorirt, wurden bisher zum weitaus grossten Theilo
noch von keines Mykologen Fuss betreten, und doch ist gerade dort,
bei dem wärmeren Klima, der reicheren Vegetation mit Sicherheit
auf herrliche Resultate zu rechnen. Aber wenn wir von den spär-
lichen und vereinzelten Aufsammlungen ßolle's in der Gorzer Ge-
gend abstrahiren, ist es bis heute doch nur ein einziges dieser Län-
der, wo überhaupt mykologisch geforscht wurde, und dieses einzige
Land ist Krain, der klassische Boden, auf welchem vor einem Sä-
culum schon der grosse Scopoli lebte und wirkte!
Herrn Prof. Voss gebührt das Verdienst, uns zuerst mit der
Pilzflora Krains bekannt gemacht zu haben, und wenn auch selbst-
redend nicht im Geringsten von einer Vollständigkeit gesprochen
werden kann, so legt es doch ein beredtes Zeiigniss ab vom Eifer
und vom Glück dieses Forschers, dass er im ersten Verzeichnisse der
Pilze seines Landes^) bereits eine Anzahl von 430 Species aufzu-
führen vermochte.
Seit Veröö'entlichung der erwähnten Uebersicht sind jedoch schon
wieder eine grosse Menge neuer Funde zu registriren, und binnen
kurzem ist sicherlich ein reichhaltiger Nachtrag zu erwarten. Es
kommt mir nun natürlich nicht in den Sinn, dem eifrigen Sammler
irgendwie vorzugreifen, aber die Veröffentlichung eines seiner Funde
konnte ich mir doch nicht versagen, umsomehr, da derselbe nicht
nur von allgemeinem Interesse ist, sondern sich dabei auch die ge-
wünschte Gelegenheit bot, dem Entdecker selbst ein bleibendes Mo-
nument zu errichten. —
Wenige Ordnungen des Pilzreiches sind in den letzten Jahren
so eingehend untersucht worden, wie die üslilagineen, und in den
vortrefflichen Arbeiten Fischer von W aldheim's liegt uns eine
solche Menge der wichtigsten Untersuchungen, liegt uns ein so har-
monisch abgeschlossenes Ganzes vor, dass es gewiss von allgemein-
*) Materialien zur Pilzkunde Krains in Verhandl. der k. k. zoolog.-bot.
Gesellsch. in Wien, Jahrg. 1878.
19
slem Interesse ist, wenn noch ein neues Verbindungsglied zwischen
zwei Galtungen dieser Familie aufgefunden wird. Das Verdienst eines
solchen Fundes gebührt Prof. Voss, und ich glaube auf keinen Wi-
derspruch zu stossen, wenn ich den Namen des Entdeckers zur Be-
zeichnung der neuen Gattung wähle. —
In, resp. auf den Fruchtknoten von Molinia caerulea Mnch.
(nebenbei gesagt eine Graminee, auf welcher bisher noch kein Brandpilz
bekannt war!) finden sich grosse, aufgeschwollene, tief schwarzbraune,
ziemlich harte Deformationen, meistens von der Grösse der ausgereiften
'^amen, doch zuweilen auch noch einmal so gross. Sie bestehen aus
den Sporen, welche in ungemein grosser Menge vorhanden sind,
ihre Gestalt ist meistens regelmässig elliptisch , doch finden sich
eiförmige, zuweilen selbst fast keulenförmige; an beiden Enden sind
sie verschmälert-abgerundet, nur ausnahmsweise schwach zugespitzt,
schmutzig dunkelbraun, undurchsichtig, ihre Länge beträgt 20 — 30,
im Durchschnitt 24 Mm., ihre Breite 14—16 Mm. Die sporentragen-
den Mycel-Aestchen oder Hyphen sind ziemlich lang, sehr schlank,
hin und her gebogen, farblos, sie lösen sich nicht wie bei den
Tillelia-Arien noch vor der völligen Sporenreife auf, sondern bleiben
auch noch nach derselben erhalten und bilden um die Spore herum
einen Gallertsehlauch oder eine Gallerthülse mit einem mehr oder
minder langen stielartigen Anhängsel.
Die neue Gattung, deren Untersuchung von mir und Herrn
Dr. Schroeter gemeinsam vorgenommen ward, ist unmittelbar neben
Tilletia zu stellen, von welcher sie sich eben durch das erwähnte
Merkmal ausgezeichnet unterscheidet. Die Entstehung der Sporen an
den Hyphenenden und ihre Bildung in dem Gallertsäckchen ist ausser-
ordentlich charakteristisch, ebenso das Verbleiben der Spore in die-
sem Säckchen, auch nach der Reife, während die Tilletia-Sporen in
diesem Alter bereits keine Spur mehr von der sie früher umhüllen-
den Gallerfschicht zeig-en und völlig' frei sind.
Die Diagnose der neuen Gattung und Art würde folgender-
massen lauten:
Vossia Thüm. nov. gen. Ustilaginearum.
Mycelium e hyphis tenuibus, hyalinis, 4 — 5 Mm. crassis, apice
non dissolutis sed pseudoascum vel folliculam gelatinosam, subdura-
bilom circa sporam maturam, cum processo sublongo cormoideo for-
mans, sporae ellipsoideae vel ovatae, fuscae.
Ovaria Graminearum implectens et turgens.
Vossia Moliniae Thüm. n. sp.
V. semina vel Ovaria toto implectens, subdeformans, augens,
turgens, nigrilicans, demum disruinpens et protuberans; mycelii hy-
piiis sporiferis longis, tenuibus flexuosisve, hyalinis, apice non disso-
lutis, folliculam gelatinosam, subdurabilem circa sporam maturam cum
processo sublongo, sursum sensim incrassato, cormoideo formans;
sporis ellipsoideis vel ovatis vel raro inlerdum clavulatis, utrinque
2*
20
angustato-rotundatis, raro subaculatis, sordide fuscis, cpisporia lenui.
obsolete pimctulato, 20—30 Mm., plerumque 24 Mm. long., 14 — ■
16 Mm. crass. — Species valde insignis!
Carniolia: Laibach in Moliniae coeruleae Mnch. ovariis Oct. 1878.
Leg. W. Voss.
Klosterneuburg, 30. November 1878.
Beiträge
znr Flora des oberen Neutra -Thaies.
Von M. von Hütten.
J. A. Knapp sagt in seinem Prodromus Florae Comilatus Ni-
triensis: „Ueber das Tribec-Gebirge haben wir, so zu sagen,
noch gar keine Angaben und das Grenzgebirge gegen die
Gespanschaften Bars, Thuröcz und Trencsen ist noch
unbekannt."
Nachdem ich im Jahre 1876 die Bewirthshschaftung meiner
5 Meilen nördlich von Neutra bei Nagy-Tapolcsän gelegenen Be-
sitzung Nagy-Bossän übernommen halte , war es mein Streben , so
weit meine Zeit es mir erlaubte, die von Knapp bezeichneten Lücken
auszufüllen.
Im ersten Jahre (1876) sammelte ich ausschliesslich auf mei-
nem eigenen Territorium, wobei ich bemerke, dass die dazu gehörigen
Waldungen in drei getrennten Complexen an den westlichen Hängen
und Ausläufern des Tribec-Gebirges liegen. Die Wälder bestehen
aus Laubholz, im welchen Eichen und Rothbuclien ül)i;rwiegen. Ein
Waldcomplex (Hornyän) steht auf Granit und Gneis, der zweite (Szä-
dek) auf Trachyt und Quarzit, der letzte Janofalu zur Hälfte (nörd-
liche Abdachung) auf Trachyt und Quarz , zur Hälfte (südliche Ab-
dachung) auf Kalk — beide , auch in floristischer Beziehung ganz
verschiedene Hälften sind in einer Länge von beinahe V/^ Meilen
durch ein von 0. nach W. streichendes, mit üppigen Wiesen ausge-
fülltes Bachthal getrennt.
Indem ich mir vorbehalte, seinerzeit eine vollständige Aufzäh-
lung der von mir hier gefundenen phanerogamen Pflanzen folgen zu
lassen, führe ich jetzt nur jene an, welche in Knapp's Prodromus,
als dem letzterschienenen Verzeichnisse Neutraer Pflanzen (in wel-
chem übrigens auch die Beobachtungen und Millheilungen aller frü-
heren Sammler gewissenhaft berüclisichtigt und gewürdigt sind),
nicht angegeben, von mir auf dem Tribec-Gebirge gefunden
worden sind:
Equisetum silvaticum L. Auf einer sumpfigen Wiese am Ostende des
Janofaluer Revier.
21
Gladiohis imhricatus L. Auf einem trockenen Holzschlage nächst
Hornyän.
Orchis mascnla L. Auf dem Krtinov vrch des Hornyäner Revier.
— maculata L. (Hier nur mit rein weissen Blüthen.) Im Walde am
Rande derselben Wiese, wo Equis. silvat.; dann bei Hornyän
im Eichenwalde unter der Kriva cesta und am Krtinov vrch.
Cineraria rmdaris W. et K. Auf dem Havranec (Quarz) hei Jano-
falu — ebendort auch Hacquetia Epipactis; auf der gegenüber
liegenden Thalseite Wapena (Kalk) Anemone Pulsatilla und sil-
vestris, Polygala major und Orchis fusca in herrlichen Exem-
plaren.
Teiicrium Scorodonia L. Am unteren Rande einer Trachylschutthalde
des Kozlica bei Szadek — nur noch mit Calluna vulg., Teu-
crium Chamaedr., Camp, rotundif. und Genista pilosa.
Meines Wissens ist Teucrium Scorodonia bisher in Ungarn
noch nicht beobachtet worden.
Spiraea ohlongifolia W. et K. Auf dem Gipfel des Kozlica bei
Szadek.
Im Jahre 1877 machte ich weitere Ausflüge, bei welchen ich
auf der Ptacnik-Gruppe (Grenze gegen das Barser und Thuröczer
Comitat) von neuen Pflanzen fand.
Orchis coriphora L. Auf einer sumpfigen Wiese bei Kamenec mit
Orchis laxiflora.
Rnmex arifolius All.
Sempermcum monfanum L.
Thalictrum aquilegifolium L.
Letztere alle auf dem Bergrücken vom Ptacnik „zum
Weissen Stein." Ebendort auch Viola biflora, Valeriana trip-
teris, Anemone nemorosa, Ranunc. aconitif.
In demselben Jahre lernte ich Herrn Dr. Josef Päntocsek,
prakt. Arzt zu Tavarnok, kennen, rühmlichst bekannt durch seine
erfolgreichen botanischen Reisen in Dalmalien, Montenegro, der Her-
zegovina und Bosnien (s. hierüber dessen hochstinteressante und
werlhvolle „Adnotationes etc.," Pressburg, Wigand 1874) und hatte
das Vergnügen, denselben auf die Standorte der von mir für Neutra
neu gefundenen Pflanzen führen zu können.
lu) Jahre 1878 (22. Juli) unlernalim ich gemeinschaftlich mit
Dr. Päntocsek eine Excursion auf die Berge Klak (Nasenslein) und
Revan , das triplex confinium der Comitate Neutra, Trencsen und
Tiiuröcz.
Als neu (rücksichtlich Knapp's Aufzählung) fanden wir:
Aspidinm Lonchitis Sw. Nasenstein.
Festuca varia Hke. „
Avena alpestris Hst. „
Gladiolus imbricatus L. Auf dem Revaa.
Salix Wnlfeniana Willd. Nasenstein.
Thesium alpiniim L. Auf dem Revan.
22
Knaiilia carpatica Heuff. Auf dem R(^van.
Scabiosa lucida Vill. „ „ „
Homogyne alpina Cass. Nasenstein.
Centaurea axiUatis Willd.,
„ coriacea Kit.,
Carduus personata Jacq.,
Crepis sihirica L. , sämmtliche auf dem Westhange des Revan mit
Veratr. album, Cirsium Erysithales, Phyteuma spie, und orbic,
Aconitum Lycoctonum.
Crepis Jacquini Tausch. Auf Felsen des Nasenstein.
Hieracium caesium Fries. „ „ „ „
„ nillosum L. „ „ „ n
Campanula Trachelium L. var. dasycarpa Kch.
Gentiana obtusifolia Rb. var. spatulata Bart.
— acaulis L. j ^^^ Ye\sQX\ des Nasenstein mit Viola biß.,
Androsace lactea L g^^.. ^. ^^^.^^ laricifoiia.
Primula Auricula L. ) ' '
Cortusa Matthioli L. Auf dem Bergrücken zwischen Nasenstein und
Revan.
Soldanella alpina L. Kuppe des Nasenstein.
Aquilegia vulgaris L. Revan.
Ranunculus montanus Willd. Nasenstein.
Kernera saxatilis Rb. Auf Felsen des Nasenstein.
Rosa pyrenaica Gn. „ „ „ „
Rubus saxatilis L. „ „ „ „
Potentilla aurea L. Bergrücken zwischen Nasenstein und Revan.
Geum rivale L. Am Westabhange des Revan mit Hacquetia Epi-
pactis, Lunaria rediviva, Hesperis matronalis fl. albo., Ranunc.
aconitifolius.
Hippocrepis comosa L. Nasensfein.
Von den hier aufgezählten Pflanzen waren: Thesium alpinum,
Scabiosa lucida, Crepis Jacquini, Androsace lactea und Ranunculus
montan, auf denselben Standorten von Herrn Dr. Päntocsek gele-
gentlich eines Ausfluges in das Facskoer Gebirge im Jahre 1868
(Oest. botan. Zeitschr. Nr. 8, August) bereits gefunden worden.
Nagy-Bossän, am 25. November 1878.
Agaricus^ Lepiota mgoso^reticulata.
. Von Dr. F. W. Lorinser.
it - ■ '
Im vergangenen Monate September fand ich im Leopoldskroner
Wäldchen bei Salzburg zwischen Moos auf Torfboden zahlreiche Exem-
plare eines Pilzes, welcher der Gattung Agaricus (Subgenus Lepiota^
angehörend, w^ahrsoheinlich noch nicht beschrieben sein dürfte. Der-
23
selbe unterscheidet sich durch die runzelig-genetzte Oberflüche des
Hutes und den starken , fast stechenden Geruch, so sehr von den
übrigen Arten dieser Untergattung, dass ich — aufgefordert insbe-
sondere durch Herrn Prof. Reichardt — die Diagnose dieses Pilzes
mitzutheilen mir erlaube:
Pileo carnosulo e convexo expanso, umbonato, demum sub-
repando lobatoque , rugis elevatis reticulato , furfuraceo-granulato,
fulvo-alutaceo; stipite farcto, minute squamuloso, super annuluui
floccosum evanescentem pallido, infra annulum alutaceo-fuscescente;
lamellis albis confertis rotundalo-adnexis. Graveolens.
Dieser Pilz dürfte etwa neben Lepiota amianthina Scop. ein-
zureihen, und, falls er als neue Species angenommen werden sollte,
mit dem Namen Agaricus Lepiota rugoso-reticulata zu bezeich-
nen sein.
Wien, 24. November 1878.
Ein Ausflug auf di&: Babia Gora.
Von Dr. A. Peter.
In so erfreulichem Maasse in neuerer Zeit die Angaben über
die Flora der hohen Tatra in Folge der häufigeren Besuche der-
selben durch Botaniker sich mehren, so spärlich fliessen die Angaben
über die Flora der benachbarten höchsten Gipfel der Beskiden, und
so wenig kann unsere Kenntniss derselben eine hinlängliche genannt
werden. Ausser der „Enumeratio plantarum phauerogamicarum et
cryptogamicarum vascularium comitatus Arvaensis in Hungaria" von
N. V. Szontagh *j sind umfassendere floristische Angaben über jene
Gegenden kaum vorhanden. Es dürfte daher nicht ganz überflüssig
erscheinen, wenn ich im Nachstehenden einige Beobachtungen mittheile,
welche ich im verflossenen Sommer zu machen in der Lage war, als
ich auf Veranlassung der Herrn Prof. Dr. C. v. Nägeli einen Ausflug
dorthin machte, um die Hieracien jener Gegend zu studiren. Mein
Hauptzweck ging daher wohl niclit auf die Feststellung des auf den
hohen Beskidengipfeln Vorkommenden im Allgemeinen; indessen habe
ich doch, so oft mir bemerkenswerthere Phanerogamen oder Gefass-
kryplogainen aufstiessen, dieselben notirt und von den wichtigsten
auch Exemplare als Belegstücke aufgenommen.
Mein Aufenthalt in jenem Grenzgeinrge Galiziens und Ungarns
fiel in die Zeit vom 18. Juli bis 5. August dieses Jahres; zum Stand-
quartier hatte ich das kleine, durch die Reichhaltigkeit seiner Heil-
quelle an Jod, Brom und Eisen ausgezeichnete Bad Polliora gewählt,
welches durch die Hohe seiner Lage Cca. 1000 Met. üb. Meer) und
*) Verhandlungen der zoolog. -botanischen Gesellschaft in Wien XIII.
(1863) p. 1043-1098.
24
die Nähe der Berge den Vortlieil bietet, dass man nur kurze Zeit
zu steigen nüliiig hat, um in höhere und dem Botaniker interessan-
tere Regionen zu gelangen. — Umgeben von sanften Hügeln liegt
es in einer grünen Wiesenmulde, durch welche man auf die den
Horizont begrenzende zackige Kette der Tatra einen herrlichen Aus-
blick geniesst; in geringer Entfernung erhebt sich über düsteren Ur-
wäldern von Nadelholz der kahle Gipfel der Babia Gora, und auf
der entgegengesetzten Seite blickt der breite Rücken des oft wolken-
umlagerten Pilsko herein.
In der ganzen Gegend finden sich nur an wenigen Stellen Fel-
sen zu Tage tretend, und selbst die Berggipfel sind gerundet und
meist ohne anstehendes Gestein; eine Ausnahme macht nur die Babia
Gora, deren bis 1770 Met. aufsteigende Spitze einen grossen Trümmer-
haufen darstellt, welcher denn auch von einer Felsflora bekleidet
wird. Das vorherrschende Gestein ist Karpathensandstein, der Boden
besteht aus dessen Verwitterungsprodukten.
Tritt man vor dem Bade über die Landstrasse auf die unmittel-
bar gegenüber gelegenen Hügel, so slösst man bald auf Euphorbia
striata Linn. in Gesellschaft der ihr ähnlichen JE. micrantha MB.;
Sderanthus annuus L. und Prunella vulgaris L. (oft mit weissen
Blüthen) überziehen den Boden der Brachäcker, während hie und da
Knautia arvensis Coult. xar.glandulifei-a Koch nebst Kn.carpaticaEenf^.
und Ononis hircina Jacq. sich über jene erheben. Hier finden sich auch
einige Sträucher von Rosa Reuteri God. f.subcanina Chr.(?) und f. compl.
Gren. AmRande desWaldesstellt sich Euphorbia amygdaloides L. ein, und
im Schatten des ersteren gedeiht stellenweise Neottia Nidus avis Rieh.
Verfolgt man die Strasse einige Minuten weit nördlich und
wendet sich dann rechts über den Bach, so gelangt man zu einer
grossen Wiese, die an dem genannten Bache zum Theil trocken ist,
gegen den Wald hin aber sumpfig wird und an dessen Rande endlich
in ein Sphagnetum übergeht. Auf der trockenen Wiese stehen eine
Menge Formen innerhalb der Grenzen von Centaurea Jacea L. und
C austriaca Willd., ferner Knautia arvensis Coult. var. glandulifera
Koch, Ononis hircina Jacq., Salvia verticillata L., Chrysanthemum
Leucanthemum L. , Hypericum quadrangulum L. und eine Form von
Pimpinella Saxifraga L. mit etwas schmalen Blattzipfeln; der sumpfige
Theil der Wiese beherbergt Pedicularis palustris L. und Ped. silva-
tica L., Drosera rotundifolia L., Trifolium spadiceum L. in grosser
Menge, Salix aurita L., Juncus spuarrosus L,, Trientalis europaea
L., Equisetum limosum L., Valeriana simplicifolia Kabath et Uechtr.,
Carex pauciflora Lightf,, Polygonum Persicai^ia L., Orchis maculata
L. etc. Beim Betreten des Waldrandes beschliesst Crepis paludosa
Mnch. die Reihe der sumpfliebenden Gewächse, und es finden sich
hier in dem trockeneren Waldboden: Senecio subalpinus Koch in zwei
Formen — mit einfach gezähnten und mit ungleich gesägf-gezähnten
Blättern — , Cardamine silvatica Link und eine auffallende Form von
Card, pratensis L. mit nur 2 — 3 dicht zusammengerückten Stengel-
blättern in halber Höhe, Euphorbia amygdaloides L., Dentaria glan-
25
dulosa W. K. (völlig verblüht!), Corallorrhiza innata R. Br., Pirola
secunda L. und P. uniflora L., Homogyne alpina Cass. und Phego-
pteris polypodioides Fee; an den Stämmen des Waldes fällt hie und
da Pofyporus marginatus Fr. auf.
Wenn man sich auf dem ostwärts durch den Wald führenden
Wege gegen die Babia Gora hin wendet, so gelangt man bald zu
einem grossen Waldschlage, dessen besonders von Sambucus race-
mosa L. und Rubus Idaeus L. gebildete Buschfläche im Hintergrunde
durch einen starken Bach begrenzt wird. Auf dem Schlage trifft man
Viola tricolor L. in einer Form, die von der var. saxatilis Schm.
wohl kaum verschieden ist, ferner Euphorbia amygdaloides L., Eii-
phrasia officinalis L., Centaurea pratensis Thuill., Rubus hirtus
W. K., Salix nigricans Fr., Galeobdolon luteum Huds., Fesfuca ela-
tior L., Crepis virens Vill., involurro glanduloso, Epil. angustifolium
L. (wurde mir aus dieser Gegend auch mit weissen Bliithen gebracht),
Plantago lanceolata L. capitellata, Lactuca muralis L., Gnapha-
lium silvaticwn L. mit langen, abstehenden unteren Zweigen neben
der gewöhnlichen Form, Galium Mollugo L., Prenanthes purpurea
L., Carea silvatica Huds. u. s. w. Die Ufer des Baches, welcher
eine kleine feuchte Schlucht von einigen Schritten Breite gebildet
hat, zeichnen sich durch üppigen Wuchs von Chrysanthemum rotun-
difolium W. K., Poa sudetica Haenke, Urtica dioica L., Senecio sub-
alpinus Kocli und nemorensis L., Chaerophyllum hirsutum L., Vale-
riana sambucifolia Mik. und Aconitum Napellus L. (2V2 Met. hoch)
aus, während hin und wieder Daphne Mezereum L., Trifolium spa-
diceum L., Stachys silvatica L., Thalictrum aquilegifolium L. Galium
vernum Scop., Rosa alpina L. f. pyrenaicaGou&n. und eine auffällig kahle
Form derselben Art, welche fast der f.laevisScr. entspricht, ihn begleiten.
Durch den hochstämmigen Wald der Babia Gora näher kom-
mend, sammelt man an einem schattigen Holzwege, neben welchem
in der Tiefe der vorhin genannte Bach in schaumigen Wellen über
Steintrümmer eilt, Dentaria glandulosa W. K., Pirola minor L. und
P. uniflora L. mit Blechnum Spicant Roth, um dann über einen son-
nigen Waldschlag auf Zickzackpfaden anzusteigen. Hier kann man
Circaea alpina L. und vereinzeltes Mulgedium alpinum Cass. sam-
meln, während weiter oben in dem lichten Walde, durch welchen
zahlreiche Wasserfäden rieseln, Aconitum Napellus L., Senecio sub-
alpinus Koch und grosse Felder von Rumex alpinus L. sich zeigen.
Gegen die obere Waldgrenze hin stellen sich Geum montanum L.
und Soldanella alpina L. "ein, die mit dem Beginn der Knieholz-
region in bedeutender Menge vorhanden sind. Unter den dichten
Büschen der Pinus Pumilio Haenke blicken überall die weissen Blü-
thensternchen von Trientalis europaea L. hervor, hie und da steht
eine vereinzelte Gynmadenia albida R. Br. und Luzula albida DC.
var. rubella Hoppe, sowie Homogyne alpina Cass. finden sich ein;
im Ganzen ist jedoch diese Region an Arten ausserordentlich arm,
und erst wenn man bald nach dem Auftreten von Juniperus nana
Willd. die oberste lichte Krummholzregion und damit den buschlos-
26
steinigen Gipfel der Babia Gora erreicht hat, gewinnt die Vegetation
wieder ein abwechselungsreicheres Bild. Hier gedeihen zwischen den
Felslrüinrnern Poa laxa Haenke, Campanula Scheuchzeri Vili., Carex
atrata L., Ärabis arenosa L. *), GnaphaUum supinum L., Solidago
Virganrea L. var. alpestris W. K., Lycopodium Selago L., Cerastiwn
alpinwn L., Potentilla aurea L., Sempervivum montanum L., Rhodiola
rosea L., Pulsatilla alpina Mill., Phleum alpinum L., Saxifraga Ahoon
L., Memn Mutellina Gaertn., Luzula glabrata Hoppe, Galium saxa-
tile L., Anemone narcissißora L. etc. Ungeheure Mengen von Ce-
traria islandica L. bedecken den Boden überall.
Man kann von der Spitze der Babia Gora, welche eine schone
Uebersicht des galizischen Hügellandes und der ungarischen niedri-
geren Bergzüge nebst einer herrlichen Ansicht der Kette der hohen
Tatra gewährt, über einen grünen Sattel, auf dessen Nordabhange
noch im August einige kleine Schneefelder sich vorfanden, zu der
bis zum Gipfel mit Krummholz bewachsenen Brana, ihrem nächsten
Nachbarn, gelangen. — Auf dem Sattel sieht man Melampyrum sil-
■caticum L., Polystichum spiniilosum DC. und Empetrum nigrwn L.,
auf der Brana neben grossen Mengen von Phleum alpinum L., Geum
montanum L. und Trientalis europaea L., aucii Veratrum Lobelia-
num Beruh., Gymnadenia albida R. Br. und Hypochoeris uniflora
Vill., letztere in einer kleinen Form. Beim Abstieg in das Thal be-
merkt man grossere Gesellschaften von Senecio nemorensis L. und
subalpinus Koch neben Spiraea Ulmaria L.
Wendet man sich, im Thale angelangt, wieder südwärts dem
Bade Polhora zu, so gewährt das zu durchschreitende nördlich weit
in die Berge hinein sich erstreckende Thal Gelegenheit, noch manche
erwünschte Pflanze zu sammeln; es zeigen sich hier besonders jEm-
phorbia amygdaloides L., Heleocharis palustris R. Br., Euphrasia
nemorosa Pers., Scirpus compressus Pers., Juncus lamprocarpus
Ehrli. (sehr häufig in Folge des Stiches von Livia Juncorum Latr.
monströs entwickelt), Symphytum cordatum W. K., Picris hieracioi-
des L. form., Leontodon autumnalis L. nebst seiner var. pratensis
Link und einer Zwischenform (Bastart?) beider, Centaurea austriaca
AVilld., Sagina procumbens L., Mulgedium alpinum Cass., Circaea
alpina L., hnpatiens noli längere L., Senecio subalpinus Koch, Lysi-
machia nemorum L., Juncus squarrosus L., Cardamine trifolia L.,
Myricaria germanica Desv. u. s. w. In den zum Theil wohl noch
ganz unberührten Urwäldern liegen colossale Baumstämme modernd
auf dem Boden, mit Gestrüpp von Vaccinium Myrtillus L. bedeckt
*) Diese auf der höchsten Spitze des Berges neben den daselbst aufge-
führten rohen Steinmauern beobachtete Pflanze tritt hier in einer wob! als Va-
rietät (var. compacta) zu unterscheidenden Form auf, welche sich durch gedrun-
genen, vielstengeligen Wuchs, weisse Blüthen, die geringe Zahl der Seitenlappen
der unteren Blätter (meist nur 3 — 4, bei der Form unserer Ebenen meist 6 — 9,
obwohl auch hier zuweilen Blätter mit wenigen Seitenlappen vorkommen) und
etwas geringere Behaarung zu erkennen gibt.
27
und ihre Seitenflächen oft in grosser Ausdelinung- von Icmadophila
aeruginea Scop. eingenommen.
Bevor man den Ausgangspunkt der Excursion wieder erreii-ht,
ist es rför Miiiie werth, noch einen Blick auf die Sumpfwiesen, Brach-
äcker und Hligelabhänge zu werfen, welche sich westlich von der
Strasse neben derselben von der kleinen Ansiedelung Omacaci aus
erstrecken. Viola tricolor L. in der schon erwähnten saxatilis-'A\\n-'
liehen Varietät mit gelben Blüthen, Knautia carpatica Heuff. und Kn.
arvensis Coult. v. glandulifera Koch nebst Sonchus arvensis L. foliis
siibintegris auf den Brachen; Zwischenformen von Centaurea jacea
L. bis C. pratensis Thuill., Euphrasia officinalis L., Equisetum pa~
lustre L., Gentiana germanica L. und Cirsium bulbosum DC. auf
den sumpfigen Stellen; Polygala vulgaris L. var. oxyptera Rchb. und
Scler. terticillatus Tausch nebst ziemlich zahlreichen Büscheu von Rosa
nrbica Lern, (wahrscheinlich) und R. dvmetornm Thuill. f. vnci-
nella Bess. auf den trockenen Abhängen , die ersteren stellenweise
überragt von dem prächtigen Gladiolus imbricatus L. , geleiten uns
zu dem die Höhen einnehmenden Walde, an dessen Rande Salias
Caprea L. ramulis pubescentibu» (ob S. silesiaca Wimm.?) und Baeo-
myces rosens Pers. uns begegnen und in dessen Schatten Corallor-
rhiza innata R. Br. truppweise sich angesiedelt hat.
Wenn man von dem Bade Polhora aus im Westen einen flachen
Hügelrücken überschreitet, so befindet man sich bald in dem Dorfe
gleichen Namens, durch welches ein starker Bach (Polhoranska) seinen
Lauf nimmt. Am Nordende des Dorfes tritt derselbe aus dem Borsutja-
thale, welches sich mehrere Stunden weit, hie und da Seitenihäler
aufnehmend, zwischen die Berge hineinzieht. Am rechten Abhango
desselben begegnen uns bald Gentiana asclepiadea L., Alnus incana
DC, Digitalis ambigua Murr., Centaurea pratensis Thuill. in meh-
reren Formen, Uebergängen zu C. nigra L., Euphrasia officinalis L.
und E. nemorosa Pers., Salix purpurea L. und S. pentandra L. neben
Myricaria germanica Desv. Später wird man durch das Vorkommen
von Orobanche flava Mart. auf Petasites officinalis Mnch. erfreut,
nachdem man ein links vom Wege gelegenes Sphagnetum durch-
schritten hat, welches zwischen zerstreut stehenden Büschen von
Pinus uliginosa Neum. die zierliche Oxycoccos palustris Pers. nebst
Carex pauciflora Lightf. beherbergt. Weiterhin zeigen die Abhänge
des Thaies hin und wieder Thalictrum aquilegifolium L., Salvia glu-
tinosa L., Geum rivale L., Senecio subalpinus Koch, Blechnum Spi-
cant Roth, Spiraea Aruncus L., Chrysanthemum rotundifolium W. K..
Scrophularia Scopolii Hoppe, Valeriana tripteris L. und V. sambuci-
folia Mik., letztere besonders an feuchten, quelligen Orten, an denen
auch Stellaria uliginosa Murr, und Glyceria nemoralis Uechtr. et
Kcke. gedeihen; Ranunculus aconitifolius L. tritt hier in der Form
platanifolius L. auf, meist mit den typisch gesägten, aber auch mit
völlig ganzrandigen Zipfeln der oberen Blätter. An einem steilen
Hange in dichtem Gebüsch steht Doronicum austriacum Jacq. neben
Equisetum hiemale L. und weiterhin tief im Schatten des Waldes
28
massenhaft Cardamine trifolia L. Näher dem waldumschlossenen ein-
samen Borsufjateiche zeigt sich am Bachufer Arabis alpina L. mit
prachtvoll entwickelten Rosetten, und Cardamine silvatica L. tritt
liin und wieder auf. Hinter dem Teiche gelangt man in einen von
mächtigen Stämmen gebildeten Urwald, in dessen Sphagnumpolstern
häufig die zarte Listera cordata R. Br. sich findet, und über dessen
Boden Plagisfhecium undulatum (L.) mit langen, unverzweigten Aest-
chen stellenweise sich verbreitet.
Nächst der Babia Gora ist der Pilsko (1600 Met.) der höchste
Berggipfel der ßeskiden; auf der Grenze von Ungarn und Galizien
aus einem herrlichen Walde sich erhebend, ist sein kahler Rücken
von Knieliolz umsäumt. Kein Fels auf dem ganzen Berge, soweit ich
ihn untersuchte! In einer strahlenförmig angelegten Waldpflanzung
am Fusse des Pilsko kann man Orchis glohosa L., Polygala vulgaris
L. var. oxyptera Rchb. und zahllose Formen von Centaureen sam-
meln, welche die Gruppen der C. jacea L, nigra L. und austriaca
Willd. zu verbinden scheinen; von hier brachte man mir auch eine
schöne Durchwachsung der Blüthe von Geum rivale L., deren fünf
grössere Kelchzipfel zu Laubblättern ausgcAvachsen sind, und aus
deren Mitte ein langer Stengel mit drei Blüthen sich erhebt. In
der Nähe dieser Pflanzung sammelte ich an einer Stelle östlich von
der grossen Strasse Campanula rhomboidalis L. var. lanceolata DC.
(= Campanula lanceolata Lap.) in prachtvollen Exemplaren; Rei-
chenhach, welcher die Pflanze abbildet ^) gibt an, sie nur aus den
Pyrenäen zu kennen, indessen ist sie in den Westkarpathen (Chocs)
von Fritze und in den Centralkarpathen (Kriwan) von Haussknecht
bereits gefunden worden, wie mir Herr Dr. v. Halacsy in Wien mit-
zulheilen die Güte hatte.
Steigt man auf einem schlechten Waldwege zum Pilsko an, so
stehen neben demselben hin und wieder Dentaria hulhifera L. und
D. glandulifera W. K. neben Corallorrhiza innata R. Br. und Neottia
Nidus avis Rieh. Weiter oben begegnen uns Adenostyles albifrons
Rchb. mit riesenhaften Blättern, Galium rotundifolium L., Senecio ne~
morensis L., Centaurea austriaca Willd. und Mulgedium alpimim
Cass. In der oberen Waldregion kann man Aconitum Napellus L.,
Rumex arifolius All. und Ranunculus aconitifolius L. sammeln; in
dem Krummholzgürtel, welcher sich hier durch einen fast ununter-
brochenen Teppich von Vaccinien auszeichnet, sind bemerkenswerth;
Luzula sudetica Presl var. nigricans Pohl, Viola palustris L., Poly-
gonum Bistorta L., Eriophorum vaginafum L., Meum Mutellina Gaertn.,
Homogyne alpina Cass., Sagina procumhens L., Vaccinium uligino-
sum L., Rosa alpina L., Empetrum nigrum L., Luzula maxima DC,
Rihes alpimim L., Cetraria islandica L., Sedwn Fabaria Koch, Chry-
santhemum rotundifolium W. K., Doronicum austriacum Jacq., Cla-
donia squamosa Hffm., Luzula albida D C. v. 7^ubella Hoppe, Juncus
filiformis L. und J. alpinus Vill. Das gänzlich kahle Plateau des
Deutschlands Flora XIX. (1860) p. 140, lab. 237, II.
29
Berges lieferte mir in der dichten Bedeckung durch Cetraria islan-
dica L. keine irgend nennenswerthe Pflanze; eine zu anderer Jahres-
zeit und mit ausschliesslich floristischer Rücksichtnahme ausgeführte
Exkursion halte gewiss noch manches Interessante liier wie überhaupt
in der Umgebung der Babia Gora geliefert.
München, am 26. Oktober 1878.
Auszug
ans R. Schomburgk's Rapport über die Fortschritte und den Stand
des botanischen Gartens and den Anpflanzangen des Gonvernements in
Adelaide (S. Australien) während des Jahres 1877.
Von Pran25 Antoine.
(Scliluss._)
Von Tabak wurden Samen von der berühmten persischen Sorte
„Ispahan" eingeführt und angebaut, wovon sodann der geerntete
Same zu vertheilen versprochen wurde, ebenso wurde vom indischen
Gouvernement Samen von vier der vorzüglichsten Maulbeersorten
eingeschickt und gebaut, wovon zur nächsten Saison Pflänzchen zur
Vertheilung angeboten werden.
lieber Boemehria nivea Hook geht die Aeusserung dahin, dass
diese Pflanze in Südaustralien nicht mit Vortheil cultivirt werden
kann, da sie nur Jahrestriebe von 2 — 3 Fuss producirt. Von Port
Darwin hingegen wurden 6 — 7 Fuss hohe Triebe eingesendet und
dieser Theil Australiens scheint demnach der Pflanze zu entsprechen.
Eine werthvolle Faserpflanze erhielt Seh. durch das Esparto-Gras.
Es hat einen grossen mercantiiischen Ruf und zeichnet sich bei der
Papierfabricalion dadurch aus, dass es ohne alle sonstige Beimischung
verarbeitet werden kann. Der Werth einer Tonne steht zwischen
£ 5 und 7, und man gibt an, dass 6 — 8 Tonnen von einem Acker
Grundes gewonnen werden können. Es handelt sich aber nun dar-
um, wenn Esparto wirklich gebaut und gewonnen wird, ob es auch
ein Ausfuhrartikel werden kann , da der Feuersgefahr wegen die
Capitäne ihre Schilfe damit nicht gerne beladen werden wollen, wenn
auch das Rohmaterial durch hydraulische Pressung im Umfange ver-
mindert wird, und es bliebe sodann nichts anderes übrig, als die
präparirte Faser , so wie es mit Neuseeländer Flachs geschieht, zu
verschicken. In Victoria besteht bereits eine Papiermühle zur Ver-
arbeitung dieses Materiales und eine zweite ist eben im Entstehen.
In Betrelf von Medicinal-Pflanzen wird bemängelt, dass alle
Medicinalkräuter importirt werden müssen , welche oft durch das
lange Aufbewahren veraltern und wirkungslos werden, während es
doch Plätze genug gäbe, wo beispielsweise Pfelfermünzen, Chamo-
millen etc. mit Leichtigkeit angezogen werden könnten.
30
Im Allgemeinen macht Seh. die Landwirthe Südaustialiens dar-
auf aufmerksam , nicht alles Land mit Weizen allein zu bebauen,
denn in kurzer Zeit werden grosse Strecken Landes entkräftet und
in wenigen Jahren wird es weiteren Strecken so ergehen , und die
Feinde, die zu befürchten sind, sind nicht in einer nachlässigen Be-
bauung des Grundes allein zu suchen, sondern es ist die Kälte,
die Dürre und der rothe Rost , durch welche sich in diesem Jahre
kaum das Einsammeln der Feldfrucht lohnte.
Nun berührt Seh. das vorzügliclie Gedeihen der Palmen und
Farne in dem neuen Palmenhause, und indem er von der blumen-
reichen Anlage spricht, welche dieses grossartige Gewächshaus um-
gibt, belobt er das Bufialo-grass (Stenolaphrum glabrum Trin.), dass
es so herrliche Rasen bilde und noch den Vorzug besitzt, auch wäh-
rend des Winters im frischen Grün zu erscheinen. Bei Victoria
regia soll es nach der Angabe einiger Fec^orm- Cultivateurs der
Fall sein, dass, wenn diese Pflanzen aus selbst gezogenen Samen
fortgepflanzt werden , dieselben degeneriren. Seh. fand diess niclit,
und die aus eigenem Samen gekeimten Pflanzen sollen die früheren
noch an Grösse übertroffen haben.
Unter den neu eingeführten Pflanzen erfreut er sich den in-
teressanten Baum ^Erythroxylon Coca Lam." erhalten zu haben,
dessen Blätter auf das Nervensystem, ähnlich wie Opium, wirken
sollen. Die getrockneten Blätter werden mit etwas fein gepulvertem,
ungelöschten Kalk oder der alkalischen Asche von Guinoa vermischt.
Von diesem in Brasilien eingeführten Baum werden von dort aus
jährlich an 30 Millionen (?) Pfund Blätter verbraucht.
Sodann führt Seh. die vorzüglichsten Neuheiten von Pflanzen
an, mit welchen der Garten bereichert wurde , wobei viele solcher
Pflanzen genannt werden , welche auch eben jetzt als Neuheiten in
den europäischen Gärten erscheinen. Z. B. Dracaena Goldieana, etc.
Was den Besuch des Gartens anbetrifft , so ist Seh. damit so
wie auch mit dem Benehmen des Publikums sehr zufrieden gestellt.
In den Parkanlagen stehen die europäischen und nordamerika-
nisclien Bäume, alle Erwartungen übertreffend, im freudigsten Ge-
deihen und der zoologisclie Garten, der sich eines ungemein zahlreichen
Besuches erfreut, wurde durch viele Geschenke bereichert und die
ganze Kollektion besteht nun aus 552 Stück lebender Thiere.
Ueber die Räumlichkeit des Museums äussert sich Seh. dahin,
dass ein neues Gebäude dazu erforderlich wäre, da das Herbar bei-
spielsweise , nur in einem kleinen Zimmer untergebracht ist, wo
sowohl Feuchtigkeit als auch die weisse Ameise zerstörend einwirken.
Die Bibliothek ist in einer erfreulichen Weise im Zunehmen
begriffen und über die cullivirten Pflanzen des botanischen Gartens
wurde von Seh. ein Katalog publicirt, in welchem dieselben nach
natürlichen Familien zusammengestellt sind, und der überdiess mit
vielen Holzschnillen nach Photographien aus dem Garten und diver-
sen Gewächshäusern ausgeschmückt ist.
31
Am Schlüsse folgt sodann eine Aufzälilung jener Spender, welche
entweder dem zoologischen oder botanischen Garten Thiere oder
Pflanzen zuführten und dann eine Liste der jetzt vorhandenen Thiere
und der Pflanzen, welche während des Jahres 1877 dem Garten zu-
wuchsen.
Liter aturb er ichte.
Dr. Ludovicus Haynald: De distributione geographica Castaneae in
Hungaria. Estratto dal .,Nuovo Giornale Botanico Italiano." Vol. X. Nr. 3
Luglio 1878.
Der Verfasser theilt hier theils seine, theils jene Erfahrungen
lateinisch mit, welche über das geologische Substrat der Castnnea
in Ungarn in dem „Magyar Növenytani Lapok" 1877 erschienen oder
ihm direct von den bekannten Geologen von Ungarn mitgetheill
wurden. Verf. schliesst seine interessante Abhandlung mit folgenden
Worten: „Testes audivimus viros botanica et geologia scientia in-
signes, qui perhibent Castaneam in solo etiam calcifero crescere,
licet alia glebae praesertim ex eruptivis petris ortae genera prae-
ferre videatur. Borbas.
Materialien zur Pilzkunde Kraius. Von Wilhelm Voss, k. k. Professor in
Laibach. (Separatabdruck aus den Verh. der k. k. zoolog.-botan. Gesellsch.
Jahrg. 1878). Wien 1878. Druck von Ad. Holzhausen. 8° 64 S. 1 Taf.
Dieser Aufsatz ist mit Sachkennfniss und Fleiss geschrieben,
er bildet einen erwünschten Beitrag zur genaueren Kenntniss der Pilz-
flora eines mykologisch nocli sehr wenig durchforschten, aber hoch-
interessanten Ivronlandes unserer Monarchie. In der vorliegenden
Abhandlung weist Prof. Voss 430 Arten von Pilzen als in Krain
vorkommend nach. Neu ist von denselben ein auf Gentiana ascle-
piadea vorkommendes Sclerotium, S. Dasystephanae. Zu genaueren
Untersuchungen gaben folgende Arten Veranlassung: Uromyces Fri-
tillariae, U. excavatus, Cronartium gentianeum und Phyllosticta
Vossii. Sie sind auf der beigegebenen Tafel abgebildet, H. W. R.
Etymologisches Fremdwörterbncli der Pflanzenkunde mit besonderer Berüch-
sichtigung der deutschen Flora. Von Karl Jürgens. Braunschweig. Verlag
von Harald Bruhn. 1878. 8" 120 S.
Das vorliegende Büchlein zerAtllt in zwei Abtheilungen, von
denen die erste die Galtungs-, die zweite die Speciesnamen der ein-
heiuiischen und wichtigeren exotischen Pflanzen etymologisch erklärt.
Es ist mit Fleiss und Umsicht gearbeitet, so dass es angehenden
Botanikern, welche der classischen Sprache nicht mächtig sind, ganz
gute Dienste zu leisten vermag. R.
Ueber Hochalpeuflora. Von J. Eman, Hibsch. Separatabdruck aus dem
Jahrg. 1878 des Gartenfreundes. Wien. Verlag der k. k. Gartenbau-Gesell-
schaft. 8". 16 S.
In diesem Aufsatze werden in populärer Form geschildert: Die
Grenzen des Gebietes der Hochalpenflora, die Vegetalionsformen der-
32
selben, die Anpassung der Flora an das Klima der Hoclialpen, end-
lich der wahrscheinliche Ursprung der Hochalpenflora. Von Interesse
ist für den Botaniker namentlich ein als Anhang beigegebenes Ver-
zeichniss von Phanerogamen und Kryptogamen, welche Herr Hibsch
während des Sommers 1877 auf dem hohen Tauern und in den
Zillerthaler Alpen sammelte. R.
American Jonrnal of Science and Arts. Editors J. D. and E. S. Dana
and B. Silliman. Vol. XVI. Nr. 91—94.
New Hawen J. D. and E. S. Dana. 1878. 8". 334 S. 3 Taf.
Die vorliegenden Hefte enthalten keine Original-Abhandlung bot.
Inhaltes, wohl aber Anzeigen und Besprechungen folgender aut Pflan-
zenkunde bezüglicher Publicationen: Native Flowers and Ferns of Ihe
Uniled States; by Thomas Meehan (S. 72, 157). — Monographia Metz-
geriae, autore S. 0. Lindberg (S. 74). — Ferns of Trinidad (S. 74); —
Flora Brasiliensis Fase. 73, 74. — A Monograph of the Genus Lilium by
Henry John Elwes (S. 75). — Beiträge zur Keimungsgeschichte der
Cyatheaceen von Dr. H. Baukc (S. 76). — Ueber die Aschenkrank-
heit und die Blattfleckenkrankheit der Citronenbäume von Felix von
Thümen (S. 76). — Ferns of Kentuky by J. Williamson (S. 155).
— Ferns of their Homes and Ours by John Robinson (S. 156). —
Catalogue of the Phanerogamous and Cryptogamous Plauts of the Do-
minion of Canada by T. Macoun (S. 156). — Flora Australiensis
by G. Bentham Vol. VII (S. 237). — Flora of Mauritius and the
Seychelles by J. G. Baker fS. 239). — Forest Flora of British
Birma by S. Kurz (S. 239). — The Apocyneae of South -America
by J. Miers (S. 240). — The Student's Flora of the British Islands
by J. D. Hooker (S. 240). — Ferns of North-America by D. C.
Eaton (S. 240). — Monographiae plantarum aut. A. et C. De Can-
dolle (S. 325). •— The Flora of British India by J. D. Hook er
(S. 326). — Blüthendiagramme, construirt von A. W. Eich 1er
(S. 326). — Repertorium annuum literalurae periodicae aut. G. Boh-
nesieg et W. Burck (S. 327). — Synopsis of the Genus Aqui-
legia by J, G. Baker (S. 327). — Note on Reestablishement of Fo-
rests by C. A. White (S. 328). R.
Catalog-Hs Cormophytorum et Anthophytornm Serbiae, Bosniae, Hercegro-
viuae, Moutis Scodri, Albaniae hncnsq^ne cogrnitornni. Compilaverunt
Paulus Ascherson et Augustus Kanitz. (Sep.-Abdr. aus den Ma-
gyar növenytani lapok.) Claudiopoli 1877. 8. 108 pag.
Zunächst für den österreichisch-ungarischen Botaniker von her-
vorragendstem Interesse, ist die vorliegende Aufzählung auch jedem
Pflanzen-Geographen und Floristen um so unentbehrlicher, als sie in
übersichtlichster und gedrängtester Vi'^eise Alles darbietet, was über
die Vorkommnisse an Gefässkryptogamen und Phanerogamen aus den
bezeichneten Gebieten bisher bekannt geworden ist. Dieser Catalog
ist namentlich auch viel vollständiger , als das bisher erschienene
zweite Supplement der Flora Dalmatica , soweit sich dasselbe eben
auf Bosnien, Montenegro und die Herzegowina bezieht. — Es ist wei-
33
ters sehr erspriesslich, dass die Verfasser auch Serbien einbezogen
haben, weil die „Flora principitatus Serbiae" wegen der Sprache, in
welcher sie verfasst ist , fast allen Botanikern , wegen der Lettern
sogar einem Theile der slavischen , ein verschlossenes Buch ist. —
Ausserdem füllt die Einbeziehung der serbischen Flora den sonst
zwischen Bosnien-Herzegovina und der österreichischen Monarchie
bleibenden Raum in um so nothwendigerer Weise aus, als die nahe
Verwandlscliaft der Vegetations Verhältnisse aller dieser Länder sol-
chergestalt zum Fiugerzeige darüber wird, was und wie viel in den
viel weniger als Serbien botanisch durchforschten, bisher türkischen
Provinzen, noch zu erwarten ist. — Von dem im Cataloge verzeich-
neten 2969 Arten kommt der grösste Theil auf Serbien. Auf Alba-
nien entfallen nur etwa 15% dieser Summe, ein Beweis dafür, was
in diesem Lande noch zu leisten nothwendig ist. Dass nunmehr
trotzdem die grosse Lücke als so ziemlich geschlossen bezeichnet
werden kann, welche noch vor Kurzem in unserer floristischen
Kenntniss des Gebietes zwischen den Südprovinzen Oesterreich-
Ungarns und den von Boissier in der „Flora orientalis" begriffenen
Ländern bestand, ist nach Vorstehendem besonders anzuführen kaum
mehr nothwendig. So möge denn die nicht genug verdankenswerthe
Arbeit der Verfasser — denen bezüglich der Hieracien noch R. von
Ue cht ritz anzureihen ist — allen Fachmännern bestens empfohlen
sein, insbesondere aber jenen Botanikern, welche durch die Zeitver-
hältnisse zu allererst in die Lage konmien dürften, an dem begonnenen
Werke rüstig weiter zu arbeiten, nämlich derjenigen aus Oesterreich-
Ungarn. Freyn.
Boehm Josef Dr.: Inau^urations-Rede des für das Studienjahr 1878/1879
gewählten Rectors der k. k. Hochschule für Bodencultur, gehalten am
12. October 1878. 12 S. 8».
In der Einleitung beschäftigt sich der Verf. mit der Lernfrei-
heit und begnügt sich mit dem Hinweise auf die wunde Stelle der-
selben. Hierauf skizzirt er den gegenwärtigen Stand unserer Kennt-
nisse über die Transspiration und Assimilation bei den Pflanzen, die
die unerlässlichste Vorbedingung für eine rationelle Landwirthschaft
sind. Den Schluss dieser schwungvollen Rede bildet die Andeutung
auf gewisse dunkle Partien der genannten Fragen , die der for-
schende Geist aufzuklären bemüht ist. K.
Correspondenz.
Ns. Podhrad, 5. December 1878.
Es ist wohl der Mühe werth, nicht nur neue Funde bekannt
zu m&chen, sondern auch unrichtige Angaben zu berichtigen. Da mir
die Calamintha officinalis, Veronica verna und Calamagrostis spe-
ciosa, die nach Sloboda (Lolos 1861) um Brezovä im Neutraer Comit.
vorkommen sollen, keine Ruhe Hessen, bat ich mir von Herrn Slo-
Oesterr. botan. Zeitschrift. 1. Heft. IST'j. o
34
böda diese Pflanzen zur Ansicht aus. Nun bin ich in der angenehmen
Lage mittheilen zu können, dass Calamintha officinalis Slob. exs. !
vom Berge Ostriz bei Brezovä, nicht die Linne'sche diessnamige
Pflanze, sondern C. alpina Lam. ist; „Calamagrostis speciosa'^ komml
bei Brezovä nicht vor, Sloboda schreibt mir darüber: „Mit der
Calamagr. speciosa w^ar ein Irrthum. Unter diesem Namen erhielt
ich sie vom sei. Dr. Kremsir, und sie gerieth unter meine Brezo-
vaer Pflanzen. Nach vielen Jahren vergass ich darauf." Poa alpina
Slob. exs.! vom Hügel Baranec bei Brezovä ist P. badensis Haenke;
Veronica verna Slob. exs.! von demselben Standorte ist V. praecox
All. Dagegen ist die Carex pilulifera L. vom Hügel Baranec (Slob.
exs.!) richtig bestimmt. Auch fand Sloboda auf dem Ostriz bei
Brezovä Milium paradoxum L. (Slob. exs.!) Dieses Gras ist meines
Wissens neu für das Neutraer Comitat. Es freut mich, dass sich Herr
Dr. Päntocsek bei seinen Excursionen in das Trentschiner Comitat
verirrt, denn auf dem ganzen Veterne Hole-Gebirge haben sich bis-
her nur sehr wenige Botaniker umgesehen. Die Schätze, die da noch
verborgen sind , w^erden dem Späherblicke dieses unermüdlichen
Forschers nicht entgehen. Jos. L. Holuby.
Fersonalnotizen.
— Dr. H. Dingler und Dr. A. Peter sind als Custoden am
botanischen Institut in München angestellt w^orden.
— M. F. Arnold wurde von der philosophischen Facultät der
Universität München zum Ehrendoctor promovirt.
— Hofrat h Dr. Fenzl und Professor Dr. Willkomm wurden
zu Ehrenmitgliedern, Prof. Dr. Wiesner, Prof. Dr. Celakovsky
und Prof. Dr. Purkyne zu corresp. Mitgliedern von der Schlesischen
Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau, bei der Feier ihres
75jährigen Jubiläums am 17. December v. J., ernannt.
Vereine, Anstalten, Unternehmung^en.
— Ein botanischer Verein hat sich in München gebildet.
Derselbe wählte Prof. Hartig zum ersten und Dr. Arnold zum
zweiten Vorstand.
— Die Zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien
veranstaltet eine Sammlung, deren Ertrag zur Errichtung eines Denk-
steines auf dem Grabe des kürzlich verstorbenen J. Juratzka, dem
allbekannten Bryologen und vieljährigen Rechnungsführer obiger Ge-
sellf^chaft, verwendet werden soll.
35
Botanischer Tausch verein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Holuby mit Pflanzen
aus Ungarn. — Von Herrn Evers mit Pfl. aus Thüringen und Tirol.
— Von Hrn. Janka mit Pfl. aus Siebenbürgen. — Von Hrn. Dichtl
mit Pfl. aus Böhmen. — Von Hrn. Stein itz mit Pfl. aus Ungarn. —
Von Hrn. Matz mit Pfl. aus Niederosterreich. — Von Hrn. Oertel
mit Pfl. aus Thüringen.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Hackel, Dr. Rau-
scher, Br. Thümen.
Aus Ungarn einges. von V agner: Alnus viridis, Campanula
urticaefolia, Crepis grandiflora, Chrysosplenium oppositifoHum, Epi-
pactis palustris, Euphorbia carniolica, Gladiolus imbricatus, Gna-
phalium norcegicum, Juncus trißdus, Juniperus nana, Laserpitium
alpinum . Luzula maxima, Pedicularis Hacquetii, Thymus vulgaris
u, a. S. 427 (1877) schon bemerkte.
Von Evers einges. aus Thüringen: Armeria Halleri, Cirsium
acaule X oleraceum, Glaucium luteum, Hefminthia echioides, Mimulus
guttatus, Schoberia maritima. Aus Tirol : Astragalus oroboides, Chon-
drilla prenanthoides, Juncus Jacquini, Ranunculus pygmaeus, Saxi-
fraga squarrosa.
Aus Ungarn einges. von Holuby: Achill ea nobilis, Aethusa
agrestis, Anacamptis pyramidalis, Cannabis sativa var, elongata,
Coriandrum sativum, Dorycnium herbaceum, Epipactis atrorubens,
Orchis variegata, Orobanche stigmatodes, Potentilla pilosa, Rhinan-
thus major, Sideritis montana, Teucrium Botrys.
Aus Niederösterreich eing. von Matz: Adonis aestivalis, AlUum
rolundum, Alopecurus geniculatus, A. gen. var. caesius, Artemisia
pontica, Centaurea phrygia, Chlora perfoliata, Cirsium canum, Con-
ringia orientalis, Crypsis schoenoides, Inula hirta, Kochia arenaria,
Limnanthemum nymphoides, Linum austriacum, Lythrum Hyssopi-
folia, Melampyrum pratense, Nepeta nuda, Panicum ciliare, Sca-
biosa suaveolens, Senebiera Coronopus, Trifolium alpestre, T. mon-
tanum, Vicia villosa.
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder kiiuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Correspondenz der Bedaction.
Herr A. R. in Berlin: Ihre neuere Arbeit über die Bewegung des
Wassers in der Pflanze ist zur Aufnahme nicht geeignet, da dieselbe, coinpe-
tentem ürtheile nach, gleich der früheren eine Theorie vertritt, welche mit be-
kannten Thatsachen sich im Widerspruch befindet. v
Inserate,
Instructive Pflanzen aus Spanien, worunter manche
Seltenheiten, können gegen andere, von ausserhalb Deutschland und
Oesterreich stammende, vertauscht werden.
Auskunft gibt gegen Zusendung der entsprechenden Briefmarke
die Redaction.
3»
86
Im Selbstverlage des Dr. C. Baenitz und im Commissionsverlage von
Braun und Weber in Königsberg i. Pr. sind soeben erschienen:
Baenitz, Herbarium Europaeum. Lief. XIV— XXVI. 425 Nr.
Zweite Auflage. - Lief. XXXVl und XXXVII. 243 Nr.
Lorentz, Herbarium Americanum. Lief. VII, 50 Nr. (Aus der
Provinz Entre Rios der Argenlinischen Republik.)
Beide Herbarien sind wieder vollständig. — Ausführliche In-
haltsverzeichnisse nebst Preisangabe sind gratis und franco zu beziehen durch
jede Buchhandlung und Dr. C. Baenitz in Köuig-sber^ in Pr.
Einladung zur Pränumeration
auf den XXIX. Jahrgang (1879) der
OesterreicMschen
Botanischen Zeitschrift.
(Oeslerr. bolan. Wochenblatt.)
Auf die „Oesterr eichische botanische Zeitschrift", welche von dem
hohen k. k. österreichischen und dem hohen k. ungarischen
Ministerium für Cultus und Unterricht den Mittelschulen
empfohlen wurde, pränumerirt man mit 8 fl. üsterr. W. (16 R. Mark)
auf den ganzen Jahrgang oder mit 4 fl. österr. W. (8 R. Mark) auf
einen Semester und zwar auf Exemplare, die frei durch die Post
bezogen werden sollen, nur bei der Redaction: Wien, V. Schloss-
gasse Nr. 15.
Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls
Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat die
Verlaasliandlung C. Gerold 's Sohn in Wien übernommen.
Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll-
ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden:
2. und 3. Jahrgang zu 1 fl. (2 R. Mark) — 8. bis 22. Jahrgang zu
2 fl. (4 R. Mark) — 23. bis 27. Jahrgang zu 5 fl. (10 R. Mark) —
28. Jahrgang 8 fl. (16 R. Mark). Bei Abnahme sämmtlicher Jahrgänge
von der Redaction, 20 Procent Nachlass.
Von den bisher erschienenen 21 Porträts der „Gallerte öster-
reichischer Botaniker" können einzelne Exemplare und zwar in Okt.
ä 50 kr. (1 R. Mark) und in Fol. auf chin. Papier ä 1 fl. (2 R. Mark)
abgegeben werden.
Skofitz.
(V. Schlossgasse 15.)
Redacteur und Herausgeber Dr. Alezander Skofitz. — Verlag von C. Qerold's Sohn.
Druck uml Papier der C. TJobeiTouterscIiiMi Buc-hdruckerei (M. Salzer).
Ocsterreichische
Botanisclie Zeitschrift
Gemeinnützig^es Organ
für
I»le österrelelilscbe Exemplare
botanische Zeltscbiin RAfaillU linil RnfailiLar die frei durch die Post be-
erscheint DülclUlK UDtt DOldUlüer, zogen Verden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktioa
^'^.^['«^"«"««/."Ivf"' Gäriner, Oekonomeu, Forslmänner, Aerzte, ^'^ f n p^'^^'^.^e-n-en;- "
(16 R. Mark.') Im Wege des
ganzjährig, oder mit inAlllol'PP \m\ Tprlinilor Buchhandels übernimmt
4 M. ö.W.(Sie.Afa)*) i^piMlieivei UUU leillllihtl. Pränumeration
halbjährig. C. Oerold's Sohn
Inserate »»« *» '° Wien,
die ganze Petitzeile fS 9 sowie alle übrigen
15 kr. Ost. W. A^ = A/* Buchhandlungen.
XXIX. Jahrgang. Will. Februar 1879.
ZNHAIaT: Vegetations - Verhältnisse. Von Dr. Keiner. — Zur Kenntniss der JSiutation. Von
Wyplel. (.Schluss.) — Epilobia nova. Von Haussknecht. —Botanisches aus Ungarn. Von Dr.
Borbäs. — Löwensteiner Flora. VonHoluby. — Literaturberichte. — Correspondenz. Von Knapp,
Tommasini, Huter. — Personalnotizen. — Vereine. Anstalten, Unternehmungen. — Botani-
scher Tauschverein. — Inserat.
Die Vegetations • Verhältnisse des mittleren und östlichen
Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens.
Von A. Kerner.
eil.
1726. Allium atroniolaceum Boiss. Diagn. ser. 1., fasc. VII.
p. 112 Cl846j. — Auf bebautem Lande in der Umgebung von Ka-
locsa bei Halom, Öreg Csertö, Negyven, Szakmär, Reszlelek, Keserü-
telek, Pataj, Batya, Fajsz und Foktü (Menybärl). — Diluv. sandiger
Lehmboden. 90 — 150 Meter. — Hieher gehurt A. Ampeloprasiim
Menyhärt Kalocs. Nov. 178 und wahrscheinlich auch Heu fiel Bau.
211, aber nicht Linne. — A. Ampeloprasum L. ist die fünfte der
von Haller in seiner Abhandlung „De Alliis'' in Opusc. p. 350 (1749)
aufgeführten Allium-Ar\en. Aus der Beschreibung und den anderen
ausführlichen Angaben Haller's geht hervor, dass dieser Autor
unter Nr. 5 der von ihm beschriebenen ^//mw?-Aiten das damals
zuerst von Newton auf der Insel Holms beobachtete ^AUinm mon~
tanum majus Anglicum Newtoni^ oder y,A. Holmense Raji" gemeint
hat, welches im westlichen und südlichen Europa und im Oriente
an zahlreichen Orten verwildert vorkommt, schon zu Haller's Zeiten
Oesterr. botan. Zeitschrift. 2. Heft. 1879. 4
38
sich aiu^h auf Aeckern bei Basel eingebürgert hatte, stellenweise
aber, zumal im südlichen Europa und im Oriente gewiss auch ur-
sprünglich wildwachsend heimisch ist. Von diesem Ä. Ampeloprasum
L., welches von Reichen b. in Icon. X, Fig. 1U72 gut dargestellt
wurde, und das auch Ä. Ampelopi-asum „proper" in Hook er Stud.
Fl. 383, A. Ampeloprasum Gren. et Godr. Fl. fr. 111, 198, Pari.
Fl. ital. 11, 577, Visiani Fl, dalni. I, 141, A. Ampeloprasum a. ty-
picvm Regel Monogr. All. 53 ist, unterscheidet sich A. atrovwla-
ceum Boiss. durch die kleineren, dunkelpurpurnen, am Kiele glatten
Perigone, die dunkle, violette Farbe der Antheren, die fadenförmigen
Mittelzipfel der drei inneren Staubgefasse, die 3 — 4mal so lang als
die von ihnen getragenen Antheren sind, dann durch die im Verhältnisse
zu den drei inneren Filamenten doppelt schmaleren äusseren Fila-
mente, endlich dadurch, dass die Antheren über die Spitzen der
Perigonblätter mehr hinausragen. — Die Perigonbliitler des A. Am-
peloprasum L. sind grösser, blasser, am Kiele rauh, die Antheren
sind gelblich, die fädlichen Mittelzipfel der drei inneren Stanbgefässe
sind nur so lang oder kaum länger als die von ihnen getragenen
Antheren, die Filamente der drei äusseren Staubgefässe sind an der
Basis fast so breit als die Filamente der drei mit ihnen alternirenden
inneren Staubgefässe, und die Antheren ragen nur wenig über die
Perigonzipfel vor. — Von Regel wird Allium atroviolaceum in der
Monogr. All. pag. 54 als ^^Ampeloprasum ß. atroviolaceum"' aufge-
führt, und es werden demselben mehrere Synonyme beigefügt, von
denen es aber sehr zweifelhaft ist, ob sie dahin gehören. Was ins-
besondere das von Regel citirte A. amethysiinum Tausch in Syll.
Fl. ratisb. pag. 255 (1828) anb"langt, welches Tausch nach einem
von Siebe r aus Dalmatien mitgebrachten Blüthenkopfe (ohne Blätter
und ohne Zwiebel) beschrieb, so scheint mir aus den Worten des
Autors „slaminibus petalis lanceolafis duplo longioribus" hervorzu-
gehen, dass er scliwerlich jenes Allium gemeint haben kann, welches
Boissier später A. atroviolaceum genannt hat. — Von A. rotun-
dum L, welchem A. atroviolaceum habituell nicht unähnlich ist, und
das bekanntlich Kitaibel für A. Ampeloprasum L. gehalten hat,
unterscheidet sich A. atroviolaceum Boiss. sogleich durch die über
die Perigone vorragenden Antheren und die gelblich-weissen (nicht
violetten oder schwärzlichen) Brutzwiebel. — Noch möchte ich er-
wähnen, dass mir von Menyhärt das A. atroviolaceum Boiss. auch
von Saatfeldern bei Püspöki auf der Donauinsel Schutt bei Pressburg
mitgetheilt wurde, und dass die ungarischen Exemplare mit den von
mir verglichenen Original-Exemplaren Boissier's aus dem Orient
identisch sind.
1727. Allium rotundum L. — An grasigen uncullivirten Plätzen
in den Weinbergen, entlang den Strassenzügen und auf bebautem
Lande. Am Fusse des Nagy Eged bei Erlau; nächst dem Leopoldi-
felde, auf dem Schwabenberge, im Wolfsthale und unter dem Adlers-
berge bei Ofen ; zwischen Ercsi und Adony, bei Nädudvär, nächst Ka-
löcsa auf den Lösshügeln zwischen Kömlöd und Duna Földvär und in
39
der Stuhlweissenburger Niederung bei Keer im Tolnaer Coinitate. —
Tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95—300 Meter. — (In Be-
treff der von Linne in Sp. pl. ed. 11 zu A. rotundum cilirten Ab-
bildung- in Micheli Gen. t. 24 f. 1 möchte ich folgende Bemerkung
einschalten. A. rotundum Linne's ist die von Ha Her in seiner
Abhandlung „De Alliis" in Opusc. p. 350 unter Nr. 8 beschriebene
Art, und diese ist, wie aus der trefflichen Beschreibung und den
Standortsangaben in Haller's Monographie hervorgeht, auch das A.
rotundum der neueren Floristen. Haller sagt nun am Schlüsse, indem
er auch Mieheli's Figur 1 auf t. 24 gedenkt, „aut idem est aut ob
florum diversitatem distinctum, sed vicinum." — Linne, der diese
Bemerkung Haller's übersehen zu haben scheint, citirte dann aber
nach Ha 11 er diefie Micheli'sche Abbildung ohne jedes Bedenken
und ohne jede Bemerkung zu seinem AUium rotundum. Wenn man
aber diese Abbildung vergleicht, so ist es auf den ersten Blick ein-
leuchtend, dass dieselbe nicht zu A. rotundum (Allium Nr. 8 Hal-
ler's), sondern zu A. inneale L. gehurt, und es wäre daher dem
A. rotundum beizusetzen: Linne Sp. pl., exci. cit. Mich. Gen. 25,
t. 24, f. 1.)
1728. A. sphaerocephalum L. — An spärlich begrasten Stellen,
vorzüglich auf den mit zerstreuten Stipa-R&sen und mit Beständen
aus annuellen Bromus- Arien bewachsenen Sandhügeln des Tief-
landes. — Im miltelungarisciien Berglande in der Pilisgruppe auf
dem Schwabenberge, Adlersberge und Spiessberge bei Ofen, in den
Weitungen des Donauthales und auf den Donauinseln bei Csenke,
Set. Andrae, Krotendorf, Altolen, Csep, Schilling, D. Földvar, Bölcske
und Ivomlö bei Kalocsa; auf der Kecskemeter Landhöhe häufig von
R. Paluta über den Rakos bei Pest, Soroksar, Alberli, Monor, Pills,
P. Peszer bei Also Dabas und Nagy Koros. Auf der Debrecziner
Landhöhe zwischen Bököny und Nyiregyhäza. — Tert. und diluv.
Sand- und sandiger Lehmboden. 90—260 Meter.
1729. Allium Borhasii. — Zwiebel eiförmig; die spärlichen
gelblich-weissen Brulzwiebel von den häutigen Zwiebelschalen um-
schlossen. Stengel 30 — 50 Cm. hoch, stielrund, bis zur Mitte be-
blättert und von den langen dicht anliegenden Blattscheiden umfasst.
Blätter mehrmals länger als ihre Scheiden, glall, halbslielrund, rinnig,
gegen die Basis zu hohl, zur Zeit der Blüthc noch nicht verwelkt.
Blüthenscheide kappenlörmig in eine kurze, die Dolde nicht über-
ragende Spitze plötzlich zusammengezogen. Dolde halbkugelig, kapsel-
tragend, lockerblüthig. Blülhenstiele 3 — 4mal so lang als die Blülhen.
Die Perigone 4—5°"" lang, kurzglockig, blass rosenroth, nach der
Anthese weiSblich, perlmulterartig glänzend; die Zipfel des Perigons
elliptisch stumpf, an der Aussenseite glatt. Pollenblatter fast doppelt
so lang als die Perigonzipfel und die Antheren daher weit aus dem
offenen Perigon herausragend; jedes der drei Pollenblätter in drei
fädliche Zipfel gelheill, von welchen der mittlere eine gelbe Anthere
trägt, während die beiden seillichen Zipfel in eine haarfeine, die
Anthere aber nicht überragende Spitze auslaufen.
4*
40
Auf clor Csepelinsel bei Budapest, — Sandboden, 95 Meter. —
Selten. (Borbäs.)
Hieher gehört A. vineale var. asperifolium Borbäs in Oest. bot.
Zeitschr. 1877, p. 181, aber nicht Regel Monogr. All. p. 41. — Als
weiteres Syn. ist hieherzusetzen: Alüum sphaerocephalum b. laxi-
florum Guss. Syn. fl. Sic. I, 393 (1842)''^), von welcliem der Autor
schreibt: „floribus pallide roseis, umbellae radiis non confertis;" „folia
fistulosa virentia; spatha 1 — 2 valvis, brevis, acuminata; flores ali-
quando albidi; petala exteriora carinata, inleriora longiora, obtusa,
plana; Stylus uti stainina longo exsertus purpurascens. — An spe-
cies propria?" — Der von Gussone dem hier besprochenen Allium
gegebene Name „laxiflorum" kann eine Verv\'endung aus dem Grunde
nicht finden, weil schon in den Ergänzungs-Bl. zur Flora p. 46 im
Jahre 1829, also lange vor Gussone ein Allium unter diesem Na-
men beschrieben wurde. Dieses Allium laxiflorum^ welches Tausch
in dem Schmid t'schen Herbar vorfand, und von dem er es zweifel-
haft lässt, wo es gesammelt wurde, ist mit A. nineale L. zunächst
verwandt; Tausch sagt aber a. a. 0. „parvitate florum ab omnibus
distinctissimum" und es scheint mir daher nicht gerechtfertigt,
diese von dem scharfblickenden Tausch aufgestellte Art ohneweiters
als Syn. zu A. nineale L. zu ziehen, wie das Regel in der Monogr.
All. p. 41 gethan hat.
A. Borbdsii sclieint über das südöstliche Europa w^eit ver-
breitet, aber überall nur selten aufzutreten. Ausser von den Stand-
orten in Süditalien und im centralen Ungarn sah ich diese Art auch
aus Serbien, wo sie von Pancic im Jahre 1853 in Weingärten ge-
sammelt und damals als y,A. sphaerocephalum"' ausgegeben wurde.
1730. Allium vineale L. — Auf bebautem Lande und auf wü-
sten Sandhügeln und Sandflächen, in dem hier behandelten Gebiete
selten. — In der Matra bei Paräd; in der Gegend von Kalocsa bei
Keczel, Örjeg und Akasztö ; im Bac.ser Comitate bei Futak. — Tert.
und diluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 90 — 200 Met.
Regel führt in seiner Monogr. All. p. 41 auch ein ^Allium
mneale d. asperiflorum: floribus purpurascentibus, umbella pluriflora,
sepalis extus aspeiulis" auf,, zu welchem er A. molaceum herb. F.
Läng citirt, und das er nach Läng „in campis arenosis territorii
Rakos Hungariae" angibt. — Diese Pflanze wurde meines Wissens
in neuerer Zeit im Gebiete der Pester Flora nicht wiedergefunden.
— Jenes Allium, welches Borbäs in Oesterr. botan. Zeitschr. 1877,
pag. 181 für A. vineale var. asperiflorum hielt, ist, wie schon oben
(bei A. Borbdsii) bemerkt wurde, nicht die gleiclmamige Pflanze
Regel's und unterscheidet sich von dieser durch die nicht purpur-
nen, an der Aussenseite auch nicht rauhen Perigonblätter und, wie
überhaupt von allen Formen des A. vineale L., durch die verhältniss-
mässig kurzen seitlichen Zipfel der inneren Pollenblätter, welche die
*) Von Huter, Porta, Rigo in den Exsicc. itin. ital. III. sub Nr. 582
ausgegeben.
41
von dem iniltleren Zipfel getragene Anihere nicht überragen. An A.
vineale L. sind diese fadlichen seillichen Zipfel der drei inneren Pol-
lenblatter immer viel langer als der mittlere Zipfel, welcher die An-
there tragt.
1731. AUhtm Scorodoprasum L. — An den mit Sträuchern be-
wachsenen Seiten der Hohlwege und unter Gebüsch auf steinigen
Platzen zwischen den Weingarten, in den Lücken und an den Ran-
dern der Walder und in Holzsclilagen. Im Gebiete selten. Im mittel-
ungar. Berglande auf den Ofener Bergen und auf den Hohen bei
Nadäp im Stuhlweissenburger Comitate. Auf der Ivecskemeter Land-
höhe in dem Waldreviere zwischen Monor und Pills, nach Meny-
härt in der Gegend von Kalocsa bei Foktü und Batya, Keczel, D.
Földvär und Nädudvar. Im Vorlande des Bihariagebirges bei Gross-
wardein. — Kalk, diluv. Lehm und Sand. 95—420 Meter.
Ällium sativum L., A. Ophioscorodon Don., A. Porrum L., A. Ascalo-
nicum L , A. Schoenoprasuni L., A. Cepa L. und A. fistulosuni L. werden in
dem hier behandelten Gebiete allenthalben in Gemüsegärten, die beiden letzt-
genannten auch in Grossem auf Feldern gebaut. Insbesondere spielt die Zwiebel-
cultur im Tapiogebiele eme grosse Rolle, und im Herbste sieht man dort die
eingeheimsten Zwiebeln in allen Dörfern unter den vorspringenden iJächern der
Hiiuser in dicht gedrängten Guirlanden aufgehängt. Auch in der Gegend von
Kalocsa wird die "Zwiebelcultur auf Feldern im Grossen betrieben. — lieber
650 iMeter gedeiht A. Cepa L. und A. fistulosum L. nur mehr schlecht und
werden dieselben in diesen höheren Gebirgslagen als Culturpflanzen auch nicht
mehr angetroffen. — A. sativum L. dagegen sah ich noch in den Gemüsegärten
bei den obersten Gehöften des Dorfes Vidra im Bihariagebirge bei 1188 Meter
gezogen. — Nach Menyhart Kalocsa Növ. p. 180 findet sich A. sativum L.
im erzbischöflichen Parke in Kalocsa auch im verwilderten Zustande.
Beiträge zur näheren Kenntniss der Nutation.
Von Martin Wyplel.
(_.Schlu3i.)
m. EotationsversuGte.
Angenommen, es wäre wirklich der Zug, den das Gewicht der
Kütylen und des Perikarps auf den wachsenden Stengeltheil ausübt, die
alleinige Ursache der Nulation, so müssten Keimlinge, welche gleich
vom Samenstadium aus in einer Vertical-Ebene um eine horizontale Axe
rotiren, keine Nulation zeigen, da in diesem Falle die Wirkungen
der Schwerkraft durch die in jedem Zeitmomente veränderte Lage
der Keimaxe gegen die Veriicale aufgehoben werden. Es wurden
desshalb in die senkrecht auf der Axe eines Stundenlaufwerkes be-
fesligten Glascylinderchen gequollene Früchte von Helianthus anmius,
macrophyllus und globosus bis zu drei Viertel ihrer Lange normal
in die Erde gesteckt und sodann der ganze Rotationsapparat — bei
42
Aiisscliluss von Lic.lit — so aufgestiilll. dass die Axe, um welche die
Keiinling-e rotirten, horizoiilal war. Alle Keimlinge nutirten nun, in
der Regel oiine Sclilingenbildung, Hessen jedoch eine Abhängigkeit
der Nutationsebene von der Mediane nicht erkennen.
IV- Entlastimgsversuclie.
Da dieselben, im Dunkeln ausgeführt, die stierenden Einwir-
kungen imsserer Einflüsse beinahe vollkommen ausschliessen und die
Nutalion in ihrer reinen Form auftreten lassen, so eignen sie sich
vorzugsweise zur Constatirung spontaner Nutationen. Der einzige
Uebelsland besteht darin, dass diese Versuche nur bei grösseren
Samen resp. Früchten (annähernd von der Grösse der Früchte von
Helianthus argyrophylliis angefangen) anwendbar sind, während sich
bei kleineren Samen (Viola tr'icolor, Linvm, Pinus süvestris etc.)
Gegengewichte nur scliwer anbringen lassen; aber gerade weil sie
bei schwereren Samen gelingen, scheinen mir diese Versuche um
so beweisender zu sein, als es eben die grösseren Samenarten von
bedeutenderem Gewichte und derberem Perikarp sind, bei denen man
eher an ein Zustandekomnien der Nutafion durch die Last der Ko-
tylen zu denken geneigt wäre. Sollte die Nutation durch das Gewicht
der Kotylen und des Perikarps hervorgerufen sein, so dürllen Keim-
linge, bei denen dieses Gewicht noch vor Beginn der Keimung, also
auch der Nutation durch ein gleich grosses Gegengewicht aufgehoben
wird, gar nicht nutiren. Der Versuch ergibt jedoch entgegengesetzte
Resultate.
In das obere Ende gequollener Früchte von Helianthus wurde
an der deutlich erkennbaren Griffelnarbe je eine feine, 35 Mm. lange,
0"3 Mm. dicke und 003 Grm. schwere Mcssingnadel (Insectennadel)
so gesteckt, dass sie genau in die Verhingeiung der Längsaxe des
Samens fiel. Der in der Frucht steckende Tiieil der Nadel hatte eine
Länge von höchstens 3 Mm. Von dem freien Ende derselben führte
über einen in einer Höhe von 2 Dm. befindlichen horizontalen Glas-
stab ein Faden, an dessen Ende ein Gewichtchen befestigt war. Auf
der einen Seite des Aj'parates wirkte also nach dem Hervorbrechen
des Keimlings die Last der Kotylen mit dem Perikarp und das Ge-
wicht der NadeP), auf der anderen Seite das von Samen zu Samen
verschieden gross gewählte Gegengewi» ht. Bei einiger Vorsicht konnte
eine Verletzung der Kotyledonen durch die Nadel vermieden werden,
wenn nämlich dieselbe zwischen beiden Kotylen eingekeilt war, so
dass sie nur von dem ziemlich derben Perikarp festgehalten wurde.
*) Das Gewicht, der Kotylen und des Perikarps sammt der Nadel betrug
nach zahlreichen Wägunü;en durchschnittlich Ol Grm. Bemerken will ich noch,
dass das Gewicht einer Frucht von Helianthus annuus nach 24stündigem Quellen
in reinem Wasser 0-065— 0-072 Gramm (Mittelwerth aus je 100 Früchten) oder
das Gewicht der Kotyledonen sammt dem Perikarp eines circa 3 Cm. hohen
Keimlings 0-075 Grm. (Mittelwerth aus i<^ 10 Keimpflanzen) beträgt, wobei sich
das Gewicht des Perikarps (0015 — 0-019 Grm.) zu dem der beiden Kotylen an-
nähernd wie 1 : 3 verhält.
43
Nachdem aus zahlreichen Eiiizelversuchen die Ueberzeugung ge-
wonnen war, (lass Keimlinge ungeachtet eines Gegengewichtes von O'l
bis 0'7 Grm. (also des 1- bis 71'achen Gew. auf Seite des Keimlings)
noch immer normal nulirten, wurde eine grössere Versuchsreihe mit
30 Samen veranstaltet, welche der Reihe nach mit Gegengewichten
von Ol — 3'0 Grm. (1- bis 30rachen Gew. auf Seite des Keimlings)
versehen wurden. Sie waren in einem grösseren Kistchen in Erde so
gepflanzt, dass der oberste Theil derselben mit der ganzen Nadel in
die Luft ragte und von einer Erdschichte nicht bedeckt war. Um ein
Herausgezogenwerden der Samen bei grösseren Gegengewichten zu
vermeiden, wurde die Erde seitwärts ein wenig festgedriickt. Die
Keimlinge standen während der ganzen Versuchszeit, welche 18 Tage
währte, in dunklem Räume; Temp. 14—16'' C. Es ergab sich nun
das überraschende Resultat, dass Keimlinge mit einem Gegen-
gewichte von 23 Grm. (also dem 23fachen Gewichte auf Seite
des Keimlings) noch nutirten, wenn auch nur mit einem Maximum
des Nutalionswinkels von 25 — 50°, was wohl dem etwas allzugrossen
Gegengewichte zuzuschreil)en ist. Bei einem Gewichte von 24 —
26 Grm. betrug der Nutatinnsvvinkol nur mehr ca. 5°. Es kann also
als Maximum der Gegenbelastung, bei welchem noch deutlich Nuta-
tion eintrat, ein Gewicht von 2*3 Grm. angenommen werden, was
jedoch nur scheinbar; tliatsächlich aber war das von den nutirenden
Keimlingen zu überwindende Gewicht mit Rücksicht auf die Reibung
des Fadens und die Lange der Nadel bedeutend grösser, da letztere
als einarmiger Hebel wirkte. Unter solchen Umstanden ist der eigent-
liche Werth für die Kraft, mit welcher das Gegengewicht überwun-
den wird, ein Multiplum der durch das Gegengewicht selbst ausge-
drückten Grösse. Es ist wohl nur eine annähernde Berecimung dieser
Kraft mijglich, da die Wirkung in diesem Falle nicht nur von der
Länge der Nadel, sondern auch von der Grösse des jeweiligen Nuta-
tionswinkels abhängt; bei einem Winkel von 90' wird die Kraft
jedenfalls grösser sein müssen, als bei 5 —10", um ein und dasselbe
Gegengewicht zu überwinden: je grösser also der Winkel (im Be-
reiche von 0" bis 180*), eine desto grössere Kraft muss von Seite
des Keimlings angewendet werden. Nach Ueberschreitung von 180"
wirkt jedoch das bislierige Gegengewicht nunmehr in der Richtung
der Nutation. Ein gewisser Bruchtiieil der mit so bedeutender Inten-
sität wirkenden Nutationskraft kanti wohl auch der Nachwirkung des
Krümmungsreizes zugeschrieben werden.
Diese Versuche warfen aber auch einiges Licht auf die Inten-
sität jener Kraft in den einzelnen Stadien der Nutation, Denn die
Zuwächse der Kraft, mit welcher die Nutation vor sich geht, sind in
den einzelnen Stadien niclit gleich; ihre Grösse ist bei Beginn der
Nutation noch gering, wächst jedoch bald auf ein Maximum, welches,
individuell verschieden, annähernd bei einem Nutationswinkel von
90"— ISO'' liegt (bei Pflanzen mit Nutation bis 180" naher der erste-
ren, bei solchen mit Scldingenbildung, also Nutation über 180" näher
der letzteren Grösse). Mit dem Ueberschreiten ihres Maximums nimmt
44
die Niitalionskraft wieder rasch ab, bis sie gleich Null wird, was bei
Pflanzen ohne Schlingenbildung noch vor Erreichen des Nutations-
winkels von 180" eintritt, bei solchen mit Schlingenbildung aber bei
einem Nutalionswinkel von mehr als 180" liegt. Mit dem Maximum
der Intensität ist aber noch nicht das Maximum der Krümmung er-
reicht, letzleres stellt sich erst mit dem Verschwinden dieser Kraft
ein. Zu obigem Schlüsse berechtigen l'olgende Thalsachen:
1. Die Versuche über die Wirkungen künstlicher, der Nutation
entgegengesetzter Diuckkräfte ergaben, dass in gewissen Fällen bei
Anwendung künstlichen Druckes die Nutationskrümmung aufgehoben
und eine derselben entgegengesetzte, durch die Richtung des Druckes
bestimmte Krümmung eingeleitet werden kann; diess ist der Fall in
den ersten Stadien der Nutation, wo der Winkel noch klein ist.
Nähert sich jedoch die Nutation dem Maximum ihrer Intensität, so
ist nur die Anwendung gr(»sserer anhaltender Druckkräfte im Stande,
die künstliche Krümmung beizubehalten, welche wohl nur als eine
Nachwirkung des durch den Druck erzeugten Krümmungsreizes auf-
zufassen ist. Wenn nun die Intensität der Nutation grosser als die
besagte Nachwirkung ist, was eben in letzterem Falle stattfindet, so
wird die frühere, natürliche Nutationskrümmung wieder hergestellt,
deren Intensität in den ersten Stadien der Nutation noch zu gering
und die Biegungsfähigkeit des Stengelgliedes an dieser Stelle noch
bedeutend war.
2. Wurden bedeutende Gegengewichte (über 23 Grm.) schon
bei Samen, resp. Früchten angewendet, so nutirten die sich daraus
entwickelnden Keimpflanzen nicht mehr oder nur ganz unbedeutend
(hö(;hstens 3" — 5", also eine eben noch wahrnehmbare Grösse); auch
zeigten Keimlinge, welche in den ersten Stadien der Nutation mit
bedeutenden Gegengewichten versehen wurden, eine ansehnliche Ver-
langsainung derselben; oft wurde kaum ein Nutalionswinkel von 45"
erreicht. Diess gilt besonders für Gewichte von 23 bis 30 Gramm;
bei letzterer Gegenbelastung war der schliessliche Nutalionswinkel
höchstens 5**. Dasselbe Verhalten zeigte sich bei einer bedeutenden
Belastung nach dem Ueberschreiten des Maximums der Nutations-
kraft. Dagegen konnte das Gegengewicht weniger, etwa mit 1 —
1"5 Grm. belasteter und dabei 70" — 90" nutirender Keimlinge bedeu-
tend, bis auf 2 5 und 27 Gr. erhöht werden, ohne dass ausser einer
geringen Verlangsamung eine auffallende Störung im Verlaufe der
Nutation wahrgenommen werden konnte, Diess gilt allgemein von
den kräftigeren Keimlingen; bei schwächeren ist die Nutation ohnehin
bedeutend geringer und kommt es auch veihältnissmässig seltener
zur Schlingenbildung, da solche mit Gegengewichten versehen, häufig
nur einen Nutalionswinkel von 45** erreichen.
Im Allgemeinen bewirken bedeutendere Gegengewichte schein-
bar einen rascheren, in der That aber langsameren Verlauf der Nu-
tation, da in derselben Zeit, in welcher die zum Vergleiche aufge-
stellten unbelasteten Keimlinge oft bis 270" und darüber nuliren, die
mit Gegengewichten versehenen höchstens 180" erreichen. Schlingen-
45
bildung, also Nulation über 180", kam bei 64 so belasteten Keim-
lingen von Helianthus annuus nur zweimal, bei einem Versuche mit
5 Keimlingen von Hei. macrophyllns dagegen dreimal vor. Zweimal
nutirten auch mit 03 und 05 Grm. belastete Keimlinge von H. an-
nuus schon in der Erde.
Keimpflanzen von Cynara Scolymus, Ceratonia Siliqua, Ricinus
communis und Cucurbita Pepo zeigten ein denjenigen von Helianthus
gleiches Verhalten; nur scheint hier die Nutationskraft schwächer zu
sein, da bei den unter dem Zuge eines Gegengewichtes stehenden
eine Nutation bis 180" nur selten erreicht wird. Bei Ceratonia war
der grösste erreichte Winkel ca. 120", bei Ricinus jedoch 180" bei
einer Belastung von 23 Grm.; letztere Krümmung erhielt sich durch
einen Zeitraum von 4 Tagen. Bei den beiden letztgenannten Pflanzen
könnte man wohl eher an eine durch die Last der Kolylen und der
Samenhülle bewirkte Nutation denken, da ein gequollener Same von
Ricinus durchschnittlich ein Gewicht von 0547 Grm., von Ceratonia
dagegen 0282 Grm. besitzt, dabei aber der Querschnitt des hypo-
kotylen Stengelgliedes an der Krümmung nicht grösser, bei Cera-
tonia meistens sogar kleiner als bei Helianthus ist; der Versuch
ergab jedoch eine spontane Nutation. — Die zu diesem Versuche
verwendeten Keimlinge verschiedener zur Gruppe I gehöriger Pflan-
zen zeigten jedoch trotz des Gegengewichtes beinahe durchgehends
nicht einfache, sondern die undulirende Nutation, d. h. nebst der
oberen Nutationskrümmung noch eine convexe Krümmung nach der
Seite der nickenden Kolylen im unteren Theile des hypokotylen
Stengelgliedes. Es existiren also auch keine weiteren Bezieliungen
zwischen der undulirenden Nutation und der Mediane der Keimlinge.
V. Zusammenfassung der Eesultate und Schlussbemerkungen.
1. Die Nutation des hypokotylen Stengelgliedes vieler Pflanzen,
deren Samen resp. Früchte denjenigen von Helianthus ähnlich ge-
baut sind, ist spontan; dafür sprechen folgende Thatsachen: normal
gesetzte Keimlinge nuliren schon im Boden und drängen vor sich
die Erde weg; schiefgepflanzte nutiren, wenn der Winkel des Samens
mit der horizontalen nahe an 90" ist, oft nach einer der durch die
Lage gegebenen entgegengesetzten Richtung; bei Keimlingen aus
schief, doch mit der Wurzelspilze aufwärts gepflanzten Samen dringt
die Wurzel häufig nicht, wie zu erwarten wäre, auf der dem Boden
näheren, sondern auf der entgegengesetzten Seite in denselben;
werden die Wirkungen der Schwerkraft durch Rotiren um eine ho-
rizontale Axe aufgehoben, so nutiren dessenungeachtet die Keimlinge;
sie nutiren auch, wenn das Gewicht der Kotylen und des Perikaips
durch ein Gegengewicht aufgehoben, ja selbst dann, wenn letzleres
vervielfacht wird.
2. Die Nutationsebene aller untersuchten Keimlinge ist voll-
kommen unabhängig von ihrer Medianebene und kann mit ihr alle
möglichen Winkel einschliessen; bei vielen Keimlingen zeigt sich
sogar ein Vorwalten der Nutation senkrecht auf die Mediane. Eine
46
Ausnahme von dieser Regel bilden selbstverständlich Pflanzen mit
gekrümmtem Embryo, in deren Samen also eine Nutalion schon an-
gedeutet ist (Phaseolus). Grossen Einfluss auf die Nutationsebene
nimmt die Lage des Samens: ist bei schiefer Lage der Winkel des-
selben mit der Horizontalen klein, so erfolgt die Nutation gewöhnlich
in der künstlich eingeleiteten Richtung.
3. Die Intensität, mit welcher die Nutation im Allgemeinen vor
sich geht, ist eine sehr bedeutende; denn der Same vermag vor sich
die Erde wegzudrängen und bedeutende Gegengewichte zu über-
winden.
4. Die Intensität der Nutationskraft ist in den verschiedenen
Stadien des Verlaufes, der Nutation nicht gleich; sie beginnt mit
einem Minimum, wächst auf ein Maximum und nimmt dann wieder
ab, bis die grösste Krümmung erreicht ist, wo sie gleich Null wird.
Die schliesslich erreichte Grösse der Krümmung ist jedoch von Pflanze
zu Pflanze verschieden: Helianthus, Linum nutiren oft bis 270" und
darüber, Cerafonia, Ricinus, Cucumis, Cynara, Pyrus und die Coni-
feren nur bis 180". Bei den Coniferen tritt ausserdem die Nutation
verhältnissmässig erst spät auf, da das hypokolyle Stengelglied bei
Beginn derselben häufig schon eine Länge von 1 — 2 Cm. hat; auch
da ist die Nutation nicht einfach, sondern undulirend.
Man wird wohl für das hypokotyle Stengelglied aller oder we-
nigstens der meisten Pflanzen, deren Samen, resp. Früchte, länglich,
mit einer geraden, in der Axe des Samens liegenden Samenknospe
ausgestattet sind , ein dem früher beschriebenen gleiches Verhalten
annehmen können. Es gehören dahin die meisten Compositen, Ber-
berideen, Rosifloren, Euphorbiaceen, Caesalpineen, Planlagineen, Dip-
saceen, Cucurbitaceen, Campanulaceen , Violaceen, Tiliaceen, viele
Umbelliferen etc. Die Ansicht von der Notliwendigkeit einer Ueber-
einstimmung der Nutationsebene mit der Mediane des Keimlings ver-
liert an Bedeutung, wenn man berücksichtigt, dass die von dem
Keimlinge einzuhaltende Nutationsebene in vielen Fällen demselben
schon im Samen vorgeschrieben ist. Es sind diess Keimlinge, welche
nicht in obige Kategorie gehören und schon im Samen nutiren; bei
manchen Samen zeigt das hypokotyle (aesculus, Thiaspi, Turritis),
bei anderen nur das epikolyle Stengelglied (Phaseolus multißorus)
eine Krümmung im Samen, bei noch anderen sind beide Stengelglie-
der gekrümmt (Phaseolus vulgaris).
Wichtiger ist jedoch das Verhältniss der im Samen angedeute-
ten Nutationsebene des hypokolylen Stengelgliedes zur Mediane des
Keimlings , wonach man zwei Gruppen von Pflanzen unterscheiden
kann:
a) in deren Samen eine Nutation in der Mediane angedeutet ist,
z. B. Phaseolus vulgaris, Astragalus, Melilotus, Coronilla, Rhus,
Geranium pratense, unter den Cruciferen die De Candolle'sche
47
Gruppe der Pleurorhizeae (iberis, Cheiranthus, Cochlearla, Car-
damine, Arahis) etc. und
b) in deren Samen eine Nutalion senkrecht auf die Mediane
ausgeprägt ist: Cannabis , Mirabilis , Convolvulus , unter den
Cruciferen die Gruppe der Notorhizeae CCamelina , Capsella,
Lepidium, Isatis, Erysimum), der Orthoplaceae C^rassica , Si-
napis , Raphanus , Rapislrum) und der Spirolobeae (BuniasJ,
ferner Scleranthus, Morus, Saponaria, Silene, Cej-astium, Lychnis,
Abutilon, Hibiscus etc.
Die Grosse der im Samen angedeuteten Krümmung ist zwar in
der Regel von Art zn Art verschieden und man findet alle Zvvischen-
sfadien von ganz geringen (3 — 5") bis zu Krümmungen von 180" und
darüber; doch schwankt der Winkel wenigstens innerhalb eines
Genus , oft aber auch innerhalb einer ganzen Familie nur unbe-
deutend. Es sollen nun einige diessbezügliche Beispiele angeführt
werden.
a) Pflanzen , deren Embryo nur wenig, doch merklich gekrümmt
ist *) : Echium, Myosotis, Nicotiana, Gratiola, Antirrhinum, Olea,
Leontodon, Tragopogon, Oxalis, Coriandrum, Lythrum^ Mespilus,
Spiraea etc.
b) Krümmungen zwischen 45 und 90* finden sich bei Ruta gra-
veolens, Amorpha, Ononis, Pisum etc.
c) Zwischen 90 und 180" nutiren: Cannabis, Geranium, Convol-
vulus, Scleranthus, Morus, Mirabilis, Abutilon, Hibiscus, Malta,
Lavatera, viele Papilionaceen und Cruciferen.
d) Kreisförmig gekrümmte oder spiralig eingerollte Embryonen be-
sitzen Solanum, Atropa, Datura, Myrfus Pimento, Atriplex,
Chenopodium, Alsine, Bunias etc.
Auch die undulirende Nutation findet sich angedeutet in den
Samen von Bunias, Chenopodium, Axyris, Rumex, Polygonum. Unter
den Monokotyledonen ist der Embryo bei den Potamogetoneen, dann
bei Alisma und Sagittaria gekrümmt.
Die bei der Keimung sich vollziehende Nutation dieser Pflanzen
besteht nun in der Regel in der directen Fortsetzung der im Samen
angedeuteten Krümmung bis 180"; ist jedoch sciion im Samen eine
Krümmung von 180" oder darüber erreicht , so wird dieselbe nicht
mehr fortgesetzt, sondern bloss aufgelöst. Stets wird auch die dem
Keimling schon im Samen vorgeschriebene Nutat ionsebene eingehal-
ten. Es gibt jedoch auch Pflanzen mit gerader Samenknospe, deren
Samen schon üusserlich eine unregelmassige Ausbildung nach einer
Seite hin zeigen; dahin gehören z. B. Amygdalus communis und
nana, Androsace, Anemone, Rhamnus und überhaupt Pflanzen, deren
Embryo zwar gerade ist, doch nicht genau in der Axe des Samens
liegt. Denkt man sich z. B. durch den geraden Embryo von Amyg-
') Die Krümmungsverhältnisse der nicht dlrect untersuchten Samen
sind den .\bbildungen von „J. Gärtner, De fructibus et seminibus plantarum
etc." III. vol. entnommen.
48
dahis eine Ebene senkrecht auf die Mediane gelegt , so theilt die-
selbe die Kotyledonen in zwei dem Gewichte und der Grösse nach
ungleiche Theile, welche sich annähernd wie 1:4 verhallen; dadurch
ist nun ein Uebergewicht nach der einen Seite Iiergeslellt , und so
die später einzuhaltende Nutationsebene bestimmt , ohne dass jedoch
die Nutalion selbst durch dieses Uebergewicht entstanden sein muss.
Bei vielen Samen mit gekrümmtem oder spiralig eingerollten
Embryo ist der Antheil des hypokolylen Stengelgliedes an dieser
Krümmung nur ein geringer und es wird dieselbe häufig zum grossen
Theile von den langen Kotyledonen gebildet. Diess ist beispielsweise
der Fall bei Bunias^ Solamim, Atropa, Scleranthus, Stellaria, Rumex,
Polygonum u. s. f.; bei der Keimung wird dann auch die Krümmung
der Kotyledonen aufgelöst. Man fasst nun gewöhnlich den Begriff
der Nufation in ziemlich beschränktem Sinne auf, indem man dar-
unter in der Regel nur eine Krümmung versteht , welche bloss von
dem betreffenden Stengelgliede selbst ausgeführt wird, so dass z. B.
bei einer Nutation von 180" die Vegetationsspitze nach abwärts ge-
richtet ist. Es kommen jedoch, wie soeben erwähnt wurde, im
Samen angedeutete Krümmungen vor, welche sich vorzugsweise (in
manchen Fällen ausschliesslich) nur auf die Kotyledonen ^), bezie-
hungsweise deren Stiele erstrecken. Diese Krümmungen werden bei
der Keimung in der Regel fortgesetzt , oder wenn sie bereits im
Samen 180** erreicht haben, nur aufgelöst. Es können aber derar-
tige Krümmungen erst im Verlaufe der Keimung bei Pflanzen mit
gerader Samenknospe entstehen; ein Beispiel hiefür bieten Cynara
Scolymus und C. Cardunculus. Bei beiden beginnt die Nutation hart
unter den Kotyledonen, deren Stiele noch wenig ausgebildet sind;
die Krümmung wächst nun bis 180", steigt aber dabei mit dem jetzt
rascheren Längenwachstiium der Kotyledonarstiele immer höher, so
dass in diesem Stadium der untere Theil der letzteren mit der zwi-
schen denselben befindlichen Vegetationsspitze vollkommen aufrecht
ist, und die Krümmung sich über derselben befindet. Später geht
diese Krümmung von den Stielen auf die Kotyledonen selbst über,
und steigt hier ebenfalls auf, bis auch diese wieder vollkommen ge-
rade sind; sie beginnt also hart unter den Kotylen, noch im Bereiche
des liypokotylen Stengelgliedes und endet am obersten Theile der-
selben. Oft wächst der hintere Kotyledonarsliel rascher als der vor-
dere, so dass die nutirende hintere Keimblattspreile höher liegt, als
die vordere, die Krümmung aber dessen ungeachtet bei beiden Blät-
tern parallel sich vollzieht. Seltener kommt es vor, dass jede Keim-
blattspreite sich nach ihrer eigenen Seite hin krümmt. Aehnlich
scheint sich Rheum zu verhalten. Auch bei Raphanus kommt häufig
ein stärkeres Wachsthum des hinteren Kotyledonarslieles und ein
Hinaufsteigen der schon im Samen angedeuteten Nutation von 180° bis
unter die Keimblattspreite vor, worauf die Nutationskrümmung regelmäs-
*) Vielleicht ein Fall von Hyponastie beziehungsw. Epinastie im Sinne
von Hugo de Vries (Arb. d. bot. Instit. in Würzburg. I. Band.)
49
sig aufgelost wird. Man wird dalier auch derartige, sich oft mir auf
die Keimblätter oder deren Stiele erstreckende, in ihrem Verlaufe
der gewidinliclien Nutation vollkommen gleich sich verlialtende Krüm-
mungen linier den allgemeinen Begriff der Mutationen bringen können,
um so mehr, als sie ebenso wie diese spontan sind. Neben diesen
oberen Krümmungen ist gewohnlich noch die an der Vorderseite
convexe Krümmung im unteren Theile des hypokolylen Stengelglie-
des deutlich wahrzunehmen.
Aus Allem im Vorhergehenden Gesagten resultirt also bezüglich
der Nutation kein durchgreifender Unterschied zwischen Pflanzen mit
geradem Eml)ryo und solchen mit im Samen angedeuteter Nutalion.
Ein Unterschied liesse sich allerdings hinsichtlich ihrer biologischen
Bedeutung für das epi- und hypokotyle Stengelglied feststellen. Für
ersteres dient sie als Schutzeinrichtung gegen Verletzungen der Ve-
getationsspitze beim Durchdringen des Bodens, für letzteres aber
dürfte wohl , wenn wir beispielsweise Helianfhus betrachten , das
derbe Perikarp resistenter sein und die ohnehin nur wenig ent-
wickelte, zwischen den beiden Kotylen wohl verschlossene Vegeta-
lionsspitze besser schützen und den vielfachen Hindernissen im Boden
leichter Stand halten können, als der obere, an der Krümmung lie-
gende, daher biegungsfähigste und über der Zone des grössten
Waehsthumes befindliche Theil des hypokotylen Stengelgliedes, wel-
cher derartigen Verletzungen viel früher unterliegt. G. Haberlandt
lässt diese Nutation , welche sich im Laufe der Zeit vererben kann,
ursprünglich durch die Last der Kotylen und des Perikarps ent-
stehen. Vererbt kann sie allerdings sein, jedoch nicht entstanden in
Folge der Last der Kotylen , sondern vielmehr durch die sich dem
Keimlinge beim Durchdringen des Bodens bietenden Hindernisse,
welche eben eine Krümmung an der biegungsfähigsten Stelle des
hypokotylen Stengelgliedes zur Folge hatten.
Noch auf eine andere Thatsache will ich aufmerksam machen.
Für den ganzen Keimling nimmt man als Mediane die Berührungs-
ebene der Kotyledonen an, und doch sind dieselben für das hypokotyle
Stengelglied die dasselbe nach oben abschliessenden Blätter, während
diess für das epikotyle Stengelglied und die ersten Internodien nicht
der Fall ist. Ein analogeres Vorgehen wäre es wohl , wenn man
entsprechend dem hypokotylen Stengelgliede als Mediane für jedes
Internodium die Berührungsebene der dasselbe nach oben abschlies-
senden Blätter annehmen würde; für das epikotyle Stengelglied
würde sich dann als Mediane die Berührungsebene der Primordial-
blätler ergeben. Es hätte diess besonders für Pflanzen, bei denen
nicht nur das epikotyle Stengelglied , sondern auch die höheren
Internodien nutiren, einen praktischen Werth, da an den älteren In-
ternodien häufig Torsionen wahrzunehmen sind, und so das wahre
Verhältniss der Nutationsebene des jüngsten Internodiums nur schwer
oder gar nicht zu eruiren ist. Unter dieser Voraussetzung würde
das epikotyle Stengclglied von Phaseoliis senkrecht zur Mediane
nutiren , weil schon im Samen die ßerührunofsebene der beiden
50
Primordialblätter auf der der beiden Kotylen, also auch auf der Nu-
tationsebene des epikotylen Stengelgliedes senkrecht steht; für die
Nutation der weiteren Internodien lässt sich dann leicht die Berüh-
rungsebene der jedes einzelne derselben nach oben abschliessenden
Blätter bestimmen.
Noch eine Bemerkung sei mir gestattet bezüglich der Nutation
von Blüthenknospen- und Blüthenstielen. Bei einer ganz jungen,
eine Nutationskrümmung von ca. 15" zeigenden, noch nicht geöffneten
Blüthenknospe von Anemone pratensis, wurde in der beim Ent-
lastungsversuche beschriebenen Weise, doch ohne Anwendung einer
Nadel ein Gegengewicht angebracht ^), welches doppelt so gross war,
als das Gewicht einer vollkommen en!wi<;kelten BUithe (letzteres
durchschnittl. 055 Gr.); nach zwei Tagen war die Krümmung trotz
des Gegenwiclites auf ca. 45" gewachsen. Die Blüthenknospenstiele von
Oxalis Acetosella, Cyclamen europaeum zeigen immer, diejenigen von
Bellis perennis häufig undulirende Nutation. Bei Cyclamen nutiren
sowohl die Biüthen- als auch die Blattstiele schon in den ersten mit
freiem Auge wahrnehmbaren Stadien ihrer Entwicklung und zwar
bis 180", etwas später die Blüthenknospen von Oxalis (bis 235");
die Nutation von Bellis beginnt erst bei einer Grösse des Blüthenstieles
von ^/^ bis 1 Clm. und scheint nur eine Grösse von 130 -140" zu
erreichen; ebenso nutiren die Blüthenstiele von Geranium roseum
und sehr vielen Pelargonimn- Arien (90 — 130"). Bei Euphorbia
amygdaloides und Mercurialis perennis ") zeigt der ganze Blüthen-
stand undulirende Nutation , welche eine Grösse von 180" erreicht.
Mit der weiteren Entwiclslung der Blüthenknospen wird CCyclamen
ausgenommen) auch die Nutation derselben ausgeglichen, welche im
Gegensatze zu der von de Vries^) bei Papaver dubium, Clematis,
Anemone pratensis beschriebenen nach meinen wenigen Beobachtun-
gen spontan zu sein scheint, wenigstens ihr Zustandekommen nicht
dem Einflüsse von Licht und Schwerkraft verdankt.
Schliesslich halte ich es für eine angenehme Pflicht, meinem
hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. Julius Wiesner, der
mich bei Durchführung vorliegender Untersuchungen durch vielfache
Ratlischläge und Winke unterstützte, meinen tiefgefühlten Dank aus-
zusprechen.
•) Der Faden wurde direet am Blüthenstiele, oberhalb der Krümmung,
hart unter der Blüthenknospe festgebunden.
") Auf die Nutation der letzteren machte mich Herr Dr. K. Mikosch
aufmerksam.
') In den Arbeiten des bot. Instituts in Würzburg. I. Bd. p. 288 ff.
51
Ep ilo hia n ov n,
Auetore C. Haussknecht ').
Epilobium conspersum Hausskn. Rliizoinate lignescente repente,
turiones carnosos gerente, kataphyllis imbricatis aUernis lanceolalis.
Caule dodrantaii vel pluripedali, simplici, tereti, folioso, pilis crassius-
culis incurvato-adpressis papillis brevibus pellucidis immixtis, obsito,
farinaceo-consperso.- Foliis oblongo-lanceolatis, marg-ine revolutis,
brevissime denticulatis, siibtus reticulato-venosis. Racemo laxifloro;
floribus speciosis; slylo a basi ad medium usque ubi flectitur villoso;
stigmatis lobis valde recurvis. Capsulis cinereis, longe pedicellatis,
pedicellis tonspersis. Sect. Chamaenerion Tsch.
Hab. in India Orient, in montibus Sikkim ad Lama Koryr alt.
10—14000 ped.
E. rigidum Hausskn. Caule dodrantaii tenui arcuato glaberrimo
terete band lineato, pallido, sublucido. Foliis oppositis eilipticis, bre-
viter acutatis, superioribus mucronulatis, rigidis glaucescentibus, gla-
berrimis, integerrimis, subaveniis, in petiolum decurrentibus. Alabastris
ovoideo-globusis, apice constrictis, laciniis reflexis. Floribus speciosis
erectis. Calycis laciniis lanceolatis, sensim acuminatis, tubo brevi.
Capsulis junioribus brevibus cinereis, pedicellis tenuissime glanduloso-
pilosulis, folio fulcrante subaequilongis.
Habitu E. latifolio f. glabro proximum, sed staminibus basi non
dilatatis, stylo glaberrimo erecto valde diversum.
Hab. Coast. Range, Lat. 42" (Hb. Hook er).
E. glaucinmn Hausskn. Rliizomale brevi tenui, slolones epigaeos
unciales donse foliatos gerente. Caule pumilo, basi radicante, pallido,
glabro, lineis tenuissime puberulis notato. Foliis glaucis, crassiusculis,
dense dispositis, integerrimis, inferioribus ovato-oblongis, in petiolum
decurrenlibus, mediis ovatis, superioribus subsessilibus. Alabastris ovoi-
deis obtusis. Floribus parvis lilacinis, erectis. Calycis laciniis lanceolatis
acutis, glabris. Stigmate anguste clavato. Capsulis gracilibus glabris,
saepe rubescentibus, brevissime pedicellatis. Seminibus oblongis, apice
rotundatis, breviter annulatis, basin versus sensim attenuatis, acutis;
testa papillis brevissimis rotundatis dense obsitis.
Hab. in montibus Ural (Hb. Petrop.).
E. frigidum Hausskn. Rhizomate abbreviato, stolones bypogaeos
breves pallescentes edente, kataphyllis lanceolatis apice rotundatis re-
molis, ad apicem in gemmam parvam subglobosam dispositis, Caule
stricte erecto, simplici, humili, lineis elevatis pilosiusculis notato, su-
perne adpresse pilosiusculo. Foliis sessilibus parvis suhrigidis, gla-
berrimis, inferioribus obo\atis, cuneato-angustatis, apice rotundatis,
mediis obovatis vel lanceolato-obovatis, basi subcordatis, superioribus
magis acutatis. Floribus erectis, lilacino-roseis, calyce '/j longioribus.
•) Ein kurzer Auszug aus der in Kürze erscheinenden Monographie die-
ser Gattung.
Calycis laciniis late lanceolatis, breviter aculalis. Sligmate fapitain.
Capsulis breviter pedicellatis, folio fulirante brevioribiis, adullis gla-
brescentibus. Seminibus ovato-oblongis, apice rolundatis, basi aluupte
altenualis, testa papillosis. Affine Ep. origanifolio Latn. et Ep. al-
gido M. B.
Hab. ad fontes Kuli Daena Persiae austro-occident. (Kotschy
sub E origanifolio var. leiicantha Boiss.) — In m. Bingöll dagh leg,
Kölsch y. Beryt dagh Cataoniae 8000 ped.! M. Elwend supra Hania-
dan 9000 ped. Persiae occid.!
E. leiophyllum Hausskn. Tolum glaberriiuum, rhizomale elon-
gato, stolones breves liypogaeos edente. Cauie puniih) dodrantali, ad
basin kataphyllis eniorluis coriaceis e basi dilatato breviter angustatis
obsito, glaberrimo, lereti, lineis decurrentiinis destituto. Foliis sub-
rigidis giaberrimis sessilibus, ovato-cordatis, reniole denticulatis sub-
venosis, inferioribus obtusis, reliquis aculiusciilis. Fioribus parvis,
virgineis nutantibus. Aiabaslris giaberrimis ovoideis, brevissime api-
culatis. Stigmate clavato. Capsulis lenuibus giaberrimis, pedicellis bre-
vibus giaberrimis. Seminibus obovoideis, a])ice altenualis, brevissime
annulalis, basi acutis, testa papillis brevissimis rotundatis obsilis.
Hab. in Tibet, occident. „W. of Sara, Peti valley" leg. Hook.
et T 1)0 ms. sub E. origanif. in Herb. Hook, et Herb. Vindob.
E. seriulatum Hausskn. nanum, caespitosum, rhizoinate tenui,
breviter repente radicante, stolones hypogaeos unciales edente, kata-
phyllis carnosis ovato lanceolatis obtusis sessilibus, dense dispositis.
Caule simplici erecto tetragono, basi kataphyllis parvis confertis emor-
tuis obsito, in media parte efoliato, in parte superiori rosulato-foliato.
Foliis subcoriaceis glaucescentibus, in summo caule conferte rosulatis,
inferioribus ovatis late petiolatis, apice obtuse angustatis, mediis e basi
latiori subcordato abrupte in petiolum angustatis, inlegerrimis vel
denticulis obtusis brevissimis valde remotis repandisque notalis. Fio-
ribus paucis 1 — 3 in axillis supremis, virgineis subnutanlibus, 5 mm,
longis. Sligmate clavato, apice angustato, in media parte dilatato.
basin versus sensim attenuato. Calycis laciniis ovaio-lanceolatis, bre-
viter acutatis, tubo glabro. Capsulis strictis, brevissime pedicellatis,
pilis brevibus patentibus tenuiler obsilis. Seminibus apice sensim atte-
nuatis, breviier pellucido-annulatis, basi acutis, immaturis testa lacu-
noso-impressis. — Affine E. anagallidi folio Lam.
Hab. in Kamtschatka in sinu Mutnaja ad rivulos. leg. Rieder
(Herb. Petrop.).
E. Sikkimense Hausskn. Rhizomale brevi, repente, stolones bre-
ves hypogaeos gereute. Kataphyllis valde remotis, carnosis pallidis,
ovato-oblongis, obtusis, apice rosulato-confei tis. Caule pumilo simplici
paucifloro, apice nutante, tereti, lineis pilosis notato, folioso, basi
kataphyllis emortuis brunneis dense obsito. Foliis pallide viridibus
crassiusculis, infimis ovato-oblongis, apice rotundatis, basin versus
sensim in petiolum angustatis, integerrimis glabris, mediis superiori-
busque sessilibus, obovatis, basi breviter rotundatis, irregulariter re-
moteque denticulatis, ad marginem et subtus ad nervös prominentes
53
pubescenlibus. Florilius speciosis, virgineis nulantibiis. Alabaslris ovoi-
deis, cunsiricie apiculatis glabrescentibus. Stig-mate capilato. Capsulis
brevibns, junioiibus pilosiusculis, brevissime pedicellalis.
Hab. Sikkim. 10—14000 ped. alt. leg. Hook, et Thoms. sub
E. origanifolio.
E. trichophyUum Hausskn. Rliizomate brevi fibriiloso, stolones
hypogaeos gerenti, katapbyllis conl'ertis, brevioribus et niagis rotun-
dalis, quam in E. Sikkimensi. Caule puinilo, undiqiie tonienloso. Foliis
ulrinque lümenlosis, caeterum eis E. Sikkim. similibus; floribus di-
midio minorihus; stiffmate capitalo.
Hab. Sikkim. 10- 12000 ped. alt., leg. Hook, et Thoms.
E. Nepalense Hausskn. Rhizomale elongalo slolonifero. Caule
basi longe decumhenle radicanfe, dodranlali vel pedali, subtetragono,
glabrescente, lineis elevatis glabris li petiolorum marginiliiis decur-
rentibus notato. Foliis manileste peliolatis, basi subrolundatis, apice
breviter angusfalis, inferioribus oblusis, superioribus aculiusculis, gla-
brescentibus, subtus ner\is promineutibus rugosis, dense denticulatis.
Floribus parvis, pallide roseis. Alabastris ovoideis conslriiie apirulalis,
laciniis reflexis, pilis glandulosis palentibus tenuiter obsitis. Stigmate
clavato, apice subdilatato. Capsulis ijiacilibus, breviter pedicellalis, ju-
nioribus adpresse pilosiusculis, adullis glabrescentibus. Seminihus ob-
longo-ovoideis, apice haud-, basi bre\iter atlenuatis, testa papillosis.
Hab. in Nepalia leg. Wallich sub E. microphyllo in Hb. Haun.
in Khasia leg. Hook, et Tlioms. sub E. tetragono.
E. pseudo-obscurum Hausskn. Rhizumate tenui breviter repenle,
jam florendi tempore slolonibus rosulatis epigaeis nunierosis uncialibus
praedito, kataphyllis inferioribus carnosis paflidis, superioribus viride-
scenlibus, oblongis obtusis, in petiolum cuneato-anguslatis, inleger-
rimis, glaberrimis, subtus nervo prominente, dense disposilis, apice
rosulalis. Caule spithamaeo vel pedali, simpiici vel a basi ad apicem
ramoso, glabro, tereli, lineis elevatis vi\ pilosiusculis notalo, folioso,
apice ante anthesin nutante. Foliis tenuibus subtus pallidioribus, in-
fimis in petiolum sensim decurrentibus, obtusis, mediis oblongis utrin-
que breviter angustatis; leviter remoteque subdenticulatis, superioribus
aculiusculis. Alabastris ovoideis constricte apiculatis, laciniis reflexis.
Floribus parvis, virgineis nutantibus. Stigmate clavato. Capsulis tenui-
bus, sparse pilosiusculis vi;l glabrescentibus, pedioellis fol. lulcr. Yj
brevioribus. Seminibus ovoideis apice subattenuatis, rotundalis, basi
acutis, testa glaberrimis non papillosis.
Hab. in Tibet, occident. leg. Hook, et Thoms. sub E. mon-
tane» var.
E. Tihetanum Hausskn. Caule elato simpiici virgato, tereti, ad-
presse pilosiusculo, elineato. pedali vel pluripedali. Foliis lanceolalis,
denticulatis, in apicem aculum longe anguslaüs, in petiolum breviter
decurrentil)us, glabrescentibus, vix venosis. Floribus mediocribus, vir-
gineis subnulantibus, roseo-violaceis. Stigmate capilato-clavalo, le-
viter emarginato. Alabastris ovoideis apiculatis, laciniis reflt)xis.
Capsulis crassiusculis, adpresse pilosiusculis, breviter pediceilatis.
Oe8t«rr. botan. Zeitsrbrift. 2 Heft. 1879. 5
54
Seminibus apice rolurulatis, hasi obfusis, lesla glaberrimis non papil-
losis. Ex affinit. E. cylindrici Don.
Hab. in Tibet. Prov. Balli ad Bagmaharäl leg. Schlagintweit.
E. Wallichianum Hausskn. Rhizomate brevi obliqiio. Caule folioso,
simplici vel ramoso, tereti, lineis elevalis pilosiusculis notato, pedali
et ultra. Foliis oblongis sessilibus, utrinque angustatis, glabrescenti-
bus, ad nervös valde prominentes pilosis, valde denticulatis, adpresse
pilosis. Floribus mediocribus, virgineis nutantibus, lilacinis. Alabastris
ronstricte apiculatis, laciniis reflexis. Stigmate subclavato-capitato.
Capsulis gracilibus glabrescentibus, pedicellis fol. fulcr. multo brevio-
ribus. Seminibus oblongis, apice subrolundatis, basi breviter attenualis
acutiusculis, testa dense papillosis.
Hab. in India Orient.: Sikkim. 6 — 12000 ped. leg. Hook, et
Thoms. sub E. tetragono; leg. Anderson Herb. Sikkim. Nr. 587.
E. pannosum Hausslm. Caule virgato simplici, rarius superne
ramoso, pluripedali, tereti, lineis decurrentibus notato, sed ob tomen-
tum vix conspicuis, folioso, dense tomentoso. Foliis rigidis, utrinque
tomentosis, subtus venis valde prominentibus praeditis, inferioribus
ovato-oblongis, superioribus oblongo-lanceolatis, sessilibus, sensim
angustatis, remote breviterque calloso-denticulatis, siccatione saepe
revolutis, breviter acutatis. Floribus majusculis erectis roseis. Stigmate
longe clavato. Capsulis pilis adpressis patentibusque canescentibus,
pedicellis fol. fulcr. aequilongis. Seminibus obovoideis, apice rotun-
datis, basi obtusis, testa papillosis.
Hab. in India Orient.: M. Khasia 5—7000 ped. alt. leg. Hook.
et Thoms. Bengal. orieni. leg. Griffith Nr. 2236. — Assam leg.
Simons.
E. trichoneurum Hausskn. Radice brevi abscissa vel rhizomate
elongato radicante, turiones hypogaeos carnosos breves gerente.
Caule folioso, pedali ultraque, tereti, elineato, undique pilis crispulis
obtecto. Foliis crassiusculis, saepe rufescentibus, crebre denticulatis,
subtus pallidioribus, venis valde prominentibus, dense pilosis, caete-
rum, margine excepto glabris, inferioribus oblongis obtusis, in petio-
lum decurrentibus, superioribus obovatis, breviter acutatis, basi rotun-
datis, breviter petiolatis. Floribus mediocribus, virgineis nutantibus,
roseis. Stigmate clavato apice dilatato. Capsulis brevibus canescen-
tibus, pedicellis brevibus, fol. fulcr. dimidio brevioribus. Seminibus
oblongo-ovoideis, apice rotundatis, basi obtusiusculis, testa papillosis.
ß. brachyphyllum. A typo difFert: foliis magis remotis latioribus,
inferioribus ovatis, mediis obovatis, basi breviter rotundatis, brevius
acutatis, superioribus subcordatis, minus denticulatis et nervis minus
prominentibus. An E. brevifolium Don.?
Hab. Himal. bor. occid. 6 — 8000 ped. leg. Hook, et Thoms.
sub E, montano. — Khasia 5 — 7000 ped., leg Hook, et Thoms. —
Sikkim leg. Thoms. Bengal. Orient, leg. Griffith no. 22 27.
Var. hab. Himalaya ad Massuri leg. Hügel. — N. W. India
leg. Royle. — Himal. bor. occid. leg. Hook, et Thoms. — Khasia
leg. Hook, et Thoms.
55
E. modestum Hausskn. Radice tenui brevi obllqua. Caule laxo
tenerrimo, glabrescente, siinplici vel paruni rainoso, pallide viridi,
subnilido, remote foliato, lineis vix conspicuis notato, dodrantali vel
>ix pedali. Alabastris mininiis globoso-ovoideis, brevissime apiculatis.
Floribus minutis, virgineis subnutantibus, pallide lilacinis. Stigmate
davato. Foliis utrinque glabris, pallide viridibus, tenuibus, inferiori-
bus ovato-oblongis obtusis petiolatis, superioribus oblongo-lanceolatis,
in petiolum sensim angustatis, paruni venosis, repando remoteque
denticulatis. Capsulis gracilibus tenerrimis glabrescentibus, pedicellis
tenerrimis glabrescentibus, fol. fulcr. subaequantibus. Seminibus mi-
nimis, oblongis, apice breviter rotundatis, annulo pellucido inslruclis,
basi breviter attenualis, obtusiusculis, testa dense papillosis. Ex affi-
nit. E. palustris.
Hab. in Tibet occident. ad Nubra Valley in regione alpina leg.
Hook, et Thoms.; in Afghania leg. Griffitli n. 2224.
E. tninutiflorum Hausskn. Pallide virens, rliizomate brevi obli-
quo, in aulumno rosulas sessiles foliosas gereute. Caule siniplici vel
ramoso, tereti, elineato, glabrescente, superne tantum adpresse pilo-
siusculo. Foliis inferioribus in petiolum longe angustatis vix denticu-
latis obtusis, niediis basi subrotundatis sessilibus, oblongo-lanceolatis,
repando remoteque irregulariter denticulatis, glabrescentibus, superio-
ribus lanceolatis, adpresse pilosiasculis. Floribus niinimis i>allidis
erectis. Alabastris subgloboso-ovoideis obtusis, dense albido-canescen-
tibus. Stigmate clavato. Capsulis adpresse cano-pilosis, gracilibus,
pedicellis adpresse pilosis. Seminibus ovoideo-oblongis, apice rotun-
datis umbonatis, basi breviter angustatis obtusiusculis, testa papillis
parvis dense obsitis.
Hab. in Syria bor. ad Aintab. et in uligin. flum. Sadschur! In
montibus Schahu kurdistan. persic. e c. ad Rowansir! In Anatolia ad
Argana Maden leg. Rochel. — In alp. m. Eiburs leg. Kotschy
nr. 745; — ad Passgala leg. Kotschy nr. 590 a; — ad Derbent
leg, Kotschy nr. 590. — Lenkoran leg. C. A. Meyer.
E. Royleanum Hausskn. Radice abscissa, longe fibrillosa. Caule
pedali vel pluripedali, tereti, lineis decurrentibus destituto, crispule
piloso. Foliis flaccidis ovato-ellipticis vel oblongo-ellipticis, utrinque
sensim angustatis, acutis, in petiolum manifestum decurrentibus, crebre
denticulatis, nervoso-venosis, ad nervös pubescentibus. Floribus par-
vis pallidis. Alabastris minimis, globoso-ovoideis, apiculatis. Stigmate
capitato. Capsulis gracilibus, pilosiusculis, pedicellis fol. fulcr. multo
brevioribus. Seminibus oblongis apice rotundatis, basi obtusis, testa
papillosis.
Hab. N. W. India leg. Royle. — Tibet, occid. leg. Hook, et
Thoms. — Prov. Ladak, prov. Balti, prov. Nubra, prov. Hasora log.
Schlagintweit. Himalaya bor. occid. 6—9000 ped. leg. Hook, et
Thoms. — West. Himal. prov. Kaschmir et prov. kishlvar leg.
Schlagintweit. — Bengal. Orient, leg. Griffith.
E. Amnrense Hausskn. Rliizomate brevi, gemnias gerente, kala-
phyllis e basi dilatato lanceolatis, carnosis. Caule simplici, stricte
5 *
56
erecto. pedali ultraque, tereti, lineis pariim elevalis ijilosis notato,
pilis longiusculis sparse obsito. Foliis infimis oblongis, in petioluin
sensim angustalis, mediis siiperioribusque subsessilfbus, ovalis, basi
in peliolum bre\issimuni contraotis, subaculis, margine denticulis mi-
nimis tanlum callosis praedilis, sublus praecipue ad nervös et ad mar-
ginem pubesrenlibus. Alabastris ovoideo-giobosis, breviter apiculalis,
laciniis distantibus. Floribus parvis , virgineis subnutantibus, pallide
roseis. Stigmate parvo eapitato. Capsulis leniiiter pilosiusculis, pedi-
cellis fol. fulcr. multo brevioribus. Ex affin. E. algidi M. B.
Hab. in territorio flurn. Amur leg. Maximowicz sub E. ori~
ganifolio var. pubesc.
E. subcoriaceum Hausskn. Subglaucescens rhizomate brevi, gem-
mas sessiles oblongas bypogaeas gerente; katapliyllis pallidis carnosis
rotundatis imbrioatis. Caiile stricte erecto, tereti, glaberrinio. except.
lineis elevatis decurrentibus dense pubescenlibiis. Foliis glaucescen-
tibus rigidis subcoriaieis, glabris, inferioribiis lanceolato-oblongis, in
petiolum sensim angustatis. snperioribus sessilibus, obtnsiusculis, irre-
gulariter croso-denticulalis. Floribus parvis, virgineis nutantibus, roseo-
violaceis. Stigmate eapitato. Capsulis sparse glanduloso-pilosiusculis.
pedicellis fol. fulcr. multo brevioribus. Seminibus oblongis, apice ro-
tundatis, basi sensim attenuatis, acutis, testa dense papillosis. — Ex
affinit. E. algidi M. B.
Hab. China occident, in terra Tangutorum prov. Kansu ad Te-
tung-gol leg. Przewaldski.
E. Tanguticum Hausskn. Pallide virens, rhizomate elongato.
rosulas foliosas gerente. Caule elato pluripedali viigato, simplici, te-
reti, lineis elevatis pilosis notato, caeterum glabrescente. Foliis lan-
ceolato-oblongis, subsessilibus mollil)us, ad marginem et ad venas
pilosis, remote denticulatis. Floribus parvis, virgineis subnutantibus,
carneis. Stigmate eapitato. Capsulis sparse pilosiusculis, serius glabre-
scenlibus, pedicellis folio fulcrante brevioribus. — Ex affinit. E. ad-
nati Griseb.
Hab. in China occident. in terra Tangutorum prov. Kansu leg.
Przewaldski. — In montibus Hirnalay. Sikkim. leg. Trentler.
E. Japonicum Hausskn. Rhizomate elongato subrepenfe, stolo-
nes epigaeos filiformes edente, kataphyllis remotis venosis rotundatis,
in petiolum angustatis. Caule elato, simplici vel ramoso, tereti, lineis
destituto, inferne glabro, superne pilis crispulis, glandulosis patentibus
immixtis, lenuiter obsito. Foliis ;ubsessilibus ovatis, acutis, ad basin sub-
cordatum in petiolum brevissimum dilalatum contraclis, minute remo-
teque calloso-denticulatis. Alai)astris obtusis. Floribus parvis erectis,
roseis. Stigmate clavato. Capsulis junioribus pilis arcuato-adpressis et
glandulosis patentibus obsilis, pedicellis folio fulcrante fere dimidiam
brevioribus. Seminibus apice rotundatis, basi sensim attenuatis, acutis,
testa dense papillosis, coma ferruginea.
ß. glanduloso- pubescens: Caulibus capsulisque dense pilis glan-
dulosis patentibus obsitis, caeterum ut in typo.
57
Hab. in Japoiiia, leg. Siebold, Göring. — Ad Nagasaki leg.
Oldliam, Maximow. — Ad Yokohama leg. Maximovv. — Ins.
Jesso ad Hakodale, Arizona leg. Maximow., Albrecht. — Nippon.
prov. Senano leg. Tschonoski.
ß. in insula Jesso ad Hakodate leg. Alb recht.
E. cephalostigma Hausskn. Rhizomate truncato abbrevialo, ro-
sulas loliosas gerente, foliis lanceolatis, oblusis, denticiilalis, in petio-
lum seiisini anguslalis. Caule elato, simplici, inferne glaberrimo liuido,
superne vix pilosiusculo, lineis decurrentibus paullum elevalis albido-
pilüsis noiato. Foliis inferioribus elliptico-lanceolatis, utrinque aequa-
liter angustalis, in petiolum brevissimuin decurrentibus, inediis sub-
sessilibus, pallide virentibus, dense denliculalis, ad marginem et ad
nervös tenuiter pubescenlibus. Floribus parvis ereclis pallide roseis.
iSligmate capilato, apice leviter emarginato. Capsulis tenuissime ad-
presseque pilosiusculis, pedicellis folio fulcranle Ys brevioribus. Se-
minibus ovalo-oblongis, apice rotundatis, basi sensim altenualis ob-
tusiusculis, tesla papillis elongalis dense obsitis.
Ex affinit. E. adnati Griseb.
Hab. Japonia. Nippon. media leg. Tschonoski. — Yokohama
leg. Maximowicz. — Ins. Jesso ad Hakodale leg. Maximowicz,
Albrecht.
E. Maximowiczii Hausskn. Rhizomate brevi, stolones epigaeos
remote foliatos gerente, katapiiyllis ovalis subacutis, remote denlicu-
lalis. Caule stricte erecto, inferne glabio, superne vix pilosiusculo.
foliüso, lineis elevalis decurrentibus nolalo. Foliis lanceolalo-ovalis,
subsessilibus, ad basiii subcordatum in pi^iioluin brevissimum dilalalum
coniraclis, calloso repandoque denliculalis, glabrescenlibus. Floribus
parvis, ereclis, roseis. Stigmale clavato. Capsulis crispule puberulis,
pedicellis folio fulcranle dimidia brevioribus. Seminibus subattenualis,
brevissime annulatis, basi sensim altenualis, aculis, tesla dense pa-
pillosis.
Hab. in Japonia ad Hakodale leg. Maximowicz.
E. Bongardi Hausskn. Rhizomate multicipile, stolones epigaeos
gerente kataphyllis remole disposilis, lanceolalo-ellipticis inlegerrimis.
Caulibus numerosis, stricte ereclis, pedalibus ultraque, lineis elevalis
crispule pubescenlibus subangulalis, caelerum glabris, simplicibus, ab
initio nutanlibus. Foliis lanceolalo-ellipticis, sensim in petiolum mani-
festum decurrentibus, aculis, subserralo-denliculatis, margine pube-
rulis. Floribus roseis, parum numerosis. Stigmate clavalo. Capsulis
junioribus vel pilosiusculis, adullis glabrescenlibus, pedicellis glabre-
scenlibus folio fulcranle brevioribus. Seminibus oblongis, apice rotun-
datis, brevissime annulatis, basi acutis, testa lacunoso-impressis, non
papillosis.
Hab. Kamtschatka, Silka. Aicha, Kadjak, Unalaschka, Urup.
Syn. E. roseum Beug. Veg. Silka, non Schreb. E. origanif.
Cham, et Schlecht, in linnaea II, 553 non Lam.
E. decipiens Hausskn. Rhizomate brevi, rosulifero. Caule stricte
erecto, pedali ullraque, nitido, tereli, elineato, simplici. Foliis pallide
58
virentibus, glaberrimis, inferioribus in petiolum breviter ang-ustalis,
reliquis sessilibus, irregulariter dense repar.doque denliculatis, denti-
culis subcartilagineis antice curvatis, Alabastris parvis subglobosis,
Floribus minimis, erectis, pallide roseis. Stigmate clavato. Capsulis
junioribus pilis adpressis albidis obsitis. Seminibus utrinque altenua-
tis, annulato-constrictis, basi acutis, tesla papillis elongatis dense
obsitis.
Hab. China leg. Bunge. — Ad Kupeiku leg. Wawra. —
Mongolia occid. in terra Ordos in valle Hoangho leg. Przewaldski.
E. oligodontum Hausskn, Caule simplici tenui pallido, pumilo,
tereli, lineis destituto, pilis crispulis undique obsito, superne pilis glan-
dulosis patentibus copiosis immixlis. Foliis sessilibus utrinque crispule
pilosis, inferioribus ovato-oblongis, obtusis, niediis superioribusque
lanceolatis, acutis vel calloso-mucronatis, in parte dimidia inferiore
non denticulatis, in parte dimidia superiore utrinque denticulis 3 — 4
valde remotis breviter callosis nninitis. Floribus parvis erectis pallidis.
Stigmate clavato. Capsulis junioribus glanduloso- pilosis, pedicellis
glandulosis fol. fulcr. subaequilongis.
Hab. in ins. Jesso ad Hakodafe leg. Albrecht.
E. prionophyllum Hausskn. Rhizomate brevi obliquo, gemmas
sessiles subglobosas gerente, kataphyllis carnosis pallidis latissimis,
rotundalis sessilibus. Caule simplici vel ramosissimo, tereti, lineis ele-
vatis pilosulis notato, superne glanduloso-piloso. Foliis subglaucescen-
tibus, sublus pallidioribus, ovato-oblongis, sessilibus basi rotundatis,
longo acutatis, argute serrato-denticulatis, denticulis crebris callosis,
antice curvatis, subtus nervis valde prominentibus pilosiusculis. Flo-
ribus majusculis numerosis purpureis. Alabastris constricte apiculatis,
laciniis reflexis. Sligmate capitato, leviter emarginato. Capsulis glan-
duloso-pilosiusculis, pedicellis glandulosis fol. fulcr. dimidio breviori-
bus. Seminibus oblongo-obovatis, apice rotundatis, basi obtusis, testa
glabris, coma ferruginea.
Hab. in Georgia leg. C. Koch. — In prov. Musch ad Goschkar
alt. 6000 ped. ad radices Bingölldagh leg. Kotschy nr. 359 sub E.
montano.
Syn. E. trigonum Ledeb. Fl. Ross., Boiss. Fl. Orient, non
Schrank.
E. consimile Hausskn. Pallide virens, rhizomate brevi gemmi-
fero? Caule pedali ultraque, glabro, superne tantum glanduloso-
pubescente, lineis elevatis pilosiusculis notato. Foliis ellipticis vel
ovato-oblongis, in peliolum decurrentibus, breviter acutatis, subtus
pallidioribus, argute serrato-denticulatis, glabrescentibus. Alabastris
longiuscule apiculatis, laciniis reflexis. Floribus medlocribus, roseis.
Stigmate clavato. Capsulis tenuiter glanduloso-pilosiusculis, pedicellis
glandulosis fol. fulcr. Ys brevioribus. Seminibus apice rotundatis, basi
sensim atlenuatis, obtusis, testa breviter papillosis, coma sordide-
albida.
Hab. ad Toptscha Anatoliae leg. Wie dem an.
59
E. Anatolicum Hausskn. Rliizomate brevi, florendi tempore slo-
lones hypogaeos elongatos gerenle, kataphyllis pallitlis carnosis mi-
niinis ovalis, valde remolis, apice subconfertis. Caule crassiusculo,
glabro, superne tantum glanduloso-piloso, lineis elevatis nolato. Foliis
übscure viridibus, grosse repando-denticulatis, iuferioribus elliplitis,
in petiüluin longe decurrentibus, mediis ovatis vel obovatis, basi sub-
cordalis abrupte in petiolum contraclis, valde nervosis. Sligniate clavalo.
Floribus mediocribus erectis lilacinis. Alabaslris constricte apiculalis,
latiniis reflexis. Capsulis crassiusculis tenuiter glanduloso-pilusis, pe-
dicellis glandulosis l'ol. fulcr. dimidio brevioribus. Seminibus subglo-
büso-oblongis, apice rotundafis, basi abrupte in apiculum altenualis,
testa dense breviter papillosis, coma sordide-albida.
Hab. in M. Beryldagh Cataoniae 7000 ped. alt.! ad Toptscha et
Mersiwan leg. Wiedeman nr. 260.
E. suhalgidum Hausskn. Pallide virens, rhizomate brevi truncato'
Caule stricte erecto, simplici, pilis brevissimis adpressis tenuiter pilo-
siusculo, vix lineato, remote foiiato, superne pilis glandulosis brevis-
simis praedito. Foliis firmis brevibus, ovatis vel ovato-oblongis, basi
subcordatis, in petiolum brevissimum contractis, repando-denliculatis.
Floribus mediocribus, virgineis nutantibus, roseis. Stigmate capitato-
clavato. Capsulis vix pilosiusculis, pedicellis fol. fulcr. subbrevioribus.
Seminibus pro maxima parte sterilibus, apice subattenuatis, basi sen-
sim attenuatis, obtusis, testa breviter papillosis. An hybrida proles
E. algidi et montani?
Hab. Alakuli Songariao (Herb. Fischer sub E.roseo); in Cau-
caso (Herb. Petrop.J.
(Fortsetzung folgt.)
Botanisches aus Ungarn.
Von Dr. Vinc. V. Borbäs.
In der letzten Sitzung (19. November 1878) des mathem. und
naturwissenschaftlichen Faches des Landes-Mittelschullehrer-Vereines
zeigte J. Schuch ein Schneeglöckchen, welches von der Normalform
abwich. Diese Abweichung bestand darin, dass ein Perigonblatt des
inneren Kreises mit denen des äusseren in Form, Färbung und Ge-
stalt völlig gleich erschien. Die Blüthe war mithin nicht, wie ge-
wöhnlich, actinomorph, sondern zygomorph. Dieser Fall in Verbindung
mit jenen beiden Fällen, welche bereits von Pippow veröffentlicht
wurden, zeigen, dass actinomorphe Blüthen häufiger zygomorph zu
finden sind, als man noch vor Kurzem geglaubt hat.
60
Vortragender zeigte ferner mehrere Blatter des Maulbeerbaumes
mit zwei Spitzen und bemerkt, dass derartige Blätter dieses Baumes
bereits Fleischer gesehen und beschrieben hat. Die Ansichten über
die Entstehung solcher Blatter sind aber zur Zeit noch schwankend.
Bonnet, De Candnlle u. A. nehmen an, dass solche Blatter durch
Verwachsung, dagegen Fleischer, Wigand, Masters u. A., dass
sie durch Spaltung entstehen. Vortragender neigt sich der ersteren An-
sicht zu und erklärt, dass ihm die letztere unzulässig erscheint. Zum
S -hlusse zeigt er noch ein verwachsenes Blatt von Cynoglossum
officinale, welches er seinem Freunde Dr. V. v. Bor b äs, und ein
anderes von Lacfuca sativa, welches er seiner Mutter zu verdanken
hat. Ein Rettig- Keimling zeigte zwei Kotyledonen verwachsen und
einen dritten frei.
In derselben Sitzung habe ich selbst einen Zweig der Castanea
vulgaris vorgelegt, an welchem die Samen schon an dem Baume
keimten. Am 13. October 1878 fanden wir im Auwinkel bei Ofen
die Kastanien mit Früchten sehr reich belastet. Einige Früchte be-
sassen schon an der Spitze mehrere Risse, und das Würzelchen war
daraus 2 Millim. lang hervorgewachsen. Ich liess ein Exemplar von
diesen auf dem Batime keimenden Kastanienzwtügen unabsichtlich
zwischen Papier liegen, und nach 14 Tagen betrug ein Wurzelchen
3 Cm. Am 1. October 1876 fand J. Sc buch im Auwinkel die Quer-
cns sessilißora Sm. und bei der „Schonen Schäferin" eine hübsche
Form der Qu. pubescens W. auf dem Baume keimend (Vergl. Botan.
Jahresbericht von 1876, Bd. III, p. 881). Die Eicheln sind bei dieser
Form verhällnissmässig dünn und lang, 3— 4mal länger als die Cu-
pula. Ist Qu, leptohalana Guss. von Qu. pubescens specifisch nicht
verschieden, oder weicht sie von Qu. pubescens nur durch dünnere
und längere Früchte ab, wie in dendrologisciien Werken gewöhnlich
angegeben wird, dann glaube ich, dass auch unsere Form zu Qu.
leptobalana Guss. gehöre.
Die erwähnten Kaslanienbäume stehen im Auwinkel zwischen
anderen Obstbäumen. Ich schliesse mich daher Prof. A. v. Kerne r's
Ansicht an, dass sie hier gepflanzt wurden. Eine gewagte Behaup-
tung findet sich in „Magyar Növenytani Lapok" (1877 p. 82)
gegenüber Prof. Kern er, dass diese Kastanienbäuuie hier die Reste
einer ehemaligen südlicheren Flora sind, welche nach der Verände-
rung der klimatischen Verhältnisse den Kampf um's Dasein bestan-
den, aber doch nur in einigen wenigen Nachkömmlingen erhalten
blieben.
Ich zeigte ferner Fasciationen von Robinia Pseudacacia, Echium
'culgare, Mentha aquatica, Corispermum canescens und von Epilo-
b'ium semiadnafum vor. Bei letzterer Pflanze zeigt eine Frucht die
Fasciation, welche durch seine Krümmung gewissermassen an die
Früchte der Medicago oj'bicularis erinnert.
In dem letzten Herbste blühten die Pulsatilla-Arten bei Buda-
pest zum zweiten Male. — P. grandis Wend. war am 13. October
61
an einer Stelle des Auwinkel beinahe so häufig als im Frühjahre.
Zu Ende October fand ich am Rakos Myosotis palustris und Coltha
palustris in schönster Blüthe. Tussilago Farfara sah ich gegen Ende
November schon blühend.
Nach Koch's Synopsis hat Festuca vaginata Kit. mehr Blüthen
und gr()ssere Aehrchen als F. amethystina Host. Aus der ausge-
zeichneten Bearbeitung der Kitaibel'schen Festuca-Arien von E.
Hacke! geht aber hervor, dass die Anzahl der Blüthen im Aehrchen
der Festuca vaginata zwischen 4 und 7 schwankt, die meisten Aehr-
chen jedoch Sblüthig (Hack, in lilt.), also nicht Sblütliig sind, wie
es Koch angibt. Da ich früher meine Fes/wca-Arten nach Koch's
Synopsis bestimmte, so ist meine „F. amethystina Host" Flor. Közl.
1878 = F. vaginata Kit., meine vielblüthige „F. vaginata''^ aber ist
eine forma major der F. amethystina Host, da die Deckspelzen kurz
begrannt sind.
In den Zellen der Zwiebelschalen der Sternbergia colchiciflora
fand ich im Herbste 1871 reichlich Raphiden.
Budapest, am 12. December 1878.
Aus der Löwensteiner Flora im Trencsiner Comitate.
Von Jos. L. Holuby.
Wie gerne ich auch die zuerst durch Rochel durchforschten
Löwensteiner Kalkfelsen bei Pruskau im Trencsiner Comilate besucht
hätte , um meine im Manuscriple bereits fertige Aufzählung der
Trencsiner Gefiisspflanzen zu bereichern: konnte mein Wunsch wegen
meiner angegriffenen Gesundheit auch heuer nicht in Erfüllung gehen.
Wohl finden wir in den Rochel'schen und KitaibeKschen Handschrif-
ten des Fester Nationalmuseums, namentlich: 3043. Fol. Lat. Nr. 13.
,.Rocheliana. Ad loca naialia planlarum Hungariae praeprimis Car-
pathi, Cottus Trencsiniensis et Banatus;" dann in demselben Convo-
lut: „Catalogns plant, herbarii Rocheliani in 8 fasciculos divisi et
asservali in Univ. pesthana," und: „Catalogus Plantarum herbarii
maioris Rocheliani in collectioni botanica Univ. pesthiensis asservali,"
sehr viele wichtige Angaben über die Flora des Trencsiner Comi-
tates verzeichnet, aus welchen man auch ersieht , dass Rochel viele
Pflanzen in seinem Rowneer Hausgarten cullivirt und mit der Be-
zeichnung „culta" versendet hat , die dann durch unvorsichtige Be-
nutzer Rüchel'scher Angaben und Exsiccaten für eigene Kinder der
Flora des Trencsiner Comitates gehalten wurden , obwohl sie nur
ihre in Gärten sorgfällig gepflegten Gäste waren; ferner: 3067 Fol.
Lat.: „Elenchus Plantarum in Coltu. Trentsiniensi, Liptoviensi et Ni-
62
triensi a Clssrno Roche! lectarum el R. Sc. Universitatis pestanae
oblatarum" 3 Blatt in Folio in drei Columnen geschriebener Pflanzen-
namen, ohne Standorte. Arn Ende dieses Manuscriptes heisst es, dass
die Pflanzennamen nach den Comitaten mit verschiedenen Farben be-
zeichnet sind, doch ist diess in dem Manuscripte nicht durchgeführt,
und man ohne Ansicht der betreffenden Exemplare aus diesem Ver-
zeichnisse nicht ersehen kann, welche Pflanzen im Trencsiner Co-
mitate gesammelt wurden. In einem Convolut: „598. Quart. Laf.
Kitaibelii Botanica geographica Hungariae" sind auch zwei KitaibeK-
sche Handschriften über die durch Rochel im Trencsiner Comitate
gesammelten Pflanzen, und zwar: „Plantae in Comit. Trentschiniensi
circa Rownye sponte crescentes 1801 — 1806" ohne Standorte. In
diesem Verzeichnisse werden viele Arten aufgeführt, die in keinem
der vorerwähnten enthalten sind; und: „Plantae a Rochel in Hun-
garia lectae aut educatae," 4 Blatt in 4., enthaltend die Standorte
von 200 meist Trencsiner Pflanzenarten. Es ist sehr zu bedauern,
dass hier nicht alle, von Rochel nach Pest gesendeten Pflanzen aus
dem Trencsiner Comitate mit so ausführlichen Standortsangaben ver-
zeichnet sind , da man so viele falsche Angaben späterer Botaniker
berichtigen könnte. Schon aus diesem kurzen Verzeichnisse ersieht
man, dass Rochel nachstehende Pflanzen aus unserem Comitate nur
in cultivirten Exemplaren versendete: 2. Achillea nohilis L. culta.
Rownye. 3. Achillea pectinata Wild, culta. 4. Achillea tanaceti-
* folia Wild, culta. 8. Acynos rotundifolius Pers. cultus. 11. Alope-
curus agrestis Host. cult. 14. Althaea rosea (pro pallida) culta,
29. Artemisia camphorata. Colitur in hortis. Dazu bemerkt Kitai-
bel: Scheint A. subcanescens Wild. Enum. p. h. Berol. zu sein.
36. Astragalus asper L. cultus. Rariss. in pratis Poson. 40. Avena
fragilis L. culta. 71. Corispermum hyssopifoliuni L. cultum. 114. Me~
lilotus dentata Pers. (Trif. dent. Kit.) culta. 132. Plantago arenaria
Kit. culta. 133. Poa caesia Smith (pratensi affinis) culta. 135. Poa
distans L. culta. 147. Salma Aethiopis L. culta. 148. Satureia
montana L. culta. 160. Scrophularia vernalis. culta. 188. Trifolium
pannonicum L. cultum. Von diesen Pflanzen ist mit Ausnahme der
Achillea nohilis L. (die bei Ns. Podhrad durch mich gefunden wurde)
keine auf dem Gebiete der Flora des Trencsiner Comitates wild an-
getroffen worden. Dass es mir möglich wurde in alle diese, für die
Flora unseres Comitates, so wichtigen Manuscripte Einsicht zu neh-
men, diess verdanke ich der Güte des Reichstagsabgeordneten Herrn
Eugen von Marsowsky's, der sie mir aus dem Pester National-
Museum zuschickte , wofür ich ihm meinen verbindlichsten Dank
öffentlich ausspreche.
Aus den in vorerwähnten Handschriften enthaltenen Standorts-
angaben ist ersichtlich, dass Rochel den bei weitem grössfen Theil
des Trencsiner Comitates nicht kannte und seine Ausflüge meist
nur auf die Gegenden zwischen Pruskau und Lazy im Westen,
dann am linken Waagufer zwischen Trencsin und Sülov beschränkte;
nur sporadisch erscheinen Angaben aus dem Norden des Comitates.
63
Es ist daher noch sehr viel zu thiin, um sagen zu können, dass das
ganze Trencsiner Comitat botanisch durchforscht ist. Denn wenn
auch seit Rochel's Zeiten Bohatsch, Brantschik, Hell, E. Keller,
Kikö, Knapp, Krzisch, Päntocsek, Schiller, Stur, Szontagh,
Uechtritz sen. und ich selbst manche Beiträge zur Kenntniss der
Flora unseres Comitates geliefert haben , so sind die Karpathen vom
Drjetomaer Thale bis zum Vlära - Thale, dann vom Püchov - Läzer
Thale durch den ganzen Norden des Comitates bis zum Rozsudec an
der Grenze Arva's, endlich der ganze Bäaner Bezirk im Südosten des
Comitates fast gänzlich unbekannt.
Aber auch auf dem in botanischer Hinsicht bekannten Gebiete
können noch immer neue interessante Funde gemacht werden. So
fand ich heuer auf meinem Excursionsgebiete, das ich seit 17 Jahren
sehr oft zu begehen Gelegenheit hatte, Corallorrhiza innata (s. diese
Zeitschr. 1878, S. 247) auf einer Stelle, wo sie Niemand vermuthet
hätte, und auf dem nun kanalisirten und leicht zugänglichen Stvrte-
ker Sumpfe Carex Pseudocyperus. Da ich nun die erwähnte Fels-
partie um die Ruine Löwenstein nur einmal, und zwar im Mai 1871,
flüchtig zu besichtigen Gelegenheit hatte (s. Oest. bot. Zeitschr. XXI.
p. 347 ff.), seitdem aber immer durch verschiedene Umstände daran
verhindert war, auf diesem, durch Rochel's Forschungen bekannt
gemachten Orte, nähere Umschau zu halten , entsendete ich im Juni
dieses Jahres meinen bisherigen Begleiter und Träger auf entfernte-
ren Excursionen mit dem Auftrage dahin: mir von allen um die
Ruine Löwenstein und auf der nahen Babka auf Felsen vorkommen-
den Pflanzen lebende Exemplare zu bringen. Dieser junge Mann,
Namens Michael Krizko aus Ns. Podlirad, entledigte sich seiner Auf-
gabe auf das lobenswertheste, so dass ich nicht nur Ursache habe,
mit seiner Leistung vollkommen zufrieden zu sein, sondern kann ihn
auch mit dem besten Gewissen, den, in unsere Gegend sich etwa
verstiegenen Botanikern , als verlässlichen und billigen Führer em-
pfehlen. Von den mir gebrachten Löwensteiner Pflanzen, wovon einige
in meinen Garten versetzt wurden und daselbst gut gedeihen, seien
nachstehende Arten erwähnt :
Aspidium lobatum Sw. In Wäldern am Fusse der Babka.
Cystopferis fragilis Bernh. und zwar die Form C. anfhiHscifoliaHoÜi.
(Cystopt. frag. ß. pinnatipartita 1. anthriscifoUa Koch Synops.
d. D. Fl. 2. Aufl. p. 1019) auf Felsen der Babka häufig.
Festuca glauca Schrad. Ueberall in, Felsenritzen.
Carex virens Lam. Auf der Ruine Löwenstein.
Maianthemum bifolmm DC. Auf der Babka.
Epipacfis atrorubens HofFni. Auf Felsen der Babka, viel häufiger in
Felsen des Veliky und Maly Manin am linken Waagufer bei
Waag-Byslritz.
Cephalanthera pallens Rieh. In Wäldern.
Scabiosa lucida Vill. Auf der Babka.
Aster alpinus L. Häufig auf Felsen der Babka.
Carduus glaucus Baumg. (C. defloratus Roch, im Verzeichnisse der
64
dem Fester Museum gegebenen Pflanzen.) Auf Felsen der Babka
und unter der Ruine Löwenstein.
Leontodon incanus Schrank. Sehr häufig überall auf Felsen.
Hieracium Bauhini Schult. In Holzschltigen.
Hieracium buplenroides Gmel. Auf Felsen der Babka. Unter dem
Namen Hier, denudatum Roch, besitze ich ein Originalexemplar
von den Lednicer Felsen, das nur eine üppige Form des Bier,
bupleuroides ist. Letzteres wachst übrigens aucli auf Felsen
der Osträ am linken Waagufer, und besonders häufig auf den
Sülover Felsen.
Hieracium villosum Jcq. Häufig um die Ruine Lowenstein. Wird hier
zuerst von Rochel angegeben.
Hieracium paUescens WK. Ueberall auf Felsen.
Phyteumn orbiculare L. Häufig auf Felsen. (Ph. cordatum Rb. Fl. G.
p. 297.)
Gentiana spathulata Bartl. Auf Bergwiesen der Babka.
Thymus humifusus Brnh. y. origanifolius Rb, Fl. G. p. 312. Auf
diese auf Felsen der Babka vorkommende schöne Pflanze passt
genau Reichenbach's Beschreibung: „caulibus longissime pro-
stratis radicantibus, ramisque capituliferis filiformibus, foliis orbi-
culato- et elliplico-spathulalis glabrescens, foliis nitidis,
calycibus spadiceis," wobei nur noch zu bemerken ist, dass
die Blattstiele und die untere Hälfte der Blätter am Rande lang-
gewimpert sind.
Lamium album L. Zwischen den Ruinen der Burg Löwenstein.
Teucrium supinum Jaoq. „Foliis linearibus omnino revolutis." Rb.
Fl. G. 314. Auf Felsen der Babka.
Ajuga genevensis L. Einige Exemplare mit reinweissen Blüthen, am
Fusse des Löwensteins.
Digitalis ochroleuca Jcq. Auf Felsen ziemlich häufig.
Veronica dentata Schm. Um die Ruine Löwenstein. Ist auch hier in
der Breite der Biälter veränderlich.
Hacquetia Epipactis DC. Auf buschigen Kalkhügeln bei Pruskau.
Bupleurum longifolium L. In Felsspalten der Babka, selten.
Seseli rarium Trev. Unter der Ruine Löwenstein. Wurde mir nur in
einem blühenden Exemplare gebracht.
Saxifraga recta Lap. Ueberall häufig auf Felsen.
Ribes alpinum L. Auf Felsen der Babka.
Thalictrum foetidum L. Auf der ßabka selten.
Arabis Turrita L. Auf der Babka.
Ärabis arenosa Scop. Ueberall auf Felsen und im GeröUe.
Dentaria bulbifera L. In Wäldern bei Pruskau.
Hesperis matronalis L. und zwar die Form H. leucantha Schur Enum.
pl. Transs. p. 52. Zur Blüthezeit sind die Basilarblätter bei
unserer Pflanze nicht mehr vorhanden, und der untere Theil des
Stengels ist nicht bloss „pilis albis rigidis simplicibus hispidus,"
sondern bei allen mir vorliegenden Exemplaren „retrorsum se-
tosus," und die Kelche sind langgewimpert , die Schoten kahl.
65
Nicht selten um die Ruine LOwenstein, ohne die violett blühende
Normalform. Es ist sehr auffallend, dass ich diese schöne Form
nirgends in den Rocherchen und Kilaibelschen Verzeichnissen
erwähnt finde.
Erysimum carniolicum Dollin. (E. odoratum Ehrh. ß. sinuatnm Neilr.)
Sehr hiiufiff überall auf Felsen. Dieselbe Pflanze erhielt ich auch
von den Felsen des Grossen und Kleinen Manin bei Waag-
Bystritz, sammelte sie auch selbst im Sülover Felsenkessel, auch
sah ich durch ^rantschik auf den Felsen der Rozsudec ge-
sammelte, mit unserer Lövvensteiner Pflanze vollkommen über-
einstimmende Exemplare.
Conringia orientalis Rb. Zwischen Bohunice und Pruskau an Weg-
rändern, selten.
Draba aizoides L. Die Bemerkung Rochel's: „Copiosa in m. Löwen-
stein et in parte Babke " (s. Slür Oest. bot. Ztschr. XI.
p. 154) ist auch jetzt noch buchstäblich wahr, da diese schöne
Pflanze in kräftigen , grossen Rasen auf allen Felsen um die
Ruine Löwenstein wächst. Bei der hiesigen Pflanze sind die
Sch(»lchen horsilich.
Dianfhus hutigaricus Pers. Häufig auf Felsen sowohl um die Ruine
Löwenslein als auch auf der Babka. Weissblühend ist diese
Nelke seltener als rosafarbig. Dieselbe Art besitze ich auch von
den Felsen der beiden Manin-Berge und aus Siilov.
Polygala amara Jcq. Nur die grossblüthige Form auf Felsen der
Babka.
Cotoneaster vulgaris Lindl Auf der Babka.
Crataegus monogyna Jcq. Häufig auf Hügeln bei Pruskau.
Rosa alpina L. Auf der Babka.
Fragaria elatior Ehrh. In Holzschlägen häufig. Bei dieser Gelegen-
heit \ erdient es erwähnt zu werden, dass das slovakische Volk
unsere drei Erdbeerarten nicht nur gut zu unterscheiden weiss,
sondern eine jede mit einem besonderen Namen bezeichnet. So
heisst die grosse Waldbeere F. elatior hier „smokva," die F.
vesca „vtäcenicka" und die F. collina „Iruskavec" oder „druz-
gavec."
Anthyllis polyphylla Kit. Auf Ackerrändern bei Pruskau.
Trifolium ochroleucum L. Gemein auf buschigen Hügeln daselbst.
Hipporrepis comosa L. Auf der Babka, wo sie schon Rochel nach
einem mir vorliegenden Exemplar gesammelt hat. Diese Pflanze
ist weiter nördlich um Puchov sehr gemein.
Schliesslich sei bemerkt, dass die aus den Rocherschen Hand-
schriften des Peslher Museums in Neilreich's Aufz. ung. Gefässpfl.
p. 92 übergangene Angabe, als komme Daphne Laureola L. bei
Rowne vor, allem Anscheine nach auf einem Irrtliume berulie. Denn
in dem Verzeichnisse „Plantae in C Trenisch. circa Rownije sponle
crescentes 1801 — 1806" findet sich wohl (ohne Standort) auch Z)apÄ»e
Laureola verzei(;hnet , doch heisst es in dem Manuscripte „Calal.
Plant, herb. maj. Rochliani". „DapÄwf Laureola ex Austria." Wahr-
66
scheinlich cultivirte Rochel auch diese Art in seinem Rowneer Gar-
ten. Die Budapesther Botaniker, denen die Einsicht in die Rochel'-
schen Sammlungen möglich ist , könnten uns über diese Pflanze
Aufschluss geben.
Ns. Podhrad, den 1. November 1878.
Literaturberichte.
Der allg-emeine landwirthschaftliche Pflanzenbau von Friedrich Haber-
landt, Professor an der k. k. Hochschule für Bodencultur. Nach dem Tode
des Verfassers herausgegeben von Prof. W. Hecke. 1. Lieferung. Wien
1878 bei Faesy & Frick. 8». 80 S.
Friedrich Haberlandt w^ar einer der bedeutendsten Forscher
auf dem Gebiete des landwirthschaftlichen Pflanzenbaues. Es ist da-
her sehr zu bedauern, dass es ihm nicht gegönnt war, das vorlie-
gende Werk selbst herauszugeben. Haberia ndt's Pflanzenbau wird,
so weit das vorliegende erste Heft, welches die Einleitung und eine
Morphologie des Samens enthält, ein Urtheil gestattet, das vollstän-
digste und beste Buch über den genannten Gegenstand werden. Obwohl
in erster Linie für Landwirthe berechnet, wird es gewiss zahlreiche
Daten bringen, welche auch für den Botaniker von Wichtigkeit sind.
Das vorliegende Buch sei daher der Aufmerksamkeit der Botaniker
bestens empfohlen. R.
Zur Pflanzengreographie des nördlichen und arktischen Europa'«. Von Dr.
C. J. V. KlinggräfF. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Marien-
werder, in Commission bei E. Levysohn. 1878. 8°. VI und 117 S.
Der Verfasser unterscheidet im Norden Europa's folgende Zo-
nen: Die arktische Zone; sie begreift in sich den baumlosen Nurd-
rand unseres Welttheiles, sowie sämmtliche Inseln des europäischen
Polarmeeres und zerfällt in eine nördliche oder polare Zone und in
eine südliche oder Tundrenzone. An das arktische Gebiet schliesst
sich die nordeuropäische Zone an, welche sich südwärts bis zur
Nordgrenze der Eiche erstreckt und ebenfalls in einen continentalen,
ferner in einen insularen (Island und die Faröer umfassenden) Theil
gliedert. Klinggräffs Arbeit berücksichtigt die sehr umfangreiche
und zerstreute Literatur eingehend; sie ist mit Sachkennfniss ge-
schrieben und enthält zahlreiche beachtenswerthe Angaben. Desshalb
erscheint sie für Botaniker, welche sich mit pflanzengeographisclion
Studien beschäftigen, von Wichtigkeit. R.
Repertorium annnum literaturae botanicae periodicae curarunt G. C W.
Bohnensieg et W. Burck. Tom. IV. — Harlerai Erven Loosjes. 1878.
8°. 283 S.
Der vorliegende neueste Band schliesst sich in Form und In-
halt vollständig an die drei früher erschienenen Bände des Reper-
toriums an. Es sei daher in dieser Beziehung auf die in unserer
67
Zeitschrift bereits veröffentlichten Anzeigen hingewiesen. Im 4. Bande
des Repertoriums von Bohnensieg und Burck wird die periodische
botanisciie Literatur des Jahres 1875 behandelt und eine gute Ueber-
sicht über dieselbe gegeben. Den Werlh des vorliegenden Werkes
würde es unzweifelhaft belrächllich erhöhen, wenn die rückständigen
Berichte über die Jahre 1876 — 1878 möglichst bald erscheinen möchten.
R.
Systematisches Verzeichniss der in den Gärten der köui^I. preussischen
Forstacademie zu Mürden cultivirten Pflanzen. Aufgestellt von H.
Zabel, acad. Gartenmeister. Münden 1878. 8". 43 S.
Dieses Verzeichniss ist nach dem Systeme De Candolle's ge-
ordnet und gibt eine gute üebersicht über die in den genannten
Gärten cultivirten Pflanzenarten, deren Zahl sich auf mindestens 4000
belauft. Die kön. preussische Forstacademie in Münden verfügt somit
über ein reiches Material an lebenden Pflanzen. Dasselbe wird auch
für wissenschaftliche Untersuchungen gute Dienste zu leisten ver-
mögen. R-
Bulletin niensuel de la Societe Linneenne de Paris. Nr. 20—22. Paris
1878. 8». 24 S.
Die vorliegenden Nummern enthalten folgende Mittheilungen:
G. Dutailly; Sur la signification des cladodes du Ruscus aculeatus.
S. 153. — H. Baillon: Sur les ovules des Cyrillees. S. 156. —
G. Dutailly: Sur la fleur male des Corijlus. S. 157. — H. Baillon:
Sur l'action du calice dans la defloraison. S. 160. — H. Baillon:
Sur le carpophore des Ombelliferes. S. 161. H. Baillon: Sur les
Anmiiopsis. S. 163. — H. Baillon: Sur le Mathurina et son arille.
S. 164. — G. Dutailly: Observations sur les Menyanthes et 1' Hy-
drocleis. S. 165. — M. Baillon: Sur l'organisation des Adoxas. —
S. 167. — H. Baillon: Sur les ovules des Gardneria. S. 169. —
H. Baillon: Sur accroissement d'une tige effeuillee d'Aroidee. S. 169.
— G. Dutailly: Sur les variations de structure de la ligule des
Graminees. S. 170. — H. Baillon; Sur Tinflorescence du Pentagnia.
S. 173. — H. Baillon: Sur ['Organisation des Scyphiphora. S. 174.
— H. Baillon: Sur les caracteres qui distinguent les Haloragees
comme famille. S. 175. R-
Hackel Ed.: Zur Eenntniss der ungrarisclien F'esiitca-Arten, besonders
Jener des Kitaibel'schen Herbars. Separatabdruck aus Heft IV, 1878 der
„Termöszetrajzi füzetek." 25 S. 8" mit 1 Taf.
Es war ein glücklicher Gedanke von Victor von Janka, der
selbst ein ausgezeichneter Kenner der Festuca-Arien ist, dass er
den Verf. mit der Bearbeitung des fraglichen Materials betraut hat.
H. prüft vorerst die bisherigen Unterscheidungsmerkmale und findet
viel bestimmtere in der Anordnung der verschiedenen Gewebe in
den Blättern, sowie in der Art ihrer Ausbildung. Die in 180 Bogen
untergebrachten Exemplare repräsentiren 15 Arten, worunter zwei
Varietäten besonders hervorzuheben sind. Die beigegebene Tafel ver-
anschaulicht die sog. histotactischen Merkmale, wie solche von Du-
08
val-Jouve für die Eqnisetum- und Agropyrum- Axiew Frankreichs
angewendet worden, und doch möchte Ref. deren Constanz ent-
schieden bezweifeln. Der Verf. hat jedenfalls einen wcrlhvollen Bei-
trag zur Aufklärung der Kitaiberschen Arien geliefert, und wäre es
nur zu wünschen, dass auch andere Gattungen ebenso glückliche
Bearbeiter finden! K.
Strobl Gabriel: Reiseeriunerungen aus Sicilien. Graz 1878. Druck und
Verlag der Vereins-Buchdruckerei. 631 S. 16®.
In siebzig Abschnitten schildert der Verf. auf Grund eigoner
Beobachtungen Land und Leute. Er nimmt besondere Rücksicht auf
die topographischen und natürlichen Verhältnisse des fraglichen Ge-
bietes, dessen Vergangenheit er gelegentlich vorführt. Dabei bringt
er eine Fülle von botanischen Angaben und führt die betreffenden
Pflanzen unter deren deutschen Benennungen an. Auch die Ortho-
graphie der Ortsnamen ist thunlichst berücksichtigt. Mit einetn Worte,
der Verf. hat sich als Reisebeschreiber bewährt und ein Werk ge-
liefert, das uns einen tiefen Einblick in die betreffenden Landesver-
hältnisse gestattet. Die Ausstattung des Buches ist eine gefällige
und der Preis — um fl. 1.60 portofrei vom Verf. in Seitenstetten,
in Niederösterreich bezogen — ein massiger. K.
Dr. Heinrich Ritter Wawra v. Fernsee, k. k. Marine-Stabsarzt. Eine
Lebenskizze. (Separat-Abdruck aus dem Notizen-Blatte der hist.-stat. Section
der k. k. mähr.-schles. Ges. zur Beförd. des Ackerbaues, der Natur- und
Landeskunde, Brunn 1878). Brunn, R. RJ. Rolirer, 1878, 8". 43 S.
Ist eigentlich eine Autobiographie, herausgegeben von Moritz
Trapp, Gustos des Franzens-Museums. Dr. W. schildert frei von
jedweder Selbstüberhebung seinen bislierigen Lebensgang, seine Rei-
sen zu Land und zur See, U''d lernen wir bei dieser Gelegenheit
eine Strecke von 50.000 deutschen Meilen kennen, die W. bisher
glücklich zurückgelegt hat. Den Verehrern W.'s sei diese Schrift,
die ein Supplement zu dessen bisherigen Biographien bildet, bestens
empfohlen. K.
Correspondenz.
Wien, am 15. Jänner 1879.
In der vorigen Nummer bespricht Hochw. Holuby einige Slo-
boda'sche Angaben, die auf Grund von Original-Exeniplaren erorteit
werden. Calamintha sammelte ich am Klenowa bei Fajnoraczi, wäh-
rend ich selbe am Ostriz vergebens suchte, Piptatherum paradoxum
auf buschigen Stellen des Ostriz, zwischen dem Hradek und der
Oplentowa, Helianthemum oelandicum am letztgenannten Orte und
bei Pusta Wes, Aspidium Thelypteris an Waldrandern nächst dem
Meierhofe Brezina bei Jablonic, Gypsophila fastigiata und die von
Krzisch für Centaurea montana gehaltene C. axillaris. Polygonum
69
Bistorla steigt auf die Czuniner und Adamover Wiesen lierab, Jun-
cus supinus Kommt vereinzelt in dem Graben nächst der Strasse bei
Adamow gegen Czunin vor, bei letzterem Orte ist Tragus racemosus,
der aucii l)ei Hradislje an» Zaliorje und Väg-Ujiiely an Erdabliiingen
liinter der Kelier'schen Apotlieke vorkommt, häufig und Kochia
proslrata selten. Die bei Holics auf der Wiese „.lezerka" vorkom-
mende Spergularino marina ist ebenso wie Crypsis alopecuroides
und C schoenoides neu für dieses Gebiet. Cirsium cano-oleracevm
fillt auf den Wiesen zwischen OresKo und Wesko auf, Spiraea me-
dia sammelte ich in Blättern bei den Ruinen Tematin und Ghimes.
Aster acris und Euphorbia^ Incida am Rande des Tümpels nächst
Puszta Bä!). Die Walle zur Seite der alten Schiessstälte von Mezö-
Keszi bedeckt Silene viscosa, und RocheTs Angabe bei Ürmeny
bezieht sich offenbar auf diese Localilät. An den Abhängen des Kal-
varienberges bei Neutra gegen das Weingebirge sah ich vor 18 Jah-
ren eine kleinblühende Foim von Ranunculus illyricus, die an R.
sceleratvs lebhaft erinnert und nirgends beschrieben ist. Bei Gf^jdel
kommt neben der Strasse nach Facskö Carduus g/aucus, am Fusse
des Steingrundes, der einzigen grossartigen Felsbildung in dieser
Gegend Bupleurum longifoliuni, Petasifes albus und auf dieser eine
Orobanche, die ich für 0. flava halten möchte, vor, während die
höchsten Punkte dieses Felsens Carex alba einnimmt und am näch-
sten Waldrande wächst Melampyrum sUtatkum. Vaccinium Vitis
idaea überzielit den Haroberg. Pyrola secunda kommt ebendaselbst,
am Kemo und auf der Fuzsinaer Magura vor, letztere beherbergt
überdiess Gafium rofundlfolium und Triodia decumbens. Noch wären
Tausende von neuen Standorten nachzutragen, noch wäre manche
Novität für das Comitat namhaft zu machen, was in meinem „Epi-
crisis prodromi florae Comitatus Nitriensis" hoffentlich geschehen wird.
Jos. Armin Knapp.
Triest, am 1. Jänner 1879.
Am Schlüsse meiner botanischen Thätigkeit angelangt, beschäf-
tige ich mich mit der Ordnung meines Nachlasses, damit er zum
künftigen Gebrauche denjenigen, die hiezu berufen sein werden, die-
nen könne. Mein allgemeines Herbar, welches an 14000 bis 15000
Arten aus allen Welltheilen, darunter verschiedene werlhvolle Samm-
lungen enthält, ist bereits an das hiesige städtische Museum abge-
treten und daselbst unter Obhut des flcissigen und biederen Directors
Dr. von Marchesetti gestellt worden, das specielle Herbar der
küstenländischen Flora, welches an 2400 Arien Plianerogamen im
vollständigen Umfang, nebst Kryptogamen enthält, wird ebenfalls
dahin wandern, sobald ich mit der Einreihung der im letzten Trien-
nium erworbenen Sammlungen, dann mit der vollständigen endli(-hen
Ausscheidung der den Herbarien der Zool. -botanischen Gesellschaft,
des Laibacher und des hiesigen Museums als zum Handgebrauche
bestimmt, gewidmeten Sammlungen fertig geworden sein werde, was
noch einige Monate Arbeit erfordern dürfle. Tonimasini.
Oesterr. botan Zeitschrift. 2. Heft. 1879. 6
70
Sterzing, Tirol, am 13. Jänner 1879.
In diesem Jahre gedenken wir (Hüter, Porta, Rigo) eine
botanische Reise nach einigen Theilen Spaniens zu unternehmen.
Wir hoffen eine Sammlung von circa 1000 Nummern machen zu
können, und der Preis für eine vollständige Collection würde auf
100 fl., bis 500 auf 60 fl. oder für jede Centurie 12 fl. in Gold-
werth gestellt werden müssen. — Wer sich an unserem Unter-
nehmen zu betheiligen wünscht, wird höfliclist ersucht, bis spätestens
Hälfte Februar die Summe des Pränumerations- Betrages gütigst
angeben zu wollen, welche er uns zur Ermöglichung unserer Reise
zur Verfügung zu stellen gedenkt. — Unser letztes Verzeichniss
käuflicher Pflanzen enthalt 1500 Nummern und steht zur Einsicht zur
Verfügung, — Ferner will Thomas Pich 1er in Lienz, Tirol, in
diesem Jahre seine Sammlungen im österr. Litorale, Krain, Kärnthen
etc. machen und zwar 2 Centurien seltener Arten, nach seiner be-
kannten eleganten Trocknungs-Manier, zu 12 fl. (Goldwerth), wenn
ihm die Hälfte — 6 fl. — vorhinein erlegt wird. R. Hut er.
Personalnotizen.
— Hofrath Fenzl ist auf sein Ansuchen am Schlüsse des ab-
gelaufenen Jahres als „Director des botanischen Hofcabinetes" in den
Ruhestand versetzt worden. — Mit der Leitung und Instandhaltung
der dem a. h. Hofe gehörigen botanischen Sammlungen wurde pro-
visorisch der Gustos Prof. Dr. H. W. Reich ar dt betraut. Diese
Sammlungen werden nach Vollendung des Baues der kaiserl. Hof-
museen, welcher man bis 1880 entgegensieht, in das k. nalurhisto-
rische Hofmuseum übertragen werden. Bis dahin bleiben dieselben
noch in dem der Direction des botanischen Gartens unterstehenden
k. k. botanischen Cabinete der Universität.
— Prof. Constantin Freih. von Ettingshausen ist von der
Royal Society in London eingeladen worden, die bisher noch niclit
untersuchte Eocen-Flora Englands zu bearbeiten. Er befindet sich zu
diesem Zwecke seit October vorigen Jahres in London und hat der
Royal Society vor Kurzem auch bereits einen Bericht über seine
Untersuchungen erstattet.
Vereine, Anstalten, Unternehmung^en.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaf-
ten in Wien, am 18. Juli übersandte Prof. Leitgeb eine Abhand-
lung des Herrn Martin Waldner, Assistent am botanischen Institute
der Universität in Graz, betitelt: „Die Entstehung der Schläuche in
71
den Nostoc-Co\ox)\en bei Blasia.'-^ Die Ergebnisse vorliegender Unler-
sucliuiig können iiurz zusanimengefasst in folgende Punkte gebracht
werden: 1. Die Bildung der Schlauche im Blattrohre von Blasia bei
iVos^oc-Infectidn geht, wie bekannt , von dem in den Hohlraum des
Blattrohres hineinragenden Trichome (Innenpapille) aus, das aus einer
im Ouerschnitfe runden, abgestutzt kegelförmigen Basalzelle und der
auf ihr aufsitzenden keulenlörmigen Endzelle besteht. 2. Die in Folge
der JVosfoc-lnfection aus der Innenpapille sich entwickelnden Schläuche
bilden nicht eine einzige Zelle in ihrer Gesammtheit. 3. In den
meisten Fallen ist es die Basalzelle , die die Schläuche entwickelt,
wahrend die Endzelle unverändert bleibt und dann abstirbt, oder in
seltenen Fällen, ebenfalls zur Schlauchbildung verwendet wird. 4. Der
Anfang der Schlauch bildimg beginnt damit, dass der obere Rand der
Basalzelle wulstig anschwillt, nach einer Seite oder allseitig hin Aus-
zackungen treibt, die sich durch Querwände von der Tragzelle ab-
grenzen, Spitzenwachsthum und Verzweigung zeigen und deren Sei-
tenzweige selbst wieder durch Qucwände sich abgliedern. 5. Eine
Gesetzmässigkeit in Ausbildung der Schläuche ist nicht zu erkennen;
die häufig vorkommenden Modificationen in Bezug auf Anlage, Zahl
und Verzweigung der Schläuche sind , sowie diese selbst, von dem
vegetativen Verhalten des Nosfoc abhängig.
— In einer Sitzung der kais. Academie der Wissenschaften
in Wien am 19. December übersandte Prof. J. Wiesner eine im
pflanzenphysiologischen Institute der hiesigen Universität von dem
Gymnasial-Professor Dr. Alfred Bürgerst ein ausgeführte Arbeit:
„Untersuchungen über die Beziehungen der Nährstoffe zur Transspi-
ration der Pflanze." II. Reihe. Unter diesem Titel hat der Verfasser
bereits im 73. Bande der Sitzungsberichte eine grössere Zahl von
Versuchen milgetheilt, s^us denen sich ergab, welchen Einfluss ver-
schiedenprocentige Losungen sowohl einzelner Nährsalze, als voll-
ständiger Nährstoffl(»sungen auf die Transspiration einer Pflanze aus-
üben. Anschliessend an diese Untersuchungen enthält die vorliegende
Arbeit weitere Versuche, welche lehrten: a) In Lösungen zweier
Nährsalze steigt die Transspiration anfangs mit der Zunahme des re-
lativen Salzgehaltes bis zu einem Maximum, und nimmt von da bei
weilerer Zunalime des Procenigehaltes der Lösung wieder ab. Jenes
Transspirationsmaximum erreicht niemals jene Grösse, die sich für
die Transspiration der Pflanze im deslillirten Wasser unter sonst glei-
chen äusseren Bedingungen ergibt b) Lösungen, welche drei Nähr-
salze zugleich enthalten, verhalten sich im Wesentlichen wie voll-
ständige Nährstoff'IOsungen. c) Für die Transspiration aus Lösungen,
welche einzelne oder mehrere Salze enthalten, die keine Nährstoffe
der Pflanzen sind, konnte kein allgemeines Gesetz gefunden werden.
6*
72
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Solla mit Pflanzen aus
Istrien. — Von Herrn Prof. Oborny mit Pfl, aus Mahren. — Von
Hrn. Dr. Borbäs mit Pfl. aus Ungarn.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Janka, Diclitl,
Dr. Lerch, Dr. Schlosser, Dr. Brehmer, Evers, Burnat.
Aus Böhmen eingesendet von Dichtl: Achillea Plarmica. Ado-
nis aestivalis. Alchemilla arvensis, AUium vineale, Androsace elon-
gata, Anfhericum Li/iago, Asperugo procumbens, Aspleniwn genna-
nicum v, Breynii, Berula atigustifolia, Callitriche vernalis, Camelina
foetida v. integerrima, Campanula bononiensis, Caucalis daucoides,
Centaurea paniculata, C. plirygia, Chenopodium rubrum^ Cirsium
helenioides, C. talaricum, C. Wimmeri, Cotoneaster vulgaris, Crepis
succisaefolia v. glabrata^ Dianthus Seguleri, Erigeron acer v. prae-
cox, Eriophorum vaginatum, Erysimum crepidifotimn, Euphrasia
nemorosa, Filago arvensis, F. lutescens, F. tmnitna, Gagea minima,
G. pratensis, Galinm Aparine v. hlrsutnm, G. glaucum, G. infestum,
G. rotundifolimn, G. spurium^ Genliana germanica, Gnaphalium are-
narium, G. aren. var aurantiacum, Gypsophila muralis, Hieracium
Auricula, H. boreale, H. murorum, H. Schmidtü var. foliosum, H.
Schmidtii var. pilosissimum, H. setigerum, H. silvaticnm, H. umbel-
latiim f. putala, Hypericum montanum^ Juncus bufonius, J. silvati-
cus, J. squarrosus, Lactuca Scariola, Lonicera nigra, Lotus uligi-
710SUS, Taraxacum palusfre.
Aus Siebenbürgen einges. von Janka: Fritillaria tenella, Iris
hwnilis, Paeonia tenuifolia, Seseli gracile.
Von 0er tel einges. aus Thüringen: Arisfolochin Clematitis,
Artemisia gallica, A. maritima, A. rupeslris, A. salina, Bupleurum
tenuissimum, Capsella procumbens, Carex ornithopoda, Ctienopodina
maritima, Gagea saxatilis, Helianthemum Fumana, Obione peduncu-
lafa, Ruppia rostellata, Salicornia herbacea, Spergularia marginata.
Von Halle: Hydrocotyle vulgaris, Rhynchospora alba. Aus dem Ri<,'-
sengebirge: Phleum alpinum.
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausciie
oder kauflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Inserat.
Herbarium
der deutschen (bes. Alpen-) Flora in 2500 Spec, meist in mehreren
Exemplaren, systematisch geordnet und in schöner Ausstattung wird
verkauft^ auch Centurienweise, von
Kögeler
in Graz, Muchargasse Nr. 8.
Redacteur und Heraiisg-eber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
Druck uod Papier der C. Uaberreutersdic n nuihdruckerei (M. Salzer).
Ocsterreichische
Botanisclie ZeitscMft
Gemeinnütziges Org^an
für
nie Usterrelvblsche
Eisemplare
hotanlsclie Zeltsvhrirt RnffllliL llllfl RnfülltLAl* die frei durch die Post be-
erscheint DOldUlK IIUU DOldlllHei, zogen .Verden Süllen, sind
den Ersten jeden Monats. ^ _ _ blos bei der HedaktioH
(V. Bes., Schlossijanse Nr. 15
zn pränumeriren.
CiS R. Mark.) _ Im Wege des
"^Z"«!'".!'«!.!^!"'' Gärluer, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte,
Ci6 B. Mark.)
ganzjährig, oder mit ÄnftlllpLpp lind Tpplini'lor Buchhandels übernimmt
4 fl. Ö.W. CS M.Mark) rtjJUIIieKei UUU ICIUIUKKI. Pränumeration
halbjährig. C. Gerold's Solu»
Inserate m^n ** '" Wien,
die ganze Petitzeile fü 5? sowie alle übrigen
15 kr. Ost. W. JLl= %Jt Buchhandlungen.
XXIX. Jahrgang. If ül. März 1879.
INHALT: Fistuca amethyatina. Von Dr, Kern er. — Ueber Wasserporen. Von Langer. —
Ueber Emergenzen. Von Tomaschek. — Epilobia nova. Von Haussknecht. — Zur Flora von
Niederösterreich. Von Oborny. — Glossen. VonThtlmen. — Literaturberichte. — Correspondenz.
Von Kempf, Dr. Staub, Keck, Dr. Borbas. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unter-
nehmungen. — Sammlungen. — Botanischer Tauschvereiu. — Inserate.
Festucn innefhystina.
Von A. Kerner.
Angeregt durch Hackel's Bearbeitung der Festuca-Kxien des
Kitaibel'schen Herbars im IV. Hefte der Termesz. füz. 1878 be-
spricht Borbäs im letzten Hefte der Oeslerr. botan. Zeitschr. S. 61
Festuca amethystina Host und F. vaginata Kit. und hebt für erstere
als charakteristisches Merkmal die kurze Granne der Deckspelzen
hervor. Nach der eben erwähnten Publication sollen sich nämlich
F. amethystina Host und F. vaginata Kit. dadurch von einander
nntersciieiden, dass die eine kurz begrannte, die andere grannenloso
Deckspelzen besitzt.
Ist nun aber dem Vorhandensein oder Fehlen einer kurzen
Granne mit Rücksicht auf die eben genannten Pflanzen wirklich ein
diaofnostischer Werth beizuleg-en?
Schon Ha ekel hat das a. a. 0. bezweifelt. Man braucht
auch nur aus dem Bereiche der letzten Strassen Pest's hinaus-
zugehen, um dort auf den Sandhügeln zwischen solchen Stöcken
der F. vaginata Kit., welche nur unbegrannte Deckspelzen, und
solche, welche nur kurz begrannte Spelzen zeigen, und welche letz-
tere nach Angabe der Autoren zu F. amethystina Host gehören
Oesterr. botan. Zeitschrift. 3. Heft. 1879. 7
74
würden, unzählig'e Stöcke zu finden, welche theils kurz begrannte,
theils unbogrannte Deckspelzen tragen, ja es lassen sich dort oline
langes Uuiliersuchen zalilreiche Rispen pfliicken, deren Deckspelzen
theihveise unbegrannt, theilweise mit einer kurzen Granne geschmückt
sind. — Und dasselbe Verhaltniss ist auch weiterhin über das ganze
sandige Terrain der Kecskemeter Landhöhe und entlang der Donau
von der Csepelinsel bis herauf in's Marchfeld zu beobachten. — Es
ist daher dem Vorhandensein oder Fehlen der kurzen Granne für
die in Rede stehenden Pflanzen jeder diagnostische Werth abzu-
spreclien und besteht überhaupt nicht der geringste Unterschied zwi-
schen F. amethystina Host und F. vaginata Kit. — Kitaibel hat
den Namen ^F. vaginata^ nur darum der F. amethystina Host ge-
geben, weil er die Host'sche Pflanze nicht kannte, oder vielleicht
richtiger gesagt, verkannte und sie in einer ganz anderen Art zu
finden glaubte.
Da nun der Name F. amethystina Host aus dem Jahre 1802,
der Name F. vaginata Kit. dagegen aus dem Jahre 1809 datirt, so
wäre dem ersteren die Priorität einzuräumen, und hätte demnach
diese hübsche für die sandigen Hügel der östlichen Donauniederungen
so charakteristische Festuca den Namen F. amethystina Host zu
führen.
Eine weitere Frage, welche hier etwas ausführlicher erörtert
zu werden verdient, ist: wie sich denn F. amethystina Host
zu der lange vor Host aufgestellten F. amethystina Linne
verhält.
Linne führt F. amethystina zuerst unter diesem Namen in der
1. Auflage der Spec. plant, vom Jahre 1753, p. 74, dann, indem er
einige von seinen Angaben emendirt*), in der 2. Auflage des ge-
nannten Werkes (1762) auf.
Daselbst heisst es p. 109:
Festuca amethystina: panicula flexuosa, spiculis secundis incli-
nalis, submuticis, foliis setaceis. — Gramen montanum, foliis capillari-
bus longioribus, panicula heteromalla spadicea et velut amethystina.
Scheuchzer Gram. 276.
Aus diesen Angaben ist zu ersehen, dass Linne seine F.
amethy stina auf das „Gramen montanum, foliis capillaribus
etc. Scheuchzer's begründet hat, und dass er der Scheuch-
zer'schen Phrase sogar den specifischen Namen „amethy-
stina" entnommen hat. — Man wird daher in Betreff dieser
Festuca auf Scheuchzer's „Gramina" '^) hingewiesen und findet
in dem Scheuchzer'schen Buche in der That auch eine sehr genaue
*) Die Berichtigung besteht zunächst darin, dass er die panicula nicht
mehr „spicata" nennt, dass er weiterhin der Form der Blätter gedenlit und
schliesslich das Citat aus Rajus, welches er zwar bei seinem Gewährsmanne
Scheuchzer vorfand, das aber offenbar nicht dahingehört, weglässt.
^) Linne citirt „Scheu chz. Gram." Das citirte Werk "führt den Titel:
Agrostographia sive Graminum, Juncorum, Cyperorum, Cyperoidura iisque affi-
nium historia. Tieuri 1719.
75
und ausfülirliclie Beschreibung des in Rede stehenden Grases, die
ich ganz hiehersetze, einmal darnni, weil Sclieuchzer's Buch viel-
leiclit niclil überall zu Händen sein diirfle, und dann auch, um bei
dieser Gelegenheit zu zeigen, wie trelTlich die alteren Phytographen
die Pflanzen zu beschreiben wussten, und wie sehr man unrecht Ihut,
diese mit viel Fleiss und Mühe von ihnen zusammengetragenen Daten
unbeachtet liegen zu lassen.
Scheuch zer schreibt a. a. 0. S. 276, nachdem er die oben
erwähnte von Linne citirte Phrase vorangesetzt hat: Ex radice fibris
tenuibus nigris, parum ramosis capillata, multi numerosique prodeunt,
caespites integros efFicientes, folioium culmorumve fasciculi. Folia
in fasciculis nascuntur plura, semipedalia spithamalia imo et fere
pedalia, inde e radice ad uncias circiter duas, aut duas fere cum
dimidia se mutuo vaginis suis fere mernbranaceis, striatis, albenlibus
et hinc inde ex livido purpurascentibus amplexantia, tenuissima et
fere capillaria, si deorsum digiti ducantur asperiuscula, sulco tenuis-
simo per longiludinem procedente insignita. Horum foliorum vagina
ad internam foliorum basin in nullam membranulam terminatur. E fo-
liorum horum medio prodeunt culmi surrecti sesqnipedales, bipedales
et altiores quandoque, tribus coininuniter genirulis dislincli, quorum
infimum ipsi radici quam proxime adjacet. Culmi hi tereles, versus
paniculam, ubi nudi sunt, communiler ex livido purpurascentes aut
spadicei et fere amethystini, qui color etiam foliorum vaginas exor-
nat, sed in sicca plania fere totus perit. Folia culmos vestientia, a
geniculis singulis oriunda, ejusdem cum prioribus tenuitatis sunt, sed
mullo breviora , uncialia scilicet aut paulo longiora summum vix
semunciale. Vaginae eorum culmum amplexantes, striatae, ad inter-
nam foliorum basin in nullam aut vix observabilem membranulani
terminatae, earum summa a summo culmi geniculo, infra ejusdem
medium sito oriunda, palmaris est aut quinqueuncialis, colore plerum-
que ex obscura purpura spadiceo tincta. Summo culmo insidet pani-
cula triuncialis communiter, aut paullo longior, manifeste heteromalla
ab initio explicationis, minime autein postquam ex toto evoluta est,
haec laxa valde et aliquantum sparsa, composita ex ramulis tenuis-
simis vario flexu crispalis, si deorsum digiti ducantur asperiusculis,
uno plerumque aut duobus etiam eodem loco e culmo erumpentibus
et in alios ramulos breves subdivisis, quibus insident locustae di-
slichae et veluli pennatae grandiusculae, lineas duas cum dimidia,
tres quatuorve communiler longae, lineas duas dum omnimodo aper-
tae sunt latae. Earum calyx duabus constat glumis valde anguslis in
acutum mucronem altenuatis, inaequalihus, quarum longior lineam
unam cum dimidia longa, minor lineam unam. Ex harum sinu scapus
surgit denliculatus et frequenter serpentiformi ductu crispatus, cujus
denticuli lineam fere dimidiam ab invicem distant, quibus alterno
situ insident folliculi, qualuor quinque aut sex locuslam unam effi-
cientes, omnes lineas duas longi excepto summo, qui paulo brevior
est. Eorum gluma exlerior sensim in acutum mucronem attenualur,
circa medium ventrem a dorso medio ad alterutram oram lineae
7*
76
unius trientem lata, ex toto mutica, ad medii dorsi basin viridescens,
caeterum ex obscuro purpurascente, vel spadiceo violacea plerumque,
quandoque tarnen, imo frequenter viridescit. Gluma interior exteriori
aeque longa, ejiisdem cavitati accommodata.
In monlosis et siccis locis, speoiatim monte Albio et Utliaco
urbi nostrae (Tig-uri) vicino, inensibus Majo et Junio.
Die Abbildung, welche Scheuchzer auf tab. VI in Fig. 7 von
seinem „Gramen montanum foliis capillaribus" gibt, stellt einen Rispen-
ast mit sechs Aehrchen dar und stimmt mit dem, was in der eben
citirten ausführlichen Beschreibung von den Aehrchen und von den
unbegrannten Deckspelzen gesagt wird, vollkommen überein; nur
sind die Aehrchen 5 — 7 blüthig dargestellt, während dieselben in der
Beschreibung 4 — 6blüthig genannt werden.
Von den Floristen in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhun-
derts — Linne ausgenommen — wurde diese Scheue hzer'sche
Pflanze als eine grannenlose Varietät zu jener Festnca gezogen,
welche Linne F. ovina genannt hat. — So sagt Ha 11 er in seiner
Hist. stirp. Heiv. p. 216 (1768) von ihr: „Non puto aliter a Festnca
Nr. 1442 a. {F. ovina L.) diflere, quam absentia aristarum. Omnia
conveniiint, habitus junceus, locustae violaceae grandiusculae quatuor
ad sexflorae, culmus bipedalis in recente planta purpureus", und er
wiederholt diese Ansicht auch in seinen Appendices in Scheuchzeri
Agrostographiam p. 23. — La mark äussert sich in ähnlicher Weise
über die Scheuchz er'sche Pflanze, beziehungsweise über Fesfuca
amethystina L., zieht sie auch in der Encyclop. 11, p. 458 und 459
(1786} als var. y. zu F ovina L. und sagt dann, er habe diese
Festnca durch Commerson von Chatillon-les-Dombes erhalten. —
Auch Villars schliesst sich in der Fl. Dauph. p. 100 (1787) der
Ansicht Haller's an und auch Gaudin acceptirte später (1811) die
Auffassung Haller's, indem er in seiner Agrostologia Helv. I, p. 228
schreibt: ^F. amethystina Scheuchz. Gram. 276, t. 6, fig. 7 auctore
summo Hallero etiani hnjus loci (sc. F. ozinae L.); a nostra tamen
bpiculis fere duplo majoribus, flosculisque magis distinctis dif-
fere videtur. Nee monente Schradero eadem est ac F. amethystina
Host. Gram. Austr. II, l. 89. — Ceterum planta Scheuchzeriana nobis
sicut reliquis recentioribus plane ignota est." — Aus dieser letzteren
Bemerkung geht auch hervor, dass Gaudin die fragliche Festnca
nicht lebend, sondern nur aus der Abbildung Scheuchzer's gekannt
hat, was um so merkwürdiger ist, als sie doch auf dem Utliberg bei
Zürich vorkommt M.
Im Jahre 1802 beschrieb Host im 2. Bande seiner Gram. Austr.
p. 63 die auf den sandigen Hügeln der Türkenschanze bei Weinhaus
nächst Wien häufig vorkommende Festnca mit starren, seegrünen
') Es lässt sich dies nur begreifen, wenn man weiss, dass Gaudin
seine phytographischen Abhandhingen speciell über die Schweizer Flora fast
nur gestützt, auf die Exsiccata von Schleicher und Thomas am Sclireib-
tische verfasst hat. ' *
77
Blättern und grannenlosen oder sehr kurz begrannten Deckspelzen
unter dem Namen Festuca amethystina. — Frülier hatte Host diese
Pflanze ohne Zweifel für F. amethystina L., beziehungsweise für das
„Gramen montanum etc." Scheuciizer's gehalten; denn in der Syn-
opsis pl. Austr. (1797) wird von ihm S. 52 „Linne Sp. pl. p. 109
und Scheuchzer Agr. 276, t, 6 fig. 7" ausdrücklich und ausschliess-
lich zu F. amethystina citirt. — Als Host aber den 2. Band der
Gram. Austr. herausgab (1802), scheint er zweifelhaft geworden zu
sein, ob die Pflanze, welche er bisher für F. amethystina Linne ge-
halten hatte, auch wirklich die Linnesche Art sei; denn er ver-
meidet es in diesem Werke, Linne und Scheuchzer zu ciliren,
übergeht dann auch in der Fl. Austr. I., 161 (1827) die F. ame-
thystina L. mit Stillschweigen und citirt bei F. amethystina nur mehr
seine Gram. Austr. II, t. 89.
Es dürfte überflüssig sein, nach dem eben Gesagten hier noch
ausführlich zu erörtern, dass F. amethystina L. und F. amethystina
Host zwei verschiedene Arten bedeuten. Man braucht ja nur die oben
eingeschaltete genaue Beschreibung Seh euchzer's mit der Beschrei-
bung, welche Host von seiner F. amethystina in Gram. Austr. p. 63
gegeben hat, zu vergleichen, um zu ersehen, dass den genannten
Autoren ganz verschiedene Arten vorgelegen haben. — Die Ver-
schiedenheit wurde auch schon längst constalirt und zwar wie schon
erwähnt, xuerst von Schrader*), welcher in der Fl. Germ. I, 321
(1806), also kurz nach dem Erscheinen des 2. Bandes der Gram.
Ausir. die F. amethystina Host zwar aufführt und beschreiht, aber
zum Schlüsse bemerkt, dass F. amethystina L. ein zweifelhaftes Syn-
onym sei, und dass auch das „Gramen montanum etc." Scheuchz.
Agr. pag. 276, tab. 6, fig. 7 nicht zu F. amethystina Host gehören
kimne, wie das zur Genüge gerade aus der Abbildung und Beschrei-
bung hervorgehe.
In den phytographischen Werken nach Sehr ad er ist F. ame-
thystina Linne fast gänzlich verschollen. Willdenow kennt schon
1809 in der Enum. pl. h. Berol. S. 114 nur mehr F. amethystina
Host und von den späteren Floristen wird Linne's gleichlautender
Name so behandelt, als Aväre er von Linne niemals einer Pflanze
gegeben Avorden. — Zum Theile mag dieses Vorgehen der neueren
Phytographen darin begründet gewesen sein , dass sie die Pflanze,
welche Linne F. amethystina nannte und die zwar einen ziemlich
weiten Verbreitungsbezirk bewohnt, aber im Ganzen doch nicht ge-
rade häufig ist, nicht kannten und am Ende die ganze F. amethystina
Linne für ein Phantom hielten , zum Theile ist aber dieses Todt-
schweigen auch aus der Geringschätzung zu erklären, mit welcher
') Schrader bemerkt a. a. 0. auch, dass F. amethystina L. im Linne'-
schen Herbar fehlt, und das genügte dann sonderbarer Weise manchen Flo-
risten, diese Art für eine Species inextricabilis zu erklären. — So schreiben
Mert. et Koch in Röhl. Deutsch. Fl. I, 653 (1823): „Linn^'s F. amethystinor
lässl sich, da sie in seinem Herbarium fehlt, nicht ausraitteln"!
78
von neueren Floristen die ältere Literatur vielfach behandelt wird.
Die meisten neueren deutschen Phytographen gehen eben über Koch
und Reichenba ch nicht zurück und da gerade diese Autoren in
ihren verbreitetsten Werken der F. amethystina Linne nicht erwähn-
ten, so war diese auch eine todte, begrabene Art. — Nur so erklärt
es sich auch, dass F. amethystina Linne von jenen Floristen, welche sie
in ihren Gebieten auffanden, enlweder bei ganz anderen Festuca-kvXen
untergebracht oder für neu gehalten wurde. — Ist es mir doch selbst so
ergangen. Nachdem ich F. amethystina Linne im Jahre 1861 an
den Ufern des Achensees in Nordtirol entdeckt hatte und das schöne
Gras in den neueren floristischen Werken als Art nirgends beschrie-
ben fand , glaubte ich eine noch unbekannte Festuca vor mir zu
haben, legte sie auch im Jahre 1863 mit mehreren anderen neuen
Arten in einer Versammlung des Ferdinandeums in Innsbruck unter
dem Namen F. tiroliensis vor und versendete sie unler diesem Namen
wiederholt an meine Correspondenten. Erst später bei gelegentlichem
näheren Eingehen auf die Nomenclatur der F. amethystina Host,
stiess ich auf den verschollenen Namen F. amethystina Linne und
erkannte nun die Identität der von mir für neu gehaltenen Art mit
dieser Linne'schen Pflanze.
Auch Neil reich war diese schone Festuca nicht entgangen.
Irregeführt durch die entfernte habituelle Aehnlichkeit derselben mit
F. heterophylla L. hielt er sie aber für eine grannenlose Varietät
dieser Art und führt sie in seiner Fl. N.-Oest. S. 75 als F. hetero-
phylla ß. mutica auf.
Koch, welchem sie aus dem südlichen Schwaben und Baiern,
zumal aus dem Stromgelände der Isar bei München bekannt gewor-
den war, betrachtete sie als eine Varietät der F. ovina L. — Jene
Festuca, welche Koch in Syn. (ed 11.) p. 939 als F. ovina &. va-
ginata aufführt, ist nämlich gewiss nicht F. vaginata W. K. in Willd.
En. h. b. Berol. 116, sondern sowohl der Beschreibung als den Stand-
orten nach F. amethystina Linne *).
In jüngster Zeit ist endlich F. amethystina Linne von Ha ekel
in der Oesterr. bolan. Zeitschr. XXVIII. S. 349 unter dem Namen
F. austriaca beschrieben worden.
Indem nun für diese Pflanze der ihr gebührende älteste Name :
Festuca amethystina Linne wieder zu Ehren gebracht wird, ergibt
*) „Folia tenuia, mollia, elongata, viridia vel glauca, spiculae longiores,
8 florae, muticae."' — „Haec in Suevia superiore et Bavaria superiore, et co-
piose quidem in glareosis Isarae [)ropre Monachiiim crescit. Koch 1. c. — Wenn
Koch diese Festuca aus dem Berliner bot. Garien unter dem Namen „i^. va-
ginata''' sah („i^. vag^mato W. secund. specim. e horto berolinensi*' Koch I.e.);
so beweist das nur , dass — wie so oft in botan. Gärten — eine Verwechs-
lung vorgekommen ist; denn auf F.vauinata, welche Willdenow aus Ungarn
von Kitaibel erhielt und die er in' der Enum. 1. c. als F. vaginata W. K.
aufführt, passt das, was Koch von den Blättern sagt, ganz und gar nicht. Auch
kommt F. vaginata W. K. weder in Oberschwaben noch in Oberbaiern vor,
wohl aber findet sich vom Kiese der floclifläche bei München einwärts bis
in das Quellengebiet dieses Flusses im Achenthaie die F. amethystina Linne.
79
sich auch die Consequeriz , dass jene andere die Sandliügel der
ösllichen Donauniederungen bewohnende Fesluca, welche Host „F.
amethystina^ genannt liat, diesen Namen nicht inelir tragen kann,
sondern dass diese letzlere kiinftigliin als Fesluca taginata W. K.
in Willd. Enuin. aufgeführt werden muss.
Die Nonienclatur dieser beiden Arten gestaltet sich demnach,
wie folgt:
1. Fesluca ainefhysiina Linne Sp. pl. ed. I. p. 74 (1753),
Syn. Fesluca ovina var. vaginata Koch Syn.
„ heterophylla var. tnutica Neilr. Fl. N.-Oest.
„ Tiroüensis Kern, in s».hed.
„ Austriaca Hackel in Oest. bot. Zeitschr.
2. Festuca vaginata W. K. in Willd. En. h. b. Berol. p. 116 (1809).
Syn. Festuca amethystina Host Gram. Austr., non Linne!
„ ovinaxar.amethystinalioch Syn., Neilr. Fl. N.-Oest.
Was die geographische Verbreitung dieser beiden Arten anbe-
langt, so gehört F. amethystina Linne vorzüglich der montanen Region
der Alpen an, findet sich auf den Auslaufern der Alpen am Saume des
Wienerbecken.s, im präalpinen Vorlande bei Set. Polten, in dem in
den Südrand des böhmisch-mährischen Gebirgspla'eaiis eingeschnit-
tenen Donauthale bei Melk, auf der südbayrischen Hochebene und im
südlichen Württemberg, von da einwärts in die tirolischen und
schweizerischen Thäler: in das nordtirolische Achentlial und auf dem
Utliberg bei Zürich und nach Lamark auch bei Chatillon-les-
Dombes. — Der höchsfgelegene bisher bekannt gewordene Standort
dürfte das Ufergelände des Achensees , 3000', sein. — F. vaginata
W. K. in Willd. Enum. gehört dagegen dem unteren Donaugebiete
an, ist eine rechte Charakterpllanze der sandigen Hügel der ösllichen
von der Donau durchströmten Becken und Tiefländer und erstreckt
ihren Verbreitungsbezirk von der Türkenschanze bei Wien über das
Marchfeld hinab auf die Flugsandhügel des Banats und wahrschein-
lich bis an die Gestade des schwarzen Meeres.
Beoba-chtungen über die sogenannten Wasserporen.
Von Carl L. Langer.
Tropfenausscheidungen aus lebenden Pflanzentheilen sind lange
bekannt. Ueber den Ort des Austrittes hat meines Wissens zuerst
Metten ins Mittheilungen gemacht. Er weist in seinem bekannten
Werke 0 über die Farne des Leipziger Gartens darauf hin, dass von
') Filices horli Lipsiensis von Dr. Georg Metten ins, Leipzig 1856,
pag. 9—10.
80
den jungen Wedeln vieler Farne (Polypodium-, Nephrolepis- Aspi'-
dium- und anderen Arten) m den Morgenstunden Tropfen einer neu-
tral reagirenden Flüssigkeit ausgeschieden werden, die im Laufe des
Tages verdunsten. Bei der späteren Entwicklung des Blattes hört
diese Ausscheidung auf, und es treten dann an diesen Stellen (an
den Nervenenden) Kalkschuppen kenntlich hervor. Er beschreibt in
seiner Abhandlung die Nervenenden und die damit zusammenhän-
genden Organe, welche obige Secretion bewirken, und betont die
Analogie der Secretion zwischen seinen Farnen und den von Unger
untersuchten Saxifragen. Bei diesen finden sich jedoch ausser ähn-
lichen Grübchen, die Mettenius für die genannten Farne nachweist,
in der darüberliegenden Epidermis noch eine oder mehrere unge-
wöhnlich grosse Spaltöffnungen, wie sie auch bei einigen anderen
Pflanzen, bei denen Wasserausscheidung beobachtet wurde, sich vor-
finden.
So fand Borodin'^) an der Blattspitze von Calütriche verna
eine grosse, bei C. autumnaüs 4 — 6 stets oifenstehende Spaltöff-
nungen, welche über einem kleinzelligen, chlorophyllosen Parenchym
liegen, in dem die Nervenenden sich ausbreiten. Die Zellen dieses
Parenchyms führen wasserklaren Inhalt.
Aehnliche Verhältnisse fand Borodin bei Hippuris vulgaris.
Die Ansichten über die Function dieser Stomata sind sehr ver-
schieden. Während sie Borodin für Secretionsorgane erachtet, schreibt
ihnen Askenasy gar keine pliysiologische Thätigkeit zu.
Eine sehr häufige Erscheinung ist die Wasserausscheidung bei
den Aroideen, an deren Blattspitze Sperk^), sowie Duchatre*) spe-
cieli bei Colocasia antiqtionim, besonders entwickelte Stomata fand,
„aus denen das ausgeschiedene Wasser bei günstigen Bedingungen
au'^strömte." Bosanoff^) bringt die Wasserausscheidung mit den
genannten Spaltöffnungen in Verbindung, gibt jedoch auch zu, dass
es Aroideen gebe, bei welchen dieser Function keine besonders ent-
Avickelten Spaltöffnungen vorstehen, eine Ansicht, welche auch durch
meine Beobachtungen, wenn auch nicht über Aroideen, so doch über
andere Pflanzen, i)estätigt wird. Den heteromorph entwickelten Sto-
maten, welche Dr. E. Askenasy^) an den Spitzen junger Blätter
voii Ranunculus aquatilis und dwaricatus gefunden hat, schreibt er
gar keine bestimmte, physiologische Thätigkeit zu.
Aus allem dem geht hervor, dass die Meinungen über die
Function besonders entwickelter Spaltöffnungen und über ihr Ver-
hältniss zur Wasserausscheidung noch sehr differiren, nichtsdesto-
wenig.er gibt es sehr viele Pflanzen, — De Bary^) führt deren eine
■') Bot. Ztg. 1869, p. 883.
') Bot. Ztg. 1869, p. 881 und 882.
*) Duchatre, Ann. sc. nat. Ser. 4, t. XIT, p. 264.
*) Bot. Ztg. 1869. p. 883.
') Bot. Ztg. 1870, p. 235.
'') Hofmeister's Handb. d. physiolog. Botanik p. 54 ff.
81
grosse Reihe aus den verschiedensten Familien an — welche beson-
ders entwickelte Spaltöffnungen aufweisen, die er, der Thatsache
entsprechend, dass sie unter normalen Bedingungen als Austrilts-
stellen für abgeschiedene Wassertropfen dienen, Wasserspalten oder
Wasserporen nennt, im Gegensatze zu jenen Stomaten, die mit der
erwähnten Function nichts zu thun haben, welche er als Luftspalten
bezeichnet.
Andere Bolanrker haben wohl auch andere Namen für jene
Stomata gewählt; so nennt sie Braun Mikrostomata, Odenhall
Neuröstomata und Prantl Heterostomata *).
Meine Beobachtungen, die ich, durch Herrn Prof. Wiesner
dazu angeregt, über so besonders entwickelte Stomata und ihre
Functionen angestellt habe, werden wenigstens einigermassen er-
geben, inwieweit diese Bezeichnungen ihre Richtigkeit haben, und in
welchem Zusammenhange überhaupt die Spalt(>ffnungen zur Wasser-
ausscheidung stehen. Ich habe dazu vorzugsweise solche Pflanzen
gewählt, bei welchen nach den Angaben De Bary's sogen. Wasser-
poren — ich werde mich in der Folge dieses Ausdruckes immer
bedienen, wenn ich von Spaltöffnungen spreche, die entweder ab-
normal entwickelt sind, oder bei denen ich die Wasserausscheidung
beobachtete — vorhanden sein sollen.
De Bary unterscheidet die Wasserporen als solche mit langer
und kurzer Spalte, wobei er offenbar nur an die relative Länge der
Wasser- und Luftspalten einer und derselben Pflanze gedacht haben
kann; jedoch auch da finden sich, wie ich fast allgemein gefunden
habe, Uebergänge von der einen zur anderen Form, so dass sich oft
eine bestimmte Grenze nicht gut angeben lässt, ja dass man, wenn
man die Grösse der Spalten als unterscheidendes Merkmal annehmen
wollte, bei der Beurtheilung oft in Verlegenheit kommen kann, als
was man diese oder jene Spaltöffnung auffassen soll. Häufig besitzen
dieselben eine beträchtliche Grösse und haben, wie De Bary auch
bemerkt, stets offene und helle Spalten, zwei Eigenschaften, die man
als die verlässlichsten Kriterien für das Erkennen der Wasserporen
ansehen kann; denn ihre Spalten bleiben auch dann offen, wenn sic!i
die übrigen (Luft-) Spalten unter Einwirkung der Dunkelheit oder
anderer Ursachen geschlossen haben; überdiess sind die Atliemhohlen
derselben mit Wasser gefüllt, wodurch eben ihre Spalten hell, die
geöffneten Lufl spalten dagegen in Folge der in ihren Athemhöhlen
enthaltenen Luft unter dem Mikroskope bei auffallendem Lichte dunkel
erscheinen.
Gestalt und Grösse lassen die Wasserporen nicht immer als
solche erkennen, zumal dann nicht, wenn sich überhaupt kein be-
sonderer Unterschied in dieser Hinsicht zwischen beiderlei Stomaten
bemerkbar macht.
Ueber die Anordnung derselben (Wasserporen) kann ich nur
') Dr. Ad. Weiss: Allg. Botanik, p. 398.
82
dasselbe sagen, was De Bary^) erwähnt; sie sind nämlich einzeln
oder zu Gruppen vereint, meist auf der Oberseite der Blätter anzu-
treffen, wiewohl es auch niclit an Pflanzen fehlt, welche Wasserporen
auch an der Unterseite oder nur auf dieser aufweisen. Dass sie je-
doch, wie De Bary bemerkt, immer an Gefässbündelenden liegen,
konnte ich nicht bei allen von mir untersuchten Pflanzen wahr-
nehmen, sie müssten denn nur am Rande des Blattes vorkommen;
dagegen spricht aber der Umstand, dass viele Pflanzen im Innern der
Blatlfläche, ja selbst am Blattstiele, Wasser ausscheiden.
Nachdem ich diess vorausgeschickt hahe, gehe ich zur Bespre-
chung meiner Beobachtungen über. Dabei möge vorerst solcher Pflan-
zen Erwähnung geschehen, deren Wasserspalten (nach De Bary)
kurze Spalten besitzen.
Ein sehr prägnantes Beispiel hiefür finden wir, falls die hier
abnorm entwickelten Stoniata überhaupt als Wasserspalten anzusehen
sind, bei Crassula lactea Ait. Schon mit freiem Auge sieht man auf
der Ober- und Unterseite längs des Blattrandes etwa 2 Millim. von
einander entfernt, kleine Grübchen, wie sie P. Magnus schon an
dieser und an anderen Crassula-hxXen^^) entdeckt hat. Dieselben
erweisen sich, unter dem Mikroskope betrachtet, als Inseln von Spalt-
öffnungen, die einer kleinzelligen Oberhaut angehören, welche wieder
über einem kleinzelligen, chlorophyllfreien Parenchym liegt. Dieses
zieht sich durch die ganze Dicke des Blattes und zeigt in den ein-
zelnen Zellen, welche überdiess eine wässerige Fliissigkeit zu ent-
halten scheinen, kleine, krystallähnliche Körperchen, aber keine Inler-
cellularräume. Die auf einer solclien Insel befindlichen SpallöfTnungen,
25 bis 30 an Zaiil, haben ungefähr dieselbe Länge wie die normalen
(Luftspalten), ;ind jedoch breiter tds diese, daher ihr Umriss mehr
rundlich, der der anderen Stomata aber elliptisch erscheint. Die Spalte
der anormalen SpaltöfTnungen ist fast kreisrund, die der Luflspalten
länglich. Die Schliesszellen dieser enthalten Chlorophyll, die jener
nicht. Diese lassen im Querschnitte grosse, jene kleine Athemhöhlen
erkennen.
Bemerkt sei noch, dass auf der Oberseite des Blattes die nor-
malen Stomata in geringer, auf der Unterseite dagegen in sehr grosser
Zahl auftreten.
Wassertropfen ausscheiden zu sehen, war mir bei Crassula
lactea niemals möglich, obwohl ich sie in feuchten Raum gestellt
hatte; ich weiss sonach nicht, inwieweit diese erwähnten eigenthüm-
lich gebauten Stomata den Namen Wasserspalten verdienen. So viel
scheint indess sicher, dass sie, gerade so wie es Bor od in bei den
Ca//e7ncÄe-Arten**), Askenasy bei Hanunculus aquatilis und diva-
ricalus^^) gefunden hat, auch nur eine vorübergehende Function
Hofmeister's Handb. d. physiolos;. Botanik, p. 54 fF.
) Bot. Ztg. 1871, p. 478.
) Bot. Ztg. 1869, p. 883.
I Bot. Ztg. 1870, p. 235.
83
haben, da sie vorzugsweise an jüngeren Blättern deutlich zu sehen
sind, die älteren Blatter dagegen am Rande einschrumpfen und ab-
sterben.
Ganz ähnlich sind die fast über das ganze Blatt zerstreuten
Grübchen von Crassula tetragona gebaut; nur beschränkt sich lüer
die Zahl der Stomata über dem kleinzelligen, chlorophylllosen Paren-
chym, so viel meine Beobachtungen ergeben, auf 3 — 5, während
P. Magnus *^J deren 5 — 8 anführt. Im Uebrigen stimmen meine
Beobachtungen mit denen P. Magnus' vollkommen überein. Diese
Pllanze stand einen ganzen Tag im feuchten Baume, ohne dass auch
nur der kleinste Wassertropfen auf ihren Blättern bemerkbar gewesen
wäre. Dagegen fand ich, nachdem ich die Pflanze aus dem feuchten
Räume hervorgenommen hatte, die normalen Spaltöffnungen weiter
geöffnet als die über dem oberwähnten Parenchym befindlichen.
Bei Crassula coccinea machen sich ebenfalls längs des oberen
Blattrandes kleine, mit freiem Auge sichtbare Grübchen bemerkbar,
welche vom kleinzelligen Parenchym herrührend, mit einer Epidermis
bedeckt sind, in der nur je eine grössere Spalt()fFnung liegt. Dieselbe
ist breiter als lang, während bei den normalen Stomalen das umge-
kekrte Verhältniss stattfindet. Ein Nervenende geht immer zum Pa-
renchym. Normale Spaltöffnungen sind auf beiden Blattseilen zer-
streut. Von Wasserausscheidung war jedoch auch hier trotz des
oben angewandten Mittels keine Spur.
Wie aus dem Bisherigen zu ersehen ist, obwaltet bei den ge-
nannten Crassw/a-Arten zwischen den normalen und anormalen Sto-
maten in Bezug auf ihre Entwicklung ein bedeutender Unterschied,
der darauf beruht, dass die ersleren meist von drei Nebenzellen um-
geben sind, die bei den letzteren fehlen. Anders ist es bei Crassula
spathulata; hier scheinen sich beiderlei Stomata auf dieselbe Weise
zu entwickeln. Zu dieser Meinung gelangte ich auf folgende Weise:
Nachdem ich mich überzeugt hatte, dass die Pflanze in feuchten
Raum gestellt, zwischen je zwei Kerben des Blattrandes deutliche
Wassertropfen ausschied, und die hier vorhandenen Stomata sonach
wirkliche Wasserporen seien, löste ich von einer der bezeichneten
Stellen die Oberhaut ab, fand jedoch noch keine entwickelten, wohl
aber mehrere im analogen Stadium der Entwicklung befindliche S[!al!-
öffnungen. ich wurde in meiner Meinung noch mehr bestärkt, als
ich die Wasserporen, die sich hier wieder durch kurze, rundliche
Spalten auszeichnen, gleich den Luftspalten von mehreren Neben-
zellen umgeben fand. Die Entwicklung geht in derselben Weise vor
sich, wie sie Dr. E. Strasburger**) für alle Crassulaceen darge-
than hat. Die Theilung einer Epidermiszelle geschieht analog den
Scheitelzellen nach den drei Richtungen des Raumes. „Die Scheide-
wände folgen ohne Unterbrechung aufeinander, jede zuletzt ange-
") Bot. Ztg. 1871, p. 478.
**) Pringheim's Jahrbücher f. wissenarhaftl. Bot. V. Band: Ein Beitrag
zur Entwicklungsgeschichte der Spaltöffnungen, von Dr. Strasburg er.
84
legte wird von der nächstfolgenden unter einem spitzen Winkel
getroffen, und durch jeden Theilungsschrilt wird je eine Dauer- und
eine theilungsfahige Zelle erzeugt. Nach einer Anzahl von Theilungen,
durch welche Mutterzellen immer höherer Ordnung angelegt werden,
hört auch die mittlere Zelle plötzlich auf, sich weiter zu theilen und
wird zur Specialmutterzelle,"
Ein Unterschied zwischen den Luft- und Wasserporen bei Cras-
sula spathulata besteht darin, dass die Spalten der ersteren in die
Länge gezogen, die der letzteren aber kurz sind. Dagegen enthalten
auch die Schliesszellen der letzteren Chlorophyll, ein Umstand, der
sowie die Entwicklung, vielleicht darauf hinweist, dass gewöhnliche
Spaltöffnungen sich unter gewissen Umständen in Wasserspalten um-
wandeln können, wenn ihre Schliesszellen ihre Bewegungsfähigkeit
einbüssen. Doch scheint auch die Beweglichkeit der Porenzellen bei
den Luflspalten keine grosse zu sein, denn ich fand, nachdem ich
die Pflanze durch 5 Stunden in geschlossenen, feuchten Raum und
in's Dunkle gestellt hatte, alle Stomata, Luft- wie Wasserspalten, sehr
deutlich geöffnet.
Ein interessanter und leicht zu beobachtender Fall für Wasser-
ausscheidung findet sich bei Pachyphytum bracteosum und Sedum
spectabile. Wenn man die dicken, fleischigen Blätter dieser Crassula-
ceen zwischen zwei Fingern drückt, so erscheinen zahlreiche kleine
Tropfen auf der Oberhaut, die durch die Spaltöffnungen hervortreten.
Diese Erscheinung, die an abgestorbenen, bei stärkerem Drucke aber
(wie mir Herr Prof. Wiesner miltheilte) auch an ganz gesunden
Blättern zu beobachten ist, findet darin ihre Erklärung, dass durch
das Absterben, beziehungsweise durch den grösseren Druck, der Fil-
Irationswiderstand der Zellwände des Grundgewebes überwunden
wird, das Wasser somit in die Intercellularräume und Athemhöhlen
der Spaltöffnungen, von hier aber durch die Spalten dieser heraus-
treten kann.
Eine weitere Pflanze, die ich meinen Beobachtungen unterzog,
ist Primula si?iensis. Auch sie führt De Bary nebst anderen Primu-
laceen als Pflanzen an, welche Wasserporen besitzen. Dass solche
vorhanden sind, bestätigt die ausserordentlich ausgiebige Tropfen-
ausscheidung, wenn man die Pflanze in feuchten Raum stellt. Die
Tropfen fand ich immer an den Blattzähnen der Unterseite, allwo
ich zwei grössere Stomata bemerkte, die ich für Wasserspalten halte.
De Bary erwähnt von einer Wasserpore an der bezeichneten Stelle.
Dieselben sind ungefähr von derselben Länge, wie die Luftspalten,
jedoch ziemlich breiter und besitzen ausserdem eine kürzere Spalte,
wenn auch sonst ihre Porenzellen gerade so wie die jener Chloro-
phyll führen. Beide Arten von Stomaten fand ich indess nicht stark
geöffnet. Ein auffallender Unterschied ist daher zwischen beiden nicht
zu finden.
Bei der sehr ausgiebigen Wasserausscheidung durch Primula
sinensis war es mir möglich,* mich von der Beschaffenheit der aus-
geschiedenen Flüssigkeit einigermassen zu überzeugen. Ich fing mit
\ ^ 85
dem Objocftriiger eine grossere Zahl der ausgeschiedenen Tropfen
auf und Hess sie verdunsten. Es ergab sich mir dadurch ein weiss-
licher Niederschlag, der unter dem Mikroskope als aus lauter kleinen
Krystalien bestehend, sich zeigte. Durch Schwefelsäure wurden die-
selben unter Aufbrausen aufgelöst, und aus dieser Auflösung bildeten
sich wieder durch Verdunstung, die ich durch massiges Erwärmen
des Objectträgers zu beschleunigen suchte, lange prismatische und
nadeiförmige Kryställchen, welche man wohl mit Recht für Gyps an-
sehen kann. Es kann sonach mit Sicherheit angenommen werden,
dass das von den Blättern der Primula sinensis ausgeschiedene Wasser
kohlensauren Kalk aufgelöst enthielt.
Auf diese Weise wird nicht nur der Ueberschuss an Wasser,
sondern auch an kohlensaurem Kalke und wahrscheinlich auch an-
deren Salzen im aufgelösten Zustande durch die Wasserporen aus-
geschieden und beseitigt*^).
Primula acaulis hat an den Vorsprüngen des Blattrandes, je-
doch auf d^ Oberseite, je eine an Grösse und Form von den übrigen
(Luft-) Spalten nur wenig verschiedene Spaltöffnung mit deutlich ge-
öffneter Spalte. Die Athemhöhle war mit Wasser angefüllt, was ich
im auffallenden Lichte (bei starker Ocular- und schwacher Objecliv-
vergrösserung) ziemlich deutlich sehen konnte. Die Spalten der übri-
gen Stomala waren alle dunkel, also ihre Athemhöhlen mit Luft
erfüllt. Ausgeschiedene Tropfen konnte ich an dem mir zu Gebote
stehenden Exemplare nicht wahrnehmen, vielleicht weil ich es seinem
Boden entrissen hatte (es wurde sammt den Wurzeln ausgegraben
und durch einige Tage im Wasser frisch erhalten), so dass der
Wurzeldruck nicht mehr gross genug war, um das Wasser in die
Blätter zu pressen.
Bei Berheris nulgaris fand ich auf der Unterseite des Blalt-
randes kleinere, deutlich geöffnete Stomala mit heller Spalte, welche
den Wasserspalten entsprechen würden.
Dagegen machen sich bei Staphylea pinnata nebst den ge-
wöhnlichen kleineren und ganz wenig geöffneten Spaltöffnungen auf
der ganzen Blatlunterseite zerstreut, noch grössere Stomata mit offe-
ner und heller Spalte (Wasserspalten) bemerkbar. Die Schliesszellen
enthalten in beiden Fällen Clilorophyll. Wasserausscheidung konnte ich
auch hier, sowie an dem Zweige von Berheris vulgaris nicht wahr-
nehmen, da ich eine ihrem Boden entrissene junge Ptlanze untersuchte.
Ich hätte sie allerdings dem Drucke einer entsprechend hohen Queck-
silbersäule aussetzen können, wie ich es bei später zu erwähnenden
Pflanzen gethan habe, doch fehlte es mir damals noch an den noth-
wendigen Vorrichtungen.
Eine Pflanze, deren De Bary Erwähnung thut, und die nach
ihm auch Wasserporen aulweist, ist Brassica oleracea. Ich unter-
zog die Blätter der Varietät Brassica oleracea s. gongylodes meiner
'^) Vergl. „Die Kalkdrüsen der Saxifragen" von M. Waldner (Mitth. des
naturwiss. Vereins für Steiermark).
86
Untersuchung, welche zweierlei Stonuita, wenigstens stark geöffnete
und fast ganz geschlossene, ergab. Die ersleren beschränken sich
vorzugsweise auf die Blattspitze und die seitlichen Lappen, wenn sich
auch auf den iUirigen Blalttheilen hie und da stark geöffnete Stomata
vorfinden. Ein anderer Unterschied, als der des stärkeren oder schwä-
cheren Geöffnetseins ist zwischen diesen und den übrigen Spaltöff-
nungen nicht ersichtlich. Beiderlei Spaltöffnungen entwickeln sich auf
gleiche Weise, da jede von drei Nebenzellen umgeben ist, die aus
einer Epidermiszelle hervorgegangen sind.
Durch sehr genau locirte Wasserporen zeichnet sich die von
De Bary erwähnte Riibia tinctorum aus. Da finden sich auf der
Unterseite des Blattes einerlei Stomata mit langen, mehr oder we-
niger geöffneten Spalten vor. Sie sind länglich elliptisch und mit je
zwei Nebenzellen versehen. Auf der Blattoberseite gibt es, wie De
Bary anfuhrt, in der That sonst keine Spaltöffnungen als an der
Spitze. Diese (Spaltöffnungen) besitzen die Grösse der Luftspalten,
dagegen kürzere und breitere Spalten; zwei seitliche Nebenzellen
sind ebenfalls vorhanden.
Experimente über Wasserausscheidung habe ich bei Rubia
tinctorum zwar nicht gemacht, dagegen um so genauere bei den
nachgenannten Pflanzen.
Wie oben erwähnt, haben nach den Beobachtungen von Aske-
nasy zwei Ratmnculus- Arien, nach De Bary die Gattung Aconitum
und Helleborus heteromorph entwickelte Stomata. Meine Untersuchun-
gen erstreckten sich auf die Blätter von Delphinium elatum, Helle-
borus niger (?), Paeonia officinaUs und Anemone Hepatica; bei allen
ergaben sie deutliche Wasserausscheidung.
Es wurden die Blätter dieser Pflanzen, Anemone Hepatica aus-
genommen, jedesmal in dem kürzeren Schenkel einer u-förmig ge-
bogenen Glasröhre, welche zuvor bis an das obere Ende dieses
Schenkels mit Wasser gefüllt wurde, mittelst eines gut schliessen-
den, den Blattstiel in seiner Bolirung haltenden Korkes befesligt, so-
dann in den längeren Schenkel Ouecksilber gegossen; die Oueck-
silbersäule halte eine Höhe von 14 Cm. Die so ausgestattete Röhre
wurde in ein zur Genüge mit Wasser gefülltes Gefäss gehängt und
über den kürzeren Schenkel eine Glasglocke angebracht, die mit dem
unteren Rande unter Wasser stand. Auf diese Weise waren die
Blätter dem nach aufwärts wirkenden Drucke der Quecksilbersäule
im feuchten Räume exponirt. Des anderen Tages waren immer deut-
liche Wasserlropfen an den Blattspitzen und den Enden der seitlichen
Abschnitte sichtbar.
Die betreffenden Stellen wurden dann jedesmal mit Tusch be-
zeichnet, um sie in Bezug auf die vorhandenen Spaltöffnungen mikro-
skopisch untersuchen zu können.
Bei Delphinium elalum fand ich nun auf der Unterseite der
Blattzipfel deutliche Tropfen, während De Bary die Oberseite für das
Vorhandensein der Wasserporen bezeichnet. Die mikroskopische Unter-
suchung zeigte auch, dass es auf der Oberseite gar keine, hingegen
87
auf der Unterseite sowohl gcsclilossene als offene Slomata gehe. Die
letzteren müssen unstreitig Wasserporen sein. Sie unterscheiden
sich jedoch, wenn man von der geöffneten Spalte absieht, in keiner
Weise von den übrigen (Luft-) Spaltöffnungen. Solcher weit geöffneter
(Wasserspalten) zeigten sich mir in der Nahe einer Blatt spitze gegen
30. Doch ist die Zahl derselben nicht so genau begrenzt.
Weniger zahlreich sind sie bei Helleborus niger (?); hier fan-
den sich an der untersuchten Blattspitze (ebenfalls nur an der Blatl-
unterseite) etwa 8--10 vor. Ein Unterschied lasst sich auch da
zwischen beiden Arten von Stomaten nicht erkennen. Ein Quersciinitt,
durch zwei Spaltöffnungen, die eine weit offene (Wasserspalte), die
andere ,fast ganz geschlossene (Luftspalte), geführt, zeigte in der
Grösse der beiderseitigen Athemhöhlen ebenfalls keine Differenz.
Betrachten wir ein Blatt von Paeonia officinalis, die von De
Bary nicht genannt wird, so finden wir, nachdem es durch 36 Stun-
den dem Ouecksilberdrucke und dem feuchten Räume ausgesetzt war,
theils an den Spitzen der Blattzipfel, theils an anderen Stellen, jedes-
mal aber auf der Unterseife, zahlreiche Wassertropfen. Die mikrosko-
pische Untersuchung Hess mich auf der genannten Blattseite zweierlei
Slomata unterscheiden, solche mit kurzer und dunkler, sowie solche
mit langer, offener und heller Spalte. Die letzteren, mehr gruppen-
weise angeordnet, waren überdiess stets etwas grösser und müssen
als Wasserspalten, die ersteren als Luftspalten aufgefasst werden.
Die Blattoberseite ist spaltöffungsfrei.
(Scliluss folgt.)
Ueber patliogene Emergenzen auf
A tn p e lop sis he der a ce n.
Von A. Tomaschek.
Im Verlaufe des verflossenen Sommers bemerkte ich an jungen
Sprossen von Ampelopsis hederacea perlen- oder tropfenartige Exan-
theme, die ich anfänglich für Pilze oder Insecteneier zu halten ge-
neigt war. Von Gärtnern, denen diese Gebilde wohl bekannt sind,
werden dieselben sonderbarer Weise für wachsende Insecteneier
gehalten , deren auskriechende Larven oder Raupen auf die Rebe
übergehen*)-
') Bei einigen Tenthredo- Arier) soll das Ei nach 5—7 Tagen, d. h. ehe
die Made auskriecht, noch einmal so gross werden. Auch sollen die Eier ver-
trocknen, wenn die Blätter an denon sie hangen abgerissen werden (Oken's
Allg. Naturg. Bd. V. 2. Abth. p. 880). Die Weibchen der Tenthredinen legen
die Eier in die Haut der Blätter, der Stich veranlasst einen Zufluss von Pflan-
zensäften, durch deren Inbition (?!) das Ei an Grösse zunimmt (Dr. Claus'
Zoolog. 3. Aufl. p. 121).
88
Ich sah keinerlei Larven aus den bezeichneten Gebilden her-
vorg^ehen; sie verschrumpt'ten und vertrockneten vielmehr im Herbste
insgesammt.
Am häufigsten zeigten sie sich an der Oberfläche junger Zweige,
an den Ranken, an den Blattstielen, an der Rückseite der Blattner-
ven, insbesondere aber an der Aussenseite der Nebenblätter, auch wenn
dieselben noch nach Art der Deckschuppen die noch jugendlichen
Blätter decken.
Anfänglich von beinahe mikroskopischer Kleinheit, wachsen sie
allmälig bis zur Grösse eines Mohn- oder Hirsekörnchens heran,
werden endlich trübe, runzelig, zuletzt braun, vertrocknen und fallen
meistens ab. In grössier Zahl und überraschender Ueppigkeit ent-
wickelten sich diese Gebilde an solchen Zweigen , welche durch
Lücken in eine halbdunkle Bodenkammer eingedrungen waren. Solche
lang gestreckte etiolirte Zweige , bei denen überdiess nur unvoll-
ständige Blattbildung stattfand , waren über und über von solchen
Gebilden, wie mit Thautropfen übersäet. An der Sonnenseite waren
nur selten vereinzelte kleinere Emergenzen zu treffen, etwas häufi-
ger zeigten sie sich an versteckten Zweigen an der Nordseite.
Dieser Umstand weist darauf hin , dass man es mit einer Er-
scheinung zu Ihun habe , welche hauptsächlich durch Lichlmangel
hervorgerufen wird. Weder ein Insectenstich, noch sonstige Ver-
letzung der zarten Zweige, noch das Wuchern eines Pilzes veranlasst
die Entstehung derselben.
Diese beinahe wasserhellen, meist vollkommen kugeligen Gallen
hängen , insbesondere wenn sie eine ansehnliche Grösse erreicht
haben, nur sehr lose an den Zweigen , so dass sie beim Schütteln
der Zweige leicht abfallen.
Der Anfang iln^er Entwicklung ist an den jüngsten noch in
der Endknospe befindlichen Theilen der Achse zu suchen. Nachträg-
lich kommt an älteren Stellen des Zweiges nirgends mehr Neubildung
jener Emergenzen zum Vorschein. Die grössten Emergenzen findet
man daher an den tieferen Stellen der saftreichen Triebe.
Schon der Umstand, dass die betreffenden Gebilde , wenn sie
sich an rothen Blattstielen befinden, ebenfalls rosenrothe Färbung an-
nehmen, weist darauf hin , dass sich bei der Bildung derselben die
Epidermis betheiligt, deren Zellen den rothen Farbstoff beherbergen.
In der That erwies die mikroskopische Untersuchung nach, dass die
Oberhaut der Pflanze auch jene Gebilde umkleidet.
Ein interessanter Umstand ist der , dass diese merkwürdigen
Hervorragungen nur an jenen Stellen hervorbrechen, wo sich eine
Spaltöffnung gebildet hat, so dass sich mit Hilfe des Mikroskopes an
jeder Galle, insbesondere an dem höclisten Punkte derselben eine
kaum wesentlich veränderte Spaltöffnung nachweisen lässt.
Die Bildung der genannten Exantheme findet der Art statt,
dass die zunächst der Spaltöffnung unterhalb der Epidermis gelege-
nen Parenchymzellen sich ausdehnen , hiedurch die Athemhöhle er-
füllen , sich später vermehren und eine Zellcnwucherung erzeugen,
89
welche die Epidermis sammt der Schliesszelle emporheben und später
den Inhalt fFUllzellen) der die Oberfläche überragenden Emergenz
ausmachen. Gleichzeitig mit dem Emporheben findet Einschnürung
am Grunde statt.
Die im Inneren der Galle eingeschlossenen Zellen enthalten
nebst viel flüssigem Inhalt noch lebendes Protoplasma und Zellen-
kerne.
Wie ersichtlich hat dieser Vorgang grosse Aehnlichkeit mit
der Entstehung von Lenticellen und in der That fand ich auch im
Spatherbste und im Winter an jenen Stellen, wo früher die bezeich-
ten Emergenzen sassen, Lenticellen mit Korkbildung,
Es hat den Anschein, dass durch Emergenzen ein Verschluss
der Athemhöhle erreicht wird, wodurch zunächst der SauerstofFzutritt
gemässigt, die Bildung organischer Sauren vermindert wird. Insofern
nun das Verbleichen grüner Pflanzentheile im Dunkeln auf Zerstö-
rung des Chlorophylls durch organische Sauren beruht (Wiesner),
läge in dieser Einrichtung eine Abwehr der im Dunkeln zu rasch
fortschreitenden Zersetzung des Chlorophylls.
Brunn, 8. Februar 1879.
Eptlobin n o V ii.
Auetore 0. Haussknecht.
(Fortsetzung.)
E. pseudo-scaposum Hausskn. Rhizomate tenui repente. Caule
tenui simplici purpurascente, e basi arcuato stricte erecto, digital),
basi dense foliis emorluis obsito, ad basin slolones unciales foliosos
arcuatos edente, glabro, lineis oppositis elevalis pubescenlibus mani-
feste notato, uni- rarius bifloro. Kataphyllis subrotundis, basi sub-
cordatis, in petiolum brevissime angustatis, apice obtusis, denticulis
grossiusculis angulatis perpaucis munitis. Foliis mediis subsessilibus
ovatis, obtusiusculis, denticulis angulatis paucis notatis, glabris, rigi-
diSj vix venosis. Capsulis erectis glabris, 4 im. longis; pedicello valde
elongato glabro, purpurascente, stricte erecto, in summo caule affixo,
4 cm. longo. Seminibus apice subattenuatis, breviter annulatis, testa
glaberrimis.
Hab. in Unalaschka, leg. Mertens (Herb. Petrop.). Affine E.
anagallidif. Lam.
E. lactiflorum Hausskn. Rhizomate breviter repente, stolones
epigaeos, ab initio rosulatos, tum subelongalos gerente, kataphyllis
re'iiote disposilis, ovalibus, in petiolum longe angustatis. Caule tenui
simplici, pallide viridi, lineis parum elevatis pilosis notato, caeterum
glabro, florendi tempore nutante. Foliis pallide viridibus sublucidis
glabris, in petiolum angustatis, obtusis, inferioribus obovatis, mediis
Oesterr. botan. Zeitschrift. 3. Heft. 1879. 8
90
oblongo-lanceolalis, integerrlmis, superioribus vix calloso-denliculatis.
Fioribus parvis, virglneis nutanlibiis, petalis lacteis calyce sublongio-
ribus. Calycis laciniis lanceolatis acutis, glabris. Stigmate clavato.
Capsulis junioribus sparse glanduloso-pilosis, olivaceis, adultis gla-
bris, pedicellis folio fulcrante subaequilongis. Seminibus fusco-griseis
e basi loiige atlenuata elongato-rusiformibus, apice in annulum mani-
festum constrictis, tesla glabra lacunosa impressa. Var, latifoUa et
brevifolia.
Hab. in maxima parte Scandinaviae, in Lapponia, Islandia, Kam-
tschatka, Sitka, Unalaschka, Grönlandia, Labradoria usque ad terram
Hudsonicam.
Species neglecta et cum E. anagallidifolio, E. Hornemanni et
E. origani folio confusa,
E. Madeirense Hausskn. Pallide virens, caule pumilo, folioso,
inferne glabrescente, superne adpresse piloso, lineis 2 crispule pube-
scenlibus notato. Foliis ovalo-oblongis, sessilibus glabrescenlibus, vix
denticulatis, sublus pallidiüril)us venosis, oblusis. Calycis laciniis lan-
ceolalis, acutis, adpresse pilosis. Stigmate longe clavato, brevissime
41obulato. Fioribus parvis, pallide violaceis. Capsulis parvis subar-
cuatis, sparse adpresseque pilosis, pedicellis fol. fulcr. multo brevio-
ribus. Seminibus minimis ovoideis, apice rotundatis, basi acutis, testa
dense papillosis.
Hab. in ins. Madeira leg. Mason sub E. montano? Herb. Vind.
E. Bojeri Hausskn. Caule simplici, pedali ultraque, folioso, tereti,
breviter crispule-pilosiusculo. Foliis rigidiusculis, subtus valde ve-
nosis, ovatis, basi cordaüs, breviter acutatis, brevissime petiolatis,
repando-denticulalis, denticulis callosis antice curvalis, margine sub-
revolutis, dense disposilis, infimis exceptis spiraliter alternanübus,
petiolorum marginibus lineis pilosiusculis obiter decurrentibus. Fiori-
bus mediocribus erectis. Alabaslris brevissime apiculatis. Stigmate
parvo, brevissime 41obulalo. Capsulis brevibus crassiusculis, crispule-
pilosis, pedicellis fol. fulcr. longioribus. Seminibus ovalo-oblongis,
apice rotundatis, basi breviter attenuatis, obtusiusculis, testa tenuis-
sime papillosis, coma ex ferrugineo-sordide albida. Ex affinit. E. fla-
vescentis E. Mey.
Hab. Madagascar ad Tanarivu; in montosis prov. Emirna, prov.
Bezongzong, leg. Bojer.
E. salignvm Hausskn. Caule simplici, pedali ultraque, folioso,
glaberrimo, sublucido, tereti, lineis glabris obiter notato. Foliis oranibus
alternantibus, oblongo-lanceolatis, longe petiolatis, glaberrimis, margine
revolutis, tenuissime subrepando-denticulatis, obtusis, subtus pallidio-
ribus, venosis. Alabaslris conslricte apiculatis. Fioribus majusculis
erectis. Stigmate clavato, levüer emarginato. Calycis laciniis anguste
lanceolatis, longe acutatis, apice subreflexis. Capsulis gracilibus elon-
gatis, tenuiter pilosiusculis, pedicellis tenuibus fol. fulcr. subaequi-
longis. Seminibus cylindricis, apice rotundatis, sensim ad basin acutum
attenuatis, testa brevissime papillosis.
Hab. Madagascar pr. urbem Tanarivu, prov. Emirna, leg. Bojer.
91
E. pruinosum Hausskn. Caule glaberrimo pruinoso, tereti, lineis
destitulo, folioso, pedali ultraque. Foliis oppositis basi connatis, pallide
viridibus, pruinosis, sessilibus, basi breviler rotundatis, oblongis, vel
oblongo-lanceolatis, integerrimis vel vix hinc inde subdenticulatis,
leviler venosis, inferioribus obtusis. Alabastris glaberrimis, l)reviter
constricte apiculatis. Floribus mediocribus pallidis. Sligmate clavato.
Capsulis glaberrimis, pediceliis fol. fulcr. dimidio bre\ioribus. Seinini-
bus ovoideo-oblongis, apice rotundatis, basi breviter atlenuatis, ob-
tusiusculis, testa dense papillosis. Affine E. glauco Phil.
Hab. in California, leg. Bridges, Lobb.
E. caesium Hausskn, Rhizoinate radicante, stolones unciales re-
mote foliatos apice rosulatos gereute. Caule herbaceo crassiusculo,
simplici vel parum rainoso, remote foliato, tereti, lineis vix elevatis
obiter notato, apice nutante, inferne glabrescente, superne adpresse
pilosiusculo. Foliis caesiis glabris, inferioribus ovato-oblongis obtusis
subintegerrimis, mediis ovato-ellipticis obtusis, in petiolum brevissi-
mum angustalis, vix denticulis callosis minimis valde remolis prae-
ditis, subtus vix nervosis. Floribus mediocribus, virgineis nutantibus,
pallide roseis. Sligmate capitalo clavato. Capsulis sübglabrescentibus,
pediceliis fol. fulcr. Vs brevioribus. Seminibus utrinque attenuatis,
annulatis, basi acutis, tenuissime papillosis.
Hab. in America meridionali, leg. Pearce ad Pelechuces 12 —
13000 ped. alt.
(Fortsetzung folgt.)
Beiträge zur Flora von Meder-Oesterreich.
Von Adolf Oborny.
Seit Jahren besuche ich bei meinen botanischen Ausflügen das
in vieler Beziehung interessante Thayathal oberhalb Znaim. Die Lo-
calitüten um Neunmiihlen, Neuliäusel, Frain und das Gebiet zwischen
Frain und Vöttau sind mir schon seit längerer Zeit bekannt, weniger
vertraut war ich jedoch mit dem bereits niederüsterreichischen Lan-
destheile auf dem rechten Ufer der Thaya zwischen Neunmühlen und
dem Frainer Grenzgebiete. Im Verlaufe der verflossenen Ferien be-
suclite ich Hardegg und machte es mir zur Aufgabe, das besagte
Gebiet während meines mehrwochentlichen Aufenthaltes möglichst ge-
nau kennen zu lernen. Im Nachfolgenden will ich jene Pflanzen an-
führen, die für die Flora von Nieder-Oesterreich Bedeutung haben
und aus jenem Gebiete stammen.
92
>
Gefiiss kry ptogame 11 wären folg-ende zu erwilhnen:
Pleris aquilina v. lanuginosa Hook., Asplcnitim Rufa mura-
ria V. Matfhioli Gasp., A. germaniciim Weiss, Aspid'mm spinulosum
Schwtz., Phegopteris Dryopteris Fee, Phegopteris Robertiana A. Br.,
Cystopteris fragilis v, cynopifolia (Rth. sp.), Aspidiuni lohatum Knze.
V. microlobum Milde, Equisetum pratense und E. sylvaficum v. prae-
cox Milde.
Reichhaltiger ist die stark bewaldete Umgebung Hardegg's an
mitunter hoch interessanten Samenpflanzen. Im Fugnitzthale und im
Stadtwalde am rechten Abhänge des Thayathales stehen eingesprengt
unter sonst gewöhnlichen Waldbaumen einige prächtige Exemplare
von Taxus haccala.
Aus der Ordnung der Gräser wären hervorzuheben:
Lcersia ory^oides Sw. forma pafens und inclusa, Andropogon
Ischoemum, Tragus raremosus Desf., Stipa pennata, Sesleria caeru-
lea Arduini, Melica ciliata, M. uniflora, Anena tenuis Mnch., Dan-
thonia decumhens DC. , Eragrostis poaeoides Trin. v. ß. mmor Host,
Molinia caerulea Mnch. v. alfissima, Fesluca gigantea Vill., Bromus
asper Murr., Elymus europaeus und Nardus stricta. — Tragus ra-
cemosus fand ich in ziemlich grossen Mengen und in kräftigen Exem»
plaren auf dem terrassenfiirmigen Abhänge des Burgberges unter
Tuchmacherrahmen, woraus zu schliessen ist, dass dieses Gras für
diesen Standort durch die Tuchindustrie eingeschleppt worden ist.
Andere inonokotyledone Pflanzen wären noch;
Carex Schreberi Schrnk., C. remota^ C. montana, C. flava,
C. distans, Lilium Marlagon, Anthericum ramosum, AUium fallax
Don., A. flarum, Conrallaria multiflora, Orchis ushdafa, Plalan-
thera chloranfha Cost., Epipactis latifoUa und Corallorrhiza in-
nata R. Br.
Von Polycnemum arvense fand ich die beiden Neilreich'schen
Formen, \on Thesium Linophyllum die Form ß. majus Nlr. Reich-
haltiger sind die Ordnungen der Gamopetalae vertreten. Auf den
etwas sandigen Feldern von Merkersdorf wächst unter der Saat
Valerianella dentata Poll. or. leiocarpa Koch und, freilich weit sel-
tener als die vorgenannte, auch V. Auricula DC. Im Thayathale
fand ich oberhalb des Städtchens Dipsacus laciniatus mit weissen
Bliithen und Dipsacus sylvestris Huds.; auf den steilen Abhängen
überall Scabiosa ochroleuca und auf den Wiesen Succisa pratensis.
Reichhaltiger als jede Pflanzenordnung ist in dem Gebiete die
Ordnung der Compositen vertreten. Unter Ufergestrüpp wächst ziem-
lich häufig Solidago serotina Ait., stellenweise so massenhaft, dass
alle übrigen Pflanzen hievon verdrängt werden. Auf den steilen Ab-
hängen des Thayathales unter der Mühle und auf dem rechten Ab-
hänge des Fugnitzthales wächst neben Inula ensifolia, I. salicina
und /. Oculus Christi auch noch Buphfhalmum salicifolinm, ein für
das nördliche Niederösterreich gewiss nicht uninteressanter Standort
dieser Pflanze. Auf dem Fusswege von Hardegg gegen Neuhäusel
93
fand ich in einem schon bepflanzten Holzhaue Inufa intermixta
J. Kerner in meiireren Exemplaren in schönster Bliitlie unter den
Stammeltern. Die Bastartnatur dieses Alants erkannte ich sofort, und
ich bekam später beim Durchlesen der trefflichen Beschreibung, die
J. Kern er von dieser Pflanze lieferte, volle Sicherheit über den in-
teressanten Fund.
Auf den sonnigen Abhängen wächst überall Arhiflea nobilis,
Chrysanthennim corymhosum und Filago montana. Auf dem Fusswege
nach Frain fand ich Filago Intescens Jord., im Fugnilzthale Heli-
chrysmn arenarium DC. und zerstreut im Gebiete noch: Cenfaurea
axillaris Willd., C. maculosa forma albiflora, Hypochoeris maculala,
Cardwis crispus, Prenanthes pwptirea, Lactuca stricta W. K., L.
riminea Presl, L. Scariola, Crepis praemorsa Tausch., Hieracium
Batthini Bess., H. setigerum Tausch, H. echioides Lani. in mehreren
Formen, am häufigsten jedoeh die Form ß. setosum Clk., H. cymo-
swn, H. cymosnmXPilosella Lasch, H. Auriaila, H. fragile Jord.,
H. graniticum Schultz Bip. var. medium v. Uechtr. und H. typicum
V. Uechtr., H. racemosum ysWi.^ H. stiriactun A. Kerner und Formen
von H. harhatum Tausch, die an H. tenuifolium Host mahnen. Fer-
ner fand ich von U. boreale Fries ausser der typischen Form auch
die var. chlorocephalum v. Uechtr., ferner H. tridentatum Fr. var.
angustifolium v. Uechtr. und mehrere Formen von H. vmbellalum. —
Obgleich Hardegg noch gegenwärtig etwas Schafwollindustrie betreibt,
zeigt doch die ganze Umgebung kein Xanthium spinosum, welche
Pflanze sonst unter ähnlichen Umständen nie zu fehlen pflegt.
Fhyteuma orbiculare fand ich neben Campanula glomerata ß.
aggregata Willd. auf dem Abhänge unter der Mühle, auf derselben
Stelle wächst auch Galinm boreale und auf den Anhöhen G. rotun-
difolium und Viburnum Lantana. Auf den Felswänden des Fugnilz-
thales wuchert Vinca minor, doch dürfte dieser Standort verschwin-
den, da die Pflanze massenhaft in die Hausgärten und auf den Orts-
friedhof verpflanzt wird.
Gentiana cruciata fand ich an vielen Orten, seltener dagegen
G. spathulata Bärll und Erythraea pulchella Fries.
Aus der Ordnung der Labiaten wären erwähnenswerth:
Salvia glutinosa, S. verticillata, Origaniun vulgare f. albiflo-
ruin, Scutellaria galerirulata, Prunella vulgaris ß. parviflnra Kch.,
P. alba Pallas, Prunella grandiflora in der typischen Form und in
der Form laciniafa Koch. Verwildert traf ich aus dieser Ordnung
häufig Nepeta Cataria an.
Auf den bewaldeten Anhöhen wächst Lifhospermum purpureo-
coeruleum und Atropa Belladonna, auf den felsigen Abhängen da-
gegen eine Reihe der prächtigsten Verbascum- Arien. In der nächsten
Nähe der Stadt wächst Verbascum phlomoidcs a. sessile iN'lr. und ß.
semidecurrens Nlr., V. Lychnitis, V. denudalum Pt'nd. (V. phlomoi-
des X Lychnilis), V. Orientale M. Bih. Auf den Wies<-n und unter
Ufergestrüpp V. nigruni und bei Neuhäusel sowohl auf niederösler-
reichischer als auch auf mährischer Seite V. speciosum Schrad. Auf
94
demselben Standorte fand ich unter den Slanimeltern; V. specioso X
Orientale Nlr. = V. Schottianum Schrad. und einen Bastart zwischen
V. speciosum und phlomoides, den ich einstweilen als V. specioso X
phlomoides bezeichnet habe.
Bei Alt-Akaja fand ich Veronica scutellata auf den buschigen
Abhängen des Tliayathales V. latifolia und im Thayalhale V. longi-
foUa cc. cordifolia Wir., ß. salicifolia und y. inciso-serrata Nlr. und
von V. spicafa fast überall die Form q. acutifolia Tausch. Linaria
genistifolia gehört im ganzen Umkreise von Hardegg zu den ge-
wöhnlichen Pflanzen. Auf den Thayawiesen und auf Feldrändern um
Merkersdorf wächst auf Medicago falcata ziemlich häufig Orobanche
rubens Wllr. und in den Wäldern fast überall Cyclamen.
Die Ordnung der Umbelliferen ist vertreten dur<"hj
Astrantia major ^ Pimpinella magna cc. indivisa Clk., Bupleu-
rnm, longifolium, Libanotis montana Crantz, Seseli glaucum, S. co-
loratum Elirh., Chaerophyllum aromaticum und Peucedanum Cer-
varia Cass.
Auf alten Einfriedungsmauern und steilen Felswänden fand ich
Sedum album, S. reßexum und S. sexangulare und Sempermvum
soboliferum Sims., letzleres jedoch höchst selten blühend. Von Stein-
brecharten ausser den im ganzen Umkreise des Thayagebietes ge-
meinen Saxifraga granulata, bulbifera und tridactylites nur noch
S. caespifosa in Felsspalten des Thayathales oberhalb der Stadt.
Für Hahnenfnssarten war die Zeit schon zu w^eit vorgeschritten.
Doch fand ich theils blühend, theiis in Frucht oder doch in erkenn-
baren Blattroselten noch folgende Arten:
Clemafis recta, Thalictrum aquilegifoHum, Puhatilla grandis
Wllr., Anemone silvestris, Ranunculus lanuginosus, Nigella arvensis,
Aquilegia vulgaris, Aconitum Anthora, A. Lycoctonum und im Tliaya-
thale unterhalb Hardegg's an zwei weit von einander cnifernlen
Stellen Aconitum variegatum im prächtigsten Entwicklungsstadium.
Der wichtigste Fund aus dieser Ordnung ist jedoch Cimicifuga foe-
tida, die ich auf einem bewaldeten Abhanire des Merkersdorfer Forst-
revieres und im Thayathale am Fusse dieses Abhanges in grossen
Mengen antraf. Cimicifuga und Hieracium graniticum dürften meines
Wissens noch für die Flora von Niederösterreich neu sein.
Aus der Ordnung der Kreuzblüthler verdienen folgende Arten
hervorgehoben zu werden: Arabis Turrita var. lasiocarpa v. Uechtr.,
A. brassicaeformis Wllr., A. sagittata DC, Dentaria bulbifera, Si-
symbrium strictissimum , Erysi^num odoratum Ehrh., Alyssum saxa-
file und Biscutella laevigata a. asperifolia Neilr., wie auch y. sca-
bra Koch.
In den Holzschlägen wächst Viola silvestris f. autumnalis Wiesb.,
im Fugnitz- und Thayathale sammelte ich in lichten Laubwäldern
V. mirabilis, und in den trockenen Nadelwäldern waren fast überall
Blätter von V. hirta anzutreffen; überdiess wären noch hervorzu-
heben: Dianthus prolifer, D Armeria, Silene Oiites, Lychnis diurna
Sibth., Malva Alcea, Hypericum hirsutum und H. montanum.
95
Rosen fand ich folgende: Rosa alphia L. f. pyrenaica Gouaii
in der Waldschluclit zwischen dem Tliayatliale und ihr Burg All-
Kaja. Rosa tomentosa Sm. f. versus umhelüfloruni Schvvaiiz auf
detn Fussvvege von Hardegg nach Frain nahe der mährischen
Landesgrenze und bei der Rosenmühle im Fugnilztluile. R. ruhigi-
nosa L. f. umbellata Leers zerstreut auf den Anliölien um Hardegg,
R. graveolens Gren. f. typica im Fugnitz- und Thayathah^ hei Har-
degg, doch nur selten. R. sepium Thuill. f. pubescens Rap. im Tliaya-
tliale, R. trachyphylla Rou. f. reticulata Kern, in der Kaja-Schlucht
zwischen Alt-Kaja und Merkersdorf, Rosa canina L. f. dumalis Beclist.,
R. Reuteri God. f. compUcata Gren. und f. myriodonla Christ, im
Thayathale bei Hardegg und auf den Anliühen um Merkersdorf, R.
dumelornm Th. f. platyphylla Rou und f. ubfnsifolia Desv., beide
Formen im Thayathale und in den höheren Lagen hie und da R.
coriifolia Fries f. subcollina Christ.
Zahlreich sind die Formen von Rubus in dem besprochenen
Gebiete, doch bin ich gegenwärtig nicht in der Lage, ein positives
Urtheil über die einzelnen Arten abzugeben, und führe nur an, dass
im Fugnitzlhale ziemlich häufig Rubus suberectus G. Anders und in»
Thayathale hie und da R. tomentosus Borkh. vorkommt.
Von den übrigen Rosaceen wären noch erwähnenswerlh; Po-
tentiUa incUnafa Viil. , P. recta, P. rupesti'is, Spiraea Aruncus, Sp.
Ulmaria und Sp. Filipendula.
In den Wäldern um Hardegg wächst, jedoch nicht häufig, Sor-
bus Aira Crantz und S. torminalis Crantz und aus der Ordnung der
Papilionaceen wären erwähnenswerlh: Sarothamnus vulgaris Wimn).,
Cytisus capitatus Jacq. , Anthyllis Vuhieraria, Medicago falcalo-
satita Rchb., Trifolium alpestre, Trif. rubens und Vicia pisiformis.
Znaim, December 1878.
Glossen zu De Bary's Kritik über Thümen „Pilze des
Weinstockes."
In Nr. 4 der von ihm herausgegebenen Botanischen Zeitung
pro 1879 bespricht Herr Prof. A. de Bary auf drei vollen Spalten
das von mir vor Jahresfrist erschienene Werk „Die Pilze des Wein-
sfockes."
Ohne auf das Meritorische des Werkes einzugehen, i\ew Inhalt
und dessen Gruppirung anzudeuten, der zahlreichen, interessanten,
hier zum ersten male beschriebenen Species zu gedenken, fallt der
Herr Professor das abfalligste Urtheil und sucht dasselbe durch will-
kürliches Herausreissen von nebensächlichen Einzelheiten und durch
gefälschte Cilationen zu begründen. Was nur irgend dazu dienen
96
kann, meinen Ruf a^s Schriftsteller herabzusetzen, meine Bestre-
bungen zu discreditiren, meine Kenntnisse, ja sogar meine allge-
meine Bildung, in Frage zu stellen, das findet sich in überreichem
Masse in dieser Kritik. Ich bin es desslialb meiner wissenschaftlichen
Elire schuldig, Herrn de Bary zu antworten. Dass ich auf eine
absprechende Kritik von deutscher Seite gefasst sein musste, war
mir von vorneherein klar, habe ich doch nach Ansicht so mancher
deutscher Herren das unverzeihliche Verbrechen begangen, als ein
nicht zur zunflmiissigen Professorenkaste Gehöriger ein wissenschaft-
liches Werk zu schreiben und dieses Verbrechen noch dadurch er-
schwert, es als Oesterreicher zu thun.
Wer je Gelegenheit gehabt, die Stellung zu beobachten, welche
seit Jahrzehnten die Majorität der deutschen „Gelehrten- recte Pro-
fessoren-Welt" gegen alle Oesterreicher und alle aus Oest er-
reich stammenden wissenschaftlichen Erscheinungen einnimmt (man
denke nur an die Behandlung, welcher unser vor kurzem dahinge-
gangene vortreffliclie Jura tzka erfuhr*), der wird nur zu begreiflich
finden, dass meine „Pilze des Weinstockes" keine andere Behandlung
erfahren konnten, als diejenige, welche fast allen österreichischen
Werken zu Theil wird, entweder todt geschwiegen, oder, wenn
diess nicht angeht, zerrissen zu werden.
Auf die Untersuchung der Gründe, welche es im gegenwär-
tigen Momente wünschenswerth erscheinen Hessen, das Zerreissen
(andere Gelehrte, eis- und transatlantische, haben ganz entgegen-
gesetzte Urtheile gefallt) dem Todtschweigen meines , bereits im
Februar 1878 Herrn de Bary zur Reeension eingesandten, Wer-
kes vorzuziehen, will ich an dieser Stelle nicht eingehen. Bedauern
muss ich es aber, dass ein Mann von der Bedeutung de Bary's,
dessen hohe Verdienste um die Mykologie über jedem Zweifel er-
haben sind, es mir so leicht gemacht hat, seine kritische Methode
in ihrer ganzen Niclitigkeit dem Leser vorzuführen und seine Aus-
stellungen Wort für Wort, Satz für Satz zu widerlegen.
Zuerst wird es vom Herrn Recensenten gerügt, dass PenicilUum
glaucmn, „der auch auf Weintrauben nicht gar seltene Schimmel par
excellence im Buche nicht vorkomme." Auf diesen Einwurf erwiedere
ich, dass mir diese allerdings sehr gemeine Schimmelform (vielleicht
zufällig) niemals auf Traul)en unterkam, dass keiner meiner zahl-
reichen Correspondenten mir dieselbe miltheilte, dass in der reichen,
von mir fleissig benutzten Literatur ihrer, auf diesem Substrate, kei-
ner Erwähnung geschieht. Als exacter Forscher kann es mir wohl
nicht zum Vorwurf gemacht werden, dass ich es vorzog, mich auf
den Boden der Thatsachen, nicht aber auf jenen der Wahrschein-
*) Erst nach Niederschrift dieser Zeilen kam mir der Artikel im Abend-
blatte der „Neuen freien Presse" vom 13. i^ebriiar d. J., Nr. 5196 vor Augen,
in welchem eben dieses Verhalten „der deutschen Brüder-Professoren" gegen-
über allem Oesterreichischen auf das schärfste gegeisselt und dadurch das von
mir Gcsaa;te vollinhaltlich bestätigt wird.
97
lichkeit zu stellen. Anderer Ansicht ist freilich de Bary, er wirft
mir direct vor, nicht die Hypothese aufgestellt zu liaben, Oidium
Tuckeri gehöre vielleicht zu Uncinula spiralis. „De gustibus non
est disputandum."
Ferner wird behauptet, Aspergillns glaucus sei zweimal aufge-
führt. Auch diess entspricht den Thatsachen nicht. Auf pag. 5 wird
Aspergillus glaucus, auf p. 138 Eurotium herhariorum beschrieben,
und wenn auch beide Pilze demselben Formenkreise angehören, so
sind sie doch so grundverschiedene Fornien. dass sie unbedingt in
einem lediglich descriptiven Buche auch separat abgehandelt werden
müssen, obendrein wenn, wie ich diess gethan, ein jedes Mal speciell
auf den Zusammenhang mit der anderen Form hingewiesen wird.
Weiter ist die ganze, vom Herrn Recensenten dem Oidium
Tuckeri gewidmete Apostrophe ein Capitel aus „Wahrheit und Dich-
tung." Die Beliauptung: ich habe angegeben, Oidium Tuckeri sei
factisch eine Erysiphe ist einfach unwahr. Meine Worte lauten
vielmehr: „Durch die Untersuchungen Tulasnes .... ist evident
nachgewiesen, dass Oidium Tuckeri eine Conidien-, eine Vor-
form einer Erysiphee ist. — Der Unterschied zwischen dem
Original und dem absichtlich gefälschten Citat kann nicht deutlicher
zu Tage treten.
Von einer kleinen Gedächtnissschwache oder etwas Aehnlichem des
Herrn Professors zeigt ferner die Angabe: ich hätte g(!sagt: „Fuckel
zieht das Oidium zu PodosphaeraCasfagnei"' ! Nun kommt aber im ganzen
Buche das Wort Podosphaera gar nicht vor, ich schrieb ja: zu Sphae-
rotheca Castagneil — - Aber „im Auslegen seid frisch und munter, legt
ihr nicht aus, so legt was unter", und so muss denn dem, um weitere
Argumente verlegenen, Kritiker sogar der arme Setzer herhalten,
wegen des kleinen Versehens, „placas" anstatt „plagas" gedruckt
zu haben, und daraus wird dann flottweg argumenlirt, „in der la-
teinisch sein sollenden Diagnose kamen Worte vor, welche
gar keiner Sprache angehören." Ob übrigens ein solches Vorwerfen
von Schreib- und Druckfehlern als „gentlemanlike" zu bezeichnen
ist, das überlasse ich dem Leser zur Beurtheilung.
Schliesslich gerälh der Herr Recensent in gewaltige Entrüstung
ob des von mir gebrauchten Ausdruckes „sulimoniliformibus" und
meint, „die etwas rosenkranzförmige einzelne Spore könne doch
selbst der Verfasser nicht einer Erysiphe zumuthen." Allerdings
thut er das auch nicht, dem Herrn Recensenten ist nur eben im
Eifer das kleine Malheur passirt, zu übersehen, dass der Verfasser
gar keine Erysiphe, sondern nur die Vorform einer solchen,
einen Hyphomyceten beschreibt, dessen Sporen allerdings mei-
stens rosenkranzförmig sind. Von einer einzelnen Spore ist niemals
die Rede, denn der ganze bezügliche Satz in der Diagnose ist im
Plural abgefasst; die einzelne Spore ist nichts als ein Plianlasie-
gebilde des Herrn Professors! „Parturiunt montes, nascitur ridiculus
mus!" ,.In Summa also unrichtige, absichtlich entstellende Behaup-
tungen, Mangel an Objectivilät!"
98
Richtig' hingeg-en ist die Ausstellung, dass in der Diagnose von
Roesleria hypogaea anstatt des falschen Wortes „tomentosum" rich-
tiger ^mucosum" stehen sollte. Ebenso gebe ich herzlich gerne zu,
drtss die Abbildungen nicht schön sind, mein Gott! von Allem kann
der Mensch nicht haben, und Mutter Natur bat mich nur mit einem
äusserst mittelmässigen Zeichentalent ausgestattet; aber vvaiirheits-
getreu sind die Abbildungen doch, wenn auch grob, und es Hesse
sich darüber noch streiten, ob solche, gegenüber der jetzt modern
werdenden Sucht, auf Kosten der Correctheit und Genauigkeit künst-
lerisch schön ausgeführte Abbildungen wissenschaftlicher Objecte zu
bringen, nicht den Vorzug verdienen.
Endlich begegnen wir noch der kühnen Behauptung, jedoch
selbstredend ohne Beweise dafür, „dass alle entlehnten Diagnosen
ohne CoUalionirung des Originals nicht benützt werden können," an-
geblich sollen sich häufig genug arge Fehler in den correcten Re-
produktionen derselben finden.
Ich bestreite diess, wenn man von vereinzelten, vielleicht stehen-
gebliebenen Druckfehlern absieht, auf das allerentschiedensle und be-
haupte kühnlich, dass mir auch nicht eine einzige Incorrectheit gleich
jener vom Herrn Recensenten bei dem Excurs über Oidium Tuckert
begangenen, nachgewiesen werden kann.
Zum Schlüsse gelangen wir nun zu dem Vorwurf, dass ich
alte Diagnosen von Link, Persoon, Fries einfach abgedruckt habe.
Diess habe ich allerdings gethan, denn ich hielt es für ganz oppor-
tun, gleichsam um ein historisches Bild zu liefern, die ältesten vom
Autor der Art entworfenen Diagnosen zu reproduciren. Bei selir vielen,
ja bei den meisten dieser allen Species folgt jedoch hinter dieser,
dem jetzigen Standpunkte der Wissenschaft nicht mehr genügenden
Diagnose eine neue oder doch wenigstens eine Massangabe der
Sporen. Bei einigen und zwar den meist- und beslbekannten ist diess
nicht der Fall, jedoch bringt bei diesen wie bei allen anderen
Arten dafür die deutsche Beschreibung ganz speciell alle jene
Merkmale, welche die heutige Wissenschaft, die moder-
nen Instrumente uns gelehrt haben. Hier wird der Herr Re-
censent wohl keinen „alles Erlaubte übersteigenden Unsinn" finden,
wie er sich auszudrücken beliebt. „Es geht doch nichts über den
feinen Griff und den rechten Ton."
„Kurz, wenn je eine, unter dem Schlagworte Literatur erschie-
nene, Bücherrecension ihren angeblichen Zweck verfehlt, so ist es
die vorliegende. Das wirklich Tadelnswerthe Hesse sich in ein paar
Zeilen zusammendrucken, der eigentliche Inhalt ist der Voreinge-
nommenheit und Incorrectheit wegen, mit welcher er gemacht, für
Niemand brauchbar und muss dem verständigen Publikum, wenn sich
dasselbe nicht anderswo informirt, die ganze Bücherkritikasterei in
gründlichen Misscredit bringen. Alles das verdient eine ernste Zu-
rückweisanof." Thüinen.
99
Literaturberichte.
Kryptogaineuflora von Schlesien. Im Namen der Schles. Gesellsch. f. vater-
* ISnd. Cultur herausgeg. von Prof. Dr. Ferd. Cohn. 2. Band. 1. Hälfte,
Algen, bearb. von Dr. Oscar Kirchner. Breslau 1878, J. U. Kern's Yer-
lag^'fMax Müller). S\ Ylil und 284 S. Preis 7 M.
Die vorliegende Ahtlieilung der Kryptogamenflora Schlesiens
schliesst sich in Bezug auf den Plan und die Ausführung des Ein-
zelnen an den ersten Band des genannten Werkes an, welcher in
dieser Zeitschrift ausführlicher besprochen wurde. Dr. Oscar Kirch-
ner bewiilirte sich durch seine Bearbeitung der Algen Schlesiens
als ein tüchtiger Kenner dieser formenreichen Pflanzengruppe. Eine
Einleitung bringt (S. 3—9) einen Abriss der Geschichte der Phyko-
logie in Schlesien; eine Uebersicht über die geographische Verbrei-
tung der Algen im Florengebiete (S. 10 — 16), endlich eine ausführ-
lichere morphologische Charakteristik der Algen (S. 17 — 40). Den
Rest des Bandes füllt der specielle Theil; in ihm werden 794 Arten
beschrieben und in folgenden 6 Ordnungen untergebracht: 1. Flori-
deae, 2. Confervoideae, 3. Siphoneae, 4. Protococcoideae, 5. Zygo-
sporeae, 6. Schizosporeae. Diese Eintheilung ist im Ganzen und
Grossen eine natürliche. Die Ordnungs-, Gattungs- und Art-Diagnosen
sind, wie schon De Bary anerkennend hervorhob (Bot. Ztg. 1879,
Sp. 79) kurz und präcis. Man kann somit sagen, dass Kirchner's
Arbeit allen Anforderungen entspricht, welche man an eine gute
Specialflora zu stellen berechtigt ist. Weil die geographische Ver-
breitung der meisten Algen eine verhältnissmässig weite ist, Aveil
Schlesien im Centrum Miltel-Europa's Hegt, weil endlich der Verf.
auch auf die in Deutschland vorkommenden, in Schlesien aber noch
nicht beobachteten Formen Rücksiclit nahm, so wird das hier ange-
zeigte Werk auch ausserhalb Schlesiens mit Vortheil als Nachschlage-
buch verwendet werden können. Es seien daher die PhylvOlogen
Oesterreichs auf dasselbe aufmerksam gemacht. Die Botaniker von
Oesterreichisch-Schlesien mögen durch Kirch ner's Bearbeitung der
Algen Schlesiens zu Studien in dieser Richtung angeregt werden,
um die äusserst wenigen Angaben von Standorten aus ihrem enge-
ren Vaterlande bald und ausgiebig zu erganzen. Dr. H. W. R.
The American Jonrnal of Science and Arts. Editors Dona and Silliman,
3. Ser., Vol. XVI und XVII, Nr. 95-97. New-Haven 1878—1879. 8».
S. 335—496 und 1-92.
Diese drei Hefte bringen kurze Besprechungen folgender bota-
nischer Publicationen: Vol. XVI. Ueber apogame Farne von A. De
Bary (401). — Todaro: Relazione sulla cultura dei Coloni nella
Italia (403). — Meeham: The natives flowers of Uniled States (403).
— Asa Gray: Shortia galacifolia rediscovered (483). — Wilson:
On the Amount of Sugar oontained in the nectar of various Flow-
ers (485). — Vesque: Absorption compared with Transspiration
(485). — Kirchner: Kryptogamic Flora of Silesia: Algae (486). —
Eaton: Ferns of North America parts 8 and 9 (487). — Asa Gray:
An inleresling monstrosity of Sarracenia purpurea (488). XVII: Flora
100
Brasiliensis fasc. 77, 78 (69). — Heer: Flora Fossilis Arclica. Vol. V
(70). — Wallace: Epping- Forest (71). — Gobi: Die Algenflora
des weissen Meeres (71). — Ravenei and Cooke: American Fungi
Cent. I, II (71). — Ellis: American Fungi (72). R.
M. G. Dutailly, Reclierches organo^eniques sur les formations axillaires
chez les Cncnrbitacees. Separat-Abdr. aus den Schriften der Association
frangaise pour Tavancement des sciences. Paris. Impr. centr. des chemin
de fer. 1877. 8' 13 Seiten, 2 Tafeln.
Gegenüber den zalilreichen Ansichten, welche bezüglich der
Deutung der Ranken bei den Cucurbitaceen herangebildet wurden,
kam der Verfasser zu folgendem Resultate. In der Achsel jedes
Blattes ist nur ein stets beblätterter Spross vorhanden, dessen zwei
unterste Internodien sehr kurz sind. Im untersten Knoten trägt dieser
Spross eine Ranke (bei Ecbalium fehlt dieselbe), im zweiten eine
Blüthe oder einen Blüthenstand, der entweder auf eine Blüthe redu-
cirt (Cucurbita) oder sehr zusammengesetzt erscheint (Cyclanthera).
Der dritte Knoten des Sprosses ist immer regelmässig, d. h. er trägt
ein gewöhnliches Blatt, in dessen Achsel sich wieder die vorherge-
nannten Organe in derselben Weise ausbilden. G. B.
Correspondenz.
Wien, am 10. Februar 1879.
Vor einigen Tagen bekam eine mir bekannte Dame eine Sen-
dung blühender Helleborus niger, Erica carnea und Polygala Cha-
maebuxus aus St. Egid a. Neuwald in Niederösterreich, — von einer
„Wegmacherstochter" daselbst , die eine eifrige Anliängerin der
Scientia amabilis sein soll. — Gestern machte ich eine kleine Excur-
sion am Herrn annskogl. Hält die gelinde Witterung an, so dürften
wir recht bald schon die ersten Frühlingspflanzen zu begrüssen
haben. Jetzt bedeckte aber noch grösstentheils fusshoher Schnee
den Boden und ist von einer Vegetation wenig zu sehen.
Heinr. Kempf.
Budapest, am 4. Februar 1878.
Die von Herrn Dr. Vinc. v. Borbäs im zweiten Hefte dieser
Zeitschrift S. 60 erwähnte „gewagte Behauptung in den „Magyar
Nuvenytani Lapok" (1877 p. 82)" bezieht sich auf folgenden Salz in
meinem Artikel über die Kastanien. „Kern er hält es nicht für wahr-
scheinlich , dass die Standorte der Kastanie (bei Budapest, Nagy
Maros) ursprüngliche seien; sondern dass jene vor langer Zeit hie-
her verpflanzt wurden." Ich bin diessbezüglich anderer Meinung. Es
ist sehr wahrscheinlich, dass die Specialitaten der Budapester Flora
so Ficus Carica, Sternbergia colchiciflora, Erodium ciconium, Aegi-
lops caudata, Paliurus aculeatus, Peganum Harmala u a. die Ueber-
bleibsel einer gewesenen Flora südlichen Charakters seien , die mit
der Aenderung der klimatischen Verhältnisse den Kampf um's Dasein
wohl überstanden , aber in der Zahl nach geringer oder zwerg-
101
hafler Nachkommen bei für ihre Existenz noch günstiger Expo-
sition für vielleicht schon liiirz bemessene Zeit sich erhielten.
Dr. M. Staub.
Aistersheim, 10. Februar 1879.
Ich bin eben daran, F. Schultz's Herbarium normale aus dem
reichen noch unedirten Nachlasse zu Gunsten der Witwe weiterzu-
führen. Herr Sintenis wird im Monate Juni eine botan. Reise nach
der Dobrudscha, eventuell in das Morawagebiet von Alt-Sei bien un-
ternehmen , u. zwar auf Subscription. Nähere Auskunft über beide
Unternehmungen ertheile ich solchen, welche sich dafür interessiren,
mit Vergnügen. K. Keck.
Budapest, M. Februar 1879.
Auf den Excursionen , welche ich im Sommer 1875 — 1878
machte, sammelte ich viele Rosen, worunter sehr viele interessant
sind: so Rosa Ändegavensis Bast von Elesd und Nagy-Enyed, R.
rusticana Desegl. von Ogulin, R. rubella oder vielleicht eine neue
Art von den croatischen Hochgebirgen, und eine Rosa üaynaldiana
von dem Recinathale bei Fiume. Ich besitze diese Pflanze nur in
Frucht. Sie ist durch ihren, in eine Säule zusammengewachsenen kahlen
Griffel mit Rosa repens Scop. , durch Glaucedo und den wenig ge-
krümmten Staciiel mit der Gruppe Montanarum, durch die zwei-
mal gesagten Blatter aber mit der Gruppe Biserratarum verwandt.
Sie gehurt nicht in die Gruppe der Stylosarum und kann mit keiner
Art derselben vereinigt werden. — Bei Promontor unweit von Ofen
fand ich Salix alba X amygdalina, aber nur in Blattern und Roripa
himgarica (R. amphibia X austriaca), bei Boros Jenö Hypericum
perforato X quadrangulum , welches in Gremli's Excursionsflora als
^H. medium Peterm." bezeichnet ist und im Wolfsthale bei Budapest
Hieracium cymosum X praealtum. Bei den Herkulesbädern wächst
sicher Cotoneaster tomentosa, aber auch C. interrigima Med.
B erb äs.
Personalnotizeu.
— Dr. G.Winter in Zürich hat die Redaction der „Hedwigia"
übernommen.
— Ignaz Grundl, Pfarrer in Dorogh in Ungarn, ist vor kur-
zem gestorben.
Vereine, Anstalten, Unternehmung^en.
— In einer Sitzung der kaiserl. Akademie der Wissen-
schaften in Wien, am 6. Februar übersandte Prof. Wiesner
eine im pflanzenphysiologischen Institute der Wiener Universität durch-
geführte Arbeit des Cand. phil. Herrn Adolf Stöhr, betitelt:
102
„Ueber Vorkommen von Cliloropliyll in der Epidermis der
Piianerogamen - Laubbliit ter." Nach der herrschenden An-
sicht tritt das Chlorophyll in der Oberliaut der Phanerogamen-Laub-
blätter nur ausnahmsweise auf. Neue Beobachtungen des Verfassers
haben jedoch dargethan , dass die Epidermiszellen der erwähnten
Organe geradezu häufig Chlorophyll einsohliessen , und haben im
Allgemeinen zu folgenden Ergebnissen geführt: 1. Die Epidermis
grüner Organe der hreitblättrigen Gymnospermen und weitaus der
meisten Land-Dikotyledonen führt Chlorophyll. 2. Das Chlorophyll
scheint regelmässig der Epidermis der grünen Organe der nadel-
blättrigen Gymnospermen und Land-Monokotyledonen zu fehlen. 3. Das
Chlorophyll findet sich in den meisten Fällen nur an der Blattur.ter-
seite, sowie an dem Blattstiel und Stengel; an diesen Orten beharrt
es während der ganzen Lebensdauer des Organes. 4. An der Ober-
seite und Unterseite der Blätter zugleich findet sich das Chlorophyll
nur selten. Es lässt sich zeigen, dass das Chlorophyll an der Blatt-
oberseite in den Epidermiszellen durch Einwirkung allzu intensiven
Lichtes in den meisten Fällen sofort bei der Entstehung wieder zer-
stört wird. 5. Soweit die Entwicklungsgeschichte der in den Ober-
hautzellen vorkommenden Chlorophyllkorner beobachtet wurde , er-
weisen sich die letzteren als „Stärkechlorophyllkörner."
Sammlungen.
— Mehrere Serien der Sammlung „Musci austro-africani exsicc."
(200 bis 260 Nummern) von Dr. A. Reh mann in Krakau (Kreuz-
gasse Nr. 21), können von demselben die Centurie zu 24 Mark be-
zogen werden.
— Das Herbarium des verst. Baron Hausmann ist von B,
Stein, k. k. Inspector des botan. Gartens in Innsbruck angekauft
worden. Derselbe ist geneigt die Sammlung centurienweise zu ver-
tauschen oder zu verkaufen.
Botanisclier Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Holuby mit Pflanzen
aus Ungarn.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Wiesbaur, Keller,
Dr. Pancic, Vogel, Oborny, Dr. Borbäs, SoUa.
Eingesendet von Oborny aus Mähren: Bromus asper, Carex
supina, Centaurea maculosa, Cerastmm brachypetalum v. glandu-
losum, C. gluHnosum, C. semidecandrum , Doronicum austriacum,
Equisetum ramosissimum , Filago lutescens , Fumaria Schleichen,
103
Gagea sfenopetala, Galiuni sikaficum, Hieracimn fragile, H. inuloi-
des, H. Schmidtii v. crinigerum, H. silesiacnm, H. styg'mm, H. tri-
dentatmn var. angusfifolium, Inula Ocuhis Christi, Orobanche Epi-
thymnm, Rosa catiina f. hiserrata, R. canina f. dumalis, R. gallica
f. austriaca, R. Reuteri, R. trachyphylla, R. Weitziana, Silene nocti-
flora. Von Hardegg in Niederösterreich: Aconitum variegatum, Ci^
micifuga foetida, Inula ensifolia, I. salicina, Taxus baccata.
Eingesendet von Dr. Bor b äs aus Ungarn: Camelina micro-
carpa, Carex cerna, Centaurea transalpina, Diatifhus diutinus, Po-
lygonum minus, Pulmonaria mollissima, Roripa palustris, Rumex
stenophyllus, Symphytum uliginosum, Trifolium pensilcanicum, Ver-
bascum blattariforme, Vicia Piliensis. Aus Siebenbürgen: Galium
flavescens, Roripa terrestris, Pteroneurum Rochelianum; aus Baiern:
Galium ochroleucum.
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausclie
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Inserate.
Herabgesetzte Preise.
Eine beschränkte Anzahl Exemplare Hefere ich in den nächsten Monaten
gegen Einsendung des herabgesetzten Preises, von:
Dr. L. Pfeiffer. Nomenciator botanicus. Nominum ad finem anni
1858 publici factorum, classes, ordines, tribus, familias, divi-
siones, genera, subgenera vel secliones, designanlium enume-
ralio alphabetica etc. 2 Vol. 4. 1872—1875. 252 M.
herabges. Pr. 120 M.
— Tollständige Synonymik der bis zu Ende des Jahres 1858
publicirten botanischen Gattungen, Untergattungen und Ab-
theilungen. Zugleich systematische Uebersicht des gan-
zen Gewächsreiches mit den neueren Berichtigungen nach
Endlicher's Schema, gr. 8. 1870 und Supplt. I. 12 M.
herabges. Pr. 6 M.
Später treten die Ladenpreise wieder in Kraft.
Cassel, Jänner 1879.
Theodor Fischer.
Herbarium.
Das zur Verlassenschaft des verstorbenen Pfarrers Grund!
gehörige, mit grossem Fleisse gesammelte Herbarium, bestehend aus
allen in Oesterreich-Ungarn (nach Mally's Handbuch) vorkommenden
Pflanzen, so nicht minder sehr vielen ausländischen, wird preiswürdig
verkauft.
Näheres bei Frau Anna Popolänszky in Dorogli bei Gran,
Ungarn.
104
Von dem im Verlage von F. Tempsky in Prag erscli einenden V^'erke :
Hie Al|ieaipflaii%eu
nach der Natur gemalt von Jos. Seboth. Mit Text von F. Graf und einer
Anleitung zur Cultur der Alpenpflanzen in der Ebene von
Joh. Petrasch,
k. k. Hofgärtner im botaniselien Garten in Graz,
liegen bereits 9 Hefte vor. Der 1. Band besteht aus 12 Heften (ä 50 kr.) von
denen 11 je neun Blätter Abbildungen in Farbendruck, das 12. den Text und
das letzte Blatt bringt.
Alle Abbildungen sind nach lebenden Pflanzen gemalt , die Ausführung
darf sich, trotz des geringen Preises, berühmten Prachtwerken an die Seite stellen.
Zu beziehen durch jede Buchhandlung^.
Im Verlage von Philipp Cohen in Hannover ist soeben erschienen:
Deutsche Excursions-FIora.
Die Pflanzen des deutschen Reichs nnd Dentsch-Oesterreichs
nördlich der Alpen
mit Einschluss der Nutzhölzer und Zierpflanzen
tabellarisch und geographisch bearbeitet
von
Cari W. F. Jessen,
Dr. med. et phiL, Professor der Botanik an der Universität Berlin.
50 Bogen Taschenformat. Geh. M. 9.50, geb. M. 10.75.
Mit 34 Holzschnitten (320 verschiedene Zeichnungen enthaltend, geschnitten von
Ad. Closs, Stuttgart) und pflanzengeographischen Kärtchen.
Diese Flora umfasst ganz Deutschland und Deutsch-Oesterreich nördlich
des Alpenkammes, behandelt alle bei uns vorkommenden Pflanzen, einschliesslich
der Nutzpflanzen, und ist hervorgegangen aus langjähriger Praxis. Ihr Zweck
Ist, die Pflanzen zur Bliithezelt leicht und sicher erkennen zu lehren. Sie ent-
hält u. A. zum ersten Male specielle geogr. Pflanzenangaben auf Grundlage der
Localfloren (welche hierdurch mehr oder weniger entbehrlich werden). Die
Familien, Gattungen, Arten und Abarten sind tabellarisch in kurz umschriebe-
nen Uebersichten zusammengestellt , so dass sie auch auf Excursionen rasch
überblickt und dem Gedächtnisse eingeprägt werden können. Den schwierigen
Familien sind Holzschnitte nach Zeichnungen des Verfassers beigegeben, welche
sich durch grösstmögllche Genauigkeit und Sauberkeit auszeichnen.
Es ist ferner jeder seltenen Art ein Kärtchen von Deutschland vorge-
druckt, auf dem jede einzelne Provinz, in der diese Art vorkommt, durch einen
Punkt bezeichnet ist.
Durch sorgfältige Zusammenstellung der Standorte m jeder Provinz ist
ferner für Pflanzengeographen und Sammler eine bishpr noch nirgends versuchte
Specialübersicht angestrebt.
Für Ostdeutschland sind die polnischen Namen, für die neuen Reichs-
lande die französischen Gattungs- und Artnamen , für die deutschen Namen
sind die ältesten, gebräuchlichsten gewählt.
Am Schlüsse folgt ein ausführliches Register der deutschen und lateini-
schen Pflanzennamen , sow ie der Apothekerpflanzen. Das Buch ist vermöge
seines Formats auch speciell für botanische Ausflüge berechnet.
Keilactenr und Herausseber Dr. Alezander Skofitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
Druck unJ Papier der C. Ueberreuterscüen Buchdiuckerei (M. Salzer).
Ocsterreichische
Botanische Zeitschrift
Gemeinnützig^es Org^an
für
Die Osterrelclilsche Exemplaro
hutanlsche Zeitschrift Rnfanib nnfl ßAfailiLAi« die frei durch die Post be-
erseliein« WUlrtUlU UllU UUldUlllt;! , zogen verden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der nedaktloa
''''Jl'rTtu^!''" Gärtner, Oekonomen, Forslmänner, Aerzte, ^^- '^■'^rä!^^:^: "
(16 R. MarkJ Im Wege des
eanz jährig, oder mit inAlllolöP nnfl To/'linilor Buchhandels übernimmt
^ a. Ö.\X.(S^ R.Mark) njlUlllGIVCl UUU leiUlllMl. Pränumeration
halbjährig. C. Gerold'« Sobii
Inserate »▼*» a '" Wien,
die ganze Petitzeile FM 4 sowie alle übrigen
15 kr. Ost. W. XI = ^« Buchhandlungen.
XXTX. Jahrgang. Wlg;^. April 1879.
INHAIjT : Wasserporen. Yen Langer. — Mykologisches. A'on Sclmlzer. — Epilobia nova. Von
Hausstneelit (Fortsetzung). — Firnis leucodtrmis. Von Antoine. — Floristisches von Teplitz.
Von DiclitJ. — Literaturbnrichte. — Correspondenz. Von Dr. Borbas. — Personalnotizen. — Bo-
tanischer Tauschverein. — Inserate.
Beobachtungen über die sogenannten Wasserporen.
Von Carl L. Langer.
(Schluss.)
Eine andere einschlägige Ranunculacee, welche De Bary auch
nicht erwähnt, ist Anemone Hepatica; ich bediente mich eines E.xem-
plares, das ich mir im Walde ausgegraben hatte und im Wasser
aufzog. Die jungen Blätter zeigten auf der Oberseite sehr wenig Spalt-
öffnungen, dagegen auf der Unterseite eine grosse Anzahl. Die einen
von diesen sind elliptisch und mit langer, dunkler Spalte, die anderen
breiter als lang und mit kurzer, kreisförmiger und heller Spalte
versehen. Dem Lichte längere Zeit ausgesetzt, erwiesen sich beide
Arten von Stoniaten als deutlich geöffnet; nachdem aber die Pflanze
über Nacht im dunklen Baume gestanden war, hatten sich die Sto-
mata mit den langen Spalten (Luflspalten) grösstentheils geschlossen,
während die anderen (Wasserspalten) auch dann noch deutlich offen
waren. Diess würde beweisen, dass bei den Wasserporen das Licht
auf die Beweglichkeit der Schliesszellen keinen Einfluss übt, oder
mit anderen Worten, dass die Schliesszellen ihre Bewegungsfähigkeit
eingebüsst haben.
Ich stellte die Pflanze längere Zeit in feuchten Raum und fand
dann auf den mittleren Partien der Oberseite der Blätter sehr viele
Oesterr. botan. Zeitschrift. 4. Heft. 1879. 9
106
kleine Tropfen. Als ich diese Partien untersuchte, überzeugte ich
mich, dass auch hier Spaltöffnungen zu sehen waren, die für Wasser-
spalten gehalten werden können. Merkwürdigerweise aber konnte ich
an der Blattunterseite keine ausgeschiedenen Tropfen bemerken, ob-
wohl daselbst, wie oben erwähnt, auch solche Stomata sich vorfinden,
die nach Analogie zu schliessen, den Namen „Wasserporen" ver-
dienen.
Ein weiteres Beispiel für das Vorhandensein von Wasserspalten
bietet Cytisus Laburnum, eine Pflanze, die auch noch nirgends an-
geführt worden ist. Ein vollkommen gesunder Zweig — ich brauche
wohl nicht zu bemerken, dass ich mich bei den angestellten Unter-
suchungen stets nur turgescenter Blatter und Zweige bediente —
von diesem Strauche, dem Drucke einer 14 Cm. hohen Quecksilber-
säule im feuchten Räume ausgesetzt, zeigte nach 24 Stunden an der
Unterseite der Blättchen, besonders längs des Miltelnervs, zahlreiche
Tropfen, ausserdem noch einige (Tropfen) an der Blaltspindel.
Unter dem Mikroskope fand ich stark geöffnete (Wasserspallen)
und weniger oder gar nicht geöffnete Stomata. Jene stehen meist in
Gruppen zu 3—4 beisammen, differiren aber sonst nicht in Form und
Grösse von den übrigen. Andere Blattpartien derselben Seile, wo
keine Wassertropfen ausgeschieden worden waren, wiesen ebenfalls
stark geöffnete Stomata auf.
Die Blattoberseite verfügt über gar keine Spaltöffnungen.
Um mich von der Fähigkeit der Blallspindel, Wasser auszu-
scheiden, zu überzeugen, löste ich die Epidermis von jener Stelle
ab, wo Tropfen ausgeschieden worden waren, und fand zu meiner
Befriedigung hie und da zwischen den langgestreckten Oberhautzellen
stark geöffnete Stomata, welche von denen der ßlattfläche nicht ver-
schieden waren. Sie können daher mit Recht auch als Wasserspalten
gelten.
Während bei den letztgenannten Pflanzen der Druck einer 14 Cm.
hohen Ouecksilbersäule hinreichte, um Wasser aus den Blättern zu
pressen, vermochte er es nicht, bei Evonymus japonicns, obwohl der
gewählte Zweig durch zwei Tage diesen Druck zu erleiden hatte.
Erst nachdem dieser auf das Doppelte erhöht worden war, kamen
(nach abermals zwei Tagen) bei zwei ausgewachsenen, nicht so bei
jungen Blättern, und zwar jedesmal auf der Unterseite ganz nahe
dem Mittelnerv zwei, resp. ein grosser Tropfen zum Vorschein.
Die Oberhaut der betreffenden Stellen unter dem Miivroskope
betrachtet, zeigte theils offene, theils geschlossene, sonst aber nicht
von einander differente Spaltöffnungen. Alle diese besitzen, um mit
Hugo V. Mohl zu reden, einen deutlichen Vorhof*''), welcher ihnen
das Aussehen offener Spaltöffnungen verleüit.
Die Blattoberseite ist ganz frei von Stomaten, es werden sich
demnach die auf der Unterseite befindlichen offenen Stomata jedes-
") Bot. Ztg. 1856 : „Ueber die Ursachen der Erweiterung und Verenge-
rung der SpaUöfTnungen" von Hugo v. Mohl.
107
falls als die Austriftssf eilen für ausgeschiedene Wassertropfen oder
als Wasserporen repriisenüren.
Machte sich bei vielen der bisher genannten Pflanzen nach dem
Gesagten kein eigentlicher Unterschied zwisclien jenen Spalt()fFnungen,
deren Athenihöhlcn stets Luft, und jenen, deren Athemhöhlen Wasser
enthalten, geltend, so kann diess um so weniger von den Spaltöff-
nungen von Zea Mays behauptet werden. Allerdings wird diese
Pflanze unter den Wasser ausscheidenden gar nicht angeführt; den-
noch aber kann man gerade hier die Wasserausscheidung, ohne erst
viele Experimente vorzunehmen, sehr leicht beobachten. Man braucht
nur eine junge Mais- oder eine andere junge Graspflanze, z. B.
Weizenpflanze in einen etwas feuchten Raum zu stellen, so kann
man an den Blättern grosse Wassertropfen wahrnehmen. Untersucht
man solche Stellen mikroskopisch, so findet man unter den sonst
meist geschlossenen Spaltöffnungen immer auch einige wenige, welche
sich durch offene Spalten hervorthun. Legt man das Präparat anstatt
in Wasser in Zuckerl()sung, in welcher sich nach den Angaben
v. Mohl's'') die Spaltöffnungen schliessen, so wird man auch dann
noch einzelne Spalten offen finden.
Icii stellte die zu untersuchende Maispflanze durch 5 Stunden in
einen dunklen Raum und bemerkte hierauf an den Stellen, wo früher
Wassertropfen sichtbar waren, sowohl offene als geschlossene Sto-
mata. Eine Maispflanze, die durch 8 Tage im Dunkeln stand, ohne
dass sie mit einem Glassturze bedeckt war, schied an einem Blatte
noch deutliche Wassertropfen aus. Das beweist, dass nicht alle Spalt-
öffnungen sich im Dunkeln oder in Zuckerlösung, wie allgemein an-
genommen wird, schliessen, sondern dass es auch Stomata gibt, die
sich überhaupt nicht mehr zu schliessen vermögen und dann als
Austrittsstellen für ausgeschiedenes Wasser dienen.
Da aber alle Stomata bei Zea Mays in Bau und Anordnung
einander vollkommen gleich sind, und nur gewisse dem Einflüsse des
Lichtes und entsprechender Reagentien widerstehen, so kann man
sich der Meinung, die Herr Prof. Wiesner mir gegenüber wieder-
holt darüber äusserte, nicht verschliessen, dass die Schliesszellen
dieser Stomata ihre Bewegungsfähigkeit einfach verloren haben und
als Wasserporen fungiren.
Ich gelange nun zur letzten der von mir untersuchten Pflanzen,
deren Wasserspalten sich durch kurze Spalten auszeichnen. Das ist
Caladium rotnndif'olinm, einer Gruppe angeiiörig, die immer, wenn
von Wasserausscheidung der Blätter die Rede ist, erwähnt wird.
Hat ja Duchatre^^) die Colocasia antiquorwn einer eingehen-
den Untersuchung unterzogen und zum Gegenstande einer sehr aus-
führlichen Abhandlung gemacht.
Von Caladium rotundifol'mm standen mir zwei Exemplare zur
Verfügung; das eine untersuchte ich im Frühjahre, das andere Mitte
*^) Vergl. Anmerkung 16.
) Ann. sc. nat.
9*
108
August. Jenes war eine noch junge Pflanze und producirle fortwäh-
rend neue Blätter. Um nun daran meine Beobaciitungen anknüpfen
zu können, stellte ich es durch mehr als drei Tage frei an's Fenster.
Eines Tages gegen Abend sonderte das eine Blatt fortwährend Tropfen
ab, ohne dass die Pflanze in einen feuchten Raum gestellt worden
war. Ich brachte sie hierauf die Nacht über in einen dunklen Raum.
Die Tropfenausscheidung dauerte fort, Nach etwa 4 Stunden erstreckte
sich diese auf ein zweites und dann auf ein drittes Blatt, das in der
Mitte einen Riss hatte, und in Folge dessen theilweise gelb war.
Jedesmal ging die Tropfenausscheidung an der Blattoberseite in
der Nähe der Spitze vor sich.
Bei der mikroskopischen Untersuchung prävalirten hier drei
colossale Spaltöff'nungen mit weit geöffneten Spalten. Die übrigen
Stomata auf der Oberseite waren viel kleiner, jedoch auch stark
geöff'net. Da die Wasserausscheidung nur an der Spitze der Ober-
seite erfolgte, so müssen die drei colossalen Spaltöff'nungen Wasser-
spalten sein.
Anders gestalteten sich die Beobachtungen am anderen Exem-
plare, die ich im August machte. Die Blätter waren schon vollkom-
men ausgewachsen, ja noch mehr, sie hatten schon einen schwachen
Stich in's Gelbe, kurz, die ganze Pflanze war mehr oder weniger im
Einziehen begriff'en. Trotzdom konnte ich, nachdem sie etwa durch
20 Stunden in einem feuchten und geschlossenen Räume gestanden
war, an ihren Blättern grosse Tropfen erkennen, diessmal aber nicht
an der Ober-, sondern an der Unterseite und zwar bei einem Blatte
nicht allein an der Spitze, sondern auch am Rande; bei einem ande-
ren Blatte hingegen, wo die Spitze schon ganz verwelkt war, nur
an einer Stelle des Randes.
An dem Stiele eines Blattes befand sich ebenfalls ein grosser
Tropfen.
Diese merkwürdige Dislocirung der ausgeschiedenen Wasser-
tropfen spornte zu einer um so genaueren mikroskopischen Unter-
suchung nicht nur der betreffenden, sondern auch anderer Oberhaut-
partien an.
Dieselbe ergab Folgendes: An dem Blattstiele, da, wo der
Tropfen ausgeschieden worden war, zeigten sich weit geöffnete Sto-
mata, deren Athemhöhlen mit Wasser erfüllt waren; die Spalten
waren meist kreisrund. Bei einem Blatte waren an der Spitze der
Oberseite, wie bei dem früher erwähnten Exemplare, 2 — 3 sehr grosse
und weit geöffnete Spaltöffnungen, ausserdem aber über die ganze
Oberseite zerstreut, kleinere, ebenfalls weit offene Stomata. Ein an-
deres Blatt zeigte an der Spitze der Oberseite nicht 2 — 3 sehr grosse,
sondern viele, aber kleinere Stomata mit kreisrunder, ja selbst quer
elliptischer Spalte. Die übrigen Spaltöffnungen der Oberseite sind von
den analogen des vorher genannten Blattes nicht verschieden.
Als die Pflanze durch 15 Stunden im Dunkeln gestanden war,
fand ich die Stomata an der Spitze auch noch weit geöffnet, wälirend
109
die kleineren der übrigen Blattfläche mehr oder weniger geschlossen
waren und dunkle Spalten besassen.
Die Spaltöffnungen der Unterseile waren alle sehr weit offen.
Ihre Grösse, ja selbst Form ist verschieden. So finden sich über die
ganze Oberfläche vertheilt, viele sehr grosse Stomata mit rundliclien,
selbst querelliptischen, dazwischen länglich elliptische Spaltöffnungen
mit in die Länge gezogenen Spalten. Diese machten sich namentlich
an mehreren Partien des Randes bemerkbar. Die Spalten aller waren
stets hell. Auffallend erscheint, dass unter den Spaltöffnungen der
ersten Art einige hervorstachen, deren Spalten durch zwei Scheide-
wände in drei Theile zerfielen. Indess machten diese sowohl, wie
andere so enorm geöffnete Stomata auf mich den Eindruck, als ob
die Beweglichkeit ihrer Schliesszellen schon ganz verloren gegangen,
ja als ob sie im Absterben begriffen wären. Doch enthielten sie noch
immer deutliche Chlorophyllkörner.
Es fragt sich, welche von den auf der Unterseile befindlichen
Spaltöffnungen den Namen Wasserspalten verdienen. Nach der Loca-
tion der länglich elliptischen Stomata am Rande und der hier beob-
achteten Wasserausscheidung müssten diese als Wasserporen ange-
sehen werden, wiewohl die übrigen sehr grossen Stomata wegen
ihrer ausserordentlich weit geöffneten Spalten mehr für die Function
der Wasserausscheidung sprechen. Mag jedoch dem sein wie es wolle,
so viel ist sicher, dass auch an der Unterseite der Blätter von Cala-
dium rotundifolium, wenigstens bei älteren Individuen, Wasseraus-
scheidung vor sich geht, während sich dieselbe bei jüngeren Pflanzen,
soweit meine Beobachtungen reichen, nur auf die Blattspitze u. zw.
die Oberseite beschränkt.
Wir gelangen nun zu jenen Pflanzen, welche Wasserporen mit
langen Spalten aufweisen.
In dieser Beziehung ist eigentlich einer Pflanze schon gedacht
worden; es war Paeonia officinalis, deren Wasserporen sich durch
lange Spalten auszeichnen. Daran würde sich Sambucus nigra reihen;
bei den Blättern dieser gelang es mir jedoch nie, ausgescliiedener
Tropfen ansichtig zu werden, da ich jene trotz wiederholter Versuche
in dem kürzeren Schenkel der u-förmigen Röhre nicht luftdicht be-
festigen konnte.
Ich war daher bloss auf die mikroskopische Untersuchung an-
gewiesen, die nachstehendes Resultat zur Folge hatte: An der Unter-
seite in der Nähe der Spitze des Blattes, nicht wie De Bary angibt,
an der Oberseite, sind zwei grössere Stomata mit weit geöffneter,
heller Spalte. Ihre Schliesszellen enthalten wenig (oder gar kein)
Chlorophyll, während die der übrigen Spaltöffnungen ausserordentlich
reich daran sind. Abgesehen noch von den nur wenig längeren Spalten,
welche die erst erwähnten Stomata auszeichnen, lässt sich zwischen die-
sen und den gewöhnlichen (Luft-) Spalten kein Unterschied erkennen.
Mehr als über Sambucus nigra bin ich über Ribes aureum zu
sagen in der Lage. Von diesem exponirte ich einen Zweig mit Blät-
tern dem Drucke einer 14 Cm. hohen Quecksilbersäule im feuchten
110
Räume und fand nach beiläufig 22 Stunden die Spitzen der Blatt-
lappen und zwar sowohl auf der Ober- als Unterseite mit g-rossen
Tropfen besetzt. Kleinere Tropfen waren überdiess an anderen Stellen
beider Blattseiten sichtbar. Bei Geleg-enheit der mikroskopischen Be-
trachtung- der Epidermis (um 8 Uhr Früh) gewahrte ich auf der
Unterseite des Blattes meistens geschlossene, nur hie und da ge<)ff-
nete und durch helle Spalten auffallende Stomata, die jedoch in Be-
zug auf die ersteren keine Verschiedenheit zuliessen. Ein Stück Epi-
dermis, auf dem ein grosser Tropfen stand, war grosstentheils mit
geschlossenen Stomaten bedeckt, nur einige, mit diesen an Form und
Grösse gleiche, waren miissig geOffnet.
Nicht viel anders gestalteten sich die Verhältnisse auf der Ober-
seite der Blätter von Ribes aureum. Hier waren SpallöfFnungen mit
längeren und kürzeren Spalten zu Gruppen vereinigt. Auf jenen
Blaltstellen, die sich durch Tropfenausscheidung kenntlich machten,
boten sich meinem Anblicke immer Stomata mit kürzeren Spalten
dar; dieselben sind nach meinem Dafürhalten als die Austritfsstellen
für ausgeschiedenes Wasser anzusehen. Diess würde jedoch die An-
gaben De Bary's, dass an der Spitze der Blattoberseite von Ribes
triste langspallige Stomata vorkommen, welche Wasserporen wären,
widerlegen, vorausgesetzt, dass bei den einzelnen Species einer Pflan-
zengattung dieselben Epidermalverhältnisse sich wiederholen. Im Uebri-
gen jedocli ist zwischen beiderlei Stomaten kein gravirender Unter-
schied aufzufinden, ein Umstand, der wieder darauf hindeuten dürfte,
dass nicht ganz bestimmt gebaute Stomata, sondern vielleicht alle
mehr oder weniger dazu geeignet sind, Wasser auszuscheiden.
Bestätigt wird diese Ansicht neuerdings durch Versuche, die ich
bei Syritiga nulgaris^^) im Sommer anstellte.
Diese Pflanze hat im Allgemeinen Stomata mit langen Spalten.
Doch konnte ich auch bei ihr Wasserausscheidung wahrnehmen. Ein
Zweig mit zwei Blättern, auf den ich den Druck einer Quecksilber-
säule von 14 Cm. Höhe im feuchten Räume wirken Hess, zeigte nach
etwa 24 Stunden an der ganzen Blattunterseite zahlreiche Wasser-
tropfen, einige auch an der Oberseite. Als ich mich von der Be-
schaffenheit der Stomata an den betreffenden Stellen der Oberseite
mit Hilfe des Mikroskopes überzeugte, gewahrte ich, hie und da
zerstreut, elliptisch geformte Spaltöffnungen mit langen Spalten, welche
bei vielen offen waren. Die Stomata der Unterseile, welche nur mehr
gedrängt bei einander stehen, sind ganz so wie jene (der Oberseite).
Viele von ihnen waren offen und iiire Athemhöhlen mit Wasser
erfüllt.
Fuchsia coccinea (?) besitzt an den Blattzähnen der Unterseite
1 — 2 deutlich geöffnete Spaltöffnungen, während die übrigen ge-
schlossen waren. Allerdings machen auch diese für den ersten
Augenblick den Eindruck, als ob sie offen wären, bald jedoch ge-
") Syringa vulgaris ist bisher weder von De Bary, noch von anderen
Bcobathtern für Wasserausscheidung genannt worden.
111
langt man durch genauere Einstellung zur Ueberzeugung, dass diese
Oeffnungen nur die Vorhofspalten sind. Wenn man von dem Geöffnet-
oder Gesclilossensein absieht, erweisen sich alle Stomata der genannten
Fuchsia als vollkommen gleich.
Dasselbe ist bei Veronica hortensis der Fall. Die meisten der hier
auftretenden Spaltöffnungen waren entweder ganz geschlossen oder
Hessen nur eine ganz schmale Spalte frei. An den Blattkerben da-
gegen fallen 1 — 2 Stomata auf, gleich gross und geformt wie jene,
aber mit ziemlich \veit offener Spalte. Sie dürften die von De Bary
gemeinten Wasserporen sein. Von ausgeschiedenen Wassertropfen
fand ich keine Spur, obzwar sich die Pflanze länger als einen Tag
im feuchten Räume befand. Gasdruck wurde jedoch nicht in Anwen-
dung gebracht.
Schluss. Wenn ich nun die im Vorangehenden dargelegten Beob-
achtungen zusammenfasse und bemerke, dass überall, wo ich Wasser-
ausscheidung, sei es an der Blattflache oder am Blattstiele, beob-
achtete, auch deutlich geöffnete Spaltöffnungen vorhanden waren, so
geht daraus mit ziemlicher Sicherheit hervor, dass die Wasseraus-
scheidung in tropfbarer Form in diesen Fallen durch Spaltöffnungen
erfolgte, was auch De la Rue"") und Rosanoff schon ausgespro-
chen haben. Aber es resultirt daraus noch mehr.
Wenn man sich niimlich vor Augen führt, dass bei den meisten
der von mir untersuchten Pflanzen, abgesehen von den wirklich ver-
schiedenen Stomaten mit dem darunterliegenden kleinzelligen Paren-
chym der Crassulaceen bis auf das stärkere oder schwächere Geöffnet-
sein nur ein geringer oder gar kein Unterschied obwaltet zwischen
jenen Stomaten, welche den gasförmigen Stoffwechsel besorgen (Luft-
spalten) und jenen, die als Austrittsstellen für ausgeschiedenes Wasser
dienen (Wasserspalten); wenn man weiters berücksichtigt, dass, so-
weit meine Beobachtungen reichen, nicht nur an den von De Bary
bezeichneten, sondern auch an anderen Blattstellen der von ihm er-
wähnten Pflanzen Wasserausscheidung statthat; dass ferner nicht
immer gleichförmige Stomata (siehe Caladium rotundifolium !) an den
Wasser ausscheidenden Stellen eines und desselben Blattes auftreten,
so scheint die Ansicht des Herrn Prof. Wiesner, die er mir münd-
lich mittheilte, hinreichende Bestätigung zu finden, die Ansicht näm-
lich, dass gewisse Stomata sich nicht gleich bei ihrer Entwickelung
so ausbilden um die Function der Wasserauscheidung immer und nur
zu vermitteln, sondern dass auch Stomata, die sonst dem gasförmigen
Stoffwechsel dienen, also Luftspalten, zu gewissen Zeiten und unter
bestimmten Verhältnissen sich zu Wasserporen umwandeln, indem
ihre Porenzellen die Beweglichkeit verlieren und zu abwechselnder
Verengerung und Erweiterung unfähig werden. Es würde demnach
der Ausdruck -.Wasserspalte" oder „Wasserpore", den De Bary
solchen Stomaten beigelegt hat, die als Austrittsstellen für ausge-
^") Bot. Ztg. 1869. „Wasserausscheidung in den oberirdischen Organen der
Pflanzen."
112
schiedene Wassertropfen dienen, mehr allgemein aufzufassen sein und
auch nur für eine gewisse Functionsperiode Geltung haben, dürfte
sich aber nicht auf ganz bestimmt locirte Stomata beschränken.
Doch ist der genannte Ausdruck nach meinem Dafürlialten noch
immer der bestgewählte, während die Ausdrücke Mikrostomata (Brau n),
Neurostomata (Odenhall) und Heterostomata (Prantl) nur bei ge-
wissen Pflanzen Anwendung finden können.
Ganz überflüssig erschiene indess eine solche Bezeichnung, wenn
sich nachweisen Hesse, dass dieselben Spaltöffnungen sowohl der Was-
serausscheidung, als dem gasförmigen Stoffwechsel dienen, mit ande-
ren Worten, dass ihre Athemhöhlen einmal mit Wasser, ein anderes
Mal mit Luft erfüllt sind.
Diess zu untersuchen und den etwa möglichen Nachweis zu
liefern, würde ich mir erlauben für eine spätere Zeit vorzubehalten.
Mykologisches.
Von Stephan Schulzer von Müggenburg.
Ueber einander schädigende Pilze.
^Da stellen wir armen Menschlein und reden
von Wisscnscliaft und Fortscliritt und bilden uns
* etwas ein auf unseren Verstand, mit dem wir der
Natur ihre Geheimnisse ablauschen, da stehen wir
vor manchem Rilthsel und können — die Hand auf's
Herz gelegt — nur staunen und gestehen: dass wir
im Grunde nichts wissen."
J. Payer, o'st.-ung. Nordpol-Exped.
Die Entdeckung der Gebrüder Tulasne, dass die sogenannten
niederen Pilze in Folge des diesen Wesen eigenen Accommodalions-
vermögens ausser den normalen Sporen in anderer Gestalt oft ganz
anders geformte, jedoch ebenfalls zur Fortpflanzung der Art dienende
Früchte erzeugen, ward erst dann zu einer in der Pilzkunde wirk-
lich epochemachenden, als zuerst De Bary, dann seine Jünger und
Andere mit einem fast an's Unglaubliche grenzenden Aufwände von
Mühe, Geduld, Zeit und Scharfsinn aus Früchten der Nebenform die
Hauptform darstellten, was wieder nur durch Brefeld's aufgefun-
denes Verfahren zur Isolirung einzelner keimender Pilzsporen, um
das Mycelium zu bilden, volle Beweiskraft erlangte.
Und wie keine Entdeckung vereinsamt bleibt, weil jede die
Anregung zu weiteren in sich enthält, somit diese wesentlich er-
leichtert, folgte bald die kaum minder interessante und wichtige,
dass auch die höiiergestellten Hymenomycelen, abgesehen von der
vielen eigenen Fortpflanzung durch perennirende Mycelien, mitunter,
nebst der normalen Fruchterzeugung am Hymenium, noch eine zweite
auf der früher für steril gehaltenen oberen Fläche des Hutes be-
sitzen. Es ist nicht bloss zu wünschen, sondern glücklicherweise
113
auch nicht im mindesten zu bezweifeln, dass jüngere, für diese
ausser dem Kreise meiner mykologischen Thätigkeit liegende For-
schungsrichtung, in jeder Bezieliung besser ausgerüstete Kräfte die
Enideckung erfassen und für begründetere Einsicht in das Wesen
der Pilze verwerlhen werden. Die mir von der Vorsehuno- zug^ewie-
sene Arbeit auf mykologischem Felde besteht hauptsächlich darin,
alle mir vorkommenden Pilze getreulich zu zeichnen und zu be-
schreiben. Finde ich \\ährend dieser Beschäftigung, wie es bei gehö-
riger Aufmerksamkeit, Liebe zum Gegenstande und Ausdauer kaum
ausbleiben kann, mehr, nämlich in die Physiologie Einschlagendes,
so verfolge ich den Gegenstand soweit, als meine Kraft und Zeit
ausreicht, und mache das Resultat bekannt, damit es Anderen als
Vorarbeit und Anregung diene.
Den Ausdruck: „zu einem Formenkreise gehörig" halte ich
für einen präcisen und glücklich gewählten, nur ist es nicht leicht
thunlich zu entscheiden, ob dieser oder jener Cohabitant wirklich
zum Formenkreise einer Art gehöre.
Ich glaube, dass dieses nur in drei Fällen mit Sicherheit ange-
nommen werden darf:
1. Wenn die Frucht der Nebenform unter gewissen Umständen
wieder die Haupfform hervorbringt, oder, wo die künstliche Erzie-
hung der letzteren zu den Unmöglichkeiten gehört, wenigstens ein
mit dem aus Sporen der Hauptform erzielten völlig gleiches Myce-
lium erzeugt.
2. Wenn die Früchte der Nebenform zwar nicht unmittelbar
die Hauptform zu erzeugen vermiigen, sondern erst eine andere,
diese vielleicht eine dritte oder vierte, immer aber die letzte wieder
zur Hauptform zurückführt; oder wenn sie ein Dauerorgan bilden,
aus welchem sich später die Hauptform entwickelt. Endlich
3. Wenn die Nebenform, wie z B. der Ueberzug an jungen
Individuen der Xylaria Hypoxylon etc., dann einige nie an"s Tages-
licht gelangenden, in tiefen Höhlen des Stroma bei Dothidea-Avlen
entstehenden Spermatien in dem Masse spurlos verschwindet, als die
Schlauchentwicklung vorwärts schreitet. Diese scheinen auf eine noch
unerklärte Weise der letzteren förderlich, vielleicht unumgänglich
nöthig zu sein.
In manchen Fällen tragen ausser den normalen Fruchterzeu-
gungsorganen andere, unbestreitbar zum Individuum gehörige, ja sogar
oft dasselbe charakterisirende Bestandtheile keimfähige Früchte. Wenn
es auch noch nicht erwiesen werden konnte, dass sie wieder die
Urform hervorbringen, so wäre es vor der Hand doch ungerecht-
fertigt, solche vom Formenkeise des Pilzes zu trennen.
Dahin gehören die t heilweise fruclificirenden Borsten und Fa-
sern an und bei Lasiosphaeria, Chaefosphaeria, melireren Arten von
Pleospora etc., sowie die im Innern der Gehäuse normal oder spo-
radisch entstehende rosenkranzförmige Abiheilung von Paraphysen
oder deren Stelle vertretenden Gebilden, die dann in ihre Glieder
zerfallen und diese Nebenfrüchte darstellen. — Normal sah ich dieses
114
l)ei mehreren A7}iphisphaeria- Arien, sporadisch in Erysiphe guttata
var. Fagi Wallr. Bei Erysiphe beobachteten derlei foru! aförmige Fä-
den auch schon die Gebrüder Tulasne und waren geneigt, darin
gleichsam eine Vertretung der Paraphysen zu sehen. Ich halte diese
Erscheinung für eine Verkümmerung; wenn nämlich die innere Be-
kleidung vom Mycelium keine hinreichende Nahrung erhält, um durch-
gehends Schläuche zu formen, erzeugt sie diese, den äusseren Coni-
dien an Gestalt ähnliche Fructification, so wie man zuweilen einzelne
Schläuche degeneriren oder gar in der den Paraphysen eigenen Faden-
form acrogen eine Spore erzeugen sieht*).
Aehnlichen Ursachen schreibe ich auch zu, wenn in demselben
Gehäuse verschiedengeformte Früchte vorkommen'^). Das sind terato-
logische Erscheinungen.
Bei der Gattung Chiastospora Riess habe ich bisher nur von
zwei Arten Kenntniss, welche beide nur unter der Zweigoberrinde
auf anderen Sphaeriaceen wohnen: Ch. parasitica Riess auf Massa-
ria pyxidata und meine Ch. Lycii auf einer Microspera. Dieses
parasitenartige Entstehen scheint Lebensbedingung derselben zu sein.
Ob sie den Wirth schädigt oder schützt, ist zur Zeit noch unbekannt,
doch nacli anderwärtigen Erfahrungen das Erstere wahrscheinlicher.
Ganz ähnlich fand ich manchmal Stilbospora macrosperma P.
auf Melunconis macrosperma Tul. gelagert, ohne ihren schlimmen
Einfluss auf letztere constatiren zu können, und da überdiess die
Früchte beider so frappant ähnlich sind, dass man sie mitunter nicht
sicher von einander zu unterscheiden vermag, so dürften wohl beide
demselben Formenkreise angehören.
Ich bin keineswegs der Erste, welcher findet, dass die Cohabi-
tation nicht genüge, die betreffenden Pilze einem Formenkreise zu-
zuzählen. Selbst auf oder in dem Siroma eines Pilzes angetroffene
fremde Formen wäre nach meinen Wahrnehmungen höchst gewagt,
unbedingt zu dessen Formenkreise zu rechnen; im Gegentheile er-
weisen sie sich in den meisten Fällen als Parasiten, somit als seine
schlimmsten Feinde, und der Ausdruck: „zu einem Formenkreise
gehörig" würde zu einem dunkeln, in der Natur nicht begründeten
und begriffverwirrenden Unsinne herabsinken, wollte man Freund
und Feind ohne Unterscheidung zusammenwerfen.
Geschah es mir doch selbst, dass ich in meinem noch fort-
während in Erweiterung befindlichen Werke bei mancher Sphäriacee
als unbestreitbarsten Beweis der Zusammengehörigkeit mit anderen
Formen den Umstand hervorhob: dass letztere demselben Stroma
entsprossen; was nun nach dem Ergebnisse meiner neuesten Erfah-
rungen berichtigt werden muss.
Phragmidium ist eben so sicher ein Feind der Cäomaceen^),
') Verhandl. der k. k. zool.-botan. Gesellsch. Band XYII, S. 719.
^) Eben dort: Podosporium Bon., Diplodia Fr., Uendersonia Mont. und
Camarasporium mihi beisammen.
') Oeslerr. bot. Zeitschr. Oc tober 1875.
115
Cicinnobulus, von Erysiphe und ihrer Conidienform*), wie mein Mono-
sporimn Boletorum (Tulasne Selecta fung. carp. 111, p. 60, tab. VIII,
Fig. 17) und Sepedoniiim mycophihim Link von Boletus-Kx\ex\; sie
nähren sich von dem Lebenssäfte ihres unglücklichen Wirthes bis
zu seiner jitinzlichen Erschiipl'ung. Völlig in demselben Verhallnisse
sieht Cronartium zur Cäomacee, aul" deren Hypostronia es so gern
lebt, dabei aber ihre Fruclification unterdrückt und endlich das fremde
Hyposiroma bis zum gänzlichen Verschwinden desselben aussaugt.
Dem Dr. Bonorden ') fiel die gesellschaftliche Verbindung auf,
worin Ci/stopiis gewulinlich mit Poronospora parasitica auf Capsella
lebt, wobei nacb Mass der Individuenzahl letzterer den Cystopus
theilweise oder auch ganz verkümmert. In noch geschlossenen
Cystopiis-?ws\e\n sieht man oft die Organe beider Pilzformen ge-
mengt vom Grunde aufsteigen. Bekanntlich besitzen beide Oogonien;
aber an von ihnen gemeinsam bewohnten Stengeln traf Bonorden
nach dem Absterben der letzteren nur immer die dickwarzigen Oo-
sporen des Cystopus an, nie die braunen feinkornigen der Perono-
spura. Diese Pilze stehen somit einander feindlich gegenüber; die
Peronospora beinträchtigt die oberirdische Fruchtentwicklung des
Cystopus, dieser unterdrückt jene der Dauersporen seiner Gesell-
schafteiin.
Hypotnyces chlorinns Tul. und E. ckrysospermus T. stellt man
wahrsclieinlich mit Recht zum bezüglichen Formenkreise des oben
erwähnten Monosporiums und des Sepedoniums, obschon man weit
ülter die Conidienform allein, als mit der Schlauchform vereint, an-
triffi, was übrigens auch mit Eurotium und Erysiphe der Fall ist.
Volle Ueberzeugung wird man auch hier erst dann erlangen, wenn
es wiederholt gelingt, aus Sporen des Schlauchpilzes die Conidien-
form oder umgekehrt zu erziehen.
JXebenbei gesagt, findet man in Boleten, welche das Sepedo-
nium schon ganz und gar in Beschlag nahm, zuweilen zwischen den
Sporen des lefzleren fremde, oblonge, beiderseits verdünnte, hyaline.
Sie stammen daher, dass der Gast sich einfand, wie der Wirth so-
eben seine Sporen bildete, zu deren vollem Zeitigen ihm der Ein-
dringling keine Zeit mehr liess. Vom Monosporium bemerkte ich in
einem Falle, dass es bei schon vorgerückter Reife der Sporen des
Boletus sich vorerst des gesammlen Fleisches bemächtigte, dann
durch die Rohrchenschicht feine Hyphen entsandte, die auf der Löcher-
seite hervortretend, sich zu einem filzigen Lager verflochten, in wel-
chem eingebettet die Perithecien des Hypomyces entstanden. In einem
anderen Falle hatte er nur die ROhrchenschicht in Besitz genommen,
das Fleisch war noch völlig intact.
Dass nicht bloss bei Sphäriaceen, wovon weiter unten, sondern
auch bei den weit voluminöseren Hymenomyceten der Gast, wenn er
sich auch nicht, wie in den eben besprochenen Fällen, der gesamm-
*j Ebendaselbst September 187.D.
*) Abhandlungen aus dem Gebiete der Jlykologie, 2. Theil, Halle 1870.
116
ten Substanz bemächtigt und den Schwamm als Individuum tödtet,
doch dessen Fructification hindert, ihn selbst aber fortleben lässt,
damit er den Gast ernähre, sieht man an mehreren Arten.
Artotrogiis Ditmarii Mont. verursacht die Sterilität der
Lamellen von Nyctalis asterophora Fr.
Lactarius deliciosus (L.) P. bleibt ohne Spur von Lamellenbil-
dung-, falls sich Hypomyces lateritius Tul. oder die meinerseits be-
schriebene Spielart perpallidus desselben Pilzes^) einquartiert und
vegelirt unbeirrt weiter, seinen Feind geduldig pflegend.
Dasselbe geschieht bei der Ciavaria Ligula Schff., wenn sie
durch die Hypocrea alutacea (P.) Tul. befallen wird, sowie bei der
Cl. cristata Hlmskj., wenn sie die Helmint ho sphaeria Clavariae
(Desm.) Fuckl heimsucht.
Den Agaricus caesareus Scop. macht die Mycogone rosea Link
unfruchtbar, ohne seinen Lebenslauf zu verkürzen.
Merkwürdig ist es, dass letzterer Schwamm in solchem Zu-
stande, so wie der früher genannte Lactarius, in Italien mit eigenen,
von jenen der gesunden Form abweichenden Namen belegt, separat
eingesammelt und gewissermassen als absonderliche Delicatesse ver-
speist wird.
J. de Seynes sah an der oberen Fläche der Fistulina hepa-
tica (P.) Fr. in zartester Jugend Conidienbildung, welcher weit später
die Entwicklung des Hymeniums nachfolgt. Also analog wie bei Xy-
laria und Hypoxylon. Indessen bleibt letztere manchmal auch völlig
aus, und es entstehen am ganzen Schwämme ringsherum Conidien,
mit anderen Worten, die normale Fructification wird unterdrückt.
Nur für den Fall, dass die nach seinen Versuchen im nächsten Früh-
jahre allerdings keimenden Conidien wieder die Fistulina (oder deren
Mycelium) hervorbringen, stehen erstere zu letzteren in einem freund-
lichen Verhältnisse, d. h. sie gehören zu deren Formenkreise, im
entgegengesetzten Falle kaum.
Alle diese meist recht ansehnlichen Hymenomyceten sahen wir
durch weit kleinere und schwächere Pilze bald ganz vernichtet, bald
in ihrer Fructification beliindert, somit der Nachkommenschaft beraubt,
was sicherlich Jeder anstandslos ein Usurpiren oder Aussaugen durch
Parasiten nennen wird. Aber auch verhältnissmässig grosse, dauer-
hafte Schwämme fester Substanz verschmähen es nicht, durch Unter-
drückung kleiner die eigene Existenz zu sichern.
Ein in Beobachtung genommener abgestorbener Aprikosenbaum
bekam nach längerem Liegen zahlreiche Pusteln einer Cryptospora
und eines Melanconiwns. Später sah ich mehrere Pusteln mit einem
weisslichen Häutchen bedeckt und damit förmlich hermetisch ge-
schlossen, unter demselben aber die betroffene Sphäriacee getödtet
und ohne alle Spur einer Fructification. Aus diesen, in jüngstem Zu-
stande nicht unterscheidbaren Häulchen entwickelten sich dann dreier-
Verhandl. der k. k. zool.-bot. Gesellsch. 1870, Bd. XX, S. 173.
117
lei Hymenomyreten : Eine Form dos Polyporiis hirsutus Schrdr., ein
Irpex und eine Spielart der Thelephora umhrina Fr.
Die Sporen aller drei Formen müssen, ihrer Natur nach, in die
Rinde eintreten, um dort zu keimen und das Mycelium zu bilden.
Hier war hiezu die Oeffnung der Sphäriaceen-Pusteln ein bereits
vorbereiteter, daher willkommener Weg. In der Thal entstand an
demselben Baume nicht ein einziges der vielen Hymenomyceten-lndi-
vlduen an einer glatten Stelle der Rinde; die Sporen aller keimten in
Pusteln. Da auch ein an Aesten der Waldkirsche wachsender Irpex
immer aus einer Pustel der Micropera Drupacearum Lev., der Sphae-
ria pulchella P. oder einer anderen diesen Standort liebenden Vaisee
hervorkommt, so könnte man daraus fast vermuthen, dass derlei
Schwämme normal aus dem Grabe des gewaltsam getödteten Vorbe-
wohners erwachsen; doch reicht meine bisherige Erfahrung in dieser
Richtung zu solcher Annahme noch nicht hin. ich ward aber erst
vor Kurzem hierauf aufmerksam.
Von den niederen Pilzformen verdrängt nicht selten der stär-
kere Nachbar den schwächeren auf ziemlich brutale Weise. Ein
kaum 0"4 Mm. hohes Penicillium vegelirte ganz friedlich und be-
haglich auf frischem Käse; nach einiger Zeit erhob sich daneben
eine 22 Mm. hohe iliwcor-Form, und andern Tags war jede Spur
des PenicilUwns verschwunden. Der liebenswürdige Nachbar hatte es
durch seine üppige Ausbreitung überzogen und in seiner Umarmung
erstickt.
Solche gegen einander feindselige Cohabitanten kann man nach
meiner Ansicht denn doch nicht in einen Formenkreis steilen. Wir
kommen aber nun zu Sphäriaceen, wo derlei unfreundliche Mitbe-
wohner häufig vorkommen und im Geiste unserer Zeit oft ohneweiters
als Makro- und Mikro-Conidien, Makro- und Mikro-Stylosporen, end-
lich als Spermatien dem Formenkreise des Schlauchgebildes beige-
sellt werden , während sie in Wirklichkeit dessen verderblichste
Feinde sind.
„Flora" 1876 Nr. 3 zählte ich die mir bis dahin an Dothidea
bekannt gewordenen sogenannten Nebenfructificationen auf und be-
zeichnete schon damals, mit Angabe des Grundes, an D. Ribesia (P.)
Fr. die Spermatienform B und die Makroconidienform als entschieden
die Fructification der Dothidea hemmend. Nur in dem unwahrschein-
lichen Falle, dass man aus den Früchten beider die Dothidea er-
ziehen würde, gehören sie in deren Formenkreis, im Gegentheile
sicherlich nicht.
Später entdeckte ich im Stroma derselben Dothidea noch zwei
weitere Spermatienformen, eine mit braunen einfachen kuglig-ovalen
0003 — 0005 Mm. langen, die anderen mit farblosen, dünn-cylindri-
schen, 0005 Mm. langen Spermatien. Es gelang mir bisher nicht,
irgend einen Einfluss derselben auf die Schlauchform zu bemerken.
(Schluss folgt.)
118
Epilobiu n o V) u.
Auetore C. Haussknecht,
(Fortsetzung.)
£. Cunninghami Hausskn. Caule duro, pluripedali, basi siib-
lignescenle, ramulis elongatis strictis floribundis praedito, subfetra-
gono, glabro, sublucido, superne tantum pilosiusculo, lineis parum
elevatis pilosiusculis notato. Foliis parvis sessilibus, basi breviler ro-
tundatis, ovato-lanceolatis acutis, remote subdenticiilatis, glabris, le-
viter venosis. Floribus numerosis parvis, laete roseis. Alabastris
oblusiusculis, adpresse pilosulis. Stigmale clavato. Capsulis brevibiis,
adultis subglabresceiitibus, pedicellis fol. fulcr. V3 brevioribus. Semi-
nibus ovoideis, apice in anniiluin pelluciduin attenuatis, basi sub-
obtusis, tenuiter papillosis.
Hab. in America aiistrali, leg. Cunningham 1868.
E. Americanum Hausskn. Riiizomate brevi abscisso, stolones
breves epigaeos remote folialos gerente. Caule dodrantali, plus minus
ramoso, tenui, glabro, lineis elevatis destituto. Foliis oblongo-lanceo-
latis, superioribus oblongo-elliplicis, petiolatis, utrinque glabris, paliide
viridibus, pauUum venosis, acutis, deriticulis callosis minimis valde
remotis praedilis. Floribus parvis pallidis. Stigmate clavato. Capsulis
glabrescentibus, pedicellis tenuiter pilosis. Seminibus utrinque atte-
nuatis, brevissime annulatis, basi subobtusis, testa dense papillosis.
Hab. ad flum. Saskatschawan leg. Bourgeau.
E. Chilense Hausskn, Radice brevi abscissa, gemmas carnosas
sessiles gerente. Caule pedali ultraque, erecto, tereii, superne lineis
vix elevatis notato et pilis brevibus glandulosis patentibus sparse ob-
sito, remote foliato. Foliis brevibus, obscure Tiridibus flaccidis, infimis
breviter petiolatis, obtusis, ovatis basi rotundatis, glabris, subinteger-
rimis, superioribus sessilibus basi cordatis, acutis, remote repandoque
denticulalis. Floribus parvis carneis. Stigmate clavato. Capsulis graci-
libus, tenuiter glanduloso pilosis, pedicellis folio fulcrante multo bre-
vioribus. Seminibus ovoideis utrinque attenuatis, annulo pellucido in-
structis, basi abrupte attenuatis acutis, testa papillosis.
Hab. in Chili, leg. Poeppig, Cumming, Bridges, Meyen etc.
E. Valdiviense Hausskn. Rhizomate brevi radicante. Caule pe-
dali, simplici vel parum ramoso, subtetragono, lineis elevatis vix
pilosiusculis notato, glabrescente, superne tantum adpresse pilo,siu-
sculo. Foliis glabris, subtus pallidioribus, valde venosis, sessilibus,
remote sed argute denticulalis, oblongo-lanceolatis, basi breviter ro-
tundatis. Floribus minutis erectis, paliide roseis. Stigmate cla\alo.
Capsulis tenuibus, adpresse sparseque pilosiusculis, pedicellis pilosis
fol. fulcr. subaequilongis. Seminibus utrinque attenuatis, breviter an-
nulatis, basi aculis, testa tenuiter papillosis. Affine E. Lechleri Phil.
Hab. in Chili ad Valdivia leg. Philippi.
E. Andicolum Hausskn. Rh.izomate radicante, stolones epigaeos
gerente. Caule pedali vel pluripedali, apice nulanle, folioso, lineis
119
pauUum elevatis pilosiusculis notato, superne pilis sparsis subadpressis
obsito. Foliis oblongo-, vel ovato-lanceolatis, uüinque anguslatis, in
petiolum sensim decurrentibus, obtiisiusculis, denliculis callosis nii-
nutis praeditis, crassiusculis, glabrescentibiis, sublus valde nervosis.
Floribus mediocribus, virgineis nutantibus, pallide roseis. Sligmate
capitalo-clavato, Capsulis valde elongatis, subadpresse pilosiusculis,
pediceliis lolio fulcrante dimidio brevioribus. Seniinibus utrinque atte-
nuatis, manifeste pellucido- annulatis, basi aculis, lesla dense pa-
pillosis.
Hab. in Peruvia: Cordill. de Tacna 3 — 4000 ped., leg. Meyen.
— In Bolivia, prov. Larecaja in in. Andibus leg. Mandon.
E. saximontanum Hausskn. Rhizomate tenui elongato, gemmas
bulbiformes hypogaeas sussiles, serius in stolones seniiunciales hypo-
gaeos abeunles gereute, kataphyllis carnosis ante inibricatis. Caule
simplici spithamaeo vel dodrantali, tenui^ strainineo, glaberrimo, lineis
glabrescenlibus paruin elevatis notato. Foliis pallide virentibus gla-
berriinis, subaveniis, inferioribus ovatis sessilibus, integerriniis, ob-
tusis, reliquis ovalo-lanceolafis, basi breviter rotundatis, obtusiusculis,
vix denticulaiis. Floribus parvis pallide roseis. Stigmate clavato. Capsulis
glabrescenlibus, pediceliis folio fulcrante nuilto brevioribus. Seminibus
uvuideo-oblongis, utrinque atlenuatis, pellucido-annulatis, basi acutis,
tenuiter papillosis.
Hab. in Rocky Mountains leg. Bourgeau, Parry etc.
Habitu E. lactifloro m. et E. glaberrimo Barbey affine.
E. adenocaulon Hausskn. Radice brevi abscissa rosulifera. Caule
erecto pedali vel pluripedali, tereli, lineis mox desinentibus leviter no-
tato, remote foliato, praecipue superne dense glanduloso-piloso. Foliis
brevissime petiolalis, oblongo-lanceolatis, basi rotundatis, apice sen-
sim angustalis acutis leviter repando-denliculatis, glanduloso-pilosiu-
sculis. Alabastris brevissime apiculalis, glanduloso pilosiusculis. Flori-
bus minutis erectis pallide roseis. Stigmate clavato. Capsulis gracilibus,
glanduloso-pilosiusculis, pediceliis glandulosis fol. fulcr. multo brevio-
ribus. Seminibus oblongis utrinque attenuatis, breviter pellucido-annu-
latis, basi aculis, lesta dense papillosis.
Hab. Ohio leg. Drege. — Prov. Acongua leg. Philippi. —
Cumberland House Herb. Hook er. — New-York leg. A. Gray.
E. Brasiliense Hausskn. Radice stolones epigaeos unciales re-
mole foliatos gereute. Caule basi sublignescente, tereti, lineis decur-
rentibus destiluto, inferne subglabrescente, superne pilis crispulis,
glandulosis patentibus immixtis puberulo, folioso, pedali vel pluri-
pedali. Foliis oblongo-lanceolatis, sessilibus, inferioribus obtusiusculis,
superiori[)us aculis mucronalis vel apice triangulari mucronalis, re-
pando-denticulatis, denliculis argutis approximatis antice porrectis.
Alabastris adpresse pilosis, constricte apiculatis. Floribus parvis, pallide
roseis. Stigmate breviter clavato, apice subdilatalo. Capsulis tenuiler
glanduloso-pilosis, pediceliis fol. fulcr. aequilongis. Seminibus oblon-
gis, apice rotundatis, basi oblusis, testa dense papillosis.
Hab. in Brasilia log. Sellow nr.3186. Monle^ideo leg. Humboldt.
Syn. E. tetragonum. M. Miclieli Fl. Brasil.
120
E. pseudo-lineare Hausskn. Caule teniii, basi lig-nescenle, dodran-
tali V. pedali, folioso, paucifloro, tereli, elineato, adpresse puberulo.
Foliis auguste linearibus , crassiusculis , nervo medio prominente,
aveniis, utrinque pube dense obtectis, margine planis, utrinque den-
tibus 1 — 2 argulis nolatis, rariiis integerrimis, apice abrupte aculalis
mucronatis. Floribus parvis purpureis. Stigmate elongato-clavato.
Capsulis gracilibus, pedicellis tenuibus puberulis, fol. fulcr. longioribus.
Seminibus ovoideis, apice rotundatis, basi obtusis, testa dense breviter
papillosis.
Hab. California. Colonia Ross. (Hb. Petr.)
(Schluss folgt.)
lieber das Wachsthum
der JPinus iencodennis Ant.
Von Franz Antoine.
Die äusserst geringe GrOssenzunahme der Pinus leucodermis in
einem verliiillnissmassig grossen Zeiträume ist von ganz eigenthüm-
licher Art. Ich war anfangs der Meinung, das» der Standort und die
BodenbeschafFenheit in dem k. k. Hofburggarten die Ursache an der
langsamen Entwickelung sei; diess ist aber nicht der Fall, da die
gleichalten Individuen im Garten der Flora austriaca im Belvedere
zu Wien und eines auf dem Landsitze des Herrn Dr. Carl Bolle bei
Berlin, beinahe dieselben Dimensionen zeigen.
Sämmtliche Exemplare haben nun ein Alter von 15 Jahren er-
reicht und jenes in der Flora austriaca im Belvedere missl 27 Ctm.
in der Höhe, mit einem Kronendurchmesser von 42 Ctm., jenes des
k. k. Hofburggartens ist 50 Ctm. hoch und Dr. C. Bolle's Exemplar
misst 63 Ctm. in der Hohe.
Es geht nun daraus hervor, dass unter den verschiedenen
Bodenverhaltnissen und klimatischen Einflüssen die Wachsthumsent-
wickelung fast gleichen Schritt halt und diese Föhre, in Bezug auf
Langsamkeit des Wachsthums (vielleicht mit Ausnahme der Pinus
Pumilio in hoher Region) jedenfalls ihres Gleichen sucht. Wie rasch
entwickelt sich dagegen unsere Pinus Laricis austriaca auf ihren
natürlichen Standorten sowohl als auch in den Gärten.
Unser unermüdlicher Forscher, der k. k. Hofgärtner, Herr Franz
Maly, durch dessen Thätigkeit und Umsicht schon manche höchst
werth volle Acquisition unseren Gärten zugeflossen ist, hat bei seinen
fast jedes Jahr unternommenen botanischen Excursionen im Jahre
1864 Dalmatien und Montenegro durchreist und fand diese Föhre
zuerst in Dalmatien bei Krivosije im Districte Risano, von wo sie
sich nach Montenegro hinzieht. Bei Orjen in Montenegro befinden sich
grosse Wälder davon jedes Unterholzes bar, und schon von grosser
Entfernung leuchten die Stämme durch ihre silberweisse Berinduiig
aus dem dunklen Grün entgegen.
121
An einem Stammstücke, welches mir durch Herrn Maly zuge-
kommen ist, zeigte sich der Mittelpunkt excentrisch siluiif. In das
rothlich gefärbte Kernholz, wehhes auf der Nordseite 55 Mm., auf
der Südseite 70 Mm. misst, fallen 80 Jahrringe, das weisse Splint-
holz misst auf der Nordseite 25 Mm., auf der Südseite 45 Mm. und
enthält 86 Jahrringe. Der 19'/o Ctm. starke Stamm besteht demnacii
aus 166 Jahresringen, eine Anzahl, welche für so geringe Dimen-
sionen sehr beträchtlich ist und das langsame Wachs! hum des Bau-
mes, auch in seinem Vaterlande, genügend beurkundet. Das Holz ist
überdiess sehr iiarzarm, wahrend jenes unserer Scliwarzfohre davon
reichlich imprägnirt ist.
Für Culturen im Grossen oder als Zierbaum in unseren Gärten
verliert der ßaum, des äusserst langsamen Emporkommens wegen,
seinen Werth, da gewiss jeder Forstmann oder Gartenfreund für die
gehabten Mühen und Auslagen in einem entsprechenden Gedeihen
seinen Lohn finden will.
Floristisches aus der Teplitzer Gegend.
Von AI. Dichtl S. J.
Die Umgebung von Teplitz ist von mehreren verdienstvollen
Botanikern, wie Eichler, Winkler, Thiel, Hampel, Reuss jun.
u. s. w. vielfach durchforscht worden, indess dürfte doch noch man-
clier interessante Fund sowohl in den Schlucliten des nahen Erz-
gebirges, als auch für den OsUich gegen Türnitz sich hinziehenden
Bergrücken zu verzeichnen sein, wie mich meine wenigen Excur-
sionen im Sommer des verflossenen Jahres überzeugten.
Möge nachfolgendes Verzeiciiniss, geordnet nach C elakovsky's
Prodromus, als kleiner Beitrag zur Kenntniss der Flora dieser Gegend
dienen.
Aspleniutn germanicum Weis findet sich sowohl auf Gneiss (Ebers-
dorf), als Porphyr (Graupen) und Phonolith (Loclicic) gerade
niciit selten, dagegen ist mir A. Ruta muraria L. viel seltener
untergekommen.
Cystopteris fragilis Beruh, fand ich in der Nähe von Ebeisdorf auf
einem Felsblock mitten in einem Bächlein, immer von Wasser
bespült; die Wedel waren viel üppiger, die Fiedern viel breiter
und weniger tief gesägt als bei der gewöhnlichen in Mauerrilzen
wachsenrhiu Form; der äussere Habitus erinnerte fast an Äsple-
nium Adianfuin nigrum L.
Von Pinus Strobus L. ist ein kleiner Bestand in der Nähe der Ruine
Geiersburg; schöner und häufiger ist dieses zierliche Nadelholz
bei Reichstadl angepflanzt.
Abtes Larix Lam. wird in neuerer Zeit wieder häufiger kuUivirt: so
am Teplitzer Schlossberg, auf der Jedwina, auf dem Plateau des
Oesterr. butan. Zeitsclirift. 4 Heft. 1879. 10
122
Raberg-; die Form chlorocarpa in schönen Exemplaren auf der
Ruine Soboslav hei Kostenl)latt.
Sclerochloe dura Beauv. bei Stadic an der Biala nicht selten.
Lolimn Bouchianum Kunlh. scheint immer mehr an Ausbreitung- zu
gewinnen, ich sammelte diese Art an mehreren Stellen bei
Modlan.
Lolium remotum Schrank ist sowohl im Gebirge als in der Ebene
gar nicht selten.
Carex brizoides Koch findet sich in feuchten Schluchten gegen ^Zinn-
wald hinauf häufig; von den beiden Varietäten: intermedia Celak.
= C. curvata Knaf und hrunnea Celak. = C. praecox Schreit.
ist erstere bei Graupen, Sobochleben, Modlan gefunden worden;
letztere viel häufiger vorkommende zeigt sich fast an allen son-
nigen Lehnen.
Carex humilis Leyss. in Phonolithspaiten auf der Jedwina.
Carex flava L. bei Marschen, Zinnwald, Voitsdorf nicht selten mit
einem Fruchtälirchen, welches am Grunde des Halmes entspringt,
ähnlich wie bei C. gynohasis Vill.
Eriophorum vaginalum L. findet sich auch schon in den Torfmooren
beim Miickenberg.
Juncus silnaticus Reichard ist nicht bloss am Fusse des Erzgebirges
und in dessen Thälern verbreitet, es findet sich ebenfalls auf
den Höhen z. B. bei Voitsberg und Ebersdorf ca. 700 Met. über
dem Meere.
Gagea minima Schult, steigt auch in die Ebene herab; bei Maria-
schein auf Feldern^).
AlUum ursinum L. ist im Tellnitzgraben sehr häufig.
An Orchideen scheint Mariaschein's nächste Umgebung ziemlich
arm zu sein, die häufigste ist Orchis sambucina L. und ihre trübpur-
purne Form 0. incarnata Willd., ihr folgen 0. Morio L., 0. maculata
L., 0. latifoiia L., seltener sind schon 0. usiulala L., Gymnadenia co-
nopsea R. Br., Cephalanthera pallens Rieh., Listera ovata R. Br.,
Epipactis palustris Crtz. etc.
Bei Leucojum vermim L. dürfte der Standort Probstau bald zu
streichen sein, da dieses freundliciie Frühlingsblümchen unbarmherzig
ausgegraben wird; dagegen weist der Park von Kulm wahre Pracht-
exemplare von 30 Ctm. und darüber auf.
Callitriche verna (L. pari.) Kützg. ist in den kleinen Teichen und
Bächen nicht selten. Auch die Standortsmodificationen: C. mi-
nima Hoppe, C. caespitosa Schultz, C. stellata und C. angusti-
folia Hoppe lassen sich im Verlaufe des Frühjahrs und Sommers
fast an demselben Platze sammeln. — Bei Modlan fand ich in
einem Bächlein neben normaler C. Derna eine üppige, schmal-
blättrige, sterile Form mit zweispitzigen Blättern; vorab wage
ich es nicht, sie als C. hamulata Kützing anzusprechen.
*) Zu den bekannten Prager Standorten der Tulipa silvestris L. könnte
noch der Garten des Mutterhauses der barmherzigen Schwestern unter dem
Petrin beisefüsft werden.
123
Jtig/ans regia L. zeigt in ihrem Vorkommen eine interessante That-
sache. Dieser für Graupen und Umoebung so wiehlige Baum
gedeiht am Südabliange des Erzgebirges bis zu einer Seeh<)he
von ca. 500 Met. und liefert einen bedeutenden Gewinn; in den
tieferen und sonnigen Lagen von Modlan zwischen 180 — 240 M.
will er jedoch fast gar nicht fortkommen.
Castanea sativa M. ist auch am Calvariberg in Graupen, sowie am
Fusse des Tepjitzer Schlossberges in zahlreicheren Exemplaren
angepflanzt.
Salix cinerea L. kommt bei Soborten in der eigenthümlichen andro-
gynen Form: S. Timmii Schkuhr vor; bei Schönwald findet sich
eine andere Varietät, bei welcher die Staubgefasse in Stengel
umgewandelt sind
Von Bastarten sind mir vorerst nur drei untergekommen:
S. palustris und S. excelsior Host, sowie S. rubra Tausch.
Zu Urtica dioica L. ist die schöne, grossblatterige Varietät
subinermis Uechtritz bei Ebersdorf erwähnenswerlli.
Den wenigen Standorten von Parietaria officinalis L. (Moench.)
kann ein ergiebiger: Mariaschein, hinzugefügt werden.
Schiz-ofheca tatarica Celak. ist auch östlich von Teplitz und gegen
Graupen hin gefunden worden.
Chenopodium rhomhifolium (Mühlenb. sp.) scheint bei Brüx, Seido-
witz etc. Ruderalpflanze zu sein.
Bryonia alba L. ist um Teplitz, Mariaschein, Modlan etc. gerade
nicht selten.
Phyteiima orhiculare L. ist nach Mittheilnngen des hochw. Herrn
Vicar J. Hampel auf Wiesen am Erzgebirge bei Schönwald,
ich habe diese Pflanze bis jetzt noch nicht gefunden.
Crepis setosa Hall. fil. scheint sich liier immer mehr einzubürgern;
mir kam selbe an mehreren Stellen in Luzernerklee- Feldern
. unter.
An Hieracien ist das hiesige Gebiet gerade nicht arm, von den
sichergestellten Funden mögen einige hier Platz finden:
Hieracimn Pilosella X Auricula auf W^iesen bei der Eisenbahnstation
Mariaschein; stimmt bis auf den mehr hervortretenden Filz auf
der Blattunterseite sehr gut mit den von hochw. Herrn Prof.
Wiesbaur ausgegebenen Exemplaren in Bänitz Herb, europ.
Nr. 747.
— brachiatum Berlol. am Fusse der Jedwina.
— tloribundum W^imm. Ebene und Gebirge^
— praealtum (Vill.) Koch y. setosissimum Celak. bei Habfi.
— cymosum L. Berglehnen bei Mariaschein, am T(>plitzer Schloss-
berge. — Einzelne Exemplare nahern sich durch die sehr kur-
zen Stengelborsten dem H. poliotrichum Wimm. ^
— Schmidtii Tausch, ist^in den zwei Varietäten ß. foliosum Celak.
und y. pilosissimiim Celak. (= H nulcanicwn Griseb.?) auf der
Jedwina.
10*
124
Hieracium umbellatnm L. ß. Umonium Grlseb. Eisenbaliiioraben bei
Sübochleben; sehr aiifF.iUig- durch die linealischen Blätter und
schwärzlich-grünen Kelchschuppen.
Aster frutetorum Winim. im Gebüsch am Senseln-Bach nur an einer
Stelle; ob wirklich wild, ist schwer zu entscheiden.
Inula hirta L. kommt auf Phonolith zwischen Locheic und Schichlitz
nicht selten vor.
Matricaria discoidea DC. Aereinzelt auf Feldern zwischen Dux und
Sobrusan.
Gnaphalium luteo-album L. in wenigen Exemplaren in einem Holz-
schlag bei Ober-Marschen.
— arenarium L. nebst der Varietät aurantiacum Pers. auf Phono-
lith bei Habri, auf Gneiss bei Graupen und Mariaschein.
Senecio ei'iicaefolius L. ist in dieser Gegend ziemlich häufig, viel
seltener dagegen S. Jacohaea L.
Carduus acanthoides L. tritt bei Kulm oft in einer proliferirenden
Form auf, ebenso Cirsium arvense Scop.
Zu Cirsium eriophorum sind als weitere Standorte bemerkens-
werth: Kulm, Koslenblali^ Malhostitz.
Von C. heterophyllum All. ist die ganzblättrige Form C. hele-
noides All. vorwiegend vertreten.
An Hybriden wurden beobachtet:
X C. tataricum Wimm. bei Mariascliein.
V
X C. Winkler ianum Celak. Theresienfeld.
: C. Wimmeri Celak. Mariaschein, Tlieresienfeld, Graupen, Soborlen.
Galium Mollugo L. bietet in seinen -sielfach abweichenden Formen
beim näheren Untersuclien oft grosse Schwierigkeit. Mir scheint
je<loch, dass die Form G. erectum Huds. gerade durch die Ge-
stalt der Rispe, die langen Blüthenstielchen und die rein weisse
Blüthe leicht und gut unterscheidbar ist; ich fand sie bei Ebers-
dorf häufig.
Von G. ochroleucum Wolf sind beide Formen in der Ebene
vertreten: a. angustifoUum bei Kulm, ß. latifolium bei Marschen.
— tricorne With. ist auf den Feldern, welche den flaclien Rücken
zwischen dem Schlossberg und der Jedwina bedecken, als Un-
kraut nicht selten.
Von G. Aparine L. sammelte ich bei Sobochleben eine
eigenthümliche Form: Stengel und Blätter sind mit langen (bis
1 Ctm.) Haaren mehr oder weniger statt der Widerhaken be-
setzt; auch die Hakenborsten der Früchte sind verlängert und
weich. Die von Mertens und Koch angegebene Varietät /3. /w>-
sutum dürfte schwerlich damit zusammenfallen.
Lonicera tatarica L. wächst sehr üppig in grossen Sträuchern am
Teplitzer Schlossberge.
Myosotis caespitosa Schultz am Barbara -Teich bei Dux, an Wasser-
gräben bei Soborten.
— hispida Schlechtd. auf den Abliängen des Erzgebirges; auch die
Form ist häufig, bei welcher der unterste Fruchtstiel den Kelch
an Länse übertrifft.
125
Pnlmonaria anqustifoJia L. Rabnoy bei Tiiniitz.
Linaria ruiyaris L. var. acentra ganz spondds, bei fCiiIin.
Von Veronica Chamaedrys L. ist die Varietät lamiifolia (Heyne
sp.) in den sohattiffen Wäldern bei der Geiersbuig nicht selten.
Veronica triloba Opiz im Bielathale, bei Karbitz, Kulm auf Feldern;
ist an der dunkelblauen Blumenkrone und den kurzen Frucht-
stielen schon von weitem erkennbar; mit der Beschreibung,
welche Menyhärdt in Kalocsa videkenek növenytenyeszete
p. 134 nach ungarischen Exemplaren entwirft, stimmen die hie-
sigen Pflanzen nicht ganz überein.
Flu' Mentha viridis L. war bis vor Kurzem bei Kulm ein ergie-
biger Standort, leider musste derselbe der fortschreitenden Cullur
weichen.
Thymus pannonicns All. bei Habri.
Pinguicnla vulgaris L. auf Toifgriinden bei Veitsdorf.
Lysin/achia thyrsißora L. Barliarateich bei Diix.
Das Genus ThaUctrum gehört wohl mit Recht unter jene, welche
als crux et scandalum botanicorum mit verrufen sind, besonders
lassen sich Formen, wie Th. minus, collinum, monfanum, silvaticntn,
majus u. s. w. gewiss nur sehr schwer auseinanderhallen. Ich wage
es nicht, die bei Lochcic und Suchey gefundenen Formen ohne noch-
malige Beobachtungen an den frischen Pflanzen hier anzuführen.
ThaUctrum minus L. ß. elatum bei Habri.
Adonis flammea Jacq. in wenigen Exemplaren unter Weizen bei
Sut'hey.
Papaver dubium L. am Balindamme bei Sobochleben im Vereine mil
P. Argemone L. ß. leiocarpum.
Von Fumaria officinalis L. ist eine üppige Garlenform mit zwei
Blüthen aus einem Deckblättchen bemerkenswerlh.
Teesdalia nudicaulis R. Br. im Sande der grottesken Sandsteinwände
bei Tyssa und Königswald.
Isatis finctoria L. längs des Bahnkörpers der böhm. Nordwestbalm
bei Aussig häufig.
Lunaria rediriva L. in schönen grossen Exemplaren von den An-
höhen nördlich von Kulm, mitgetheilt vom hochw. Herrn Vicar
J. Hampel.
Cardamine enneaphylla R. Br. bort. Kew. IV. ist im Vereine mil
Card, bulbifera R. Br. im Thalweg von Tellnitz nach Schönwald
massenhaft.
— pratensis L. ß. denfata auf den sumpfigen Wiesen bei Soboch-
leben unter C. pratensis «. genuina.
Arabis arenosa Scop. in herrlichen Exemplaren an der Elbe bei
Kramel und Wolfschlinge, die var. ß. faroensis am Bahnhofe
bei Kulm.
Roripa barbaraeoides Tausch, einzeln bei Median an feuchten Wie-
senrändern. In der Blattform stimmen die Exemplare wohl mehr
mit R. silvesfris überein, jedoch sind die Schoten gut 2mal kür-
zer als die Blülhenstiele.
12G
Sisymhrium Loeselü L. auf wüsten Stellen bei Mariaschein*).
Sinapis alba L. unter Futterwicken bei Mariascliein.
Scleranthus intermedius Kittel einzeln mit Sei. annuus und perennis
auf Feldern bei Graupen.
Spergula pentandra L. a. genuina Doli auf Phonolithplatten unter
Finus silvestris am Teplitzer Schlossberg, ß. Morisonii (Bor. sp.)
zahlreich im Sande am Fusse der Tyssaer Wunde.
— sat'wa Bönningh auf Feldern unter Sp. arvensis L. bei Ober-
Graupen, Marschen, Modlan.
Cerastium brachypetalum Desp. ist in beiden Varietäten glandulosnm
und eglandulosum besonders an den sonnigen Lehnen bei Maria-
schein häufig.
— glomeratum Thuill. nur einzeln an einem Strassengraben bei
Marschen.
— semidecandrum L. tritt besonders im Frühjahre in den beiden an-
geführten Varietäten «. scariosmn und ß. snbherbaceum zahlreich
auf. Letztere Form entspricht wohl mehr dem C. pmnilum Curt.
als dem C. glutinosum Fr. (Vergl. J. Wiesbaur S. J. „Zur Flora
von Niederosterreich in Verhandl. der k. k. zoolog.-botan. Ges.
XXV. 821 tr.)
— triviale Lk. ß. glabratum N. bei üux beobachtet; bei mehreren
Exemplaren ist der Stengel an dem oberen Theile ringsum schwach
behaart.
— triviale Lk. y. nemorale Uechtr. in feuchten Wäldern bei Mar-
schen und Hohenstein.
Dianthus Armeria L. selten bei Kulm.
Silene Otites Sm. bei Habri.
Melandryum silvestre R()hl. Kulmer Waldkapelle.
Malva- pusilla Sm. bei Raudnig ziemlich häufig.
— Alcea L. ß. angustisecta N. am Teplitzer Schlossberg, y. pal-
matißda bei Kulm.
— moschata L. ist an drei verschiedenen Punkten beobachtet worden :
bei Habri, am Knetelberg, bei Mariaschein; am ersteren Fund-
orte ist ß. lafisecta, an den zwei letzteren a. angustisecta.
Hypericum tetrapterum Fr. ist an Wiesengräben um Mariaschein
ziemlich verbreitet.
— montanum L. am Teplitzer Schlossberg.
Polygala vulgaris L. und amara L. sind in der That zwei schwache
Arten, wie Dr. Celakovsky I-emerkt. Bei Habri sammelte ich
mehrere Exemplare von P. comosa Schk., wo ein Stengel am
Grunde eine Blattroselte trägt, während sie den anderen fehlt,
die Mittelnerven an den Flügeln sind bei allen Blüthen sehr
schwach anastomosirend. — Von den zahlreichen Varietäten der
') Bei der Charakteristik von Erysiiuuiu crepidifolium Robb, ist im Pro-
dromus p. 46S ein unliebsamer Druckfeliler stehen geblieben. Anstatt: „ßlüthen-
stielchen 2— 3mal länger als der Kelch" muss es wohl heissen: 2 — 3mal
kürzer.
127
P. vulgaris L. treten besonders auf:
y. grandifolia (P. montana Opiz) auf sonnigen Wiesen.
£. turfosa Celak. auf Moorwiesen bei Voitsdorf und Zinnvvald.
rj. multicaulis, Gründe bei Ebersdorf.
•&. depressa (P. depressa Wender.) Mückenberg.
Dictammis albus L. selten bei Habri.
Bernla angiistifoUa Kocli an einem Bächlein bei Schiclilitz.
Seseli Libanotis Koch bei Sobochleben.
Tordylium maximnm L. hat einen ergiebigen Standort bei Kulm.
Chrysosplenium opposilifolium L. In den Thälern bei Geiersburg
häufig.
Sedum rupestre L. ß. viride (S. reflexum L. spec. ^lant. edit. II.)
am Südabhange des Teplitzer Schlossberges in einem grossen
Rasen.
Cotoneaster vulgaris Lindl. Teplitzer Schlossberg.
Cydonia vulgaris Pers. Verwildert oberhalb des Kalvarienberges bei
Mariaschein.
Die Rosen treten in der Umgebung von Teplitz und Maria-
schein in grosser Mannigfaltigkeit auf. Nach Revision eines Theiles
der gesammelten Formen durch Herrn Dr. Christ in Basel sind fol-
gende bemerkenswerth:
Rosa coriifolia Fries f. snbcollina und complicata CInist, beide häufig
bei Graupen etc.
— Beuteri God. f. complicata Christ ist neben R. canina L. eine
der gemeinsten Arten.
— sepium Thuill. f pubescens Rap. bei Marschen, unter der Geiers-
hurg, bei Ebersdorf.
— graveolens Gren. Theresienfeld, Kulm, Graupen.
— tomentosa Sm. f. scabriuscula und f. subglobosa. Kulm, Ebers-
dorf, Marschen. — Dass mit dieser Aufzählung noch gar nicht
der Reichthum an Rosen erschöpft ist, leuchtet von selbst ein.
Potentilla recta L. (/?. P. obscura Willd.) einzeln bei Graupen und
Lochtschitz^).
Spiraea opulifolia L. zahlreich am Teplitzer Schlossberg im Vereine
mit Sp. salicifolia L.
Prunus Cerasus L ß. Chamaecerasus (Jacq. sp.) auf den Abhängen
der Rabney gegen Stadic.
MelUotus albus Desr. an Wegrändern bei Sucliey.
Trifolium, incarnatum L. um Mariaschein unter der Saat, später auf
Stoppelfeldern.
Cohitea arborescens L. am Teplitzer Schlossberg.
Vicia lathyroides L. Wiesen bei Mariaschein.
') Potentilla Neuinanniana Reichb. wurde im Herb, europ. des Herrn
Dr. Baenitz XXXI, Nr. 3079 vom Teplitzer Schlossbers;, als da häufig vor-
kommend, angegeben, mir scheint jedoch, dass da eine Verwechslung mit P.
cinerea ChaiK stattgefunden habe, wenigstens was ich als JP. Nevmanniana,
von dort sah, ist nur P. cinerea, welche freilich an diesem Standorte sehr
häufig sich findet.
128
Vicia pisiformis L. Selten bei Marschen.
— silTiatica L. unter der Geiersbiirg.
Lathyriis silvestris L. a. angustifolius bei Rosentbal, Mariaschein,
Kulm.
— albus Kiitel auf der Rabney zahlreich.
Mariaschein, am 9. Janner 1879.
Literaturberichte.
Monografla dei trifogli di Sicilia, Prodromi di una revisione del Genere
per M. Lojacono Assistente provvisorio nel R. Orto Botaiiico di Palermo.
Palermo Virzi 1878. 4. 172 S. 4 It. Lire.
indem wir obengenanntes WerUchen über die so reichen Sicili-
schen Trifolien etwas näher besprechen, hoffen wir, dass diess dem
Leser der Oest. bot. Zeitschrift um so mehr willlxommen sein dürfte,
als in derselben Zeilschrift die werthvollen Arbeiten über diese Fa^
milie von Prof. Celakovsky, welche unser Autor näher beachtet,
erschienen sind *) und das in Koch's Flora inbegriffene trifolien-
reiche Istrien mit Sicilien in dieser Gattung die meiste Analogie bietet.
Das Werk bildet zwei Tlieile: den organographischen und den
beschreibenden. Der erste behandelt geschichtlich die successiven Zer-
theilungen des Genus und deren Bestimmungen vonLinne bis Savi.
Besonders wird die richtige Idee des letzteren, die Gruppirung der
Arten nach dem Vorhandensein oder Fehlen der Blumendeckblälter
festzustellen, hervorgelioben, obwohl die folgenden Vertheilungen auf
schwachem Grunde beruhen und das vorherige Gute beeinträchtigen.
Verfasser nennt Koch und Presl als Entdecker des Schlüssels des
Geheimnisses, weil die von diesen aufgestellten Sectionen wenig zu
wünschen übrig lassen und auch Grenier und Godron und Boissier
denselben AVeg folgten.
Mit den neueren Arbeiten Celakovsky's slinimt Lojacono
nicht ganz überein, namentlich dort, wo Erstgenannter nach der
Blumenkrone die PresTschen Sectionen utn drei neue vermehrt. Ob-
wohl der Autor mit der richtigen Anschauungsweise Celakovsky's
besonders über den Blüthenstand und die Entwickeiung der Blumen-
axe einverstanden ist, geht er doch nicht in die angeführten Neue-
rungen der Bestimmung ein, da es seiner Meinung nach nicht angeht,
in einer Gattung, wie Trifolivm^ wo die Blumenkrone weniger Be-
achtung und Vertrauen verdient, auf dieses einzige Organ dieselbe
zu gründen.
Nach dieser Anschauung unterbleibt sowohl die Section Crypto-
sciadium, die auf dem Trifolium uniflorum L. gegründet ist, welches
der Section Trifoliastrum Ser. CÄmoria des Autors) einverleibt wird ;
*) Jahrgang 1874, 1, 2.
129
als auch die Seclion Hemiphysa^ die zwei Species umfasst, welche
die ffrösste AfTinitat mit je^nen der Section Galearia haben. Der Section
Stenosemium im Sinne Celakovsky's, welche dem Namen nach
von Lojacono beibelialten wird, fügt er neue Charaktere bei und
erweitert dieselbe derart, dass sie niclit nur das T. striatum nach
Celakovsky einschliesst, sondern auch mehrere Arten der Section
Lagopns. Die Sfenosemivm werden also auf Kosten der Lagopus ver-
melirt und bilden eine Gruppe von identischem Werthe wie jene,
welche unter dem JVamen Lagopodkim von Grenier et Godron in
der Fi. Fr. aufgestellt wurde. Es folgt nun eine Prüfung der Haupt-
organe, welche in 4 Capiteln: Deckblatter und Hülle, Kelch, Blumen-
krone und Hülse minutiös behandelt werden.
Bei der Behandlung der Blumenkrone gibt der Autor die^ Ur-
sachen an, die ihn besonders bewogen, nicht in Allem den Cela-
kovsky'sclien Neuerungen zu folgen. Es scheint, dass die Verschieden-
heit der Auffassung di,eses Organes in der verschiedenen Anschauung
desselben beruhe, da Celakovsky nach der Zusammenwachsung oder
Freiheit der Fahne von den Blumenblättern in eleuterosemia oder
gamosemia die Blumenkrone unterschied, und darauf seine Classifi-
cation gründete.
Lojacono verkennt nicht die Art und Weise, wie die Blumen-
krone sich zeigt, umsomehr, da er eine dritte nebst den zwei vor-
genannten Arten von Cohäsion zu erkennen glaubt, die er Zusammen-
klebung (conglutinaments) nennt, jedoch diese Eigenschaft nicht zu
seiner Classification benutzen zu müssen glaubt. Lojacono bemerkt
weiter, dass Celakovsky diese Art der Zusammenklebung, die letz-
terer als Lölhung ansehen will, nicht genug würdigte und diese dort
ergründen wollte, wo sie am wenigsten vorhanden, wie in der Section
Lagopus. Die echte LiUhung, gleich derjenigen, die zwischen den
Flügeln und dem Schiffchen existirt, findet sich bei einigen Arten
der Seclion Chronosemium; anderswo findet man nur ausgesprochene
Freiheit oder Zusammenklebung. Diese letzte kommt bei dem T. uni-
floi'vm, einigen Arten Galearien, in allen Lagopus vor, wo das
Fähnchen ohne Schwierigkeit \on den Blumenblättern getrennt werden
kann, ohne dieselben zu verletzen.
Dass diese Grundsätze genügen, sagt Lojacono, um die voll-
ständige Autonomie der einzelnen Theile zu beweisen, wird durch die
Versuche l'entham's bestätigt, der das Vorhandensein des Eiweisses
in einigen Seclionen der Mimosen durch Maceration nachwies und von
dem Vorhandensein desselben die Trennbarkeit der Theile abhängen
lasst. Dasselbe kann man von den anhänglichen Theilen sagen, denn
wo keine Anastomose und kein Zusammenfliessen der Adern existirt,
aber vollständige Unabhängigkeit vorhanden ist, Kann man mit Recht
von autonomischen Theilen sprechen. Indem Celakovsky die La-
gopus, in denen die Länge der Nageltheile der Blumenblätter eine
Rohre bildet, als gamosemien hält, hat er scheinbaren Daten nach-
gegeben, und dagegen wo eine wirkliche Löthung vorhanden, nämlich
in den Chri>nosemii, glaubte er sie nicht berücksichtigen zu müssen.
130
Lojacono glaubt endlich zu beweisen^ dass in den Lagopus^
wo gamoseniium und eleuteiosemium vorkommen sollen (auf welchen
Celakovsky seine Section Sfenosemium gründete), die Restitution
der Fahne zu ihrem wahren Stande natürlich geschehe. Er bemerkte,
dass wo die Blumenkrone klein ist und besonders wenn sie mit dem
Eierstocke, den sie einschliesst, in Verbindung steht, durch das Auf-
schwellen des letzteren alle Theile sich trennen der Beobachter
nicht allein beim T. striatum, wie Celakovsky meint, sondern bei
mehreren die Blumenkrone als vielblätterig walirnehmen wird. Diess
geschieht aber nicht bei allen, denn bei den echten Lagopus, wo die
Blumenkrone ansehnlich ist und die Bestrebungen der Hülse resultat-
los bleiben, stehen die Theile zusammengeklebt.
Ist es bewiesen, dass alle Arten dieser Section sich mit einer solchen
Blumenkrone (eleuterosemia) zeigen können, so folgt, dass eine Ein-
theilung, die auf einen gemeinsamen Charakter sich stützt, der als
rein mechanisches Resultat erscheint, als unbegründet angesehen
werden muss. Lajocono behält indessen die Gruppe, die von Cela-
kovsky Stenosemium genannt wurde, stützt sich aber auf andere
Merkmale. Er betrachtet die Charaktere, die ihm der Kelch bietet,
Hauptorgan, wie er ihn bei den Trifolien nennt, weiter die Form der
Fahne, die Verhältnisse der Blumenkronc, die ;Blumenaxe und gruppirt
aus deren Gesammtheit eine Anzahl Species gleich jener Division
des Lagopodium, die von Grenier und Godron aufgestellt wurde.
Zuletzt lässt der Autor eine detaillirte Prüfung der Charaktere
der Sectionen folgen, gibt der mit Deckblättern versehenen Gruppe
den Namen Trifoliastrum, während der andere Theil den Namen
Lagopus behält. Diese Neuerung xwang Lojacono, der Section
Trifoliastrum Auct. den alten Namen Amoria (inclusive die micran-
themum) zu vindiciren und die eigentlichen Lagopus Eulagopus zu
benennen.
Die Sicilianischen Arten belaufen sich auf 45. Neu für Sicilien
sind: T. diffusum Ehrh., Alexandrinum L., Michelianum Savi, Se-
bastiani Savi; ganz neu sind T. Minae und mehrere interessante
Varietäten. T. Clusii wird unter resupinatum, tenuiflorum Ten. als
var. des striatum gestellt, ebenso T. dalmaticum Guss. non Vis. Die
Revision des Genus ist in italienischer, die Eintheilung sowie die mit
besonderer Genauigkeit gegebenen Diagnosen in lateinischer Sprache
abgefasst.
Lojacono gab zu gleicher Zeit ein Tentamen Monographiae
Trifoliorum Generis in lateinischer Sprache heraus, wo 70 Arten
Trifolien aus Europa, dem Oriente und Abyssinien charakteristisch auf-
gezählt werden M. Sardagna.
Le Puccinie. Memoria di Carlo Bagnis. Roma 1876. Estratto dal Tomo 3.
Serie II* degli Atti della Reale Accademia dei Lincei.
Dieses in den berühmten Publicationen der römischen Academie
erschienene Werk, bringt auf 83 Quartseiten eine monographische
Bearbeitung aller beschriebenen Puccinien — 339 an der Zahl, —
die Bagnis in 51 neu aufgestellte Arten vertheilt. Bei jeder Art
131
werden ihre Nahrpflanzen und die Länder angegeben, in welchen sie
beobachtet wurden. Eine analytische Tabelle, in welcher auf die Be-
schaffenheit der Sporeninembran und die Länge des Stieles das Haupt-
augenmerk gerichtet ist, gibt übersichtlich ihre Merkmale. Eilf colo-
rirte Tafeln bringen die Abbildungen der Sporen, um die von B.
geschaffenen Formenkreise anschaulicher zu machen. Ob letztere den
Beifall der Mykologen finden werden, muss allerdings der Zukunft
überlassen bleiben.
Eine bedeutende Zahl von Formen werden in diesen Blättern
namhaft gemacht, besonders eine grosse Menge österreichischer Funde,
während das deutsche Reich — ein mykologisch so fleissig explo-
rirtes Gebiet — deren nur wenige aufweist. Erstere interessirten
mich in hohem Grade. Eine eingehende Durchsicht der Arbeit jedoch
rief so manche Zweifel wach, dass ich nicht umhin kann — da B.
die Quellen, woraus er schöpfte, nicht ersichtlich gemacht — sie
dem Urtheile der Mykologen anheimzustellen. Bemerken möchte ich
aber, dass ich den Namen „Austria" auf das gesammte Reich be-
ziehen zu müssen glaubte und nicht nur auf dessen Provinzen an
der Enns, obgleich Tyrol, Böhmen, Ungarn, Siebenbürgen, Dalmatien
und andere Länder besonders genannt werden.
Auf Seite 22 der Abhandlung kommt Puccinia Oxyriae Fckl.
vor, welche nach B.'s Angabe in üesterreich gefunden wird. Meines
Wissens wurde diese Art, die Fuckel auf der Alpe Corvagg bei
St. Moritz in Ober-Engadin entdeckte, bei uns noch nicht beobachtet.
Ebenso P. Millefolii Fckl. forma Achilleae Millefolii (wohl aber forma
A. Clavennae), P. Aristolochiartim Cda. f. A. rotundae, P. Gentia-
nae Lk. f. G. germanicae und P. enormis Fckl. Bei letzterer fehlt
unter den Ländern, in welchen sie vorkommt, die Schweiz, was
iusoferne auffällig ist, als Fuckel diese Art dort aufgefunden hat.
Seite 29 und 64 führt Herr B. Puccinia Umhilici Berk. an und be-
zeichnet als ihre Nahrpflanzen Umbilicus pendulinus und Cotyledon
Umbilicus. An der ersten Stelle wird für P. Umbilici f. U. pendulini
England, Belgien, Frankreich, Italien, Oesterreich und Spanien ange-
geben, an der zweiten nur England und Oesterreich. Ich konnte
nicht das geringste finden, dass P. Umbilici in Oesterreich gesam-
melt wurde; mir ist sie nur aus West-Europa bekannt.
Weitere Funde wären Puccinia Bupleuri Rud. auf B. fruti-
corum, P. obfegens Tul. auf Carduncellus coeruleus, P. Senecionis
Lib. auf Senecio humilis, P. Centaureae DC. auf C. aspera und P.
Compositarum Schlechtd. auf Catananche coerulea (p. 29, 30, 31 — 33).
Da diese Nährpflanzen der österreichischen Flora nicht angehören, so
können wohl nur Gartenpflanzen gemeint sein, was im Texte zu be-
merken gewesen wäre. In der mir vorliegenden Literatur finde ich
nichts, dass diese Formen zur Beobachtung kamen. Puccinia Aego-
podii Lk. forma Imperatoriae soll gleichfalls in Oesterieich vor-
kommen. Diese Form, welche Fuckel 1874 in der Schweiz ent-
deckte und 1875 in seiner „Symbolae" unterschieden hat, ist dort
sehr selten und wurde hier noch nicht gefunden.
132
Unter den Nährpflanzen der Puccinia Menthae (pag. 38) findet
man nebst anderen auch Thymus lanatus, Th. Aeyni und Calamintha
Acini Clairi aus Oesterreich, Letztere ist ohne Zweifel Calamintha
Acinos Clairville, die beiden anderen sind mir vollkommen unklar.
Ferner nennt B. die P. papillata (Fuckel Symb. myc.) als
Parasiten von Ornithogalum luteum. In Fuckel's Symbolae ist nur
P. papillata Bonorden als Synonym der P. Nolitangeris Corda ent-
halten. Die angegebene Wirthspflanze lässt verschiedene Auslegungen
zu. Da B. die Autoren den Nährpflanzen nicht hinzufügt, so lassen
sich diese oft nicht deuten. Diess ist der Fall bei Puccinia Caricis f.
C. ovatae und pendulae, vt^elche Formen aus Oesterreich angeführt
werden. Carex ovata kann C. ovata Rudge, C. ovata Burm., C.
ovata C. A. Meyer oder C. ovata Houck bedeuten. Da die ersten
drei Europa nicht angehören, so bleibt nur die vie^rte, welche syno-
nym ist mit C. Halleri Vest., einer Pflanze der Schweiz. Carex pen-
dula hingegen ist entweder C. pend. Huds., Good. (= C. maxima\
C. pend. Moench. (= C. vesicaria) oder C. pend. Geners. (= C.
capillaris). Da C. maxima und C. capillaris besonders aufgezählt
sind, so kann es nur C. vesicaria sein. Auf dieser hat wohl Ko er-
nicke eine Puccinia bei Bonn gefunden und als P. microsora (in
Fuckel's Symb. Nachtrag 3, p. 14) beschrieben, ob sie aber sonst
noch beobachtet wurde, darüber konnte ich nichts erfahren. Pucci-
nia acuminata Fckl. auf Galium sa.vatile ist nicht in Oesterreich,
sondern in Nassau gefunden worden. Wohl kennt man sie auch aus
Dänemark und England.
Schwer lässt sich sagen, was B. unter: „P. Moliniae Tul. Hab.
in foliis Moliniae vivae. — Austria." meint. Eine Molinia mva wächst
weder in Oesterreich, noch anderswo. Auf derselben zweifelhaften
Pflanze soll am^h P. australis Kclce. (B. citirt irrthümlioh Thümen)
vorkommen. Bei Molinia serotina werden sowohl P. Moliniae als
auch P. australis angegeben. Wünschenswerth wäre es auch, zu
erfahren, auf Grund welcher Ouelle Bagnis Puccinia pulvinataKud.
an Frankenia pulverulenfa, P. Balsamitae an B. ageritifolia, P,
Corrigiolae Desm. an C. Uttoralis, P. Stellariae Duby an Sagina
urceolata und S. (Moenchia) erecta, P. Jasmini DC. an Jasminuni
fruticans, P. Drabae Rud. an D. lasiocarpa, P. Saxifragarum Schlchtd.
an Saxifraga Geranioides und P. Primulae Grev. an P. marginafa
als österreichische Vorkommnisse bezeichnet.
Es wurden hier nur einige der auffälligsten Formen hervorge-
hoben, die jedoch zur Genüge zeigen, dass Bagnis' gross ange-
legtes Werk in Bezug auf die österreichische Flora nur sehr vor-
sichtig zu gebrauchen ist. W. Vn^s.
Flora des Herzog-thums Salzburg". Von Dr. A. E. Sauter. VII. (letzter) Theil.
Die Pilze. 8. 87 S. (Sonderabdruck aus den Mittheilungen der Gesellschaft
für Salzburger Landeskunde.)
Mit grossem Vergnügen begrüsste der Referent die vorliegende
Arbeit des Nestors der österreichischen Kryptogamenforscher, denn
133
dieselbe ist die Frucht SOjäliriger fleissiger Beobachtungen und bringt
zugleich die Publicationen Saut er 's über die Flora Salzburgs zum
würdigen Abschlüsse. Das hier anzuzeigende stattliche Heft enthält
eine Geschichte der Pilzkunde Salzburgs, Bemerkungen über Stand-
orte und Fruchtzeit der Pilze, über essbare Schwämme; ferner die
Diagnosen jene»- neuen Arten, welche Saut er theils in der Regens-
burger botan. Zeitschrift „Flora", theils in der „Hedwigia" beschrieb.
An diesen allgemeinen Theil schliesst sich an das Verzeichniss der
Pi'ze des Herzogthums Salzburg, welches über 1800 Arten aufzählt.
Dank den erfolgreichen Forschungen Sauter's ist jetzt die Pilzflora
Salzburg's besser bekannt als jene Oberösterreichs, aus welchem
Kronlande Poetsch und Schiedermayr in ihrer Kryptogamenflora
nicht ganz 1300 Species Pilze aufFühren. Sauter's neueste Arbeit
ist somit ein äusserst wichtiger Beitrag zur speciellen Mykologie
unseres Kaiserstaates. Dr. H. W. R.
H. Christ. Das Pflanzenleben der Schweiz. F. Schulthess. Zürich 1879.
1. Lieferung. Gr. 8°. 112 Seiten mit 2 Vegetationsbildern und 2 Pflanzen-
zonenkarten.
Mit Freude begrüssen wir ein Werk, welches gleichsam als
Gegenstück zu Tchudi's Thierleben uns in lebhafter Schilderung die
Contraste der schweizerischen Pflanzenwelt vor Augen stellt. Schon
in der ersten Lieferung zeigt der Verf. eine umfangreiche Kenntniss
seines Heimatlandes und macht den Leser schnell und in anziehender
Weise mit den verschiedenen Florenreichen der Schweiz, welche
sowohl im horizontalen, als im verticalen Sinne wechseln, im Allge-
meinen vertraut. Er zeigt uns, wie die schweizerische Alpeiikette im
Norden die Vegetationsform der nordasiatisch-europäischen, im Süden
die der mediterranen und auf dem Rücken jene der alpinen Zone
beherberge, und schildert deren Veränderungen, sowie deren Gren-
zen je nach der verticalen Elevation des Bodens. In vorliegender
Lieferung behandelt der Autor die erste untere Region mit dem in-
subrjschen See-, sowie theilweise mit dem Rhonegebiete. Er stellt
uns ersteres gleichsam als eine vorgeschobene Oase der reichen li-
gurischen Flora dar, zwischen welchen sich die monotone, artenarme
Po-Ebene einschiebt, und erklärt, wie im Canton Tessin durch das
Zusammenwirken sehr bedeutender Feuchtigkeit und voller Isolation
der italienischen Sonne, sowie durch den jähen Abfall der Alpen
gegen dieses Gebiet eine in Europa fast einzige Mischung von süd-
lichen (mediterranen) und nordisch-alpinen Formen stattfindet. —
Wir behalten uns vor, über dieses durch schinie Illustrationen und
Karten gezierte Werk nach vollst ändigem Erscheinen desselben an
dieser Stelle noch ausführlich zu berichten. Dr. G. B.
Hemsley W. B. Diaguoses plautaruui novarum vel minn.s cognitarnm
niexleauaruui et centrali-americanarnm. Pars I. Polypetalae. London
1878. 16 S. 8".
In dieser Arbeit werden 111 Arien diagnosticirt und ein grosser
Theil hier zuerst beschrieben. Die Gattungen Sedum und Fuchsia
134
fanden eine eingehendere Würdigung. Ueber die neuen Arten steht
uns selbstverständlich kein Urtheil zu. K.
Correspondenz.
Budapest, 11. März 1879.
Jene zwei Formen der Festuca vaginafa, deren ich in Oesterr.
Bot. Ztschr. 1879, p. 61 erwähnte, sind von den Autoren der Fb)ra
von Ungarn (Sadler, Neilreich, Menyhärth, Simkovitz [Term.
rajz. füz. 1878, p. 261]) unterschieden, darum wollte auch ich die-
selben getrennt lassen, und da nach meinen Herbarexemplaren die
kurzen Grannen der Aehrchen bei der mehrblüthigen f. major vor-
kommen, so hob ich diese besonders darum hervor, weil Professor
Ha ekel (Term. rajz. füz. p. 285) den ungarischen Botanikern drin-
gend an's Herz legte, die Grannen und die Behaarung der Blüthen
bei der F. vaginata zu beobachten. — Mein Hieracium cymosum X
praealtum Oest. Bot. Ztg. 1879, p. 101 ist nach näherer Untersuchung
ein H. megatrichum = ü. auriculoides X cymosum. Ausser diesem
besitze ich von dem Schwaben berge eine Veronica microcoma (V-
prostrataX Teucrium). Sie ist in der Tracht einer robusten V. pro-
strata ähnlich und hat einen kürzeren und gedrängten Blüthenstand,
auch der sterile Blaltbüschel ist zwischen den bliihenden Aesten kurz
und sclimalblättrig, aber die Blätter sind an der Basis bedeutend
breiter als bei F. prostrata, und Kelch und Frucht sind gewimpert.
In Siebenbürgen glaube ich auch den Bastart von Roripa pyrenaica
und R. sihestris (R. stenophylla) gefunden zu haben. Er ist einer
schmalblättrigen R. silvestris ähnlich, doch erinnert seine Tracht an
R. pyrenaica., auch die Schoten sind etwas kürzer als bei R. sil-
vestris, die Griffel aber verlängert wie bei R. pyrenaica.^ welche in
der Nähe wächst. Bei Nagy Enyed wurde eine Reihe von Formen
zwischen R. silvestris und R. austriaca beobachtet. Ich hebe daraus
nur eine Form heraus (R. capillipes\ bei welcher die Blätter jenen
der R. terrestris, die Früchte aber jenen der R. sihestris gleichen,
die Griffel jedoch sind länger und die Blüthenstiele sehr dünn. Ich
fand sie ohne andere ßonjoa-Arten an schattigen Stellen des Maros-
flusses. Bor b äs.
Fersonalnotizen.
— Josef Büos, k. k. pens. Hofgärtner in Wien, ist am
15. März in seinem 86. Lebensjahre gestorben.
— Hofrath Dr. Ludwig Reich enbach in Dresden ist am
17. März gestorben. Am 8. Januar 1793 zu Leipzig geboren, begann
R. schon im Jahre 1812 als Arzt daselbst zu prakticiren, habilitirte sich
im Jahre 1815 als Privatdocent der Medicin und Naturkunde und wurde
135
im Jalire 1818 ausserordentlicher Professor. Im Jahre 1820 folgte er
einem Rufe als Professor an die chirurgisch-medicinische Akademie
nach Dresden, wo er zugleich mit der Leitung des naturhistorischen
Museums und der Anlage und Direction einfs botanischen Gartens
betraut wurde. Seine Professur behielt R. bis zur Aufhebung der
genannten Akademie im Jahre 1862; Director des naturhistorisclien
Museums blieb er bis zum Jaiire 1874, und den botanischen Garten
leitete er bis zu seinem Tode. Von seinen umfassenden wissenschaft-
lichen Forschungen zeugen mehr als zweihundert grössere, haupt-
sächlich botanische und zoologische Schriften, von denen ein grosser
Theil mit zusammen gegen 6000 Abbildungen versehen ist, welche
R. meist selbst gezeichnet hat. Ausserdem wusste er durch die Be-
gründung und langjährige Leitung der Gesellschaften „Isis" und
,,Flora'', wie bis noch vor wenigen Jahren durch (jfTentliche Vorträge
und Excursionen den Sinn für Natur-Erkenntniss in Dresden zu be-
leben und zu \erbreiten.
— Dr. V. B. Wittrock, Docent in Upsala, ist als Professor
der Botanik an die Universität Stockholm berufen worden.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Dr. Heldreich mit
Pflanzen aus Griechenland. — Von Herrn Fleischer mit diversen
Pflanzen.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Duft, Erdinger,
Oertel, Forstinger, Steinitz, Staub.
Aus Ungarn eingesendet von Steinitz: AUium roftindutn, Ana-
gallis coerulea, A. phoenicea, Artemisia austriaca^ Aster Amellus,
A. salignus, Bupleurutn affine, Campantila rofvndifolia, Centanrea
montana, Chenopodivm Botrys, Dianlhus saxatilis, Innia hirta^ I.
saUcina, Juniperns communis, Lemna minor, Linaria minor, Lino-
sijris vulgaris, Linnm flavutn, Nepeta pannonica, Nigella arvensis,
Orchis usiulata, Punicmn miliaceiim, Reseda inodora, R. Phyteutna,
Scirpus maritimits, Sium latifolium.
Von Fleischer eingesendet aus Bi>limen: Chenopodium glau-
ciim, Potentilla supina, Ranuncuhis fliiiians; aus Mähren; Galium
rerum var. paUidimi, Limosella aqvatica, Melampynim suhalpinum,
Montia fontana; aus Steiermark; Linnm viscosum.
Aus Ungarn eingesendet von Holuby: Adoxa moschatellina,
AUium nrsinum, Bryonia alba, Carex contigua, C rulpina, Cen-
tanrea arenaria, C. phrygia, Eriophorum latifolium, Euphorbia
Slurii, Fikigo arvensis, Galinsoga parviflora, Helichrysum arena-
rium, Inula Oculus Christi, Luz^iila rubella, Oxytropis pilosa, Salix
fragilis, Tragus racemosus, Vicia serratifolia, Viola odorataX^hirta.
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
136
Inserate.
Verlag Yon Oskar Leiner in Leipzig.
Taschen-Kalender
für
P f 1 a n z e n - S a m m 1 e D?
Brusttaschen - Format.
Ausgabe A. mit 500 Pflanzen.
Preis: broscli. 1 M., elegant gebund. mit Notizbuch, Tasche etc. M. 1.40.
Ausgabe B. mit 800 Pflanzen.
Preis: brosch. M. 1.35, eleg. gebund. M. 1.75.
Bei Partie-Bezügen von 25 Stück beide Ausgaben ca. 20^ billiger.
Dieser neue Taschenkalender wurde von der Presse sehr günstig' beur-
theilt und als ein brauchbares Hilfsmittel für botanische Excursionen warm
empfohlen.
In H. W. Schmidt's Verlag in Halle erschien:
Kühn, Prof. Dr., lieber eine neue parasitische Alge — Phyl-
losyphon Arisari. — 40 Pf.
Schmitz , lieber grüne Algen aus dem Golf yon Athen. —
80 Pf.
Yerlaar von WUh. Engelmanu in Leipzig.
Soeben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
liebrbiieb der Botanik
für
mittlere und höliere Lehranstalten.
Von
Dr. K. Prandl,
Professor der Botanik an der Forstlehranstlat in Ascliaffenburg.
Bearbeitet unter Zugrundelegung des Lehrbuches der Botanik von Jnl. Sachs.
Dritte, theilweise umgearbeitete Auflage. Mit 375 Figuren,
gr. 8. brosch. M. 4. — .
In vielen Lehranstalten, selbst Hochschulen, eingeführt, erfreut sich das
Lehrbuch von Prandl bereits eiaer weiteren Verbreitung und Beliebtheit und
bitte daher auch dieser neuen Auflage, die sowohl iin Text, als auch in der
Zahl der Holzschnitte wieder vermehrt worden ist, Berücksichtigung schenken
zu wollen.
Diesem Hefte hegt bei: „lUustrirtes Preisverzeichniss botani-
scher Apparate, Werke etc. von Friedr. GanzenmüÜer in Nürnberg.^'
Kedacteur iiiul lierau5j,'eber Ur. Alexander Skofitz. — Verlag vou C. Gerold's Sohn.
Druck und Papier der C Uelserreutersclien Buchdruckerei (M, Salzer j.
Ocsterreicliische
Botanische Zeitschrift
Gemeinnütziges Organ
für
Die österreichische Exemplare
hotanische Zeltscbrin ßAfflnJIf linil RAfülliLpr die frei durch die Post be-
eracheint BUldUlK IIUU OUldUlKer, zogen x^erden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. bios bei der RedaktloH
M.ujrnnumer.t ^auf^seibe ^^.^^^^^ Oekonomeü, FoFstmänner, Aerzle, ^^ fr-p^^^nSre^"; ''
(16 R. Mark.) Im Wege des
ganzjährig, oder mit Anallipl/Ar linrl ToplinilDP Buchhandels übernimmt
* a. ö.\%'.(S K.Mark) llJJUIUetiei UHU leUlUlKei. Pränumeration
halbjährig. C. «erold's Sohn
Inserate mwn f '^'^ Wien,
die ganze Petitzeil© ff T sowie alle übrigen
15 kr. Ost. W. Xl= Vi Buchhandlungen.
XXIX. Jahrgang. Will, Mai 1879.
INHAIaT: Ueher Intereellularräume. Von Dr. Höhne!. — Floristische Beiträge. Von Wiesliaur.
— Epilobia nova. Von Hans sie n e cht (Schluss). — Adriatische Algen. VonHauck. — Botanische
Mittheüungen. Von Haekel. — Mykologisches. Von Schulzer. — Australische Regenheschwörer.
Von Antoine. — Literaturberichte. — Correspondenz. Von Heimerl, Hof mann, Janka, —
Botanischer Tauschverein. — Inserate.
Einige anatomische Bemerkungen
über das räumliche
Verhältniss der Intereellularräume zu den Grefässen.
Von Dr. Franz R. v. Höhuel.
Die Anatomie lehrt und physiologische Versuche bestätigen
es, dass wir in der Pflanze zwei Systeme von Luft- fund Wasser-)
Räumen zu unterscheiden haben, welche von einander vollständig
getrennt in derselben verlaufen und verschiedene Zwecke und Eigen-
schaften besitzen. Die des einen sind cellular, die des anderen inter-
cellular. Erstere sind von den Gefässen, den Tracheiden und vielleicht
auch manchen der von de Bary als Holzfasern bezeichneten Ele-
menten des Holztheiles der Gefässbündel repräsentirt. Letztere sind
alle intercellularen, schizogenen, lysigenen oder rhexigenen ^) Räume.
Aus den Räumen des einen dieser Systeme in die des anderen kann
Luft nur durch Diffusion eintreten.
Wenn man von den untergetauchten spaltöffnungslosen oder
-armen Wasserpflanzen absieht, bei welchen die Intereellularräume
sowohl, wie jedenfalls auch die Gefässe mit mehr oder weniger ver-
') De Bary, vere;l. Anat. d. Veget. Org. p. 209.
Oesterr. batan. Zeitschrift. 5. Heft. 1879. 11
138
dichteter Luft erfüllt sind*), so haben alle übrigen Pflanzen die
Eig-enthümlichkeit, dass die Luft der Intercellularrüume ihrer Span-
nung" nach nicht wesentlich von der umgebenden Atmosphäre ab-
weicht. Ganz anders aber verhält es sich mit den cellularen Luft-
räumen der Land- und nicht submersen Wasserpflanzen. In diesen
kann die Luft einerseits so verdünnt sein, dass ihr Druck nur etwa
15 Cm. (oder vielleicht sogar weniger als 10 Cm.) Quecksilber be-
trägt, während sie andererseits wenigstens bei vielen Pflanzen einen
Druck aufweisen kann, der griisser als 76 Cm. ist und bis mehr als
zwei Atmosphären betragen kann. Das erstere ist im Sommer zur
Transspirations-Zeit wohl bei allen Pflanzen der Fall, bei vielen
Pflanzen aber, wie Böhm und Hartig zeigten, auch im Winter
nachweisbar. Das letztere ist der Fall, wenn im Frühjahre bei fast
mangelnder Transspiration die Wurzelkraft lebhaft thätig, in die Ge-
fässe Wasser unter grossem Drucke hineinpresst, und so die Gefäss-
luft comprimirt wird. Es finden daher zwischen den Luftinhalten der
beiden Systeme von Lufträumen je nach Umständen erhebliche Druck-
unterscliiede statt in dem einen oder dem entgegengesetzten Sinne.
Bei dem Umstände nun. dass, im Falle diese beiden Systeme
an irgend einer Stelle unmittelbar aneinandergrenzten, d. h. von
einander nur durch eine einfache Zell wand ung getrennt sein würden,
offenbar ein sehr baldiger und leichter Ausgleich etwaiger Druck-
unterscliiede zwischen beiden durch die einfache Wandung hindurch
stattfinden müsste, erscheint die Frage nach dem örtlichen anatomi-
schen Verhältnisse beider zu einander von grossem physiologischen
Interesse.
Da in dem cellularen Luftsysteme durch physiologische Vor-
gänge grosse negative und positive Drucke erzeugt werden, so wird
es voraussichtlich für die Pflanze von Interesse sein, dieselben zu er-
halten, und müssen nothwendig anatomische Verhältnisse existiren,
welche dieselben ermöglichen. Hiemit steht nun in Uebereinstimmung,
dass die Elemente des Gefässbündels sowohl untereinander, als mit
denen der umgebenden Scheide, soweit die Untersuchungen reichen,
fast überall und immer in lückenloser Verbindung stehen (1. c.
pag. 331).
Nur gewisse Ausnahmen hievon sind nicht seilen, und diese
sind es, welche uns zunächst am meisten interessiren. Sie bestehen
darin, dass der Gefässtheil gewisser Pflanzen an seinem inneren
Rande luftführende Intercellularräume zeigt, oder dass derselbe in
Folge von Bildung eines grossen Intercellularraumes mehr oder we-
niger oder ganz zerstört wird.
Sieht man nun näher nach, bei welchen Pflanzen, und unter
welchen Umständen genannte Ausnahmen vorkommen, so zeigt sich,
dass man dieselben in folgende Kategorien bringen kann.
*) Die Stärke dieser Luftverdichtung ist meines Wissens nicht bekannt»
ihre Untersuchung aber ein interessantes Thema experimenteller Forschung.
139
1. Es sind submerse oder tlieilweise submerse Wassergewäcbse,
bei welciien in den meisten Bündeln auf weite Streciien alle Gefasse
sofort zu Grunde gehen, nachdem sie als Ring- oder Spiralgefässe
angelegt waren. An Stelle des Gefiisstheiles befindet sich in dem
erwachsenen Bündel ein von Wasser erfüllter Intercellularkanal, an
dessen Wänden die Reste der Menibranverdickungen erhalten bleiben
können (de Bary l. c. pag. 381 — 382) CPotamogeton, Zanicheüia,
Alfhenia, Elodea, Hydrilla, Cymodocea aequorea, Zostera^ Aldro-
vanda).
2. ,.Bei zahlreichen Monokotylen, den Equiseten und einigen
dikotylen Wasserpflanzen, wird an der von den Erstlingstracheen ein-
genommenen Innenseite des Bündels durch peripherische Dehnung
der umgebenden Zellen, also schizogen, ein Gang gebildet, während
die äussere Partie des Gefässtheiles zu vollständiger Aus-
bildung kommt und persistirt" (1. c. p. 339)-
Die hiehergehörigen Pflanzen sind meist wasser- oder sumpf-
bewohnende Monokotylen. An Landpflanzen sind zu erwiihnen*): Jun-
caceae z. Th., Gramineen z. Th., Cyperaceen z. Th., Commelineen.
Von Dikotylen gehören hieher nur die Wasserranunkeln und Nelurn-
bium. Für alle übrigen Pflanzen gilt der obige Satz bezüglich der
lückenlosen Verbindung der Gefässbündelelemente im strengsten Sinne
des Wortes.
Von den soeben angeführten Ausnahmen kommen, wie man
sofort sieht, für den gegenwärtigen Zweck nur theilweise die der
zweiten Kategorie in Betracht, nämlich nur die Land- und Sumpf-
pflanzen derselben, denn nur bei diesen können Druckverhältnisse
in den cellularen Luft- und Wasserräumen vorkommen, deren Be-
ziehung zu dem anatomischen Baue uns inleressirt. Wie nun schon
aus dem sub 2) Gesagten hervorgeht, bleibt bei diesen Pflanzen der
äussere Tlieil des Bündels, der, wie ich gleich erwähne, immer die
grösseren und beslentwickelten Gefässe enthält, vollständig erhalten
und zeigt ein lückenloses Znsammenschliessen seiner Elemente. Es
wird daher auch bei diesen Pflanzen immer nur ein Theil der Ge-
fässe, die kleinen und engen bei der Streckung ohnehin meist zer-
reissenden Erstlinge, der directen Berührung mit Intercellularräumen
ausgesetzt, wahrend der grössere Theil des Xylems, der erst nach
der Streckung des Organes angelegt wird, vollständig intercellular-
ranmfrei ist, und sich also ganz so verhält, wie bei der grossen
Majorität der Pflanzen das ganze Gefässbündel.
Dieses Verhalten genannter Ausnahmen findet einen deutlichen
Ausdruck in mehreren Zeichnungen in de Bary's Anatomie. So
Fig. 147 von Acorus Calamus, welche zeigt, dass die meisten Ge-
fässe mit der Luftlücke (1) gar nicht in Berührung stehen, dess-
gleichen die Fig. 149 von Equisetum palustre und 150 von Zea
Mays. In beiden Fällen sind die von dem Luftkanal unmittelbar be-
*) Leukojum isl bei de Bary p. 340 irrlhümlich angeführt. Vide Frank,
ßeiträse zur Pflanzenphvs. p. 139.
11 *
140
rührten ErsUingsgefässe (evcnt. Tracheiden) zugleich gänzlich zer-
stört, also offenbar funclionslos. Ganz dasselbe zeigt Frank's (1. c.
Tafel V, Fig. 21) Abbildung von Alisma Plantago.
Die meisten Landgräser zeigen nur eine Andeutung der Kanal-
bildung. Auch bei den Cyperaceen findet, wie bei den Commelineen,
Anthericum Liliago, den Gräsern (z. Th.) u. s. w. eine Zerstörung der in
den Kanal ragenden Gefässe statt. (Siehe Frank, 1. c. p. 135 ff.).
Da sich nun, wie erwähnt, nebst diesen functionslosen Gefässen, die
also auch keine Luftdruckuni erschiede gegenüber den Intercellular-
räuinen zeigen können, bei allen genannten Pflanzen auch functio-
nirende Gefässe im dichten Gewebeverbande finden, so kann man
den obigen Satz in folgender Form einschränkungslos aussprechen:
„In den Gefässbündelstämmen keiner Ph anerogamen-
Pflanze grenzt ein functionirendes Gofäss direct an einen
In tercellularraum."
Die Thatsache, die hiedurch ihren Ausdruck findet, ist in Ver-
bindung mit der, dass die mit Intercellularräumen in Berührung ste-
henden Gefässe fast immer zerstört werden, offenbar von grossem
physiologischen Interesse. Sie zeigt uns gewissermassen das Streben
der möglichsten Trennung der beiden in ihren Functionen und Eigen-
schaften so verschiedenen Lufträume an.
An diese Untersuchung der Gefässbündelstämme schliesst sich
naturgemäss die der Biindelenden und zwar namentlich in den Blät-
tern an.
Da nun bezüglich dieser gerade der hier in Betracht kommende
Punkt bisher in der Anatomie wenig berücksichtigt wurde, da eben
der physiologische Gesichtspunkt fehlte, so habe ich, trotzdem das
Wesentliche aus einigen Figuren in de Bary's Buch ersichtlich ist
(Fig. 173 — 176), eine Reihe von Blättern mono- und dikotyler Pflanzen
lediglicli mit Rücksicht auf das Verliältniss der Intercellularräume des
Mesophylls zu den Tracheiden, welche bekanntlich fast immer die Ge-
fässbündelendigungen bilden, untersucht und mich hiebei davon über-
zeugt, dass nie eine Tracheide oder ein Gefäss direct an
einen Intercellularraum grenzt.
Im Einzelnen zeigten sich hiebei, was den Bau der Endigungen
der Bündel (oder Queranaslomosen bei monokotylen Blättern) betrifft,
einige Verschiedenheiten. Bei den meisten dikotylen Blättern bestehen
die Bündelenden nur aus 1 — 2 Reihen von spiralig oder treppenartig
oder netzig verdickten kurzen Tracheiden, die intercellularraumfrei
unmittelbar an grüne Mesophyllzellen grenzen. So bei Mercurialis
annua, Aucuba japonica, Vitis vinifera, Aristolochia Sypho, Rhamnus
cathartica, Clematis Vit alba, Menispermum canadense, Sambucus
nigra, Rhus typkina, Staphylea pinnata, Tilia grandifolia, etc. Bei
Syringa vulgaris, wo man leicht die schönsten Bilder erhalten kann,
und Maclura aurantiaca kommen in den Endigungen auch drei
Reihen kurzer Tracheiden vor. In weiteren Fällen (^Sophora japonica,
Prunus Laurocerasus , Fagus silvaticd) sind die feinsten Verzwei-
gungen und Enden der Bündel, aus 1 — 3 Reihen von Tracheiden
141
bestehend, von chlorophyllfreien, scheidenarti^ umfassenden, gestreck-
ten Zellen, die innen an jene anschliessen, und aussen an chloro-
pliylU'ührende Mesophyllzellon und Intercellularrauine grenzen, einge-
schlossen. Und schlies.'^lich fand ich Fälle (Thalia setosa, Maranta
zebrina, Helleborus atrorubens), in welchen selbst die feinsten Bün-
del nebst Tracheiden noch Cambiformzellen enthalten und von un-
mittelbar anschliessenden, gestreckten grünen Zellen umgeben sind,
(lieber fernere Modificationen s. de Bary 1. c. p. 387 ff.). Aus allen
diesen Angaben geht hervor, dass auch im Blatte in den feinslen
Endigungen der Bündel die Gefässe und Tracheiden nicht unmittelbar
an Intercellularräume grenzen, üeberall, in der ganzen Pflanze
sind daher die funclionsfähigen Gefässe und Tracheiden
mindestens durch eine einfache Schichte lebender Zellen
von den Intercellularräumen getrennt. Nach dem Eingangs
Gesagten brauche ich aber kaum nochmals auf die physiologische
Bedeutung dieser bisher noch zu wenig gewürdigten Thalsache hin-
zuweisen.
Floristische Beiträge.
Von J. Wiesbaur S. J.
Im Anschlüsse an meine Beiträge vom vorigen Jahre will ich
zunächst eine Bemerkung über das Vorkommen der Viola sciaphila
Koch um Kalocsa mir erlauben. Seite 217 behauptete ich, die von
mir cullivirte Pflanze stamme aus einer Wiese des erzbischöflichen
Parkes. Dafür hatte ich nur folgende zwei Gründe: erstens habe ich
dieses schöne Veilchen zwischen V. austriaca und V. hirta, welche
ich nur im genannten Parke sammelle, eingesetzt; zweitens sind mir
alle anderen Veilchen in Folge des zu langen Herumtragens in einer
Hitze von meist 25 — 30" R. zu Grunde gegangen. Das Nummeriren
hatte ich leider unterlassen.
Während der letzten Ferien nun suchte ich vom ersten Tage
meiner Anwesenheit in Kalocsa an oft nach dieser seltenen Veilchen-
art, konnte aber in und um die Stadt Kalocsa nichts anderes als
V. hirta, odorata, austriaca und permixta (hirta^odorata) ent-
decken. Und doch wäre V. sciaphila an den grünen, kahlen Frucht-
kapseln sehr leicht zu erkennen. Ich muss nun obigen Standort, der
für die Ebene*) des Tieflandes höchst interessant wäre, in Zweifel
ziehen; der wahre Standort der allerdings aus dem Florengebiete
*) Eben erhalte ich aus der Buchhandlung Jessen's „Deutschlands Flora"
zur Einsicht und schlage zur Probe Viola sciaphylla nach. Sie taucht da wieder
,.in der Brigittenau bei Wien" auf. Die Sache hat übrigens Grund. Was dort
wächst, sah ich selbst, es ist die in der Blumenfarbe nicht unähnliche Viola
austriaca Kerner.
142
von Kalocsa stammenden Pflanze kann auch am rechten üonaiiufer,
auf der Hiigelreihe von Paks-Kiimlijd, w^elche sicli durch eine reiche
und interessante Hügelflora auszeichnet, sich befinden. Es ist mir
dieses jetzt sogar walirscheinlicher, weil ich dort (mit Menyliärth)
V. ambigua oder V. collina oder beide gefunden zu haben wähnte,
welche morphologisch mit V. sciaphifa mehr Aehnlichkeit haben, als
mit den oben genannten. Vielleicht ist doch eines der zwischen den
Paks-Komlöder Weinbergen gesammelten Veilchen mit dem Le!)en
davon gekommen und erweist sich nun als V. sciaphila.
V. Rosa Zalana.
Rosa ex typo Rosae cariophyllaceae Bess., a cujus forma ty-
pica (Christ, Rosen der Schweiz, p. 124, s.) praesertim pedunculis
dense glandulosis, foliolis oblongo-ovatis vel ellipticis fructuque glo-
boso vel suligloboso recedit.
Frequens circa Nagy Kapornak Hungariae austro - occidentalis
oppidum
Nach dem gewichtigen Zeugnisse des bekannten Rhodologen
Dr. Christ^) in Basel ist Rosa Zalana wirklich „eine neue präch-
tige Rosen form." Ich fand sie an verschiedenen Orten der Um-
gebung von Nagy Kapornak im Zalaer Comitate: um Padär, Kailös,
Almas, Misefa und Kis Kapornak, um Nemes Apäti und Pozva bei
Zala-Egerszeg, am Vergalomhegy bei Bezered, an den Abhängen des
Pogänyvär gegen Eger und Diöskäl, um Szent Märton, Horväti und
Esztergäly bei Zala-Apäti — woraus man ersehen kann, dass diese
Rose dort sehr verbreitet ist. Am reichlichsten beobachtete ich sie
um Szt. Märton (der Zaun um den major — Meierhof — besteht
grossentheils aus ihr), sowie im Szilvagödör und Felsöerdö nächst
N, Kapornak. Zwar fehlen dort andere Rosenarten keineswegs; na-
mentlich sind dort Chris t's Pilosae und Caninae (urbica, platyphijlla,
dumetorum, trichoneura, Lutedana, dmnalis, calophylla, andegaven-
sis, hirtella^ nerticillacantha . . .} mehr oder weniger stark vertreten,
unter den Rubigineae jedoch nimmt Rosa Zalana den ersten Platz
ein und fällt sie wegen ihrer grossen, runden, meist sehr kurz ge-
stielten rothen Früchte sehr in die Augen. Auch der angenehme
Geruch der driisenreichen Blätter macht sie bis in den Spätherbst
leicht bemerkbar. An Dr. Christ sandte ich diese Zalaer Rose von
den meisten der aufgezählten Standorte als R. caryophyllacea Bess.
f. Zalana und mag dieses auch ihr rechter Platz im Systeme sein.
Es fehlt mir an Material, die nächstverwandten Rosen mit der
meinigen zu vergleichen. Dem Texte nach weicht sie von den bei
Christ (Ros. d. Schw. S. 122 ff.) unter Rosa caryophyllacea (Bess.
non Poirel) beschriebenen Formen in folgenden Punkten ab.
') Dr. Christ war so freundlich, alle meine Rosen zu revidiren, wofür
ich ihm verbindlichst meinen Dank ausspreche.
143
R. Zaiana bat :
Von Rosa Zaiana weicht ab:
1. r. KilUasi Godet durch kleine,
sluinpfe Theilblätter und ovale
Frucht.
2. f. Levieri \ Christ durcli kahle
3. f. typica \ Fruchtsliele.
4. f. faraspensis Godet ) durch
5. f. Frieseana Christ (dicht be-
haarte, spärlich, drüsige Blatt-
stiele.
Hoffentlich werde ich einmal Gelegenheit haben, diese schone
Rose auch im blühenden Zustande zu beobachten und zu beschreiben.
spitze oder zugespitzte Blättihen
und runde od. rundliche Früchte.
reich drüsige Fruchtstiele.
spärlich behaarte, reichdrüs. Blatt-
stiele.
YI. Rosa austriaca Crantz f. R. pannonica.
Rosa statura et habitu Rosae austriacae Crantz, cujus tarnen
pedunculi aculeis utriusque generis dense obsiti sunt (praeter ad-
mixtas glandulas pediceilatas).
Rara. In monte Bükkhegy prope Nagy Kapornak.
Dr. Christ hält auch diese Rose des Zaiaer Comitates für eine
prächtige neue Form in seinem Sinne. Der Fruchtstiel ist auch in der
Thal sehr auffallend. Denn ausser den gewohnlichen Stieldrüsen kom-
men an R. pannonica beide Arten von Stacheln, nicht nur die ge-
raden, borstlichen, sondern auch die hakig gebogenen mit breiter
Basis vor, so dass die Drüsen, bei der gewöhnlichen R. austriaca
fast das einzige Bekleidungsorgan, sehr untergeordnet erscheinen.
Die borstlichen Stacheln erstrecken sich auf die untere Hälfte, mit-
unter auf die ganze Frucht. Die Stacheln der zweiten Art hingegen
finden sich in auffallender Länge (6 — 8°"") und gedrängter Stellung
in den 2 — 3 dem Blüthenstiele zunächst stehenden Axengliedeni enl-
wit'kelt. Ein Vergleich der fast wehrlosen R. pimpinelHfolia mit R.
austriaca einerseits, und der R. spinosissima mit R. pannonica an-
dererseits kann das Bild vervollständigen helfen.
Mithin ist R. pannonica von der typischen R. austriaca Crtz.
(/?. pumila Jacq.), der von Crantz wohl ein „pedunculus hispidus"
(aber kein aculeatus) zugeschrieben wird, sehr leiciit zu unterschei-
den. Mit „dicht drüsig-borstlichen Blüthenstielen", wie Neil reich
sich ausdrückt, kommt die R. austriaca, wie im Wiener Becken, so
auch im Zaiaer Comitale häufig vor. Ich traf sie auf dem Vergalom-
hegy bei Bezered, auf dem Pogänyvär bei Diöskäl, auf den Anhöhen
über Zala-Apäti und Nemes Apäli, auf dem Misefaer und Tilajer Ge-
birge und besonders häufig auf dem Bükkhegy bei N. Kapornak; hier
in Gesellschaft der R. pannonica, welche jedoch nur in wenigen
Exemplaren gefunden wurde.
Der Name y,pannonica"^ fand schon in vorlinnäischer Zeit (von
J. Bauhin US und Raius) für R. austriaca Verwendung. ^^Rosa pu-
mila pannonica flore rubello" citirt Crantz (in Stirp. austr. II, p. 86).
144
Er inag^ nun in der engeren Bedeutung zur Bezeiclinung obiger stach-
liger Form wieder in Anwendung kommen.
VII. Rosa Kalksburgensis (arvensisyc^austriaca),
(Exsicc. in Dr. ßaenitz herb, europ. n. 3400.)
Rosa pedalis, erecta, parum aculeata, habitu et colore Rosae
austriacae Cr., magnitudine foliorum, calycis laciniarum et petalorum
magis ad Rosam arvensem accedens. Omnino infertilis.
Rara. In calcareis prope Kali^sburg, Austriae inferioris.
Ein niedriges, 30—40 Cm. hohes Sträuchlein, das zwischen R.
arvensis Huds., von welcher ich hier um Kalksburg bisher nur die
Form R. repens Scop. beobachtet habe, und der R. austriaca Crtz.
(fi. pumila Jatq.), welche gleichfalls kaum ein halbes Meter Höhe
erreicht, genau die Mitte hält. Da R. Kalksburgensis zudem voll-
ständig unfruchtbar ist und in der Nähe der beiden genannten Arten
wächst, so ist deren Hybridität mit viel grosserer Sicherheit anzu-
nehmen, als diess bei vielen anderen muthmasslichen Blendlingen der
Fall ist.
Als Synonym gehört hieher ß. gallico-arvensis Neilreich (Flora
von Nied.-Oest. S. 900), jedoch nicht ganz, sondern nur zum Theil.
Neilreich begreift nämlich unter diesem Namen eine ganze „Reihe
hybrider Formen", wie er selbst (a. a. 0.) sich ausdrückt, und
die vom selben Autor in den Nachträgen zur Flora von Niederösterr.
S. 94 erwähnte Form vom Anninger, ein „weitläufig auf dem Boden
herumkriechender Strauch", ist schon aus diesem Grunde von meiner
Pflanze gänzlich verschieden. Die Tracht und die fast kleineren Co-
rollen, als Rosa Kalksburgensis sie hat, erinnern an eine nähere
Verwandtschaft mit der R. arvensis^). R. Kalksburgensis hingegen
entspricht eher der Combination super gallico-arviensis. Das kurze
aufrechte oder wenigstens stark aufstrebende Stämmchen ist ganz
das der R. austriaca, ebenso erinnern die Form und Bezahnung der
Theilblältchen, die Farbe und Grösse der Kronblätter, die Form der
Kelchzipfel und die Drüsenbekleidung vielmehr an R. austriaca. Wo-
durch sich jR. Kalksburgensis der ß. arvensis nähert, das sind im
Allgemeinen die geringeren Dimensionen der einzelnen Organe und
das hellere Roth der Blumen, welches dem der gemeinen ß. canina
näher steht als dem der ß. austriaca. Folgendes Schema wird das
Ganze noch übersichtlicher machen.
jR. arvensis R. Kalksburgensis R. austriaca
Durchmesser d. Blumenkrone 40—50 Mm. 50—60 Mm. 60—70 Mm.
Länge der Kelchzipfel 10- 13 Mm. 15—20 Mm. 25—35 Mm.
*) Die schweizerischen gallico - arvensis - Bastarte , welche sich nach
Christ (Rosen der Schweiz S. 203) ..durch riesenhafte CoroUen" auszeichnen,
weichen auch und zwar gerade hierin von meiner und noch mehr von Neil-
reich's Pflanze vom Anninger, wie sie in dessen Herbar liegt, ab, und möchte
ich desshalb, falls letztere wirklich, wie es scheint, noch unbenannt ist, dafür
des verdienstvollen Entdeckers Namen in Vorschlag bringen.
145
Längen- und Breiten Verhältnisse der grössten endständigen
Theilblättchen an blühenden Zweigen (meist am zweiten oder dritten
Blatte unter der ßlüthe) in Millimetern:
R. austriaca
R. arvensis
R. Kalkshurgi
22:14
23:15
23:16
23 : n
23: 19
25 : 14
25:18
26 : 16 (2)
28:18
27 : 21 (2)
29 : 19
31 : 18
30:22
37 : 21
31 : 21 (2)
33:23
35 : 23 (3)
36 : 23 (2)
39:29
45:28
41:31
43:27
50:29
53:34
55:37
58:40
59:35
62:36
67:39
68:35
70:46
Anmerkung. Es finden sich obenstehend je 10 verschiedene Blattver-
hältnisse, verschiedenen Zweigen entnommen, wie dieselben ohne alle Auswahl
der Reihe nach sich darboten. Traf sich das gleiche Verhältniss mehrmals, so
ist die Zahl der Wiederholung zwischen Klammern gesetzt. Die Aneinander-
reihung erfolgte, wie auf den ersten Blick ersichtlich ist, nur mit Rücksicht-
nahme auf die Länge, und zwar so, dass die zweite und dritte Reihe dort be-
ginnt, wo in der links voranstehenden Reihe gleiche oder annähernd gleiche
Werthe sich finden.
Ohne besonders hohen Werth auf die Grösse der Blattorgane
im Einzelnen zu legen, zeigt doch dieses, wie schon gesagt, ohne
alle Auswahl der Exemplare, somit nur oberflächlich hingeworfenet
Schema, wie genau die R. Kalkshurgensis ihre Stammarten verbinde.
Sehr bemerkenswerlh bleibt endlich die schon erwähnte gänz-
liche Unfruchtbarkeit derselben. Bisher konnte ich diesen Blendling
zwar nur an einer einzigen Stelle in Kalksburg beobachten, wo er
aber in einer Lichtung des Eichenwaldes nächst der St. Michaels-
Kapelle in einer Gruppe von etwa 20 Exemplaren vorkommt. Beide
Stammarten finden sich in der Nähe und sind jährlich stets mehr
oder weniger fruchtbar; an Rosa Kalkshurgensis jedoch fand ich
seit bereits 4 oder 5 Jahren alle Früchte derart fehlschlagen, dass
sie zur Zeit, wo andere Rosenfrüchte sich zu röthen beginnen, schon
fast gänzlich verdorrt sind.
Till. Rosa Boreykiana Besser.
Ein Strauch dieser schonen und seltenen Rose wurde im letz-
ten Sommer von meinem ehemaligen Lehrer, P. J. Eschfaeller S. J.
146
an den Abhängen des Gamsberj^es zwischen Presburg*) und Ratsch-
dorf (Reese) e/itdeckt.
Als Synonym ist hieher zu setzen R. canina y. setosa Neilr.
ex parte der Reschreibung nach (Fi. v. N. Oe, S. 896); im Herbar
scheint lieine solche zu liegen-), wohl aber verschiedene andere, die
mir zunächst mit Rosa trachyphylla Rau und mit R. reticulata Ker-
ner übereinzustimmen scheinen. Die Wahrscheinlichkeit des Vorkom-
mens der R. Boreykiana in Niederösterreich ist jedoch sehr gross,
da Prof. Oborny dieselbe auch in Mähren bei Znaim entdeckt hat.
Zum Vergleiche liegen mir eben auch Exemplare aus Znaim vor,
welche Oborny mir gütigst mitgetheilt hat, ausser jenem, welches
er vom gleichen Standorte im letzten Jahre an Dr. C. Raenitz ge-
liefert und Letzterer in seinem Herbarium europaeum mit der Num-
mer 3716 auch ausgegeben hat. Diese Exemplare der schwierigen
Art sind von Dr. Christ revidirt und von diesem Rhodologen auch
namentlich in der Flora (Regensburg 1877, Nr. 26) besprochen worden.
Sowohl Christ, als auch Oborny halten die Rosa Boreykiana für
einen muthmasslichen Rastart aus Rosa gallica und ohtusifolia Desv.
Das Vorkommen derselben bei Presburg scliein! dem keineswegs zu
widersprechen. R. gallica^ in der Form der R. austriaca Crtz. wächst
wirklich in grösserer Anzahl in der Nähe. Namentlich sind mir die
dunkel purpurnen Rlumen derselben, die ich vor etwa 15 Jahren
daselbst gesehen, noch sehr frisch im Gedächtniss^). Auch R. dume-
tormn kommt in mehreren Formen daselbst vor, jedoch kann ich noch
nicht angeben, ob gerade die f. obtusifolia (Desveaux) Christ dort
wächst. Was aber die Reschreibung der R. Boreykiana bei Christ
(Ros. d. Schw., S. 205) betrifft, so finde ich sie vortrefflich mit den
Eschfaeller'schen Exemplaren übereinstimmend. Leider liegen keine
Fruchtexemplare vor. P. Eschfaeller, der sich für die Erforschung
der Flora Presburgs schon so viel Mühe gegeben hat, wird trotz
seines Alters auch diese noch aufzusuchen bestrebt sein.
IX. Rosa Christa Wiesb. (Ä. caninay<trachyphylia Christ.
in litt.).
Rosa ex proxima affinitate Rosae Boreykianae Ress., a qua
*) Ich pflege Presburg (nicht Pressburg) zu schreiben, weil diese
Schreibart in einem der ersten Jahrgänge der „Verhandlungen des Vereines für
Naturkunde zu Presburg" als philologisch und historisch richtig, die andere
Schreibart hingegen als fehlerhaft nachgewiesen worden ist.
') Ausser einem als M. collina Jacq. bezeichneten Exemplare aus dem
Host'schen Garten, das möglicher Weise gar nicht aus Niederösterreich stammt.
') Damals hielt ich diese dunkle Farbe (flore atropurpureo) für die Wir-
kung des sehr sonnigen Standortes, umsomehr, als ich kurz vorher dieselbe
Erscheinung an einer ebenso sonnigen Stelle nächst Kollegg im Lavantthale
Kärntens beobachtet hatte. An noch heisseren Stellen des Wiener Beckens und
Zalaer Coraitates fand ich jedoch nie diese tiefpurpurne Färbung. Der Grund
rnuss somit ein anderer sein. Die petrographische Unterlage ist bei Presburg
Granit, im Lavantthale Lehm, im Zalaer Comitate kalkhaltiger Sand (Löss), im
Wiener Becken, wo ich R. austriaca getroffen habe, Wiener Sandstein (gegen
Laab im Walde) und Kalk (Kalksburg bis Baden).
U7
differt foliorum pagina suporiori glabra, inferiori non nisi ad nervös
pilosa.
Rara. In calcareis Ausiriae inferioris.
Bisher fand ich diese Rose nur an drei verschiedenen Orten
der KalKregion: zuerst 1876 zwischen Liesing, Atzgersdorf und
Mauer; dann 1877 an der Strasse von Perchtoldsdorf gegen Giess-
hiibel und zwischen Mi>dling und Gumpoldskirchen. Bei Giesshübel
wurde sie leider im letzten Jahre mit vielen anderen Rosen ausge-
hauen und ausgebrannt und wird kaum mehr nachwachsen. Bei Atz-
gersdorf dürfte ihr dasselbe Schicksal bevorstehen, da sie hart an
einen Weinberg grenzt. Um sie zu retten, habe ich einen Wurzeltrieb
im Kalksburger Parke eingesetzt, der zu wachsen verspricht.
Das Aussehen dieser Rose, welche ich nach dem Namen des
verdienstvollen Rhodologen Dr. Christ in Basel benenne, ist ganz
das der in der vorhergehenden Nummer besprochenen R. Boreykiana
Bess. (lestibus Christ et Oborny) nach Znaimer Exemplaren. Die
mil Slieldrüsen untermengte Behaarung der Blattstiele, der drüsige
Rand und die Gestalt der Nebenblatter, die Zahl und Form der Theil-
blättchen, die Stieldrüsen des Blüthenstieles, welche sich bis in die
Mitte der Frucht fortsetzen, sind dieselben, wie bei R. Boreykiana
von Znaim. Auch die Bezahnung ist fast durchgehends einfach und
die Zähne äusserst selten (bei etwaigen Ansätzen zur Verdoppelung)
mit einer Drüse versehen. Nur etwas schärfer zugespitzt und etwas
mehr nach der Blntlspitze zusammenneigend sind dieselben öfters,
wenigstens an einigen Blättchen. Die Behaarung der Theilblättchen
hingegen ist an R. Christii durchaus schwächer als an R. Borey-
kiana, bei welcher die Haare oben zerstreut, unten überallhin dicht
verbreitet sind.
Bei R. Christa fehlt die Behaarung auf der Blaltoberfläche ganz,
auf der Unterseite ist sie nur auf den Nerven vorhanden, und zwar
besonders auf dem Hauptnerv, während sie auf den Nebennerven erster
Ordnung bereits häufig undeutlich, auf denen zweiter Ordnung überhaupt
nicht mehr vorhanden ist. Diese beiden abweichenden Merkmale er-
innern sehr an die sonst sehr verschiedene R. urbica Lern, in ihrem
Verhältnisse zu anderen Formen der R. dumetorum, und ich möchte,
um vergleichsweise der Sache mehr Anschaulichkeit zu verleihen,
sagen, R Christii verhalte sich zu R. Boreykiana Bess. wie R. ur-
bica Lern, zu R. obtusifolia Desv. (oder zu R. dumetorum f. Thuil-
lieri Christ.). Daher glaube ich, R. Christii sei unmittelbar an R.
Boreykiana anzureihen, meinetwegen auch als blosse Varietät oder
Form. Dem könnte entgegen sein erstens die Deutung, welche
Dr. Christ dieser Rose gibt, und zweitens der Umstand, dass
Clirisl in seinen „Rosen der Schweiz" (a. a. 0.) die Rosa Borey-
kiana mit R. collina Jacq. vereinigt. Was das erste betrifft, ob R.
Christii wirklich eine R. caninaXtrachyphylla sei, darüber müssen,
wie mir scheint, noch nähere Beobachtungen angestellt werden. Was
das Vorkommen betrifft, so ist die Möglichkeit da, da die Formen
der R. canina überall häufig sind. Auch R. trachyphylla Rau kommt
148
^egen Gumpoldskirchen zu hiiufig- vor. Bei Atzgersdorf habe ich
zwar noch keine gesehen, der Standort wäre jedoch geeignet, so
dass sie auch einmal häufig gewesen sein konnte, sowie bei Giess-
hübel, wo Herr Dr. Woloszczak 1870 die R. reticulata Kerner
gesammelt hat, welche von Christ als Form zu R. trachyphylla
gezogen wird. — Was den anderen Punkt anbelangt, so scheint
Christ ohnehin später von seiner Ansicht abgegangen zu sein, da
er in der Flora 1877, Nr. 26 die R. Boreykiaua wohl als R. gallico-
obtusifolia angibt, aber nicht mehr der R. collina Erwähnung thut.
Ferner habe ich meine Rose eben als R. collina Jacq. ihm vorge-
legt, und hat gerade er mich von dieser Meinung abgebracht. Die
Rosa Christa stimmt auch in der That nicht mit R. collina Jacq.
Fl. austr. tab. 197 überein. Wohl aber liegt im schönen Neilreich'-
schen Herbar auf dem Bogen Nr. 12687 oben aus dem bot. Garten
ein Zweig, der ganz dem Bilde zu entsprechen scheint, aber von
R. Christa ganz verschieden ist. Hingegen entspricht ein anderer
Zweig auf demselben Bogen Nr. 12687 unten ganz der von mir
unter Nr. VIII besprochenen Rosa Boreykiana. Dieser untere Zweig
stammt aus dem Host'schen Garten, wie bereits oben erwähnt
worden ist.
Kalks bürg, am 10. Februar 1879.
Epiiobin u o V a,
Auetore C. Haussknecht.
(Schluss.)
E. Meridense Hausskn. Radice repente radicante, stolones bre-
ves rosuliformes gerente, kataphyllis sessilibus confertis oblongis ob-
lusis subcoriaceis. Caule basi sublignescente, simplici, purpureo sub-
lucido, sparse pilosiusculo, folioso, lineis decurrenlibus pilosiusculis
notato. Foliis sessilibus oblongo-lanceolatis obtusis, in petiolum sensim
angustatis, subcoriaceis glabrescenlibus, vix repando-denticulatis. Flo-
ribus mediocribus pallide roseis, virgineis nutantibus. Stigmate capi-
tato-subclavato. Capsulis purpurascentibus maturis glabrescentibus,
longe pedicellatis. Seminibus oblongis, utrinque aequaliter altenuatis,
basi obtusiusculis, exannulatis, tenuiter papillosis. Affine E. Bonplan-
diano Herb. Bpl. Kth.
Hab. in Paramo de Mucuchuc in decliv. leg, Moritzi. Sta. Mar-
tha, Magdalena (Herb. Benth.) Venezuela prov. Merida in Sierra
Nevada leg. Linden. Donana, Rio Grande leg. Parry.
E. Haenkeanum Hausskn. Caule basi sublignescente, pedali,
teretiusculo, glabrescente purpurascente, superne tantum adpresse
pilosiusculo, lineis parum elevatis glabrescentibus notato. Foliis ob-
longis petiolatis, mediis alternantibus, utrinque angustatis, inferioribus
149
obtuslusculis, superiorilnis acutis, tenuibus, utrinque glabris, valde
venosis, repando-denticulatis, denticiilis argutis, ininoribus interpositis.
Capsulis glabrescenlibus, brevissime pedicellatis. Seminibus miniinis,
utrinque attenuatis exannulatis, basi acutis, tenuissime papillosis. E.
denticulatum Presl in Reliq. Haenke.
Hab. in Peruvia leg. Haenke.
E. Gunnianum Hausskn. Caule dodrantali v. pluripedali, basi
breviler deiumbente, folioso, simplici, lereti, lineis paullum decurren-
tibus, superne tenuiter crispule puberulo. Foliis lanceolato-oblongis
obtusiusculis, supieinis murronulalis, basi abrupte in petiolum bre-
vissimum conlraclis, subtus nervis proininentibus glabris. Alabastris
obtusiusculis. Floribus speciosis, violaceis v. albidis. Calycis laciuiis
lanceolatis longe angustatis acutis glabrescentibus, tubo brevi cane-
scenle. Stigmate capitato-cordiformi, apice emarginato. Capsulis elon-
galis, crispule puberulis, pedicellis fol. fulcr. aequilongis vel sublon-
gioribus. Seminibus apice rotundalis, basi breviter attenuatis, obtusiu-
sculis, testa dense papillis rotundatis miniinis obsitis. Affine E.junceo Sol.
Hab. Van Diemens Land leg. R. Gunn nr. 253.
Syn. E. Biliar dieri et E. Biliar dierianum Hook. Fl. N. Zeel.,
Fl. Tasman. et Handb. Fl. N. Zeel, non Ser. in DC. pr.
E. sarmentaceum Hausskn. Rhizomafe tenui longe repente,
slolones epigaeos decumbentes numerosos inagis minus elongatos
gereute, kataphyllis oblongo-ovatis obtusis, in petiolum sensim an-
gustatis. Caulibus basi longe decumbentibus radicanlibus, arcuato-
adscendentibus, remote foliatis, flaccidis, terelibus, lineis non elevalis,
pilosiusculis parum decurrentibus notatis, interne glabrescentibus,
superne crispule pilosiusculis. Foliis glal)ris obtusis, inferioribus
oblongis in petiolum longe angustatis, superioribus ovato-oblongis,
abrupte in petiolum brevissimum angustatis, subintegerrimis v. remole
subdenticulalis. Floribus parvis lilacinis, virgineis subnulanlibus. Stig-
mate breviter clavato. Capsulis crispule piiosis, pedicellis fol. fulcr.
sublongioribus. Seminibus apice subattenuafis, basi aculis, testa glabris.
Hab. in Tasmania leg. R. Gunn. nr. 805 et 1065.
E. chionanthnm Hausskn. Rliizomate slolones epigaeos valde
elongatos prosiratos basi saepe radicantes emittente, kaiaphyllis valde
remolis, infimis parvis, reliquis gradatim majoribus, ovatis obtusis
subintegerrimis glabris. Caule virgalo simplici paucifloro glabro,
superne tantum pilosiusculo, lineis 2 pilosulis notato. Foliis ovato-
oblongis in petiolum angustatis, glabrescentibus, tenuiter repando-
calloso denliculatis. Alabastris globoso-ovoideis, brevissime constricte
apiculalis. Floribus speciosis erectis niveis. Stigmate capitato. Capsulis
crassiusculis crispule-pilosiusculis, pedicellis fol. fulcr. duplo longiori-
bus. S('mini])us apice paullum, basin versus longe attenuatis acutis,
testa glaberrimis lu< idis, coma tenuissima longissima, albido-ferruginea.
Hab. ad lacum Takapuna leg. Kirk.
E. chloraefolium Hausskn. Caule e basi arcuato laxe adscen-
dente, remote foliato, paucifloro, apice subnutante, glabro, tereti,
lineis 2 albo-pilosis notato. Foliis glabrescentibus, inferioribus ovato-
150
oblong-is obtiisis, vix denticulatis, reliquis lale ovatis v. subcordato-
ovalis, in peliolum brevem abrupte angustalis, denticulis valde remotis
raris vix repandis niunitis. Floribus majustulis, virgineis subnulantibus.
Sfigmate oblongü-capilalü. Capsulis brevibus erubescenlibus, sparse
pilüsiusciilis, pedicellis fol. fiilcr. longioribus. Seminibus apice sensim
rotundatis, basin versus longe altenualis aoulis, tesla papillis brevibus
dense obsitis.
Hab. in Nova Zelandia ad Waiau leg. Hector. — Prov. Canler-
bury, ad Mt. Marlius leg. Haasl.
E. erubescensllausskr). Suffiuti(ulosum,caule simpiici folioso. pedali,
tereli, bifariam albido piloso caeferum glaberriino purpuiascente, basi
stolones epigaeos remotiuscule foliatos gereute. Foliis crassis coriaceis,
ovato-oblongis obtusis, sessilibns, dense disposilis, glaberrimis erube-
scentibus, utrinque denticulis 3 obtusis parnm repandis munitis. Flori-
bus mediocribus erectis, terminalibus, numerosis. Calyce glaberrimo.
Stigmate capitato-clavato. Capsulis glaberrimis purpurascentibus, pedi-
cellis fol. fulcr. bre\ioribus. Seminii)us apice rotundalis, basi acutis,
testa dense papillosis=
Hab. in Nova Zelandia ad Tavamakan et Waweia leg. Travers.
ß. polydonum Hausskn. Suffruticulosum , radice lignescente
simpiici. Caule dodrantali a basi ad apiceni ramoso, ramulis opposilis
elongatis gracilibus subcorymbosis, purpurascenle , remote foliato,
tereti, incerto bifariam crispule-pilosiusculo. Foliis parvis ovato-
oblongis, obtusis, sessilibus, cuneato-angustatis, inferioribus subinte-
gerrimis reliquis paucidenticulatis, glaberrimis crassiusculis. Alabaslris
glaberrimis. Floribus pusillis terminalibus pallidis. Stigmate clavato.
Calyce glaberrimo. Capsulis brevibus arcuatis glaberrimis erubescen-
libus, pedicellis brevissimis, fol. fulcr. brevioribus. Seminibus apice
rotundatis, basi longe attenuatis, testa papillis brevibus dense obsitis.
Hab. in Nova Zelandia ad Otago leg. Hector.
E. pycnostachyum Hausskn. Suffruticulosum, rhizomate pluri-
cipiti; caule in parte infima katapliyllis remotis triangulari-lanceolatis
aculis oppusitls v. alleinis obsilo. Caulibus simplicibus, fere dodran-
talibus, subtetragonis, lineis 2 — 4 elevalis vix pilosiusculis notalis,
purpurascentibus, densissime foliosis. Foliis inferioribus oppositis, ab
inilio basi connatis sed mox basi solutis, crassiusculis, oleoso-nitidis
glaberrimis, pallide viridibus v. serius fusco-cinnamomeis, oblongis,
in petiolum longe angustatis, margine subrevolutis, apice breviter
triangulari aculatis, denticulis obtusiusculis repandis utrinque 4 — 5
munitis. Floribus parvis erectis in axillis foliorum suboccultis, race-
mum elongatum spicato-conl'ertum formanlibus. Sligmate cla\ato.
Alabastris glaberrimis apiculatis, in foliis occultis. Capsulis brevibus
glaberrimis crassiusculis, fol. fulcr. subaequilongis, pedicellis bre-
vissimis 2 mm. longis. Seminibus apice applanatis, basin versus
sensim attenualis acutis, testa papillis subcapitatis dense obsitis.
Hab. in Nova Zelandia leg. Krull. — Waiauau leg. Hector.
Wliitcomb's Pass 4300 ped. alt. leg. Haast.
151
E. ditersifoJimn Hausskn. Caiile lierbaceo, in parte inferiore
repenle radicante, foliis suborbicularibus, breviter pefiolatis, argute
denticiilatis glabris obsito, in parte superiore stricte erecto, tereti,
glabro, non bifariam piloso, foliis majoribus ovalo-lanceolatis, basi
abrupte in petiolum brevissimuin contractis, apicem versus sensiin
angustatis , 0*15 mm. longis, 004 — 5 mm. latis. Calycis laciniis
glabris. tubo pilosiusculo. Stigmate clavato-capitato. Alabastris oblongo-
ovoideis apiculatis, vix adpresse pilosiusculis. Floribus eis E. rotun-
difolii submajoribus, terminalibus, erectis.
Hab. Van Diemens Land leg. Schayer. Hb. Berol.
E. confnsum Hausskn. Pallide virens, radice tenui rosulifera.
Caule stricte ereclo simplici v, parum ramoso, inferne subglabrescente,
superne pilis arcuato-inflexis, glandulosis crebris patentibus immixtis
pubescente, tereti, lineis decurrentibus densius pubescentibus notato.
Foliis rigidiusculis sessilibus parum nervosis, inferioribus oblongo-
lanceolatis obtusis, vix remole denticulatis, superioribus basi angustatis,
acutiusculis, vix pilosiusculis. Floribus mediocribus erectis. Stigmate
clavato. Capsulis glanduloso-puhescentibus, pedicellis fol. fulcr. dimidio
brevioribus. Seminibus apice rotundato-umbonafis, basi obtusis, dense
breviter papillosis.
Hab. in Armenia ruthenica versus Daraschitschan leg. C. Koch
sub E. virgato. Ulutau in salicetis Hb. Petrop. sub E. origanif.
E. Griff ithianum Hausskn. Radice brevi rosulifero. Caule sim-
pliri stricte erecto, remote foliato , apice subnutanle, glaberrimo
lucido, lineis ghibris elevatis e foliorum marginibus decurrentibus
notato. Foliis glaberrimis lucidis crassiusculis sessilibus. e basi dila-
tato breviter in apicem suboblusum angustatis, leviter repando-denti-
culatis, ca. 3 cm. longis, Vj^ cm. latis. Alabastris glaberrimis ovoideo-
oblongis acutis. non constricte apiculatis, basi applanatis. Floribus
parvis carneis erectis. Stigmate clavato. Calyce glaberrimo. Capsulis
crassiusculis glaberrimis, brevissirne pedicellatis. Seminibus obovoideo-
oblongis apice rolundatis, basi obtusiusculis, testa densissime papillis
brevibus rolundatis obsitis. Affine E. minutifloro m.
Hab. in AflPghania ad Hadjiyuk et ad ßamian leg. Griffith
nr. 1227 Hb. Hock. Bentb. Petrop.
Vimariae m. Octob. 1878.
Beiträge zur Kenntniss der adriatischen Algen,
Von P, Hauck.
XI.
JVemacysfus ramulosus Derb, et Sol. (Sur les organes repro-
duct. des Algues. — Annal. des scienc. 3. ser., Tom. 14, p. 269
pl. 33, flg. 14-17).
Rovigno (Istrien) auf Cystosira und Possidonia in der Litoral-
region bis zu 5 Meter Tiefe. — Mai, Juni. — Selten.
152
Für das adriatische Meer ist diese Alge neu, sie scheint aber
im Mittelmeer ziemlich verbreitet zu sein. Ich besitze sie von den
Mittelmeerküsten Frankreich's (Bornet) und von der Insel Menorka
(Rodriguez). Langenbach in „Die Meeralgen der Inseln Sicilien
und Pantellaria" gibt sie von Palermo an, während sie nach Falken-
berg „Die Meeresalgen des Golfes von Neapel" bei Neapel bis jetzt
noch nicht aufgefunden vv^urde.
Die adriatischen Exemplare erreichen eine Grösse von einem
Decimeter.
Die multilocuUiren Zoosporangien kommen bei älteren Pflanzen
in den büschelartig verzweigten peripherischen Fäden vor; bei jün-
geren Pflanzen dagegen sind diese Fäden und die zwischen ihnen
entspringenden Zoosporangien einfach.
Die verkehrteifürmigen uniloculären Zoosporangien sitzen am
Grunde der peripherischen Fäden , und treten meistens in Gemein-
schaft mit den multiloculären Zoosporangien auf*).
Leathesia umbellata (Ag.) Menegh.
Auch bei dieser in der Adria an Cystosiren sehr häufigen Alge
kommen die multiloculären Zoosporangien, die eine Reihe Zoosporen
enthalten, mit den uniloculären Zoosporangien auf demselben Indivi-
duum vor.
Zu dieser Alge gehört wohl auch Leathesia flaccida (Ag.)
J. Ag. (Spec. Alg. I. pag. 51) aber nicht Corynophloea flaccida Kg.
(Tab. phycol.), welche eine andere Art darzustellen scheint.
LiUhoderma fatiscens Aresch. (Areschoug, Observ. phycolog.
Pars III. p. 22).
Diese von Areschoug in den nördlichen Meeren aufgefundene
und bis Spitzbergen verbreitete Alge kommt auch im adriatischen
Meere vor. Obgleich ich an Exemplaren, die ich im October sam-
melte, die Zoosporangien nur unvollkommen entwickelt fand, so lässt
mir doch der Vergleich mit authentischen Exemplaren keinen Zweifel
über die richtige Bestimmung dieser Alge, die mir von der Mossel-
bay (Spitzbergen, leg. Kj eil man), Bohuslän (leg. Kjellmann), Hel-
singfor (leg. Ch. Gobi) und Helgoland (leg. R. WoUny) vorliegt.
') Das gleichzeitige Vorkommen von multiloculären und uniloculären Zoo-
sporangien auf derselben Pflanze ist bei den Phäosporeen eine sehr häufige und
oft normale Erscheinung, namentlich bei den Ectocarpeen ; so beobachtete ich
diess bei JEctocarpus confervoides, Sandrianus, crinitus, pusillus, simpliciu-
sculus, Streblonema investiens etc. — Man vergleiche meine „Beiträge zur
Kenntniss der adriaüschen Algen" Jahrgang 1878, p. 220 dieser Zeitschrift; bei
welcher Gelegenheit ich eine irrthümlich unterlaufene Angabe berichtigen muss.
Es wurde dort p. 222 Ectocarpus rigidus Kg. als wahrscheinlich zu JSctocarp.
crinitus gehörig angegeben. Ectocarp. rigidus hat keine Aehnlichkeit mit Ect.
crinitus, sondern gehört zu dem Formenki eise, welcher die Kützing'schen Spe-
cies Ectocarpus arctus, rufulus, spi^iosus, intermedius etc. umfasst, bei welcher
Formengruppe beide Zoosporangium-Arten gleichfalls nebeneinander vorkommen.
153
Lithoderma fatiscens ist an der istrianischen Küste das ganze
Jalir hindurch häufig an Steinen, Lithothamnien, Muschelschalen etc.
und kommt am Ebbespiegel bis zu ungefähr 25 Meter Tiefe vor.
In der Liloralregion bis zu 1 Meter Tiefe fand ich Lithoderma am
häufigsten; nicht selten ist sie auch an Steinen^ die bei tiefer Ebbe
trocken liegen. In Gesellschaft von Lithoderma findet sich in ge-
ringer Tiefe auch meist Melobesia Lenormandi und Cruoriella ar-
morica.
Lithoderma überzieht grössere und kleinere Steine etc. mit
einer glänzenden braunschwarzen, mehr glatten Kruste, die trocken
werdend an Glanz verliert, rissig wird und stellenweise abspringt.
Habitus ganz von Ralfsia^ zu welchem Genus sie ' auch Ch. Gobi
(Bot. Ztschr. Jahrg. 1877, p. 532) zieht.
Cruoriella artnorica Crouan (Crouan, „Notice sur quelques
especes et genres nouveaux d'algues marines de la rade de Bresf^ in
Annal. Sc. nat. 4. ser. Tom. XII. 1859. p. 22. — Crouan „Florule
du finist.« plant. 19, Fig. 128. — J. Agardh, Spec. Alg. Vol. HI,
p. 381.)
Im Winter und Frühjahr auf Steinen, Schneckengehäusen, Litho-
thamnien an der ganzen istrianischen Küste. Die verticale Verbrei-
tung erstreckt sich, so weit meine Beobachtungen reichen, vom
Ebbespiegel bis zu 25 Meter Tiefe.
Cruoriella, die ich ebenfalls als eine neue Art für die adria-
tische Flora anführe, kommt nach Falkenberg (1. c. p. 263) auch
im Golfe von Neapel vor, scheint demnach weit verbreitet zu sein.
JRivularia Contarenii Zanard. (Zanardini in Bibl. ital tom. 96,
1839, p. 134 und Synopsis Algarum in mari adriatico hucusque col-
lectarum p. 43, tab. VI, fig. 1. — Meneghini Monogr, Nostochi-
nearum p. 141, Tav. XVII, fig. 2).
Diese wenig bekannte Alge wurde von mir im Herbst und
Winter an verschiedenen Orten Istriens gefunden, namentlicli häufig
im Februar und März bei Muggia, wo sie zwischen Fluth- und Ebbe-
spiegel an der Nordseite verticaler Strandmauern schwarzgrüne, kreis-
runde, einige Millimeter bis mehrere Centimeter im Durchmesser
haltende, später zusammenfliessende, flache, ungefähr Ys Mm. dicke
Krusten bildet, die trocken etwas rissig werden.
Die Dicke der wellig gebogenen oder schwach spiralig ge-
drehten Fäden ist sehr verschieden, durchschnittlich sind sie an der
Basis mit der Scheide 20 ^. dick, doch kommen auch bedeutend
stärkere und dünnere vor, sowie die Dicke und Farbe der Scheiden
und der eingeschlossenen Fäden sehr variirt. Nach Meneghini (1. c.)
fehlen bei dieser Art die basilaren Heterocysten, wie auch aus der
Abbildung, sowie aus jener in Zanardini's Werk (1. c), die sich
gegenseitig ergänzen, hervorgeht. In der That erscheint die grösste
Anzahl der Fäden an der Basis wie abgebrochen, ohne Heterocysten,
untersucht man aber genauer, so finden sich an den jüngeren Fäden
Oesterr. botan. Zeitschrift. 5. Heft. 1879. 12
154
immer, mehr oder wenig^er deutlich, oft aber auch an älteren Fäden
basilare Heterocysten, die mit zunehmendem Wachsthum der Fäden
allerdings zu verschwinden scheinen. Nicht selten kommen auch
intercalare Heterocysten vor, namentlich bemerkte ich solche häufiger
an Exemplaren, die ich im October sammelte, wo auch alle Fäden
basilare Heterocysten zeigten.
Bis jetzt scheint Rwularia Contarenü nur aus dem adriatischen
Meere bekannt zu sein, dürfte aber unzweifelhaft eine weit grössere
Verbreitung haben.
Botanische Mittheilungen.
Von E. Hackel.
Ich habe schon in meiner Bearbeitung der Festuca-kvXexv des
Kilaibel'schen Herbars (in Termesz. füz. 1878, IV. Heft p. 290) dar-
auf hingewiesen, dass Allion e in seiner Flora pedemontana unter
Festuca Halleri unmöglich das verstanden haben kann, was später
Villars, Gaudin, Koch und alle modernen Floristen mit diesem
Namen bezeichneten; die Gründe wurden a. a. Orte auseinandergesetzt.
Uebrigens war diese Thatsacho längst schon vorher von Kunth
(Enum. I. p. 399) bemerkt worden, der in Folge dessen die Pflanze
Gaudin's und der späteren Autoren F. Gaudini nannte. Die volle
Ueberzeugung von der Richtigkeit dieser Ansicht erhielt ich aber
erst heute bei Durchmusterung der Festuca- Atrien des Herbar Wil 1-
denow, welches mir Herr Dr. P. Asche rson mit gewohnter Güte
nnd Gefälligkeit zugänglich gemacht hat. In seiner Flora pedemontana
bemerkt nämlich Allione am Schlüsse der Diagnose: „Habet inter
suas stirpes cl. Bellardi legitque in montanis sterilibus"; Allione
hat also seine Art auf Exemplare Bellardi's gegründet; nun findet
sich aber in dem oberwähnten Herbar Willdenow's ein Original von
Bellardi mit der Bezeichnung Festuca Halleri All. ped. Dieses Exem-
plar stellt eine von unserer gewohnten Halleri total verschiedene
Pflanze vor; es hat ziemlich lange, binsenförmige glatte und dicke,
plattcylindrische Blätter, eine stark verästelte (allerdings des jungen
Stadiums halber noch ganz zusammengezogene und von der obersten
Scheide am Grunde eingehüllte) Rispe, grosse 3blütige Aehrchen mit
bleichgrünen, stark behaarten, ganz wehrlosen Deckspelzen. Man
begreift bei diesen Umständen, dass Allione in diesen Exemplaren die
Festuca panicula stricta, locustis teretibus hirsutis longius aristatis
Haller's Hist. nat. 1441 wiederzuerkennen glaubte, obwohl er darin im
Irrthume war.
Die Pflanze Bellardi's stimmt ziemlich gut mit dem überein,
was Host später F. stricta nannte; sie scheint bei uns übrigens
selten zu sein; ich selbst besitze sie nicht, und wäre sehr erfreut,
wenn ich sie von irgend einer Seite erhielte; am ehesten dürfte sie
155
in Ungarn zu finden sein. Nicht zu verwechseln damit ist die ge-
wöhnliche Fest, duriuscula var. hirsuta; diese hat keine binsen-
förmigen, sondern viel dünnere und immer rauhe Blätter. — Sehr
interessant war mir die Abhandlung Frof. Kerner's in Nr. 3 dieser
Zeitschrift, worin er die ausgezeichnete Beschreibung Seh euch zer's
von seinem „Gramen montanum foliis capillaribus" reproducirt, auf
welche Linne später seine Festuca amethystina gründete. Diese
Beschreibung lässt keinen Zweifel, dass Scheuchzer dasselbe Gras
vor Augen gehabt habe , welches ich im vorigen Jahrgange dieser
Zeitschrift als Festuca austriaca beschrieb; allerdings hat er dabei
gerade die (bei St. Polten seltenere) violette Form vor Augen gehabt,
was auch Linne veranlasste, ihr den Namen amethystina zu geben;
hierorts ist die in allen Theilen grüne Varietät häufiger und durch
viele Zwischenstufen mit der violetten verbunden. Als mir im Jänner
d. J. Herr Prof. Kern er seine „F. tyrolensis^ zeigte, erklärte ich
sofort die Identität derselben mit meiner F. austriaca. Beide Namen
sind nun überflüssig und miiss der Linne'sche Name F. amethystina
wieder in sein Recht eingesetzt und der Name F. amethystina Host
verbannt werden.
ZurKenntniss der geographischen Verbreitung der F. amethystina L.
kann ich noch folgende Standorte hinzufügen, von denen ich Exemplare
sah: Traunfall in Ober-Oesterreich leg. Keck als nigrescens ! ; Isar-
auen bei München leg. Kranz als vaginata! (Kern er hat also
ganz richtig, ohne Exemplare gesehen zu haben, die Münchener Pflanze
zu amethystina gestellt); Fogaraser Alpen in Siebenbürgen leg. Wink-
ler! — Schliesslich erlaube ich mir noch darauf aufmerksam zu
machen, dass der Gattungsname Vossia, welcher von Thümen in
der Nr. 1 dieses Jahrg. einem Pilze beigelegt wurde, längst schon
für eine Graminee Ostindiens in anerkanntem Gebrauche steht (vide
Steudel synops. plant. Gram. I. p. 359), sowie dass Freund Borbas
gleichfalls genöthigt sein wird, seine Poa levis umzutaufen, da wir
bereits eine anerkannte Art dieses Namens von Robert Brown be-
sitzen, der sie aus NeulioUand mitbrachte.
St. Polten, den 13. April 1879.
Mykologisches.
Von Stephan Schulzer von Müggenburg.
CSchluss.)
Ferner war ich 1878 im Juli so glücklich, auch die von den
Gebrüdern Tulasne in dem Stroma ihrer Doth. melanops gesehenen
schönen Makrostylosporen^) nebst einer in unregelmässig-eingebuch-
teten Höhlen hausenden zweiten Stylosporenform mit mondförmig-
'') Selecta fung. carp. II, tab. 10.
12*
156
gekrümmten, einfachen, hyalinen Früchten aufzufinden. Letztere hatten
eine Läng-e von 0018—0046 und in der Mitte eine Dicke von 0002
his kaum 0'003 Mm., während die ersteren, meist keulenförmigen,
mit Plasma gefüllten, licht bräunlichgelben, 0033 — 0 053 Mm. lang
und O'OOS — 0 011 Mm. dick waren. Ob sie die Dothidea behelligen
oder nicht, war diessmal nicht evident constatirbar, weil alle Locula-
mente derselben leer, zum grössten Theile sogar zusammengesunken
waren, ich schliesse aber eben aus diesem derouten Zustande der-
selben, dass zwischen ihr und diesen Nachbarn kaum ein friedliches
Verhältniss waltete.
Bei meiner in dem an die ungar. Acad. der Wissenscb, abge-
tretenen Werke S. 487 gegebenen Dothidea Juglandis fand ich in
demselben Jahre einen, und zwar feindlichen Mitbewohner. Dort,
wo er gar nicht vorkommt, liegt in der Oberflüche des Stroma ein
kugeliges Loculament der Dothidea dicht neben dem andern; wo der
Gast auftritt, kann sich die Dothidea nur hin und wieder einzeln
entwickeln, in den meisten Stromaten usurpirt er aber ganz und gar
ihren Platz. Es ist die Micropera Juglandis mihi, eine sog. Makro-
stylosporen-Form, welche in den eroberten Loculamenten concentrisch,
d. i. an der ganzen Innenfläche^), gestielte, erst fast spindelförmige,
am Ende oblonge, beiderseits verdünnte, bräunliche, Plasma führende,
unseptirte, 0024 Mm. lange und 0-007-0009 Mm. dicke Früchte
erzeugt. Der wasserhelle Stiel hat eine der Frucht gleiche Länge.
Einige der mir vorgekommenen Micropera-Formen sind zweifel-
los Parasiten anderer Pilze, vegetiren vom Lebensfonde des Wirthes,
unterdrücken seine Fortpflanzung und tödten ihn schliesslich.
Ob dieses auch bei der M. Drupacearum Lev. der Fall ist,
oder ob sie wirklich eine Form von Valseen oder von Dermatea ist,
d. i. ob sie nicht einfach ein gewalfthätiger Räuber ist, oder ob ihre
stabförmigen Stylosporen keimend wieder eine der gedachten Formen
hervorbringen oder endlich unmittelbar sich in Schläuche umbilden,
wie ich es bei einer Pycnidenform der Sphaeria flavovirens P. (siehe
weiter unten) beobachtete, wird die Zeit erweisen.
Im Stroma der Valsa Auerswaldi Nke. = Sphaeria leucostoma
P. z. Th. fand ich eine Micropera-Form weit seltener gemeinsam
mit der Schlauchform, als in getrennten Stromaten, die übrigens
untermischt mit jener der Valsa vorkommen und von diesen in gar
nichts unterschieden sind. Auch die den Stromaten eingesenkten
Perithecien beider, sowie ihr Verhalten beim Hervorbrechen der Hülse,
sind sich völlig gleich. Dieser Beobachtung liegt die Folgerung
nahe: dass die sogenannte Spermogonienform ein frecher Parasit ist,
dem zur Entwicklung das Stroma der Valsa, zur Ernährung deren
Mycelium besonders zusagt, und der, zu bequem, vielleicht auch un-
fähig, sich eine eigene Hülle zu bilden, analog dem Cicinnobulus,
die Perithecien der Valsa usurpirt.
') Hiemit im Gegensatze ist. die Friictification der Dothidea eine auf-
rechte, indem die Schläuche nur am Grunde des Loculaments entspringen.
157
Ganz ähnlich verhält es sich vielleicht damit, dass ich bei der
Phyllachora Graminis (P.) Fckl., sowie bei der Pseudovalsa Lycii
Hazsl. in demselben Neste der Randperithecien Spermatien die mitt-
leren Schläuche erzeugen sah. Der Usurpator entriss der Pustel so
viele fertige Perithecien, als er vermochte oder brauchte, und richtete
sie zu seiner Wohnung ein. Indessen sind hier noch zw^ei Fälle denk-
bar, dass nämlich das erschöpfte Mycelium in einem Theile der Peri-
thecien Schlauchsporen zu bilden nicht mehr vermochte, sondern nur
Spermatien, die aber keimend wieder dieselbe Sphäriacee erzeugen''),
oder dass die Spermatien eine Vorform darstellen, die sich später
zur Schlauchform umwandelt, was zwar hier meines Wissens bisher
noch nicht constatirt wurde, mir aber doch schon vorkam. Ich fand
nämlich an bereits spontan entrindeten dürren Zweigen von Rihes
rubrum im Winter eine Art meiner Gattung Locularia^*^'), nämlich
L. ribesicola^^% welche gesellig mit dem elliptischen oder rundlichen,
schwarzen, verdickten Scheitel hervorbricht, während die weitere im
Holze eingesenkte Hülle kaum nachweisbar ist, angefeuchtet aber
anquillt und fast gallertartig wird. Sie ist gewöhnlich etwas zusam-
mengedrückt, oben abgerundet, abwärts keilförmig verdünnt, 025 —
0 33 Mm. hoch und oben ungefähr halb so breit. Die zellige Beklei-
dung der Innenwand setzt sich als dünne, oft beinahe die entgegen-
gesetzte Seite erreichende Blättchen ins Innere fort und erzeugt
überall dicht aneinander gedrängte meist einfache Basidien, diese
aber wieder eine Unzahl kleiner, kugeliger, hyaliner Stylosporen,
welche die Höhlen ausfüllen. Die Erzeugung geschieht jedoch nicht
durch Abschnüren der Basidien selbst, sondern an ihrem Ende, denn
sie behalten stets eine gleiche Länge. Noch Anfangs Jänner war kein
Perithecium geöffnet. Zwar stiess ich, eben als die Nacht einbrach,
auf anders geformte, ansehnliche und septirte Sporen, aber andern
Tags etwas Anderes zu finden, als was ich eben beschrieb, war alle
Mühe vergebens, wesshalb ich den Zweig in Papier gewickelt zu
anderen Pilzen in die Schublade legte. Nach beinahe 5 Jahren ge-
rieth er mir wieder in die Hand, und da ich eben keine Arbeit hatte,
machte ich einen Schnitt, dem unzählige weitere mit immer gleichem
Resultate folgten. Bei weitem der grösste Theil der nun spaltförmig
geöffneten Perithecien führte, nebst ästigen Paraphysen, keulenförmige
oder fast cylindrische, noch vor der vollen Reife der Sporen im Wasser
zerfliessende, 6- und Ssporige Schläuche mit gelbbraunen, spindel-
') Ein solches Verhalten des Myceliums gehört keineswegs zu den Chi-
mären. Beim Anschneiden der Individuen eines längeren Zweiges stösst man
oft im oberen Theile auf Spermogonien, immer weiter anschneidend aber tiefer
unten auf Sclilauchforraen. Unter zahllosen anderen ist Heteros'ph.aena Patella
Grev. das auffallendste Beispiel, welcher Pilz wohl geeignet war, die Idee vom
Pleomorphismus im Pilzreiche zu wecken.
'") Eine Weinmannodora Fr. ohne Mittelsäulchen und mit unregelmässiger
Anordnung der Fächer.
") In meinem an die Pester Acad. der Wiss. abgetretenen Werke nebsl
der Schlauchform S. 354 und 426 gegeben.
158
förmigen, oft gekrümmten, in der Mehrzahl dreimal getheilten, an
den Theilungsstellen schwach geschnürten Sporen. Zu meinem nicht
geringen Staunen hatten sich die Basidien in Schläuche verwandelt
und die Menge kugeliger Stylosporen war spurlos verschwunden.
Damals benannte ich diese Sphäriacee Leveillea ribesicola, da in-
dessen die Gattung Leveillea Fr. eingegangen zu sein scheint, stelle
ich sie nun um so lieber zu Lophiostoma, da nach meinen Beob-
achtungen auch L. compressum (P.) Fr. eine Locularia zur Pycniden-
form hat.
Auch die Sphaeria conjuncta Neos (nicht neuerer Autoren) hat
in einer Micropera-Y oxm einen argen Feind. Die gemischt unter ein-
ander vorkommenden Pycniden- und schlauchführenden Perilhecien-
pusteln sind ohne mikroskopische Untersuchung eben so unmöglich
von einander unterscheidbar, als die Gehäuse selbst. Wenn nicht die
Früchte der ersteren die Fähigkeit besitzen, die Schlauchform zu er-
zeugen, woran ich, wie in allen ähnlichen Fällen, sehr zweifle, oder
wenn sie nicht eine Vorform derselben ist, welche sich auf eine bis-
her noch unerklärte Weise in dieselbe umwandelt, so ist sie ein
schlauer Räuber, welcher wartet, bis die Perithecien fertig sind, um
sich dieselben anzueignen, darin seine Brut zu bergen und selbe er-
nähren zu lassen, kann somit unmöglich zu ihrem Formenkreise
gehören.
Ob Jemand nähere Auskunft darüber geben kann, auf welche
Weise es geschieht, dass an die Stelle der dünnen, langen, gekrümmt-
stabförmigen Stylosporen des Polysügma rubrimi DC. über Winter
die ganz anders geformten Schlauchsporen treten, somit erstere eine
wirkliche Vorform der letzteren sind, weiss ich nicht, glaube aber,
dass die perithecienlosen Loculamenle der sogenannten Stylosporen-
form nach dem Verfliegen ihrer Früchte für die Sporen der Sphae-
ria hyetospilus Mart. der beste oder gar der einzige ihr von der
Natur angewiesene Standort sind, um darin zu keimen, die Perithe-
cien zu bilden und dann zu fructificiren. Ich fand nämlich Mitte No-
vember an einem im Freien gelegenen Blatte keine stabförmigen
Früchte mehr in den Loculamenten, aber statt letzterer Peri-
thecien und diese mit einem weissen zelligen Kerne ausge-
füllt, wie man es bei entstehenden Schlauchgebilden gewöhnlich
antrifft. Diese Wahrnehmung ist es nun, welche mir nicht erlaubt,
anzunehmen, dass Pohjstigma rubrum und Sph. hyetospilus einem
Formenkreise angehören, obschon ich, wie wir gleich sehen werden,
die Verwandlung ganz ähnlicher stabförmiger Früchte in Schläuche
anderwärts constatirte. Die Früchte beider mögen wohl in Ewigkeit
je ihre Art hervorbringen; ersteres zum Keimen das Parenchym le-
bender Prunus-BMXcr , letztere in abgestorbenen, die verlassenen
Höhlen desselben aufsuchen.
In Slromaten der Sph. flavovirens P. fand ich zwischen den
schlauchführenden Perithecien auch Gehäuse, welche 0038 — 0"04 Mm.
lange, dünne, stabförmige, am oberen Ende gekrüsnmte, kurz: jenen
des Polyst. rubrum DC. und der Micropera Drupacearum Lev. völlig
159
analoge Stylosporen erzeugten, die ich nicht verfliegen sah, obschon
sie sich sehr leicht vom Erzeugungsorte trennen, was auch ihrer
Bestimmung nicht entspräche, denn ich halte diessmal das Glück, die
Form in allen Stadien zu sehen, und fand, dass sich die Krummstäbe
immer mehr in die gerade Form strecken, dann allmälig zur Keulen-
gestalt verdicken und am Ende sporenerzeugende Schläuche
werden. Hier ist also eine wahrhaftige Vor form constatirt.
Auch ist mir der Fall vorgekommen, dass sich an einem abge-
fallenen Aste von Juglans regia das Monosporivm corticola Bon.
gleichsam vor meinen Augen in die Thelephora arachnoidea Berk.
umgestaltete. Die Hyphen des ersteren verwebten sich, verschmolzen
zu Zellchen und bildeten ein parenchymatöses Häutchen, welches
durch die an der Unterseite hervortretenden Hyphenspitzen am Stand-
orte sich befestigte, während andere an der oberen Fläche ein Hy-
menium spurium bildeten, indem sie ungleich, unseptirt und unver-
dickt hervorragend unmittelbar je eine Spore an der Spitze erzeugten,
welche in keinem Stücke von jenen des Monosporiums unterschieden
war. Von einer Vergewaltigung des einen durch den andern gelang
mir nicht die leiseste Spur zu entdecken. Das Monosporium ist die
Vor form der Thelephora.
Die in einsporigen Schläuchen ihre Früchte bildende Gattung
Melanconium Link, von Podosporium Bon. sammt den dazu gehörigen
Formen Diplodia Fr., Hendersonia Mont. etc. generisch wohl kaum
verschieden, ist bekanntlich beinahe an allen dürren Zweigen für
sich allein, oder als Begleiter von pleosporen Schlauchpilzen, beson-
ders valseenartigen, anzutrefFen. Man hat zahlreiche Arten davon
aufgestellt, die sich im Allgemeinen jedoch von einander nicht mit
voller Sicherheit unterscheiden lassen und, mit wenigen Ausnahmen,
am Ende als durch die Holzart bedingte Varietäten erkannt werden
dürften.
Man betrachtet sie gegenwärtig als Pycnideen von Sphäriaceon,
obschon es noch keineswegs erwiesen ist, dass ihre Früchte Gebilde
mit mehrsporigen Schläuchen zu erzeugen vermögen. In dem fast
eher normalen als seltenen Falle, dass an einem dicht vom Melan-
conium bewohnten Zweige zwischen diesem hie und da nicht bloss
eine, sondern zwei und mehrere, unter sich deutlich verschiedene
Schlauchformen sitzen, entsteht die heikle Frage: welcher dersel-
ben das Melanconium als Nebenform zugewiesen werden solle.
Ich beobachtete viererlei Arten seines Auftretens, ohne mich
hiedurch angeregt zu fühlen, daraus eben so viele Gattungen zu
machen: 1. Mit einfachen, oft nur in der Jugend nachweisbaren
Säckchen, mit oder ohne Centralsäulchen; Typusart M. Juglandinum
Knze. (mit Centralsäulchen); 2. Säckchen, durch Einbuchtung mehr-
fächerig, Cytispora -¥ovm; 3. zwei oder mehrere Säckchen ver-
wachsen; endlich 4. mehrere getrennte Säckchen festerer Substanz,
also wahre Perithecien, in einem Stroma beisammenliegend oder in
demselben blosse Loculamente bildend; Micropera-^QTmew.
160
Die letzte Form erster Kategorie, nämlich mit festen Peri-
thecien, traf ich unter andern auch an einem Aprikosenaste in
Menge an, dazwischen hin und wieder meine Cryptospora Armenia-
cae. Die Pusteln beider brachen am Aste über quer hervor, waren
überhaupt einander gleich; die beiderseitigen eiförmigen, selten etwas
halsformig verlängerten Perithecien, sowie das Innere der Pusteln
ebenfalls, wobei mir auffiel, dass ich wohl eine Menge Nester aus-
schliesslich vom Melanconium bewohnt fand, aber kein einziges bloss
von der Schlauchform. Immer waren dieser Me/awcomMm-Perithecien
beigesellt, und zwar derart, dass die sogen. Pycniden in der Mitte
lagerten, die Schlaucliform aber am Rande.
Erweiset es sich nicht, dass Melancomum-S^oren die Crypto-
spora hervorbringen, so verdrängt hier einer der Pilze den anderen
und fruclificirt in den eroberten Perithecien. Trotz der grossen Ueber-
zahl rein nur vom Melanconium bewohnter Pusteln liegt die Ver-
muthung nahe, dass dieses der gewaltige Usurpator sei. Er bemäch-
tigt sich der eben fertig gewordenen Cr^/pfosjoora-Perithecien, um
sich in denselben einzunisten, welchem Schicksale nur wenige ent-
gehen. Man vergesse nicht, dass Melanconium typisch kein horn-
artig hartes Perithecium besitzt. Unwillkürlich muss man bei dieser
Vorstellung an die Ergebnisse der Völkerwanderung und an das
traurige Schicksal der amerikanischen Autochthonen denken.
Melogramma Bulliardi Tul. hat an meinem dasselbe überzie-
henden Sporotrichum hospicida keine zu seinem Formenkreise zu
zählende Conidienform, sondern einen grausamen Feind. Befällt er
es in erster Jugend, so unterbleibt die Perithecienbildung ganz; wenn
später, so entsteht nur hie und da ein Perithecium, und auch dieses
verkümmert ohne Fructification, wornach das Stroma so lange aus-
gesaugt wird, bis es sich endlich ganz auflöst und zerbröckelt.
Obschon ich seinerzeit^^) anderer Ansicht war, so glaube ich
doch nach späteren Erfahrungen, dass mein Nodulisporium Aquilae
der Rosellinia Aquila (Fr.) DN. denselben Liebesdienst erweiset.
Meiner Spielart Cydoniae der Yalsaria insitiva Ces. et DN. ist
in dem Mitbewohner ihres Stroma, einer Myxosporium-Yorm, ein
eben so verderblicher Feind beschieden. Einige Stromata sind bloss
von der Valsaria bewohnt, in anderen sieht man bald oberhalb, bald
unterhalb der verkümmernden Perithecien den Eindringling, und
zwar meistens in unregelmässig-eingebuchteten, der Cytisporia ähn-
lichen Räumen, und wieder in anderen hat er den Wirth ganz ver-
drängt und wohnt in dessen regelmässig geformten Perithecien. Es
kommt eben darauf an, in welchem Stadium der Entwicklung des
Wirthes der gefährliche Gast bei ihm einkehrt. Beide haben als
Wesen eben so wenig gemein als die Eingeweidewürmer mit dem
Thiere oder die Mistel mit dem Baume, auf welchem sie lebt.
Bei weitem die meisten der Mithewohner von Schlauchpilzen
erweisen sich als deren Feinde. Sie mit denselben zu einem For-
") Oest. bot. Zeitschr. JuK 1875.
161
menkreise vereinigen, wiiro allerdiiigs übifraiis bequem, daher
willkommen, ein recht ansehnlicher Theil des Pilzreiches hiedurch
ohne besondere Mühe abgefertigt; aber ein solch' summarisches Ver-
fahren führt weder zur Ergründung der Natur dieser Wesen, noch
der Schlauchformen, was denn doch Zweck des Forschens ist.
Indessen dient ihr Vorkommen immer als Aufforderung, an dem-
selben Orte nach der Schlauchform zu suchen, denn die Geier sam-
meln sich dort, wo sich ein Aas befindet.
Wahrhaftig s.chmerzt es mich, durch diese Mittheilung meiner
Beobachtungen so manchen aufgeführten und mit Wohlgefallen be-
trachteten Bau von Formenkreisen erschüttern zu müssen, aber nur
Wahrheit fördert die Wissenschaft, Wahn führt irre.
Gehen ja doch meine eigenen früheren Combinalionen mit
in die Brüche!
Vinkovce, im December 1878.
Der Sonnenthau (Drosera) und die Eegenbeschwörer
Nord-Australiens.
Von Franz Antoine.
Durch Dr. Bichard Schomburgk, Direclor des botanischen Gar-
tens in Adelaide (S. Australien), erhielt ich für die k. k. ethnographi-
sche Sammlung in Wien einige Exemplare der Instrumente, welcher
sich in Nord-Australien die sog. Begenbeschwöror (Bainmakers) be-
dienen, um Begen zu beschwüren, im Falle dieser nicht eintreten
sollte, um das Au.<5reifen der ihnen als Nahrungsmittel dienenden
Sonnenthauknollen zu bewirken.
Schomburgk führt in seinem Briefe an mich folgende Stelle an:
„Einer meiner Freunde fand auf seiner Beise, nachdem er weit
nach Norden vordrang, bei zwei Stämmen, nämlich bei den Torfingue
und Larra pinlas, die sogen, Begenbeschwörer, welche den Einge-
borenen glauben machen, dass sie durch ihre Mysterien Begen her-
vorbringen können.
Diese beiden Stämme ernähren sich grossentheils von den Knollen
des Sonnenthaues, einer Drosera-Art, welche dort den Namen „Mu-
nuru" führt.
Die Knollen dieser Pflanze erhalten kurz nach eingetretenem
kräftigem Begen ihre vollkommene Beife, wenn aber nun der er-
wartete Begen nicht eintrifft, so versammeln sich die Begenbeschwörer
des Nachts an eigens abgeschlossenen Plätzen, um die Beschwörung
vorzunehmen.
Diese mysteriösen Ceremonien dürfen nur von einigen wenigen
Eingeweihten ausgeführt werden, und keinem profanen Auge ist es
162
gestaltet, dabei Zeuge zu sein. Selbst die Instrumente, welche sie
dazu benützen, dürfen nicht gesehen werden, da sie sonst ihre Zau-
berkraft verlieren, und besonders die Weiber verfallen dem Tode,
wenn sie diese ansehen würden.
Bei der Beschwörung werden die grösseren Instrumente von
den Eingeweihten mit den Händen auf eine Weise in der Luft ge-
schwungen, dass sie in der Stille der Nacht ein weit hörbares Ge-
räusch verursachen. Die kleineren sind an einem Ende durchbohrt,
hier ein Faden eingefügt und damit in der Weise in der Luft ge-
schwungen, dass ein sfurmähnliches Getöse ertönt.
Ist der Beschwörungsact vorüber, so werden die Instrumente
an eine sichere Stelle gebracht und auf das sorgfältigste aufbewahrt,
indem man sie mit Laubwerk deckt."
Schomburgk's Freund fand einen Platz, wo an dreissig dieser
mysteriösen Holzstücke aufbewahrt lagen. Es sind Brettchen von
hartem, dunkelbraunem Holze (vielleicht Casuarinen-Holz). Sie va-
riiren in ihrer Länge von 32 bis 76 Centim. und in der Breite von
4 bis 7V3 Centimeter. Die Dicke beträgt zwischen 3 und 6 Millim.
Der Form nach sind sie wie ein Lineal, wobei aber die beiden Enden
stumpfspitzig zulaufen. Auch die seitlichen Kanten sind abgerundet.
Die meisten tragen das Bild der Drosera in vierfacher Wiederholung
in sehr primitiver Ausführung auf ihrer Oberfläche. Die Gravirung
dürfte mit Hilfe einer Muächel gemacht worden sein. Die Zeichnung
dieser Dro^era-Knollen besteht aus parallel laufenden Kreisen, welche
um einen Mittelpunkt immer grösser werden, bis sie einen Durch-
messer von beiläufig 3 bis 5 Centim. einnehmen. Zwischen diesen
kreisförmigen Scheiben befinden sich mehrere möglichst parallel lau-
fende Linienbündel verschiedentlich gekrümmt, oder auch querüber
geradelaufende Linien, welche Blattwerk von Pflanzen vorzustellen
haben.
Diese Zauberutensilien sind ferner mit einer schmutzig rothen
Masse übertüncht, welche an rothen Oker erinnert, vielleicht mag
aber auch, da einige der Drosera-Arlen Australiens ein rothes Pul-
ver absondern, dieses mit einer Erdart vermischt, diese rothe Tünche
abgeben.
Indem diese Instrumente wohl das erste Mal auf den Continent
gebracht worden sind, und die Veranlassung zur Regenbeschwörung
eine Pflanze gibt, so habe ich diese Stelle zur Miltheilung erwählt,
um die Kenntniss über die Anwendung, welche der Sonnenthau in
Australien findet, zu erweitern.
163
L iter aturb erichte.
„TJeber die Liliaceen-Gattung- Leopoldia und ihre Arten" von Th. von
Heldreich. Moskau 1878. 8". 20 pag.
Nach vorliergeg-angenem hislurischem Ueberblick und Bogrün-
dung der Gattungen Endymion, Dipcadi, Hyacinthus, Bellevalia,
Leopoldia, Botryanthus und Miiscari übergeht der Verfasser auf die
Leopoldien selbst, indem er zunächst an der Hand der Literatur den
Nachweis liefert, wie sehr die Arten dieser Gattung bis vor Kurzem
vernachlässigt worden waren. Der Grund lag freilich in dem Um-
stände, dass an den meist schlechten Exsiccaten die kennzeichnen-
den Merkmale ziemlich unkenntlich werden, und nur wenigen Bota-
nikern Gelegenheit geboten war, lebendes Material zu vergleichen.
Durch zwei neue Funde aus Griechenland aufmerksam gemaclit, hat
sich dann der Verf. im Laufe dieses Jahrzehntes mit dieser Gattung
eingehender beschäftigt und in Folge dessen erscheinen die bis dahin
9 Arten gegenwärtig auf 18 vermehrt. Eine analytische Tabelle hebt
die hauptsächlichen Unterschiede derselben hervor, worauf sämmt-
liche Arten in systematischer Reihenfolge vorgeführt werden. — Neu
aufgestellt sind: L. acuta Heldreich (Athen); L. Sartoriana Heldr.
(Attica), L. pharniacusarum Heldr. (Pharmakusen), — diese drei
Arten gehören zu der als „Breviflorae'-'' bezeichneten Gruppe — so-
dann L. trojana Heldr. (Troja) und L. theraea Heldr. (Santorin) aus
der Gruppe der Tenuiflorae, endlich L. Neumayrii Heldr. als einzige
Art der Gruppe Nanae. Ausser diesen 6 Arten umfasst die Gattung
Leopoldia noch folgende 12, welche bereits anderwärts beschrieben
wurden: L. comosa (L.) Parlat. (Mittel- und Südeuropa, Kleinasien
bis zum Euphrat, Kaukasus, Nordafrika und canarische Inseln), L.
Hohmanni Heldr. (Egypten, Griechenland, Süd-Istrien), — L. mari-
tima (Dsf.) Pari. (Greta, Nordafrika), L. Calandriniana Pari. (Mittel-
Italien, Süd-Istrien; nach Kerner auch bei Görz); L. graeca Heldr.
(Achaia), L. Weissii Freyn (Cykladen), L. Gussonü Pari. (Sicilien,
Cykladen) , L. Pinardi (Boiss.) Pari. (Troja, Santorin), L. tenui-
flora (Tausch) Heldr. (hiebei werden als Verbreitungsbezirk nur
Mitteldeutschland, Böhmen, Niederosterreich und Bithynien genannt.
Thatsächlich wächst diese Art aber auch in Ungarn! Siebenbürgen!
der Krimm [M. tubißorum Stev.] und wohl auch anderwärts in Süd-
Russland), L. Cupaniana (Gerb, et Tarant.) Parlat. (Sicilien). Diese
Art hält der Verf. nach der Beschreibung seiner L. pharmacusarnm
nahe verwandt; allein nach Erinnerung des Referenten, der Originale
beider gesehen hat, sind es sehr verschiedene Pflanzen, namentlich
ist die erstere durch fast sitzende Blüthen sehr aufTällig. Zwei ver-
schollene Arten beschliessen die Reihe, nämlich L. constricta (Tausch)
Heldr., unbekannten Vaterlandes, seinerzeit nach Exemplaren des
Prager Gartens beschrieben, und L. pyramidalis (Tausch) Heldr. aus
Corsika. — Die zum Schlüsse gegebene Uebersicht der geographi-
schen Verbreitung führt in Oesterreich nur vier Arten an, zwar dem
heuligen Stande unserer Kenntniss entsprechend, aber gewiss zu
164
wenig, weil Dalmatien diessbezüglich noch zu wenig erforscht ist
und sicher ausser L. comosa noch einige andere Arten birgt. In
Süd-lstrien kommen schon drei Formen vor — ein Wink für jene
BotaniKer, welche Gelegenheit haben in Dalmatien Beobachtungen
anzustellen. Freyn.
Medicinisch-pharmaceutische Botanik zugleich als Handbuch der systema-
tischen Botanik für Botaniker, Aerzte und Apotheker bearbeitet von Dr.
Chr. Luerssen. 1. Band Kryptogamen. Leipzig, Verlag von H. Haessel
1879. 8" XII und 657 S. mit zahlreichen Abbildungen auf 181 Holzstöcken.
Wie schon de Bary (Botanische Zeitung 1879, S. 59) hervor-
hob, enthält dieses Werk über Kryptogamen „das allgemeine Wissens-
werthe in grosser Vollständigkeit und mit zahlreichen gut gewählten
Beispielen nach den Quellenwerken dargestellt mit höchst anerkennens-
werther Sorgfalt, Umsicht und Klarheit". Der Referent kennt in der
That kein besseres, vollständigeres und gleichmässiger alle Classen
der Kryptogamen behandelndes Lehr- und Nachschlagebuch als Luers-
sen's medicinisch-pharmaceutische Botanik. Namentlich die Bear-
beitung der Gefässkryptogamen ist sehr gelungen, wie diess auch
nach den zahlreichen Specialstudien, welche der Verfasser über diese
Pflanzengruppen machte, nicht anders zu erwarten war. Wenn sich
gegen das vorliegende Werk ein Bedenken geltend machen sollte,
so wäre es höchstens, dass Luerssen's medicinisch-pharmaceutische
Botanik zu viel Detail enthält, um von dem Studirenden im ganzen
Umfange benützt werden zu können. Namentlich bei jenen Ordnungen,
welche keine medicinisch wichtigen Repräsentanten enthalten, wäre
eine Kürzung des speoiellen systematischen Theiles angezeigt gewesen.
Anders gestaltet sich die Sache aber, wenn man das vorliegende
Werk als ein Handbuch der systematischen Botanik überhaupt be-
trachtet; dann werden gerade die für den Mediciner und Pharma-
ceuten überflüssigen Einzelnheiten von Werth und können angehenden
Botanikern, Lehrern der Naturgeschichte u. s. w. bei ihren Special-
studien gute Dienste leisten. Schliesslich sei noch hervorgehoben,
dass die zahlreichen Illustrationen correct und schön ausgeführt sind,
so dass sie dem Werke zur Zierde gereichen. Möge der zweite, die
Phanerogamen behandelnde Theil dieses gediegenen Werkes bald
erscheinen; ist er dem ersten Bande ebenbürtig, so wird dann die
botanische Literatur um ein sehr gutes Handbuch reicher sein.
H. W. R.
Revue mycologique, Recueil trimestrel illustre consacre ä 1* etude des
champig-noiis. Dirige par M. 0. Roumeguere. I. annöe. Nr. 1. Janvier
1879. Toulouse, Paris J. B. Bailliöre. 8". 44 S. 1 Taf.
Die vorliegende erste Nummer dieser neuen der Pilzkunde ge-
widmeten Revue enthält folgende Aufsätze; Minks: Recentes expe-
riences, que les Lichens ne sont pas des Champignons parasites sur
les Algues (p. 1—5). — Caslillon: La culture des Champignons au
Japon (p. 5 — 7). — Roumeguere: Gas extraordinaire de developpe-
ment du Bomsta gigantea (p. 7 — 9). — F. de Thümen: Fungorum
novorum exoticorum decas (pag. 9—11). — Quelet: Les Myxoga-
165
sleres (pag. 11 — 14). — P. Brunaud: Noms vulgaires des Cham-
pignons (pag. 14 — 15). — Roumeguere: Origine du genre Micro-
sphaeria Lev. (p. 15—17). — De la conservation des Champignons
(p. 17 — 18). — Etudes et preparalion microscopique des Champignons
(pag. 19—22). — Thelephora palmata forma paradoxa (p. 23 — 24).
An diese Miltheilungen schliessen sich Anzeigen von neuen Werken,
Pilzsammlungen, sowie Notizen. Gut redigirt kann die Revue myco-
logique zu einem Sammelwerke werden, welches eine leichte Ueber-
sicht über die zerstreute Literatur ermöglicht. Erreicht sie dieses
anzustrebende Ziel, so wird sie einem wahren Bedürfnisse abhelfen.
Im Hinblicke darauf sei dem neuen Unternehmen das beste Gedeihen
gewünscht. H. W. R.
Algrae aquae dulcis exsiccatae praeeipue Scandinavicae, quas distribuerent Veit
Wittrock et Otto Nordstedt adjuvantibus F. Hauck et F. Wolle.
Fasciculus 6 (Nr. 251—300) üpsaliae 1879.
Das neueste Heft dieser gediegenen Normalsammlung enthält,
folgende neue Arten: Cosmarium dovrense ^ordst., C. pseudoarctoum
Nordst., Polycistis prasina Wittr. und P. flos aquae Wittr. Ausserdem
finden sich unter den herausgegebenen Nummern mehrere neue
Varietäten und zahlreiche Seltenheiten. R.
Von Dr. L. Haynald's „Denkrede auf Philipp Parlatore^^
(0. b. Z. 1878, S. 409) ist nun eine autorisirte deutsche Uebersetzung
in den „Literarischen Berichten aus Ungarn" von P. Hunfalvy,
Band IlL Heft 2 und aus diesen auch als Separatabdruck erschienen,
wodurch diese eminente, weit über den Rahmen einer biographischen
Darstellung ausgreifende Studie der Würdigung weiterer Kreise zu-
gänglich gemacht wurde.
Die stärkeumbildenden Fermente in den Pflanzen. Von Prof. Dr. J. Bara-
netzky. Leipzig 1878. 8». 64 S. 1 Tafel.
Der Verf. constatirt durch wässerige, mit Alkohol behandelte
Auszüge aus Pflanzentheilen, welche er auf ihre Fähigkeit^ Stärke-
kleister zu lösen, prüfte, eine grosse Verbreitung stärkeumbildender
Fermente in den Pflanzen. Die ungleich energische Wirkung der-
artiger Fermentlüsungen schreibt Verf. dem ungleichen Gehalte an
Ferment zu und sucht dieselbe mit der Corrosion, welche die Stärke-
körner in den Zellen in Entwicklung begriffener Pflanzentheile er-
leiden, zu identificiren. An der Hand eigener Versuche und Beob-
achtungen sucht der Verfasser ferner mit Rücksichtnahme bekannter
Anschauungen die Natur und Wirkungsweise vorhergenannter Fer-
mente klar zu stellen. Dr. G. B.
Verliandlung-en der k. k. zooL-botan. Gesellschaft in Wien. Jahrg. 1878
XXVIII. Band. Mit 10 Tafeln.
Enthält von Abhandlungen botanischen Inhaltes folgende: Ha ekel
Ed.: Ueber ährenförmige Grasrispen. — Stapf Otto: Beiträge zur
Kenntniss des Einflusses geänderter Vegetationsbedingungen auf die
Formbildung der Pflanzenorgane, nebst einem Anliange: Ueber eine
166
merkwürdige Form von Lenticellen. — Arnold F.: Lichenologische
Ausflüge in Tirol, XVIII. Windischmatrei, XIX. Taufers. — Schmith
Anna Maria: Flora von Fiume. — Hibsch J. Eman.: Die Strauch-
flecliten Niederosferreichs. — Schulzer v, Müggenburg Stephan:
Mykologische Beitrüge. — Thümen Felix v. und Voss Wilhelm:
Neue Beiträge zur Pilz-Flora Wiens. — Bruhin Th. A.: Zweiter
Nachtrag zur „Vergleichenden Flora Wisconsins." — In den Sitzungs-
berichten finden sich von erwähnenswerthen Mittheilungen: Beck
Günth. Dr.: Beitrag zur Flora des Bohmerwaldes. — Müllner Ferd.:
Carex strigosa Huds., gefunden bei Wien, neu für die Flora Nieder-
österreichs. — Neue niederösterreichische Standortsangaben von Cor-
tusa 3Iatthioli, Saxifraga Burseriana, Potentilla caulescens von
Hans Engelthaler, Beschreibung eines neuen Schafgarben-Bastartes
y^Achillea Reichardticma^^ (A. Clavennae X Clusiana) aus dem Oet-
scher-Gebiet von Beck Günther Dr. H. Kempf.
Acta horti Petropolitaui. Torrrns V. Fasciculus II. Petersburg 1878. 8°.
Mit dem vorliegenden Halbbande haben die „Acta" das erste
Quinquennium ihres Bestandes zurückgelegt und im Ganzen mehr
geliefert, als man ursprünglich zu erwarten geneigt gewesen. Die
„Acta" sind schon heute ein unentbehrliches Oucllenwerk für russi-
sche und ostasiatische Flora, aber auch der Monograph findet hier
manches Bcachtenswerthe. An Aufsätzen enthält dieser Halbband:
1, Tentamen Rosarum monographiae von E. Regel. Der Verfasser
unterscheidet im Ganzen 58 Rosenarten mit einer Reihe von Varie-
täten. Den Rosographen der französischen Schule kommt diese Arbeit
sehr ungelegen. 2. Plantas caspio-caucasicas, a Dr. G. Radde et
A. Becker anno 1876 lectas, dilucidavit E. R. a Trautvetter. Der
beste Kenner der russischen Flora zählt hier 581 Arten aus dem
genannten Gebiet auf, darunter sind PheUpaea trivalvis, Älopecurus
dasyanthus und Alop. gracilis neu. 3. Kleistogamische Blüthen bei
Caryophylleen von A. Batalin. Der Verfasser erörtert aus diesem
Anlasse Cerastinm viscosum und Polycarpon tetraphyllum. 4. Flora
riparia Kolyuiensis auctore E. R. a Trautvetter. Der Verf. bespricht
die von Dr. Thomas Augustinowicz am Flusse Kolyma in Sibirien
gesammelten Pflanzen und liefert einen werthvollen Beitrag zur Flora
dieses Gebietes. 5. Descripliones plantarum novarum aut minus cogni-
tarum von E. Regel. A. Plantae regiones Turkestanicas incolentes,
secundum specimina sicca a Regelio et Schmalhausenio deter-
minatae. Novitäten sind: Geum karatavictim, Dipelta turkestanica,
Seicerzoioia turkestanica., Pyrus heterophylla, Tamarix Korolkowi,
Umhilicus paniculatiis, Saxifraga Alberti, Carum chaerophylloides
und C. Sewerzowi Rgl., Conopodium allioides, Deverra Korolkowi,
Angelica songorica, Ferula penninerris, karalavica et ceratophylla,
Peucedanmn Renardi et P. karataviense, Pastinaca dasycarpa, Bau-
ens Golickeanus, Torilis Borszczoioi, Cachrys didyma Regel et C.
Korolkoivi, Albertia commutata, margaritifera et paleacea, Schren-
kia ini'olucrata, pmigens et papillaria, Abelia corymbosa, Lonicera
167
Semenovi, Erigeron eriocephalus, Linosyris punctata et Grimmii,
Diplopappus tnrkesfanicus., Conyza Krausseana, Ti'ichanihemis kara-
taciensis, Pyrethrum transiliense et mucronatum, Tanacetnm Her-
deri und T. Scharnhorsti. B. Plantae turkestanicae a Regelio et
Smirnowio determinatae. Hier werden zuerst beschrieben: Cyno-
glossum macranthum, Macrotomia onosmoides et Kuschakeiciczia tur-
kestanica. C. Plantae turiiestanicae a Regelio et Schmalhausenio
determinatae. Enthält Beschreibungen von Veronica arguta, serrata
und Gymnandra Korolkowi. D. Plantae regiones turkestanicas in-
cölentes secundum specimina viva in horto imperiali botanico culta
descripta auctore E. Regel. Neu sind Ällium talassicum, teretifolium^
semiretschenskianum, Fetisowi et Alberti, Corydalis Kolpakoioskiana,
bis Eulefeldi et Kolpakoioskiana, Kolpakowskia ixiolirioides, Scor-
zonera tragopogonoides, Tulipa triphylla und T. Kessebungi E. Plan-
tarum diversarum in horto botanico imperiali Petropolitano cultarum
descriptiones. Bulbocodium Eichleri, Calathea Lietzi (E. Morr.),
medio-picta, Keitia natalensis und Spathiphyllmn Wallisii werden
hier zuerst beschrieben. F. Salsolacearum in Turkestania indigenarum
descriptiones, auctore A. Bunge. Der beste Kenner dieser Pflanzen-
familie bespricht zwei neue Gattungen: Borszczowia aralo-caspia
und Piptoptera turkesfana, sowie Atriplex serpyllifoUum, HaHmo-
cnemis longifolia und H. Sjnirnoimi. Den Schluss bilden Nachrichten
über den botanischen Garten und über die literarische Thaligkeit der
intellectuellen Kräfte daselbst, während ein Inhaltsverzeichniss und
Synonymregister die Orientirung erleichtern.
Josef Armin Knapp.
Dr. Julius Schröder, Forstchemische und pflauzenphysiologische Unter-
sucüuug-eii. Heft 1. Dresden 1878. 118 S. 8".
Die vorliegende Schrift ist ihrer Tendenz wegen berufen, eine
namentlich in neuester Zeit empfundene Lücke auszufüllen, und er-
blicken wir schon in der Stellung des Verfassers resp. Herausgebers
eine hinreichende Garantie für das Gedeihen des Unternehmens. Dieses
Heft enthält 7 kleinere Abhandlungen: 1. Zur Kenntniss des Mineral-
stoffgehalles der Tanne. 2. Zur Kenntniss des Mineralstoffgehaltes der
Birke. 3. Untersuchungen über den Stickstoffgehalt des Holzes und
der Streumaterialien — als Beitrag zur Lösung der Stickstofffrage
des Waldes. 4. Wanderung des Stickstoffs und der Mineralbestand-
theile während der ersten Entwicklung der Frühjahrstriebe, 5. Unter-
suchung erfrorenen ßuchenlaubes. 6. Das Wasser und die Kohlensäure
in ihrer Einwirkung auf die Mineralbestandtheile der Streumaterialien
und 7. Aschenanalysen der einzelnen Waldstreusortimente. Dieses
Organ sei den Betreffenden bestens empfohlen. K.
Conventz Dr. H. Schlesische Garteubau-, forst- und laiidwirthschaft-
liche Ausstellung- zu Breslau 1878. 31 S. 8".
Der vorliegende Originalbericht erschien ursprünglich in der
„Schlesischen Zeitung." Der Verf. hat sich als vortrefflicher Bericht-
erstalter bewährt, er verstand es, das Wissenschaftliche mit dem sty-
168
lisliscli Vollendeten in Einklang zu bringen, und lieferte eine Leetüre,
die Jeden vollauf befriedigen wird. K.
Jahrbuch des schlesischen Forst-Yereines. Breslau 1878, V und 469 S. 8".
Enthält ausser zahlreichen forstwissenschafllichen Notizen noch
nachfolgende Abhandlungen: 1. Ueber Anlegung von Waldwiesen und
deren Ausschmückung von H. v. Salisch, 2. Forstwissenschaftliche
Reclame von Guse und 3. Ueber Wildfütterung, von Josef Graf von
Frankenberg-Ludwigsdorf. Dieses Jahrbuch verdient in den be-
treffenden Kreisen die eingehendste Beachtung. K.
Ritter J. R., Futterpflanzen und deren beste und billigste Aufbewahrung.
Die kaukasische Comfrey [Symphytum asperrimum) nach dem Englischen
des H. Doubleday und Thomas Christy p. Basel. 16 S. 8".
Der Verfasser empfiehlt den Oekonomen eine neue Futterpflanze,
dooh sprechen dagegen hervorragende Fachblätter. Erneuerte Ver-
suche werden hoffentlich diese Angelegenheit endgiltig austragen.
K.
Correspondenz.
Wien, 13. April 1879.
Auf einer Excursion, welche ich im September v. J. in's March-
feld unternahm, machte ich einen Fund, der in algologischer Hinsicht
wohl nicht ohne Interesse sein dürfte. In einer Lache am Ostrande
des Dorfes „Groissenbrunn" fiel mir eine Alge von lebhaft grüner
Färbung auf, die sich bei näherer Betrachtung als das Hydrodictyon
utriculatum Roth, erwies. Somit wäre zu den bisherigen nur sehr
wenig zahlreichen Standorten dieser in Nieder-Oesterreich so seltenen
Alge ein neuer Zuwachs gekommen ; eine andere Frage ist es freilich,
ob auch das Hydrodictyon in den nächstfolgenden Jahren an der be-
zeichneten Stelle erscheinen wird. Schon Rabenhorst macht in
seiner Kryptogamenflora von Sachsen etc. auf das höchst inconstante
Auftreten dieser Alge aufmerksam , welche in manchen Jahren in
ungeheurer Menge an den Standorten erscheint, dann wieder für
viele Jahre theils sehr spärlich, theils gar nicht zu finden ist. Auch
in dem hier betrachteten Gebiete scheint sich diese Beobachtung des
erfahrenen Algologen wenigstens in Bezug auf das Vorkommen in
Moosbrunn und im Prater, so weit ich die Verhältnisse zu untersuchen
Gelegenheit hatte, wohl zu bewahrheiten; ob es auch mit dem Stand-
orte bei Groissenbrunn sich ebenso verhält, wird die weitere Beobach-
tung lehren. Anton Heimerl.
Banjaluka, am 22. Februai* 1879.
Am 31. August v. J. bezogen wir nach zwei ungemein be-
schwerlichen Tagesmärschen von Alt-Gradiska aus das Bivouac vor
169
Banjaluka. Gegen Ende September wurde das Regiment in Banjaluka
selbst untergebracht, und sitze ich nun seitdem wie festgenagelt hier,
mit der Aussicht, Bosnien noch lange nicht, wenigstens nicht im
Jahre 1879, verlassen zu können. Ich habe im September, October
und November auf nur sehr beschränktem Terrain botanisirt — die
damaligen Verhältnisse Hessen es nicht gerathen erscheinen, sich
von der Truppe zu entfernen. Aber selbst das, was ich auf diesem
engbegrenzten Räume fand, zusammengenommen mit dem, was mir
die wenigen Tage des Februar bereits geboten haben, dürfte zu dem
Ausspruche berechtigen, dass die hiesige Flora eine eigenartige, von
der der altösterreichischen Provinzen ganz verschiedene und unge-
mein reichhaltigo ist. Die Bodenverhältnisse überhaupt, das Klima,
die geringe Bodencultur — alles ist hier zu Gunsten des Botanikers
vereiniget. Circa 2500—3000' hohe Berge — steil aufgebaut, mit
nackten Felsmassen, prächtigem Waldbestande, Wiesenflächen, Quellen,
Bächen etc. schliessen Banjaluka von drei Seiten ein. Auf der einen
Seite stehen die letzten Häuser Banjaluka's bereits am Fusse der
Bergkette. Denken Sie sich meine Freude, als ich im verflossenen
September auf einer Wiese Spiranthes autumnalis in zahllosen Exem-
plaren erblickte. Es war beim Einrücken auf den Lagerplatz vor
Banjaluka. Von da an bis zum Eintritte der Fiöste — Anfangs De-
cember fand ich Folgendes: Eryngium amethystinum, Kentrophyllum
lanatum, Oenanthe peucedanifolia, Lathyrus satwus, Gypsophila mu-
ralis, Malta Alcea, Potentilla micrantha, Verbascnm ßoccosum, üi-
biscus ternatus, Abutilon Aricennae, Hex aquifolium, Ruscus aculea-
tus und Hypoglossum etc. Am Weihnachtstage machte ich, nachdem
längere Zeit schon Thauwetter war, meinen ersten grösseren Ausflug
ins Gebirge. Meine Ausbeute war diessmal: üelleborus odorus, Sco-
lopendrium officinarum, Grammitis Ceterach und Adiantum Capillus
Veneris. Von da an bis vor etwa 8 Tagen lag wieder fusshoher
Schnee. Jetzt scheint es aber wirklich Frühling werden zu wollen,
und bin ich bereits dreimal schon im Gebirge gewesen, wobei ich
Eranthis hiema/is (an einer Stelle in grosser Menge) fand. Ich beab-
sichtige eine Aufzählung der von mir beobachteten Pflanzen der hie-
sigen Gegend zu verfassen und werde ich unter Mitwirkung mehrerer
Officiere auch gewisse andere für den Botaniker interessante Notizen
(Gebirgsformalion, Bodenverhältnisse, Höhenbestimmungen), ferner
eine Karte der Umgebung von Banjaluka zu geben in der Lage sein.
Selbstverständlich kann ich diess alles erst zusammenstellen, wenn
ich einmal wieder in einer Friedens-Garnison mich befinde. Ein
„Civil-Botaniker" dürfte nach meiner Ansicht noch lange Bosnien zu
durchforschen nicht in die Lage kommen. Die Gebirgswälder mit
ihren düsteren Schluchten wird man noch lange nicht durchstreifen
können, ohne unheimliche Begegnungen zu riskiren. Hofmann.
Sz. Gothärd in Siebenbürgen, am 8. April 1879.
Aus der Türkei und aus Unter-Italien schleppte ich auf meinen
Reisen auch Erdproben von verschiedenen mir ihrer Lage, sowie auch
Oesterr. botan. Zeitschrift. 1879. 5. Heft. 13
170
der Configuration nach aufgefallenen Plätzen zusammen, die, obzwar
manchmal wegen später Jahreszeit aller Vegetation beraubt, mir doch
interessante Sachen zu bergen schienen, und dann von mir hieher in
meinen Garten versetzt wurden. — So kommt noch immer hie und
da daraus etwas zum Vorschein, was ich noch nie lebend gesehen
habe. Dies war z. B. vor Kurzem mit einer Gagea der Fall, die aus
dem Belgrader Wald, oberhalb Bujukdere am Bosporus stammt und
die ich mit Knollen meines Colchicum turcicum mitbrachte; — sie
ist offenbar Gagea amhlyopefala B. et H. Dabei machte ich die in-
teressante Bemerkung, dass zwischen dieser Art und der sicilianischen
Gagea chrysantha R. et Seh. nicht der geringste Unterschied existirt.
Ueberhaupt macht mir mein kleiner botanischer Garten viele Freude.
In so einem botanischen Garten lernt man die infalliblen Unterschiede
der Species kennen. Ich cultivire viele Arten unter viererlei Ver-
hältnissen, nämlich in unserem fettesten tschermosen Boden, sowohl
bis zur Erträglichkeit feucht gehalten, als ebenso trocken, dann wieder
dergleichen in magerem Lehmboden. In meinem Garten haben sich
rpelirere Centaureen-Bastarte gebildet, so Centaurea spinuloso-orien-
talis und C. stereophyUo-orientalis, doch darüber ein andermal, wenn
ich überhaupt noch einige andere interessante Äa/üm-Bastarte er-
wähnen werde, die ich seit ein paar Jahren hier im Freien entdeckte,
die aber als Unicas weiter keine besondere Rolle spielen. Am inter-
essantesten ist wohl der Bastart zwischen Salma Baumgartenii und
S. verticillata, nach dem ich schon viele Jahre fahnde, da diese beiden
Arten stets mitsammen vorkommen. Ich habe er,«t vorigen October
dieses Produkt angetroffen. Sehr gespannt bin ich auf Cachrys alpina
M. B., die ich 1872 ganz reif in der Dobrudscha sammelte, 1873 aus-
säete und die nun heuer zum erstenmal blühen wird; ebenso wie mit
Paeonia decora And. der Fall ist. Janka.
Botanischer Tauschvereiu in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Lodny mit Pflanzen
aus Sachsen. — Von Herrn Steinitz mit Pflanzen aus Ungarn.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Matz, Kren-
berger, Dr. Kornhuber, Fleischer.
Vorräthig: (B.) = Böhmen, (I.) = Istrien, (Kr.) = Krain,
(M.) = Mähren, (NOe.) = Niederösterreich, (OOe.) = Oberöster-
reich, (P.) = Polen, (S.) = Salzburg, (Sb.) = Siebenbürgen, (Schi.)
= Schlesien, (Schw.) = Schweden, (Schz.) = Schweiz, (T.) = Tirol,
(Th.) = Thüringen, (U.) == Ungarn.
Populus tremula (M., NOe.), Portulacca oleracea (OOe.), Pota-
mogefon coloratus (NOe.), crispus (NOe., OOe., Schi., U.), graminevs
171
(Schz.), lucens (Uj, nafans (Schi.), obfnsifolius (Schi.), perfoliatvs
(NOe., U.), polygonifolivs (Tli.), pusilhis (Schi. U.), Potentilla orgen-
tea (OOe., Schi.), anrea (T.), canescens (B., Schi.), caulescens (NOe.),
cinerea (P.), Fragariastrum (OOe., Sclil., T.), inctinata (NOe.), nor-
vegica (?.), opaca (U.), petiolulata (Schz.), pilosa (U.), recta (U.),
svpina (B.), vei'na (NOe., OOe., U.), Poterium Sanguisorba (OOe.,
U.), Primula Auricula (OOe.), carniolica (Kr.), Clusiana (NOe.),
elatior (OOe., Schi.), farinosa (NOe., T.), glutinosa (T), minima (NOe.,
T., Riesengebirge), officinalis (NOe., P., U.), variahilis (NOe.), Pru-
nella alba (NOe., ü.), grandiflora (OOe., P.), intermedia (U.), Pru-
nus Cerasus (OOe.), Chamaecerasus (M.), insititia (NOe.), Padus
(M., OOe., U.), Pulicaria vulgaris (NOe., Schi.), Pulmonaria mollis
(U.), officinalis (M., NOe., 00.), Pyrola chlorantha (Bayreuth), minor
(P.), secunda (P., Schi., T., U), uniflora (Berlin), Pyrus communis
(OOe.), Quercus pubescens (NOe.), sessiliflora (NOe.), Radiola linoi-
des (Schi., Schw., Berlin), Ranunculus acris (M., OOe.), alpeslris
(NOe.), anemonoides (OOe.), aquatilis (Schi.), aquat. v. submersus
(Schi.), carinthiacus (U.), carpaticus (U), divaricafus (M.), Flam-
mula (OOe.), fluitans (B., M.), glncialis (S.), gracilis (Schz.), illyricus
(NOe., U.), Lingua (NOe., U.), montanus (S., T.), paucistamineus
(T., Th.), Philonotis (OOe., P.), polyanthemos (NOe.), pseudobulbosus
(Sl).), pygmaeus (T.), reptans (Pommern), Hapistrum rugosum (Schz.),
Reseda inodora (U.), lutea (M., NOe.), luleola (M.), Pkyteuma (U.),
Rhamnus Alaternus (1.), catharticus (OOe., U.), Frangula (M.), sa-
xatilis (NOe., T.), Rhinanthus major (P., U.), minor fP.), Rhododen-
dron Chamaeristus (NOe., S.), ferrugineum (T.), hirsutum (OOe.),
Rhus Cotinus (U.).
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder kauflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Inserate.
Im Verlage von H. Haessel in Leipzig- ist erschienen:
Mediciniscli-pharinaceutisclie Botanik
zugleich als
Handbuch der sysleßialischeii Bolanik für Botaniker, Aerzte und Apotheker,
bearbeitet von
Dr. Chr. Liierssen,
Docenten der Botanik an der Universität Leipzig.
I. Band. Kryptog-amen.
Mit zahlreichen Abbildungen auf 181 Holzstöcken,
gr. 8. XII. und 657 S. 1879. Preis 16 Mark.
13 *
172
Im Verlage von Philipp Cohen in Hannover ist soeben erschienen ;
Deutsche Excursions-Flora.
Die Pflanzen des deutschen Reichs und Deutsch -Oesterreichs
nördlich der Alpen
mit Einschliass der Nutsshölzer ixnd Zierpflanzen
tabellarisch und geographisch bearbeitet
von
Carl F. W. Jessen,
Dr. med. et phil., Prof. der Botanik.
50 Bogen Taschenformat. Geh. fl. 5.70, geb. fl. 6-45.
Mit 34 Holzschnitten (320 verschiedene Zeichnungen enthaltend, geschnitten
von Ad. Closs, in Stuttgart) und pflanzengeographischen Kärtchen.
Diese Flora umfasst ganz Deutschland und Deutsch-Oesterreich nördlich des
Alpenkammes, behandelt alle bei uns vorkommenden Pflanzen, einschliesslich
der Nutzpflanzen, und ist hervorgegangen aus langjähriger Praxis. Ihr Zweck ist,
die Pflanzen zur Blüthezeit leicht und sicher erkennen zu lehren. Sie enthält u. A.
zum ersten Male specielle geogr. Pflaiizenangaben auf Grundlage der Localfloren
(welche hierdurch mehr oder weniger entbehrlich werden). Die Familien, Gattungen,
Arten und Abarten sind Jabellarlsch in kurz umschriebenen Uebersichten zusammen-
gestellt, so dass sie auch auf E.vcursionen rasch überblickt und dem Gedächtnisse
eingeprägt werden können. Den schwierigen Familien sind Holzschnitte nach
Zeichnungen des Verfassers beigegeben, welche sich durch giösstiuögliche Ge-
nauigkeit und Sauberkeit auszeichnen.
Es ist ferner jeder seltenen Art ein Kärtchen von Deutschland vorgedruckt,
auf dem jede einzelne Provinz, in der diese Art vorkommt, durch einen Punkt
bezeichnet ist.
Durch sorgfältige Zusammenstellung der Standorte in jeder Provinz ist ferner
für Pflanzengeographen und Sammler eine bisher noch nirgends versuchte Special-
übersicht angestrebt.
Für Ostdeutschland sind die polnischen Namen, für die neuen Reichslande
die französischen Gattungs- und Artnanien, für die deutschen Namen sind die ältesten,
gebräuchlichsten gewählt.
Am Schlüsse folgt ein ausführliches Register der deutschen und lateinischen
Pflanzennamen, sowie der Apothekerpflanzen. Das Buch ist vermöge seines Formals
auch speciell für botanische Ausflüge berechnet.
Ein Herbarium
wird zu verkaufen gesucht. Dasselbe enthält 5— 6000 Species. Die
Pllanzen sind grösstentheils in Mähren, Tyrol und Croalien gesammelt,
.ledoch befinden sich auch darunter viele Tauschpflanzen aus anderen
Landern, namentlich Deutschlands, der Schweiz und Frankreich. Die
einzelnen Species sind meist in vielen Exemplaren und an vielen
Standorten aufgelegt. Das Herbarium zählt 45 Fascikel, 44 davon
enthalten Phanerogamen, 1 Gefäss-Kryplogamen. Anfragen sind zu
stellen an die österreichische botanische Zeitschrift in Wien.
Keilacteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofltz. — Verlag vod C. Oerold's Sohn.
Druck und Papier der C. XTeberreuter'scheD Bucbdruckerei (Bf. Salzer).
Ocsterreichische
Botanisclie Zeitschrift
Gemeinnütziges Organ
für
Die flsterreicbiscbc Exemplare
botanische Zeltgchrllt - RAfnniL niiil RAfonSLai* die frei durch die Post be-
erscheint OUlrtUlü UUU UUldUlUt;!) zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. bios bei der Reduktloa
Manj^raDümeria^^auf^seibe ^^^^^^^^ MmoMü, Forstuiäimer, AeFzte, ^'^ ^■■^^;^^:^: "
(16 M. Mark.') . Im Wege des
ganzjährig, oder mit Annlliplpr lind TAclinilor Buchhandels übernimmt
* a. a.W. CS' H.Mark) npUlUGKCl UUU ICIUUIUU. Pränumeration
halbjährig. C. Gerold'» Sohn
Inserate _ in Wien,
die ganze Petitzeile ff ß sowie alle übrigen
15 kr. Ost. W. A^ "= ^ • Buchhandlungen.
XXIX. Jahrgang. WM. Juni 18^9.
INHAXaT: Roripa Borbasü. Von Menyhärth. — Zur Geschichte der Pflanzenwanderung. Von
Dr. Kern er. — Ueber Epilobien. Von Dr. Borhäs. — Novae Quercuum formae. Von Vukoti-
novic. — Zusammenlehen von Moos und Flechte. Von Zukal. — Mykologisches. Von Schulz er.
Botanisches aus Kämthen. Von Solla. — Literaturberichte. — Correspondenz. Von Holuby.
Dr. Horb äs. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tausch-
verein. — Inserate.
Roripa Borbasü n. sp.
(Ä. anriculataMeiiYh., Kalocsavidekeneknovenytenyeszete,
non DG.
Von L. Menyhärth S. J.
Radieibus longe lateque repentibus, validissimis; — caulibus
fislulosis, apice virgato-ramosissiniis; foliis oblongo-lanceolalis, ser-
rato-dentatis, basin versus parum anguslioribus, auriculis dilatatis,
semiamplexicaulibus, — supremis exaurieulatis, infimis (iisque ad
medium caulis) immersis, serratis vel pectinato-pinnatifidis. — Peduii-
culis elongalis, pedicellis patenlibus, densis; — siliculis subglobüsis,
stylo subbrevioribus. — Herba glaberrima.
Proxiina Roripae hungaricae Borbäs (Math, s termeszett. köz-
lem. XV. 6. p. 53), quae tarnen indumento, foliorum formal, sili-
culis minus globusis, stylo breviori, pedicellis divaricatis etc. omnino
distinguitur.
*) „Foliis inferioribus lyratis, aut ovato-oblongis, oblongisque, in petiolum
longutn (lamina tarnen 2 — 3 breviorera) contraclis, niediis oblongis aut oblongo-
lanceolalis, basin versus longiuscule angustatis integerrimis. crebre dentatis, apice
obtusiusculis." Borbäs in litt. 1879, 29, 4.
Oesterr. botan. Zeitschrift. 6. Heft. 1879. 14
174
Nostra igitur planta magis ad R. amtriacam quam ad R. am-
phibiam loto liabitu accodere vidotur, ila tarnen in medio conslituilur
inter ulramque, ut impossibile sit alterulri eam accensere.
R. neogrddiensis Borb, I. c, quae etiam R. austriacaXam-
phibia esse perliihelur, adhuc niagis difFert ut ibidem cont'erri potest.
Ich habe diese Pflanze mit einem wohlbegründeten und nicht
verheimlichten Zweifel in „Kalocsa vid. novenyt." p. 39 als R. auri-
culata (DC. als var.) (R. ämphibiayc austriaca) aufgeführt. Roripa
auriculata (DC.) ist aber eine andere bei Reichenbach Ic. 4363
abgebildete Pflanze, wofür auch die Deutung Koch's und anderer
Botaniker und die heutigen Bestimmungen sprechen.
Mil der nolhwendig gewordenen Benennung dieser Pflanze hätte
ich mich jedocli gar ni(;ht beeilt, wenn mich das besondere Interesse,
das man gegenwärtig den ungarischen Roripa-Av\en schenkt, nicht
aufgefordert hätte, auf dieses wichtige Glied in der Roripa austriaca-
atnphibia- Gruppe die verdiente Aufmerksamkeit zu lenken. — Aus
diesem Grunde nahm ich die Aufforderung Dr. Borb äs', ihm diese
und R. Kerneri zuzuschicken, mit Freude an, machte ihn aber auf-
merksam, dass ich diese Pflanze für eine neue Art halte. Dr. Bor-
bäs bemerkte nun, es könnte meine Pflanze sowohl napifolia, wegen
der in vieler Hinsicht der Brassica Napus ähnlichen Blätter, als
glaucescens oder virgata recht bezeichnend genannt werden; — ich
zog es aber vor, diese Novität zu Ehren meines viel verdienten
Freundes R. Borbäsii zu benennen; umsomehr, weil er zuerst mich
veranlasste, die Pflanze nochmals zu untersuchen, und weil er unter
Anderem eine genau vergleichende Beschreibung von dieser und R.
hungarica mir giiligst zuschickte.
Dr. Borb äs schickte mir auch eine sehr ähnliche, vielleicht
hieher gehörige Pflanze, welche er bei Promontor in der Nähe von
Budapest sammelte; allein in Ermangelung mehrerer charakteristischer
Theile kann ich mir kein sicheres Urtheil bilden, wenn auch die fast
kugeligen Früchte und die charakteristische Inflorescenz auf R. Bor-
bäsii hinweisen.
Innsbruck, am 7. Mai 1879.
Beiträg^e
zur
Geschichte der Pflanzenwanderungen').
Von A. Kerner in Innsbruck.
Der Entwicklungsgang der Forschung im Bereiche der natur-
wissenschaftlichen Disciplinen ist der Wanderung in einem unbekannten
Gebirgslande vergleichbar. Die ersten Stufen des Berglandes werden
Aus R. Fleischer's ,.Deutsche Revue" II. 7.
175
erreicht, ohne dass man sich eines Zieles schon klar bewusst ist
und ohne dass man den Zusammenhang der einzelnen Riickeii und
Kämme des Gebirges zu ahnen vermöchte. Eine Folge von weiteren
Stufen wird überwunden und eine Bergluippe wird erstiegen, von der
aus sich ein Ueberblick über einen Theil des durchwanderten Gebirges
darbietet; zugleich kommt aber jetzt auch eine neue kühn geformte
ßergspitze in Sicht, welche die Aufmerksamlveit auf sich zieht und
als neues anzustrebendes Ziel zun» Besuche einladet. Noch ist dieses
Ziel vielleicht nicht in allen seinen Umiissen und mit aller Scharfe
erkennbar; Nebelstreifen verdecken einzelne Theile, manche ver-
schwommene Contonren müssen noch durch Combinalion ergänzt
werden und es ist möglich, dass bei dieser Ergänzung die eine oder
die andere Linie unrichtig gezogen wird. Manclier hält vielleicht die
ganze Bergspitze nur für ein Nebelgebilde, für ein unerreichbares
Phantom, Andere meinen, das Eridimmen der aufragenden sclnoil'en
Wände sei ein waghalsiges Unternehmen, suchen vor dem schwindeln-
den Wege warnend zurückzuhalten und rathen, sich mit dem Erreichten
zu begnügen. Wieder Andere aber lassen das lockende Ziel nicht
aus den Augen und suchen sich unverdrossen — wenn auch viellei(;ht
langsam und aufweiten mühsamen Umwegen — demselben zu näliern,
weil sie von der Zuversicht getragen sind, dass sich von der endlich
einmal erreichten Spitze des Berges nicht nur ein weiter Ausblick
auf das durchwanderte Gelände, sondern auch eine Einsicht in den
Zusammenhang aller einzelnen Rücken und Kämme des ganzen Ge-
birgssystems wird gewinnen lassen.
Wer die über die Verbreitung pflanzlicher Organismen ange-
stellten Forschungen von ihren ersten Anfangen bis auf den heutigen
Tag verfolgt, wird gestehen müssen, dass dieselben genau den hier
skizzirten Entwicklungsgang durchgemacht haben.
Bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts waren die Verhältnisse
der Verbreitung der Pflanzen nur nebenbei beachtet, und was beobachtet
wurde, ward regellos aufgehduft. Als sich endlich in den ersten
Decennien unseres Jahrhunderts die Aufmerksamkeit der Botanilvcr
und Geographen diesen aufgespeicherten Erfahrungen zuwendete, als
man anfing, die beobachteten örtlichen Erscheinungen unter allgemeine
Gesichtspunkte zu bringen, und als auf diese Weise eine besondere
Disciplin erwuchs, war der Rahmen der Forschung noch immer ein
eng geschlossener. Die Aufgabe, welche sich die neue Disciplin stellte,
war am bündigsten durcli den Titel jener kleinen Schrift, die A. v.
Humboldt im Jahre 1817 in Paris publicirte, „De Distril)ntione geo-
graphica plantarum secundum coeli temperiem et altitudinem montium"
gekennzeichnet. Man suchte die Grenzen der Verbreitungsbezirke
sowohl einzelner Pflanzenarten, als auch die Grenzlinien der natür-
lichen, durch das Vorkommen bestimmter Typen charaklerisirten
Floren, die statistischen Verhältnisse dieser Floren, die Vertheilung
der Vegetation in ihren Beziehungen zu Boden und Klima , die An-
ordnung der Gewächse zu Bestanden, den physiognomischen Ausdruck
dieser Pflanzenbestände und den landschaftlichen Charakter, der durch
14*
176
(las Vorwalten solcher zu Beständen vereinigten Arten bedingt wird,
festzustellen. Das Ziel war also eine Uebersidit der Vegetation nach
ihrer räiiirilichen Anordnung, die so entstandene Disciplin ein Zweig
der physischen Erdkunde und der für dieselbe geschaffene Name
Pllanzengeographie nicht gerade unglücklich gewählt.
Wie sich aber bei dem Anblicke der nationalen und politischen
Grenzen der Länder eines Erdtheiles der Wissbegierde die Frage
aufdrängt, wie diese Grenzen sich herausgebildet haben, ebenso machte
sich alsbald, nachdem man kaum in den allgemeinsten Zügen die
Vertheilung und Anordnung der Gewächse im Räume festgestellt
hatte, das Bedürfniss geltend, zu erklären, wie diese Vertheilung
und Anordnung zu Stande gekommen, wie die Grenzen der einzelnen
Arten sowohl als auch die Grenzen der Pflanzengesellschaften und
der Florenreiche entstanden sind. — Dass die Individuen, welche zu
einer Pflanzenart gehören, nicht alle an jenen Punkten entstanden
sind, an welchen sie dermalen angetroffen werden, kann wohl als
eben so selbstverständlich angesehen werden, als dass das gegen-
wärtige Vorkommen von den Wanderungen und Ansiedlungen, welche
die Art ausgeführt hat, von den Schranken und Hemmnissen, die
sich ihrer Ausbreitung entgegenstellten und von den Einflüssen,
welche zu verschiedenen Zeiten eine theilweise Vernichtung der
Individuen zur Folge hatten, bedingt ist. — Wo, wann und wie sind
aber die Pflanzenarten in ihrer gegenwärtigen Gestalt entstanden,
wo haben sich insbesondere jene Formen herausgebildet, welche die
charakteristischen Elemimte einer Flora bilden. Wie und wann haben
sich diese Arten von den Orten ihres Entstehens ausgebreitet, um
überall dahin zu gelangen, wo wir sie derzeit finden; welche Pflanzen
sind stellenweise oder ganz aus ihren einstmals eingenommenen
Wohnorten verdrängt worden; haben alle Pflanzenarten ihre Wande-
rungen abgeschlossen; sind die Grenzlinien aller Florenreiche, welche
wir gegenwärtig verzeichnen, unveränderlich und unverrückbar oder
finden auch jetzt noch Wanderungen der Pflanzenarten, Verschiebungen
der Florengrenzen statt?
Indem wir diese Fragen aufwerfen und zu beantworten suchen,
sind wir aber über den Ralimen der Pflanzengeographie herausgetreten
und sind auf das Feld der Pflanzengeschichte gelangt, auf das
Feld einer Disciplin, welche sich zwar zunächst auf die Pflanzen-
geographie als wichtige Grundlage stützen muss, deren Probleme aber
nimmermehr als Probleme der ihrer Natur nach in die Reihe der
descriptiven Wissenschaften einzuordnenden Pflanzengeographie gelten
können.
Ich habe an anderer Stelle in einer gedrängten Uebersicht der
Geschichte der Botanik darauf hingewiesen*), dass bei den Bestrebungen
auf dem Felde der descriptiven Pflanzenkunde vorzüglich Italiener
und Franzosen die Führung übernommen hatten, dass die späteren
') Die botanischen Gürten, ihre Aufgabe in der Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft. Innsbruck, Wagner'sche Üniversiläts-Buchhandlung (1874), S. 13.
177
Erfolge der Morphologie und Pflanzenphysiologie in erster Linie als
ein Ergebniss deutschen Fleisses anzusehen sind und dass es den
Engländern vorbehalten war, eine neue hochwichtige Frage, welclie
jetzt die ganze wissenschaftliche Welt bewegt, nämlich die Geschichte
der pflanzlichen Organismen und üherhaupl die Geschichte der orga-
nischen Welt mit Erfolg an die Tagesordnung gebracht zu haben. —
Dass neben den Resultaten, welche wir der Paläontologie
danken, ins besonders auch die Ergebnisse pflanzen geogra-
phischer Forschung als wichtige Bausteine für die Geschichte
der PflanzenweJt benützt werden können, wurde eben auch
zuerst von dem Engländer Forbes*) ausgesprochen. Gestützt auf
die in Grosshritannien und den zunächst liegenden Gebinden beob-
achtete Verbreitung der Gewächse, entwarf derselbe ein Bild der
Wandlungen, welche die Vegetationsdecke des grossbrilannischen
Inselreiches im Laufe der Zeiten erfahren. Das grösste Gewicht wird
hierbei auf solche Pflanzenarien gelegt, die nicht über ein einheitliches
Areal ausgebreitet erscheinen, sondern zwei, drei, viele oft weit von
einander entfernte Areale bewohnen, auf Pflanzen, die gegenwärtig
auf zwei entfernten Eilanden, auf zwei durch hohe Gebirgszüge gt;-
schiedenen Flachländern oder auf den durch weite Niederungen ge-
trennten Hochgebirgen, also beispielsweise gleichzeitig in Portugal
und an der Westküste Irlands, auf der Sierra Nevada und den Abruzzen,
auf den Pyrenäen und den Ostlichen Karpaten, den ostlichen Alpen
und dem Altai, auf dem Himalaja und den ciicumpolaren Gestaden
und Inseln angetroffen werden, ohne doch auf den zwischen diesen
entfernten Punkten sich breitenden Geländen vorzukommen. Forbes
glaubt, dass die Wanderungen der Pflanzen nur schrittweise stattfinden
können, hält es für unmöglich, dass durch gegenwärtig thätige und
unter unseren Augen die Verbreitung der Pflanzen vermittelnde Kräfte
die Keime aller dieser Arten auf so weit von einander entlegene
Punkte gebracht werden konnten, und kommt zu dem Schlüsse, dass
diese zerstückten Pflanzenareale Bruchstücke früher zusammenhängen-
der Florenreiche seien. Dieses Zerbröckeln eines Florenreiches ist
aber entweder durch Senkung weiter Länderstrecken und theilweise
Ueberfluthung vom Meere oder durch klimatische Veränderungen und ein
dadurch bedingtes Vordrängen und Einbürgern einer benachbarten,
den neuen Verhältnissen besser angepassten Flora veranlasst worden.
Ein Theil der früheren Vegetation erliegt der Ungunst der neuen
Verhältnisse und wird durch die eingedrungenen dem neuen Klima
angepassten Ansiedler gänzlich unterdrückt und ersetzt, ein anderer
Theil der alten Flora, welcher durch die neuen äusseren Verhältnisse
in seiner Existenz nicht bedroht ist, verbleibt auf dem Schauplatz
und wird zu einem Gemengtheil der neuen sich herausbildenden Flora,
und ein dritter Theil der ehemaligen Vegetation erhält sich zwar
auch, aber nur unter besonderen Bedingungen an einigen günstig
') Report of Ihe meeliiig of Ihe British associaliori held at Cambridge in
Ann. nat. bist. 16. p. 126,
178
gelegenen Stellen, die jetzt wie Enclaven in dem neuen Florenreiche
erscheinen und gewissermassen Bruchslüjke der einstigen Flora dar-
stellen. — Die gegenwärtigen Floren sind demnach nicht besondere
Schöpfungen, sondern sind aus früheren Floren hervorgegangen und
die zeitlicli aufeinander folgenden Florenreiche stehen in einem ge-
netischen Zusammenhange.
Dies im Wesentliclien der Gedankengang, welchen Forbes bei
seinen Forschungen einiiielt. Dass er bei der Anwendung seiner
leitenden Ideen auf ein kleines Gebiet, bei der Schilderung der Vor-
änderungen, welche die Flora des britischen Inselreiches im Laufe
der Zeiten erfahren hat, mitunter auf Irrwege gerieth, dass manche
Linien im Gemälde, das er zu entwerfen versuchte, verschwommen,
unsicher und einzelne sogar unrichtig sind, wird Niemand in Abrede
stellen, aber unberechtigt ist es, die Forschungen von Forbes ein
Spiel mit Hypothesen und ein Einschmuggeln trügerischer Bilder der Phan-
tasie an Stelle von Thatsachen zu nennen. Die Tliatsachen waren Forbes
von der Pflanzengeographie segeben, und indem er sie zu einer Ge-
schichte der Pflanzenwelt verwerthete, indem er sie combinirte und
in Einklang zu bringen suchte, handelte er wie jeder Geschichtschreiber.
Der Historiker hat den Vorgängen vergangener Zeiten, die er schildert,
nur selten beigewohnt und sie nicht mit eigenen Augen gesehen,
er schildert sie eben nur auf Grund der vorliegenden Blätter, seien
es die vergilbten Blätter alter Codices und Pergamente, oder die
braunen fossilen Blätter in den Kohlenschiefern oder die grünen
Blätter der lebendigen Pflanzenwelt. — Der Vorwurf einer absicht-
lichen Fälschung der Thatsachen zum Belmfo des Aufputzes einer
blendenden Hypothese kann Forbes nicht gemacht werden. Wenn
dem englischen Geologen, der mit seiner Arbeit damals ein ganz
neues Feld betrat, beim Combiniren der von der Pflanzengeographie
gebotenen Thatsachen hie und da nicht Alles gelungen, wenn sich
in seiner Arbeit Lücken und Unsicherheiten finden, so ist es Sache
späterer Forscher, zu berichtigen, zu ergänzen und manche ver-
schwommenen Contouren des Gemäldes durch schärfere Linien zu
ersetzen. Mängel in der Ausführung beeinträclitigen aber nicht die
Theorie im Grossen und Ganzen und sie sollen uns auch nicht ab-
halten, auf dem \on Forbes angebahnten Wege vorzuschreiten.
Einen entschiedenen Gegner fand die Forbes'sche Theorie an
dem Göttinger Professor Gris ebach, dem Verfasser der „Jahresberichte
über die Fortschritte der Pflanzengeographie'^ *) und des in vielen
Beziehungen nicht genug zu rühmenden z\veibändigen Werkes „Die
Vegetation der Erde"-). — Grisebach glaubt, dass die Vertheilung
der Pflanzenarten, wie sie sich dermalen darstellt, aus den noch jetzt
wirksamen Kräften zu erklären ist. Luftströmungen, Wasser, Vögel etc.
haben die Samen der Pflanzen über das Areal verbreitet, auf dem
') Im Archiv für Naturgeschichte 1840—1853 und in Behn's geograph.
Jahrbuch seit 1866.
^) Die Vegetation der Erde. Leipzig, Engelmann, 1872.
179
wir dieselben gegenwartig finden. Auch die zerstückten Areale lassen
sich durch diese jetzt noch wirksamen Verbreitungsvorffaiige erklären.
Ausnahmsweise können zerstückte Areale auch dadurch entstanden
sein, dass die betrefTende Art ihrem Untergang entgegengeht und
nur unter besonderen Bedingungen an vereinzelten Orten ihre Existenz
zu behaupten vermag. Die Grenzen der Areale einzelner Arten sowie
der Florenreiche liegen da, wo das Meer, weite Wüsten, vor Allem
aber bestimmte klimatische Werthe die Ausbreitung gehemmt oder
ihr eine unüberwindliche Schranke gesetzt haben. Pflanzenformen mit
sehr beschränkter Verbreitung sind durch örtliche Schranken an ihren
ursprünglichen Wohnort gebannt. Alle Hypothesen, welche von der
Voraussetzung ausgehen, dass die Pflanzen der Vorwelt durcli Familien-
bande mit jenen der Gegenwart verknüpft sind, weist Grisebach
zurück. Er will die heulige Anordnung nur aus physischen und phy-
siologischen Kräften erklären, die innerhalb des Berei(;hes unserer
Erfahrung liegen und „die Thatsachen nicht durch blosse Vorstellungen
ersetzt" wissen. Indem er aber den Ursprung der natürlichen Floren
darzustellen sucht, muss er doch seihst den Boden der Thatsachen
verlassen, zu einer gewagten Hypothese seine Zuflucht nehmen und
Kräfte voraussetzen, welche wir in der Gegenwart nicht wirksam
sehen. Jede natürliche Flora ist iiim nämlich eine besondere Schöpl'ung
und ist durch den Austausch der von bestimmten schöpferischen Orten
(„Schöpfungscentren") ausgegangenen Pflanzenarten enistanden. Diese
Schöpfungscentren, deren jedes die Fähigkeit hatte, bestimmte orga-
nische Gestaltungen hervoizubringen, sind der Zahl nach unbestimmt,
dem Räume nach zwar bestinnnt, aber ohne Symmetrie vertheill. Wie
die Pflanzenarten an den „schöpferischen Orten" hervorgebracht
wurden, will Grisebach nicht erörtert wissen. — Auch nahe ver-
wandte Arten sind unabhängig von einander entstanden und haben
sich von ihren Ausgangspunkten bis zu ihren heuligen geographischen
Grenzen verbreitet. Der Nachweis eines genetischen Zusammenhanges
solcher nahe verwandten Arten, die wir jetzt an räumlich weit ge-
trennten Punkten finden, oder des Zusammenlianges jetzt lebender
Arten mit nahe verwandten Arten, die zeülich weit getrennt sind,
hält Grisebach für jenseits der Grenzen unserer Forschung liegend.
Grisebach's Ansichten stehen demnach jenen von Forbes in
zwei Punkten schroff gegenüber: 1. Nach Forbes lassen sich
viele Erscheinungen der räumlichen Vertheilung der Pflan-
zen durch actuelle Kräfte nicht ausreichend erklären; na(;h
Grisebach dagegen gestatten alle diese Erscheinungen eine
Erklärung durch die gegen wärtig wirksamen Kräfte. 2. Nach
dem englischen Forscher sind die gegenwärtigen Floren
durch Familienbande mit den Floren vergangener Perioden
verknüpft und aus diese nhervoi' gegangen, nach Grisebach
sind sie besondere Schöpfungen.
Was den ersten Differenzpunkt anbelangt, so scheint mir
die Entscheidung nur auf Grund zahlreicher Erfahrungen über die
in historischer Zeit erfolgten Veränderungen der verschiedenen Floren
180
und nur durch eigens ang-eslellte Versuche möglich. Die Fragen, die
hier gestellt werden müssen, lauten: Welche Erfahrungen liegen
über die Veränderungen der Floren, über die Erweiterung, Verenge-
rung und Zerstückelung der Verbreitungsbezirke und über das Aus-
sterben einzelner Arten in historischer Zeit vor; welche sind die
Verbreitungsmittel der Pflanzen und: können alle jene zahlreichen
Pflanzenarten, welche zerstückte Areale bewohnen, durch diese Ver-
breitungsmittel und durch die jetzt wirkenden Kräfte an ihre jetzigen
oft weit getrennten Wohnorte gelangt sein oder nicht.
Zur Beantwortung der ersten Frage finden sich zwar unzählige
Daten in der botanischen Literatur, aber dieselben sind sehr zerstreut.
Was insbesonders aus älterer Zeit über Wanderungen der Pflan-
zen vorliegt, ist meist nur nebenbei in floristischen Werken aus ganz
anderen Gründen mitgetheilt worden. Um der Verzettelung ein-
schlägiger Notizen vorzubeugen und um einen Sammelpunkt für
Einzelbeobachtungen, die für sich kaum der Veröff'entlichung werth
scheinen, aber in ihrer Gesammtheit unschätzbare Beiträge zur Lösung
eines der wichtigsten Probleme der Naturforschung bilden, habe ich
vor sieben Jahren dem Redacteur der „Oesterr. botan. Zeitschrift"
den Vorschlag gemacht, in seinem Blatte eine eigene Rubrik mit der
Ueberschrift „Chronik der Pflanzenwanderungen" zu eröffnen und die
Botaniker, welche sich für die Sache interessiren, dringendst gebeten,
alle Entdeckungen und Beobachtungen über Pflanzenwanderungen und
Veränderung der Floren in historischer Zeit in dieser Chronik zu
verzeichnen. Es wurde in Folge dieses Aufrufes auch eine Reihe sehr
werthvoller einschlägiger Erfahrungen in der genannten Zeitschrift
publicirt. Auch in dem dritten Jahrgange des Just'schen botanischen
Jahresberichtes findet sich eine sehr dankenswerthe Zusammenstellung
von zerstreuten Einzelbeobaclitungen über die Veränderungen der
Floren durch Einwanderungen und es ist zu erwarten, dass diesen
Mittheilungen noch zahlreiche andere nachfolgen werden. So weit
sich bis jetzt die in letzterer Zeit erfolgten Veränderungen in der
Zusammensetzung der Floren übersehen lassen, ist der Grad der
Umänderung in verschiedenen Florenreichen ein verschiedener. Manche
Floren sind gerade gegenwärtig in einem ziemlich lebhaften Umge-
staltungsprocess begriffen und es finden stellenweise äusserst mannig-
faltige Verschiebungen und Aenderungen der Grenzen sowohl ein-
zelner Arten als auch ganzer Gruppen von Arten statt. Wie voraus-
zusehen, gilt diess insbesondere von jenen Floren, welche dermalen
die Besatzung weit ausgedehnter, weder durch hohe Gebirge noch
durch weite Wasserflächen geschiedener Gelände bilden. Im mittleren
Europa z. B. ist ein Vordrängen zahlreicher östlichen Arten unver-
kennbar und die verhältnissmässig rasch vor sich gehende Einwan-
derung solcher östlichen Typen schrittweise zu verfolgen. — Und
während so in dem einen Gebiete unzweifelhafte Grenzverschiebungen
stattfinden, welche sich, nebenbei bemerkt, ohne directen Einfluss des
Menschen vollziehen, bleiben gleichzeitig andere Floren fast unberührt.
Die Pflanzenwelt, welche gegenwärtig die Besatzung der Hochgebirge
181
bildet, zeigl dermalen kaum nennenswerllie Veränderungen, was nun
freilich nicht ausschliesst, dass niclil unter geänderten äusseren Ver-
hältnissen, wenn einmal die Schranken, welche der Pflanzenwanderung
an den Grenzen der Hochgebirgsfloren gezogen sind, fallen, sich er-
weitern oder verengern sollten, auch diese stabilen Floren wieder in
Bewegung und Fluss kommen, sowie andererseits nicht ausgeschlossen
werden kann, dass nicht jene Floren, welche gegenwärtig durch
Einwanderungen sowie durch Zurückdrängen und Aussterben einer
Anzahl von Arten einen Umgestaltungsprocess durchmachen, durch
klimatische und andere Schranken, die sich möglicherweise einmal
wieder bilden, auf eine Zeit lang stabil werden.
Was die Verbreitungsmittel der Pflanzen betrifft, so sind
dieselben in neuerer Zeit von Hildebrand übersichtlich zusammen-
gestellt worden ^). Mit Recht unterscheidet dieser Autor die Aus-
rüstungen zur Wanderschaft mit Rücksicht auf die Verbreitungs-
agentien (Wind, Wasser, Thiere und Menschen) in drei Gruppen und
reiht diesen dann noch die Springfrüchte an. Hildebrand erörtert
übrigens die Ausbildung der Samendecken zu Transportmitteln vor-
waltend nur mit Rücksicht auf ihr Aussehen und nicht auf Grundlage
von Versuchen. — Eigens angestellte und planmässig durchgeführte
Versuche sind überhaupt nur wenig in dieser Richtung angestellt
worden, und doch ist diess der einzige sichere Weg, auf dem zum
Ziele zu gelangen ist. — Die meisten bisher bekannt gewordenen
einschlägigen Experimente beziehen sich auf die Verbreitung der
Samen durch Vermittlung des Wassers. Schon im Jahre 1853
hat H. Hoffmann zu erproben versucht, ob und wie lange Pflanzen-
samen im Wasser ihre Keimkraft bewahren. Auch Darwin, Berkeley,
Martins haben in dieser Beziehung später Versuche angestellt.
Neuerlich hat Thuret in Antibes durch Experimente zu ermitteln
gesucht, wie sich die Pflanzensamen im Meerwasser verhalten und
hat in mehreren Briefen an A. De CandoUe auf Grund dieser Ex-
perimente seine Ansicht dahin formulirt, dass der Transport von
Pflanzen durch die Meeresströmungen nur für gewisse weit verbrei-
tete Arten, welche Bewohner des Strandes sind, von einigem Belang
sein kann, dass jedoch die Samen jener anderen Arten, welche auf
Inseln und Continenten entfernt vom Strande ihre Standorte haben,
durch Vermittlung der Meeresströmungen nicht an diese ihre Stand-
orte gelangt sein können -).
Zu einem analogen Resultate gelangte ich bei Untersuchungen
über die Verbreitung der Pflanzensamen durch Vermittlung
der Luftströmungen^). Ein sehr schwacher Luftslrom vermag
jene Samen, deren Decken zu Flugapparaten ausgestattet sind, nur
*) Die VerbreiUingsmittel der Pflanzen. Leipzig, Engelmann, 1873.
') Archives des sciences phvsiques et naturelles. Tome XLVII, Nr. 187
(1873).
') Einfluss der Winde auf die Verbreitung der Samen im Hochgebirge.
Zeitschr. d. Deutschen Alpenvereins 1871.
182
auf sehr kurze Entfernungen zu übertragen, zumal die bei schwei-
genden allgemeinen Winden durch Erwärmung des Bodens einge-
leiteten schwachen localen Luftströme aufsteigende oder in den
Gebirgen längs den Bergabhängen emporgleitende sind und am Abend,
wenn sich die Richtung der Luftströmung umkehrt und sich ein ab-
wärts gerichteter Luftzug einstellt, die Samen wieder zur Tiefe
sinken und an einer Stelle auf dem Boden ankommen, der von dem
Punkte der Auffahrt nicht sehr weit entfernt ist. Stärkere allgemeine,
über weite Strecken sich geltend machende Winde, Stürme und
Orkane wirken aber stossweise, fluthcn wellenförmig über die Erd-
oberfläche dahin und setzen die aufgehobenen und fortgerissenen
Samen nach kurzer Reise an irgend einer zum Auffangen der Samen
geeigneten Stelle ab, so dass auch auf diese Weise eine Verbreitung
über hohe Gebirge, ausgebreitete Ländereien und das weite Meer
nicht stattfindet.
(Schluss folgt.)
üeber einige Epilobien.
Von Vinc. v. Borbäs.
1. Epilobium Haussknechtianum (E. Lamyiy<.montanum) fand
ich bei Eger in Böhmen. Prof. Haussknecht, zu Ehren dessen ich
die Pflanze benannte, hat mir dieselbe auch aus Thüringen (Etters-
berg) mitgetheilt. Bei Eger, wo ich mich nur kurze Zeit umschauen
konnte, sah ich E. Lamyi nicht, nach Celakovsky Prodr. p. 549
kommt es aber dort wahrscheinlich vor. Die böhmische Pflanze stimmt
mit der thüringischen gut überein. — Habitum refert E. montani,
sed caulis lineis obsoletis notatus est, pubescens, folia oblongo-lan-
ceolata lanceolalaque minute et adpresse puberula, ramea plane iis
E. Lamyi similia, stigmate in clavam coalila. Pubescenlia partis caulis
superioris et capsularum omniiio eadem ac in E. Lamyi.
2. Ep. Pseudotrigonum Borb. Oe. B. Z. 1877, pag. 138 besitze
ich in drei Formen: a) trifoUatum (Risnyäk), b) decussatum (Bielo
lasica in Croatien) und c) alternum (Gr. Scheibwald in Nied.-Oest.
Sonklar zwischen E. trigonum).
3. E. parviflorum Sclireb. hungaricum Oe. B. Z. Nov. 1878 ist
= £. parmflorum v. menthoides (ßoiss. et Heldr.).
4. Ep. acidulum Borb. ined. (_E. subobscurum X tetragonum
[rosewm]) circa fontes acidulos montis Büdös Transsilvaniae.
Habitus E. tetragoni, sed folia brevius peliolata, angusliora et
magis acuminata, parte inferiore latissima, remolius denticulata, quae
nolae ab E. obscuro ortae videntur.
5. E. Mätrense (E. obscurum>^palustre; E. palustre-virgatum
Krause sec. Neilr.) in turfosis ßarlai lö Agriae (Erlau).
183
Habitus Ep. ohscnri stenophylli, sed in internodlis nonnullis li-
neae, quae prominere solent, evanidae aut solum pilosae; folia bre-
vissime peliolata, basi rotundata, neque tarnen adeo ut in E. obscuro,
sed folia etiam ea E. palustris in inentem revocant et non tarn laxe
disposita sunt in caule, ut in E. obscuro, sed more E. palustris den-
siora. Ab E. palustri internodiis quibusdam conspicue lineatis stolo-
nibiis aereis bene foliatis etc. recedit.
6. Ep. semiobscurum , Ep. Lamyi X. obscurum; Ep. virgatum
Hausskn. exsicc, Ettersberg, Thuringiae, Ab Ep. obscuro Schreb.
(£. virgato Fr.) habitu rigidiore, a basi virgafo-ramosissiino, stolo-
nibus brevissiinis aut nullis (semper?), caulis parte superiore cane-
scenti, foliis rameis ea Ep. Lamyi referenlibus subtus sparse pube-
scentibus subintegris recedit.
E. neogradiense (E. lanceolatum X montanum) bei Ipoly Litke.
lieber diese und andere Hybriden aus Ungarn beabsichtige ich
ausführlicher bei der ungar. Akademie zu sprechen.
Novae Quercuum croaticarum formae.
(Auszug aus einer Abhandlung über die Resultate der neueren botanischen For-
schungen^ vorgetragen in der südslavischen Academie der Wissenschaften am
29. Jänner 1878.)
Von Ludwig V. Vukotinovic.
Bevor der Vortragende in die Beschreibung der einzelnen Eichen-
formen eingeht, erklärt er in Kürze seine Ansichten, die ihn dabei
leiteten.
Er führt unter Anderem an: die Erfahrung lehrt uns, dass die
Pflanzenindividuen nicht stets dieselben charakteristischen Eigen-
schaften und Merkmale besitzen, — dass sie nur scheinbar identisch
sind — dass sie also Veränderungen erleiden und zwar an einigen
meist untergeordneten Merkmalen, z. B. sie haben eine schwächere
Behaarung, oder umgekehrt; sie verändern die Farben ihrer Blüthen
oder die Beschaffenheit der Blaltränder u. s. w. Diese Veränderungen
treten bald mehr, bald weniger hervor und zeigen sich häufig an
einer und derselben Pflanze in verschiedenen Abstufungen. Ein sol-
ches Pflanzenindividuum ist ein variirendes und entspricht dem Be-
griff der Varietät.
Der Charakter der Varietät besteht folglich in der Veränder-
lichkeit der untergeordneten Merkmale; diese Merkmale, weil sie
veränderlich sind, geben der Pflanze einen vom Grundtypus eventuell
abweichenden Charakter, und auf diesem gründet sich die Varietät.
Es gibt noch ein Zweites: es erscheint z. B. eine Pflanze mit
Beibehaltung des Grundtypus in einigen gleichnamigen Merkmalen
verändert, jedoch so, dass diese Veränderungen constant bleiben.
184
Eine solche vom Grundtypus (Species) derart abweichende Pflanze
bildet die Form.
Unter den Begriff der Form kommen daher jene Pflanzenindi-
viduon, die mit Beibehaltung des Grundtypus (oder der Hauptcha-
ralvtere der Species) in ihren anderweitigen Merkmalen eine bleibende
Abweichung erleiden.
(Die identischen Individuen sind die Grundtypen und gelten als
selbsiständige Arten.)
Nach dieser auszugsweise gegebenen Auseinandersetzung folgen
die Beschreibungen.
A. Aus der Gruppe der Quercus pubescens Willd.
1. Qu. pub. W, forma oxycarpa m. „Folia obovata, coriaoea,
undulato-crispata, symmetrice lobata; lobis rotundatis, quibusdam bilo-
bulatis, lobulo supremo bilobulato, sinubus apertis; lamina superior
nitida, glabra; inferior pallidior, pubescens ad nervös pilosella; basis
cubcordata peliolo brevi insidens. Ramuli terminales et petioli lomen-
tosi; gemmae ovali-conoideae, tomentellae, squarnae earum longe
cilialae. Fructus sessiles, solitarii, vel gemini ternive; cupula pro-
funda cyathifonnis, tomcnlosa in tertiam partem verrucosa; squamae
minutiores pallide lilascentes, ciliatae, suisum versus crehriores, se-
met legentes; inaequales, apicihus albo-pilosulae et hinc marginem
cupulae quasi errose cingentes; glans cupula duplo longior ulrinque
attenuata, elliptica, apice in acumen prolracla ac subfalcata, in vivo
longitudinallter viridi striata; cicatrice at'fixionis plana. Arbor medio-
cris, ramis elongaüs patentibus. In pago Sesline ad pedem montium
Zagrabiensium, supra lapicidam penes molam „Dobrina." Primitus
lecta fine Augusti, dein IVuctu niaturo 20. Octob. 1878."
2. Qu. pub. W. forma erythrolepis m. „Folia lato-ovalia, lo-
bala, symmetrica (in ramulis aeslivalibus elongata) coriacea, undu-
lato-crispata; lobis acutiusculis, apiculaiis dentatisve, modus profunde
incisis, apice serratis vel inciso-dentatis; pagina superior nitida, flavo-
virens, glabra; subtus pallidior, sparsim pubescenti-floccosa ad nervös
plumoso-pilosa; basis inaequaliter cordata; petioli longiusculi atque
ramuli lerniinales lomentosi sparsim piloselli. Fructus sessiles con-
ferti, bini, terni saepius sen)i vel septeni, vel etiam solitaiii in axillis
foliorum; glans ovoidea, globosa supra planam aCfixioni^! cicatricem
contracta, sulco quasi circumdata, cupula duplo major, apice pube-
scenli-pruinosa, slylo valido provisa; cupula prolunda cyathiformis;
squamae inferiores gibbosae, ovali-lanceolalae, seqiientes angustiores,
imbricalae, rubicundae, tomentoso-marginatae, ciliatae, numerosis-
simae bi- saepe triseiiales; cupula, qua squamis nun esset obtecta
in vivo viridis, sericeo tomenlella et hinc pulchre bicolor; gemmae
conicae, squamis latiusculis, cilialis apice acutis, albo-pilosis, Arbu-
scula humilis, vel frutex; crescit in collibus inter frutices ad pagum
Sused; lecta fine Sept. 1878."
3. Qu. laciniosa Boreau (Freyn, Fl. v. Südistr. p. 185). Lecta
circa Goljak Sept. 1878.
185
4. Qu. puhescens W. forma torulosa rn. „Folia long^e-lanceo-
lahi, undulata, sytnmetrica, lohata loltis oppositis, arrectis, acutiusculis,
inlegris vel inteidum uni-lacinulatis; sinus rolundati, vel angulati
divergentes; lobo terminali bilobulato; lainina superior glabra; in-
ferior leviter pubescens, ad nervös sparsiin pilosella; ramuli aesli-
vales glabrescentes; basis inaequalis, subcordata in petiolum brevem
influens. Fructus sessiles gemini ternive; cupula cyalhiformis pro-
funda, plus quam dimidiam glandem includens, tola loruloso-gibbosa,
squamae angulatae, adpressae in acumen protractae, tomentosae at-
que sericeo-pubescentes; Stylus brevis validus; cicalrix atfixionis
convexa; gemmae longae, ovali-acuminalae apice pilosulae. Arbuscula
mediocris; crescit in colUbus marnosis inter frulices ad Sused; lecta
Sept. 1878."
5. Qu. pubescens W. forma Susedana m. „Folia lanceolata,
subcoriacea, symmetrica, lobata; lobis rotundatis integris mediam
pagiuam dissecantibus; sinus aperti, tantisper undulato-revoluti, lo-
bulo supremo simplici vel minute bilobulato; lamina superior saturate
viridis, glabra; inferior pallidior, ad nervös primarios floccosa vel
leviter pubescens; basis inaequalis, cordata, petiolo brevi affixa.
Fructus sessiles bini, terni; glans mediocris ovoidea; cupula cyathi-
formis profunda, tomentosa; squamae basi gibbosae (una alterave
Serie versus marginem cupulae excepta) angustae, lingulatae, ciliatae,
apice fusoae, rolundalae; ramuli aestivales atque fructiferi sparsim
pilosi; gemmae conoideae, squamae earum lato-rotundatae, ciliatae;
cicatrix affixionis convexa. Arbor mediocris, cortice nudiusculo, tcnui-
riinoso; rami arcuati, ramuli deflexi, supremi erecti. Crescit in colli-
bus sylvaticis in Sused lecta 30. Sept. 1878."
6. Qu. pubescens W. forma pinnatißda m. „Folia circuitu cu-
neato-obovala, symmetrica, profunde pinnatifido-lobata; lobis rotun-
datis vel acutiusculis, omnibus bi- trilacinulatis vel breviter incisis;
sinus angusti vel latius aperti, lobulo supremo obtuso, interdum tri-
lobulato; basis attenuata in petiolum brevem protracta; lamina supe-
rior glabra, inferior ad costas villosula vel pilosella, secus nervös
transversales pubescens. Fructus sessiles solilarii vel gemini; glans
conoidea intra umbonem duplici linea impressa circumcincta, slylo
brevi provisa; cupula cyalhiformis profunda; squamae creberrimae,
inferiores gibbosae reliquae planae, apice fuscescenles, basi pube-
scenti-tomenlosae, attenuatae, marginem cupulae ciliatum excedentes;
gemmae conoideae, squamae in iis copiosae, trianguläres apice tamen
rotundatae et piloso-ciliatae; arbor mediocris laete virens. In collibus
ad Sused. Sept. 1878.
Accedit facie foliorum ad Qu. Tozza Bos., cujus attamen folia
pinnatifida subtus tomenlo denso sunt obtecta, et glans quoque aliena.
Kotscliy, Die Eichen Europas und des Orients, 1862, tab. XXII.
(Misit cl. Wiesbaur ex Gumpoldskirchen et VOslau.)
7 Qu. pubescens W. forma rostrata m. „Folia obovata, glauca,
symmetrica, palmato-lobulala; lobulis acutiusculis, apiculatis, interdum
186
minute bilobulatis, mediis profundioribus; sinus angusli, arrecti, ra-
rius aperti; lobo siipremo trilobulato vel dentalo; lamina superior
glabra, inferior pallidior, pubescens ad nervös pilosula; basis sub-
cordata, pelioli longi atque ramuli aestivales tomentoso-pilosuli; gem-
mae ovatae, squamae ovalae, exteriores filiformes elongatae. Fructus
breve-pedunculali, congesli 3—4 graciles; cupula cyathiformis pube-
scens, squamae gibbosae, lanceolatae, fuscae, ciliolatae, sursum versus
crebriores; glans ellipsoidea, cupulam duplo excedens, basi attenuala
in medietate incrassata ad apicem aeque angustata. S'ylo brevi ro-
strato provisa; cicatrice affixionis convexa. Arbuscula multiramea et
polypliyila; crescit ad Sused in margine viae ad Goljak ducentis;
lecta inilio Octol). 1878."
8. Qu. pubescens W. forma crispa m. „Folia obovata, symme-
trica, lobata, eximie undulato-crispata ac in marginibus revoluta; lo-
bis profunde incisis, errosis, sinuatis vel uni-dentalis, apice apiculatis
aut mucronulalis; lobo terminali trilobulato vel dentato; pagina su-
perior glabra in flavedinem plurimum vergens, inferior concolor,
pubescens ad nervös pilosella, basis cordata; ramuli et petioli pube-
scentes, piloselli; gemmae ovali-acuminatae, squamis latis rotundatis,
pubescentibus, cilialis. Fructus in brevi pedunculo sessiles, cupula
semiovata, profunda, glans dimidium longior, squamae gibbosae, ad-
pressae, bruneae, ciliatae. Folia aestivalia elongata; arbor humilis
vel frutex valde foliosus, fructus raro profert. In Sused et Sestine
frequens 4. Oct. 1878 (Cl. Wiesbaur misit ex Kalksburg)."
B. Aus der Gruppe der Qu. sessiliflora Sm.
9. Qu. sessiliflora Sm. forma undulata m. „Folia elongata, lan-
ceolata, symmetrica, lobata; lobis opposilis, rotundatis, sinubus pro-
fundis rotundis, crispulo-undulatis; lobo terminali rotundato; lamina
superior saturate virens, lucida, glabra, inferior glaucescens, leviter
puberula ad nervös pilosula, basis subcordata vel inaequalis in petio-
luni longum influeiis; in vivo eximie sunt folia undulala, sinus in
margine revoluti ita, ut lobi in\oluto-arrecti appareant. Gemmae
ovali-acuminatae, squamae trianguläres, fimbriato-ciliatae. Fructus
sessiles, bini, terni quaternive aggregati; glans ovoidea globosa, um-
bonato-retusa. Stylo brevi ad basim circum pruinosa; cupula cyathi-
formis, verrucoso gibba; squamae adpressae, sursum versus nume-
rosiores, imbricatae; margo cupulae inaequaliter et hinc quasi erroso
ciliatus; cicatrice affixionis convexa. Copiosa inter reliquas Qu. ses-
silifloras in collibus et montibus praecipue in Tuskanec Cmrok, Ma-
ximir prope Zagreb; Aug. et Sept. 1878."
10. Qu. sessil.Sm. formen palmata m. „Folia oblonga, lato-obovata,
palmato-lobata; lobis mediis maximis, profunde sinuatis integris, vel
breviter lobulatis, reliquis rotundatis; lobo supremo angustato, integro
vel plurilobulato; folia inferiora in ramulis plerumque deflexa; lamina
superior glabra, inferior pallidior caesia, ad nervös puberula, basis
inaequalis, subcordata in petiolum longum influens. Fructus sessilis,
187
conspicuus, 1 — 2; glans ovoidea, glol>osa, cupulam suain duplo ex-
c^dens, umbonato-retusa, slylo valido, deinuin detiduo; cupula cyatiii-
formis, squamae crebrae, verrucoso-gibbae, pubescenles, ciliatae; cica-
trice affixionis plana; gemmae ovales, breves squamae lato-rolundalae,
ciliatae. Arbor plus quam mediocris, vel robusla; glandes speciosae.
In collibus Tuskanec, Cmrok, Maxiniir; in inontes alliores adscendit.
Aug. et Sept. 1878 (Cl. Wiesbaur misit ex Ifaiksburg).
11. Qu. sessili/l. Sm. forma angulata m. „Folia longe-lanceo-
lata, crassiusiula, symmetrica, lobata; lobis arreclis angulalis, sinus
aperli, divergentes] lobo terminali oblique protracto obtusiusculo vel
bilobulato; lamina superior olivacea, nitida; inferior pallidior, glauce-
scens vel pruinosa, in axillis nervi primarii pilosula ad secundarios
nervös pubescenli leviter floccosa, vel demum glabrescens; basi in-
aequali in peliolum longum influente. Fructus sessiles solitarii vel
gemini; glans ovalis basi dilatata cupulam duplo excedens. Stylo
breviusciilo, duriusculo; cupula cyatbiformis, leviter puberula, verru-
coso-gibba, squamae adpressae; cicatrix alFixionis convexa; gemmae
ovali-conoideae, glabriusculae, apice pilosulae; squamae inaequales,
apice suo saepius errosae, vel rotundatae, vel lanceolalae; morsu in-
secti interdum in comam squamosam, globosam transformatae; folia
aeslivalia, angustiora, lanceolata, lobis angulatis profunde incisis, ter-
minali elongato, aciiminato, Rara. Crescit in Tuskanec e regione villae
St. Josephi. Aug. et Sept. 1878 (Similem misit cl. Wiesbaur ex
Kalksburg sub nomine: Qu. sessilifl. forma oxyloba. Folia flavide
virent; quod certe solo mucriori adscribenduin est)."
12. Qu. sessilifl. Sm. forma castanoides m. iQu. sphaerocarpa
m. Rad jugosl. Akad. XXII, 1878). „Folia oblongo- lanceolata, sym-
metrica, lobata, lobis integris rotundatis, brevibus oppositis; sinus
divergentes; lobo supremo integro, exciso vel bilobulato; lamina
superior glabra; inferior glauca, pubescens ad nervös pilosella; basis
subcordala inaequalis in petiolum longum influens. Fructus in axillis
foliorum sessiles vel in ramulo secundario pedunculo brevi lignoso
affixi; glans speciosissima, ovali-globosa, vel sphaerica, cupula sua
duplo major; cupula depresse cyatliiformis, patellata, pubescens; squa-
mae verrucoso-gibbae, ovali-triangulatae, breves adpressae, ciliatae;
gemmae conicae, squamis arcte adhaerentibus apice pubescentibus.
Arbor conspicua; in collibus et montibus. Voce populi „Kestenjar"
dicta. In Prelirize prope Zagreb lecta Sept. 1878.
13. Qu. sessilifl. Sm. forma crassifolia m. „Folia obovata poly-
morpha, speciosa, crassa, coriacea, lobulato-sinuata; lobis brevibus,
latis, rotundatis, inaequaliter oppositis, apice plerumque emarginatis,
vel leviter retusis; lobo supremo late-rolundato, integro vel oblique
lobulato; lamina superior coriaceo-splendens, glabra, inferior glauce-
scens ad nervös solum leviter pubescens; basis longo attenuata, in-
aequaliter cordata vel immediate in petiolum breviusculum protracta.
Folia juniora variant integra, lanceolata, vel triloba, vel inaequaliter
lobulata. Fructus pedunculo brevi lignoso insidens; glans ovata, um-
bonato-retusa; cupula patellata, verrucoso-gibba; squamae triangu-
188
lares, adpressae ciliatae, superiores minores, crebrae, marginem
cupulae circumtegenles; geinmae ovales, squamae eariim ovali-lanceo-
latae, rotundatae apice breviter ciliatae vel interdum (morsu insecti)
in coniam squainosam globosam, demum stramineo-scariosam dege-
nerantes. Arbor sat robusta, raro fertilis. In collibus sylvaticis ad
Tuskanec et Cmrok; reliqiiis rarior. Aug. Sept. 1878." (Cl. Wies-
baur misit sub nomine Quei^cus aureae? Wierzb. ex Kallisburg.
Ramasek).
C. Aus der Gruppe der Qu. pedunculata Ehrh.
14. Qu. pedunc. Ehrh. forma : stenocarpa m. „Folia cuneato-
oblonga, deorsum angustata; symmetrica, lobata; lobis brevibus, latiu-
sculls, rotundatis; sinus divergentes; apice foliorum late-rotundato,
vel trilübulato, lobulo supremo inciso, vel retuso; basis cordata pe-
tiolo brevi insidens. Fructus in pedunculo longo solitarii, gemini vel
terni et tunc duo inferiores oppositi; cupula brevis, gracilis, cyathi-
formis basi angulose contracta, tomentoso-pilosella, gibbosa, squamis
breviusculis, sparsis, ad ciliatum cupulae marginem crebrioribus, pa-
tulis; glans tenuis, cylindrica, cupula sua triente longior, apice atte-
nuata, longe stylosa; cicatrix affixionis convexa. Arbor excelsa, ramis
validis in elegantem faciem umhelliformem dispositis, inferioribus
longissimis pendulis, terram petentibus. In sylvis planis; croalice
„Kosnjak" dicla. Aug., Sept. 1878."
15. Qu. pedunc. Ehrh. forma: laciniata m. (Rad jugosl. Akad.
XXII, p. 19, 1872). „Fülia elongata, breve peliolata, in ramulis ter-
minalibus peliolo adpresso basi cordala insidenlia, polymorpha; laci-
niae inaequales, jam medietatem paginae, jam lotam paginam nsque
ad costam primariam secantes, lanceolatae, ensiformes, vel truncalae;
nervo dorsali crasso, basi plerumque brunneo sursum versus pallide
flavescente; pagina utraque glabra, sublus glauca. Fructus solitarii
vel gemini, pedunculo longo msidentes; glans cylindrica, apice angu-
stata, stylo longo provisa, mferne in vivo aurantiaca parte superinre
flavo-virens atque viride-slriata, demum fuscescens, sIriis saturatio-
ribus quidpiam prominulis, cupulam suam triente excedens, haec
brevis depresse cyathitormis, tomentosa, squamae verrucosae, minutae,
sparsae, adpressae; inferiores trianguläres, insequentes lanceolatae,
ciliatae, cicatrice affixionis plana. Inter frulices pone viam ad Goljak
etiam alibi in sylvis; fine Sept. 1878."
Conformatione foliorum accedit ad Qu. Haas., quae folia laci-
niata habet, caeterum fructibus diversa. (Kotschy; Eichen Europ.
und des Orients, tab. II). Voce populi „Tonac" dicta.
16. Qu. pedunc. Ehrh, forma: Ettingeri m. (Rad jugosl. Akad.
XXII, 1872). „Folia cuneato-oblonga, pauci atque braciiyloba, sym-
metrica, lobis consimilibus rotundalis, irregulariter oppositis, lobo
supremo rotundato, emarginato vel in lobulos inaequales diviso; basis
cordata, petiolus brevis. Fructus speciosi, globosi, solitarii vel gemini,
longe pedunculati; glans magna ovali-gloi)Osa cupula sua ter qua-
terve longior, apice umhonato-retiisa, slylo valido instructa, cupula
189
patellata, dense puberula, squamae adpressae, ciliolatae; margo cu-
pulae pilis breviusculis pellucidis obsitus; cicatrice affixionis plana.
Geinmae parvulae, ovales, acuminatae; squamae rotundatae, breviler
cilialae. Arbor excelsa; folia inter affines minora et fructus usque
dum maturescunt eximia viredine saturata in caeruleum vergente
excellunt. Ad margines collium et montium in tota Croatia media.
Autumno 1878."
Agram, am 12. Februar 1879.
Das Zusammenleben von Moos und Flechte.
Ton Hugo Zukal.
Wenn mehrere Pflanzen und Thiere auf ein und demselben Räume
neben einander wohnen, so entwickeln sich nothwendiger Weise mannig-
fache Beziehungen dieser Organismen zu einander, Beziehungen so
ausserordentlich complicirter Art, dass es schwer hält, sie auch nur in
den einfacheren Fällen auf einmal zu überblicken, noch viel schwerer
aber sich dieselben stets gegenwärtig zu halten; dennoch ist dieses
letzlere unbedingt nöthig, sobald wir den Kampf um's Dasein und
die ihm innewohnende schaffende Kraft richtig erfassen wollen. Zwar
leistete gerade auf diesem Gebiete die Wissenschaft Ausserordentliches
und seit Jos. Gottl. Kölreuter 1761 zuerst die Bedeutung der In-
sekten für die Befruchtung der Pflanzen klarlegte, hat der Scharfsinn
der Forscher Darwin, Robert Brown, Nägeli, Hildebrand, Kerner
und Anderer wunderbare Thatsachen zu Tage gefördert, die unser
ganzes Interesse gefangen nehmen. Doch — wie gross auch die Fülle
wissenschaftlicher Errungenschaften sein mag — sie betreffen meist
nur die grösseren und in die Augen fallenden Organismen. Die Be-
ziehungen der auf der Stufenleiter der Entwicklung tiefer stehenden
Thiere und Pflanzen zu und untereinander, sind noch grösstentheils
in ein geheimnissvolles Dunkel gehüllt. So wissen wir z. B. über die
Mittel der Befruchtung zweihäusiger Kryptogamen so viel wie gar
nichts; vielleicht übernehmen hier Lurche, Schnecken, Räderthiere und
Aeichen die Rolle der pollensuchenden Insekten. Auch über die Be-
ziehungen der Endophyten, Epiphyten, Saprophyten und Parasiten zu
ihren Unterlagen, Wirthen und Mitbewohnern ist trotz der bahnbrechen-
den Arbeiten de Bary's und Anderer noch vieles unklar.
So gelten im Allgemeinen die Flechten als Epiphyten, d. h. für
Pflanzen, welche ihre Unterlage nur als Stützpunkt, nicht als Nahrungs-
quelle benutzen. Als Beweis für die Richtigkeit dieser Anschauung
wird die Thatsache angeführt, dass gewisse Flechten auch auf Kiesel,
Eisen, Scherben und Glas gefunden werden.
Jene Flechten nun, welche auf den eben erwähnten Sul>slralen
vorkommen , sind ganz gewiss echte Epiphyten , daraus folgt aber
Oesterr. botan. Zeitschrift. 1879. 6 Heft. 15
190
noch nicht, dass es alle Flechlen sind. Für die letztere Ansicht spricht
allerdings die grosse Uebereinstimmung der meisten Flechten bezüg-
lich ihres inneren Baues, die zu der Meinung führt, dass sich aucli
alle Flechten auf eine übereinstimmende Weise ihren Lebensunterhalt
erwerben. Dabei denkt man sich die Sache ungefiihr so: die Gonidien
consumiren die Kohlensaure, den zur Athmung nothigen Sauerstoff
liefert die Atmosphäre, Ammoniak, Salze und Wasser bringt Regen
Thau und Nebel.
So oder ähnlich ernähren sich allerdings viele Flechten — doch
bei weiten nicht alle; denn schon der Umstand, dass ein grosser
Tlieil derselben an ganz bestimmte Substrate gebunden ist, wie z. B.
die Kalkflechten und viele Krustenflechten — spricht gegen diese
Annahme. Manche rindenbewohnende Krustenflechten sind sogar aus-
gesprochene Saprophyten , d. h. Fäulnissbewohner, die aus den
Verwitterungsprodukten der Borke einen Tlieil ihrer Nahrung ziehen.
Ich habe aber auch einige Flechten in Verdacht, dass sie gelegentlich
zu Halbparasiten werden; wie weit dieser Verdacht gerechtfertigt
ist — darüber möge der geehrte Leser am Schlüsse dieser Mittheilung
selbst urtheilen.
Auf meinen Excursionen fielen mir öfter rundliche Flechtenpolster
von Thaler- bis zur Handgrösse auf, die üppig inmitten eines Moos-
rasens vegetirtcn. Das Moos war häufig dort, wo es mit dem Flecliten-
polster in unmittelbare Berührung trat, abgestorben und die Flechte
hatte sich auf Kosten des Mooses immermehr ausgebreitet und an
Terrain gewonnen. Diese Erscheinungen waren besonders auffallend
bei Sphyridium, Biatora decolorans und jenen Thallusgebilden, welciie
man Lepraria und Variolaria neinit.
Ich erklärte mir anfangs das Verkümmern des Mooses an der
Berührungsstelle mit der Floclste durch eine Art von „Verdammung",
durch die Verkümmerung von Luft und Licht. Eine nähere mikro-
skopische Untersuchung belehrte mich jedoch bald eines Anderen.
Die Stengel und Blätter von Plagiothecium sylvaticnm z. B. zeigten
sich von den Thallushyphen einer Pertusaria nach allen Richtungen
hin durchwachsen. Ein ähnliches Bild gewährte Hypnum splendens^
das von den Hyphen einer T.epraria um- und durchwachsen und so
zum Absterben gebracht worden war. Am instructivslen wurde aber
für mich die Untersuchung mehrerer steriler Stengel von Polytrichuin
commune, welche bis zur grünen Blätterkrone hinauf mit winzigen
Thallusblättchen einer Cladonia besetzt waren. Bisher hatte ich nämlich
trotz des Befundes der mikroskopischen Untersuchung angenommen,
dnss die Flechtenhyphen wahrscheinlich erst dann in den Mooskörper
eingedrungen seien, nachdem derselbe bereits durch Verdammung
getödtet worden war. Bei Polytrichum commune fand ich jedoch ein
beinahe noch ganz grünes Blatt, auf dessen Spitze ein winziges Cla-
donienläppchen sass. Dieses letztere sandte seine Rhizoiden zwischen
und durch die Lamellen des Blattes hinab und hatte mit denselben
auch verschiedene Stellen der Blaltfläche durchbohrt. Ueberall dort
191
nun, wo eine rhizoidale Hyphe eine Stelle der Blattfläche oder eine
Lamelle durchbohrt hatte, waren die betrefFende Zelle und auch wohl
noch einige Nachbarzellen getödtet und gebraunt.
Aus dieser Beobachtung geht hervor, dass die Rhizinen ge-
wisser Flechten im Stande sind lebende und chlorophylUialtige Moos-
zellen zu durchbohren, was immerhin einen gewissen chemischen
Gegensatz zwischen der Parenchymzelle des Mooses und der Flechten-
rhizine voraussetzt. Ob die Flechte in diesem Falle einen Nutzen aus
dem Moose zieht, vermag ich nicht zu sagen, um so weniger, als die
Gonidienschicht des oben erwähnten Cladonienthallus-Läppchens ganz
normal, ja sogar üppig entwickelt war.
Doch ganz abweisen darf man die Möglichkeit eines solchen
Nutzens wohl auch nicht, da es ja auch grüne Phanerogamen gibt
— wie z. B. die Misteln, die ungeachtet des Besitzes von Chlorophyll
dennoch echte Schmarotzer sind.
Wie dem auch sei, mag man in den beschriebenen Vorgängen
einen gelegentlichen Parasitismus sehen oder annehmen, dass auch
das lebende Moos für die Flechte zum blossen Substrat werden
kann, der Effect ist derselbe, nämlich der, dass unter gewissen
Umständen Moose von Flechten im Räume zurückgedrängt, ja sogar
getödtet werden können.
Freudenthal, am 24. Februar 1879.
Mykologisches,
Von Stephan Schulzer von Müggenburg.
Um auf der Suche nach Einem der offenblühenden lieblichen
Kinder der Flora mit Aussicht auf Erfolg zu gehen, muss man
dessen Standort kennen und den Blüthenkalender im Kopfe oder
wenigstens in der Tasche haben. Ebenso ist dem Schwammforscher
nöthig zu wissen, wo und zu welcher Jahreszeit diese oder jene Art
anzutreffen sei. Stösst er nun auf sehr bedeutende Abweichungen in
Betreff dieser Punkte gegenüber der bisherigen Erfahrung, so muss
er dieses natürlich im Interesse der Wissenschaft bekannt geben.
Thelephora caesia P. mag in jenen Theilen Ungarns und Sla-
voniens, die forschend zu betreten mir das Geschick gestattete, ein
recht seltenes Vorkommen sein, weil ich sie, nach 48jähriger Be-
schäftigung mit Pilzen, erst heuer und zwar Mitte April, zum
erstenmale fand, während Persoon und seine Nachfolger deren Er-
scheinen im Herbste beobachteten.
Hiezu gesellt sich noch eine andere Abweichung: Bisher galt
dieser Pilz für einen Bewohner nackter Erde, besonders unfrucht-
barer Heiden, ich aber traf ihn im Walde an, wo er zwei bereits
15*
192
sehr vermorschte Stöcke, wahrscheinlich von Eichen oder Weiss-
buchen, fast ganz bedeckte und von dort in einzelnen Exemplaren
auch auf der aus verfaultem Holz entstandenen Erde am Fusse der
Stöcke sich weiter verbreitete.
An demselben Tage hatte ich bei einer Agaricine Aehnliches
vorzumerken.
Agaricns pediades ¥r., bei Lelellier T. 675, sowie in meinem
ersten, an die ungarische Akademie der Wissenschaften abgetretenen
Werke als A. anoalis Fr. gegeben, erscheint nach der Epikrisis II.
auf Feldern im ganzen Jahre. In Ungarn sowohl, als in Slavonien
tritt er, nach meinen bisherigen Beobaclitungen, nur als Winter-
schwamm auf, und ist vom November bis Februar bei jedem ein-
tretenden Thauwetter auf geackerten Feldern nicht im mindesten
selten.
Sein Erscheinen um die angegebene Zeit vereinzelt, in Gruppen
und in kleinen Raschen auf Waldwegen, besonders üppig bei fau-
lenden Stöcken, überraschte mich daher umsomehr, da viele einzelne
Individuen, besonders aber die Rüschen, auf unterirdisch modernden,
übrigens noch genug festen Holzspiinen aufgewachsen waren.
Dass die Sporen von Holzbewohnern zuweilen in der Erde, oft
sogar in sehr lockerer, keimen und in einigen Stü('ken abweichende
Fruchtkörper erzeugen, kam mir wohl öfter vor, wie z. B. beim
Ag. pometi Fr., A. melleus Fl. Dan., A. toelutipes Holt. u. a., das
Gegentheil aber nicht, dass nämlich entschiedene Erdbewohner auf
Holz wachsen, denn den Paxillus involntus (Ratsch) Fr. kann man
mit Recht ausschliesslich weder einen Erd- noch einen Holzbewohner
nennen. Er ist eben beides. Auch kommen erdbewolinende Schwämme
hier nicht in Retiacht, wenn sich davon einzelne Individuen an be-
moosten Bäumen oder vermorschten Klötzen zeigen, wie unter an-
deren A. flaccidus Sow., selbst Russula- und Lac/önwÄ- Arten, denn
die Nahrung liefert hier nicht das Holz, sondern dessen erdgewordene
Oberfläche.
Das heurige fortwährend unfreundliche, ungewöhnlich regne-
rische Frühjahr brachte noch andere, bisher meiners^eits in dieser
Gegend nicht gesehene Pilze zur Entwicklung und lohnte dem For-
scher die unter den obwaltenden Umständen allerdings mühevolle
Wanderung reichlich. So fand ich ausser einer neuen Polyporus-Ari
Mesopus mit sehr feinen Löchern, den hier noch nie angetroffenen
Polyporiis nrcularivs (Ratsch) P. nicht bloss zahlreich an mehreren
Stöcken prangend, sondern auch ausserordentlich gross, denn wäh-
rend alle mir zu Gebote stehenden Autoren den Hutdurchmesser zu
7o bis 1 Zoll angeben, breitete er sich hier in der Mehrzahl bis
7*5 Ctm. und sogar ein wenig darüber aus! Die mitunter etwas un-
regelmässig rautenförmigen Löcher erreichten eine Länge von 3'5 —
6 Mm. und waren über 1 Mm. breit!
193
Botanisches aus Kärnthen.
Von Rüdiger Felix Solla.
Auf freundliche Anregung von Seiten des Redacteurs dieser
Blätter, erlaube ich mir in Folgendem die Ergebnisse meiner Wan-
derungen in Kärnllien als phänologische Ersclieinungen kurz mitzn-
theilen. Sie betreffen zwei Hohenpunkte des Landes — den Mangert
(2675 M.) und die Villacher Alpe mit dem Dobrac (2155 M.), und
sollen eine möglichst genaue Darstellung der beobachteten Flora im
Monate September bringen. Von eingehenderen touristischen Schilde-
rungen sehe ich dabei ganz ab, und nehme Anlass in dieser Hinsicht
auf zwei vor nicht langer Zeit erschienene Aufsatze von Kugy,
die von innigem Gefühle für die Natur durclidrungen sind, aufmerk-
sam zu machen: „Eine Wanderung durch Oberkrain" (Besteigung des
Triglav *) und „Der Mangert in den julischen Alpen -)" — die mit
Meisterschaft der Sprache und vollendeter Klarheit abgefasst, kurze
aber inhaltsvolle Bilder aus dem genannten Lande uns vorführen. —
a) Mangert. — Vom Predil aus unternahm ich den Aufstieg
nach dem Colosse an Küstenlands Grenze (auch Mangart und Manharl),
über Alpenweiden zunächst, dann durch einen dichten, stillen Nadel-
holzwald, immer steiler bergauf. Es war am 16. September 1877,
Abends. — Die zweite Hälfte des August , sowie der erste Tiieil
Septembers waren durch eine fast ununterbrochene Reihe schöner
und warmer Tage charakterisirt gewesen; in der Holfnung, dass das
schöne Welter noch anhalten werde, halte ich die Reise unternommen.
Unten im Thale war die Pflanzenwelt noch in schöner Blüthonpracht
und sehr artenreich. — Noch war die Alpenhülte nicht erreicht, als
ein dichter Nebel, der mittlerweile von zwei Seilen eiligst iieraufgestiegen
war, jede Fernsicht versperrte. In der Nacht wechselte die bis dahin
so schöne Witterung; der Wind erhob sich und peitschte wüthend
gegen die Scheiben knisternde Eiskrystalle. Der kommende Tag
brachte keine Veränderung und so waren wir genöthigt unfreiwillige
Zuschauer eines wahrhaft herrlichen Unwetters zu sein, da es nicht
rathsam war in das Wind- und Schneegestöber sich hinauszuwagen.
Spät am Nachmittag hörte der Wind auf und die Wolken flohen vor
den Strahlen der Sonne.
Die kurze Zeil vor Sonnenuntergang wurde noch benutzt, um
die Umgebung zu recognosciren. Nicht weit von der Hütte, an einer
Stelle, welche durch eine Felswand gegen das Wetter geborgen war,
lachte aus finsterer Felsenspalle des Edelweiss' weit offene Blülhe
hervor , zu ihrem weissfilzigen Strahle hannonirte das tiefblaue
Blüthenrad der Gentiana (germanica, pumilä); leichte Schneeflocken
hingen daran. Weiter unten silberglänzende Rasen mit der Potentilla
nitida zart rosenrothen Blüthen bunt bestreut, umsäumt von weissen
und gelben Köpfchen des Chrysanthenium montanum, Senecio abro-
tanifolius, Ai'nica montana, Saxifraga aizoides, Leontodon sp.
') Ocslerr. bolan. Zeitschrift, 1876 p. 195.
*) Oesterr. bolan. Zeitschrift, 1877 p. 239.
194
Am folgenden Vormittage konnte der Aufstieg nach der Spitze
vollendet werden, begleitet von freundlichem Sonnenschein. Eine
Strecke lang über beeiste Grashalmen; weiter oben Hess sich die
Wirkung der wärmenden Sonnenstrahlen schon wahrnehmen , am
Fusse hoher Felsen blühten noch in reicher Fülle: Aconitum Lyco-
ctonum, Achillea Clavennae, Adenostyles alpina, Paeder ota Ageria;
prächtig schmückten die Felsen: Ranunculus montanus, Canipanula
Scheuchzeri, Zoysii, caespitosa, Geum montanum, Dianthus alpinus.
Erigeron alpinus uniflortts, Arabis alpina, Saxifraga Aizoon, caesia
X squarrosa, exarata, Euphrasia salisburgensis. Die Frucht von
Dryas und Pyrola (unijßora, secunda). Dazu gesellte sich das schöne
Grün der Cystopteris fragilis var, regia. An der Stelle der „hiingen-
den Platten" sammelte ich zwischen Felsen wuchernd Cyperus flave-
scens, longus. Juncus trißdus, castaneus, Carex mucronata?, Poa
alpina, Polystichum rigidum.
Die Spitze ist ein schmales , sehr steiniges Plateau , dessen
meisten Raum die Steinpyramide einnimmt. Unter der Spitze kommt
vor: Myosotis hispida, Silene alpestris, Alsine biflora, Thymus Ser-
pyllum, Potentilla nitida, aurea. Cerastium ovatum-alpinum, Loma-
togonium carinthiacum.
Beim Absliege wurde auch dem Walde grössere Aufmerksamkeit
geschenUt. Von einzelnen Vorkommnissen darin erwähne ich: Bellis
perennis, Potentilla Tormentilla, Campanula caespitosa, zollhohe
Achillea Mille foHum (weisse Blüthen), Lomatogonium carinthiacum.
Parnassia palustris. Polypodium robertianum, Aspidium Lonchitis,
Pleris aquilina. Ferner nocli : Leontodon Berinii, Cyclamen europaenm,
Primula Auricula (Fvuc.hl). Abgeblüht: Erica carnea und Rhododen-
dron, Vaccinium Vitis Idaea (Frucht), Asplenium Trichomanes.
b) Dobrac: Die vorjährige so regnerische Frühjahrs- und
Sommerszeit dürfte wohl nicht ganz vergessen sein. Wie die Wetter-
berichte in den Zeitungsblättern uns belehrten, war das ungünstige
Wetter ein ziemlich allgemeines; unsere Alpenländer traf auch nichts
besseres. Erst Ende August konnten wir einiger wirklich schönen Tag.e
uns erfreuen; die warme Luft, ein ungetrübter Horizont bei anhaltendem
Sonnenscheine dauerten fort bis nach der ersten Woche Septembers.
An einem gleich schönen Vormittage — den 5. September
1878 — fuhr ich von Villach westwärts, zunächst durch eine ziemlich
öde, sonnige Landschaft: rechts nur Steine mit Ononis und Euphorbia,
links Felder oder Gestrüpp von Juniperus, jungen Birken u. s. w.
und hohen Adlerfarnen; in weiter Ferne die ersten Föhren und Fichten
des Waldes, der nach einer Stunde erreicht wurde. Durch denselben
führt eine breite Fahrstrasse, webhe zum Theile auch sumpfig ist,
ob des vielen Wassers, das vom Gebirge kommend, unter dichter
Waldstreu der Drau zufliesst. — An einem der kleinen Waldbächlein
entfalteten die Gentiana ciliata ihre Pracht, während weiter oben
des Springkrauts (Impatiens noli längere) goldgelbe Blüthe im
Wasser ruhig sich abspiegelte. Am Fusse der nassen Dolomitwände,
die stellenweise den Wald unterbrachen, und in den Spalten derselben
195
fanden ein gemächliches Fort kommen: Polentilla TormentiUa, Hieracium
porrifoliwn, Euphrasia ofßcmafis, Mentha sp., Salvia glutlnosa^ Gcn-
tiana ^ermam'ca und die bereils verblühte G. asclepiadea, Moehringia
muscosa, Asplenium Trichomanes. Ferner noch im Walde: Erica
carnea und Rhododendron hirsutum nur Blätter. Erodium cicutarium,
Buphlhalmum salicifoHum, Eupatorium cannabinwn, Bellis perennis^
Viola tricolor-arvensis. In Frucht: Pyrola uniflora^ Toßelda calyculata,
Eriyeron alpinum. — Equisetum silvaticum, unfruchtbare Stengel. —
An einer Lichtung des Waldes gediehen staltliche Rosskaslanien. —
Bleiberg war erreicht; der Ausgangspunkt für den Aufstieg auf
den Dobrac. — Die Hoffnung, in Folge der nassen und kalten Sommers-
zeil eine desto schönere Flora im September zu finden, erwies sich
gar bald als eitel.
Der Weg führt zunächst durch einen sehr schönen Wald, den
Fichten, Föhren und Tannen hauptsächlich charakterisiren. Im Schatten
derselben drängten sich durch grünes Laub hervor die schönen
Früchte der Erd- und Himbeere, Schwarzbeere und Preiselbeere.
An den Wänden (rechts) herab hängen die grünen Blätter des Rho-
rforfenrfrow-Strauches, — schon in Frucht, während aus dichter Moos-
decke die Fruchtähren der Pyrola secunda, Toßeldia calyculata, Mono-
tropa Hippopytis, Goodyera repens hervorragen. Es blüht aber noch :
Silene inflata, Viola tricolor-arvensis, Ranunculus acris, Achillea
Millefolium-nana, Thymus Serpyllum, Plantago media, Urtica urens,
Euphrasia officinalis, Hypericum perforatum, Epilohium alpinum,
Veronica officinalis, Chamaedrys, Galium saxatile, Moehringia mu-
scosa, Parnassia palustris, Älsine laricifolia, Alchemilla vulgaris,
Silene Saxif'raga, Globularia midicaulis, Alhamanta cretensis, Pru-
nella grandißora. Eingebettet zwischen dichten Rasen von hohem
Hypnum cupressiforme, Thuidium ahietinum etc. schlängelten sich
Lycopodiam annotinum (blühend), Selaginella helvetica.
Das erste Drittel des Weges ist erreicht, von da geniesst man
eine malerische Fernsicht in das von der Gail und der Drau durch-
flossene Thal, mit dem Fauker-, dem Ossiacher- und Wörlher-See,
viel schöner, als man sie von der Spitze der Alpe gesehen haben
kann. — Von da kommen wir in die Region der Kieferarten und
der Rolhtanne, höher hinauf in den durch die Lärche charakterisirten
Waldbestand, von deren Aesten weit herah dichte Usnea barbata
hängt. Die Vegetation wechselt hier nicht ab; erst weiter oben, wo
der hohe Baumwuchs hinter uns bleibt, bekommen wir unsere Alpen-
kinder zu sehen; doch das meiste schon verblüht, verdorrt, das we-
nige, was noch blühend getroffen wird, zumeist nur in dürftigen
Exemplaren, Auch weist der Dobrac keine charakteristische Special-
flora auf. Von blühenden Species nenne ich: Myosotis silvatica, Se-
dutn boloniense, purpurascens, Senecio erucifolius, Euphrasia salis-
burgensis, Dianfhus alpinus, AnthyUis vulneraria, Arabis alpina,
Beilidiastrum Michelii, Adenost yles alpina, Trifolium caespitosum,
badium, Gentiana pumila, Primula minima, Polygonum viniparum,
Saxifraga aizoides, androsacea, Aizoon, Chrysanthemum monlanum.
196
Grösstenlheils schon verblüht: Achillea Clavennae, Polygala amara,
Stachys germanica, Phyteuma orbiculare, Dryas octopetala, Gna-
phalium dioicum. — Auf hoher Spitze: Potentilla nitida, Oxytropis
montana, Saxifraga exarata, Cerastium ovatum-alpinum. — In
Frucht: Pedicularis, Azalea procumbens, Listera ovata, Valeriana
sp., Viburnum Lantana, Daphne Mezereum, wie auch das duftende
Kühlröschen (^Nigritella angustifolia), welches in früheren Monaten
die ßergspitze zieren mag. — Ferner noch gedenke ich blosser
Blätter von Saxifraga rotundifolia, Anemone alpina, Primula Auri-
cula, Oxalis Acetosella etc.
Von Kryptogamen sah ich: Ciavaria flava, Morchella conica,
Polyporus officinalis, Peziza leporina, Cetraria islandica, Parmelia
ceratophylla, Cladonia squamosa, Evernia furfuracea, Hylocomium
triquetrwn, Dicranum scoparium, Eucalypta vulgaris, Thuidiun abie-
tinum, Polytrichum, Hypnum, Jungef-mannia-Arien, fusshohe Adler-
farne, spoienreiclie Asplenium viride und fissutn, Polystichum rober-
tianum u. s. f.
Zum Schlüsse gedenke ich des Gnaphalium Leontopodium (Edel-
weiss), von dem allgemein gilt, dass es auf dem Dobraö nicht vor-
komme, ohne dass ein Grund dafür anzugeben wäre. Ich war auch
nicht so glücklich es zu finden, neige mich aber zur Ansicht, dass
das edle Pflänzchen daselbst bereits ausgerottet sei, um so mehr, als
ich spiiter vernahm, auf dem Südabhange der Alpen (Aufstieg von
Arnoldstein) möge es noch vorkommen.
Literaturberichte.
Deutsche Excursions-Flora. Die Pflanzen des deutschen Reiches und Deutsch-
Oesterreichs nördlich der Alpen mit Einschluss der Nutzpflanzen und Zier-
hölzer. Tabellarisch und geographisch bearbeitet von Carl F. W. Jessen,
Dr. med. et phil., Professor der Botanik. Hannover. Verlag von Philipp
Cohen. 1879. 8" (32) und 711 S. mit 34 Original-Holzschnitten, 320 ver-
schiedene Zeichnungen enthaltend, geschnitten von Ad. Closs. Stuttgart. Preis
9o0 Mark.
Seit langer Zeit erschien keine Excursionsflora, welche das
Material mit so viel Fleiss und Mühe verarbeitet hätte. Dem ent-
sprechend enthält das vorliegende Buch auch viel Neues und Origi-
nelles. So werden die Phanerogamen als Aerogamen bezeichnet, im
Gegensatze zu den Hygrogamen (Kryptogamen). Die Sympetalen mit
den Compositen an der Spitze eröffnen die Reihe der Samenpflanzen;
ihnen folgen die Dialypetalen, an welche sich die Apetalen (mit Ein-
schluss der Coniferen), endlich die Monokotylen anschliessen. Von
Sporenpflanzen werden nebst den Gefässkryptogamen auch die Cha-
raceen behandelt. Besondere Aufmerksamkeit wird der geographi-
schen Verbreitung der einzelnen Arten zugewendet; den selteneren
Species sind Kärtchen beigegeben, welche das Vorkommen übersicht-
lich veranschaulichen. Eine nachahmenswerlhe Neuerung! So wäre
197
noch Manches anzuführen, doch wird schon aus dem Erwähnten er-
siditlich, dass Jessen's Excursionsflora viel Beachtungswiirdiges ent-
hüll. Sie sei daher der Aufuierksamkeil Aller, welche sich mit dem
Studium der einheimischen Flora beschäftigen, bestens empfohlen.
R.
American Journal of Soience and Arts. Editors J. and E. S. Dona and
B. Sillimann. 3. Ser. Vol. XYII. Nr. 98—100. New Haven 1879. 8".
190 Seiten.
Im vorliegenden Hefte finden sich kurze Anzeigen vor: On
Planl-Disiribution as a field für Geographica! Research by Thiselton-
Dyer (S. 176). — Conspectus Florae Europeae auctore C. F. N y-
mau (S. 177). — Die Rubrik: Botanical Necrology ,of 1878 (S. 177—
180) bringt kurze biographische Daten über folgende Botaniker:
Elias Fries, L. Pfeiffer, Andrew Murray, A. Bloxham, V. Ra-
spail. Sulp. Kurz, M. Durieu, Charl. Pickeriiig, M. Seubert,
Th. Thompson, Giov. Zanardini, Rob. de Visiani, Du Mortier,
El. Borszczow, J. Mac Nah, T. Olney, Watson Robins, Jac.
B ige low. — Weitere Anzeigen behandeln: The question of the Go-
nidia of Lichens (S. 254). — Eludes phycologiques by Thyret and
Bornet (S. 256). — Polyembryony true and false (S. 334). — Notes
on Euphorbiaceae by Bentham (S. 335). — Journal of a Tour in
Marocco (S. 336). — Eaton's Ferns of North-America (S. 338). —
Algae Amer. Iior. exsiccalae (S. 339). — The black Mildew of Walls
by Leydy (S. 339). — Endlich sei noch erwähnt, dass sich auf
S. 270 — 283 eine eingehende Recension des Werkes von Saporta:
„Le monde des plantes avant Tapparition de l'homme" findet. Die-
selbe hat Lesquereux zum Verfasser und gibt eine gute Ueber-
sicht des reichen Inhaltes der besprochenen Publication. R.
Krause Hermann, Beiträge znr Anatomie der Vegetationsorgane von
Lathraea squamaria L. Inaugural-Dlssertation. Breslau 1879. 8". 36 S.
In derselben veröffentlichte der Verfasser zumeist ergänzende
Bemerkungen über die Anatomie des Wurzelsystems (Haustorien)
und des vegetativen Laubsprosses der Lathraea squamaria und stellt
fest, dass diese Pflanze trotz des eigenthümlichen Baues ihrer Blätter
nicht zu den insectivoren Pflanzen gehöre, da deren Drüsen, sowie
der Mangel eines Fangapparates eine derartige Annahme nicht ge-
statten. G. B.
Bulletin de la societe botaniqne de France. Tome 25. Revue bibliographi-
que. August — October 1878. Paris. Au siege de la societe. 8". 47 S.
In diesem Literaturberichte werden gegen 60 Arbeiten botani-
schen Inhaltes aus den Jahren 1877 — 1878, zuweilen auch solche
österreichischer Forscher, auszugsweise besprochen, und es seien aus
denselben folgende hervorgehoben: J. Freyn: Die Flora von Süd-
Islrien. Verh. der zool.-bot. Ges. 1877. — Ü. Glos: Des stipules et
de leur röle ä l'inflorescence et dans la fleur. Memoir. de l'acad. de
Toulouse. 7. ser. — A. Guillaud: Recherches sur l'anatomie com-
paree et le developpement des tissus de la tige dans les Monocoty-
198
ledones. Ann, sc. nat. 1877. — E. Warming: De Toviilo, Ann. sc.
nat. 6. ser. 1877 — 1878. — 0. Debeaux: Rec^herches sur la flore
des Pyrenees örientales. Fase. I. Paris. Savy 1878. — T. Caruel:
La Morfologia vegetale. Pisa 1878. — Vouk F. Die Entwicklung des
Embryo von Asplenium Sheperdi Spr. Silzungsber. der k. Akad. der
Wiss. 1877. — A. Tomas chek: lieber Binnenzellen in der grossen
Zelle (Antheridiumzelle) des Pollenkorns einiger Conit'eren, Ebenda-
selbst. — K.Richter: Beiträge zur genaueren Kenntniss der Cysto-
lithen und einiger verwandten Bildungen im Pflanzenreiche. Ebenda-
selbst. G. B.
Ein Spaziergang in die carnischen Alpen (üna passeggiata alle Alpi Car-
niche). Von Dr. C. de Marchesetti. (Separatabdruck aus dem IV. Hefte
des „Bollettino delle scienze naturali", Jahrg. 1878.)
Der Verfasser schildert in anregender Weise eine von ihm in
Gesellschaft der Professoren A. und M. S tos sich im August 1878
von Triest aus über Udine, Gemona, Resciutta, Pontebba nach Mal-
borghetto unternommene Excursion, In letzterem Orte fanden die drei
Naturforscher bei dem bekannten Botaniker Dr. Res s mann die freund-
lichste Aufnahme, besuchten in seiner Gesellschaft den 2100 Meter
hohen Mitlagskogel und bestiegen nach einer ihnen durch üble Wit-
terung auferlegten mehrtägigen Rast den Vishberg, einen der an-
sehnlichsten Berge der carnischen Alpenkette (2680 Meter Seehöhe).
Die Wiedergabe der sehr spannenden Beschreibung dieser Bergfahrt
muss — als den Rahmen dieses Fachblattes überschreitend — ent-
fallen; dagegen sei erwähnt, dass der äusserst beschwerliche und
gefahrvolle Aufstieg durch eine Ausbeute von mehr als 350 Pflanzen-
species (Phanerogamen und Farne) reichlich belohnt wurde, ferner,
dass der Vishberg schon vorher von einigen Botanikern bestiegen
worden ist, und zwar von P. Huter (1875 und 1876), Capitän Scham-
bach (1877 und 1878) und Kugy und Schunk (Juli 1877, siehe
Oesterr. bot. Ztg. XXVIII. p. 379). Aus der ansehnlichen Reihe von
Pflanzen, welche Dr. v. Marchesetti im obigen Aufsatze als die
Frucht der erwähnten Excursion aufzählt, wären als besonders be-
merkenswerth zu nennen: Am Monte Guargnano bei Gemona
(dem classischen Standorte des Alyssum gemonense WUn.y. Ruta di-
Daricata, Cytisus piirpureus, Medicago Pironae Vis., Spiraea de-
cumbens, Sedum glmicum, Athamanta Mafhioli, Centaurea sordida,
Campanula carnica und pyramidalis, Euphrasia tricuspidafa, Lasia-
grostis Calamagrostis. Zwischen Gemona und Venzone an den sog,
Rivi Bianchi: Dianthus monspessulanus, Mathiola raria, Moehrin-
gia polygonoides, Cytisus radiatus, Centaurea cristata. An den Ufern
des Tagliamento: Chondrilla prenanthoides , Leontodon Berinii.
Bei Resciutta: Epimedium alpinum, Bupleurum canalense, Adeno-
phora suaveolens, Scrophularia Hoppii. Am Vishberg: Alyssum
Wulfenianum, Ranunculus Traunfellnerii, hybridus und carinthiacus,
Cerastium onatum und strictum, Geranium macrorrhizum, Trifolium
noricum und pallescens, Polentilla nitida, Alchemilla ßssa, Saxifraga
199
Biirseriana, squarrosa und cuneifolia, Asperula longifolia, Homo-
gyne sylvestris, Campanula Zoysii und carnica, Pedicularis eloti-
gata Kerner, Thymus Serpyllum v. nummulariaefolius und angusti-
folius, Euphorbia carniolica, Salix serpyllifolia und Jacquiniana,
Luzula Sieberi, Sesleria microcephala. M. P.
Szinnyei Jözsef es Dr. Szinnyei Jözsef: ßibliotheca (richtiger Bibliographia)
hungarica historiae naturalis et matheseos. Budapest 1878. VIII und 504
(1008) S. 8".
Das vorliogende Werk ist eine Preisaufgabe zur Erinnerung
an Franz Toldy, den bekannten Literaturhistoriker, und wurden die
Conautoren von der k. ung. naturwissenschaftlichen Gesellschaft mit
der Abfassung derselben betraut. Die Verf. haben den Gegenstand
mehr vom bibliographischen, als vom fachmännischen Standpunkte
behandelt, die epochemachenden Werke eines Pritzel, Agassiz,
Giebel, v. Cotta, Hagen u. s. w. nicht einmal gekannt, bloss die
Bibliotheken von Budapest, Debreczin und Särospalak benützt, somit
die ungarische Literalui- in ihrer Gesammtheit nicht übersehen und
Vieles bloss nach Bibliolhekskalalogen und bibliographischen Werken
namhaft gemacht. Der biographische und bibliograpliische Theil ist
mehrfach mangelhaft, und selbst der Versuch, die Betheiligung der
Ungarn an dem Aufbau der diessbezüglichen polyglotten W^ell-Lite-
ralur nachzuweisen, vollends missglückt. Ein fernerer Uebels,tand ist
es, dass die Autoren rtie ungariscTie Sprache als Interpretafionsmittel
hinstellten und ihrem Werke den internationalen Charakter entzogen.
Auch wurden mitunter Autoren gleichen Eigennamens zusammenge-
worfen, um dann als Verfasser ihnen ganz fremder Arbeiten resp.
Richtungen zu figuriren. Die Autoren werden in alphabetischer Reihen-
lolgo mit ihren Arbeilen, die mitunter nicht einmal chronologisch ge-
ordnet sind, genannt, dann folgen die anonymen Publicationen, Fach-
blätter, Zeitschriften, Jahrbücher, Kalender und Sammelwerke, während
ein Supplement mit Berichtigungen, die auf Grund der verschickten
Aushängebogen eingelaufen waren, den Schluss bildet. Eine nach
Fächern und Unterabtheilungen geordnete Uebersicht der Literatur wurde
nicht einmal versucht. Das Werk befriedigt somit weder das Inland
(Ungarn), noch das Ausland (etwaige Nachträge können an den Män-
geln nichts ändern) und wird dasselbe, weil eine locale Erscheinung,
nur einen kleinen Lesekreis finden. Die k. ungar. naturwissenschaft-
liche Gesellschaft hat redlich für die sorgfällige Ausstattung und für
einen billigen Preis, 4 Gulden für 504 Seiten in 1008 halbbrüchigen
Columnen, des W^erkes, das immerhin einen Forlschritt nach dieser
Richtung bedeutet, gesorgt. Josef Armin Knapp.
Schlickum Oskar: Lateinisch-dentsches Special-Wörterbuch der phar-
maceutischen Wissenschaften, nebst Erklärung der griechischen Aus-
drücke, sowie einem Autoren Register der Botanik. 2. Hälfte. Leipzig 1870.
8". p. 321—612.
Mit dem vorliegenden Halbbande ist dieses Werk nunmehr ab-
geschlossen. Der Verf. hat seine Aufgabe gelost, er befleissigte sich
200
der möglichsten Kürze und vermied die in solchen Fallen unnothigen
gelehrten Erörterungen. Einzelne im Autoren-Register vorkommende
Unrichtigkeiten, wie bei Schur, der für ihn ein Pfarrer zu Brunn
gewesen, sind zwar auffallig, aber bei dem gegenwärtigen Stande
der biographischen Bibliographie der Botanik immerhin verzeihlich.
Wir wünschen dem Werk den besten Erfolg und hoffen in der zwei-
ten Auflage den angedeuteten Mängeln nicht mehr zu begegnen.
J. A. Knapp.
Strohecker Jonas Rudolf Dr.: Die Krystallisation des Wassers und
der Cellulose. Bern 1878. 32 S. Gr. 4".
Der Verfasser erörtert die Krystallgestalten der genannten Ob-
jecto und sucht dann dieselben an den einzelnen Pflanzenfamilien zu
erörtern, resp. nachzuweisen. Ob denselben jedoch jene Wichtigkeit
innewohnt, wie der Verfasser meint, ist bei der Neuheit des Gegen-
standes noch zu entscheiden. Immerhin ist dieser Versuch eine An-
regung und dessen weitere Verfolgung nur wünschenswerth. K.
Bericht über die erste Versammlang des botan.-zoolog. Vereins zu Danzigr
am 11. Juli 1878. 121 S. 8".
Aus dem Schoosse der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig
hervorgegangen, verspricht dieser Verein eine erspriessliche Thätig-
keit zu entfalten. Ausser einer Reihe von Notizen enthält dieser Be-
richt folgende Aufsätze: 1. Dritter Nachtrag zur Phanerogamen-Flora
von Culm von Dr. Reh d ans. 2. lieber die Blaftscheide der Nadeln
von Pinus silvestris von Prof. Menge. 3. Ueber eine Uebergangs-
form von Ranunculus Flammula L. in Ran. reptans L. von Dr. H.
Conwentz und 4. Zur Kryptogamenflora Preussens von Dr. von
Klinggräff jun. K.
Correspondenz.
Ns. Podhrad, am 29. April 1879..
Viola alba Bess., die seit RocheTs Zeiten im Trencsiner Co-
mitate von Niemand wiedergefunden wurde, fand ich diese Tage bei
Ns. Podhrad am Nordabhange des Hügels Budi§ovä unter Wacliholder-
gebüsch auf Kalkunterlage in ziemlicher Men^e in Gesellschaft mit
V. hirta L., V. silvestris Kit. und V. Riviniana Rb. Blüthentragende
Ausläufer sind sehr selten an den von mir gesammelten Exemplaren,
deren grösster Theil — wenigstens jetzt noch — keine Ausläufer
treibt, aber dennoch von allen hiesigen Veilchen auf den ersten Blick
leicht unterschieden werden kann. An Stellen, wo die weidenden
Schafe keinen Zutritt hatten, hat unser Veilchen ganz gut erhaltene
vorjährige Blätter, durch deren Behaarung und Gestalt, sowie die
geruchlosen weissen ßlüthen mit lichtbläulichem Sporn es von V.
201
odorata L. und deren weissblühender Form so weit verschieden ist,
dass es mit letzterer Art auf keinen Fall vereinigt werden kann.
Genau mit der hiesigen Pflanze übereinstimmende Exemplare der V.
alba Bess. besitze ich auch aus Presburg gesam?nelt im April 1854
von Schneller („an dem Waldweg von den Mühlteichen herauf
durch den KramerwaW) und aus Grk in Syrmien im März 1871
von Dr. Godra gesammelt („ad oras silvarum juxta fluvium Savum").
Es ist sehr auffallend, dass Hazslinszky in seinem Handbuche der
Ungar. Gefässpflanzen dieses Veilchen nicht einmal dem Namen nach
erwähnt. Sollte es wirklich in Ungarn so überaus selten sein? Viola
arenaria DC, welche bisher im Trencsiner Comilate bloss auf dem
Nordweslabhange des mit Wachholdergebüsch bewachsenen Kalkhügels
Häjnica, zwischen Bohuslawice und Haluzice, aber auch da nur sehr
selten vorkommend, beobachtet wurde, sammelte ich diese Tage an
zwei neuen, nicht weit von einander entfernten Standorten und zwar
auf dem Ostabhange des Kalkhügels Lisica in Gesellschaft mit der
viel häufiger vorkommenden V. hirta L. und am Westabhange des
Hügels Budßov^, hier äusserst seifen. Diese beiden Standorte sind
kaum 1000 Schritte von meiner Wohnung entfernt. Von diesen Veil-
chen werde ich Ihnen für Ihre Tauschfreunde Exemplare schicken.
Jos. L. Holuby.
Budapest, am 10. Mai 1879.
Am 21. April d. J. hielt ich einen Vortrag bei der ungarischen
Akademie der Wissenschaften über die \on mir gesammelten Pflan-
zenliybriden. Ich erwähne hier davon Inula semicordata (I. cordataX.
hirta), von Heuwiesen bei Klausenburg, und eine f. corymbosa davon
von dem Büdoshegy, — Thalictrnm iodostemon (Oest. bot. Zeilschr,
1878, p. 310), Th. suhcorymhosxtm (Th. peucedanifolium?'X,simplex)
von Kronstadt, welches sich von Th. simplex durch seine Inflorescenz,
die beinaiie einen Corymbus bildet, und sehr üppigen Wuchs unter-
scheidet, und Th. glaucescens W.? v. encorymbosum bei der Tordaer
Schlucht. — Von Epilobiiim hybridnm Schur fand ich bei Kronstadt
eine f. pycnotricha^ von E. parriflortim bei Zernyest eine var. alpi-
genum, welche vom Typus durch schmälere Blätter, niederen Habitus
und grössere Blüthen mit der Farbe des E. alsinifolium abweicht.
E. dacicum (E. subobscurnm? ^C parviflormn) bei Nagy-Enyed, —
eine var. stenophylhim fE. parviflorum v. alpigemimycroseum) von
E. Knaßi Gel. bei Zernyest, E. aciduhim von dem Büdoshegy, —
von E. phyllonema Knaf eine var. longifolium in Kit. herb, von Mätra,
— E. semiobscurum (E. LamyiX,obscurum, Ettersberg in Thüringen),
— E. Huferi m. (£. ahinifolium'X^colliniim) Pusterthal, welches von
E. collinum durch die erhabenen Linien des Stengels und glänzende
Blätter verschieden ist, — E. Haussknechfianum (E. montanum X
Lamyii). — Von Roripa sihestris und R. barbaraeoides var. ensili-
quosa glaube ich einen Bastart gefunden zu haben (/?. pennixta^
bei Nagy-Enyed, — eine in der Blüthe und Frucht mit R. palustris,
in den Blättern aber mit einer schmalblättrigen R. amphibia über-
202
einstimmende R. erythrocaulis fand ich bei Ofen. — Nasturtium
anceps Sonder Fl. Hamb. im Herb, des Cardinais Dr. Haynald ist
auch eine Hybride von R. amphibia und palustris^ die jedoch von
der Beschreibung des Sisymbrium anceps (Wahl.) durch leierförmig-
fiedertheilige untere und überhaupt nicht geöhrte Blatter, nicht zuge-
spitzte aber aufgeblasene Früchte verschieden ist, und falls Roripa
anceps (Wahl.) wirklich eine Hybride von R. amphibia und R. pa-
lustris ist, so stelle ich Sonder's Pflanze als eine b. Sonderi dazu. —
Nasturtium anceps Heuff. im Herb. Haynald! ist, wenn ich richtig
vermuthe, eine R. amphibiaXpolifolia = R. Haynaldiana. — Eine
R. anceps ähnliche Pflanze fand ich auch bei Nagy-Ormäd zwischen
Vesztö und Csökmö, welche ich jedoch als eine Abänderung meiner
R. repens (Ä. amphibiaXsihestris) betrachte, welche sich durch
ihre grossen Blätter (im Umrisse wie bei R. amphibia) auszeichnet,
aber die Blatlsegmente sind an der Basis herzförmig ausgeschnitten
(var. cordisecta). Rosa dumosaXferruginea wächst bei Schemnitz.
Borbäs.
Personalnotizen.
— Dr. Ludwig Haynald, Erzbischof von Kalocsa wurde vom
Papste zum Cardinal ernannt.
— Dr. August Grisebach ist am 9. Mai in Göttingen, in
einem Alter von 66 Jahren gestorben.
Vereine, Anstalten, Unternehmung^en.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften
in Wien am 17. April übersandte Prof. Wiesner eine Abhandlung,
betitelt: „Versuche über den Ausgleich des Gasdruckes in den Ge-
weben der Pflanzen." Die Resultate dieser Untersuchung lauten:
1. Es gibt Gewebe, welche selbst bei grossen Druckunterschieden
für Luft völlig undurchlässig sind (Lenticellenfreies Periderm.). 2. Das
Ein- und Ausströmen der Luft durch Spaltöffnungen erfolgt in jener
Form der Diffusion, die man jetzt gewöhnlich als Effusion bezeichnet.
Hier verlialten sich die Zeiten für den Ein- beziehungsweise Austritt
eines bestimmten Gasvoluins wie die Quadratwurzeln aus den Dichten
der angewendeten Gase. Barthelemy's Angabe, dass bei schwächerem
inneren Gasdrucke die Spaltöffnungen sich schliessen, kann wenigstens
nicht als regelmässig stattfindender Fall aufrecht erhalten werden.
3. In gefiisslosem Holze erfolgt der Ausgleich des Gasdruckes durch
die Membran hindurch. Am raschesten tritt der Ausgleich in axialer,
am langsamsten in radialer Richtung ein. Die zarte Tüpfelhaut lässt
203
die Gase entweder weilaus leicliler passiren als diess die übrigen
Partien der Wand vermögen, oder es gehen die Gase nur durch
erstere hindurch. Der Durchtritt der Gasmolekiile durch die Membranen
der Holzzellen erfolgt nicht in jener Form der Diffusion, welche man
heute als Transspiration bezeichnet, sondern ist ein complicirter Vor-
gang, bei dem Effusion und Absorption durch colloidale Wände im
Spiele sind. Erstere gibt desto mehr den Ausschlag, je trockener die
Zellwand ist. In gefassfiihrendem Holze erfolgt der Druckausgleich
in axialer Richtung weitaus rascher als in den Querrichtungen. Der
Vorgang ist hier uoch complicirter als im gefassfreien Holze, weil
hier noch der Durchgang der Gase durch die als Capillaren fungirenden
Gefässe hinzukommt. Hier sind also Effusion, Absorption und Trans-
spiration im Spiele. 4. In luftfiihrendem Parenchym strömt bei Druck-
ausgleich ein Theil der Luft durch die Intercellulargimge, ein anderer
geht durch die geschlossenen Membranen und zwar entweder aus-
schliesslich oder doch vorwiegend durch die unverdickt gebliebene
Zellwand, Die Form der Zellen, die Lage der Capillaren (Inlercellular-
gänge) und die Verdickungsweise der Zellwiinde bedingen, dass im
Hollundermarke der Druckausgleich in querer Richtung rascher als
in axialer erfolgt. Auch ist es in der verschiedenen Verdickungsweise
der Zellen gelegen, dass beim Hollundermark der Druckausgleich
innerhalb eines Internodiums langsamer als von Internodium zu Inter-
nodium erfolgt. 5. Je starker eine Parenchym- oder Holzzelle mit
Wasser imbibirl ist, desto langsamer tritt Druckausgleich ein. Es
verlialten sich diese Zellen wie Thonzellen, welche im trockenen
Zustande die Gase rasch, im mit Wasser durchtränkten Zustande nur
schwer liindurililassen. 6. Wälirend die Wand der Parenchym- und
Holzzellen mit der Abnahme an Wasser für Gase durchlässiger wird,
zeigt die Peridermzelle ein gerade umgekehrtes Verhalten. Anfänglich
ist ihr Lumen mit Flüssigkeit, später mit Luft erfüllt. Während des
Austrittes der Flüssigkeit stri»mt diffundirte Luft in dieselbe. Mit der
Eintrocknung der Wand verlor dieselbe die Durchlässigkeit für Gase.
7. Der herrschenden Meinung entgingen wurde gefunden, dass die
Lenticellen auch im Winter für Luft durchlässig sind.
— Der Verein der Naturfreunde in Reichenberg, welcher
im Laufe des Monats Januar das Fest seines dreissigjährigen Bestandes
feierte, ist nun im Begriffe, sein langerstrebtes Werk, den botani-
schen Garten, der Verwirklichung näher zu bringen. Nachdem alle
Vorarbeiten beendet sind, beginnt im laufenden Jahre die Bepflanzung
desselben. Zu diesem Zwecke wurde von Seite des Herrn Geheimen
Medicinalrathes Professor Dr. Göppert in Breslau und des Inspeclors
des kiMiiglich botanisciien Gartens in Dresden, Herrn Poscharsky,
dem Vereine eine grosse Collection Samen zum Geschenke gemacht
und von beiden Herren auch für fernerhin Zusicherung für die weitere
Unterstützung des begonnenen Werkes gegeben.
204
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangl: Von Herrn Solla mit Pflanzen aus
Istrien. — Von Herrn Taxler mit diversen Pflanzen.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Rathay,
Hüfer, Kesselmayr, Dr. Reuterman.
Aus Sachsen einges. von Lodny: Androsace elongata, Anthe-'
ricum Liliago, Artemisia Tournefortiana, Aspidimn Braunü, Asple-
nium Serpenfini, Blechnum horeale, Erica Tetralix, Genista pilosa,
Hypericum hirsutum, Linaria Cymbalaria, Myosotis sparsiflora, Om-
phalodes scorpioides, Phyteuma nigrum^ Pyrethrum corymbosum, The-
sium alpinwn.
Aus Ungarn einges. von Stein itz: Atichusa officinalis, Anthe-
ricum ramosum, Aristolochia Clematitis^ Artemisia austriaca. Art.
campestris, Aster Amellus, Cynanchum Vincetoxicum, Eryngium cam^
pestre., Gagea lutea, Lilium Martagon.
Einges. von Traxlor aus Steiermark: Linaria alpina. Aus
Böhmen: Medicago media, Polygonum aviculare v. erectum.
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Zur Nachricht.
Es werden öfters einzelne Hefte dieser Zeilsclirift, mitunter viel
älterer Jahrgänge verlangt, was zu der Erklärung veranlasst, dass
solche nur von dem laufenden und dem letztvergangenen Jahrgange
abgegeben werden können.
Die Redaction.
Inserat.
Ein Herbarium
über 4700 Species sowohl der spontanen als exotisciien Flora ist
zu verkaufen und zu besichtigen bei der kais. Raths-Witwe Frau
Antonie Beer in Wien I. Dorotheergasse 5, im 2. Stock über den
Gang-, am Dienstag, Donnerstag und Samstag jeder Woche zwischen
10—12 Uhr Vormittags.
Diesem Hefte liegt bei: Prospect von Jessen's „Deutsche Excur-
Sions-Flora" der Yerlagshandlung Philipp Cohen in Hannover.
Redacteur und Herausgeber Dr. Alezander Skofltz. — Verla? von C. Gerold's Sohn.
Druck uüd Papier der C. Ueberreuter'sclien Bur.lidruckerei (M. Salzer).
Ocsterreiclüsche
Botanisclie Zeitsclirift
Gemeinnütziges Org^an
für
Die Ssterreichifiche Exemplare
hotanische Zeitschrift RAtaniU nn<1 RnfnniLlkr die frei durch die Post be-
erscheint DOldDIK UDU DOldDlKer, zogen ^»erden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. bios bei der RedaiitioH
Manjranumeri^i^auf^seibe (j^^|^g^^ Oekoflomen, Forsloiäniier, Aerzle, '*' f r '/rä^l%";Sen; "
(16 R. Mark.} . Im Wege des
ganz jährig, oder mit Annlhalpr und T«^-1inilar Buchhandels übernimmt
* a. 6. W. CS R.Mark:) ftJJUllICKCI UHU ICIUIIIKGI. Pränumeration
halbjährig. C. «ierold's üoli»
Inserate »»« wf '"^ Wien,
die ganze Petitzeile ff 7 sowie alle übrigen
15 kr. Ost. W. ••■" = • • Buchhandlungen.
XXIX. Jahrgang. Will. JbM 1879.
IBTHAIiT: Zur österreichischen Gramineen-Flora. Von Ha ekel. —Zur Geschichte der Pflanzen-
wanderung. Von Dr. Kern er. — Diagnose» plantarum Brasiliensium. Von Dr. Wawra. — Zur
Flora von Niederösterreich. Von Dr. Halacsy. — Neovossia. Von Dr. Körnicke — Plantae afri-
canae. Von Vatke. — Ausflug nach Rovigno. Von So IIa. — Schomburgk's Bericht. Von Antoine.
Arabis muralis und A. siidetica. Von U echtritz. — Literaturberichte. — Correspondenz. \on
Holuby, Uechtritz. — Personalnotizen. — Botanischer Tanschverein. — Inserate.
Zur Gramineen-Flora Oesterreich-Üngarns.
Von Prof. E. Hackel.
Im vorigen Jalire erhielt ich von meinem verehrten Freunde,
Dr. V. V. Borbäs, ein Exemplar eines sehr auffallenden Bronius^
das dieser am Rakos bei Budapest gesammelt und vorlaufig als Br.
repens bezeiclinet halte; später hat er ihn in den Abhandlungen der
k. ung. Akademie (1878) als Bromus erectus var. pycnotrichus be-
schrieben.
Auch mir war damals keine beschriebene Art dieser Gattung
bekannt, zu welcher jenes Exemplar gehören konnte. Seither aber
kam ich in Besitz eines Original-Exemplares von Bromus vernafis
Pancic, in welchem ich sofort den Bromus vom Rakos erkannte.
Zur ferneren Bestätigung der Identität diente die Beschreibung des-
selben, welche Pancic in seinem „Verzeichniss der in Serbien wild-
wachsenden Pflanzen" (Verhandlungen des zool.-botan. Vereines in
Wien 1855, p. 118) gibt. Daselbst ist die Pflanze als Bromus erectus
var. vernalis bezeichnet und sehr treffend beschrieben. Es ist mir
augenblicklich nicht bekannt, ob Prof. Pancic sie in einer späteren
Publication direct als Bromus ternalis bezeichnet hat, wlo sich aus
der Eliquette meines Exemplares schliessen Hesse; jedenfalls verdient
Oesterr. botan. Zeitschrift. 7. Heft. 1879. 16
200
er seinen besonderen Namen als eine sehr ausgezeichnete Form.
Sein Wuchs ist niedrig (etwa 30 Cm.), sein Wurzelstock treibt
Ausläufer und seine Blätter sowie Blattscheiden sind dicht mit
grauer, seidig glänzender, wolliger Behaarung überzogen.
Die Rispe ist länglich, locker, mit einzelnen Aehrchen an der Spitze
der Zweige, die Aehrchen sind kleiner als bei Bromus erectus, weil die
Deckspelze durchschnittlich nur 9 Mm. misst (bei Br. erectus 11 Mm.);
die Spelzen sind auf den Nerven rauh , sonst aber gänzlich kahl.
Unter dem Namen Bromus erectus werden heutzutage noch
eine Reihe von Formen vereinigt, deren einige sehr ausgezeichnete
Merkmale zur Unterscheidung darbieten, so dass es hier am Orte
sein dürfte, die Aufmerksamkeit der Botaniker auf diese Formen zu
lenken, damit jene, welche Gelegenheit haben, sie lebend zu beobachten,
den Grad der Beständigkeit der anzugebenden Merkmale durch Ver-
gleichung mi)glichst vieler Exemplare constatiren mögen. Da ist zu-
nächst der von Kummer und Sendtner in der „Flora" XXXII. 757.
beschriebene Br. pannonicus, der nach Angabe der Autoren in Bosnien
bei Travnik, dann in Ungarn bei Budapest wachsen soll. Seine
Unterschiede von Br. erectus bestehen in der Pubescenz der Blätter
und unteren Scheiden, welche bei Br. erectus nur am Rande und auf
den Nerven mit zerstreuten langen Haaren besetzt sind, ferner in
der Kahlheit der Aehrchen. Die obgenannten Autoren schreiben nämlich
dem Br. erectus behaarte Aehrchen zu. Diese besitzt er zwar in der
Regel, doch kommen in ganz Deutschland, Oesferreich, Frankreich und
selbst in Schweden (wie ich aus meinem Herbar und aus den Angaben
der Floren ersehe) Exemplare mit kahlen Aehrchen vor, welche im
Uebrigen ganz denen mit behaarten gleichen. Es bleibt demnach nur
der Unterschied der Pubescenz der Blätter und da scheint es, dass auch
diese nicht immer constant ist, denn von dem Exemplare des Br.
pannonicus, welches mir Bor b äs vom Auwinkel hei Budapest mit-
theilte und welches bis auf ganz unwesentliche Dinge, wie die Färbung
der Aehrchen, genau mit der Diagnose stimmt, zeigt ein Individuum
nur Spuren von Pubescenz, dafür sind dann die langen Wimpern des
Randes wieder deutlich ausgebildet, welche an den stark pubescenten
Individuen undeutlich sind.
Es scheint mir demnach, dass auf die unter diesem Namen be-
schriebene Form kein grosses Gewicht zu legen sei.
Ferner gehört in diese Gruppe der Bromus transsylvanicus
Steudel Synops. 1. p. 320, der Beschreibung nach eine planta gla-
berrima mit einer panicula suberecta et ramis capillaribus arcualo-
erectis, spiculis laxifloris, gluma superior inferiore fere duplo longior
etc. Dem gegenüber ist Bromus erectus immer auf den Blättern
zerstreut behaart, häufig auch an den Aehrchen, seine Rispe ist steif
aufrecht sowie deren Aeste ziemlich dick und niclit bogig, seine
Aehrchen dichtblüthig, ihre Hüllspelzen fast gleich gross. Man möchte
zunächst versucht sein zu glauben, dass es sich hier um dieselbe
Pflanze handle, welche 5 Jahre später (1860) Schur unter dem
Namen B. transsyhanicus in dieser Zeitschrift beschrieb. Dem ist
207
aber nicht so, Schur's Art ist durch das charakteristische Fasernelz
am Grunde der Helme und Laubzweige sehr ausgezeichnet, von
welchem Steudel in seiner Diagnose nichts erwähnt, obwohl er es
bald darauf bei Bromtts tomentellus Boiss. genau beschreibt, auch ist
Schur's Art niemals ganz kahl, sondern entweder auf den Blätlern
oder den Aehrchen oder auf beiden mehr oder weniger behaart.
B. transsiltanicns Schur ist seither von Janka mit B. varie-
gatus M. B., von Bor b äs mit B. angustifoUus M. B. vereinigt worden,
von ersferem weicht er aber in der Form der Rispe ab, und letz-
terer lässt sich auch nicht sicher auf ihn bezielien, da die Angabe
des Fasernetzes fehlt, und das beigefügte Citat Br. agrestis All.,
Host gr. I. t. 10, welches bestimmt zu Br. erectus gehört, dagegen
spricht. Demnach dürfte dem siebenbürgischen resp. Banater Bromus
mit dem Fasernetz der alten Blattscheiden ein neuer Name gebühren,
als welchen ich etwa Br. fibrosus vorschlagen würde *).
Kehren wir nun zu unserem Br. transsylvanicus Steud. zurück,
so kann ich zunächst nachweisen, dass derselbe weifer verbreitet ist
als in Siebenbürgen. Ich fand denselben auf den Bergwiesen der
Alpe Begunsica in den Karawanken, die dort gesammelten Exem-
plare stimmen aufs genaueste mit Steudel's Beschreibung überein,
man müssle denn das fere duplo brevior der unteren Hüllspelze
gegenüber der oberen geradezu wörtlich nehmen ; bei meinen Exem-
plaren ist das Verhältniss derselben meist 8 : 11 oder 7 : 10, bei
erectus 8 : 9, die Blülhen stehen lockerer als bei erecttis, indem ein
7blüthiges Aehrchen des transsylvanicus eine 16—17 Mm. lange,
des erectus eine 13 Mm. lange Aehrchenspindel besitzt, und da ferner
die Deckspelze des ersteren (10 Mm.) kürzer ist als die des letz-
teren (11 Mm.), so wird dadurch der Eindruck der Lockerheit noch
erhöht. Als brauchbares Unterscheidungsmerkmal von Br. erectus er-
weist sich die Länge der gluma superior, welche bei letzterem
höchstens ^/\ von jener der palea inferior beträgt, während sie bei
transsylvanicus ihr gleich kommt, wenn man sie beide nebenein-
anderlegt. Charakteristisch ist ferner, dass selbst die kürzesten Rispen-
zweige des untersten Halbquirls noch lYa^al länger sind als ihr
Aehrchen; bei erectus sind sie allemal weit kürzer, daher die Rispe
hier straffer, dort weit lockerer. Die Blätter der Karawanken-Exem-
plare sind völlig kahl. Ganz identische Exemplare besitze ich vom Monte
Tombea in den Judicarien Südtyrols, gesammelt von Hut er, an wel-
chen bis llblüthige Aehrchen vorkommen. Hier zeigt sich nun, dass
die völlige Kahlheit kein constantes Merkmal sei, indem das eine In-
dividuum des Exemplares die langen zerstreuten Wimpern der Blätter
des Br. erectus zeigt. Bau der Rispe und Verhältnisse der Spelzen
bleiben aber die gleichen. Nicht weit davon, nämlich auf Alpentriften
') Ob -B. riparius Rehm. , den Janka zu variegatus, Ascherson zu
erectus zieht, hieher geliört, vermag ich nicht zu entscheiden, und ziehe es bis
auf Weiteres vor, den Namen B. fibrosus zu gebrauchen.
16 ^'
208
des Val Concei sammfilfe Hut er weitere liieher gehörige, mit den
vorigen iibereinsliinmende Exemplare.
Ferner gehören zu Br. transsyltanicus die Exemplare, welche
ich von Borbäs aus dem südlichen Croatien „in pralis elafis Jezera
ad paguin Kraszno" erhielt, und die sich durch besonders lange
Grannen auszeichnen. Es dürfte demnach die genannte Bromus-Yoxm
von den Alpen am Garda-See angefangen durch die ganze südliche
Kalkzone hin und wieder vorkommen und sich über Croatien bis
Siebenbürgen verbreiten.
Hieran schliesst sich ferner eine Bromus-Art, welche ich unter
den Gramineen des Herbars weil. Baron Hausmann's, die ich er-
warb, vorfand. Sie ist „am kühlen Brünnl" bei Bozen gesammelt
und wächst dort zugleich mit der Normalform des Br. erectus mit
rauhhaarigen Aehrchen, von der sie sich h()chst auffallend unter-
S(-Iieidet. Sie erreicht gewöhnlich nur 30, selten 50 Cm. Höhe; iiu*
Wurzelstock bildet dichte Basen ohne Auslaufer, die alten Scheiden
ohne Fasernelz, die lebenden mit Ausnahme der obersten dicht ab-
stehend-zottig behaart, die Lamina der grundständigen Blätter ist
im trockenen Zustande fest zusammengefalzt und sowie jene der
Halmbliitler auf der Unterseite kahl und rauh, auf der Oberseite dicht
flaumig; der Rand ist stets ohne Wimpern. Der Halm ist bis hinauf
mehr oder weniger behaart, das charakteristischeste Merkmal liegt
jedoch im Bau der Bispe, Dieselbe ist nämlich kurz und dichtblüthig,
fast oval im Umrisse, der erste sog. Halbquirl hat 5 Zweige, wovon
der primäre 2 — 3, die zwei secundären je 2, die tertiären 1 Aehr-
chen tragen, während bei Br. erectus alle Bispenzweige mit 1 Aehr-
chen endigen, mit Ausnahme des primären, welcher manchmal deren
zwei trägt. Die Internodien der Bispenspindel sind verhältnissmässig
kurz, daher das gedrungene Aussehen der Inflorescenz, so ist z. B.
das unterste Internodium mindestens 3mal kürzer als der unter dem-
delben sitzende Primärzweig ohne sein Endährchen; bei Br. erectus
ist dieses Internodium nur wenig kürzer. Dia Aehrchen sind relativ
die kleinsten unter den verwandten Formen; ein öblüthiges misst
17 Mm., ein ebensovielblüthiges von Br. erectus mindestens 24 Mm.
Die Deckspelze ist auch bloss 9 Mm. lang, ganz kahl, auf den Ner-
ven rauh, ihre Granne 2 — 3inal kürzer, die Glieder der Aehrchen-
spindel ganz kahl. Ich empfelile diesen Bromus, den ich Br. conden-
satus nennen will, den Bozener Botanikern zur Beobachtung, damit
über seine Verbreitung und die Constanz seiner Merkmale entschie-
den werde.
Endlich habe ich noch über eine Art zu berichten, welche
Prof. V. Kern er auf der Insel Capri im Golf von Neapel entdeckte
und mir lebend aus dem botanischen Garten in Innsbruck mittheilte.
Seither gedeiht sie auch hier in St, Polten ganz vortrefflich. Die
Pflanze ist dicht rasig, ohne Ausläufer; alle Scheiden und Blätter sind
beiderseits ganz wie bei Bromus vernalis mit dichter abstehender
oder etwas rückwärts gerichteter weicher Wolle bekleidet; auch der
Halm ist flaumig. Die Blätter sind ganz flach; die Rispe, welche
209
durch Hie CuHiir üppiger geworden ist, so dass der unterste Halb-
quirl bis zu 10 Aeste trägt, besitzt trotzdem nicht die grosse Zahl
der Aehrchen des condensatiis , weil die Secundärzweige einfach
bleiben, und selbst der Primärzweig nur selten zwei Aehrchen trägt.
Diese stimmen in ihren Verhältnissen, ihrer Kahlheit am meisten mit
Br. vernalis überein. Die Hohe der üppigsten Halme beträgt 70 Cm.
Nach brieflichen Minheilungen Prof. Iverner's, der diese uiiedirte
Art als Br, caprinvs bezeichnet, kommt sie auch bei Castellamare
und in Sicilien vor. Im Ansehen kommt sie dem Bromus tomentellus
Boiss. nahe, aber dieser hat das Fasernetz der alten Blattscheiden.
Stellen wir zum Schlüsse die hier besprochenen Formen aus
der Gruppe des Br. erectus, -sowie noch einige nicht hier erwähnte
aus derselben zusammen, so gewinnen wir folgenden üeberblick über
dieselben»
I. Vaginae emarcidae in fibras intertextas solulae.
A. Folia velutino-tomentella (Persia, Greta). Br. tomentellus Boiss.
B. Folia sparsim pilosa et ciliata vel omnino glabra.
a) Gulmus 20 — 26 cm. altus, spiculae in racemum simplicem con-
ferlum 25 — 4 cm. longum disposilae, pedicelli infimi vix spi-
culae longiludine; folia 25—4 cm. longa (Caucasia).
Br. variegatus M. B.
b) Gulmus 60 — 100 cm. altus, panicula 15 cm. et ultra radiis infe-
rioribus 3 — 4 spicula longioribus, folia 20 — 25 cm. longa (Trans-
sylv. Banatus, Valachia).
Br. fibrosus m. (Br. transylvanicvs Schur non Steud.)
H. Vaginae emarcidae integrae vel in fibras solilarias non intertextas
solutae.
A. Rhizoma dense caespitosum sine stolonibus.
a) Foliorum laminae et praecipue vaginae dense patenti-villosae, non
ciliatae.
«) Lamina inferne glabra, superne villosula, vaginae villosae,
panicula condensata abbreviata ovato-oblonga, rami primarii
et secundarii semiverticilli infimi 2 — 3 spiculas gereutes,
spiculae minores, palea inferior 9 mm. longa. (Tyrolia austr.
prope Bozen) Br. condensatus m.
/S) Folia omnino viilosa, panicula major, laxiiiscula, rami se-
cundarii et plerumque primarii unispiculati. (In agro Nea-
politano, Sicilia) Br. caprinus^} Kerner in litt.
b) Foliorum vaginae et laminae breviter pubescentes, ciliatae. Spi-
culae glabrae. (Bosnia, Hungaria).
Br. pannonicus Kunnn. et Sendln.
c) Folia in nervis margineque sparsim ciliata ceterum vel omnino
ghibra.
') Vielleicht besser Br. Capreamm, von Capreae, dem classischen Namen
des heutigen Capri.
210
c) Panicula laxa ramis capillaribus arcualo-erectis spicula multo
longioribus; spiculae laxiflorae, glabrae, glumae inaequales,
superior paleam inferiorem aequans (Alpes Tyroliae, Car-
nioliae, Croatiae, Traiissylvaniae). Br. transsylvanicus Steud.
ß) Panicula stricla, ramis erectis spicula paullo longioribus;
spiculae densiflorae, hirsutae vel glabrae, glumae subae-
quales, superior palea inferiore */^ brevior in Europa fere
tola. Br. erectus Huds.
B. Rliizoma stoloniferum.
a) Folia molliler patenli-villosa (Serbia, Hungaria).
Br. vernalis Panc.
b) Folia glabra cum onmibus plantae parlibus glauco-viridia (Cau-
casia, Grusia). Br. albidus M. ß.
Ich halle übrigens die Reihe der Formen des Br. erectus damit
noch lange nicht für abgeschlossen, und mögen diese Zeilen dazu
dienen, auf dieselben weiteriiin aufmerksam zu machen.
Aus dem Hausmann'schen Herbarium lernte ich auch die wei-
tere Verbreitung einer sehr charakteristischen Koeleria-Arl kennen,
welche Kern er in dieser Zeitschrift 1867, p. 7. als K. carniolica
beschrieben hat. Dieselbe ist jedoch identisch mit K. eriostachya
Pancie Verzeichn. in Verh, d. zool.-bot. Ver. Wien 1855, wie icli
niicli durch Vergleich der Diagnosen, sowie der mir von Prof. Pan-
cie gütigst mitgetheilten Exemplare, mit den von Prof. Kerner le-
bend erhaltenen und den von mir selbst gesammelten überzeugte.
Sie ist ausgezeichnet durch den am oberen Theile kurzwolligen Halm
und die ebenso beschaffene Rispenspindel, nicht gegrannte Deck-
spelzen und ganz bleibende alle Blatlscheiden. Die Länge der Weil-
liaare des Halmes und der Rispenspindel schwankt zwischen Vs^l
Ouerdurchmesser des Halmes und zwar sowohl bei den serbischen
als bei den österreichischen Exemplaren; an den ursprünglichen Exem-
plaren vom Berge Gobela, auf welche Pancie seine Art gründete,
erreicht sie den letzleren Beirag, bei solchen hingegen vom Berge
Slol nur den ersleren; auf der ßegunsica in Krain sammelte ich
beide Formen. Auch variirt diese Art in der Behaarung der Aehr-
chen von völliger Kahllieit bis zu starker Rauhhaarigkeit in verschie-
denen Zwischenstufen, wie sowohl die serbischen, als die österreichi-
schen Exemplare zeigen.
Koeleria eriostachya bewohnt die sonnigen trockenen Alpen-
triften der ganzen südlichen Alpenkette vom Monte Baldo bis zum
Krainer Schneeberg , sowie deren Fortsetzungen in Croatien und
Serbien.
Von einzelnen Standorten nenne ich nach meinem Herbar und
den Angaben der Autoren: a) Tyroi : Monte Baldo (Col santo) leg.
Hiiter, Gantkofel über Eppan (Heufler), Kerschbaumer-Alpe legit
Huter; b) Kärnthen: Plecken (Lainbrechtskofel) leg. Ausserdorfer;
c) Krain: Alpe Begunsica in den Karawanken leg. Hackel; Steiner-
211
Alpen (Mayr); Krainer Schiieeberg (Kerner); d) Croalien: Bielo-
Lasica leg. ßorbäs; e) Serbien: Kapoanik, Slol (Pancic). Der Slund-
orl in Croatien bildet gleichsam die Brücke zwischen Kerner's und
Pancic's Standorten.
Ein schönes Beispiel des Vordringens von Pflanzen der Medi-
terraii-FIora nach Südtyrol liefert das Vorkommen des Nardurus
unilaferalis Boiss. bei Roveredo. Dieses in Oesterreich bisher bloss
im croatischen Litlorale und (nach Host) in Istrien gefundene Gras
lag im Herbar Hausmann in schönen Exemplaren vor, welche Hep-
perger am Monte de la Madonna gegen Caslell Lizzana nächst Ro-
veredo gesammelt hatte; Hausmann hatte dieselben als Vulpia
ciliata bestimmt. Dieselben gehören der Form arislatus an, zu wel-
cher als Synonyme zu ciliren sind: Festuca tenuiflora Schrad., Nar-
durus tenellus Rchb. etc. Uebrigens kommt anderwärts die gegrannte
und ungegrannte Form oft genug auf demselben Individuum vor, so
dass beide unter einem Namen zu vereinigen sind, und da der älteste
Name dieser Art Triticum unilaterale L. ist, so muss der Species-
name bei Uebertragung in die Gattung Nardurus beibehalten werden,
wie diess auch Boissier gethan hat.
Botaniker, welche den M. Bälde in Südtyrol besuchen, mache
ich auf ein kleines Gras aufmerksam, welches vor langer Zeit von
Erzherzog Johann und dessen Begleiter Gebhard daselbst gesam-
melt und an Sprengel mitgetheilt wurde, der es im Pugillus I. p. 9
als Arundo pygmaea besclirieb; unter der gleichen Benennung pu-
blicirte es später Pollini in plantae nov. hört. Veronensis. Bei einer
Arundo denkt man natürli(;h sofort an etwas rohrarliges, aber die
in Rede stehende Pflanze wird als vix uncialis, simplicissima, caule
herbaceo beschrieben. Durch längeres Nachdenken über die Beschrei-
bungen beider Autoren, die ich hier nicht der ganzen Breite nach
wiederholen will, bin ich zur Üeberzeugung gelangt, dass die in
Rede stehende Pflanze niciits anderes als das Trisetum Gaudinianum
Boiss. sein kann, welches im Wallis und bei Aosla in Ober-Italien
vorkommt, so dass seine Auffindung auf dem M. Baldo nichts Un-
wahrscheinliches hat. Vielleicht gelingt einem neueren Besucher des-
selben seine Wiederentdeckung.
Sl. Pollen, im Mai 1879.
212
Geschichte der Fflanzenwanderungen.
Von A. Kemer.
CSchlass.)
Auf den Höhen unserer Alpen, wo unzählige Insecten, Sa-
men und andere Pflanzentheile von den über die Schneefelder und
Gletscherreviere hinfluthenden Stürmen oder von den am Abende
nach Untergang der Sonne niedersinkenden localen Luftströmun-
gen abgesetzt und in den Firn eingebettet werden, fand ich auch
niemals aus weiter Ferne stammende Gebilde, sondern nur Früchte,
Samen, Bliitler, Insecten aus den zunächst angrenzenden Thalgründen
oder von den nüchststehenden Bergzügen. Grisebach hat zwar (in
seinem Berichte über die Fori schritte in der Geographie der Pflanzen
1871, S. 27) die von mir gewonnenen Resultate in Frage gestellt
und meint, eine einzige positive Tliatsache wiege schwerer, als alle
meine Beobachtungen mit negativem Ergebnisse. Aber man wird sich
eben vergeblich bemühen, auch nur eine einzige positive Thatsache
aufzubringen. Der Fall, welchen Grisebach anführt, dass Berthelot
nach einem Orkan auf Teneriffa eine dort vorher unbekannte süd-
europäische Pflanze (Erigeron ambiguusj sich ausbreiten fand, kann
doch kaum ernstlich als Widerlegung in Betracht kommen; denn es
ist kaum zweifelhaft, dass diese Pflanze, auf Teneriffa mit Waaren-
ballen, Heu oder Bailast eingeschleppt, sich zunächst der Küste an
einem Landungsplatze der Schiffe angesiedelt halte und dann durch
Stürme weiter über die Insel verbreitet wurde. In Dalmatien, wo
dieselbe Pflanzenart früher auch unbekannt war, hat sie sich we-
nigstens nacligewiesenermassen auf diese Weise im Laufe der letzten
zehn Jahre eingebürgert. Ich glaube daher richtiger zu erklären,
wenn ich annehme, dass Berthelot auf Teneriffa das Erigeron
ambiguus, nachdem es sich an irgend einer zur Ablagerung von
Waaren u. dgl. benutzten Stelle im Hafen in wenigen oder vielleicht
auch nur in einem Stocke angesiedelt hatte, nicht sogleich bemerkte
und erst dann, als es sich von da aus aussäefe und an mehreren
Punkten der Insel auftauchte, beobachtete. Irregeführt durch den so
häufigen Trugschluss „post hoc propter hoc" glaubte er dann, ein
Orkan, welcher seiner Entdeckung vorhergegangen war, habe die
Samen direct aus dem südlichen Europa nach Teneriffa herbeigeführt.
Ich halte daher daran fest, dass durch Luftströmungen die Aus-
breitung vieler Samenpflanzen zwar auf geringe Entfernungen,
gewissermassen schrittweise, nimmermehr aber sprungweise über
viele Hunderte von Meilen stattfindet.
Wesentlich anders verhält es sich mit der Verbreitung der
Samen durch Vermittlung der Thiere und zwar insbe-
sondere der Zugvögel. Bei der stauuenswerthen Schnelligkeit,
mit welcher viele dieser Thiere ungeheure Strecken in kurzer Zeit
fliegend durchmessen, kann die Möglichkeit, ja die Wahrscheinlichkeit
der sprungweisen Verbreitung mancher Samen nicht in Abrede ge-
213
stellt wonlen. Insltesondero ist es nicht zweifelhaft, dass die winzigen
Samen einiger an schlammigen Ufern wachsender Pflänzchen mit den
in geringen Mengen an die Füsse der Sumpf- und Wasservögel
anklebenden Schlammtheilchen verbreitet werden. Auch an das Ge-
fieder der Wandervögel heften sich die Samen gewisser Pflanzen an
und werden so in kürzester Frist auf weit entfernte Orte übertragen.
Die Angabe A. de Candolle's, dass die Vögel sich einer überaus
grossen Reinlichkeit l)efleissigen und sich aller anhaftenden Ge-
genstände vor Beginn ihrer Wanderungen entledigen, ist nur theil-
weise richtig. Sie wird von allen erfahrenen Waidmännern widerlegt
und ich selbst kann dieselbe durch eine Reihe von Beobachtungen
an Zugvögeln, welche auf ihren Reisen gefangen oder getödtet wurden,
widerlegen. — Auch im Darmkanale der Vögel können die Samen
beerenfrüclitiger Pflanzen weite Reisen machen und dann mit den
Excrementen an Orten abgesetzt werden, welche von jenen, wo die
Vögel die Beeren verzehrten, sehr entfernt sind. Ueber die Keim-
fähigkeit solcher Samen, welche den Darmkanal der Tiiiere passirt
haben, ist zwar auch viel geschrieben, aber nur sehr wenig experi-
menlirt worden. Die Resiillale der wenigen von Caspary und
Anderen angestellten Experimente hat man zudem vorschnell verall-
gemeinert und es herrschen daher gerade über diesen Punkt die
abweichendsten Ansichten. Auf Grund von mehr als einem halben
Tausend Fütterungsversuchen mit den Samen der verschiedensten
Pflanzen und mit den verschiedensten Vögeln kann ich auf das be-
stimmteste versichern, dass die Samen, welche durch den Darmkanal
jener Vögel gehen, die einen dicken musculösen Magen haben, in
der Regel vollständig vernichtet werden, dass aber andererseits der
grösste Theil jener Samen, welche den Darmkanal der Amseln,
Drosseln etc. passiren, iiire Keimfähigkeit durchaus nicht verlieren.
— Aber trotz dieser Ergebnisse, welche ich demnächst in den Schriften
der Wiener Akademie ausführlich zu puhliciren gedenke, muss ich
die Verbreitung der Pflanzen durch Vermittlung der Zugvögel doch
nur als eine ziemlich beschränkte bezeichnen und habe gerade aus
den angestellten Experimenten die Ueberzeugung gewonnen, dass die
zerstückten Areale vieler Pflanzenarten sich auf diese Weise nicht
erklären lassen. Um hier nur ein paar Beispiele anzuführen, möge
darauf hingewiesen werden, dass die Wanderungen der Zugvögel
aus dem Süden nach dein Norden zu einer Zeit stattfinden, in welcher
im Süden gewisse Pflanzenarten, die in Frage kommen könnten, erst
im Aufblühen und noch weit entfernt sind, reife Früchte zu tragen.
Wenn dagegen die im Herbste aus dem hohen Norden kommenden
Wandervögel unsere Alpen passiren, deckt die alpine Region bereits
Schnee; die Wanderzüge überfliegen auch nicht die bereits schnee-
bedeckten Rücken und Kämme, sondern immer die tiefsten noch
schneefreien Einsattlungen des Gebirgslandes, und gerade diese tragen
eine Vegetation, von welcher keine einzige Art auf eine Einschleppung
aus dem arktischen Gebiete hinweist. Die Samen vieler jener Pflanzen,
welche zerslückte Areale bewohnen und die uns hier besonders
214
inleiessiren, werden zudem von keinem der Wandervögel als Nahrung
angenommen. Manche derselben, wie z. B. die Samen der Weiden,
verlieren ihre Keimkraft schon binnen wenigen Tagen und viele
reifen und lOsen sich ausgereift von der Mutterpflanze zu einer Zeit
ab, welche von der Periode der Wanderzüge des Federvolkes noch
fernab liegt.
Ich möchte mit diesen flüchtigen Bemerkungen nur andeuten,
dass bei der Lösung der Frage, ob das zerstückte Areal einer
Pflanzenart oder einer ganzen Flora durch Vermittlung der Wander-
vögel erklärt werden kann, allgemeine Regeln keine Geltung haben.
Es muss für jede in Frage kommende Pflanzenart eine specielle
Untersuchung vorgenommen werden und müssen alle Verhältnisse
derselben nach Massgabe der hier entwickelten Gesichtspunkte auf
das sorgfältigste erwogen werden. — Das ist allerdings sehr müh-
sam, führt aber allein zu einem sicheren Ziele.
Die spärlichen Resultate, welche bisher auf diesem Wege ge-
wonnen wurden, sind der Grisebach 'sehen Annahme nicht günstig,
sondern drängen zu der Auffassung, dass sich die zerstückten
Areale vieler Samenpflanzen weder durch wandernde
Thiere noch durch Wasser- und Luftströmungen, über-
haupt nicht durch jetzt wirksame Transportmittel und
Wanderungen erklären lassen.
Auf den zweiten Differenzpunkt zwischen den Forbes'schen
und Grisebach'schen Ansichten, die Frage betreffend: ob jede natür-
liche Flora eine besondere Schöpfung ist, oder ob die gegenwärtigen
natürlichen Floren mit den in früheren Perioden die Erdoberfläche
schmückenden Floren in einem genetischen Zusammenhange stellen,
beabsichtige ich hier nicht, näher einzugehen. Nur beiläufig dürfte
in Betreff dieser Frage darauf hinzuweisen sein, dass die Verneinung
der Familienbande der Pflanzen von Einst und Jetzt einer unberech-
tigten und unwissenschaftlichen Geringschätzung aller neueren phyto-
paläontologischen Forschungsergebnisse gleichkommt. Arbeiten, wie
sie z. B. Unger in seiner Geologie der europäischen Wald bäume *)
geliefert hat, beweisen, dass derlei Probleme durchaus nicht jenseits
der Grenzen unserer Forschung liegen. Sie haben im Gegentheile den
Anspruch als vollgiltige historische Nachweise der Abstammung der
jetzt lebenden von den vorweltlichen Arten angesehen und bei dem
Entwürfe einer Geschichte der Pflanzenwelt verwendet zu werden.
') Geologie d. europäischen Waldbäume. Graz, Leuschner & Lubensky,
1869 ff.
215
Diagnoses plantarum novarum Brasiliensium
collectaraiD in eipeditione NoTara.
Autore Dr. Henrico Wawra.
CalUandra stenophylla.
Arborea, ramis graciiihus glabris; stipulis persistenlibus amplis;
pinnis quinquejugis, foliolis trigintajugis anguslis rigidule membrana-
ceis opacis glabris niinulissime denliculalo- passimque piloso-cilialis,
foliolis novellis ad costam marginesque cano-barbatis; pedunculis
axillaribus monocephalis; corollae calycem duplo superanlis laciniis
parte hirsulis; legümine lignoso basi sensim angustato cano-tomen-
loso, hexaspermo.
Brasilia: comm. Schwarz.
Aulomyrcia trichantha.
Foliis remoliusculis peliolalis oblongis, rotundatis laevibus sub-
tus tomenlo tenero rufo indulis et subtililer reliculatis; cymis spurie
terminalibus longe pedunciilatis; calycis lobis e basi late ovata re-
penline atuminalis cum pedicello extus rulo-hirsulis inlus glabris;
pctalis extus serieeis, hypanthio sericeo-villosOj stylo crasso cum sla-
minibus glabro.
Brasilia, comm. Schwarz.
Ouratea cinnamomea.
Foliis conferlis coriaceis in sicco cinnamomeis petiolatis utrin-
que acutis integris plerisque conduplicatis, nervis secundariis con-
terlis cum venularum reti tenerrimis, stipulis bracteisque caducissimis
floribus (an depauperalione paniculae) racemosis, pelalis suborbicu-
laribus in unguem repenline contractis; ovario pentacocco slipite eo
breviore fullo; gynophoro plano-globoso, bacca obovoidea.
Brasilia, Parä comm. Schwarz.
Paullinia racemosa.
Scandens cirrhosa glabra; foliolis quivis subsessilibus ellipticis
obtuse acuminalis basi acutis, chartaceis integerrimis; racemis axil-
laribus foiia aequantibus simplicibus summis foliorum abortu in thyr-
sum amplum coalitis; calycis puberuli foliolis valde inaequalibus orbi-
culatis, petalis subaequalibus squama cucullala barbafaque basi auctis;
Capsula coriacea subpyriformi-trigona ad angulos superne alata.
Brasilia, Maranhao comm. Schwarz.
Urtillea tenera.
Glabra; pedunculo communi elongalo gracili; foliolis ternatis
herbaceis ovato-lanceolatis grosse et irregulariler serratis, nervo
mediano in pagina superiore puberulo excepto glabris, duobus lale-
ralibus basi rotundatis vel subcordalis bre>issiine — intermedio lon-
gius petiolulalo basique aculo stipulis lanceolatis; racemis lenellis
216
axillaribus; floribus \onge pedicellatis, calyce cum ovario glabro,
filamentis hispidulis; Capsula membranacea glaberrima apice inciso-
emarginata.
Brasilia: Tejucca cotnin. Schwarz.
Arrubidaea argentea.
Caule terefi brevissime puberulo; foliis ecirrliosis bifolialis, pe-
tiolo communi unicentimetrali petiolulis aequilongo, foliolis teneris
ovatis obluse-acuminatis basi rotundalis tomento brevissimo in utro-
que latere aequabiliter argenteo-velutinis; corymbis terminalibus, flo-
ribus pedicellatis; calyce regulari late campanulalo argute repando-
quinquedentato; corollae amplae infundibuliforinis extus pruinosae
liinbo subobliquo, laciniis rolundatis; staminibus sagittatis inclusis;
ovario oblongo - ovoideo cum slylo articulato, stigmatibus lanci-
fonnibus.
Brasilia: Piauhy, comm. Schwarz.
Psychofria hirtinervia.
Ramis crassiusculis resinoso-indutis tomenlellis; foliis coriaceis
rugosis ovato-oblongis acuminalis basi aculis ad nervös venulasque
sublus sefulis minulis hirtellis; paniculae terminalis pedunculatae gla-
borrimae densae ramis spurie verlicillatis, pedicellis trifloris, floribus
basi bibracteolatis tetrameris; calyce repando-dentato; corollae re-
gularis carnosae extus glabrae tubo latiusculo intus ad faucem vix
ampliatam nudo, laciniis intus villosis, antheris subulatis, stylo bifurco,
ramis stylinis usque ad basin bipidis.
Galium brasiliense.
Glabrum; caule debili prosirato; foliis quaternis lineari-spathu-
latis rotundalis apice depresso mucronulatis; floribus axillaribus in
fol. verlicillo soiilariis aut geminis pedunculo folio aequilongo fullis;
corolla...; Capsula globosa laevi basi bracteis quatuor persistentibus
stipata apice nuda disperma, seminibus ellipticis laevibus venire pro-
funde excavalis.
Brasilia: Petropolis, C. Jelinek n. 182.
Zur Flora Nieder-Oesterreichs.
Von Dr. Haläcsy.
Muscari botryoides DC. in Nieder-Oesterreich „bisher blos an
der Erlaf unterhalb Scheihbs (Erdinger) vielleicht nur verwildert".
Neureich Fl. Nieder-Oesterr. p. 170. (s. auch Kerner in den Verh.
d.zool.-bot.Ver. 1852 p. 63, 1853 p. 28), fand ich heuer auf Wiesen
von Reichenau. Die Pflanze ist daselbst in so ijrosser Menge und so
217
verbreitet, dass sie gewiss spontan ist. Mil ihr stand Primula farinosa
in Bliilhe und Menyanthes in Knospen.
Centanrea austriaca Willd. und Sisymhrium acutanguhim DC,
im Pruter dem Westportale der Rotunde oreg-enüber. Beide sind zu-
fällige Erscheinungen und dürften sich kaum einbürgern.
Auf Wiesen und Aeckern des Krotenbachthales zwischen Dobling
und Neuslift am Walde kommen zerstreut Helminthia echioides,
Maha moschata, Centaurea solstitialis, Anchusa italica und Trifolium
incarnatum vor. Letzteres war offenbar einst angebaut. — Massenhaft
ist hier Crepis setosa Hall. f. — Auf den Anhöhen daselbst wächst
Nepeta Cataria, Jasione montana, Bupleurum Gerardi und Tordylium
maxinium.
Pyrola umhellata erhielt ich von meinem Freunde Dr. Hein zel,
der sie in Föhrenwäldern bei Sebenstein sammelte.
Thesium humile spiirlich auf Brachen bei Priessnitzthal nächst
Mödling.
Pulsatilla pratensis X vulgaris. Eichkogel bei Mödling. — Die
Pflanze stellt sich so recht in der Mitle zwischen den Eltern, insbesondere
was die Farbe der Kelchblätter betrifft. Diese sind zugleich weniger breit
und stumpf, wie bei F. pratensis und nicht zurückgerollt, wie es
bei dieser meist der Fall ist. — Blüthe massig übergebogen. Da die
grundständigen Blätter an dem einzigen gefundenen Exemplare noch
schwach entwickelt waren, so lässt es sich nicht gut unterscheiden,
welchen von den Ellern sie näher stehen. Beide Pulsatillen kommen
übrigens hier in solcher Menge mit einander wachsend vor, dass das
seltene Vorkommen dieser Hybride wohl nur durch die in etwas ver-
schiedene Blüthezeit derselben erklärlich ist, wodurch sich einerseits
nur verspätete und andererseits verfrühte Individuen kreuzen können.
— Falls selbe nicht schon irgendwo bekannt gemacht wurde, möge
sie Pulsatilla mixta heissen.
Wien, 23. Mai 1879.
Neorossia Kcke.
Von Fr. Körnicke.
In der ersten Nummer dieser Zeitschrift von 1879 stellt v. Thü-
men eine neue Uslilagineen-Gattung unter dem Namen Vossia auf.
Dieselbe ist wolil begründet, da aber der gewählte Name schon einer
üslindischen Gramineengatlung gegeben ist, so ändere ich ihn in
Neovossia um. Bis jetzt ist dieselbe nur durch die eine Art N. Mo-
liniae iVossia Moliniae Tliüm.) vei treten. Sie hat, wie der Autor
schon auseinandergesetzt hat, am meisten Verwandtschaft mit Tille-
tia, insofern sich die Sporen einzeln an der Spitze der Mycelienfäden
bilden. Aber die Art und Weise der Sporenbildung selbst ist ver-
218
schieden. Die Neovossia Moliniae geslatlet auch im reifen Brandkorn
noch die Entstellung der Sporen zu verfolgen, was bei den meisten
Ustilagineen nicht der Fall ist. Wir finden nämlich hier noch sämmt-
liche Entwicklungssladien. Bei Tilletia schwillt die Spitze des hohlen,
mit Protoplasma erfüllten Myceliumfadens meist kuglig an. Die An-
schwellung trennt sich durch eine Querwand und erscheint daher
bei der Reife frei und ringsum scharf abgeschlossen, indem die My-
celienfäden selbst wieder aufgelöst werden. Bei Neovossia sind da-
gegen die sporenbildenden Mycelienfäden gallertartig und lassen eine
Trennung in Zellwand und Zelllumen nicht erkennen. Sie schwellen
an der Spitze zu einer gallertartigen Kugel oder zu einem gallert-
artigen elliptischen Körper an, in welchem sich dann die Spore bildet.
Diese bei der Reife braunschwarz, zeigt noch lange Zeit die gallert-
artige Hülle, in welcher sie entstanden ist. Bei der völligen Reife
ist diese Hülle kaum noch sichtbar und erscheint nur als ein sehr
schmaler, heller Saum. Dabei wird der übrige Theil des Mycelien-
fadens nicht aufgelöst, sondern bildet einen ziemlich langen, wasser-
hellen, geschlängelten Schwanz, der sich von der Spore an abwärts
verschmälert. Die Sporen sind sehr dunkel braunschwarz, ähnlich wie
bei Ustilago caricis Fckl., und bei völliger Ausbildung fast undurch-
sichtig, so dass man die Structur des Episporiums nicht wohl er-
kennen kann. Diess ist jedoch bei minder dunkelgefärbten oder noch
nicht ganz reifen Sporen möglich. Demnach ist dasselbe mit netz-
förmigen, schwarzen Leisten durchzogen, welche sehr enge Maschen
bilden. Wahrscheinlich gehen diese Leisten, oder wenigstens die
dunkle Färbung derselben, nur in den Ecken der Maschen bis an
die Oberfläche. Wenn man daher die Linse des Mikroskops von oben
herab der Spore nähert, so erscheint das Episporium zuerst fein
punktirt. F. v. Thümen nennt es daher obsolete punctatum. Richtig
eingestellt erscheint bei starker Vergrösserung sehr deutlich das enge
Maschennetz. Die Form der Sporen ist gewöhnlich elliptisch, weicht
jedoch oft ab. Die Sporenbildung geiit ausschliesslich im Fruchtknoten
(nicht auf demselben) vor sich und die Sporenmasse ist umhüllt von
einer zarten Haut, die ursprünglich dem Fruchtknoten angehörte,
also ganz wie bei Tilletia Caries Tul., T. decipiens Kcke. etc. Das
Brandkorn ist ziemlich hart, länglich, kürzer als die Spelzen, welche
es einschliessen, und fällt endlich, noch von den Spelzen um-
geben, ab.
Bonn am Rh., am 22. Mai 1879.
Plantas in itinere africano
ab J. 91. Hildebrandt collectas determinare pergit Vi, ^'atke.
VII. Leguminosae. Juss. 1. Papilionaceae.
Post dissertationem nostram nuperrimam typis vix impressam,
nova cum herb. reff, berol. ab Hildebrandlio nostro communicabalur
219
(lilisslma collectio ex itinere versus Ukamba susceplo a eil. Ei c hl er
et Garcke meis manibus imposila, quare enuinerationi nostrae supra
datae additamentuin liic edo.
2799. Crotalaria cephalotes Steud.? Baker in Oliver Flora of
tropical Africa II. 23. Kilui in Ukamba secus ripam rivi N'deo maio
1877 fl.
Planta abyssinica mihi fructifera tantum, nostra florifera prae-
sto est.
2301. C. Inhurnifolia L., Benth. in Hook. Lond. Journ. bot.
II. 582. Fimboni prope Rabai suffrutex 1-5 m. altus jul. 1877 fl. fr.
In Africa nondum indicala, in India communis.
2800. C. vkambensis \a[ke, herbacea perennans? ramis adscen-
dentibus modice robustis, tectis pilis longis albidis e tuberculo ortis,
Slipulis setaceis persistenlibus, foliolis ternis oblongis, superioribus
linearibus, obtusis, mucronalis membranaceis, supra glabris, subtus iin-
primis secus nervös longe et adpresse pilosis, racemis lateralibus sub-
densifloris, bracteis setaceis persistenlibus, calyce albido-piloso basi
bibracteolato, dentibus triangularibus tubo duplo brevioribus, corolla
calyce duplo longiore, coroUae ceterum glabriusculae carina dort-o
puberula in rostrum modicum producta, legumine ... 2|-.
Kilui in Ukamba april. 1877 fl.
C. Stewartii Baker 1. c. 32 e descr. proxitna, ex characteribus
datis satis dislincta ; liabilus fere C. striatae DC, a qua vero primo
inluitu indumento differt. Rami 3 — 4 decim. longi; stipulae 5 millim.
longae; petioli ad 2 cm. longi; foliola 2-6 — 3'5 cm. longa, 3 mm.
— 22 cm. lata; racemi ad 34 flori, ad 15 dm. longi; pedicelli 1 —
2 mm. longi; calyx c. 5 mm. longus; dentes 1-5 mm. lati; corolla
ex sicco videlur flavida, longitudinaliter striata, alis basi purpurascen-
libus, carina purpurea; vexillum ad 3 mm. latuin.
2801. C. lanceolata E. Mey., Baker 1. c. 36. Kilui in Ukamba
in solo fertili maio 1877 fl.
2802. ejusdem var. ? vel n. sp.? ibidem eodem tempore speci-
men legit unicum plantae floriferum foliis latioribus brevioribus in-
dumento breviore tectis; etiam bracteae et calycis dentes breviores.
C. lanceolata jam monente cl. Baker 1. c. variat; mihi materia
haud sufflcit.
2548. C. saxatilis Vatke, humilis suff'ruticosa ramis flexuosis,
novellis adpresse subferrugineo-pilosis, adullis glabris, stipulis mi-
nutis deciduis, peliolis erecto-patentibus, foliolis 3 oblongis, supra
dense, subtus parce pilosis reliculato-venosis obtusis mucronatis, flo-
ribus 1 — 5 racemum oppositifolium flore unico fertili subuniflorum
eflbrmantibus, bracteis minutissimis, calycis glabriusculi dentibus ova-
tis tubo pluries longioribus, corolla calyce IVsP'o longiore venosa,
legumine sessili, juvenili ferrugineo-villoso, demum glabrescente. ^.
In monte N' di (Taita) in cacuminis locis apricis inter saxa
febr. 1877 fl. fr.
Tota planta ca. 23 dm. alta; petioli 0-5— 25 cm. longi; foliola
1 —2 cm. longa, 4—8 mm. lata; pedicelli ad 5 mm. longi; calyx
220
ca. 8 mm. longiis; corolla luloa? legumen adullum 4 cm. longum,
ca. 1 cm. lalum. C. lotifoliaeL., Baker 1. c. 42 proxiiiia, at abunde
dislincta.
2804. C. goodiaeformis Vatke, fruticosa exceptis parlibus no-
vellis glabriuscula, slipulis minutis deciduis, peliolis herbaceis hirtis,
foliolis 3 subsossilibus obovalibus emarginatis mucronatis, junioribus
lanceolalis acutis, utriiique sparse pilosis, floribus in racemis axillaribus
pedunculalis saepius abbreviatis, pedicellis erecto-patentibus, bracleis
linearibus, calycis dentibus deltoideis foliaceis tubo duplo longioribus,
corolla calyce duplo longiore %.
Kitui in UKamba maio 1877 fl.
Ex affinilate C. quartinianae A. Rieb., Baker 1. c. 42, a qua
e descr. satis differt, habilu feie Goodiam lotifoliam Salisb. aemulat.
Petioli ca. 2 cm. longi; foliolum centrale ad 1*5 cm. longum,
omnium latiludo c. 1 cm.; bracteae minutae; calyx c. 9 mm. longus;
vexillum c. 1 cm. latum striatulum; legumen ignotum.
2329. C. Hildebrandtii Vatke, suffruticosa dilFuse ramosa, ra-
mis puberulis, stipulis minulis deciduis, peliolis herbaceis puberulis,
foliolis 3 subsessilibus lafo-oblongis obtusis leviter emarginatis, supra
glabris, subtus puberulis paliidioribus, floribus in axillis superioribus
2 — 4 umbellato-fasciculatis, bracteis minutis, calycis dentibus deltoi-
deis elongatis, corolla calyce ^/splo longiore. %.
Tchamtei in Duruma in silvarum umbra, jan. 1877 fl.
Petioli 3 cm. longi; foliolum centrale ad 45 cm. longum; om-
nium latitudo 17 — 2 cm.; calyx 13 cm. longus; dentes basi ad
3 mm. lati; vexillum c. 1 cm. lalum; carina quam in alfinibus (prope
antecedentem in systemate bakeriano est collocanda quantum legu-
mine ignoto dijudicandum) longior scilicet ad 2 cm., roslrata, quo
cliaractere C. laburnifoliam L. in mentem revocat.
2392. Indigofera sp. affinis Indig. suaveolenti Jaub. et Spacli,
Baker 1. c. 80. N'dara in Taila in planitie febr. 1877 11. fr.
Maleria ad describenduin haud sufficit.
2342. /. Schimperi Jaub. et Spach, Baker 1. c. 93. Tchamtei
in Duruma jan. 1877. fl. fr.
Cum specimine zanzibarensi n. 942 prius citato fere convenit.
Speciei formarum ambitus mihi non satis liquet.
2597. eadem. In desertis inter N'di in Taita et fluvium Tsavo
1877 fl. fr. jam solutis specimen unicum legil.
2787. /. bankeana Vatke, fruticosa effuse ramosa canescenti-
subsericea, demum argentea, ramis flexuosis angulatis, slipulis e basi
dilatata linearibus, foliolis 3 — 8 oblongis oblusis, junioribus acutis,
Omnibus mucronatis, lateralibus allernis breviter petiolulatis, utrinque
dense canescenti-villosis demum argenteis, floribus in racemos axil-
lares per anthesin relaxandos dispositis, pedunculis brevibus erecto-
patentibus, calycis canescentis dentibus inaequalibus linearibus acu-
minatis tubo pluries longioribus, corolla calyce 4plo longiore exUis
ferrugineo-villosa, legumine deflexo lineari obtuso etiam adulto vil-
loso. "5.
221
Kilui in Ukamba jun. 1877 fl. fr. antiq.
Frutex in partibus herbaceis canescens aelate fit argenteus;
petioli ca. 3 cm. longi; foliola 2 5 — 4 cm. longa; racemi usque ad
135 dm. longi; calycis tubus brevissimus; dentes ad 2 mm. longi;
coroUa purpurea c. 11 cm. longa; leguminis unici jam soluli valvam
alferam vidi 1 cm. longam.
Antecedenli proxima, a qua foliolorum figura et floribus majo-
ribus in alabastro indumenlo ferrugineo nee argenteo tectis facile
disfinguenda. Species insignis nova dicata cl. Dr. Hermanne Bauke,
viro mihi a puerilibus annis amicissimo, studiorum socio, jam bota-
nices strenuo scrutalori.
2795. /. garckeana Vatke, humilis suffruticosa caule adscen-
dente flexuoso e peliolorum decurrentia subsuberoso-alato, superne
dense subferrugineo-liirsulo, slipulis subulalis rigidis dec^iduis, f'oliolis
7 ovalibus apice obtusis emarginaiisve mucronalis, utrinque, subtus
crebrius, pubero-hirlis, lateralibus oppositis distincte petiolulatis, flo-
ribus in racemos densos multifloros superne comosos per anthesin
parum relaxandos dispositis, pedunculis axillaribus ereclo-patenlibus
inflorescenliae subaequilongis, bracteis subtrapeziformibus deoiduis,
floribus breviter pedicellatis^ calycis albido-pubescenlis tubo obliquo,
denlibus brevibus subdeltoideis, coroUa calyce sub 7plo longiore ex-
tus ferrugineo-pubescente, alis vexillo et carina angustioribus. "5 .
Kilui in Ukamba jun. 1877 fl.
Tota planta e rhizomate lignoso orta altitudinem 24 dm. aequat;
pubes partium novellarum in caule et foliorum juniorum costa subtus
ferruginea; stipulae 2 mm. longae; petioli ca. 1 cm. longi, foliola
18— 22 cm. longa, 1*1 — 1-4 cm. lata; flores ca. 35—47, in racemo
c. 6 cm. longo; bracteae ca. 3 mm. longae; calyx ca. 3 mm. longus;
vexillum 6 mm. latum; legumen ignolum.
Species dislinctissima pulchra dicala cl. et amic. professori A.
Garcke, herbarii regii berolinensis cuslodi, qui primus Florae Afri-
cae tropicae Studium mihi suasit. — 1. Bindert Kotschy, ßaker 1. c.
91 proxima, racemis multifloris, bractearum forma, floribus majoribus,
calycis pube sat longa distincla.
2399. /. semitrijuga Forsk., Baker 1. c. 93 var. ? macrocarpa
Vatke leguminibus ad 15 cm. longis.
N'dara in Taita in planitie febr. 1877 fl. fr.
Adest in specimine legumen unicum 1 cm. longum, quanta fere
longitudo in exemplaribus Ehrenbergianis arabicis et nubicis obser-
vatur. Eliam /. tinctoria L. et /. argentea L., de qua ultima confer
dissertationem nostram priorem leguminum longitudine variant.
2796. /. secundißora Poir., Baker 1. c. 94 var..^
Kitui in Ukamba maio 1877 fl. fr.
Differt ab omnibus exemplaribus a me in herb. reg. berol. com-
paratis caule evidenter suff'ruticoso, id quod in nostra leviter occur-
rore jam commemorat cl. Baker 1. c, foliorum pagina inferiore
indumento subtomentoso tecta et racemis per anthesin abbrevialis;
videlur var. ex loci natalis indole (deserto?) orta.
Oesterr. botan Zeitschrift, 7 Heft. 187ü. 17
222
2788. Tephrosia Hildehrandtii Vatke, suffruticosa ramis graci-
libus adscendentibus angulatis, junioribus adpresse pilosis, stipulis
selaceis, petiolis pilosis, foliis simplicibus oblongis obtiisis emargi-
nafisve nuicronatis, basi atfenuatis siibcoriaceis, supra glabris, subtus
adpresse pilosis, venis \iridulis prominentihus, floribus in axillis su-
perioribiis solitariis geminatisve, bracteis setaceis, pedicellis erecto-
patenlibus calyceque ferrugineo-pubescenlibus. dentibus oninibus tubo
longioribus, supremo lineari, reliquis subdeltoideis, omnibus aciiini-
natis, corolla dorso pubescente, legumine lineari pubescente pluri-
ovuiato. "^.
Kifui in Ukamba maio 1877 fl. fr.
Siiffriitex altüudinem 0*5 in. aequat (ex H. in sched.). Stipiilae
9 mm. iongae; pefioli 4 mm. longi; folia 3-5 — 6"3 cm. longa, 125 —
1'5 cm. lata; bracteae 2 mm. Iongae; pedicelli ca. 2 mm. longi;
calyx ca. 7 mm. longus; corolla ex sicco nibella TS cm. longa;
vexillum ca. 6 mm. latum; Stylus demum 4 mm. longus, superne
compressus; legumen ca. 5 cm. longum 9 — 10 ovulalum, maturum
non Visum.
T. andongensi Welw., Baker 1. c. 116 proxima, a qua e de-
script. inflorescentia et bracteis setaceis certe diversa, T. Forbesii
Baker I. c. calycis dentibus setaceis diversissima.
2575. T. anthylloides Höchst., Baker 1. c. 118.
N' di mons (Taita) in locis apricis febr. 1877 fl. fr.
2393. T. incana Grab., Baker 1. c. 123.
N' dara in Taita sufFrutex in planitie febr. 1877 fl. fr. matur.
2797. Hoepfne.ria africana Vatke.
Hoepfneria Vatke, novum genus Galegearum? calycis lobi bre-
vissimi siibaequales; petala unguiculata; vexillum amplum patens
glabruin; alae oblongae carinae leviter adliaerentes; carina leviter
incurva oblusa; stamina monadelpha; antherae uniformes; ovarium
sessile junius villosum pluriovulalum; Stylus elongatus inflexus glaber
stigmate terminali barbellato; legumen . . .
Frutex foliis abrupte pinnalis; foliola 7 — 9juga; stipulae seta-
ceae; pedunculi vel raniuli floriferi terminales racemosi floribus 3 —
5 fasciculato-congestis basi foliali, fasciculis inferioribus ad axillam
folii dispositis; bracleae e stipulis basi coalitis, inferiores setaceae,
superiores minutae; bracfeolae persistentes; flores ex sicco purpurei;
habitus fere Tephrosiae, foliis paripinnatis, slaminibus omnibus mona-
delphis et bracteolarum praesentia legumine quamvis ignoto satis dif-
ferre videfur.
Genus dicatum Guilielmo Hoepfner Wernigerodensi, qui Afri-
cam tropicam occidentalem naturae Studiosus adiit, ubi die 7. fe-
bruarii 1878 in oppido Porto novo prope Lagos Guineae obiit, juvenis
olim mihi amicissimus praematura morfe nobis ereptus.
Hoepfneria africana Vatke. Kitui in Ukamba maio 1877 fl.
Frutex ramis strictis, junioribus adpresse villosulis; stipulae
5 mm. Iongae; petioli 4 — 8 mm. longi; foliola ovalia vel ovali-ob-
longa vel obovali-oblonga saepius leviter emarginata mucronata 6 mm.
223
— 2 cm. longa, 7 — 9 mm. lata, facile decidua, supra glabra, subtus
puberula; racemi multiflori 2 5 rlm. longi; pedicelli 2 mm. longi pu-
beruli per anthesin patentes; calyx 3 mm. longus pilosulus denlibus
truncatis; coroUa ca. l cm. longa; vexillum ca. 6 mm. latum; an-
therae muticae.
Huic forte congener est stirps herbarii somalensis n. 1391,
ob flores insecti ictu destructos et legumen unicum admodum juve-
nile prius silenlio praeterii; aeque folia pariplnnala cum Tephrosiae
habltu possidet.
2789. Millettia? leucanfha Vatke, suffrutlcosa ramis firmis tere-
tibus, ullimis tomento brevi albido-ferrugineo 1 actis, stipulis minulis,
petiolis basi hirla exrepla puberulis, foliolis 3 — 4jugis cum impari
late ovalibus apiculatis basi rotundatis coriaceis supra glabris niti-
dulis, subtus adpresse puberulis, venis sublus prominentibus, pelio-
lulis brevibus stipellatis, racemis longiuscule pedunculatis sublaxifloris,
floribus in fasciculos aggregatis, superioribus approximatis, pedicellis
ferrugineo-tomentosis calyci subaequilongis, calyce breviter campanu-
lato dense ferrugineo-villoso-tomentoso, dentibus brevissimis subdeüoi-
deis, corolla calyce sub 4plo longiore extus albido-t'errugineo-villo-
sissima legumine.. . .
Kitui in Ukamba maio 1877 fl.
31. rhodanthae Baill., Baker 1, c. 131 approximanda foliolorum
numero totoque habilu abhorret; similior M. ferrugineae (Höchst.)
Baker 1. c. 130, a qua slipellarum praesenlia in systemale bake-
riano removenda, si revera generis civis.
SufFrutex Cex H.). Petioli ca. 4 cm. longi; rhachis ca. 5 cm.
longa; foliola 47—7 cm. longa, 3"2— 4 cm. lata; racemi ad 9 cm.
longi; flores in fasciculo 1 — 3; calyx ca. 4 mm. longus; corolla
ca. 15 cm. longa alba (ex H.); vexillum suborbiculatum ca. 1 cm.
latum; stamina monadelpha.
2567. Sesbania punctata DC, Baker 1. c. 133? Ad ripas flu-
minis Voi (Taita) febr. 1877 fr. Ob florum defectum rite delerminari
nequit.
2790. Ormocarpum discolor Vatke, caule subtereti ad nodos
lumido glabro, cortice alba longitudinaliler sulcata laevi, stipulis tri-
angularibus acutis glabris, foliorum fasciculis e nodo ortis, peliolis
glabriusculis laevibus, foliolis 3 — 4jugis ovalibus subobliquis subses-
silibus breviter mucronatis supra parce nitidulis, subtus discoloribus
utrinque glaberrimis, pedunculis gracilibus elongatis solitariis minute
setulosis parceque pilosulis apicem versus bibracteolatis, bracteis mi-
nutis deltoideis, bracteolis linearibus, calycis glabriusculi lobis brevi-
bus, 2 superioribus alte connatis, Omnibus apice plus minus ciliato-
laceris, alis carinam obtusam paullo superantibus , vagina staminea
utrinque fissa, ovario 5 ovulato, legumine...
Kitui in Ukamba jun. 1877 fl.
Ab 0. Kirkii S. Moore in Trimen journ. of Botany oct. 1877
(1!. ed. sep.) pedunculis unifloris, ab 0. hibractealo (Höchst.) Baker
1. c. 143 differt ramis gracilioribus, pedunculis elongatis teneris, fo-
17 ''
224
liorum numero et figura. Arbor; stipulae 2 mm. longae; petiolus
4 mm. longus; foliola ad 9 mm. longa, ad 4 mm. lata; bracteolae
3 mm. longae; flores ex sicco rubri; alae ad lö cm. longae; ova-
rium hirsutulo-pubescens; Stylus praeter basin pubescentem glaber.
2853. Aeschynomene indica L. Baker 1. c. 147.
Kilui in Ukamba apr. 1877. fl. fr.
2791. Ae. mimosifolia Vatke, sufFruticosa diffuso-ramosa, ramis
gracilibus viscido-pubero-hirtis, stipulis ovatis aeuminatis persislenti-
bus, foliis subsessilibus patentibus demum reflexis, foliolis 9 — 12jugis
lineari-oblongis utrinque obtusis mucronatis margine rhachideque se-
toso-cillatis firmis, floribiis in racemos axillares paucifloros per an-
thesin relaxandos dispositis, pedunculis filifortnibiis elongatis visridis
adscendenlibiis, bracteolis ovatis calyci adpressis deciduis, pedicellis
calyci hirto ad basin fere fisso subaequilongis, labiis integris, coroUa
calyce dnplo longiore, legumine manifeste slipüato, articulis 1 — 2,
nunc superiore, nunc inferiore abortiente, legumine inter articulos
profunde constricto, faciebus compressis laevibus. %.
Kitui in Ukamba in locis sterilibus maio 1877 fl. fr.
Suffrutex 0 5 m. altus; foliorum rhachis ad 8 mm. longa; fo-
liola ca. 2 mm. longa, vix 05 mm. lala; racemi 3 — 5 flori 2*5 cm.
longi; calyx 5 mm. longus; legumen ca. 1*5 cm. longum.
Ae. ahyssinicae (A. Rieh.) Vatke ined. iAe. Rueppellii Baker
1. c. 149) proxima, differt primo intuitu habifu gracili, foliis fere ses-
silibus, foliolis minoribus; praelerea setis foliorum, calycis indumento,
legumine majore distinctissima. (schiuss folgt.)
Ausflug nach Rovigno.
Von Rüdiger Felix SoUa,
Wenn ich es unternehme, im Folgenden eine kleine Skizze der
Flora um Rovigno zu geben, so muss ich die Bemerkung voran-
senden, dass es nicht in meiner Absicht liegt, tiefer in das Thema
einzugehen, sondern nur ein übersichtliches Vegetationsbild zu liefern,
soweit es ein einzelner Ausflug ergab.
Es möge noch vorausbemerkt sein, dass der vergangene Winter
daselbst zwar nicht streng, dafür aber sehr regnerisch gewesen, und
der Regen noch während des Frühjahres eine Weile fortdauerte. Es
trug das sehr viel dazu bei, dass ich auf meinem Ausfluge manche
Pflanze, die ich in schönster Blüthenpracht anzutreffen hofl'te, ver-
misste.
Von äusserst ungünstigem Wetter begleitet, landete ich Nach-
mittags am 8. April in Rovigno, einem Städtchen von 11000 E. (?),
welches in seinem Aeusseren nicht sehr verschieden von den übrigen
istrianischen Städten ist.
Mit den besten Empfehlungen und Instructionen ausgerüstet,
suchte ich sofort Herrn Tromba — meinen freundlichen Begleiter
225
auf den folgenden Touren — auf, und mit ihm verabredete ich eine
zweckmässige und zugleich bestmögliche Ausnützung der kurzen Zeit,
die mir zu Gebote stand. Das Wetter ward uns günstig, indem es
sich bald darauf geklärt hatte, und der Rest des Nachmittags nicht
schöner gewünscht werden konnte.
Rovigno besitzt eine wunderbare Lage am Fusse sanft ge-
neigter bewaldeter Hügel, in einer halbkreisförmigen Einbuchtung
des Meeres, deren Endpunkte lebhaftes Grün ziert. Nicht ganz Y^ Kilo-
meter vor der Stadt entsteigt dem Schoosse der Wellen ein in die
Länge gestrecktes Hügelpaar, mit freundlichem Grün überzogen, doch
so, dass auf dem einen Hügel (nördlich) fast ausschliesslich wirres
Gesträuch wächst, während nur niedere Vegetation den anderen (süd-
lich) deckt; eine quer über die Insel gezogene Mauer bildet eine Art
Grenze. Es ist die Insel Sa. Catterina, gegenwärtig Privateigenthum
und nur von einem Wächter bewohnt, — eine Masse von Hippuriten-
kalk, auf deren Höhe einst ein Kloster gestanden, mit vielgestalteten
Umrissen, je nachdem die Fluthen eine mehr oder weniger tiefe Ein-
buchtung eingeschnitten und den Erdboden fortgeschwemmt haben;
an einzelnen Stellen thor- oder dachartige Wölbungen, mit Myrten
und Lentisken umsäumt, an deren Grunde sich schäumend die Wellen
brechen !
Der Rest des Nachmittags war einer Durchforschung des Lan-
des nordwärts gewidmet. Geraume Zeit das Meerufer entlang, dann
an kleinen Sümpfen vorbei, auf schlechten und durch den Regen
noch verschlechterten Pfaden führte uns der Weg bald in ein ein-
sames, trautes Thal, ringsum von niederen, grünen Hügeln einge-
schlossen, welche theilweise von den breiten Aesten der friedlichen
Olive, von weissen Kirsch- und Mandelbäumen beschattet sind. Zu
unserer Rechten breite Felder, worauf Vicia Faba, eine Culturpflanze
des Ortes, wie für Isirien überhaupt, zu erstaunliclier Höhe empor-
wächst. Mit diesen wechseln andere Felder ab, die vom Pfluge jüngst
aufgeworfen, in langen Furchen die steingemengte rothe Erde sehen
lassen, an deren Saume Fumaria sp., aufFallend üppige Euphorbia
helioscopia, Calendula arvensis, Muscari racemosum vorkommen,
nebst dem gewöhnlichen Unkraute Stellaria media, Cardamine hir-
suta, Sinapis arcensis, Veronica Buxbaumi, Capsella Bursa pastoris,
Lepidium campestre.
Weiter gehend finden wir auf niederen Mauern: Physcia (Par-
melia) parietina, Grammitis Ceterach, Asplenium Trichomanes und
in Moospolslern eingebettet Myosotis hispida, Saxifraga tridactylites,
Draba verna, neben an Arum italirum und A. maculatum, welche
die Höhe der Mauer erreichen und noch überragen, dahinter dichtes
Gesträuch von Quercus Hex, soeben sein Laub entfaltend. Den Fuss
dieser Stein wälle ziert Viola silvestris, Fragaria collina, Bellis
perennis, Globularia vulgaris, Erodium und Anagallis im lebhaften
Grün des jungen Grases eingebettet, welches mit Veronica Anagallis
die Gräben reichlich säumt, in deren schmutzig-gelbem Wasser: Rn-
226
nuncuhis aquafUls, Lemna sp., Carex glauca, Scirpus Holoschoenus,
Potamogeton sp., Poh/gonum amphibium sichtbar werden.
Unseren Weg fortsetzend, breiteten sich zu unserer Rechten
und Linken Felder aus, die in der Ferne an schmucken Hügeln an-
grenzten, vor uns aber ein dichtes Wäldchen der glänzenden Olea
europaea und in deren Schatten Asperula odorata (?) -Blätter, Sym-
phytum tuberosum, Lithospermum purpureo-caeruleum, Viola odo-
rata u. s. w.
Durch das Wäldchen gelangten wir zum Campo S. Feiice, dem
Ziele unserer Nachmittagspartie. Ein sumpfiger Ackerboden mit einiger
Baumvegetation, mit kleinen Wiesen, welche neben Trifolium incar-
nalum, Trif. pratense^ Vicia Faba (wild), Lathyrus tuberosus, Vicia
cordata, V. Cracca noch eine Schaar der Leguminosen deckt, seit-
lich gegen das Meer abgedacht, vorn durch den Canal di Lerne
vom übrigen Festlande getrennt. Auf dem Schotter nahe der Bran-
dung stehen Gesträuche von Pistacia Lentiscus und Osyris alba
(noch nicht blühend), in deren Schutz sich Anemone hortensis ge-
flüchtet hat; ferner die breiten Blätter von Acanthus mollis. — Auf
dem Ackerhoden des Campo sammelte ich: Ranunculus Chaero-
phyllus, Ajuga Chia, Valerianella echinata, Sisymbrium Thalianum,
Bunias Erucago^}, Viola tricolor ß. arvensis, JErodium cicutarium,
Muscari racemosum, Cynanchum Vincetoxicum - Blätter, Myosotis
intermedia, Veronica polita, Lithospermum arnense, Coronilla scor-
pioides. — Auf den Wiesen: Lepidium Draba, Chaerophyllum te-
mulum, Camelina sativa, Asperula-BVdUer, Cynanchum, Sonchus
oleraceus, Galivm sp., Muscari botryoides, M. racemosum.
Früh am folgenden Morgen brachte uns ein Kahn in weniger
als 10 Minuten nach der früher genannten Isola Sa. Catterina, ein
Land der Ueberraschungen für Jeden, der es zum ersten Male be-
tritt. — Ueber mächtige Kalkblöcke auf einem schmalen Brette springt
man ans Land, oder besser, in das wogende Meer des thautriefen-
den Grases, das einem bis an das Knie reicht und den Abhang, so
weit das Auge streift, deckt; aber Herrscherin über dasselbe ist die
Anemone stellata Lnk. [A. hortensis L.). Vereinzelt stehen stattliche
Oelbäume da, und zu ihren Füssen Tordylium apulum, Scandix Pecten
Veneris, Calendula arvensis.
Rechts ein dichtes Gesträuch der edlen Myrte, daneben in
voller Blüthenpracht Pistacia Lentiscus; beide rankend umschlungen
^on Smilax aspera, deren granatfarbene Beeren aus dem Grün her-
vorgliinzen. — In Fortsetzung des Gesträuches steht in dichter Reihe
Narcissus Tazzetfa bereits in Frucht; vor uns aber Asphodelus ra-
mosus, ein Kind des wärmeren Südens, unweit davon die purpurvio-
lette Blülhe des Verbascum phoeniceum, dazwischen Ranunculus
') In Freyn: „Flora von Süd-Istrien" als Bunias Erucago ß. macro-
ptera angegeben, während v. Marchesetti in seinem „Catalogo delle piante
deir is. Sa. Catterina" (Boll. d. Sog. adr. J. p. 226) sie als B. macroptera Rchb.
angibt.
227
parviflorus, R. Chius, Tliymian, Mentha, Theligonum Cynocramhe^
Linum catharticum, Cerastium glomeratum, Erodium malacoides, Ge-
ranium sp.
Niederes Gesträuch unterbricht plötzlich die Einförmigkeit der
Grasebene: ein Rubus ist es oder filziges üelichrysum angustifolium,
beide noch nicht blühend, während gleich daneben Ruta bracteosa,
Coronilla Emerus in vollster Blüthe prangen.
An den alten Klostermauern rankt immergrüner Epheu; auf
dieselben hat sich noch Veronica Cytubalaria gerettet, während in
dem Hofraume Rubus, Lamium, Erodium cicutarium und Carduus
-sp. wuchern. Hinter der Ruine erstreckt sich über den Rücken der
Insel der kleine Garten des Wächters, worin Vicia Faba, wie landes-
üblich, ferner: Solanum Lycopersicum, Borago officinalis nebst einigen
Obstbäumen und ringsherum die Weinrebe gezogen werden.
Der andere Tlieil der Insel, zu dem man nach Ueberspringen
der niederen Mauer gelangt, stellt sich in seinem Ganzen als ein
verworrenes Dickicht dar, durch welches, obzwar Manneshöhe nicht
übersteigend, man sich hindurch arbeiten muss, hie und da das Messer
zu Hilfe nehmend. Hnuplsächlich bilden dasselbe Pistacia Lentiscus
und ihre Gefährtin, die noch nicht blühende P. Terebinthus, Myrtus
communis, Osyris alba und Spartium junceum, beide erst in Kno-
spen; Quercus Hex, Juniperus Oxycedrus, nebst Ruscus aculeatus
und Asparagus acutifolius. An einer freieren Stelle von Sonnen-
strahlen förmlich übergössen, breitet in vollster Pracht seine weissen
Blüthen ein Lorbeerstrnuch aus. — Auch niedere Vegetation findet
in diesem Dickichte ein Fortkommen, so: Fumaria capreolata, Ophrys
atrata Lndl., 0. arachnites, Muscari racemosum.
Auf der Westseile der Insel hört das hohe Gesträuch auf, da-
gegen erscheinen hier: Cistus sahifolius, C. creticus, Helichrysium
angustifolium, dazwischen Marrubium candidissimum — alles noch
nicht in Blüthe, dann Äsphodelus ramosus und vereinzelt Narcissus
Tazzetta.
Ein Sprung über die Mauer und bald darauf sind wir wieder
an der Landungsstelle, um den Dampfer zu besteigen und vom
freundlichen Rovigno mit seiner bezaubernden Flora Abschied zu
nehmen.
Bevor ich schliesse, sei mir erlaubt, Herrn Johann Tromba
meinen innigsten Dank auszusprechen für die zuvorkommende Freund-
lichkeit, womit er dem Fremden begegnet ist.
Ein vollständiges Verzeichniss der Pflanzen, die zu den ver-
schiedensten Zeiten die Insel Sa. Catterina sclunücUen, gibt Dr. C.
V. Marchesetti am Schlüsse seiner anonym erschienenen Darstel-
lung im 1. Bande des „Bolletino della societä adrialica di scienze
natural! (Trieste 1875, p. 223 ff".).
Wien, am 3. Mai 1879.
228
Auszug
aas E. Schombargk's Bericht über die Fortschritte and Leistaogen
des botanischen Gartens in Adelaide (Süd-Anstralien) ivährend des
Jahres 1878.
Von Franz Antoine.
Schomburgk's Bericht beginnt mit einer Zusammenstellung der
Witterungsverhältnisse und zeigt den Einfluss, welchen diese auf die
Pflanzenwelt im Garten und im Allgemeinen ausgeübt haben. In den
Herbstmonaten März, April und Mai, so wie während der ersten zwei
Wintermonate Juni und Juli , ergab sich eine bedeutende Menge
Niederschlages, welcher an 16 Zoll betragen mochte. Der schnelle
Uebergang vom Winter und der ungewöhnlich trockene Frühling und
Sommer mit theilweise starkem Froste, wirkten nachtheilig auf die
Entwicklung der Vegetation, besonders aber der annuellen Pflanzen.
Die höchste Temperatur in der Sonne betrug 166 ** F. und im Schatten
113" in diesem Jahre. Die Blätter der Eschen, Birken, Pappeln,
Weiden u. s. w. ja selbst wenn sie am Wasser wuchsen, waren in
der Weise versengt, als hätten sie durch Feuer gelitten. Mit einem
Worte das abgelaufene Jahr gestaltete sich als eines der ungünstigsten
seit einer Beihe von Jahren, Auch die Früchte erreichten nicht ihre
gewöhnliche Vollkommenheit und ihren guten Geschmack.
Im Versuchsgarten des botanischen Gartens wurden eingehende
Studien an Gras- und Futter-Kräutern unternommen. Es wird besonders
Panicum spectabile Nees. (Philipp's grass) in erster Linie genannt,
welches selbst in der heissesten Z-it kräftig fortwuchs, ohne dass
daran ein dürrer Halm ersichtlich wurde. Aber nicht nur als aus-
gezeichnetes Fultergras ist es hervorzuheben, sondern es bietet
noch den Vortheil, dass es einen förmlichen Schutzdamm gegen um
sich greifendes Feuer abgibt.
Ist ein Weizenfeld mit einem Gürtel von 12 — 16 Fuss Breite
damit umgeben, so ist es auch hierdurch gegen das Eindringen des
ankommenden Feuers geschützt.
Dactylis glomerata L. wird ebenfalls als werthvoU anerkannt,
da es sich nach dem Schnitte schnell wieder anwächst und ausserdem
vorzügliche nährende Eigenschaften besitzt.
Cynosurus cristatus L. wird als Schaffutter werthvoll gefunden
und Festuca duriuscula L. hat den Vorzug, dass es mit jeder Bo-
denart sich begnügt und besonders die Sommerhitze gut übersieht.
In Folge weiterer Versuche werden noch Bromus inermis L.
und B. longifolius, Paspalum dilatatum Poir., Saccharum cylindricum
Lam., Pennisetum ßmbriatum und P. longifolium u. A. als Grassorten
gerühmt, welche eine weitere Verbreitung verdienen.
Die Versuche mit Reana luxurians Vilm. fielen sehr befriedigend
aus und berechtigen zur Hoff'nung, dass sich die Pflanze daselbst
einbürgern wird, vorausgesetzt dass sie Samen hervorbringt und
hierdurch die Vermehrung erleichtert. Bezüglich der Ergiebigkeit
229
dieser Futterpflanze, bietet sie das Ausserordentlichste. In habitueller
Beziehung- hat sie viele Aehnlichkeit mit Mais oder Sorghum, sie
trägt die männlichen Blüthen an den Enden der Triebe, während die
weiblichen unten am Halme sitzen. Mr. Rossignan', Director des
botanischen Gartens zu Guatemala (wo sie mit den Trivialnamen
„Teasinte" coursirt) lenkte zuerst die Aufmerksamkeit auf diese
Pflanze. Mr. Darien de Maisanneuve schrieb im Jahre 1872, dass
sie eine vorzügliche Futterpflanze sei, aber sich in Frankreich nicht
mit Erfolg- cultiviren lässt. Im botanischen Garten zu Bordeaux
erwuchsen aus jeder Pflanze an 100 Triebe, die bis 3 Meter hoch
wurden. Die Halme sind zart und enthalten viel Saccharin und es
dürfte angenommen werden, dass eine Pflanze für zwei Kühe auf
die Dauer von 24 Stunden hinreichend Nahrung bietet. In Guatemala
selbst gedeiht sie in der temperirten Zone besser als in der warmen.
Die Versuche mit Symphitum asperrimum fielen weniger günstig
aus. Die Pflanze übersteht die Winter hinreichend gut, aber die
trockenen Sommer schaden ihr.
Von den Medicinalpflanzen erwähnt Schomburgk, dass von
Seite der Homöopathen grosse Nachfrage um Phytolacca decandra L.
geschieht, welche von denselben bei Diphtheritis mit besonderem
Erfolg angewendet wird, und es ist mit Sicherlieit anzunehmen, dass
einer grossen Anzahl von Kindern, welche von dieser Krankheit
befallen wurden, durch dieses Mittel das Leben erhalten wurde.
Weiter eifert Schomburgk wieder für die Cultur von Pflanzen
an, welche zur Parfüm - Erzeugung dienen. Er weist hierbei auf
die Menge des Verbrauches in Europa und Britisch-Indien hin, welche
an 150.000 Gallonen Taschentuchparfum betragen soll, weiter sagt er,
dass in Cannes in Frankreich 100.000 Pfund Blüthen von Acacia
Farnesiana geerntet werden um den Bedarf zu decken. Es wäre
demnach vor! heilhaft, Pflanzen zur Parfumerzeugung in Australien in
grossem Umfange zu ziehen, da erwiesen ist, dass dergleichen Pflanzen
an geeigneter Stelle vorzüglich gedeihen.
Zur Oelgewinnung ist jene Sorte des Oelbaumes eingeführt
worden, welche zur Gewinnung des vortrefflichen Lucca-Oeles ver-
wendet wird und demnach, nach hinreichender Verbreitung, einen
grossen Vortheil voraussehen lässt.
Weiter wird des Catalpa-Holzes erwähnt, über dessen Dauer-
haftigkeit der „Scientific American" (27. April 1878) eine längere
Abhandlung enthält. Es ist hierbei wohl kein Artenname angegeben,
aber es dürfte mit Gewissheit angenommen werden, dass es Catalpa
syr'mgaefolia Sims, ist, welche das Holz liefert, wovon Pfähle nach
dem Verlaufe von 46 Jahren noch vollkommen gesund aus der Erde
kamen. Bei andern Pfählen , welche 75 Jahre im Boden standen,
war beiläufig ein Vierltheil ihres Durchmessers an der Aussenseite
modrig geworden.
Die Anwendung von Acacienrinde als Gerbemiltel war früher
wenig bekannt und beachtet, nun aber steigert sich der Verbrauch
der Rinde im eigenen Lande und dann zur Ausfuhr in fremde Län-
230
der in einer so enormen Weise , dass sogar eine gänzliche Ver-
nichtung der Baumart, von der sie genommen wird, zu befürchten
steht, daher auch in letzterer Zeit ein Gesetz in Beziehung auf den
Rindengewinn vom Gouvernement erscheinen mussle.
Die Menge der Rinde welche Victoria für sich allein in Ver-
wendung bringt, beträgt 12.000 bis 15.000 Tonnen im Jahre, bedeutend
höher mag sich die Ausfuhr nach England beziffern, da sie dort zu
sehr hohen Preisen notirt ist.
In Südaustralien wird Acacia pycnantha Beuth. (broad-leaved
W^attle) allein für diesen Zweck benützt. In Victoria hingegen sind
es Acacia decurrens Willd. und A. dealbata Link , welche die
Gerberinde liefern. Acacia pycnantha hat den grüssten Tanningehalt
und ist daher die vorzüglichste Sorte, weniger hingegen enthält
A. dealbata. A. decurrens wächst am schnellsten und erreicht in
einem Zeiträume von 10 bis 12 Jahren die Höhe von 30 bis 40 Fuss,
sie kann im 8. Jahre schon entrindet werden , wo sie 40 — 60 Pfund
trockene Rinde liefert.
Es wird nun eine systematische Anzucht von Acacien auf das
dringlichste angerathen, da überdies die Acacia mit ganz schleclifer
Bodenart sich begnügt und in den Anpflanzungen der Zwischenraum
noch zum Grasbau ausgenützt werden kann, wobei, wenn selbst die
Anpflanzung noch ganz jung ist, die Setzlinge stets von den weidenden
Ziegen unberührt bleiben.
Dr. Schomburgk führt sodann die hervorragendsten der vielen
Pflanzen vor, welche dieser Anstalt in dem abgelaufenen Jahre in
einer überreichen Anzahl zugeflossen sind. Er erwähnt dann der
Eucalyptus macrocarpa Hook, aus West-Australien, dass sie zum
ersten Male zur Blülhe gelangt und sich Blumen, die bis 6 Zoll im
Durchmesser hatten, entfalteten. Die V/^ Zoll langen Staubfäden sind
dunkelrosa gefärbt, an deren Enden die tiefgelben Antheren haften.
Der nur 8 — 12 Fuss hoch wachsende Strauch ist der Form nach nicht
als schön zu bezeichnen.
Von den Neubauten, mit welchen der Garten bereichert wurde,
werden ein Glashaus und ein Musealgebäude angeführt , welches
letztere eine Länge von 100 Fuss und eine Breite von SGVa Fuss
erhielt. Der Kostenaufwand von £ 1000 lässt wohl auf keine Pracht-
bauten schliessen und die geringen Dimensionen dürften wohl in
Kürze den Anforderungen nicht mehr entsprechen.
Nach einer Aufzählung der in der zoologischen Abtheilung des
Gartens vorhandenen Thiere und Bemerkungen über die vorgekommenen
Verluste an Thieren, erscheint am Schlüsse eine Abbildung mit be-
deutend vergrüsserten Details über Phylloxera tastatrix, von der zu
befürchten steht, dass sie auch in Australien ihre schädliche Verbreitung
finden dürfte. Die Abbildung und Beschreibung ist aus Dr. G. David's
deutscher Abhandlung entnommen. Zur Verhütung der Einschleppung
wird angerathen, dass die Einführung von Weinpflanzen und anderer
lebender Bäume durch das Gouvernement aufgehoben werde. Schom-
burjjk entwirft sodann ein Bild über das Aussehen erkrankter
231
Pflanzen und bespricht die Mittel, welche in Oesterreich (Klosler-
neuburg), Frankreich und anderen Ländern angewendet wurden, um
die Phylloxera zu vernichten.
Arabis muraiis Bert, und A. sudetica Tausch
nebst Bemerkungen über Jessen'» „Deutsche Eicnrsionsflora.^'
Von R. V. Uechtritz.
In Jessen's neuem Florenwerke wird mirabile dictu Arabis
muraiis Bert., eine rein südeuropäische Pflanze mit der sudeto-
carpathischen A. sudetica Tausch vollkommen identificirt und als
Var. e. muraiis zu A. hirsuta Scop. gebracht. Aus anderen Büchern
einfach entlehnt, wie so vieles Andere ^) dürfte der Verfasser dies
wohl nicht haben, denn meines Wissens hat so etwas vorher noch
Niemand behauptet; vermulhlich verdankt jene Angabe ihren Ursprung
einer Vergloichung mangelhafter oder, was noch wahrscheinlicher,
falsch bestimmter Exemplare, indem diese Pflanzen, von der gene-
tischen Aifinität abgesehen, nicht gerade allzuviel Gemeinsames haben,
Jessen's Beschreibung ist eine Mixtur der Merkmale beider: „Spärlich
behaart" passt nicht auf die stark rauhhaarige A. muraiis^ sondern
besser auf die, mit Ausnahme der am Rande gewimperten Blätter,
Kahle Sudetenpflanze. „Blattbasis geohrt oder abgerundet" heisst es
weiter; letzteres gilt wohl von A. muraiis, ersteres dagegen nur
von A. sudetica. „Viele bogig-aufrechte Seilenstengel" hat bei dieser
ausser dem Verfasser wahrscheinlich noch kein Beobachter wahr-
genommen; ich wenigstens habe Hunderte von Exemplaren gesehen,
aber sowohl bei der wilden , als bei der cultivirten Pflanze nur
einfache Stengel bemerkt.
Die „Deusche Excursionsflora" ist überhaupt als eine der un-
erfreulichsten Erscheinungen im Gebiete der Floristik zu bezeichnen.
Voller Irrthümer in den Einzelheiten , verträgt es keine detaillirtere
Beurtheilung. Vor einem solchen Machwerke muss aber um so mehr
gewarnt werden, als dasselbe neuerdings überall annoncirt wird und
die Reclame von Seiten des Verlegers sich bis zu der Behauptung
versteigt, dass durch diese angeblich epochemachende literarische
Erscheinung die Localfloren mehr oder weniger entbehrlich würden.
Wie es mit der gerühmten sorgfältigen Zusammenstellung der Stand-
orte in den einzelnen Provinzen eigentlich steht, davon gibt meist
schon ein Blick auf die erste beste Seite des Werkes hinreichend
') Die Thatsache z. B., dass Rosa sepium Th. an zwei verschiedenen
Stellen zugleich untergebracht wird, einmal bei R. rubiginosa, dann nochmals
bei R. canina spricht entschieden für einfaches Abschreiben, indem diese F'orm
bekanntlich von den Autoren bald zu jener, bald zu dieser als Varietät gezogen
wurde.
232
Aufschluss. Das Vorkommen von Trigonella tnonspeliaca in Böhmen,
das von Cyclamen in Böhmen und Mähren, von Scirpus Michelianus
in Schlesien und der Provinz Sachsen, das von Carex Buekii in
Böhmen und Schlesien und von C. pilosa in Mähren, Böhmen, Thüringen,
Oberschlesien und Ostpreussen, ferner das Auftreten von Cardamine
trifolia und C. resedifolia in den Sudeten, dies und tausend Anderes
ist dem Verfasser fremd geblieben, obwohl alle diese Dinge seit
langer Zeit bekannt sind und jeder, der sich einige Zeit mit Botanik
beschäftigt hat, so etvv^as wenigstens aus der unendlich sorgfältiger
gearbeiteten Garcke'schen Flora weiss.
Dagegen figurirt u. A. unter den mährischen Pflanzen noch
immer der fabelhafte Dipsacus ferox. — An das Vorkommen von
Hybriden scheint der Verf. nur bei wenigen Gattungen, speciell bei
Verbascum, Cirsium, Hieracium zu glauben; die in den übrigen von
den Beobachtern angegebenen oft ganz unzweifelhaften Bastarte
werden meist zu einer der präsumtiven Stammarten als Varietäten
gebracht (vergl. u. A. die schwer malträtirten *) Pulsatillen, wo J.
nicht gewusst zu haben scheint, dass z. B. über die hybride Natur
des P. Hackelii Pohl, bereits eine ganze Literatur existirt), mitunter
auch derselbe Bastart bei beiden, z. B. Salix ambigua einmal bei
S. repens, dann nochmals bei S. aurita. Ueberhaupt dürfte die Be-
handlung der Salices Weidenkennern oft Kopfzerbrechen verursachen;
als Var. h. bei S. purpurea figurirt z. B. eine S. incanaXnigricans.
Bei den Hybriden sind die Schiede'schen combinirten Bezeichnungen
durchwegs eingeführt, die einfachen Namen finden sich nur ganz
ausnahmsweise als Synonyma, wie denn der Autor im Texte über-
haupt selten solche aufführt. „Die Synonyme findet man meist im
Register. Die Autornamen haben bei unseren Pflanzen wenig Werth
(sie!), sie sollen nach Linne anzeigen, wo die Art oder Gattung zu-
erst genügend beschrieben ist, die Ausnützung als Ruhmeshalle der
Botaniker ist ein böser Missbrauch" heisst es in dieser Hinsicht in
der Vorrede.
Was die Begrenzung der Species anbetrifft, so lässt sich be-
kanntlich im Allgemeinen schlecht darüber streiten; der Verf. neigt
entschieden der stark zusammenziehenden Richtung zu und namentlich
gilt ihm Neil reich als Vorbild, den er, ohne indessen über dessen
Kenntnisse und natürlichen Takt verfügen zu können, noch vielfach
zu überflügeln sucht; von Consequenz ist dabei freilich nicht viel zu
verspüren. Zusammengezogen werden unter Andern die drei Ononis-
Arten, Myriophyllum spicaium und verticiUatum , Rumex cnnglome-
ratus und R. sanguineus, R. Patientia und R. domesticus Htn, (ein
Kunststück ä la Arabis!), Polygonum Persicaria , P. mite und P.
minus, Androsace Chamaeiasme Host, und A. obtusifolia „L." Scir-
') Jessen's Anemone •pratensis „Neilr." ist aus: a. campestris [A. pra-
tensis L.) und b. moniawa Hoppe {..patens X pratensis auct.") zusammenge-
setzt; letztere soll in Oesterreich häufiger als a. sein. Dass die typische A. mon-
tana dort gar nicht vorkommt, hätte J. bei sorgfältigerer Benützung von Neil-
reich's Flora selbst ersehen können.
233
pus radicans und S. silcaticus, Carex gracilis Curt., C. Goodenou-
ghii Goy, C. rigida Good., C hyperborea Drej., C. caespitosa „aut.."
C. trinercis Degl. , C. ßacca Schreb. (! !) alle zu einer Species , C.
acuta L. , C. polyrrhiza Wallr. und C. praecox Jq. beide zu C.
tomentosa L.; C. obtusala „Jessen" besteht aus C. nitida Host.,
C. supina Wlibg, und C. obtusata Lilj., zu dem heisst es bei C.
Heieonastes Ehrh. „Ist vielleicht nicht von 4272 (i. e. C. obtusata)
als Art zu trennen." Ebenso umfasst C. microstachya Ehrh. (warum
nicht auch hier „Jessen"?) erst die typische Ehrhart'sche Pflanze,
dann C. Gaudiniana Guthn., C. helcola Blytt und endlich gar die
alpine C. mucronatn A\\. — Dagegen bleiben bei Jessen am Leben:
Taraxacum officinale, T. erythrospermum Andrz. und T. paludosum
Crepin (andere Formen aus dieser Verwandtschaft scheinen fiir ihn
nicht gewachsen), Hieracium Peleterianum Mer. neben H. Pilosella;
Cardamine sylvatica und C. hirsuta, Anagallis caerulea und A. phoe-
nicea, Polygala depressa Wender neben P. nulgaris, während P. cal-
carea, deren Standorte aus Versehen zu P. comosa gewandert sind,
gleich dieser zu P. vulgai'is gezogen wird, dann Scirpus Tabernae-
montani und S. lacustris etc.
Wie die sogenannten kritischen Genera tracfirt werden, lässt
sich nach dem Gesagten ungefähr errathen. Unter Hieracium alpinum
finden wir beispielshalber 5 Formen: a) grauköpfiges, 6) seh warz-
köpfiges, c) bohemicum Fr., d) sudeticum Sternb. und e) nigrescens
W. — Bei H. murorum heisst es: d) silesiacum Krause ähnelt H.
alpinum (!!), ist in vielen Exemplaren an vier Orten des Riesen-
gebirges (sie!) [Gr. Kessel, hohe Haide] gefanden. — Wahrhaft er-
götzlich ist auch die Behandlung der Orobanchen; mit Ausnahme
der wieder unter zwei Arten gewanderten Phelipäen finden sich
nur drei Arten, Orob. caerulescens Steph., 0. pallidiflora W. et Gr.
und die grösste Collectivspecies 0. trachystigma Jessen, die alle übri-
gen umfasst, doch heisst es in einer Anmerkung, dass vielleicht alle
nur eine Art bilden möchten, was wohl allerdings das Consequen-
tere wäre.
Das Ganze ist nach einem neuen Systeme angeordnet, in wel-
chem wie in dem von Fries die Gamopetalen an die Spitze gestellt
werden. Dass die gewöhnlichen Culturpflanzen berücksichtigt sind,
ist nur zu billigen, aber weniger passend erscheint die Ausdehnung
auf alle bei uns im Freien aushaltenden Strauch- und baumartigen
Gewächse. Dadurch und durch die ganz unnöthige Angabe der pol-
nischen und französischen Pflanzennamen ist der Umfang des Werkes
über Gebühr angewachsen. Auch die Etymologie der lateinischen Na-
men ist wohl für den eigentlichen Zweck des Buches allzu ausführlich
berücksichtigt; obwohl der Verf. auf diesem Gebiete offenbar ein-
gehendere Studien vorgenommen hat, als auf dem descriptiven, Hesse
sich auch hier wohl Einiges anfechten. So ist die Schreibart Nonea
statt des bisher üblichen Nonnea entschieden unrichtig; Jessen leitet
den Namen nicht, wie bisher üblich, von dem alten Erfurter Floristen,
sondern aus dem Griechischen ab. Die Zugabe der die geographische
234
Verbreitung der Arten im Gebiete anschaulich machen sollenden Tii-
felchen, auf welche besonderes Gewicht gelegt wird, wäre an und
für sich nicht zu tadeln; doch sind dieselben nicht immer mit den
im Texte gegebenen Standortsangaben harmonirend (vergl. z. B. PotO"
mogeton mucronatus\ und während sie bei den nur an einem ein-
zigen Orte beobachteten Species oder gar Hybriden zum wenigsten
überflüssig waren, fehlen sie bei manchen Pflanzen, wo sie von ent-
schiedenem Interesse gewesen wären, z. B. bei Scabiosa ochroleuca,
Sonchus palustris, Yalerianella carinafa, Saltia glutinosa etc. gänz-
lich. — Sehr verdienstlich wären graphische Angaben über die Vege-
talionsgrenzen in den Nachbargebieten gewesen, in der Art, wie sie
hervorragende Provinzialfloristen, wie Patze, Meyer und Elkan,
Ascherson, Doli etc. geliefert haben. Die Standortsnamen sind nicht
selten bis zur Unkenntlichkeit verballhornt; so heisst es z. B. bei
Anemone alpina b. sulphurea, zu der nach Jessen auch die Pflanze
vom Brocken gehören soll (!): Am Rhein bei Schotzlar; nur ein schle-
sischer oder böhmischer Botaniker wird errathen können, dass damit
der Rehhornberg bei Schatzlar im Riesengebirge gemeint ist. Uebri-
gens sind, was an dieser Stelle nochmals hervorgehoben werden soll,
die Fundorte trotz der zahlreichen Daten, die der Verfasser liefert,
keineswegs erschöpfend zusammengestellt, was einerseits der Flüch-
tigkeit, dann aber namentlich dem Umstände zuzuschreiben ist, dass
botan. Zeitschriften eingesfandenermassen nicht benützt wurden.
Zum Schluss sei noch erwähnt, dass der auf anderen Ge-
bieten der Botanik rühmlichst bekannte Autor sein Werk als aus
Vortrügen und Bestimmungsübungen, welche er während 25 Jahre
in seiner Eigenschaft als Docent vorgenommen, hervorgegangen be-
zeichnet. Wer sich aber an die sich heute freilich von Tag zu Tag
schwieriger gestaltende Aufgabe heranwagt, eine deutsche Flora zu
schreiben, muss sich ganz anderen und eingehenderen vorarbeitenden
Studien unterziehen, als sie akademische Vorträge zu jenem Zwecke
erfordern, obwohl eigentlich auch für diese das Beste niemals gut
genug sein sollte.
Breslau, am 30. Mai 1879.
Literaturberichte.
Kemer Anton. Die Schutzmittel der Blttthen gegen nnbernfene Gäste.
Zweite unveränderte Auflage. Innsbruck 1879, Wagner'sche Universitäts-
Buchhandlung, 68 S., 4" m. 3 Tafeln.
Ursprünglich in der Festschrift der Zoologisch-Botanischen Ge-
sellschaft erschienen, fand die vorliegende Arbeit einen so rapiden
Absatz, dass, trotz der gleichzeitig in Verkehr gesetzten Separat-
Abdrücke, eine neue Auflage nothwendig wurde. Der Verf. hat sich,
235
in Anlietracht dessen, dass die diessbeziiglichen wenigen Vorarbeiten
nur mit der grössten Vorsicht zu gebrauchen wären auf seine eigenen
Beobachtungen gestützt, er führt uns in den Bereich der Blüthen,
zeigt uns, wie diese sich selbst gegen eine Reihe von schädlichen
Einflüssen vertheidigen, und wie sie in diesem Streben von den
Laubblättern, Klebestoffen, Stacheln und haarförmigen Bildungen kräf-
tigst unterstützt werden. Wir sehen, wie den selbst unscheinbarsten
Ausbildungen der einzelnen Blüthentheile eine bestimmte Function
zukommt, und sie gerade desswegen gegen etwaige Beschädigungen
und Störungen geschützt sein müssen. Die Arbeit wird nicht nur den
Botaniker interessiren, sondern auch dem Gärtner eine Reihe von
Winken geben, die sich früher oder später praktisch verwerthen
lassen. Die Ausstattung ist eine würdige und der Preis, 4 fl. ö. W.,
ein massiger. K.
F. V. Thümen: Diagrnosen zn Thümen's Mycotheca universalis. Cent. X —
XII. Separatabzug aus „Flora« 1879. 8" 18 S.
Dieser Aufsatz enthält die Diagnosen von ungefähr 80 neuen
Arten oder Varietäten, welche in den oberwähnten Centurien von
Thümen's Mycotheca universalis ausgegeben wurden. Er liefert einen
neuen Beweis, wie wichtig die obgenannte Normalsammlung für das
Studium der exotischen Filzformen ist. Unter den Novitäten befindet
sich auch eine neue Gattung: Thuemenia Rehm. Dieselbe gehört zu
den Pyrenomyceten, steht dem Genus Otthia Fuck. am nächsten und
umfasst bis jetzt nur eine Species, Th. Wisteriae Rehm,, welche in
Nordamerika auf Wisteria chinensis vorkommt. R.
Bulletin mensuel de la societe Linneenne de Paris. Nr. 23, 24. Paris 1878.
8». 16 S.
Die vorliegenden beiden Nummern enthalten folgende Mitthei-
lungen: H. Baillon: Developpement de la couronne des Narcisses
(S. 177). — Sur un nouveau genre ^Payera^ (S. 178). — Sur les
caracteres generaux des Araliacees (S. 179). — Sur la pröfloration
de la coroUe dans les Rubiacees (S. 181). — De l'iiifluence de Tage
des graines du Melon sur la production des sexes (S. 182). — Sur
l'organisation de l'Olostyla (S. 183). — Sur le genre Bonnania (S. 185).
— Sur l'organisation et l'affinite du Jackia (185). — Sur les limites
du genre Paederia (S. 190). — Sur l'organisation du Cremocarpon
(S. 191). — G. Dutailly: Sur les formations variables qui peuvent
se produire dans la moelle des Plantains. R.
Unter dem Titel: „Crönica cientifica revista internacial des
ciencias publicada por D. Rafael Roig y Torres" erscheint seit dem
Beginne des vorigen Jahres in Barcelona eine naturwissenschaftliche
Revue, von welcher monatlich je zwei Nummern ausgegeben werden.
Die vorliegenden je 24 Seiten starken Hefte Nr. 31 und 32 enthalten
keine grossen Mittheilungen botanischen Inhaltes, sondern bringen
auf S. 129 nur kurze Notizen über den Tod von A. Braun und
.luratzka, ferner über den Stand von Sequoia in Californien. R.
236
Das Protoplasma der Erbse. Von Dr. E. Tangl. 1. Abhandlung aus dem
Sitzungsber. der k. Akad. d. Wiss. Jahrg. 1877 (Mit 1 Tafel, 8°, 71 Seiten).
— 2. Abhandl. ebendaselbst 1878 (mit 4 Tafeln, 8", 124 Seiten).
Im ersten Theile dieser Arbeit bespricht der Autor in detail-
lirter Weise den inneren Bau des Protoplasmas der Erbse sowohl
nach seiner Quellung- als auch sein Verhältniss gegen Wasser und
andere Reagenlien, indem er in dem concentrirten Glycerin ein ge-
eignetes Mittel auffand, das Protoplasma sowohl in seinem ursprüng-
lichen Zustande, wie dessen Desorganisation bei allmaligem Zutritte
von Wasser unter Mikroskop zu beobachten. Auf diese Weise findet
der Verfasser in dem Protoplasma der Erbse einen differenzirten
Körper, welcher sich gegen die Zelihaut und die eingeschlossenen
Stärkekörner durch hyaline Schichten abgrenzt. Das zwischen diesen
Grenzschichten eingeschlossene Kornerplasma besteht aus polyedri-
schen, hyalinen Aleuronkörnern und einer zwischen diesen lamellen-
artig ausgebreiteten, stofflich verschiedenen Grundsubstanz. Weiters
wird die Desorganisation der Aleuronkörner ausführlich behandelt.
In der zweiten Abhandlung schildert der Verfasser die Resorption
des Körnerplasma während der Keimung, das mechanische Princip im
Aufbaue desselben, sowie die eigenthümlichen Formveränderungen des
während der Keimung entstehenden Zellkornes nebst anderen höchst
interessanten Thatsachen und schliesst mit einer Hypothese über die
Ursachen der unter bestimmten Umständen erfolgenden Desorganisa-
tion des Körnerplasmas. B.
Particolaritä della Flora d' Isola (Eigenthümlichkeiten der Flora von
Isola). Von Dr. Carl v. Marchesetti. Separatabdruck aus dem ßullet-
tino delle scienze naturali der Societä adriatica in Triest. Nr. 4. Jahrg. IV.
Es ist ein kleines, aber nichtsdestoweniger in naturhistorischer
Beziehung hoch interessantes Stückchen Land, dieses Vorgebirge oder
richtiger die Halbinsel Isola, an der Adria zwischen Capodistria und
Pirano gelegen. Wie der Verf. ganz treffend bemerkt, repräsentirt diese
in den Sandstein eingebettete Oase von Nummulithenkalk einen Karst
en minialure, mit dessen Felsformationen und Schluchten und selbst
mit der dem Karst eigenthümlichen rothen Erde. Nachdem Dr. Mar-
chesetti die Divergenz der herrschenden Ansichten über den Einfluss
der Bodenbeschaffenheit auf die geographische Verbreitung der Pflan-
zen berührt und hiebei einerseits auf A. De Candolle (Geogr. bot.
I. p. 442), andererseits auf Dr. Stur's in den Sitzungsberichten der
k. k. Akad. d. Wiss. Bd. XX p. 70 und Bd. XXV p. 349 veröffent-
lichte Beobachtungen hingedeutet, lässt er die nachstehende Aufzäh-
lung jener Pflanzen folgen, die auf den Kalkfelsen von Isola vor-
kommen, und zwar: Anemone hortensis, Ranunculus Chius, Alsine
verna, Tribulus terrestris, Ononis reclinafa, Anthyllis Dillenii, Me-
dicago tribuloides, Trifolium stellatum-, incarnatum var. Molinien,
T. Chei'leri, subterraneum, resupinatum, Astragalus hamosus, Scor-
piurus subvillosa, Hippocrepis unisiliquosa, Seseli Gouani, Zacyntha
verrucosa, Teucrium Polium, Plantago Coronopus, Ornithogalum
237
coUinum, Scilla autumnalis, Poa loliacea. Von diesen Pflanzen kommt
in der nächsten Umgebung des Gebietes — da, wo der Kalk auf-
hört — keine einzige vor. Der nächste Standort (von Alsine verna,
AnlhylUs Dillemi, Trifolium Molinieri, Seseli Gouani, Zazyntha ver-
rucosa, Ornithogalum collinum) ist 9 Kilometer, der weiteste (jener
von Trifolium resupinatum) 66 Kilometer von Isola entfernt. Ausser
diesen Specialiläten besitzt auch der mit einer Schichte von Sandslein
überkleidete Theil des Gebietes zahlreiche, nicht minder begehrens-
werthe Pflanzen, als: Hibiscus Trionum, Genista sylvestris, Coronilla
cretica und scorpioides, Bonaveria Securidaca, Vicia dasycarpa,
bythinica, cordata und peregrina, Bellis sylvestris, Pallenis spinosa,
Satureja montana, Plantago serpentina, Festuca ciliata, Brachypo-
dium. dystachyon, Lepturtts ßliformis etc. Den Botanikern, welclie
Triest besuchen, wäre nach Obigem ein Abstecher nach Isola als sehr
lohnend mit Recht zu empfehlen. M. P.
Correspondenz.
Ns. Podhrad, 9. Juni 1879.
Wenn man in den Monaten April , Mai und Juni fast täglich
Regen, in der Woche mindestens einmal eine Ueberschwemmung,
später wieder zur Abwechslung schauerliche Gewitter auszustehen
hat, verliert man wohl die Lust zu längeren Excursionen, und ist
froh die wenigen regenlosen Tage und Stunden zur Besichtigung der
allernächsten Hügel ausnützen zu können. So schlage auch ich mich
herum auf den meiner Wohnung zunächst gelegenen Hügeln, und
habe Ursache mit meinen kurzen Spaziergängen zufrieden zu sein.
Der nahe Hügel Budisovä auf dem Kamme mit Eichengestrüpp,
weiter unten mit Buchen- , Hasel- und Wachholdergebüsch be-
wachsen, zwischen welchen eine Menge Rosa canina L. und Rosa
rubiginosa L., Ligustrum vulgare L. , Crataegus Oxyacantha und
monogyna, hin und wieder wilde Apfel-, ßirn- und Kirschbäumchen
vorkommen, — war bis zum vorigen Jahre der Tummelplatz von
Schafen und Rindern, die selbst den geringsten Grashalm gründlich
abweideten, und man unversehrte Pflanzen nur unter dem Schutze
stechender Juniperus -Büsche bemerken konnte. Nachdem die Se-
gregation der Wälder und Weiden nach jahrelangem Verhandeln
endlich durchgeführt wurde, alhmet — wenn ich mich so ausdrücken
darf — auch die kümmerliche Vegetation unseres Budisovä- Hügels
seit April dieses Jahres freier auf, denn Schafe weidet man da nicht
mehr, auch Kühe sah ich da bis heute nicht. Früher war auf den
off'enen Stellen um diese Zeit alles Gras so abgeweidet , dass es
wirklich nicht der Mühe werth war, dahin zu gehen. Heuer sieht
es da ganz anders aus! Schon im ersten Jahre der Schonung ma-
chen sich da viele Pflanzen breit, als wären sie aus dem Verstecke
Oesterr. botan. Zeitschrift, 7. Heft. 1879. 18
238
hervorg^ekommen, um endlich einmal ein Bischen Freiheit zu genies-
sen. So ist jetzt überaus hüufig das Cerastinm hrachypetalum Desp.
ß. glandulosum Fenzl in Ledeb. Fl. Ross. I. 404 (= C. hrachypetal.
var. glanduloso-pilosum Schur Phythogr. Mittli. 144, C. tauricum Spr.,
C. viscosum Roch, in Mpt. Mus. Pest, et exs.); es sind davon ganze
Strecken grau. In früheren Jahren war es da sehr seilen. Sonst war
Galium pusillum L., sowohl a. hirtum Nlr. als auch ß. glabrumMw
auf diesem Hügel nur in sehr wenigen Exemplaren zu sehen, jetzt
erscheint es massenhaft und ist besonders an sonnigen Stellen ver-
breitet; auch Galium erectum Huds. fand ich da, jedoch äusserst
selten vorkommend. Auf dem Südabhange wachst Jasione mon-
tana L. in beiden, schon in der ersten Ausgabe Koch's Synops. FI.
Germ. 463 erwähnten Varietäten („Variat hirsuta et glabra"'). Die
rauhhaarige Varietät sticht durch den grauen Ueberzug der Blätter
und Stengel von der fast kahlen, lebhaft grünen sehr ab. Ganz kahl
ist letztere aber nicht, da die Blätter oberseits spärliche lange Haare,
fast möchte man sie Borsten nennen , tragen. Nicht seilen ist hier
auch Polygala vulgaris mit weissen Blüthen ohne die Normalform.
Letztere wächst hier massenhaft auf Bergwiesen aber nicht auf bu-
schigen Orten. Von Orchideen fand ich auf unserem Hügel einige
kräftige Exemplare der Orchis pallens L., je ein Stück von 0. fusca
Jcq. und 0. speciosa Host., alle mitten im niedrigen Wachhoider-
gebüsch. Ich Hess alle stehen, damit sie sich durch Samen vermeh-
ren , und machte sie von der Nachbarschaft des Wachholders frei,
Avena tenuis Mönch, sonst in unseren Eichenwäldern nicht eben
selten, verschmäht diesen lästigen Nachbar hier nicht, und hält ganze
Strecken besetzt um später dem massenhaft auftretenden Trifolium
arvense L. Platz zu machen. Als grosse Seltenheit gilt hier Avena
pubescens ß. glabrescens Rh. Eine besondere Freude machte mir
aber die bisher im Trencsiner Comitate nirgends beobachtete, heuer
aber am Süd- und Westabhange der Budisovä in grosser Menge an-
getroffene Veronica verna L. Gewöhnlich sind die Pflänzchen ein-
fach, die kleinsten haben sämmtlic^h ganzrandige Blätter (= Veron.
Bellardi Ali. nach Celak. Prodr. 327); doch sammelte ich auch
ästige Exemplare, eines hat sogar fünf Aeste. Es verdient ein Scle-
ranthus erwähnt zu werden, der im südlichen Theile unseres Comi-
tates auf allen trockenen Kalkhügeln vorkommt. Er ist in allen
Theilen sehr klein und gewöhnlich wenig verästelt. Dieselbe, gewiss
„gute" Art besitze ich als „Sei. verticillatus Rchb." bezeichnet, bei
Branson in der Schweiz von Favrat 23. April 1873, und von
Vetter, „Plaine de ßiere, Canton de Vaud," 12. Mai 1873, gesam-
melt. Letztere Exemplare sah R eich enb ach und erklärte sie für
seinen Scleranthus glomeratus. Hieher gehört auch Sei. Durandoi
Rb., dessen Aeslchen aber am Boden niederliegen. Somit wäre also
der in unserem Comitate auf allen kahlen oder dünnbuschigen,
trockenen Hügeln so sehr verbreitete Scleranthus ident mit dem
Schweizer Sei. vertieillatus Rb. (nicht Tausch) , zu welchem als
Synonyma Sei. glomeratus Rb. und Sei. Durandoi Rb. zu setzen wären.
239
Diese Art blüht viel früher als die Formen des Sei. anmms L. und isl
schon gewOhnlicIi gegen Mitte Juni abgestorben, wogegen Sei. annmts
mit seinen Formen bis in den Herbst blühend und fruchtend ange-
troffen wird. Ich habe von diesem Zw erg-Scleranthus eine Anzahl
von Exemplaren eingelegt, um davon aucii Ihnen für Ihre Tauschfreunde
zu senden. — Noch sei erwähnt, dass mir meine Tochter von einem
Roggenfelde Delphinium Consolida L. mit scheckigen, gefüllten Blüthen
brachte. Jos. L. Holuby.
Breslau, 16. Juni 1879.
Nach den AngaJ)en Prof. Kerner's und Hackel's (vergl. „Oesl.
botan. Zeitschr." 1879 Nr. III und V) käme die wahre Festuca raginata
\V. et Kit, in der Gegend von München nicht vor; die dortige Pflanze
wird von beiden Schriftstellern für F. amefhystina L. (F. austriaca
Hackel) erklärt. Dazu ist indessen zu bemerken, dass ich vor ca. 25
Jahren durch den Wiener botanischen Tauschverein als „F. 'caginata
Willd." aus den Isarauen bei München ein von Molen do gesam-
meltes grannenlüses Exemplar einer Festuca erhalten habe, welches un-
bedingt mit der Pflanze der Türkenschanze und des Pester Flugsandes
identisch und von F. amethystina L. Kerner vüllig verschieden ist.
Wenn nicht etwa eine Zetteherwechslung vorgefallen, kämen danach
bei München beide Pflanzen vor. — Von Hackel brieflich darauf auf-
merksam gemacht, dass sich der F. vaginata WK. stark nähernde
Formen auch auf den Sandhügeln der Breslauer Gegend fänden,
durchmusterte ich mein im vorigen Jahre hier gesammeltes Material
von F. glauca; darunter fanden sich nun in der That Exemplare von
den sandigen Böschungen der oberschlesischen Eisenbahn bei Roth-
kretscham, die ich für echte F. vaginata zu halten geneigt bin.
Uech tritz.
Fersonalnotizen.
— Dr. K. H. Koch ist am 25. Mai, 70 Jahre alt, in Berlin
gestorben.
— Eduard Spach, Conservator der botanischen Sammlungen
des Jardin des plantes in Paris, ist am 17. Mai, 78 Jahre alt, ge-
storben.
Botanischer Tausch verein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Dr. Marchesetti mit
Pflanzen aus Istrien. — Von Herrn L. Keller mit Pfl. aus Nieder-
üsterreich. — Von Herrn v. Uech tritz mit Pfl. aus Schlesien.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Zuckal, Evers,
Schambach, Vagner, Churchill.
240
Aus Istrien einges. von SoUa: Ärabis Turrita, Astragalus cest-
carius, Gentiana aestina, Glohularia cordifolia, G. vulgaris, Nar-
cissus radiißorus, Primula acaulls, Pulmonaria angustifolia.
Aus Istrien einges. von Dr. Marchesetl i: Astragalus hamosus,
Bromus scoparius, Cerastium lanigerum, Ct/tisus holopetalus, Gau-
dinia fragilis, Gli/ceria Borreri, Hordeum maritimum, Lythrum Hgs-
sopifolia, Phalaris hrachystachys, Poa loliacea, Scabiosa gramini-
folia, Silene conoidea, Valeriana tuberosa. Aus Dalmatien: Centaurea
Friderici.
Aus Schlesien einges. von U echtritz: Agropyrum canimim,
Armeria vulgaris, Asperula rivalis, Bromus arvensis, Br. ereclus,
Br. nanus, Carex elongata, Cerastium pumilum, Chrysanthemum
segetum, Eragrostis poaeoides, Euphorbia palustris. Filago minima,
Galium Wirtgeni, Glyceria distans, Juncus atratus, Lalhyrus palu-
stris, Limosella aquatica, Linaria Elatine, Malricaria discoidea,
Melampyrum cristatum, Melilotus dentatus, Myosotis arenaria, Myos.
caespitosa, M. versicolor, Nasturtium austriacum, Rumex maritimus,
Scirpus maritimus, S. Michelianus, Senecio vernalis, Veronica ana-
galloides, Viola montana.
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Inserate.
Soeben erschien:
Antiquar-Catalog IV.: Naturwissenschaften.
Paul Lehmann,
Buchhandlung und Antiquariat,
Berlin W., Französische Strasse 33e.
Aus dem Nachlasse des zu früh verstorbenen Bryologen J. Ju-
ratzka ist ein vor wenig Jahren erst erworbenes Mikroskop
mit dem Systeme C d E sammt Ocular-Mikrometer von Zeiss
in Jena zu verkaufen, ebenso eine Sammlung der europäischen
Filicoideen in zahlreichen Exemplaren. Antrage sind gefalligst zu
richten an Frau A. Juratzka, Wien, I. Salvatorgasse 12.
Diesem Hefte liegt bei : Catalog Nr. 313 von K. F. Köhler's
Antiquarium in Leipzig (Poststrasse 17).
PrSnumeranten im Inlande, welche die Zeitschrift durcia die Post beziehen,
erhalten die Beilage separat unter Schleifen, da den Postexemplaren des In-
landes derlei Hefte nicht beigegeben werden dürfen.
Keilaeteur und Herausgeber Dr. Alexander Stcofltz. — Verlan: von C. Gerold's Sohn.
Druck und Papier der C. üeberreuter'schen Buchdrucktrei (M. Salzer).
OcsteiTeichische
Botanisclie Zeitsclirift
Gemeinnützig^es Org;an
für
Die satcrrcicbiscbe Exemplare
botanluche Zeitschrift Rni-anilr nnil ÜA^aniLAi* die frei durch die Post be-
erscheint DUiaUlK UUU. DUlaUlHer, «ogea werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktio«
Manjräm.merin ^auf^seibe (j^j^j^g^^ Oekonomcn, Forstuiänfler, Aerzle, '''■ ^-^^^^^Z^^^: "
Cie R. Marko . Im Wege des
ganzjährig, oder mit innlholor linH Tp^'hni'Lpp Buchhandels übernimmt
\ a.Lw.cl R.Mark) üpOlDeKtrUDÜ letnniKer. Pränumeration
halbjährig. C. (lerold's ^ohn
Xnsetate __ _ in Wien,
die ganze Petitzeile Fy WS sowie alle übrigen
15 kr. Ost. W. AI = V« Buchhandlungen.
XXIX. Jahrgang. WIM. August 1879.
XNHAXaT: Tevcrium Ualacsyamcm, Von Dr. Heldreich. — Adriatisclie Algen. Von Hauek. — ■
Mykologisches. Von Schulzer. — Eine ungarische C'rucifere. Von Dr. Borbas. — Zur Flora des
Praters. VonHeimerl und Schuler. — Mykologisehe Notizen. Von Zukal. — Plantae africanae.
Von Vatke (Schluss). — Alicantiner Berge. Von Dr. Hegelmaier. — Literatnrberichte. —
Correspondenz. Von Kngy undSolla, Breindl. — Personalnotizen. — Botanischer Tauschverein.
— Inserate.
Teucrium Haiacsyanum n. sp.
Eine neue Teucrium -Xrt der griechischen Flora.
Beschrieben von Th. V. Heldreich.
Auf dem wenig besuchten und sehr beschwerlichen Felsenpasse,
der Aelolien mit dem Lande der Ozoiischen Lokrer verbindet und
sich gegenüber von Palras an den steilen Abhängen des Berges
Taphiassos längs der Meeresküste hinzieht und jetzt Kakiskala ge-
nannt wird, fand ich im Mai 1878 ein den Ritzen der sonnigen
Felsenwände in dichten filzig behaarten, aus kurzen zerbrechlichen
Stengeln bestehenden, mit lieblichen violetten Blüthen reichlich be-
deckten Rasen enisprossendes Teucrium, das unter den europäischen
Arten nur einige Aehnlichkeit in der Tracht mit dem spanischen T.
fragile Boiss. zeigt, im Uebrigen aber mit T. Monthretii Benth. und
den anderen orientalischen Arten der Gruppe Isotriodon Boiss. (Fl.
Orient, vol. IV. p, 814) zunächst verwandt ist.
Ich gebe hier die Diagnose dieser ausgezeichneten für Griechen-
land und für Europa neuen Art.
Teucrium Haiacsyanum Heldr. plant, exsicc. 1878 (e sectione
Isotriodon Boiss. 1. c). Caespitosum humile molliter villoso-tomen-
losum, indumentü densissimo cano in foliorum pagina inferiore can-
Oesterr. botan. Zeitschrift. 8 Heft. 1879. 19
242
dido, ramis e caudice brevi crasso lignoso numerosis flexuosis teiuii-
bus fragillimis, foliis breviter petiolatis e basi truncata lala vel in
superioribus brevissime attenuata triangulari-ovatis vel subrhombeis
obtusis margine obtuse crenatis, bracteis linearibus pedicellos parum
superantibus, racemis secundis densis saepius mullifloris, floribus binis
nulantibus, pedicellis calycem subaequantibus vel eo paullo brevio-
ribus, calycis villosi campaniilati basi gibbi dentibus aequilongis tubum
dirnidium aequantibus superioribus tribus ovatis obtusis inferioribus
binis subangustioribus lanceolatis, coröUae violaceae tubo extus pu-
bescente exserto labio inferiore calyce duplo longiore laciniis 4 su-
perioribus subaequilongis supremis lineari-oblongis infima maxiin a
ovato-rotundata deflexa, starninibus exsertis labio brevioribus, nuculis
rugulosis minute pellucido-pruinosis.
Habitat in rupium apricarum fissuris ad saxa adpressum loco
diclo „Kakiskala" prope Antirrhium ad radices monlis Taphiassi inier
Naupaclum Locridis el monleni Varasova (Chalcidem antiquorum)
Aeloliae, ubi die 25. Mai 1878 flor. legi.
Species distinctissima cl. et am. Dr. E. de Halacsy bolanico
Vindobonensi dedicata T. Montbretii Benth. magis proxima differt ab
eo indumento densiore et longiore villoso, foliis minoribus, inflore-
scentia racemosa laxiore, calyce longiore, corolla longiore violacea
aliisque notis.
Rami in specie nostra 3 — Spollicares, racemi 1 — 2pollicares,
folia majora 4 — 5 lin. diametro lata, calyx 27a ü"- longus.
Athen, am 21. Juni 1879.
Beiträge zur Kenntniss der adriatischen Algen.
Von P. Hauck.
XII.
Hiezu Tafel 4.
Myriotrichia? repens Hauck n. sp. (Tafel 4, Fig. 1 und 2).
Die Pflanze bildet kleine (ungefähr 1 Mm. hohe) schleimige
Raschen auf verschiedenen Mesogloeaceen und besteht aus Yso —
7^0 Mm. dicken, zwischen der Rindenschichte der Stützpflanze hin-
kriechenden, gewundenen, unregelmässig verästelten Fäden, die aus
einer Zellenreihe bestehen, deren Glieder dem Durchmesser gleich
oder bis 3mal so lang sind. Aus den meisten uliedern dieser basalen
Fäden entspringen etwas stärkere aufrechte, ebenfalls aus einer Zellen-
reihe bestehende einander fast parallele Zweige, deren Glieder an
der Basis gewöhnlich 4mal länger, gegen die bald in ein, meistens
in zwei oder mehrere farblose, gegliederte Haare auswachsende Spitze
kürzer als breit sind.
Gestern bot. Zeitschr. Jahrg. 1879.
F. Hauck Adriaf. Algen Taf.4-.
Audop del. et sculps.
Lit.Guttmann Triest.
243
Die Ulli- und mullilocularen Zoosporangien sind sitzend und
stehen gewöhnlich symmetrisch zu zweien oder zu vielen gehäuft,
untermischt mit farhlosen gegliederlen Haaren an der Spitze der
aufrechten Fäden, und entstellen durch wiederholte Längs- und Quer-
tlieilungen der Endzelle wie bei den übrigen Arten der Gattung
Myriotrichia.
Seltener entstehen die Haare und die Friiclificationsorgane in
der Mitte oder in gewissen Absätzen der aufrechten Fäden, oder es
wachsen zwischen den Zoosporangienhaufen hin und wieder einzelne
Zellen zu einfachen Fäden aus, die ihrerseits wieder in Haare aus-
laufen oder aber aiu-h Fruclificationsorgane tragen.
Der Durchmesser der uniloculären verkehrt eiförmigen Zoo-
sporangien ist sehr verschieden und beträgt bei grösseren ^20 ^^'^•
und mehr.
Die multiloculären Zoosporangien sind durchschnittlich Vso ^I"^-
lang und Viao ^I"^- ^'^k und enthalten eine Reihe Zoosporen.
Ausser den terminalen uniloculären Zoosporen kommen bei dieser
Art gleichzeitig auch noch basale vor, die sich einzeln aus den Glie-
dern der niederliegenden Fäden entwickeln und in Form und Grösse
jenen entsprechen; basale multiloculäre Zoosporangien habe ich nicht
beobachtet, dagegen entwickeln sich nicht selten aus den niederlie-
genden Fäden farblose Haare, die ebenfalls den terminalen gleichen.
Beide Fruchtformen kommen nieistens zusammen auf demselben
Individuum vor.
M. repens ist auf Lieb?nannia Lereillei J. Ag., Casfagnea medi-
tej^ranea (Kütz.) Hauck, Nemacystus ramulosus Derb, et Sol. im Mai
und Juni an der istrianischen Küste nicht selten.
Am nächsten steht dieser Alge Myi-iotrichia canariensis Kütz.
Tab. phyc. Bd. VI, Taf. 2, Fig. 11, soweit es sich nach der Abbildung
beurtheilen lässt. Kützing erwähnt aber nichts von kriechenden
Fäden, aus welchen sich erst die aufrechten Zweige entwickeln, auch
ist die Länge der Glieder bei M. repens bedeutend grösser. Vielleicht
würde diese Art besser ein neues Genus bilden, was weiteren Unter-
suchungen vorbehalten bleibt.
Strebtonema sphaericuni (Derb, et Sol.) Thuret.
Im Mai auf Liebmannia Leveillei. — Golf von Triest.
Für die Adria neu.
Myrionema orbiculare J. Ag. (Taf. 4, Fig. 4 — 6).
Diese Alge ist im adriatischen Meere im Frühjahr sehr häufig
und kommt nicht nur allein auf Zostera, sondern auch auf verschie-
denen grösseren Meeralgen vor. Die Abljüdung auf Tafel 4, Figur 4
zeigt den Durchschnitt durch den Thallus und einen Theil des Blattes
von Zostera. Charakteristisch für diese Myrionema ist das constante
Vorkommen von schlauchförmigen Haaren, worauf P. Magnus in
„die botanischen Ergebnisse der Nordseefahrt etc." p. 73 ein neues
Genus zu begründen sucht, welches er Ascocyclus nennt. Bisher sind
19*
244
nur die muUiloculären Zoosporangien bekannt, die Bildung der Zell-
scheibe stimmt ganz mit Myrionema vulgare Thuret überein. (Vergl.
Nägeli „Neuere Algensysteme" Myrionema strangulans pag. 145,
Taf. II, Fig. 31—34.)
Sytnploca molacea Hauck n. sp. (Taf. 4, Fig. 7).
Roth-violette sammtartige Lager, welche von ungefähr milli-
meterhohen aufsteigenden, locker stehenden, etwas gekrümmten Fä-
den gebildet werden. Die Fäden sind mit der Scheide ca. Vss '^'^•^
ohne Scheide V125 Mm. dick, gegen die Spitze verdünnt, abgestumpft.
Glieder halbmal so lang als der Durchmesser. Gelenke stellenweise,
namentlich am unteren Theil des Fadens eingezogen. Zelleninhalt
rosenroth mit einem Stich ins Violette, fein gekörnt. Scheide farblos.
Auf Fissurella costaria aus 15 Met. Tiefe. — Golf von Triest.
Oscillaria Spongeiiae E. Schulze (Taf. 4, Fig. 3).
Fäden gekrümmt, braunroth, Yso — Vi 50 Millim. dick, zuweilen
stellenweise verschmälert oder verdickt, Gelenke sehr stark einge-
zogen, die Gieder beinahe lonnenförmig, einhalbmal bis ebenso lang
als dick, Endglied abgerundet. Zelleninhalt feinkörnig.
Lebt in Spongelia pallescens E. Schulze. — Golf von Triest.
E. Schulze hat diese Alge, welche vorzugsweise in der Rin-
denschicht von Spongelia pallescens anzutreffen ist, entdeckt und das
Nähere darüber in der Zeitschr. f. wissenschaftl. Zoolog. Bd. XXXII
p. 147 mitgetheilt.
Das fast regelmässige Vorkommen von Oscillaria Spongeliae
in einer bestimmten Schwammspecies bietet noch ein weiteres Inter-
esse, weil es bis jetzt nicht gelungen ist, diese Oscillaria in einem
anderen Meerkörper oder freilebend zu beobachten. Der Schwamm
selbst lebt in geringer Tiefe und ist bei Muggia nächst Triest sehr
häufig.
Da sich diese Oscillaria sehr leicht zersetzt, so können nur
Stücke des Schwammes mit derselben in Alkohol aufbewahrt werden,
worin sie sich aber stark verändert, besser gelingt es, dünne Schnitte
von lebender Spongelia kurze Zeit mit Iprocentiger Lösung von Ueber-
osmiumsäure zu behandeln und sie dann erst in Alkohol zu legen; die
Oscillaria wird fast schwarz, bleibt jedoch gut kenntlich, auch eig-
nen sich so behandelte Schnitte ganz gut zur Anfertigung von Gly-
cerinpräparaten.
Erklärung der Tafel 4.
Fig. 1. Myriotrichia rejpens Hauck, eine sehr entwickelte Pflanze mit terminalen
und basilären uniloculären Zoosporangien. Yergr. 140.
Fig. 2. Dieselbe Art, kleineres Exemplar mit uni- und muUiloculären Zoospo-
rangien. Vergr. 140.
Fig. 3. Oscillaria Spongeliae E. Schulze. Stück eines am unteren Ende ver-
letzten Fadens. Vergr. 480.
245
Fig. 4. Myn<ynema orbiculare J. Ag. Durchschnitt durch einen Theil des Zo-
sterablattes und der Alge. Yergr. 280.
Fig. 5 und 6. Myrionema orbiculare multiloculare Zoosporangien mit reifen Zoo-
sporen. Vergr. 480.
Fig. 7. Symploca violacea Hauck. Ein Faden, ^'ergr. 280.
Mykologisches.
Von Stephan Schulzer von Müggenburg.
Die Gattung Gibberidea Fuckel.
Die Verfassung der Diagnose einer neuen Gattung auf Grund
der Beschaffenheit einer einzigen entdeckten Art, ist begreiflicher-
weise ein missliches Unternehmen, weil dem nicht auszuweichen ist,
dass sie an zweckwidriger Beschränktheit leidet. Kommen später
mehr Arten dazu, ist man genöthigt, die erstverfasste Diagnose zu
deren Aufnahme herzurichten.
Es ist äusserst schwierig, oft wohl unmöglich, bei den an der
Art gefundenen Merkmalen zu unterscheiden, welche davon der ent-
stehenden Gattung und welche bloss der Species zukommen.
Desshalb unterliess es auch Fuckel eine eigene Gattungs-
Diagnose zu geben , und sagte nur , nach der gewichtlosen , weil
nicht immer zulrefl'enden Angabe des 4 — Sfachen Generationswech-
sels: „Gattungs-Charakter der folgenden bis jetzt einzigen Art."
Da ich zufällig so glücklich war , eine zweite hieher gehörige
Art anzutreffen, versuche ich es den Gattungs-Charakter zu geben,
ohne Anspruch auf Definitivität , weil die allenfallsige Entdeckung
weiterer Arten auch an dieser Diagnose noch Aenderungen bedin-
gen kann.
Gibberidea Fuckel. Peritheciis liberis, caespitosis, in stromate
spurio dense dispositis, globosis, aterrimis, osliolis papillatis, demum
distincte perforatis; ascis stipitatis , oblongis s. clavatis , Ssporis;
sporis distichis aut subdistichis, anisomeris, curvulis, pars crassiora
1 — 3, tenuiora 1—2 septata, ergo in toto 3 — 6 septatis, loculis aut
simplicis aut uniguttulalis , septo longitudinali semper deficiente,
demum plus minusve coloratis.
1. G. Visci Fckl. Siehe Symb. myc. Seite 168.
2. G. Haynaldii Schlzr. Stroma spurium indeterminatum; peri-
theciis passim subovatis , 03 — 0'5 Mm. latis , tuberculosis , ostiolo
demum deciduo, indeque lafe pertusis; ascis stipitato-clavatis 011 Mm.
longis, 0013 Mm. crassis (pars sporifera 0 052 — 007 Mm. 1.); sporis
002—0022 Mm. longis, 0004—0005 Mm. er., triseptatis, ad septa
leniter constrictis, plasmafarctis sed in aqua subhyalinis. Mense Martio
ad ramenta Carpini Betuli.
Im Durchschlage der Schonung Retki gaj bei Vinkovce.
246
Das unbestimml-verbreitete und streckenweise von Perithecien
noch nicht bewohnte Stroma spurium ist in der That nichts weiter,
als eine Schwarzfarbung der Holzoberfläche, was an alten Spänen
der Weissbuche im Walde sehr häufig vorkommt und in der Regel
dem Entstehen der Xylaria polymorpha Grev. vorausgeht , so wie
der selteneren Spielart cupressifonnis (Mich.) Woodw. der Xylaria
Hypoxylon Grev, Sie ist in allen diesen Fällen offenbar ein Mycelium-
gebilde , aber sonderbarerweise meines Wissens weder von Fries
noch von Fuckel oder anderen mir zugänglichen Autoren, bei den
bezeichneten Xj/Zana-Arten des Erwähnens werth befunden worden.
Oder schwärzt sich das Weissbuchenholz vielleicht bloss bei uns
vor dem Erzeugen der Xylaria?
Die Perithecien werfen im Alter nebst der Miindungswarze,
häufig auch die ganze obere Hälfte ab.
Die der Gattungsdiagnose völlig entsprechende Sporenform von
der oben angegebenen Grosse und Beschaffenheit, ändert sich im
Nachreifen, indem die Sporen oblong-oval werden, bei gleichbleiben-
der Dicke sich auf 0 012 — 0014 Mm. verkürzen und die Kerbung
an den Scheidewänden verlieren. Letzlere im anfänglichen Zustande
überaus zart und meist nur beim Liclitwechsel bemerkbar , werden
stark und es tritt eine blasse Färbung ein, wornach die Sporen, an-
gefeuchtet, nur noch durchscheinend sind.
Diese Wandlung der Sporenform erinnert einigermassen an
Dothidea Rihesia (P.) Fr.
Wegen dos höchst seltenen Vorkommens von derlei Filzformen,
wagte ich es seinerzeit die Benennung dieser Art mit dem hochge-^
feierten Namen des Mäcens der Künste und Wissenschaften in Ver-
bindung zu bringen.
Eine ungarische Orucifere mit vierfächeriger Frucht.
Von Dr. Vincenz v. Borbäs.
In meiner reichhaltigen Roripasammlung finden sich zwei in-
structive Fruchtexemplare, welche sich durch vorwiegend vierfäche-
rige Schötchen auszeichnen. Ich habe diese Pflanze in der Maisitzung
der mathem. und naturwiss. Abtheilung des Landes-Mittelschullehrer-
Vereins als Roripa Menyhdrthiana m. (R. palustris X silvestiHs)
vorgezeigt und in den naturwiss. Abhandlungen der ungarischen
Akademie der Wissenschaften (Akad. Ertek. 1879) näher beschrie-
ben. Am 9. Jänner 1878 fand ich sie bei Promontör (unweit Ofen)
nur mit Frucht und Samen, heuer aber war der Standort des gros-
sen Wassers wegen unzugänglich, so blieben mir die Blüthen unbe-
kannt. Diese Roripa form, quadrivalvis ist auch nach den übrigen
systematischen Merkmalen mit einer bekannten Art schwer zu ver-
einigen. Ihre Früchte erinnern zwar an die R. austriaca, aber die
247
Verzweigung der Inflorescenz und die Blätter nähern sich mehr an
die R. Borbdsii Menyh. CA. auriculata ej. olim), doch sind letztere
gegen die Basis langer verschmälert und zugekeilt und nicht geOhrt
wie bei R. Borbdsii, die Fruchtstiele sind verhältnissmässig kürzer
und stehen nicht einfach, sondern horizontal ab , und die Früchte
sind ganz kugelig aber etwas grösser als bei R. austriaca var.
macrocarpa (Tausch). Auch ist mir vorläufig zweifelhaft, ob meine
f. quadricalvis ein Bastart oder eine Spielart sei, bei Tetrapoma und
Holargidium, welche ebenfalls vielklappige Früchte besitzen, ist sie
jedoch erwähnenswerth. Alle vier Fächer der Frucht sind nicht im-
mer vorhanden (manchmal nur drei), auch sind zweifächerige Schot-
chen vorhanden. Manchmal sind einige der Fruchtblätter viel kleiner
als die übrigen.
Die Diagnose dieser Form ist folgende:
„Siliculae pro majore parte quadrivalves, septifragae, quadri-
locularesque, stylo brevissimo crassiusculo apiculatae, pedicellis den-
sissimis horizontaliter patentibus , 3— 4-plo longioribus insidentes;
inflorescentia virgalo^ramosissima; folia sessilia exauriculata, infe-
riora pectinato-pinnatipartita, media pectinatolobata pectinatodentataque,
ambilu oblongolanceolata, superiora angustiora , oblongolanceolata,
basin versus longe integra cuneataque, superne serrato-dentata, omnia
glaberrima. Caulis inflato-fistulosus, ad nodos solidus, multicostatus
cum axe inflorescentiae primaria parum flexuosus."
Ich habe überhaupt schon viele Roripa gesammelt und unter-
sucht und scheinen einige davon constant und häufig zu sein und
ohne die muthmasslichen Eltern vorzukommen, so fand ich Roripa
Kerneri Menyh. heuer massenhaft am Räkös bei Pest unweit dem
Wirthshause „Storcli," wo R. silvestris, R. amphihia und R. austriaca
nur vereinzelt vorkamen, R. armoracioides bei Nagy-Enyed und Ho-
moröd-Köhalom, R. terrestris v. pinnatifida bei Ipoly Litke, R. har-
baraeoides v. eusiliquosa bei Nagy-Enyed häufig. Diese und andere
Formen sind an gewissen Standorten sehr charakteristisch, daher
darf man bei der floristischen Beschreibung der Gegend dieselben nicht
vernachlässigen.
Rönädfa im Baranyaer Comitat, 11. Juli 1879.
Beiträge zur Flora des Praters.
Von A. Heimerl und J. Schuler.
Für den Wiener Botaniker gibt es wohl wenige Punkte, die
sich bei so grosser Nähe an der Stadt einer so interessanten und
abwechslungsvollen Flora erfreuen, wie der Prater. Was indessen
der Flora desselben einen noch höheren Reiz verleiht, ist das häufige
Auftreten seltener, ja selbst solcher Pflanzen, die bei uns nicht hei-
248
misch sind, während kürzerer oder längerer Zeit ihren Standort be-
haupten, um meist wieder zu verschwinden, wodurch man leicht in
die Lage kommt, in kurzer Frist eine Reihe auffallender Species
beobachten zu kimnen.
Wo man nach solchen ephemeren Erscheinungen zu suchen
habe, das leuchtet wohl von selbst ein; vor Allem sind es die wüsten
Platze des Praters, welche Bemerkenswerthes darbieten, und bei-
spielsweise möge hierbei auf das Vorkommen von Bunias Erucago
und Orientalis, Ernca sativa, Euclidium syriacum, Myagrum per-
foliatum, Trifolium parviflorum und Vicia lutea liingewiesen werden,
welche genannten Pflanzen vor längerer oder kürzerer Zeit von ver-
schiedenen Botanikern beobachtet wurden, und worüber Näheres in
den Nachträgen zu Neilreich's Flora von Niederosterreich, in der
Oest. bot. Ztg. etc. nachzusehen ist.
Es war daher leicht vorauszusehen, dass die wüsten Stellen,
welche sich in der Nähe der Wellausstellungsgebäude finden, und
die jetzt von sonst sehr gemeinen Pflanzen, wie: Carduus crispus,
nutans und acanthoides, Crepis setosa, Chamaemelum inodorum, Si-
symbrium Sophia und pannonicum, Rapistrum perejine, Chenopodiwn
alhum, Bromus sterilis und tectorum, Agrostis Spica tenti etc. be-
wachsen sind, genug des Interessanten eingemischt enthalten würden,
und unser diessbezügliches Suchen war auch nicht ohne Erfolg. Gar
nicht selten überragt eine hohe Crucifere die soeben geschilderte
Massenvegetation, welche sich als die sonst in Niederosterreich sehr
seltene Brassica nigra Koch herausstellte, und besonders am Rande
der wüsten Plätze häufig vorkommt. Nur auf einzelne Localitäten be-
schränkt, dort aber in ziemlicher Anzahl sind zu finden: Lepidium
latifolium L., Alopecurus agrestis L., Bromus squarrosus L., endlich
auch die in Niederösterreich noch nicht beobachtete Graminee Poly-
pogon monspeliensis Desf. Alle vier letztgenannten Pflanzen kommen
an einer Stelle östlich der Rotunde, dort aber in üppigster Entwicklung
vor, so dass man wohl die Vermuthung hegen darf, dieselben auch
im kommenden Jahre wiederzufinden, vorausgesetzt, der Platz werde
nicht etwa sonst irgendwie zerstört. Von ausserdem zu erwähnenden
Pflanzen möge Carduus nutans L. mit rein weisser Blüthe, Ver-
bascum Lychnitis L. und die schöne Orobanche pallidißora W. et
Grb. (nur 1 Exemplar) angeführt werden.
Erwähnenswert!! scheint uns ferner die Flora eines Schult-
platzes zu sein, welcher sich in ziemlicher Längenausdehnung von
der Süfienbrücke bis zur Kaiser Josefbrücke ausbreitet. Aus der sehr
beträchtlichen Anzahl von Schuttpflanzen verdienen wohl folgende
hervorgehoben zu werden : Anthyllis polyphylla Kit., Galega offici-
nalis L., Anchusa italica Retz., Cirsium brachycephalum Jur. und
Phalaris canariensis L.
Auffällig ist es auch, wie sich im Verlaufe weniger Jahre die
Flora solcher wüster Plätze ändert, um zum Schluss den Charakter
der gewöhnlichen Prater- Vegetation anzunehmen; in dieser Hinsicht
ist der wüste Platz beim Kallinich-Denkmal ein gutes Beispiel. Von
249
all den dort 1877 meist durch Herrn Hibsch gesammelten Selten-
heilen (_Vicia lutea, grandiflora, Anchusa italica etc.) hat sich mit
Ausnahme von Festuca myurus und Ägrostis interrupta keine im
Kampf ums Dasein erhalten, und auch diese letzteren dürften durch
anschiessendes Silberpappelgebüsch bald verdrängt werden.
Zum Schluss sei es uns gestaltet, im Gegensalze zu diesen
vergänglichen Funden einige Pflanzen anzuführen, welche heuer in
schönen Exemplaren am Heustadelwasser vorkamen, nämlich: Tha-
lictrum flarum L., Lathyrus palustris L. uud in einem seillich von
demselben gelegenen Tümpel; Scirpus Duvalii Hoppe.
Wion, 16. Juli 1879.
Mykologische Notizen.
Von Hugo Zukal.
Im verwichenen Herbst glaubte ich die Beobachtung gemacht
zu haben, dass Fusiosporium Kühnii Fuck. nur eine Vegetationsforin
von Cladosporium herbarum sei. Um mir Gewissheit zu verschaffen,
machte ich einige Culturversuche und säete die Cladosporium-Comdiien
auf mehrere Parmelien und Ortbotrichen aus. Die Versuche ergaben
ein negatives Resultat. Bei der Untersuchung von Orthotrichum
ohtusifolium Schrad., 3 Wochen nach der Aussaat, fand ich die Blätter
gebräunt und von zahlreichen sehr dünnen Hyphen durchbohrt. Nur
einzelne hellgrüne mehrgliedrige Protuberanzen mit dicker Zellmembran
hoben sich für das Auge auffallend von der getödteten Blatlfläche ab.
Diese grünen Protuberanzen waren so entstanden, dass sich irgend
eine beliebige Zelle der Blattfläche durch eine zur Blattebene parallele
Wand getheilt und diese Theilung mehrmals wiederholt hat; auch
seitliche Astbildung konnte man an einer oder der anderen dieser
Papillen bemerken. Da nun diese Protuberanzen von den gewöhnlichen
Brutzellen der Orthotricheen sehr abzuweichen schienen, so schickte
ich dieselben an den seither leider verstorbenen Moosforscher Ju-
ratzka und erbat mir seine Meinung. In seiner vom 29. October 1878
datirten und schon in trüber, ahnungsvoller Stimmung abgefassten
Antwort erklärte er sie jedoch für gewöhnliche Keimkörner. Bei einer
nochmaligen Untersuchung dieser Gebilde fiel mir auf, dass jede
einzelne der Protuberanzen von einer oder mehreren Pilzhyplien
umwunden war, ohne dass jedoch die Hyphe in das Innere der
Papillenzellen eindrang. Sie schmiegten sich vielmehr dicht aneinander-
gedrängt auf der Aussenseile dergestalt an die Zellen, dass das Ganze
öfter ein Bild gewährte, welches stark an die Zweigendspitzen
von Ephebe pubescens erinnerte. Es gelang mir diese Auswüchse
sammt den sie umgürtenden Hyphen 14 Tage lang auf feuchtem
Sand zu culliviren, wodurch einzelne die Llmge eines halben Centi-
meters erreithlen und sich auch mehrfach verzweigten. Nach dieser
250
Zeit wuchsen die Hyphen in das Innere der Zellen hinein und die
Gebilde gingen zu Grunde. Später hatte ich Gelegenheit, Exemplare
desselben Mooses untersuchen zu können, das aber im Freien von
Fusiosporium Kühnii Fuck. befallen worden war.
Auf den Blättern sassen ganz ähnliche Gebilde, wie ich sie
durch die Aussaat der Cladosporium-Conidien erlangt hatte. Daraus
ergibt sich die immerhin auffallende Thatsache, dass die Hyphen von
Fusiosporium Kühnii und Cladosporium herbarum gewisse Zellen
der Blatlfläche des Orthotrichum ohtusifolium Schrad. nicht zu tödlen
vermögen, und es auch nicht durch ihr inniges Anschmiegen an die
äussere Membran verhindern können, dass diese lebenskräftigen Zellen
zu einem 12 — 18 zelligen, verzweigten, algenartigen Faden aus-
wachsen. Wodurch erlangen aber diese Zellen der ßlattfläche ihre
Immunität wider die Angriffe der Pilzhyphe?
Freudenthal, Juni 1879.
Plantas in itinere africano
ab J. M. Hildebrandt coilectas determinare pcrgit W. \atke.
CSchluss.)
2^28. Aeschynomene? pw/cAra Vatke, fruticosa? vel sulfruticosa,
ramis striatis, junioribus pubescenlibus, adultis glabris, stipulis ovatis
acuminatis striatis persistenlibus, foliis juvenilibus dense villoso-lanatis,
adultis..., floribus in racemos axillares paucifloros dispositis, pedun-
culis adscendentibus elongatis pubero-hirlis, bracteolis deciduis vel
nullis, pedicellis calyce pubescente duplo brevioribus, calycis dentibus
subtriangularibus acuminatis, corolla calyce triplo longiore, vexillo
longiludinaliter nigro-venoso-striato, legumine....
N'di mens (Taila) febr. 1877 fl.
Specimen unicum foliis orbatum ab indigenis cum Hildebrandtio
communicatum ad rite describendum haud sufficit. Attamen stirpem
adeo memorabilem silentio praeterire nolui.
Fruiex vel suffrutex affinitatis dubiae leguminae ignoto ex ana-
logia huc relatus; stipulae foliorum superstites 5 mm. longae; flores
3—4 in racemo ca. 5 cm. longo; calyx 7 mm. longus; corolla ex
sicco flavida vexillo pulchre variegato. Reliqua ignota.
2794. Stylosanthes mucronata Willd., Baker l. c. 157.
Kitui in ükamba in locis sterilibus maio 1877 fl.
2411. Clitoria Ternatea L., Baker 1. c. 177.
N'dara (Taita) in planitie specimen unicum febr. 1877 fl. fr.
2444. Glycine javanica L., Baker 1. c. 178.
N'dara mons (Taita) alt. 3000 ped. specimen unicum fl. cocci-
neis febr. 1877.
2483. Mucuna sp. In silvis secus ripas fluminis Voi (Taita) vo-
lubilis herba? fl. viridi-flavescentibus. febr. 1877.
251
Et folia et legumina desunt, qiiare indeterminata remanet.
2527, Phaseolus trilobus Ait. Baker I. c. 194 var?
N' di mons (Taita) frutex volubilis febr. 1877 fr.
Et genus et species dubia; folia manifeste mucronata, quam in
exemplaribus indiiis majora; africana comparare non licet; nam
planta ab Ehrenbergio lecta, a S ch w ein fürt hio perperam huc
relata est Ph. aconitifolius Jacq. in Africa hucnsque non indicatus.
Ceterum species duae saepe commutantur; cf. W. et A. prodr. 247
et Baker in Hook. fil. Fl. ind. 202.
2421. Vigna texillata (L.) Benth., Baker 1. c. 199?
N'dara (Taita)- copiose ut ubique in Africa orientali febr. 1877
fl. fr. jun.
2783. Fi^na? sp.? Kitui in Ukamba maio 1877 tr.
Legumen in specimine, quod repperit, unico altenim jam solu-
tum, alterum admodum juvenile.
2413. Dolichos? spec. N'dara (Taita) planities febr. 1877 fr.
jmenil.
2445. Eriosema parviflorwri E. Mey., Baker 1. c. 225.
In ejusdem montis pratis prope cacumen ca. 3000 ped. febr.
1877 n. fr. jun.
2803. E. glomeratum (G. et P.) Hook, fil., Baker 1. c. 228
var.? vel monslr.
Kitui in Ukamba suEPrutex in locis sterilibus maio 1877 fl.
Stirps deflorata certe erui non potest; plantae a cl. Perrottet
sub Rhynchosia glomerata y. albida Fl. seneg. distributae maxime
convenit.
2439. Dalbergia lactea Vatke, inermis ramis validis, junioribus
pube brevi subferruginea tectis, peliolis firmis, adultis glabris, foliolis
8—10 ovali-oblongis obtusis vel levissime emarginatis subcoriaceis,
venis utrinque prominentibus reticulato-venosis glabris, supra obscure
viridibus opacis, subtus pallidioribus, floribus in paniculas terminales
foliatas disposilis, ramis folio brevioribus, pedicellis nigrescenti-pube-
scentibus bracteolatis, calycis pubescenlis denfe supremo deltoideo,
reliquis brevibus latis truncalis, corolla calyce subtriplo longiore. '^.
N'dara mons (Taita) alt. 3000 ped. 1877 fl. fr. jun.
Petioli 25 — 4 cm. longi; rhachis ad 1 dm. longa; foliola ad
7 cm. longa, prope basin ad 3*5 cm. lata; pedicelli 2 mm. longi;
calyx 4 mm. longus; corolla lactea; legumen malurum non visum.
D. arbutifoliae Baker 1. c. 232 proxima, cujus flores ignoti;
an satis distincta?
2861. Sophora sp. Kitui in Ukamba maio 1877 fl.
Folia et legumina desunt, ergo indeterminabilis.
Obs. Stirps herbarii abyssinici n. 694 (= Beccari 216) a me
in disserfatione ultima perperam pro Argyrolobii abyssinici statu ju-
venili habita est Rothia hirsuta (G. et P.) Baker 1. c. 7.
(Conlinuabitur.)
252
Streifzüge in den Alicantiner Bergen.
Von P. Hegelmaier.
Die spanische Provinz Alicante, der südlichste Theil des ehe-
maligen Königreiches Valencia, nimmt ihrer hauptsächlichsten Aus-
dehnung nach die kleinere nördliche Hälfte jenes im Südosten der
iberischen Halbinsel gelegenen, von dem Cabo de la Nao bis zum
Cabo de Gata sich erstreckenden Küstenstriches ein, der durch das
Vorgebirge de Palos in zwei ziemlich gleiche Theile getheilt wird
und in Beziehung auf Trockenheit des Klimas und Dürre des Bodens
unter den verschiedenen Theilen der an physikalischen und klima-
tischen Gegensätzen so reichen Halbinsel einen der ersten Plätze
beansprucht, namentlich sowohl die am Cabo de Gata beginnende
Südküste, als den jenseits des Cabo de la Nj^o sich anschliessen-
den nordvalencianischen Küstenstrich in den genannten Hinsichten
übertrifft.
Dem Reisenden, welcher von Norden kommt, und in dessen
unmittelbarster Erinnerung zumal die Vegetationsbilder der reichen
und vielfach bewässerten Ebene von Valencia mit ihren weiten Reis-
feldern, mit den Orangengärten ihres nördlichen, den Palmenhainen
ihres südlichen Theiles fortleben, bietet sich wenigstens bei dem ge-
wöhnlichen Eintrittsweg in die Provinz, mittelst der Eisenbahn, die
sich von der Venta de la Encina, dem Abzweigungspunkte der Va-
lencianer Linie, zum Meer bei Alicante herabsenkt, schon im Früh-
jahr kein erfreuliches Bild dar. Steinige, anscheinend fast vegetations-
lose Bergketten von bald scharfkantigen, bald einförmig langgezogenen
Contouren begleiten auf beiden Seiten den Thallauf des Rio Vinalapö,
welchem auf einer längeren Strecke die genannte Bahnlinie folgt, und
dessen Bett wie das der anderen kleinen W^asserläufe der Provinz in
dieser Jahreszeit vollständig trocken liegt, da das sparsam vorhandene
Wasser für die Bedürfnisse der Bewässerung in Anspruch genommen
wird, freilich ohne denselben auch nur einigermassen zu genügen. Und
wenn auch auf jenem Wege das Auge an einer Anzahl von Punkten
nicht bloss durch romantische Bilder, welche das sich stellenweise
verengernde und scharf eingeschnittene Thal darbietet, sondern auch
an den bewohnten Thalerweiterungen durch den Anblick üppiger
Fruchtgärten einigermassen entschädigt wird, so vermag diess doch
den Gesammteindiuck, welchen das Landschaftsbild im Grossen auf
den Beschauer hervorbringt, nicht nachhaltig zu verbessern. Alicante
selbst, trotz der dreifachen Allee von Dattelpalmen, welche einem
grossen Theil der Hafenseite der Stadt entlang angelegt ist und
diese Promenade zu einem namentlich in den Abendstunden unge-
mein reizenden Spazierweg macht, schliesst sich dennoch dem Ge-
sammtcharakter der übrigen Landschaft in ausgesprochenster Weise
an. Im Südwesten ist die Stadt von einer dürren Strandttäche mit
oasenartig vereinzelten Palmenpflanzungen, nach Nordosten von einer
kleinen Gruppe von Hügeln begrenzt, an deren nächst gelegenen
253
und schroffsten, das Caslell tragenden sich die Stadt unmittelbar an-
lehnt. Der Boden derselben besieht wie der der Hügel- und Gebirgs-
landschaften der ganzen Provinz aus einem harten Kalkgestein, dessen
an sich nicht grosse Verwitterbarkeit durch die Trockenheit des Kli-
mas nicht erhöht wird, das daher auch, wo es sich mit einer Erd-
krume bedeckt, dieselbe doch nur eine geringe Mächtigkeit erreichen
lässt, und dessen weisse, mit dem tiefblauen Himmel lebhaft con-
trastirende Farbe im Vereine mit der intensiven Beleuchtung auf
ungewohnte Augen keineswegs angenehm wirkt.
Aehnliche Beschaffenheit zeigen in mehr oder weniger ausge-
sprochenem Masse noch verschiedene andere Theile der Provinz. In
den Bergen ihres Innern, deren Höhe zum Theil nicht unansehnlich
ist, hat sich nur an beschränkten Stellen eine dünne Bewaldung er-
hallen. Nur in geschützten Lagen nördlicher Hänge und engerer Tlial-
schluchten trifft man lichte, grösstentheils von Pinus Pinea, weniger
von Quercus Hex gebildete Bestände. Von fern gesehen erscheinen
diese Gebirge gänzlich kahl, und obwohl sie, wenigstens die höheren,
diess in Wirklichkeit meist durchaus nicht sind, sondern bei näherem
Herantreten grosse Strecken ihrer Abhänge eine dichte Decke von kraut-
artigen und Holzgewächsen aufweisen, so beschränkt sich doch der Be-
stand an letzteren auf niedriges, hauptsächlich von Cistineen und Legu-
minosen mit allerlei anderen Beimischungen gebildetes Strauchwerk
(tnonte bajo), das sich im Frühjahre in einen überaus lieblichen, bunt-
färbigen Blüthenschmuck kleidet, während des Sommers dagegen durch
seine kleinblättrige, etwas düster grüne Belaubung und die knorrigen
zum Theil in Dornbildung aufgehenden Axensysteme einen einförmigen
Habitus annimmt.
Die Quellen, welchen diese Höhenzüge den Ursprung geben,
treten zum Theil, wenigstens im Frühjahr, wo der von den winter-
lichen Niederschlägen gelieferte Wasservorrath noch vorhält, in sehr
ansehnlicher Ergiebigkeit am Fusse der Berge zu Tage, was ohne
Zweifel mit starker innerer Zerklüftung des Kalkgesteins zusammen-
hängt. Aber die Zahl dieser Quellen ist zu gering, als dass nicht wäh-
rend eines grossen Theiles des Jahres die steinigen Rinnsale voll-
ständig trocken liegen würden. Was an Wasser zur Verfügung steht,
ist, an einigen Stellen in grossen, künstlich angelegten Reservoirs
(pantanos) aufgestaut, den Bedürfnissen des Landbaues dienstbar ge-
macht und geht in der kümmerlichen Bewässerung der Thäler und
der Küstenebenen auf. Gerade der eigentliche Küstenstrich ist es,
der zumeist unter der Dürre leidet; das Material zur Bewässerung
ist hier besonders sparsam vorhanden, und stärkere Niederschläge
sind hier selten. Wie man mir im Mai 1878 mittheilte, war in der
sogenannten Marina, dem schmalen Küstensaume zwischen Alicante
und dem Cabo de la Näo, seit zwei Jahren kein einziges Mal ein
ergiebiger Regen gefallen, eine Klage, welche man freilich auch in
anderen, sonst in dieser Beziehung weniger schlecht gestellten Ge-
genden Spaniens in ähnlicher Weise vernehmen konnte. Wo die Ebene
grössere Ausdehnung annimmt, wie im südlichen Theil der Provinz, da
254
gewinnt sie stellenweise einen Charakter, der schon Anklänge an
den einer Steppe zeigt, und es gesellen sich ihrer Vegetation ent-
sprechende Elemente bei. Das mehrfache Auftreten gewisser Plum-
bagineen (Statice caesia Gir.), Zygophylleen (Fagonia cretica L.,
Peganum Harmala L.), und Chenopodeen bietet in dieser Hinsicht
die auffallendsten Belege dar. Der an andere klimatische Verhältnisse
Gewöhnte kann sich einer gewissen Verwunderung nicht entschlagen,
dass trotz der \ielfach ungünstigen Bedingungen der Boden einen
nicht ganz unansehnlichen Productenreichthum aufzuweisen hat. Ausser
dem vielfach gerühmten in mehrfachen Sorten vorkommenden Alican-
tiner Wein und den allenthalben gedeihenden Anpflanzungen von
Oel-, Johannisbrot- Granat- und Feigenbäumen sind es namentlich
mehrere Sorten vortrefflichen Obstes, Erdbeeren, Aprikosen, Mandeln
und in dem landeinwärts gelegenen Hügelland auch Kirschen, welche
sich eines guten Gedeihens erfreuen. Der Masse nach zu schliessen,
in welcher diese Erzeugnisse schon frühzeitig, zum Theil vom An-
fang des Mai an, auf den Tisch kommen, muss der Ertrag an solchen
ein ganz reichlicher sein. An denjenigen Punkten aber, wo durch
ergiebige Bewässerung wirklich günstige Bedingungen gegeben sind,
vermag der Boden eine staunenswerthe Fruchtbarkeit zu entfalten.
Ein reicherer Garten als der, welchen die weite Ebene von Orihuela
bildet, findet sich sicherlich an wenigen Punkten der Halbinsel. Dieser
südlichste Theil der Provinz Alicante besitzt in dem Unterlauf des
noch im Mai eine ansehnliche Wassermasse einherwälzenden Segura
den einzigen diesen Namen verdienenden FIuss; auch mögen daselbst
Niederschläge etwas häufiger sein als anderwärts; wenigstens war
ich se-lbst noch in den ersten Tagen des Mai in Orihuela unfreiwilliger
Augenzeuge eines zweitägigen heftigen Regenwetters, während gleich-
zeilig in Alicante und weiter nördlich nur spärliche Schauer fielen und
sich im Laufe des genannten Monats nur ein- bis zweimal in ebenfalls
höchst unbedeutender Weise wiederholten. Aus mehrfachen Schilde-
rungen bekannt, so dass ich mich mit kurzer Erwähnung begnügen
kann, ist die in Europa einzig dastehende Entwicklung, welche an
einigen Punkten der Provinz Alicante die Cultur der Dattelpalme zur
Erzielung reichlicher Ernten an guten Früchten gewonnen hat. Dem
grossen, durch ein System künstlicher Bewässerungsgräben unter-
haltenen Palmenwald von Elche reihen sich zahlreiche kleinere an,
welche auf der ganzen Strecke zwischen diesem Städtchen und Ori-
huela in der Umgebung der Ortschaften sich befinden und im Verein
mit dem schon an sich pittoresken Anblick der letzteren eine Reihe
der reizendsten landschaftlichen Bilder erzeugen.
Für die Flora ergibt sich aus den hier in Kürze berührten Ver-
hältnissen und aus den vorhandenen ansehnlichen Höhenunterschieden
eine ziemliche Mannigfaltigkeit verschiedener Bedingungen, welche
denn auch ihren Ausdruck in einem jedenfalls beträchtlichen Reich-
thum an Formen findet, dessen Mass ich indessen nicht näher anzu-
geben vermag, da meine persönlichen Erfahrungen darüber nur be-
schränkt sind, und auch von anderen Seiten her die floristische
255
Erforschung der Provinz nur unvollständig und stückweise erfolgt ist.
Wohl wurden schon von Cavanilles verschiedene Punkte besucht, und
zahlreiche Angaben von dem Vorkommen gewisser Pflanzen an be-
stimmten Localitäten stützen sich auf die von diesem Allmeister der
Flora Ostspaniens gegebenen Notizen. Allein dieselben sind, wie ich
aus unmittelbarer Erfahrung versichern kann, selbst für die speciell
in Betracht kommenden Oertlichkeiten nichts weniger als erschöpfend.
Von späteren Reisenden sind namentlich Webb und Bourgeau zu
nennen; allein auch sie haben, so viel sich aus den Notizen ab-
nehmen lässt, welche man ihren Bemühungen verdankt, das ziemlich
ausgedehnte Gebiet nur an beschränkten Stellen, wenn auch mit
Sorgfalt, untersucht. Meine eigenen Erfahrungen sind, da sie mehr
nur gelegentlich auf einer grossentheils auf andere Zwecke gerichteten
Reise und nur während weniger Wochen gemacht wurden, ebenfalls
von auch nur relativer Vollständigkeit weit entfernt und erstrecken
sich jedenfalls auch bloss auf wenige specielle Theile der Provinz.
Sie haben nur eben hingereicht, mich zu überzeugen, dass diese Pro-
vinz zu den in Beziehung auf spontane Producte des Pflanzenreiches
wenn auch nicht reichsten, so doch eigenthümlichsten und interessan-
testen Bezirken der Halbinsel gehört und zugleich zu denen, welche
eine genügendere Durchforschung noch sehr lohnen werden. Trotz
ihrer Dürre bieten schon die Hügel in der unmittelbaren Nachbar-
schaft von Alicante und das im Nordosten der Stadt in einiger Di-
stanz von ihr sich ausbreitende villenbesäete Culturland (die Huerla
de Alicante) wenigstens im Frühjahr eine Anzahl interessanter Ge-
wächse aus den Gruppen der Cichoriaceen, Cynareen, Labiaten, Cruci-
feren, Convolvulaceen u. a. dar, deren Menge sich in den landein-
wärts gelegenen Hügelgegenden und noch mehr in den Gebirgen des
Innern unter theilweisem Vorherrschendwerden anderer Verwandt-
schaftskreise, wie der Leguminosen, Cistineen, Caryophylleen u. s. w.
beträchtlich steigert. Bietet von den genannten Regionen jede für
sich ihr eigenthümliches Gepräge dar, so ist hievon wieder in meh-
reren Punkten verschieden der Vegetationscharakter der im Süden
der Provinz sich ausbreitenden Ebene mit den sie theilvveise — in
der Umgebung von Orihuela — einfassenden schroffen Felsbergen,
welche eine Anzahl seltener Pflanzenformen beherbergen; und endlich
findet sich an verschiedenen Punkten nicht bloss in der unmittelbaren
Nähe der Küste, wie zunächst bei Alicante, sondern auch, mit manchen
Repräsentanten stellenweise (z. B. um Elche) ziemlich tief landein-
wärts dringend, eine reiche Halophytenvegetation (Chenopodeen, Plum-
bagineen, Ficoideen) vertreten, deren Bekanntschaft mir, da ihre
Hauptentwieklung erst in den eigentlichen Sommer fällt, nur in be-
sonders unvollständiger Weise zu machen vergönnt gewesen ist.
Es kann daher nicht meine Absicht sein, hier ein detaillirtes
Bild der Vegetation der Provinz oder auch nur einzelner natürlicher
Regionen derselben zu entwerfen, ja ich will nicht einmal meine
sämmtlichen in diesem Gebiete gemachten Touren schildern. Vielmehr
beabsichtige ich bloss über ein paar in dem Kalkgebirge des nörd-
256
liehen Theiles gemachte Ausflüge, auf denen ich florislische Notizen
zu sammeln Gelegenheit gehabt habe, zu berichten. Dieses Kalkge-
birge bildet im Vereine mit einer nördlich anstossenden, der Provinz
Valencia angehörigen Berggruppe ein einigermassen isolirtes Berg-
system, welches östlich durch das Meer begrenzt ist und mit einer
Anzahl schroffer Vorgebirge, unter denen das obengenannte Cabo de
la Näo am weitesten vorspringt, in dasselbe abfällt, landeinwärts da-
gegen durch eine ziemlich tiefe durch den Verlauf der Eisenbahn-
linien von Jätiva nach der Station la Encina und von letzterer nach
Alicanle bezeichnete Einsenkung von dem bergigen Hinterlande ge-
schieden wird, von vielen und tiefen nach allen Richtungen ausstrah-
lenden und theils direct zum Meer, theils zu den Gebieten des Jucar
und Vinalapö abfallenden Thälern durchfurcht ist und nirgends einen
massigeren Zusammenhang zeigt, sondern in eine Anzahl von ziem-
lich regellos angeordneten einzelnen Höhenzügen und Berggruppen auf-
gelöst ist. Als dessen ungefährer Mittelpunkt kann der ansehnliche in
der Nähe der Nordgrenze der Provinz gelegene Stock der Sierra
Mariola betrachtet werden; die stärkste Erhebung fällt indessen nicht
auf die letztere, sondern auf die südöstlich von ihr gelegene und
durch ziemlich tiefe Einsenkungen von ihr getrennte, zwei kleine,
unmittelbar zur Küste abfallende Thäler von einander scheidende
Sierra Altana; diese dürfte den höchsten Punkt der Mariola, den
Moncabrer, dessen absolute Höhe zu 4260 Fuss angegeben wird,
immerhin um einige hundert Fuss überragen, obwohl mir keine nä-
heren Angaben über ihre oder anderer Punkte Seehöhe zu Gebote
stehen und von mir selbst keine bezüglichen Messungen vorgenommen
worden sind.
Eine wenigstens theilweise Ansicht des Bergsystems verschafft
man sich durch Besteigung des Castells von Alicante oder durch
einen Ausflug nach der südlich von der Stadt gegen das steile Cabo
de S. Pola sich erstreckenden Strandgegend, welcher Standpunkt den
Vortheil bietet, ein ungemein malerisches Gesammtbild zu gewähren,
dessen Vordergrund von der Stadt mit ihrem Castell und den daran
sich anschliessenden Hügeln gebildet wird, während die zur rechten
Hand gelegene Hälfte von der unabsehbaren Fläche des Mittelmeeres
mit der sehr sanft einspringenden Bucht von Alicante eingenommen
wird. Von einem der genannten Standpunkte aus betrachtet sind es
besonders zwei Einzelberge, welche vermöge ihrer auffallenden Formen
und ihres weiten Vorspringens aus dem Hügel- und Bergland heraus
gegen die Küste die Aufmerksamkeit auf sich ziehen: zunächst hinter
Alicante der wenige Leguas nördlich von dieser Stadt gelegene Kegel
des Cabesö de oro, dessen Besteigung ich zwar projectirt hatte, aber
zu meinem Leidwesen nicht mehr ausführen konnte, und sodann, weiter
entfernt an der Marina und daher mehr rechts, der höhere und durch
kühne und schroffe Felsformen ausgezeichnete Puig Campana, von wel-
chem unten noch die Rede sein soll. Zwischen beiden ragt, noch weiter
entfernt und als ein Stück des Hintergrundes des Bildes sich von
dem Horizont abgrenzend, die Sierra Altana als langgezogener, von
257
Westen nach Osten sich erstreckender Kamrn von wenige ausgezeich-
neten Contouren hervor, während die noch etwas weiter entfernte
und zugleich wieder mehr links, fast in der Richtung des Cabesö de
oro, gelegene Sierra Mariola nicht sichtbar ist, weil der vorgelagerte
zackige Kamm der Sierra Carrasqueta hindernd im Weg liegt. Rechts
vom Puig Campana schweift der Bli(;k bei günstiger Abendbeleuch-
tung weiter der Marina entlang zu dem scharfkantigen, als Fundort
verschiedener seltener Pflanzen bekannten Vorgebirge Ifach und end-
lich bis zu dem mit seinen Umrissen in das Violett des Horizonts
sich verlierenden Cabo de la Näo, welches den sichtbaren Endpunkt
der sich von hier nach Nordwesten zurückbiegenden Küste bildet.
Eine der von mir von Alicante aus im Laufe des Mai landein-
wärts unternommenen kleinen Expeditionen hatte sich die Sierra
Mariola als Hauptziel gesetzt. Es war am 13. des genannten Monats,
dass ich der am Fusse dieses Bergstockes gelegenen Stadt Alcoy
mittelst des von der Bahnstation Villena aus dahin eingerichteten
Stellwagens zustrebte, nachdem die vorausgehenden Tage theils kurzen
Streifziigen in den nächsten Umgebungen von Villena und Monövar
gewidmet gewesen waren, theils hauptsäclilich dem Besuch eines
Volksfestes in dem eine starke Legua von Villena an der Strasse
gegen Alcoy gelegenen Städtchen Biar gegolten halten. In diesem
kleinen, aber wohlhabenden und verhältnissmässig gut gebauten Orte
hatte am 11. und 12. die alljährliche Feier der Einnahme desselben
durch die christliche Armee unter König Jakob, dem Eroberer, von
Aragon stattgefunden , unter grösstem Zudrang fremder Besucher
zu den zu diesem Zwecke durch die Bevölkerung des Ortes und
seiner nächsten Umgebung aufgeführten Kriegsspielen, so dass mir
und meinem Alicantiner Begleiter es nur durch die liebenswürdige
Gastfreundschaft des dort ansässigen, auch als Schriftsteller und
Uebersetzer bekannten und mit deutscher Sprache und Literatur wohl
vertrauten Arztes Don Silvio Escolano ermöglicht wurde, einige
Tage inmitten dieses bunten Gewühles von Zuschauern und von Mit-
wirkenden in den Costümen christlicher Ritter und maurischer Krie-
ger zuzubringen. Noch erfüllt von den Bildern des Volkslebens fuhr
ich auf der gut erhaltenen Strasse dahin, welche von Biar aus nach
allmäliger Ersteigung eines weiten, grösstentheils cullivirten Plateaus
die Sierra de Castalla zur Rechten lässt, und von dem hochgelegenen
Ibi an sich wieder stark, schliesslich in weiten Serpentinen durch
ein felsiges Thal, seine Seitenschluchten durch hohe Viaducte über-
windend, nach Alcoy herabsenkt. Nicht bloss die Lage dieser ansehn-
lichen Stadt ist sehr überraschend, sondern auch das Aussehen iiu-es
Innern und das Treiben ihrer Einwohner zeigt ein eigenthümliches,
sie von den meisten anderen Orten Spaniens unterscheidendes, zum
Theil mehr an Mitteleuropa erinnerndes Gepräge. Als einzige Fabriks-
stadt der Südhälfte des Landes, in welcher sich freilich, wie überall,
die allgemeine Krankheit der gegenwärtigen Periode, die Arbeits-
losigkeit, in empfindlicher Weise fühlbar macht, ist sie von einer
rührigen und energischen Bevölkerung belebt, in der man, von ein-
Oesterr. boun. Zeitschrift. 8. Heft. 1879. 20
258
zelnen kleinen Quartieren abgesehen, vergebens nach jenen lungern-
den und fremdes Mitleid in Anspruch nehmenden Gestalten sucht,
welche sonst die unvermeidliche Zugabe südlicher Städtebilder sind.
Dabei erinnern im oberen Theil der Stadt reinliche, gerade, wenn
auch wegen der Lage keineswegs ebene Strassen mit hohen mehr-
stockigen Häusern, denen freilich die vergitterten spanischen Fenster-
balkone nirgends fehlen, im Vereine mit den zahlreichen hohen Ka-
minen an der Peripherie der Stadt an manche Orte Cataloniens und
Frankreichs, und Alles, auch der Verkehr in den Verkaufsläden und
auf dem weiten rechteckigen, in den späteren Abendstunden von
einer lebhaften Menschenmenge erfüllten Marktplatz verräth einen
verhältnissmässig erfreulichen Wohlstand. Wem etwa, trotz der jetzi-
gen Ruhe und des gegen den Fremden durchaus freundlichen und
zuvorkommenden Benehmens der Bevölkerung die scheusslichen Mord-
und Brandscenen in unheimlicher Erinnerung sein sollten, durch deren
die Thaten der Pariser Commune im Kleinen wiederholende Auffüh-
rung im Jahre 1873 der Ort sich in trauriger Weise bekannt ge-
macht hat, der vermöchte allenfalls in dem Anblick der seither vor
der Stadt in freier Lage erbauten, mit einem Bataillon Soldaten be-
legten Caserne wenigstens einige Beruhigung finden.
Zwischen felsigen Bergzügen von bedeutender Höhe, auf einer
ziemlich steilen Terrasse gelegen, welche auf der einen Seite (nach
Nordwest) in die Thalschlucht des Flüsschens Serpis, nach der andern
(Ost) in ein sich unmittelbar unter der Stadt mit jener vereinigendes
Seitenthal schroff abfällt, bietet die Stadt Alcoy von diesen beiden
Seiten her einen ungemein malerischen Anblick dar und ist ohne
Anstieg nur von der dritten Seite her, auf welcher die obenerwähnte
Zufahrtsstrasse in sie eintritt, zu erreichen. Zumal der Abfall nach
der Serpis-Schlucht ist so rapid, dass die auf dieser Seite gelegenen
Häuser, Fronten von vielen (bis 8) Stockwerken, der Thalschlucht zu-
kehren, während von der Stadtseite aus die oberen Stockwerke der-
selben zu ebener Erde betreten werden. Zwei stattliche Viaducte,
einer von 7 Bogen gegenüber dem oberen Theil der Stadt über die
Schlucht des Serpis, ein zweiter unterhalb der Stadt über die aus
dem barranco de S. Cristöbal heraustretende Schlucht geführt, gewähren
indessen die Möglichkeit, auch von Norden und Westen her auf be-
quemen Strassen in die Stadt hereinzukommen, während anderwärts,
zwischen den beiden Viaducten und auf der Ostseite der Abstieg in die
Tiefe durch steile, im Zickzack verlaufende Gässchen gesucht werden
muss, wenn man beabsichtigt, die umgebenden Schluchten auf geradem
Wege zu überschreiten.
Spaziergänge unmittelbar vor den Thoren der Stadt lassen auf
Aeckern und an den terrassenförmig zwischen den cultivirten Strecken
befindlichen Rainen eine Anzahl hübscher Gefässpflanzen beobachten;
in trockeneren Lagen dieser Art z. B. Ononis bremflora ÜC, üedy-
sarum Fontanesii Boiss, Coronilla coronata D C. , Ornithogalum nar-
honense L. , Digitalis obscura L., Leucanthemum gractlicaule DC,
Knautia subscaposa B. u. R., Antirrhinum Barrelieri Bor., Avena
259
barbata Brot., Roemeria hybrida DC, Crupina vulgaris Pers., Valeria-
nella discoidea Lois., Hypecoum grandiflorum Blh.; an mehr scliattigen
fetten Stellen Fumaria spicata L., Hymenostemma Fontanesii Wk., La-
thyrus annuus L. An und auf Mauern findet sich Mercurialis tomen-
tosa L., Matthiola tristis R. Hr., Scrophularia sciaphila Wk., Equi-
setum ramosum Schi. Trockene Hügel jenseits der Serpis-Schlucht
am Fusse der Vorberge der Sierra Mariola sind auf ansehnliche Strecken
mit der in jenen Gegenden an solchen Stellen gemeinen, Mitte Mai schon
fast verblühten Phlomis J.ychnilis L. bedeckt, zwischen deren goldgelben
Büschen für einige andere Pflanzen, z.B. Euphorbia nicaeensis^ die ver-
schiedenen Formen des Heüanthemum pilosum Pers., stellenvi^eise auch
die in Spanien nicht^ häufige Tunica Saxifraga noch einiger Raum
bleibt. Die Flora trägt grösstentheils ein fast submontanes Gepräge;
die Pflanzen des eigentlichen warmen Küstenstrichs fehlen, Oliven-
pflanzungen ziehen sich zw^ar an den Bergen, namentlich östlich von
der Stadt, in ziemliche Höhen hinauf; dagegen scheint den Citrus-
Arten die Lage des Ortes schon zu hoch und Dattelpalmen, welche
im Norden von der valencianischen Ebene her noch bis zu dem am
Fusse des Berglandes gelegenen Jätiva vordringen, fehlen ohnehin im
Innern dieses Districtes gänzlich.
Eine kleine Strecke westlich von Alcoy, fast unmittelbar jenseits
des Serpis-Thales, erheben sich die Vorberge der Sierra Mariola mit
gewaltigen Felsmassen, welche hier von einer tief Und senkrecht
eingeschnittenen Schlucht, dem schon genannten barranco de S. Cri-
stöbal, durchbrochen werden. Ein kleiner, noch vor dem Austritt
aus dem barranco durch einen Bewässerungskanal abgeleiteter Bach
entführt das Wasser von dieser Seite des Gebirges durch ein Thal,
welches sich hinter seinem eben erwähnten engen felsigen Ausgang,
der eben nur gerade einem schmalen Fussweg Raum lässt, zunächst
nur wenig erweitert, vielmelir noch eine Strecke weit als enge, ge-
wundene, wenn auch nicht mehr von senkrechten Felswänden ein-
gefasste Schlucht fortsetzt und überall mit seiner engen Sohle ziemlich
steil ansteigend, sich weiter aufwärts nach verschiedenen Seiten hin
in zum Theil bewaldete Zweige zerlheilt. Dieser barranco zieht durch
die kühnen Formen der zu beiden Seiten seiner Mündung postirten
Felshörner die Aufmerksamkeit des Fremden, welcher sich über die
Topographie der Umgebung von Alcoy zu orientiren sucht und sich
nach einem passenden Zugang zum Gebirge umsieht, in erster Linie
auf sich, und durch ihn führt in der That der gewöhnliche Weg zur
Mariola. Auf verschiedenen Ausflügen nach dieser Seite, welche theils
den Vorhöhen der Mariola, theils ihrem Gipfel, dem oben genannten
Moncabrer, galten, hatte ich stets meine Richtung nach und durch
diesen barranco zu nehmen, mit dem Unterschiede, dass ich die
kleineren Touren zu Fuss ausführte, für das letzterwähnte Ziel da-
gegen in landesüblicher Weise zu grösserer Bequemlichkeit die Hilfe
eines kräftigen Esels in Anspruch nahm. Gleich nach dem Eintritt in die
Mündung des barranco, welcher sich hier einige Minuten lang zwischen
hohen senkrechten Felsen durchwindet, fand sich Crepis albida Vill.,
20*
2G0
im Begriff aufzublühen, und Onopordon acaule L. In der steinigen,
engen, gewundenen Tlialsohle, in welcher der Weg nach dem Durch-,
tritt durch die eigentliche Felsenenge sich weiter em[)orzieht, wuchern
grosse Euphorbien (E. Characias L. und nicaeensis AU.); am Bach
Scirpus Holoschoenus ; an den steilen Abhängen zur Seite schönblühende
Leguminosen: Hedysarum Fontanesii Boiss. , Ononis fruticosa L.,
Coronilla juncea L., AnthylUs cytisoides L. und sehr sparsam eine
eigenthümliche Form von Astragalus monspessulanus L. (oder chlo-
rocyaneus B. u. R.) mit gelblichweissen Corollen. Gross ist die Mannig-
faltigkeit der Arten auf dieser Strecke nicht. Als ich bei einem meiner
Spaziergänge einige Klafter weit an der schroffen Thalwand empor-
geklommen war, kam eine kleine Gesellschaft von Landleuten, an-
scheinend der wohlhabenderen Classe angehörig, mit ihren Saumthieren
in der Richtung von Alcoy den Thalweg herauf, und einer der Männer,
der stattlichste von ihnen, rief mich an und ersuchte mich, zu ihnen
auf den Weg herabzukommen. „Mein Herr," sagte er, „wie es scheint
achten Sie auf Pflanzen; aber hier an dieser Stelle gibt es nicht viel
Kraut. Dort oben jenseits jener Felsen — indem er auf das Gebirge
zeigte — gibt es Stellen, welche reich an Kräutern sind: kommen
Sie mit mir und ich werde Sie hinführen." Auf meine Frage, wie
weit es nach solchen Stellen sei, erhielt ich die Antwort: anderthalb
Stunden und auf meine Einwendung, dass es alsdann mir nicht möglich
sein werde, die Einladung anzunehmen, da die Sonne bald untergehen
werde und ich daher nächstens nach Hause zurückkehren müsse,
erwiederte der Fremde: „Sie sollen auch heute nicht mehr dorthin
gehen, sondern Sie kommen mit mir in mein Dorf und mein Haus;
morgen in aller Frühe führe ich Sie selbst an Plätze, die Ihnen ge-
fallen werden und um Mittag können Sie wieder unten in Alcoy sein."
Ich musste für die Freundlichkeit danken, da mir daran liege, schon
auf den Abend nach Alcoy zurückzukommen, und dass ich dieser
Begegnung erwähne, geschieht bloss, weil sie als ein Beispiel, anstatt
mehrerer, von der ungezwungenen Gefälligkeit und Gastfreundlichkeit
dienen kann, welche, wenn auch nicht überall, so doch wenigstens in
manchen vom Fremdenverkehre wenig berührten Gegenden der Halb-
insel eine lobenswerthe Eigenschaft zumal der Landbevölkerung bildet.
Allmälig erhebt sich der Weg von der Sohle des sich wieder
verengernden und steiler ansteigenden Thaies und windet sich an
seinen Abhängen hinauf. Häufig sind hier an den Thalböschungen
die im ganzen Bergland um Alcoy verbreiteten Cruciferen Erysimum
australe DC. und Biscutella stenophylla Duf.; ferner Heüanthemum
marifolium Dun. und Mrtum Pers., Medicago leiocarpa Bth., Litho-
spermum fruticosum, Digitalis ohscura, Catananche caerulea^ Festuca
scaberrima Lge., Salma lavandulaefolia Vahl., Linmn narhonense,
Vicia onohrychioides und, theils an Steinblöcken Röschen bildend,
theils mit seinen Stammchen zwischen die andern Stauden verstrickt,
das zarte, gelbblühende Galium valentinum Lge., welches von hier
an auf dem grössten Theil des Anstiegs zur Höhe des Gebirges den
Begleiter bildet. Eine eigenthümliche, noch nicht beschriebene Rose
261
aus dem Formenkreis der R. hispanica B. u. R. , fällt durch ihre
dunkelrosenrothen CoroUen sehr in die Augen; kleine, durch steile
Terrassen gelrennle Feldstückchen sind der Cultur gewonnen, und ihr
steiniger Boden lässt neben der dünnen Saat Unkräuter, wie Malcolmia
africona R, Br., Linaria hirta Mnch., Asperula arvensis u. A. g(?-
deihen. Wo grössere Felsblöcke enlblosst liegen, ist fast überall Linaria
crassifolia Kze. angesiedelt, eine ebenfalls in dem ganzen Kalkgebirge
der Provinz Alicante an passenden Stellen verbreitete, an den Abhän-
gen der Mariola bis nahe unter den Gipfel häufige Pflanze.
Der Weg zum Moncabrer senkt sich wi(!der in die Thalschlucht
hinab, um erst später wieder an der zur Rechten gelegenen Berg-
wand emporzusteigen. Geradeaus ansteigend gelangt man auf eine
angebaute kleine Ebene mit einem Gehöft, in dessen Umgebung auf
Aec'kern Gladiolus segetum, Roemeria hybrida, auf den Terrassen
zwischen den Culturen Hedysarum Fontanesii, Onobrychis eriophora
Desv., Linum suffruticosum, Carduncellus Monspeliensium All., Knautia
subscaposa B. u. R., Aphyllanthes monspeliensis theils in beginnender,
theils in vorgeschrittener Bliithe begriffen waren. Eine kleine Strecke
oberhalb des genannten Geliöftes wird eine kleine Einsattelung er-
reicht, auf welcher sich eine ausgedehnte Aussicht über das seither
dem Bück verborgene Bergland von Bocayrent, eine wellenförmige
von Thälern durchfurclite Plateaulandschaft, er(»frnet. Die zum Theil
mit dünnem Pinienwalil bewachsenen Höhen unmittelbar zur Seite
dieses Sattels besitzen ein stellenweise sehr dichtes und schwer durch-
dringbares Unteriiolz, welches aus Ulex australis Clem., Cistus Clusii
Dun., grossen Sträuchern von Rosmarin mit armdicken Stämmen und
meterhohen Büsciien von Ononis fruticosa bestellt, und zwischen
welchem an freieren Stellen hohe Rasen von Avena ßUfolia Lag.,
sowie niedrige, reich blütli ige Sträucher von Coronilla minima L., He-
lianthemum pilosum und paniculatum Pers. einen ansehnlichen Theil
der Vegetation bilden.
Wir kehren zu dem nach dem Moncabrer führenden Saumpfad
zurück, welchen wir voriiin verlassen haben, und welcher noch eine
kurze Strecke der gewundenen, die seitherige Pflanzendecke beibe-
haltenden Thalschlucht folgt. Indem er sich jetzt rasch in etlichen
steilen Windungen durch Pinienwald an der Thalwand hinaufzieht,
führt er auf ein meist sanft, stellenweise etwas steiler ansteigendes
Plateau, welches grösstenfheils unbebaut und von ziemlich mannig-
falliger Strauch- und Krautvegelation bedeckt, in der Umgebung
einiger auf ihm zerstreuter Gehöfte aber in Ackerboden verwandelt
und von einigen der oberen Ver/.weigungen des barranco de S. Cri-
slöbal durchfurcht ist. Diese Schluchten werden von dem Weg theils
umgangen, tiieils überschritten; allmalig eröffnet sich rechts die Aus-
sicht nach den felsigen Gipfeln des Gebirges , und es zeigt sich,
dass, um zu diesen zu gelangen und die schroffen Vorhölien zu um-
gehen, mit welchen es gegen das Thal von Alcoy abfallt, ein weiter
Bogen beschrieben werden mussle. Von grösseren Holzgewächsen
linden sich in den erwähnten Schluchten vereinzelte Gruppen von
262
Cylisus palens L. und Quercus Ilex, beide gerade in voller Blüthe.
Auf den Aeckern und am Wegrand stellen ausser verschiedenen
sclion genannten Gew^iichsen Papaver Argemone, Melandryum macro-
carpum Wk., Anthemis incrassata Lois. und eine gelblichweiss blü-
hende Form von Vicia onohrychioides. Eine mannigfaltigere und mehr
und mehr montane Formen in sich aufnehmende Vegetation ent-
wickelt sich beim Aufsteigen in die höheren Theile der Hochebene,
deren Erhebung auf 3200 — 3400' geschützt w^erden mag. Auf weite
Strecken bildet Cistus Clusii, in der Mitte des Mai gerade in reich-
ster Blüthe und dadurch einen prachtvollen Anblick gewahrend, mit
schwacher Beimischung von C. albidus die Hauptmasse der Boden-
decke, mitunter in Begleitung von Cytinus Hypocistis. Von Bäumen
erscheinen noch zerstreute Gruppen von 7/ea:;-Eichen. An kahleren
Plätzen findet sich stellenweise in Menge Pyrethrum sulfureum B. et R.,
Paronychia aretioides DG. , Carduus nigrescens Vill. , Asphodelus
cerasiferus Gay, Cenfaurea tenuifolia Duf. ; unmittelbar am Wego
Aristolochia Pistolochia, Althaea hirsuta, Malva nicaeensis und vul-
garis, Medicago rigidula Desr., Silene colorata Poir. v. angustifolia.
Bald gesellt sich zu diesen Gewächsen die stattliche Euphorbia isa-
tidifolia Lam. , die von da an bis nahe unter den Gipfel des Berges
immer häufiger wird, und die längst verblüht, beinahe schon mit
reifen Früchten versehen war. Das ziemlich tief im Boden versteckte,
fast knollenförmige, meist einige Laubstengel tragende Rhizom strotzt
von einem eigenthümlicher Weise schwefelgelb gefärbten Milchsaft,
während der der oberirdischen Theile die gewöhnliche weisse Farbe
zeigt; ich bedauere mich nicht mit Material für eine anatomische
Untersuchung des Rhizoms versehen zu haben.
Bei dem obersten der in der Nähe des Weges gelegenen Ge-
höfte wendet sich dieser, der sich schon seither aus seiner ursprünglichen
Richtung immer mehr nach rechts gedreht hatte, nocli schärfer nach
dieser Seite und beginnt gleichzeitig wieder stärker anzusteigen,
um den Moncabrer von der Alcoy entgegengesetzten Seite zu ge-
winnen. Helianthemum asperum Lag. mit Corollen in allen Farben-
abstufungen zwischen Weiss und lebhaftem Rosenroth tritt in dieser
Region, das H. pilosuni der tieferen Lagen ersetzend, neben ü. hirtum in
Menge auf. lieber einen steinigen, von einem der Kämme des Moncabrer
sich links herabsenkenden Abhang , an welchem Jurinea humilis
DC. in Masse, sparsamer Linaria rubrifolia Uob. et Gast., Convnlvu-
lus lanuginosus Desv. und Carduncellus Monspeliensium angesiedelt
sind, biegt der Weg in ein zwischen den höchsten Kämmen des Ber-
ges eingeschlossenes kleines felsiges Hochthal ein, in welchem er
sich noch eine halbe Stunde weit hinaufzieht. Unter den Schutz
eines der hier befindlichen Felsen liess ich bei der am 15. Mai vor-
genommenen Haupttour nach dem Moncabrer meinen Arriero sammt
seinem Thier zurück, da der Weg immer steiniger wurde und be-
reits die ersten Vorposten der Flora des Gipfels, vereinzelte Rasen
von Saxifraga Cossoniana B. et R. und Erinacea pungens Boiss.
auftraten.
263
Die obersten Kämme, welche sich von hier aus gesehen zur
Rechten und Linken , sowie geradeaus erheben , sind von einander
durch seichte Einsattelungen getrennt; ich wühlte zur Besteigung
den gerade aus, im Hintergrund der Thalmulde gelegenen, woran
ich möglicherweise nicht ganz recht that, da ich nacliher vernahm,
dass der links gelegene jenen an Hohe, wenn auch nur eine Kleinig-
keit übertreffe. Zwischen den massenhaft in dem Kalkgeröll vor-
kommenden Stauden der Euphorbia isatidifolia wuchs im obersten
Theil der Mulde Centaurea seusana Chaix. in einer ganz zwergigen
Form und in deren unmittelbarer GeseHschaft ein Hieracium, von
dem H. pilosellaeforme Hoppe unserer Alpen- und Voralpengegenden,
zumal in Beziehung auf Rliizombildung kaum zu unterscheiden.
Nun ging es noch eine massige Strecke steil aufwärts zu der
links gelegenen der vorhin genannten Einsattelungen und von hier
vollends auf den schmalen, aber ziemlich langgestreckten, eine starke
Viertelstunde sich hinziehenden Felskamm, von welchem sich plötz-
lich und überraschend die seither verdeckte Aussicht nach Norden,
Osten und Südosten eröffnete. Oben weidete ein junger Hirt seine
Ziegen , der mir über einige der entfernteren Punkte bereitwillig
Auskunft gab. Tief zu den Füssen des Beschauers liegt Alcoy zwi-
schen dem Kranz seiner Berge, auf der gegenüberliegenden Seite
überragt von der Sierra de S. Antonio; darüber hinaus andere Hölien-
züge und im südöstlichen Hintergrund der langgestreckte Rücken
der Sierra Altana. Gegen Norden schweift der Blick über die Berge
von Jätiva hinaus — diese Stadt selbst mit ihren Felsburgen ist
durch die vorliegenden Höhen gänzlich verdeckt — zu der Ebene
von Valencia, dessen Lage leicht erkennbar ist, mit seiner Albufera;
in weiterer Entfernung ist sogar noch der vorspringende Felsklotz
von Sagunt zu unterscheiden; rechts davon breitet sich der Spiegel
des Mittelmeeres aus. Im Gegensatz gegen den westlichen Abhang
des Moncabrer, an welchem der geschilderte Weg zum Berg herauf-
führt, und welcher trotz stellenweiser Steilheit durcliaus keine Hin-
dernisse bietet, zeigt die gegen Alcoy und das Serpisthal gerichtete
Front des Berges senkrechte und selbst überhängende Abstürze,
und es wird dadurch sofort klar, warum die Besteigung nicht in
gerader Richtung vorgenommen wird.
Die Flora des Gipfels zeigt nur massigen Formenreichlhum, doch
etliche interessante Gewächse. Erinacea pungens und Saxifraga Cosso-
niana, deren Corollen weiter unten schon vollständig verwelkt waren,
standen hier noch in voller Blüthe, letztere grosse, geschützte Stein-
klüfte ganz auskleidende Polster bildend. Auf freiliegenden Felsplatten
dagegen, neben den zur Zeit nicht blülienden, graufilzig beblätterten
Stämmchen der Scabiosa tomentosa Cav, bildet das schöne Erodium
valentinum B. et H. grosse Rasen und hatte eben begonnen seine
grossen Blüthen mit bald lebhaften, bald bleiclier gefärbten Corollen
zu entfalten. In Felsritzen blühte Arenaria grandiflora All. in Menge;
sparsamer fanden sich zwischen Sieinblöclmw Arabis auriculataLmn.,
Cynosurus elegaus Dsf., ein Muscari, Thlaspi perfuliatum, Aethio-
264
nema ovalifolium Boiss. , HeHanthemiim salicifolium Pers. , Carex
Halleriana Asso, Lysimachia Linum stellalum und ganz verein-
zelt eine kleine Linaria , welche wegen nocii zu jugendlichen
Entwicklungszustandes keine sicliere Beslimmung zuliess, aber wahr-
scheinlich mit L. depanperata Ler. (welcher sie in Blütlien und Ve-
getationslheilen völlig gleicht) identisch ist.
(Schluss folgt.)
Literaturberichte.
Errornm Decaisneanornm g-raviorum vel miuns cogriiitornm. Centuria prima
et secunda. Auctoie H. Baillon. Paris 1879. 8". 15 und 32 p.
In den vorliegenden Aufsätzen stellt der Verf. aus den Schriften
Decaisne's zweihundert Unrichtigkeiten zusammen. Es kann die Be-
merkung nicht unterdrückt werden, dass derartige Publicationen der
Wissenschaft wenig nützen, und dass es für Naturforscher würdigere
Beschäftigungen gibt, als verdienstvollen Fachgenossen Irrthümer
nachzuweisen. R.
II monte Generoso. Schizzo di Geografia botanica per O. Penzig. 8°. 18 p.
(Estratto dal nuovo Giornale botanico. Vol. XI. 1879.)
Der Monte Generoso (Mte. Calvaggione) am Südabhange der
Alpen zwischen dem Comer und Luganer See gelegen und eine
Höhe von ungefähr 1700 Meter erreichend, ist verhältnissmässig noch
wenig gekannt und hat eine ganz interessante Flora. Im vorliegen-
den Aufsatze wird dieselbe zuerst in allgemeinen Umrissen geschil-
dert; den Schluss bildet ein alphabetisch geordnetes Verzeichniss aller
auf dem genannten Berge beobachteten Arten von Phanerogamen
und Gefässkryptogamen; dasselbe umfasst ungefähr 650 Species.
R.
Botaniska Notiser utgifne af O. Nordstedt. 1878. Nr. 6.
Diese Nummer enthält folgende Aufsätze phykologischen Inhaltes:
Ueber die Sciiwärinsporen von Trentepohlia Marl, und die Copulalion
derselben von N. Wille. (S. 165 — 176, Taf, 1). — Vaucheria sphae-
rospora Nordst. n. sp. (S. 177, Taf. 2). — Oedogonium hathmido-
sporum Nordst. n. sp. (179). R.
Dr. Anton Sauter, Flora der Gefässpflanzen des Herzogrthums Salzburg.
2. Aufl. 8». Salzburg 1879.
Der ausgezeichnete Kenner der salzburgischen Flora lieferte in
der zweiten Auflage seiner Enumeratio ein compendiöses Handbuch,
welches durch die Angabe sicherer Standorte den Botanikern Salz-
burgs ein gewünschtes Vademecum bieten dürfte. B.
265
Julius Hinterhuber und Franz Pichler, Prodronms einer Flora des
Herzog-thnms Salzburg. 2. Aufl. Salzburg 1879. 8".
Zu gleicher Zeit mit dem vorangehenden Buche erschien auch
diese, den Umfang des Florengebietes etwas weiter begrenzende
Pflanzenaufzühlung, wobei Sauler's Flora, sowie die Anordnung nach
Lorinser's Excursionsbuche benützt wurde. Sie wird als Nach-
schlagebuch immerhin Anklang finden, insbesondere, da am Schlüsse
derselben die Pflanzen einzelner besonders interessanter Localitilten,
wie z. B. die des Unlersbergps, Watzmanns, des Salzkamniergutes,
des Grossglockners u. a. m. alphabetisch geordnet zusammengestellt
werden. B.
Bericht üher die Weltausstellnug- in Paris 1878. VIII. Heft: Dr. Josef
Moeller: Ptlanzen-Rohstoffe. I. Gerb- und Farbmaterialien. II. Fasern.
Wien 1879. gr. 8». 104 Seiten mit 37 Holzschnitten.
In demselben erfahrt die wissenschaftliche Waarenkunde eine
erhebliche Bereicherung durch die anatomische Untersuchung des
Baues zahlreicher, zumeist neuer Gerb- und Farbmaterialien, die auch
in histologischer Hinsicht manche erwähnenswerthe Details bieten.
In Bezug auf Fasern erwähnt der Verfasser, dass zwar eine nicht
unbeträchtliche Zahl von neuen, auch importfähigen Arten vorhanden
gewesen sei, dass jedoch keine derselben gegenwärtig als ein erheb-
licher Gewinn für die einschlägige Industrie betrachtet werden könne,
da man nach dein heutigen Stande unserer technischen Behelfe nicht
im Stande sei, aus ihnen ein den Anforderungen entsprechendes Fa-
brikat herzustellen. B.
„Additions ä la flore de Minorque, par M. Rodriguez." Extr. aus dem Bull,
de la Sociale botanique de France t. XXV. p. 238—241.
An dieser Stelle werden folgende Arten oder Varietäten neu
beschrieben: Viola stolonifera Rodr. (bei Algendar), Genista Uni-
folia L. var. leucocarpa Rodr. (Canum), Ononis ihitissima L. var.
campanulata Rodr. (Son Blanc, Binisequi, Rafal rotj)., Vicia (Erium)
hifoliata Rodr. (Binisarmena); Lysimachia minoricensis Rodr. (Bar-
ranco de se Vall.); Linaria fragitis Rodr. = L. aequitriloba Koch
Cat. non Dub. (Barranco de Algendar). — Ausserdem wird Laihy-
riis trachyspertmis Webb. (mit ?), Bourg. pl. Canar. exsicc. n. 783
als neuer Bürger für die Flora der Insel Menorca bekannt gemacht.
F r e y n .
Excursion botänica al Puig de Tarrella (Mallorca) por Don Juan Joa-
quin Rodriguez. Extr. aus den Anal, de la See. Esp. de Hist. Nat.
Tom. Vlll. 1879. 8". 26 pag.
Die ersten 11 Seiten enthalten das Detail der Excursion mit
Anführung der wichtigsten auf den besuchten Oertlichkeiten vor-
kommenden Arten. Auf Seite 12 — 26 sind sodann alle bei dieser
Gelegenheit gesammelten Arten mit genauer Standortsangabe und,
wo erforderlich, mit Literatur -Nachweis und Beschreibungen aufge-
zählt. Neu beschrieben sind: Gaiium Crespianum Rodr. spec. nov.?
(mit dem Synon. G. decalvans Bourg. pl. Bai, exsicc?) und Linaria
(Sect. chaenorrhimmi) sp. aus der Verwandtschaft von L. origam-
266
folia DC, L. crassifolia Kze. und L. glareosa Boiss,, Reul. Ein spe-
cifischer Name wurde der fraglichen Pflanze indessen vorerst noch
nicht ertheilt. Bemerkungen finden sich ausserdem bei Silene in-
flata Sm. var. ?, Arenaria incrassata Lge., Anthyllis rosea Willk.,
Umbilicus gaditanus Boiss.?, Galium cinereum All.? (= G. corru-
daefolium Willk. index plant, bal.?), G. tenustum Jord., Hieracium
sericeum Lap., H. purpureum Scheele?, Stachys cretica L., Scutella-
ria halearica Bare, Plantago lanceolata L. und Cynosurus poly-
hracteatus Poir. — Diese und die vorerwähnte Publication bilden
abermals eine erwünschte Erweiterung unserer Kenntnisse über die
Flora der Balearen, welche Inselgruppe, wie aus Vorstehendem er-
sichtlich ist, dem Forscher immer wieder genug des Neuen und Inter-
essanten bietet. Freyn.
Rede, gehalten vou Dr. Carl v. Marchesetti gelegentlich Aufstellung und
Enthüllung der Büste des Dr. Bari. Biasoletto im Veineinslocale der
Societä adriatica delle scienze naturali in Triest. (Druck von L. Hermanstorfer.
Triest 1878.)
Die dankbare Anerkennung, welcher eine Anzahl in wissen-
schaftlicher und socialer Beziehung hocluichtbarer Landsleute Biaso-
letto's mittelst der oben erwähnten Festlichkeit Ausdruck geben
wollte, beruht nicht nur auf seinen hervorragenden Leistungen auf
dem Gebiete der Botanik, sondern vielleicht noch mehr auf der Wür-
digung seiner Verdienste um die über seine Anregung ins Leben
gerufene, seither allerdings unter der Aegyde des Hofrathes Ritter
V. Tommasini in erfreulicher Weise vorgeschrittene Bewaldung des
Karstes; ein Werk von eminenter volkswirthschaftlicher Bedeutung
für Triest und einen grossen Theil des Litorale. Wir entnehmen dem
Nachrufe Dr. March esetti's folgende biographische Daten über den
Gefeierten: Biasoletto erblickte das Licht der Welt zu Dignano
in Südistrien am 24. April 1793, er stammte aus einer wohlhaben-
den und angesehenen Familie. Seine Erziehung genoss er anfangs
in der Heimat, dann zu Triest, später (1812 — 1814) zu Wien, wo
er die pharmaceutischen Prüfungen ehrenvoll ablegte. Hierauf ver-
weilte er ein Jahr zu Wels, kehrte 1815 nach Triest zurück, welches
er als seine zweite Heimat betrachtete, und woselbst er zwei Jahre
später den Besitz einer der ersten Apotheken erwarb. Diese blüht
noch heute fort unter der Führung seines verdienstvollen Sohnes,
Dr. Bartoiom. Biasoletto, der vom Vater die Begeisterung für
Wissenschaften erbte und namentlich auf dem Gebiete der Chemie
Hervorragendes leistet. Im Jahre 1823 finden wir Biasoletto in
Padua, wo er den philosophischen Doctorsgrad erlangte. Nach Triest
zurückgekehrt, gründete er dort auf einem ihm vom Stadlmagislrate
überlassenen Grunde im J. 1828 einen botanischen Garten. Anfangs
wurde dieser durch Beiträge mehrerer Freunde der Naturwissen-
schaften aufrecht erhalten, überging aber 1833 in das Eigenthum
des dortigen Apotheker-Gremiums. Biasoletto behielt die Leitung
dieses Gartens bis zu seinem am 17. Jänner 1859 erfolgten Ableben.
Er hielt dort unentgeltlich regelmässige Lehrcurse über Botanik,
267
die von einer grossen Anzahl von Hörern besucht waren. Sein Vor-
trag war ein überaus gediegener und zugleich fasslicher, seine
Sprache geradezu fascinirend. Von den Schriften Biasolelto's sind
ausser zahlreichen in verschiedenen Fachblättern veröffentlichten Ab-
handlungen namentlich folgende: Relazione del viaggio fatlo col Re
Federico Augusto nelF Istria, Dalmazia, Montenegro, Triesl 1841
(höchst anziehend, wäre einer Uebersetzung in die cultivirtesten
Sprachen Europas werth); Excursione botanica sullo Schneeherg nella
Carniolia, Triest 1846; D'alcune Alghe microscopiche, Triest 1832;
Cenni sull' Economfa rurale, ebenda 1840. M. P.
Sulla diffusione di liqnidi colorati iiei flori. Ricerche di P. A. Saccardo.
(„Ueber die Ergiessung farbiger Flüssigkeiten in die Blumen."
Untersuchungen von P. A. Saccardo.) Mitgetheilt der kön. Akademie zu
Padua in der Versammlung vom 23. Mai 1879.
Schon seit Beginn des vorigen Jahrhunderts haben, wie der
Autor im Eingange seiner Abhandlung bemerkt, verschiedene Natur-
forscher in Frankreich, Italien und Deutschland sich mit Versuchen
über die Aufnahme farbiger Flüssigkeiten in den Organismus der
Pflanzen beschäftigt. So unter Anderen Magnol (1709), La Baisse
(1733), Andrea Comparetti (Prof. der Botanik zu Padua 1746 —
1802), Reich el und Duhamel (1758), Mustel (1780). Im gegen-
wiirligen Jahrhundert versuchten sich ferner auf demselben Gebiete;
Trincbinetti (1843), Biot (1840), Baillon (1875) und vor wenigen
Jahren Han stein, welcher blüthentragende Stengel von Iris floren-
tina und /. Deutzia in eine Anilinlösung brachte und nach 10—15
Stunden die weissen Perigone, beziehungsweise Corollen dunkelblau
gefiirbt fand. Angeregt durch diese Forschungen hat Prot. Saccardo
unter Beihilfe seines Assistenten Dr. Luigi Vido seit Februar d. J.
mehrfache Versuche über diesen Gegenstand vorgenommen und das
Ergebniss im vorliegenden Schriftchen veröffentlicht; demselben ist
eine Tafel beigefügt, auf der sich 12 Stück CoroUenblättclien aufge-
klebt befinden, wovon drei mit lichtgrünem Anilin, drei mit Eosin,
drei mit indigschwefelsaurem Natron und drei mit Brasilienholz-Ex-
trakt imprägnirt sind. Als Grundbedingungen für die schnellere und
günstigere Aufsaugung der Farbstoffe stellt Saccardo folgende auf:
1. Dass die blühenden Zweige oder Schafte soeben von der lebenden
Pflanze entnommen seien; 2. dass selbe mittelst scharfen Schnittes
abgetrennt wurden (dickere und frischere Stengel agiren kräftiger);
3. dass die Blumen in den flüssigen Farbstoffen der Luft und durch
einige Zeit auch dem Sonnenlichte ausgesetzt werden, und 4. dass
das Experiment bei heiterer, trockener, warmer Witterung stattfinde.
Auch constatirt der Verfasser, dass die Behandlung ganzer, im Erd-
reich befindlicher Pflanzen mit gefärbten Flüssigkeiten erfolglos bleibt,
indem die Erde — ähnlich der Kohle — die Farbstoffe an sich zieht.
Von den 40 verschiedenen Substanzen, mit denen die Versuche der
Herren Saccardo und Vido vorgenommen wurden, und deren Auf-
zählung wiederzugeben wir uns aus Rücksicht auf den uns zu Ge-
bote stehenden Raum versagen müssen, haben die schönsten und
268
interfssanfeslen Resultate geliefert: Hellgrünes Anilin, indigschwefel-
saures Natron, Eosin, in Ammoniak aufgelöster Carmin, Brasilienholz-
Extract, Catechu, Kupfer- und Eisenvitriol, welche sich mehr oder
weniger rasch und intensiv in den Corollen oder Perigonen ver-
breiteten. Schwächer wirkten: Ammonium- Picrat, Phytolacca und
Saflor (Carthamus tinctorius). — Kaum wahrnehmbare Spuren einer
Färbung zeigten: Ponceaufarbenes und jodhaltiges grünes Anilin,
Safran, Gelbholz (Morus tinctoria), Campecheholz-Absud. Die übrigen
Stoffe blieben entweder indifferent oder wirkten zerstörend auf die
Gewebe der Pflanzen. Nachdem Prof. Saccardo die Art und Dauer
der Einwirkung der verwendeten Stoffe detaillirt, und als jene, welche
am leichtesten absorbirt werden und die schönsten Farbenbilder geben,
endgiltig das Eosin, das ßrasilienholz-Extract, das indigschwefelsaure
Natron, die ammoniakale Carminlösimg und lichtgrünes Anilin nam-
haft gema(;ht hat, gibt er schliesslich der Hoffnung Raum, dass dureii
fortgesetzte Versuche mit den fünf ebengenannten und eventuell mit
noch anderen Substanzen einerseits der Botanik neue wichtige Auf-
schlüsse über die Histologie und Physiologie der Pflanzen geboten
werden, andererseits der Blumencultur ein neuer Weg eröffnet werden
dürfte, um die ohnehin so schönen Gewänder der Kinder Floras mit
bisher unbekannten Reizen zu schmücken. M. P.
Liebe Theodor Dr., Grundriss der Botanik für den Unterricht an hö-
heren Lehranstalten. Zweite Auflage. Mit einer lithograph. Tafel. Berlin
1879. A. Hirschwald, IV und 44 Seiten. 8».
Der als Verfasser mehrerer brauchbarer Werke vortheilhaft
bekannte Autor lieferte in Obigem ein Lehrbuch, das sich der m()g-
lichsten Kürze befleissigt und durchgehends modern gehalten ist.
Der Verfasser wurde in diesem Streben von Prof. Ascherson unter-
stützt. Unter der Leitung eines tüchtigen Lehrers wird das Buch
sich gewiss nutzbringend erweisen. Die Ausstattung desselben ist in
jeder Hinsicht tadellos. K.
Borbäs Vincze. Az Onohrychis Visiani es Hermann Otto. Separatab-
druck aus dem Ellenor 1879, Nr. 309—310. 16 S. kl. 8».
Die vorliegende Arbeit ist eine Antwort auf einen Artikel Otto
Hermann's im letzten Doppelhefte der „Termeszetrajzi füzetek",
deren factischer Redacteur H. ist. Es sei nur bemerkt, dass H. ein
Zoolog ist und als solcher beim besten Willen die diessbezügliche
Literatur in ihrer Gesammtheit nicht übersehen konnte. Schliesslich
muss Referent H.'s Vermuthung, dass er bei der Redigirung der
„Flora von Fiume" (Verhandl. d. zoolog.-botan. Gesellsch. 1878) von
Budapest aus inspirirt worden, entschieden zurückweisen. Dass H.
überdiess noch von literarischem Anstände spricht, klingt mehr denn
ironisch! J. A. Knapp.
Jahrbnch des schlesischen Forst-Vereines 1878. Herausgegeben von Ad.
Tramnitz. Mit einer lithogr. Tafel. Breslau 1879. IV und 352 Seiten. 8".
Enthält ausser einer Reihe von Gesetzen, Regulativen, Ver-
fügungen, Entscheidungen und Sitzungsberichten nachfolgende Auf-
269
Sätze: 1. Forstiisthctische Reise - Ergebnisse von H. v. Saliscli.
2. Sclilesische Gartenbau-, forst- und landwirthsciiaftliche Ausstel-
lung zu Breslau im September 1878 von Dr. H. Conwentz. Auszug
aus der „Schlesischen Zeitung." 3. Ueber die Avissenschaflliche Be-
deutung der Breslauer Ausstellung im September 1878 von Prof.
Goeppert. Gleichfalls ein Auszug aus genannter Zeitung. 4. Die
Anpflanzung und Behandlung von Alleebäumen von E. Petzold und
5. Bericht über die Holzsamenernte des Jahres 1878 in der Provinz
Schlesien. K
Correspondenz.
Aus den Oberkrainer Alpen, am 21. Juli 1879.
Bei einer in den Tagen des 16. bis 20. Juli 1. J. unternom-
menen Durchforschung des Stainer und Triglav in der Wochein zeigte
sich die weite Wirkung der im Allgemeinen schlechten diessjährigen
Witlerung. An Stellen, wo in anderen Jahren zu dieser Zeit dichte
Rasen mit bunten Blumen (^PotentiUa nitida, Ärabis a/pina, Silene
Pumilio etc.) den steilen Abhang der Alpen dicht bedeckten, ist heuer
nur weithin reichender Schnee zu sehen, der vom Fusse der Fels-
wände oder von der Schneide der Alpe bis ins Thal hinabzieht;
hie und da ragen aus den Schneefeldern sporadisch einzelne Felsen-
Kanten, mit einem dürftigen Pflanzenwuchse bedeckt, hervor. Letz-
terer tragt ganz den Charakter einer noch frühzeitigen alpinen
Vegetation; es kommen da vor: Glohularia nudicaulis, Trolüvs euro-
paeus, Bellidlastrum Michelii, Gentiana acaulis, G. pumila, Barfsia
alpina, Arabis vochinensis, Draba aizoides in schöner Blüthe, jedoch
in einzelnen Exemplaren. Höher oben blüht: Myosotis hispida v. al-
pestris, Erytrichium nanum, Veratrvm Lobeliamim. Rhodiola rosea,
Primula Auricula, Hufchinsia alpina. Sesleria coerulea, Festuca al-
pina. — Hingegen von Potentilla nitida, von den verschiedenen
Saxifraga- und Di^aba-Arlen sind nur ßlattrosetten da, dessgleichen
von Achillea Clavenae, von Gnaphalium Leontopodium nur Blatter.
Auch die verschiedenen alpinen Juncus- und Carex-Arien sind noch
unter tiefem Schnee verborgen. Um die Unterkunftshütle am Triglav
herum stehen Erytrichium nanum, PetrocaUis pyrenaica, Alyssum
Wulfenianum, Thlaspi perfoliatum in schönster Blütlie. Verschieden
ist der Vegelationscharakter in den Thälern. Der obere Theil des
Vrala-Tliales (20000 ist reich mit Schnee gefüllt; zwischen Schnee-
felriern ragen Buchen-Geslriiucher heraus, die ihre Blaltknospen erst
entfalten; in ihrem Sciiutze blühen: Erica Cornea, Rhododendron
hirsutum, Rhod. Chamaecistus, Seidelbast, Pi^ius Mughns u. s. w. —
Blüthenreicher ist das Krma-Thal; die obere Krma (bis 5000 Fuss)
entfaltet eine Pracht in der Verschiedenheit der Bliithenfaiben. Es
blühen hier: Oxalis Acetosella. Ranuncuhis Traun fellneri, R. hy-
270
bridus, R, montanus-carinthiacus, Viola biflora, Paederota Ageria,
Linaria alpina, Arabis -cochinensis nebst den erwiihnten Ericineen
und gewöhnlicheren Pflanzen. Kugy & Solla.
Nabresina, 22. Juli 1879.
Die letzte Woche des Monats Juni brachte ich mit Dr. Marche-
setti auf den quarnerischen Inseln zu. Wir schlugen unser Haupt-
quartier in Lussin piccolo, in der botanischen Herberge der Marieita
Raimondi auf, und besuchten von dort die Inseln Unie, beide Canidole,
Sansego und den Scoglio Zabodarsky. Den beiden, wie ich glaube
noch von keinem Botaniker erforschten Inseln, Selve und Ulbo, widmeten
wir drei Tage. Trotz der vorgerückten Jahreszeit konnten wir auf
dieser über 200 Arten sammeln und notiren. Diese beiden Inseln, schon
zu Dalmatien gehörig, sind so interessant, dass wir beschlossen, sie
im nächsten Frühjahre nochmals zu besuchen, um ein vollständigeres
Bild ihrer Vegetation zu erhalten. Das Verzeichniss der auf Unie von
Dr. Reuss im Mai 1867 notirten Pflanzen konnten wir um mehr als
20 Arten bereichern; ebenso fanden wir auf der interessanten Sandinsel
Sansego noch manches Neue. Alfred B rein dl.
Kalksburg, 24. Juli 1879.
Gestern war ich in der Brühl und im Helenenthal, um Hieracium
saxatile Jq. zu beobachten. Es beginnt eben jetzt zu blühen und
unterscheidet sich schon durch dieses Merkmal hinlänglich von unserem
H. glaucum (ob es das typische ist, weiss ich noch nicht), welches
jetzt schon überreife Früchte hat und spätestens Mitte Juni zu blühen
beginnt. Es kommt mitunter zugleich mit H. saxatile vor, z. B. um
Baden, was zu manchen Verwechslungen geführt hat, indem H. glaucum
als H. saxatile versandt und in Folge dessen der Schluss gezogen
wurde, das österreichische H. saxatile sei eben nur Hier, glaucum
All. Auch bei Mödling kommen beide vor. Am Gaisberg, bei Perchtolds-
dorf, bei Rodaun und Kalksburg habe ich aber bisher nur Hier, saxatile
(ohne glaucum) gefunden.
J. Wiesbau r S. J.
Personalnotizen.
— Hofrath Dr. Eduard Fenzl, seit mehr als 20 Jahren Vice-
präsident, davon längere Zeit auch Präsident-Stellvertreter der k. k.
Gartenbau-Gesellschaft, dessen Verdienste wiederholt, namentlich in
der Festnummer des „Gartenfreundes" eingehend gewürdigt worden
sind (im März 1878 zur Feier seines am 15. Februar zurückgelegten
70. Lebensjahres erschienen), fand sich durch sein Alter und seine
angegriffene Gesundheit bewogen, auf diese so ehrenvoll ausgefüllte
Function zu resigniren; der Verwallungsrath nahm diese Mittheilung
mit dem aufrichtigen Ausdruck seines Bedauerns, sowie des wärmsten
Dankes für die bisherigen Leistungen entgegen, was auch in einer
271
Zuschrift eigens ausgesprochen wurde. — lu der Sitzung vom 9. Juni
ist die erledigte Vicepräsidenten-Stdle durch die einstimmig erfolgte
Wahl des Universitäts-Professors Dr. Heinrich Wilhelm Reich-
hardt, gegenwärtig Leiter des k. k. botanischen Hofmuseums, durch
mehrere Jahre auch General-Secretär der k. k. Gartenbau-Gesellschaft,
wieder besetzt worden, und das vieljährige Wirken dieses Fachmannes
in horticolen Kreisen rechtfertigt die demselben bereits entgegenge-
brachten sympathischen Griisse. (W. 111. Gart.-Zeitung).
— Dr. Samuel Brassai zu Ehren wurde am 5. August 1849
von Endlicher eine Araliaceen- Gattung „Brassaia" genannt. Der
40jährige Gedenktag dieser Widmung wird von Brassai's Freunden
in Klausenburg festlich begangen werden.
— Dr. Ern. Faivre, Professor und Director des botanischen
Gartens in Lyon, ist am 25. Juni gestorben.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Traxler mit Pflanzen
aus Niederösterreich.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Schlosser,
Solla, Traxler, J. Keller, Lodny,
Aus Niederösterreich einges. von Traxler: Bromus erectus,
Br. tecfoi'nm, Carex disticha, C. glauca. Coronilla coronata, Ery-
simum strictum, Helianthemum oelandicum, Jurinea molUs, Scirpus
triqueter, Siler trilobum, Thiaspi montanum, Valeriana saxatilis,
Veronica latifoUa.
Aus Niederösterreich einges. von L. Keller: Bartsia alpina, Car~
damine trifolia, Cephalanthera pallens, C. rubra, Coeloglossum ti-
ride, Cypripedium Calceolus, Draba stellata, Hesperis tristis, Iris
pumila, Lunaria redivira, Orchis pallens, 0. sambucina, PetrocalHs
pyrenaica, Piatanthera bifolia, Polygala Chamaebuxus, Rannnculus
aconififolius, R. hybridus, R. montanus, Saxifraga rotundifolia, Si-
lene acaulis, Soldanella alpina, S. pusilla, Viola alpina.
Vorräihig: (I.) = Istrien , (M.) = Mäliren, (NOe.) = Nieder-
österreich, (OOe.) = Oberösterreich, (P.) = Polen, (S.) = Salzburg,
(Sb.) = Siebenbürgen, (Schi.) = Schlesien, (Schw.) = Schweden,
(Schz.) = Schweiz, (T.) = Tirol, (Th.) = Thüringen, (U.) = Ungarn.
Rhynchospora alba (OOe., Schw., Halle), Ribes alpinum (P., T.),
rubrum var. silrestris (Sclil.). Rosa arrensis (S.), canina f. dumalis
(M., NOe.), canina f. lutetiana (NOe.), gallica f. austriaca (M.), rubi-
ginosa (NOe., T.), tomentosa (M., T.), venusta (Schw.), Rubia tincfo-
rum (NOe.), Rubus Bellardi (T.), bifrons (U.), brachyandrus (U.),
caesius (NOe., OOe.), caesiusXtomentosus (U.), candicans (U.), De-
cheni (U.), discolor (OOe.), dumetorum fP.), dum.'Xitomentosus (U.),
fruticosus (M.), fuscoater (U.), glandulosus (OOe., Schi., U.), kirtus
272
(U. ), hybridusX.totnentosus (U.), Koehleri (Schi.), macrophyllus (U.),
nemorosus (U.), nem. var. praecox (ü.), paliidus (U.), Radula (ü.),
Rad.Xtomentosus (U.), n/rf/s (U.), scaber füj, Schleicheri (Schi.,
U.), serpens (U.), vestitus (U.), VraheUanus (U.), 'vulgaris (IL), ßw-
mea; Acetosa (NOe., OOe.), Acetosella (OOe., ü.), maritimus (Schi.),
scutatus (M., T.), Rupia maritima (I.), rostellata (Th.), Ruscus acu-
leatus (U.), Hypoglossum (U.), ßwfa dinaricata (Fiutne), Sagina ape-
tala (Th., U.), Linnaei (Schz.), nodosa (T., U., Ostfriesland), pro-
cumbens (P., S.), Salicornia herbacea (Th., U.), Sa/is a/6a (U.),
aurita>Csilesiaca (Schi.), cinereaX,incana (Schz.), fragilis (U.), Äer-
6acea (NOe., Schi.), mirabilis (NOe.), repens (NOe.), rep.'X.mminalis
(Driesen), reticulala (T., Schz.), retusa (T.), rubra (Schz,), mminalis
(Schz.), vimin.X cinerea (Schi.), Salsola Kali (NOe., U., Pommern),
Salvia Aethiopis (U.), austriaca (U.), glutinosa (OOe., ü.), officinalis
(Frankreich), pratensis (OOe.), silcestris (NOe., ü.), transsilvanica
(Sb.), verticillata (NOe., T., U.), Sambucus Ebulus (NOe., OOe.), nigra
(M., OOe.).
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Inserate.
In J. W. Kern's Verlag- (Max Müller) in Breslau ist soeben er-
schienen :
Kryptogamen-Plora von Schlesien.
Im Namen der Schles. Gesellschaft für vaterländische Cullur
herausgegeben von
Prof. Dr. Ferd. Cohn.
Band II. Zweite Hälfte: Flechten, bearbeitet von B. Stein.
Preis 10 M.
Früher erschien: Band I. Gefäss-Kryptogamen, von Dr. K. G. Stenzel,
Laub- und Lebermoose, von K. G. Limpricht, Charaoeen, von Prof. Dr. Alex.
Braun, 1877. Preis 11 M.
Band II. Erste Hälfte: Algen, von Dr. 0. Kirchner 1878. Preis 7 M.
Band III. (Pilze, von Dr. J. Schröter) ist in Vorbereitung.
Noch übrige Exemplare meines Werkes „Kalocza videkenek növenyte-
nyeszete" (Vegetationsverhältnisse der Umgebung von Kalocza) sind von nun an
in Kalocza oder in Innsbruck (Nikolaihaus) durch meine Adresse zu beziehen.
Ladislaus Menyhärth S. J.
Redaeteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
Druck und Papier der C. Ueberreuter'sclip.n Burliflriickerei (BT. Salzar).
Oest erreich ische
Botanisclie ZeitscMft
Gemeinnütziges Organ
"'m?t"r H!'5u!"wf"" Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzle,
für
Die ORterrcivbittche Exemplare
hotanl«che Zeltscbrin - Rnfnnil/ lind RnfaillLai« die frei durch die Post be-
erschelnt DUldniH IIUU DUldUlüer, zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. _ blos bei der Hedaktloa
CV- Bez., Schlossga^se Nr. 15
ZU pränumeriren.
(16 B. Mark.} . Im Wege des
canz jährig, oder mit InAlliot/DP \\nA To<"linil/or Buchhandels übernimmt
* n. ö.W.(8Ii.Mark) rtpUlUCKCI UUU KlUlllKGl. Pränumeration
halbjährig. C. Gerold's Sohn
Inserate «•« #v ^° Wien,
die ganze Petitzeile ff rl sowie alle übrigen
15 kr. Ost. W. *1= V« Buchhandlungen.
XXIX. Jahrgang. Will. September 1879.
INHAIiT: Botanisclie Miscellen. Von Dr. Celakovsky. — Spanisch-portugiesische Pflanzen. Von
Dr. Willkomm. — Neue österreichische Pilze. Von Dr. Poetsch. — Eine insectenfressende
Pflanze. Von Dr. Heldreich. — Flora des Gamssteind. Von Erdinger. — Parthenogenesis. Von
Zukal. — Alicantiner Berge (Fortsetzung). Von Dr. Hegelmaier. — Literaturberichte. —
Correspondenz. Von Holuby, Wieshaur, Dr. Keck. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten,
Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserat.
Botanische Miscellen.
Von Dr. Lad. Celakovsky.
Ueber Festuca amethystina L. und verwandte Arten.
Die Festuca amethystina L., welche Kerner in Nr. 3 laufen-
den Jahrganges dieser Zeitsclirift durch das quelleninässige Zurück-
gehen auf Scheuchzer's Agrostographia aus der Vergessenlieil ge-
zogen und als identisch mit F. ovina var. vaginata Koch nachgewiesen
hat, habe ich im J, 1870 auch auf dem Hiigel Zlin bei Prestic für
Böhmen entdeckt. Sie machte auch auf mich schon auf dem Stand-
orte einen starken Eindruck , so dass ich sofort etwas ganz Neues
für die böhmische Flora gefunden zu haben vermeinte. Ich bestimmte
sie dann als F. ovina var. vaginata Koch und habe sie unter diesem
Namen im Nachtrage zum zweiten Tiieile der böhmischen Ausgabe
des „Prodromus der Flora Böhmens" mitgetheilt, nicht als Art, da
ich trotz des ausgezeichneten Habitus nicht genug scharfe äussere
Merkmale zur Abtrennung von der F. ovina Koch finden konnte. Sie
wächst am Zlin auf dessen sanfter nördlicher Abdachung in dem
prächtigen Haideboden dieser Localität mit Thesium rostratum. Die
Gesellschaft der beiden an dem genannten merkwürdigen Slaiidorle
Oesterr. botan. Zeitschrift. 9 Heft. 1879. 21.
274
einzig in Bidsmen vorkommeiKicn Pdanzon oriiinorlo mich sofort aiicli
an das gemeinsame Voriiommen derselben in den Isar-Auen bei
München. Zu den von Kern er und Ha ekel zusammengebrachten
Standorten der Festuca amethystina kommt also noch der böhmische
des Zun hinzu, als der am meisten nach Norden vorgeschobene Ver-
breitungspunkt. Pie Blüthezcit ist hei uns der Juni, ich sammelte sie
am 12. Juni d. J. theils eben aufgeblüht, theils noch vor der Blüthe;
dagegen traf ich sie das erstemal im J, 1870 Anfangs Juli bereits
verblüht an. Die Aehrchen dieses Grases sind zw^ar an der böhmi-
sclien Loialüat nicht violett, sondern grün, trotzdem rechtfertigt die
S(;höne sanfte amethystrolhe Färbung der zarten jüngeren inneren
Blaltscheiden der Grundlriebe den Linne'schen Namen. Zwar sind
auch die inneren Scheiden von anderen Arten , z. B. von Festuca
rubra öfter geröthet, aber in einem mehr schmutzig violetten als
rein amethystariigen Farbenton.
Angeregt durch HackeTs interessante Mittheilungen über die
anatomische Slructur der Festtica-kvinw aus der Gruppe der Sefi-
foliae^) habe ich die böhmischen Formen dieser Gruppe ebenfalls
auf ihre anatomische Blattstructur untersucht und mich überzeugt,
dass die von Koch und den meisten neueren Autoren, auch von mir
im Prodromus, zur Festuca ovina gezogenen Formen F. duriuscula
L. Sp. pl., F. fflauca Lamk. und F. amethystina L. im Blattbaue so
verschieden sind, dass sie als gesonderte Arten neben F. ovina, hete-
rophylla und rubra geführt zu werden verdienen. Es sei mir im
Naclistelienden gestattet, zu Hackel's Arbeilen einige vervollständi-
gende Zus.ttze und Bemerkungen zu machen.
Die Eintheilung der Festuca-Arlen der Gruppe Setifoliae (Com-
plicatae) auriculatae in drei Untergruppen 1. Cylindricae, 2. Ca-
naliculatae, 8. Angulafae, die Ha ekel gegeben hat, ist auch meiner
Ansicht nach naturgemäss. Die anatomisc^hen Unterschiede dieser
Gruppen sind sehr prägnant, und in der Hauptsache diese. Die Cy-
iindricae haben in den zusammengefalteten Giundblättern unter der
Epidermis der Aussen- oder Unterseite einen ziemlich gleichmässigen
1 — 4 Zellschicliten breiten Beleg von Sklerenchymzelleu (Hypoderma,
Bastbündel), welcher sich in der Ecke des Blatlran ies auf dem Qu^r-
scbnitt nach der (im Innern der Spalte oder Falte gelegenen) Ober-
seite zu allmälig zuschärfl und aufhört. Die Canaliculatae haben
ein mehr weniger machtiges Bastbündel unter dem Mittelnerven und
je ein schwächeres Bündel in den Blattrandecken, welches letztere
an der Blattunt^rseite hin um das dem Rande nächste kräftige Ge-
fiissbündel lierum^reift und da keilförmig zugeschärft endigt. Bei
den Angulalae findet sich unter jedem Gefässbündel und in den
Blattrand^cken je ein dickeres oder dünneres Sklerenchymbündel.
Um diese Unterschiede deutlich zu sehen, dazu bedarf es gar
nicht einmal eines Mikroskops; ein massig dünner Ouerschnitt, wie
') In Tcrmeszetrajzi füzetek i878 pag. 273 und ,, Festuca austriaca'-- in
Oesterr. botan. Zeitschr. 1878 Nr. 11.
Diiin ihn auch zur Besliimniing einer ünibelliferenfrucht nothig hat,
gegen das Liclit gehallen und mit einer guten Loupe betrachtet,
zeigt das ganz gut.
Auch die Arten dieser drei Gruppen , wenigstens die böhmi-
schen, welche ich untersucht habe, lassen sich auf dem Blattquer-
schnilt ganz wohl unterscheiden, doch ist zu bemerken, wie es auch
Ha ekel im Allgemeinen ni<;ht entgangen ist, dass es Variationen,
besonders in der MachtigKeit und Ausbreitung der Bastbündel und
anderer mechanisclißn Gewebe, wie auch der Zahl der Gefassbiindel
in einem gewissen Grade gibt, welche man sich iiüten niuss, für
specifische Merkmale anzusehen. Nur eine über viele von verschie-
denen Standorten herrührende Exemplare der betreffenden Art aus-
gedehnte Erfahrung kann es feststellen, bis wohin die Variation
reicht und worin die constanten Eigenthümlichkeiten des Zellgewebes
bei den einzelnen Arten bestehen.
Der Kürze halber will icli die Gefässbündel in den gefalteten
Grundblattern im Folgenden durch Buchstaben bezeichnen. Ich nenne
das Gefiissbündel des Mittelnervs a, die zwei seitlichen nächst stärk-
sten Hauptbündel jeder Blatthiilfte b, den zwischen a und b gelege-
nen schwächeren Fibrovasalstrang c, den zwischen c und dem Blalt-
rande gelegenen Strang d, und den bei manchen Arten auch noch
zwischen d und dem Blattrande eingeschalteten sehr schwachen Strang e.
Es liegen also die Gefässbündel des gefalteten Blattes der Laubtriebe
in folgender Ordnung:
e e
d d
b b
Die Bündel d und e fehlen bisweilen , sehr selten auch c (bei
F. heterophylla bisweilen).
Die beiden böhmischen Arten der ersten Gruppe Cylindricae
sind F. ovina und F. glauca. Ihre histologischen Untersc hiede auf
dem Blattquerschnitt sind nicht sehr gross, doch, wie es scheint,
conslant. Sowie der ganze Querschnitt, so sind auch fast alle Zellen
desselben bei der Festuca glauca im Durchmfisser mindestens dop-
pelt und breiter als bei der dünnblattrigen Festuca orAna. Nament-
lich gilt diess von der Oberhaut der Unterseite (deren Zellen bei
Hackel ein zu geringes Lumen haben, sowie überhaupt seine Bil-
der schematisch gehalten sind), dem Sklerenchym und den grünen
Parenchymzellen , weniger von den Gefässbündeln. Die Zellen der
Gefassbündelscheide (Schutzscheide) sind bei der F. otina auf der
bogigen Innenseile starker verdickt und kleinlumiger als bei der
F. glauca^ so zwar, dass der Durchmesser der verdickten Wand mit
dem Lumen gleich breit oder noch breiter ist, wahrend bei ieizterer
das Lumen die Wanddicke betrachtlich , theilweise bis um das
21 *
27G
Doppelte übertrifft. Festnca ovina hat in iliren zwar dünnen Grund-
blaitern doch 7 Gefässl)ündel , nämlich die mit a, ö, c, d be-
zeichneten. Nur über den Gefüssbündeln a und b springt das Pa-
rencliym mit der Epidermis rippenartig ins Innere des Faltenraumes
vor, und zwar über b nur schwach, dagegen bildet sich bei der F.
glauca auch über den Gefüssbündeln c eine Rippe, so dass der lange
Faltenkanal an seinem inneren Ende von 5 (bei F. ovina nur 3)
mehr vorspringenden Nerven umgrenzt wird. Bei der F. glauca sind
überdiess 9 Gefassbündel, es kommen noch die Bündel e hinzu. Die
Gefassbündelzahl und die Rippenzahl scheint bei diesen zwei Arten
konstant zu sein, denn ich fand diess ebenso wie Ha ekel. Die Dicke
der conlinuirlichen Sklerenchymschichte scheint etwas zu variiren.
Bei F. omia fand ich sie wie Ha ekel nur eine bis zwei Zellen dick;
ebenso aber auch bei F. glauca, wahrend sie bei dieser Ha ekel
2 — 4 Zellen dick nennt und auch 3—4 Zellen dick gezeichnet hat.
Die Trichome auf der den Faltenkanal auskleidenden Oberhaut sind
kurz, mit stark verdickter Zeliwand und engem Hohlraum, der nur so
breit wie der Durchmesser der Zellwand ist.
Festnca duriuscula^ der einzige Repräsentant der Gruppe der
Canaliculatae^ zeigt auf dem Querschnitte des Grundblattes auf der
Blaitunterseite ebenfalls aussen stark verdickte, aber mit einem mehr
zusammengedrückten querovalen Lumen versehene Epidermiszellen,
deren Seitenwände dünn sind und deren Aussenwände über den Seiten-
wänden stark vorspringende Buckel bilden (welche bei F. ovina und
glauca nur schwach angedeutet sind *). Ueher den Sklerenchym-
bündoln werden die Lumina der Epidenniszellen rasch mehrmals
kleiner als derjenigen Epidermiszellen , die an grünes Parenchym
grenzen, während bei F. glauca die überall an Baslzellen grenzen-
den Epidermiszellen noch weiter sind als die weitesten Oberhautzellen
der F. duriuscula. Dieselbe Verkleinerung der Oberhautzellen über
den Sclerenchymhündeln kommt auch bei allen Arten der Angulatae
vor. Die Sklerenchymzellen im Mittelnerven und in den Randecken
sind im Allgemeinen kleiner als bei der F. glauca, mit sehr engem
Lumen, aber mit breiter und von der Innenschicht der Zellen scharf
abgesetzter Intercellularsubstanz. Die Mächtigkeit des Hypoderms ist
veränderlich, ich habe zwei Präparate vor mir, an deren einem die
grösste Dicke des unter dem Mittelnerv liegenden Ründels nur 5
Zellen beträgt, während sie in den anderen 11 — ^13 Sklerenchym-
zellen misst. F. duriuscula hat in der Regel nur 5 Gefassbündel,
fl, b, c, und über jedem springt die Blattsubstanz in den Faltenkanal
stark nervenartig vor, daher auch die Einschnitte zwischen den Ner-
ven der Oberseite tiefer als bei F. glauca. Die Gefassbündel b sind
dem Blattrande und dem Sklerenchymbündel sehr genähert; bei F.
ovina und F. glauca liegen sie ziemlich in der Mitte zwischen dem
medianen Gefassbündel und dem Blattrande, auch bei den Angulaten
') Von der Fläche betrachtet, zeigt die Epidermis über den langen Schei-
dewänden ihrer gestreckten Zellen schlangenförmig verbogene Ltingsrippen.
277
siiul sie vom Blattrande weil mehr oiifferiit, der Mitte vvenigsleiis
genäliert. An dem Durchsclinilte mit den sehr dicken Bastlagen
lieg-t in der einen Blatthälfte noch ein sclivvaches Gefjssbiindel zwi-
schen b und c, und zugleich hat sich über ihm ein entsprechenden'
Rippenvorsprung gebildet; unter dem Bündel c dieser Seiteist eine bis
3 Zellen dicke und schmale Hypodermlage entwickelt. Auch Hackel
erwähnt dieser schwachen Bastbündel von c, die sich bisweilen
bilden, und gibt sie in seiner Zeichnung wieder. Durch sie wird eine
Annäherung an die Angulaten angedeutet, besonders an F. rubra
und heterophylla. Lassen wir in dem Grundblalt einer dieser Arten
mit 5 Gefässliündeln die Hypodermbündel von c, die dort ohnehin
oftmals geringer entwickelt sind, noch kleiner werden und die Ge-
fässbündi^l 6 näher an den Rand rücken, in Folge dessen deren
Sklerenchymbündel mit den Randbündeln verschmelzen (was, wie wir
sehen werden, bezüglich der Bündel d bei F. rubra sehr oft statt-
findet), so erhalten wir die histotaktische Anordnung des Blattes der
F. dvriusctila.
Noch niuss ich bemerken, dass in derselben Hälfte desselben
Blattquerschnittes der F. duriuscula , von dem eben die Rede war,
das Gefässbündel b mit dem Hypoderm des Blattrandes direct zu-
sammenhängt, indem die innerste Zelle eines schmalen inneren Vor-
sprungs desselben Hypoderms an die Gefässbündelscheide angrenzt
und so eine brückeriartige Verbindung zwischen Bast und Gefäss-
büudel hergestellt wird. In der anderen Hälfte desselben Ouerschnitts
war das Gefässbündel b wie gewöhnlich durch grünes Parenchym
von Hypoderm gesondert. Derartige Verbindungen kommen auch bei
F. rubra und F. heterophylla, besonders auch in den flachen Halm-
blattern öfters vor.
Die Haare im Innern des Faltenkanals sind bei F. duriuscula
besonders kurz und dickwandig, auch auf dem Kiel der Aussenseite
des Blattes finden sich, hier besonders kurze, zahnarlige Oberhaut-
trichome.
Von den in die Gruppe der Angulatae gehörenden böhmischen
Arten zeichnet sich die F. amethystina durch eine besonders mäch-
tige Entvvickelung der Bastbündel und sehr wenig (nur so wie bei
F. glaucä) einspringende Buchten zwischen den breit abgerundeten
oder platten Durchschnitten der inneren Blattrippen der Grundblätter
aus. Die Zahl der Gefässbündel variirt zwischen 5 und 7, Hackel
zeichnet ihrer nur 5 , ich fand ihrer in den stärkeren Blattern 7,
nämlich a, 6, c, d. Besonders charakteristisch ist es für die F. ame-
thystina, dass die Bastmasse der schwachen Bündel c noch mäch-
tiger ist, als die den grösseren Gefassbündeln b entsprechende Skle-
rencliymlage, erstere kommt der des Mittelnerven etwa gleich; die
weiten, aussen ziemlicl» stark verdickten Oberhautzellen der Unter-
seite werden dort, wo sie die Sclerenchymbündel überziehen, bedeu-
tend (im Durchmesser etwa 4inal) kleiner. Die seitlichen ßastbündel
unter b und r .^felicn einander so nahe , dass sie nur durch 2 — 3
weite Oberhaulzellen getrennt werden (bei F. rubra durch 7 — 9),
278
und wenn die Gpfüssbiindel d onlvvickeU sind, so erscheinen auch
die zu ihnen gehörigen Skierenchymbündel sowohl von den Rand-
Mindeln als von den Basthiindeln der Fibrovasalstränge b nur durch
2 — 3 Oberhautzellen gesondert. Das Hypoderin der F. amethystina
stellt somit d^m continuirlichen Bastbelege der Cylindricae naher als
das der beiden folgenden Arten. Nur zwis hen den Sklerenchym-
bündeln von c und dem des Mittelnerven ist bei der F. amethystina
ein grosserer. 7 — 9 weite Oberhautzellen betragender Zwischenraum.
Die breiten Bastmassen springen auf dem Querschnitt nach Innen in
das Parenchym stark vor, sie sind 2— Sinai breiter als die weiten
Oberhautzellen. Der ganze Biattdurchschnitt ist, wie Hackel sagt, bei-
nahe sechseckig, die versclimiilerte Kielparlie desselben (vom Skie-
renchymbündel von c an bis zum Kiele) hat einen geringeren Me-
diandurciimesser als der obere fünfkantige Theil des Querschnitts.
Die Trichome im Innern der Blatlspalte sind dünnwandig, ihre
Wand mehrmals dünner als deren Lumen fso wie bei F. heterophylla).
Die Halmblätter der besprochenen Art sind von denen der
sterilen Blattbüschel wenig verschieden; das Blatt wird jedoch
etwas breiter, die Gefäss- und Bastbündel (ich sehe ebenfalls 7 der
ersteren auf meinem Querschnitt) rücken etwas auseinander, der
Kiel flacht und stumpft sich ab, die Bastlagen bilden sich schwächer
aus, die Trichome im erweiterten Spaltenkanal werden länger.
Die Festuca heterophylla und die F. rubra stehen sich im ana-
tomischen Querschnitt näher, als man nach dem Habitus und der äus-
seren Gestallung annehmen sollte. Hackel glaubte, die Blätter der
sterilen Triebe der F. heterophylla seien constant dreischneidig und
mit 3 Gefussbündeln versehen. In der Cultur aber erhielt, wie mir
derselbe schreibt, die F. heterophylla 5 Bündel. Ich fand jedoch an
verschiedenen Localitäten der Prager Gegend (Kuchelbad, St. Prokop,
Karlslein) nur die dünnsten, feinsten obersten Blätter des Triebes
so, wie sie Hackel darstellte, nämlich 3schneidig mit 3 Bündeln,
die meisten Grundblätter fand ich jedoch mit 5 Gefäss- und Bast-
bündeln versehen und mehr weniger 5 — 6kantig. Ganze Rasen oder
auch nur ganze Laubtriebe, die nur aus dünnen 3bündeligen Blättern
bestünden, sah ich nie. Aulfällig ist aber auch an den Blättern mit
5 Fibrovasalsträngen die sehr lange und schmale Kielparlie, daher
das Blatt am Kiele stark zusammengedrückt. Die Kielparlie betnigt
die Hälfte und mehr vom ganzen Mediandurchmesser (dieser von der
Mündung der Spalte zum Kiele verlaufend). Auch finden sich BI tter,
welche in einer Blatthälfte die Gefässbündel b und c, in der anderen
nur b besitzen, dem entsprechend auch einerseits 2 Seitenrippen, an-
derseits nur eine. Die Nerven der Blatloberseite springen in spitzigen
Bogen vor, die Buchten sind tiefer als bei F. amethystina. Die Bast-
bündel sind im Allgemeinen schw-icher als bei dieser, oft nur so
breit als die weitzellige Epidermis und da die Epidermiszellen über
den Bastbündeln weit l-.leiner sind als über den Parenchymzellen, so
liegt wohl die durch die Entwiculungsgeschichte zu beslüligende Ver-
muthung nahe, dass auch hier das Hvpoderma durch tangentiale
279
Tlieilungen der üeriuatogenzellen hervorgeht. Die Basthündel von c
sind schwächer oder hiichsteiis gleich breit mit denen von 6, zum
Unterschiede von der F. ametkystina; das Bastbündel des Mitlel-
nerven ist bald niiichtiger, bald aber auch recht schwach entwickelt.
Die Bastzellen haben höchstens das Lumen derer der F. amethystina.
Zwischen den Bastbündeln von h und den Bastbündeln von c. sowie
zwischen jenen und dem Rande liegen 7 — 9 grosse Oberhaulzellen.
Da sich bei F. heterophylla zwischen den Gefassbündehi b und
dem Blattrande niemals ein scliwächeres Nebenbündel ausbildet (wie
bei F. rubra häufig), so greift auch das ßastbündel im Blaltrande
niemals auf die Aussenseite des Giundhlatles herum, sondern stutzt
die Randecken gleichmässig ah. Noch ist zu bemerken, dasa mf den
Aussenkanten kurze, dicke und dickwandige Trichome stehen, durch
welche die Blätter aussen sehr rauh anzufühlen sind. Die Trichome
der Oberseite im Spaltenkanale sind dagegen wieder dünnwandig und
zum Theil sehr verlängert.
F. rubra stimmt, was die Grundblätter betrifft , in der seitli-
chen Entfernung der Bastbündel von einander und im Ueberwiegen
der Bastbündel von b über die von c mit der F. heterophylla überein.
Das ganze Gewebe ist aber grosszelliger, besonders sind die grünen
Parenchymzellen grosser, die Bastzellen iiaben unter allen den be-
sprochenen Arten das weiteste Lumen , so zwar, dass manche von
ihnen hienach den dem Bündel zugehörigen Oberhautzellen nicht viel
nachstehen. Die Oberhautzellen der Oberseite sind auch um das
Doppelte grösser als die der beiden vorhergehenden, wie auch aller
anderen Arten, und was besonders auffallt , sie sind bedeutend un-
gleich; manche wölben sich papillenarlig, halbkugelig (auf dem Quer-
schnitt) vor, andere kleinere dazwis -hen liegen liefer *). Die Buch-
ten zwischen den stark und am meisten spitzwinkelig vorspringenden
Nerven springen unter allen Arten am tiefsten ein, in ihrer Tieie
sind die Oberhautzellen in auffallendster Weise vergrussert , mit
dünnen und etwas verbogenen Seitenwanden verseilen. Die Haare
auf der Innenseite sind im Allgemeinen kürzer und dickwandiger als
bei der F. heterophylla^ die Aussenseite der Grundblätter ist meist
ganz glatt, ohne Trichomspitzen.
Die Zahl der (iefässbündel in den gefalteten Grundblättern
variiit zwischen 5 und 7, und zwar in der Weise, dass die meisten
dickeren kräftigeren Grundblätter stets 7, nur die dünnsten obersten
Bliitter der Büschel bloss 5 Bündel besitzen. In Blättern mit 7 Ge-
fässbündeln sind allerdings die dem Blattrande nächsten Bündel d
oft sehr klein und meist ohne einen vorspringenden Blatlnerven,
doch sah ich sie einmal in den Blättern eines Stockes, welche selir
stark entwickelte mechanische Gewebe besassen, auch von besonde-
ren Rippen begleitet. In dem Blatt eines sterilen Büschels einer bei
Brandeis an der Elbe gesammelten grossen Waldfonn sah ich sogar
') In man hen solchen V erlief ungen der Blattoberseite liegen auch die
Spallöffniingon.
280
9 Gefassbündel. Es kamen niimlicli zu den 7 gewöhnlichen Bündeln
noch je ein Ideines zwischen b und c eingeschaltetes hinzu, also
dasselbe, welches ich oben bei F. duriuscula erwähnt habe. Jeder
dieser beiden Bündel bildete auch eine kleine Rippe zwischen den
Aiel grösseren Rippen von h und c.
Sehr veränderlich ist die Stärke der Hypodermabündel. üeber den
Gefässbiindeln c sind sie immer schwächer als über &, aber zwischen
3 bis 6 Bastzellen dick. Dem kleinen Randgefassbündel d entspricht in
dünnen Bbittern kein eigenes Bastbündel und das Hypoderm des
Randes schneidet die Ecken gleichmässig ab, so wie wenn die Bün-
del d fehlen. In dickeren Blattern jedoch bildet sich unter d ein
eigenes, nur 2 Zellschichten dickes, doch etwa 7 Bastzellen breites
Hypoderm, welches von dem wandständigen Hypodermhiindel nur
durch 2—3 Oberhautzellen gelrennt ist, oder noch häufiger zieht
sich das Blattrandbündel continuirlich mit nur 2 — 1 Zellschicliten bis
unter das Gefassbündel d hin, gleichsam aus dem normalen Rand-
bündel und dem zu d gehörigen Bastbündel verschmolzen. Das Eck-
bündel keilt sich in diesen Blatiern auch nach der Innenseite hin
allmülig aus. In dem oben erwähnten Falle eines Blattes mit den
9 Gefiissbündeln besass auch jedes kleine Gefässbündelchen zwi-
schen b und c siMU eigenes kleines , nur 1 — 2 Zellen dickes Skle-
renchymbündel unter der unteren ßlattepidermis und auch die
Bündel d hatten ein eigenes vom Randbündel getrenntes Skleren-
chymbündel.
In den ganz dünnen Blättern mit nur 5 Gefässbündeln bleibt
die innere oder obere Epidermis einfach, unverstärkt, jedoch in den
dickeren Blättern fand ich sie in den Ecken der Rippen bisher immer
gestützt durch eine bis mehrere Schichten von sklerenchymatischen,
chlorophyllosen Verstärkungszellen, die den sog. Bastzellen der Blatt-
unterseile ganz ähnlich sind, dergleichen selbst in den dicksten
Sbündeligen Grundblättern der F. heterophylla (und anderer Arten)
von mir niemals angetroffen worden sind. Die Zellen der so ge-
stützten Oberhaut sind dort auch kleiner als anderwärts. Die Ver-
stärkungszellen sind bald weiter, bald enger, bald mehr, bald weniger
dickwandig, meist nur in einer Schicht; an dem oben erwähnten
Stocke mit mächtigen Bastbündeln befand sich aber eine mehrschich-
tige Lage solcher Zellen in den Blattrippen, deren innerste, an das
grüne Parenchym angrenzende besonders weit und auch dünnwan-
diger waren. Die Gefassbündel sind in der Regel sowohl von dem
Hypoderm der Blaltunterseite als auch von dem eben besprochenen
der Oberseite durch grünes Parenchym getrennt, allein es gibt auch
Fälle, in denen einzelne Gefassbündel (und zwar nur die starken
Seitenbündel b) mit dem einen oder dem anderen Hypoderm zusam-
menfliessen. Auf einem sonst normalen Qnerschnilt war in der rechten
Hälfte zwis<"hen Bündel b und der oberseitigen Epidermis eine con-
tinuirliche Lage von Sklerenrhymzellen entwickelt, die unter der
Oberhaut nur zwei Zellen breit war, dann aber in das Gefassbündel
hin sich erweiterte. An Stelle der noch zu besprechenden chloro-
281
phylllosen Halbkreiszellen hauen sich ebenfalls sJarker verdickte und
engere Sklerenchyinzellen entwickelt. Umgekehrt flössen l)eide Ge-
fassbiindel b in dicken Blattern des bereits mehrmals erwähnten
Siockes mit ihrer Sklerenchymscheide unmittelbar mit dem zugehö-
rigen Hypodermbündel der Battunte rseite zusammen.
Fesfuca heterophylla und F. rubra sind bekanntlich unter den
anderen Arten durch flache oder ziemlich flache und breite Halm-
blätter ausgezeichnet. Diese Blätter stimmen in ihrem Baue im We-
sentlichen mit den ^rundblüttein überein, nur breiten sie sich aus,
die Zahl der Gefässbiindel (und zugehörigen Bastbündel) und Rippen
vermehrt sich auf 9 — 11, die Oberhaulzellen der Oberseite in den
Thälchen werden grösser, dünnwandiger (besonders gross bei F.
1-nbra), sind fächerförmig um das Thälchen ausgebreitet und beson-
ders bei der F. hetorophylla wellig verbogen. Allein man darf nicht
glauben, dass diese Fächerzellen den flachen Halmblätlern aus-
schliesslich eigenthümlich seien, denn sie sind auch in den Thälchen
der gefalteten Grundblätter vorhanden , nur nicht so aulFällig und
auch bei den anderen Arten, wenngleich noch weniger hervorste-
chend, angedeutet. Hackel glaubte folgenden Unterschied in den
Halmblättern der F. rubra und heterophylla gefunden zu haben: bei
letzterer seien 2 Schichten farblosen Parenchyms unterhalb der
oberseitigen Epidermis jedes Nervensvorsprunges gebildet und diese
setzen sich beim Mittelnerv und den grösslen Seitennerven mit einer
das Gefässbündel umgebenden Halbkreisschicht von dünnwandigen
farblosen Parenchymzellen durch eine 2 — Sschichtigo Lage eben-
solcher Zellen in Verbindung. Er fand Aehnliches zwar auch einmal
an sehr breitblältriger F. rubra caespitosa, im Allgemeinen jedoch
soll diess letzterer Art fehlen und nur bei F. heterophylla deutlich
ausgeprägt sein. Die Halbkreisschicht des Gefässbündels hebt Hackel
als ein besonderes Merkmal der Blälter der F. rubra und hetero-
phylla her\or, welches bei den anderen Arten kaum angedeutet sei.
Diess letztere ist jedoch vorerst zu berichtigen. Dieser Halbkreis
besteht zwar bei den zwei letztgenannten Arten aus besonders
grossen und auffälligen , nicht grünen dünnwandigen Zellen, allein
er fehlt auch keiner der anderen Arten, man sieht ihn auf dünnen
Durchschnitten bei jedem Gefässbündel, auch bei den allerschwäch-
sten, wohlausgebildet.
Die Mächtigkeit der mechanischen Zellgewebe ist aber auch in
den Halmblättern durchaus inconstant; ich habe es sowohl bei F.
rubra als bei F. heterophylla bald stark, bald wenig entwickelt ge-
funden. Hackel's farblose Parenchymzellen unter der Epidermis der
Oberseite der Halmblätter sind eigentlich sklerenchymatische Zellen,
identisch mit den auch in den Grundblättern der F. rubra von mir
angegebenen Sklerenchymzellen, obzwar sie im Halmblatt, besonders
bei der F. heterophylla, viel dünnwandiger sind. Die unter der Epi-
dermis gelegenen sind doch auch bei der F. heterophylla etwas
dickwandiger als die inneren, die sich mit der erwähnten Halb-
kreisschicht des Gefussbündels vereinigen. Aber auch von den stark
282
verdickten Hypodermazellen der Blaltunterseite sind in dicken Lagen
die innersten an das grüne Parenchym angrenzenden weiter und
dünnwandiger. Zu bemerken ist noch, dass in den Halmblattern der
F. heterophylla, wenn die mechanischen Gewebe kräftig entwickelt
sind, auch die zwei stärksten seitlichen Gefässbündel mit den Bast-
bündeln der Blattunterseite zusammenfliessen, und die anderen
nur durch eine Schicht grüner Parenchymzellen gesondert erscheinen.
Dagegen habe ich auch an Halrablättern der F. heterophylla
von anderen Standorten sehr schwache mechanische Gewebe ge-
funden, nämlich die oberseitige Epidermis auf den Nervenvorsprüngen
ganz einfach oder nur von einer Schicht etwas dickwandiger farb-
loser Zellen gestützt, aber vom Gefässbündel durch grünes Paren-
chym getrennt, ebenso auch die Bastbündel der Blattunterseite von
den Gefässbündeln durch zwei und mehr grüne Zellschichten ge-
sondert.
Dieselben Gegensätze in der Variation wie bei F. heterophylla
fand ich auch bei F. rubra. Wenn auch bei dieser die obere Epi-
dermis der Halmblätter durch farblose mechanische Zellen gestützt
und mit dem Gefässbündel verbunden ist, so sind aber doch diese
mechanischen Zellen beträchtlich dickwandiger und steifer als bei F.
heterophylla; namentlich die eben unter der Epidermis liegenden
unterscheiden sich kaum noch von den bei dieser Art ohnehin unge-
wöhnlich weitlumigen sog. Bastzellen der Blattunterseite. Auch hier
kommen Verbindungen der medianen und der starken seitlichen Ge-
fässbündel mit den Bastbündeln der Blattunterseite vor.
Hingegen besitze ich auch von F. rubra Querschnitte der Halm-
blätter, deren oberseitige Epidermis auf den sehr vorspringenden
Nervenrippen überall nur von einer Schicht ziemlich dickwandiger
aber weiter Zellen gestützt wird, die von den Gefässbündeln durch
viel grünes Parenchym getrennt wird, was dann auch von den Bast-
bündeln der Unterseite (mit Ausnahme etwa des Mittelnerven) gilt.
In allen Variationen ist aber so viel immer zu bemerken, dass
die Halmblätter der F. heterophylla weicher und biegsamer sind als
die der F. rubra, bei welcher die mechanischen Zellen dickwandiger
und meist auch reichlicher entwickelt sind, als bei ersterer.
Die anatomische Structur der Blätter bei den faltenblätterigen
Festuca-F ormen, um deren erste Untersuchung und systematische
Verwerthung sich Hackel kein geringes Verdienst erworben hat,
hat uns gelehrt, dass die bisherige Auffassung der Arten nicht hall-
bar ist. Wir haben uns bisher hauptsächlich nur auf zwei Merkmale
gestützt, nämlich auf die Gestalt der Halmhlätter und auf die Rhi-
zombildung, und hiernach die F. rubra, F. heterophylla und F. ovina
s. ampl. unterschieden. Diese Merkmale sind aber einestheils nicht
immer scharf ausgeprägt, denn zwischen den ganz flachen und den
ganz zusammengefalteten Blättern gibt es Uebergänge, und F. rubra
erscheint noch in einer forma subcaespltosa, wie sie schon von
Sonder genannt worden ist; andererseits geben diese Merkmale
doch nicht die wichtigsten Uebereinstimiuungen und Unterschiede
283
dieser und der unter F. ovina bisher subsiimirten Formen richtig
wieder. Es hat sich vielmehr gezeigt, dass F. rubra und hetero-
phylla einander näher stehen, als die vermeintlichen Formen der F.
ovina untereinander. Besonders überraschend ist der Aufschluss über
F. duriuscula, deren nahe Verwandtschaft zu F. glauca grosser zu
sein schien, als dieser zur echten F. omna s. stricto. So hat z. B.
Wimmer in seiner ersten Ausgabe der Flora von Schlesien die F.
glauca mit F. duriuscula verbunden, aber F. omna als Art unter-
schieden, und in demselben Sinne Asche rson in der Flora von
Brandenburg zwei Hauptvarietäten der F. ovina s. ampl. (Koch) an-
genommen.
Ich gebe Ha ekel darin vollkommen Recht, dass es sich um
keine Artenzersplitterung oder sogenannte Speciesmacherei handelt,
wenn die bisher unter F. ovina gebrachten Formen ihr Arienrecht
zurückerhalten, sondern nur um eine solidere und schärfere Sonde-
rung und Charakterisirung der guten Arten.
(Schluss folgt.)
Bemerkangen
Über neue oder kritische Pflanzen der pyrenäischen Halb-
insel und der Balearen.
Von Dr. Moritz WiUkomm aus Prag.
1.
Die Gattung Chaetonychia.
Ms. A. Pyr. de Candolle hat bei der Bearbeitung der Paro-
nychiaceen für den Prodr. syst, regni vegetabiliuin in der Gattung
Faronychia mehrere Sectionen unterschieden, von denen die eine,
von ihm Chaetonychia genannt, nur aus einer Art besteht, aus P.
cymosa DC. Als ich die Paronychien der spanischen Flora für mei-
nen Prodr. Florae hisp. bearbeitete, unterzog ich diese seltene, auch
im Südwesten der pyrenäischen Halbinsel hin und wieder vorkom-
mende Pflanze einer genauen Untersuchung, deren Resultate mir die
Ueberzeugung aufdrängten, dass dieselbe eine selbstständige Gattung
der Paronychiaceen bilden müsse. Da diese Anschauung nicht den
Beifall aller Systemaüker gefunden zu haben scheint, in dem Pro-
dromus selbst aber wegen Mangel an Raum es nicht möglich war,
ausführlich die Gestaltung der Blüthe und des Samens zu beschreiben,
so will ich mir erlauben, hier davon eine genaue Schilderung zu
geben, und hoffe ich, dass dieselbe die Zweifel an der Gatlungs-
bereclitigung der genannten Pflanze zerstreuen wird.
P. cymosa ist schon habituell durch ihren eigenthümlichen
Blüthenstand von allen übrigen Paronychien verschieden. Ohne näher
284
auf denselben eingehen zu wollen, bemerke ich nur, dass beide
Blüthen in scorpioide Trugdolden gestellt sind, welche im frucht-
tragenden Zustande gerade, prismatisch vierseitige, büschelförmig
gruppirte Aehren bilden. Die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale,
A'erglichen mit den echten Paronychien, bieten aber die Gestaltung
der Blüthe und des Embryo dar. Der Kelch der sehr kleinen und
sitzenden Blüthen ist aus zwei alternirenden Kreisen von Blättern
von sehr eigenthümlichem Bau gebildet, welche in eine steife Borste
auslaufen. Darauf bezieht sich der von De Candolle gegebene Name
Chaet Onychia. Der äussere Rand besteht aus drei, der innere aus
zwei Blattern. Alle fünf sind an ihrer Basis (mit ihrem Nagel) an
den becherförmigen Torus angewachsen oder richtiger mit diesem
verschmolzen. Die drei äusseren Kelchblätter, welche nicht ganz auf
gleicher Höhe inserirt sind und desshalb vielleicht richtiger als
Bracteen zu deuten sein dürften, bestehen aus einem löffeiförmigen,
an der Innenseite concaven krautigen Theil, welcher in eine steife,
vom Mittelnerv gfebildete, an der Spitze auswärts oder einwärts ge-
krümmte Granne ausläuft. Am Grunde ist dieser krautige Theil bei-
derseits häutig geflügelt oder geöhrelt, nach oben zu längs des Randes
mit einer zarten, farblosen, kapuzenförmigen Membran verwachsen,
die aus einer Schicht leerer, dünnwandiger, an der Oberfläche pa-
pillös vortretender Zellen besteht und sich nach der Innenseite hin
öffnet. Diese drei äusseren Kelchblätter sind abstehend. Die beiden in-
neren, untersten, am Grunde sich gegenseitig umfassenden Kelchblätter
sind schmäler und mit einer kleineren, sehr gewölbten, fast blasen-
förmigen Kapuze versehen. Ihr krautiger, innenseits rinnenförmiger
Theil ist nach oben auf jeder Seite in einen dreieckigen Fortsatz
verlängert, von dessen Spitze bis zur Basis eine zarte, ziemlich breite
Membran sich erstreckt, während der Rücken des krautigen Theiles
mit langen, isolirten Papillen besetzt erscheint.
Diese beiden inneren Kelchblätter umschliessen den Stempel.
Vor ihnen stehen die Staubgefässe, an Zahl zwei, deren bandförmige,
bloss aus einer Zellenschicht zusammengesetzte Filamente mit der
Basis dieser Kelchblätter verwachsen sind. Ein peripherischer, die
Staubgefässe tragender Ring, wie bei den echten Paronychien (z. B.
P. polygonifolia), ist also nicht vorhanden. Zur Zeit, wo die Staubge-
fässe ausgebildet sind, ist die Narbe noch gar nicht entwickelt.
Vielmehr besteht die Spitze des aus einem Carpellarblatt gebil-
deten Fruchtknotens nur aus einer Anzahl papillöser Zellen. Nach
der Ausbildung der kopffönnigen und undeutlich zweilappigen Narbe,
welche von einem ganz kurzen Griffel getragen wird, sind die An-
theren längst abgefallen, und auch die Filamente meist ganz zu-
sammengeschrumpft, woher es sich erklärt, dass Villars (vergl.
Schrader's Journ. 1801, S. 408) keine Staubgefässe hat auffinden
können. Es sind also offenbar dichogame Blüthen vorhanden. Aus dem
vollkommen freien Fruchtknoten geht eine einsamige, von der persi-
stenten^Narbe gedeckte Schlauchfruelit (Ulricuhis) hervor, deren äus-
serst zarte und durchscheinende Hülle schliesslich an ihrer Basis
2S.J
ringförmig abreissl. Der Samen ist auf einem vom Grunde der Frucht
(Toius) entspringenden senkrecliten geraden Stiel (Funiculus) befestigt,
länglich, mit seitlichem Nabel, und enthält unter der zarten, braunen
Schale einen Keim, dessen dick kegelförmige Radicula dem Grunde
der Frucht zugekehrt und vom Nabel abgewendet ist. Das hypo-
kotyle Glied ist seitw^ärts umgebogen, die beiden kurz eiförmigen
Kotyledonen aber, welche sich mit ihren Flachen berühren, sind gerade
ausgestreckt, wesshalb der Keim in seiner Totalität gerade erscheint.
Zwischen den Kotyledonen liegt die Krümmung des hypokotylen Glie-
des, wesshalb der Tegetationskegel (eine wirklich ausgebildete Plu-
muh ist nicht vorhanden) zwischen den Randern der Kotyledonen her-
vortritt. Ein deutliches Sameneiweiss existirt nicht.
P. cymosa unterscheidet sich folglich von allen übrigen Paro-
nychien :
1. Durch die ungleichartige Gestaltung der Kelchblätter, von
denen drei den äusseren, zwei den inneren Kreis bilden, während
bei den echten Paronychien der äussere Kreis aus zwei, der innere
aus drei Sepalen besteht;
2. durch die eigenthümliche Strucfur der Sepalen;
3. durch die Zahl der Staubgefässe (zwei, bei den übrigen
Paronychien drei oder fünf);
4. durch dichogame Blüthen;
5. durch die eigenthümliche Gestaltung des Keimes, welcher
bei den übrigen Paronychien gleichmässig ring- oder halbringförmig
gebogen ist;
6. durch den Mangel des peripherichen Ringes und des Samen-
eiweisses;
7. durch den scorpioiden Blüthenstand.
Hiezu kommt noch, dass diese Pflanze nur sehr kleine Neben-
und Deckblätter hat, während bei den übrigen Arten von Paronychia
diese Organe bekanntlich sehr gross sind, so dass z. B. die Blüthen
von den weissen scariösen Bracteen gänzlich verdeckt werden. In
Anbetracht dieser grossen Verschiedenheiten scheint es mir durchaus
gerechtfertigt, die P. cymosa zu einer eigenen Galtung zu erheben,
welche den von DeCandolle als Sectionsbenennung gegebenen
Namen Chaetonychia zu führen hat.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass unter den übrigen Arten
von Paronychia, soweit ich dieselben kennen zu lernen Gelegenlieit
gehabt habe, die P. echinata Lam, der Chaetonychia cymosa am
nächsten steht. Auch bei dieser Pflanze sind nämlich die Neben- und
Deckblätter sehr klein, die äusseren und inneren Kelchblätter etwas
ungleich an Grösse und besitzen alle Sepalen eine mit einer steifen
Granne versehene kapuzenförmige Membran; allein wie bei den übrigen
echten Paronychien ist das Diagramm der Blüthe ein anderes, indem
der äussere Kreis der Kelchblätter bloss aus zwei, der innere aus drei
Sepalen besteht und drei Staubgefässe vorhanden sind. Und sodann
findet hier keine Dichogamie statt, ist das Perikarp undurchsichtig
und, was die Hauptsache, der Embryo (bez. das hypokotyle Glied
286
und die Kotyledonen) liufeisenförmig zusammengekriimnil und ein von
diesem umschlossenes Sameneiweiss vorhanden.
II.
Die Gattung Brachytropis.
Unter den europäischen Polygaleeen, welche früher von allen
und auch gegenwärtig noch von den meisten Systematikern zur
Gattung Polygala gerechnet werden, gibt es zwei Arten, die sich
schon habituell von allen übrigen auff. llig unterscheiden: P. Cha-
maebuxus L. und P. microphylla L. Beide sind Holzpflanzen (Klein-
sträucher) und seit mehr als hundert Jahren bekannt, aber nur die
erstgenannte, freilich durch einen grossen Theil Europa's verbreitete und
stellenweise sehr häufig vorkommende Art ist genau untersucht worden
und zwar zuerst durch Spach (Hist. veg. VII, p. 127), welcher auf
Grund ihres von den übrigen Polygalen abweichenden Blüthenbaues
dieselbe zu einer eigenen Gattung unter dem Namen Chamaebuxus
erhoben hat. Diese Gattung hat das Schicksal so mancher neuerer
Gattungen getheill, indem sie von einigen Systematikern anerkannt,
von den meisten ignorirt worden ist. Die zweite Art, P. microphylla,
gehört zu den seltensten Pflanzen der europäischen Flora. Sie be-
wohnt den Westen der pyrenäischen Halbinsel, wo sie von der Meer-
enge und dem Golfe von Gibraltar an durch das südliche Andalusien
und durch Portugal nordwärts bis Galicia und Leon verbreitet ist,
aber nur stellenweise vorkommt. Obwohl diese merkwürdige Pflanze
schon Tour nef ort bekannt geworden, welcher sie in seinen Insfi-
tutiones als P. Lusitanica frulescens, magno flore, foliis minimis
charakterisirt hat, und später wiederholt beschrieben, auch abge-
bildet worden ist (z. B. in der Flore portugaise von Link und
Hof fmannse gg), ist dieselbe bis auf die neueste Zeit bei der
Gattung Polygala gelassen worden. Ich muss gestehen, dass, als ich
die Pflanze im Jahre 1845 bei Algeciras antraf, sie mir gleich den
Eindruck machte, als müsse sie eine eigene Gattung der Polygaleen
bilden. Leider fand ich sie — es war im März — nur im blühenden
Zustande. Auch alle getrockneten Exemplare, die mir später in an-
deren Herbarien zu Gesicht gekommen oder auch nur von Reisenden
gesammelt worden sind, entbehrten entwickelter Früchte und Samen.
Es darf daher nicht Wunder nehmen, dass Aug. Pyr. De CandoUe
in seinem Prodromus (I, p. 332) diese Pflanze nur in eine besondere,
von ihr allein gebildete Section der Gattung Polygala gestellt hat, die
er Brachytropis benannte, ein Name, welcTier sich auf die ungemein
kurze Carina der Corolle bezieht. Dieses Merkmal allein könnte je-
doch eine generische Trennung von Polygala nicht rechtfertigen
(denn es gibt unter den übrigen Polygalen auch Arten, deren Carina
kürzer als die Blumenblätter ist), ebensowenig der Mangel des Bartes
an der Crisla, den P. microphylla mit P. Chamaebuxus gemein hat.
Selbst die eigenthümliche Gestaltung und Nervation der AI le und der
seitlichen Blumenblätter würden mich nicht bestimmt haben, diese
287
Pdanze zu einer eigenen Gattung zu erheben. Dazu iial mich viel-
mehr die von allen übrigen Polygalen abweichende Struclur der Fruciit
und des Samens veranlasst. Ich war nämlich so glücklich, bei den von
Hrn. Moritz Winkler Ende Mai 1876 bei Villafranca del Vierzo ge-
sammelten Exemplaren einzelne vollkommen entwickeile Früchte und
Samen zu finden, wenn auch letztere noch nicht reif waren. Wenig-
stens schlugen die Versuche, dieselben zum Keimen zu bringen, fehl.
Die ziemlich grossen, prächtig azurblau gefärbten Blüthen der
P. microphylla, deren Alae nach dem Verblühen grünlich werden,
bestehen, wie bei allen Polygalaceen, aus drei alternirenden Kreisen
von Blütlienhüllblättern. Der erste Kreis, die drei äusseren Kelch-
blätter, bei den echten Polygalen meist krautig und grün, ist hier,
wie bei Chamaebuxus, aus zarten, coroUinisch, von einem Nerv
durchzogenen, concaven Blättern gebildet, welche von ziemlich glei-
cher Grosse und persistent sind. Die beiden inneren Sepala, die so-
genannten Alae, sind sehr gross, übrigens vollkommen symmetrisch
eiförmig, sehr concav und von 9 — 11 zarten (nicht vortretenden),
fächerförmig auseinander gehenden, dichotom verzweigten Nerven
durchzogen, deren Randvenen nicht anastomosiren. Diese beiden, der
Corolle parallelen Flügel, welche zur Blüthezeit auseinander stehen
und daher die Blumenkrone entblossen, umfassen sich am hinteren
Rande gegenseitig. Die Röhre der Corolle ist kurz, am Grunde er-
weitert, etwas nach oben gekrümmt und wenig langer als die ka-
puzenförmige, bespitzle, mit einem bartlosen, wenig vortretenden
Kamme versehene Carina, welche von den lateralen Blumenblättern
vollkommen umhüllt und verdeckt erscheint. Diese sind nämlich auf-
fallend gross, fast noch einmal so lang als die Carina, unsymmetrisch,
mit einem breitgeflügelten Nagel und einer dreimal so breiten, halb
fächerförmigen Plaite versehen, welche dieselbe grosse fächerförmige
Nervation besitzt, wie die Alae. Beide Blumenblätter umhüllen die
Carina von oben (hinten) her, indem sie sich gegenseitig umfassen,
ja beinahe umeinamler gerollt sind (pet. convolulo-equitantia).
Der nach unten mit der Blumenkronemöhre verwachsene
Cy linder, der bis an die acht Antheren monadelphischen Filamente
ist kürzer als die Carina, wesshalb die Staubbeutel in letzterer völlig
eingeschlossen liegen. Die ovalen etwas bespitzten Antheren öffnen
sich weder, wie bei den echten Polygalen, mit einem Loche, noch
wie bei Chamaebuxus, mit zwei Klappen an der Spitze, sondern
springen der Lunge nach auf. Pollen habe ich nicht aufzufinden ver-
mocht. Die kurz gestielten, stark zusammengedrückten Fruchtknoten
tragen einen ziemlich langen, bandförmigen, etwas gekrümmten Griffel
mit sehr eigenthümlich gebildeter Narbe. Diese ist nämlich gross
und zweilippig, die obere Lippe aufrecht, concav, fast löffeiförmig,
die untere abwärts hängend, länglich nach oben in einen Höcker vor-
gezogen. Die aus dem Fruchtknoten her\orgehende, deutlich gestielte
Kapsel, welche zwischen den bedeutend vergrösserten Flügeln voll-
standig eingeschlossen liegt, gleicht zwar der Polygalenkapsel hin-
sichtlich ihrer Gestalt vollkorninen, unterscheidet si< h aber zunärhst
288
durch ihren sehr breiten, am Scheitel tief gespaltenen Flügelsaiim.
Dieser ist beinahe so breit, wie jede Fruchthälfte, und von zalil-
reichen, quer verlaufenden, zarten Fibrovasalsträngen zierlich ge-
streift. Die Stiele (Funiculi), welche die beiden hangenden Samen
tragen, entspringen hier nicht, wie bei Polygala und Chamaebuxus^
aus dem oberen Ende der Scheidewand, sondern etwa in Ys ^^^
Höhe; auch sind dieselben nicht dreieckig und horizontal, wie bei
jenen Gattungen, sondern bilden aufwärts gekrümmte Hörner. Der
längliche, seitlich zusammengedrückte, an der Rücken- und Bauch-
seite gekielte, übrigens über und über mit kurzen abwärts gericli-
teten Härchen bedeckte Samen verschmälert sich nach oben in einen
kurzen Stiel, welcher den grossen höchst eigenthümlich gestalteten
dreitheiligen Arillus trägt. Dieser erscheint von der Seite gesehen helm-
förmig, indem er aus einem mittleren stark gewölbten, inwendig
concaven, nach hinten in einen langen, zweispitzigen Fortsatz ver-
längerten Lappen und zwei um die Hälfte kürzeren, gleichgrosseii,
über die Bauchkante herabgebogenen, bandförmigen Seilenlappen be-
steht. Der hornartig emporgekrümmte Funiculus greift zwischen den
gebogenen convergirenden Seitenlappen des Arillus hindurch in ein
Grübchen, welches sich in der Concavität des helmartigen Mittel-
lappens vor der Insertionsstelle des Samenstieles befindet und hält
so den Samen schwebend in hängender Stellung. Unter der Testa
liegt ein dünnes Endosperm, welches den Keim umgibt, der bezüglich
seiner Gestaltung mit dem der übrigen Polygalaceen übereinstimmt.
Aber die Gestaltung des Arillus und die Befestigungsweise des Sa-
mens an der Scheidewand ist so eigenthümlich und so abweichend
von den übrigen Polygalen, da!=s dieses Merkmal allein genügend
erscheinen dürfte, P. microphylla als eine eigene Gattung von Poly-
gala abzutrennen. Da nun ausserdem die Gestaltung der CoroUe und
der Narbe eine ganz eigenthümliche ist, die Nervalion der Alae und
Petala von den echten Polygalen sehr abweicht, indem dieselbe nur
mit Chamaebuxus eine Aehnlichkeit zeigt, die Staubbeutel in ganz
anderer Weise sich öffnen, so dürfte die Erhebung von P. micro-
phylla zu einer eigenen Gattung vollkommen gerechtfertigt erschei-
nen. So viel steht fest, dass, wer P. Chamaebuxus als eine selbst-
sländige Gattung betrachtet, auch P. microphylla als eine solche
anerkennen muss, denn letztere Pflanze ist von den übrigen Polygalen
noch weil mehr verschieden, als erstere. Habituell unterscheidet sich
P. microphylla von allen europäischen Polygalen durch ihren Blüthen-
stand, welcher ein Racemus compositus ist. Auch bei dieser Pflanze
hat es mir am zweckmä&sigsten geschienen, ihr den von De Can-
dolle als Sectionsbenennung gebildeten Namen als Gattungsnamen
zu geben. Demgemäss hat dieselbe den Namen Brachytropis micro-
phylla zu führen.
289
Neue österreichische Pilze.
Von Med. Dr. J, S. Poetsch.
pens. Stiftsarzt von Kremsmünster, in Randegg.
Daedalea Schulzeri ni.
Pileo extra basim, ubi oaio revera siiberoso-Iignea , pallida,
8 — 10 min. crassa adest, teniii, sesseli, coiichato, 75 — 125 cm. lalo,
interdum 2 — 3 indivjduis lonnatis lobato et usque 21 cm. lalo, tem-
pore sicco subalbido, saepe in senilibus laele vel dilute badio, poslice
obscuriori, fere nigio, ad marginem plus niinusve linea fusco-badia
vel fusco-nigra, nilidiuscnia, usque ad 0002 mm. lalo, ornato, gla-
bro, rngoso, ad basin» scabro, ceierum plus minusve zonato; sinulis
majusculis, inlegris, inaequalibus, polygonis, flexuoso-elongatis aut
labyrintliiformibus, e diluto fuscis basi obscurioribus; tubulis in carne
pilei immersis, postice 1 — 4 cm. longis, marginem pilei versus sensin»
ahbrevlalis, cum carne concoloribus; basidiis subclavatis, minulis vix
0 02 mm. longis, 00035 mm. crassis; sporis cylindraceis, subcurvatis,
0 007 — 001 mm. longis, vix 0-0018 mm. crassis, hyalinis.
Hahitat ad truncum einorientem Populi pyramidalis Rozier, so-
cialiter aut subimbricalim, ad viam publicam prope Heibscherlehen
inter Randegg et Perwart Austriae inferioris.
Anmerkung. Ich sah den Pilz zum ersten Male im Mai 1876
in wenigen Exemplaren an dem Stamm einer absterbenden Strassen-
pappel an der Strasse von Randegg nach Perwart nächst dem Bauern-
liaiise „Heibscherlehen" am linken Ufer des dort in die Erlaf mün-
denden namenlosen Baches; sammelte ihn auch 1877 und 1878 und
besonders im heurigen Mai in mehreren Exemplaren verschiedener
Grösse und verschiedener Entwicklung. Ich hielt ihn zuerst für eine
Form der Trametes gibbosa, und sciiickte ihn zur Begutachtung an
mehrere namhafte Mykologen ein, deren einer meiner Ansicht bei-
stimmte, während die anderen ihn als Daedalea unicolor ansahen,
oder gar einen abgelebten Polyporus zonafus in ihm vermutheten.
Bei diesen auseinandergehenden Meinungen dachte ich wohl bald
daran, dass hier eine neue, in Fries' Epikrisis edit. 11 nicht be-
schriebene Species vorliegen könne, und schickte die vorjiilirigen
und die heuriger). Irisch gesammelten Exemplare an Herrn Haupt-
mann Schulzer v. Müggenburg, den viel erfahrenen Mykologen
in Vinkovce, zur Prüfung und Entscheidung ein, welcher meiner
Vermulhung beistimmte, und nach wiederholten Untersuchungen und
nach Gewinnung der Sporen bei den heurigen Exemplaren den Pilz
aus den Hauptkennzeichen als eine neue Daedalea erklärte, welche
ich hiermit in hochachtungsvoller Dankbarkeit nach ihm zu benennen
mir erlaube.
Bisher wurde sie nur an dem einen Standorte von mir beob-
achtet, trotzdem dass ich seither die liier und in der Umgebung
liiiufigen Strassenpappeln von Gresten bis Wieselburg und Mellv, hei
Oesterr. botan. Zeitschrift. 9. Heft. 1879. 22
290
Kemmelbacli, Neumarkt und YIj1»s und sonst meiner besonderen Auf-
merksamkeit unterzog. Auch in Oberosterreich ist sie mir niemals
zur Beobachtung gekommen, obwohl ich dort nahezu zwanzig Jahre
hindurch auch Pilze gesammelt habe. Die beschriebene Daedalea
scheint den Insecten ein besonderer Leckerbissen zu sein, wie an
ihrem Standorte, besonders aber im Herbarium an Schnitten und
ganzen Individuen gesellen werden kann.
Daedalea angustata Fr. Epikr. II, p. 587 kommt in England
auch an Pappeln vor, ihre Beschreibung passt aber nicht auf die
unserige.
Daedalea Poeischli Sdmlzer in litt, 17. Juli 1879.
Pileo nunc dimidiato sessili, interdum subreniformi, 3 — 4 cm.
lato, nunc usque 18 cm. horizontaliter elongalo, et vix 1-6— 2"5 cm.
lato, fere semper d(^orsum parum efFuso, scrohiculafo, praecipue ver-
sus niarginem concentrice snlcato, vix tomentoso, Jove sereno cine-
reo-albido, margine fuscescente-zonato, tempore plnvioso obscuriori,
poslice fere nigro, ad marginem cinnamoineo; pnris non exilibus,
jam in juventute inaequalibus, laceralis, demum irregulariter oblon-
gato-flexuosis, dentatisque aut labyrinthiformibus, tubulisque in prima
infanlia dilule cinnamomeis et pruinatis, d(;mum obscurioribus; tu-
bulis ad basim ca. 4 mm. longis, versus marginem pilei abbrevialis;
sporis cylindraceis, pleurofropis, 0006 — 0*01 mm. longis, circa
0'0022 mm. crassis. Caro subsuberosa, fiilvo-cinnamomeo, vulgo basi
1 — 5 mm. crassa, cum trama tubulorum conligua. Adest hymenium
verum, constans e basidiis clavatis, 003 mm. longis, apice 0'006 mm.
crassis, intermixtis liyphis sterilibus, filiformibus, longioribus.
Habitat extra silvam ad palos, Irabes et sudes pineas, abietinas
et laricinas fabrefactas, praesertim in fissuris earundem, gregatim et
subimbricato-connata, in Kremsmünster superioris in et circa Bandegg
et Gresten inferioris Austriae.
Anmerkung. Von diesem Pilze, dessen Fleischdicke bei ziegel-
dach.förmig verwachsenen Individuen am Grunde bis 17 mm. beiragt,
sammelte ich zu Kremsmünster, Bandegg und Gresten wiederholt an
Zaunstangen und Zaunplanken, Brückengeländern und Fluderholz der
Mühlen und Hammerwerke. Er ist habiluell nach seiner Ausbreitung
und besonders auf der oberen Hutflache der LenzUes saepiaria ahn-
lich, wurde auch von befreundeten Mykologen, denen ich Exemplare
einschickte, für dieselbe im Jugendzustande gehalten, kommt mit ihr
auch gemeinschaftlich vor, geht aher nie in dieselbe über, wie ich
namentlich hier seit zwei Jahren an dem Fluderholze der Markt-
mühle an Balken und Brettern von Pinus picea, P. Abies und P.
Larix li. beobachtete, was mich auch zur Vermuthung einer neuen
Art veranlasste. Bei trockenem Weller dorrt er am Standorte ab,
lebt aber angefeuchtet wieder ganz auf, saugt begierig Wasser anf
und wird sehr dunkel, die Labyrintligiinge auf der Unterseite werden
entschiedener, und streuen Sporen aus, die cylindrisch, unten kaum
291
merklich seillich ausgebaiulit (pleurolrop) und angefeuchtet hyalin
sind. Ich fand denselben schon im Februar 1858 an Slrassenplanken
auf dem Sandberg bei Kremsmiinster, und \vur<le er mir damals als
eine ganz junge Lenütes saepiaria, ein andermal als eine Daedalea
unicolor in einem alteren Exemplare von mykologischen Freunden
bestimmt. Hier in Randegg und dessen Umgebung kam er mir seit
meiner Uebersiedlung im Jahre 1875 oftmals zur Ansicht, und ich
gab mich bald der Meinung hin, dass die früheren Bestimmungen
nicht richtig sein diirflen, sendete ihn neuerdings an mehrere er-
fahrene Mykologen, die aber wieder so oder ähnlich ihn beurtheillen,
bis endlich Hr. Hauptmann v. Schulz er nach wiederholt erhaltenen
Exemplaren und mehrmaligen Untersuchungen besonders der letzten
Aom 16. Juni l. J., welche Sporen ausstreuten, für die Aufstellung
einer neuen Daedalea sich entschied, die er mir zu Ehren benannte
und auch selbst beschrieb, — mit besonderer Generosität die Diagnose
zur Veröffentlichung mir überlassend, wofür ich dem liebenswürdigen
Freunde und Förderer des mykologischen Studiums hiermit auch
öffentPich meinen aufrichtigen Dank ausspreche.
Die eben beschriebene Daedalea wird von Insecten wenig in-
festirt. Weitere Beobachtungen werden zeigen, ob sie perennirend sei.
Randegg, am 8. August 1879.
Eine insectenfressende Pflanze der griechischen Flora.
Von Th. V. Heldreich.
Wir hatten in Griechenland bis jetzt noch keine insecten-
fressende Pflanze beobachtet. In unserer Flora sind übrigens auch
nur ein paar Pinguicula- Ar len^ die Vertreter solcher Pflanzen, denn
die Gattungen Drosera^ Utricularia, Aldrocanda u. s. w. kommen, wie
es scheint, in Griechenland nicht vor. An Pinguiciäa hirtißora Ten.,
Boiss. Flor. Orient. (:=^ P. Megaspilaea Boiss. et Heldr. olim) die
ich früher öfters im Peloponnes gesammelt, machte ich keine hierauf
bezügliche Beobachtungen. Hier nun am hohen Korax-Gel)ii ge in
der Landschaft Doris in Nordgriechenland, wo ich seil 21. Juli bo-
tanisire, fand ich in der subalpinen und in der oberen Tannenregion
bei circa 5500 bis 7000' Seehöhe eine allerliebste Pinguicula mit
weissen Blüthen (P. hirliflora Ten. hat hellblaue) und sehr fetten
hellgelbgrünen Blattern. Vielleicht ist es P. crystallina Sibth., wor-
über ich indess erst in Athen Gewissheit erlangen kann. Auflallcnd
erschienen mir sofort beim ersten Anblick die schon von weitem
sichtbaren schwarzen Flecke , womit die Blattrosetten der meisten
Pflänzchen wie besäet waren. Bei näherer Untersuchung stellte sich
denn sehr bald heraus, dass die Flecke von vielen der Oberseite
der Blatter anklebenden Insectencadavern lierrührten und zwar von
09 *
292
Inspcten verschiedener Art und von ganz kleinen Mücken (Dipteren)
bis zu 7 Millimeter langen Wasser-Neuropteren und Hemipteren,
zuweilen auch kleinen Staphylinen (Coleopteren.) Auch an den ge-
trockneten Exemplaren unserer Pflanze sind die den Blättern ankle-
benden Insecten deutlich zu erkennen, so das competente Entomologen
gewiss die verschiedenen Arten derselben noch bestimmen können.
Die Blaltränder waren mehr oder weniger eingerollt, und die Insec-
ten in sehr verschiedenen Stadien der Erhallung, d.h. einige noch
frisch und gut erhalten, andere schon mehr oder weniger aufgezehrt
und verdaut. Auf einzelnen grösseren Blattern zälilte ich bis zehn
Stück denselben anklebende Insectenleichen: unsere griechische Pin-
guicula ist somit eine ganz eminent insectenfressende und sogar, wenn
ich mich so ausdrücken darf, eine sehr gefrassige Pflanze!
Obere Region des Korax, in aus Tannenzweigen (Abies Äpol-
linis) selbst gebauter Hütle, den 26. Juli 1879.
Zur Flora des „Gamssteins" bei Hollenstein a. d. Ybbs
(5579 Wiener Fuss ürlinger.)
Von Carl Erdinger.
Es war am 26. Juli 1854, als Schreiber dieser Zeilen dem
„Gamsstein" einen Besuch abstattete, um die Flora des „Oetscher
Gebietes" so viel als möglich zu constafiren. Derselbe beherbergt
fast dieselben Pflanzen, wie Oetscher, Dürnstein und Hochkolir. Be-
merkenswerlh ist nur, dass die sonst in der Alpenregion unserer
Kalk berge vorkommenden Pflanzen, z. B. Ranunculus alpestris L.,
Hutchinsia alpina R. Br, Draba aizoides und stellata Jacq., Oxy-
tropis montana DC, Potentilla Clusiana Jcq , Rhodiola rosea L.,
Homogyne alpina Cass., Aronicum Clusii Koch, Mulgedium alpinum
Cass., Campanula alpina Jacq. am Gamsstein zu felilen scheinen.
Es kam mir nämlich bei meiner Wanderung durch sämmtliche Kars
des Gamssteins bis auf die südwestlichste Spilze des „Hochblasa"
hinaus nicht ein Exemplar unter die Augen.
Der Aufstieg wurde von der steirischen Seite (Palfau) aus
unternommen und auf diesem Wege bis zum Gipfel folgende Pflanzen
notirt:
Atragene alpina L.
Anemone alpina L.
— narcissiflora L.
Ranunculus hybridus Biria.
— auricomus L.
— montanus ß. major Willd.
— acris L.
— lanuginosus L.
Trollius europaeus L.
Helleborus niger L.
Aconitum variegatum L.
— Lycoctonum L.
Arabis alpina L.
— arenosa Scop.
— pumila Jcq.
Kernera saxafilis Rchl).
293
Thlaspi alpestre L.
Biscutella laeclgata L.
Helianthemum alpestre Rclib.
Viola biflora L.
Polygala amara L.
Dianthus alpinns L.
Silene inflafa Siiiitli. y. alpina.
— alpestris Jcq.
— quadrißda L.
— acaulis L.
Alsine rerna Barll.
— austriaca M. et K.
Cerastium ovaium Hoppe.
— triviale Link var. alpinutn.
Linum catarthicum L.
Geranium siltaticum L.
ArilhyUis polijphylla Kit.
Trifolium alpestre L.
Hippocrepis comosa L.
Dryas octopetala L.
PotenUlla aurea L.
— Tormentilla Siblh.
ßo5« alpina L.
Alchemilla montana Wilkl.
Sorbus Aria Crantz.
Epilobium trigonum Schrank.
Sedum atrafum L.
— album L.
Sempervivium hirtum L.
Saxifraga Aizooti Jcq.
— caesia L.
— stellaris L.
— rofundifolia L.
Pinipinella alpestris Spreng.
Athamanta cretensis L.
Meum athamanticum Jcq.
Imperatoria Osfrufhlnm L.
Heracleum austriacum L.
Laserpitium latifolium L.
Anthriscus alpestris Wiinin.
Galium saxatile Vill.
Valeriana saxatilis L.
Scabiosa lucida Vill.
Adenosfyles albifrons Rchb.
— alpina Bl et F.
Honiogyne discolor Cass.
Solidago Virga aurea L.
Gnaphaliuni supinum Hoppe.
Achillea Clavennae L.
— Clusiana Tausch.
Chrysanthemum atratum Jcq.
Doronicum austriacum Jacq.
Cineraria alpestris Hoppe.
Senecio abrät anifolius L.
— cordatus Koch.
— subalpina Koch.
Cirsium eriophorum Scop.
— erisithales Scop.
Carduus defloratus L.
Apargia autumnalis Hoffm.
Crepis aurea Cass.
— blattarioides Vill.
Hieracium rillosam L.
Phyteuma orbiculare L.
Campanula pulla L.
— Hostii Bau mg.
Vacciniutn Vitis idaea L.
Rhododendron hirsutuni L.
— Chamaecistus L.
Pyrola. rotundifolia L.
— uniflora L.
Gentiana pannonica Scop.
— acaulis L.
— pumila Jcq.
— nivalis L.
Cynoglossum officinale L. (bei einer
Schwaighütte),
Myosotis alpestris Schmidt.
Digitalis grandiflora Lam.
Linaria alpina Mill.
Veronica aphylla L.
— saxatilis Jcq.
— alpina L.
Melampyrum sylvaticum L.
Pedicularis Jacquinii Koch.
— verticillata L.
Bartsia alpina L.
Euplirasia officinalis L. v. nemo-
rosa (die Alpenlorm).
Thymus alpinus L.
Betonica Alopecurus L.
Androsace lactea L.
Primula Clusiana Tausch.
— Auricula L.
Soldanella minima Hoppe.
Cyclamen europaeum L.
294
Glohularia cordifolia L.
R'imex nlpimis L.
Polygoniini vh'iparum L.
Thesinm alpiniim L.
Euphorbia coralHoides L.
Salix Jacqvimana Willd.
— retusa L.
Abi US viridis ÜC-
Juniperus nana Willd.
Pinus Muphus Scop.
Orchis glohosa L.
Habenaria inridis R. Br.
— alhida R. Br.
Nigritella anguslifolia Rieh.
Corallorrhiza innafa R. Br.
Veratrum album L.
Juncus Hostii Tausch.
— lamprocarpus Ehrh.
Lumila maxima DC.
Carex capillaris L.
Es ist kein Zweifel, düss dieses Verzeicliniss nicht unbedeutend
vervollständigt würde, wenn der Gamsstein vom Hammerwerk „Hof
über den Scheibenberg oder auch von „Höllenstein" aus bestiegen
wird. Die Felsenpartie bis zum „Hüttgraben" und dann zum „Hasen-
fuss", einem östlichen Felsbuckel des wellenförmig gedehnten Kam-
mes enthalt gewiss noch einige obgenannter Species, welche dem
Besucher aus dem Jahre 1854 entgangen sind.
St. Pulten, August 1879.
Carex firma Host.
— alrata L.
— tenuis Host.
Phleuni alpinum L.
— Eicheln All.
Agrosfis rupestris All.
Aira caespitosa L.
Avena, alpestris Host.
Poa alpina L. var. vivipara.
Festuca varia Hanke.
SelagineJla spinulosa A. Braun.
Lycopodium Selago L.
Aspidium aculeatum Sw.
— Lonchitis Sw.
— spinulosum Sw,
Cystopteris monfana Link.
— alpina D()ll.
Polypodium alpestre Hoppe.
— Phegopteris L.
Ein Fall von Parthenogenesis bei einem Conjugaten.
Von Hugo Znkal.
Anfangs April 1868 fand ich in einem Tümpel aus O'iellwasser
mit felsigem Untergrund (Grauwackenschiefer) eine sehr reich fructi^
ficirende Spirogyra.
Die Enden der Zellen waren nicht zurückgeschlagen, das schmale
Chlorophyllband zeigte 3 — 4 Umgange und die gelbgrünlichen Sporen
eine mehrschichtige Membran. Die sterilen Zellen waren circa Ves'"
dick und etwa lY^mal so lang, die Fruchtzellen sehr stark gedunsen
und 2— 3mal so lang als dick.
Eine sorgfaltige Vergleichung und Messung führte mich zu dein
SchUiss, dass die fragliche Species unter allen übrigen noch der
Spirogyra arcta Ktz. am nächsten stände. Das Merkwürdige an dem
Funde war aber der Umstand, dass die Alge ungeachtet der
295
sehr reichen Fructili cation keine Spur von Copulalion
xcigte. In zwei, drei l)is seclis Nachharzellen ein und desselben
Fadens hatte sich der Inlialt einfach sphärisch zusannnengeballt und
zur Spore unigewandell. Mit der Zusammenhalluiig des Plasma
scheint eine gr(»ssere Wasseraufnahuie Hand in Hanf] g-egangen zu
sein, denn die Torsion der fructifirirenden Zellen war ausserordent-
lich gesteigert und die Zellmeuihran seihst in der Gegend des ge-
ringsten Widerstandes, also in der Aequalorialzone, stark nacli aussen
gewölbt.
Diese Wölbung war eine voUkoinmen regelmässige, und die
Zellen erlangten durch dieselbe eine tasschenförmige Geslalt. Nie
lind nirgends zeigle sich eine Spur einer papillenarligen Aussackung
oder ein Ansatz zu einer Schnabel- oder Kniebildung. Die durch
blosse Conlraction des Plasmakorpers entstandenen Sporen unter-
schieden sich in nichts von einer echten Zygospore; auch bezüglich
des Auskeimens verhielten sie sich analog wie die letzteren, d. h.
sie erwiesen sich als Dauersporen. Wenigstens lieferten Kultur ver-
suche mit Faden, welche reife Sporen enthielten, ein negati\es Re-
sultat un»l zwar unter Umständen, unter denen Ulofhrix zonata und
Vaucheria clavata lebhaft vegelirten und Schwärmer bildeten.
Unter diesen Verhältnissen ist es wohl zweifellos, dass wir es
hier mit einem Fall von Parlhenogenesis zu thun haben, d. h. mit
einer Embryonenbildung ohne vorhergehende Befruchtung, wie solche
für manche Saprolegnien und Chara crinita schon längst bekannt
ist, für die apogamen Farne aber erst jüngst von de ßary be-
schrieben wurde.
Freudenthal, im Juni 1879.
Streifzüge in den Alicantiner Bergen.
Von F. Hegelmaier.
(Fortsetzung.
In Felsspalten des östlichen Steilabfalles blühten Amelanchier
vulgaris, Ranunculus gramineus , Globularia milgaris L., und an
ganz unerreichbarer Stelle eine Iberis. .Manche von der Mariola an-
gegebene Pflanzen , z. B. Linaria Cavanillesii Chav. , sliessen mir
nicht auf; für eine gründliche Durchsuchung ihres höchsten Theiles
wäre auch die einzige , etwas flüchtige Besteigung des Gipfels mit
nachherigem Abstieg auf dem gleichen Weg bei weitem nicht aus-
reichend gewesen.
In mehrfacher Beziehung gleichwohl sehr befriedigt kehrte
irh in den Nachiuilhiuj<slunden nach Alcoy zurück, allergrösstentheils
zu Fuss, mit Ausnahme der letzten Wegstrecke. Ich halte mich, da
296
in Spanien fast noch melir als ancicrvväris das Klettern an harten
Felsen der gewölmlichen ßeschuhung Iiöchst verderblich ist, rnehr-
faclien RathschUigen entspreiliend , der hei dem Landvolk üblichen
Alpargaten (Hanfschuhe) als Fussbeklcidung für diese Bergtour be-
dient. Ohne indessen mit den Resultaten gerade unzufrieden zu sein,
fand ich doch den Schutz, welchen diese Schuhe, zumal bei schnel-
lem Absteigen, dem Fuss gewähren, nicht vollständig genug und zog
PS in der Folge , nicht bloss bei meinen Touren in den Alicantiner
Bergen, sondern auch späterhin in den Andalusisclien Gebirgen, vor,
zu den erprobten Bergschuhen , wie sie Alpenwanderer benützen,
zurückzukehren, bei welchen irh mich denn auch entschieden besser
befand. Ueberhaupt fand icli, dass sich verschiedene der bekannten
fiir Alpenreisen giltigen Erfahrungen und Regeln mit gleichem Vor-
tlieil aucii in den spanischen Gebirgen anwenden lassen. Den Laii-
desan^ehörigen der besser situirten Classen liegt nichts ferner , als
sich der Müiie des Bergsteigens zu unterziehen; von ihnen ist in
solchen Sachen schlechterdings nichts zu lernen; der Fremde ist
ganz auf seine eigenen, von auswärts mitgebrachten Erfahrungen
angewiesen.
Ich halte beabsichligf, die Sierra Altana von Alcoy aus zu be-
suchen, da eingezogenen fCrkiindignngen zufolge die Besteigung von
dem auf dieser Seite (am nordwestlichen Fuss der Sierra) gelegenen
Städtchen Benifallim aus zu bewerkstelligen sein sollte. Vielleicht
hätte auch die Besteigung von der Nordseite ans noch höheres In-
teresse geboten, als die in der nachher von mir gewählten Rich-
tung. Allein iiussere Umstände veranlassten mich wenige Tage nach
der Tour auf den Moncahrer für kurze Zeit nach Alicante zurück-
zukehren, und so fügte es sich, dass ich der Sierra Altana von der
Südseite her mich näherte, auf einem mehrtägigen Ausflug, der so-
wohl diesem Gebirge als dem früher erwähnten, durch seine kühnen
Formen längst mein Interesse in Anspruch nehmenden Puig Cam-
pana gelten sollte. Ich begab mich zu diesem Zweck, ohne im vor-
aus von der leichten Erreicliharkeit meiner Reiseziele auf diesem
Weg überzeugt zu sein, nach dem etliihe Leguas nordostlich von
Alicante an der Küste gelegenen Städtchen Villajoyosa.
In der einfachen , nahe beim Eingang des Ortes gelegenen
Venta, in welcher nacii etwa viersliindiger Fahrt auf heisser, stau-
biger Landsfrasse der Stell wagen mich absetzte, fand ich über Ver-
holFen günstige Forderung meiner Zwecke. Der gefällige Ventero, in
dessen Haus freilich Unterkommen und Verpflegung nach liindlichem
Massstab gemessen werden musste, der aber jedenfalls sein Möglichstes
that, mir den Aufenthalt angenehm zu ma(^hen, erwies sich nicht bloss
als ein mit den Verhältnissen der benachbarten Berggegenden wohl
vertrauter Mann, sondern war auch gerne bereit, gleich am andern
Morgen selbst die Begleitung auf der Tour nach der Altana, auf
welcher seinem Ausspruch nach übernaclitet werden musste, zu über-
nehmen und nachher auch erforderlichen Falls für Führung nach
dem Puig Campana Sorge zu tragen, wobei^ wie sich in der Folge
2U7
liprausstellle, seine Ansprüche auf Enlscluidignng die bescheidensten
waren. Um die nächsten Umgehnngen von Villajoyosa kennen zu
lernen, blieb mir nicht mehr viel Zeil übrig, die ich noch nach
Müglichkeit zu benutzen suchte. Das Städtchen, auf einer massigen
Anhöhe über dem Meere gelegen, wird durch ein im Sommer trocken
liegendes Flussbett in zwei ungleiche Theile getheilt, in deren kleinerem,
westlichen meine Venta lag. Der jenseits gelegene Haupttheil bietet
namentlich von der Brücke aus, mit welcher die Landstrasse den Fluss
überschreitet, gesehen, ein sehr pittoreskes Bild dar vermiige der Bauart
seiner Häuser und der Häufigkeit der in den Gärten zwischen denselben
befindlichen Dattelpalmen, hat aber im Innern enge, zum Theil schmutzige
Gassen, welche von dem unebenen Marktplatz aus nach verschiedenen
Seifen ausstrahlen und namentlich nach dem Meere steil herablaufen.
Ziemlich weit landeinwärts erstreckt sich von dem Städtchen aus eine
Huerta mit zahlreichen zerstreuten Häusern und Häusergruppen, wohl
angebaut und fruchtbar, daher spontaner Vegetation wenig Raum
gebend, aber im verflossenen Jahre unter der schon seit lange an-
haltenden Dürre leidend. Ihre Flora bot wenig bemerkenswerthe
Formen dar. An Ackerrändern standen Lathyrus annuus, Cyperus
rotundus L., Lavatera cretica; unter der Saat selbst Gladiolus segetum,
Bupleurum rotundifolium ; neben und in den seichten Bewässerungs-
gräben Acanthus mollis , Euphorbia pubescens Vahl., Helosciadium
nodiflorutn Koch, Lythrum Graefferi Ten., Samolus Valerandi u. dgl.;
an den steinigen Böschungen der Rambla des Flusses, zwischen den
ihre Blüthenschafte in Menge entwickelnden Agaven, viel Fagonia
cretica. In etwas weiterer Entfernung vom Städtchen erhebt sich eine
Gruppe dürrer, niedriger, zum Tiieil oben von Felsen gekrönter, zahl-
reichen Kaninchen als Wohnort dienender Hügel, deren Vegetation
etwas mehr versprechen mochte, zu deren Besuch aber meine Zeit
nicht mehr ausreichte. Der prächtige Felskegel des Puig Campana,
dessen Fuss nur etwa zwei Wegstunden entfernt ist, malt sich um
Sonnenuntergang mit den wunderbarsten Farben und zeichnete sich
mit seinen grotesken Umrissen noch am nächtlichen Himmel aufs
scjijirfste ab, einen Anblick gewährend, der mein Interesse für diesen
scliönen Berg und mein Verlangen, ihn nälier kennen zu lernen,
womöglich noch steigerte und mich dem, was die nächsten Tage
bringen sollten, mit den angenehmsten Erwartungen entgegensehen Hess.
Vor Tagesanbruch war mein Begleiter zum Aufbruch nach der
Altana bereit und waren die für eine zweitägige Tour erforderliclien
Gegenstände in den Packkörben untergebracht, welche der als Reil-
thier engagirte Esel zu tragen hatte. Ich habe bei dieser und einer
Anzaiil spaterer Gelegenheiten auf spanischem Boden die Leistungs-
fähigkeit von Thieren gerade dieser Kategorie wirklich im höchsten
Grad schätzen gelernt; sie verdient in ihrer Art sicherlich noch mehr
Bewunderung als die der Manifhiere, welche mit Recht W(!gen ihrer
Vorzüge als Reit- und Lasllhiere auf steinigen, schlechten Gebirgs-
pfaden geriihmt werden, und deren kralligere Statur schon an sich
eher einige Ansprüche rechtfertigt, welche aber vollends an Bedürfnis«-
298
losigkeit den Eseln nicht g-anz g-leichkouimen. Nicht selten habe ich
mich durch das Bestreben, einem solchen Thiere die Lösung seiner
Aufgabe, der es sich langsam, aber mit unverwüstlicher Ausdauer
unterzieht, zu erleichtern, bewegen lassen, streckenweise, auch wo
es nicht aus andern Gründen, z. B. wegen besonderer Steilheit oder
Schwierigkeit des Terrains nothwendig war, abzusteigen und zu Fuss
zu gehen, kam aber schliesslich von diesem Verfahren gänzlich ab,
indem ich fand, dass dem Thiere damit im Allgemeinen schleciit
gedient war: wenn ich nämlich dasselbe auf practicablem Wege
einige Augenblicke ledig gehen Hess, so war allemal die unvermeidliche
Folge, dass, ehe man sich's versah, der Arriero selbst auf seinem
Rücken sass und das Thier so unter Umständen eine schwerere Last
zu tragen hatte, bis sich ein passender Anlass fand, mit guter Manier
wieder einen Wechsel vorzunehmen.
Der Weg durchschneidet zuerst die bewohnte und bebaute
Huerla , in welcher ausser vereinzelten Palmen in der Umgebung
der Häusergruppen namentlich eine Fülle von Mandelbäumen culfivirt
wird, die, wie auch die Johannisbrod- und Granatbäume, diessmal
einen reichen Ertrag versprachen, und führt alsdann die ersten Stunden
in gerader Richtung landeinwärts dem Gebirge zu und zwar zunächst
dem Lauf des bei Villajoyosa mündenden Flussbettes entlang, welches
er wiederholt überschreitet, und welches allmälig zwischen steinige,
dürre, äusserst vegetationsarme Hügel tritt. Am Weg blühten in Menge
etliche in der Gegend vielverbreitete Compositen, wie Aster isciis
maritimus Mnch., Senecio Unifolius L. und vereinzelte Stocke von
Scolymus tnaculatus: das Flussbett selbst beherbergt a»i nicht ganz
ausgedörrten, geschützten Stellen Gruppen von Oleanderslräuchern in
eben beginnender Blüthe. Wiederholt führte der Weg auf unvollendeten
Strecken einer seit geraumer Zeit in Arbeit befindlichen, aber nur
stückweise begonnenen, in ihrem künftigen Zug theilweise an den
schon seit zwei Jahren dastehenden Pfeilern projectirter Brücken erkenn-
baren Strasse dahin, welche bestimmt ist, Alcoy mit der Küste bei
Villajoyosa in die nächste Verbindung zu setzen, und an welcher an
einzelnen Punkten auch wirklich Arbeiter, grusstenlheils Knaben, mit
landesüblicher Langsamkeit beschäftigt waren. Zwischen der Huerta
von Villajoyosa und dem drei Stunden entfernten Städtchen Sella, über
welches der Weg genommen werden musste, war nur ein einziges,
von Fruchtgärten umgebenes Dorf Orcheta zu passiren. Allmälig
rückte die Aitana-Kette näher und schien gleichzeitig, da sich der
Weg lange Zeit nicht wesentlich hob, immer mehr in die Hohe zu
wachsen. Ihr Anblick von der sich hier präsentirenden Südseite bot
wenig Erfreuliches dar; schroff und scheinbar unzugänglich, ausge-
brannt und kahl stand sie da , fast vergleichbar einer Mauer von
riesigen Dimensionen und gereclite Zweifel erweckend, wie ein Empor-
klimmen an ihr möglich sein sollte. Das Aussehen der übrigen Land-
scliaft veränderte sich indessen mit der Annäherung an das Gebirge
in wohlthuender Weise. Nach dem Ueberschreiten einiger vorgelagerter
Terrainwellen auf schlechtem Fussweg wird der Ort Sella sichtbar,
290
M'oit und breit umg-eben von Olivenpflanzungen mit an den Abhängen
und in der Sohle des Thals zerstreuten, zum Theil inmitten hübscher
G.irten gelegenen Gehöften, die zwischen Grün halb versteckt und
von grossen Opuntien- und Agavenhecken umscidossen sind. Auch die
ganze Vegetation des Thals fangt hier an mehr Mannigfaltigkeit zu
zeigen. An Felsen neben dem Weg findet sich Convolvulus lanu-
ginosus, Dickichte von Rubus amoenus Port, in beginnender BUithe,
von Smilax durchrankt, spenden wohlthuendes Grün; an einen von
einem kleinen Wassersturz überrieselten Tufffelsen gedeihen selbst
grosse fructificirende Polster von Eucladium verticillatum B. u. Seh.
Der Ort selbst liegt malerisch um einen steilen, auf seinem Gipfel ein
alles, noch w^ohlerhaltenes Schloss tragenden Hügel herum, bietet aber
in seinem Innern nur den gewöhnlichen düstern Anblick solcher
abgelegener spanischer Bergstädtchen: enge, bergige Gassen, durch
welche auf steilem Zickzackweg ins Innere zu gelangen ist, zwi-
schen kleinen finsteren Steinhäusern und eine ärmliche Bevölkerung.
Der Hausherr in der kleinen Venta, in welcher wenige Minuten Halt
gemacht wurde, verfehlte nicht, sich nach den Verhältnissen in Deutsch-
land angelegentlich zu erkundigen, mit welchen er eine mir gänzlich
unerwartete Bekanntschaft an den Tag legte.
Der Ausblick nach Osten , welchen die Umgebung von Sella
eröffnet, gewährt grosses Interesse, indem er ein vollkommeneres ür-
theil über die Gliederung der der Aitana gegen die Küste hin vor-
gelagerten Berggruppen gestattet, als ein solches von anderen Seiten
her zu gewinnen ist. Der Puig Campana erscheint jetzt nicht mehr
als so vollkommen isolirter Kegel , wie von der Küste aus, sondern
er hängt mit dem östlichen Theil der Aitana-Kette durch ein Joch
von allerdings sehr massiger Höhe zusammen, von welchem ein
kleines, sich bei Sella mit dem Hauptthal, in welchem der seither
beschriebene Weg heraufführt, vereinigendes Seitenthal herabsteigt.
In dieses letztere f;dlt auf seiner rechten Seite die Aitana-Ketto
selbst unmittelbar ab; auf seiner linken Seite wird es von einem
ehenfalls von jenem Joch sich abzweigenden ansehnlichen Bergzug
eingefasst, welcher von dem Joch aus nach Westsüdwest verläuft und
von dem nordwestl. Fuss des Puig Campana wieder durch ein kleines
Thal getrennt ist. Dieser Bergzug zeichnet sich durch die wilde
Zerrissenheit seiner Formen aus und erinnerte mich durch die Ge-
stalt seiner Felsbildungen mehr als irgend ein anderes mir bekann-
tes Landschaftsbild an die Dolomite der Pusterthaler Alpen, selbstver-
ständlich mit stark verkleinertem Massstabe. In Verbindung mit dem
Felskegel des Puig lieferte so diese Gruppe ein Gesammtbild von
eigenthümlichem Charakter und voll ergreifender Wirkung.
Unser Weg folgte von Sella aus noch etwa eine Stunde weit
dem Hauptthal, Anfangs ziemlich stark, zum Theil im Zickzack zwi-
schen Olivenpflanzungen, zu einer höheren Thalstufe emporsteigend,
später wieder fast eben. Dabei wendete er sich gegenüber seiner
anfänglichen Richtung stark westlich, und es zeigte sich jetzt, dass
erst eine der eigentlichen Ailaiiakette vorgelagerte, mit ihr annähernd
300
parallele und von ihr durch eine von Osten l)eral)kominende Schlucht
gesonderte Gebirgsgruppe umgangen werden rnusste. Die höhere
Lage der jetzt betretenen Thalstule machte sich auch in sehr auf-
fallender Weise geltend durch das Auftreten von dünnem Pinienwald,
zumal an den nach Norden gekehrten Wanden des Hauptthaies und
seiner Seitenschluchten, die Anwesenheit von fliessendem Wasser in
dem Bette des Baches, die grossere Kräftigkeit des Wuchses der
Johannisbrod- und anderer Fruchtbäume , den besseren Stand der
Saaten, welche die enge Thalsohle zum Theil, namentlich in der Um-
gebung der sparsamen, aber meist zierlichen und reizend gelegenen
Wohnungen bedeckten. Die Windungen des Thaies eröffnen jetzt
stets neue Aussichten auf schöne , mit Gesträuch und kleinen Ge-
hölzen bewachsene Berge; an den Abhängen zunächst dem Weg
gedeiht eine kräftige Strauchvegelation von Rhamnus lycioides L.
nebst Daphne Gnidium; an den Stützmauern der Culturen Viola
arhorescens L. und reichlich Lactuca tenerrima Pourr. , an Fels-
wänden Coniwlvulus lanuginosus in Menge und grosser Ueppigkeit.
Endlich an der Einmündung der vorhingenannten, die Aitanakette von
ihrer Vorterrasse trennenden Thalschlucht beginnt plötzlich der haupt-
sächlich zum Zweck des Schneetransports aus dem Gebirge angelegte
Weg an diesem emporzusteigen , zunächst in zahlreichen, ziemlich
steilen Zickzackwindungen. Den Südabhang des Gebirges, welcher
hier betreten wird , bedeckt in seinen unteren Stufen ein ziemlich
mannigfaltiger monte Bajo. Zwar fehlt der Altana, wenigstens die-
ser von mir betrelenen Parlie derselben, der prachtvolle Schmuck,
welchen die Massenvegetation von Cistus Clusii der Mariola ver-
leiht; diese Art ist hier sparsam; dafür tritt C. albidus reichlicher
auf, ferner in Menge Juniperus Oxycedrus , Ulex austraüs Clem.,
Quercus coccifera, eine um diese Zeit niclit blüliende Erica, Ros-
marinus , Lavandula Stoechas, Daphne Gnidium, sparsam auch
Ononis fruticosa; dazwisclien auch <lie kleineren Helianthemum-
Sträuclier, H. latandulaefolium und hirttim; all dieses zusammen
bildet einen äusserst bunten aus verschiedenartigem Grün und man-
nigfachen anderen Farben gewirkten Teppich. Bei weiterem Empor-
steigen gesellen sich zu diesen SträU(;hern und beginnen sie zu
ersetzen Erysimum australe, Galtum Valentinum Lag., Carduncellus
Monspeliensium, Linum suffruticosum , Euphorbia nicaeensis und
Characias, Centaurea tenuifolia Duf. , Catananche caerulea. An
freiliegenden Kalkblöcken bildet Grimmia orbicularis B. et Seh. mäcii-
tige dunkelgraue Polster. Weiter nach oben tritt Euphorbia isatidi-
folia fast ebenso massenhaft wie an der Mariola auf, ferner Cen-
taurea Boissieri DC, Medicago leiocarpa Blh., Ononis minutissima,
Helianthemum rubellum P. und asperum Lag., letzteres mit Corollen,
die sich beim Hinaufsteigen immer habhafter und endlich auf dem
Kamm des Gebirges lief rosenrolh färben.
In einer Seehöhe , welclie etwa 1000 M, (oder wenig mehr)
betragen mag, gelangt man zu der Casa de nieve,- einer zur Auf-
bewahrung des Schnees angelegten, grossen ausgemauerten Grube,
301
welche sich •<\\s ein niedrlg-os Gel);indc aus rohen Steinen noch einige
Fuss über den Boden erhebt und mit einem Dach versehen ist. Der
noch vorhandene Schneevorratli erschien mir nicht allzugross, sollte
aber nach der Ansicht meines Begleiters dem Bedarf der Schnee-
hiindler fiir die Dauer des Sommers ziemlich genügen. Einzelne Ge-
h()fte sind in dieser Höhenregion an dem Abhang des Gebirges
zerstreut; das der Casa de nieve niichstgelegene, nur einige liundert
Schritt entfernte derselben, aus einigen Gebiiuden bestehend, sollte
uns für die Nacht zum Quartier dienen. In der Umgebung dieser
Gehöfte finden sicli daher auch cultivirte Bodenstücke. Auf Aeckern
ist Caucalis leptophylla häufig; an den Randern solcher findet sich
Nonnea alba DC, an Mauern Euphorbia flavicoma DC, und Lactuca
tenerrma Pourr. Kleine Weingärten steigen noch bis einige 100 Fuss
über die Casa de nieve in die Höhe, abwechselnd mit Saatfeldern,
auf welchen unter Anderem Silene Muscipula L., Buplettrum rotnn-
difülium L, Asperula arvensis, Saponaria Vaccai'ia, Roemeria hybrida
als häufige Unkräuter auftreten.
Der immer noch spurweise vorhandene Weg klimmt schliess-
lich ohne Windungen geradeaus steil hinan und erreicht den Kamm
des Gebirges an einer schartenförmigen Senkung desselben zwischen
()Stlich und westlich sich noch ansehnlich, wenn aut^h nicht sehr steil
erhebenden Felsgraten. Xeranthemum inapertum in einer zwerghaf-
ten Form, Helianfhemum salicifolimn, ein Alyssum bedecken unter-
lialb jenes Kamm-Einschnittes den steinigen Weideboden. Mit der
Ankunft auf dem Kamm selbst ändert sich aber plötzlich die Phy-
siognomie der Vegetation. Ausser der selbstverständlich auch hier
nicht fehlenden Erlnacea pungens treten noch grosse stachelige
Polster einer zweiten Leguminose, Genista Lobelii DC, und zweier
Cruciferen, Alyssum spinosum L. und Vella spinosa DC. , sämmllich
in voller Blüthe, in Menge auf und bleiben auch, namentlich Genisla
und Alyssum, bis auf die höchsten Theile des Kammes vorherrschend.
Zugleich eritffnet sich jetzt auf einmal ein Ausblick nach der nin-d-
lich gelegenen Berglandschaft mit der Mariola und nach der Nord-
seite der Altana selbst, die, wie sich jetzt zeigt, schroffer als die
südliche, zum Theil in senkrechten Felswänden und Terrassen ab-
fällt. Eine Rast im Schutze einer zunächst der Einsattelung gelege-
nen solchen Felswand Hess mich auf die Vegetation der benachbarten
nach Norden gerichteten Felsen einen sorgfältigeren Blick werfen.
Von Sträuchern wuchsen hier Prunus prosfrata Labill. und Amelan-
chier vulgaris, letzterer an den Felswänden selbst, eisterer am Grund
derselben zwischen kleineren Steinblöcken; ferner in Menge Saxi-
fraga Cossoniana , sparsamer Iberis saxafilis L. , Draba hispanica
Boiss., beide letzteren verblüht , eine erst im Aufblühen begriffene
Brassica, Carex Halleriana, Fesfuca Hysirix Boiss. und plicata Hack.;
dabei grosse Rasen von Homalothecium sericeiim B. et Seh., neben
Grimmia orbicularis dem einzigen Laubmoos, welches, so viel ich
weiss, in den durch grosse bryologische Armuth gekennzeichne-
302
len Alicantiner Gebirgen stellenweise Massenvegetationen bildend
auftritt.
Mittag war schon einige Stunden vorüber, und um auf den
Gipfel der Altana zu gelangen, mussfe ich von hier aus den Kamm
nach Osten hin verfolgen und mehrere Buckel der Reihe nach er-
steigen; war da einer überwunden, so zeigte sich unerwartet hinter
ihm ein successiv noch höherer, bis endlich nr)ch dreiviertelslündi-
gem allmäligem Aufwärtsstreben der durch eine Sleinpyramide als
der höchste Punkt der Provinz bezeichnete oberste Rücken erreiciit
war; keine Bergspitze, sondern eine die benachbarten Theile des
Kammes nur wenig überragende, sanfte, etwa dem Gipfel des Feld-
hergs im Schwarzwald vergleichbare Kammanschwellung. Auf dem
Wege dahin beherbergt der felsige, zum Theil mit zerstreuten grossen
Steinplatten bedeckte Boden ausser den sclion genannten goldgelbe
und weisse Polster bildenden Pflanzen noch einige weitere: ein Orni-
thogalum ähnlich dem 0. tenuifoUum Guss.; ein Muscari; Scabiosa
tomentosa Cav. und eine Armeria noch nicht blühend; Lysimachia
Linum stellatum, Jurinea humilis , Ranunculus gramineits und in
Menge Senecio minutus Boiss. und Erodium valentinum B. et R. In
nördlichen Felsspalten zunächst dem Gipfel ist Arenaria grandiflora
und Aethionema ovalifolium häufig. Es ist kein Zweifel, dass der
nördliche Abhang der Altana, bei der beträchtlichen Verschiedenheit
seiner Configuration , in seiner Flora von dem südlichen mehrfach
differiren wird, und ich bedaure sehr, dass die Umstände mir nicht
gestatteten, jenen kennen zu lernen , indessen dürfte er in seiner
Vegetation mit dem nördlichen Abhang des Puig Campana Aehnlich-
keit haben, welchen ich kurz darauf besuchte.
Die Aussicht von dem Gipfel der Altana ist jedenfalls eine sehr
bedeutende und interessante, doch war es mir nicht verginmt, sie
nach allen Seiten ganz ungestört zu geniessen, da in den Nachmit-
tugsstunden ansehnliche Nebelmassen einen Theil des Berglandes
einhüllten und selbst nach Südosten , gegen das Meer hin, den Ho-
rizont stellenweise verdüsterten. Am meisten nahm der Ausblick
nach dieser letzteren Seite meine Aufmerksamkeit in Anspruch. Den
Mittel- und Glanzpunkt der Aussicht in dieser Richtung bildet wie-
der die Felsmasse des Puig Campana, welcher um so mächtiger em-
porzusteigen schien, je höher mein eigener Standpunkt wurde, und
dessen Gipfel an absoluter Höhe der Altana nicht allzuviel nach-
geben, schätzungsweise ungefähr dem Moncabrer gleichkommen dürfte.
(Sckluss folgt.)
Literaturberichte.
Bollettino della Societä Veneto-Trentiua di scienze naturali. Jahrg. 1879.
Das 1. Heft der Verhandlungen dieses naturwissenschaftlichen
Vereines, welcher zu Padua seinen Sitz hat, entiiall einige bemer-
303
kenswerlhc botanische Arlikel, deren liier Erwähnung geschehen
möge, als :
C. Massalongo, Hepatologia Veneta. Die Zahl der in Ve-
netien bisher aufgefundenen Lebermoos-Arten hqt bis nunzu 100
erreicht. Diese Ziffer ist jedenfalls eine beträchtliche, wenn das sel-
tene Vorkommen dieser Sporenpflanzen erwogen wird, und es wäre
interessant, das Verhältniss derselben zu den Lebermoosfloren der
übrigen Länder zu constatiren. Als beachtenswerth werden von den
in Venetien aufgefundenen Hepaticeen aufgeführt: Frnllania Jackii,
Riccardia latifrons, Metzgeria conjvgata, Scapania Bartlingii, Pla-
giochila inferrupfa var. pyrenaica, Jungermannia Raddiana, scapa-
noides und crenulata var. cristnlata.
Carazzi Dr., Bemerkungen über einen von Crie der Akade-
mie der Wissenschaften in Paris überreichten Aufsatz, betreffend die
Bildung eines stärkemehlartigen Stoffes in den Schlauchzellen der
Pilze. Carazzi widerlegt zwei Punkte der Crie'schen Arbeit und
zwar: 1. dass im Allgemeinen der Mangel an Stärkemehl in den
Pilzen angenommen wird, und 2. dass die Entdeckung von Amylum
in den Pyrenomyceten ein neues Factum ist, welches man ihm —
Crie und Tulasne zu danken hat. Die Beweisführung stützt sich
auf massgebende Autoritäten, als: De Notaris (Comm. della Soc.
critt. Ital. Dicembre 1863), Fries (Lichenograph. Scandinav. pars I.
pag. 3 1871), Nylander (Observ. circa Peziza Fenniae 1868), Kar-
sten (Mycologia Fennica, pars I, 1871 und pars II, 1873), Sac-
cardo (in mehreren Schriften) und Rabenhorst & Gonnermann
(Myc, Europ. Dresden 1869). Schliesslich aber gesteht der Autor
Herrn Crie doch das Verdienst zu, die Art und Weise, wie die
Bildung von Amylum in den Pilzen vor sich geht, erforscht zu
haben.
Saccardo P. A., lieber Agaricus echinatus Roth. Dem
Verfasser wurden von Prof. C. Massalongo einige Exemplare eines
Pilzes aus der Gruppe Hymenomycetes zur Untersuchung zugesendet,
die in einem Geschirre vorgefunden wurden, worin die Bertolonia
marmorata im Warm hause des Universitätsgartens zu Ferrara culti-
virt wird. Da dieser Pilz vermöge seiner Organisation, seiner geo-
graphischen Verbreitung und seiner verworrenen Synonymik einer
näheren Erörterung werth erschien, Hess sich Saccardo in eine
eingehende Besprechung desselben ein, welche den Fachgenossen
nicht unwillkommen sein dürfte.
Saccardo P, A., Ueber die Momente, welche auf die
Sexualität der Individuen beim Hanf (Caw«a6«s «aTü'a) Ein-
fluss nehmen. Behufs Constalirung der auf das Geschlecht der
einzelnen Hanfpflanzen einwirkenden Agentien stellte der Verfasser
verschiedene sorgfältige Culturversuche an, welche sowie deren Er-
gebniss hier in Kürze angedeutet werden mögen. Saccardo wählte
aus einem Quantum Hanfsamen einige Dutzend grösserer, üppigerer
und ebensoviel Dutzend kleiner, leichter — aber immerhin die Merk-
male der Keimfähigkeit besitzender Körner. Hierauf Hess er vier
304
Beete, ein jedes von anderer Boden beschaffenheit anlegen und zwar
Nr. I mit gewöhnlicher Gartenerde, Nr. II mit starkgedüngter Garten-
erde, in. mit Kieselsand, gemischt mit Kalk und IV. Gartenerde und
Asche zu gleichen Theilen. Jedes dieser Beete wurde mittelst Quer-
leisten in zwei Abtheilungen geschieden, so dass sich nun acht Ab-
theilungen ergaben. — Am 8. April 1878 nahm Herr Saccardo
die Aussaat der Hanfkorner in der Weise vor, dass er in je eine
der zwei Abtheilungen von gleicher BodenbeschafFenheit 12 Stück
der grossen und in die andere 12 Stück der kleinen Samen legte.
Am 6. August, wo alle derart gezogenen Hanfpflanzen soweit enl-
wickelt waren, um ihr Geschlecht wahrnehmen zu können, schritt
Saccardo zur Untersuchung, deren Schlussergebniss in Kürze fol-
gendes ist: 1. dass aus den minder entwickelten, kleineren Samen
vorherrschend weibliche Individuen entstanden und 2. dass in san-
digem Erdreich der Hanf reichlicher gedeiht, jedoch ohne Unterschied
der Owalität der zur Aussaat benützten Körner eine bedeutende
Ueberzahl weiblicher Pflanzen zum Vorschein kommt.
C. Massalongo, Ueber eine gyno-diöcische Form der
Salnia pratensis. Zu dieser kleinen Notiz wurde der Verfasser
dadurch veranlasst, dass er auf einer Vl^iese nächst Ferrara zahl-
reiche Exemplare von Salvia pratensis fand, bei denen die BlUthen
wegen Verkümmerung der Staubgefässe ausscliliesslich als weib-
liche erschienen; ein Fall, der übrigens auch bei anderen Labiaten
und von Herrn Müller bei der Gatlung Salvia beobachtet wurde.
Die weiblichen Exemplare unterscheiden sich von den zwitterblü-
t lügen durcli die kleineren Dimensionen aller Theile, vorzugsweise
aber der Corollen. Das Conneclivband ist viel kürzer, als bei den
normalen, und angelliakenartig gekrümmt. Die Antherenfächer sind
massig entwickelt, enthalten jedoch keine Spur von Pollen. Der
weibliche Sexualapparat ist normal; wo die Befruchtung einer solchen
Pflanze stattfindet, kann diess nur durch die Vermittlung von In-
secten zu Stande gekommen sein. M. P.
Uechtritz R. v., Resultate der Durchforschnng" der schlesischeii Phane-
rogamenflora im Jahre 1878 (Separat-Abdruck aus dem LVI. Jahres-
berichte der schlesischen Gesellschaft für vaterländ. Cultur). 23 S. 8°.
Der Verfasser hat es verstanden, schon zu Wimmer's Zeiten
die schlesischen Botaniker um sich zu schaaren und deren Beob-
achtungen alljährlich bekannt zu machen. So fliessen bis heute die
Nachträge zur „Flora von Schlesien" noch immer reichlich und
machen eine neue Ausgabe dieses Werkes zur unabweisbaren Noth-
wendigkeil. Auch der vorliegende Bericht enthält eine Reihe von
Novitäten für Schlesien, wie: Delphinium Orientale Gay, Nasturtium
austriacum X silvesfre Neilr., Erysimum crepidifolium Rchb., Bras-
sica nigra Andrz. (Koch), Sinapis alba L. v. glabrata Doli., Hirsch-
feidia adpressa Mnch,, Silene gallica L. var. iS. quinquevulnera L.,
Rosa turbinata Ait. et R. alpina X, glauca Uerhtr. (iJ. alpina^
305
Reuferi Christ), Carduus hamulosus Ehrh. (= C. nigrescens Yill.),
Galinsoga brachystephana Reg'el, Anthemis tincturia L. v. A. discoi-
dea W., Crepis rhoeadifolia M. ß., Hieracium Pilosella L. v. intri-
cntum J. Lange, Linaria striata DC, Veronica austriaca L. Mentha
rotundifolia L., Euphorbia falcata L. et E. virgata W. K., Epipactis
microphylla Sw., Colchicum aufumnale L. f. vernalis, Carex pedi-
formis C. A. Mey., Hierochloa odorata Whlbg. var. effusa Uechtr.,
Phleum fallax Janka und Meiica nutans L. var. pallida Uechtr.
Ueberdiess liefert Verfasser eine Reihe von Standorten für seltenere
Arten, Pflanzengeographische und sonstige Bemerkungen in Bezug
auf Synonymik erhöhen den Werth dieser Arbeit. K.
„ öwoÄ/'yc/i/* llsianii Borbäs" und noch Etwas. Eine botanische Abrech-
nung von Otto Herman. Separat-Abdr. aus „Termeszetrajzi Füzetek-
1879, 8" 8 S.
Unter diesem Titel erlässt Herman in Pest einen Schmerzens-
schrei ob der Verwilderung, welche seit dem Jahre 1875 in der
botanischen Literatur Ungarns eingerissen ist, und die ilire Wellen-
kreise selbst bis in das Ausland getrieben hat. Er versucht es durch
obige Schrift auf die arg aufeinander platzenden Geister calmirend
zu wirken und bedauert, dass iiiasslose Eitelkeit die Geinüther bis
zu solch einer die Wissenschaft und den Ruf ihrer ungarischen
Adepten so schädigenden Verbitterung geführt hat. Hauptsachlich eifert
H. gegen das Vorgehen des Dr. Borbäs, dem er die Rolle des
Hechten im botanischen Karpfenteiche vindicirt, und dessen Hasten
nach ephemerer Glorie er in bescheidenere Grenzen weisen mochte.
Correspondenz.
Ns. Podhrad, 28. Juh 1879.
„Wenn es auch nicht regnet, so tröpfelt's doch." Dieses Sprich-
wort braucht man heuer wolil nicht auf unser Wetter anzuwenden,
denn des immerwährenden Regens und Giessens geniessen wir allzuviel,
so dass wir auch schon des Tropf eins gerne los waren. Darum wende
ich dieses Sprichwort an, wenn ich Ihnen über meine neuesten Funde
im Juni und .iuli berichten will. Ein solcher ausgiebiger Tropfen war
Festuca Myurus Ehrh., die ich heuer in allen grösseren Waldern des
Bosäcthales, von der mahrischen Grenze bis zu den Podiirader Eichen-
wäldern, auf offenen Plätzen an vielen Stellen in grosser Menge ange-
troffen und gesammelt habe. Wohl wird dieses zierliche Gras auf den)
Gebiete des Trentschiner Comilates von Schiller auf dem K'lepäc bei
Tr. Teplitz (s. Oesl. b. Z. XVI!. 42) und von E. Keller beiKälnica nächst
Beckov angegeben (s. Mitth. d. ung. Akad. V. 150), doch gelang es mir
bisher nicht von diesen Standorten Exemplare zu Gesicht zu bekommen.
Um so grösser war daher meine Freude, als ich dieses Gras in der
Nähe meines Wohnortes und zwar nicht etwa in vereinzelten Exem-
Oesterr. botan. Zeitschrift. 9. Heft. 1879. 23
306
plaren sondern sehr häufig gefunden habe. Es ist hier gewiss nicht
eingeschleppt, sondern ganz bestimmt einheimisch und wird ganz
sicher auch auf der mährischen Seite des Lopennikgebirges vorkommen,
da ich es neulich kaum 200 Schritt weit von der Grenze beobachtet
habe. Ueberall wo bei uns Fesluca Myurus vorkommt, leistet ihr die
ebenso zierliche Avena tenuis Mönch treu Gesellschaft. Am 23. d. M.
bestieg ich abermals den Lopennik, um mir die in höheren Lagen
wachsenden Rubus genauer anzusehen. In der beiläufigen Hohe von
2500' beobachtete ich neben dem in der ganzen Umgebung häufigsten
Rubus thyrsoideus VVimm. den R. hifrons Vest sehr häufig eben in
schönster Blüthe und R. Vestii Pocke Synops. Rub. 155. (R. sulcatus
Hol. exs. non Vesl.) zerstreut und bereits verblüht. Sehr häufig ist
hier überall eine Art aus der Gruppe der Glandulosen mit dicht-
benadeltem starkbereiften runden Schössling, fast einreihigen kurzen
Staubfäden, dichtdrüsigen und benadelten Blüthenstielen und Kelchen,
welche aber mil R. hirtusW.K. nicht vereinigt werden kann; gyno-
dyname und androdyname Glandulosen wachsen auch hier wirr durch-
einander, doch sind erstere häufiger. Auch vermuthe ich in einer
starkbewehrten Brombeere mit stumpfkantigem Schössling, ziemlich
grossen Blüthen und abstehendem Fruclitkelcli wenn nicht den R.
Koehleri N. W., so doch seinen sehr nahen Verwandten. Es ist sehr
auffallend, dass ich auch hier keine einzige Brombeere fand, die nur
einigermassen an R. plicatus N.W. (R. fruHcosus L.) erinnern möchte.
Bei dieser Gelegenheit traf ich mehrere Gruppen Calaminfha Acynos
Clairv, mit rein weissen Blüthen, nebst mehreren Exemplaren des
Trifolium ochroleucum L. mit so grossen Köpfchen, dass ich es beim
ersten Anblick für Tr. pannonicum hielt. Auf offenen Waldstellen
am Rücken des Lopennik ist auch Carex leporina L. ziemlich häufig,
darunter auf mein- schattigen Orten die ß argyroglochin (Hörnern.)
sehr seifen. Das auf der nahen Javorina im Neutraer Comitat sehr
häufige Melandryum diurnum Fr. wurde auch hier in kräftigen Exem-
plaren angetroffen. Tonacetum Parthenium Schtz. Bip., das ich schon
vor vielen Jahren an Wegen des Lopennik beobachtete, ist auch in
Schlägen so häufig, dass man es für längst eingebürgert halten muss.
Auch unsere Bauern kennen diese Pflanze („Rimbaba") und pflegen
sie zu Heilzwecken von diesem Berge zu holen. Nachmittag erhoben
sich vom Westen abermals drohende Wolken, und weil man heuer
mit Regen nicht viel spassen darf, musste das weitere Besichtigen
des gegen Nordost gelegenen Berges Kykula ausbleiben. Kaum im
Hause angetroffen bekamen wir richtig wieder Regen.
Jos. L. Holuby.
Kalksburg, am 31. Juli 1879.
Gestern war ich wieder in Baden, um Hieracium saxatile von
hier über Vöslau bis Gainfahrn zu beobachten. Ich fand es nur im
ersten grossen Steinbruch nächst Baden und im grossen Sandberg-
werke über Gainfahrn. Hier war es, neben massenhaftem H. statici-
folium, nicht sehr zahlreich und nur in der kleineren forma iconum
307
(I, tab. 163), welche Grisebach für Hier. Wildenowii erklärt hat,
die aber weiter nichts ist, als eine schmächtig-ere, arm- und iilein-
blätlrige Form des von Jacquin zuerst in den Observationes (tab. 50)
abgebildeten U. saxatile. Diese grössere forma observationum war
im erwähnten Steinbruche bei Baden vorherrschend, aber merkwür-
digerweise auch jetzt noch sehr sparsam blühend. Auffallend ist das
Fehlen des H. saxatile bei Soos und Vöslau. Dafür interessirte mich
sehr Melampyrum subalpinum A. Kerner, welches dort — ohne ne-
mnrosuni — massenhaft wächst. J. Wiesbaur S. J.
Aistersheim, 13. August 1879.
Vielleicht interessirt es Ihren Leserkreis, dass ich eine botani-
sche Expedition nach Cypern zu organisiren beabsichtige. Der von
seiner Dobrudschareise bekannte junge deutsche Botaniker, Hr. Paul
Sintenis, will sich zu Beginn des Winters dahin begeben. Wir
hoffen ca. 6 Centurien Raritäten zusammenzubringen. Wer sich hie-
für interessirt, beliebe sich um nähere Daten an mich zu wenden.
Von dem Herbarium normale des F. Schultz, das ich im Interesse
seiner Witwe fortsetze, sind soeben die zweite und dritte Centurie
der neuen Serie erschienen. K. Keck.
Personalnotizen.
— Dr. C. J. V. Klinggräff ist am 26. März in Paleschken
gestorben.
— Dr. Eduard Beccari hat die Direction des Kgl. botanischen
Gartens und Museums in Florenz übernommen.
Vereine, Anstalten, ünternehmung^en.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaften
in Wien, am 19. Juli übermiltelte Prof. Wiesner eine im pflanzen-
physiologischen Institute der Wiener Universität von Dr. Karl Richter
ausgeführte Arbeit, betitelt: „Untersuchungen über den Einfluss der
Beleuchtung auf das Eindringen der Keimwurzeln in den Boden."'
Die Resultate dieser Arbeit lauten: Wenn oberflächlich am Boden
liegende Samen keimen, so dringen die Keimwurzeln nur unter ge-
wissen Umständen in den Boden ein; die Verhältnisse, welche hier
in Betracht kommen, sind der Hauptsache nach folgende: 1. Das
Eindringen der Wurzeln in den Boden findet nur statt, wenn die
Temperatur ein gewisses über dem unteren Nullpunkt der Keimung
gelegenes Minimum, das von der Pflanzenspecies abhängig ist, über-
steigt. 2. Dieses Minimum liegt für eine und dieselbe Pflanzenart
308
viel tiefer, wenn die Keimlinge dem Lichte ausgesetzt sind, als wenn
sie dunkel gehalten werden; diese Erscheinung rührt daher, dass
unter dem Einflüsse der Beleuchtung ein Umsatz von Licht in Wärme
stattfindet, wie durch Culturversuche bei Temperaturen, welche über
dem Optimum der Keimungstemperatur der betreffenden Pflanzen
liegen, gezeigt wurde. 3. Ein Anpressen der Wurzeln an den Boden,
mag dies durch Bildung von Wurzelhaaren oder von aussen her
geschehen, begünstigt das Eindringen der Wurzeln. 4. Die Boden-
beschaff*enheit hat nur insofern auf das Eindringen der Wurzeln
Einfluss, als diess um so leichter erfolgt, je weniger Widerstand den
Wurzeln von der Unterlage geboten wird. 5, Der Geotropismus
ist selbstverständlich beim Eindringen der Wurzeln in das Substrat
in erster Linie betheiligt. Das Licht beeinflusst denselben insofern,
als es durch Schaff"ung von Wärme das Wachsthum überhaupt und
damit die geotropische Abwärtskrümmung begünstigt. Hingegen ist
der negative Heliotropismus beim Eindringen beleuchteter Wurzeln
in den Boden, aller Erwartung entgegen, nicht im Spiele.
— Im botanischen Garten zu Berlin wurde am 17. Juni das
Denkmal Alexander Braun's enthüllt, wobei Prof. Dr. Eichler die
Festrede hielt.
Botanisclier Tausch verein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Braun mit Pflanzen aus
Niederösterreich. — Von Herrn Prichoda mit Pflanzen aus Nieder-
österreich.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Csato, Dr. Schmidt,
Breindl.
Aus Niederösterreich einges. von Braun: Juncus sphaerocar-
pus, Micropus erectus^ Piptatheruni paradoxum, Plantago Cynops,
Trifolium striatum, Viola amhigua.
Aus Niederösterreich einges. von Prichoda: Erythraea linari-
folia, Lactuca viminea, Salma Aethiopis, S. austriaca, Triticum
cristatum, Willemetia apargioides. Aus Ungarn : Euphorbia salici-
folia. ^
Inserat.
Die Gruttmanu'sche Buchhandlung (Otto Enslin) in Berlin offe-
rirt ein Exemplar von „Botanischer Jahresbericht" band
1-IV für M. 85.—.
Ke.laeteur und Heraiistreber Dr. Alezander Stcofltz. — Verla? von C. Oerold's Sohn.
Druck und Papier der C. Ueberreuter'scben Buchdruckerei (M. Salzer).
Oesterreichische
Botanische Zeitschrift
Gemeinnütziges Organ
für
Ule Snterreivliiscbe Exemplare
hotHnliicIie 7.eltschrin RnfMlIlb llllfl RnfoniLAl» die frei durch die Post be-
ersclieint UUlrtUlH. IIUU UU IraUin VI ) zogen werdeu sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion
Manjn.nume,ut^auf^selbe jj:jj.[^g,. Ogl^onOmea, ForSlffläUner, ÄerZle, ^'^ "ü p'ä'^uL^^^i^en.- ''
(t6 R. Mark.') . Im Wege des
ganzjährig, oder mit inAlllolpp 11111^ Tpi'hniLpr Buchhandels übernimmt
i a. n.W.CS R.Mark) npUlUCKCl UllU ICIIIIUACI. Fränumeration
halbjährig. C. berold's Sohn
Inserate ^ _ in ^'ien,
die ganze Pefitzelle fy I O sowie alle übrigen
15 kr. Ost. W. ü= XV« Buchhandlungen.
XXIX. Jahrgang. Will. October 1879.
IlfHAIiT: Silaus virefcens. Von Janka. — Ädriatische Algen. Von Hauck. — Mykologisches
aus Krain. Von Voss. — Botanische Notizen. Von Dr. Borbas. — Mykologisches. Von Schulzer.
— Alicantiner Berge (Schluss). Von Dr. Hegelmaier. — Zur Flora von Polen. Von Karo. —
Mykologische Präparate. Von Thümen. — Literaturberichte. — Correspondenz. Von Dr. Borbas.
Huter, Wiesbaur. — Personalnotizen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate.
Siians virescens.
Von Victor v. Janka.
Silaus virescens (DC.) Griseb. — oder, wie Prof. Kern er in
neuerer Zeil (Oesterr. botan. Zeitschr., Vegetationsverhältnisse etc.,
Jalirg ) von Bun'mm peucedanoides M. B. abgeleitet wissen
wollte, Silaus peucedanoides — , war bisher als eine Art von sehr
lückenhalt unterbrochenem Vorkommen angenommen. Eine Partie des
Caucasus, Siebenbürgen, das Banat und die Gegend von Tokaj
in Ungarn, das Centrum der europaischen Türkei, die Provinz
Lucanien in Unteritalien, das Departement Cote d'Or des west-
licheren Frankreichs und nach Grisebach's Versicherung (Vege-
tation d. Erde 1. p. 554) auch die Ostpyrenäen wäre die geographi-
sche Verbreitung derselben.
An und für sich würde so ein sprungweises Auftreten nichts
so Auffallendes sein, da ja dergleichen Beispiele sozusagen unzählig
sind. Ich will nur auf ein paar viel merkwürdigere Falle hinweisen,
wo Arten nach viel grosseren Intervallen wieder auftauchen, wie auf
Waldsteinia sibirica cBaikal-See — östliches Siebenbürgen), Achillea
impatiens (Sibirien — Klausenburg), Echinops globifer (Sibirien —
Kailsburg), Alliuni obliquum L. (Sibirien — Thorda) etc.
Oesterr. botan. Zeitschrift, lu. Heft 1879. 24
310
Aber bezüglich Silaus virescens muss ich dennoch eine Aus-
nahme machen. Vergleicht man nämlich Exemplare von allen ein-
gangs erwähnten Standorten genau, so entpuppen sich statt Einer
Species mindestens derer drei.
Da kommt zuerst Silaus pencedanoides (M. B.). — Früchle von
dieser habe ich zwar keine gesehen, aber schon DC, C. A. Meyer
und Grisebach haben diese Pflanze von S. virescens unterschieden,
und diese botanischen Matadores, denen man Species -Mulliplication
gewiss nicht vorwerfen kann, bürgen dafür, dass die caucasische
Pflanze eine abweichende ist. Und das, was DC. im Prodr. IV, p. 116
von ihr sagt, nämlich: „foliorum radicalium segmentis latioribus" und
„vittae 2 — 3 in Omnibus fere valleculis, rarissime solitariae mihi ob-
viae", das stimmt wirklich gar niclit mit unserem ^Silaus virescens^
überein; da findet das gerade Gegentheil statt: es sind die Blatt-
segmente der oberen Biälter im Verliällniss breiter, wie die der
unleren; die vittas beobachlele ich immer solitarias. — Ein Hohenacker'-
sches Exemplar, das ich im Herbar meines Freundes Bohatsch sah,
zeigt in der Tliat einen anderen Blatlzusc^hnitt. Grisebach (Spicileg.
Fl. rumel. I. p. 362) stellt die Unterschiede so: „foliorum segmenta
linearia acuta mucronata, involucelii foliola umbellulam aequantia"
gegen „foliorum segmenta apice rotundato-obtusa brevissime mucro-
nulata , involucello umbellula duplo breviori" bei S. virescens. —
Diess genügt, um Silaus peucedanoides (M. B.) :=: S. carvifolius C.
A. Mey. vom bisherigen S. virescens zu trennen. Die caucasische
Pflanze kommt daher hier nicht mehr in Betracht.
Bleibt also noch Silaus virescens von den oben angeführten
europäischen Fundorten übrig, und da entdeckte ich. Dank der So-
ciete dauphinoise, die 1878 unter Nr. 1221 bei „Messigny (Cote d'Or)
taillis du bois de la Combe-Ragot, 11. Aout" von Bonn es gesam-
melte so instructive Exemplare nusgab, in den Früchten einen Unter-
schied von unserer Pflanze, der selbst den conservativsten Botaniker
nicht gleichgiltig lassen kann. Dass so etwas bisher übersehen wurde,
daran mag wohl der Umstand Schuld tragen, dass derlei Umbel-
liferen meist bloss zur Aufblühzeit gesammelt in Herbarien auf-
liegen, in welchem Zustande die vermeintlich gleichen Arien wirk-
lich zum Verwechseln ähnlich sehen, und derlei Gewächse vor
ihrer Reife längst der Sense zum Opfer gefallen sind, oder aber die
allenfalls zwischen Gesträuchern stehen gebliebenen dann dem weiden-
den Vieh. Ueberdiess ist die ganz grasgrüne Pflanze in Frucht noch
viel leichter als in Blüthe zu übersehen; so gelingt es eben in den
allersellensten Fallen in Besitz reifer Exemplare zu gelangen. —
Dabei fällt mir ein, wie unser Nestor Brassai noch zu Anfang der
Sechzigerjahre mir vis-ä-vis meinte, dass es gut wäre, einen Flecken
Landes von den Heuwiesen bei Klausenburg, wo die Pflanze so häufig
ist, zu erwerben, um Früchte untersuchen zu können. Nun, für Ver-
breitung von Fruchtexemplaren habe ich seit einigen Jahren schon
Sorge getragen, indem ich hier einige Stellen, wo die Species mit
Ferulago silvatica (Bess.) zusammen ganz gemein ist, gar nicht mehr
an
inälien lasse, so dass ich selbst beliebige Tausende von Individuen
austheilen kann. Obendrein muss ich bemerken, dass sich die Pflanze
sehr leicht cultiviren lasst und auf doppelte Weise reichlich sich ver-
mehrt: durch ihre zahlreichen Stolonen und die vielen leicht keimen-
den Samen. Da kann man sich auch genugsam überzeugen, dass
unsere Pflanze vermöge der Siructur ihrer Früchte, — auf was schon
Bentliam und Hook er in Genera plant. 1. gekommen sind — von
Foeniculum generisch gar nicht verschieden ist. Grisebach (1. c.)
ist zwar wegen schärfer hervortretender Juga und diversen Habitus
von Silaus virescens anderer Ansiclit, aber gewiss mit Unrecht, —
die Juga sind auch bei Foeniculum fast nicht minder kielförmig, und
von Foeniculum vulgare ist unsere Pflanze im Habitus sicher nicht melir
verschieden als Silaus virescens von iS. pratensis, — oder um gar grellen
Contrast zu zeigen, z. B. Cornus suecica von den übrigen Cornus-Arten.
Da, wie angedeutet, — denn den Unterschied will ich weiter
unten angeben, — unsere ungar.-siebenbürgische Art von der fran-
zösischen verschieden ist, und die Benennung ^virescens DC." stricte
nur für die französische Pflan/e Berechtigung hat, so gebührt der
ersteren die Bezeichnung Foeniculum Rochelü (HeufF. sub Selino in
Rochel, bot. Reise 1878, p. 78), und es sind zu dieser Species auch
die Standorte in Grisebach's Spicileg. Fl. rumel., und von mir in
der oberen Buchenregion des thracischen Balkans ober Kalofer ent-
deckte Standorte (4. Juni 1871, 7. August 1872) zu registriren.
Zweifelhaft bleibt mir noch Gasparrinia virescens Bert. Fl. ital.
HI. pag. 615. Mich macht die Angabe „involucrum universale ....
foliolis integerrimis, vel apice fissis, aut pinnatifidis" stutzig.
Wohl habe ich vor vielen Jahren aus dem botanischen Garten von
Pisa durch den sei. Pietro Sa vi ein cultivirtes Exemplar mit noch
nicht ganz entwickelten Früchten erhalten, die aber dennoch schon
die steil kegelförmigen Stylopodia, wie bei französischen Exemplaren
erkennen Hessen. Aber i(;h weiss nicht, ob das Exemplar aus luca-
nischem Samen gezogen wurde oder aus französischem. Dem Habitus
nach schien mir dasselbe von der gallischen Pflanze, die diessbezüg-
lich mit der unserigen übereinstimmt, abzuweichen.
y, Silaus vir escens der Autoren" zerfallt also in folgende zwei Arten.
Foeniculum virescens (D C.)
Benlh. et Hook.
Syn. Bunium virescens DC.
Silaus virescens aut. p. p
Stylopodiis acuto-conicis laliludine
altioribus.
Foeniculum Rocheiii (HeufT.).
Syn. 1. Silaus virescens Griseb.
Spicileg. Fl. rumel. et aut.
Fl. hung. (non alior).
Syn. 2. Peucedanum arenarium
Baumg.Enum.slirp.Transs.
(non W. K., nee Ercsei Fl.
Thord.).
Syn. 3. Selinum Rocheiii HeulF. in
Roch. bot. Reise.
Stylopodiis depressis, alliludine la-
tioribus.
24*
312
Beide Foenicula- kx\ew unterscheiden sich demnach gerade so,
wie Chaerophyllum Prescottii DC. von Chaerophyllum bulbosuniL.^).
Szent-Golthärd bei Szamos-Ujvär in Siebenbürgen, am
10. August 1879.
Beiträge zur Kenntniss der adriatischen Algen.
Von F. Hauck.
XIII.
Peyssonnelin Duhyi Crouan (Ann. Sc. nat. 1844, p. 368. —
Fl. finist. pl. 19. — J. Agardh, Spec. Alg. Vol. II, p. 501, Vol. III.
p. 384. — Areschoug, Observ. part. III. p. 9.)
Das ganze Jahr hindurch auf Steinen, Muscheln, Schnecken-
häusern etc. in der Litoralregion, oft in Gesellschaft von Melobesien,
Lithoderma, längs der ganzen istrianisclien Küste. — Nicht selten.
— Zu dieser Art gehört wohl unzweifelhaft Hildenbrandtia sangui-
nea Kg. Tab. phyc. Bd. XiX, Taf. 91 (nee Spec. Alg.!).
Peyssonnelia poiymorpha (Zanard.) Schmitz.
Peyss. Harveyana Crouan, w«Mche i(;h in meinem Verzeich-
nisse der Algen von Triest, Jahrg. 1875, p. 286 als wahrscheinlich
zu dieser Art gehörig anführte, ist, wie ich mich nun nach authen-
tischen Exemplaren überzeugt habe, eine ganz andere und gut ver-
schiedene Art. Das Thallom von P. poiymorpha ist anfanglich kreis-
rund, hautartig, inkrustirt, bis auf den freien Rand dem Substrate
fest angewachsen, später unregelmiissig ausgebreitet das Substrat
überwallend, stark inkrustirt, steinhart. Die Spluirosporen sind gross,
länglich, kreuzförmig getheilt und finden sich in Nemathecien, welclie
ganz den Cystocarpien erzeugenden gleichen. — Peyss. poiymorpha
kommt meistens nur in grösseren Tiefen vor, ausnahmsweise jedoch
auch in der Litoralregion an dunkeln, geschützten Orten, wie z. B.
im Hafen von Miramar, wo diese Alge in früheren Jahren sehr
häufig war.
Rhodochorton membranaceum (Magnus) Hauck (Calli-
thamnion membranaceum P. Magnus, „Bot, Ergebnisse der Nordsee-
fahrt" p. 67).
Auf Valonia macrophysa, Ascidien und Schwämmen aus grös-
seren Tiefen, an der istrianisclien Küste. — Niclit selten. — Wurde
von F. E. Schulze auch im Körper von Spongelia pallescens ge-
') Der Angabe „stylopodüs elongatis'' in Boiss. Fl. Orient, vol. II halber
scheint mir Boiss. Chaerophyllum hulhosun nicht zu unserem gewöhnliclien
zu gehören, sondern vielmehr zu Ch. Prescottii D C.
313
fnnden (F. E. Schulze „Unlersucliungen über den Bau und die
Entwicklung der Spongien" in Zeitsclir. für wissenschaftl. Zoologie,
Bd. XXXll, p. 147).
Mykologisches aus Krain.
Von Prof. Wilhelm Voss.
10. Ein Beitrag zur Keuntniss der subterranen Pilze.
Die „Flora subterranea," über welche Alex. v. Humboldt*),
Nees ab Esenbeck^), Scopoli^) und Andere ausführlicher berich-
teten, ist in letzterer Zeit weniger berücksichtiget worden. Dieses
und (las Interesse, welches zu den pflanzlichen Organismen, die in
fortwährender Nacht , tief im Innern der Höhlen und Bergwerke
vegetiren, unwillkürlich hinzieht, bewogen mich zu einer Excursion
in das Braunkohlenbergwerk Sagor.
Zu meiner grossen Freude kehrte ich nicht resullatlos zurück.
Wohl wäre dieses kaum der Fall gewesen, wenn ich niclit von Seite
der Gewerkschaftsverwaltung das freundlichste Entgegenkommen ge-
funden hätte. Es ist mir eine sehr angenehme Ptlicht, dem Herrn
Director F. Langer und den Herren Gewerkschaftsbeamten F. Ko-
priwa und B. Detela an dieser Stelle den verbindli(;hsten Dank
ausdrücken zu können für die Bereitwilligkeit, womit sie mein Stre-
ben unterstützten.
Da über die unterirdisciie Flora Krains ausser einer Miltlieilung
der Herren Pokorny und Welwitsch*) nichts Erhebliches bekannt
geworden ist, so dürfte das Naclifolgende auch für die Kennlniss
der Landesflora nicht ohne Wertli sein. Derselbe wird jedoch da-
durch erhöiit , indem mein geehrter Correspondenl Freilierr von
Thümen die Mühe nicht sciieule, meine Bestimmungen einer Con-
trole zu unterziehen.
Die Aufsammlung der Species, die, insoferne sie überhaupt er-
hallbare Formen betrifft , so ziemlich vollständig ist, geschah im
Maximilianstollen des Kis?!Ovcer Reviers und im Wilhelminenstollen
des Sagorer Flötzes.
Von vollkommen ausgebildeten Arten wurde Agaricus (Copri-
nus) micaceus Bull., A. (Lenfinus) lepideus Fr., Lenzites albida Fr.,
Polyporus versicolor Fr. var. albus Saut., zwei dem Polyporus Broo-
') Alex. V. Humboldt: Florae fribergensis specimen. Berolini 1793.
„ „ Plantae subterraneae (in Römer et üsteri mag.
III, 53).
^) Nees ab Esenbeck, Noeggerath und Bischof: Die unterirdischen
Rhizomorphen.
') J. Scopoli: Dissertationes. Pragae 1772.
*) Verliandl. des zool.-botan. Vorciiios in Wien 1853. S. B. pag. 114—110.
314
mii Rabli, und P. trabeus Rostkov. sehr nahestehende Arten und
P. medulla panis Fr. angetroffen. Siimmlliche an dem im Bergwerke
verwendeten Holze. Die letzte Art überzieht die Balken oft auf
grossere Strecken und zeigt nicht selten eigenthümliche korallen-
oder geweihförmige, rein weisse Auswtichse des Mycels, die lebhaft
an Clavarien erinnern.
Zahlreicher waren die sterilen Mycelformen vertreten. Die
Gattung Rhizomorpha — Wurzelpilz — durch Rh. obtruens Pers.,
Rh. pcämata Humb. var. ochroleuca Thüm., Rh. suhcorticalis Pers. var.
aidaela Humb. , Rh. suhterranea Pers. var. caudata Nees ab Es.,
Rh. verticillata (Humb.) und eine noch unbeschriebene, auf Holz
und Kohle vorkommende Art Rh. nelutina Thüm., über welche sei-
nerzeit genauer berichtet werden soll. Besonders schön war Rh.
verticillata ausgebildet, von welcher nicht selten meterlange Exem-
plare vom Gebälke herabhingen.
Aus der Gattung Ozonium — Asipilz — wurde Oz. parieti-
num Lk. und Oz. stuposum Pers. auf Holz, Oz. castaneum Wallr.
auf der Kohle angetroffen.
Sehr häufig sind die Mycelien der Fadenschimmel — Hypha.
Es kommt H. papyracea Pers., H. memhranacea Pers. und beson-
ders auffallend H. flabellata Pers., Mauerwerk, Holz und Kohle stel-
lenweise überziehend, vor.
Einzelne Strebepfeiler trugen das Lager von Xylostroma Co-
rium Pers. forma albescens.
Tax den zierlichsten Formen, die jedoch so zart und zerfliess-
lich sind, dass es kein Mitlel gibt sie ans Tageslicht zu befördern,
gehören wohl die Byssus-krien — Gruffscliimmel. Byssus floccosa
Schreb. überkleidet das Gebälke und Mauerwerk am häufigsten;
ferner wurden noch die strahligen Ausbreitungen von B. speciosa
Humb. und die fingerförmig gelheilten Mycelien von B. digitata
Humb. bemerkt.
11. Ein wenig bekannter Hypliomycet.
Bei einem Ausfluge nach Oberkrain fand ich auf Bergwiesen,
oberhalb Lengenteid gelegen, an den Blättern von Polygonum vici-
parum L. einen Hyphomyceten, der mir nicht ohne Interesse scheint.
Die davon befallenen , grundständigen Blätter fallen durch
gelbliche Färbung und dunkle Flecken auf, welche meist längs der
Miltelrippe geordnet stehen; entweder finden sicli nur einzelne oder
deren viele, die dann zumeist in einander fliessen. An der unteren
Blattfläche wuchern die schneeweissen Pilzräsclien, die jenen der
Peronospora-Arien nicht unähnlich sehen.
Die mikroskopische Untersuchung zeigte, dass diese Raschen aus
unverästelten, vertical gestellten, wellenförmig oder wurmartig ge-
bogenen, seplirten Fruchlhyphen zusammengesetzt werden, an deren
freiem Ende eine oder zwei Gonidien sitzen. Letztere sind oval
oder elliptisch , durch eine Scheidewand in zwei Hälften getheilt,
durchsichtig und hyalin. Die Form der Gonidien und Fruchthyphen
315
lassen den Parasiten als eine Art der Gattung ScoUcotrichum Kunze
und Schmidt erkennen.
Bei Durclisicht der einschlagigen Literatur, nach einer beschrie-
benen, darauf passenden Art, fand ich eine solche nicht, wohl aber,
dass dieser Pilz schon vor Jahren beobachtet wurde.
In Ungers „Exantheme der Pflanzen" wird auf pag. 169, bei
Besprechung der Cylindrospora-Ar\en , einer Form erwähnt, deren
Beschreibung den mir vorliegenden Pilz wohl sicher erkennen liisst.
Der Autor äussert sich an angegebener Stelle in folgender Weise:
„Endlich erscheint noch eine sechste Art auf der Unterseite
der Blätter von Polygonum vimparum CC. Polygoni), sie bildet einen
ausgebreiteten schneeweissen Ueberzug. Die Form der Sporidien
ist cylindrisch, durch eine Zwischenwand getheilt; und sowohl diess
als die deutlich ausgebildete Unterlage aus wellenformig-geschlän-
gelten und gegliederten Fäden nähert sich der folgenden Forma-
tionsstufe *). Vielleicht könnte sie in der Folge selbst als eine solche
dargestellt werden."
Aus diesem glaube ich mit Sicherheit schliessen zu können,
dass Unger diese Form vor sich hatte, jedoch über deren Stellung im
Zweifel war. Ich möchte mir desshalb erlauben, diese neue Art als
ScoUcotrichum Ungeri
zu bezeichnen und glaube ihre Merkmale durch folgende Diagnose
geben zu können.
Sc. caespitibus hypophyllis, subdensis, niveis, in macula rubro-
fusca, in pagina superiore stramineo-ochracea; hyphis fascicularibus,
ereclis, pluriseptatis, undulafo-vermicularibus, simplicibus, hyalinis;
sporis ellipsoideis vel oblongis, uniseptatis, achrois, 17 — 22 Mkr. long.,
11 — 13 Mkr. crass. (magnit. med. 20 1., 12 c).
Carniolia su|).: Lengenfeld, in Polygoni mtiparilÄw. foliis vivis.
Jul. 1879, non raro.
12. Die Cerna prst.
Die Cerna prst '~) oder der Schwarzenberg in der Wochein —
5820' — 1839-6 M. — ist den Botanikern bekannt als eine Fundstätte
vieler interessanter subalpiner und alpiner Pflanzen. Sie vereiniget
jedoch auch eine grosse Zahl zum Theile seltener epipiiytischer Pilze.
Bietet auch die höchste Spitze nur wenig, so desto mehr die Ge-
hänge und Bergwiesen.
Bei einer im August unternommenen Besteigung war ich in
der Lage folgende Funde zu verzeichnen.
Nächst Feistritz Puccinia Gentianaehk. auf Gentiana cruciataL.
und die interessante, die Zapfen von Alnus incana DC. bewohnende
Varietät von Exoascus Alrii De Bary (var. strohilinus Thüm.), wo-
von manche Bäume überreich befallen waren. Auf den Bergwiesen,
') D. i. Ramularia. Anm. d. Aut.
-) Wörtlich: ..die schwarze Erde."
316
die bis zum Beginn des Buchenwaldes hinziehen, Puccinia Oreose-
lini Fckl. auf Peucedanum Oreoselinum Mimch. , P. Tanaceti DC.
mit Uredo an Tanacetum cori/mbosum Schultz, P. Bistor tue DC. und
Scolicotrichum Ungeri an Polygonum viviparum L., Puccinia Tha-
lictri Clievall. CP. tuberculata Koernicke) auf Thaliclrum fiavum L.
Letztere sehr reichlich.
Im Buchenwalde bis zu den Alpenhütten „Raune," Ramularia
Pteridis Kalchbr. an den Wedeln von Polypodium Phegopteris L. und
Uredo Filicium Rl. auf jenen von Cystopteris fragilis Bernh.; Uro-
myces Valerianae Fckl. mit Uredo an Valeriana officinalis L. var.
sambucifolia. Auf Adenostyles alpina Bluff et Fingerh. war Aeci-
dium Cacaliae Thüm., Uromyces Cacaliae Lev. und Coleosporium
compositarum Lev. häufig zu finden. Letzteres auch an Tussilago
Farfara L. und Petasites officinalis Mönch.
Die Blätter des Vaccininm Myrtillus L. waren reichlich von
Uredo befallen und jene von Phyteuma spicatum L. zeigten Scolico-
trichum ochraceum Fckl. Ferner Peridermium elatinum Schm. et
Kze. an den Nadeln deformirter Zweige der Edeltanne und Perono-
spora pulteracea Fckl. auf Helleborus niger L.
Um die Alpenhülten wächst in grosser Menge Rumex alpinus L.
und Rhododendron hirsntum L. Beide waren reichlich mit Uredo
(U. Rumicum DC. und U. Rhododendri DC.) bedeckt.
Von hier zieht der Weg längs einer Felswand dem Gipfel zu.
Aconitum Lycoctonum L. ist sehr häufig und bot Urocysfis pompho-
lygodes Lev., Uromyces Aconiti und Aecidium hifrons DC. Einige
Pflanzen von Veratrum alhum L. waren stark von Puccinia Veratri
Duby befallen.
An Astrantia major L. fand sich häufig Pseudopeziza Sani-
culae Niessl form. Astrantiae, auf Cirsium Erysithales Scop. , Puc-
cinia Cirsii Lasch mit Uredo. Die Biis(;he von Rhamnus alpinus L.
hatten nicht selten Aecidium elongatum Lk. und die in Felsspalten
häufig vorkommende Faederota Ageria L. eine Puccinia., Hie ich
für P. Veronicarum DC. halte. An den Pflanzen waren braune und
schwarze Raschen zu finden, deren Sporen , der Form nach gleich,
durch die Färbung unterschieden sind; die erstoren dürften unreife,
die letzteren reife Sporen enthalten. Stylosporen sind nicht beige-
mengt. Dieselbe Puccinia hatte ich einige Wochen früher im Vrata-
thale bei Lengenfeld, beim Pericnikfall b(>obachtet.
Auf der Höhe der Cerna prst wurde noch eine Ramularia (?)
auf Alchemilla vulgaris L. , Peronospora pusilla De Bary an Ge~
ranium sylvaticum L. und eine Septoria an den Blattern von
Heracleum auslriacum L. gefunden. Diese glaube ich jedoch nicht
als Septoria Heraclei Dmz. anspreclien zu dürfen, sondern als
Septoria Nebula Sacc. Die Spermalien haben nur eine Scheide-
wand, während jene der S. Heraclei nach Saccado vier Sepia be-
sitzen. Auch an Bartsia alpina L. wurde ein Parasit beobachtet.
317
Somit bot der Ausflug über dreissig Arten auf aclitundzwarizig
Niihrpflanzen, eine Zahl, die sich bei öfterer Durchsuchung des Ge-
bietes nicht unerheblich steigern dürfte.
Laib ach, am 1. September 1879,
Botanische Notizen.
Von Vincenz v. Borbäs.
Der Rosa reversa W. Kit. wegen, die in der Matra wachsen
soll, besuchte ich heuer zweimal dieses Gebirge, leider ohne Erfolg.
Am 2. Juni war an dem Gipfel der Galyavär, den ich von Kis-'fe-
renne aus bestieg, nur wenig zu finden, und die Rosen hatten höch-
stens kleinere Knospen. Bei Kis-Terenne fand ich Fumaria Schlei-
chen und F. Vaillantü, — zwisciien P. Dorog und P. Lengyend am
Fusse der Mätra Dianthus diutinus Rchb., Hierac'mm bifurcum M. B.
pr. p. iHierac'mm PilosellaXpraealtum), — an dem Abhänge der
Galyavär bei Szuhai Huia Epilobium tetragonum L. (£. roseum Schreb.),
E. monfanum, Pritnula inflata, Sambucus racemosa. Ich ging von
hier an dem Gipfelrücken der Mätra bis zu der Spitze Agasvär bei
N. Bätony, ohne etwas Besonderes zu finden, da überall geweidet
wurde. Am Agasvär fand ich Achillea crithmifolia. — Mehr konnte
ich Ende Juni in der Mätra bei Solymos sammeln, wo die Wälder
einen wahren Rosengarten bildeten. Ungemein häufig ist hier, wie
aucii bei Bene (prope Gyöngyös) Epilobium lanceolatiim mit Epilob.
monfanum und E. adnatum, an Bächen auch E. tetragonum. Am
Kelvcs, dem grössten Gipfel der Mätra, fand ich Rosa alpina, Ribes
Grossularia, eine grosse Gruppe von einem Hieraciwwi-Bastarle,
wo keine Eltern in der Nähe waren, welche jedoch H. AuriculaX.
PiloseUa zu sein scheint, Bupletirum longifolium; — zwischen dem
Keines und dem Sasliö auch Pleurospermum austriacum. Am Saskö
wächst Rosa alpina mit R. spinosissima gemeinsam, und weil die
R. reversa W, Kit.*) ihrer Seltenheit wegen für einen Hybrid der
genannten Arten gehalten wird, glaubte ich sie hier auffinden zu
können. Leider musste ich auch diese steilen Felsen ohne Erfolg
verlassen. — Auch bei Rönädfa fand ich schöne Rosenformen, Epi-
lobium lanceolatum, E. adnatum und E. parniflorum, Genista lasio-
carpa Spach (auch bei Szlatina und Vucsin in Slavonien häufig),
Roripa Reichenbachii (Knaf), an der Drau (in Slavonien) bei Sztära
ist Verbascum nigrum X floccosum häufig, auch fand ich hier am
') Die Rose, welche vom Monte Maggiore als -ß. reversa in Herbarien
liegt, ist R. gentüis Sternb., welche hier auch eine zu JR. Malin Kern, nei-
gende forma adenoneura besitzt. Sie gehört in Sect. Alpinaruni, während
die Abbildung der R. reversa W. K. zu den Pinipincliifoliis zu gehören
scheint.
318
linken Ufer Salix amygdaUna v. discolor mit aiidvogynischeii Kätz-
chen. — Am Papiik liofFte ich mehr, als ich gel'unden liabe, weil
dort das Vieh weidet, doch ist Verbascum lanalum X phlomoides,
V. Bischofii G. Koch, eine schöne Rose (vielleicht R. res'mosa Slernb.),
eine weisse und kleinblüthige Hesperis, Cnidium apioides, Aspidium
angnlare, Asperula taurina, in der Umgebung der Ruine Kamen-
grad aber Epilohium obscurum Schreb., E. lanceolatum, E. mon-
tanum, E. telragonum erwälmenswerlh, ebenso ein Galium flor.
ochrol., welches ungefähr die Mitte hält zwischen G. Schultesü und
G. verum. Bei dem Palicser See (Com. Bäcs) fand ich sehr wenig:
Erythraea linariaefolia, Verbascum Bischofii, Epilobium adnatum,
Silene multiflora, — bei Carlovic (in dem grösslen Regen) scliona
Rosenformen, Xanthium spinosum, Rumex pulcher , \ielleicht auch
einen Bastart zwischen diesem und R. crispus, Jurinea mollis etc.
und das merkwürdige Hieracium foliosum W. Kit, Die Bialter dieser
Pflanze erinnern uns gewissermassen an Lactuca sativa, und der Sten-
gel ist sehr reicii an Milchsaft. ■ — Meine Ausbeute bei Orsova besteht
meistens aus Rubus, Rosen und Verbasca: V. nigrum X speciosum,
V. nigrum X phlomoides, V. banaticum X speciosum. Auch hier fand
ich Epilobium lanceolatum und E. Lamyi (dieses auch bei Szlalina
in Slav.), Roripa ampkibia; bei Jeselnilza fand ich Epilobium
telragonum, bei Ogradina am Rande der Kukurutzfelder die roth-
blühende Silene Gallinyi, — bei Plavisevitza meine Roripa danu-
bialis, welche, wie ich vermuthete, kleine und schmale Petala besitzt,
wie R. proUfera (HeufF.). Sie ist hier in Wiesen an einem Platze
hiiufig. — Epilobium parmfloi'um und E. telragonum kommt bei den
Herkulesbädern auch an nassen Mauern vor. — Linum flavutn var.
uninerve Roch, ist wegen der liegenden Stämmchen vielleicht vom
Typus zu trennen. Auch Libanotis montana var. leiocarpa HeufF.
war hier häufig, meine Athamanta hungarica und Seseli rigidum
aber konnte ich hier noch nie blühend oder fructificirend sammeln.
Von letzterem sah ich nur ein einziges Exemplar blühend. — Coto-
neaster tomentosa sammelte ich auch jetzt unweit von dem Kreuze
am Wege nach dem Domugled (C. integerrima aber fand ich auf
dem Gipfel des Domugled). — Scabiosa banatica ist auch hier häufig.
Um Lugos suchte ich meine Roripa Uaynaldiana (/?. amphibia X
prolifera? ; nicht poUfolia, wie im Junihelt der Oest. bot. Zeilschr.
steht) und bei Temesvär den Lotus gracilis W. K. vergebens. Bei
Lugos fand ich jedoch Epilobium Weissenburgense F. Schultz (£p.
adnatum X parviflorum^, Ep. parviflorum var. triphyllum, Senecio
barbareaefolius , Lindernia pyxidaria, Scirpus supinus, Dianthus
Armeriastrum, welcher liier mit Rosa pumila sowohl die Weinberge,
als auch die flachen Wiesen bewohnt; letzlere fand ich auch an
nassen Stellen. Bei Temesvär am Rande des „3agdwaldes" wächst
Melica altissima, an Wiesen Digitalis lanata. — Bei Vesztö, wo ich
1877 an einem Platze bei Malomfok Lythrum bibracteatum massen-
haft sah, fand ich es 1878 nur in einem einzigen verkümmerten
Exemplar. Bei Imeni und Pereces ist Beckniannia erucaeformis
319
häufig, auch fand ich hier Glyceria fluitans mit Seeale cornutum
befallen.
Mykoiogisches.
Von Stephan Schulzer von Müggenburg.
Die Kunze-Fries'sche Gattung Cronartium brachten erst die
Erfolge der Untersuchung von Cron. asclepiadeum durch die ge-
feierten Brüder Tulasne zu wissenschaftlicher Geltung. Da sie arten-
arm ist, so glaube ich gut zu thun, eine heuer entdeckte neue Spe-
cies, wenn auch vor der Hand, missgünstiger Umstünde wegen, etwas
mangelhaft, zu publiciren, um die betreffenden Forscher auf die Er-
scheinungszeit und den Standort aufmerksam zu machen.
Cronartium Urticae n. sp. Juveni ante medium mensis Junii
prope Vinkovce in caule vivo Urticae dioicae. Provenit rarissime
sed gregatim. Receptaculo erecto nee curvato, subcylindrico, sursum
sensim attenuato, apice rotundato, farcto, erumpente, basin epidermide
rupta eleganter cincto, 0-5— 07 mm. alto, 0-2— 0-26 mm. crasso,
e dilute-fusco subbadio. Sporae adliuc ignotae.
Beim Auffinden übereilte ich mich wahrscheinlich mit dem Ab-
schneiden, denn zu meinem grössten Leidwesen fand ich, dass sich
noch keine Organe zur Fruchterzeugung gebildet hatten, die Gestalt
dieser somit, wie der Früchte selbst an späteren Funden noch zu
erforschen übrig bleibt. Möglich ist es indessen wohl auch, dass ich
auf eine steril bleibende Gruppe stiess, was bekanntlich im Pilzreiche
nicht besonders selten vorkommt. Wenigstens untersuchte ich meh-
rere dem Anscheine nach bereits alternde Individuen, ohne eine
Spur von Fructification zu finden.
Die angetroffene Gesellschaft sass weder in einem Flecke, Ma-
cula, wie Cr. Paeoniae Gast., noch war von einem Hypostroma oder
einem Mitbewohner CCaeoma) die mindeste Spur zu sehen.
Erst entstehen auf der Schaftoberfläche, ohne Beeinträchtigung
der grünen Färbung, Pusteln, welche je ein junges Cronartium be-
herbergen. Letzteres sprengt dann die Hülle, tritt, von dieser zier-
lich eingefasst, mit dem paraboloidischen Scheitel hervor und bräunt
sich nun am Lichte allmälig, während es im eingeschlossenen Zu-
stande die grüne Farbe der Pflanzensubstanz hatte. Hierauf erhebt
sich der Pilzkörper zu einer aufwärts sanft verjüngten und oben
abgerundeten geraden Säule, so dass er mit einem schmächtigen
Zuckerhute etwas Aehnlichkeit hat, und wird immer dunkler bis fast
kastanienbraun.
Gleichzeitig wandelt auch die dessen Fuss scheidenartig um-
gebende Pflanzenoberiiaut die grüne Farbe in ein lichtes Braun.
Ausser dieser, festen Volva- Resten bei Amanita-XY^en sehr
ähnlichen Einfassung der Basis, die oiTenbar kein Beslamltheil des
320
Pilzes, sondern der Nahrpflanze ist, fand ich hier ebenso wenig wie
beim Cr. Paeoniae Gast.*), die von den Gebrüdern Tulasne beim
Cron. asclepiadeum, in dem Falle, wenn dieses nicht auf einem
Caeoma parasitirt, beobachtete zarte Hülle am Fusse des Säulchens.
Die saftig-fleischige Substanz des Pilzkörpers ist in der Mitte
bemerkbar weicher, als am Umfange, somit das Röhrigwerden in
der Achsenrichtung im Alter nicht ausgeschlossen. In den ange-
troffenen Entwicklungsstadien fand ich jedoch alle voll.
Der innere Bau ist jenem des beim Cr. Paeoniae beschriebenen
völlig gleich; die Substanz besteht nämlich aus dicht verbundenen,
nach der Liinge des Pilzes gestellten, länglichen Zellen.
Streifzüge in den Alicantiner Bergen.
Von P. Hegelmaier.
(Scliluss.)
Zu seiner Seite ist einer Landkarte ähnlich das hügelige und ebene
Gelände bis Villajoyosa mit seiner Huerla ausgebreitet, im Hinter-
grund die unabsehbare Meeresfläche; mehr nach rechts ragt der
trotzige Kegel des Cabesö und darüber hinaus leicht erkennbar,
maulwurfhaufenartig der Castellberg von Alicante mit den benach-
barten Hügeln; in derselben Richtung, noch ferner, ein dunkler Streif
in der Ebene — der Palmenwald von Elche — und jenseits dessel-
ben die felsigen Berge von Orihuela; Alles zusammen ein Bild voll
Abwechslung und wunderbarer Effecte. Ich kann kaum sagen, dass
nuch in der Folge die viel gerühmte und grossartige Aussicht vojn
Picacho de Veleta, trotz der selbstverständlich viel gewalligeren Ver-
hältnisse, mehr ergriffen halte, als die, welche ich hier am Abend
des 22. Mai genoss.
Ich hatte die Besteigung von dem Rastplatz aus allein gemacht;
mein Begleiter hatte sich sammt Thier und Gepäck inzwischen auf
eigene Faust auf dem Berg herumgetrieben und kam mir beim
Rückweg nicht mehr zu Gesicht; auch von den Hirten, welchen ich
begegnete, konnte ich keine Auskunft über sein Verbleiben erlangen.
Der Nebel halte sich während des Herabsteigens gerade über dem
Gebirge zu Wolken verdichtet, welche, als ich allein an dem mir
als Nachtquartier bezeichneten Gehöfte ankam , einen feinen Regen
fallen Hessen. Erst nach einer geraumen Weile unbehaglichen War-
tens kam mein Führer, der mich seinerseits vergeblich gesucht hatte,
ebenfalls den Berg herabgestiegen. Unter dem gastfreien Dach, bei
primitivsten Owarliereinrichtungen verging der Abend und die fol-
gende Nacht ohne Störung; bei Tagesanbruch wurde der Rückweg
') Oesterr. hol. Zeitschr. F'ebruar 1877.
a2i
in der alten Richtung angetreten und vor Millag Villajoyosa wieder
erreicht.
Für die am folgenden Tag (24. Mai) von mir projecürte Partie
nach dem Puig Campana wurde mir von dem Ventero sein ITjiihriger
Sohn als Begleiter bestimmt und da derselbe mit dem Esel nur bis
zu einer gewissen Höhe mitgenommen werden konnte, mir die er-
forderliche mündliclie Unterweisung über den einzuschlagenden Weg
gegeben. Nach derselben musste die Besteigung von der Rückseite,
nämlich von der Einsattelung aus, vermittelst welcher der Puig mit
dem östlichen Ende des Bergsystems der Altana zusan\menhtingt,
unternommen werden; auf diesem Joch sollten Führer und Thier
zurückgelassen und von da aus ein steiler und schmaler, aber immerliin
erkennbarer Fussweg verfolgt werden, der zu einer Casa de nieve
und an dieser vorbei auf den Scheitel des von der Vorderseite an-
scheinend unzugänglichen Berges führe. Dieser hat, nach der Form
zu schliessen, welche er bei der Betrachtung von unten darbietet,
zwei Spitzen; die eine, etwas niedrigere, wird von einem Felszahn ge-
bildet, der auf der Seile von Villajoyosa (gegen Südwest) mit einer
Höhe, welche sich auf mindestens 120 M. schätzen lässt, völlig senk-
recht abfallt; die andere, nordöstliche erscheint absolut höher und
auch breiter und besteht ebenfalls aus nacktem, scharfkantigen Fels ;
zwischen beiden ist eine kleine Einsattelung von mehr abgerundetem
Contour erkennbar und auf diese sollte ich von der Rückseite herauf-
steigen, um alsdann vollends zum Gipfel zu klimmen. Der Weg zu
meinem diesmaligen Ziel führte von Villajoyosa aus erst in ziemlich
genau nördlicher Richtung durch die Huerta , dann durch wellen-
förmiges, zum Theil vegetationsarmes und wüstliegendes, zum Theil
in Ackerland verwandeltes Terrain, an verlassenen und zerfallenen
Wohnungen und Kirchentrümmern vorbei, in etwa zwei Stunden an den
Fuss eines dem Puig Campana vorgelagerten steilen Felshügels, der,
schon von Weitem sichtbar, auf seinem breiten Scheitel das Bergstiidtchen
Finestrat tragt, einen Ort, so steinern grau und bizarr von Physiogno-
mie und Lage als nur irgend einer in der Provinz Alicante existiren
mag. Den vorspringendsten und zugleich erhabensten, nach der Ebene
hin senkrecht abfallenden Theil des Felsens krönen die ausgedejinten
Trümmer eines Caslells; durch eine enge Schlucht zur Rechten stürzt
ein Bach herab, der von den Vorhöhen des Puig herabkommt und
eine hinter dem Städtchen gelegene Mühle treibt. Mit Verwunderung
sieht man sich nach üeberwindung der steilen Wegstrecke, welche zu
dieser Mühle durch die Schlucht heraufführt, von einem mitteleuropäischen
Vegetationsbild umgeben: üppiges Grün, wie es da gedeiht, wo es
nicht an Wasser fehlt, hohe den Weg einsäumende Rubus-Ueckeu, und
ausgedehnte, das kleine Plateau hinter dem Felsvorsprung, zwi-
schen ihm und dem Gebirge, bedeckende Obstgärten, deren Produkte
(Birnen, Aepfel, Aprikosen, Kirschen) in der ganzen Umgegend bis
nach Alicante geschätzt sind. Steiler und rauher, stellenweise schwer
erkennbar, steigt von hier der Weg an, der an den Fuss der immer
drohender emporragenden , von hier aus wie ein unersteigbarer
322
zuckerhutformiger Kegel erscheinenden und alle andern Berge ver-
deckenden Felsinasse des Puig und links um dieselbe herum führt,
über meist dürre und vegetationslose, nur an einzelnen Stellen culti-
virte Hänge, an welchen allmälig, wo überhaupt wilder Pflanzen-
wuchs gedeiht, Formen auftreten, wie sie in den dortigen Vorbergen
verbreitet sind: Linum snffruticosum, Catananche, Stipa juncea.
Nach einer lungeren, ziemlich ermüdenden Strecke solchen Klimmens
tritt der Weg, allmälig die Rückseite des Berges gewinnend und
sanfter ansteigend, zwischen Weingärten ein, und zugleich beginnt
jetzt eine mannigfaltigere Vegetation. Unmittelbar am Weg blühten Cre-
pis albida Vill. in Menge; Lithospermum fruticosum, Sinapis incana^
Leucanthemuni gracilicaule, Coris monspeliensis, Antirrhinum Barre-
lieri, Digitalis obscura, Melica mimita, Convohulus lanuginosus ;
eine grosse Centaurea aus der Verwandtschaft der C. collina L.
(vielleicht diese selbst) hatte ihre Köpfe erst zu entwickeln begonnen.
Mauern und kleine Felsblöeke trugen in ihren Ritzen Lactuca tenerrima
und in Frucht eine Menge von Poterium rupicolum B. u. R., einer
Pflanze, welche den Beobachter an der ganzen nördlichen Seite des Ber-
ges begleitet und weiter oben noch in Blüthe stand. Links zieht sich die
bei der Beschreibung des Weges nach der Altana erwähnte, wild
zerrissene Höhenkette von dem Joch zwischen dem Puig und dem
Ostende der Altana herab. Hinter ihr starrt die gewaltige Mauer des
letzteren Gebirges selbst empor.
Wir mochten etwa vier Stunden Weges seit Villajoyosa zurückge-
legt haben und waren nicht mehr weit von dem Joch entfernt, welches
das nächste Ziel meiner heutigen Tour bildete, und welches etwa in
einer Seehöhe von 800 Meter gelegen sein mag, als ich an einer
geeigneten Stelle Führer und Thier Halt machen und warten Hess.
An Felsblöcken wachsen hier Ononis tninutissima und Teucrium
buxifolium Schreb., welches sich viel massenhafter an den Kalkfelsen
der unmittelbaren Umgebung von Alicante findet; auf Geröll an ihrem
Fusse Althaea hirsuta. Mein Weg führte mich noch eine starke Viertel-
stunde in der seitherigen Richtung fort, theils zwischen Weinbergen,
theils zwischen Strecken steinigen Geröllbodens, während sich die
Vegetation immer mannigfaltiger entwickelte. Der prachtvolle La-
thyrus membranaceus Presl mit frisch geöffneten grossen purpur-
rothen Blüthen und die knollenbildende Heterotaenia thalictrifolia
Boiss. staken mit ihren Rhizomen tief zwischen den Steinen; sparsam
gesellten sich auch Vincetoxicum nigrum Mnch. und Cirsium nev>a-
dense Wk. zu den seither erwähnten Pflanzen. Endlich auf dem
Joch angekommen sah ich den mir beschriebenen schmalen Fusspfad
unter einem scharfen Winkel rechts abschwenken und den hier auf
seiner Nordseite von Steingeröll und Trümmern bis auf eine beträcht-
liche Höhe bedeckten Abhang des Berges hinansleigen. Immer häu-
figer erschien in diesem Gerolle neben Hieracium pilosellaeforme
Hoppe (?) und Asphodelus cerasiferus Gay, die Reterotaenia, wozu
sich bei weiterem Steigen und ebenfalls lief zwischen dem losen
Gestein wurzelnd, Linaria depauperata Ler. und Iberis Lagascana
823
DC. gesellten, beide in Menge und zunächst in Frucht, weiter nach
oben noch in voller Blüthe; die Linaria von einer Corollenrarhe,
welche sich von dem Gelbgrau des Kalkgcsteins nicht viel unter-
scheidet und in Verbindung mit dem zarten, graugrünen Laub das
Pflanzchen nur in nächster Nähe sichtbar macht. Die Casa de nieve
traf ich, wie man mir vorhergesagt hatte, zerfallen und unbenutzt;
in ihrer Umgebung wuchs zwischen den Steinen in Menge Geranium
purpureum Vill, welches weiter nach oben ebenfalls stellenweise
in Masse auftritt, dort mitunter in Gesellschaft von G. lucidum L.;
ferner ein grosses, noch nicht aufgeblühtes Verbascum aus der Gruppe
des V. Thapsus L. Immer steiler auf dem lockeren Gerolle empor-
klimmend gelangte icli zu den ersten Felsen, an denen Arenaria
montana v. intricata Duf. , Alyssum spinosum und Saxifraga Cos-
"soniana in grossen Polstern blühten; allein von nun an schien auch
jede Spur eines Weges vollends aufzuhören, es begann ein Felsen-
labyrinth, durchfurcht von dacharlig jähen Geröllstreifen, in welchem
ich bei mehrstündigem Umherklettern alle meine Versuclie, irgendwo
eine Richtung zu finden, in welcher zwischen den Felsen hindurch
auf den Scheitel des Berges zu gelangen sein würde, fehlgeschlagen
sah. Wiederholt, zum Theil über halsbrechende Felstreppen, eine
Strecke weit nach aufwärts vorgedrungen, sah ich mich immer wieder
zum Umkehren genöthigt: überall starrten mir schliesslich senkrechte
Wände entgegen, und versuchte ich alsdann mein Glück an einer
andern Stelle, so ging es auch da nicht besser. Völlig ausgetrocknet
und unter der Hitze leidend, sowie des unangenehmen Umstandes ein-
gedenk, dass ich auch nach der Rückkehr an den Lagerplatz dort
(in Folge etwas ungenügender von Seite meines Wirthes getroffener
Vorsorge) nur einen sehr massigen Vorrath an Getränk treffen würde,
und dass auf einer ansehnlichen Strecke daselbst kein Tropfen Was-
sers zu finden sei, sah ich den Nachmittag bereits vorgerückt und
musste mich nothgedrungen zu dem schweren Entschluss bequemen,
den Rückweg anzutreten, ohne den Gipfel des Berges, von welchem
ich sicherlich nur noch wenige hundert Meter entfernt gewesen bin,
erreicht zu haben. Von der Herrlichkeit der Aussicht, welche den
Besteiger des Gipfels belohnen muss, bekam ich nur vorübergehend
bei stellenweise sich eröffnenden Ausblicken auf das blaue Meer mit
seinen felsigen Vorgebirgen und Buchten einen schwachen Begriff.
Dagegen ist die Flora dieser Fels- und Geröllhalden eine reiche und
mannigfaltige. Ich erwähne ausser verschiedenen schon vorher ange-
führten (wie Heterotaenia, Iberis, Linaria, Poterium, Crepis, den
Geranien) noch folgende Arten, welche in Blüthen oder Früchten ge-
troffen wurden, und welche jedenfalls noch nicht die ganze Vege-
tation dieser interessanten Localität bilden: Arabis verna R. Br.,
und auriculata, Cerastium Gayanum Boiss., Brassica spec. (dieselbe,
welche auf der Altana sich fand), Ononis aragonensis, Coronilla
minima, Hieracium Lawsonii Vill. und noch eine andere nicht be-
stimmte Form, Galium valenlinum Lge. und verücillatum Danth.,
Caucalis caerulescens B. et R., Lonicera etrusca, Amelanclüer duI-
324
garis, Daphne jasminea Sih\h., Erhws hirsu/ns Gr. o\ G., Lyswiarhia.,
Linvm steUatwm, Cynosurus elegans Dsf., Hulchinsla pelraea., Cen-
taurea fenuifoUa Duf., Scrophularia sciaphila Wl<., Fraxinns Ornus,
Acer opulifolium Vill. An tV»sl unziiganglirhen Wanden fing Saxi-
fraga longifolia Lap. in einer von dem Typus durch wenig kürzere
Bliilter kaum abweichenden Form (ohne Zweifel die von Cavanilles
in den Gebirgen der Provinz Aiicante angegebene „S. Cotyledon"'^
eben an ihre grossen Bliilliensträusse zu öffnen. Scnbiosa saxalilis
Cav. halle ihre Blüthen noch geschlossen, ebenso eine Si/enc aus
der Gruppe der S. italica (entweder diese selbst oder S. nevadensis
ßoiss.) und eine Campanula aus der rotu7idifolia-Grup\\e. Sicherlich
ist die Flora des Berges, seinen Gipfel und seine übrigen Abhänge
dazugenommen viel reicher, als das vorstehende kleine Verzeichniss
angibt, und ich bedaure um so mehr, nicht ganz zum Ziele gelangt
zu sein, als nicht bloss, wie mir nachher in Finestrat gesagt wurde,
bei Mitnahme eines kundigen Führers für den oberen Theil des Fuig
die Besteigung von der Nordseite kaum entscheidenden Hindernissen
begegnet sein würde, sondern auch auf der von mir gar nicht betre-
tenen Süd- und Südostseite ein Zugang möglich sein soll. Meine an-
fangs gehegte Absicht, den Besuch zu wiederholen, kam nicht zur
Ausführung, und so habe ich das unangenehme Bewusstsein einer
unvollendeten Unternehmung schliesslich mit nach Hause genommen.
Rascher als aufwärts ging es durch das steile Geröll hinab,
und so kam ich am späten Nachmittag zum Lagerplatz, einiger Rast
ziemlich bedürftig. Bald lag nach angetretenem Rückweg das Felsen-
nest Finestrat lief unten vor meinen Augen, und nach V/^ Stunden
weiteren raschen Absteigens war die Miihle bei diesem Ort erreicht.
Hier, wo die Fülle sprudelnden Wassers zu behaglichem Bleiben
eiidud, wurde im Freien vor dem Hause von den gefalligen Bewoh-
nern ein Tisch improvisirt und gedeckt und der erschöpfte Wein-
vorrath bereitwillig erneuert, und Männer und Frauen des Städtchens
setzten sich um mich und meinen Führer, um sich von der halb
misslungenen Expedition nach dem Felsberg — in ihren Augen
sicherlich von Seiten eines Fremden ein seltsames und unbegreif-
liches Unternehmen — und von Deutschland und seinem ihnen nur
als halbmythische Person bekannten Kaiser erzählen zu lassen. Es
war Nacht, als wir Villajoyosa wieder erreichten.
Mit diesem Ausflug schlössen meine Bergtouren im Alicanliner
Gebiete. Am folgenden Tag fuhr ich mit dem Stellwagen nach der
Provinzialhaupistadt zurück, und die wenigen Partien, welche ich von
dieser aus noch ausführte, beschränkten sicii auf die nähere Umge-
bung. Bald darauf siedelte ich nach Andalusien über; aber während
dieser Theil der iberischen Halbinsel grossartigere Naturansichten,
einen charaktervolleren Typus der Bevölkerung und herrliche Men-
schenwerke aufzuweisen hat, so birgt doch auch die Provinz Aiicante
wenigstens in den zwei ersten Hinsichten eine Fülle von Eigenarlig-
keit, und der moralische Charakter der Beviilkerung verdient, wie mir
scheint, bei Weilern den Vorzug. Was Behaglichkeil und Annehmlich-
325
keit des Reisens betrifft, sieht daher mein Aufenthalt in diesen
Gegenden im Vordergrund meiner Erinnerungen an den Sommer 1878,
und ich bewahre denselben und ihren freundlichen Bewohnern ein
dauerndes dankbares Andenken.
Tübingen, am 30. Mai 1879.
Zur Flora von Polen, insbesondere des Städtchens Eosice.
Von Ferdinand Karo.
(Fortsetzung zum Jahrg. 1871 der „Oest. bot. Zeitschrift.")
Aconitum variegahwi L. Lichte Waldwiesen, Wald bei dem Dorfe
Szawly in grosser Menge, sonst habe ich diese Pflanze in der
Umgegend nirgends beobachtet.
Adoxa moschatellina L. Haselnussgebüsch, lichte Wälder bei Zakrze,
Patköw, Rusköw.
Ajuga genevensis y< reptans Lasch. Auf einer Wiese bei dem Dorfe
fiukowisko bei Miedzyrzec.
Alectorolophus angustifolius Gmel. Auf Waldwiesen sehr verbreitet.
Szawly, bei Osada Mordy an der Chaussee.
Alopecurns fuhus Sm. An Dämmen, Wegen, Slok bei Siedlec.
Anemone Hepatica L. Laubwalder, nicht häufig. Patköw, Lysöw.
— patens L. Lichte Waldstellen an der Chaussee, bei Stok bei
Siedlec, aber nur in wenigen Exemplaren.
Angelica sylvestris L. Auf sumpfigen Wiesen an der Chaussee bei
Stok bei Siedlec zahlreich; bei Patköw, Artych.
Anthemis Cotula L. Wüste Orte in iosice gemein.
Anthericum ramosum L. Waldwiesen an der Chaussee bei Wyczolki
ziemlich häufig.
Anthriscus sylvestris Hoff. Gebüsch, Laubwald, Chotycze.
Arahis arenosa Scop. Auf Wiesen an der Toczna bei iosice, bei
Starostwo.
Artemisia campestris L. An der Chaussee, an Wegen gemein.
Astragalus Cicer L. An Wegen, Dämmen, im Getreide, auf Rainen,
ziemlich verbreitet. Zakrze, Biernaty, Wozniki.
— arenarius L. Auf sandigen Feldern, an Wegen, aber nur auf
lithauischem Gebiet.
Apera Spica venti P. Beauv. Auf Wiesen, Feldern gemein.
Betonica officinalis L. Wiesen, Chotycze, Wyczolki an der Chaussee,
Mordy, Szawly.
Berula angustifolia Koch. An Teichen, Gräben ziemlich verbreitet.
Patköw, Artych, Moslövv, Kopce.
Borago officinalis L. Parkanlagen, Polinöw, Toporöw.
Bryonia alba L. Hecken, Gebüsch, an Zäunen in iosice ziemlich
häufig.
Oesterr. botan. Zeitschrift. 10. Heft. 1879. 25
326
Bromus secalinus L. Auf Gelreidefoldern ziemlich gemein.
— arvensis L. Wiesen, luiufig.
Calamintha Acinos Clairv. Auf Brachfeldern bei Arlych in grosser
Menge, aber nicht alle Jahre wiederkehrend,
Campanula Trachelium L. Gebüsche, Laubwald Szawly in grosser
Menge.
Cardamine amara L. An Grüben, Teichen gemein. Polinövv. An der
Toczna bei Patköw, Wozniki, Chaussee bei Siedlec.
— pratensis L. Auf Wiesen sehr verbreitet.
Carduus acanthoides L. An Wegen, wüsten Orten in und um iosice
gemein.
Carex acuta L. An Teichen, Gräben, feuchten Orten gemein.
— vulgaris Fr. An Gräben bei iukowisko.
— vulpina L. An Gräben, Sumpfwiesen bei Dorf iukowisko, bei
Mi^dzyrzec.
— paradoxa Willd Auf torfigen, sumpfigen Wiesen bei Starostwo
ziemlich häufig.
— riparia Curt. An Gräben gemein.
Carthamus tinctorius L. In Dörfern im Grossen gebaut und von da
oft verwildert. Nowa wies l)ei Siedlec, Patköw.
Carum Carvi L. Auf Wiesen, an Wegen, Rainen gemein.
Centaurea Jacea v. lacera Koch. Lichte Waldwiesen, ziemlich häufig.
Szawly, Chotycze.
Cerastium 'culgatum L. Auf Brachfeldern.
Chaerophyllum temulum L. Wüste Orte, an Zäunen in iosice und in
den umliegenden Dörfern verbreitet.
Cirsium lanceolatum Scop. An wüsten Orten, Dämmen.
Conium maculatum L. An Gräben, Teichen, Starostwo, Arlych.
Convolvuhis sepium L. Weidengebüch an der Toczna bei Arlych,
Patköw, am Berg bei Klimczyce häufig.
Corydalis solida Sm. An Gräben unter Almts^ nicht häufig. Patköw.
Crataegus Oxyacantha L. Laubwälder, Patköw, Lysöw.
Cucuhalus baccifer L. Gebüsch am Ufer der Toczna, bei Patköw in
mehreren Exemplaren, selten.
Cucumis sativus L. Diese Pflanze nenne ich, da solche in unserem
kleinen, 27ä Tausend Einwohner zählenden Orte ungemein ge-
deiht, iosice ist in Polen als Gurkenliauptstadt allgemein be-
kannt. Obgleich dieselben nur eine Grösse von 6 Zoll höchstens
erreichen, sind solche ungemein delicat und schmackhaft. Die
Grundbesitzer in i-osice, welche solche Pflanzen in den Gärten
in der Stadt und in kleiner Entfernung von derselben pflanzen,
haben ein Einkommen von gegen 3000 Rubel jährlich. Das
Schock Gurken bester Sorte kostet in erntereichen Jahren 6 —
8 Groschen = 12—16 Pfennige. In theuren Jahren, wo solche
niclit gedeihen, kommt der Preis für das Schock auf 15 polni-
sche Groschen = 2^/^ Silbergroschen. Ich selbst in meinem
kleinen Garten erntete auf einem Beete, welches 20 Ellen Länge
und r/o Breite besitzt, durch den Sommer gegen 10 Schock.
327
Ein solclies Gedeihen dieser Pflanze an einem Orte ist gewiss
nicht zum zweitenmal irgendwo vorhanden. Taglich führen die
Juden von hier grosse Wagen ^ollgeladen bis Warschau, Biala,
Brzesc zu Markte.
Nicht minder berühmt ist das Dorf Korczew in Polen,
welches von iosice zwei Meilen entfernt liegt. Dort gedeiht die
Zwiebel ungemein schön.
Noch muss erwiihnt werden, dass die Gurkenpflanzen nur
an beiden Seilen der Beete gepflanzt werden, in der Mitte der
Beete gedeiht Kraut, Schahelbohnen, Rüben und anderes Gemüse
vorzüglich.
Crepis praemorsa Tsch. Waldwiesen an der Chaussee bei dem Dorfe
Stok bei Siedlec. Vereinzelt im Laultwalde, Chotycze, Szavvl'y.
Cynoglossum officinale L. An AVegen, Zäunen, wüsten Orten der
i)orfer ziemlich verbreitet. Zakrze, Lipiny, Rusköw, Kozki.
Dancns Carota L. Auf Rainen, im Getreide. Artych und beinahe
überall.
Dianthus arenarhis L. Auf polnischer Erde in einem Kiefernwalde
auf Sandboden bei dem Dorfe Kozki am Berg auf litliauischer
Seite sehr verbreitet, in Wäldern am Wege nach Siemiatycze.
Digitalis ambigua Murr. Laubwälder, Gebüsch, nur bei Chotycze,
Smoiy, Falatycze und daselbst vereinzelt und selten,
Draba verna L. Auf Brachfeldern, im Getreide ungemein häufig nebst
der Form majuscula Jord., welche in schönen, ungemein üppigen
Exemplaren verbreitet ist.
Echinospermum Lappiila Lehm. Nur auf dem Kirchhofe und an der
Mauer um denselben in i,osice beobachtet.
Epilobium virgalum Fuss. Gebüsch am Ufer der Toczna, in einigen
Exemplaren bei Starostwo.
— angustifolimn L, In Gebüschen an der Chaussee zwischen Wy-
czotki und Stok bei Siedlec.
Ervum cassubiciim Ptm. Waldwiesen, Szawly, Chotycze.
— hirsutvm L. Auf Aeckern, gemein.
Erisymum cheiranthoides L. Getreidefelder häufig.
Euphorbia helioscopia L. Auf Brachfeldern, Gartenland, in iosice
gemein.
Etonymus enropaeus L. Laubwälder, Chotycze.
Ficaria ranunculoides Rth. Feuchter lehmiger Boden an Gräben bei
Patköw, auf Gartenland in Toporöw, Kopce, Mosföw.
Gagea stenopefala Reichb. Auf Brachfeldern ungemein verbreitet,
Szawiy, Mszanna, Laiin, Artych.
- minima Schult. Nur in Toporöw auf Rasenplätzen im Gebüsch in
grosser Menge.
Galeobdolon luteum Huds. Laubwälder an der Chaussee bei Helenka,
bei Siedlec, iukowisko bei öli^dzyrzec, vereinzelt bei Patköw.
Galeopsis versicolor Curt. Auf Wiesen am Ufer der Toczna bei Patköw
ziemlich häufig,
— Tetrahit L. Auf Brachfeldern und im Getreide.
25*
328
Galium palustre L. Sumpfige Wiesen, Starostwo, Artych.
— boreale L. Laubwalder, Cholycze vereinzelt, Szawly.
— vernum Scop. In Laubwäldern um iiOsice, ungemein häufig aber
im Walde Chotycze.
Gentiana germanica Willd. Auf lichten Waldstellen, Waldwiesen im
Laubwalde bei Szawly in ungemein schönen, anderthalb Fuss
hohen Exemplaren und daselbst ziemlich zahlreich vorhanden.
Sonst habe ich diese Pflanze nirgends weiter bis jetzt in der
Umgegend beobachtet.
Geranium molle L. An Zäunen auf Gartenland in iosice häufig.
— palustre L. An Gräben der Chaussee zwischen Wyczolki und
Mordy sehr sparsam.
— Robertianum L. Sumpfige Wälder, Patköw, Duplewice.
Geum rivale L. Gebüsch, wilder Park in Patköw, Toporöw.
Glyceria aquatica Pers. Am Ufer der Toczna, Patköw.
Heleocharis acicularis R. Er. An Gräben, am Wege gegen Rudniki.
Helichrysum arenarium DC. Auf sandigen Anhöhen, auf Feldrainen,
an der Chaussee, Artych, Mordy, Wyczoiki, Chotycze.
Hieracium Äuricula All. Auf Wiesen, auf Feldrainen sehr gemein
bei Starostwo, Artych und längs der ganzen Chaussee bis Siedlec.
— Bauhiiii Bess. An der Cliaussee zwischen WyczoJki und Stok.
— pratense Tsch. Auf Wiesen um Artych, nicht gerade häufig.
— suecicum Fries. Diese bisher für Polen nicht bekannte Pflanze
entdeckte ich im Laubwalde Chotycze auf einer lichten Stelle
am Wege nach Jeziorny, und da ich es für Hier, floribundum
Wim. et Grb. hielt, sammelte ich nur gegen 20 einzelne Exem-
plare. Herr R. v. Uechtritz in Breslau, welchem ich solche
nebst anderen Sachen sandte, hatte die Güte, mich, als er diese
erkannt und als H. suecicum bestimmt, sogleich speciell darüber
zu benachrichtigen.
Hierochloa australis R. et Seh. In einem Laubwalde bei Patköw ziem-
lich zahlreich.
Hippuris vulgaris L. Am Ufer der Toczna an der Mühle bei Sta-
rostwo.
Holosfeum nmbellatum L. Auf Brachfeldern gemein bei Chotycze,
Mszanna.
Hypochoeris maculata L. Sandige, waldige Orte an der Chaussee
bei Mordy.
Hottonia palustris L. Stehende Wasser, Teiche, bei Mostöw, Mordy.
Jasione monlana L. Auf Brachfeldern gemein.
Isopyrum thalictroides L. Auf sumpfigen Stellen im wilden Parke in
Toporöw in einigen Exemplaren.
Juncus alpimis Vili. An Gräi)en längs der Chaussee nach Siedlec
gemein.
— conglomeratus L. Auf Wiesen an Gräben gemein.
Koehleria glauca DC. Sandige Waldstellen, Majöwka.
Lampsana communis L. Wüste Orte, an Zäunen im Gebüsch gemein.
Laserpitium latifolimn L. Laubwald bei Szawly.
329
Leontodon autumnalis L. Auf Wiesen liäufig.
Liimm Martagon L. Scliatligc Laubwälder an der Chaussee zwischen
WyczoJki und Stok bei Siedlec, vereinzelt im Laubwalde bei
Szawly.
Lolium temulentum L. An Wegen gemein.
Luzula multiflora Lij. An der Chaussee überall in grosser Menge,
z. B. zwischen Mordy und Siedlec.
Lysimachia Nummnlaria L An Gräben, Teichen, Patköw und längs
der Chaussee bis Siedlec.
Marrvbium vulgare L. An der Kirchhofmauer in Jiosice in geringer
Anzahl, dagegen ungemein zahlreich bei Dorf Klymczyce am Bug.
Malachium aquaticum Fr. Sumpfige, schattige Laubwälder bei Patkow,
iukowisko.
Melampyrum pratense L. Dorf Szawly, Chotycze.
Melilotus alba Dsf. An Wegen, Rainen gemein.
Molinia coerulea Mnch. Auf Wiesen bei Szawly.
Myosotis intermedia Lk. Auf Saatfeldern bei Starostwo, Rudniki,
Jozeföw.
— sparsiflora Mik. Im Parke und im Dorfe an Zäunen in Patköw.
zahlreich, sonst nirgends.
Nasturtium amphibium R. Br. An Teichen, Gräben, Starostwo, Ar-
tych, gemein.
— sylvestre R. Br. An Wegen, Gräben in grosser Menge bei He-
lenka, bei Siedlec.
• — palustre DC. An Teichen bei Artych und an Gräben längs der
Chaussee nach Siedlec.
Nepeta Cataria L. An wüsten Orten in itosice, an Zäunen in den
umliegenden Dörfern vereinzelt.
Neottia Nidus avis Rieh. Schattige Laubwälder. Bisher fand ich diese
Pflanze nur im Laubwald Chotycze in sehr wenigen Exemplaren.
Oenothera biennis L. Auf sandigen Feldern und Anhöhen, Artych,
an der Chaussee bei Mordy.
Ononis hircina Jacq. An Dämmen, Rainen sehr verbreitet.
Orobus vernus L. Laubwälder, im Gebüsch an der Chaussee zwischen
Stok und Wyczolki, aber selten, zahlreicher im Walde Chotycze,
Patköw.
Panicum Crus Galt L. Auf Brachfeldern gemein.
Pedicularis palustris L. Nur auf sumpfigen, lorfigen Wiesen bei Sta-
rostwo und Rudniki.
Peucedanum Oreoselinum Mnch. Waldwiesen, lichtes Gebtisch, Szawly.
— Cervaria Lap. Lichte Waldwiesen an der Chaussee nach Mordy
auf sandigem Boden.
Sparqanium simplex Huds. / . m • i. ^ i a . u o.
^ ^ TT . } An Teichen, Graben um Artych, Sta-
— ramosum Huds. j ' - '
rostwo, aber nur vereinzelt.
Spergula arvensis L. Unter der Saat gemein.
Stafice elongata Hoff. Auf lichten Waldstellen an der Chaussee bei
Mordy selten.
330
Thalictrum flextwsum Beruh. Auf Feldwiesen, kleinen Anliöhen auf
lilhauischem Gebiete bei Siemiatycze.
Trifolium pratense L. Wiesen, an Wegen gemein.
Triglochin palustre L. Sumpfige Wiesen bei Artych , Starostwo
gemein.
Verbascum thapsiforme Schrad. Bekleidet grosse Strecken sandigen
Bodens bei Wözniki, bei Jozeföw und Patköw.
Veronica nerna L. Auf Brachfeldern gemein.
— Chamaedrys L. An Gräben, Dämmen gemein.
— scutellata L, An Gräben der Chaussee bei Stok, bei Siedlec,
aber wenige Exemplare.
— spicata L. An der Chaussee bis Siedlec gemein.
— longifolia L. Sumpfige Waldwiesen im Gebüsch an der Chaussee,
bei Mordy selten.
Viola palustris L. Im Moor in Gräben an der Chaussee zwischen
Wyczolki und Stok ziemlich häufig.
— odorata L. Auf Grasplätzen im wilden Parke zu Patköw, Topc-
röw in grosser Menge.
. — Riviniana Rchb. In einem Laubvvalde am Wege nach Mi?dzyrzec
bei dem Dorfe Siukowisko zahlreich.
Mykologische Präparate.
Herausgegeben von Dr. O. E. R. Zimmermann in Chemnitz in Sachsen.
Dyss im Lehrplan unserer, und wohl überhaupt aller Mittelschu-
len, bisher der Mykologie so gut wie gar kein Plalz eingeräumt,
dass dieser so unendlich wichtige Theil der Botanik fast ganz mit
Stillschweigen übergangen ward — diess ist eine unläugbare, leider
aber auch äusserst bedauerliche Thalsache. Da aber vorausgesetzt
werden muss , dass den betreffenden Lehrern keinesfalls unbekannt
ist, welche eminent wichtige Rolle die Pilze im Haushalte der Natur
spielen, so liegt der Grund dieser fast gänzlichen Eliminirung der
Mykologie anderswo, und wir glauben nicht zu irren, wenn wir ihn
hauptsächlich im Felden eines guten, leichtverständlichen Leitfadens
für den mykologischen Unterricht an Mittelschulen und dann besonders
im Mangel an wirklich brauchbaren Demonstrations-Ohjecten suchen.
Gerade der mykologische Unterricht kann solcher Objecto unter gar
keinen Umständen entbehren und doch — wie sieht es mit diesen
aus ! Wandtafeln, wie sie jetzt, zum Theil in meisterhafter Weise
dargestellt, mehrfach erscheinen, ersetzen niemals genügend ein
wirkliches Object, den Pilz selbst, und die verkäuflichen mykologi-
schen Präparate — dass Gott erbarm — über diese nur ein Wort
zu schreiben, wäre Zeil- und Papiervergeudung!
Alle diese Erwägungen bewogen den als vorzüglichen Myko-
logen, und als tüchtigen Schulmann zugleich, bekannton Dr. 0. E. R.
331
Zimmermann in Chemnitz in Sachsen, sich der riesigen Mühe und
Arbeit zu unterziehen, speciell für den Unterricht bestimmte, my-
kolog-isciie Priiparate anzufertigen und ist ihm der Dank aller be-
theiligten Kreise sicher, denn jedes einzelne der bisher erschienenen
Präparate übertrifft, möclile man fast sagen, das andere an vorzüg-
licher Ausführung, an Deulliclikeit und Schönheit. Solche Präparate
kann eben nur Jemand anfertigen, welcher selbst gründliche myko-
logische Studien gemacht hat, welcher die einzelnen Formen selbst
in allen ihren Details kennt!
Bisher sind drei Serien Präparate erschienen, respective so
weit vorbereitet, dass sie in kürzester Frist abgegeben werden können;
die erste bringt ausschliesslich Parasiten aus den Familien der Ure-
dineen, Usliiagineen und Peronosporeen; die zweite Vertreter
aus den verschiedenen interessantesten Familien der Schlauchpilze;
die dritte eine Anzahl Mucorineen und Conidienformen und die vierte
endlich wird — last not least, die so wichtigen Bacterien, alle
gut tingirt, um sie besser erkennen zu können, und einige Schim-
melformen bringen. Sollte Nachfrage erfolgen würden noch weitere
Serien erscheinen.
Dringend ist es zu wünschen, dass recht zahlreiche Bestellun-
gen es dem Herausgeber ermöglichen, sein begonnenes ausseror-
dentlich verdienstvolles Werk fortzusetzen, und womöglich noch zu
erweitern. Aus eigener Anschauung kennen wir die meisten Num-
mern aller vier Serien und können wir die Sammlung auf das an-
gelegentlichste allen Jenen empfehlen, welche sich für Mykologie
interessiren und namentlich allen Lehranstalten , denn die mykolo-
gischen Präparate des Dr. Zimmermann nehmen einen würdigen
Platz an der Seite der besten bekannten Lehrmittel ein.
T h ü m e n.
Literaturberichte.
Kryptog-amenflora von Schlesien. II. Band, 2 Hälfte. Flechten, bearbeitet
* von Berthold Stein. Breslau 1879, J. U. Kern's Verlag (Max Müller).
Das sehr rühmenswerthe und nachahmungswürdige Unternehmen
der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, in deren Namen
der verdienstvolle Secret.tr der boianischen Section, Prof. Dr. Ferdinand
Cohn in Breslau, eine Kryptogamenflora von Schlesien herausgibt,
schreitet rüstig vorwärts und bringt wieder eine Fortsetzung, welche
sich an die bereits erschienenen Arbeiten ebenbürtig anreiht. Berthold
Stein, k. k. Universitätsgarlen-lnspector zu Innsbruck, ein ebenso
dankbarer als geschickter Schüler des hauptsächlichsten Schöpfers
der neueren Lichenenfldra Deutschlands und Schlesiens, Prof. Dr.
G. \y. Koerher, ist der Verfasser derselben. Er betont in dem
Vorworte, dass er von demselben vor 18 Jahren in das Studium
332
der Flechten eingeführt wurde und seither in fortwährend regem
Verkehre mit ilim die neueren Flechtenfunde Schlesiens, sowie die
neuen Erscheinungen auf dem Gebiete der Lichenologie überhaupt
kennen zu lernen und durchzuarbeiten erwünschte Gelegenheit hatte,
dass eben deshalb sein hiermit in die Üeffentlichkeit tretendes Werk
naturgemäss in ausgeprägter Weise die ihm selbst in Fleisch und
Blut übergegangene Ko er ber'sche Anschauung von der Umgrenzung
der Arten und Gruppen in sich trage; er erwähnt auch, dass sein
Lehrer die ursprünglich an ihn herangetretene Bearbeitung der schlesi-
schen Lichenenflora aus Missslimmung über das Umsichgreifen der
Seh wendener'schen Flechtenhypothese unter den jüngeren Botanikern
leider abgelehnt habe (Einleitung S. 6). Stein gibt im Vorworte ferner
an, dass die durchgreifendste und stark ins Auge fallende Acnderung
gegenüber den Koerber'schen Werken: Systema Lichenum und Parerga
lichenolügica, in seiner Arbeit durch die zahlreichen Namensänderungen
bewirkt werde, welche nöthig wurden, nachdem Th. Fries in seiner
classischen Lichenographia Scandinavica Upsaliae 1871—1874 die
Resultate seiner Durchforschung des Herbar Acharius sowie der
Sammlungen der meisten übrigen älteren Lichenologen publicirt hat,
und stellt darum in den von Th. Fries noch nicht veröffentlichten
Familien noch mannigfache Namensänderungen in Aussicht,
Wir glauben hiermit im Allgemeinen über den Inhalt, Umfang
und Werth seiner Arbeit das Entsprechende gesagt zu haben und
brauchen nur noch hinzuzufügen, dass wir dieselbe allen Verehrern
Koerber's und seiner Werke aufrichtigst und bestens empfehlen
können und dass sie nicht bloss für die Flechtenfreunde Schlesiens,
sondern auch für jene der angrenzenden Länder Sachsen, Böhmen,
Mähren etc. ein recht brauchbares und, wenn sie die Koerber'schen
Werke schon besitzen, sogar nothwendiges Buch sei, da dasselbe
mit vollem Rechte eine neue, vermehrte und ergänzte, berichtigte
und verbesserte Auflage jener genannt werden kann. Koerber's
Verdienste um die deutsche und schlesische Lichenologie erleiden
durch diesen unseren Ausspruch gewiss keinen Abtrag, da sie so
gross sind, dass man durchaus nicht nöthig hat, aus falscher Pietät
für ihn zu verschweigen, wo er geirrt und wo seine, namentlich in
dem Systema Lichenum und in der Parerga lichenologica ausge-
sprochenen und verfochtenen Ansichten durch gleichzeitige und
spätere Forschungen Anderer überholt worden sind. Wir stimmen
darum aber auch aus ganzem Herzen dem von Stein bei Gelegenheit
der Leptorrhaphis Koerberi S. 350 ausgesprochenen Wunsche zu,
dass ilim für das unerschütterliche Eintreten für die Selbstständigkeit
der Flechtenwelt durch die genauen Beobachtungen der Lebens-
bedingungen und Entwicklungsvorgänge dieser einzelnen Formen
schliesslich die allgemeine Anerkennung der Wissenschaft zu Theil
werden möge!
Stein's Werk umfasst Vorwort V, Einleitung 20, Uebersicht
der Gallungen und Arten 3, Schlüssel zur Bestimmung erstercr
7 Seiten, Systematik von S. 31—380, Register von S. 381—400.
333
Der historische Tlieil ist S. 1—4 von Koerber, die Fortsetzung
desselben und die geographische Uebersicht S. 5 — 8 von Stein, der
morphologische Theil S. 8- 18 von Dr. Schroeter in Rastalt, dem
Verfasser der Schlesischen Pilze, im Sinne der Theorie Schwendener's
auf Wunsch der Redaction, wie Stein Vorw. S. IV bemerkt, be-
arbeitet; — er selbst steht mit fast allen Flechten- Systematikern
auf dem entgegengesetzten Standpunkte, laut seines in der Einleitung
S. 20 präcisirten offenen Geständnisses. Die Diagnosen der Galtungen
sowohl wie der Arten und Formen sind deutsch, bündig und ver-
ständlich, die unterscheidenden Merkmale springen durch gesperrten
Druck in die Augen. Die Beschreibungen und Anmerkungen zu allen
Gattungen und Arten sind genau, umfassend und belehrend, enthalten
namentlich auch die bei Koerber häufig vermissten, genauen Mes-
sungen der Apothecien, Sporen und Spermatien, berücksichtigen auch
gebührender Massen die Gonideen, häufig auch die chemischen Re-
actionen, und geben Zeugniss sowohl von eigenen fleissigen, mikro-
skopischen Studien, wie von praktischen, durch viele Uebung im
Bestimmen erworbenen Voitheilen, nicht minder von grosser Kenntniss
der neueren lichenologischen Literatur und häufiger Verwerthung
derselben. In der Nomenclatur folgt Stein meist der von Tli. Fries,
und trägt damit auch sehr oft dem Gesetze der Priorität die ge-
bührende Rechnung; bei Anführung der Synonyme beschränkt er
sich nur auf die von Raben hörst und Koerber gebrauchten
Namen. Der beigegebene Schlüssel zur Bestimmung der Gattung ist
gut und praktisch.
Die Ausstattung von Seite des Verlegers ist sehr lobenswerth,
besonders der Druck ist rein, deutlich, gefällig und modern, der
Preis von zehn Mark darum gewiss ein billiger.
Die Zahl der bis jetzt in Schlesien beobachteten und von Stein
beschriebenen Lichenen beträgt 705; in seinem Werke sind aber
ausserdem die wahrscheinlich noch aufzufindenden Arten mit kurzer
Charakteristik bei den betreffenden Verwandten angeführt. Unter den
ersteren befinden sich 15 Novitäten, von Koerber und Stein seit
dem Erscheinen der Parerga lichenologica aufgestellt und theilweise
schon veröffentlicht; darunter die Gattung Steinia mit der Art hiri-
descens, von Koerber 1872 aufgestellt, synonym zu Lecidea geo-
phana Nyl. Scand. 1861, L. boreella Idem. Flora 1863, L. (richogena
Norm. Bot. Not. 1872; zwei neue Genera: Koerheriella auf Zeora
Wimmeriana Kbr. und Frifzea auf Psora lamprophora Kbr. von
Stein gegründet, eine neue Art Opegrapha horistica von Koerber
und eilf neue Arten von Stein selbst aufgestellt und beschrieben,
nämlich: Gyalecla Fritzei, Psora Limprichfii, Xylographa Felsmanni,
Thromhmm Lecanorae, Th. Collemae (Collematisl), Gongylia aqua-
tica, Mlcrothelia Ploseliana, Sagedia pai'vipuncla, Arthopyrenia
Lomnifzensis, A. Porocyphi, Leptorrhaphis Koerberi, der anstatt der
Catillaria concreta Kbr. aufgestellte Catocarpus Koerberi und noch
einige neue Formen.
Randegg, am 8. September 1879. Dr. Poeisch.
334
Untersachnng-en über die Lebermoose von Dr. Hubert Leitgeb, Professor
der Botanik in Graz, unter Mitwirkung ven M. Waldner, Assistent am
botanischen Institute. V. Heft. Die Anthoceroteen. Graz 1879. Verlag von
Leuschner & Lubensky. 4°. 60 Seiten, 5 Tafeln.
Seit dem Ersclieinen der classischen „vergleichenden Unter-
suchungen von Hofmeister" hat keine andere Arbeit unsere Kennt-
nisse über die morphologischen und anatomischen Verhältnisse der
Lebermoose so wesentlich und nach so verschiedenen Richtungen
gefördert, wie Leitgeb's Untersuchungen über die Lebermoose. Es
gereicht daher dem Referenten zum besonderen Vergnügen, das Er-
scheinen des neuesten Heftes dieses trefflichen VTerkes hier anzu-
zeigen. Dasselbe behandelt die Anthoceroteen und zerfällt in einen
allgemeinen Theil, ferner in specielle Untersuchungen. Der erstere
(S. 1 — 11) behandelt die Gattungen der Anthoceroteen, ihre Ver-
wandlschaftsverhällnisse, ihre Uebereinstimmung, sowie ihre Ver-
schiedenheit in Bezug auf die einzelnen Organe, endlich die Ver-
wandtschaflsverhältnisse der Anthoceroteen gegenüber den Leber- und
Laubmoosen. Die speciellen Untersuchungen beschäftigen sich mit den
Gattungen Änthoceros (S. 11 — 29), ferner mit Dendroceros (S. 29 —
39), endlich mit Notothylas (S. 39—52), Angaben über den Bau des
Archegoniums (S. 52 — 53), sowie endlich die Erklärung der Abbil-
dungen machen den Schluss des vorliegenden Heftes. Die fünf bei-
gegebenen Tafeln sind in Lithographie gelungen ausgeführt und
veranschaulichen bestens die besprochenen Verhältnisse. Der Referent
unterlässt es, auf die Resultate der Untersuchungen Leitgeb's im
Detail einzugehen, weil diess den einer Anzeige zugemessenen Raum
weit übei-schreiten würde, weil ferner Jeder, der sich für Anthoce-
roteen interessirt, das vorliegende Heft zur Hand nehmen muss; man
wird sich dann durch eigene Anschauung davon überzeugen, welche
Fülle neuer Thalsachen in demselben niedergelegt ist. Möge die in
Aussicht gestellte Schlusslieferung von Leitgeb's gediegenen Unter-
suchungen bald erscheinen; es wird dann ein Werk vollendet sein,
welches der botanischen Literatur unseres Kaiserstaates in jeder Be-
ziehung Ehre macht. R.
Di alcaue plante usate medicalmente alle ludie orientali (Ueber einige
in Ost-Indien als Arzneimittel angewendete Pflanzen). Separat -Abdruck
aus dem Bollettino delle scienze naturali der Socielä adriatica in Triest,
Kr. 1, Jahrg. IV, von Dr. Carl v. Marchesetti.
Obwolil das Studium der chemischen Eigenschaften der Ge-
wächse und die Erkenntniss der in manchen derselben vorhandenen,
auf den animalischen Organismus wirkenden Stoffe nach und nach
jenen Wust von Arzneimitteln aus der Pharmakopoe ausgemerzt hat,
womit unsere Alten die arme Menschheit quälten, so blieben doch
noch immer sehr viele Arzneipflanzen als Volksheilmittel im Ge-
brauch. Jedes Land hat seine eigenlhümlichen Panaceen, und wenn
wir bei uns täglich neue Lebens-Elixire und Universalmittel auf-
tauchen sehen, warum sollte es uns dann wundern, dass in Indien,
wo die ärztliche Wissenschaft noch in den Windeln liegt, gewisse
335
Pflanzen als Panaceen im höchsten Ansehen stehen? Diesen einleiten-
den Bemerknngen lässt der Verfasser, welcher bekanntlich im Jahre
1874 — 1875 dnrch mehrere Monate in Ostindien znm Zwecke wissen-
schaftlicher Forschungen weilte, eine humoristische Schilderung der
dortigen Aeskulaps-Söhne (Hakim genannt) folgen, worauf er zur
Aufzahlung der am häufigsten gebräuchlichen ostindischen Medicinal-
pflanzen übergeht. — Da zu den häufigsten Krankheitsfällen in In-
dien die verschiedenen Formen des Fiebers vom einfachen Inter-
mittens bis zu den perniciösen tödtlichen Sumpffiebern gehören, so
ist die Reihe der Fiebermittel eine überaus grosse. Obwohl die Cin~
chona in Hindostan seit einigen Jahren cnltivirt wird, und in den
Nilagir'schen Bergen ausgedehnte, mit ganzen Wäldern von China-
bäumen bedeckte Strecken aufgefunden wurden, ist die heilbringende
Rinde doch nur den Wohlhabenden zugänglich; das Volk benützt
allerlei Surrogate, als: die Rinde von Melia Azederoch L. in Pulver
oder als Decoct; ferner eine Genlianee: Ophelia Chirata DC, und
so wie wir uns mit der officinellen Genfiana lutea und pannonica
nicht begnügen und zu anderen Pflanzen aus derselben Familie, z. B.
Erythraea, Menyanthes, zu greifen pflegen, so verschmäht auch der
Hindu selbst die kleinsten Species von Exacum und Coscroe nicht.
Die Ophelia wird auch von Europäern im Sherry-Aufgusse als To-
nicum angewendet. Andere Febrifuga sind: Gulancha, die Wurzel
und Stengel von Tinospora cordifolia Miers., die Früchte von Gui-
landina Bonducella L. Auch wird der Kalmus, der an den Ufern
der indischen Flüsse ebenso gut wächst, wie an unseren Wasser-
gräben, sehr geschätzt. — Gegen Erkrankungen der Verdauungsvvege
gebraucht der indische Volksarzt die gerbstoffreichen Rinden und
Früchte der im Norden der Halbinsel zahlreich vorkommenden Eichen;
die Rinde mehrerer Acacien, insbesondere jene der Acacia arabica
W., dann der Terminalia Chebula Reiz, und des Plerocarpus Mar-
supium DG., weiters die Bufea frondosa Roxb., welche das Ghino-
Gummi liefert. Auch von Catechu wird ausgedehnter Gebrauch ge-
macht. Hieran schliessen sich die Samen von Plantago Ispagnla Roxb.,
deren Abkochung dem Salep ähnelt, der Schleim von Feronia Ele-
phantum Corr. (Wood Aple) und endlich die Rinde des Granatapfel-
baumes. Da jedoch in den Tropenländern die Affectionen der Einge-
Aveide leicht einen rühr- oder choleraartigen Charakter mit bedeu-
tendem Sinken der Kräfte annehmen, so verbindet der Hakim die
Adstringenlien mit tonischen oder erregenden Substanzen und zwar
Brandy oder Arrak, über mannigfache Gewürze, als: Pfeffer. Zimmt,
Ingwer, Muskalnuss oder Capsicum fastigiafum. Als Purgirmittel
braucht er den fast überall wachsenden Ricinus, oder eine der
ebenso häufigen Aloe-Arten (Aloe indica Royle, A. litoralis Koen.).
Auch die Senna von Cassia lanceolata Fersk. und verwandten Arten
steiwMi zur Verfügung. Im äusserston Falle nimmt er zu Croton
Tigliuni seine Zuflucht. Gelindere Eccoprolica sind dortlands: die
Samen der Pharbitis Nil Chois. die Myrobalancn (von Terminalia
ChebuhO. — Als Ersatz der in ganz Ot^lindien mangelnden Cephaelis
336
Ipecacuanha liat man dort die Tylophora asthmatica W. et A. und
Calotropis gigantea R. Br., beide wiriien in kleinen Gaben als To-
nica, in grosseren aber als heftige Breclnniltel. — Als Wurmmittel
gelten Butea und Granatapfelrinde, ferner die überall vorkommende
Vernonia anthelmintica W., die Carica Papaya L., welche jedoch
häufig Koliken erzeugt, — und gegen Bandwurm vorzugsweise die
Kamala (Pulver der Kapseln von Mallotus philippensis Mill.), als
mechanisches Hilfsmittel aber die Hülsen von DoHchos pruriens. Als
Diuretica finden sich an allen Zäunen mehrfache Sassaparilla- oder
Smilax-Arlen^ namentlich Hemidesmus indicus R. Br. und an feuchten
Stellen die Barleria longifoHa Nees. Der Copaivabalsam wird durch
Cubeben, durch das Oel von Santalum album L. oder von Diptero-
carpus laecis Ham. ersetzt. Für jede der vielen Hautkrankheiten,
denen die Indier ausgesetzt sind, haben sie ein Specificum. Handelt
es sich darum, unangenehme Gäste zu verscheuchen, so bedient man
sich der Kockelkürner (von Anamirta Cocculus W. et A.), gegen
Flechten gebraucht man Blätter von Cassa alata L., und ist der
Hindu zu jener langwährenden Agonie verurtheilt, die der Aussatz
mit sich bringt, so vertraut er den Samen der Gynocardia odorata
R. Br. oder schlürft das braune Gurgium-Oel. — Nur selten werden
Narcotica benöthigt, obwohl zahlreiche Datura-hxi&w in der Nähe der
Dörfer wachsen, allein jeder Indier verfügt über eine hinreichende
Dosis Opium, von dem er täglich enorme Mengen zu sich nimmt. —
So braucht der Hindu nicht zu den europäischen Medicamenten zu
greifen. Bleiben die angewendeten Heilmittel erfolglos, so wird dem
Patienten angerathen, im nächsten De\i (Tempel) eine Opfergabe,
meistens eine Flasche Cognac, darzubringen, welche aber, um bis
zur Gottheit zu gelangen, ihren Weg durch die Gurgel des Hakim
zu nehmen pflegt. M. Prichoda.
Siebenter Bericht des Botanischen Vereines in Laudshnt über die Ver-
einsjahre 1878 — 1879. Landshut 1879. XII und 212 S. 8" mit 31 Taf.
Enthält drei grössere Abhandlungen: 1. Flora von Berchtes-
gaden von Johann Ferchl. Ist die erste Specialarbeit über diese
Gegend und wurden auch die von Dr. August Einsele, dem ver-
storbenen S endtner und Rafael Pirngruber gemachten Funde ver-
werthet. 2, Deutschlands Jungermannien in Abbildungen nach der
Natur gezeichnet, nebst Text von F. Stephan i. Ursprünglich nur
zur eigenen Belehrung bestimmt, wuchsen die vorliegenden Zeich-
nungen zu einer fast sämmtliche deutschen und Schweizer Junger-
mannien enthaltenden Sammlung an, und entschloss sich Verf. erst
über Zureden seiner Freunde zur Veröffentlichung derselben. Diese
Zeichnungen sollen dem Anfänger einen Ersatz für ausführliche und
kostbare ikonographische Werke bieten. In dem begleitenden Texte
wurde gleichfalls dem Zellgewebe der Blätter besondere Beachtung
geschenkt. Im Ganzen hat der Verfasser seine Aufgabe redlich zu
lösen gesucht und eine Arbeit geliefert, die dem Anfänger das Stu-
dium dieser Abtheilung der Lebermoose wesentlich erleichtern wird.
337
3. Verzcichniss der um Bayreuth in Oberfranken beobachteten Pilze
von F. V. Thümen. Der Verfasser hatte Gelegenheit, die dortige Pilz-
flora vorn März 1874 bis Juni 1876 zu untersuchen. Bevor er seine
Beobachtungen niederlegt, gedenkt er der spärlichen Vorarbeiten.
Neu sind: Ctadosporlum aecidiicolum Th. et C., Fumago v. maculae-
forme Th., Helminthosporium vesiculosum Th., Oidium obtusum Th.,
Coleosporium Potentillae Th,, abgeleitet von C. miniatwn f. Poten-
tillae argenteae Sacc. Myc. ven. n. 44, Boletus amoenus Th., Poly-
porus fumosus Fr. var. ochroleucus Th,, Morchella conica Pers. var.
riniosa Th., Sphaerella affinis Wint., Amphisphaeria Rehmii Th.,
Phoma exsertum Th. und Hendersonia decipiens Th. Die Arbeit ist
ein werthvoller Beitrag zur Kenntniss der dortigen Pilzflora, den
nur der Mangel eines Gattungsregisters, wie ihn die beiden erstge-
nannten Publicationen thatsächlich besitzen, beeinträchtigt. Wir können
dem Vereine zu seiner bisherigen Thäligkeit nur gratuliren und er-
M'arten auch künftighin von ihm das Beste, K.
Borbäs Vincze Dr., Budapest es környekenek növenyzete. Budapest 1879,
172 (176), S. 8".
Vor mehr als fünfzig Jahren schrieb Sadler eine Flora von
Budapest. Seit dem hat diese, von desselben Verfassers „Flora Comi-
tatus Pestiensis" abgesehen , keinen neuen Bearbeiter gefunden.
Gönczy's „Pestmegye es täjeka viränya" war eine blosse Ueber-
setzung des Sadler'schen Werkes, während Prof, Kern er durch
seine „Vegetationsverhältnisse" den nachhaltigsten Impuls zur ferne-
ren Erforschung der Budapester Flora gegeben hat. In der Einleitung
schildert der Verfasser die pflanzengeographischen Verhältnisse dieses
Gebietes , vergleicht dasselbe numerisch und nach Familien mit
Ungarn, Oesterreich, Deutschland und Südrussland unter Namhaft-
machung der Quellen und Gewährsleute, die ihm vorangegangen
sind. Die Aufzählung beginnt mit den Algen, denen sich die Pilze
und Flechten anschliessen. Ausführlicher als die genannten sind die
Laub- und Lebermoose, während der Verfasser erst mit den Gefäss-
kryptogamen in sein eigentliches Element kommt und von da an sich
in seiner Gelehrsamkeit zeigt. Er liefert werthvolle Beiträge zur
Ker.ntniss der Buda-Pester Flora, verbreitet neues Licht über die
Synonymik und Systematik einzelner Arten, Varietäten und Bastarte,
worunter sich manche Novität vorfindet. Die Arbeit bekundet zugleich
einen wesentlichen Forlschritt in der Erkenntniss der ungarischen
Flora und verdient mit Freuden begrüsst zu werden.
J. A. Knapp.
Kuntze Otto Dr., Der Irrthnm des Speciesbegriffes, phytographisch er-
läutert an einigen Pflanzengattungen, insbesondere an Ruhus. (Separat-Ab-
druck aus den Schriften der Leipziger geographischen Gesellschaft, 1879)
18 S. 8" mit 1 Tafel.
Der Verfasser verwirft den althergebrachten SpeciesbegrifF und
schlägt an Stelle desselben Finiform (deren nächste Verwandte aus-
gestorben, also nach aussen hin genetisch isolirt), Gregiform (reich-
lieh variirende Finiform, Saininelspecies), Locoform (Variation durch
Substrate oder klimatische Bedingungen), Typiform (constante Va-
riante an gleichen Standorten, wo die Slammfornien wachsen, durch
Naturauslese), Versiform (wenn unklar, ob Locoform oder Typiform),
Ramiform (Locoformen, die meist in anderen Ländern selbständig
weiter variiren), Singuliform (gelegentliche Abwcjichungen einzelner
Organe), Raroform, Subgiegiform, Präform, Sobriniform, Posteriform,
Mediolocoform, Mistoform, Mistoproliform, Hybridoform, Hybridoproli-
form, Cultoform, Domitoform (Zuchtform), Noviform, Satiform und Lusi-
form vor. Auf der beigegebenen Tafel finden sich die Stammbäume der
Rubus-Greg'iknmen: R. Archimonophyllus (/J. nioluccanus L.) und
R. Cyclactis (R. triflorus Richardt). Die ganze Arbeit verräth viel
Scharfsinn, doch bleibt es fraglich, ob die hier niedergelegten Be-
hauptungen sich auch durchgehends bewahrheiten, und ob nicht man-
chen derselben nur ein imaginärer Werth innewolme. K.
Behrens Wilhelm Julius Dr., Der naturhistorische und geograpliische
Unterricht auf den liöheren Lehranstalten. Mit 14 Holzschnitten. Braun-
schweig, C. A. Scljwetschke & Sohn. 1879. 59 S. 8°.
Mit der vorliegenden Frage haben sich bisher eine Reihe von
Federn beschäftigt. Der Verf. hat als Pädagog und Fachschriflsteller
dieselbe einer eingehenden Kritik unterzogen, er zeigt, wie viel und
was aus der Botanik vorgetragen werden soll. Obenan setzt er die
Morphologie, der dann die Biologie, Systematik, Anatomie und schliess-
lich die Anthropologie zu folgen hätten. Jede dieser Disciplinen wird
dann unter Hervorhebung des Vorzutragenden erörtert. Dabei ertheilt
der Verf. den Lehrern eine Reihe von beachtenswerthen Winken.
Diese Schrift involvirt einen wesentlichen Fortschritt und verdient
die eingehendste Beachtung seitens der Pädagogen. Schliesslich sei
noch erwähnt, dass von demselben Verfasser demnächst ein „metho-
disches Lehrbuch der allgemeinen Botanik für höhere Lehranstalten"
erscheint. K.
Oorrespondenz.
Budapest, 10. September 1879.
Was von mir in der Oest. botan. Zeitschr. 1879 p. 305 gesagt
wird, das bestätigt mein bisheriges botanisches Wirken gewiss nicht,
noch wird es mein künftiges fhun. Es gibt hingegen in Budapest einige
Botaniker, die es lieben, meine Arbeiten fort und fort zu tadeln,
und gegen die ich mich schon oft vertheidigen musste. Den bota-
nischen Streit in Budapest haben eben diese Botaniker in der Oest.
botan. Zeitschr, 1875 p. 133—135 (cf. auch p. 206—208) und 1876
p. 168 begonnen (cf. auch Botan. Jahresb. 1876 p. 1060 etc. und
1064 etc.) Möchten doch diese Herren jene Aeusserungen des R.
(Oest. botan. Zeitschr. 1879 p. 264) beachten und für die Wissen-
schaft Nützlicheres leisten, als mich anzufeinden. Bor b äs.
339
Sterzing in Tirol, am 14. September 1879.
Unsere fünfmonallange Reise in den Provinzen von Almeria,
Malaga und Granada in Spanien ist ganz ohne Unfall glücklicli
abgelaufen. Die Ordnung und Beslininiung des ziemlich umfangreiL-iien
Materials erfordert längere Zeit, so dass erst nach Ablauf derselben
ein weiterer Bericht über den Erfolg unserer Collectionen gegeben
vi'erden kann. Rupert Huter.
Kalksburg, am 15. September 1879.
Schon lange suchte ich hier sowohl als im Zalaer Comitato
nach Setaria ambigua Guss., seil ich nämlich in Ilirem Journale ge-
lesen habe, dass sie in Niederösterreich wahrscheinlich oft mit Se-
taria verticillata verwechselt werde. Der Artikel stammt von Prof.
Haussknecht. Heute endlich fand ich diese Pflanze zahlreich in
Wiener-Neustadt. Einen kurzen Eisenbahnaufentlialt benützend, begab
ich mich nach der Günser Strasse, wo P. AI. Dichtl vor einigen
Jahren Geranium sibiricum entdeckt hat. Auf dem Wege dahin
glaubte icli Setaria verticillata zu sehen. Es fehlte ihr aber die
Eigenschaft des Hängenbleihens, wodurch S. ambigua nach obigem
Artikel sich sehr Iei(;lit von S. verticillata unterscheidet. Geranium
sibiricmn ist an dem Graben, der die Günser Strasse von einem
Holzplatz scheidet, recht zahlreich. Namentlich gedeiht diese Pflanze
unter den daselbst aufgeschichteten Brettern. Sie scheint eben sehr
schattenliebend zu sein, w^e ich sie auch zuerst bei Sarasdorf und
dann bei Zillingdorf getrofTen habe. Ihr Geruch erinnert schwach an
Geranium Robertianum. J. Wiesbaur S. J.
Fersonalnotizen.
— Dr. Carlo Bagnis, Professor der Botanik an der Universität
zu Rom ist am 6. August, erst 24 Jahre alt, gestorben.
— Dr. de Bary und Dr. Pringsheim wurden von der
k. bayerischen Akademie der Wissenschaften zu corr. Mitgliedern
gewählt.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn L. Keller mit Pflanzen
aus Niederösterreich. — Von Herrn Dr. Borbäs mit Pflanzen aus
Ungarn. — Von Hrn. Holuby mit Pfl. aus Ungarn.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Uechtritz, Stei-
nitz, Reiss.
Vorrälhig: (B.) = Böhmen, (I.) = Is(rien, (Kt.) = Kärnten,
(NOe.) = Niederöslerreich, (OOe.) = Oberösterreich, (P.) = Polen,
340
(Schi.) = Schlesien, (Schw.) = Schweden, (Schz.) = Schweiz, (St.)
= Steiermark, (T.) = Tirol, (Th.) = Thüringen, (U.) = Ungarn.
Samolus Valerandi (NOe,, Pommern), Sanguisorba officinalis
(U.), Saponaria ocymoides (T.), officinalis (OOe., ü.), Vaccaria (Th.),
Satureja montana (I.), pygmaea (I), Saxifraga aizoides (I.), Aizoon
(NOe.), bulbifera (NOe., ü.), caesia (NOe., Kt.), granulata (P., Schi.),
rotundifolia (NOe., T.), squarrosa (T.), stellaris (T.), stenopetala (T.),
tenella (1.), tridactylites (NOe., Schw.), Scabiosa columbaria (U.),
lucida (OOe., U.), ochroleuca (NOe., OOe., Schi.), suaneolens (NOe.,
U.), silvatica (OOe.), Scandix Pecten (I.), Scheuchzeria palustris
(Berlin), Schoberia maritima (I., Th., U.), Schoenus ferrugineus (NOe.,
OOe.), Scilla bifoUa (NOe., U.), Scirpus acicularis (NOe.), com-
pressus (B.), maritimus (Schi., U.), Michelianus (NOe., Schi.), par-
vulus (Greifswald), pauciflorus (Ostfriesland), Rothii (Schz.), setaceus
(B., Greifswald), silvaticus (NOe., P.), supinus iV., Frankreich), tri"
queter (NOe.), Scleranthus Durandoi (U.), Holubyii (U.), microce-
phalus (U.), stipatns (U.), Tauscheri (U.), tenellus (U.), Sclerochloa
dura (Th.), rigida (Fiiime), Scopolina atropoides (U.), Scorzonera
austriaca (NOe., U.), Scrophularia Hoppii (Kt.), nodosa (P.), Sco-
polii (St., U.), vernalis (St.), Scutellaria alpina (Kroatien), galeri-
ciilata (OOe.), hastifolia (B., Schi.), Seeale cereale (NOe., OOe.),
fragile (U.), Sedum acre (U.), album (U.), atratum (NOe.), reflexum
V, glaucum (B., NOe.), sexangulare (OOe.), nillosum (NOe.), Selinum
Carvifolia (Schi.), Sempernivum arachnoideum (T.), hirtum (NOe.,
U.), Senebiera Coronopus (NOe., U.).
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Inserate.
Der Unterzeichnete stellt auf Verlangen Pilzherbarien zum
Gebrauche für den Unterricht an Mittelschulen, geordnet nach dem
Lehrbuche von Dr. Bill oder Dr. Wretschko, zusammen.
Kleinere Ausgabe (30 frisch gesammelte, instructive und gut
aufgelegte Arten) 3 fl. ; grössere Ausgabe (60 Arten) 5 fl. — Spe-
cielle Wünsche werden nach Thunlichkeit berücksichtigt.
Prof. W. Yoss in Laibach.
Mykologisch-mikroskopische Präparate in Serien aus
20 Nummern können zum Preise von 20 R. M. oder fl. 12 ö. W.
bezogen werden von Dr. O. E. R. Zimmermann, Realschul-
Oberlehrer in Chemnitz in Sachsen, Brauhausstrasse 9.
Kedaeteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofltz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
Druck und Papier der C. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M, Salzsr).
Oesterreichisehe
Botanisclie Zeitschrift
Gemeinnütziges Organ
für
Die Osterrelvblsche Exemplare
botanische Zeitschrift - RnfMlIlL' linil Rftf 4 Oll L <1B« die fiel durch die Post be-
erscheint UWiaUltt. llUlt UUlaUI»ri, zoeren Verden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. l>los bei der Hvdiiktion
MaD^nuu>^,^i^uf^eibe (jjjp[,jg,. Oei^oQoiueii, Forsliiiäiiiiür, ku'/k/'^t^^Z:ir^: "'
(18 R. Marko . Im Wege des
ganzjährig, oder mit AnnllinlAP lind Tp/'liniLcP Buchhandels übernimmt
* a. Ü.W.CSR.Mark^ n|)UIUtKCl UIIU ICtlllUhU. l'r ä n ume lat io n
halbjährig. C. (^erold's Solui
Inserate — — « ^^ ^° Wien,
die ganze Petitzeile ff I I sowie alle übrigen
15 kr. Ost. W. Xl ^= XXi Buchliandhiiifren.
XXIX. Jahrgang. Wlil. November 1879.
INHAIjT: Zur Kenntniss der Intercellularsubstanz. Von .^olla. — Ueber Ortliideen. Von Dr. Beck.
— Symbolae. Von Thüinen. — Botanisclie Jliscellen. Von Dr. Celakovsky. — Neue Standorte.
Von Kempf. — lieber Eucalyptus. Von Antoine. — Literatnrberichte. — Corrtspondtnz. ^ on
Hackel, Wiesbaur. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer
Tauschverein. — Inserat.
Kleinere Arbeiten des pflanzenphysiologischen Institutes
der Wiener Universität.
XV.
Beiträge zur näheren Kenntniss der ehemischen und physi-
kalischen Beschaffenheit der Intercellularsubstanz.
Von Rüdiger Felix SoUa.
Es ist bekannt, dass im Laufe des Lebens der Gewebe die Ele-
mente derselben theilweise oder gänzlich von einander sich trennen.
So entstehen Intercellulargänge und Spaltöffnungen durch partielle
Trennung früher völlig mit einander verbundener Zellen, in Folge
solcher theilweise auftretender Trennungen können sich erst iiutcli-
tige Hohlräume im Innern der Pflanzen bilden; die Intercellulargänge,
oder, wenn sie Secrete führen, Harz-, Gummigänge u. s. f. — An-
dererseits ist bei saftigen Früchten zur Zeit der Keife ein gänzlicher
Zerfall des parenchymalischen Gewebes in seine Elemente bekannt-
lich gar nicht so selten.
Man weiss auch schon seit längerer Zeit, dass künsilich eine
Trennung der Gewehselemente ebenfalls gelingt, so durch Fäulniss*),
') H. V. Mohl, Grundzüge der Am.toniie und Physiologie der vegeta-
bilischen Zelle. Braunschweig IS.öl, pag. 194. — H. Sclicicht, Lehrbuch der
Anatomie und Physiologie der Gewächse. II. Auflage. Berlin JS-^ß. 1. Tlieil,
pag. 104.
Desterr. botan. Zeitschrift. 11. Heft. ISTy. 26
342
durch Einlegen*) oder Kochen in Wasser 2); in gewissen Fällen muss
man zu diesem Behufe das Wasser mit Alkalien, in anderen mit
Säuren versetzen; in wieder anderen Fallen sind stark oxydirende
Mittel rSalpetersäure, das Schultz'sche Macerationsgemisch)^) in An-
wendung zu bringen.
Wiesner geht in seiner „Einleitung in die technische Mikro-
skopie"*) die angeführten Trennungsmiltel durch, und findet, dass
in gewissen Fallen, wo die Inlercellularsubstanz bestimmte Umän-
derungen erfahren hat*), selbst organische Sauren eine Isolirung
bewirken; stets ist aber „die Inlercellularsubstanz vegetabilischer
Gewebe, wie beschaffen auch immer sie sein mag, durch Chrom -
siiure in Lösung überzuführen«®). — H. Mueller in London') fand,
dass die Inlercellularsubstanz von Hölzern bei Anwendung von Brom-
wasser gelöst werde.
Es wurde mehrfach versucht, die Isolirungen der Zellen, soweit
sie in der Natur vorkommen oder durch versihiedene Mittel hervor-
gerufen werden können, nach zwei Richtungen hin zu deuten: ein-
mal als Folge von Lösung der Intercellularsubstanz*^), andererseits
als Spallungserscheinungen''), bedingt durch Spannungsverhaltnisse,
welche innerhalb der Zellen sich geltend machten **•).
Indem man aber diese Trennungen nur als Fidge einer Auf-
lösung der Intercellularsubslanz oder nur als F(dge mechanischer
Trennungen auffasste, ist man offenbar zu weit gegangen.
Genaue und umfassende Versuche liegen aber in dieser Rich-
tung nicht vor, und es ist Aufgabe dieser Arbeit, die Frage ihrer
Lösung naher zu bringen, in wie weil die eine und die andere
') Nach Wiesner's Untersuchungen „üeber die Zerstörung der Hölzer
an der Atmosphäre'-' (Sitzungsber. der k. Acad. d. Wiss. XLIX. Bd.) an ge-
bräunten Hölzern, 1. c. p. 27 des Sep.-Abdr.
") So bei einigen Bastzellen; siehe J. Wiesner, „Beiträge zur K<'nntniss
der indischen Faserpflanzen..." in den Sitzungsber. d. k. Acad. d. Wissensch.
LXH. Bd. Juliheft; als Sep.-Abdr. p. 31.
*) H. V Mohl, 1. c. p. 194 Anmerkung. — H. Schacht,, 1. c 1. Theil,
p. 120. — J. Sachs, Lehrbuch der Botanik, ^IV. Aufl., p. .^6, 73.
*) 1. c. p. 47. fi".
*) 1. c. p. 247, 258. — cfr. ferner „Untersuchungen über das Auftreten von
Pectinkörpern in den Geweben der Runkelrübe'-' des genannten Autors in den
Sitzungsber. d. k. Acail. d. Wiss. L. Bd.
*) „Einleitung in die technische Mikroskopie,'' p. 48 ; cfr. p. 64.
■') Dr. Hugo Müller, Pflanzenfaser, im „amtl. Bericht über die Wiener
Weltausstellung 1873." Braunschweig 1877, III. Bd. I. Abth. 2. Hälfte, p. 27 ff.
*) H. Schacht, 1. c. p. 104. — L. Dippel, Das Mikroskop und seine
Anwendung. Braunschweig 1872, II. Bd. p. 104.
'J W. Hofmeister, Die Lehre von der Pflanzenzelle (Physiolog. Bota-
nik I. 1), Leipzig 1867, p. 263. — J. Sachs, Lehrbuch der Botanik IV. Aufl.
pag. 74.
'") A. de Bary führt indessen (Vergleichende Anatomie der "N egetations-
organe in Hofmeister, Physiolog. Bot. "lll. Bd.) die Entstehung der Inter-
ceilularräume (mindestens) im Meristem-Stadium auf beide Ursachen zurück.
1. c. p. 209.
343
Trennungsweise in den Elementen der Gewebe in der Nalur oder
bei künstlich vorgenommener Isolirung der Zellen statifindet. Es wird
dabei nicht nur auf die verschiedenen Gewebesysteme in fertigem
Zustande, sondern auch auf in verschiedenen Entwicklungsstadien be-
findliche Gewebe Rücksicht genommen.
Welcher Art die Trennung der Zellen auch immer sein möge,
stets geht dieselbe in den äussersten Zellwandschichten vor sich, in
jenem Gebilde, welches früher als Intercellularsuhstanz, jetzt meist
als „Mitlellamelle" bezeichnet*) und nach der herrschenden Auf-
fassung als eine homogene, zweien benachbarten Zellen gemeinschaft-
liche Membranschicht angesehen wird"^).
Darzuthun, in welchen Fällen diese homogene Platte reisst, in
welchen sie gelöst wird, ist Hau[)taufgabe dieser Arbeit; die ange-
stelllen Beobachtungen dienen indcss nicht nur da/Ai, die Vorgiinge
der natürlichen und künslich vorgenommenen Trennungen der Zellen
auf ihre nächste Ursache zurückzuführen; sie werden auch zeigen,
dass die „Mittellamelle, " — für welche ich im Folgenden den Aus-
druck „Intercellularsubslanz" gebrauche — sehr häufig ganz be-
stimmte Löslichkeitsverhältnisse annimmt, dieselbe mitiiin im Laufe
ihrer Entwicklung bestimmte chemische Metamorphosen eingeht, welche
für verschiedene Gewebe meistens verschieden sind.
Die Annahme, dass S|)annungsverhältnisse innerhalb der Ge-
webszellen auf rein mechanische Weise zur Entstehung grösserer
oder kleinerer Lücken zwischen denselhen führen, ist eine ganz
naheliegende; eine niciit geringe Schwierigkeit lag in dem Beweise
derselben. Ich will in Kiirze an einigen Beispielen die Methode aus-
einandersetzen, welche mich zur Lösung der gestellten Frage führte.
Aus einer beträchllii hen Anzahl von Schnitten durch eine Kar-
toffel wurden gegen 30 ausgewählt, welche alle so dünn geführt
waren, dass die Mehrzahl der Zellen durchschnitten war; ein Zu-
standekommen von Spannungen innerhalb der Membranen der Zellen
war dadurch von vornherein ausgeschlossen. Die Schnitte wurden mit
vieler Vorsicht in deslilliitem Wasser unausgesetzt 12 Stunden lang
gekocht. Als Gegeiiversuch wurde eine unverletzte IvarlofFel ebenso
lang gekocht. Nach der angegebenen Zeit war die Kartoffel gänzlich
in ihre Elemente zerlegt, wahrend die Zellen mit a erletzten Wänden
wohl collabirten, aber noch immer fest zusammenhingen. — Darauf
kochte ich dickere Schnitte, bei welchen die Mehrzahl der Zellen
unversehrt war, in dest. Wasser; es trat bereits innerhalb 2 Stunden
') Die umfassende Literatur über diese polemische Frage findet sich in
A. Wigand, Inteicelhjlarsub.^lanz und Cuticula, Biannschweig 1830 und in
J. Sachs, Lehrbuch der Bolanik. IV A, p. 72 nahezu vollständig zusammen-
gestellt.
^j In jüngster Zeit hat L. Dippel („Die neuere Theorie über die feinere
Structur der Zetlhülle, betrachtet an der Hand der Thatsachen," Frankfurt a. M.
1878; Sep.-Abdr. aus den Schriften der Senkenberg'schen Ges., X., XI. Band,
p. 41 tr.) versucht, die Auffassung einer Homogeneilät der „Mittellamelle" umzu-
stossen, wie mir scheint jedoch mit wenig Erfolg.
26*
344
eine Isolirung der Parenchymzellen ein, wobei dieselben stets glatte,
scharf contourirte Wände zeigten.
Zu gleichen Resultalen gelangte ich bei ähnlichen, mit dem
Parenchym reifer Beeren vorgenommenen Versuchen.
Eine zweite Methode war folgende. Nach v. Mohl's Angabe,
dass Zellen von einander sich trennen lassen, wofern man die Ge-
wehe gefrieren lässt^), Hess ich Blatt- und Stengellheile von Trade-
scantia zebrina, Blätter von Nerium Oleander, Crassula lactea,
Saxifraga sarmentosa nebst einer gesunden [{urtoffel in einer Jän-
ner-Nacht im F'reien gefrieren. Am folgenden Tage ergab die mikro-
skopisclie Untersuchung eine Isolirung der Zellen im Parenchym der
Kartoffel, während das Mesophyll der Blatter noch als zusammen-
hängendes Gewebe sich darbot.
Die Versuche zeigen, dass durch den Einfliiss des siedenden
Wassers in dem einen, des Frostes in dem andeien Falle die Span-
nungen der Zellhäute so gross wurden, dass es zu einer Missbildung
in der Membran der sich trennenden Zellen kam, und zwar an der
Stelle der geringsten Festigkeit, an der Grenze zweier benachbarler
Zellen, also inmitten der Intercellularsubslanz.
Die Methoden, welche in Anwendung zu bringen sind, um die
Trennung der Zellen als Folge von Auflusungsprocessen darzulhun,
sind selbstverständlich.
Ich gehe nun zur Mittheilung meiner Beobachtungen über.
Versuche mit Parenchym.
Dass eine mechanische Loslösung der Parenchymzellen er-
folgen könne, wurde bereits oben bestimmt nachgewiesen. Ich werde
nun zeigen, dass auch unter dem Einflüsse bestimmter chemischer
Mitlei bei Ausschluss von Znsfänden mechanischer Spannung gleich-
falls eine Isolirung der Zellen eintreten kann.
Von Kartoffeln wurden einige Schnitte, an welchen die Zellen
offen waren, in organische (Essig-, Oxal-, Wein-) Säuren eingelegt.
Nach circa 12 Tagen waren die Zellen der in Essigsäure liegenden
Schnitte fast ganz isolirt, weniger hingegen bei Oxalsäure, die Schnitte
in Weinsäure aber noch ganz zusammenhängend. In Kalilauge hin-
gegen war nach 4 Tagen bereits eine isolirung eingetreten. Salpeter-,
Salz-, Chromsäure bewirkten eine rasche Isolirung; Chlorwasser je-
doch nur eine partielle Lösung der Zellwände, und zwar inneriialb
8—10 Tage.
Damit übereinstimmende Resultate erliielt ich bei in gleicher Weise
an den Wurzeln von Daucus Carota und von Brassica Rapa durch-
geführten Untersuchungen.
Durch Kupferoxyd-Ammoniak wurde keine Aenderung in den
genannten Parenchym-Geweben hervorgerufen.
Ausgedehntere Versuche wurden mit saftigen Früchten von
30 Pflanzenarten, wie Asparagus officinalis, Atropa Belladonna,
') H. V. Mohl, GnindzüKo der Anatomie und Piivsiologie, p. 194.
345
Eleagnus salicifolins, Physalis Alkekengi, Prunus Coconilia, Ribes
aureum, Blütlienböden von Rosa pimpinellifolia, Sorbus Aria, Vitis
vinifera etc. angestellt. Diesellien wurden in unreifem und halbreifem
Zustande genommen und jedesmal für sich in Oxal-, Essig-, Wein-,
Salpetersäure und in Kalilauge eingelegt. Von Zeit zu Zeit wurde
nachgesehen, wie weit die Einwirkung der Reagenlien vorgeschritten
war. — Die Versuche ergaben Folgendes:
1. Eine Isolirung der Parenchynizellen trat in allen Fällen ein;
die Zeitdauer bis zur vollständigen Isolirung war bei den verschie-
denen angewendeten Lösungsmitteln eine verschiedene. Am rasche-
sten erfolgte sie bei Anwendung von Salpetersäure (innerhalb 10 Tage),
darauf von Kalilauge (inneriialb 30 Tage). Von den drei organischen
Säuren halte Weinsäure die stärlvste Wirivung ausgeübt, Essigsäure
die geringste.
2. Das Gewebe einiger Fruchtarten war in kürzerer Zeit zer-
fallen; dieses war jedoch für dieselbe Frnchtart verschieden bei Ein-
wirkung der einzelnen Sauren. So erfolgte die Isolirung der Zellen
in den Beeren von Asparagus officinalis in Essigsaure innerhalb
30 Tage, in Oxalsäure erst nach 50 Tagen, im Mesocarp von Prunus
Coconilia in Weinsäure innerhalb 20 — 30 Tage, in Essigsaure gar
nicht; an Ligusterbeeren innerhalb 40 Tage, in allen drei oi'ganischen
Säuren gleich u. s. f.
3. Ein Unterschied einer leichteren Isolirbarkeit bei halbreifen
als bei unreifen Beeren war kaum bemerkbar.
Reife Beeren zerfielen in ihre Gewebselemente schon beim
Schütteln im Wasser iLigustruni vulgare, Symphoricarpus racemosa,
Sorbus Aria u. a.).
Ein nächstes Untersuchungsobject war trockenes Mark von Satn-
bucus nigra. — Kochen in destill. Wasser bewirkte Steifheit der
Schnitte, ohne — innerhalb 3 Stunden — die Zellen zu isoliren. —
Eine Isolirung gelingt nach fortgesetztem Kochen in organischen
(Essig-, Oxal-) Sauren. Ferner bei Anwendung von Kalilauge, von
verdünnter Salpeter- und verdünnter Salzsäure; binnen wenigen Mi-
nuten isolirt Chromsäure die Zellen, greift aber darauf die Zellwände
selbst an.
Versuche mit Endosperm der Samen von Phytelephas
microcarpa.
Durch Kochen in destill. Wasser wurde keine Isolirung erzielt;
Chlorwasser, ferner Kalilauge isolirten die Zellen innerhalb 6 — 10
Tage, kochende Salzsäure schon nach 2 Minuten. — Schwefelsäure,
kalt angewendet, bewirkt Quellung und schon nach 20 Minuten Auf-
lösung der ZcUwande, ohne dass ein Rückstand bemerkbar wäre. —
Korhende Sa!|!eteisaure*), ebenso die Schultz'sche Mischung bei er-
höhter, Chromsäure bei gewöhnlicher Temperatur lösen die Zellwände
*) Der Versuch konnte mit Erfolg nur an Stücken, die aus dem Samen
herausgesagt wurden, durchgeführt werden.
346
auf und hinterlassen ein feines, stark lichtbrecliendes Netzwerk.
Kupferoxyd-Ainmoniak iässt selbst bei tagelanger Einwirkung keine
Auflösung wahrnehmen.
Versuche mit Sklerenchym der Frucht von Attalea funi'
fe r a.
Die Versuche wurden mit Dünnschliffen der genannten Frucht
angestellt. Bei Anwendung von Chlorzinkjodlüsung färben sich die
Zellwande gelb. Die Zellen isolirten sich nach Anwendung \ox\:
C-onc. Kalilauge, kalt, schon innerhalb 8 TageO- Dabei waren
die Zellwande selbst einigermassen angegriffen.
— Chlorwasser, erst nach 12 Tagen.
— Chromsäure, kalt, nach 4 Tagen.
— Salpetersaure, kalt, innerhalb 4 Tage vollständig.
— kochender Salzsaure, innerhalb 10 — 12 Minuten vollständig.
Schwefelsiiure löste die Zellwände auf, ein zartes Netzwerk der
dünnen „Miltellamelle" hinterlassend.
Versuche mit Periderm und Kork.
Einige mit dem Periderm der Kartoffel vorgenommenen Versuche
sollen hier zunächst geschildert werden. Der Einwirkung von Chrom-
säure bei gewöhnlicher Temperatur widerstand dasselbe längere Zeit
(bis 1 Stunde). Die Isolirung erfolgle bei den an das Phel logen an-
grenzenden Zellen früher als bei den Randzellen. In weit kürzerer
Zeit (inneriialb 20 — 30 Min ) wurden die Zellwunde durch Schwefel-
säure aufgelöst; ein Rückstand war nicht bemerkbar. Conc. Salz-,
conc. Salpetersäure, conc. Kalilauge vermögen für sich erst nach län-
gerem Kochen (15 Minuten) die Zellen zu isoliien.
Analoge Verhältnisse zeigten Peridermslücke eines jungen Stam-
mes von Sambucus nigra.
Das Verhalten des Korkes wurde an Exemplaren von gesundem
Flaschenkorke geprüft. Chlorsaures Kali und Salpetersäure, dess-
gleichen Chlorwasser isolirten aus Schnitten, die darin eingelegt
waren, ganze Zellgruppen innerhalb 6 — 8 Tage. Am besten gelingt
eine Isoliriiug der Kurkzellen, wenn man Schnitte in verdünnter Kali-
oder Natronlauge' kocht. Gesunde Korke von Samengläschen, worin
geringe Ouanlitaten von Salz- wie Salpetersäure aufbewahrt waren,
zerfielen nach kurzer Zeit. Da dieselben keineswegs mit den Flüs-
sigkeiten in Berührung gekommen waren, so war diess offenbar eine
Wirkung der Säure-Dämpfe. Auch hier waren immer Zellgruppen
isolirt.
Versuche mit Holz.
Man weiss schon lange, dass eine Isolirung der Holzzellen bei
Anwendung von Kalilauge, von Salpetersäure, der bekannten Schultz'-
*) Die beigegebenen Zahlen sind nur als beiläufiges Maass (Mittel von drei
Bestimmungen) anzusehen.
347
sehen Marerations-FlUssigkeit künstlich gelingt; ferner, dass Schwefel-
säure die Zellwände aufliist und die „Mittellamelle" als feines Netzwerk
zurücklassL — Chroms. iure ist ein vürziigliches, rasch wirkendes Lö-
sungsmittel, welches sich auch mikrochemisch anwenden lässt. —
Verlässliche Isolirungsmittel fand icii in Salzsäure und in Cldorwasser:
Salzsäure wirkt überall ziemlicli rasch isolirend und kommt darin
der Salpetersäure nahe; Chlorwasser zeigt nicht überall ein gleiches
Verhalten. Es seien hier, zur näheren Begründung, einige Details
angeführt:
Mikroskopisch-dünne O'it^r- und Längsschnitte durch Stammholz
verschiedener Baumarten wurden in conc. Salzsäure gekocht; die
Zellen isolirten sich: bei Larix europaea, Jugfans regia, Carpinus
Betulus schon innerhalb 3 — 4 Minuten, bei Pinus siheslris, Ulmus
campestris nach 8 — 10 Minuten. — Andererseits wurden Quer- und
Längsschnitte durch dieselben Hölzer in Cldorwasser eingelegt, zeit-
weise wurde naciigesehen, wie weit das Reagens eingewirkt. Am
raschesten gelang eine Isoliruiig der Zielen bei Psid'tum pyriforme,
Carpinus Betulus, Liriodendron tuUpifera (innerhalb 4 — 5 Tage),
am spätesten, unter den untersuchten Hölzern, bei Juglans regia (nach
13 Tagen), Sambucns nigra, Passiflora marginata (in 9 — 11 Tagen).
Andere Holzarten, wie: Aesculus Hippocastanum, Pyrus Malus,
Pterocarpus angolensis ; Pinus silDestris. Juniperus virginiana, Larix
europaea boten MiUelwerthe (in 6 — 7 Tagen) dar.
Es würde viel zu weit führen, weilte ich hier die Versuche
besprechen, welche mit den bereits bekannten Oxydationsmitteln an
verschiedenen Holzarten vorgenommen wurden. Aber nicht uner-
wünscht wird es sein, wenn ich' aus der grossen Reihe meiner Be-
obachtungen einige wenige vergleichende Werliie heraushebe. —
Eine vollständige Isoürung der Zellen wurde erreicht:
Durch Salpetersäure, kalt, an: Juniperus virginiana, Larix
europaea, Fagus silvatica, Cerbera peruviana ziemlich bald (binnen
6 — 7 Tagen), langsamer an: Pinus silvestris, Pterocarpus angolensis
(in 10—12 Tagen).
Durch chlors. Kali und Salpetersäure, an: Juniperus virginiana,
Berbera peruviana, Eleagnus latifolia-hortensis innerhalb 8 Tage;
bei Wellingfnnia gigonfea, Pinus silvestris, Pterocarpus angolensis
erst nach 13 Tagen.
Durch conc. Kalilauge, kalt, l)ei den meisten Holzarten schon
innerhalb 17—20 Tage; bei Pinus ^), Fagus, Cerbera erst nach
einem Monate; noch längere Zeit resistirte Pterocarpus angolensis.
') Pinu.^ Hlvestris liot, unter iillen untersuchten Nadelholzarten im All-
gemeinen, den grössten Wiil(>rstand gegenüber der Einwirliung der Reagentien.
Es lag der Gedanke nalie, dieso Resistenz den reichlichen Einlagerungen von
Harz zuzuschreiben. Daher wurden die Schnitte als Gegenversuch, früher 1—2
Tage lang in A ths-r aufbewahrt, darauf sorgfältig ausgewaschen und in die
entspreclienden Reagentien liinein gegeben. Allein auch dann isolirten sich die
Zellen nicht rascher.
318
S(;hwefelsäure wurde mikrochemisch angewendet. In allen unter-
suchten Fallen wurden die Zellwiinde bald mehr, bald minder rasch
aufgelöst, wahrend die Intercellularsubstanz als feines Netzwerk zu-
riickl)lieb.
I(^h will hier noch einiger Versuche gedenken, die den Zweck
halten, den Einfluss der Fäulniss und Gahrung auf die Isolirung der
Zellen kennen zu lernen. — Dass bei Geweben, die im Wasser der
Fäulniss überlassen, häufig ein Zerfall in Zellen eintritt, ist —
wie einleitend bemerkt wurde — lange bekannt. Hingegen hat man
sich erst in jüngster Zeit mit der Untersuchung, ob auch Fermen-
tationen ein ähnliches Zerfallen bewirken, eingeliender beschäftigt.
Van Tieghem *) fand nämlich für reine Cellulose, dass sie in gähren-
den Flüssigkeiten durch das Amylobacter gelöst werden kann, wäh-
rend Incrustationen der Cellulose der Einwirkung des Amylobacter
widerstehen ^).
Ich stellte daher mit verschiedenen pflanzlichen Geweben Ver-
suche an, welche auch zu einer Isolirung der Zellen , sowohl durch
Maceration als durch Fermentation führten, und zwar in der
Weise, dass ich Würfel aus Stammholz von Juglans regia, Pinus
silv., Pterocarpus angolensis mir verschaffte und dieselben, zugleich
mit verschiedenen parenchymreichen Geweben, in Wasser legte und
der eintretenden Fäulniss üherliess. Gleichgrosse Würfel derselben
Holzarten wurde« in eine 5^ ige Zuckerlösung, welche durch Hefe
in Gährung versetzt worden war, ebenfalls mit Parenchym-Geweben
eingelegt und der Einwirkung der Gährung überlassen. Von Zeit zu
Zeit wurde nachgesehen. — Im Laufe von 2 Monaten waren die
Zellen der 4 Holzarten in beiden Flüssigkeilen ohne Unterschied
isolirt.
Es sei hier noch die Einwirkung der macorirenden wie der
fermeniirenden Flüssigkeit mit Parenchym nachträglich angeführt. —
Im saftigen Parenchym der Blätter von Tradescantia zehrina, Cras-
sula lactea u. s. w., und der Wurzeln von Daucus Carola , Knollen
von Solanum tuberosum trat Isolirung ein, schon nach wenigen Wo-
chen, darauf in den Kotylen von Phaseolus multiflorus, Ph. vulgaris,
Vicia Faba etc., im Endosperm von Zea Mays , Triticum vulgare.
Peridermzellen (der Kartoffel) wurden durch Maceration nach langer
Zeit (5—6 Monate), durch Fermentation gar nicht isolirt; das En-
dosperm im Samen von Phytelephas microcarpa war selbst nach
6 Monaten — in beiden Flüssigkeiten — unangegriffen.
Die Isolirung der Zellen beruht, in den vorliegenden Fällen,
offenbar auf einer Lösung der Intercellularsubstanz, selbst dort, wo
') Ph. Van Tieghem, siir la fermenlalion de la Cellulose, in Comptes
rendus, 1879, eh. 5 pag. 206 ff.
') A. Prazmowslfi greift diese Stelle an, bleibt uns jedoch in der „vor-
läufigen Mittheiiiing-' (Bot. Zei.'ung, 37. Jahrg. Nr. 26) den Beweis für seine
Anschauung schuldig.
349
Cellular-Incrustationen vorlagon, durch bei der Fäulniss und Giilirung
auftretende Substanzen.
Aus meinen weiteren Versuchen mil Holz geht ausserdem her-
vor, dass man nunmehr in der Lage ist, die Gegenwart von Holz-
substanz vorwiegend in der äussersten Zellwandschicht mit Sicherheit
nachzuweisen. Diesen Gedanken hatte Sanio am schärfsten ausge-
sprochen; er wurde aber von Dippel*) hart angegriffen, ohne dass
Letzterer jedoch genügend beweisende Gründe dagegen aufgestellt hätte.
Wiesner iiat zuerst eine positive Reaction auf Holzsubstanz
ausfindig gemacht, nämlich die Gelbfärbung der verholzten Membran
durch das farblose schwefelsaure Anilin. Später fand derselbe die
noch feinere Reaction mit Phloroglucin und Salzsäure, welche —
wie der genannte Forscher zuerst zeigte — selbst in starker Ver-
dünnung angewendet, Rothfärbung der Holzsubstanz bewirkt.
Im Laufe meiner Untersuchung fand ich nun, dass Chlorwasser
die Holzsubstanz zerstört, bevor no'h Isoürung der Zellen eintritt.
— Mikroskopisch-dünne Schnitte einiger Hölzer, welche 2—3 Tagelang
in Chlorwasser geleg-en waren, wurden, nach sorgfältigem Auswa-
schen, mil Phloroglucin und Salzsäure behandelt. War die Wir-
kung des Chlorwassers schon soweit vorgeschritten, dass alle Holz-
substanz von den Schnitten entfernt worden war, so färbte sich die
Intercellularsubstanz stark gelb. Bei kürzerer Einwirkung des Chlor-
wassers wurde eine Reihe von Mittelstufen angetroffen, an welchen
ersichtlich war, dass das Lignin in der Grenzschicht der Zellen am
reichlichsten abgelagert ist , indem dieselbe mit Phloroglucin und
Salzsäure die Reaction auf Holzstoff zeigte, während die Zellwände
sich nicht mehr färbten.
Versuche mit Collenchym.
Zunächst wurde das Collenchym in jungen Zweigen von Sam-
hncus nigra und in jungen Stengeln von Äsphodelus ramosus unter-
sucht. Es ergab sich Folgendes: Verd. Kalilauge, sowie verd. Salz-
säure, kalt angewendet, isolirten die Zellen nach vorausgegangener
Quellung der Wände. Dessgleichen isolirten conc. Salpetersäure und
Chromsäure schon bei gewöhnlicher Temperatur die Zellen, vornehm-
lich tangential. Chlorwasser erst nach längerer Zeit.
An jungen Knospendecken von Bäumen gelang eine Isolirung
schon bei 3— 4 Min. langem Kochen in Kalilauge oder in verdimnter
Salzsäure (Acer sp. , Fraxinus excelsior, Jugtans regia. Aesculus
Hippocastanum etc.) — Von organischen Säuren Hessen sich, mit
Erfolg, Oxal- und Essigsäure verwenden; beide isolirten die Collen-
i:hymzellen der Knospendecken, jedoch erst nach fortgesetztem Ko-
chen. — Chromsäure isolirt gleichfalls die Zellen, greift aber selbst
nach einigen Tagen die Zellwände niclit an.
') L. Dippel: Die neuere Theorie über die feinere Structur der Zel
hülle. 1. c. pag. 116 ff.
350
Schwefelsäure zeigt ein verschiedenes Verhalten zu den Col-
lenchym-Geweben verschiedener Pflanzen. — Ich Hess auf dünne
Querschnitte der Rinde von Sambucns, wie mehrerer Knospenblatter
vorsichtig stark verd. Schwefels.iure, unter dem Deckglaschen einwirken:
die Zellwände quollen auf und waren binnen kurzer Zeit (20— 30 Min.)
ohne Rückstand aufgelöst. — In gleicher Weise wurden dünne
Ouerschnilte durch Knospen blätter von Juglans regia, durch den
Stengel von Asphodelus ramosus behandelt, allein hier Hessen sich
die Zellen zunächst isoliren, und nach längerer Zeit wurden ihre
Wände aufgelost. — Bei einem dünnen Querschnitte durch das hypo-
kolyle Stengelglied eines KeiinHngs von Phaseolus multiflorus blieb,
bei Behandlung mit conc. Scliwefelsäure die Intercellularsubstanz als
Netzwerk eriialten. — Wenn ich jedoch dünne Schnitle in verd.
Schwefelsäure kochte, so gelang es mir stets und bei allen unter-
suchten Collenchymen eine Isolirung der Zellen, innerhalb 4—7 Mi-
nuten zu erzielen.
Versuche mit Bast.
Dieselben wurden mit diessjährigen Zweigen von Tilia gran-
difolia und Aesculus Hippocastanum, im Monat Juni angestellt, und
führten zu folgendem Resultate: die Zellen isolirten sich bei Anwen-
dung von Chrom-, Salpeter-, Salzsäure. — Bei vorsichtiger Anwen-
dung von verd. Schwefelsaure Hessen sich die Bastzellen zunächst
isoliren, nach einiger Zeit (ca. 1 Siunde) wurden die Zellwände
aufgelöst, zugleich war ein partieller Rückstand der Intercellular-
substanz wahrnehmbar. — Kupferoxyd-Ammoniak isolirte, nach län-
gerer Einwirkung, gleichfalls die Bastzellen (deutlicher sichtbar auf
Längschnitten).
Es gellt daraus hervor, dass die Intercellularsubstanz bei die-
sen Objecten reine Cellulose war.
Die Baslzellen aus einjährigen Trieben von Syringa vulgaris
und aus dem Stengel von Capsella Bursa pastoris Hessen sich durch
Kupferoxyd-Ammoniak nicht, auch nicht durch verd. Schwefelsäure
isoliren, Phloroglucin und Salzsaure färbten die Intercellularsubstanz
stark roth, conc. Schwefelsäure löste, nach längerer Einwirkung, die
Zellwände auf, während die widerstehende Intercellularsubstanz als
Netzwerk stellenweise zurückblieb.
Dieses Verhalten dos Bastes zeigt, dass die Grundsubstanz der
Intercellularsubstanz Cellulose ist, und dass in gewissen Fällen eine
theilweise Verholzung eintreten kann.
Organische Säuren isoliren Bastzellen nicht.
Schon Wiesner^) fand für verschiedene Bastarten ein abwei-
chendes Verhallen der InterceUularsubstanz.
Die besprochenen Versuche haben das Verhalten der Intercel-
lularsubstanz bereits ausgebildeter Gewebe vorgeführt; für das Ver-
') Beiträge zur Kenntniss der indischen Faserpflanzen, 1. c. pag. 29 ff.
351
ständniss der Frage war es von Wichtigkeit entwicklungsgeschicht-
lich vorzugehen und die Verhaltnisse auch an urparenchymatischen
und cambialen Geweben kennen zu lernen.
Versuche mit Vegetationsspitzen.
Die Versuche wurde zunächst mit Stammspitzen junger Keim-
linge, als Phaseohis multiflorus , Zea Mays, Yicia Faba, satwa etc.
angestellt. Die Wände der theilungsfahigen Zellen färbten sich in
allen Fällen durch Chlorzinkjodlösung gelb, während eine Blaufär-
bung der Wände erst in darunter liegendem Dauergewebe eintrat.
— Kupferoxyd-Ammonirtk isolirte die Zellen des jungen Dauerge-
webes, griff aber die Meristem-Zellen nicht an. Durch Chrom-, wie
durch Salpetersäure Hessen sich die Zellen der Stammspitzen isoliren.
Man sollte glauben, dass die erste Anlage der Zellmembran
Cellulose sei; meine Beobachtungen bestätigten diese Verrauthung
nicht. Wahrscheinlich ist hier die Cellulose mit anderen Substanzen
imprägnirl, wodurch sie ihrer Reactionen dem Färb- wie Lösungs-
mitlei gegeniiber verlustig wird. Welcher Art diese Imprägnationen
sind, Hess sich nicht ermitteln. Es Hess sich vermuthen, dass neben
Cellulose hier Eiweisskörper in der Intercellularsubslanz auftraten.
Doch konnte ich, nach Vorbehandlung der betreffenden Meristeme mit
Essigsäure die Cellulose-Reaction nicht erhalten.
Aehnliche Resultate erhielt ich bei den Untersuchungen der
Wurzelspitzen *) von Keimlingen von Phaseolus multiflorus und Zea
Mays. — Eine Isolirung trat, bei Kochen im Wasser, sehr bald ein.
Dieselbe wird aber hier hauptsächlich durch Spannungsverhältnisse
hervorgerufen, denn bei durchschnittenen Zellen, wo die Möglichkeit
des Eintretens solcher Spannungen ausgeschlossen war, trat eine
Isolirung erst nach längerem Kochen in angesäuertem oder in alkalisch
gemachfem Wasser ein. — Durch Kupferoxyd-Ammoniak war keine
Isolirung der Zellen zu erzielen; Chromsäure, ebenso Chlorwasser,
Salpetersäure isolirten in allen Fällen die Zellen der Wurzelspitze.
Versuche mit Phellogen.
Als Untersuchungsobject wurden junge Kartoffeln genommen.
— Kochen im dest. Wasser rei(;ht hin , um binnen Va Stunde die
Zellen zu isoliren. — Bei Kochen in conc. Kalilauge, wie in verd.
Salpeter- oder Salzsäure trat sehr bald eine Isolirung ein, in conc.
Oxalsäure erst nach längerer Zeit. — Ciiromsäure wirkt sehr rasch:
hingegen konnte ich durch Kupferoxyd-Ammoniak die Zellen nicht
isoliren.
Versuche mit Cambium.
Das Verhalten des Cambiums zum Kupferoxyd-Ammoniak, fer-
ner zu Schwefel- wie Ciiromsäure und Chlorzinkjodlösung berechtigt
zu dem Schlüsse, dass hier reine Cellulose <lie Intercellurlarsubslanz
Auf die Wurzelhaube wurde nicht Rücksicht genommen.
352
ist. — Es Hessen sich die Cambium-Zellen bei den untersuchten
jung-en Zweigen von Abies excelsa, Pinus Laricio, Sambucus nigra
etc. bei Anwendung von Kupferoxyd-Ainmoniak, unter Aufqueilung
ihrer Wände , isoliren. — Ebenso beim Kochen in verd. Salpeter-,
verd. Salzsäure, verd. Kalilauge, verd. Schwefelsäure. — Die Zellen
sind durch Cliromsäure rasch aus dem Verbände zu bringen; die
Zellwände bleiben dabei längere Zeit erhalten. — Organische Säuren
bleiben wirkungslos.
Die äusserste oder Grenzschichte der Zellen ist in der ersten
Epoche des Dauergewebes reine Cellulose; dieselbe ist jedoch in
Vegetationsspitzen nicht nachweisbar. In einer späteren Entwick-
lungszeit l)lcibt die Cellulosegrundlage der Intercellularsubstanz, in
gewissen Fällen auch noch in fertigem Gewebe als reine Cellulose,
in anderen Fallen incrustirt sie sich und die intercellularsubstanz ist
dann vornehmlich die Trägerin des Lignin, des Suberin *), der Farb-
stoffe bei Farbhülzern ^) u. s. f. In noch anderen Fällen geht sie
tiefere chemische Umwandlungen ein. Dieses erhellt zunächst aus
dem Verhalten derselben gegenüber den chemischen Reagenlien. Die
Zahl der letzteren war anfangs eine geringe ^) und wurde alhnä-
lig vermehrt; am meisten durch die umfangreichen von Wiesner
angestellten Untersuchungen. Im Laufe meiner Untersuchungen fand
ich ausserdem, dass in allen Fällen mit Sicherheit (Salzsäure in sehr
vielen) Cblorwasser und in einzelnen auch Schwefelsäure sicli an-
wenden Hessen, um eine Isolirung der Zellen in Geweben zu erzielen.
Aus dem ungleichen Erfolge bei Anwendung eines der bekannten
Lösungsmittel bei verscliiedenen Geweben lässt sich ein Schluss
ziehen auf die Verschiedenheit der Umwandlungen, welche die In-
tercellularsubstanz im Laufe ihrer Entwicklung in verschiedenen Ge-
weben und bei verschiedenen Pflanzen erfährt. So sind, wie bekannt,
Pectin (Pectose *) , Humin ^) etc. Umsetzungen der ursprünglichen
Cellulose-Membran.
Es ist daher der Ausdruck „Intercellularsubstanz" jedenfalls für
die äusserste, durch Differentiirung hervorgegangene, chemisch wie
physikalisch von den anliegenden verschiedene Zellschichle passend
gewählt.
^) F. Höhnet (Ueber d^^n Kork und verkorkte Gewebe überhaupt, in den
Sitzungsber. der k. Acad. d. Wissenschaften, LXXYI. Bd., Noveraberheft) er-
wähnt - pag. 43 d. Sep.-Abdr. — dass in seiner ,,Suberin-Lamelle-'- Cellulose
reiche Scliichten mit an, C armen abwechseln und hiilt das Suberin für einen
ganz bestimmten Zellwandstoff, etwa wie Cellulose (p. 63). J. Wiesner, Ein-
leitung in die technische Mikroskopie, p. 244 ff., spricht von einer Korkraeta-
morphose, nämlich einem Hervorgehen des Suberins aus Cellulose.
■■) J. Wiesner, ebendaselbst, pag. 62.
') Chr. z. B. A. F. De Ca nd olle, Organographie der Gewächse, in
deutscher üebersetzung von Dr. C. F. Meisner, Stuttgart und Tübingen 1828
I. Bd. pag. 19.
*) J. Wiesner, Einleitung in die technische Mikroskopie pag. 246.
*) Derselbe, Ueber die Zerstörung der Hölzer, 1. c. püg. 23."
353
Die Rosultale der initgelheilten Untersuchung- lauten in Kürze
daliin:
1. Die Intercellularsubstanz (Mitlellamelle) der Pflanzen geht
im Laufe der Entwicklung der Gewebe verschiedene chemische wie
physikaüsciie Umänderungen ein.
2. Die Intercellularsubstanz ist molecular verschieden von den
angrenzenden Zell wandschichten.
3. Die erste Anlage der Intercellularsubstanz ist entweder reine
Cellulüse (Cambium) oder (Stammspitze) eine Substanz, in welcher erst
später, im jungen Dauergewebe, Cellulose nachweisbar ist.
4. Die Intercellularsubstanz junger Dauergewebe Ijesteht in der
Regel aus Cellulose. In völlig ausgebildeten Dauergeweben ist die
Cellulose in der Intercellularsubstanz nur seifen direct nachweisbar
fin manchen Basten); gewöhnlich geht dieselbe verschiedene chemische
Metamorphosen ein und es zeigt dann die Intercellularsubstanz den
Reagentien gegenüber ein sehr verschiedenes Verhallen.
5. Diese chemischen Melamorpliosen führen manchmal z. B. bei
melilig werdenden Früchten zu (vol!stan<ligen oder partiellen) Los-
lösungen vorher verbundener Zellen. Hiiufig ist die organische
Loslösung der Zellen ein mechanischer Vorgang. Selbst bei künst-
licher Trennung der Zellen (z. B. bei gekochten Kartoffeln) beruht
der Zerfall des Gewebes auf einer Spaltung der Intercellularsubstanz,
also auf rein mechanischen Ursachen.
Zum Schlüsse kann ich nicht umhin, Heirn Prof. J. Wiesner,
über dessen Anregung und mit dessen freundlicher Hilfe vorliegende
kleine Arbeit zu Stande gebracht wurde, sowie Herrn Universitäts-
Assistenten Dr. K. Mikosch, für oft bewiesene Zuvorkommenheit
meinen wärmsten Dank auszusprechen.
üeber einige Orchideen der niederösterr. Flora.
Von Dr. Günther Beck.
L
Oplirys obscura n. sp.
Tuheridia globosa, breüiter pedicellata , radicihus adtientifiis
paucis, fiUformibus; caulis erectus (30 cm. altus), foliis 6 in cmills
parte hasaü conferfis, e basi supercagmali cuneatis, dilatatis, acutis,
planis, margine non retoluto, paululum nndulato, glmico-viridibus,
nervis obscurioribus, crassis, epidermide vesicarum instar soluta
(8 — iO cm. longis, 2 — 3 cm. fatis) , supremo caulem vaginante;
internodium inter supremum folium et spicam distinctum, (ab ore
folii supremi usque ad primam bracteam 7 cm. longuni)', spica ö-
flora (il cm. longa), flnribus speciosis; bracteae oblongae, acutin-
354
sculae, suhcucullafae, Ovaria panllum superantes, inßma 2 cm. sub
ovario disposito; ovarium subhexagonum, paulum curvatum; peri-
gonii phylla externa, oblonga, obtusa, apice cucullata (13 mm.
longa, 6^-7 mm. lala}, initio prorsus currala, lateralia deinde re-
fracta, fere ovario mcmnbentia, viridia nerms obsrurioribus, medio
firmiore; phylla interna lateralia, trianguläres (4 — 6 mm.
longa, 2ä — 3 mm. in parte basali lata) acvminata, margine paulum
recurvato, in latere superiore et margine dense velutina, pilis in
margine longioribus, patent ia, deflorata gynostemio incumbenfia, sor-
dide viridia apice saepe ruhro-fusce marginata nel macu-
lata; labellum maximum (18 mm. latum, IS mm. longum),
circuloso-subquadratum, angulis rotundatis, integerrimum,
antice plurimum repandum non emarginatum; apiculum (3 mm.
longum), subquadratum vel trianguläre, acutiusculum, sursum
flexum, sordide ciride; corniculi labello desunt; labellum
aequaliter coniiexum vel in angulis antice paulum patens, prae-
ter signatura velutinum, colore obscure brunneum, holoseri-
ceum, in margine angusfe dilute-fuscum in parte sub gynostemio
olivaceum ; lineae glabrae duae, simplices in medio con-
jvncfae et partem olivaceum peripheriter includentes
deinde sicut in littera H elongatae, obscure nigro-violaceae,
margine vix paUidiore; in utroque latere hu jus Signatur ae
2striolae ddutae, saepius in parte postico labelli alterae duae in-
veniuntur; sfigmafis fovea oblonga, obfusangula, transversa, supra
lateribus antherarum punctis 2 obscuris signatis; gynostemium apice
obscure trilohum.
Plantam speciosissimam delexi ineunte Junio in locis herbidis
inter virgulta montis Bisamberg prope Viennam. Solim exemplar
unicum reperire potui. Ophrys aranifera Huds. et 0. muscifera
Huds. haud lange abfuer-unt.
Ophrys obscura, deren Unterscheidungsmerkmale von benach-
barten Arten in der Beschreibung mittelst durchschossener Lettern
ersichtlich gemacht wurde, steht der 0. fuciflora Reichb. fil. (0.
arachnites Reichardt) am nächsten, unterscheidet sich jedoch haupt-
sachlich:
1. Durch die Grosse der Blüthe, insbesondere aber der Honig-
lippe. Letztere hat 18 Mm. Breite und 15 Mm. Länge, während jene
der 0. fuciflora nur 13 Mui. Breite und 12 Mm, Länge aufweist.
2. Durch die grünen, stumpfen, äusseren Perigonzipfel, die bei
0. fuciflora weiss oder hellrosa, lioclistens mit grünen Nerven durch-
zogen sind.
3. Durch die höckerlose, gleichmässig convexe, nicht ausge-
randete Honiglippe, welche durch die eigenthümliche, prächtig rotli-
braun-sammtige Färbung, durch die einfache, bei allen Blüthen con-
stante Zeichnung, welche einem H ähnelt, von dem der obere Theil
den olivengrünen Tlieil der Honiglippe fast kreisförmig umsciiliessl,
sowie durch die seillich beOndlichen Ocellen scharf gekennzeichnet
355
ist. 0. fuciflora besitzt hingegen eine vorn und an den Seiten etwas
ausgerandete Lippe mit zwei grossen, sciiarfen Höckern am Grunde,
und die Zciclinung variirt an ein und derselben Pflanze durch Vereini-
gung von 2 — 4 kahlen Linien und einer Anzalil von umgebenden
Punkten. Der olivengrüne Fleck gegen den Narbenhof fehlt.
IL
Eine dritte Mittel form zwischen Ophris aranifera Huds.
und O. muscifera Huds.
fand ich heuer in 4 Exemplaren an wiesigen Stellen zwischen Busch-
werk am Bisamberge unter den vorher genannten Arten.
Da dieselbe weder mit Ophrys hybrida Pokorny (Oesterr. bot.
Woch. 1851. p. 167; — Reiclib. til. kon. Xlll, pag. 79, tab. 113,
Fig. I. 1 et p. 177, t. 169. Fig. IH, 1; — A. Kerner in Verh. d. zool.-bot.
Ges. XV. p, 235) noch mit 0. apicula J. C.Schmidt (apud Reichb. fil.
I.e. p. 79, t. 102, Fig. 1) in ihren Merkmalen übereinstimmte, will ich
dieselbe hier kurz beschreiben.
Die Honiglippe ist wie bei 0. hybrida 3lappig, jedoch schmaler
als jene der Reich enbach'schen Figur (t. 169, Fig. III, 1) und
tragt wie 0. aranifera zwei abgestumpfte Höcker an der Basis, die
dicht behaart sind. Die kahlen Flecken und Linien variiren; bald
fand ich zwei kahle, viereckige Flecken, von denen der unlere in
Farbe und Gestalt jenem der Honiglippe von 0. muscifera tauschend
ähnlich sah, bald die hufeisen- oder rahmenformige Verbindung der
Linien wie auf der Lippe von 0. aranifera. Die drei äusseren Peri-
gonzipfel sind eiCörmig-Umglich, stumpf, nach vorne gebogen, bleich-
grün, kahl; die zwei inneren schmal lanzetllicli, bräunlich, etwas
röthlich überlaufen, im unleren Theile und am Rande fein papillös-
behaart. Die Behaarung ist jedoch im trockenen Zustande kaum er-
kennbar. Das Gynostemliim ist wie bei 0. aranifera gestaltet, jedoch
die Spitze desselben mehr vorgestreckt, stumptlich.
Sucht man in Neilreich's Flora von Niederösterreich Aufklä-
rung über 0. hybrida, so müsste man nach der Beschreibung p. 199:
„Bastart von <ler Tracht und den Perigonzipfeln der 0. myodes und
der Gestalt der H(iniglippe der 0. aranifera., der ersteren jedoch
nviher verwandt" glauben, 0. hybrida Pokorny = 0. aramfero-myo-
des Neilr. 1. <•. halx^ die schmalen, behaarten inneren Perigonzipfel
der O. mnscifera. Diess ist jedoch nicht der Fall. Pokorny sagt
ausdrücklich, 0. hybrida unterscheide sich von 0. muscifera durch
die etwas breiteren, flaclien, nicht fadlichen, inneren Perigonzipfel,
erwähnt jedoch nichts von der Behaarung dersell)en. Reiche nbach,
dem sowohl das Originalexemplar Pokorny's in Weingeist, wie das
getrocknete des k. k. botanischen Hofcabinetes zugänglich waren
und welcher beide Pflanzen in seiner Orciiidiograpliie I. c. abbildete,
sagt ausdrücklich p. 79: „perigonii piiylia lateralia interna angusle
ligulata, parce velulina", zeichnet dieselben jedoch auf tab. 169,
Fig. in, 1 vollkommen kahl. Da ich letzterer Figur vollen Glauben
356
si'lienkte, und die inneren Perigonzipfel meiner Ophrys im frischen
Zustande wirklich spärlich behaart waren, glaubte ich in meinen
Exemplaren 0. hyhrida zu erkennen. Jedoch bei näherer Unler-
suchung von Exemplaren der 0. aranifera vom selben Standorte
fand ich deren innere Perigonzipfel im frischen Zustande ebenfalls
an der Basis schwach behaart, jedoch immer breiter, an der Spitze
stumpflich.
Da ich ferner die Honiglippe bei 0. aranifera höchstens an
den Seiten ausgerandet, nie jedoch deutlich dreilappig auffand, musste
mir meine Pflanze eine Mittelform zwischen 0. aranifera und niusci-
fera darstellen, welche vielleicht der 0. hybrida als var. ß. gibbosa
(denn in diesem Epitheton liegt der Hauptunterschied unserer Pflanze)
beigezälilt werden kann.
0. apicula Schmidt, ebenfalls wie 0. hybrida ein muthmass-
licher Bastart zwischen 0. muscifera und 0. aranifera, entfernt sich
von unserer Pflanze mehr als 0. hybrida durch die dicht behaarten,
inneren Perigonzipfel, ähnelt ihr jedoch in der Zeichnung der Honig-
lippe, der jedoch ebenfalls die Höcker fehlen.
Nach Reich an bach fil., der mir trotz grösster Ueberhäufung
mit Arbeiten dennoch bereitwilligst Auskunft ertheilte, und dem ich
hiermit meinen tiefgefühlten Dank ausspreche, scheint unsere Pflanze
wahrscheinlich eine Form der 0. apicula J. C. Schmidt zu sein.
HI.
Ophrys fuciflora Reichb. labello trilobo
ist in der Umgegend Wiens keine Selteniieit. P. Wiesbaur (Oest.
botan. Zeit, 1873, p. 196) beobachtete diese Form zuerst am Geiss-
berge; ich fand sie heuer nicht selten auf dem Bisamberge und Nuss-
berge nächst dem Kahlenbergerdörfl, ebenso auf dem Eichkogl und
Geissberge; auch von St. Servola bei Triest erhielt ich diese Form
zugeschickt.
Der seitliche Einschnitt in die Lippe erreicht 3 — 4 Mm. Länge,
die Seitenlappen besitzen an der Spitze 2, gegen die Basis 3—4 Mm.
Breite und eine abgerundete Spitze, welche hellbraun umsäumt ist.
Sie krümmen sich nach vor- und aufwärts und liegen mit der in-
neren Seite dem Mittellappen auf. In einem Falle fand ich ähnlich wie
am Miftelstücke ein kleines, aufwärts gekrümmtes, grünes Spitzchen,
freilich nur von 075 Mm. Länge.
IV.
Ophrys fuciflora Rchb. var. coronifera,
Phyllis lateralibus internis subquadrafis, obtusis, trilobis; lobis
rolundatis, lateralibus velutinis, medio glabrescente.
Diese interessante Varietät fand ich Anfangs Juni mit meinem
Freunde L. Ganglbauer auf Wiesen am Nussberge gegen das
Kahlenbergerdörfl in 2 Exemplaren. Die Form der inneren Perigon-
357
Zipfel war bei allen Blüthen constant und nicht etwa eine Monstro-
sität einer einzelnen Blüthe. Die Lange derselben betrug 4, die Breite
5—6 Mm.; die Einschnitte erreichten eine Tiefe von 1 — 15 Mm.
Die übrigen Blüthentheile sowie die Farbe derselben stimmten mit
jenen der typischen Form vollkommen überein.
(Schluss folgt.)
Symbolae ad floram mycologicam austriacam.
Auctore F. de Thümen.
III.
(Conf. Oest. bot. Zeitschr. 1878, p. 145 et 193.)
56. Sorosporinm Vossianum Thüm. nov, spec. in Mycotheca
universalis no. 1319.
S. ovarium implectens deformansve, demum massas grumulosas,
protrusas, aterrimas, siccas formans; fUamentis subgelatinosis, tenui-
bus, hyalinis, flexuosis; glomerulis angulosis vel irregularibus, multi-
sporis; sporis eximie variis: angulosis, subglohosis, subpyriformibus,
dilute fuscis, fere homogenis, episporio subtenui, laevi, 8 — 16 mm. diam.
Carniolia: Laibach in Moliniae coeruleae Moench ovariis. Oct.
1878. Leg. W. Voss.
57. Entyloma Fischeri Thüm. n. sp.
E. maculas irreguläres, pallide luteo-virides, subperforantes,
non vel vix subtumidulas, postremo brunneo-virescentes, numerosas
formans; sporis paucis, late ellipsoideis, dilute flavescentibus, epi-
sporio laevi, subtenui, 14—18 mm. long., 12 — 14 mm. crass.
Austria inferior: Klosterneuburg ad folia viva Stenactidis bellidi-
florae N. ab Es. Aest. 1878. Leg. de Thümen.
58. Äecidium Lithospermi Thüm. n. sp.
Aecidimn Asperifoln Pers. Syn. fung. pag. 208. f. Rhytispermi
Op. Sezn. rostl. p. 111.
Aec. hypophyllum vel caulincoluin; pseudoperidiis multis, dense
aggregatis, plus minusve orbiculatim dispositis, submagnis, heini-
sphaerico-elevatis vel fere lenticularibus, pulchre auranfiacis fulgen-
tisve; ore continuo, sublaevi vel minime crenulato, pallido; sporis
exacte globosis, episporio subcrasso, punctulato-subgranulato, conco-
lori, oppinate duplice, 22 — 30 plerumque 25 mm. diam., aurantiacis.
Moravia; in monte „Spielberg" pr. Brunn ad Lithospermi ar-
vensis Linn. folia caulesque. Vere 1879. Leg. de Thümen. — Etiam
inveni pr. Krems et Prag.
59. Diplodia pabnicola Thüm. n. sp.
D. peritheciis numerosis, minutis, primo longe diu epidermide
tectis demum erumpentibus, subplanis, laevibus vel minime granu-
Oesterr. botan. Zeitschrift. 11. Heft. 1879. 27
358
latis, subimmersis, atris, mox evacuatis; sporis longe ellipticis, utrin-
que subacutalis, medio non ronstrictis, bicellularibus, sordide fuscis,
iinpellucidis, 20 mm. long., 10 mm. crass.
Sphaeria palmicola Fr. Observ. mycol. I. p. 179 et Syst. myc.
II. p. 466 an eadem planta?
Differt a Diplodia epicocos Cooke in Grevillea VI p. 102 sporis
medio non constrictis et paullo minoribus.
Austria inferior; Wien in Cocos nuciferaeLinn. epicarpio. Hieme
1879. Leg. de T hürnen.
60. Cryptosporium perularum Thüm. n. sp. in „Wiener Land-
wirlhschaftliclie Zeitung" 1879, p. 276.
C. peritheciis subcuticularibus, minutissimis, vix visibilibus, puncti-
formibus, nigris, gregariis, membranaceis, postremo apice apertis;
sporis numerosis, fusiformibus, unicellularibus, utrinque acutatis,
arcuatis vel subrectis, hyalinis, 12 — 18 plerumque 16 mm. long.,
35 — 4 mm. crass.
Carniolia: Laibach in Pyri communis XAnxx. perulis subsiccis ra-
mulorum vivoium. Vere 1879. Leg. W. Voss.
61. Phoma erythrellum Tliiim. n. sp.
Ph. peritheciis plus minusve gregariis, epiphyllis vel rarissime
etiam hypophyllis, subconico-hemisphaericis, emersis, sanguinolenlis,
rubro anguste cinctis, submagnis; nucleo nigro, globoso; basidiis
brevibus, hyalinis, subieciis; sporis ellipsoideo-globosis vel ovoideis,
homogenis, dilute griseolis, siinplicibus, 4 mm. long., 2'5 mm. crass.
ßanalus: Oravicza in Pini anstriacae Host, foliis emortuis ad-
huc pendulis. Copiose. Aut. 1878. Leg. Gregurowicz.
62. Phoma thujina Thüm. n. sp.
Ph. peritheciis minutis, epiphyllis, interdum eliam amphigenis,
gregariis, punctiformibus, conoideis, emersis, atris; sporis in basi-
diis achrois brevibus, ovoideis, utrinque rotundatis, anucleatis, nume-
rosis, continuis, hyalinis, minutissimis, 35 mm. long., 15 — 2 mm.
crassis.
Austria inferior: Pyrawarth ad folia emortua Thujae orientalis
Lin. Julio 1879. Leg. de Thümen.
63. Septoria sojina Thüm. n. sp. in „Oesterr. Landwirthschaftl.
Wochenbl." 1878, p. 531.
S. peritheciis epiphyllis , sparsis , parvis , conico - globosulis,
emersis, atris in macula determinata, irregularia, flavescendo-are-
scentia, fusco-purpurascente anguste marginata; sporis cylindraceis
vel subcuneatis, rectis, uniseptatis, apice subacutatis, vertice obtuso-
rotundalis, bi- quadrimagninucleatis, hyalinis, 12—18 plerumque
14 mm. long., 45 — 5 mm. crass.
Tirolia: St. Michele ad Sojae hispidae Mönch, folia viva lan-
guidave. Aug. 1878. Leg. E. Mach.
64. Septoria aescuUna Thüm. n. sp.
S. peritheciis plerumque amphigenis vel penetrantibus, pro ra-
tione magnis, solitariis, saepe unicis, punctiformibus, globosulis, atris
in macula parva, arescendo Candida, perforantia, epiphylla, in folio-
359
rum pagina inferiore diltite ochracea, angiisle piupiireo-alra cincta;
sporis nuinerosis, arcualis, utrinqiie obtusis, ut videlur seinper con-
tiniiis, aclirois, 36—44 mm. long., 35 —5 mm. crass. — A Septoria
Hippocastani Berk. et Br. et Septoria aesculicola Desm. valde
diversa.
Austria inferior: Kalksburg in foliis vivis Aesculi Hippocastani
Lin. Aug. 1879. Leg. de Thümen.
65. Septoria epicarpii Thüm. n. sp. in Fungi pomicoli p. 121.
S. peritheciis gregarils vel solitariis, niediis, sine urdine dispu-
sitis, punctiformi-orbiculatis, minime elevatis vel subplanis, subim-
mersis, nitido-atris in macula determinata, primo orbiculata demum
valde irregularia, fusco-grisea, nigro anguste marginata; spoiis fusoi-
deo-cylindricis, utrinque subobtuso-acutiusculis, subrectis vel arcualis.,
interdum lunulatis, obsolete bi-triseptatis, plurinucleatis, hyalinis, 22 mm.
long., 4 — 5 mm. crass.
Austria inferior: Klosterneuburg in Juglandis regiae Lin. epi-
carpio vivo. Aut. 1878. Leg. de Thümen.
66. Septoria nigro-maculans Thüm. n. sp.
S. maculas maximas, irreguläres, sed plus minusve orbiculalas,
fusco-nigricantes, non limitatas et marginatas, saepe confluentes for-
mans; peritheciis dense gregariis, interdum confluentibus, lenticulari-
formibus, pro ratione maximis, erumpentibus, subnilidis; sporis cylin-
draceis, minime curvulalis, utrinque acutato-subrolundatis, obsolete
uniseptatis, anucleatis, achrois, 8 — 12 mm. long., 2-5 — 3 mm. crass.
Austria inferior: Klosterneuburg in Juglandis nigrae Lin. epi-
carpio fructuum maturorum. Oct. 1878, Leg. de Thümen.
67. Fusisporium chenopodinum Thüm. nov. spec. in „Mycotheca
universalis" no. 1378.
F. acervulis gregariis, praecipue seriatim dispositis, orbiculatis
vel elliptico conflueiitibus, submagnis, elevatis, plano-tuberculaefor-
mibus, rarneis in caulium parte albescente; hyphis brevibus, erectis,
subramosis, continuis, flexuosulis, inaequalibus, apice obtusis, hya-
linis; sporis fusiformibus, plerumque arcuatis, raro rectis, utrinque
acutatis, uni-quadriseptatis, achrois, 22 — 30 mm. long., 6 mm. crass.,
Austria inferior: Klosterneuburg in Chenopodii alhi Lin. cau-
libus emortuis sed adhuc erectis. Majo 1878. Leg. de Thümen.
68. Sporotrichmn malagense Thüm. n. sp. in „Mycotheca uni-
versalis" no. 1173.
S. caespitulis vel acervulis gregariis , saepe confluentibus,
magnis , lanosis , distinctis , elevatis vel plus minusve hemisphae-
rico-orbiculatis, molle-laxis, aureis, demum sordide lateritiis; hyphis
brevibus, dense intricatis, non septatis, hyalinis, tenuissimis; sporis
numerosis, globosis, inspersis, pellucidis, dilute flavescentibus vel sub-
hyalinis, plerumque conglobatis vel etiam solitariis, 1 — 1*5 mm. diam.
Austria inferior: Klosterneuburg ad acinos Vitis viniferae Lin.
longo diu aservatos et corruplos, vulgo „Malaga-Cibeben" dictos,
socia saepe Coremii vulgaris Cda. Aug. 1878. Leg. de Thümen.
69. Ramularia Vossiana Thüm. n. sp.
27 ''
360
R. caespitibiis laxis, tenuibus, hypophyllis, gregariis, saepe
confluentibus, plus minus arachnoideo-stellatis, griseolo-roseis, sine
macula sed in pagina foliorum superiore maculam parvam, indeter-
minatam, ochro-fuscam demuin fusco-griseam formans; hyphis sub-
longis, cylindrico-filiformibiis, simplicibus conlinuis, tenuibus, hyalinis;
sporis ellipsoideis vel globoso-ovatis, utrinque minime acutatis, ple-
rumque rotundatis, simplicibus, inlerdum binucleolatis, hyalinis vel
pallidissime roseis, 5 — 10 plerumque 8 mm. long., 4 mm. crass.
Carniolia: Laibach ad folia viva Cirsii oleracei Lin. Oct. 1878.
Leg. W. Voss.
70. Gloeosporium epicarpii Thüm. nov. spec. in Fungi pomi-
coli p. 58.
Gl. maoulis numerosis, plus minusve orbiculatis vel ellipsoideis,
subdepresso-scutellaeformibus, griseo-fuscis, exaridis, indeterminale
angustove rufo-fusco marginatis; acervulis sparsis, epidermide teclis
demum perforantibus, conico-pustulatis, nitido-nigricantibus, parvulis;
sporis aut fusiformibus, utrinque subacutatis, 12 mm. long., 4*5 mm.
crass., aut curvaio-ellipsoideis, utrinque subrotundatis, 12 mm. long.,
6—7 mm. crass., semper triguttulatis, guttulis magnis, achrois; ba-
sidiis fasciculatis, hyalinis, cylindricis, brevibus.
Istria: Tolmein in Juglandis regiae Lin. epicarpio adhuc vivo.
Aut. 1877. Leg. G. Bolle.
71. Dematiwn fructigenum Thüm. nov. spec. in Fungi pomi-
coli p. 133.
D. tomento vel villo densissime intricafo, crasso, e rubiginoso
ochraceo, subsericeo, longo lateque effuso, moUe sed tenacissime,
fructus totum fere ambiens et involvens; filis longissimis, continuis,
simplicibus, contextis, subcrassis, arcuatis vel interdum tortuosis, api-
culatis, pallidissime fuscescentibus vel fere subachrois, intus saepe
cum granulis vel pseudonucleis longis, concoloribus, 24 mm. crass.,
parietis 6 mm. crass.
Carniolia: Laibach in Cydoniae vulgaris ?evs. fructibus maturis,
induratis, diuturne sub coelo expositis. Aest. 1877. Leg. W. Voss.
72. Hypha stratalis Thüm. n. sp.
H. crustas vel tunicas membranaceas, papyraceas, tenuissimas,
patentissimas, alutaceas, suborbiculatas, submarginatas, interdum con-
fluentes formans; contextu tenace, floccoso-piloso.
Austria inferior: Klosterneuburg ad stratam cavium vinarium.
Aest. 1878. Leg. de Thümen.
73. Himantia daedaloides Thüm. n. sp.
H. late adnata, divergens, hemisphaerica vel subplana, saepe
longo lateque confluens, dilute alutacea, Daedaleae coloris, multipapil-
lata, papillis obtusis, intus concolor, subzonata, basi saepe chalybaea.
— Daedaleam quercinam sterilem valde similis.
Austria inferior: Klosterneuburg ad orca et antepagmentos in
cellis vinariis. 1874. Leg. L. R Osler.
361
Einige im Jahre 1879 gefundene Standorte der Flora
von Nieder-Oesterreich.
Von Heinrich Kempf.
Piatanthera chloranta Cust. Am Bisamberg.
Herminium Monorchis R. Br. Am Schneeberge auf dem Wege vom
Lackerboden zum Baumgartner Wirthshause.
Ophrys aranifera Huds. und
Ophrys arachnites Murr. In Holzschlagen auf den Bergen zwischen
Klosterneubuig, Weidling und Kierling,
Scutellaria hastifolia L. Auf Wiesen oberhalb Pötzleinsdorf und
Neustift.
Pedicularis foliosa L. Oberhalb des Baumgartner'schen Wirthshauses
am Schneeberge.
Androsace elongata L. In Neilreich's zweitem Nachtrag zur Flora
von Nieder-Oesterreich wird dieselbe „auf einem Acker am
Fusse der Türkenschanze (Berr)" angegeben. — Vor 3 Jahren
fand ich diese Pflanze auf einem grasigen Platze zwischen Döbling
und Währing, doch nur in 2 Exemplaren. — Die folgenden Jahre
verschwand sie ganz und erst im heurigen Jahre gelang es mir,
dieselbe auf der Türkenschanze bei Döbling in einem Kleefelde
unweit des „Heinrichs-Hügel" aufzufinden, wo dieselbe in Menge
vorkommt.
Hibiscus Trionum L. Auf Schutt nächst dem Hüterhäuschen auf der
Türkenschanze bei Döbling.
Geranium lucidum L. Bei Prieglitz und nächst dem RosenbUchl bei
Gloggnitz in einem Exemplar.
Epilobium Dodonaei Vill. Im Stuppachgraben bei Gloggnitz; an der
Bahn zwischen Gumpoldskirchen und Pfaffstätten und bei Leo-
bersdorf
Potentilla rupestris L. Hinter Sievring an der Fahrstrasse, die nach
Weidlingbach führt; am Rücken des Leopoldsberges gegen
Klosterneuburg.
Döbling, am 10. October 1879.
Botanische Miscellen.
Von Dr. Lad. Öelakovsky.
lieber eine neue oder verkannte Orobanche.
Im J. 1871 erhielt ich von Herrn K. Poläk eine Orobanche, resp.
Phelipaea, die er kurz vorher auf der Velikä hora bei Karlstein
gesammelt hatte, im getrockneten Zustande und besprach sie zuerst
1874 in einer Sitzung der böhm. Gesellsch. der Wissensch. (siehe
362
Sitzungsberichte 1874, Nr. 2), wobei ich ihr vorläufig den Namen
Orobanche (respective Phelipaea) bohemica gab, vorbehaltlich einer
genaueren Feststellung ihrer specifischen Verschiedenheit von der
Orob. caerulea Vill, durch Beobachtung im lebenden Zustande. Seit-
her habe ich und meine botanischen Freunde und Schüler fast jedes
Jahr den genannten Standort besucht, ohne dass ein einziges Exem-
plar dieser Orobanche sich wieder gezeigt hätte. Erst in dem heu-
rigen so regenreichen Sommer erschien sie wieder und zwar in
Menge in dem verwitterten Kalkboden der Südlehne der Velikä hora
unweit des Dracocephalum austriacum und des Linum flavum. Herr
Poläk bemerkte, dass auch das Jahr 1871, in welchem er sie ebenfalls
zahlreich angetroffen hatte, viel Regen besass. Diese Orobanche steht
der 0. coerulea Vill. (0. pwpurea Jacq.) sehr nahe; ihre Unter-
schiede von letzterer werden aber aus folgender Charakteristik her-
vorgehen. Die Stengel sind sehr kräftig, bis 36 Cm. hoch, schwächste
Exemplare 15 Centim. hoch, bis 1 Cm. und an der angeschwollenen
Basis 2 Cm. dick, schwache Exemplare 5 Mm. (im breiteren Durch-
messer des etwas zusammengedrückten Stengels) dick, oberwärts
sammt Deckblättern und Kelchen dicht kleiig drüsenhaarig und
schmutzig violett angelaufen. Die Aehre sehr dicht (nur unterste
Blüthen etwas enlfernt), reichblüthig (bis 40blüthig, schwächste
Exemplare etwa 12blüthig). Der Kelch weitglockig, seine nur 5 — 6
Mm. langen Zähne aus breit 3eckiger Basis lanzettlich, pfriemlich zu-
gespitzt, am Rande etwas gekraust und gezähnelt mit nach Innen
gebogenem Rande, durch sehr spitze Ausschnitte getrennt, theilweise
sogar am Grunde sich deckend; der hintere Kelcnzahn zwar kürzer,
doch meist gut entwickelt, lanzettlich ausgezogen. Die Corollen sind
aufgerichtet, röhrig, über dem Fruchtknoten eingeschnürt, in der
Mitte des Rückens vorwärts gekrümmt, von da bis zur tief zwei-
spaltigen Oberlippe sehr sanft gewölbt oder fast gerade. Zu beiden
Seiten der Corollenröhre verläuft eine schiefe Falte, durch welche
die Krone noch mehr aufgerichtet wird. Die Kronröhre erweitert sich
allmählich und massig, der Schlund ist daher nicht kropfig, indem
die Falten der Unterlippe ganz zusammengelegt sind. Die Corollenzipfel
ausgefressen -gezähnelt und wie die ganze CoroUe nur zerstreut
drüsenhaarig (ohne lange Gliederhaare). Die Farbe ist dunkelviolett,
nur auf der Bauchseite blässer, an der dem Pistill anliegenden Basis
weissgelblich. Staubfäden und Staubbeutel völlig kahl, Griffel drüsen-
haarig, oberwärts purpurn angelaufen, Narbe blass schwefelgelblich.
Die Orobanche coerulea ist viel schwächlicher, Stengel nur
42 Mm. dick, die Aehre lockerer, meist nur 10— 12blüthig. höchstens
20blüthig, die Kelche schmäler glockig, zwischen den Mittelnerven
blasshäutig, mit lanzetHichen, ganzrandigen, ziemlich flachen, durch
stumpfe Buchten getrennten Kelchzipfeln, der hintere Kelchzahn
meist sehr kurz, verkümmert. Die Corolle ist von der Einschnürung
über der gelblichen Basis an nach auswärts gebogen, unter der
Oberlippe nochmals nach abwärts gekrümmt; ihre Zipfel sind fast
ganzrandig und innen von längeren Gliederhaaren mehr oder weniger
363
zottig. Die Blumenfarbe, so weit mir erinnerlich, heller lilahlau
(amethyslfarben) als bei 0. hohemica, die Narbe nach Angabe der
Autoren weisslich.
Die Karlsteiner Pflanze schmarotzt auf den Wurzeln der Arte-
misia campestris, wovon ich mich durch Ausgraben mehrerer Exem-
plare mit Bestimmtheit überzeugt habe. Obwohl am Standorte auch
Achillea Millefol'mm wächst, fand ich doch auf dieser keine Orobanche
vor. Dieser Umstand scheint mir sehr für die specifische Verschiedenheit
von der Orob. coerulea zu sprechen, denn wäre die 0. hohemica nur
eine durch die abweichende Nährpflanze erzeugte Form derselben
Art, wie die 0. coerulea, so wäre doch die letztere auf Achillea
ebenfalls zu erwarten. Die echte 0. coerulea der Autoren (d. h.
die 0. purpurea Jacq., was unlängst wieder Kern er sichergestellt
hat), nährt sich nach dem übereinstimmenden Zeugnisse der meisten
botanischen Schriftsteller von der Schafgarbe; auf dieser fand ich sie
auch am Woskoberge bei Podebrad. Nur wenige ältere Angaben
bezeichnen auch die Artemisia vulgaris als ihre Nährpflanze, so
namentlich Ludw. Reich enb ach in der Iconographia critica und in der
Flora germ. excursoria. Tm ersteren Bilderwerke Cent. VIII, p. 46
(1829) heisst es: die Meisten fanden sie auf Artemisia vulgaris^
Schulz gibt sie auf Achillea Millefolium wa. Der in der Flora germ.
exe. zur artemisienbewohnenden Pflanze angeführte Standort: St. Leon-
hard in der südlichen Schweiz (nach Charpentier), wird aber von
G. Reichenbach fil. mit! zur 0. arenana gezogen, wonach also die
Bestimmung seines Vaters unrichtig gewesen wäre. Kittel sagt von
der 0. coerulea, sie wachse „auf Achillea- und Artemisia- A.viQw''^ ,
aber ohne näheren Nachweis, und Ascherson führt in der Fl. von
Brandenbg. unter 0. coerulea als zweifelhaft einen Standort an, auf
welchem angeblich diese Art auf Artemisia vulgaris gefunden wurde.
Es ist möglich, dass die y^Orob. coerulea'^. welche d^n^ Artemisia-
Arten angegeben worden ist, insofern nicht eine Verwechselung mit
0. arenaria (oder mit Kerner's 0. ionantha) stattgefunden, zu un-
serer 0. bohemica gehört. Denn es ist anzunehmen, dass diese letztere
weiter verbreitet sein wird und dass sie nur mit der auf Achillea
wachsenden Art vermengt worden ist.
Ja mir scheint, dass bereits L. Reichenbach den Unterschied
der die Schafgarbe und der die Artemisia bewohnenden Art einiger-
massen hervorgehoben hat. Die erstere bildet er ab als var. Millefolii
(Iconogr. Grit. Cent. 8. Fig. 1056 und 1057) und gibt folgende
Diagnose: „Kleiner, Blume weicher, fein behaart und gewimpert,
matt lavendel- oder himmelblau, Abschnitte rundlich-rhombisch, zu-
gespitzt, Kelch kürzer als die Blumenrohre." Dagegen könnte die in
Fig. 928 (Cent. VIII) abgebildete typische 0. coerulea, von der gesagt
wird, sie wachse auf Artemisia vulgaris, die Orob. bohemica dar-
stellen, obwohl sie nicht durchgängig stimmt, was aber, bei den
mancherlei Mängeln der Reichenbach'schen Abbildungen nichts be-
weist. In der Fl. excurs. heisst die typische Form Reichenbach's „spi-
Ihamea, crassior ac sequens CO- arenaria)'^, was wohl zur 0. bohemica
364
aber nicht zu der schlanken auf Achillea schmarotzenden Pflanze
passt. Reuter hat nun in De Candolle's Prodroinus die var. ß. Mille-
folii Reichb. aufgenommen und Reichenbach's Beschreibung wörtlich
entlehnt, trotzdem schreibt er aber der ganzen Art den Parasitismus
auf Achillea Millefolium zu. Ist das nun einfach ein Versehen, oder
gibt es noch eine kräftige, von der var. Millefolii Rchb. verschiedene,
aber auf Achillea wachsende Form der 0. caerulea? Ich möchte
Letzteres bezweifeln, aber mein Material gestattet mir nicht, diese
Frage bestimmt zu beantworten, namentlich fehlen mir französische
und schweizer Exemplare der „0. coerulea.^ Ich begnüge mich also
damit, die Orob. hohemica zur allgemeinen Kenntniss zu bringen,
als eine der Orob. coerulea der Autoren (auf der Schafgarbe) sehr
nahe stehende, aber doch in mehreren Punkten, wie auch habituell ab-
weichende und namentlich auch durch die Nährpflanze ausgezeichnete
Form. Wenn man nur erst auf sie aufmerksam wird, stellt sich viel-
leicht bald eine weitere Verbreitung der Orob. bohemica heraus; unter
meinen Exsiccaten der ^Orob. caerulea^ finde ich sie aber nicht. Bo-
taniker, welchen die französische Orobanche coerulea, namentlich
auch vom Originalstandorte Villars', Crest im Dauphine zu Gebote
stehen , werden auch die Frage lösen können , ob die Villars'sche
Pflanze wirklich die auf Achillea wachsende Art ist, wie bisher all-
gemein angenommen wird oder ob sie nicht am Ende mit der Orob.
bohemica identisch ist. Villars gibt die Nährpflanze gar nicht an,
auch De C and olle in der Flore frangaise nicht, sowie überhaupt die
ältesten Autoren die Nährpflanzen wenig zu beachten pflegten, und
die kurze Originalbeschreibung der 0. coerulea gibt keinen gehörigen
Aufschluss. Nur die Angabe: le calyce est divise en qnatre deutet
darauf hin, dass der fünfte Kelchzahn seiner Kleinheit wegen über-
sehen worden sein möchte, was allerdings nicht zur 0. bohemica,
sondern zur 0. purpurea Jacq. passt, so wie auch dem entsprechend
die neueren französischen Autoren: Grenier, Cosson nur die
Schafgarbe als Wirthspflanze angeben.
Noch möge über die Unterschiede der verwandten Arten Einiges
bemerkt werden. Orobanche caesia Rchb. und Orob. Reuteri (Phe-
lipaea Reuteri Rchb. fil.) unterscheiden sich sogleich durch rein
4spaltigen Kelcli, Orob. arenaria durch breite, stumpfe, gerundete
Kronlappen, an den Suturen wollig behaarte grössere Antheren u. s. w.
und auch die 0. ionantha Kerner steht der 0. bohemica und Orob.
coerulea ferner als der 0. arenaria, mit welcher letzteren sie die
entfernteren grösseren, im Schlünde sehr erweiterten CoroUen , die
längeren Kelche mit langen Kelchzähnen, die wolligen Antherennähte *)
zum Unterschiede von den beiden früher besprochenen kleinblumigen
Arten gemein hat. Die dunkler violette Blumenfarbe der 0. ionantha
scheint aber derjenigen der Orob. bohemica gleich oder ähnlich zu sein.
*) Kerner sagt zwar (Oesterr. bot. Zeitschr. 1874 p. 47), die Behaarung
der Antheren beschränke sich nur auf die stumpfe Basis derselben, allein bei
den nnir vom Autor gütigst mitgetheilten Exemplaren (aus Nordtirol) trifft das
nicht zu.
365
Ueber Melampyrum subalpinum Kernet (M. nemorosum var.
subalpinum Juratzka).
Im Prodromus der Flora von Böhmen habe ich die ausgezeichnete
nordostböhmische, schmalblätterige Race von Melamp. nemorosum als
identisch mit M. subalpinum Kern, aufgeführt, wozu ich mich durch
die ausführliche Beschreibung des letzteren in Juralzka's Aufsatz über
die einheimischen Melampyrumarten (in Verhandlungen der Zool.-bot.
Gesellsch. in Wien, Jahrg. 1850) für berechtigt hielt. Denn Juratzka
erklärt daselbst, seine var. subalpinum besitze vollkommen Kelch,
Blumen- und Fruchtbau des gewöhnlichen Melamp. nemorosum und
weiche von der Normalform nur durch die schmal-lanzelllichen oder
lineallanzettlichen Blätter, ähnliche ungefärbte oder nur im obersten
Schöpfe gebläute Deckblätter und die Kahlheit des Kelciies ab. Hier-
mit stimmt nun die ostböhmische Pflanze ohne Zweifel ganz genau
überein. Nur war mir allerdings gleich anfangs, als ich die ost-
böhmische Form fand und bestimmte, die geringe Elevation des
Standortes auffällig, da sie nur in der östlichen Elbeniederung
und auf den angrenzenden niederen Plateaux auf Kiesboden wächst,
dagegen im benachbarten Glazer Gebirge, wo ich sie nach der
dem niederösterreichischen M. subalpinum analogen höheren Lage
und schon dem Namen nach erwartet hatte, durchaus nicht zu
sehen war. Auch im vergangenen Jahre traf ich sie wohl zwischen
Opocno und Tyniste im niederen Lande, aber keineswegs im Adler-
oder Mensegebirge, wo nur M. sihaticum, wie im Glazer Gebirge,
massenhaft das Terrain occupirt hat.
In der Oesterr. botan. Zeitschr. 1874 S. 88 hat Kerner fernere
Unterscheidungsmerkmale des M. subalpinum vom genuinen M. ne-
morosum mitgetheilt, auf die Kelchzähne, die häutige Beschaffenheit
des Kelches zwischen den Ri|)pen und die Kelchbuchten, sowie auf
die Form der Kronenoberlippe sich beziehend. Nachdem ich vor
Kurzem durch Prof. Kerner's Güte das echte Melamp. subalpinum
aus dem Bihariagebirge in Ungarn zur Ansicht erhalten habe, muss
ich gestehen , dass es allerdings nicht vollkommen mit dem ost-
böhmischen Melampyrum der Niederung identisch ist. Dieses letztere
kommt nach Kern er auch in Ungarn häufiger vor (z. B. bei Erlau
und Solymos) und wird von ihm als einfache, schmalblatterige Form
des M. nemorosum erwähnt, während derselbe M. subalpinum als
eigene Art fortführt. Diese Auffassung kann ich nun nicht theilen,
sondern ich betrachte das M. subalpinum neben dem ostböhmischen
(welches ich nun M. stenophyllum oder M. nemorosum b. stenophyllum
nennen will, da Neilreich das M. subalpinum bereits als M.nemor.
var. angustifolium bezeiclinet hat) als eine mit diesem gleichwerlhige
Race (Subspecies) des M. nemorosum. In der Blattgestalt stimmen
beide sehr überein, das M. stenophyllum hat aber oft noch schmälere
(3—6 Mm. breite) Blätter, seine Deckblätter sind noch beträchtlich
schmäler und kleiner als beim M. subalpinum.^ die oberen, die bei
letzterem noch merklich gefärbt sind, pflegen bei M. stenophyllum
meist ganz ungefärbt zu sein, seltener sind nur die obersten im
B66
Schöpfe schwach geblaut. Die gegenüber der Normalform auffällige
Kahlheit der ganzen Pflanze (nur die Stengelkanten, Blattstiele und
Kelchrippen sind meist noch etwas, obwohl spärlich behaart) ist auch
beiden gemeinsam, die Kelche des M. subalpinum sind zwischen den
Rippen allerdings deutlicher häutig, doch sind sie es bei M. steno-
phyllum und nemorosum aii'^h etwas, wenngleich in geringerem Grade
und werden es besonders zur Fruchtzeit, die Kelchzipfel des M. sub-
alpinum sind schmäler als bei M. stennphyllum, pfriemlich langzu-
gespitzt und gerade vorgestreckt, bei letzterem breiter, nur zur Spitze
pfriemlich und mehr abstehend. Die Kelchbuchten finde ich nicht
constant verschieden, sie sind bei M. stenophyllum zur Fruchtzeit
oft ebenso gerundet oder gestutzt, und auch in der Corollenoberlippe
finde ich keinen besonderen Unterschied, sie ist oft auf demselben
Exemplar bald steiler abschüssig, bald sanfter gerundet. Dagegen
fällt mir die Länge und Breite der Kronenunterlippe des M. sub-
alpinum auf. Die Unterschiede in Höhe und Verzweigung bedeuten
nicht viel; das feinere M. stenophyllum ist zwar in der Regel niedri-
ger als M. nemorosum genuinum, es finden sich aber auch bis 40 Ctm.
hohe Exemplare, und verzweigt ist es meist sehr stark, ebenso und
noch mehr als die gewöhnliche Race. Alles in Allem sind die Un-
terschiede des M. subalpinum von M. stenophyllum wohl derartig,
um sie als zwei auch geographisch und hypsometrisch gesonderte
Formen oder Rassen zu trennen, aber auch für das M. subalpinum
lange nicht genügend, um es zur Art zu erheben. Dass aber M. ste-
nophyllum von Kerner besonders dem M. subalpinum gegenüber
sehr unterschätzt wird, folgt sowohl aus den eben besprochenen
Formverhältnissen, als auch aus der ganz eigenen geographischen
Verbreitung. Der Habitus ist derart von dem des genuinen M. nemo-
rosum verschieden, dass ich, die Pflanze im J. 1867 das erste Mal
in» Königgrätzer Walde erblickend, eine mir unheiannte neue Art
vor mir zu haben glaubte, und erst durch den Vergleich der Blüthe
und Frucht mit dem genuinen M. nemorosum von der specifischen
Identität beider mich überzeugte. Sie wächst überall, wo ich sie
noch sah , ohne Uebergänge in M. nemorosum s. str., meist nicht
einmal in dessen Gesellschaft. Dieses ist z, B. im Neuköniggrätzer
Walde nur an einer einzigen beschränkten Stelle von mir gesehen wor-
den, während M. stenophyllum daselbst nebst M. pralense ganz ge-
mein ist. Ich zweifle ferner nicht daran, dass M. stenophyllum eine
östlichere Rasse ist, die im nordöstlichen Böhmen einen Va.'posten vor-
geschoben hat, wie manche andere Pflanze, z. B. das Galium arista-
tum L. (resp. G. Schultesii Vest.), denn es fehlt absolut im übrigen
Böhmen, wo M. nemorosum genuinum genug häufig vorkommt, fehlt
auch in Deutschland, daher es in Garcke's Flora nur aus Böhmen
zu verzeichnen war. Darum freut es mich zu vernehmen, dass es
in Ungarn häufiger vorkommt, und ich denke, dass es in Mähren,
vielleiciit auch in Niederösterreich gefunden werden wird.
Es gibt also drei, phytographisch und geographisch verschie-
dene Unterarten des Melampyvum nemorosum, nämlich a) genuinum^
(q stenophyllum und c) subalpinum.
367
lieber Hypericum umbellatuni Kerner.
In der öslerr. botan. Zeilschr. 1874 p. 140 habe ich die Ver-
muthung ausgesprochen, dass das Hypericum umhellatum nach der
von Kerner gegebenen analytischen Uebersicht der mit Hyp. Richeri
nächst verwandten Arten (Oeslerr. botan. Zeilschr. 1868, pag. 244)
zu urtheilen, gleich meinem Hyp. franssifvanicum {.Hyp. Burseri der
analytischen uebersicht) als Rasse zu Hyp. Richeri gezogen werden
könnte. Kerner unterschied daselbst das H. umhellatum vom H.
Richeri durch die Verzweigung des Blüthenstandes, durch die grossen,
denselben umhüllenden obersten Bliitter und die Liinge der Kelch-
fransen. Nachdem ich es nunmehr durch die Güte des Autors er-
halten und näher kennen gelernt habe, muss ich gestehen, dass ich
es für eine ausgezeichnete Art halte. Ausser durch die in der ana-
lytischen Uebersicht gegebenen Merkmale zeichnet es sich noch durch
die in allen Maschen des Blattnelzes vorhandenen schwarzen, theil-
weise auch hellen durchscheinenden Drüsenpunkte aus, worin es
nur mit dem anderweitig sehr verschiedenen Hyp. harhatum ver-
gleichbar ist. Die anderen verwandten Arten haben nur längs des
Blattrandes eine Reihe schwarzer Drüsenpunkte und selbst bei Hyp.
Rochelii Gris. et Schenk finden sich nur wenige solche Punkte vom
Blattrande entfernter auf der Blattfläche.
Ueber zwei Bastartformen der böhmischen Flora.
Den Dianthus Hellwigii Borbäs *) (Z). armeria X deltoides) fand
ich heuer bereits auf dem zweiten bi)hmischen Standort, nämlich bei
Karlstein, mit den Eltern. Bei Prestic in Südböhmen fand ich zu-
sammen mit Herrn Ingenieur Freyn Hieracium Auricula X Pilo-
') Ueber die erste Auffindung dieses Nelkenbastarts in Böhmen (bei
Neratovic im Elbthale) habe ich im Sitzungsberichte der Böhm. Gesellsch. der
Wissensch. im Anfang des vor. Jahres Mittheilung gemacht. Am Schluss mei-
ner Bemerkungen über den Bastart habe ich den einfachen Namen D. Hellwigii
proponirt, ohne mich zu erinnern, dass ihm schon Borbäs diesen Namen gege-
ben hatte. Dieses Versehen hat Herr Stein in Nr. 7 der Oesterr. botan. Zeitschr.
1878 in brusquer Weise corrigirt, worüber ich kein Wort weiter verlieren
will. Nur möge hier bemerkt sein, dass der D. armeriastrum Wolfher, der
dem Bastart wohl ähnlich sieht und der auch schon in sctilesischen Exsiccaten
als Synonym dazu citirt worden ist, nach Boissier's Flora orientalis mit D.
coryihbosus Sibth. identisch ist, wozu auch die Beschreibung des letzteren
stimmt. Was die Drosera obovata M. et Koch betrifft, so halte ich es doch
nicht für eine überflüssige Mühe, dass ich nipine, der hybriden Natur derselben
ETünstige Wahrnehmung ' und Ansicht mitgetheilt habe. Wer das Precäre der
Deutungen mancher Hybriden kennt, wird ein beistimmendes Urtheil nicht ge-
ringschätzen. Denn obgleich Godron schon 18.56 die Hybridität der Drosera
o6oi;a«a nachgewiesen "bat, so hat diese Deutung noch lange nicht allgemein
Eingang gefunden. So war in Garcke's allgemein geschätzter Flora noch in
der"l2i Auflage von 1875 diese Drosera als Varietät der D. anglica ver-
zeichnet, mit der Bemerkung, dass sie „von Einigen als Bastard der D. rotun-
difolia angesehen werde." "Die offene Thür, die ich in Herrn Stein's zierli-
cher Redeweise „eingerannt habe," wird also doch nur eine halbgeöffnete
gewesen sein!
368
sella (H. auriculaeforme Fr.) mit den Eltern in äusserst inslructi-
ver, die hybride Natur sehr deutlich bekundender Form. Es ist das
erstemal, dass dieser Bastart, den mein mit Hieracien in den letzten
Jahren eifrig beschäftigter frühzeitig verstorbener Schwager , K.
Knaf vergeblich gesucht hatte, in Böhmen beobachtet worden ist.
Mr. Bosisto's Abhandlung
über
Eucalyptus und ihre Eigenschaften.
(Aus dem Englischen von P. Antoine.)
Nachfolgende Abhandlung über die Eigenschaften der Eucalyp-
tus-Arten Australiens wurde vor der Royal Society von Victoria
von Mr. Bosisto gelesen.
Sie behandelt Beobachtungen und Untersuchungen, welche uns
einen Einblick in den Haushalt des Baumes, über welchen gegen-
wärtig so viel gerühmt und gesprochen wird, an seinem häuslichen
Herde, in den vielen Gebieten Australiens, gewähren.
Die Untersuchungen wurden von einem Manne geleitet, welcher
Gelegenheit hatte, dieselben im grossen Massstabe durchzuführen, da
Bosisto in Melbourne ein Etablissement betreibt, aus welchem in
jedem Jahre über zwölf tausend Pfund von Eucalyptus-Oe\ in den
Handel gesetzt werden.
An vielen Orten des europäischen Continentes, sagt Bosisto,
wurden Versuche angestellt, den Eucalyptus zu acclimatisiren und
am häufigsten hierzu wurde E. globulus ausersehen.
Der schnelle Wuchs, seine schönen eiförmigen und nachher
lanzettlichen Blätter, seine zeitliche Reife zusammen mit der Eigen-
schaft eine bedeutende Menge Feuchtigkeit aufzunehmen und die
Luft mit einem eigenthümlichen Gerüche zu würzen, leiteten zu der
Vermuthung, dass dieser Baum, der an und für sich anziehend ist,
einen wohllhätigen Einfluss auf Gegenden ausüben könnte, die mit
schädlichen Ausdünstungen erfüllt sind. Aber diese Art, abgerechnet
von ihren Nebenarten, gibt nicht hinreichend Aufklärung, um in ir-
gend einem Falle eine hinreichend befriedigende Antwort zu geben.
In Anbetracht der Frage: ist Eucalyptus ein Fieberheilbaum?
oder mit anderen Worten, trägt er, wo Malaria herrscht, zur Ver-
minderung derselben bei, oder vernichtet er miasmatische Gifte?
schlagen wir vor, das Ganze auf die Eucalyptus-Vegel&Üon zu über-
tragen.
Wenn wir von Melbourne oder einem anderen bevölkerten
Punkte nach irgend einer Stelle in Australien reisen, oder nach
irgend einem Punkte der Windrose ausgehen, begegnen wir sogleich
dem Eucalyptus, wel(;her seilen wegbleibt, bis wir nicht wieder in
369
eine Stadt eintreten. In der Tliat sind vier Fünftel der Vegetation von
Australien durch Eucalyptus vertreten.
In Anbetracht seines Einflusses auf die klimatischen Verhält-
nisse oder seine Einwirkung auf die Gesundheit, welche er allen
übrigen Vegetabilien anderer Gegenden vor hat, sind wir in der
Lage, bestimmter als irgendwo anders, den Gegenstand behandeln
zu können.
Physiologen erklären den Bestandtheil, welcher durch die Pflan-
zen im Allgemeinen aufgenommen wird, als jenen, der die Atmo-
sphäre verbessert und den Menschen, so wie anderen lebenden
Geschöpfen , Lebenslufl zuführt und Gesundheitsreformatoren sind
aber über die üblen Folgen, welche durch die Zersetzung von Ve-
getabilien unter allen Umständen hervorgehen, weitläufig geworden.
Was aber die Vernichtung der Malaria durch das Aufwachsen ge-
wisser Bäume anbetriff't, so wurde dieses Mittel schon in früher Zeit
angepriesen, die Vernunftgründe hiefür blieben aber eine off'ene
Frage.
Einige Bäume und Pflanzen stehen im Rufe, die Malaria zu
verursachen und in den Gegenden, wo sie wachsen, vermeiden die
Bewohner unter oder bei ihnen zu campiren; in anderen Fällen sind
die Thautropfen, welche des Morgens von gewissen Pflanzen nieder-
träufeln, bekannt, dass sie die Haut mit Flecken irritiren, welche an
Fieberflecken erinnern und Aehnlichkeit mit jenen haben , welche
von Ficus marophylla herrühren.
Solche Veranlassungen sind den Substanzen zuzuschreiben,
welche sich in der Pflanze vorfinden, die aber nichts mit der Malaria
zu thun haben.
Was immer die angenommene Theorie als die Ursache des
Faulfiebers (zymotic fevers), sei es entweder „Liebig's Albuminoid"
oder „Pasteur's Animacular," so kommen sie häufig in vielen Län-
dern vor.
Australien, im Ganzen genommen, mag ziemlich frei von gif-
tigen, endemischen oder miasmatischen Fiebern sein und letzteres,
darf man sagen, besteht nur dann, wenn der Eucalyptus fehlt.
Die physikalische Geographie Australiens ist in den allgemeinen
Regeln von jenen anderer Länder nicht verschieden. Wir haben
Berge und Thäler, hohe Gebirgszüge und weit ausgebreitetes Flach-
land, Flüsse und Buchten und nach Mr. Selwyn sind in der allge-
meinen Beschaffenheit im Charakter und der Zusammenstellung in
geologischer Anordnung und in physikalischer und paläontolugischer
Verwandtschaft die Gebirgsformation in Victoria in jeder Hinsicht
jenen anderer Gegenden analog.
Aber durch den Eucalyptus besitzen wir eine Vegetation, welche,
mit der Ausnahme , dass sie auch auf der benachbarten Insel Tas-
mania vorkommt, absolut nur Australien eigen ist.
Wenn wir daher in einem sehr hohen Grade eine Befreiung
von Fieberkrankheiten besitzen, kann diess auf irgend eine Weise
dieser Myrtacee zugeschrieben werden?
B70
Baron von Mucller beschreibt 130 Arien dieser Gattung als
in Australien vorkommend, für den gevs^öhnlichen Beobachter sind
wohl viele Arten sehr schwer zu unterscheiden, einige davon bilden
Wälder von grosser Ausdehnung , sowohl im hohen oder niederen
Tafellande, andere dichte Wüstenbüsclie und wieder andere sind auf
den Ebenen so vertheilt, dass hierdurch der Gegend ein parkähnlicher
Charakter verliehen wird.
Zu diesem Endzweck beabsichtige ich zuerst im Allgemeinen
die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Eucalypti als
ein Ganzes nachzuweisen und in Sonderheit aber bei jenen Arten,
von welchen man eigentlich sagen kann, dass sie Repräsentanten
dieser Classe von Vegetabilien sind.
Die physikalischen Eigenschaften aller Eucalypti sind, — dass
sie ihre Rinde ablosen, dass die Blätter immer grün sind und durch-
sichtige Zellen haben, welche bei manchen Arten selbst dem unbe-
waffneten Auge sichtbar werden; dass der Blattstiel halb gedreht
ist, so dass die Blattfläche mit der Hauptachse des Baumes, parallel
läuft und demnach die volle Einwirkung des Sonnenlichtes und der
Wärme an beiden Seiten gestattet; auch sind die Wurzeln zerstreut
und nehmen Wasser in Menge aus dem Boden auf.
Die chemischen Bestandtlieile eines Eucalyptus-B-Awmes sind
weder giftig noch sonst verderblich. Ausser dass sie alle jene ent-
halten, welchen man stets als Bestandtheilen bei der Baumvegelation
begegnet, besitzen die Eucalypti noch ausschliesslich ein tanninhäl-
tiges Schleimgummi, eine flüchtige Säure und ein flüchtiges Oel. Die
beiden ersten sind in den meisten Theilen des Baumes vorfindlich,
letzteres hingegen nur in den Blättern. Nun liegt in diesen drei
Körpern, so wie ich glaube, der Schlüssel zur Frage vor uns, und
ich muthmasse, dass ohne diese keine Fährte gefunden werden kann,
welche zu der Eigenschaft des Eucalyptus führt, die Luft mit Oxygen
zu schwängern, über jene hinaus , welche auch bei anderen Arten
der Vegetation vorkommen. Wenn die Grundstoffe dieser Körper im
Baume zurückgehalten sind, bis sie durch das Zuthun des Menschen
frei geworden sind, dann ist die weitere Nachforschung nutzlos;
aber wenn einer oder mehrere derselben durch die Naturkraft des
Baumes von selbst abgegeben werden , oder durch die Beihilfe des
Lichtes, der Wärme oder durch die in der Atmosphäre befindliche
Elektricität oder durch einige oder alle diese Kräfte in Verbindung,
dann haben wir alle Ursache unsere Untersuchung fortzusetzen.
Es erwächst nun die Frage, haben wir einen Beweis, dass
diese flüchtigen Körper durch die Einwirkung der Pflanze und im
Einvernehmen mit den atmosphärischen Agentien in der Luft in
Freiheit gesetzt sind? wenn wir ihn haben, wann geschieht dieses?
Welche ist die Menge?
Welche ist die wahrsclieinliche sanitäre Wirkung?
Bevor diese Frage mit den eben erwähnten Zweifeln aufge-
nommen wird, halte ich es für angemessen zu erwähnen, dass
meine Untersuchungen an Eucalyptus^ sowohl was seinen festen als
371
auch flüclitig-en Inhalt anbetrifft , für technische und medicinische
Zwecke durch viele Jahre fortgesetzt wurden, und dass diese an
lebenden Bäumen im Walde und an dem Wüstengestriippe zu allen
Zeiten des Jahres geschahen , und dass der angewandte Apparat
täglich mit vier Tonnen des Materiales arbeitete.
Die Bepräsentantcn der typischen Arten, auf die ich verweise,
werden die ganze Frage erklären.
Dieselben sind nachfolgende acht Arten.
1. Eucalyptus viminalis (Manna gum),
2. „ odorata,
3. „ rostrata (Red gum),
4. „ obliqua (Stringy bark),
5. „ Sideroxylon (Iron bark),
6. „ globosus (blue gum),
7. „ oleosa (Mallee),
8. „ amygdalina (Peppermint).
Die ersten beiden, E. ciminaUs und odorata, repräsentiren
jene Arten, welche einen kleinen Procentgehalt von flüchtigem Oele
abgeben. Die vier nächstfolgenden E. rostrata, obliqua, Sideroxylon
und globosus repräsenliren jene Arten, welche allmälig in ihrem Procent-
gehalt an Oel zunehmen, bis sie zu einem schönen Baume mittlerer
Stärke heranvvat hsen und die beiden letzteren, E. oleosa und amygdalina
sind solclie, weh i.e in dieser Hinsicht das Maximum darbieten.
Folgendes ist die Erklärung hierzu.
E. odorata liefert 7 Flüssigkeitsunzen von 1000 Pfund frisch
gesammelten Bhttern, die an kleinen Zweigstücken haften.
Eucalyptus viminalis liefert 7 Unzen,
rostrata „
15
obliqua „
globulus y)
Sideroxylon „
oleosa „
80
120
160
200
amvgdalina „
500
Keine Eucalup^'u^- Art übeihiül E. amygdalina und kein Vege-
tabil enthält so viel flüchtigen Oeies in seinen Blättern, als in der
eben genannten Art enthalten ist. Die acht Arten, die ich eben er-
wähnte, repräsentiren nicht nur das Oelerträgniss vom Minimum zum
Maximum, sondern auch die flüchtige Säure und das tanninhältige
Schleimgummi (australisches Kino), sowie auch die Standorte vom
Berge bis zur Wüste.
Erstlich was das flüchtige Oel betrifft. Wenn wir ein Blatt von
irgend einem Eucalyptus zu was immer für einer Zeit abbrechen,
so ist das Aroma gleichmässig voritandeii und die Oelzellen erscheinen
in gleicher Beschaffenheit, aber wann es einer praktischen Probe
unterzogen wird, so erscheint die Quantität verändert. Boden und
Localverhältnisse verändern nicht snerklich die Quantität, welche von
irgend einer Art gewonnen wird, wenn man zu einer und derselben
Jahreszeit operirt.
372
Die Einreihung jener Arten, welche durch E. mminalis und
odorata vertreten sind, nämlich als wenig Oel liefernde Arten, ist
im Vergleiche zu jenen, welche grosse Mengen hervorbringen, be-
grenzt. Diese haben einen weiten Verbreitungsbezirk.
Eucalypti wenn in voller Lebenskraft, bieten eine grosse Blatt-
oberfläche dar, und es ist nothwendig zu bemerken, dass die Ver-
schiedenheit des Ersatzes an Oel nicht durch eine Verminderung der
Blätter an den Zweiglein in irgend einer Periode im Jahre, erwächst.
Die Verschiedenheit in der Oelerzeugung steht in manchen Jahren
unter 20 Procent, in anderen variirl sie aber sehr bedeutend, wie
wir sogleich ersehen werden, dann erfolgt die Verschiedenheit nicht
in einer Reihenfolge der Zeit vom Maximum zum Minimum, sondern
sie ist intermittirend. Um diese Eigenthümlichkeiten mit Genauigkeit
in Rechnung zu bringen, ist diess eine Aufgabe, welche ich nicht
wage; dennoch möchte ich hervorheben, dass der Wurzelbau der
Art, die Temperatur des Grundes und der Luft damit im engen
Zusammenhange stehen.
(Fortsetzung folgt.)
Literaturberichte.
Entwickluugs^eschichtliche Untersnchnng über Crenothrix polyspora,
die Ursache der Berliner Wassercalamität. Von Dr. W. Zopf. Berlin,
Verlag von Julius Springer. 1879. 8°, 21 S. 3 Tafeln.
Diese Arbeit ist ein erwünschter Beitrag zur genaueren Kennt-
niss der obgenannten Pflanze; sie enthält eine eingehende Schilderung
der von Prof. Cohn zuerst studirten Entwicklungsgeschichte derselben,
sie bringt ferner genauere Angaben über das häufige Auftreten der
Crenothrix in den Wasserleitungen Berlins. Gut ausgeführte Tafeln
veranschaulichen die anatomischen und morphologischen Verhältnisse in
sehr gelungener Weise. R.
Hyphomycetes nonnulli novi Americaui. Auetore P. de Thümen. 8". 3 p.
(Extrait de la Revue mycologique. Annöe 1879, p. 58 bis 61).
In diesem Aufsatze werden von dem ungemein thätigen Ver-
fasser folgende 13 Arten als neu beschrieben: Maerosporium cassiae-
colum, M. hibiscinum, M. spadiceum. M. Baptisiae, Cladosporium
infuscans, Cl. Ajnorphae, Cl. Erianthi, Triposporium Juglandis,
Helminthosporium Hydropiperis, H. Diospyri, Mystrosporium consors,
Dactylium Helminthosporii^ Oidium Drummondii. Sämmtliche Novi-
täten stammen aus Süd-Carolina und wurden von H. W. Ravenel
gesammelt. R.
Sammlniig g-emeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge. Herausge-
geben von R. Virchow und Fr. v. Holtzendorff. XIV. Ser. Heft 320.
Ueber die Natur der Flechten von Prof. M. Reess. Berlin, Verlag
von Carl Habel. 8", 47 S. mit 10 in den Text gedruckten Holzschnitten.
Dieser Vortrag ist im Sinne der Flechtentheorie von Seh wen-
den er geschrieben: er enthält eine gute üebersicht über die Resultate
378
der neueren Forschungen. Wer sicli sclinell und leicht über das in der
letzten Zeit vielfach erörterte Thema von der Natur der Fieciiten orien-
tiren will, dem wird der vorliegende Aufsatz erwünschte Dienste leisten.
Gute, meist dem Lehrbuche von Sachs entlehnte Holzschnitte illustriren
die anatomischen und entwicklungsgeschichtlichen Details. R.
lieber Vorkommen von Chlorophyll in der Epidermis der Phanerog-amen-
blätter. Von Adolf Stöhr. LXXIX. Band der Sitzungsber. der k. Akad.
d. Wissensch. 1. Abth. Februar heft.
Das Auftreten von C/hlorophyll in den Epidenniszellen der Farne
und suhmersen Phanerogamen ist eine bekannte Thalsache; die Epi-
dermis der Landphanerogamen hingegen hielt man in der Regel für
ihlorophyllfrei; nur einige wenige Landphanerogamen kannte man,
die eine chlorophyllführende Überhaut besitzen. Dass diese gegen-
wärtig herrschende Ansicht nur zum Theile richtig ist, hatte Herr
Adolf Stohr, gestützt auf Beobachtungen, nachgewiesen und letztere
nebst vielen anderen interessanten Details in vorliegender Arbeit
veröffentlicht. Herr Stöhr untersuchte die Blätter von 102 den ver-
sciiiedensten Familien angehOrigen Dikotyledonen, von diesen wurde
bei 94 eine chlorophyllhältige Oberhaut gefunden; unter den Gymno-
spermen zeigten nur die breitblattrigen Formen Ciilorophyll in der
Epidermis, und bei den untersuchten Monokotyledonen war diese
durchgehends chlorophyllfrei. In der Regel findet sich das Chlorophyll
nur in der Epidermis der Unterseite, selten zugleich an der Oi)er-
seite, und kein Fall kam dem Aulor vor, in dem das Chlorophyll
nur der Oberseite angehörte. Dort, wo das Chloropliyll in Körner-
form auftritt, sind die Chlorophyllkörner ihrer Entstehung nach Stärke-
chlorophyllkörner; formloses Chlorophyll fand Herr Stöhr in der
Epidermis des Stengels und der Blaltnerven von Solanum Pseudo-
capsicum, sowie an den Deckblättern der Winterknospen von Hepa-
tica triloba. Das Chlorophyll der Epidermis scheint functionlos zu
sein, da sich nach der vollständigen Ausbildung der Chlorophyll-
körner keine Stärkeeinschlüsse nachweisen lassen, wohl aber eigen-
thümliche, stark lichtbrechende, mit Jod sich nicht bläuende Körnchen,
welche von dem Autor als Umwandlungsprodukte der primären Stärke
aufgefasst werden. Das Fehlen des Chlorophylls in der Epidermis der
Oberseite wird von dem Autor als eine Folge des zersiörendeu Ein-
flusses intensiven Lichtes erklärt. Es werden wohl Chloropliyllkörner
gebildet, der Farbstoff aber sehr bald wieder zerstört, da ihm ein
ausgiebiger Schutz gegen die Einwirkung intensiven Lichtes mangelt.
Statt der Chloropiiyllkörner beobachtet man hier das Auftreten jeuer
oben erwähnten, eigenthümlichen Körperchen, die in diesem Falle
als Degenerationsprodukte der Chlorophyllkijrner gedeutet werden
können. Zur Begründung seiner Erklärung für das Fehlen des Chlo-
rophylls an der Oberseile weist der Autor auf analoge, bereits von
Wies n er aufgefundene Thatsachen hin und führte selbst diessbe-
ziiglich einige Versuche durch, von denen einer hier Erwähnung
finden nvAg: es wurden Exemplare von BeUis perennis im Lichte
Oesterr. botan. Zeitschrift. 11. Heft. 1879. 28
374
verschiedener Intensität cultivirt und von Zeit zu Zeit die neu ent-
wickelten Blätter untersuclit; in der That wurde eine Lichtintensität
gefunden, bei welclier die Blatloberseite normal ergriinte Chlorophyll-
köiner führte. Das letzte Capitel widmet der Autor der von C. Kraus
angereg^ten Frage, ob durch Wachsthumshemmung eine Chlorophyll-
bildung in Epidermiszellen eingeleitet werden könne. Die Versuche,
die in dieser Richtung angestellt wurden, ergaben aber kein Re-
sultat, da die abnormen Lebensbedingungen ausgesetzten Pflanzen
alsbald zu Grunde gingen; jedenfalls ist an eine so einfache Bezie-
hung zwischen Wachsthumshemmung und Chlorophyllbildung, wie
sie C. Kraus angibt, nicht zu denken'). — h.
W. B. Hemsley. Diagnoses plantarnm novarum vel rninns cognitarum
mexicauarum et ceutrali-americanarnm. Pars altera. London. Taylor and
Francis 1879. 37 Seiten. 8".
In diesem Schriftchen verüfFentlichte der Verfasser die Diagno-
sen einer Cenlurie, theils neuer, theils weniger bekannter Arten,
welche von verschiedenen Sammlern (Schaffner, Galeotti, Parry
und Palm er u.a.) in Mexico und Central-Amerika gesammelt wur-
den und im Herbarium von Kew aufbewahrt sind. Auch wurde
darin ein neues Genus der Bignoniaceen „Godmania^ aus Panama
aufgestellt. B.
H. Christ. Das Pflanzenlebeii der Schweiz. Zürich. F. Schulthess 1879. 8».
488 Seiten. (Mit 4 Vegetationsbildern, 4 Pflanzen zonenkarten und einer
Tafel der Höhengrenze verschiedener Gewächse.)
Als ein stattlicher Band in eleganter Ausstattung liegt das
verdienstvolle Werk in seiner Gänze auf^). Eine gewählte, schwung-
reiche Sprache fiihrt den Leser nicht nur in die schweizerische
Pflanzenwelt ein, sondern fesselt ihn auch an der Hand einer klaren
Darstellung und eines gediegenen Inhaltes, charakterisirt ihm die
4 Höhenregionen, als die untere, die Region des Laub- und Nadel-
waldes und die Alpenregion, weist die klimatischen Einflüsse nach,
welche bei der Vertheilung der Gewächse obwalten, nach welchen
Heimatsgebieten letztere uns verweisen, welch eigenthUmliche Züge
in ihrer Gruppirung sich offenbaren und welche Stellung dadurch
der Pflanzenwelt der Schweiz gegenüber dem Pflanzenleben der
Nachbarländer zukommt. Die beigegebenen Karten (insbesondere
Karte IV, welche die Bestandtheile der schweizerischen Flora sehr
übersichtlich wiedergibt) unterstützen den Verfasser wesentlich in
seiner Absicht. Wenn auch in biologischer Hinsicht Manches ver-
') Das Referat ist länger ausgefallen, als es manchem Leser nothwendig
erscheinen dürfte; doch erfolgte die ausführlichere Besprechung dieser Arbeit
mit Rücksicht auf ein in der Bot. Zeitg. Nr. 36 erschienenes, etwas oberfläch-
liches Referat, und es ja im Interesse des lesenden Publikums gelegen sein
muss, dass ihm bei Besprechungen wissenschaftlicher Arbeiten zum mindesten
die Wahrheit mitgetheill werde.
") Würdig Tschudi's ..Thierleben der Alpenwelt," sowie Heer's „Ur-
welt der Schweiz" als Soitenstück angereiht zu werden.
nachlässigt wurde , was der Titel erheischen würde, wenn aucli
Moose und Flechten, welche doch zur Cliarakterisirniig eines Land-
schaftsbildes gehören , indem sie so häufig auffallende Färbungen
von Felspartien, interessante Bekleidungen von Stämmen u. dgl. her-
vorbringen, übergangen wurden, so sei doch das Werk allen Natur-
freunden, insbesondere jenen, welche sich für die Vegetation unserer
Alpen interessiren, bestens empfohlen. B.
E. Burnat et A. Qremli. Les Roses des Alpes maritimes. Geneve et
Bale. H. Georg 1879. 8". 136 Seiten.
Wer je versucht hat , die Rosenarten kritisch zu sondern und
deren Synonymie festzustellen, wird wissen, welche Schwierigkeiten
hierin zu überwinden sind, und dass nur die Beobachtung der For-
men in freier Natur zum Ziele führt. Letzteres war nun bei Herrn
Burnat in hervorragendem Masse der Fall, in welcher Hinsicht
ihn freilich eine umfassende und genaue Localkenntniss reichlichst
unterstützte. In der Introduction, an deren sich mancher Monograph ein
Musler nehmen könnte, zeigt er die Fülle seines Wissens, während
er in dem descriptiven Theile, an dem Gremii mehr participirte,
strenge sichtet und nur mehrere neue Varietäten aufstellt, nicht aber
der Speciesmacherei moderner Autoren, denen das Genus Rosa
erwünschtes Material darbot, verfiel. B.
Die 1. diesjährige Lieferung der Atti della Societä Crittogamologica Itahana in
Mailand enthält unter Anderen: Nnovi cenni sull' Amphora bullosa
von Elisabeth Fiorini Mazzanti.
(Dieser Artikel ist leider die letzte oder doch eine der letzten
Arbeiten der Contessa Fiorini Mazzanti, einer um die Kenntniss
der Kryptogamen hoch verdienten Forscherin; denn dasselbe Hefl der
genannten Zeitschrift bringt die Miltheilung von ihrem am 23. April
d. J. erfolgten Ableben). Die Verfasserin halte seinerzeit in den
Verhandlungen der Accademia Pontif, dei nuovi Lincei die Beschreibung
einer Diatomee veröffentlicht, welche sie vermöge ihrer Vegetations-
verhältnisse zu Colletonema Brebisson, einer von Kützing in seinen
Species Algarum aufgeführten Gattung, gezählt wissen wollte. Dieser
ihrer Anschauung doch nicht gänzlich vertrauend, sendete sie einige
Exemplare an einen — wie sie sagt „berühmten" — Kryptogamisten,
welcher erklärte, dass er zwar die fragliche Gattung nie lebend ge-
sehen habe, dass jedoch auf Grund der vom erwähnten Autor ge-
brachten Diagnose ihrer Meinung beizustimmen wäre. Sie legte daher
der Alge den Namen Colletonema bullosum bei. Als ihr später
Smith's Synopsis der brittischen Diatomeen in die Hände kam, wo
das Genus Amphora sehr genau beschrieben wird , begann sie die
fragliche Diatomee neuerdings zu studiren, und da die Verfasserin
bezüglich der Einreihung ihrer Species bei Colletonema oder aber
bei Amphora nicht ins Reine kommen konnte , wendete sie sich
schliesslich an De Brebisson — den Autor des Genus Colletonema.
Derselbe erwiederte hierauf, dass ihre übersendete Alge nicht zu
Colletonema gehöre, sondern eine sehr interessante, ihm bis dahin
376
ganz neue Species von Amphora sei, und forderte die Verfasserin
auf, ihre Entdeckung zu puhliciren. Der kleine Aufsatz scliliesst mit
nachstellender Diagnose: .^Amphora bullosa Fiorini Mazzanli. Phycouia
in vivo cylindrico-figiiratuin; frustulis seriato-stipatis, muco involutis;
valvis fronte navicularibus, apicibus truncatis e latere cyinhiformibus
obtusis productis 6 ""^ 164 ad 68 long: 6-008 ""^ ad lÖ lalis, striis
minute unicellulafis e medio ad latus internuin in gonidia" demuin
transeuntibus; endochroinatis sparsis (e forma praecipilatione amitlitur
et aeruginosa chromula in spurco viridem commutatur) Habitat : in
aquis acidulo-salsis bromuralis Terraiinae." Andere Aufsätze, die das
vorliegende Heft bringt, sind: Pugillus Muscorum in agro neapolitano
lectorum, von G. C. Giordano (enthält 136 Arten) und: Funghi
Parmensi Enumerati dal Prof. G. Passerini. Ist eine Uebersicht der
Sphaeropsidien und speciell der Gattung Septoria mit 150 Species,
darunter zahlreiche vom Verfasser neu aufgestellte, ab: S. Mahoniae
Flammulae , Melandri/i, ramealis, tomipara, Balsaminae, Staphyleae
etc. etc. M. Prihoda.
Tabelle zur Bestininiung der in Deutschlaud wildwachsenden Holzge-
wächse (Bänme und Sträucher)« Für angehende Botaniker, Forst-Eleven,
Lehrer, Touristen etc. Zusanimengeslellt von A. Frank und J. Gruber.
Herausgegeben durch den österreichischen Touristen-Club. Wien 1879.
Wie in der Vorrede bemerkt wird, gab zur Entstehung das
Werkchen: „Gemeinfassliche Anleitung, die Bäume und Sträucher
aus den Blättern zu erkennen. Von Fr. Höss. Professor an der
Forst-Lehranstalt zu Mariabrunn, Wien 1830," Veranlassung. Eine
Anleitung zur BeniJtzung der Tabelle schliesst sich an die Vorrede.
Die Verfasser theilen die in dieser Tabelle vorkommenden Gewächse,
184 an der Zahl, worunter auch etliche angepflanzte, in drei Gruppen:
in solche mit einfachen, zusammengesetzten und nadeiförmigen Blät-
tern. — Das Büchlein ist nett in Format und Ausstattung und dürfle
Manchem nicht unwillkommen sein. H. Kempf.
Zur Flora von Niederösterreich, ^'oa Dr. Günther Beck. (Separatabdruck
aus den Sitzungsberichten der k. k. zoolog.-botan. Gesellschaft in Wien).
Bd. XXIX. 8. Jänner ISIQ. 8°, 7 S.
Beck, dem die Flora unseres Kronlandcs schon so manche
werthvolle Beobachtung verdankt, gibt in diesem Aufsatze einen er-
wünschten Beitrag — iiauptsachlich zur genaueren Kenntnissder Flora des
Oetschergebietes. — Als für Niederösterreich neue Varietäten werden
Botrychium Limaria Sw. var. y. incisum Milde auf dem Sonnwend-
stein, — Primula Clusiana Tausch var. foliis creuafis, Nordseile des
kleinen Oetschers, — Sorbus Chamaemespilns Crantz y. discolor
Neilr. am südlichen Abhänge der Voralpe, angeführt.
Heinr. Kempf.
Von A. Kerner 's „Die Schutzmittel der Blütlien gegen
imbemfene Gäste" ist bekanntlich bei Wagner in Innsbruck c'iwe
zweite unveränderte Auflage erschienen (Oest. bot. Ztschr. 1879, S. 234).
Dieses epochemachende Vi''erk ist nun auch in englischer Sprache,
377
übersetzt von W. Ogle, bei C. Kegan Paul & Co. in London er-
schienen. Cljarles Darwin schrieb für dasselbe eine Vorrede, in
welcher er die scharfsinnigen Beobachtungen des Autors und dessen
geistreiche Schreibweise hervorhebt und die üeberceugung ausspricht,
dass diese Arbeit nicht allein für die Wissenschaft eine neue Er-
rungenschaft sei , sondern dass sie gewiss auch zu weiteren For-
schungen anregen wird. Die drei Tafeln zu obigem Werke lieferte
Harlinger in Wien nach den vorhandenen Originalsteinen in vor-
züglicher Ausführung, ebenso vorzüglich ist die ganze Ausstattung
des 164 Seilen in gr. 8". umfassenden handsamen Buches. Welchen
Anklang es in England gefunden, dafür der Beweis, dass eine Auf-
lage von 2000 Exemplaren in Kürze fast gänzlich vergriffen war.
Von C. F. Nyman's „Conspectus florae europeae" ist
der zweite Theil , Seile 241 bis 493 erschienen. Derselbe enthalt
die Arten von Pyrus cordata Desv. bis Monotropa Hypopithys L.
Correspondenz.
St. Polten, den 22. September 1879.
In seiner Flora von Niederösterreich bemerkt Neil reich hin-
ter ÄL-'ena fafua, dass er von Avena strigosa und A. brems zwar
bisher keine Exemplare aus Niederösterreich gesehen habe , dass
diese Arien aber wohl hin und wieder gebaut oder verwildert vor-
kommen mijihten. Bezüglich der ersleren dieser Arten kann ich
diese Vermuthung bestätigen: Avena strigosa Schreb. findet sich
heuer häufig in einem Erbsenfelde nächst dem Eisenhammer bei St.
Polten, Sie ist offenbar zufällig mit ausgesäet worden. Ich habe
diese Art heuer auch sehr häufig zwischen Avena sativa bei Haida
in Böhmen gesammelt. E. Hackel.
Kalks bürg, 4. October 1879.
Dr. V. v. Borbäs, der schon so vieles zur Klärung der un-
garischen Pflanzenverhältnisse beigetragen hat und sich trotz man-
cher Anfeindungen nicht abschrecken lässt, mit gleichem Eifer fort-
zufahren, macht in der letzten Nummer dieses Jouinales, S. 318,
gelegentlich über das Vorkommen des Lythrwu bihracteatum eine
Bemerkung, die weifer verfolgt zu werden verdient. Ganz dieselbe
Erfahrung, wie Borbäs, machte auch ich um Kalocsa. An mehreren
Stellen, wo 1876 Millionen Exemplare dieser Pflanze gestanden, war
1878 keine Spur davon zu entdecken. Nur an den Ufern des Szi-
liditö und des Gemeindeteiches von Szakmär wurden von R. D.
Schön ganz wenige Exemplärohen entdeckt. Kann etwa diese
Pflanze nur gedeihen an Stellen , welche bis spät in den Sommer
hinein überschwemmt bleiben? So war es wenigstens 1876 der
Fall. Auch von Dr. Tauscher in Ercsi erfuhr ich, dass er 1878
378
kein Lythrum bihracteatum gefunden hat. Die im Frühling dieses
Jahres andauernde Dürre dürfte alle Keime erstickt haben. Wie
sieht es heuer damit aus? J. Wiesbaur S. J.
Personaluotizen.
— Dr. Eduard Fenzl ist am 29. September, im Alter von
72 Jahren, an einem Gehirnschlage gestorben. Sein Porträt nebst
einer Biographie brachte diese Zeitschrift im J. 1862.
— P. Ladislaus Menyhärth ist zur Fortsetzung seiner bota-
nischen Studien nach London abgereist.
— Dr. M. Wester maier hat sich an der Universität Berlin
hahilitirt.
— Adolf Toepffer in Brandenburg a. H. hat die Leitung
des Schlesischen botanischen Tauschvereins übernommen.
Vereine, Anstalten, Unternehmung^en.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaf-
ten in Wien am 10. Juli übersandte Prof. J. Wiesner eine von
Herrn Hans Molisch im pflanzenphysiologischen Institute der Wiener
Universität ausgeführte Arbeit, betitelt: „Vergleichende Anatomie des
Holzes der Ebenaceen und ihrer Verwandten." Die Ergebnisse der
Arbeit sind, kurz zusammengefasst, folgende: 1. Alle in den Bereich
der Betrachtung gezogenen Ebenaceenhölzer zeigen einen überein-
stimmenden histologischen Bau, ein Beweis, dass die Verwandtschaft,
welche in der Blüthe so' klar zum Ausdrucke kommt, sich auch im
anatomischen Bau des Holzes wiederspiegeln kann. Wenn das unter-
suchte Material der verwandten Familien (Slyraceen, Sapotaceen,
Ternstroemiaceen, Anonaceen und Olacineen) einen Schluss erlaubt,
so lässt sich auch für sie Aehnliches aussprechen, denn die unter-
suchten Gattungen jeder Familie für sich bekunden im Bau des
Holzes ihre Zusammengehörigkeit. 2. Sämmlliche Elemente der echten
Ebenhölzer werden im Kerne total von gewöhnlich dunkel gefärbten
Inhaltskörpern erfüllt. Wie die Entwicklungsgeschichte lehrt, führen
die Elemente jedoch zu einer Zeit, in welcher sie noch jungen Splint
bilden, Gummi, welches im trachealen System auftritt und den
inneren Zellwandschichlen seine Entstehung verdankt. — Erst später
wird, wenn bei der Bildung des Kernholzes sich ein langsamer
Verwesungsprocess geltend macht, das Gummi in humusartige Körper
umgewandelt. Die inhaltskörper des Ebenholzes sind demnach das
Humificaüonsprodukt jenes Gummi, welches die Elemente des jungen
Splints erfüllt. Der geschilderte chemische Process in Verbindung mit der
anatomischen Structur ist der Grund jener auflTallenden physikalischen
879
Eigenschaften, die den Ebenhölzern eigenlhiunlich sind. 3. Das Eben-
holz (Diospijros Ebenus Reiz) weist einen sehr erheblichen minerali-
schen Gehalt auf: 3-9^. Die quantitative Analyse ergibt, dass COgCa
bei 90^ ausmacht. 4. Die Gef.isse von Anona fasmgata Averden auf
weite Strecken total mit COjCa erfüllt; derselbe ist krystallinisch und
zeigt zuweilen am Oufi''schnitt eine concentrisclie Schichtung. In den
Gefassen von Sideroxylon cinereum Lam. findet man viele diclilge-
drängte Thyllen. Fast jede birgt im Innern einen grossen Krystall
von oxalsaurem Kalk. 5. Bei allen Ebonaceen und fast bei allen
Hölzern ihrer Verwandten wurde conjugirtes Parenchym und con-
jugirte Markstrahlzellen gefunden. Daraus geht hervor, dass die
genannten Elemente häufiger conjugirt vorkoininen, als der Entdecker
dieses Formverhältnisses, Sanio, gemeint hat.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenschaf-
ten in Wien am 17. Juli übersandte Prof. H. Leitgeb in Graz eine
Abhandlung unter dem Titel: „Sludien über Entwicklung der Farne."
Die Abhandlung zerfällt in drei Theile. Im ersten Theile : „Die Dor-
siventralität der Protliallien und ihre Abhängigkeit vom Lichte,"
werden eine Reihe von Culturmelhoden und Versuchen angegeben,
die nachweisen sollen, dass Archegonien wie Rhizoiden immer an
der beschatteten Seile des Prothallinms angelegt werden, mag diese
erd- oder zenithwärts sein. Die Dorsiventralität der Prothallien ist
also eine Wirkung des Lichtes und es ist durch den V\ echsel der
Beleuchtung, insolang das Prolhallium überhaupt wächst, auch eine
Umkehrung der Thallusseiten möglich. Im zweiten Theile: „Der Em-
bryo von Ceratopteris" wird der Nachweis geliefert, dass sich der-
selbe bezüglich seiner Entwicklung ganz den übrigen Farnen, vor
Allem aber der Gattung Marsilia anschliesst. Im dritten Theile:
„Wird der Ort der Organanlage am Embryo durch äussere Kräfte
bestimmt?" wird durch eine Reihe von Experimenten die Tliatsache
festgestellt, dass äussere Kräfte (namentlich die Schwerkraft) dabei
gar nicht in Betracht kommen, der Ort der Anlage also nur von
der Lage des Embryo im Arcliegonium abhängig ist.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Braun stingel mit Pflan-
zen aus Oberösterreich. — Von Herrn Steinilz mit Pflanzen aus
Ungarn. — Von Hrn. Solla mit Pfl. aus Isirien und Krain. — Von
Hrn. Traxler mit Pfl. aus Niederösterreich und Böhmen. — Von
Hrn. Gandoge r mit Pfl. aus Frankreich und Algier,
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Traxler, Ralhay,
Prichoda, Keller, Flelher.
Aus Ungarn einges. von Holuby: ÄlchemiUa arcensis, Avetf.
puhescens c. glabrescetis. Delphinum Con.sofida fl. pleno, Eupfirasia
380
stricta, Festuca Myurus, Jasione montana i\ glabrescens, Melam-
pyrum cristatum v. pallidum, Melandryum sihestre, Prunella gran-
diflora v. pinnafißda, Pyrola minor, P. rotundifoHa, Scleranthus
collinus, Trifolium ochroleucum- v. major, Veronica verna, Viola
alba, V. arenaria, V. montana, V. odorata v. albiflo7'a, Cystopteris
fragilis.
Aus Ung-arn eing. von Borbäs: Roripa Kerneri.
Aus Niederosterreich eing. von L. Keller: Crepis aurea, Epi-
pactis latifolia, Linaria alpina, Myosotis alpestris, Paparer Burseri,
Pedicularis Jacquini, Potentilla Clusiana, Saussurea discolor, Saxi-
fraga aizoides, S. stellaris, Scabiosa columharia, Scolopendrium offi-
cinarum. Aus Ungarn: Dianthus prolifer, Onosma arenariwn.
Aus Oberösterreich eing. von Braunstingöl: Anemone Pulsa-
iilla, Aposeris foetida, Arabis hirsuta, Ariim maculatum, Biscutella
laemgata, Camelina austriaca, Geranium pyrenaicum, Leonfodon in-
canus, Muscari racemosum, Petasites albus, Potentilla opaca, Scilla
hifolia.
Aus Ungarn eing. von Sleinitz: AchUlea Mille fol. v. rosea,
Anthyllis polyphylla, Astragahis austriacns, Bryonia alba, Carduus
hamulosus, Carlina intermedia, Crepis rigida, Doronicum hungari-
cum, Euphorbia polychroma, Gypsophila fasfigiata, Banunculus pe-
datus, Rubia tinctorum, Valerianella pnmila, Verbascum Blattaria.
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Cenlurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Inserat.
In Carl Winter's UniversitStsbuchhandlung in Heidelberg ist
soeben erschienen:
Untersuchungen
ül)er die
EntwickluBg der Crassulaceeii
von
Ludwig Koch.
Veröffentlicht mit Unterstützung des Königlich Preussischen Ministeriums
für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Mit 16 lithographirten Tafeln, gr. 4". — Brosch. M. 40.—.
Keriatteur und Herausgeber Dr. Alexander Sliofltz. — Verla? von C. Gerold's Soha.
Druck »Uli Papier der C Uoberreuter'sclieii Biiclnlriickerei (M. Salzer).
Oesterreiehische
Eotanische Zeitschrift
Gemeinnütziges Organ
für
Die OaterrelvIiUche Sxemplaro
botanische Zeltachrllt RAtnnilf lin<1 RAfaillLoi* die frei durch die Post be-
erscheint DUiaUIH UUU DUiaUlHer, zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion
"'"L?;''r'^"5L!"wf"" Gärtner, Oekonoraen, Forslmäniier, Aerzle/''- fr-p^^nnZ^ren:- '^^^
eis R. Mark.y . Im Wege des
ganzjährig, oder mit HhaIIiaLop lind Toplinilar Buchhandels übernimmt
* a. a.W. (SR. Mark) njlUlUCKCl UUU ICtUUlKCl. Vrän umerat ion
halbjährig. C. Gerold'» Sobn
Inserate in Wien,
die ganze Petitzeile fB 1 9 sowie alle übrigen
15 kr. Ost. W. Xl= A4V% Buchhandlungen.
XXIX. Jahrgang. W IUI. December 1879.
XNHAIiT: Spanisch-portugiesische Pflanzen. Von Dr. Willkomm. — Ueber Orchideen. Von Dr.
Beck. — Botanische Notizen. Von Heimer 1. — Mykologisches. Von Schulzer. — Neue Stand-
orte. Von Traxler. — Zur Kenntniss verwachsener Blatter. Von Dr. Borbds. — Aroideae Maxi-
milianae. Von Dr. Wawra. — Ueber Eucalyptus. Von Antolne. — Literaturberichte. — CoiTe-
spondenz. Von Kempf, Dr. Bor bis. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— Botanischer Tauschverein. — Inserat.
Einladung zur Pränumeration
auf den XXX. Jahrgang (1880)
der
Oesterreichischen
Botanischen Zeitschrift.
(Oeslerr. bolan. Woclienblall.)
Auf die „Oesterreichische botanische Zeitschrift," welche von dem
hohen k. k. österreichischen und dem hohen k. ungarischen
Ministerium für Cultus und Unterricht den Mittelschulen
empfohlen wurde, pränumerirt man mit 8 fl. österr. W. (16 R. Mark)
auf den ganzen Jahrgang oder mit 4 fl. österr. W. (8 R. Mark) auf
einen Semester und zwar auf Exemplare, die frei durch die Post
bezogen werden sollen, nur bei der Redaction: Wien, V. Schloss-
gasse Nr. 15.
Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls
Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat die
Verlagshandlung C. Gerold's Sohn in Wien übernommen.
Oesterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft. 1879. 29
382
Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll-
ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden:
2 und 3. Jahrgang zu 1 fl. (2 R. Mark) - 8. bis 22. Jahrgang zu
2 fl. (4 R. Mark) — 23. bis 28. Jahrgang zu 5 fl. (10 R. Mark) —
29. Jahrgang 8 fl. (16 R. Mark). Bei Abnahme sämmtlicher Jahrgänge
von der Redaction, 20 Procent Nachlass.
Einzelne Hefte können nur vom laufenden und letztvergange-
nen Jahrgange abgegeben werden.
Von den bisher erschienenen 22 Porträts der „Gallerie öster-
reichischer Botaniker" können einzelne Exemplare und zwar in Octav
ä 50 kr. (1 R. Mark) und in Polio auf chin. Papier ä 1 fl. (2 R. Mark)
abgegeben werden.
Skofitz.
(V. Schlossgasse 15.)
Bemerkungen
Über neue oder kritische Pflanzen der pyrenäischen Halb-
insel und der Balearen.
Von Dr. M. Willkomm.
Dio Brasslceen der spanisch-portugiesi.schen Flora.
Die Brassiceen sind als eine eigene Tribus der Cruciferen be-
kanntlich von Aug. Pyr. de Ca n doli e im 2. Bande seines vortreff'liclien
„Systema naturale" (1821) unterschieden und wissenschaftlich be-
gründet worden. Der genannte Forscher nahm nur 5 Gattungen an,
nämlich Brassica, zu welcher er die von Presl in seiner Flora
sicula aufgestellte Galtung Erucnstrum zog, Sinapis, mit welcher er
die von Mönch in seinem „Methodus" begründete Gattung Hirsch-
feidia vereinigte, Moricandia , Diplofaxis und Eruca. Letztere
Gattung ist schon von Tournefort, Brassica und Sinapis sind von
Linne aufgestellt worden, während Moricandia und Diplotaxis eigene
Schöpfungen De Candolle's sind. Dieser bemerkt selbst a. a. 0. S.581
über die Gattungen der Brassiceen: „Genera sub Brassicearum tribu
collecfa adeo sunt affinia ut vix characteribus solidis sint distinguen-
da." Ob und in wie weit dieser Ausspruch zutreff'end ist, wird sich
aus den nachfolgenden Erörterungen von selbst ergeben: genug,
viele, vielleicht die meisten Systematiker der neueren Zeit, theilen
die Ansicht De Candolle's. Ja, Boi ssier hat in seiner Flora des
Königreiches von Granada (Voyage botanique. 2 part. Paris 1839 — 45)
sämmtliche Brassiceen in eine einzige Gattung verschmolzen, näm-
lich Brassica, in welcher neben den ersten Kohlarten die Gattungen
Sinapis, Moricandia, Diplofaxis und Eruca nur als Sectionen figu-
883
rifon. Der beriihmte Schweizer Botaniker rechlferlifft diese Zusani-
«nenziehung S. 32 mit den Worten: „Celle Fusion en un seul de lant
de genres paraitra d'abord temeraire, mais en examinant de plus pres
les caracteres qui ont servi ä foiider ces genres, on trouvera que
les uns n'ofTrent rien de clairement defini ni de veritablement ini-
portant, et que les autres separent et classent ä de grandes distances
des plantes intimement liees." Spatere Forschungen müssen jedoch
Boissier überzeugt haben, dass diese in der Voyage a. a. 0. durcli
eingehende Erörterung der Gattungsmerkmale scheinbar feslbegrün-
dele Ansicht nicht stichhaltig sei, denn in der Flora orientalis (Bd. I.
S. 385 ff.) hat er nicht nur die von De Candolle unterschiedenen
Gattungen vviederliergestellf, sondern noch zwei, niimlich Erucastrum
und Hirschfeldia^ hinzugefügt. In den Genera plantarum von Ben-
tham und Hooker, welche Autoren bekanntlich für das Zusam-
menziehen der Gattungen und Arten sehr eingenommen sind, erschei-
nen bei den Cruciferen (vol. I, pars. 1, 1862) die schotentragenden
Brassiceen, um welche allein es sich hier handelt, durch 8 Gattungen
repr<isentirt, niimlich 4 alte (^Brassica ^ Diplofaxis , Eruca und Mo-
ricandia) und 4 mittlerweile hinzugekommene neue (^Euromodendron,
Sacignya, Orychophragtnus und Henophyton).
Mit Brassica werden, wie in Boissier's Flora von Granada,
die Gattungen Sinapis, Erucastrum und Hirschfeidia verschmolzen,
ausserdem die von Lowe (in den Transact. of the Cambridge philos.
soc. IV) aufgestellte Gattung Sinapidendron , deren Arten Madeira,
die canarischen und capverdischen Inseln bewohnen. Es würde zu
weit führen, die Ansichten noch anderer Floristen und Systemaliker
über die Brassiceengattungen zu erörtern; sicher erhellt aber aus
diesen wenigen Angaben, dass der Gattungscharakter in den Tribus
der Brassiceen bisher ein höchst schwankender gewesen ist.
In keiner Flora Europa's dürften die Brassiceen so zahlreich
vertreten sein, wie in der spanisch-portugiesischen, welche nach dem
gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse und nach meiner Auffassung
des Artbegriffes deren 52 enthält, Avovon allerdings einige, die als zwei-
felhaft bezüglich ihrer Abstammung bezeichnet werden müssen. Ein
eingehendes Studium derselben, welches selbstverständlich nicht ohne
Berücksichtigung der übrigen ausserhalb der pyrenäischen Halbinsel
vorkommenden Brassiceen gemacht werden konnte, hat mich nun über-
zeugt, dass die meisten, der seit Tournefort aufgestellten Gat-
tungen , sich recht wohl und sicher unterscheiden und abgrenzen
lassen, obwohl sie, wie schon De Candolle mit Fug und Recht
behauptete, sehr nahe mit einander verwandt sind. Sie bilden eine
überaus natürliciie Verwandlschaftsreihe, welche sich nach der einen
Seife mit den schötchentragenden Brassiceen oder der von De
Candolle unterschiedenen Tribus der Velleen, nach der anderen
aus den Sisymbreen verbindet. Nur müssen die Galtungen anders
an einander gereiht werden, als wie in Bentham's und Hooker's
Genera plantarum , wo die Galtungen Diplotaxis und Moricandia
höchst unnatürlich weit von einander entfernt sind, weil jene Autoren
29*
384
hei der Griipphung der Brassiceengattungen ein sehr variables und
daher kiinslliches Merkmal (die Gestallung der Narben) als Einlhei-
lungsprintip benutzt haben. Diess führt auch zunächst zur Bespre-
cliung derjenigen Charaktere , welche zur Unterscheidung und Ab-
grenzung der Gattungen benutzt werden können und müssen.
Boissier hat ganz recht, wenn er (Voy. bot. 1. c.) die von
De Candolle und Anderen zur Unterscheidung der Brassiceen-
gattungen benutzten Merkmale der Einreihigkeit oder Zweireihig-
keit der Samen in jedem Fach , die Richtung der Kelchblätter,
die Aussackung der lateralen Sepale an ihrer Basis oder deren
Nichtvorhandensein, die stielrunde oder zusammengedrückte Form der
Schoten , endlich die relative Länge des Rostrum und ob das-
selbe Samen einschliesst oder nicht , als sehr unbeständige Merk-
n»ale und desslialb als solche ohne Werth bezeichnet. Er hat
aber Unrecht , wenn er meint, dass auf die Nervation der Frucht-
lappen ebenfalls kein Gewicht zu legen sei. Denn diese, über-
haupt die gesammle Structur des Perikarpes bietet im Verein mit
der bisher viel zu wenig beachteten Beschaffenheit der Testa der
Samen und der Gestalt der Kotyledonen die einzigen constanten
Merkmale zur Unterscheidung der Gattungen und Sectionen. In
zweiter Linie kämen dann unter Umständen die gesammte Gestal-
tung (ni^ht die relative Länge!) des Rostrum und der Scheidewand
der Schote, die Anzahl und Lage der Bodendrüsen (glandulae tori,
hypogynae). Letztere, auf welche neuerdings von mehreren Syste-
malikern bei der Classification der Cruciferenzelllagen grosses Ge-
wicht gelegt wird, reichen für sich allein nicht aus, um die Brassi-
ceengallungen zu unterscheiden, da die Arten \on Brassica, Sinapis^
Sinapidendron, Erucastrum und Diplotaxis bezüglicl» der Zahl und
Lage der Bodendrüsen vollkommen übereinstimmen. Ich mochte
diesen Organen bei den Cruciferen überhaupt keine allzugrosse Be-
deutung für die Systematik beilegen. Denn ganz abgesehen davon,
dass die Erkennung der Gestalt der Lage der Bodendrüsen bei klein-
blüthigen Cruciferen im getrockneten Zustande meist sehr schwierig,
oft geradezu unmöglich ist, würde, wollte man die Classification der
Gattungen lediglich oder vorzugsweise auf die Verschiedenheilen
begründen, welche die Bodendrüsen darbieten, eine mitunter sehr
künstliche und im Allgemeinen durchaus nicht nalurgemässe Anord-
nung herauskommen, worauf weiter einzugehen hier nicht der Ort
ist. Legt man die oben erwähnten Merkmale der Frucht- und Samen-
schale u. s. w. zu Grunde, so erhält man Galtungen und Sectionen,
deren Arten — wenig zweifelhafte ausgenommen — auch einen
übereinstimmenden Habitus zeigen und sich aucli dadurch als natür-
liche Gruppen zu erkennen geben. Denn meiner Ansicht nach ist
ein Haupterforderniss einer natürlichen Gattung, dass deren Arten
neben der Uebereinslimmung in morphologisch-wichtigen Beziehun-
gen auch einen übereinstimmenden Habilus zeigen und schon daran
als zusammengehörig erkannt werden können.
385
Die Fruchtlappen der scholentragenden Brassiceen sind l)ald dünn,
membranoid- oder papierartig und (gegen das Licht gelialten) durchschei-
nend (so bei Diplotaxis, Pendulina, vielen Arten von Brassica), bald dick,
leim-, knorpel- oder liornartigliart und undurchsichlig(z. B, bei En/ca und
den Arten der Section Euhrassicd). Diese Verscliiedenlieit der Consistenz
dürfte in anatomisclien Verhältnissen begründet sein, welche sicher
constant sind. Sie sind von 1—5 parallelen Nerven durchzogen,
deren Starke und Lage verscliieden sein kann (was ebenfalls con-
stant ist) und welche durch anastomosirende Adern mehr oder we-
niger verbunden erscheinen. Der Mittelnerv oder der einzige, wo
ein solcher vorhanden, ist nicht selten als vorspringender Kiel ent-
wickelt. Der Schnabel ist bald zweischneidig und breit (schwert-
förmig, z. B. bei Eruca^ Euromodendron, den Arten der Seclion Leti-
cosinapis), bald zusammengeruckt-vierkantig (wo dann der Quer-
schnitt ein schiefwinkeliges Parallelogramm bildet, so bei wandigen
Arten von Brassica und Erucastriini), bald im Querschnitt rundlich,
der Gestalt nach kegel- oder pfriemenfürmig (z. B. bei den Arten
der Section Ceratosinapis), übrigens mit keinen den Klappen ent-
sprechenden Flächen oder Seiten in bestimmter Weise von Längs-
nerven durchzogen. Die stets zarte und desshalb diaphane Scheide-
wand zeigt nicht nur eine bestimmte Nervation, sondern ist entweder
auf beiden Flächen vollkommen plan oder alternirend grubig verlieft,
wo dann in jeder Grube ein Same liegt und die ganze Schote (wenigstens
bei membranöser Beschaffenheit ihrer Klappen) kantig oder torulös
zu sein pflegt. Die Testa der bald kugeligen, bald zusammenge-
drückten , bald parallelopipedischen Samen kann dick oder dünn,
ihre Oberfläche glatt, punktirt, facettirt (tesla areolata) oder bienen-
zellenartig (t»^sta alveolala) oder ringsherum geflügelt sein, lauter
constante, schon auch im anatomischen Bau der Testa begründete
Verhaltnisse. Bezüglich der Kotyledonen verdient nun hervorgehoben
zu werden , dass dieselben bei Sinapis und Brassica zweilappig,
bei den übrigen Brassiceen aber ungetheilt sind. Was endlich die
Bodendrüse betrifft, so kommen bei Euromodendron und Moricandia
deren nur 2, bei allen übrigen Brassiceen deren 4 vor.
Mit Benützung dieser Merkmale lassen sich, abgesehen von den
fern liegenden und von mir nicht untersuchten Gattungen Sacignya,
Ortjchnophragmus und Henophyton 8 Gattungen schoteniragender
Brassiceen unterscheiden, welche ich, wie folgt, an einander reihe:
Eruca, Euromodendron^ Sinapis, Brassica, Erucastrum, Diplotaxis,
Pendulina und Moricandia. Die Verwandtschaften und Unterschiede
dieser Zelllagen werden aus der folgenden Tabelle am schlagendsten
ersichtlich werden:
386
Genus
Sepala
Petala
Glandulae tori
Eruca
Erecta, lateraliabasi
subsaccata.
Longe unguiculata,
limbo sacco-viola-
ceo-reticulato.
4 sepalis oppositae.
Euromodendron
Erecta, lateralia basi
saccata.
Longissime ungui-
culata, limbo fusco-
venoso.
2 supra staminum
breviorum inser-
tionem.
Sinapis
Patula, basi aequalia.
Unguiculata, limbo
patente integro, lu-
teo, flavo, albo.con-
colore, raro coeru-
leo V. violaceo-
venoso.
4, 2 laterales supra
staminum brevio-
rum basin, 2 me-
dianae inter stami-
num longiorum
paria.
Urassica
Erecta, basi aequalia.
Erucastrutn
Erecta, basi aequalia.
Diplotaxis
Laxa, basi aequaila.
Unguiculata, limbo
patente integro,
flavo, raro albo.
4, ut in generibus
praecedentibus.
Pendulina
Moricandia
Erecta, lateralia basi
saccata.
Longe unguiculata,
limbo patente in-
tegro purpureo v.
violascente, raro
albido.
2, inter stamina bre-
viora et ovarium
sitae.
Diplotaxis und Pendulina unterscheiden sich ausser den in
vorstehender Tabelle angegebenen Merkmalen noch dadurch, dass
bei ersterer Gattung die Filamente zwar etwas zusammengedrückt,
aber völlig ungeflügelt sind, während dieselben bei den Pendulinen
breit bandartig, beinahe geflügelt erscheinen.
Alle 8 Gattungen, von denen Sinapis, Brassica und Erucasfrum,
dessgleichen Diplotaxis und Pendulina zwei zusammengeliorende
und natürliche Gruppen bilden, während die übrigen Gattungen eine
mehr isolirte Stellung einnehmen , sind in der spanisch-portugiesi-
schen Flora reichlich vertreten; ja die monotypische Galtung Euro-
887
Valvae siliquae
Kostnim siliquae
Seinina
Coriaceae opacae, convexae,
3-nerviae, nervo medio ca
rinante, lateralibus tenu-
ioribus submarginalibus.
Cariaceae opacae, convexae,
5-nerviae, ecarinaiite, ner
vis aequaliter crassis
aequidistantibus.
Subcoriacae, convexae nervis
3 parallelis aequidistan-
tibus aequaliter crassis,
elevatis.
Coriaceae opacae v. mem-
branaceae subdiaphanae,
convexae aut 1-nerviae
nervo carinante, aut 3-5-
nerviae, nervo medio late-
ralibus crassiore.
Membranaceae , convexae.
3-nerviae , nervo medio
carinante, ceteris margi-
nalibus (marginem incras-
satum formantibus).
Membranaceae , diaphanae,
planae, 1-nerviae. Siliqua
patula. dissepimento sub-
stipitato.
Membranaceae diaphanae,
1-nerviae. Siliqua pen-
dula, dissepimente longe
stipitato.
Submembranaceae planae v.
convexae, 1-nerviae, nervo
saepe carinante. Siliqua
patens, dissepimento non
stipitato.
Compressum , late ensi-
forme, nervoso-striatum,
fructu saepe longiorus,
aspermum.
Compressum , nervosum,
aspermum.
Globosa, laevia, nunc an-
guste lanata.
Compressa laevia , late
alata.
Longum, reniforme aut co-
nicum, saepe serainiferum,
Subglobosa, laevia aptera.
Varium , saepe seminife-
rum.
Globosa, alveolata, raro
sublaevia (subtilissime
impresso-punctata).
Varium, basi seminiferum.
Subcompressa, angulato-
ovoidea (parallelopipe-
dia) V. oblonga, sem-
per alveolato-ungulosa
et püo nigricantia.
Breve conicum, nervoso-
striatum.
Compressa oblonga laevia
V. minutim alveolata.
Nulluni.
Compressa oblongalaevia.
Compressunr, conicum ra-
rius seminiferum.
Compressa ovalia, laevia.
modendron ist bisher überhaupt nur in Spanien gefunden worden
diirfle aber unzweifelhaft auch in Nordafrika vorkommen.
(Fortsetzung folgt.)
388
lieber einige Orchideen der niederösterr. Flora.
Von Dr. Günther Beck.
(Schluss.)
Orchis purpurea Huds. var. triangularis,
Lahello triangulari, fere integro, basi cuneato; segmentis late-
ralibus minimis, 1 — 2 mm. longis, saepe deßcientibus; medio antice
subemarginato apiculo interjecto.
Ward von mir in einem Exemplare am Kalilenberge Ende Mai
aufgefunden.
Die Honiglippe derselben verbreitert sich allm ilig gegen vorne
bis auf 15 Mm. derart, dass sie im Umrisse einem gleicliseiligeu
Dreiecke gleicht. Die Seitenzipfel fehlen oder sind nur als kleine
Anhängsel des Miltelstückes bemerkbar. In der Mitte der sehr seichten,
vorderen Ausbuchtung befindet sich ähnlich wie bei der typischen
Form der 0. purpurea ein kleines spitzes Zähnchen. Die Farbe der
Lippe ist weiss, gegen den vorderen Rand allmäiig ins Lilafarbige
übergehend, mit Ausnahme eines kahlen Millelslreifens mit dunkelpur-
purnen Flecken besetzt. Sonst Alles wie bei der typischen Form.
Diese Varietät findet in der 0. tnoravica Jcq. (Kon. plant, rar.
l. t. 182 = 0. fusca Jacq. ß. rotundata Wirig. Fl. rhen. pag. 441,
t. II. Fig. 18 — 21) den nächsistehenden Vertreter, doch besitzt letz-
tere deutlich ausgeprägte, längere Seifenzipfel und einen mondfor-
migen Millellappen. Nach der Abbildung Jac quin's weicht 0. mora-
vica von unserer Pflanze durch ein dunkleres Colorit der Blüthe,
durch die Gestalt der Honiglippe und deren Farbe merklich ab. Jac-
quin charakterisirt sie auch 1. c. p. 18 mit den Worten: „nectarii
labio trifido; lacinia media subrotunda, emarginata, amplissima*', wäh-
rend Reichenbach fil. (Icon. XIII. p. 31) der Varietät moravica:
„labelli lacinias laterales abbreviatas, mediam basi latissimam, lobos
laciniae mediae nunc rolundatos" zuschreibt. Das Labellum der Va-
rietät Iriangularis hat aber auch mit der Abbildung der 0. purpurea
var. tnoravica, wie sie Reichenbach (I. c. t. 26, Fig. 28) gibt, gar
keine Aehnlichkeit. Ebenso zeigten mir zahlreiche Herbarexemplare
der 0. tnoravica und 0. purpurea keine einzige Honiglippe, welche
wie die der var. triangularis geformt gewesen wäre; bei allen fand
ich sehr deutliche, oft ziemlich lange Seitenzipfel.
VL
Gymnadenia intermedia Peterm. (Flora der Bienilz p. 30; —
A. Kern er in Verhandl. d. zoolog.-bolan. Ges. XV. p. 214 et t. 3.
Fig. III — V. — G. conopsea R. Br. var. g. intermedia Peterm. in
Reichb. Fl. sax. p. 87; — Reichb. fil. Icon. XIII. p. 115.)
In der Nähe des Baumgartnerhauses am Schneeberge am Wege
gegen den Saugraben befinden sich mehrere Localitäten, an welchen
Ö89
Gymnadenia conopsea und G. odoratissima in den üppigsten Fonneu
wie in unbeschränkter Zahl nebeneinander vegeliren. Ich lahndete nach
der mir bekannten G. intermedia und war endlich so glücklich, den
muthmasslichen Bastart, welcher in Niederosterreich von Dr. H a-
lacsy (Oesl. bot. Zeitschr. 1876 p. 265) in der Nahe des Saugrabens
am Schneeberg entdeckt worden war, in 4 Exemplaren aufzufinden,
welche mit der Kerner'schen Beschreibung buchstäblich auch in den
Ausmessungen der Blüthenlheile übereinstimmten.
Dennoch konnte ich mir nicht verschliessen, dass Neilreichs
Ansicht (Flora v. Nied.-Oesterr. p. 194): „dass Gymn. odoratissima
besonders auf Alpen in die G. conopsea überzugehen scheine," voll-
kommen richtig sei.
Gymnadenia intermedia stellt sich so recht in die Mitte zwi-
schen den vorhergenannten Arten. Nach der Beschreibung müssle
man glauben, dass die Merkmale, welche zu deren Unterscheidung
angegeben werden, als: die Länge Aes Spornes, der die Lange des
Fruchtknotens nicht ganz erreicht, ferner die Abmessungen der Blü-
thenlheile, welche gerade das arithmetische Mittel zwischen jenen
bei Gymnad. conopsea und G. odoratissima ergeben, die ßlüthen-
farbe, sichere Anhaltspunkte zu deren Erkennung ergeben würden.
Dem ist jedoch nicht so. Betrachten wir zuerst die Länge des Spornes,
so finden wir bald den Sporn so lang wie der Fruchtknoten, bald
kürzer, bald hinger, im letzteren Falle jedoch öfters alle Uebergänge
von den Ausmessungen der Blüthentheile von G. conopsea bis zu
jenen bei G. intermedia — also den üebergang zu G. conopsea. Ist
der Sporn kürzer als der Fruchtknoten, so wären zur Erkennung
der G. intermedia ebenfalls die Dimensionen der Perigonzipfel und
der Honiglippe massgebend. Aber auch in diesem Falle kann man in
freier Natur ohne viel Mühe alle Gradationen in den Abmessungen —
und die Differenz ist ja auch keine grosse (1 — 1*5 Mm.) — auffinden.
Die Farbe gibt gar keinen sicheren Anhaltspunkt. G. conopsea hat
gewöhnlich eine violett-purpurne Corollenfarbe, bleiche Spielarten sind
jedoch nicht selten, während hingegen in der Aehre bei G. odora-
tissima die untersten Blüthen gewöhnlich gelblichweiss, die aiifblü-
henden jedoch rosenroth gefärbt sind. An dem oberwähnten Stand-
orte fand ich jedoch zahlreiche Exemplare mit nur bleichpurpurrolhen
Blüthen, welche aber wegen der Kleinheit der Blüthen und der Kürze
des Spornes nur echte G. odoratissima sein konnten. So entfällt auch
das Merkmal der Blütlienfarbe, um G. intermedia mit ihren bleich-
violett-purpurrothen Blüthen zu erkennen.
Ich kann daher der Kerner'schen Ansicht, welche in G. inter-
media einen Baslarl zwischen G. conopsea und G. odoratissima zu
erkennen glaubt, nicht beiptlichten und halle dieselbe nur für eine
der nicht hybriden Uebergangsformcn zwischen G. conopsea und G.
odoratissima., welche als gerade in der Mitte der Reihe stehend,
freilich am ehesten die Mulhmassuni» eines Bastartes für sich hat.
300
VII.
Oyinnadenia odoratissima Rieh, var.? oxyglossa,
Perigonii phyllis externis tateralibus, patentibus, ovatis seu
ellipticis, obtusis, planis vel margine paulum involutis, dilule lila-
cinis; internis subaequalibus, obtusissimis, galeiformiter cum medio
externa conniventibus, concoloribus ; labello e basi bremter cuneata
rhomboidali, integro, lobis lateralibus obliteratis, apice acuto vel
rotundato, albido-flavescente; calcare ovario breniore vel in anthesi
subaequante.
Perigonii phylla externa ö — dS mm. longa, 2 — 3 mm. lata;
interna 4 — 4 ö mm. longa, paulum supra basin 3 mm. lata; la-
bellum 4 — ö mm. longum, sub medio 3 — 3'^ mm. latum, apice us-
que ad 15 mm. angustatum.
Steht der Varietät? heteroglossa (Herminium alpinum X Gym-
nadenia odoratissima?) Reichenb. fil. (Icon. XIV. pag. 112, tab. 69.
Fig. IV. 9 — 11) wohl am nächsten. Wenigstens stimmt die Gestalt
der Honiglippe mit jener des vorliergenannten, muth masslichen Ba-
starles vüllkommen überein. Doch kann unsere Pflanze derselben
nicht untergeordnet werden, da letztere viel schmälere Perigonzipfel
und nach der Zeichnung Reiclienbach's eine locker- und klein-
bliilhige Aelire zeigt, wäiirend die Varietät? oxyglossa sich durch
einen dichlblülhigen, walzenförmigen, an der Spitze abgerundeten
Blüthenstand, sowie durch viel grössere Blüthen, welche durch die
sehr stumpfen, eiförmigen Perigonzipfel und die Farbe auffallen,
ausgezeichnet ist. — Der Tracht nach gehört unsere Pflanze offen-
bar zu G. odoratissima; sie besitzt deren lange, schmale, zusam-
mengelegte Blatter (von 6 Mm. Breite) ebenfalls wie die Varietät
heteroglossa, ferner die gleichbeschaffenen Knollen und nicht die
tief zertheilten der vorhin genannten Varietät, die mir gerade dieses
Merkmales wegen, nac^h der Zeichnung Reichenbach's, eher ein
Baslart zwischen G. albida X G. odoratissima als zwischen Hermi-
nium alpinum X G. odoratissima zu sein scheint.
Die Varietät dürfte nach den gegebenen Merkmalen ebenfalls
einen Bastart zwischen G. albida X G. odoratissima darstellen, und
zwar eine der G. odoratissima näher stehende Form , obwohl die
schmalen, zusammengelegten Blätter den Gedanken einer Beimengung
von Herminium album erwecken könnten. Wäre Letzteres der Fall,
so müsste nach meiner Ansicht sowohl die Corollenfarbe eine grün-
liche Beimengung wenigstens aller Wahrscheinliciikeil nach besitzen,
als auch die Knollenbildung einige Veränderung erleiden. Noch wäre
hinzuzufügen, dass an dem Standorte unserer Pflanze (in der Nähe
des Baumgartnerliauses am Schneeberge) wohl Gymnad. albida zer-
streut anzutreffen ist, Herminium alpinum jedoch in nächster Um-
gegend Aollkommen fehlt und erst auf den Gipfeln des Schneeberges
ihre Blüthen enllaitet, zu einer Zeit, wo in den tiefer liegenden Lo-
caiitaten alle Gymnadenien schon verblüht haben. Dennoch wäre es
ö91
nicht unmöglich, dass unsere Pflanze nur eine Form der so inannig^-
fach abändernden Gymnadenia odoratissima darstelle, als welche ich
sie noch einstweilen betrachte.
Botanische Notizen,
die niederösterreichische Flora betreffend.
Von Anton Heimerl,
Assistent an der k. k. techniseUen Hochschule.
Im Laufe des Monats April I. J. liatte ich, Dank der genauen
Localitätsangabe von wSeite des Herrn Prof. Wiesbaur, Gelegenheit,
die schöne, von Neilreich merkwürdigerweise ganz übersehene
Viola ambigua W. K. auf dem Eiclikogl bei Gumpoldskirchen lebend
und in vollster BliUhenprachl zu beobachten. Bei einer am 1. Juni
1. J. auf den Bisambeig unternommenen Excursion drängte sich mir
nun, als icii Stellen passirte, deren Vegetation lebhaft an die des
Eiclikogls erinnerte, unwillkürlich die Vermuthung auf, es möge
wohl aucli hier die genannte Pflanze zu finden sein, und siehe da,
zwischen den Blcillern der häufig vorkommenden /r<s pMW?«7a erkannte
ich in der That Hie so charakteristischen Blätter der Viola atnbigua,
welche dort an mehreren Stellen, selbstverständlich gänzlich ver-
blüht, nun mit fast reifen Kapseln, nicht selten vorkam.
Es sind daher im Gebiete der niederösterreiciiischen Flora fol-
gende Standorte der schönen Pflanze zu verzeichnen: erstens bei
Krems und Stein, wo bektnintlich Prof. Kern er dieselbe für die
hiesige Flora entdeckte (Oesl. bot. Ztschr. XX, p. 161 ff".), dann am
Eichkogl bei Gumpoldskirchen (Prof. Wiesbaur) und endlich die
Abhänge des Bisamberges gegen Langenzersdorf, an beiden letzten
Slandorlen in Gesellschaft von Iris pumila.
Als kleiner Beitrag zur Kenntniss der Fumarien Niederöster-
reichs dürfte vielleicht die Auffindung einer meines Wissens daselbst
noch nicht beobachteten Art, nämlich der Fumaria rostellata Knaf
einiges Interesse haben. Genannte Pflanze sammelte ich Ende 3Iai
1878 in einigen Exemplaren auf wüsten Plätzen nächst Fischau bei
Wiener-Neustadt, dieselben stimmen vollständig mit den im Herbar
der k. k. zoolog.-bolan. Gesellschaft befindlichen, von Haussknecht
revidirlen Exemplaren dieser Pflanze überein. Wahrscheinlich ist es
übrigens, dass die Fumaria rostellata gleich einigen anderen Arten
dieser Gattung viel häufiger in unserem Gebiete vorkomme, und die-
selben eben nur, des gleichförmigen habituellen Eindruckes wegen,
bisher übersehen wurden.
In den Kerner'schen „Vegelalionsverhällnissen des mittleren
und östlichen Ungarns etc." wird auf mehrere, sehr augenfällige
Merkmale aul'merksaui gemacht, wehhe zur Unterscheidung von An-
thyllis Vulnerariu L. und A. poli/phylla Kit. dienen können. Zugleich
'392
wird auch «-ezeigt, dass die «rewülinlich als Erkenmiiiüsiuillel dieser
Pflanzen anffegel)ene ßlütiientarbe dureliaus keinen sti^hiialligen Unter-
schied darbielel; man vergleiche z. B. Neureiches Flora von Nied.-
Oesterr. p. 931, wo es heisst: ^A. Vutneraria ß. ochroleuca. Blumen
blassgelb, der obere Theil des SchifFchens rötiilich = A. polyphylla
Kit. in DC. Prodr. 11, p. 170." — Anthyllis polyphylla Kit. kommt
nun an mehreren Stellen der Umgebungen Wiens vor, und ich sam-
melte die Pflanze bisher an folgenden Punkten: auf wüsten Plätzen
im Prater, Eichkogl bei Gumpoldskirchen, Türkenschanze und Rauhen-
ecker Berg bei Baden.
Eine andere Papilionaceao, nämlich das Trifolium parvifloruin
Ehrh. ist bekanntlich ein äusserst seilen auftretender Bürger unsenn-
Flora und wurde bisher von Herrn Muh lieh im Prater und am
Laaerberg gefunden; auf einer Excursion nun, welche Prof. Ivorn-
huber am 13. Juni 1. J. mit seinen Hörern an den Neusiedler See
unternahm, fanden wir diesen Klee an einer einzigen Stelle zwischen
Parndorf und Neusiedl am See, dort aber ziemlich häufig.
Zum Schlüsse möge es mir noch gestattet sein, auf das Vor-
kommen von Botrychium cirginianum Sw. nächst Reichenau auf-
merksam zu machen. Besagte Pflanze wurde bei Gelegenheit der
heurigen Schneeberg-Excursion des Prof. Kornhuber Ende Juli in
einem einzigen Exemplar an der Thalhofriese nächst der Holzkneoht-
hülte entdeckt, und trotz unseres Nachsuchens an dieser Stelle schien
dasselbe ein Unicum bleiben zu wollen. Anfang September hatte ich
nun Gelegenheit, nochmals daselbst Nachforschungen anstellen zu
können, und es glückte mir endlich, nocli ein Stück in vollster
Fructification anzutreffen. Beim Vergleich der zwei somit aufgefun-
denen Exemplare mit verschiedenen Exsiccaten stellte sich Folgendes
heraus: die zahlreichen im k. k. bot. Hofmuseum befindlichen meist
aussereuropäischen Exemplare weichen von den hiesigen fast durch-
gehends durch viel bedeutendere Grösse und den dadurch bedingten
robusteren Habitus ab, stimmen aber in den charakteristischen Merk-
malen gut überein; die grösste Aehnlichkeit herrscht übrigens zwi-
schen unserer Pflanze und galizischen Exemplaren (leg. Nowicki
im Herb, der k. k. zool.-botan. Gesellschaft), so dass man fast ver-
sucht wäre zu glauben, selbe wären unter denselben Umständen am
selben Standorte nebeneinander vorgekommen.
Was noch die sonstige Verbreitung der interessanten Pflanze
betrmt, so sind innerhalb Oesterreich-Ungarn noch drei, respective
vier Standorte, nämlich am Berge Pylirn bei Admont (Preslj, dann
neben der Kaiserstrasse in Jaryna nächst Janow (Nowicki) und bei
Derewacz unweit Lemberg (Jarolim) zu verzeichnen, einer münd-
lichen Mittheilung des Hrn. Dr. E. Woloszczak zu Folge soll übri-
gens dieses Botrychium auch in der Prein an der niederösterr.-
sleiermärkischen Grenze beobachtet worden sein. Ausserdem ist die
Pflanze in Europa aus der Schweiz, aus Russland und Scandinavicn
bekannt.
Mykoiogisches.
Von Stephan Schulzer von Müggenburg.
Zögernd stellte ich einst die Sphaeroiiemeen-Gatlung- „Locularia^
auf*), weil mich schon damals ein Vorgefühl beschlich, dass derlei
Gebilde sich als Pycnidien oder Vorformen schlauchbegabter Pilze
entpuppen dürften , Avas ich später in Betreff der Loc. ribesicola
wirklich auf das unwiderlegbarste erwiesen fand ^), und beinahe bei
allen übrigen beobachteten Arien, iliren Vegetationsverhitllnissen nach,
mit ziemlicher Berechtigung verinuthe.
lieber was ich heute ein paar Zeilen zu schreiben beabsichtige,
steht damit im Zusammenhange.
FuckeTs Symbolae mycologicae kann man selbst dann nicht
ohne die lebhafteste Anerkennung seiner warmen Liebe zum Gegen-
stande und seiner rastlosen Thiiligkeit durchsehen, wenn man, gleich
mir, keineswegs geneigt ist, allen seinen Ansichten unbedingt bei-
zustimmen. Insbesondere fiel mir, nebst nicht selten verl'elilter Creirung
zahlreicher neuer Gattungen, die formliche Parforce-Jagd nach Neben-
fructificationen der Asconjyceten auf. Wenn sich sein Eifer hiebei in
voreilige Schlüsse verrannte, die der gerade, wahrheitsliebende Mann
selbst in den Nachträgen theilweise als irrig bezeichnete, so liegt
das in der Unmöglichkeit für jeden vorkommenden Fall das Richtige
schon gegenwärtig zu treffen, wo das, allerdings von jedem Mykologen
geahnte Ineinandergreifen verschiedener Formen der sogenannten
niederen Pilzwelt, ein nach der Lösung harrendes Räthsel ist.
Bei dieser emsigen Suche nach Nebenfructificationen, sagt er
gewiss nicht ohne Bedauern bei der Galtung Lophiosfoma: „Noch
kein Generationswechsel bekannt." Nun hätte ich iliin, da mich das
Glück in dieser Beziehung mehr begünstigte, mit zwei sehr eclatanlen
Fällen dienen können: mein Lophiosfoma ribesicolnm und die so
häufig vorkommende Sphaeria compressia P.
Ob in beiden Fällen immer oder nur mitunter, eine Locularia
als Vorform erseheint, steht noch zu ermitteln.
Da ich die Erfahrung an ersterer schon veröffentlichte^), so
bespreche ich hier bloss das Lophiost. compressum. Nebenbei bemerkt,
ist Fuckel's Angabe: „An faulem Holze" eine unbegründete Be-
schränkung, denn ich fand den Pilz meistens an noch festen entrindeten
Aesten von Acer tataricum, Carpinus Betulns und Crataegus Oxya-
cantha; — da er sich sehr langsam entwickelt und als ein gemeines
Vorkommen vielleicht seinerseits geringerer Aufmerksamkeit gewürdigt
wurde, so kann es schon sein, dass Fuckel sich begnügte, alte, an
bereits vermorschendem Holze gefundene Individuen zu untersuchen,
*) Verhandlungen der k. k. zool.-bot. Gesellschaft, Band XVII, Seite 714.
*) Oesterr. botan. Zeitschrift 1879. Mai, 157.
*) Oesterr. bot. Zeitschr. 1879, Mai, Seite 137. Die Abbildung und de-
taillirte Beschreibung findet sich in meinem ersten, an die ung. Akad. d. Wiss.
abgetretenen Werke, Seite 3.53.
394
wo begreifliclierweise nur ausg-ebildeto Schlauche, aber keine jugend-
lichen Zustande vorhanden sind. Indessen repriisenlirl hier auch nicht
jeder Zustand vor der Schlauchbildung die Locularia, denn ich sah
den bläulichweissen Kern des Lophiostoma in diesem Stadium nicht
selten aus dünnen, langen, sehr dichten hyalinen Fadchen bestehen,
deren Masse, durch Schleim verbunden, den ganzen Innern Raum
ausfüllt. Später entsteht in der Mitte eine geräumige Höhle, die in-
dessen beim Anfeuchten sich ausfüllt. Von diesen Hyphen verwandelt
sich in der Folge ein Theil in Schläuche, während der Rest ver-
flochtene, mitunter ästige Paraphysen darstellt. Wenn auch 8 Sporen
in einem Schlauche als normal angenommen werden können, so stiess
ich doch häufig auf Perithecien, in welchen neben ein- und zwei-
spoiigen Schläuchen sechssporige vorherrschten, und die teratologische
Abweichung, dass an einem dünnen Faden acrogen eine Spore ent-
steht, ist hier eben nicht selten. Auch die Form, Grösse und Septazahl
(normal 5) ist variabel. So sah ich z. B. bis 0-028 Mm. lange, achtmal
getheilte Sporen, welche dabei dünner waren als die gewöhnlichen.
Wir kommen nun zu meiner Locularia compressa. Die Peri-
thecien und ihre Mündungen sind in keinem Stücke von jenen des
Lophiostoma unterscheidbar, und nur wenn man feine Schnitte aus
dem Innern der einen oder der anderen Form unter das Mikroskop
bringt, zeigt es sich, welche von beiden man vor sich hat, wozu
noch kommt, dass sie oft untermischt in oder ausser den Flecken
am Holze*) vegetiren, wo ich sie vom August bis November sah,
womit keineswegs gesagt sein soll, dass man zu anderer Jahreszeit
keine antrifft.
Die Innenwand der Perithecien ist mit einer hyalinen, feinzelligen
Bekleidung versehen. Sowohl von oben und unten, als auch von den
Seiten erheben sich stellenweise Fortsetzungen dieser Bekleidung ins
Innere, ohne sich indessen zu berühren, und so entstehen daselbst
mit einander in Verbindung stehende, ungleiche und regellos gelagerte
Kammern, an deren Wänden überall feine Fädchen entspringen, welche
an der Spitze sehr kleine, ovai-cylindrische, hyaline Früchtchen nebst
Schleim erzeugen.
Da ich mich zufällig überzeugte, dass bei der Locularia ribesi-
cola, nach längerem Zeiträume; in den Perithecien derlei spermatien-
ähnliche Früchtchen spurlos verschwinden und an ihrer Stelle sporen-
erzeugende Schläuche sich vorfinden, so ist schwer daran zu zweifeln,
dass auch beim Lophiostoma compressum dieselbe Wandlung statt-
finde, die Art und Weise aber, wie die Natur hiebei zu Werke geht,
scheint noch Niemand erspähet zu haben. Das vielleicht Aehnlichste
zu diesem geheimnissvollen Walten gelang mir einmal bei der Sphaeria
ftanomrens P. deutlich zu schauen, nämlich, dass von der inneren
Bekleidung ausgehende, stabförmige Organe sich zu Sporen erzeu-
genden Scliläuchen umbilden ~). Wer Hypothesen nicht aus dem Wege
^) Diese Flecken, welche am festen Holze nie fehlen und an manche Stro-
niata von Diaporthe Nke. erinnern, erwähnt Fuckel nicht.
-) Oeslerr. bot. Zeitschr. Mai 1879, Seite 158 ganz unten.
gehl, könnte annehmen, dass nach beendeter Mikroslylosporen-Fiucli-
ficalion, deren Stiele (Fädchen, Basidien) sich verlängern und den
oben beschriebenen primären, bloss aus Hyphen bestellenden Kern
des Peritheciums herstellen. Das Lophiosloma hi^tte somit drei Ent-
wicklungsstufen: 1. als Loctilaria (Mikrostylosporenform); 2. frucht-
los, der Kern bloss aus Hyphen bestellend; und 3. die vollendete
Schlauchform. — Ziemlich wahrscheinlich, jedoch bisher nicht klar
erwiesen, somit für die Wissenschaft vor der Hand noch unver-
wendbar.
Die Annahme endlich, dass wir zweierlei Pilze vor uns haben,
wovon der Eine Perithecien erzeugt, der Andere diese usnrpirt, scheint
mir auf den vorliegenden Fall nicht anwendbar zu sein, weil das
unbezvveifelbare Analogon in dem Verhalten des Lophiostoma ribesi-
colum vorliegt.
Einige neue Standorte für Böhmen.
Von Rudolf Traxler.
Asplenium viride Huds. Felsen im Neuhofer Forste und am Aupaufer
in Jungbuch bei Trautenau.
Li/copodiurn alpimim L. Am Rehhorn im Riesengebirge häufig.
Letnna polyrrhiza L. Alt-Plesser Teich bei Josefstadt.
Pofamogeton hicens L. „ „ „ „
Carex pseudo-cyperus L. Alt-Plesser Teich bei Josefstadt.
Gagea minima Schult. Auf Aeckern in der Nähe der Haase'schen
Fabrik in Altstadt bei Trautenau.
Allium ursinum L. Feuchte Wiilder nächst Trautenbach bei Trautenau.
— Virtorialis L. Am Rehhorn selten.
Muscari botryoides DC. Feldränder hinter dem Kapellenberge bei
Trautenau, selten.
Polygonatum verticillatum All. Im Bürgerwalde bei Parschnilz nicht
häufig. Am Rehhorn häufig.
Veratrum album L. Geht bis Parschnitz herab (Wiesen am Litsche-
Ufer).
Hydrocharis tnorsus ranae L. Alt-Plesser Teich bei Josefstadt; nicht
blühend.
Orchis sambucina L. In den Höhlen nächst Altstadt und in Glasen-
dorf (Rehhorn) bei Trautenau.
— maculata L. Am Rehhorn.
Gymnadenia albida Rieh. Am Rehhorn häufig.
Corallorrhiza innata R.-Br. Rognitzer Wald bei Trautenau sehr
selten; häufiger bei Glasendorf.
Leucojum vernum L. In der ganzen Umgegend von Trautenau sehr
häufig, namentlich im nördlichen Theile.
Callitriche sfagnalis Scop. Bei Josefstadt in der Chraster Flur und in
Alt-Pless ziemlich häufig.
3P6
Euphorbia dulcis L. An sclialligen Orlen bei Trautenau ziemlich
häufig".
Rumex maritimus L. Alt-Plesser Teich bei Josefsladt.
— Hydrolapathum Hiids. „ n •» v
Phyteuma spicatum L. Bei Traiitenau überall häufig.
— orbiculare L. Auf einem Abhänge in Neuhof bei Traulenau; selten.
Crepis paludosa Mönch. Am Rehhorn und in Giasendorf ziemlich
häufig.
Hieracimn aurantiacum L. Am Rehhorn nur auf einer Stelle am
nordöstlichen Abhänge.
— prenanthoides Vill. Am Rehhorn nicht selten.
Mulged'mm alpinum Less. „ „ „ „
Prenanthes pnrpurea L. Um Trautenau häufig.
Hypochoeris uniftora Vill. Am Rehhorn nicht selten.
Gnaphalium norvegicum Gunn. Am Rehhorn nicht häufig.
Arnica inontana L. Nicht selten auf Bergwiesen um Trautenau. Massen-
haft am Rehhorn.
Senecio crispatus DC. Auf einer Wiese in der Nähe der Strasse
zwischen Parschnitz und Petersdorf bei Trautenau.
Pefasites albus Gärtn. Um Trautenau ziemlich häufig.
Homogyne alpina Cass. Im Bürger wald bei Parschnitz und im Wild-
schützer Walde bei Trautenau.
Carduus Personata Jcq. In der Nähe des Walzel'schen Friedhofes
in Parschnitz bei Trautenau. Mit weisser Blüthe am Aupaufer
in Gross-Aupa.
Scablosa lucida Vill. In der Nähe des alten Bergwerks im Riesengrunde.
Galium Cruciata Scop. An der Herrenstegbrücke bei Trautenau.
Lonicera nigra L. Um Trautenau nicht selten.
Sambucus racemosa L. Um Trautenau häufig.
Vinea minor L. Bürgerwald bei Trautenau.
Menyanihes trifoliata L. Nasse Wiesen um Traulenbach und Wild-
schütz bei Trautenau. Am Alt-Plesser Teiche bei Josefsladt.
Cerinthe minor L. Auf einem Kleefelde bei der Haase'schen Fabrik
in Altstadt bei Trautenau. In Festungsgräben bei Josefstadt.
Veronica montana L. Schattige Wälder in der Klinge bei Trautenau.
Pedicularis palustris L, Am Rehhorn. Nasse Wiesen in Trautenbach
bei Trautenau.
Melampyrum silvaticum L. Bei Trautenau häufig.
Lathraea squamaria L. Um Trautenau häufig.
Salria verticillata L. Tegetthof-Anlage bei Josefstadt.
Utricularia minor L. Blühte 1877 am Alt-Plesser Teiche.
Hottonia palustris L. Am Alt-Plesser Teiche, jedoch nicht blühend.
Pyrola uniflora L. Im Rognitzer Walde bei Trautenau, im Bürger-
walde bei Parschnitz, Forst bei Schatzler. Am Rehhorn.
Thalictrum aquilegifolium L. Am Ufer des Petersdorfer Wassers hinler
Parschnitz bei Trautenau.
Rnnuncuhis fluitans Lmck. In der Litsche in Parschnitz und Gabers-
dorf bei Trautenau.
397
Ranunculus aconitifolius L. Geht bis Altstadt bei Trautenau herab.
Am Rehhorn sehr häufig.
— Lingua L. Alt-Plesser Teich bei Josefstadt.
Delphininm elatum L. Am Rehhorn in der Nähe der sog. Quarksteine
selten.
Corydalis cava Schw. et K. An einem Rande in der Nähe der Haase-
schen Fabrik in Altstadt, In Klinge und Glasendorf bei Trautenau.
— fabacea Pers. Um Trautenau ziemlich häufig.
Thlaspi perfoliatum L. Feldränder um Cernilov bei Josefstadt.
Lepidium campestre. Um Trautenau häufig.
— Draba L. Nur an einer Stelle in der Nähe des Parschnitzer
Bahnhofes bei Trautenau.
Alyssum incanum L. In den Festungswerken von Josefstadt niclit
seilen.
Dentaria enneaphyllos A. Neuhofer Forst, Ziegengestein im Bürger-
walde bei Parschnitz an einer Stelle massenhaft.
— bulhifera L. Im Bürgerwalde bei Parschnitz nächst Trautenau
mit der vorigen, aber viel seltener,
Cardamine impatiens L. Neuhofer Forst und Bürgerwald bei Parsch-
nitz bei Trautenau.
Ärabis brassicaefortnis Wallr. Steinige Orte an der Herrenstegbrücke,
beim alten Bahnhofsleiche bei Trautenau.
Barbaraea stricta Andrz. Am Bahnhofsteiche bei Trautenau.
Camelina foetida Fr. In Steinfeldern bei Zwol bei Jaromec.
Erysimum repandum L. Aupaufer in der Nähe des Bahnhofsleiches
bei Trautenau, selten.
Diplotaxis muralis DC. Exercirplatz bei der Anlage bei Josefstadt,
bei der Jaromecer Kirche.
Drosera roiundifolia L. Am Brunnberge, Aupagrund, Rehhorn im
Riesengebirge.
Viola palustris L. Neuhof, Parschnitz bei Trautenau, Glasendorfer
Berg,
— collina Ber. Neuhofer Forst bei Trautenau.
— biflora L. An der Strasse bei Gross-Aupa.
Montia fontana L. a. Klinge und Glasendorf am Fusse des Rehhorn.
Alsine verna Bartl. In einem Rinnsal in der Nähe des alten Bergwerks
im Riesengrunde.
Slellaria nemorum L. Um Trautenau sehr häufig.
— glauca With. Alt-Plesser Tei(;h bei Josefstadt.
Cucubalus baccifer L. Elbeufer bei der Josefstädter Zuckerfabrik.
Hypericum humifusum L. In den Höhlen bei Altstadt bei Trautenau.
Oenothera biennis L. Zwischen Hohenbruck und Altbach bei Trautenau.
Circaea lutetiana L. In dem Walde bei der Walzel'schen Fabrik in
Parschnitz bei Trautenau.
Sanicula europaea L. Um Trautenau häufig.
Berula angustifolia Hoch. Bei Dolzen und am Ziegelschlag bei Jaromec.
Falcaria Rivini Host. In den Anlagen bei Josefstadt häufig.
Buplevrum falcatum L. Anlage bei Josefstadt.
Oesterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft. 1879. 30
398
Seseli coloratum Ehrh. Elbeufer in Wasserpless bei Josefstadt.
Imperatoria Ostruthium L. Am Rehhorn selten.
Myrrhis odorata Scop. In Glasendorf, am Fusse des Rehhorn ziemlich
häufig.
Adoxa moschatellina L. Um Trautenau sehr häufig.
Rlhes alpinum L. Zäune unterhalb der Frohnfeste bei Trautenau.
— rubrum L. Am Küchenrande und am Rothenberge bei Trautenau.
— nigrum L. „ „ „ „ „ „ „
Chrysosplenium oppositifolium L. Nasse Stellen an der Strasse bei
Gross-Aupa L.
Sanguisorba minor Scop. Bei Trautenau sehr häufig.
Alchemilla arcensis Scop, Auf Feldern in Neuhof und Rognitz bei
Trautenau.
Geum rivale L. Um Trautenau häufig.
— intermedium Ehrh. (!). In wenigen Exemplaren zwischen den
Eltern an der Herrenstegbrücke bei Trautenau 1877 gefunden.
Pofentilla recia L. Feldränder hinter dem Hopfenberge bei Trautenau,
selten.
Comarum palustre L. In den Höhlen bei Altstadt bei Trautenau.
Sarothamnus vulgaris Wimm. Kapellenberg und Wälder um Kaltenhof
bei Trautenau, Konigreichwald bei Rettendorf und Gradlitz.
Cytisus capitatus Jacq. Welchovek bei Josefstadt. Königreichwald bei
Gradlitz.
— nigricans L. Welchovek bei Josefstadt. Königreichwald bei Gradlitz.
Trifolium rubens L. Küchenwald bei Trautenau.
Vicia silvatica L. Welchovek bei Josefstadt.
Lathyrus sihestris L. Bei Trautenau ziemlich häufig.
Weitere Beiträge zur Kenntniss der verwachsenen Blätter.
Mitgetheilt von Vinc. v. Borbäs.
In der letzten Sitzung des mathem. und naturwissenschaftlichen
Faches des Landes-MittelschuUehrer-Vereines in Budapest wurden
verwachsene Blätter vorgezeigt.
1. J. Schuch, der, wie wir nach einer gemachten Mittheilung
wissen (cf. österr. botan. Zeitschr. 1879, p. 60), der Ansicht ist, dass
die Maulbeerblätter mit zwei Spitzen nicht aus der Spaltung
eines Blattes, sondern aus der Verwachsung zweier Blatter hervor-
gehen, theilte Folgendes mit: „Die heuer im Stadtwäldchen bei Pest
gesammelten Zweige der Morus alba, an welchen auf gleicher
Höhe zwei normal gestaltete Blätter neben einander stehen, sind,
wie es den Anschein hat, vorzüglich geeignet, die vorerwähnte An-
sicht zu unterstützen. In der Achsel der beiden Blätter, welche auf
gleicher Höhe neben einander stehen, sitzen zumeist zwei, durch
einen engeren oder weiteren Zwischenraum getrennte Knospen, zu-
399
weilen aber auch nur eine möglicherweise weg-en Mangel an Raum
in Folge der auffallenden Annäherung der beiden Blätter. Bei noch
näher stehenden Blättern sitzt gewohnlich nur eine Knospe in der
Achsel — äusserst selten zwei — und ist der Blattstiel entweder
eine kurze Strecke weit, unten, oder der ganzen Länge nach bereits
gemeinsciiafllich, offenbar aus dem Grunde, weil dieselben im Laufe
ihrer Entwicklung in Berührung kamen und von da an verwuchsen.
Nach Vorkommnissen dieser Art zu urtlieilen, darf es kaum noch
bezweifelt werden, dass die in Rede stehenden Blätter mit zwei
Spitzen wirklich aus zweien entstehen, welche sich anfänglich ge-
trennt, später aber gemeinschaftlich entwickelten."
2. Blätter, welche ihrer Mittelrippe entlang verwachsen waren,
sind, wie bekannt, an einigen Pflanzen bereits gefunden worden.
Eine derartige Verwachsung zweier Blätter von Asclepias syriaca L.
zeigte J. Sc buch mit der Bemerkung vor, dass es in diesem Falle
nicht möglich sei, die zusammengehörigen Hälften der beiden ver-
wachsenen Blätter zu bestimmen. Denn achtet man auf die etwa
2 Mm. tief getrennten, etwas ungleiclien zwei Spitzen und suciit
darnach die Hälften der beiden verwachsenen Blätter zusammen, dann
erhalten diese unsymmetrische Basen , weil die zusammengefundenen
Hälften dem Stiele ungleich hoch ansitzen. — Setzt man umgekehrt
bei der Wahl der Hälften die Symmetrie der Blattbasen der beiden
Blätter voraus, dann finden sich solche Hälften zusammen, die die
beiden verwachsenen Blätter an der Spitze unsymraetriscli machen.
Je nachdem man die Hälften zusammensucht, sind dieselben entweder
auf der Oberseite (symmetrische Spitzen), oder auf der Unterseite
(symmetrische Basen) verwachsen.
3. Ich selbst zeigte auch zwei hierher gehörende Beispiele vor.
An der Salix albayc, amygdalina var. discolor fand ich bei Promontör
zwei breite Blätter (wie bei Salix amygdalina) , die mit den Blatt-
stielen und mit den unteren zwei Dritteln der Blattspreite ver-
wachsen, während die oberen Drittel frei und durch eine Bucht von
einander getrennt sind , so dass diese Blätter gewissermassen an
jene der Bavhinia erinnern. Die zwei Hauptrippen sind stark ent-
wickelt; in der Achsel der verwachsenen Blattstiele sitzen keine
Knospen.
Ein anderes Beispiel bietet ein Verbascum nigrum von Bükkszad
in Siebenbürgen, bei welchem der Blattstiel an der oberen Seite von
getrennten und gekerbten, in zwei Reihen siehenden Blattsubstanzen
geflügelt ist, und diese sich auch auf dem Hauptnerven des ungewöhnlich
grossen Blattes bis zu dem unteren Drittel fortsetzen.
Budapest, 8. November 1879.
30
400
Aroideae Ma^hniUanne.
Unter obig-em Titel wurde soeben ein Prachtwerk, siib auspi-
ciis S. M. des Kaisers erscheinend, der Oeffentlichkeit übeg-eben ^).
Als S. kais. Hoheit der Erzherzog Maximilian nach beende-
tem Krieg im Jahre 1859 sich zu einem Besuche Brasiliens ent-
schloss, wollte er die Reise auch der Wissenschaft und den schönen
Künsten nutzbar machen. Maler Selleny wurde eingeladen, ^e,^
Erzherzog zu begleiten; eingeschifft als Bordarzt auf S. M. Dampfer
„Elisabeth," welcher zur Expedition designirt war, erhielt ich den
Auftrag, zuglei(;h für die Botanik Ihätig zu sein, und Hofgärtner
Maly wurde berufen, um beim Sammelgeschäft mitzuhelfen und na-
mentlich die Acquisition lebender Gewächse für die k. k. Gärten von
Schönbrunn zu besorgen. — Die Details dieser Reise findet man in
den glanzvollen, leider unvollendeten Schilderungen derselben, welche
aus der Feder Sr. k. Hoheit selbst stammen, ferner einige skizzen-
hafte Entwürfe, vorwiegend botanischer Objecte , in meiner Arbeit
über die botanischen Ergebnisse der Expedition. Hier genüge nur
die Bemerkung, dass sich die botanisclie Ausbeutung auf die Um-
gebung von Rio (Petropolis) und Ilheos concenlrirte, und dass na-
mentlich die Riesenurwälder des letzteren Gebietes sich als eine
reiche Fundstätte botanischer Schätze erwiesen haben.
Gleich nach vollendeter Reise wurde an die Arbeit gegangen.
Mir ward die Beschreibung des botanischen Materials zugewiesen,
— mit Ausnahme der Aroideen , deren Bearbeitung der berühmte
Kenner dieser Pflanzenclasse , Director Schott, selbst übernommen
hat. Ich konnte meine Arbeit bis zum Jahre 1866 fertig bringen^);
aber die Aroideen traf ein eigenes Verhängniss. Während unserer
Stationirung in Mexico, wohin ich Se. k. Hoheit den Erzherzog Fer-
dinand Maximilian, nunmehr Kaiser Maximilian I. als Bordarzt
S.M.Fregatte „Novara" begleitet, starb Schott.
Nach Wien im Herbst 1865 zur Vollendung meiner Arbeit zu-
rückgekehrt, erhielt ich von Sr. M. dem Kaiser Max die schriftliche
Ermächtigung zur Publication der Schott'schen Arbeit, und übernahm
sofort Manuscript und Tafeln aus dem Schott'schen Nachlass , aber
die mittlerweile eingetretenen kriegerischen Verhältnisse Hessen
mir kaum Zeit meine eigene Aufgabe zu vollenden, ich musste die
Aroideen an Kotschy abtreten; auch Kotschy wurde bald vom
Tode ereilt, die Aroideen gingen an Reissek über. Nach meiner
Rückkunft von der ostasiatisclien Expedition fand ich die Aroideen
in den Händen Fenzl's, Reissek lag todtkrank darnieder und starb
bald darnach; die Arbeit hatte nun volle Aussicht bald zum Ab-
Aufgelegt bei C. Gerold's Sohn in Wien.
Botanische Ergebnisse der Reise S. M. des Kaisers Maximilian I.
nach Brasilien 1859 — 1860. — Die darin aufgenommene Beschreibung der
Lichenen stammt von Kremplhuber, jene der Orchideen von Reichen-
bach fil.
401
schluss gebracht und publicirt zu werden. Aber auch Fenzl er-
lahmte bald durch Alter und Krankheit, und musste — obwohl mit
Widerstreben — die Arbeit an meinen Freund Peyritsch überlassen,
den ich schon lange vorher dafür in Vorschlag gebracht, und wel-
chem auch über Anempfehlung des Herrn Obersten Marinearztes Dr.
Jilek von S. M. Cabinetskanzlei der Auftrag zur Vollendung des
Werkes ertheilt wurde; und Peyritsch hat die Aufgabe in verhält-
nissmässig kurzer Zeit und gründlich gelost.
Fenzl selbst erlebte das Erscheinen der Aroideen nicht mehr,
er war der vierte in der Reihe der Botaniker — und wahrlich sie
zählten zu den besten JVIcinnern Oesterreichs, welche über den omi-
nösen Aroideen ins Grab sanken. Selleny, gleichfalls an dem
Werke betheiligtj, wurde dahingerafft, und den Schöpfer des Wer-
kes, den edlen, mit Herzens- und Geistesgaben reich ausgestatteten
Sprossen des österreichischen Kaiserhauses, erreichte vor Queretaro
sein furchtbares Geschick. In dem vorliegenden Praciitwerk bewahrt
dem kunstsinnigen Fürsten und den dahingeschiedenen an dem Bau
betlieiligien Meistern die Wissenschaft ein Denkmal, welches geweiht
durch die Anspielen des Kaisers, ihren Ruhm der Nachwelt ver-
künden und zugleich Zeugniss ablegen wird von der Munificenz
österreichischer Prinzen und von der Leistungskraft österreichischer
Forscher.
lieber das Werk selbst, welches mit kaiserlicher Munificenz
ausgestattet — von dem grossen Kenner der Aroideen verfasst und
in den Ateliers zweier weitberühmten Künstlerfirmen entstanden ist
— was bleibt hier der Kritik viel zu sagen! sie muss sich aut einige
historische Bemerkungen beschränken.
Die Aroideenausbeute bestand aus getrockneten Pflanzen, und
in einer grossen Zahl lebender Gewächse, deren Knollen oder Samen
nach Schönbrunn gebracht und hier ausgesäet und gepflegt wurden.
Das Herbarium zählte nicht weniger als 84 Nummern (Arten), denn
Maly hatte für seinen Herrn und Director besonders nach Aroideen
gefahndet; die Mühe solche Massen dieser saftreichen und sonst
sehr widerspänstigen Gewächse trocken zu bringen, war keine ge-
ringe, und sie war umsonst, denn Schott Hess das Herbar ganz
unberücksiciitigt und hielt sich bei seiner Arbeit nur an die leben-
den Pflanzen; merkwürdiger Weise war dieses Herbar im Schott'-
schen Nachlass nicht mehr aufzufinden. Für die auf der Reise Sr.
kais. Hoheit acquirirten Aroideen wurde in Schönbrunn ein eigenes
Gewächshaus hergerichtet, die Arten in der Reihenfolge ihres Auf-
blühens beschrieben, und von dem damals bei Schott ständig beschäf-
tigten Pflanzenzeichner Lieboldt porlrätirt; hier sei noch bemerkt,
dass bis zum Jahre 1865 eine Menge der mitgebrachten Pflanzen
noch nicht zur ßlüthe gelangt war, dass also über diese Zeit hin-
aus ein Abschluss des Werkes durch Schott, falls er am Leben
geblieben wäre, noch lange nicht zu gewärtigen stand.
Das Schott'sche Manuscript bestand in losen Blättern, je eines
für jede Art; Diagnose und Beschreibungen waren mit schöner deut-
402
li(;her Handschrift copirt , und jede Spccies mit jener Gründlichkeit
und Ausfüln'lichkeit behandelt, welche den Altmeister der Aroideen
kennzeichnete. Bei dem grosseren Theil der Arten war die Be-
schreibung vollständig, bei manchen nur fragmentarisch, oder es fand
sic^li nur die Diagnose vor, in seltenen Fällen fehlte auch diese.
Die Abbildungen — oft in mehreren Blättern zerstreut — lagen
alle vollständig vor, und nach diesen Abbildungen und ferner durch
Zuhilfenahme anderweitiger OuoHen (namentlich Schott's Prodr., Gen.,
Syn. Aroid. und die im vorigen Jahre erschienene Aroid. - Flora
Brasil, von Eng 1er) musslen die feiilenden oder fragmentarischen
Beschreibungen ersetzt und complelirt werden. Mit Ausdauer und
Geschick hat diese Aufgabe Prof. Peyritsch gelöst; von ihm rüh-
ren auch die Zusammenstellung der Literatur und die Bezeichnung
weiterer Fundorte her; die Erklärung der Abbildungen hat noch
Reissek besorgt.
In den Druck der Tafeln theilten sich die Firmen Hartinger und
Reiffenstein; es galt ein vaterländisches Kunslwerk in seiner Vollen-
dung heizuslellen, vielleicht auch eine kleine Aemulation, welche der
Sache nur zum besten dienen konnte, liess sie alle Kraft anspannen, und
so kam es, dass aus den Tafeln eben so viele Meisterwerke wurden,
welche der österreichischen Chromolithographie alle Ehre machen.
Dass aber auch die botanische Exactheit in den Darstellungen be-
sonders der Analysen gewahrt wurde, dafür bürgt die bekannte
Genauigkeit und Scrupulositiit Reissek's, der den Druck überwachte,
und ich kann mir lebhaft vorstellen, dass er unseren beiden Litho-
graphen gar viel zu schaffen machte. Besonders gefällig sind jene
Bilder, welche die Pflanze für sich allein darstellen, während die
Analysen auf einer zweiten Tafel Platz fanden. Wo auf Einem Blatt
beide vereinigt sind, erscheint das Habitusbild durch die gleichfalls
farbigen Analysen etwas gedrückt.
Das Titelbild, von Selleny gezeichnet, bringt eine Partie des
Urwaldes in seiner vollen Prachtentwicklung zur Anschauung. Die
übrigen 42 Tafeln enthalten 30 Arten; darunter sind nicht weniger
als 18 Arten neu beschrieben, einige der älteren Species (z. B. die
Staurostigmaarten) erhielten durch die Aufstellung neuer Gattungen
auch neue Namen.
Zum Suhluss noch ein Wort zur Abwehr eines Vorwurfs, den
man gegen das Werk vielleicht erheben könnte, nämlich, dass in
Folge der durch eine Verkettung funester Umstände herbeigeführten
Verspätung seiner Publication dasselbe an wissenschaftlichem Werth
eingebüsst hätte; dieser Einwurf ist grundlos; indem Schott die
neuen Arten sofort in der „Oesterr. botan. Zeitschrift" und in der
„Bonplandia" veröffentlicht, und damit sich selbst die Priorität und
seinem posthumen Werk die wissenschaftliche Bedeutung sicher
gestellt hat. Dr. Wawra.
403
9Ir. Bosisto's Abhandlung
über
Eucalyptus und ihre Eigenschaften.
(Aus dem Englischen von F. A n t o i n e.)
(FortBetzung.)
E. amygdalina beispielsweise ändert ihre Grösse von der Höhe
einer gewöhnlichen Weide bis zur gigantischen Hohe von 350 Fuss;
sie bewachst vorzugsweise die höher gelegenen Theile des sich
wellenförmig bewegenden Waldlandes und die Abhänge der Berg-
ketten, wobei sie sich nicht über 100 Meilen nach innen ausdehnt.
Der Grund, auf welchem sie wächst, bleibt während der Sommer-
monate, vom September bis April stets etwas feucht, die Wurzeln
laufen vorzugsweise seitlich hin und gehen selten tiefer als drei
Fuss unter die Oberfläche; sie sind mit einer gleichmässig kühlen
Bodenart umgeben, aber die Lufttemperatur hat ihre gewöhnlichen
Sommergrade: während dieser Monate ist der Ersatz an Oel von
Woche zu Woche ganz gleich, aber wenn die kühleren oder Winter-
monate anrücken, wird der Boden durch Regen nass, die Lufttempe-
ratur wird niederer und der Zufluss an Oel nimmt ab.
Dagegen ist der Mallee Scrub (E. oleosa) gerade das Gegen-
theil von diesem. Eigentlich besteht dieses Dickicht aus drei Ar^en,
nämlich E. oleosa, dtimosa und socialis, aber ich habe sie alle nach
genauer Erw^ägung unter E. oleosa vereint. Sie sind die Zwerge
unter den Eucalyptns-Ar\en, da sie selten höher als 25 Fuss wer-
den und gleichen eher Schösslingen als Bäumen. Sie bewachsen ein
flaches, trockenes und mageres Ländergebiet, auf welchem nur we-
nig Gras, hauptsächlich nur niederes Heidengebüsch fortkommt. Hier
herrscht wenig Regen , kommt er aber , dann fällt er in Strömen
nieder; der Boden besteht aus röllilicliem Sand, vermischt mit salzi-
ger Thonerde. Dieser wird während der langanhaltenden Dürre sehr
hart, so zwar, dass eine spitzige Haue angewendet werden muss,
um den Boden zu wenden. Die Wurzeln ziehen sich in horizontaler
Richtung hin und die Saugwurzeln nehmen ihre Richtung nach un-
ten; und da das Salzwasser in einer Tiefe von 25 — 40 F'uss erreicht
wird, so verbleil)en sie in der Feuchte des Salzbodens gerade über
den Sandsteinfelsen, welcher gewöhnlich 12 Fuss über den Salz-
quellen anfängt. Die Temperütur der Erdoberfläche wie der Luft ist
während des Sommers selir hoch. Die Blätter liefern eine grössere
Menge Oeles während der Winter- oder Regenmonate, als während
der heissen oder Sommermonate.
Diese zwei Beispiele von entgegengesetzten Bedingungen zu
einer und derselben Zeit, gestalten sich nach meiner Meinung wie
Iblgl: — dass zu viel Regen ausser der richtigen Jahreszeit der E.
amygdalina und den anderen seewärts gelegenen Arten eine Ver-
minderung in der Erzeugung von flüchtigem Oele hervorbringt, und
404
dass die zeitlichen und späten Winterstürnie des Innenlandes die
Wiistenspecies in dieselben Oelverhaltnisse bringen, als wie jene der
E. amygdalina und ihre verwandten Arten, demnach liefert die E.
oleosa während der nassen Saison massenhaft Oel, während die Küsten-
arten diess während des Sommers thun.
Wir haben demnach eine Eucalyptus -y e^e\.A\\on, welche auf
das höchste vom September bis April ringsum in all unseren be-
wohnten Districten beladen , und wir haben eine andere in der
Wüslenspecies, welche auf eine gleiche Weise vom Mai bis October
reichlich versehen ist. Mit anderen W^orten, wenn die Mille des
Winters sich nähert, so nehmen die Küstenarten in der Hervor-
bringung ihrer flüchtigen Produkte zu, während die übrigen in Ab-
nahme stehen.
Als Beweis hiefür führe ich Folgendes an: Im December und
Jänner treiben die M^v^sXew-Eucalypti an der Spitze ihrer dichtbelaubten
Zweige neue Triebe, welche mit neuen Blaltknospen besetzt sind,
welche ungeachtet ihrer kleinen und zarten Structur voll von Oel-
zellen sind, die kaum eine Spur von Oel in sich haben; und in einem
.ähnlichen Grade von Verarmung stehen auch die alten und ausge-
reiften Blätter. Dieses ist abermals gerade das Entgegengesetzte bei
E. amygdalina^ globulus und anderen. Juli und August sind die Mo-
nate, in welchen diese Vegetation in denselben Zustand kommt.
Diese Facta bestätigen in gewisser Ausdehnung die Armuth an
Oel zur erwähnten Zeitperiode, aber es ist nothwendig dafür anzu-
führen, dass die Lebensthätigkeil der Eucalypti in manchen Jahren
grösser als in anderen ist, in manchen Jahren wird ein geringes
Wachsthum, im Verhältniss zu anderen Jahren, vollführt; und dass,
wenn die Gummibäume minder thätig im Wachsthume sind, die Oel-
zellen das ganze Jahr hindurch gleichmässig mit Oel gefüllt er-
scheinen.
Dieses wird hierdurch noch weiter erklärt: Im Juli 1872 war
E. oleosa in guten Oelerzeugungsverhältnissen, jede zwei Tonnen
frisch abgeschnittener Zweige mit ihren Blättern gab zwei Gallonen
Oel. Der Boden war hinreichend mit Wasser gesättigt, und das lie-
gende Land hatte eine reiche Ueberfluthung vom Murray-Flusse und
seinen Nebenflüssen. Die trockene Jahreszeit stellte sich unmittelbar
darauf ein, und die Lufttemperatur erhob sich schnell zur Sommer-
hitze, indem sie von 68 auf 92 Grade stieg.
Im November wurde grosse Dürre im Lande, und der einzige
Zufluss von frischem Wasser geschah nur durch den Murray-Fluss.
Die Oelproduction wurde hierdurch auf 14 Pints reducirt, wodurch
sich ein Verlust von zwei Pints pr. zwei Tonnen Gewicht des Mate-
rials herausstellte.
Mit Anfang December fiel der Ertrag auf 12 Pints herab und
am Jahresschlüsse auf 9 Pints. Die Oelproduction verminderte sich
allmälig gegen das Ende des Sommers — Ende März — während
der Zufluss zwischen 8 und 4 Pints schwankte und während der
trockenen Jahreszeit fortsetzte.
405
E. amygdalina, im Dandenong-Gebirge, 280 Meilen S. 0. der
Mallee in der Nähe der See, brachte in demselben Wintermonale
Juli nur ein Fünftel der vollen Sommerernte hervor.
Die zwei nächstfolgenden Jahre waren gleichfalls ähnlich, aber
wechselten nicht so rapid ab. Auf der anderen Seite, im Jahre 1861,
als meine Experimente mit der Mallee - Vegetation vorgenommen
wurden, lieferte es so viel flüchtiges Oel im December, als wie
im Jahre 1873, als es im besten Gange war, und die üferarten er-
gaben das ganze Jahr hindurch mit wenig Abwechselung eine gute
Ernte.
Die Mallee-Gegenden, wie wir gegenwärtig sehen werden,
spielen eine grosse Rolle bei den klimatischen Einflüssen Austra-
liens. Aber, um mit der Richtigstellung vorzuschreiten, dass durch
den Eucalyptus flüchtige Körper in der Atmosphäre in Freiheit ge-
setzt sind, wollen wir die Blätter und ihre Umgebung näher prüfen.
Die Anheflung eines jeden Blattes an den Aesten, wie früher nach-
gewiesen, ist mit der Achse des Baumes in gleicher Richtung, in
solchem Falle „ist kein Unterschied in der anatomischen Beschaffen-
heit beider Blattseiten." Die Spallöfl'nungen sind zu beiden Seiten und
die Oelzellen laufen gerade durch. Da die Blätter immergrün sind,
so haben sie Verrichtungen zu erfüllen, welche für das Gedeihen
und das Leben des Baumes das ganze Jahr hindurch nothwendig
sind. Das Licht wirkt auf beide Blattflächen gleichmässig ein, und
die Tagestemperatur reguiirt die Exhalation der Feuchtigkeit eines
jeden Blattes, und da ein leichtflüssiger Korper schon bei der ge-
wöhnlichen Temperatur mit wässerigem Dunst aufsteigt, so wird
der Oellhau von jeder Oelzelle durch die vordringende Kraft der Luft
zugeführt.
Der Geruchsinn gibt hierbei hinreichende Zeugenschaft von der
Gegenwart seiner flüchtigen Körper ab, wenn man in einem Euca-
lyptus-WäUe ist, und hier kann keine Verwechselung des Aromas
stattünden, da es von allen übrigen verschieden ist.
Die Nacht- und Morgenniederschläge in den Mallee-Gegenden
sind gewöhnlich im Frühjahre und Sommer; diess ist zum Theile von
der Suspension des Wassers in der Luft während der heissen Tage
vom Murray-Flusse und seinen Nebenflüssen, da sie eine bedeutende
Strecke diesen Scrub durchfliessen, abhängig; aber der grössere Be-
trag der Niederschlagfeuchligkeil fällt der Ausdünstung der Blätter
zu, denn es muss erinnert wt^rden, dass, wenn auch die Bodenober-
fläche trocken und hart ist, die Wurzeln sich dennoch zu dem
feuchten Untergrunde, welcher durch die Salzwasserquellen erhalten
wird, hinabziehen. Während der grossen Dürre, welclier dieses Land
unterworfen ist, sind die Stämme dieser Zwergbäume dennoch immer
so voll von Feuchtigkeit, dass in einer der Arten, besonders wenn
der Stamm nahe an der Wurzel abgeschnitten und in eine Busche-
manns-Pfanne gestellt wird, aus denselben ein kühler und erfrischen-
der Trunk Wasser erhallen wird, der zur Labung eines müden Wan-
derers in diesen unwirthsamen und traurigen Scrubs dient.
406
Demnach mag unser Beweis über die Oelovaporation folgender-
massen angegeben werden; Die Wüslen-Gununibüsehe erfüllen nach
einem Winter mit mittlerem Regenfall die Luft unausgesetzt mit einer
gleiclimässigen Quantität von aromatischem Dunste, und es wird ein
reges Leben während des ganzen Sommers oder trockenen Jahres-
zeit aufrecht erhalten; nach einer kurzen Regenperiode und einer
anhaltenden Dürre wird aber die Oelbereitung und in Folge dessen
auch die Verdunstung vermindert. Die Strandbewohner der Euca-
It/ptus-Arlen vermehren im Gegensatze ihr Quantum nach einem kur-
zen Winter.
Nun was die flüchtige Saure anbetrifft. Die Eucalyptus-BVdiler^
namentlich jene einiger Arten, wenn sie einer gewöhnlichen De-
stillalion durch Dampf oder Wasser ausgesetzt werden, um flüchtiges
Oel zu gewinnen, scheiden auch eine flüchtige Säure aus, weiche
den kupfernen Helm der Retorte so sehr angreift, dass, wenn man
sie abhebt, die untere Oberfläche wie mit einem schieferfarbigen Be-
schlag sich überzieht. Nachdem der kupferne Retortenhelm durch einige
Zeit benützt wurde, trocknet die farbenälinliclie Substanz in Schuppen
ab, indem sie ein schiefer-perlenartiges Ansehen annimmt. Ist die
Destillation mit Wasser vorgenommen worden, und verbleibt die
Mutterlauge in der Retorte, so ist sie zur Verdunstung geneigt, und
die Säure hierbei ist durch Lackmuspapier zu entdecken.
Sollte die Abdampfung zu einer weiteren Concentralion vorge-
nommen werden, so ist das saure Aroma in der ganzen Localität,
wo sie vorgenommen wird, andauernd fühlbar und sehr erfrischend;
kurz, es gibt keine Entfernung dieser Säure aus dem Schiinmgummi-
Extract, der sich in der Pfanne bildet. Das Aroma der Snure ist
schon in der Luft mit jenem des Oeles zu entdecken, wenn man das
Gestrüpp durchschreitet.
Die speciellen Kennzeichen dieser Säure, dass sie in allen Eu-
calyptus-Ari^in vorkommt, sind, dass in jenen Arten, welche Oel in
grossen Mengen liefern, die Säure nicht so lierxorragend ist, als in
jenen Arten, welche ein Mittelquantum davon besitzen, während jene
Arten, welche Oel in geringer Menge besitzen, ebenfalls die Säure
in geringer Menge entfalten. In gleiclier Weise wirkt es auf die
Harzbestandtheile, und diese Facta sind einer besonderen Aufmerk-
samkeit würdig; erstlich, da sie zeigen, dass solche Arien, welche
reichlich Oel überlassen, nicht so reich mit Harz oder mit Saure
versehen sind, und dass jene, welche eine mittelmässige Oelproduk-
tion haben, mit beiden hinreichend versehen sind. Zum Beweise dieses
E. amt/gdalina. Sie ist unsere grösste Olliefernde Art und scheidet
während ihrer aclivsten Periode, in welcher sie das flüchtige Oel
verarbeitet, nicht viel Harz aus, aber wenn es anfängt in den Zwi-
schenräumen der Rinde und des Holzes sich abzusetzen und dann
nach aussen schwitzt, so ist das Oel in den Blättern der Menge nach
verändert.
E. ylohiilus gibt das ganze Jahr hindurch einen gleichmässig
forlgesetzten Ertrag von Oel und Saure; aber wenn der Baum be-
407
sonders harzreich wird, so ist die Säure in Fülle vorhanden und das
Oel der Ouantität nach gering.
Bei E. rostrata verhält es sich anders. Der Bauin bringt nur
ein kleines Quantum von Oel hervor, aber die flüchtige Säure ist
sehr stark vertreten und zwar so stark, dass das Aroma des Holzes
allein nur dieser Säure zuzuschreiben ist.
E. sideroxylon ist ein Baum von grossem Umfange und erzeugt
Oel in Menge; aber die Blattoberfläche eines jeden Baumes ist klein
im Vergleiche zu anderen Arten. Hier ist das Harz in solcher Fülle
vorhanden, dass seine Rinde überall mit Schleimgummi erfüllt ist.
Alle diese Kennzeichen und andere ähnlicher Natur lassen sich
zu dem Beschlüsse zusammenfassen, dass das flüchtige Oel die Basis
der übrigen Produkte ist, die den Eucalyptus eigen sind, und ferner
zu folgendem Raisonnement führt: dass jene Arten, welche in der
Oelproduktion reich sind, die Luft auch reiclilich damit verschen,
indem nur wenig Zeit zur Bildung der anderen Substanzen, als: Harz
und Säure, gegönnt ist, und die Absorption von Oxygen durch die
Blätter erforderlich ist. Andererseits gestalten jene Arten, web^he in
der Oelerzeugung weniger thätig sind, diesem Zwecke mehr Zeit,
und hierdurch sind sie besser mit Harz und Säure ausgestattet.
Wir wollen nun die Verbreitung der Vegetation in Anbetracht
ziehen:
In Victoria besteht die ganze Colonie, nach Mr. Skene's Be-
richt, aus 55,644.000 Acres Grund und zwar:
Mallee-Dickichte 5,560.000 Acres
Dichtbewaldete Bergketten 6,225.000 „
Offene Bestände 38,922.000 „
Frei gelassene offene Ebenen mit entfernt stehendem
Baumschlage 4,470.000 „
Moräste, Teiche und Lagunen 402.000 „
Für Theebäume, Melaleuca 65.000 „
Erstens: Das Mallee-Scrubland. Eine Area von 50 Quadratfuss
Scrubland gibt durchschnittlich im höchsten Ertrage eine Gallone Oel
ab. Das Ganze dieser Zwerg-Eucalyptus verschliesst zusammen in
seinen Blättern 4.843,872.000 Gallonen.
Zweitens: Bergketten, welche dicht mit Eucalyptus bewaldet
sind: nämlich mit E. rostrata, globulus, obliqua , sideroxylon und
white Gum. Der Flächenrauin von 1000 Ouadralfuss ergibt eine
Gallone Oel. Das Ganze dieser Vegetation enthällt in ihren Blättern
als Maximalbetrag 271,161.000 Gallonen.
Drittens: Offene W^aldbeslände.
Wenn man annimmt , dass diese sodann alle übrigen Dicotyle-
donen von Victoria enthalten . mögen wir mit Sicherheit bestimmen,
dass es ein Vierttheil der Eucalypti enthält. Angenommen, dass
jede vier Acres eine Gallone abgeben können , bekommen wir
408
9,730.500 Gallonen Oel, Mit anderen Worten, die Wüslenart ent-
halt 4.843,872.000 Gallonen und die Strandarten 280,891.000 Gal-
lonen.
(Schluss folgt.)
Literaturberichte.
Fromme's österreichisch-ungarischer Grartenkalender für das Schaltjahr
1880. Fünfter Jahrgang, redigirt von Josef Beermann. Wien, Druck
und Verlag von Carl Fromme. 'Kl. 8*. 207 S.
Der vorliegende neueste Jahrgang dieses mit Recht allgemein
beliebten Kalenders schliefst sich in Eintheilung und Form den vier
ersten an. Specielle Sorgfalt wurde von der bewahrten Redaclion auf
die Rubrik „Allerlei aus Garten- und Obstbau", sowie auf die
Zusammenstellung des „Verzeichnisses der Gartenbau-Gesell-
schaften und Vereine Oesterreich-Üngarns und des deut-
schen Reiches verwendet. Es kann somit Fromme's Gartenkalender
allen Botanikern, die sich für Horticultur interessiren, bestens em-
pfohlen werden. R.
Bulletin mensuel de la Societe Linneenne de Paris. Nr. 25—27 (Februar —
Juni 1879). 8". 24 S.
Diese Nummern enthalten folgende Mittheiliingen: Dutally:
Inttorescences avec ascidies dans le Pols cullive (S. 193); — sur la
prefeuille des Graminees (S. 213); — sur la nature reelle des soies
des Setaria (S. 215); — ßaillon: Sur Taffinile du genre Triscia-
dia (S. 195); — sur l'arilJe umbilicale d'une Legumineuse (S. 196);
— sur une nouvelle Moppiee ä coroUe gamopetale (S. 197); — sur
quelques genres des Rubiacees dont la place est douteuse (S. 198);
— sur l'ecorc edite de Josse (S. 201); — sur Tlmantina; — sur les
graines des Dicrvilla (S. 202); — sur le Microsplenium (S. 203); -
sur l'organisation du genre Morinda cS. 205); — sur le Canthopsls;
— sur le Coffea microcarpa (S. 206); sur le Paragenipa (207); —
sur un nouveau type des Rubiacees (S. 208); — sur les Gaerlneras
(S. 209); — sur VUragoga lycioides; — struclure de Tantliere des
Famllea (S. 210); — sur les rapports des Hamiltonia (S. 214); —
sur le Triosleum triflorum (S. 216). R.
The American Journal of Science and Arts. Editors James and E. Dana
and B. Silliman. Nr. 101 — 106 (Mai— October 1879). New-Haven. Dana.
1879. 8". 510 Seiten.
In den vorliegenden Nummern finden sich zwei selbslslandige
Abhandlungen botanischen Inhaltes; dieselben sind: Experiments in
Cross-Breeding Plants of the same variety; by W. J. Beal (S. 343 —
345). Ferner: The Forests of Central Nevada, with some reinarks
409
011 those of adjacent regions; hy C. S. Sargent (S. 417 — 427). —
Ausserdem enthalt die Rubrik: „Scientific Intelligence" in den einzelnen
Kümmern kurze Anzeigen zaiilreicher neuer botanischer Publicationen.
Dieselben einzeln hier namhaft zu machen, würde zu weit führen.
R.
Erroraiu Decaisneanornm centnria tertia. Auetore Baillon. p. 16.
In diesem Hefte sucht Baillon Decaisne aus dessen Schriften
neuerdings 100 Unrichtigkeiten nachzuweisen. Weiter auf eine der-
artige, eines Mannes der Wissenschaft nicht würdige Pulemik einzu-
gehen, erscheint überflüssig, da schon bei Gelegenheit der Anzeige
der beiden ersten Centurien in dieser Zeitschrift das Nöthige her-
vorgehoben wurde. R.
Notice snr B. C. J. Du Mortier par Francois Crepin. Bruxelles, F. Hayez,
1879, 8", 47 p. mit Portriit.
Die vorliegende, in Schriften der k. belgischen Akademie der
Wissenschaften veröffentlichte Biographie ist mit vielem Fleisse und
mit grosser Liebe für die Sache geschrieben. Sie gibt ein anziehen-
des Bild des Lebensganges von Du Mortier und würdigt eingehend
seine wissenschaftlichen Leistungen. Eine erwünschte Beigabe bildet
ein genaues Verzeichniss sämmtlicher Publicationen des obgenannten
Verfassers. R.
Acta horti Petropolitani. Tom. YI. Fasciculus 1. St. Petersb. 1879, 276 S. 8".
Der vorliegende Halbband enthalt: 1. Flora terrae Tschuktscho-
rum, auctore E. R. a Trautvetter. Das Material zur vorliegenden
Arbeit lieferte Baron G. v. Maydell, doch notirte dieser bloss die
Blülhezeit, so dass sich in Ermangelung eines Tagebuches die Stand-
örler bloss vermuthen lassen. Im Ganzen werden 180 Arten vorge-
führt und sind darunter neu: Deiphinium Maydellianum, Draba
stenopetala et D. Tschukfschorum und Oxytropis MaydelUana. 2.
Catalogus Campanulacearum Rossicarum. Von Ebendemselben. Der
Verf. bespricht die Campanulaceen Russlands in Bezug auf deren
Verbreitung und Synonymik, wobei eine Reilie werthvoller Angaben
zu Tage gefördert werden. Neu sind: Phytexnna Regelii, Campanula
monocephala^ C. Fedtschenkimia und C. Älberfi. 3. C. J. Maximo-
wicz: Adnotationes de Spiraeaceis. Unter diesem zu bescheidenen
Titel liefert der Verfasser eine Arbeit, die für die Kenntniss dieser
Familie geradezu epochemachend wird. Der Verfasser bespricht die
Geschichte, Gattungen und Arten der Spiraeaceen, sowie den Pollen,
das Alhumen und die geographische Verbreitung derselben. Der Verf.
vergleicht die Spiraeaceen mit den Pomaceen, Rosaceen und Saxi-
fragaceen, er prüft die einzelnen Galtungen auf ihre Hiehergehörig-
keit und weist ihnen den entsprechenden Platz im Systeme an. Der
Verf. hat eine mustergillige Arbeit geliefert, die überall mit Freuden
begrüsst werden wird. Ein Bericht über den Stand, die Acquisitionen
410
des botanischen Gartens und die Tliiiligkeit der Beamten daselbst bil-
den den Schluss dieses inhaltsreichen Halbbandes. J. A. Knapp.
Klein, Gyula Dr. A PinguicuUi alphia mint rovarevo nöreny, kiilö-
nös tekintettel boncztani viszonyara (P. alpina als insectenfressende
Pflanze, mit besonderer Rücksicht auf deren anatomische Verhältnisse).
Ertekezesek a termeszettudomänyok körebol (Abhandlungen aus dem Be-
reiche der Naturwissenschaften, Band IX, Nr. 10). Budapest 1879, 28 S. 8*
mit 2 Taf.
Der Verf. hatte Gelegenheit, Pinguicula alpina nach beiden
Richtungen zu prüfen, und fand, dass dieselbe eine insecten-, fleisch-
und wahrscheinlich auch zum Theil eine pflanzenfressende ist. Weiters
folgt eine Untersuchung der anatomischen Verhältnisse der Wurzeln,
des Stengels, der Blätter und Blütlien. Ein Resume bildet den Schluss
dieser werthvollen Studie, der bald eine deutsche Ausgabe folgen
möge! K.
Borbäs Vincze Dr., A hazai Epilobiumok isineretehez (Zur Kenntniss der
heimischen JEpilobiu m- Arien), tirtekezesek a termeszettudomänyok körebSl
(Abhandlungen aus dem Bereiche der Naturwissenschaften, Bd. IX, Nr. 16).
Budapest 1879, 34 S. 8».
Der Verf. wollte Haussknech t's Monographie nicht abwarten
und machte sich an die Bearbeitung des eigenen Materials, um sich
auch nach dieser Richtung seine Selbstständigkeit zu wahren. In wie
weit ihm diess gelungen, lässt sicli freilich heute noch nicht absehen.
In 31 Nummern wird das Ganze, worunter sich manches Auswärtige
vorfindet, erörtert. Dann folgen noch die Galtungen Circaea, Peplis,
Lythrum und Myriophyllum mit ihren Arten u. s. w. Weiters foigim
Beschreibungen von Centaurea Csatöi (C. super-atropnrpureaX.spinu-
losa), C. dinersifolia (C. superalbay<, Jacea) und C. hemiptera CC.
rhenanaX^solstitialis) . Zum Schlüsse erblickt der Verf. in Hieracium
vulgatum die Mutterpflanze seines H. danubiale, welch ersteres im
Piliser Gebirge ehemals häufig gewesen ist. K.
Borbäs Vincze Dr., Floristikai adatok kUlönös tekintettel a Roripäkra
(Floristische Mittheilungen mit besonderer Rücksicht auf Roripa). Erteke-
zesek a termeszettudomänyok körebol (Abhandlungen aus dem Bereiche der
Naturwissenschaften, Bd. IX, Nr. 15). Budapest 1879, 64 S. 8".
Der Verf. bespricht mehrere Bastarte, worunter Inula semi-
hirta (I. subcordata X hirta), I. semicordata (1- supercordata X
hirta), I. litoralis (I. ensifolia X sqnarrosa [/. spiraeifolia]), Tha-
lictrum iodostemon (Th. elatum aul Th. glaucescens? X. angusti-
foliuin) und Th. subcoryiuhosum (Th. peucedanifoUnm X simplex?)
hier zuerst beschrieben werden. Dann gelangt er zur Gattung Roripa.,
die eingehender erörtert wird. Es werden fast sämmtliche europäischen
Repräsetdanten hier zuerst besprochen, gruppirt und beschrieben.
Interessant sind z. ß. die Auseinandersetzungen über Roripa a7iceps,
eine noch immer nicht ganz aufgeklärte Pflanze, von der er zahl-
reiche Exemplare vor sich hatte. Wenn auch dem Verfasser noch
Manches dunkel gehlieben, so ist es ihm dennoch gelungen, einige
Fragen zu lösen. Wir möchten nur wünschen, dass der V(M'f. die
411
begonnenen Untersuchungen forlselze und auf die Feuchligkeitsgrade
des Standortes, Einwirkungen von Insecten und Pilzen, sowie auf
das Dedoublenient achte. K.
Kuntze Otto Dr., lieber Verwandtschaft von Algen mit Phanerogamen«
Sep.-Abdruck aus Flora 1879, 22 S. 8» mit 1 Taf.
Der Verf. bespricht die Verhältnisse der Algen zu den Phane-
rogamen und zeigt die allinäligen Uebergange zu letzteren. Ein
Stamuibauin resutnirl das Ganze, während die beigegebene Tafel Ha-
bitusbiider von Neolacis fucoides Wedd., Terniola pedunculosa Tu!,
und Podostemon Ceratophyllum Mchc. darstellt. Die ganze Arbeit
steht, weil auf Hypotliesen aufgebaut, auf schwanken Füssen, und
lässt sich deren approximativer Werth noi-h nicht bestimmen. Iv.
Penzig Otto Dr., Die Dornen von Arduina f'erox E. Mey. Regensburg
1879, 7 S. 8" mit 1 Taf. Sep.-Abdr. aus Flora 1879.
Eine morpiiologisclie Arbeit im moderneren Sinne, deren Werth
durch die beigegebene Tafel wesentlich gesteigert wird. K.
Correspondenz.
Wien, am 2. November 1879.
Den Besuchern von Villach zur Nachricht, dass in dem von der
Seclion -Villacli" des deutschen und österreichischen Alpenvereines
ausgegebenen Bergfülirerlarif für das Raibl- und Canallhal nun auch
die Tour zu Standorten der Wvlfenia carinthiaca (je nach Zeitauf-
wand und Entfernung 7a 'Tag 1 fl. — 1 fl. 50 kr.) einbezogen ist.
H. Kempf.
Budapest, am 8. November 1879.
Die Herbstexcursionen bei Budapest sind noch immer lolinend.
Ich habe bei der Pulvennühle bei AUofen Epilobium hirsutum form.
neriiflora gefunden, bei welchem die Blüthenfarbe jener des Olean-
ders ähnlich ist, Melilotus paluster (W. K.) und Mentha silvestris
var. X calaniinthaefolia (Vis. var.), welche ich, falls sie von Mentha
nepetoides Lej. verscliieden ist, als pannonica beschreiben will. —
Unterhall) Ofen fand ich auch heuer Centaurea hemiptera m. (C. rhe-
nana X solstUiaüs), bei dem Nädorkert Melilotus paluster, Chlora
serotina. hei den Salzlachen bei dein Vadaszhäz zwischen Soroksär
und ? est Chenopodi um botryoides Lm., Cyperus pannonicus. Lythrum
bibracteatum, welches bei Malomfok unweit Vesztö im Jahre 1877
massenhaft vorkam, wovon aber schon 1878 keine Spur, und 1879
nur ein einziges Exemplar zu sehen war, fand ich später auch in
Malompuszta bei Vesztö , aiier nur selten blühend, während ich es
bei den Bittersalzquellen bei Ofen am 2. October zum zweiten Male
blühend sali. Borbäs.
412
Personalnotizen.
— Prof. P. Ascherson in Berlin hat Ende October eine auf
die Dauer von vier Monaten berechnete Reise nach Aegypten unter-
nommen.
Vereine, Anstalten, Unternehmung^en.
— Achtzehnte Versammlung des preussischen bota-
nischen Vereins zu Graudenz. Einige der am frühesten in Grau-
denz angelangten Gäste besahen am Morgen des 9. October die fast
fertige Weichselbrücke. Naclimittags unternahmen diese und die in-
zwischen noch eingetroffenen Veroinsmitglieder eine Excursion in die
Plantage und in die Gräben der Festung. Erstere enthält, auf klei-
nem Raum vereinigt, eine grosse Menge von botanischen Seltenheiten.
Es wurden darin gefunden : Pyrus torminalis, Libanotis sibirica, Er-
vum pisiforme, Aster AmellMs, Viola collina, Campanula sibirica^
Brachypodium pinnatum, Avena pratensis, Gentiana cruciata, Salcia
verticillata u. a. Auf beschatteten, das Hornwerk umgebenden Feld-
steinmauern der Wallgräben wurde gefunden: Asplenium Ruta mu-
raria und an einigen Stellen Arabis Gerardi^ eine noch zu bestim-
mende, für diese Gegend neue Art von Chroolepus, sowie auf dem
Zuchthauskirchhofe Nonnea pulla.
Der Abend wurde im goldenen Löwen im geselligen Zusam-
mensein verbracht, in welchem Gasthofe auch am 10. October, Mor-
gens SVa Uhr die Versammlung von dem Vorsitzenden, Professor
Dr. Caspary (Königsberg) eröffnet wurde. Herr Engel begrüssle
als amtlicher Vertreter die Versammlung Namens der Stadt und
drückte seine Freude darüber aus, dass der preussische botani-
sche Verein der neuen politischen Trennung der Provinz keinen
Einfluss gestattet habe auf seine Thätigkeit betreffs der wissenschaft-
lichen Erforschung des gesammten alten, vor 18 Jahren in Angriff
genommenen Gebietes.
Herr Patze sendet Sisymbrium officinale v. leiocarpa Ueclilr.
von Königsberg und berichtet über Bidens radiatus, dass auf dem
Boden des abgelassenen Teiches von Löwenhagen, der im vorigen
Jahre mit vielen Tausenden dieser Pflanze bedeckt war, in diesem
Jahre auch nicht ein Exemplar erschienen sei.
Herr Weisz (Caymen)" sendet aus seiner Gegend Dracoce-
phalum thymiflorum, Gladiolus imbricatus, Festuca silvatica u. a. m.
Prof. Caspary berichtet, dass es nicht möglich gewesen sei,
den zu Alienstein im vorigen Jahre gefassten Beschluss auszuführen,
den Kreis Flatow weiter untersuchen zu lassen. Durch lange dauernde
Krankheit verhindert, konnte Herr Rosenbohm erst am 10. Juli den
grössten Theil des Kreises Culm, in den Herr Scharlok nicht ge-
413
kommen war, bis zum 24. September untersuchen. Herr Bethke hat
im Mai und Juni und dann wieder den August hindurch bis zum
5. September den Kreis AUenstein erforscht. Prof. Caspary hat die
32 Seen des Kreises Heilsberg und bereits 50 von den Seen des
Kreises AUenstein untersucht.
Herr Rosenbohm hat eine reiche Gabe seiner Ausbeute aus
dem Culmer Kreise eingesandt, darunter neu für das Vereins-
gebiet: Scabiosa suaveolens; ferner von seltenen Pflanzen: Juncus
Tenageia, Sahia verticillata, Cypripedium Calceolus, Alyssmn mon-
tanum, Cnidium venosum, Caucalis daucoides, Gentiana Pneumo-
nanfhe und AmareUa, Stipa capillata u. a.
Herr Bethke berichtet über seine Reisen im Kreise Alienstein
und legt vor: Elymus europaeus aus dem Buchwalder Forst, Tri-
folium Lupinaster, Cypripedium Calceolus, Poa sudetica, Carex cy-
peroides, Thalictrum simplex, Cytisus ratisbonensis, Lappa nemo-
rosa u. a. m.
Herr Frisch bringt aus dem Graudenzer Kreise als neu für
diesen Dipsacus pilosus, Iris sibirica, Circaea alpina u. a. inter-
essante Pflanzen mit.
Herr Oberlehrer Dr. Prätorius (Gonitz) verUieilt als neu für
Westpreussen : Tofieldia calyculata von den Abrauer Torfwiesen,
ferner von seltenen Pflanzen: Silene dichotoma, die unter Klee bei
Conitz bereits eingebürgert zu sein scheint, Swertia perennis, Crepis
praemorsa, Viola epipsila u. m. a., sowie morphologische und Farben-
abweichungen.
Herr Conrector Seydler (Braunsberg) vertheilt als Ausbeute
seiner diessjahrigen Excursionen: Hieracium Auricula X Pilosella,
Polygonatum verticillafum, Coronopus Ruellii, Epipactis latifolia f.
varians et violacea (Schlobittener Wald), Glyceria nemoralis (Schluciit
bei Vogelsang) u. m. a. und berichtet über ein grosses Exemplar der
Alströmer'schen Hängefichte im Walde des Herrn Hopf er (Regitten)
bei Braunsberg.
Herr Scharlok (Graudenz) setzt die Versammlung in Erstaunen
durch Vorlegung einer nicht geringen Zahl verschiedener ungewöhn-
lich grosser Pflanzen aus dem Sandboden des Weichselvor-
landes, eines Brachackers von Sarnowken, des Rondsener Wäldchens,
sowie der Kiefernschonungen in Paparzyn, im Graudenzer Stadtwalde
u. a. benachbarter Orte. Er zeigt vor:
Pulsatilla pratensis mit 18 Blüthen,
— patens »15 „
— vernalis „ 35 „
Viola arenaria «73 „
Antlioxanthum odoratum mit 59 rispentr. Stengeln,
Luzula campestris „ 120 „ „
Köleria cristafa „145 „ „
Weingärtneria canescens „ 449 „ „
Arabis arenosa mit 15 Stengeln, 6833 Schoten und 253.280 Samen,
Dianthus arenarius mit 84 Stengeln und 330 Blüthen,
' Oesterr. botan. Zeitsclirift. 12. Heft. 1879. 31
414
Alysswn cahjc'mwn mit 74 bis in die 2 Ordn. verzweigten Stengeln,
Veronica spicata mit bis 34 Stengeln von bis 0"73 M. Höhe und mit
bis 107 Blüthentrauben,
Ecliium vjulgare mit 25 Stengeln, bis 1"06 M. hoch und mit etwa
14.660 Blüthen,
Matricaria inodora mit 43 Stengeln, 731 Köpfen und etwa 256.093
Blüthen.
Erijugium planum mit 7 Stengeln, bis 1'33 M. hoch, mit 178 Kopf-
dolden und etwa- 18.133 Blüthen
und noch vieles Andere dgl.
Nach einer Pause von Ys Stunde wird der Bericht über die
Prüfung der Casse vorgelegt. Es wird beschlossen, mit der dem
Vereine fürs niichste Jahr zur Verfügung stehenden Summe von unge-
fähr 1100 Mark die Landuntersuchung des Kreises Flatow zu been-
digen und die des Kreises Neidenburg zu beginnen.
Der Vorsitzende will die Untersuchung der Seen des Kreises
Alienstein mit seinen Mitteln im Interesse des Vereines zu Ende
führen.
Als Ort der Versammlung fürs nächste Jahr wird Tilsit und
durch Acclamation der bisherige Vorstand aufs Neue erwählt.
Herr Scharlok vertheilt dann eine grosse Menge von Selten-
heiten der Graudenzer Flora, als: Allium fallax, Anemone silvesfris,
Astragalus Cicer, Avena pratensis, Carex distans, Cimicifuga foe-
tida, Cuscuta lupuliformis, Dianthus arenarius X Carthusianorum,
Festuca borealis u. a. m., erläutert einen Baslart von Pulsatilla pa-
tens und pratensis durch Präparate und Abbildungen und zeigt noch
ausserdem eine nicht unbeträchtliche Anzahl Abbildungen von Pilzen
aus der Umgegend von Graudenz vor.
Herr Sehe mm el (Lessen) bringt eine Fruchtaxe von Juglans
regia mit nicht weniger als 11 gut ausgebildeten Wallnüssen aus
dem Garten des Herrn Klatt (Lessen) und ein Riesenblatt von Ari-
stolochia Sipho mit.
Herr Pfarrer Preuschoff aus Tannsee bei Tiegenhof legt aus
der Nachbarschaft seines Wohnortes und anderen Orten eine Anzahl
seltener Pflanzen vor, als: Epilobium tetragonuni v. adnatum (Tann-
see in Gräben), Scutellaria hastifolia (Barendt), Lathyrus pratensis
var. pubescens u. a.
Herr Kühn (Darkehmen), welcher mit vielem Fleiss die Unter-
suchung des Kreises Darkehmen begonnen hat, vertheilt eine Menge
von Pflanzen der diessjährigen Ausbeute, als: Sanguisorba minor,
Pofamogeton praelongus (Uszblenkener See), Salma pratensis, dar-
unter auch var. c. rostrata (auf dem Kossenberge bei Szaleinen),
Onobrychis viciaefolia von ebendaher, Cucubalus baccifer, Ranun-
culus acer mit gefüllter Blüthe, Orchis mascula var. speciosa und
viele andere.
Herr Seminarlehrer Mysliwski (Graudenz) zeigt ein umfang-
reiches Herbarium von mehr als hundertjährigem Alter vor, welches
in dem ehemaligen Jesuifcn-Collegium mit grosser Sorgfalt angelegt
415
ist, aber leider über den damaligen Zustand der Flora der Umgegend
von Graudenz keinen Aufschluss gibt, weil es Angaben von Fund-
orten nicht enthält.
Herr Oberlehrer Dr. Wacker (Marienwerder) legt eine Pheli-
pea und eine Veronica aus der Gegend von Lessen vor.
Herr Lehrer Peil (Sackrau) verlheilt einige in den Bingsbergen
gefundene seltene Pflanzen, als: Orchis conopsea, Peucedanum Cer-
varia, Cephalanthera rubra, Thesium ebracteatum, Seseli annuum,
Oxytropis pilosa, Silene chloronfha u. a. m.
Herr Prof. Caspary berichtet über die Ergebnisse der Erfor-
schung der Seen des Heilsberger und Allensteiner Kreises. Es wurden
vorgelegt: 7 Characeen, ferner Potamogeton decipiens (Leimangel-
see), P. rutila (Langsee), CalUtriche autumnalis (Langsee und See
von Dy Witten), Isoetes lacustris von zwei, Hijdrilla verlicillata von
drei neuen Standorten u. a. m. — Aus dem Carlhauser Kreise legte
derselbe vor: Blechmim boreale und Scirpus caespitosus.
Eine interessante Spielart von Aepfeln, die Herr Oberbürger-
meister Pohlmann eingeliefert hatte, ist behufs Bestimmung mit nach
Königsberg genommen worden.
Ein gemeinsames Mittagsmahl im goldenen Löwen beschloss die
an Anregung zu weiterer Forschung reiche Sitzung.
Botanisclier Tausch verein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Hoff er mit Pflanzen aus
NiederOsterreich und Ungarn. — Von Hrn. Braun mit Pflanzen aus
Niederösterreich. — Von Hrn. Janka mit Pfl. aus Siebenbürgen. —
Von Herrn Andersson mit Pfl. aus Schweden und Norwegen. —
Yen Hrn. Kesselmeyer mit diversen Pflanzen.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Forstinger, Dr.
Stohl, Zivotshy, Braun, Dr. Halacsy.
Aus Frankreich einges. von Gan doger: Acer collinus, A. leio~
carpon, Achillea coUinaga, Agropyrum colUnum, Aira Utoralis, Al-
lium acutangulum, AUopecurus utriculatus, Althaea officinalis, Ama-
rant hus deflexus, Anarrhinnm bellidif'olium, Andropogon rubrocinctus,
Anemone nemor. f. purpurea, A. ranunculoides, Arenaria leptalea,
Asparagus glaucescens. Aster brumalis, Astragalus glycijphyllos^ Bro-
mus Gussonü, Buffonia macrosperma, Bupleurum petricolum, Calen-
dula calcarea, CalUtriche tenuifolia, C. Tholeyroniana, Campanula
apricorum, C. mnbraticola, Caucalis leptophylla, Centaurea albida, C.
co7nplicata, C. Debauxii, C. polycephala, C. Weldeniana, Centran-
thus ruber, Cerinthe carthusianorum, Chamagrostis minima, Cheno-
podium opothulatum, Cirsium collinagum, C. palustre f. torfacea,
Clematix bellojocensis, C. perneglecta, Coronilla minima (var.), C.
pallescens, Prunella major.
641
Ans dem Riesengebirge eing. von Traxler: Aconitum Napellus,
Anemone alpina, Campanula Scheuchzeri, Epilobium alsinefolium, E.
nutans, Hieracium nigrescens, Montia rivularis, Pedicularis sudetica,
Saxifraga oppositifolia, Swertia perennis.
Aus Böhmen eing. von Traxler: Camelina foetida, Chenopo-
dium polyspermuni. Epilobium collinum, Inula brifanica, Polygonum
Hydropiper, Sium latifolium.
Aus Niederosterreich eing. von Traxler: Aronia rotundifolia,
Chenopodium Botrys. Erysimum canescens, Festuca amethystina,
Hieracium echioides, H. vulgatum, Myosotis hispida, Podospermum
Jacquinianum.
Aus Istrien eing. von Solla: Alsine laricifolia, Bupleurum ari-
statum, Centaurea splendens, Ecbalium Elaterium, Echinops Ritro,
Epilobium Dodonaei, Eryngium amethystinum, Iberis divaricata, Sa-
niolus Valerandi, Statice Limonium. Aus Krain: Sedum hispanicum,
Petrocallis pyrenaica.
Aus Ungarn eing. von Höfer: Artemisia maritima^ Lepidium
crassifolium.
Obige Pflanzen können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder kauflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben w^erden,
Berichtigung.
Seite 344 Zeile 16 von oben statt Missbildung zu lesen Rissbildung.
„ 347 ., 13 „ unten „ Berbera „ „ Cerbera.
Inserat.
Verlag von Gustav Fischer in Jena.
Vor Kurzem erschien:
Die
Angiospermen und die Gymnospermen.
Von
Dr. Eduard Strasburger,
Professor an der Universität Jena.
]M: i t SS a^ a f e 1 n.
Preis: 25 Mark.
Keilaeteur und Herausgeber Dr. Alesander Skofltz. — Verlag von C. Gertrld's Sohn.
Druck «od Papier der C. Uoberreutev'sclieu Buclidnickerei (M. Salzer).
Inhalt.
I. Gallerie österreichischer Botaniker.
Seite
23. Ludwig V. Vukotinovic. Von J. A. Knapp (Mit einem Licht-
druck-Porträt) 1
II. Original-Aufsätze.
Antoine, Franz. — Auszug aus R. Schomburgk's Bericht über die Fort-
schritte und den Stand des botanischen Gartens und die An-
pflanzungen des Gouvern. Adelaide, während d. J. 1877 . . 29
während d. J. 1878 228
— — Der Sonnenthau (Drosera) und die Regenbeschwörer Nord-AustraHens 161
— — Mr. Bosisto's Abhandlung über Eucalyptus und ihre Eigenschaften 368, 403
Ueber das Wachsthum von Pinus leucodermis Ant 120
Beck, Dr. Günther. — Literalurberichte . 100, 133, 163, 197, 236, 264, 374
— — Ueber einige Orchideen der nieder-österreichischen Flora . . . 3o3, 388
Borbäs, Dr. Yinc. v. — Botanische Notizen 317
— — Botanisches aus Ungarn 59
Eine ungarische Crucifere mit vierfächeriger Frucht 246
— — Literaturberichte • 31
— — Ueber einige Epilobien 182
— — Weitere Beiträge zur Kenntniss der verwachsenen Blätter .... 398
Celakovsky, Dr. Ladisl. — Botanische Miscelien 273, 361
Dichtl, AI. — Floristisches aus der Teplitzer Gegend 121
Erding^er, Carl. — Zur Flora des „Gamssteins*-' bei Hollenstein a. d. Ybbs 292
Freyn, J. — Literaturberichte 32, 163, 265
Hackel, Ed. — Botanische Mittheilungen 154
— — Zur Gramineen-Flora Oesterreich-Ungarns 205
Haläcsy, Dr. Eug. v. — Zur Flora Nieder-Oesterreichs 216
Hauck, Fr. — Beiträge zur Kenntniss der adriatischen Algen (Mit 7 Ab-
bildungen auf 1 Tafel) 151, 242, 312
Haussknecht, C. — EpUobia nova 51, 89, 118, 148
Hegelmaier, Dr. F. — Streifzüge in den Alicantiner Bergen . 252, 295, 320
Heimerl, A. — Botanische Notizen, die nieder-österreichische Flora be-
treffend 391
418
Seite
Heimerl und J. Schuler. — Beiträge zur Flora des Praters 247
Heldreich, Dr. Th. v. — Eine insektenfressende Pflanze der griechischen
Flora 291
— — Teucrium JSalacsyanum. Eine neue Teucrium-kxi der griechischen
Flora 241
Höhnel, Dr. Fr. v. — Einige anatomische Bemerkungen über das räum-
liche Verhältniss der Intercellularräume zu den Gefässen . . 137
Holuby, J. L. — Aus der Löwensteiner Flora im Trencsiner Comitate . 61
Hütten, M. v. — Beiträge zur Flora des oberen Neutra-Thaies .... 20
Janka, Victor v. — Silaus virescens 309
Karo, Ferd. — Zur Flora von Polen, insbesondere des Städtchens Losice 325
Kempf, H. — Einige im Jahre 1879 gefundene Standorte der Flora von
Nieder-Oesterreich 361
Literaturberichte 165, 376
Kerner, Dr. Anton. — Beiträge zur Geschichte der Pflanzen Wanderungen
(deutsche Revue) 174, 212
— — Festuca aniethystina 73
— — Die Vegetationsverhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und
angrenzenden Siebenbürgens 37
Knapp, J. A. — Literaturberichte 33, 67, 133, 166, 199, 234, 268, 304,
336, 409
Körnicke, Dr. Fr. — Neovossia Kcke 217
Langer, C. L. — Beobachtungen über die sogenannten Wasserporen 79, 105
IiOrinser, Dr. F. W. — Ägaricus, Lepiota rugoso-reticulata .... 22
Menyhärth, Lad. — Roripa Borhadi n. sp 173
Oborny, Adolf. — Beiträge zur Flora von Nieder-Oesterreich 91
Peter, Dr. A. — Ein Ausflug auf die Babia Gora 23
Foetsch, Dr. J. S. — Literaturberichte 331
— — Neue österreichische Pilze 289
Prichoda, M. — Literalurberichte 198, 236, 266, 302, 334, 375
Reichardt, Dr. H. W. — Literaturberichte 31, 66, 99, 132, 164, 196,
235, 264, 334, 372, 408
Sardagna, M. v. — Literaturberichte 128
Schulzer v. Müggenburg, St. — Mykologisches 112, 155, 191, 245,
319, 393
Solla, R. F. — Ausflug nach Rovigno 224
— — Beiträge zur näheren Kenntniss der chemischen und physikalischen
Beschaffenheit der Intercellularsubstanz 341
— — Botanisches aus Kärnten 193
Thümen, Br. F. — Glossen zu De Bary's Kritik über Thünien''s „Pilze des
Weinstockes" 95
— — Mykologische Präparate 330
— — Symbolae ad floram mycologicam austriacam 357
— — Vossia Thüm. Eine neue Ustilagineen-Gattung 18
Tomaschek, A. — Ueber pathogene Emergenzen auf Ämpelopsis hederacea 87
419
Trazler, R. — Einige neue Standorte für Böhmen 395
TJechtrltz, R. v. — Arabis muralis Bert, und A. sudetica Tausch, nebst
Bemerkungen über Jessen's „Deutsche Excursionsflora" . . . 231
Vatke, W. — Plantas in itinere africano ab J. M. Hildebrandt coilectas 218, 230
Voss, Wilhelm. — Literaturberichte 130
— — Mykologisches aus Krain 313
Vukotinoviö, L. v. — Novae Quercuum croaticarum formae 183
Wawra, Dr. Heinr. — Aroideae Maximilianae 400
— — Diagnoses plantarum novarum Brasiliensium collect, in Expeditione
Novara 215
Wiesbaur, J. — Floristische Beiträge 141
Willkomm, Dr. M. — Bemerkungen über neue oder kritische Pflanzen
der pyrenäischen Halbinsel und der Balearen 283, 382
Wyplel, Martin. — Beiträge zur näheren Kenntniss der Nutation ... 7 41
Zukal, Hugo. — Das Zusammenleben von Moos und Flechte 189
Ein Fall von Parthenogenesis bei einem Conjugaten 294
— — Mykologische Notizen 249
III. Correspondenzen.
Aus Aistersheim in Ober-Oesterr. von Keck 101, 307
Breslau von R. v. Uechtritz 239
Banjaluka von Hofmann 168
Budapest von Dr. Borbäs ■ ... 101, 134, 201, 338, 411
Budapest von Staub 100
Kalksburg b. Wien von Wiesbaur 270, 306, 339, 377
Nabresina von Breindl 270
Ns. Podhrad in Ungarn von Holuby 33, 200, 237, 305
Oberkrainer Alpen von Kugy und Solla 269
St. Polten von Hackel 377
Sterzing in Tirol von Huter 70, 339
Szt. Gothard in Siebenbürgen von Janka 169
Triest von Tommasini 69
Wien von Heimerl 168
Wien von Kempf 100, 411
Wien von Knapp 68
IV. stehende Rubriken.
Personalnotizen ..... 34, 70, 101, 134, 202, 239, 270, 307, 339, 378, 412
Vereine, Anstalten, Unternehmungen . . . . ■„ 34, 70, 101, 202, 307, 378, 412
Sammlungen 102
Botanischer Tauschverein in Wien . 35, 72, 102, 135, 170, 204, 239, 271,
308, 339, 379, 415
C. Uebcrreuter'acho Bachdrnckerei (M. Salzer).
4
¥ Jt y
-^4^^- "
l^/nf nnl? "^ "-LINOIS-URBAnT
30112084207650
4 1 ..■^,
;.^-* -. '
. ^^-^'■-
!-.v'v ..v^^ \:^
>■-: ^
^ •>.*
I v^-^V
W^-^-'