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THE UNIVERSITY
OF ILLINOIS
LIBRARY
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Oesterr. Botaii. Zeitschrift 1887.
<J- P ^^X^C^
Oesterreichische
BOTANISCHE ZEITSCHRIFT.
Organ für Botanik und Botaniker.
Mit
Orig'inal-Beiträg'eii
von
Ascherson, Baier, Beck, Blocki, Borbäs, Boresch, Bornmüller, Braun, Burgerstein, fcelakovsky,
Conrath, Dalla Torre, Degen, Dicht), Eichenfeld, Pocke, Formanek, Freyn, Garcke, Hanausek,
Hansgirg, Heimerl, Huter, Jensen-Tusch, Jetter, Junger, Karo, Keller, Kerner, Kissling,
Knapp, Komhuber, Krasan, Kronfeld, Molisch, Palacky, Pfihoda, Procopianu-Procopovici,
Rassmann, Sabransky, Schilberszky, Schneider, Simonkai, Spitzner, Stapf, Stein, Steininger,
StrobI, Toinaschek, Uechtritz, UUepitsch, Vägner, Voss, Vukotinovic, Wettstein, Wiedermann,
Wiesbaur, Woloszczak, Zukal,
üedig-irt
von
D'- Alexander Skofitz.
XXXVII. Jahrgang:.
Mit 2 xylographirten Porträts und 6 xylogr. Abbildungen.
Wien 1887.
Verlag von C. Gerold's Sohn.
0 'So.ö
Oesterreichische
Botaniscüe Zeitsclirift
Die österreichische
hotanisclie Zeitschrift
erselipint
di'ii Ersten jeden Monats.
Mau pränumeiirt auf selbe
mit 8 11. Ost. W.
Qß U. Mark)
ganzjährig, oder mit
4JI. Ost. W. iS 11. Mark}
halbjährig.
Inserate
die ganze Petitzeile
15 kr. öst. W.
Orgaii.
für
Botanik und Botaniker.
N^ 1.
Exemplare
die frei durch die Postbe-
zogen werden sollen, sind
l>los bei der Redaction
(IV. liez , Mühhjasse Nr. 1)
ZU präiiuraeriren.
Im Wege des
Buchhandels übernimmt
Pränumeration
C. Gerold's Sohn
in Wien,
sowie alle übrigen
Buchhandlungen.
XXXYII. Jahrgjing.
WIEN.
Jänner 1887.
INHALT: Ferdinand Hauck. — Ursachen der Haarbildung. Von K ras an. — Anemone Srhrfdii. Von
Ullepitsch. — Bergalgenflora Böhmens. Von Dr. Hansgirg. — Zur Flora von Ost-Galizien. Von
Blocki. — Flora der Karpatheu. Von Dr. Formslnek. — Öpätflora. Von Jetter. — Flora des
Etna. Von Strobl. -■ R. v. Uechtritz, Von Stein. — Literaturberichte. — Correspondenz. Von
Braun, DallaTorre, Wies bau r, Blocki, Formänek. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten,
Unternehmungen. — ■ Botanischer Tauschvernin. — Inserat.
Gallerie österreichischer Botaniker.
XXXV.
Ferdinand Hauck.
(Mit einem xylographirten Porträt.)
Unsere Zeitschrift bringt in dieser Nummer das Porträt eines
jener österreichischen Botaniker von bedeutendem Ruf, deren Namen
zwar nicht in den Universitäts-Kalendern tiguriren, trotzdem aber in
wissenschaftlichen Zeitschriften und Hauptwerken neben denjenigen
von Koryphäen ebenbürtig erscheinen. Und wenn irgend ein Lebens-
bild nicht nur für Pachgenossen, sondern — und zwar mehr noch —
für andere Gebildete interessant ist, so trifft diess ganz besonders
die Geschichte des Entwicklungsganges unseres besten derzeitigen
Algologen.
Wir geben im Nachstehenden eine Skizze dieses inhaltsreichen
und weiterhin vielversprechenden Lebens.
Dr. Ferdinand Hauck ist der einzige Sprössling einer Brünner
Familie des ehemaligen Fiuanz-Prociu'atursbeamten Johann Hauck,
dessen Name in den Stammbaum einer der ersten Patrizierfamilieu von
Nürnberg zurückweist und der Caroline de Clady, einer Tochter
von adeligem Geschlechte lothringischen Ursprunges.
Geboren zu Brunn am 29. April 1845, genoss Ferdinand
Hauck im Hause seiner Eltern eine sehr sorgfältige Erziehung.
Mit dem zehnten Jahre trat er ins Gymnasium, um aber alsbald an
Oeaterr. bolan. Zcifbdiiitt. 1. Heft 1887. ^'^^4-fK^'^« 1
die Oberrealschule überzugeheii, weil ihm die realistischen Fächer
mehr Interesse abgewannen. Nach Absolvirimg der Oberrealclassen
bezog H. die technische Hochschule seiner Vaterstadt. Mit herz-
warmer Dankbarkeit gedenkt er heute noch seiner dortigen Lieblings-
lehrer, welche das Werk seiner geistvollen Mutter, die im Jüngling
angefachte Flamme der Liebe zur Natur und zur Naturforschuug in
methodischer Wissenschaftlichkeit zu unterhalten und zu pflegen
verstanden. Auch Hauck ist ein beredter Zeuge dafür, dass es in
der Kegel die Mutter ist, welche als begnadete Erzieherin den
nachhaltigsten Einfluss auf die geistige Entwicklung heranwachsender
Naturforscher ausübt. Von seiner Mutter ward er als Knabe zu
den Schönheiten der realen Welt: zum murmelnden Waldbach, zur
blühenden Wiese, zum stillen Hain, zur fruchtbaren Aue hingelei-
tet, um mitten unter den Herrlichkeiten stillschaffenden Naturwesens
beobachten und denken, forschen und erkennen zu lernen. Sie war
es, welche den Grund gelegt zu dem, was später an den Schulen
zu Brunn ein A. Makowsky und ein Dr. Kolenati als hervor-
ragende Naturforscher gross zu ziehen wussten, nicht allein durch
geistreiche Vorträge, sondern auch durch persönlichen Verkehr mit
dem jungen Hauck.
Wie so oft in diesen Studienjahren zu geschehen pflegt, warf
sich auch H. in jener Zeit erst mit dem meisten Eifer auf die Ento-
mologie, ohne indess die anderen Disciplinen der Naturwissenschaften
zu vernachlässigen, im Gegentheile kamen sie bei ihm alle an die
Keihe, weil er alsbald gelernt hatte, dass sie eben alle — als inein-
andergreifende Theile eines einzigen Ganzen — zusammengehören
und nur eine vielseitige Erkenntniss zur Wahrheit leitet. Dass er
die letztere in optima forma ernstlich suchte, beweist der Umstand,
dass er sich schliesslich auch an das Studium der speculativen Phi-
losophen heranmachte, ohne indess hier jene Befiiedigung zu finden,
welche die gewiegten Dialektiker der verschiedenen „Systeme" ihrem
Publikum anzupreisen und zu versprechen verstehen. Enttäuscht
wandte er sich von den Speculationen deutscher Philosophen ab,
um desto besser bei den Encyklopädisten und zuletzt bei den mo-
dernen Naturphilosophen der Darwin'schen Eichtung denken und
betrachten zu lernen.
Trotzdem diese naturalistischen und realphilosophischen Studien
zu den Lieblingsbeschäftigungen des jungen Mannes gehörten, war es
Hauck nicht vergönnt, sich denselben mit allen Kräften des Leibes
und der Seele hinzugeben. Es kam die prosaische und höchst wich-
tige Frage der Berufswahl. Wie gerne hätte sich H. dem höheren
Lehramte zugewendet, wenn nicht die Verhältnisse ihn gezwungen
hätten, seiner Lieblingsidee zu entsagen. Es ward eine „praktischere"
Carriere in Aussicht zu nehmen, und in Folge eines Compromisses
zwischen Lieblingsstudium und „grobmaterieller" Lebensweisheit kam
der Entschluss zur Ausführung, demzufolge Hauck sich dem Forst-
wesen zu widmen hatte. Er träumte damals von der poesieschwan-
geren harzduftenden Atmosphäre des schweigsamen lebendigen Waldes ;
er wähnte als Forstbeamter nicht bloss die Bäume wachsen zu sehen,
sondern im Dienste des Staates Grosses und Nützliches schaffen zu
können. Es entging ihm während des G-ebrodels seiner Jugond-
träume, dass der pflichttreue Beamte im Forste oft ein vogelfreier
Mensch, ein der Bosheit und Hinterlist doppelt preisgegebener Bür-
ger ist, dem für treue Pflichtwaltimg als Lohn die Kugel des Wald-
und Wildfrevlers wird. So malte er sich wohl die Lichtseiten des
gewählten Berufes aus, ohne die Kehrseite des Bildes zu kennen.
Er trat daher in Praxis erst beim Forstamte in Schebetau, dann in
Tischnowitz und erhielt später die Adjunctenstelle in Katschitz-Drno-
witz. Obwohl er sich mit ganzer Liebe und vielem Fleisse der Forst-
wissenschaft widmete und auch die Staatsprüfung in diesem Fache mit
sehr gutem Erfolg absolvirte, so kam Hauck doch bald zu der Einsicht,
dass er bei diesem Berufe doch nicht in seinem Elemente und für
sein künftiges Sein nicht in dem Masse gesichert sein würde, dass
er hätte seines Lebens froh werden können. Das rohe Benehmen
eines Vorgesetzten verleidete ihm schliesslich die waldreiche Domäne
seiner Arbeit derart, dass er umsatteln wollte. Der Zufall führte
ihn in Wien mit einem hochgestellten Staatsbeamten zusammen,
der sich des jungen, mit wissenschaftlichen Kenntnissen seltener Art
ausgestatteten Mannes annahm und Hauck veranlasste, sich dem
Staatstelegraphendienste zuzuwenden, „weil in dieser Branche reine
Wissenschaft erst angefangen habe, praktisch verwendet zu werden,
und weil hierbei einem strebsamen Manne sich die besten Aussichten
darböten". So absolvirte denn H. auch den Telegraphencurs in Wien und
erhielt in diesem Staatsdienste seine erste Anstellung im Mai 1866 in
Triest, der lieblichen Hafenstadt an der Adria, die ihm zur zweiten
Heimath werden sollte, wo er auch bis zur Stunde seinem Stande
treu blieb.
Mit der Uebersiedlung nach Triest begann für Hauck ein neuer
Lebensabschnitt. Die entzückende Lage der Stadt, deren Anblick den
stumpfsinnigsten Egoisten in freudige Erregung versetzen muss; das
italienische Leben mit dem Zauberhauch südlicher Gluth und Ueppig-
keit, dann aber vor Allem der Anblick des Meeres mit seinem
traumschönen Wechsel im Leben und Athmen, das Meer mit seinen
noch ungehobenen wissenschaftlichen Scüätzen — das Alles und noch
Anderes mehr hatte es dem sinnigen Naturfreunde angethan. Hauck
erkannte aber auch alsbald, dass der neu gewählte y,praktische Beruf
seinen Intellect und Erkennungseifer nicht würde vollkommen in
Athem zu halten im Stande sein, um jenem Berufe „ausschliesslich"
alle Kraft widmen zu können. So kam er denn dazu, auf einem
anderen Wege sein ihm von Jugend an gestelltes Ziel zu erreichen.
Wenn sich Zeit fand, ein Steckenpferdchen nebst dem Berufe zu
reiten, so wollte er sich ein edles Ross auswählen. Der Zufall brachte
es mit sich, dass er gelegentlich eine kleine Sammlung von Meeres-
Algen sah. Ihr Anblick erweckte in ihm den Entschluss, jene damals
noch recht wenig oekannten Organismen zu Objecten seiner Studien
zu machen. Mit welchen Schwierigkeiten der angehende Algolog da-
1*
mals zu kämpfen hatte, davon werden die jüngeren Fachgenossen
kaum eine Ahnung haben, war doch in ganz Triest nicht ein einzi-
ges Buch über Algen aufzutreiben. Hauck, der junge, erst mit
kargem Gehalte dotirte Telegraphenbeamte, hatte nicht nur alle
nothwendigeu, zum Theil sehr theuren Bücher und Specialwerke
algologisciieu Charakters, sondern auch theure Apparate und Instru-
mente aus eigenen Ersparnissen selbst anzuschaffen. Aber mit dem
Anfang der schwierigen autodidaktischen Arbeit wuchs auch die Be-
geisterung und steigerte sich progressiv mit der Summe neuer, früher
kaum geahnter Erkenntnisse. Zahlreiche kleinere und grössere Excur-
sionen und Reisen, auch ein dreimonatelanger Aufenthalt auf der
Insel Cherso, boten ihm reichlich Gelegenheit, zahlreiche biologische
Beobachtungen zu machen, deren Ergebnisse grösstentheils in seinem
Hauptwerke, „Die Meeres -AI gen" niedergelegt sind. Diese seine
biologischen Beobachtungen konnten selbstredend nur systematisch-
beschreibende Resultate abgeben, da dem jungen Beamten, der eben
fast jeden Tag seinen Bureaustunden gerecht zu werden hatte, für
zusammenhängende, entwicklungsgeschichtliche Studien die Zeit fehlte.
Angeregt durch Hofrath M. von Tommasini, mit welchem Hauck
wiederholt weitere Excursionen machte, publicirte er anfänglich ver-
schiedene Aufsätze in der Oesterr. botan. Zeitschrift, welche Beiträge
alsbald die Aufmerksamkeit der Fachbotaniker erregten und Hauck's
Namen weit über die Grenzen des österr. Kaiserstaates hinaustrugen.
Nach und nach wurde ua gesucht ein reger Verkehr mit wissen-
schaftlich bethätigten Fachmännern zu Stande gebracht, und unge-
sucht wurde ihm der ehrenvolle Auftrag, für die neue Bearbeitung
der grossen Rabenhorst'schen Krjptogamenflora den wichtigen
Band über die „Meeresalgen Deutschlands und Oesterreichs"
zu liefern. Dieses Hauptwerk unseres Triester Algologen nahm wäh-
rend mehrerer Jahre die ganze Mussezeit in Anspruch und erschien
in letzter Lieferung 1885. lieber die sorgfältige Bearbeitung der
einschlägigen Materie, über die Trefflicbkeit der Diagnosen, welche
von einem Referenten mit Recht als mustergültige bezeichnet wurden,
über die zuverlässige Illustration des gewichtigen Bandes, kurz:
über den wissenschaftlichen Werth des in seiner Art einzig daste-
henden Werkes herrschte nur Eine Stimme der Anerkennung. Das
hat denn auch die mathematisch-naturwissenschaftliche Section der
philosophischen Facultät zu Zürich bei Anlass des fünfzigjährigen
Jubiläums der dortigen Hochschule veranlasst, dem verdienten
Privatgelehrten Hauck den Doctortitel honoris causa zu verleihen
und zwar, Avie wir von unterrichteter Seite erfahren haben, nament-
lich in Hinblick auf die zahllosen Schwierigkeiten, welche dem Ver-
fasser der „Meeresalgeu" während seiner eigenen Entwicklung zum
Gelehrten von Rang im Wege standen, und die nur von einem für
Wissenschaft und Wahrheit glühend begeisterten Manne bewältigt
werden konnten.
Freilich half ein Umstand wesentlich mit, dass der an strenge
Bureaustuudeu gefesselte Staatsbeamte nicht vorzeitig seine Lust am
Forscheu einbüsste. Im Jahre 1872 führte F. Hauck nämlich eioe
Nichte des iu weiten Kreisen bekannten Botanikers, D. Bilimek,
des ehemaligen Gustos der Museen in Mexiko, zum Altar. Anna,
geborne Sedlatsche k, brachte in die junge Ehe ein fein gebildetes
Gemüth und herzwarmen Sinn für alle Naturschönheiten, an denen
sich Hauck auf gemeinsamen Ausflügen und wissenschaftlichen Excur-
siouen zu erholen gewohnt war. Es ist bekannt, dass es Frauen
bisweilen gelingt, iu ihren Männern allen Sinn für edlere Liebha-
bereien gründlich auszumerzen: Frau Anna Hauck befliess sich des
Gegentheiles und förderte ihren Gatten nicht unwesentlich bei seinen
wissenschaftlichen Arbeiten; ihr gebührt folgerichtig die warme An-
erkennung nicht minder, als dem dessen Streben sie pflegte.
Wir geben im Nachfolgenden ein Verzeichuiss der botanischen
Arbeiten aus Hauck's Feder:
1. Ueber das Massenauftreten der Nitzschia Closterium (Ehrh.) Sm.
in der Adria. Oester. bot. Zeitschr. 1872 p. 253.
2. Aufzählung einiger in dem sogen. Seeschleim der Adria vorkom-
menden Diatomeen. Oesterr. bot. Zeitschr. 1872 p. 831.
3. Osc'dlaria caldariorum mihi u. sp. Eine Plage des Warmhauses.
Oesterr. bot. Ztschr. 1876 p. 151.
4. Bemerkungen über einige Species der Ehodophyceeu
und Melanophyceen iu „Contributiones ad Algologiam et
Fungologiam, Auetore F. Keinsch." Oesterr. botan. Zeitschr.
187(5 p. 412.
5. Notiz über Bhizophydium Dicksonii Wrisht. Oest. bot. Zeitschr.
1878 p. 321.
6. Verzeichuiss der im Golfe von Triest gesammelten
Meeralgen. Oesterr. bot. Zeitschr. 1875 p. 245, 283, 316, 348,
386-, 1876 p. 24, 54 und 91. I. Nachtrag 1876 p. 265; IL Nach-
trag 1877 p. 50.
7. Beiträge zur Keuntniss der adriatischen Algen. Oesterr.
bot. Zeitschr. L 1877 p. 117, H. 1877 p. 185, IIL 1877 p. 230,
IV. 1877 p. 273, V. p. 292; VL 1878 p. 77 mit Tafel, VIL 1878
p. 130, VIIL 1878 p. 185 mit Tafel, IX. 1878 p. 220, X. 1878
p. 288 mit Tafel; XL 1879 p. 151, XIL 1879 p. 242 mit
Tafel.
8. Eine neue Floridee. Hedwigia 1882 Nr. 9.
9. Cenni sopra alcune alghe dell' oceano indiano; con 3
Tavole. Atti del Museo Civ. di storia naturale di Trieste.
VoL Vn. 1884.
10. Ueber einige von J. M. Hildebrandt im Rothen Meere
und indischen Ocean gesammelte xilgen: I. Hedwigia
1886, Heft V; H. Hedwigia 1886, Heft VL
11. Die Me eresalgen Deutschlands und Oesterreichs (ßaben-
horst's Kryptogamen-Flora IL Band) XXIV und 576 p. Mit
583 Abbildungen im Texte uud 5 Lichtdrucktafeln. Leipzig,
E. Kummer 1885.
12. In Verbindung mit P. Richter in Leipzig: Phykotheka
universalis. Sammlung getrockneter Algen sämmtlicher Ord-
nungen uüd aller Gebiete. Bis jetzt erschienen: Fase. I und II
Leipzig 1885.
Ferner bearbeitete Hauck den Theil der „Algen" in der „Flora
der Insel Jan Mayen von Dr. H. W. Reichardt, Wien 1886".
Ebenso lieferte er zahlreiche und werthvolle Beiträge zu V. Witt-
rock und 0. Nordstedt's „Algae aquae dulcis exsiccatae", sowie
für P. T. Cleve und J. D. Möller's „Diatomeen". Auch bethätigte
er sich wiederholt als Eeferent beim „Botan. Centralblatt", bei der
„Oesterr. botan. Zeitschrift" u. A. m.
Einer besonderen Erwähnung verdient nebst der kostbaren algo-
logischen Privat-Bibliothek auch das Algen-Her bar Hauck's. Es
besteht aus 60 grossen Fascikeln (von denen 52 ausschliesslich
Meeresalgen entlialten) und aus vielen Hunderten mikroskopischen
Algen- und Diatomeen-Präparaten. Einen ganz besonders werthvollen
Theil dieses Horbars bildet die selten-reiche Sammlung von Kalk-
algen, die in Schächtelchen verwahrt sind. Dass sich auch zahlreiche
Alkohol-Conserven algologischen Charakters vorfinden, ist selbstver-
ständlich. Diese musterhaft geordneten Sammlungen zeichnen sich
aus sowohl durch die Schönheit der Einzel-Exemplare, als auch durch
ihre Eeichhaltigkeit an europäischen und aussereuropäischen, nament-
lich authentischen Exemplaren.
Unter anderen enthält das Hauck'sche Herbar auch die voll-
ständigste Collection adriatischer Algen.
Manche Floristen bemessen ihren Ruhm nach der Anzahl von
Speciesnamen, die nach ihnen benannt sind. Es ist nicht zu ver-
hehlen, dass häufig an diesem Massstabe wenig auszusetzen, dass
aber in anderen Fällen der Schluss ein unrichtiger ist. — Hauck
verschmähte es in seiner Bescheidenheit für sich selbst Reclame zu
machen. Um so auffallender ist, dass eine Palmellaceen-Gattung den
Namen Hauckia erhielt und überdiess mehrere Species nach ihm
benannt wurden: Navicula Hauckii Cleve, Cgmhella Hauckii Van
Heurck, Achnanthes Hauckii Grün., Coscinodiscus Hauckii Grün.,
Hemiaulus Hauckii Grün. u. a. m.
Ausser den zahlreichen neuen Arten von Algen, die Hauck
vorzüglich in der Adria entdeckte und in seineu Arbeiten genau be-
schrieben hat, gibt es auch viele Diatomeen-Arten, die er zum ersten
auffand und welche Grunow und Andere zur Bearbeitung über-
nommen haben.
Möge ihm noch lange zu wirken beschieden sein!
Dr. S. Z.
lieber die Ursachen der Haarbildung im Pflanzenreiche.
Von Franz Krasan.
Wenn wir dem Ursprung der Haarbildung bei Pflanzen nach-
spüren, werden wir bald auf zweierlei Erscheinungen aufmerksam, in
denen wir, vielleicht etwas voreilig, den Schlüssel zu der geheimniss-
vollen Werkstätte, wo den holden Geschöpfen der Berge und Fluren
die wärmenden Kleidchen gewoben werden, gefunden zu haben glauben.
Welchem eifrigen Beobachter der Pflanzenwelt wäre es nicht bekannt,
wie so viele Arten, die wir im westlichen Europa in ihrem schütte-
ren oder flüchtigen Haarüberzug kennen gelernt haben, oder die selbst
als kahl bezeichnet zu werden pflegen, gegen Osten in dem Masse,
als das Klima einen mehr und mehr steppenartigen Charakter an-
nimmt, dichter behaart erscheinen.
Wer zum ersten Male die sonnsei tigen Bergabhänge längs der
Donau gegen die siebenbürgische Grenze oder die pontischen Gebirge
in der Krim oder im Norden Kleinasiens besteigt, wird über die
grosse Zahl dichthaariger Pflanzen verwundert. Noch auffallender zeigt
sich diese Erscheinung in den wärmeren Gegenden des Orients: im
cilicischen Taurus, am Libanon, an den südlichen Abhängen des El-
borus nördlich von Teheran, in Kurdistan u. a. 0., wie man sich bei
Durchsicht der Sammlungen, welche Dr. Kotschy dort veranstaltet
hat, leicht überzeugen kann. So wird z. B. schon in der Krim Ru-
bus caesius L. in einem graufilzigen Haarüberzug unserem Blicke
begegnen. Tomentös (weissfllzig) ist diese Pflanze noch mehr in den
Gebirgen des nordwestlichen Persien, dessgleichen andere Arten der
Gattung Ruhus, nächst verwandt mit R. ulmifolius Schott, ferner
Quercus sessiliflora Ehrh., letzteie schon in Istrien, Dalmatien, Grie-
chenland, im nördlichen Kleinasien, wofern man einige unserer
Wintereiche sehr nahe stehende Formen mit dieser vereinigen will.
Eine Zunahme der Wärme allein kann die Ausbildung des To-
ments nicht veranlassen, denn man beobachtet grau- und weissfilzige
Arten der verschiedensten Gattungen in Menge bis in Kegionen hin-
auf, wo die mittlere Temperatur im Sommer tief unter jene Nord-
deutschlands sinkt. — Die hier angedeuteten Erscheinungen bilden
ohne Zweifel eine natürliche Gruppe für sich.
Andererseits sehen wir in unzähligen Fällen an einzelnen Pflan-
zentheileu, welche von gewissen Insecten (Cecidomyiden-Larven, bis-
weilen auch von Cynipiden) oder von Gallmilben {Rhytopti(s-A.Yten)
verletzt sind, Haare in reichlicher Menge auftreten, ohne dass es uns
möglich wäre, auf den ersten Blick einen wesentlichen Unterschied
zwischen solchen Haargebilden und normalen Trichomen, wie wir sie
bei so vielen Arten beobachten, wahrzunehmen. Die Zahl der von
Zoologen coustatirten Fälle der so entstehenden örtlichen Behaarung
der Pflanzen mit und ohne gallenförmige Entartung des afficirten
Zelleugewebes ist so gross, dass sie bereits eine sehr umfang- und
inhaltreiche Literatur ausmacht. Selbstverständlich kann es nicht
8
Aufgabe der vorliegenden Untersuchung sein, auf alle diese Fälle im
Speciellen einzugehen*). Es sei mir aber gestattet, die Fragen zu
erörtern, ob 1. die Erscheinungen dieser zweiten Gruppe mit denen
der ersten irgendwie ursächlich zusammenhängen, und 2. ob sie über-
haupt für die Geschichte der FormentwicMung der Pflanzen von ir-
gend welchem Belange sind.
Zu den häufigsten Erscheinungen dieser Art gehört unstreitig
das Phytoptocecidium auf Thymus Chamaedrys Fries, montanus W. K.,
Th. humifusus Bernh. und anderen Arten dieser Gattung, bestehend
in einer Deformation der Triebspitzen, namentlich der blüthentragen-
den. Wir sehen da die Hochblätter mit den achselstäudigen Blüthen
zu einem rundlichen Ballen zusammengediängt, indem die Interno-
dien ungewöhnlich verkürzt erscheinen, während die mehr oder we-
niger vergrösserten und verdickten Deckblätter dicht an einander
schliessen. Diese, sowie auch die Achse sind von einem weisslichen,
filzig- zottigen Haar bedeckt. Sehr oft geht diese Behaarung auch
tiefer herab: sie erstreckt sich bis auf das oberste eigentliche Blatt-
paar, welches im Uebrigen gar nicht entstellt ist, und ich habe schon
Fälle kennen gelernt, wo zwei der oberen Blattpaare sammt den da-
zwischenliegenden Achsenth eilen zottig behaart waren.
Diese Abnormität wird durch eine winzige Gallmilbe verur-
sacht, welche an der Oberfläche des Zellgewebes zwischen den ober-
sten Hochblättern lebt. Sie ist länglich von Gestalt, weisslich, mit
freiem Auge gar nicht, wohl aber schon mit einer guten Loupe be-
mei-kbar. Unter dem Mikroskope nimmt man daran vorn zwei Paar
kurze Beine wahr, und ein Paar fussähuiiche Taster. Der Hinterleib
ist walzlich, gegen das Ende zu etwas spitz. Die Thierchen leben
daselbst, an den oberflächlichen Theilen der Innenseite der defor-
mirten Hochblätter wühlend, in grösserer Zahl, zu Hunderten.
Bisher habe ich dieses Phytoptocecidium in Steiermaik, und
zwar im Weingebirge des Sausal unweit Leibuitz, feiner im Save-
Thal von Krainburg bis zum Ursprung der Save und bei Weissen-
fels in Krain, bei Tarvis und im Kaltwasserthal bis Eaibl in Kärn-
ten beobachtet. Es ist bei Krainburg, Lees-ßadmannsdorf, Lengeufeld,
Weissenfels sehr häufig, aber auch im Sausal an sonnigen Abhängen
in den Weinbergen eines der häufigsten Vorkommnisse dieser Art.
Von Fr. Loew, Thomas und anderen Cecidiologen wird es gleich-
falls zu den gewöhnlichsten gezählt.
Vergleicht man das Haar der in Kode stehenden Missbilduug
mit dem der normalen haarigen Varietät des Thymus, so bemerkt
man keinen Unterschied, wenn von der ungleichmässigen Vertiieiluug
desselben bei den cecidienti'ageuden Individuen abgesehen wird. Bei
Krainburg und Lees sah ich letztere mit der gesunden gleichmässig
') Aufzählungen von Phytopto-Cecidien findet man von Dr. Franz Low
in den Verhandl. der k. k. zoolog.-botan. Gesellscli. in Wien, Bd. XXV'III,
XXXIII, XXXV (1878, 1883, 1885), von Dr. Fr. Thomas ebendaselbst, Band
XXXVI (1886). Ich erwähne hier nur diejenigen I'ablicationen dieser Autoren,
die ich selbst zu meinen diessbezüsrlichen Untersuchungen benützt habe.
9
ausgebildeten Varietät des Thymians {Thymus Chamaedrys, monta-
nus), die durch reichliche Behaarung ausgezeichnet ist, und zwar in
grosser Menge. Beiderlei Pflanzen, die kahle und die haarige, wach-
sen auf der weiten Save-Ebeue mit einander vermischt und gleichen
einander in allen übrigen Eigenschaften, nur dass die eine wie die
andere mit und ohne Cecidium vorkommt. Wo die var. hirsuta mit
dem Phytoptocecidium behaftet ist, trägt sie an den inficirten Trieb-
spitzen stets ein reichlicheres und dichteres Haar als an den übrigen
Theilen.
Der nächste Gedanke, der sich des über die Veranlassung der
merkwürdigen Erscheinung nachsinnenden Beobachters bemächtigt,
ist natürlich der, dass nicht nur bei der durch den Parasiten infi-
cirten Pflanze die Haarbilduug eine Folge der Verletzung ist, son-
dern dass auch bei der normalen var. lürsuta sive lamiginosa die-
selbe durch die gleiche Ursache inducirt worden sei. Indessen ist es
uöthig zu sehen, wie sich die genannte Varietät an anderen Stand-
orten zur cecidientragenden (im Uebrigen kahlen) Pflanze verhält,
bevor man aus der augenscheinlichen Uebereinstimmung der Haar-
bildungen an den beiderlei Pflanzen mehr als eine blosse Möglichkeit
des pathogenen Ursprungs der var, hirsuta s. lanuginosa ableitet.
Vor Allem scheint mir der Umstand massgebend, dass sich
nicht überall, wo die vom Phytoptus befallene Pflanze vorkommt,
auch die haarige Varietät in der Nachbarschaft vorfindet. So ist
z, B, die Grallmilbe auf dem Thymian im Sausal weit verbreitet:
man sieht die befallenen Stämmchen theils mit den charakteristi-
schen wollig-filzigen Triebspitzeu, theils auch mit schwächerer Be-
haarung an den inficirten Theilen, und kann den Parasiten durch
den ganzen Sommer in reichlicher Menge beobachten, sucht aber daselbst
vergeblich nach der normalen iiaarigen Abart der Pflanze, Von letz-
terer sah ich nichts, trotz eifrigen Suchens an allen Orten, wo, nach
ihrem Vorkommen im Save-Thal bei Radmannsdorf (in Krain) zu
urtheileu, dieselbe wachsen könnte. Aber ganz unerwartet bekam ich
Exemplare des Thymus zu sehen, welche von der Gallmilbe inficirt
waren, auch die gewöhnliche Monstrosität m Form verkürzter Inter-
uodien und dicht zusammengedrängter Hochblätter an den befallenen
Triebspitzeu zeigten, jedoch mit auffallend spärlicher Behaarung.
Auch Dr. Thomas erwähnt ein Phytoptocecidium auf dem Thy-
mian (Triebspitzen -Deformation, verbunden mit Phyllomanie und
Knospuug, gefunden im Suldcuthale in der Nähe des Ortlers bei
1845 Meter), das keine vermehrte Behaarung hat.*) Bei Leibuitz
fand ich kürzlich ein ähnliches auf Orhjauum vulgare L.; es euthitdt
eine Unzahl von Gallmilben, war aber nicht mebr behaart als die
gesunden Theile der Pflanze. Man wird auch bui Campamda Tra-
chellum L. nicht selten einem ganz ähnlichen, von Gallmilben be-
wohnten Gebilde begegnen, ohne irgend welche auftallige Behaarung.
') Suldener Pliytoptocecidicn 1. c. Bd. XXXVI. S. 30ö ii. 51.
10
üeberhaupt ist die Zahl der bisher bekannt gewordenen Phytopto-
cecidien ohne Trichombildiing bereits sehr beträchtlich angewachsen.
Solchen Thatsachen gegenüber erscheint die Mitwirkung des
Phytoptus an der Erzeugung des Haarfilzes als ein Factor von sehr
untergeordneter Bedeutung, und was specieJl den Thymus anbetrifft,
so ist es so viel wie gewiss, dass die eigentliche Disposition der
Pflanze, bei Verletzungen durch die Gallnilbe an den inficirten
Theilen Haare zu bilden, nicht auf liechnung des Parasiten korümt:
es wären sonst Ausnahmsfälle, wie die eben angeführten, unmöglich.
Um hier einen der Natur der Sache entsprechenden Ausweg
zu finden, der uns von beiden Extremen gleich abhält, ist es nöthig,
zweierlei ursächliche Momente anzunehmen, auf welche das thatsäch-
liche Auftreten der Cecidienhaare zurückzuführen wäre: 1. eine durch
Jahre hindurch sich ansammelnde und allmälig anwachsende Anlage
oder Disposition zur Trichombildung, 2. einen äusserlichen Impuls als
auslösende Ursache, welche bewirkt, dass die in der Pflanze gleich-
sam schlummernde Fähigkeit, Haare zu bilden, sich in sichtbarer
Weise bethätigt.
Wenn wir also finden, dass die Phytoptocecidien des Thymians
an einer bestimmten Stelle dichtes, wollig-filziges Haar besitzen, so
dürfen wir daraus schliessen, dass in der Pflanze dort die Tendenz
vorbanden ist, Haare hervorzubringen, dass aber thatsächlich solche
nur entstehen, wenn ein kräftiger Impuls durch Infection von Seite
der Gallmilbe hinzutritt. Wo aber diese pathogeuen Gebilde unbe-
haart erscheinen, da muss es natürlich dem Organismus an der
Disposition oder Anlage zur Haarbildung überhaupt fehlen. Ist da-
gegen letztere Fähigkeit in höherem Grade vorhanden, so kann
es auch ohne eine äusserliche auslösende Ursache, ohne einen Im-
puls durch Infection, zur Entstehung von Haaren kommen; jedoch
nicht an einem schon erwachsenen Individuum, sondern an der aus
dem Keime sich entwickelnden neuen Pflanze (also an der Nach-
kommenschaft).
Diesen Fall haben wir vor uns, wenn wir den über die Save-
Ebene bei Lees und Kadmannsdorf verbreiteten, daselbst äusserst
häuflgen Thymus ins Auge fassen. Da unterscheiden wir ganz kahle,
unversehrte, daneben vom Phytoptus befallene an den Cecidien di^ht
behaarte Pflänzchen, dazwischen solche, die ganz behaart, zugleich
auch vom Parasiten inficirt sind, und solche, welche bei gleichmäs-
siger mehr oder weniger dichter Behaarung keine Verletzung durch
den Phytoptus wahrnehmen lassen, alle im üebrigen von gleicher
Art {Thymus Chamaedrys Fries?) und gleichmässig durcheinander
wachsend.
Nicht einen Augenblick kann man zweifeln, dass die Trichome
der Cecidien im Wesentlichen dieselben sind, wie die der gesunden
gleichmässig behaarten Individuen der var. hirsuta s. lanuginosa und
nur darin verschieden, dass sie hier an der ganzen Oberfläche der
Pflanze, dort aber nur an den inficirten Trieben hervortreten. Allein
man wird bei den cecidientragenden Individuen vergeblich nach einem
11
allmäligeü Uebergaug der kahlen Form in die behaarte Varietät
suchen: stets erscheint die von der Gallmilbe bewohnte Pflanze ent-
weder ganz vollständig und gleichförmig behaart, oder es ist nur
der mit dem Cecidium behaftete Theil mit Trichomen besetzt, wenn
überhaupt die Pflanze zur Behaarung inclinirt; nur ausnahmsweise
geht diese bis zu den nächsten Blattpaaren, die keine Gallmilben
beherbergen, herab.
Aus diesen Umständen glaube ich den Schluss ziehen zu dürfen:
nicht durch die jedes Jahr sich an demselben Individuum wieder-
holenden Angrifl'e des Parasiten entsteht die haarige Varietät (sonst
müsste sich die mit der Zeit sich steigernde Wirkung in der all-
mälig zunehmenden Behaarung der Pflanze verrathen, es müst>te also
Uebergangsiormen geben), sondern sie geht aus den Samen solcher
kahler Individuen hervor, die bereits sehr lauge an dieser Localität
gewachsen sind. Gleichwie im Thierreiche diejenigen physiologischen
Einflüsse, welche auf das Mutteriudividuum einwirken, sei es, dass
sie im günstigen oder im ungünstigen Sinne sich geltend machen,
erst in der Leibesfrucht, also in der Nachkommenschaft, eine auf
innerer und äusserer FormbeschatFenheit beruhende Nachwirkung —
Variation — zu Stande bringen, so tritt auch bei der Pflanze erst
an dem aus dem Samenkeime hervorgehenden Gewächse die Wir-
kung der umgestaltenden Kräfte, welche die Mutterpflanze selbst
nicht dauernd zu ändern vermochten, in sichtbarer VV eise auf, um
sich von da an die folgenden Generationen zu vererben.
Liegt es nun an der Localität, oder, wie man zu sagen pflegt,
an dem „Standorte", ob die Pflanze sich die Anlage zur Haarbildung
aneignen könne, oder nicht, so ist es gewiss von Interesse, zu erui-
ren, durch welche Eigenschaften der „Staudort" jene Metamorphose
bewirkt. Sind es die freifalleuden Sonnenstrahlen, die Bodenverhält-
nisse vermöge ihrer chemischen Beschafleuheit, oder klimatische Ein-
flüsse im engeren Sinne; vielleicht die Gegensätze von Warm und
Kalt, Feucht und Trocken (wenn sie plötzlich und öfters auf die
Pflanze einwirken), von denen die Anregung zur Trichombildung ur-
sprünglich ausgeht? Es liegt die Möglichkeit nahe, die primäre
oder iuducirende Ursache, soweit sie in der Aussenwelt zu suchen ist,
bis zu einem gewissen Grade zu bestimmen, wenn wir der Pflanze
unter den verschiedensten Vorkommensverhältnissen nach allen Kich-
tungen ihrer Verbreitung aufmerksam folgen und dabei sorgsam dar-
auf achten, unter welchen der Beobachtung zugänglichen Umständen
sie kahl, unter welchen behaart erscheint, wo die von der Gallmilbe
befallenen Triebspitzen eine spärliche, und wo sie eine reichliche
Behaarung tragen.
In dieser Beziehung bietet die Save-Ebene von Lees-Radmanns-
dorf die mannigfachsten Fälle, denn hier können wir den Thymian
in seiner kahlen Form mit und ohne Triebspitzen-Deformation und
die behaarte Varietät gleichfalls mit und ohne Infection durch die
Gallmilbe sehen, und die kahle Form zeigt an den Cecidien stets
reichliche Behaarung; dagegen fand ich im Sausal in Steiermark
12
nicht nur bis jetzt noch keine var. hirsuta s. lanuginosa, sondern
auch öfter nur sehr spärlich behaarte Phytoptocecidien am Thymian.
Vergleichen wir die beiden Localitäten mit einander, so bemerken
wir, dass es nicht nur in Bezug auf oberflächliche Beschaffenheit
des Terrains, sondern auch hinsichtlich der physikalischen Boden-
verhältnisse kaum einen schärferen Unterschied zweier in nahezu
gleicher geographischer Breite gelegenen Oertlichkeiten geben kann.
Die erwähnte Ebene, 8 Kilom. lang und östlich von Veldes
ca. 4 Kilom. breit, dehnt sich vom Fusse der Karavanken bis zum
gegenüberliegenden plateau-artigen Mittelgebirge als völlig gleich-
förmige Fläche aus. Sie hat einen nahezu steppenartigen Charakter,
insofern als sie durch längere Zeit im Sommer trocken liegt, theils
als dürre Heide, theils als magerer Wiesengrund, wo der Boden
nicht bebaut ist. Der aus den Alluvionen der Save (Kalkgeschiebe,
Sand und Conglomerat) bestehende Untergrund trägt nur spärliches
Erdreich, worauf ein kümmerlicher Graswuchs bemerkbar ist; oder
es deckt den Boden das genügsamste und ausdauerndste aller Ge-
wächse, die dürftige Heide Calluna vulgaris. Weit und breit machen
sich im Sommer die sengenden Sonnenstrahlen nicht so fühlbar wie
hier; früh am Morgen beginnen sie den Boden mit seiner ärmlichen
Vegetation zu dörren. Aber kaum ist die Sonne hinter den Zacken
und Graten der julischen Alpen verschwunden, so tritt, wegen der
freien Strahlung, eine empfindliche Abkühlung ein, und in den Früh-
lingsmonaten, so lauge die Nächte noch laug sind, stellen sich häufig
Spätfröste ein. Die Vegetation ist dem raschesten Wechsel von Warm
und Kalt, Trocken und Feucht ausgesetzt, ähnlich wie auf einer
echten Steppe. Ich möchte es jedoch auch keineswegs bezweifeln, dass
die unbeschränkte Lichtfülle, welche die Pflanzen hier von allen Seiten
empfangen, gleichfalls ihren Antheil an den physiologischen Erschei-
nungen haben, von denen hier die Eede ist.
(Fortsetzung folgt.)
Anemone ScherfelU Mihi!
Von Josef Ullepitsch,
Folia impari pinnata, viridia, utriuque nitida. Petiolis radica-
lium amplexicaulibus vaginiferis; caulinorum late alatis longeque
auriculatis. Floret circa Schmeks in Tatra, solo granitico, duas et
plures hebdomades serius quam Anemone alpina.
Wurzel: ausdauernd, holzig, spiudelig, von abgestorbenen Blatt-
resten schopfig.
Stengel : dunkelpurpurn, rund, von langen weissen Haaren rauh.
Wurzelblätter: zweipaarig, beiderseits nackt, grasgrün, schim-
mernd; an den Stielchen, Nei'ven und am Kande mit langen spär-
lichen sehr bald abfallenden Haaren gesäumt. Die Blättchen wider
13
fiederspaltig, Lappen aus spitzem Grunde dreieckig 2— 5zäliuig, nur
das unpaare Endläppchon stets Szälinig. Die Zähne alle dreieckig,
wenig zugespitzt. Der lange Blattstiel erweitert sich rasch zu einer
längeren als breiten stengelumfassenden aussen wolligen Scheide.
Stengeltlätter: gleichen den Wurzelblättern, meist drei, doch
scheinbar öfter mehrere, denn aus der Spitze der aufwärtsstehenden
zwei Ohren des breit und grüngeflügelten Blattstieles wachsen neuer-
dings gefiederte Blätter hervor.
Blüthenstiel : Einer, einblumig wollig behaart.
Blüthenhülle: seclisblättrig. Die äusseren Hüllblättchen häufig
am Grunde blaulichgrau, ellyptisch, abgerundet, uetzaderig, aussen
wollig behaart. Die inneren etwas schmäler, am Grunde gelblich.
Fortpflanzungsorgane: Griffel zahlreicher als die Staubfäden.
Früchtchen: beiderseits zugespitzt, etwas plattgedrückt, wollig
behaart, mit einer langen Feder, deren Stiel dunkelpurpurn, und mit
dichten laugen aufwärts gerichteten weissen allmälig kürzerwerdenden
Haaren dicht bedeckt ist.
Vorstehende Pflanze gehört in die Gruppe der Anemone alpina
L. und gleicht am meisten der längst verschollenen Anemone apü-
folia des Wulfen, und ist jedenfalls von der Stammform zu trennen.
Trotzdem, dass sie mindestens zwei Wochen später blühet als
die echte An. alpina, pflegt sie im August und September vereinzelt
wieder zu blühen, und wächst nicht einzeln wie andere Anemonen,
sondern bildet gi'osse und so dichte Bestände, dass keinerlei Pflanze
zwischen ihr aufkommt.
Die Pflanze benannte ich Herrn Aurel Scherfei in Felka zu
Ehren, dem langjährigen und eifrigsten Pfleger der Floristik in der
hohen Tatra.
Kniesen, Zipser Comitat (Ungarn), November 1886.
Beiträge zur Kenntniss der Bergalgenflora Böhmens.
Von Dr. Anton Hansgirg in Prag.
Neben den thermalen, therm ophilen und halophilen Algen
gehören auch viele von den im Hügellande und in den Gebirgen
Böhmens verbreiteten Algenarten zu den in vielen Beziehungen
bemerkenswerthen Algen Böhmens.
Die Bergalgenflora von Böhmen, deren Hauptrepräsentanten
hier zum ersten Male aufgezählt und deren geographische Verbreitung
und Gliederung im Naclifolgenden kurz besprochen werden soll, ist
im Vergleich mit der in Böhmen blos auf wenigen und meist
kleinen Localitäten entwickelten Thermal- und Salzwasser -Algeu-
flora auf zahlreichen Localitäten von grösserer Ausdehnung, nicht
selten auf sehr, bis meilenweit sich erstreckenden Gebieten ausgebildet.
14
Die Hauptrepräsentanten der submontanen und montanen Algenflora
Böhmens findet man in der Kegion der Hügel, der Berge und des
Hochgebirges meist in Gesellschaft anderer, in Böhmen allgemein
verbreiteten Algen, seiteuer allein, fast überall da verbreitet, wo
die zur Ansiedelung und Entwicklung einer Algenvegetation überhaupt
nöthigen Bedingungen, vor Allem Licht, Wärme und Feuchtigkeit
in gehörigem Grade gegeben sind.
Neben den Licht-, Wärme- und Feuchtigkeitsverhältnissen
sind jedoch bei der Entwicklung einer jeden Algeuflora auch noch
die physikalische und chemische Beschaffenheit der Unterlage und
des Mediums an und in welchem die Algen vegetiren, besonders in
Betracht zu ziehen. Ob und wie fern neben diesen klimatischen,
physikalischen und chemischen Verhältnissen, neben der geographischen
Lage, der mittleren Jahrestemperatur, der durchschnittlichen Menge
der jährlichen atmosphärischen Niederschläge, der kürzeren oder län-
geren Vegetationsperiode etc. bei der geographischen, sowohl der
horizontalen wie auch der verticalen Verbreitung der Algen, welcher
von Seite der Botaniker bisher nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet
wurde auch noch das historisch-genetische Moment etc. zu berück-
sichtigen ist, wird erst später bis überhaupt mehr über die Verbrei-
tung der Algen auf der Erdoberfläche bekannt sein wird, möglich
werden zu entscheiden.
Bei der bisherigen noch sehr lückenhaften Kenntniss über die
geographische Verbreitung der Algen überhaupt, der montanen und
submontanen Algen Böhmens insbesondere, ist der im Nachstehenden
mitgetheilte Versuch einer Eintheilung der Bergalgen Böhmens nach
den Höhen Verhältnissen als ein vielfacher Ergänzung bedürfender
zu betrachten.
Von den zahlreichen Algenarten, welche in den Niederungen
sowie im ganzen Flachlande Böhmens bis 200 M. ansteigend ver-
breitet sind, kommen noch viele im Hügellande (200 bis 600 M._),
in der Bergregion (600 bis 1000 M.) und im Hochgebirge (1000 bis
1600 M.) Böhmens vor. Neben diesen grösstentheils kosmopolitischen
(wenigstens in Europa allgemein verbreiteten) Algenarten sind aber
sowohl in der Eegion der Hügel wie auch in den beiden höher lie-
genden Kegionen besondere Algenformen verbreitet, welche den ein-
zelnen Kegionen ausschliesslich anzugehören scheinen.
Solche bisher bloss in gewissen Höhenlagen auf der Erdoberfläche
vorkommende, einzelne Regionen charakterisireude Algenformen sind
in der eigentlichen Bergregion Böhmens in grösserer Artenanzahl
vorhanden als in den beiden angrenzenden Kegionen. Doch ist die
Algenflora der Bergregion Böhmens im Ganzen weniger reich an
Algen, als die der zur Entwicklung der Algen überhaupt günstigeren
Regionen der Hügel und der Ebene.
In allen soeben genannten Regionen sind nicht selten einzelne,
nahe aneinander grenzende Localitäten durch besondere Algenarten
ausgezeichnet. Solche bloss auf gewissen Standorten auftretende Algen
bilden, wenn sie in grösserer Artenanzahl vorkommen, charakteristische
15
Als^engruppen, welche den einzelnen Vegetationsformen der Gefäss-
pflanzen gewissermasseu entsprechen.
Zur Ausbildung solcher Algengruppen sind vor Allem die Was-
sermenge und die chemische und physikalische Beschaffenheit dieses
den hydrophytischen Algen zur Entwicklung unbedingt nöthigen Me-
diums, sowie die chemische und physikalische Beschaffenheit, zumal
die Wasserdurchlässigkeit und Erwärmungsfähigkeit des Substrates,
an welchem oder in dem die aerophytischen, endophytischen und
amphibischen Algen leben, von besonderem Einflüsse.
Da ich jedoch über die geographische Verbreitung der Algen
in Böhmen im Allgemeinen, sowie über die verschiedenen Standorte
und die in der freien Natur häufiger auftretenden Localalgengruppen
an einem anderen Orte *) mehr mitgetheilt habe, so will ich hier in
Bezug auf dieses Thema nur noch bemerken, dass die Entwicklung
der interessantesten Algengruppen des Hügel- und des Gebirgsterrains
Böhmens hauptsächlich durch verschiedene chemische und physikalische
Beschaffenheit der Felsen und der aus diesen entspringenden Quellen
Quellbäche etc., sowie verschiedener stehender Gewässer, an oder in
welchen die Algen vegetiren, bedingt ist. Dass durch diese Agentien
die Existenz der Specialalgengruppen der submontanen und der mon-
tanen Kegion in hohem Grade bedingt ist, wird bald ein jeder Algo-
loge sich überzeugen, welcher den verschiedenen Algengruppen der
Hügelregion in der Umgebung von Prag seine volle Aufmerksamkeit
widmen wird.
In feuchten silurischen Kalksteinfelsen findet man in der näheren
und weiteren Umgebung von Prag eine besondere Algenflora ent-
wickelt, die sehr mit derjenigen der verschiedenen mehr oder weniger
kalkhaltigen feuchten Felsen der unteren Etagen der böhmischen
silurischen Formation und der aus diesen hervorquellenden, Kalk-
sinter absetzenden, Bächlein übereinstimmt, von der Algenflora der
oft von den silurischen kalkhaltigen Felsen nicht weit entfernten
Sandsteinfelsen der böhmischen Kreideformation sowie der erst in
der weiteren Prager Umgebung auftretenden, ähnlichen Felsen der
Steinkohlen- und Dyasformation jedoch sich wesentlich unterscheidet.
Auch auf den, erst an der südlichen und südöstlichen Grenze der
weiteren Umgebung von Prag vorkommenden, feuchten Granit-, Goeiss-
und verschiedenen Glimmerschieferfelsen der Primärformation ist
eine von den beiden soeben angeführten Local -Algenfloren bedeutend
verschiedene und verhältnissmässig arme Algenvegetation entwickelt.
Die seltensten Algenarten der ganzen, von mir schou algologisch
näher durchforschten Hügelregion Böhmens sind in klaren Quellen
und in Bergbächen, an feuchten schattigen oder vom Wasser berie-
selten sonnigen Felsen und Bergabhängen im Moldau- und Beraun-
thale, sowie in den, in diese eiumündenden Nebenthälern verbreitet.
Einige wenige Repräsentaüten dieser, besonders in wärmeren Lagen,
vorzüglich an den gegen die scharfen Nord- und Ostwinde geschützten
*) Vergl. meiuen ,Prodromus der Algenflora von Böhmen". I, 1886 p. 9 u. f.
16
Felsen prächtig entwickelten silurischen Hügelalgenflora habe ich
jedoch auch noch an feuchten Urkalkfelsen nächst Krummau in
Südböhmen und an vom Wasser bespülten Pläuerkalk- und Kalk-
mergelschichten am üferrande einiger Teiche in Ostböhmen ge-
sammelt.
An den stellenweise sehr steilen und fast kahlen felsigen Ufer-
abhängen sowie in den meist von kleinen Bächen bewässerten zahl-
reichen, in die silurischen Felsenraassen mehr oder weniger tief
eingeschnittenen Querthälern, welche in die beiden, durch ein ver-
hältnissmässig ziemlich mildes Klima ausgezeichneten, Flussnie-
derungen Mittelböhmens einmünden, sind im ganzen Moldau- und
Beraunthale der näheren und weiteren Prager Umgebung, zumal an
feuchten silurischen Kalksteinfelsen in den wildromantischen Felsen-
partien bei Karlsteiu, St. Ivan unter den Felsen, St. Prokop u. a.,
welche stellenweise en miniature eine gewisse Aehnlichkeit mit den
Voralpen-Landschaften des Salzkammergutes haben, viele seltene sub-
montane und einige montane Algenarten verbreitet.
Die an solchen feuchten, silurischen Felsen im ganzen Moldau-
thale von Davle bis Kralup, im Beraunthale von ßadotin bis Zbecno
nächst Pürglitz entwickelte Algenvegetation birgt an einigen Orten
neben den, in dieser Formation fast allgemein verbreiteten submon-
tanen Algenformen auch noch einzelne, besonders interessante, zum
Theile von mir in Böhmen entdeckte und bisher ausserhalb Böhmens
noch nicht beobachtete Algenformen.
Solche Algenformen sind von mir vorzugsweise an vom Wasser
berieselten Felsen, Blöcken etc. im Kinnsal der, im Sommer nicht
selten ganz austrocknenden, kleinen Bergbäche, in feuchten Felsen-
spalten und Felsenklüften, aus welchen nach ergiebigen Regengüssen
Wasser hervorsickert, sowie an oder unter den steilen Bergabhängen,
von welchen das Wasser herabtröpfelt, seltener kleine Katarakte
bildend herabfliesst, vorgefunden worden.
Eine zweite, von der soeben kurz geschilderten Algenvegetation
wesentlich verschiedene ist an den Quader- etc., Sandsteinfelsen der
Kreide- und Carbonformation entwickelt, von welchen beiden die
erstere schon in der näheren Umgebung von Prag hie und da ziem-
lich hohe, mehr oder weniger ausgedehnte, meist langgezogene
Rücken bildet. Am schönsten entwickelt beobachtete ich diese psam-
mophile Bergalgenflora, deren einzelne Vertreter ich schon an mehreren
Orten der näheren Prager Umgebung, bei Chwal, Melnik, Raudnitz,
Lobositz, Leitmeritz, Elbe-Kostelec, Vrutic, Jung-Bunzlau, Bakov,
Münchengrätz, Turnau, Wartenberg, B. Leipa, Hirschberg, Habstein,
Weisswasser, Weckelsdorf, Jicin, Horic, Neu-Straschitz, Peruc, Laun,
beobachtet und gesammelt habe an den mächtig entwickelten Sand-
steinfelsen der sog. böhmischen Schweiz bei Tetschen, Hernskretschen,
Prebischthor u. a. Auch an den feuchten Sandsteinfelsen der Stein-
und Braunkohlen-, sowie der Dyasformation Böhmens habe ich an
mehreren Orten, insbesondere in der Umgebung von Schlau, Rakonitz,
Gechnitz, Saaz, Kralup, Swolenowes, Starkenbach, Alt- und Neu-
17
Paka, Wostromer, Trautenau, Arnau, Hohenelbe, Nacliod, Veseli,
Wittiiigau u. a. einzelne Algenarteu gesammelt, welche für diese
Formation bezeichnend sind. Die gemeineren Repräsentanten dieser
im Grossen und Ganzen viel ärmeren Algenvegetation, als die der
silurischen Hügelregion, sind ausserdem fast im ganzen Lande zer-
streut an feuchten Sandsteinplatten etc. vorzufinden, die man zur
Einfassung von Brunnen, Teichen, als Brunneutröge etc. verwendet.
Auch in den meist der primären Formation angehörenden
Grenzgebirgen Böhmens ist eine besondere Algenflora entwickelt,
deren einzelne Repräsentanten schon in den Vorbergen und hie und
da auch im Gebirgslande der ganzen südlichen Hälfte Böhmens auf-
treten. Die seltensten und interessantesten Vertreter dieser Urgebirgs-
Algenflora, der Region der Berge und des Hochgebirges sind, wie
zu erwarten war, im Riesengebirge, soweit dieses schon algologisch
erforscht worden ist, verbreitet, einige seltenere montane und sub-
alpine Algenformen kommen jedoch auch noch in höheren Lagen des
böhmischen Iser- und Erzgebirges vor. Die Algenflora des ganzen
Böhmerwaldgebirges, welches trotz seiner bedeutenden Ausdehnung
und Höhe melir durch das Fehlen als durch das Vorhandensein von
seltenen Bergalgenarten sich auszeichnet, birgt doch, insbesondere
in den meist hoch gelegenen Seen und deren Abflüssen sowie in den
recht zahlreichen Hochmooren (Filzen) einzelne, sehr seltene Algen-
arten, welche zum Theile schon früher in den Seen und Hochmooren
des Schwarzwaldes in Deutschland beobachtet wurden.
(Fortsetzung folgt.)
Zur Flora von Ostgalizien.
Von Br. Blocki.
Im Anschluss an meinen Artikel über die Sommerflora von
Dubienko in Ostgalizien möge hiermit das Verzeichniss aller jener
interessanteren Pflanzen folgen, welche ich heuer in der Gegend
zwischen Monasterzyska und Buczacz beobachtet habe. Es sind folgende
Arten: Anthyllis Vulneraria, in Korosciatyn und Czechöw; Artemisia
austriaca in Buczacz (fehlt westlich vom Strypafluss); Aster Amellus
in Czechöw, Bupleurum falcatimi in Czechöw; Cirsium pannonicum
in Korosciatyn; Chrysanthemum cori/mbosutn in Korosciatyn und
Przewloka; Clematis erecta in Czechöw und PrzewJoka; Crepls sibirka
in Czechöw; Cimicifuga foetida in Czechöw und Przewloka; Cheno-
podium Vulvaria in Przewloka; Cirsium spathulatum in Przewloka;
Campamda bononiensis in Przewloka; Dianthus Carthusianorum L.
in Korosciatyn und Czechöw {D. pseudoharbatus Bess. und D. capi-
tatus DC. fehlen in dieser Gegend gänzlich); Dhjitalis ambigua in
Czechöw; Dipsacus pilosiis in Przewloka; Echinops commutatus in
Przewloka; Ferulago silvatica in Korosciatyn und Monasterzyska;
Gemn strictum in Bertniki und Berezöwka; Galium polonictim mihi
Oesterr. botan. Zeitsclirift. 1. Heft 1887. 2
]8
iii Korosciatyn; Galinm crueiata m PrzewJoka; Hieraeium poloniaim
mihi iü Korosciatyn und PrzewJoka; Hellehorus purpuraseens in
Czechöw und Przewtoka; Inula Helenium in Czechöw (am Bachufer
in Gesellschaft mit Carduus crispus und Senecio ßuvlatilis) ; Liliurn
Martagon in Korosciatyn und Przewtoka; Marruhium vulgare in
PrzewJoka; Ononis hircina in Czechöw; Potentilla recta L. (non.
Zimmet.) in Korosciatyn und Przewloka; Pot. commutata mihi in
Korosciatyn (ganz identisch mit der Pflanze von HoJosko bei Lemberg) ;
Phlomis tuberosa in PrzewJoka; Rumex confertus Willd. in Mona-
sterzyska, Jezierzauy, Czechöw, Bertniki und Buczacz; Banunculus
Stevenii Andrz, überall verbreitet; Stachys germanica in Czechöw;
Salvia glutinosa in PrzewJoka; Scabiosa ochroleuca in Korosciatyn
und PrzewJoka; Thymus montanus in Korosciatyn, Czechöw, Bertniki
und PrzewJoka; Thymus Marschallianus in Czechöw, Jezierzany und
PrzewJoka; Teucrium Chamaedrys in Czechöw und PrzewJoka:
Vibmmum Lantana in Czechöw und PrzewJoka; JCanthium spinosum
in Jezierzany und PrzewJoka (fehlt indessen in einigen Ortschaften
dieser Gegend, z. B. in Dubienko, gänzlich).
Lemberg, im December 1886.
Beitrag zur Flora der Karpathen und des Hoch-
gesenkes.
Von Dr. Ed. Formänek,
k. k. Professor am böhmischen Gymnasium in Brfinn.
(Schluss.)
Laserpitium latifolium L, Selten. Woisice bei Kl. Wrbka, Küzelau.
Machowe Wiesen und Wielicky Wald bei Jawornik, Neu Lhota,
Milonow nächst Gr. Karlowitz.
— pruthenicu7n L. Hürka Wd. bei Uug. Brod, Prakschitz.
Caucalis daucoides L. Straznitz, Kadiejau, Hroznä Lhota, Kl. Wrbka,
Ung. Brod, Bystfitz, Ordiejowhof.
Scandia; pecten Veneris L. um Ung. Brod, Bojkowitz, Val. Klobonk!
Cerefolium nitidum Celak. Celak. Prodr. p. 586. Jaworina!
ChaeropJiillumbulbosianli. Hänfig bei Straznitz (Fasangarten, Zerotin,
Stamfaty etc.), Kadiejau, Knezdub, Welka, Kl. Wrbka.
— temulum L. Von Rohatetz bis Straznitz, Hroznä Lhota, Lippau,
Welkä, Althammer.
— aromaticum L. Machowe Wiesen, und gr. Jaworina bei Jawor-
nik (Mako WS ky), Ung. Brod, Bojkowitz, Val. Klobouk, Hra-
dischow, Zdieschow, Hallenkau, Kicera cernanskä, Jaworniky bis
zum Gipfel, häufig bei Gr. Karlowitz, Milonow, Wysokä, Wiesen
bei der Salajka, Althammer, Ostrawitz, Butosonka, Malenowitz,
Priedland (Metylowskä Hürka), Przno, Krasnä, Morawka, Lomna;
19
bei Teschen (Kolbenhey er)! Zabregetc: Boguschowitz, Koüska,
Mähr. Ostraii, Jägerndorf, Würbenthai, Liidwigsthal, Sternberg.
Chaer. Mrmtum L. Kozsosi bei Prikaz, Provaznythal bei Hallenkau, Gr.
Karlowitz, Hluboka nächst Ob. Becwa, Peretonky, Polana, Smrk,
Skalka bei Ostrawitz, Griinik Wd., am Fusse der Lysä hora,
Moräwka häufig bei Slawica, Lomna, Schlossberg bei Würben-
thal, Karlsbruun; im Gesenke sehr häufig und fast in allen Berg-
schluchten hochgelegener Berge (Oborny)!
Meum miitelUna Gärtn. Am Fusse des Schlossberges bei Würbenthai!
nahe von menschlichen Wohnungen, kl. Heide, Gr. Vater, Knob-
lochgraben, Bärenkamm.
Hedera Iieliv L. Kobela bei Küzelau, Klokocnik und Struzne bei
Jawoinik, Philippsthal, Hürka Wd. und Kralow bei üng. Brod,
Vapenky bei Yal. Klobouk, Jawornikgebirge über 800 M. Ver-
breitet im Teschner Gebiete (Kolbenheye r), Zabreg Wald,
Koiiska.
Rihes grossularia L. Jaworina (Holuby); Jawornik, Neu Lhota, na
Kotarech.
— petraeumWoM. Knoblochgrund (v. ü echtritz)!, massenhaft auf
den Abhängen des Gr. Vaters und Bäreukammes.
Chrysoplenmm alternifolmm L. Jawornik, Val. Klobouk, Pultschin,
Hallenkau, Gr. Karlowitz; Karlsbruun (v. Niessl)!
Sedum macchnum Suter. Ob. Fl. 861. Strazoitz, Jawornik, Val. Klo-
bouk, Gr. Karlowitz, Ostrawitz; Friedland und sonst in jenen
Gegenden häufig (Oborny), Jägerndorf, Goldenstein, Sternberg,
— bolonlense Loisl. Ob. Fl. p. 864. Strazuitz, Welka, üng. Brod,
Prikaz; häufig im Thale der Ostrawitza und in Schlesien
(Oborny).
Sempervivum tectorum L. Straznitz, Welkä, JaAvornik.
Agrimonia eupatoria L. Welka, Kl. Wrbka [Bukowina nächst Wrbo-
wetz], Küzelau, Neu Lhota, Philippsthal, Strany, Lysä hora bei
üng. Brod, Bojkowitz, Val. Klobouk, Zdiechow, Hallenkau, Gr.
Karlowitz, Milonow, Friedland, Teschen, Mähr. Ostrau, Hruschau,
Hefmanitz.
Sanquisorha officinalis L. Von Straznitz bis zum Gipfel der Jawo-
rina, von Strany bis üng. Brod, Hawritz, Suchä Loza, Banow,
Val. Klobouk, Zdiechow, Mähr. Ostrau, Hruschau, Jägerndorf
Weiskirch, Hansdorf.
Alchemilla vulgaris L. f. glabra DC. Gr. Vater, Knoblochgraben,
Thal der rauschenden Tees.
Geum rivale L. Maximiliankathai nächst Huti-Hammer, Althammer,
Morawka, Slawica (längs des Slawicbaches), Würbentbai, Karls-
brunn, Demmbaude, Gr. Vater, Knoblochgrabeu, Schlicksenwald
bei Goldensteiu.
Potentilla tormentüla Schrank. Häufig in der Straznitzer, üng. Bro-
der, Val. Klobouker, Teschner und Jägerndorfer Gegend, ühu-
stein, Heidenbrünnel.
— mirea L. Zwischen Peterstein und Altvater, am Wege von der
2*
20
Schäferei zum Wilden Stein, Schweizerei, Gr. Vater, Knobloch-
graben, Bärenkamm.
Potenülla canescens Bess. Auf einem Eaine nächst des Fleischerwaldes
bei Jägerndorf (für die Schellenburg schon Sintenis).
Spiraea salicilifolia L. Verwildert bei Morawka.
— arunms L. Gr. Karlowitz (Tisnawa , Wd. u Ondrü etc.),
Schlicksenwald bei Goldenstein.
— vhnaria L. a) geniäna. Gemein, Gesenke: Bärenkamm. \)) disco-
lor Celak. Val. Klobouk, Zdiechow, Teschen, Knoblochgraben,
Schweizerei.
— ßUpendula L. Welkä, Woisice bei Kl. Wrbka, Küzelau, Dlouhe
und Mahowe Wiesen bei^ Jawornik, Blumenthal (Jelenowa),
Stransko bei Strany, Chrast bei Bojkowitz, Horka Wd. bei Val.
Klobouk, Prikaz Pultschin, Zdiechow, Huslenkathal, Hallenkau
(Provaznythal etc.) Jaworniky, Gr. Karlowitz.
Cytisus capitatus Jacq. Weinberge bei Straznitz, Kadiejau, Knezdub,
Woisice und Podorli bei Kl. Wrbka, Kobela bei Kuzelau, Welkä,
häufig bei Jawornik (Strmecnik-, Dlouhe- und Machowe-Wiesen,
Wielicky-Wd.), Philippsthal. Neu Lhota na Kotarech, Chrästka,
Lysä hora u. Wd, b. d. reichen Linde bei üng. Brod, Prak-
schitz, Weinberge bei Hawritz, Wolenow, Suchä Loza; Teschen
(v. Uechtritz)!, Jägerndorf (Burgberg, Schluchten bei den
Ziegelhütten, Pleischerwald und Mösnig), Eichberg bei Weiskirch.
— nigricans L. ^erotiu bei Straznitz, Kadiejau, Welkä, Kuzelau,
Jawornik (Strmecnik etc.). Chrästka und Wd. b. d. reichen Linde
bei üng. Brod, Prakschitz, Bojkowitz, Val. Klobouk-, Mösnig und
Burgberg bei Jägerndorf (v. Uechtritz sen.)!, Eichberg bei
Weiskirch.
Genista tinctoria L. Gemein im b. G.
— germanica L. StraDsko Wd. bei Strany, Lysä hora bei üng.
Brod, Prakschitz, Skäli und Horka Wd. bei Val. Klobouk,
Hajek bei Prikaz, häufig bei Jägerndorf (Burgberg, Schluchten
bei den Ziegelhütten, Mösnig etc.), Eichberg bei Weiskirch.
Ononis spinosa L. Eohatetz, Petrow, Straznitz, Kadiejau, Knezdub,
Hroznäz, Lhota, Louka, Welkä, Woisice bei Kl. Wrbka, Küzelau,
Strany, Ob. Niemtschy, üng. Brod, Bojkowitz.
MeUlotuä albus Desr. Friedland, Przno, Teschen, Beguschowitz,
Mähr. Ostrau, Hruschau.
Trifolium montaniim L. Von Eohatetz bis Straznitz und von da an
bis Welkä, Kl. Wrbka, Küzelau, Jawornik, Gipfel der Jawoi-ina,
Strany, üng. Broder Gegend, von Val. Klobouk bis Gr. Karlo-
witz, Milonow, Ostrawitz, Friedland, Metylowitz, Kräsnä, Jägern-
dorf (Burgberg etc.).
— fragiferam L. Straznitz, Welkä, Jawornik, Suchä Loza, Ordie-
jowhof, Bystritz.
— alpestre L. Eohatetz, Straznitz, Eadiejau, Welkä, Philippsthal,
Strany, üng. Brod, Prakschitz, Hawritz, Suchä Loza.
— rubens L. Knezdub, Woisice bei Kl. Wrbka, Küzelau, Dlouhe-
21
und Machowe Wiesen und Wielicky Wd. bei Jawornik, Jamy
Wiesen bei Neu Lhota, Horka bei Val. Klobouk.
Trif. mediumli. Strazuitz, Knezdub, Hroznä Lhota, Welkä, Jawor-
nik, Ung. Brod, Bojkowitz, Val. Klobouk, Teschen, Würbenthai.
— ochroleucum Huds. Val. Klobouk, Kralowec Wd. bei Potesch,
Eozsosi bei Pfikaz, Zdiechow, Hallenkau, Jaworniky bis auf die
Gipfel, Gr. Karlowitz.
Anthyllis vulneraria L. Zerotin bei Straznitz , Knezdub , Welkä.
Woisice bei Kl. Wrbka, Kobela bei Kuzelau, Jawornik (Dlouhe-
und Machowe Wd. etc.), Philippsthal, Jelenowä bei Straay, Ung.
Brod, Hawritz, Ordiejowhof, häufig bei Val. Klobouk (Wd. nad
Poteci, Dubowec, Vapenky etc.), Prikaz, Zdiechow, Hallenkau,
Gipfel der Jaworniky bis zum Jawornik nad Minafikera.
Dorycnmm pentaphi/Uum Scop. Zerotin bei Straznitz , Radiejau,
Knezdub, Louka, Welkä, Woisice und Podorli bei Kl. Wrbka,
Kobela bei Kuzelau, Strmecnik bei Jawornik, Philippsthal, Neu
Lhota, Jaworina, Jelenowä und Stransko bei Lysä hora und
Wd. b. d. reichen Linde bei Ung. Brod, Prakschitz, Hawritz,
Wolenow, Suchä Loza, Ordiejowhof, Bystritz, Banow, Chrast und
Obora bei Bojkowitz, nicht mehr bei Val. Klobouk.
Tetragonolohvs siliqvosus Roth. Straznitz, Dlouhe Wiesen und Bach
unterm Stanowisko bei Jawornik.
Astragalm cicer L. Straznitz, Radiejau, Knezdub, Welkä, Woisice
bei Kl. Wrbka, Kuzelau, Machowe und Doliny Wiesen bei
Jawornik, Ung. Brod, Hawritz.
— glycyphyllm L. Von Straznitz bis Welkä, Kuzelau, Jawornik,
Philippsthal, Ung. Brod, Ordiejowhof, Bojkowitz, häufig bei Val.
Klobouk, Prikaz, Zdiechow, Hallenkau, Kicera cernänska, Fried-
land, Metylowitz, Teschen, Konska, Boguschowitz , häufig bei
Jägerndorf, Weiskirch, Würbenthai, Goldenstein.
Vicia faha L. Cultivirt bei Straznitz, Ung. Brod, Jablunkau, Ta-
schen, Boguschowitz.
— dumetorum L. Kl. Wrbka, Welkä, Kuzelau, Jawornik, Ung.
Brod, Ordiejowhof, Bystritz, Teschen, Konska.
— pisiformis L. Ung. Brod, Bojkowitz, Val. Klobouk, Potesch,
Rozsosi bei Prikaz.
— süvatica L. Ung. Brod, Bojkowitz, Jelenowskä bei Val. Klobouk,
Posusiska Wd. bei Zdiechow (Exemplare sehr welk, daher dieser
Standort nicht ganz sicher), JPathenwald bei Goldenstein.
— cracca L. Gemein in höherer Lage: Wysokä.
— villosa Rth. Rohatetz, Petrow, Wolenow, Straznitz, Radiejau.
— hirsiita Koch. Häufig, in höherer Lage auf der Jaworina.
Lathyriis silvestris L. Strany, Bojkowitz, Doubrawa und Vapenky
bei Val. Klobouk. Friedland, Metylowskä Hürka.
— latifolius L. Weinberge bei Straznitz, Radiejau, Welkä, Woisice
bei Kl. Wrbka, Kobela u. a. 0. bei Kuzelau, Philippstlial,
Dlouhe und Machowe Wiesen, Wielicky und Wd. na Ma-
22
chowych nächst Jawornik, Jelenowä bei Blumenthal, Strany,
Ung. Brod (Kralow etc.), Suchä Loza.
Lath. tuberosus L. Von ßohatetz bis Straznitz und von da bis Welkä,
Ung. Broder Gebiet.
— vernus Beruh. Gemein in Straznitze, Welkaer, Ung. Broder und
Teschner Gebiet.
— niger Beruh. Straznitz, Hroznä Lhota, Welkä, Jawornik, Lysa
hora u. a. 0. bei Ung. Brod, Prakschitz, Chrast bei Bojkowitz,
Horka bei Val. Klobouk, Zabreg bei Teschen, Koiiska, Kopce Wd.
bei Boguschowitz, Burgberg bei Jägerndorf.
Spätflora des Jahres 1886.
Von Carl Jetter.
Das prachtvolle heurige Herbstwetter musste naturgemäss auch
auf die Vegetation von grossem, belebendem Einflüsse sein und wirklich
gaben uns zahlreiche Mittheilungen in öffentlichen Blättern Kunde
von dem erfolgten zweimaligen Blühen vorherrschend krautartiger
Gewächse.
Es sei mir gestattet, in der Kürze eine Zusammenstellung der
gesammelten Notizen zu bringen, lediglich zu dem Zwecke, um einen
Ueberblick über die Spätherbstflora zu gewinnen. So wurden am
31. October auf dem Ho check im Triestingthale ein Sträusschen
reifer Erdbeeren gepflückt, ja sogar in der sonst so rauhen Gegend
des ßiesengebirges, aus Neu-Eettendorf bei Königinhof gelangte die
gleiche Nachricht in die Oeffentlichkeit. Die Abhänge des Leopolds-
berges bei Wien waren am 1. November mit Blüthen von Distel-
und Habichtskräutern geschmückt und ein Hartriegelstrauch, au
welchem noch die schönen rothen heurigen Früchte hingen, hatte
zahlreiche von den nächstjährigen ßlüthenknospen so weit entwickelt,
dass ein Aufbrechen derselben in noch wenigen warmen Tagen zu
gewärtigen war. Aus Saalfelden im Pinzgau wurde unterm 9. No-
vember geschrieben, dass die Thallehnen, die sonst um diese Jahres-
zeit oft schon schneebedeckt sind, sich allenthalben mit einem zweiten
Blüthenflor bekleiden und folgende Auslese blühender Kräuter nam-
haft gemacht-, Schafgarbe, Lattich, ßothklee, Löwenzahn, Campanula,
kleine Genziane, weisse Brennnessel, Schierling, Stiefmütterchen, Mause -
öhrchen, Storchschnabel und Broml3eere. In Hof bei Lassing wurden
am selben Tage in einer Höhe von 2000 Fuss überraschend grosse,
völlig ausgereifte Erdbeeren gesammelt. Am 12. November wurde
von einem Jäger aus dem kaiserlichen Forste in Unter-Weissen-
bach am Attersee ein Alpenrosenzweig mit Blüthen und Knospen
gebracht und in Bad Gastein wurden Erdbeerenblüthen und reife
Früchte gefunden. Am 13. November drang dieselbe Kunde aus
Leoben zu uns und am 14. November blühten an den südlichen
23
Abhängen des Schneeberges in das Höllenthal die Königskerze,
Cyclamen, Veilchen und Alpenrose.
Anschliessend hieran dürfte es nicht ohne Interesse sein, ein
Verzeichniss jener Pflanzen folgen zu lassen, welche ich selbst auf
meinen im Spätherbste erfolgten Spaziergängen in den Umgebungen
Wien's blühend angetroffen und notirt habe.
So blühten am 12. November im Thale von Kaltenleutgeben :
Scabiosa ochroleuca, Bellis perennis, Ächillea Millefolium, Anthemis
Cotula, Senecio vulgaris, Centaurea paniculata, JPodospermum Jacqui-
nianum Koch., Lamium purpureum, Ranunculus repens, Slsymbriuni
officinale Scop., Tldaspi Bursa pastoris, Reseda lutea, Alsine media,
Mercurialis annua, Geranium columbimon, Melilotus officinalis Desr.
und Trifolium pratense. In dem Vorgarten einer Villa in Kalten-
leutgeben schmückten sich vier hochstämmige, lebhaft grünende
Kosenstöcke mit fünf vollaufgeblühten Blumen und mehreren Knospen.
Auf dem Wege von Mödling auf den Eichkogel notirte ich
am 14. November: Scabiosa ochroleuca, Ächillea 3IiUefolium, Cha-
m,aemelum inodorum Vis., Centaurea axillaris Willd., 0. Scabiosa.
C paniculata, Carduus acanthoides, a. spinosissimus, Podospermum
Jacquinianuin Koch., Sonchus oleraceus, Salvia nemorosa, Echium
vulgare, Silaus pratensis Bess., Daucus Carota, Chaey^ophylhmi bul-
bosum, Sisymbriuin Colmnnae Jacq. , Algssum incanum, Thlaspi
Bursa pastoris, Reseda lutea, Helianthemum vulgare Gärtn., StellaHa
media Vill., Dianthu-s Carthusianoruni, Euphorbia helioscopia, Mer-
ctirialis annua, Erodium cicutarium L'Herit., Melilotus officinalis
Desr., Trifolium pratense und Dorycnium Pentaphylluin Scop.
Ungleich ärmlich dagegen war die Vegetation in der namentlich
in dem ersten Frühlingsflor so lieblichen Hütteldorferau bei Wien
vertreten. Obwohl lebhaft grünender Basen den Boden derselben be-
deckte, bildeten eingestreute, rothfrüchtige jGfow^mws-Sträucher den
einzigen Schmuck des Gehölzes, während die krautartigen, blühenden
Gewächse nur an den Rändern, welche die Ufer des Wienflusses bilden,
ja häufig auf den sandigen Inseln desselben ihr verspätetes Dasein fri-
steten. Ich notirte daselbst am 15. November: Bellis perennis, Ächillea
Millefoliuin, Podospertnum Jacquinianum Koch, Taraxacum, corni-
culatum DC., Galeopsis pubescens Bess., Veronica agrestis, Ranun-
cidus polyanthemos und bulbosus, Barbarea arcuata Rchb., Mala-
chium aquaticum Fries und Trifolium pratense. Seit den letzten
Novembertagen ist der Wald vollkommen kahl, und der über unsere
Umgebung hereingebrochene Schneefall hat damit auch die letzten
Spuren sommerlicher Blüthenpracht begraben.
Inzwischen wird aus Vöcklabruck vom 17. December ge-
schrieben: Nach dem anfangs sehr strengen Auftreten des Winters
ist hier wieder so gelindes Wetter eingetreten, wie man sich eines
solchen um die Mitte December schon seit vielen Jahren nicht mehr
zu erinnern weiss. Die Temperatur steigt zur Mittagszeit bis zu 10
und 12 Grad. Der Schnee ist in der Ebene allenthalben verschwun-
den, und das frische Grün der Wintersaat bildet einen merkwürdigen
24
Coutrast zu den mit Schnee bedeckten Höhen des Höllengebirges
und des Traunsteines. Schulkinder brachten gestern Sträusschen blü-
hender und duftender Veilchen, die sie in Bergham, einer Ansiede-
lung zwischen Puchheim und Vöcklabruck, gepflückt hatten. Auch
der Flieder setzt grüne Knospen an, und vom Schafberge wurden
Sträusse blühender Nieswurz {Hellehorus niger) herabgebracht.
Wien, am 19. December 1886.
Flora des Etna.
Von Prof. P. Gabriel Strobl.
(Fortsetzung.)
1291. Medicago turhinata (L.) W. sp. pl. III 1409, Guss. Pr., Syn.
et Herb.!, Bert. fl. it. (Sic), «. inermis Asch. Willk. Lge. IH 384
= M. turb. Gr. Godr. I. 395, Rchb. D. FL 65 III, IV ! Schliesst sich
an tornata an, besitzt aber höheren Wuchs, bedeutend grössere und
längere (7—9 Mm. lange, 5 — 6 Mm. breite), 5— 7spirige, cylindrisch
ovale, fast kahle Hülsen; Spiren ebenfalls aneinander gedrückt, bei-
derseits couvex; Aussennaht dick, einnervig, wehrlos oder nur höcke-
rig, convex, endlich fast flach; Blüthenstiele meist 1 — 2blüthig, meist
kürzer als die Blätter. Bildet mit den drei folgenden eine Eeihe.
Variirt wieder links- und rechtswendig (a. sinistrorsa Asch., ß. desc-
irorsa Asch.). Unter Saaten Ostsiziliens; auch in der Ebene des Simeto
neben dem Pulverthurme, aber spärlich! April, Mai O-
1292. Med. olivaeformis Guss.pl. rar., Syn. et Herb.!, Tod. fl.
sie. exs. Nr. 1252! turhinata W. var. b. aculeata Willk. LgQ. p. p.
Aeusserst ähnlich der vorigea; Blüthenstiele ebenfalls 1 — 2blüthig,
aber oft länger, als das Blatt; Pflanze ziemlich dicht weichzottig; Früchte
fast genau kugelig oval, grösser (8 — 12 Mm. lang, 7 —9 Mm. breit),
stärker flaumig- zottig, beiderseits convex, Spiren 5—7, aneinander
gedrückt; Aussennaht bis 2 Mm. breit, einnervig, endlich flach, bei-
derseits mit kurzen, dicken, kegelförmigen, abstehenden oder etwas
angedrückten Dornen versehen, gelbgrün, endlich braun. Ist keines-
wegs Var. der turbin., sondern eher mit der folgenden zu vereinen.
Auf Fluren und unter Saaten Siziliens; auch in der Ebene des
Simeto an Grabenrändern ziemlich häufig, sehr gemein aber in Saat-
feldern von Motta S. Anastasia gegen Paternö. April Mai O-
1293. 3£ed. muricata (L.) W. Guss. Syn. et Herb.!, turhinata
V. aculeata W. Lge. III, 385 p. p. Ganz wie vorige in Grösse, Be-
haarung etc. nur unterscheidbar durch fast kugelige Hülsen mit
längeren, aber ebenfalls conischen Dornen. Auf Fluren und unter
Saaten mit der vorigen: ziemlich häufig an buschigen Ufern des Si-
meto, seltener beim Piüverthui-me Catania's! April, Mai O-
1294. Med. neglecta Guss. Pr., Syn. et Herb.! turhinata h) acit-
25
leata Grt. Willk. Lge. p. p. Von murlc. nur verschieden durch stärker
zottige Behaarung der Pflanze, beiderseits und an der Ausseunaht
mehr flache, überall von gegliederten Drüsenhaaren dicht flaumige
und an den Rändern der Aussennaht mit noch stärkeren, zahlreiche-
ren, etwas gebogenen, fast die Länge des Radius erreichenden Dornen
besetzte Hülsen, deren Durchmesser die Höhe gewöhnlich übertriift
(z.B. 9:6); sie bildet ein Mittelglied zwischen murlc. und rigidula.
Unter Saaten und auf Fluren der höheren Tiefregion Siziliens; wahr-
scheinlich auch im Gebiete aufzufinden. April, Mai O-
11295. Med. rigidula (L.) Dsr. ürb. W. Lge. HI 383, Gerardi
W. K. Reichb. D. Fl. 69 H, Guss. Syn. et Herb.!, clnerascens Jord. e.
spec! Ebenfalls stark zottig-flaumig, Blüthenstiele ebenfalls 1 — 2blü-
thig, länger oder kürzer als die Blätter, Hülse ebenfalls meist niedri-
ger, als breit, mit Dornen, deren Länge die des Halbmessers fast erreicht
oder sogar übertrifft. Unterscheidet sich hauptsächlich dadurch, dass
die Driiseuhaare der Hülse äusserst kurz und dicht, fast mehlig und
dass ausserdem gewöhnlich noch spärliche längere, drüsenlose Flaum-
haare vorhanden sind, sowie, dass der Durchmesser der Hülse nur
ca. 6 Mm. beträgt; auch sind die Windungen weniger aneinander
gedrückt und die Aussennaht ist convex, nervenlos. Variirt sehr in
der Länge der bald geraden, bald hakigen Dornen, sowie in der Zahl der
Spiren (4 — 7) und in der Behaarung (fast grün bis ganz grau); da-
her scheint mir Morisll Tod. = Gerardi v. minor Guss. Syn. et
Herb.! DC. Prodr. K 179 nur eine Varietät zu sein; sie unterschei-
det sich durch kleineren Wuchs, viel dichtere, fast grauzottige Be-
haarung und kugelig-ovale, höhere als breite (meist 7 : 6 Mm.), auch
meist kleinere Hülsen mit 6 — 7 Windungen; die Dornen sind meist
obsolet, nur selten so lang, wie bei rigid.; doch wechselt letzteres
Merkmal sogar auf derselben Pflanze und ich fand in den Nebroden
auch Exemplare, welche die typischen Hülsen der rigid, mit den
sonstigen Eigenschaften der Morisll verbinden. — Auf krautigen
Abhängen und unter Saaten Siziliens ziemlich häufig; im Gebiete
noch nicht beobachtet. Mai, Juni O-
1296. Med. truncatula Grtn. de fruct. (1788), Bert. fl. it. (Sic),
truncatulata Ten., Guss. Pr., Syn. et Herb.!, trlbuloldes ß. narho-
nensls DC. Prodr. H 178, trib. ß. brevlaculeata Mor. Etwas zottig-
flaumig behaart mit verkehrteiförmigkeiligen , gestutzten oder aus-
gerandeten, in der oberen Hälfte kleiugesägten Blättern, etwas
wimperig gezähnten Nebenblättern, 1 — 3blüthigen Stielen, welche
meist die Blattspitze nicht erreichen. Leicht erkennbar durch die
reifen Hülsen: fast genau cylindrisch, beiderseits ganz flach, circa
7 — 8 Mm. lang, 5— 6 Mm. breit, endlich kahl; Windungen anfangs
locker, dann eng aneinander gedrückt; die Aussennaht breit, gekielt
mit anfangs dünnen, dann dick conischen, der Aussennaht eng ange-
drückten, den Nahtrand kaum überragenden Stacheln. Bildet mit
den zwei folgenden eine Reihe. Auf krautigen Fluren und unter
Saaten Siziliens hie und da, z. B. um Palermo, Messina!, liegt auch
im Herb. Torn. aus dem Gebiete auf, aber ohne näheren Standort.
April, Mai O-
26
1297. Med. tentaculata Grtu., Mor., Murex Guss. Syn. et Herb,!,
DC. Prodr. II 178, non W.? (NB. Mitrex W. ist nach Willk. Lge.
= sphaerocarpa Bert., nach Willd. Diagnose aber unterscheidet sie
sich davon durch cylindrische Hülsen mit dicken, die Früchte an
Länge übertreifenden Dornen und scheint daher doch eher = tent.
zu sein), truncatula ß. longeaculeata ürb. p. p., Willk. Lge. III 383 p. p.
Aeusserst ähnlich der vorigen, nur verschieden durch breitere (circa
7 mm), mehr cylindrisch ovale, rechtswendige Hülsen mit bedeutend
längeren, anfangs borstenförmigen und verschieden abstehenden, dann
eng anliegenden, hakigen, aber noch immer bedeutend dünneren
Dornen; dieselben überragen gewöhnlich den Kiel der zweituächsteu
Windung und verstricken sich daher untereinander; auch sind selbst
die reifen Hülsen gewöhnlich sparsam langflaumig. An krautigen
Abhängen, auf Fluren und unter Saaten (t^anz Siziliens) häufig: in
der Ebene von Catania sehr verbreitet, ebenso von Catauia gegen
Nicolosi! April, Mai O-
1298. Med. trihidoldes Dsr. apud Lam. dict., Guss. Pr., Syn.
et *Herb.!, Bert. fl. it. (Sic), Gr. Godr. I. 394, truncatida ß. longe-
acideata Willk. Lge. p. p. Ebenfalls den zwei vorigen äusserst ähnlich.
Hülsen ebenfalls meist ganz kahl, cylindrisch, aber linkswendig,
beiderseits etwas convex, grösser (10 — 12 Mm. lang, 6 — 7 Mm. breit);
Aussennaht wieder breit gekielt, mit Stacheln; diese überragen kaum
oder nicht den Kiel der nächsten Windung, sind niemals eng ange-
presst, sondern stehen etwas ab und sind dick conisch, gerade oder
etwas hakig; die Art? ist also durch Grösse der Hülsen, Länge,
Gestalt und Kichtung der Stacheln meist leicht erkennbar; doch
fehlt es nicht an Uebergängen zu tentac. An krautigen Orten und
unter Saaten (Siciliens) hie und da: Am Ufer von Fondach ello
(Biv. in Herb. Guss.!), von Catania nach Nicolosi vereinzelt! April,
Mai O-
1299. Med. sphaerocarpos Bert, am., Guss. Syn. et Herb.!
Murex y. sphaerocarpa Urb. Willk. Lge. III 385. Kahl oder Stengel
und Blattstiele etwas abstehend flaumig; obere Blättchen fast drei-
eckig, die unteren verkehrteiförmig, gestutzt oder ausgerandet, stark
nervig und von der Mitte an scharf kleingesägt; Nebenblätter zer-
schnitten; Blüthenstiele 1 — 3blüthig, länger bis kürzer, als die Blätter;
reife Hülsen grün oder schwärzlich, tonnenförmig, allseitig convex,
mit 6—8 eng aneinander gedrückten Windungen, 8 — 11 Mm. lang,
6 — 7 breit; Aussennaht flach, dick, dreikielig mit zwei tiefen und
zwei seichten Furchen. Yariirt: a. ovalis Guss. Syn.: Aussennaht
beiderseits mit 1 — 3 Mm. langen, kaum conischeu, ziemlich horizontal
abstehenden, geraden oder öfters gekrümmten Dornen; ß. inermis
Guss. Syn. Hülsen kaum höckerig dornig. Med. macrocarpa Mor.
unterscheidet sich davon nach Willk. Lge. durch kugelige, grössere
(8 — 9 Mm. Dchm.) Hülsen mit langen, an der Spitze hakigen Dornen.
Auf Feldern und an Gräben der Ebene des Simeto häutig, auch im
Meersande nahe dem Pulverthurme Catania's! April, Mai O-
27
1300. Med. tttberculata W. sp. pl., Guss. *Syu. et *Herb,!,
Tod. fl. sie. exs. Nr. 1357!, Rchb. D. Fl. 65 I, II!, Willk. Lge.
III 385. Mit den vorigen zwar verwandt durch die eng aneinander
liegenden, cylindrisch-eiförmigen, 5 — Okreisigen, höheren, als breiten
(z. B. 9 : 7 'Mm.) Hülsen, aber leicht unterscheidbar dadurch, dass
die Hülsen an der Basis ganz flach, an der Spitze stark convex und
die Aussennähte hoch gekielt und mit rechtwinklig daran anstossenden,
dicken Höckern von der Höhe des Kieles und der Breite der halben
Aussennaht versehen sind ; der Rücken dieser Höcker ist in der Mitte
in eine mehrminder deutliche, kurze Spitze ausgezogen; da auch die
Seitenränder der Aussennaht etwas erhöht sind, so erscheinen die
nicht erhöhten Stellen als tiefe, je nach der grösseren oder geringeren
Zahl der Höcker länglich- oder quer-viereckige Gruben. Variirt mit
in eine ziemlich deutliche Spitze ausgezogenen Höckern = v. spinu-
losa Tod. exs.! = 3Ied. pubescem DC. Cat. An Feldrändern und unter
Saaten Catania's (Cosent. in Guss. Syn. et Herb.!). April, Mai O-
fl301. 3Ied. elegans Jcq. Guss. etc.! Habituell der M. Helix
nicht imähnlich, ebenfalls ziemlich dicht zottigflaumig mit kleinen,
an der Spitze scharf gezähnelten Blättern; Hülsen ebenfalls flach,
2 — 3spirig; aber die Blüthenstiele nur zweiblüthig, kürzer als die
Blätter, die Nebenblättchen nur gezähnt, die Hülsen 5 — 7 Mm. breit,
weisslichgrün glänzend mit stumpfer, dicker Aussennaht und zahl-
reichen, radial verlaufenden, gegen die Naht hin verdickten und
etwas anastomosirendea Adern. Variirt mit kahlen (f. genuina) oder
fein und sparsam drüsigflaumigen Hülsen (v. glandulifera m.). In
Sizilien auf Kalkboden ziemlich häufig, im Gebiete aber noch nicht
beobachtet. April, Mai Q.
tl302. Med. apicidataW. Guss.!, Rchb. D. Fl. 67 II! hispida
Grt. aa. microcayya a. oligogi/ra ß. W. Lge. III 386. Kahl oder fast
kahl; Blättchen verkehrt eiförmig, an der Spitze gezähnelt und oft
ausgerandet mit Stachelspitze; Nebenblätter wimperig gezähnt;
Blüthenstiele kürzer oder so lang, als das Blatt, drei- bis mehr-
blüthig; Hülsen circa 6 Mm. breit, 2 — 3 Mm. hoch, beiderseits
ganz flach mit 17, — 3 sehr erhaben und bogig netznervigen Win-
dungen; Aussennaht stumpf, nervenlos, sehr schmal, beiderseits sehr
kurz höckerig dornig. — Bildet mit den folgenden neun „Arten" eine
Reihe, die sich auszeichnet durch stumpfe Aussennaht, niemals ver-
wachsene, meist sogar etwas lockere Windungen, fehlende oder beider-
seits gefurchte Dornen, fast immer auch durch grössere Breite, als
Höhe der Hülsen. — Auf sonnigen, krautigen Hügeln Siciliens selten,
z. B. um Syracus!, wohl auch im Gebiete. April, Mai O-
(Fortsetzung folgt.)
28
Rudolf von Uechtritzt
Kudolf V. üechtritz, durcli lange Jahre ein fleissiger Mit-
arbeiter unseres Blattes, ist am 21. November in Breslau an einer
Gehirnhautentzündung nach dreiwöchentlichem schwerem Leiden ge-
storben.
Rudolf V. üechtritz wurde am 31. December 1838 in Breslau
geboren , als einziger Sohn des Premierlieutenants a. D. Max v.
üechtritz, eines um die schlesische Botanik und Entomologie hoch-
verdienten Mannes. Rudolf v. üechtritz absolvirte in Breslau das
Gymnasium und ging nach abgelegtem Abiturientenexamen Ostern
1857 zum üniversitätsstudium über.
Schon als Kind hatte der Vater ihm die Liebe zu den Pflanzen
eingeimpft, die er späterhin allerdings wieder niederdrücken wollte,
weil sie die Gymnasialfortschritte des Sohnes zu hindern schien.
Aber weder Ermahnungen noch sehr derbe handgreifliche Mittel
vermochten den Trieb zu ersticken. Vergebens warf der Vater des
Sohnes Pflanzen ins Feuer, heimlich wurden neue gesammelt und
getrocknet. Nach des Vaters zeitigem Tode trieb üechtritz dann un-
gestört seine botanischen Studien, als Mentor diente ihm der Regi-
strator Kabath, Verfasser einer sehr guten Flora von Gleiwitz.
Schon als Schüler unternahm üechtritz grosse botanische
Sammelreisen; 1855 durchstreifte er während der Ferien Mähren
und Böhmen, 1856 die Karpathen und ihr Vorterrain, und die dama-
ligen Jahrgänge der Oesterr. botan. Zeitschrift zeugen von dem
scharfen Blick des beginnenden Forschers, der zahlreiche neue Arten,
z. B. Oxytropis carpatica bereits scharf unterschied. 1858 führte ihn
nach der Schweiz und durch das Vintschgau nach Tirol, von wo er
eine enorme Ausbeute nach Hause brachte.
Es sollte seine letzte grosse Fahrt gewesen sein! Ein heftig
auftretendes Herzleiden verhinderte den officiellen Abschluss seiner
Studien und den Eintritt in eine öffentliche Laufbahn, um so fleis-
siger aber arbeitete üechtritz dafür auf privatem Gebiete, um
sich concentrirte er einen Kreis junger Botaniker — von denen u. A.
heute noch wirken: Professor Dr. Eng 1er — Breslau, Professor
Haussknecht — Weimar, Professor Dr. Sadebeck — Hamburg,
der Garteninspector B. Stein — Breslau und Heidenreich — Mün-
ster, welche unter seiner Führung systematische Botanik trieben
und Schlesien durchforschten. Bis zu seinem Tode hielt üechtritz
diesen botanischen Cirkel zusammen; er war der bleibende Mittel-
punkt, um welchen immer neue Mitglieder sich gruppirten. Aus
diesem Kreise ging auch der „schlesische botanische Tausch verein"
hervor, welcher aus kleinen Anfängen ein Weltinstitut wurde, das
heute noch unter Leitung des Herrn Dr. Kugler in Hindelang in
Bayern florirt.
Die botanischen Funde seiner Freunde publicirte üechtritz,
soweit sie Schlesien betrafen, jährlich in den Verhandlungen der
29
schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, meist mit ein-
gehender Besprechung aller kritischen Formen. Für seine sonstigen
Publicationen pflegte er die Oesterr. botan, Zeitschr. als Leiborgan
zu benutzen.
Nächst dem Studium schlesischer und deutscher Pflanzen-
formen waren es besonders Orientalen und Spanier, welche ihn
interessirten. Erstere erhielt er in Mengen durch v. Janka, Pancic,
Sintenis und Anderen, letztere vorzüglich durch Moritz Winkler
und R. Fritze, welche Spanien und Portugal gemeinsam durch-
zogen.
In der eingehendsten "Weise beschäftigte sich Uechtritz mit
der Gattung Hieracium, als deren massgebendster Kenner (aller-
dings nicht vom Nägeli'schen Standpimkte) er in den letzten Jahren
galt. Die ungemein reichhaltige Formenzahl der Hieracien des
schlesischen Riesengebirges ist durch Uechtritz fast vollkommen
erschlossen worden.
Seine reichhaltigen Vorarbeiten zu einer Flora Schlesiens stellte
Uechtritz in liberalster Weise dem Herrn Apotheker Fick in
Hirschberg zu dessen Flora von Schlesien zur Verfügung. Er arbei-
tete mit Fick gemeinsam fast jede schwierige Gattung durch, so
dass das Fick'sche Werk ganz in Uechtritz' Geist geh alten ist.
Auch sonst war Uechtritz immer bereit seine Zeit und seine
Arbeitskraft jedem botanischen Freunde in uneigennützigster Weise
zu widmen, mündlich und schriftlich war er in ausgiebigster Weise
Helfer und Berather, sich dabei herzlichst imd in neidloser Weise
der Erfolge freuend, welche Andere durch seine Arbeit erreichten.
Es hat kaum jemals in dieser Hinsicht einen selbstloseren Charakter
gegeben als es Rudolf v. Uechtritz war. Kindlich reinen Gemüthes
glaubte er von Jedem nur das Beste und wusste immer nur die
Lichtseiten seiner Mitmenschen hervorzuheben.
Sein grosses Herbar, über 1200 mächtige Fascikel, sowie seine
Bibliothek und den literarischen Nachlass hatte er schon 1882 der
Universität Breslau überwiesen und in dem eben im Bau begriifenen
botanischen Museum wird das Uechtritz'sche Herbar eine dauernde
Stätte finden. Durch seinen regen Tauschverkehr mit fast allen
botanischen Koryphäen Europa's und Nordamerika's hat er sein
Herbar zu einem Sammelschatze von Originalen fast aller Autoren
seiner Zeit gemacht.
An Uechtritz' Grabe trauert eine 73jährige Mutter, welcher
der einzige, so früh geschiedene Sohn ihr Alles war, dem sie mit
treuer Mutterliebe seine jahrelangen Leiden zu erleichtern suchte
und an seinen Arbeiten innigen Antheil nahm. Möge das Bewusst-
sein, wie zahlreiche Freunde ihren Verlust betrauern, ihr den eige-
nen Schmerz erleichtern. B. Stein.
30
Literaturberichte.
Bibliotheca botanicn. Abhandlungen aus dem Gesammtgebiete der Botanik,
Herausgegeben von Dr. O. Uhlworm und Dr. F. Haenlein. Cassel.
(Theodor Fischer) iS86. — Heft Nr. 1. Dr. Heinrich Schenck: Verglei-
chende Anatomie der submersen Gewächse. 4". 67 pp. mit zehn
Tafeln. 32 Mk. - Heft Nr. 2. Dr. W. Zopf: Botanische Untersu-
chungen über die Gerbstoff- und Anthocyan-Behälter der Fu-
raariaceen. 4°. 40 pp. mit drei color. Doppeltaf. 30 Mk.
Unter dem Titel: „Bibliotheca botanica" haben die genannten
Herausgeber ein neues, in zwanglosen Quartheften erscheinendes Organ
für wissenschaftliche Botanik gegründet. Bisher wurden in rascher
Aufeinanderfolge drei Hefte ausgegeben, von denen wir die beiden
ersten hiemit anzeigen. Da bereits eine Reihe hervorragender Forscher
— Kny, Frank, Kühn, Leitgeb, Ludwig, Ress, Russow,
Vöchting u. a. — Beiträge in Aussicht gestellt haben, so ist die
Erwartung berechtigt, dass die „Bibliotheca botanica" sich zu einer
Sammlung gediegener Originalarbeiten aus dem Gesammtgebiet der
Botanik gestalten wird. Der Ladenpreis ist allerdings ein ziemlich
hoher, was sich aus der — man kann es ohne Uebertreibung sagen
— prächtigen typographischen Ausstattung im allgemeinen, und den
vielen grossen, zum Theil farbigen Tafeln erklärt. Indess wird die
Acquisition der interessirenden Abhandlungen sei es von Seite der
Privatgelehrten, sei es von jener der botanischen Institute, Gärten,
Museen etc. dadurch erleichtert, dass von der best-renommirten Ver-
lagsbuchhandlung jedes Heft einzeln abgegeben und berechnet wird.
Im ersten Hefte behandelt Schenck: die Anatomie der sub-
mersen Gewächse. Obwohl über die Organisation und Biologie der
Hydrophyten bereits mehrfache Special Untersuchungen (u. a. auch
eine Arbeit des Verf. ') literarisch verbucht sind, so fehlte es bislaug
noch an einer zusammenfassenden Darstellung des Gegenstandes. Die
vorliegende Arbeit bringt nun sowohl von einem gemeinschaftlichen
Gesichtspunkte aus betrachtend, als auch im Besonderen erläuternd,
den anatomischen Bau der submersen Gefässpfianzen zur Anschauung.
Sie charakterisirt die morphologischen Unterschiede der Wasserpflanzen
und Landpflanzen und sucht die festgestellten Differenzen lediglich
auf Grund der beobachteten Thatsacheu vom physioloijisclien und
phylogenetischen Gesichtspunkte aus zu erklären. Da es nicht möglich
ist, die zahlreichen anatomischen Details, welche im Texte angegeben
und durch einhundert sechs und sechzig Figuren auf zehn Quart-
tafeln anschaulich gemacht werden, in einem Referate kurz zu resu-
mireu, so beschränken wir uns nur auf die Mittheilung der Capitelüber-
schriften und der Genusuamen der untersuchten Pflanzen. I. Abschnitt.
Die Blattstructur der submersen Gewächse: Gemeinsame äussere Merk-
male der Blätter; Ausbildung des assimilirenden Gewebes; Mangel
der Dorsiventralität im Parenchym; Geringe Zahl der Parenchym-
schichten; Ausbildung und Chlorophyllgehalt der Epidermis; Mangel
der Spaltöffnungen: Wasserspalten; Gradwandigkeit der Epidermis-
zellen; Blattleitbündel; Mechanisches System; Mangel von Secretions-
') Die Biologie der Wassergewächse. Bonn 1885.
31
Organen; Haarbilduno:eii ; Tanüiutricliome; Specielle Beschreibung der
Klattstructuren. — ■ IL Absclmitt. Die Stammstructur der submerseu
Gewächse: Anordnung der Leitbündel ; Mangel des secundären Dicken-
wachsthums; Ausbildung der Gewebe, — III. Abschnitt. Die Wurzel-
structur der submersen Gewächse: Ausbildung und Bedeutung des
Wurzelsystems; Wurzelhaare; Kindenparenchym; Schutzscheide; Bau
des axilen Leitbüudelstranges ; Structuränderung der Wurzeln von
Ufer- und Landpflanzen bei submerser Lebensweise. IV. Literatur-
verzeichniss. — Die näher untersuchten Pflanzen gehören folgenden
Gattungen an: Aldrovmxdia (1 Art), AUsma (2 Arten), Bati^acMum (1),
Bulliarda (1), Callitriche (2), Ceratophi/llum (1), Cyniodocea (1), Ela-
tine (3), Elodea (1), Hippuris (1), Hottonia (1), Hydrilla (l), Iso-
etes (I), Lemna (2), Litorella (1), MyriophylluTn (2), Najas (2),
PepUs (1), Potamogeton (9), Ranuncidus (3), Utricularia (2), Vallis-
neria (1), Zanichellia (1), Zostera (2).
Ina zweiten Hefte behandelt Zopf: die Gerbstoff- und An-
thocy an-Behälter der Fumariaceen. Bei allen untersuchten
Vertretern der genannten Familie {Corydalis cava, pumila, Halleri,
ochroleuca, lutea, Diclytra spectabilis, fonnosa, Adliimia cirrhosa,
Fumaria officinalis, muralis) kommen eigenthümliche, gerbstoffreiche
Idioblasten vor. Sie wurden in den verschiedensten Organen gefunden,
im Wurzelsystem, in den Caulomen, in den Nieder-Laub-Hochblättern
und in allen Blüthentheilen. Sie liegen theils im primären Grund-
gewebsparenchym (primäre Idioblasten), theils in den durch secundären
Dickenzuwachs entstandenen Geweben (secundäre Idioblasten). Verf.
theilt die Morphologie, Entwicklungsgeschichte und das Vorkommen
der Idioblasten bei den Fumariaceen mit. In allen Fällen enthalten
dieselben reichliche Mengen von Gerbsäure, die unter normalen Ver-
hältnissen in gelöstem Zustande vorkommt. Die Gerbstofflösung lässt
entweder jede Pigmentiruug vermissen, oder sie enthält einen gelben
Farbstoff, den Verf. als „gelbes Anthocyan" bezeichnet, oder end-
lich es ist ein rothes Pigment, gewöhnliches rothes Anthocyan vor-
handen. Wie entwicklungsgeschichtliche Beobachtungen und Experi-
mente lehrten, scheint die Bildung des gelben Anthocyan vom Lichte
unabhängig zu sein, während sich das rothe Anthocyan im Lichte
aus dem gelben bildet. Das Letztere scheint wieder ein farbloses Vor-
stadium zu haben, beziehungsweise aus einem farblosen Chromogen
zu entstehen. Diese Eotwicklungsreiho gilt für die Arten der Gattung
Corydalis. Bei anderen Fumariaceen {Fumaria, Diclytra) fehlt die
Vorstufe des Anthocyangelb; gleichwohl bildet sich das Anthocyan-
roth aus einem farblosen Chromogen. Da das extrahirte Anthocyan-
gelb durch Säuren roth wird, wobei man alle jene Zwischenfarben
erhalten kann, die bei der natürlichen Umfärbuug beobachtet wurden,
so scheint daraus hervorzugehen, dass auch in der lebenden Pflanze
die früher genannte Umwandlung des gelben Anthocyans in das rothe
durch Säuren bewirkt wird. — Ausser Gerbsäure und Farbstoffe können
die Idioblasten noch Chlorophyll und Zucker enthalten. In einem
„Anhang" werden noch zwei andere Pflanzen: Pamassia palustris
32
und Parietaria diffusa besprochen, bei denen ebenfalls in allen Organen
Gerbstoffidioblasten gefunden wurden, welche näher charakterisirt
werden. Die anatomischen Details sind durch zahlreiche, elegant aus-
geführte Figuren auf drei farbigen Doppeltafeln veranschaulicht.
Burgerstein.
Leunis Dr. J. Synopsis der drei Naturreiche. Botanik von Dr. A. B.
Frank, 3. Band specielle Botanik, Kryptogamen. Hannover; Hahn, 1886.
8°. 675 Seiten mit 176 Holzschnitten, sammt alphab. Register und einem
literarischen Nachweiser (117 Seiten).
Wir haben die ausserordentlichen Vorzüge der Frank'schen
Synopsis schon bei Besprechung des 1. und 2. Bandes anerkennend
hervorgehoben und vorausgesetzt, dass sich auch der 3, Band den ersten
ebenbürtig an die Seite stellen werde, unsere Muthmassung hat sich
im vollen Masse bewahrheitet. Der 3. Band vorliegenden Werkes,
welcher den viel schwieriger in ein einheitliches Ganze zu bringen-
den Theil der specielleu Botanik, die Kryptogamen enthält, bietet
einen glänzenden Abschluss des ganzen Werkes. Mit besonderem
Geschicke gelang es dem Verfasser, den Zweck dieses Bandes, ein
Bestimmungsbuch für alle Kryptogamen zu sein, zur Geltung zu
bringen, den Stoff übersichtlich zu s^ruppiren und durch zahlreiche
analytische Tabellen seiner Absicht Vorschub zu leisten. Es ist auf
diese Art ein überaus werthvolles Compeudium der Syste-
matik der Kryptogamen entstanden, welches in derartigem
Umfange und in so übersichtlicher Form noch niemals
geboten wurde. B.
J. & E. Dana, the American Journal of science. Vol. XXXII. nr. 184
(April) — 189 (September). New Haven Conn.: J. et E. Dana 1886. 8«.
Seite 241-246.
Die vorliegenden Nummern dieser zahlreiche höchst werth-
volle geologische und petrographische Abhandlungen enthaltenden
Zeitschrift bieten nur wenig Botanisches. Ausser zahlreichen Kefe-
raten aus der kundigen Hand Asa Gray's, welche den hervorra-
gendsten Erscheinungen der botanischen Literatur gewidmet sind,
findet sich nur ein aus gleicher Quelle stammender Nekrolog auf
Edw. Tuckermann und von Lester F. Ward ein Aufsatz über
die Bestimmung von fossilen Dikotyledonenblättern. B.
lieber den Ursprung- der Ackeruukräuter und der RuderalHora Deutsch-
lands. I. Inaugural- Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde von
Franz Hellwig aus Danzig. 8° VI. 39 Seiten. Leipzig. Wilhelm Engel-
mann. 1886.
Von demselben. IL Specieller Theil über den Ursprung der Ackerun-
kräuter und der Euderalflora Deutschlands. S eparat -Abdruck aus
Engler, Botanische Jahrbücher VII. Band, 5. Heft 1886. Leipzig.
Wilhelm Engelmann.
Nach einigen einleitenden Worten über die Begrenzung des
Gebietes und die Theilung desselben durch das Eibgebiet in eine
Ost- und Westhälfte bespricht der Verfasser die Entstehung der
jetzigen Flora, von welcher der bei weitem grösste Theil als einge-
wandert zu betrachten ist. Weiters werden von jenen Arten, die das
Heimathsrecht schon seit Jahrtausenden erlaugt haben, also einhei-
33
miscli sind, jene Pflanzeu gesondert, welche erst durch Vermittlung
des Menschen in das Gebiet gelangten und demnach die gesammte
Flora in eine Flora iudigeua und eine Flora advena getheilt, wovon
letztere wieder in Culturpflanzen, Ackerunkräuter, Kuderalpflauzeu,
in historischer Zeit eingewanderte und aus Gärten verwilderte Pflanzen
zerfällt. Je ein tabellarisches Yerzeichniss der vier letzten Gruppen
umfasst die dazu gehörigen Pflanzen mit der Angabe der Verbreitung
im Gebiete, der Heimath und auf welchem Wege die Pflanze in das
Gebiet gelangte. — Im 11. Theil werden sämmtliche Ackerunkräuter
und Kuderalpflanzen Deutschlands aufgeführt mit Berücksichtigung
der geographischen Verbreitung im Allgemeinen, wie auch der Angabe
aus welchem Laude, auf welche Weise und zu welcher Zeit die Eiu-
schleppung der nicht einheimischen Arten vor sich ging. Die Aus-
führungen des Verfassers sind unter Benützung der bisher erschienenen
einschlägigen Literatur gewissenhaft zusammengestellt und geben
uns ein möglichst vollständiges Bild der Ackerunkräuter und der
Kuderalflora Deutschlands. J.
Dr. J. Pancic. Eine neue Conifere iu den östlichen Alpen.
Es ist diess die vom Autor im J. 1875 in Serbien entdeckte
Pimcs Omorika Pancic, welche er bereits in einem zu Belgrad 187G
herausgegebenen Aufsatze ausführlich beschrieben hat. Da die Frage,
inwieferue der genannten Conifere das Artenrecht zuzuschreiben sei,
noch nicht endgiltig gelöst ist, und der Autor zur Kenntniss ge-
langte, dass dieselbe Baumart, eventuell eine ihr sehr ähnliche, in
neuester Zeit auch in anderen Florengebieten beobachtet wurde,
hielt er sich für verpflichtet, seine obenerwähnte Publication aber-
mals in Druck legen und in botanischen Eji-eisen verbreiten zu lassen,
um daher den Intentionen des geehrten Forschers zu entsprechen,
und zur Klarstellung des systematischen Werthes der in Bede ste-
henden Pinus Anhaltspunkte zu bieten, lassen wir hier aus obigem
Werke das Wesentlichste folgen: Pinus Omorika, arbor excelsa,
coma anguste pyramidali, ramis brevibus, subverticillatis, superiori-
bus erectis, mediis horizontaliter patentibus ac inferioribus pendulis
cum apicibus arcuatim adscendeutibus, ramulis hirsutis, foliis soli-
tariis, rectis aut incurvis, planiusculis, nervo utrinque prominulo
obsolete tetragonis, apice acumiuatis, acutis aut obtusis, cum apiculo
cartilagiueo, superiore pagina eximie glaucis, strobilis sat parvis
oblongis, iu ramulis variae longitudinis erectis, horizontaliter paten-
tibus aut pendulis, squammis a basi cuneata subrotundis, dorso sub
apice striatis, margine eroso deuticulatis, bracteis obovato cuneatis,
apice deuticulatis, sua squarama multo brevioribus, nuculis parvis,
obovatis, ala obovato-cuueata, subobliqua, margine subintegra triplo
brevioribus. Habitat in montosis asperis Serbiae meridionali-occiduae:
ad Zaovina, ubi rara, copiosior ad Crvena Steua supra Rastiste et m.
Janjac supra Stiila, ab indigenis iudicata in viciniae Bosniae m. Semece
supra Visegrad. (Nach einer dem Aufsatze als Anhang beigefligten
Notiz kommt die Pinus Omorika auch iu Montenegro vor.) Als nächste
Oesterr. bolau. Zeitft'.iii;. 1. ir«'ft l>««;7 3
34
Verwandte dieser serbischen Fichte gilt Pbws Orientalis L. Als
wesentlichste Differential-Merkmale der Ersteren werden hervorge-
hoben: der höhere Wuchs und die in Folge der kurzen Aeste
schlankere Krone, die flachen ausnahmsweise auf der Oberseite grau
gefärbten Nadeln, die kleinereu Zapfen, die gezähnelten Schuppen
und die kleinen Nüsschen. Moritz Pfihoda.
Anales de la Sociedad Espanola de Historia Natural. Madrid 1886.
Als einziger Artikel botanischen Inhaltes ist in diesem Jahr-
gang enthalten: Perez Lara. „Florula G-aditana seu recensio celer
omnium plantarum in provincia Gaditana hucusque notarum," Obwohl
über die Vegetations-Verhältnisse der Provinz Cadix durch die seit
Tournef ort bis in die neueste Zeit (zuletzt durch Willkomm und
Lange) erschienenen Floren der pyrenäischen Halbinsel schon mehr-
fach näheres Licht verbreitet wurde, so stellte sich dennoch — da
die bezüglichen Daten in verschiedenen mehr weniger umfangreichen
Werken zerstreut, oder mit allgemeinen Notizen über die iberische
Flora cumulirt vorkommen, das Bedürfniss einer compendiösen Special-
Flora der erwähnten Provinz heraus. Diesem Bedürfnisse zu ent-
sprechen ist der Zweck obiger Publication, die im gegenwärtigen
Jahreshefte mit einer fachgemäss gehaltenen Einleitung und einer
eingehenden Bearbeitung der Sporophyten (Filices und Equisetaceen)
beginnt und nach dem Vorhandenen zu urtheilen, viel lustructives
zu bringen verspricht. Moritz Pi-ihoda.
Correspondenz.
Wien, 16. December 1886.
Von der, von mir in den Verhandlungen d. k. k. zool.-botan.
Gesellschaft XXXV (1885) pag. 119, extr. pag. 61 besprochenen
Bosa glabrata Vest. wurden im Herbar des k. k. naturhistorischen
Hofmuseums prachtvolle Originalexemplare, und zwar im Frucht-
stadium, unter den Inserenda aufgefunden, welche meine Ausführun-
gen vollinhaltlich bestätigen. Ebendaselbst wurden auch die Frucht-
exemplare der Rosa Widfenii Trattinick aufgefunden, nach welchen
Bosa Wulfenii Trattinik, kugelige bis eiförmig-kugelige Scheinfrüchte
besitzt; daher auch in dieser Hinsicht die von mir a. a. 0. pag.
111 et pag. 118 ausgesprochene Ansicht bestätigt erscheint.
Braun.
Innsbruck, am 15. November 1886.
Ein Spaziergang auf die Gufler Schröfen bei Innsbruck (Kalk,
südlicher Abhang im Innthal ca. 1300 M.) am 14. November ergab
folgende blühende Pflanzenarten: Campanula glomerata und pusilla,
Lotus cornimdatus, Centaitrea Jacea, Chrysanthetnum Leucanthe-
imon, Teucritmi Chamaedri/s , Hippocrepis comosa , Helianthemum
35
vulgare, Origanwn vulgare, Oeranium Rohertianum, Achülea Mille-
folium, Leontodon autumnale, Scabiosa Columbaria, Clinopodunn
vulgare, Carduus deßoratus, Salvia pratensis (zwerghaft), Anthyllis
Vulneraria, Ranunculus acer und montanus, G-entiana venia imd
ciliata. — Macroglossa stellatarum fliegt noch ganz lustig umher. —
Meinem Verzeichnisse blühender Pflanzen vom 1. d. M. wären noch
beizufügen: Colchicum autumnale, Caltha palustris und Gentiana
acaulis (Höttiuger Alpe). Dr. Dalla Torre.
Mariaschein, am 17. November 1886.
Eine schöne Entdeckung wurde heuer in Schweden gemacht,
indem Herr Lector L. M. Neumaun (Suudsvall) F/o/a alba Besser,
nebst deren Bastart F. Badensis Wiesb, (F. hirtaXalba), und F.
multicaulis Jord. (F alba X odorata Wiesb.) daselbst fand. Exem-
plare der F. alba, die ich zur Ansicht erhielt, stimmen gut übereiu
mit den niederösterreichischen, die ich hinwiederum von galizischeu
(com. Blocki) nicht zu unterscheiden vermag.
J. Wiesbaur S. J.
Lemberg, am 4. December 1886.
Meine JRosa Skoßtziana von Lemberg darf aus diesem Grunde
für eine „Varietät" der R. uncinella Bess. nicht gedeutet werden,
weil diese letztere nach Besser „flores carneos" besitzt, während bei
R. Skof. die Blumen weiss sind. Die Zugehörigkeit der R. Skof.
zu R. uncinella Bess. bestreite ich desto entschiedener, da — wie
ich mich in Folge der fleissigsten und durch keine Theorie beeiuflussten
Beobachtung der ostgaliz. Rosen in der Natur fest überzeugt habe
— die Blumenfarbe bei Rosen ein sehr constantes Merkmal ist,
ebenso wie die Grestalt und die Beschaffenheit der Blätter, die Gestalt
und Grösse der Frucht, die Beschaffenheit der Griffel, die Gestalt
der Stacheln, die Gestalt und Beschaffenheit der Kelchzipfel etc.
Auf Grund dessen wage ich es ganz laut zu betonen, — obwohl ich
dadurch mit solchen Autoritäten, wie v. Borbäs und H. Braun in
Widerspruch gerathe, — dass die Gattung Rosa (wie auch Achillea,
Festuca, Hieracium etc.) im höchsten Grade coiistante uud streng,
wiewohl diu'ch sehr enge Grenzen geschiedene „Species" aufweist,
deren Deutung lediglich aus diesen Grüüdeu auf so grosse Schwierig-
keiten stösst, weil: 1. Die Zahl der Arteu enorm gross ist, 2. die
meisten Arten sehr kleine geographische Areale bewobnen und 3. — und
diess schlage ich besonders hoch au — die Unterscheidungsmerkmale
der Arten zwischen sehr engen morphologischen Grenzen liegen,
welcher Umstand für den Systematiker desto peinlicher wird, da —
wie gesagt — in der Gattung Rosa ein ungemein grosser Formen-
reichthum herrscht. „Auf die Grösse der Unterschiede kommt es —
sagt A. Kern er — überhaupt gar nicht an, sondern vielmehr auf
die Beständigkeit und die Coustanz der Unterschiede. Gruppen von
kleineren Arten unter den Begriff einer idealen Art zu bringen,
geht nicht an." Br. Biocki.
36
Brunn, am 6. December 1886.
Dem rühmlichst bekannten Veilchen-Kenner, Herrn Professor
J. B. Wiesbaur, der die Gewogenheit hatte, meine Veilchen-
Sammlung zu determiniren und zu revidiren und deren weiteres Stu-
dium an frischen Pflanzen ich mir besonders angelegen sein Hess,
spreche ich an dieser Stelle meinen tiefgefühlten Dank aus und lasse
im Nachfolgenden einige interessante Formen folgen. Als neu für die
Flora Mährens führe ich an: Viola montana Flora dauica (F. Rupii Al-
lioui) a. genuina = major Wiesb, Selten, Eybnlcky bei Karthaus, Ewa-
nowitz, Cinzendorf. Die Pflanzen von diesen Standorten sind sehr
schön und typisch und stimmen ganz mit den Pflanzen die Prof.
Wiesbaur von Pressburg und Wien au bis fast an den Plattensee
zu beobachten Gelegenheit hatte, überein, während die Pflanzen von
Mariaschein in Böhmen (Mittelgebirge) von diesen abweichend und
sicher keine V. montana Fl. dau. = F. Rupii All. sind, mit welcher
die aus der Brünner Gegend gut übereinstimmen. Wiesbaur in
lit. b. minor Wiesb. Wald hinter der Teufelsmühle bei Karthaus,
Hobice bei Surein, Rozdrojowitz. F. dubia Wiesb. Mordovna, Mokrä
hora, Oreschin, Raine bei Kohoutowitz, Scbardicek. F. Merken-
steinensis Wiesb. Rybnicky bei Karthaus, Wd. bei Juudorf. F. süvatica
X arenaria ßorky nächst Schimitz, Hädyberg bei Obran, Thal bei
den Ziegelhütten bei Kromau. F. arophila Wiesb. Wald hinter Karthaus.
F. canina X silvatica Kvetnice bei Tischnowitz. ^ — Bemerkenswerth
ist ferner das Vorkommen der F. cyanea Celak. Um Brunn:
im Augarteu, hinter dem Friedhofe nächst des Exercirplatzes, im
Schreibwalde nächst der Steiumühle (letztere mit Vorbehalt des
Studiums an lebenden Pflanzen, ob nicht zur F austriaca Kern,
gehörig) , bei Gr. Pawlitz und Kl. ührau, der F. stagnina Kit. ;iuf
der Holedrä bei Juudorf und der F. pumila Chaix. bei Kl, Hostihrä-
dek, Lundenburg und Alteumarkt, F. arenaria DC. var. rupestris
Schluchten bei Malomieritz, Hädyberg und Hügeln bei Obran, var.
violacea Borky und Hügel bei Schimitz etc. var. lilacina Set. Anton
mit der Vorigen. Im Ganzen zehn interessante Novitäten, mit
Einschluss der Varietäten für die Flora Mährens.
Dr. Form an ek.
Personalnotizen.
— Dr. Albert Wigaud's Biographie, verfasst von Dr. Den-
nert, brachte die „Flora" in Nr. 34 des vorigen Jahres, und einen
Nekrolog, geschrieben von Dr. F. G. Kohl, das „Botanische Ceutral-
blatt" 1886. Nr. 50.
— Franz Maly, Hofgarten-Inspector in Wien, wurde von der
Royal Horticultural Society in London zum corr. Mitgliede ernannt.
37
— Dr. M. Büsgeu hat sich au der Universität Jena für Bo-
tanik habilitirt.
— Dr. Friedrich Oltmanns hat sich au der Universität
Rostock für Botauik habilitirt.
— Ed. Lamy de la Chapelle ist am 23. September v. J.
in Limoges gestorbeu.
Vereine, Anstalten, Unternehmung^en.
— In einer Sitzimg der kais. Akademie der Wissen-
schaften in Wien, am 21. October 1886 übersandte Prof. A.
Weiss eine Arbeit des Assistenten des k. k. pflanzeuphysiologischeu
Institutes der deutschen Universität in Prag Herrn F. Eoiuitzer:
„Ueber Hydrocarotin und Carotin". In derselben wird gezeigt,
dass das Hydrocarotin uicht identisch ist mit Phytosterin, wie diess
jüngst Arnaud angegeben hat, sondern sich in seinen Eigenschaften
am meisten dem Cholestol oder Cupreol nähert, ohne aber mit einem
der bisher bekanuteu Cholesterine völlig identisch zu sein. Weiters wird
angegeben, dass das Tribromhydrocarotin sich zwar nicht so, wie es
seinerzeit Husemauu meinte, in Carotin überführen lässt, aber
wahrscheinlich dennoch Carotiu und Hydrocarotin zu einander, so wie
auch zum Chlorophyllfarbstoff in näherer Beziehung stehen, und dass
das Solanorubin Millardet's mit Carotin identisch ist. Endlich wird
als sehr wahrscheinlich hingestellt, dass die Cholesterine nicht so,
wie es bisher angenommen wird, mit einander isomer sind, sondern
zwei homologe Reihen bilden, deren eine die rechtsdrehenden, deren
andere die linksdreheuden Cholesterine in sich begreift.
— Monats-Versammlung der k. k. zoologisch-botanischen
Gesellschaft in Wien am 1. December 1886. Die Besprechungen
botanischer Gegenstände leitete der Vereins-Secretär, Herr Dr. R. v.
Wettstein, mit der Bekanntmachung ein, dass die bisher probeweise
abgehaltenen Discussions-Abende (zumZwecke der Erzielung eines
regeren botanischen Verkehres der Gesellschafts-Mitglieder) nunmehr
definitiv eingeführt und an Freitagen (6 Uhr Abends) im Vereins-
locale stattfinden werden. — Hierauf sprach Herr Dr. Günther Beck
über die Bildung von Hormogouien bei Rivularieu, und erweiterte
das diessfalls von De Bary 15ekanntgemachte durch seine eigenen
Beobachtungen an Glocotriclüa. — Herr Dr. H. Molisch wusste
das Interesse der Anwesenden durch die Demonstration einer seiner
neuen Entdeckimgeu zu fesseln, nämlich eines zu Untersuchungen
über den Hydrotropismus der Pflanzenwurzeln dienenden Apparates,
wobei er auf das Charakteristische des gedachten physiologischen
Phänomens näher einging. — Herr Dr. M. Kronfeld erklärte an
einem Rhizom von Napliar luteum, von ungewöhnlicher Grösse, den
eigenthümlichen morphologischen Bau, welchen die Rhizome dieser
Pflanzenart wahrnehmen lassen. — Zum Schlüsse berichtete Herr
38
Dr. R. V. Wettsteiu über mehrere von ihm entdeckte Pilze,
von denen die nachbenaunten zwei besonders hervorgehoben zu wer-
den verdienen, nämlich ein in morphologischer Hinsicht höchst in-
teressanter Irpex (/. anomalus) und eine neue Sclerotina {S. Ker-
7ieri), die der Vortragende als die Ursache einer bei Tannen vor-
kommenden teratologischen Entartung bezeichnete. M. Prihoda.
— Preisaufgaben. Der Redaction der Botan. Jahrbücher
stehen 1000 Mark zur Honorirung von Preisarbeiteu, welche in den
Botanischen Jahrbüchern gedruckt werden sollen, zur Verfügung.
Um einzelne Botaniker zu grösserer Vertiefung in die Aufgaben der
Systematik und Pflanzengeographie zu veranlassen, sind folgende
Preise ausgesetzt worden. I. Ein Preis von M. 400 für eine Mono-
graphie der Gattung Banunculus. Die Redaction wünscht eine ver-
gleichende, jedoch nicht zu breite Darstellung der morphologischen
Verhältnisse, sodann eine eingehende Besprechung der Beziehungen
zwischen den einzelnen Gruppen der Gattung zu einander, eine aus-
führliche Begründung der systematischen Eintheilung und eine genaue
Darstellung der geographischen Verbreitung als ersten Theil der
Arbeit, in deutscher Sprache. Der zweite Theil soll eine möglichst
präcise Charakteristik der Arten, Unterarten, Varietäten und Formen
in lateinischer Sprache enthalten. Die dazu gehörenden Erläuterun-
gen und die Angaben über geographische Verbreitung, welche nach
natürlichen, nicht nach politischen Gebieten geordnet sein müssen,
sollen in deutscher Sprache geschrieben sein. Gewünscht wird auch
eine möglichst vollständige, bildliche Darstellung der Früchte aller
Arten, welche bei dieser Gattung leicht auf 2 — 3 Tafeln zu geben
ist. — II. Ein Preis von M. 300 für eine Monographie der Gattung
Draha. Für diese Arbeit gelten dieselben Anforderungen wie für die
erste. — III. Ein Preis von M. 300 für eine kritische Revision der
fossilen Formen von Quercus. Bei dieser Arbeit wird es sich zunächst
um ein eingehendes Studium der Blattformeu und der Nervatur bei
den in der Gegenwart vertretenen Gruppen von Quercus, sowie bei
den verwandten Gattungen handeln. Sodann soll entschieden werden,
in wie weit sich mit Sicherheit die bis jetzt als Quercus beschrie-
benen Reste als zu dieser Gattung gehörig, erweisen und in wie weit
auch eine Bestimmung der Section, welcher sie zugehören, möglich
ist. Wenn sich nach dieser Richtung hin zuverlässige Resultate er-
geben, wird es sich empfehlen, die Verbreitung der fossilen Quercus
in Verbindung mit den jetzt lebenden Formen zu behandeln; es wird
sich hierbei mehr um die Typen oder Sippen, als um die einzelnen
Arten handeln. — Abhandlungen, welche eines dieser Themata be-
handeln, sind bis 1. October 1888 an den Unterzeichneten einzulie-
fern. Derselbe behält sich vor, zur Beurtheilung andere sachver-
ständige Botaniker heranzuziehen. Erfolgt keine Einlieferung bis zu
dem angegebenen Termin, so wird der Termin der Ablieferung um
ein Jahr verlängert. Der Umfang der Arbeiten darf 10 — 18 Druck-
bogen im Format der Botan. Jahrbücher erreichen. Die Arbeiten,
welchen der Preis zuerkannt ist, werden in den Botan. Jahrbüchern
39
gedmckt; es wird Sorge getragen, dass jede Monographie im Zusam-
menhang gedruckt wird. Ausser dem ausgesetzton Preis wird kein
weiteres Honorar gezahlt, jedoch erhält der Autor 15 Separatabzüge
gratis. A. Engler.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Felsmanu mit Pflan-
zen aus Schlesien. — Von Herrn Steininger mit Pflanzen aus
Oherösterreich. — Von Herrn Keller mit Pflanzen aus Nieder-
österreich. — Von Fräulein Boresch mit Pflanzen aus Böhmen.
Sendungen sind abgegangen an die Herren Schiri und Dr.
Pancic.
Vorräthig: (B.) = Böhmen, (Bd.) = Baden, (Br.) =^ Berlin,
(Cr.) = Croatien, (P.) = Frankreich, (G.) = Galizien, (I.) =
Istrien, (Kr.) = Krain, (M.) = Mähren, (Mk.) = Mecklenburg,
(NOe.) = Niederösterreich, (OOe.) = Oberösterreich, (P.) =- Polen,
(Pm.) = Pommern, (Pz.) = Pinzgau, (E.) == Rügen, (Sb.) = Sieben-
bürgen, (Sl.) = Schlesien, (St.) = Steiermark, (Sz.) = Schweiz,
(Th.) = Thüringen, (ü.) = Ungarn, (W.) = Westfalen.
Holosteum umbellatum (Sl., U.), Homogyne alpina (OOe., St.),
discolor (OOe.), silvestris (Kr., St.), Hordeum secalimmi (Th.), Zeo--
criton (B., U.), Hortninimi pyrenaicuni (Pz.), Hottonia palustris
(OOe., Pra., W.), Hutchinsia alpina (NOe., OOe.), petraea (NOe.),
HyacintheUa leucophaea (Sb.), Hyosciamus niger (B., NOe., P.), Hy-
pericum elodes (W.), hirsutum (Th., IT.), perforatum (OOe., P.), te-
trapterum (B.), wnhellatum (Sb.), veronense (SL), HypocJweris glahra
(M.), radicata (P.), Hyssopus officinalis (NOe.), Jasione montana
(U.), peremiis (Bd., Elsass), Iberis Villarsii (F.), lllecehrvm verticil-
latum (SL, W.), Impatiens parviflora (Br., OOe.), Inula britanica
(B., ü.), Conyza (B.), ensifolia (Gr., U.), graveolens (L), Helenimn
(M.), hirta (Gr., IT.), Oculus Christi (ßOe.), salicina {JJ .), salicinaX
ensifolia (G.), squarrosa (Cr.), Iris arenaria (U.), graminea (M.,
Sb., ü.), Pseudacorus (M., OOe.), pumila (NOe.), sibirica (Br., OOe.),
spuria (F.), Isatis tinctoria (NOe., St., T.), Isnardia palustris (Bd.,
Ü.), Isopyrum thalictroides (M., NOe., ü.), Juncus alpinus [F., Pz.),
arnassensis (F.), balticus (R.), bufonius (B., NOe., St.), buf. f. ex-
altata (U.), capitatus (P., W.), compressus (B., T., ü.), ßliformis
(B., Pz., SL), Gerardi (Mk., U.), glaucus (Br., P.), Ilostii (Kärnten,
Sz,), lamprocarpus (ß.), maritimus (R.), obtusiflorus (Br.), panicu-
latus (Gr.), sphaerocarpus (NOe., IT.), squarrosus (OOe., Vogesen),
supinus (B., P.), Tenageia (Br., Mk.), temiis (Sachsen), idiginosus
(Mk.), Juniperus macrocarpa (L), Sabina (Pz., Sz.), Kernera saxa-
tilis (OOe.), Kochia arenaria (M., NOe., U.), sedoidcs (U.), Koderia
cristata (Br., NOe.), glauca (Br.), Lactuca nmralis (F., 00c.), Sca-
riola (B., P.), Lagurus ovatus (St.), Lamium album (B., NOe.), am-
40
plexicaule (B., SL), incisum (Pm.), Orvala (Kr.), purpureum (Sl.),
Lappa macrosperma (G.), major (SL), minor (SL), Larix euro-
paea (St.).
Obige Arten können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Inserate.
Einladung zur Pränumeration
auf den XXXVII. Jahrgang (1887)
der
Oesterreichischen
Botanisehen Zeitselirift.
(OesleiT. l)olan. Woclienblall.)
Auf die „Oesterreichische botanische Zeitschrift", welche von dem
hohen k. k. österreichischen und dem hohen k. ungarischen
Ministerium für Cultus und Unterricht den Mittelschulen
empfohlen wurde, pränumerirt man mit 8 fl. österr. W. (16 R. Mark)
auf den ganzen Jahrgang oder mit 4 fl. österr. W. (8 R. Mark) auf
einen Semester und zwar auf Exemplare, die frei durch die Post
bezogen werden sollen, nur bei der Redaction: Wien, IV. Mühl-
gasse Nr. 1.
Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls
Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat die
Verlagshandlung C. Gerold's Sohn in Wien übernommen.
Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll-
ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden:
2. und 3. Jahrgang zu 1 fl. (2 R. Mark) — 9. bis 22. Jahrgang zu
2 fl. (4 R. Mark) - 23. bis 35. Jahrgang zu 5 fl. (10 R. Mark) —
36. Jahrgang 8 fl. (16 R. Mark). Bei Abnahme sämmtlicher Jahrgänge
von der Redaction, 20 Procent Nachlass.
Einzelne Hefte können nur vom laufenden und letztvergange-
nen Jahrgange abgegeben werden.
Von den bisher erschienenen 34 Porträts der „Gallerie öster-
reichischer Botaniker" können einzelne Exemplare ä 50 kr. (1 R.-Mark)
al)gegeben werden.
Skofitz.
{IV. Mühlgasse Nr. 1.)
Redacleui- und Ileiausgeber Dr. Alexander Skofitz. - Verlag von C. Gerold's Sohn,
C. Ueborreuter'sehe Buclidruclcerei (M. Salzer) in Wien.
Oesterreichische
Botanisclie Zeitsclirift
Die österreichische ^-^ Exemplare
botanische Zeitschrift V_^X*2*cilTL die frei durch die Postbe-
erschoint '^ zogen werden sollten, sind
den Ersten jeden Monats. .. Mos bei der KeiLaction
Man pränumerift auf selbe '^' (iv. Bez., 3fü7iii/(is.ii:. Nr. i)
mit 8 11. Ost. W. ,, 1 r% •■ ^" präiiumenien.
(ji! R. Mark) RntriiiiK unfi Bnt^niiKßr i™ ^^«&'' "^e«
ganzjährig, oder mit ÖWiailllV UHU DU lailllVCI . Buchhandels (Ibernimmt
4 fl. Ost. W. (S R. Mark) Pränumeration
halbjährig. -»tt.*- q^ Gerold's Sohn
Inserate in Wien,
die ganze Petitzeile HT— 9 sowie alle übrigen
15 kr. öst. W. i^ — ö. Buchhandlungen.
XXXYII. Jahrgang. WIEN. Februar 1887.
INHALT: Zur Frage „vom srünfaulcn Hulze". Von Zukal. - Alyfsum perdurans. Von Ulle-
pitsch. — Ursachen der Haarbildung. Von Krasan. — Rhamni Hungariae. Von Dr. Borbäs. —
ßergalgenflora Böhmens. Von Dr. Hansgirg. — Teratologisches. Von Dr. Formänek. — Zur
Flora von Pondichery. Von Heimerl. — Flora des Etua. Von Strobl. -■ Literaturberichte.—
Torrespondenz. Von Wolo szczak , Formänek, Blocki, Borbäs, Ullepitsch, Jenssen-
Tusch. — Personalnotizen. — Vereine. Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein.
— Inserate.
Zur Frage „vom grünfaulen Holze^'.
Von Hugo Zukal.
In feucliten Wäkleru triift man nicht selten faule Stöcke, deren
Holz auf weite Strecken hin grün gefärbt ist.
Besonders häufig zeigen diese Erscheinung die herabgeworfenen
Aeste von Buchen, Eichen und Birken.
Der Erste, welcher diese Grüufäule des Holzes etwas näher
untersuchte, war der deutsche Botaniker Gümbel. (Siehe „Flora"
1858, p. 113). Er ging dabei von der Vermuthung aus, dass die
Grüufärbung und Fäulniss des Holzes von einem Pilz verursacht
werde. Allein er konnte trotz der grössten Sorgfalt in dem ihm zu
Gebote stehenden Material kein Mycel entdecken. Dafür untersuchte
er den Farbstoff chemisch und kam zu dem Kesultat: „dass die grüne
Färbung der faulenden Hölzer von einem eigenthümlichen, den Humus-
substanzen analogen saurem Stoffe herrühre", für welchen er den
Namen Joxylinsäure in Vorschlag bringt. In demselben Jahre, näm-
lich 1858, erörtert auch Blej die chemische Seite der Grünfäule
des Holzes, ohne indessen etwas wesentlich Neues zu bringen.
(Siehe Bley, Archiv der Pharmacie 1858).
1863 publicirt M. Fordos in den Comptes Kendus Acad.
d. Sc. Paris Tom 57. p. 51 eine mit grossen Mitteln durchgeführte
Arbeit über dieselbe Frage, erwähnt aber seine Vorgänger Gümbel
und Bley nicht, doch fand auch er, dass der Farbstoff des grünfauleu
Holzes sich wie eine Pflanzeniiäure verhalte, und nennt ihn deshalb
Acidum xylochloricum.
Oesterr. botan. Zeit.-^clirift. U. Heft 18S7. 4-
42
Er entdeckte ferner die wichtige Thatsache, dass sich der
genannte Farbstoff mit Chloroform leicht aus dem Holz extrahi-
ren lässt.
Im Uebrigen ist Eordos der Ansicht, dass das Acidum xylo-
chloricum ein directes Produkt der Verwesung des Holzes sei und
sich nicht auf Pilze zurückführen lasse.
Zwei Jahre später bestätigt Rommier Fordos' Angaben und
erweitert dieselben, indem er in dem grünfaulen Holze ausser dem
Fordos'schen Farbstoffe noch eine zweite blaugrüne Materie, das
Xylindeiu nachweist, welche sich in vielen Eigenschaften, namentlich
in ihren Löslichkeitsverhältnissen, wesentlich von dem Acidum xylo-
chloricum Ford, unterscheidet. (Siehe Compt. Rend. Acad. d. Sc.
Paris 1868 T. 66 p. 108. Rommier. Sur une nouvelle matiere colo-
rante appelee Xylindeine et extraite de certains bois mort.) Die
Frage, ob die Farbstoffe des grünfaulen Holzes von einem Pilze
herrühren oder nicht, überlässt er den Botanikern, doch fügt er hinzu,
dass im Innern des Holzes häufig grüne, rosenkranzförmig aneinan-
dergereihte Kügelchen gefunden werden, welche sich im Chloroform
lösen und die möglicher Weise einem Pilz angehören.
Neun Jahre nach der eben erwähnten Arbeit also 1877 fand
Prillieux ebenfalls amorphe blaugrüue Massen im Innern der Zellen
der faulen Hölzer. Doch coustatirt er, dass der Farbstoff weitaus in
den meisten Fällen in den Zellwänden und nur ausnahmsweise ins
Innere der Zellen abgelagert wird. Prillieux hat den Farbstoff auch
in optischer Beziehung untersucht und dabei gefunden, dass derselbe
sehr schwach in einem braungelben Farbenton fluorescire. Ferner
coustatirt er, dass das Absorptionsspectrura des Farbstoffes (in der
Chloroformlösung) zwei Absorptionsstreifen in Roth und Orange zeige,
im Uebrigen aber von dem Absorptionsspectrum des Chlorophyll
bedeutend differire.
In Bezug auf die Entstehung des Farbstoffes theilt er die An-
sichten seiner Vorgänger Gümbel, Bley und Fordos.
(Siehe Prillieux. Bull. Soc. Bot. d. France. T. 24. 1877).
Wenn Prillieux zu dem Schluss kommt, dass der Farbstoff
des grüufaulen Holzes nicht von einem Pilze herrühren könne, so
vertritt Coruu auf Grund seiner eigenen Untersuchungen und der-
jenigen Tulasne's den über Chlorosplenium aeruginosum D. Not.
entgegengesetzten Staudpunkt.
(Siehe Cornu Bull. Soc. Bot. d. France 1877 und Tulasne.
Carp. m p. 188).
Doch muss er allerdings zugeben, dass häufig grünfaules Holz
vorkommt, in dem auf weite Strecken hin keine Spur eines gefärbten
oder ungefärbten Mycels aufgefunden werden kann. Cornu erklärt
aber diese Thatsache mit der Annahme, dass das Mycel der Peziza
aeruginosa {Chlorosplenium aeruginosum) sehr vergänglich sei, vor
dem Verschwinden indess das Holz dauernd grün färbe.
In neuester Zeit gibt de Bary auf p. 15 seiner „Vergleichenden
Morphologie und Biologie der Pilze" eine lichtvolle Darstellung der
43
ganzen Streitfrage, ohne sich zu Gunsten der einen oder anderen
Ansicht auszusprechen.
Aus dieser dürftigen Skizze erhellt, dass sich gegenwärtig in
Bezug auf die Frage über die Grünfäule des Holzes zwei vollkommen
gleichberechtigte Ansichten gegenüberstehen.
Nach der einen Anschauung ist der Farbstoff ein Produkt der
Holzzersetzung und die Peziza aeruginosa ist ursprünglich rein weiss.
Da sie aber ausschliesslich auf dem grünfaulen Holz vegetirt, so
nimmt sie den Farbstoff aus ihrem Substrate auf und erlangt nach
und nach ihre charakteristische Färbung.
Nach der andern Ansicht hingegen gehört der Farbstoff der
Peziza aeruginosa ursprünglich eigenthümlich an und diffundirt nur
nach dem Zugrundegehen ihres sehr ephemeren Mycels in das faule
Holz hinüber, um es dauernd grün zu färben.
Die folgende Mittheilung bezweckt durchaus nicht die Beendi-
gung der ganzen Discussion; sie will nur ein kleines Gewichtchen
auf die eine Wagschale werfen, wodurch dann allerdings das Gleich-
gewicht zu Gunsten der zuletzt erwähnten Anschauung gestört
werden dürfte.
Im heurigen Frühling trat an den Böschungen waldiger Hohl-
wege in der Umgebung von Wien (z. B. auf dem steilen Wege vom
Dornbacher Park zum Hameau) eine winzige, grüne Peziza auf, die
sich bei näherer Untersuchung als Pseudopeziza Jungermanniae Fuck.
Symb. p. 291 — Peziza Jungermanniae Neos System H p. 144
erwies. Die 0*5 — 3 Mm. messenden Scheibchen sassen gewöhnlich
auf der Junget^mannia bicuspidata aber auch vereinzelt auf der
blossen Erde.
Sie erschienen dem unbewaffneten Auge dunkelgrün, unter dem
Mikroskop jedoch prachtvoll blaugrün.
Besonders intensiv war die Färbung an der Aussenseite der
Schüsselchen, wo die Paraphysen, dicht aneinander gedrängt, eine
Art von Hautschicht bilden und an dem basalen Hypheugeflecht.
Die Schläuche sind an der Basis weniger stark gefärbt als
oben. km. schwächsten tiugirt erscheinen die reifen Sporen.
Schwierig ist die Frage zu beantworten, wo eigentlich der
Farbstoff haftet, ob an der Membran oder dem Protoplasma oder
dem Zellsaft oder eventuell an allen diesen Zelltheilen.
Deutlich ist nur die Zellwand gefärbt. Man kann indessen in
jungen Schläuchen, in denen eben erst die Sporen angelegt werden,
sehen, dass die Tionnungsliuien zwischen den einzelneu Protoplas-
maportionen (den zukünftigen Sporen) bedeutend dunkler grün gefärbt
sind, als die übrige Plasmamasse. Aus dieser Beobachtung, sowie
aus der directeu Anschauung von Quetschpräparaten folgt, dass auch
der Inhalt gefärbt sein muss. Doch kann man selbst mit der besten
Oelimmersion nicht erkennen, ob nur das Protoplasma oder ob der
4*
44
wässerige Zelliuhalt, oder ob beide gefärbt sind. Sicher ist, dass der
Farbstoff vollkommen aufgelöst imd nicht in der Form von Körn-
chen oder Bläschen auftritt.
Da die Färbung der Pseudopeziza Jungermanniae lebhaft an
die der Peziza aeruginosa erinnerte, so beschloss ich beide näher zu
untersuchen und mit einander zu vergleichen.
Ausser diesen beiden Pilzen wurde auch noch das Geoglossum
viride Pers. in den Kreis der Untersuchung gezogen. Bezüglich des
üutersuchungsmaterials muss bemerkt werden, dass die Peziza aeru-
ginosa und das Geoglossvm in Gestalt getrockneter Herbar-Exem-
plare in Verwendung kamen, welche übrigens kaum ein Jahr alt waren.
Die Untersuchung selbst wurde eingeleitet, indem eine Anzahl
von Cylindergläschen siguirt und mit den gleich zu erwähnenden
Eeagentien so gefüllt wurden, dass immer je drei die gleiche Materie
enthielten.
In Verwendung kamen: Wasser, absoluter Alkohol, Aether,
Schwefelkohlenstoff, Benzin, Chloroform, Salzsäure, Schwefelsäure,
Salpetersäure, Chlorwasser, Aetzkali, Aetznatron, Aetzkalk, Ammoniak,
kohlensaures Kali und Natron, Kalkwasser u. zw. alle im kalten
Zustand. Die Säuren wurden in circa 90**/otigen, die kaustischen und
kohlensauren Alkalien in nahezu concentrirten Lösungen gebraucht.
Je drei Cylindergläschen enthielten immer die gleiche Materie
und wurden auch mit derselben arabischen Ziffer bezeichnet, und dann
mit je einem Fruchtkörper der Peziza aeruginosa oder der Pseudo-
peziza oder des Geoglossum beschickt.
Von der Pseudopeziza mussten ihrer Kleinheit wegen immer
mehrere Feuchtschüsseln auf einmal in ein Cylindergläschen gebracht
werden.
Die Herbeischaffung so vieler Fruchtkörper der Pseudopeziza
Jungermannia war mit grossen Schwierigkeiten verknüpft und erfor-
derte einen beträchtlichen Aufwand von Zeit und Geduld. Denn die
winzigen Fruchtkörper der Pseudopeziza mussten imter der Lupe
von dem Lebermoose lospräparirt werden, wobei sorgfältig darauf zu
achten war, dass nicht etwa Blatt- und Stengeltheile der Junger-
7nannia an den Schüsselchi'u als fremde Anhängsel haften blieben,
welche durch ihren Chlorophyllgehalt die Keactionen trüben konnten.
Die drei Untersuchuugsobjecte wurden acht Tage lang in den
Cylindergläschen belassen und während dieser Zeit wurde die Ein-
wirkung jeder Materie wiederholt geprüft und notirt.
Ausserdem verfertigte ich von jedem der drei Pilze zahlreiche
Dünnschnitte und beobachtete die Eeaction der oben angeführten
Materien auf diese Schnitte direct unter dem Mikroskope.
Das Ergebniss der mikroskopischen Untersuchungen deckte sich
jedoch so vollständig mit dem der makroskopischen, dass eine abge-
sonderte Schilderung der erstereu entfallen kann.
Auch verzichte ich auf die detaillirte Beschreibung jeder ein-
zelnen Reaction, weil das etwa auzuführende Detail für das Euder-
gebniss der Untersuchung nahezu irrelevant ist.
45
Dieses Endergebniss aber war bezüglich der Pseudopeziza Jun-
gennanniae und der Peziza aeruginosa folgendes:
Der Farbstoff beider Pilze erwies sich als unlöslich in Wasser,
Schwefelkohlenstoff, Benzin und in den oben angeführten Mineral-
säureu; — er war kaum merklich löslich im absoluten Alkohol,
jedoch leicht löslich in Chloroform. Die Alkalien — besonders die
kaustischen bringen eine gelbe bis bräunlich gelbe ümfärbung hervor
und wirken dann auf den umgewandelten Farbstoff mehr oder minder
lösend.
Aus diesem Kesume erhellt, dass sich die Farbstoffe beider
Pilze den verschiedensten Materien gegenüber gleich oder nahezu
gleich verhielten.
Dieses Verhalten berechtigt wieder zu dem Schluss, dass diese
beiden Farbstoffe nahe verwandt, wenn nicht identisch sind.
Nicht dasselbe kann von dem Farbstoff des Geoglossum viride
behauptet werden. Wenn sich dieser auch gegenüber den Säuren und
Alkalien ähnlich verhält wie das Acidum xylochloricum der Peziza
aeruginosa oder der Pseudopeziza, so weicht er doch in Bezug auf
die Löslichkeitsverhältnisse von dem eben genannten Farbstoff'e weit
ab, denn er löst sich in Chloroform nur äusserst schwierig, dagegen
sehr leicht selbst im verdünnten Alkohol und in Ammoniak.
Doch ist hierzu zu bemerken, dass sich der Farbstoff des
Geoglossum durch Alkohol allein niemals ganz extrahiren lässt.
Behandelt man nämlich die Fruchtkörper des Geoglossum wieder-
holt mit Alkohol, so verlieren sie nach und nach ihre schmutzig
grüne Farbe und werden schön blaugrün. Dieser zurückbleibende
blaugrüue Farbstoff', der sich mit Alkohol nicht mehr extrahiren
lässt, löst sich in Chloroform, wenn auch schwer. Das ganze Ver-
halten des Geoglossum viride macht den Eindruck, als ob in ihm
zwei Farbstoffe vorhanden wären: Ein grünlich gelber, der sich leicht
mit Weingeist ausziehen lässt und ein blaugrüner, der möglicher
Weise mit dem Acidum xylochloricum Fordos identisch ist.
Es dürfte nicht allzu schwer sein, diese und ähnliche Fragen
durch die Untersuchung und Vergleichuug der bezüglichen Absorp-
tions-Spectren zu entscheiden. Allerdings setzt eine solche Unter-
suchung eine gewisse Gewandtheit im Gebrauche des Spectroskops
und eine stete I3erücksichtigung der optischen Concentration der ver-
wendeten Lösungen voraus.
Da ich selbst die nöthige Schulung für die genannten spectro-
skopischen Arbeiten nicht besitze, so muss ich diesen Theil der
Untersuchung Anderen überlassen.
Durch diese Arbeit glaube ich jedoch wenigstens die Thatsache
sicher gestellt zu haben, dass sich die Farbstoffe der Peziza aeru-
ginosa und der Pseudopeziza Jungermanniae gegenüber den ver-
schiedensten Materien in einer höchst auffallenden Weise gleich oder
ähnlich verhalten.
46
Diese Thatsache unterstützt aber wieder in einer beträchtlichen
Weise die Ansicht jener, welche annehmen, dass der blaugrüne Farb-
stoff ursprünglich der Peziza angehöre und nicht dem faulen Holze.
Wien, am 18. November 1886.
Nachschrift.
Nachdem obiger Artikel bereits abgeschlossen war, erfuhr ich
von einem interessanten Cultur versuch, den Herr Dr. v. Wettstein
ausgeführt hat.
Derselbe fand nämlich unter der Rinde eines faulenden Bau-
mes (grüntaulen?) ein grünes Mycel, welches er mit nach Hause
nahm und auf einem weissfaulen Holz cultivirte.
Er erhielt aus diesem Mycel die Fruchtkörper der P<?5;z>aaerM-
ginosa in erstaunlicher Menge. Während der Entwickeln ng der
Peziza färbte sich aber auch das Substrat, das weissfaule
Holz, zonenartig grün.
Durch diesen Versuch wurde festgestellt, dass der grüne Farb-
stoff aus dem Mycel in ein ungefärbtes, verrottetes Holz überzutreten
im Stande ist.
Da mir dieser Culturversuch in Bezug auf die oben näher ent-
wickelte Discussion eine gewisse Wichtigkeit zu haben scheint, so
wäre es auf jeden Fall sehr wünschenswerth, dass v. Wettstein
selbst eine genaue Beschreibung desselben veröffentliche.
Aii/SSUin Calydsnan L. ß perdarans Mihi.
Von Josef Ullepitsch.
Im Juni 1. J. bemerkte ich auf einem magern steinigen Raine
zwischen Rauschenbach und Pudlein schon aus beträchtlicher Ferne
zwei Formen Alyssvm untermischt wachsend. Die eine hielt ich vom
Beginn an für Alpssum calycinum L. nur etwas hochwüchsig, 20 bis
25"'Ctm.
Während diese Form steif aufrecht, mit steif emporstehenden,
ziemlich dem Stengel anliegenden Blättern durchsichtige Büsche bil-
dete, lag die zweite Form am Erdboden hingestreckt, mit 8 Mm.
und darüber dicken und bis 50 Ctm. langen holzigen Stengeln, aus
denen erst zahllose dünne, 15—20 Ctm. lange Blüthen tragende
Aeste emporwuchsen.
Diese zweite Form hat nur etwas längere und breitere Blätter,
die sich der Länge nach rückwärts krümmen, ja einzelne sogar kräu-
seln. Aus den Blattwinkeln entwickeln sich zahlreiche neue Triebe.
Im Uebrigen stimmen beide Formen mit dem typischen Alyssum
calycinum, was sternförmige Behaarung, bleibende Kelche, Staub-
fäden und Früchtchenform betrifft, ziemlich überein.
Nun sagen Gott sei Dank alle unsere floristischen Autoren:
Alyssum calycinum sei „O"-
47
Die zweite Form sah ich sogleich für ausdauernd an, denn im
hiesigen strengen Klima wächst keine Pflanze auf magerem Boden
bis Juli zu solchen Dimensionen und noch dazu holzig! Ich über-
zeugte mich ferner dieser Tage, dass der besagte Rain voll Alyssum-
Blätter ist, welche, wenn auch von Schafen stark benagt, doch fröh-
lich grünen, während einjährige Pflanzen Mitte November schon ab-
gestorben sind.
Ein Unterschied, und ein wichtiger besteht also zwischen die-
sem Alyssum und dem typischen calycbium jedenfalls, und obgleich
noch Manches sicher zu stellen sein wird, namentlich wie sich aus
Samen dieser Pflanze gezogene Exemplare anderwärts verhalten wer-
den, so kann ich doch nicht umhin, diese nicht einjährige Pflanze
Alyssum calycinum ß perdurans zu benennen.
Nach A. Scherfei wächst A. perdurans auch bei Poprad.
Kn lesen, Zipser Comitat (Ungarn) 15. November 1886.
Ueber die Ursachen der Haarbildung im Pflanzenreiche.
Von Franz Krasan.
(Fortsetzung.)
Im Gegensatze zu den geschilderten Vorkommensverhältnissen
der Steppe und sterilen Bergheide, welch letztere Schutt oder Dolo-
mitsand und Grus zum Untergrund hat, ist das Hügelland des Sau-
sal schon durch den sehr ungleichmässig gestalteten Boden, seine
Erhebungen und Vertiefungen in Form von Berg und Thal, Abhang,
Schlucht u. dgl., ferner durch die vorherrschende Waldung, zusam-
menhängendes Gebüsch etc. sehr arm an Localitäten, wo eine län-
gere intensive Licht- und Wärmeeinwirkung möglich wäre, und ein
jäher Wechsel von Licht und Dunkel, Warm und Kalt stattfinden
könnte. Viel trägt jedenfalls der thonige, kieselreiche und daher
feucbtigkeitbindeude Tertiärboden zur Ausgleichung der Temperatur-
Extreme bei.
In den Mulden und auf den tiefer gelegenen Wieseugründen
beobachtete ich den Thymus sehr häufig; er wächst da zwar nicht
in so grosser Menge, wie auf den trocken liegenden Triften, ist aber
doch im Sausal allenthalben zu finden; allein den Phytoptus traf
ich an solchen Localitäten nur sehr selten, wenigstens tritt die be-
schriebene haarige Triebspitzen -Deformation nur sporadisch auf. In
gleicher Weise scheint der Parasit mit seinen abnormen (pathogenen)
Haarbildungen von den Waklwiesen und dem Bereich des Waldes
überhaupt ausgeschlossen zu sein; auch fand ich unter solchen Vor-
kommensverhältnissen noch keine haarige Varietät des Thymians.
Letztere bewohnt nach meinen bisherigen Beobachtungen aus-
schliesslich die freigelegenen, der Sonne zugänglichen Abhänge, ma-
48
fxere Grasplätze mit Geröll, Saud oder Schutt als Uuterlage, Berg-
heideu uud Triften bis iu die Krummliolzregion, überhaupt solche
Oertlicbkeiten, wo sich beinahe die klimatischen Elemente der Sand-
steppe geltend machen. Anhaltende hochgradige Trockniss des Bodens
genügt bei Thymus nicht zur Veranlassung einer haarigen Varietät;
ja es scheint, dass selbst der Phytopius fernbleibt, wenn der Unter-
grund ein tiefreichender compacter (warmer) Kalkfels ist.
Einen Beleg hiezu liefern die sonnigen, südseitig gelegenen
Bergabhänge bei Gösting und St. Gotthard, nördlich von Graz. Hier
tritt ein dichter, zusammenhängender Kalk der Devonformation offen
zu Tage, der stellenweise dolomitisch, meist aber in mächtigen La-
gen geschichtet erscheint. Er trägt seiner excessiven Trockenheit
wegen, und theilweise auch wegen seiner ausgezeichneten Leitungs-
fähigkeit für Wärme eine gewissermassen selbstständige Vegetation,
insofern als manche sonst weit und breit nicht vorkommende Arten
daselbst gefunden werden, während sich andere durch eine reich-
lichere Behaarung, (wie z. B. Qitercus sessiUflora, Campanida per-
sicifolia, C. glomerata, Scahlosa lucida) auszeichnen. Aber gerade
der Thymian, bei dem mau iosbesondere eine Behaarung erwarten
möchte, erscheint hier kahl: er findet sich daselbst in einer zierlichen,
hochgewachsenen Form, die im Habitus an Calamintha thymifolia
Kchb. erinnert; nicht einmal Wimperhaare kommen an den oberen
Blättern vor, und auch von Phytoptocecidien ist bei dieser Pflanze
nichts zu bemerken.
Wenn nun aber der Phytoptus selbst von denjenigen boden-
klimatischen Factoren abhängig sein sollte, denen die Pflanze die
Anlage zur Haarbildung verdankt, dann ist diess ja mit Hinblick
auf die gegenwärtig noch herrschenden Ansichten einer Umkehrung
von Ursache und Wirkung gleich. Im Obigen sind wohl einige An-
deutungen gegeben, dass sich die Sache so verhalten könne; wir haben
aber noch keine entscheidende Thatsache angeführt, die eine andere
Auffassung ausschliessen würde.
Nicht nur viele Entartungen des Blattgewebes in Form von
Randrollung, Zerfransung, sackförmiger Ausstülpung, in Form von
galleuartigen Hohlauswüchsen, örtlichen Verdickungen u. dergl. mit
und ohne abnorme Haarbildung werden den winzigen Gallmilben zu-
geschrieben, die Cecidiologen halten vielmehr auch gewisse ungewöhn-
liche Trichome, wenn sie nämlich in dichten Basen an der Blatt-
fläche oder am Stengel, den Achsentheilen des Blüthenstandes etc.
sich zeigen, also keinen gleichmässigen Haarüberzug an der Pflanze
bilden, für ein Erzeugniss des Phytoptus. Man nennt diese Erschei-
nung Phyllerium oder auch Er ine um. Die meist fleckenartig und
sporadisch auftretenden Trichoifi-Rasen liegen in einzelnen Fällen,
namentlich wenn sie klein sind, in beckenförmigen Vertiefungen der
Blattlamina, gewöhnlich unterseits. Man kann solche mit dem Eri-
neum ausgefüllte Vertiefungen als die primitivste Form der Beutel -
gallen betrachten.
49
Es ist aber wohl zu beachten, dass nur in den wenigsten Fällen
augegeben wird, ob in dem Erineum Grallmilben vorgefunden wurden :
sehr oft wird ein Cecidium per analogiam den durch den Phytoptus
erzeugten Missbilduugen beigezählt. Die Angaben sind in dieser Be-
ziehung nur zu oft einer Ergänzung bedürftig, da es wünschenswerth
ist, wenigstens zu constatiren, ob nach diesem oder einem anderen
muth masslichen Erzeuger gefahndet wurde.
Ich habe bisher in dem Phyllerium von Vitls vinifera, Alnu^
glutitiosa, Tilia parvifolia, Geimi iirhanum, Salvia pratensis, Poten-
tilla arenaria Borkh. und P. opaca L. (P. venia Aut. plur.), sowie
auch bei Campanula caespitosa viel nach Gallmilben gesucht, aber
stets vergeblich, wiewohl ich durch dauernde üebung im Suchen
und Schauen solcher Objecto den Parasiten stets bald und leicht be-
merkte, wo er vorhanden war, wie z. B. in den deformirten Trieb-
spitzen von Thymus montanus W. K., humifusus Beruh., Origanum
vulgare, Campanula Traehelium, Helianthernum vulgare, ferner in
den entarteten Knospen von Corylus Avellana und in den theils
walzenförmigen, theils horuförmigen Hohlgallen (Cephaloneion und
Ceratoneiou) von Acer campestre, A. PseudopkUanus, Prunus spi-
nosa, Pr. domestica, Viburnum Lantana, Tilia parvifolia, Alnus in-
cana. Ich kann daher getrost aus dem negativen Ergebnisse der von
mir vorgenommenen Uutersuchungsfälle den Schluss ziehen, dass die
Phyllerieu, die mir vorgelegen sind, den muthmasslichen Parasiten
nicht enthielten.
In allen Fällen, wo ein Phytoptus vorhanden ist, kommt er in
grösserer Individuenanzahl vor und hinterlässt in den oberflächlichen
Fressgängen in den Höhlungen der von ihm befallenen Pflauzentheile
unverkennbare Spuren, so dass man auch dann, wenn die Thierchen
ausgewandert sind oder von vagabundirenden grösseren Milben ver-
zehrt wurden, noch immer ein früheres Vorhandensein des Parasiten
zu constatiren vermag. In dem Phyllerium der oben genannten
Pflanzen, an denen ich keine Gallmilben aufzufinden vermochte, be-
merkte ich auch nie eine Verletzung der Epidermis unter den Eri-
neum-Haaren.
Betrachtet man aber z. B. die Blätter des Weinstocks nach einem
Frost, wie er heuer den 8. Mai (1886) die Vegetation in den öster-
reichischen Alpenländern in ihrer schönsten Entfaltung überraschte,
so wird man daran eine eigenthümliche blasige Kunzelung wahr-
nehmen. Den blatterförmigen Auftreibungen der oberen Blattfläche
entspiechen natürlich auf der Unterseite ebenso viele Vertiefungen,
und jede derselben ist mit einem dichten, anfangs weissen, später
bräunlichen Haavfilz ausgefüllt. Es gelang mir jedoch nie, Thierchen
darin zu entdecken, denen diese abnorme Haarbildung zugeschrieben
werden könnte. Wo die Runzeln sehr häufig sind und dicht beisam-
menstehen, fliessen die Haarflecke zusammen, das Blatt hat durch
die vielfachen uugleichmässigen Verbieguugen der Lamina ein krank-
haftes Aussehen. Es ist dieses Phyllerium unter dem Kamen „Filz-
krankheit des Weinstocks" bekannt.
60
Eine ganz ähnliche Erscheinung zeigt sich unter solchen um-
ständen auf den Blättern von Tilia parvifolia. Die einzelnen Tri-
chome sind wie bei Vüis vinifera anfangs schnörkelförmig gekrümmt,
von Saft strotzend, und werden später braun. Denselben äusseren
Ursachen scheint auch das Phyllerium auf Geum urbanum und
Salvia pratensis seine Entstehung zu verdanken, denn auch da tritt
in Folge intensiver Frosteinwirkung stellenweise eine Art blasige,
oberflächlich besehen, warzig erscheinende Aufstülpung der Blatt-
fläche auf, in deren rückseitigen Vertiefungen die Erineum-Easen
sichtbar werden, nur sind bei Salvia solche Unebenheiten der oberen
Blattfläche viel zahlreicher und unregelmässiger: neben grösseren
stehen kleinere und dazwischen ganz winzige Wärzchen gehäuft, die
dem Blatte ein eigenthümliches, blatteriges Aussehen verleihen, und
wovon sie sich oberseits körnigrauh anfühlen.
Ueberhaupt ist es eine der gewöhnlichsten Wirkungen des
Frostes bei Pflanzen, dass ihre Blätter hierdurch in zahlreichen
Fällen eine epinastische Aufstülpung der Blattfläche erfahren, um-
sind nicht alle Arten gegen dieses Agens gleich empfindlich, ja an
demselben Baume kann man häufig genug die verschiedensten Grade
der Keizbarkeit dem Frost gegenüber beobachten. Schön zeigt sich
die Epinastie der Blattfläche sehr oft bei Quercus-k.YiQ'o., doch am
kräftigsten reagiren in der bezeichneten Weise die Blätter derjenigen
Aeste und Zweige, welche in den Vorjahren durch Insecten (Kaupen,
Maikäfer) entlaubt worden sind: der hierdurch iuducirte Krankheits-
zustand hat eine grössere Empfindsamkeit der betroffenen Pflanzen-
theile zur Folge. Bei der Eiche ist die Epinastie des Blattes eine
gleichmässige : die ganze Lamiua wölbt sich nämlich an der Ober-
seite mehr oder weniger; bei Geum urbanum aber zerfällt sie in
mehrere grössere Wölbungen und bei Salvia pratensis in eine Un-
zahl kleinerer und grösserer Ausstülpungen, von denen sich die mei-
sten kaum mehr als deutliche Convexitäten zu erkennen geben.
Doch nicht immer trägt die Concavseite der Eunzel ein Eri-
neum oder Phyllerium; bei Quercus fand ich es sehr selten, bei
Sambucus nie, bei JRubus dagegen immer; und nicht nur das: meist
pflegt bei dieser letzteren Gattung dem Phyllerium der Concavseite
ein dünneres, zarteres der Convexseite zu entsprechen, so dass es
den Anschein hat, wie wenn der Haarfilz der Unterseite des Blattes
oben durchgeschlagen hätte. In einem solchen Falle ist das Blatt
stark gewölbt (epinastisch), am liande mehr oder weniger eingerollt.
Am häufigsten habe ich das Phyllerium rubi an einer Brom-
beerart gefunden, welche sich den Merkmalen nach zwischen Bubus
bifrons Vest und M. hybridus Kit. stellt, seltener bei B. hyhndus
selbst. Auch B. suberectvs Anders, erscheint häufig mit dem Haar-
filz behaftet, doch kenne ich selbst nur einige Fälle von der nörd-
lichen Terrasse unter dem Kainerkogl bei Graz; das erstere ist aber
durch ganz Mittelsteieimark, wie es scheint, verbreitet, denn es sind
mir viele Localitäten bei Graz und Leibnitz bekannt, wo es reichlich
vorkommt.
51
Vergeblich suchte ich auch hier nach Phytoptus: es zeigten sich
an den zahlreichen, von mir mit Loiipe und Mikroskop untersuchten
Erineen weder zwischen den Haaren, noch an der Epidermis (die
ich stets unverletzt fand) Spuren dieses Parasiten; den vagabundi-
renden oder ambulanten Milben, welche so häufig, doch stets ein-
zeln, an dem Phyllerium herumkriechen, kann aber entschieden die
Erzeugung des Haarfilzes nicht zugeschrieben werden, denn diese
Thierchen suchen entweder die klebrigen Ausscheidungen der Haare,
von denen sie sich, wie mir scheint, theilweise ernähren; oder sie
greifen andere Thierchen an: gewiss können sie weder durch Ste-
chen, noch durch Annagen die Epidermis und das darunter befind-
liche Zellgewebe verletzen, da ihre Mundtheile nicht darnach einge-
richtet sind.
Manche Ruhus-BYdXiQX sind, sowie gewisse Stengel theile, ganz
gleichmässig mit dem Erineum überzogen, das im Wesentlichen so
aussieht wie eine dichte, normale (sammtartige oder filzige) Behaa-
rung; und dennoch ist es wenig wahrscheinlich, dass auf diesem
directen Wege, nämlich durch allmälig intensiver werdende Erineum-
bildung. eine neue, dichter behaarte Varietät der Miitterspecies ent-
stehe; denn es fehlen wirkliche gleichmässige üebergänge zu
einer stabilen Form von der erwähnten Eigenschaft, so nämlich,
dass au der Pflanze das reichlichere Haar gleichförmig vertheilt
wäre. Dagegen halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass Individuen,
welche durch längere Zeit vom Phyllerium befallen waren, aus ihren
Samen reichlicher behaarte, vielleicht auch sonst irgendwie von der
gewöhnlichen Form abweichende Pflanzen hervorbringen, was aller-
dings erst durch Culturversuche zur Gewissheit gemacht werden
könnte. In jedem Falle möchte ich jedoch dem Phyllerium selbst
nur eine symptomatische Bedeutung beilegen: die nächste äussere
Ursache des Entstehens einer haarigen (resp. dichter behaarten) Form
wäre in jenen klimatischen Einflüssen zu suchen, welche das Phyl-
lerium bedingen.
Bei R. suherectus beobachtete ich zwei Jahre nach einander
(1885 und 1886) an derselben Stelle das Phyllerium im Frühjahr
und Herbst: es tritt sowohl an den Schösslingen, als auch an den
fruchtbaren Stämmen auf, und zwar meist so, dass ein und der an-
dere Blüthenzweig in seinen Achsentheilen dicht behaart erscheint,
während die übrigen kahl sind; oder es sind ein oder zwei kahl,
die übrigen aber behaart. An den Blättern, welche augenscheinlich
im vergangenen Frühjahre durch Prost gelitten haben, datier run-
zelig und durch gelbliche Flecke gezeichnet sind, erscheint das Phyl-
lerium an der Unterseite derselben in Form kleiner, weisslich schim-
mernder Haarräschen.
Durch das Alterniren von kahlen und dichthaarigen Blüthen-
zweigen auf demsülben Stamme zeigt das Phyllerium des R. suh-
erectus grosse Aehnlichkeit mit einer ganz analogen Trichomerschei-
nung bei Pupulu^ tremula. Heuer habe ich bei Graz und im Wein-
52
gebirge des Sausal bei Leibuitz Gelegenheit gehabt, solche Gebilde
nicht nur zu coustatiren, sondern auch auf ihre nächsten äusseren Ur-
sachen zurückzuführen.
(ScMuss folgt.)
Rhamni Hungariae.
Autore Dr. Vincentio de Borbäs.
1. Cervispina Dill, foliis et ramulis oppositis, raro alternis, poste-
rioribus spina terminatis 2
— Kamuli alterui, inermes 10
2. Petiolus stipulis cito deciduis duplo longiores 3
— Petiolus stipulis aequilnngus. Frutices humiles, spinosissimi 7
3. Folia alterua 4
— Folia opposita, rima semiuum clausa 5
4. „Foliis fasciculatis, oblongo-spathulatis, obtusiusculis crenulatis,
puberulis" (Caucas.) = Rhamnus spatkulae folia Fisch, et Mey.
■ — „Foliis alternis, utrinque pubesceutibus, e basi cuneata ovalibus,
argute serrulatis, reticulato venosis" (Hercegov.) = Bhamnus
illyrica Gris.
5. Folia pubescentia, frutex altior, aut arbuscula = Rh. cathar-
tica L.
Frutex humilis 6
6. Folia fere rotunda, non aut breviter solum acuminata, cum pe-
tiolis utrinque glabra, argutius serrata, serratm-is magis curvatis
(Fiume, Vratnik) == Rh. cathartica var. lelophylla Borb. Erdesz.
Lap. 1885, p. 703.
— Folia oblouga vel obovata, basin versus longe atque cuneato-
attenuata, apice breviter acuminata, subtus cum petiolis pube-
scentia (Leopoldifeld ad Budam ^) = Rh. sphenophylla Borb.
1885 1. c.
7. Rima seminum clausa =^ Rh. infectoria L.
— Rima seminum hians 8
8. Folia parva, albicauti-viridia, orbicularia vel obovato-subrotunda,
glabra, dense atque minute crenata. (Von Fiume bis Carlopago,
dann in Dalmatien häufig, sowie in Calabria Orient. [Hut er
exsicc. ex itin. Ital. III, nr. 312]) = Rh. intermedia Steud. et
Höchst. {Rh. infectoria Vis. cum icone!)
9. „Frutex humilis, ramosissimus, saepe decumbens" etc. (Lubicko
bedo bei Ostaria) = Rh. saxatilis L.
Frutex erectus, ramis et foliis pubesceutibus (Torda, Brassö,
Krassö-Szöreny, Klausenburg, Syrmien etc.) = Rh. tinctoria
W. Kit. = {Rh. infectoria var. pubescens Gris.)
10. Flores dioici, tetramerici 11
— Frangula Tournef. Flores hermaphroditi, pentamerici 14
53
11. Älaternus Toiirnef. Frutex sempervirens = Rli. Alaternus L.
— Eurhamnus Koch. Fnitices foliis autumno deciduis 12
12. Fruticiüus pumilus caiile ramisque prostratis etc. (Kiek, Kisnyäk)
= Rh. pitniila L.
— Frutex 2 — 3 Met. altus, nervis foliorum lateralibus pluribus
(10—20) 13
13. Foliis oblongo-lanceolatis magnis, illis Carpini similioribus, ner-
vis lateralibus, 15—20. Stylus fere ad basin tripartitus. (Risnyäk,
Lic, Zlobin. Visenura etc.) = Rh. carniolica Kern.
— Foliis ellipticis, mediocribus, illis Alni similioribus, nervis late-
ralibus utrinque 10 — 14. Stylus trifidus = Rh. alpina L.
14. Folia integerriraa = Rh. Frangula L.
— Folia crenato-serrata subrotunda = Rh. saxatilis Scop.
Ich habe diese Arten aus der Literatur besonders zum Unter-
schiede der Rh. sphenophylla zusammengestellt. Rh. spathulaefolia,
Rh. illyrica und Rh. alpina habe ich hier nur der Yergleichung
wegen aufgenommen. Rh. alpina wird in Siebenbürgen angegeben,
aber ich sah sie von dort bisher nicht. Auch Rh. infectoria blieb
mir zweifelhaft. Ich sah sie aus Beziers; diese hat kahle Triebe, die
Nebenblätter sind so lang, wie der Blattstiel, das Blatt ist ellip-
tisch, an der Basis nicht keilförmig, an den Nerven behaart, aber
es scheint endlich kahl zu werden. Die Furche des Samens ist
schmal geöffnet. Dieses Exemplar Theveneau's ist übrigens unserer
Rh. tinctoria sehr ähnlich. Ich konnte aber nur wenige französische
Exemplare untersuchen.
Die Rhamni(s-A.vtQn sind pflanzengeographisch erwähnenswerthe
Sträucher. Die Rh. tinctona bildet bei Kamenitz im Syrmier Conai-
tate ganze Gebüsche (L. Zorköczy). Es ist merkwürdig, dass die-
jenigen Arten eines Genus sowohl an magerem Sandboden, als am
steinigen Karste vorkommen und daran arbeiten, dass endlich der
Boden sich verbessert. So finden wir z. B. Rh. cathartica und Rh.
tinctona auf den Saudpuszten des Temeser Comitates häufig, wo sie
den losen Sand so färben, als wäre er mit schwarzer Tinte be-
spritzt. — Häufiger und mehr vielgliederig sind die Rhamnus- Aiieü
am Karste, und passen sie hier zu der dornigen Vegetation sehr
gut. In den unteren Regionen ist Rh. intermedia, Rh. rupestris
häufig, die Rh. cathartica var. leiophylla seltener, — in den höheren
Regionen ist Rh. carniolica häufiger, Rh. saxatilis seltener, — aus
den Rissen der Felsen kommt aber die Rh. inanila hervor. Die
RhamnKs-kxi^n sind sehr zu schätzende Sträucher, obgleich sie uns
wenig directen Nutzen geben. Sie sind sowohl auf dem Sande, als
auch im steinigen Gebirge die Vorgänger der Wälder und bereiten
den wohlthätigen Waldboden vor. Es ist sehr bemerkenswerth, dass
auf den ungarischen Saudpuszten und dem steinigen Karstgebieto
dieselben oder nahe verwandte Arten derselben Gattung nützlich
wirken.
54
Beiträge zur Kenntniss der Bergalgenflora Böhmens.
Von Dr. Anton Hansgirg in Prag.
(Fortsetzung.)
Die Algenflora der Hügelregion Böhmens ist von mir am besten
in der näheren imd weiteren Umgebimg von Prag durchgeforscht
worden. Im Laufe der letzten drei Jahre habe ich die algologisch
interessantesten Localitäten in diesem Gebiete von Davle bis gegen
Kralup in der Moldau, von Radotin bis hinter Zbecno an der Beraun
meist wiederholt besucht, um ihre, von anderen Botanikern bisher
vollständig vernachlässigte Algenflora näher zu untersuchen.
Ausserdem habe ich auch von der begrenzten Verbreitung
dieser, die wärmsten Lagen des Moldau- und Beraunthales charak-
terisirenden Hügelalgenflora mich dadurch zu überzeugen gesucht,
dass ich das angrenzende silurische Gebiet, insbesondere das Brdy-
Gebirge von Königsaal an der Moldau bis gegen Dobris, Pfibram,
Breznic, Horowic, Königshof und Berauu, sowie das hügelige Terrain
entlang die Buschtehrader Eisenbahn von Prag bis Unhoscht, Svarov
und Podkozi, der Prag-Duxer Bahn von Prag bis Kovar und Kolec
und die ganze Landstrecke von Prag entlang die k. k. Franz Josephs-
Bahn bis gegen Piseli an der Sazawa und von da am Ufer dieses
Flusses bis zur Stadt Sazawa in Bezug auf die Algen schon theil-
weise durchgesucht habe. ^)
Die algologisch interessantesten Localitäten des silurischen
Hügelterrains in der Prager und Berauner Umgebung, deren Algen-
flora ich näher kennen gelernt habe, sind folgende: Feuchte Kalk-
steiufelsen, Quellen und Bäche bei Hlubocep, bei St. Prokop (,,V
Dalejich"), im Chotec-Thal bis gegen Radotin, Waldquelle und Teich
oberhalb Kuchelbad, feuchte Felsen, Schluchten, Quellen, Bäche etc.
an beiden Ufern der Moldau bei Podhor, Selc, Roztok, Brnky,
Klecank}^ Zalov, Podmoran, Lettek, ß,ez, Vetrusic, Dolan, Dolanky
uud Chwaterub, ebenso im oberen Moldauthale bei Zawist, Brezan,
Wran, Zwol bis gegen Davle hin; desgleichen am Ufer der Beraun
bei Cernosic, Ysenor, Revnic, Buduan, Karlstein, St. Ivan, Tetin,
im Suchomaster-Thal bei Königshof, bei Zbecno und Pürglitz.
An diesen soeben genannten Localitäten des silurischen Hügel-
gebietes sind folgende seltene, dieser Region fast ausschliesslich
eigene, blaugrüne Algen (Phycochromaceen) verbreitet. ^)
*) Die Algenflora des ganzen Brdy- Gebirges, insbesondere in höher
gelegenen , den scharfen Nord- und Nordostwinden preisgegebenen Lagen,
sowie an den bewaldeten Felsabhängen der weiteren Prager Umgebung ist
verhältnissmässig arm; die interessantesten Vertreter der Hügelalgenflora der
wärmeren Lagen des Moldau- und Beraunthales fehlen in höheren Lagen des
Brdy-Gebirges gänzlich oder treten nur ausnahmsweise und in geringer Menge auf.
^) Die im nachfolgenden Verzeichniss angeführten Algenarten sind alle,
mit Ausnahme der bisher bloss auf dem Eiesengebirge und zwar hart an der
böhmischen Grenze von Eabenhorst, Kirchner, Schröter u. A. beobachteten
mit * bezeichneten Algenfotmen vom Verfasser in Böhmen gesammelt, resp.
für Böhmen als neu constatirt worden.
55
1 . Stigonema BouteiJlei (Breb. et Desmaz. nob. Slrosiphon Bou-
teiUei Breb. et Desmaz.), bisher bloss au feuchten Kalksiuterblöcken
nächst Kiichelbad mit Scytonema aerugineo-cinereuni Ktz. und ver-
schiedenen seltenen Chroococcaceen.
2. Scytonema myochrous Ap\, an Felsen zwischen Selc bis
Chvaterub nächst Kralup auf etwa 30 Standorten stellenweise massen-
haft; kommt auch au silurischen Kalksteinfelsen bei Slichow, St.Prokop,
im Chotefi-Tbale, bei Karlstein, St. Ivan, an den Felsen gegenüber
Srbsko und bei Tetin nächst Beraun, im Suchomaster-Thal bei
Köuigshof und am Urkalk bei Krummau, jedoch viel spärlicher als
im Moldauthal vor; ist auch in der Berg- und Hochgebirgsregion
Böhmens noch stellenweise, jedoch seltener als im Moldau- und
Beraunthal verbreitet.
3. Scytonema clavatum Ktz. und S. alatiim (Berk.) Bzi {Ärtho-
siphon alatus Rth. incl. A. Grevillei Ktz.) sind mit der vorigen
Scytonema- kit, deren Varietäten sie sind, hie und da, z. B. an den
Moldaufelsen gegenüber Libsic und Chvaterub vorzufinden; S. clavatum
Ktz. kommt auch bei Krummau vor.
4. Scytonema ocellatum Lyngb. bei Radotin und Karlstein im
silurischen Grebiet; auch bei SauerlDrunn nächst Bilin.
5. Calothrix parietina (Näg.) Thr. {Schizosiphon parietinus
Näg. incl. S. rufescens Ktz.) im Moldauthale zwischen Wrau bis
Chwaterub an etwa 45 Standorten, ebenso an Kalksteiufelsen bei
Hlubocep, St. Prokop, Karlstein, St. Ivan etc. Auch bei Pürglitz und
Krummau. In den Grenzgebirgen als var. pluviaUs (A. Br.) {Masti-
gonema pluviale A. Br.) bis in die höchsten Lagen hinaufsteigend.
6. Inactis fluviatilis (Ktz.), Krch. {Euactis fluviatilis (Ktz.),
Zonotrichia fluviatilis Rbh.), bisher blos auf feuchten silurischen
Felsen bei Selc, gegenüber Libsic und bei Dolanky an der Moldau.
7. Nostoc muscosum Ag. auf feuchten Felsen zwischen Selc
bis Chwaterub stellenweise, z. B. gegenüber Libsic und bei Chwaterub
reichlich.
8. Nostoc rupestre (Ktz.) im ganzen oben bezeichneten silurischen
Hügelterraiu gemein; var. ß. linguaeforme nob. mit der typischen Form
am ürkalk bei Krummau. Diese Nostoc- Art kommt nicht selten
auch noch in den beiden höheren Regionen vor,
9. Microcoleus monticola (Ktz.) nob. [Chthonoblastus monticola
Ktz.) Auf feuchtem, kalkhaltigem Lehmboden und an nassen Felsen-
detritusablagerungen an und unter den Felsen im Moldau- und Be-
raunthale ziemlich häufig verbreitet.
10. Inactis tornata Ktz. em. Thr. und Inactis fasclculata Grün*
Auf Steinen und Felsen in klaren Gebirgsbächen und Waldquellen
der silurischen Hügelregiou, vorzüglich im Gebiete der Kalkstein-
felsen, so bei Kuchelbad, Karlstein, auch in reinen, in die Moldau
fliessenden Bächen von Selc bis Chwaterub nächst Kralup stellen-
weise massenhaft. Auch noch in höheren Gebirgslagen, so z. B. in
Bergbächen bei Bakov, Eisenbrod und Weiss wasser.
11. hynghya foreolarum (Mout.) nob. {Leptothrir foveolarum
56
Mont.) meist mit der sehr variablen Lynghya calcicola (Ktz.) nob.
{Leptothrix calcicola Ktz.) auf feuchten silurischeu Kalksteinfelsen
bei Hlubocep, St. Prokop, Karlstein etc. nicht selten. Beide sind aber
auch auf kalkhaltigen Felsen und Mauern fast im ganzen Lande
zerstreut.
12. Lynghya lateritia (Ktz.) Krch. (HypJieothrLv laterlüa (Ktz.)
in verschiedenen Varietäten, insbesondere als var. rosea (Ktz.) Kbh.
{Lephotrix rosea Ktz.), var, suhtiUs (Ktz.) Rbh. [HypheothrLv subülis
Ktz.), var. calcarea (Näg.) Rbh. {HypheothrLv calcarea Näg.) auf
feuchten kalkhaltigen Felsen im Moldau- und Beraunthale etwa auf
50 Standorten verbreitet und stellenweise (besonders als var. calcarea)
weit ausgebreitete, tapetenartige Ueberzüge auf feuchten Felsen bildend.
13. Lynghya dubia (Näg.) nob. {Hypheothrix duhia Näg.) wie
vorige, doch weniger häufig.
14. Lynghya Regeliana (Näg.) nob. {HypheothrLv Regeliana
Näg.) bisher bloss auf feuchten, schattigen Kalksteinfelsen an der
Beraun gegenüber Srbsko und wieder am Urkalk bei Krummau an
beiden Orten auch als var. calotrichoides nob.
15. Lynghya nigrovaginata nob. Diese Lyugbya-Form, deren
Scheiden im lebenden Zustande meist dunkelviolett, an getrockneten
Exemplaren schwarzviolett oder braunschwarz gefärbt sind, kommt
an feuchten kalkhaltigen Felsen gegenüber Libsic und an Kalkstein-
felsen an der Westbahn gegenüber Srbsko nächst ßeraun vor.
16. Lynghya loanniana (Ktz.) nob. '{Phonnidium loannianwn
Ktz.) ist auf feuchtem, kalkhaltigem Boden an und unter den siluri-
schen Felsen im Moldau- und Beraunthale nicht selten, meist mit
Microcoleus monticola ; auch am Urkalk bei Krummau. Seltener an
einigen anderen Stellen in der Hügel- und Bergregion Böhmens.
17. Chamaesiphon Rostafinskii nob. Diese von Rostafiuski
als Sphaerogoniiim gracile beschriebene '), im Tatragebirge unter einem
Wasserfall zuerst beobachtete Chamaesiphon- kxi , deren Namen,
weil schon früher von Rabenhorst ein Chamaesiphon gracilis pu-
blicirt wurde, ich in Ch. RostafinsVd umgeändert habe, fand ich auch
in einer var. minor nob. in einem Felsenbrunnen bei St. Prokop
auf untergetauchten Kalksteinen und auf den au diesen festsitzenden
Cladophoren und Oedogonien.
18. Allogonium Wolleanum nob. {Chroodactylon Wolleanuni nob.
= Asterocytis Wolleana [Hansg.] Lagrh.) -) Auf feuchten Felsen bei
Zalow nächst Roztok, gegenüber Libsic und bei Chwaterub an der
Moldau; auch noch bei Pürglitz an der Beraun.
19. Chroothece rupestris nob. Meist mit der vorigen Alge,
so bei Chwaterub und gegenüber Libsic, auch bei Kuchelbad.
') Eozprawy akad. mniej. w Krakowie, 1883, p. 294.
") Mehr über die Gattung Allogonium Ktz. (Asterocytis Gobi, Chroo-
dactylon Hansg., Calloneina Reinsch ex p., Goniotrichum Ktz. ex p., Hormo-
spora Breb. ex p.) wird mit der Beschreibung einer neuen Allogonittnt-Fonn
(A. halophihim nob.) an einem anderen Orte demnächst veröffentlicht werden.
Von auderen Cbroococcaceeu kommen im oben bezeichneten
sihiriscben Hügelgebiete am häufigsten folgende submontane und
montane Formen vor: 20. Aphanothece saccicola Näg., 21. Aphano-
thece lyalUda (Ktz.) Rbh., 22. Gloeocapsa ambigua a) fuscolutca Näg.
imd b) violacea Näg., 23. Gloeocapsa nigrescens Näg., 24. Gl. alpina
Näg. auch als var. saxlcola (Wartm.) Rbh. {Gl. saxkola Wartm.),
25. Gl. janthina Näg., 26. Gl. Kützingiana Näg., 27. Gl. ocellata
Rbh., 28. Gl. aurata Stiz. var. alpicola Brügg., 29. Gl. microphthalma
Ktz., 30. Gl. coracina Ktz., 31. Gl. atrata Ktz., 32. Gl. aeruginosa
(Carm.) Ktz. und G. dermoehroa Näg., 33. Aplianocapsa brunnea Näg.,
34. A. montana Cram. meist als var. micrococca Cram., 35. Chroococcus
helveticus Näg. auch in den Formen var. aureofuscus nob. und var. au-
rantiofuscescens nob., 36. Chr. palUdus Näg., 37. Chr. turicensis (Näg.)
{Chr. rufescens [Breb.] Näg.), b) turicensis Näg., 38. Chr. auran-
tiofuscus (Ktz.) Rbh.
Viele von den soeben genannten Chroococcaceen, insbesondere
Chroococcus aurantiofuscus, Chr. pallidus. Chr. helveticus, Aphano-
capsa montana, Gloeocapsa coracina, Gl. aeruginosa, Gl. nigrescens,
Gl. aurata, u. a. kommen jedoch meist in Gesellschaft der mit ihnen
im genetischen Zusammenhange stehenden fadenförmigen Phyco-
chromacuen-Formen, z. B. Nostoc rupestre, Calothrix parietina,
Scytoaema myochrous u. a. auch noch im übrigen Hügel lande, in
den Vorgebirgen und selbst noch in den höchsten Grenzgebirgen
Böhmens stellenweise vor; nur einige wenige von diesen einzelligen
Algen sind auch noch in tieferen Lagen (in der Ebene) Böhmens
ausnahmsweise verbreitet.
Von den chlorophyllgi-ünen Algen sind in der wärmsten Hügel-
region Böhmens bisher nur verhältnissmässig wenige von mir gesam-
melt worden, welche ich nicht auch in den höher gelegenen Regionen
Böhmens angetroffen hätte. Von diesen bisher ausschliesslich in der
Region der Hügel gesammelten seltenen Chlorophj^ceen sind beson-
ders folgende hervorzuheben: 1. Vaucheria de Baryana Wor. von
Kuchelbad nächst Prag, 2. Oedogonium rufescens Wittr. f. von
feuchten Felsen gegenüber Libsic, 3. Mougeotia calcarea (Clev.) Wittr.
auf feuchten kalkhaltigen Felsen im Moldau- und Beraimthale, 4. Dys-
phynctium pusillum nob., und D. notahile (Breb.) nob. {Cosmarium
notabile Breb.), 5. D. curtum (Breb.) Reinsch, {Cosmarium curtum
(Breb.) Ralfs., auch als var. Regelianum (Rbh.) nob. {Dysphynctium
Regelianuni Näg.) und var. exiguum nob., 6. Cormarimn holmiense
Lund. auch als var. minus nob. uud var. integrum Lund., 7. Cos.
anisochondrum Nord. var. laeve nob., 8. Cos. protuberans Lund.
Neben diesen Chlorophyceen sind in der silurischen Hiigelregion
auch noch folgende interessante chlorophyllgrüne Algeuarten ver-
breitet, welche ich jedoch theils auch in der Bergregion, theils in
anderen Theilen des Hügelterrains von Böhmen mehrfach vorgefun-
den habe: 9. Chlorotylium Cataracta r am Ktz. (incl. Ch. incrustans
Reinsch.), 10. Cladophora sudetica Ktz., 11. 0. declinata Ktz., 12. C.
Oesterr. bolan. Zeittduül. 2. Heft 1887. 5
58
glomerata (L.) Ktz, in verschiedenen Formen, 13. Bhizodonium fon-
tinale Ktz., 14. Conferva fontinalis Berk., 15. Oocystis soUtaria W ittr.
var. rupestris (Krch.) nob. {Oocystis rupestris Krch.)
(Schluss folgt.)
Teratologisches.
Von Dr. Ed. Formänek.
Auf meiner vorjährigen Ferienreise fand ich in der Gegend von
Ung.-Brod abnorm entwickelte Blüthen von Trifolium pratense L.
und Campamda traehelium L., welche eine interessante Vergrünung
der inneren Blüthentheile zeigten und die Kückbildung der einzelnen
Blumenblattkreise in Blätter deutlich erkennen Hessen.
Aehnliche Wachsthumsverhältnisse treten mitunter bei den
Rosaceen d. Z. 1883, pag. 178, und 1885, pag. 46, auf, dürften
jedoch bei den oben angeführten Pflanzenfamilien nur in selteneren
Fällen zu Stande kommen. Im Nachfolgenden die am Standorte von
frischen Pflanzen abgelesenen Beschreibungen der einzelnen Fälle.
Trifolium pratense L. Am Wege zur Lysä hora bei Ung.-Brod.
Sämmtliche Blüthen gestielt, Blüthenstiele 6 Ctm. lang, Krone regel-
mässig, Pistill in ein verkehrteiförmiges, spitzgezähntes, in eine kurze
Granne auslaufendes Blatt, dessen Blattstiel 2'4 Ctm. beträgt, um-
gewandelt.
Campanula traehelium L. Im Walde unterhalb der Jaworina
bei Strany. Blumenkrone regelmässig, die fünf Antheren tragen die
Form von getrenntblätterigen Blumenblättern und sind einer Neben-
krone, wie wir sie bei Narcissus poeticus L. sehen, jedoch mit dem
Unterschiede, dass erstere unterbrochen ist, nicht unähnlich.
Zur Flora von Pondichery.
Von A. Heimerl.
Vor einiger Zeit erhielt ich von Herrn Prof. Kornhub er eine
Sammlung ziemlich gut erhaltener tropischer Pflanzen zur Bestim-
mung, welche aus der Umgebung von Pondichery herstammen und
im Jahre 1867 auf der Pariser Weltausstellung in der Ausstellung
der Colonialprodukte figurirten, dann der Sammlung der k. k. tech-
nischen Hochschule in Wien geschenkt wurden.
Ich lasse nun in systematischer Reihenfolge die bestimmten
Arten folgen und bemerke, dass in den meisten Fällen durch Ver-
gleich mit den im Wiener Hof-Museum befindlichen, vom Museum
in Kew ausgegebeneu indisclien Pflanzen die richtige Bestimmung
gesichert werden konnte.
59
Filices:
Ceratopteris thalictroides Broiign., Äctinopteris radiata Link.
Commelinaceae:
Commelina communis L., Äneilema spiratum ß. Br., Cyamopis
axillaris Lm.
Dioscoreae.
Dioscorea bidbifera L. und pentaphylla L.
Piperaceae.
Piper spec.
Nyctagineae.
Boerhavia repanda Willd.
Amarantaceae.
Aerva Monsoniana Mocq., Alternanthera sessilis E. Br.
Compositae.
Emilia sonchifolia DC, Blumea spec.
Lobeliaceae.
Lobelia trigona Eoxb.
Campanulaceae.
Sphenoclea zeylanica Gärtn.
Eubiaceae.
Spermacoce hispida L., Canthium, parviflorum, Lam.; Hedyotis
Btirmanniana E. Br,, Heynii W. A., racemosa W. A., articularis
E. Br., umhellata Lam.; Oldenlandia dichotoma Koen., Stylocoryne
Wehera A. Eich.
Oleaceae.
Jasminum angustifolium, VahL
Apocyneae.
Vinca parvißora Eoxb. und rosea L.
Labiateae.
Orthosiphon difusus Benth.
Verbenaceae.
Duranta Plumieri Jacq. (cult.), Symphorema involucratum Eoxb.
Boragineae.
Heliotropium, supinum, L., Cordia spec.
Convolvulaceae.
Ipomoea pes tigridis L.
Hydrophylleae.
Hydrolea zeylanica VahL
Scrophularineae.
Stemodia viscosa Eoxb., Limnophila gratioloides E. Br., Bon-
naya brachiata Link et Otto, Striga lutea Lour.
5*
60
Loganiaceae.
Buddleia asiatica Loiir.
Acanthaceae.
Dipteracanthus patulus N. v. E., Blepharis hoerhaviaefolia
Pers., Crossandra axillaris N. v. E., Rostellaria diffusa N. v. E.,
Spathodea spec.
Myrsineae.
Maesa indica Wall.
Sapotaceae.
Bassia longifolia L., Mimusops Elengi L,
Styraceae.
Symplocos spicata Roxb.
Vaccinicae.
Vaccinium LeschenauÜii Wight.
Umbelliferae.
Bupleurum mucronatimi W. A.
Araliaceae.
Aralia spec.
Loranthaceae.
Viscum Orientale DC. und orhicidare Wight, Loranthus longi-
fiorus Wight.
Ranunculaceae.
Thalictrum glyphocarpum W. A.
Capparideae.
Cleome monophylla L., Capparis sepiaria L.
Droseraceae.
Drosera Burmanni Vahl. und peltata Sm.
Eicoideae.
Trianthema crystallina Vahl, Glinus lotoides L., Molhigo Sper-
gula L. und nudicaidis Lam.
Portulaccaceae.
Portulacca tuberosa Roxh.
Caryophyleae.
Polycarpaea corymbosa Lam.
Malvaceae.
TJrena sinuata L., Hibiscus {vitifolius?) Sida humilis Willd.
und cordifolia L.
Sterculiaceae.
StercuUa foetida L., Guazuma tomentosa Kth., Pterospermum
suberifoliwm Lam.
61
Tiliaceae.
Corchorus acutangidaris Lain., Grewla laevigata Vabl und
asiatica L., Elaeocarpus spec.
Ternstroemiaceae.
Qordonia obtusa Wall.
Guttiferae.
Calophyllwn inophyllum L.
Olacineae.
Olax scandens Koxb.
Sapindaceae.
Sapindus trifoliatus L.
Celastriueae.
G-ymnosporia emarginata Koth.
Rhamueae.
Scutia indica Brongn.
Euphorbiaceae.
Jatropha gossypiifolia L. und glandidifera ßoxb., Ricinus in-
ermis Jacq., Phyllanthus spec.
Geraniaceae.
Biophytum sensitivmn DC.
Combretaceae.
Combretum ovalifolium Roxb. (?)
Onagraceae.
Imdwigia parviflora ßoxb.
Lythraceae.
Ammania salicifolia Monti.
Melastomaceae.
Memecylon edule Eoxb.
Myrtaceae.
Eiigenia Javnholana Lara.
Leguminosae.
Crotalaria nana Biirm., medicaginea Lam., hiflora L., Willde-
noxvianaJ)G.\ Indigofera viscosa'L-A.m. und enneaphylla L.; Tephro-
sia maocima Pers., diffusa W. A., villosa Pers.; Seshania aegyptiaca
Pers. , Zornia diphylla Pers., Stylosanthes mticronata Willd., Aescky-
nomene indica L., Desmodium hiarticulatum Beutli., Eleiotis soroHa
DC, Alysicarpus monilifer DC. und vaginalis DC, Cyamopsis pso-
ralioides DC, Galactia temäßora W. A.; Phaseolus Wightii W. A.,
aconitifolius Jacq., Mungo L.; Vigna Catiang Endl., Dolichos Lahlab
L. und hiflorus L., Cajanus indicus Sprengel, Pseudarthria viscida
W. A., Rhynchosia nummularia D C, Pongamia glabra Vent., Pte-
rocarpus Marsupimn Eoxb., Dcdbergia spec, Poinciana data L.,
Cassia siamea Lam. und auriculata L,, Dichrostachys cinerea W. A.,
Acacia leucopJdaea Willd. und ferruginea DC
Penzing bei Wien, Üecember 1886.
62
Flora des Etna.
Von Prof. P. Gabriel Strobl.
(Fortsetzung.)
1303. Medicago denticulata W. sp.pl. 1111414, Gruss. Syn. et Herb.!
Kchb. D. Fl. 70 I, II!, hispida aa. microcarpa a. oUgogyra y. denti-
culata ürb. W. Lge. III 387. Genau wie vorige, aber Dornen der
Aussennaht so lang, als der Radius der Mittelspire, divergirend an-
gedrückt, sehr dünn und an der Spitze hakig; Nerven der Spiren
weniger erhaben, Zwischenräume daher kaum grubig, Spirenbreite
meist 5 Mm. oder weniger; Blüthenstiele meist 6blüthig. — Auf
krautigen Fluren Siciliens selten; auch im Gebiete nur vereinzelt,
z. B. an Eisenbahndämmen von Ognina, auf buschigen Uferabhängen
des Simeto! April, Mai O-
1304. Med. lappacea Lam. Guss. *Syn. et Herb.!, hispida
bb. macrocarpa ürb. a. tricycla Urb. W. Lge. III 386. Mit der vorigen
fast durchaus identisch und mit ihr, sowie mit der folgenden durch
zahlreiche Mittelformen verbunden, daher sie mit Recht von den
Neueren zusammengezogen werden; ich sondere sie nur, um die An-
häufung der Synonyma und Varietäten zu vermeiden. Von dentic.
nur unterscheidbar durch ärmer - (1 — 4) blüthige Blüthenstiele ,
mindestens 6 Mm. breite, weniger tief-, aber reichlicher genervte,
jedoch ebenfalls 2— Sspirige und breitere, als hohe Hülsen. Variirt
mit Dornen, welche nicht einmal die halbe Länge des Durchmessers
erreichen und dann oftmals nicht hakig sind = v. hrevispina, bis
zu Dornen, welche die Länge des Durchmessers fast erreichen, die
Dicke der Hülse aber mehrmals übertreffen = var. ß. longispina ürb.,
ferner mit nur 1 — 2 Windungen {v.paucigyrosa Lam. Guss. Syn.) —
Auf krautigen Abhängen und unter Saaten sehr gemein: Catania
(Herb. Torn.!), in der Ebene des Simeto überall, auch im Meersande
der Arena häufig, ebenso an Eisenbahndämmen vor Ognina, von
Catania bis über Nicolosi hinauf, um Bronte etc.! v. paucigyrosa
um Catania (Cosentini in Guss. Syn.) und auf Lavaströmen um
Bronte! April, Mai O-
1305. Med. nigra ^^.^ pentacydaBC. Cat., histrix Ten., Guss.
*Syn. et *Herb.!, hispida bb. macrocarpa y. longeacideata Urb. W.
Lge. HI 386. Von lappacea nur verschieden durch circa gleich hohe
und breite (7 Mm.), fast cylindrische, mit fünf lockeren Windungen
versehene Hülsen, die zuletzt oft schwarz werden; da sich öfters an
demselben Exemplare auch Hülsen mit nur 3 — 4 Windungen befinden,
so ist über die Zusammengehörigkeit mit läpp, kein Zweifel. Unter
Saaten und an Feldrändern mit der vorigen; Catania (Cosentini in
Herb. Guss.!), auf Lavaströmen gegen die Ebene, am Wege nach
Nicolosi, äusserst gemein aber in der Ebene des Simeto! April, Mai O-
1306. Med. terebellum W. Guss. *Syn. et ^^'Herb.! Rchb. D. Fl.
72 II?, hispida bb. macrocarpa b. pentacycla ß. breviaculeata Urb.
W. Lge. III 387. Mit nigra vollkommen identisch in der Kahlheit, den
63
Blättern, Nebenblättern, Blütheustielen und Hülsen, nur sind letz-
tere öfters öspirig und dann sogar etwas höher als breit; die eben-
falls hakigen Dornen sind aber stets mehrminder angedrückt und
so kurz, dass sie die Breite der Aussennaht kaum überragen. — Unter
Saaten und auf krautigen Abhängen Siciliens selten, ebenso im Ge-
biete: Catania (Guss. Syn. et Herb.!), Gravina! April, Mai O-
tl307. Med. muricoleptis Tin, Guss. Syn. et Herb.! uon DC.
Schliesst sich an die vorigen an durch Kahlheit, nicht verwachsene
Spiren, beiderseits gefurchte Dornen; charakterisirt sich aber durch
nur wimperig gezähnte Nebenblätter, 1 — 2blüthige, das Blatt über-
ragende Blüthenstiele, viel breitere (10 — 12 Mm.), aber kaum 4 — 5
Mm. hohe, 3— 4spirige, nicht dicht, aber zierlich erhaben netznervige
Hülsen und flache, beiderseits mit schief abstehenden, gebogenen,
hakigen , borsteuförmigen , etwa 7* — Ve ^^^ Durclimessers errei-
chenden Dornen versehene Aussennaht; die Dornen der obersten
Windung oft spärlich oder fast fehlend; reife Früchte oft braun. —
An Wegen, auf Saatfeldern und lehmigen Fluren ganz Siciliens
nach Guss., wahrscheinlich auch im Gebiete; ich besitze sie nur
aus den Nebroden und aus Keggio. April, Mai O-
1308. Med. De-Candollei Tin. Guss. Syn. et Herb.!, murico-
leptis DC. Prodr. II 179, non Tin. Ganz wie vorige, aber Hülsen
noch grösser (12 — 14 Mm. breit, 5 — 8 Mm. hoch), mit 3 — 6 Win-
dungen, beiderseits etwas convex, Dornen reichlicher und Vs — Va ^^^
Hülsenbreite lang. Wie vorige in ganz Sicilien verbreitet; im
Gebiete zahlreich um Nicolosi und Catania, besonders an Gra-
bendämmen neben dem Pulverthurme von mir gesammelt. April,
Mai O-
11309. 3Ied. disciformis DC. Cat. Gr. Godr.1388!, W. Lge. III
388, Kch. D. Fl. 69 I! Der vorigen etwas ähnlich und von Spr. damit
confundirt, aber Unterschiede zahlreich: Die ganze Pflanze weichzot-
tigflaumig, die oberen Blättchen verkehrt-eiförmig-keilig, die unteren
verkehrt-eiförmig; Blüthenstiele 1 — 2blüthig, bedeutend länger, als
die Blätter; Hülsen beiderseits ganz flach und nervenlos, scheiben-
förmig, glänzend gelbbraun, circa 7 — 9 Mm. breit, 3 — 4 Mm. hoch;
Aussennähte mit zahlreichen, abstehenden, etwas nach abwärts ge-
kehrten, beiderseits tief gefurchten, etwas gekrümmten und an der
Spitze hakigen, circa 5 Mm. laugen Dornen; die oberste Windung
ganz wehrlos. Eine der schönsten Arten, aus Sicilien bisher unbe-
kannt, von mir- auf dem Trümmerfelde des alten Syracus häufig
gesammelt. April Q- (Fortsetzung folgt.)
Literaturberichte.
Botaniker-Kalender 1887. Herausgegeben von P. Sydow und C. Mylius.
In zwei Theilen. Zweiter Jahrgang. Berlin 1 887. Verlag von Julius Springer.
(X, 206 S.). In Brieftaschentorm in Leinwand gebunden neu: 3 Reichs-
mark. Zoll für den Einband und Stempel 20 Nkr.
Der vorliegende zweite Jahrgang des Botaniker-Kalenders bil-
64
det eine recht erfreuliclie Fortsetzung des im verwichenen Jahre
glücklich begonnenen Unternehmens. Beide Abtheilungen desselben,
welche beim ersten Jahrgänge getrennt erschienen waren, sind jetzt
zweckmässig zu einem für jeden Botaniker und Pflanzenfreund er-
wünschten Yademecum vereinigt. Dasselbe enthält zunächst den
astronomischen Kalender mit den gebräuchlichen Angaben, dann
einen ausgedehnten, 54 Blätter enthaltenden Schreib- und Notiz-
kalender, dem überdiess 12 carrirte freie Blätter zu wissenschaft-
lichen Vormerkimgen, kurzen, momentanen Aufzeichnungen von Be-
obachtungen u. dergl. passend beigebunden sind. Der folgende Text
bringt die wichtigsten Greneral-Regeln für Pflanzensammler in Bezug
auf Einsammlung, Präparation und Aufbewahrung von Gewächsen,
sodann die Eegeln der botanischen Nomenclatur nach den von dem
internationalen Congress der Botaniker im Jahre 1867 zu Paris an-
genommenen „Lois de la nomeuclature botanique" und den Zusätzen
und Abänderungen in A. de Caudolle's „Nouvelles remarques sur
la nomenclature botanique", fei-ner Verzeichnisse diverser in botani-
schen Schriften üblicher Abkürzungen, dann deutscher Specialfloren
und kr3'ptogamischer Exsiccateu werke, Uebersichten der Blüthenstände,
des Linue'schen S3^stems. der Vegetationsgebiete (Grisebach's) und
Florenreiche (Drude's), Tabellen zur Eintragung phänologischer Be-
obachtungen und solche über Mass- und Gewichtsverhältnisse. Der
Monograph der Gattung PotentiUa, Herr Prof. Alb. Zimmeter in
Innsbruck, lieferte einen vortreö"lichen Schlüssel zur Bestimmung der
deutscheu, österr.-ungarischen und schweizer Arten des genannten
Genus. Der zweite Theil bringt als „botanisches Jahrbuch" biogra-
phische Notizen in der Zeit vom 1. April 1885 bis 81. März 1886
gestorbener Botaniker Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz,
dann Namen und Adressen der deutschen und in diesem Jahre zum
ersten Male auch der österr.-uugar. und der schweizer Botaniker und
der „erweiterten Commission für die Flora von Deutschland", Ver-
zeichnisse von pflanzentauscheuden Persönlichkeiten, von Vereinen, bot.
Gärten, land- und forstwirthschaftlichen Lehranstalten, Laboratorien,
von Zeitschriften und botanischen Vorlesungen auf deutschen Univer-
sitäten, sowie der deutschen botanischen Literatur 1885/1886. Es
genügt wohl der einfache Hinweis auf den reichen Inhalt dieser für
den Botaniker hochschätzbaren Abschnitte, um diesem H. Jahrgange
eine gleich erfreuliche und allseitig willkommene Aufnahme vorher-
zusagen, wie der I. Jahrgang nach der Aeusserung der Herausgeber
sie gefunden hat. Wir sind überzeugt, dass der Botaniker-Kalender
künftighin jedem Pflanzenfreuude ein unentbehrlicher Begleiter sein
wird. Dr. K.
Paul Sorauer, Haudbnch der Pflauzenkrankheiten für Landwirthe, Gärt-
ner, Forstleute und Botaniker. Zweiter Theil, die parasitären Krankheiten.
IL neubearbeitete Auflage. Mit 18 lithographirten Tafeln und 21 Text-
abbildungen. Paul Parey, Berlin 1886. XI und 456 Seiten. Preis 14 Mark,
Was wir in unserem Referat über den ersten Theil des Hand-
65
buclies der Pflanzeukrankheiten') in Bezug auf Bearbeituuo- der
Kraukbeitsursachen und deren Tberapie gesagt baben, lässt sich
aucb für den zweiten Tbeil in vollem Umfange aufrecht erbalten.
Die volle Beberiscbung des gigantisch anschwellenden Materiales,
die übersichtliche Gruppirnng und gewisse leitende Ideen, oder besser
ausgedrückt, Principieu, unter deren Aegide Sorauer seinen Ar-
beitsstoff stellt, geben ein glänzendes Zeugniss von dem Werthe des
Buches. Eine solche leitende Idee ist die Annahme, „dass bei den
parasitären Krankheiten die jedesmalige Bescbaffeubeit des Nähr-
organismus, die augenblickliche Disposition, einen Ausschlag für die
Erkrankungsfähigkeit gibt, und das Krankheitsbild erst vervollstän-
digt, also ebenso eingehend wie die Entwicklungsgeschichte des Pa-
rasiten beachtet werden muss". Freilich ist gegenwärtig dieser jedes-
malige Zustand des Wirtbes, der einen Kampf mit den ibn überfallen-
den Parasiten führen muss, von uns gänzlich unbekannten Ageutien
bedingt, die wohl allsemein als Ernährungs- und sonstige Vegetations-
factoren bezeicbnet werden, ohne dass damit ein wesentlicher Fort-
schritt gegeben ist. Das Hauptverdienst des Verfassers besteht aber
gerade darin, dass er das Vorhandensein der Prädisposition feststellt
und somit den Weg andeutet, den die neue Forschung zu gehen
hat. In unserem ersten Keferate baben wir unserer subjectiven An-
scbauuug Ausdruck gegeben, dass die von Galleninsecten verursach-
ten Bildungen u. a. besser im II. Theile Platz gefunden hätten.
Auch Verf. hat in dem Vorworte dieser Anschauung Eecbnung ge-
tragen, hält aber seine Gruppirung für die richtige; denn „mass-
gebend für diese Eintheilung war die bei den Gallen nothwendige
Behandlung auch solchei' mit den Gallenerzeugern nächst verwandter
Thiere, welche die Pflanzen nur gelegentlich durch Frassbeschädi-
guug verderben. Damit ist aber das natürliche Bindeglied zu den-
jenigen von Thieren veranlassten Verletzungen gegeben, welcbe, wie
das Schälen und Verbeissen des Wildes, unbedmgt bei den Wunden
im ersten Theile des Buches abgehandelt werden mussten". — Ob
diese Auffassung wirklich da massgebend ist, wo es sich um bedeu-
tende morphologische Veränderungen und parasitäre Wucherungen
handelt, ist wohl noch discutirbar. Der vorliegende Band enthält
einen Abschnitt „Parasitismus", der den facultativen und obligaten
Parasitismus, die Saprophyten etc. beliaudelt. Capitel II und III
führen phanerogame und kryptogame Parasiten vor. Myxomyceten
werden den Schizomyceten vorangestellt; die Nass- und Trocken-
fäule der Kartoffel, sowie das Ersaufen der Knollen sind eine
und dieselbe Krankheit und gänzlich verschieden von der durch die
Phytophthora erzeugten Kiaut- und Knollentödtung; vorzüglich aus-
gearbeitet sind Brand- und Rostpilze, freilich auch die beststudirten
Parasiten. Die Exoascus-Deformation (Hungerzwetschken) ist auch
nach Verf. (mit Luerssen, Frank) nur durch das Zurückschueiden
des Baumes bis auf das ältere Holz zu behoben. Die Steindruckta-
feln bringen in schöner Ausführung die Entwicklungsstadien hervor-
') Siehe diese Zeitschv. 188(3, p. 203 ff.
66
rap,eadei' Pilzparasiten; als besonders gelungnen möchten wir Taf. XV
(Pleckenkrankheit der Erdbeerblätter) hervorheben. — Einige Nach-
tragsnotizen mit Referaten über neuesteus erschienene einschlägige
Arbeiten und ein sehr ausführliches Register mit alphabetischen Ver-
zeichnissen der Nährpflanzen und der Parasiten schliessen die ver-
dienstvolle Arbeit in würdiger Weise ab. Dr. T. P. Hanausek.
J. B, Keller: lieber die Bechstein'sclien Kosen in Deutscher botan. Mo-
natsschrift IV. Nr. 11 et 12, p. 172 (1886).
Verfasser bespricht den Wortlaut der ßechstein'schen Descrip-
tionen zu Grunde legend, die in „Forstbotanik" Edit. IV. enthaltenen
Formen der Gattung Rosa. Von vorhinein kann von Geltendmachung
irgend welcher Priorität bei einer vierten Auflage eines Werkes keine
Rede sein, bevor man nicht die Formen kennt, welche in den fi-ü-
heren Auflagen enthalten sind. Ferner wäre es bei der Allgemeinheit
der Beschreibungen, welche die genaue Präcisiruug einer Form nach
modernen Begriffen illusorisch machen, von unumgänglicher Wich-
tigkeit gewesen, authentische Exemplare behufs Ergänzung der De-
scription zu Rathe zu ziehen; allein Originalexemplare standen Ver-
fasser auch nicht zu Gebote. Ich habe mit Ausnahme der Rosa
ohovata Bechstein auch nie authentische Exemplare zu Gesicht be-
kommen, mich daher auch selbstverständlich nie über Bechstein'sche
Formen ausgesprochen. Was die Priorität der Rosa aspey^a Schlei-
cher betrifft, so möchte es hier geboten erscheinen, einige Worte
beizufügen. Schleicher stand, wie aus Angaben der gleichzeitigen
Literatur hervorgeht, betreffs Genauigkeit beim Vertheilen seiner
Exsiccata nicht im besten Rufe. Auch die von mir eingesehenen
ebenfalls „zahlreichen" Exsiccata bestätigen diesen Ruf vollinhaltlich;
sie gehören theils der Gruppe Sepiacearum {R. sepiwm f. pubescens
Rap.), theils der Gruppe Graveolentium an. Allein abgesehen von
dem geht es nie und nimmer an, einen Nomen solum, der bis
heutzutage noch niemals commentirt wurde, als leitende Type einer
Gruppe vorauzusetzen. Da könnte ja Jedermann (ohne Botaniker zu
sein) sich eine Liste von Namen drucken lassen, dieselbe mit Ex-
siccaten belegen und hätte denselben Anspruch auf Berücksichtigung,
Die Appellation an Rosa hybrida Schleicher und Rosa Gutenstei-
nensis Jacq. fil. ist vergeblich. Rosa hybrida Schleicher als nomen
solum! hat zu entfallen, da Villars in „Histoire de plantes de
Dauphiuee" p. 554 (1789), also viel früher eine Rose unter dem
Namen „Rosa hybrida'' creirte und ausführlich beschrieb! welche
zur Gruppe der Rosa alpina L. gehört. Rosa. Gutensteinensis wurde
von Jacq. fil. im Jahre 1821 aufgestellt, unter ausdrücklichem Hin-
weis ihrer Identität mit Rosa rubrifolia Jacq. pater in Fragmeuta
botan. pag. 70 et 71 t. 106 (1809) non Villars, welch letztere Rose
ausführlich beschrieben ist, und die überdiess eine prachtvolle Ab-
bildung noch anschaulicher macht; von einem blossen Namen kann
also auch bei letzterer Rose keine Rede sein! Bei Rosa livida Host
(1831) wäre überdiess noch die Rosa vestita Sternberg Flora 1826,
67
1. Beilage p. 77 et 78 iu Erwägung zu ziehen gewesen. Schliesslich
will ich erwähnen, dass die von Gandoger in seinen „Tabulae" in
Bullet, de la Soc. des amis des sciences naturelles du Konen (1882)
p. 163 (Nr. 3267) angeführte Rosa aspera Schleicher oder vielmehr
^^Chabertia aspera'' (Schleicher) Gdg. dieselbe Eose darstellt, welche
Keller an obenangeführter Stelle bespricht, und erwähne diese That-
sache nur, weil Gandoger sonst vom Verf. mit besonderer Vorliebe
citirt wird. Braun.
Borbäs Vincze, Cinsias szedre (Rabas Clnsii) Eid^sz. Lap. 1885 p. 401—40:2.
Ruhus Clusii Borb. {R. Gremlii Haläcsy in Kern. Fl. exsicc.
Austro-Hung. 850 mit wenigem Zweitel dafür gehalten, non Focke)
kann man weder nach Focke's Synopsis "Rubor. noch nach Gremli's
Excursionsflora für den wahren R. Gremlii halten. In Focke 1. c.
bleibt man in den Adenophoris bei dem R. chlorothyrsus stehen,
wenn man aber von der luflorescenz absieht und in C) Gruppe diese
ßrombeerart sucht, so kommt man nicht zu R. Gremlii, sondern zu
R. Reichenbachii. In Gremli 1. c. Nr. 35 linden wir R. Clmii
zwischen den mit bereiften Schösslingen versehenen Arten nicht,
zwischen den mit unbereiften Schösslingen versehenen Arten bleiben
wir wiederum bei R. teretiusculus stecken, welcher eigentlich zu den
Vertitis gehört. R. Clusii ist von R. Gremlii durch die stumpf
kantigen, reichdrüsigen und stark bestachelten Schössliuge, durch die
ausgebreitete (nicht schmale und lange), bis an die Spitze beblätterte
Inflorescenz, durch die mehrblüthigen Zweigchen der letzteren, welche
auch oberwärts drei- bis vierblüthig bleiben (bei R. Gremlii ein-
bis wenigblüthig), durch den grünlichen und glandulösen Kelch, so-
wie durch die verkehrteiförmigen (nicht schmalen, wie bei R. Gre7nlii)
Petala verschieden. Ref. schreibt R. Clusii den Radulis zu.
Borbäs.
Vukotinovic Ludwig, „Rosae Croaticae (excerptum) Ead. jugosl. akad.
übr. 69 1884". U Zagrebu 1886, p. 17.
Hier werden einige Rosen neu beschrieben oder neu benannt,
so Rosa suhrepens Borb. in sched. 1882, — R. Sestinensis Vuk.,
— R. Doljensis Borb. et Vuk. {R. subalhida Vuk.), — R. Worma-
stinyana Vuk. et Borb. {R. velutinaeflora Vuk. olim non Ds. et Oz.),
— R. congesta Vuk. {R. vinealis Vuk. olim), — R. flavidifolia Vuk.
{R. nitens Vuk., non Desv.), — R. Schlosseri Vuk. et Br. (R. spa-
tulifolia Vuk.), — R. canina var. sphaerophylla Vuk., — R. Vuko-
tinovicii Borb. {R. gallico-tomentosa? Kell, in lit.). — Die im Jahre
1884 regelmässig benannte R. corylifoUa Vuk. erscheint hier unge-
wöhnlicher Weise mit neuen Autoreu (Vuk. et Kell.) und wird dazu
R. cuneata Kell. ined. als Syn. citirt. — Solche inedirten Synonyme
zu citireu, hält Ref. für uuzweckmässig und überflüssig, denn so
können wir passende Namen der Synonymie wegen nicht mehr ver-
wertben. Im Interesse der Synonymik der Rosennamen ist übrigens
Vukotinovic's vorlir^geude Arbeit wichtig. Borbäs.
68
.O. Beccari's neuere Arbeiten über die myrmekophilen Pflanzen etc., be-
sprochen von 0. Pen zig. Separat-Abdruck aus „Botanische Jahrbücher".
VII. 3.
Ein Keferat zu referiren verbietet sich von selbst. Es sei an
dieser Stelle nur erwähnt, dass Penzig die sowohl für die S3'ste-
matik, als namentlich für die Biologie hochwichtigen Arbeiten Bec-
cari's dem deutschen Publikum in der vorliegenden Schrift auszüg-
lich — und kritisch — zur Kenntniss bringt. Kronfeld.
Blocki Bronislav : Einige Bemerliungen über Dr. A. Ziinmeter's Ab-
liandlung": „Die europäischen Arten der Gattung- Potentilla!-\ Sep.-
Abdruck aus der Deutschen botanischen Monatsschrift 1886, Nr. 4—6.
Für das so schwierige Genus Potentilla ist in neuester Zeit
eine wahre Sturm- und Drangperiode herangebrochen. In den Eeihen
der Botaniker, welche an der Entwirrung dieser polymorphen Pflan-
zengattung ihre Kräfte erproben, kämpft auch mit viel Muth und
Ueberzeugungstreue der als unermüdeter Forscher bekannte Verfasser
obiger Abhandlung. Er tritt in seinen Bemerkungen, die in 25
Punkte vertheilt sind, den Anschauungen Zimmeter's und stellen-
weise auch Dr. Kerner's rückhaltlos entgegen, wobei er jedenfalls
einen nicht zu unterschätzenden Fonds an Literaturkenntniss ent-
faltet. — Manche Anregung für Fachgenossen wird sich aus der vor-
liegenden Arbeit gewiss ergeben, mancher neue Anhaltspunkt finden
lassen, wenn auch damit das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
Moritz Prihoda.
Scripta Botanica Horti üniversitatis Imperialis Petropolitanae. 11. 1886.
Diese mit den Act. Horti Petrop. im Zusammenhange stehen-
den Schriften repräsentiren das erste und einzige bisher bekannte
Organ Kusslands für die Publication der neuesten literarischen Pro-
dukte auf dem Gebiete der Botanik (ohne Unterschied der Sprache
und Nationalität). Der vorliegende Band bringt theils selbstständige
AbhaudluDgen, theils Literatui berichte. Erstere sind folgende in rus-
sischer Sprache geschriebene Arbeiten: B ekel off A. Prof.: „Ueber
die Flora des Gouvernements Jekaterinoslaw". Durch einige sachliche
Notizen pflanzeugeographischen und phänologischen Inhaltes einge-
leitet, folgt die im Koch'schen Sinne gehaltene Enumeration von
1046 Arten Phauerogamen und Gefäss-Kryptogameu. Obwohl diese
Anzahl im Hinblick auf den vom Autor angegebenen Flächenraum
des beliandelten FJorengebietes von 66-623 Quadrat-Kilom. nicht un-
bedeutend genannt werden darf, so lässt sich andererseits nach der
stiefmütterlichen Behandlung mancher sehr arten- und. formenreichen
Gattungen auf eine erschöpfende, vollständige Durchforschung des
Territoriums nicht schliessen. So sind z. B. die Gattungen Bosa
und Bubm mit je einer Art, die Familie der Orchideen nur durch
Orchis Morlo vertreten. Diess ist um so auffälliger, als das ge-
nannte Gouvernement zwar ein Steppenklima besitzt, aber als unter
69
dem 47—49° nördl. Br, gelegen, immerhin den gemässigten Vege-
tationszonen angehört. — Gobi Chr. Prof.: „lieber eine neue Kost-
pilzform Cacoma Cassandrae''^ Vom Autor auf nassen Torfmooren
Finnlands, auf Andromeda {Cassandra) calyculata gefunden und im
vorliegenden Aufsatze beschrieben. — Krassnoff A.: „Notizen über
die Vegetation des Altai". Grundlage der nicht nach systematischen
Principien, sondern nach natürlichen Vegetationsgruppen, als: {Arte-
wMsia-Steppen, Salinen, schwarzer Humusboden, im Frühjahre über-
schwemmte Wiesen, Cedernwälder, Hochalpeu) angeordneten Pflanzen-
Aufzählung bildeten die Ergebnisse einer zweimonatlichen Excursion
in die Alpen von Katoun, das Buchtarma-Thal und die Umgebungen
des Belonka-Gebirges. — Unter den in der „Bibliographie" re-
ceusirten zahlreichen Werken ist besonders seiner Provenienz wegen
bemerkenswerth: PlantaeBoninsimae. Es sind diess in lateini-
scher Sprache abgefasste Diagnosen für 69 neue von japanesischen
Gelehrten in Ost- Asien gesammelte Pflanzen. Moritz Pi-ihoda.
Correspondenz.
Lemberg, am 5. Jänner 1887.
Da die 15. und 16. Centurie der Fl. exsic. Austr.-Hung. bereits in
den Händen mancher Theilnehmer an der Herausgabe derselben sich
befindet und die Berichtigimg eines in den Schedae, resp. Etiquetteu
sich vorfindenden Irrthums nur durch eine Zeitschrift möglich ist,
so bitte ich um die gef. Aufnahme der nachfolgenden Zeilen in Ihr
Blatt: Bei der Bearbeitung des Weidenmateriales für die Fl. exsic.
habe ich die Notizen, resp. Beschreibungen für jede Weide auf ein
besonderes Blatt geschrieben und die Blätter entweder nummerirt,
oder sie in der mir geeignet erscheinenden Ordnung zusammengelegt.
Durch ein Versehen ist nun die Salix Ausserdorferi vor die S. lago-
pina gestellt worden, was umgekehrt hätte geschehen sollen und ist
dadurch die Diagnose für *S^. Ausserdorferi falsch geworden. Es muss
dieselbe nunmehr lauten: Differt a sequente etc. — Bei dieser Ge-
legenheit erlaube ich mir mit Eücksicht auf die in der Fl. exsic.
Austr.-Hung. von Dr. Stapf bei Brunella bicolor gemachten Aus-
führungen meine Bemerkungen hinanzufügen. Sowohl Dr. Beck als
auch Dr. Stapf haben sich dahin ausgesprochen, dass beim Blatt-
rande der Br. grandiflora bloss Schwankungen innerhalb der Grenzen
einer Ausschweifung und einer gegen den Grund etwas tiefer ein-
greifenden Sägezähnung sich zeigen. Das ist nicht richtig. Der Jano-
wer Wald bei Lemberg, insbesondere die Localität, wo Brunella
grandiflora wächst, wurde von anderen Botanikern und von mir
sogar "sehr oft besucht; ich habe auf das Vorkommen der Br. laci-
niata mein besonderes Augenmerk gerichtet, sie wurde aber weder
dort, noch in der näheren Umgebung, sondern erst zwei Meilen wei-
ter bei Stary Jazöw spärlich von mir gesehen. S. Jazöw ist über-
70
dies von der Janower Localität durch Culturen, Teiche, nasse Wie-
sen, Bäche etc. getrennt. Unter solchen Verhältnissen kann man
von einer Bastartirung der dort vorkommenden Br. laciniata mit
der Janower Br. grandiflora unmöglich sprechen. Und doch besitze
ich Exemplare von Br. grandiflora aus dem Janower Walde, welche
neben ganzen Blättern auch solche aufweisen, wie sie meine Exem-
plare der Br. variabilis besitzen, nach denen Dr. Beck seine Be-
schreibung der Br. variabilis, die Dr. Stapf unter Br. hicolor sub-
sumirt, entworfen hatte, und die sonst nichts zeigen, was auf eine
Bastartirung hinweisen würde. Dr. Woloszczak.
Brunn, am 6. Jänner 1887.
Als neu für die Flora Mährens, beziehungsweise Schlesien, sind
folgende von mir gesammelte interessante Ruhiis-kxiQn zu verzeich-
nen: Rtlbus silesiacus Weih, in Wimm. und Grab. Fl. Siles., R.
orthacanthus Wimm., R. silvaticus Weih, et Nees., R. Wahlbergii
Arrh., R. oaesius X candicans.. R. chloropJiyllus Greml., R. brachy-
andruä Greml., R. nitidus Weih, et Nees., R. rivularis Müll, et
Wirtg, var. prionophyllus Progel, R. longiramulus Sabr., R. ery-
throcomus G. Br., R. serpens Weih., R. laetevirens Progl., R. inso-
latus P. J. Müller., B. macrostemon Focke, R. moritanus Wirtg.
Im Ganzen sechzehn interessante, von dem rühmlichst bekannten
Batologen H. Sabransky gütigst determiuirte Novitäten, auf die aus-
führlicher zurückzukommen ich mir vorbehalte. Dr. Formänek.
Lemberg, am 8. Jänner 1887.
Ueber einen höchst interessanten Fund bin ich in der ange-
nehmen Lage heute zu berichten. Es ist der bisher unbekannt ge-
wesene Bastart Ranunculus repenti'X.bulbosus, welchen ich im vori-
gen Sommer auf trockenen, grasigen Lehmtriften hart hinter dem
„Kaiserwald" nächst Lemberg in zwei blühenden Exemplaren ent-
deckt habe. Dieser unzweifelhafte Mischling besitzt knollig verdickten
Stengelgrund, wie Ran. bulbosus, an welchen er übrigens auch in der
Form einiger Wurzelblätter und in der Grösse und Beschaffenheit
der Kelche und Blumenblätter erinnert, während er durch die Ge-
stalt der meisten Wurzel- und Stengelblätter, sowie durch das
Vorhandensein kurzer Ausläufer an Ran. repens L. mahnt.
Br. Blocki.
Budapest, 12. Jänner 1887.
Leucoium vernum L. kommt in Ost-Ungarn öfter mit zwei-
blüthiger Inflorescenz vor, und ich habe diese Varietät im Jahre
1878 in „Mathem. es Termeszettudomänyi Közlemenyek" der ungar.
Akademie, Bd. XV, pag. 360, als var. biflorum mihi benannt. Diese
Varietät kommt in der Umgebung von Üngvär, Huszt {L. vernum
var. Vdgneri Stapf 1886), Vöröspatak und anderswo in Siebenbür-
gen („planta nostra plerumque biflora" Fuss Fl. Transs. excurs.
71
pag. 639), sowie im Biharer Comitate (Sink. Akad. Közl. XVI.
pag. 139, — cfr. Botan. Centralbl. 1881, Bd. V. pag. 144) vor.
Ich habe 1. c. pag. 298 das in Ost-Ungarn wachsende Laserpitium
alpinum W. Kit. und das croatische L. marginatum W. Kit. speci-
fisch getrennt, danach ist L. alpinum var. nemorosum Stapf eher
das L. marginatum W. Kit. Ich erwähne 1. c. zwischen den speci-
fischen Merkmalen des L. marginatum auch „radii umbellarum
etiam maiomm pauciores (circa 10)" und Dr. Stapf sagt auch
„umbella plerumque pauciradiata". Rosa Skoßtziana BJocki
habe ich zwar nicht gesehen, aber wenn es mein Freund H. Braun
sagt, glaube ich, dass sie mit der M. uncinella var. ciliata Borb.
identisch ist (Oe. B. Z. 1886, pag. 429). Wenn doch Freund Bio cki
einen constanten Farbenunterschied der Blüthe für R. Skoßtziana
behauptet, muss ich bemerken, dass er kaum weiss, was für
eine Blüthenfarbe meine var. ciliata hat, denn ich habe sie nach
getrocknetem Materiale beschrieben und die Blüthenfarbe nicht an-
gegeben. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass auch meine Varietät
weisse Blüthen hat und so mit der Biocki'schen „Art" identisch ist.
Andere Merkmale hat BJocki nicht angeführt und meine Varietät
wächst gegen Nord-Ungarn, also nicht gar so weit von Galizien.
Borbäs.
Gnezda (Kniesen) 15. Jänner 1887.
Es wird Sie interessiren^ dass ich bei Aufarbeitung meiner Du-
biosen gefunden habe, dass die Primula carpatica Fuss auch in
Krain vorkommt! Ich sammelte selbe in den ersten Junitagen 1883
von Mostrana aus in Kot und in dem Kermathale (nicht wie Sco-
poli pliantasirt, am Kerma-Berge, der nie existirte) in beiläufiger
Seehöhe von 900 bis 1200 Meter. Sie unterscheidet sich von den
siebenbürgischen Originalexemplaren nur durch etwas stärker be-
haarte Kelche. Ullepitsch.
Kopenhagen, im December 1886.
Da ich seit nahezu 25 Jahren die volksthümlichen Namen von
phanerogamen und kryptogamen Pflanzen nicht nur in den ältesten
und neuesten Originaltexten, sondern auch mit Hilfe zahlreicher
Correspondenten aus allen europäischen, nicht slavischen Ländern
gesammelt habe, und nachdem sie in den Jahren 1867 — 1871 auf
Kosten „der königlich dänischen Gesellschaft der Wissenschaften"
und der „botanischen Gesellschaft zu Kopenhagen" unter dem
Titel „Noms nordique des plantes" (von Island, Föräer, Norwegen,
Schweden und Dänemark) publicirt wurden, bin ich jetzt daran, aus-
zuarbeiten „Pflanzennamen in germanischen und romanischen Spra-
chen". Indessen, um dieser Arbeit die grösstmöglichste Vollkommen-
heit, oder besser gesagt, die geringste Mangelhaftigkeit zu geben,
welche bei einem solchen Unternehmen möglich ist, nehme ich mir
die Freiheit, an die Philologen und Hortologen Europas die Bitte
zu richten, mir hierauf bezügliche Mittheilungeu gütigst zukommen
72
lassen zu wollen, besonders über volksthümliche Namen, begleitet
mit der Angabe des Ortes (der Stadt oder der Gegend), wo sie ge-
mein sind und ihrer landläufigen Aussprache. Die immer wachsende
Ausbreitung der Cultur und die Fortschritte des botanischen Unter-
richtes an fast allen Schulen haben schon eine grosse Zahl dieser
volksthümlichen Namen verschwinden gemacht, wovon viele ein
sprachliches oder culturelles Interesse haben. Wenn man daher jene
retten will, welche noch übrig bleiben, so darf man nicht zögern.
Das Zweckdienlichste nach meiner Meinung wäre daher: 1. Wenn
mein Ansuchen in den wissenschaftlichen Publicationen, besonders
in den botanischen und horticolen Fachschriften veröffentlicht werden
möchte, und 2. wenn die Sammlungen, die in oben bemerktem Sinne
gemacht worden sind, mir zur Verfügung gestellt und die Titel jener
Werke bekannt gegeben würden, die derartiges enthalten. Bitte
etwaige Zuschriften an mich unter der Adresse: „Monsieur Carl
Hansen, professeur ä FAcademie Royale superieure d'Agriculture
et d'Horticulture ä Copenhague. V.'' abzusenden.
fl. Jenssen-Tusch, Oberst.
Fersonalnotizen.
— Dr. Alois Pokorny, k. k, Regierungsrath und Director
des Comm. Real- und Ober -Gymnasiums in der Leopoldstadt zu
Wien ist 61 Jahre alt, am 29. December v. J. in Innsbruck, wo er
sich zum Besuche seiner Tochter und seines Schwiegersohnes, des
Universitätö-Professors Dr. Juraschek befand, an einem Schlag-
flusse plötzlich gestorben. Die Oesterr. botan. Zeitsch. brachte schon
im J. 1863 dessen Porträt und Biographie.
— Don Francisco Loscos y Bernal, Apotheker in Castel-
seräs in Aragonien, einer der besten Kenner der spanischen Flora,
ist am 23. November v. J., 63 Jahre alt, gestorben.
— Dr. Otto Penzig, Professor in Modena, ist zum Professor
der Botanik und zum Director des botanischen Gartens an der Uni-
versität Genua ernanot worden.
— J. Freyn, Civil-Ingenieur in Prag, ist zum fürstl. Collo-
redo-Mannsfeld'schen Baurathe ernannt worden.
— Prof. Dr. J. Wiesner in Wien wurde von der kgl. schwe-
dischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Upsala zum ausw. wirkl.
Mitgliede gewählt.
— Professor Dr. A. Eng 1er und B. Stein, Inspector des
bot. Gartens in Breslau, sind zu corr. Mitgliedern der Royal Horti-
cultural Society in London gewählt worden.
— Dr. Karl Goebel in Rostock ist zum ordentl. Professor
und Director des botan. Gartens an der Universität Marburg er-
nannt worden.
73
— Dr. Paul Morthier ist anfangs December v. J., 63 Jahre
alt, in Corcelles bei Neufchatel gestorben.
— Dr. Alexander Zahlbruckner ist zum wissenschaftlichen
Hilfsarbeiter an der botanischen Abtheil ung des k. k. naturhist. Hof-
museums ernannt worden.
— Adolf Oborny, Professor an der Landes-Oberrealschule in
Zuaim wurde zum Bezirks-Schulinspector für den Znaimer Stadt-
schulbezirk ernannt.
— Thomas Moore ist am 1. Jänner, 66 Jahre alt, in Lon-
don gestorben.
Vereine, Anstalten, Unternehmung^en.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen-
schaften in Wien, am 2. December 1886 übersandte Regierungs-
rath Prof. Dr. Coustantin Freiherr v. Ettingshausen eine in sei-
nem Institute ausgearbeitete Abhandlung: „Ueber regressive Form-
erscheinungen bei Quercus sessiliflora Sm." von Herrn Franz
Krasan, Professor am II. Staatsgymnasium in Graz. Der Verfasser
hat fünf wesentlich verschiedene Blattformen an ein und demselben
Baume der Quercus sessiliflora beobachtet. Der Baum befindet sich
in der Nähe der Stadt Graz und war infolge des empfindlichen Fro-
stes am 8. Mai d. J. mehrere Tage ganz entlaubt. Er hatte in den
folgenden 14 Tagen aus den Knospen, welche der Frost verschont
hatte und die bis zum 8. Mai noch nicht aufgegangen wai-en, all-
mälig von neuem getrieben und lieferte an den aus diesem Trieb
eutstaudeueu Sprossen das gewöhnliche oder normale Blatt, theil-
weise aber auch eine Form, welche unverkennbar an Q. infectoria
Oliv, erinnert. Im Laufe des Sommers gingen neue Sprosse, und
zwar aus Adventivknospen, hervor. An diesen erschienen zu unterst
schmale, ungebuchtete ganzrandige, weiter oben verkehrt eiförmige
ungeth eilte, weiter gegen die Spitze lappige und ganz an der Spitze
des Sprosses fiederspaltige Blätter. Auf Grund mannigfacher Ver-
gleichungen constatirt der Verfasser den genetischen Zusammenhang
zwischen diesen Blattformen einerseits und gewissen noch lebenden
nordamerikanischen Eichenarten (Q. virens Ait., Q. aquatica Walt,
und Q. Prinus L.) und den fossilen Q. Daphnes Ung. (resp. Q.
elaena Ung. und Q. chlorophylla Ung.) und Q. tephrodes Ung. aus
dem Myocen, indem er die Gründe anführt, welche die Vielgestal-
tigkeit des Blattes am obigen Baume als eine regressive Form-
erscheinung, das ist als einen „Rückschlag" erkennen lassen, wobei
er auch auf die an der Keimpflanze auftretenden ßlattformen hin-
weist.
Dr. Moriz Kronfeld in Wien überreichte eine Abhandlung:
„Ueber den Blüthenstand der Rohrkolben". In der Einleitung
der vorliegenden Arbeit werden in Kürze die morphologischen Fra-
gen vorgeführt, welche an das Genus Typha anknüpfen. Verfasser
Oesterr. botan. Zeitschrift. 2. Heft 1887. 6
74
wendet sich im Specielleü der Untersuchung des Blüthenstandes zu.
Es wird vorerst ein historischer lieber blick, eine Geschichte
und Kritik der Ansichten über den Blüthenstand von Typha gege-
ben. In dem folgenden Abschnitte: Bilduugsabweichungen, wer-
den teratologische Fälle zusammengestellt und beschrieben. Daraus
ergeben sich Kriterieu für die anher aufgestellten Theorien. Nament-
lich werden für die durch Schur vorbereitete, von Celakovsky
ausgearbeitete Sparganiura -Theorie wesentliche Stützen beigebracht.
Demnächst werden aus der Untersuchung der Teratologie Excurse
über die Morphologie und Biologie der Eohrkolben abgeleitet.
Dr. Kichard E. v. Wettstein überreichte eine Abhandlung,
betitelt: „Fungi novi Austriaci", Ser. I. Die Abhandlung ent-
hält die Beschreibungen von dreizehn neuen Pilzen, sowie Eesultate
morphologischer und entwicklungsgeschichtlicher Untersuchungen an
denselben. Die beschriebenen Pilze gehören den Gattungen Irpex,
Sclerotinia, Micropezlza, Lycoperdon, Agaricus, Marasmius, Cantha-
rellus, Trametes und Hydnum an.
— Monats- Versammlung der k. k. zoologisch-botanischen
Gesellschaft in Wien am 5. Jänner 1887. Vorsitzender: Herr
Prof. J. Mick. Botanische Gegenstände wurden besprochen von den
Herren: Dr. M. Kronfeld: Ueber die Beziehungen der Nebenblätter
(Stipulae) zu ihrem Hauptblatt. Dei- Vortragende erbrachte den Nach-
weis, dass die Neben- oder After-Blätter keine selbstständigen Or-
gane sui generis, sondern eine Ausgliederung basaler Lappen des
Hauptblattes darstellen und demonstrirte an Exsiccaten die von ihm
gemachte Wahrnehmung, dass eine Obliteration oder aber Exstirpa-
tion der Blattspreite eine abnorme Entwicklung der Stipellen zur
Folge hat. Beispiele hieven an Pyrus Malus, Pisum sativum und
Lathyrus Aphaca. — H. Zukal: Ueber mehrere von ihm neu ent-
deckte Ascomyceten. — Hoff er Franz: Ueber sechs in Niederöster-
reich vorhandene grössere Herbarien, theils aus früherer Zeit (1. das
gräfl. Harrach'sche in Brück a. d. Leitha vom Jahre 1781 ange-
fangen, 7000 Exemplare; 2. Herbar nach Prof. Sales. Schreiber in
Klosterneuburg, 50.000 Exemplare; 3. ein von Sr. k. Hoheit weiland
Erzherzog Eainer zum Gebrauche für Schulen hinterlassenes Herbar
von 3000 Exemplaren), theils aus der Gegenwart (4. Herbar des
Pfarrers A. Matz in Angern, 3000 Arten; 5. Herbar nach dem vor
Kurzem verstorbenen Lehrer Glatz in Waidhofen a. d. Ybbs, und
6. Herrn Carl Aust's in Hainburg Herbar im besten insektenfreien
Zustande; Dank dessen Aufbewahrung in wohlverschlossenen Kästen
aus Zirbenholz). Derselbe Vortragende sprach ferner über die Vul-
gar-Namen verschiedener Pflanzen im Waldviertel. — Dr.
E. V. Wettstein constatirte auf Grund seiner an Coprinus-Arten
gewonnenen Erfahrungen die Anwendbarkeit der anatomischen Syste-
matik beim Studium der Hymenomyceten, wobei er die Bedeutung
der Cystiden als Schutzmittel der Sporen näher erörterte.
Moritz Pfihoda.
75
— Die Wiener pädagogische Gesellschaft hat an den Gemeinde-
rath ein Gesuch um Errichtung eines botanischen Gartens für
Unterrichtszwecke auf Gemeindekosteu gerichtet. Die Pro.ponenten
meinen, diese Communal-Austalt hätte Pflanzen für die Schulen un-
entgeltlich abzugeben, die Lehrer könnten den Garten mit ihren
Schülern besuchen, Gebildeten aller Stände soll derselbe zugänglich
sein, botanische Vorträge und Demonstrationen wären daselbst abzu-
halten u. s. w. Es wird auf Berlin hingewiesen, wo ähnliche An-
stalten im Humboldthain, Friedrichshain und Treptow bestehen,
welche sich bestens bewähren. Die Gemeinde Berlin habe den bota-
nischen Garten auf einem eigens augekauften Grundstücke schon vor
18 Jahren errichtet und die nöthigen Baulichkeiten geschaffen und
besolde das Personale. Die Gesellschaft meint, dass die Area des
ehemaligen Thiergartens im Prater sich zu dem angeregten Zwecke
besonders eignen würde.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn P. Dichtl mit Pflan-
zen aus Niederösterreich. — Von Herrn Frank mit Pflanzen aus
Oberösterreich. — Von Herrn Kunge mit Pflanzen aus Westfalen.
Sendungen sind abgegangen an die Herren Btocki und
Gallier.
Aus Schlesien eingesendet von Felsmann: Alectorolophus ma-
jor, A. minor, Gicer ametinu'in, Corylus tiihulosa f. atropurpurea,
Crepis paludosa, Galeopsis speciosa, Hypochoeris maculata, Madla
sativa, Melandrium album, M. rubrum, Phalaris picta, Plantago
microstachya, Pyrola secunda, Ranuncidus acer, R. polyanthemos,
Salix purpurea X viminalis, Thalictrmn m,inus, Valeriana samhnci-
folia, Veronica triphyllos, Viola arvensis, V. hirta, V. Riviniana, V.
silvatica.
Aus Galizien eingesendet von WoJoszczak: Oytisus ruthenicu^.
Aus Dalmatien eingesendet von Adamovic: Aspidium palli-
dum, Asplenium acutnin, Diantkus racemosus, Galium aureum, Li-
naria dalmatica, Teucrium scordioides.
Aus Ungarn eingesendet von Borbäs: Aster punctatus, Dian-
thus Armeriastrwn, Equisetum ramosissimum, Lapsana eancellata,
Lhuim ylabrescens, Loliwn linicolum, Medicago elongata, Plantago
altisshna, Pidmonaria inoüissima, Quercus conferta, Rosa hunga-
rica, R. petrophüa, Salio) angustifolia, Scirpus Michelianus, Syrenia
angustifolia, Syringa Josikaea, Trifolium procerum, Tri/, resu-
pinatum.
Aus Niederösterreich eingesendet von L. Keller: Aconitum
Anthora, Androsace obtusifolia, Campanula alpina, Carex capillaris.
76
O. ferruginea, Castanea sativa, Centaurea vochinensis, Epilohium
tetragonum, Fumaria rostellata, Gentiana pumila, Hedysarum ob-
scurwn, Jasione montana, Juncus Jacquini, Medicago falcata var.
glandulosa, M. falc. var, pubescens, M. falcato X sativa, M. sativa,
Nigritella nigra, Ononis repens, Oxijtropis montana, Papaver alpi-
num var. album, P. Argemone, P. Rhoeas, Pedicularis rostrata,
Phaca frigida, Phleum Michelii, Ranunculus alpestris, R. platani-
folius, Rubus Beckii, R. Gloggnitzensis, R. Gremlii, R. Halacsyi,
R. megathamnos, R. rosulentus, Saxifraga stellaris, Soldanella mi-
nima, Statice alpina, Thlaspi rotundifolium, Trifolium gracile, Vul-
pia myuros.
Obige Arten können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
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a. 0. Professor der Botanik und Director
des pflanzenpbysiologischen Institutes
der Universität Göttingen.
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biologischer Beziehung.
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Angiusperiiien und seiner Mutaiuuiphosen
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Redacteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. - Verlag von C. Gerold'B Sohn.
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Die österreichische
botanisclie Zeitschrift
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fanzjahrig, oder mit
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Im Wege des-
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Pränumeration
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in Wien,
sowie alle tibrigen
Buchhandlungen.
XXXTII. Jahrgang.
WIEN.
März 1887.
INHALT: Nachruf. Von Dr. Burgerstein. — Campanida farinidaita. Von Dr. Kerner und
Dr. Wettstein. — Pingaicida bicolor. Von Dr. Woloszczak. — Zur Eatographie Niedeiöster-
reichs. Von Sabransky. — Galeobdolon Tatrae. Von Ullepitsch. — Verwachsung von Stam-
men, Von Voss. — Zur Flora von Bielitz. Von Baier. — Ursachen der HaarbilJung. Von Kra.^an.
— Bergalgenflora Böhmens. Von Dr. Hansgirg. — Flora des Etna. Von Strobl. -• Literatur-
berichte. — Oorrespondeuz. Von Keller, Formänek, Borhds. — Personaluotizen. — Vereine,
Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate.
Nachruf
Dr. Alois Pokoruy.
Wie eigenthümlich doch das Schicksal waltet! Am 22. Decem-
ber des vorigen Jahres versammelte sich der Lehrkörper des Leo-
poldstädter Commimal-Real- und Obergymnasiums, um dem Director
der Anstalt, Regierungsrath Dr. Alois Pokorny, in treuer Anhäng-
lichkeit und aufrichtiger Verehrung ein glückliches Neujahr zu wün-
schen — und am Neujahrstage versammelte sich derselbe Lehrkörper
abermals, aber sein Chef war nicht mehr unter den Lebenden; er
war am 29. December ferne von der Heimath und seinem Wirkuugs-
kreise eines plötzlichen Todes verschieden. Desshalb versammelte sich
auch das Professoren-Collegium, um über die Bestattungsmodalitäten
zu couferiren. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel erschien die
Todesnachricht in den Tagesblättern und allgemein war die Trauer
der zahlreichen Schüler, Fachgenossen und Freunde dieses ausgezeich-
neten Mannes.
Pokorny wurde am 23. Mai 1826 zu Iglau in Mähren ge-
boren. Nach Absolvirung des Gymnasiums studirte er 1844 — 1848
Jurisprudenz in Wien; im folgenden Jahre kam er als Supplent an
das hiesige k. k. akademische Gymnasium und nach Ablegung der
Gymnasial-Lehramtsprüfuug aus Naturgeschichte und Physik wurde
er 185:^ zum wirklichen Lehrer an der genannten Unterrichtsanstalt
ernannt. Im Jahre 1855 erhielt Pokorny von der Universität Göt-
Oesterr. botan. Zeitschrift. 3. Heft 1887. 7
78
tingeu das Diplom eines Doctors der Philosophie und naeli bald
darauf erfolgter Nostrificatiou habilitirte er sich an dor Wiener
Universität für allgemeine Pfianzengeographie, die er bis zum Jahre
1868 docirte. Eine wichtige Periode im Wirkungskreise Pokorny's
begann im Jahre 1864. Der Gemeinderath von Wien hatte in seiner
Sitzung vom 18. Februar 1864 die Errichtung zweier Realgymna-
sien und einer vollständigen Realschule beschlossen. Nachdem dieser
denkwürdige Beschluss von dem Staatsminister Excellenz R. v. Schmer-
ling die Genehmigung erhalten hatte, wurde Dr. Alois Pokorny
laut Gemeinderathsbeschluss vom 26. October zum Director des
städtischen Realgymnasiums im zweiten Bezirke ernannt; die Anstalt
selbst wurde am 11. October des genannten Jahres von dem dama-
ligen Bürgermeister Dr. Andreas Zelinka in feierlicher Weise er-
öffnet. Pokorny verblieb in dieser seiner neuen Stellung bis zu
seinem Tode. Er leitete die ihm anvertraute Lehranstalt, die succes-
sive zu einem vollständigen Real- und Obergymnasium erweitert
wurde, in musterhafter Weise und setzte stets seine volle und beste
Kraft ein für das Gedeihen und den Aufschwung derselben. Zu wieder-
holtenmalen wurde in massgebenden Kreisen die Frage ventilirt, ob
die Real-Gymnasien — bekanntlich eine Schöpfung der neueren Zeit
— in ihrer bisherigen Organisation fortbestehen oder in sog. reine
Gymnasien verwandelt werden sollen. Pokorny setzte sich stets auf
das kräftigste für die Real-Gymnasien ein; in mehreren mit grosser
Sachkenutniss und Objectivität geschriebenen, zumeist in den Jahres-
berichten der Anstalt veröffentlichten Aufsätzen suchte er den Nach-
weis zu liefern, dass die Bedenken, welche von verschiedenen Seiten
gegen den Fortbestand der Real-Gymnasien erhoben wurden, theils
unbegründet sind, theils auf ein sehr geringes Mass sich reduciren,
und zeigte, dass die österreichischen Real-Gymnasien als im fort-
schrittlichen Geiste entwickelte Gymnasien sind, welche gegenwärtig
unbedingt den Vorzug vor den sog. reinen Gymnasien verdienen.
Pokorny's Müsse war fast ausschliesslich literarischer Thätig-
keit gewidmet. Schon als Gymnasiast zeigte er ein lebhaftes Inter-
esse für die Naturwissenschaften im allgemeinen und für die Bota-
nik ganz besonders. Durch eine Reihe hervorragender österreichischer
Botaniker (Endlicher, Fenzl, Reissek, Kotschy u. A.) in die
scientia amabilis eingeführt, trat er bald mit selbständigen Arbeiten
in die Oeffentlichkeit. Wir können hier nicht auf eine Enumeratio
seiner zahlreichen Publicationen, die namentlich Themen aus der
Bryologie, Phänologie, Localfloristik und Blattmorphologie behandel-
ten, geben.') Hervorheben müssen wir aber seine gründlichen und
umfassenden Untersuchungen der ungarischen Torfmoore, seine „Plantae
lignosae imperii austriaci" (mit 1645 Blattabdrücken auf 80 Tafeln)
und die in Gemeinschaft mit Prof. C. v. Ettingshausen heraus-
gegebene „Physiotypia plantarum austriacarum", ein Werk in fünf
') Eine Zusammenstellung seiner Arbeiten bis zum Jahre 1863 enthält
die ausführliche Biographie Pokorny's im XIII. Jahrgange dieser Zeitschrift.
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Foliobänden mit 500 Tafolu. woför jeder der beiden Verfasser von
Sr. Majestät dem Kaiser mit einem Brillautrino" ausgezeichnet wurde.
Die sich von Jahr zu Jahr mehrenden Amtsgeschäfte, sowie die fast
unausgesetzte, zeitraubende Redaction seiner Lehrbücher hinderten
ihn immer mehr an der Ausführung wissenschaftlicher Unter-
suchungen. Seine letzten grösseren Arbeiten waren: „lieber phyllo-
metrische Werthe als Mittel zur Charakteristik der Pflanzenblätter"
(Sitzungsber. der k. Akademie der Wissenscb. Wien 1875) und „Die
Blättermasse österreichischer Holzpflanzen" (Veih. der k. k. zoolog.-
botan. Gesellschaft 1877). Unter den verschiedenen Lehrbüchern, die
Pokorny herausgab, erfreute sich insbesondere die illustrirte Natur-
geschichte des Thierreiches, Pflanzenreiches und Mineralreiches für
die unteren Classen der Mittelschulen einer ganz ausserordentlichen
Verbreitung. Die Bücher erschienen in den Fünfziger-Jahren und er-
lebten zahlreiche Auflagen. Seit Jahren sind die Pokorny'schen
Lehrtexte in alle Sprachen der Monarchie übersetzt und fast an
sämmtlichen österreichischen und ungarischen Mittelschulen einge-
führt. Die Zahl der von der Verlagsbuchhandlung bisher ausgegebeneu
Exemplare beträgt viele Hunderttausende.
Pokorny war Ehrenmitglied, correspondirendes und wirkliches
Mitglied, Vicepräsident und Ausschussmitglied zahlreicher wissen-
schaftlicher Corporatiouen des In- und Auslandes.
Seine Vielseitigkeit des Strebens und seine Verdienste in päda-
gogisch-didactischer und wissenschaftlicher Richtung wurden mehr-
fach anerkannt. Von Sr. Majestät dem Kaiser wurde ihm, wie schon
bemerkt, ein Brillantring, ferner mit Allerhöchster Entschliessung
vom 24. Juni 1872 „in Anerkennung vieljährigen und ausgezeichneten
Wirkens im Lehramte" der Titel und Charakter eines Regierungs-
rathes verliehen. Bald darauf erhielt er den k. russischen St. Annen-
Orden III. Classe. Anlässlich des zurückgelegten dreissigsten Dienst-
jahres wurde ihm taxfrei das Bürgerrecht der Stadt Wien zuerkannt.
Vor den letzten Weihnachten nahm Pokorny einen kurzen
Urlaub, den ersten und einzigen zugleich während der langen Lauf-
bahn ununterbrochener Thätigkeit und Pflichterfüllung und begab
sich in Begleitung seiner Gattin nach Innsbruck zum Besuche seiner
Tochter und seines Schwiegersohnes, des Universitätsprofessors Dr.
Franz R. v. Juraschek. Nach Neujahr sollte er zurückkehren zur
Wiederaufnahme seiner Thätigkeit; — aber nur die entseelte Hülle
war es, welcher sich die Pforten des Gymnasiums zum letztenmal
zu einem tiefergreifenden Einzug und nur für wenige Stunden öffne-
ten. Der Lehrkörper trauert tief und aufrichtig über den Verlust
eines edlen und bedeutenden Mannes, auf dessen Führung derselbe
stolz sein konnte, an dessen leuchtendem Vorbild er sich erheben
und auf dessen wahre Freundscliaft er zu jeder Zeit rechnen konnte.
Die Schüler, welche den Dahingeschiedenen wegen seiner Gerechtig-
keit und seines Wohlwollens verehrten und hoch schätzten, haben
einen wahrhaft väterlichen Freund verloren. Die Wissenschaft beklagt
in Pokorny den Verlust eines begabten kenntnissreichen Mannes,
7'""
80
eines thätigen UDparteiischen Schriftstellers, eines gewissenhaften For-
schers. Durch seine Verdienste um die Wissenschaft und den Unter-
richt, durch sein edles, alles Gute und Schöne gerne förderndes Stre-
ben, durch sein urbanes, feinfühlendes und wahrhaft gütiges Naturell
hat er sich selbst ein Denkmal geschaffen, das ihm für alle Zeiten
die Anerkennung, Hochachtung und Liebe sichert in den Herzen
aller Jener, Avelche ihm in irgend einer Eichtung im Leben näher
gestanden sind.
Wien, im Februar 1887. Dr. A. Burgerstein.
Cainpiinula farinnlenia,
Auctoribus A. Kerner et Wettstein.
Ehizoma tenue, ramosum, caules complures edens. Caulis erec-
tus vel ascendens, gracilis, indivisus vel parce ramosus, foliis sparsis,
subangulatus, glaber, 10 — 20 Ctm. longus. Folia glabra nitida, in
apice rhizomatis rosulas parvas steriles formantia; ea rosularum ob-
cordato-rotundata, subserrata, obtusa, longo petiolata; caulinorum
basalia obcordata, apiculata, parce serrata, serrae basin folii versus
elongatae (itaque folia nonnunquam subsagittata), longo petiolata,
sensim in lanceolata, brevissime petiolata, acuta, serrata, in utroque
latere serris 3—8 praedita abeuntia; summa linearia, acuta, integra,
sessilia. Folia rosularum sterilium et inferiora cca. 10 — 20 Mm.
diametro, petiolo 30—50 Mm. longo; intermedia cum petiolo 20 — 30
Mm. longa, 3—5 Mm. lata; summa 13 — 25 Mm. longa, 1 — 2 Mm.
lata. Flores solitares vel in racemis laxis 2 — 7 floris, longo pedun-
culati, nutantes. Calyx lobis longo acuminatis, angustis, 4—6 Mm.
longis, ad basin cca. 0*5 Mm. latis, initio rectis, mox erecto-paten-
tibus, glabris. Tubus calycis 10-costatus, costis glabris obtusis, inter
costas papillis albis obtusis farinulento-puberulus. Corolla tubuloso-
campanulata, superne ampliata, coerulea, glabra, 15 — '18 Mm. longa,
lobis triangularibus, subacutis, 3 — 5 Mm. longis, tenuiter reticulatira
nervosis. Stylus corolla aequilongus, in parte superiore papillosus,
inferne disperso-hirsutus. Capsula (junior) obconica, costis modice
prominentibus , indumento farinulento persistente, nutans, basi
dehiscens.
Dalmatia. In glareosis et rupestribus montis Biokovo. Legit
Th. Pichler Junio 1870 et Julio 1880.
Pinguiciila bicoior.
Von Dr. Woloszczak.
Acmdis, vnlgo biscapa, tota glanduUs brevistipitatis sparsis in-
structa; radice fibrosa; foliis rosidatis, ohlongis vel oblong o-lanceo-
latis, obtusis, basi attenuata sessilibus; calicc campanulatus bilahiatus.
31
lablo inferiore Inlobo, siiperiore trifido, laciniis obtusis; corolla in
calcar subidato-conlcum rectum dimidio breviits subito contracta,
hilabiata; labio superiore, paidum breviore bi-, inferiore trifido, la-
cinia labis inferioris intermedia lateralibus duplo longiore calcaris
longitudinem aequante ; laciniis omnibus albis, caetera corolla viola-
cea. Scapus ad 20 cm. altus, ccdcar 5 mm. long.
In pratis turfosis ad pagum PodmancLsterz in agro Leopolitano
sat copiose.
P. bicolor unterscheidet sich von P. vulgaris L. durch kleinere
Blüthen, deren Krone sich plötzlich in den Sporn verschmälert, fer-
ner durch weisse Kronzipfel. Sie dürfte in Galizien eine weitere Ver-
breitung haben.
,,Ueber das gelbblühende 3Ielampyrum He^Mchii m., welches
von M. saxosum und sllvaticum durch eiförmige Kelchzipfel auf-
fallend sich unterscheidet, so wie andere ostkarpatische Pflanzen
werde ich später Mittheilungen bringen.
Lemberg, am 9. Februar 1887.
Zur Batographie Niederösterreichs.
Von H. Sabransky.
Folgende Zeilen sollen sich als bescheidener Beitrag an die
Exposition der Bubi in Haläcsy und Brauu's Nachträgen zur
Flora Niederösterreichs (1882) auschliessen. Einige fürs Gebiet neue
Forme-ü habe ich desshalb mit Beschreibung versehen. Anlass bot
mir selbstgesammeltes Materiale sowohl, als mehreres, das mir von
befreundeten Botanikern zur Bestimmung vorgelegt wurde.
R. megathamnos A. Kern. (i2. bifrons X tomentosus). Zwischen
Seebenstein und Pitten (nächst Aspang), au einem Waldrande gegen-
über der Papierfabrik (C. Aust). Auch B. bifrons Vest. erhielt ich
von dort in schönen Exemplaren.
B. epipsilos Focke. Die in den „Nachträgen etc." gegebene
Diagnose der Wiener Pflanze stimmt so wenig zur Focke'scheu Be-
schreibung, dass Herr v. Haläcsy selbst die Identification mit
einem Fragezeichen versah. Ich habe diese Pflanze noch nicht ge-
sehen, doch steht der Bau der Inflorescenz, die Form des Endblätt-
chens und das tiefrosenrothe Colorit der Blüthen mit der Original-
diagnose nicht im Einklänge. — Au Bergabhängen zwischen Stein-
b^ch (Gasthof) und Weidlingau habe ich eine Brombeere ange-
troffen, die sowohl der Focke'scheu Beschreibung gut entspricht, als
auch mit bayrischen, von Dr. Pro gel mir mitgetheilten Exemplaren
prächtig übereinstimmt. Besteht ein Unterschied, so ist es höchstens
der, dass die Blütiieustielchen der Wiener Pflanze viel weniger dicht
behaart sind, als die der Waldmünchener Exemplare. Von B. Ba-
82
dula Whe. und R. Caßschii F. unterscheidet sich diese Form durch
viel schwächere Bewehrung der Eispe, unterseits sehr dünufilzige,
also fast concolore Blätter und unbehaarte Schösslingsaxen.
JR. Guentheri Whe. et N., Focke Syn. Kub. Germ. p. 375.
In den erwähnten „Nachträgen etc." S. 337 (nach B. hirtusW.K.)
folgender Weise einzufügen:
Schössling aus niedrig bogigem Grunde liegend oder klet-
ternd, rund, unbereift (selten blaubereift: f. pruinosa Utsch*), dicht,
fast zottig behaart, mit ungleichen dünnen Stacheln und un-
gleich langen Stieldrüsen besetzt. Blätter fussförmig, 5-zählig,
selten 3-zählig, mit deutlich gestielten Seitenblättchen. Blätt-
chen scharf, ziemlich gleichmässig gesägt, beiderseits behaart, mitt-
leres eiförmig oder elliptisch, mit ziemlich langer Spitze.
Blüthenzweige wollig behaart, dunkelroth-drüsig, mit 3-zäh-
ligen Blättern besetzt, kurz ungerade bestachelt. Kispe meist kurz,
fast traubig, nur die untersten Aeste mehrblüthig. Kelchzipfel
dicht dunkeldrüsig, zuletzt aufrecht. Kronblätter weiss. Staub-
gefässe einreihig roth, halb so lang als die purpurnen
Griffel. Fruchtknoten behaart.
An Waldrändern an der Tullnerstrasse und auf der Sophien-
alpe nicht selten. Mitte Juli.
Von B. hirtus W. K. unterscheidet sich diese Art durch die
zottigbehaarten Axen, die kurzen, wie bei B. Idaeus nur eincycli-
schen rothen Staubblätter. B. Bayeri F. ist durch unbehaarte Schöss-
linge, längs zugespitzte Blätter, auch ganz einreihige längere Staub-
gefässe und grüne Griffel verschieden. Das Merkmal der rothen
Griffel ist nicht beständig, so erhielt ich aus den bayrischen Thei-
len des Böhmerwaldes eine Keihe grüngriffliger Formen des B.
Guentheri. Charakteristisch aber ist die typische Tracht des B. hir-
tus bei Kürze und Einreihigkeit der Staubgefässe.
Am Plateau der Sophienalpe und am Wege von hier nach
Hütteldorf sammelte ich Formen, die habituell sehr abweichen, aber
doch hieb er gehören dürfen; sie seien erwähnt als R. [Guentheri
W. N. var.] chlorosericeus m.: Schössliuge blau bereift, sehr
dicht behaart; Bestachehmg derber, die grösseren Stacheln aus
breiter Basis etwas gekrümmt, ziemlich rigid; Blätter immer
fussförmig, 5-zählig, Blättchen beiderseits grün, dicklich, oben
dunkel, lederig, unten von kurzen, dicht abstehenden
Haaren weich sammtig anzufühlen, das mittlere aus seicht
herzförmigem Grunde verkehrt eiförmig oder breitelliptisch,
mit langer Spitze. Blüthenstand lang und sehr schmal; sonst
wie typischer B. Guentheri Whe. N. Syn.: B. malacophyllus m. ad
amicos.
B. eurythyrsos Sabr. et H. Braun n. sp.
Verworren kletternder Strauch mit klimmenden Schösslin-
'} Diese Form fand ich ein halbes Monat später in den kleinen Kar-
paten bei Pressburg (an waldigen Bergabhängen nächst dem Eisenbninnel).
83
geu. Diese 4—3 Mm. im Durchmesser, fünfkantig, mit streifigen
uu behaarten Flächen, mit zahlreichen, ziemlich langen Stieldrü-
sen, massenhaften kurzen Borsten und längeren (2-5 Mm.) unter
sich ziemlich gleichen Stacheln besetzt; letztere aus rother,
verbreiterter Basis schmal, dünn, aber rigid, gerade und zurück-
geueigt, strohgelb, ziemlich zahlreich (etwa 30 im Interfoliura),
Blätter des Sc-hössling fussförmig, 5-zählig. Blattstiele oben flach,
unbehaart, mit gekrümmten Stacheln und sehr copiosen Drüsen
bewehrt, Nebenblätter fadenförmig, hoch angeheftet. Theil-
blättchen beiderseits grün, vorn zerstreut behaart, unterseits
von einem dünnen, durchscheinend schimmernden Filz
überzogen, das mittlere aus nur schwach herzförmigem Grunde
breitelliptisch, mit fast parallelen Seitenrändern oder rundlich,
mit kurzer, fast aufgesetzter Spitze, langgestielt (Stielchen halb
so lang als der Blattstiel und das Centralblättchen). Blüthenzweig
mit kleineren, 3-zähligen Blättern versehen; Kispe sehr lang (20
bis 30 Ctm.), umfangreich, hochdurchblättert, bis zur
Spitze aus mindestens dreiblüthigen, traubigen Aest-
chen zusammengesetzt, die unteren vier- bis sechsblüthig,
verlängert abstehend; Spindel der Inflorescenz, wie Blüthen-
stielchen angedrückt verwoben filzig, mit dünnen Stachel-
nadeln und langen Stieldrüsen dicht besetzt. Kelche filzig, aussen
drüsig benadelt. Kronblätter sehr schmal, länglich, fast
genagelt, tief ausgerandet, grünlich-weiss. Staubgefässe
die grünen Griffel überragend. Fruchtknoten kahl.
Wiener Umgebimg: In Gesträuchen am Fusse des Exelber-
ges bei Neuwaldegg; an der Tullnerstrasse gegen die Sophien-
alpe (in der Nähe eines Steinbruches). Juli.
Eine Glandulose von so auffallendem Gepräge, dass ihre Neu-
beschreibung geboten erscheint. Der bekannte bayrische Batologe
Herr Dr. Pro gel schreibt mir über sie: „Eine ganz eigenthümliche
Pflanze, die ich vorläufig mit keiner anderen Form vergleichen
möchte." Von den in Haläcsy und Braun's Nachträgen beschrie-
benen Glandulosen unterscheidet sich diese Art sofort durch die
umfangreiche, verzweigte Inflorescenz, die langgestielten, relativ
kleinen Mittelblättchen, die schmalen grünlichen, tief ausgerandeten
Petalen und durch den starreu, mehr den Radulis ähnlichen Be-
stachelungstypus. Ueberhaupt erinnert die Pflanze beim ersten An-
blick vielleicht mehr an B. riidis, Whe. et W., als etwa an R.
hirtKs W. K., die langen Stieldrüsen und Anderes aber weisen so-
fort auf die Focke'schen Glandulosi, in deren Serpens-Gruppe R.
ewythyrsos zu stellen ist. Der Verdacht einer hybriden Abstammung
liegt nicht nahe, denn die Bastarde von R. hirtus mit R. tomen-
tosus, R. bifrons, R. macrostemm (nur diese Arten wachsen in der
Nähe) siud unserer Art nicht zu vergleichen.
R. carpaticus Borb. et Sabr. in Verh. d. k. k. zool.-botan.
Gesellsch. Wien XXXVI, pag. 92. Rehgraben bei Gloggnitz (Dr. C.
Richter Rub. exsicc. u. 28)! Eine unbedeutende Modification der
84
von mir beschriebenen Pflanze, die vielleicht durch schwache Behaa-
rung des Schössliügs und etwas längere Inflorescenz abweicht; ganz
genau dieselbe Form fand ich in den Eichenwäldern des Steurer-
grundes bei Pressburg, vielleicht ist diese Porm der Typus und
meine Beschreibung einer drüsenreicheren Abänderung entnommen.
R. oreogeton Pocke. Schösslinge rundlich oder stumpfkan-
tig, unbereift, seltener schwach bläulich bereift, unbehaart, dicht
und sehr ungleich bestachelt, die grösseren Stacheln oft bis
6 — 8 Mm. lang, strohgelb, dünn, rechtwinklig abstehend, die
kleineren borstig, massenhaft, mit zahlreichen langgestielteu Bor-
stendrüsen besetzt. Blätter meist 3-zählig, oder fussförmig, 5-zäh-
lig, dann das äusserste Blättchen ungestielt, sitzend,
Blattstiel rinnig; Nebenblätter lanzettlich oder breitlineal,
Centralblättchen aus gerundeter, oder seicht herzförmiger Basis
oval rhombisch, bespitzt, beiderseits hellgrün und behaart. Blüthen-
stand aus axillären Corymben bestehend, meist verlängert mit
langen Blütheustielen, diese verwoben behaart, laug und dicht be-
wehrt, mit sehr langen Drüsen besetzt. Blüthen gross, weiss
oder röthlich (var. ruber Maass). Staubfäden die Griffel über-
ragend. Kelchzipfel reich drüsig benadelt, nach der Anthese auf-
gerichtet. ^).
ßehgrabeu bei Gloggnitz (Dr. C. Ei cht er). Juni.
Unterscheidet sich von R. dumetorum Whe., Hai. Braun.
sofort durch das reiche Drüsenkleid und die heteracanthe Beweh-
rung; von R. pseudopsis Hai. Verh. d. k. k. zool.-bot. Gesellsch.
XXXV, pag. 668 vix Gremli und dem R. HeimerUi Hai. 1. c. durch
die dichten geraden Stacheln, die grossen Blüthen und ganz sitzen-
den Eudblätichen, von letzterer schöner Art ausserdem durch con-
colore Blätter. Der dänische R. Jensenii Lge., für welchen Herr Dr.
Richter diese Art nahm, ist schwächer bestachelt, sein Eudblätt-
chen tiefer herzförmig, seine Kelche aussen grün, wie bei den
Suberectis.
Press bürg, am 7. Jänner 1887.
Galeobiiolon iuivunt Hucls. y- Tairne mihi.
Von J. Ullepitsch.
Planta dehilis 6 — 10 poUkaris, flexuosa. Radix truncata imdti-
fibrosa solummodo 1 — 2 raro pliires caides agens. Caulis quadri-
gonus ad acies deiise pilis albis deflexis obtectus. Folia inferiora {et
caxdorum steriUum) late rotundata, nunquam acuminata, loiigissime
petiolata, late crenata, crenaturae adcrescentes ; superiora: {ab hiflo-
rescentia apiceni versus) in lanceolato-cordatam formam sensim trans-
') Beschi'eibung nach mährischen Exemplaren ergänzt.
85
eunt, hrevins petiolata, ohtuse slmpUciter raro hlserrata; omnia alter-
natim opposita, opacea, corrugatula, hispidtda, subtus nen'osa. PetioU
hasi amplexicaules, pills alhis praecipue ad margines dense tecti, ca-
naliculati. Inflorescentia racaemulits ex 1 — 5 raro 3 verticillis tri-
floris compositus. Calix hirtus^ önervosus ad medium öfidus; fissurae
suhidatae albo-acuminatae, hirtae et longiorihus setis intermüctis ciliatae,
statim patentes. Involucrum m,inimum 3 — 4foUatum. Gorolla lutea,
extrorswrn pilosa, interdum 1 — 3 venis saturate purpureis longitudi-
naliter picta; lahiuia superius elongatmn coclüeare, margine subcre-
nvlato-suhundulatuni ; lahiuin inferius aequaliter tridentatnm, dentes
ohtusL Filamenta unacum antheris nuda, atropurpurea. CarpeUuni
triquetrmn trunculatum. Semen ovale nitidum,.
Floret planta haec mense Junio in silvaticis ad pedem Tatrae
solo granitico et calcareo, nee non in rupibus Magurae.
Schon der generische Charakter für Galeobdolon ist gering-
fügig, sonst wäre diese Pflanze von gründlichen Floristen nicht
schon zu Lamium, Leonurus und Galeopsis gezählt worden. Liest
man die Beschreibung der Pflanze bei neueren Floristen nach, so
findet man erhebliche Abweichungen, hat es also mit einer wandel-
baren Pflaüze zu thun.
Nur Person stellte bis nun die ß. montaaum-'Fon'n auf, die
eigentlich nur auf der lange nach vorne gezogenen Gestaltung der Blatt-
zähne beruht und leicht erkenntlich ist. Öbbeuauute Form ist zwar
noch leichter erkenntlich, allein bei dem Umstände, dass sie hier
stellenweise mit der typischen Form gemeinsam vorkommt und durch
Bastartirung (?) Uebergänge hervorbringt, veranlassen mich zu dem
Ersuchen, nicht jedes Galeobdolon aus hiesiger Gegend für die Tatra-
form anzunehmen.
Knies en, Zips, Ungarn, 30. December 1886.
Merkwürdige Verwachsungen von Stämmen der Eoth-
buclie (FagQS sylvatica L.).
Von Wilhelm Voss.
Als ich während des Sommers 1885 mehrere Wochen zu Leos
in Obcrkrain zubrachte, um die mykologischen Verhältnisse der Quer-
thäler des oberen Savegebietes, welche theils in die julischeu Alpen,
theils in die Karawankenkette tief einschneiden, genauer kennen zu
lernen, kam ich auch öfter nach dem naheliegenden Städtchen Kad-
mannsdorf. Im dortigen gräfl. Thurn'schen Schlossgarten beobach-
tete ich einige sehr merkwürdige Baumverwachsungen an Koth-
buchen, welche zu einer Allee ziemlich enge gepflanzt wurden und,
da sie längs einer Mauer stehen, vor Sturm gut geschützt sind.
Nach einiger Zeit erhielt ich von meinem hochgeehrten Corro-
spondenton, Prof. Dr. P. Magnus in Berlin, eine Nummer aus dem
86
dritten Jahrgänge (1884) der von Dr. L. Wittmack herausgege-
benen „Garten-Zeitung", worin auf Seite 253 — 256 der von Magnus
in der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin gehaltene
Vortrag „Verwachsungen verschiedener Stämme und Aeste" in Wort
und Bild wiedergegeben ist. Diese interessanten Beobachtungen be-
ziehen sich auf Linden, eine bei Tegel nächst Berlin, die andere in
dem alten Parke bei Schlackenwerth in der Nähe von Carlsbad in
Böhmen; die übrigen Ausführungen besprechen Astverwachsungen
verschiedener Laub- und Nadelhölzer. Auch E. Caspary hat in
einem Aufsatze „Ueber zweibeinige Bäume" in den Schriften der
physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg (XXIII; Bd.,
1882) und Moquin-Tandou in seiner „Pflanzen-Teratologie" ähn-
liche Naturspiele beschrieben. Als besonders bemerkenswerthe Bil-
dung wird bei Frank (Pflanzenkrankheiten pag. 135) die Eiche in
den Ardennen und ein Kastanienbaum auf dem Aetna (Castagno di
cento cavalli) genannt.
Auf dieses hin glaube ich es nicht unterlassen zu sollen, auch
der Kadmannsdorfer Buchen in Kürze zu gedenken.
Zunächst mögen zwei Doppelbäume Erwähnung finden. Der
eine (Fig. I) zeigt unten zwei senkrechte Stämme, 20 und 32 Ctm.
87
ira Umfange, die bis auf 150 Ctm. ziemlich parallel erwachsen
sind. Das schwächere Individuum näherte sich hierauf dem stärkereu
Baume und verwuchs mit diesem; die Wipfel beider aber sind selbst-
ständig weitergewachsen. An der vereinigten, 60 Ctm. langen Stelle
beträgt der Umfang des gemeinschaftlichen Stammes 51 Ctm.
Der zweite Baum (Fig. II) hat sich aus zwei Stämmen ge-
bildet, die anfänglich bis auf 150 Ctm. getrennt aufwuchsen. Der
jüngere Baum hat sich sodann schief geneigt, ist dem benachbarten
älteren Baume entgegen gewachsen und mit ihm der ganzen Länge
nach verwachsen. Am Grunde beider Buchen ist auf diese Art ein
nahezu rechteckiges Thor entstanden.
Ein weiterer, zweifüssiger Baum (Fig. III) zeigt deutlich eine
Verwachsung auf 180 Ctm. Länge. Dadurch entstand am Grunde
ein 55 Ctm. hohes, dreieckiges Thor. Der Umfang des einen Baumes
beträgt vor der Vereinigung 47, nach derselben 38 — der des an-
deren Baumes anfänglich 31, hierauf aber 37 Ctm., er hat somit an
Dicke zugenommen.
Die beiden noch zur Sprache kommenden VerwachsuDgen schei-
nen mir noch weit bemerkenswerther, da sie sich auf drei Bäume
erstrecken.
88
Der erste „dreifüssige Baum" (Fig. IV) ist aus verschieden
starken Stämmen entstanden. Der linke Stamm, 39 Ctm. im Umfang
messend, hat sich mit dem in der Mitte stehenden kräftigsten Baume
in einer Höhe von 150 Ctm. auf kurze Strecke verbunden. Die
jüngste, rechts dargestellte Buche ist in einer Höhe von 85 Ctm.
auf eine längere Entfernung mit ihrem Nachbar zusammengewach-
sen. Der gemeinsame Stamm hat als weitesten Umfang nahe an
110 Ctm.
Im letzten Bilde (Fig. V) sind es abermals drei Stämme, die
in höchst eigenthümlicher Weise untereinander verwachsen sind. Bei
den beiden linken Bäumen muss die Vereinigung schon frühzeitig
stattgefunden haben, da nur ein niedriges, dreieckiges Thor beide
am Grunde trennt. Nach erfolgter Verbindung wuchs der Wipfel
eines Baumes, ein Knie bildend, seitwärts und strebte hierauf in die
Höhe. Erwähnenswerth ist noch die Brücke zwischen diesen Stämmen,
entstanden durch einen Seitenast, der auf dem nebenstehenden Baume
zuwachsend, mit diesem verschmolz, wodurch ein dreieckiges, mit der
Spitze nach abwärts gekehrtes Fenster entstanden ist. — Der dritte,
rechts gezeichnete Stamm ist durch ein grosses Thor von den neben-
stehenden getrennt. Die Verwachsung lässt sich auf eine grosse Strecke
verfolgen, doch haben auch hier die Wipfel verschiedene Richtungen
im Weiterwachsen eingehalten.
Die hier beschriebenen Abnormitäten sind sämmtlich echte
Verwachsungen, welche bekanntlich dann erfolgen, wenn die sich
berührenden Stämme oder Aeste aufeinander einen Druck ausüben
und durch gegenseitige Reibung, wie sie der Wind hervorrufen kann,
die Rinde verschwindet, worauf die beiderseitigen Cambiumschichteu
sich vereinigen. Sodann legt sich alljährlich ein gemeinschaftlicher
Holzriug um beide Stämme. Bedingung ist, dass die Bäume geschützt
stehen, so dass sie der Sturm nicht auseinander reissen kann. Da-
durch unterscheiden sich diese Bildungen von der blossen Stamm-
berührung, welche bei nahestehenden Bäumen öfter erfolgt. Ein
schönes Beispiel einer solcher kann man auf dem Wege von Tos-
koselo nach St. Catherina in der Nähe von Laibach sehen. Da steht
eine mächtige Fichte, welche den Stamm einer Rothbuche zu zwei
Drittheilen umwachsen hat. Fallen diese Bäume nicht der Axt an-
heim, so wird in einigen Jahren die Buche gaaz umschlossen sein,
so dass alsdann ein Laubbaum, scheinbar aus dem Nadelbaume her-
vorwachsend, die Bewunderung des Naturfreundes erweckt.
Laibach, am 22. December 1886.
Zur Flora der Umgebung von Bielitz und Biala.
Von Anton Baier,
k. k. Professor an der Staats-Otenealschule zu Bielitz.
Auf meinen mehrjährigen und zahlreichen Excursionen in die
Umgebung der Schwesterstädte Bielitz und Biala hatte ich hinrei-
89
cliPud Gelegenheit zu beobachten, dass seit der Herausgabe der
^Vorarbeiten zu einer Flora von Teschen und Bielitz" von Professor
Karl Kolbeuheyer *) sich in der Flora von Bielitz und Biala einiges
vollständig geändert hat und anderes einer Ergänzung, rücksichtlich
Berichtigung bedarf. Besagte Schrift lag auch (die Standorte von
Bielitz betreffend) der Abfassung von Fick's „Flora von Schlesien"
zu Grunde und haben sich desshalb manche veraltete oder unvoll-
ständige und theilweise unrichtige Angaben auch hier eingeschlichen.
In dem Nachfolgenden will ich nun meine diessbezüglichen Wahrneh-
mungen wiedergeben und aus der in der Kolbeuheyer'schen Schrift
eingehaltenen Keihenfolge der Phanerogamen-Pflanzeu jene heraus-
heben, über deren Vorkommnisse bedeutende Abweichungen anzuge-
ben sind.-) Es betriift diess besonders folgende Arten:
Veratrum LobeUanum Beruh. Kommt auf sumpfigen Wald-
stellen nicht nur „auf der Kamitzer Platte", sondern auch zwischen
feuchten Gebüschen in dem tiefer gelegenen Orte Nickelsdorf, und
zwar blühend vor.
Colchicum autumnale L. Ist mir „bei Bielitz" gänzlich un-
bekannt.
Lilium Martagon L. Findet sich zwar nicht „auf der Kamitzer
Platte", wohl aber auf den Ernsdorfer Gebirgswiesen, ferner in
Lobnitz, Oberohlisch, Bistrai, am Auflusse in dem oberen Theile
von Lipnik, in Leszczyni und Strazonka.
Muscari comosum (L.) Mill. Ist für das Gebiet neu, eben-
so auch
AlUum oleraceum L. Von beiden Arten habe ich seit 1880
einige Exemplare auf den Lipniker Steinbrüchen gefunden.
Polygonatum verticillatum (L.) All. Kommt ausser ,.auf der
Kamitzer Platte und Magura", auch am Gemssteiu und Ziegen-
bock, im Zigeunerwalde, in Nickelsdorf, Erusdorf, Bistrai, ferner im
Kitterschaftsthale, Auflussthale und am Hanslik vor.
Convallaria majalis L. Konnte ich „am Trotschenberge" nicht
finden, wohl aber massenhaft in Nickelsdorf, Altbielitz und Alzen.
Galanthus nivalis L. Findet sich zwar noch an mehreren
Stellen häufig, ist aber in Folge des Umstandes, als Unberufene
geradezu barbarisch mit dieser ansprechenden Frühlingsblume um-
gehen, in der unmittelbaren Nähe von Bielitz und Biala im Aus-
sterben begriffen.
Microstylis monophylla (L.) Lindl. „Am Dnuaczy, au der Ska-
lita und Jaworzynka" und an der Magura.
CoralUorrhiza hinata R. Br. Ist zerstreut au feuchten Waldes-
stellen „im Bielitzer Gebirge", u. zw. in Oberohlisch, im Zigeuner-
walde, in Strazonka, Bistrai und Ernsdorf zu finden.
') Als Separatabdruck aus den Schriften der k. k. zool.-Lotan. Gesell-
schaft in Wien. Vorgelegt in der Sitzung vom 7. Mai 1862.
') Die von Kolbenheyer angegebenen Standplätze sind von mir stets
unter Anführungszeichen gesetzt.
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On'his glohosa L. Findet sich ausser auf den von Prof. Kol-
beulieyer angegebenen Standorten häufig auch in Strazonka, am
Josefsberge, Hanslik, im Louiseuthale, in Kamitz und Bistrai.
Gymnadenia conopsea (L.) E. Br. Wird von Kolbenheyer um
Bielitz als „häufig" angeführt, welcher Ansicht ich aber nicht bei-
pflichten kann, da ich nur einzelne Exemplare am Klimczok w^ieder-
fiuden konnte.
Oymn. albida (L.) Rieh. Habe ich 1881 in drei Exemplaren
auf der Kamitzer Platte gefunden; wäre demnach als neu für das
Gebiet anzuführen.
Neottia Nidus avis (L.) Rieh. Kommt im Bielitz-Bialaer Ge-
birge und zwar zerstreut, aber nicht selten vor.
Listera ovata (L.) R. Br. Findet sich nicht bloss „am Skalita
bei Bielitz", sondern auch gar nicht selten in den Gebüschen von
Lipnik, Straczonka, Altbielitz, Bielitz, Ohlisch, Nickelsdorf, Kamitz
und Lobnitz.
Spiranthes autumnaUs Rieh. Ist neu für das Gebiet, und fand
ich seit 1880 immer wieder mehrere Exemplare auf einer grasigen
Berglehne auf der Bistraier Seite am Ziegenbock.
Epipactis palustris (L.) Crntz. Kommt nicht nur „in Bucz-
kowic, am Skalita", sondern auch nicht selten an fast allen nassen
Waldesstellen im Bielitzer, Bialaer und Enisdorfer Gebirge vor.
Arvm macidatum L. Wenn das eine Exemplar, welches ich
1882 in Nickelsdorf vorfand, massgebend sein würde, so wäre diese
Pflanze für das Gebiet auch als neu anzuführen,
Larix decidua Mill. Häufig in „Bistrai", im Zigeunerwalde,
sporadisch, wieder häufiger am Josefsberg und Hanslik,
Juglatis regia L, Ist von Kolbenheyer übersehen worden,
da dieser aus dem Oriente stammende Baum hier häufig angepflanzt
wird und voitreiflich gedeiht,
Monis alba und M. nigra L, Finden sich häufig an Strassen
und Anlagen angepflanzt, sind aber von Kolbenheyer gleichfalls
übersehen worden. Dasselbe ist der Fall mit
Popuhis italica Mnch,, welcher Baum in männlichen Exem-
plaren auch hier an Strassen und bei Maierhöfen angepflanzt ist,
aber wie anderwärts, so auch hier schon seit Jahren ein auffälliges
Absterben seiner Krone kundgibt.
Atriplex nitans Schk, Ist wieder neu für das Gebiet und wurde
von mir an Acker- und Zaunland längs der Bialka von Bielitz ab-
wärts mehrmals in einigen Exemplaren gefunden,
Fagopyrum escidentum Mnch, Wird von Kolbenheyer als
hier allgemein angebaut angegeben, welche Angabe ich nicht bestä-
tigen kann, da die für dessen Gedeihen nothwendigen Sandäcker
hier im Grossen und Ganzen fehlen.
Daphne Mezereum L. Ist im Abnehmen begriffen, da von den
Kräutersammlern besagte Pflanzen mit Strunk und Stiel massenhaft
ausgerissen und geeignetenorts verkauft werden.
Valeriana dioica L, Kommt nicht nur „in Buczkowic bei
91
Bielitz", sondern aiuh au anderen Orten, z. B. im Zigennorwalde
unterhalb der Jägorhütte, in Nickelsdorf und Straczonka vor.
Dipsacxs sllvesh-e Mill. Ist wieder übersehen worden, denn es
kommt diese Karde an steinigen Bach- und Grabenrändern , an der
Bahnstrecke u. a. 0. um Bielitz-Biala gar nicht selten vor.
Eupatorium cannabinum L. Ist nicht allein „in Kamitz", son-
dern auch in Lobnitz, Altbielitz, Oberohlisch und am Lerchenfelde
zu finden. Ebenso findet sich
Petasites albus Gärtn. nicht bloss „im Bistraithale", sondern
auch am Lerchenfelde, auf der Schreiberwiese, am Josefsberge, in
Ernsdorf u. s. w. vor.
Aster Amellus L. Ist neu für das Gebiet, und wurden von mir
auf den Lipniker Steinbrüchen mehrere Exemplare nach einander
und einmal zwei Stück am Josefsberge beobachtet. Auch ist neu
Amithium strumarium L. , welche ich an wüsten Plätzen am
Bilzbach in der Nähe des Bahndammes vorfand.
Xanth. spinosum L. Wird von Kolbenheyer als „am Kir-
chenplatz in Bielitz" vorkommend angeführt, was in den sechziger
Jahren der Fall war; bei der Unbeständigkeit dieser aus dem süd-
lichen Europa bei uns durch "Wolle u. dgl. eingeschleppten Pflanze
i.st es kein Wunder, wenn sie heute am besagten Platze und meines
Wissens auch anderwärts hier nicht zu finden ist.
Centauvea Pkrygia L. Ist nicht allein „in Buczkowic", sondern
häufig auch in Ernsdorf, Kamitz, Lipnik und Kozy zu finden.
Girsium rivvlare (JsLcq.) Lk. Ist von Kolbenheyer für Bielitz
gar nicht angeführt, obwohl sie an feuchten Wiesen und Niederungen
hier nicht gar selten ist.
Prenanthes purpurea L. Ist ausser „am Dimaczy und auf der
Kamitzer Platte" auch am Salzberg, Ziegenbock, Hanslik, Josefs-
berg und im Ernsdorfer Gebirge ziemlich häufig.
Phyteuma spicatum L. Kommt häufiger vor, als Kolben-
heyer angibt; ausserhalb der von ihm augeführten Plätze seien aucli
Oberohlisch, Ernsdorf, Bistrai, Straszonka, der Josefsberg, Hanslik
und das Louisenthal erwähnt.
Campanida Cervicaria L, Kommt auch in Alzeu u. zw. da-
selbst massenhaft vor; ferner
Camp, glomerata L. ausser „in Rybarzowic" auch in Barzdorf.
Lonicera Xylosteum L. Findet sich nicht nur „bei Bielitz an
der Bilzbach", sondern auch an vielen anderen Stellen, besonders
aber im Bielitzer, Bialaer und Ernsdorfer Gebirge. Vou
Lon. nigra L. führt Kolbenheyer gar keinen Staudort bei
Bielitz an, obwohl dieser Strauch in den hiesigen Wäldern gar nicht
selten anzutreffen ist. Auch
Samhucus Ebulus L. ist auf Feldern und Waldwiesen im
Bistraithale und Grodzisker Thale bei Bielitz zu finden; besonders
aber findet sich
Samb. racemosa L. iu den hieiortigen Wäldern und Gebüschen
ziemlich häufig und keineswegs bloss iu „Szczyrk bei Bielitz-'.
92
Geniiana circinata L. Ist zerstreut auf den Lipniker und
Bialaer Steinbrüchen.
Erythraea ramosissima (Vill.) Pers. Nicht bloss „in Altbielitz
und Biiczkowic", sondern auch in Ernsdorf, Lipnik und im hiesigen
Gebirge zu finden.
Salvia glutinosa L. Ist an den von Kolbenheye r angeführ-
ten Standplätzen, häufig aber auch im hiesigen G-ebirge, in Altbielitz
und Straczouka.
Sah. pratensis L. Ist neu für das Gebiet, und findet sich längs
des Bahndammes von Bielitz abwärts.
Origanum vulgare L. Findet sich zerstreut „in Bistrai" im
Bett der Biala unterhalb Bielitz, in Nickolsdorf bei der städtischen
Brettsäge und in Lobnitz,
Lamium Qaleohclolon (L.) Crntz. Kommt mitunter haufenweise
keineswegs nur „in Lobnitz", sondern auch im Schiesshausgarten in
Bielitz, im Otterwäldchen, am Mühlberge, sowie in Niederungen
der umliegenden Gebüsche, ferner noch in Ohlisch, Alzen, Lipnik
und Straczonka vor.
Galeopsis Ladanum L. (z. Th.) Auf Kalkboden bei Bielitz-
Biala und Umgebung fast gemein.
Gal. speciosa Mill. Ist im hiesigen Gebirge und in feuchten
Gebüschen nicht selten.
Gal. puhescens Bess. Wird von Kolbenheyer bei Bielitz gar
nicht angeführt, während Aecker, Wege, Gräben und Waldschläge
häufig damit wie besäet sind. Ein für das Gebiet ganz neuer Lippen-
blüthler ist
Teucrimn Scorodonia L, Seit 1877 fand ich alljährlich auf
steinigen Waldesstellen geradezu viele Exemplare in Bistrai, am
Ziegenbock, Salzberg und Kolowrat.
Verhena officinalis L. Ist sporadisch um Bielitz -Biala und
Umgebung.
Cynoglossum officinale L. Erhält sich in wenigen Exemplaren
auf galizischer Seite unterhalb des ersten Wehres bei Bielitz.
Cuscuta Epithymum (L) Murr. Ist neu für das Gebiet, schma-
rotzt auf Kleefeldern u. dgl. in Ernsdorf, Lipnik, Altbielitz, Matzdorf
und Kozy. Dagegen wieder sind von Kolbenheyer
Dattira Stramoniinn L. und Hyosciiamus niger L. unter den
Pflanzen angeführt, welche auch in dem hiesigen Gebiete überall
vorkommen sollen, was ich heute jedoch entschieden negiren muss,
da weder die eine noch die andere, trotz eifrigen Suchens, wild zu
finden mir möglich war.
(ScMuss folgt.)
93
Ueber die Ursachen der Haarbildung im Pflanzenreiche.
Von Franz Krasan.
(Schluss.)
Am 8. Mai hatte, wie schon bemerkt worden, in Steiermark
ein empfindlicher Frost die "Wälder, Weinberge, Obstgärten und
Feldfluren heimgesucht. Manche Bäume wurden gänzlich ihres ersten
Laubes beraubt, so insbesondere Eiche und Rothbuche. Der Wein-
stock hat in den meisten Gegenden argen Schaden gelitten. Andere
Lignosen schienen weniger empfindlich gegen den Frost, z. B. die
Espe, Popidus tremida. Allein es zeigte sich bald, dass auch bei
dieser Pflanze Wirkungen eintraten, die, wenn auch nicht zerstören-
der Natur, doch als Folgen des Frostes zu betrachten sind, nur
dass sich noch ein anderer Factor daran betheiligte; denn als vom
11. Mai an die Temperatur rasch zu steigen begann, erschienen alle
Stocktriebe und Wurzelloden, die von da an während der selir em-
pfindlichen Hitze bis zum Ende des Monates sich entwickelt hatten,
behaart, diejenigen aber, deren Entwicklung bereits anfangs Mai
(also vor dem Eintritte des Frostes) begonnen hatte, kahl. In der
zweiten Hälfte des Juli folgte eine zweite Hitzeperiode, und siehe
da. der Zuwachs der Sprosse während derselben zeigte wieder an
Blättern und Achsentheilen Behaarung, dagegen waren jene Theile
des Sprosses, welche in den verhältnissmässig kühlen Tagen von
Mitte Juni bis Mitte Juli zugewachsen sind, ohne Behaarung, Die
Aufeinanderfolge von kahlen und behaarten Theilen der Sprosse ent-
sprach in unverkennbarer Weise dem Gange der Temperatur und
Bewölkung des Himmels. Am reichlichsten war die Behaarung an
denjenigen Strecken der Stocktriebe, welche gleich bei Beginn der
heissen Tage des Mai, 4 — 7 Tage nach dem Froste, sich" zu ent-
wickeln begonnen hatten.
Ich möchte es kaum bezweifeln, dass der durch den fast plötz-
lichen Wechsel von Kalt und Warm bedingte intensive Reiz den
Hauptantheil an dieser Erscheinung hatte. Dafür spricht auch der
Umstand, dass die Alteruation von kahlen und behaarten Theilen
an einem und demselben Spross am auffälligsten dort sich einge-
stellt hat, wo die Pflanze im Frühjahre dem Froste, im Sommer
aber der Hitze und Trockniss am meisten ausgesetzt war. Im
Dickicht und sonst an schattigen Stellen ist die Erscheinung aus-
geblieben.
Im Ganzen gleicht letztere gar sehr dem bei Mitbus suherectus
beobachteten Phyllerium, nur dass hier kahle uud behaarte Blütheu-
zweige am selben Stamme gewöhnlich abwechseln, bei Popidus tre-
mula aber kahle und behaarte Strecken auf demselben Zweige (Sprosse).
Damit hängt Avohl die Entstehung einer pubescenten Varietät
der Espe (P. tremida var. pubescens) zusammen, jedoch keineswegs
so dass ein und dasselbe Individuum durch mehrmals sich wieder-
holende Teraperaturwechsel allmälig an Behaarung zunehmen müsste:
Oesterr. bolan. ZeitscLrift. .3. Heft. 1887. ß
94
die neue Varietät gelit an solchen Localitäteu, wo ein plötzlicher
Wechsel von Warm im'l Kalt, Licht und Dunkel öfters stattfindet,
wie ich nun annehmen darf, aus Samen hervor, und die Behaarung
nimmt mit jeder aus Samen entsprossenen Generation zu, wenn jene
klimatischen Factoren stetig fortwirken.
Unter ähnlichen Umständen tritt das Phyllerium an den Blät-
tern von Potentilla opaca L. (P. verna Autor, plur.) und P. arenaria
Borkh. auf, ferner auch bei Campamda caespitosa Scop. Letzteres
beobachtete ich im Sommer 1885 au einem felsigen Bergabhang bei
Leugenfeld an der Save in Oberkrain, und zwar an vielen Exemplaren
dieser zierlichen Campamda. Die Blätter sind mehr oder weniger
der Länge nach eingerollt und stellenweise gieichmässig mit kurzem
ziemlich dichtem Haar bekleidet, dazwischen war aber keine Spur
eines Phytoptus oder eines anderen parasitischen Wesens zu finden.
An manchen Exemplaren zeigten sich auch Stengel, Blüthenstiele
und Kelche mit glcichmässigem, aber mehr zerstreutem Haar besetzt.
_ In der Umgebung von Graz (und auch sonst) kommt eine kurz-
haarige Varietät der Campamda persicifolia L. vor. ^) Mau trifft sie
au trockenen, von Vegetation fast entblössteu Stellen häufig an, wo
die Sonne ungehindert einwirkt und die wenigen dort kümmerlich
wachsenden Pflanzen im Winter keinen Schutz vor dem trockenen,
rauhen Lufthauch finden, an schattigen, geschützten Localitäteu dagegen
nur ausnahmsweise. ') Es unterliegt keinem Zweifel, dass diese Varietät
ursprünglich von jenen ersteren Oertlichkeiten ausgegangen ist und
sich allmälig von dort weiter im Lande verbreitet hat, nachdem
die Fähigkeit Haare zu erzeugen, bei der Pflanze erblich geworden
ist. Aber ein Phyllerium, d. i. eine ungleichförmige Behaarung in
Form von Filzraseu oder Sammtflecken habe ich noch nicht gefunden.
Zeigte sich ursprünglich die Trichombildung als Phyllerium, oder
trat die Behaarung unmittelbar an den aus Samen an obigen Locali-
täteu hervorgegangenen Pflanzen auf? Diese Frage lässt sich derzeit
noch nicht beantworten.
*) Die Behaarung fällt hauptsächlich am Stengel auf und dann zunächst
an der Unterseite der IBlätter, ist aber auch oberseits an diesen oft mit freiem
Auge leicht bemerkbar. Oberseits ist dieselbe weniger augenfällig (als auf der
Unterseite und am Stengel) wegen der geringeren Entwicklung der einzelnen
Haare, deren nur wenige vollkommen ausgewachsen sind. In ihrer Mehrheit
repräsentiren diese mangelhaft, mitunter abnorm ausgebildete Trichome, indem
sie zunächst als eigenthümliche Zellwandpfropfen (etwa in der Mitte der Aus-
senwand der Epidermiszellen) auftreten und von da an sich in allmähligen
Abstufungen der Normalform der Pflanzenhaare nähern.
*) E. Heinrich er: Ein reduciertes Organ bei Campanula persicifolia
und einigen anderen Campanwia-Arten. Berichte der Deutschen ßotani.-cheii
Gestllschaft, III. Jahrg. 1. Heft 1885. — Der Autor bringt hier die morpho-
logischen und anatomischen Eigenthümlichkeiten solcher Haargebilde durch
Wort und Bild zur Anschauung, und es wäre zu wünschen, dass auch die
Trichome der wirklichen Phyllerien und Cecidien eine ähnlicbe ebenso gründ-
liche Bearbeitung finden möchten, weil sich alsdann durch mehrseitige Verglei-
chung mit gewissen normalen Trichomon in manchen PäUen der Ursprung der
Bi'linaruiur genauer ermitteln Hesse.
95
Bei Verfolo^ung solclier morphologischer Erscheinungen an Pflan-
zen kommt man nach genauerer Prüfung der den einzelnen Stand-
orten zukommenden Eigonthümlichkeiten schliesslich auf klimatische
Factoren, von denen augenscheinlich die Anregung zur Trichombil-
dung ausgeht: Boden und Atmosphäre sind hiebei betheiligt ; es
wäre aber ein arger Fehler, darin die einzige und letzte Ursache
derselben zu erblicken.
Nicht alle Arten sind für dieselben Reize gleich empfänglich.
Während aus der kahlen Camp. perslcifoUa an sterilen sonnigfreien
Standorten eine haarige Varietät entsteht, bleiben daselbst z. B. Ga-
lium lucidum, Polygala Ghauiaehuoous, Campamda rotundifolia u. a.
beständig kahl. Schon darin vermögen wir einen Fingerzeig zu er-
blicken, wie sehr die Wirkung jener klimatischen Agentien von der
inneren, nicht genauer detinirbaren Natur der Pflanze abhängig ist,
was wir mit den Worten anzudeuten pflegen: die Pflanzen verhalten
sich in Bezug auf die Fähigkeit, Behaarung anzunehmen, verscliieden
je nach Gattung und Art.
Die durch intensiveres Licht, Frost, anhaltende Nässe, excessive
Trockenheit, überhaupt durch plötzliche oder ungewöhnliche Aen-
derungeu der Lebensverhältnisse bedingten Keize bewirken, bevor
sie in den Missbildungen oder im Auftreten abnormer Behaarung
symptomatisch sich ankündigen, eine Modification der Assi-
milationsprodukte. Ist einmal die Pflanze oder ein Theil derselben
solcherart afficirt, so lässt sich nicht mehr sagen, dass die in den
betreffenden Organen enthaltenen Stoffe dieselben substantiellen Eigen-
schaften haben wie früher, und es ist einfach eine Thatsache der
gewöhnlichsten Erfahrung, wie sehr gerade die kränkelnden Pflan-
zen, resp. Organe und Organtheile, von parasitischen Thieren und
Pilzen befallen zu sein pflegen. Es muss doch die veränderte Qua-
lität der Pflanzeusäfte sein, was die Schmarotzer anzieht. Aus
meinen eigenen Beobachtungen sind mir folgende Fälle bekannt:
1. Eichen, welche an solchen Localitäton wachsen, wo sie häufig
im Frühjahr Frösten ausgesetzt sind, also an Waldrändern, an freien
Bergabhängeu, wo zugleich der rascheste Wechsel von Licht und
Schatten, Warm und Kalt stattfindet, werden am meisten von Kaupen
und Maikäfern heimgesucht, die Früchte werden fast sämmtlich
von dem Nussbohrer {Balanlnus) angestochen. 2. Die liothbuche
{Fagus) fand ich, so oft das Laub durch einen Maifrost versengt
oder irgendwie empfindlich beschädigt wurde, derart von der Gall-
mücke {Cecidomyia fagi) befallen, dass jedes Blatt mit 1 bis 4 Galleu
besetzt v/ar. Man bemerkte an den gallentragenden Blättern gelbe
Flecke und Kräuselung, auch sonstige VeikrQmmungen der Lamiua,
Jene Blätter aber, welche vom Froste nicht beschädigt waren, er-
schienen gleichmässig grün und ulatt, trugen auch nur ausnahms-
weise da und dort eine Galle. 3. Bei der gemeinen Esche {Fraxinus
esccelsior) bewirkt der Frost sehr häufig eine Verkrümmung und zu-
gleich Verdickung der Biattaclise-, weim man den eutstellten Thoil
derselben der Länge nach öffnet, findet mau regelmässig darin Coci-
96
domyien-Larveu. 4. Eine der häufigsten Wirkungen des Spätfrostes
zeigt sich beim Kirschbaum, bei der Esche, Ulme, dem Hollunder,
Goldribes, Weissdorn etc. in einer Verkrümmung und Randrollung
des Blattes, aber die eingerollte Unterseite desselben beherbergt ge-
wöhnlich Myriaden von Blattläusen.
Würde man auch nicht durch den Augenschein sich überzeugen,
dass es der Frost ist, der solche Missbildungen veranlasst, so würde
schon die so oft gemachte Wahrnehmung, an den verschiedensten
Bäumen ähnliche Blattläuse in Menge gesehen zu haben, ohne dass
eine Verkrümmung oder Kandrollung eingetreten wäre, genügen den
Glauben zu erschüttern, als ob die Deformation des Blattes in
solchen Fällen von Parasiten ausgehen müsste.
An Verbascum Orientale Koch, fand ich unzählige Male bla-
sige Auftreibung (Aufblähimg) des Blüthenkelches mit vermehrtem
Haarfilz, aber bei Lotus cornicidatus L. begegnete ich an mehreren
Stellen derselben Missbilduug des Kelches, doch ohne Behaarung;
und gleichwohl traf ich kleine Fliegenlarven in dem deformirten
Kelche der letzteren Pflanze ebenso gut wie bei Verbascum. Es lässt
sich also mit grosser Wahrscheinlichkeit behaupten, dass bei diesem
vermehrte Behaarung an dem afficirten Organe entsteht, weil sich
schon überhaupt bei Verbascum die Disposition Haare zu bilden,
vorfindet; bei Lotus corniculatus fehlt es der Pflanze an Fähigkeit
Haarfilz hervorzubringen. Würde die Verletzung durch parasitische
lusecten im Stande sein, dem betreffenden Oi'gan diese Fähigkeit zu
ertheilen (wobei wir uns die Verletzung als einen Impuls oder als
eine Anregung zu denken hätten), so würde im vorliegenden Falle
auch der aufgeblähete Kelch bei Lotus filzig behaart sein.
Analog wird es sich mit dem Phytoptocecidium von Thymus
verhalten. Das Auftreten des Haarfilzes ist nur von symptomati-
scher Bedeutung: es zeigt an, dass die Pflanze unter klimatischen
Verhältnissen lebt, unter denen sie sich die Fähigkeit der Haarbildung
angeeignet hat, und es genügt nur ein schwacher Impuls (der durch
die Verletzungen des Phytoptus ausgeübte Reiz) die Trichombildung
thatsächlich zum Vorschein kommen zu lassen. Man denke sich nur
dieselben klimatischen Einflüsse von dauernderer und intensiverer
Wirkung, und die Behaarung würde auch ohne Intervention des Pa-
rasiten, und zwar gleichmässig (nicht als Phyllerium) au den näch-
sten aus Samen sich entwickelnden Generationen hervortreten: es
würde eine varietas hirsuta s. lanuginosa entstehen. Die primäre
Ursache der Haarbildung ist also unter allen Umständen im vorlie-
genden und in zahlreichen anderen Fällen ausserhalb des durch den
Parasiten ausgeübten Reizes zu suchen; sie ist als eine Folge theils
momentan, theils stetig wirkender Potenzen zu betrachten, die aus
klimatischen Verhältnissen entspringen; auch ist sie mit einer
gleichzeitigen Veränderung der Säfte des pflanzlichen Organismus
aufs innigste verknüpft; letztere aber bedingt die Ansiedluug der ent-
sprechenden Parasiten an den afficirten Theileu desselben, welche
ihrerseits dem Forscher einen Fingerzeig geben, ob sich die Pflanze
97
als ludividiium, .,Forni- oder Species im Zustande einer auf Tricho-
mauie beruhenden Umbildung befindet oder nicht.
Nicht jedes Eriueum oder Phyllerium muss daher von Parasiten
erzeugt sein, und selbst ein solches, in dem wir Gallmilben finden,
kann mitunter aus ganz anderen Ursachen (als durch die Infectiou,
bewirkt durch Schmarotzer) entstanden sein. Anders verhält es sich.
mit der Neigung mancher Pflanzen Behaarung anzunehmen (Tricho-
manie), wenn wir die Erscheinung an Topfpflanzen oder an Bäumen
und Sträuchern in den Gärten beobachten. So pflegt z. B. der Berg-
ahorn {Acer Pseudoplatanus) in den Alleen und Parkanlagen der
Städte unterseits behaarte Blätter zu haben und mit Legionen von
Blattläusen (die gleichfalls unterseits daran saugen) behaftet zu
sein. ^)
Weder das Auftreten der Blattläuse, noch die Fähigkeit der
Pflanze Trichome an der Unterseite der Blätter zu bilden, lässt sich
hier durcli klimatische Ursachen erklären. Meines Erachtens hängt
diese Erscheinung mit denjenigen Eeiz Ursachen zusammen, welche
auf einer Uebersättigung des Organismus mit ammoniakalischen
Stoffen und phosphorsauren Salzen beruhen und daher als Folge
einer Degeneration der Pflauzeusäfte zu betrachten sind. Die Blatt-
läuse finden daran ein geeignetes Substrat, aber es ist sehr zweifel-
haft, dass sie bei der Erzeugung der Pubescenz anders mitwirken als
der Phytoptus oder die Cecidomyiden-Larven, wenn überhaupt ein
Impuls zur Haarbildung von ihren Stichen und Verletzungen aus-
gehen sollte.
Graz, den 81. October 1886.
Beiträge zur Kenntniss der Bergalgenüora Böhmens.
Von Dr. Anton Hansgirg in Prag.
(Schluss.)
Die Algenflora der Sandsteinfelsen der Ki'eide-, Steinkohlen-,
Dyas- und Tertiärformation in Böhmen ist wegen ihrer grösseren
Einförmigkeit und ihres geringeren Keichthums an seltenen Algen-
formen für die Algologen weniger anziehend, als die im silurischen
Felsengebiete stellenweise viel reichlicher und mannigfaltiger ent-
wickelte Algenvegetation. Von selteneren, fast ausschliesslich an
feuchten Sandsteinfelsen, insbesondere in höheren Lagen in der eigent-
lichen Bergregion vorkommenden blaugrünen Algen seien hier bloss
folgende namentlich angeführt: Calothrix sabuUcola (A. Br.) Krch.
{Schizosiphon sabuUcola A. Br.), 2. Microcoleiis hyalinus (Ktz.) Krch.
{ScMzotrix hyaUiut Ktz.), 3. Lynybya rufesceiis (Ktz.) Krch. var.
') Im Gebirge und in den Wäldern, fern von den uaenschlicheu Ansied-
lungen habe ich weder Behaarung noch Blattläuse daran gefunden.
98
Leveilleana (Ktz.) nob. {Hyplieothrix Leveilleana Ktz.), 4. Oloeooapsa
sabulosa (Menegb.) Kicb. mit Chroococcus sabulosus (Menegh.) nob.,
5. Gl. montana Ktz. var. flavocmrantia Ktz. Die zuletzt genannte
Qloeocapsa-kxi kommt jedocb, wie auch die folgenden, an feuchten
Sandsteinfelsen vorzugsweise verbreiteten Phycocbromaceeu: G-loeocapsa
quaternata (Breb.) Ktz., Gloeocapsa Paroliniana Bveh. auch als var.
grumosa Breb., Gl. magma (Brei).) Ktz. in verschiedenen Varietäten,
Gl. sanguinea (Ag.) Ktz., Stigonema crnstaceum (Ag.) Krch. [Siro-
siphon crustaceus (Ag.) Rbh. und mehrere andere auch noch im
ürgebirge an feuchten Felsen etc. vor.
Von chloropbyllgrünen Algen, welche ausschliesslich an feuch-
ten Saudsteinfelsen verbreitet sind, habe ich in Böhmen bisher bloss
Acanthococcus acicidiferus Lagsb. var. pulcher nob. und Cosmariuin
hotrytis (Bory) Menegh. var. emarginatum nob. kennen gelernt.
Wenn wir aus der Eegion der Hügel in die Eegion der Berge
und des Hochgebirges übergehen, so finden wir, dass in solchen Ge-
genden, in welchen der Uebergaug allmälig erfolgt, scharfe Grenzen
zwischen den Algenfloren einzelner Eegionen nicht existiren und dass
einzelne charakteristische Vertreter der einen oder der anderen Re-
gion sich nicht selten in die angrenzende Region verpflanzen.
Diejenigen Algenarten, welche die Berg- und Hochgebirgsregion
vor allen anderen bevorzugen, sind meist auf feuchten Felsen, in
Bergbächen, Quellen, Seen und in verschiedeneu anderen stehenden
und fliessenden Gewässern, vorzüglich an deren Kande oder auf im
Wasser untergetauchten Steinen und anderen festen Gegenständen,
auf der Rinde alter Waldbäume, auf feuchten Felsblöcken etc. vor-
zufinden.
An solchen Standorten kommen von den Rhodophyceen folgende
Seltenheiten der Bergregiou Böhmens vor: 1. Lemanea fliadatilis (L.)
Ag., 2. L. annulata (Ktz.) Sirod., 3. L. torulosa (Roth) Sirod.,
4. ßatrachospermiiTn ^noniUferum Roth, zumal als var. pulcherrimum,
Bory und var. confuswn (Hass.) Rbh. {B. confusum Hass.) sowie
var. atrum (Dillv.) Rbh., 5. B. vagum (Roth) Ag., meist als var.
heratophytxmi (Boiy) Sirod. {B. suevorum Ktz.), 6. Chantransia cha-
lyhea Fries in verschiedenen Varietäten, 7. Gh. Hermanni (Roth)
Desv., 8. Ch. pygmaea Ktz., 9. Ch. violacea Ktz., 10. Hilclenbrandtia
rivularis Ag.
Um Wiederholungen zu vermeiden, bemerke ich schon an dieser
Stelle, dass die meistt^n hier angeführten Rhodophyceen auch noch
in die Region des Hochgebirges iiinaufsteigen, was, nebenbei gesagt,
auch von den meisten weiter unten angeführten braunen, blau- und
chlorophyllgrünen Bergalgen gilt.
Von den Phaeophyceen sind für diese Region besonders Lüho-
derma fluviatile Aresch. und Tlydrurus foetidus (Vill,) Krch., wel-
cher daselbst in verschiedenen Varietäten vorkommt, bezeichnend.
Was die Chlorophyceen und Cyanophyceeu (Phycochromaceen)
betrifft, so wäre es uns ohne detaillirte Beschreibung der beiden,
in den höchsten Gebirgen nicht scharf von einander abgegrenzten
99
Algenfloren schwer möglich, hauptsächlich wogen der noch sehr
mangelhaften Kenntuiss von der Verbreitimg der einzelneu Algen-
arten in der Berg- imd Hochgebirgsregiou die einzelnen Kepräsentan-
ten dieser beiden Nachbarregioneu von einander zu trennen, wesshalb
wir auch auf eine Zweitheilung derselben hier lieber verzichtou.
Die Hauptvertreter der chlorophyllgrünen Algen in der Berg- und
Hochgebirgs-Algenflora sind folgende: 1. Prasiola crispa (Lightf.)
Menegh. var. sudetica nob., 2. Ulothrix tenuis Ktz., 3. U. mirahilis
nob., 4. Stigeocloniwn Falklcvndicum Ktz. var. longearticidaUim nob.,
5. Conferva amoena Ktz., 6. Rhizoclonium fluitans Ktz., 7. Clado-
phora dedinata Ktz., 8. Trentepohlia unoinata (Gobi) nob. {Chroo-
lepus tineinatum (johi)^ 9. Tr. abietina [Flot.) Wille., 10. Tr. poUthus
(L.) Wille., auch als var. hovina (Flot.) Rbh. {Chroolepus hovinum
Flot.), 11. Stephanosphaera pluvialis Cohn, 12. Sphaerella pluvialis
(Flot.) Wille., 13. Gylindromonas fontinalis nob., 14. Gloeocystis
rupestrls (Lyngb.) Rbh., 15. Palmella mucosa Ktz., 16. Inoderma
majus nob., 17. Stichoaoccus hacillaris Näg. var. maxhmts nob.,
18. Ürococcus i nsipiis {Ha.ss.) Ktz., 19. Acanthoüoccushlrhis (Reiusch.)
Lagrh., 20. Mesotaenium violascens De By., 21. M. Braunii De By.,
22.3/. chlamydosporum'DeBj., 23. M. Endlicher ian um l^äg.. 24. Cy-
lindrocystis Brehissonii Menegh., auch als var. Jenneri (Ralf.) Krch.
(P. Jenneri Ralfs). 25. Penium ohlongum De By., 26. P. interrup-
tum Breb., 27. Spirotaenia condensata Breb., 28. Closterium obtusum
Breb., 29. C. strigosum Bieb. , 30. Disphynctimn Ralfsii (Ktz.) nob.
CalocyUndrus Ralfsii (Ktz.) Krch., 31. D. minutum (Cleve) nob.
{Penium minutum Cleve), 32. D. pa.langula (Breb.) nob. {CalocyUn-
drus palangida (Breb.) De By., 33. Tetmemorus granidatus (Breb.)
Ralfs, 34. T. minutus De By., 35. Cosmarium ovale Ralfs, 36. C.
punctulatum Breb., 37. C. notabile Breb., 38. Cj^usilum Breb., 39. C.
pulcherrimum'^ordst., 40. C. Brebissonii Menegh., AI. Arthrodesmus
octocornis Ehrb., 42. A. incus (Breb.) Hass. , 43. Micrasterias pa-
piUifera (Ktz.) Ralfs, 44. Staurastrum margaritaceum (Ehrb.) Menegh.,
45. \S. lacve Ralfs, 46. S. pygmaeum Breb., 47. S. hirsutum {Ehrh.)
Breb., 48. S. pungens Breb. 49. S.p>seudofurcigerumB;emsc\i, 50. S.
crenulatum (Näg.) Delp., 51. S. polymorphum Breb.
Viele von den hier verzeichneten meist in der Bergregiou ver-
breiteten Chlorophyceen, zu welchen sich noch viele andere, hier
nicht angeführte, weniger seltene gesellen, steigen jedoch von ihren
Regionen nicht selten in die angrenzende submontane Region herab.
Von den blaugrünen Algen kommen iu der Berg- und in der
Hocljgebirgsregion folgende Arten fast ausschliesslich vor: 1. Stigo-
nema panniforme (Ktz.) Bzi {Sirosiphon panniformis Ktz., 2. S.
compactum (Ktz.) Bzi {Sirosiphon compactus Ktz.), 3. S. crustaceum
(Ag.) Bzi auch als var. brevis (Ktz.) Rbh. {Sirosiphon hrevis Ktz.)
und var. rhizoides (Breb.) nob. {S. rhizoides Breb.), 4. S. ocellatum
(Dillw.) Thr. 5. S. mamilloswn Ag., auch als var. atrovirens (Dillw.) nob.
S. atrovirens{\)\\\Yf.) Kg., 6. ^ S. 1 lor moides ^iz. Mob. {Sirosiphon hor-
moides Ktz.), 7. Scytonema cincinnatum (Ktz.) Thr., 8. Tolypothrix
100
Wimmeri (Hilse) Krch,, 9. Plectonema miraUle (Dillw.) Thr., 10. P.
phormidioides Eob., 11. JDesmonema Dilwynii Berk et Thwait.
Goleodesmium Wrangelii {kg.) Bzi, 12. Calothrix Orslniana (Ktz.),
Thr., 13. *0. intertexta (Grim.), Krch. 14. G. parietina (Näg.) Thr. var.
pluvialis (A. Br.) Thr.? {Mastichonema pluviale A. Br.), 15. Micro-
chaete tenera Tbl'. {Goleosperinum Goeppertianum Krch.), 16. Nostoc
verrucosum Vauch., 17. * MlGrocoleus aurantiacus (Ktz.), uob. (Schizo-
thrix aurantiaca Ktz.), auch als vav. variecolor Ebb., {Schizothrix
variecolor Ebb.), 18. Inactis lacustris (A. Br.) nob. {Hydrocoleuim
lacustre A. Br.) 19. /. heterotricha (Ktz.) Krch., 20. Symploca minuta
(Ag.) Ebb., 21. S.melanocepJiala Ktz., 22. S. Flotowlana Ktz., 23. Ä
Priesii{kg.) Ebb., 24. Lyngbi/a purpurascens {Ktz.) noh. {Leptothriio
purpurascens Ktz.), 25. L. sudetica (Nave) Krch., 26. L. variegata
(Näg.) {Hypheothrix variegata Näg.), 27. L. cataractarum (Ebb.)
nob., {Phormld'umi cataractarum Ebb.), 28. L. Boryana (Ktz.) Krch.
{Phormidium Boryanum Krch.), 29. L. fontlcola (Ktz.) Krch., 30. L.
Menegkiniana (Ktz.) nob. {Phormidium Meneghinianum Ktz.) auch
als var. orassiuscula (Ktz.) Ebb. {Ph. crassiuseuluyn Ktz.), 31. L.
subfusca (Vauch.) nob. {Oscillaria subfusca Vauch.), 32. L. rupestris
(Ag.) nob. {Oscillaria rupestris Ag.), 33. L. nigra (Vauch.) nob.
{Oscillaria nigra YaMCh.'), 34. ^L. Schröter i {Schvöt.) noh. {Oscillaria
hrevis Schrot. '), 35. Synechococcus aeruginosus Näg., 36. S. brunneolus
Ebb., 37. **S. 7najor Schrot., 38. Ghamaesiphon polonicum (Eostaf.),
nob. {Sphaerogoniwn polonicwn Eostaf.), 39. Aphanothece pallida (Ktz.)
Ebb., 40. Oncobyrsa rivularis (Menegli.) Ebb., 41. JCenococcus Ker-
neri *) nob., 42. Gloeocapsa nigrescens Näg., 43. Gl. livida (Carm.)
Ktz., 44. Gl. nigra (Menegb.) Grün., 45. Ghroococcus montanus nob.,
46. Ghr. fuscoater (Ktz.) Rbh.
Nur verbältuissmässig wenige von diesen bis in die höchsten
Gebirgslagen hinaufsteigendeu Cyanophyceenund Chloropbyceen treten
auch noch ausnahmsweise in tieferen Eegioneu auf, so z. B. Micro-
chaete tenera, Aphanothece pallida, Palniella mucosa, Stichococcua
bacillaris, var. maximus, Inoderma majus, Glosteriutn obtusum, Tet-
memorus Brebissonii u. a.
Folgende Algenarten sind bisher bloss in höheren und höchsten
Lagen des Eiesengebirges beobachtet worden^): ^Lemanea sudetica,
*) Da sclion früher vonKützing eine andere Oscillaria brevis (Lyngbya
hrevis [Ktz.] nob.) beschrieben wurde, so habe ich den Namen der von Schrö.ter
im Riesengebirge viel später entdeckten Oscillaria brevis in Lyngbya {Oscil-
laria) Schröteri umgewandelt.
") Diese zu Ehren des Herrn Hofrathes Prof. Dr. R. v. Kern er in Wien
benannte neue blaugrüne Alge wird mit einigen anderen neuen Algenarten etc.
vom Verf. bald in einer grösseren Schrift beschrieben und abgebildet werden.
') Die Algenflora dieser Region ist weniger durch das Auftreten von
besonderen Algenformen als vielmehr durch das Fehlen der meisten in der
Ebene und im Hügelterrain verbreiteten Algen charakterisirt. Die Vertreter
der Allerwelts-Algenflora kommen in höheren Lagen des Riesengebirges bloss
in der nächsten Nähe der Menschenwohnungen und zwar nur in beschränkter
Artenanzahl vor.
101
Stlgonema alpinum (Ktz.) Krch., *Nostoc coUiman Ktz. (incl. N.
sudeticum Ktz.), *Calothrix intertexta, "^Lynghiia Schröteri, *St/ne-
chococcus major, *Gloeocapsa purpurea Ktz., *Cosmariuni smolan-
diciini Luüd. var. angidosmn Krch., *0. venustum Ebli., *C. crena-
tum Kalfs., C. margaritiferum (Turp.) Menegh. var. incisum Krch.,
C. caelatum Breb. , * Staurastruni muricatum Breb., *S. pileolatum^
Breb., *S. dejectum Breb. var. sudeticum Krch., * Micrasterias Jen-
ner i Kalfs.
Ausser diesen dem Kieseugebirge, wie es scheint, ausschliesslich
eigenen Algenarten, von welchen ich die mit * bisher selbst noch
nicht gesammelt habe, sind auch Ulothrix tnirahilis und Prasiola
crispa var. sudetica bisher bloss innerhalb des Kiesengebirges ver-
breitet von mir angetroffen worden.
Doch möchte ich auf Grund meiner sonstigen algologischen
Beobachtungen selbst diese Algenformen, welche von Kirchner*)
und Schröter-) nebst einigen anderen Algenarten , welche ich auch
ausserhalb des Riesengebirges in Böhmen aufgefunden habe, als dem
Kiesengebirge (Hochgebirge) ausschliesslich eigen declarirt werden, nicht
für ausschliesslich sudetisch erklären. Ob in dem Hochgebirge (Riesen-
gebirge) Böhmens auch endemische Algenarten oder eingewanderte
das sudetische Gebiet jedoch nicht überschreitende Algen, vorkommen
(was ich für unwahrscheinlich halte) oder nicht, darüber werden uns
erst weitere algologische Forschungen in diesem von den Algologen
noch ziemlich vernachlässigten Theile Böhmens belehren.
Flora des Etna.
Von Prof. P. Gabriel Strobl.
(Fortsetzung.)
1310. Medicago arahica (L.) All. fl. ped. I 315 maculata W. Guss.
*Syn. et Herb.!, Rchb. D.Fl. 671! Pflanze schlaff, Stengel, Blatt-
und Blütheustiele spärUch abstehend spinnwebig -flaumig (= var.
püosimcula Lev.), selten fast kahl; Blätter sehr lang gestielt. Blätt-
chen gross, verkehrt-herz- oder eiförmig, in der Blattmitte oft mit
einem schwarzen Flecke; Nebenblätter breit, halbpfeilförmig , tief
gezähnt; Blüthenstiele 2 — 4blüthig, viel kürzer, als die Blätter,
Hülsen ähnlich denen der lappacea, aber auf den Flächen weisslich und
fast uerveulos; die grünen Dornen der Aussennaht fast so laug, als
der Querdurchmesser der Hülsen, gekrümrat und wirr durcheinander
geflochten; dadurch erinnert sie an tentacidata, von der sie sich
durch beiderseits tief gefurchte, niemals verdickte Dornen, breitere,
als hohe, ganz kahle Hülsen etc. leicht unterscheidet. Auf krautigen
') „Kryptogamen-Flora von Schlesien: Algen", 1878 p. 14.
') „Neue Beiträge zur Algenkunde Schlesiens", Jahresber. der schles.
Gesellsch. f. vaterl. Cultur. 1883 p. 188.
102
Plätzen und unter Saaten Sicilieus stellenweise, auch um Catania
(Cosentini in Guss. Syn. et Herb.!). April, Mai O-
1311. Med. recta (Desf. fl. atl. II 212 als poh/morpha H. recta)
Guss. Syn. et Herb.!, minima b) mollissima W. Lge. III 388, vix
Koch, mollissima und graeca Presl fl. sie, hirsuta '"''Raf. I, non All.,
denn diese ist = 7wmM??a(L.) Lam. Unterscheidet sich von der nächst
verwandten minima sehr leicht durch bedeutend grössere Hülsen
und Stacheln, die den Durchmesser übertreffen, ferner durch die
kurzen, niemals Blattlänge erreichenden, meist 1-, selten 2blüthigen
Blüthenstiele (die von ininima sind meist 4blüthig und überragen
die Blätter bedeutend); auch die Behaarung der recta ist gewöhn-
lich viel dichter wollig seidig. Durch die genannten Eigenschaften
der Blüthenstiele, sowie durch die Fruchtgrösse (sammt den Sta-
cheln = 8 — 1 1 Mm. Durchmesser) ist sie auch von minima ß. lon-
giseta DC, W. Lge,, deren Durchmesser höchstens 6 Mm. erreicht,
constant verschieden. Am besten als südliche Parallelform der
7ninima aufzufassen, denn in Sicilien scheint ausschliesslich recta
vorzukommen; auch in Algier, Griechenland und Südspauien (leg.
Fritze!) findet sie sich; minima reicht nur bis Neapel, wo beide
Verbreitungsbezirke sich berühren! Eine eigenthümliche Varietät,
die ich recta var. angustifolia nenne, sammelten Porta und
Rigo am Monte Gargano in Apulien; Blüthenstiele und Frucht-
grösse wie bei der Normalform , aber die Blättchen sehr schmal,
linealkeilig, bei 7 Mm. Länge höchstens 2 Mm. breit, nur an der
Spitze 3— 4zähnig; Behaarung grössteutheils abstehend dicht drüsig-
zottig, auf den Blattseiten und Hauptstengeln aber angedrückt-
seidigflaumig. — An Mauein, Wegrändern, auf Lavaströmen und stei-
nigen Abhängen bis 4000' häufig: Um Catania, Nicolosi(! , Herb. Tom, !),
in der Ebene des Simeto bis zum Meere überall zerstreut, um Aderno,
Bronte, gegen den Bosco Maletto hinauf etc. März — Mai O-
1312. Med. Tenoreana DC. Pr. II 180, Guss. Syn, et *Herb.!
Kurz und ziemlich spärlich zottigflaumig; Blätter kurzgestielt, un-
tere Blättchen verkehrt-herz-, obere rhombisch verkehrt-eiförmig;
Nebenblätter eiförmig-lanzettlich, fast ganzraudig; Blüthenstiele 1 — 2-
blüthig, etwas kürzer, als die Blätter; Hülsen kurz cyliudrisch, circa
6 — 7 Mm. hoch, 6 Mm. breit, glänzend grünbraun mit 4 — 5 lockeren
Spiren, beiderseits flach, sparsam nervig; Aussennaht ganz flach,
furchenlos, beiderseits mit etwa 2 Mm. langen, tief zweifurchigen,
zweireihig angedrückten, borstenartigen Dornen, welche die Zwischen-
räume der Ausseunähte zierlich gitterartig überdecken ; schon dadurch
von allen verwandten leicht unterscheidbar, — Auf sonnigen, krautigen
Hügeln der Nebroden, um Palermo etc.! ziemlich häufig, um Catania
bisher nur von Cosentini (Herb. Guss.!) gesammelt. April, Mai O-
1313. Med. ciliaris (L, sp, pl. 1099)'W,, Guss. Syn. et Herb.!
Rchb, D, Fl, 66 III!, intertexta *Raf. I, glohosa Pres! del. präg.,
Sehr ausgezeichnet durch kugelig ovale, beiderseits convexe, 15 Mm.
und darüber hohe, über 10 Mm. breite, von gegliederten, meist
drüsigen Haaren zottifjo und auf der Aussennaht mit 2 Reihen
103
gerader, 2 — 3 Mm. lauger, zweifurchiger, abstehender oder ange-
drückter Stacheln besetzte Hülsen; Pflanze sonst fast kahl, Blätter
mit ziemlich lang gestielten Mittelblättchen, Nebenblätter kammförmig
gewimpert, ßlütheustiele kaum von Blattläugc, 1— 4blüthig, Blüthen
ziemlich gross, Samen länglich. — Auf krautigen Abhängen, sumpfi-
gen Fluren und in Saatfeldern der Ebene des Simeto überall sehr
gemein, seltener um Catania und Nicolosi bis 2600'! April — Juni O-
1314. Med. intertexta (L) Grtn., Eclünus DC, Guss. S}^. et
Herb.! ^-'Raf. I. Ganz wie vorige in Wuchs, Kahlheit, Blättern,
Nebenblättern und Grösse der Hülsen; aber letztere sind ganz kahl,
die Dornen gekrümmt, über 4 Mm. lang, augedrückt und wirr durch-
einander geflochten; die Samen fast niereuförmig; intertcrla W. sp.
pl. III 1401 besitzt flaumige Dornen und gehört daher wohl eher zu
cüiaris. Unter Saaten und auf krautigen Abhängen Siciliens nicht
selten, aus dem Gebiete jedoch bisher nur von Raf. augegeben.
April — Juni O-
1315. Melilotus italica Dsr. dict., Guss. Syu. et Herb.! Rchb.
D. Fl. 58 IV, V! Annuell, kahl, Stengel robust, aufrecht, mit auf-
rechten oder aufsteigenden Aesten; Blättchen gross, verkehrtei- oder
fast kreisförmig, ganzrandig oder au der Spitze gezähnelt; Traube
länger als das Blatt, Blüthen goldgelb, 6 — 8 Mm. lang; Hülsen
3"5 — 4 Mm. im Durchmesser, verkehrteiförmigkugelig, stumpf, hän-
gend, kahl, unregelmässig tief grubig runzelig. Neapolitana Ten.
imterscheidet sich leicht durch schlanken Habitus, bedeutend kleinere
uud schmälere Blätter, kleinere (4 — 5 Mm.), bleichere Blüthen, lockere
Trauben, viel schwächer und sparsamer grubig runzelige, in den
Griffel zugespitzte, endlich aufrechte, bedeutend kleinere, kugelige
Früchte. Beide Arten wurden in der Nähe unseres Gebietes mehr-
fach beobachtet, so z. B. von mir sogar um Taormiua, dürften daher
demselben nicht fremd sein. April, Mai. O.
1316. M. parviflora Dsf. Fl. atl. II, 192. *Bert. Fl. it., *Guss.
Syn. et *Herb.! Rchb. D. Fl. Taf. 76! Ebenfalls annuell mit schlan-
kem Habitus, schmalen, länglich linearen, oberen Blättern, grubig
runzeligen Hülsen, aber von neap. verschieden durch ziemlich dicht-
und reichblüthige Aehrentrauben, höchstens 2 Mm. lange Blüthen
und Hülsen, letztere oval oder verkehrteiförmig, stets hängend, sehr
seicht gerunzelt und an der Spitze abgerundet." Auf feuchten, krau-
tigen Stellen nahe dem Meere nicht selten: Aus Catania von Co-
sentini erhalten (Bort., Guss. 1. c), Villarascosa (Herb. Torn. et
Tor nah. in Herb. Guss.!), um Catania überall, Acicastello (Herb.
Torn.!), in der Arena! April, Mai. O-
1317. M. sulcata Desf. Fl. atl. II, 193, *Bert. Fl. it., Guss.
Syn. et Herb.!, Rchb. D. Fl. 74 III! Annuell, aufrecht oder auf-
steigend, etwas flaumig; Blättchen scharf gesägt, unterseits seegrün,
die unteren verkehrteiförmig, die oberen keilig bis fast linear; Trau-
ben über blattlang, reich- aber ziemlich lockerblüthig; Hülsen kahl,
kugelig-verkehrteiförmig, abgerundet, hängend, etwas von einander
104
entfernt, regelmässig erhaben bogenstreifig, Streifen schmäler als die
Zwischenräume; Durchmesser der Hülsen = 3 Mm. In Saatfeldern,
auf trockenen, krautigen Hügeln und wüsten Plätzen bis 2000': Aus
Catania von Cosentiui erhalten (Bert.), in der Ebene des Simeto
äusserst gemein (!, Herb. Reyer!), um Oguina, Misterbianco, S. Ana-
stasia, Bronte! März — Mai. O-
1318. M. compacta Salzm. Guss. '"'Syn. et Herb.!, Tod. Fl. sie.
exsicc. Nr. 1255!, sulcata var. major Camb. Fl. Bai., W. Lge. III,
375. Von sulcata nur verschieden durch breitere, verkehrteiförmige
oder verkehrteiförmigkeilige (niemals lineare oder linearkeilige) obere
Blätter, geschindelte Blüthen- und Fruchttrauben; Blüthen und
Früchte gewöhnlich etwas grösser (bis 4 Mm.), Auf feuchten, krau-
tigen Stellen nahe dem Meere mit der vorigen, aber viel seltener:
Um Catania (Guss. Syn., Herb. Tornab. !), an Gräben in der Ebene
des Simeto! April, Mai. O-
1319. M. infesta Guss. Syn. et *Herb. !, Tod. Fl. sie. exsicc.
Nr. 247! Von den zwei vorigen leicht unterscheidbar durch robu-
steren, höheren, röhrigen Stengel, grössere Blätter, reichere, längere,
ziemlich lockere Trauben, nochmals so grosse Blüthen (6—8 Mm.),
dickere, bedeutend grössere (ca. 5 Mm. lange, 4 Mm. breite) Hülsen
mit ziemlich unregelmässigen und von einander weiter entfernten,
sehr erhabenen Bogenleisten. Erinnert habituell stark an italka. —
In Gärten, Saatfeldern und auf krautigen Hügeln häufig: Catania
(!, Herb. Torn.!, Tornab. in Herb. Guss.!), in der Ebene des Si-
meto weit verbreitet! April, Mai. O-
1320. M. messanensis (L.) Desf. Fl. atl. II, 192, Presl Fl. sie,
■""Raf. I, *Bert. Fl. it., Guss. *Syn. et *Herb.! Tod. Fl. sie. exsicc,
Reichb. D. Fl. 74, I, II! Ausgezeichnet durch robusten Wuchs, fast
sitzende, meist 5 — 12blüthige Trauben, ca. 5 — 6 Mm. lange, 4 Mm.
breite, hängende oder horizontal abstehende, schief ovale, beiderseits
spitze, sehr dicht und erhaben bogenleistige Hülsen. — Auf feuchten
Strandwiesen Siciliens an vielen Orten, auch im Gebiete: Aus Ca-
tania von Cosentini erhalten (Bert., Guss. 1. c), sehr gemein auf
feuchten, lehmigen Fluren der Ebene des Simeto und besonders auf
grasigen Abhängen gegen das Meer zu stellenweise wie cultivirt!
März— Mai. O-
1321. Trifolium pratense L. Guss. *Syn. et *Herb.!, *Cat. Cosent.
Variirt a. genuinum: Ziemlich kahl und hoch, Stengel aufrecht oder
aufstrebend, Blüthen rosenroth. ß. seynipurpureum m. = var. flavi-
cans Guss. Syn. et Herb.!, Tod. Fl. sie. exsicc. Nr. 393!, non DC.
Prodr. II, 195 (denn die Pflanze DC.'s ist eine zottige, grossköpfige
Alpenvarietät mit gelblichen Blüthen und dürfte daher = T. nivale
Sieb., prat. var. nivale Reichb. D. Fl. 83 III sein). Stengel nieder-
liegend, rasig, niedrig, sammt den Blattstielen stark abstehend flau-
mig rauhhaarig, Köpfchen und Blätter kleiner; Blüthen gelblich, an
der Spitze intensiv purpurn, selten ganz gelblich. Hochgebirgsvarie-
tät Siciliens. Auf Weideplätzen, steinig-krautigen Abhängen und in
105
lichten Wäldern (2500—7000'), die Normalform ziemlich selten:
Wälder des Etna (Guss. S.yu.) im Valle del Trifodietto (Hiv. in
Herb. Guss.!), Monte Zio (Herb. Tom.!); die Varietät wiegt weitaus
vor, z. B. durch die ganze Waldregion oberhalb Nicolosi und San
Nicola, im Valle Calanna und Val del Bove, im Bosco Maletto ober-
halb Bronte! Mai— Juli. 7\..
1322. Trif. flavescens Tin. pug. (1817), Guss. Syn. et*Herb.!,
Tod. Fl. sie. exsicc. Nr. 389!, pallidum Presl Fl. sie, *Bert. Fl. it.,
p. p., non W. K. Lässt sich von meinen Bauater Exemplaren und
der Abbildung Keichb.'s D. Fl. 83 III des palUclmn W. K. mit
Mühe durch etwas längere (4 — 5 Mm., nicht 3 Mm.), schmälere,
nicht durchaus kurzgewimperte, sondern am Grunde meist fast kahle
und deutlicher fünfnervige, an der Spitze aber lauggewimperte Kelch-
zähne von doppelter Länge der Kelchröhre unterscheiden; sonst ganz
identisch. Nach Guss. Syn. unterscheidet sich j^all- durch kurzge-
stielte Köpfchen, zweisamige Hülsen und inwendig hervorspringenden
Kelchsaum; allein ich sehe bei beiden die Köpfchen gleich sitzend,
den callösen, behaarten, inneren Kelchsaum, sowie Hülsen und Ha-
bitus gleich gestaltet; venetiauische Exemplare vermitteln den Ueber-
gang auch in der Länge und Behaarung der Kelchzähne, daher ßav.
nur als Race des palUd. betrachtet werden kann. Von prat. sind
beide verschieden durch stets gestielte oberste Blätter, stets einzelne
Köpfchen, durch Kelchzähne, welche einander ziemlich gleich laug,
1^2 — 2mal länger, als die Röhre und zur Fruchtzeit an der Basis
deutlich fünfnervig sind, durch Kelche, welche die Hälfte der Krone
etwas überragen, weisse Kronen und lange, abstehende Behaarung
der Stengel und Blattstiele. — In Hainen, Waldlichtungen und an
grasigen Bergabhängen zerstreut: Aus Catania von Cosentini er-
halten (Bert.), S. Giovanni bei Giarre, in den Klausen bei Ogniua
(Herb. Guss.!), in der Waldregion oberhalb Nicolosi! Mai, Juni. O
und 0.
1323. Trif.Cherleri L. *Raf. I, Guss. Syn. et *Herb.!, *Torn.
geogr. Am Meerstrande, auf Feldern, Weiden, sandiggrasigen Ab-
hängen bis 2500' sehr häufig: Am Meere bei Catania (Biv. in Herb.
Guss.!, Herb. Torn.!), Zaffaraua (Herb. Torn.!), Misterbiauco, Torre-
grifo, Acicastello, in der Ebene des Simeto, von Nicolosi zur Serra-
pizzuta! März — Mai. O-
1324. Trif. stellatum L. *Bert. Fl. it., Guss. Syn. et Herb.!
Auf Lavaströmen, buschiggrasigen Abhängen, trockenen Feldern und
Weideplätzen bis 3500' sehr verbreitet: Aus Catania von Cosentini
erhalten (Bert.), um Catania überall, Zaffaraua, Nicolosi (!, Herb.
Torn.!), gegen Ognina und Acicastello (Herb. Reyer!), von Catania bis
in die Wälder oberhalb Nicolosi, z. B. im Bosco Rinazzi, auf der
Serrapizzuta ! April, Mai. Q-
(Fortsetzung folgt.)
106
Literaturberichte.
Beck Dr. G. Versuch einer Gliedernng- des Formeiikreises der Caltha
palustris L. Sep.-Abdr. aus den Verh. der k. k. zool.-botan. Gesellsch.
Band XXXVI, pag. 347. 6 pag.
Die vorliegende Zusammenstellung enthält eine übersichtliclie
Gruppirung der bisher beschriebenen unter dem CoUectivnamen Caltha
palustris L. zusammengefassten Species, ohne den Zweck zu verfol-
gen, die einzelnen derselben kritisch zu prüfen. Nach dem Verf. zer-
fällt die Gattung Caltha in zwei Gruppen, deren erste die Arten
mit lang- und allmälig geschnäbelten, letztere jene mit plötzlich in
einen kurzen Schnabel übergehenden Balgkapseln umfasst. In die
erste Gruppe gehört C. cornuta S. N. K., zu der Verf. 0. latifolia
S. N. K. als Varietät stellt und C. longirostris Beck („Folliculi in
rostrum longissimum [5 Mm. lg.] attenuati "). Zur zwei-
ten Gruppe zählt C. laeta S. N. K. mit den Varietäten truncata
Beck und alpestris S. N. K., ferner C. alba Jacq., endlich C. palu-
stris L. (em). Als 0. palustris L. fasst Verf. jene Art auf, die in
Europa weit verbreitet, auch in Niederösterreich in der Ebene und
Bergregion häufig ist und mit C. vulgaris S. N. K., C. intermedia
S. N. k., C. ßcariaeformis Schm. etc. übereinstimmt. Zur C. pa-
lustris werden folgende Formen als Varietäten gezogen: C. integer-
rima Pusch., C. parnassifolia Kaf., C. minor Miller, C. asarifolia
D. C, 0. membranacea Tuicz., C. radicans Forst. Den Schluss bil-
det eine Aufzählung von wenig bekannten oder auszuscheidenden
Arten. Wettstein.
Schiflfner Dr. V. lieber Verbascnm-Hybriden nud einige neue Bastarde
des Verhascnm jnjramidatunu — Bibliotheca botanica, herausgege-
ben von Dr. Oscar Ühlworm und Dr. F. H. Haenlein. Heft, III. Cassel
1881, 16 pag. 2 Tafeln. 4».
Verf. beschreibt in vorliegender Abhandlung einige neue im
botanischen Garten der Prager Universität spontan entstandene Ver-
&«S6'Mm-Bastarde; es sind öXq^V. pyramidatum'X,phoenicemn, V-py-
ram^idatum x nigrum, V. phlomoides X perpyram,idatum,. V. pi/rami-
datumX perphlomoides. Des Vergleiches halber werden auch ausführ-
liche Diagnosen des V. pyramidatum M. B., F. phoeniceum L., F.
nigrum L. und F. phlomoides L. gegeben. Die Auffindung dieser
neuen Bastarde bestätigt neuerdings dis Thatsache, dass gerade die
Arten der Gattung Verbascum zur Hybridation neigen und vermehrt
die grosse Zahl der aus dieser Gattung bekannten (cca. 100) Ba-
starde. Alle diese Hybriden sind schon desshalb interessant, da ihre
Stammeltern ganz verschiedenen Sectioneu der Gattung Verbascum
angehören. Sie sind stets steril, mit Ausnahme des F. pyramidatum
>ii phoeniceum, welche reife Kapseln entwickelte. Die zwei Tafeln
(nebenbei bemerkt, wie alle Tafeln der „Bibliotheca botanica" in
musterhafter Ausführung) steilen Theile der beschriebenen Pflan-
zen dar. Wettstein.
107
Kecaeil des Memoires et des travaax pnbl. p. 1. Sociale botanique du
Graud I>uche de Luxembourg. Nr. XI. 1885 — 86. Luxemburg 1886. 132
pag. 29 Taf. 1 Photogr.
Dieser neueste Band der Sclinften der botanischen Gesellschaft
für das Grossherzogtbum Luxemburg enthält eine Reihe botanischer
Aufsätze. Zunächst einen Bericht über im Jahre 1884—85 ausge-
führte Gesellschaftsexcursioneu, als deren wichtigstes Resultat sich
die Auffindung folgender für das Gebiet neuer Pflanzen herausstellt:
Cicuta virosa L., Muscari Botryoides Mill., Thesium intennedimn
Schrad., Utricularia 'minor L., Salix spec. nov., Epilohiuin utnhro-
siim Wagn. (spec. nov.), Plantago arenaria W. K., Ci/perus fuscus
L., Care.v ventricosa Gurt. — Hieran schliesst sich eine Biographie
G. Weckbecker's mit einer Photographie. — Den grössten Theil
des Bandes nimmt eine Bearbeitung der Farne des Grossherzog-
thums Luxemburg von M. Thill ein. Diese monographische Bearbei-
tung umfasst einen allgemeinen, der Anatomie und Morphologie der
Farne gewidmeten Theil und einen speciellen mit französischen Dia-
gnosen. Für den localen Gebrauch dürfte diese Bearbeitung gewiss
von Werth sein, w^esentlicb neues enthält sie nicht. Die beigegebenen
29 Tafeln stellen die besprochenen Arten dar, viele der Abbildungen
sind sehr gut, manche jedoch auch verfehlt, als solche nenne ich
Taf. VII {Ceterach), Taf. XIX {Oistopteris) u. a. — Der nächste
Aufsatz von E. Fischer: „Plantes phanerog. nouvelles ou rares de
la flore Luxembourgeoise" enthält eine Besprechung der in früheren
Jahren (Reo. 1880—82, pag. 116) als neu für das Gebiet aufgefun-
denen Pflanzen, bildet daher einen Nachtrag zur Flora des Gross-
herzogthums. — L. S. C. Fontaine behandelt in einer Aveiteren
Abhandlung die Frage, ob Asplenium Germanicum Weis eine selbst-
ständige Art oder ein Bastard aus A. septentriomde Sw. und A. Tri-
chomanes L. (Crepin, Vos) oder eine Varietät von A. Ruta Miiraria
L. (Wagner u. a.) darstellt. Auf Grund zahlreicher Beobachtungen
und theoretischer Erwägungen entscheidet sich der Veif. für die
erste dieser Anschauungen. Was er hiebei über die Artrechte des
A. Seelosii Legb. und A. viride Huds. sagt, entbehrt wohl jeder
Berechtigung. — Von demselben Verfasser stammt ein Aufsatz:
Notice sur les fougeres de la flore de Luxembourge. Derselbe ent-
hält eine Aufzählung der von M. Reisen in den Ardennen gesam-
melten Farne. — Schliesslich mag noch ein Aufsatz von F. und H.
Wirtgen über die Auffindung der Carex ventricosa Curt. in der
Rheinprovinz hervorgehoben werden. C. v. fand sich bei Echternach,
nunmehr dem zweiten Standorte in Deutschland (Kastenwald bei
Neu-Breisach). Wettsteiu.
Dietz A. Dr. Die Blütheu- und Fruchteutwicklii!i§r bei der Gattnug
Typha mid Sparfftnihim. Vorl. Mitth. Sep.-Abdr. aus Terineszetrajzi
füzetek. Vol. X. P. t. p. 204-261. (1886.)
In gedrängter Kürze werden die Resultate einer grösseren, vom
Verf. für die Schriften der k. ung. naturw. Gesellschaft in Budapest
l)e,stimmten Abhaudluug ü])cr den gonanntt.ai Gegenstand angegeben.
108
Untersuclit wurde die Entwicklungsgeschichte der Blüthen von Typha
latifolia und angustifolia einerseits, von Sparganmin ramosntn ander-
seits und ergaben sich hiebei zwischen den beiden Gattungen grosse
Unterschiede. Die Mittheiluug ist so kurz gehalten, dass es nicht
möglich ist, im Kahmen eines Referates aus ihr das wesentlichste
herauszugreifen, übrigens gedenkt Eef. nach dem Erscheinen der
Gesammtabhandlung darauf eingehend zurückzukommen. Aus den
Untersuchungen des Verfassers ergibt sich als Endresultat, dass die
Blüthen von Typha und Sparganium entwicklungsgeschichtlich so
sehr von einander abweichen, dass die Einreihung der beiden Gat-
tungen in zwei verschiedene Familien angezeigt erschiene. Wettstein.
Flornle Bi-yologi(iue ou Gruide dn Botaniste au Mont-Blanc. — 2"° Partie
des Cryptogames ou Muscinees des Alpes Penniiies par Venance Payot.
Genfeve. Henry Trembley. 1886.
Der Verfasser dieser Enumeratio hat sich die Erforschung des
Mont-Blanc und der Penninischen Alpen zu seiner Lebensaufgabe
gesetzt und verfolgt dieselbe seit mehr als 40 Jahren mit unge-
brochener Kraft. Es ist auch bereits eine ganze Reihe von Arbeiten
erschienen, welche für die Gründlichkeit und Vielseitigkeit Payot's
ein glänzendes Zeugniss abgeben. Derselbe hat nämlich nicht nur
die botanischen, sondern auch die geologischen, meteorologischen und
glacialen Verhältnisse der Mont-Blanc-Gruppe in den Kreis seiner
Untersuchungen gezogen. Was speciell den botanischen Theil seiner
Arbeiten anbelangt, so untersuchte er zuerst die Phauerogamen, dann
die Gefässkryptogameu , nebenbei auch Lichenen und Diatomeen.
Gegenwärtig liegt uns eine Aufzählung der von ihm aufgefundenen
Laubmoose vor. Dieselbe umfasst — die Varietäten nicht mitgerech-
net — 425 Species; dazu kommen noch 8 sp. Andrea, 10 Syha-
gnen und 12 diverse als Nachtrag. Man wird über diese grosse
Anzahl der Laubmoose, namentlich in Anbetracht des engen Gebie-
tes, nicht wenig erstaunt sein. Denn die genannte Ziffer steht hinter
der Totalsumme der in Deutschland überhaupt vorkommenden Laub-
moose nur wenig zurück. Dieses Erstaunen wird sich jedoch vermin-
dern, wenn man bedenkt, dass die Moose im Allgemeinen weniger
streng an gewisse Bodenhöhen gebunden sind und dass namentlich
die Moorbewohner ebenso gut auf den Hochmooren der Alpen, wie
in den Tiefmooren Norddeutschlands gedeihen. Auch besteht wahr-
scheinlich der grösste Theil der deutschen Moosflora aus Fremdlingen,
welche zur Eiszeit von Norden her zu uns eingewandert sind. Wenn diese
Annahme richtig ist, dann können wir auch leicht verstehen, dass
die Gletschercomplexe des Mont-Blanc für die Entwicklung der Moos-
flora ein besonders günstiges Terrain abgeben. In Bezug auf das
oben Gesagte ist auch eine Beobachtung Payot's im hohen Grade
interessant. Er fand nämlich, dass viele Moose, welche sonst nur
äusserst selten mit Früchten gefunden werden, wie z. B. die Di-
cranella squarrosa auf dem Mont-Blanc sehr reichlich fructificiren,
aber immer nur unter dem Schnee. Sämmtliche von Payot
109
gesammelten Moose wm-den von W. P. Schi m per controlirt, der
auch den Monographen des Mout-Blauc dadurch ehrte, dass er nach
ihm ein Bryum Br. Payotii nannte. Die Controle Schimper's er-
höht den Werth der hesprochenen Enumeratio bedeutend und macht
dieselbe zu einer wichtigen Quelle für die Kenntniss der geographi-
schen Verbreitung der Moose überhaupt. Hugo Zukal.
Herbariaiu für Schüler. Zusammengestellt von Prof. Jos. Mik. Verlag von
A. Pichler's Witwe & Sohn in Wien. Preis fl. 1'80.
Da ein zweckmässig eingerichtetes Herbarium den botanischen
Unterricht nicht nur wesentlich unterstützt, sondern das Erlernte
auch zum bleibenden Wissen macht, müssen wir Mik's „Herbarium
für Schüler" als vorzüglichsten Unterrichtsbehelf willkommen heissen.
Je mehr sich der Schüler aber bei der Anlegung einer Pflanzen-
sammlung selbst bethätigt, desto grösser und bleibender sind auch
die Erfahrungen auf floristischem Gebiete. Um ihm hiebei die Mühe
zu erleichtern und die Möglichkeit zu bieten, die Einordnung der
gesammelten und sorgfältig präparirten Pflanzen nach dem „natür-
lichen System" selbst vornehmen zu können, ist jede der beigege-
benen gedruckten Etiquetten mit einer Nummer versehen, die mit
der Nummer jenes Einlagsbogens correspondirt, welcher bestimmt
ist, die auf Halbbogen mit Papierstreifchen befestigten Pflanzen der-
selben Ordnung aufzunehmen. Bei sorgfältiger, verständiger Behand-
lung seitens des Schülers wird das angestrebte Ziel leicht erreicht
werden, wodurch die grossen Vorzüge dieses wichtigen Lehrmittels
am besten zur Geltung kommen. J.
Bibliothek der gesammten Naturwissenschaften, herausgegeben von Dr.
Otto Dammer. Lieferung II. Verlag von Otto Weisert in Stuttgart.
Die uns soeben zugekommene zweite Lieferung dieses treff-
lichen und zeitgemässen Werkes erfüllt im vollsten Masse die Er-
wartungen, welche die erste Lieferung in uns erweckte. Jedenfalls
müssen wir ein Unternehmen, das des lebhaftesten Entgegenkommens
von Seiten des Publikums vollkommen werth ist, freudig begrüssen,
und uns vorbehalten, den später zur Behandlung kommenden bota-
nischen Theil einer eingehenden Besprechung zu unterziehen. J.
Der Schnlg-arten. Illustrirte Zeitschrift für das gesammte Schulgartenwesen,
herausgegeben unter der Eedaction von Franz Langauer, Bürgerschul-
lehrer. 11. Jahrgang. Wien 1887. Verlag von A. Pichler's Witwe & Sohn
in Wien.
Der „Schulgarten", der in jeder Beziehung bestrebt ist, die
Errichtung und Pflege der Schulgärten durch geeignete Kathschläge
zu fördern und auf den hohen Werth derselben für die gesammte
Erziehung des Landvolkes aufmerksam zu machen, hat sich in sei-
nem zweiten Jahrgange zur Aufgabe gemacht, der Errichtung der
landwirthschaftlichen Fortbildungsschulen Bahn zu brechen. Da ein
zweckentsprechender Unterricht in denselben ohne einen Schulgarten
Oesterr. botan. Zeitschrift. 3. Heft 1887. 9
110
taum gedacht werden kann, so ergeht desshalb auch die Bitte um
thatkräftigste Unterstützung an alle landwirtbschaftlichen Vereini-
gungen, in deren Interesse es ja liegt, dass eine auch für den land-
wirthschaftlichen Fortschritt empfängliche Generation herangezogen
werde. In erster Linie hiezu berufen ist die, die Schulgärten leitende
Lehrerschaft, unter welcher wir dem „Schulgarten" die weiteste Ver-
breitung wünschen zum Wohle unserer Boden- und Glartencultur
treibenden Landbevölkerung. J.
Zeitschrift für Naturwissenscliaften. Halle a. d. S. 1886. 4. Folge. S.Band.
3. Heft.
Die Botanik ist in diesem Hefte durch nachstehende Abhand-
hmg würdig vertreten: Windisch Paul, „Beiträge zur Kenutniss
der Tertiär-Flora von Island". Als Materiale zu den in dieser Arbeit
veröffentlichten Beobachtungen diente dem Verf. eine Anzahl im
Besitze des Leipziger botanischen Museums befindlicher fossiler
Pflanzenreste, die Dr. C. W. Schmidt auf seiner mit Dr. Keilhak im
Jahre 1883 nach Island unternommenen geologischen Keise gesammelt
hatte. Aus der vorangeschickten historischen Skizze der l3isher be-
kannt gewordenen Literatur über die fossile Flora Islands entneh-
men wir, dass letztere schon zu einer Zeit, wo Geologie und Paläon-
tologie noch zu den jüngsten unter den Wissenschaften zählten, das
Interesse der Naturforscher erweckte. Denn als die erste Nachricht
über die pflanzlichen Fossilien Islands citirt der Autor das Werk
Eggert Olafsen's: „Eeise durch Island" (Kopenhagen 1774), welche
Keise im Auftrage der dänischen Kegierung von den Isländern Olaf-
sen und Biarne Boelsen in den Jahren 1752 — 57 unternommen
wurde. Die Reihe der von P. Windisch aufgeführten Verfasser
grösserer Arbeiten über diesen Gegenstand schliesst mit Heer, wel-
cher die Resultate seiner diessbezüglichen Beobachtungen in der Flora
fossilis arctica. Band I, bekannt gemacht hat. Hieran knüpft die
vorliegende Abhandlung in commentirender und nach Massgabe der
neuesten Forschungen ergänzender Weise an. Es ergibt sich daraus,
wie verschieden die Tertiär-Flora Islands von der heutigen ist, in-
dem bei letzterer eine Wald-Vegetation gänzlich mangelt, während
man von dort bis jetzt 25 fossile Holzgewächse kennt, sowie dass
der herrschende Charakter der isländischen Tertiär-Flora dem nord-
amerikanischen Typus entspricht. M'oritz Prihoda.
Correspondeuz.
Wien, am 10. Februar 1887.
In kurzen auf durchschnittlich ca. 10 — 12 Zeilen beschränkten
Mittheilungen lässt sich nicht Alles sagen — und so kommt es,
dass man dann Gegenbemerkungen geduldig hinnehmen muss, die
man selbst sehr wohl gewusst oder gar selbst ohnehin gethan hatte.
Herr Braun bemerkt in Nr. 2 p. G6 dieser Zeitschrift ganz richtig,
111
dass ich in meiner Auslegung der Beclistein'schen Eosen in der
„Deutsch, bot. Monatsschrift 1886", p. 172 Gandoger et Stern-
berg zu citiren unterlassen habe. Diess veranlasst mich, zu cousta-
tiren, dass Gandoger die Rosa aspera Schleicher's nicht bloss an
der bezogenen Stelle, sondern schon in seinem „Essai" 1876, p. 37
angeführt — und nach der Einsicht der Schleicher'schen Origi-
nale, deren ich an obengenannter Stelle gedacht — selbe systema-
tisch auch ganz richtig eingereiht hatte; woraus aber folgt: 1. dass
auch ihm Exemplare der echten — nun aus dritter Autopsie mit
meiner Deutung übereinstimmenden (!) — zu den „Graveolentes
Crep." gehörenden aspera Schleich, vorgelegen; 2. dass dieselbe die
ältest benannte Repräsentantin der Graveolentium Crepin's nicht
im Herbare eines „Einzelnen", sondern in allen Herbarien der da-
maligen Zeit gewesen; und 3. dass Gandoger nicht — wie gerade
Herr Braun behauptete — alle Rosen fremder Autoren falsch com-
meutirte! — B. vestita Sternbg, vom Jahre 1826 kann doch mit
den Bechstein'schen Rosen vom Jahre 1821 (und früher) in keine
Prioritätsbetrachtung gezogen werden und ist überdiess eine schlecht-
gewählte Benennung für eine kahle Rose aus der Verwandtschaft der
JR. rubrifolial Ueber das 4. — was ich aus dieser Veranlassung
ebenfalls nachtragen will — die Hinfälligkeit der Benennung: ^obo~
vata Bechst." spreche ich zuletzt und übergehe hier gleich auf die
Anwendbarkeit der Schleicher'schen Benennungen. Freilich wäre das,
was Herr Braun als allgemein bekannte und auch befolgte Regel
anführt, richtig, wenn es sich im Besonderen auf Schleicher ohne-
weiters anwenden liesse. Schleicher war aber Botaniker, und hat
für seine Zeit der Floristik durch seine weit verbreiteten Exsiccaten
nicht geringere Dienste*) geleistet, als Andere gegenwärtig! — zu
seiner Zeit ... wo für die Förderung der Pflanzenkenntniss die da-
maligen dürftigen Diagnosen und kurzen Descriptiouen ohne Exsiccaten
fast keinen oder weit weniger praktischen Werth haben konnten, als
Exsiccaten ohne solchen Diagnosen. Welchen Werth die damaligen
Publicationen hatten — ist ja gleich an der von Herrn Braun —
leider „vergeblich" — ins Treffen geführten Villars'scheu B. hy-
brida am schönsten zu sehen. — Schleicher hat freilich seine
Pflanzen, z. B. die B. hybrida bloss benannt — aber seine Zeitge-
nossen haben gleichzeitig dieselben in ihren floristischen Publicationen
systematisch eingereiht! Den Anfang machte Niemand weniger, als
De Candolle selbst in Catal. plant, horti bot. Mouspel. 1813, wo
er die Sect. Synstylae zuerst erörterte, hierauf Seringe in „Me-
langes botaniques" 1818 sub Nr. 34 und in „Museum helv." 1818
p. 3, in DC. Prodr. II, p. 603 und überdiess noch in seinen „Roses
dessechees" sub Nr. 34; — Gaudin 1828; Godet in supplem.
1869; — Grenier 1865; ja auch Lindley und Bore au u. s. f.
') Man vergl. nur Seringe's „Dryadeae in Musee helvetique", 5. Heft,
1820, wo zur Basis seiner monographischen Studien fast ausschliesslich nur
Schleicher's und Thomas' Exsiccata citirt erscheinen etc.! Keller.
*
112
bis auf incl. Christ: „Allgemeine Ergebnisse" p. 26 (Extr.) 1884.
Da man in ihr (gleich der jüngeren B. spectabills Rap.) eine zuver-
lässige Repräsentantin hybrider Abstammung erkannte, so acceptirte
man den Namen als überdiess vortrefflichst bezeichnenden und wird
ihn auch fortan behalten. Die B. hyhrida Vill. aber — die Herr
Braun nach Gandog. Tab. Rhod. p. 88 Nr. 854 für eine Alpina-
Form auslegt, Gandoger aber — wie gewöhnlich — zu citiren
unterlässt — wird schon aus der eigenen Auslegung und überdiess
aus den Gründen: da dieselbe seither nicht gefunden, auch nicht
(wie die Schleicher'schen) in den europäischen Herbarien vorliegt,
also teste Verlot's Catalog eine nicht existirende Rose ist — nur
in Rücksicht der von Villars stammenden, leider nicht „ausführ-
lichen Diagnose" — die aber teste Tratt. Observ. in Rosac. mon.
p. 35: „ut jus specificum determinatur reposcitur uberior descriptio
et praecipuo fructus!" — total räthselhaft ist — höchstens als B.
Villarsii Tratt.? eine geschichtliche Notiz verbleiben, die Herrn
Braun entgangen ist. Regel citirt sie daher mit ? und Desegl.
et Crepin ignoriren sie gänzlich, was bei Villars' Auctorität nur
in Obgedachtem seinen Grund hatte. Schleicher' hybrida kann und
wird also nie und nimmer vor der Villars'schen Priorität weichen.
Nun gehe ich zur B. asper a Schi. über. Hier trage ich gleich die
Ergänzung zu meiner Publ. in der Deutsch, botan. Monatschr. 1886,
pag. 172 et ff. nach: dass überdiess Rafinesque in seinem: „Pro-
drome d'une Monographie des Rosiers de l'Amerique septentrionale"
p. 217 bereits im Jahre 1820 (also um 1 Jahr früher!) eine Bosa
ohovata e Sectione Cinnamomearum beschrieben hat — was Herr
Braun auch nicht erwähnt hatte! Wenn nun — wie ich es aus
einem neuen Grunde soeben gezeigt — die Bechstein'sche Benennung
„ohovata'^ hinfällig ist — und die Bosa elliptica Tausch eine mehr
kleinblätterige und nicht bloss nach eler Bezeichnung, sondern über-
einstimmend auch nach dem in meinem eigenen Herbare befindlichen
Tausch'schen Originale (das ich, nebenbei bemerkt, nebst anderen
meiner böhmischen Originalien schon mehrere^ Jahre vor 1886 Cre-
pin vorgelegt und in litt, auch an Dr. v. Celakovsky gedeutet
hatte) in foliol. et recept. mehr elliptisch geformte Rose . . . kurz:
nicht die ohovata Bechst. ist, so frage ich, wie wird Herr Braun
die ziemlich verbreitete grössere Form der graveolens foliolis obo-
vatis, obovato-oblongis saepe majusculis etc. von schlankem Wüchse,
mit verlängerten Zweigen, anderen Griffeln, Sepalen etc. (z. B. die
Jordani, Lugdimensis, Cheriensis etc.) und die in Deutschland, so-
wie auch in Mähren und bei Rappolteukircheu in Niederösterreich
wachsende Formen unterbringen, in strenger Befolgung des Priori-
tätsrechtes benennen? Er müsste ganz unnöthiger und unvortheil-
hafter Weise einen neuen Namen einführen — wo ein solcher durch
Schleiche r's übereinstimmende, seit über 70 Jahren in europäischen
Herbarien bekannt gewordene Rosenart und deren Benennung ganz
unuöthig ist! Es bleibt also bei der B. aspera Schleicher.
J. B. Keller.
113
Brunn, am 6. Februar 1887.
Nach dem umfassenden Schlüssel der Gattung Potentllla von
Prof. Alb. Zimmeter in Innsbruck gehört die in meinem „Beitrage
zur Flora des mittleren und südlichen Mährens" pag. 101 angeführte
und sonst unter dem Namen Potentllla chierea (wohl Koch et al.
auct.) von mir ausgegebene Pflanze zur Potentilla arenaria Borkh.,
nach demselben Schlüssel ist P. cinerea Chaix. eine alpine Art und
kommt in den südlichen Kalkalpen, im Bellunesischen und Süd-
tiroler Grenzgebiet vor. Botaniker- Kalender von P. Sydow und
C. Mylius, pag. 76. — Epilobium adnatum Griesb. fand ich 1883
in schönen und typischen Exemplaren bei Ceitscb, Theresiendorf und
Kobyli. Die Pflanzen von diesen Standorten decken sich ganz mit
der in Prof. H'ausknecht's Monographie der Gattung Epilobium
pag. 97 über diese Art enthaltenen Beschreibung und weisen die
meisten Merkmale auf, wie sie in dem „Oesterr. botan. Wochen-
blatte" 1852, pag. 276, 277, 284, 285 schon Dr. Knaf von Epi-
lobium tetragonum L. in seiner beachtenswerthen Abhandlung „Ueber
Epilobium obscurum Schreb. und seine nächsten Verwandten" ange-
führt hat. Dr. Formänek.
Budapest, 10. Februar 1887.
In Mähren findet man noch immer südost-europäische Pflanzen.
So hat Schuber szky Quercus hiemalis Stev. (Qu. pedunculata \a,r.
australis HeufF., non Link; Qu. filipendula Janka, Vukot.), sowie
auch Rosa terebinthinacea Besser von Neuschloss mitgebracht. —
Auch Mosa leopoliemis Blocki ist, wie mir Freund H. Braun schreibt,
mit R. frutetorum ßess. identisch, wie auch ich mich durch die
Vergleichung überzeugen konnte, und die galizische Pflanze soll noch
mehr t3^pisch sein, als jene vom Bisamberge; sie hat keine sub-
foliaren Drüsen. Sie kommt auch bei Haphendorf vor (Ludw. Kich-
ter!), während die R. corüfolia Fr. bei Dölsach in Tirol (leg. L.
Richter). Wenn nach der Meinung Freund ^locVi'^ Galium aspe-
rulaeflorum grammatisch nicht richtig wäre, warum schreibt man
gegen seinen Wunsch Eragrostis poaeoides, Centaurea triniaefolia,
Crataegus rosaeformis? — Typha Shutleivorthii Koch et Sond. (cfr.
Oesterr. Bot. Zeitschr. 1886, pag. 82) ist im südlicheren Theile
Europas eine viel weiter verbreitete Pflanze, als man bisher glaubte.
Bei Ujvidek (Neusatz) sah ich sie am 10. Juni 1886 ganz verblüht,
mit nackter Axe der weiblichen Inflorescenz; sie kommt bei Szekely-
Udvarhely, Orsova, bei dem eisernen Thore in der Walachei (Juni
1885), sowie bei Travnik in Bosnien {T. latif. Brand.), T. angu-
stifolia aber bei Grebenätz, Deliblat, Jassenov'a und bei Temesvär
vor. Mit Leucojum vernum L. var. hißorum wäre noch L. curpati-
cum Herbert zu vergleichen. In den ungarischen floristischen Wer-
ken finde ich diese Art nicht, nur in v. Janka's „Amaryllideae"
(Ternieszetrajzi füzetek 1886, pag. 46—47) finde ich diese Pflanze
von L. vernum, wie folgt, unterschieden: Perigouii phyllorum ma-
cula apicalis viridis = L. vermnn L. — Phyllorum macula lutea =
114
L. carpathicum Herbert. — Die „Flores 1 — 2" sollen nach Herrn
V. Janka den beiden Leucojimi gemeinschaftlich sein. Indess ist die
„Macula apicalis" auch bei dem einblüthigen L. vemum von Steyr
gelb, welches in Fl. exs. Austro-Hung. Nr. 1479 ausgegeben wurde.
— Die ungarischen Kumänen nennen bei den Herkulesbädern das
Scolopendrium Limba vischinyi (ny = nj), ^\q Aconitum- kxiQn au
der Grenze von Krassö-Szöreny und Hunyader Comitate Jarba re,
und verwenden diese als Gift, und das Geranium macrorrkizum L.
bei Plugova und Herkulesbädern nach dem wolilriechenden Khizome
Pribuj. V. Borbäs.
-4<X~
Personalnotizen.
— Dr. T. A. Baldini ist zum Assistenten und Dr. A. Ter-
racciano zum Conservator am botanischen Institute in Kom er-
nannt worden.
— Ludwig Fekete, Forstrath und Professor in Selmeczbänya,
erhielt für seine Abhandlung „Die Eiche und ihre Cultur" den von
der ungarischen forstwissenschaftlichen Gesellschaft ausgesetzten Preis
von 100 Dukaten.
— Dr. Günther Beck, Leiter der botanischen Abtheilung
des naturhist. Hofmuseums erhielt den Titel und Charakter eines
Gustos.
Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen-
schaften in Wien am 16. December 1886 überreichte Professor
J. Wiesner eine im pflanzenphysiologischen Institute der Wiener
Universität ausgeführte Arbeit von Herrn Fridolin Krasser: „Unter-
suchungen über das pflanzliche Vorkommen von Eiweiss
in der pflanzlichen Zellhaut". Diese Arbeit schliesst sich an
Wiesner's Untersuchungen über die Organisation der vegetabilischen
Zellhaut an, denen zufolge die wachsende Zellwaud stets lebendes
Protoplasma enthält, und nicht Cellulose, sondern Albumiuate das
Material bilden, aus welchem die übrigen in der Wand auftretenden
Körper entstehen. Wiesner hat diese Auffassung des Chemismus
der Zellwand bereits durch einige Thatsachen gestützt. Der Verfasser
unterwarf die Pflanzengewebe bezüglich des Auftretens der Eiweiss-
körper in der Zellwand einer umfassenden systematischen Prüfung
und erhielt fast durchaus positive Resultate. Die mikroskopische
iS'achweisung der Eiweisskörper geschah auf folgende Weise. Es kam
nämlich das Millon'sche Reagens, welches bekanntlich nur die ein-
fach hydroxilirten aromatischen Gruppen im Eiweiss anzeigt, erst
zur Verwendung, nachdem etwa neben den Eiweissköipern auftre-
tende, einfach hydroxilirte aromatische Körper (z. B, Vanillin) oder
115
nicht eiweissartige Verbindungen der letzteren (z. B. Tyrosin) aus-
gesclilossen worden waren. Zudem wurde noch jene Fettkörpergruppe
im Eiweiss, und zwar durch Alloxan ersichtlich gemacht, welche bei
der Zersetzung der Eiweisskörper in der Asparaginsäure und bei der
in der Pflanze stattfindenden Zerlegung der Eiweisskörper im Aspa-
ragin zum Vorschein kommt. Alloxan, unter gewissen Vorsichten
angewendet, färbt sowohl die Eiweisskörper als Aspagarin und Aspa-
garinsäuro purpurn. Zum Nachweis des Eiweiss wurde das Alloxan
erst nach Entfernung etwa vorhandenen Asparagins herangezogen.
Durch Combination der Millon'schen und der Alloxaureaction konnte
das Eiweiss mikroskopisch sicherer als dies bisher möglich war, nach-
gewiesen werden.
— Monats-Versammlung der k. k. zoologisch-botanischen
Gesellschaft in Wien am 9. Februar. Botanische Gegenstände
besprachen die Herren: G. Sennholz, Stadtgärtner in Wien, „üeber
die Resultate seiner im Juli 1886 unternommenen botanischen Ex-
cursionen nach Odessa." Nach Skizzirung der geographischen und
klimatischen Verhältnisse Odessas besprach und demonstrirte Senn-
holz die wesentlichsten der in jenem Gebiete gesammelten, zumeist
der pontischen Flora angehörenden Pflanzen. — Dr. 0. Stapf ent-
warf ein anziehendes „Bild der natürlichen Baum Vegetation Persiens,
wie der dortigen Baumcultur", wo namentlich bei den Obstarten Pa-
rallelen zwischen den europäischen und den persischen Produkten
gezogen wurden. Bezüglich der Aepfel, Birnen und Kirschen ergab
sich ein für die europäische Pomologie überwiegend günstiges Re-
sultat, wogegen in Betreff der Pfirsiche, Aprikosen, Pflaumen und
Feigen Persien die Palme gebührt. Dieses Land ist auch der süd-
lichste Punkt für die Cultur des Nussbaums. Schliesslich führte der
Vortragende die dort gebräuchlichsten Garteubäume auf. — Dr. R.
V. Wett stein legte seine Arbeit: „Ueber eimge bisher wenig be-
kannte Ascomyceten" vor, und erläutert zwei derselben, nämlich:
Peziza aquatica und Hypomyces trlchoderma in eingehender Weise.
Moritz Pfihoda.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind abgegangen an die Herren Banning, Keller,
Kochmeister, Dufft.
Aus Ober-Oesterreich eingesendet von Steininger: Anemone
narcissiflora, Campanida pusilla var. puhescens, Cirsimn spinosissi-
mum, JEuphorbia austriaca, Galeopsis speciosa, Gentiana angidosa,
G-. Chisii, Hievacium austriacum, Pedicidaris foUosa, P. incarnata,
Primrda variabilis, Tozzia alpina, Valeriana angustifolia.
Vom Hochschwab in Obersteiermark einges. von Steininger:
Armeria alpina, Crepis cliondrilloides, C. Terglouensis, Gentiana ni-
valis, Geum montanum, Scabiosa lucida, Sedum atratum.
116
Aus Niederösterreich eingesendet von Keller: Alshie fmcicu-
lata, Campanula iliyrsoidea, Cirsimn Erisithales X rividare, Dian-^
thiis prolifer, JEuphrasia stricta, Goodyera repens, Iris sihirica, Me-
lampx/rum grandiflorum, Orchis fvsca, O. sambucina, O. variegata,
Passerina annua, Pritnula elatior, Trigonella tnonspeliaca, Viola
Riviniana, Xerantliemwm annuwm.
Aus Kärnten eingesendet von Preissmann: Blechnvm Spi-
cant, Gicida virosa, Equisetwm pratense, Linum, tenuifolium, Lyco-
podium complanatum, Medicago carstiensis, Monis alba, Rudbechia
laciniata, Rosa Cheriensis, Silene rupestris, Stachys alpina.
Aus Steiermark einges. von Preissmann: Arabls arenosa,
A. Halleri, Alsine setacea, Astragalus Cicer, Betula verrucosa, Ca-
lamintha Nepeta, G. silvatica, Cardamine impatiens, Careoc digitata,
C. vesicaria, Gentaurea rhenana, Cirsimn Erysithales, Dianthus al-
pinus, jy. deltoides, Doronicum austriacum, Euphorbia exigua, Fi-
lago arvensis, Galinsoga parvißora, Impatiens parvißora, Isopyrum
thalictroides, Lamitun Orvala, Myosotis sparsißora, Ostrya carpini-
folia, Oxalis striata, Petasites ofßcinalis, Phytola^ca decandra, Pin-
guicula alpina, Pyrola secunda, Ranunculus paucistamineus, Rosa
tomentosa, Rubus dumetorum, R. plicatus, Sarothatnnus scoparius,
Sisymbrium strictissimum, Sorbus Aria, Telehia speciosa, JJlmus
effusa, Valeriana tripteris, Valerianella dentata, V. olitoria, Vicia
grandißora, V. lathyroides.
Obige Arten können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 li. Mark) abgegeben werden.
Inserate.
Gratis und franco versenden wir unsern soeben erschienenen Anti(|[na>
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(SSOO TVerke).
LIST & PRANCKE, Buchhändler in Leipzig.
Ich gedenke zum Frühjahr N^ordwest-Caiiada und die coliiiti-
bische JRöcky mountains botanisch und zoologisch durchforschen
zu lassen und bitte mein Unternehmen durch Subscriptionen und Auf-
träge unterstützen zu wollen. Sammler in jeder Richtung leistungsfähig.
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Dr. G. Dieck.
Redacteur und Herausgeber Dr. Alezander Skofitz. - Verlag von C. Gerold's Sohn.
C. Uebeneuter'sche Buchdruckerei (M. Salzer) in M'ien.
Oesterreicliische
Botanisclie Zeitschrift.
Die österreichische y^^ Exemplare
botstiische Zeitschrift V.yl^Q'ciH die frei durch die Post be-
ei scheint C-S zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos hei der Bedaction
Man pranumei irt auf seihe "" (TV. Bez , Mmilgaase Kr. i)
mit 8 fl. Ost. W. r% • •• • r% i •■ ^^ pränumeriren.
(16 R. Mark) RotaniK Unfl BntriniKßr im Wege des
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XXXTII. Jahrgang. WIEN. April 1887.
INHAIiT: Ctriiidaria breviconiis. Von Dr. C e 1 a k o v s k y. — Neue Algen. Von Dr. H ansgirg. —
Zyg'morpher Blüthenbau. Von Dr. F o c k e. - Rubus-Formen. Von F o r m ä n e k. — Zur Flora
von Galizien. Von B 1 o c k i. — Zur Flora von Bielitz. Von B aier. — Epipogium Gmdmi. Von
U 1 1 e p i t s c h. - Flura des Etua. Von Strobl. - Literaturberichte. — Conespondeuz. Von
Braun, lluter. V n s .';, A s c h e r s o n, Formänek. Blocki, Borbäs. — Personalnotizen.
— Vereine, .\nstalleii, Unternehmungen. — • Botanifcher Tauschverein. — Inserate.
Nochmals Ltricnlarin hrevicornis.
Von L. Celakovsky.
Sehr bald nach dem Erscheinen meines Artikels über die Vtri-
culavia hrevicornis in dieser Zeitschrift hat Prof. Ascherson in
dem letzterschieueneu 27. Jahrg. der Verhandl. des botan. Vereins
der Provinz Brandenburg den Nachweis geliefert, dass die von mir
neu aufgestellte Art mit der skandinavischen U. ochroleuca K. Hartm.
identisch ist. Ich habe seither Hartmann'sche Originailpflanzen aus
Stockholm (durch die Güte von Prof. Wittrock) und aus dem Ber-
liner Herbarium (durch Prof. Ascherson's Vermittelung) zum Ver-
gleiche gehabt und kann allerdings auch, soviel das getrocknete Ma-
terial sehen lässt, die üebereinstimmung derselben mit meiner U.
brevicorniö- constatiren. Ebenso harmoniren auch, von einigen gering-
fügigeren Punkten abgesehen, die von Hartman und von mir für
dieselben hervorgehobenen Merkmale mit einander.
Als ich die U. hrevicornis aufstellte, hatte ich wirklich keinen
Verdacht auf die mir nur dem Namen nach bekannte (im Prager
Museumsherbar fehlende) nordische U. ochroleuca. Schon dieser Name,
dttr auf die lebende böhmi^che Pflauze sehr schlecht passt, Hess einei;
solchen Verdacht in mir nicht aufkommen, hauptsächlich aber war
für mich die Meinung massgebend, dass die bereits im Jahre 1859
von Baeuitz bei Sommerfeld in der Provinz Brandenburg gesam-
melte Ptiauze, wenn sie einer bereits beschriebenen Art angehörte,
von den deutschen Botanikern, insbesondere aber von meinem ptlan-
Oesterr. botan. Zeitschrift. 4. Heft. 1887. JQ
118
zenkiindigen Freunde Ascherson, dem ausgezeichneten Floristen
Brandenburgs, längst als solche erkannt worden wäre (sie wird je-
doch in der Flora von Brandenburg mit! ^unter U. intermedia auf-
geführt), dass es sich also nur um eine bisher von Niemandem
(ausser Koch) von der Ü. intermedia unterschiedene Art handeln
könne. Diess zur Aufklärung, wesshalb die Z7. ochroleuca Hartm. von
mir unbeachtet geblieben ist.
Die Hartman'sche Art scheint übrigens selbst in Schweden
nicht allgemein gekannt zu sein, denn im Herbar von Freyn sah
ich eine von Areschoug ausgegebene ^ U. ochroleuca'"'- , die gar nicht
in die Gruppe der Z7. intermedia, sondern in die Gruppe der U.
vidgaris (dem Ansehen nach und ohne nähere Untersuchung zu ü.
neglecta Lehm.) gehört.
Zu meinem ersten Aufsatze in Oesterr. bot. Zeitschr. habe ich
jetzt, nach dem Erscheinen der Arbeit Ascherson's, und nachdem
ich auch noch mehr Material sowohl von U. intermedia, als von U.
ochroleuca gesehen habe, einige Zusätze zu machen. Die auffallendste
Differenz in den von Hartman und den von mir angegebenen
Merkmalen betrifft dem Wortlaute nach die Blütbenfarbe. Hart-
man nennt die Blütbenfarbe der schwedischen Pflanze blassgelb
oder schmutzig weisslichgelb (pallide flavus, ochroleucus, daher der
Speciesname), ich bezeichnete die Blume der böhmischen Pflanze als
einfarbig citronengelb. Zwischen ochroleucus (nach G. W. Bischoff =
weisslich ockergelb, ein sehr blasses, schmutziges Gelb) und citrinus
(nach Bisch off und auch in dem von mir verstandenen Sinne ein
reines, helles Gelb ohne Glanz) scheint ein beträchtlicher Unterschied
zu bestehen. Nachdem aber die Blütbenfarbe der ütricularien eine
sehr constante zu sein pflegt, so möchte ich einen solchen Unter-
schied der schwedischen und böhmischen, sonst identischen Pflanze
bezweifeln und eher annehmen, dass der Ausdruck ochroleucus
(pallide flavus passt schon besser auf die böhmische Pflanze) von
Hartman minder glücklich gewählt worden ist. Nun unterscheidet
dieser Autor seine var. microceras ausser durch den kürzeren Sporn
auch durch eine andere, nämlich feuergelbe (brandgelbe) Blütbenfarbe.
Was diess betrifft, dürfte aber wohl üechtritz das Richtige getroffen
haben, da er mir schrieb: „die brandgelben Blumen sind vielleicht
nur ein Produkt des Trocknens, da die Farbe des Wittingauer Exem-
plares von Velenovsky gegenwärtig wirklich dieser Angabe ent-
spricht. Diese Varietät ist zudem nur von einem schwedischen Stand-
orte bekannt und hat vermuthlich dem Autor nicht in frischem Zu-
stande vorgelegen."
Eine neuerliche Untersuchung der schwedischen Z7. ochroleuca
•und ihrer var. microceras im lebenden Zustande dürfte es bestätigen,
dass deren Blüthen weder ochroleuk, noch „brandgelb" sind, sondern
mit der böhmischen in dem reinen, hellen, nur wenig blassen Gelb
übereinstimmen.
Hartman gibt auch den Sporn der U. ochroleuca als roth-
brau u an im Gegensatze zur TJ. intermedia mit gleichfarbigem Sporne,
119
und Ascherson bemerkt beistimmeud, dass auch an den Baeuitz'-
schen Exemplaren der Sporn viel dunkler gefärbt war als der Rest
der Blumenkroue. Ueber diese schon so alten Exemplare will ich in
Betreif der Farbe nicht urtheilen, es mag sich ja so verhalten; von
der böhmischen Pflanze kann ich aber bestimmt behaupten, und
mehrere von mir sorgfältig einzeln getrocknete und ausgezeichnet
erhaltene Blüthen bezeugen es noch jetzt, dass der Sporn ebenso
hellgelb ist, wie die übrige Blumenkrone. Ferner soll die Oberlippe
der U. ochroleuca nach Hartman gestreift sein, die der böhmi-
schen Pflanze war es bestimmt nicht.
Die gewöhnlich rothbraune Färbung des Schaftes und der Kel-
che bei der U. hrevicomis, die mehr grüne bei Z7. intermedia kann
ich bestätigen, ohne gerade viel Gewicht darauf zu legen, und ohne
dass es mich wundern würde, wenn es dann und wann anders wäre.
Aehnlich verhält es sich mit der Farbe der Schläuche, wiewohl ich
sie bei der ochroleuca noch nicht so dunkel fand, wie meistens bei
U. intermedia. Aber von Bedeutung ist die weit geringere Grösse
der Schläuche, wie auch der Kelche und Deckblätter bei der ochro-
leuca, wie überhaupt deren viel grössere Feinheit in allen Theilen.
Was die Zahl der sterilen Schuppen am Schafte betrifft, so ist
die Mehrzahl (2 — 3, ja 4) bei ochroleuca gewiss typisch, vielleicht
auch constaut'), während die Einzahl bei U. intermedia nicht ohne
Ausnahmen ist, wie ich das ja auch mit dem Worte „meist" bereits
zugestanden habe.
In Betreff der Oberlippe der Corolle habe ich angegeben, dass
sie bei der V. hrevicomis leicht ausgerandet ist (und eine meiner
gut getrockneten Blüthen zeigt es sehr deutlich), während die Ober-
lippe der U. intermedia im Gegensatze zur C minor mit ebenfalls
ausgerandeter Oberlippe von den Autoren allgemein „ungetheilt"
genannt wird. Ascherson meint nun, es sei weiterhin zu prüfen,
»ob nicht die schwedische Pflanze (und wohl auch U. intermedia?) eine
leicht ausgerandete Oberlippe besitze. Hierauf kann ich, was die U.
intermedia betrifft, schon jetzt Autwort geben; ich fand nachträglich
im Allg. Herbar des böhmischen Museums au einem Exemplare der
U. Graßana von Klageufurt au einer gut aufgelegten Corolle die
Oberlippe nicht nur leicht, sondern ziemlich tief ausgerandet. Es ist
somit die Angabe der Floren über die Oberlippe der U. intermedia
wenigstens nicht allgemein richtig.
Die Unterlippe der U. brevicornis habe ich flach gefunden und
auch so angcLieben; Hartman fand diess offenbar auch, da er in
dieser Hin>icht keinen Unterschied von U. intermedia angibt; da-
gegen hat Ascherson früher in dem Schema der sechs europäischen
Utricidaria-A.vteü, welches er in den Verh. des Bot. Ver, von Brau-
•) Ascherson sagt zwar, dass manche Exemplare der U. ochroleuca
aus Dänemark (von Lynghy) auch nur eine sterile Schuppe am Schafte tragen-,
mit dieser dänischen „ochroleuca" hat es jedoch eine eigene weiterhin nocli za
besprechende ßewandtniss.
10*
120
denburg 1861 gegeben, der U. ochroleuca eine umgeschlagene Unter-
lippe gleich der U. vulgaris und 7ninor zugeschrieben. Nachdem aber
Prof. Ascherson brieflich selbst diese Angabe als irrig bekannt hat,
so genügt es, diess zur Vermeidung einer weiteren Beirrung einfach
zU registriven.
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal beider Arten bleibt der
Sporn. Er ist bei U. ochroleuca kurz, kegelförmig, etwa so lang als
die halbe Unterlippe oder noch kürzer; bei U. intermedia ist er fast
so lang als die Unterlippe und walzenförmig oder lang kegelförmig.
Richtig ist Aschersou's Bemerkung, dass die Länge bei beiden
Arten einigermasseu variirt; jedoch ist diess nicht in dem Masse der
Fall, dats hierin die Grenze beider Arten je verwischt würde, d. h.
der längste Sporn der U. hrevicomis ist relativ und absolut noch
viel kürzer und überhaupt kleiner als der kürzeste der U. inter-
media. Die schon erwähnte Varietät tnicroceras Hartm., die bisher
nur bei Wiigstad in Schweden gefunden wurde, unterscheidet sich
aber nach Hartman von der typischen Z7. ochroleuca durch einen
noch doppelt kürzeren Sporn. Obzwar ich diese Varietät in originali
nicht gesehen habe, so zweifle ich doch nicht, dass ich sie jetzt auch
aus Mitteleuropa kenne, nachdem ich die typische U. ochroleuca aus
Helsingland (K. Hartman!), mit welcher die Pflanze von Sommer-
feld und Wittiugau im Sporne übereinstimmt, zum Massstab für die
var. microceras nehmen kann. Für diese halte ich nämlich unbedingt
die Form, die mir Herr Fiek gefälligst mitgetheilt hat, und die
von ihm in der Ober-Lausitz bei Eietschen und zwar im Torfstiche
zwischen Daubitz und Tränke gesammelt worden, dann jene mit ihr
im Sporn übereinstimmende U. ochroleuca (als U. intermedia aus-
gegeben) vom Lac de Longemer pres Gerardmer (leg. Perrin!) aus
dem Herb. norm, von F. Schultz. Diese Form hat nämlich wirk-
lich einen noch doppelt kürzeren Sporn als die genannte typische
Form, derselbe kommt also schon dem von U. minor nahe, ist je-
doch bedeutend schlanker und spitziger als bei dieser, was durch
eine ausgeschweifte obere Contour zu Stande kommt. Hartman
nennt zwar den Sporn von U. ochroleuca stumpf, während ich ihn
spitz genannt liabe. Diese Differenz ist aber belanglos; denn an
der Hartman'scheu Pflanze ist der Sporn allerdings stumpflich (ge-
radezu stumpf möchte ich ihn aber nicht nennen), bei der böhmi-
schen spitzer, bei der kleinspornigen Varietät noch spitziger.
Am wenigsten constant habe ich in letzter Zeit die Unter-
schiede in den Blättern, nämlich die Beschaffenheit der Blattzipfel
bei der U. intermedia gefunden, und habe mich überzeugt, dass
diese Art nicht immer stumpfliche, mit aufgesetzter Stachelspitze
versehene Blattzipfel besitzt, wie ich angab, sondern dass sie auch
mit spitzigen und zur Spitze verschmälerten Zipfeln abändert, welche
in diesem Falle von denen der U. ochroleuca nicht so sehr verschie-
den sind, um so mehr, als auch die Zahl und Entfernung der Rand-
wimperu variirt, erstere einzeln sogar bis auf 4 und 3 auf einer
Seite des dann küizereu Zipfels herabsinken kann. Doch sind die
121
Blätter und Blattabschnitte der U. ochroleuca stets feiner und zar-
tei', letztere constant höchstens nur mit drei Wimperzähnen auf je
einer Seite versehen, üebrigeus sei noch auf die nachfolgende Be-
sprechung der dänischen und pfälzer Utricularia verwiesen.
Hartman hat noch eine Differenz in den Winterknospeu
hervorgehoben, welche bei IJ. ochroleuca kugelrund, so gross als bei
U. minor, bei U. intermedia meist länglich oval, Vs Zoll laug ge-
nannt werden. Ascherson gibt dieser Differenz das Zeugniss, dass
der taxonomische Werth des Merkmals der länglichen Winterkno-
spen der U. intermedia, gegenüber den runden der ochroleuca gewiss
von ITartman nicht überschätzt worden ist, nur lasse es an Her-
barexemplareu leider in der Regel im Stich, weil diese Organe erst
im Spätsommer ihre Ausbildung erlangen, zu einer Zeit, in der mau
die Pflanze nicht mehr für das Herbar zu sammeln pflegt.
Ich kann weder die Constauz der Form der Winterknospen,
noch deren regelmässig so späte Bildung bestätigen. An den von Ve-
lenovsky Mitte Juni bereits gesammelten Exemplaren sind nämlich
schon häufig Winterknospen ausgebildet und nicht kugelrund, wie an
den Hartman\schen Exemplaren, sondern von oval-länglicher Form,
auch viel grösser. Diess der Grund, wesshalb ich in den Winterkno-
spen kein Merkmal der beiden Arten angeben konnte. Auch sehe
ich an manchen anderen blühenden Herbarexemplaren beider Arten
bereits Winterknospen gebildet, so an der noch zu erwähnenden dä-
nischen Pflanze von Lyngby. Eher scheint mir der Behaarungsgrad
dieser Knospen zur Unterscheidung verwerthbar-, die Blätter der Win-
terknospen von U. intermedia sind nämlich an den Zipfelenden sehr
dicht imd lang pinselartig bewimpert, daher die Knospen dicht rauh-
haarig-zottig ausseben. Bei U. ochroleuca aus Böhmen, wie aus
Schweden sind die Knospen viel spärlicher und kürzer behaart.
(Schluss folgt.)
Algarum aquae flulcis species novae.
Auetore Dr. A. Hansgirg.
1. Plectonema phoivnidioides nob. P. strato plus minus expanso,
submembranaceo, sordide aeruginoso vel atroaeruginpo; trichomatibus
subintricatis, parce pseudoramosis, arcte vaginatis, ad 8 — 9 ft crassis,
distincte articulatis; pseudoramulis adscendentibus simplicibus vel
geminis, trichomate parum tenuioribus ; articulis subdublo triplove
brevioribus; plasmate aerugineo vel obscure violaceofuscescente, va-
ginis achrois, laevissimis.
Hab. in saxis perpetuo inundatis in margine rivulorum ad Sieh-
dichfür prope Neuwelt, Bohemiae.
2. Leptochaete nidulans nob. L. thallo minutissimo in massa-
gelatinosa Clathrocystidis aerugineae (Ktz.) Henf. et Polycystidis flos-
122
aquae Witb. uidulante ; trichomatibus substrictis vel parum curvatis,
subparailelis, caespitosocongregatis, raro solitariis, brevibus, basi ad
2 — 4'5 (tt crassis, 15 — 45 fi longis, apice subbyalino siibiüatis, indi-
stincte articulatis; aiticiilis basal, diametro subaequalibus, pallide
aeriigineis; vaginis arctissimis, luteis vel aureofuscescentibus, tricho-
matum longitudinem non aequantibus.*)
Hab. m laciibus, superficie aquae quietae natans ad Bysti-ic
prope Beneschau, Bohemiae.
3. Dactylococcus rhaphidioides nob. D. cellulis rectis vel varie
curvatis, fusiformibus, sigmoideis, sublunatis, semilunaribus vel irre-
guläriter contortis, apices versus sensim, attenuatis, solitariis, medio
ad 2 — 2-5 fi crassis, diametro 6— 11-plo longioribus (ad 15 — 36 (i
longis), in Stratum irregulariter expansum, lubricum, viride, conso-
tiatis; plasmate in medio cellularum pallide viridi, utroque polo
subbyalino; cytiodermate tenui, laevi. (Cellulae plerumque asymme-
tricae, altero apice longiori, altero breviori.
Hab. in rupibus madidis in consortio Palmellae et Gloeocystidis
ad Harrachsdorf, Bohemiae.
4. Inoderma majus nob. J. thallo eifuso, mucoso, molli, laete
viridi; cellulis oblongis vel subcylindricis, utroque polo late rotun-
datis, singulis, ad 6 — 8 (a- crassis, 1 — 2-plo longioribus, gelatina molli
laxe in Stratum irreguläre counectis; chromatophoris (chlorophoris)
[in quaque cellula 1] parietalibus, laminaeformibus, pyrenoides glo~
bosas includentibus.
Hab. in lignis vetustis, perpetuo inundatis, praecipue in aquae-
ductorum ligneorum parietibus regionis submontanae ad Eisenbrod et
Harrachsdorf, Bohemiae.
5. Protococcus variabilis nob. P. cellulis singulis, magnitudine
variis, oblongis, ellipticis vel subcylindricis, plerumque leviter cur-
vatis, ad polos rotundatis, nonnunquam subsphaericis, ad 6 — 15 (i
crassis, 1 — 2-plo longioribus (10 — 26 ii longis) in Stratum flavo
aureum luteosubaurantiacum, tenue, submucosum (aere humido) vel
subpulvereum aggregatis, nudis (cytiodermate tenuissimo, non distincto);
plasmate oleoso aureoflavescente vel flavorubello, locello rubro ad
8 ju, lato excentrice locato praedito.^)
Hab. ad parietes caldariorum horti com. Kinsky, Pragae.
*) Diese neue Z/.-Ait steht der an Stengeln von Potamogeton crispus
vorkommenden L. parasitica Bzi. am nächsten.
^) Diese schön gefärbte neue P.-Art wird in den nächsten Fascikeln der
„Algae exs." Prof. Dr. Wittroek's und Dr. Nord stedt's mitgetheilt werden.
123
Die Entstehung des zygomorphen Blüthenbaues.
Von W. O. Focke.
Während das Streben der Forscher auf dem Gebiete der orga-
nischen Naturwissenschaften bis vor kurzer Zeit fast ausschliesslich
auf die Sammlung von Thatsacheu gerichtet war, hat sich der Er-
kenutnisstrieb neuerdings einen wesentlichen Schritt weiter vorwärts
gewagt, indem er versucht, die Ursachen der Erscheinungen zu ver-
stehen. Die Zoologie und Botanik treten dadurch in ihien For-
schungszielen der Physik und Chemie an die Seite, aber die orga-
nischen Naturwissenschaften verfügen noch nicht über gleich sichere
und bewährte Methoden der Untersuchung, wie sie sich in jenen
andern Fächern bereits vollständig eingebürgert haben. Es ist also
gleichsam die Technik der „Forschung nach den Ursachen", welche
wir auf dem Gebiete der Botanik und Zoologie weiter auszubilden
und zum Theil noch zu schaffen haben.
In Streitfragen über die Ursachen einer Erscheinung im Thier-
oder Pflanzenreiche übte bis vor kurzem noch ein seltsames Argu-
ment eine gewisse Wirkung aus, nämlich die Behauptung, es könne
von zwei oder mehreren Erklärungen für dieselbe Thatsache höch-
stens eine richtig sein. Diese Meinung ging hervor aus einer voll-
ständigen Verkennunof der Vielseitigkeit aller Einwirkungen, denen
jedes lebende Wesen in jedem Augenblicke ausgesetzt ist. Es ist
leicht möglich, eine Pflanze oder ein Thier durch eine einzige Ur-
sache zu tödten, indem man eine der nothwendigen Lebensbedin-
gungen aufhebt, aber es ist unmöglich, bei Fortbestand des Lebens
durch eine einzige Ursache eine dauernde Aenderung hervorzurufen,
wenn nicht gleichzeitig eine Keihe von anderen Voraussetzungen für
das Zustandekommen der Aenderung erfüllt sind. Die Richtigkeit
dieser Auffassung wird durch die Erfahrung überall bestätigt. Weder
Düngung, noch Eegen, noch Sonnenschein und Wärme vermögen an
und für sich eine gute Ernte hervorzubringen; die günstigen Ein-
flüsse müssen vielmehr in der richtigen Weise zusammenwirken. Man
darf sich aber nicht dadurch täuschen lassen, dass unter Umständen,
wenn alle übrigen Bedingungen regelmässig erfüllt sind, scheinbar
nur eine einzige für den Erfolg entscheidet. In Aegj^pten hängt die
Ernte so gut wie allein vom Wasserstande des Nil ab, der den
Pflanzen gleichzeitig die erforderliche Feuchtigkeit und Düngung lie-
fern muss; an Wärme und Sonnenschein fehlt es in jenem Lande
niemals; Regen, der in anderen Gegenden zu Zeiten nützlich, zu
Zeiten schädlich wirkt, gibt es dort überhaupt nicht.
Wollen wir eine Erscheinung in der Thier- oder Pflanzenwelt
verstehen, so werden wir zunächst jedesmal drei verschiedene Sei-
ten des Lebens ins Auge fassen müssen, die morphologische, die
physiologische und die biologische. Bei jeder Aenderung in der
Gestalt und im Bau handelt es sich zugleich um deren Einfiuss auf
die physiologischen Vorgänge, insbesondere den Stofl'wechsel im
124
Organismus selbst, und auf die biologischen Beziehungen, also
die Widerstandsfähigkeit gegen die Einwirkungen der Aussenwelt
einerseits, die Fähigkeit zur Ernährung und Fortpflanzung anderseits.
So lange diese Anschauungen nicht allgemein als selbstver-
ständlich anerkannt sind, wird es nützlich sein, sich ihrer zu erin-
nern, wenn man an eine Untersuchung über die Ursachen einer
Erscheinung in der organischen Welt herantritt.
Die Blumen der höheren Pflanzen bestehen aus verschiedenen
Kreisen oder Wirtein, deren jeder aus einer Anzahl gleichwerthiger
und häufig auch gleichgestalteter Organe zusammengesetzt ist. In
vielen Fällen sind aber die einzelnen Glieder eines Wirteis nicht
von gleicher Gestalt; die Blumen lassen sich dann in der Eegel
in zwei gleiche Hälften theilen, welche einander wie rechts und links
entsprechen. Ohne Zweifel sind diese halbseitig symmetrischen oder
zygomorphen Blumen aus den strahlig symmetrischen oder aktino-
morphen hervorgegangen. Die Frage, welche hier näher ins Auge
gefasst werden soll, ist nun die, durch welche Ursachen der Ueber-
gang von dem strahligen zum halbseitigen Blüthenbau bewirkt
sein mag.
Mit vollem Rechte hält man im allgemeinen die Insecten-
thätigkeit für die wesentliche Ursache der Zygomorphie. Wenn diese
Ansicht richtig ist, so werden wir annehmen müssen, dass die Samen-
anlagen in zygomorphen Blumen durchschnittlich mehr Aussicht haben,
von Pollen eines andern Pflanzenstockes befruchtet zu werden, als
dies unter ähnlichen Umständen in aktinomorpheu der Fall sein
würde.
Die Richtigkeit dieser Voraussetzung' lässt sich sehr schwer
direct beweisen, zumal da eine ganze Reihe besonderer Umstände
in Rechnung zu ziehen ist. Vor allen Dingen ist zu erwägen, dass
die Zygomorphie die Selbstbestäubung nicht unmöglich macht. Dikli-
nie und Unempfindlichkeit gegen den eigenen Pollen sind sichere
Mittel, um engste Inzucht bei der Fortpflanzung der Gewächse zu
verhüten, aber die Existenz der Arten ist dann unbedingt von der
V/irksamkeit der Kreuzungsvermittler abhängig. Bei dikliuischen
und bei ausschliesslich auf Windbestäubung angewiesenen Arten
würde Zygomorphie keinen Werth für die Zeugung einer kräftigen
Nachkommenschaft haben. Es ist aber denkbar, dass der Vortheil
einer Nothbefruchtung durch eigenen Pollen für eine Pflanzenart, bei
der die Kreuzung völlig gesichert ist, werthlos wird. In diesem Falle
könnte sich aucü bei einer zygomorphen Art nachträglich Diklinie
entwickeln. Es scheint z. B., als ob die Gattungen Thymus nnd
Mentha sich in einem Uebergangsstadium zur Diklinie befänden.
Gleichzeitig scheint sich bei ihnen aber auch die Zygomorphie zu
verlieren.
Es würde zu weit führen, die Frage nach den Vortheilen der
Zygomorphie nach allen Seiten zu erörtern; es mag hier nur ange-
führt werden, dass die Erfahrung der theoretischen Auffassung von
ihrem Nutzen nicht widerspricht. Vor der Dikliuie und der Andio-
125
diöcie, deren biologische Bedciituug eine ähnliche ist, wie die der
Zygomorphie, hat diese letzte den Vorzug voraus, dass alle Indivi-
duen samentragend sind.
Die Ausbildung der Zygomorphie hat man sich demnach in
folgender Weise vorzustellen. Der zygomorphe Bau der Blume lockt
Kreuzungsvermittler an und schliesst unnütze Honigräuber aus. Es
werden mehr Samen durch Kreuzung erzeugt und die daraus hervor-
ge*jan'jenen Pflanzen zeigen sich widerstandsfähiger und lebenskräf-
tiger, als die durch Inzucht entstandenen. Je besser sich der Blüthen-
baii den Kieuzuugsvermittlern anpasst, um so mehr kräftiger Nach-
wuchs wird erzeugt, der die Eigenschaften der bestangepassten In-
dividuen auf die ferneren Nachkommen übertragen wird.
Man könnte sich vorstellen, dass der erste Anstoss zur Zygomor-
phie in ganz zufälligen regellosen individuellen Variationen gegeben sei.
Die einzelneu Kronblätter z. B. einer Anemone oder Saxifraga sind
niclit immer genau gleich gross. Es ist nun aber nicht einzusehen,
wie eine solche Unregelmässigkeit die Kreuzung begünstigen könnte.
Dagegen scheint die folgende Betrachtung mehr Aufschluss zu
liefern.
Die Blattkreise der Blumen entsprechen Laubblattwirteln. Es
fragt sich nun zunächst» ob nicht vielleicht auch Laubblattwirtel
zygomorph werden können. Ein Blick auf die 3- bis 4gliedrigen
Laubblattwirtel bei Arten von Lysimachia, Lythrum, Elatine u. s. w.,
so wie auf die vielgliedrigen von Hippuris und Myriophyllum lehrt
uns, dass in diesen Fällen von einer irgend wesentlichen Ungleich-
heit der einzelnen Blätter nicht die Kode sein kann. V7endet man
sich aber zu einer Catalpa, so sieht man sofort, dass die einzelnen
Glieder jedes Blattk]eises unter einander sehr ungleich sind. Catalpa
syringaefolia besitzt alternirende dreigliedrige Blattwirtel, in denen
das am freiesten nach aussen liegende Blatt, welches also am meisten
Licht und Luft erhält, bei weitem am grössten ist. Sucht man sich
einen Zweig, der nicht von Nachbarzweigen beschattet ist, so wird
in dem einen Wirtel das der Hauptachse, also dem Stamme, zuge-
wandte Blatt das kleinste sein, während die beiden anderen, schräg
nach aussen gerichteten gleich gross sind. In dem folgenden Wirtel
müssen dann zwei schräg nach innen gerichtete Blätter wiederum
gleich gross sein, während nun aber das unpaarige Blatt nach aussen
gewendet ist und daher die beiden anderen an Grösse übertrifft.
Man könnte versucht seiu, das so gegebene Schema sofort an
einer Blüthe mit zygomorphem 6gliedrigen Perigon zu prüfen, aber
es zeigt sich gleich bei der ersten Familie, an die man denken wird,
bei den Orchideen, dass etwaige Drehungen die Verhältnisse voll-
ständig ändern müssen. So liefert uns denn die Betrachtung der
Catalpa-BViiiiQv nur die allgemeine Regel, dass das von der Haupt-
achse abgewendete Blatt eines Wirteis das geförderte ist.
Wo die Wirtel an der Hauptachse selbst stehen, wie bei Lysima-
chia, Hippuris u. s. w., da sind alle Blätter dem Lichte und der
Luft gleichmässig ausgesetzt, so dass ein Unterschied nicht zu er-
126
warten ist. Dagegen zeigt z. B. Nerium die näralicheü Verhältnisse
wie Catalpa, nur nicht in so auffälligem Grade.
Nach diesen Analogien würden geförderte Blumenblätter vor-
züglich in botrytischen Blütheuständen zu erwarten sein, in
denen die Blumen seitlich an einer Hauptachse stehen. In cymösen
Blütheuständen mit terminalen Blüthen wird in der Regel kein ein-
zelnes Blumenblatt als das geförderte aufgefasst werden dürfen. In
gedrängten Blütheuständen, Köpfchen, Dolden oder Scheiudolden wer-
den dagegen nach dem aufgestellten Grundsatze die äusseren Blumen-
blätter der Raudblüthen gefördert werden, so dass Blüthenstände
mit aktinomorphen Mittelblumen und zygomorphen Randblumen ent-
stehen (Compositae, Dipsaceae, Plumbagineae, ümbelliferae, Capri-
foliaceae, Iheris u. s. w.) Es ist in diesem Falle gleichgiltig, ob der
ursprüngliche Bauplan der Inflorescenz botrytisch oder cymös ist.
(Schluss folgt.)
Mährische und schlesische Rubus-Formen.
Von Dr. Ed. Formänek.
Der gütigen Verwendung des Herrn Heinr. Braun, der einen
Theil meiner Mubus-AYten zu deterrainiren die Güte hatte, verdanke
ich, dass der rühmlichst bekannte Batolog Herr Heiur. Sabransky
den grössten Theil meiner Rubussammlung zur gütigen Determina-
tion und Revision übernahm; ich fühle mich aus diesem Anlasse
verpflichtet, meinen Dank beiden Forschern für die mir in der lie-
benswürdigsten Weise ertheilte Auskunft über die betreffenden Arten
auszusprechen. Im Nachfolgenden die Aufzählung der Standorte der
einzelnen JRubus-'F ormen:
Ruhus suberectus Andersson. Holzschlag pod tremi kameny bei Rot-
talowitz, Roznau, Neutitschein.
— pUcatus Weib, et Nees. Zelezny, Rohozetz, Kvctnice u. a. 0. bei
Tischnowitz, Punkwathai bei Blansko, Jedownitz, Holstein, Sloup,
Boskowitz, Schönberg, Strany, Val.-Klobouk, Mähr.-Ostrau, Przuo,
Lubna, Krasuä, Morawka, Lomna, Gräfenberg, Nieder-Thomasdorf.
— Thyrsoideus Wimm. Zaruba bei Gurein, Obora bei Lomnitz,
Punkwathai bei Blansko (f. wmbrosa)^ Skalka bei Bysteiz, Jele-
nowa bei Strany (f. umbi^osa).
— a) candicans Weihe. Zaruba bei Gurein, Sokoli bei Sentitz (hier
auch die f. euodes G. Br.), Rohozetz nächst Tischnowitz, Obora
bei Lomnitz (f. gracilis virens), Adamsthal, Hora bei Mähr.-ßud-
witz, Bohonitz, Wald bei Althammer.
— b) thyrsanthus Focke. Sternberg.
— bifrons Vest. Holzschläge am „Pansky kopec" bei Roznau, Ko-
pankow unterhalb des Oudrejnik, Gr.-Kuntschitz, Kozinec bei
Roznau, Trojanowitz, Frankstadt, Malenowitz.
127
Kubus macrophyllus Weih, et Nees. Boguscliowitz.
— villicauUs Köhler. Zwischen der ersten und zweiten Mühle bei
Perustein (eine an R. rhomhlfolhis erinnernde Form), Hügel Ka-
meny bei Strana, Lhotka bei Bystritz a. H., Hostein, Metylowska
hurka bei Friedland, Ostrawitz, Przno, Lubua, andere Standorte
d. Z. 1884, pacr. 3i32.
— tomentosus Borkh. Schiinitz, Medlänko, Ewanowitz, Rejholec bei
Tischnowitz, Hüg^el bei Parfuss, Komein, die in d. Z. 1884,
pag. 362 unter diesem Namen angeführten Standorte gehören zu
R. caesius L. f. versus glandulosa Focke subvar. hirsuta.
— silesiacus Weihe, in Wimm. und Gr. Fl. Sil., Focke Synops. etc.
Punkwathai bei Blansko.
— hirtits W. Kit. ßosicky bei Teltsch (opulente Form), Hradisko
bei Lhota nächst Teltsch, Kl.-Lhota, Jawofice, Ochoza bei Neu-
stadtl, Bratranowski bei Lhotka, Beberek und Neudeck nächst
Saar, Jaworuik, Philippsthal, Neu-Lhota, Kotary am Wege zur
Jaworiua, Vapenky bei Val.-Klobouk, Jaworniky, Gr.-Karlowitz,
Gawal,;ansky-ßevier nächst der Salajka, Cäb, Duzna, Roznau,
Putyrky, Säfranice bei Mähr.-Weisskirchen, Urbaska bei Slawica,
Jägerndorf, andere Standorte d. Z. 1884 — 1886.
— Gremlü Focke, Halacsy, Butosonka unterhalb der Lysä hora.
— orthacauthus Wimm. Punkwathai bei Blansko, Rosicky bei Teltsch,
Wolschy, Neustadtl, Marschowitz, Rokytna, Pohledetz.
— corylofoUus Smith. Medlänko, Mähr.-Kynitz, Obora bei Lomnitz,
Bejkowitz, Gr.-Pawlowitz, Potylky bei Stfilek, (Bukowina bei
Wrbowetz), Kobela bei Küzelau, Üng.-Brod, Hawfitz, Val.-Klo-
bouk, Ostrawitz: so Wasathal und a. 0.
— coryllfo'ius'Xcandicans. Weinberge bei Hawritz, Vapenky bei
Val.-Klobouk.
— sylvaticus Weih, et Nees. Zwischen der ersten und zweiten Mühle
bei Pernstein,
— WaJdhergü Arrh. Radislawitz.
— caesius L. a) glandulosus Focke. Hradisko bei Lhota nächst
Teltsch. b) foliis mcisis Pohansko bei Lundenburg. c) armata
Focke. Rubeusko bei Üng.-Brod.
— caesius X tomentosus. Weinberge bei Schimitz, Hädyberg bei der
Klajdowka, Mordovna, Bergl und Markrabstvi bei Medlänko, Rej-
holetz bei Tischnowitz.
— caesius X candicans. Spalenisko bei Tischnowitz, Philippsthal bei
Jawornik, Val. Klobouk.
— chlorophyUus Gremli. Punkwathai bei Blansko, Obora bei Lom-
nitz, Chudobin bei Bystritz a. P., Neustadtl, Gemeiudewald bei
Saar, an Waldesrändern und Lehnen bei Kohoutowitz, Bohouitz.
— oreogeton Focke (= R. chlorophyllus Gremli?). Wald nächst des
Jägerhauses bei Sobieschitz, Schellenberg und Schiessstätte bei
Tischnowitz, Puukwathal bei Blansko, Obora bei Lomnitz, ,Bos-
kowit/., Rosicky bei Teltsch, Wald bei den Kalkbrüchen und Cerny
les bei Saar, Pathenwald bei Goldenstein, Bohonitz. Hürka bei
128
Ung. Brod (sehr robuste Form). — Pocke gibt diese Art aus dem
schlesischen Gebirge an (Wimmer, Schwarzer), daher dieser mäh-
rische Befund sehr natürlich. H. Sabrausky.
Buhus hrachiandrus Gremli. Wald bei den Kalksteinbrüchen bei Saar,
Jawoi'iua.
— nitidus Weihe et Nees. Kräsnä, mit Pflanzen der norddeutschen
Tiefebene gut übereinstimmend.
— rivularis Müll, et Wirtg. var. prionophyllus Progel im VIII.
Band der bot. Verh. zu Landshut, Potylky bei Strilek.
— longiratnidus Sabr. Neustadtl.
— fossicola Holuby, Klucanina bei Tischuowitz (typisch), Kosicky
bei Teltsch, diesem sehr nahe verwandt und nur durch längere
Stieldrüsen und unbestachelte Kelche verschieden, H. Sabransky.
Typus adhuc tantum e comitatu Trencinensi (Hungaria) et e
regione Zuaymensi leg. Oborny et Prosnitzensi leg. Spitzner cita-
tus, idem.
— erythrocomus G. Br. Neustadtl,
— serpens Weih. Wald beim Silnicker Teiche bei Gr.-Bitesch.
— Guentheri Weih et Vees. Hostein.
— laetevirens Progel. Wald beim Silnicker Teiche bei Gr.-Bitesch.
— insolatus P. J. Müller. Hora unterhalb Wolschy,
— macrostemon Pocke. Skalka bei Bysterz.
— moritanus Wirtg. Zubstein bei Bystfitz a. P.
Ein weiterer Beitrag zur Flora Ostgaliziens.
Von Br. Blocki.
Hiermit möge das Verzeichniss interessanterer Pflanzen folgen,
welche ich am 26., 27. und 28. Juni v. J. im südlichen, bewaldeten
Theil des ostgalizischen Miodoboryerzuges bei Gelegenheit
der wissenschaftlichen Excursion der Lemberger Forstschule gesam-
melt habe. Es sind nachstehende Pflanzen :
Acer campestre in Pustutöwka:
Agrimonia odorata in PustuJöwka und Easztowce;
A. pilosa Led. in Easztowce;
Anthrisms nitida in Pustutöwka, Easztowce und Horodnica;
Arum orimtale in Wolica und Pustutöwka;
Allium ursinum in Wolica und Pustutöwka;
A. Scorodoprassum in Easztowce;
ChaerophyUum hidbosum in Pustutöwka;
Ch. aromaticum in Horodnica und Pustutöwka;
Ch. temulum in Horodnica;
Crepis biennis f. laciniata in Pustutöwka und Easztowce;
Centaurea stenolepis in Pustutöwka und Easztowce;
Clematis erecta in Easztowce;
129
Campanula sihirica in Hoiodnica und Easztowce;
Cirsium Erisithales iu Rasztowce;
ConvaUaria latifolia iu Pustulöwka und Horoduica;
C latifolia f. angustifolioj mihi in Horoduica;
Dentaria hulhifera iu Pustuiöwka, Wolica und Horoduica;
D. glandulosa iu Wolica und Pustulöwka;
Digitalis anibigua in Rasztowce;
Eryngium campestre in Horoduica, Pustulöwka und Rasztowce ;
Elymus europaeus iu Pustulöwka und Horoduica;
Echinops commutatus Jurtzka iu Pustulöwka;
Erysimum strietum iu Rasztowce;
Fraainus oxyphylla M. B. in Pustulöwka, Rasztowce und Ho-
roduica (differt a F. excelsiori praecipue foliolis foliorum coriaceis,
lauceolatirf vel lineari-lanceolatis, louge acuminatis);
Geum strietum iu Pustulöwka und Rasztowce;
G. stricto X ifvbanum iu Pustulöwka und Rasztowce;
Hieracium polonicum m. in Pustulöwka und Rasztowce;
Iniäa Helenimn iu Pustulöwka und Rasztowce;
Lappa nemorosa in Pustulöwka und Rasztowce;
Lilium Martagon in Rasztowce;
Lonicera Xylosteum in Rasztowce;
Laserpitium latifoliuni f. glabra und f. scabra in Rasztowce;
Melandryum ruhnvm iu Pustulöwka und Rasztowce;
Myosotis sparsiflora in Rasztowce;
Melica unißora in Pustulöwka;
Omphalodes scotyioides in Horoduica;
Onobrychis sativa in Horodnica;
Pulmonaria mollissima in Pustulöwka;
Polypodium vidgare iu Rasztowce;
Physalis Älkekengi in Rasztowce;
PimpineUa magna in Pustulöwka;
Ranunculus Stevenii überall gemein;
R. cassubicus in Pustulöwka;
P. auricomus in Wolica und Rasztowce;
Pubus Idaeus in Pustulöwka und Rasztowce;
Pumex obtusifolius in Pustulöwka;
P. obtusifoUo X o'ispus iu Pustulöwka;
P. confertus W. iu Pustulöwka und Rasztowce;
Salvia sylvestris Koch iu Liczkowce;
Ä. glutinosa in Pustulöwka und Rasztowce;
Scopotina ati^opoides iu Pustulöwka;
Senecio vernalis iu Rasztowce;
Silene inflata f. umbrosa M. iu Rasztowce;
Seutellaria altissima in Rasztowce und Horodnica;
Torilis Anthriscus iu Pustulöwka;
Tragopogon orientalis in Rasztowce;
Tanacetum coryynbos^mi iu Rasztowce;
Thymus MarschaUianus in Pustulöwka und Rasztowce;
130
Trifolium rubens in Easztowce;
Triticum caninum in Horodnica;
Teucrium Chamaedrys in Horodnica;
Ulmus glahra Mill. in Pustulöwka; {U. glahra f. suberosa=U.
suberosa Ehrh. habe ich in dieser Gegend nicht beobachtet, wohl
aber in Welesniöw bei Monasterzyska und am „kleinen Sandberg"
in Lemberg);
Ulmus scabra Kern, in Pnstutöwka;
Ulm. pseudosuberosa mihi {U suberosa mihi in „Oesterr. bot.
Ztschr." 1886. XII., non Ehrh.) in Pnstutöwka; auch in Bilcze in
Südost-Galizien; ab U scabra diifert ramis suberosis, foliis miuori-
bus, angustioribusque nunquam trilobatis, ab U glabra f. sube-
rosa autem foliis non coriaceis, etiam adultis scaberrimis;
Viburnum Lantana in Rasztowce, Horodnica und Liczkowce;
Vicia tenuifolia in PustuJöwka und Rasztowce;
V. silvatica in PustuJöwka und Rasztowce;
F. pisiformis in Rasztowce;
Veronica teucrium in Pnstutöwka und Rasztowce;
Viola mirabilis in Pustntöwka, Rasztowce und Horodnioa; endlich
Vincetoxicum officinale in Rasztowce.
Zur Flora der Umgebung von Bielitz und Biala.
Von Anton Baier,
k. k. Professor an der Staats-Oberrealschule zu Bielitz.
(Schluss.)
Verbascum Thapsus L. fand ich nicht nur „in Brenna und
Mückendorf bei Bielitz", sondern auch beim zweiten Wehre unter-
halb Bielitz und in Straczonka. Von
Verb, phlomoides L. fand ich einmal ein abgerissenes, frisches
Exemplar in Kamitz, ohne jedoch den Standort ausfindig machen zu
können; vielleicht war es auch nur eine entartete var. thapsiforme
Schrad. — Mit Sicherheit aber kommt wieder
Linaria spuria (L.) Mill. als neu für das Gebiet im Flussbett
in Lobnitz und Straczonka, ferner auch in den Kalksteinbrüchen in
Bieliiz und Lipnik vor.
Lin. Cymbalaria (L.) Mill. konnte ich begreiflicherweise „am
Schlossthurme in Bielitz" nicht wiederfinden.
Digitalis jmrpurea L. findet sich nicht nur mit rother, sondern
häufig auch mit weisslicher Blumenkrone am „Klimczok", in Szczyrk,
am Kotarz und auf der Magura, aber auch am Kolowrat und Salz-
berg bei Bielitz und am Josefsberg und Hanslik bei Biala. — Als
für das Gebiet ganz neu zu verzeichnen ist wieder
Mimulus luteus L. Diese aus dem westlichen Nordamerika
stammende Pflanze kommt hier verwildert und völlig eingebürgert
131
im Bett des Lobiiitzbaches und an quelligen Stellen in Lobnitz und
Kurzwald vor.
Veronica montana L. traf ich nach einander am Salzberg und
in ßistrai bei Bielitz an.
Lathraea Squamaria L. Findet sich zerstreut in den Laubwäl-
dern und Gebüschen, z. B. am Mühlberg, im Eitterschaftsthal, in
Lipnik, Leszczyny, Alt-Bielitz u, s. w.
Tnentalls europaea L. Ausser „am Skrzyczna" auch, jedoch
seltener, auf der Magura bei Bielitz.
Vaccmium Vitis idaea L. kommt dünn gesäet in Ernsdorf, Lob-
nitz und im Solathale vor.
Pyrola minor L. Ist als neu für das Gebiet im Gebüsch von
Nickelsdorf unterhalb der Bielitzer Jägerhütte und in den Wäldern
von Alzen. Auch
Pyr. imißora L. kommt hier häufiger vor, als es Kolben-
heyer angibt, und zwar nicht nur „in Ernsdorf und unter dem Jo-
hanuisstein", sondern aucli im Louiseuthale, im Zigeunerwalde, am
Gemsstein, in Bistrai und Straczonka. Dessgleichen findet sich
Monotropa Hypopitis L. nicht vereinzelt, sondern fast häufig
um Bielitz -Biala und Umgebung in schattigen Wäldern zwischen
modernden Blättern und Nadeln; z. B. im Zigeunerwalde, am Wil-
helmshof, in Ernsdorf, Bistrai, Straczonka und Alzen. — Von
Astrantia major L. sind hier als einziger Standort ein Gras-
platz in Niedprahlisch und ein Garten in Alzen anzusehen. Nach
eingezogenen Erkundigungen wurde diese Pflanze ursprünglich an
diesen Plätzen als Arzneipflanze für die Hausthiere angepflanzt und
erhält sich daselbst, ohne jedoch in dem umliegenden Gebiete sich
auszubreiten. — Geradezu unbegreiflich ist es, dass
Sanicula europaea L. von Kolbenheyer für Bielitz übersehen
werden konnte, da diese Pflanze in den hiesigen Wäldern und Ge-
büschen überall sehr gemein ist. Auch
Pimpinella magna L. findet sich zerstreut in der hiesigen Ge-
gend; ebenso ist
ConioseUnum tataricum Fischer, obzwar sparsam, am Bahn-
damme unterhalb Bielitz bei den Rost'schen Ziegeleien in Biala, in
Barzdorf, Alt-Bielitz, Nickelsdorf und Komorowic anzutreffen.
Chaerophyllum aromaticum L. Wird hier angebaut und flüchtet
sich bisweilen aus den Gärten.
Ado.va Moschatellina L. Ist bei Kolbenheyer als an der
Quelle der Biala bei Bielitz vorkommend angeführt; dortselbst konnte
ich dieses Pflänzcheu nicht wiederfinden, wohl aber im Bielitzer und
im Bialaer Schlossgarten, im Zigeunerwalde, am Trotsclienberge, in
Altbielitz, Kamitz und Lobnitz, ferner zu beiden Seiten des Biala-
flusses, in Gebüschen von Parzdorf und an den Ausflussufern ober-
halb Lipnik.
Cornus mas L. Wird hier häufig in Gärten und an öffentlichen
Plätzen mit Erfolg angepflanzt.
Sempervivvm soholifenmi Sims. Findet sich zwischen Steinge-
132
rolle und auf alten Baumstöcken in Bistrai, auf SteinAvällen der
Blattna und in Ernsdoif.
Thalictrum aquüegifolmm L. „Auf der Kamitzer Platte" und
im Louisenthaie. — Neu für das Gebiet ist wieder
Anemone ranunculoides L. Im Zigeunerwald, am Trotschenberg,
in Leszczyny, im Ritterschaftsthale und in Dziedzitz meist zahlreich
vorzufinden.
Hepatica triloha Gil. Kommt nicht bloss „in Bistrai", sondern
auch in Altbielitz, Ohlisch, Ernsdorf, am Trotschenberge, im Ritter-
schaftsthale und in Lipnik vor.
Ranunculus aquatilis L. Kann nur im Bialaflusse oberhalb Bie-
litz gedeihen, kommt ausserdem auch in Ernsdorf, Lobnitz, Czecho-
witz, Kurzwald und Kozy vor.
JRan. aconitifoUus L. Findet sich hier nicht allein „auf der
Kamitzer Platte", sondern auch in Lobnitz, auf der Magura, am
Mittagsborg und Salzberg; ebenso
Man. Lingua L. ausser „in Nickelsdorf und Bistrai" auch an
dem Wege nach dem Wilhelmshof, auf Sumpfwiesen in Oberohlisch
und am Johannesstein. — Als neu für das Gebiet ist wieder
Isopyrmn thalictroides L. zu verzeichnen, von der ich bisher
zwei Standorte anzugeben habe, nämlich Oberohlisch und das Ritter-
schaftsthal.
Aquilegia vulgaris L. Findet sich hier mit violetter, weisser
und rosafarbiger Blumenkrone nicht selten in Laubwäldern, auf Wald-
wieseu und an Flussufern vielenorts. — Uebersehen wurde für die
hiesige Umgebung auch
Actea spicata L., welche Pflanze vereinzelt am Mühlberge, im
Louisenthaie, am Annaberge, im Leszczyny und in den Niederungen
des hiesigen Gebirges vorkommt. — Obiges gilt auch für
Fumaria Vaillantii Loisl. Findet sich auf den Kalkäckern von
Kamitz, Lipnik und Barzdorf.
Cardamine hirsuta L. Ist „häufig am Dunaczy bei Bielitz" und
unterhalb des Ziegenbock in Oberohlisch.
Dentaria glandulosa W. et Kit. Ist nicht nur „in Bistrai",
sondern überhaupt in dem hiesigen Gebirge häufig. Ebenso Dent.
hulhifera.
Alyssum calycinum L. Kommt hier auf den Lipniker Stein-
brüchen und in Barzdorf vor.
Berter oa incana (L.) DC. Ist von Kolbenheyer für die hie-
sige Gegend als gern ein augeführt, was ich nicht bestätigen kann,
da ich diese Pflanze nur am Bahndämme unterhalb Bielitz und auf
einem Acker iu Bistrai angetroffen habe; jedenfalls gehört sie hier
nur zu den eingeschleppten Pflanzen.
Lanaria rediviva L. hingegen ist hier wieder viel häufiger, als
Kolbenheyer meint, denn es sind ausser der „Kamitzer Platte"
auch Ernsdorf, das Loiiiseuthal, Ober- und Niederohlisch, Bistrai,
Straczonka, der Hanslik und Kozy als Standorte anzuführen.
133
Hesperis matronalis L. Kann hier auch angeführt werden, da
diese Pflanze nicht selten auf Feldern, Schutt- und Düngerhaufen,
an Flussufern und in Grasgärten verwildert angetroffen wird.
Lepidium Draha L. und L. campestre (L.) ß. Br. Können als
neu angeführt werden. Erstere fand ich immer wieder in der Nähe
des Otterwäldchens bei Bielitz, letztere auf den Lipniker Steinbrüchen
und beim ersten Wehre unterhalb Bielitz.
Cochlearia Armoracia L. Findet sich verwildert und eingebür-
gert in Grasgärten von Altbielitz, Ernsdorf, Barzdorf, Czechowitz und
an den Ufern der Bialka.
Stellaria nemorwn L. Ist hier häufig in feuchten Gebüschen
und Waldschluchten zu finden; ebenso ist
Stell. uUginosa Murr, an quelligen Plätzen der Straczonkaer
Berge und unterhalb der Kamitzer Platte anzutreffen.
Cucubalus baccifer L. Neu für das Gebiet; findet sich in Strauch-
werk unterhalb Bielitz, ferner in Altbielitz, Lipnik und Alzen. —
Obiges kann auch von
Hypericum hirsutum L. gesagt worden, welche Pflanze zer-
streut in Gebüschen, besonders an den Ufern der Bialka oberhalb
Bielitz angetroffeu wird.
Acer Pseudoplatanus L. Ist nicht nur in den Bergwäldern von
„Ernsdorf bei Bielitz", sondern in dem hiesigen Gebirge überhaupt
licht selten anzutreffen. — Sehr häufig finden sich überall hier in
Gebüschen, auf Wiesen, Grasplätzen u. dergl.
G-cranium phaeum L.. (x. pratense L. und G. palustre L. —
Wenn hingegen von Kolbenheyer angegeben wird, dass
Linion usitatissimum L. und L. catharticuni L, hier vielfach
mgebaut werden, rücksichtlich aufwiesen, Triften, Grasplätzen und
iergl. gemeiu sind, so müssen beide Angaben heute wenigstens da-
bin corrigirt werden, dass L. usitatissimum hier äusserst selten und
luch L. catharticum nur hin und wieder anzutreffen sind.
Epilohium hirsutum L. (z. Th.) Kommt hier ausser „in Ka-
mitz und an der Bistrai** auch am Bahndamme unterhalb Bielitz, in
Czechowitz, an der Straczonka und in Lobnitz vor. Ebenso
Epil. parviflorum Schreb. nicht nur „in Buczkowitz", sondern
auch au der Bialka, in Straczonka, Lobnitz, Ernsdorf, Kurzwald und
Czechowitz. — Neu für das Gebiet ist wieder
Epil. palustre L. auf den sumpfigen Torfwiesen in Oberohlisch
inzuführeu, und bei
EpiL Dodonaei Vill. (z. Th.) beizufügen, dass diese Pflanze
iuch auf deu Lipniker Steinbrüchen vorfindLich ist. — Vom Hexen-
kraut gibt Kolbenheyer für Bielitz nur
Circaea lutetiana L. an, während doch auch G. intermedia
Ehrh. und C. alpina L. in humösen bergigen Laubwäldern, an quel-
ligen Stelleu in den Niederungen und auf feuchtem Torfboden in den
Nadelwäldern hier überall zu finden sind.
Bosa alpina L. Ist selten „am Skalita", Hanslik und Josefs-
)erge anzutreffen, dafür aber
O-islcr.-. botaii. Zöittichni'.. i. Heft 1987. il
134
Buhus Idaeus L. auf Waldschlägen in dem hiesigen Gebirge sehr
häufig, was Kolbenheye r merkwürdigerweise übersehen hat. Auch
Sanguisorba minor Scop. ist für Bielitz-Biala unberücksichtigt
geblieben (kommt im Louisenthaie, auf den Kamitzer und Lipniker
Steinbrüchen vor), während wieder
Sang, officinalis L. als gemein bezeichnet ist, was entschieden
in Abrede gestellt werden muss, da diese Pflanze höchstens auf
fruchtbaren, massig feuchten Wiesen um Czechowitz sich vorfindet.
Ononis spinosa L. Ist von Kolbenhey er als „bei Bielitz"
vorkommend angeführt, während ich und ebenso auch Andere diese
Art hier nirgends finden konnten. Dagegen findet sieh
On. hircina Jacq. hier häufig, — Ebenso häufig ist
Sarothamnus scoparius (L.) Koch in der Umgebung von Bie-
litz-Biala zu finden, u. zw. ausser an den von Koibeuheyer ange-
führten Standorten auch am Seniorberge, in Kamitz, am Hanslik,
Josefsberg und im Solathale.
Genista tinctoria L. Fand ich im Gebüsche von Altbielitz und
Kurzwald,
Anthyllis Vtdneraria L. auf dem Wege hinter dem Wilhelms-
hof und in Straczonka.
Melilotus officinalis (L.) Desr, Ist von Kolbenheyer bloss
für Teschen als häufig angeführt, während doch diese Art auch um
Bielitz-Biala gar nicht selten ist. Von
Lathyrus silvester L. kann, wenigstens für jetzt, als einziger
Standort das Gebüsch von Alzen von mir angeführt werden.
Die vorstehend angeführten Arten von Blüthenpflanzen mögen
den Freunden der Botanik, welche sich für die Flora von Bielitz-
Biala und ümgebimg interessiren, als Ergänzung, rücksiclitlich als
Berichtigung der eingangs erwähnten Pflanzenenumeration dienen,
zugleich aber auch bei einer etwaigen neuen Bearbeitung von Wim-
mer's, resp. Fiek's „Flora von Schlesien" vertrauensvolle Berück-
sichtigung finden!
Epipoglunn Gmeflni Rieh.
Von Josef Ullepitsch.
Obgleich diese Pflanze schon längst beschrieben ist, dürften
doch nur wenige Floristen die Gelegenheit gehabt haben, selbe in
lebendem Zustande zu beobachten.
Was wir von selber in Sammlungen finden, sind leider Mu-
mien, aus welchen man sich schwerlich ein richtiges Bild von der
lebenden Pflanze verschaffen wird. Und doch ist die Pflanze viel-
seitig merkwürdig — dass, Messe sie nicht bereits E. Gmelini, sie
mit Recht den Namen E. paradoxum zu tragen verdienen würde.
Da mir hier Gelegenheit wurde, diese Pflanze am östlichen
1B5
Pusse der Zipser Kalkalpeii vielfach zu beobachten, so erlaube ich
mir, hier Einiges mitzuthcileu.
Betritt man in der Höhe von 1000 bis 1300 Meter Seehöhe
einen sehr alten dichten Nadelholzwald, so wird mit einemmale die
Nase voD einem der Bananenfrucht ähnlichem Gerüche angenehm
überrascht. Mau hält Umschau nach der Ursache, und erblickt einige
Schritte entfernt eine zarte licht gefärbte Pflanze. Monoti-opa ist es
nicht, die ist zu steif und plump! Neottia ist es auch keine, denn
auch die ist steif, Orobanche ähulich und mehr minder braun. Un-
sere Pflanze hingegen ist durchscheinend, ja fast stellenweise durch-
sichtig. Am meisten gleiciit sie wegen der Form der Blüthe einer
Ophrys — doch ist sie gelblich etwas rosa gefleckt, und hat weder
Blätter, noch sonst eine Spur von Chlorophyll. Es ist das Ep'ipo-
gium Gmelini. Nachstehend eine kurze Beschreibung :
Der Wurzelstock ist scheibeuartig, mit wao-rechtem Durch-
messer bis zu 40 mm und verticalem bis 20 mm. Selber besteht aus
centrisch gestellten unregelmässig gefiugei'ten, fleischigen, plattge-
drückten Aestchen (bis zu 10 Stück), die von einem gemeinsamen
Punkte ausgehend, sich strahlenförmig überlagern. Selbe erinnern,
einzeln beobachtet, lebhaft an die Bildung der Distichoporen, doch
sind sie braun, und nur an den äusseren Spitzen gelblich. Der ge-
sammte Wurzelstock ist frei in modernde Tannennadeln eingebettet.
Ein Zusammenhang mit irgend einem anderen Körper ist nicht
wahrnehmbar, und ein so grosser, gewichtiger, gewiss mehrere Jahre
ausdauernder Wurzelstock, kann unmöglich das Schmarotzerprodukt
weniger Tannennadeln sein! Darum bezweifle ich, dass E. G. eine
Schmarotzerpflanze sei, und ich werde diessbezügliche directe Ver-
suche anstellen und darübei- seiner Zeit berichten. Vielleicht gelingt
es, diese Pflanze wie Achimenes oder Gloxinien zu züchten.
Aus der Spitze der einzelnen fingerförmigen plattgedrückten,
vorne etwas verdickten Wurzelstockzweige spriesst zuerst eine nach
aufwärts sich becherförmig erweiternde Scheide, der eine zweite bis
vierte jede noch mehr sich erweiternde folgt, worauf die folgenden
wieder dünner dafür immer länger werden. Zieht man vorsichtig
den Stengel, so löst er sich zwischen der ersten und zweiten Scheide
ab, und zeigt somit am unteren Ende eine birnförmige, hohle Ver-
dickung.
Der ganze durchscheinende Stengel ist gebrechlich wie Glas,
nimmt nach aufwärts an Durchmesser und Farbe ab, und wird
glasglänzend, kaum gelblich und fadenförmig.
Nur mit Scheiden (ohne alle Blätter) bekleidet, trägt der
Stengel zu oberst eine 1 — Sblüthige sehr lockere Traube, deren bis
20 mm grosse Blüthen auf kurzen dünnen Stielen hängen. Die ein-
zelneu Blüthen haben einen kurzen dicken carmingestreiften Sporn,
welcher wohl das halbe <'iewicht der Blüthe haben dürfte, und so
die Veranlassung gibt, dass die Blumeu beim leisesten Luftzüge
erzittern.
11*
136
Die Blüthen sind blassgelb, und die grosse, aufrecht stehende,
etwas ausgehöhlte Lippe hat erhabene violette Flecken, die sich
ausnahmsweise auch auf den seitlichen Kronenblättern vorfinden.
Die Staubbeutel sind sehr kurz gestielt gipfelständig.
Ob der enormen Gebrechlichkeit der Pflanze findet man äusserst
selten Früchte!
Ich sah nur ein Exemplar mit solchen, selbe sind länglich-
ovale etwas zusammengedrückte runzliche Kapseln.
Die Vegetationsentfaltung beginnt und endet in hiesiger Ge-
gend innerhalb des Monates August.
K niesen, Ungarn, im Jänner 1887.
Flora des Etna.
Von Prof. P. Gabriel Strobl.
(Fortsetzung.)
1325. Trifolium incarnatvm L. Spec. plant. 1083, *Raf. II,
*Biv. II var, MoUnieri Balb. Cat. 1813, Guss. Syn. et *E[erb.!, stra-
mineum Presl Fl. sie. 1826. Die Varietät unterscheidet sich von der
nur cultivirten blutrothen Normalform durch weissliche oder fleisch-
rothe Blüthen. — Auf Wiesen und trockenen krautigen Hügeln bis
3000': Auf schattigen, sandigen Orten des Etna bei S. Nicola dell'
arena (ßiv. II), auf Weiden des Etna und an feuchten Meerorten
bei Catania sehr häufig (Biv. in Herb. Guss. nebst einer kahlen, als
var. ß. glahrum bezeichneten Form!), um Milo, Nicolosi, im Vallone
di Linara (Herb. Tornab.l), unter Kastanien des Serrapizzutawaldes
und auf buschigen Abhängen eines nahe gelegenen Kraters häufig!
April, Mai. O-
NB. T. alexandrinumL., von Eaf. in der Tiefregion angege-
ben, fehlt in Sicilien.
1326. T. intermedium Guss. *Syn. et Herb.!, Reichb. D. Fl.
94, W. Lge. Auf sandigen Fluren um Catania (Guss, 1, c). April,
Mai. O-
1327. T. angustifolium L. *Bert. Fl. it., Guss. Syn. et Herb.!,
Reichb. D. Fl. 93 I! Auf trockenen Hügeln und Weideplätzen bis
2000' nicht selten: Aus Catania von Cosentini erhalten (Bert.),
Armisi bei Catania (Herb. Torn.!), in der Ebene des Simeto vom
Meere bis Bronte hinauf! April, Mai. O-
1328. T. lappaceum L. ""'Biv. II, *Bert. Fl. it., *Cat. Cosent.,
Guss. Syn. et *Herb.! Am Meerstrande, unter Saaten, auf Fluren
und grasigen Rainen bis 2000' häufig: Aus Catania von Cosentini
erhalten (Bert.), um Catania unter Saaten und im Meersande häufig
(Biv. II. Biv. in Herb. Guss.!), Acicastello (Herb. Tom.!), in der
I
137
Arena di Catauia und in der Ebene des Simeto bis hinauf nach
Aderno und Bronte! April, Mai. 0.
1329. T. panormitanum Presl Fl. sie, Reichb. D. Fl. 88 1. 1
squarrosum DC, Guss. Syn. et H'^rb.! non L. Annuell, aufrecht,
Stengel. Blätter, Blattstiele und Zipfel der Nebenblätter sparsam
abstehend flaumig-zottig; Blättcheu länglich oder oval, 1-5 — 2 Cm.
lang, 6—9 Mm. breit, an der Spitze abgestutzt oder ausgerandet,
die obersten mit Staclielspitze, alle gestielt ; Nebenblätter mit sehr
langem, liuealborstigem Ende; Köpfchen ziemlich lang gestielt, ein-
zeln, eiförmig, zur Fruchtzeit eiförmig länglich; Kelch i-öhre lOnervig,
kurz rauhbaarii?, Zähne lanzettliohlinear, dreinervig, zugespitzt stachel-
spitzig, ungefähr von der Länge der Röhre, der untere jedoch breiter
und länger, etwa von Schiffcheulänge, endlich zurückgeschlagen; Krone
weiss oder gelblich. — Auf feuchten Weiden und oultivirteu Plätzen
ganz Siciliens nach Gruss., daher wahrscheinlich auch im Grebiete;
ich besitze es von Palermo, Polizzi etc. xipvil. Mai. 0.
1330. T. maritimum Huds. *Raf. I, *Biv. II, *ßert. Fl. ital.,
Guss. Syn. et Herb.! rlgidum Savi *Raf. II. Von vorigem constant
verschieden durch schlankeren, niederliegenden Wuchs, länglich ver-
kehrteiförmige, um die Hälfte kleinere Blätter, lineallanzettliche,
2 — 3mal kürzere Zipfel der Nebenblätter, kurzgestielto Köpfchen,
kahle oder fast kahle Kelchröhre, welche die dreieckiglanzettlichen,
kürzer zugespitzten, steiferen, endlich sternförmig ausgebreiteten
Kelchzähne an Länge übertrifft; variirt selten ganz kahl = T. gla-
hellum Presl Fl. sie. Auf Weiden, Fluren und an sumpfigen Stellen
nahe dem Meere: Aus Catania von Cosentini erhalten (Bert.), in
Meersümpfen bei Catania a Turri d'addegra (Biv. H), Catania, Ognina
(Herb. Tom.!), zwischen Scirpus Holoschoenus in der Arena! April,
Mai. 0.
1331. T. ligusticum Balb. Guss. *Syn. et Herb.!, Rchb. D. FL
102, I! In Hainen und Wäldern des Etna (Guss. Syn., fehlt aber
von da im Herb.). April — Juni. 0.
1332. T. phleoides Pourr. Guss. *Syn. et *Herb.!, Tod. Fl. sie.
exsicc. Nr. 289! Gleich ligust. und arv. ausgezeichnet durch Kelch-
zähne, welche die Krone überragen, deutlich gestielte, axilläre und
endständige, langkonische Köpfchen; aber lig. ist abstehend zottig-
behaart mit verkehrtei- oder verkehrtherzförmigen Blättchen, die
abstehend langhaarigen, borstenförmigen Kelchzähne sind bedeutend
länger als die Kelchröhre; phleoid. ist angedrückt sparsam flaumig
mit länglich keiligen oder fast linearen Blättchen, sparsam kurzhaa-
rigen, starken, abstehenden Kelchzähueu von der Länge der Kelch-
röhre; auch ist der Wuchs viel niedriger. Variirt: ß. prostratum
Jan. mit dicht abstehend zottigen Kelchen. — Auf Weiden und
krautigen Bergabhäugen der Nebroden ziemlich häufig, aus dem Ge-
biete jedoch nur von Guss. angegeben und zwar die Normalform
von Bronte und Maletto, die Varietät aber von Wäldern oberhalb
Bronte und Maletto, sowie von der Casa dogli Inglesi (leg. Jan.,
Guss. Syn. et Herb.!). Mai, Juni. 0.
138
1333. T. arvense L. Giiss. *Syn. et *Herb! Variirt im Gebiete:
a. gemänum Gren. Godr. I, 410, T. arvense Keichb. D. Fl. 95, I!
Steno'el aufrecht, ziemlich hoch und robust; Aeste aufrecht abstehend,
spärlich; Blüthenstiele fadenförmig; Kelchzähne doppelt so lang, als
Kelch und Krone, ß. aetnense Guss. Stengel niedrig und schlank,
reich verzweigt, untere Zweige abstehend oder uiederliegend ; Neben-
blätter kürzer geschwänzt; Kelchzähue nur wenig länger als Kelch
und Krone. T. arvense ß. gracile (Thuill.) DC, Gr. Godr., I, 410,
Eeichb. D. Fl. 95, III unterscheidet sich von var. aetn. durch sehr
sparsam und kurz behaarte, den kurzbehaarten Kelch und die Krone
um einmal überragende Kelchzähne, aufrecht abstehende Aeste, län-
gere Nebenblätter und die ziemliche Kahlheit der ganzen Pflanze. —
Auf Hügeln, sandigen Feldern, Weiden und Bergabhängen (0 bis
6500') äusserst gemein, in höheren Lagen aber fast ausschliesslich
var. /3., an der Grenze mit zahlreichen üebergängen in die Normal-
form: Catauia, Mascalucia, Pedara (!, Tom. in Herb. Guss. v. «.),
in Hainen bei Broute und Maletto (!, Guss. Syn. et Herb., var. ß. !),
überall um Nicolosi und Zaftarana (!, Herb. Tom.!), von da durch
die Wälder bis in die Hochregion, längs der ganzen Ostkiiste etc. !
April — Juni. O-
1334. T. Bocconei Savi Guss. *Syn. add. et *Herb.!, Keichb.
D. Fl. 98, I! Auf sonnigen, krautigen Hügeln Siciliens nicht selten,
aus dem Gebiete bisher nur von den Klausen bei Ognina (Herb.
Torn.!, Tom ab, in Guss. 1. c.) und von Armisi (Herb. Tom.!) be-
kannt. April — Juni. 0.
1335. T. scabrum L. *Biv. IL Auf Lavafeldern, grasigen Rai-
nen, trockenen, sandigen oder buschigen Abhängen (0—3500') häufig:
Auf sandigen Feldern des Etna (Biv. IV), um Nicolosi (!, Herb.
Torn.!), auf Lavaströmen um Catauia gemein, von da in die Ebene
des Simeto und bis in die Waldregion oberhalb Nicolosi, um Adernö,
Bronte etc.! April, Mai. O-
(Fortsetzung folgt.)
Literaturberichte.
Franz R. v. Höhnel. Die Mikroskopie der technisch verwendeten Faser-
stoffe. Ein Lehr- und Handbuch der mikroskopischen Unlersuchuncr der
Faserstoffe, Gewebe und Papiei e. Mit 69 in den Text gedruckten Holz-
schnitten. A. Hartleben's Verlag, Wien, Pest, Leipzig 1887, 8", VHI und
163 Seiten. Geheftet fl. 2-50. Gbdn. fl. 3.
Dem Material entsprechend ist die vorliegende Arbeit in drei
Capitel: 1. Pflanzenfasern, 2. Thierwolle und Haare und 3. Seide
gegliedert. Nach mehreren einleitenden Bemerkungen werden die Mor-
phologie der Fas^^r, die Mikrochemie, die Mikrophysik etc. und die
mikroskopischen Beschreibungen von zahlreichen 1- asern gegeben. Der
139
Abschnitt Mikrophysik bespricht physikalische Eigenschaften der Fasern,
zu deren Studium das Mikroskop besser als ein anderes Instrument
geeignet ist. Verf. meint die Quellungs- und Polarisationserschei-
nungeu, denen er in schon früher erschienenen Arbeiten eingehende
Betrachtung gewidmet hatte. Die Epidermisfasern werden als Baum-
wolle, PHanzeudunen, Pflanzeuseiden und einheimische Wollhaare
beschrieben. Die Eintheiluug der übrigen Fasern lehnt sich an die
von Wiesner gefiebene, wie denn überhaupt die Arbeiten dieses
Foischers gerade für die technische Mikroskopie der Spinnfasern als
die grundlegenden anzusehen sind.
Die analytischen Tabellen zur Bestimmung der Pflanzenfasern,
deren das Buch drei enthält, sind vom praktischen Gesichtspunkte
aus abgefasst und werden als gut brauchbar befunden werden, wahr-
scheinlich am häufigsten auch in Anwendung kommen.
In dem Absätze „Mikroskopische Untersuchung des Papieres"
haben wir nicht viel Neues gefunden; das meiste ist schon vor zwan-
zig Jahren von Wiesner bekannt gemacht worden.
Sehr ausführlich sind die thierischen Faserstoffe, die Haare
und die Seide bearbeitet. Ueber letztere namentlich enthält das Buch
zahlreiche neue, schätzeuswerthe Daten, die sowohl in rein wissen-
schaftlicher Beziehung von hohem Interesse sind, als auch für die
Praxis, d. h. in diesem Falle für die Unterscheidung und Erkennung
der einzelnen Seide-Arten besondere Beachtung verdienen.
Wie der Verfasser richtig bemerkt, ist bis jetzt eine specielle
Bearbeitung der Mikroskopie der Spinnfasern — für sich als Buch —
noch nicht im Verkehre vorhanden gewesen, und dass ein solches ein
Bedürfuiss war, darf nicht geläugnet werden. Wir müssen daher die
Herausgabe emn- solchen Arbeit, insbesondere wenn sie sich durch
die wissenschaftliche Correctheit und durch Brauchbarkeit für die
Praxis so vortheilhaft, wie die vorliegende, einführt, dem Verfasser
als ein grosses Verdienst anrechnen; die Literatur der technischen
Mikroskopie hat durch das HöhneFsche Buch eine werthvoUe Berei-
cherung erfahren.
Nur möchte ich einige Bemerkungen nicht unterdrücken, denen
ich sowohl im Interesse unserer Wissenschaft, als auch in dem des
Verfassers und aller Derjenigen, die das Buch gebrauchen, mit weni-
gen Worten Ausdruck zu geben mir erlauben.
Abgesehen von einigen Härten des Styles, die freilich in der
Beschreibung eines mikroskopischen Bildes oder einer Präparations-
methode oft kaum zu vermeiden sind, wie z. B. folgende Proben
beweisen: „Bei der Untersuchung schneidet man sich . . . .herab"
(pag. 105); „wenn man sich von einem Bündel Stückchen
herabschneidet" (pag. 17); „die SericiuhüUe erscheint dann
ganz hyalin, selbst dann, wenn sie vorher wegen ihrer zu grossen
Dünne unsichtbar war" (ein Satz, der zu Missverständnissen An-
lass geben könnte) — also abgesehen von diesen übrigens bedeu-
tungslosen Mängeln, ist es der das ganze Buch durchwehende Ton,
der nach unserem Dafürhalten einen etwas eioenthümlichen Eindruck
140
hervorrufen muss. Verf. sieht „die technische Mikroskopie weniger als
eine breit und behaglich beschreibende Wissenschaft, als vielmehr
als eine sich eng an die analytische Chemie anschliessende an", er
meint, man habe „bislang die praktische Mikroskopie mehr als eine
beschreibende, als eine vergleichende Wissenschaft aufgefasst"
und man müsse eine analytische Bestimmungstabelle herstellen, mit
deren Hilfe man die Faser ebenso bestimmen könne, wie eine Pflanze.
In diesem letztgenannten Punkte wird nun Jedermann dem Verfasser
Eecht geben müssen, aber es ist uns nicht bekannt, dass man die
technische Mikroskopie nur als eine beschreibende Wissenschaft auf-
gefasst habe. Dem Verf. als Botaniker wird es nicht unbekannt sein,
dass in der Artenkunde des Pflanzenreiches zuerst recht breite und
ausführliche Beschreibungen gemacht wurden und noch werden, die
dann die G-rundlagen für die analytische Bearbeitung abgeben. Auch
der Pflanzenbestiramer kehrt von der analytischen Tabelle, die ihm
die Art angezeigt, doch wieder zu der breiten Beschreibung zurück,
um alle Punkte vergleichen zu können mit seinem Objectbefunde.
Die analytische Tabelle ist doch nur ein Auszugsact der physio-
graphiscben Geschichte dieser Körper, und die Vorwürfe, die in die-
sen Sätzen gegen andere Arbeiter auf dem gleichen Gebiete enthal-
ten sind, halte ich nicht für gerechtfertigt. Ich gedenke dabei in
erster Linie eines Mannes, dem unsere Wissenschaft so viel ver-
dankt, des Professors Wiesner. Das, was Wiesner gearbeitet in
der Kunde der Fasern, hat kein Forscher vor ihm geleistet, er ist
ja doch eigentlich der Begründer der teclmischen Mikrosko-
pie — des Begriffes sowohl, als auch selbst des Wortes — und
es ist tausendmal leichter, einen schon vorhandenen Pfad wieder zu
betreten, zu verbessern und zu erweitern, als einen neuen zu
schaffen.
Ich möchte schliesslich den Wunsch aussprechen, dass eine so
tüchtige, anregende, wissenschaftlich correcteuud für die Praxis hoch-
werth volle Leistung unsere Freude an ihr nicht durch Herabsetzung
anderer verdienstvoller Männer und durch den Ton der Unfehlbar-
keit verkümmere. Dr. T. F. Hanausek.
Berthold G.: Studien über Protoplasmamechanik. Leipzig (Arthur Felix)
1886. 3 2 pp. 7 Taf. Mark 14.
Gestützt auf die wichtigen Untersuchungen von Plateau,
Quinke u. A. hat es der Verfasser versucht, die Resultate dieser For-
schungen über die Flüssigkeiten mit den Lebenserscheinungen und
Eigenschaften des Protoplasmas in Parallele zu bringen und im Ein-
zelnen festzustellen, in wie weit hier Uebereinstimmung herrscht.
Das allgemeine Ergebniss ist, „dass der Plasmakörper aufzufassen ist
als eine höchst complicirte Emulsion von je nach den Einzelnfällen
sehr wechselnder Consistenz. Unter Berücksichtigung des in ihm
statthabenden Chemismus und des Stoffaustausches, der zwischen ihm
und der Ausseuwelt, sowie zwischen seinen einzelnen morphologischen
Bestaudtheilen untereinander stattfindet, lassen sich auf dieser Grund-
141
läge difl verschiedeueu Thatsachen seiner Organisation, sowie seil] er
Gestaltbildung als mit bekannten physikalischen Gesetzen im Wesent-
lichen in üebereinstimmung erweisen". Die Molecularkräfte, welche
im Protoplasma den Ziisammeubang zwischen Stoif und Form, zwi-
schen Stoifwecbsel uud FormAvechsel vermitteln, sind die Adhäsion
und die Cohäsion. Verf. begründet durch zahlreiche Beispiele aus der
Literatur die von ihm vertretene Aulfassung. Der Kaum gestattet
uns nicht, auf den Ideengang, die Deductionen und kritischen Be-
merkungen des Verfassers näher einzugehen, und wir begnügen uns
daher, die Capitelüberschriften zu reproduciren: 1. Der geschichtete
Bau de.-; Zellkörpers. 2. Feinerer Bau, physikalische Natur und Or-
ganisation des Zellkörpers. 3. Die Formbildung und Ortsbewegung
membranloser Plasmakörper. Inneubewegungen des Protoplasma. 4.
Die Symmetrieverhältnisse in der Zelle. 5. Die Gestalt der morpholo-
gischen Bestaudtheile der Zelle. Vermehrung derselben. 6. Zell- uud
Kerntheilung. 7. Theilungsrichtungen und Theilungsfolge. Definitive
Ausgestaltung des Zellnetzes. 8. Innere Wandsculpturen. Mechanik
der Formbildung behäuteter Zellen. 9. Freie Zellbildung. Auf sieben
nett ausgeführten, lithographirten Tafeln werden zahlreiche im Texte
besprocheuü Erscheinungen durch mehr als 90 Figuren veranschau-
licht. Auf das Detail des inhaltsreichen Buches kann, wie schon be-
merkt, nicht näher eingegangen werden. Indess wird Jeder, der sich
mit der Morphologie und Physiologie des Protoplasmas eingehender
beschäftigen will, nicht umhin können, sich vorher mit dem ganzen
Inhalte des Werkes vertraut zu machen, welches wohl in keinem
botanischen Institute fehlen dürfte. A. B.
Oborny A.: Flora von Mähren uud österr. Schlesien. IV. Theil (Schluss),
herausgeg. vom naturforscheiiden Vereine in Brunn. (1886) S. 889 — 1258
sammt Index.
Dem unermüdlichen Eifer des rühmlichst bekannten Verfassers
und den rührigen Bestrebungen des naturforschenden Vereines in
Brunn verdanken wir vor Allem, dass die doch mit bedeutenden
Kosten verbundene Drucklegung der Flora von Mähren in so rascher
Zeit erledigt wurde. Bedenkt man, dass gerade in dem letzten Bande
sehr schwierige und formenreiche Gattungen, wie z. B. jRosa, Bubus,
ihre Bearbeitung finden mussten, so wird man ob der Arbeitskraft
des Verfassers nur Stauneu hegen und sich gewiss der Hoffnung
hingeben, dass wir von solcher Seite noch Weiteres und Schöneres
erwarten können. Die Bearbeitung des vorliegenden Theiles schliesst
sich in Art und Weise dem bereits erschienenen an; in derselben
verdienen die Gattungen Rom und Bubus alle Anerkennung. Was
an dem nun vollendeten Werke vermisst wird, ist, wie schon er-
wähnt wurde, der Mangel von Citaten, die für eine „Flora" unbe-
dingt erforderlich sind und im vorliegenden Werke auf Kosten der
allzuweit ausgesponnenen Standortsangaben ohne Vergrösserung des
Volumens leicht Platz gefunden hätten. Auch bedauern wir die Ausser-
achtlassung der citirten synonvmen Namen im Inhaltsverzeichnisse,
Beck.
142
Rabenhorst's Kryptogainennora von Beutschlaud, Oesterreicli und der
Schweiz. Leipzisr, E. Kummer, 4886.
Wir hatten an dieser Stelle schon oft Gelegenheit, die neue
Auflage der Kryptogaraenflora Deutschlands als eine für das Stu-
dium dieser so hochinteressanten G-ruppe des Pflanzenreiches bahn-
brechende Erscheinung unserer Literatur zu bezeichnen, die mit
Sicherheit ob des gediegenen Inbaltes neue Jünger der Kryptoga-
menkunde zufühien wird. Dass das grossartige Unternehmen erfreu-
lich fortschreitet, bezeugen die folgend angeführten neuen Lieferungen:
I. Band, IL Abth.: Pilze von Dr. G. Winter. 23. und 24. Lieferung,
S. 593—736 enthält in jener oft hervorgehobenen meisterhaften Be-
arbeitung die Valseae. IIL Band. Die Farnpflanzen von Dr. Gh.
Luerssen. 8. Lieferung S. 449 — 512 enthält den Schluss von Cy-
stopteris bis Woodsia in einer Ausführlichkeit und Gründlichkeit be-
handelt, welche wohl kaum ihres gleichen zählt. IV. Band. Die
Laubmoose von K. G. Limpricht. 3.-4. Lieferung, p. 129 — 256.
Wir haben uns über den hohen Werth der Neubearbeitung der
Moose Deutschlands schon im Vorjahre (pag. 135) eingehend ausge-
sprochen und wollen dem bereits Gesagten nur Weniges über das
Neu hinzugekommene hinzufügen. Die vorliegenden Hefte enthalten
die Bearbeitung der Sphagnaceae (Schluss), Andraeaceae, Archidia-
ceae, Bryinae (Cleistocarpae und den Anfang der Stegocarpae). Die
Bearbeitimg ist in jeder Beziehung vollkommen und überreich mit
instructiven Holzschnitten geschmückt; die Synonymik hat ausrei-
chende Berücksichtigung erfahren, die Beschreibungen stechen durch
Ausführlichkeit hervor, und auch die Standortsangaben und Bemer-
kungen erfreuen sich einer gewissen Vorliebe des Verfassers. Mit
Freude sehen wir einer raschen Fortsetzung des so verdienstvollen
Werkes entgegen. Beck.
Dr. G. H. V. Schubert'^ Naturg-esclnchte des Pflanzenreiches nach dem
Linne'schen System. Vierte vermehrte Auflage. Lieferung 1 — 5. Neu be-
bearbeitet von Dr. Moritz Willkomm, Universitäts-Professor in Prag.
Verlag von J. F. Schreiber, Esslingen bei Stuttgart.
Die uns vorliegenden Lieferungen der beginnenden vierten
Auflage dieser Naturgeschichte des Pflanzenreiches erfüllen bei dem
Umstände, als Professor Willkomm's bewährte Feder den Text
hiezu liefert, im vollsten Masse die Erwartungen, die man an den
Namen des Autors zu knüpfen berechtigt ist. Nach einer schemati-
schen Darstellung sowohl des Linne'schen, als auch des natürlichen
Systems von Endlicher enthält der Text möglichst kurz und klar
das nothwendigste über jede einzelne Pflanze und gibt Aufschluss
über deren Entwicklung, Vorkommen, Standort und Blüthezeit. Die
Abbildungen auf Doppelfoliotafeln, deren jede Lieferung 4 — 5 solcher
Tafeln enthält, zählen, sowohl was Zeichnung als Colorit betrifft,
zu den besten derartigen Werken. Sie enthalten auf Tafel I — XXII
die wichtigsten Vertreter der ersten zehn Classen des Linne'schen
Systems, bei deren Auswahl der Verfasser darauf bedacht war, die
heimische Flora in möglichster Vollständigkeit zur Anschauung zu
143
bringen, obne dabei die ausiändiscben Gewächse hintauzusetzen. Das
Werk wird in 13 Lieferungen ä 1 Mark vollständig erscheinen. Für
die hübsche Ausstattung können wir der Verlagsbaudlung nur ge-
wohntes Lob spenden. J.
Borbäs Vinc. Oiierciis Szecheittjiann (Qu. coitferta x lanuginosn)
Borb. in „Eidt^szeti Lapok" 1886. pag. 993 — 94.
Die im Titel bezeichnete Eiche kommt zwischen Meues und
Kladova im Arader Comitatf^ bei dem Flossstege vor, sie ist ein
niedriger, aber genügend fructificirender und gesunder Baum. Was
die Blätter und die dicht behaarten Zweigchen betrifft, stimmt sie
mit jenen der Q,u. lanugbiosa Lam, überein, die Früchte, die Schup-
pen der Cupula und die verlängerten Griffel sind aber jenen der
Qu. conferta ähnlich. Von der letzteren ist Qu. Szechenyiana durch
die laugc^estielten, kleineren und mit wenigen Lappen charakterisir-
ten Blätter, dicht behaarte Zweige, sowie etwas kleinere Schuppen
der Cupula, von den Formen der Qu. conferta XsessUiflora^) durch
die beständige und dichte Behaarung der Zweigchen, durch die Blät-
ter, welche jenen der Qu. lanuginosa mehr ähnlich, kleiner und mehr
behaart sind. Borbäs.
Rosicky F. Flora bohenüoa, moravica et silesiaca.
Es ist diess eine vom naturwissenschaftlichen Club in Prag im
Jahre 1883 in czechischer Sprache herausgegebene, zum Gebrauche
der Studirenden an Mittelschulen dienende Aufzählung der in Böh-
men, Mähren und Schlesien wildwachsenden oder als Nutzgewächse
cultivirteu Pflanzen (Phauerogamen. Equisetaceen, Farne, Lycopodia-
ceen und Ehizocarpeeu). Ihre Zahl beträgt 2106. Als Giundlage bei
der Anordnung dient Dr. Celakovsky's Prodromus kveteny ceske.
Da der Hauptzweck dieser Brochure darin besteht, den jungen Pflan-
zenfreunden bei Excursionen als Leitfaden hinsichtlich der Verbiei-
tung und der natürlichen Standorte der einzelnen Pflanzen zu die-
nen, so wurde auf Erzielung einer möglichst compendiösen Form
Bedacht genommen, und sind zu diesem Behufe für die verschie-
denen Arten des Vorkommens gewisse, höchst einfache conventionelle
Zeichen gewählt worden (als: ^'Engerer Prager Florenbezirk, f Cul-
tivirte oder verwilderte Pflanze etc.). Dagegen musste auf Diagnose,
Synonymik und nähere Standorts-Bezeichnuug gänzlich verzichtet
werden. Das Büchlein bildet ein recht praktisches Vademecum.
M. Pfihoda.
Correspondenz.
Wien, am 3. März 1887.
In Erwiederung der Ausführungen des Herrn J. B. Keller in
Oest. bot. Zeit. 1887 p. 110 habe ich in aller Kürze Folgendes zu
•) Iin Texte ist „lanuginosa" statt sessiliflora zu lesen.
144
bemerken. Herr Keller behauptet, ich hätte die Rosa hyhrida Vill.
nach Gandoge r Tab. Rhod. p. 88 Nr. 854 für eine Form aus der
Gruppe der B. alpina L. erklärt, ohne aber den Autor (!) zu citiren,
ich erkläre diese Aeusserung für eine Erfindung des Herrn Keller,
sie beruht auf völliger Unkenntniss der Original -Diagnose Villars'
in Hist. des plantes de Dauphiue p. 554, wo nach der völlig be-
friedigenden Diagnose ausdrücklich auf die vorhergegangenen For-
men R. alpina L., R. lagenaria Vill., R. pimpinellifolia L. hinge-
wiesen, und die Aehnlichkeit mit diesen Formen hervorgehoben wird.
Dass nach Trattinnick's und Regel's Autorität! auch von Herrn
J. B. Keller diese Form als dubios erklärt wird, beweist wieder
von neuem, dass Herr J. B. Keller diese Form einfach nicht stu-
dirt hat, darüber aber etwas schreibt. Rosa glabrata Vest, R. Wul-
fenii Tratt. etc. waren nicht minder dubios wie R. hyhrida Vill.,
und wie erstere aufgeklärt wurden, dürfte auch in Kürze letztere
Form aufgeklärt werden. Was R. hybrida Schleich, und R. aspera
Schleich, betrifft, so haben diese Namen absolut zu entfallen, denn
ausser dem bei R. aspera Schleicher angeführten Beispiele darf man
nur einmal die verschiedenen Herbarien durchgehen, und man wird
sich überzeugen, dass nicht zwei Exemplare der R. hyhrida Schi,
übereinstimmen. Ja, auf dem Bogen im k. k. Hofmuseal-Herbare,
welcher die Originalexemplare der R. hyhrida Schleich, trägt, liegen
Rosen aus verschiedenen Gruppen auf, dazu noch keine Original-
Diagnose! Die Behauptung, dass ich Gandoger nicht citire, hat
seine volle Richtigkeit, und es ist nur lebhaft zu bedauern, dass
sich überhaupt noch Leute finden, die diese Autorität (!) citiren.
Rosa vestita Sternb. habe ich einfach darum citirt, weil Herr J. B.
Keller als sogenanntes Beispiel die R. livida Host citirt, ob der
Name (der sich auf die wolligen Griifel bezieht) passend oder unpas-
send ist, gehört gar nicht zur Sache. Schleicher war ausser als
„Botaniker" auch als Pflanzenhändler bekannt, der soviel wie mög-
lich Pflanzen auf den Markt zu bringen suchte, es ist die Pflicht
jedes wissenschaftlich gebildeten Menschen, dass er Gründe angibt,
warum er neue Formen creirt, unterlässt er diess, so verliert er
alles Recht auf Berücksichtigung (De CandoUe, Drude etc.!). Mir
sind überhaupt nur immer die Pflanzen und die Original-Diagnosen
in erster Linie von Wichtigkeit, was Andere sagen und commen-
tiren, kommt erst in zweiter Linie und oft gar nicht in Betracht,
jB. ohovata Raf. ist schon in Steudel zu lesen, was diese Rose mit
der ohnehin aller Priorität entbehrenden R. ohovata Bechst. zu thun
haben soll, ist mir unklar. Gandoger hat Alles aufgeklärt (!) und
dabei die Rosen fast aller älteren Autoren falsch commentirt, da sie
ihm nicht vorlagen, er aber doch darüber schrieb, ein Vorgang, der
in neuester Zeit getreue Nachahmung gefunden hat. Rosa hyhrida
Schleich, und R. aspera Schleich, sind also aus der Liste unbedingt
zu streichen, will man das Princip der wissenschaftlichen Prio-
rität überhaupt aufrechterhalten. Es ist übrigens zu bedauern, dass
Herr J. B. Keller, der durch die — trotz ihrer Fehler — gute
145
Bearbeitung der niederösterreichischen ßosen in den Nachträgen zur
Flora von Niederösterreich sich ein bleibendes Verdienst erworben
hat, immer wieder auf unmöglich gewordene Autoritäten zurück-
kommt, und statt dem Principe zu huldigen, dass sich die Forscher
gegenseitig unterstützen, nicht bekämpfen sollen, ein Princip, wel-
ches A. V. Kern er so schön in neuester Zeit wieder ausgesprochen
hat, durch Nörgeleien aller Art die Botaniker zu energischer Ab-
wehr zwingt. Braun.
Sterzing (Tirol), 16. Februar 1887.
Ich bin nun in der Lage, unsere Verzeichnisse verkäuflicher
Pflanzen versenden zu können, die diessmal umfangreicher erscheinen,
als je in den früheren Jahren. Die Ursache dieser Eeichhaltigkeit,
circa 4000 Nummern, liegt in der Uebernahme der ganzen Samm-
lung des Herrn Buchiuger in Strassburg a/K., der durch vierzig
Jahre einen ausgebreiteten Tauschverein leitete und mit circa 120
der namhaftesten Botaniker in Verbindung war, so dass Exsiccaten
aus allen fünf Welttheilen angeboten werden können, und zwar in
Exemplaren, die für jedes Herbar anständig sind, indem ich durch
sechs Monate auf das gewissenhafteste alles ausschied, was durch
Ungunst der Zeit oder Insekten gelitten oder schon durch ursprüng-
liche Präparation als minder schön befunden wurde, und bin bereit,
auf ernstgemeinte Wünsche Abzüge, insoweit sie langen, zur Einsicht
vorzulegen. — Anfangs August vorigen Jahres machte ich mit P ich-
ler von Lienz eine kurze Excursion nach Kaibl (Kärnthen), um
einige Arten für die Flora exsic. Austr.-Hung. aufzubringen, und es
ist gelungen, die werthvollsten einzuheimsen, als: Saocifraga Carnio-
lica Hut. 1875, eine der schöusten Formen von S. moschata Wulf.,
mit doppelt grösseren Blumenblättern als an allen übrigen Varie-
täten der S. moschata, so dass ein ähnliches Verhältniss eintritt,
wie zwischen Saxifraga biflora All. und S. macropetala A. Kern,
Sie kommt nicht besonders häufig am Wischberge, meistens rasig
zwischen Sleinblöcken vor, und zwar besonders gegen die Spitze bei
circa 2700 Meter s. m. Ebenda findet man auch zerstreut : Alyssum
Ovirense A. Kern, und Eritrichium nanum Schrad. Am Fusse des
Wischberges, in der „Ober-Kauitza" blühten noch Banunculus Traun-
fellneri Hop. an Lawinenstricben, dann Oenüana pumila Jacq. und
nur mehr sehr einzeln Paederota Churchillii Hut. (1873) (P. Ageria
XBonarota). — An der „Canedul-Scharte" der Wischbachalpe, einem
der reizendsten mir bekannten botanischen Punkte, sammelten wir
Saxifraga Beyeri Hut. (1875) [S. sedoides y< tenella] , die meistens
genau die Mitte zwischen den Stammältern hält und nicht schwer
sich zu erkennen gibt durch die Farbe des Laubes und die kleinern
schmälern zugespitzten, mehr gelblich-grünen Blumenblätter als bei
S. tenella Wulf., und die in zwar wenigen Stellen, aber in einigen
hübschen Käsen vorkommt. Ebendaselbst finden sich in den Moos-
pölstern eingebettet: Cerastium suhtriflointm Rehb. var. in einer
prachtvollen Form, f«i-ner Trifolium Norimm Wulf., und an grasi_
146
gen Orten Hieracium ooßydon Fries, var. hymenophyllum. Auf den
Bergwieseu, theilweise „Bärnlohner" gecanut, beobachtete ich das
erstemal die prachtvolle Silene pelidna Rehb., eine gewiss verkannte
ausgezeichnete Art! Allium ochroleucum W. K. war noch nicht in
Blüthe. Serratida Vulpü Fisch. Ost. fing gerade an zu blühen. Cen-
taurea stricta W. K. Festuca alpestris Host, mischen sich mit einer
grossen Anzahl anderer alpiner Pflanzen, z. B. Oxytropis carinthiaca
Fisch. Ost. und der ziemlich seltenen Saussurea pygmaea Spreng. —
Im Thale hinter dem See zum Wischbach ist auch an trockenen
schotterigen waldigen Orten sehr häufig Euphrasia Gamiolica A.
Kern, und hie und da Euphorbia Kerneri Hut. Ausser dem Dorfe
Raibl am Fusse des „Königsberges" kommt noch Rhinantus serotinus
A. Kern, (in lit.) vor, der aber am 5. August noch wenige Blüthen ent-
wickelte, dann noch Asperu'a longiflora W. K. (var. versicolor
mihi) nebst Carduus glaucus Bmgt. Rupert Hut er.
Laibach, am 16. Februar 1887.
Ich erlaube mir die sich mit Mycologie beschäftigenden Be-
sitzer der von Director A. Kern er herausgegebenen Flora exsic-
cata Austro-Hungarica darauf aufmerksam zu machen, dass auf
den welken Theilen von Oenista sagittalis L. meines Exemplares
(gesammelt von Stapf bei Adelsberg in Krain und ausgegeben unter
1235, III.) ein sehr schöner Pyrenomycet vorkommt. I)r. H. Rehm
in Regensburg hatte die Güte, denselben genau zu untersuchen, und
erkannte ihn als neue, sehr gut zu unterscheidende Art. Er wird als
Massarina gigantospora Rehm in Nr. 5 meiner „Materialien zur
Pilzkunde Krains" in Kürze ausführlich beschrieben werden. Sicher-
lich findet sich dieser Pilz auch in anderen Exemplaren dieses wirk-
lich prächtigen Herbariums vor. Voss.
Tarvis, 28. Februar 1887.
Hierdurch benachrichtige ich Sie, dass ich am 24. d. M. meine
vierte Reise nach Aegypten angetreten habe, welche auf drei Monate
Dauer berechnet ist. Ich werde diessmal die Mittelmeerküste von
Rosette an östlich bis gegen die Orenze von Palästina untersuchen.
P. Ascherson.
Brunn, am 6. März 1887.
Anfangs August 1885 fand ich am Babi vrch bei Moravka und
auf sumpfigen Wiesen „u Lhotü" nächst Slavica in Oesterreichisch-
Schlesien mehrere zur Senecio-Grui^pe gehörige Pflanzen, die bei
flüchtiger Betrachtung eine, wenn auch nur sehr entfernte Aehnlich-
keit mit einer stark vetkahlten Form des *S. crispatus DC. zeig-
ten, bei detaillirter und genauer Beobachtung aber folgende Diagnose
ergaben: „Blätter breitherzförmig, wenig länger als breit, uuter-
seits auf den Adern kurzhaarig, die oberen fast ungetheilt mit breit-
geflügelten Blattstielen, die unteren lang gestielt mit unterwärts
verbreitertem, halbumfa^^sendem Blattstiele, der Blüthenstand wenig-
köpfig, der Stengel im oberen Theile schwach spinnwebig flockig";
147
auf Grundlage dieser Diagnose trug ich keine Bedenken, dieselben
als S., suhaipinus Koch, zu deuten, welcher Ansicht sich auch Dr.
Lad. Celakovsky, an den ich ein auf Wiesen „u Lhotü" nächst
Slavica eingesammeltes Exemplar zur geneigten Begutachtung über-
sendete, anschloss. Somit hat die Flora Schlesiens zwei neue Stand-
orte dieser seltenen und bisher nur auf die Beskiden beschränkten
Art zu verzeichnen. Dr. Formänek.
Lemberg, am 9. März 1887.
In Folge der in der „Oesterr. botan. Zeitschr." von Dr. v.
Borbäs letzthin gemachten Aeusserung, wonach meine Rosa leopo-
liensis keine subfoliaren Drüsen besitze, finde ich mich bewosen, auf
das entschiedenste zu erklären, dass die Blätter dieser prächtigen
Kose im Gregentheil mit sehr zahlreichen, meist röthlichen Drü-
sen Unterseite besetzt sind, dass demnach dieselbe mii R. frutetorum
Bess. nichts zu thun hat. In der ganzen Umgebung von Lemberg
kommt Rosa leopoliensis m. ziemlich zahlreich vor, und ich habe
jedes von mir angetroffene Exemplar auf das obige Merkmal geprüft,
ich habe jedoch keines gefunden, deren Blätter auf der Unterseite
sehr zahlreiche Drüsen nicht besitzen würden. Dr. WoJoszczak,
welcher im vorigen Jahre in meiner Gesellschaft diese Kose in
lebenden Exemplaren zu untersuchen Gelegenheit hatte, bemerkte
mir gegenüber ganz ausdrücklich, dass Herr H. Braun ganz unrich-
tig die Rosa leopoliensis m. mit R. frutetorum Bess. ideutificirt hat,
eben wegeu des Vorhandenseins der Drüsen auf der Unterseite der
Blätter bei R. leopoliensis. — Ich habe nicht behauptet, meine Rosa
Skofitziana sei nicht identisch mit R. uncinella var. ciliata Borb.,
wohl aber habe ich meiner Ansicht Ausdruck gegeben, dass R. Sko-
fitziana m. eine selbständige Art ist und mit R. uncinella Bess,
nicht vereinigt werden darf. Br. BJocki.
Budapest, 10. März 1887.
Ich habe jene Varietät der Tilia XJlmifolia Scop. im Herb, des
imgarischen Nationalmuseums untersucht, welche Bayer in seiner
Monographie dieser Gattung pag. 22 (24) von der Oravitzaer Tilia
erwähnt, und welche einen Namen (var. trichoneura) verdient. Ich
notirte mir folgende kurze Diagnose: folia miuima, ambitu sub-
rotunda, basi_^fere truncata vel cordata, longo acuminata, acumine
lineari-elongato, quam foliorum lamiua triplo breviore, subtus, pal-
lida vel glaucescentia, nervis pilosis, in axillis venarum rubicundo-
barbatis; cymis 4-floris, foliis paulo brevioribus. Bracteae vix 2 Ctm.
longae basi pedimculatae. — Bei Kärolyväros fand icii eine solche
Schwesterform der Tilia corallina, welche, was die grösseren Zähne
der Blätter betiifft, dem Formenkreise der T. platyphyllos Scop.,
bracteis sessilibus, der T. corylifolia oder T. vitifolia Host, ent-
spricht (var. suhangiilata)-. aber s^olche formae svbvitifoliae kommen
auch an tomenfosa Moench. vor, sowohl in Ung irn, als bei Boizeu-
burg. Ob aber auf einem Baume alle so rebenähuliche Blätter oder
mit normalen gemischt vorkommen, weiss ich noch nicht. T. Euro-
148
•paea L. {T. intermedia Hayn. et Sw., DC.) scheint im Süden con-
stant mit dreiblüthiger Inflorescenz vorzukommen (var. terniflora m.);
sie kommt auch am Monte Sirente Abrutiorum vor (Groves!) —
T. corylifolia Host, kommt bei Schenmitz vor. — Rubus hifrons
Vest. fand L. Richter bei Pressburg (Batzenhäusel), „Haphendorf"
in „Oesterr. botan. Zeitschr." 1887, pag. 113 = Haschendorf, —
Q^uercus Bedöi „Erd. Lap." 1887, pag. 39 (non Borb. 1886) =
Quercus dacica mihi. — Die Frühlings-Safranarten werden von den
Rumänen des Krassö-Szöreuyer Comitates Brinduscha, in Süd-
Croatien Brendusa genannt. — Tilia Ulmifolia Scop. (vom Autor
mit grossem U geschrieben) ist für T. yarvifolia Ehrh. kein unpas-
sender Name, wenn man die südlichen Ülmus-kTi&n kennt. So
habe ich in Leopoldifeld bei Ofen Abänderungen der Ulmus glabra
Mill. gefunden, in welchen die Blätter denjenigen der Linde nicht
unähnlich sind foliis subrotuadis mit subrotundo - ovatis, basi
oblique cordatis, brevioribus et latioribus ac in TJ. glah^a, minus
acuminatis. Auch in der Umgebung des Litorale findet man solche
Formen von Üknus-Arten, deren Blätter einer Linde mehr minder
ähnlich sind. v. Borbäs.
Personalnotizen.
— Dr. H. Wawra Ritter v. Fernsee, k. k. Marine-Stabsarzt
in Wien, wurde von der k. k. Gartenbau-Gesellschaft in Wien zum
Vicepräsidenten gewählt; ferners wurden zu correspondirenden Mit-
gliedern ernannt: Dr. Julius Wiesner, üniversitäts- Professor und
Director des pflanzenphysiologischen Instituts in Wien; Dr. Josef
Böhm, Professor an der Universität und Hochschule für Bodencul-
tur in Wien; Dr. Günther Beck, Privatdocent an der Universität
und Gustos am k. k. Hof-Museum in Wien; Dr. Alfred Bur ger-
stein, Gymnasial-Professor in Wien; Franz Maly, k. k. Hofgarten-
Inspector in Wien.
— Baron Ferdinand v. Müller in Melbourne erhielt das
Grossherzogl. Oldenburgische Ehren-Ritterkreuz L Classe.
— Dr. A. W. Eichler, Professor an der Universität, Director
des botanischen Gartens und botanischen Museums in Berlin, ist am
2. März, 48 Jahre alt, gestorben.
Vereine, Anstalten, Unternehmung^en.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen-
schaften in Wien am 7. Jänner 1887 übersandte Regierungsrath
Prof. Dr. Constautin Freiherr v. Ettingshausen eine Abhandlung,
betitelt: „Beiträge zur Keuntniss der fossilen Flora Neu-
149
Seelands", In einer Abhandhing über die „genetische Gliederung
der Flora von Neuseeland" (Sitzungsber., 58. Bd., 1. Abth., S. 953)
versuchte der Verfasser auf indirectem Wege aus der Beschaffenheit
der endemischen Flora nachzuweisen, dass dieselbe aus einer Flora
hervorgegangen ist, welche ausser dem Hauptelement, dem das Haupt-
glied der lebenden Flora seinen Ursprung verdankt, auch noch andere
Elemente enthalten haben musste, denn die üeberreste solcher las-
sen sich in der lebenden Flora deutlich erkennen. Hiemit in vollem
Einklänge stehen die wichtigsten Ergebnisse der vorgelegten Ab-
handlung: 1. In Neuseeland ist ein Zusammenhang seiner Tertiär-
mit seiner Jetztflora nachweisbar. 2. In der Tertiärflora Neuseelands
sind die Elemente verschiedener Floren enthalten. 3. Die Tertiär-
flora Neuseelands bildet einen Theil derselben universellen Flora,
von welcher sämmtliche Floren der Jetztwelt abstammen. 4. In Neu-
seeland ist nur ein Theil der Gattungen seiner Tertiärflora in die
jetzige Flora übergegangen, der andere aber ausgestorben.
Die Kreideflora Neuseelands ist bis jetzt aus vier Locali-
täten zum Vorschein gekommen. Eine Keihe von Arten dersel-
ben sind die Vorläufer von Arten der Tertiärflora.
Zahlreiche Pflauzenreste aus älteren mesozoischen Lagerstätten
müssen sämmtlich der Triasformation zugewiesen werden, da die
Arten am meisten denen der Trias flora entsprechen und eine
Altersverschiedenheit dieser Localitäten durch die gemeinsamen Arten
aujigeschlossen erscheint.
Dl-. Richard v. Wettstein in Wien überreichte eine Abhand-
lung, betitelt: „Zur Morphologie und Biologie der Cystiden'".
Die wichtigsten Ergebnisse der vom Verfasser an der Hymenom)^-
ceten-Gattung Coprinns ausgeführten Untersuchung sind: 1. Die
Cystiden sind morpholosisch gleichwerthig den Basidien (Brefeld).
2. Unter der grossen Zahl mannigfacher Formen lassen sich zwei
Typen unterscheiden: a) freie Cystiden, die nur auf einer Seite mit der
Lamelle, auf der sie entstanden sind, im Zusammenhange stehen.
h) Cystiden, die mit ihrem anfangs freien Ende in die Trama der
gegenüberliegenden Lamelle sich einkeilen oder mit den Elementen
derselben in mannigfacher Weise verwachsen. 3. Die Aufgabe der
freien Cystiden besteht zuerst darin, die in der Jugend enge anein-
anderliegenden Lamellen auseinander zu drängen, um den Sporen
Raum zur Entwicklung zu geben (Brefeld), später, das Zusammen-
schlagen der Lamellen zu verhindern. 4. Den sich in die gegenüber-
liegende Lamelle eindrängenden oder an sie anwachsenden Cystiden
kommt ausser der sub 3 genannten Aufgabe noch die weitere zu,
das zu weite Auseinanderdrücken der Lamellen und das Zerreissen
der Hüte zu verhindern. 5. Nach den verschiedenen Functionen wir-
ken die Cystiden bestimmend auf die äussere Form der Hüte. 6. Die
Bedeutung der Cystiden für die systematische Unterscheidung der
Coprinus-kTim. ist gering.
— In der Monats-Versammlung der k. k. zoologisch-bota-
nischen Gesellschaft in Wien am 2. März hielten Vorträge
Oesterr. botan. Zeitschrift. 4. Heft 1887. 12
150
über botanische Gegenstände die Herren: Gr. Seunholz „Ueber
Amorphophallus^ . Der Vortragende erläuterte an einem lebenden
cultivirten Exemplar die morphologischen Verhältnisse dieser nichts
weniger als schönen, dabei aber auch noch höchst übelriechenden
Aroidee. Dr. M. Kronfeld „üeber den Blüthenstand der Gattung
Typha'^. In nahezu einstündiger Rede wurden die wechselnden An-
schauungen der Autoren über die morphologische Bedeutung der
einzelnen Blüthenorgane und die Inflorescenz dieser Gattung, sowie
ihrer nächsten Verwandten: Sparganium, kritisch beleuchtet, und
schliesslich mehrere von Dr. Kronfeld beobachtete Fälle von Form-
Anomalien (Gradationen der Distanzirung des männlichen und weib-
lichen Blüthenstaudes; Heterogamie ; Theilung des Kolbens durch
Spaltung der Spindel etc.) angeführt und an Exsiccaten demonstrirt.
Dr. F. Palacky verwerthete die auf seinen vielfachen paleontologi-
schen Forschungsreisen gewonnenen Erfahrungen in einer sehr in-
structiven Darstellimg der präglacialen Flora Mitteleuropas,
unter Hindeutung auf deren Repräsentanten in der jetzigen Sumpf-
und Alpenflora. Ferner besprach er zwei einschlägige Werke, näm-
lich: „Die Flora des Bernsteins" von H. Conwenz. Danzig 1880,
imd „On the flora of the Croma Forest-bed^', by Clement Reid.
Schliesslich legte Dr. C. Richter ein für die Verhandlungsschriften
bestimmtes Manuscript über von ihm io Niederösterreich neu auf-
gefundene Pflanzen vor. Zwei davon stellt Herr Richter als novae
species auf: Eplpactis orhicularis, Standort: nördliche Abdachung des
Semmering bis in die Atlitzgräben hinab; und Viola Wettstemii, eine
Mittelform (kein Bastard) zwischen V. sylvestris und Riviniana;
gleichfalls am Semmering beobachtet. Moritz Pi-ihoda.
— In einer Versammlung des Vereins „Mittelschule" in Wien
am 26. Februar hielt Professor E. Suess einen Nachruf für den
verstorbenen Regierimgsrath Dr. Alois Pokoruy. Professor Suess,
ein langjähriger Freund Pokorny's, hob einleitend hervor, dass der
verewigte Forscher in unserem Schulwesen eine Stellung und Bedeu-
tung errungen, die keiner seiner Vorgänger aufzuweisen hatte. Denn
das könne heute ruhig gesagt werden, dass vor Alois Pokoruy Nie-
mand mit demselben Eifer und gleichem Erfolge an der Verbesse-
rung des naturgeschichtlichen Unterrichtes an den Mittelschulen
unserer Monarchie thätig gewesen sei. Die Zahl der Exemplare sei-
ner Bücher für Volks- und Mittelschulen, welche weit über die
Grenzen Oesterreichs in acht Sprachen verbreitet sind, betrage mehr
als eine Million. Pokorny widmete sich anfangs den juridischen Stu-
dien, aus dem Juristen wurde aber bald ein Botaniker. Es sei be-
zeichnend für die hohe Begabung in Oesterreich, dass zu einer Zeit,
in welcher es fast gar keinen naturgeschichtlichen Unterricht gab,
doch eine so grosse Anzahl von Autodidacten auf diesem Gebiete
entstanden sei. Professor Suess skizzirte sodann den Lebenslauf
Pokorny's, würdigte ihn als Menschen, Gelehrten und Familienvater
und schloss mit den Worten, Pokorny gereiche seinem Stande zur
151
vollsteD Ehre, er war ein vollkommener Charakter. Der Vorsitzende
Lissner theilte hierauf mit, dass der Lehrkörper des Communal-
Keal- und Ober-Gymnasiums in der Leopoldstadt sich an den Verein
„Mittelschule" mit dem Ersuchen gewendet habe, daselbst gemein-
schaftlich eine Gedenktafel für Dr. Alois Pokorny zu errichten.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Scheppig mit Pflan-
zen aus Deutschland.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Richter,
Runge, Porstinger und Fräulein Boresch.
Aus Niederösterreich eingesendet von Keller: Achillea alpl-
eola, Arenaria grandiflora, Carex aterrima, O. hrachystachijs, C. ni-
gra, C ornithopodioides, C. rupestris, Carlina longifolia, Chaere-
phi/Uum aromaticum, Epilohium trigonum, Euphrasia 'minima, E.
■salishurgensis, E. versicolor, Festuca, rupicaprina, Onaplialium Hop-
peanum, Hieracium piliferum,, Jmicus Hostii, Leontodon Taraxaci,
Libaiiotis montana, Pachypleurimi shnplex, Peucedanum verticillare,
Manuncidus Breyninus, Rhododendron intermedium, Rosa Carioti,
Saussurea discolor, S. pygmaea, Silene alpina.
Aus Westfalen einges. von Runge: Anacamptis pyramidalis,
Anagallis caerulea, Batrachium divaricatum, Botrychium Lunaria,
Carex stellulata, Gerastium semidecandrum, Chenopodium /icifolium,
Galeopsis oehroleuca, Galium saasatile, G. silvestre, G. uliginosum,
Gentiana Amarella, Myosotis versicolor, Nasturtium officinale, Scir-
pus caespitosus, Spiranthes autumnalis, Taraxacum> officinale var.
laciniatuni.
Aus Oberösterreich einges. von Frank: Calamintha nepetoides,
Campanula glomerata, Oynosurus echinatus, Centaurea rhenana, Epi-
lohium Dodonaei, Geranium pusiUum, G. pyrenaicum, Hippocrepis
eömosa, Hypochoeris maculata, Orchis latifolia, Rumex scidatus,
Saxifraga Aizoon, S. rotundifolia, Scabiosa ochroleuca, Thesium
tenuifolium.
Aus Böhmen einges. von Fräulein Boresch: Agrostis spica
venu, Aira ßexuosa, Allium oleraceum, Bromus secalinus, B. tecto-
rum, Carex leporina, Caucalis daucoides, C. orientalis, Chenopodium
Bonus Henricus, Ch. glaucum, Festuca elatior, Fumaria Vaillantii,
Geranium columbinum, Helianthemum oelandictim, Panicum milia-
ceum, Trifolium agrarium, Veronica praecox, V. prostrata.
Aus Tirol eingesendet von Fräulein Boresch: Geranium motte,
Goodyera repens, Mdchinsia alpina, Primxda glutinosa, Tofieldia
calicidata, Viola saxatilis.
Obige Arten können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 ti. (12 R. Mark) abgegeben werden.
152
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reich und der Schweiz erschien bis jetzt:
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schienen sind 6 Lieferungen ä 2 M. 40 Pf.
Für rasches Erscheinen der Fortsetzungen wird die Verlagshandlung
Sorge tragen.
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auf an.
Leipzig. Ed. Kummer.
Redacteiir und Herausgeber Dr. Alexander Skofltz. - Verlag von C. Gerold's Sohn.
C. Ueberreutersche Buchdruekerei (M. Salzer) in 'Wien.
Oesterreicliische
Botanische Zeitsclirift.
Die österreichische ^--^ Exemplare
botanische Zeitschrift V^2?Ql*cl:H die frei durch dioPostbe-
erscheint C* zogen werden soIIpii, sind
den Ersten jeden Monats. J)Ios bei der Redaction
Man pränumerirt auf selbe ^"' (IV. Bez., Miihlgasse Nr. i)
mit 8 H. Ost. W. »% i ■• 1 r« t •■ '^'^ pränumeriren.
(/ö Ä. ji/«)fc) RntPniK iinn RntsniKPr i™ wege des
ganzjährig, oder mit DUlam^ UMU DUldlllKCI. Buchhandels übernimmt
4 11. Ost. W. f 8 iS. Mark') Pränumeration
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XXXVII. Jahrgang. WIEN. Mai 1887.
ISTHAZiT. Centaurea carpatica. Von Dr Forraänok. — Narthtcium lieverchoni. Von Dr.. C e-
lakovsky. — Poa polonica. Von Blocki. Zygomorpher Blüthenbau. Von F o c k e. —
Znr Horaafrage. Von, Prof. Dr. P a 1 a c k y. — Bildungsabweichungen. Von Voss. — Utrüularia
brevicomis. Von Dr. Celakovsky. — Pflanzennamen. Von Dr. Kronfeld. — Prof. Eichler.
Von Dr. Garcke. — Flora des Etna. Von Strobl. -■ Literaturberichte. — Correspondenz.
Von Keller, Braun, Beck, Steininger, Forraänek, ßorbäs. — Personalnotizen. — •
Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserat.
Centanrea carpaiica,
Auetore Ed. Formänek.
Rhizoma cylindriGum. Caulls arachnoideo-tomentosus, erectus,
rarlus suhadsceadens, slmpleoß, capitulo uno, 0'30 — 0 40 m. altus.
Folia 0'06 — 0 09 m. longa et 2'5 cm. lata, firrna, ovato-lanceolata,
superiora sessilia, hasi semiamplexicauli , vix decurrente , hiferiora
in brevem semiamplexicaidem petiolum attenuata, omnia folia integra
vel noa perspicue remoto-dentata, supra obscure virldia, tenuiter-,
infra albido-cinerea et dense arachnoldeo-tomentosa. Phylla involu-
cralki sine margine scarioso, exteriora ovata integra vel lacerato-
fimbriata, (fere) dimidio breviora interloribus, haecoe lato-ovata basi
lanceolata, apice scarioso, pectinlforme Jimbriata. Pedimcidi sab
capitulo incrassati. Pappus quinquies-septies brevior achenio.
Habitat in m,onte Javornih apud Halenkov in Beskidis , loco
uno, sed ibidem creberrima.
Initio mensis Augusti 1885 a tne inventa.
Diese interessante Pflanze fand ich Anfang August 1885, auf
der Bukovina im Javornikgebirge nächst Hallenkau und zwar auf
der mährischen Seite, nur an einer Stelle, hier aber massenhaft;
selbe kommt, dem Anscheine nach, höchst selten und nur in den
Karpathen vor, da ich, trotzdem ich fast die ganzen Beskideu zu
Fuss bereiste, diese schon von weitem kenntliche und auf den ersten
Blick von den nächsten Verwandten der Centaurea axillaris Willd.
und der C. montana L. verschiedene Art nirgends angetroffen habe,
Oeslerr. botan. Zeitschrift. 5. Heft. 1887. 13
154
dürfte (?) jedoch auch auf der ungarischen Seite des Jawornik-
gebirges und in den ungarischen Karpathen, wenn auch nur höchst
selten, auftreten.
Nachdem ich in der ganzen mir zu Gebote stehenden Literatur
vergebens Umschau gehalten und diese scharf ausgeprägte und durch
ihre auffallenden Eigenschaften von allen Verwandten verschiedene
Form weder in meinem, noch in den Brünner Herbarien finden
konnte, entschloss ich mich dieselbe zu benennen und eine getreue
Beschreibung nach dem mir vorliegenden, leider geringen und zum
Theile noch unvollständigen Materiale, zu entwerfen.
Von Centaurea axillaris Willd. unterscheidet sich unsere Pflanze
durch die sitzenden, den Stengel halbumfassenden, kaum herablau-
fenden viel breiteren imd kürzeren, in der Regel ganzrandigen Blätter,
durch die am ßande nicht trockenhäutigen Hüllblätter und den viel
kürzeren Pappus.
Grundverschieden ist unsere Pflanze auch von Centaurea mon-
tana L., wie ich mich durch Vergleichung derselben mit sämmtlichen
zu dieser Art gehörenden Pflanzen des Herbares des Brünner natur-
forschendeu Vereines überzeugt habe. In den ausgedehnten Samm-
lungen dieses Vereines, fand ich diese Art von zehn verschiedenen
(darunter zwei französische, ein croatischer und ein steiermärkischer)
Standorten reichlich vertreten. Alle Exemplare dieser Sammlung
zeichnen sich durch einen (mitunter breit-) geflügelten Stengel, durch
lange und weiche, meist grasgrüne, ziemlich kahle oder dünn spinn-
webig-wollige Blätter und durch die mit einem schwarzbraunen
Rande versehenen Hüllblätter.
Es unterscheidet sich daher unsere Pflanze von der Centaurea
montana L. durch den nicht- oder kaum geflügelten Stengel, durch
den fehlenden Hautrand der Hüllblätter, durch die auf der Ober-
seite mattgrünen, auf der Unterseite weisslichgrauen, dicht spinn-
webig-filzigen, viel kürzereu und derben Blätter und den sehr kurzen
Pappus.
JVariheciuin Reverchoni sp. n.
Von Dr. L. Celakovsky.
Rhizomate longe repente ; caulibus hasi foliosis, caeterum
3 — 4foliis, foliis basilaribus {^radicalibus'^) 3 — 4 et Ulis turionum
sterilium distachiis, equitantibus, lineari-ensiformibus, compresso-vagi-
natis, vagina lote scarioso-nitido-marginata, caulinis sensini de-
crescentibus, a caule distantibus, supremis laniina brevissima
acuminatis ; bracteis complicatis, curvatis, acuminatis; brac-
teola (prophyllo) plerumque infra medium pedunculi sita;
racemo laxifloro, 10 — 15-floro, florum pedunculis longiusculis,
subar cuato - patent ibus ; ßlamentis minus dense villosis; pilis
155
eorum omnihiis suhaequilong is ; ovario conico in stylum cras-
siusculum sensim attenuato.
Corsica: ad JBastelicatn, locis humidis montis Monte -Renoso
27. Jul. 1878 leg. Elisee Meverchon {nomine Narth. ossifragi
Suds.)
Na rthecium oss ifr agutn Suds, differt : caulibus abasi squa-
moso-foliatis, squamis infimis minimis , sequentibus majoribus,
superioribus decrescentibus adpressis, bracteis squamiformibus, non
complicatis, obtuse cucullatis, bracteola plerumque stipra nhe-
dium peduncuU sita, racetno densifloro, peduncidis erectis,
strictis itaque ßoribus axi subadpressis, filamentis dense villosis, pilis
a basi versus apicetn filamenti magis elongatis, ovario in stylum
tenuem abrupte contractu.
Diese schöne Art, von der mir fünf so schön, wie eben Ro-
ver chon zu sammeln versteht, aufgelegte Exemplare vorliegen, ist
sogleich habituell von dem gewöhnlichen nördlicheren N. ossifragum zu
unterscheiden, namentlich durch die ganz verschiedene Phyllomorphose.
Während beim N. ossifragum der Stengel bloss Niederblätter
(Schuppenblätter) besitzt, von denen die untersten am kleinsten sind
und von deren nachfolgenden selten eins oder das andere ein Sprei-
tenrudiment trägt, so finden sich bei der Reverchon'schen Pflanze
am Stengelgrunde wohl entwickelte schwertförmige Spreitenblätter,
ähnlich denen der sterilen Triebe, darüber folgen dann wenige
(3 — 4) durch längere Internodien getrennte Stengelblätter, die gleich
den Bracteen zusammengefaltet und mit einer kurzen spitzen Spreite
versehen sind. Die Blüthen sind merklich grösser als beim N. ossi-
fragum, weit lockerer stehend und länger gestielt. Auffällig ist noch
der weissglänzende Hautrand der Blattscheiden, der zwar beim N.
ossifragum nicht fehlt, aber doch nicht so breit und auffällig er-
scheint. Die Ausläufer des Rhizoms sind länger und dünner, als
ich sie je beim N. ossifragum, von dem mir reichliches Material vor-
liegt, gesehen habe.
Ob das Narth. Reverchoni ausser auf Corsica noch sonst im
Süden vorkommt, wird noch weiter auszuforschen sein. Die franzö-
sische Pflanze, die wir im böhmischen Museumsherbar von Pontivy
und aus den CentralpjTenäen (Endress ün. itin.) haben, ist nur
N. ossifragum. Grenier gibt letzteres auch auf Corsica an (Monte
d'.Oro etc.); ob damit Ad^^ N. Reverchoni gemeint war, oder ob neben
diesem auch das N. ossifragum auf Corsica wächst, bleibt auch noch
auszumitteln.
Ich vermuthe ferner, dass das orientalische ^^ Narth. ossifragum"'
vom Pontus Lazicus oberhalb Demil (Balansa) , welches Boi ssier
in der Fl. Orient aufführt und dessen Standort er selbst eine „statio
valde disjuncta et insignis" nennt, vom N. ossifragum specifisch ver-
schieden, möglicherweise mit dem corsischen A^. Reverchoni iden-
tisch ist. Einige Boissier'sche Angaben, die wohl der orientalischen
Pflanze entnommen sind, passen nämlich eher auf das letztere, als
auf iV. ossifragum. Es heisst dort: „foliis radicalibus caule bre-
13*
156
vioribus, caiilinis 2 — 3 abbreviatis, pedicellis basi et saepe ad medium
bracteolatis". Es wäre wüusclienswerth, dass Diejenigen, denen die
Pflanze Balansa's zugänglich ist, dieselbe mit der corsischen Art
vergleicben möchten.
Poa poionica n. sp.
Von Br. Blocki.
Diagnose: Wurzel ohne Ausläufer, rasenförmig. Halme
steif, dicklich, 0-20 — 0*25 M. hoch, wie die Blattscheideu
und Blätter blaugrün und schärflich rauh, nur in der un-
teren Hälfte beblättert, dreiblätterig. Blattscheiden länger als
die luternodien, die Halmknoten gänzlich bedeckend. Blätter
steif aufrecht-abstehend, 3 Mm. lang, linealisch-flach, kürzer
als ihre Scheiden, gegen die Spitze plötzlich verschmälert und
daselbst kappenförmig zusammengezogen. Blatthäutchen 3 Mm. laug,
an der Spitze abgestutzt. liispe eilanzettlich, deren Aeste stets auf-
recht abstehend, sehr rauh, die unteren zu 3 — 5. Aehrchen eilan-
zettlich, 4 — 5 blüthig, glänzend; die Deckspelzen am oberen Eande
breithäutig, unter der Spitze violett gezeichnet.
Bemerkungen: Diese ausgezeichnete Art steht bezüglich des
Habitus der P. caesia Sm. und P. glaucesccns A. Kern, am näch-
sten, sie unterscheidet sich jedoch von beiden sehr erheblich durch
viel längere Blatthäutchen, sowie durch sehr rauhe Halme, Blätter
und Blattscheiden. Durch das letztgenannte Merkmal nähert sich P.
poionica m. den osteuropäischen Arten: P. sterilis (auch himg. an
L.?), P. pannonica A. Kern., P. podolica mihi und P. versicolor
Bess., jedoch unterscheiden sich diese letzteren Arten von P. polo^
nica m., abgesehen vom Habitus, auf den ersten Blick dadurch,
dass sie nackte, d. h. von Blattscheiden unbedeckte Halmknoten
besitzen.
Standort: Sonnige Grypstriften bei Ostapie und Okno im ost-
galizischen Miodoboryer Hügelzuge, nicht selten. Auch dürfte sie in
Wolhynien und Russisch-Podolien zu Hause sein. In Südostgalizien
habe ich P. poionica m. nirgends beobachtet, wohl aber kommen
daselbst P. pannonica A. Kern., P. podolica mihi und P. versicolor
Bess. vor.
Lemberg, am 10. April 1887.
157
Die Entstehung des zygomorphen Blüthenbaues.
Von W. O. Focke.
(Scliluss.)
Es wird nicht nöthig sein, als Beleg für die allgemeine Eicli-
tigkeit dieser Anschammgen Beispiele anzuführen, da es hinlänglich
bekannt ist, dass im Grossen und Ganzen die Thatsachen zu der
Theorie stimmen. Im Einzelnen hat freilich die Züchtung durch lu-
sektenthätigkeit unzählige Abweichungen und Besonderheiten hervor-
gerufen. Bei den Schmetterlingsblumen z. B. ist die Fahne das best-
entwickelte Kronblatt, während dies nach der Theorie nicht der Fall
sein sollte. Beim Kelch der Schmetterlingsblume dagegen, der nur
mittelbar durch die Züchtung beeinflusst wurde, ist das Verhalten
ein ganz regelrechtes; ferner spricht auch die Vergleichung mit den
Caesalpinieen dafür, dass die stärkere Entwicklung der Fahne erst
einem späteren Stadium in der Ausbildung der Zygomorphie an-
gehört.
Bei den Caesalpinieen, z. B. bei Cassia, finden sich die leich-
testen Anfänge der Zygomorphie, aber hier zeigt sich sofort, dass
es nicht Kelch und Krone sind, an denen die ersten Ansätze zur
Aenderung des Blüthenbaues sichtbar werden, sondern die inneren
Blattkreise der Blüthen, die Staubblätter und Fruchtblätter. Ueber-
haupt ist die Zahl der streng aktinomorphen Blumen weit kleiner
als man gewöhnlich annimmt. Als ich einmal Nicotiana unter den
Gattungen mit zygomorphen Blumen aufgezählt hatte, wurde mir
dies von der Kritik als Fehler angerechnet, während ich, der ich
lange Nicotianen cultivirt und beobachtet hatte, es für selbstver-
ständlich hielt, dass die Zygomorphie in dieser Gattung eine allbe-
kannte Sache sei. Der Fruchtblattkreis ist bei Nicotiana viergliedrig,
der Kronblattkreis fünfgliedrig und der Staubblattkreis zeigt inso-
fern eine Annäherung an die Tetramerie, als ein Staubfaden regel-
mässig kürzer ist, als die andern. Die typischen Kosaceen-Blumen,
z. B. Spiraeen, Potentillen, ßosen u. s. w. sind vollständig aktino-
morph. Die einzelnen Fruchtblätter sind aber nicht symmetrisch ge-
bildet, und wenn nun bei reducirten Formen von dem Fruchtblatt-
kreise nur ein einziges Glied übrig bleibt, so findet sich in der
übrigens strahligen Blume ein halbseitig symmetrisches Fruchtblatt.
Es ist diess z. B. bei Alchemiüa der Fall, deren Untergattimg Apha-
nes auch nur ein einziges Staubblatt besitzt, dessen Stellung dem-
nach die einzige mögliche Halbirungsebene der Blume angibt. Bei
den Chrysobalaneen hat sich in vielen Gattungen die Zygomorphie
weiter ausgebildet, indem zunächst die Honigabsonderung sich auf
die Griffelseite des Fruchtblattes beschränkte. Eine sackartige oder
selbst spornartige Honiggrube und Aenderungen in Stellung und
Zahl der Staubblätter sind dann als Folgen von Insektenzüchtuug
entstanden; die Umbildung der aktinomorphen in die zygomorphe
Blütheuform lässt sich hier Schritt für Schritt verfolgen.
158
Eine andere Störung der strahligen Anordnung im Staubblatt-
und Fruchtblattkreise beobachten wir bei einigen Gentianaceen. In
der Gattung Erythraea sind die Kronblätter unterwärts zu einer
engen Köhre verwachsen, aus der nur die Staubbeutel und die Griifel-
spitze hervorragen. So gering der Spielraum ist, welchen die enge
Mündung der Krone bietet, so ist es doch leicht wahrzunehmen, dass
Staubbeutel und Narbe sich zur Blüthezeit von einander abwenden;
der Griffel legt sich der Krouröhre an der einen Seite an, die sämmt-
lichen Staubblätter an der entgegengesetzten. Die Gattung Sabbat ia,
nahe verwandt mit Erythraea und Chlora, hat nicht die lange enge
Kronröhre von Erythraea, so dass Griffel und Staubblätter sich
freier bewegen können. Lester F. Ward hat beobachtet, dass sich
bei der nordamerikanischen Sabb. angularis zur Zeit der Geschlechts-
reife der Griffel nahezu in rechtem Winkel nach der den Staubblät-
tern entgegengesetzten Seite biegt. Eine fast eben so beträchtliche
Krümmung der Griffelspitze beobachtete ich gemeinsam mit Herrn
H. Ross auch bei Erythraea gra7idißora auf Sicilien. Offenbar ge-
währt dies Auseinanderbiegen der Staubblätter und Narben einen
guten Schutz gegen Selbstbestäubung durch Pollen der eigenen
Blume. Die inneren Blüthenkreise sind wegen dieser Stellungsver-
hältuisse bei Sabbatia und Erythraea nicht mehr aktinomorph.
Eine fernere Art von beginnender Zygomorphie zeigt sich bei
manchen Pflanzen mit nickenden Blumen, deren Griffel sich auf-
wärts krümmen. Den Schlüssel zur Erklärung dieser Erscheinung
liefert uns folgende Beobachtung. Stellt man eine grossblumige Lilie
mit nickenden oder wagrecht abstehenden Blumen, also etwa L.
auratum oder L. lancifoliuni, im Blumentöpfe so an eine Zimmer-
wand, dass das Licht nur von der Seite auf die Blume fällt, so
biegt der Griffel sich nicht, wie gewöhnlich, aufwärts, sondern seit-
wärts dem Lichte zu. Die Lilien aus der Verwandtschaft des Lil.
bulbiferum haben aufrechte Blumen mit geraden Griffeln. Wenn man
aber eine solche Blume vor dem Aufblühen künstlich in eine wag-
rechte Stellung bringt oder wenn sie durch zu dichten Stand der
Blumen gezwungen wird, eine derartige Stellung anzunehmen, so
biegt der Griffel sich aufwärts und wendet seine Narbe dem Lichte
zu, ebenso wie es die Arten mit normal nickenden Blumen regel-
mässig thuu (vgl. meine Mittheilungen in Kosmos VII, 1883, S. 658).
Stellt man eine Pflanze von Hymantophyllum {Gl.ivia) so auf, dass
die zahlreichen zu einer Dolde vereinigten Blumen das Licht nur
von einer Seite erhalten, so können sich der ßaumverhältnisse
wegen nicht alle Blumen dem Lichte entgegenlichten, aber auch in
den abgwendeten Blumen krümmen sich die Griffel nach oben oder
zur Seite, so dass ihre Narben dem Lichte zugekehrt sind. Aehnliche
Biegungen zeigen lange Griffel auch bei anderen Amaryilidaceen,
bei Malvaceen und wahrscheinlich bei manchen anderen Pflanzen.
Durch die Krümmung der Griffel werden die Blumen streng
genommen sofort zygomorph, denn es lässt sich bei ihnen nur eine
einzige Halbinmgsebene durch den Stempel legen. Wir können dann
159
aber, z. B. bei den Liliaceen und Amaryllidaceen an den verschie-
deneu Arten jede Stufe der weiteren Umbildung der Blume zum
zygomorphen Bltithenbau beobachten. Zunächst folgen die Staub-
blätter dem Griffel und krümmen sich in gleicher Weise. Für
die Kreuzung ist es am nützlichsten, wenn die Staubbeutel in fast
gleicher Höhe, aber noch etwas mehr nach innen von der Narbe
stehen. Bei den Lilien liegen die Saftbehälter in den Kronblät-
tern , aber bei anderen Blumen , bei denen der Honig vom
Blüthengrunde abgesondert wird , bringt die veränderte Stellung
der Staub- und Fruchtblätter eine Bevorzugung der oberhalb der
Staubblätter gelegenen Gegend mit sich, so dass statt des Honig-
ringes an jener Stelle eine einzige Honiggrube gebildet wird, oder
auch mehrere benachbarte. Die horizontale Stellung der Blüthen be-
günstigt ferner die Förderung des unteren Blumenblattes, durch
welche die Zygomorphie vollständig ausgeprägt wird. Horizontale
Stellung der Blumen, Krümmung der Griifel, Krümmung der Staub-
blätter, Entwickelung eines oberen Nectariums, Förderung des unte-
ren Blumenblattes: das sind die Stufen, welche in diesen Fällen die
Umwandlung der aktinomorphen Blume in die zygomorphe durch-
zumachen pflegt.
Es mag hier noch auf einen Punkt hingewiesen werden, der
fernere Beachtung verdient, nämlich auf die Böziehung zwischen In-
sektenthätigkeit und Honigabsonderung. Nägeli hat den Gedanken
ausgesprochen, der durch krabbelnde Insekten ausgeübte Reiz bewirke
im Laufe der Generationen ein Wachsthum der Kronblätter und
führe zur Entstehung grosser Blumen. Die Thatsachen widerlegen
diese Vorstellung schon bei oberflächlicher Prüfung. Viele der am
reichlichsten von Insekten besuchten Blumen sind klein, stehen aber
in grosser Zahl bei einander und werden dadurch augenfälKg; man
denke an Compositen, Kleearten, Weiden, Buchweizen, Oa^^wwau. s.w.
Die grossen Blumen schliessen dagegen meistens die kleineren In-
sekten vom Honiggenusse aus; sie haben in der Regel nur einen
spärlichen, aber um so wirksameren Besuch durch Schwärmer oder
andere Falter und grosse Hummeln. Dagegen zeigt sich die Nägeli'sche
Idee wahrscheinlich sehr fruchtbar für das Verstäudniss der Nekta-
rienbildung. Wenn bestimmte Stellen der Blume stets von neuem
durch lusektenrüssel gereizt werden, zumal wenn dabei das Gewebe
angestochen wird, so kann vielleicht an dieser Stelle eine anfangs
pathologische Saftabsonderung im Laufe der Generationen normal
und physiologisch werden. Diese Auffassung verdient wenigstens eine
nähere Prüfuug, zumal da sie geeignet scheint, die Lage der Honig-
gruben in manchen Fällen gut zu erklären.
Auch ein anderer Eiufluss der Insekten spielt vielleicht eine
gewisse Rolle. Bei den traubig oder in irgend einer anderen Weise
um eine Mittelachse gruppirten Blumen werden die Insekten immer
in einer bestimmten Richtung aufliegen, nämlich von aussen her auf
die Achse zu. Es lässt sich wohl denken, dass in röhrigen Blumen
durch das stets von derselben Seite erfolgende Hineinzwängen des
160
Insektenkörpers in die Eöhre eine Erweiterung oder selbst Auf-
schlitzung der Blumenmündung erfolgte, während gleichzeitig Griffel
und Staubgefässe an die hintere Wand der Blume gedrängt wurden,
wie bei den Labiaten, Wenn nun aber auch bei dem gegenwärtigen
Stande unserer Kenntnisse eine unmittelbare Einwirkung der In-
sektenthätigkeit auf den Blüthenbau nicht eben besonders wahr-
scheinlich ist, so kann doch der auf das Gesetz der Erhaltung
des Zweckmässigen begründete züchtende Einfluss der Insekten
kaum zweifelhaft sein.
Es mag hier noch bemerkt werden, dass die traubige Blfithen-
stellung, welche zur Zygomorphie führt, nicht mit der morphologi-
schen Blüthentraube gleichbedeutend ist. Bei den Cruciferen z. B.
pflegen erst die Früchte wirklich traubig zu stehen, während die
Blüthen in der Regel fast in einer Ebene oder gewölbten Fläche
liegen.
Es lassen sich nun einige Typen des zygomorphen Blüthen-
baues unterscheiden, welche sich in den verschiedensten Pflanzen-
familien wiederholen. Der erste derselben, den wir Leguminosen-
Typus nennen wollen, nimmt seinen Ausgang von einer derartigen
Krümmung des Griffels, dass die concave Seite nach oben gerichtet
ist. Eine solche Krümmung kann, wie erwähnt, zunächst einfach
Folge des Lichtreizes sein. Der Typus findet sich bei Blumen mit
freien oder nur am Grunde verwachsenen Kronblättern. Amaryllida-
ceen, Chrysobalaneen, Leguminosen und Geraniaceen sind sehr ver-
schiedene Familien, in denen allen man aber sämmtliche üeber-
gangsstufen vom aktinomorphen zum zygomorphen Blüthenbau vor-
findet. In der Stellung der Organe, der Anordnung und Bildung
einer (oder weniger) Honiggrube oder Honigröhre u. s. w. zeigen sie
die merkwürdigste Uebereinstimmuug, die offenbar auf eine gleich-
artige Entstehungsgeschichte hinweist.
Es ist oben versucht worden, den Gang derselben kurz zu
skizziren. Etwas anders gestalten sich die Verhältnisse, wenn der
Honig fehlt oder wenn er nicht vom Blüthengrunde, sondern von
Kronblättern oder Fruchtblättern abgesondert wird. Immerhin zei-
gen die zygomorphen Blüthen bei Liliaceen {Paraclisia, Hemerocal-
lis), Ericaceen {Rlwdodondron, Pirola), Personaten {Verbascum),
Capparidaceen {Capyaris) und Sapindaceen {Aesculus) auffallende
Analogien, wenn sie auch in einer oder der andern Beziehung
abweichen.
Der Labiaten-Typus findet sich vorzüglich bei Blumen mit
entschieden Sympetalen Kronen, bei Lobeliaceen, Caprifoliaceen, Bi-
gnoniaceen, Persouaten und Labiaten. Schon bei unvollkommener Aus-
prägung zeigen Blumen aus ganz verschiedenen Familien oft eine
überraschende Aehnlichkeit in der allgemeinen Blüthentracht, z. B.
Linnaea, Echium, Wulfenia, Mentha, Oladiolus. Bei vollständiger
Ausprägung des Typus pflegt die Krone zweilippig zu werden, der
Staubblattkreis oft didynamisch ; der Griffel liegt an der Rückwand
unter der Oberlippe. Modificirt ist dieser Typus bei den Labiati-
161
floren der Compositen und noch mehr hei den Ligulifloren. Ueher
die Entstehungsgeschichte dieses Typus sind ohen bereits einige Ver-
muthungen ausgesprochen worden.
Wesentlich schwieriger erscheint das Verständniss der Ent-
stehung einiger anderen zygomorphen Blumen, bei denen wahrschein-
lich die Züchtung durch Insekten in ganz eigenartiger Weise erfolgt
ist; dahin gehören z. B. die Typen der Polygalaceen, Aristolochia-
ceen, Canna, und ein Theil der Fumariaceen. In einer gi-ossen Zahl
von andern Fällen (Ranunculaceae, Violaceae, Resedaceae, Orchi-
daceae) zeigen sich zwar mancherlei Eigenthümlichkeiten, aber doch
keine allzu grossen Abweichungen von den bei den Leguminosen und
Labiaten beobachteten Verhältnissen.
So weit wir auch noch davon entfernt sind, die Entstehungs-
geschichte der einzelnen zygomorphen Blüthenformen wirklich zu ken-
nen, so dürften doch die vorstehenden Betrachtungen zeigen, dass
ihre Entwicklung durch sehr verschiedene Factoren bedingt ist, von
denen manche sich in ihrer Wirkungsweise bereits sehr wohl wür-
digen und verstehen lassen.
Die auf den vorstehenden Blättern niedergelegten Beobachtun-
gen und Betrachtungen waren so weit abgeschlossen, als mir die
neue Arbeit des Herrn Professor Vöchting über Zygomorphie und
deren Ursachen (Pringsh. Jahrb. wiss. Bot. XVII, 1886) bekannt
wurde. Es wird darin der Nachweis geführt, dass die Blüthen ge-
wisser Pflanzen je nach ihrer aufrechten oder wagerechten Stellung
aktinomorph oder zygomorph werden. Ich habe es vorgezogen, diese
neuen Erfahrungen vorläufig von den obigen Betrachtungen auszu-
schliessen, möchte aber nicht unterlassen, hier auf jene wichtige
Arbeit hinzuweisen, zumal da weitere Mittheiluugen über denselben
Gegenstand in Aussicht gestellt sind.
Bremen, am 13. December 1886.
Zur Homa- (Soma-) Frage.
Von Prof. Dr. J. Palacky.
Bekanntlich ist die heilige Pflanze der alten Arier, das gött-
liche Homa, ein Genussmittel gewesen, dessen Tradition sich nicht
mehr erhalten hat.
Die Annahme, es sei der Saft der Asclepiadee Asdepias acida
(Roxburgh =:: aphylla Roxburgh et Hooker Fl. f. british India) Sar-
costemma hrevistigma Wigth gewesen, ist doppelt unwahrscheinlich.
Erstens wächst diese nur im Dekan auf Felsen, wo die Arier
zur Zeit des Somacultes noch nicht waren, am wenigsten die persi-
schen Arier. Andererseits ist nicht anzunehmen, dass ein saurer
Milchsaft in einem Lande, das so viele Früchte besass, göttliche
162
Ehren erhalten hätte, und z. B. in der Elwend'schen Keilschiift als
■erste Göttergabe vor dem Himmel und Menschen aufgeführt worden
wäre. (Ritter VIE. 76.)
Eine Notiz bei Aitchison Vegetation des Kurumthales (II,
London. Linean Soc.) ist vielleicht geeignet, hier auf eine bessere
Fährte zu führen. Es steht dort bei Olea cuspidata Wallich =^ferrugi-
nea Koyle ex Fl. british India (wild und cultivirt dort) superstitiously
venerated by the Afgans. Nun sind die heutigen Afghanen Nach-
kommen der alten Arier und können ihre Traditionen bewahrt
haben. Diese Spec. kommt im nordwestlichen Himalaya ob Caschmir
in 2 — 6000' Höhe vor. Olea glanduUfera, sonst noch die einzige
Specie des Himalaya, geht in derselben Höhe bis Nepal. Wenn man
annehmen könnte, das Homa sei eine Olive gewesen, so würden
sich manche Stellen besser erklären lassen als aus einem gifti-
gen Milchsaft. Es würde erklärlicher sein, warum das Homa
bei den Ariern in Vergessenheit gerieth, als sie iu die tropische
Niederung Indiens kamen, denn dort wächst keine Olea, erst im
Dekan und in Bengalen kommt 0. dioica Roxburgh und auf den
Nilgeries (die die Arier nicht erreichten) polygama Wigth vor, in
drei weiteren Arten im Osten. Ab«r auch im kalten persischen Berg-
laade ist das Aussterben dieser Pflanze dann begreiflich.
Bildungsabweichungen an Gaianthns nivtiiis L.
Von Wilhelm Voss.
Im Jahre 1885 habe ich dieser Zeitschrift Beobachtungen mit-
getheilt, welche sich auf eigenthümliche Zwiebelbildungen bei Leu-
cojum vernum L. beziehen. Die aus der hiesigen Gegend stammen-
den Pflanzen zeigten Verdoppelungen ihrer unterirdischen Stämme;
einige der auffallendsten Formen wurden bildlich zur Darstellung
gebracht. ^) — In demselben Jahrgänge der Oesterr. botan. Zeitschrift
(pag. 149) veröffentlichte mein hochgeschätzter früherer Lehrer, Prof.
Dr. A. Kornhuber, den Aufsatz: „Zur Zwiebelbildung bei der Gat-
tung Leucojum^'-. Darin theilt uns Verfasser mit, dass er diese
Bilduugsform vor langer Zeit in den Umgebungen von Salzburg
beobachtete, wo Leucojum vernum L. auf den Inseln und Werdern
der Salzach, z. B. in der Josephsau, Lieferingerau und an anderen
Orten zahlreich wächst. An Galanthus nivalis sei diese unregel-
mässige Zwiebelbildung nicht beobachtet worden, jedoch gar nicht
selten an Leucojum aestivum L. und zwar in den Umgebungen von
Achau und Laxenburg, ein neuaufgefundener Standort des Leucojum
aestivum im Florengebiete Wiens.
*) Seite 22—85, mit 4 xylogr. Abbildungen.
163
Es sind daher zwei Arten aus der Familie der Amaryllideen,
Leucojum vernum und aestivum L. bekannt, bei welchen Doppel-
zwiebel gefunden wurden. — Heute erlaube ich mir als dritte Art.
Galanthus nivalis L. anzureihen. Da weder bei Ir misch (Zur
Morphologie der monokotylischen Knollen- und Zwiebelgewächse)
noch in der unlängst erschienenen deutschen und vermehrten Ueber-
setzung von Master's Pflanzenteratologie einer derartigen Bildungs-
abweichung am Schneeglöckchen gedacht wurde, so soll hier näher
darauf eingegangen werden.
In den ersten Märztagen des laufenden Jahres brachte einer
meiner Schüler zur Belebung des botanischen Unterrichtes Schnee-
glöckchen von Kaltenbruun bei Laibach. Bei Besichtigung dieser
Pflanzen fiel mir eine auf, wo unter der Zwiebel noch ein Stengel-
stück zu bemerken war. Ich ermunterte nun diesen Schüler, nochmals
die Stelle zu besuchen, um Pflanzen auszugraben dabei aber mehr in
die Tiefe zu gehen; es wäre möglich, dass er Schneeglöckchen fände,
wo unter der oberen Zwiebel, noch eine zweite, tiefere sei. — In
der That erhielt ich nach einigen Tagen das Gewünschte.
Unter den 25 Exemplaren von Galanthus nivalis L., die alle
schön und kräftig entwickelt waren, befand sich eines, wo zwei
Zwiebeln übereinander stehen und von einander durch ein 2*5 Cm.
langes, schwach gebogenes Stengelstück getrennt sind. Beide Zwiebeln
waren reich bewurzelt. Von den, meinem oben erwähnten Aufsatze
beigegebenen Abbildungen würde Fig. 2 am besten zu dem vorlie-
genden Falle passen, nur mit dem Unterschiede, dass unser Galanthus
nivalis in Blüthe stand. Das besprochene Exemplar befindet sich im
Herbar der Staatsoberrealschule und steht zur Ansicht mit Vergnügen
zur Verfügung.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch einer Galanthus-V^dkMiQ
hiesiger Gegend erwähnen, die zwei Blüthenschäfte entwickelt hatte. Von
den beiden Blüthen war die eine nach der Drei-, die andere hingegen
nach der Vier zahl gebaut. — Im äusseren Blattkreise stehen vier
Kelchblätter, dann alternirend im zweiten Kreise vier Kronenblätter.
Von den acht Staubfäden stehen vier so wie die äusseren, vier wie
die inneren Blütlieublätter. Die vier Fruchtblätter liegen wie die
Kelchblätter und haben sich zu einem vierfächerigen Fruchtknoten
verbunden. Aeusserlich sind diese vier Fruchtfächer, durch ebenso
viele scharfe Kanten des Fruchtknotens kenntlich. Endlich finden sich
im inneren Winkel jedes Fruchtknotenfaches zwei Reihen von Samen-
knospen, daher acht im Ganzen. Die Grösse und Form der Blüthen-
organe, mit Ausnahme des Fruchtknoten, stimmt vollständig mit
jener normal gebauter Blüthen überein.
Blüthenformel: K.4 . C.4 . A.4 + 4 . G.4.
Diese Schneeglöckchenblüthe ist demnach ganz so gebaut wie
die Blüthe von Paris quadrifoUa L., und ihr Diagramm würde genau
so aussehen, wie jenes von Gagea arvensis, welches Herr Carl Schil-
164
berszky auf der, seiner Abhandlung (diese Zeitschrift 1886, p. 264)
beigegebenen Tafel unter II gezeichnet hat.
Laib ach, im März 1887.
Nochmals ttricniarin brericornis.
Von L. Celakovsky.
(Fortsetzung.)
Was die bisher bekannte geographische Verbreitung der Utric.
ochroleuca betriift, so hat Ascherson eine bereits recht ansehnliche
Liste von Standorten zusammengestellt. Danach kommt die Art, so-
viel bekannt, vor: 1. in Schweden vielfach (nach Hartman), 2.
in Norwegen an zwei Stellen nach Blytt, 3. in Dänemark im
Moor bei Lyngby (Th. Holm als Utricularia intermedia), 4. in
Deutschland und zwar in Brandenburg, Oberlausitz, Schlesien,
ßheinbaiern (Zweibrücken), 5. in Oesterreich-Ungarn: Böhmen;
Tirol (etwas fraglich); 6. Frankreich: am See von Longemer in
den Vogesen (Perriu).
Zu der dänischen Pflanze von Lyngby bemerkt Ascherson:
„dieselbe hat für Ub\ ochroleuca ungewöhnlich grosse CoroUen und
lange Sporne, sowie verhältnissmässig lange Blattzipfel, an denen
mitunter bis 4 Seitenzähne vorhanden sind. Die Exemplare der U.
ochroleuca von Zweibrücken (F. Schultz) kommen in der Länge der
Blattzipfel und des Sporns dieser dänischen Pflanze nahe; trotzdem
zweifelt R. v. Uechtritz so wenig als ich daran, dass diese Form
zu U. ochroleuca zu rechnen ist; der in (von?) der Unterlippe ab-
stehende Sporn bewährt sich bei derselben als ein gutes Merkmal."
Prof. Ascherson's Güte verdanke ich die Zusendung sowohl
der dänischen, als der pfälzer Pflanze von Koch und von F. Schultz.
Diese Pflanzen weichen in der That von der typischen U. ochroleuca
oder hrevicornis bedeutend ab, so zwar, dass ich sie gar nicht als
meine U. hrevicornis anerkennen kann, sondern zur Ü. intermedia
verweisen muss. Der ganze Habitus der dänischen und pfälzer Pflanze
ist der der U. intermedia^), sie ist nämlich ebenso stattlich, ihre
Blätter ebenso gross und langzipfelig, die Schläuche ebenfalls sehr
gross und nur auf besonderen Zweigen sitzend, der Schaft und die
Kelche grün, letztere nebst Deckblättern so gross, wie sonst bei U.
intermedia, am Schafte öfter nur ein leeres Schuppenblatt, die Co-
rolle gross und der lange Sporn so laug oder doch nicht viel kürzer
als die Unterlippe, bald auch entschieden walzlich, bald freilich mehr
*) Prof. Ascherson selbst schrieb mir: „Es ist anzuerkennen, dass
Koch beide Pflanzen so sicher trennte, obwohl der Habitus und der Sporn
der pfälzer Pflanze lange nicht so von U. intermedia abweichen, als von Ihrer
und Hartmans Pflanze."
165
walzig-kegelförmig, sehr allmälig verschmälert, die Wiuterküospea
siud eilänglich, gross imd dabei dicht rauhhaarig-zottig. — Alles
das sind Merkmale der U. intermedia.
Nur in den Blattzipfelu weicht die genannte Form von Utric.
intennedia ab und nähert sich mehr der U. ochroleuca^), indem die
Blätter spitz und in einen Mucro allmälig zugespitzt sind, auch die
wimpertragenden Seitenzähnchen mehr vorgezogen sind, entfernter
stehen und ihrer jederseits meist nur 3—4 vorhanden sind. Da ich
diese Form früher nicht kannte, so glaubte ich allerdings, dass auch
in den Blattzipfeln ein durchgreifender Unterschied zwischen Utric.
hrevicornis und intermedia besteht, was nun meiner Ansicht nach
durch das Dasein der dänisch-pfälzer Form widerlegt wird. Denn,
was die Deutung der letzteren betrifft, so müssen wir uns doch fra-
gen, ob die einzige Uebereinstimmung mit der U. ochroleuca in den
Blättern (die im Sporn ist nur theilweise und scheinbar) mehr wiegt,
als alle anderen Merkmale (im Wesentlichen auch der Sporn), die
der U. intermedia gehören, zusammengenommen? Ich habe darauf-
hin die ßlattzipfel aller mir zur Verfügung stehenden Exemplare re-
vidirt und gefunden, dass allerdings eine scharfe Grenze zwischen
beiden Formen der Blattzipfel nicht besteht, indem die Extreme in
der Stumpfheit oder Spitzigkeit der Blattzipfel, der Zahl, Dichtig-
keit und Deutlichkeit der Wimperzähnchen durch allmälige Ueber-
gänge verbunden werden. Dieses Eesultat stimmt mit dem systema-
tischen Werthe des Laubes in den zwei anderen Gruppen der euro-
päischen Utricularien überein, indem auch U. vulgaris und neglecta,
dann U. minor und Bremii in den Blättern (ausser einigermassen
nach Grössenverhältnissen) kaum unterschieden werden können, und
wo auch den Blüthen die specifischen Merkmale zukommen.
Ich könnte mich hiebei auch noch auf den (leider letzten!)
Brief von Uechtritz berufen, worin dieser bereits die schon von
Koch und dann von mir hervorgehobenen Merkmale der Blattzipfel
kritisirte, da „die Differenz in den Blattzipfeln, auf die schon Koch
bedeutendes Gewicht legt, und die ja auch die beiden Species bereits
im sterilen Zustande erkennen lässt, nicht in allen Fällen in gleich
ausgezeichneter Weise hervortritt". — „Die Gestalt und Zahl der
Zähnchen ist," fährt er fort, „wenigstens bei der wahren U. intet--
media entschieden etwas variabel, so finden sich auch weniger wie
zehn jederseits, und den allerdings gewöhnlich kurzen sind bisweilen
deutlicher verlängerte beigemengt. Ich glaube sogar gegabelte Bor-
sten gesehen zu haben!" — Letztere Bemerkung ist völlig zutreffend,
solche gegabelte Borsten (eigentlich zu zwei dicht neben einander
*) Ascherson beruft sich noch auf den von der Unterlippe abstehen-
den Sporn als ein gutes Kriterion. Ich weiss nicht, ob man an getrockneten
Blüthen die natürliche Richtung noch richtig beurtheilen kann. Ich möchte
auch nur insofern diesem Merkmal Werth beilegen, als ein kurz kegelförmiger
Sporn bei gleicher Richtung mehr abstehen wird, als ein langer, walzenför-
miger Sporn.
166
auf einem Zähnchen stehende Borsten) sehe ich öfters sowohl bei
der pfälzer Pflanze, wie bei der U. Orafiana.
Wenn aber meine Auffassung der dänisch-pfälzischen Pflanze
richtig ist, wie ich bestimmt glaube, so muss man von der U. inter-
media zwei Varietäten unterscheiden: die eine, wohl allgemeiner
verbreitete, mehr breit- und stumpfzipfelige, mit zahlreicheren, mehr
genäherten und meist auf wenig deutlichen Zähnchen sitzenden Wim-
pern mag var. Grafiana {ü. Q-rafiana Koch) heissen; die andere,
wie es scheint, seltenere, bisher nur aus der Kheinpfalz und aus
Dänemark bekannte, könnte als var. Kochiana bezeichnet werden.
Meine aus der Koch'schen Beschreibung deducirte Ansicht, dass
Koch unter der U. intermedia lediglich die U. brevicornis verstan-
den habe, muss ich also dahin abändern, dass er ausser dieser auch
die var. Kochiana im Sinne hatte, die er auf Grund der nahezu
übereinstimmenden Blattbildung für ein und dieselbe Art hielt. Denn
nur die oberlausitzer Pflanze Burghart's von Kietschen ist nach
ü echtritz wirklich U. ochroleuca, was auch die Piek'sche, in der
var. microceras mir vorliegende Pflanze von Daubitz bei Eietschen
bezeugt.
Somit müssen, wenn meine Auffassung der Z7. ochroleuca, rich-
tig ist, aus dem bekannten Verbreitungsgebiete dieser Art Dänemark
und die Kheinpfalz vorläufig ausgeschlossen werden.
Nach dem Prioritätsprincipe müsste Hartman's Name Vir.
ochroleuca für die in Kede stehende Art vorangestellt werden, ob-
gleich derselbe theilweise (z. B. die böhmische Pflanze betreffend)
sicher und vielleicht überhaupt etwas Unrichtiges aussagt. Indessen
glaube ich, dass ein noch älterer Name existirt, da mehrere An-
zeichen dafür sprechen, dass die von G. Brückner im Archiv des
Vereines der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg, 7. Heft
1853, also vier Jahre vor der U. ochroleuca beschriebene U. macro-
ptera auf dieselbe Art sich bezieht. *)
Ueber diese Brückner'sche Utric. macroptera hat Ascherson
schon im ersten Jahrgange der Verhandl. des bot. Ver. v. Branden-
burg 1861 eine Mittheilung gemacht, worin er schliesslich das Re-
sultat aussprach, dass diese Pflanze „mit einer an Gewissheit gren-
zenden Wahrscheinlichkeit nicht von Utric. minor verschieden ist".
Mein Berliner Freund berichtet dort ferner, nachdem er die Identität
der U. spectabilis Madauss mit U. neglecta Lehm, nachgewiesen:
„Weniger befriedigend ist der Aufschluss, den ich über U. macro-
ptera G. Brückn. erhalten konnte, insofern sich in Brückner's Her-
bar nichts mit diesem Namen bezeichnet gefunden hat. Dennoch
glaube ich die Exemplare gesehen zu haben, welche ihn zur A.uf-
stellung der neuen Art bewogen haben. Es lag nämlich in einem
Bogen mit U. intermedia zusammen, durch ein zusammengefaltetes
') Die Vermuthung, dass die Brückner'sche Art mit U. brevicomi
identisch sein könnte, hat mir zuerst Herr Emil Fiek brieflich ausgedrückt.
167
Etiquett markirt, ein Exemplar von U. minor, an dem mehrere
Aeste ganz der Schläuche entbehrten. Ferner fand sich ein Bogen
voll U. minor vor, an denen die Blüthen mit besonderer Sorgfalt
ausgebreitet getrocknet waren; im Laube stimmten sie theils mit
dem erwähnten Exemplare überein, theils zeigten sie nichts Abnor-
mes. Ich glaube kaum zu irren, wenn ich in dem bei U. intermedia
liegenden Exemplare das von Schmidt im Weissen Moor gefundene
Exemplar (der U. macroptera) zu erkennen glaube; die schlauch-
losen Blätter geben dem Laube eine entfernte Aehnlichkeit mit Z7.
intermedia. Von den in dem unbezeichneten Bogen enthaltenen Exem-
plaren, die er dann vermuthlich im Weissen Moor sammelte, mag er
dann später au Trevirauus und Detharding einzeln geschickt
haben. Wenn meine Vermuthung begründet ist, so stimmt Alles aufs
schönste zusammen: die Vergleichung Brückner's mit U. minor und
intermedia, ferner der Umstand, dass Treviranus die Pflanze für
JJ. minor hielt, Detharding sie später mit der Taf. 128 der Fl.
Dan., die ebenfalls eine Z7. minor mit gegen den Schaft hin schlauch-
losen Blättern darstellt, identificirte, dass endlich Schreiber am be-
zeichneten Standorte nur U. minor fand".
Ich habe hier Ascherson's Indicienbeweis (nur mit Weglassung
einiger nicht streng dazugehöriger Zwischensätze) wörtlich aufge-
führt, um dem Leser die Würdigung des pro und contra zu ermög-
lichen. Für jene Zeit, wo an die kurz vorher aufgestellte nördliche
U. ochroleuca nicht zu denken war, nimmt sich die Beweisführung
recht plausibel aus; anders jedoch gestaltet sich die Sache, wenn wir
nunmehr auch die U. ochroleuca in den Bereich der Möglichkeiten
hineinziehen.
(Schluss folgt.)
Bemerkungen über volksthümliche Pflanzennamen.
Von Dr. M. Kronfeld.
IV. ^) Schwierigkeit der Deutung.
So leicht erklärlich viele der volksthümlichen Pflanzennaraen
sind, da sie zumeist von hervorstechenden, sinnfälligen Eigenschaften
hergenommen werden — ich erinnere an Sauerampfer, Schnee-
glöckchen u. s. f. — ebenso schwierig vermag sich in besonderen
Fällen die Deutung zu gestalten.
Dass in Küchenschelle, Kühchen- oder Kuh-Schelle
liegt, dass die zahlreichen eigenartigen Bezeichnungen der Waldrebe
in Niederösterreich auf ein vergessenes altdeutsches Wort zurück-
führbar sind, habe ich, hier durch Prof. v. Kerner, dort durch
') Vergl. Oesterr. botan. Zeitschr. 1886, Nr. 5, 8, 11.
1G8
Perger auf den richtigen Weg gewiesen, im L, beziehungsweise
IL Stücke meiner „Bemerkungen", mit Ausführlichkeit dargethan.
An einem ausgewählten Beispiele soll im Folgenden gezeigt
werden, welche Vorsicht bei der Deutung von Volksnamen beob-
achtet werden muss, und wie leicht man mit einer solchen auf
Abwege gerathen kann.
Für die Quecke, THticum repens, findet sich in unserem Kronlande
die Bezeichnung Baia oder Bai er (Bai'r). Sie ist aus der Vöslauer
Gegend (Braun), aus Eappoltenkirchen (Wied ermann), vom Oetscher
(Erdinger) mitgetheilt worden, und ich habe sie um Wien öfters
gehört. Für Kärnten geben Fächer und Jabornegg^) das nur
lautlich verschiedene Payer an, bei Pritzel und Jessen^) sind
die ähnlich klingenden Formen Bayer (Oesterreich) und Peyer
(Kärnten) angeführt, Herr Prof. v. Kerner ^) hat schliesslich Bai'r
auch in Tirol vernommen.
Baia klingt völlig wie der österreichische Name des Baiern,
des im Baiernlande Einheimischen. Da in verschiedenen Epochen
der G-eschichte Eingewanderte aus Baiern sich bei unserem Volke
missliebig machten, lag in erster Linie die Vermuthung nahe, dass
die Bezeichnung des Volksstammes spottweise auf das zudringliche
und unausrottbare Gras übertragen wurde.
Zum eben nicht ehrenden Gedächtnisse wandernder jüdischer
Handelsleute wird ja in Kritzendorf bei Wien, Allium ascalonicum
Jud'nzwifl genannt *), und in Deutschland heisst irgendwo das
überaus lästige Chrysanthemum segetum „Hohleborner Hochmuth"
mit dem ironischen Nebensinne: ja, die von Hohleborn sind gar üppig,
die haben Blumen auf dem Acker anstatt der Aehren! Hieraus
spricht noch immer ein gewisser Grad von Gutmüthigkeit, jenes
Grundzuges im Gemüthe des Volkes, der selbst im schneidigsten
„Schnadahüpfl" unverkennbar ist. Bitterböse dagegen ist Lutter-
staud'n (Luther-Staude) auf den Stifter des Protestautismus ge-
münzt, und wird in Tirol, — dessen Bewohner mancherorten zu
Johannis einen Strohpopanz als „Lotter" verbrennen *) — auf Alnus
viridis, die durchaus nicht nutzbare Grünerle angewendet (Prof. v.
Kerner mündlich). Auch Pritzel und Jessen (p. 22) geben Luter-
staude aus Tirol (Brixen), femer Luttastauden aus Kärnten
(Kaschthal) an; Fächer und Jabornegg a. a. 0. 1882 p. 10, ver-
zeichnen: Jutternach, Lutternach, Luttachstaude.
Mit der Vorstellung, dass Baia, die Bezeichnung der Nation,
vom Volkswitze zum Namen eines Unkrautes gestempelt wurde, gab
ich mich somit eine Weile zufrieden.
Nun wollte es das Geschick, dass ich im militärischen Dieust-
*) Flora von Kärnten, Jahrbuch d. Land. -Mus. 1880, p, 157.
*) Volksnamen d. Pflanzen. Hannov. 1882, p. 412.
*) Mündliche Mittheilung.
*) Vgl. meine: Pflanzennamen aus der Wiener Gegend. Oesterr. botan.
Ztscbr. 1884, Nr. 6.
*) Vgl. Schöpf, tirol. Idiotikon. Innsbruck 1862, p. 403.
169
jähre mit Magyaren in innigere Berührung gebracht wurde. Von
den Wörtern, die ich gelegentlich auffing, wollte mir, wie man
begreiflich finden wird, baj = Unglück, Unheil, nicht aus dem
Kopfe. Wenngleich ich die sichere Nachricht, ob Triticum repens
im westlichen Ungarn baj genannt wird, nicht erhalten konnte,
schien es mir möglich vorerst, und späterhin wahrscheinlich, dass
das Wort über die Grenze nach Niederösterreich gebracht worden
sei. Aus den nördlich anliegenden sl avischen Grebieten sind min-
destens nachweisbar Pflauzeuuamen in unser Kronland eingeführt
worden. Auch ist es eine Eigenthüralichkeit volksthümlicher Benen-
nungen, dass Abstracta, vorzüglich für widerliche Unkräuter, Bezeich-
nungen abgeben. Beispielsweisö gilt im NiederösteiTeichischen Aus-
stand für Gusmita, Pein für Holcus mollis und Loliimi temulen-
tum hat Namen wie Durst und Unsinni.
Demnach sollte das österreichische Baia von dem ungarischen
baj, Unheil herstammen; diess war die zweite Ansicht, zu der ich
auf dem Wege der Deutung gelangte.
Ihr folgte, nicht lauge darauf, die dritte und letzte. S lavi-
sche Elemente lassen sich in niederösterreichischen Pflauzenuamen un-
schwer erkennen (vgl. Schickgan = Zapfen, Malinaber = Him-
beere u. s. f.). An anderer Stelle werde ich auf dieses Moment
gelegentlich zurückkommen. Hier sei nur daran erinnert, dass fah-
rende Gesellen der verschiedensten Beschäftigung fast fortwährend
von Norden gegen Wien ziehen, und dass zur Zeit der Ernte sla-
vische Feldarbeiter in Menge auf niederösterreichischem Gebiete Ver-
wendung finden.^
Zumal imCechischen Triticum repens payr (peyr) heisst (wovon
vielleicht auch der Familienname Payer herkommt), bestimmt mich
die eben ausgesprochene Erwägung zu der schliesslichen Annahme,
dass die niederösterreichische Bezeichnung „Baier-' aus
dem Slavischen entlehnt ist und im Volksmunde dem Namen
der Bewohner Bavariens angelautet erscheint. Aus Niederösterreich
mag Bai er später nach Kärnten und Tirol den Weg gefunden
haben.
Pritzel und Jessen (p. 412) stellen ihr Peyer zu pede=:
hinkriechend (vergl. Pfad und Padde = Kröte). Nach dem Gesagten
erachte ich es für überflüssig, auf diese sehr gezwungene Erklä-
rung näher einzugehen.
Wien, im März 1887.
August Wilhelm Eichler.
Am 2. März d. J. starb zu Berlin Dr. August Wilhelm Eich-
ler, ordentlicher Professor der Botanik und Director des köuigl.
botanischen Gartens und Museums, im 48. Lebensjahre. Geboren
am 22. April 1839 zu Neukircheu im damaligen Kurfürstentlium
Oesterr. botan. Zeitschrift. 5. Heft 1887. 14
170
Hessen als ältester Sohn des Lehrers Johann Adam Eich 1er,
wuchs er in Eschwege, wohin sein Vater versetzt war, auf, besuchte
dort von 1848 — 53 das Progymnasium und später zu Hersfeld
(1853 — 57) das Gymnasium. Von 1857 — 60 studirte er in Marburg
Mathematik und Naturwissenschaften, widmete sich aber unter Wi-
gand's bewährter Leitung vorzugsweise der Botanik. Er wählte
desshalb auch nach Beendigung seiner Studien als Promotionsarbeit
ein botanisches Thema, betitelt: „Zur Entwicklungsgeschichte des
Blattes, mit besonderer Berücksichtigimg der Nebenblattbildungen",
ein kleines, aber inhaltreiches Büchlein, welches später auch im
Buchhandel erschien und mit dem er sich bei den Fachgenossen in
rühmlichster Weise einführte.
Da er sich dem Schulfache widmen wollte, trat er als Lehr-
amtspraktikant an dem Gymnasium in Marburg ein, doch ging
er noch 1861 auf Buchenau's und Wigand's Empfehlung als
Privatassistent zu Martins nach München, um besonders bei der
Herausgabe der „Flora brasiliensis" thätig zu sein. Als im Jahre
1840 dieses grossartige Floreuwerk ins Leben gerufen wurde, er-
freute es sich zwar der ünterstützuDg des Kaisers Ferdinand I.
von Oesterreich und des Königs Ludwig I. von Bayern und die
ersten Lieferungen folgten in verhältnissmässig kurzer Zeit auf-
einander, dann aber trat ein Stillstand ein, bis im Jalire 1852
der Kaiser Don Pedro H. von Brasilien dem Unternehmen seine
Fürsorge zuwandte, von welcher Zeit an auch reichliclie Mittel
zu Gebote standen. Auch in der Redaction des Werkes hatte be-
reits ein Wechsel stattgefunden, denn von den beiden Begründern
Martins und Endlicher war letzterer schon 1848 verstorben und
für ihn sein Amtsnachfolger Ed. Fenzl eingetreten, doch blieb
Martins immer die grösste Mühe und Last in der Herausgabe. Er
hatte sich desshalb schon früher nach einem jungen Botaniker um-
gesehen, aber ohne Erfolg, bis er durch Wigand's Vermittlung
seinen Wunsch erfüllt sah. Nach Martins' Tode tibernahm Eichler
die Redaction allein-, es waren damals 40 Lieferungen erschienen,
während das Werk jetzt nahe an 100 Fascikel mit 2800 Foliotafeln
Abbildungen umfasst.
Eichler hatte sich bereits 1865 in München an der Univer-
sität ha!)i]itiit, bekam aber schon anfangs 1871 einen Ruf als Pro-
fessor der Botanik und Director des botanischen Gartens an das Jo-
hanneum in Graz, wo er jedoch nur ktirzere Zeit blieb, da er schon
Ostern 1873 in gleicher Eigenschaft an die Universität Kiel und
Ostern 1878 nach Berlin berufen wurde. Nach Alexander Braun's
Tode (29. März 1877) wurde die Stelle für Botanik an der Univer-
sität in der Weise getheilt, dass für Systematik und Morphologie
in Verbindung mit dem Directorat des botanischen Gartens und
Museums Eichler ernannt wurde, während die Professur für Ana-
tomie und Physiologie Schwendener erliielt, welchem man auch
die Stelle eines Directors des Universitätsgartens übertrug. Im
171
Jahre 1880 wurde Eich 1er auch zum Mitgliede der A^kademie der
Wissenschaften erwählt.
Schon in Kiel hatte sich bei Eichler ein Augenleiden einge-
stellt, welches im Frühjahr 1879 wieder in verstärktem Masse auf-
trat, von dem er jedoch später ziemlich geheilt wuide, wenigstens
hat er, nachdem Ostern 1880 das neue Gebäude des botanischen
Museums bezogen wurde, in welchem er gleich den übrigen Beamten
ein besonderes Arbeitszimmer besass, bis zum Ausbruch seiner
Krankheit am 21. Mai vorigen Jahres auch nicht einen Tag wegen
Unwohlseins ausgesetzt. Selbst das ärztliche Gutachten seines Bru-
ders, dfs Dr. Georg Eich 1er in Weil in Württemberg, welcher die
Krankheit zuerst erkannte, beunruhigte anfangs wenig, da Eichler
noch das ganze Wintersemester 1885/86 nicht nur seine Vorlesungen
ohne die geringste Unterbrechung hielt, sondern auch die vielen
anderen Functionen seines Amtes in gewohnter Eüstigkeit besorgte.
Die ersten bedenklichen Spuren zeigten sich in den Osterferien
vorigen Jahres, doch nahm er für das Sommersemester Vorlesungen
und Examination bis zum genannten Tage wieder auf. Jetzt trat
aber die tückische Krankheit, die Leukämie, mit grosser Heftigkeit
auf, doch erholte sich der Kranke im Sommer insoweit, dass er im
botanischen Garten seine letzte Schöpfung, die eben fertig gewordenen
Aulagen für Wasserpflanzen wiederholt in Augenschein nehmen
konnte. Kurz vor seiner Abreise nach Kissingen besuchte er zum
letzten Male das botanische Museum, doch war die Besserung nicht
von Dauer; aus dem Bade kam er kränker zurück, als er hingereist
war, prüfte jedoch ungeachtet seines krankhaften Zustandes während
der Monate November und December die Candidaten der Pharmacie
in der Botanik im Staatsexamen, aber der Winter war nicht geeig-
net, seinen im höchsten Grade geschwächten Körper wieder zu
kräftigen, obwohl er fast bis zum letzten Tage an dem Gange der
Geschäfte der seiner Leitung anvertrauten Anstalten regen Antheil
nahm. Er schien sogar den Schmerz über den am 18. Februar d. J.
plötzlich eingetretenen Tod seines Bruders, welcher unter seiner Bei-
hilte in Kiel Medicin studirt hatte, glücklich überwunden zu haben,
als er einem Rückfalle am 2, März Morgens 6'/.^ Uhr erlag. Am
5. März wurde er vom botanischen Museum aus, wo sein mit Pal-
men und Kränzen überdeckter Sarg in dem in grossartigster Weise
mit Blumen geschnaückten vorderen Hauptsaale des zweiten Stockes
aufgebahrt war, unter grosser Betheiligimg zur Buhe bestattet, zu
welcher Feier ausser zahlreichen Fachgenossen auch der schwer
geprüfte Vater und mehrere Geschwister aus weiter Ferne erschie-
nen waren.
Seit Eichler's Ueberöiedlung nach München war er, wie be-
reits bemerkt, vorzugsweise mit der Bearbeitung einzelner Familien
für die „Flora brasilieusis" beschäftigt, so erschienen von ihm im
Jahre 1863: die Dilleniaceen, Cycadeen und Coniferen-, 1864: die
Magnoliaceen, Winteraceen,Ranunculaceon, Menispenueen und Berberi-
deen; 1865: Capparideen, Crucifereu, Papaveraceen, Fumariaceen; 1867:
14*
172
Combretaceen; 1868: Lorantliaceen, Oleaceen, Jasraiueen; 1869: Ba-
lanophoreen; 1871: Violaceen, Sauvagesiaceen, Bixaceen, Cistaceen,
Canellaceeü; 1872: Crassulaceen, Droseraceeu.
Ausserdßm sammelte er schon in Kiel Material zur Bearbei-
tung der Scitamineen für die „Flora brasiliensis" und setzte diese
Arbeit in Berlin bis zum Ausbruch der Krankheit fort. Als Vor-
läufer erschienen bereits 1884 in den Abhandlungen der Akademie
der Wissenschaften die Beiträge zur Morphologie und Systematik
der Marantaceen und Vorarbeiten für den speciellen systematischen
Theil liegen im Manuscript vor; leider konnte er aber diese Arbeit
nicht zum Abschluss biingen.
In Anerkennung seiner Verdienste um die „Flora brasiliensis"
wurde ihm der brasilianische Koseuorden 3. Cl. mit dem Sterne
verliehen.
Sein Hauptwerk ist das unter dem bescheidenen Titel:
„Blüthendiagramme", Leipzig 1875 und 1878 erschienene zweibän-
dige Werk, in welchem die Morphologie der Phanerogamen in so
vortrefflicher Weise behandelt ist, dass ihm dafür von der Leopol-
dinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher die goldene Me-
daille zuerkannt wurde. Obwohl dieses Werk für den Forscher un-
endlich wichtig ist, so ist doch, namentlich unter den Studirenden,
ein kleineres Buch weit bekannter, nämlich sein S.yllabus der Vor-
lesungen über specielle und medicinisch-pharmaceutische Botanik,
welches zuerst 1866 in Kiel als Syllabus der Vorlesungen über
Phanerogamenkunde erschien, da darin die Kryptogamen keine Be-
rücksichtigung gefunden hatten. Aber schon bei Herausgabe der
zweiten Auflage fühlte er das Bedürfuiss, auch diesen Theil des
Pflanzenreichs mit in Betracht zu ziehen und diess um so mehr, da er in
jedem Wintersemester über Kryptogamen las und seinen Zuhörern
einen Leitfaden geben wollte. In der nur wenige Wochen vor dem Aus-
bruche seiner Krankheit erschienenen vierten Auflage des Syllabus
sind zwei Abschnitte hinzugekommen, eine kurze Einleitung in das
System und eine Darstellung über die Verhältnisse der Blüthe und
Frucht. Ein eigenliches System hat Eich 1er, streng genommen, nicht
aufgestellt und beabsichtigte diess auch nicht, obwohl vielfach da-
von die Rede ist. In der Vorrede zur ersten Auflage sagt er aus-
drücklich, dass das angenommene System im Wesentlichen das
Jussieu'sche in der Umgestaltung von A. Braun sei. Genauer wird
diess in der vierten Auflage in der Weise auseinandergesetzt, dass das
angenommene System sich am nächsten an das von Brongniart an-
schliesse und als eine Fortsetzung desselben betrachtet werden könne.
Als wesentliche Aenderung ist die von Fries vor länger als einem
halben Jahrhundert vorgenommene Stellung der Sympetalen an das
Ende des ganzen Pflanzenreichs zu betrachten, denn die Vereinigung
der Apetalcn mit den Polypetaleu findet sich schon bei Brongniart,
wenn auch sowohl von A. Braun, als von Eichler Umstellungen
der Familien wiederholt vorgenommen wurden. Im Ganzen änderte
Eichler die einmal angenommenen, auch von A. Braun gewählten
173
Namen der Hauptabtbeihmgeu sehr imgeru, wie ich aus wiederhol-
ten Berathungen mit ihm vor Anfertigimg jeder neuen Auflage weiss.
Er trug sogar Bedenken, unpassende Namen auszumerzen, wenn sie
von seinen Vorgängern adoptivt waren. So hielt er z. 13. bis zur
dritten Auflage an dem von A. Braun nur für die Gefässkryptoga-
men und daher in diesem Sinne ganz ungeeigneten Namen Cormo-
phyten statt Pteridophyten fest und erst in der vierten Auflage ent-
schloss er sich, die Polygoneen von den Centrospermen abzutrennen,
wobei freilich zu bemerken, dass die Vereinigung mit den Piperaceen,
die Reihe der Polygoninae bildend, keine glückliche zu nennen ist.
Noch in den letzten Wochen seines Lebens unterhielten wir uns
über die Stellung der sogenannten Hysterophyten und war er fest
entschlossen, bei einer späteren Auflage diese Gruppe einzuziehen
und die betreffenden Familien in den vorhergehenden Reihen, so gut
es gehen wolle, unterzubringen.
Eichler's Vorlesungen waren sehr besucht, was namentlich
aucb durch die seit Jahren fortwährend im Wachsen begriffene Zahl
der Medicin- und Pharmacie-Studirendeu bedingt war. Sein Vortrag
zeichnete sich durch Einfachheit und Klarheit aus und verschmähte
er es, denselben durch schöne Redensarten zu würzen.
Seine Verdienste um den botanischen Garten sind zur Genüge
bekannt, zahlreiche Veränderungen wurden unter seiner Direction
vorgenommen, welche von dem Bestreben ausgingen, den Garten in
noch umfangreicherem Masse, als bis dahin geschehen, zu einem
anziehenden Bildungsmittel zu machen. Besonders hervorzuheben
sind hier die Anlage des Alpinum, die Herstellung eines oft'icinellen
und Nutzpflanzenstückes, die Aufstellung der Pflanzen nach geogra-
phischen Gruppen, das neue Victoriahaus, eine Reihe von Bassins
von Wasserpflanzen und die lang ersehnte Wasserleitung. Durch
diese Verwaltungsangelegenheiten, sowie durch die Vorlesungen an
der Universität, durch die Abnahme vieler Examina wurde Eichler's
Thätigkeit in Berlin vollständig in Anspruch genommen, so dass
ihm wenig Müsse blieb für wissenschaftliche Arbeiten, von denen
dessenungeachtet einige in den Schriften der Akademie der Wis-
senschaften, in verschiedenen Gesellschaftsschriften und in dem an
Stelle der „Linnaea" getretenen Jahrbuche des königl. botanischen
Gartens und botan. Museums erschienen. Aus diesem segensreichen
Wirkungskreise wurde er in der Blüthe des Lebens abgerufen, be-
trauert von den Fachgenossen und einer Witwe mit sechs unmün-
digen Kindern. A. Garcke.
174
Flora des Etna.
Von Prof. P. Gabriel Strobl.
(Fortsetzung.)
1336. Trifolium striatum L. Gruss. *Syii. et Herb. !, Reichb. D. Fl.
Icon. 100 I! Auf sonnigen, buschigen Abhängen und in lichten Wäl-
dern (2500—40000 häufig: Etna (Guss. 1. c), oberhalb Nicolosi
rings um den M. Zio, unter Kastanien der Serrapizzuta äusserst ge-
mein, von Bronte gegen den Bosco Maletto hinauf häufig! April,
Mai. O-
1337. T. tenuißorum Ten. Guss. *Syn. et Herb.!, Tod. Fl. sie.
exsicc. Nr. 394! Jedeafalls nur Varietät des striatum^ von dem es
sich nur unterscheidet durch längere Köpfchen und Kelchzähne,
Unterschiede, die oft an demselben Standorte variiren: Bei striatum
sind die Köpfchen eiförmig, die Kelchzähne kürzer, als Kelchröhre
und Krone; bei tenuifl. die Köpfchen länglichcylindrisch, die Kelch-
zähne mit Köhre und Krone gleichlang ; tenuifolium Reichb. D. Fl.
98 II ist verschieden von der Pflanze Tenore's und scheint lucani-
ciim Gasp. = dalmaticum Vis. — Auf sonnigen Weiden und in
lichten Wäldern des Etna mit der vorigen von mir nicht selten ge-
sammelt, auch von Guss. in Wäldern bei Francavilla angegeben.
April — Juni. O-
1338. T. (jlomeratwm L. *Biv. II, Guss. et *Herb.! Auf Lava-
strömen, Wiesen, Weiden, sandigen Küsten und sonnigen Abhängen
(0—3000') sehr häufig: Auf Etnaweiden (Biv. II), im Bosco Maletto
häufig (Biv. in Herb. Guss.!), um Zaffarana, Nicolosi (Herb. Torn.!),
in der Ebene des Simeto, von Catania bis in die Waldregiou ober-
halb Nicolosi gemein, um Bronte etc.! April, Mai. O-
1339. T. suffocatum L. -""Biv. II, Guss. Syn. et *Herb.!, Rchb.
D. Fl. 110, 1 — lil! An Wegen und wüsten Stellen: Auf trockenen
Etnaweiden (Biv. II), Etna, Catania (Biv. in Herb. Guss.!) sehr ge-
mein zwischen Catania und Mascalucia! April, Mai. O-
1340. T. congestum. Guss. Cat., *Syu. et *Herb.!, *Bert. Fl. it.
Dem vorigen äusserst ähnlich; ist aber nicht ganz kahl mit kahlen
Köpfchen, die Krone weit überragenden, an der Spitze zurückge-
krümmten, lanzettlichen Kelchzähnen und zweisamigen Hülsen, son-
dern dicht flaumhaarig mit langzottigen Kelchen, fiederigzottigen,
langen, pfriemlichen Kelchzähnen von Krononlänge und einsamigen
Hülsen. Aus der Ebene Catania's von Guss. erhalten (Bert. 1. c);
liegt ebendaher auch im Herb. Guss. auf. April, Mai. O-
1341. T. suhterraneimi L. *Bert. Fl. it., Guss. Syn. et -"Herb.!,
Reichb. D. Fl. Taf. 108! Auf Wegrändern, Grasplätzen, in Fluren
und Baumgärten (0 — 4000') sehr gemein: Aus Catania von Cosen-
tini erhalten (Bert., Guss. 1. c), Catania (Herb. Reyer et Torn.!),
überall in der Ebene des Simeto von Catania nach Acicastello, Ni-
colosi und von da hoch in die Wälder empor! März — Mai. O-
175
1342. T. fragiferum L. *J3ert. FL it., *Cat. Cosent., Reichb.
D. Fl. Taf. 106! Auf Grasplätzeu, Feldern, feuchten Bach- uud
Wegrändern (0—2000') häufig: Aus Catauia von Cosent. erhalten
(Bert. 1. c), in der Ebene des Simeto bis Aderuö hinauf, von Cata-
uia zur Arena etc.! April — August. 4.
1343. T. resupinatum L. *Cat. Cosent., *Bert. Fl. it., Guss.
Syn. et *Herb.! Variirt: «. majus Boiss. W. Lge. Stengel robuster,
verlängert, Blüthenstiele länger, als die Blätter, Blüthen grösser,
Fruchtkelch 9 — 10 Mm. lang = T. suaveolens Guss. Syn. et Herb.!,
non Willd. Enum. — ß. minus Boiss. W. Lge. Stengel zarter, kür-
zer, Blättcheu und Blütheuköpfchen kleiner, Blüthenstiele oft kürzer
als die Blätter, Fruchtkelch uud Zähne der Oberlippe desselben
kleiner = T. resupinatum Guss. Syn. et Herb.!, suaveolens Willd.
Enum., non Guss. — Auf Feldern, Wegrändern, krautigen Hügeln,
feuchten sandigen Küstenstrichen beide Varietäten häufig: Aus Ca-
tauia von Cosentini erhalten (Bert. 1. c), an der Riviera di Ca-
tania (Cat. Cosent.), um Catania häufig (!, Cosent. in Herb. Guss.
var. «.), Nicolosi (Herb. Tornab. var. ß.l), in der Arena und in der
Ebene des Simeto fast überall! April, Mai. O-
1344. T. tomentosum L. *Bert. Fl. it., Guss. Syn. et ■'"•'Herb.!,
Rchb. D, Fl. Tfl. 107 I! — Auf Fluren, Lavaströmeu, sandigen uud
krautigen Abhängen bis 2000' gemein: Aus Catauia von Cosentini
erhalten (Bert. 1. c), überall um Catania (! Herb. Tom., Tornab.
in Herb. Guss.!), um Nicolosi, im Vallone di Ulli (Herb. Torn.!),
vom Meere bis Nicolosi, Pateruö, Bronte etc.! April, Mai. 0.
1345. T. strictum L., W. K., laevltjatum Dsf. Guss. *Syn. et
*Herb.!, Rchb. D. Fl. Tfl. 99! In der Ebene des Simeto (Calcara
in Guss. Syn., Tornab. in Guss. Herb.!); bewohnt sonst nur Berg-
wiesen. Mai, Juni. O-
1346. T. spumosum L. -""Biv. II, Guss. *Syn. et *Herb.! Ist
gleich mutabile Port, und vesiculosum Savi, eine ganz kahle Pflanze
mit grossen, eiförmigen Fruchtköpfen und kahlen, gleichraässig auf-
geblasenen Fruchtkelchen; ilire Unterschiede sind hauptsächlich fol-
gende: Bei mutab. und vesic. siud die oberen Blätter länglich oder
rhombischlanzettlich mit granniggesägten Rändern, die Fruchtkelche
häutig mit geraden, endlich zurückgekrümmten Zähnen, welche die
Länge der Krone nicht erreichen; bei mut. sind die Köpfchen mehr
oval, die Fruchtkelche kugeligoval, längsnervig, bei vesic. die Köpf-
chen mehr cylindrisch und die Fruchtkelche stärker aufgeblasen ver-
kehrt-kugeligkonisch und zwischen den Längsnerven auch deutlich
quernorvig; spumosum endlich unterscheidet sich von beiden durch
auijgebreitetün Wuchs, verkehrtherz- oder verkehrteiiormige, klein-
(nicht grannig-) gesägte Blätter, eiförmige Köpfchen, stark ange-
schwollene, zwischen den Längsnerven auch quernervige, eiförmige
Fruchtkekhe mit pfriemlicheu, zurückgekrümmteu Kelchzähnen von
Kronenläuge und 3 — 4- (nicht 2-) sämigen Hülsen. — Auf Feldern,
Weiden und sonnigen Hügeln ziemlich selten: Auf Weiden des Etna
(Biv. IL, Biv. in Herb. Guss.!), um Licatia (Herb. Torn.!), Catania
176
(Giiss, Syn. et Cosentini in Herb. Guss.!), Aufstieg nach Nicolosi
(Tom, in Guss. Syn. add. et Herb.!). April, Mai. O-
1347. T. mutabile Port. Guss. *Syn. et Herb.! Zwischen Ge-
sträuch, auf sterilen Hügeln und in sandigen Wäldern: Um Giarre,
Nicolosi, Milo (Guss. Syn.), Cavaleri (Herb. Tornab.!), an grasigen
Ut'erabhängen des Simeto vereinzelt!, nach v. Janka's Mittheilung
sehr gemein längs der ganzen Eisenbahn bis Catania. Mai, Juni, Q-
NB. Vesiculosum wurde im Gebiete noch nicht beobachtet.
1348. T. repens L. *Cat. Cosent., *Biv. H, Guss. Syn. et Herb,
var. a. Auf Wiesen, Weiden, Wegrändern bis 3000' zerstreut: An
bebauten Orten bei Catania (Biv. H), in der Ebene des Simeto (Cat.
Cosent.), um Milo (Herb. Torn.!), in der Ebene von Nicolosi! April
bis Juli. 2|..
1349. T. Biasolettii Steud. Freyn: „Flora von Südistrien" in
Zool.-botau. Ges. 1878 pag, 312 cum diagn., repens b, minus Guss.
Syn. et *Herb.!, rep. ß. pusillum Bert. Fl. it, — Auf Bergweidon,
grasigen Abhängen und Wegrändern (3 — 7000') fast gemein: Etna
(Herb. Guss.!), von der Ebene Nicolosi's durch die umliegenden
Wälder bis in die Hochregion häufig, im Valle Calanna, im Val del
Bove gemein, von Milo zum Cerritawalde, oberhalb Bronte gegen
den Bosco Maletto! April — Juli. '4.
1350. T. nigrescens Viv. '"'Bert. Fl. it., Guss. Syn, et ^'Herb,!,
Kchb, D, Fl. 110, IV! hyhridum Biv. II, non L. — Auf Wiesen,
Wegrändern, Lavaströmen (0—3200') gemein: Aus Catania von Co-
sentini erhalten (Bert. 1. c. Herb. Guss.!), um Catania überall,
ZafFarana, Nicolosi (Herb. Torn.!), von Catania nach Ognina, Aci-
castello und sogar bis in die Waldregion oberhalb Nicolosi! März
—Mai. O-
1351. T. procumbens L., agrarium *Eaf. II, *Biv, II, cam-
pestre Schreb. Guss. Syn. et Herb.! Variirt im Gebiete: a. minus
Koch, ßchb. D. Fl, 122, 11! = procumbens Schreb, Kerner Veget.
Pflanze niederliegend. Köpfchenstiele von Blattlänge, Köpfchen klei-
ner, schwefelgelb, ß. majus Koch, Reichb. D, Fl. 121, I! = cam-
pestre Schreb. Kern er Veget. Stengel aufrecht oder aufsteigend,
Köpfchen stiele von mehr als Blattlänge, Köpfchen grösser, sattgelb.
Auf Feldern, Aeckern, Wegrändern, sonnigen Abhängen (0 — 5000'),
besonders ß. gemein: Häufig auf Weiden und Wiesen des Etna
(Biv. II), Etna, Catania, Pedara (Herb. Tornab.!), Ognina (Herb,
Beyer!), von Catania bis hoch in die Waldregion oberhalb Nicolosi,
im Valle Calanna, in der Ebene des Simeto, von Bronte in den Bosco
Maletto! April— Juni. O-
1352. T. filiforme L. Guss. '''Syn. et*Herb.!, micranthum Viv.
Echb. D. Fl, 121 IL Von minus Sm. = filiforme Kchb, D. Fl.
120 I! durch die noch dünneren, haarfeinen, schlaffen Blüthenstiele,
die nur 2— 6blüthigeu, sehr lockeren, kleineren Köpfchen, ziemlich
gleichlangen Kelchzähne etc. verschieden. — Auf feuchten Bergab-
häugen Siciliens nicht selten, am Etna bisher nur von Bivona
(Guss. 1. c!) gesammelt, Mai — Juli, O-
177
NB. Aus dem Gebiete werden noch irrig angegeben: T. Micke-
lianum Savi (in der Waldregion nach ßaf. II) und hispanicum L.
(auf sandigen Hügeln des Etna, besonders bei Nicola dell' arena
nach Biv. II).
1353. Lotus edulis L. *Cat. Cosent., *Bert. Fl. it., Rchb. D. Fl.
133, I, II! Am Meerstrande, auf Feldern, Rainen, Lavaströmen, in
Wein- und Olivengärten (0 — 2000') sehr häufig: Aus Catania von
Cosentiui erbalten (Bert. 1. c), Acquicedda bei Catania, Acicastello
(Herb. Torn.!), Annunziata (Reyer in litt.), überall um Catania, von
da nach Misterbianco, Ogniua, Nicolosi, in die Arena, in die Ebene
des Simeto! Februar — April. Q.
1354. L. ornithopodioides L. Bert. Fl. it., Guss. Syn. et *Herb.!,
Rchb. D. Fl. 133, III, IV! Auf Feldern, Lavaströmen, sonnigen Hü-
geln, in Gärten und Olivenhainen der Tiefregion sehr häufig: Aus
Catania von Cosentini erhalten (Bert., Herb. Guss.!), nm Catania
tiberall (!, Herb. Torn.!, Herb. Reyer!), Paternö (Herb. Torn.!), sehr
gemein an Eiseubahndämmen bei Ognina, seltener um Misterbianco,
Motta S. Anastasia, in der Ebene des Simeto! April, Mai. O-
1355. L. cytisoides L. *Bert. Fl. it. Erscheint in Sicilien in
folgenden, von Guss. als Arten beschriebenen Varietäten:
a. prostratus (Desf.), L. prostr. Dsf. Fl. atl. II, 206 et Herb.
teste Guss., Guss. Syn. et "'^Herb.!, Tod. Fl. sie. exsicc. Nr. 345
(Palermo), non Lot. prostr. L. (denn dieser gehört jetzt zum Genus
Lotononis), L. cytisoides DC. Prodr. II, 211, cyt. a. Linnaei W. Lge.
III, 341! (denn die von Wiukler um Gibraltar als Allionii gesam-
melten und von W. Lge. ebenda als «. Linnaei angegebenen Exem-
plare sind mit dieser Var. identisch), L. Allionii Dsv. Gren. Godr.
I, 433, Rchb. D. Fl. 131, II, III!, glaucescens Presl del präg, et
Fl. sie. Stengel zahlreich, kurz, niederliegend oder aufsteigend, ästig,
an der Basis halbstrauchig, sparsam angedrückt flaumig; Blätter
und Bracteen dreizählig. Blättchen fleischig, keiligspatelig, stumpf,
seegrün mit ziemlich dichten, kurzen angedrückten Haaren, Neben-
blätter länglicheiförmig, ungefähr so lang, als der nicht verbreiterte,
4—6 Mm. lange Blattstiel; Blüthenstiele 2 — 6blüthig, bedeutend
länger als die Blätter; Hülsen gerade, lang, fast stielrund, kahl;
Blüthen auch getrocknet gelb. Zeichnet sich vor den folgenden Va-
rietäten besonders aus durch die langen Blattstiele und fleischigen
Blätter.
ß. L. patens Presl del präg, et Fl. sie, Guss. Syn. et Herb.!,
Tod. Fl. sie. exsicc. Nr. 344 (Trapani)! Von a. verschieden durch
die langen, niedergestreckten und ausgebreiteten annuellen Aeste
und die stärkere, meist aufrechtabstehende, selten fast angedrückte,
flaumige Behaarung derselben, sowie der Blattstiele; auch sind die
Blättchen grün, nicht floiscbig, und die oberen schmäler, spitzer,
meist länglichkeilig, die Blattstiele kürzer (nur bis 3 Mm.) und von
den eiförmigen Nebenblättern überragt.
(Fortsetzung folgt.)
178
Literaturberichte.
Dr. Joh. Palacky. Pflan^eng'eog'raphische Stadien. I. Erläuterungen zu
Hooker und Bentham Genera Plantarum. II. Band. Pam. L VIII— CLXVI
und III. Band: Fam. CLXVII-CC. (Aus Abhandlungen der k. böhm. Ge-
sellschaft der Wissenschaften. VI. Folge. 12. Band. Math.-naturw. Classe
Nr. 2 und 11.) Prag. 1883 und 1884. Verlag, d. k. b. Ges. d. W.
Die unter voranstehendein Titel uns vor nicht lauger Zeit erst
zugekommenen Abhandlungen bilden die Fortsetzung der im Jahre
1864 in den Publicationen der kön. böhmischen Gesellschaft der
Wissenschaften V. Folge 13. Band erschienenen ersten Erläuterungen
zu Bd. I. Fam. I— LVII von Hooker und Bentham Genera Plan-
tarum. Der Verfasser geht bei seinen Arbeiten von dem sehr aner-
kennenswerthen Bestreben aus, wissenschaftliche Grundlagen für die
Pflanzengeographie namentlich mit Rücksicht auf eine geologische
Basis zu gewinnen. Die im Titel aufgezählten Pflanzenfamilien (nach
Hook er und Bentham), welche den Schluss der Dicotyledonen und
die Monokotylen umfassen, erörtert der Verf. nun, mit steter Be-
ziehung auf das genannte Werk in der Weise, dass er die Verbrei-
tung der Familien nach den Zonen der Erde, in deren östlichen und
Avestlichen Hälfte, bespricht und die Länder und Gegenden hervor-
hebt, in denen sie am reichsten oder im Maximum auftreten, sowie
diejenigen, wo Glieder einer Familie gänzlich mangeln. Um die Ver-
breitungsgesetze mehr zu begründen, werden, bei grösseren Familien,
auch deren Uutorabtheilungen nach ihrem vorherrschouden Auftreten
gewürdigt, und es wird hiebei auf ihr geselliges Vorkommen, auf
ihre xerophile, hygrophile oder halophyle Natur, auf ihren Charakter
als Wüsten-, liuderal- oder Segetalgewächse , verwilderte und Un-
kräuter u. s. w. hingewiesen. Den polymorphen Gattungen , sowie
denjenigen, welche sich durch grosse Anzahl ihrer Species auszeich-
nen, insbesondere der artenreichsten oder durch andere Eigeuthüm-
lichkeiten sich auszeichnenden Gattung jeder Familie, wird bezüglich
ihrer geographischen Vertheilung besondere Aufmerksamkeit ge-
schenkt, namentlich gilt diess bezüglich der Monotypen oder unge-
wöhnlicher Verbreitungsarten. In dieser Hinsicht enthalten die Ab-
handlungen manche recht beherzigeuswerthe Bemerkung, beispielsweise
bei den Cyrtandraceen, deren südeuropäische Arten {Bamondia pyre-
naica Lam., Habedea rhodopensis Friv. und Heldreichii Boiss.) der
Verf. mit Fug und Recht als aus alter Zeit in Europa übrig ge-
bliebene Species erklärt und sich hiebei gegen die Theorie ausspricht,
welche alle Pflanzen wandern lässt, wie man es eben braucht. Auch
die Hinweise auf die Schwierigkeiten, welche manchen Fragen, wie
der Entstehung der Wüstenpflanzen (angeregt bei den Chenopodia-
ceen) oder der Ausbreitung der Ciipuliferen von einem Schöpfungs-
centrum aus u. dgl. sich entgegenstellen, werden gebührend betont.
Bei den Arten sind auch die endemischen Formen ihrer Zahl nach
berücksichtigt, sowie die Zweifel über die Bedeutung derselben, z. B.
die drei P<?^öromia-Species auf den Inseln Juan Fernaudez im grossen
Ocean westlich von Chile, ob sie nämlich in dem Gebiete, welches
179
sie heilte ausschliesslich bewohnen, nur mehr als Repräsentanten
einer weiter verbreiteten Artenzahl ihre letzten übrig gebliebenen
Standorte behaupten, oder aber, ob das beschränkte Gebiet ihres
heutigen Vorkommens als die Bildungsstätte, als das Entstehuugs-
gebiet der betreffenden Gattung anzusehen sei. In Noten, welche
den Besprechungen der einzelnen Familien gleichlaiifen, gibt der Verf.
eine ziffermässige Uebersicht der Vertheilimg der Genera und der
Species auf die verschiedenen bekannten Florengebiete, soweit diess
heute nach der vorliegenden Literatur, Nymann für Europa, Bentham
und Müller für Australien, nach DeCandolle's Prodromus u. s. w.
und nach Katalogen der Sammlungen möglich war. Auf die Ver-
bal tnisszahl der Arten zu den Gattungen legt Palacky kein beson-
deres Gewicht in pflanzeugeographischer Hinsicht, so lange noch der
Gattungsbegriff bei den verschiedenen Autoren so schwankend ist.
Dagegen ist eine besondere Sorgfalt darauf gerichtet worden, An-
deutungen über die Heimat der Familie oder über ihre Herkunft zu
gewinnen und ihre geologische Entwickelung darlegen zu können.
Leider liegen zur Stunde, ungeachtet vieler vortrefflicher Arbeiten
Schimper's (Traite de Palaeontologie vegetale), Laquereux' u, a.
und des ausgezeichneten Werkes von Engler (Versuch einer Ent-
wicklungsgeschichte der Pflanzenwelt, insbesondere der Floreugebiete
seit der Tertiärperiode), noch keineswegs ausreichende Anhaltspunkte
vor, um mit einiger Sicherheit über das Alter gewisser Familien
und über ihre historische Entfaltung entscheiden zu können. Werden
doch weit allgemeinere Fragen, wie die Ableitung einer bestimmten Ge-
setzmässigkeit für die Umbildung der Floren noch höchst verschieden zu
lösen gesucht, wie z.B. von Ettingshauseu's Theorie, welche unser
Autor bei mehreren Familien gutheisst, doch bezüglich der An-
schauung, dass die heutigen Florenreiche zur Tertiärzeit noch gar
nicht erkennbar gewesen seien, wohl nicht ausreichend begründet
ist. Schliesslich stellt der Verf. noch recht zweckmässig die Pflan-
zeufamilien nach der heutigen Verbreitung in Kosmopoliten, tropische,
antarktische, arktische und lokale, sowie in historischer Beziehung
a) in xerophile, älteste (Kreide, Eozän), hygrophile miocäne und
c) gemässigte (pliocäne und quarternäre) zusammen. Wir wünschen
dem geehrten Verfasser zu seinem beabsichtigten „Lehrbuch der
Pflanzengeographie auf geologischer Basis" den besten Erfolg.
Dr. A. Kornhuber.
Heinricher E. Histologische Differeiizirnng' in der pflanzlichen Ober-
haut. (Mittheil, des naturwissenschaftl. Vor. für Steiermark. Jahrg. 1886.
Graz 1887. Mit einer Tafel.)
Die hier besprochene histologische Differeuzirung der Oberhaut
betrifft die Laubblätter der Cruciferen und besteht in einer ausser-
ordeutlichen Vergrösserimg einzelner Zellen, die das Volum der
Nachbarzellen um das zehn- bis hundertfache übertreffen. (Bei He-
Uophila pilosa wurden Epidermiszellen von 8 Mm. Länge gefunden!)
Inhaltlich scheinen in der Regel diese Riesenzellen von den ül)rigeti
Oberhautzellen (die Schliesszellen der Spaltöffnungen natürlich aus-
180
geschlossen) nicht wesentlich verschieden zu sein. Plasma-Circulation
ist in ihnen meist sehr schön zu sehen. Die Diiferenzirimg gewinnt
dadurch ein verschiedenes Aussehen, dass bei manchen Cruciferen
{Isatis tinctoria, Senebiera Coronopus, Heliophila- Alien) die vergrös-
serten Oberhautzellen isolirt liegen, während bei anderen sich mehrere
unmittelbar an einander reihen. Eine solche Oberhaut bietet unter
dem Mikroskope das Bild eines gegliederten Stromgeäders mit viel-
facher Inselbildung. Die Strombahnen werden durch die grossen
Zellen repräsentirt, während die kleinen Zellgruppen mit den Spalt-
Öffnungen; Inseln vergleichbar darin liegen. {Eruca cappadocica Reut.,
Diplotaxis tenuifolia D C, Mbrkandia arvensis DC.) Bei einzelnen
Arten {Senebiera Coronopus, Hutchinsia petraea) erstreckt sich die
Differenzirung auch auf die Oberhaut der Stengeltheile. — Aehnliche
Epidermisbildungen fand Volkens an einer Reihe von Wüsten-
pflanzen. Da letztere in die Ordnungen der Resedaceen, Sileneen,
Chenopodeen und Portulacaceen gehören, so folgt, dass die in Rede
stehende Differenzirung nicht an die systematische Stellung der
Pflanzen geknüpft, sondern als eine physiologische Anpassung
zu betrachten ist. Nach den Beobachtungen von Volkens an Mesem-
hryanthemum crystallinumh. und den von Heinricher mit Tetragonia
expansa Ait. angestellten Versuchen müssen diese grossen Epider-
miszellen als Speicherungsstellen und Reservedepots für Wasser ange-
sehen werden. Diese Annahme findet unter andern auch darin eine
Stütze, dass die erwähnte Differenzirung in der Oberhaut mit der
Zunahme der Trockenheit des Standortes sich steigert. Bur gerstein.
Fungi uovi Austriaca Series I. Autore Dr. R. V. Wettstein. (Mit 2 Taf.)
Aus dem XCIV. Bande der Sitzber. der kais. Akad. der Wiss. I. Abth.
December-Heft, Jahrgang 1886.
In dieser sehr sorgfältig gearbeiteten Abhandlung werden von
dem Verfasser neun Hj'^menomyceten, ein Lycoperdon und zwei Pe-
zizen als neu beschrieben und zwar: 1. Tlydnum Ebneri, 2. Irpex
anomalus, 3. Trametes carneus, 4. Cantharellus odorus, 5. Maras-
niius tenerrimus, 6. Agaricus {Psalliota) caldarius, 7. Agaricus
{Pleurotus) Kerneri, 8. Agaricus {Pholiota) gregarius, 9. Agaricus
{Naucoria) chryseus, 10. Lycoperdon Rathag anum, 11. Peziza {Scle-
rotinia) Kerneri, 12. Micropeziza Trollii. Von diesen werden ohne
Zweifel zwei Arten, nämlich der Irpex anomalus und die Peziza
{Sclerotinia) Kerneri auch die Aufmerksamkeit der Nichtmykologen
erregen. Irpex anomalus Wettst, (Taf. I, Fig. 1—9) besitzt normal
Ssporige Basidien, „und es scheint sich in jenen Fällen, in denen
weniger (5 — 7) vorkommen, um eine Verkümmerung einzelner zu
handeln". Unserer Ansicht nach hätte der Verfasser auf dieses höchst
auffallende Merkmal hin getrost ein neues Genus schaffen können.
Er hat diess aber unterlassen und spricht sich über diesen Punkt
selbst in folgender Weise aus: „Wenn ich trotz dieses Umstandes
(nämlich der Ssporigen Basidien) den Pilz zu Irpex stelle, so ge-
schieht diess mehr aus dem Grunde, um nicht auf so geringes Be-
obachtungsmateriale, wie mir vorliegt, eine neue Gattung zu gründen,
andererseits, weil mir die Gattung Irpex auch in die Zahl jener zu
181
gfehören scheint, in denen manche Formen vorläufig eine Stellung
finden, die sie mit der Zeit noch ändern dürften". Die Peziza (Scle-
rotinia) Kernen Wettst. (Taf. II, Fig. 11 — 15) vermehrt die inter-
essante Untergattung Sclerotinia um eine nahezu uugestielte und auch
sonst sehr auffallende Form. Das überaus zarte Mycel dieses Pilzes
lebt (so viel bis jetzt bekannt) als streng obligater Parasit in den
jüngeren Zweigen der Tanne. Die befallenen Zweigeheu kennt man
äusserlich zunächst an der sehr bedeutenden Vermehrung der männ-
lichen Blütheukätzchen, die so weit geht, dass fast in der Achsel
eines jeden Blattes eine Blütheuknospe zur Entwickelung gelaugt.
Nach dem Abfallen der männlichen Blütheukätzchen bleiben deren
Hüllschuppen stehen und bilden schuppige Becher, während die
Achsen unterhalb dieser Becher mehr oder minder anschwellen, und
auch die benachbarten Blätter hie und da „callöse Polster" zeigen.
Durch das Zusammenwirken dieser Umstände erhalten die befallenen
Aeste der Tanne wohl ein ganz abnormes Aussehen, doch scheint
der Baum selbst im Ganzen imd Grossen nur wenig zu leiden. Das
Mycel des Pilzes erreicht seine grösste Entwickelung in den stehen-
bleibenden Hüllschuppen der männlichen Kätzchen, und l)ildet hier
auch halbeingesenkte schwärzliche, etwa 4 — 5 Mm. messende Scle-
rotien. Cultivirt man die letzteren auf feuchtem Sand, so erhält
man binnen 5 — 8 Tagen die Fruchtkörper der Peziza Kerneri. Diese
Fruchtkörper wurden übrigens auch im Freien gefunden und zwar
bei Mödling von Herrn P. T. Strasser und Rosenau von dem Ver-
fasser. Wie schon eingangs erwähnt, zeigt die ganze Abhandlung
eine sehr sorgfältige Benützung der einschlägigen Literatur und eine
gewissenhafte Vergleichung der neuen Formen mit dem verwandten
Material. Dass dieses letztere aber überhaupt vorhanden war und
zwar in einer wissenschaftlich brauchbaren Form, ist ein unbestreit-
bares Verdienst des Herrn Hofrathes Dr. A. Eitter v. Kern er.
Durch die rastlose Initiative dieses Gelehrten vollzieht sich nämlich
seit einer Reihe von Jahren, ganz in der Stille, eine totale Umwäl-
zung des zu dem k. k. Dniversitätsgarten gehörigen botanischen Mu-
seums. Dieses letztere wird jetzt wirklich das werden, was es seinem
Namen nach läufst hätte sein sollen, ein botanisches Museum.
Schon sind viele Hunderte mit Alkohol gefüllte Cylindergefässe in
einer ebenso übersichtlichen wie geschmackvollen Weise auf den Re-
galen zur Schau gestellt, welche wahre Schätze solcher zarter Formen
enthalten, die sich auf keine andere Weise conserviren lassen. Unter
diesen auch eine stattliche Reihe wohlbestimmter Hymenomyceten.
Nur wer die verschiedenen zeitraubenden und mühsamen Arbeiten
kennt, welche das Einsammeln, Bestimmen und Conserviren dieser
Formen erheischt, wird die Grösse der hier bereits aufgestapelten
Arbeit annähernd richtig abzuschätzen wissen. Allerdings wird der
Herr Hofrath v. Kerne i' bei dem schwierigen Werke der Reorgani-
sation des k. k. Universitätsgartens und des botanischen Museums
von seinen beiden Assistenten, den Herreu Dr. Stapf und Dr.
v. Wettstein auf das kräftigste unterstützt. Indem wir hiermit
182
auch weitere Kreise, besonders auf die Neugestaltung des botanischen
Museums aufmerksam machen, wünschen wir diesem rasch aufblü-
henden Institute ein ferneres Gedeihen und eine möglichst reich be-
messene Dotation. Zukal.
Vukotinovic L. Opis rnzah okoline ZagrebaJke. (Rosae in vicina Zagra-
biensi et quaedam in Croatia maritima crescentes.) II. Separatabdruck aus
dem LXXXni. Bande der südslavischen Akademie zu Agram.
Der unermüdliche und verdienstvolle Erforscher der Kosenflora
Croatiens überrascht die Freunde dieser schönen Gattung wieder auf das
angenehmste mit vorliegender Arbeit. In derselben sind die Kesultate
der Erforschung Croatiens hinsichtlich der Gattung Rosa, seit dem
Jahre 1884 niedergelegt, eine stattliche Zahl neuer und schöner
Formen, viele Berichtigungen und Zusätze sind in dieser wichtigen
Arbeit enthalten. Neu aufgenommen sind die Arten und Formen:
Rosa Haynaldiana Borbäs, R. Axmanni f. coriacea Borbäs, fossi-
cola Vuk., microtypos Borb. et Vuk., rupicola Braun, afabilis Vuk.,
semiinermis Borbäs, oUgacantha Borbäs, oligacantha f. cuneifoUa Vuk.,
cymelliflora Borb. et Vuk., conica Chabert, fruticidosa Borb. et Vuk.,
dimoiyhophylla Borbäs, inegalacantha Borb., reversa WK. (?), Croa-
tica Kit., tenuiflora Borbäs, pyrenaica Koch {R. pendulina L.),
pubescens Koch, Malyi A. Kern., submonspeliaoa Borbäs, trichostylis
(Borbäs), suhcanhia (Christ), subcoUina Christ, livida Host, oligo-
gynia Borb. et Vuk., subleiostylis (Borbäs), brachypetala Vuk., sub-
sempervirens Borbäs, curticola Puget, flavidifolia Vuk. {R. nitens
Vuk. non Desv.), Hercolis Borb., Kitaibelü Borb. , resinosa Sternb.,
resinosa f. iimbratica Borb., mollissima Fries f. pyriformis Scheutz.,
Belgradensis Pancic, semiseplumBorh. et Vuk., percuriosaBorh. et Vuk.,
sepium f. arvaticaVaget, sepium f. robusta Christ, Szaböi Borb., semisca-
hra Borb., graveolens Gr. God., Floriana Vuk., septicola Desegl., polya-
cantha (Borbäs), leucopetala Borbäs. Von den zahlreichen Caninen
will ich nur die neuen: R. placidula Vuk. et Borbäs, maorostylis
Borbäs, Suberti Rip. (auch von Herrn Sand an y am Zugänge zum
Krainer Schneeberg aufgefunden), rhodopetala Borb. et Vuk. erwäh-
nen. Zugleich mit dieser Arbeit erschien ein kleiner Nachtrag zu
den „Rosae Croaticae" im 69. Bande der südsl. Akademie (1884),
welche einige neue Zusätze imd Neubenennung älterer von Vuko-
tinovic creirter Formen enthält; diese Umänderung der Namen,
so wie zahlreiche unrichtige Citate sind wohl zum grossen Theile
überflüssig. Im Uebrigen ist diese für die Flora Croatiens hoch-
wichtige Arbeit der Aufmerksamkeit der Floristen bestens zu empfehlen.
Braun.
Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien.
XXXVI. Band. IV. Quartal 1886.
Von den in diesem Bande veröffentlichten Abhandlungen bota-
nischen Inhaltes werden die nachstehenden zwei, nämlich: .„Zur ^
Pilzflora Oesterreichs" IV., von Dr. Günther Beck und „Steirische |
Flechten" von Dr. Alex. Zahlbrückner, an anderer Stelle ausführlich '
183
besprochen werden-, forner wurde über Dr. 0. Stapfs Arbeit: „Die
Pflanzonreste des Hallstädter Heidengebirges" das AVeseutlicbste im
Noveml)erhefte der Oesterr. botan. Zeitschrift de 1886 nuter den
Vereinsnachrichten mitgetheilt. Ein Gleiches gilt von zwei kleineren
Pnblicationen Dr. M. Kronfeld: a) „Ueber die Ausstreuung der
Früchtchen von Scutellaria galer'mdata'''' und b) „Ueber die niederöster-
reichischen Volksnameu von Solanum tuberosum'''', deren unter derselben
Rubrik im Decemberhefte dieses Blattes Erwähnung geschieht. Aus
letzterem Artikel sei hier noch als eine localhistorische Notiz ange-
führt, dass Clusius als der Erste in Oesterreich citirt wird, der im
J. 1588 die damals neue Knolle in Händen hatte. Er erhielt selbe
von Philipp de Sivry, Vorstand der Stadt Mens in der Provinz
Hennegaii. — Es erübrigt nunmehr zur Besprechung der in den
obigen Verhandlungen veröffentlichten Mittheilung von Aug. V\''ie-
mann: „Ueber PrimulaWettsteinii{Pr.minimoX ClusianaY, über-
zugehen. Dieser Bastart steht der Primida minima näher als der
P)\ Clusiana, er unterscheidet sich von Ersterer durch die etwas
mehr abgerundeten, schwach behaarten Blätter, grössere Blüthen
mit breiteren Lappen und kiirzeren Involucralblätter. Fundort:
Niederösterreich; auf dem Schneel)erg, in einer Höhe von ca. 2000 M.,
und zwar unter den Stammeltern und Pr. intermedia Port. = Pr.
Portcmcldagii Beck. Moritz Pfihoda.
Correspondenz.
Wien, am 2o. Mäiz 1887.
Aus der soeben geöffneten Sendung bosnischer 188Ger Rosen-
proben des Herrn Prof. Erich Grafen Brandis in Travnik will ich
einstweilen nur die beiden Novitäten Rosa Uvida Host und R. ve-
stita Godet — letztere in einer Uebergangsform zur R. tomentosa —
mittheilen. Auch die schöne R. hosniaca Keller et Wiesb., Oesterr.
botan. Zeitschr. 1883 — liegt abermals nur in Blüthen, aber vom
neuen Standorte vor; während die Rosa gentilis Sternb. am 23. Juli
1886 noch in der Blüthe zwischen Janica und Sjekira fast bei letz-
terem Orte durchaus in der var. inermis eingesammelt, die indivi-
duellen Modificationen : leio-, tricho-, adeno- und ditrlclioneura von
derselben Strecke enthält. Diese var. inermis — wie sie wiederholt
sub Nr. 6 der Exsicc. vorliegt — kann aber niemals mit der affinis
Sternb. identificirt werden, da letztere Sternberg selbst durch „ku-
gelige und kahle Receptakel" von unserer Rose, die ovoide hispide
Receptakel hat, unterschieden hatte! (Vergl. Oe. b. Z. 1883, 101.)
J. B. Keller.
Wien, am 4. April 1887.
Herr Br. Blocki hat in der Aprilnummer der Oesterr. botan.
Zeitschrift behauptet, ich hätte seine Rosa Leopoliensis „ganz un-
richtig" als Synonym zu Rosa frutetorum Besser gezogen. Die
184
authentischen Exemplare der R. Leopoliensis, welche sich in mei-
nem Besitze befinden (mit der Etiquette des Herrn Btocki ver-
sehen), weisen keine Spur von Drüsen an der Unterseite der Blätt-
chen (sogenannte „subfoliare" Drüsen!) auf, und zeigen, wie sich
auch Dr. Woloszczak seinerzeit in "Wien überzeugte, nicht die mini-
malste Differenz gegenüber den Originalexemplaren der R. fruteto-
rum Besser. Ich habe also wenigstens die in meinem Besitze
befindlichen Originalexemplare der R. Leopoliensis ganz richtig ge-
deutet. Sollte sich um Lemberg eine Rose aus der Gruppe der R.
coriifolia Fries mit Drüsen an der Unterseite der Blattlamina vor-
finden, so wäre diess von grossem Interesse, indem dann zur Formen-
reihe der Rosa incana Kitaibel, R. Kmetiana Borbäs und R. Ora-
nensis Kmet eine parallele Reihe aus der Gruppe der R, coriifolia
Fries, R. frutetorum Besser und R. Leopoliensis Blocki entdeckt
wäre. Dass die echte Rosa frutetorum Besser nicht die Pflanze ist,
welche viele sogenannte „Rhodologen" als „i2. frutetorum'''' bezeich-
nen, wird eine Arbeit von mir, die bald erscheinen düifte, nach-
weisen. R. uncinella f. ciliata Borbäs ist gewiss von R. uncinella
Besser L typica verschieden, sonst hätte mein Freund, Prof. Borbäs,
es gewiss nicht für nöthig befunden, die Bezeichnung „f. ciliata"'
beizusetzen, ob man nun erstere Rose als Art, Varietät, Form etc.
bezeichnet, ist durchaus Ansichtssache. Zum Schlüsse sei der verdienst-
volle Erforscher der Flora Galiziens freundlichst darauf aufmerksam ge-
macht, dass unter den von Dr. Wotoszczak gesammelten Thymus
angustifolius Pers. aus der Gegend von Lemberg sich auch ein
Exemplar des T. Serpyllum L. befindet, was ihn gewiss interessi-
ren dürfte. T. Serpyllum befindet sich übrigens noch in dem Herbar
Opiz im böhmischen Museum zu Prag, wo er die Bezeichnung
„T. apricus Opiz" trägt. Braun.
Wien, am 6. April 1887.
Dr. 0. Stapf hat in der letzten Ausgabe der Flora exsicc.
Austro-Hung. unter Nr. 1480 eine zweiblüthige Varietät von Leu-
cojum vermim L. aus der Marmaros als var. Vagneri neu beschrie-
ben. Dieselbe ist nichts weniger als neu, denn sie wurde als
Leucojum vernum ß. „carpathian spring snow-flake" sclion im Jahre
1818 in Curti's botan. Magaz. tab. 1993 abgebildet und von Her-
bert in seinem Werke „Amaryllidaceae" p. 331 als Erixosma ver-
num var. carpathicum im Jahre 1837 beschrieben. Auch in eiuem
dritten Hauptwerke für Amaryllideen, nämlich in Kunth's Enum.
plant., V, p. 474 wurde dieser aus den Karpathen zuerst bekannt
gewordenen Varietät Erwähnung gethan. Sie hat daher nach der in
den „Schedis" angewendeten Nomenclatur den Namen carpaticum
Herbert zu tragen. Dr. G. Beck.
Reichraming (Oberösterreich), am 20. März 1887.
Bei der Durchsicht und Einreihung meiner vorjährigen Pflan-
zenausbeute fanden sich einige Pflanzen vor, deren Constatirung für
185
hiesige Gegend auch weitere Kreise interessiren dürfte. Es sind fol-
gende: Chri/santhemum foUosum Willkomm pro var. Chr. Leucan-
tlumum in „Führer in das Reich der Pflanzen" IL Aufl. pag. 385.
Diese nach Willkomm bisher nur aus der preussischen Rheinpro-
vinz bekannte Pflanze sammelte ich in nur wenigen, aber sehr typi-
schen Exemplaren an Ackerrainen und Schutthaufen in der Nähe
von Reich raming. — Senecio lyratus Koch non Rchb. In Oberöster-
reich sehr selten. Ich sammelte die Pflanze auf einer Waldwiese
auf den „Brunuthalermauern" bei Reichraming ebenfalls in geringer
Anzahl, helfe aber, heuer eine grössere Anzahl zu erlangen. — Ba-
nunculus anemonoides Zahlbr. Gemein auf begrasten, oft kaum zu-
gänglichen Felswänden längs des „Grossen Weissenbaches" bei Reich-
raming, an dessen sehr selten betretenen Ufern Gentiana Clusii
Perr. et Song., Daphne Cneorum, Dryas und andere alpine Ge-
wächse in grosser Menge blühen. An Potentilla-krteü ist die hiesige
Gegend sehr arm. Laut gütiger Revision durch Herrn Prof. Alb.
Zimmeter wachsen hier folgende: Potentilla erecta (L.), P. stric-
tissima Zimmet. Diese ziemlich häufig im Walde bei Weissenbach.
Pot. reptans L., P. microphylla Tratt., P. glanduUfera Krasan. In
hiesiger Gegend das zuerst blühende und gemeinste Fingerkraut.
P. opaca L. scheint bis in die Gebirgsthäler nicht zu dringen und
von der P. glanduUfera vertreten zu werden. P. longifoUa Borb.,
P. turicinensis Siegfr. An der Strasse von Reichraming nach Losen-
stein in nur wenigen Stöcken. P. caulescens L. Allenthalben auf
Felsen, selbst in einigen Stöcken neben der Messingfabrik. P. ste-
rilis (L.). An Waldrändern sehr zerstreut. Erwähnen möchte ich
noch, dass ich im August v. J. auf dem „Hochschwab" in Ober-
steiermark die Potentilla stricticaulis Gremli gefunden habe.
Hans Steininger.
Brunn, am 6. April 1887.
Am 3. April d. J. fand ich am Hädyberg-Abhange in der
Richtung gegen Obfan zwei Exemplare abnorm entwickelter Schnee-
glöckchen {Galanthus nivalis L.). Die erste Pflanze trug vier äussere,
drei innere Perigonblätter und sieben Staubgefässe ; die zweite nur
zwei äussere, zwei innere und vier! Staubgefässe. Diess als An-
schluss an einen früheren Artikel „lieber die Bildungsabweichungen
am Schneeglöckchen" der Zeitschr. 1885 pag. 345, als ein weiterer
Beweis von der grossen Veränderlichkeit dieser Frühlingsptianze.
Dr. Formänek.
Budapest, am 12. April 1887.
Freund Blocki scheint zweierlei Rosa leopoliensis zu besitzen.
Eine davon, ohne subfoliare Drüsen, vertheilt er unter die Rhodo-
logen, eine andere aber behält er in Reserve. Da er seine Novitäten
häufig nur als blosse Namen publicirt, so ist es ihm leicht, wenn
die Novität seiner Exemplare bezweifelt und zu einer älteren Art
Oesterr. botan. Zeitschrift. 5. Heft 1887. 15
186
gezogen wird, die Eeserveexemplare als wahre R. leopoliensis mit
subfoliaren Drüsen zu vertheidigen. Ich muss aber meinen Freund
Btocki fragen, warum sendet er mir und Herrn Braun, die wir
uns etwas näher für die Rhodologie interessiren, die H. frutetorum
Bess. ohne subfoliare Drüsen als R. leopoliensis? — Wir müssen
doch ein aus der Hand eines lebenden Botanikers rührendes Exem-
plar, welches noch unbeschrieben ist, als wahr betrachten. Im Gegen-
theile kann Niemand dieses Verfahren ßJocki's billigen, sowie auch
das, dass er in Oest. Bot. Zeitschr. 1883 p. 273 — 74, also fast auf
derselben Seite eines Heftes ein Hieracium zwei Herren dedicirt.
Wohin kommen wir so in der Systematik? — Rosa hrachypoda
Desegl. et Rip. brachte L. Richter von Mäd mit. An einem Exem-
plare war der imtere Drittheil der Hagebutte mit einander ver-
wachsen, während die oberen und grösseren Theile, also auch die
Blüthen, ganz frei waren. An der Verwachsungsstelle bindet ein
dünnes Gewebe die Zwillinge zusammen. Solche und verschiedene
Verwachsungen sind an den Rosenfrüchten nicht selten.
V. B 0 r b ä s.
Fersonalnotizen.
— C. Jetter hat eine mehrwöchentliche Excursion nach Dal-
matien unternommen.
— Dr. J. J. Kichx, Professor der Botanik und Director des
botanischen Gartens an der Universität in Gent, ist am 27. März,
45 Jahre alt, gestorben.
— Dr. D. F. ^idrichsen, Professor der Botanik an der Uni-
versität Kopenhagen, ist am. 19. März, 73 Jahre alt, gestorben.
Vereine, Anstalten, Untemehmung^en.
— Die am 6. April stattgefundene 36. Jahres -Versammlung
der k. k. zoolog.-botanischen Gesellschaft in Wien erhielt
einen besonders festlichen Charakter. Es handelte sich nämlich zu-
gleich um zwei in diese Epoche fallende fünfundzwanzigjährige Jubi-
läen, nämlich jenes des Protectorates : Sr. kaiserl. Hoheit des Herrn
Erzherzogs Rainer und das der Präsidentschaft: Sr. Durchlaucht
Fürsten Josef Colloredo-Mannsfeld, zu feiern. Zu diesem Zwecke
hielt der Vice-Präsident, Herr Hofrath Brunner von Wattenwyl
eine des Anlasses würdige Festrede, in welcher der Verdienste der
hohen Jubilare um das Gedeihen der Gesellschaft in warmen Dankes-
worten gedacht wurde. Hieran knüpfte der genannte Vorsitzende
eine Rückschau auf das erfreuliche Wirken beider Zweige des Ver-
187
eines im abgelaufenen Vierteljahrhundert, und überging schliesslich
zur Kundgebung seiner Anschauungen über die am meisten frucht-
bringende Methode um die Ergebnisse fernerer Forschungen zur
Geltung zu bringen, und zwar durch Bearbeitung von Special-Mono-
graphien. Von hohem Interesse war sodann des Hofrath Prof. Ritter
V. Kern er längerer Vortrag, betreffend das Phänomen der Explo-
sion der Antheren bei diclinischen Pflanzen behufs üebertragung
des Pollen auf die Narben durch Luftströmungen, sowie überhaupt
die Vorgänge, die bei diesem Acte beobachtet wurden. Der Vortra-
gende führte zu seinen Ausführungen entsprechende Belege, nament-
lich aus dem Leben der ürticaceen {Brov.ssonetia und P'dea) an,
und schloss mit der Aufzählung und zugleich eingehenden Erklärung
der Haupttypen, nach denen die Mechanismen, — welche die Natur
den Pflanzen zur üebertragung des Blüthenstaubes und andererseits
zum Schutze des letzteren gegen ungünstige Einflüsse der Atmosphä-
rilien gegeben — , sich gruppiren lassen. Als Repräsentanten dieser
Typen wurden bezeichnet: die Grasblüthe, die Coniferen, Cupuliferen;
Potamogeton-krtQ}!', Schizanthus; einige Papilionaceen (Sarothamnus
und Spartinm) und Crucianella stylosa. Moritz Pfihoda.
— Die L Internationale Gartenbau-Ausstellung in
Dresden, bei welcher zahlreiche Preise zur Vertheilung gelangen,
wird am 7. Mai feierlich eröffnet und dauert bis zum 15. d. M. Am
9. und 10. Mai finden Versammlungen des Vereins deutscher Rosen-
freunde statt, und am 12. Mai halten die Coniferen-Züchter und
Kenner eine Sitzung behufs Feststellung einer einheitlichen Benen-
nung der Nadelhölzer ab.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Au st mit Pflanzen aus
Niederösterreich und Salzburg. — Von Herrn Pastor mit Pflanzen
aus Böhmen.
Sendungen sind abgegangen an Fräulein Borosch und die
Herren: Stelzer, Frank, Keller, Ullepitsch.
Vorräthig: (B.) = Böhmen, (Bd.) = Baden, (Br.) = Berlin,
(F.) = Frankreich, (H.) = Harz, (I.) = Istrien, (Kt.) = Kärnten,
(M.) = Mähren, (NOe.) = Niederösterreich, (OOe.) = Oberöster-
reich, (P.) =-• Polen, (S.) = Salzburg, (Sl.) = Schlesien, (St.) =
Steiermark, (T.) = Tirol, (Th.) = Thüringen, (ü.) = Ungarn, (W.)
= Westfalen.
Laserpüium prutenicum (P.), Lathyrus Aphaca (I., St.), mon-
tam(3 (B.), mont. var. tenuifolius (Br.), Nissolia (Bd.), palustris (U.,
Hessen), pratensis (OOe., St.), silvestris (ü., Holstein), tuberosiis (F.,
W.), Lavatera thuringiaca (NOe., ü.), Ledum palustre (Br., P.),
188
Leersia ori^oides (Mecklenburg), Lemna arrhiza (Br.), gibha (Br.,
W.)? minor (ü.), polyrrMza (ü., W.), trisulca (Br., SL, U.), Leon-
todon hastilis (SL), incanus (NOe., OOe.), Lepidium campestre (Br.),
Draba (H., NOe.), ruderale (M., T.), sativum (Sl.), Smithii (F.),
Lepigonum marinum (W.), Leucojum vernum (M., NOe.), Lihanotis
montana (NOe., P.), Lilium hulhiferum (OOe.), Janhae (Siebenbür-
gen), Martagon (OOe.), Limosella aquatica (OOe., SL), Linaria al-
pina (Kt., OOe., SL, T.), Gymhalaria (SL), Elatine (SL, U., W.),
minor (OOe., SL), spuria (OOe., SL), stenotrioha (F.), vidgaris (OOe.,
ü.), Linnaea horealis (Br., H.), Linum catharticum (M., NOe., U.),
ßavum (NOe., St., U.), gallicum (I.), glahrescens (IT.), humile (NOe.),
tenuifoUum (Kt., NOe., OOe., ü.), Tommasinii (L), viscosum (OOe.,
St.), Listera cordata (OOe., T.), Lithospermum officinale (Br.), pur-
pur eo-coeruleum (Th., U.), Litorella lacustris (W.), Lolium arvense
(P.), italicum (OOe.), linicolum (U.), speciosum (Tl.), temulentum (P.,
IT.), Lonicera alpigena (NOe., OOe.), nigra (B., U.), Peridymenum
(Br.), Lotus corniculatus (NOe., U.), tenidfolius (U.), Lunaria redi-
viva (Kt., NOe.), Luzula albida (NOe., OOe., IJ.), flavescens (S.),
Forsteri (I., Eheinprov.), maxima (Bd., ü.), mtdtißora (B., SL, P.),
pilosa (OOe., U.), Lychnis Viscaria (St., Bayern), Lycopus exaltatus
(ü.), Lysimachia Linum stellatum (I.), nemorum, (Br., Th.), Num-
mularia (U.), punctata (OOe., Th., U.), thyrsiflora (M., NOe., S.),
vidgaris (OOe., U.), Lythrum bibracteatum (ü.), SaUoaria (NOe.,
ü.), virgatum (NOe., ü.), Majanthemum bifolium (NOe., P., U.),
Malachium aquaticum (SL), Malaxis paludosa (Br.), Malva Alcea
(M., SL), moschata (Bd.), silvestris (P.), Marrubium peregrinum
(U.).
Obige Arten können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Inserat.
Die fünfte durchgesehene und ergänzte Auflage des
Botanisclieii Ex:cnx*sioiisbiiclies
für üe äentscl-österreicMscliei Lanier imd das angreazende ßeDiet
von
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ist in allen Buchhandlungen zu haben.
Verlag von Carl Gerold's Sohn in Wien.
BedacteuT und Herausge1)er Dr. Alezander Skofitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
C. Ueberreutex'sche Buchdruckerei (M. Salzer) in Wien.
Oesterreichische
Botanisclie Zeitsclirift
Die österreichische
botanische Zeitschrift
erscheint
den Ersten jeden Monats.
Man pr&numerirt auf selbe
mit 8 11. Ost. W.
(le R. Mark)
ganzjährig, oder mit
4 11. Ost. W. (8 R. Mark^
halbjährig.
Inserate
die ganze Petitzeile
15 kr. öst. W.
Organ
für
Botanik und Botaniker.
N^ 6,
Exemplare
die frei durch die Post be-
zogen werden sollen, sind
blos bei der Redaction
(ir. Bez., Mühlyasse Nr. 1)
ZU pränumeriren.
Im Wege des
Buchhandels übernimmt
Pränumeration
C. Gerold's Sohn
in Wien,
sowie alle übrigen
Buchhandlungen.
XXXTII. Jahrgang.
WIEN.
Juni 1887.
INHAIaT. Galium polmücum. Von Blocki. — Symbiose. Von Tomasche k. — Utrictdaria hreiri-
cornis. Von Dr. Celakovsky. — Querciis Csatöi. Von Dr. Borbäs. — Hieracien. Von Schnei-
der. — Rubus-Formen. Von Dr Formänek. — Flächendrüsigkeit. Von Keller. — Flora des
Etna. Von Strobl. - Literaturberichte. — Correspondeuz. Von Burgerstein, S chilberszk y,
Blocki, Forraanek, Woloszczak. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unterneh-
mungen. — ■ Botanischer Tauschverein. — Inserat.
Gaiiufn poionicuni n. sp.
Von Br. BJocki.
Diagnose: Wurzelstock kriechende Ausläufer treibend. Stengel
an der Basis geknickt, sonst ziemlich steif aufrecht, 0-6 bis 1 M.
hoch, deutlich (besonders oberseits) vierkantig, glänzend. Blätter quirlig,
zu 8 in jedem Quirl, lanzettlich bis lineallanzettlich, in der Mitte
oder im oberen Drittel am breitesten (2 — 3 mm. breit) und von da
gleichmässig und allmälig in eine Spitze vorgezogen, 0"3 M. lang,
beiderseits glänzend, oberseits dunkel-, unterseits blassgrün, an
den Eändern mit kleinen, vorwärts gerichteten Zäckchen besetzt. Die
Inflorescenz sehr reichblüthig, im Umrisse eilänglich nach oben
zu allmälig verschmälert, deren Aeste unter einem Winkel von 50
bis 45" aufrecht abstehend. Die Blütheustiele zweiter Ordnung (eigent-
liche Blüthenstiele) 4—5 mm. lang, dünn (jedoch nicht haardünn
wie bei G. capillipes Echbch. oder bei G-. pseudoanstatum Schur),
während und nach der Anthese imter dem Winkel 45" aufrecht
abstehend. Die Krone flach ausgebreitet, 2 mm. im Durchmesser,
die Zipfel derselben eiförmig zugespitzt. Keife Früchte V/^ mm. im
Durchmesser messend, schwarzbraun, an der Fläche schwach gerun-
zelt. (Synon.: O. aristatum auct. galic, non L., G. asperidißorum
mihi olim, non Borbäs.)
Standort: Lichte Gebüsche in Ostgalizien an zahlreichen Orten,
auf Kalkboden. Bisher habe ich diese Art an folgenden Orten beob-
achtet: Jaryna bei Janöw (der westlichste Standort), Dubienko bei
Monasterzyska, Okuo und Kaczanöwka bei Grzymalöw, endlich Bilcze
Oesterr. botan. Zeitschrift. 6. Heft. 1887.
16
190
und Cygany in Südostgalizien; an allen genannten Standorten ziem-
lich zahlreich.
Bemerkungen: Von den systematisch nächst verwandten
Ai-ten unterscheidet sich G. polonicum m. folgendermassen: Von
O. mollugo L. durch längere und allmälig zugespitzte, aufrecht
oder fast wagrecht abstehende Blätter, steif aufrechten Stengel,
durch unter einem spitzen Winkel abstehende Aeste der Inflorescenz
und endlich durch dünnere, stets aufrecht abstehende Blüthen-
stielchen. Von O. aristatum L. durch höheren Wuchs, längere In-
ternodien, relativ kürzere, glänzende Blätter, viel reichlicheren
Blüthenstand und etwas dickere Blüthenstielchen. Von G. Schultesü
Vest. durch relativ schmälere und glänzende (niemals bereifte)
Blätter. Von G. pseiidoaristatum Schur {G. asperuUßorum Borb.)
durch breitere, glänzende Blätter, viel reichlicheren Blüthenstand,
sowie durch kürzere und dickere Blüthenstielchen. Von G. erectum
auct. austr. endlich durch höheren Wuchs, längere und anders ge-
staltete Blätter, viel breitere Inflorescenz und dünnere Blüthen-
stielchen. Hier sei noch bemerkt, dass ich in Bilcze eine f. pilosa
des G. polonicum m. mit behaarten Stengeln und Blättern in einigen
wenigen Exemplaren unter der Grundform beobachtet habe.
In der Diagnose der Poa polonica m. ist zu berichtigen:
6. Zeile von oben, statt: „3 Mm. lang", soll es heissen: „3 Mm. breit".
12. Zeile von unten, statt: „auch hung.", soll es heissen: „auct. hung.".
Ueber Symbiose von Bacterien (in Zoogloea-Form) mit
der Alge Gloeocapsn polydervnaUcn Ktz.
Vorläufige Mittheilung.
Von Prof. Anton Tomaschek.
Im Monate April fand ich in einem halb unterirdisch angeleg-
ten Warmhause (Augarten) in einer Abtheilung desselben, welche
hauptsächlich der Vermehrung gewidmet wird, die Wände stellen-
weise mit einem schleimig-gelatinösen Ueberzug bekleidet; die Farbe
desselben war schmutzig violett oder chocoladebraun, die Consistenz
die des Kleisters und die Höhe der Schichte betrug stellenweise bis
2 Mm. Ins Wasser gebracht, fiel die Masse endlich flockig aus-
einander und senkte sich zu Boden.
Die Bedingungen, unter welchen diese Bildung zu Stande kam,
lassen sich aus der Beschaffenheit des Fundortes ableiten: feuchte
ruhige Luft, hohe Temperatur, wechselnde geringe Beleuchtung för-
derten die Entwickeluug. Beachtenswerth ist es ferner, dass die
Hauptplätze dieses Vorkommens sich besonders in der Nähe des
Einganges befanden, was insbesondere mit dem Einströmen von fri-
scher Luft in Zusammenhang gebracht werden muss.
191
Die mikroskopische Untersuchung erwies, dass die gelatinöse
Grundmasse hauptsächlich aus einem Stäbchenbacterium besteht,
welches ich am liebsten mit Bacillus Megatherium vergleichen möchte.*)
Jedes dieser meist etwas gekrümmten Stäbchen ist von einem im
Umrisse ovalen glänzend durchsichtigen Hof umgeben. Die gelati-
nöse Beschaffenheit der Gesammtmasse ist somit durch diese eigen-
thümliche Hülle, welche die Breite der Stäbchen hat, bedingt, da
die letztere sammt ihrem Hof sich in allen Kichtungen eng aneinan-
der schmiegen. Meist wird diese aus freiliegenden Stäbchenbacterien
gebildete Grundmasse von einem feinen Geflechte dünner Bacterien-
fäden durchzogen, welche jedoch durch Einwirkung von Jodtinctur
sich in kurze Gliedmassen zerlegen.
In dieser bacteriösen Grundmasse sind nun überall grössere
oder kleinere Inseln von Gheocapsa polydermatica eingebettet, welche
auch dann in Theilung begriffen zu sein scheinen, wenn stellenweise
die Zellen ihre blaugraue Färbung in eine trübgelbgrüne verändert
haben oder gänzlich farblos geworden sind.-)
Nur an maucüen Stellen, insbesondere am Grunde der gelati-
nösen Bacterieumasse oder am Eande derselben häufen sich die
Gloeocapsa-G6\omQ\i in solcher Menge an, dass sie die Bacterien
grösstentheils verdrängen. In letzterem Falle behalten die Zellen
der Gheocapsa ihre ursprüngliche blaugrüne Färbung bei, während
sie, wenn sie am Grunde auftreten oder zerstreut in kleineren Colo-
nien der Zoogloeamasse einlagern, sich verfärben oder verblassen.
Kleinere Colonieu der Alge sind übrigens überall in der Zoogloea
gleichmässig vertheilt und jede noch so kleine Partie der letzteren
unter das Mikroskop gebracht, wird einzelne kleinere Algencolonien
aufweisen. Es muss hier auch noch Erwähnung finden, dass hie und
da mitten aus der Zoogloeamasse einzelne Moospflänzchen frei her-
vortreten und daher auch hie und da in der schleimigen Masse
Moosprotonemata oder sogar Farren-Prothalien sich vorfinden.
Diese Association der Zoogloea mit den Algen, welche an die
Vereinigung der flechtenbildeuden Pilze mit Algen, beziehungsweise
an die Collemaceen erinnern, ist offenbar keine zufällige blosse
Wohnungsgemeinschaft. Dieses Zusammenleben ist vielmehr hervor-
gerufen durch das Sauerstoffbedürfniss des Bacteriums. Zu dieser
Anschauung werde ich hmgedrängt, wenn ich erwäge, was Engel-
mann (Bot. Ztg. 1884, pag. 441) rücksichtlich des Verhältnisses
ärobiontischer Bacterien erwiesen hat. °)
') Vergl. Morphologie und Biologie der Pilze von A. De Bary, pag. SOO.
") Es ist auch nach Frank bei Lecanora pallida und anderen Flech-
ten bekannt, dass die flechtenbewohnenden Algen, ohne anscheinend dabei ab-
zusterben, den Chlorophyllgehalt grösstentheils oder ganz verlieren. De Bary,
pag. 431. Gloeocapsa kommt als Gonidie in der Flechte Synalissa symphorea
Nyl. vor.
') Vergl. auch Pfeffer. Verh. d. deutschen bot. Gesellschaft I. J. G.
pag. 531.
16*
192
Engelmann hat experimental die Annäherung gewisser Bac-
terien, das Hinbewegen derselben gegen Sauerstoff im Lichte aus-
scheidender Algen beobachtet. Der von mir oben geschilderte Befund
zeigt nun, dass diese auf das Sauerstoffbedürfuiss mancher Bacterien
gegründete Beziehung derselben zu Algen auch in der Natur zum
Ausdruck kommt, wenn sich Bacterien mit Algen associeren. Dass
sich also sauerstoffbedürftige Bacterien gewissen Algen nähern und
mit denselben in Gemeinschaft zu günstiger Entwickelung gelangen.
Da anderseits die Alge nicht abstirbt, sondern im Bacterienlager
weiter wächst, so ist hier ein ähnliches Yerhältniss anzunehmen, wie
es zwischen Algen und flechtenbildenden Pilzen besteht. Die Alge
wird von der Bacterie nicht parasitisch überfallen, sondern es besteht
vielmehr zwischen beiden Organismen ein Mutualismus, welcher die
günstige Entwickelung beider Organismen gestattet.
Da ich eine grössere Menge von diesem beachtungswerthen
Gebilde theils getrocknet, theils in Alkohol aufbewahrte, bin ich
gerne bereit, Forschern, welche weitere Untersuchungen vornehmen
wollen, Proben davon auf Verlangen mitzutheilen.
Brunn, im April 1887.
Nochmals Utricuiaria brer)icornis.
Von L. Celakovsky.
(Schluss.)
Prof. Asche rson war so gütig, mir die Originalbeschreibung
Brückner's aus dem mir nicht zur Verfügung stehenden obcitirten
Werke zu excerpiren, welche ziemlich kurz also lautet:
„ Utricuiaria macroptera G. Brückn. Grabow im weissen Moor
(Schm.) Ludwigshut bei der Kreuzbrücke? (Betcke). U. nectario
obtuso, labio superiori integro, palato duplo longiori, foliis tripartito-
dichotomis, laciniis lineari-capillaribus, aequilongis, verrucoso-sca-
briusculis, subampulliferis. El. dan. tab. 128 teste Deth. in litt. —
Differt ab U. intermedia: floribus dimidio fere miuoribus et necta-
rio obtuso, — ab U. minore: labio superiore palato duplo vel triplo
longiore et foliorum laciniis lineari-capillaribus subaequilongis nee
linearibus, planis, pinnatifidis, pinnis alternis, brevibus, apice bifidis,
acutis. "
Wenn wir zunächst die Diagnose ohne Kücksicht auf das ohne-
hin keine sichere Auskunft gebende Herbar des Autors ins Auge
fassen, so erhalten wir den Eindruck, dass es sich um eine zunächst
mit ü. intermedia verwandte Art handelt, die von U. minor durch
mehrere deutliche Merkmale getrennt wird. Unter diesen ist zu-
nächst die den Gaumen um das doppelte oder dreifache übertreffende
Oberlippe der Corolle (daher wohl auch der Name macroptera), die
allerdings bei U. intermedia und ochroleiica vorkommt, während sie
193
bei U. minor constant nur so laug ist, als der Gaumen. Brückner
hebt diesen ünterscbied seiner macroptera noch besonders gegen die
U. minor hervor. Ferner werden die Blattzipfel der U. macroptera
als ziemlich gieichlang, linealfädlich, „warzig-rauh" beschrieben, da
sie doch bei U. minor am Rande glatt und wimperlos sind. Brück-
ner fand noch einen unterschied in den Blättern von der U. minor,
deren Lacinieu er lineal, fiederspaltig, die Fiedern abwecbselnd, kurz,
an der Spitze zweispaltig, spitzig nennt; wogegen er die Lacinien der
dreitheilig-gabelspaltigen Blätter der macroptera als lineal-haarförmig,
ziemlich gleichlang bezeichnet.
Es ist unschwer zu verstehen, was Brückner damit gemeint
hat. Die dichotome Verzweigung der Blätter nimmt nämlich, was
ganz richtig ist, bei U. minor häufig einen mehr monopodialen Cha-
rakter an, indem die Zweige ungleich werden, der kräftigere und
längere, mehr verzweigte die frühere Richtung des Hauptabschnittes
fortsetzt, so dass dieser wirklich oft mehr fiederspaltig und seine
Seitenzweige an der Spitze zweispaltig aussehen. Bei U. intermedia
und hrevicornis erscheint die Blattverzweigung reiner gabelig, und
so weist denn auch diese Angabe die U. inacroptera zur U. inter-
media hin. Ich will nicht sagen, dass dieser Unterschied immer deut-
lich auftritt, aber doch manchmal, und diess genügt, um den Sinn
der Brückner'schen Angabe zu verstehen. Freilich auf die linealen
Abschnitte bei U. minor und die lineal-haarförmigen bei inacroptera
ist nichts zu geben; die Breite und Länge der Zipfel ist auch bei
U. minor sehr veränderlich, und meist sind sie bei ihr schmäler als
bei U. hrevicornis oder gar intermedia.
Die Angaben Brückner's, eines Beobachters von seltenem
Scharfblick und Gewissenhaftigkeit, wie ihn Ascherson nennt, über
U. macroptera lassen sich entschieden nicht mit der U. minor ver-
einigen. Ascherson, von der Hypothese ausgehend, dass die er-
wähnte U. minor mit zum Theile schlauchlosen Blättern im Herbare
Brückner's die fragliche U. macroptera sei, sucht zwar diese Dis-
crepanz, namentlich in Betreff der Blütben, aufzuklären, indem er
sagt: „Wahrscheinlich suchte Brückner nun auch in der Blüthe
Unterschiede von U. minor und glaubte dieselben, da er wohl U.
minor von anderen Standorten nicht frisch zur Verfügung hatte, in
dem Verhältniss der Oberlippe zum Gaumen zu finden, obwohl diese
Theile durchaus nicht von der normalen U. minor abweichen." —
Aber eben darum ist die so versuchte Erklärung nicht überzeugend.
Wenn auch Brückner die U. minor von anderen Standorten nicht
frisch vor sich gehabt hätte, so konnte er doch aus jedem beschrei-
benden Werke wissen, dass U. minor die Oberlippe mit dem Gau-
men gleich lang (und die intermedia doppelt länger) besitzt. Diess
hat schon Hayue 1800 hervorgehoben, und schon die älteren Flo-
risten nahmen Notiz davon, z, B. Pohl im Tent. Fl. hohem. 1809,
dann Koch u. s. w. Die 2 — 3mal längere Oberlippe bleibt mithin
bei der Identification der U. macroptera mit minor als Stein des
194
Anstosses bestehen; die miiss zumal ein so gerühmter Beobachter
gesehen und nicht nur zu sehen geglaubt haben.
Der Ausdruck laciniis verrucoso-scabriusculis ist ferner zwar
keiner besonders glücklichen Terminologie entlehnt, es kann damit
aber oifeubar nur die feine Bewimperung, bei der ihm die kurzen
Zähnchen gleichwie Wärzchen erschienen, gemeint sein. Wenn
Ascherson sagt, dass die Blattzipfel jener TJ. minor, in der er die
U. macroptera vermuthete, keineswegs verrucoso-scabriuscula, son-
dern so glatt als bei minor sind, nur hier und da durch anhängen-
den Algenschmutz etwas höckerig, — so bezeugt er eben etwas
seiner eigenen Hypothese Ungünstiges; denn es ist doch einem
scharfblickenden Beobachter nicht zuzumuthen, dass er anhängenden
Algenschmutz für integrirende Theile des Blattes, resp. Blattrandes
gehalten hätte.
Daraus, dass weder die Oberlippe, noch die Blätter bei der
hypothetischen TJ. minor-macroptera so sind, wie sie Brückner für
seine macroptera zum Unterschiede von minor angibt, muss im
Gegentheil geschlossen werden, dass also jene U. minor nicht die
Brückuer'sche U. vnacroptera sein könne. Darum scheint mir, dass
Ascherson die diagnostischen Angaben Brückner's zu wenig
berücksichtigt und den immerhin unsicheren Indicien des Herbar-
befundes nnd dergl. zu sehr nachgesetzt hat. Er spricht nur von
den zum Theile schlauchlosen Blättern der als macroptera suppo-
nirten ü. minor des Herbars, wobei er sich an das Merkmal foliis
subampulliferis hält, welches Brückner nicht besonders betont hat,
und welches einen anderen Sinn haben kann und wohl auch haben
wird, als ihm Ascherson zuschrieb. Ich meine nämlich, es sollte
damit gesagt sein, dass die vegetativen Blätter der U. macroptera
hie und da, doch nicht reichlich, Schläuche bilden, im Gegensatze
nicht zur minor, sondern zur intermedia, deren vegetative Blätter
ohne Schläuche sind. Diese Auffassung scheint mir die richtige zu
sein, nachdem auch die anderen Merkmale Brückner's (Oberlippe
und Blattzipfel) nicht auf U. minor, sondern auf ü. intermedia oder
eine dieser nächstverwandte Art hinweisen, welche eben nur die für
Mitteleuropa neu nachgewiesene U. ochrolema sein kann. Für diese
sprechen denn ausser den foliis subampulliferis (nach meiner Deu-
tung) auch die beinahe doppelt kleineren Blüthen als bei U. inter-
media und wohl auch der „stumpfe" Sporn, durch den sich die TJ.
macroptera von der TJ. intermedia, welcher damit stillschweigend
ein spitziger Sporn beigelegt wird, unterscheiden soll. Zwar ist mit
der Phrase calcare obtuso die Länge uud Gestalt des Sporns der TJ.
ochroleuca nicht deutlich bezeichnet, allein wir haben gesehen, dass
auch Hartman den Sporn der TJ. ochroleuca stumpf nennt, ent-
gegen dem „pfriemlichen" Sporn der TJ. intermedia.
Detharding hat (nach Betcke's Mittheilung an Ascherson)
in seinem Conspectus die TJ. macroptera Brückner sogar nur als TJ.
intermedia aufgeführt. Das erscheint begreiflich, wenn er die TJ.
ochroleuca von Brückner erhalten hatte; wie hätte er aber eine TJ.
195
minor so falsch bestimmen könuen? „Später scheint er diese An-
sicht indessen geändert zu haben, sagt Ascher so n, indem er sie
mit der Fig. auf Taf. 128 Fl. dan. (die nach Ascherson eine U.
minoi^ darstellt) identificirte," Auch diess würde nur dafür sprechen,
dass es sich bei der U. macroptera um eine in ihren Merkmalen
und im Habitus zwischen U. intermedia und minor stehende Art
handelt, als welche in der That die U. oehroleuca sich darstellt.
Es ist zu bedauern, dass Brückner's Herbar, trotz der wieder-
holten Bemühungen Prof. As eher son's, wie mir dieser schrieb, nicht
mehr aufzutreiben ist, vielleicht würde es von dem neu erölfneten
Gesichtspunkte aus neue Anhaltspunkte darbieten. Vielleicht befan-
den sich unter der U. minor oder U. intermedia dieses Herbars Exem-
plare oder Fragmente der U. hrevicornis, welche Freund Ascherson
vor 25 Jahren übersehen oder missdeutet hat. Es wäre möglich, dass
die „ U. intermedia'''' des Brückner 'sehen Herbars, die mit dem von
Ascherson für V. macroptera angesprochenen Exemplar der U. mi-
nor in demselben Herbarbogen lag, eben die U. oehroleuca war
(welche damals Ascherson in praxi von der U. intermedia noch
nicht unterschied), und dass somit diese und nicht die dabeiliegende
U. minor von Brückner unter seiner macroptera gemeint war.
Freilich soll an dem von Brückner angezeigten Standorte, in
dem weissen Moor bei Grabow, von Schreiber und von Betcke
nur U. minor gefunden worden sein. Ist aber dieses negative Zeug-
niss hier, wo es sich um eine so kritische, theils mit U. intermedia,
theils, wie es scheint, auch mit U. minor verwechselte Art handelt,
wirklich beweisend? Ich bezweifle es. Die ü. hrevicornis wächst
nicht selten mit U. minor zusammen, anderwärts wieder mit U.
intermedia (in der Lausitz nach Fiek's Mittheilung auch mit beiden).
Es wäre somit möglich, dass auch im Weissen Moor neben U. minor
die U. oehroleuca vorkommt oder vorkam, vielleicht seltener als mi-
nor, und daher vielleicht nur von dem „scharfsichtigen" Brückner,
nicht aber von den anderen Genannten als besondere Form wahrge-
nommen und unterschieden wurde. ')
Jedenfalls wäre es wünschenswerth, dass die mecklenburgischen
Botaniker dem Weissen Moore bei Grabow erneute Aufmerksamkeit
zuwenden möchten, ob sich dort nicht die U. oehroleuca constatiren
liesse. Freilich müsste die Untersuchung des Moores eventuell mit
besonderer Vorsicht und Ausdauer stattfinden, da es bekannt ist,
dass die Utricularien au manchen Standorten nur selten blühen. So
z. B. habe ich die U. neglecta in einem durch 12 Jahre alljährlich
besuchten Teichsumpfe bei Chudenitz nur in einem Jahre und zwar
reichlich blühend angetroffen, in anderen öfter nicht einmal die ste-
rilen Stengel auffinden können. Man dürlte sich also durch ein ein-
') Wenn Ascherson''s Vermuthung; richtig ist, dass jene mehrmals er-
wähnte ü. minor des Brückner 'sehen Herbars aus dem Weissen Moor stammte,
so dürfte wohl die im selben Bogen mit ihr zusammenliegende „U. intermedia"
(vielleicht = oehroleuca) auch dort gesammelt sein.
196
maliges negatives Ergebniss eventuell nicht abschrecken und nicht
gleich zu einem verneinenden Urtheile verleiten lassen.
Das Eesultat unserer Betrachtung ist somit:
Utricularia macroptera G. Brückner aus dem Weissen Moor
bei Grabe w ist den vom Autor angegebenen unzweideutigen Merk-
malen nach, also mit einer an Gewissheit grenzenden Wahrschein-
lichkeit dieselbe Art, welche von Hartman U. ochroleuca und von
mir ü. hrevicornis genannt wurde. Der Brückner'sche Name hat aber
vor dem ohnehin schlecht bezeichnenden Hartman'schen Namen die
Priorität.
Ueber Quercus Csatoi Borb.
in „Magyar Növenytani Lapok" (redigirt von Prof. Dr. Kanitz), X. 1886,
p. 133-134.
Von Dr. Vinc. v. Borbäs.
Diese Eiche, welche ich 1. c. lateinisch beschrieb und als eine
Qm. decipiens Bechst. (eventuell Qu. aurea Wierzb.) X Rohur L.
{Qu. pedunculata Ehrh.) deutete, ist der Qu. sessillßora Salisb. ähn-
licher, a Qu. Rohore pedunculis brevibus pubescentibus, petiolis magis
elongatis, foliis subtus puber ulis et squamarum forma, a Qu. sessili-
flora petiolis brevioribus, forma foliorum, pedunculis brevibus diversa.
In die Combination nahm ich Qu. decipiens oder Qu. aurea statt
Qu. sessiliiiora deswegen auf, weil jene Varietäten der Qu. sessiliflora
mit gelben oder gelblichen Blattnerven sind, die Qu. decipiens mit
ziemlich langem Fruchtstiele, die Qu. aurea aber fructibus sessilibus.
Die Blattnerven sind aber bei Qu. Csatöi, welche ich dem be-
kannten unermüdlichen Forscher der siebenbürgischen Flora und Orni-
thologie, J. V. Csatö, königl. Eath und Vicegespau in Nagy-Enyed,
widmete, auch meistens gelblich oder weisslich ; während sie bei Qu.
sessiliflora iindi bei ihrer Varietät Welandii Heuff. !, welche im Hay-
nal duschen Prachtherbar vorhanden ist, röthlich oder bräunlich sind.
Meine Qu. Csatoi, aus den Nagy-Enyeder Walde, Bükkös, ist übri-
gens mit der Qu. sessiliflora näher verwandt, so dass ich mit vollem
Eechte diese Combination andeuten musste.
Dass ich in Frage gestellt habe, ob die Qu. decipiens fructu
pedunculato oder die Qu. aurea fr. sessili die eine der Eltern sei,
hat darin seinen Grund, dass eine der beiden Eltern, (wenn wir sie
für wirklich hybrid halten), jedenfalls die stielfrüchtige Qu. Rohur
L. a. {Qu. pedunculata Ehrh.) ist, also könnte den ungefähr 1 Cm.
langen Fruchtstiel Qu. Csatöi auch von der letzteren Art geerbt
haben, ohne der Einwirkung der Qu. aurea. Diese sowie auch Qu.
decipiens sind aber in Siebenbürgen ziemlich verbreitet. Also, eine
der Eltern konnte auch die Qu. decipiens sein, aber in diesem Falle
kann man schwerlich sagen, ob von dieser oder von Qu. Rohur die
197
Fruchtstiele der Qu. Csatöi geerbt wurden. Jedenfalls kann man
eine Qu. sessüiflora (inclus. Qu. aurea) X Robur ohne Fruchtstiele
kaum denken.
Meine innigste Ueberzeugung ist es, dass Qu. Csatöi am näch-
sten zwischen die hier angedeuteten Arten und Varietäten fällt, sei
sie als ein Bastard oder eine Mittelform aufgefasst.
Umsomehr hat mich die in „Erdeszeti Lapok" 1887, p. 37, 41
veröffentlichte Meinung von Simonkai (Simkovics) überrascht,
dass meine Qu. Csatöi eine der Qu. lanuginosa näher bleibende
Qu. lanuginosa X Rohur sei. Er beruft sich darauf, dass er die
Exemplare von v. Csatö bekommen hat. Ich kann über diese
fragliche „Qu. lanuginosa X Robur'^ nichts sagen; aber es ist sicher,
dass von Qu. Csatöi diejenigen Exemplare die wahren sind, welche
in meinem Herbare liegen und welche ich beschrieb. Herr Simonkai
hat also die Csatö'schen Exemplare entweder falsch aufgefasst,
oder es liegt ihm nicht meine Combination vor, sondern verwech-
selte Exemplare. Ich habe meine Qu. Csatöi wiederholt untersucht,
und linde so grosse Aehnlichkeit zu der Qu. sessiliflora oder zu
jenen Varietäten mit gelblichen Blattnerven, dass die Qu. decipiens
oder Qu. aurea aus der hybriden Combination der Qu. Csatöi über-
haupt nicht ausgeschlossen ist; ja sogar, wenn wir auch die nähere
Verwandtschaft dieser Combination andeuten wollen, so müssen wir
Qu. Csatöi als eine Qu. super-decipiens oder Qu. super-aurea X
Robur bezeichnen!
Ich wollte hier diese Varietäten darum nicht vernachlässigen,
weil sie, obwohl von Qu. sessiliflora nicht bedeutend verschieden,
doch eine grössere Area geographica haben. Sie müssen auch in
Deutschland vorkommen, denn Eolle *) will die Qu. sessiliflora von
Qu. Robur durch die jungen gelblich-grünen Blätter unterscheiden,
welche also eher auf die Qu. decipiens, die zuerst aus Thüringen -)
beschrieben wurde, oder auf die ungarische Qu. aurea hinweisen.
Dass meine Qu. Csatöi eine „Q«/. lanugi?iosa X Robur'-'- sei,
trotzdem dass sie der Qu. laguninosa überhaupt unähnlich ist, könnte
man wohl oberflächlich nach der Behaarung der Fruchtstiele und der
Blätter der Qu. Csatöi denken, aber diese können wir auch von Qu.
sessiliflora erklären.
An den Mittelformen der Qu. lanuginosa Lam. {Qu. pubescens
W.) X Robur, wovon ich eine ganze Keihe besitze, sehe ich, dass
die Nerven länger behaart sind (uervis magis lauuginosis) als das
Parenchym der Blätter. Die Pubesceuz der Unterüäche der Blätter
der Qu. Csatöi ist aber überall gleich kurz, wie jene der typi-
schen Qu. sessiliflora.
Die Qu. Czatöi konnte also die gleichförmige subfoliare Pubesceuz
auch von Qu. sessiliflora (oder Qu. decipiens oder Qu. aurea) geerbt
') Verhandl. des botan. Vereines für Brandenb. 1877, p. 162, (Sitzungber.)
■) Vergl. meine Abhandl. über die Becbstein'schen Eichen in „Deutsche
Botan. Monatsschrift", redig. von Leimbach. 18S6, p. 116.
198
haben. Man schreibt zwar gewöhnlich, dass die Blätter der Qu. ses.n-
liflora kahl sind, aber Irmisch ^) hat schon richtig erklärt, dass diese
Blätter nur scheinlich kahl sind. In der That wird die ünterfläche
der Blätter durch kurze Sternhaare bedeckt, doch sind diese so
klein, dass sie mit freiem Auge kaum oder gar nicht sichtbar sind.
In dieser richtigen Erklärung Irmisch' kann ich nach Unter-
suchung von zahlreichen Q,u. sessiliflora und Qu. lamig'mosa hinzu-
fügen, dass diese kurzen Sternhaare viel beständiger sind, als die
Lanugo der Qu. lanuginosa Lam. Fl. Franc. IL, p. 209, 1778. {Qu.
pidescens W. 1805.) — Sie fehlt nach meinen bisherigen Unter-
suchungen nie, weshalb ich die Gruppe der Qu. sessiliflora mit einem
Worte Asterobalanos nenne. Im Gegentheile wie die Blätter in
der Gruppe der Qu. lanuginosa verkahlen, verweise ich auf Qu. tri-
dactyla m. [Qi,. j^w/x^scews var. glahrata Heuff., nicht Guss.), Qu.
dasyclados m. in Fl. Budapest pro var. Qu. Budensis, 1879, p. 70 =
Qu. glahrescens Kern., non Benth.), sowie auf die Exsiccaten von
Yukotinovits, v. B. auf die Qu. susedana Vuk. = Qu. pinnatißda
Gm! — Ich habe aus der Umgebung von Triest auch ganz kahl-
blätterige Qu. lanuginosa gesehen, wo nur die Glaucedo der Unter-
fläche der Blätter beweist, dass sie nicht zu Asterobalanos gehört.
Eine ganz kahlblätterige Qu. sessiliflora besitze ich aus Ungarn nicht!
Ferner sind die Zweige der Hybriden der Qu. lanuginosa mehr
minder behaart, oder auch ganz dicht filzig. Die Zweige der Qu.
Csatoi sind ganz kahl.
Auch könnte man vielleicht, dass Qu. Csatoi Borb. eine Qu.
super-lanuginosa X Rohur sei, daraus glauben, weil die Fruchtstiele
mehr minder behaart sind. Aber trotzdem dass Kerner ^) sagt, dass
die Stiehleiche ganz kahl ist, findet man an ungarischen Exemplaren
dieser Art nicht sogar selten vereinzelte Haare (pilos vagos), ja in
demselben Aufsatze, in welchem ich die Qu. Csatoi beschrieb, be-
nannte ich und v. Csatö eine Form der Stieleiche als puhipes ^o\:\>.
et Csatö, weil der Fruchtstiel spärlich behaart ist. Aber der
Fruchtstiel ist auch in dem Formenkreise der Asterobalanos
nicht selten behaart, wie bei Qu. sessiliflora var. Welandü Heuif. !,
var. Szovitsii D. C. etc., und so kann auch der Fruchtstiel der zu
Asterobalanos gehörigen Qu. Csatoi ohne Zuthun der Qu. lanu-
ginosa behaart sein.
Nach meiner Ansicht muss man also aus der Combination der
Qu. Csatoi die Qu. lanuginosa ohne Zweifel ausschliessen. — Bisher
hat man Qu. Badensis Borb. 1879. {Qu. amhigua Kit. non alior.)
für Qu. lanuginosa X Rohur gehalten, dann habe ich voriges Jahr
bei Monor eine Qu. suhlanuginosa in „Amagy homok-pusztäk növe-
nyviläga" p. 55 ^) (non Schur, also Qu. semilamiginosa) notirt. —
Qu. pedunculata var. pilosa! möchte ich nicht dafür halten.
') Botan. Ztg. 1847, p. 577 etc.
-) Gest. ,.B. Z." 1876, p. 189.
*j Oest. „B. Z." 1886, p. 425.
199
Ich habe schon einmal in Magy. Növ. Lap. 18S3 pesagt, dass
wenn auch die abweichenden Ansichten von Simonkai öfters keine
allgemeine Giltigkeit erreichen können, wie es bei Inula hyhrida
BauDig. geschah, so ist doch eine abweichende Meinung zur Controlle
unserer Untersuchungen immerhin nützlich.
Endlich bemerke ich, dass es sehr auffallend ist, dass Qu.
pedimculata Ehrh. arbor. Nr. 77 für die Bezeichnung der Qu. Bobur
L. a., welche eine sichere Priorität über Qu. pedunculata hat, so
häutig anerkannt wird; während Qu. sessilis Ehrh. 1. c. Nr. 87 ver-
gessen wurde, obgleich sie in Exs. eher erscheint, als die Qu. ses-
silifiora Saiisb. 1796, in Prodr. stirp. . . . Chapel etc.
Mittheilungen über die Hieracien des Riesengebirges.
Von Gustav Schneider,
Bergverwalter in Schmiedeberg im Kiesengebirge').
II.
Im Januarheft dieser Zeitschrift pro 1886 p. 21-25, theilte
ich Einiges über die Hieracia Aurella Sect. Alpina Fr. des Riesen-
gebirges mit. Im Jahre 1886 habe ich die viele dienstfreie Zeit,
welche mir in Folge Zurückgeheus des hiesigen Bergbaues verblieb,
auf eingehenderes Studium der westsudetischen Archieracia verwen-
det. Die dabei gemachten Beobachtungen veranlassen mich, meine
vorjährigen Mittheilungen mehrfach zu modificiren und über eine
Gruppe der Alpestria in Kürze zu berichten.
Die in den vorjährigen Mittheilungen versprochene ausführliche
Arbeit hatte ich, was die Archieracia betrifft, grösstentheils schon
druckfertig, als ich mich auf Wunsch des österreichischen Riesen-
gebirgsvereiues bewogen fühlte, auch die Piloselloiden zu bearbeiten,
also eine Monographie der westsudetischen Hieracien zu liefern. Der
oben genannte Verein unterstützt in uachahmenswerther Weise ausser
den bei solchen Vereinen üblichen touristischen Zwecken auch wissen-
schaftliche Arbeiten, die sein Arbeitsfeld betreffen, in honettester Weise.
In seinem Yereinsorgan wird also genannte Monographie, wo mög-
lich von Abbildungen begleitet erscheinen. -) Ich füge diessmal in
*) Jetzt in Cunnersdorf bei Hirschberg in Pr.-Schlesien.
-) Eine gleiche Unterstützung ist mir in Betreff meiner in den vorjäh-
rigen Mittheilungen erwähnten Tatraflora nicht geworden uud bleibt dieselbe
daher uncdirt, obgleich sie für den reisenden Botaniker die bequemste Anlei-
tung zur Aufsuchung der reichen Püanzenschätze jenes herrlichen Gebirges
entliält. Es sind in derselben nicht nur alle, in verschiedenen Zeitschriften
zerstreuten botanischen Reiseberichte, sondern auch viele eigene und fremde
Beobaclitungen, die nicht ]>ublicirt wurden, zusammengetragen, das Unrichtige
und Zwinft'lhaite kritisirt und berichtigt, worin mich mein nunmehr verstor-
bener Freund, R. v. Uechtritz, mit seinem reichen Wissen redlich unter-
stützt liat.
200
kurzgefasster Weise eine Charakteristik der von mir innerhalb der
Alpinen unterschiedenen Gruppen, die ich um eine vermehren
musste, bei.
Hieracia Aurella Alpina Fr. der Westsudeten.
In die Systematik der alpinen Hieracien klare Ordnung zu
bringen, ist unendlich schwierig, schon desshalb, weil es überaus
schwer fällt, zu constatiren, welche Formen schon benannt sind,
resp. welche Namen sie schon von anderen Beobachtern erhalten
haben. So verbreitete Typen haben natürlich neben vielen localen
Modificationen auch mehr oder weniger gewissen Gebirgen gemeinsame
Formen, deren Entstehungsweise nicht immer genau dieselbe zu sein
braucht. Was davon in einem Gebirge gemein ist, kommt in ande-
ren, viel ausgedehnteren selten vor; manches ist auch wohl sehr
ähnlich, aber nicht identisch und hierin namentlich liegt ein schwer
zu überwindendes Hinderniss. — Unter anderem habe ich erst kürz-
lich viel ostsudetisches Material gesehen, diess brachte mir viele,
mir noch unbekannte Formen zu Gesicht (namentlich aus der Gruppe
H. decipiens Tausch und H. eximum Backh.), welche gleichsam
Zwischenglieder zwischen bei uns ganz distincten Formen vorstellen.
Ich beschränke mich daher im Nachstehenden der Hauptsache nach
auf die westsudetischen Formen, welche ich in den letzten sechs
Sommern fleissig studirt habe.
1. Gruppe: Alpina sxihfoliosa mihi.
Stengel aufrecht, selten aufsteigend, hin- und hergebogen, zu-
weilen fast schaftartig, ungestreift, dicht und langzottig behaart,
am Obertheile von graulich-weissen Sternhaaren (Flocken) dichtfilzig,
mit eingemengten sehr feinen, nur bei starker Vergrösserung erkenn-
baren Drüsenhaaren, nach unten drüsenlos, mit abnehmender, zuletzt
fast verschwindender Flockenbekleidung; einköpfig (sehr selten — bei
H. tubulosum Tsch. — mehrköpfig, zuweilen mit monströsen Doppel-
köpfen, die meist H^ *) zusammengewachsen sind), wenig- (1 — 3,
sehr selten mehr-) blättrig, zuweilen blattlos. — Blätter dünnhäutig,
grasgrün, dicht behaart, in Folge der dichten Behaarung in vivo
grauschimmernd. Grundblätter zur Blüthezeit + zahlreich vorhan-
den; die äusseren rundlich-spatelförmig mit breitgeflügeltem, kurzem
(die Länge der Blattplatte kaum erreichendem) Blattstiel; innere
spateiförmig oder länglich-lanzettlich mit breitgeflügeltem, langem
Blattstiel, in diesen allmälig verschmälert, ganzrandig, gezähnelt,
oder gezähnt, oft mucronat (d. h. mit aufgesetzten Spitzchen), stumpf
oder zugespitzt; stengelständige, wenn vorhanden, liueal-lanzettlich,
seltener den grundständigen ähnlich ; das oberste immer, die darunter
stehenden häufig oder auch sämmtliche bracteenförmig. — Kopfhüllen
dicht und langzottig behaart, drüsenlos. Hüllschuppen breitlich bis
') + = plus minus = mehr oder weniger, eine von Nägeli Peter
eingeführte, für die vielgestaltigen Hieracien sehr praktische Bezeichnungs-
weise.
201
breit, äussere abstehend, stumpf, häufig blattartig oder bracteen-
förmig, innere etwas zugespitzt, + angedrückt, sämmtliche schwärz-
lichgrün. Ligularsaum und Zähne mit langen feinen, weissen Seiden-
haareu stark behaart.
1. Hieracium alpinum Auct. plur. L. ex p.
Die in meinen vorjährigen Mittheikmgen unterschiedenen, durch
die Gestalt der Köpfe charakterisirten Varietäten sind nach meinen
weiteren Beobachtungen unverändert aufrecht zu erhalten. Sicher
sind es keine Standortsvarietäten, da sie heerdenweise zusammen
vorkommen; specifisch sind sie aber auch nicht zu trennen und zwar
der nicht all zu selten mit vorkommenden Uebergaugsformen wegen.
Ich fand im Jahre 1886 ein Individuum, dessen eine Kosette einen
Oenuinuni-, die andere einen Melanocephalum-Ko^i producirt hatte.
Dagegen können die übrigen, als Varietäten genannten Formen als
solche nicht aufrecht erhalten werden, sie müssen vielmehr als bei
beiden obengenannten Varietäten vorkommende Parallelformen (mit
Ausschluss der Form grande, welche nur bei Varietät ß. vorkommt)
angesehen werden. Demzufolge unterscheide ich nunmehr :
a. var. genuinum Wimra. ex p. = H. alpinum sensu Tau-
schiano.
Köpfe + kreiseiförmig (stets gegen die Basis verjüngt), Ligulae
relativ gegen die Hüllschuppen lang, wenig zahlreich, aufgeblüht
eine flache Scheibe darstellend. Blätter fast immer ganzrandig. Da-
bei sind folgende Formen zu unterscheiden:
1. normale, mit grauweisser, schwarzfüssiger Zotteubekleidung, hin-
und hergebogenem Stengel und — wenn vorhanden — lanzettli-
chem unterem Stengelblatt.
2. albovillosinn Froel. = H. holosericeum Backh. (als Species) mit
weissseidiger, dunkelfüssiger Bekleidung, ebenfalls hin- und her-
gebogenem Stengel und lanzettlichem Stengelblatt,
3. nigrosetosum mihi; mit in die Bekleidung eingemengten zahlrei-
chen, tiefschwarzen Borstenhaaren, meist schaftartigem, + steif
aufrechtem Stengel, spateiförmigen, zuweilen mit einem oder meh-
reren grossen Zähnen versehenen, in einen langen, geflügelten
Stiel verschmälerten unteren Stengelblättern. (Gleichsam einen
Uebergang zu var. spathuUfolium mihi unter den foliosen Alpi-
nen darstellend.)
4. nivale Velenovsky ex p. Verkahlte Form mit hin- und hergebo-
genem Stengel und fast nur auf kurze steife Borsten reducirter
Bekleidung.
5. stylosum W. Gr. ex p. Form mit verkümmerten Ligulis und da-
her weit hervorragenden Griifeln. Aeusserst selten. Vergl. Be-
merkung über die stjdosen Formen weiter unten.
ß. var. melanocephalum Tausch non Wimm. (cujus planta =
decipiens Tausch.)
Köpfe bauchig oder halbkugelig, zuweilen an der Basis durch
die abstehenden Hüllschuppen fast wie gestutzt erscheinend. Ligulae
relativ gegen die Hüllschuppen kürzer als bei var. «., bedeutend zahl-
202
reicher; von aussen nach innen an Länge etwas abnehmend, daher
bei der geöffneten Blüthe einen flachen Trichter darstellend. Im
Vergleiche zu var. «. ist die ganze Pflanze in der Eegel robuster,
die Köpfe sind grösser, die Blätter breiter, die Blattplatte gegen
den Stiel + deutlicher abgesondert; Blätter zahlreicher, alle oder
einzelne fast immer + gezähnelt oder gezähnt. Dabei folgende Formen:
1. normale, mit grauweisser, schwarzfüssiger Zotten- und zahlreicher
schwarzer Borstenbekleidung, hin- und hergebogenem, zuweilen
schaftartigem Stengel; in letzterem Falle Uebergänge zur Form
grande darstellend.
2. sericeum mihi. Parallelform zu Nr. 2 bei var. «. {albovillosum
Froel.) mit weissseidiger, dunkelfüssiger Bekleidung,
3. aterrimum m. Parallelform zu Nr. 3 bei var. «. [nigrosetosum
m.) mit derselben Bekleidung, ebensolchen Stengeln und Stengel-
blättern, aber mit melanocephalum-Kö'^iQn.
4. setulosum m. = H. nivale Velen. p. parte majore. Parallelform
zu Nr. 4 bei var. a. mit kurzborstiger Bekleidung.
5. stylosum W. Gl. ex part. Sehr seltene Form mit verkümmerten
Ligulis und weit hervorragenden Griffeln. Vergl. weiter unten.
6. grande Wimm, (als var.) — Kobusteste Form der var. melano-
cephalum mit bis 30 Cm. hohem, schaftartigem oder hin- und
hergebogenem, zuweilen etwas aufsteigendem, 2 — 4- (ausnahms-
weise bis 7-) blätterigem Stengel, welcher ausser der normalen
Zottenbekleidung , namentlich am Obertheile mit zahlreichen
schwarzen, am Grunde stark verdickten Borstenhaaren besetzt
ist. Köpfe sehr gross (bis 3 Cm. im Durchmesser), denen des
M. calendulißorum Backh. an Grösse kaum nachstehend (durch
die Form der Hüllschuppen und Blätter aber leicht zu unter-
scheiden). Grundblätter zahlreich, bis 15 Cm. lang, zungenförmig,
länglich-lanzettlich oder spateiförmig, stumpf oder zugespitzt,
gezähnelt oder gezähnt, zuweilen mit einzelnen sehr grossen
Zähnen, seltener ganzrandig. Stengelblätter meist sämmtlich
blattartig, nur das oberste, selten mehrere, bracteenförmig. Hier-
bei als ünterformen :
a. normale mit grauweissem Indument.
ß. sericeum mit weissseidiger Bekleidung.
Zwischen allen vorstehend genannten Formen des H. alplnum
kommen Uebergangs- und Zwischenformeu vor, deren Placirimg oft
recht schwierig wird, namentlich, wenn gleichzeitig ein Ueb ergang
von var. a. zu ß. damit verbunden ist.
Aus den Ostsudeten sah ich bisher ausser doD normalen For-
men der beiden Varietäten (diese auoli aus der hohen Tatra) nur
die weissseidigen. Schon Oborny in seiner Flora von Mähreu und
Oesterr. Schlesien p. 584 erwähnt, dass die Backhouse'sche Diagnose
zu dessen H. holosericeum nicht auf die grossköpfigen Exemplare
der Ostsudeten mit bauchigen Hüllen passe. — Aus den Alpen sind
mir nur die normalen Formen der var. qenuinum bekannt.
203
Dass die forma grande lediglich gutgenährte ludividuen des
normalen melanocephalum Tausch vorstellt, konnte ich am 31. Juli
1886 am Nordfusse des Brimnenberges auf der weissen Wiese beob-
achten. Daselbst standen um die noch deutlich erkennbaren Excre-
mente eines Rindviehes herum vier Individuen der normalen Form
von var. melanocephalmn Tausch; mitten aus den, allerdings schon
fast verwesten Excrementen überragte aber ein stattliches Individuum
der forma grande seine weniger gut genährten Geschwister.
Die weissseidigen Formen scheinen, ebenso wie die zotten-
losen, ihre Existenz äusseren Einflüssen zu verdanken.*) Die ersteren
fand ich an denselben Plätzen, wo ich sie einmal gefunden, nicht
immer im nächsten Jahre wieder, und in 1886 am Oberrande des Aupa-
kessels an einer mir wohlbekannten Stelle, von der ich seit 1882
alljährlich normale alpinum geholt habe, lauter weissseidige Formen
mit allen möglichen Uebergängen zum Typus. Ebenso unbeständig
treten die verkahlten Formen {H. nivale Veleu.) auf. Nur in beiden
Schneegruben sind die weissseidigen Formen alljährlich + zahlreich
und die verkahlten auf dem steinigen Plateau am Oberrande der
grossen Schneegrube in der Regel, aber nicht alljährlich, z. B. nicht
im Jahre 1884, zu finden gewesen. Auifällig ist ausserdem, dass
auch H. tubidosum Tsch. zuweilen + weissseidiges Indument zeigt,
und dass auf dem Standorte des H. nivale Velen. auch verkahlte
Formen anderer Alpinen vorkommen.
Die schwarzborstigen Formen nigrosetosum und aterrimum
habe ich bisher nur an feuchten, quelligen, meist mit Moosen be-
wachsenen Stellen, daselbst aber auch ähnlich bekleidete ludividuen
von H. tuhidosum Tsch. beobachtet.
Vorstehend erwähnte Beobachtungen decken sich mit den Re-
sultaten der Culturversuche im botanischen Garten zu München
(Nägeli und Peter, Monographie der Piloselloiden, p. 35), wo-
nach Länge und Farbe des luduments bei den Hieracien zu den
constanteu Merkmalen nicht gehören und von äusseren Einflüssen ab-
hängig sind.
Unaufgeklärt sind bis jetzt die Ursachen, welche die Stylosität
bei den Hieracien bedingen; ich habe darüber weder irgend etwas
Aufklärendes erfahren, noch ist es mir selbst möglich gewesen, in
dieser Beziehung aufklärende Beobachtungen zu machen. So viel
steht fest, dass die Stylosität der Blüthen mit abnormen Wachs-
thumsverhältnissen der Hieracien zusammenhängt, denn Abweicliun-
gen im Indument und in der Blattsubstanz finden sich immer damit
verbunden. Ich stehe meiner letztjährigen zahlreichen Sammlung von
etwa 500 stylosen Individuen, von denen ich die grössere Hälfte,
namentlich der serotinen, nicht mit Sicherheit zu deuten vermag,
rathlos gegenüber.
') Vergl. die vortrefflichen Beobachtungen des Herrn Prof. Dr. Krasau
in dieser Zeitschrift Nv. 1, 2 und 3.
204
2. Hier, tuhulosum Tausch = H. alpinum hebetatum Wimm.
ex p. gehört der in der Eegel wenighlätterigen, dicht und laugzottig
behaarten Stengel, grasgrünen, starkbehaarten, grauschimmernden
Blätter, sehr dicht- und langzottigen Kopfhüllen, ungleich gestalte-
ten, oft blattigen Hüllschuppen und starkbekleideten Ligulae wegen
in die erste Gruppe und nicht zu den foliosen Alpinen, wo ich sie
in der vorjährigen Beschreibung untergebracht hatte.
Als F.. .Jen lassen sich unterscheiden:
r', 1. normale.
2. villosissimum Sagorski in sched.
3. subvilloswin.
4. stylosum W. Gr. p. parte minore.
In der Cultur — im freien Lande — rollen sich die Ligulae
sehr häufig auf, was in der freien Natur sehr selten vorkommt;
bei meinen Topfculturen habe ich diese Erscheinung noch nicht be-
obachtet.
An dieser Stelle wollte ich noch erwähnen, dass ich unter dem
mir von Herrn Fiek zu Studienzwecken freundlichst geliehenen ost-
sudetischen Material ein ganz normales H. tuhulosum Tausch vor-
gefunden habe, welches derselbe Mitte August 1884 am Glatzer
Schneeberge sammelte. Das Vorkommen dieser Species ist also auch
für die Ostsudeten nachgewiesen und wird weiterer Beobachtung
empfohlen.
Von ausserhalb der Sudeten vorkommenden Hieracienspecies
dürften zu den subfoliosen Alpinen noch H. glanduliferum Hoppe
und H. piliferum ejd. zu rechnen und zwischen H. alpinum und
tuhulosum zu stellen sein. Hätte JET. piliferum Hoppe nicht deutlich
glaucescirende Blätter, so würde ich dasselbe für eine den Alpen
eigenthümliche Modification des weissseidig behaarten H. alpinum
halten. Die Kahlheit des Ligularsaumes erscheint mir ebensowenig
für Aufstellung neuer Species massgebend zu sein, wie die Verkürzung
des Induments bei dem Velenovsky'schen nivale. — Naegeli und
Peter (die Hieracien Mitteleuropas, H. Band. Monographie der
Archieracien, 2. Heft, 1886) haben beide genannten Hieracien, welche
Fries zu den villosen Aurellen stellte, bei Bearbeitung der Villosina
bereits ausgelassen, obgleich sie im Text genannt, also als besondere
Formen anerkannt werden.
(Fortsetzung folgt.)
Mährische Rubusformen.
Von Dr. ßd. Formänek.
Im Anschlüsse au einen früheren Artikel theile ich im Nach-
folgenden einige neue Standorte mehrerer von dem rühmlichst be-
kannten Batologen H. Sabransky gütigst determinirter und revi-
205
dirter Rubusformen mit, wofür ich ihm meinen Dank auszusprechen
mich verpflichtet fühle.
Hubus suberectus Anderson. Horka bei Cinzendorf, Holzschlag
„u Saduika", Kolomazuä pec und Liliovä Hora bei Lultsch, Bradl-
steine bei Deutsch-Liebau, Badegrund und Schlossgarten bei Gross-
üllersdorf (für Gross-Ullersdorf schon Oborny), Zöjjtau, Neudorf,
Klein-Mohrau, Perschi und a. 0. bei Eömerstadt, Irmsdorf.
B. pUcatus Weihe et Nees. Horka und Osträ hora ' si Cinzen-
dorf, Kiriteiner Wald und Wald Podsousov bei Euditz, VV^ald Rej-
holec nächst Lomnicka, häufig bei Lultsch (Wald bei Kluceuice,
Wald bei Kolomazuä pec, Wald hinter Mausko in einer f. umbrosa,
Holzschlag „u Sadnika'' etc.), Deutsch-Liebau, Badegrund bei Gross-
üUersdorf, Philippsthal, Ludwigsthal bei Gross-Ullersdorf, Klein-
Mohrau, Hochwaid bei Janowitz, Perschi und a. 0. bei Römerstadt,
Viehwald bei Bautsch (für Gr.-Üllersdorf schon Oborny).
M. thyrsoideus Wimm. a. thyrsanthus Pocke. Wald Rejholec
nächst Lomnicka; b. candicans Whe. et Nees. Schluchten bei Billo-
witz, Adamsthal, Wald Rejholec nächst Lomnicka, häufig bei Lultsch
(Gemeindewald, beim Forsthause, Liliovä hora etc.), Bradlsteine bei
Deutsch-Liebau, Wald bei Blauda.
R. villicauUs Köhler. Punkvathal bei Blansko, Voitsdorf.
R. tomentosus Borkh. Schluchten bei Vomitz, Tiscbuowitz.
R. corylifolius Sm. Wald bei Kohoutowitz, Kozi hora bei Ko-
mein, Reigersdorf.
R. caesius L. f. arvalls Rchb, Cacowitz, Hädyberg bei Obran,
Gelber und Rother Berg bei Brunn, f. glandulosus Pocke. Rybnicky
bei Karthaus. f. aquatüis Whe. et Nees. Wald bei Lautschitz, Po-
hansko bei Lundenburg. f. armata Pocke. Rother und Gelber Berg
bei Brunn.
R. caesius X tomentosus. Schluchten bei Vomitz, Tischnowitz.
Bevor ich zu R. oreogeton übergehe, führe ich an dieser Stelle
eine wichtige Bemerkung über diese Art an, die mir Herr Heiur.
Sabransky brieflich mitzutheilen die Gewogenheit hatte, Herr H.
Sabransky schreibt wörtlich:
„In Oboruy's PI. v. Mähren und Oesterr. Schles. p. 974 wird
bei R. fossicola Hol. einer Corylifolie mit kurzgestielteu Aussen-
blättchen gedacht, von welcher der Herr Verfasser nicht weiss, ob
er sie zu R. Ebneri Kern, oder zu dem jüngst von Pormänek
neuentdeckten R. cMorophyllos Gremli ziehen solle. Da die letztere
Bestimmung von mir (d. i. von Hrn. Sabransky) herrührt, möchte
ich kurz Folgendes bemerken. Die Herrn Oborny vorliegende Brom-
beere gehört sicherlich nicht zu meinem mährischen R. cMorophyllos,
da alle Exemplare des letzteren, die ich gesehen, vollkommen sitzende
Aussenblättchen besasseu. Ich hatte die mährische Brombeere mit
Exemplaren des R. chhrophyllos verglichen, welche Pocke in seinem
Oslebshausener Garten aus Gremli'schen Samen gezogen hatte, und
konnte nicht den geringsten Unterschied auffinden. Inzwischen aber
hatte ich Gelegenheit, den von Pocke aus Schlesien beschriebenen
Oesterr. botan. Zeitscliiift. 6. Heft 1S87. 17
206
M. oreogeton genauer kennen zu lernen. Ich besitze Exemplare dieser
typischen Art aus den verschiedensten Gegenden und finde, dass
zwischen ihnen und dem schweizerischen R. chlorophyllos Gremli nicht
der geringste erhebliche Unterschied bestehe.
Die charakteristische Inflorescenz, die langen, an Glandulosen er-
innernden Stieldrüsen u. s. w. sind dem Schaffhausener Bubus ebenso
eigen, als der böhmisch-mährischen Form. Nach meiner Ansicht ist also
R. oreogeton Focke mit R. chlorophyllos Gremli synonym. Letzterer
Name besitzt zwar die Priorität, doch ziehe ich es vor, mich der
Focke'schen Benennung zu bedienen, da die Diagnose der Synopsis
wohl mehr Licht auf diese weit verbreitete Art geworfen hat, als
irgend eine andere.
Da die chorographische Verbreitung des R. oreogeton Focke
eine grössere ist, und der Formenkreis dieser Art ziemlich reich ge-
gliedert erscheint, möchte ich in Folgendem eine Zusammenstellung
der mir vorliegenden Typen geben.
1. R. oreogeton Focke Syn.!, R. chlorophyllos Gremli, R. ne-
morosus B., montanus Wimm. — Schössling meist ganz unbehaart,
mit langen, geraden, rechtwinkelig-abstehenden Stacheln, massen-
haften Borsten und sehr langen Drüsen dicht besetzt. Blätter gross,
meist dünn, beiderseits grün und massig behaart. Blüthenstielchen
sehr lang- und reichdrüsig. In Mähren und Schlesien weit verbreitet
(Günther, Wimmer, Schwarzer, Focke, Formänek etc.), in
Böhmen (Opocno: leg. Freyn als R. nemorosus a) glaber Garcke),
Nordostbayern (Waldmünchen: leg. Pro gel), Thüringen (Naumburg
a. S. leg. Sagorski als R. chlorophyllos).
2. R. myrlacanthos Focke, R. diversifolius Lindl., Warren,
Bab. non Tineo. — Schösslinge mit zahlreichen, robusten, am Grunde
sehr verbreiterten Stacheln dicht besetzt, behaart, langdrüsig. Blätter
und Inflorescenz ganz wie beim vorigen, letztere aber derber und
dichter, Drüsen der Blüthenstielchen länger als der Durchmesser
derselben. England, Norddeutschland.
3. R. oreogeton Focke f. thuringiaca Sabr. (Duft) = R. Den-
senii Lge. var. thuringiaca Duft in G. Braun Herb. Rub. Germ.
Nr. 115. — Vom Typus abweichend durch behaarte Schösslinge,
grosse, dünne, herzeiförmige, unterseits weichschimmernde Blättchen,
kurze, zusammengezogene Inflorescenz und kurze, den Haarfilz des
Stielchens nicht überragende Drüsen, ßudolstadt in Thüringen: leg.
Duft.
4. R. littoralis Borb. in sched. ! — R. macrogynius Borb. in
sched. ! — Unterscheidet sich, soweit ich ans meinen sehr schlechten
Exemplaren ersehen kann, von R. oreogeton F. bloss durch die gy-
nodynamischen Blüthen und vielleicht die stielrunden Schösslinge.
Croatisches Litorale: „inter Drenkova et Lopaca" (Borb äs).
5. R. Fossicola Hol. Schösslinge ähnlich wie bei R. oreogeton,
aber derber und dichter bewehrt, unbehaart, Blätter meist dreizählig,
dicklich, lederig, unten graufilzig, die der Blüthenzweige unten meist
graufilzig, sonst oben massig striegelhaarig. Drüsen der Blüthenstiel-
207
chen kurz, das Haarkleid nicht überragend. Nordwestliches Ungarn
(Holuby), Mähreu (Oborny, Formänek, Spitzuer).
6. Holuby anus Sabr. in sched. Syn. B. mollis Hol.! nee T\Tie.,
nee Presl. — Schösslinge dicht behaart, wie R. fossicola bestachelt.
Blätter meist dreizählig, beiderseits gleichfarbig, oben sehr dicht
weich striegelhaarig, unten dicht und schimmernd weich-
haarig. Stieldrüsen den Haarfilz der Blütheu ästchen nicht überragend.
Nordwest- Ungarn: Nemes-Podhrägy (Holuby). Eine unmittelbar an
R. fossicola sich anschliessende durch dichte Behaarung aller Theile
ausgezeichnete Form.
7. R. Sendtneri Progel. VEH. Jahresber. des botan. Yer. zu
Landshut. — Dem R. Fossicola ähnlich; Schössling deutlich be-
haart, genau wie bei R. fossicola bewehrt, Blätter meist fünfzählig-
fiissförmig, lederig, dicklich, unten grün und schimmernd-weichhaarig,
oben massig striegelhaarig, das mittlere sehr lang zugespitzt. Drüsen
schwarzroth, die der Blüthenstielcheu sehr dicht, den Haarfilz über-
ragend. Bayerischer Böhmerwald: Waldmünchen (Progel).
8. R. Vrabelyianus A. Kern,! — Schössling oft starrend von
zahlreichen, geraden, derberen Stacheln und Stachelhöckern, oder
weniger bewehrt und behaart. Blätter unten graufilzig bis kreide-
weiss, oberseits sternhaarig, die des Blütheuzweiges mit keilförmig
verschmälerter Basis, oben meist sammtig-sternfilzig. Drüsen den
Haarfilz der Blüthenstielcheu überragend. Bekleidung und Gesammt-
bild sehr an R. oreogeton gemahnend. Mittelungarn: Mätra (Vra-
belyi). Wegen des Sternfilzes höchst wahrscheinlich ein von R. to-
mentosus abstammender Bastard (etwa oi^eogetonxBloi/dianus?)'^.
R. oreogeton Pocke. Teufelsschlucht und Wald bei Kohouto-
witz, Schluchten bei Billowitz, Adamsthal, Medlänko, Hora und
Horka bei Cinzendorf, Planava bei Doubravnik, Neustadtl, Kother
und Höfler-Berg bei Gross-Ullersdorf, Stollenhau und eine verwandte
Form bei Kl.-Mohrau.
R. Bayerii Pocke. Eeigersdorf.
R. nigrescens Pocke. Wald bei der Ruine Neuhaus.
R. scrpens Whe. Brandwald bei Deutsch-Märzdorf.
R. Gremlii Pocke. Porsthaus bei Lultsch.
R. Vestii Pocke. Adamsthal, Horka, Liliovä liora und Wald
bei der Kolomaznä pec bei Lultsch.
Ueber die Flächendrüsigkeit als systematisches Merk-
mal und deren Anomalien bei einzelnen Rosenarten.
Von J. B. Kener.
Im strittigen Sachverhalte der Rosa leopoliensis Biocki (vide
pag. 113 und 147 dieser Zeitschrift) wollte ich mir ein eigenes
Urtheil bilden und diess führte mich zu nachfolgenden Untersuchungen
und Ergebnissen von allgemeinem Interesse.
17*
208
Obzwar ich mich genau erinnerte, bei der vorjährigen Unter-
suchimg meiner R. Wecheri et hrunoniana an meinen Originalen der
R. leopoUc'iisis dnisige Blätter bemerkt zu haben, unterliess ich es a b-
sichtlich. hierüber die Wahrheit sofort zu constatiren, um nicht als
voreiliger Widersacher zu erscheinen. Gestern kam mir der betref-
fende Fascikel gelegentlich wieder zur Hand und mm thue ich es,
wie folgt. Der grosse ISblätterige sterile Trieb hat in der oberen
Hälfte durchaus foliola subtus tota in lamina glandulis inspersa. an
einem Blüthenzweige fand ich die sepala hinc inde dorso glandulosa.
Da mir aber bei weiterer flüchtiger Besichtigung die unteren Blätter
des steiilen Triebes, sowie die sämmtlichen Blätter des Blüthen-
zweiges unterseits keine Drüsen wiesen, war ich bereits der gegen-
theiligen Ansicht der Herren Borbäs und Braun, als ich die Frucht-
zweige, an welchen ich nach der Erfahrung um so weniger nach
Drüsen suchen zu sollen gaaubte. als ich die Stipula insgesammt
subtus drüseulos gefunden, besichtigte und mit freiem Auge in der
dünneren Behaarung der Fruchtzweige die zerstreuten vielen dünnen,
meist wenig abstehenden Diü^euhaare bemerkte. Mit vieler Mühe
gelang mir. die Richtigkeit dieses Verhaltens der Flächendrüsigkeit
an den nochmals zur Hand g-enommenen Blüthenzweigen an einem
umgebogenen von dickereu Zweigen geschützt gebliebenen Blättcbeu
ebenfalls zu constatiren. deren seegrüne Unterfläche sogar dicht mit
diesen an gelblichen Stielchen hier mehr scliwarze glänzende äusserst
kleine Drüsen tragenden Härchen bedeckt ist. die wirkliche Drüsen
und keinerlei Schimmelart sind ! Es ist nicht unmöglich, sogar wahr-
scheinlich, dass auch an der authentischen Pflanze der R. frutetonnn
Besser die obersten zarten Foliolen der jungen Triebe diese Art
feindi'üsiger Xervatur oder wenigstens drüsige Venen besitzen, wie
diess bei vielen Eosen der Fall ist, die sonst drüsenlose Laubtheile
bei dichter Behaamng besitzen. Von einer subfoliaren Drüsigkeit der
übrigen Laubtheile des Strauches — die doch Besser ebenso wenig
als Herrn Blocki entgehen konnte — ist aber in der Original-
Descriptiou der R. frutetorum Besser keine Spur zu finden, und
diess ist und bleibt auch für den Ausnahmsfall massgebend, wenn
nun wieder von gegnerischer Seite nach dieser Andeutung erst die
Besser'scheu Originalieu genauer untersucht imd auch an einzelnen
Standortsrepräsentanten derselben subfoliare Drüsen entdeckt werden
sollten.
Dieses Verhalten ist aber noch mehrseitig von ganz besonderem
und bedeutendem Interesse! Hier möge nur das Hierhergehörende
erwähnt sein. Bei Untersuchung der Eosen ist nach meiner — ich
kann sagen, bei „viel tausend" Fällen erprobten — Erfahmng der
Blick nach der unterseitigen Drüsigkeit der Stipulen meist auch für
die fragliche gleiche Drüsigkeit der Foliolen massgebend. Ausnahmen
sind freilich auch da, und sind als solche meist die Klippen, an
welchen manches Voreilige scheitert.*) — Ein solcher Fall ist der
') Ja nocli mehr! und diess betreffend ist es meine Pflicht, auf den wun-
209
vorliegeudo; Stipulen und Serratur drüsonlos, und deunoch sind die
Foliolen tlieils reichlicli bis schwach tlächeudrüsig, theils drüseulos,
welche feine Drüsigkeit zur Blüthezeit in der dichtereu bis zottigen
Behaarung nur verdeckt ist, später aber aus dem Grunde, da die
sehr kleinen schwärzlichen Driiseuköpfchen bei dieser Kose von
den Stielchen leicht abgestreift werden und die gelbgrünen Stielchen
in der langen Behaarung unauffällig bleiben — übersehen wird!
Von diesem sonderbaren Ausnahm sverhalteu der Stipulen vis-ä-vis
der Foliolen führe ich als Beispiel an: die R. coriifoUa var. Erl-
hergcnsis Bn., die einer ärmlich behaarten R. leopoliensis entsprechen
müsste, dann aber die R. conjuncta Crep. und eine Gruppe schwie-
riger Rosenformen der Subs. Scabratarum Crep., wo ich mein Bei-
spiel (rücksichtlich der Drüsigkeit) an der jedem österreichischen
Kosenfreund bereits aus den Kmet'scheu Exsiccaten bekannten von
Nemeti bis Bozök im Houther Comitate Oberungarns verbreiteten
Form delitescens Km et der uitidula Besser etc. illiistrire. Ob auch
unter den von Max Schulze in „Jenas wilden Rosen" pag, 41 an-
geführten zahlreichen Formen der corüfoUa und frutetorum sich
flächendrüsige, und zwar dieser Art befinden, wäre zu wissen sehr
erwünscht, um nur annähernd beurtheilen zu könuen, ob unsere R.
frutetorum f. leopoliensis eine vorwiegend für Podolien und Ost-
galizien charakteristische Rose ist — oder nicht. Aus Mähren und
dem böhmisch-sächsischen Erzgebirge liegt sie mir — so weit das
grosse Materiale bisher sorgfältigst untersucht werden konnte —
nicht vor, doch ist das Vorkommen derselben mit Rücksicht auf
die dortigen von mir zuerst nachgewiesenen flächendrüsigen Formen
sehr wahrscheinlich.
Alles in Allem gebührt also Herrn Blocki die vollste
Genugthuung! — insbesondere falls sich die obbesagte Eigen-
schaft seiner f. leopoliensis (stipulae subtus serratura margine eglau-
dulosa; foliola tarnen subtus tota in lamina glandulis demumeva-
nidis inspersa, utrinque pubescentia subsimpliciterque serrata) auch
fernerhin für constant erweisen sollte!
Einen zweiten Fall anormaler Blättchendrüsigkeit bei der
coriifoUa beobachtete ich an der f. Ilmiskinensis albißora Kell, und
Wiesb. des böhmischen Erzgebirges, wo an den kurz nach der Blüthe
(7. VII. 1884) gesammelten Zweigen nur spärliche (2—3) Drüsen
an den Petiolen und gar keine oder nur staubfeine und _ äusserst
leicht obliterirende Körnchen an den kaum sichtbaren kleinen Se-
cundärzähnchen zu finden waren — während der Strauch an ein-
zelnen (am 6. IX. 1884 gesammelten) zuverlässig demselben Stocke
augehörenden Fruchtzweigen eine so dichte imponirende Drüsigkeit
derbaren Einklang der Negation pag. M3, Zeile 20 von unten in dieser Zeit-
schrift und der „Beschreibung" eines Analogons in „Verhandl. der k. k.
zool.-bot. Gesellschaft" 1885, pag. IOC — mit der pag. 145, Zeile 5 — 8 von
oben in dieser Zeitschrift abgedruckten Belehrung aufmerksam zu machen!
Keller.
210
an den dichtzottigen in jungen Trieben weissfilzigen bestachelten
Petiolen und insbesondere um den ganzen Blattrand in der Serratur
zeigte, dass man glauben musste: es liegen hier zwei verschiedene
Eosen vor, eine coriifolia, und eine drüsige Tomentella oder Abie-
tina. Diese Art verspäteter theilweiser Drüsenbekleidung bei unver-
änderter Dichte des übrigen Tomentums kann man wohl nichts
anderem mehr als dem Einflüsse plötzlicher Temperatur- und
Insolationsvermehrung in der Zeit eines Eegenmaximums (im August)
auf den exponirten Theil des Strauches zuschreiben, demnach: als
eine blosse vorübergehende Erscheinung (luxurianter Entwicklung)
erklären, und wird die bereits fortgesetzte Beobachtung solcher For-
men nicht bloss wegen der Beschaffung identischen Tauschvorrathes,
sondern wegen der Erforschung der schon von Christ angedeuteten
Verkettung der Gruppe: Abietinae Christ mit unseren böhmischen
Coriifoliis Complicatis Chr. u. dgl. weit vorth eilhafter für ein ratio-
nelles, wenngleich langsameres Studium der systematischen Verwandt-
schaft unserer Kosen werden, als ein voreiliges Neubenennen von
Eosenformeu.
Ob der Flächendrüsigkeit als „unterscheidendes Merkmal" die
Ehodologen bereits den entsprechenden systematischen Werth bei-
legen, finden wir in deren Schriften (vergl. Christ: „Allgemeine
Ergebnisse" 1884 und Wald n er: Eosentypen, p. 13— 14) weniger als
erwünscht auseinandergesetzt. Ich knüpfe aber, auch in diesem Falle,
vorläufig nur an das, was bisher aus Culturversuchen bekannt ist,
an, und constatire, dass sowohl die reichliche Flächendrüsigkeit der
von mir in der Cultur beobachteten Mosa subolida Desegl., R. Malyi
Kern, und R. hosniaca Kell, und Wiesb. etc., als nach Christ (1. c.
pao:. 6, Zeile 32 von oben) die einzelnen Subfoliardrüsen der wilden
Pflanze der R. Pouzini Tratt. var. Escurialensis von Escurial in der
Cultur selbst in klimatisch verschiedenen Localitäten unverändert
blieben!
Sie gehört also zu den systematischen Merkmalen der Art und
der Varietät, möge sie nur schwach {Pouzini) oder gar nur in
Spuren {Jenensis und rubig. var. decipiens Sag., pag. 26) auftreten;
demzufolge ist auch Btocki's leopoliensis an und für sich weder
eine Standortsmodificaticn, noch das, was man „Specificirung des
Individuums" (Christ, 1. c. p. 2) etc. nennt, sondern eine vicari-
rende Varietät zu jener Gruppe drüsiger Coriifolien, die in Mittel-
europa (Schweiz, Thüringen, 13öhmen etc.) in der f. cinerea Christ
und Weeberi Keller und in zahlreichen anderen Formen (vide
Schulz' „Jenas Eosen") vorkommen, und demzufolge im Pormen-
kreise der coriifolia und incana (gleich den drüsigen Tomentosen)
zumindest als Varietäten aufzuzählen kommen.
Diess und Äehnliches haben mich veranlasst, die Bedeutung der
Flächendrüsigkeit etc. bei dem Genus i2osa seit jeher, in letzterer Zeit
von eingehender Seite, zu würdigen und mich für die Annahme neue-
rer massenhafter Aufsamralungen insolange abwehrend zu verhalten,
bis die unendliche Mühewaltung der so zeitraubenden Bestimmung
211
mit den Vorräthen und den sonstigen beklemmenden Umständen in
ein zusagenderes Verhältniss getreten sein wird.
Wien, am 27. April 1887.
Flora des Etna.
Von Prof. P. Gabriel Strobl.
(Fortsetzung.)
Lotus cytisoides y. cytlsoides = Lot. cyt. L. Presl Fl. sie, Guss.
Syn. et*Herb.! Mit patens in fast allen Merkmalen identisch, kaum
unterscheidbar durch die äusserst kurz-, angedrückt seidig -grau-
haarigen, endlich kahl werdenden Blätter und Stengel; geht auch
vielfach in ß. über.
8. coronillaefolius Guss. Syn. et Herb.!, var. mici^ophyllus Presl?.
Unterscheidet sich von y. durch kleinere (bis 4 Mm. lange, 2 Mm.
breite), dickliche Blätter, schlankeren Wuchs und ein- bis zweiblü-
thige Blüthenstiele; ich fand am Burgfelsen von Cefalü mit Herbar-
exemplaren Gussoue's vollkommen übereinstimmende Exemplare,
ebendaselbst und um Finale aber auch üebergangsformen zu y. mit
zwar ebenso kleinen Blättchen, wie 6. besitzt, aber 3 — 5-blüthigen
Blüthenstielen. — Auch pusülus Viv. Fl. lyb. ist mit 8. in Wuchs,
Kleinheit der Blätter, ein- bis zweibltithigen Stielen fast identisch,
unterscheidet sich aber durch Annuellität, rauhere Behaarung, auf-
rechte, an der Spitze etwas gekrümmte Hülsen.
NB. An diese Keihe schliessen sich unter den Arten Siciliens
zimächst an L. cretiais L. Spec. plant. 1091, Presl Fl. sie, Guss.
Syn. et Herb., Keichb. D. Fl. 134, lY, V! und commutatus Guss.
Syn. et Herb.!, Tod. Fl. exsicc.!, cret. var. ß. Bert. Fl. it. (aus Tra-
pani), unterscheiden sich aber leicht durch dichte, silberweissseidige
Behaarung und dicke, genau cylindrische, zwischen den Samen hie
und da etwas eingeschnürte Hülsen; commiä. ist in allen Theilen
(Stengeln, Blättern, Blüthen und Hülsen) viel grösser und robuster,
als cret., sonst aber demselben äusserst ähnlich. — An sandigen und
felsigen Küsten, auf krautigen Hügeln und Bachrändern sehr ver-
breitet. Var. a. auf Lavafelsen am Meere bei Catania, Ognina, Aci-
castello, besonders an letzteren Orten, äusserst gemein; eine grössere
Form mit stärkeren Stengeln, stumpferen und ganz grünen Blättern
= f. major Guss. Sju. liegt auch im Herb. Guss, aus Catania auf!;
var. ß. pate)is am Bache Amenanus vor Misterbianco, an einem Gra-
ben unterhalb Motta S. Anastasia vereinzelt, häufig längs des Si-
metol; var. y. cytisoides: Aus Catania von Cosent. erhalten (Bert.
Fl. it.), um Catania, besonders an lehmigen Stellen bei Acquicedda
(Herb. Torn.. Tornab. in Herb. Guss.!), von mir und Beyer nur
ausserhalb der Nordgrenze bei Taormina beobachtet; var. 8., ebenso
cret. und commiä. wurden im Gebiete noch nicht beobachtet, doch
212
dürfte cret., bei Messina und Syracus von mir gesammelt, vor-
kommen. April — Juni. 2|..
1356. L. pusiUus Viv. Fl. lyb., Guss. *Syn. et *Herb.!, cyti-
soides y. uniflorus DC. Prodr. II, 211. Im Meersande bei Catania
von Philippi gesammelt (Guss. 1. c.!). März, April. O-
1357. L. decumhens Poir. dict. DC. Prodr. IL 212, Guss. Syn.
et *Herb.!, Bert. Fl. it. (Sic), Tod. Fl. sie. exsicc. Nr. 243 (Pa-
lermo!) Gr. Godr. I, 431. Habituell äusserst ähnlich einer hohen,
üppigen Normalform des corniculatus L., ebenfalls perenn, vielsten-
gelig und ziemlich kahl mit getrocknet grün werdenden Blüthen;
auch in den Blättern kaum eine Differenz, nur sind die oberen Blätt-
chen und Nebenblätter schmäler und spitzer; Blüthenstiele ebenfalls
verlängert, 3 — 4blüthig mit dreizähligen Bracteen; aber die Kelch-
zähue sind bei comic. aus breit dreieckiger Basis lanzettlichlineal,
an der Spitze stumpflich (mit Grannenhaar) und etwas kürzer als
die Köhre; bei decumbem aber aus schmaler dreieckiger Basis lang
lanzettlichlinear, an der Spitze deutlich verschmälert, etwas länger
als der Kelch, die Bracteen oft vom Kelche entfernt, die Flügel an
der Spitze abgerundet, am unteren Bande nicht gekrümmt (bei cor-
niculatus an der Spitze schief abgestutzt, am unteren Kande stark
gekrümmt); die Hülsen gerade, endlich horizontal abstehend und
schwarz, 3— 3*5 Cm. lang, fast 3 Mm. dick, Samen kugeligeiförmig,
1-5 Mm. lang, über 1 Mm. breit, dunkelbraun, glatt. Variirt «. pu-
hescens (schwach flaumig) und ß, glaher Guss. Syn. et *Herb.!, Preslii
Ten. (ganz kahl). — Auf feuchten Fluren nahe dem Meere: Um
Catania beide Varietäten (Cosent. in Herb. Guss.!, Herb. Keyer!).
April, Mai. 2|..
1358. L. tenuifolius (L.) Led. *Presl del präg., Kchb. D. Fl.
130, III, lY!, W. Lge. III, 344, tenuis Kit. *Bert. Fl. it., Guss.
*Syn. et *Herb.!, Gren. Godr. I, 432, decumhens Engl., non Poir,,
corniculatus *Cat. Cosent., non L. Von vorigem verschieden durch
gänzliche Kahlheit, schlanken Wuchs, viel schmälere, verkehrteiför-
mig-keilige untere, linearlanzettliche obere Blätter, lanzettlichlineare,
spitze Nebenblätter, meist nur 1 — 3blüthige, sehr verlängerte Blü-
thenstiele, meistens ein-, selten zweiblätterige, linearlanzettliche
Bracteen, aufrechtabstehende, schmälere Hülsen. Jedenfalls eine gute
Art. — Auf feuchten Weiden nahe dem Meere: Bei Catania (Presl
1. c, Cosentini in Bert, et Guss. 1. c. !), zwischen Catania und der
Arena im Lavastrome am Kande einer Lache zwischen Halimus port.
häufig! Mai, Juni. 2^..
1359. L. versicolor Tin. 1846, Bert. Fl. it. „Auf sonnigen
Bergorten: San Fratello, Fuss des Montesoro am Wege nach Kan-
dazzo. Juni, Juli. 2|_". Tineo 1. c. Der Standort scheint mir für das
Gebiet fraglich; ich sammelte diese Art häufig am Aspromonte in
Calabrien.
1360. L. Jüspidus Dsf. Guss. *Syn. et Herb.!, Kchb. D. Fl.
132, III, IV! Sehr nahe verwandt mit parviflorus Desf. Guss. Syn.
et Herb.! Tod. Fl. sie. exsicc. Nr. 244!; beide annuell, dicht ab-
213
stehend weichzotlig mit beim Trocknen grün werdenden Blüthen;
aber bei parvifi. sind die Bracteen meist einblätterig, schmal lan-
zettlichlinear, die Kelchzäbne bedeutend länger als die Röhre, und
fast so lang, als die Krone; die Hülsen überragen den Kelch nicht.
Bei hisp. sind die Bracteen dreizählig mit breitlanzettlichon Theilen,
die Kelchzähne überragen die Kelchröhre wenig und erreichen die
Spitze der Krone nicht, die bis 16 Mm. langen Hülsen überragen
den Kelch weit; variirt «. genuinus (Blüthenstiele von 2 — Sfacher
Blattlänge, Nebenblätter stumpf; ß. intermedius Guss. (Blüthenstiele
kaum über blattlang, Nebenblätter spitzlich; bildet den Uebergang
zu angmtissimus L.). Auf sandigen krautigen Fluren und Hügeln
der Tiefregion Siciliens sowohl parvifl., als auch hisp. nicht selten;
im Gebiete wurde bisher nur hisp. gefunden: Bei Milo (Guss. 1. c).
April, Mai. O-
(Fortsetzung folgt.)
Literaturberichte.
EuDmeration of all tlie plauts known from Chiua proper, Formosa, Hai-
nan, Corea, Lnchn arcliipelagro aiid Hoiigkoiig^. Forbes y Hemsley.
London 1886. Mit einer Karte. I. Heft Eanuncul. — Legum. (162 S.)
Diese Aufzählung wird eine sehr empfindliche Lücke ausfüllen,
wenn sie beendet sein wird. Es ist die Literatur über China so zer-
streut, dass factisch wohl Niemand die Materialien alle übersehen
wird. In Folge dessen ist die Ungewissheit über den Charakter der
chinesischen Flora selbst bei Grisebach entstanden, dessen chine-
sisch-japanisches Florenreich eben nur ein Nothbehelf war. Es stossen
hier die palearktische Vegetation Mongoliens und des Nordhimalaya's
mit der paleotropischen derart zusammen, dass erstere die westlichen
Berge, letztere die östliche Tiefebene am Meere einnimmt, wie es
auch schon z, B. Drude in seiner Florenkarte von Asien (Berg-
haus Physik. Atlas) angibt. Eine Uebergangszone selbstständiger
Art gibt es nicht in der Art, wie z. B. im Mittelmeer — obwohl
China eine Reihe von Mittelmeertypen nicht fehlt, immergrüne Eichen,
Kastanie, Diospyros, Liquidamhar etc. Wenn man nach der Species-
zahl urtheilen sollte, so ist die palearktische Flora reicher als die
paleotropische — allerdings ist der äusserste Süden weniger bekannt.
Man urtheile selbst: 109 Ranunculaceen (20 Europäer) 1 Dilleniacee,
Calycanthus, 10 Magnolieae (incl. Schizandraceen), bloss 6 Anonaceen,
10 Menispermen, 22 Berberideen (1 Europ.), 4 Nympheaceen, 9 Pa-
paveraceen (3), 24 Fumariaceen (1), 61 Cruciferen (27 E.), 8 Cappa-
rideen, 21 Violarineen (6), 3 Bixineen, 4 Pittosporeen, 75 Polyga-
leen, 48 Caryophylleen (wenigstens 17), 2 Portulaceen (1), 1 Elatine,
12 Hypericineen (1), 4 Guttiferen, 40 Ternströmiaceen (der Theo ist
als einheimisch wild östlich von Assam und Cachar zweifelhaft!
S. 83), 26 Malvaceen (4), 15 Stercnliaceen, 22 Tiliaceen, 6 Lineeen
(1), 2 Malpighiaceen, 5 Zygophylleen (1), 30 Geraniaceen (4), 38 Ru-
taceen (1), 5 Simarubeen, 2 Burseraceeu, 6 Meliaceen, 1 Chailectia
214
(Hainan), 4 Olacineen, 20 Hex, 34 Celastrineen (1), 23 Rhamneen
(4), 24 Vitis (1), 29 Sapindaceen (2), 11 Sabiaceen, 11 Auacardia-
ceen (1), 2 Coriaria, 2 Connaraceen — also 96 europäische Species
unter 732! von denen nicht mehr als ca. ^j- als paleotropisch ange-
sehen werden können. Dr. J, Palacky.
Plantae üavidianae. (Nouv. Annales du Mus^e) par Franchet.
Diese Sammlung von Pflanzen, meist aus Nordwestchina, ent-
hält 1116 Phanerogamen und 60 Farren (incl. der Nachträge). Sie
hat dementsprechend meist nordischen Charakter, wie es aus den
unten mitgetheilten Novitäten von selbst Jedem auffallen muss —
die, nebenbei gesagt, die für eine nicht gauz unbekannte Gegend
hohe Ziffer von 5 Percent betragen. Es hat diese Form eine grosse
Aehnlichkeit mit der des Amurthaies. Auch der nordöstliche Hima-
laja — den wir ja noch so wenig kennen, dürfte viel Aehnliches
besitzen. Die Aehnlichkeit mit Japan ist nicht so gross, als man sie
gewöhnlich annimmt (mehr im Osten [Kiangjsi]). — Dem Geogra-
phen sind die Bäume Mittelchinas am interessantesten. — Es ist
Ahies Truga Sieb., dominirend mit einer Spec. in 3000 M. und A.
alcoqtdana Veitst. Juniperus recurva erreicht 4000 Meter, ebenso
Eichen (theilweise durch die Menschenhand zu Büschen verkrüppelt)
Qu. philli/reoides, chinensis (2080 Met., immergrün) und z. B. Salioc
caprea. Die Vegetationsschilderungen, sowie die einzelnen Zonen
können wir hier nur erwähnen. Dr. J. Palacky.
Heinricher E. Die Eiweissschlänche der Crnciferen und verwandte
Elemente in der Rhoeadinen-Reihe. (Mitth. d. botan. Inst, zu Graz,
herausg. v. Prof. Leitgeb. I. Bd. 92 pp. Drei Doppeltafeln.)
Verf. bespricht in der vorliegenden Abhandlung eigeuthümliche,
bei den Cruciferen allgemein verbreitete, bisher jedoch noch uner-
kannt gebliebene idioblastische Gewebeelemente, die er als Eiweiss-
schlänche bezeichnet. Von sämmtlichen 21 Tribus der Cruciferen,
welche diessbezüglich untersucht wurden (das Detail miiss in der
Originalschrift nachgelesen werden), konnten diese Eiweiss führenden
Schläuche nur bei drei Tribus, und zwar wegen Mangels an geeig-
netem Material, bisher nicht aufgefunden werden. Sie können in allen
Organen und, die Epidermis ausgenommen, auch in allen Gewebe-
arteu vorkommen. Betreffs ihrer Vertheilung in den Blättern und
Stengeltheilen ist zu bemerken, dass sich da eine gewisse üeber-
einstimmung zeigt, insoferne als bei derselben Pflanze die Schläuche
z. B. im Verlauf der Gefässbündel — oder im Grundgewebe zerstreut
auftreten. Bei allen Pflanzen, welche in den vegetativen Organen
Eiweissschlänche besitzen, sind solche auch in den Blütheu (nament-
lich in den Carpell- und Kelchblättern) vorhanden. — Alkohol, so-
wie siedendes Wasser bewirkt Gerinnung des Inhaltes in sehr
wechselnder Weise. Derselbe ist im Wasser unlöslich und zeigt mit
dem Millon'schen Reagens die charakteristische Färbung. Das Vor-
kommen von Phosphaten muss als wahrscheinlich angenommen
215
werden; Gerbstoife imd Zucker konnten niemals, Stärke nur in oineiu
Falle {Arahis sagittata) nachgewiesen werden. Auf Grund verschie-
dener Thatsachen: der feste Verband der Eiweissschläuche mit den
Mesophyllzellen, der häufige Anschluss ersterer an die Leitungs-
hahnen, die quantitative Vertheilung des Inhalts in verschiedenen
Theilen belichteter, resp. unter Lichtabschluss gehaltener Pflanzen,
das Vorkommen in den überwinternden Organen mehrjähriger Cru-
ciferen etc. — kommt Verf. zu dem Schlüsse, dass die Eiweiss-
schläuche gleichsam dislocirte Proviantdepots repräsentiren, welche
im Bedarfsfalle, z. B. bei verhinderter Assimilation oder bei raschem
Wachsthum auf kurzem Wege den Bezug der nöthigen Eiweiss-
meuge sicher stellen. — Im Anschlüsse an die Cruciferen wurden
die Eiweissschläuche bei mehreren Arten der Gattung Capparis,
ferner die Schlauchzellen bei Escholtzia califomica, Adlumia cirrhosa,
Cori/dalis rosea und C. capnoides morphologisch und histochemisch
untersucht, wobei sich ein phylogenetischer Zusammenhang dieser
specifischen Gewebeelemente in der ganzen Reihe der Rhoeadinen
erkennen liess. Den Ausgangspunkt bilden die milchenden Papa-
veraceen. Von den Milchröhren derselben führt eine Reihe zu den
Schlauchzellen der Fumariaceen, an die sich die Eiweissschläuche
der Cruciferen anreihen; diesen endlich schliessen sich die Ei weiss
führenden Schlauchzellen der Capparideen an, welche Familie auch
in den morphologischen Charakteren den Cruciferen sehr nahe steht.
Drei Doppeltafeln (darunter eine colorirte) erleichtern wesentlich die
richtige Vorstellung der im Texte besprochenen anatomischen Ver-
hältnisse. Burg er st ein.
Vierhapper Fr., Prodromus einer Flora iles Innkreises von Ober-
Oesterreicli. II. Theil. (XV. Jahresbericht des k. k. Staatsgymnasiums
in Eied.) Ried 1886. pag. 35.
Die vorliegende Aufzählung bildet die Fortsetzung der vom
Verfasser am gleichen Orte im Jahre 1885 begonnenen Arbeit und
enthält die Gymnospermen und von den Angiospermen einen grossen
Theil der Sympetalen. In der systematischen Anordnung schliesst
sich die Abhandlung enge an die Flora von Ober-Oesterreich von
Dufftschmied, zu der sie zahlreiche interessante Ergänzungen ent-
hält. So werden zahlreiche in dem genannten Florenwerke gar nicht
oder nur von vereinzelten Standorten angeführte Arten erwähnt; ich
hebe hervor: Callitriche hamidata Ktz., Atripleor. ohlongifolmm Nk.,
Chenopodium ßcifolium Sm., opulifoUwn Schrad., Erigeron droe-
bachiensis Müll., Centaurea JRhenana Bor., Crepis rhoeadifolia M. B.
u. V. a. Auffallend ist die grosse Anzahl von Arten, deren einzige
Standorte Bahnhöfe und deren Umgebung sind und die bei Berück-
sichtigung ihrer Heimat als eingeschleppt betrachtet werden können.
Im Nachtrage zu der im Vorjahre veröffentlichten Zusammenstellimg
wird das Vorkommen folgender für das Gebiet neuen Arten erwähnt:
Equisetum hiemale L., E. Telmateja Ehrh. v. serotinum, Lycopod'min
complanatum L., Carex virens Lmk., Scirpus triqueter L., Muscari
216
comosum Mill., Ornithogalum chloranthum Saut., AU'mm fallacc
Schult. Wettstein.
Notarisia, Commentarium phycolog'iconi, Rivista trimestrale consacrata
allo studio delle Alglie. Edit. G. B. de Toni et Dav. Levi. Venezia 1886.
Mit dem vorliegenden vierten Hefte ist der erste Jahrgang
dieser Zeitschrift abgeschlossen und es ist jetzt bereits möglich, einen
Ueberblick über die Eichtung und die Erfolge derselben zu erlangen.
Dabei muss vor allem constatirt werden, dass diese neue botanische
Zeitung bisher wirklich das ist, was sie nach dem seinerzeit ent-
worfenen Programme werden sollte, nämlich ein Eepertorium der
gesammten phykologischen Literatur, das zugleich auch für die Pii-
blication kleinerer Original-Aufsätze geeignet ist. Zum Beweise des
Gesagten führe ich den Inhalt des letzten (4.) Heftes an. Dasselbe
enthält: eine Zusammenstellung der bisher in Italien und den benach-
barten Gebieten beobachteten Diatomaceen von Toni imd Levi. (Fort-
setzung.) — Diagnosen aller in neuester Zeit beschriebenen Arten.
— Ein Verzeichniss der neuesten phykologischen Literatur mit Ke-
feraten. — Ein Verzeichniss der in neueren Algen-Exsiccaten aus-
gegebenen Arten. — Eine Mittheilung von Paoletti über neue Dia-
tomaceen aus Venetien. — Auszüge aus den in neuerer Zeit erschienenen
Werken über die Algen-Elora ausser-italischer Länder. — Kleinere
Mittheilungen und schliesslich die Fortsetzung von De Toni et
Dav. Levi: „Schemata generum Ploridearum", enthaltend die Gat-
tungen: Duclresnaya, Spyridia, Phylocladia, Lomeniaria, Fauchea
mit 3 sehr schönen photolithographischen Tafeln. Wettstein.
Chr. Luerssen: Kritische Bemerkungen über neue Funde seltener deut-
scher Farne. Separatabdruck aus den Berichten der deutschen Botanischen
Gesellschaft 1886. Bd. IV. Heft 10.
Die erste Nummer der Abhandlung bezieht sich auf ein Ma-
terial, welches von Hrn. Apotheker Woynar in Kattenbexg (Tyrol)
und zwar in der Umgebung Rattenbergs gesammelt worden ist. Eine
sorgfältige Untersuchung der Blattstiellängen, der Spreuschuppenbe-
kleidung, der Theiluug der Spreite, der Segmentzähue und vor Allem
der Sporen ergab mit Evidenz die Thatsache, dass Herr Apotheker
Woynar das Aspidium remotum A. Br. aufgefunden hat, welches
allgemein für einen Bastard zwischen A. Filix mas und A. spinu-
losum gilt. Luerssen lenkt nun die Aufmerksamkeit der Floristen
auf diesen seltenen Bastard und spricht die Hoffnung aus, dass dieser
auch noch an anderen Orten aufgefunden werden dürfte. Die zweite
Nummer behandelt einen von demselben Herrn Apotheker Woynar
bei Zell im Zillerthal gemachten Fund des Asplenium Heufleri Reich.,
das bekanntlich für einen Bastard von A. Trichomanes und A. ger-
manicum gilt. Da aber das A. germanicum selbst von Luerssen
imd Anderen auch wieder als ein Bastard zwischen A. Trichomanes
und A. septentrionale angesehen wird, so wäre das A. Heufleri Reich,
eigentlich der Bastard eines Bastardes. Nach Luerssen wäre es aber
auch möglich, dass sowohl A. Heufleri, als auch das A. germanicum
217
Bastardo zwischen A. Trichomanes und A. septentrionale seien, etwa
so: A. Trichomanes (S X A. septentrionale P und A. septentrio^
nale (S X A. Trichomanes p. Zur Eutscheiduuor dieser Fragen
schlägt Luerssen Culturversuche vor. Die dritte Nummer bezieht
sich auf einen von Herrn Lehrer W. Krieger bei Königstein in
Sachsen gemachten Fund des seltenen PoJypodium vulgare var, ser-
rata Willd. Luerssen bemerkt, dass die Untersuchung des von
diesem Fundorte stammenden Materials seine Ansicht von der grossen
Variabilität des. P. vulgare und von dem Vorhandensein allmäliger
üebergänge zwischen den Varietäten und Formen dieses Farnes nur
bestätigt habe. Zukal.
Neue Beiträge zur systematischen Stellung des Soorpilzes in der Bota-
nik. Von Dr. Hugo Carl Plaut. Leipzig. Verlag Ton Hugo Voigt.
In dieser Abhaudluug sucht der Verfasser den Beweis zu lie-
fern, dass der bei Thieren und Menscheu auf der Schleimhaut des
Mundes und an anderen Orten auftretende Soorpilz identisch ist
mit der auf Holz lebenden Torulaceae Monilia Candida Bon.
Da es ihm gelungen ist, auf den Schleimhäuten von (mit Monilia
Candida geimpften) Veisuchstlüeren Pilzwucherungen zu erzeugen,
welche vom „Soor" nicht unterschieden werden konnten, so halten
wir den Beweis für erbracht. Auch hat sich Plaut durch weitläu-
fige nach der Koch'schen Methode durchgeführte Keinculturen bei-
der Pilze vor Täuschungen und Verwechslungen sichergestellt.
Zukal.
Journal de Botanique. Directeur: M. Louis Morot. Redaction et Admini-
stration: Paris, Rue Tournefort 28.
Unter diesem Titel wird von nun an in Paris am 1. und 15.
jeden Monats eine neue botanische Zeitschrift erscheinen. Das vom
15. Februar 1887 datirte Probeheft liegt uns vor. Der erste Aufsatz
ist von M. G. Bonnier: „La Constitution des Lichens". In dem-
selben theilt der Verfasser nur ganz im Allgemeinen mit, dass es
ihm gelungen ist, den Tliallus vieler Flechten auf synthetischem
Wege — also durch das Zusammenbringen bestimmter Algen und
Pilze — künstlich zu erzeugen. Einige dieser Flechten brachte Bon-
nier in sogenannten Pasteur'schen Flaschen (oder deren Modifica-
tionen) bis zur Fructification. Da es aber der Autor unterlässt, die
künstlich erzeugten Flechten zu nennen oder zu beschreiben, so muss
der ganze Aufsatz als „eine vorläufige Mittheilung" betrachtet wer-
den. Dann folgt eine Arbeit von M. S. Constantin: „Observations
sur la Flore du Littorale", welche rein floristischen Inhaltes ist und
in den nächsten Nummern fortgesetzt werden wird. Im dritten Auf-
satze: „Deux uouvelles especes de Ptychogaster'-' beschreibt M. Bou-
dier zwei neue Ptychogaster- Aorten und illustrirt dieselben sehr
deutlich. Die erste Art heisst Pti/ch. citrinus und gehört nach den
Beobachtungen Boudier's als Conidienform zu Polyporus amorpkus
218
Fr. Die zweite Art nennt er Ptychogaster rubescem und behauptet
deren unzweifelhaften genetischen Zusammenhang mit Polypm^s va-
porarius Fr. Sodann folgt ein mit F. Hesincq unterzeichneter Ar-
tikel über die Cultur der Nepeuthen in den Gewächshäusern. Zuletzt
eine Mittheilung über eine neue Präparationsmethode der Herbar-
pflanzen, In derselben wird zum Pressen und Trocknen der Pflanzen
nicht Löschpapier, sondern das Strohpapier (Düteupapier der Krämer)
empfohlen. Als Anhang Mittheilungen über gelehrte Gesellschaften,
Personalien etc. Zukal.
Repetitoriuni der medicinisclien Hilfswissenschaften. Tlieil III. Botanik.
Bearbeitet von Dr. Georg Kassner. Breslau 1887.
Verfasser sucht in dem vorliegenden Buche der nicht eben
leichten Aufgabe gerecht zu werden, das für Mediciner, Pharmaceu-
ten etc. Wissenswerthe aus der gesammten Botanik im knappsten Räume
(auf 100 Seiten!) zusammenzustellen. Der „allgemeinen Botanik"
sind p. 1 — 25 gewidmet. Gerade die Anatomie und Morphologie ver-
tragen aber kaum eine so übeiaus compresse Behandlung, und ün-
genauigkeiten, die selbst als Irrthümer aufgefasst werden könnten,
begegnen uns mehrmals in den ersten Capiteln. So beispielsweise
p. 3: „Mitunter enthalten die Intercellularräume verschiedene
unorganische Pflanzenstoffe, wie z. B. Harz, Gummi; sie
werden dann als schizogene Secretbehälter bezeichnet"^),
erkennt man etwa die Natur des Intercellularganges bloss an dem
Inhalte? P. 10 unterscheidet Verfasser „KeimlDlätter (Kotyledonen),
Wurzel- und Stammblätter"; gleich darauf (p. 11) findet sich die
Aeusserung: „Einen besonderen Fall der Blattstellung bilden die
gegenständigen oder decussirten Blätter". Weit besser ist der „spe-
cielle Theil" bearbeitet; ihrer Natur nach fügt sich eben die Auf-
zählung der Ordnungen, die Charakteristik derselben und Anführung
der pharmaceutisch oder ökonomisch wichtigeren Arten leichter in
einen engen Rahmen. Verfasser nimmt dabei auf die Pharmacopoea
(germ.) gebührende Rücksicht. Rathsam wäre es auch gewesen, die
Verhältnisse des Blüthenbaues durch die geläufigen „Formeln" zum
Ausdrucke zu bringen. Das Buch wäre dann um einige Seiten ärmer
geworden und hätte durch diesen Umstand als „Repetitorium" nur
gewonnen. Dr. M. Kronfeld.
Gorrespondenz.
Wien, am ii. Mai 1887.
In der letzten (5.) Nummer der „Oesterr. botan. Zeitschrift"
(p. 162) theilt Prof, Voss mit, dass ihm heuer von einem Schüler
ein Galanthus nivalis (von Kaltenbrunn bei Laibach) gebracht wurde,
') Die Sperrung rührt hier, wie iu den nächstfolgenden Zeilen vom Ee-
ferenten her.
219
bei dem „unter der Zwiebel noch ein Stengelstück zu bemerken war",
und dem es auch gelang, ein Exemplar zu erhalten, an welchem
zwei reich bewurzelte Zwiebeln in einer Entfernung von 2'5 Cm.
übereinander standen. Anschliessend daran will ich erwähnen, dass
gerade auch heuer mir von Schülern mehrere Schneeglöckchen gebracht
wurden, bei denen sich die Zwiebel nach unten in ein 1 — 2 Cm.
langes Caulom fortsetzte. Ich habe die Erscheinung in der Schule
demonstrirt, daran einige Bemerkungen über die morphologische Natur
der Zwiebel geknüpft, weiter jedoch die Sache nicht verfolgt. Im
vorigen Jahre erhielt ich auch ein Exemplar, welches in den Blüthen-
theilen den tetrameren Typus zeigte, wie ihn Prof. Voss beschreibt.
A. Burgerstein.
Budapest, am 24. April 1887.
In der Nähe von Budapest, am Gr.-Schwabenberg, steht in
einem Garten ein mittelalter kräftiger Mandelbaum. Der Garten-
eigenthümer theilte mir gestern über diesen Baum Folgendes mit:
derselbe blühte aus unbekannten Gründen sechs Jahre hindurch kein
einziges Mal, war aber sonst gesund und jedesmal regelmässig be-
laubt. Gelegentlich einer im Herbste des Jahres 1885 vollführten
Renovirung einer Parcelle dieses Gartens, worauf auch dieser Baum
stand, wurde der kalksteiuige, ziemlich schwache Boden tief aufge-
graben. Als man in die Nähe des Mandelbaumes kam, Hess mau
einen Kreis von beiläufig V/^ Meter im Diameter unaufgegraben,
um die Wurzeln nicht zu beschädigen. Trotz dieser Vorsicht wur-
den mehrere starke Wurzeläste losgelöst. Um die günstige Gelegen-
heit zu benützen, wurde Düugersaft den Wurzeln in reichlicher
Menge dargeboten. Nächsten Tag gab man noch Kuhdünger mit
Erde vermengt hinzu. Im nächstfolgenden Frühjahre fing der Baum
an zu blühen und im Herbste 188G erhielt der Baumbesitzer bei
der Lese zwei Liter ausgelöste Mandelkerne. Gestern zeigte er mir
diesen Baum, welcher diessmal in vollster Blüthe prangte. Ausser
Zweifel muss der beigebrachte Dünger die beschriebene Wirkung
hervorgerufen haben. K. Schilberszky.
Lemberg, 5. Mai 1887.
Ich gebe hiemit bekannt, dass ich im vorigen Jahre zwei für
die galizische Flora neue Epilobmm-Ba,sta.rde entdeckt habe, und
zwar beide in Dubienko bei Monasterzyska, nämlich: JE. ohscuro
X montaimm und E. parviflomm X ohscurum. Die erste Pflanze ist
ganz conform mit den mir vorliegenden Exemplaren aus Thüringen.
Bei dieser Gelegenheit mögen dahier nachstehende Berichti-
gungen Platz finden:
1. Mein Gytisus austriams aus Werenczanka in der Buko-
wina ist gar nicht identisch mit der Art Jacquius gleichen Namens,
welche ich in letzterer Zeit aus Nieder-Oesterreich kennen gelernt
habe, sondern entspricht dem ebenfalls südosteuropäischen 0. vires-
220
cens Koväts, der sicli von G. austriacus durch breitere dunkelgrüne
Laubblätter, durch mit kurzen, starren und wagrecht abstehenden
Haaren dicht besetzten Stengel, sowie durch grössere und dunkler
gefärbte (goldgelbe) Kronen unterscheidet. Exemplare des 0. virescens
Kov. aus der Bukowina stimmen gänzlich überein mit den unga-
rischen Exemplaren, die ich der Güte meines sehr geehrten Freundes
V. Borbäs verdanke.
2. Die im vorigen Jahre durch „Linnaea" ausgegebene und
von deren Sammler, Szepigletti, für Salvia dumetorum Andr, ge-
deutete Pflanze aus der Flora von Budapest ist durchaus nicht die
Art Andrzejowski's gleichen Namens, sondern nur S. pratensis L.
f. parvißora m.
3. Alles, was ich bis jetzt aus der Flora von Prag unter der
Bezeichnung Potentilla coUina Wib. und P. silesiaca üecbtr. zu Ge-
sicht bekommen habe, gehört ausschliesslich zu P. Lmdackeri Tausch
(P. collina var. virescens Celak., P. silesiaca Zimmet. pro parte),
welche ebenso von der echten P collina Wib. (in F. Schltz. Herb,
norm.), wie auch von der mir in Originalexemplaren vorliegenden
P, silesiaca üechtr. toto coelo verschieden ist.
4. Die von Herrn J. Bubela in den Sudeten gesammelte und
durch „Linnaea" unter dem Namen Festuca supina Schur heraus-
gegebene Art ist ganz identisch mit Originalexemplaren der Fest,
rupicaprina Hackel, welche ausgezeichnete Art auch in den Ost-
karpathen (legit Dr. WoJoszczak) vorkommt.
5. Pulmonaria saccharata Schur aus Siebenbürgen ist nach
eingesehenen Originalexemplaren Schur's mit P rubra Schott und
nicht mit der südwesteuropäischen P saccharata Mill. identisch.
Br. Blocki.
Brunn, am 6. Mai 1887.
Von befreundeter Seite erfahre ich soeben, dass schon Gen ersieh
im Elencbus florae scepusieusis 1798 in Leutschau in Ungarn eine
Centaurea aus dem Formenkreise dei* C. montana L. mit dem Attri-
bute carpatica bezeichnet hatte, welche Neilreich in seinen „Auf-
zählungen der in Ungarn und Slavonien beobachteten Gefässpflanzen"
zur 0. montana L. ß minor = C. stricta W. et Kit. PI. rar.
Hung. = C. axillaris Willd. gezogen und es hat daher meine Pflanze
mit der Genersich'schen nichts Gemeinsames. Um jedoch Missver-
ständnissen vorzubeugen, sehe ich mich veranlasst, die in d. Z. 1887,
p. 153 publicirte Centaurea carpatica mihi in Centaurea Javorni-
kiensis mihi umzutaufen. Dr. Formänek.
Lemberg, am 12. Mai 1887.
Seit ein paar Monaten wird zwischen Herrn Blocki einerseits
und den Herren Braun und Borbäs anderseits über das Vorhanden-
sein von Drüsen auf der Unterseite der Blätter der Posa leopolien-
sis Bl. = P. frutetorum Bess. var. leopolitana Br. gestritten. Bei
221
dem Umstände, dass auch meine Herrn Braun mitgetheilten Eosen
in diesen Streit einbezogen erscheinen, glaube ich in demselben in-
terveuiren zu müssen, um ihn seiner endgiltigen Lösung zuzuführen.
In der Nähe des ehemaligen St. Adalbertkirchleins bei Lemberg habe
ich unter anderen Kosen zwei gefunden, "welche mir durch die röth-
licheu Drüsen auf der Unterseite ihrer Blätter aufgefallen waren.
Von der einen derselben nahm ich am 16. Juni 1885 einen blühen-
den Zweig und einen Schössling, von der anderen am 11. Juli d. J.
einen Fruchtzweig und einen Schössling. Knapp vor meiner Abreise
nach Wien im selben Jahre bezeichnete ich die Zweige der erst-
genannten Eose mit Nr. 5, die der zweitgenauuten mit Nr. 44,
trennte von derselben Theile ab, bezeichnete sie mit den correspon-
direnden Nummern und übergab sie persönlich Herrn Braun mit
der Bemerkung, dass Herr Blocki diese Eosenform als R. leopo-
Uensis ausgegeben habe imd dass sie im frischen Zustande röthliche
Drüsen auf der Unterseite der Blätter zeige. Vor meiner Abreise
aus Wien übergab mir Herr Braun das meine Eosen betreffende
Manuscript mit den von mir auf die für ihn bestimmten Etiquetten
geschriebenen Nummern versehen, nach welchen ich die von mir
behaltenen Stücke der Eosen Nr. 5 und 44 als ü. frutetormn Bess.
var. leopolltana Br. bestimmt habe. Ich erkläre hier, dass jedwede
Verwechslung bei der Nummerirung der Eosen mit der grössten
Sorgfalt von mir vermieden wurde. Während ich diese Zeilen schreibe,
habe ich die Eosen Nr. 5 und 44 vor mir liegen. Bei der Eose
Nr. 44 bemerke ich auf der Unterseite der Blätter blassbraune
Drüsen; die Eose Nr. 5 machte mich anfangs stutzig, denn im ersten
Augenblicke sah ich die Drüsen nicht, ich nahm eine Loupe mit
20maliger Vergrösserung und sah sie nun ganz deutlich, nur dass
ihre Färbung mit der des Blattes ganz übereinstimmte, was die
Ursache gewesen, dass sie mir nicht gleich auffallen wollten. Welche
Stücke die Herren Braun und Borbäs im Sinne hatten, als sie
ihre Ansichten aussprachen, weiss ich nicht; ich vermuthe, dass es
jene blassdrüsigen waren, deren Drüsen ihnen wie auch mir heute
nicht gleich aufgefallen waren. Sollte das nicht der Fall sein, dann
hat irgend eine Verwechslung stattgefunden, an der ich absolut keine
Schuld mir zuschreiben kann. Zweifellos ist es, dass die zwei Sträu-
cher, denen die Nummern 5 und 44 entnommen sind, die strittigen
röthlichen Drüsen besitzen. Ich glaube, diese Erklärung ist voll-
kommen hinreichend und macht meine weiteren Erklärungen in die-
ser Angelegenheit vollkommen überflüssig. Dr. Woloszczak.
Personalnotizen.
— Dr. Eduard Eitt. von Janczewski ist zum ordentl. Pro-
fessor der Anatomie und Physiologie der Pflanzen an der Universität
Krakau ernannt worden,
Oesterr. boUik Zeitschrift. 6. Heft 1887. 18
222
— Dragutin Hirc, bisher Lehrer in Biiccari, ist als solcher
in Lepoglava bei Warasdin in Croatien angestellt worden.
— Dr. Friedrich W. Lorinser, Sanitätsrath und Director
des Krankenhauses Wieden in Wien wurde durch Verleihung des
Ordens der Eisernen Krone III. Classe ausgezeichnet.
— Gustav Schneider, bisher Bergverwalter in Schmiedeberg,
ist in gleicher Eigenschaft nach Cunnersdorf bei Hirschberg in Pr.-
Schlesien übersiedelt.
— Dr. P. Falkenberg, bisher a. o. Professor der Botanik an
der Universität Göttingeu, ist zum ord. Professor und Director des
botanischen Gartens an der Universität Eostock ernannt worden.
— Dr. August Schenk, Professor der Botanik und Director
des botanischen Gartens und des bot, Instituts in Leipzig, hat sein
Amt niedergelegt.
— Graf Solms-Laubach, Professor der Botanik in Göttin-
gen, wurde von der Linnean Society in London zum Ehrenmitgliede
gewählt.
— Dr. Asa Gray, Professor an der Universität in Newcam-
bridge, weilte v. M. in Wien. Am 18. Mai besuchte der 77 Jahre
alte Gelehrte eine Vorlesung des Hofrathes Dr. Kern er v. Mari-
laun und wurde bei dieser Gelegenheit von den Anwesenden demon-
strativ empfangen.
Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— In einer Sitzung der k. k. Akademie der Wissenschaften
in Wien am 31. März überreichte Dr. Karl Fritsch eine im pflan-
zenphysiologischen Institute der k. k. Universität zu Wien ausge-
führte Arbeit unter dem Titel: „Anatomisch-systematische Stu-
dien über die Gattung Ruhus. In derselben wird eine Uebersicht
des anatomischen Baues der oberirdischen Vegetationsorgane bei Ru-
hus gegeben, gestützt auf die Untersuchung von 31 Arten aus ver-
schiedenen Sectionen der Gattung. Ausführlicher behandelt werden
diejenigen Merkmale, die für die Unterscheidung der Untergattungen
und Artengruppen, theilweise auch einzelner Arten, verwerthbar er-
schienen. Als solche erwiesen sich: der Verlauf der Fibrovasalstränge
in den Blattstielen; der Bau des Markes je nach der Vertheilung
der inhaltführenden („activen") Zellen desselben; die secundären Ver-
änderungen der Rinde; Bau und Anordnung der Trichome; endlich
das Vorkommen des Oxalsäuren Kalkes, welcher bei manchen Arten
nur in Form von Drusen, bei anderen dagegen vorwiegend in ein-
zelnen Krystallen abgelagert erscheint. Im Allgemeinen stellt sich
heraus, dass die von Focke aufgestellten Sectionen der Gattung sich
auch anatomisch von einander trennen lassen, wie diess aus der Ta-
belle am Schlüsse der Abhandlung zu entnehmen ist.
223
— Monats -Versammlung der k. k. Zoolog.-botan. Gesell-
schaft in Wien am 4. Mai. Prof. Dr. Burgerstein widmete dem
Andenken des verewigten Gymnasial-Directors Reg.-Eathes Dr. Alois
Pokorny einen warm empfundenen Nachruf in Form eines Nekro-
loges. — Dr. Otto Stapf hielt — aus dem reichen Materiale seiner
persischen Ausbeute schöpfend — einen Vortrag „über die Stachel-
pflanzen der iranischen Steppen" und demonstrirte die typischen
Charaktere dieser Pflanzengruppe. — Dr. Moriz Kronfeld sprach
„über die geographische Verbreitung der Typha Shuttleivorthii; so-
dann über die Eigenthümlichkeiten des Keimungsprocesses beim Ge-
nus Typha. — Hierauf folgte Dr. F. Oster meyer, welcher bei der
übernommenen Sichtung des von Georg Spreiz enhofer testamen-
tarisch der zool. -botan. Gesellschaft hinterlassenen Herbars die auf
der letzten Reise des eben genannten Botanikers nach dem griechi-
schen Archipel gemachten Pflanzenfunde in einer Enumeration unter
dem Titel: „Beitrag zur Flora der jonischen Inseln" zusam-
mengestellt hat und nun das betreffende Manuscript vorlegte. —
Herr F. Höfer citirte aus dem Herbar des Baron Salis, welches
der Vortragende durchzusehen Gelegenheit hatte, eine ansehnliche
Reihe von bisher nicht bekannten Standorten mehr oder weniger
seltener Kryptogamen. — Dr. R. v. Wettstein constatirte das Vor-
kommen von vier Formen der Gattung Sesleria im Gebiete der nieder-
österreichischen Flora.
Moriz Prihoda.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Dr. Richter mit Pflan-
zen aus Niederösterreich. — Von Herrn Steininger mit Pflanzen
aus Oberösterreich. — Von Herrn v. Degen mit Pflanzen aus
Ungarn.
Sendungen sind abgegangen an die Herren Churchill, Pastor.
Vorräthig: (B.) = Böhmen, (Bd.) = Baden, (By.) = Bayern,
(Cr.) = Croatien, (F.) = Frankreich, (G.) = Galizien, (H.) = Harz,
(I.) = Istrien, (Kt.) = Kärnten, (M.) = Mähren, (NOe.) = Nieder-
österreich, (OOe.) = Oberösterreich, (P.) = Polen, (Rp.) = Rhein-
provinzen), (Sl.) = Schlesien, (St.) = Steiermark, (Sw.) = Schwe-
den, (T.) = Tirol, (ü.) = Ungarn, (W.) = Westfalen.
Matricaria Chamomilla (P.), discoidea (Sl., Berlin), 3Iattia um-
hellata (U.), Medicago carstiensis (Kt.), falcata (NOe., OOe., P.), lu-
pidina (P.), macidata (England), inarina (I.), media (NOe.), minima
(Cr., M., NOe., U.), orhictdaris (Cr.), prostrata (U.), sativa (NOe.,
OOe.), tribidoides (Cr.), varia (Cr.), Melatnjyyrum, arvense (G., NOe.),
cristatum (NOe., Sl., U.), cristatum var. pallens (Sw.), grandiflomm
(NOe.), nemorosum (NOe., OOe.), pratense (B., M., OOe.), silvaticum
224
(H., NOe., SL, W.)t Melandrium pratense (B., Sl.), silvestre (OOe.,
Sl.), Melica altissima (ü.), nehrodensis (Bd.), picta (G.), Melilotus
albus (By.), altissimus (M.), coeruleus (U.), officinalis (B.), paluster
(U.), Melissa altissima (F.), Melittis Melissophyllum (NOe., IT.), Ji^n-
^Äa aquatica (NOe., ü.), arvensis (NOe.), Maynaldiana (U.), pube-
scens var. viridis (ü.), Pulegiuim (M., U.), purpurea (XJ.), verticillata
(ü.), Menyanthes trifoliata (NOe., OOe., P.), Mercurialis annua
(W.), perennis (NOe., Sl., U.), Mespilus germanica (NOe.), Micropus
erectus (NOe., U.), Milium effusum (P.), Moehringia muscosa (By.,
NOe., OOe.), polygonoides (T.), JPonae (St.), Tommasinii (L), ^ri-
nervia (P.), Moenchia erecta (H.), Molinia caerulea (M., OOe.), sö-
rotina (Cr., I., NOe.), Monotropa Hypopitys (NOe.), Montia minor
(W.), rividaris (OOe., W,), Monis alba (Kt.), Mulgedium alpinum
(NOe., SL), Muscari botryoides (By., Cr., I.), commutatum (I.), X'gr-
we^'i (L), racemosum (U.), tenuißormn (NOe.), Myosotis alpestris
(OOe., T.), hispida (B.), intermedia (SL), palustris (OOe.), silvatica
(NOe., U.), sparsiflora (P., St.), stenantha (F.), versicolor (Cr., W.),
Myosurus minimus (SL, U.), Myrica Gale (Liickau), Myriophyllum
alternißorum (W.), spicatum (OOe.), verticillatum (M., W.), Myrrliis
odorata (SL), Najasmajor (U.), minor (U.), Narcissus poeticus (OOe.,
St), radiiflorus (Cr., L), Nardtirus Lachenalii (F.), Nardus stricta
(B., P., Rp.), Narthecium ossifragum (Rp., Sw.), Nasturtium anceps
(Bd.), Kerneri (ü.), officinale (NOe., W.), pyrenaicum (Bd.), si^-
■i/^s^re (NOe.).
Obige Arten können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Ceuturie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Inserat.
In Carl Winter's Universitätsbuchhandlung in Heidelberg
ist soeben erschienen:
Entwurf einer natürlichen Anordnung der Orchideen.
Von Dr. Ernst Pfitzer, o. Professor der Botanik in Heidelberg. Lex.-
8". brosch. 4 M,
Diese Schrift erscheint im Anschluss an des Verfassers „Grund-
züge einer vergleichenden Morphologie der Orchideen" (40 M.) und die
im vorigen Jahr erschienenen „Morphologischen Studien über die Orchi-
deenblüthe" (4 M. 40).
Diesem Hefte liegt bei ein Prospect „Conspectus plan-
tariim vasciUariiim'* der Gehr. Borntraeger in Berlin.
Bedacteur nnd Herausgeber Dr. Alezander Skofitz. — Verlag von C. Gerold's Sobn.
C. Ueterreuter^sche Buchdruclcerei (M. Salzer) in Wien.
Oesterreichisclie
Botanlsclie Zeitscürift
Die österreichische
botanische Zeitschrift
erscheint
den Eisten jedeo Monats.
Man pvänumerirt auf selbe
mit 8 fl. öst. W.
(16 R. Mark)
ganzjährig, oder mit
4 fl. öst. >V. (S R. Mark)
halbjährig.
Inserate
die ganze Petitzeile
15 kr. öst. W.
Ox*gaii
fnr
Botanik und Botaniker.
N2^ 7.
Exemplare
die frei durch die Post be-
zogen werden sollen, sind
blos bei der Kedactiou
(IV. Bez.. Mühlgasse Nr. 1)
ZU pränumeriren.
Im Wege des
Buchhandels llbernimmt
Pränumeration
C. Gerold's Sohn
in Wien.
sowie alle übrigen
Buchhandlungen.
XXXYII. Jahrgang.
WIEN.
Juli 1887.
INHALT. Rhammts orbicttlata. Von Bornmüller — GaUum Jarynae. Von Dr. Woloszczak. —
Uicracium ciliatum.Von Blocki- — Autobiographie. Von Uechtritz. — Rubusfiora Bosniens. Von
Sabransky. — Flora von Nord-Mähren. Von Dr. F o r m ä n e k. — Hi'-racien. Von Schneider,—
Flora des Etna. Von Strobl. - Litemturbericlite. — ronospondenz. Von Kronfeld. Braun,
Vägner, Forraänek. Degen. Woloszczak, Borbas, Ullepitscli. — Peisonalnotizen. —
Vereine. Anstalten. Unternehmungen. — Botanipcher Tausclivevein. — Inserat.
Rharnnus orbicuiata Brnmllr. n. sp.
Von J. Bornmüller.
Rhamnus orhicvlata: ramis patulis squarrosis ramidosis, ra-
muUs suboppositis tandeni spinescentibus ; foliis parvis longissbne pe~
tiolatis, crenulatis, oi'bictdatis vel rarius ovatis, hast rotundata vel
suhcordata ranus paulo cuneata, apice obtusissinia rotunda saepius
parum emarginata et mucronata; petiolo folioruin latitudinem aequante
neque raro ea sesquilongiore, pnbet^do ; foliis utrimque 3 — 4 nervis
convergentibus instructis, glabris subtus ad nervarmn aocillas pube-
scentibiis; floribus axillaynbus, 1 — 9 fascicidatis, longe {6 — 12 mm,.)
peduncvlatis; calycis laciniis triangulari-lanceolatis, petalis oblongis
lanceolatis ; drupa . . .
Dies(3 neue durch die laneen Blattstiele und die fast kreis-
runde Blattfläche ausgezeichnete Rhammis-krt aus der Gruppe der
Catbaiticae bildet einen interessanten Zuwachs in der Reihe der
kleinblätteri^en Rhamnaceen, indem er sich unmittelbar an die ver-
wandten Rhamnus tinctoria W. K., Rh. infectoria L. und Rh.
intermedia Steud. et Höchst, anscbliesst und hinsichtlich der Blatt-
breite im Verein mit der Stiellänge gleichsam das Endglied dieser
Reibe bildet. — Ich entdeckte ihn im südlichen Dalmatien an bu-
schigen Abhängen in der Zuppa di Cattaro, woselbst er äusserst
dicht verzweigte dornige Sträucher bildet, die kaum die Höhe von
1 Meter überschreiten. Zwei andere Rhamnus- kxiQu, Paliurus acti-
leatus Lam. und Rhamnus rupestris Scop. {Rh. pumilus Wulf.) thei-
len mit ihm diesen Standort, während ich Rh. infectorius L. und
Oestoir. botan. Zeit«chrift. 7. H.-t:. ;ji8T
19
226
Rh. intermedius Steud. et Höchst, nur nordwärts, wenn schon
in nächster Nähe der Stadt Cattaro antraf. Direct über diesen
Kalkwänden bei etwa 900 — 1000 Meter gesellte sich ihnen noch
Rhamnus alpina L. und Rh. saxatilis L. zu, und um die Artenzahl
des Küstenlandes zu vervollständigen, sei noch erwähnt, dass ich im
Karst in Menge Rh. pumila L. in nächster Gesellschaft mit Rh.
carniolica A. Kern, vorfand; Rh. cathartica L. und Rh. frangula L.
sind mir weder auf meiner Reise durch Dalmatien, noch in Monte-
negro und in der Hercegovina unter die Augen gekommen.
Das nackte nur in den Winkeln der Nerven uuterseits flaumig-
behaarte Blatt besitzt den normalen Längsdurchmesser von 14 Mm.
(12 — 18), der grösste Querdurchmesser, der kaum nur einige Milli-
meter kleiner ist, befindet sich in der Mitte des Blattes; nur bei
einzelnen grossen Blättern rückt er nach vorne dicht unter die Blatt-
spitze; das Blatt spitzt sich dann plötzlich zu, ist ganz abgeflacht
oder verläuft mit einer ganz seichten Ausraudung in eine besondere
Spitze aus. Gewöhnlich besitzt der Mittelnerv nur drei deutliche
Seiteunervenpaare und nur in aussergewöhnlichen Fällen gesellt sich
ein viertes Paar dazu. Der Blattrand ist stumpf gezähnt, wobei ein
jeder Zahn mit einer besonderen, nach vorne gerichteten, etwas ein-
gekrümmten Stachelspitze versehen ist. — Die Blüthen befinden sich
am mehrjährigen Holze an sehr verkürzten Aestchen meist in ge-
ringer Anzahl zu 1 — 3, seltener zahlreich in scheinbar quirlstäudigen
Büscheln zu 6—10 in Begleitung von 3—5 Blättern. Treibt die
Terminalknospe dieser verkürzten Blüthenzweige aus, so verholzen
häufig die unteren scblafenden Augen, und die blattlosen Blüthen-
büschel erscheinen noch dichter gedrängt. Die dreieckig-lauzettlich
zugespitzten Kelchzipfel sind fast doppelt so laug als die schmalen,
länglich-ovalen, zugespitzten Blätter der Corolla, die wie die des
Kelches von gelblichgrüner Färbung sind. lieber die Gestaltung der
Frucht vermag ich leider noch nichts zu sagen, da ich die Pflanze
Ende Mai sammelte und zur Zeit noch keine Spur von Fruchtbildung
zu sehen war.
Zum Vergleiche mit den nächststehenden Rhamnus- A-vten wäre
nur Rh. intermedius Steud. et Höchst, zu erwähnen. Rh. infectoria
L. und Rh. tinctoria W. K. besitzen beide Blattstiele, die meist
4 — 5 mal kürzer als das eiförmige oder eiläugliche Blatt sind. In
gleicher Hinsicht ist Rh. prunifoUa Sibth. ausgeschlossen, während
sich Rh. intermedius Steud. et Höchst, durch die Blattform unserer
Pflanze am meisten nähert, sich aber durch den relativ weit kürze-
ren Blattstiel (= Ya tler Blattspreite) durch die häufig untermisch-
ten länglich-ovalen aber nie kreisrunden, sondern stets kurz zuge-
spitzten Blätter, durch die langgestielten und zahlreicheren Blüthen,
durch die Form der Corolla sofort von der Rh. orbicidata unter-
scheiden lässt. — Noch wäre Rh. petiolaris Boiss. des Orients (Sy-
rien, Kleinasien) aufzuführen, von welcher ich leider nur die stark
behaarte Varietät „velutina'''- Boiss. gesehen habe; und mit welcher
sie in keiner Weise übereinstimmte. Boissier (Fl. Orient, p. 1) be-
227
zeichnet wohl die Blätter: ..foliis petiolo eis subaequiloiii'o vel pa-
riim breviore" imd ^a basi cimeata vel rarius rotimdata vel subcor-
data". was Beides auf eine Anzahl der mehr oder weniger variiren-
den Blattformen passen könnte, aber das folgende „foliis oblongis
acutis vel acuminatis" schliesst auch diese Möglichkeit aus, ebenso
wie in geographischer Hinsicht diese Annahme sehr wenig Wahr-
scheinliches für sich hat.
Belgrad, im Mai 1887.
Gaiiutn Jarynue (G. Mollugoxpohnicum).
Von Dr. E. Woioszczak.
Differt a Cr. Mollug ine: caule stricto inferne minus tnani-
feste angulato; ramis inßort'scentiae, longiorihus et apicein versus
angustiorihus foliis et graciliorihus pedunculis plus tninusve erectis
nee unquam deflexis; a O. polonico: foliis breviorihus et ohtusio-
ribus, ramis iiißorescentiae et crassioribus pedunculis magis distan-
tibus. In Oaliüia, in caedibus silvae Janoviensis prope Jarynatn inter
parentes.
Hieraciatn cilititum n. sp.
Von Br. Blocki.
Diagnose. Rhizom schief, oberirdische Stolonen treibend.
Stolonen röthlich, dünn, sehr verlängert (bis 5 Dem. laug), peitschen-
förraig, blüthentragend, eine kurze Strecke niederliegend, dann bogig
in die Höhe aufsteigend, mit decrescirenden Blättern besetzt, von
denen die unteren mit den untersten Stengelblättern und die oberen
mit den oberen Stengelblättern conform sind. Stengel im unteren
Theile rötlilich, steif aufrecht, 2 — 5 Dem. hoch, an der Basis 3 bis
4 Mm. dick, innen hohl, fein längsgestreift. Blüthenstand dolden-
rispig, vor dem Aufblühen gekuäuelt, dann mehr oder weniger locker,
15- bis SOköpfig. Blätter intensiv blau bereift, fast hechtblau,
st ei flieh, im getrockneten Zustande papierdüun. Grundständige
Blätter 8 — 10 Cm. lang, länglich-lanzettlich, im oberen Drit-
tel am breitesten (1-5—2 Cm., selten 3 Cm. breit), gegen den Grund
hin allmälig verschmälert, spitzlich, an der Spitze etwas zusammen-
gezogen (nur die zwei untersten abgerundet stampf), an den Bän-
dern entfernt gezähnelt, mit meist röthlichem, deutlich hervor-
tretendem Mitteluerv. Stengel mit 5 — 7 decrescirenden Blättern be-
setzt, von denen die drei unteren nahe bei einander inserirt sind
und in der Gestalt mit den Wurzelblättern tibereinstimmen; obere
Stengelblätter von einander ziemlich weit entfernt, eiläuglich,
allmälig zugespitzt, sitzend, das oberste linoal, ein 2 bis
19*
228
3 Köpfchen tragendes Aestchen stützend. Blühendes Köpfchen 7 Mm.
lang (ohne ligiilae), 5 Mm. breit, in der Mitte etwas eingeschnürt,
mit gerundeter Basis; Hüllschuppen lineal, in eine stumpfliche
Spitze allmälig verschmälert, 1 Mm. breit, an den Kändern weisslich-
grün. Blätter beiderseits gegen die Eänder hin, sowie der Blatt-
raod nud der Mittelnerv unterseits mit langen (3—4 Mm.),
an der Basis zwiebelartig verdickten, wagrecht abstehenden,
steiflichea Haaren ziemlich dicht besetzt; sonst ist die beiderseitige
Blattfläche, insbesondere gegen die Blattspitze hin ganz kahl,
üeberdiess tragen die Blätter auf der Unterseite eine ziemlich
dichte Flockenbekleidung (Sternhaare), welche jedoch später fast
gänzlich verschwindet. Der ganze Stengel, sowie die Kopfstiele
und der Mittelstreif der Kopf hüllblättchen sind mit 3—4 Mm. langen
(einige sogar 5 Mm. lang), wagrecht abstehenden, steiflichen, an
der Basis zwiebelartig verdickten, weisslichen Haaren dicht beklei-
det (besonders dicht an der Spitze und der Basis des Stengels);
die Haare an der Spitze des Stengels und innerhalb des Blüthen-
standes sind in ihrer unteren Hälfte schwärzlich. Die Flocken-
bekleidung des Stengels nimmt nach unten an Dichtigkeit all-
mälig ab, so dass der untere Stengeltheil fast flockenlos erscheint;
gegen den Blüthenstand hin bedecken die Sternhaare den Stengel
und ebenso die Kopfstiele und den Mittelstreif der äusseren Hüll-
blättchen sehr dicht. Der oberste Theil des Stengels (besonders
dicht unter dem Blüthenstande), die Kopfstiele und die Hüllblättchen
besitzen ausserdem eine ziemlich reichliche (minder reichlich als
z. B. bei H. Auricula L.) Bekleidung, bestehend aus sehr kurzen,
drüsentragenden Haaren. Blüthenfarbe blassgelb, einige Eand-
blüthen unterseits röthlich gestreift. Blüthezeit beginnt in dei' ersten
Hälfte des Juni.
Standort. Auf Holzschlägen und trockenen Wiesen in der
ganzen Umgegend vonLemberg nicht selten. Bisher von mir beob-
aclitet in Holosko, Kleparöw, Lesienice und Zubrza. In Kleparöw und
Zubrza wächst diese jedenfalls sehr distincte Art in Gesellschaft mit
JJ. pratense Tausch, II. ijolonicum m., H. leopoliense m. und H. Au-
ricula L., mit welch letzterem es in Lesienice einen eclatanten
Mischling bildet.
Mein wissenschaftliches Streben und Schaffen.
Eine Autobiographie von Rudolf V. Uechtritz.
Vorwort.
. . . Der ich gelebet sonder Wanken . . .
Die Lücke, die der botanischen Welt durch den unerwarteten
Hingang unseres Freundes Kudolf v. Uechtritz erwachsen ist, wird
nicht allein in Schlesien, sondern auch an anderen Orten tief empfunden
229
werdeu. Denu was den Dahiueeschiedeneu nebeu seiner ausserordent-
lichen Befähigung als Naturhistoriker ganz besonders auszeichnete,
das war eine unverbrüchlich geübte Selbstlosigkeit, eine ü])ergrosse
Mittheilsamkeit und eine rastlose Freudigkeit im Untersuchen und
Forschen. Darüber, so meine ich, herrscht nur eine Stimme. Daher
geschah es, dass der Zudrang seines ürtheils über botanische Dinge
theilhaftig zu werden, im Laufe der Zeit sich ungemein mäch-
tig gestaltete, da er. als treuer Helfershelfer in allen strittigen
Fragen, nie müde wurde, den Aufanger wie den Erfahrenen that-
kräftig zu unterstützen und gleicbsam mit Mittheilungen zu iJber-
schütten. Der ,,Mann mit den langen Briefen" machte das wissen-
schaftliche Arbeiten leicht uüd bequem. Man hat ihn gesehen mit
der grössten Aufopferung von Zeit eine sehr ausgebreitete Corre-
spondenz unterhalten und gewisse Wlinsche seiner Correspoudenten
mit allem Eifer veiwirklichen, denn er hielt die Sache des Anderen
für seine eigene. Und diess war nicht anders möglich.
Er als Optimist glaubte vor allem an den Ausbau und die
Reife seiner Wissenschaft, der er so hingebend difnte und kannte
keine Nebenzwecke, noch jene „goldenen" Ziele, denen man heutzu-
tage nur allzuoft nachrennt. Wie strahlte sein Auge, wenn man der
alten Botaniker gedachte, die, kümmerlich nach aussen, um der Sache
selbst, ihre Welt und ihre Befriedigung unter Pflanzen fanden!
Seine Excursionen glichen wahrhaftigen Kräuterfahrten im vollen
Sinne des Wortes: nichts wurde auf diesen Wanderungen für gering
erachtet und selbst dem gewöhnlichsten Kraute eine neue Seite der
Betrachtung abgewonnen. Der botanischen Freunde gedachte er
besonders bei solchen Gelegenheiten. Da wurden die Funde sorgfältig
gebucht und sichergestellt, ein Verfahren, dem Gedächtnisse zu Hilfe
zu kommen. Ihn selbst durchdrang dabei jene hohe Freude, die alles
andere vergessen Hess. „Wenn ich eine mich interessirende Pflanze,
die ich noch nicht kannte, zu sehen bekam, so fühlte ich mich gesund,
obgleich ich krank, und zwar sehr krank war", gesteht er in einem
seiner Briefe. Allein „die Guten sterben jung". Und so ist er dahin-
gegangen in der Vollkraft seiner Jahre, ohne die unzähligen Unter-
suchungen und Beobachtungen zum vollen Abschluss gebracht zu
haben, aber er bleibt unvergessen und lebt fort im Gedächtnisse
seiner Fachgenossen.
Xach wissenschaftlichem Brauche tragen Arten und Hybriden
in den Gattungen Brassica, Delphinii/m, Euphrisia, Prangos, Or-
cliis, Epilobhon. Hieranum seinen Namen als Zeichen der Anerken-
nung und sell)st ein blühendes Zweiglein des Hierachon barbation
Tausch, das einem Trauerkranze verborgen beigefügt wurde, konnte
auch als sinnige Andeutung und Erinnerung an sein Lieblingsstu-
dium gelten.
Da viele Aufsätze des Dahingegangenen in der „Oesterreichischen
botanischen Zeitschrift" (der erste im Jahre 1857) veröffentlicht
worden sind, so erschien es gerechtfertigt nach dem Wunsche seiner
Mutter, der Frau Baronin v. ü echt ritz, auch in dieser Zeitschrift
230
sein Leben, von ihm selbst im Jahre 1883 geschrieben und in seinem
Nachlasse vorgefunden, unter der Aufschi'ift: „Mein wissenschaftliches
Streben und Schaffen" unverändert zum Abdrucke gelangen zu lassen.
Möge dieser objective Eechenscbaftsbericht seines Wirkens jene Wür-
digung finden, die wir von einer nachsichtigen Mitwelt gewohnt sind!
Ernst Junger in Breslau.
R. V. Uechtritz, nach einer pliotu5,napli Moiiicui-Aufnaliine vom J. 1886.
/
Ich, Kiulolf Friedricli Carl v. Uechtritz, Sohn des früheren
Rittmeisters, späteren Privatieis Max F. S. v. Uechtritz und seiner
noch jetzt lebenden Ehefrau Johanna, geb. Siemon, protestantischer
CoufesMon. bin am 31. December 1838 zu Breslau geboren. Meme
Schulbildung ha1)e ich zunächst auf der Yorscbule des hiesigen Gym-
231
nasiums zu Maria Ma^rdalena, später — von 1849 bis 1857 — an
diesem selbst genossen. Seit Beginn des Jahres 1858 besuchte ich
das hiesiofe k. katholische Gymnasium, welches ich im August des-
selben Jahres mit dem Zeugnisse der Reife verliess, um mich an der
Breslauer Universität dem Studium der Naturwissenschaften zu wid-
men. Von Michaelis 1858 bis Ostern 1863 hörte ich Vorlesungen bei
den Herren Professoren: Goeppert, F. Cohn, Körber, Grube,
Eömer, Löwig, Marbach, Braniss und Röpell, wurde indessen
durch ein im Frühjahr 1862 ausgebrochenes rheumatisches Leiden,
welches secundär die Brustorgane, speciell das Herz afticirte, verhin-
dert, mich in geordneter Weise zu einem Staatsexamen vorzubereiten,
da mir zeitweise jede angestrengtere Thätigkeit ärztlich untersagt war.
Da mein Vater als Freund naturwissenschaftlicher Studien und
im Gebiete der besclireibeudeu Botanik und Entomologie in früheren
Zeiten selbst schriftstellerisch wirkend im Besitze grösserer Samm-
lungen war, so hatte diess die Folge, dass das Interesse für Natur-
gegenstände schon in frühem Kindesalter bei mir erwachte. Dieser
Neigung, welche bis zu dem im Jahre 1851 erfolgten Tode meines
Vaters von seiner Seite einem liebevollen, zugleich von einer geregelten
Ueberwachung begleiteten Verständnisse begegnete, bin ich bis zum
heutigen Tage zu keiner Zeit untreu geworden und ihr habe ich es
wesentlich zu danken, dass in Zeiten schweren körperlichen Leidens,
an denen mein späteres Leben leider nur zu reich gewesen ist, meine
geistige Widerstandsfähigkeit stets die Oberhand behielt.
Anfangs mehr der Entomologie, namentlich der Coleopterologie
ergeben, mit welcher Disciplin sich mein Vater in seinen späteren
Lebensjahren fast ausschliesslich beschäftigt hatte, widmete ich seit
seinem Tode meine freie Zeit vorherrschend der Botanik, da ich bald
gewahr wurde, dass eine Zersplitterung der Kräfte sich mit meiner
Stellung als Schüler nicht wohl vertrug.
Dass nichtsdestoweniger meiue Neigung später mehrfach mit
den Forderungen der Schule in Collision gerieth, war theils eigene
Schuld, theils aber trug dazu auch der Umstand bei, dass gerade in
jener Zeit die Pflege der Naturwissenschaften auf den preussischen
Gymnasien eine äusserst bescbräukte war.
In dem anregenden Umgange mit einem Theile der Breslauer
wissenschattlichen Coryphäeu, von denen mehrere später meine ver-
ehrten akademischen Lehrer werden sollten, hatte ich bereits wäh-
rend meiner Gymnasialzeit die güustigste Gelegenheit, meine Kennt-
nisse zu erweitern und ich beschloss schon damals, mich ganz dem
Studium der Naturwissenschaften, speciell demjenigen der Botanik,
zu widmen. Dereinst eine Flora meiner Heimat zu verfassen, schwebte
mir namentlich als erstrebenswerthes Ziel vor und zu diesem Zwecke
unternahm ich, soweit es irgend meine Zeit erlaubte, zahlreiche Ex-
cursioueu, namentlich auch nach den damals noch weniger durch-
forschten Landestheilen. In der bald gewonnenen Erkenntniss, dass
eine ausreichende Uebersicht der Flora eines grösseren Gebietes nur
durch die Berücksichtigung der Vegetationsverhältnisse der Nachbar-
232
länder zu erlangen sei, besuchte ich ausserdem, sowolil als Schüler,
wie später als Student, und zwar grossentheils zu Fuss, Mähren
(1855). Westgalizien und das nordwestliche Ungarn mit der hohen
Tatra (1856), Oberbaiern, Nord-, West- und Südtirol mit angrenzen-
den Theilen Bündtens, dann Venetien und das Triestiner Gebiet
(1858), Thüringen und Franken (1860), die Gegend von Leipzig imd
Halle (1861), endlich einen Theil der Provinz Brandenburg, beson-
ders die Umgebung von Frankfurt an der Oder und Berlin (1862).
Durch meine im letzteren Jahre beginnende Kränklichkeit wurde
ich später leider gezwungen, diese Ausflüge auf meine Heimatsprovinz
zu beschränken und während der Jahre 1868 bis 1875 musste ich
überhaupt auf Excursionen gänzlich verzichten. Immerhin aber sind
mir die auf jenen Eeisen gesammelten Erfahrungen für die Folgezeit
von Wichtigkeit gewesen und kommen mir noch heute oft genug
zu Gute.
Schon frühzeitig suchte ich Verbindungen mit auswärtigen Fach-
genosseu anzuknüpfen, nicht allein um meine Sammlungen zu ver-
vollständigen, sondern auch um meine Gesichtspunkte zu erweitern.
Unter der Zahl meiner Correspondenten, die im Laufe der Zeit das
dritte Hundert bereits überschritten hat, finden sich nicht wenig
Nameu, die in der wissenschaftlichen Welt einen anerkannten Ruf
besitzen; ich erwähne von Verstorbenen u. a.: Auerswald, Th. Bie-
nert, Boreau, Alexander Braun, Buchinger, Christener, Fenzl,
Elias Fries, Grisebach, Hausmann, Juratzka, Lagger, Milde,
Neilreich, E. Purkyne, L. Eeichenbach, Ritschi, Sanguinetti,
Scheidweiler, C. H-. Schultz Bip., F. W. Schultz, Schur,
Sonder, A. Thielens, Tommasini, Wilms; von Lebenden: 0. D.
Allen, Bail, J. G.Baker, Barbey, Beckhaus, Arthur Bennett,
Alfred Bennett, Blocki, A. Blytt, Boissier, ^) Borbäs, Buchenau,
Christ, Crepin, Deseglise, Drude, Duval-Jouve, Emin-Bey,
W. 0. Focke, Freyn, Garcke, Grecescu, E. Hackel, Hauss-
knecht, Haynald, Heidenreich, Huter, Kanitz, A. Kerner,
Klinggräf, Knapp, Kny, Koernicke, M, Lamotte, J. Lange,
Levier, C. J. Lindeberg, Low, Magnus, Maximowicz, F. W.
Moore, Mortensen, Naegeli, Nicholson, Nitschke, Norrlin,
Nyman, Oboruy, Paira, Patze, Penzig, A. Peter, Pirotta,
Rehmann, G. Reichenbach, Roeper, Rostafinski, G. Rouy,
Sadebeck, Scheutz, Schweinfurth, Gf. Solms-Laubach, Staub,
Strobl, Todaro, Urban, Van Heurck, Willkomm, Winslow,
Wittrock. Einen besonders regen Verkehr unterhalte ich seit Jah-
ren mit Ascherson, Celakovsky, Jauka und Pancic, deren Stu-
dien sich vielfach mit den meinigen eng berühren, so dass ein häufi-
ger Ideenaustausch erforderlich geworden ist.
(Schluss folgt.)
*) Da dieser Abriss im Jahre 1883 niedergeschrieben wurde, so befinden
sich in dieser Liste einige inzwischen Verstorbene, J.
233
Zur Rubusflora Bosniens.
Von H. Sabransky.
UnlänfTst erhielt ich von Herrü Prof. E. Brandis S. J, ans
Travnik eine Snite Brombeeren znr Begutachtung eingesendet. Ab-
gesehen von einer bestimmt neuen Art aus der Focke'schen Reihe
der Adenophori, von der aber Schösslinge leider nicht vorliegen, fand
ich keine Novität darunter. Doch dürften immerbin die Standorte
für den Batographen nicht uninteressant sein, wesshalb ich sie hier
mittheile:
1. Ruhus hirtm W. et K. Verbreitet in der Bergregion um
Travnik und ebenso formenreich wie in Ungarn, Niederösterreich,
Deutschland etc.; auf Hocliwaldblössen bei Ilidjie, beim Dorfe Jan-
kovici (Brandis Exs. n. 11), Zlotici (Exs. n. 2), Grlonica (Exs. n. 9).
2. R. macrophyllus Whe et N., Focke Syn. p. 215. Mit der
österreichisch-deutschen Pflanze völlig übereinstimmend : in schattigen
Waldungen beim Militärspital in Pirota nächst Travnik (Exs. n. 16).
— Wohl bisher der südöstlichste Standort für diese nette Wald-
brombeere.
3. R. sulcatm Vest. Focke Syn. p. 119. Pirota, schattige Stellen
beim Bache (Exs. n. 17). Durch die grossen, leuchtenden Blüthen
ebenso ausgezeichnet und unverkennbar, wie der Typus aus Oester-
reich-üngarn, Deutschland etc.
4. R. candicans Whe. {R. thyrsoideus Aut.) Waldgegend zwischen
Tojuica und Bosovaca; die Form R. thyrsanthus Focke var. euodes
G. Br. bei Grahovik (Exs. n. 5).
5. R. tomentosKs Borkh. Scheint um Travnik sehr gemein zu
sein: im Kalkgerölle bei Casteli Travnik (Exs. n. 10), beim Pirota-
spital (n. 3), am Vlasic hei Catici (u. 8), an Feldräudern bei Gra-
hovik eine Form mit dichtbehaarten Schösslingsaxen (n. 4).
V
6. R. idaeifs L. Am Vlasic: in subalpinen Wäldern bei Catici
(Exs. n. 7).
7. R. saxatilix L. Am Plateau des Vlasic, ebenso an der Süd-
seite dieses Berges (Exs. n. 12 und n. 14).
8. R. caeshis L. Die gewöhnliche Alluvialfoira am Defilee bei
Travnik, bei Rama (n. 13) u. s. w.
Wien, am 12. Mai 1887.
234
Beitrag zur Flora des nördlichen Mährens und des
Hochgesenkes.
Von Dr. Ed. Pormänek,
k. k. Professor am bölimischen Gymnasium in Brunn.
Am 1. August des vorigen Jahres verliess ich Brunn und nahm
einen längeren (einmonatlichen) Aufenthalt in Gross-Ullersdorf, be-
suchte von hier aus die Gegend von Deutsch-Liebau, die Bradlsteine,
Rabenseifen, Buchelsdorf, Wüst-Seihersdorf, Blauda, Böhm. -Märzdorf,
Nikles, Grumberg, Kl.-Mohrau, den Rothen Berg, Keilig, Gr. See-
berg, Bärenkamm, Schweizerei, Altvater, die Schäferei, Peterstein,
Hohe Haide, Gr. Kessel, Saugraben, Bärmuttergrabeu, Franzeus-Jagd-
haiis. Kriech, Kiesgraben, Kleppel, Berggeist, Hörndlsteine, Hofberg,
Backofensteine, Schieferheide, Gr. Hirschkamm, besuchte ferner Rö-
merstadt, Bautsch, Wigstadtl, Odrau, Sohle mit zwei- bis dreitägi-
gem Aufenthalte in einem jeden der zum Schlüsse angeführten Orte
und kam am 14. September in Brunn an.
Charakteristisch für das nördliche Mähreu sind folgende Pflan-
zen: Equisetuin nemorosum, silvaticmn, palustre, Polypodkmi phego-
pteris, dryopteris, Pteris aquilina, Asplenium septentrionale, tricho-
manes, Aspidimn spinulosum, lohatum, Cystopteris fragilis, Lycopo-
diu7n annotinum, clavaiuin, Danthonia decumbens, Melica uniflora,
Brackypodimn silvaticum, Lolium remotum, Nardus stricta, Carex
leporina, echinata, remota, GoodenoKghii, panicea, pallescens, siluatica,
flava, Oederi, Luzida alhida, 7nultiflora, Allium oleraceum, Polygo-
natum verticillatum, Paris quadrifolia, Orchis maculata, Epipactis
latifolia, Euphorbia dulcis, Mercurialis perennis, Daphne Mezereimi,
Phytemna spicatum, Campanula rotundifolium, trachelium, Crepis
succisaefolia, paludosa, Hieracium tridentatum, boreale, Prenanthes
purpurea, Hypoehoeris radicata, Chrysanthemum parthenium, Sene-
cio Fuchsii, Centaurea decipiens, Cirsium canum, rivulare, olera-
ceum, Carlina acaulis, Valeriana officinalis, Yalerianella Morisonii,
Asperula odorata, Lonicera xylosteum,, nigra, Pulmonaria obscura,
Verbascum thapsus, Digitalis ambigua, Veronica Tournefortii, Ori-
ganum vidgare, Stachys siluatica, Lysimachia nemorum, Vaccinium
vitis idaea, Ramischia secundiflora, Pirola minor, Monesis grandi-
flora, Thalictrum aquilegifolium, Ranunculus Fla')nmula, lanugi-
nosus, Actaea spicata, Turritis glabra, Erysimum, cheiranthoides,
Drosera rotundifolia, Parnassia palustris^ Viola palustris, silvestris,
Moehringia trinervia, Stellaria graminea, Dianthus deltoides, Silene
gallica, Melandryum rubrum, Hypericum quadrangulu7n, hirsutum,
Impatiens noli tauigere, Epilobium collinum, obscurum, palustre, Chae-
rophyllum aromaticum, hirsutum, Ribes grossularia, Sedum mcuxi-
mum, Sanguisorba oficinalis, Rubus plicatus, Vicia hirsuta, Lathy-
rus silvestris.
Meinen Dank spreche ich aus dem Herrn Postexpeditor Ferd.
Kauei und dem Herrn Gerichtsadjuncten J. Marek, ersterem für
235
die Be^leitimg ia der Gr.-Ullersdorfer, Letzterem in der Römerstädter
Gegend.
Nach genauer Einsicht in die die bereisten Gegenden betreffende
Literatur constatire icli, dass von den hier citirteu Standorten keiner
bisber im Drucke er.^cbienen ist') und dass nur aus Versehen ein
bereits veröffentlichter Standort hier Aufnahme finden konnte.
Im Xacbfolgpuden die Aufzählung der Staudorte, welche ich in
dieser Jahreszeit zu ermitteln Gelegenheit hatte.
Equisetum arvense L. Gemein, a. nemorosum AI. Br. Gr.-Ullersdorf,
Neudorf, Buchelsdorf, Pföblwies, Nikles, Römerstadt, Irmsdorf,
r)eutsch-Liel)au. ßautsch, Wigstadtl, Lautsch, Odrau.
— Ibnosum L. a. Linneamon Doli. Oborny's Fl. v. M. u. ö. Schi,
p. 84. Gr.-Üllersdorf, Blauda. Kl.-Mohrau, KrondörH, WiL-^stadtl,
b. verticillatum Doli. Kömerstadt, Odrau.
— silvaticum L. a. praeco.r Milde 1. c. Bradlsteine bei Deutsch-
Liebau. Gr.-Ullersdorf, Marschendorf. Neudorf. Deutsch-März-
dnrf, Beckengrund. Wüst. -Seibersdorf. Ludwigsthal, Reigersdorf,
Altvater-Wald, Kl.-Mohrau. Krondörfl, Wermsdorf, Irmsdorf,
Bautsch. Wigstadtl: b. capillare Hoftm. 1. c. Berggeist, in der
Kriech. Dämmbaude, Hochwald bei Jaiio^viLz, Nikleser Wald.
— pahistre L. a. verticillatum Milde 1. c. Gr.-Üllersdorf. Zöptau,
Rallenseifen, Neudorf, Beokeugrund. Buchelsdorf, Ludwigsthal,
Slolleiihau, Aspeudorf, Grumberg, Römerstadt, Jauowitz, b. nu-
ihim Duby 1. c. Pocätky bei Krummwasser, c. tenue Doli. 1. c.
Deutsch-Liebau, Petersdorf.
Pohipodlum vulgare L. Bradlsteine bei Deutsch-Liebau, Reigersdorf,
Obreuberg bei Buchelsdorf. Gundersdorf, Viehwald u. a. 0. bei
Bautsoli. Hirnich bei Neudörfl. Heide u. a. 0. bei Werdenberg,
häufig bei Odrau (Scheuergrund, Galgenbusch, Wesidler Wald
etc.), Pohof.
— plmiopteris L. Trausnitz bei Petersdorf, häufig bei Gr.-Ullers-
dorf (Rother Berg, bei der Tess etc.), Buchelsdorf, Märzdorf,
Wüst-Seibersdorf, Pföhlwies, Nikles, Altvater- Wald, Goldenfluss,
Kl.-Mohrau, Blascbke, Kleppel, Wermsdorf, Kiesgraben. Rother
Berg, Hochwald bei Jauowitz, häufig bei Römerstadt (Gruud-
wald, Schlossberg etc.), Irmsdorf, Lautsch, Scheuergrund u. a. 0.
bei Odrau.
— dryopteris L. Petersdorf, Zöptau, Marschendorf, Buchelsdorf,
Gross-Ullersdorf, Neudorf, Deutscli-Mäizuorf, Wüst-Seibert^dorf,
Ludwigsthal, Pföhlwies, Nikles, Altvater- Wald. Goldenfluss, Kl.
Mohrau, Blascbke, Wermsdorf, Kiesgialien, Kleppel. Berggeist,
Gr. Hirschkamm, Hirschbrunn. Dämmbaude. Janowitz, Römer-
stadt, Irmsdorf, Bautsch, Wigstadtl, Odruu.
') Mit sorgfalticfer Genauigkeit Labe ich besomlers Adolf Oborny's
Flora von Mälin.n und östirr. Sciile^ien, von weklier im November 1886 der
Ni'-ite. die Giiltui.geii von Rosa Mayeri bis Schluss behandelnde Band er-
scliiin. durchgesthen.
236
Pteris aquilina L. Rother Berg uud Höflerberg bei Gross-Üllersdorf,
Neudorf, Stollenhau, Nikles. Altvater- Wald, Wigstadtl.
Asplenium serpentini Tausch. Massenhaft auf Felsen im Nikleser
Walde.
— septentrionale Hoffm. Kleppel, Kl. Mohrau, Krondörfl.
— trichomanes L. Hutberg, Karlsberg und Schwarzer Stein bei
Gr.-Üllersdorf, Kleppel, Wermsdorf, Marschendorf, Buchelsdorf,
Neudorf, Beckengrund, Deutsch-Märzdoif, Reigersdorf, Pföhlwies,
Böhm.-Märzdorf, Nikles, Alt vater- Wald, Kl. Mohrau, Pohorer
Wald und Scheuergrund bei Odrau, Lautsch.
— adulterinum Huds. Altvater- Wald.
— viride Hiids. Altvater- Wald.
Athyrium filioo femina Roth. a. dentatum Doli. Ob. Fl. v. M. und
ö. Schi. p. 71. Grross-Üllersdorf (Oborny), Buchelsdorf, Becken-
grund, Kl. Mohrau. b. fissidens Doli. 1. c. Kleppel, Winkelsdorf,
c. muUidentatum Doli. 1, c. Odrau.
— alpestre Nyl. Backofensteine, Schieferheide, Gr. Hirschkamm,
Peterstein etc.
Aspidium spinidosum Swartz. a. genuinum Goiak. Prodr. Fl. B. p. 10.
Bradlsteine bei Deutsch-Liebau, Gross-Ullersdorf, Reigersdorf,
Nikles, Kl. Mohrau, ühustein, Römerstadt, Gundersdorf, Bautsch,
Wigstadtl, Lautsch, Scheuergrund bei Odrau. b. dilatatum Sm.
1. c. Petersdorf, Pohorer Wald bei Odrau.
— lohatum Sw. Wermsdorf, Kiesgraben, Kriech, Wald bei der Ruine
Neuhaus, Lautenhübl bei Nikles.
— filix mas Sw. a. genuinwn Milde. Deutsch-Liebau, Petersdorf,
Böhm.-Märzdorf. b. crenatum Milde, häufig bei Gr.-Üllersdorf,
Marsch endorf. Stollenhau, Reigersdorf, Pföhlwies, Blauda, Nikles,
Altvaterwald, Kl. Mohrau, Kriech, Gr. Hirschkamm, Römerstadt,
Bautsch, Odrau.
Cystopteris fragilis Beruh, Bradlsteine bei Deutsch-Liebau, Petei's-
dorf, häufig bei Gr.-Üllersdorf (Kreuzberg, Badegrund, Hutberg,
Schwarzer Stein etc.), Rabeuseifen, Buchelsdorf, Neudorf, Becken-
grund, Brandwald und Brünnel bei Deutsch-Märzdorf, Wüst-
Seibersdorf, Reigersdorf, Aspendorf, Pföhlwies, Blauda, Strän bei
Böhm.-Märzdorf, Nikles, Altvater-Wald, Kl. Mohrau, Krondörfl,
Blaschke, Marscheudorf, Wermsdorf, Kleppel, Berggeist, Hof-
berg, Schlössel, Kriech, Römerstadt, Bautsch, Wigstadtl, häufig
bei Odrau.
Lycopodium selago L. Dämmbaude, Saugraben, Kriech.
— annotinum L. Reigersdorf, Aspendorf, Winkelsdorf, Kleppel, Berg-
geist, Kriech, Keilig, Rother Berg.
— davatum L. Gr.-Üllersdorf, Ludwigsthal, Stollenhau, Geppersdorf,
Reigersdorf, Römerstadt, Gundersdorf, Viehwald bei Bautsch,
Wigstadtl, Lautsch, Odrau.
Juniperus communis L. Verbreitet im b. G. In Buchelsdorf traf ich
einige 1*5 Meter hohe Bäumchen.
237
JimiperusnanaWiWd. Schieferhaide (Oborny)! Backofeu steine, Hirsch-
brunn, Gr. Hirschkamm, Hohe Heide.
Abies laria' L. Deutsch-Liebau, Petersdorf, Gross-Ullersdorf, Blaiida,
B. Märzdorf, Römerstadt, Bautsch, Odrau.
Sparganium ramosum Hiids. Gross-UUersdorf, D. Märzdorf, Römer-
stadt, Irmsdorf, Odrau etc.
Setaria viridis Beauv. Gr.-Ullersdorf, Neudorf, Beckengrund, Bautsch,
Odrau.
Miliion efusum L. Altvater, Saugraben, Bärmuttergraben, Franzens-
Jagdbaus, Hochwald bei Janowitz, Grundwald bei Römerstadt.
Calamagrosüs epigeios Roth. D. Liebau, Liebesdorf. Petersdorf, Raben-
seifen, Gr.-Üllersdorf, Ludwigsthai, Römerstadt, Bautsch, Wig-
stadtl, Odrau.
— lanceolata Celak. Prodr. Fl. B. p. 37 a. riparia Celak. Wig-
stadtl. b. montana Celak. 1. c. Backofensteine, Schieferheide,
Grosser Hirschkamm, Peterstein, Saugraben, Bärmuttergraben,
Schlössel, Kriech.
Alopecurus geniculatus L. Petersdorf, Gross- üllersdorf, Ludwigsthal,
Blauda.
Phleum alpinum L. Peterstein, Janowitzer Haide etc. (Oborny), Gr.
Hirsch kämm, Dämmbaude, Auerhahnbaude, Saugraben, Schlössel,
Franzens Jagdhaus, Kriech.
Anthoxanthum odoratum L. Gr. Hirschkamm.
Arrhenatherum elatius M. et K. Noch bei Janowitz und Römerstadt.
Aira ßexuosa L. In tieferen Lagen noch bei Wermsdorf und Kleppel.
Deschampsia caespitosa Beauv. Noch am Altvater, Bärenkaram, Pe-
terstein etc.
Koeleria cristata Pers. Verbreitet im b. G., in höheren Lagen im
Beckeugrund und bei Janowitz.
Molinia coendea Mönch, a. arundinacea Schrank. Mähr.-Schönberg,
Gross-Ullersdorf (Oborny), Neudoif, D. Märzdorf, Philippsthal,
Wiesenberg.
Danthonia decmnhens DC. Rabenseifen, Petersdorf, Zöptau, Mar-
schendorf, Wiesenberg, Gross-Ullersdorf, Neudorf, Buchels-
dorf, Stollenhau, Geppersdorf, Kleppel, Janowitz, Römerstadt,
L-msdorf.
Melica iiniflora Retz. D. Liebau, Petersdorf, Gr.-Ullersdorf, Nikles,
Kl. Mohrau, Römerstadt, Odrau.
— ciliaba L. Bautsch, Odrau.
Dactylis glomerata L. Gemein, var. violacea m. Blüthenährchen vio-
lett angelaufen, Rispe in der Regel länger als beim Typus.
Nicht selten in den höheren Lagen der Sudeten, so Altvater,
hier fast nur in dieser Form, bei der Tess in Gross-Ullersdorf,
Marschendorf, Beckengrund, Kl. Mohrau.
Glyceria fluitans R. Br. D. Liebau, Petersdorf, B. Märzdorf, Bautsch,
Wigstadtl, Odiau.
— plicata Fr. Gross-Ullersdorf etc. (v. Niessl), Neudorf, D. März-
dovf. Blauda.
238
Brachypodium silvaticum P. Beaiiv. Bradlsteine bei Deutsch-Liebaii,
Trausnitz bei Petersdorf, Rabenseifen, Zöptau, Gross-Üllersdorf,
Pfölilwies, Nikles, Wermsdorf, Kriech!, ßömerstadt, Bautsch,
Odrau.
Festuca gigantea Yill. Buchelsdorf, Kleppel, Janowitz.
— silvatica Vill. Eotber Berg im Gesenke,
Lolium remotum Schrank. Reiteudorf, Gr.-Ullersdorf, Marschendorf,
Neudorf, Beckengnmd, Wüst-Seibersdorf, Reigersdorf, Klein-
Mohraii.
Nardus stricta L. Bradlsteine bei D.-Liebau, Gr.-Ullersdorf, Ludwigs-
thal, Stollenhau, D.-Märzdorf, Blaschke, Woitzdorf, Kl. Mohrau,
Gruniberg, Janowitz, Römerstadt, Gundersdorf, Bautsch, Wigstadtl,
Odrau.
(Fortsetzung folgt.)
Mittheilungen über die Hieracien des Riesengebirges.
Von Gustav Schneider,
BergverTvalter in Schmiedeberg im Eiesengebirge ').
(Fortsetzung.)
2. Gruppe. Alpina foliosa Tausch ex p, (als Varietäf^).
Stengel aufrecht, etwas hin und her gebogen, am Obertheile
zuweilen undeutlich, längsstreifig, weniger dicht und kürzer behaart
als bei voriger Gruppe, am Obertheile weniger dichtfilzig, zuweilen
nur mittelmässig sternhaarig von + dunkleren Steruhaaren; eben-
daselbst mit deutlich erkennbaren feinen, kurzen Drüsenhaaren besetzt,
die sich nach abwärts allmählich verlieren, wärend die Sternhaare —
zuletzt sehr vereinzelt — bis zur Stengelbasis hinab vorkommen;
drei- bis achtblättrig, ein- bis zehnköpfig. Bei den mehrköpfigen ent-
springen die mit Sternhaaren + dichtfilzig und mit feinen kurzen
Drüsenhaaren, auch mit schwarzen Borsten und grauweissen Zotten-
haaren bekleideten Kopfstiele stets aus den Blattachseln-Blätter +
mit einem Stich ins Blaugrüne; mit Ausnahme der stylosen Formen,
welche häufig dünnhäutige, mehr graugrüne Beblätterung zeigen,
ziemlich derb, bei kräftigen Exemplaren fast lederartig, zerstreut
behaart. Die stylosen, weichblättrigen Formen sind gewöhnlich stark
behaart. Grundblätter zur Blüthezeit in der Regel vei-trocknet, selten
einzelne oder mehrere und in diesem Falle gewöhnlich in einer oder
mehreren Nebenrosetten, die sich aus tiberwinterten, ruhenden Knospen
entwickelt haben, vorhanden; sehr verschieden gestaltet (eiförmig,
') Jetzt in Cannersdorf bei Hirschberg in Pr. -Schlesien.
^) Das Citat H. alpinum foUosum Winimer ist unrichtig. Tausch be-
zeichnete unsere Pflanze bereits 1828 mit diesem Namen. Regensburger Flora.
XL Jahrgang. 1. Band. Ergänzungsbl. pag. 63.
239
spalelförmior. breit, oder län^jlich, lanzettlicb, stumpf oder zucfespitzt,
zuweileu miicronat, uauzraudio:. ijezähuelt oder orezähut). Stengelblätter
lanzettlich, länglich, bis liueal-lanzettlich, seltener den Gnindblätteru
ähnlich, stets von unten nach oben an Grösse, meist allmählich ab-
nehmend (die obersten sehr selten bracteeüförmig). stumpf bis spitz,
selten ganzrandig, meist gezähnelt oder gezähnt, oft mit sehr grossen
Zähnen. Kopfhüllen weniger dicht, vorherrschend kurzhaarig, zuweilen
mit spärlich eingemengten, sehr feinen Drüsenhaareu. Hüllschuppen
schwärzlichgrün, nur die wenigen äussersten kurz, breitlich, stumpflich,
sehr selten blatt- oder Ijracteenartig, die übrigen fast gleich-
gestaltet, lineallanzettlich, + zugespitzt, nur bei H. calenchdijiorum
Backh. bis 3 Mm. breit, stumpf lieh. Ligularsaum und Zähnchen nur
bei ebeu genannter Form reichlich, sonst kürzer und zerstreuter be-
haart mit feinen weissen, seidenartigen Haaren.
3. H. calenduUflorum Backh. = H. alpimon var. 3. H. Halleri
ß. spathulatum Wimm. (sec. K. v. Uechtritz).
Bei Abfissuug meiner vorjährigen Mittheilungen über dieHieracia
des Kiesengebirges, stand ich noch unter dem Einflüsse der früheren
Uechtritz'schen Ansicht, die auch in die Fiek'sche Flora von Schlesien
übergegangen ist, dass H. calenduUflorum Bakh. eine Varietät des
H. eximium desselben Autors sei. Durch die Gefälligkeit der Herren
Fiek und Oborny (von Letzterem namentlich erhielt ich sehr zahl-
reiches frisches Material), hatte ich Gelegenheit grössere Mengen
von ostsudetischen Alpinen kennen zu lernen, resp. zu studiren —
darauf kommt es ja bei so variablen Pflanzen, wie diess die Hieracien
sind, ganz wesentlich au — und bin zu der Ueberzeugung gelangt,
dass H. cahndiditiorum Backh. und H. eximium ejd. specifisch ver-
schieden (was Uechtritz in litt, auch zugegeben hat), ja einander
nicht einmal ähnlich sind und dass meine, durch eine Bemerkung
meines Freundes K. V. Uechtritz auf der betreffenden Etiquette ver-
anlasste Angabe in den vorjährigen Mittheilungen über die Auffindung
eines, zu dem typischen H. eximium Backh. gehörigen Exemplars
am Grossen Teich des Riesengebirges eine uniichtige war. Ich ver-
suche, das H. calenduUflorum Backh. nach dem mir aus den Ost- und
Westsudeten, namentlich von letzteren, in grosser Anzahl (weit über
100 Exemplare) vorliegenden Materiale nachstehend zu beschreiben,
wobei ich meine Verwunderung darüber nicht unterdrücken kann,
dass eine so stattliclie und grossköpfige Pflanze, die im Eiesengebirge
durchaus nicht selten ist, von den neueren Floristen (Fiek und
Winkler) in den Westsudeten übersehen werden konnte. — Zuerst
erkannt wuide sie von Dr. Ferd. Pax auf einer in meiner Begleitung
unternommenen Excursiou im September 1881 am Gehäuge. Ich habe
sie dann später auf den Wiesen an der Kleinen Lomnitz über dem
Melzergrunde, in der Pantsche über dem Kleinen Teich, an den
oberen Teichrändern, am Brunnenberge uuterhalb der Kapelle, auf
der Weissen Wiese, am Oberrand des Aupakessels, auf dem Koppen-
plan unweit der Riesenbaude, am Kleinen Teich und am Kiesberg
(spärlich, auch ein styloses Exemplar), Professor Sagorski aus
240
Pforta im Juli 1886 zahlreich auf Wiesenflächen bei der Rennerbaude
gesammelt.
Stengel 15 — 35 Cm. hoch, längsgestreift, aufrecht, oder bei
sehr hohen Individuen etwas aufsteigend, hin und her gebogen, ein-
köpfig, + reichlich beblättert, mit über 5 Mm. langen, schwarz-
füssigen, graulichweissen Zottenhaaren massig behaart; am Obertheile
ziemlich reichlich, nach unten mehr zerstreut mit schwarzen Borsten-
haaren besetzt, unter dem Kopfe dichtfilzig von graulichweissen
Sternhaaren, welche weiter nach unten immer zerstreuter auftreten
und über der Basis nur vereinzelt vorkommen. Drüseneinmengung
unter dem Kopfe + reichlich, weiter nach unten und in der unteren
Stengelhälfte zerstreut, gegen die Basis ganz verschwindend. Blätter
dunkelgrün, etwas glaucescirend, beiderseits und am Rande reichlich
behaart mit kurzen, weichen, weisslichen Haaren. Grundblätter zur
Blüthezeit + vorhanden oder doch in einer oder mehreren Neben-
rosetten noch grün; äussere (breit- oder schmal-) spateiförmig, ganz-
randig, mucronat, zuweilen am Rande mit zerstreuten, kleinen Drüsen
besetzt, wodurch sie gezähnelt erscheinen; innere länglich-lanzettlich,
zuweilen nach oben spateiförmig verbreitert, in den langen, breit-
geflügelten Blattstiel allmählich verschmälert, mit gefalteter Spitze,
uuregelmässig grob bis buchtig gezähnt, oft mit eingeschalteten
kleineren Zähnchen; die Zähne stehen nicht selten im rechten Winkel
gegen den Mittelnerv, bei allen der breite, weisse Mittelnerv fast
immer deutlich hervortretend. Stengelblätter von unten nach oben
an Grösse sehr schnell abnehmend, 4 — 8 am ganzen Stengel; untere
den Grundblättern + ähnlich, jedoch weniger tief gezähnt; mittlere
länglich-lanzettlich, zuweilen gezähnelt, gewöhnlich aber, wie die
oberen, lineal-lanzettlichen ganzrandig. Die dicht unter dem Kopfe
stehenden bracteenförmig, grün. Kopfhüllen halbkugelig, zuweilen
am Grunde gestutzt, mittel- bis ansehnlich gross (bis reichlich 3 Cm.
im Durchmesser). Hüllschuppen breit (bis 3 Mm.) stumpf, bis 15 Mm.
lang, schwarzgrün, mit am Grunde schwarzen, grauweisseu, langen
Zottenhaaren und dichtstehenden kuizen, schwarzen Borsten reichlich
bekleidet. Ligulae tiefgelb, sowie die Zähne mit langen, feinen Seiden-
haaren ziemlich reichlich behaart. Griffel in vivo gelb oder bräunlich,
beim Trocknen dunkler oder schwarz werdend. Man kann zwei Formen
unterscheiden:
a) normale, mit vollkommen ausgebildeten Ligulis;
b) stylosum, mit verkümmertem Ligularsaum und weit hervor-
ragenden Griffeln.
Den Köpfen und dem Indument nach steht unsere Pflanze den
subfoliosen Alpinen, in der Beblätterung den foliosen näher, wir stellen
sie daher zwischen S. tubulosum und H. polymorphum.
4. H. polymorphum n. sp. = H. montanum mihi olim = IT.
alpinum foliosum Tausch pro parte.
Dass die Tausch- und Wimmer'sche Bezeichnung H. alpinum
foliosum als Speciesname nicht aufrecht erhalten werden kann, wird
Jedem, der sich einigermassen mit alpinen Hieracien beschäftigt hat,
241
klar sein; ebensowenig kann dieselbe als Bezeichnung einer Varietät
oder Subspecies des H. alpiman L. im Sinne der meisten neueren Auto-
ren Verwendung finden. Wimmer verstand unter seinem H. alpinum
foliosum sowohl mein jetziges H. polymorphum mit seinen ver-
schiedenartigen Gestalten, wie auch das total von diesem verschiedene
H. tubulosum Tausch und sämmtliche stylose Formen (Wiram. Fl.
von Schles. ed. III 1857 pag. 306). Zu H. alpinum L. rechnete er
auch das H. decipiens Tausch als Varietät unter dem Namen me-
lanocephaluni, gab aber in den Erläuterungen zu den Diagnosen
bereits zu, dass sowohl dieses, wie sein als Varietät ausgegebenes
//. alpinum foliosum besondere Arten sein könnten.
Den von mir zuerst gewählten Namen „Ä montaniim^ haben
die Herren Nägeli und Peter bereits vor mir einem Püoselloid
beigelegt. Obgleich diese Herren in der Wahl von bereits für
Archieracien verbrauchten Namen nicht eben sehr scrupulös bei
Benennung ihrer zahlreichen neuen Species und Subspecies unter
den Piloselloiden vorgegangen sind (ich habe diess beim Studium der
Nägeli-Peter'schen Monographie der Piloselloiden in mehr als 30 Fällen
bemerkt; am meisten mussten Jordanische, Lindeberg- und Froe-
lich'sche Bezeichnungen herhalten), cassire ich hiermit die Benennung
y^m.ontanum"' und wähle dafür die weit passendere y^polymorphum"' ,
welche vor ihrer Publication im Jahresberichte der Schles. Ges. f.
vaterl. Cult. pro 1885 nocb nicht verbraucht war.
Specielle Diagnose wird in der augekündigten Monographie der
Westsudetischen Hieracien gegeben werden.
Ich unterscheide nunmehr folgende Varietäten:
a. var. Fritzei F. Schultz (erweitert) = H. alpinum foliosum
Wimm. ex p.
Stengel ein- bis mehrköpfig (letztere Form ist Hier, alpinum
foliosum var. pleiocephalum Uechtr. pro parte minore), kurzhaarig,
Stengelblätter lineal-lanzettlich, zugespitzt oder stumpf, gauzrandig
oder gezähnelt, resp. gezähnt. Köpfe verschieden gestaltet: bauchig,
halbkugelig, selten kreiseiförmig, Griffel dunkel. *) Fehlt, wie es
scheint, in den Ostsudeten; in den Westsudeten häufig. Nach Fritze
und Ilse auch in der hohen Tatra. Dabei sind folgende Formen zu
unterscheiden:
1. angustius == H. FHtzei F. Schultz.
2. latius.
ß. var. pseudopersonatum mihi. Vergl. Diagnose in dieser Zeit-
schrift 1886, p. 23. Die mehrköpfigon sind die var. plejocephalum
Uechtr. pro parte majore. In meinem Herbar befindet sich ein Indi-
viduum mit zwei Trieben, von denen der eine einköpfig, der andere
vielköpfig ist. Die Uechtritz'sche Bezeichnung dürfte zu cassiren sein,
wenn man dieselbe nicht etwa für ein folioses Alpinum reserviren
') Die Griffelfarbe ist bei Exsiccaten als diagnostisches Merkmal nicht zu
brauchen, weil auch ganz goldgelbe Griffel beim Trocknen nicht selten schwarz
werden.
Oesterr. totan. Zeitschrift. 7. Heft 1887. 20
242
will, das ich seit fünf Jahren am grossen Rade beobachte, und wel-
ches sich das besondere Vergnügen macht, alljährlich in anderer Ge-
stalt zu erscheinen. Im Jahre 1881 erhielt ich es von Dr. F. Fax
zweiköpfig mit stark bekleidetem Stengel und Köpfen, der var. H.
Fritzei F. Schultz in Beblätterung und Habitus nahe kommend ;
1882 bis 1886 beobachtete, respective sammelte ich es selbst;
1882 waren am 27. August nur niedrige einköpfige Individuen zu
finden; 1883 sammelte ich am 16. September ganz von denselben
Stöcken bis 25 Cm. hohe vierköpfige Individuen, zum Theil mit
16 Cm. langen Grund- und 10 Cm. langen unteren Stengelblättern,
welche bis 2'5 Cm. breit, entfernt Avellenförmig gezähnt, längüch-
lanzettlich, in den breiten, breitgeflügelten Blattstiel ganz allmählich
verschmälert waren, Indument wie in 1881. Am 14. September 1884
traf ich dieselben Pflanzen ein- bis vierköpfig mit etwas schwächerer
Bekleidung; die Grundblätter bei 2 Cm. grösster Breite nur 7 Cm.
lang, breit-lanzettlich, scharf gesägt; unterstes Stengelblatt lanzett-
lich, 1-6 Cm. breit, 5 Cm. lang, ungestielt, sowie das darüber ste-
hende, den untersten Kopfstiel stützende, mit breitem Grunde sitzend,
gezähnelt. Ganze Pflanze höchstens bis 16 Cm. hoch. Am 1. Sept.
1885 habe ich diese Pflanzen in einer üeppigkeit wieder gesammelt,
wie ich sie vorher und auch im vorigen Jahre nicht gesehen. Grösste
Höhe 33 Cm., grösste Kopfzahl 10, Stengel und Kopfhüllen mit
kurzen, dicken, schwarzen Borsten besetzt, nur der untere Stengel-
theil bis zu dem, den untersten Kopfstiel stützenden Stengelblatte
zerstreut behaart, der übiige Stengeltbeil, die Kopfstiele und Hüllen
sehr schwach und kurz behaart oder haarlos. Grundblätter 9 Cm.
lang, breit-lanzettlich, im obersten Drittheil am breitesten (1-5 Cm.),
in den im unteren Drittel sehr verschmälerten, zuletzt sehr schmal
geflügelten Blattstiel verschmälert, seicht gezähnt, aber mit einzel-
nen schärferen, in eine kurzgestielte Drüse endigenden Zähnen ver-
sehen, Stengelblätter lanzettlich, bis 6 Cm. lang bei ca. 1 — \2> Cm.
Breite, an der Basis stielartig verschmälert, sitzend, gezähnelt bis
scharf gezähnt. Am 13. August 1886 besuchte ich diese Pflanzen
wieder. Wenn ich diesen Standort nicht so genau kennen würde, wie
diess der Fall ist, hätte ich an eine Verwechslung glauben müssen,
denn alle Stöcke, denen ich nie mehr als einen Trieb entnehme,
hatten wieder ähnliche Triebe producirt, wie ich sie 1882 gesehen
und 1881 von F. Pax erhielt; Stengel und Kopfhüllen zeigten wieder
reichliche Behaarung^); Beblätterung und Habitus waren wieder der
var. Fritzei ähnlich; unter einigen 20 Trieben befanden sich nur
zwei zweiköpfige, alle übrigen waren einköpfig. Hier können nur
mehrjährige Culturversuche Klarheit in die Verhältnisse bringen. Ich
beobachte nun schon viele Jahre lang Hieracien an ein und dem-
selben Standorte, aber eine solche Veränderlichkeit bei denselben
Individuen ist mir noch nicht vorgekommen, üebrigens ist es nicht
*) Man vergl. das pag. 203 d. Zeitschr. über das veränderliche Indument
bei den subfoliosen Alpinen Gesagte.
243
ganz unmöglich, dass die var. •pseudopersonatum mit dem Fries'-
schen H. yersonatum (Epicr. Hier. p. 45 als Species) identisch ist,
da bekanntlich dessen Beschreibungen nicht immer mit den von ihm
ausgegebenen Pflanzen übereinstimmen. Ich besitze Exemplare des
pseudopersonatum mihi, zu denen üechtritz (in sched.) bemerkte:
^Aehnlich sah, meines Wissens, die Pflanze aus, welche mir Fries
vor Jahren als H. personatum Fr. bestimmte!" Auch fand ich im
Jahre 1886 auf dem Koppenplan hierher gehörige Pflanzen mit grün
gebliebener Blattrosette, mehr lanzettlichen Grundblättern und ange-
drückten äusseren Hüllschuppen.
Ausser in den Westsudeten kommt unsere Pflanze auch in den
Ostsudeten am Glatzer Schneeberge (Obornj^! Fiek!), nach For-
mänek daselbst an der Dürren Koppe, und falls das Eehmann'sche
IL alpinmn 2. debile, wie zu vermuthen, hieher gehört, auch in der
Hohen Tatra vor.
(Fortsetzung folgt.)
Flora des Etna.
Von Prof. P. Gabriel Strobl.
(Fortsetzung.)
1361. Lotns angtistissimus li. Guss. *Syn. et *Herb. !, Kchb. D.
Fl. 136 I!, gracüis W *Kaf. I. Meist niederliegend; schlank, reich-
ästig, zerstreut abstehend zottig; Blättchen verkehrt eiförmigkeilig,
Nebenblätter eilanzettlich; Brac^een ebenso oder zwei- bis dreizählig
mit schmäleren Blättchen; Blüthenstiele ein — zweiblüthig, etwas über
blattlang; Kelch sammt den lanzettlich-linearen, die Röhre an Länge
um die Hälfte übertreff'enden Zähnen sehr lang rauhhaarig; Krone
den Kelch überragend, 5 — 6 Mm. lang, hochgelb, auch getrocknet
gelb; Hülsen gerade, 1*5 — 2-5 Cm. laug, 1 Mm. breit. L. Levieri
Heldr. i. litt, aus Lucca (1. Levier!) kann ich davon nicht unter-
scheiden. Auf feuchten Wiesen bei Catania (Guss. Syn.) und Milo
(Herb. Torn!. Torn. in Herb. Guss!). April, Mai O-
1362. Tetragonolobus purpureus Mnch. Lotu^ Tetrag. L. *K,af. I,
*Cat. Cosent., *Bert. fl. it. Guss. Syn. et *Herb.! Auf krautigen
Fluren, Feldrändern und Lavaströmen der Tiefregiou häufig: Aus
Catania von Cosentini erhalten (Bert., Herb. Guss!), um Acicastello
(Herb. Torn!), um Catania und von da nach Ognina (Herb. Key er!),
iu der Ebene des Simeto! März, April O-
1363. T. bißorus (Dsr.) DC, Lot., bifl. Dsr. "^Raf. I, Guss. Syn.
et Herb.!, L. maritimvs *Cat. Cosent. Auf krautigen Fluren und in
Culturen Siziliens häufig, aus der Tiefregion des Gebietes jedoch
nur von Raf. und Cosent. angegeben. April, Mai O-
1364. Bonjeania recta (L.) Rchb. fl. germ. exe. et D. Fl. 135
I, II!, *Bert. fl. it., Lotus rectus L. Guss. Syn. et *Herb. ! An Flüssen,
20*
244
Wasserleitungen und zwischen feuchtem Gehüsch bis 2000': Aus
Catania von Cosentiui erhalten (Bert., Herb. Guss!), am Simeto und
seinen Einflüssen unterhalb Adernö sehr gemein, seltener unterhalb
Bronte! April — Juni 2|..
1365. Physanthyllis tetraphylla (L.) Boiss. Voy., Kchb, D. Fl.
128 II, III!, Vulneraria tetr. Guss. Syn. et *Herb!, Anthyllis tetr.
L. *Bert. fl. it. Auf trockenen, krautigen Eaineo, in Wein- und
Olivengärten Siziliens sehr gemein, im Gebiete jedoch ziemlich selten:
Aus Catania von Cosentiui erhalten (Bert., Herb. Guss!), um Acica-
stello (Herb. Torn!), Misterbianco! März, April 0.
1366. Psoralea bituminosa L. Guss. Syn. et *Herb.!, Rchb. D.
n. Tfl. 139! Auf Lavaströmen, Mauern, Felsen, buschigen Abhängen
sehr gemein, meist v. ß angustifolia Guss. (mit schmal eilanzett-
lichen, ziemlich kahlen, intensiv grünen Blättern und sehr langen
Blüthenstielen) : Ueberall um Catania (!, Cosent. in Herb. Guss!,
Herb. Torn!), Acicastello (!, Herb. Torn.!, Herb. Beyer!), Mister-
bianco, Mascalucia, Gravina, Ognina, längs der Eisenbahn bis Taor-
mina, besonders bei Acireale, in der Ebene des Simeto bis Adernö!
März — August 2|..
1367. Glycyrrliiza glahra L. *Cat. Cosent. Auf lehmigen Fel-
dern und an Eisenbahndämmen der Tiefregion, besonders in der Ebene
des Simeto und des Alcantara, äusserst gemein, auch auf Meersand
der Arena an Weingärtenrändern häufig! Juni — August 2|..
1368. JRobinia Pseudacacia L. In der Tiefregion, besonders an
der Ostküste, z. B. bei Acireale, sehr häufig cultivirt und verwildert!
NB. Die von Cat. Cosent. in der Ebene des Simeto angegebene Phaca
prostrata ist mir unbekannt, auch die von Baf. aus der Tiefregion
angeführte Galega officinalis L. fehlt in Sizilien.
1369. Astragalm Epiglottis L. *Raf. I, Guss. Syn. et Herb.!
Auf trockenen, steinigen Kalkhügeln Siziliens nach Guss. überall,
aus dem Gebiete bisher nur von Raf. angegeben. März, April O«
1370. A. hamosus L. '''•'Cat. Cosent., *Bert. fl. it., Guss. Syn.
et Herb.! Auf Eainen und Feldern der Tiefregion: Aus Catania von
Cosentini erhalten (Bert. 1. c), um Catania (Herb. Torn!), in
Weingärten bei Annunziata (Herb. Beyer!), an Eisenbahndämmen
gegen Ognina sehr häufig, noch häufiger in der Ebene des Simeto!
April, Mai Q.
1371. A. hoetims L. *Eaf. I, Guss. Syn. et Herb.! Bisher nur
von Raf. aus der Tiefregion des Gebietes angegeben und von mir in
Weingärten, sowie au grasigen Felsrändern der Ebene des Simeto
gegen das Meer hin häufig gesammelt. März, April Q-
1372. A. monspessulanns L. Guss. *Syn. etHerb! Auf lehmig-
kalkigen Hügeln um Bronte (Guss. 1. c); ich sammelte die Art
häufig in den Nebroden und zwar die Normalform mit ziemlich
kahlen, unterseits angedrückt kurzpflaumigen Blättern und ungefleckten
245
Hülsen, ganz übereinstimmend mit Exemplaren Südfraukreicbs und
des Gardasee's. April, Mai 2|..
1373. Ä. caprinus L. Guss. Syn. et Herb!, *Cat. Cosent.,
e^vcapus *Kaf. I, uon L. Auf trockenen Lebmbügelu und Kalkbers^en
Siziliens nicbt selten, auch aus der Ticfregion des Gebietes von Raf.
und aus der Ebene des Simeto von Cosent. angegeben. März— Mai 21..
1374. A. siculus Biv. *Raf. Gar., *Raf. E, HI, *Presl fl. sie,
*Brunner, *Bert. fl. it., *Pbilippi,*Gemellaro, *Guss. Syn. et *Herb.!,
*Torn. cart., ''''Torn. geogr., siculus a aetnensis *Heldr. Cat. Unter-
scheidet sich von dem äusserst ähnlichen nehrodensis (Guss.) mihi
= siculus b. nehrodensis Guss. Syn, et Herb.!, der in den Nebroden
seine Stelle vertritt, durch länger stachelspitzige, in der Jugend kurz
zottigseidige, graugrüne, erwachsen jedoch ziemlich kahle, stets be-
deutend kleinere und nur 3 — 6paarige Blättchen, deren Endpaar fast
immer vom Stachel des Blattstieles überragt wird; ferner besitzt der
Kelch eine 5 Mm. lange, krautige Röhre (bei nehr. fehlt sie fast)
und 4 Mm. lanse, grüne, kaum stachelspitzige, bedeutend schwächer
wolligzoltige Zähne (bei nehr. sind sie 5 — 6 Mm. lang, weisslich-
häutig, äusserst dicht schneeweiss zottigwollig, und mit kurzer, kahler
Stachelspitze und reichen fast bis zum Kelchgrunde), und fleisch-
rothe Blüthen {nehr. besitzt weisse ßlüthen mit rothlinirter Fahne).
— Im schwarzen Lavasande der Hochregion (7 — 8000') ausser-
ordentlich gemein und hier die hervorragendste Etnapflanze, aus
deren Polstern die meisten der hier noch vorkommenden Pflanzen
hervorsprossen; daher von allen Etnabesuchern erwähnt; steigt aber
auch, allerdings allmälig seltener werdend, durch die ganze Wald-
region bis in die obere Tiefregion herab; ich fand ihn am gewöhn-
lichen Aufstiege über Mcolosi vom Beginne der Wälder (3000') bis
fast zur Grenze des Pflanzenwuchses überall, ferner ebenso gemein,
ja grosse Strecken hindurch überhaupt als einzigen Vertreter der
Pflanzenwelt, im Val del Bove, ebenso vom Cerritawalde aufwärts,
viel seltener an der Westseite vom Bosco Maletto an. Von den
älteren Angaben hebe ich folgende heraus: „Zwischen 6000 und 7500'"
(Presl), „vom Etna oberhalb Nicolosi durch Cosentini, Schouw.,
Oranger, Brunner und Gussone erhalten" (Bert.), „gegen das
obere Ende der Waldregion, zwar schon bei der casa de Rinazzi
(3291'), aber erst bei 4800' häufig; in der offenen Region vor-
herrschend, die Stelle der Alpenrosen vertretend, dichte vollkommen
halbkugelige Rasen bildend, die 2 — 2-5' hoch sind und höchstens
4 — 5' Durchmesser haben, ganz mit dem Ansehen einer Ruhebank,
aber den Arglosen mit den stachelspitzigen Blattstielen jämmerlich
stechend; ich traf ihn nicht über 7500'" (Philippi); „steigt über
8200'" (Brunner); „von 7500' bis zur Timpa del Barile, 7948'"
(Gemellaro); „348—7948'" (Torn. Cart.); am Etna bei Nicolosi und
im Giessbache von Caltabiano (Guss. Syn,), im Valle del Trifoglietto
(Cosent. in Herb. Guss. !), Bosco Rinazzi, Gervaai, Monti Scavo (Herb.
Torn.!). Mai— Juli O- " - .
246
NB. Ä. arenarius L. und Cicer L. von Cat. Cosent. aus der
Ebene des Simeto angegeben, fehlen in Sizilien.
1375. Biserrula Pelecinus L. *Kaf. I, *Biv. cent. II, *Bert.
fl. it., Guss. Syn. et *Herb.! An dürren Stellen des Etna (Biv. II,
Biv. in Herb. Guss.!), aus Catania von Cosentini erhalten (Bert.
1. c. Herb. Guss. !), uni Catania (Herb. Tom., Tom. in Herb. Guss !),
an Eisenbahndämmen zwischen Ognina und Acicastello stellenweise
häufig! April, Mai O-
1376. Scorpiurus suhvillosa L. muricata *Cat. Cosent. Variirt
in Sizilien: « genuina Gr. Godr. (Blüthenstiele 2 — 4blüthig, Aussen-
rippen der Gliederhiilsen mit langen, kahlen, etwas hakigen Stacheln
dicht besetzt); ß eriocarpa Guss. (wie «, aber Stacheln noch länger
imd fein rauhhaarig); acutifolia Viv. unterscheidet sich davon durch
kurzstachelige Früchte und spitze, die Blüthenstiele überragende
Blätter. Auf sonnigen, krautigen Hügeln, auf Fluren, in Saaten, Wein-
und Olivengärten bis 2000' beide Varietäten gemein: Catania (!, Herb,
Tora, a und /?!), um Annunziata gemein (Herb. Keyer « und /S!)
überall in der Ebene des Simeto (« und ^!), um Adernö, Bronte!'
April, Mai O-
1377. Coronilla valentina L. Auf Kalkfelsen in Süd- und West-
Sizilien (Guss. Syn. et Herb.!), von Kaf. II und Tratt. Scuderi auch
in der Waldregion des Etna, aber wohl irrig, angegeben; vielleicht
Verwechslung mit Emerus L., die in Sizilien häufig, aber für unser
Gebiet noch ausständig ist.
1378. Cor. scorpioides (L.) Koch *Bert. fl. it. Guss. Syn. et
Herb.! In Saatfeldern, Wein- und Olivengärten bis 2000' gemein:
Um Catania, Acicastello (!, Herb. Tora.!), aus Catania von Cosentini
erhalten (Bert. 1. c), um Misterbianco , überall in der Ebene des
Simeto bis hinauf nach Bronte! April — Juli O-
1379. Ornithopus compressus L. *Bert. fl. it., Guss. Syn. et
Herb.! Auf sonnigen Abhängen, in Feldern und Gärten der Tief-
region, sowie im schwarzen Lavasande der Waldregion bis 5000'
gemein: Aus Catania von Consentini erhalten (Bert. 1. c), um
Catania, Milo, am Monte Pö (Herb. Tora.!), Acicastello (Herb. Beyer!),
Ognina, vom Meere bis in die Wälder oberhalb Nicolosi überall,
besonders in der Ebene hinter Mcolosi oft wie angebaut, im Valle
Calanna, im Serrapizzutawalde etc.! März — Mai 0.
1380. Hippocrepis unisiliquosa L. *Cat. Cosent., *Bert. Fl. it.,
Guss. Syn. et *Herb.!, *Philippi, unis. var. Uflora *Kaf. I, III (also
in der Tief- und irrig auch in der Hochregion angegeben). Auf
sonnigen, krautigen Hügeln, in Saat- und Brachfeldern häufig: Aus
Catania von Cosentini erhalten (Bert., Herb. Guss.!), in der Ebene
des Simeto an vielen Orten angetroffen (!, Cat. Cosent., Philippi).
März, April. Q.
247
1381. H. laultlsiUquosa L. Giiss. *Syn. Add. et *Herb.! Au krau-
tigen Orteu der Lavou bei Catania (Torn. in Gnss. 1. c.!), um Cata-
nia überall an krautigen Orteu (Herb. Tornab.!), Läufig iu Feldern
und zwiscben Weingärten der Ebene des Simeto nahe dem Meere!
April, Mai. O-
1382. Hedysarum coronarium L. ''^Cat. Cosent., Cosent. Mem.,
*Bert. Fi. it., Guss. Syn. et Herb.! Auf Fluren, Feldern, an grasi-
gen Flussrändern bis 2000' sehr häufig: Aus Catania von Cosen-
tini erhalten (Bertol. 1. c ), in immenser Zahl am Ufer des Simeto
(Cosent. Memor.), besonders wichtig als Viehfutter in der Arena
(Cat. Cosent.), in Weingärten bei Annunziata (Herb. Reyer!), über-
all in der Ebene des Simeto bis Pateruö hinauf (!, Herb. Eeyer!,
Herb. Torn.!), um Misterbianco und selbst noch um Bronte! April,
Mai. O.
1383. H. capitatum Dsf. *Bert. Fl. it., Guss. Syn. et *Herb.!,
spimsissimum Presl Fl. sie, non L. Variirt mit bleichen, weisslichou
Blüthen = H. pallidum ■'•Kaf. II, *Biv. cent. II, non Desf. Capitat.
unterscheidet sich von spinosissimum L. W. h^^Q. III, 262 aus Spa-
nien nach W. Lge. und meinen spanischen Exemplaren nur durch
doppelt so grosse (12 — 17 Mm.), intensiv roseu- oder purpurrothe
Blüthen, deren Fahne das Schiffchen meist überragt, dichter zottige
und länger weichstachelige, meist zweigliederige Hülsen, reicherblü-
thige Dolden, spitzere, längere, schmälere Fiederchen. Bei Randazzo
von Parolini gesammelt (Bert. 1, c), um Catania (Cosent. in Herb.
Guss.!), in Lavagründen links von der Strasse durch Ognina (Herb,
Reyer!), äusserst gemein auf sandigen Fluren längs des Simeto unter-
halb Paternö! Yar. pallidum'. Auf Hügeln bei Catania in der Con-
trada di Piutudattilo (Biv. cent. II). April, Mai. O-
1384. Onohrychis caput gaUi (L.) Lam. *Bert. Fl. it., Guss.
Syn. et *Herb.! Hedysarum c. g. L. *Raf. II. Ein- oder zweijährig,
Kelch von Kronenlänge, Hülse flaumig, grubig, überall bestachelt;
die Stacheln des Kammes lang, aus flacher, dreieckiger Basis schnell
dornig verschmälert, an der Spitze gerade oder hakig; die der Scheibe
etwas kürzer und konisch, an der Basis weder flach, noch bedeutend
verbreitert. Auf trockenen Hügeln und Feldern Siziliens sehr häufig,
im Gebiete jedoch ziemlich selten: Aus Catania von Cosentini er-
halten (Bert. 1. c), auf Hügeln bei Bronte (Herb, Guss.!). April,
Mai. O, 0.
1385. Qn. aequidentata (S. Sm,) D'Urv, Guss, Syn. et Herb.!,
foveolata DC. Prodr. Von voriger verschieden durch den Kelch über-
ragende Kronen und die Stacheln der Hülsen: die des Kammes sind
grün, dreieckig, nur doppelt so lang, als am Grunde breit, gegen
die Ränder an Grösse abnehmend, ihre Dornspitze kurz, gelb; die
der Scheibe sind sehr kurz, konisch; stimmt genau mit dalmat. und
türkischen Exemplaren; foveolata DC. ist nur eine Varietät derselben
mit niedrigem Stengel, etwas breitereu, stärker behaarten Blättern,
248
stärker grauzottigen Hülsen und kahlen Gruben derselben. — Auf
dürren Hügeln und Feldern, am sandigen Meerstrando Siziliens sehr
häufig, daher im Gebiete gewiss nur übersehen. März — Mai. O-
1386. Cicer arietinum L. Häufig cultivirt und auch manchmal
verwildert in der ganzen Tiefregion bis Bronte und sogar noch gegen
den Bosco Maletto hinauf (ca. 3000'!). Mai O-
(Fortsetzung folgt.)
~}o*- •
Literaturberichte.
Engler A. und Prantl K., Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren
Gattungen und wichtigeren Arten, insbesondere den Nutzpflanzen, unter
Mitwirkung zahlreicher hervorragender Fachgelehrten. Leipzig, W. Engel-
mann, 1887. Lieferung 1 — 5, gr.-S", lo Bogen, mit zahlreichen Holzschnitten.
Jeder Naturfreund, der sich mit systematischer Botanik be-
schäftigt und sein Wissen nicht allein auf die Erkenntniss der ihn
umgebenden heimischen Flora beschränkt, sondern auch sein Augen-
merk den herrlichen Blumenschätzen der Tropenwelt zuwendet oder
sich überhaupt Kenntniss erwerben will über den Pflanzenwuchs irgend
eines fernen Landes, hat in seinen Studien sehr bald empfunden, dass
unsere botanische Literatur in dieser Beziehung gar kein allgemein
verständliches und zu gleicher Zeit den wissenschaftlichen Anforde-
rungen genügendes Hilfsbuch aufzuweisen hat. Es herrscht eben ein
entschiedener, namentlich von Botanikern in fernen Ländern sehr
gefühlter Mangel eines Handbuches der systematischen Botanik oder
überhaupt eines Werkes, welches im Stande wäre, sowohl den Fach-
botaniker, als den Laien mit den für sie wichtigen und interessanten
Pflanzen bekannt zu machen. Nur in grösseren Museen und Fach-
bibliotheken waren dem Wissbegierigen die aus vielen umfangreichen
Folianten und kostbaren Bänden bestehenden Hilfsquellen zugänglich,
welche nur in fremder Sprache, oft auch ohne Zugabe der den Text
belebenden Abbildungen zum Ziele führen sollten. Wer jedoch z. B.
nach dem berühmten Werke Genera plantarum von Bentham und
Hooker oder nach dem jetzt veralteten Endlich er'schen Werke
gleichen Namens sich bis zur Bestimmung der Gattung einer ihm
interessant erscheinenden tropischen Pflanze durchgearbeitet hatte,
war sich dessen wohl bewusst, dass er ein schweres Stück Arbeit
mühselig überwunden, da eben diese, doch anerkannt besten, in latei-
nischer Sprache geschriebenen Werke nicht für Pflanzenliebhaber
bestimmt sind, demnach dem Anfänger grosse Schwierigkeiten bereiten
und auch der Abbildungen entbehren. Letzteren Mangel behob wohl
ein noch immer brauchbares französisches Hilfsbuch für Systematik,
nämlich Le Maout und Decaisne's „Traite general de botanique",
in glänzender Weise, aber eine ausführliche Behandlung der Pflanzen-
249
gattungeu wurde uns durch dieses Buch Dicht gegeben, da es seinem
Plane nicht entsprach. Wir haben jedoch bisher keine besseren Hand-
bücher und andere ebenfalls in fremder Sprache verfasste leisten den
vielen Anforderungen, welche an dieselben gestellt werden, noch
weniger Genüge; es fehlt aber überhaupt an einem umfassenden
Werke, welches nach wissenschaftlichen Grundsätzen ein Gesammt-
bild der Pflanzenwelt in systematischer und doch dabei allgemeiner
verständlicher Weise zur Darstellung zu bringen suchte. Bei den
enormen Schwierigkeiten, die sich an das Zustandekommen eines
derartigen Werkes knüpfen, müssen wir den dahin abzielenden nun
realisirten Entschluss, welchen sich die zwei rühmlichst bekannten
Systematiker und Pflanzengeographen Prof. A. Engler und K. Prantl
im Vereine mit anderen hervorragenden Botanikern, wie: Prof. A.
Eichler, 0. Drude, E. Warning, Ch. Luerssen, F. v. Mueller,
E. Pfitzer, E. Hackel, P. Ascherson und zahlreicher anderer
Forscher gestellt haben, geradezu bewundern, denn er gibt Zeugniss
von dem unermüdlichen Eifer, welchen die Deutschen von jeher
gerade in der Bewältigung der schwierigsten wissenschaftlichen Pro-
l3leme und Aufgaben an den Tag gelegt haben. Dass dieses Unter-
nehmen aber auch in so vollkommen zweckentsprechender Weise ver-
wirklicht wurde, ist ein neues Verdienst der bekannten Verlagsfirma
Engel mann in Loipzig.'Das grossartig angelegte, auf etwa 350 Druck-
bogen berechnete und mit vielen tausend Abbildungen zu schmückende
Werk: „Die natürlichen Pflanzenfamilien", von dem uns bisher fünf
Lieferungen (jede zu dem billigen Preise von l^/g Mark) vorliegen,
erfüllt in glänzender und vollkommenster Weise, entsprechend dem
vorhin genannten Bedürfnisse, seinen Zweck, d. i. in allgemeiner ver-
ständlicher Form ein in deutscher Sprache geschriebenes,
grösseres, wissenschaftliches Handbuch für systematische
Botanik zu werden. Es bietet eine Fülle von Anregung und Be-
lehrung, und entsprechend den vielfachen Bedürfnissen nimmt die
Behandlung des Stoff"e8 auch Rücksicht auf anatomische Merkmale,
biologische Thatsacben, auf die geographische Verbreitung und Nutz-
anwendung sämmtlicher (auch fossiler) Gattungen und wichtigsten
Arten und gliedert sich demnach bei jeder Familie in folgende Ab-
schnitte: 1. Wichtigste Literaturangaben. — 2. Merkmale in knapper
Form und allgemein verständlicher Darstellung. — 3. Vegetations-
organe (mit Rücksicht auf die Existenzbedingungen). — 4. Anato-
mische Verbältnisse. — 5. Blüthenverhältnisse (mit Rücksicht auf
Entwicklung und Bestäubungseinrichtungen). — 6. Frucht und Samen
(mit Rücksicht auf Entwicklung und namentlich auf Verbreitungs-
mittnl). — 7. Geoi^raphische Verbreitung. — 8. Verwandtschaftliche
Beziehungen der Familie. — 9. Eintheilung der Familie in Unter-
familien und Gruppen. — 10. Charakterisirung der Gruppen und
Schlüssel zur Bestimmung der Gattungen. — IL Anführung aller
l>ekannten Gattungen, zwar ohne ausführliche Diagnosen, aber mit
kurzer Angabe, der wirklich unterscheidenden Merkmale, sowie des
Vorkommens und der Artenzahl. — 12. Anführung der Arten, welche
250
an der Vegetationsdecke der Erde hervorragenden Antheil nehmen,
sowie namentlich der Nutzpflanzen, ihrer Producte und der schäd-
lichen Arten im Zusammenhange mit der systematischen Gruppirung
der Gattung. — Eine grosse Anzahl mit ganz besonderer Sorgfalt
ausgewählter Figuren dient zur Erläuterung und Ergänzung des
Textes, Dieselben beschränken sich jedoch nicht allein auf die Wie-
dergabe morphologischer und anatomischer Merkmale, sondern bieten
auch Habitusbilder oder stellen einzelne, wichtigere Arten dar. Da
die Bearbeitung auch die Kryptogamen umfassen wird, so kann man
schon jetzt behaupten, dass „Die natürlichen Pflanzenfamilien"
als das beste Handbuch für systematische Botanik ein un-
entbehrliches Hand- und Nachschlagebuch für jeden Bo-
taniker zu werden verspricht. Selbstverständlich erforderte der
Umfang des Werkes eine Gliederung des Inhaltes, der in 4 grössere
Theile und diese wieder in mehrere Abtheilune^en zerfällt wurde. Dem
natürlichen Systeme entsprechend, enthält derl.Theil die Kryptogamen,
der 2. die Gymnospermen und Monocotyledoneae, der 3. die chori-
petalen und der 4. die gamopetalen Dicotyledoneae. In zweckmässiger,
das regelmässige Erscheinen der Lieferungen fördernden Weise werden
die Abtheilimgen nebeneinander veröffentlicht, wie es die 5 Liefe-
rungen darlegen, in welchen 0. Drude die Palmen und Cyclan-
thaceae, E. Buchen au die Juncaceen, A. Engler die Stemonaceae
und Liliaceae und im Vereine mit A. Eichler und A. Prantl die
Cycadeen und Coniferae in vorzüglichste)', der oben angeführten Glie-
derung des Stoffes genau entsprechender Weise monographisch bear-
beiteten. Wir hoffen noch wiederholt auf den gediegenen Inhalt dieses
allen Botanikern zu empfehlenden Werkes zurückzukommen und wollen
nur noch erwähnen, dass die Verlagsfirma jenen Abonnenten, die ge-
ringere botanische Vorkenntnisse genossen haben, ein Heftchen kosten-
frei übellassen wird, welches eine für Jedermann verständliche Er-
klärung der botanischen Kunstausdrücke enthalten wird, um diesem
verdienstvollen Werke die grösste Verbreitung zu sichern. Beck.
The Survey of Western Palestine. By the Rev. Tristram.
In diesem von Palestine Explor. Fund herausgegebenen Pracht-
werke ist eine Flora Palästinas (Gefässpflanzen 3002 Species) er-
schienen. Es ist keine neue Pflanze aufgezählt, nur einige von Paine
in Moab gesammelte Species, die er in der Pal. Explor. Soc. Kev. 3
beschrieben, dürften dem grossen botanischen Publikum selbst dem
Namen nach unbekannt sein, wesshalb wir sie hier anführen: TH-
gonella minima, Trifolium velivolum (Gilead), {Ervum lens is cer-
tainly wild in Moab, Pimica granatum apparently iudigenous), Ce-
phalaria tenella (Gilead), Trachelanthos foliosa (Asperifol. — Gilead),
Phelipea gossypina (Baker msc. in herb. Kew ex collect. Paine —
Hesbon), incana (Moab), Salvia paratica (Gilead), Plantago phaeo-
pi(s (Moab), Allium lacknophyllvm, Bromiis m'ggphaeus (Gilead,
Nadelwälder), — ungezählt die für Palästina neuen Vorkommnisse,
251
wie Bheum ribes in MoAh. Tristvam zählt 161 ätliiopisclie und 27
nordindische Pflanzen in Palästina neben 251 endemischen. Aller-
dings ist diess nach den Gegenden verschieden. Die Gegend um das
Todte Meer (250 Species) hat entschiedenen Wüsten Charakter. Von
160 Spec, die Tristram im Wadi Zuweirah sammelte, sind 27
europäisch und nordindisch, 135 afrikanisch (von denen 37 nach In-
dien reichen, 23 nach den Canaren — 17 nach Aden!). Das Jordan-
thal scheidet sich scharf ab von den östlichen und westlichen Ber-
gen. Diese Wüstenpflanzen sind nicht etwa spät eingewandert, son-
dern nach Analogie der Fische und Vögel alte tropische Kemanenzen,
die Tristram in die Eocenzeit zurückverlegt. Es stossen somit in
Palästina drei Floren zusammen — die Nordeuropas (Libanon, Berge
von Galiläa; Wälder von Peräa), die Mediterranflora (Küste) und
Wüstenflora (Jordanthal und Gegend um das Todte Meer).
Dr. J. Palacky.
Ascherson-Schweinfurth, Illustration de la Flore d'Egypte. Kairo 10. Fe-
bruar 1887.
Diese Flora, die einem wahren Bedürfnisse entspricht, speciell
seit den Entdeckungen von Letourneux, schliesst ab mit 1257 Pha-
nerogamen, einem Farren {Adiantum capillus veneris (im Nilthal,
der kleinen Oase und der nordöstlichen Küste) und zwei Marsilea-
Arten (davon diffusa Leprieur in der kleinen Oase). Sie zählt 56
Species als endemisch in Egypten auf, ein gewaltiger Unterschied
gegen Delile. Doch dürfte man noch einzelne Species in Arabien
und der Sahara wiederfinden. Neu beschrieben werden Helianihemum
Antonii Schweinf. (Galala), Silene apetala var, alexandrina Aschers.,
Spergularia salina var. alexandrina Aschers. {Zygophyllum beren-
cense Schwfth. ined. nom. sol.), Phagnalon barbeyanum Asch., (nord-
östliche Wüste), Attractylis mernepthae Asch., Schw. Suez-Adjernd),
Carthamus tinctorius V. inermis Asch., Verbascum Letourneuxi {spi-
nosimi Asch., marmaricum Letourn.), Haloxylon Schweinfurthi Asch.
(= Anabasis articulata), Salsola velkenii (Saleje), Najas pectinata
Magnus {Caulinia Presl, horrida A. Br.) — abgerechnet die von
Körnicke beschriebenen Weizenspielarten etc. Es zeigt sich, dass
der Nordwesten (von Marmarika zum Nil) rein mediterran ist und
ca. 200 Species nicht weiter nach Egypten gehen, dass das Nilthal
so einförmig und arm bleibt, wie es bisher geschildert wurde, dass
aber die östliche Wüste (die sogenannte arabische, wovon hier der
Nordosten als isthmische Wüste abgetrennt wird), viel reicher ist
als die arme westliche oder libysche, dass im Gebirge einzelne süd-
lichere Formen, die an den Sinai und Abyssinien mahnen, auftreten,
und dass bis jetzt Egypten eine stattliche Zahl von Endemismen
in der AVüste besitzt, die allerdings vielleicht noch in Arabien ge-
funden werden dürften; schwerlich wohl in der Sahara, deren Ar-
muth wieder durch die Collect. Flatters bestätigt worden ist,
Dr. J. Palacky.
252
Heimerl Ant. Beiträge zur Anatomie der Nyctagineen. I. Zur Kenntniss
des Blüthenbaues und der Fruchtentwicklung einiger Nyctagineen: Mira-
hilis Jalapa L. M. longißora L. O ryhaphu^ nyctagineus Sweet. (Deukschr.
d. mathera.-naturw. Cl. der k. Akad. der Wissensch. Wien, LIII. Bd. 1887.
3 Tfln.)
Die wichtigsten Ergebnisse der Untersiichimg sind: 1. Die
Samenknospe der untersuchten Nyctagineen stellt eine Mittelform
des campylotropen und anatropen Ovulums dar und füllt die Frucht-
knotenhöhle völlig aus. 2. Es existirt ein Leitapparat der Pollenschläuche
in vollendeter Ausbildung. 3. Die zu Dreien vorhandenen Antipoden-
zellen sind schon vor der Befruchtung mit Membranen umgeben
und bleiben auch nach derselben noch länger erhalten. 4. Die Endo-
spermbildung ist nur unbedeutend und vorübergehend, Perisperm-
bildung findet dagegen massenhaft statt. 5. Die reife Frucht wird
von einer sehr dünnen, braunen Haut umkleidet, welche entwicklungs-
geschichtlich aus zwei Lagen besteht: die äussere wird von der col-
labirten Aussenepidermis des Fruchtknotens gebildet, die innere, rela-
tiv stärkere Lage stellt die Testa des Samens dar. 6. Die Wand des
reifen Fruchtperigons zeigt einen complicirten Bau, doch lässt sich
am Querschnitte immer ein mittleres Sklerenchym, dann ein äusseres
und inneres gerbstoflfführendes Parenchym, endlich Epidermen beider
Seiten nachweisen. 7. Rhaphidenschläuche finden sich: reichlich in
der kurzen Verlängerung der Blüthenaxe, an welcher der Frucht-
knoten sitzt; im unteren Perigonabschnitt (welcher sich zu einer
harten Hülle um die Frucht ausbildet); in geringer Menge auch in
der Fruchtknotenwandung. Dem Gewebe der Samenknospe fehlen sie.
— Die anatomischen Details dieser gründlichen Untersuchung sind
durch zahlreiche, vom Autor gezeichnete Figuren auf drei Steintafeln
in Quart in einer ebenso eleganten als naturgetreuen Ausführung
illustrirt. Burger stein.
Willkomm Dr. Moriz: Forstliche Flora von Deutschland und Oester-
reich, oder forstbotanische und pflanzengreog-raphische Beschreibung
aller im Deutschen Reiche und österi'eichischen Kaiserstaate heimi-
schen und im Freien angebauten oder anbauung-swiirdig-eu Holzg-e-
wächse. 2. Auflage. 82 Holzschn. 968 pag. Leipzig, Winter'sche Verlags-
handlung.
Schon bei Erscheinen der ersten Lieferungen der nunmehr voll-
ständig vorliegenden zweiten Auflage bot sich Gelegenheit, auf die
wesentlichen Vorzüge derselben hinzuweisen (vergl. Oest. bot. Ztschr.
1886, p. 206) und das schon damals Gesagte kann mit Bezug auf
die späteren Lieferungen nur wiederholt werden. Dem Umfange nach
weist die zweite Auflage gegenüber der ersten einen Zuwachs von
fünf Bogen Text und acht Figuren auf; der Inhalt ist vielfach um-
gearbeitet und erweitert. Die ausführliche Besprechung von 34 Arten
wurde neu aufgenommen und entsprechend den heute allgemein ge-
brauchten Systemen die Anordnung der Arten gänzlich geändert.
Theilweise Neubearbeitung oder beträchtliche Erweiterung haben die
Coniferen, die Gattungen Ulmus^ Fraosinus, Acer, Juglans u. a. er-
253
fahren. Die Aeuderungen ergaben sich theilweise in Folge monogra-
phischer Bearbeitimgeu, zum Theile durch Benützung und Zusammen-
fassung der zerstreuten forstbotanischen Literatur. Die Eintheilung des
Stoffes ist im Grossen imd Ganzen ungeändert geblieben. Die Einleitung
umfasst eine Darstellung der Morphologie der Holzgewächse, eine
Besprechung der allgemeinen Bedingungen des Vorkommens und der
Verbreitung der Holzpflanzen, der pflanzengeographischen Zonen und
Kegionen des Florengebietes, ferner eine Uebersicht des Systemes
(Modification nach Endlicher und ünger) und der vorzugsweise
benützten Quellenwerke. Den grössten Theil des Werkes umfasst die
systematische und pflanzengeographische Schilderung der Holzge-
wächse Deutschlands und Öesterreichs mit ausführlichen Beschrei-
bungen, Synonymenverzeichnissen, Literaturnachweisen, Darstellungen
der Verbreitung, der forstwirthschaftlichen Bedeutung etc. Diesem
Theile sind auch die zahlreichen schönen Abbildungen beigegeben.
Als Anhang ist dem Werke eine Uebersicht der Unkräuter und
Standortspflanzen des Waldes und des Waldbodeus Mitteleuropas
nach ihrem Vorkommen beigegeben, und vertritt dieselbe das in der
ersten Auflage enthaltene alphabetische Verzeichniss forstlicher Un-
kräuter. Die äussere Ausstattung, sowie der Druck des Werkes macht
der Verlagshandlung alle Ehre. Wettstein.
Kirchner Dr. O.: Nene Beobachtung-en über die Bestäiibung's-Einrich-
tung-en eiuheimischer Pflanzeu. Stuttgart 1886. 66 pag.
Die Abhandlung enthält die vom Verfasser im Sommer des
Jahres 1886 gemachten Beobachtungen über die Bestäubungseinrich-
tungen von 144 einheimischen, den verschiedensten Familien ange-
hörigen Pflanzen. Nur bei finer relativ kleinen Anzahl schildert der
Verfasser den Verlauf der Befruchtung und beschränkt sich bei der
Mehrzahl der geschilderten Fülle darauf, das Verhalten der Ge-
schlechtsorgane während des Aufblühens, ihre StellunL^ die an ihnen
im Verlaufe der Blütbezeit vorkommenden Veränderungen und Be-
wegungen auf Grund sorgfältiger Beobachtungen zu beschreiben. Eine
Deutung und Erklärung der beobachteten Verhältnisse war schon
desshalb nicht möglich, da keinerlei Beobachtungen über den Einfluss
des Insectenbesuches oder anderer die Kreuzbefruchtung vermitteln-
der Vorgänge gemacht wurden. Die Arbeit enthält daher ein immer-
hin schätzbares Material, das jedoch erst durch weitere in der ange-
deuteten Kichtung auszuführende Beobachtung volle Verwerthung
finden kann. Wettstein.
Botanisches Taschenbuch, enthaltend die in Deutschland, Deutsch-Oesterreich
und der Schweiz wild wachsenden und im Freien cultivirten Gefässpfianzen,
nach dem natürlichen Systeme geordnet und zum Bestimmen einge-
richtet von Dr. Friedrich Kruse, Professor am königl. Wilhelms-Gym-
nasium in Berlin. 8" XVIII, 469 Seiten. Broschirt 4 Mark, geb. 5 Mark.
Verlag von Hermann Paetel, Berlin 1887.
Während in den bisher erschienenen Bestimmungsbüchern nacli
254
dem Linne'schen Systeme zwei besondere Tabellen aufgestellt sind,
welche zur Bestimmung der Familien und der Gattungen dienen, wo-
durch eine Uebersicht des bei der Untersuchung zurückgelegten Weges
unmöglich wird, ist es ein grosser Vorzug des vorliegenden Taschen-
buches, dass es mittelst einer einzigen Anordnung für die Familien
und Gattungen nach dem natürlichen Systeme die Pflanzen bestim-
men lehrt und dabei stets einen klaren üeberblick des Ganges der
Untersuchung gewährt. Alle diesem Florenreiche angehörenden offi-
cinellen Gewächse sind nach der neuesten Ausgabe der Pharmacopoea
germanica als solche bezeichnet. So grosse Vorzüge das Taschenbuch
einerseits für den Pflanzenfreund hat, so können wir doch anderer-
seits eben im Interesse des Werkes nicht zu bemerken unterlassen,
dass wir beispielsweise in den Gattungen Viola, Thymus, Rosa, Ru-
hus etc. manche alte, streng geschiedene Art vergebens suchen, ein
Mangel, der bei einer nächsten Auflage dieses sonst so zweckdien-
lichen Führers auf botanischen Excursionen leicht vermieden werden
könnte. J-
VerhaiuUau^eu der k. k. zoolog-isch- botanischen Gesellschaft in Wien.
Jahrgang 1887, I. Quartal.
Auch in diesem Vierteljahrshefte ist der vorwiegend grössere
Theil der Botanik eingeräumt, welche daselbst durch die nachstehen-
den Abhandlungen vertreten ist: Arnold, Dr. F., „Lichenologische
Ausflüge in Tirol". Die vorliegende XXIII. Serie der diesfälligen
Mittheilungen bringt die Resultate der vom Autor in den Jahren
3878 bis 1886 im Fassa- und oberen Fleimserthale unternommenen
Excursionen, an denen sich im Juli und August 1884 Prof. Lojka
aus Budapest betheiligt hat. Bei der Gruppirung der aufgeführten
Flechtenarten wurde die Ausscheidung derselben nach dem Substrate
— als die bewährteste — beibehalten. — Harriug F., „Floristische
Funde aus der Umgebung von Stockei'au in Niederösterreich". Der
Verfasser, welcher seit mehreren Jahren dieses bei den Botanikern
Wiens als floristisch uninteressant bisher gemiedene Terrain näher
durchforscht und auch bereits in der „Oesterr. botan. Zeitschrift",
Jahrg. 1885, p. 369 und p. 388—92, einige der bemerkeuswerthesten
Funde bekannt gemacht hat, geht im Vorliegenden mehr ins Detail
und behandelt besonders die Gattungen Salix und Rosa eingehender.
— Haszlinski F. A., „Einige neue oder wenig bekannte Discomi-
ceten". (Mit einer Tafel.) Bezugnehmend auf die letzten Arbeiten des
Autors über ungarische Discomyceteu, welche derselbe als Vorarbeit
zu einer ungarischen Pilzflora betrachtet, bringt er nun die Ergeb-
nisse seiner neueren Beobachtungen in einer kritisch gehaltenen Zu-
sammenstellung von 81 Pilzarten, die sämmtlich in seinem A^ater-
lande vorkommen. — Kronfeld, Dr. M., „Ueber die Beziehungen
der Nebenblätter zu ihrem Hauptblatte". (Mit einer Tafel, getreue
Abbildungen von Latliyrus Aphaca enthaltend.) Der gelungenen Aus-
255
führungPü K.'s über diesen Gegenstand wurde bereits in diesem
Blatte, Februar-Heft, uuter den „Yereins-Xaclirichten" gedacht. —
Kunze, Dr. Otto, „Nachträge zur Clematis-Mouographie". Den An-
lass zu dieser Publicatiou gab Herrn Dr. Carl Richter's in den Yer-
haudluugen d. z.-b. G., Bd. XXXVI, p. 215, erschienener Artikel:
„Was ist Atragene Wenderothii?^ — Wettstein, Dr. R. v., „Ueber
zwei wenig bekannte Ascomyceten". Es sind dies: Peziza aquatica
Lam. et D. Cand. Flor. fran^. und Hypomyces Trichodenna Hoffm. G.,
deren ausführliche Diagnosen gebracht und näher erläutert werden.
— Zukal Hugo, „Ueber einige neue Ascomjxeten". Als neue Genera
werden Baculospora und Gymnodiscns aufgestellt und nebst den
Species B. peUudda und G. neglectus beschrieben. Ferner werden noch
einige neue Arten vorgeführt. Von sämmtlichen genannten Pilzen sind
auf einer Tafel instructive Abbildungen vorhanden. M. Prihoda.
Correspondenz.
Wien, am 4. Juni 1887.
Gestern habe ich auf einem Spaziergange in die Kriau des
Wiener Praters, etwa in der Mitte derselben, Clematis intearlfoUa L.
in zwei blühenden Stöcken angetroffen. Diese schöne Pflanze ist meines
Wissens neu für die Praterflora. — Lepidhon perfoliatum L. fand
ich im Umkreise einer alten Scliwarzpappel ebenfalls in der Kriau;
es fällt daselbst durch sein massenhaftes Vorkommen in hohem
Grade auf. Kronfeld.
Wien, am 5. Juni 1887.
Dass die Drüsen, welche die Unterseite der Blättchen beklei-
den, für die Sonderuug der Formen der Arten, ja für die Umgren-
zung gewisser Gruppen innerhalb der Gattung Rosa von grossem
Belange sind, ist längst bekannt, und es bedarf weder gelehrt sein
sollender Abhandlungen, noch lauger Erläuterungen und Belehrungen,
um diese Thatsache in ein klares Licht zu setzen. Selbstver;<tändlich
begleiten obenerwähnte Eigenschaft noch andere Charakteristica, denn
ohne die letzteren würde es in vielen Fällen sehr schlimm mit der
Umgrenzung selbst einer Form, ja eines Individuums nur nach dem
alleinigen Merkmale der Drüsen an der Unterseite der Blattlamina
stehen. Dass die Drüsen an der Unterseite der Blättchen selbst
innerhalb des Individuums ohne die begleitenden anderen Charakte-
ristica kein verlässliches und sicheres Merkmal sind, um diesen
Nachweis zu führen, braucht man Materialien nicht so weit herzu-
holen wie etwa aus Spanien, wir haben in Niederösterreich deren
genug. So besitze ich eine Rosa micrantha var. permLvta (Desegl.)
aus der Gegend von Gloggnitz in Niederösterreich, bei welcher am
selben Stamme der eine Zweig ziemlich dicht drüsige, der andere
völlig drüsenlose Unterseiten der Blättchen zeigt, die anderen Merk-
256
male sind aber au beiden Zweigen ganz congruent, so Pedunkeln,
Scheinfrüchte, Bestachelung, Griffel, Sepalen etc.; wir hätten also
am selben Individuum Zweige (nach einer neuen Theorie — !) zu
beobachten, von welchen die einen sich offenbar eines Regenmaxi-
mums zu erfreuen hatten, während die anderen unter dem gewiss
traurigen Einflüsse eines Minimums standen (!). Was die Voreilig-
keit in Creirung neuer Formen betrifft, so unterschreibe ich völlig
und ganz die beherzigungswerthen Ausführungen des Herrn J. B.
Keller, und wünsche nur, dass sich in erster Linie gewisse Leute
daran halten sollten, welche aus einem Umkreise weniger Stunden
gleich auf einmal dutzendweise neue Formen beschreiben, und Arten
nur nach drei oder vier Blüthenexemplaren creiren, ich halte dies
gewiss für eine grosse Voreiligkeit, und betrachte es ebenso als meine
Pflicht, darauf aufmerksam zu machen. Eine grosse Voreiligkeit
ist es ferner, was von Seite des Herrn Keller über die Rosa Leo-
poliensis BJocki alles geschrieben wird. Obwohl ich vor einem 18-
blättrigen Zweige alle Achtung besitze, die so einem Zweige gebührt,
so kann ich doch nicht umhin, hier die Bemerkung einzuschalten,
dass auch andere, wenn auch nicht gerade ISblättrige Zweige der
H. Leopoliensis BJocki in der botanischen Tausch weit cursiren, welche
von der Original-Etiquette des Herrn BJocki begleitet sind, und
von welchen ich eines zu besitzen das Unglück habe, welches selbst
unter dem Mikroskope keine Spur von Drüsen an der Unterseite der
Blättchen zeigt, wie auch die echte Rosa frutetorum Besser keine
Spur solcher Drüsen aufzuweisen hat. Letzteres wird Herrn J. B.
Keller gewiss zur Beruhigung dienen, sowie die Versicherung, dass
andere Leute mindestens ebenso genau die Pflanzen untersuchen wie
ebenerwähnter Herr, wenn sie auch zu anderen Resultaten kommen
sollten. Dass Rosa coriifolia var. Erlbergensis H. Br. nichts mit
R. Leopoliensis Bl. zu thun hat, wie voreiliger Weise behauptet
wird, brauche ich hier nur anzudeuten. Ich bin weit entfernt, Herrn
Blocki irgend ein Unrecht zuzufügen, trete auch nicht als Verthei-
diger dieses Herrn auf, da er sich gewiss am besten selbst und
jedenfalls besser vertheidigt, als dies voreiliger Weise die Leute
für ihn thun, gebe auch zu, dass die R. Leopoliensis, die er im Auge
hat, Drüsen an der Unterseite der Blättchen hat, sowie die unter
den Nummern 5 und 44 von Herrn Dr. Wotoszczak ins Gefecht
geführten Exemplare, die mit der Sache eigentlich gar nichts zu thun
haben, besitzen, muss mich aber nachdrücklichst verwahren, dass
eine Pflanze, die bisher nicht beschrieben wurde, und von welcher
ich authentische Belegstücke in Händen habe, welche die Eigen-
schaften nicht zeigen, die ihr nachträglich zugeschrieben werden,
dazu benützt wird, um in ebenso voreiliger als animoser Weise
ein Urtheil zu fällen, dem jede Berechtigung abgesprochen werden
muss. Neuerdings liefert diese Thatsache den vollen Beweis, dass
eben Nomina sola unter gar keiner Bedingung respectirt werden
dürfen. Trotz der Verwahrung voreiliger Gegnerschaft, welche gleich
zu Beginn des Aufsatzes über „Flächendrüsigkeit etc." mit der Ver-
257
siclierung eine Sache von allgemeinem Interesse zu besprechen, Hand
in Hand geht, tritt eben das persönliche Moment in jeder Zeile her-
vor und macht die ganze Angelegenheit zu einem Schlag ins Was-
ser. Zum Schlüsse will ich noch bemerken, dass in Registrirung von
Thatsachen gewiss nie und nimmer den guten Arbeiten Anderer die
Anerkennung versagt werden und persönliche Gegnerschaft überhaupt
nicht, wenigstens meinerseits, in Betracht kommen darf. Brauu.
Huszt, am 24. Mai 1887.
Mein seit achtzehn Monaten kranker, 73 Jahre alter Gatte
Ludwig Vägner wurde in jüngster Zeit auch noch von einem Augen-
leiden befallen und musste sich in Budapest einer Operation unter-
ziehen. Gegenwärtig ist er so geschwächt, dass er weder lesen noch
schreiben, viel weniger botanisch sich beschäftigen kann. In Folge
dessen ersuche ich alle seine geehrten Correspondeuten ihre etwaigen
Zuschriften und Sendungen vorläufig zu sistiren.
Karoliue Vägner.
Brunn, am (5. Juni 1887.
Der Besuch der Lultscher Gegend führte mich auf die Liliovä
hora bei Lultsch, ich fand hier: Cytisus capitatus, Vicia pisiformis,
G-enista germanica, Sedmn maximum Suter, Silene nutans, Turritis
glabra, Linaria genistaefolia, Vincetooßicwm officinale, Galium ver-
num, Asplenium septentnonale, A. viride. Auf dem Kolben bei Auer-
schitz fand ich ausser den schon bereits in d. Zeitschr. 1886, p. 286
angeführten Arten noch Crambe tataria und Oxytropis pilosa.
Dr. Formäuek.
Orsova, am 7. Juni 1887.
Ich bereise heuer zum zweiten Male das Banat. Die Vegetation
steht jetzt hier in vollster Entwicklung. Die Flora dieses gottgeseg-
neten Winkels ist bekanntlich die reichste Ungarns; ein Botaniker
muss wohl beim Anblicke so eines sonnigen Bergabhauges an der
Donau in Extase kommen und findet reichlich den Lohn seiner Mühe.
Auf Bergen um Orsova blüht jetzt Orchis papilionacea L. und corio-
phora L., Trifolium incarnatum var; speciell auf dem Allionberge
Stachys nitens Jka., Achillea compacta W., crithinifolia W. K., Si-
lene Armeria L. (auch an der Eisenbahn gegen Toplecz zu häufig),
an einer Stelle gegen Vodicza die manushobe Feridago monticola
B. H., Convolvidus sylvaticus W. K., Campaaxda lingxdata W. K.,
Moenchia mantica Barth, Scabiosa banatica W. K. Am 2. Juni
unternahm ich von Herkulesbad einen 13stündigen Ausflug über die
Prolazschlucht auf den Domugled. Im Prolazthale ist Lathyrus Hal-
lersteinii Baumg. und Asparagus sylvaticus W. K. häufig, auf Felsen
prangt Gerastium banaticum Koch, Dianthus petraeus W. K., Silene
petraea W. K., Calamintka rotundifolia Benth., Campanvla diver-
gens W., Athamanta Matthioli Heuff, Isatis pi'aecox Kit, Sesleria riglda
Oesterr. botan. Zeitschrifl. 7. Heft 1887. 21
258
Heuff, Jurinea macrocalathia C. Koch mit der herrliclieii Centmirea
atropurpurea W. K., eine wahre Zierde der Banater Flora, Aethionenia
saxatile R. Br., am Fusse der Felsen macht sich im Schatten Moeh-
i-ingia pendula Fenzl breit, hoch oben am senkrechten Felsen machte
mir Hieracium Henffelü Jka grosse Freude, es ist aber ebenso wie
der schöne Edrajanthus graminifolius A. D. C. nur mit Lebensgefahr
zu erreichen. Weiter oben in der Waldregion traf ich Cynoglossum
niontanum Lam., Peltaria alliacea L., Orchis speciosa Host, Are-
monia agrimonoides Neck, Potentilla sp., (xeranium bohetnicum L.
Den Gipfel zieren tausende Blüthenköpfchen der Asperula capitata
Kit. und taurina W., in ihrer Gesellschaft findet sich Thlaspi bana-
ticum Uechtr., Cineraria Clusiana Host, PedicidaHs comosa L.,
Thymus acicularis W. K., Blätter des Colchicum pannonicum G. S.,
Ardbis procurrens W. K., Draba lasiocarpa Roch, Syringa vul-
garis L., Feridago silvatica Eh., die Rosetten des Sempervivum assi-
mile Schott und patens Grsb., welche ich v. J. im August in Blüthe
sammelte. Unterhalb des Gipfels steht ein Wäldchen Pinus Pinaster
Roch?. Beim Abstieg durch das I^erelentbal nahm ich Geranium
macroy^rhizon L. mit, auch wächst dort Linmn ßavum L. var. uni-
nerve Roch, Pedicularis comosa L., Centaurea atropurpurea W. K.,
Scutellaria altissima L. und eine herrliche Jurinea sp.; ebendort traf
ich im Monate August v. J. Asperula ciliata Roch und taurina W.,
Galium Kitaibelianum R. S., Peucedanum longifolium W. K. und
Seseli gracile W. K. Im Ceruathale kommt obige Pinus häufiger vor,
Arabis procurrens W. K. ist an allen Mauern häufig. Bei der „Räuber-
höhle" fand ich Hypericum Rochelianwm G. S., Delphinium fissum
W. K., Siler trilobum Scp., Physocaidus nodosus Tsh., Peltaria,
Limodorum abortivum Sw., Campanula. spathidata W. K., Silene
petraea W. K. und Dianthus petraeus W. K. Am 5. Juni fuhr ich
zum eisernen Thore. Die Vegetation ist dort geradezu entzückend;
gleich bei Verciorova auf Felsen ist Cytisu^ Heuffelii Wierzb. mit
der Tunica illyrica; weiter thalabwärts an Abhängen gegen die
Donau: Scutellaria albida L. neben Geranium purpureum Vill. und
Viola macedonica B. H., Alsine cataractarum Jka, Stachys nitens Jka,
Achillea compacta W., Dianthus giganteus d'ürv. etc. etc. Gegen
das rumänische Dorf Guravoye ist Saponaria glutinosa M. B., Milium
holciforme M. B., Cerastium banaticum Roch, Silene Armeria L.,
Onobrychis alba Desv., Centaurea atropurpurea W. K. etc. Unendliche
Freude bereitete mir das Auffinden des von H. v. Janka entdeckten
Standplatzes von Dianthus pinifolius S. S. Herr v. Janka theilte
mir die Vermuthung mit, dass der Standort wohl durch den Bahnbau
in Verlust gerathen sein möge; diess bestätigt sich aber zum Glücke
nicht. Er kommt gegenüber dem serbischen Dorfe Sip auf Felsen in
circa 80 — 90 grossen Stöcken vor. — Mit all diesen Schätzen beladen,
wollte ich den Heimweg nach Orsova antreten, doch hatte ich noch
grosse Schwierigkeiten an der rumänischen Grenze zu bestehen, Der
ungarische Zollwächter wollte mich um keinen Preis mit den Pflan-
zen hereinlassen, ich musste mich auf Pontius und Pilatus berufen,
259
um diirchzukomineu; eudlicli, da er keiue Vitis m meiner Mappe
fand, Hess er mich passireu. A. v. Degen.
Lemberg, am 9. Juni 1887.
Vor zwei Jahren entdeckte ich an der Bahn zwischen S. Wisznia
und Eodatycze bei Lemberg einen Bastard zwischen SalLv aurita und
S. silesiaca, was mir sehr sonderbar erschienen, da S. silesiaca aus
der Umgebung von Lemberg unbekannt gewesen war. Durch das Auf-
finden eines weiblichen Individuums von S. silesiaca bei Zubrza nächst
Lemberg wurde die Sache aufgeklärt. Mau konnte nun sogar anneh-
men, dass diese Weide eine weitere Verbreitung hier haben könne.
Und in der That fand ich sie heuer auch bei Basiöwka, eine Meile
südwestlich von Lemberg, in grösserer Anzahl von Lidividuen in
beiden Geschlechtern in Gesellschaft von Hybriden aus ihr und der
S. aurita. Die bisherige sehr ungünstige Witterung gestattete nicht,
neue Funde dieser Weide zu coustatiren, doch zweifle ich nicht, dass
die Weide an zahlreichen Stellen sporadisch um Lemberg vorkommt.
Ob auch im Janower Wald, ist mir zweifelhaft.
Dr. Wotoszczak.
Budapest, am 10. Juni 1887.
Die Erklärung Dr. WoJoszczak's über die Flächendrüsigkeit
der Rosa leopoUensis BJocki = H. frutetorvm Boss, gilt nicht für
die M. leopoUensis, weicheich aus den Händen BJocki's besitze, denn
Dr. Woloszczak spricht über zwei Lemberger Kosen, meine Exem-
plare aber hat Blocki bei Bilcze in Südostgalizieu gesammelt. Die
subfoliaren Drüsen suche ich immer mit dem Objective Nr. 4 des
Hartnack'schen Mikroskopes, und ich kann jedem Systematiker,
wenn er mit der Loupe im Zweifel bleibt, diese Objective empfehlen.
Desswegen habe ich mehrere Formen aus der Scabratis unterschei-
den können. Dass die subfoliaren Drüsen verschwinden können, habe
ich in meiner Monogr. Kosar. erwähnt, sie bleiben aber bei den Sca-
bratis auf den kleineren unteren Blättchen öfters beständiger. Uebri-
gens möchte ich eine „Rosa fridetorum" mit subfoliaren Drüsen den
Sepiaceis orthosepalis oder den Tomentellis einreihen. Eine solche
R. frutetormn, welche Braun für den Typus dieser Art behauptet,
erwähne auch ich in meiner Monogr. Kosar., p. 438, aus dem Herbare
Haynald-, aber wenn wir uns auch wörtlich an die Beschreibung
des Autors halten, so glaube ich, ist R. frutetorum immer ein Cen-
trum vieler Formen, welche von einander nur wenig verschieden sind.
Daraus kann man auch die verschiedenen, mehr minder abweichenden
Exemplare der R. frutetorum aus der Hand von Besser erklären.
Dass auf einem Strauche 1 — 2 Peduuculi oder Receptacula 1 — 2 Glan-
dulas tragen, diese 1 — 2 Drüsen kann man wohl schwerlich für ein
charakteristisches Merkmal nehmen. Solche fand Crepin auf R. sol-
stitialis (Prim. Monogr. Kosar. V. p. 241) und hat Simkovics (Si-
monkai) wahrscheinlich diese bei Paulis gefunden (var. rariglanda
Simk. Term. rajzi füz. IX. p. 42). Auch ich bemerkte diese Glan-
260
dulas raras auf R. hemitricka Kip. (Mouogr. Eos, „Bekes värmegye
flöräja", p. 98), aber ich kann hier behaupten, dass an verschiedeneu
Stöcken dieser Art: bei Vesztö fand ich nur einmal wenige Drüsen
au dem Pedunkel unter gauz kahlen Fruchtstielen derselben Inflore-
scenz. — Dass Salvia dumetorum Andrz. bei Budapest vorkommt, hat
schon längst Hofrath Professor A. v. Kern er constatirt. Aber auch
S. pratensis kommt hier vor, bald allein, bald mit S. dumetorum
zusammen und jedenfalls sind viele Uebergänge oder Mittelformen
zwischen beiden zu finden, welche bald der ersteren, bald der zweiten
näher kommen. Es ist also die Möglichkeit gegeben, dass BJocki
(Oesterr. Botan. Zeitschr. 1887, p. 220) eine Zwischenform vor Auge
hatte, welche noch der S. pratensis näher steht, und diese hat er
f. parviflora genannt. Eine S. pratensis var. parvißora hat aber zu-
erst nicht Blocki, sondern Willkomm aufgestellt. v. Borbäs.
Gnezda, am 19. Juni 1887.
Der Wahrheit die Ehre! — Ich habe im Frühling 1886 die von
mir später als Galeobdolon luteum v. tatrae beschriebene Pflanze an
drei entlegenen Fundorten gesammelt, und als ich darüber mit mir
im Reinen war, diese Form als Gegeuextrem zum G. ß. montanum
zu publicireu, sammelte ich noch im Herbste davon an zwei weiteren
Fundorten. Wohl an 100 Stück gingen dabei durch meine Hände,
allein ich sah dabei keinen einzigen Ausläufer und habe daher auch
bei meiner Beschreibung dieses Punktes nicht Erwähnung gethan.
Dieses Jahr, in welchem Jupiter pluvius hier vollständig herrscht,
überraschte mich die Thatsache, dass man fast keine Pflanze des
Galeobdolon der Tatraform ohne Ausläufer findet. Als ich die erste
Pflanze ausriss, glaubte ich, es sei ein Ausläufer von Glechoma he-
deracea daran hängen geblieben, bis ich mich überzeugte, dass selber
ein Theil der Pflanze selbst sei. Diese Ausläufer sind der Form nach
zweierlei, entweder mit rundlich nierenförmigen oder mit kurz schwach
herzförmigen Blättern paarweise besetzt, welche gestielt sind. Die
Ausläufer finden sich bis 72 Meter Länge, wurzeln bis jetzt, Mitte
Juni, noch nicht, wohl aber sind manche am Ende mit 1 — 2 ßlüthen-
quirlen besetzt. Wie es sich mit diesen Ausläufern weiter verhält zu
erforschen, werde ich mir sehr angelegen sein lassen. Kommen selbe
nur in periodischen Jahrgängen vor? Denn unerklärlich bleibt es mir,
warum ich voriges Jahr keinen fand (Uebersehen ausgeschlossen) uud
dieses Jahr trägt jede Pflanze fast mindestens einen. Ullepitsch.
Personalnotizen.
— Dr. Hubert Leitgeb, Professor der Botanik an der Uni-
versität Graz, wurde von der kais. Akademie der Wissenschaften in
Wien zum wirklichen Mitgliede gewählt.
261
— Dr. J. E. Aresclioug, emer. Universitäts-Professor der
Botanik, ist am 7. Mai, 76 Jahre alt, in Stockholm gestorben.
— Dr. Heinrich Wawra Ritter v. Fernsee, k. k. Marine-
Stabsarzt a. D. ist am 24. Mai, 57 Jahre alt, in Baden bei Wien
gestorben. Die Oesterr. botan. Zeitschr. brachte sein Porträt nebst
einer biographischen Skizze schon im Jahre 1867.
— Dr. W. Zopf ist zum a. o. Professor an der Universität
Halle ernannt worden.
— Dr. T. F. Hanausek, Professor in Wien, hat das Referat
über pharmaceutische und technische Botanik in Just's Jahresbericht
übernommen.
— Dr. Ed. V. Regel in Petersburg wurde seiner Ver-
dienste um den russischen Gartenbau wegen zum geheimen Rath
ernannt.
— Dr. V. F. Brotherus und Dr. Kihlmann begleiten als
Botaniker die Expedition zur Erforschung des Inneren der Halb-
insel Kola.
— J. I. Kickx, Professor der Botanik und Director des botani-
nischeu Gartens an der Universität in Gent ist, 45 Jahre alt, ge-
storben.
Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen-
schaften in Wien am 5. Mai überreichte Dr. Hans Molisch,
Privatdocent an der Wiener Universität, eine im pflanzenphysiologi-
schen Institute ausgeführte Arbeit: „Ueber einige Beziehungen zwi-
schen anorganischen Stickstoffsalzen und der Pflanze". Die wichti-
geren Resultate derselben sind: 1. Nitrate sind im Pflanzenreiche
allgemein verbreitet; in krautigen Gewächsen findet sich in der
Regel auff'allenil mehr davon vor als bei Holzgewächsen. 2. Nitrite
konnten, trotzdem dieselben im Boden häufig vorkommen, in keiner
einzigen der untersuchten (etwa 100) Pflanzen aufgefunden werden.
Die bisherigen Angaben über das augebliche Vorkommen von Nitri-
ten in verschieilenen Gewächsen beruhen auf Täuschung und unrich-
tiger Interpretation. Die Pflanze besitzt das Vermögen, Nitrite bei
ihrer Aufnahme mit überraschender Schnelligkeit zu reduciren und
dies ist offenbar auch der Grund, warum man dieselben in der
Pflanze stets vermisst. Nitrate können hingegen auffallend lange,
Wochen, ja Monate lang innerhalb der Pflauzenzelle verweilen, bevor
sie zerstört werden. 3. Nitrite wirken im Gegensatze zu Nitraten
schon in verhältnissniässig verdünnten Lösungen (Ö'l — O'Ol Proceut)
auf verschiedene Gewächse schädigend. 4. Pflanzen, denen Stickstoff
nicht in Form von Nitraten, sondern nur in Form von Nitriten oder
262
Ammoniak geboten wird, enthalten niemals Nitrate. Daraus geht
aber hervor, dass weder die salpetrige Säure, noch das Ammoniak
in der Pflanze eine Oxydation zu Salpetersäure erfahren. Die Pflanze
hat, vielleicht mit Ausnahme der Bacterieu, entgegen der Ansicht
von Berthelot und Andre, nicht die Fähigkeit, aus Stickstoff-
verbindungen Nitrate zu erzeugen. Alles Nitrat der Pflanze stammt
von Aussen, imd wenn sie mehr davon enthält als ihr Substrat, so
ist der Ueberschuss einfach durch Speicherung zu erklären. 5. Diphe-
njlamin, in Schwefelsäure gelöst, eignet sich vortrefflich zum Nach-
weis von Nitraten unter dem Mikroskope. Es ist jedoch hiebei zu
beachten, dass da, wo bei Einwirkung der Schwefelsäure rasch
Huminkörper entstehen, wie diess bei verholzten Geweben in beson-
derem Gi-ade der Fall ist, die ßeaction hiediirch mehr oder minder
behindert wird. 6. Die Arbeit enthält ferner einige Beobachtungen
über das localisirte Auftreten von solchen Substanzen, welche Guajak-
emulsion und gleichzeitig Jodkaliumstärkekleister bläuen.
— Monats-Sitzung der k. k. zoolog.-botan. Gesellschaft
am 1. Juni 1887. Botanische Vorträge: Dr. M. Kronfeld lieferte
einen interessanten „Beitrag zur Biologie der Blüthen der Orchideen"
auf Grund wiederholter Versuche über den Einfluss der Befruchtung
der Narben durch Insekten. Der Vortragende wies unter gleichzei-
tiger Demonstration an zwei lebenden Exemplaren von Orchis Morio
nach, dass bei belegten Pflanzen die Veränderung nicht auf die An-
schwellung des Fruchtknotens beschränkt bleibt, sondern ein kräfti-
geres Wachsthum der ganzen Pflanze und eine im Vergleich zu
unbelegten Exemplaren, welche nach dem Verblühen einschrumpfen,
beträchtliche Verlängerung der luternodien entsteht; ferner sprach
Derselbe: „üeber das Keimen der Mistel" und die bei diesem Genus
beobachtete Poly-Embryonie. — Prof. Dr. Burg er st ein machte
Mittheilung von einem Werke, an dem er seit mehreren Jahren
arbeitet, nämlich eine „Monographie der Beobachtungen über die
Transspiration der Pflanzen". Der 1. Theil, eine üebersicht der
gesammten dem Autor bekannt gewordenen Literatur, ist bereits
vollendet. — Dr. 0. Stapf berichtete über die von der zoolog.-botan.
Gesellschaft im Mai d. J. unternommene Excursion in das illyrische
Litorale und nach dem Quarnero, deren äusserst günstiges Ergebniss
alle Erwartungen übertrifft. Prihoda.
— Das botanische Museum und Laboratorium zu Ham-
burg ist durch Beschluss des Senates und der Bürgerschalt zu einem
wissenschaftlichen akademischen Staatsinstitut erweitert und mit
demselben ein botanisches Laboratorium für Waarenkunde verbun-
den worden. Zum etatsmässigen Director des Gesammtinstitutes ist
der Begründer und bisherige Leiter des botanischen Museums Pro-
fessor Dr. Sadebeck ernannt worden. Derselbe wird im Sommer-
semester Morphologie und Entwickelungsgeschichte der Blüthen-
pfllanzen lesen und ausserdem das botanische, resp. mikroskopische
Practicum, sowie die Excursionen leiten. Die anderen analogen natur-
263
wissenschaftlichen Institute in Hamburo- sind das zoologische und
mineralogische Museum (Prof. Pagen stech er und Gottsche juu.),
der botan. Garten (Prof. Keicheubach), die Sternwarte (Kümcker),
das physikalische und das chemische Staatslaboratorium (Voller
und Wibel).
— Ein „Thüringischer botanischer Tauschverein" wurde von
Professor E. Sagorski in Pforta bei Naumburg a. S. gegründet,
die Statuten desselben werden auf Verlangen zugesendet.
— Aus der photographischen Druckerei von Stengel und Mar-
kert in Dresden (Grosse Plauen'sche Strasse) ist soeben eine Eiiune-
rungsgabe in Form eines elegant ausgestatteten Albums „1. Inter-
nationale Gartenausstellung zu Dresden, Mai 1887" betitelt, in
Schwarz- und Golddruck ausgeführt, hervorgegangen, welches eine
Serie von zwölf gelungenen photographischen Aufnahmen der Aus-
stellung nach der Natur darbietet. Nicht bloss die Aussteller, son-
dern Alle, welche die Ausstellung zu bewundern Gelegenheit hatten,
werden diese Erinnerungsblätter als werthvolles und freundliches
Andenken begrüssen. Jede Mappe enthält eine Reihe äusserer und
innerer Ansichten der Haupthalle, des Königs- und Literatur-Pavil-
lons, der Hauisch'schen und Seiderschen Halle, verschiedener ein-
zelner Partien des Ausstellungsterrains, der Ehrenpreise, der bedeu-
tendsten und schönsten Blumeugruppen etc. in Kabinetsgrösse aus-
geführt. Der massige Preis (3 Mk., nach auswärts portofrei 3*50
jMk.) dürfte dem Album die weiteste Verbreitung sichern.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind abgegangen an die Herren Steiuinger, Schep-
pig. Eoth.
Aus Niederösterreich eingesendet von Prof. Dichtl: Anthyllis
Jacquini, A. polyphylla, Arahis hirsuta, A. hispida, A. pan'ißoi'a,
A. Turrita v. puberula, Artemisia scoparia, Carex Halleriana,
I£kra<num an^triacum^ H. maculatum. H. saxatile, H. sciaphilum,
Melampyvum augustissimum, M. commutatum, M. siibalpinum, Se-
necio barbareaefolius, Teucrium Srordium, ValerianeUa tnixta, Vera-
tntm nigrinn, Veronica oixhidea.
Von Sehe ppig eingesendet von Berlin: Alisma natans, Aspe-
rugo procumbens, Aspidium Oreopteris, Atriplex nitens, Cnidmm ve-
nosum, Cojydalis fabacca, Guscida lupuUfonnis, GaUnsoga parviflora,
Ilieracium prateiise, Lepidinm sativimi v. erispum, Melica uniflora,
Orchis coviophora, Polygala comosa, JPotamogeton natans, PotentiUa
intermedia, P. inLrta, Rubus Bellardü. R. viUicaidis, Scheuchzeria
palustris, Silene conica, Sisymbrium Loeselü, Sparganiimi miniinum,
Thalictrum fleanwsum, Veronica latifolia. Vicia pisiformis; aus Thü-
ringen: Androsace elongata, Polygala austriaca; aus der Lausitz:
264
Carex tomentosa; Festuca Myurus; von Rügen: Eryngium maritimum,
Radiola linoides.
Aus Salzburg eingesendet von Aust: Brachypodium silvaticum,
Carex canescens, C. firma, G. limosa, Cerastium latifolium, Ghaero-
phyllum hirsiitum, Chrysanthemum alpinum,, Crocus albiflorus, C.
vernus, Cuscuta Trifolii, Epilobium pahistre, Equisetum, palustre,
Erigeron droehachensis, Euphrasia pumila, Festuca alpina, F. rubra
f. fallax, Oalium scabrum, G. uliginosum, Geranium palustre, Hie-
racium pratense, FL. vulgatum, Hutchinsia brevicaidis, Hypericum
humifusum, Juncus trißdus, Lepidium, perfoliatum, Luzula 7naxlm,a,
Mentha sativa, Meum mutellina, Potentilla aurea, Ranunculus mon-
tanus, Rhododendron ferrugineum, Rosa dumalis, R. pseudocuspidata,
R. trichoneura f. Steiniana, Rubus hirtus^ Salix daphnoides, Sesleria
disticha, S. tenella, Silene alpina, S. quadrifida, Spergularia rubra,
Utricidaria minor.
Obige Arten können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Inserat.
In unserem Commissionsverlage erschien:
The Species of Ficus
of tlxe Indo-MialayarL and Ohinese Coiantries
G. King
Superintendent of the Royal Botanic Garden. Calcutta.
Part. L Palaeomorphe and ürortigma.
In Fol. XIII and 66 pag. with 86 plates.
Preis 26 Mark.
Von demselben Verfasser erschienen:
On some new species of Ficus from New-Guinea. 8. 1887. 20 pag. M. 1,20.
On the fertilizaüon of Ficus hispida. 8. 1887. 6 pag. with plate M. 1,50.
On three new Himalayan Primulas. 8. 1886. 4 pag. with 3 plates M. 1,50.
On 2 new species of Hex from the Eastern Himalaya. 8. 1886. 4 pag. with
2 plates M. \,—
BEELIN. N. W., Carlstrasse 11.
B. Friedländer & Sohn.
Diesem Hefte liegt bei ein Prospect „Oartenkiinst
lind Gärten" Yon Paul Parey in Berlin.
Kedacteui- und Herausgeber Dr. Alexander Skofltz. - Verlag von C. Gerold's Sohn.
C. Ueberreuter'sche Buchdruckerei (M. Salzer) in Wien.
Oesterreichische
Botanische Zeitschrift
Die österreichische y^-x Exemplare
botanische Zeitschrift V_/l'*P*clH die frei durch die I'OBtbc-
erscheint ^—5 zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redactioii
Man pranumerirt auf selbe '"'■ (rv. Uez., Mühlgns.ie Nr. i)
mit 8 fl. Ost. >V. p» • ■• I r« •■ ^^ pränumeriren.
(le Ä. Mark) RntrlillK Ulin RntAMlKPr Im Wege des
ganzjährig, oder mit DUlallllV UIIU DU LCtiilKCI . Buclihandels übernimmt
4 fl. Ost. ^Y. CS li. Mark) Pränumeration
halbjährig. — tt^ ^ GeroM's Sohn
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die ganze Petitzeile VS— K so^ie alle übrigen
15 Itr. Ost. W. *^— '««'• Buchhandlungen.
XXXYII. Jahrgang. WIEN. August 1887.
INHAIiT. Neue Pflanzenarten. Von Dr. Celakovsky. — Bcsa lecpolknsis. Von Bli^cki. — Pflanzen
aus Dalmatien. Von Bornmüller. — Hieracien. Von Schneider. — Zur Flora von Galizien.
Von Dr. Woloszczak. — Flora von Kord-Mähren. Von Dr. Formanek. — Autobiographie. Von
üechtritz. ^ Flora des Etna. Von Strobl. - Literaturberichte. — Corre.spondenz. Von Keller,
Rassmann. Blockt, Dichtl, Formanek, Richter, v. ßorbäs. — Personalnotizen. — Ver-
eine. Anstalten, Unternehmungen. — ■ Sammlungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserat.
Ueber einige neue orientalische Pflanzenarten.
Von Dr. L. Celakovsky.
I, Gattung Thymus L.
Thymus pulvinatus n. sp. Gaespitoso-pidvinafus, caudiculis
lignosis, crassis, decorticatis , prostratis, ramis novellis arcuafo-
ascendentihus, brevisshnis, dense foUatis, floriferis c. 3 — 4 cm. longis,
hirtis, axilUis inferiorihus fascicidiferis. Foliis anyustis, linearihus,
uninervis, marginibus usque ad nervum medium, validum albidum valde
revolutis, propterea subulatis. falciforTni-curvatis {c. 15 tum.
longis), glauco-viridibus, densissime velutino-pubescenti-
hus, pilis longis validis pectinato-ciliatis, crebre glanduUferis , glan-
didis parvis, guttifoy^mibus , incoloratis ; foliis floralibus (bracteis)
saepe rubentibus, basi latioribus ibidemque non revolutis, p enninerviis,
parte superiore lineari-subulato-revolutis , calyces valde superantibus.
Capitulis densis subglobosis ; floribus subsessilibus, bracteolis lineari-
subulatis suffultis, Calycis pauce hirsuti ad tnediiim bilabiati labio
superiore lato, apice Sdentato, dentibus ejus brevibus sidmlatis; den-
tibus labii inferioris labio superiori subaequalibus, subulatis, ciliatis.
Co'ollae purpureae tubo elongato, calyce sesquilongiore.
3fons Ida Troadis: in monte Capu-Dagh {leg. P. Sintenis:
Iter trojanum 1883, 12 Jidio ßorens, nomine „Thymtcs hirsutus
MB." determ. P. Ascherson.
Die Art sieht wohl habituell dem Th. hirsutus MB. ähnlich,
ist aber durchaus und bedeutend verschieden; denn unter Anderem
Oestcrr. I.otan. ZeltMlnitt. 8. Heft 1S8T 22
266
hat der TL hh\sutHs MB. (der mir vom Mons Tanriis von Kotschy
vorliegt) feinere, dünne, fast fädliche, nicht so polsterartige Stengel,
ganz anders behaarte, nämlich von kurzen und etwas längeren Haaren
nicht sehr dicht rauhhaarige, aber keineswegs so sammtartig behaarte
Blätter ohne bemerkbare Drüsen, viel lockerere Köpfe, gestielte Blü-
then. Ausserdem sind seine blüthenstützenden Blätter schmäler,
nur einfach einnervig wie die Steugelblätter, die Kelche kleiner,
deren Oberlippe kürzer ist als die Zähne der Unterlippe und bis
über die Mitte tief dreispaltig, die Corollen klein mit im Kelche
ganz eingeschlossener Röhre.
Wie man sieht, ist der Th. pulvinakts durch viele Merkmale
vom Th. hirsvtus zu imterscheiden ; ^seine sammtartige Behaarung
erinnert an den Thymus holoserieus Cel. {Th. striatus Boiss. p. p.)
von der Insel Cephalonia, der freilich sonst besonders in den Blättern
imd Deckblättern weit verschieden ist.
Thymus humillimus n. sp. Caespitoso-pulvinatus, caudicuUspro-
cumbentibus, folüs annorum prolapsorum longe conservatis densissimis
diu ohtectis, ramvUs novellis brevissimis {floriferis 1 — y/a '^^^^ longis),
dense foliatis; fasciculis axillaribus approximatis. Folia viridia,
linearia , obtusa, margine hullato-revoluta , brevia (c. 6 mm.
longa), pilis brevissimis hirtula et pilis longioribus ciliata, floralia
vix latiora, uninervia, calyces parmn superantia, glandulis {etiam,
sub lente) 7ninus conspicuis. Gapitula parva, pauciflora; floribus
subsessilibus. Calycis ad medium vel ultra bilabiati, rubentis, parce
hirsuti labium superius ad Vs '^^^ ultra 3-ßdum; dentes labii infe-
riores illo aequiloyigi, subulati, ciliati. Corollae purpureae tiibus vix
dentes calycinos super ans.
Mons Ida Troadis: in jugo {leg. P. Sintenis: Iter trojanum
1883 Julio, determ. Aschers, nom.: „Thymus hirsutus MB.
forma alpina''^.)
Auch dieser Thymus ist vom Th. hirsutus sicher mehr wie
als Form oder Varietät verschieden durch den dichten kurzzwei-
gigen, zwergigen Wuchs, die dicht beblätterten Stämmchen und Zweige,
durch die lang erhalten bleibenden, ganz anders behaarten Blätter,
die ungestielten Blüthen und eine ganz andere Kelchoberlippe. Ebenso-
wenig lässt er sich mit dem Th. pulvinatus vereinigen; er unterscheidet
sich sofort schon durch die grasgrüne (nicht graugrüne) Farbe der
durch die Umrollung wie aufgeblasen aussehenden Blätter, durch
die fast ebenso dicht sammtige aber gj-öbere Behaarung, auch da-
durch, dass von den vorjährigen Blättern die Haare abgefallen sind
und diese Blätter wie höckerig-punktirt (chagrinirt) erscheinen. Die
Blätter des Th. humillimus sind auch viel kürzer und stumpf, die
schmäleren Blüthendeckblätter haben nur einen hervortretenden,
mittleren Nerven, der Kelch ist ebenfalls abweichend und die Krone
weit kleiner und besonders auch kurzröhriger.
Thym,us sedoides n. sp. Decumbens; ramis veterioribus
lignosis, duris, decorticatis, 7'amulosis, ramidis sterilibus partim
eJongatis, hirtis, remote foliosis, apiee rosulatis, ramulis novellis
267
brevissimis imbricato-rosulatis, caidicuUs ßoriferis hrevissimis,
arcte imbricato -foliatis, in ramulis elongatis terminalibus et axll-
laribus, omnihus hrevissinie retrorsum hirtuUs. FoUa parva rigida,
ovalia, ohtusa, basi angustata et pilis rigidis cüiata, insuper saepüis
ad medium usque pilis brevibus ciliolata, superficie primo aspectu
glabra, sub lente jlutem brevissime papilloso-pilosiuscula, supra ifu-
punctata, subtus glandidoso-pundata, subtus nervis crassis ele-
vatis 5 — 7 margine arcuato-conjunctis marginata, quadri-
farie imbricata, snpra concava. Racemi brevissimi, capituliform.es,
pauciflori, floribus in aocillis foliorum ßoralium, caulinis confor-
mium, singulis breviter pedunculatis, bracteolis duabus setaceis
instructis. Calyces campanulati, nervosi, sparse puberuU, ad m,edimn
usque bilabiati, dentibiis labti superioris vioo ad Vs p<Ji'rtem fissi bre-
vibus, triangulurl-lanceolatis, asperuUs nee ciliatis, labii inferioris Ulis
aequilongis, brevissime ciliatis.
Mons Ida Trojanus: in nemor. montan. Szu-Szus-Dagh {leg.
Sintenis Julio 1883. ^^Thgm. SerpyUurn L. var. squarrosus JBoiss.^
determ.. Ascherson).
Eine im Habitus und in den Merkmalen ausgezeichnete Art.
Sie bildet ausgebreitete , holzige Stämmcheu mit verlängerten
Internodien, an denen theils sehr kurze, wenige mui. lange sterile
Blattrosetten und etwas längere (1 — 2 cm. lange) Blüthensprossen
zerstreut stehen. Dieselben bestehen aus ganz verkürzten Internodien,
daher die Blätter an ihnen dicht vierreihig dachziegelig gestellt
siud, so dass diese Rosetten und Stengelchen denen einer Crassulacee,
z. B. eines Sedum, etwas ähnlich sehen (daher der Name). Die Blät-
ter siud nur 2 — 3 mm. lang, dicklich, abstehend, die oberen stark
oberseits concav; auch ihre Nervatur ist ausgezeichnet, und würde
hiernach die Art zu den Marginaten Kerner's zu rechnen sein. Die
Corollen sind klein, mit eingeschlossener Röhre (an den vorliegen-
den Exemplaren weiss).
Ich gebe zu, dass der Thymus rigidus Schott et Kotschy Anal,
bot. III (vom Bulgar-Dagh in Cilicien, Kotschy! mir vorliegend),
der nach Boissier synonym ist mit Th. squarrosus Fisch, et Mey.
und mit Sipyleus Boiss. Diagn. L, mit obigem Th. sedoides näher
verwandt ist, doch ergeben sich beim Vergleiche ganz bedeutende
Verschiedenheiten.
Schon der Habitus des Th. rigidus ist ein anderer, da die aus
niedergestreckten Stämmchen aufsteigenden sterilen imd blühenden
Zweige verlängert, 8 — 10 cm. lang sind, ihre Steugelglieder durch-
wegs veilängcirt, daher die Blattpaare von einander entfernt und
durchaus nicht dachziegelig sind. Die Stengelblätter sind weit grösser,
bis 7 mm. lang, bogig zurückgekrümmt, länglich, zur Basis in einen
längeren, steifen, breiten Blattstiel verschmälert , die untersten viel
kleineren aber breit oval bis fast lundlich, sehr stumpf. Auf der
Blattoberscite finden sich ebenfalls, wiewohl weniger zahlreiche, Drüsen.
Die Bekleidung mit sehr kurzen papillenartigen Haarspitzen auf den
Blättern ist aber ebenfalls vorhanden, und ebenso ist die Nervatur
22*
268
ähnlich, nur sind die bogigen Seitenuerven zum Eande mehr ver-
dünnt, daher der durch ihr Aneinanderlegen entstehende Kandnerv
nicht so gleichmässig dick wie beim Th. sedoides. Die ebenfalls
kurzen, rundlichen Blüthenköpfchen sind viel reichblüthiger und aus
dreiblüthigen axillären Cymen (nicht aus einzelnen Achselblüthen
wie beim Th. sedoides) zusammengesetzt. Der Kelch ist rauhhaarig,
dessen Oberlippe bis zur Hälfte in drei lanzettliche, pfriemlich zuge-
spitzte, stachelspitzige Zähne gespalten, die Zähne der Unterlippe lang,
kämmig-gewimpert.
Dass hiernach die hier proponirte Art vom Th. rigidus oder
squarrosus deutlich und gut verschieden ist, kann keinem Zweifel
unterliegen. Ich hatte anfangs nur den Zweifel, ob nicht der Th.
squarrosus Fisch, et Mey. oder der Th. Sipyleus Boissier mit dem
Th. sedoides identisch ist, da Boissier bei seiner stark zusammen-
ziehenden Methode in der Synonymik nicht immer verlässlich ist.
Allein die Originalbeschreibungen der Autoren stimmen keineswegs
zum Th. sedoides, ^d^^^en vielmehr sehr gut auf den Kotschy' sehen
Th. rigidus, daher Boissier's Zusammenstellung der Synonyma in
diesem Falle gerechtfertigt erscheint.
Ungerechtfertigt ist aber die Zusammenziehung des Th. rigidus
als Varietät mit dem Thymus serpyllum, schon wegen der margi-
naten Blattnervation und der fast sitzenden Blüthen der orientali-
sche u Art.
Thymus Sinienisii n. sp. Radix et rhizoma crassum,
lignosum,, ramis elongatis temdbus, diffusis, procumbentihus {vel ar-
cuato-adscendentihus?), obsolete tetragonis, brevissime puherulis, sub
nodis hirtis. Folia spathulato- linear i-oblonga, ohtusa, ad basim,
cuneato-angustata, plaiia {non revoluta), crassiuscida , glanduloso-
punctata ; nervo medio subtus paullutn eminente, lateralibus conspicuis
nuUis, glabra, basi ad plus quaon tertiam^ parte^n ciliata et supra
saepe pilis rigidis rarissimis instructa; in axillis fasciculos foliorum
minorum sepius stipitatos foventia. Gymae in capitulum ovale con-
gestae, 4—6florae ; floribus pedicellatis. Calyx infram,edium bilabiatus,
extus hirsutus, labio superiore intus hirsuto, breviter Sdentato, den-
tihus ejus triangulari-lanceolatis ; dentibus labii inferioris labio superiori
aequilongis, subulatis, ciliatis.
In Chersoneso prope Maitos legit Sintenis 1883, 29./ 8., edit.
7iomine „ Th. heterotrichus Griseb. "
Dieser Thymus wurde von H. Sintenis, laut Datum im Herbst,
nach der Blüthezeit gesammelt, so dass mir nur die sterile Pflanze
und ein trockenes Steugelfragment mit der abgeblühten Inflorescenz
vorliegt, daher ich über die (bereits abgefallenen) Bracteen und die
Corolleu nichts aussagen kann. Nach der in Boissier's Fl. Orient,
herrschenden Anschauung und Darstellung würde er zu Th. serpyllum
t]. angustifolius Boiss. gehören. Aber dieses ist, wie schon Kerner
bemerkt hat, ein Gemenge verschiedener Formen (so ist z. B. Th.
argaeus Boiss et Bai., vom Mens Avgaeus in Cappadocien, leg.
Kotsrhy, gewiss eine eigenthümliche Art), und die vorliegende
269
Pflanze vom Chersonesos ist auch gewiss verschieden vom Th. angu-
stifoUm Pers, des mittleren Europa, der im Gebiete der Flora
Orieutalis schwerlich noch gefunden wird (s. auch Kerner's Sche-
dae I).
Der Th. heterotrichus Griseb. hat wohl einige Aehnlichkeit mit
der Pflanze von S inte nis, in der Consistenz der Blätter, auch in
der Bildung gestielter axillärer Blattbüschel, unterscheidet sich aber
offenbar durch den nicht derartig niederliegeuden Wuchs, weit grös-
sere zum Grunde länger gestielte .Blätter (diese in dem verlän-
gerten Haupttriebe bis 2 cm. lang, beim Th. SintenisH höchstens
1 cm.), die nur am Grunde gewimpert, oberseits stets kahl, unter-
seits, so wenigstens an den Haupttrieben, mit deutlichen Seitennerven
versehen sind. Ferner ist die Kelchröhre weiter und kürzer, die
Kelchoberlippe tiefer dreispaltig, innen kahl.
Obzwar ich nun den Th. SintenisH wegen mangelnder frischer
Blüthentraubeu nicht vollkommen kennen gelernt habe, so bin ich
doch selbst nach dem Vergleiche der vegetativen Theile überzeugt,
dass er nicht zum Th. heterotrichus Gris., als welcher er ausgege-
ben wurde, gehören kann, noch zu einer anderen der mir bekannten
oder sonst beschriebenen Arten. Denn auch der Th. lyarvifolius C.Koch
und Th. rariflorus C. Koch (bei Boissier Synonyma des Th. ser-
pyll. if\. angustifolius) sind, wenn die Beschreibungen (die ich aus
Wal pers kenne) exact sind, ebenfalls in mehreren Stücken ver-
schieden.
Als Thymus cimicinus Blume, der nach Ledebour bisher
nur bei Astrachan (Eichwald) angegeben, habe ich einen von Becker
bei Sarepta gesammelten und als Th. odoratissimus latifolius bezeich-
neten, aber vom Th. odoratissimus M B. („var. angustifolia''^ Becker)
weit verschiedenen, aus dem Herbarium horti Petropolitani stam-
menden Thymus bestimmt. Die Beschreibung des Th. cimicinus in
Ledeb. Fl. ross. passt ganz gut; noch sei hinzugefügt, dass die
Kelchoberlippe immer über dem Haarkranz durchaus dicht behaart
ist und die Blüthen sehr bald und stark herabgeschlagen erscheinen.
Nahe verwandt ist ihm (jedoch wohl verschieden) der Thymus dumu-
losua Boiss. n. sp. in Perouin's Plantes de Cilicie.
Rosa ieopoliensis n. sp.
Von Br. Blocki.
Diagnose: Strauch mittelgross bis gross, von dunkelgrüner
Farbe. Stacheln röthlich, derb, schwach sichelförmig gekrümmt, an
der Basis breit, an den Zweigen zu 3 — 4 unter jedem Blattstiel ge-
häuft, an den sterilen heurigen Trieben sehr dicht aufgetragen, un-
gleich. Blattstiele dicht behaart, mit wenigen kurzen Stachelchen
und zahlreichen kurzen Drüsen besetzt. Blättchen mittelgross,
270
zu 7, nur an den Blüthenzweigen zu 5, fast lederig, genähert, ober-
seits dunkelgrün, unterseits graugrün, elliptisch, kurz zugespitzt,
bis zur eiförmigen Basis gesägt; das Endblättchen mit schwach-
herzförmiger Basis; das unterste Blättchenpaar zweimal kleiner
als das nächstfolgende. Die Blätter beiderseits dicht anliegend be-
haart, unterseits zwischen den stark hervortretenden Nerven +
dicht mit sehr kurzen meist röthlichen Drüsen besetzt.
Sägezähne nach der Spitze der Blättchen hin an Grösse zunehmend,
ziemlich abstehend, kurz dreieckig spitz, davon viele mit einem kür-
zeren drüsig bespitzteu Zähuchen versehen. Nebenblättchen länglich,
unterseits an den Nerven und an den Eändern behaart, sonst kahl,
an den Rändern überdiess dicht drüsig, mit abstehenden, spitzen
Oehrchen. Nebenblättchen der blüthenständigen Blätter stets grösser
und breiter (bis 2 Cm. lang und 1 Cm. breit) mit vorgestreck-
ten, zugespitzten Oehrchen. ßlüthen einzeln, resp. zu dreien ge-
huschelt; Blüthenstiele 1 Cm. lang, kürzer als die sie stützenden
Deckblättchen, dicht unter der Frucht mit 2—5 ziemlich kurz-
gestielten Drüsen besetzt. Receptakeln kugeligeiförmig, nach
oben etwas verschmälert, ganz kahl. Kelchzipfel fiederspaltig,
mit langem und schmalem, linealkeulenförmigem Endlappen ver-
sehen, unterseits mit kurzen röthlichen Drüsen dicht be-
kleidet, nach der Anthese ausgebreitet, dann aufgerichtet,
bis zur Fruchtreife bleibend. Blumeukrone mittelgross, dunkel-
rosenroth. Griffelköpfchen gross, erhaben, dicht behaart. Schein-
frucht gross, eiku gelig, 2mal länger als ihr Stiel, duukelroth.
Standort: In der Umgebung von Lemberg an folgenden
Standorten: Am „kleinen Sandberg", zwischen Zniesienie und dem
„Kaiserwäldchen" und endlich in HoJosko au zwei Stellen. Sonst nur
in Bilcze in Südostgalizien von mir beobachtet.
Bemerkungen: Von der systematisch uächstverwandteu R.
frutetorimi Bess. (in „Enum. pl. Volh. etc.") und Bor b äs (Monogr.
rosar. pag. 450) unterscheidet sich M. leopoUensls m. sehr erheblich
durch die drüsige Behaarung, welche am Rücken der Kelchzipfel,
sowie auf der Unterseite der Laubblättchen + dicht aufgetragen ist^).
Getrocknete, ganz instructive Exemplare dieser ausgezeichneten Art
von Zniesienie (von Dr. Woioszczak in meiner Gesellschaft gesam-
melt) haben Herrn H. Braun vorgelegen gelegentlich der Bearbei-
tung dessen „Rosae agri leopoliensis a Dr. Woloszczak lec-
tae" (in Spraw. kom. fizyogr. Krak. 1886), und ich kann daher
nicht umhin, meiner gar grossen Verwunderung Ausdruck zu geben,
dass Braun bei der Prüfung der genannten Exemplare subfoliare
Drüsen an denselben nicht bemerkt hat, wiewohl dieselben auf allen
Blättern sehr reichlich aufgetragen sind, ja Dr. Woloszczak Herrn
') An den Bilczeer Exemplaren der B. leopol., an deren Laubblättchen
Borbäs die eben gedachten Drüsen mit dem Objectiv Nr. 4 des Hartnack'schen
Mikroskopes nicht bemerkt zn haben behauptet, sehe ich dieselben mit ge-
wöhnlicher Loupe, selbst an getrockneten Exemplaren, ganz genau.
271
Brauu auf dieselben £?auz ausdrücklich aufiueiksam maclite. Trotz
alledem gedenkt H. Braun in der Dia'^nose dieser ßoso niclit nait
einem Worte der subfoliaren Drüsen und zieht ganz einfach meine
„Ä. leopolitana^ als Synouj^m zu B. frutetorum Bess., welch letz-
tere Art — nebenbei gesagt — im Hinblick auf den Umstand, dass
Besser bei der Vertheilung seiner Rosenarten nichts weniger als scru-
pulös vorgegangen ist, und speciell unter dem Namen R. frutetorum
allerlei diverse Arten vertheilte (vide Borbäs 1. c.) — lediglich
einen mythisch-historischen Werth besitzt. — Bei dieser Gelegenheit
erachte ich für meine Pflicht, im Interesse der polnischen Floristen
imd meiner heimatlichen Flora meiner tiefbegrüudeten Ueberzeugung
entschieden Ausdruck zu geben, wonach Braun's obgenannte, die
Lemberger ßosen betreffende Abhandlung, wiewohl dieselbe, ober-
flächlich betrachtet, imponirend sich präsentirt — im Grunde ge-
nommen nur sehr problematischen wissenschaftlichen Werth besitzt
und in viel höherem Grade für die galizische lihodologie verhäug-
uissvoll zu werden im Stande ist, als es das bekannte, auch in der
besten und schönsten Absicht verfasste Werk A. Knapp's betreffs
der Hieracien wurde. Dass dem so ist, muss jeder Unvoreinge-
nommene einsehen, wenn er den Umstand in Betracht zieht, dass
H.Braun bei der Verfassung obgenannter Abhandlung — darin dem
Schweizer Ehodologen Christ folgend — den ganz und gar phan-
tastischen Standpunkt vertrat, dass die nach meiner tief begründeten
Ueberzeugung trotz Haeckel, Huxley, Seidel u. A, nichts weniger
als wissenschaftlich begründete Descendenztheoiie eine über jeden
Zweifel erhabene Wahrheit ist, in Folge dessen H. Braun, nicht
beachtend, dass es „nicht die Aufgabe der Wissenschaft ist. Gründe
für anziehende Theorien aufzusuchen, sondern die Natur so vorzu-
stellen, wie sie wirklich ist", in Folge dessen also H. Brauu sehr
zahlreiche, diverse, wiewohl systematisch ziemlich verwandte Ar-
ten der Lemberger Kosenflora per fas et nefas in den Bereich
einer einzigen Generalspecies (Sammelspecies) zieht, eine künst-
liche, zu keiner der hineingezogenen Arten genau passende Diagnose
dieser Generalspecies verfertigt und nachher einzelne, zu dieser künst-
lichen Species gehörige Arten (nach Braun's Auflassung lauter Sub-
species, Varietates, Subvarietates resp. Formae) kaum mit
einigen Worten würdigt, so dass es nicht einmal dem Autor selbst
gelingen würde — und ich bin dessen sicher — ohne Hilfe der bei
der Verfassung der Diagnosen vorgelegenen Oiiginalexemplare sich
in diesem descendenztheoretischeu Chaos zurechtzufinden. Uebrigens
darf man bei der Benützung der genannten Braun'scheu Abhand-
lung den Umstand nicht aussei' Acht lassen, dass die Verlässlich-
keit Braun's in Betrefl" seiner Diagnosen zu Folge der Aflaire „7^.
leopoUensis'-'- für jeden Uubofangeneu ziemlich viel zu wünschen übrig
lassen muss.
Lemberg, am 12. Juli 1887.
272
Fünf Pflanzen aus Dalmatien,
z. T. neu für die Flora der österr.-ung. Monarchie.
Von J, Bornmüller.
Nicht allein die zerklüfteten Felsengebirge der Bocche di Cat-
taro Süddalmatiens und die anderen montenegrinischen Greuzgebirge
weisen, wie die neueren botanischen Forschungen in jenen doch
ziemlich bekannten Gegenden immer wieder zeigen, noch eine ganze
Keihe hervorragender Novitäten auf, sondern auch die niederen
Strandgebiete in nächster Nähe der Städte und Ortschaften verloh-
nen noch, sorgfältig durchforscht zu werden, da Beispiele von geradezu
überraschenden Neuheiten aus jenen Districten durchaus nicht zu
den Seltenheiten gehören. — Mag das wildzerrissene akrokerannische
Gebirgsland, die botanisch fast gänzlich unbekannte Albania, welcher
das Meer vom jungfräulichen Boden doch mitunter ein Samenkorn
hinweggespült und einem wirthlichereu Gestade zuführt, die Heimat
dieser fremdartigen Gäste sein, deren Erscheinen uns in Staunen
setzt, sollen wir den Winden und Vögeln die Einschleppung neuer
Samen aus jener zackigen Terra incognita, die sich dem Besucher
der montenegrinischen Lovcenspitze in so grossartiger Weise, in
einer ununterbrochenen Eeihe schneeflimmernder Alpenketten präsen-
tirt, zuschreiben, oder mag in der That die Durchforschung Süd-
dalmatiens noch so oberflächlich sein, dass eine Pflanze von auffallender
Schönheit, so eigenartiger Gestalt, eine fusshohe schwarzpurpurne
Lysimachia, dem Auge eines Visiani und sonst jenen hervorragen-
den Botanikern, welche einst das elende Städtchen Budua mit ihrem
Besuche beehrten, entgehen konnte; kurzum, als mir ein ungeahntes
Cholera mandat die Weiterreise nach dem Süden versagte, und ich
bei meinem unfreiwilligen Aufenthalt in Budua den ersten Ausflug
mit Büchse und Spaten unternahm, war ich nicht wenig überrascht,
als ich eine Viertelstunde südlich von der Stadt, halb auf felsigem
Grund, halb im Meeressaad, inmitten zahlloser Siderltis romana L.
und Siderltis purpurea Vis., gerade auf der classischen Stätte der
seltenen Mattliiola glandidosa Vis. (Elor. dalm. III. pag. 124) in
grossen Mengen eine stattliche purpurfarbige Pflanze anzutreffen,
die in der Tracht eines kleinen Verbascum mir völlig fremd war,
die ich in ihrem sonderlichen Aussehen keiner Familie einzureihen
wusste.
Lysimachia Linum steUatum in nächster Nähe hätte mir die
Zusammengehörigkeit, dieselbe Centralplacenta der unverkennbaren
Primulaceenkapsel sofort verrathen müssen, aber der abnorme Blü-
thenstand und im Besonderen der Umstand, dass diese Pflanze
Visiani nicht in seiner Flora aufgenommen und ihm folglich un-
bekannt geblieben sein sollte, liess mir den Gedanken nicht auf-
kommen, dass es sich um eine griechisch-orientalische Pflanze handle,
nämlich um Lysi»iaohia atropurparea L. sp. 209 {Ptdladia utropur-
273
purea Seh. Sp. III 423) die sonst nur noch iu Thraciou und Mace-
donieu beobachtet worden ist.
Es ist diess somit ein interessanter Fund, ein sehr Aveit nord-
westwärts vorgerückter Standort, der wohl quer durch Albanien mit
dem macedouischen Verbreitungsgebiet in Verbindung steht, da diese
Li/siinachia an der Westküste der Balkanhalbinsel nur im äussersten
Süden anzutreffen ist.
Auf einer einfacheren Weise mag sich
2. Trifolium physodes Stev. {Gupanix Tin.) in die dalmati-
nische Flora eingeschlichen haben. Sie befindet sich unweit der
Laudungsstelle von Cattaro in dem Gestein eines trockenen Fluss-
bettes, ihre Heimat erstreckt sich über das südliche Griechenland
und Sicilieu, und ist jedenfalls — nach dem Standort zu schliessen
— mit Waare eingeführt worden.
3. Cerinthe auricidata Ten. wächst in Gemeinschaft mit Tri-
folium plu/sodes Stev., unweit des Meeres bei Cattaro; sie stammt
aus dem Innern des Landes, ist wenigstens jenseits der Grenze auf
montenegrinischem Gebiet häufig an Wegen und Culturstätten anzu-
treffen, beispielsweise am Wege nach Cettinje, im Dorf Njegusch, aa
den ersten Häusern vor Cettinje und an Feldern bei Cettinje. —
Sie wächst bei Cattaro gesellig mit Smi/rnium perfoUatum Mill., Me-
landrium diuar icatum 'Rchh. fil. , Trifolium nigrescens Vis., Tr.
dalmaticum Vis., Tr. tomentoswmL., Tr. resupinatum L., Tr. repens,
Tr. Molinieri Balb., Tr. pratense L. u. a. m.
4. Fumaria anatolica Boiss. ist in der Flora Ragusas an
schattigeu Weiubergsmauern nicht selten. Bereits aus Istrien bekannt,
war diese griechisch-orientalische Pflanze in Dalmatien zu erwarten
gewesen. Wie sie in Südfrankroich Einkehr gefunden hat, mag sie
auch hier eingeschleppt worden sein, wie ja auch ihr Vorkommen
im Banat vom Hauptverbreituugsgebiet sehr isolirt ist, — Ich be-
merke nebenbei, dass Fumaria anatolica Boiss. in warmen Lagen
sich sehr leicht einbürgert und leicht zu einem lästigen Unkraut
werden kann; so z, B. hier im botan. Garten iu Belgrad, wo sie im
letzten Jahre nur ganz vereinzelt auftrat, bereits aber anfängt, un-
ausrottl)ar zu werden. Fumaria agraria Lag. vermag nicht gegen
sie aufzukommen und ist bei Parallelcultur , wenn das Beet nicht
frühzeitig von der benachbarten Fumaria anatolica gereinigt wird,
nicht durchzubringen.
5. Erwähne ich noch: Palleais spinosa Cass. ß. pallida m. no\.
var., die nur eine Farbenvarietät der typischen sattgelben P. spinosa
Cass. ist, in ähnlichem Verhältniss wie Anthemis tinctoria zu A.
pallida DC. oder Adonis aestiualis L. zu Adonis citrina Hofm. Die
Blüthen dieser Varietät sind strohgelb, sie wächst gemeinschaftlich
mit dem Typus zusammen, zahlreich an sonnigen Abhängen bei
Spalato am Wege nach S. Stefano, woselbst sich stellenweise die
dunkelfarbige Species ausschliesst.
Belgrad (kgl. botan. Garten) im Mai 1887.
274
Mittheilungen über die Hieracien des Riesengebirges.
Von Gustav Schneider,
Bergverwalter in Schraieiieberg im Riesengebirge.'J
(Fortsetzung.)
y, spathidlfolmm mihi non Vukot. Da die ältere Bezoichuimg
nur einem Piloselloicl (subsp. 2 des H. rubricatam Naeg. Peter) aus
Croatieu zukommt, nehme ich keinen Anstand, dieselbe für mein
Archieracium beizubehalten.
Stengel 12 — 18 Cm. hoch, hin- \md hergebogen, einköpfig, 2 bis
4blätterig, massig (ziemlich gleichmässig am Ober- und Üntertheil)
kurzhaarig mit hellen in den oberen '/j des Stengels schwarzfüssigen
Haaren; im unteren Drittel fehlen die schwarzen Zwiebelborsten,
oberwärts sind schwarze Borsten- und feine Drüsenhaare eingemengt.
Ganz oben ist der Stengel reichflockig bis fast filzig bekleidet; die
Flockenbekleidung nimmt gegen die Stengelmitte ab und verschwin-
det gegen die Stengelbasis fast ganz. Blätter grasgrün, ziem-
lich weich, beiderseits ziemlich reichlich kurzhaarig, am Rande
gewimpert. Grrundblätter zur Blüthezeit in der primären Eo-
sette wenige (gewöhnlich zwei) noch grün, zuweilen in Nebenro-
setten auch mehrere vorhanden; breit-spatelförmig, in einen breit-
gefiügelten, massig langen Blattstiel verschmälert oder eilauzettlich
mit schmal geflügeltem Blattstiel, gezähuelt (oft sehr undeutlich) mu-
cronat, meist faltspitzig, circa 6 Cm. lang. Untere Steugelblätter
meist länger als die Q-rundblätter (7—8 Cm.) spatelig-lanzett-
lich, nach unten wenig verschmälert, sitzend, mit deutlich hervortre-
tendem weisslichen Mitteluerv; unregelmässig gezähuelt oder gezähnt,
zuweilen mit einzelnen, sehr grossen Zähneu; zugespitzt, faltspitzig;
oberste Steugelblätter viel kleiner, lanzettlich; ganzraudig, gezähuelt
oder gezähnt, zugespitzt, sitzend. Bei den stylosen Formen sind die
Blätter ganzraudig oder nur sehr undeutlich gezähuelt. Kopfhüllen
15 Mm. lang, + kreiseiförmig; Hüllschuppen wenigreihig,
sämmtliche gleichfarbig schwärzlich, breitlich, stumpflich, dicht
zottig von kurzen, graulich weissen Haaren. Zuugeublüthen etwa
10 Mm. über dieHüllschuppen hervorragend, mitkurzeu, feineu,
weissen Seidenhaaren auf den Flächen und am Rande sehr spärlich, an
denZähneu reichlicher behaart. Blüthenfarbe goldgelb, Griffel dunkel.
Aus den Ostsudeteu nicht bekannt, in den Westsudeten nicht
häufig, zuweilen truppweise beisammen wachsend, z. B. am Nord-
fiisse der Braudkoppe des Bruunenberges. In der hohen Tatra sam-
melte ich diese Varietät im Felkerthale. Im Herbar üllepitsch
liegen drei als H. alpinuniL. von Aurel Scherfei im Kohlbachthale
gesammelte und bestimmte Pflanzen vor, von denen die eine zu var.
pathidifolimn m., die zweite zu H. alpinum var. ß. melanocephalimi
Tausch, die dritte zu H. alpicola Schleich, ß. chodopecum Griseb. gehört.
*) Jetzt in Cuunersdorf bei Hirscliberg in Pr.-Scbksien,
275
Letztere Pflanze ist zweiköpfig und liegt iu demselben Heibare
noch in sechs eiuköpfigeu Exemplaren aus dem Felkerthale vor, von
A. Scherfei als H. glandidosiou u. sp., von Blocki als H. Ulle-
pltüchä n. sp. neu benannt! Wo soll das hinaus, wenn Jeder den
ihm unbekannten, aber von anderen Autoren längst unterschiedenen
und benannten Formen, die selbst die allerneuesten Monographen
anerkannt haben, neue Namen beizulegen berechtigt zu sein glaubt?!
Die Tatraform des H. alpkola Schleicher gehört zu der vonGrise-
bach bereits 1852 als rlwdopeum beschriebenen Form des ßhodope-
gebirges und steht dem H. petraeum Friv. aus dem Balkan am
nächsten, welches Naegeli und Peter unter sorgfältigster Angabe
der diagnostiscben Unterschiede (Monographie der Piloselloiden pg.283)
als Subspecies ebenfalls zu H. alpicola Schi, ziehen. Streng genom-
men gehört vorstellende Bemerkung nicht in eine Abhandlung über
westsudetische Hieracien; indessen glaube ich, dass der gewissenhafte
Schriftsteller keine Gelegenheit vorübergehen lassen darf, die sich
gerade darbietet, um dem Treiben dieser Wiedertäufer unter den
Botanikern entgegenzutreten.
Die Beblätterung des II. polymorphum v. spatlndifolium erinnert
einerseits an H. pedunculare Tsch., wesshalb es von ungeübten Beob-
achtern als solches ausgegeben worden ist, andererseits an II calen-
duUflorum Backh. und wurde desshalb auch wohl von Sammlern,
welche nur auf die Beblätterung, nicht aber auf den Gesammthabitus
einer Pflanze zu achten gewohnt sind, iür eine Uebergangsform zu
diesem gehalten. Man vergleiche den Schlusssatz meiner vorjährigen
Mittheiluugen.
8. var. Uechtrltzianioa mihi als Species (vergl. diese Zeitschr.
1886 pg. 23). ')
Diese durch rundliche, stumpfe Gruudblätter und eigen-
thümlich gestellte Stengelblätter, sowie schaftartigen, meist
steif aufrechten Stengel auffällige, im Kiesengebirge seltene, aus
anderen Gebirgen noch nicht bekannte Form habe ich im Jahre 1886
weiter zu beobachten Gelegenheit gehabt; ziemlich zahlieich auch iu
einer niedrigen, weniger robusten Gestalt. Der Form der Kopfhüllen
und HüUschuppeu wegen habe ich sie seit dem Herbste 1886 als
Varietät des H. polymorphum ausgegeben; denn wenn ich das
Ueclitrltzianum, der abweichenden Beblätterung wegen als Species
beibehalten wollte, müsste diess mit var. spathidifollum ebenfalls
geschehen, welches noch dazu am häufigsten mit kreiseiförmigen
Köpfen vorkommt, während die halbkugelige Form der Köpfe bei
H. polymorphum als Regel gilt. Ich möchte mir nicht gern einen
bekannten östlichen Schriftsteller zum Muster nehmen, der aus einer
systematisch mittelmässigen Varietät drei Species macht, wie es
scheint, nur um ihnen patriotische, oft schon längst von andern ver-
brauchte Namen geben zu können, dabei aber mit der Publikation
') Die Phrase: „i'olia subcoriacea" in der citirten Diagiiuso bitte, als nur
auf die robusten Formen passend, zu streichen.
27Ö
der zu seinen Novitäten gehörigen Beschreibungen und seiner „sub-
jectiven, tief begründeten Auffassung des Speciesbegriffes" ausseror-
dentlich zurückhaltend ist.
Bei allen, vorstehend sub a. bis 6. genannten Varietäten kom-
men stylose Formen vor, welche in der Regel weichblättriger, dichter
und länger behaart sind als die normalen und häufig nicht mit Sicher-
heit in die betreffenden üuterabtheilungen eingereiht werden können,
wie diess schon bei Besprechung der stylosen Formen bei H. alpinum
erwähnt wurde.
3. Gruppe. Alpina malitiosa mihi. ^)
Stengel aufrecht oder aufsteigend, oft hin- und hergebogen, zu-
weilen selbst wellenförmig geschlängelt, mehr oder weniger längsge-
streift, ein- bis vielköpfig, ein- bis vielblättrig, selten blattlos, kurz-
haarig, nach unten oft verkahlend; am Obertheile dichtfilzig
bis zerstreut sternhaarig; Sternbaare gegen die Basis sehr vermindert,
ganz unten fast 0. Drüsenbekleidung des Stengels oben + dicht oder
zerstreut, abwärts bald verschwindend. Die Kopfstiele der Neben-
köpfe entspringen häufig nicht aus einer Blattachsel, in
der Regel ist aber die Insertionsstelle durch eine Bractee gestützt.
Blätter grasgrün bis graugrün, selten etwas glaucescirend oder
giauk, beiderseits + behaart, meist etwas derb. Grundblätter zur
Blüthezeit sowohl in der primären Rosette, wie auch in Neben-
rosetten + zahlreich, oft sehr zahlreich vorhanden, ei- bis länglich-
spateiförmig bis längiich-lanzettlich, meist in den langen, die eigent-
liche Blattplatte oft um das anderthalbfache an Länge übertreffenden
ziemlich schmal geflügelten Blattstiel ganz allmälig ver-
schmälert, ganzrandig oder (selbst tief-) gezähnt; die Zähne oft mit
einer Stieldrüse besetzt, entweder stumpf, häufig mucrouat, oder —
die lanzettlichen — in eine lange, feine Spitze vorgezogen.
Stengelblätter lanzettlich bis lineallanzettlich oder lineal, gezähnt
oder ganzrandig, meist mit lang vorgezogener Spitze; am Ober-
theile des Stengels zuweilen eins oder einige durch schmallineale
Bracteen vertreten. KopfhüUeu kurz und meist ziemlich dicht zottig
behaart mit + eiugemengteu feinen Drüsenhaaren oder drüsenlos.
Hüllschuppen schmal mit lang vorgezogener Spitze, mit
Ausnahme der äussersten, etwas kürzeren und stumpflicheren Reihe,
gleichgestaltet, vielreihig, dunkel bis schwarz. Ligularsaum
fast kahl, die Zähnchen mit kurzen, dicklichen, weissen Haaren +
gewimpert.
5. H, eximium Backh. = H". alpinwm 4. S. sudeiicum WGr.
Diese Pflanze ist ebenso, wie das verwandte decipiens Tausch
bisher von den schlesischen Floristen am unzutreffendsten behandelt
worden und auch die neueren Floren des Sudetengebietes (ich meine
') Diesen Namen gab ich der in Eede stehenden Gruppe mit Eücksicht
auf den Umstand, dass die beiden hieher gehörigen Species grosse und tüchtige
Systematiker, wie Grisebach, Uechtritz, Oborny und selbst Dr. A.Peter
aufs Glatteis geführt haben.
277
die Flora von Schlesien von Fiek und die Oboruy'sche Flora, denn
die neueste sudetische Flora vom Volksschullehrer W. Winkler ist
in Beziehung auf das p:euus Hieracium einer kritischen Besprechung
nicht würdig) sind über die Schwierigkeiten, welche in der Deu-
tung dieser tückischen Formen liegen, nicht sehr glücklich hin-
weggekommen. Hat doch selbst üechtritz noch im Jahre 1870
zwei Individuen seiner später aufgestellten Varietät chrysostylum des
H. eximmm im Herbar Fiek als H. decipiens Tausch, forma loncfi-
folia, bestimmt; andere Autoreu bestimmten und bestimmen zum
Theil noch eine kurzgestielte, breitblättrige Form des //, exhnium
gemdnum, welche am Glatzer Schneeberge vorkommt, als //. nigre-
scens Willd, In der Flora von Schlesien hat Fiek das H. e,vimlum
als Varietät des H. alpimnn dargestellt und wie schon weiter oben
bemerkt wurde (auf Veranlassung von Üechtritz) das total ver-
schiedene H. calenduliflorum desselben Autors damit vereiuiot, worin
ihm auch Oborny gefolgt ist. (Alle früheren Autoren hielten diese
beiden Species auseinander.) Diese unrichtigen Auffassungen scheinen
durch die ünkenntniss der Backhouse'schen Originaldiagnose ent-
standen zu sein, denn was Fries in der Epicr. Hierac. pg. 43 und
Babington im Manual of British Botany, 7. Auflage, 1874, pg. 212,
über diese beiden Pflanzen schreiben, ist einestheils unzureichend
anderntheils nicht immer zutreffend. Leider habe ich mir die Back-
house'schen Originaldiagnosen ebenfalls nicht verschaffen können
(auch üechtritz besass dieselben nicht), doch hatte Letzterer von
ISackhouse selbst bestimmte Pflanzen aus Schottland erhalten, so
dass wir wenigstens wissen, welche Hieracien Backhouse unter der
Benennung eximium und calenduliflorum verstanden hat. Unzutreffend
sind bei Fries (1. c.) die Angaben bei H. eximium: luvolucra basi
truucata, bei H. calenduliflorum'. luvolucra basi rotundata.
Gestutzte Kopfhüllen kommen, wenigstens bei den Sudeten-
pflanzeU;, gerade bei H. eximium genuimtm \mü chi^sostylum selten,
dagegen bei H. calenduliflorum häufiger, bei beiden aber aus-
nahmsweise — nicht als Kegel — vor. Auch Babington sagt:
involucre truncate sowohl bei H. eximium, wie bei calenduliflorum.
Die Hüllschuppen beschreibt Bab. bei H. eximium: phyllaries (i. e.
squamae involucri) many linear-attenuate, outer phyll. small lax;
bei H. calenduliflorum: phyllaries many linear-attenuate, outer phyll.
lax, was bei calenduliflorum mit den Originalpflanzen aus Schottland
ebenso wenig übereinstimmt, wie mit den sudetischen. Ich beschreibe
daher das H. eximium nach meinen eigenen Beobachtungen wie folßt:
Stengel aufrecht, etwas hin- und hergebogen, stielrund, zuweilen
hohl, + deutlich längsstreifig, einfach oder ästig, verschieden
dicht behaart bis fast kahl; oberhalb mit Drüsenhaaren, Borsten und
Sternflocken + dicht bekleidet, welche nach abwärts vermindert, an
der unteren Stengelpartie aber sehr zerstreut auftreten oder ganz
fehlen. Grundblätter zur Blüthezeit + zahlreich vorhanden, + behaart
bis fast kahl. Stengelblätter lanzettlich, in eine lange Spitze
vorgezogen, nach oben in der Regel in schmallineale Brac-
278
teen übergeheud. Kopfhüllen dick cylindrisch oder halbku-
gelig mit abgerundeter oder gestutzter Basis, gross oder mit-
telgross (bis 20 Mm. und darüber lang), kurz und dicht behaart,
drüsenlos; Hüllschuppen ziemlich schmal, mit Ausnahme der
äusseren Eeihe in eine lange, feine Spitze vorgezogen, dunkel
bis fast schwarz. Zungenblüthen auf den Flächen und am Rande
spärlich, an den Zähnchen reichlicher behaart. Blüthenfarbe tiefgelb,
beim Trocknen meist mit einem Stiche ins röthliche, bis fast orange.
Blüthezeit beginnt gegen Mitte Juli.
Ich unterscheide innerhalb der Species exhninm Backh. folgende
Formen, deren Diagnosen ich später veröffentlichen werde:
a) var. genuinum m. umfasst die dunkelgrifflichen, massig be-
haarten Gestalten der Ostsudeten in folgenden Formen:
ß. typicum. Die hohen schmalblättrigen Formen mit langgestielten
Blättern;
ß. pseudonigrescens mihi = H. nigrescens Aut, plur. non Willd.
Niedrigere, breitblättrige Formen mit kurzgestielten Blättern,
welche ich bisher nur vom Glatzer Schneeberge, als H. nigre-
scens Willd, falsch bestimmt, gesehen habe.
h) var. chrystostylmn Uechtr. Hiezu gehören die gelbgriffligen,
stärker bekleideten Gestalten der Ostsudeten in folgenden Formen:
«. normale. Hohe, gross- und vielköpfige Formen mit vorherrschend
gezähnten und langgestielten Blättern;
ß. tenellum Backh. Niedrige, einköpfige Formen mit vorherrschend
gauzrandigen, meist kurzgestielten Blättern.
Mit letztgenannter Form dürfte das H. cochleare Huter aus
Tirol zu vergleichen sein; leider liegen mir von demselben nur vier
Individuen vor.
(Fortsetzung folgt.)
Zur Flora von Galizien.
Von Dr. Eustachi Woloszczak.
Eine der interessantesten Localitäten des Janower Waldes bei
Lemberg, nämlich die Umgebung von Jaryna, ist schon seit längerer
Zeit ziemlich gut bekannt, weniger die von derselben entfernteren. Eine
botanische Fusstour auf den die Hauptstrasse des Janower Waldes
kreuzenden Wegen in der Richtung von Süd nach Nord schien mir
daher angezeigt. Ich verliess die Bahn in Kamienobrod bei Grodek,
gelangte über Dobrostany, Karczmary und Starzyska bis Majdan und
kehrte über Leluchowka, Jauöw, Zalesie und R. Rzesna nach Lem-
berg zurück. Ich will hier nur nennenswerthe Pflanzenfunde an-
führen.
Aus Dobrostany Scrophidaria ScopolU, aus dem an Karczmary
grenzenden Theile des Janower Waldes: Orehis coriophora, Hiera-
279
cmni Bcmhini, Auricula X Bauhini, Bauhini X Pilosella, Pilosella,
Auricnla, polotücum und Auricula y^iyolomcum, Si/mphi/hmi tubero-
sum, Salix silesiaca und Aconitum septcntrionale (uoii moldavicum),
welches hier in zahlreichereü Individuen auftritt, während es bei Ja-
ryna selbst spärlich ist.
Nördlich von Jaryna in der Richtung gegen Majdan sah ich
Salix silesiaca an mehreren Stelleu und glaube, dass sie auch weiter
nach Norden vordringt, ferner S. aurita X silesiaca, Ribes rubrum,
Iris sibirica und bohemica, Aquilegia vulgaris, Giadiolus imbricatus,
Hieracium Bauhini, polonicum, vulgatum und umhellatwn, Viola
montana und Centaurea. austriaca. Manches, was bei Jaryna vor-
kommt, mochte, weil im Juni, als ich die Tour machte, noch nicht
hinreichend entwickelt, von mir übersehen worden sein; Cineraria
aurantiaca und Scorzoncra purpurea, die auch bei Jaryna seiteuer
sind, ebenso Salix livida wurden jedoch hier vermisst.
Aus Majdan nenne ich das Geum aleppicum, und von dem in
der Nähe mitten im Walde befindlichen sandigkalkigen Fels Stolowy
kamieii (Tischstein) den verkannten Cotoneaster orientalis. Sell)st
ohne Blütheu und Frucht lässt er sich von C vulgaris und tomen-
tosa unterscheiden. Im Habitus ähnelt er dem C. vulgaris, in Form
und Behaarung der Blätter dem 0. tomcntosa, dessen Habitus in
Folge der durch die Inflorescenz bedingten Art der Verzweigung au
Mespilus germanica erinnert. Von dem einige Schritte vom Tisch-
stein entfernten Fels nenne ich, weil das Uebrige bekannt, blos die
Carex pediformis, welche hier bei weitem üppiger wird, als an dem
von mir zuerst entdeckten sandigen Standorte beim israelitischen
Friedhofe in Lemberg.
Aus Zalesie erwähne ich: Festuca psammophila Hack., Saxi-
fraga tridactylites, Hieracium Auricida X Pilosella und Mosa mi-
cans, letztere drei auf einem Kalkhügel, Struthiopteris germanica
am Fusse desselben; am R. Rzesna Rumex aquaticus uud Hottonia
palustris.
Bei dieser Gelegenheit will ich auch der Carex Buehii ge-
denken, welche meines Wissens in Galizien noch nicht gefunden
Avurde. Sie wächst auf Wiesen zwischen S. Wisznia und Rodatycze
in der Nähe von Equisetum variegatum und Iris bohemica, die hier
auf kalkigfelsigen Stellen auftiitt.
Schliesslich muss ich einige Worte hier anfügen mit Rücksicht
auf den in der vorigen Nummer dieser Zeitschrift erschienenen Ar-
tikel des Herrn Braun, in welchem derselbe behauptet, dass meine
ins Gefecht geführten Exemplare der Rosa leopoUensis mit der
Sache, d. h. mit dem Streite über die R. leopoUensis eigentlich
gar nichts zu thun haben. Vor Allem will ich bemerken, dass ich
in meinem diessbezüglichen Aufsatze an kein Gefecht gedacht habe;
ich wollte weder Herrn Blocki vertheidigen, noch Herrn Braun's
\'erdieuste um die Rosenkunde schmälern, sondern nur im Interesse
der Wahrheit reden. Nachdem Herr Blocki irrthümlich auch nicht
drüsigblätterige Rosenstücke als seine Rosa leopoUensis ausgegeben
280
hatte, wie ich es nach der Erklärung des Herrn Prof, Dr. Borbäs
glauben muss, konnte man streng genommen nur über bestimmte
Eosenexemplare streiten, indem thatsächlich, weil nicht beschrieben
— keine R. leopoliensis existirte. Wenn aber Herr Braun die R.
leopoUensis in seiner Arbeit über meine Eosen als Synonym bei
seiner Varietät der R. frutetorum aufgeführt hat, wurden gerade
meine Exemplare Nr. 5 und 44 zu Originalen der R. leopoliensis
Bt. gestempelt, und musste ich schliesslich beim bekannten Streite
mitreden.
Lemberg, 4. Juli 1887.
Beitrag zur Flora des nördlichen Mährens und des
Hochgesenkes.
Von Dr. Ed. Formänek,
k. k. Professor am böhmischen Gymnasium in Brunn.
(Fortsetzung.)
Carex pauciflora Ligthf. Keilig, Kl. und Gr. Seeberg.
— muricata L. D.-Liebau, Bautsch, Wigstadtl, Odrau.
— leporina L. D.-Liebau, Petersdorf, Rabeuseifen, Gr.-Ullersdorf,
Buchelsdorf, Neiidorf, Beckengrund, D. -Märzdorf, Wüst-Seibers-
dorf, Nikles, Blaschke, Kl.-Mohrau, Wermsdorf, Kleppel, Keilig,
Bärenkamm; Leitenberg, Altvater etc. (v. Niessl)!, Dämm-
baude, Gr. Hirschkamm, Schieferheide, Berggeist, Saugraben,
Kiesgraben, Eömerstadt, Irmsdorf.
— echinata Murr. (1770). D.-Liebau, Liebesdorf, Gross-Ullersdorf,
Buchelsdorf, Neudorf, D.-Märzdorf, Wüst-Seibersdorf, Ludwigte-
thal, Stollenhau, Nikles, Pocatky bei Krummwasser, Kl.-Mohrau,
Krondörfl, Kleppel, Keilig, Uhustein, Bärenkamm, Altvater,
Dämmbaude, Peterstein, Eömerstadt, Wigstadtl.
— canescens L. Eother Berg.
— remota L. Bradlsteine und Krausenbüschel bei Deutsch-Liebau,
Brandwald bei Deutsch-Märzdorf, Wüst-Seibersdorf, Wermsdorf,
Kiesgraben, Kriech, Janowitz, Eömerstadt, Wigstadtl, Lautsch,
Scheuergrund u. a. 0. bei Odrau.
— Goodenoughii Gay. (1839). Ob. Fl. v. M. u. ö. Schi. p. 178.
Verbreitet und zwar zumeist in der Form juncella Fr., so bei
Gr.-Ullersdorf (Oborny), Ludwigsthal Eeigersdorf, Pocatky bei
Krummwasser, Grumberg, Kl.-Mohrau, Krondörfl, Eother Berg,
Altvater, Schieferheide, Janowitz, Eömerstadt, Bautsch, Wig-
stadtl, Odrau.
■ var. turfosa Fr. sp. Gr. Hirschkamm.
— pilulifera L. Gr.-Ullersdorf.
— limosa L. Kl. Seeberg.
281
Carev flacca Schreb. Gr.-Üllersdorf.
— pcmicea L. Gr.-Üllersdorf, Ludwigsthal, Knimmwasser, Klein-
Mohrau, Kroudörfl, Wigstadtl, Odrau.
— pallesoens L. Gross-Ullersdorf (v. Niessl), hier sehr häufig;
Deutsch -Liebau, Petersdorf, ßabenseifeu, Zöptaii, Marscheudorf,
Buchelsdorf, Neudorf, Wieseuberg, Wüst-Seibersdorf, Ludwigs-
thal, Reigersdorf, Klein -Mohrau, Kroudörfl, Bärenkamm, Auer-
hahnbaude, Knoblochgraben, Bärmuttergraben, Janowitz, Römer-
stadt, Fichten bei Irmsdorf, Bautsch, Wigstadtl, Odrau.
— silvatica Huds. Trausnitz bei Petersdorf, Rabeuseifen, Gr.-Ullers-
dorf, Brandwald bei Deutsch-Märzdorf, Wüst-Seibersdorf, Pföhl-
wies, Wald bei der Ruine Neuhaus, Nikles, Ältvaterwald, Kies-
graben, Kriech; Wieseuberg, Winkelsdorf, Wermsdorf (Oborny)!,
so Spitzberg etc.; Janowitz, Grundwald und Schlossberg bei
Römerstadt.
— flava L. a. macrorrhyncha Celak. Prodr. Fl. B. p. 71. Gross-
Ullersdorf, Ludwigsthal, Jjrumberg, Kiesgraben, Kriech, Römer-
stadt, b. hrachyrhyncha Celak. 1. c. Reigersdorf.
— Oederl Ehrh. Pocatky bei Krummwasser, Kl.-Mohrau, Kroudörfl,
Dämmbaude.
— ampuUacea Good. a. normalis Celak. Prodr. Fl. B, p. 73. Gross-
Ullersdorf, Neudorf, Römerstadt.
Heleocharis palustris R. Br. Noch bei Römerstadt.
Eriopliorum vaginatum L. Saugraben, Gr. Hirschkamm, Schiefer-
heide.
— latifolium Hoppe. Gr.-Ullersdorf, Beckengrund.
Juncus glaucus Ehrh. D. -Liebau, Wigstadtl, Odrau.
— ßliformis L. Peterstein, horizontaler Weg von der Schäferei zum
Franzens-Jagdhause.
— trißdus L. Auf felsigen Stellen der Backofensteine ganze Rasen
bildend.
— squarrosus L. Wigstadtl, Kunzendorf.
— compressus Jcq. Verbreitet in der Petersdorfer, Gr.-UUersdorfer,
Grumberger und Klein-Mohrauer Gegend.
— bufonius L. Gemein im b. G.
Luzula silvatica Gaud. Saugi-aben, Franzens-Jagdhaus, Kriech, Gr.-
Hirschkamm, Schieferheide, Hof borg, Hörndl steine.
— alhida DC. Gross-Ullersdorf, Marscheudorf, Wüst-Seibersdorf,
Klein-Mohrau, Odrau, Lautsch, Neudörfl, Werdenberg, var. ru-
hella Hoppe. Rother Berg, Bärenkamm, Altvater, Peterstein,
Gr. Hirschkamm, Hofberg.
— multiflora Lej. Petersdorf, Gross-Ullersdorf, Wüst-Seibersdorf,
Grumberg, Kl.-Mohrau, Römerstadt, Odrau. Var. fusconigra Gel.
Saugraben, Gr. Hirschkamm.
— sudetica Presl. Horizontaler Weg von der Schäferei zum Fran-
zens-Jagdhaus. Saugraben, Gr. Hirschkamm, Scbieferheide.
Allium sibiricum Willd. Saiigraben, Bärmuttergraben.
— oleraceum L. D.-Liebau, Liebesdorf, häufig bei Gr.-Ullersdorf,
Oesterr. botan. Zeitschrift. 8. Höft 1887. 23
282
Noudorf, Beckengnmd, B. -Märzdorf, Nikles, Bautsch, Wigstadtl,
Odraii, Neudörfl; Blauda, Wiosenberg (Oboruy)!
Muscarl comosmn Mill. D.-Liebau, Gr.-Ullersdorf.
Slreptoptis amplexifoUus DC Saiigrabeu, Bärmiittergraben, Frauzens-
Jagdbaus, Kriecb.
Smüacina bifoUa Desf. Gemein, iu böheren Lagen: Peterstein, Höbe
Heide, Gr. Hirscbkamm.
Convallaria majalis L. Bradlsteine bei D.-Liebau, Gross-Ullersdorf,
Kömerstadt, beim Podelsky -Bacb bei Irmsdorf, Wigstadtl,
Odrau.
Polygonatum officinale All. Petersdorf, Gr.-Ullersdorf, Blauda, B.-
Märzdorf.
— 7nultifloru7n All. Zöptau, Hutberg, u. a. 0. bei Gr.-Ullersdorf,
Neudorf, Kl.-Mobrau, Römerstadt, (Gruudwald etc.), Wigstadtl,
Odrau, Hirnicb bei Neudörfl.
— verticillatum All. Ludwigstbal, Reigersdorf, Pföblwies, Nikleser
Wald, Altvater Wd., Kl.-Mobrau, Kleppel vom Altvater über
den Peterstein auf allen Gipfeln bis zum Berggeist und Röbrberg
und von der Schäferei, dem -Saugraben und dem Franzens-Jagd-
baus bis in den Kiesgraben und zu den Köblerbütten u. a. 0.
bei Wermsdorf.
Paris quadrifolia L. Am Wege zu Kriech oberhalb Wermsdorf und
vielen anderen Punkten im Sudeteuzuge vom Glatzer Schnee-
berg ab bis gegen Bärn und Rautenberg (Oborny) Trausnitz
bei Petersdorf, Gr.-Ullersdorf, Braudwald und Brünnel bei D.-
Märzdorf, Hiuterbusch u. a. 0., bei Wüst Seibersdorf, Ludwigs-
thal, Reigersdorf, Pföblwies, Nikles, Altvaterwald, Kl.-Mobrau,
Kleppel, Berggeist, Janowitz, Grundwald, u. a. 0., bei Römer-
stadt, Fichten bei Irmsdorf.
Colchicum autumnale L. Goldeufluss , Kl.-Mohrau, Römerstadt,
Janowitz, Wigstadtl, Kl. Hermsdorf, Lantsch, Odrau, massen-
haft bei Schönau, Sohle.
'Ferair^tmZoZ>«?Z^■awwmBornh.Saugraben, Bärmuttergraben, Franzens- Jagd-
haus, Kriech, Kiesgraben bis zu den Köhlerhütten, bei Werms-
dorf, Hofberg, Berggeist bis zum Römerberg bei Kleppel, Hoch-
wald bei Janowitz.
Trbjlocliia palustris L. Gr. Ullersdorf (Paul), Karlsquelle u. a. 0.,
Petersdorf.
Alisma plcvntago L. Gemein, var. laneeolatum Aut. bei Blauda und
Wigstadtl.
Orchis maculata L. Gr.-Ullersdorf, Beckengrund, D. -Märzdorf, Kl.-
Mohrau, Kleppel, Wermsdorf, Kiesgraben , Berggeist, Petersteiu,
Janowitz, Neufeld, Römerstadt, Irmsdorf.
— latifolia L. D.-Liebau, Gr.-Ullersdorf, D.-Märzdorf, Wermsdorf
Kriech, Römerstadt.
(Fortsetzung folgt.)
283
Mein wissenschaftliches Streben und Schaffen.
Eine Autobiographie von Rudolf V. Uechtritz.
(Schluss.)
Durch einen derartigen Verkehr mit Männern der Wissenschaft,
von denen ich zudem einen Theil persönlich kennen zu lernen Ge-
legenheit fand, wurde mit der Zeit eine ausgebreitetere und geläu-
tertere Formenkenntniss erzielt, aber zugleich auch die Einsicht
gewonnen, dass eine solche nicht den Endzweck der botanischen
Systematik bilden könne, umso eher, als ein Theil dieser Epoche
meiner wissenschaftlichen Entwicklung mit dem Auftreten der Dar-
win'schen Theorie zusammenfiel, die später eine so grosse Bedeutung
gerade für die Fortschritte jener Disciplin und der Pflanzeugeographie,
der ich ebenfalls schon lange ein reges Interesse zugewendet hatte,
gewinnen sollte. Was den Darwinismus anbetrifft, so muss ich aller-
dings bekennen, dass ich mich längere Zeit demselben gegenüber
ablehnend verhalten habe und wie viele Andere seineu Werth we-
sentlich in der ihn begleitenden Anregung zur Lösung einer Fülle von
wissenschaftlichen Fragen zu erblicken glaubte. Ein einfaches Vorurtheil
wäre gewiss leichter zu überwinden gewesen, so aber war mir die
Descendenztheorie im Principe imGegeutheile vollkommen sympathisch,
während die eigenen im Laufe der Zeit angesammelten Erfahrungen,
wie ich damals anzunehmen mich für berechtigt hielt, in zu vielen
Fällen dagegen sprachen. Hatte ich doch gerade bei Weitem den
grösseren Theil der deutschen Phanerogamen — und nicht wenige
genauer — sowohl in spontanem, als in cultivirtem Zustande zu
beobachten Gelegenheit gehabt und mir in Bezug auf ihre gegen-
seitige Abgrenzung ein eigenes Urtheil zu verschaffen gesucht. Je
öfter ich diese Verhältnisse geprüft hatte, desto deutlicher erschien
mir das Bestreben der Formen nach Beständigkeit vorzuwiegen. Au-
geblich existirende Zwischenglieder erwiesen sich häufig nur als auf
irrigen Beobachtungen oder Auffassungen beruhend; mitunter stellten
sich dieselben auch als Kreuzungsproducte heraus. Der Gedanke lag
somit nahe, dass wenigstens für die Jetztzeit und für die ausser-
tropischen Gebiete die Lehre Darwin's nicht als der Wirklichkeit
entsprechend aufzufassen sei.
Erst die eingehendere Beschäftigung mit gewissen schwierigeren
rmd formenreichen Gattungen, namentlich mit den Hieracien, deren
Studium ich bis heute mit kurzen Unterbrechungen einen ansehn-
lichen Theil meiner Zeit in der Absicht geopfert habe, dereinst eine
umfassendere monographische Bearbeitung zu liefern, überzeugte mich
von der Haltlosigkeit meiner früheren Anschauungen.
Genöthigt, alle Formen, auch die fremden, in den Kreis meiner
Betrachtungen zu ziehen, lernte ich allmälig eine Reihe von Tliat-
sachen aus eigener Erfahrung kennen, die sich mit der Annalimo der
Constanz der Arten nicht in Einklang bringen Hessen. Ausser manchen
anderen heute als Gemeingut der Wissenschaft anerkannten Wahr-
23*
284
nehrunugen, die damals zum Theile erst die Aufmerksamkeit der
Beoliachter in Anbpnieli zu nehmen begannen, frappirte mich nament-
lich auch die Erscheinung, dass in allen denjenigen Hochgebirgen,
welche endemische Typen jeuer Gattimg aufzuweisen haben, die Mehr-
zahl der Formen noch heute in so nahen Beziehungen zu einander
steht, dass es bei genauerer Kenntniss derselben nicht schwer hält,
von vereinzelten Ausnahmen abgesehen für die Gesammtheit einen
oder mehrere Stammbäume ohne Zuhilfenahme gewagterer Hypo-
thesen zu entwerfen, was namentlich auch von den alpinen Hieracien
der Sudeten gilt.
Diese Ergebnisse, die mit ähnlichen, vorzugsweise in neueren,
die phylogenetischen Verhältnisse berücksichtigenden Monographien
niedergelegten im Einklänge standen, haben mich in Verbindung mit
dem weiteren manche anderweitige Bedenken beseitigenden Ausbau
der Theorie des berühmten englischen Forschers zu einem entschie-
denen Anhänger desselben umgestempelt, dessen üeberzeuguug um
auf so festerem Boden steht, als sie nicht sprungweise, sondern
Schritt für Schritt im Kampfe mit dem Zweifel gewonnen wurde.
Der extremen Kichtung, die mehr und mehr den Boden der exacten
Beobachtung verlässt, stehe ich indessen noch gegenwärtig ferne.
Meine Studien wurden jedoch durch die weiteren Fortschritte
meines Leidens zuletzt völlig gehemmt. Als ich nach jahrelanger
Unterbrechung meine früheren Beschäftigungen allmälig wieder auf-
nehmen konnte, habe ich einfach den Faden, so gut es eben ging,
wieder an der Stelle augeknüpft, wo ihn das Geschick zerrissen hatte.
In der Zeit, während der ich noch immer ans Zimmer gebannt war,
sind wissenschaftliche Arbeiten zugleich meine einzige Erholung ge-
wesen und ich habe damals den Werth geistiger Thätigkeit mehr
denn je schätzen gelernt. Durch die thatkräftige Unterstützung hie-
siger und auswärtiger Fachgenossen, die mich in zuvorkommendster
Weise mit Material versahen, wurde ich trotz meiner im Uebrigen
denkbarst ungünstigen Situation in den Stand gesetzt, auf einzelnen
Gebieten nicht ganz ohne Erfolg zu wirken und zugleich einen Theil
des Versäumten nachzuholen.
Immerhin aber war ich durch die dringend gebotene Eück-
sichtsnahme auf meinen Gesundheitszustand gezwungen, meine Thä-
tigkeit von nun ab auf bestimmte Grenzen zu beschränken. Die früher
gewonnenen Erfahrungen schrieben mir zum Theile den Weg vor, den
ich einzuschlagen hatte und günstige Umstände erleichterten meine
Bestrebungen. Dieselben gingen von nun ab vorzüglich dahin, mir
eine möglichst umfassende Kenntniss der gesammten Phanerogamen-
Flora Europas und der verwandten Gebiete, namentlich auch der
Mediterranländer, zu verschaffen. Meine für diesen Zweck ohnehin
bereits nicht ganz unbrauchbaren Sammlungen zu vergrössern, fiel
mir bei meinen ausgedehnten Verbindungen nicht schwer und so war
ich bereits 1873, als zwei befreundete schlesische Botaniker, die
Herren Fritze und M. Winkler, eine Eeise nach Südspanien unter-
285
nahmen, im Stande, die gesammte sehr beträchtliche Ausbeute des
Ersteren zu bestimmen.
Ein 1876 erneuter Aufenthalt M. Wiukler's in Spanien, der
in diesem Jahre die meisten Provinzen dieses Landes, sowie einen
Theil Portugals mit ausgezeichnetem Erfolge durchforschte, ermög-
lichte mir die Erweiterung meiner Studien über die Flora der iberischen
Halbinsel, wobei mir die Beihilfe der verdienstvollen Verfasser des
Prodromus florae bispauicae, mit denen ich schon früher in Verbindung
getreten war, in dankenswerthester Weise zu Theil wurde.
Ein nicht minder reges Interesse gewann ich fast gleichzeitig
für die Vegetations- Verhältnisse der Balkanländer, deren botanische
Schätze nach Grisebach's so erfolgreicher Reise vorzugsweise durch
die langjährigen Forschungen Pancic's, später durch die Thätigkeit
Janka's und Anderer erschlossen worden waren. Auch hier gestattete
das in reicher Fülle mir zu Gebote stehende Material vielfach selb-
ständige Information, vor allem auf dem Felde der Hieraciographie,
da gerade die Habichtskräuter in jenem Gebiete durch eine erstaun-
liche Fülle von Formen vertreten sind, deren Kenutniss umsomehr
an Bedeutung gewinnt, als sich hier die mitteleuropäischen mit den
orientalischen berühren imd der Reichthum au Endemismen ein auf-
fallend grosser ist. Da ich in den Stand gesetzt war, so ziemlich das
meiste von dort überhaupt bekannt Gewordene, darunter vieles in
Menge, selbst prüfen und theilweise auch Culturversuche vornehmen
zu können, so übernahm ich später die Bearbeitung der Gattung für
den Catalogus Cormophytorum et Anthophytorum Serbiae, Bosniae etc.
von Ascherson imd Kanitz.
Der Aufenthalt der Gebrüder Sintenis in der Dobrudscha
während der Jahre 1872 bis 1875 bot mir ferner Gelegenheit, die
Flora dieses bisher in floristischer Hinsicht fast völlig unbekannt
gebliebenen, dabei in pflanzengeographischer Hinsicht besonders merk-
würdigen Landstriches ausreichend kennen zu lernen. Wiewohl den
Hauptzweck der Expedition ornithologische Forschungen bildeten, so
waren doch die botanischen Sammlungen, welche hauptsächlich der
ältere Sintenis augelegt hatte, ebenfalls werthvoU und beträcht-
lich. Fast 1100 Species von Phanerogamen, die zum Theile von
vielen Standorten und fast durchwegs in sehr instructiven Exem-
plaren aufgelegt waren, ermöglichten der Hauptsache nach die Aus-
füllung einer bisher vielfach fühlbar gewordenen Lücke in der Kenut-
niss der Verbreitung einer erheblichen Zahl von Gewächsen. Ueber
der Publication der im Manuscripte zum grössten Theile längst
beendeten Arbeit hat indessen ein eigener Unstern gewaltet. Da mir
das Gesammtmaterial nur auf eine verhältnissmässig kurze Zeit behufs
•Revision zur Verfügung stand imd der Sammler später mehrfach
grössere botanische Reisen unternahm, so fehlte es an Gelegenheit,
eine Anzahl gerade der interessantesten Typen, zu deren sicheren
Bestimmung die Benützung grösserer auswärtiger Sammlungen nöthig
gewesen wäre, von neuem zu prüfen, und der in diese Zeit treffende
Tod Grisebach's. der in gewohnter liebenswürdiger Weise seinen
286
Beistand zugesagt hatte, bewog mich umsomehr, vorläufig von der
Veröffentlichung der vollständigen Arbeit abzustehen, als beinahe
gleichzeitig meine Betheiligung an einem anderen Werke erforderlich
wurde. Nichtsdestoweniger ist wenigstens der grössere Theil der ge-
wonnenen Kesultate insoweit verwerthet worden, dass ich für Kanitz's
Euumeratio pl. Komaniae auszugsweise die erforderlichen Angaben
lieferte.
Durch die vorerwähnten Aufgaben, denen sich ähnliche gerin-
geren Umfanges zugesellten, war selbstverständlich meine Thätigkeit
auf dem Gebiete der heimischen Flora wesentlich eingeschränkt wor-
den. Gleichwohl wurden fast alljährlich die bekannt gewordenen Zu-
gänge in den Verhandlungen der botanischen Section der schlesischen
Gesellschaft veröffentlicht, respective näher besprochen und nament-
lich auch kritischen Gattungen, wie Hieracium, Kosa u. s. w. fort-
dauernd besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Da seit dem Erscheinen
der dritten Ausgabe der Wimmer'schen Flora von Schlesien bereits
über 20 Jahre verflossen waren, so wurde inzwischen das Bedürfniss
einer neuen Bearbeitung der schlesischen Phanerogamen ein drin-
gendes und die von anderer Seite vielfach erfolgten Aufforderungen,
einer solchen mich selbst zu unterziehen, wie diess schon vor Jahren
mein eigener Wunsch gewesen war, mehrten sich stetig. Da es indess
keineswegs wünschenswerth erschien, die bisherigen Studien mit einem
Mal abzubrechen, da ferner für eine Anzahl kritischer Gattungen
trotz mehrfacher Vorarbeiten ein genügender Abschluss noch nicht
erreicht war und vor allem es mein Gesundheitszustand immer noch
nicht gestattete, die Provinz in gleicher Weise wie ehedem selbst
nach allen Richtungen von neuem zu untersuchen, so beschloss ich,
freilich nicht ohne inneres Widerstreben, die Lösung der Aufgabe
einem befreundeten Fachgenossen, von dessen Befähigung ich mich
in den letzten Jahren persönlich zu überzeugen Gelegenheit gefunden
hatte, anzuempfehlen.
So unterzog sich denn der Apotheker E. Fiek zu Hirschberg
in Schlesien der Bearbeitung der neuesten Flora unserer Provinz, die
im Jahre 1881 beendet wurde. Ohne Frage wäre ein gemeinsames
Zusammenarbeiten dem Gelingen des Werkes am förderlichsten ge-
wesen und ein solches hätte auch unserem beiderseitigen Wunsche
am ehesten entsprochen, doch war dies wegen der Entfernung der
Wohnorte nicht möglich und so ist denn mein Antheil ein relativ
geringer geblieben. Derselbe beschränkte sich einerseits auf gewisse
Rathschläge, eine flüchtige Durchsicht des Ganzen und auf Einschal-
tung mancher bisher noch nicht veröffentlichter Einzelnheiten, an-
dererseits auf eine etwas ausführlichere Revision gewisser Genera-
(speciell Hieracium), welche Fiek ohnehin schon meist auf Grund
der von mir anderwärts gelieferten Vorarbeiten behandelt hatte, sowie
auf die selbständige Ausarbeitung des zweiten Theiles der pflauzen-
geographischen Einleitung, welcher die Vegetationslinien unseres Ge-
bietes behandelt.
287
Für die uächste Zukuuft dürfte, wofern es mein Gesimdlieits-
zustaud erlaubt, meiner botanischen Tbätigkoit durch den Umstand,
dass ich der deutschen botanischen Gesellschaft als Commissionsmit-
jjlied für die deutsche Flora angehöre, voraussichtlich ein bestimmtes
Ziel vorgezeichnet sein, ohne dass ich desshalb auf anderweitige
wissenschaftliche Arbeiten Verzicht zu leisten beabsichtige.
Breslau, im Juni 1883.
Flora des Etna.
Von Prof. P. Gabriel Strobl.
(Fortsetzung.)
1387. Vicia narhonensis L. *Biv. cent. II, '-'Bert. Fl. it. Variirt
in Sicilien: «. integrifolki (Ser.) DC. Prodr. ==:: «. gemdna Gr. Godr.
=^ narbonemis Guss. *Syn. et *Herb.! Blättcheu ganzraudig oder fast
ganzraudig, Nebenblätter ganzrandig oder sparsam gezähnt, Stengel
und Blütheustiele zottig. Hülsen an den Näliten laugzottig, Zotten
auf kurzen AVarzen sitzend, ß. serratlfoUa (Ser.) Koch Syn., Vicia
serr. Jacq. Guss. *Syn. et *Herb.! Alle Blättchen grob spitzig-ge-
zähnt, Nebenblätter dicht eingeschnitten-gezähut, Stengel oberwärts
ziemlich kahl, Hülsen an den Nähten langzottig, Zotten auf länge-
ren Warzen sitzend, y. intermedia mihi. Wie ß., aber die unteren
Blättchen ganzraudig und nur die oberen grobgezähut. Auf sonnigen,
buschigen und steinigen Abhängen der Tiefregiou Sicilieus ziemlich
selten, auch im Gebiete: Aus Catania von Cosentini erhalten (Bert.
1. c. «.), um Catania (Guss. Syn. «. und jS., Cosentini in Herb.
Guss. ß.\), au bebauten Stellen des Etua Biv. 1. c. «,), au sandigen
Orten des Etua bei Pedara (Herb. Tornab. /3.!); var. y. fand ich
häufig im Favorita-Parke bei Palermo. April— Juni. 0.
1388. V. Faba L. Allenthalben cultivirt in der Tiefregion, vor-
züglich längs der Ostküste, besonders als Nahrung des ärmeren Vol-
kes (!, Philippi); steigt bis über 2000', z. B. um Nicolosi; wird
nach Torn. Cart. oft zerstört von Orobanehe pruinosa. Mai, Juni. Q.
1389. V. hithymca L. Guss. Syn. et *Herb.! Leicht erkennbar
durch die 1 — 2paarigen, rundlichen bis eiförmigen unteren und 2-
bis 3paarigen lanzettlichen bis liueallauzettlichen oberen Blättchen,
kurzen, 1 — 2blüthigen Blüthenstielo und violetten, über 1-5 Cm.
langen Fahnen; habituell ganz, wie Lathyrus pratensis. Auf Wiesen
und Weiden, in Saatfeldern und Gärten bis über 2000' sehr häutig:
Um Catania (!, Coseut. in Herb. Guss.!, Horb. Tornab.!), Nicolo.si
(Herb. Torn.!), in der Ebene des Simeto bis Paternö (!, Herb. Beyer!).
April, Mai. Q.
1390. V. striata M. B. Guss. *Syu., pannonica *Biv. cent. II,
*Raf. II, non Jacq., pannon. var. ß. Bert. Fl. it. Auf Weiden und
Wiesen des Etua (Biv. 1. c, Biv. in Guss. Syn.); sah kein Exemplar.
1391. V. melanops S. Sm. Fl. gr. Prodr. II, 72 (1813), Bert.
Fl. it., triGolor S. M. Fl. rom. Pr. (1813), Guss. *Syn. et *Herb.!
Blättchen 5 — 9paaiig, die unteren verkehrteiförmig-keilig, ausgeran-
det, die oberen länglich-elliptisch mit Stachelspitze; Nebenblätter
halbpfeilförmig, klein, gefleckt ; Blüthen hängend, eine sehr kurz ge-
stielte, 1 — 3blüthige Traube bildend; Fahne gelbgrün, Flügel an der
Spitze sammtig purpurschwarz, Schiffchen gelbbräunlich, kurz. Auf
Laven, in Gärten und Feldern bis 2200' sehr häufig: Catania (Co-
sent. und Heldr., Guss. Syn. et Herb.!, Herb. Tornab.!), Licodia,
Misterbianco, Belpasso (Gasparrini in Guss. Syn. et Herb.!), Ni-
colosi (Tom. in Guss. Syn. add. et Herb.!), sandige Orte am Monte
Po bei Pedara (Herb. Torn.!), Lavagründe hinter dem grossen Stein-
bruche bei Catania und gegen Acicastello (Herb. Reyer!), von Cata-
nia bis über Nicolosi stellenweise sehr häufig, z. B. bei Mascalucia,
ebenso um Ognina, besonders gemein längs der Eisenbahn! März,
April. O-
1392. V. grandiflora Scop. Guss. Syn. et Herb.! Variirt in
Sicilien: «. Scopoliana Koch. Syn. Blättchen sämmtlich kurz, fast
verkehrtherzförmig oder verkehrteiförmig, die obersten 1 Cm. lang,
6 Mm. breit; stimmt aufs genaueste mit Exemplaren aus Fiume
und Istrien. ß. Kitaibeliana Koch Syn. = F. sordida W. K. plant,
rar. Taf. 133 (1812), nou M. B. (1808). Obere Blättchen länglich
keilig, z. B. bei 1'5 Cm. Länge 5 Mm. breit; Blüthe kahl, gelb,
über 2 Cm. lang. Zeigt, mit Exemplaren Ungarns, Siebenbürgens,
des Banates verglichen, ebenfalls keine Differenz, ausser dass die
Blättchen der sicil. Exemplare bloss 2 — 3paarig sind. Hieher gehört
wohl auch die von Bivona piant. ined. p. 10 auf Weiden des Etna
angegebene ßaccida Biv-, die nach Biv. ähnlich der sordida ist. —
In Hainen und an Waldrändern der Tiefregion beide Varietäten nicht
selten: Catania (Cosentini in Herb. Guss.!) im Vallone di Ulli
(Herb. Torn.!), am Amenanus vor Misterbianco, um Motta S. Ana-
stasia, in der Ebene des Simeto bis Paternö! April, Mai. O-
1393. F. hi/brida L. Bert. Fl. it., Guss. *Syn. et Herb.! Blätt-
chen 4 — 6paarig, schwach zottigflaumig, gestutzt -ausgerandet, die
unteren verkehrteiförmig, die oberen länglich; Blüthen einzeln, axil-
lär, fast sitzend; Fahne zottig-flaumig, den Kelch fast zweimal über-
ragend; Kelchzähne ungleich, pfriemlich, kürzer, als die zottig-flau-
mige Eöhre; Hülsen elliptisch-länglich, zottigflaumig, Haare nicht
auf Höckern. Spuria *Raf. Car., '"Raf. L, Guss. *Syn. et *Herb!
unterscheidet sich davon nach Raf. und Guss. durch längliche,
stumpfe oder gestutzte, nicht ausgerandete Blättchen, schwefelgelbe,
20 — 25 Mm. (nicht bleiehgelbgrüne, 15 — 18 Mm.) lange Blüthen
mit an der Spitze verbreiterten Flügeln und zottigen, die Flügel
überragender Fahne; doch sind diese Merkmale so unbeständig und
durch so mannigfache üebergänge mit denen der hyhr. verbunden
(z. B. finden sich selbst im Herb. Guss. Exemplare der hyhr. mit
über 20 Mm. langen Blüthen und stark verbreiterten Flügeln!), dass
289
man spurla höchstens als grossbliithi»?e Varietät betrachten kann,
oder, wie Presl Fl. sie. that, einlach als Synonym behandeln muss.
Unter Saaten, zwischen Gebüsch, auf Lavaströmen und sonnigen Ab-
hängen bis 3000' beide Varietäten häufig: «.: Aus Catania von Guss.
erhalten (Bert.), um Catania (Cosent. in Herb. Guss., Herb. Reyer!),
Lavagründe um Ognina und gegen Acicastello, auf den Monti Rossi
(Herb. Reyer!), zwischen Catania und Nicolosi! var. ß.: In der Tief-
region des Etna und noch bei Milo (Raf. 1. c), um Acireale (Guss.
Syn.), Catania alla petriera (Tom ab. in Guss. Syn. add. et Herb.!,
Herb. Torn.!), um Ognina, in der Ebene des Simeto, oberhalb S. Ni-
cola deir Arena! März. April. O-
1394. F. hirta Balb. *Bert. Fl. ital., Guss. Syn. et *Herb.!
Besitzt gleich lutea L. zum Unterschiede von der nächstverwandten
hi^brida kahle Fahne, ziemlich breite Kelchzähne und auf Höckern
sitzende, weisse Behaarung der Hülsen, aber bei meinen Exemplaren
der lutea aus Frankreich, England, Deutschland, Südtyrol und Ober-
italien ist die Pflanze ziemlich kahl oder schwach flaumig, die Blätt-
chen sind 4 — 7paarig und etwas entfernt, die unteren verkehrteiför-
mig, die oberen länglich, die Blüthen schwefelgelb oder schwach
purpurn, die Hülsen sparsam rauhhaarig; bei hitia hingegen, die von
Toscana bis Sicilien, in Südspanien und Griechenland sehr verbreitet
ist. ist die Pflanze stark abstehend rauhhaarig, die oberen Blättchen
sind 7 — lOpaarig, genähert, lauzettlich-lineal bis lineal, stachelig zu-
gespitzt, die Blüthen weisslich («. ochroleuca) oder tief purpurblau
[ß. pw-pureo-coerulea m.) die Hülsen dichter und länger rauhhaarig,
Haare auf grösseren Höckern. — Unter Saaten, und auf sonnigen,
krautigen Hügeln beide Varietäten gemein, ein geschätztes Viehfutter:
Aus Catania von Cosent. erhalten (Bert. «., Herb. Guss. /3. !), um
Catania überall (Herb. Tornab.! «. und ß.), am Wege nach Nicolosi,
äusserst gemein in der ganzen Ebene des Simeto («. und ß.\). März
bis Mai. O-
(Fortsetzung folgt.)
Literaturberichte.
Vöchting Hermann, üeber die ßildan^ der Knollen. Physiologische
Untersuchnngen. Mit .5 Tafeln und ."> Figuren im Text, ßibliothehn Bo-
tanica, heiausg. von Uhlworm und Haenlein 1887, Heft Nr. 4. Cassel.
Theodor Fischer, 55 Seiten. Preis 8 M.
Diese neue gediegene Arbeit des bekannten Physiologen sucht
die Bedingungen festzustellen, welche die Bildung der Knollen und
290
die bestimmte Orientirung der Knollen, d. h. die Localisation verur-
sachen. Die Veranlassung zu einer näheren Behandlung dieses Pro-
blems, „war einmal der umstand, dass dasselbe Beziehungen zur
Lehre vom Stoffwechsel bot, sodann die Thatsache, dass das Licht
einen bedeutenden Einfluss auf die fraglichen Vorgänge ausübt!" Verf.
hat in der Arbeit nur Stengelgebilde berücksichtigt, die Wurzel-
knollen sind einstweilen ausser Acht gelassen -worden. Am ausführ-
lichsten ist die Knollenbildung der Kartoffel (Sechswochenkartoffel)
studirt worden, ausserdem ist die Knollenentwicklung von Ullucus
tuberosics, von Helianthics tuberosus und von Begonia Gegenstand der
Untersuchung gewesen. Die kritische Sichtung der diese Materie
behandelnden Publicationen leitet den ersten grösseren Abschnitt,
der der Kartoffel gewidmet ist, ein. Von hohem Interesse ist das
Auftreten eines halbstengel-, halbknollenförmigen Gebildes, das
Vöchting als Vortrieb bezeichnet und das an der Spitze der
Knollen sich mitunter entwickelt. Verf. untersuchte nun das Verhal-
ten der Knollen mit Vortrieben unter verschiedenen Bedingungen,
im Dunkeln bei verhinderter Wurzelbildung, im Boden ohne Auf-
treten von Laubsprossen, und kennzeichnet die Wechselbeziehung des
Mutterkuollens zur jungen Pflanze. Das Resultat der zahlreichen
Versuche besagt, dass es in allen Fällen gelungen ist, den Mutter-
knollen in das System der Pflanze einzufügen, an manchen Objecten
kam der polare innere Gegensatz zwischen Scheitel und Basis des
Knollen in auffallender Weise zum Ausdruck. Der nächste Abschnitt
behandelt die Knollenbildung an oberirdischen Theilen und deu
Einfluss von Licht und Dunkelheit und der Schwerkraft. Oberirdische
Knollen können sich wohl im Dunkeln wie im Hellen bilden, im
letzteren Falle nicht einmal so selten, wie die Literatur beweist *).
Verf. experimentirte mit Stecklingen, von welchen eine Hälfte mit
ihrem Basistheile in die Erde gesteckt wurde, während die übrigen mit
der morphologischen Spitze in dem Substrate staken. Aus dem Er-
gebnisse konnte gefolgert werden, „dass die Sprosse der Kartoffel
verfiel basal sind, so zwar, dass ausser den Wurzeln an der Basis
die Knollen, an der Spitze die Laubsprossen erzeugt werden". Das
Licht wirkt auf die Bildung und das Wachsthum der Knollen hem-
mend ein, die Schwerkraft beeinflusst den Knollenbildungsprocoss,
„in einer Weise, welche mit den sonst bezüglich der Wirkung dieser
Kraft gemachten Erfahrungen im Einklänge steht". Von grossem
Interesse sind auch die Mittheihmgeu über die Kuollenbildung von
Ullucus, Helianthus, von Begonia discolor und B. BoUviensls ; auch
die histologischen Verhältnisse erhielten eingehende Berücksichtigung.
Die wichtigsten Vorkommnisse sind auf den fünf Tafeln in natür-
licher, Ys oder -/s Grösse abgebildet. Dass ein so genialer, gewis-
senhafter und fleissiger Forscher, wie Vöchting in seiner neuesten
') Vergleiche diese Zeitschrift 1886 Nr. 11: T. F. Hauausek, Ober-
irdische Kartoifelknolleii.
291
Arbeit uns nur Vorziigliclios und für weitere Forschungen Anregen-
des zu bieten vermag, ist von Vorhinein selbstverständlich, dass aber
eine Verlagshandlung in unserer bücherscheuenZeit eine derartige Arbeit
so prächtig ausstattet, dass sie überhaupt ein so kostspieliges und
werthvolles Unternehmen , wie die Herausgabe der Bibliotheka
Botanica auszuführen wagt, verdient die vollste rückhaltloseste
Anerkennung. Wir wünschen, dass diese Anerkennung allseits ge-
theilt wird. Dr. T. F. Hanausek.
Repertorium aununni literaturae botanicae periodicae cura\it G. C. W.
Bohnensieg, custos bibliothecae societatis Teylerianae. Tom. oct. Pars U.
MDCCCLXXIX. Harlemi, Erven Loosjes, 1886.
Von diesem Jahresverzeichnisse der botanischen periodischen
Literatur liegt uns derzeit der im vorigen Jahre erschienene zweite
Theil des achten Bandes vor, welcher das Jahr 1879 umfasst. Die
Einrichtimg und Behandlung des Eepertoriums ist genau dieselbe,
wie bei den früheren Jahrgängen. Es wurden von 297 Zeitschriften
oder Organen gelehrter Gesellschaften Auszüge gemacht und dar-
unter zumeist diejenigen bei den einzelnen Abhandlungen citirt, in
welchen eine Besprechung oder Inhaltsanzeige der letzteren enthalten
ist, in anderen Fällen wurde die ursprüngliche Quelle genannt, und
nur selten ist bloss angegeben, wo lediglich der Titel eines Auf-
satzes hervorgehoben wurde. Die Zusammenstellung der Literatur
in diesem Bande bezieht sich auf die neuen Pflanzenbeschreibungen
von Moosen, Farnen und Blüthenpflanzen, wobei die Angiospermen
der letzteren, und zwar die Monokotylen und Dikotylen für sich, in
alphabetischer Ordnung ihrer Familien gereiht sind. Hierauf folgt
die Literatur der einzelnen Florengebiete und diejenige vermischten
Inhaltes, sowie die der angewandten Botanik, mit einigen Zusätzen
und Ergänzungen zu frühereu Abschnitten, namentlich zu dem im
I. Bande dieses Jahi-ganges enthaltenen Literatur- Verzeichnisse über
allgemeine und specielle Morphologie und über Pflanzenphysiologie.
Ein Index der Autoren-Namen, sowie ein solcher der Pflanzen-Fa-
milien und -Gattungen schliesst den Band zweckmässig ab, welcher
sich wie seine Vorgänger als ein sehr brauchbares Nachschlagewerk
bestens empfiehlt. K.
Stadler, S. Dr. Beiträge zur Kenutuiss der Xectarien nnd Biologie der
Blütheu. Mit 8 litbographiiten Tafeln. Berlin (Friedländer) 1886. Preis
8 Mark.
Eine erhebliche Lücke in der botanischen Literatur auszufüllen,
unternimmt es Verf. in der schönen vorliegenden Arbeit, die Ana-
tomie und Physiologie der Xectarieu zur Darstellung zu bringen.
Von den 17 eingehend imtersuchten FAa,nzBn nimmt Asclepias Cornuti
besonderes Interesse in Anspruch. Es kommen nach Stadler's Ausfüh-
rungen bei dieser Pflanze zweierlei Nectarien vor: 1. die tutenförmi-
gen Anhängsel der Stamiuen, 2. die spaltförmigen „Narbenkammern".
292
Ohne auf die Fülle weiterer Eiuzelnheiten einzugehen, mögen von den
schliesslichen Ergebnissen folgende als die wichtigsten hervorge-
hoben werden: 1. Nebst kahlen gibt es auch behaarte Nectarien
{Cydonia iaponica, Melittis Melissophyllum, Oenanthera Lamarkiana).
2. Gefässbündel „bilden einen integrirenden, nie fehlenden Bestand-
theil, wenn auch nicht des Nectariumgewebes, so doch des Necta-
riumbodens . . ." 3. Die wichtigsten Inhaltsstoffe der Nectarien sind
Proteinsubstauzeu, Glykose (aus Stärke hervorgegangen), Gerbstoff,
oxalsaurer Kalk und fettes Oel. 4. Bezüglich der Secretion sind
vier Modi zu unterscheiden: a) S. durch nicht cuticularisirte
Membranen: Kniphofia, Agave, Lathraea. b) Durch Spaltöffnun-
gen (allgemeinster Fall), c) Durch cuticularisirte Membranen
ohne Abhebung der Cuticula: Lilium auratum , Passiflora
coerulea, Impaticits. d) Durch cuticularisirte Membranen mit
Abhebung der Cuticula: Ascleplas DiervülL — 8 Tafeln mit
155 Figuren erläutern den Text des für die Kenntniss der Nectarien
durchaus werthvollen Buches. Kronfeld.
Die Ciilturvarietäten der Pflanzen. Von W. O. Pocke. Sep. -Abdruck aus
den Abhandl. des Naturw. Ver. Bremen. Bd. IX, S. 447 — 468.
In dieser Schrift legt der Verfasser seine Anschauungen über
die Veränderungen vieler Pflanzen nieder, welche durch den Einfluss
der Cultur herbeigeführt werden, er betrachtet die Wirkungen der
Cultur, wie sie zur Entstehung „guter Arten" beitragen, und wie
nothwendig es für den vorurtheilsfreien Beobachter sei, den Cultur-
varietäten der Pflanzen eine besondere Beachtung zu schenken. Je
nach dem Grade und der Art ihrer Veränderlichkeit durch die Cul-
tur stellt Focke sechs Gruppen zusammen, welche in möglichster
Kürze Folgendes enthalten. I. Gruppe. Die Cultur ändert an den
Pflanzen nichts, als dass sie natürliche Farbenabänderungen, zufällige
Variationen und Mastprodukte ausgelesen, festgehalten und fortge-
züchtet hat. Z. B. Hyacintlius orientalis L., Crocus vernus All., Nar-
flssHs poeticus L. u. v. a. IL Gruppe. Ausser Farbenabänderungen,
wesentlichen Blütheufüllungen und Mastprodukten dürften am be-
achtenswerthesten die Aenderungen in der Tracht sein, die vielfach
auf einer stärkeren oder geringeren Ausbildung der Seiteuzweige be-
ruhen. Z. B. Aster ehinensis L., Lohelia erinus L., Mirahilis jalappa
L. etc. III. Gruppe. Während bei den bisher betrachteten Cultur-
gewächsen die Züchtung entweder vorzugsweise auf die Blumen oder
auf den Ertrag an Samen gerichtet war, umfasst diese Gruppe solche
Arten, bei denen man fast ausschliesslich die Grösse und die che-
mische Zusammensetzung (Geschmack, Färbung, Zuckergehalt) ein-
zelner Organe (Wurzeln bei Daucus und Beta, Früchte bei Rihes
grossidaria) beachtet hat. Die in der IV. Gruppe vereinigten Cultur-
pflanzen zeigen die gemeinsame Eigenthümlichkeit, dass jede von
ihnen in unseren Gärten als eine äusserst variable Art erscheint,
die zahlreiche Cultursorten geliefert hat, während wir wissen, dass
sie nicht von einer, sondern von zwei oder mehreren wohl unter-
293
schiedeueu, uatürlichen (inindforineu stammt. So sind die „Cinera-
rien" imserer Gewäcbsbäuser aus Kreuzimgen vou 5 — 6 cananscbpn
imd madereusischen Senei-io- Arien hervor (*:ega.ugeu. Die Freilaud-
Azaleeu unserer Gärten stammen aus Kreuzungen von vier nord-
amerikaniscben Bhododendron-Arteu u. s. w. V. Gruppe. In dieser
sind verscbiedene Pflanzen zusammengestellt, welcbe wegen ibrer
Frücbte und Samen gebaut werden, und deren beste Sorten aus
Kreuzungen verwandter Arten oder Unterarten entstanden sind. Die
bj-briden Frucbtpflanzeu zeigen in einfacbster Weise, dass die Leb-
ren über die Sterilität der Pflanzenmiscblinge im Princip völlig un-
haltbar sind. Als Beispiele dienen von Obstsorten unsere Weinrebe,
die Erdbeere, der Apfel- und Birnbaum, ferner eine einjährige Cul-
turpflanze, nämlicb die Erbse, deren wertbvollste Sorten durch ab-
sichtliche Kreuzungen der weissblumigen {Pisum sativum) und der
buutblumigen {P. arvense) Unterart gewonnen sind. In die VI. und
letzte Gruppe sind jene Culturpflanzen gestellt, deren Formenkreise
aus verschiedenen Arten und daneben oft aus solchen Zwischenglie-
dern bestehen, welche den Eindruck selbständiger Arten machen,
obgleich sie in Wirklichkeit nur aus Kreuzungen hervorgegangen
sind, z. B. Prbmda puheseens Jacq. aus Pr. Auricida L. X Mrsuta
All., Pr. hortensis aus Pr. acaidis Jacq. X officinalis Jacq. u. v. a.
Mit eingehenden Betrachtungen über Auslese, Kreuzung, luzuclit
und Ernährungsweise scbliesst der Verf. seine interessanten Ausein-
andersetzungen über den Werth des Studiums der Culturvarietäten
der Pflanzen. J.
H. Braun. Rosae a. c. d. Dre. M'oloszczak iu agro leopolltaiio , auno
1885 lectae. W. Krakowie 1886. 8. p. i-32, mit einer Tafel.
Nach einer kurzen polnischen Einleitung zählt der Verf. 34
Kosenarten oder Varietäten auf, mit besonderer Berücksichtigung der
literarischen Quellen, mit Standortangaben, klaren kritischen Bemer-
kungen und ausführlichen Beschreibungen der Varietäten. Die Kosen
sind hier als Arten, Subspecies und Varietäten betrachtet. Pimpi-
nellifoliae, Alpinae, Synstylae fehlen ganz, Gallicanae nur
Rosa austriaca var. leiophi/lla Borb., — Moutanae 2, Caninae nudae 5
mit einer Rosa canina subsp. Desvauxii H. Br. [R. alaucescens Desv.
non Wulf.) und R. montivapa subsp. arenicola FT.Br. — Caninae
biserratae 5, Can. bispide 1, Can. pubescentes 8, auch i^.
coi-iifoUa Fr. mit 5 Varietäten der R. frutetorum Bess. hier gerech-
net. — R. dumetorum subsp. tuherculata Borb. ist vielleicht nicht
die echte dalmatinische Pflanze, welche ich bisher von keinem ande-
ren Standorte gesehen habe. — R. solstitialis und R. frutetorum
sind ausführlich erklärt und mit letzterer wird R. leopoliensis Blocki
vereinigt; die niederösterreichische R. frutetorum aber zu der von R.
sexetana^rd.\m gezo^^^en. R. frutet. var. Silesiaca K.Br. (non Christ)
wurde var. samhucifolia genannt — Caninae collinae sind 3,
Rubiginosae svavifoliae nur 1 {R. ruhiginosa var. micranthi-
fo-mis B..Br., also ohne alle Sepiaceen, Micranthen, Scabraten),
294
Tomentosae 4, Vestitae 4 aufgezählt, also herrschen hier — nach
diesem Aufsatze — besonders die beharrt blättrigen Kosen vor. Aus
den Collinis ist eine R. sarmaüca und R. Wittmanii n. sp. be-
schrieben, die letztere auch abgebildet. Bei Rosa Suferti Kirschl.
ist eine subsp. Herhichii bei R. euvestüa Borb. {R. vestita God. non
alior.) eine subspec. polonica und bei Rosa umbelliflora Sw, eine
subsp. sudetica H. Br., neu beschrieben. Zum Schlüsse sind die er-
wähnten Rosen im Index zusammengestellt. — Viele Druckfehler ! —
Wir empfehlen diese sehr wichtigen Angaben warm jedem Freunde
der Rhodologie. v. Borbas.
Correspondenz.
Wien, am 4. Juli 1887.
Dass man den Sinn meiner in Nr. 6 pag. 207 dieser Zeitschrift
ausgesprochenen Vermuthung des Grundes anormaler Drüsigkeit
— nicht wird widerlegen können , wusste ich sehr genau, da sie
sich auf die von mir beobachtete Thatsache stützen konnte, dass
bei zahlreichen im Blüthenstadium fraglichen Rosen die charakteri-
stische Drüsigkeit erst im Fruchtstadium zur vollen Entwicklung
gelangt. — Wenn aber der Sinn meiner obcitirten Vermuthung
(nota beue bezüglich einer typisch drüsenlosen GoriifoUa - Form)
lautend: „diese Art verspäteter theilweiser Drüsenbekleidung
bei unveränderter Dichte des übrigen Tomentums kann man wohl
nichts anderem mehr als dem Einflüsse plötzlicher Tempera-
tur- und Insolationsvermehrung in der Zeit eines Regen-
maximums auf den exponirten Theil des Strauches zuschreiben,
demnach als eine blosse vorübergehende Erscheinung (luxurianter
Entwicklung) erklären" — ausgelegt wird, wie in Nr. 7 pag. 256
(Zeile 2 bis 6 von oben) dieser Zeitschrift steht „wir hätten also
am selben Individuum Zweige (nach einer neuen Theorie — !) zu
beobachten, von welchen die einen sich offenbar eines Regenmaxi-
mums zu erfreuen hatten, während die anderen unter dem gewiss
traurigen Einflüsse eines Minimums standen" (Heinr. Braun!) — so
ist diess eine muth willige Sinnesverdrehung vor den Augen der
gesammten Lesewelt dieser Zeitschrift, eine Unwahrheit also, die
wohl auf einen Eclat aber bei dem Geschichtsschreiber
der österr. Botanik rechnen darf, eine Unwahrheit, insolange bis in
der freien Natur nicht lauter isolirt stehende, sondern sich entweder
in dichte Gruppen oder an verschieden dichten und hohen Waldes-
rändern mehrfach durchschlingende, daher theilweise beschattete
Sträucher gibt! Es war hier nur von einem vorübergehenden Drüsig-
werden der Petiolen und Serratur typisch drüsenloser Rosen die Rede,
deren Glossiren mich an die schonende Nichtbesprechung der vielen
Mängel der „Beiträge zur Kenntniss einiger Arten der Gattung
Rosa"- Wien 1885 (im Verlage der k. k. zool.-botan. Gesellschaft)
295
des Herrn H. Braun erinnert, welches (Drüsigwerden) für biolo-
ijische mit Betrachtungen über die Frage nach der Constanz der Art
innig verknüpfte Fragen immerhin interessant bleibt — was man
hingegen (um nur ein einziges Beispiel zu erwähnen) selbst von
dem Juvel seiner „Beiträge" d. i. der 1. c. Seite 120 (62) beschrie-
benen systematischen Einheit, Rosa glabrata, dessen beide Varietäten (!)
a, fructu globoso, ß. fructu ovoideo-oblongo eodem in ramo stirpis
(teste Braun!) vereint vorkommen etc., weit weniger sagen könnte.
Selbst die Köpfe unserer erhabensten Species (denn nur von solchen
ist hier die Rede) der R. alpina und R. i^endulina vergl, 1, c.
pag. 112 (54) mit ihren Schwärmen von Varietäten und Subvarietäten
— müssten hierüber bedenklich wanken, und uns armen Rosenfexen
neue Verlegenheiten bereiten! Wenn es aber kein menschliches Begin-
nen ohne Fehler gibt, und der liebe Gott seinen Glückskindern
noch über viele Hundert europ. Genera ein offenes unbetretenes
Feld zur Verfügung stellt, dann ist ein Beginnen mit dem blossen
Vorsatz: „lieber Bestehendes zu verdrängen als Nichtbestehendes
zu schaffen" ein niemals gänzlich zu rechtfertigendes. *)
J. B. Keller.
Wien, am 8. Juli 1887.
Gestatten Sie mir, Ihnen eine Mittheilung zu machen, die, ob-
gleich von keinem grossen wissenschaftlichen Werthe, doch als ein,
wenn auch kleiner Beitrag zur Flora von Niederösterreich von In-
teresse sein dürfte. Ich habe nämlich heuer im Juni auf der Türken-
schanze in der Nähe des neu angelegten Parkes Vicia pannonica
ß. purpurascens DC. in wenigen Exemplaren gefunden. Ich erlaube
mir noch zu bemerken, dass bei Vicia pannonica in Neilreich's
Flora von Niederösterreich die Bemerkung steht: „ Vicia purpurascens
DC. kommt hier nicht vor etc." Moriz Rassmann.
Lemberg, am 4. Juli 1887.
Folgende interessante, von mir gesammelte Daten aus der
Flora von Lemberg, verdienen dahier erwähnt zu werden: 1. Ga-
lium Wirtgenii F. Schltz., auf sonnigen Grastriften in Kleparow und
oberhalb dem k. k. Invalidenhause; 2. Hkracium boreale Fries, an
Holzschlägen in Lesienice und Holosko, spärlich; 3. Sulio) Caprea
L. f. glabra („foliis fructibusque omnino glabris"), in einem
einzigen Exemplare auf einer feuchten Wiese in Lesienice. Die von
Herrn Krupa in „Sprawozd. Komis, fizyogr. Krak." von Lesienice
angegebene Salix livida Wahlb. wächst in Lesienice gar nicht und
überhaupt nirgends bei Lemberg. Br. BJocki.
Kalksburg bei Wien, am 5. Juli 1887.
Ich erlaube mir einen nicht uninteressanten Fund bekannt zu
geben. So weit ich mich umgesehen, ist in Niederösterreich Garum
*) Mit Diesem betrachten wir die leidige Polemik als allerseits abge-
schlossen. Die Red.
296
Bulbocastanum bislang nicht angegeben; auf einer Wiese am Gais-
berge fiel mir schon im Vorjahre eine Umbellifere in Frucht auf,
und ich nahm einige Exemplare mit, ohne auf den knolligen Wurzel-
theil besonders zu achten. Neilreich liess mich bei der Bestimmung
ganz im Ungewissen, so dass ich heuer Blüthenexemplare mit Wurzel-
knollen sammelte und nun sicher war, eine für die Flora Wiens
neue Art vor mir zu haben. Mir ist es freilich zweifellos, dass die
Samen dort angebaut wurden; aber der Bodeu scheint der Pflanze
recht zuzusagen, da sie nun schon mehrere Quadratmeter bedeckt.
Hoffentlich bürgert sich dieselbe immer mehr ein. Auch mehrere
FotentiUa-krtm finden sich um Kalksburg, welche immerhin Erwähnung
verdienen. So ist P. incrassata Zimmeter, welche nach Prof. Zim-
meter's Gruppirung und Aufzählung (Steyr 1884) bei Neuwaldegg
angegeben ist, am Zugberg und Kaufberg gerade nicht selten; P.
Kerneri Borb. fand ich am Zugberg. Eine dritte aus der Gruppe
der Canescentes dürfte vielleicht neu sein, wenigstens bedeutete mir
Herr Blocki, dem ich einige meiner Potentillen zur Bestimmung
sandte, dass die Form eine ausgezeichnete sei. Auch P. serotina Vill.
scheint besonders zwischen Kalksburg und Mauer gerade häufig zu
sein. P. A. Dichtl S. J.
Brunn, am 6. Juli 1887.
Prof. Alb. Zimmeter hatte die freundliche Gewogenheit meine
Potentillen gütigst zu determiniren und zu revidiren, wofür ich ihm
meinen tiefgefühlten Dank ausspreche. Im Nachfolgenden führe ich
einige interessante Formen an, von denen einige neu sind für die
Flora Mährens. Ich fand: Potentilla decumbens Jord., bei Eiben-
schitz. P. crassa Tausch, am Markrabstvi bei Medlanko. P. obscura
Aut. bei Brunn. P. incanescens Opic, bei Reckowitz. P. Uechtritzn
Zim., an Rainen hinter Husowitz. P. polyodonta Borb., Eisenbahn-
damm bei Billowitz, Schwarzawaufern im Schreib walde. P. leiotricha
Borb., Misskegel bei Walrowitz. P. Wiemanniana Günth. et Seh., Kl.
Hostihrädek. P. subrubens Borb., Herotitz bei Tischnowitz. P. ruhens
Crantz, Brunn, Schimitz, Reigern, Lowtschitz, Wischau, Polehradic,
Kromau. P. aestiva Hall, f., Jureiner Berg. P. explanata Zim.,
Öerna horä nächst Raitz. P. subarcnariana Borb., Schreibwald, Sebro-
witz, P. serotina Vill. Schimitz, Obran, Karthaus, Medlanko, Dou-
bravnik , Kuhberge, Sebrowitz, Schreibwald, Inndorf, Bysterz. P. opaca
L. X arenaria Borkh., Kuhberge bei Brunn. P. subopaca Zim., Gel-
ber Berg und Raine bei den Pulverthürmen bei Brunn. P. turi-
censis Siegfrd., Melatina Thal bei Billowitz. P. autumnalis Opic,
Purkwathal bei Blansko. Dr. Formänek.
Budapest, am 8. Juli 1887.
Um mir die mir fehlenden und vergriffeneu Jahrgänge 1856
und 1857 Ihrer Zeitschrift zu verschaffen, war ich genöthigt eine
ausgebotene complete Serie von 1851 — 1835 zu kaufen, so dass ich
jetzt die Jahrgänge 1851—1855 iucl. uud 1858—1885 incl. doublet
297
besitze. Ich würde diese 33 Bände, tadellos erhalten und gebunden,
für 80 fl. abgeben. Lud>vig Eicht er.
(Sugar ut 3.)
Budapest, am 10. Juli 1887.
Durch die schönen Tilien-Exsiccaten , welche mir Freund H.
Braun geschenkt hat, angeregt, habe ich heuer die Ofner Tilia-
Arten näher untersucht, obgleich ich schon vom Jahre 1884 eine
ziemlich reiche Tiliensammlung besitze. Am interessantesten war es
mir, hier zwei hybride Tilia zu entdecken: eine T. platyphyllos X
super- ülmifolia {T.'svbparvifolia m.) zwischen dem Leopoldifelde und
dem sogenannten Thiergartenwalde bei Ofen, welche auch, was die
Blüthezeit betrifft, zwischen den genannten Eltern eine wahre Mittel-
form ist Sie blühte am 29. Juni, wo die Formen der T. platy-
phyllos und T. europaea L. {T. intermedia autor., non Host) ver-
blüht waren, an T. Ülmifolia aber noch keine oder nur wenig
geöffnete Blüthen waren. Diese T. subparvifolia ist der T. Ülmi-
folia näher stehend, aber die untere Seite der kleineren Blätter nicht
so weisslich, doch viel blässer, als jene der T. plathyphyllos oder
europaea; die Nerven sind spärlich behaart, hie und da auch die
jungen Zweige. Neben dieser Linde steht eine besondere Varietät
der T. pyramidalis Host, welche so breite Bracteen besitzt (3 — 4 Cm.
breit), wie ich es bisher an anderen nicht gesehen habe. Diese bis
zum Grunde des Fruchtstieles herablaufenden Bracteen sind ausser-
dem über 10 Cm. verlängert. Ob nun diese var. latissima m. eigent-
lich zu der T. pyramidalis Host „fructu angulato", oder zu der T
Hosteana m. {T. intermedia Host) „fructo rotundo" gehört, werde
ich erst im Herbste sehen. — Bei dem „Saukopfe" habe ich eine
andere Hybride gefunden. Sie ist mehr eine Tilia super-europaea X
ülmifolia {T. suhflavescens m.) und mit Viscwn album stark belastet.
Sie stand am 3. Juli in schönster Blüthe, hat grosse, kahle Blätter,
die Vorderseite ist etwas gelblich-blass, bedeutend blässer als bei
T. europaea; auch die Blüthen gelblich, wesswegen der Baum schon
von Weitem gelblich aussah. Sowohl an der T. subparvifolia als
auch T. snbßavescens war die Inflorescenz ungefähr sechsblüthig.
Die letztere, welche viel länger zugespitzte Blätter besitzt als die
T. subparvifolia, könnte man wohl zu der T. paUida Wierzb. als
Varietät ziehen, aber bekanntlich hat T. pallida zu lange Bracteen,
und weissliche Petala wie die T. Ülmifolia. — Auch andere inter-
essante Tillen habe ich bei Ofen gesammelt, wie T. vitifolia und
pyramidalis Host, T. flava Wollny ! welche so geformte Blätter besitzt,
wie die T. corylifolia Host, sowie sehr lange ins Köthliche spielende
Bracteen, ferner T. ülmifolia var. maior Spach, T. platyphyllos var.
pluriflora Spach etc. — In dem Monorer Walde fand ich Erodixmi
Neilreicliii Jka., aber keinen Dianthus polymorphus (nur D. Ponte-
derae), bei Ofen sammelte ich viele Potentillen, darunter auch P.
Kerneri und brachyloha m., Inula semihirta und /. Hausmanni,
bei den Kalköfen im Kühlen Thale. Da steht die Quercus hiemalis
Oesterr. botan. Zeitschrift. 8. Heft 1887. 24
298
Stev. {Q. pedunculata var. australis Heuff, non Link 1819) mit
17 Cm. langen Fruchtstielen. Q,. extensa Schur gehört nicht hieher,
denn eine kahlblättrige Form hat zwar lange (5 — 7 Cm.) Frucht-
stiele (herb, palat. caes. Vindob. und univers. Leopol.), aber die
Blätter sind bei dieser 15 Cm. lang, also die Länge der Fruchtstiele
im Vergleiche dieser entspricht nicht der Q. hiemalis Stev. {Q. ßli-
pendula Jka. Yuk.), Q. extensa Schur „foliis . . . subglabris, margiue
pilosis", betrachte ich aber als ein Synonym der behaartblättrigen
Stieleiche (Q. peduncuUßora C. Koch). Die „herrliche Jurinea"^
(Oe. botan. Ztschr. 1887 , p. 258) dürfte meine J. subdecw-rens sein,
welche durch die halbherablaufenden Blätter besonders von J. macro-
calathia C. Koch verschieden ist. Hieracium Herculis m. 1875 {H.
Heuffeli Jka., non Gris. 1852) halte ich für einen Bastard von einer
Form des H. Pilosella mit H. sabinum oder mit einer Form des
H. cymosum. v. Borbäs.
Fersonalnotizen.
— Dr. Moritz Willkomm wurde zum Rector der deutschen
Universität in Prag gewählt.
— Dr. H. G. Reichenbach erhielt das Comthurkreuz des
sächsischen Albrechtsordens.
— Hofrath Dr. A. Kern er Ritter v. Marilaun hat eine Be-
rufung an Stelle des verstorbenen Professors Eichler nach Berlin
erhalten und dieselbe trotz der glänzenden Aussichten abgelehnt.
— Professor Dr. P. Ascherson ist von seiner ägyptischen
Reise am 29. Juni wohlbehalten in Berlin wieder eingetroffen.
Vereine, Anstalten, Unternehmungen.
— Monatsversammlung der k. k. zoologisch-botanischen
Gesellschaft in Wien, am 6. Juli 1887. Dr. Kronfeld hielt einen
Vortrag über das Ergrünen von Keimlingen. Hierauf besprach unter
Demonstration an mitgebrachten Exemplaren Dr. Ritter v. Wett-
stein einige neue Funde im Bereiche der niederösterreichischen Flora,
als: Bunium Bulhocastanum auf dem Geisberge bei Rodaun. Diese
Umbellifere wurde schon früher von anderen Botanikern (H. Braun)
am selben Standorte gefunden, scheint dort jedoch eingeschleppt zu
sein, und dürfte bald wieder verschwinden; — Sedum micranthum
Bast, apud DC. im Gurhofgraben bei Aggsbach; Saussurea hyhrida
Wettstein (*Si. pygmea X discolor) von der Veitsch. Derselbe sprach
ferner über eine noch näher klarzustellende neue Form des Thlaspi
montanum, und zeigte schliesslich einen merkwürdigen Fall von
290
Fasciation an einem lebenden Exemplar von Lilium candidum.
Selbes ist vierzelinsteugelig und trägt circa 100 Blüthen.
M. Pfihoda.
Sammlungen,
„Herbier general anal3^tique." Da den öffentlichen Her-
barien die einzelnen Theile der Pflanze, welche zur Bestimmung
derselben nothwendig sind, nur selten, meist aber gar nicht beige-
geben sind, dieselben vielmehr durch den Trocknuugsprocess oft
unbrauchbar werden, so hat sich M. Buysmann in Middelburg
(Holland) zur Herausgabe obigen Herbars veranlasst gesehen, umso-
mehr als Proben davon eine günstige Beurtheilung fanden. Dasselbe
umfasst vorläufig nur Phanerogamen und werden jeder Species bei-
gegeben: 1. Analj'seu auf dem Herbarbogen, einzelne gut erhaltene,
zur Bestimmung wichtige Orgaue der Pflanze. 2. Analysen von flei-
schigen Organen in Alkohol, damit sie mit der Lupe oder mit dem
Mikroskope untersucht werden können. 3. Früchte und Samen, kleine
fleischige Früchte, wie Beeren etc. sind ebenfalls im Alkohol bei-
gegeben. Man kann auf Medicinalpflanzen, auf technische, ornamen-
tale, seltene oder kritische Pflanzen subscribiren. Der Preis beläuft
sich für die Species der aussertropischen Pflanzen auf Mk. L — ,
für die der subtropischen oder tropischen Gewächse auf Mk. 2. — .
Auf Wun.sch werden Proben von Pflanzen oder Analysen zur Be-
gutachtung eingesendet.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind abgegangen an die Herren Au st, Kocner,
Callier.
Aus Niederösterreich eingesendet von Aust: Allium Sr.orodo-
prasion, Amarantixus silvestris, Borago oficinalis, Br^yonia alba,
Carex Hornschuchiana, Cephalanthera iJaUens, Cerastium glutinosum,
Chenopodium murale, Festuca pallens, F. strkta, Fumaria Schlei-
cheri, Galium austriacum, Geraniimi niolle, Hypericimi niontanum,
Liiiiim austriacum, Lonicera pallida, Malcolmia africana, Marrti-
bi'um remotnm, M. vulgare, Melica uniflora, Myosotis hispida, M.
stricta, Orobanche Epithymimi, 0. gracilis, Polygonum mite, Poly-
podium Hobertianum, Potentilla caulescem, P. Vindobonensis, Posa
spuria, Rubus bifrons, R. Wahlbergii, Rumex Patientia, Salix Mau-
temensis, Senecio paludosus, Tragus 7^acemosus, Viola austriaca, V.
collina, V. m,irabilis, V. midticaulis.
Aus Böhmen eingesendet von Pastor; Ärabis Haller, Aspi-
dium dilatatum, A. Filix nias, Athyrium Filix femina, Bartsia al-
300
pina, Gircaea alpina, Cuscuta major, Polypodium Dryopteris, Polyp.
Phegopteris, P. vulgare, Potenülla aurea, Pulsatilla alpina, Ranim-
culus acouitifolius, Viola lutea.
Aus Oberösterreich eingesendet von Steiniuger: Campanula
barbata, Cineraria rivularis, Daphne Cneorum, Q-entiana nivalis,
Hieracium villosuni, Lnnaria rediviva, Potentilla longifolia.
Aus Niederösterreicli eingesendet von Dr. Eichter: Anthyllis
affinis, Arabis sagittata, Carex strigosa, Gotoneaster tomentosa, Qlau-
cium ßavum, Hieracium amplexicaule, Jurinea mollis, Melampyrum
barbatum, Ononis procurrens, Prunus Ghatnaecerasus, Schoenus fer-
rugineus, Viola ambigua.
Aus Ungarn eingesendet von v. Degen: Artemisia annua, A.
lednitzensis, Astragalus austriacus, A. exscapus, Grypsis aculeata,
Diantlius Pontederae, Echium rubrum, Geranium lucidmn, Lepi-
dium crassifolium, Ononis hircina, Poa sterilis, Polygonuni gramini-
foKum, Ranunculus lateriflorus, Scutellaria Golumnae, Thlaspi Jan-
kae, Trinia vulgaris, Valerianella 3forisonii var. dasycarpa, Viola
omdticaulis. Aus Niederösterreich: Echinops ruthenicus.
Obige Arten können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden.
Inserat.
Verlag von Julius Springer in Berlin N.
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Die
Flechten Deutschlands.
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Von
P. Sydow.
Mit zahlreichen in den Text gedruckten Abbildungen.
Preis M. 7.—
Zu beziehen durch jede Buchhandlung.
RedacteuT und Heransgelier Dr. Aleziander Skofitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
C. Ueberreuter'sche Buchdruckerei (M. Salzer) in Wien.
Oesterreicliisclie
Botanisclie Zeltsclirift
Die österreichische i^-i-i^T^r-. -»-» ^ • ^^®™?}"n® a v
botanische Zeitschrift V_/X^Q!*cill die frei durch die Post be-
evscheint ^^ zngcii werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. „,, bl08 bei der Kedaetion
Man pränumerirt auf selbe "" (iv. Bez., MilMgas^t Nr. i)
mit 8 fl Ost. >V. . ^'^ pranumeriren.
(IG r'. Mark)' Rnt;)nik und Bntanikßr im wege des
ganzjährig, oder mit DÜLaHI^ "'•" OUiailllVCI. Buchhandels übernimmt
4 fl. Ost. M'. (S li. Mark} Pränumeration
halbjährig. --^--- C. Gerold's Sohn
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die ganze Petitzeile iV— " Q ^°^^^ ^^'^ übrigen
15 kr. Ost. W. *^ *'■ Buchhandlungen.
XXXYII. Jahrgang. WIEN. September 1887.
INHALT. Zur Rosenflora von Agram. Von Vuk otinovic. — Hieracium polonicum. Von F. lock i.
— Flora von ^ord-Mähren. Von Dr. Formänek. — Hieracien. Von Schneider. — Tirol-Fahrt.
Von Freyn. — Flora des Etna. Von Strobl. - Literaturberichte. — Correspondenz. Von Wies-
baner. Spitzner, Formänek, v. ßorbäs, Blocki. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten,
Unternehmungen. — Sammlungen. — Botanischer Tauschverein.
Zur Rosenflora von Agram.
Von L. V. Vukotinovic.
Die Umgebung Agrams zeichnet sich bekanntermassen durch
keinen besonderen Keichthum ilirer Flora aus; eine Ausnahme von
dieser Thatsache bilden besonders die Quercus und Rosen — und
ich werde nicht irren — wenn ich noch die Bitbus hinzufüge. Da
ich mich aber bisher an den Eosen schon hinreichend zerstochen
habe, so hatte ich nicht den Math mit einer ähnlichen Gattung
anzui3inden.
In meiner letzten Abhandlung von 1886 führe ich 160 theils
Arten, theils Formen und Varietäten von Eosen an, die in der Um-
gebung Agrams und im Küstenlande vorkommen; wenn wir von
dieser Summe 50 — 60 abziehen, die im Küstenlande oder in ent-
fernteren Gegenden wachsen, so bleiben noch immer für die zunächst
um Agram liegenden Gegenden 100 Eosen, die sich mit voller Be-
rechtigung unterscheiden und trennen lassen; ich bin aber überzeugt,
dass ein geübterer Ehodologe, oder ein vielleicht weniger strenger,
noch so mauche Eose finden würde, die besonders hervorgehoben zu
werden verdiente.
Die Klagen sind nicht unberechtigt, dass man mit den Eosen
zu viel herumwirthschaftet, je nun wir müssen bedenken, dass diesen
Läuterungs-Process auch andere Gattungen durchmachen mussten,
z. B. Hieracium, Mentha, Rubus, Epilohium, Euphrasia, Oentiana
etc. etc., ist einmal die Krisis beendet, wird so manches ausgeschieden
und das lebensfähige verbleibt. Bei meinen ununterbrochenen Excur-
sionen findet sich noch immer etwas, was, wenn auch nicht stets
Oeaterr. botan. Zeitschrift. 9. Heft. 1887 25
302
von mir, so doch ganz gewiss von den scharfen Augen des Magist.
pharm. Eduard Wormostiny entdeckt wird. Als Nachtrag zu der
oberwäbnten Abhandlung theile ich die Beschreibung von folgenden
drei Kosen mit:
I. Rosa hyprida Schleich, fr, setosissima Vuk.
Strauch niedrig, vielstämmig, theilweise mit kräftigen
gebogenen oder geneigten Stacheln, theilweise mit pfrie-
migen, dünneu, zahlreichenNadeln und gemengten schwarz-
drüsigen Borsten reichlich besetzt; (die Nadeln und Borsten
zum Theil im Sommer abfällig) Blättchen etwas lederartig 5, oval-
spitzlich, oder eiförmig, rundlich gekerbt, gezähnt, die meisten Zähn-
chen eingeschnitten; oberseits glatt, unterseits graugrün, kleinhaarig,
Mittel- und Seitennerven leicht behaart und schwarzdrüsig; Blattstiele
flaumig und weich bestachelt, mit duDkeln Drüsenblüthen besetzt,
die Stacheln häufig auf die Mittelrippe übergehend; Nebenblättchen
lanzettlich, Oehrchen und Kandseiten drüsig bewimpert, unterseits
glatt, äusserlich fläumlich behaart und drüsig; Deckblättchen lanzettlich
gleich lang oder kürzer als die Blüthenstiele ; Blüthenstiele und
Keceptakeln drüsig-borstig, Kelchzipfel zwei ganz, am
Rande filzig; die drei äusseren gefiedert, die Fiederlappen
dunkel und gestielt-drüsig; Blumenblätter lebhaft rosa; Schein-
frucht klein, vertrocknend, borstig; Scheibe konisch,
Griffel lang, locker, unbehaart.
Am Berge Maicenovo, am Waldrande, oberhalb dem Dorfe
Zveöaj nächst Gracan unweit Agram. Zwischen den vielen Abände-
rungen, die in dieser Rosenreihe hier besonders häufig erscheinen,
steht diese Form vereinzelt da, mit ihren niedrig gedrängten strauch-
artigen, vielstämmigeu und vielzweigigen Habitus und besonders
mit ihrer zahlreichen zwei-dreierleiartigen Bestachelung. (Detexit
Wormostiny.)
IL ad sepiaceas. Rosa semiscdbra. Borb. et. Vuk. (Rad.
südsl. Akad. Bd. 83, 1886 unrichtig beschrieben, jetzt rectificirt.)
Strauch 1 — 17^ M. hoch; Aeste locker; Stacheln kurz, gebogen;
Blüthenzweige selten mit zerstreuten Borsten oder Nadeln besetzt;
Blättchen 5 — 7, oval, elliptisch, kurz, gespitzt oder spateiförmig,
einfach gesägt, die Zähnchen jedoch klein eingeschnitten und drüsig;
oberseits kahl, unterseits an den Rippen behaart und drüsig; Blatt-
stiele flaumig, zerstreut drüsig und bestachelt; Nebenblättchen am
Rücken und den Rändern drüsig, Blüthenstiele kahl, Kelchzipfel ge-
fiedert und drüsig gewimpert, nach der Blüthe zurückgeschlagen
von der reifen Frucht abfällig; Blüthen ziemlich gross, blassrosa;
Scheinfrüchte mittelgross, rundlich; Griffel behaart.
Dr. Borb äs hatte ursprünglich die R. Zagrahiensis Braun
und Vuk. semiscahra benannt, was mir unbekannt blieb und ich
hatte einer zweiten Rose den Borbäs'schen Namen gegeben, deren
Beschreibung ich hiermit veröffentliche; R. semiscahra dem Habitus
nach der R. Zagrahiensis ähnlich, jedoch von derselben sehr ver-
schieden; erstens fehlt der resinose Geruch, die Früchte sind kleiner
303
und rundlich, endlich sind die Kelchzipfel zurückgebogen; — bei
R. Zagrah. sind die Scheinfrüchte gross, kuglig, biruförmig, Kelch-
zipfel aufgerichtet. R. semiscahra kommt an Waldrändern und son-
stigen schattigen Stellen vor bis in die höheren Berge reichend; ist
ein lockerer Strauch, während jB. Zagrah. dicht gedrängt bogig und
sehr reichblühend ist.
III. Rosa glauca Vi 11. fr. salicifolia Vuk. Strauch kräftig, bis
2M. hoch; Hauptstamm schwach bestachelt; Stacheln gerade, kurz,
an den bogigen Zweigen kurz und hakig, zahlreiche Blüthenzweige
verlängert kniebogig blattlos und gabelig getheilt; Blätt-
chen 5—7, lanzettlich, an beiden Seiten verdünnt (ähnlich
denWeidenblättern), einfach gezähnt, mit hin und wieder einge-
schnittenen Zähnclien graugrün, beinahe beiderseits gleich; der
Mittelnerv verdickt. Blattstiele an der Basis fläumlich zuweilen mit
einem Stächelchen versehen; Nebenblättchen ziemlich breit oval,
lanzettlich mit tiefen zugespitzten Oehrchen beiderseits fläumlich,
kleindrüsig gerändert, am Eücken und Basis röthlich; Deckblätter
verbreitert, den Blüthenstielen gleich oder blattartig und überragend;
Blüthenstiele kahl einzeln verlängert; Receptakeln eiförmig;
Kelchzipfel lanzettlich, verlängert; die drei äusseren gefiedert
beiderseits befiäumelt, an den Rändern filzig, nach der Blüthe
rückgebogen, bald darauf gehoben, ausgebreitet, theil-
weise aufrechtstehend, vor der Reife abfällig; Blüthen mittel-
gross, rosa; Scheinfrucht eiförmig, kugelig, ziemlich gross;
Scheibe klein, Griffel kurz, köpfig, dicbthaarig oder wollig.
In den Hecken an der Strasse Bienik-Salata; auch an anderen
Orten, aber jedenfalls seltener.
Die Bestachelung, die Farbe der Blätter, dann die ausgebreiteten
später aufgerichteten Kelchzipfel veranlassten mich diese Rose zu
den Montanen im Allgemeinen und insbesondere in den Formenkreis
der Glauken zu stellen. Besondere Merkmale die Rosasalicif. unter-
scheiden, führe ich gar nicht an, weil eben Alles an ihr eigenthümlich
und verschieden ist.
Hierachnn polonicutn n. spec.
Von Br. Blocki.
Diagnose: Rhizom schief, unterirdische Ausläufer treibend.
Ausläufer röthlich, nur an der Spitze beblättert, sonst schuppig,
schwach behaart, 2 Mm. dick, bis 1-5 Dem. lang. Stengel an der
Basis meist röthlich, steif aufrecht, 2—6 Dem. hoch, fein längsge-
streift, nur im unteren Theile beblättert. Blüthenstand dolden ris-
pig, vor dem Aufblühen geknäuelt, später + weitschweifig locker,
15— SOköpfig. Blätter intensiv grün, schwach glänzend, dünn,
im getrockneten Zustande papierdünn. Gmndständige Blätter auf-
25*
304
recht abstehend, lanzettlich länglich im oberen Drittel am
breitesten, zur Basis allmälig verschmälert, stumpflich, an den
Bändern entfernt gezähnelt, 12 — 20 Cm. lang, 2 — 3 Cm. breit,
mit deutlich hervortretendem, im unteren Theile meist röthlichen,
2 Mm. dickem Mittelnerv. Stengel im unteren Theile vierblättrig,
die Blätter decrescirend, von der Gestalt der Grundblätter, jedoch
zugespitzt, das oberste zweimal kürzer und schmäler als das
zweitnächste. Blühendes Köpfchen 7 Mm. lang (ohne Ligulae), 4 Mm.
breit, ziemlich allmälig in den Stiel verschmälert; Fruchtköpfchen
5 Mm. breit. Ligulae schmal, tief goldgelb; Blüthenscheibe
1*5 Cm. im Durchmesser; HiÜlschuppen schmal lineal, stumpflich,
etwas über 0'5 Mm. breit, an den Bändern blassgrün. Blätter bei-
derseits mit weisslichen, 1 Mm. langen, abstehenden, ziemlich
steiflichen Haaren sehr dicht besetzt; die Behaarung des Blatt-
randes (besonders gegen die Blattbasis hin) und des Mittel-
nerves unterseits zweimal länger, rückwärts gerichtet, üeberdiess
tragen die Blätter in der ersten Jugend auf der Unterseite eine
ziemlich reichliche Flockenbekleidung, welche jedoch bald gänz-
lich verschwindet. Die Behaarung des Stengels ist sehr dicht auf-
getragen: die Haare weisslich, wagrecht abstehend (an der
Steugelbasis zurückgekrümmt), im unteren Theile des Stengels,
sowie dicht unter dem Blüthenstand und an den Köpfcheustielen
und Hüllblättchen fast 2 Mm. lang, sonst nur etwas über 1 Mm.
lang; die Haare an der Spitze des Stengels und innerhalb des Blü-
thenstandes sind in ihrer unteren Hälfte schwärzlich. Die Flocken-
bekleidung des Stengels verschwindet schon in der Mitte des Stengels
fast gänzlich; gegen den Blüthenstand hin bedecken die Sternhaare
den Stengel und ebenso die Kopfstiele ziemlich dicht. Der obere
Theil des Stengels (besonders dicht unter dem Blüthenstande), die
Köpfchenstiele und die Hüllblättchen besitzen ausserdem eine sehr
reichlich aufgetragene Bekleidung, bestehend aus sehr kurzen
(kaum 0'5 Mm. langen) drüsentragenden Haaren.
Standort: In Holzschlägen imd auf Waldwiesen in ganz Ost-
galizien gemein. Auch besitze ich diese Art aus Kongress-Polen
(legit. Karo pro H. pratensi, und aus Mähren [legit. J. Bubela]).
Bemerkungen: Was die systematische Verwandtschaft anbe-
langt, so steht mein H. polonician dem borealalpinen H. auratitia-
cum L. am nächsten, namentlich bezüglich der Blattfarbe und der
Bekleidung der Blätter, es unterscheidet sich jedoch von demselben
auf den ersten Blick durch kürzere und viel lichtere Behaarung der
Blüthenköpfchen und des obersten Stengeltheiles, durch fast dreimal
kleinere Blüthenköpfchen und endlich durch goldgelbe Blüthenfarbe.
Von H. pratense Tausch, mit welchem alle galizischen Floristen
(auch V. Ü echtritz) mein H. polonicum confundirt haben, unter-
scheidet sich dasselbe sehr erheblich durch rein grüne (nicht grau-
grüne), dünnere, nur in der ersten Jugend mit Sternhaaren bekleidete
Blätter, kürzere und steifore Behaarung des Stengels, durch fast
305
zweimal kleinere Blüthenköpfchen, dunklere Blüthen und end-
lich durch schmälere Ligulae.
Beitrag zur Flora des nördlichen Mährens und des
Hochgesenkes.
Von Dr. Ed. Formänek,
k. k. Professor am hOhmischen Gymnasium in Brunn.
(Fortsetzung.)
Gymnadenia conopsea R. Br. D. Märzdorf, Beckengrund, Buchels-
dorf, Petersteiu, Saugraben, Bärmuttergraben, Janowitz, Perschi,
u. a. 0. bei Römerstadt, Irmsdorf.
— albida Rieh. Saugraben, Bärmuttergraben, Fr. Jagdhaus, Gr.
Hirschkamm.
Epipactis latifoUa All. Gr. UUersdorf (Oborny), Bradelsteiue bei
D. Liebau, Petersdorf, Rubenseifen, Zöptau, Marscheudorf, Bu-
chelsdorf, Neudorf, D. Märzdorf, Wüst-Seibersdorf, Reigersdorf,
Pföhlwies, Jeppersdorf, Blauda, Nikles, Altvaterwald, Goldenfluss,
Kl. Mohrau, Krondörfl, Blaschke, Kleppel, Wermsdorf, Kies-
graben, Kriech, Janornitz, Römerstadt, Gundersdorf, Bautsch.
Neottia nidus avis Rieh. Kleppel, Berggeist, Römerstadt.
Iris psexidoacorns L. Blauda.
Eiiphorhia dulcis L. a. lasiocarpa Neil. Oborn. Fl. v. M. u. ö.
S. p. 281. Gr. üllersdorf, Buchelsdorf, Neudorf, Brünnel bei D.
Märzdorf, Wüst-Seibersdorf, (Hinterbusch u. a. 0.), Pföhlwies,
Wald bei der Ruine Neuhaus, Nikles, Altvaterwald, Kl. Mohrau,
Wermsdorf, Kiesgrabeu, Hochwald bei Jauovitz, Römerstadt.
— amygdaloides L. Wigstadtl, Lautsch, Pohorcer Wald und Scheuer-
grund bei Odrau.
— esula L. Verbreitet und noch bei Gr. üllersdorf, Blauda und Römer-
stadt.
— cyparissias L. Gemein, in höheren Lagen: Ohrenberg bei Bu-
chelsdorf, Janowitz, Römerstadt.
Mercurialis perennis L. Wiesenberg, Mähr. Schönberg (Oborny),
Gr. üllersdorf, Buchelsdorf, D. Märzdorf, Wüst-Seibersdorf,
Reigersdorf, Pföhlwies, Blauda, Nikles, Altvaterwald, Kleppel,
Berggeist, Janowitz, Römerstadt, Wigstadtl, Lautsch, Odrau.
Alnus incana DC. Buchelsdorf, Winkelsdorf, Janowitz.
Betida verrucosa Ehrh. In kleinen geschlossenen Beständen bei Gr.
üllersdorf, Marschendorf und Blauda.
Fagus silvatica L. Strauchartige Exemplare am Gr. Hirschkamm
und auf der Hohen Haide.
306
Saliüc viminalis L. Gr. üllersdorf, B. Märzdorf, Nikles.
— silesiaca Willd. Saugraben, Bärmuttergraben, Hohe Haide, Gr.
Hirschkamm.
— caprea L. Gemein, am Hutberge bei Gr. üllersdorf, eine inter-
essante virescentia.
Rumex sanguineus L. D. Liebau, Bautsch, Wigstadtl, Lautsch,
Odrau (Schlosser).
— obtusifolius L. «. silvestris Wall. sp. Celak. Prodr. F. B. p. 157.
Gr. üllersdorf, Philippsthal , Neudorf , Beckengrund, D. März-
dorf, Wüst-Seibersdorf, Keigersdorf, Nikles, Kl. Mohrau.
— aquaticus L. Um Odrau.
\ — cdpinus L. Bärenkamm , Peterstein , Saugraben , Gr. Hirsch-
kamm.
— arifoUus All. Vom Gr. Hirschkamm bis zum Berggeist und
Kleppel hinuntersteigend.
Polygonum historta L. üllersdorf (0 bor ny) Rabenseifen, Petersdorf,
Reitendorf, Marschendorf, Philippsthal, Wiesenberg, Wermsdorf,
Buchelsdorf, Goldentluss, Kl. Mohrau, Krondörfl, Wahlbergsdorf,
Blaschke, Janowitz, Neufeld, Römerstadt, Irmsdorf, Gr. Stell,
Wigstadtl, Odrau.
— amphibium L. Römerstadt.
— minus Huds. D. Liebau.
— convolvulus L. Gemein, in kühleren Lagen bei Janowitz, Römer-
stadt und Irmsdorf.
— fagopyrum L. Verwildert beim Pföhlwies und bei Altvaterwald.
Chenopodmm honus Henricus L. Gemein und noch bei Kl. Mohrau
und Römerstadt.
Urtica dioica L. Gemein, var. subinennls Uechtr. bei der Tess in
Gr. üllersdorf, Trausnitz bei Petersdorf, bei der Oppa unter-
halb der Schäferei, Hochwald bei Janowitz, Römerstadt.
Bryonia alba L. An Zäunen und in Hecken bei Blauda, B. Märzdorf
und Nikles.
Ganabis sativa L. Verwildert bei Gr. üllersdorf.
Daphne mezereum L. Wiesenberg, Zöptau, Gr. üllersdorf etc.
(Oborny!), Rabenseifen, Riidelsdorf, Buchelsdori; Beckengrund,
Deutsch Märzdorf, Ludwigsthal, Pföhlwies, Nikles, Werms-
dorf, Kiesgraben, Kriech, Franz. Jagdhaus, Hochwald bei Jano-
witz, Grundwald u. a. 0. bei Röraerstadt, Wigstadtl, Odrau.
Thesium alpinum L. Petersteiu, horizontaler Weg von der Schäferei
zum Franz. Jagdhaus, Saugraben, Gr. Hirschkamm, Schiefer-
heide, Backofensteine, Hörndlsteine, Hofberg, Berggeist.
Asarum europaeum L. Gemein und noch auf der Kriech.
Jasione montana L. Verbreitet in der Gr. üllersdorfer Mähr. Schön-
berger. Kl. Mohrauer, Römerstädter, Bautscher und Odrauer
Gegend.
307
Phyteuma spicatum L. Petersdorf, Rabenseifen, Zöptau, liänfig bei
Gr. Ullersdorf, Buchelsdorf, Neudorf, Ludwigstlial, Eeigersdorf,
Pföhlwies, Blauda, Goldenfliiss, Kl. Mohrau, Wermsdorf, Klöp-
pel, Dämmbaude, Peterstein, Saugraben, hier Ende August
blühend, Bärmuttergraben, Kiesgraben, Gr. Hirschkamm, Back-
ofensteine, Hofberg, Berggeist, Wigstadtl, Odrau. Var. sphaero-
cephalum mihi. Blüthenspindel verkürzt, Blüthenähre fast
kugelförmig, Pflanze niedriger und gedrungener, Stengel stärker.
Gr. Kessel im Gesenke.
Campamila barbata L. In tieferen Lagen bei Wermsdorf (Oborny)
Röhrberg bei Kleppel im Brandwalde bis Braunseifen hinunter-
steigend.
— cervicaria L. Odrau, Hirnich bei Neudörfl.
— rotundifoUa L. f. albiflora m. An der Strasse von Gr. Ullers-
dorf nach Neudorf.
— trachelium L. Gemein, a. albiflora m. Verbreitet in den Thälern
und Ausläufern des Gesenkes, in zwei Abänderungen, bei der
häufigeren Form sind alle Blüthen weiss, wo hingegen bei der
selteneren nur einige Blüthen weiss sind, während die anderen, in
der Regel die unteren, normal gefärbt sind {§. variegata m.), letztere
Form am Steinig bei Beckeugrund und bei Neudorf. Var. a. fand ich
am Hartberge, Rothen Berge und bei der Tess bei Gr. Ullersdorf,
Marschendorf, Buchelsdorf, Kirchberg bei Neudorf, Pföhlwies,
Nikleser und Altvaterwald, Spitzberg- u. a. 0. bei Wermsdorf;
ß. nemoralis mihi, Pflanze zarter und üppiger, Blätter weicher,
obere schmäler und länger, Kelche spärlicher behaart als beim
Typus. Au feuchten und schattigen Stellen bei Gr. Ullersdorf
nicht gerade selten, so bei der Tess, im Schlossparke, am Hut-
berge etc.
C^^epis grandifloraTskiisch.., Hirschbrunnen etc. (Oborny), Saugrabeu,
Bärmuttergraben, Kriech, Kiesgraben bis fast nach Wermsdorf,
— succisaefoUa Tausch. Petersteiu, Saugraben etc.; Gr. Hirsch-
kamm, Backofensteine, Berggeist, Janowitz.
— paludosa Mönch. Selbst noch auf den höchsten Kämmen, so
noch auf der Hohen Haide, Ameisenhügel etc. (Oborny), Gipfel
des Altvaters, Peterstein, Auerhahnbaude, Saugrabeu, Bärmutter-,
graben, Frauz. Jagdbaus, Kriech, Kiesgraben, Berggeist, Bradl-
steine und Krauseubüschel bei D. Liebau, Zöptau, Marschen-
dorf, gemein bei Gr. Ullersdorf, Buchelsdorf, Neudorf, Becken-
grund, D. Märzdorf, Wüst-Seibeisdorf, Ludwigsthal, Nikles,
Altvaterwald, Kl. Mohrau, Wermsdorf, Kleppel, Hochwald bei
Janowitz, Römerstadt, Bautsch.
(Fortsetzung folgt.)
308
Mittheilungen über die Hieracien des Riesengebirges.
Von Gustav Schneider.
(Fortsetzung.)
c) var. pseudea-imium mihi. Das eximium des Riesengebirges,
stark beblättert, schwach behaart mit grossen, in der Regel
an der Basis gestutzten Köpfen, welches ich aus den Ostsudeten
noch nicht gesehen habe. Stengel bis 36 Cm. hoch, meist deutlich
längsgestreift, 1- bis 5köpfig, bis Sblättrig; zerstreut kurzhaarig,
nach oben mit zerstreuten Borsten- und Drüsenbaaren + spärlich
besetzt; unmittelbar unter dem Blüthenkopfe dunkel, graufilzig;
Flocken abwärts bis zur Stengelmitte sehr vermindert; untere
Stengelhälfte mit sehr zerstreuten Borstenhaaren besetzt, sehr
massig mit kurzen grauen Haaren behaart, ganz unten fast
flocken-, drüsen- und borstenlos. Kopfstiele der Nebenköpfe
fast immer aus der Achsel eines grünen Laubblattes ent-
springend, bogig aufsteigend, etwas länger und dichter behaart
als der Hauptstengel, von Sternhaaren + graufilzig mit zerstreuten
Drüsenhaaren besetzt. Blätter dunkelgrün, glaucescirend, derb,
ziemlich reichlich kurzhaarig, gewimpert. Von den Grundblättern
sind zur Blüthezeit meist mehrere vorhanden; oval oder breit lanzett-
lich in den gleichlangen oder fast gleichlangen, zuweilen undeutlich,
meist aber deutlich geflügelten Blattstiel etwas herablaufend, +
weitläufig gezähnt, die Zähne mit sitzenden oder gestielten
Drüsen versehen oder gesägt — gezähnt mit grossen, oft bis weit
nach unten an den Flügeln der Blattstiele hinabrückenden stiel -
drüsigen Zähnen, zwischen denen ein bis mehrere kleine Zähnchen
eingeschaltet sind. Stengelblätter bis zur Stengelmitte sehr
wenig, darüber hinaus plötzlich bedeutend an Grösse ab-
nehmend, länglich- bis breitlanzettlich mit in der Regel unge-
falteter scharfer Spitze; unterste langgestielt, in den breitgeflügelten
Blattstiel + verschmälert oder herablaufend, die darüber stehenden
mit kürzeren Stielen, die mittleren mit stielartig verschmälertem
Grunde sitzend; alle + grob gezähnt oder sägezähnig mit einge-
schalteten kleinen Zähuchen; bei den untersten rücken die
Sägezähne zuweilen am Stiele bis zur Basis hinunter; die
Zähne sind stets mit sitzenden oder gestielten Drüsen besetzt. Die
über der Stengelmitte inserirteu Hochblätter sind lineallanzettlich
bis lineal, gezähnelt oder gezähnt, fein zugespitzt, ganz oben unter
dem Kopfe zuweilen bracteenförmig, alle nach unten stielartig ver-
schmälert sitzend. Kopfhüllen 17 — 20 Mm. laug, halbkugelförmig,
am Grunde abgerundet oder häufig daselbst gestutzt Hüllschuppen
ziemlich schmal, meist fein gespitzt, die äusseren zuweilen nur spitz-
lich, schwarzgrün, die inneren oft heller oder heller gerandet,
mit grauen, schwarzfüssigen kurzen oder massig langen Haaren massig
behaart, drüsenlos, Zungenblüthen spärlich und sehr kurz behaart.
309
Blütheiifarbe tiefgelb, uach dem Trockueu mit einem Stich ins Röth-
liche bis fast orange. Gfriffel dunkel.
Im Riesengebirge nicht häufig auf Grasplätzen über den Teichen,
am Gehänge unter der kleineu Koppe, auf Wiesen an der kleinen
Lomnitz und am Ziegenrücken, fehlt wie es scheint, in den Ostsudeten.
Dr. A. Peter in Potonie's Flora von Nord- und Mitteldeutsch-
land. Berlin 1887, pag. 461 stellt H. eximium Backh. als Subspecies
zu H. rhaeticum Fr. Ich kenne das H. rhaeticitm Fr. nur aus der
Beschreibung des Autors (Fries Epicr. Hier, pag 46), wonach dasselbe
ein Hypophyllopodum ist, während H. eximium Backh. als ein richtiges
Phyllopodum bezeichnet werden muss. Mag nun dieser Umstand
von Dr. Peter für nebensächlich angesehen werden oder Fries mit
seiner Diagnose nach Pete r'scher Ansicht Unrecht haben, so ist doch
keineswegs zu billigen, dass die ältere Backh ouse'sche Bezeichnung
der Subspecies beigelegt wird, während der neuere Friesische Name
zur Benennung der Species dient. Dr. Peter sieht das H. eximium
für ein alpinum <^ silvaticum — so haben Nägeli und Peter unser
gutes altes murorum umgetauft — an; das wird wohl Niemand
unterschreiben, der das H. eximmm einigermassen kennt. Eher könnte
mau au irgend ein anderes alpines AureUum und H. vulgatum denken,
wenn man sich auf dergleichen, durch keine einzige Thatsache unter-
stützte, phylogenetische Hypothesen einlassen will, denen Nägeli
und Peter in ihrer verdienstvollen Monographie manch gutes Stück
Systematik zum Opfer gebracht haben, was sie zum Theil (z. B. im
2. Bande 1. Heft, pag. 53) selbst zugestehen.
Auch die Peter 'sehe Auffassung des ü". atratumYr. dX?, alpinum
^ silvaticum {murorum) ist als bei den Haaren herbeigezogen zu
bezeichnen. Man könnte mit demselben Recht das H. echioides Lumn.
als eine Zwischenform Hieracium > canis vidpes aufstellen, weil
es nach beendigter Anthese und nach längerem Liegen im Herbar
fuchsrothe Haare bekommt. — lu der Nomenclatur sind die
Herren Nägeli und Peter überhaupt nicht consequent vorgegangen,
wie ich diess bereits in der deutschen bot. Monatschrift bei H.
p'a^<?;zs^ Tausch erwähnt habe und wie diess Uechtritz in der weiter
unten folgenden Besprechung der Nägeli-Peter'schen Monographie
auch hervorgehoben hat. — Wenn die Herren Autoren die Bezeich-
nung H. Auricula (= H. duhium L. 11. suecica ed. II pag. 272 pro
parte. 1755) mit verändertem Autornamen darum beibehielten, weil
sich dieser Name (seit Erscheinen der Flore fran^. von Lamk.
und DG. 1805) in der botanischen Literatur allgemein ein-
gebürgert hat, mussten sie auch die, mindestens eben so lauge
und eben so allgemein eingebürgerte Bezeichnung H. murorum (etwa
mit der Bezeichnung Aut. omu. L. pro parte) beibehalten, wenn
auch Liune darunter zwei verschiedene Species, nämlich als var. a das
spätere H. caesium Fries (Fr. Symb. pag. 112) und unter var. b
murorum — süvaticum das murorum im Sinne aller Autoren seit Linne
gemeint hat. Eben so unpraktisch, wie die Wiederherstellung des
Gochnat'schen coüinum für pratenseT^t^h. erscheint, weil der Name
310
collinum vielfach von anderen Autoren zur Bezeiclinung von Formen
benützt worden ist, welche mit dem H. pratense Tsch. nichts zu
schaffen haben, ist der Grebrauch der Bezeichnung silvaticum für
murorum, denn es gibt ein H. silvaticum Lamk., welches synonym
mit H. vidgatum Fr., ein H. silvaticum BertoL, welches synonym
mit dem zu der Italicis Fr. gehörigen H. virga aurea Coss., ein
H. silvaticum Tausch, welches synonym mit H. gothicum Fr. und
ein H. silvaticum Plur, Aut., welches synonym mit H. tridentatum
Fr. ist etc., während selbst der Anfänger weiss, was mit der Bezeich-
nung H. murorum Aut. omn. L. ex p, gemeint wird. Die in der
Epicr. Hierac. pag. 10 von Fries erwähnte turris Babylonica in der
Benennung der Hieracien wird daher durch die genannten Herren
Autoren nicht abgetragen, sondern noch erhöht, was gewiss Jeder
bedauern wird, der diese ausgezeichnete Monographie mit Aufmerk-
samkeit studirt hat. — Es dürfte für die Leser dieser Zeitschrift
von besonderem Interesse sein, wenn sie das Urtheil des sei. Ue chtritz,
dieses grossen Pflanzen- und insbesondere Hieracienkenners über die
Nägeli-Peter'sche Monographie erfahren, ich lasse dasselbe daher
nachstehend wörtlich folgen bis auf die eingeklammerte Stelle, die
sich in ihrem Wortlaut nicht zur Veröffentlichung eignet, deren Sinn
aber richtig wiedergegeben ist.
ÜB chtritz schrieb an mich:
Breslau, am 23. Februar 188b.
„Verehrter Freund! Jetzt ist das jahrelang mit Sehnsucht er-
wartete Werk von Nägel i und Peter über die Piloselloiden endlich
erschienen und ich habe seit einigen Tagen ein Dedicationsexemplar,
— Vor der Arbeit habe ich riesigen Kespect bekommen; sie bietet
erheblich mehr, als zu erwarten stand und ich glaube sie wäre noch
besser ausgefallen, wenn ihr eigentlicher Bearbeiter (Dr. Peter) nicht
so arg unter dem Einflüsse des ideellen Autors gestanden hätte. In
dem dicken Buche steckt schmählich viel geistige und mechanische
Arbeit, um es ganz zu verdauen, gehören Jahre und auch dann wird
Einem sicher nicht Alles klarwerden, eben weil mit anderem Material
gearbeitet worden ist und vor Allem, weil man in dieser Weise
Culturversuche gar nicht nachmachen kann.
Die Schwächen des Werkes liegen zum Theil gleich auf der
Hand; die meisten sind Folgen der Verzögerung und wenn man sich
auf den Standpunkt der Autoren stellt, sind es zum Theile keine
oder doch nur schwer vermeidbare und den Werth des Ganzen nicht
zu stark beeinträchtigende. Aber praktisch machen sie sich doch recht
oft fühlbar und Manches hätte sich vermeiden lassen. Das Kiesenge-
birge und Gesenke sind reichlich mit Material betheiligt und es
finden sich sogar eigene nur von dort bekannte Formen oder Sub-
species, wie die Firma lautet. Man wird jetzt in Schlesien viel H.
Pi7oseZ/a klauben müssen! Manche uns bekannte seltene Sachen werden
ganz anders eingereiht, einige gewiss mit Unrecht.
311
Die Auffassung der Arten entspricht oft der meinigen in er-
freulicher Weise, so speciell bei der schwierigen Gruppe der Cymosa,
die ich erst in diesem Winter einmal wieder im Zusammenhange
durchgearbeitet habe. Die Synonymik und überhaupt die Beobach-
tungen der Vorgänger kommen vielfach zu kurz fort, doch entspricht
letzteres speciell dem Grundsatze, nur selbst gesehenes Material zu
verarbeiten, üeber einzelne Aulfassungen würden Sie staunen; in
der Nomenclatur und Synonymik ist sehr Vieles, worüber sich
mindestens streiten lässt, Manches was ich wenigstens für falsch
oder unpraktisch halte, so die Wiederherstellung der Bezeichnung co^Zmwm
Gochnat für pratense, obwohl der Autor Tausch'sche Originale des
letzteren gesehen hat, während er weder Goch nat'sche, noch überhaupt
solche von dessen Standort sich verschaffen konnte. Dass er H.
praealtum als H. florentinum bezeichnet, hätte eher Gründe, aber
praktisch ist es so wenig, als für Bauhini Schult, einen neuen Titel
erfinden, noch dazu sträflicherweise H. magyaricum. Aber im Ganzen
bringt das Werk einen Fortschritt in das Studium der Gruppe,
richtiger eine Art Kevolution. — In der Auffassung der hybriden und
nicht hybriden Zwischeuformen unter eine neue Art liegt viel Methode
— das ist Nägeli — aber Sie können sich denken, was praktisch
mitunter für Unsinn daraus entsteht. Doch sind die einzelnen Formen,
die stets sehr sorgfältig beschrieben werden, zum Glück streng ge-
sondert. Interessant ist die Thatsache, dass H. aurantiacum mit am
formenreichsten in den Sudeten auftritt. H. rubrum ist etwas Bild-
schönes, was nach der ersten Beschreibung wahrhaftig nicht zu er-
warten war, ich möchte es aber doch schon für einen dem aurantia-
cum näheren Bastard halten. Ihr
K. v. Uechtritz."
6. H. decipiens Tausch nee Froel nee aliorum = JS. alpinum
ß. melanocephalwn Wimm. non Tausch = H. ni^rescms Velenovsky
non Willd. = H. alpinum Halleri Kehm. nee Wimm. nee Vill.
In meinen vorjährigen Mittheilungen hatte ich das H. decipiens
Tausch in die Gruppe der foliosen Alpinen gestellt, weil ich es
nicht besser unterbringen konnte. Ich war mir wohl bewusst, dass
es eigentlich dahin nicht gehöre, hatte aber keinen passenderen
Platz dafür disponibel. Nachdem ich durch Oborny's Güte die nähere
Bekanntschaft des ostsudetischen eximium gemacht und mich über-
zeugt hatte, dass das breitschuppige stumpf blätterige H. calenduli-
florum gar nicht mit eximium verwandt ist, war nichts natürlicher,
als die Vereiuiguus- der beiden schmal- und spitzschuppigen, im In-
dument und der Beblätterung, ja im ganzen Habitus einander nahe-
stehenden Species U. eximium Backh. und decipiens Tausch in eine
Gruppe, üeber letzterem und H. nigrescens Willd. waltet ein eigener
Unstern. Die meisten neueren Floristen vereinigen das H. decipiens
und nigrescens zu einer Species, wohl der ähnlichen Kopfhüllen
wegen, denn habituell sind beide Pflanzen total verschie-
den, auch im Indument sind Unterschiede nachweisbar. Wer der
312
Erste ge^yesen ist, der diese imDatürliche Vereinigung vorgenoromen
hat, habe ich aus der umfangreichen einschlägigen Literatur, die ich
zu diesem Zwecke durchgesehen habe, nicht ermitteln können. Der
Autor des H. decipiens, welcher in der Kegensburger Flora 1828
(Ergänzungsblätter pag. 66) dasselbe als var. integrifolmm: „foliis
subdendatis, caule unifloro" allerdings zu H. nigrescens Willd. gezo-
gen hat, hob diese Vereinigung im Jahre 1837 in derselben Zeit-
schrift (Beiblätter zum ersten Band pag. 69 und 70) ausdrücklich
wieder auf. Die Diagnose lautet nunmehr: „caule paucifolio, pauci-
floro aut unifloro villoso, foliis radicalibus aggregatis spathulatis, in
petiolum decurrentibus, denticulatis dentatisve, caulinis lanceolatis
utrinque attenuatis, anthodio dense imbricato, nigricante villoso."
Dazu bemerkt Tausch: „Diese Art steht den Blättern nach dem H.
alpimon, den Blüthen nach dem H. nigrescens nahe und ist eine
ausgezeichnete Mittelform zwischen beiden. Sie unterscheidet sich
von H. nigrescens durch häufige, schmale, lang herablaufende Wur-
zelblätter, durch den zottigen, mehr beblätterten Stengel und die
zottigen Anthodien." Besser hat seither Niemand den Unterschied
zwischen beiden in Kede stehenden Species charakterisirt.
Ich unterscheide vorläufig bei H. decipiens Tausch folgende
Formen :
Var. a. occiclentale. Stengel dicklich bis dick, Drüsenbeklei-
dung desselben unmittelbar unter dem Kopfe reichlich; Drüsen
langgestielt. Hüllen in der Kegel kurzzottig; Zotten dunkel
graulich, schwarzfüssig mit deutlich eingemengten Drüsen. Hüll-
schuppen dunkel, fast schwarz, innere selten und nur verein-
zelt heller. Blätter ganzrandig oder wenig gezähnt. Flocken
am Stengel massig bis reichlich, auf den Hüllschuppen zer-
streut.
Diess ist die Form des Kiesengebirges, woselbst sie von circa
1000 M. Seehöhe bis 1600 M. von der neuen schlesischen Baude
bis aufs Kehhorn überall häufig vorkommt. Auch aus der Tatra, je-
doch nicht aus den Ostsudeten bekannt.
Var. b. Orientale. Stengel dünn und schlank. Drüsenbeklei-
dung desselben massig oder spärlich; Drüsen kurzgestielt.
Hüllen in der Kegel langzottig; Zotten weisslich, ohne oder
mit undeutlich erkennbarem schwarzem Fuss. Drüsen an der
Hülle fehlend oder der Zottenbekleidung wegen nicht erkennbar.
Hüllschuppen schwarzgrün, die inneren sämmtlich heller
oder heller gerandet. Blätter durchweg gez ähnelt oder gezähnt.
Flockenbekleidung am Stengel gering, auf den Hüllen 0 oder fast 0.
Ist mir bisher nur vom Glatzer Schneeberg aus den Ostsudeten
zu Gesicht gekommen; im Kiesengebirge kommen ähnliche, jedoch
nicht ganz mit den ostsiudetischpn übereinstimmende Formen vor.
Die vorstehend besprochenen drei Gruppen bilden zusammen
eine Abtheilung der alpinen Aurellen, welche sowohl in Beziehung
auf den Gesammthabitus, wie auf das Indument und die Beblätte-
rung von den nachfolgenden beiden Gruppen ziemlich verschieden
313
ist. Innerhalb dieser so gedacHten Abtheihing kann mau manche
Gestalten als Zwischenformeu auffassen, welche üebergänge zwischen
den heterogensten Formen vermitteln. So lässt sich eiue Keihe H.
alpinum genuinum^ melanocephalum Tausch, grande Wimm., tubu-
losum, calenduliflorum, eximium pseudonigrescens, pseudeximimn,
decipiens; ferner JS. alpinum typicum, melanocephalutn, aterrimum,
spathidifolium , Fritzei, pseudopersonatum, eximium chrysostylum,
eximium pseudonigy^escens , pseudeximium, dccip)iens u. s. w. auf-
stellen, was aber praktisch keinen Zweck hat; eben so wenig wie
phylogenetische Hypothesen, auf die wir verzichten wollen, bis die
nicht nachweisbaren, bekannten „grossen Unbekannten", die in den
Criminalprocessen, wie in der Abstammungslehre eine so grosse
Kolle spielen, nämlich die fehlenden Zwischenformen aufgefunden
sein werden.
(ScUuss folgt.)
Meine dritte Tirol-Fahrt.*)
Von J. Freyn.
.... Gewohnterweise war es bei Antritt der Eeise mein erster
Wunsch, das bestverabscheute Prag mit all seinen Missdüften nur
möglichst rasch hinter den Kücken zu bekommen und als ich daher
am 25. Juli von hier wegfuhr, ruhte ich nicht eher, als bis ich in
Innsbruck war. Ich weiss es nicht mehr, ob die Fahrt 18 oder 20
Stunden dauerte; satt hatte ich sie aber gründlich, und ich war
froh, endlich wieder meine Gehwerkzeuge gebrauchen zu können.
Innsbruck, das ich 1885 im Regen verlassen hatte, sah ich
heuer in eitel Sonnenschein wieder. Es liegt reizend; wer dort aber
nichts zu thun hat, der kann vor Langweile sterben. Sehr unangenehm
war ich durch das Nachmittags erfolgte plötzliche Einfallen des
Föhn's überrascht — ich kenne die Sorte von früher her und wusste,
was mir bevorstand ; freilich, dass es so dick kommen sollte, konnte
ich nicht voraussehen. Einmal ausgeruht zögerte ich also nicht, am
27. Juli am zeitlichsten Morgen bei tagheller Dämmerung mit der
Arlbergbahn gen Westen zu fahren. Die Partie entlang des Inn bis
Landeck fand ich keineswegs überraschend, so lauge man die zerris-
sene nördliche Kalkalpenkette sieht, jedoch recht schön. Schön war
auch der Tag. Nach einer scharfen Biegung der Bahn zeigte sich
aber zuerst im Westen, dann, gelegentlich Ueberquerung der Süd-
thäler, auch im Süden verdächtiges Wolkenpack und meine Unken-
rufe, die von der Gesellschaft ursprünglich als professiousmässiger
*) Aus einem Briele an E. Hackei zu Natz und Froinineu allen denen
erzählt, die selbst heutzutage noch Lust haben einen botanischen Reisebericht
zu lesen.
314
Pessimismus gebrandmarkt worden waren, erfreuten sich nun eines
bedeutenden Ansehens.
In Landeck vertraute ich meine Knochen einem mit beträcht-
licher Bedächtigkeit dahin stampfenden Omnibus an und, nach etli-
cher Atzung — bei welcher sich mein Magen selbst gegenüber dem
Weine als ätzsicher erwies, eroberte ich am Omnibus einen Platz
beim Kutscher und fort ging's nach Süden den Inn aufwärts. Nau-
ders war das Ziel und das wollte ich auch bei Eegen erreichen, um
keinen Preis wäre ich in Landeck geblieben.
Die Omnibusfahrt verlief ganz nach dem im westlichen Tirol
üblichen Programme. Die biederen Eeisenden werden bei jeder Post,
die stets auch ein Wirthshaus ist, prompt abgeliefert und zum Essen
und Trinken angehalten. Ich hatte aber schon in Landeck genug und
wollte meine Magenwände nicht gleich am ersten Tage durchätzen
lassen. Irgendwo unterwegs bekam ich zwei schöne Nachbarinnen
auf den Bock herauf — und das war gut, denn sie waren sehr lustig
und die Landschaft auch nicht darnach, diese Concurrenz aushalten zu
können. Andererseits konnte ich es keineswegs als angenehme, ge-
schweige denn als nothwendige Zugabe zur Fahrt betrachten, als
wir irgendwo eine ganz abscheulich übelriechende Suppe, ditto Rind-
fleisch, gebratenes Leder und verdünnte Cichorie als Mittagmahl
vorgesetzt bekamen. Den zu dieser Zeit schon st)'omweise herab-
schüttenden Regen hatte ich vorhergesehen, und nahm selben denn
als selbstverständlich mit in den Kauf. Als Nutzanwendung merkte
ich mir aber neuerdings die schon so oft bestätigte Regel, dass man
in Tirol kein Rindfleisch essen soll.
Von der Mittagsstation ab, deren Namen ich mit dem Mantel
der christlichen Nächstenliebe zudecken will, wurde der Regen
immer dicker; zu sehen gab es gar nichts mehr als ,, Schnür! "-
Regen, und so salvirte ich mich denn in das vorher sorgfältig ge-
miedene Innere des Marterkasteus. Das war mit Rücksicht auf meine
liebenswürdige Gesellschaft gewiss bärenmässig gehandelt, ich sehe
es vollkommen ein, zum durchweicht werden fühlte ich aber gar
keinen Beruf in mir und es regnete doch schon eine gute Stunde.
Ich gab also auch die beabsichtigte Fusstour hinauf die Finster-
minzstrasse auf und sah von dieser derart gar nichts, bis das er-
lösende Wort „Nauders" erschallte.
Der Regen hatte zu dieser Zeit, es war schon vorgerückter
Nachmittag, aufgehört; die Wolken lungerten aber am Kirchendach
herum und fegten noch etwas später den Marktplatz. Meinem Grund-
sätze getreu, stieg ich natürlich nicht „auf der Post" ab, sondern
just gegenüber -,beim Löwen". Dorthin hatte ich meine Sachen und
45 Kilogramm Papier direct von Prag aus vorausgeschickt gehabt
und ich fand Alles zu meinem Empfange bereit. Ein sehr hübsches,
reines Zimmer ward mir angewiesen und dann der Tanzsaal des
Ortes mit einem riesenlangen, unangestrichenen Tisch — Alles zum
handtiren mit vielen Pflanzen wie geschaffen. Auch der Dachboden
mit zahlreichen gespannten Wäschleinen wurde mir zum Papier-
315
trocknen zur Verfügung gestellt und unten im Fleischerladen die Wage,
damit ich meine Packete nach Postgewicht zusammenstellen könne.
Das war Alles ganz prächtig und ich empfehle deshalb dieses gast-
freundliche Haus mit seinen bereitwilligen Bewohnern allen Denen,
die nach mir kommen; sie werden auch keine grosse Kechnung zu
erwarten haben. Da ich also Alles zu meiner grössten Zufriedenheit
vorbereitet fand, machte ich mich sofort auf den Weg ins „Nauderer-
Thal", um wenigstens an der Strasse zu recognosciren, was etwa
bei dieser Seehöhe (1360— 1450 Meter) vorkäme — und jetzt kommt
die Botanik!
Aber mit Hindernissen; denn die Wiesen beiderseits der Strasse
fand ich zunächst glatt geschoren und erst als ich auf die halb-
verrasten Geröll-Ausbreitungen des Arsangsbaches stiess — eines
von Osten kommenden Wildwassers — fand ich überhaupt Etwas. Es
waren aber echte centralalpine Typen, wie Laserpitmm hirsutum Lam.,
L. Gaudini Mor., Epilohium Fleischeri Höchst., die theilweise, wie
z. B. AchiUea moschata Wulf, von den benachbarten Hochalpen
heruntergeschwemmt waren. Solche echte Alpenpflanzen kommen im
Nauderer Thale gar viele vor, was ja bekannt ist; es freute mich
aber doch, so in aller Bequemlichkeit ausserdem noch Leucanthemum
alpinum Lam., Cardamme resedifolia lu., Alchemilla pubescetis M. 1^.,
und andere Arten wiedersehen zu können, wie sie sich in subalpiner
Gesellschaft von Trisetum alpestre P. B., Erigenyn amiulosus Gaud.,
Myricana germanica Desv. und dergleichen trotz der Tieflage ganz
wohl befanden. Eegen und Dunkelheit beschleunigten endlich meine
Rückkehr nach Hause.
Am nächsten Tage war es sehr schön — aber bis etwa 1700 M,
herab war Alles verschneit. Das war nun stark gegen das Programm
und ich eutschloss mich daher, anstatt „hinauf" lieber „hinab" zu
gehen und dieses „Hinab" konnte also nur die Finstermiuzklause
sein, die mir der schnöde Regen gestern so gründlich verdorben
hatte. Da aber der Tag lang und mein Unternehmungsgeist gross
war, so wurde ein Umweg eingeschlagen. Dieser artete jedoch in
allerhand Herumklettereieu aus und währte mit anderthalb Stunden
Rast 16 Stunden, so dass ich endlich zu nachtschlafender Zeit todt-
müde nach Nauders kam, wo sie bereits für mich zu fürchten be-
gannen. Wo war ich aber gewesen? — Zuerst auf dem westlich von
Nauders gelegenen Voralpenberg „Kohlstätte", dessen Nadelwälder
sehr viel Phyteuma Halleri All. uud Chaerophyllum Villarsii Koch
und dessen Wiesen noch viel mehr Crepis alpestris Tausch, und
Onohrychis montana D. C, sowie einzelne Cirsium acaule X Eri-
thales beherbergen; dann steil hinunter zum Inn durch Wälder
mit Pbius engadinensis und über den Pluss hinweg nach Martins-
bnick im untern Engadin. Nun war ich in der Schweiz und ich
hatte, um nach Finsterminz zu gelangen, zwei Wege often, beide an
den Lehnen des Piz Mondin, hoch ober dem Inn; der eine Weg
unten, der andere 2 —300 M. höher, beide an stellenweise recht gar-
stigen Steilpartieu hinführend. Um jedoch möglichst hoch zu gelangen,
316
wählte ich den oberen, d. h. ich stieg von Martinsbruck nach Durch-
schreitung der warmen, Pflanzenreichen Buschregion, geradeaus den
Nadelwald hinan, bis ich auf den gesuchten Weg traf. Derselbe führt
ziemlich rasch ansteigend auf eine plateauartige Erbreiterung am
Ostgehänge des Piz Mondiu, welch' letztere mit Hochwiesen (Plan
d'Ors) bedeckt ist. Bevor man dahin gelangt überschreitet man einen
alten Lawinengang, auf dessen Gerolle viel Ononis rotundifolia L.
und bei etwa 1300—1400 M. auch Astragalus onohrychis L. wächst.
Plan d'Ors ist sehr trocken und pflanzenarm, an einem Bächlein
jedoch, welches aus der Schlucht des „Mühlbaches" hervorkommt,
steht Hieracium dentatum Hoppe und sehr viel Cortusa Matthioli L.,
welche hier, so nahe an der Westgrenze ihrer Verbreitung so schön
und üppig wächst, wie nur irgend in den Karpathen. In der
Schlucht des Mühlbaches selbst, da wo der Bach wasserfallartig
herabstürzt, gesellten sich viele Yoralpenpflanzen hinzu, an trockenen
Stellen noch Polygala microcarpa Gaud. und Crepis alpestris Tsch.
und einzelne Hieracium dentatum Hoppe. Hier fand ich auch die
bisher noch nie mit Früchten gefundene lungermannia Homschu-
chiana N. ab E. reichlich fruchtend.*) Die Krummholzregion reicht
hier in breiten Streifen tief in die Waldregion hinab und besteht
hauptsächlich aus Pinus Mugims Scop., Alnus viridis D. C. nebst Al-
penrosen u. dgl. Die so charakteristische Formation aus Latschen
Hippophae und Berheris, wie sie gewisse Thäler des Glocknerge-
bietes auszeichnet, sah ich diessmal nicht.
Der anfänglich sehr breite Weg verliert sich endlich in einem
förmlichen Vorhau massenhaft niedergebrochenen Waldes. Ohne Mög-
lichkeit hindurchzukommen oder an den Abstürzen herumzugelangen,
stieg ich an einer Schlucht hinab und gelangte, nachdem ich noch
Hieracium scorzoneraefolium mitgenommen hatte, am Spätnachmittag
zum Novell-Hof, einem einsamen Gehöfte in der Inn-Klause, des-
sen grenzenloser Schmutz mich an die Salaschen der niederen Tatra
erinnerte. Die Leute waren aber sehr freundlich; ihr Aussehen zeigte
indessen keineswegs dafür, dass sie in der gepriesenen Eepublik
just eine Stätte besonderer irdischer Glückseligkeit gefunden hätten.
Nach Sonnenuntergang überschritt ich das schwankende, halbmorsche
Ding, so sie in Finsterminz Innbrücke heissen, und betrat wiederum
Oesterreich — freilich just an einem Punkte, der lebhafter, denn an-
derswo früheren Glanz, früheren Eeichthum mit jetzigem Elend in
unvermittelten Gegensatz bringt. Die neue Strasse führt nämlich
hoch über der bestandenen hinweg, und damit ist der Wohlstand
jetzt etliche hundert Meter höher gerückt. Das bitterste Stück waren
nun die 400 M., die ich von der Innbrücke wieder bis Nauders hinauf
musste; an die werde ich denken. Nur die prächtig erhaltene Strasse,
deren Tracenführung nur ein Ingenieur genügend würdigen kann,
errej^te noch mein Interesse.
') Vergl. hierüber Schiffner: Botan. Centralblatt 1887. Bd. XXX,
Seite 22.
317
Mir zum Spotte war der 29. Juli ein Prachttag, doch miisste
ich Pflanzensklave sein nnd eiulec^en. Erst Mittags war ich fertig;
der Schnee war auch heruntergeschnaolzen und somit ging es sogleich
den nächsten Berg hinauf, um wenigstens den erübrigten halben
Tag auszunützen. Der Besuch war dem „Schmalzkopf' zugedacht.
Der für die verfügliare Zeit schier endlose Weg brachte mir im Val
di Costei zwar wieder lungermannia Hornschuchiana c. fr., Cortusa,
Linnaea und Luzula Sieheri Kchb. ein — letzteres eine echte
Tiroler Pflanze und keineswegs mit L. sicida identisch — weiter
hinauf aber bei der Labauner Alm (c. 2100 M.) sah ich Alles abge-
weidet, auch, so weit das Auge reicht, Vieh. Das war ein böser
Fall. Aergerlich liess ich den Schmalzkopf links und stieg die
nächste Rinne rechts hinan, direct auf die Höhe des „Geisbleisen-
kopfes" los. — Alles abgeweidet! Erst hoch oben bei 2500 bis
2700 Meter fand ich Oxytropis lapponica Graud., Draba dubia Su-
ter, Luzida lutea D. C, Careoß nigra All., Myosotis alpestris Schmidt,
Greum reptans L., Euphrasia pidchella A. Kern., Prhmda oenensis
Thom., P. <jh(tinosaWu\i'. und manche Andere — aber eine höchst küm-
merliche Vegetation; endlich sank die Sonne und da traf ich noch
Pedicidaris tuherosa L., Alsine recurva Wahlb., Arenaria ciliata L.
u. dgl. Mit förmlichen Sätzen stürmte ich aber jetzt hinab, um in
der Dämmerung wenigstens noch den Fahrweg aufzufinden. Früher
als ich es dachte, hatte ich ihn und sehr bald war ich zu Hause.
Es war aber im Grossen eine miserable Excursiou, denn ähnlich
artenarme Alpen sah ich bisher nur noch auf den Quarziten in der
niederen Tatra und auf dem Urgebirge des Muntje-le-mare-Stockes
im westlichen Siebenbürgen.
Während der nächsten drei Tage mit dem Trocknen der Pflan-
zen beschäftigt, hatte ich nur Gelegenheit zu kurzen Ausflügen im
Nauderer Thale, von denen sich der eine bis Reschen über das
Reschen-Scheidek hinüber erstreckte. Der Pizlat, auf den ich es ab-
gesehen hatte, war aber tief herab verschneit und so begnügte ich
mich denn mit dem, was ich unten fand. Erwähnenswerth erschei-
nen mir neben Eri/simum lielveticum D. C, Rosa piomifera Herrn,
und Eqvisetvm variegatum Schleich, wieder manche Hochalpenarten,
die sich im Nauderer Thale stellenweise recht breit machen. Dazu
zähle ich Dryas, Oxytropis lapponica Gaud., O. Halleri Bge., Draba
Thomasii Koch, Euphrasia variabilis Freyn, Alchemilla pubescens
M. B., A. glabra Kern., u. A. m. Die Moorwiesen mögen überhaupt
eine reiche Ausbeute geben, aber sie waren fast durchaus schon ge-
mäht. Nicht unerwähnt kann ich den verhältnissmässigeu Reichthum
an C^Vs^■<?n- Bastarden lassen. Namentlich finden sich alle denkbaren
gouioklinischen Formen von C. acaule >^ heteropJiylhim ; nur verein-
zelt sah ich den überhaupt seltenen Bastard: C. acaule X Erisi-
thales, öfters C. Jieterophyllum X Erisithales.
Die vielen romanischen oder ganz fremdartig klingenden Na-
men um Nauders machten in mir den Wunsch rege, zu erfahren,
wie lange es wohl her sein möge, seit diese Gegend germanisirt
Oesterr. botan. ZcHsrhrift. 9. Heft 1887. 26
318
sei. Der Umstand, dass gar viele Namen nocli verliältuissmässig
rein romanisch klingen, Hess die Erwartung begründet erscheinen,
am Friedhofe noch alte romanische Inschriften zu finden — aber
vergeblich. Die ältesten, tief ins vorige Jahrhundert zurückreichen-
den Epitaphe haben nur deutschen Text. Ich schrieb mir aber ein
„Sprüchel" auf, welches zwar nur die Namen einer Reihe um Nauders
wirklich vorkommender Gehöfte neben einander reiht, vom Volke
gereimt gesprochen, aber dennoch den ganz eigenthümlichen Klang
der Sprache wiedergibt. Hier ist es:
„Stablis, Verwelles, Pertisch und Konpatsch,
Gufriss, Tenriss, Tieff" und Vriatsch."
Nachdem ich alles Trockene nach Prag, Papier und nasse
Pflanzen jedoch nach Trafoi voraus gesendet hatte, sass ich Abends am
2. August am Postwagen, konnte aber der fürtrefflichen bestehenden
Einrichtung wegen nur bis Mals gelangen. Dort kommt man bei
stockfinsterer Nacht an, steigt aus und wird in die „Post" hinein com-
plimentirt, ohne auch nur nach einem anderen etwa vorhandenen
Wirthshause Umschau halten zu können. Gegen alle Grundsätze in
der Post abgestiegen, konnte ich auch der verdienten Strafe nicht
entgehen. Das Zimmer war schlecht und gestattete vor üblem Ge-
rüche nicht recht zu schlafen. Essen und Bedienung war gleichfalls
schlecht, und ich fühlte mich nur als „ein Stück Passagier", der
nolens volens so und so viel sitzen lassen muss. Dafür weckte mich
Früh auch Niemand und so wurde mir der Plan vereitelt, von Mals
aus nach Prad zu Fusse zu gehen, unterwegs den Ästragalus venostanus
Kern, zu sammeln und doch noch die über das Stilfser Joch gehende
Post in Prad zu erreichen. Dieses Misslingen erbitterte mich derart,
dass ich zur Strafe kein Trinkgeld hergab. Früh beim Einsteigen in
den Wagen — kein Omnibus, sondern ganz bequeme viersitzige
Landauer — sah ich just der „Post" gegenüber ein anderes Wirths-
haus. Schlechter hätte ich es dort auch nicht treffen können, wie ich
hörte, aber billiger. Jedenfalls war ich froh, als ich fortkam.
Demjenigen, der Geduld hat und guten Humor, bietet das Rei-
sen in diesem westlichsten Theile Tirols seine eigenthümlichen Reize
und ich kann daher der Verlockung nicht widerstehen, durch Er-
zählung des von mir durchgemachten Beispiels das Meinige dazu
beizutragen, dass Jeder erfahre, wessen er sich zu versehen hat,
wenn ihn das Gelüste in den oberen Viutschgau führt. Für jene Reisen-
den, die im Hauptwagen nicht Platz haben, werden nämlich „Bei-
wagen" (die schon erwähnten Landauer) beigestellt, wogegen ja nichts
einzuwenden ist und auf solch einen Landauer wies mich auch meine
Fahrkarte. Die Fahrt ging nun in einem Zuge über Spondinig, wo
die Stilfser Jochstrasse von der Etschroute abzweigt bis Prad, der
ersten Poststation au der Jochstrasse; man erreiclit Prad von Mals
aus in ganz kurzer Zeit, Vjo — 2 Stunden, wenn ich mich recht
erinnere. In Prad bei der Post noch Früh abgeliefert, muss man
aussteigen; Alles wird abgepackt und Publikus hat nicht unter einer
319
Stunde auf die vom unteren Vintscbgau berauf kommende Post zu
warten. Sobald die kommt, zei.ct es sich natürlich, dass ein Beiwa-
gen beigestellt werden muss. Der kommt endlich. Nun wird wieder
aufgepackt, man setzt sich nach dem Kange, welchen die Fahrscbein-
Nummer anweist und fort gehts, bis Trafoi? — o nein; gleich bei
dor nächsten Post Beidewasser (von den Deutschen mit Vorliebe
Gomagoi genannt!) heisst es Halt! Aussteigen! Umpacken! und der
brave Keisende muss abermals einen neuen Sitz in einem anderen
Wagen warm sitzen. Nun, da war meine Geduld aber doch zu Ende.
Ich liess die ganze Karrenwirthschaft steben und zog mit Büchse
und Stock bewaffnet in dem schönen Alpenthale zu Fuss bergauf
weiter. Das Thal ist sehr schön und es geht sich auf der prächtig
erhaltenen Strasse so ausaezeichnet, ganz sanft ansteigend, dass ich
im Handumdrehen in Trafoi war — viel, viel früher als die Post.
In Trafoi stieg ich auf speciolle Empfehlung hin auf der „Post"
ab, wohin ich denn auch meine Sachen dirigirt und gleich von Prag
aus eine Papierreserve von 10 Kilogramm gesendet hatte. Da das
"Wetter prächtig war, so begnügte ich mich, das mir angewiesene
Zimmer zu occupiren und rannte spornstreichs aufs Stilfser Joch.
Ich staunte darüber, wie hoch hier die Thalpflanzen ansteigen. Ver-
hascion ThapsKs L. sammelte ich bei 2100 M., Enphorhia Ci/pa-
rissias L. bei 2200 M., Cotoncaster integerrima Med. bei 2500 M.,
Anatophiitton Bonus Henricus Moq. gar bei 2700 M. Seehöhe. Aus-
serdem fand ich eine ganze Reibe Pflanzen, die ich bisher noch
nicht lebend gesehen hatte und die theil weise wenigstens echte Cen-
tralalpen-Pflauzen sind, wie Euphrasla hirtella Jord. (neu für Oester-
reich-Uugarn), E. alpina Lam., Koeleria hirsuta Gaud., Sempervivum
Wulfenii Hoppe, S. Widderi Lehm., dann aber Potentilla grandi-
ßora L., Senecio tiroliensis Kern., Pinus Cemhra L. mit Zapfen,
Oxygraphis vulgaris m.*) etc. — ich war sehr zufrieden. Aus dem
„Ebenen Ferner" kommt just vom Stilfser Joch herab ein Quell-
bach des Trafoier Baches; dem Schneefeld ist ein Schuttkegel
vorgelagert auf dem Moehringia polygonoides M. K., Carex nigra
All, Arenaria hiflora L. und viele andere Hochalpenpflanzen wach-
sen. Hier entdeckte ich zufällig eine garibaldiuische Kanonenkugel
aus dem Jahre 1859. Meine naheliegenden Betrachtungen fanden
indessen ein jähes Ende durch einen Donnerschlag gerade ober mir.
Hundert Meter unter dem Joch angekommen bestand die unange-
nehme Wiiküchkeit, in der ich sofort mittendarin war, in dem Muss:
Aber gleicii umkehren! Alles war in Wolken gehüllt und es begann
mit jener Griiudlichkeit zu regnen, welche dem Betroftenen sofort die
Ueberzeugung beibringt, dass hier alle Regenschirme zwecklos sind.
Bevor ich noch das nahe Franzenshöhe erreichen konnte, gab es
denn auch keinen trockenen Faiien mehr an mir und ich stürmte
') Gleich Ranunculus glacialls L., worüber mein Aufsatz in der Flora
1887, paof. VSi\ zu vergleichen. Hier nur so viel, dass es bereits eine O. glacialis
Bge. gibt, der Name ^glacialis' also für unsere Art nicht verwendbar ist.
2ö*
320
daher mehr, als dass ich ging, bis Trafoi hinab, um mich umkleiden
zu können.
Die biedere Frau Wirthin hatte es aber in meiner Abwesen-
heit anders beschlossen und hatte mich umquartirt und noch jemand
Anderen zu mir gesperrt. Es war ein stallartiges Loch und stank
auch ganz abscheulich nach Pferden. Später erfuhr ich das sei das
Kutscherzimmer gewesen. Indessen hatte ich vorerst nicht Zeit zu
Betrachtungen; zuerst musste ich trocken sein, dann ging es zum
Essen. Dort, im freundlichen Speisesaal, stellte sich mir der säch-
sische Botaniker Artzt vor, Ingenieur wie ich, und der Abend ver-
längerte sich desshalb etwas. Meine Galle war für den anderen Tag
aufgespart.
(Fortsetzung folgt.)
Flora des Etna.
Von Prof. P. Gabriel Strobl.
(Fortsetzung.)
1395. Fidaper^^rma L. '"'Bert. 11. ital., Guss. *Syn. et ""'Herb.!,
leptophylla Eaf. Car. (aus Taormina), *Kaf. I (aus der Fussregion
des Etna). Blättchen entfernt 5— öpaarig, schmal liuearkeilig, (bis
2 Mm. breit), gestutzt oder ausgerandet mit Stachelspitze, oft drei-
spitzig; Blüthen einzeln, kurzgestielt; die zwei oberen Kelchzähne
breiter und kürzer zusammenneigend, die unteren so lang als die
Köhre; Krone purpurn, Hülse etwas gestielt, länglich-linear. Unter
Saaten und auf buschigen Abhängen der Tiefregion nicht selten.
Aus Catania von Cosentini erhalten (Bert., Guss. Syn. et Herb.!
Herb. Tiueo!), am Fusse des Monte Pileri (Herb. Torn.!), am Wege
nach Nicolosi, in der Arena, häufig an den Ufern des Simeto! April,
Mai. O-
1396. V. sativa L. Guss. Syn. et Herb.!, macrocarpa Bert. FI.
ital., Tod. Fl. sie. exsicc. Nr. 898! sat. cc. macrocarpa Mor. (eine
Form mit grösseren, breiteren Hülsen und Blättern). Hoch, robust,
flaumig; Blättchen 4 — Vpaarig, flaumig, stachelspitzig, die unteren
verkehrtherzförmig, die oberen verkehrteiförmigläu glich, gestutzt aus-
gerandet, 15—25 Mm. lang, 5 — 12 Mm. breit; Nebenblätter zer-
schlitzt, die obersten halbpfeilförmig, gefleckt; Blüthen zu 1 — 2, fast
sitzend; Kelch flaumig, ungefähr 15 Mm. lang, wovon die Hälfte
auf die parallelen, geraden, lineal zugespitzten, gleichlangen Zähne
entfällt; Krone über 22 Mm. lang, mit violetter Fahne und purpur-
violetten Flügeln; reife Hülsen flaumig oder kahl, gelbbraim, circa
6 Cm. lang, 9 — 10 Mm. breit, linear, erhaben netznervig, im Kelche
sitzend; Samen glatt, kugelig zusammengedrückt, mit circa 5 Mm.
Durchmesser, schwarzbraun, selten weiss (var. leucosperma Mnch.).
Vor den folgenden Arten besonders ausgezeichnet durch die Grösse
321
aller Theile, zumal der Blüthen und Hülsen, Variirt mit durchaus
verkehrtherzförmigeu Blättcheu = var. obconlata Kclib. = var, oh-
ovata Ser. in DC. Prodr. 11, 361 (Corsica, leg. Sieber!), ferner mit
läuglichliuearen mittleren und oberen Blättchen = var. anfjustlfoUa
Willk. (uon V. ang. Eth.), z. B. Graz, Maly!, ferner mit linearen
oder liuearkeiligen mittleren und oberen Blättchen = var. linearis
Lge. Pug., W. Lge. III, 294, z. B. Nebroden Siciliens!; eine selt-
same Varietät endlich fand ich häufig in Saatfeldern um Catauia
und versandte sie als v. diversifolia mihi: Keichästig, bei den mei-
sten Aesten die untersten 1 — 2 Blätter 2 — 3paarig gefiedert mit
verkehrtherzförmigen, sehr kleinen Blättchen, die mittleren Blätter
mit sehr laugen, linealen (bis 2 Cm. langen, 3 — 4 Mm. breiten), die
obersten mit etwas kürzeren und breiteren, keiligeu Blättcheu; einige
Aeste besitzen nur lineale, andere nur keilige Blättcheu; in Blüthen,
Nebenblättern etc. kein Unterschied von der Normalform. — Unter
Saaten und auf Fluren sehr gemein. Aus Catauia von Cosentini
erhalten (Herb. Guss. forma macrocarpal), auf Weiden um Pateruö
(Herb. Torn.!), um Misterbianco und Acicastello (Herb, üeyor!), um
Mascalucia, überall in der Ebene des Simeto, einzeln sogar in der
Waldregion oberhalb Nicolosi bis 4000'; var. dioersif. häufig unter
Saaten am Simeto! März, April. O-
1397. V. cordata Wulf. Guss. *Syn. et *Herb.!, sativa Bert.
Fl, it. Unterscheidet sich von sativa L. durch bedeutend niedrigeren,
schlankeren Wuchs, kleinere, selten über 1 Cm. lange, durchaus ver-
kehitherzförmige oder obere keilige, aber ebenfalls ausgeraudete, oft
tief zweilappige Blättcheu mit lauger Stachelspitze, kleinere, seichter
gezähnte Nebenblätter, 18 bis höchstens 20 Mm. lange Blüthen und
nur 3-5—5 Cm. lange, 4 — 6 Mm. breite, schwächer nervige, eben-
falls lederbraune Hülsen, kleinere, schwarze oder scheckige, aber
ebenfalls zusammengedrückte Sameu; sonst ganz wie sativa, für deren
kleinere Form man sie halten könnte; auch fehlt es nicht an Zwi-
schenformeu: eine solche ist cordata var. Cosentini (Guss. Syn. et
Herb.! als Art) = V. segetalis Thuill., sat. ß. segetalis Ser. DC.
Prodr. II, 3G1, angustifolia var. segetalis Gr. Godr. I, 459?, W. Lge.
III, 295, non = var, consent ina Spr. aus Calabrien. Von f^ genuina
verschieden durch ziemliche Kahlheit, höheren Wuchs, bis auf einige
wenige verkehrtherzförmige untere Blätter durchwegs längliche oder
linealkeilige lange Blättchen (1-5— 3 Cm. Länge, 3—5 Mm. Breite),
alle stumpf bis ausgerandet mit Stachelspitze; Hülsen wie bei cor-
data cc. 5 — 6 Mm. Ijreit, nicht schwarz werdend (auch meine fran-
zösischen Exemplare der seget. besitzen lederbrauno reife Hülsen!);
Blüthen 14 — 18 Mm. lang, fast einfarbig blau; Same leder1)raun, ellip-
tisch, zusammengedrückt. Stimmt genau mit schmalblätterigen For-
men der cordata aus Krain, dem Staudorte Wulfen's; von sativa
var. linearis durch viel schlankeren Wuchs, kleinere Blüthen, schmale,
schwachnervige Hülsen, von der habituell ebenfalls sehr ähnlichen
peregrina durch regelmässigen Kelch, sitzende Hülsen und etwas
breitere Blättchen verschieden. Unter Saaten auf Fluren, Lavafeldern,
322
souuigeu, krautigen Hügeln gemein: Um Catania überall (!, Herb.
Toruab. !, Cosent. in Herb. Griisri.!), Lavagründe gegen Acicastello
(Herb. Keyer !), um Ogüina, in der Arena und der Ebene des Simeto !
var. Gosentini: „Unter Saaten und an krautigen Orten um Catania,
an den Feldern von Santo Todaro, einem Hügel westlich von Cata-
nia auf lehmigem, tertiärem Gries" (Cosent. Descrizioue), unter Saa-
ten um Catania (Cosent. in Guss. Syn. et Herb.!), und Nicolosi
(Tom. Guss. Syn. add. et Herb.!, Herb. Tom.!). April— Juni. O-
1398. V. angustifoUa Rth. Gr. Godr., W. Lge. Von cordata
verschieden durch kleinere, nicht zweilappig ausgerandete Blätter,
höchstens 15 Mm. lange Kronen, die Länge der Kelchzähue über-
treifende Kelchröhren, nur bis höchstens 5 Mm. breite, endlich
schwarz werdende Hülsen mit kugeligen, nicht zusammengedrückten
Samen. Folgende als Arten beschriebene sicil. Formen sind nach
meinen Erfahrungen nur Varietäten: «. genuhia = V. angustifoUa
Guss. '"'Syn. et *Herb.! Pflanze in allen Theilen kleiner, als cordata,
Aeste ziemlich schlank und lang, die untersten Blättchen 1— 3paarig,
klein, verkehrtherz- bis eiförmig, die obersten 3 — öpaarig, schmal
linear, Spitze abgerundet oder spitz, mit Stachelspitze; geht vielfach
in ß. über.
ß. heterophylla = V. het. Presl del. präg, et Fl. sie, Guss.
*Syn. et '"'Herb. ! Wie rv., aber Wuchs niedriger, compacter, die un-
tersten Blättchen 2 — 3paarig, verkehrtherzförmig, sehr klein, die
obersten 4 — 6paarig, länglich bis fast lineal, bis 12 Mm. lang, Spitze
stumpf oder abgestutzt bis ausgerandet, Nebenblätter gefleckt, ge-
zähnt, halbpfeilförmig, Blüthe bis 14 Mm. lang.
y. maculata = V. mac. Presl Fl. sie, Guss. Syn. et Herb.!
Gleicht ganz der var. ß. in niedrigem Wüchse, starkflaumiger Be-
haarung, Zahl der kleinen Blattpaare, Gestalt und Färbung der Ne-
benblätter; aber Behaarung meist noch dichter, die untersten Blätt-
chen fast kreisförmig oder sehr breit verkehrtherzförmig, die oberen
verkehrtherzförmig oder länglich verkehrteiförmig, stumpf bis ausge-
randet mit Stachelspitze. Habituell ganz wie eine kleine cordata
Wulf. «. oder wie pyremäca Pourr., welche aber durch kahle, freu-
diggrüne Blätter, breite Kelche und grosse Blüthen sich schnell
unterscheidet.
8. cuneata = V. cun. Guss. Syn. et Herb.! Bert. FL it., Gr.
Godr., W. Lge. Habituell ganz wie /?., Zahl der Blattpaare, Hülsen
und Samen ebenfalls identisch, nur die Gestalt der Blättchen weicht
ab: die untersten sind kurz, verkehrtherzförmig, die obersten länger,
linealkeilig, alle tief ausgerandet zweilappig, Stachelspitze länger bis
kürzer, als die Lappen. — Im Gebiete wurden gefunden: a. unter
Saaten bei Catania (Guss. Syn. et Herb.!, Herb. Tornab.!), in der
Ebene des Simeto! ß. in sandigen Giessbachbetten bei Catania (Co-
sent. in Guss. Syn. et Herb.!), bei Acicastello (Herb. Eeyer!), sehr
gemein an Peldrändern und grasigen Stellen von Motta S. Anastasia
gegen den Simeto hin! y.: Um Catania und auf Lavagründen links
von der Strasse durch Ogniua (Herb. Heyer!) gemein zwischen Laven
323
gegen Oguina und bis Acicastello, au Wegrändern und auf Lava-
hügeln vom Meere nach Nicolosi und sogar in die Waldregiou hinauf
bis 4000' häuHg! 6.: um Catania und am Pantano di Leutini (Herb.
Key er!). März, April. O-
1399. V. lathyrokles L. Guss. *Syn. et *Herb.! Yen voriger,
zumal der habituell sehr ähnlichen var. maculata verschieden durch
meist kleinereu Wuchs, 1 — 3paarige Blättchen mit fast durchaus
einfachen Eanken, ganzrandige, halbpfeilförmige, ungefleckte Neben-
blätter, winzige blaue Bliitheu von Kelchlänge, höckerige, kugelig-
würfelig© Samen. — Auf sonnigen krautigen Abhängen und in lichten
Wäldern bis 5000' häufig: Catania (Heldreich in Guss. Syn., Herb.
Torn.!), Bronte (Uuss. Syn.), Etnawälder, Bosco Maletto (Bivona in
Herb. Guss.!), am Monte Po bei Pedara (Herb. Tom.!), Monti Kossi,
Bosco di Malpasso 4000' (Herb. Key er!), in den Waldein oberhalb
Nicolosi 3—5000'! auch Sardegna sammelte sie am Etna! var. b.
glahrata Gu.ss. Syn. add. (mit fast fusshohem Stengel und kahlen
Blättchen) sammelte Tornabene im Lavasande um Nicolosi (Guss.
Syn. et Herb.!). März, April. O-
1400. V. cassubica L. Bert. Fl. it., Guss. *Syn. et -"-Herb.! In
Wäldern des Etna (Guss. Syn., ßiv. in Herb. Guss.!), in Wäldern
bei Milo und im Vallone di Milo, Catania Cosentini (Herb. Guss.!);
die in Guss. Syn. erwähnte Varietät mit grauzottigen Stengeln und
Blütheustielen : Etna al Puutalasso, Coutrada delle Giarre (Cosent.
in Herb. Guss.!). Juni, Juli. 4.
1401. V. altissima Dsf. Fl. atl. II, 163, W. Sp. pl. III, 1100,
*Bert. Fl. it., Guss. *Syn. et *Herb.!, Gr. Godr. I, 465, polysperma
Ten. Sehr hoch, ganz kahl, untere Blättchen 3 — 5paarig, elliptisch,
obere 6 — 9paarig, länglich, stachelspitzig-, obere Nebenblätter fast
eiförmig, ringsum borstig gezähnt, meist gewimpert-, Blüthenstiele
länger als die Blätter, ziemlich reichblüthig; die oberen Kelchzähne
sehr kurz, die unteren fast von der Länge der Bohre, lanzettlich-
liuear; Blüthen 13—16 Mm. lang, weisslich, an der Spitze bläulich,
reife Hülsen linear, über 4 Cm. lang, 0—7 Mm. breit, ziemlich
kahl, 6— lOsaraig. Von amhlgua und deren Verwandten schon durch
die Nebenblätter und Hülsen leicht unterscheidbar. An Zäunen und
zwischen Berggesträuch: Am Etna in der Tarderia, um Raudazzo
(Guss. 1. c.!), um Milo (Bert., Guss. 1. c.!). Mai, Juni. 2|..
1402. F. atropvrpurea Dsf. Fl. atl., *Bert. Fl. it., Guss. Syn.
et *Herb,! Ausgezeichnet durch ziemlich reichblüthige, laugge^tielte
Trauben mit abstehenden bis hängenden, fast 1-5 Cm. laugen, weiss-
lichen, in der oberen Hälfte purpurschwarzen Blüthen und grossen,
dicht seidig-zottigen Hülsen. Auf Wiesen und Saatfeldern Siciliens
nicht selten, auch im Gebiete: Aus Catania von Cosentini erhalten
(Bert., Herb. Guss.!\ an sandigen Stellen um Catania (Herb.
Tornab.!). April, Mai. O-
(Fortsetzung folgt.)
324
Literaturberichte.
Steininger Hans: Beschreibung der europäischen Arten des Genus Pe-
dicnlaris. Separat- Abdruck aus dem „Botanischen Centralblatt" Band
XXVIII/XXX. 1886/87. gr. 8 (72 S.). Cassel 1887. Druck von Friedr.
Scheel.
Wie der obige Titel sagt, bringt der Verf. eine Beschreibimg
der europäischen Pedicularis- Arten, welche er selbst nicht als eine
eigentliche Monographie dieser Gattung angesehen wissen will. Er
gruppirt die verschiedenen Species, bei welchen er zweckmässig nur
die ganz gut unterscheidbaren Formen näher bespricht, nach den
von C. J. Maxim owicz in Diagn. plant, nov. asiat. II. 1887 auf-
gestellten Untergattungen und Sectionen. Die letzteren erweitert er
um zwei neue in dem Subgenus Anodontae Max., indem er die
Section „Acaules" von „Sceptra Max." abtrennt und für die sehr
eigenthümliche, unvermittelt dastehende Pedicularis Umnogena Kerner
eine eigene Gruppe „Limnogenea" bildet. Abgesehen von den Ba-
starden und Varietäten werden 47 Arten genau beschrieben (ura
5 mehr als Nyman im Conspectiis florae europaeae aufführt), ihre
geographische Verbreitung und Höhenlage sorgfältig augegeben, und
es wird ihre Synonymik entsprechend berücksichtigt. Zur leichteren
Bestimmung der einzelnen Arten sind die zu einer Untergattung
gehörigen nach ihren unterscheidenden Charakteren in analytischer
Uebersicht zusammengestellt. Der Verf. hatte sich bei seiner Arbeit
der Unterstützung namhafter Botaniker und insbesondere des ihm
befreundeten Herrn Prof. A. Zimmeter zu erfreuen, von welchem
Letzteren wir bekanntlich die schätzbare Monographie: „Die europ.
Arten der Gattung Potentilla (Steyr) und den darauf sich stützenden
„Schlüssel zur Bestimmung der deutschen, österr.-ungar. und Schweizer
Potentilla-Arten" (im Botaniker-Kalender 1887) besitzen. Es scheint
nur ein erfreuliches Zeichen der Zeit, dass unsere Lehrer an Volks-
und Bürgerschulen durch Arbeiten solcher Art mit denen ihrer
deutschen Collegen zu wetteifern beginaen, Dr. A. Kornhub er.
Zehnter Bericht des IJotanischeu Vereins in Landshnt (Bayern) über die
Vereinsjahre 1886 — 87. Landshut 1887.
Dieser sehr thätige Verein in der alten bayerischen Universi-
tätsstadt und dem dermaligen Hauptorte von Niederbayern, dessen
Wirksamkeit wir bei der Besprechung des neunten Berichtes im
letzten Jahrgange dieser Zeitschrift hervorgehoben haben, bringt im
vorliegenden zehnten Bande seiner Publicationen neben den ge-
schäftlichen die Vereinsangelegenheiten betreffenden Mittheilungen
zwei wissenschaftliche Abhandlungen und einen Anhang. Die erstere
derselben ist eine mykologische, von Herrn Andr. All es eher,
nämlich die II. Abtheilung seines Verzeichnisses in Südbayern be-
obachteter Pilze, welche die Gymnoasci (9 Arten) und die Pyreno-
myceten (451 Arten) enthält, nebst einem Nachtrag zu den früher
von ihm aufgezählten Basidiomyceten jenes Florengebietes von 78
für letzteres neuen Arten, ferner mit einer beträchtlichen Anzahl
325
neuer Standorte, in deren Aiiifindimg er insbesondere von Freiherrn
V. Lassberg und von Schnabl unterstützt wurde. Einige gut ent-
wickelte Pilze, deren Unterbringung unter bisher beschriebene Arten
dem Verfasser nicht gelang, sind kurz beschrieben, auf zwei Tafeln
Abbildungen in ihren Fruchtforineu erläutert und, soviel als möglich
nach der Unterlage oder der Näbrpflanze benannt, wie: "Nectria
Hippocastani, Lophiostonia minimtmi, Otthia Stapht/leae, Cucurbi-
taria Primi avium und Priini Mahaleb, SphaereUa Dipsaci, Mas-
saria fagicola, Diaporthe Ligustri, Valsa salicicola, Crataegi, nemo-
ralis, Rhamni, Laburni und quercicola und Cryptospora Quercus.
Die andere Abhandlung, von August Loher, enthält eine Aufzählung
der um Limbach am Ina wildwachsenden Phanerogamen (784 Arten)
und Gefässkryptogamen (25 Arten). Li dieselbe sind 18 in der Um-
gebung des Bahnhofes aufgetretene Pflanzen, wie JRapistrum rugo-
sum, Nasturtiuin austriacurn, Turgenia, J^anthiuni spinosum, Plan-
tago arenaria u. a. als eingeschleppt und noch unbeständig nicht
aufgenommen, sondern gesondert aufgeführt. Erweitert Avird diese
Aufzählung noch durch einen Anhang, ein Verzeichniss von Pha-
nerogamen, die in Simbachs Umgebung nicht, wohl aber zwischen
dem Inn und der Salzacli, namentlich um Heimiug, sich finden und
vom Herrn Dekan Lachamer beobachtet wurden. Da über jene
Gegenden bisher keine floristischen Angaben vorlagen, so sind diese
Beiträge ebenso schätzenswerth für die Erweiterung unserer Keunt-
niss von der Verbreitung der Gewächse, als sie ein recht erfreuliches
Zeugniss eines regen Vereinslebens bilden, an welchem Männer der
verschiedensten Berufsrichtung, besonders Lehrer, Seelsorger, Aerzte
u. s. w., eifrigen Antheil nehmen. Dr. A. Kornhuber.
Monographie der Gattniig- Hedraeanthus. Von Dr. Richard von Wett-
stein, Privatdocent an der k. k. Universität in Wien. Besonders abgedruckt
aus den Denkschriften d. k. Akad. d. Wissensch. math.-naturw. Classe;
LIII. Bd. IL Abth. gr. 4. 28 Seiten. Mit \ Tafel und 1 Karte. Wien 1887.
In Commission bei Carl Gerold's Sohn.
Nach einer eingehenden Erörterung der morphologischen Ver-
hältnisse, sowie des anatomischen Baues der in Kede stehenden
Gattung kommt der Verfasser auf die systematische Stellung der-
selben zu sprechen. Da anfangs die hiehergehörigen Arten mit
Campanida vereinigt, dann von De C and olle zu Walüenhergia ge-
stellt, jedoch von demselben Autor später als eine eigene Gattung
abgetrennt, endlich in neuester Zeit von Bentham und Hook er
wieder mit Waldenhergia vereinigt wurde, so sind die Ausführungen
des Verfassers, dass Hedraeanthus eine selbsiständige Gattung bilde,
von grossem Literesse. Ergaben schon die morphologischen und ana-
tomischen Unterschiede die Nothweudigkeit einer Trennung von den
übrigen Campanulaceen-Gattungen, so ist Hedraeanthus schon durch
die au der Spitze sich öffnende, scbliesslich ganz offene Kapsel ver-
schieden. Wenn auch die Unterschiede der Gattungen Hedraeanthus
und Walüenhergia hinsichtlich des differeuteu Fruchtbaues, des cha-
rakteristischen kopfigen Blüthenstandes, der Blattstructur und -Stellung
326
an und für sich geriüg sind, so trägt doch ihre geograpliische Ver-
breitung zur Charakterisirung der GattuDgen bei. Wie aus der bei-
gegebenen Karte ersichtlich, finden sich die Mehrzahl der Arten aus
dem Genus Hedraeanthus in einem geschlossenen Verbreitungsbezirke,
dessen Centrum in Dalmatien und den benachbarten Theilen Bosniens
und Creatiens gelegen ist, und das sich von dort über den südöst-
lichen Theil Krains, über Istrien, Croatien, Serbien, das südwestliche
Siebenbürgen, den Banat, Montenegro, Macedonien, Griechenland,
Sicilieu, Süd- und Mittelitalien erstreckt. Ausserhalb dieses Gebietes
liegt nur eine Art H. Owermianus Kupr., die der alpinen Region
des Kaukasus eigen ist. Bei der Gattung Wahlenhergia sehen wir
dagegen den Stamm in seiner Hauptmasse als einen tropisch-australen.
Bei der nun folgenden Uebersicht der Arten der Gattung Hedraeanthus
finden wir in Form eines analytischen Schlüssels in der I. Section:
Uniflori vier Arten, uämlich H. Otverinianus Eupr., H. Pmniiio
Port., H. Dinarv'us A. Kern, und H, serpyllifolius Vis. In der
IL Section: Capitati sieben Arten, und zwar: H. Küaihelii DC.,
H. Serbiens A. Kern., H. Dahnaticus DC., H. tenuifolms W. K.,
IL caricinus Schott., M. graminifolius L. und H. Croaticus A. Kern.
Jede dieser Arten ist mit den Synonymen, einer vollständigen Dia-
gnose, der geographischen Verbreitung, Blüthezeit und Betrachtungen
mit der am nächsten stehenden Art eingehend besprochen. Die hiezu
von dem Autor entworfenen Zeichnungen vcrauschaulichen in ebenso
klarer Weise die vorhergehenden Erläuterungen, wie denn überhaupt
die Arbeit von dem Fleisse und dem tiefen Wissen dieses unermüd-
lichen Forschers zeugt. J.
Beiträg-e zur Flora von Hörn. Von Augnstin Bachiiiger, Gymnasial-
Profesöor. Hörn 1887. Verlag von F. Oesterreicher in Hörn. 8. 37 Seiten.
Von diesem in floristischer Beziehung verhältnissmässig wenig
gekannten Gebiete Niederösterreichs gibt der Verfasser ein Verzeichniss
nebst Standortsangaben und Blüthezeit jener phanerogamen Pflanzen,
welche in der Umgebung von Hörn im Umkreise von zwei bis drei
Stunden entweder wildwachsend oder cultivirt vorkommen. Wenn
auch, wie der Autor selbst zugil)t, dadurch kein vollständiges Bild
der Flora Horns geschaifen wurde, so bildet diese Schrift dennoch
einen schätzenswerthen Beitrag zur Kenntniss unserer heimischen
Flora. Die in Neilreich 's Flora von Niederösterreich für einige
Standorte angegebenen Bezeichnungen sind durch neue, dem heutigen
Gebrauche entsprechende Namen ersetzt. J.
Burnat et Aug. Gremli. Genre Rosa, revision du Gx-onpe des Orien-
tales. Geneve et Bäle. H. Georg, libraire. — Edition 1887. gr. oct. VII.
und 90 Seiten.
Die durch ihre Arbeiten betreffend das Genus Bosa bestens
bekannten Autoren erläutern in vorliegender Arbeit jene höchst
interessante Gruppe von Formen, welche Crepin im Bulletin de la
327
Societe roy. d. bot. d. Belgique VIII. p, 258 (1869) ^rösstentheils
imter dem Narneu „Oiieatales" zusammeufasbte. Das Material aus
ebeuerwähnter Gruppe, welches den Verfassern zu G-ebote stand, war
ein ziemlich bedeutendes, so das Herbar Boisäier, das Musealherbar
zu Florenz, Herbarien Web b und Crepiu etc. Nach einer Einleitung,
worin sowohl der zu behandelnde Stoff ausführlich auseinandergesetzt,
als auch die Anschauungsweise der Autoritäten betreffs einzelner For-
men der Gruppe dargelegt und sachlich besprochen wird, gehen die Auto-
ren zur Abhandlung der einzelneu Formen und Arten über. Zunächst
werden die Formen behandelt, welche früher den Gruppen der Euru-
biginoseu und Sepiaceeu zugezählt wurden, so Rosa asperrlma Godet
(Micranthae), R. interjecta Bur. et Gremli nov. spec. syn. R. glutinosa
Boiss. fl. Orient. II. p. 679 p. p. (Haussknecht Exsicc. Nr. 367)
(Eurubiginosae); R. SerapJiiniWv. (Sepiaceae), R. sicula Tratt. (Gra-
veolentes), welche diessmal mit vollem Rechte von R. Seraphini
Yiv. gesondert wird mit den Varietäten a. veridica Q\iY\^i. (subvariet. :
ligustica Burn. et Gremli, subsessUijiora Bur. et Gr.), ß. Gussonei Bur.
et Gr. (mit der ? subvar. aemula Bur. et Gremli), die algerischen,
marokkanischen, sowie die specifisch orientalischen (griechischen
und kleinasiatischeu) Formen der R. sicula Tratt. Ungemein aus-
führlich wird die R. Tkurdi Burn. et Gremli suppl. Eos. Alp. marit.
p. 17 et 78 {R. calahrica var. ß. Thureti Burn. et Gr., R. glutinosa
Gussone prod. fl. sie. I. p. 573 non Sibth. et Sm. R. glutinosa f.
sicula Christ, in Flora 1877 p. 446) besprochen. Dieser folgen R.
StrohUana Burn. et Gremli n. sp. (Eurubiginosae) (Syn. R. Her-
manni Burn. et Gremli obs. Roses Ital. p. 30, R. nebrodensis Strobl
exsicc. fl. nebrod. 1874, Christ in Flora 1877 p. 447 non Gussone),
R. Coqueherti Burn. et Gremli {R. sicula X glutinosa?) (Syu. R.
rubiginosa ex herb. Gust. Coquebert de Montbret Nr. 1434 Aucher
Eloy herb. d'Orient, Graecia Nr. 1434); R. Oeta Burn. et Gremli
n. sp. {R. glutinosa X glauca vel Pou:ini X glutinosa?). Es folgen
forner die eigentlichen Orientales und zwar zunächst: R. glutinosa
Sibth. et Sm.'fl. graec. prod. I. p. 348 (1806) non alior., als Synonyme
werden dazu R. pustulosa Bert., R. Libanotica Boiss., R. poterii-
folia Schott et Kotschy, R. Dahncdica A. Kerner und R. Ccdabrica
Huter. Porta et Rigo exsicc. zum Theil mit Unrecht citirt; unter
den Variationen der R. glutinosa Sibth. et Sin. wird R. pulvendenta
M. a B. des kaukasischen Florengebietes erwähnt, diese ausgezeichnete
Form würde wohl besser als Subspecies unter R. glutinosa ihren Platz
finden, mit besserem Rechte als viele der vorerwähnten Subspecies.
Die R. Tuchetica Boiss. fl. Orient. H. p. 073, wird entgegen der
Ansicht Crepin's ebenfalls mit vollstem Recht von R. glutinosa
Sibt. et Sm. abgetrennt. Bei R. Heckeliana Tratt. Ros. monog. H.
p. 85 (1823) wäre zu erwähnen, dass die Autoren wohl, wie den
Ausfüllrungen zu entnehmen ist, keine Originalien vorliegen hatten,
auch ist hier das wichtige Citat „i2. mollis Heckel" vergessen. Als
Varietäten werden dieser Species «. Rai-nassi (Sibth. et Sm.) syn.
R. Heckeliana var. graeca Burn, et Grml. ms. R. Heckeliana f. semi-
328
haplodonta Borbäs prim. monog. Ros. hiing. p. 499 (1880), ferner
ß. atrichodada Borbäs 1. c. p. 499 (1880) angereiht. Der B. Hecke-
liana Tratt. zunächst werden R. derelicta Burn. et Grremli obs.
Roses Ital. p. 31, R. G-uiccardU Biirn. et Gremli n. sp. {Heckeliana
Xglutinosa ?) Heldreich exsicc. Nr. 2681 (1852), R. Olympica
Burn. et Gremli n. sp. (syn. R. pygmea var. Olympica Jos. Clementi,
sertul. Orient. Taurini 1855 p. 40, R. glutinosa ß. tomentella Boiss.
fl. Orient, p. 679, R. orientalis var. b. Olympica Desegl. cat. rais.
p. 109, 1876), R. Orphanidis Boiss et Reuter diagn. pl. Orient, aus-
führlich besprochen. Als letzte wird die R. orientalis Dupont mit
den zwei Varietäten «. Oliveriayia Seringe und ß. Balhisiana Seringe
angeführt, Avelch ' letztere ich in der Bearbeitung der persischen Ro-
sen der Pollack'schen Expedition ausführlich auseinandersetzte. Was
die Sichtung des Materiales betrifft, so ist dieselbe überall eine klare
und gründliche, die Synonymik, Diagnose, geographische Verbreitung
und die kritischen Besprechungen sind ausführlich und präcis und
in einer Art gehalten, welche nur durch gründliches Studium
ermöglicht wird. Es Hessen sich wohl noch zahlreiche Bemerkungen
über die nach Ansicht des Referenten hie und da nicht ganz rich-
tige Auffassungsweise und Abgrenzung der einzelnen Formen anknüp-
fen, im Allgemeinen jedoch ist vorliegender monographischer Versuch
als durchaus gelungen und zum Studium dieser interessanten Gruppe
als empfehlenswert!! zu bezeichnen. Auch gestattet der knapp bemes-
sene Raum eben kaum mehr als ein gedrängtes Inhaltsverzeichniss
dieser ausführlicheren Arbeit zu liefern, da eine kritische Bespre-
chung wohl als eine selbstständige Arbeit nicht aber als Referat zu
betrachten und aufzufassen wäre. Braun.
Borbäs Vince: Nehdny fiizbokor mäsodviräg-zäsäröl (Ueber die zweite
Blüthe einiger Weidenarten). Erdeszeti Lapok 1887, p. 233—238.
Ref. zählt hier die Varietäten und Standorte der Salix rosma-
rinifolia L. auf, welche ganz in die Tiefebene des Alfölds hinein-
dringt. Die a) angustifoUa Wulf, ist am meisten verbreitet (Nagy-
Körös, Vesztö, PaÜcs, Kleiu-Zell im Eisenburger Comitat etc.), die
h) latifolia Neilr. oder S. pratensis Host. (Räkos, Vesztö, auf dem
„Sziladi läp", Elöpatak, Plitvicaer Seen ist seltener, während die
c) argyrotricha Borb., foliis utriuque argenteo-, sericeoque tomentosis,
also der S. argentea Sm. im Formenkreise der nördlichen S. repens
L. entsprechend, aber von ihr durch schmälere und an der Spitze
nicht zurückgekrümmte Blätter verschieden, am Räkos bei Pest, bei
Palics und auf dem „Sziladi läp" ') vorkommt. Alle drei Varietäten
fand Ref. von Juli bis Mitte September in verschiedenen Jahren
massenhaft zum zweitenmal blühen, und constatirte er auch reife
Samen von der zweiten Blüthe (Puszta-Sz. Mihäly, Csepelinsel,
7.— 10. Sept. 1879). Diess ist auch die Ursache, wesshalb dieses
') Ein sdiwingender Boden mit Hypnum durchwachsen.
329
kleine sandbindende Sträuchlein an manchen Orten (Budapest, Palics)
so massenhaft vorkommt. Kef. hat ferner auch S. aurita bei Csäkäuy
im Eiseuburger Comitate Mitte August 1882 mit reichlichen zweiten
Blüthen gesehen. Ferner ist die zweite ßlüthe der S. anujgdalina
in der Form von S. semperjiorens Host, bekannt. Diese blüht und
fructificirt bei der Budapester Donau im ganzen Sommer und Herbste,
aber auch die S. triandra L. {S. mnygdalina h) eoncolor Koch) fand
Kef. in Iräz bei Vesztö im August von 1877—1884 öfters in zweiter
ßlüthe. Ref. meint, dass die Vegetationszeit des Alfölds lang genug
ist, um eine zweite Blüthe dieser Sträucher jährlich hervorzurufen.
V. Borbäs.
Bäumler J. A. Beiträge znr Cryptogainenflora des Pressburger Comi-
tates. Sonderabdruck aus den Verhandlungen des Vereines für Natur-
und Heilkunde zu Pressburg. Jahrg. 1887, 8", .59 S.
Wie aus der Einleitung der angezeigten Schrift zu entnehmen
ist, so beabsichtigt der Verfasser die Ergebnisse seiner Forschungen
in zwanglosen Aufsätzen niederzulegen, um dieselben als Bausteine
zur Verfügung zu stellen, wenn sich in späterer Zeit ein Botaniker
fände, der ein einheitliches Werk über die Cryptogameuflora dieses
Gebietes schaffen würde. Nach einem kurzen Rückblick auf die Ent-
wicklung der Pflanzenkunde im Pressburger Comitate, woraus die
wenig erfreuliche Thatsache hervorgeht, dass im Verlaufe von fast
hundert Jahren nur sechs Arbeiten vorhanden sind, die auch auf
Cryptogamen Rücksicht nehmen — beginnt B. mit der Aufzählung
der Pilze. Es werden die Sphaeropsideen (152 Arien), Melan-
conieen (28), Hyphomyceten (103) und Ascomyceten (157),
zum Abschlüsse gebracht. Diese 440 Arten gehören 161 Gattungen
an. In systematischer Beziehung ist Verfasser ganz Saccardo ge-
folgt, sowohl was Nomenclatur, als auch Gruppirung anbelangt.
Jeder Art ist auch die Seiteuzahl beigesetzt worden, wo sie im
„Sylloge Fimgorum" steht. Die Unterlage des Pilzes, der Fundort
und die Jahreszeit ist genau angegeben; bei zalilreichen Arten Mass
der Sporen und Sporenschläuche. Aufnahme sollen auch jene Pilze
finden, welche in Lumnitzer's Flora Posoniensis und Endlicher's
Flora Pos. verzeichnet sind. Die Beobachtungen anderer Botaniker
jedoch werden nur dann Berücksichtigung finden, wenn darüber B.'s
Herbarium Belege enthält. Die Aufstellung neuer Arten will Ver-
fasser möglichst vermeiden und nur in wenigen Fällen mussten Be-
schreibungen entworfen werden. Als neue Arten sind daher ausführ-
lich beschrieben: Phyllosticta Zahlbruckneri, Comarosporium Vihurni,
Septoria Holubyi, Cryptosporium lunulatutn, Melanconium pallescens
und Verticillium Aphidis. — Phylladiora Campamdae Fuck. wird
in das Sphaeropsideen-Genus Placosphaeria Sacc. eingereiht und
dieses Vorgehen eingehend begründet. Es freut uns aufrichtig, etwas
Zusammenhängendes über die jedenfalls reiche Cryptogameuflora des
Pressburger Comitates, sozusagen ein classischer Boden bezüglich der
330
Botanik Ungarns, zu erfahren. Es möge daher noch der Wunsch
beigefügt werden, dass die Fortsetzungen der „Beiträge" möglichst
rasch auf einander folgen. V — s.
Die Rose. — Gymnasial-Schulprogramm des Cistercitenordens zu Stuhlweissen-
burg für das Schuljahr 1886/87. Von Ferdinand Läjer. Seite 1 — 72.
(Ungarisch.)
In dieser theils populären, theils wissenschaftlichen Betrachtung
der Gattung Eosa stellt Verfasser die seit ältesten Zeiten literarisch
vorhandenen Angaben zusammen. Nach einer allgemeinen Einleitung,
in welcher Verfasser auf Grund geschichtlicher Entwicklung auf die
mehrfach geänderte Bezielnmg zwischen dem Menschen und der
Pflanze hinweist, schildert er in historischer Eeihenfolge all jene
Motive, welche den Mensclien mit den Vegetabilien in immer nähere
Verbindung brachten. — ■ Die einzelnen Abschnitte der Abhandlung
umfassen: I. Die Schönheit der Kose. II. Die frühesten Nachweise
der Kose auf Grund geschriebener Denkmäler und Sagen. III. Die
Kose bei den Morgenländern. IV. Die Bedeutungen der Kose. V. Die
Kose in den Gebräuchen der Völker. VI. Rosenwasser und Kosenöl.
VII. Die Kose in der Heilkunde und im Aberglauben. VIII. Die
geographische Verbreitung der Kosenarten und ihrer cultivirten
Formen. IX. Namhafte Kosenexemplare. Kein botanischen Inhaltes
ist bloss das VIII. Capitel, wo unter Anderem erwähnt wird, dass
Plinius nur 11 Hauptformen und 4 ünterformen unterschied. Erst
im 16. Jahrhundert wurde dieser Gattung mehr Aufmerksamkeit
geschenkt, besonders in der Zeitperiode, wo Matthioli und Taber-
nämoutanus botanisch thätig waren; welche in Deutschland allein
8—10 Arten unterschieden. Später, in der Zeit Tournefort's, im
17. Jahrhundert kannten die Botaniker 25 Rosenarten, welche jedoch
Linne bis auf 10 reducirte, indem er sagt: „die Rosenarten sind
sehr schwer zu unterscheiden und zu charakterisiren, es scheint mir
beinahe, als hätte die Natur mehrere Arten mit einander vermischt,
oder — ihr Spiel treibend — aus einer Art die Zeit hindurch meh-
rere neue erschaffen, daher ist es, dass wer nur wenige gesehen,
dieselben viel besser zu unterscheiden weiss, als Jener, der weit mehr
gesehen." Verfasser beschäftigt sich ferner in diesem Capitel mit
der Abstammung der verschiedenen in Gärten der Cultur unter-
worfenen Arten und Spielarten der Kose, kennzeichnet die zahlreichen
in der rationellen Gärtnerei gebräuchlichen Methoden für Anpflanzung,
Aeugelung, Pfropfen — sowie das Vorgehen bei der Hybridisirung.
K. Schilberszky.
Simonkai, Dr. Lud. Emimeratio florac Transsilvanicae vascnlosae cri-
tica. Ex mandatu societatis scientiarum naturalium regiae Hungaricae.
Budapest 1886, XLIX u. 678 S. 8.
Die botanische Kenntniss Siebenbürgens war nach dem Erscheinen
von Fuss' „Flora Transsylvaniae excursoria" und Schur 's „Enume-
331
ratio plautarum Transsylvaniae" in ein Stadium der Zerfahrenheit
gerathen, dass mau an deren Bannun«: vollends zweifeln und ein
bedeutender Botaniker, wie V. von Janka in den beiden genannten
Werken ein Sündenregister der siebenbürgischen Botaniker erblicken
musste. Von da ab haben sich die desolaten Verhältnisse insoferne
gebessert, als eine Reihe kritischer Arten aufgeklärt worden, und
blieb eine Revision der gesammten vorhandenen Angaben nach wie
zuvor ein unabweisbares Postulat. Es war somit eine glückliche Wahl
seitens der königl. ungarischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft,
als diese sich im Jahre 1880 unter Anderem auch für die vom Verf.
damals projectirte Revision der siebenbürgischen Flora entschieden,
und ihm eine Subvention, mit der Andere wenig oder gar nichts
ausgerichtet hätten, gewährt hat. S. verkannte nicht den Ernst der
übernommenen Aufgabe, und trachtete, derselben soweit es seine
socialen und materiellen Verhältnisse gestatteten, gerecht zu werden.
Das hohe königl. ung. Ciiltusmiuisterium gewährte ihm zeitweise
einen längeren Urlaub, während Dr. Th. von Ciesielski, Professor
der Botanik in Lemberg, das dort befindliche Schur'sche Herbar
fascikelweise zuschickte. So konnte er die Herbarien in Hermannstadt,
Klausenburg, Budapest und Wien durchsehen, während Gönner und
Freunde das Ihrige beitrugen, um die augestrebte Vollständigkeit
zu erreichen. Nach der Einleitung folgt die Uebersicht der auf Sieben-
bürgens Flora bezüglichen Literatur, das erklärende Standortsver-
zeichniss unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Benennungen,
eine Charakteristik der siebenbürgischen Flora, darunter ein Vergleich
mit der deutsch-österreichischen und streng ungarischen, während die
endemischen Pflanzen Siebenbürgens zuletzt namhaft geworden. In
dem nunmehr folgenden Theile gibt der Verf. eine kritische Auf-
zählung der bisherbekaunten Gefässpflanzen Siebenbürgens. Der Text
ist, mit Ausnahme der kritischen Bemerkungen, ungarisch und für
letztere auch lateinisch. Grosses Gewicht wurde auf die Nomenclatur
und Synonymik gelegt, welche ganz modern gehalten sind. Ebenso
fehlt es auch nicht an einer Reihe von neuen Arten, Varietäten und
Bastarden, insgesammt 29, deren Namhaftmachung zu weit führen
würde. Ein sorgfältig abgefasstes Synonymenregister bildet den Schluss.
Das Werk verdient, we'il eine längst gefühlte Lücke ausfüllend, die
eingehendste Beachtung. Druck und Ausstattung sind gefällig, doch
hätte eine grössere Abwechslung in der Wahl von Lettern den Worth
des Ganzen noch mehr erhöht. Joseph Armin Knapp.
Correspondenz.
Mariaschein in Bühinen. nm 21. Juli 1887.
Im 5. Hefte der Oesterr. botan. Zeitschrift brachte Herr Prof.
Voss eine Mittheilung über Doppelzwiebel. Solche Duppelzwiebel
finden sich hier olt bei Talipa silvestiHs, die in Grüsgärten oder
332
richtiger auf Grartenwiesen häufig vorkommt, aber selten blüht. Beim
Versetzen einiger Exemplare in den eben angelegten Schulgarten
grub ich etwas tiefer und fand fast jedes Exemplar, wenigstens jedes
zweite mit einer Doppelzwiebel (+ 10 Cm. von einander entfernt)
versehen. Ausserdem hat ein hiesiger Zögling heuer ein zweiblüthiges
Leucojum vernum gesammelt, dessen eine Blüthe normal, die andere
abnormal mit 10 Staub- und 10 Perigonblättern versehen ist.
J. Wiesbauer S. J.
Prossnitz, am 5. August 1887.
In der Umgebung von Wischau fand ich unter Anderem bei
Drysic: JEuphorbia virgata W. Kit., Hypoclioeris maculata, Oro~
hanche epithymum DC, Verhascum phoeniceum, Thymus Marschallianus
Willd., Salvia verticillata, Conringia orientalis Andrzej., Papaver
rlioeas ß) strigosum Bönigh., Silene otites Smith, Linum flavum,
austriacum, Rosa austriaca Crantz, complicata Gren., vinodora Kern,
Obornyana Christ, hirta H. Braun, Lathyrus latifoUus. Bei Pistovic:
jPotam,ogeton lucens, Avena tenuis Mönch, Melica ciliata ß) transsil-
vanica Schur, Alisma plantago ß) lanceolatwn, Euphorbia polychroma
Kerner, Hieracium cymosutn, Inula conyza DC, Gallium elongatum
Presl, Puhnonaria mollissima Kern., G-eranium columbinum, Rubus
plicatus Wh., candicans Wh., fossicola Holuby, caesius f., aquatica
Wh., Rosa coriifolia Fries, Potentilla canescens Bess. Bei Racic:
AUium falax Schult,, rotunduvn, Chenopodium polyspermum, Carduus
crispus, Artemisia absinthium, Gallium boreale, Sinapis alba, Papa-
ver argem,one, Geranium divaricatum Erh. Scleranthus perennis, Rosa
glauca Vill, Pirus torminalis. Im Schlosspark daselbst an der Schloss-
mauer wachsen zahlreich verwildert Centranthus ruber DC, Antir-
rhinum majus und Gypsophyla paniculata. Bemerkenswerth ist unter
dem Cerchovna Hradech ein mächtiger Epheu, Hedera helix, mit
armdickem Stamm und sehr grossen Blättern, die eine ganze Felsen-
wand bedecken. W. Spitzner.
Brunn, am 6. August 1887.
Der Besuch der Polauer Gegend führte mich nach Schakwitz.
Ich fand bei Schakwitz: Poa dura, Sagittaria sagittaefolia, Hydro-
charis morsus ranae, Salvia silvestris, Reseda lutea, Silene otites,
Caucalis daucoides, Chaerophyllum bulbosum, Spiraea filipendula.
Dr. Formänek.
Vesztö, 7. August 1887.
Johann v. Csatö schickte mir im Sommer 1886 aus Sieben-
bürgen einen Juniperus, welcher zwar keine Früchte hatte, aber nach
den Blättern ungefähr die Mitte zwischen ,/. Sabina und J. commu-
333
nis hält, dem ersteren näher stehend, aber durch beträchtlich län-
gere Nadeln sicher von ihm verschieden. Ich bestimmte diesen Juni-
pervs nach Boissier's Fl. Orient, als J. foetidissima WiWdi., in wel-
chem /. sabinoides Gris. als Syn. gezogen wird, und ich gratulirte
dem glücklichen Entdecker, denn ich erfuhr von Pich 1er, dass Hof-
rath v. Kerner diese Art in Croatien nachzusuchen ihm besonders
empfahl; was wir aber am Velebit sammelten war nur J. Sabina.
Den siebenbürgiscben Jimiperus beschrieb später Csatö in Magyar
Növenytani Lapok (1886) X. pag. 145 als J. Kanitzii Cs. {J. Sahi-
na X communis), zu Ehren des Prof. A. Kanitz, dem patriotischen
Begi'ünder der ungar. botanischen Zeitschrift. Nun lege ich auf meine
erste Bestimmung nicht viel Gewicht, denn ich sah die Früchte die-
ses Juniperus Kanitzii nicht; andererseits versicherte mich aber Csatö,
dass dieser Wachholder nach dem Vorkommen zwischen den ge-
nannten Eltern, sowie nach den systematischen Merkmalen ein wah-
rer Hybrid zu sein scheint, uud so kann er von J. foetidissima ver-
schieden sein. Nun überrascht uns Simonkai mit seiner neuen Enum.
Florae (sie!) Transsilv., wo pag. 597 J. Kanitzii ein J. Sabina L.
wäre!, eine Pflanze, welche die halbe Länge der Blätter von J. com-
munis besitzt! In dieser citirten Arbeit finden wir aber zahlreiche
ZusammenziehuDgen und Unrichtigkeiten, mau soll nur Mentha oder
Rosa vergleichen. So ist auch Typha Schuttleivorthii (sie!) Janka,
Rohrbach und Borbäs nur T. latifolia L.!, also weder die syste-
matischen Merkmale, noch die viel frühere Blüthezeit wurden berück-
sichtigt, obwohl ich diese Pflanze zwischen Ujszäsz und Nagy Käta
in diesem Jahre schon am 31. Mai verblüht sah. Und dabei weiss
man, dass die Vegetation des Tieflandes sich etwas später erweckt,
als in Gebirgsgegenden. Dianthus Armeriastrmn Wolfn. wäre auch
nur X>. Armeria, obwohl ich diese Nelke in 70 Exemplaren^) im
Baenitz herb, europ. von Nagy-Enyed, sowie auch Phleum serrula-
tum von Szekelykö ausgab. Dianthus Ameriastrum cultivirte Ker-
ner in Innsbruck aus Samen, welche ich ihm von Petrozseny schickte
und blieb die Pflanze constant. Sie hat jedenfalls mehr constantes
Merkmal, als Tilia grandifolia und T. plati/phyllos, vfelche Simon-
kai specifisch trennen will. Auch muss ich gegen die Vereinigung
meiner Lappula heteracantha (Led.) mit Echinospei^mum Lappxda
protestiren, denn Verf. hat meine Pflanze nicht gesehen. Rosa spi-
nosissima und R. pimpinellifolia L., zwei schwache Formen, welche,
wenigstens in Ungarn, nicht bestimmt verschieden sind, sind ge-
trennt angeführt; aber dafür werden zahlreiche sehr gute Arten der
neuen Rhodologen, ohne dass sie Verf. geprüft oder gesehen hätte,
dutzendweise zu einer heterogenen Art gezogen, doch Rosa spuria
Pug. als R. Marisensis Simk. et Braun, R. dacica Borb. aber
als R. barcensis als neue Arten angeführt. Aus einem Briefe von
Freund Braun erfuhr ich jedoch, dass er auf die Mitautorschaft
der R. Marisensis nicht besonders stolz ist. Galium flavicans Borb.
*j 100 Exemplare liegen auch in Wien für die Flora exs. Austr-Hung.
Oesterr. botan. Zeitschrift. 9. Heft 1887. 27
334
in Flor. com. Temes. 1884, {G. ochroleucum Kit., non Wolff.),
über welclie Art ich heuer in Oe. B. Z. berichtete, ist 1 887 wiederum
in G. Marisense Simk. umgetauft. Mit Inula hyhrida ist aber
pax nobis, denn Verf. bekennt jetzt nach den Erklärungen von Csatö,
Borbäs, Beck, Schiller, dass sie mit der österreichischen 7. ensi-
foliaX germanica exemplaribus indermediis conjimgitur. Nun etwas
über Quercus Csatoi, welche ich heuer in Oe. B, Z. besprach. Diese
wäre nach Verf., in Erdesz. Lap. 1887, pag. 41 (5. März 1887) un-
zweifelhaft eine Qu. RoburX.lanuginosa und zwar der letzteren
näher verwandt, 1. c. 415 (5. Juni 1887) ist Qu. Csatöi schon nur
wahrscheinlich diese Combination, endlich in der citirten neuen
Enumeratio (5. August 1887) ist Qu. Csatoi Borb. = Qu. Streimii
"Xsessiliflora! — Ich glaube, jedoch für diejenige Combination zu
sein, welche ich 1. c. erörterte. Rumex hiformis Men3fh. kann man
ferner nicht beibehalten, denn es besteht schon ein älterer R. hifor-
mis Lange! Unsere Pflanze werden wir also R. odontocarpus (San-
der) nennen. Diesen Namen habe ich aus dem Herbare der Buda-
pester Universität in meiner Fl. Budap. 1879 als Synon. publicirt
und nun freue ich mich, dass dieser Name in Anwendung gelangt,
denn er rührt von einem sehr fleissigen und scharfsinnigen Beobach-
ter her, der aber seine reichen Erfahrungen und kritischen Beschrei-
bungen, welche im citirten Herbare, auf den Etiquetten zu lesen
sind, nicht herausgeben konnte. Ich habe diesem fast unbekannt
hochverdienten Verewigten ein Epüobium Sdndorii in meiner Be-
schreibung der ungarischen Epilobium-kxien. 1879 gewidmet, und
gehört zu diesem Hybriden das neue E. biharicum Simk.
V. Borbäs.
Siedliska (Galiz.), am 9. August 1887.
Nachstehende weitere Daten aus der galizischen Flora verdienen
dahier hervorgehoben zu werden: Potentilla pallida Lehm. (P. recta
Zimmet., an L.?) in Holosko und im „Kaiserwäldchen" b. Lemberg,
durchaus identisch mit Lehmann's mir vorliegenden Originalexem-
plaren aus Deutschland; Pot. leopoliensis m. im „Kaiserwäldchen";
Rot. leucopolitanoides m., ibidem; JPot. supererecta X reptans, in
Pawlowa b. Sieniawa, unter den Stamm eitern; Lappa minor X totnen-
tosa, beim Polytechnicum in Lemberg unter den Stammeltern; Pul-
monaria moUissima im Revier Lupa b. Sieniawa mit Agrimonia
odorata und Hier actum horeale Fr. Br. Biocki.
Personaluotizen,
— Dr. S. Seh wendener wurde zum Eector der Universität
Berlin für das nächste Studienjahr gewählt.
335
— Dr. "W. Pfeffer, Professor in Tübingen, ist zum o.Profes-
sor der Botanik und Director des botanischen Gartens der Universi-
tät Leipzig ernannt worden.
— Dr. Yincenz Kosteletzky, emer. Professor der Botanik und
Director des botanischen Gartens an der Universität Prag, ist am
18. August zu Dywitz bei Prag im 87. Lebensjahre gestorben.
— Paul Conrath, Assistent an der deutschen Technik in
Prag, hat eine Eeise nach Transkaukasien unternommen.
— H. Wawra v. Fernsee's sehr gelungenes Porträt nebst
einer biographischen Skizze desselben, verfasst von Dr. G. Beck,
ist in der Wiener illustr. Gartenzeitung Xr. 8 erschienen.
Vereine, Anstalten, Unternehmung^en.
— K. k. zoologisch-botanische Gesellschaft. — In Er-
gänzung des Berichtes (S. 298) über einen Vortrag von Dr. v. Wett-
steiu in der Monats Versammlung der zool.-botan. Gesellschaft am
6. Juli, betreffend einige neue Funde im Bereiche der niederöster-
reichischen Flora wäre noch nachträglich zu bemerken, dass das da-
bei erwähnte Bunium Bulbocastanum vom Geisberge bei Eodaun,
von welchem auch Exemplare den Anwesenden vorgezeigt wurden,
von Professor Dr. A. Korn hu her am obigen Standorte im Juni
d. J. in zahlreichen Exemplaren entdeckt und auch als solches er-
kannt wurde.
— Die 60. Versammlung deutscher Naturforscher und
Aerzte findet vom 18. bis 24. d. M. in Wiesbaden statt. Als Ge-
schäftsführer fungiren Dr. E. Fresenius. Geh. Hofrath und Profes-
sor imd Dr. A. Pagenstecher, Sanitätsrath; als Einführender in
die botanische Section Apotheker Vi gen er in Biebrich und als deren
Schriftführer Garteninspector Dr. Cavet. Die Geschäftsführung be-
findet sich: Kapellenstrasse 11 in Wiesbaden.
Sammlnng^en.
— Das von Dr. A. Pokorny, Director des Leopoldst. Comm.
Gymnasium, hinterlassene Herbarium wurde von dessen Witwe dem
Unterrichtsministerium mit der besonderen Widmung für das pflan-
zenphysiologische Institut der Wiener Universität zum Geschenke
gemacht. Obiges Herbarium ist eine der grössten Privatsammlungen
Oesterreichs.
336
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn ür. Kornhuber, mit
Pflanzen aus Niederösterreich. — Von Herrn Pastor mit Pflanzen
aus Böhmen. — Von Herrn Piccioli mit Pflanzen aus Italien.
Sendungen sind abgegangen an die Herren K. Strobl und
V. Crespigny.
Vorräthig: (B.) = Böhmen, (Bd.) =■ Baden, (Br.) == Berlin,
(Cr.) = Croatien, (E.) = England, (I.) = Istrien, (M.) = Mähreu,
(NOe.) = Niederösterreich, (OOe.) = Oberösterreich, (P.) = Polen,
(Kp.) = Rheinprovinzen, (8.) = Salzburg, (81.) = Schlesien, (St.)
= Steiermark, (T.) = Tirol, (ü.) = Ungarn, (W.) = Westfalen.
Neotia Nidus avis (OOe. P.), Nepeta pannonica (ü.), Neslia,
paniculata (OOe. P.), Nigella arvensis (Br. NOe. P. U.), Nigritella
angustifolia (NOe. T.), Nonnea pulla (Cr. ü.), Nuphar luteum (W.),
Ni/mphaea alba (W.), Candida (B.), semiaperta (81.), Odontites Ko-
chii (I.), Oenanthe crocata (E.), ßstulosa (W.), Lachenalii (Bd. E.),
Phellandrium (Bp.), Oenothera muricata (Br.), Oniphalodes scorpioides
(OOe. ü.), Ononis Columnae (NOe.), repens (NOe. OOe.), Orchis
coriophora (Br. St.), latlfoUa (OOe.), maculata (NOe.), mascida (M.
NOe.), militaris (NOe. OOe. Rp.), Morio (M. NOe. U.), Rivini (W.),
sainbucina (M. NOe. U.), speciosa (OOe.), Traunsteineri (8.), ustu-
lata (NOe. T.), variegata (NOe. OOe.), Origanuni mdgare (U.), Or-
laya gi^andißova (NOe.), Ornithogalum nutans (NOe.), tenuifolium
(B.), Ornithopus compressus (Calabrien), perpusilkis (Pommern),
Orobanohe minor (Bd.), ramosa (P.), Rapuni (Bd.), Orobus panno-
nicus (NOe. ü.), vernus (NOe.), versicolur (Gr.), Oryza sativa (I.),
Ostericum palustre (Br.), Ostrya carpinifolia (St.), Oxalis Acetosella
(NOe. OOe.), stricta (Cr. P. St.), Oxytropis pilosa (NOe. Rp.), Pae-
onia tenuifolia (Siebenbürgen), Panicnm, Grus galli (B. ü.), Tuilia-
ceum (B.), sanguinale (B.), Papaver alpinum, (NOe.), Argemone (B.
NOe.), hybridum (E.), Rhoeas (NOe. P.), Parietaina diffusa (W.),
erecta (U.), Parnassia palustris (Cr. 81. U.), Passerina annua (NOe.
P.), hirsuta (Italien), Pedicularis foliosa (OOe.), Jacquini (OOe.),
incarnata (OOe.), palustris (NOe.), silvatica (M. OOe. P.), Pegamtm
HarTnahi (U.), Peltaria alliacea (NOe.), Peplis Portula (P.), Petasites
albus (81. U.), officinalis (NOe. St.), Petrocallis pyrenaica (NOe.),
Petroselinum sativum (Br.), segetum (E.), Peucedanum Chabraei
(NOe.), Phaca australis (8.), frigida (NOe.), Phalaris arundinacea
(B. P. St.), picta (81.).
Obige Arten können nach beliebiger Auswahl im Tausche
oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (12 R. Mark) abgegeben werden,
Eedacteur und Herausgeber Dr. Alezander Skofitz. — Verlag von C. Gerold's Sohn.
C. Ueberreuter'sche Buchdruckerei (M. Salzer) in Wien.
Oesterreicliisclie
Botanisclie Zeitsclirift
Die österreichische /^~x Exemplare
botanische Zeitsclirift V^Jl^Q'H/lJL die frei durch die Po8tl)e-
erscheiut ^' zogen werden sollen, sind
den Ersten jeden Monats. „ blos bei der Bedactioii
Man pränumerirt auf selbe '"'' (IV. Bez.. MüMyasse Xr. i)
mit 8 fl Ost W ^'i präuumeriren.
.anzffhfirod^er mit BotanlR und Botaniker. BucbJa^t:;:n.b'^r^ni,u.t
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XXXTII. Jalirgaug. WIEN. October 1887.
INHALT. Ueber einige neue orientalische Pflanzenarten. Von Dr. L. Celakovsky. — Teratologie
der Wallnuss. Von Dr. Borbäs. — Flora von fsord-Mähren. Von Dr. Formänek. — Hieracien.
Von Schneider. — Tirol-Fahrt. Von Freyn. — Flora des Etna. Von Strobl. - Literatur-
berichte. — Correspoudenz. Von Formänek, Blocki, Simonkai. S Chi Ib er szky, Karo. —
Personalnotizen. — Vereine. Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschvorein. — luserate.
Ueber einige neue orientalische Pflanzenarten.
Von Dr. L. Celakovsky.
II. Gattung Cerasthim L.
Das Cerastium grandifloi^m in Boiss. Fl, Orient, I, pag. 727
kann schon der Beschreibung nach: „pilis retrorsis brevibus incanum
vel ad folia glabratutn" mit der echten Pflanze Waldstein-Kitaibels
nicht identisch sein. Denn die letztere ist durch einen weissen, wei-
chen, feinen, kraus-langhaarigeu, angedrückten oder unregelmässig
abstehenden Filz aller krautigen und trockenhäutigen Theile ausge-
zeichnet. Ich habe das C. grandiflorum W. K. nur aus Dalmatien
und Croatien gesehen, kann daher nicht sagen, inwieweit die aus
den südslavischen und griechischen Ländern (Montenegro, Hercego-
wina, Bosnien, Serbien, Macedonien, Thessalien, Aetolien) angegebene
Pflanze dazu gehört oder nicht gehört. Wa.s aber die kleinasiatischeu
Standorte betrifft, auf welche sich Boissier's Bemerkung bezieht,
dass sie nicht grau behaart (incanae), sondern nur etwas grau oder
verkalilt (canescentes vel glabratae) sind, so ist mir wahrscheinlich,
dass sie wohl alle oder zum Tbeil nicht zum echten C. grandi-
florum gehören werden^), wofür die noch folgenden Beobachtungen
sprechen.
*) Die kaukasische Pflanze ist wohl echt, nach der Beschreibung Lede-
bour's und nach Boissier's Bemerkung: planta macedonica et caucasica in-
canae sunt.
Oesterr. hotan. Zeitschrift. 10. Heft 1887. 28
338
{C. hrachyodon n. sp.) Dass Boissier seiuerzeit sehr verschie-
dene Pflanzen als 0. grancl/ßorum determiuirt hat, bezeugt eine mir
vorliegende Scheda zu einer Kotschy'schen Pflanze vom Berge
Bimgöll in Armenien („in nudis arenosis versus jugura summum montis
BimgöU alt. 8000 ped. 23. August 1858 n. 524"). In der Fl. Orient,
wird die N. 524 der Kotschy'schen Exsiccaten unter C. grandiflo-
rum nicht mehr citirt, sondern unter O. gnaphaloides Fenzl, obwohl
mit einem etwas anders lautenden Standort; in Armenia merid. prope
Bitlis. Die bei der Scheda 524 als 0. grandiflorum liegende Pflanze
hat nun mit der Waldstein-Kitaibel'schen Art gar keine Aehnlichkeit,
aber auch vom G. gnaphalioides Fenzl (Kotschy, vom Bulgar Dagh
im Taurus, 8 — 9000', determ. Fenzl!), dem sie freilich schon viel
ähnlicher sieht, ist sie deutlich verschieden. Das O. gnaphalioides ist
durch eine dichte Wollbekleidung aus langen weichen Haaren, beson-
ders auf den jüngeren Blättern, am Blattgrunde, auf den Kelchen,
durch länglich-ovale oder spateiförmige, hellgrüne, getrocknet gelb-
lich werdende Blätter und durch einen ganz ungewöhnlich breiten,
resp. am Ende der Bracteen und Kelchblätter langen scariösen Band
dieser Theile ausgezeichnet.^) Die Pflanze von Bimgöll hat ein
lockeres, viel kürzeres, wenig aufl"älliges Wollhaar, lineal-längliche,
dunkelgrüne, derbere Blätter, wenigstens um ein Drittel kleinere
Kelche, minder breiten Hautrand der Kelch- und Deckblätter, die
Kapsel spaltet bei beiden Pflanzen mit ziemlich breiten, flachen,
kaum umgerollten Zähnen, doch sind diese Zähne bei der Bimgöll-
Pflanze nur doppelt so lang als breit und die kleinere Kapsel selbst
zur Spitze kegelförmig verschmälert, beim C. gnaphalioides aber sind
die Kapselzähne dreimal länger als breit und die breitere Kapsel zur
Spitze wenig schmäler. Habituell sieht die Bimgöllpflanze einem C.
arvense recht ähnlich, von dem es sich aber durch die nicht umge-
rollten Kapselzähne und die weiche, drüsenlose Behaarung sogleich
unterscheidet. Ich glaube nicht, dass man die Form des Bimgöll noch
zum C. gnaphalioides bringen kann und bezeichne sie als 0. hrachyo-
don (mit Bezug auf die kurzen Zähne der Kapsel).
(0. adenotrichum n. sp.) Sintenis hat ferner von seiner Troja-
nischen Keise (1883) ein Cerastium vom Berge Ida (in marmor. mon-
tis Szu-Szus-Dagh, 20. Juli 1883, Nr. 609) mitgebracht, welches von
P. Ascherson ebenfalls für 0. grandiflorum bestimmt und so ver-
theilt worden ist. Der Wuchs, die schmalen linealen Blätter, die
angeschwollenen Knoten der unteren Stengelglieder, die verlängerten
1 bis 2 obersten Stengelglieder unterhalb der Inflorescenz erinnern
allerdings an 0. grandiflorum, die Kapsel springt auch mit 10 flachen,
geraden, etwas abstehenden Zähnen auf, aber an eine Identität mit
*) Nyman führt das C. gnaphalioides mit kleiner Schrift nach C. to-
mentosum, also als Subspecies dieses letzteren an, mit der Standortsangabe
Montenegro. Von C. tomentosum aber ist die Fenzl'sche Art, die Boissier
nur aus Kleinasien angibt, gewiss verschieden, somit muss das „C. gnapha-
lioides" von Montenegro auf einer falschen Bestimmung beruhen.
339
diesem, sei es auch als eine besondere Varietät desselben, ist doch
Dicht zu denken. Die auffälligste Verschiedenheit besteht in der ganz
anders gearteten Behaarung. Die Bestimmung der Trojaner Pflanze
als C. grandiflorum erklärt sich nur, wenn man den Umstand berück-
sichtigt, dass die Behaarung des G. grandiflorum gemeiniglich für
sehr veränderlich gehalten wird (daher auch 0, banaticum Heuff. für
eine Varietät dieser Art augesehen worden, worüber später), während
sie in Wahrheit ganz constaut ist und nur insoferne wandelbar zu
sein scheint, als an älteren Basaltheilen des Stengels der Filz, der
überhaupt leicht abkratzbar ist, sich öfter zuletzt verliert. Bei der
Trojaner Pflanze ist aber nirgends eine Spur von dem Filze des C.
grandiflorum vorhanden, vielmehr ist die ganze Pflanze auf Stengeln,
Blättern, Blüthenstielen, Bracteen und Kelchen mit sehr feinen,
kurzen, horizontal abstehenden, auf den Axentheilen ganz dichten,
auf Blättern und Kelchen weniger dicht stehenden Drüsenhaaren be-
setzt, daher ich die Art, welche offenbar neu ist, Cerastium adeno-
trichum benenne. Drüsenlose Haare fehlen fast ganz, nur am Stengel-
grunde, wo die Drüsenhaare nicht oder nur spärlich auftreten, findet
man etwas steifere und ein wenig längere, doch zerstreute drüsenlose
Haare. In Folge der kleinen reichlichen Drüsenhaare ist die ganze
Pflanze sehr klebrig, daher man ihr kleine Erdkrümchen und Sandkörn-
chen anhaften findet. Schon durch diese ganz verschiedene Behaarung
wäre das C. adenotrichum vom C. grandiflorum genugsam verschieden.
Es gibt aber ausserdem noch eine Keihe anderer Verschiedenheiten.
Die Blätter sind nicht so lang (die längsten nur SVa Cm.) als beim C.
grandiflorum (hier bis 5 Cm. lang), die oberen lineallauzettlich, über
der Basis am breitesten und dann zum Grunde zugeschweift ver-
schmälert. Beim C. grandiflorum sind auch die obersten Blätter am
Grunde gleich breit oder noch etwas breiter. Der Blüthenstaud der
Trojaner Pflanze ist armblüthiger, meist nur eine 2 — Sblüthige, fast
doldenartige Cyme, die 1 — 2 seitlichen Blüthen nicht oder wenig
länger gestielt als die Mittelblüthe und ihr Stiel selten aus der Achsel
eines seiner Vorblätter eine kurzgestielte Blüthe dritten Grades
tragend. Beim C. grandiflorum sind die Cymen öfter bis 10- und
mehrblüthig, die Seitenzweige 1. und 2. Grades verlängert und wieder
dichotomirend. Die Blüthen des C. adenotrichum sind kleiner als die
des C. grandiflorum., sowohl die Kelche als auch die Blumenblätter,
die, so viel die getrocknete Pflanze schliessen lässt, nur so gross wie
beim 0. arvense zu sein scheinen. Die Kelchblätter und Bracteen
besitzen einen breiten, grünen und vom weissen Hautrande scharf
abgesetzten Mittelstreif, während sie beim C. grandiflorum grössten-
theils durchscheinend scariös sind und nur ein kleinerer Theil der
Mitte, ohne sich vom Hautrande scharf abzugrenzen, grünlich gefärbt
erscheint.
{Cerastium banaticum Heuif.) Eine andere Art, die bisher
meistens für eine Varietät des C. grandiflonnn gehalten worden, ist
das 0. banaticum Heuff. (0. grandifl. ß. banaticum Eochel, 0. grandifl.
ß. glabrum Koch). Doch bemerkt Nyman im Conspectus: „species
28*
340
distiüctissima secimdimi Janka", scheint aber nicht recht davon über-
zeugt zu sein, da er es trotzdem als Varietät des C. grandiflorum
verzeichnet. Ganz gewiss ist es eine von C. grandiflorum verschiedene
Art, ebenso wie das C. adenotrichmn. Wir besitzen sie im böhmischen
Museumsherbar zweimal von Eochel selbst, einmal als C grandifl.
b. banaticmn Eochel sei. pl. banat. bezeichnet, von der Kolumbacser
Höhle im Banat, dann mit der Scheda C. sitfruticosiim Lamk? e ru-
pestribus Banatus 1815.
Die Behaarung dieses 0. hanaticum ist nun wieder von jener
des C. grandiflorum wesentlich verschieden. Drüsenhaare fehlen zwar
gänzlich, wie bei diesem, jedoch statt eines weichen gekrausten Filzes
finden sich hier kürzere, steifere, nach rückwärts gekehrte Haare
(Boissier's „pilis retrorsis brevibus" würde hier passen), und zwar
ist der obere Theil des Stengels sammt den Blüthenstielen durch sie
ringsum flaumig, an den untersten Stengelgliedern aber nur in zwei
von den Commissuren der Blätter her ablaufenden Streifen behaart.
Die Kelche sind ebenso, aber mehr angedrückt, nur am Grunde etwas
abstehend behaart.*) Die Blätter sind gegen den Grund gewimpert,
sonst kahl oder nur mit sehr zerstreuten Härchen, der Gestalt nach
denen des C. grandiflorum allerdings gleichend (auch an der Basis
alle breiter), obwohl kürzer. Die Inflorescenz ist armblüthig, meist
2 — Sblüthig, alle Blüthen ziemlich langgestielt, die Kelchblätter haben
einen breiten grünen und scharf abgesetzten Mittelstreif, der mit ver-
schmälerter Spitze in den minder breiten Hautrand auslauft. Die
Pflanze ist in allen Theilen kleiner, dünnstengeliger als das C. gran-
diflorum.
Aus Allem geht hervor, dass Eochel, dann Koch und A. das
C hanaticum mit Unrecht für eine Abart des C. grandiflorum ange-
sehen haben. Gegenüber Jenen, welche vielleicht die Behaarungs-
unterschiede, welche hier ganz besonders hervorstechen, für unwesent-
lich erklären und sich auf die wirklich variable Behaarung anderer
Cerastium-kxiQW, z. B. G. arvense, brachi/petalum u. s. w. berufen
würden, ist soviel zu bemerken: Wenn Gerastium hrachypetalum in
der einen Form (dem 0. tauricum Spreng.) eine doppelte Behaarung
besitzt, aus längeren drüsenlosen und kürzeren drüsentragenden Haaren
bestehend, wenn die Menge der Drüsenhaare hiebei sehr variirt und
manchmal gering ist, so werden wir eine Form, der die Drüsenhaare
ganz fehlen, ohne dass sonst die langen drüsenlosen Haare einen
anderen Charakter besässen und ohne dass sonst wesentlichere Unter-
schiede hinzukämen (das tj'pische G. hrackypetalum Desportes), freilich
für eine blosse drüsenlose Varietät derselben Art erklären müssen.
Aber wenn die Haare mehrerer verwandter, aber auch sonst noch sich
unterscheidender Pflanzen, wie hier das G. grandiflorum, hanaticum,
adenotrichum, durchaus verschiedenen Bau besitzen, so liegt darin
') Koch beschreibt die Behaarung mit den Worten: „kahl, Blüthenstiele
krausflaumig und die Haare an der Basis der Blätter schlängelig, nicht steif"
nicht zutreffend.
341
eboDso gut ein Ausdruck einer zur Zeit scharf coutrastirenden (spe-
eifischeu) Verschiedenheit, wie etwa ia der Blattform u. dgl.
{Cerastium tomentosum L.) Noch eiue Art findet man in den
Herbarien bisweilen mit dem G. grandißorum verwechselt, nämlich
das C. tomentosum L., und das ist weniger zu verwundern, da dieses
dieselbe filzige Behaarung besitzt wie jenes. So fand ich, um von
anderen belanglosen Fällen zu schweigen, bei der Scheda: „C gran-
dißorum. Auf Felsen bei Carlopago. D. Schlosser Vukotinovic" ausser
einigen Stengeln der richtigen Pflanze auch 3 Stengel des C. tomen-
tosum beigemengt. Die Flora Croatica führt unter Cer. decalvans
Schi. Vuk., welches sich vom 0. tomentosum nicht unterscheidet, nur
den Berg Kiek bei Ogulin an; der Standort bei Carlopago wäre also
für tomentosum noch zu notiren. Die Art ist vom C. grandißorum
leicht durch breitere, flache Blätter, kleinere ßlüthen und viel schmäler
scariöse Kelchblätter zu unterscheiden.
{Cerastium dahuricum Fisch.) Von H. Krätky in Tiflis erhielt
ich ein riesiges Cerastium aus dem Kaukasus, welches ohne Zweifel
zum C. dahuricum Fisch, gehört, jedoch eiue eigene Varietät dar-
stellt, die sich durch riesige Blüthen (Kelchblätter 15 Cm. laug)
und durch eine dicht zottige Behaarung der oberen Stengelglieder
und der Cymenzweige, auch durch stärkere Behaarung der oberen
Blätter auszeichnet. Die Blüthenstiele aber sind wie sonst fast kahl,
die (noch junge) Cyme sehr reichblüthig und gedrungenblüthig. Die
normale Form (von Hoheuacker in Ünio itiuer. ausgegeben mir vor-
liegend) hat oberwärts kahle, unten zerstreut behaarte Stengel (daher:
„glaucum, inferne saepe villosulum caeterum glabrum." Boiss. Fl. Or.
und „nudiusculum Ledeb. Fl. ross.) und die Kelche nur 10 Mm. laug.
Die Varietät mag als ß. hirsutum bezeichnet werden.
Zur Teratologie der Wallnuss.
Von Dr. Vincenz v. Borbäs.
^Se ajtaja, se ablakja, Megis negy
kisaszoDy latja" (ungarisches
Volksrathsel: Weder Thür noch
Fenster, doch wohnen darin viel
Fräulein).
I. Wallnüsse in Vogelgestalt. — In dem Organe (Közlöny)
der kön. ungar. naturwissenschaftlichen Gesellschaft (H-eft 158,
anno 1882 p. 429) sind zwei Wallnusssamen abgebildet, welche ganz
wunderbar Enten oder Hühnern täuschend ähnlich sind. Das Secre-
tariat dieser Gesellschaft gab mir die Samen, nach welchen die
Photographie der Abbildung gemacht wurde, zur Untersuchung und
ich veröffentlichte 1. c. 477—78 darüber meine Meinung, welche
auch in Erdeszeti Lapok 1883, p. 159—60 reproducirt wurde.
342
An drei Exemplaren dieser, einem sitzenden Vogel ähnlichen
Kerne der Wallnüsse war nur je ein Cotyledon entwickelt, die
Furchen desselben waren seichter, die Cotyledonen also nicht so
runzelig, wie gewöhnlich. Der die beiden Cotyledonen in normalen
Nüssen verbindende Theil war vorhanden, und entsprach dieser dem
Kopfe des Vogels, während das um den Keim herumliegende Ge-
webe den Schnabel darstellte, in welchem das äusserlich nicht sicht-
bare Wurzelchen gleichsam die Zunge bildete. Dieser Schnabel ist
bald von oben und unten, bald seitlich zusammengedrückt, bald ist
er konisch, so dass er bald dem Schüabel der Ente, bald des Huhnes
ähnlicher war. Den hinteren Theil des Vogelkopfes repräsentirt der
Nabel des Samens.
Die Vogelgestalt erscheint im sitzenden Zustande; Füsse fehlen,
während die sich aufwärts krümmenden Kanten des einzigen Coty-
ledons die Flügel darstellen. Dieses Cotyledon weicht von dem nor-
malen Keimblatt dadurch ab, dass während die beiden einander zu-
gekehrten Seiten des normalen Keimblattes so zu sagen flach sind,
bei den drei Exemplaren dieser einsamenlappigen Wallnuss die zwei
Seiten des einzigen Cotyledons sich in die Stelle des anderen fehlen-
den Cotyledons, oder, wenn man sie sich in der Vogelgestalt vorstellt,
beiderseits aufwärts krümmen und die Flügel bilden. Der Grund dieser
interessanten Erscheinung ist also eigentlich nur das einzige Keimblatt,
an welchem auch die Einbuchtung zwischen den beiden Zinken des
normalen Cotyledons („die zwei Fräulein des Volksräthsels") fehlt
oder doch sehr klein bleibt.
An einem vierten Kerne waren beide Cotyledonen vorhanden,
allein ungleichseitig und ungleichförmig ausgebildet. Das eine war
genug gross, aber ungelappt, das andere fast viermal kleiner. In
diesem Falle kann man also die Vogelgestalt von Seite des ganzen
Keimblattes sehen und die Flügel des Vogels sind hier ungleich,
während bei den drei Exemplaren der einsamenlappigen Wallnuss
nur ein halbes Cotyledon als im Flügel zu sehen ist, die beiden
Flügel waren aber ziemlich symmetrisch.
Diese vier Exemplare der Wallnuss in Vogelgestalt, wurden
ohne Schale eingeschickt und so konnte ich mir damals die Ursache des
Fehlens oder Verkümmerns des einen Keimblattes nicht recht erklären.
Seither habe ich aber viele Wallnüsse näher untersucht, wo die
Schalen schon äusserlich deformirt erschienen, und fand ich darin
immer interessante und lehrreiche Verunstaltungen des Kernes.
So sah ich z. 33. eine Wallnuss aus zwei Schalen gebildet, aber
die eine davon war ungefähr viermal kleiner und kürzer als die
andere, ausserdem war sie zugespitzt, eiförmig, lanzettlich. Die ganze
Frucht war also schon äusserlich schief, ja sogar war die Spitze der-
selben etwas spitz und gekrümmt.
Im Innern dieser Wallnuss fand ich den Kern mit zwei Samen-
blättern, aber es war nur je die Hälfte von beiden neben einander
entwickelt. Wenn man diesen Kern, welcher also zwei halbe Coty-
ledonen hat, auf der verkümmerten Seite liegen lässt, so ist dieser
343
schiefe Kern imgefälir einer ruhenden Taube ähnlich, denn die zwei
halben und grubigeu Cotyledouen stellen die zwei Flügel der Taube
dar, während die Spitze des Kernes, wo der Keim ruht, sich etwas
schnabelförmig krümmt und spitz endigt.
Die Ursache dieser Bildung ist offenbar die Deformation der
Schale. Die zwei halben Cotyledoneu lagen in dem Innern der grös-
seren, also viel geräumigeren Schale und haben zur Entwicklung ge-
nügenden Kaum gehabt, während die Seite der Walluuss mit der
kleineren Schale nicht sehr convex, sondern mehr flach war und hier
also keinen genügenden Eaum zur Entwicklung der anderen Seiten
der beiden Cotyledonen bot. Dabei hat sich die Spitze der Nuss mehr
minder schnabelförmig entwickelt.
IL Wallnuss mit halbirten Cotyledonen. Ferner habe
ich eine Wallnuss gesehen, welche nur aus einer einzigen Schale be-
stand; von einer zweiten Schale war keine Spur zu sehen. Diese
Frucht hatte also nur eine Naht, und so war die Bildung dieser
Schale jener der Amygdaleeu ähnlicher. Auch diese Nuss war schi(if.
An der Seite der Bauchnaht war sie mehr cylindrisch, die andere
Seite aber mehr rundlich gewölbt, ohne erhabenen, der Bauchnaht
entsprechenden Rückeunerv. Auch konnte mau sie nicht symmetrisch
(zygomorph) nennen, wie eine Frucht der Amygdaleeu oder Legu-
minosen.
Der Schale entsprechend war auch der Kern asymmetrisch. Auch
hier entwickelte sich nur je eine Hälfte der zwei Cotyledonen und zwar
in der geräumigen Rückenseite der einzigen Fruchtschale, während
die Zinken der Samenlappen aa der Seite der Bauclinaht unentwickelt
blieben. Hier waren also auch zwei halbe Cotyledoneu.
in. Wallnuss mit anderthalb Cotyledonen. Eine Frucht
war aus zwei Blättern (Schalen) gebildet, aber das eine war fünfmal
kleiner als das andere. Oberflächlich gesehen, konnte man fast glauben,
dass diese Nuss aus fünf Fruchtblättern entstanden ist. Es ist auf-
fallend, dass trotz der areal grösseren Ausbreitung der einen Schale
doch die ganze Nuss nicht sehr schief war.
Dieser abnormen Entwicklung musste sich auch der wachsende
Samen anpassen. Der eine Samenlappen ist schief, eine Seite des-
selben ist ziemlich normal entwickelt, von der anderen Seite aber ist
nur der untere Lappen vorhanden.
Das andere Cotyledon ist einseitig entwickelt, also hat der ganze
Kern kaum anderthalb Cotyledonen. Dieses halbe Cotyledon ist jetzt
ungelappt, grösser als gewöhnlich, nur etwas schmäler als die beiden
Zinken der normalen Nuss zusammen. Dieses halbe Cotyledon lag
und entwickelte sich in dem geräumigeren Inneren der breiteren
Schale, während an der Stelle des fehlenden Samenlappens die schiefe
Seite der kleineren Schale sich befand und ihre geringe Convexität
hinderte die Entwicklung des anderen Cotyledons.
Jene Kante, welche von dem Rücken des Cotyledons bis zu der
Spitze der Nuss (Keimling) geht, verbindet sich an der hemicoty-
344
ledouaren Seite mit dem kleineren Lappen des anderen grösseren
Cotyledons. Die sonst abgeplattete Spitze des Kernes bildet jetzt eine
einfache Falte und die Spitze wird einer dreiseitigen Pyramide ähn-
licher, aber an der Seite der Falte bleibt eine Furche. Wenn man
die kleinere Zinke des grösseren Cotyledons von der Seite sieht,
könnte man sie oberflächlich auch zu dem halbirten Cotyledon rech-
nen, wenn sonst die Structur des Kernes nicht dagegen spräche.
(Cfr. Erdesz. Lap. 1884. p. 99—100.)
ly. Dreisamenlappige Wallnuss {Juglans tricotylea). Ich
habe auch eine dreischalige Wallnuss untersucht. Eine Schale war
grösser und mehr convex als die zwei anderen einzeln imd deswegen
die ganze Frucht schief. Die Dreizahl wiederholte sich auch im In-
nern dieser Nuss. Sie war im unteren Theile sechsfächerig, der Kern
dreisamenlappig, er hatte also sechs Zinken und die Spitze des Samens
bildete eine dreiseitige Pyramide.
Der dreisamenlappige Kern war, wie die ganze Schale, schief.
Die Zinken imd die Bucht der zwei Cotyledonen war genügend gross,
die Bucht aber des dritten Samenlappens im Raummangel ist so seicht
geblieben, dass man ihn fast ungelappt nennen könnte. Auch die
Zinken der zwei anderen Cotyledonen sind nicht gleichförmig in Folge
der Deformation der Nussschale.
Die ganze Nuss war zu hartschalig imd fächerig, und so konnte
ich den Kern nicht im Ganzen herausnehmen, sondern nur stück-
weise, und dann habe ich ihn zusammengeklebt und so untersucht.
Es ist erwähnensvverth, dass mit der Bildung der Frucht aus drei
Blättern auch der Samenlappen dreizählig geworden ist und dass aus
diesem Samen ein Keimling mit drei wirtelständigen Blättern ent-
standen wäre.
Die Verunstaltungen der "Wallnuss sind aber fast unendlich.
So habe ich Juglayis tricotylea auch in einer Schale gefunden, welche
sicher nur aus zwei Fruchtblättern entstanden ist. Drei Nähte auf
der schiefen Frucht waren äusserlich bestimmt nicht zu finden.
Eine der beiden Schalen ist ungefähr der fünfte Theil der an-
deren und ist sie als lanzettförmiges Stück zwischen den beiden Eän-
dern der grösseren Schale zu sehen.
Zwei Cotyledonen der Juglans tricotylea entwickelten sich im
Innern der grösseren Schale, der dritte Samenlappen lag an der Seite
der kleineren Schale, er blieb aber in Folge von Raummangel schiefer
und kleiner als die zwei anderen. Die Tricotyledonie erkennt man
auch hier durch die dreiseitige Pyramide der Spitze des Kernes
sofort.
Auch das Innere dieser J. tricotylea ist erwähnenswerth. Dieses
ist nämlich, obgleich die Frucht nur aus zwei Blättern gebildet wird,
im unteren Theile sechsfächerig, also ist mit der Dreizahl der Samen-
lappen auch der innere Theil der Wallnuss modificirt.
Dass in zweischaligen Früchten der Wallnuss doch die Fächer
vermehrt werden, erkläre ich daraus, dass der Fruchtknoten der
345
Wallnuss im Anfange mir einfächerig ist imd die Fächer erst nach
der Befruchtung entstehen*), und zwar in der Zahl der Zinken der
jungen Frucht, also bei einer J. tricotylea sechszählig.
Hier ist noch erwähnenswerth, dass das Centrum der sechs
Fächer nicht im Centrum der Basis der Nuss liegt, wie in obiger
dreischaligen und sechsfächerigen Wallnuss und gewöhnlich bei der
zweischaligen und vierfächerigen Frucht, also nicht dort, wo man
die Wallnuss mit dem Messer gewöhnlich zu öffnen pflegt, sondern
es sind die sechs Fächer sammt ihrem Centrum auf eine Naht un-
gefähr 6 Mm. lang hinaufgeschoben. Die Centralachse der sechs
Fächer ist nämlich, in der Lage der kleineren Schale, in Folge des
schiefen Wachsthums und ungleichen Druckes, in einer 6 Mm. langen
Entfernung von der Basis, unter rechtem Winkel gebrochen, mit der
Naht verwachsen und dadurch sind zugleich die Fächer von der
Basis etwas höher gestellt worden.
Beitrag zur Flora des nördlichen Mährens und des
Hochgesenkes.
Von Dr. Ed. Formanek,
k. k. Professor am böhmischen Gymnasium in Brtinn.
(Fortsetzung.)
Hievacium pilosella L. Gemein, bei Blauda eine Pflanze mit zwei
verwachsenen Blüthenköpfchen und am Gr. Hirschkamm nächst
des Hirschbrunuens zwergige Exemplare mit kleinen Blüthen-
körbchen, die der f. niveum J. Müll. Arg. zunächst stehen, var.
nigrescens Fr. Saugraben, Petersteine.
— anrkula L. Verbreitet. Bei Ludwigsthal fand ich Exemplare
ohne oberirdische Ausläufer und am ßothen Berge Pflanzen mit
dunklen Köpfchen.
— praealtum Koch. a. genuinum. Petersdorf, Zöptau, häufig bei
Gr. UUersdorf, Buchelsdorf, Winkelsdorf, Eeigersdorf, Pföhlwies,
Sträu u. a. 0. bei B. Märzdorf, Nikles, Grumberg, Kl. Mohrau,
Werdenberg; ß. JBauhinüBess. Bradlsteine u.a. 0., beiD. Liebau,
Märzdorf.
— pilosella X praealtum Nlr. «. pseudobrachiatum Celak. Prodr, F. B.
p. 787. D. Liebau, Geppersdorf, B. Märzdorf.
— aurantiacum L. Peterstein, Saugraben, Bärmuttergraben.
— pratense Tausch. Römerstadt.
— alpinum L. f. holosericeum Backh. Horizontaler Weg von der
Schäferei zum Franz. Jagdhaus, Saugraben; f. eximium Backh.
Gr. Hirschkamm, Schieferheide.
') Luerssen, Medic.-pharmac. Botanik IL, p. 504. — E i c h 1 e r,
Blüthendiagr. II., 39.
346
Hleracium nigritum Uechtr. Zwischen dem Altvater und der Schäferei,
Saugrabeu.
— murorum L. f. microcephalum Uechtr. Stollenhau, Fichteubero;
bei Geppersdorf, f. cinereiim mihi. Blätter uuterseits, besonders
auf den Nerven, sammt dem Blattstiele und dem Stengel grau-
filzig. Diese Form steht dem H. cinerascens Jord. nahe, ist
jedoch durch die nicht gauzrandigen Blätter, die dunkel gefärb-
ten Haare und die schwärzlichen Griifel von demselben ver-
schieden. Kl. Mohrau.
— tridentatum Fr. Marschendorf. Wermsdorf (Ob orny), Petersdorf,
Zöptau, nicht selten bei Gr. Ullersdorf, Ohrenberg bei Buchels-
dorf, Neudorf, Fichtberg bei Geppersdorf, Wüst-Seibersdorf,
Kiesgraben, Perschi u. a. 0. bei Eömerstadt, Fichten bei Irms-
dorf, Yiehwald bei Bautsch, Odrau,
— prenanthoides Vill. or. bupleurifoUum W. Gr. Saugraben, Bär-
muttergraben, Gr. Hirschkamm. ß. angustifoUum Tauscli. Hirsch-
brunnen, Franz. Jagdhaus (Oborny), Kl. Seeberg, Bärenkamra,
Peterstein, Saugraben, Bärmuttergraben, Kriech!, Gr. Hirsch-
kamm, Schieferheide, Backofensteine, Hörndlsteine bis auf den
Hofberg.
— barbatum Tausch. Fr. Epicr. Bradlsteine bei D. Liebau in Mäh-
ren und als neuen Bürger für Schlesien fand ich diese schöne
Art im Pohorer Wald bei Odrau, am Hirnich bei Neudörfl und
in der Heide bei Werdenberg und sicher noch mi^hrfach, daher
die von E. v. U echtritz in den „Resultaten der Durchforschung
der schlesischen Phanerogamenflora" vom Jahre 1885 ausge-
sprochene Vermuthuug, dass diese Art auch noch in Schlesien
gefunden wird, durch diesen Standort ihre Bestätigung findet.
— horeale Fr. Wiesenberg, Marschendorf etc. (Panek), D. Liebau,
Liebesdorf, Petersdorf, Rabenseifen, Philippsthal, Buchelsdorf,
Neudorf, Reigersdorf, Geppersdorf, Pföhlwies, B. Märzdorf,
Nikles, Römerstadt, Irmsdorf, Bautsch, Wigstadtl, gemein bei
Odrau, Lautsch, Neudörfl, Werdenberg-, ß. ehlorocephalumJJechtY.
Stollenhau, Wüst-Seibersdorf, — Bei Pföhlwies und am Hutberge
bei Gr. Ullersdorf fand ich eine f. ramulosum mihi mit zahl-
reichen Seitenästen, die bald über der Mitte entsprangen und
von da an bis zum Gipfel des Stengels verliefen, bei manchen
Exemplaren befanden sich auch in den Axeln der zwei bis drei
unteren Blättern ähnliche Seitenäste, der Stengel ist dicht be-
blättert, die Blätter in der Mittelaxe genähert.
— umhellatum L. Verbreitet, var. lactaris Bertol. Gr. Ullersdorf,
Blauda, Römerstadt, Wigstadtl, var. coronopifolmm Beruh. Bei
Odrau,
Mulgedium alpinum Cass. Saugraben, Bärmuttergraben, Kriech.
Sonchus uliginosus M. Bieb. Rudelsdorf, Ludwigsthal , Stollenhau,
Kl. Mohrau.
347
Prenantlies purpurea L. Rabenseifen, Traiisnitz, Gr. Ullersdorf, Bii-
chelsdorf, Deutsch Märzdorf, Reigersdorf, Pföhlwies, Wald bei
der Ruine Neubaus, Blauda, Nikles, Altvaterwald, Grumberg,
Goldeufluss, Kl. Mobrau, Wermsdorf, Kleppel, Jauowitz, Römer-
stadt, Bautscb, Wigstadtl.
Hypochoeris radicata L. D. Liebau, Petersdorf, Rabenseifeu, Mar-
sebendorf, Gr. Ullersdorf, Buclielsdorf, Beckengrund, Neudorf,
Ludwigstbal, Geppersdorf, Pföblwies, Grumberg, Goldenfluss,
Kl. Mobrau, Krondörfl, Wermsdorf, Kleppel, Janowitz, Neufeld,
Römerstadt, Irmsdorf, Bärn, Bautscb, Gundersdorf, Wigstadtl,
Kl. Hermsdorf, Neudörfl, Odrau.
— uniflora Yill. Scbieferbeide, Backofensteine etc. (Ob orny). Hori-
zontaler Weg von der Scbäferei zum Franz. Jagdbaus, Saugra-
ben, Bärmuttergraben, Gr. Hirscbkamm.
Leontodon opimus Koch. Horizontalweg von der Schäferei zum
Franz. Jagdhaus, Sausraben.
— autumnalis L. Noch am Berggeist.
Tragopogon orkntalis L. Bautscb, Wigstadtl, Odrau.
Solidago alpestris W. Kit. Petersteiu, Saugrabeu, Bärmuttergraben,
Gr. Hirschkamm, Scbieferbeide bis fast auf den Hofberg.
Imda conyza DC. Karlshöhe bei Gr. Ullersdorf, Kl. Hermsdorf,
Lautscb, Neudörfl, Odrau, Pohor.
— hritannka L. Gemein, in höheren Lagen bei Römerstadt und
Fichten bei Irmsdorf.
— helenium L. Gr. Ullersdorf, Philippsthal, Altdorf.
Bidens radiatus DC. Bautscb, Wigstadtl, Mankendorf bei Odrau.
Anthemis tinctoria L. Bautscb, Wigstadtl, Neudörfl, Odrau, Pohor.
Matricaria inodora L. Gemein, selbst noch bei Römerstadt.
Chrysanthemum leucanthemum L. Gr. Hirschkamm, Hirschbrunn; bei
Grumberg fand ich ein Exemplar mit drei verwachsenen Blü-
thenkörbchen. Var. hirsuta mihi. Blüthenköpfe grösser als beim
Typus, über 4 Cm. im Durchmesser, selten darunter, Stengel-
blätter breit, sammt diesem lang und zerstreut behaart, mittlere
und untere IBlätter mit herzförmiger Basis halbumfassend, eine
schöne durch ihre Traciit auffallende und dem Anscheine nach
nur auf trockene kurzgrasige Stellen gebirgiger Gegenden be-
schränkte Form. Ich fand diese Varietät am Hirnich bei Neu-
dörfl nächst Odrau, hierher werden höchst wahrscheinlich, mit
Vorbehalt eines ferneren Studiums , die von mir in d. Z. 1884
pag. 198, als die Var. foliosa (partim), Willk. Führer in die
Fl. D. bezeichneten Formen vom Hluboky bei Wsetin und Ho-
recky bei Frankstadt gehören.
— parthenium Pers. An der Strasse, im Schlossparke und bei der
Tess in Gr. Ullersdorf, Marschendorf, Buchelsdorf, D. Märzdorf
(hier auf Gartenschutt), Wüst-Seibersdorf.
• — tanacetum Karsch, Gemein im b. G., selbst noch bei Werms-
dorf, Woitzdorf, Kleppel und bei Braunseifen circa 800 M.
348
Achillea ptarmica L. Gr. üllersdorf, Blaiida und zwar auf Wiesen
beim Angerwalde (Oborny), hier namentlich massenhaft in
Eisenbahngräbeu nächst des Bahnhofes, Nikles, spärlich bei Eö-
merstadt und Irmsdoif.
— millefoUwn L. var, alpestris W. Gr. in Fiek, Fl. v. S. p. 223.
Altvater, Peterstein, Saugraben, Gr. Hirschkamm, Schieferheide,
Backofensteine.
Er ig er on acris L. Kiesgraben.
— canadensis L. Janowitz, Kömerstadt.
Arthemisia absinthium L. Cultivirt und verwildert bei Zöptau, so
auf der Hohen Warte etc.
Filago apiculata G. E. Smith. Werdenberg, Odrau.
Gnaphalium norvegicum Guuner. Horizontaler Weg von der Schä-
ferei zum Franz. Jagdhaus, Saugrabeu, Bärmuttergraben, Kriech,
Gr. Hirschkamm, Schieferheide.
^ dioicum L. D. Liebau, Gr. üllersdorf, Keigersdorf, Geppersdorf,
Blauda, Schlössel, Peterstein!, Gundersdorf, Bautsch.
Doronicum austriacum Jacq. Peterstein, Saugraben, Bärmuttergraben,
Franz. Jagdhaus, Gr. Hirschkamm.
Senecio crispatus D C. a. rivularis Echb. Saugraben, Berggeist.
— Jacquinianus Echb. [S. nemorensis L. a. genuinus Celak., Fiek
etc.) Eother Berg, Uhiistein , Leiterberg, typisch zwischen
dem Altvater und der Schäferei und bei der Dämmbaude,
Auerhahnbaude, Saugraben, Bärmuttergraben, Tessgrund, Franz.
Jagdhaus, Kriech, Gr. Hirschkamm, Backofen- und Hörndlsteine,
Hofberg, Hochwald bei Janowitz.
Fuchsii Grel. Marschendorf, Gr. üllersdorf (Oborny), Eabenseifen,
Zöptau, Wiesenberg, Buchelsdorf, Neudorf, D. Märzdorf, Ludwigs-
thal, Pföhlwies, Geppersdorf, Blauda, Mkles, Altvaterwald,
Goldenfluss, Kl. Mohrau, Wermsdorf, Eother Berg, Keilig, Kies-
graben, Berggeist, Braunseifen, Hochwald bei Janowitz, Eömer-
stadt, Bautsch, Klein Hermsdorf, Odrau. Var. salicifoUus Wallr.
Trausnitz bei Petersdorf, Gr. üllersdorf.
Petasites officinalis Muck. Gr. üllersdorf, Neudorf, D, Märzdorf,
Nikles, Kl.-Mohrau, Eömerstadt.
Homogyne alpina Cass. Saugraben, Bärmuttergraben, Kriech und von
da bis ins Merthathal bei Wermsdorf hinuntersteigend, Schiefer-
heide, Hofberg, Berggeist bis auf den Eöhrberg bei Kleppel.
Ädenostyles Alliariae Kern. Saugraben, Bärmuttergraben.
Eupatorium cannabinum L. Grundwald bei Eömerstadt, Wigstadtl,
Klein Hermsdorf, Lautsch, Neudörfl, gemein bei Odrau.
Serratula tinctoria L. a. integrifoUa Wallr. b. heterophylla Wallr.
in Fiek. Fl. p. 243 a. et b. bei Wigstadtl.
Lappa tomentosa Lamk. D. Liebau, Petersdorf, Ludwigsthal, ß.
Märzdorf, Nikles, Bautsch, Wigstadtl, Odrau.
— minor DC. B. Märzdorf.
349
Centaurea jacea L, a. deciplens Thuil. sp. Petersdorf, Gr. UUersdorf,
Beckeugrimd, Lu<lwii?stlial, Reig(3rsdorf, Aspoudorf, Jauowitz,
Kömerstadt, Irmsdorf, Neudörfl, Odrau, b. pratensis Thuil. sp.
Petersdorf, Neudorf, Bucbelsdorf, Jauowitz, Kömerötadt, Gunders-
dorf, Bautsch, Wigstadtl.
Centaurea pseudophrygia C. A. Me^^er. Bautsch, Wigstadtl, Neudörfl,
Odrau.
— cyanus L. Noch bei Römerstadt.
Carduus acanthoides L. Petersdorf, Gr. UUersdorf, (Karlshöhe etc.),
Blauda, B. Märzdorf, Gundersdorf, Bautsch, Kl. Hermsdorf,
Lautsch, Odrau.
— crispus L. Rabenseifeu, Zöptau, Wermsdorf, Gr. UUersdorf,
Philippsthal, Reigersdorf, B. Miirzdorf, Römerstadt, Wigstadtl,
Kl. Hermsdorf.
— personata Jaqu. Frauz. Jagdhaus (Oborny), Saugrabeu, Kriech,
Wermsdorf, Kl. Mohrau, Irmsdorf !
Cirsium palustre Scop. Gemein, var. opacum mihi. Pflanze kräftiger,
Blätter breiter, die oberen länger, alle unterseits mattgrün.
Augerwald bei Blauda.
— canum Mönch. 1794. Werdenberg, Odrau.
— ■ rivulare Link. Gr. UUersdorf, Buchelsdorf, Beckengrund, D. März-
dorf, Wüst-Seibersdorf, Nikles, Kl. Mohrau, Janowitz, Römer-
stadt, Irmsdorf.
— oleraceum Scop. Gemein, in höherer Lage am Berggeiste.
Carlina vulgaris L. Var. nigrescens mihi. Petersdorf, Gr. UUersdorf,
Odrau.
— acaulis L. D. Liebau, Janowitz, Römerstadt, Gr. Stell, Gunders-
dorf, Bautsch, Wigstadtl, Lautsch, Odrau.
Dipsacus silvestris Huds. Schönau, Sohle.
Trichera arvensis Schrad. a. integrifolia W. Gr. Karlshöhe und Kreuz-
berg bei Gr. UUersdorf, Beckengrund. Bei Geppersdorf fand ich
ein Exemplar mit fehlenden Stengelblättern und einer Rosette
von grundständigen Blättern, Hüllblätter sind breitlanzettlich,
die äusseren überragen weit die Blüthen.
— • silvaüca Schrad. Trausnitz bei Petersdorf, Gr. UUersdorf, Reigers-
dorf, Blauda, häufig bei Bautsch und Gundersdorf, Wigstadtl,
häufig bei Odrau.
Succisa pratensis Mönch. Häufig im b. G.
Scabiosa lucida Vill. Am Gr. Hirschkanim, hier namentlich häufig
am Hirschbrunnen und längs der Ufer des hier entspringenden
Bächleins.
— ocliroleuca L, D. Liebau, Petersdorf, Gr. UUersdorf, Blauda,
Bautsch, Wigstadtl, Odrau.
(Fortsetzung folgt.)
350
Mittheilungen über die Hieracien des Hiesengebirges.
Von Gustav Schneider.
(Schluss.)
4. Gruppe, Alpina Pseiido-Pulmonarea milii.
Stengel aufrecM, deutlich gestreift, wenig- (1 — 2) blättrig,
hin- und hergebogen, vielköpfig bis nur einköpfig, einfach oder ästig,
mit + gerade oder bogig aufsteigenden, an der Abzweigung durch
ein Stengelblatt oder eine Bractee gestützten Aesten, resp. Kopf-
stielen. Stengel nach oben fast kahl, nach unten mit kurzen,
weisslichen, schwarzfüssigen Zottenhaaren + behaart. Oberhalb, bei
den einköpfigen am Stengel, bei den mehrköpfigen an den Kopf-
stielen + filzig von graulichen Sternhaaren, abwärts zerstreut flockig,
gegen die Basis flockenlos. Kopf stiele, bei den einköpfigeu der
Obertheil des Stengels (oft sehr dicht), drüsenhaarig. Blätter trüb
bis lebhaft grün, selten etwas glaucescirend, dünnhäutig bis ziem-
lich derb, rauhhaarig bis fast kahl. Grundblätter zur Blüthezeit,
oft sehr zahlreich, vorhanden, deutlich in Blatt platte und
einen meist sehr langen Stiel geschieden, eiförmig, stumpf-
lich, am Grunde bis über die Mitte mit grossen, meist in eine
sitzende Drüse endigenden stumpflichen oder spitzen Zähnen, auch
wohl mit eingeschalteten, kleinen Zähnchen versehen {mnrori(m-Q,vtig)
oder breitlanzettlich, zugespitzt, fast am ganzen Bande mit ungleichen,
tief eingeschnittenen, stets in eine + langgestielte Drüse endigen-
den Zähnen gesägt gezähnt; {vulgatum-a,Ytig); selten gauzrandig nur
mit einem Zahn oder wenigen Zähnen. Stengelblätter lauzettlich,
gesägt gezähnt; nach oben, seltener auch in der unteren Steugel-
hälfte, zuweilen durch schmallineale Bracteeu vertreten.
Kopfhüllen kurzzottig und borstig behaart mit reichlich
eingemengteu Drüsen. Hüllschuppen etwas breitlich; in den in-
neren Reihen die äusseren kürzer als die inneren, entweder die äus-
seren stumpflich, die inneren spitzlich oder alle gleich gestaltet;
schwarzgrün bis tief schwarz, die innersten häufig blassgrün oder
blassgrün (zuweilen weisslich) berandet. Ligularsaum + behaart
oder kahl, Zähne sehr kurz und fein gewimpert.
7. H. nigrescens Willd. (vergl. diese Zeitschrift pro 1886,
pag. 24) würde nach Nägeli-Peter'scher Manier als ein alpinum-
murorum zu bezeichnen sein. Scheint in den Ostsudeten zu fehlen;
was ich als H. nigrescens vom Glatzer Schneeberg bisher gesehen
habe, gehört zu H. eximlum Backh.
8. H. glandulosodentatum Uechtr. Nach oben genaimter Manier
ein alpinum-vulgatum. Endemische, westsudetische Pflanze.
5. Gruppe. Alpina Pseudo-Prenanthoidea mihi.
Stengel aufrecht, hin- und hergebogen bis fast gerade aufrecht, stiel-
rund, zuweilen undeutlich gestreift, viel- (4—8) blätterig, ein-
351
köpfig oder mehr- bis vielköpfig. Obertheil des Stengels bei den ein-
köpfigeu, bei den niebrköpfiqeii die Koptstiele unterhalb des Kopfes
von grauen Sternbaaren scbwacbfilzig bis reicbflockig, dicht drüsen-
haarig von lauggestielten, meist grossen Drüsen und schwarz-
borstig, weiter abwärts zerstreut flockig oder flockenlos; zottig be-
haart oder kahl. Blätter dunkel- bis trübgrüu, nicht selten bräunlich
berandet, derb, seltener etwas dünnhäutig und weich (letzteres vor-
zugsweise in tieferen Höhenlagen); rauhhaarig bis fast kahl. Grund-
blätter zur Blüthezeit meist schon vertrocknet, selten 2 — 3,
zuweilen mehrere in Nebenrosetten vorhanden. Stengelblätter
meist halbstengel umfassend {i)renanthoides-a.Ytig), selten nur
mit breitem Grunde sitzend. Kopfhüllen + zottig und drüsig bekleidet.
Hiillschuppen breitlich, stumpf oder stumpflich; die äusseren dunkel-
grün bis fast schwarz, die inneren zuweilen heller berandet oder
ebenfalls dunkel. Ligularsaum fast kahl, Zähne mit sehr kurzen
weissen Haaren spärlich bewimpert. Endemische westsudetische Arten.
9. H. bohemicum Fries (Vergl. diese Zeitschrift pro 1886,
pag. 25). Nach Nägeli Peter als H. alpinum-prenanthoides zu be-
zeichnen.
10. IT. pedimculare Tausch nee Naeg.-Pet. nee aliorum = H.
sndeticum Stbg. u. Fries, ex p. =11. albinum Tausch non Fries.
Dürfte nach Nägeli-Peter'scher Manier als ein Fritzei-hoheini-
ciim zu bezeichnen sein.
Wenn man die ersten drei Gruppen der alpinen Aurellen in
eine Abtheilung bringt, so sind die letzten beiden in eine zweite als
Zwischenformen zu vereinigen.
Ueber hybride Archieracien nächstens Näheres.
Hieracia Pulmonarea Fries Abth. Alpestria ejd.
2. Gruppe. Alpestria spuria Uechtr.
Hieracium Parkynei Celak.
In den „Resultaten der bot. Durchforschung Böhmens 1884*
pag. 8 hat Prof. Celakovsky auf Grund von zwei getrockneten Exem-
plaren, welche Cyrill Purkyne 1884 an dem Kahlen Berge neben
der Kesselkoppe sammelte, ein neues Hieracium unterschieden, wel-
ches derselbe mit H. Wimmeri Uechtr. vergleicht. Ich kenne diese
Pflanze bereits seit 1882 von der Kesselkoppe selbst und zwar von
deren Südabhang gegen die Hofbauden. Sie ist jedenfalls sehr selten,
denn ich habe auf meinen zahlreichen Excursionen bisher erst vier
Individuen, darunter eine abweichende Form im vorigen Jahre ge-
funden, üechtritz, dem ich bis auf die 1886 gefundene, diese
Pflanzen sämmtlich vorgelegt und theilweise dedicirt habe, bemerkte
auf der Etiquette zu einem Exemplar, das ich fraglich als atratum
{siihnigrescens) Fr. bezeichnet hatte und welches sich noch in mei-
nem Besitz befindet: „Nicht atratum, sondern zu einer der kleinen
352
Arten der Alpestria-Gruppe und höchst wahrscheinlich ein anor-
males Individuum von H. pseuclalbhumi mit geringerer Zahl von
Stengelblättern und reichlicherer Bekleidung der Blätter und Blatt-
stiele." -Di© Celakovsky'sche Diagnose bedarf in Betreff der Blüthen-
farbe der Berichtigung. Die Färbung der ligulae ist bei der leben-
den Pflanze — die C. allerdings nicht gesehen hat — goldgelb wie
bei H. albinum Fr. und bekommt erst beim Trocknen den Stich
ins Kothe, ganz ebenso, wie diess bei trocken eingesammelten und
gut getrockneten H. Wimmeri, nigritum, eximium, vulgatum alpestre
etc. der Fall ist; auch ist die Blüthenfarbe von H. Wimmeri nicht
viel heller, als bei H. Purkynei, höchstens hell goldgelb, auf keinen
Fall aber hellgelb zu nennen. Die von mir beobachteten Pflanzen
hatten mit Ausnahme der abweichenden, im Jahre 1886 gesammel-
ten Form, auf die ich noch zurückkommen werde, keineswegs kurz-
gestielte Grundblätter. Bei den noch in meinem Herbarium befind-
lichen Exemplaren sind die Blattstiele eben so lang oder fast eben
so lang, wie die Blattplatte. (4, 8 — 5 zu 5 Cm.)
Was nun die systematische Stellung dieser Pflanze betriffst, so
ist sie zunächst nicht mit H. Wimmeri Uechtr., sondern mit H. inte-
grifolium Lange var. alpestre üechtr. (= H. moravicum Freyn ') = H.
albinum des grossen Kessels im Altvatergebirge, Fiek. FL von Schles.
non Fries) zu vergleichen, der sie durch die Gestalt und Bekleidung
der Grundblätter, Form und Bekleidung des Blüthenstandes und der
Blüthenköpfe, sowie durch die Gestalt des unteren Stengelblattes so
nahe kommt, dass ich sie geradezu für identisch halten würde, wenn
die ostsudetische Pflanze nicht in der Eegel noch mindestens ein
(gestieltes) Stengelblatt mehr besässe. Fehlt dieses, wie diess bei einem
in meinem Besitz befindlichen Individuum^ der Fall ist, so kann die
ostsudetische Pflanze nicht von der Celakovsky'schen unter-
schieden werden, zumal die getrockneten Blüthen bei beiden dotter-
gelb. Form und Bekleidung des Kopfstandes und der Kopfhüllen,
mit Ausnahme der bei H. moravicum etwas geringeren weisslichen
Behaarung der Köpfe gleich sind.
Um mir ein endgiltiges Urtheil erlauben zu können, ist das
mir vorliegende Material zu gering (2 Purkynei, 8 moravicum) doch
wollte ich an dieser Stelle auf die nahe Verwandtschaft dieser Pflanze
aufmerksam machen, und stelle weitere Beobachtungen anheim.
Was die oben erwähnte, im August 1886, an der Kesselkoppe
nur in einem Individuum gefundene,, abweichende Form anlangt, so
fehlt bei ihr das untere, für die Celakovsky'schePflanze charak-
teristische Steugelblatt, ferner zeigen von den 7 vorhandenen Grund-
blättern, welche sämmtlich kürzer gestielt sind, als das Purkynei
meines Herbars, zwei deutlich die Zahnung des H. mi(,rorum, das
eine an der Blattbasis sogar rückwärts gerichtete Zähne. Im üebrigen
ähnelt diese Pflanze, der auch die weissen Haare an den HüUschup-
M Der Kürze wegen werde ich diesen Namen in den nachfolgenden
Auseinandersetzungen gebrauchen.
353
pen fehlen, so sehr dem 11. Purhynei Celak., dass ich keinen An-
stand nehme, sie für liybrid nnd zwar für ein //. murorum x Pur'
hfnei zu halten.
Vor Kurzem habe ich für meine Monographie der westsudeti-
schen Hieracieu die Abtheiluug Alpestria spuria üechtr. einer gründ-
lichen Kevision unterzogen, wobei mir neben den Notizen über bei
den lebenden Pflanzen gemachte Beobachtungen über 200 Exsiccate
zu Gebote standen.
Bei dieser Gelegenheit habe ich nachstehende Verwandtschafts-
reihen zusammengestellt, die ich jedoch keineswegs in phylogene-
tischem Sinne aufzufassen bitte.
H. alhinum Fr. vermittelt den Anschluss an die Eualpestria
Uechtr. und steht unter diesen dem H. Engleri habituell am näch-
sten. H. cMorocephalum schliesst die Eeihe der Eualpestria gegen
die alpinen Aurella, denen es sich in dem regelmässigen Bau der
Hüllschuppen nähert, während es habituell den übrigen Arten der
Abtheilung Eualpestria näher verwandt ist. Eine ähnliche Stellung
nimmt üljrigens das H. Bocconei Griseb, aus den Tyroler und
Schweizer Alpen ein.
Hieracia Sect. Alpestria spuria Uechtr.
alhinum Fries non aliorum
corcnnticum K. Knaf nseudalbinum Uechtr.
asperulum Freyn M-immeri Uechtr. moravicum Freyn
^ ^ ^ V
erythropodum Uechtr. Purkynei Celak.
var. subintegrifo-
lium G. Schnd. Wimmeri X muro-
rum subcaesium
Uechtr. Purkynei X muro-
i-um G. .Schnd.
erythropodum Uechtr,
var. dcntatum Freyn
erythropodum, X
vulgatum Uechtr. murorum subcae-
sium Fries
prenanthoidesYiW. vulgatum Fries murorum L.
Wie aus vorstehender Darstellung zu ersehen, gehen die Al-
pestria habituell nach drei Kichtungen aus, einmal zu H. prenan-
thoides Vill., dann zu H. murorum L. und zu H. vulgatum Fr.
und verhalten sich hierin ganz ebenso wie die Alpina, von denen
H. bohemicum Fr. gegen H. prenanthoides Vill. H. glanduloso-
dentatum Uechtr. gegen H. vulgatum Fr. und H. nigrescens Willd.
gegen H. murorum L. habituelle Annäherung zeigen.
Schmiedeberg, im Januar 1887.
Oesterr. botan. Zeitschrift. 10. Heft 188T. 29
354 •
Berichtigung.
Seite 238, Zeile 13 von unten soll nach „Blattachseln" ein Punkt
stehen.
Seite 238, Zeile 4 von unten ist statt „Cannersdorf zu lesen „Cun-
nersdorf .
Seite 274, Zeile 3 von unten ist statt „pathulifolium" zu lesen „spa-
thulifolium".
Seite 274, Zeile 2 von unten ist statt „chodopecmn" zu lesen „rho-
dopeum".
Meine dritte Tirol-Fahrt/)
Von J. Freyn.
(Fortsetzung.)
Am 4. August gab es denn zunächst Krieg. Ich beschwerte
mich uüd wollte ein anderes Zimmer; die Wirthin vertröstete mich.
Ich wanderte aber aus und zwar wollte ich entweder nach Suldea
oder Franzenshöhe oder Sa. Maria übersiedeln, nur fort aus diesem,
so unnachahmlich geleiteten Hause. Zuerst probirte ich es aber noch
in Trafoi selbst, denn ich erinnerte mich an der „Schönen Aus-
sicht" vorüber gewandert zu sein. So stieg ich denn die fünfzig Me-
ter tiefer, zu diesem Gasthause, das wenigstens den Vorzug bat,
einen wirklich prächtigen Ausblick auf den Madatsch-Gletscher und
die Trafoier Eiswand zu gewähren. Und siehe da, in der „Schönen
Aussicht" traf ich es auch ganz gut und der Besitzer, sowie seine
Leute waren sofort bestrebt, Kath zu schaffen. Da ich nie Schlaf-
kameraden mag, musste ich mich zwar mit einem winzigen Käm-
merchen begnügen, zum Pflanzentrockuen bekam ich aber ein leer-
stehendes Bauernhaus mit gewaltigem, gemauerten Ofen. Das war
mein Fall. Ich richtete mich sofort häuslich ein und betrieb die
Geschichte nun im Grossen, d. h. mit künstlicher Trocknung des
Papiers und der Pflanzen. Zwischen der „Schönen Aussicht" und
dem Bauernhause fand icb dabei in Gesellschaft von Hieracium tri-
dentatum Fr. das echte H. lanceolatum Vill. Herr Artzt besuchte
mich und zeigte sich sehr erfreut, dass ich es so gut getroffen hatte.
Bei diesen günstigen Aspecton bummelte ich Nachmittags, nach
beendetem Pflanzeneinlegen rasch noch zu den „Heiligen drei Brun-
nen"; denn die dortseitige Thalwand ist Kalk, die hierseitige aller-
hand Schiefergestein. Ich kann aber männiglich nur rathen, den
Spaziergang bleiben zu lassen. Botanisch interessirte mich nur Eu-
phrasia variabilis Freyn, die hier fast so tief herab geht, wie im
') Aus einem Briefe an E. Hackel zu Nutz und Fromraeu allen denen
erzählt, die selbst heutzutage noch Lust haben einen botanischen Reisebericht
zu lesen.
355
Nauderer-Thal, und Sibbaldia bei nur 1500 M. Seehöhe, also just
1000 M. unter ihrem eigentlichen Terrain. Im Fichtenwald traf ich
auch auf Linnaea und auf den Geröllhalden wächst allenthalben
Polemonium caeruleum L. — aber jenseits am Kalk gab es sehr
wenig Interessantes. Die gewaltige Mure bei den „Heiligen drei Brun-
nen" ist bedeckt mit Silene glaveosa Jord. und Trisetum disticho-
phyUinn P. B. nebst einzelner Poa distichophylla Gaud., bietet aber
sonst gar nichts; auf der anderen Seite unter dem Ortler-Ferner
wächst auf Kalkblöcken Poa minor L. und im dichten Ericetum Pi-
rola media Sw. zahlreich und sehr gi'ossblüthig (von der nordischen
wahrscheinlich verschieden); sonst fehlen alle interessanten Pflanzen.
Die „Heiligen drei Brunnen" selbst machten mir einen be-
fremdenden Eindruck, denn das Wasser entströmt dünnen Köhren,
welche den Brüsten bunt bemalter Heiligen-Statuen eingesetzt sind;
noch befremdeter war ich, als ich später im anstossenden Hypnetum
die halbverfaulten Holzrohre liegen sah, welche das „Heilige Wasser"
direct aus dem Sumpf den drei Statuen zuführten und somit auch
der Gläubigen-Schaar. Das Wasser schmeckt aber auch darnach. Die
Scenerie selbst ist unbedeutend, mag indessen ihren Reiz haben, wenn
das vielleicht hundert Meter breite Thalbeet des Trafoier Baches
voll Wasser ist und dieses felsblockkollernd dahin donnert. Diesen
Anblick hatte ich nicht; ich sah nur die schneeweissen Geröllmas-
sen von Kalk oder Dolomit und musste mir das gi-ossartige Bild
im Geiste selbst bilden. Zwei alte Damen, die ich im Wirthshause
kennen gelernt hatte und die selbander reisten, störten mich in
diesen meinen Betrachtungen nicht und ich Hess sie auch bei ihrer
Meinung, dass es hier unvergleichlich schön sei.
Den Abend mit Dr. Wagner aus Königshütte und Frau, dann
Ingenieur Artzt sehr angenehm zugebracht. Erstgenannter kommt
von Bozen und hat Pflanzen mit, die er uns andern Tags früh mit
grösster Bereitwilligkeit vorweist. Der Ofen im Bauernhaus arbeitet
gut; am 5. August waren alle Pflanzen fertig getrocknet, mit Aus-
nahme der Crassullaceen, die ich überhaupt noch gar nicht einge-
legt hatte. Angenehme Bekanntschaft gemacht mit Professor Lud-
wig aus Berlin und Herrn Metz euer aus Düsseldorf, beide Land-
schaftsmaler; dann mit Baron Priehl, einem sehr naturfreuudlichen
bayerischen Militär.
Am 6. August schönes Wetter. Somit gilt es ÄcJüUea nana
L. bei Frauzeushöhe und Ranunculus parnassifolius L. vom Worm-
ser Joch, endlich Dianthus neglectus Lois. und Braya pinnatifida
Koch vom Braulio zu holen — lauter echte Centralalpen-, theil-
weise sogar Westalpen-Arten, die hier ihre Ostgrenze erreichen (aus-
genommen den Ranunculus). Unterhalb Franzenshöhe, näher zum
^Weissen Knott" fand ich hübsche Hieracien, darunter H. Bocconei
Gris., H. Christi Arvet! (neu für Oesterreich), H. amplexicaule L.,
u. a. ra. In Franzenshöhe vertiefte ich mich in den Anblick e-ines
Panoramas der verschiedenen Ortler-Gletscher, welches Payer
seinerzeit gezeichnet hat. Niemand wird die Treue des Bildes be--
29*
356
zweifeln, es Icann also als Dociimeut dafür gelten, in welch ausser-
ordentlicher Weise die Gletscher in den wenigen Jahren zurück-
gegangen sind. Die Differenz muss beim Madatsch-Ferner 200 M.
betragen. Das war Alles sehr anregend und unterhaltend, die ge-
suchte AchiUea fand ich aber doch nicht, auch sonst nichts Bes-
seres. Die Kalkalpen waren abgeweidet, oben hinauf lag Schnee;
von der gegenüberliegenden Lehne nahm ich Gentianci Favrati Rit-
ter., Polygala pseudoalpestris Gren. (neu für Oesterreich) und etliche
gemeine Orchideen mit, um selbe nach einer von mir in Nauders
durch Zufall entdeckten Methode zu trocknen; sie wurden auch ganz
hübsch.
Weiter hinauf fanden sich sehr interessante Semperviven; aus-
ser den ziemlich zahlreichen S. Wulfenii Hoppe, S. arachnoidemn
L. und >S. montanum L., namentlich auch alle drei hieraus mögli-
chen Hybriden, welche wegen der gründlichen Verschiedenheit der
Eltern alle sehr auffällig sind; die Combination aracknoideum'X. Wul-
fenii findet sich in zwei verschiedenen, die beiden anderen in Mittel-
formen. Poa caesia Sm., P. laoca Hänke und viel Koeleria hirsuta Gaud.
und Luzula lutea DC. standen allenthalben, je nach dem Substrat. Es
bringt einen eigenartigen Eindruck hervor, wenn man Trifolium alpi-
num Jj., 2\ pallescejisSchveb., PestucaviolaceaYWl., F. Halleri All.,
Sagina Linnaei Presl, Potentilla grandißorah.^ JEuphrasia minima Jcq.
etc. etc. im Strassengraben wachsen sieht — und so ist es an der
Stilfser-Joch-Strasse. Ein kleiner Seitensprung zu dem Schneefeld,
an dem ich die Kanonenkugel fand, lieferte zahlreiche Arenaria
Marsclilinsii Koch, und etwa in gleicher Höhe fand ich den meines
Wissens bisher noch nicht beschriebeneu Bastard Epilohium anagal-
lidifolium X collinum. Am Joch selbst, ganz oben bei 2800 M. See-
höhe, duftete es genau so, wie vor gewissen Einkehr- Wirthshäusern
am flachen Lande. Pflanzen gab es keine, Schnee genug. Jenseits
eines solchen Schneefeldes sah ich, etwas ober meinem Standorte
zahlreiche und praclitvolle Oxygraphis vulgaris, vom dunkelsten
Purpur bis zum reinen Weiss in allen Farbenabstufungen prangen
und in Riesen-Exemplaren. Als ich die hatte und auf der italieni-
schen Seite hinunter wollte, zeigte es sich, dass die Schneewand
einige Meter hoch gegen die Strasse abfalle — zurück wollte ich
nicht, also machte ich es wie die Schulbuben und rutschte pfeil-
schnell hinab — zum Schrecken eines eben vorbeigehenden nord-
deutschen Ehepaars.
Vom Stilfser Joche aus geniesst mau einen guten Ausblick
auf den Ortler selbst, dessen Spitze von Trafoi aus nicht gesehen
werden kann, sowie auf die höchste Gletscherwelt, die sich um die
Hochgipfel des Monte Scarluzzo, die Geisterspitze etc. beiderseits der
Reichsgrenze ausbreitet. An der anderen Thalwand nach der Tiroler
Seite hin, liegt die Korspitze, von der grüne Matten und Geröll-
halden, aber keine Gletscher herabziehen. Nach Süden und Westen
sperrt der Piz Umbrail alle Aussicht; er steht recht breitspurig als
Wächter des Wormser Joches da, welches 200 M. tiefer als das
357
Stilfser Joch liegt imd aus dorn Val Miiranza im CautoQ Grau-
btindten ius Valtelliuo in der Lombardei herüberführt. Abgesetzt
scharf, wie die Reichs-Grenzeu, berühren sich an dieser Stelle auch
die Grenzen dreier Sprachgebiete: deutsch, italienisch und romanisch,
zwei aufstrebenden um) sich ausbreitenden und einem, welches un-
vermeidlichem Untergange entgegensieht.
Unmittelbar am Wormser Joch, aber schon einige Schritte von der
Schweizer Grenze entfernt, in Italien darin, liegt die Cautouiera Sa.
Maria ueir giogo diStelvio, gewöhnlich kurzweg Sa. Maria geheissen,
in 2500 M. das höchst gelegene ständig bewohnte Wohnhaus Eu-
ropas. Es war zeitlich am Nachmittag als ich dort anlangte, und auf
meine zusammengelesenen italienischen Brocken eine prompte deutsche
Antwort bekam. Der Wirth hält mit Rücksicht auf die weit über-
wiegende Mehrheit seiner Gäste eine deutsche Kellnerin. Das war
erfreulich; der Wein auch gut, das Essen von dort übKcher Quali-
tät und mir zu fett. Ich bestellte denn Nachtquartier und begab
mich auf die Suche nach dem Rmmnculus pamasaifoUns, der dort
nahe am Posthause wachsen soll — leider umsonst. Primula oenen-
sis Thom., Ranuncidus plaatagineus All., Gentiana alpina Vill.,
Aretia alpina Lam. Eriophorum Sclieuchzeri Hoppe, Euphrasia tni-
nima Jcq., Carex curvula All., Huraciimi glandidiferum Hoppe,
Cerastium trigynuni Vill., Arabis caerulea Hänke waren meine Aus-
beute, aber nicht der gesuchte Eanunkel. Curios ist der Ptlanzen-
wuchs auf einem nun aufgelassenen Tiieile der Stilfser-Jochstrasse :
der aus allem möglichen Gestein bestehende Strassenschotter ist
mit Alpenpflanzen bedeckt, unter denen Phyteuma pauciflorum L.,
Draha Wahlenbergü Hartm., ß. heterotricha Koch und Poa alpina
L. durch Zahl ihrer Vertreter am hervorragendsten sind. Es war
stockfinster als ich zurückkam. Zwei Norddeutsche, die zum ersten
Male die Alpen besuchten, waren inzwischen eingetroffen und zeigten
sich sehr erfreut, mit Jemandem deutsch und über die Alpen reden
zu können. Ich ging jedoch bald schlafen, nicht ohne vorher noch
mit Staunen gesehen zu haben, dass in diesem einsamen, weiteutle-
genen und höchst gelegeneu Gehöfte, neben einem italienischen
Localblatte auch die „Revue Wagnerienne" aufliegt.
Am anderen Morgen zeitlich galt es dem Piz-Umbrail, dessen
zerschründete Dolomitwaud mir schon gestern impouiit hatte, und die
als Wahrzeichen der Gegend weithin sichtbar ist. Die Matten ober
Sa. Maria fand ich aber alle abgeweidet und voll Vieh. Mühsam
nur fand ich endlich den Dianthus ^^negledas''. der aber nur />.
glackdis Hke. ist, wie ja auch bereits vermuthet worden ist; die
Braya fand ich insoferne sehr zahlreich, als ich mutbmasse, dass
selbe mit der dort allgemein verbreiteten grosswüchsigeu Form von
Cardaniine resedifolia L. identisch ist. Von AcJüllea nana keine Spur,
Ganz oben, etwa 2750 M. hoch, unmittelbar unter der noch 300 M.
höheren, vollkommen pflanzenleeren Dolomitwaud des Umbrail zieht
sich eine Mulde hin, welche noch mit Schnee gefüllt war. An den
just schneefrei gewordenen Stellen fand ich indessen nicht viel Be-
358
sonderes; JDraba Hoppeana Eud. stand sehr selten unter Formen
von D. aizo'ides L., etlichen Saxifragen und Potentillen. Ich eilte des-
halb wieder herunter, nahm auch hier Koeleria hirsuta Gaud.,
Luzula lutea DC. und Daphne striata Tratt. mit und wollte den
Hanunculus parnassifolius auf der Seite gegen den Ortlerstock zu
finden. Allein es gelang nicht, obwohl ich an den Lehnen des Monte
Scarluzzo so hoch stieg, bis ewiger Schnee und Eis jeder Vegeta-
tion den Weg versperrten und ausser kümmerlichen Moosen, G-eum
reptans L. sparsamer Oxygraphis und winziger Saxifraga Seguierii
All. nichts mehr wuchs. Nun stöberte ich noch auf dem Plateau
des Wormser Jochs herum, um das dort Aveit und breit allen Bo-
den überziehende Potentilla-artige Ding blühend zu finden, das ich
gestern unaufgeblübt nicht erkennen konnte. Und siehe da! Älchemilla
pentaphgllea L. war's: wieder eine der centralalpinea Arten, u. zw.
eine, von deren charakteristischem Ansehen man sich nach den
Trockenexemplaren nicht die richtige Vorstellung macht. Meine Kie-
senbüchse war aber nunmehr prall voll, keine Idee, „auch nur ein
Bröserle" noch hineinzupressen — somit Geschwindschritt bis Trafoi,
woselbst am 8. und 9. die Pflanzen fertig getrocknet wurden.
10. August. AchiUea nana und Hanunculus parnassifolius ge-
ben mir keine Euh. Ich muss also nochmals nach Franzenshöhe,
will dort die Hochlage der Kalklehue untersuchen und dann noch-
mals aufs Wormser Joch. Diesmal machte ich mich vom „Weissen
Knott" weg hinüber über den Bach zum Madatschferner und auf
die Kalklehne. Das erste was ich fand war eine der seltensten Hy-
briden: AchiUea KräUliana Brügg. (= atrata y< moschata) \ dann
kam ich auf Saxifraga Hosiil Tsch., Hieracium oxydon Fr,, H.
pseudoporrectum Christener = H. NeilreicMi Beck, und endlich
standen ober dem Wirthshause in Lehnen, die kürzlich schneefrei
geworden waren, Carex mucronata All., Crepis Jacquinii Tsch., C.
hyoseridifolia Tsch. (schöner als am Piz ümbrail), Papaver pyrenai-
c^<mDC., Euplirasia alpina Lam. etc. herum, aber beileibe keine
AchiUea nana. Missmuthig gab ich sie auf und zog wieder über
das Stilfser Joch nach Sa. Maria, wo ich schon zeitlich eintraf. Ich
suchte nun an allen Bächen und am Wormser Joch nach dem Ea-
nunkel, wieder vergebens. Noch missmuthiger machte ich mich noch-
mals, auf den Piz ümbrail hinauf, woselbst ich neulich Viola calca-
rata L. sah, aber wenig mitnahm, weil sie in der Büchse ohnehin
verderben würde. Sie blieb aber schön und da wollte ich also mehr
haben.
Oben war es nun besser als vor vier Tagen. Viola calcarata
L., Alsine biflora Whlbg. (also eine hochnordische für Italien neue
Art), Oxytropis Halleri Bge., O. lapponica Gaud., Draba Johannis
Host., Z>. Wahlenhergii Hartm., Gentiana tenella Kottb., Hieracium.
leucochlorum Arvet fanden sich nach und nach ein, Potentilla minima
Hall. fil. erfüllte alle Vertiefungen und Saxifraga oppositifolia L.
tiberzog weites Felsenterrain mit dem wunderbaren Karminroth ihrer
grössten Blüthenpracht, hierin nur mit dem feurigsten Azurblau
359
der Viola calcarata imd dem Schneeweiss des Cerastium lalifolium L.
wetteifern d.
Ein fast wie eine Messerschneide dastehender Rücken eines weit-
hin sichtbaren weissen Gesteines lockte mich gegen den Sattel hin,
der den Piz Umbrail mit dem Monte Braulio verbindet. Das weisse
Gestein war Talk und daraufstand neben Z>ra6acarm^Am6'a Hoppe genug
Achülea nana L. Nun war mir geholfen. Also noch geschwind hinauf auf
den Umbrail-Grat (+ 3000 M.), den ich aber vollkommen pflanzen-
leer, selbst ohne Kryptogamen fand, um die Aussicht bei sinkender
Sonne zu betrachten. Gegen die Schweiz hinüber war sie prächtig,
unabsehbar — leider schoben sich aber das Münsterthal ungeheur.e
Wolkenmassen herunter, tief unter den Bergspitzen bleibend, aber
das Thal selbst ganz erfüllend. Da hiess es nun rasch zurück, um
noch vor Einhüllung der Uebersicht den Fusssteig zu finden, der
etwa 7i Stunde vor dem oben erwähnten Talk-Rücken endet. Kaum
hatte ich ihn aber erreicht, so zogen auch schon die ersten Wolken-
fetzen das Val Tellino herauf und die Cantonniera stak schon im
dichtesten Nebel, als ich dort eintraf.
Von meinem Zimmer aus sah ich später dem wunderbaren
Treiben der sich jagenden Wolkenfetzen zu. Bald strahlten Ebenen-
Ferner und die Schneeflächen des Monte Scarluzzo vom Mondlicht
Übergossen klar herüber, bald jagten Wolkenschatten darüber hin,
bald waren die Berge, bald die Cantonniera dick in Wolken gehüllt.
Es war bezaubernd schön: mir bangte aber vor morgen, denn die
italienische Post konnte nicht herauf, weil irgendwo ober Bormio
die Strasse übermuhrt worden war und die österreichische Post aus
gleicher Ursache nicht verkehrte. Wenn es regnete, war ich also
eingesperrt.
Es regnete aber nicht, sondern es war sonnig und sehr schön,
als ich Früh die Nase zum Fenster heraussteckte. Unter diesen gün-
stigen Umständen dachte ich den Ran. parnassifol'ms auf der Seite
des Val Muranza, beziehentlich auf den Gehängen der Rötheispitze
zu suchen — und machte mich schleunigst auf den Weg. Ich durch-
eilte die nun schon viel freudigeren, von Salix herbacea L.
durchsetzten, aber leider auch schon mit Vieh besetzten Alche-
milla-M.a.tten östlich vom Wormser Joch, gewann den Rand der
von der Rötheispitze herabziehenden Schneefelder, aber nicht den
gesuchten Ranunkel. Dunkle, vollkommen vegetationsleere oder
mit schwarzen Laubmoosen überzogene, ausgedehnte kiesige oder
steinige Flächen waren mit zerstreuten Gruppen stets gleich-
artigen Phanerogamen wie besprenkelt. Da deckte den blanken
Kiesboden die rosenfarbene Aretia alpina, dort standen hunderte von
schneeweissen Androsace oUusifoUa All. beisammen, hier drängten
sich die violetten Glocken von Soldanella pusilla Bgt. als Nach-
barn kleiner Polster von Saxifraga androsacea L. Ueberall dazwi-
schen, bald einzeln, bald in Gruppen, aber immer in dem triefend
nassen Kiesboden oder an den Ufern der Gerinnsel stand schneeweiss,
zart rosa, dunkelroth bis dunkelpurpur die prächtige Oxygraphis mit
360
ihren rostfarben-filzigen Kelchblättern — oder steckte Carex curvula
All. vorsichtig die ersten gelben Antheren zwischen den dunkelgrü-
nen, steifen, sichelförmigen Blattbüscheln hervor.
So übertraf sich denn die Natur selbst in dieser Hochlage
und zauberte noch am Ausklange des Pflanzenlebens jenes wunder-
bare Bild von jungfräulicher Frische und Zartheit hervor, welches
hundertmal gesehen, uns immer wieder ergreift und einen Augen-
blick die Schattenseiten des Lebens vergessen macht.
Im Eifer des Suchens hatte ich mich aber wieder einmal nicht um
das Wetter gekümmert, und als ich mich zufällig umsah, schob sich
ein dicker, weisser Wolkendamm das Val Muranza herauf und hatte
mich bereits erwischt, ehe ich trotz sofortigen Aufbruches die Stilf-
ser Jochstrasse noch erreichen konnte. Diese war aber auch im Ne-
bel nicht zu verfehlen, wenn ich mich an der Bergwand hinhielt, und
vermied abwärts zu steigen, und so zog ich denn eilig weiter nach
Tirol. Noch einmal betrat ich den Sattel des Stilfser Joches, noch
einmal kletterte ich an dem jetzt schneefreien Gehänge der Drei-
sprachenspitze hinauf um daselbst Potentilla frigida Vill. und Saoci-
fraga exarata Vill, zu holen — dann trabte ich aber so schnell
es ging hinunter, denn in den Wolken rumorte es gewaltig und
nass wollte ich nicht wieder werden. Den Kilometer in 8 Minuten
(bergab!) machend, erreichte ich Trafoi just als die ersten Eegen-
tropfen fielen. Nun konnte es aber regnen so viel es mochte, und
es regnete auch.
(Schluss folgt.)
Flora des Etna.
Von Prof. P. Gabriel Strobl.
(Fortsetzung.)
1403. F^at« mt'owa Vill., CandoUeana Ten. Fl. nap., Guss. *Syn.
et *Herb.! Qerardi DC. Fl. fr., *Raf. II, *Bert. Fl. it., non Jacq.,
Stabiana Ten. Fl. nap. — Diagnose meiner am M, S. Angelo bei
Neapel und am Etna gesammelten Exemplare: Sehr hoch, Stengel,
Blatt- und Blütbeustiele kurz abstehend zottiggrau; Blättchen ziem-
lich angedrückt seidiggrau, 12— löpaarig, länglich! anzettlicb, stachel-
spitzig, ziemlich parallelnervig, die obersten bis 2 Cm. lang und
kaum 3-4 Mm. breit; obere Nebenblätter ganzrandig, lang linear-
lanzettlich, untere halbpfeilförmig mit linearlanzettlichem Basallap-
pen; Traube langgestielt, reichblüthig, Blüthen hängend; Kelchröhre
weiss, kurzglockig (2 Mm. lang), die zwei oberen Kelchzähne sehr
kurz, spitz dreieckig, die drei unteren über 2 Mm. lang, lanzettlich-
borstig, nebst der Röhre dicht zottigflaumig; Fahne 10 Mm. lang,
blauviolett, zurückgesehlagen, ausgerandet, Saum von der Länge des
Nagels, länger als die blauvioletten Flügel, diese länger als das
361
weisslichblaiie, an der Spitze tief blaiiviolette Scbiffchen; Hülse ge-
stielt (Stiel länger als die Kelchröhre), fast kahl, ca. 2'5 Cm. lang,
7 — 8 Mm. breit, länglicblanzettlich. Meine Etnapflanzeu sind mit
den neapolitanischen vollkommen identisch, beide gehören zur var.
Stabiana (Ten.) = b. aetnensis Guss. (obere Nebenblätter schmal
linear, Blüthenstiele abstehend behaart, Fahne 10 Mm. lansr, wäh-
rend ct. gemiina = Geravdi DC. fast ausnahmslos halbpfeilförmige
Nebenblätter, angedrückt behaarte Blüthenstiele, 12 Mm. lange Fahne
besitzt. Meine Exemplare der Normalform aus Südtirol und Nord-
italien weichen von der Normalfoim Siciliens nur ab durch bedeu-
tend schwächer behaarte, ziemlich grüne Blätter — klimatische
Differenz. «. genuina: In "Wäldern des Etna (Bert, von Gruss. er-
halten, Cosent. in Guss. Syn.), Catania (Cosent. in Herb. Guss.!);
ß. Stabiana: Wälder des Etna (Guss. Syn.), Etna im Vallone di
Milo (Herb. Guss.!), häufig im Cerritawalde (4 — 5500') unter Eichen,
auf der Serra di Solfizio zwischen Kastanien und Farreukräutern
(3 — 5000') stellenweise grosse Büsche bildend! Mai— Juli. %.
1404. F. triflora Ten. Fl. nap. Unter Saaten in der Ebene von
Catania (Guss. Syn.). April, Mai. O- Sah kein Exemplar.
1405. V. da^ycarpa Ten. Viag. (1830), *Bert. Fl. it., Guss.
Syn. et *Herb.! Ziemlich kahl oder etwas abstehend flaumig bis
seidig. Blättchen meist 5— Tpaarig, länglichlinear oder länglicblan-
zettlich, stumpflich, stachelspitzig; Nebenblätter lanzettlich, halb-
pfeilförmig; Trauben auf die Blätter überragenden Stieleu, ziemlich
reichblüthig; Blüthen einerseitswendig; Kelch sparsam zottigflaumig,
die zwei oberen Kelchzähne sehr kurz, dreieckig, die drei unteren
ziemlich von der Länge der Röhre, lanzettlich; Krone 11 — 13 Mm.
lang, fast linear, Fahne blau, Flügel und Schiffchen weisslich, letz-
teres an der Spitze mit blauem Flecke, selten Krone ganz weiss
oder blau; Hülsen ziemlich kahl, breit länglich, stark zusammenge-
drückt, 25 — 30 Mm. lang, 8—10 Mm. breit, meist 5samig; variirt
sehr in der Länge der Blüthenstiele (/?. elow/ata Guss. Syn. besitzt
solche von doppelter Blattlänge), in Habitus, Blüthenreichthum und
Blattbreite; var. gracilis Guss. Syn. ist eine schlanke, schmalblätte-
rige Form mit armblüthigen Trauben von Blattlänge. Vicia varia
Host. = villosa ß. glabrescens Koch Syn. I, 214 aus Franken, Baiern,
Istrien etc. lässt sich von dasycarpa kaum unterscheiden durch be-
deutend höheren Wuchs, reicherblüthige Trauben, 8 — 12paarigc Blätt-
chen und dürfte als nördliche Race derselben zu betrachten sein. —
Auf Wiesen und krautigen Abhängen, zwischen Gebüsch und in lich-
ten Wäldern (0 — 5000') äusserst gemein: Aus Catania von Cosen-
tini erhalten (Bert., Herb. Guss.!), Etna, Contrada di Puntalass^o
bei Giarre (Cosent. in Herb. Guss.!), um Catania überall (!, Herb.
Torn.!), Acicastello, Cavaleri, am Fusse des Monte Pileri (Herb.
Torn.!), um Oguina (!, Herb. Key er!), vom Meere bis Nicolosi und
von da durch die ganze Waldregion sehr gemein, oft mit der fol-
genden Art gemischt und doch meist scharf von derselben geschie-
den, im Serrapizzutawalde, im Valle Calanna, auf der Serra di Sol-
362
lizio, von Milo zum Cerritawalde, von Bronte zum Bosco Maletto
etc. März— Mai. O-
1406. V. pseudocracca Bert. am. it. Guss. *Syu. et *Herb.!
Von dasycarpa vorzüglich verschieden durch länglichlineare, nur
5—6 Mm. breite, weniger zusammengedrückte Hülsen, ferner durch
stärker seidigflaumige Behaarung, meist nur 3 — 5paarige Blättcheu
und ärmerblüthige Trauben; doch sind die Grenzen zwischen beiden
sehr verwischt, daher man, wenn reife Früchte fehlen, über die Zu-
gehörigkeit mancher Formen in Zweifel geräth; die Blättchen va-
riiren von länglich bis schmallinear, die Blüthen sind bei der Nor-
malform bleichblau («. coendescens m.), bei der Etnapflanze hingegen
meist weiss {ß. alba *Guss. Syn. add. et *Herb.!). An sandigen
Küsten, auf krautigen Abhängen, zwischen Gebüsch und in lichten
Wäldern ebenso gemein, als dasycarpa. Häufig an Zäunen des Etna
(Biv. in Herb. Guss.!), Catania (Cosentini in Herb. Guss.!), Etna
am Fusse der Serrapizzuta (Tom. in Herb. Guss.!, Herb. Torn. !),
Nicolosi, Giarre, Wälder von Bronte und Maletto (Herb. Guss.!),
Zaffarana (!, Herb. Tornab.!), Bosco Malpasso (Herb. Hey er!); auch
von mir wurde var. ß. an sämmtlichen Standorten der vorigen Art
in Menge, die Normalform hingegen nur an sandigen Küsten um
Catauia gesammelt. März — Mai. O-
1407. F. amhigua Guss. Syn. et *Herb.!, pseudocracca var. ß.
Bert. Fl. it. In ziemlicher Kahlheit, Blüthenstielen, Blüthen, Hülsen
und Habitus ebenfalls der dasycarpa sehr ähnlich und vielleielit nur
Varietät derselben; sie zeichnet sich aus durch höheren, robusteren
Wuchs, 4 — Spaarige, elliptische oder elliptischlängliche, stumpfe, bei
circa 2 Cm. Länge fast 1 Cm. breite, also stets 2 — 3mal breitere
Blättchen, als dasycarpa besitzt, die Kelchröhre überragende untere
Kelchzähne, etwas grössere Blüthen (15 — 18 Mm.) und noch brei-
tere Hülsen (über 1 Cm.). Auf krautigen Hügeln und an Zäunen um
Acireale, Giarre, Caltabiano (Herb. Guss.!), Catania (Herb. Torn.!).
März— Mai. O-
1408. V. elegans Guss. Syn. et Herb.!, Bert. Fl, it. Lässt sich
von varia Host weder habituell, noch in der Menge der Blättchen-
paare, noch in Behaarung, Nebenblättern, Blüthenstielen und Hülsen
auch nur im mindesten unterscheiden; denn sie ist ebenfalls hoch,
mit 8— 12paarigen, augedrückt flaumigen Fiedern, halbpfeilförmigen
unteren, ganzrandigen oberen Nebenblättern, sehr reichblüthigen Stie-
len von ungefähr Blattlänge, einerseitswendigen, hängenden Blüthen,
länglichlauzettlichen, ca. 2-5 Cm. langen, 6 — 8 Mm. breiten, kahlen
Hülsen; auch ist die Fahne ebenfalls angenehm blauviolett, ausge-
randet, ca. 1*5 Cm. lang, Flügel und Schiffchen weisslich blau, letz-
teres an der Spitze ebenfalls mit purpurschwarzem Flecke; als ein-
zige Differenzen sehe ich die schmallinearen Blättchen, von denen
bei 1 — 2 Cm. Länge die unteren höchstens 3 Mm., die oberen nur
1—2 Mm. breit sind, und die meist längeren Kelchzähne, so dass
die zwei oberen lanzettlich, fast halb so lang, als die Röhre, die
drei unteren fast lineal und etwas länger, als die Röhre sind; doch
363
sind auch diese Differenzen zu variabel, als dass man beide mit
Sicherheit stets unterscheiden könnte; so fand ich z. B. in Istrieu
Exemplare der varia, welche manche Exemplare der elegans aus den
Nebroden an Schmalheit der Blättchen sogar noch übertreffen. Va-
riirt ß. tenuifoUa Guss. (Blättchen nur 1 Mm. breit). In feuchten
Hainen, an Bächen und Zäunen, auf sonnigen Hügeln Siciliens häu-
lig, im Gebiete jedoch von mir nur um Catania und am Bache vor
Misterbianco gesammelt. Mai — Juli. O» "4.
1409. V. leuccmtha Biv. Guss. Syn. et Herb.! Gleich den fol-
genden ausgezeichnet durch höchstens 8 Mm. lauge, bleiche, den
Kelch wenig überragende Krone, höchstens fünfsamige Hülsen, An-
uuellität (Sectio Ervoides Gr. Godr., von Lens besonders verschie-
den durch nicht so tief getheilten Kelch und auf der Innenseite un-
behaarte Griffelspitze). Flaumig, meist ziemlich hoch. Blättchen 6 —
vielpaarig, länglichlinear oder elliptisch, abgerundet mit Stachelspitze,
klein; Nebenblätter halbpfeilförmig, tief gezähnt; Blüthenstiel 3- bis
lOblüthig, kürzer als das Blatt; Blüthen einerseitswendig, hängend;
Kelchröhre 2 Mm. lang, Zähne linealborstig, 3 — 4 Mm. lang, ziem-
lich gleich, nebst der Eöhre dicht langseidigflaumig; Krone 8 Mm.
lang, weiss ins Bläuliche, Flügel um 7* kürzer, an der Spitze pur-
purschwarz; Hülse 2 — 3 Cm. lang, 7 — 10 Mm. breit, netznervig,
hängend, zusammengedrückt, flaumig, 3 — Ssamig, Same kugelig,
schwärzlich. Die in Habitus, Blüthen, 6— lOpaarigen Blättchen äus-
serst ähnliche disperma DC. ist durch folgende Merkmale gut ver-
schieden: Nebenblätter halbpfeilförmig lineallanzettlich, ganzrandig;
Blüthenstiele nur 2 — 4blüthig; die zwei oberen Kelchzähne bedeu-
tend kürzer; Blüthen mehr blau, 5 Mm. lang; Hülsen kaum 2 Cm.
lang, 7 — 8 Mm. breit, kahl, constant zweisamig. In den Nebroden
und auf anderen Bergen Siciliens ziemlich häufig, aus der Tiefregion
des Gebietes bisher nur von Raf. I als parvißora Biv. angegeben;
ich sammelte sie auf den Kalkhügeln des nahe gelegenen Taormiua;
disperma, um Finale und Castelbuono nicht selten, scheint dem Ge-
biete gänzlich zu fehlen. März, April. Q-
1410. V. hirsuta (L.) Koch Guss. *Syn. et *Herb.! Ervum
hirsutum L. Sp. pl. 1039, Bert. Fl. it., Cracca minor Gren. Godr.
I, 473. Ebenfalls den vorigen äusserst ähnlich, doch verschieden
durch schmälere, fast lineale Blättchen, lang borstiggezähnte untere
Nebenblätter, pfriemliche, einander gleiche, die Eöhre ebenfalls über-
treffende Kelchzähne, nicht einmal 4 Mm. lange, weissliche Blüthen,
nur 1 Cm. lange, 4 — 5 Mm. breite, zweisamige, flaumige («. erio-
carpon Gr. Godr.) oder endlich kahle {ß. lejocarpon Mor. = Ervinn
Terronii Ten. Fl. nap. app. 5 Hülsen; ß. variirt auch (z. B. am Gar-
dasee!) mit durchaus ganzrandigen, linealen Nebenblättern, von de-
nen die unteren 1 Oehrchen tragen (v. integrum mihi). In Wäldern
und Gebüschen des Etna bei Maletto (Guss. Syn. et Herb.!), um
Milo, Catania (Herb., Tom.!), häufig auf dem Lavastrome zwischen
Catania und Ognina! (v. «). April — Juni. O-
304
1411. V. ffracüis Lois. fl. galL, Giiss. '"Syn. et *Herb.!, Tod.
Fl. sie. exs. Nr. 295 (Palermo!) W. Lge. 111 307, Ervum gracile
DC, Gr. Godr. I 475, longifoUum Ten. Fl. nap., anstatum *Kaf. 1,
DC. Prodr. 11 367, teauifolium Lag. Ausgezeichnet durch Schlank-
heit, sehr lange und schmale, fast lineare, spitze, stachelspitzige, 2 —
4paarige Blättchen, ganzrandige, halbpfeilförmige oder lineare Ne-
benblätter, das Blatt endlich weit überragende, grannige, 1 — 5blüthige
Blüthenstiele, spitz dreieckige, kaum der Eöhre gleichlange, ziemlich
gleiche Kelchzähne, doppelt so lange, bläulichweisse Blüthen, schmal-
lineare (z. B. bei 12 Mm. Länge 3 Mm. breite), 3 — 5samige Hül-
sen; tetra^perma (L.) Mnch. unterscheidet sich davon durch länglich-
lineare, stumpfe, kurz stachelspitzige Blättchen, 1 — 2blüthige, nicht
grannige Blüthen- und Fruchtstiele von Blattlänge, sehr ungleich
kurze Kelchzähne, kleinere blaue Blüthen und 4samige Hülsen. Au
Zäunen, zwischen Gebüsch und in Wäldern um Catania und Lentini
(Guss. Syn. et Herb.!); ich besitze sie aus vielen südlichen Gegen-
den Europas. März, April. O-
1412. F. pubescens (D C.) Boiss., Biehersteinii Bess. Guss. Syn.
et Herb.!, Ervum tetraspet^mum *Cat. Cosent., non L. Habituell
mit tetrasp. leicht zu verwechseln; besitzt läugliche bis lanzettliche,
bedeutend kürzere, breitere und spitzere, stachelspitzige obere Blätt-
chen, lanzettlich zugespitzte, die Köhre überragende, ziemlich gleiche
Kelchzäline, weissliche Blüthen, das Blatt überragende, 1 — 5blüthige
Blüthenstiele, etwas niedrigeren, kräftigeren Wuchs; var nehrodensis
mihi aus den Nebroden ist constant einblüthig und nur 1 — 3 Dm.
hoch. An denselben Standorten, wie vorige, in Sicilien nicht selten,
bisher aus dem Gebiete und zwar aus der Ebene des Simeto, nur
von Cat. Cosent. angegeben. März — Mai. 0.
(Fortsetzung folgt.)
Literatlirberichte.
Zukal Hugo, üutersiiclinng'en über den biolog-ischen und morphologi-
schen Werth der Pilzbulbillen. Aus den Verh. d. zool.-bot. Gesellsch.
in Wien, 1886, S. 123-136, 1 Taf.
Verfasser hat mit dieser Arbeit einen sehr werthvollen Beitrag
zur Entwicklungf^geschichte der Pilze geliefert. Er wies die von Ei-
dam aufgefundenen und als normale Fortpflanzungsgebilde angespro-
chenen, sclerotienartigen „Bulbillen" bei einer Reihe von Pilzen, wie
bei Arten von Dendryphlum, IleUcosporangium, Haplotrichum, Me-
lanospora, Peziza nach und zeigt in lückenloser Untersuchungsfolge
die Entstehung und Ausbildung derselben. Schliesslich kommt er zu
dem Resultate, dass die Bulbillen als mehr oder minder unent-
wickelte Fruchtkörper anzusprechen sind, die sich in Folge von Stö-
rungen in heterogener Weise ausbilden, nachdem es ihm gelang, aus
grösseren Bulbillen unter günstigen Bedingungen Fruchtkörper zu
365
erziehen. Immerhin sei mit den Worten ZukaFs anzunehmen, dass
die Biilbillenform ein häufiges normales EntwickUmgsätadium vieler
Fruchtkörper darstelle, Beck.
Zukal Hugo, lieber einig-e neue Asconiyceteu. S. A. ans den Verli. der
zool.-bot. Gesellsch., Wien, Jahrg. 1887, S. 39-46, 1 Taf.
Der durch seine mycolosfischen Uutersuchungen rühmlichst be-
kannte Verfasser veröffentlicht in dieser Arbeit die ausführlichen
Beschreibungen mehrerer neuer Ascomyceten, welche zumeist in
seinen Culturen eingehend beobachtet wurden. Im Besonderen finden
wir beschrieben zwei neue Gattungen Baculospora (zunächst der
Gattimg Mdanospara) und Gymnodiscus ein neues Genus der Asco-
bolei, fei"ner mehrere neue Arten, als Sporonnla elegans, Gi/mnoas-
cu^ reticidatvs, Sordaria Wies7ien, Cladosporium abietinum, Chaeto-
conidium arachnoideum, die biologisch interessante Pleospora coUe-
matum, welche in Symbiose mit einer Physma-Xri lebt und somit
den noch unbekannten Fall darstellt, dass zwei Pilze mit einer Alge
{Nostoc) im Convivium vereinigt sind. Auch mag erwähnt werden,
dass Zukal das Mycel, welches Prof. Wiesner auf Papyrusblättern
der Sammlung „Erzh. Eainer" constatirte, durch vergleichende Ent-
wicklungsstudien mit grösster Wahrscheinlichkeit als der SphaereWt
Cannahis Wint. angehörig nachweisen konnte. Beck.
K. Friderichsen & O. Gelert: Danmarks og Slesvlgs Rubi. Separatab-
druck aus „Botanisk Tidsskrift. XVI. Bd. 1.-2. Heft. Kjobenhavn. 1887.
138 Seiten.
Die Verfasser wurden von Prof. J. Lange aufgefordert, die
Brombeeren Dänemarks und Schleswigs einer eingehenden systema-
tischen Bearbeitung zu unterziehen. Dass sie sich ihrer Aufgabe mit
tüchtiger Sachkenntuiss und grossem Fleisse entledigt haben, ist
aus vorliegender Arbeit, die zu den gediegensten in diesem Gebiete
gezählt werden kann, zu erselien. Dieselbe gibt eine gi'össtentheils
nach Focke's Synopsis geordnete Uebersicht von 41 Arten, 32
Unterarten und Varietäten, und ca. 20 Hybriden der Cimbrischen
Rubusfloia. Nahezu sämmtliche Formen sind mit sehr ausführlichen
(dänischen) Diagnosen versehen.
Neu beschrieben sind: U. Barheyi For. Grm., contigmis 0.
G., Lanctel G. Jensen, Gelertii K. Fr., anglosciA'onicus 0. G., tno-
naclius G. Jensen, milliformis sp. coU.^), pyracanthus Lange^), imi~
tabiUs K. Fr.*), Friesii G. Jensen'), Fioniae K. Fr.*), centiformis^),
Mortensenü egregiusculus^), simulatus K. Fr.'), Wannmqii G. Jen-
sen'), gothlcus Fr. & 0. G.'). Von systematischen Neuerungen be-
') Sind sämmtlich Corylifolii.
") Diese oder doch eine sehr nahestehende Form (R. Wahlbergii carin^
thiacus m.) besitze ich aus Klagenfurt (leg. Jabornegg als R. vestii F.).
Referent.
366
rnerken wir, dass die Adeuophori Focke's, bekanntlich eine Sam-
melp^ruppe von höchst verschiedenen Formen, unter die übrigen
Gruppen vertheilt werden, was entschieden zu billigen ist. Dass aber
an die Stelle der Adenophori eine neue „ret naturlig Gruppe" der
Egregii geschaffen wurde, das hält Bef. nicht für geboten.
Mit besonderer Sorgfalt haben die Verf. die Gruppe der Cory-
lifolien bearbeitet. Das Interesse, welches das Werkchen dem Syste-
matiker bietet, iässt es bedauern, dass dasselbe blos in dänischer
Sprache erschienen ist. Sabransky.
W. O. Focke: Die Rnbi der Canaron. Separatabdruck aus den Abhandl.
des naturw. Vereins in Bremen. Bd. IX, S. 405 — 407.
Von den Canarischen Inseln war bisher bloss der durch West-
europa um das Mediterrangebiet weit verbreitete B. vhnifolius Schott,
bekannt. Der verdienstvolle Verf. beschreibt nun zwei weitere Arten
aus dem erwähnten Gebiete: R. Bollei n. sp., von Dr. Bolle in
der Lorbeerregion auf Palma gesammelt, und R. Canariensis n. sp.,
von Teneriffa (leg. Bourgeau). Beide Arten nähern sich stark an
gewisse südamerikanische Typen an und sind, wohl selbst endemisch,
von den auf anderen atlantischen Inselgruppen (Madeira, Azoren)
bekannten Endemarten vollkommen verschieden. Sabransky.
A. Gremli: Neue Beiträge zur Flora der Sclnveiz. IV. Heft. Aarau, Ph.
Wirz-Christen 1887, kl. 8", 101 Seiten. Preis 2 M.
Den Inhalt dieses Heftchens bildet eine Zusammenstellung und
th ei] weise Besprechung aller seit dem Erscheinen des IIT. Heftes
(1883) gemachten neuen Funde an Pflanzen, eine strenge Kritik der
Brügger'schen Bastarde im Allgemeinen und der Weidenbastarde
im Besonderen von K. Buser, endlich Beiträge zur Flora der Can-
tone Thurgau und Schaffhausen. Bei dem bekannten Fleisse des
Verfassers in seinem Lande die Errungenschaften auf dem Gebiete
der Floristik zu sammeln und sie zum Gemeingute Aller zu machen,
wird diese Schrift nicht verfehlen, auch in den Nachbarländern
grosses Interesse zu erregen, J.
Gruudriss der Botanik von Dr. Max Zaengerle, Professor am königl. Eeal-
gyinnasium zu München. 8°, 240 Seiten. München, Verlag von Gustav
Tauhald, 1887.
Von demselben: Grundziige der Chemie und Naturgeschichte. I. Theil: Bo-
tanik. 8°, 194 Seiten. München 1887, im selben Verlag.
In dem' „Grundriss der Botanik" bespricht der Verfasser im
ersten Abschnitte die äussere und innere Morphologie, sowie auch
die Physiologie der Pflanzen mit jener kurzgefassten Präcisiou, wie
sie für den Gebrauch an mittleren und höheren Lehranstalten am
367
zweckentsprechendsten ist, während der zweite Theil des Buches der
speciellen Botanik gewidmet wird. Wir finden darin das künstliche
Pflanzeusystem von Linne und ein natürliches System ahofehand<dt,
worauf der Lernende mit dem Bestimmen der Ptlauzenfamilien nach
beiden Systemen vertraut gemaclit wird.
Nachdem das zweite Werk lediglich ein Auszug des eben be-
sprochenen ist, und hauptsächlich für den Unterricht an Mittel-
schulen dient, so sprechen die Vorzüge des ersteren für die Em-
pfehlung des letzteren. J.
Bericht über die Thätigkeit der botanischeu Section der sclilesisclieii
Gesellschaft im Jahre 1886, erstattet durch Prof. Dr. Ferdin. Cohn.
Reich an Zahl und noch mehr an interessantem, gediegen
bearbeitetem Steif sind die in diesem Berichte mitgetheilten, wäh-
rend zehn Sitzungen der genannten Section auf die Tagesordnung
gelangten Besprechungen, von denen besonders nachstehende hervor-
zuheben wären: Prof. Engler über seine Untersuchungen der den
weissen oder todten Grund in der Kieler Bucht bildenden Spaltpilze,
Derselbe über die pelagischen Diatomaceen der Ostsee und speciell
über die dort gefundenen Arten von Chaetoceros, ferner über sein
Aquarium zur Beobachtung von Seealgen. — Prof. Cohn legte fer-
ner einen von Prof. Eichler in Berlin dargeliehenen Band des
Herbars, welches J. J. Rousseau in seinem letzten Lebensjahre an-
gelegt hat. Weiters sprach er über die vorzugsweise im letzten Jahr-
zeheut bei Menschen und Thieren beobachteten meist tödtlich ver-
laufenden Krankheiten, welche durch Einlagerung körniger Pilzcon-
cremente in die degeuerirten Gewebe charakterisirt sind. Ein anderer
sehr instructiver Vortrag desselben Forschers betraf das Tabascha
und die chemische Analyse dieses in den Internodien baumartiger
Bambus-i^rten als mehr weniger derbe Concremeute von Sandkorn-
bis Walloussgrösse vorkommenden, im Orient als Heilmittel ver-
wendeten Produktes. Schliesslich sprach derselbe über eine grönlän-
dische Thermalalge, welche er als identisch mit der in Italiens Thermen
beobachteten Lijmphia thermalis Ruh. erkannte. — Weiters seien er-
wähnt: D. R. Schuhe's Bericht über eine von ihm im Juli v. J.
nach den siebenbürgischen Alpen unternommene Reise, welche eine
ausserordentlich reiche Ausbeute seltener Pflanzen der pontischen
Flora lieferte. Dr. Eidam mit einem ausführlichen Vortrage, be-
treifend Untersuchungen über die Familie der Gymnoascaceen. —
Prof. Hieronymus über Blüthe und Blüthenstand der Centrolepi-
daceen. Biologische Notizen brachten Dr. Otto Müller über die
Ranken der Cucurbitaceen, und Herr Glauer über Aggregation in
den Tentakel Zellen von Drosera rotnndifolia. — Ober-Stabsarzt
Schröter sprach eingehend über die auf Hutpilzen vorkommenden
Mucorineen und Dr. H. Kunisch über die erste Pflanze des schle-
sischen Muschelkalks. Diese Pflanze lässt sich in das Genus Voltzia
Brongniart einreihen und wurde vom Vortragenden nach ihrem Fund-
368
orte Krappitz mit dem Species-Namen Krappitzensis beleget. —
Von Interesse für Systematiker ist Dr. Pax's Vortrag über Primu-
laceen und dürfte die von ihm beantragte neue Gruppirung der For-
men Beachtung verdiencD. — In der sechsten Sitzung am
23. März 1886 erschien Rudolph v. Uechtritz das letztemal vor
dem Auditorium, indem er erstens die im Jahresberichte pro 1885
veröffentlichten Novitäten der schlesischen Phanerogamenflora ans
dem Jahre 1885 vorlegte und hierauf über die vom Apotheker Fick
in Hirschberg eingesendete, dem gegenwärtigen Bande einverleibte
Abhandlung: „Beitrag zu den Vegetationsverhältnissen Ober-Schle-
siens" referirte. Eine zweite Abhandlung des ebengenannten Verf.
unter dem Titel: „Resultate der Durchforschung der schlesischen
Phanerogamenflora im Jahre 1886" enthält zahlreiche Angaben für
das Territorium neuer Pflanzen. M. Prihoda
Jahresbericht der naturhistorischen Gesellschaft zu Nürnberg 1886.
In dem Specialberichte über die Thätigkeit der botanischen
Section wird unter Anderen das Resultat der floristischen Forschung
im engeren Heimatsgebiete pro 1886 bekannt gegeben. Es besteht
in mehreren interessanten Funden für die Nürnberger Flora neuer
Species; ferner in der Wiederauffindung von im Gebiete durch lange
Zeit vermissten Pflanzen und schliesslich in bemerkenswerthen Be-
obachtungen über die geographische Verbreitung einer namhaften
Anzahl von Pflanzen-Species. M. Prihoda.
Aniials of Botany.
Unter diesem Titel erscheint ein alle Zweige der botanischen
Wissenschaft umfassendes Werk, herausgegeben von der Universität
Oxford, zu welchem die hervorragendsten englischen Botaniker bereits
ihre Mitarbeiterschaft zugesagt haben. Die „Annals" werden illustrirt
sein und der Preis pro Band 1 Pfd. Sterlg. 1 Sh. betragen. Sub-
scribenten wollen sich wenden an „The Secretary to the Delegates,
Clarendon Press, Oxford."
Correspondenz.
Triest, am 10. September 1887.
Auf der Vucia luka und auf dem Berge Trebevic bei Sarajevo
fand ich eine Viola aus der Verwandtschaft der V. tricolor, die sich
durch so charakteristische und wesentliche Merkmale von allen ihr
zunächst stehenden Arten unterscheidet, dass ich es für nothwendig
halte, dieselbe mit dem Namen Viola hosniaca mihi zu bezeichnen
und eine kurze Beschreibung derselben zur vorläufigen Kenntniss zu
bringen. Blätter lauzettlich bis eirund, stumpf. Blumenblätter ver-
369
kehrteiförmig, dunkel violett, Schlund gelb; Staubfäden eiförmig,
Staubbeutel rundlich, braun; Kelchblätter lanzettlich mit ganzrandi-
gem bis dreilappigem Grunde und schmalem trockenhäutigen weissen
Rande. Sporn pfriemenförmig, von der Mitte an schwach nach ab-
wärts gebogen. Dr. Formänek.
Probabin (SO.-Galizien), am 10. September 1887.
Heuer habe ich in Nordgalizien neue Standorte zweier nordi-
scher Weiden entdeckt, nämlich: SalLv livida in Rzyczki bei Rawa
(in Gesellschaft mit Pedicularis Sceptrum, Ostericum palusfre, Pin-
quicula vulgaris, Sallv rosmarinifoUa etc.) und S. nhyrtilloides in
Majdan bei Sieniana (in Gesellscliaft mit Vaccinien, Andromeda po-
lifolia, Eriophorum vaginatum, Salix myrtilloides X aurita etc.) —
Die echte Potentüla püosa Willd. [P. obscura Zimmet., nicht iden-
tisch mit P. leucotrlcha Borb.) kommt auch in Niedei-Oesterreich
und zwar am Laaerberg bei Wien vor, wo sie Dr. R. v. Wett-
steiu gesammelt und für P. recta L. ausgegeben hat. Ich habe
dieselbe in zwei sehr instructiven Exemplaren im Herbar des Herrn
Siegfried aus Winterthur gesehen. In Galizien habe ich Potentüla
pilosa W. nirgends beobachtet, — Fasciation bemerkte ich in Gali-
zien an folgenden Pflanzen: Ahies excelsa, Salix purpurea, S. Ca-
prea, Hieracium, virosum, Ranuncidus Philonotis und Asparagus
officinalis. — Hier in Probabin (bei Horodenka) wächst auf Gyps-
felsen in grosser Menge Euphorbia gracilis Bess. (species distinctis-
sima, ab E. Gyparissias optime di versa) in Gesellschaft mit Gi/pso-
phila altissima, Cephalaria cornicidata, Aconitum Anthora v, flore
coerideo, Sisymbrium, junceum, Mercurialis ovata, Erysimum exal-
tatum etc. Br. Blocki.
Ar ad, am 11. September 1887.
In einer Correspondenz des vorigen Heftes dieser Zeitschrift
(pag. 332 — 334) schreibt Borb äs, dass Juniperus Kanitzii Csatö
nicht identisch sei mit J. Sabina L. ; dass Posa Marisensis Simk.
et Braun mit R. spuria Pug., Rosa Bdrcensis Simk. mit R. Da-
cica Borb. und Epilobium Biharicvm Simk. mit E. Sdndorü Borb.
zusammenfalle; dass Quercus Csatoi Borh. eine Hybride sei zwischen
Qu. sessiliflora und Qu. Robur; endlich dass meine „Enumeratio
Florae Transsilvanicae vasculosae critica" am 5. August 1887 er-
schienen sei. Ich muss alle diese Behauptungen Borbäs' für un-
richtig erklären, indem ich es gründlich beweisen kann, dass sich
Borbäs in allen seinen aufgeführten Aussprüchen stark geirrt habe.
Die Art und Weise aber, in welcher er seine Bemerkungen macht,
sowie auch der Umstand, dass er nur behaupten, aber nichts kri-
tisch beweisen thut, entheben mich der Pflicht, diese nur zu be-
dauernde Angelegenheit einer ausführlichen Erörterung zu unterziehen.
Dr. L. Simonkai.
Oesterr. botan. Zeitschrift. 10. Heft 1887. 30
370
Budapest, am 18. September 1887.
Die beiden ersten Wochen des Monats August brachte ich
abermals in der reizenden Umgebung des Piliserberges zu, woselbst
ich unter andern Dipsacus j^üosks L. in einigen Exemplaren vor-
fand, und zwar sowohl auf dem Territorium des Pester, wie auch
des Graner Comitates. (ßarior ad torrentes circuli pilisiensis v. g.
ad Sz. Andre, Visegradum. Sadler.) Borbäs fand sie auch am
Pilisberg. — Zwischen Csobänka und Weindorf an der Strasse traf
ich JEehium altissimum Jacq. an. — Des Notireus werth halte ich
ferner Carex maxima Scop. (= G. pendula Huds.), welche ich von
einem Waldschlag des Pills mitnahm; auch bei Pomar, am „Kö-
hegy" fand ich sie. (Ad rivulum montanum prope Tötfalü reperit.
Cl. Heuffel. Sadler.) — Die Eichenbäume (hier vorwiegend Quer-
cus Cerris und sessiUflora) sowohl wie die Buchen trugen eigen-
thümlicherweise fast ohne Ausnahme keine Früchte, I^ach der Aus-
sage der Schaf- und Kuhhirten blühten die genannten Bäume mit
Ausnahme einiger O^rr/s-Eichenbäume im heurigen Frühjahre gar
nicht. Im Gegentheil war in derselben Gegend im vorigen Jahre eine
reiche Eichelernte. — Ein Ast von Vibumum Opulus blühte am
12. August im Klostergarten, neben P. Szt. Kereszt an einer sonni-
gen Stelle am östlichen Fusse des Pills. Der Strauch war ausserdem
voll mit rothen, bereits reifen Beeren bedeckt. — Fruchtzwillinge
brachte ich in meine teratologische Sammlung von Eeine-claude und
iNuss. K. Schilberszky.
Warschau, am 5. September 1887.
Bringe Ihnen zur Nachricht, dass ich am 12. dieses Monats
nach Irkutsk nach Sibirien reise, wo ich bleibend am Militärspitale
angestellt worden bin. Da ich künftigen Sommer tüchtig botanisiren
werde und käuflich Herbarien dortiger Pflanzen zu versenden gedenke,
bitte ich Alle, die sich für solche interessiren, sich brieflich an mich
zu wenden. Adresse: F. Karo, Apotheker am Kriegshospital in Ir-
kutsk, Sibirien. Briefe recommandirt. F. Karo.
Fersonalnotizeu.
— Dr. Georg Winter ist am 16. August in Connewitz bei
Leipzig gestorben.
— Ludwig V. Vukotinovic in Agram wurde durch die Ver-
leihung des Eitterkreuzes des österreichischen Leopoldsordens aus-
gezeichnet.
— Hugo Lojka, Professor in Budapest, ist am 7. September,
44 Jahre alt, gestorben.
— Josef Tmäk, der sich jetzt mit der Flora von Neusohl
beschäftigt, ist zum Gymnasiallehrer in Neusohl ernannt worden.
371
— Victor Szeplif^pti ist als Lehrer der Naturgeschichte an
der städtischen Bürgerschule des V. Bezirks in Budapest angestellt
worden.
— Dr. G. Yolkens hat sich an der Universität Berlin als
Privatdocent für Botanik habilitirt.
Vereine, Anstalten, Unternehmung'en.
— Die Enthüllung eines Denkmals, welches dem Horace Be-
noit de Saussure zur Erinnerung an die ihm 1787 zuerst gelun-
gene Ersteigung der Spitze des Montblanc, in Chamounix errichtet
worden ist, fand am 28. August in festlicher Weise statt.
— Am 8. December d. J. vollendet Friedrich Traugott
Kützing sein achtzigstes Lebensjahr. Ein Comite hervorragender
Vertreter der Wissenschaft hat sich vereinigt, um dem hochverdien-
ten Forscher bei dieser Gelegenheit als Zeichen der öifentlichen An-
erkennung von Seiten der Fachgenossen eine Ehrengabe anzubieten.
Diejenigen, welche sich an dieser Ehrengabe betheiligen wollen, wer-
den ersucht, ihren Beitrag baldigst an den Schatzmeister des Co
mites, „Herrn Otto Müller, Berlin, W., Köthenerstrasse 44 einzu-
senden.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind abgegangen an die Herren Dichtl und Pastor.
Vorräthifif: (B.) = Böhmen, (Br.) = Berlin, (By.) =• Baveru.
(Cr.) = Croatien, (E.) = England, (F.) = Frankreich, (G.) = Ga-
lizien, (I.) = Istrien, (M.) = Mähreu, (Mk.) = Mecklenburg, (NOe.)
= Niederösterreich, (OOe.) = Oberösterreich. (P.) = Polen, (S.) =
Salzburg, (Sl.) = Schlesien, (St.) = Steiermark, (Sz.) = Schweiz.
(T.) = Tirol, (U.) = Ungarn, (W.) = Westfalen.
Phillyrea media (I.), Phleum a^perum (Baden), Boelimeri (B,
M. Mk. P.), Micheln (NOe.), nodosum (NOe.), Phlomis tuherosa (NOe.).
Phragmites communis (Mk. OOe. SL), Physcdis Alkekengi (M. OOe.
U.), Phyteuma betonicaefoliuni (S.), canescens (U.), orbicidare (By.
NOe.), spicatmn (By. NOe.), Phytolacca decandra (St.), Picris cre-
poidea (S.), Pimpinella m,agna (Br. NOe.), nigra (P.). Saxifraga (B.),
Pingvicida alpina (NOe. S. St.), lusitanica (F.), Uidqdri^ (Br. NOe.
T.), Plantago cdtissima (U.), arenaria (Sl. U.), Cyno^s (NOe. Sz.).
lanceolata (B. OOe.), major (B.), media (B.), microstachia (SL), teniti-
ftora (Schweden). Piatanthera hifolia (NOe.), Poa alpina (S.), annua
(SL), hadensis (Kheinprov.), bnlhosa (NOe.), compressa (P.), fertilis
(B.), loliacea (L), nemoralis (B. S. Sl.), pannonica (G.), podolica (G.),
polonica (G.), pratensis (NOe. P.), sterilis (U.), trivialis (P.), versi'
9.19.
color (Gr.), Podospermum Jacquinianum (B.), Polycnemum arvense
(Br.), Heuffelii (U,), Polygala amara (NOe. T.), austriaca (Thürin-
gen), calcarea (Sz.), Chamaehuxus (NOe.), comosa (B. Br. P.), major
(NOe.), nicaeensis (Cr.), Polygonum arenarium (U.), domulosum (F.),
dumetorum (M.), Fagopyritm (OOe.), Hydropiper (B. P.), lapathifo-
lium (B. P.), m^Ye (NOe. P.), neglectum (W.), Persicaria (P.), tofrt-
riCMm (Br. W.), viviparum (NOe. OOe. T.), Polypogon litoralis (E.),
maritimum (F.), mar. v. subspathaceum (Cagliari), monspeliensis (E.),
Popidiis nigra (St.), tremida (B. Sl.), Potamogeton densus (W.),
ßuitans (M.), lucens (Br. S.), natans (B. Br.), polygonifolius (W.),
rufescens (Lausitz), trichoides (Br.), Potentilla alba (OOe. Sl. ü.),
anserina (B. NOe.), argentea (M. ü.), ai*rg« (B. OOe. S.) caulescem
(NOe. OOe. S.), dn^rm (Cr. M. P. U.), Glusiana (St.), coZ^ma (G.),
Fragariastrum (OOe. S. W.), intermedia (Br.), micrantha (St.) »m.r^a
(Br.), ?V6'^a (G.), rupescris (Sl. St. U.), siipina (NOe. P.), Tomma-
sinii (I.), 1/67^1« (NOe. OOe.), Vindobonensis (NOe. U.)
Obige Arten können nach beliebiger Auswahl im Tausche
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st, Petersburg. Nevsky Prosp. Nr. 14.
Kedacteur und Herausgeber Dr.- '^"ilexander Skofltz. - Verlag von C. Gerold's Sohn.
C. LTebeiTeuter'sche Buchdruckerei (M. Salzer) in Wien.
Oesterreichische
Botanisclie Zeltsclirift
Die österreicliiscUe
botanische Zeitschrift
erscheint
den Ersten jeden Monats.
Man pränumerirt auf seihe
mit 8 fl. Ost. W.
(16 B. Mark)
ganzjährig, oder mit
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Oi"Q:aii
für
Botanik und Botaniker.
N2. 11.
Exemplare
die frei durch die Postbe-
zogen werden sollen, sind
Iblos hei der Redaction
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ZU pränumeriren.
Im Wege des
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Pränumeration
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in Wien,
sowie alle ührigen
Buchhandlungen.
XXXTII. Jalirsauff.
WIEN.
November 1887.
INHAZjT. Ueber einiire lris-.\rten des hotanisciien Gartens in Wien. Von Dr. Stapf. — Girsium
Pr:ybi/lfkii. Von Dr. Eichenfeld. — Zur Flora von Bosnien. Von Conrath. — Bosa Hedevigac
Von lilucki, — Flora von Kord-Mähren. Von Dr. Formänek. — Tirol-Fahrt. Von Freyn. —
Flora des Etna. Von Strohl. - Conservirung von Ahietineen. Von Bornmüller. — Literatur-
herichte. — Correspondenz. Von Rassmann, Borhas, Kissling, Blocki, Spitzner, Formä-
nek, Voss, Boresch. Schneider, Ascherson. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten,
Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate,
Ueber einige Iris -Arten des botanischen Gartens
in Wien.
Von Dr. Otto Stapf.
Eine der am reichsten vertretenen Gattungen des botanischen
Gartens der Wiener Universität ist die Gattung Iris. Eine grosse
Zahl von Arten derselben ist offenbar schon seit Decennien in Cul-
tur, ein anderer nicht unbedeutender Theil kam erst in letzterer
Zeit durch die Bemühungen Professors v. Kern er hinzu. Im vorigen
und heurigen Jahre mit der Sichtung und Ordnung dieser Gruppe
betraut, fand ich mannigfaltige Anregung, mich mit einzelnen Arten
und deren Verwandten eingehend zu beschäftigen. Die Gelegenheit
zur Untersuchung eines so reichen lebenden Materiales erschien mir
um so kostbarer, als wenige Gattungen so schwer nach trockenen
Pflanzen zu studiren sind, wie Iris, und. zudem der Erhaltungs-
zustand derselben oft ein recht mangelhafter ist. Ich glaube darum
auch meine Studien nicht unverwerthet lassen zu sollen, wenn sie
auch nicht den Gegenstand erschöpfen imd meine Mittheilungen dar-
über mitunter selbst aphoristisch erscheinen mögfn.
Diesen einleitenden Worten will ich nur ii'^'^h eine Bemerkung
über die Art einer zweckmässigen Präparirung der Jris-Blüthen für
das Herbar hinzufügen. Es empfiehlt sich nämlich immer sofort beim
Einlegen der frischen Pflanzen einzelne Blüthen knapp über der
Perigonröhre durchzuschneiden und die auseinanderfallenden Theile,
die Abschnitte des Perigous und des Griffels und die Poilenblätter
Oestcrr. botan. Zeitschrift. 11. Heft 1887. it oi
374
für sich sorgfältig zu pressen. Nur in dieser "Weise gelingt es, die
Form und gewöhnlich auch die Farbe der Blüthentheile so zu er-
halten, dass sie zu Vergleichen und zu genauerem Studium über-
haupt benützt werden können. Selbst an sorgfältig getrockneten gan-
zen Blüthen kann man diese oder jene Einzelheit nicht mehr er-
kennen. Besonders schwer wird es gewöhnlich, die Umrisse der Ab-
schnitte zu bestimmen. Versucht man dann unter Anwendung von
kaltem oder warmem Wasser zu präpariren, so ist nur zu häufig
die Blüthe verloren, ohne dass man zu dem gewünschten Ergebniss
gelangt ist. Jene Art der Analyse ist dagegen vollständig mühelos
und ermöglicht ohneweiters durch blosses Nebeneinanderlegen der
Präparate einen eingehenderen Vergleich.
1. Iris Muthenica Gawl. Kar.
und deren Verwandte.
Im botanischen Garten werden Iris humilis M, B. und Iris
JRutheniea Gawl.-Ker gezogen. Die verwirrte Synonymik hat Janka
in der Oe. B. Z. 1868, pag. 383, aufzuklären versucht. In Ueber-
einstimmung mit den Ergebnissen seiner kritischen Untersuchung
stehen denn auch die Literaturangaben im Texte der Schedae ad
Flor. Austr.-Hung. zu Hs caespitosa Fall. Nr. 123 und zu Iris
humilis M. B. Nr. 1293. Ueber die /. humilis herrscht heute voll-
ständige Klarheit. Ich habe daher auch nichts weiter darüber zu
bemerken. Anders verhält es sich mit I Ruthenica, beziehungsweise
J. caespitosa. Darüber seien mir einige Worte gestattet. Zuerst tritt
der Name /. Ruthenica im Bot. Mag. 1123 (1794) auf. Autor ist
nach der Chiifre G., welche sowohl der lateinischen Diagnose, wie
dem englischen Text nachgesetzt ist, Gawler-Ker. Gewöhnlich
wird aber Alton als Autor angeführt und dazu Hort. Kew. 2. ed.
vol. 1. 117 (1810) citirt. Die betreffende Stelle im Hort. Kew. stammt
übrigens von Dryander, welcher demnach an Aiton's Statt zu
nennen wäre. Indessen beruft sich auch Dryander schon a. a. 0.
auf Gawler-Ker als den Autor der /. Ruthenica. Soviel über den
Ursprung des Namens I Ruthenica. Wichtiger ist die Frage, was
ist /, Ruthenica Gawl.-Ker. Bot. Mag. Nr. 1123 und ist sie iden-
tisch mit der in demselben Werke unter Nr. 1393 abgebildeten
Art und noch mehr mit /. caespitosa Fall, von der sie Janka für
specifisch verschieden hält. Auf den ersten Blick scheint es, als ob
die Iris auf t. 1123 und jene auf t. 1393 zwei völlig verschiedene
Pflanzen seien, obwohl sie der Autor beide als I. Ruthenica bezeich-
net und von der zweiten nur sagt, es sei bloss ein üppigeres und
besser entwickeltes Exemplar. Er hätte aber noch hinzufügen sollen,
dass die Abbildung auf t. 1123 ausserdem missglückt sei und theil-
weise im Widerspruch zu dem beschreibenden Text steht. Dies gilt
vor allem in Bezug auf den Stengel. Auf der Tafel ist die Pflanze
fast stengellos dargestellt, im Texte heisst es : „stem extrafoliaceous,
375
about two inches high". Ferner sind die äusseren Perigonab-
schnitte im Bilde nur wenig breiter als die inneren, und fast linear,
während die Beschreibung sagt: „inner segments nearly three
times narrower (sc. than the outer)". Sieht man daher von diesen
Abweichungen ab, so beschränkt sich der Unterschied auf das Ver-
hältniss zwischen der Länge des Fruchtknotens und der Perigon-
röhre und die Länge des Blüthenstieles. Auf letzteren Punkt ist von
den verschiedenen Botanikern, die sich mit diesem Gegenstande be-
schäftigten, kein Gewicht gelegt worden und, wie ich glaube, mit
Kecht, da in der That an den Blüthen eines \md desselben Stockes
beträchtliche Schwankungen in dieser Hinsicht vorkommen. Das ver-
schiedene Längenverhältniss zwischen Fruchtknoten und Perigon-
röhre jedoch hat schon Grisebach veranlasst, die kurzröhrige Form
als /. caespitosa Pall. von der langröhrigen I. Ruthenica „Ait." zu
trennen. Ihm ist Janka gefolgt und seiner Auifassung entsprechen
auch die Angaben in den Schedae ad flor. Austr.-Hung. Nr. 665.
Dieser /. caespitosa Pall. entspricht aber auch die von Maximo-
wics aufgestellte Varietät ß. hrevltuha der /. Ruthenica (Mel. biol.
X. 704. 1880). Kehren wir nochmals zu den Abbildungen im Bo-
tanical Magazin zurück, so stellt t. 1123 wegen des „tube . . . about
the length of the germen" ebenfalls J. caespitosa und t. 1393 die
L Ruthenica der eben genannten Autoren dar. Dieses Längenver-
hältniss zwischen Fruchtknoten und Perigonröhre ist aber allem An-
scheine nach keineswegs ein so beständiges und bestimmtes. Auch
unter den mir aus Siebenbürgen vorliegenden Exemplaren aus Ham-
mersdorf, Klausenburg, Giresau und Torda kommen, wenn schon
das Verhältniss meist 1 : 1 ist, doch auch nicht wenige mit deutlich
längerer Perigonröhre und selbst solche vor, wo das Verhältniss fast
1:2 ist (7-5 und 8 gegen 13 und 14 Mm.). Uebrigens gibt auch
Fuss in seiner Fl. Transsilv. pag. 637 an: „perigonii tubus ovarium
. . . 2 — 3plo superans". Was dagegen das asiatische Kussland be-
trifft, so scheinen sich dort nach den Angaben von Maxim.owics
die Verbreitungsgebiete beider Formen zu decken. An klimatische
oder ähnliche äussere Einflüsse als entscheidende Umstände für das
Auftreten der einen oder anderen Form ist kaum zu denken, es hat
vielmehr die Annahme die meiste Wahrscheinlichkeit für sich, dass
man es hier mit zwei genetisch gleich werthigen Formen zu thun hat,
die durcheinander auftreten und von denen stellenweise wohl auch
die eine oder die andere überwiegt. Damit ist nicht ausgeschlossen,
dass nicht etwa eine von ihnen irgendwo, z. B. die kurzröhrige Form
in Siebenbürgen diesem von dem Hauptgebiete losgelösten Bezirke
die Oberhand und schliesslich die alleinige Herrschaft bekommen
sollte.
Aus dem Gesagten folgt bezüglich der Benennung noch, dass
der Art der Name /. Ruthenica Gawl.-Ker zukommt, da das Alter
des Pallasischen Namens caespitosa nicht ausforschbar ist und Link
ihn erst 1820 in den Jahrbüchern I. 3, pag. 71 hervorhob. Die kurz-
röhrige Form entspricht dann der 1. caespitosa Pall. und der var
31*
376
hrevituba Max., während die langröhrige als die augenscheinlicli häu-
figere für die typische Form angenommen werden mag.
Maximowics beschreibt a. a. 0. pag. 705 noch eine Varietät
y. nana der /. Rutlunica, welche der Beschreibung nach jedenfalls
weiter von den besprochenen Formen abweicht, als diese unterein-
ander. Sie ist wie die nahe verwandte /. uniflora Fall, und die etwas
ferner stehenden J. Grijsi Max. dem äussersten Osten eigen. Da das
Vorkommen der I. Rutlmiica in Siebenbürgen eine so merkwürdige
pflanzengeographische Erscheinung ist, so mögen nur einige Worte
darüber gestattet sein.
Innerhalb des weiteren Formenkreises, welchem I. Buthenka
angehört, lassen sich drei Gruppen unterscheiden, deren Glieder sich
untereinander näher stehen, als irgend welchen Formen einer der
anderen Gruppen:
1. Die Gruppe der Iris liuthenica mit I. IiuthenicaGa,wl.-
Ker (in beiden Formen) selbst, mit 7. nana Max., I. uniflora Fall,
und /. Grijsi Max. Das Gebiet der /. Buthenica umfasst die Ge-
sammtheit der südsibirischen Gebirgssysteme, greift im Südwesten
bis auf die Berge am Ili und auf den Thian-Schan, im Südosten
auf die Anhöhen um Kaigang im nördlichen China über und erstreckt
sich nordwärts einerseits bis in die Niederungen von Omsk, anderer-
seits über das Stromgebiet der oberen Lena hinaus bis an den
Ochotskischen Meerbusen. Zu diesem gewaltigen Areale kommen nun
noch die wenigen Standorte im mittleren Siebenbürgen hinzu, un-
zweifelhaft Ueberbleibsel aus einer Zeit, wo noch das ganze mittlere
und östliche Europa unter der Herrschaft eines typischen Steppen-
klimas stand. Diesem üeberrest aus einer Periode des grössten Vor-
dringens der /. Buthenica nach Westen, steht das Auftreten einer
kleinen Zahl sehr nahe verwandter Arten, wie solche im Westen
ganz fehlen, an der östlichen Verbreitungsgrenze gegenüber. So
schlieft sich I. nana unmittelbar im äussersten Südosten, /. uniflora,
im Osten an, indem erstere die Gebirge um Kaigang und am Pei-ho-
flusse, diese das Gebiet vom Baikal-See Südost- und dann ostwärts
bis an die mandschurische Küste bewohnt. Eine dritte Art, /. Grijsi,
findet sich in ziemlicher Entfernung im Südosten in der Provinz
Fo-kien gegenüber der Insel Formosa, im Verbreitungsgebiete der
/. ensata, jener Art, zu welcher sie von der I. Buthenica zunächst
hinüberführt.
Wie eine Keihe anderer Ueberreste aus der nunmehr verdräng-
ten mitteleuropäischen Steppenflora, hat auch diese Jrw-Gruppe im
Westen nicht bloss an Boden, sondern auch an Kraft zur Entfaltung
neuer Arten verloren.
2. Iris humilis M. B.
Neben 7. Buthenica beherbergt das siebenbürgische Bergland
noch eine zweite merkwürdige Art von naher Verwandtschaft, die
7. humilis M. B. Während aber die Gruppe der 7. Buthenica vor-
377
züglich den Osten und Nordosten des gemässigten Theiles von Eur-
asien bewohnt, liegt das Verbreitungsgebiet der Gruppe der /. hu-
milis mehr nach Südwesten. Nur eine Art gehört dem mittleren
Asien an. 7. humilis ist auf Siebenbürgen und das südwestliche
ßussland beschränkt; der östlichste Standpunkt ist im nordwestlich-
sten Theile des Kaukasus. Die nächstverwandte Art I. Ludivigi
Max. (Mel. biol. X., pag. 693 f.) gedeiht mit I. Ruthenica ver-
mischt im Altai innerhalb eines, soviel bis jetzt bekannt, sehr be-
schränkten Bezirkes. Zwei andere unter sich ebenfalls sehr nahe
verwandte Arten bewohnen Theile des Mittelmeergebietes, u. zw.
/. nnguicularis Algier, /. Cretensis Griechenland, einen Theil der
jonisc'hen Inseln, Ehodos, Karlen und das syrische Küstenland, so
dass sich die ersteren zwei einerseits und die letzten zwei anderer-
seits wie Parallelreihen gegenüberstehen. Keine von ihnen besitzt
weite Verbreitung und ihre Bezirke sind vollständig von einander
getrennt. Das Gebiet der Gruppe ist in isolirte Bezirke aufgelöst
und innerhalb derselben hat jede Weiterentwicklung zu neuen Arten
aufgehört.
3. Iris tenuifolia Fall. Wie die erste Gruppe besitzt auch
die der eben genannten Art gegenwärtig noch eine grosse Ausdeh-
nung und gehört mehr dem Osten an. Wie jene ist auch sie an der
Ostgrenze reicher gegliedert und besitzt auf europäischem Boden
einen Ausseuposten, der allerdings einen ganz natürlichen Anschlnss
findet. Die grösste Verbreitung hat I. tenuifolia selbst. Sie erstreckt
sich von Turkestan über die südliche Songarei und Mongolei bis zur
chinesischen Provinz Kansu und den Damischen Alpen, wozu dann
noch ein Bezirk in den kaspischen Steppen an der unteren Wolga
und am Ural kommt. In den iranischen Steppen wird sie durch
/. Songarica Schrenk vertreten, mit welcher sie in Turkestan und
der südlichen Songarei zusammentrifft. Nahe verwandte Arten der
/. tenuifolia sind im Osten I. Bungei Max. (Mel. Biol. X., pag. 695)
imd I. ventricosa Pall. Jene bewohnt einen kleinen District in der
südlichen Mongolei, wo sie neben der 1. tenuifolia auftritt; diese
verbreitet sich über ein weiteres Gebiet in mehr nordöstlicher Rich-
tung: von der chinesisch-mongolischen Grenze bis an die Daurischen
Alpen und den Argun und ürulungui.
(FortsetzuBg folgt.)
Cit'siiun Pt'zybyfskH (nov. hybr.).
(C. oleraceum Scop. X C. pauciflorum Spr.)
Von Dr. M. Ritt. v. Eichenfeld.
0. caule toto folioso superne arachnoideo, pedunculis hrevihus
araohnoideis ; foliis amplexicauUhus subtus arachnoideis ovatis ohlon-
378
gis, infernis petiolatis, superis sessilibus, pinnatifidis vel pinnatisectis,
pinnis ovatis horizontalibus vel antrorsum versis, eapituUs 5 — 6
congestis, cylindratis, hracteatis; anthodii sguamis paulum purpu-
rascentibus, lineari-lanceolatis, in spinulam, brevem attenuatis, apice
patentibus; coroUae ex ochroleuco purpurascentia Ivmbo quam,
tubo longiore.
Crescit in prato humido vallicidae cujusdam subalpinae mon-
tium Seethaleralpen prope Judenburg in Stiria, solo schistoso et cal-
careo mixlo, rarissime inter parentes. Nomen inditum in honorem
domini B. Przybylski^ diligentissimi scrutatoris florae Stiriacae,
qui plantam die XX. Julii 1885 invenit.
Diese ungefähr einen Meter hohe Pflanze ist sofort als Bastard
von Cirsium paucißorum und G. oleraceum kenntlich. Von ersterer
Pflanze hat sie den Blüthenstand und die spinnwebige Behaarung
der Blätter und des oberen Theiles des Stengels, welche Behaarung,
ebenso wie bei C. pauciflorum nach oben zu intensiver wird; von
letzterer die Blätter, deren Fiedern ganz denen des C. oleraceum
gleichen. Die Blüthenfarbe hält die Mitte zwischen der der Staram-
eltern. Dasselbe gilt von der Farbe der Anthodialschuppen, welche
grün und röthlich überlaufen sind.
Wien, 6. October 1887.
-je*—
Ein weiterer Beitrag zur Flora von Banjaluka, sowie
einiger Punkte im mittleren Bosnien.
Von Paul Conrath,
Assistent an der deutschen Technik zu Prag.
Im Jahre 1882 veröffentlichte F. Hofmann in dieser Zeit-
schrift ein reichhaltiges Verzeichniss von Pflanzen, welche er in der
Umgebung von Banjaluka gesammelt hatte. Ich habe mich im Hoch-
sommer vorigen Jahres mehrere Wochen in jenem Orte aufgehalten
und hatte Gelegenheit durch zahlreiche Excursionen die Ueberreste
der Flora kennen zu lernen.
Da ich dabei mehreres, theils für die dortige Gegend, theils
für ganz Bosnien Neue auffand, und da Hof mann nur eine Auf-
zählung der Namen von Pflanzen mit Ortsnamen ohne die Art
und Weise des Vorkommens derselben gibt, was ja doch den Bo-
taniker gewiss auch interessirt, so halte ich mich zur Veröffentli-
chung des Nachfolgenden für berechtigt. Ich werde mich jedoch dar-
auf beschränken, ausser den neuen Standorten, nur bei den inter-
essanteren Pflanzen die Art und Weise des Vorkommens zu erwähnen,
und gedenke am Schlüsse der Aufzählung einen Blick auf die Ge-
sammtheit, d. h. auf die Pflanzenvergesellschaftungen der Umgebung
Banjalukas zu werfen. Einige auf meiner späteren Reise von Ban-
379
jaluka nach Sarajevo gesammelten Pflanzen will ich in die Aufzäh-
lung einschalten.
Ich halte es für gut, derselben eine kurze Schilderung der
Lage Banjalukas mit besonderer Berücksichtigung des zu Tage tre-
tenden geognostischen Substrates, das ja den Träger der Pflanzen-
welt bildet, vorauszuschicken.
Banjaluka liegt in einer kesselartigen Erweiterung des roman-
tischen Thaies, das sich der smaragdgrüne Yrbas durch die meso-
zoischen Sedimente des nördlichen Bosniens, die etwa eine Stunde
südlich der Stadt, bei Gorni Seher eine Nordostgrenze erreichen,
gefressen hat. Gezwungen durch einen niedrigen Serpentinzug, der
von Südosten kommt und etwa 2 Stunden nördlich von Banjaluka
das Vrbasthal verquert, verengt sich dasselbe auf eine kurze Strecke
und bildet dann abermals eine kesselartige Erweiterung, die sich bei
Klasnice wieder schliesst. Von hier aus nimmt das Vrbasthal con-
stant bis an die nördliche Landesgrenze, also in der Richtung gegen
Gradiska an Breite zu.
Die schon erwähnten mesozoischen Sedimente im Süden von
Banjaluka bilden einen von Gorni Seher in östlicher Eichtung zie-
henden bewaldeten Gebirgszug, der mehrere deutliche Kuppen er-
kennen lässt, und den ich im Nachfolgenden als die „Ponirkette"
(nach dem höchsten Punkte, dem Ponir vrh 421 M.) bezeichnen
will; sie geht bis an das Thal der Vrbanja, die sich bei Banjaluka
mit dem Vrbas vereint, und begrenzt den ganzen südöstlichen und
östlichen Horizont. Das Material, aus welchem diese Gebirgspartie
zusammengesetzt erscheint, ist ein dichter, grauer, anscheinend pe-
trefaktenfreier Kalkstein, den wir als cretaceische Bildung aufzu-
fassen haben. Ganz dasselbe Gestein setzt sich westlich von Gorni
Seher, also am linken Ufer des Vrbas fort und staut sich hier zu
einem höheren Gebirgsstock mit Karstcharakter, welcher die Aus-
sicht nach südwestlicher Richtung verwehrt.
Unterteuft wird dieser graue Kreidekalk von einem meist dun-
kelrothen Plattenkalk, der zwar eine sehr untergeordnete Rolle spielt,
den ich aber der Vollständigkeit wegen anführen wollte. Er tritt
öfters an der Strasse von Gorni Seher nach Sitnica zu Tage und
dürfte nach Mojsisovics *) ein Aequivalent des oberjurassischen
Aptychenkalkes der Alpen sein. Wenden wir unsere Blicke nun nach
Westen und Nordwesten, so liegt ein grossentheils bebuschtes, aus-
gedehntes Hügelland vor uns, das wir als den Grund eines grösseren
Meeresbeckens mit variablem Niveau aus der späteren mesozoischen
und darauifolgenden känozoischen Zeit aufzufassen haben, und wel-
ches dereinst den grössten Theil des nördlichen und nordöstlichen
Bosniens bedeckte.
Die Ablagerungen, welche hier zu Stande kommen, sind theils
plattig sich absondernde, hell klingende Kalke, theils kalkhaltige
Lehme, die jaspisähnliche Rollstücke führen. Das lehmartige Sedi-
') GruadliDien der Geologie von Bosnien und Herzegowina. Wien 1880.
380
ment betrachte ich mit PaiiP) als diluvialen sogenannten „Berg-
lehm". Die hellen leichten Kalke dürften nach den zahlreichen Con-
gerienabdrücken, welche sie enthalten, aus dem oberen, vielleicht
auch noch aus dem mittleren Tertiär sein. Nummulitenkalke konnte
ich nicht ermitteln.
Im Norden, Nordosten und Osten jenseits der Vrbanja stiess
ich mehrmals auf Serpentine und ähnliche Gesteine (Gabbro), welche
z. B. bei Vrbanja von dünnen, weissen, bisweilen röthlichen oder
grünlichen Dolomitlagen durchsetzt sind, die jedenfalls secundäre
Kluftausfüllungen sind. Umlagert sind diese Gesteine meist wieder
von dem kalkigen Lehm, der auch am linken Ufer der Vrbanja der
Ponirkette vielfach vorgelagert ist. Sie bilden, wie schon früher
erwähnt wurde, eine von Südost nach Nordwest ziehende Kette, die
auf der geologischen Uebersichtskarte von Bosnien von Mojsiso-
wics, Tietze und Bittner deutlich hervortritt, die aber viel näher
an die Vrbanja beim Orte gleichen Namens herantritt, als es auf
dieser Karte der Fall ist. Der Zug markirt sich im Terrain durch
einen mit recht hübschem Laubwalde besetzten Kücken (Trapisten-
wald), hinter dem malerisch schön gelegenen Trapistenkloster bei
Banjaluka. Nach Paul 1. c. werden diese serpentinähnlichen Gesteine
als Gebilde aus der mittleren oder oberen Procaenzeit aufzufassen
sein. Von eigentlichen Flyschgesteinen der Kreide fand ich nur harte
graue, schiefrige Kalkmergel im Surtojlia-Thal anstehen. Die oberste
Schichte des ausgedehnten Exercierplatzes bei Banjaluka und viel-
leicht auch des Untergrundes der Stadt selbst besteht aus Vrbas-
schotter verschiedener Abkunft, der den tertiären Kalken aufgelagert
ist, wie die Kohlenausbisse am Ufer des Vrbas nächst der Kaserne,
sowie die „ Kalkriffe " im Flusse selbst, welche von Neritina stra-
gulata Mühlf. und Melanella Holandri Fer. sp. var. legitima und
var. laevigata Essm. bewohnt sind. (Auf Steinen im Surtojlia Bache
lebt Melanopsis Esperi Fer.)
Dies dürfte zur Orientirung genügen und ich will nun zur Auf-
zählung der gesammelten Pflanzenarten übergehen. Dabei werde ich
mich nach dem „Catalog" von Asche rson etKanitz halten, um
die Uebersicht zu erleichtern; wenn ich mich auch nicht mit der
Nomenclatur daselbst befreunden kann.
Aspidium lohatum Sw. ß. angulare Metten var. hastulata Kze. {Asp.
hastulatum Ten.) Berg Hum bei Jaice; Kalk c. 1000 M. Nach
Luerssen in Rabenhorsts Kryptogamenflora pag. 349 eine süd-
liche (Südeuropa) und westliche (England, Irland) Form.
Asplenium adiantum nigrum L. subspec. nigrum Heufl. var. lanci-
folium Heufl. Verbreitet auf Kalkfelsen der Ponirkette.
— subspec. Serpentini Heufl. var. genuina Milde {Aspl. Serpentini
Tsch.) Serpentinfelsen bei Vrbanja n. B. ^)
') Beiträge zur Geologie des nördlichen Bosniens. Jahrbuch der k. k. geo-
log. Eeichsanst. 1879.
^) B. bedeutet immer Banjaluka.
381
Phegopteris Rohertianum A. Br. Kalkfelsen im Siiitojlia-Thale bei
Gorni Seher.
Ct/stopteris fragilis Beruh, var. antriscifoUa Koch. Desgleichen.
Eqidsetum telmateja Ehrh. Verbreitet in der unteren Kegion der
Ponirkette.
Pinus nigra Arnold (P. nigricans Host.), ein Baum zwischen Fel-
dern bei Vrbanja.
Pinus — ? Auf Kalkfelsen am Berge Hum bei Jaice; das gesam-
melte Material ging mir leider verloren.
Abies alba Mill. Wälder bei Sitnica (zwischen Banjaluka und Jaice).
Sorghum Halepense Pers. Grasige Hänge westlich von Banjaluka und
in Grasgärten daselbst.
Alopecurus utriculatus Prs. Wiesen bei Zalusani nördlich v. B.
Leersia oryzoides Sw. Feuchte Wiesenplätze im Kakovac-Thal
bei B.; aus den angrenzenden Ländern bereits bekannt und süd-
lich nach Boissier fl. or. bis Nordafrika gehend.
Cynodon dactylon Prs. Ufer des Vrbas bei der Kaserne in B.
Piptatherum paradoxum Beauv, Kalkfelsen bei Gorni Seher.
Lasiagrostis Calamagrostis Luk. Lehnen bei Janjice an der Bosna-
Bahn.
Sesleria elongaia Hst,; Kalkfelsen am rechten Ufer des Vrbas bei
Gorni §eber; Berg Hum bei Jaice; Kalk c. 1000 M.
Melica uniHora Ketz. Wälder am Ponir bei B.
— nebrodensis Guss. Kalkfelsen bei Gorni Seher.
Evagrostis pilosa Beauv. An und auf Wegen im Lager bei B.
Molinia coeridea Mnch. Serpentinfelsen bei Vrbanja in Kinnsalen.
Festuca montana Stbg. und Hoppe (M. B.) Bergwälder der
Plane in der Ponirkette; diese östliche Art erreicht hier eine
• Südgrenze.
— gigantea Vill. Wälder der Ponirkette; geht noch südlicher bis
in das Narenta-Thal. (Siehe Beck, Flora von Südbosnien etc.
pag. 45.)
Brachypodium silvaticum Beauv. Wie vorige; erreicht hier eine
Südgrenze der Verbreitung.
Bromus moUis L., leiostachys Pers. {glabratus Doli.) Ufer des Vrbas.
— arvensis L. Mit ungescheckten Aehrchen; ebenda
Cyperus fiavescens L. var. gracilis m. Stengel und Blätter aufrecht,
letztere höchstens 0*5 Mm. breit, Hüllblätter alle mehr oder
weniger aufrecht, das unterste einer Fortsetzung des Halmes
ähnlich. Nähert sich habituell dem C. pannonicus Jcq., von wel-
chem er durch flachere Aehrchen mit blassgelben Spelzen, durch
halb so grosse, beiderseits gewölbte Früchtchen verschieden ist.
(Bei C. pannonicus sind die Früchtchen planconvex bis concav-
convex.) Trockene Wiesen bei Ivanjska an der Militärbahn.
— • fmciis L, var. rivularis m. Stengel und Blätter aufrecht, bis
3 Dem. hoch, Aehrchen in zusammengesetzter Spirre, die Spirren-
äste sehr ungleich, die längsten mehrmals (bis 5mal) länger als
die Aehrchen; Spelzen mit grünem Mittelkiel, zu beiden Seiten
382
desselben weiss durchscheinend, an den Bändern dunkelroth. —
So an einem Kinnsal an der Südwestlisiere von B. mit der var.
virescens Hffm. Diese Form entfernt sich habituell sehr von dem
0. fuscus L. der feuchten sandigen Teichränder und Flussufer
und nähert sich dem C. calidus Kern, und C. glaher L. Von
ersterem ist er verschieden durch schmälere (höchstens 3 Mm.
breite) und kürzere (höchstens die Spirre erreichende) Blätter.
Von C. glaher L. ebenfalls durch schmälere Blätter, sowie durch
doppelt kleinere Aehrchen mit ungefurchten Spelzen.
Cyperus longus L. Feuchte Wiesen bei Zaluzani unweit B.; aus
sämmtlichen Nachbarländern bereits bekannt^
Veratrum nigrum L. Surtojlia-Thal bei Gorni Seher auf Kalkfelsen;
Berg Hum bei Jaice sehr häufig; Kalk c. 1000 M.
Allium carinatum L. Grasige Lehnen an der Westlisiere v. B.
— pulchellum Don. Lehnen am rechten Flussufer bei Vrbanja;
auf Felsen im Surtojlia-Thal bei Gorni Seher. Aus den angren-
zenden Ländern bereits bekannt. Durch die halbcylindrischen
Blätter und zwiebellose Dolde zu unterscheiden und doch wohl
Art. (Vergl. Kerner Veget. Verh. in Oest. bot. Z. XXVIII und
Freyn, Nachträge zur Flora von Süd-Istrien, V. z. b. G. 1881,
pag. 30.)
Ruscus Hypoglossum L. Im Walde auf dem Hum bei Jaice.
Himantoghssum hircimim L. Hügel bei Budjak nächst B. ; Werk VII
bei B.
Cephalanthera pallens Eich. Laubwälder um B.
Epipactis microphylla Sw. Laubwald bei Rakovac B.
Alnus incana DC. An der Strasse zwischen Travnik und Janjice.
Populus tremula L. Hügel westlich v. B.
Salix caprea L. Wälder bei Sitnica.
Quercus cerris L. Wälder und Gebüsche bei Ivanjska an der Mili-
tärbahn.
— sessilißora Sm. D essgleichen.
Carpinus duinensis Scop. Auf Felsen, Hügeln und Bergen um B.
häufig; steigt ziemlich hoch an der Strasse nach Kadina voda.
Juglans regia L. Am Berge Plane bei B. im dichten Walde.
Parietaria erecta M. K. Zwischen Geröll am Berge Plane.
Beta vulgaris Moq. y. orientalis Moq. in De Candolle Prodr. XIII.,
pag. 56. {Beta vulgaris Ya,r. foliosa in Ascherson Fl. aegypt.;
B. Orientalis BjOth., Beta foliosa Ehrenb., B. Benghalensis Uoiih.
nach Moq. 1. c.) Am Castellberge in Jaice in grosser Anzahl
auf KalkgeröUe anscheinend wild.
Alle Blüthen, die ich untersuchte, hatten drei Narben!
Thesium intermedium Schrad. Grasige Hügel an der Westlisiere
von B.; sonnige Lehnen im Eakovac-Thal ; erreicht um B. eine
Südgrenze der Verbreitung.
Dipsacus pilosus L. Am Bache bei Ivanjska an der Militärbahn.
Scabiosa incanescens Freyn. in litt. ad. Brandis. Auf sonnigen
bebuschten Hügeln westlich von B. häufig mit einer Form, welche
383
die mittleren Stengelblätter tief und schmal zerschnitten hat
(var. tenuisecta m.) Die Art steht nach fremidlicher Mittheilung
H. Freyn's der Sc. dalmatica Hut. et Kerner in sched. am
nächsten.
Trichera ciliata Nym. {Knautia ciliata Coult in De Candolle
Prodrom, pag. 651, Koch. Syn. Ed. I p. 344, Knautia ciliata
Spreng, in Boiss.^Fl. or. vol. III pag. 127.) Grasige Lehnen am
linken Ufer der Crkvina bei Banjaluka.
Von Tr. arvensis Schrad. durch die steifere, rauhere imd
längere Behaarung, die steugelumfassenden, breiteren Blätter und
die kleineren Blüthenköpfe verschieden. Meine Exemplare zeigen
im unteren Theile des Stengels rückwärts gerichtete Behaarung,
die ich jedoch auch an böhmischen Exemplaren der Tr. at-vensis
Schrad. finde (Boiss. 1. c), dagegen sind sie überall drüsenlos
(nicht pedunculis subglanduloso pilosis Koch 1. c). Die mittleren
Stengelblätter sind am Grunde mehr oder weniger tief aber im-
mer deutlich eingeschnitten, die obersten lanzett und ganz, alle
angedrückt steifhaarig. Die Farbe der Blüthen ist rothviolett (sor-
dide albi in DC. 1. c. albidis et carneis in Boiss. 1. c). Trotz
dieser abweichenden Bliithenfarbe, die ja auch bei Tr. arvensis
Schrad. sehr variirt, glaube ich diese Pflanze, wegen der übrigen
angeführten Merkmale zu Tr. ciliata Nym. stellen zu sollen.
Boi ssier 1. c. erwähnt nichts von den stengelumfassenden
Blättern.
— hosniaca n. sp. Stengel aufrecht bis 1 M. hoch, kahl, nur
unter den Blüthenköpfen eine kurze Strecke abstehend steifhaarig,
Blätter alle kahl, untere und mittlere Stengelblätter läng-
lich bis länglich elliptisch, lang zugespitzt, im obern Drit-
tel am breitesten, gegen die Basis allmälig und lang
verschmälert, mit stengelumfassendem Grunde sitzend,
die mittleren in den Achseln mit 2 lanzettlichen, Vs so langen
Blättchen, in den oberen Zweidritttheilen, mehr oder weniger
ungleich entfernt grob gezähnt, im unteren Drittel
ganzrandig, obere Blätter länglich lanzett, ganzrandig, die an
den seitenständigen Blüthenstielen klein, eiförmig, länglich; Blü-
thenstiele sehr lang (bis 20 Cm.), die seitlichen kürzer; Hüllblätter
eiförmig, zugespitzt, kahl, kürzer als die Blüthen, die innern
schmäler; Blüthen violett, Randblüthen strahlend, äusserer Kelch
dicht rauhhaarig, am Rande undeutlich gezähnt, innerer doppelt
kleiner, ebenso behaart, mit 8 etwa 3 Mm. laugen Borsten.
Wiesen und Gebüsche zwischen dem Bahnhofe bei B. und
dem Vrbas, gegen das Trapistenkloster zu.
Von Tr. longifolia Nym. und Tr. Fleischmanni Nym.
durch die Form und Serratur der Blätter, die Drüsenlosigkeit
von Tr. neglecta (Meurer) durch die Kahlheit und Drüsenlosigkeit,
etc. von Tr. arvensis Schrad. durch die Kahlheit, Form und
Serratur der Blätter, "Wuchs etc. von Tr. bohemica (Schmidt)
384
durch die nicht zerschnittenen Blätter, die im oberen Drittel
am breitesten sind etc. verschieden.
Succisa australia Kb. Feuchte Wiesen bei Ivanjska an der Militär-
bahn.
(Fortsetzung folgt.)
Rosa Hedevigae n. spec.
Von Br. Biooki.
Diagnose: Strauch mittelgross bis gross, aufrecht, von inten-
siv grüner Farbe, mit ausgebreiteten Aesten und aufrechten, ziem-
lich dicht bestachelten Stämmen. Stacheln derb, bis 1'5 Cm. lang,
von länglicher Basis allmälig sichelförmig gekrümmt. Blatt-
stiel dicht behaart, drüsig und bestachelt. Blättchen zu 7, bis 4"5 Cm.
lang, Endblättchen von schwach herzförmiger Basis breitelliptisch,
zugespitzt, Seifenblättchen verhältnissmässig schmäler als das End-
blättchen, elliptisch, kurz zugespitzt; alle doppelt gezähnt-gesägt.
oberseits dunkelgrün, glänzend, unterseits blassgrün mit vor-
ragenden Hauptnerven, beiderseits mit sehr kurzen sammtartigen
Haaren dicht besetzt, unterseits ausserdem auf der ganzen Fläche
dicht drüsig bekleidet. Sägezähne eiförmig, zugespitzt, ab-
stehend, mit winzigen Drüsen an den Rändern. Nebenblättchen
schmal, linealkeilig, flach. Oehrchen schmaldreieckig, spitz, abstehend,
unterseits behaart, kleindrüsig gerändert, die der blütheuständigen
Blätter ebenso wie die Deckblätter breiter, länglich. Blüthenstiel
länger als die Deckblättchen, meist zu 3 — 5, selten einzeln, schwach
drüsig borstig, stets gerade. Kelchzipfel eiförmig, mit langem,
schmalem Endanhängsel, 1-5 Cm. lang; die drei äusseren fieder-
spaltig, mit kurzen und kaum 0'5 Mm. breiten, drüsig gewim-
perten Fiedern, alle am Eücken dichtdrüsig, nach dem Verblühen
rückwärts abstehend, vor der Fruchtreife vertrocknend und ab-
fallend. Blumenblätter ganzrandig, ziemlich klein, blassrosa.
Griifel in kurzen mit spärlichen Haaren bekleideten Köpfchen,
auf ziemlich breitem, fast flachem Discus sitzend. Scheinfiucht
schwach drüsig bekleidet, 1-5 Cm. lang, 1 Cm. dick, eiförmig,
über der Mitte sehr deutlich halsig verschmälert, scharlach-
roth, auf 1-5—2 Cm. langen Stielen.
Standort: In lichten Gebüschen an steilen Uferabhängen des
Dniester und Seret in Südostgaliziea. Von mir bisher nur in Sin-
köw (am Dniester) und in Myszköw (am Seret) beobachtet; am erst-
genannten Standorte in ziemlich vielen Exemplaren.
Bemerkungen: Von allen bisher bekannt gewordenen Arten
der Gruppe „Tomentosae" unterscheidet sich Bosa Hedevigae mihi
sehr erheblich besonders durch oberseits glänzende Blätter, wel-
ches Merkmal jedoch an getrockneten Exemplaren verloren geht.
Probabin (Südostgalizien), am 10. September 1887.
Beitrag zur Flora des nördlichen Mährens und des
Hochgesenkes.
Von Dr. Ed. Pormänek,
k. k. Professor am böhmischen Gymnasium in Brunn.
(Foitsetzung.)
Valeriana oficinalis L. Wiesenberg und herab bis Mähr. Schönberg
(Oborny) Kabenseifen, Zöptau, Buchelsdorf, Aspendorf, Pföhl-
wies, Goldeufluss, Kl.-Mohrau, Wermsdorf, Kiesgraben, Römer-
stadt, Irmsdorf, Guodersdorf, Bautsch.
— samhucifolia Mikan. Saugraben, Bärmuttergraben, Kriech, Werms-
dorf.
Valerianclla dentata Poll. Gr.-Ullersdorf, Wiesenberg etc. (Oborny)
D. Liebau, Petersdorf, Rabenseifen, Zöptau, Buchelsdorf, Neu-
dorf, Blauda, Nikles, Grumberg, Kl.-Mohrau, Krondörfl, Wahl-
bergsdorf, Römerstadt, Bautsch, Wigstadtl.
Sherardia arvensis L. Gemein und noch bei Gr.-Ullersdorf, Römer-
stadt und Gr.-Stoll.
Asperula odorata L- Häufig bei Mähr.-Schönberg, Goldenstein etc.
(Oborny), Petersdorf, Rabeuseifeu, Zöptau, Gr.-Ullersdorf, Neu-
dorf, Beckengrund, Pföhlwies, Nikles, Altvaterwald, Kl.-Mohrau,
Rother Berg, Kriech, Berggeist, Römerstadt, Bautsch, Wigstadtl,
Odrau, Pohor.
Oalium silvaticum L. Verbreitet im b. G.
— pahistre L. Petersdorf, Rabenseifen, Zöptau, D. Märzdorf, Wüst-
Seibersdorf, Blauda, Nikles, Altvaterwald, Grumberg, Kl.-Mohrau,
Blaschke.
— cruciata Scop. Blauda, Bautsch, Wigstadtl, Odrau.
— vernum Scop. Busch- und Milbeswald bei Gundersdorf, Bautsch,
Wigstadtl, Kl.-Hermsdorf, gemein bei Odrau, Lautsch, Neudörfl,
Werdenberg, Pohor.
— rotundifolium L. Gr.-Ullersdorf, Waltersdorf, (Oborny), Traus-
nitz bei Petersdorf, Blauda, Nikles, Altvaterwald, häufig bei
Guudersdorf, Bautsch, Wigstadtl, Lautsch, Werdenberg, Pohor,
häufig bei Odrau.
Lonicera xylosteum'L. Wiesenberg (Oborny), Petersdorf, Rudelsdorf,
Zöptau, Marschendorf, Neudorf, D. Märzdorf, Ludwigsthal, Rei-
gersdorf, Pfölilwies, Nikles, Kl.-Mohrau, Krondörfl, Blaschke,
Römerstadt, Irmsdorf, Gundersdoif, Bautsch, Odrau.
386
Lonicera nigraL. Bradlsteine bei D. Liebau, Gr.-Ullersdorf, Marschen-
dorf, Buchelsdorf, Beckengrund, Neudorf, Brünnel und Brandwald
bei D. Märzdorf, Hinterbusch bei Wüst-Seibersdorf, Goldenfluss,
Kl.-Mohrau, Krondörfl, Blaschke, Wermsdorf, Kiesgraben, Kriech,
Janowitz, Römerstadt, Irmsdorf, Gundersdorf, Viehwald u. a. 0.
bei Bautsch.
Sambucus racemosa L. Kirchberg bei Neudorf, Stollenhau, Goldenfluss,
Kl.-Mohrau, Viehwald bei Bautsch, Odrau.
— ebulus L, In höheren Lagen selbst bei Wüst-Seibersdorf, im
Gesenke (Oborny), Bradlsteine bei D, Liebau, Gr.-Üllersdorf,
Stollenhau, Aspendorf, Geppersdorf, Perschi u. a. 0. bei Römer-
stadt, häufig bei Gundersdorf und Bautsch, Wigstadtl, Lautsch,
Neudörfl, Werdenberg, häufig bei Odrau.
Viburnum opvlus L. Bradlsteine bei D. Liebau, Stollenhau.
Ligustrum vulgare L. D, Liebau, Anlagen in Gr.-Ullersdorf.
Vinca minor L. Häufig in einem Bauernwalde bei Neudorf nächst
Gr.-Üllersdorf, Gundersdorf.
Menyanthes trifoliata L. Blauda, Janowitz und auf Wiesen beim
Grundwalde bei Römerstadt.
Gentiana germanica Willd. Schlossberg und Grundwald bei Römer-
stadt, zu dieser Form gehören auch die in d. Z. 1884 p. 204
sub Gentiana amarella L. a. genuina angeführten Standorte und
soll auf dieser Seite statt „a. qenuina'-'' stehen „b. germanica
Willd. sp." Celak. Prodr. Fl. B. p. 293.
Erythraea centaurium Pers. D. Liebau, Petersdorf, Rabenseifen,
Marschendorf, G.-UUersdorf, Neudorf, Ludwigsthal, Reigersdoif,
Blauda, Bautsch, Wigstadtl, gemein bei Odrau.
Myosotis intermedia Link. D. Liebau, Gr.-Ullersdorf, Bautsch, Wig-
stadtl, Odrau.
— palustris Roth. f. albiflora Bautsch, Wigstadtl.
Palmonaria obscura Du Mort. Gr.-Üllersdorf, Beckengrund, Reigersdorf,
Kl.-Mohrau, Römerstadt.
Lycopsis arvensis L. D. Liebau, Liebesdorf, bei der Tess u. a. 0.,
bei Gr.-Üllersdorf.
Symphytum officinale L. var. albiflora m., bei der Tess in Gr.-Üllers-
dorf, Marschendorf, Philippsthal, Neudorf, Kl.-Mohrau, Blaschke.
— tuberosum L. Viehwald bei Bautsch, Wigstadtl, Odrau.
Polemonium coeruleum L. Verwildert in und aus Gärten bei Gr.-
Üllersdorf und Buchelsdorf, am letzteren Standorte selbst auf
Wiesen unter dem Ohrenberge.
Convolvulus sepium L. Lautsch, Odrau, Mankendorf.
Cuscuta epilinum Weihe D. Märzdorf.
— major DC. Auf Rubus caesius bei Odrau.
— epythymum Murr. Auf Lotus corniculatus bei Bautsch, auf
Scabiosa bei Wigstadtl und auf JRanunculus acris L. bei Odrau.
387
Solanum nüfrum L. Var. humile Beruh. Odrau.
— dulcamara L. Gr.-Ullersdorf, Wiesenberg etc. (Rieger). D.
Liebau, Petersdorf, ßabenseifen, Zöptau, Wigstadtl, Lautsch,
Odrau.
Lycium harharum L. Wigstadtl, Lautsch, Odrau, Mankendorf, Schönau.
Atropa belladona L. Bradlsteine bei D. Liebau, Petersdorf, Bautsch,
Wigstadtl, Kl.-Hermsdorf, Lautsch, Hirnich bei Neudörfl, Wer-
denberg (Heide etc.) massenhaft auf Holzschlägen im Pohorer
Walde und im Scheuergrunde bei Odrau.
Verhascum phlomoides L. ampl. a. genuinum Celak. Prodr. p. 313.
I). Liebau, Bautsch, Lautsch, Neudörfl, Odrau. b. thapsiforme
1. c. Bautsch, Odrau.
— thapsus L. Gr.-Ullersdorf, etc. (Oborny), D. Liebau, Trausnitz,
bei Petersdorf, ßabenseifen, Zöptau, Wiesenberg, Buchelsdoif
(hier in der f. semidecurrens Celak.), Reigersdorf, Janowitz,
Römerstadt, Gundersdorf, Bautsch.
— lyt'hnitis L. Lautsch, Odrau.
— 7iigrum L. Petersdorf, Rabenseifen, Zöptau, Gr.-Ullersdorf, D.
Märzdorf, Wlist-Seibersdorf, Geppersdorf, Nikles, Grumberg, Kl.-
Mohrau, Woitzdorf, Odrau.
Scrophidaria nodosa L. Am Berggeiste!
— Scopolii Hoppe. Dämmbaude.
Linaria vulgaris Mill. Gemein, in höhereu Lagen bei Janowitz und
zahlreich an Mauertrümmern nächst des Hirschbrunnens.
Digitalis ambigua Murr. Wiukelsdorf (Oborny)! bei der Tess in
Gr.-Ullersdorf, Philippsthal, bei den Köhlerhütten u. a. 0. bei
Wermsdorf, Kleppel, Rother Berg, Schlössel, Kriech, Kiesgraben,
Hofberg, Berggeist.
Veronica officinalis L. Gemein, in höheren Lagen am Ohrenberge
bei Buchelsdorf, Kriech, Berggeist.
— chamaedrys L. Gemein, auf einer Wiese bei der Tess bei Gr.-
Ullersdorf fand ich ein Exemplar, welches zwischen den zwei
hervortretenden Haarreihen, ebenfalls behaart war, so dass es
den Eindruck einer ringsum, aber ungleichmässig behaarten
Pflanze machte, diese schöne Varietät bezeichne ich, falls sie
sich bewähren sollte, als die poli/tricha mihi.
— longifolia L. Im Schlossparke bei Gr.-Ullersdorf, wahrscheinlich
nur verwildert.
— arvensis L. Gemein, in höheren Lagen um Wiesenberg (Oborny),
Gr.-Ullersdorf, Bucheisdorf, Marschendorf, Wermsdorf, Nikles,
B. Märzdorf, Janowitz, Römerstadt.
— serpyllifolia L. Trausnitz, Gr.-Ullersdorf, Bärenkamm,
— verna L. D. Liebau.
— Tournefortii Gmel. (1805) Gr.-Ullersdorf (Oborny), D. Liebau,
Trausnitz bei Petersdorf, Zöptau, Marschendorf, Reigersdorf,
Pföhlwies, Blauda, B. Märzdorf, Nikles, Römerstadfc, Bauisch,
Wigstadtl, Werdenberg, Odrau.
— agrestis L. Wigstadtl.
388
Pedicularis palustris L. Eömerstadt, Gr.-Stoll.
— sihatica L. Kl.-Molirau, Krondörfl, Woitzdorf, Wigstadtl, K.un-
zendorf.
Wiinanthus serotinus Schönheit. Trausnitz bei Petersdorf, Wermsdorf,
Kiesgraben, Römerstadt.
— hirsutus All. Gr.-Ullersdorf, Zöptau, Wigstadtl, Odrau.
— alpinus Baumg. Horizontaler Weg von der Schäferei zum Franz.
Jagdhaus, Gr. -Hirschkamm, Schieferheide, Backofensteine.
Euphrasia picta Host. Bärenkamm, Schlössel, Saugraben, Backofen-
steine, Hofberg.
— striata Host. Verbreitet selbst noch am Trausnitz bei Raben-
seifen, bei Buchelsdorf und Beckengrund.
Melampyruni nemorosum L. Noch bei Wüst-Seibersdorf und im
Grundwalde bei Römerstadt.
— pratense L. D. Liebau, Petersdorf, Gr.-Ullersdorf, Marschendorf,
Philippsthal, Kl.-Mohrau, Blaschke, Janowitz, Römerstadt, Wig-
stadtl, Odrau.
— silvaticum L. Hohe Heide, Verlorene Steine, Berggeist etc.
(Oborny) Keilig, Rother Berg, Peterstein, Saugraben, Bär-
muttergraben, Franz. Jagdhaus, Kriech, Köhlerhütten, bei Werms-
dorf, Gr.-Hirschkamm, Backofensteiue, Hofberg, Hochwald bei
Janowitz.
Lycopus europaeus L. In einer abweichenden Form bei Gr.-Ullers-
dorf (Oborny), D. Liebau, Beckengrund, Ludwigsthal, Bautsch,
Odrau etc.
Origanum vulgare L. Petersdorf, häufig bei Gr.-Ullersdorf, Zöptau
und Marschendorf, Beckengrund, Reigersdorf, Aspendorf, Pföhl-
wies, B. Märzdorf, Kleppel!
Thymus montanus W. K. Wiesenberg, Gr.-Ullersdorf etc. (Oborny)
Petersdorf, Rabenseifen, Zöptau, Buchelsdorf, Winkelsdorf, Bek-
kengrund. Wüst - Seibersdorf, Reigersdorf, Nikles, Grumberg,
Kl.-Mohrau, Römerstadt.
Ballota nigra L. Noch um Odrau und Wigstadtl.
Salvia verticillata L. D. Liebau, B. Märzdorf.
Nepeta cataria L. Verwildert auf der hohen Warte bei Zöptau,
Aspendorf, im Aufstiege zum Pohorer Wald u. a. 0. bei Odrau.
(xaleopsis ladanum L. Bautsch.
— tetrahit L. In höheren Lagen bei Buchelsdorf, Kl.-Mohrau,
Franz. Jagdhaus (weissblühend) Römerstadt.
— pubescens Boss. Gr.-Ullersdorf, Bautsch, Odrau.
— versicolor Gurt. Wald bei der Ruine Neuhaus nächst Nikles,
Spitzberg bei Wermsdorf, Scheuergrund u. a. 0, bei Odrau hier
auch die /. parvißora Knaf. Öelak. Prodr. p, 356.
Betonica officinalis L. D. Liebau, Grasplätze bei Blauda, Wigstadtl,
Lautsch, Werdenberg, Odrau.
(Fortsetzung folgt.)
389
Meine dritte Tirol-Fahrt/)
Von J. Freyn.
(Schlnss.)
Am 11. und 12. hatten ich und der Ofen viel zu thun; am 13.
waren fast alle Pflanzen trocken und wanderten nach Prag und ich
selbst wieder hinunter ins Vintschgau; die Eichtung war jetzt Bozen.
Um nächsten Tags von Eyrs weg die Post benutzen zu können,
wollte ich in Trafoi einen Einspänner miethen. Für den sollte ich
aber IV/o fl. bezahlen (für 15 Kilometer!) und das verscheuchte in
mir die Sucht nach Bequemlichkeit. Darum schnallte ich Stock,
Schirm und Plaid über meine Büchse und wanderte fürbass thalab-
wärts frisch und fröhlich wie ein Student. Unterwegs nahm ich rasch
noch einige interessante Pflanzen a,iif {Calamagrostis lanceolataB^oih.,
Calamintha nepetoides Jord., Digitalis lutea L. u. a) und traf sehr
zeitig schon in Eyrs ein.
Dort wussten sie am Telegraphenamt nicht, wo Grörz ist und
wunderten sich nicht wenig, dass das eine gar nicht so sehr ent-
fernte österreichische Provinzial-Hauptstadt ist. Im Uebrigen war es
„auf der Post" recht gut und behaglich, trotzdem sie das einzige
Einkehrhaus im Orte ist.
Es wäre ungerecht, wenn ich bei dieser Gelegenheit nicht dank-
bar des besonderen Entgegenkommens gedenken sollte, welches ich
in Tirol bei allen Postanstalten gefunden hatte, und Du wirst es
mir aufs Wort glauben, dass ich den jeweiligen kleinen Postämtern
mit meinem massenhaften Gepäck gewiss genug zu schaffen gege-
ben habe. Dasselbe wurde aber stets, oft sogar ausser der Amts-
stunde, angenommen und sofort befördert, worauf es mir natürlich
am meisten ankam: in Trafoi unterzog das Fräulein Post-Expeditorin
meine Packete sogar einer Probeabwage, weil ich in meinem Gast-
hause keine Wage vorfand, und mir doch daran lag, die vorgeschrie-
benen 5 Kilo nicht zu überschreiten. Diese Gefälligkeit der Postämter
gegen das Publikum ist eine wirkliche Lichtseite der dortigen Reisen.
Anderen Morgens ging es wieder im Landauer Etschthal ab-
wärts. Es liesse sich über diese Fahrt viel erzählen, denn das all-
mälige Auftreten wärmeliebender, südlicher Gewächse, je weiter man
sich dem Meraner Kessel näherte, war sehr bemerkenswerth. Ich
begnügte mich übrigens alF die in warmen, südlichen Farbentönen
prangenden Burgen und Schlösser, die ersten Edelkastanien, die ersten
Achillea tomentosa L. nur im Vorbeifahren zu grüssen und trachtete
Bozen zu erreichen. Der Ausblick auf Meran, den man vom Wagen
aus am Abhang des Marlinger Berges so nebenbei geniesst, war
aber so verlockend, die vor dem erstaunten Auge sich ausbreitende
') Aus einem Briefe an E. Ha ekel zu Nutz und Prommeu allen denen
erzählt, die selbst heutzutage noch Lust haben einen botanischen Reisebericht
zu lesen.
Oeaterr. botan. Zeitschrift. 11. Heft 1887. 32
390
Landschaft war bei aller Grossartigkeit so lieblich schön, dass ich
beschloss, in Meran einen Tag zu verweilen. So that ich denn auch,
hiezu nicht in letzter Linie durch den Wunsch bestimmt, wieder
einmal meine lieben Mediterraupflanzen von Aug zu Aug zu sehen.
So suchte ich mir denn eine nach Süd gerichtete Lehne aus, fand
nach einigem zwecklosen Suchen auch hin und begrüsste freudig den
jahrelang entbehrten Anblick von Ostrya, Celtis, Ficus imd Peuce-
danuni venetum Koch, nebst Amarantus patulifs Bert, und nahm
schliesslich das hie und da bis meterhohe Sempervivum Schottii
Baker mit, das dort häufig ist — im Grossen und Ganzen war es
aber mit der krautartigen Vegetation bereits zu Ende. Einem nie-
dergehenden Gussregen entging ich durch Einfall in das nahe Gast-
haus. Von dort genoss ich noch eine prächtige Aussicht über das
Etschthal, mit dem Profil des Gantkofel-Absturzes zur Rechten und
liess mir eine Flasche vortrefflichen Traminer gut munden. Die
dicke Luft presste mir aber so viel Schweiss aus, dass ich meinen
gesammten Vorrath an Taschentüchern aufbrauchte.
Am 15. wollte ich Fimhristylis bei Ober-Mais finden. Man sieht
aber nur Villen und Parks mit prachtvollen exotischen Coniferen
u. dgl. Somit zog ich ab, besah lieber Meran mit seinen reizenden
Villen, fand dabei Nicandra physaloides und Oocalis cornicidata
und fuhr dann mit der Bahn nach Bozen. Diese Bahn ist in
Oesterreich ein ünicum; man kann auf derselben nur I. oder IIL
Classe fahren — eine IL Classe gibt es nicht. Diese eigenthümliche
Einrichtung ist jedenfalls im Interesse der armen, kranken Meran-
Pilger getroffen, aber nicht zum Wohle ihrer Geldbeutel.
In Bozen nahm ich beijn Stigl-Wirth Quartier und entdeckte
da auch sofort den Trockenboden, und dieser war voll von gespann-
ten Wäschleinen. Nachdem Gepäck und Papier von Trafoi aus auch
bereits eingetroffen war, so konnte die Geschichte also wieder los-
gehen.
Am xibend meiner Ankunft in Bozen hatte ich Gelegenheit
das Panorama des „Schiern" und der „Rosszähne" im rothen Licht
der untergehenden Sonne zu bewundern — es war zum ersten und
letzten Male. Das Wetter war unsicher geworden, trübe, aber nicht
heiss, letzteres, wenn man aus den Hochalpen zu 300 M. Seehöhe
und noch dazu in den Kessel von Bozen niedersteigt, gewiss eine
Annehiplichkeit.
Die Unsicherheit des Wetters liess mich andern Morgens zö-
gern, etwas zu unternehmen; zuletzt entschloss ich mich aber den-
noch auszuflieo-en und zwar auf die „Mendel", deren Schroffen als
Wahrzeichen des Etsclithals bei Bozen gelten können.
Der Weg über Sigmundskron nach Eppan war in seiner Schat-
tenlosigkeit furchtbar. Paliurus nahm ich als Andenken mit, als getreues
Sinnbild dieser dornigen Partie. In St. Michael in Eppan musste ich der
drückenden Schwüle wegen brav dem Wein zusprechen und dann
suchte ich über Stock und Stein die „Eislöcher von Eppan". Unter-
wegs gelangt man in ein weites Feld, welches völlig mit colossaleu
391
Porpliyrtrümmern besäet ist, just so, als wäre der Gipfel des nahen
Matschatsch einmal herabgestürzt und im Falle auf hunderttausend
Stücke zersprungen, die nun herumliegen und dem Menschen das
Gehen sauer machen. Dieses Trümmerfeld ist nun mit einem Walde
von Edelkastanien dicht bewachsen und in diesem, sowie an seinen
Rändern fand ich häufig Dkmthus Segulerii Vill. (der echte, nicht
die bei uns so benannte Ai't) in bester Blüthe und endlich auch
die Eislöcher. Letztere sind dadurch merkwürdig, dass darin kein Eis
zu sehen und auch nicht zu spüren ist; aber es wächst dort Hieracium
atnplexicaule L. und Agrostis rupestris All. (bei 5 — 600 M. See-
höhe) nebst Centaurea amara L. Ich war froh, als ich aus dem
von Amelanchier durchsetzten, miserablen Gestrüpp wieder her-
auskam und die neue Meudelstrasse gewonnen hatte. Die Kasta-
nienwälder ziehen hier hoch hinauf, der Porphyr ist ganz mit ihnen
bedeckt, weiterhin auch die Schiefer. Das oberste ist eine etwa 500
bis 700 M. holie Dolomitwand an der die Strasse in vielen Kehren
recht kunstvoll hinangeführt ist. Wir sind in der Region der Dolo-
mitalpen. Thymus pannonicus Hausm., Hieracium porrifolium L.,
Silene Saxifraga L., Asperula montana Rchb., Laserpitium Gau-
diiii Moretti, Festuca spectabilis Jan, Paederota Bonarota L., Cgti-
sus purpureus Scop., Laburnum, alpimmi Med., Ostrya carpinifolia
Scop., Galium rubrum, L. und purpureum L., Achillea tanacetifolia
All., Urtica hispida DC, das sind beiläufig die charakteristischesten
Pflanzen dieser prächtigen Landschaft — der dort gewonnene Durst
war aber unsagbar, zumal die Sonne herunterbrannte, wie nur im
August möglich.
Oben am Mendel-Passe grosse Bauthätigkeit. Das alte Wirths-
haus wird umgebaut, zwei Villen daneben neu aufgebaut. „Selva in
baudo"') steht auf mehreren Tafeln für männiglich zu lesen und
erinnert uns, dass wir wieder einmal die Sprachgrenze überschritten
haben. Der „Selva in bando" wurde also durchstreift. Es ist ein
schütterer Lärchenwald mit beigemengten Buchen, Fichten und (spär-
lichen) Tannen, welcher wegen der Beschaffenheit der Secundär-Flora
ein eigenthümliches Vegetationsbild bietet. Der Boden ist nämlich
von einem Ericetum bedeckt, dessen Hauptbestandtheile Erica carnea
L., Calluna und Arctostcipliylos officinalis W. G. sind und das von
Sorbus Ariel und S. Chamaemespilus-15üSG]\en unterbrochen wird.
Diese Haideformatiou hat einen, wie es scheint, reichen Pflanzeu-
wuchs ; Galium rubrum L. ist dort häufig, Linum viscosum L. mit
seinen rothen Blüthen stellenweise, Hieracium ericetorum n. sp.-)
truppweise, Luzula nivea DC. uud eine feurig karminrothe Be-
tonica allgemein etc. etc. Da es zu regnen anfing und finster
wurde, kehrte ich ins Wirthshaus zurück. Dort ging es bald
lustig zu. Die Wirthiu, eine junge, fröhliche Badenserin, machte die
') = Bann-Wald.
-) Eine a. a. Stelle zu beschreibende Art aus der Gruppe der Alpestria,
welche mit H. jaceoides Arvet verwandt ist.
32^"-
392
Honneurs, und als es endlich zum Schlafen ging, staunte ich über
den Comfort des mir angewieseneu Zimmers; solchen hätte ich mit-
ten in dem Trubel des Umbaues nicht erwartet. Zeitlich Früh sollte
ich geweckt werden, denn ich wollte die Koen-Alpe besteigen.
Am 17. August Früh wurde ich prompt geweckt; es goss aber
wie aus Kannen. Angezogen war ich indessen und so setzte ich mich
denn in den amerikanischen Schaukelstuhl, der in meinem Zimmer
stand und schlief und schlief his es heller Tag war. Um 8 Uhr
herum hörte der Kegen auf, die ganze Mendel stak aber in Wolken.
Mit der Roen-Alpe war es nichts gewesen, somit wollte ich wenig-
stens den näheren Penegal besteigen. Das gelang zwar, ich hatte
aber weder eine Aussicht — denn die Wolken rührten sich nicht
— noch fand ich Pflanzen, denn oben waren die Wiesen just frisch
gemäht. Es war aber immerhin interessant, die charakteristische Ve-
getationsform da oben zusehen: in den Bergwiesen stehen viele aber
sehr zerstreute Bäume von Lärchen und Fichten, einzelne abgerun-
dete Büsche von Sorhis Aria und S. Chamaemespilus und viele pol-
sterartige Kaupen von Erica carnea oder Calluna oder Arctostaphy-
los. Die Wiese selbst wimmelte von einer weissen Euphrasia. Der
grauenhafte, etwa 1000 M. tiefe Absturz des Penegal gegen das
Etschthal schien sich während des Nebels ins Bodenlose zu verlie-
ren — dem wich ich aus, trotzdem an seinem oberen Rande Arte-
misia pedemontana wachsen soll. Am Rückwege nahm ich noch das
unförmliche Cirsium spathulatum Moretti mit, das sich in den Rui-
nen eines Hauses breit machte, und dann eilte ich nach Bozen. In
St. Michael kam ich gerade noch zurecht an, um den Omnibus, der
von Kaltem nach Bozen fährt, zu benützen und das war mir ange-
nehm, denn die Sonne brannte wieder tüchtig herunter, oben der
Mendelrücken blieb aber in den Wolken.
In Bozen fand ich meinen Hauptmann von Trafoi wieder und
wir beschlossen anderen Tags den Gunschnä zu besteigen; er, weil er
dort einen guten Wein wusste; ich, weil ich Südpflanzen wollte.
Der Wein war mir aber auch recht. Der Regen wollte jeden Augen-
blick herunterfallen, hatte aber ein Einsehen und blieb tagsüber
hübsch oben. Die Excursion ergab Plstacia Terehinthus L., Centran-
thus ruberh., Opuntia nana Yis., Punica, Ficus, Prunus fruticans Weih.
u. dgl., aber keinen Heteropogon. Der Wein war wirklich gut und
die Aussicht gegen Trient zu und über Bozen hinüber sehr schön
aber dunstig. Abends regnete es. — Prof. Schmiedeknecht aus
Jena ist da und wir verabredeten für morgen einen Ausflug nach
Sigmundskron. Er sammelt Wespen und ich Pflanzen. Da wir aber
manche gemeinsame Bekannte haben und er sich auch um die Pflan-
zen interessirt, von denen er seine Wespen abklopft, so kommen
wir famos miteinander aus. — Die Pflanzen wollen nicht trocknen;
der Ofen von Trafoi geht mir ab.
Am 20. ging es denn per Bahn nach Sigmundskron. Eine ziem-
lix5he Schwitzpartie ! Indessen fand ich die in den Gebüschen hier
allgemein verbreitete, wie verdorrt aussehende Agrostis tarda Barth
393
sofort. Interessantere Arten waren aber Peucedanum venetum Koch,
Ci/perus Monti L., OdonUtes Kochii F. Schltz. Centaurea nigrescens v.
transalpina Hausm., Trifolium patens DC, Linaria italica Trev. und im
Flusskiese der Etsch stellenweise kleine Bestände von Ononis Natrix L.,
Sdene Armeria L. und einzelner Tommasinia. Das Warten auf den Zug
war sehr lustig, denn das Bier war gut, der Abend herrlich und wir
Beide in bester Stimmung. Das Wetter bleibt aber unsicher; Latte-
mar, Schiern etc. sind seit meiner Ankunft in Bozen in Wolken ge-
liüllt und zu einer Hochgebirgstour kommt es dessbalb nicht. Ich
niuss zufrieden sein, die nächsten Umgebungen Bozens besuchen zu
können, dabei von Tag zu Tag hoffend, ich käme doch noch auf den
Schiern hinauf.
Eine Pracht-Excursion ergab sich aber dennoch und das war
jene, die ich mit Schmiedeknecht ins Eggenthal machte. Der In-
genieur, welcher diese Strasse geplant und gebaut hat, hat sich ein
Denkmal gesetzt für alle Zeit. An wilder Komantik wetteifert die
enge Schlucht keck mit irgend einer landscliaftlichen Schönheit; der
Gipfel des Schönen ist aber erreicht, da wo die Strasse vor dem
Tunnel-Eingang über den Wasserfall hinführt, der die Wässer des
E':igenbaches in wüthendem Anprall felsenaushöhlend zur Tiefe
schleudert. Botanisch war der Ausflug durch Tommasinia, Lactuca
virosa L., Carpesium cernuum L. und in St. Justina, durch Setaria
ambigua Guss. gekennzeichnet. Auch der Wespenmann fand nicht
viel und der Kegen schadete uns Beiden.
Am 23. sah ich mir das sagenumwebte Runkelstein an. Wenn
mein Magen angeätzt gewesen wäre, hier wäre der Wein vollends
durchgekommen. Es lief aber gnädig ab, denn nicht einmal der ob-
ligate Viertel-Liter war hinunterzubringen. Dafür war aber vom Schlosse,
das eben wieder hergestellt wird, auch nichts zu sehen. Nun zog
ich die Talfer aufwärts weiter. Das letzte Hochwasser hat die Hau s-
mann'schen Standorte ruinirt und es war gar nichts Besonderes zu
finden. Nur Hieracium oxydon Fr. sah ich mehrfach an Felsen und
brachte es im Regenschirm mit nach Hause. Bidens hidlata fängt
erst an zu blühen. Merkwürdigerweise ist jene Form des H. ooßydon
die ich hier am Porphyr, also am kieselreichen Gestein sammelte,
von der Kalkform, die z. B. an der Mendelstrasse wächst, nicht
verschieden. Ich mutbmasse übrigens, dass Hausm ann's H. Schnidtii
eben dieses H. oxydon ist, welches von Hausmann doch unmöglich
übersehen worden sein konnte.
Am 24. August den Schiern definitiv aufgegeben; es geht also
wieder nordwärts. In Steizing wird Halt gemacht, sofort zu P. Hu-
ter nach Ried gegangen und mit ihm der beabsichtigte Hieracien-
Ausflug für morgen verabredet. P. Huter hat jetzt sehr viel Arbeit
mit den Buchinger' sehen Sammlungen, die er sichtet und zum
Vertheilen ordnet. Wer P. Huter's wundervolle Exsiccaten kennt,
kann sich auch sofort die Strenge vorstellen, mit welcher Letzterer
an die Sammlung geht. Ein Berg weggeworfenen alten Zeugs samrat
Zetteln verbarrikadirt beinahe das eine Zimmer. Wir sahen Einiges
394
von den Buchinger'sclien Sachen durch und fanden recht Schönes
und Seltenes darunter. In der „alten Post" in Sterzing übernachtet.
Ein recht gutes, anständiges Haus mit wohlthuendem Comfort und
nicht theuer.
Früh sehr zweifelhaftes Wetter. P. Huter kommt zu meiner
Freude aber doch und so zogen wir denn selbander gegen den Jau-
fen zu — ein pflauzenarmes Thonschiefer - Gebirge, welches aber
mehrere sehr interessante Habichtskräuter birgt, die mein liebens-
würdiger Führer dahier vor einigen Jahren entdeckt hat. Natürlich
regnete es, aber die gewünschten Hieracien waren alle da. Ich meine
H. Bocconei Gris., H. ochroleucum Schleich., S. jurassicum Gris. —
also wieder centralalpine Arten, dann aber auch H. Vippetinum Hu-
ter, das für mich ein Bastard ist u. zw. von H. jurassicum wahr-
scheinlich mit H. murorum oder H. vulgatum. Auch einige schöne
Cirsien-Bastarde und meine hier massenhafte Euphrasia variabilis
wurden eingelegt, dann wurde aber der Rückzug angetreten. Im
Jaufendörfel hatten wir beim Herrn Curat Mittagsrast gehalten und
waren daselbst auf das Freundlichste aufgenommen und bewirthet
worden.
In Sterzing verpackte ich Alles in die Büchse und sendete
diese, so wie sie war, auf gut Glück nach Prag mit schwacher Hoff-
nung, dass wenigstens einige der leider triefend nassen Pflanzen frisch
grün bleiben würden. Nächsten Tags fort nach München. Der Aus-
sichtswagen war von Vertretern sogenannter „besserer Stände" be-
setzt. Dieselben hatten aber die Aussicht in rücksichtslosester Weise
in Beschlag genommen und den Zutritt zu den noch unbesetzten
Fenstern durch Berge sogenannten „Handgepäcks" verlegt. Nun war
ich eigens deshalb I. Classe gefahren, um den Aussichtswagen be-
nützen zu können, und es wird mir daher wohl Niemand verübeln,
dass ich ob solcher unqualificirbarer Rücksichtslosigkeit unmuthig
war. Ich wollte eben losplatzen, als zum Glück ein Theil der an-
spruchsvollen Sippe ausstieg. In München regnete es selbstverständ-
lich und darum stieg ich erst gar nicht aus, sondern fuhr gleich in
einem Zuge bis Regensburg weiter. Wer aber nicht da war, war
Freund Celakovsky, mit dem ich dort ein Stelldichein verabredet
hatte. Auch Dr. Singer war nicht da, sondern in den Alpen. Ich
ergötzte mich also allein an der Stadt und der Walhalla; sah im
Geiste die Hauptbilder deutscher Geschichte an mir vorüber ziehu,
bis zum Falle des „heiligen römischen Reiches deutscher Nation"
und bis zur Wiedererstehung des neuen Reiches und dann ging es
fort in die Nacht hinein.
Am 28. August Früh zeitlich roch ich schon bei Kuchelbad
das alte Prag. —
Prag, im November 1886.
-iOi
395
Flora des Etna.
Von Prof. P. Gabriel Strobl.
(Fortsetzung.)
1413. Lens esculenta Mncli. Ei^um Lens L. Leiclit erkennbar
durch aufrechte, robuste Stengel, 5 — 7paarige Blättchen, 1— 3blü-
tliige, begrannte Blütbeustiele von Blattläuge, linearpfriemliche, die
Kolcliröhren bedeutend übertreffende und der weisslicheu Krone min-
destens gleichkommende Kelchzähne, fast quadratische um ein Viertel
lausere, als breite, 12 — 16 Mm. lange, einsamige Hülsen. In der
Tiefregion bis über 2000', z. B. noch um Bronte und Maletto, häufig
cultivirt und verwildert. Mai — Juli. O-
1414. L. nigricans (MB.) Grr. Godr. Ervum nigr. MB. Guss.
Syn. et *IIerb.! Viel zarter mit meist aufsteigenden Stengeln und
Aesten; Blättchen nur 2 — 4paarig, verkehrt eiförmig, die oberen
länglich, flaumig rauh mit Dornranke; Nebenblätter gezähnt; Blü-
thenstiele grannig, über blattlang, 1 — 2blüthig; Kelchzähne gewim-
pert, bedeutend länger, als die kurze Kelchröhre und die bläuliche
Krone; reife Hülse länglich-quadratisch, meist 10 Mm. lang, 6 Mm.
breit, braungelb (nicht schwarz), 1 — 2samig; Same ganz sammt-
schwarz oder lichter gefleckt. Auf trockenen steinigkrautigen Berg-
abhängen und in lichten Wäldern (2—3000'): Am M. San Nicola
bei Nicolosi (Torn. in Herb. Guss! Herb. Torn.!), unter Kastanien
des Serrapizzutawaldes sehr häufig! April, Mai. O-
1415. L. Lenticula (Schreb.) Sturm, Ervum Lentic. Schieb.,
uniflorum Ten. Guss. *Syn. et *Herb.! Von der äusserst ähnlichen
nhjric. nur verschieden durch zarteren Wuchs, ziemliche Kahlheit,
ganzrandige, halbpfeilförmige untere und lineallanzettliche obere Ne-
benblätter, stets einblüthige, grannenlose, meist über blattlange Blü-
thenstiele, etwas kleinere, flaumige oder kahle {a. erio-, ß. lejocarpon
mihi), 1 — 2samige Hülsen, schwach gewimperte Kelchzähne, Blüthen
von mindestens Kelchlänge. L. Lentic. aus Cherso und Dalmation
lässt sich von der Pflanze des Etna und der Nebroden absolut in
nichts unterscheiden, sogar die Samen sind bei beiden gleich : linsen-
förmig, lederbraun, scliwarzgefleckt mit weissem Hilus. Auf steinig-
krautigen Bergabhängen (2 — 4000'): Am Etna um Bronte (Guss.
Syn.), Wald von Maletto (Guss. Herb.!); ich sammelte var. ß. lejoc.
an Hohlwegrändern neben dem Monte Zio und an buschiggrasigen
Abhängen unterhalb des Bosco Maletto. April, Mai. O-
1416. Pisum elatius MB., hiflorum ■'^'Eaf. Gar., arvense *Cat.
Cosent., non L., maritinium *Cat. Cosent.?, uon L., arvense \i. var k-
gatiim Guss. Syn. et *Herb.! variirt u. fjenuinuni: Samen braun,
dunkelmarmorirt, Wuchs meist höher, kletternd, Blättchen und Ne-
benblätter kaum seegrün, doppelt so gross, ß. melanospermum mihi.
396
Samen schwarz, Wuchs meist niedriger, nicht kletternd. Blättchen
und Nebenblätter stark seegrün, nur halb so gross. Arvense L. dif-
ferirt von beiden durch sehr grosse, schwächer gezähnte Nebenblätter,
die mit Ausnahme einiger unterer durchaus eiförmigen, ganzrandigen
Blättchen und besonders durch nicht fast kugelige, sondern zusam-
mengedrückt eckige Samen. Auf Lavaströmen, buschigen, krautigen
Abhängen der Tiefregion häufig : Am Etna (Raf. Car.), in der Ebene
des Simeto (Cat. Cosent.), um Catania (Cosent. in Herb. Guss.!)
Zaffarana, Ognina (Herb. Reyer!) Misterbianco, Mascalucia! April —
Juni. O'
NB. P. sativum L. wird in der unteren Etnaregion sehr häufig
cultivirt. (!, Philippi, Schouw, Herb., Torn.!)
1417. Lathyrus Clymenum L. *Raf. I, articulatus *Raf. II,
tenuifolius Dsf. Guss. Syn. et *Herb. ! Ausgezeichnet durch die blatt-
artigen, blattscheibenlosen unteren Blattstiele, 2 — 4paarigen, mitt-
leren und oberen Blättchen, grosse, purpurrothe Fahne, blaue Flügel,
flache, am Rücken gefurchte Hülse. Articulatus L. unterscheidet sich
davon durch weisse Flügel, knotige, am Rücken gekielte Hülsen,
stumpfe Griifel. Variirt in Sicilien: a. tenuifolius Gr. Godr. (Stengel
und Blattstiele schmal geflügelt, Blättchen lineal bis lineallanzettlich).
ß. latifolius Gr. Godr. (Stengel und Blattstiele breit geflügelt. Blätt-
chen länglich bis lanzettlich). Unter Saaten auf Wiesen, Lavaströ-
men, buschigen Abhängen, beide Var. gemein, oft als Futterpflanze:
Um Catania überall (!, Cosent. et Torn. in Herb. Guss.!, Herb. Torn.!
Herb. Reyer!), Milo, ZafFarana (Herb. Tom.!), Ognina, Misterbianco
(!, Herb. Reyer!), in der Ebene des Simeto, von Bronte nach Ma-
letto, von Torregrifo bis Nicolosi s. hfg., seltener in Roggenfeldern
der Waldregion bis 3500'! April, Mai. 0.
1418. L. Ochrus (L.) DC, *Bert. FL it., Guss. Syn. et *Herb!
Leicht kenntlich an den fehlenden Blattscheiben, den grossen, läng-
lich ovalen Phyllodien und grossen, gelben Blüthen. In Gärten und
Saatfeldern sehr häufig: Aus Catania von Cosentini erhalten (Bert.,
Herb. Guss!) in der Ebene des Simeto überall bis Paterno (!, Herb.
Torn!). März, April. Q-
1419. L. Aphaca L. *Raf. II, *Bert. Fl. it., Guss. Syn. et
Herb.! Ausgezeichnet durch rankenförmige Blätter und sehr grosse
herzf. spiessförmige Nebenblätter; Blüthen axillär, einzeln langge-
stielt, gelb; affinis Guss., habituell damit identisch, differirt nach
Guss. Syn. add. durch Kronen von doppelter Kelchlänge mit brei-
teren Flügeln und doppelt so breiter Fahne und ganz kahle Blüthen-
etiele; meine Exemplare {L. äff. Guss. in Baenitz herb. eur. „Attica
1. Heldreich") kann ich von Aphaca kaum durch etwas stärker see-
grüne Färbung unterscheiden. Unter Saaten, auf Brachfeldern, an
buschigen Abhängen in Sicilien gemein, im Gebiete ziemlich selten:
307
Aus Catania von Cosentini erhalten (Bert.), um Catania, Gervasi,
am Etna (Herb. Torn.!), in der Ebene des Simeto! April— Juni. 0.
1420. L. Nissolia L. Statt der Blätter nur linearlanzettliche,
rankenlose, spitze Phyllodien vorhanden, Krone purpurn. In sonnigen
krautigen Waldlichtungen Siciliens selten: Wälder des Etna gegen
Bronte, Maletto (Guss. Syn. et Herb.!) und Adernö (Guss. Syn.)
Mai, Juni. Q-
1421. L. setifolius L. Sehr schlank, Blättchen einpaarig, sehr
lang und schmallinear zugespitzt; Stiele einblüthig, Blüthen purpurn,
klein (8—10 Mm.); Hülsen gestielt, elliptisch länglich (24— 28 Mm.
laug, 10 Mm. breit), 2 — Ssamig, Samennaht weder verdickt noch
geflügelt, Samen circa 5 Mm., kugelig, höckerig. Auf sonnigen, krau-
tigen Hügeln Siciliens nicht selten, höchst wahrscheinlich auch im
Gebiete; ich sammelte ihn noch bei Taormina. April, Mai. O.
1422. L. sphaericns Ketz, sph. b. neapolitanus Guss. Syn. et
*Herb.!, neapol. Ten. Syll., nervatus Presl del präg. angulatus'QQxi. Fl.
it. quoad pl. sie, non L. Von setifolius verschieden durch robusteren
Wuchs, breitere, lang lineallanzettliche Blättchen, über 1 Cm. grosse,
scharlachrothe Blüthen, schmallineare, 25 — 36 Mm. lange, 4 Mm.
breite, ziemlich cylindrische, stark nervige Hülsen mit mindestens
8 circa 3 Mm. grossen, kugeligen, glatten, schwarzbraunen Samen.
Steht in Ten. Syll. als neapolitanus Ten., lässt sich aber von der
Pflanze Südtirols, Istriens, der Schweiz, nicht unterscheiden; angu-
latus L., verschieden durch schmälere, fast lineare Blätter, den Blatt-
stiel weit überragende Blüthenstiele purpurne Blütben, nicht erhaben
uetznervige Hülsen und eckige, kleinhöckerige Samen, fehlt in Sici-
lien; erectns La,g. = stans Vis., ebenfalls äusserst ähnlich, diiferirt
durch kleine lilablaue Blüthen und sehr kurze, grannenlose Blüthen-
stiele. Auf Lavaströmen, sonnigen krautigen Abhängen und in Wald-
lichtungen bis 3000' häufig. Catania (Cosent. in Herb. Guss. , Herb.
Torn., Herb. Reyer!), Etna, sandige Orte (Herb. Guss., Herb. Torn.!),
Lavagründe gegen Ognina und Acicastello (! Herb. Beyer!), in der
Hochebene von Nicolosi, sehr häufig an grasigen Hohlwegrändern
links vom Monte Zio, seltener unter Kastanien der Serrapizzuta!; eine
ziemlich behaarte Varietät liegt als b. pilosus Guss. in litt, im Herb.
Guss. auf: Catania (Cosent.), Chiusa deir agnone! April, Mai O-
1423. L. Cicera L. Cic. b. dubitfs Guss. Syn. et *Herb.!, du-
bius Ten., erytkrinus Presl Fl. sie. purpureus Presl del präg., non
Dsf. Vorigen zwei Arten ähnlich , aber verschieden durch robusteren
Wuchs; kürzere lanzettliche untere und lang lanzettlichlineare obere
Blättchen, grosse, halbpfeilförmiglanzettliche Nebenblätter, dreieckig-
lanzettliche, zugespitzte, gleichlange Kelchzähne von doppelter Länge
der Röhre, 13 — 15 Mm. lange, purpurrothe Blüthen, 25—35 Mm.
lange, fast 1 Cm. breite, längliche. 3— 5samige, netznervige, zusam-
398
mengedrückte, an der Samennaht tief gefurchte Hülsen. Ich sehe
keine constante Differenz zwischen meinen Exemplaren Siciliens und
denen Neapels, Oberitaliens, Istriens, Dalmatiens, daher die Namen
Presl's und Tenore's einfach Synonyme zu Cicera sind. Auf son-
uigkrautigen Hügeln der Tiefregion Siciliens sehr häufig, auch im
Gebiete: Catania (Cosent. in Herb. Guss., Herb. Tora., Herb. Eeyer!),
Lavagründe bei Ognina (Herb. Reyer!), an grasigen Stellen unter
Kastanien des Monte Nocilla oberhalb Nicolosi häufig. (!, circa
3000'). April, Mai. Q.
1424. L. sativus L. Dem vorigen äusserst ähnlich, fast nur
verschieden durch noch grössere, ganz weisse oder blaupurpurne Krone
mit weisslichem Schiifchen und rhombischläugliche, an der Samen-
naht gekrümmte und doppelt geflügelte Hülsen mit cavernösen,
Weissgrünen Samen. Variirt mit breit lanzettlichen bis fast linealen
Blättchen. Als Futterpflanze in Sicilien öfters cultivirt, im Gebiete
aber auch anscheinend wild: Thonhügel neben Feldwegen bei An-
nuDziata (Herb. Reyer!), in Lavaströmen zwischen Torregrifo und
Nicolosi beide Blattextreme häufig, zugleich mit Clymenum (!, 1800').
April, Mai. O-
1425. L. Gorgoni Pari. Guss. *Syn. et *Herb.! Dem L. sat.
imd Cicera habituell sehr ähnlich, aber verschieden durch durchaus
breitlauzettliche (Breite mindestens 5 Mm.), lange Blätter, ca. 18 Mm.
lange, hochgelbe, rothgestreifte Fahne, hochgelbe Flügel und bleich-
gelbes Schiffchen; Wuchs hoch und üppig. Stengel ziemlich breit
geflügelt, Blättchen einpaarig mit dreispaltiger Ranke, Nebenblätter
gross, halbpfeilförmig breitlanzettlich, die einblüthigen, oberhalb der
Mitte gegliederten Blüthenstiele von mehr als Blattläuge, die gleich-
gestalteten spitzlanzettlichen Kelchzähne von doppelter Länge der
Röhre, die Hülsen kahl, breitlinear, zusammengedrückt netzuervig,
nicht geflügelt. — Auf Fluren und unter Saaten bei Catania (Cosent.
in Guss. Syn. add. et Herb.!), an feuchten, grasigen Feldrändern unter-
halb Paternö an einer Stelle sehr häufig! März, April. O- Ich fand
ihn noch bei Syracus, Pariatore bei Palermo.
NB. L. hirsutus L., annuus L. und odoi^atus «. slculus L., alle
drei in Sicilien ziemlich verbreitet, wurden im Gebiete noch nie be-
obachtet.
(Fortsetzung folgt.)
Conservirung von Abietineen.
Von J. Bornmüller.
Die einfachste und wohl noch beste Methode, Abietineen mit
hinfälligen Nadeln für das Herbar so zu conserviren, dass im trocke-
399
Den Zustand die Nadeln am Zweig haften bleiben, scheint noch nicht
so bekannt zu sein oder wenigstens Glauben zu finden, als sie es ver-
dient. Mir ist es jetzt gelungen, eine grössere Anzahl von Omorika
wohlbehalten in meinem Herbar liegen zu haben, die ich vor sechs
Wochen in ihrer Heimat, in den wildromantischen Gebirgsgegenden
des südöstlichen Serbiens mitgenommen habe, die seit der Präpara-
tion kaum eine Nadel abgeworfen haben. Obgleich ich das Bündel
Zweige, welches ich am 28. August bei Zaovma vom Baume brach,
zwölf Tage auf der Eeise mit mir herumschleppte, wobei ich es in
einem Sacke auf dem Kücken des Pferdes der sengendsten Sonne
aussetzte und es nicht einmal täglich befeuchtete, dann es schliess-
lich noch tagelang im trockenen Zimmer liegen gelassen und ver-
gessen hatte, dass bereits die Nadeln in bedenklicher Menge abzu-
fallen begannen, so machte ich dennoch den Versuch, von dem ich
einmal gehört und den ich selbst oft vergeblich probirt hatte, und
steckte, um so das Vorhandene vielleicht noch zu retten, den ganzen
Bündel in einen grossen Kessel siedenden Wassers. Volle zwanzig
Minuten kochten die Zweige, dann war das ganze Harz herausge-
kocht und schwamm wie grosse Fettblasen auf der seltsam duften-
den Brühe. Doch auch da hatte ich noch wenig Vertrauen zu der
Sache, Hess die Zweige noch zwei Tage lang, stundenlang der Sonne
ausgesetzt, liegen, brachte sie aber dann in Papier und merkte bald,
dass mein Verfahren nicht ganz umsonst, ja von grossem Erfolg
gekrönt sei. Eifrig wechselte ich jetzt täglich das feuchte mit mög-
lichst warmem Papier und — die Nadeln haften heute noch fest wie
an einer Edeltanne an den Zweigen, die kurz vorher die Nadeln
schon fallen Hessen.
Wohl sind die Zweige für das Herbar völlig ausgetrocknet,
kann aber nicht dafür garantiren, ob sie auch nach sechs Monaten
oben so gut erhalten sind, als nach sechs Wochen. Die Sprödigkeit
und Gebrechlichkeit wird sich wohl steigern, aber die Nadeln werden
sich allem Anschein nach nicht von selbst vom Zweige loslösen.
Und wäre auch diess der Fall, für viele Zwecke ist das Kochen mit
sechswöcheutlicher Garantie von grossem Werthe. Bisher ist es noch
Niemanden gelungen, einen instructiven Zweig Omorilca mit Zapfen
und Belaubuug über die Grenzen Serbiens und Bosniens zu bringen,
selbst Belgrad hat noch nicht einen solchen gesehen (ein hiesiger
Zeichner musste zu dem Mittel greifen, um sich eine Vorstellung
von einem Omorikazweig zu machen, Nadel für Nadel mit Gummi
anzuleimen), so ist die Möglichkeit leicht geschaffen, auch einen weit
entfernt Wohnenden im Norden oder Westen Europas an Natur-
(>.xemplaren zu zeigen, wie eine spontane fruchttragende Omorika
benadelt ist. Die kleinen Omorikapflanzen, die wir in unseren deut-
schen Arboreten noch mit Argusaugen bewachen, tragen wohl alle
noch das feinnadelige Jugendgewand — in der Heimat trifft man
schon zwei Fuss hohe Pflanzen mit breiter Benadelung — lassen
aber nichts von dem erkennen, wie grundverschieden sich das Blatt
an der älter wordondcn Pflanze umgestaltet, das da mehr einer Abiea
400
als einer Picea gleicht. Das Gleiche gilt von der Färbung der Nadeln.
Leider geht die blaue Färbung, die die flache Unterseite des Blat-
tes so zart beduftet, und namentlich an den Astspitzen mit der
grünen Oberseite so lieblich contrastirt, beim Kochen verloren, doch
ist diess der einzige Verlust, den man gern in Kauf nimmt gegen-
über einem blattlosen Zweig, von dessen einstmaliger Belaubung
man sich aus einem Häufchen Nadeln, welches in einem Papier-
Dütchen dem nichtssagenden Skelette beiliegt, kaum eine Vorstel-
lung machen kann.
Noch sei bemerkt, dass auch Zweige von Picea excelm, welche
sich unter den Omorikazweigen befandeu, sich unter gleicher Be-
handlung gleich gut erhalten haben.
Interessirenden, die sich mit einem kleinen Zweig und guten
Zapfen begnügen, bin ich gern bereit, soweit meine Exemplare aus-
reichen, zu dienen.
Belgrad, am 8. October 1887 (kgl. botanischer Garten).
Literaturberichte.
Gaunersdorfer Joh. Prof. Dr. Das Verhalten der Pflanze bei Vergrif-
tungren speciell dnrch Lithinmsalz. In den landw. Versuchsstationen,
Berlin 1887, Seite 171-206. Mit 3 Abbildungen.
Lithionsalze wurden bei physiologischen Versuchen schon öfter
verwendet, einerseits um die Schnelligkeit des sogen. Transspirations-
stromes zu bestimmen, andererseits um die eventuelle Ersetzbarkeit
des Kaliums durch Lithion darzuthun. Bei derartigen Experimenten
wurde nur zu oft stillschweigend die Voraussetzung gemacht: das Lithion
sei für die Pflanze indifferent. Wie unberechtigt eine solche Annahme
ist, beweist Gaunersdorfer's vorliegende gründliche Schrift. Nach
dieser ist in üebereinstimmung mit früheren Versuchen von Nobbe,
Schröder und Erdmann Lithion für die Mehrzahl der Pflanzen
schon in verhältnissmässig geringen Mengen als Gift zu betrachten.
— Pflanzen, welche normal Lithion enthalten, widerstehen dem Gifte
länger als lithionlose. Während z. B. Blätter von Cirsium rivulare
(Lithionpfianze) 1"1 pro miliige Lösungen von schwefelsaurem Lithion
viele Tage ganz gut vertragen, vertrocknen Blätter von Clematis
recta, welche für gewöhnlich kein Lithion enthalten, unter Braun-
werden schon bei einer Concentration von 0"8 pro mille. Verf. zeigt
ferner, dass das Lithion durch den Transspiratiousstrom aufwärts
geschaff't wird, und dass die Menge des aufgenommenen Lithions der
jeweiligen Transspirationsgrösse ungefähr proportional ist. Bezüglich
der Ablagerungsorte sagt er: „Die Ablagerung erfolgt namentlich in
den ausgewachsenen Blättern, mit welchen bei ihrem Vertrocknen
und Abfall immer ein Theil des schädlichen Metalles aus dem Boden
und aus der Pflanze entfernt wird. Die jungen Blätter und Spross-
enden, sowie die Keproductionsorgane sind durch das Fehlen der
401
verholzten leitenden Elemente vor Schädifiuug, wenigstens bei gerin-
gen CoD Centrationen der Lösung geschützt, indem eben Litbion in
sie nicht eintritt". Durch Versuche an verletzten Zweigen konnte,
was wohl schon von vorneherein zu vermuthen war, festgestellt wer-
den, dass Lithion nicht nur in der Richtung der Verdickungsschich-
teu der Zellhaut, sondern auch senkrecht darauf geleitet wird. Um
das Verhalten der Bodenpflauzen bei Vergiftung mit Lithionsalz
kennen zu lernen, wurden Topfpflanzen {Aescuhts, Pinus, Tropae-
oliim, Hedera) mit verdünnten Lösungen verschiedener Concentra-
tion ein- oder zweimal begossen. Also behandelte Pflanzen nehmen
das Lithion nnr langsam auf, vertragen es im Boden ohne Schaden
durcli Jahre nnd scheiden das aufgenommene Salz durch die abfal-
lenden Blätter wieder aus. H. M.
L. Danger. Unkränter nud pflanzliclie Schmarotzer. Ein Beitrag zur Er-
keniitniss und Bekämpfung derselben für Landwirthe und Gartenfreunde.
Hannover, Carl Meyer (Gustav Prior), 1887. 8», VIII und 166 Seiten.
Preis 2 Mark 40 Pf.
Es ist ein vielseitig gebildeter Landwirth, der uns in anspruchs-
loser Form mit seinen Erfahrungen über die Bekämpfung der Un-
kiäuter bekannt macht, der aber auch mit richtigem Verständniss
die Forschungsresultate der Wissenschaft verwerthet und die Theorie
in die Praxis überträgt. Das Buch enthält drei Abschnitte. In dem
ersten, dem allgemeinen Theil, werden die Schädlichkeiten der Un-
kräuter, ihre Entstehung und Verbreitung, letztere in Beziehung auf
die verschiedenen Bodenarten und ihre Feinde, ihre Eintheilung be-
handelt; die Angabe der Mittel, die zur Bekämpfung der Unkräuter
möglich und noth wendig sind, schliesst diesen Abschnitt. Verf. unter-
scheidet diese Mittel als phj-sikalische (Entwässerung und Entsäue-
rung des Bodens), mechanische (rechtzeitige Bodenbearbeitung mit
vorzüglichen, gut gehandhabten Gerätheu), und als chemische; als
letztere werden Lösungen von Kainit, Kochsalz, Schwefelsäure etc.
angegeben. Der zweite Abschnitt bietet die Beschreibung der wich-
tigsten „Wurzel-" und „Samenunkräuter", die allerdings auf wissen-
schaftlichen Wertb nur geringen Anspruch macht, aber durch die
Einflechtung biologischer Details und der wichtigsten Bekämpfungs-
arten gerade für die Kreise, denen das Buch gewidmet ist, den
schätzbarsten Bestandtheil der Dang er' sehen Arbeit ausmacht. Die
pflanzlichen Schmarotzer bilden das Substrat des dritten Abschnittes.
Ihre Beschreibung stützt sich durchgänglich auf die bekannten Unter-
suchungen von Kühn, Hallier, Brefeld, Frank u. A.
Dr. T. F. Hanausek.
Dr. Robert Keller. Die Bliithen alpiner Pflauzen, ilire Grösse nud
Farbenintensität. Vortrag, gehalten im S. A. C. in Winterthur. Verlag
bei Benno Schwabe. Basel 1887. Preis 80 Pf.
In dem 36 Octavseiten umfassenden Heftchen finden wir unter
402
Benützung der Werke von Darwin, Müller und Nägeli ein Bild
entworfen, wie die Alpenpflanzen theils durch die Grösse der Blu-
men, theils durch deren Farbenintensität ein Anziehungsmittel für
die sie umschwärmenden Insecten sind, wie diese zu unbewussten
Blumenzüchtern werden und dadurch zur Erhaltung der Art beitra-
gen. Auf Grund objectiver Messungen, Berechnungen und Verglei-
chungen wird das Zurücktreten von Weiss und Gelb, dagegen aber
das JHervortreten von Roth bei den Alpenblumen begründet. Wenn
auch der Gegenstand des Vortrages schon oft erläutert wurde, so
werden doch die anregende Sprache und die Einfachheit der Darstel-
lung dasselbe Interesse wachzurufen vermögen, das man den Vor-
gängen in der Natur jederzeit entgegenbringen soll. J.
Verhandluugen der k. k. zoologisch-l)otanischen Gesellschaft iu Wien.
II. Quartal 1887.
Das botanische Wissen ist durch nachstehende fünf Abhand-
lungen vertreten: Beck Günther Dr. „üebersicht der bisher bekann-
ten Kryptogamen Niederösteireichs". Hiemit bietet der Autor ein
Präcursivum zu seiner im Manuscripte vollendeten, mit Nachweisen
und Staudortsangaben ausgestatteten Aufzählung der Kryptogamen
Niederösterreichs, deren Veröffentlichung er einer späteren Zeit vor-
behalten hat, und bezweckt Dr. Beck mit dieser Vorarbeit schon
jetzt zu zeigen, welche reichen Schätze an Sporenpflauzen dieses
Kronland beherbergt, sowie andererseits, welche Lücken in der Keuut-
niss derselben noch auszufüllen wären. Aufgezählt werden 799 Gat-
tungen, 2303 Arten. — Höfer Franz; dessen „Beitrag zur Kryptc-
gamenflora von Niederösterreich" ist eine aus den Etiqiietten des
von Pater Sales v. Schreybers, Chorherrn des Stiftes Klosterneuburg,
hinterlassenen Herbars geschöpfte Ergänzung des Pokorny'schen
Werkes, in Bezug auf Standortsangaben von 33 verschiedenen Arten.
— Richter Carl Dr., „Notizen zur Flora von Niederösterreich".
Die Resultate mehrjähriger botanischer Excursionen des Verf. wer-
den an einer stattlichen Reihe von mitunter seltenen Pflanzen nach-
gewiesen, insbesonders sind die Gattungen Rosa, Ruhus und Viola
reichlich bedacht, von letzterer ist Viola Wettsteinii als vom Verf.
neu aufgestellte Species eingehend besprochen und mit Diagnose
versehen" — Voss W. Prof. „Materialien zur Pilzkunde von Krain."
(Mit 1 Tafel.) Gegenwärtige Arbeit schliesst sich an die vom sel-
ben Autor unter gleichem Titel, IV. Folge, würdig an. Diessmal sind
es die Ergebnisse seines 4monatlichen Aufenthaltes im obern Save-
Thale, welche mitgetheilt werden. Die Zahl der mit Angabe der
Fundorte aufgeführten Arten beträgt 246. Als Anhang folgt eine
Aufzählung neuer Fundorte von Pilzen aus der Umgebung von Zirk-
lach, wo letztere vom Pfarrer S. Robic zu Ulrichsberg gesammelt
wurden. Schliesslich ist der in seiner Ausführlichkeit einer Abhand-
lung gleichkommende Sitzungsbericht über Dr. Otto Stapf 's Vortrag:
403
„Die Staclielpflauzeu der iraueu Steppen" als besonders instructiv
zu erwähnen. Moritz Prihoda.
Rostliiig- vstavaJ^ovite jejicl» tvar a rozSifeiii (Orchideae Jus.). Od Dr, Ed.
Formänka. Sonderabdruck aus dem Jahresberichte des böhmischen Gym-
nasiums in Brunn für das Schuljahr 1886/87. Brunn. Verlag des Verfas-
sers. 8. 17 Seiten.
Nach einer eingehenden Erörterung der morphologischen Ver-
hältnisse der interessanten Familie der Orchideen bringt der Ver-
fasser einen sorgfältig zusammengestellten Schlüssel zur Bestimmung
der mährischen und schlesischen Arten, sodann folgt die Diagnose
und die geographische Verbreitung der einzelnen Arten. Neu für das
Florengebiet ist Epipactis mlcrophylla Sw., welche Jos. L. Holuby
am Lopenik entdeckte.
Correspondenz.
Wien, am 8. October 1887.
Ich will hier nur in Kürze zweier neuer und ziemlich ergie-
biger Standorte der seltenen Orobanche arenaria Borkh. Erwähnung
thun, welche meines Wissens bis jetzt noch nicht bekannt sind. Ich
fand diese Pflanze im Juli 1. J. zerstreut auf Wiesen der Hügel-
reihe zwischen Sievring und Neustift mit Orobanche elatior Sutton.,
ferner in hohen und kräftigen Exemplaren auf der von der Sievringer
Hauptstrasse rechts gelegenen Höhe mit Xeranthemum annuum L.,
endlich an einzelnen Stellen auf Hügeln gegen Grinzing. Schliesslich
möchte ich noch bemerken, dass diese Orohanche sowohl von der
Türkenschauze (hier wohl erst seit 18S6), als auch von dem Staud-
platze in Grinzing, den J. Hein angibt, vollständig verschwunden ist.
Moriz Eassmann.
Budapest, 20. September 1887.
Einige Eobinienbäume hatten am 7. August bei Vesztö und am
12. August 1887 bei Okäny im Biharer Comitate, aber nicht weit
von Vesztö zweite Blüthen und am 23. Juli 1880 habe ich solche
bei Hatvan gesehen. Am 2. September 1887 blühte am Adlersberg
bei Ofen Vinca herbacea, am 3. September im Kühlenthale Cornus
sanguinea und Melampyrvm nemorosum mit blauen und weissen
Schöpfen. — Am 3. Juli d. J. fand ich mit Schilberszky zweite
Blüthen an Sorbi(s semiinclsa m. Term. tud. Közl. 1879 p. 34, Oest.
bot. Zeitschr. 1883, p. 130. Meine S. semipinnata in Math, es Term.
tud. Ertes. 1882/83 {S. Aria var. graeca? X aucuparia) hat weder
mit S. intermedia Schult, noch mit Pirus semipinnata Bechst. etwas
zu thun, denn diese haben keine leierförmigeu Blätter (foliis inferne
pinuatifidis) und verratheu nicht so stark die Verwandtschaft mit
404
S. aucuparia als meine Pflanze, Sorb. intermedia Schult, kann man
nicht behalten, denn Schult, hat keine Pflanze so benannt, sondern
er citirt in Oesterreichs Fl. 1814 p. 61 die Pyrus intermedia Ehrh.
Beitr. IV p. 20 (cfr. die Geschichte der Pulmonaria mollissima und
Amaranthtis commutatus Kern.). So konnte meine Sorb. semipinnata
wegen Pir^us semipinnata Bechst. bleiben, ich benenne sie jedoch
S. dacica; ebenso taufe ich meine Potentilla longifolia (non Sieb.) in
P. longifrons um. — In der neuen Enumeratio Florae Transsilva-
nicae fehlen Thymus, Quercus und Potentilla dacica^ Pleurospermum
pubescens m., Hieracium Borbdsii üechtr. Oe. B. Z. 1875, Tanär
egyl. Közl. 1878 (descript.), Syringa vincetoxicifolia Baumg., Borb.
Oe. B. Z. 1885, pag. 105, Ceratophyllum demersum var. carinatum,
Carex subsphaerocarpa m., Quercus devensis et Triticum indumen-
tosum Simk. etc. — Verbascum collinum Schrad. {Verb, nigrum X
Thapsus) ist am Büdös sicher, denn ich habe dort auch die Eltern
gesehen. V. thyrsoideum Host ist, wie ich mich erinnere, nach dem
Herbar-Exemplare Host's = V. austriacum, so hat damit mein
V. abietinum nichts zu thun. Dieses wächst in Oesterreich sicher
nicht, üeber Polygala Chamaebuxus cfr. Oe. B. Z. 1885 p. 347, also
kommt sie in Siebenbürgen sicher vor. — lieber Polemonium sage
ich in Oe. B. Z. 1885 pag. 76 nicht, dass es an der Tordaer Kluft
vorkommt, sondern zwischen den Köstetö und St. Annasee in der
Büdösgebirggruppe. — Centaurea nigrescens var. megalolepis, Epi-
lobium Lamyi, Arenaria leptoclados und Melilotus altissimus wach-
sen sicher in Siebenbürgen. — Zu Centaurea nigr. var. megalolepis
gehört wahrscheinlich die 0. salicifolia aut. Transsilv. (non M. B.!),
welche ich in Willd. Herb, untersuchte, in Ungarn aber noch nicht
finden konnte. Wenn ferner Barth mir ein richtiges Epüobium
Lamyi, einem Anderen aber Ep. adnatum schickt, so ist das nicht
mein Fehler. Melilotus altissimus Thuill., Menyh. {M. macrorrhizus
Kern, olim.), cfr. Kern, sched. IL p. 13, kommt bei den Grosswar-
deiner Thermen in riesigen Exemplaren vor, also warum musste er
bei Klausenburg fehlen? In der That wächst er zwischen Kohr und
Glyceria aquatica bei dem kleinen Bächlein, welches die Tiefe des
„Szenafüvek" bei Klausenburg durchfliesst. — Im Gegentheile be-
zweifle ich, dass der echte M. macrorrhizus der Donaugegend mit
kleineren und mehr grau behaarten Kelchen und Früchten in Sieben-
bürgen wächst. — Inula hybrida Baumg. fand ich unlängst im
Kammerwalde bei Ofen ; I. Hausmanni bei den Kalköfen in Kühlen-
thal ist etwas abweichend davon, welche ich auch heuer am Drei-
hotterberge und bei Menes (Engler, Jahrb. VIII, pag. 236) fand,
die Inflorescenz ist nämlich durch lange Blättchen umhüllt.
Borbäs.
Budapest, 8. October 1887.
Im letzten Hefte dieser Zeitschrift, p. 369, schreibt Simonkäi,
dass ich „nur behaupte und nichts kiitisch beweisen thue". Dem
405
gesfenüber muss ich bemerken, dass Simk. dieses nur sagen kann,
weil er, wie ich ihm unlängst gezeigt habe*), die wissenschaftlichen
Zeitschriften nlclit liest. So habe ich in Oe. B. Z. 1887, p. 106 bis
199, sowie in „Erdeszeti Lapok" 1887, p. 506 — 509 gegenüber Simk.'s
Meinung genügend „kritisch bewiesen", dass Quercus Csatöi Borb.
nur Qu. Rohur X sessiliflora sein kann, worauf er mir bisher „kri-
tisch" nichts geantwortet hat. Uebrigens glaubt ein jeder Botaniker,
Sirak. ausgenommen, dass nur jene Exemplare der Qu. Csatöi Boxh.
authentisch sein können, welche ich als Autor beschrieb und für
Qu. Rohur >K sesdliflora erklärte; im Gegeutheile sind diejenigen
Exemplare, welche Simk. für Qu. SteiniiX sessiliflora hält und mit
meiner Qu. Csatöi identificirt, entweder unrichtig, oder wurden sie
von Simk. falsch erklärt. — Hätte ferner Simk. die Oe. B. Z. 1886,
p. 893 und 1885 p. 72 gelesen, so hätte er Anfangs August 1887
mein Galium flavicans 1884 nicht unnützerweise in G. marisense
(richtiger marusiale oder marusiense) umgetauft. Ueber Juniperus
Kanitzii Csatö habe ich mitgetheilt, dass sie die halbe Länge der
Blätter der ,/. communis besitzt, also J. Sabina nicht sein kann, —
dass aber Rosa marisensis Simk. = R. spuria Fug., R. bdrcensis
Simk. 1887 = R. dacica Borb. 1880 ist, dafür habe ich die com-
petenteste Autorität, H. Braun citirt, der diese Rosen ex autopsia
gut kennt! — Epilohium Sdndorii Borb. erklärte ich in Ertekezesek
der Ungar. Akademie als „prolem E. Kerneri (aut E. alpini) et E.
alsinifolii hybridum" [Bd. IX, Nr. 16, p. 26 (1879)], und habe ich
dort diese Pflanze Siebenbürgens genügend von Ep. alsinifoUum
unterschieden; doch zieht Simk. mein E. Sdndorii ohne alle kriti-
sclie Erklärung, einfach unrichtig zu E. alsinifoUum, die von mir
angedeutete Combination aber benennt er E. biharicum Simk. —
Auch will Simk. behaupten, dass seine Enuraeratio Florae etc. nicht
am 5. August 1887 erschien. Hier hat Simk., wie auch in obigem,
nicht aber ich, „stark geirrt", denn in dieser Enumeration, welche
angeblich im Jahre 1886 erscheinen sollte, citirt Simk. selbst
pag. 487 solche Angaben, welche am 5. März 1887 erschienen sind
(Simk.'s Werk umfasst 678 Seiten), das Vorwort des Secretärs da-
tirt aber vom 10. Juli 1887, und so konnte diese Enumeration nur
Ende Juli oder Anfang August 1887 erscheinen, wie ich behauptete.
V. Borb äs.
Kilb in Niederösterreich, am 30. September 1887.
Achillea ptarmica L. wird zum Bertram essig-Pjrzeugen auch im
Waldviertel cultivirt, z. B. in Kottes. Aconitvm Lycoctonum L. geht
in den Voralpen des Pielachthales als Pflanzengrenze heraus bis zum
Hohenstein 1184 M. Asclepias cornuti Decaisne. Die Seidenpflanze
wird cultivirt in Kilb; milcht sehr stark und scheint wassergieiig
') Erdöszeti Lapok 1887, p. 348-855.
Oesterr. botan. Zeitschrift. 11. Heft 1887. 33
406
zu sein. Alchemilla ai-^ensis Scop. ist wohl auch in unserem Viertel,
V. 0. W. W. nicht zufällig, sondein allgemein verbreitet, aber nicht
in so grosser Menge, wie im Waldviertel: hier in Kilb jetzt noch
auf Stoppelfeldern zu sehen. Allium ursinum L. steht hier in Kilb
an der Pflanzeugrenze; hört auf mit einem IJebergange der Berg-
region in die Ebene. Amorpha fruticosa L. cultivirt in Retz imd
hier in Kilb gesehen. Andropogon ischaemum L. erreicht seine Grenze
bei Retz am Manhartsberge, bei Kottes gegen die Donau hinaus
schon in Mühldorf. Abutilon Avicennae Gaertn., die schöne glockige
Malvacee wird hier in Kilb cultivirt und blüht von Juni bis Octo-
ber. Adenostyles alpina Döller «. viridis Döller erreicht die Grenze
am Hohenstein 1184 M. Allinm acvtangtdvm Schrad. Ya,Y. petraeum,
Grenze Hohenstein, Allium carinatum L. Prinzenbachgraben bei
Kirchberg a. d. P. Alnus incana DC. Pielachthal. Älthaea rosea
Cav. in Kilb cultivirt. Anemone puhatilla L. forma latisecta = Pul-
satilla grandis Wend. ist bei Retz (Steinparz) auf Neogenhügeln,
aber auch im Donauthale auf den Höhen von Förthof bei Stein zu
finden. Antirrhinum orontium L. Pflanzengrenze im V. ü. M. B. ober
dem Manhartsberg bei Retz. Arabis ciliata R. Br. Pflanzengrenze: Hof-
berg 800 M. bei St. Gotthard unterscheidet sich von hirsuta in den
Früchten; bei jener sind die Samen näher beisammen und stehen
die Früchte mehr ab als bei hirsuta und sind grösser; proalpin.
Arabis alpina L. erreicht seine Grenze im Pielachthale am „Gais-
bühl" bei Rabenstein; ist wichtig zur Bestimmung der Voralpen-
grenze. Arabis Thaliana nicht bloss auf Schiefer, auch auf Mergel-
kalk bei Kilb. Aristolochia sipho L'Herit breitet sich immer mehr
aus und bereits in Bauerngärten um Kilb zu treffen. Aster canus
W. K. bei Retz am „Golitschu" vielleicht nur verwildert. Ane-
mone silvestris L. blüht heuer zum zweiten Male hier in <len Bergen.
Aspidium andeatum Doli, ist auch eine Leitpflanze zur Bestimmung
der Voralpengrenze am „Gaisbergkogl" bei Kilb 700 M.
P. Benedict Kissling.
Leraberg, am 1. October 1887.
1. Aus der Gegend von Horodenka (bei Zaleszczyki), wo ich
im vorigen Monate zu botanisiren Gelegenheit hatte, verdienen noch
nachfolgende, in phytogeographi scher Hinsicht besonders interessante
Daten dahier hervorgehoben zu werden, nämlich: Anchusa procera
Bess. (species ab A. officinali optime diversa) in Horodnica; Alsine
setacea, höchst gemein auf Gypsfelsen in Probabin, Babin^) Strzylcze;
Allitim paniculatum Kern., auf Kalk- und Gypstriften in Probabin
und Strzylcze; Cephalaria cornicidata R. et S., auf Gyps- und Kalk-
felsen in Probabin und Horodnica; Centaurea Marschalliana Spr.,
auf Gypsfelsen in Strzylcze und Babin, sehr zahlreich; Dianthus
') Das Dorf B abin liegt schon in der benachbarten Bukowina. 3 Kim.
weit von Probabin.
407
pseudobarbatus Bess. auf Kalktriftou iu Zezawa bei Horodnica; Evy-
simimi exaltatum M. B. {E. canescens Sleüdz., uon Roth.; E. cre-
pidifolium Rebm. nou Reicbb.), auf Gyps- und Kalkl'elseu iu Pro-
babiu, Babin, Strzylcze und Horodnica zahlreich; Festuca vaUesiaca
Schi., auf sonnigen Gyps- und Kalktriften überall gemein; G-i/pso-
phila altisshiia L. {G. fast ic/i ata Racib. in Spraw. Kom. fiziogr. Krak.
1886, nee alior.), auf Gypsfel^jen iu Piobabin, Babin, Strzylcze;
Galium Wirtgenii F. Seh., auf grasigen Gypstriften in Probabin in
Gesellschaft mit Potentilla recta L., Laserpitium latifoUum, Mercu-
rialis ovata, Heradeum flavescens, Veronica multifida L., Orobus
lacteus M. B., Euphorbia gracilis ßess., Gentaurea axillaris W. K.,
Puhnonaria moUssirna etc., Ilieraciitm pseudobifidwrti m. (ad Interim),
auf steilen felsigen Uferabbängen des Dniester zwischen Horodnica
und Babin, zahlreich — eine höchst interessante Art, deren Dia-
gnose später folgt; — Jurinea arachnoidea Bge. {J. tnollis auct.
galic), ungemein zahlreich auf Gyps- und Kalktrifteu in Probabin,
Babin und Strzylcze; Lactuca saligna L. in Probabin; Phyteuma
canescens W. K., auf Gypsfelsen in Probabin, Babin und Strzylcze;
Poa pannotiica Kern., auf Saudsteinfelsen am steilen Dniester ufer
zwischen Horodnica und Babin; Poa versicolor Bess., auf Sandstein-
felsen zwischen Probabin und Horodnica; Sisymbrium junceum M. B.,
auf Gypsfelsen iu Probabin und Horodnica; Spiraea spec. (afifinis
S. mediae Schm. et S. pikoiviensi Bess.), in Gebüschen an steilen
Uferabhängen des Dniester zwischen Zezawa und Iwanie, zahlreich
(Blätter auch im Herbste gänzlich behaart); Sesleria Heufleriana
Schur, an steilen Duiesterufern zwischen Horodnica und Babin, höchst
gemein; Silene chlorantha Ehrh., auf Kalktriften in Stizylcze; Vero-
nica incana L., ibidem. — 2. Mein Hieracium Ullepitschii aus dem
Ungar. Tatrageb. ist entgegen der Behauptung G. Schueider's
ganz entschieden von dem südeuropäischen, mir in zahlreichen Exem-
plaren V. Janka's vorliegenden H. rhodopeum Gris. als Art ver-
schieden, somit die Aufstellung einer neuen Species meiuerseits ge-
rechtfertigt erscheint. — 3. Der Güte meines sehr geehrten Gönners
v. Janka verdanke ich auch, dass ich Ledebour's Originalexem-
plare des Thalictrum petaloideum L. vom Altaigebirge mit dem
ostgalizischen Th. uncinatum Rehm. zu vergleichen Gelegenheit hatte,
was meine frühere, lediglich auf Vergleiobung der Diagnosen basirten
Behauptung, Th. uncin. sei identisch mit dem sibirischen Th. peta-
loideum L., glänzend bestätigt hat. Diese Bemerkung möge M. Ra-
ciborski zur Kenntniss nehmen, welcher Herr iu der Sitzung der
Krak. phys. Comm. vom 20. März 1. J. meine das Th. uncin. Rehm.
betreffende Meinung als eine durchaus unbegründete bezeich-
nete und die Auffassung Dr. Rehmann's aufrechthiolt.
Br. Blocki.
Prossnitz in Mähren, am 4. October 1887.
Am Plateau Drahan bei Protivanov fand ich: Phleum nodo-
sum, Eestuca giyantea Vill., Brachypodiuin pinuatuni P. B., Carex
*
408
remota, leporina, silvatica, pallescens, Juncus filiformis, Polygonatum
verticillatum , Gladiolus imbrlcatus (zweiter Staudort im Brüüuer
Kreise), Polygonum Mstorta, Alnus incana, Phytemna spicatum, Cam-
pamda persieaefoUa albi^ora, Hypoclioeris maculata, Senecio nemo-
rensis, Serratida tinctoria, Carlina acaulis, Lycopsis arvensis, Sta-
chys silvatica, Guscida epilinum Whe., Gircaea alpina, Actaea spi-
cata, Camelina foetida, Fr., Viola palustris, Hypericum quadrangidum,
tetrapterum Fr., JRosa glauca VilL, complicata Gren., hirta H. Br.,
coriifolia Fr., dumetorum Thiiill., umbellifera Sw., JRubus caesius
f. aqiiaticus Whe., Kaltenbachi Metscli., Anthyllis vidneraria. Aus
der Umgebung vou Litt au erwähne ich Rudbeckia laciniata, Di-
psacus laciniatus, Geranium palustre, Epilobium, adnatum, Griseb.,
Oenothera biennis, Rosa umbellifera Sw., Rubus pUcatus Whe. et
N., Potentüla supina. Neu für die Flora Mährens sind: Crepis foe-
tida L., bei der Eisenbahnstation Lulc nächst Wischau, jedoch sehr
spärlich. Ich fand nur zwei Exemplare, das eine liess ich am Stand-
ort. Vicia narbonensis L., heuer gebaut bei Bedihost anstatt Vicia
faba, die von Blattläusen stark angegriffen wird. W. Spitzuer.
Brunn, am 6. October 1887.
In der Umgebung von Seelowitz fand ich: Sclerochloa dura,
Stipa Joannis Celak., Asparagus officinalis, Euphorbia polychronia
Kern., virgata, Hieraciuni vulgatum Fr. f. inaculatum Sm., Inula
hirta, Vincetoxicum officinale, Lithosperynum officinale, purpureo-
coeruleum, Thcdictrum, collinum, Wallr., Anemone silvestris, JErysi-
mum repandum,, Coringia Orientalis Audr., Viola niirabilis, Silene
nutans, Caticalis daucoides, Prunus chamaecerasus, Tetragonolobus
siliquosus Roth. Dr. Form an ek.
Laib ach, am 12. October 1887.
Es wird Sie und die Leser Ihres Blattes gewiss interessiren,
dass sich zu Jdria in Krain auf Anregung des Herrn Material-
Verwalters Wilhelm Leithe ein Local-Ausschuss gebildet hat, um
zu berathen, in welcher Weise eine würdige Feier zur Erinnerung
an J. A. Scopoli (am 8. Mai 1888 wird es himdert Jahre, dass
der berühmte Gelehrte starb) zu veranstalten sei. — Bei dieser Ge-
legenheit soll auch die Enthüllung einer Gedenktafel am Wohnbause
des gefeierten Naturforschers stattfinden. Voss.
Prag, am 13. October 1887.
An den zahlreichen Crataegus-Sträuchern, die sich auf dem
Abhänge des Kuchelbader Berges befinden, kam keine einzige voll-
kommene Fruchttraube, höchstens hie und da ein vereinzeltes Frücht-
chen vor. Die meisten waren vollständig leer, während sie andere
Jahre von Früchten bedeckt waren. Sollte dieses Fehlschlagen der
409
Früchte vielleicht iu der auhaltend kalten Witterung während der
Blüthezeit zu suchen sein? L. v. Boresch.
Cunnersdorf in Pr. Schlesien, am 6. October 1887.
Schon vor 27* Jahren haben die Herren v. Nägeli und A.
Peter ein Tlieraciwn polonicum = H. cernuum Fries subsp. polo-
nicum N. P. (Vergi. Monographie der Piloselloiden p. 847) publicirt.
Im Uebrigen ist die Lemberger Pflanze, welche Herr Biocki p. 303
beschreibt, ebenfalls von genannten Autoreu in derselben Monogra-
phie p. 312 bereits beschrieben und H. hrevipilum N. P. (subsp. von
H. coUinum N. P. Gochuat?) benannt worden mit ausdrücklicher An-
gabe des Standortes Lemberg (ausserdem aus Liefland, Ostpreussen,
Siebonbürgen, Serbien und Dalmatien angegeben). — Wenn Herrn
Bl'ocki's H. galiciense, wie er selbst angibt (Deutsch, bot. Monat-
schrift 1886, p. 24), identisch mit H. pratense X praealttim Kehm.
ist, so ist es auch schon einmal da gewesen, nämlich in derselben
Monographie p. 670 als H. nosalicum N. P., nach dem Berge Nosal
bei Zakopane in der Tatra so benannt; wird von den Autoren der
Grex Moleudianum ihres H. arvicola = florentinum- pratense (einer
nicht hybriden Zwischenform) als subsp. zugetheilt.
G, Schneider.
Berlin, 10. October 1887.
Der rühmlichst bekannte Keisende Paul Sintenis (derzeit zu
Ivupferberg in Schlesien), dessen botanische Sammlungen aus der
Dobrudscha, Cypern, Troas und Porto-Kico die Wissenschaft um so
viele neue Formen, die Herbarien und die Gärten um so umfang-
reiches, so vorzüglich erhaltenes Material bereichert haben, wird im
nächsten Frühjahr und Sommer im westlichen Armenien behufs
botanischer Forschungen längeren Aufenthalt nehmen. Der Pflanzen-
reichthum dieses Hochlandes ist durch die Sammlungen von Kotschy,
Huet de Pavillon, Bai ans a und Anderen hinreichend bekannt,
aber noch keineswegs erschöpft. Herr Sintenis hofft 5— GOO Arten
einsammeln zu können, welche er den P. T. Herren Subscribenten
zum Preise von 20 Mark (10 fl. ö. W. in Gold) die Centurie über-
lassen würde. Nach Beendigung der Eeise wird der Preis auf 25 Mark
(fl. 12-50 ö. W. iu Gold) pro Centurie erhöht werden. Die Hälfte
der subscribirten Summe würde vor der Abreise des Herrn Sintenis,
welche Ende Jänner 1888 stattfinden wird, einzuzahlen sein, die
andere Hälfte nach dem Empfang der Sammlungen. Sämmtliche zu
sammelnden lebenden Pflanzen, Knollen, Zwiebeln etc. hat Herr
Max Leichtlin iu Baden-Baden übernommen, an welchen man auch
die subscribirten Beträge einzuzahlen bittet. Die Bestimmung der
Ausbeute übernahm der hervorragende Kenner und Erforscher der
orientalischen Flora, Herr Dr. 0. Stapf in Wien. A. Aschers on.
410
Fersonalnotizen.
— Dr. H. F. G. Grraf von Strömfelt, Docent der Botanik
an der Universität Upsala ist als Amanuensis an der botanischen
Abtheilung des naturhistorischen Reichsmuseums zu Stockholm an-
gestellt worden.
— Dr. August Vogl, Professor der Pharmakologie Avurde für
das laufende Studienjahr zum Rector der Universität Wien gewählt.
— Dr. Robert Caspar y, Professor der Botanik und Director
des botanischen Gartens der Universität Königsberg, ist am 18. Sep-
tember, 70 Jahre alt, gestorben.
— Karl Schilberszky wurde an der Budapester staatlichen
Samencontrolstation als Assistent angestellt.
Vereine, Anstalten, Unternehmung^en.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen-
schaften in Wien am 21. Juli übersandte Prof. Emerich Räthay
folgende vorläufige Mittheilung: „Die Geschlechtsverhältnisse im
Genus Vitis und ihre Bedeutung für die Ampelographie." Es ist
längst bekannt, dass gewisse Reben polygamisch sind. Und ebenso
weiss man von der verwilderten Vitis vinifera, dass sie zweihäusig
vielehig ist und es von ihr Stöcke gibt, welche nur männliche Blü-
then und daher niemals Früchte entwickeln. Höchst interessante
Beobachtungen über die Geschlechtsverhältnisse von V. vinifera
publicirte K. Portele. Nach ihm zeigen die Pollenzellen der cul-
tivirten Sorten zwei Hauptformen. Sie sind entweder „mehr ellip-
tisch" oder „mehr zugespitzt". Diese beiden Formen sind an be-
stimmte Traubensorten gebunden und schon durch äusserlich erkenn-
bare Blüthenunterschiede bestimmbar. Die Ergebnisse meiner Unter-
suchungen über die Geschlechtsverhältnisse im Genus Vitis lassen
sich in folgende Sätze zusammenfassen: 1. Sowohl die verwilderten
als auch die cultivirten Individuen von V. vinifera sind mit Rück-
sicht auf die Staubgefässe entweder langmännig oder kurzmännig.
2. Die Pollenzellen aller langmäunigen Individuen sind tonnenförmig.
3. V. vinifera ist im verwilderten Zustande androdioecisch, indem
ihre kurzmännigen Individuen hermaphroditische und fertile Blüthen,
ihre langmäunigen Individuen dagegen männliche, also sterile Blü-
then erzeugen. 4. Die cultivirten Individuen sind, wenn sie einer und
derselben Sorte angehören, je nachdem die letztere Stecklinge eines
langmänuigen oder kurzmännigen Sämlings darstellt, selbst entweder
sämmtlich lansmännig oder kurzmännig.
— Der botanische Garten nächst dem Johanuäum-Gebäude in
Graz wird im künftigen Jahre aufgelassen, dagegen ein neuer bo-
tanischer Universitätsgarten errichtet werden.
411
Botanischer Tauschverein in Wien.
Seudungeu sind eiuo'elaco^: Von PYäulein v. Bore seh mit
Pflauzeii aus Böhmen. — Von Herrn de Crespigny mit Pflanzen
aus England. — Von Herrn Wick mit Pflanzen aus Baden.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Felsmann,
Schmidt, Richter, Keller.
Aus Niederösterreich eingesendet von Dr. Kornhuber; Garum
Bulbocastanum.
Aus Böhmen ein^^esondet von Pastor: Actaea spicata, Aspidium
lohatum, Asplenium Trlchomanes, Carex pendula, Cornus alba, Cystop-
teris fragilis, Homogyne alpina, Hypericum humifusum, Lamium
maculatum, Levisticum officinale, Orchis latifolia, TroUius eiiropaeus,
Turritis glahra, Valeriana scmihucifolia.
Aus Italien eingesendet von Piccioli: Acer Opalus, Aira ca-
pillaris, Arisarum prohoscideum, Aristolochia rotunda, Centaurea
nigrescens, Crepis leontodontoides, Geranium nodosmn, Luzida nivea,
Nigella damascena, Orohanche gracilis, Sedum Cepaea, Sisymbrium
Zannonii, Trifolium nigrescens, Ventenata avenacea.
Aus Böhmen eingesendet von Boresch: Ailanthus glandulosa,
Cerastium bracTiypetalwn, Colutea arborescens, Corydalis cava, Cytisus
Tjoburnum, Fraa'invs excelsior, Juglans regia, Lycopus europaeus,
Popidiis nigra, Sedum rupestre, Senecio silvaticus, S. viscosus, Taams
haccata, Vicia sativa.
Aus England eingesendet von Crespigny: Helosciadium nodi-
florum, Oenanthe fiuviatilis, Popidus caiiescens, Rosa micrantha,
Rubus fruticosus v. Lindleyanus, R. Systrix, R. rusticanus, R.
saltuum, Rumeüc maritimus, Salix tmdulata, Scirpus m,aritimus,
Sison Am,om,um,, Zannichellia pedicillata.
Aus Baden einsfesendet von "Wick: Arctostaphylos officinalis,
Elodea canadmsis, Erucastrum obtusangulum., Euphorbia Chamaesyce,
Gaqea stenopetala, Heliotropitim europaeum, Polycarpon tetraphyllum.,
Poiycnemum m,ajus, Scutellaria uninor, Trifolium scabrum.
Aus dem Isergebirge: Orocus banaticus.
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rhiana. Von Blocki. — Zur Flora von Bappoltenkirchen. Von Wiedermann. — Zur Flora von
Bo.snien. Von (jonrath. — Botanische Notizen. Von Kissling. — Flora von Nord-Mähren.
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einen Semester und zwar auf Exemplare, die frei durch die Post
bezogen werden sollen, nur bei der Redaction: Wien, IV. Mühl-
gasse Nr. 1.
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Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat die
Verlagshandlung C. Gerold's Sohn in Wien übernommen.
Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll-
ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden:
2. und 3. Jahrgang zu 1 fl. (2 R. Mark) — 9. bis 22. Jahrgang zu
2 fl. (4 R. Mark) - 23. bis 36. Jahrgang zu 5 fl. (10 R. Mark) —
Oeitcir. bolan. Zeitschrift. 12. Heft 1887. 34
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37. Jahrgang 8 fl. (16 E. Mark). Bei Abnahme sämmtlicher Jahrgänge
von der Redaction, 20 Procent Nachlass.
Einzelne Hefte können nur vom laufenden und letztvergange-
nen Jahrgänge abgegeben Averden.
Von den bisher erschienenen 35 Portiäts der „Gallerie öster-
reichischer Botaniker" können einzelne Exemplare ä 50 kr. (1 R. Mark)
abgegeben werden.
Skofitz
{lY. Mühlyasse Nr, 1).
Ueber einen abnormen Fruohtkörper von Agaricus
procerus Scop.
Von Dr. Richard v. Wettstein.
Am 14. September d. J. fand ich am Rande eines Fichten-
waldes nächst Mühlau bei lansbruck einen aSnorm ausgebildeten
Fnichtkörper von Agaricus (Lepiota) procerus Scop., der mir so
merkwürdig erscheint, dass ich ihn im Folgenden kurz beschreiben
möchte.
An dem Hute eines üppigen, ca. 28 Cm. hohen Exemplares
entsprangen, wie es die nebenstehende Abbildung ersichtlich macht,
zwischen den Lamellen an der
Unterseite des Hutes drei wei-
tere Friichtkörper, deren Stiele
''^^^^.^^Äi^ ^.'■^'^'^^^k sich über de» Rand des Hutes
hervorbogeu und senkrecht auf-
wärts wuchsen. Alle drei acces-
sorischen Pilze waren vollkom-
men entwickelt, nur bedeutend
kleiner und schmächtiger als der
primäre, ihre Höhe betrug 12,
18 und 24 Cm.; einer war noch
nicht ganz ausgebildet, der Ring
vom Hute noch nicht losgelöst.
Interessant war die Ursprungs-
stelle der Stiele, dieselbe befand
sich zwischen den Lamellen des
primären Hutes, so dass diese
durch die an Umfang zuneh-
menden Stiele erst auseinander-
gedrängt wurden.
Bildung secundärer Fruchtkörper aus den Hüten von Hymeno-
myceten wurde schon mehrfach beobachtet, so bildeten bereits Schaef-
fer (Fang, in Bav. et Ratisb. nasc. icoii. tab. CXXXIV, Fig. 2)
und Harzer (Naturg. Abbildung der Pilze Tab. 41) eine Durch-
wachsuug des Hutes von Boletus edulis durch einen jungen Pilz ab.
415
einen ähnlichen Fall stellt Krombholz (Abbildung und Beschrei-
bung essb., verd., gift. Schw. tab. 68, Fig. 13) von Russula alu-
tacea dar und Reichardt besprach in Verhandl. zool.-bot. Ges. XVII.
Band, pag. 317 dasselbe Vorkommen bei Boletus edulis.
Immer handelte es sich in diesen Fällen jedoch um die Um-
bildung der Hutoberseite in den Stiel juuger Pilze, während unserem
Falle dadurch ein gewisses Interesse zukommt, dass die Hutunter-
seite dieselbe Rolle spielt.
Missbildungeu von Pflanzen können von zweifacher Bedeutung
sein. Entweder sind sie dadurch von Werth, dass sie morphologische
Verhältnisse deutlich machen, die sonst nur schwer oder gar nicht
zu erkennen sind, oder sie erregen dadurch unser Interesse, dass an
ihnen gewisse Bildungsgesetze deutlicher hervortreten als an nor-
malen Exemplaren. Wenn aus einem Gewebsstücke eines Pilzes,
das sonst der Sporenerzeugung dient, eine Wucherung entsteht, die
zu einem neuen Individuum auswächst, das dem früheren in allen
Theilen vollkommen gleicht, d. h. ganz normal entwickelt ist, so
handelt es sich um ein Beispiel der letzten Art. Als ein solches
möchte ich darum auch die geschilderte Missbilduug betrachten.
Für die Entscheidung der Frage, ob wir in den Fruchtkörpern
der Hymenomyceten die Ergebnisse eines sexuellen Actes vor uns
sehen oder nicht, hat eine solche Missbildung allerdings nicht den
Werth, den man ihr vielleicht zumuthen möchte, da sich einerseits
begreiflicherweise die ersten Anlagen der secundären Fruchtkörper
nicht beobachten Hessen, andererseits aber ebenso Gründe sich geltend
machen lassen für die Annahme einer rein vegetativen Entwicklung,
wie für die der Entstehung von Befruchtungsorganen an einem ab-
normen Orte.
Ueber einige Iris -Arten des botanischen Gartens
in Wien.
Von Dr. Otto Stapf.
(Fortsetzung'.)
Iris Güldenstaedtkina
und deren Verwandte.
Schon frühzeitig wurden Versuche gemacht, diese formenreiche
Gruppe zu gliedern, allein jedesmal scheiterten sie an dem proteus-
artig wechselnden Wesen derselben, und das Eigebuist^ war schliess-
lich die Zusammenziehung all der mannigfachen Formen in eine
Art, mitunter selbst ohne Unterscheidung von Varietäten. Es ist in-
dessen klar, dass ein solcher Vorgang etwa mit der Begründung.
„Variat florum modo variegatorum colore" (Boisb. Fl. Orient. V:
34*
416
p. 129), keine Lösung der Fraofe bedeutet. Eine solche wird in end-
giltiger Weise nur durch Beobachtungen der verschiedenen Formen
an den natürlichen Standorten, durcli den Vergleich sorgfältig prä-
parirter Exemplare und kritisch pcl eitel e Ciilturversuche möglicli
sein. Unter solchen Verhältnissen kann und soll auch hier nicht
daran gegangen werden. Das reiche Mateiiale aber, welches sich im
Laufe der Zeit im hiesigen Garten angesammelt hat, fordert wenig-
stens zu einer Ordnung desselben heraus, wobei es immerhin ge-
schehen mag, dass die heute leitenden Gesichtspunkte in Zukunft
theilweise oder ganz werden aufgegeben werden müssen.
Die älteste Beschreibung einer dieser Formen stammt von
Pallas. Sie findet sich in dem Anhang zum IL Band seiner „Reise
durch verschiedene Provinzen des russischen Eeiches", p. 740 (1773),
wozu die Abbildung auf T. B. Fig. 2 des Anh. z. III. Band gehört.
Er benannte die beschriebene Pflanze /, haJophlla. Erst 1781 erschien
in den Act. Petrop. t. V. p. I, pag. 292 eine von einer Tafel (VIII) be-
gleitete neue Beschreibung von Lepechin, verbunden mit einer
neuen Benennung, nämlich I. Gi'ddenstaedtiana, so dass der Name
/. haloph'da vor der Lepechin'schon Bezeichnung jedenfalls die Priorität
hat, wenn man überhaupt beide zusammenziehen will. Mit der Pal-
las'schen Beschreibung und Abbildung stimmt aber die kleinblüthige,
meist auch niederere und vor Allem durch schmal lineare Griffelab-
schnitte ausgezeichnete Form überoin, welche in Red. Lil. 310 als
/. sLenogyna abgebildet und von De la Roche beschrieben wurde.
Hieher gehört auch die Abbildung in Bot. Mag. t. 1515 wo Gawler-
Ker die Pflanze als /, stenofiyna zu Iris spuria stellt, während er
sie später in den Irid. gener. pag. 49 auch unter /. halophila Pall.
aufführt, allerdings als Form „(b) flore minore, pallidiore". In der
Fl. Taur. Caucas. des Marschall v. Biebersteiu erscheint sie als
var. S. unter /. Güldenstaedtiana. Diese Form ist seit Langem im
Wiener botanischen Garten vorhanden. Sie erscheint schon 1820 im
Samen-Katalog desselben aufgeführt. Sie weicht durch die angeführ-
ten Merkmale ziemlich auffällig von den übiigen Formen ab. Pallas
fand die Pflanze am Irtisch im südwestlichen Sibirien, Marschall
v. Bieberstein führt sie aus Iberien auf. Exemplare von Regel
aus Turkestan und solche von Gebier aus dem Altai, wie sie mir
vorliegen, gehören, soweit der Erhaltungszustand einen Schluss er-
laubt, hieher. l)ar;iu schliesst sich eine Reihe von Formen, welche
unter sich nur durch Vorwiegen der weissen oder der gelben Farbe,
durch grössere oder kleinere Perigonzipfel und mehr oblongen oder
runden Zuschnitt der Platte der äusseren Abschnitte des Perigons
von einander abweichen. Die Blütheu sind auch bei den kleinblütlii-
gen Formen grösser, als bei /. halophila, und die Abschnitte des
Griifcls stets in der Mitte deutlich bieiter. Der Durchmesser der
löffelförmigeu Spreite schwankt zwischen 15 und 25 Mm.
Im Allgemeinen sind die Blüthen sehr hellfarbig, die aufrechten
inneioü Perigouabschnitte oft fast weiss. Eine Scheibe mit schwefel-
gelb blühenden Individuen war mit der Etiquette /. atomaria ver-
417
sehen, ein Name, über dessen Uvspruno- ich nichts Näheres au,i::eben
kann. Diese Formen entsprechen offenbar dem, was Lepechiu unter
seiner 1. Gühlenstacdüana verstanden liat. Es ist zu.ijleich die var.
ß. der 1. Giddenstaedtiana der Fl. Taur. Cauc, von Marschall v.
Bieberstein und die /. spurla ß. halophila des Bot. Majx. 1131.
Nach Marschall v. Bieberstein bewohnt diese Art vorzüglich
das südliche Russland bis an den Torek, an dessen Ufern sie Gül-
denstaedt gefunden hatte.
Die^sen beiden gelben oder weissgelben Arten stehen zwei an-
dere mit violetten inneren Perigonzipfelu gegenüber, zu welchen
eine dritte Art den Uebergaug bildet. Es ist diess eine Form, welche
nach Grösse und Zuschnitt der äusseren Perigonziptel, kloinblüthigen
Individuen der /. Giddenstaedtiana sehr nahe steht, aber eher eine
noch kleinere Platte (Durchmesser 13 — 15 Mm.), tiefer ausgerandete
innere Perigonzipfel und relativ kurze Filamente (fil.: ca. 12 Mm,,
anth.: 15 — 17 Mm. gegen 14 und 17 Mm. bei /. Giddenstaedtiana)
hat. Der Nagel der äusseren Abschnitte des Perigons ist trüb oliven-
grüu bis licht braunviolett geädert, während das Geäder der Platte
und der aufrechten Zipfel von einem wässerigen Lichtblau ist, welche
Farbe gegen die Enden der A'^sclmitte gewissermassen zerfliesst.
Die Pflanze hat verhältnissmässig breite Blätter (bis zu 20 Mm.)
und eine Höhe von kaum 40 Cm. Die angegebenen Merkmale lassen
sie recht wohl von den übrigen Arten unterscheiden. Der botanische
Garten besitzt Exemplare, welche aus Samen gezogen wurden, die
Th. Pichler 1882 in der Nähe des Elwend sammelte und andere,
welche bereits seit längerer Zeit da sind. Eine Scheibe davon trug
auf der Etiquette den Bemerk „Caucasica"', womit wohl gesagt sein
soll, dass die Pflanze aus dem Kaukasus stammt. Diese Art ist
identisch mit der var. «. liuescem der /. Giddenstaedtiana bei
Marschall v. Bieberstein a. a. 0. p. 42, nur vereinigt der Ver-
fasser damit noch die l.desertorum Gawl.-Ker, welche davon zu trennen
ist. Marschall v. Bieberstein fand die /. livescens am Terek.
Demnach scheint sie Cis- und Transkaukasien und das nordwestliche
Persien zu bewohnen. Mit 1. livescens hat, wie erwähnt, Marschall
V. Bieberstein auch die im Bot. Mag. 1514 abgebildete und schon
im Texte zu t. 1131 genannte /. desertorum Gawl.-Ker zusammen-
gezogen. Wenn ich beide trenne, so geschieht es auf Grund des Ver-
gleiches lebender Exemplare. Uebrigcus lallen auch an trockenen
Pflanzen die Unterschiede noch genug ins Auge. /. desertorum ist
höher, hat im Veihältuiss zur Länge schmälere Blätter; die Blüthen
sind merklich grösser, die Platte der äusseren Perigonzipfel ist
breiter (circa 18 Mm.) und die inneren Abschnitte sin<l nicht ver-
kehrt-eiförmig, sondern elliptisch, d. h. ihr grösster Durchmesser
fällt in die Mitte und nicht gegen das Ende, welches zudem kaum
ausgerandet ist. Endlich ist sie durch die schön licht blau-violette
Farbe des inneren Segmentes und dos Griff"els, durch die tief gold-
bis orangegelbe Saumlinie am Grunde der er.-teren und die el)enfalls
mehr mit blauem Geäder durchsetzten äusseren Abschnitte sehr aus-
418
gezeichnet. Die Autheren, welche nur wenig länger als die Filamente
sind (18—15 Mna.) sind von grell orangegelber, von dem Blau der
Griifelabschnitte lebhaft abstechender Farbe. Die Pflanze ist mir nur
aus Gartenexemplaren bekannt. Nach Gawler-Ker kommt sie in
den saudigen Steppen des östlichen Russland vor.
Die letzte hieher gehörige Art ist endlich 1. Sogdiana Bunge
AI. Lehin. Kel. p. 331. (Mem. sav. etr. t. VII. p. .507 [1851]).
Während sie Boissier in der Fl. Or. a. a. 0. schlechthin als Syno-
nym zur /. Güldenstaedt'uma zieht, und zwar als „forma floribus
caerulescentibus", schlägt sie Baker in Gard. Chron. 1867 p. 583 zu
1. spuria. Maxi mo wies führt sie dagegen a.a. 0. p. 708 als Va-
rietät der 7. Güldenstaedtiana an, einer ähnlichen Auifassung wie
Boissier folgend, indem er sagt: „Solo colore tlorum a typo
distincta". Mir ist die Pflanze blos aus den hier cultivirten Stöcken
bekannt, denn ein ebenfalls als 1. Sogdiana bezeichnetes, getrocknetes
Exemplar, das mir aus der turkestanischen Ausbeute RegeTs vor-
liegt, gehört kaum hieher. Charakteristisch für /. Sogdiana sind die
kleinen, bald runden, bald etwas länglichen, vorne meist ausgeran-
deten Platten (Diirchmfsser ca. 12 Mm.) der äusseren Perigon-
abschuitte, die schmalen oft tief ausgerandeten inneren Segmente
(ca. 9 Mm. breit, 42 — 44 Mm. laug; bei I. desertorum dagegen
15—16 Mm. breit und 45 Mm. lang), die schmalen Griifelabschnitte,
sowie die lebhafte an /. desertorum erinnernde Färbung. Die Pflanze
wird ungefähr so hoch wie /. deaertorum. Nach Maxime wies ist
das Bergland am Jli und Sarafschan im östlichen Turkestau ihre
Heimat.
Die zu der Gruppe der 7. Güldenstaedtiana gehörenden Arten
wären demnach:
7. halophila Pall, — 7. Güldenstaedtiana Lep. — 7. livescens
M. B. — 7. deseriormn Gawl.-Ker. — 7. Sogdiana Buuge. Ihr Gebiet
umfasst das südöstliche Russland, die Kaukasusländer, Armenien,
Iran, die gebirgigen Theile von Turkestan und das angrenzende
Land bis zum Thian-Schan und zum südlichen Altai. Innerhalb dieses
Verbreitungs-Areales scheint sie sich in reicher Weise zu gliedern.
Doch sind vorläufig dem Gesagten entsprechend, darüber nur An-
deutungen möglich.
An 7. Güldenstaedtiana Lep. schliesst sich unmittelbar noch
eine Art an, 7. ochroleuca L. Maut. p. 175 (1773). Obwohl sie schon
im vorigen Jahrhunderte bekannt war und in den Gärten nicht
selten gezo-,^en wurde, blieb ihre Heimat doch lauge zweifelhaft, bis
sie von Boissier, Balausa und Anderen in Klein asien wieder
wild aufgefunden wurde. Smyrna, Augora und Tripolis (in Syrien)
sind die einzigen bislang bekannten natürlichen Staudorte. Da über
die Art seilest keine Zweifel herrschen, geuügt es bezüglich derselben
auf Baker a. a. 0. und Boissier a. a. 0. p. 129 zu verweisen.
Wie sich 7. ochroleuca im Westen an das Gebiet der Gruppe
der 1. Güldenstaedtiana anschliesst, so reiht sich an sie selbst wieder
weiter im Südwesten der kleine Verbreitungsbezirk einer nahen Ver-
419
wandten, der /. Momüeri DC, die bislier nur auf Rhodos und Greta
gefunden wurde, während im Osten eine ganz ähnliche Parallolform
mit ebenfalls sehr bej;chräuktem Gel)iet auftritt, die /. aurea^) Lindl.
in den Thälern Kaschmirs. Bezeichnend ist, dass gerade diese an
der Peripherie des gemeinsamen (jebietes liegenden Arten scharf
umschrieben sind, während nach der Mitte zu eine Reihe kaum zu
entwirrender Formen sich anhäuft.
(Fortsetzung folgt.)
-K^
Rosa Herhichiaun n. sp.
Von Br. BTocki.
Diagnose: Strauch gross, mit an der Spitze nickenden,
schwachbereiften heurigen Trieben, von intensiv dunkelgrüner Farbe der
Belaubung. Hauptstamm und beui ige Triebe dicht (besonders in der
unteren Hälfte) bestachelt; blühende Zweige mit sehr spärlichen
kleinen Stacheln bewehrt. Stacheln braun, sehr derb, von eiläug-
licher Basis, schwach sichelförmig gekiiimmt. Blattstiele dicht be-
haart, mit 4 — 6 weisslichen gekrümmten Stacheln bewehrt und mit
spärlichen Drüsen besetzt. Blättchen mittelgross — an den
heurigen sterilen Trieben gross (bis fast 5 Cm. lang) — zu 7, nur an
den Blüthenzweigen zu 5, genähert, dicklederig, oberseits dunkel-
grün und stark glänzend, unterseits blassgrün und matt, ellip-
tisch, kurz zugespitzt, bis zur gerundeten (am Endblättcheu
schwach herzförmigen) Basis gesägt, die Blättcheupaare nach
unten an Grösse allmälig abnehmend, das unterste Paar zweimal
kleiner als das erste. Die Blättchen beiderseits dicht anliegend
behaart, unterseits mit stark hervortretenden Hauptnerven.
Sägezähne gegen die Spitze der Blättchen zu an Grösse allmälig
zunehmend, die unteren sehr schief, anliegend, die oberen dreieckig-
eiförmig, kurzgespitzt, abstehend, davon einzelne mit einem
kleinen, drüsigbespitzten Zähnchen versehen. Nebenblätter
schmal, linealkeilig. unterseits und an den Känderu dichtbehaart,
an den Rändern überdiess dicht drüsig gewimpert, mit theils vor-
gestreckten, theils abstehenden, allmälig zugespitzten Oehrchen.
Nebenblätter der blüthenständigen Blätter länglichlineal. Deckblätter
länglich, bis 8 Mm. breit und stets länger als der mittlere Frucht-
stiel, die meisten blättertragend. Blüthon einzeln, resp. zu 3— 8 ge-
huschelt. Die Pedunkeln einzeln stehender Früchte sind 1 Cm. lang;
bei gehuschelt stehenden Früchten ist der Stiel der Centralfruch t
7—8 Mm. und die Stiele der Seitenfrüchte 15 — 2 Cm. lang. Früchte
mittelgross (die Centralfrucht stuts grösser und kürzer gestielt),
') Alle drei zuletzt genannten Arten werden im ^Viener botanischen
Galten gezogen.
420
ellipsoidisch, pomeranzenroth (vor der voll kommeneu Keife auf der
einen Seite stets dunkler gefärbt). Discus wulstig, ziemlich klein,
Griffelköpfchen erhaben, dicht behaart. Kelchzipfel am Rücken mit
+ zahlreichen gestielten Drüsen besetzt, an den Räudern dicht
behaart, eilanzettlich, in einen langen und schmalen, lineal-
keulenförjmijgen Endzipfel all mal ig verschmälert (2'5 Cm. lang,
4 — 5 Mm. breit), die drei äusseren fiederspaltig, mit ziemlich
langen, llineallanzettlichen bis lanzettlicihen, spärlich ge-
sägten Fiederchen, die Sägezähnchen der Fiederchen drüsig be-
spitzt. Kelche bis zur Fruchtreife bleibend, theils aufge-
richtet, theils wagrecht abstehend. Blumenblätter....
Standort: In lichten Gebüschen an steilen üferabhängen des
Dniester imd Seret in Südostgalizien eines der charakteri-
stischesten Bestandtheile der dortigen höchst interessanten Flora. Ich
habe bis jetzt diese ausgezeichnete Art an folgenden Standorten
(überall in grösserer Individuenanzahl) beobachtet: ßilcze, Biyszczanka,
Dobrowlany, Horodnica (Galiz.) und ßabin (Bukow.).
Anmerkungen: Rosa HerhicMana m. (non R. Herbichii
Braun) steht so eigenartig und eigenthümlich in ihrer Erscheinung
da, dass sie wohl nicht leicht mit irgend einer anderen Art ver-
wechselt werden kann. In systematischer Hinsicht zeichnet sich die-
selbe übrigens auch dadurch aus, dass sie die Sectio y.CoUinae'*
mit der Sectio „Montanae pilosae" und „Tomentellae" verbindet.
Lemberg, am 1. October 1887.
Zur Flora von Rappoltenkirchen in Niederösterreich.
Von Leopold Wiedermann.
Herr Heinrich Braun in Wien interessirte sich für die GaUum-,
Mentha- und Thymus- kiien der Flora von Rappolteukirchen. Dieser
gütigen Untersuchung verdanke ich die Bestimmung nachstehender
Pflanzen.
1. Galiiini,
Galium Mollugo L. sp. pl. ed. L, pag. 107 (1753), Walchen.
— — v. puberulum H. Braun in Oborny, Flora von Mähren H.,
p. 734 (1884), Rappolteukirchen.
— pubescens Schrader Spicileg. Fl. Germ., pag. 16 (1794) sub
varietate O. Mollug'mis. — G. hirsutum Kitaibol in Reichenb.
Fl. Germ., p. 210, Nr. 1291 (1831), Sieghartskirchen.
— elatum Tlmillier. Fl. de Paris II., pag. 76 (1799), Kogel,
Walchen.
— elato X erectum {G. praticolum H. Braun), Walchen, die dem
G. erectum Huds. näher stehende Form bei Heigen.
421
Galium erectum Hudson. Fl. Anglica ed. L, pag. 5G (1762), uou aut.
p. max. p. Kappoltenkirclieu Friedhof, Kogel.
— insubricum Gaudiü. Fl. helv. 1., pag. 421 (1828). Bei Kveut,
Ochsenhaut bei Sieghartykirclicu.
— erecto X verum {G. eminetis Gr. Godr. FI. de France IL, pag. 19,
1850), Walchen.
— vero >C Mollugo (G. ochroleucum Wolff in Schweigger et Körte.
Fl. Erlang., pag. 36, 1811), Heigen.
— elato X verum {G. ochroleucum Wolflf. 1. c. p. p.), Eappolten-
kirchen.
— verum L. Kappoltenkirchen, Kogel.
— Wirtgenii F. W. Schultz. Archiv I., pag. 201 (1855), Weinberg
bei Kappoltenkirchen.
— scdbrum Jacq. Kuhberg bei Sieghartskircheu.
— nitidulum Thuill. Fl. de Paris H., pag. 77 (1799), Kogel, Jo-
hanuesberg.
— nitidulum v. scabriusadum H. Braun in Oborny, Fl. v. Mähr.
H., pag. 737 (1884), {G. commutatum Jord.? ex. orig. n. v.),
Kappoltenkirchen, Kogel, Johannesberg, Röhrenbach.
— laeve Thuillier. Fl. de Paris, pag. 77 (1799), Walcheu.
— ■palustre var. scalrvm Neilreich (v. asperum Br.), Walchen,
Weinberg bei Kappoltenkirchen.
— palustre var. elongatum Presl. Fl. Sicula L, 59 (1826) pro specie.
An der „kleinen Tuln" bei Sieghartskircheu.
— Aparine L. sp. pl. ed. I., pag. 57 (1753), Walchen, Ochsen-
haut u. s. w.
— infestum W. K. pl. rar. III., t. 202 (1809). G. Vaillantii D. C.
Fl. fr. IV., pag. 263 (1805), Getreidefelder häufig.
— Cruciata Scop. Feuchte Gebüsche häufig.
— rotundifolium L. Kuhberg bei Sieghartskircheu, Röhrenbach.
— horeale L. a) hyssopifolium Hoifmann. Deutschlands Flora, pag.
71 (1800), pro specie, feuchte Bergwiesen häufig.
— — b) intet^medium Hertens et Koch in Rohling. Deutschi. Fl.
Weinberg bei Rappoltenkirchen, wurde bislang im Becken von
Wien noch nicht beobachtet.
— silvaticv.m L. Wälder häufig.
2, Mentha,
Mentha candicans Crantz Stirp. Aultriacae IV., pag. 330 (1769).
Häufig im Gebiete.
— aquatica L. sp. pl. ed. I., pag. 576 (1753) v. typica {M. Vieu-
nensis Opiz.). Bei Kreut.
— aquatica L. var. stolonifera (Opiz), Kogel.
— elata Host. Fl. Austr, IL, pag. 145 (1831), M. arvensix aqua-
tica Aut. p. p. Wassergräben zwischen Rappoltenkirchen und
Kreut, eine kleine Form am Eisbach.
— montana Host. 1. c. p. 145 (1831), der JJ. elida Host, ähnlich,
422
aber von diesor durch die zum Blattstiel verschmälerte Blatt-
lamina, dichte Behaarung des Stengels, dünne dunkelgrün ge-
färbte Blätter verschieden. (Oris'iualien im Herbare des k. k.
uaturli. Hofmuseums.) An feuchten Waldstellen bei der Ort-
schalt Au am Kragging, mit 31. Austriaca y.SUchovensü {Oph).
Mentha tortuosa Host. Fl. Austr. IL, pag. 142 (1831). An der „klei-
nen Tuln''.
— calamintliaefolia Host, (herb.) Sieghartskirchen. M. melissaefoUa
Host. Fl. Aust. n., pag. 144 ist dieser Form sehr ähnlich,
unterscheidet sich aber durch die längeren Blätter, zottig be-
haarten Stengel, die langzottig behaarten Blüthenstiele und Kelche
in auffallender Weise von M. calaminthaefolia Host. Da für
M. calaminthaefolia Host, noch kein Name existirt, so zog ich
es vor, diesen Namen vorläufig zu belassen, obwohl er nur ein
von einer Diagnose begleiteter Herbarname ist. M. calaminthae-
folia ist übrigens eine im Wiener Walde ungemein verbreitete
Mentha, insbesonders um Neuwaldegg, Hütteldorf, Purkersdorf
habe ich sie wiederholt selbst gesammelt (Braun).
— Austriaca Jacq. Fl. Austr. V., pag. 14, t. 430 (1778), var. Sli-
chovensis (Opiz). Tannenschachen (Baumschule), Aecker bei Kreut,
feuchte Aecker bei Au am Kragging.
— arvensis L. sp. pl. ed. I., pag. 577 (1753), var. polymorpha
Host. 1. c. p. 152 pro specie p. p. Aecker am Kogel, Schloss-
berg.
— arvensis L. V. densißora (Opiz). {M. polymorpha Host. p. min.
p.) Holzschlag in der Walchen.
3. Thymus,
Thymus Lövyanus Opiz. Naturalien Tausch, pag. 105 (1824). T.
arenarius Bernhardi (1831 n. s.). T. Marschallianus Aut. p. p.
non Willd.
a) genuinus. Kogel, Johannesberg, Sieghartskirchen etc.
b) elongatus (Opiz). Ueppige Form der Auen und feuchten
Wiesen, Hohlweg bei Sieghartskirchen.
c) stenophyllus (Opiz). Ausgezeichnete Form, besonders an
trockenen Hügeln, Abhängen und Felsen. Tannenschachen,
Ochsenhaut, Kogel.
d) hracteatus (Opiz). Form des Humusbodens und üppiger
Wiesen.
a) genuimis Tannenschachen.
ß) interruptus (Opiz). Ochsenhaut.
— pilosus Opiz, Naturalien Tausch, pag. 40 (1824), ßappolten-
kirchen, Ochsenhaut.
— oratus Miller. Dict. VIT., pag. 367 et 370 (1785), var. pallens
(Opiz). T. montanus Aut. p. p. non W. K. T. suhcitratus Schre-
423
her in Scbweioger et Körto. Fl. Erlang. II, p. 18 (1811). —
Boua-Höhe. Wiesen auf der hohen Warte g^egen Eisbach.
Thi/mus ovatus Miller, v. roii'olor (Opiz). T. Chaniaedrys Aut. p. p.
non Fries. Boua-Höhe. bei Abstetteu.
Ein weiterer Beitrag zur Flora von Banjaluka, sowie
einiger Punkte im mittleren Bosnien.
Von Paul Conrath,
Assistent an der deutschen Technik zu Prag.
(Fortsetzung.)
Aster ameUm L. Kurzgrasige, sonnige Abhänge am Werk VII bei B^
Buphtalmvm salicifolium L. Bebuschte Hügel im ßakovac - Tha
boi B.
Imda helenium L. Gebüsche im Rakovac-Thal.
— ensifoUa L. Trockene Kalklehnen im Rakovac-Thal.
Pulicaria uliginosa Stev. Wüste Plätze in und um B. Meine
Exemplare zeigen lange, aufrecht abstehende! Aeste. Die Behaa-
rung ist entschieden nicht wollig, auch sind die Blüthenköpfe klein
und zwar mit Randblüthen höchstens 2 Cm. im Durchmesser.
(Vergl. Freyn, Nachträge zur Flora von Süd-Istrien z. b. G.
1881, pag. 23): sie stehen daher zwischen P. nUginosa Stev. und
P. di/senterica Gärtn. Vielleicht ist erstere doch besser als var.
microcephala Boiss. zu letzterer zu stellen.
Carpeslum cernmtm L. In einer Gasse an der Westlisiere von B.
l Ex.: bebuschte Hügel am Bache bei Ivanjska.
Filago germanica L. var. canescens (Jord.) Wiesen und Aecker um B.
— minima Fr. Trockene Grasplätze bei Ivanjska.
Achillea nohilis Kerner. Felder zwischen Budjak und Dervisi bei B.
Wiesen bei Ivanjska.
var. ramosa m. Stengel von der Mitte an mit langen blühen-
den Seitenzweigen, welche die mittlere Doldentraube meist er-
reichen. {A. corymbifera Gmel.?) Mit voriger an den erstgenann-
ten Standorten.
Anthemis brachifcentros Gay. Grasige Abhänge an der Strasse von
Jaice nach Jezero.
Pyrethrum corymhosum W. Serpentinfelsen bei Vrbanja.
Senecio harbaraefolius Krock. {S. erroticus Bert.) Gemein in Gräben
und auf wüsten Plätzen in B.
— aquaticus Hds. Feuchte Stellen im Trapistenwalde bei B.; er-
reicht hier eine Südgrenze der Verbreitung.
— eriu-ifoUus L. Feldraine beim Trapistenkloster; zwischen Gebüsch
im Rakovac-Tliale b, B.
424
JEchinops commutatus Jiir. Von mir nur am Ufor des Vrbas beson-
ders in der Nähe des Trapistenklosters bemerkt.
Cirsivm arvense L. Eine interessante Form mit trauzen, am Eande
undeutlich gekerbten und mit vorwärts Gerichteten gelben Dornen
verseheneu, unterseits dicht und bleibend weisstilzigon Blättern;
Stengel arm- (3 — 6) köpfig; Köpfchen 18 Mm. lang. 12 Mm.
breit, auf langen (meist 8 Ctm.) weissfilzigen Stielen. Hüllschnppen
dornenlos. Vereinigt die Blattform des C. setosum M. B. (C ar-
vense y. integrifolium Koch) und die Behaarung des 0. argenteuin
Vest. = C. incanum Fisch. (Griseb. Spicil. pag. 254, Fiek, Fl.
V. Schlesien p. 236, Oborny, Fl. v. Mähren p. 713) Bess?
Peyer? [Glrsium arvense 8. vestUinn Koch C a. y., discolor
Neilr.). Ich will diese Form als var. Fischeri bezeichnen.
Cardmis candicans W. K. Serpentinfelsen bei Vrbanja.
Carlina Simplex W. K. Abhänge des Werkes VIII. b. B., auf Con-
gerienkalk.
— acanthifolia All. Trockene Wiesen bei Ivanjska; trockene, sonnige
Kalklehnen im ßakovac-Thal b. B.
Centa^trea nigrescens Willd. (Kern er in schedae ad. flor. cxs.
Austro-Hung. Nr. 227, Vukotinovic in Rad jugoslavenske akademije
LVIII. pag. 150; 0. vochinensis Bernh.) Am Ufer des Vrbas
bei der Kaserne. Die Exemplare zeichnen sich durch ihre Kahl-
heit und ganze, ganziandige Blätter aus.
— stenolepis Kern. Häutig auf den bebuschten Hügeln westl. v. B.,
Serpentinfelsen bei Vrbanja; an beiden Orten auch die var. inca-
nescens Vuk. 1. c; Berg Hum bei Jaice, Kalk c. 1000 M. (Die
Angabe Hofmann's 1. c, dass C. Pseudophrggia C. A. Mey.
teste Pantoczek um B. vorkommt, dürfte auf einer Verwechslung
beruhen, da C. stenolepis Kern bei Hofmann fehlt.
— osmana n. sp. Ganze Pflanze spinnwebig; Stengel aufrecht mit
roth überlaufenen Kanten und zahlreichen nach oben kleiner
werdenden Blättern besetzt, etwas über der Mitte langästig;
Aeste beblättert, meist einköpfig, doch auch 2 — Sköpfig; Köpf-
chenstiele nach oben verdickt. Blätter rauh, lanzettlich, ver-
hältnissmässig klein, alle ganz mit entfernt stehenden
kleinen Zähnchen besetzt, mittlere sitzend, obere umfas-
send, Hüllschuppen lineal, stark nervig, Anhängsel der un-
teren und mittleren dreieckig, schmal lineal, pfriem-
lich verlängert, fast so lang als ihr Nagel, kämmig ge-
franst, ziemlich stark zurückgekrümmt, nicht breiter oder
nur w^euig breiter als das obere Ende des Nagels, die
der obersten eirund, ausgebissen gezähnt, über die Anhängsel der
darunter stehenden Schuppen hinausragend, Pappus fehlend.
Grasige Lehnen am rechten Ufer des Crkvina-Baches an der
Westlisiere von B.
Vielleicht ein Bastard der C. stonolepis Kern. Welche Art
dabei noch im Spiele ist kann ich nicht sicher ermitteln. C. ni-
greäoens^iW^. war dort weit und breit nicht zu sehen; dagegen
425
bemerkto ich häufig C. jacea L. ß. pectinaia Neilr.; vielleicht
ist sie ein Mischling mit dieser Art?
Von G. sciaphila Vuk. in Kerner schedae ad. flor. exs.
Aiistr.-HiinG: bei Nr. 227 und in Kad jugosl. akad. LVIIT. pag.
150 verscliiedeu durch die Form und Richtung der Schuppen-
auhäüirsel, durch die Form uud Kleinheit (mittlere c. 7 — 8 Cm.)
der Blätti'r (ovali lanceolata elliptica, magna, caulina sinuato-
deuticiilata bei Vuk.)
Von C nigrescena Willd. besonders durch die Form und
Grösse der Anhängsel der unteren und mittleren Schuppen.
Von 0. stenolepls Kern, uud deren Verwandten vorzüglich
durch die kurzen Anhängsel und deren kürzere Cilien, den
fehlenden Pappus, die langen Blütheuäste.
Von C. transalpina Schleich. Durch die lanzettlichen Blätter
uud langen schmalen Anhängsel verschieden.
JCeranthemum cylinch-aceum Sm. sonnige grasige Hügel westlich v.
B.; Felder und grasige Lehnen bei Zaluzani.
Hieracium. superpilosello X praealtum Felsen im Surtojlia-Thal bei
Gorni §eher 1 Ex.
— Pavichii Heuff. {H. Fitssianum Schur) Serpentinfelsen bei
Vrbanja; neu für das nördliche Bosnien.
— Virqa aurea Coss (teste Freyn) Berg Hum bei Jaice, Kalk
c. 1100 M.; nach Nyman Conspect. bisher nur in Etrurien uud
Liguvien, nach Arcaugeli Comp. d. flor. ital. auch in der
Lombardei und Neapel.
— humile Jcq. forma (teste Freyn) wie voriges, aus den umlie-
genden Ländern bereits bekannt.
Campanida rotundifoUa L. Kalkfelsen am Gipfel des Hum bei Jaice;
eine kleine c. lÖ Cra. hohe Form.
— Cervica.ria L. Häufig im Walde um das Trapistenkloster b. B.
Symphyandra Hofmanai Pant. Feuchte Felsen im Surtqjlia- und
Rebrovac-Thal bei B.; auf Felsen zwischen Vacar Vakuf uud
Jezero, zwischen Jaice und Jezero; am Castellberg bei Jaice
sehr häufig; mehrfach im Bosua-Thal, so zwischen Zenica uud
Vrauduk, dann zwischen Hau Begov und Zepec. — Eine Pflanze
feuchter, schattiger Felsen; der Originalstandort Hofmann's bei
Gorni §eher dürfte schon Blau bekannt gewesen sein, derselbe
führt dort (Reisen in Bosnien und der Herzegowina) S. Wanneri
Koch. an. Wahrscheinlich gehört auch der Standort Sendtner's
(Ausland 1848): Kalkfelsen des Schlosses von Srebernik hierher.
Merkwürdig wie diese Pflanze mit S. \Vannerl Roch verwechselt
worden konnte, da sie doch in eine audere Sectiou gehört, die
im Kaukasus ihren Sitz hat. Blüht von Mitte Juli bis Anfang
Septeml)er.
(Fortsotzuii)j foljjt.)
4.2G
Notizen zur PflaDzengeographie Nieder-Oesterreichs.
Von P. Benedict Kissling.
Älcliemilla vulgaris Willd. glahra, praealpin, häufig im oberen
Waldviertel z. B. in üppigen Formen bei der Trandl-Mühle (Otten-
schlag). Bellidiastrum Michelü Cass. praealpine Insel am hohen Brand
(Kilb), freilich nur durch zwei Exemplare vertreten, daher als Pflan-
zen-Grenze nicht zu betrachten. BotriicMum matricariaefolium A. Br.
1. Juni 1883 gefunden im R'indswalde (Kottes) 700 Meter. Acht
Exemplare davon dem Herrn Dr. Beck geschickt, drei Sporangien
noch nicht offen, Blätter dicklich, 2 X fiedertheilig. Fiedern erster
Ordnung abstehend, länglich stumpf, 5—7, neu für Nieder-Oester-
reich. Campamda pusiUa Hänke. Hohenstein, 1184 Meter. Grenze.
Cardvus defioratvs L. ß. pinnatißdus Neilr. praealpin. Bergerhof
(Tetiug). 8Ö0 M. Grenze.
An Carices reich ist das noch wenig durchforschte Waldviertel:
Carex pidicar-is L. geht wohl tief ins Wald viertel z. B. Voirans
(Kottes) immer mit C. Davalliana Sm., doch kleiner als diese, mit
anliegenden Früchten. C. pilulifera L., 6. Juni 1882 gefunden am
grossen Holzschlag bei Voirans (Kottes); Alles davon bedeckt, aus-
gezeichnet durch kurze weibliche Aehren; scheiut neu zu sein fürs
Wald viertel. C. limosa L. 26. Mai 1883 auf halbtorfigen Wiesen
bei Weikartschlag (Kottes) mit turfosa Fries und panicea L. Früchte
zierlich hängend, Hälmchen zart und etwas gebogen; bis jetzt die
nordwestliche Grenze. C. ßUfonnis L. 28. Mai 1883, Sumpfwiesen
bei Voirans (Kottes), oben an O. hirta L., unten an Jimcus erinnernd,
scheint durchs ganze Viertel verbreitet zu sein. C. turfosa Fries,
Name höchst bezeichnend, Torf wiesen bei Spillberg (Traunstein),
Kottes u. s. w. gemein, ähnlich C. vulgaris Fries, aber schlanker,
Früchte länger gestielt und wie bei jener bald grün, bald schwarz.
0. Michelü Host geht auch in die Donauthäler hinein, z. B. bei
Spitz, Mühldorf bis Dippl (Kottes), Grenze, Früchte etwas behaart.
C. hordetstichos Vill. von Dr. Beck agnoscirt. Unternalb (Retz),
nördlichster Punkt V. U. M. B. C. panicidata L. mit concav-cou-
vexen Früchten, dürfte durchs ganze V. U. M. B. verbreitet sein, so
um Kottes sehr gewöhnlich. C. verna Vill. dürfte vielleicht in zwei
Varietäten aufzulösen sein, deren eine minor auf trockenen, und die
andere, etwa major zu nennende Form auf nassen Wiesen vorkommt;
im letzten Falle oft sehr verlängerte weibliche Blüthenstiele. C. um-
brosa Host, am Eude nur eine üppige Schattenform der longifolia
Host; kaum wesentlich unterschieden: Früchte gleich, nur Blätter
etwas länger u. s. w., d. h. die ganze umhrosa Host stärker imd
grösser als longifolia Host. C. flacca Schreb. hat durch Insolation
purpurbraune Früchte im Freien, z. B. auf Schutthalden der Vor-
alpen, und grüne im Walde.
Carlina longifolia Reichb.: Blätter bis 14 Cm. lang und etwa
1 Cm. breit, meine Exemplare 5*6 Cm. hoch. Herr Dr. Carl Rieh-
427
ter hat Roclit: diose so lange ignorirte Pflanze scheint durch die
ganzen Voralpeu verbreitet zu sein, wenigstens am Fuss des Hohen
Stein (1184 M.) häufig; Carthamus tinctorius L., gebaut in Planken-
stein, verwildert bei St. Gotthard. Castanea sativa (L.) Mill. cult.
d. h. veredelt hier in Gärten, verwildert häufig in Wäldern, aber
nur auf Mergel.
Cephalanfhem rubra Rieh, und C. pallens Rieh, haben auch
einen grösseren Verbreitungsbezirk; gehen in die Donauthäler hinein,
von Spitz z. B. bis in die Nähe von Kottes; sonnige „Leithn" im
Egelsgrabeu, auf Granit, etwa 700 Met. Grenze.
Kilb, am 6. November 1887.
Beitrag zur Flora des nördlichen Mährens und des
Hochgesenkes.
Von Dr. Ed. Formänek,
k. k. Professor am böhmischen Gymnasium in BrOnn.
(Fortsetzung.)
Stachi/s alpina L. Kriech, Kiesgraben (v. Uechtritz)!, Spitzberg,
bei den Kölilerhütten u. a. 0. bei Wermsdorf, Bautsch, Wig-
stadtl, Kl. -Hermsdorf, Lautsch, Hirnich bei Neudörfl, Werden-
berg, Pohorer Wald, Scheuergrund u. a. 0. bei Odrau.
— silvatlca L. Gr.-Ullersdorf (Oborny), Trausnitz bei Petersdorf,
Pföhlwies, Blauda, B. Märzdorf, Nikles, Altvaterwald, Rother
Berg circa 900 m. Grundwald u. a. 0. bei Römerstadt, Wig-
stadtl, Lautsch, Hirnich bei Neudörfl, Werdenberg, häufig bei
Odrau, Pohof, Sohle.
Lamium maculatum L. Wigstadtl, Lautsch, häufig bei Odrau, Pohor.
Leonurus cardiaca L. In höherer Lage bei Nikles.
ScuteUaria galerlculata L. Selbst noch bei Gr.-Ullersdorf und Irms-
dorf.
PrumUa vulgaris L. Gemein, in höheren Lagen am Rothen Berge,
im Gr.-Kessel, Kriech, Berggeist.
Ajuga genevemis L. Geppersdorf, KI.-Mohrau, Rother Berg, Römer-
stadt.
Plantago media L. Schäferei.
Anagallis arvensis L. a. phoenicea Scop. D. Liebau, Petersdorf,
Rabenseifen, Gr.-Ullersdorf, Wüst-Seibersdorf, Nikles, KI.-Mohrau,
Römerstadt, Bautsch, Wigstadtl, Odrau, Werdenberg.
Trientalis europaea L. Knoblochgraben (im vorigen Jahre hier an-
getroff'en). horizontaler Weg von der Schäferei zum Franz. Jagd-
haus, Schlössel. Gr.-Hirschkamm.
428
Lysimachia nemorum L. Wermsdorf, Wiesenberg, Berggeist, etc.,
(Oborny); Badegrund, Kother Berg u. a. 0. bei Grr.-Ullersdorf,
Winkelsdorf, Buchelsdorf, Beckengrund, D. Märzdorf, Wüst-Sei-
bersdorf, Stollenhau, Pföhlwies, Nikles, Altvaterwald, Grura-
berg, Kl.-Mohrau, KrondörH, Hochwald bei Janowitz, Eömer-
stadt, Gr.-Stoll.
— vulgaris L. Gemein, selbst noch bei Kl.-Mohrau und Römerstadt.
Vaccinium vitis idaea L. Felsen bei Niki es, Alt vaterwald, Grumberg,
Kl.-Mohrau, Wermsdorf, Kleppel.
Oxycoccos palustris Pers. Kl.-Seeberg.
Ramischia secundiflora Opic. In den Wäldern von Blauda bis nach
Hausdorf (Oborny), D. Liebau, Petersdorf, Rabenseifen, Zöptau,
Wiesenberg, Buchelsdorf, gemein bei Gr.-Üllersdorf, Neudorf,
D. Märzdorf, Wüst-Seibersdorf, Ludwigsthal, Stollenhau, Geppers-
doif, Reigersdorf, Asperndorf, Pföhlwies, Nikles, Altvaterwald,
Kleppel, Berggeist, Janowitz, häufig bei Römerstadt, Gunders-
dorf, Bautsch, Wigstadtl, Odrau.
Pirola minor L. Kirchwald bei Blauda und an vielen Orten im Ge-
senke (Oborny) Petersdorf, Rabenseifen, Zöptau, Marschendorf,
Neudorf, (Kirchberg etc.), Beckengrund, Brandwald bei D. März-
dorf, Ludwigsthal, Gr.-Üllersdorf, Geppersdorf, Reigersdorf, Pföhl-
wies, Ruine Neuhaus, Nikles, Altvaterwald, Kl.-Mohrau, Kleppel,
Berggeist, Römerstadt.
— rotundifolia L. D. Liebau, Petersdorf, Rabenseifen, Gr.-Üllersdorf,
Römerstadt, Bautsch, Odrau.
— chlorantha Sw. Gr.-Üllersdorf, Kirchberg bei Neudorf.
Monesis grandiflora Salisb. Trausnitz bei Petersdorf, Rabenseifen,
Gr. - üllersdorf, Ohrenberg bei Buchelsdorf, Beckengrund, D.
Märzdorf, Ludwigsthal, Reigersdorf, Pföhlwies.
Monotropa hypopitys L. Römerstadt, Bautsch.
Thalictrmn aquilegifolium L. Bei der Tess in Gr.-Üllersdorf, Philipps-
thal, Wiesenberg, bei den Köhlerhütten u. a. 0. bei Wermsdorf,
Kleppel, Kl.-Mohrau, Kroudörfl, Blaschke, Dämmbaude, Sau-
graben, Bärmuttergraben, Kriech, Kiesgraben, Braunseifen, Hoch-
wald bei Janowitz, Römerstadt.
Hepatica triloha Chaix. Gemein in der Gr.-ÜUersdorfer und Odrauer
Gegend.
Caltha palustris L. Beim Hirschbrunnen am 20. August, bei Römer-
stadt am 4. September blühend.
Rammculus aconitifolius L. Bärenkamm, Wermsdorf, Peterstein, Hohe
Heide etc. (Oborny) Berggeist und von da bis zum Podelsky-
bach bei Irmsdorf!
— flammida L. Von D. Liebau bis zum Beckengrund und von da bis
Blauda und Kl.-Mohrau, häufig Inder Römerstädter, Wigstadtler
und Odrauer Gegend.
. — acer L. Gipfel des Petersteiues, der Hohen Heide, des Gr.
Hirschkamms.
429
Ramincidus lanuginosus L. Petersdorf, Gr. UUersdorf, D. Märzdorf,
Wüst-Seibersdorf, Pföhlwies, Nikles, Altvaterwald, Grumberg,
Kl. Mohraii, Wermsdorf, Janowitz, Römerstadt.
— nemorosus L, Rother Berg, Saiigrabeu, Bärmuttergraben, Gr.
Hirschkamm, Schieferheide, Berggeist.
TroUius europaeus L. Altvater!, Petersteiue ! , und Oppaquellen
(Oborny); Saiigrabeu, Bärmuttergraben.
Aquilegia vulgaris L. Hutberg, bei der Tess u. a. 0. bei Gr. UUers-
dorf, Marschendorf, Philippsthal, Buchelsdorf, Neudorf.
Aconitum lycoctonum L. Im Kiesgraben (v. Uechtritz), im oberen
Tessthale bei Wiesenberg, bei Wermsdorf, und zwar bei den
Köhlerhütten u. a. 0. und sonst in den Thälern und Schluch-
ten des Hochgesenkes nicht selten (Oborny)!.
— napellus L. Saugraben, Bärmuttergraben, Kriech.
— variegatum L. Annaberg, Winkelsdorf, Wermsdorf, an der Tess
bei Gr. UUersdorf etc. (Oborny), Kiesgraben, Kleppel, Golden-
fiuss, Kl. Mohrau, Römerstadt, Irmsdorf.
Actaea spicata L. Wiesenberg etc. (Oborny), Petersdorf, Raben-
seifen, Rudelsdorf, Zöptau, Marschendorf, häufig bei Gr. UUers-
dorf, Kirchberg bei Neudorf, Beckengrund, D. Märzdorf, Wüst-
Seibersdorf, Ludwigsthal, Reigersdorf, Pföhlwies, Kl. Mohrau,
Wermsdorf, Rother Berg, Kiesgraben, Römerstadt, Podelsky-
bach bei Irmsdorf, Odrau.
Fumar'm officinalis L. Gemein, selbst noch bei Nikles, Kl. Mohrau
und Römerstadt.
Tlüaspi arvense L. Bei Gr. UUersdorf, am 17. August und bei Römer-
stadt, am 4. September blühend.
Capsella bursa pastoris Mönch. Bei der Schäferei.
Lunaria rediviva L. Abhänge des rothen Berges bei Winkelsdorf,
bei Annaberg etc. (Oborny), Janowitz, Römerstadt, Podelsky-
bach bei Irmsdorf, Gr., Stell.
Stenophragma Thalianwn Celak. Trausnitz bei Petersdorf, Gr. UUers-
dorf, Kl. Mohrau, Woitzdorf, Bautsch.
Cardmnine pratensis L. a. paludosa Kraf. Ob. Fl. v. M. u. ö. S.
p. 1172. Kl. Mohrau. — Im August blühend: bei Gr. UUers-
dorf, D. Märzdorf, Grumberg, Kl. Mohrau, Dämmbaude, Peter-
steine (für letztere schon Oborny), Saugrabeu, Hirschbrunnen,
Janowitz.
— hirsuta L. Gr. UUersdorf (Oborny), Spitzberg, bei den Köhler-
hütten u. a. 0. im Merthathale bei Wermsdorf, Altvaterwald
zwischen Grumberg und Nikles, hier in der Form silvatica
Lamk. sp. Ob. Fl. v. M. u. ö. S. p. 1171.
Turritis glahra L. Zöptau, Marsch endorf, Gr. UUersdorf, Becken-
grund, Wermsdorf, Kiesgraben, Kl. Mohrau, Römerstadt,
Bautsch.
(Fortsetzung folgt.)
Oesterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft 1887. 35
430
Eine botanische Excursion
von Rum. St, Georg bis Nedee.
Von A. Procopianu-Procopovici.
Gerade bei Rum. St. Georg endet jene aiicli landschaftlich an-
muthige von Ost nach West verlaufende geologische Spalte, welche
so ziemlich die Grenze der primären und tertiären Formationen ein-
hält. Der Samoschfluss mit seinem maisbedeckten Alluvium (ca. 500 M.)
neben üeberresten der mageren Diluvialterrasse, mannigfache zer-
streute verschiedenalterige vulcanische Massen (Rhyolith, Andesit,
Dacit) emporgestiegen, geflossen und erstarrt, eine Reihe Mineral-
quellen als Folgeerscheinung des Vulcanismus ; Alle deuten uns den
Verlauf dieser Spalte an. Ausser dem Sinterkegel des Mineralbades
bei Rum. St. Georg (ca. 500 M.) wo als Seltenheiten Campanula
rotundifolia L. var. vulgaris Neilr. (ob nicht angepflanzt?), Verhascum
phlotnoidi-nigrum Porcius und Molinia coerulea Mnch. var. Hodosii
Porcius auf Wiesen und Asplenium lepidum Presl mit var, Luersseni
mihi an Sinterfelsen sich einstellen, kann die erwähnte Landschaft
im Spätsommer (Mitte August) in botanischer Hinsicht wenig mehr
bieten. Das beginnende steile Vorgebirge besteht aus lehmigen bis
schotterigen Anhöhen — nach Angaben der benützten k. k. militär-
geographischen Karten, Maassstab 1 : 75.000, 280 M. und 915 M.
hoch — jungtertiären Alters. Man kann ganz wohl die Glimmer-
schiefer-, Granatschiefer- und KalkschiefergeröUe unterscheiden, ja
im Lehme sind zersetzte erbsengrosse gemeine Granaten, rumänisch
blumbi-de-peaträ benannt, durchaus keine Seltenheit, noch erkennbar.
Beim Gesammtanblicke jedoch müssen uns unwillkürlich wehmüthige
Gedanken beschleichen, denn die einstens herrlichen länderbenennenden
Buchenwälder (Erdely, Bukowina) sind unbedacht der blinden Habgier
und der naiven Unwissenheit geopfert worden. Jetzt erblickt man
daselbst weit und breit wilde, werthlose Gestrüppe, von spärlichen
Lichtungen unterbrochen, die mindere Weiden oder auch armselige
Aecker ergaben, hiezu kamen die Wildbäche, welche am steilen und
lockeren Gehänge tiefe Schluchten eingerissen, und unten am frucht-
baren Alluvium breitet sich nach den Gesetzen der mathematischen
Progressionen der niedere Schuttkegel mehr und mehr aus. Abseits
liegt eindrucksvoll, emporstrebend wie eine Wand die 1026 M. hohe
letzte vulcanische Bildung Mägura-Porcului. Die herbstliche gesellige
Oentiana caucasica MB. (Ledebour, Flora rossica), welche, obwohl
wenigstens in Siebenbürgen und in der Bukowina (wie ich mich
bereits überzeugt habe) häufig ist, nach Mittheilimg meines Gross-
vaters, des Herrn Fl. von Porcius, der mir die Diagnosirung er-
leichterte, erst von Herrn v. Janka als solche erkannt wurde, findet
auf den Wiesen daselbst ihre herrlichste Entfaltung. Somit hätten
die Karpathen und der ferne Osten einen neuen Bürger mehr ge-
meinsam. Hoch oben bei ca. 1600 M. mit Jimiperus nana W. ver-
431
gesellschaftet und tief unten am Mineralbade bei Rum. St. Georg
habe ich vereinzelt dieselbe Pflanze noch beobachten können. In-
zwischen erklärte uns unser Gepäckführer, wie die „Knopflochblume",
Centaurea maculosa Lmk., am Alluvium eingesammelt, und das des
Weges aufgefundene Trifolium at-veiise L. auf rumänisch hiessen
(iarba-märinplui, sorecel), und wir — nämlich ausser meiner Wenigkeit
die Herren Mittelschiilprofessoren für Naturgeschichte Dr. A. Alexi
aus Nasod (Siebenbürgen) und V. Dumbrava aus Belenyes (Ungarn)
— Hessen uns gerne unterrichten.
Die am Schiefergestein aufgelagerten vorwaltenden Kalkmassen,
welche die mit 1148 M. angegebene Anhöhe bilden, haben auf mich
durchaus nicht den Eindruck eines Ui'gesteines hervorgebracht. Hier
sowie auf Preluci (1257 M. falsch Vrf. Prelusiu) die Fortsetzung
derselben Formation, wechseln fruchtbare Bergwieseu mit Buchen-
wäldern ab. Merkwürdigerweise steigt durchschnittlich der Buchen-
bestand im nördlichen Siebenbürgen höher (nacli den Angaben Herrn
von Porcius' bis 1239 M.) als in der nachbarlichen Bukowina (hier
bis 1000 M.). Mit dem Fichtenwald erscheint in der nunmehr oberen
Bergregion manche merkwürdige Pflanze, so auf Kalkfelsen Campa-
nula carpatica Jacq., auf Bergschutt Sderanthus uncinatus Schur,
oft übergangen, auf Wiesen Phleuni alpinum L., Senecio suhalpinus
Koch, Viola declinata W. K. und Scorzonera rosea W. K., ruderal
Carduus Personata Jacq., ferner das von Herrn Alexi aufgefundene
und sogleich erkannte seltene Cirsium decussatum Jauka. Etwas
höher schon sind Carduus alpestris W. K. (Fuss, Flora Transsil-
vaniae excui-soria, 164), gesellig um die Seuuhütten herum, Pedi-
cularis exaltata Bess. var. caiyatica Porcius {P. sumana Spr,, Stei-
ninger H., Beschreib, europ. Pedicularis) und Orobanche epithy-
moides Heuif. (Euum. plant. Banatu Temesieusi 136) auf Wiesen,
Anthemis rnacrantha Heuff. am Waldesrand als Seltenheiten zu ver-
zeichnen, dagegen muss das im Waldesdunkel auftretende Hieracium
transsilvanicmn Heuff. durch alle bisher erwähnten Regionen als die
häufigste Pflanze dieses Standortes bezeichnet werden.
Der Muncei-Zug mit der höchsten Erhebung, Vrf. Munceilor
1622 M., besteht aus Urgestein, und zwar tritt der Glimmer- mit
dem Kalkschiefer in Wechsellageruug auf. Eine ca. 1550 M. hohe,
aus Kalkschiefer aufgebaute Spitze hatte bereits subalpines Gepräge.
Aus dem purpurn-violetten Schimmer der Gräser entdeckt man nord-
östlich exponirt Folgendes: Juniperus nana Willd., hie und da As-
pidium Lonchitis Sw., Silene mitans L. var. transsilvani<:a Schur
(Neilreich Ungar. Diagnosen, 25), Ccdamintha alpina Lmk., Sca-
biosa lucida Vill., Carex tristis M. B. var. Baritiana Porcius (in.
litt. „Oberste männliche Aehren 2 — 5, nicht bloss 1, die unterste
sehr laug gestielt"), Blätter von Primula carpatica Gr. et Seh. und
von Luzida süvatica Gaud., sich aufdrängende Blüthen der rosig
angehauchten AchiUea Miäefolium L. var. alpestris W. und Grab.,
der eiuköpfigen Diaathus superbus L., Astrantia major L. und
Hieracium cdpinum L., sowie des mehrköpfigen häufigen Hieracium
35*
432
aurantiacum L. Mit dem Eintritt in die alpine Kegion starren in
der blauen, bloss nahe scheinenden Umgebung ringsumher wildzer-
rissene Bergrieseu, von denen der Kuhorn (lueu 2280 M.) der höchste
von den sichtbaren, uns an. Der Boden ist in der tieferen, subalpinen
Eegion ohne jedes Gesträuch, statt dessen sieht man fast aus-
schliesslich, gehuschelt, monoton die purpurn angelaufene J.«'« caespi-
tosa L. Die darüber gelegene Haide (von Preiselbeergewächsen
gebildet) gestattet, dass gegenwärtig reducirte schmale Krummholz-
streifen (Pinus Mughus Scop., Juniperus nana W. nur selten ein-
gesprengt) und üppige Alpenwiesen sich stellenweise ausbreiten. Eine
alpine Schlucht, wo rechts und links die Kalkwände der Sackgasse
empoiragen und wegen dem wunderbaren Echo als Piatra-Gräitoare
(sprechender Fels) bezeichnet wird, bot uns Hypochaeris unißora
Bluff et Fing., Potentilla aurea L. häufig, Pedicularis vertkillata L.
und Homogyne alpina Cass. dar. Mit Fata-Grajdului und Vrf. Kablei
(1907 M,) beginnt der sozusagen neue Gebirgszug, der zuerst ausQuarzit,
welcher in Glimmerschiefer (zuletzt stellenweise grosshornblendig) über-
geht, gebildet wird, um bald seine Stelle dem dunkelgefärbten, weiss-
geaderten Urkalk einzuräumen. Auf Quarzit und Glimmerschiefer
erblicken wir ausser manchen früher erwähnten Arten noch Phleum
Micheln All., Leontodon hastilis L. var. opimus Koch, Crepis gran-
diflora Tausch, Heracleum alpinum L, (Puss, Fl, Transs, exe. 272),
Saxifraga Aizoon Jacq., Erigeron alpinus L., nach Angaben Herrn
von Porcius wahrscheinlich auch Saxifraga laeta Schott. Kotschy.,
die ich wegen ihres ümfanges und weil ich sie für S. Aizoon Jacq. var,
major hielt, leider nicht einsammelte, und Gampanida Scheuchzeri
Vill., etwas abweichend von deren Varietät dacica Porcius (in litt.
„0. Scheuchzeri Vill. jedoch eine besondere Form, weil die Stengel-
blätter viel schmäler und länger sind, als bei der deutschen Pflanze.
Von C. dacica mihi unterscheidet sie sich durch viel kürzere, kaum
IVa so lang als die Krone, Kelchzipfel"), Die immer noch glimmer-
schieferige Ostwand des Nedeia-Grajdului (1856 M,) liegt mit ihrem
Grate in der letzten Pflanzenformation, des Rhododendron myrtifolium
Schott, Kotschy. (Knapp, Pfl. Galiziens u. Bukowina 245.) An
trockeneren Stellen ist Juncus triglumis L., Luzula sudetica Presl
var. nigricans Pohl., Avena versicolor Vill, und Gnaphalimn supinuni
L, zu beobachten, an feuchten hingegen Saxifraga aizoides L, (Fuss,
Fl. Transs. exe. 239), S. stellaris L., Silene quadnfida L. (idem in
eadem 106), Corthusa pubens Schott, Kotschy (id. in ead. 537) und
Cerastimn macrocarpum Schur (id. in ead. 120), Vrf, Laptelui (1930 M.),
die mit 1770 M, bezeichnete Alpe, Dosul-Grajdului (1754 M.), bis
Nedee oder Mireaja (1855 M.) hin und noch weiter erstreckt sich
der gewaltige malerische Kalkzug. Wir konnten eiligst Aira flexuosa
L. var, cuprina Schur, eine schwarz-purpurne Galamagrostis arun-
dinacea Rth,, Anthoxanthum odoratum L,, jedoch mit langer aus der
Blüthe herausragender Granne (Gr. Vj^ länger als Bthe.), und auf
einem Moore Carex canescens L., aber mit ganzem nicht ausge-
randetem Schnabel, noch einsammeln; ferner Phyteuma Vagneri A.
433
Kerner (Scliedae, ad flor. oxsic. Austro-Himg. 1884, 107), imd
endlich au einer Quelle Epilohium ahinefolium Vill. nebst Gallum
silvestre Andreae var. carpaticmn Porcius (Oalium sudeticum Tausch.
Magyar növenjtani lapok 1884, 120).
Die launenhafte Fee, in deren Berge wir schweiften (Nedeo
bedeutet gradezu Fee) hatte ihre unterhalb Vrf. Laptelui (verdeutscht
etwa Milch-Horn, sogenannt wegen dem „Bergmilch") gelegene, mit
einem gewaltigen westlichen Portale verzierte Höhle — Pestera-
ziuelor = Feengrotte — verlassen ; sie zog in ihren Schleier gehüllt
an uns vorbei und in einem Nu ward Alles mit dichtem Höhenrauch
bedeckt. Den Pietrosul (nach Porcius 2305 M.), die höchste Erhebung
zwischen den Centralkarpathen imd den transsylvanischen Alpen, in
der Marmarosch gelegen, ihn, dessen Ersteigung geplant war,
hatten wir nun wegen der Witterung nicht einmal sehen können.
Zunächst folgte ein andauerndes, dabei furchtbares Ungewitter, das
später zu einem Landregen geworden, dessen Tropfen über die kalte
Nacht erstarrten, von einem heftigen Winde begleitet. Genug an
Dem, bis Nedee waren wir vorgedrungen, weiter — da ging es nicht
mehr .... versuchen wir es ein anderes Mal.
Czeruowitz, am 7. October 1887.
Flora des Etna.
Von Prof. P. Gabriel Strobl.
(Fortsetzung.)
1426. Lathyrus grandiflorus Sm. *Bert. Fl. it., Guss. *Syn. et
*Herb.! Aehnlich dem odoratus, aber perenn, ziemlich kahl, Stengel nur
kantig, Blättchen einpaarig, fast kreisförmig bis oval, mehr als halb
so breit, als lang (2 — 4 Cm.), stumpf mit Stachelspitze, freudiggrün,
beiderseits oder nur auf der Unterseite sparsam flaumig; Neben-
blätter bleich, winzig, Banken einfach bis dreitheilig; Kelchzähne
sehr ungleich, kürzer als die glockige Bohre (sammt derselben 8 Mm.),
Kroue geruchlos, mit 3 — 4 Cm. langer, sehr breiter, fleischrother,
dunkelgeaderter Fahne, weisslichen, an der Spitze rothen bis vio-
letten, etwas kürzeren Flügeln und um Vs kürzerem bleichblauem
Schift'chen; Hülsen linear, 6—8 Cm. lang, 7 Mm. breit, kahl, uetz-
nervig; Samen kugelig, glatt, lederbraun, oft klein schwarzgefleckt,
Hilus weiss, laug. — In Hainen und an buschigen Bergal3hängen
nicht selten: Aus Wäldern des Etna von Guss. erhalten (Bert. 1. c),
in Etnawäldern bei Milo und im Valle del Bove (Cosent. in Guss.
Syu. et Herb.!), Francavilla (Guss. Syn.), Catauia (Cosent. in Herb.
Guss.!), Armisi bei Catauia, Milo, Cavaleri (Herb. Torn.!). April bis
Juni. 2\.
434
1427. h. merribranaceus Presl del. präg. (1822), ensifolius Bad.
(1824), longifolius Ten., sylvestris *Raf. II, *Bert. Fl. it., Guss. Syn.
et Herb.!, non L., sylv. var. angustifolius Mor., var. ensifolius DC.
Prodr. II, 369, Vis., latifolius var. a, ß. W. Lge. III, 316, lat. var.
angustatus Koch? Eobust, starr; Blättchen 6 — 15 Cm. lang, 3 — 9 Mm.
breit; Blüthenstiele mindestens drei-, meist vier- bis fiinfblüthig;
Stengel und Blattstiele lang geflügelt, alle Flügel klein gesägt, fast
von der Breite des Stengels. Nebenblätter 6 — 25 Mm. lang, 2—5 Mm.
breit, halbpfeilförmig, zugespitzt; Kelchzähne breitlanzettlich, von
der Länge der Röhre; Fahne rosenroth, 2 Cm. lang, Schiffchen imd
Flügel um Ys kürzer, grünlichbleich, Flügel an der Spitze röthlich;
Hülsen etwas gebogen, 9 — 11 Cm. lang, 1 Cm. breit, 8 — 16samig;
Samen stark gewunden- runzelighöckerig, Runzeln bei der Reife
ziemlich scharf von einander geschieden; Nabel kaum den dritten
Theil der Peripherie des Samens umfassend. Sylvestris unterscheidet
sich davon durch minder starren Wuchs, bedeutend breitere Flügel
des Stengels und viel schmälere Flügel der Blattstiele, nur bis
16 Mm, grosse Blüthen, nur 5 — 6 Cm. lange, gerade, ärmer-
samige Hülsen, fast die Hälfte der Peripherie langen Nabel. Lati-
folius L. unterscheidet sich davon durch durchaus intensiv rosen-
rothe Blüthen, nicht genau lineale, sondern gegen die Spitze etwas
verbreiterte, gegen die Basis allmälig verschmälerte und nur bis
8 Cm. lange Hülsen, viel kürzere (5 — 6 Cm. lange, 1*5 — 2'5 Cm.
breite), breitelliptische Blättchen, bald längere, bald kürzere, aber
mindestens nochmals so breite, eiförmige Nebenblätter, meist brei-
tere Flügel der Stengel. Membr. variirt in Sicilien: a. latifolius m.:
Blättchen 6—15 Cm. lang, 8—10 Mm. breit, Hülsen 9—10 Cm.
lang, 8 — lOsamig; ß. angustifolius mihi: Blättcben 6 — 15 Cm. lang,
3 — 4 Mm. breit. Hülsen über 11 Cm. lang, 12 — 16samig. — An
Zäunen und buschigen Abhängen Siciliens häufig, im Gebiete sel-
tener: Waldregion des Etna (Raf. II), aus Catania von Cosentini
erhalten (Bert. 1. c), Etna, besonders bei Cavaleri (Herb. Tornab. !).
Mai— Juli. n.
1428. L. latifolius L. *Cat. Cosent., Guss. *Syn. et *Herb.!,
Tod. Fl. sie. exs. Nr. 338 ! An Zäunen der Tarderia am Etna (Guss.
1. c.!), in der Ebene des Simeto (Cat. Cosent.). April, Mai. 2i.
1429. L. pratensis L. *Cat. Cosent., Guss. Syn. et *Herb.!
Variirt im Gebiete: «. genuinus: Kelch kahl, nur an den Rippen
etwas flaumig, Blattstiele mit Ranken endigend; ganz identisch mit
Exemplaren Mitteleuropas, ß. pubescens mihi: Blatt-, Blüthenstiele
und Kelche dicht angedrückt flaumig, Blattstiele theilweise mit kur-
zer Stachelspitze (3 Mm.) statt der Rauke. Sepium Scop. = Haller-
steinii Bmg. (Siebenbürgen, leg. Fuss, Banat, leg. Heuffel), der
sich durch rechtwinkelig abstehende Oehrchen der Nebenblätter,
welche die Blättchen au Grösse fast übertreffen, einerseitswendige
Blüthen und fast gleichlange Kelchzähne unterscheidet, fehlt in Si-
cilien. Auf Bergweiden, an buschigen Abhängen bis 3500' nicht
selten: Catania (!, Cosent. in Herb. Guss.!, Cat. Cosent.), Piano
435
della Bottara (Tom. in Herb. Guss.!), Milo, Bosco Riuazzi (Herb.
Tom.!); var. ß. sammelte ich mehrmals in der Waldregion oberhalb
Nicolosi. Mai, Jimi. 2^.
NB. L. })ah(stris L., von Cat. Cosent. in der Ebene des Simeto
angegebeu, fehlt in Sicilien.
1430. Orobus venetus Mill. dict. (1760), serotinus Presl del.
präg., vaHegatiis Ten. Fl. nap., Guss. *Syn. et*Herb,!, vernus '""Raf.
II, nou L. Von vernus L. verschieden, weil viel dichter und kleiner
blüthig, untere Kelchzäbne von der Länge der Röhre, Hülsen drüsig-
rauh (nicht kahl), Blättchen eiförmig, sehr kurz zugespitzt. — In
Hainen und Wäldern des Etna (Guss. Syn., Biv. in Guss. Herb.!),
Catania (Cosentini in Guss. Herb.!), Milo (Herb. Tornab.!). Mai,
Juni. 2|..
1431. 0. tristis Lang Guss. ^^Syn., nach Bert. Fl. it. = niger
L. — In Hainen des Etna nach Bivona, aus dessen Herbare Tod.
an Gussone ein Exemplar abgab (Guss. Syn., fehlt aber im Herb.
Guss.). Mai? n-
1432. O. atropurpureus Dsf. Bert. Fl. it., sicidus *Raf. Car.,
*Raf. I, II, Rafinesquii Presl del. präg., Vicia sicula Guss, Syn. et
Herb.! Auf Weiden, an trockenen und bergigen Stellen bei Catania
etc. (Raf. 1. c); vielleicht gehört hieher auch tuberosiis *Cat. Cosent.
aus der Ebene des Simeto, da der echte tut. L. in Sicilien fehlt.
März, April. O-
NB. Phaseolus vulgaris und Catjang werden in der unteren
Etnaregion häufig cultivirt (Philippi, Cat. Cosent.).
CXI. Farn. Caesalpiniaceae R. Br.
1433. Ceratonia Siliqua L. *F1. med., *Bert. Fl. it., *Brunner,
Guss. Syn. et ^"'Herb.! In Lavaströmen und auf steinigen Abhängen
wild: Aus Catania von Cosent. erhalten (Bert. 1. c. Herb. Guss.!),
eingewurzelt in den Rissen der alten Etnalaven (Fl. med.), auf La-
ven nirgends bemerkt, aber südlich von Catania auf Kalk häufig
(Brunner), gegen Misterbianco nicht selten, auch hie und da gegen
Acicastelio, sogar noch in Lavafeldern gleich unterhalb Nicolosi (!, ca.
2000'); wird auch in der ganzen Tiefregion häufig cultivirt. Septem-
ber, October. ^.
1434. Cercis Siliquastrum L. *Raf. II, *Tratt. Senden, Guss.
S3'^n. et Herb.!, *Cosent, Colpo, ''"■Torn. foss. Auf steinigen Abhängen
der Kalkberge Siciliens häufig wild, im Gebiete zwar von Cosent.
(Cosent. Colpo) und mir niemals beobachtet, aber nach Raf. II in
der Waldregion, nach Traft. Send, nicht selten an den Ufern der
Giessbäche der Waldregion, nach Torn. foss. wild bei Leucatia. März,
April. ^.
(Koitsetzung folgt.)
436
Literaturberichte.
Haberlandt G., Ueber die Beziehungen zwischen Function und Lag-e
des Zellkernes hei den Pflanzen. 8", 135 pp., mit 2 litliogr. Tafeln.
Jena 1887 (A. Fischer).
Die früher allgemein verbreitete Ansicht, der Zellkern habe,
abgesehen von der Zelltheilung, wohl keine weitere Bedeutung für
das Leben der Zelle, hat sich namentlich auf Grund der Unter-
suchungen hervorragender Zoologen als unrichtig erwiesen. Heute ist
die Mehrzahl zoologischer Forscher — Hertwig, Weismann und
Kölliker an der Spitze — der Meinung, dass die Kerne die aus-
schliesslichen Träger der Vererbungspotenzen sind und dass durch
die Vereinigung des Eikerns mit dem Spermakern bei der Fort-
pflanzung die Eigenschaften der Eltern auf den neuen Organismus
übertragen werden. Hiermit ist aber unsere Kenntniss von der Be-
deutung des Kerns nicht erschöpft. Nussbaum und Gruber be-
traten vor einigen Jahren einen neuen, höchst originellen Weg, um
der Kernfimction etwas näher zu kommen : sie theilten Infusorien in
je zwei Theile, in einen kernhaltigen und einen kernlosen und
machten hiebei die Entdeckung, dass nur das kernhaltige Stück zu
einem normal gebauten Individuum auszuwachsen vermag. In An-
betracht dieser auf zoologischem Gebiete festgestellten Thatsachen
muss es als ein zeitgemässes und erfolgversprechendes Unternehmen
des Verf. bezeichnet werden, wenn derselbe die Frage auf wirft, ob
nicht auch in der Pflanze sich Erscheinungen vorfinden mögen, die
über die Kernfunction Licht verbreiten könnten. Ausgehend von der
Erwägung, dass die Lage des Kerns, falls derselbe überhaupt gewisse
Vorgänge in der Zelle beherrscht, schon desshalb nicht gleichgiltig
sein könne, weil seine Wirkungssphäre nur eine begrenzte sein dürfte,
versucht Haberlandt an einer grossen Anzahl von Beispielen eine be-
stimmte Beziehung zwischen Lage des Kerns und dem Wachsthum
der Membran zu erweisen. Die Hauptergebnisse dieses Versuchs
fasst Verf. nach Ausschluss alles Hypothetischen in folgende drei
Punkte kurz zusammen. 1. Die Lage des Kernes in sich entwickeln-
den Pflanzeuzellen ist häufig keineswegs regellos; der Kern nimmt
vielmehr in jimgen Geweben und Zellen eine je nach der Art der-
selben verschiedene, ganz bestimmte Lage ein. 2. Die nach den
Einzelfällen verschiedene Lage des Kernes in der Zelle lässt sich
ungezwungen unter einen gemeinschaftlichen Gesichtspunkt brin-
gen: Der Kern befindet sich meist in grösserer oder geringerer Nähe
derjenigen Stelle, an welcher das Wachsthum am lebhaftesten vor
sich geht oder am längsten andauert. Diess gilt sowohl für das Wachs-
thum der ganzen Stelle als solcher, wie auch speciell für das Dicken-
uud Flächenwachsthum der Zellhaut. Ist mehr als eine Stelle im
Wachsthum bevorzugt, so nimmt der Kern eine solche centrale Lage
an, dass er von den Orten ausgiebigsten Wachsthums ungefähr gleich
437
weit entfernt ist. Zuweilen stellen Plasmasträngo eine Verbindung
der Kerne mit den Wachstliumsstätten auf kürzestem Wege her.
3. In der ausgebildeten Zelle behält der Kern seine frühere Lage
nur in der kleineren Anzahl der Fälle bei. Gewöhnlich verlässt er
den in der wachsenden Zelle innegehabten Platz und zeigt dann zu-
meist eine unbestimmte, in einzelnen Fällen jedoch aufs neue eine
bestimmte Lagerung. — Die eben mitgetheilten Eesultate sind an
einem so reichen, den verschiedensten Pflanzen, Organen und Ge-
weben entnommenen Beobachtungsmateriale gewonnen, dass die an-
gedeutete Correlation zwischen Kernlage und Membranwachsthum
als bewiesen gelten kann. Den speculativen Excursen des Verf. auf
dem noch so dunklen und eben desshalb zur Vorsicht mahnenden Ge-
biete der Kerufunction dürfte der Leser allerdings nicht immer mit
innerer Ueberzeugung folgen, allein diess kann für die Beurtheilung
des vorliegenden Buches nicht massgebend sein und dürfte in An-
betracht der zahlreichen festgestellten Thatsachen seinen wahren Werth
auch kaum berühren. Die Ausstattung des Buches ist tadellos. H. M.
Hansgirg, Dr. Anton. Physiolog-isclie and al^olog-ische Studien. 4". 187 Sei-
ten, mit 4 lithograph. Tafeln. Prag Borovy 1887.
Der Verfasser, welcher sich bekanntlich seit einer Reihe von
Jahren eingehend mit der Aufklärung der Entwicklungsreihen und
Formen polymorpher Algen beschäftigt und die phycologische Lite-
ratur wiederholt mit zum Theil sehr werthvollen Aufsätzen berei-
cherte, hat in vorliegender Arbeit die Ergebnisse seiner Untersuchungen
in übersichtlicher Weise nicht nur zusammengefasst, sondern in viel-
facher Beziehung ergänzt und bereichert und somit namentlich die
Kenntniss der morphologischen und biologischen Verhältnisse der
Oscillarien und des Polymorphismus der Algen in erschöpfender
Ausführung zur Darstellung gebracht. Der erste Theil der Arbeit,
welcher den Bewegungserscheinungen und der Organisation der Oscil-
larien gewidmet ist, bringt eine wohl vollständige historische Ueber-
sicht des darüber Bekannten, sodann eine eingehende Erläuterung
der Organisation und der allgemeinen biologischen Verhältnisse der
Oscillarien, an welche sich die ausführliche Besprechung der Bewe-
gungserscheinungen und deren Mechanik bei diesen Algen knüpft.
Den Hauptmomenten gemäss stimmt letztere nach dem Verfasser
mit derjenigen gewisser niedrigst organischer Thierformen überein
und geht voraussichtlich auch nach gleichen Gesetzen wie bei diesen
vor sich, da auch dem Protoplasma der Oscillarien eine gleiche Cou-
tractilität, Reizbarkeit und Beweglichkeit zukommt. Die weitgehendste
Beachtung verdient der über den Polymorphismus der Algen han-
delnde zweite Theil dieser Arbeit. Nach vorausgehender geschicht-
licher Uebersicht des über dieses Thema Bekannten und unter Zu-
grundelegung seiner eigenen Forschungen, folgert der Verf., dass die
meisten Schizophyceen polymorphe Algen seien, und ihre Gruppen
und ihre mehrfach aus heterogenen Algeuformen zusammengesetzten
438
Gattimgon vielfach in genetischem Zusammenhange stünden, unter
den Rivulariaceen und Scytonemaceen aber die höher und höchst
entwickelten Stadien derselben aufzufinden seien. Auch für zahlreiche
Chlorophyceen und wenige Rhodophyceen wird der Polymorphismus
mit einzelligen und fadenförmigen Formen nachgewiesen. Hochinter-
essant ist der überaus grosse durch des Verfassers Untersuchungen
constatirte Polymorphismus von Scytonema Hofmanni Thuret, welche
unter ihren Stigonema-, Lynghya-, Nostoc- und einzelligen Entwick-
lungsformen 46 bisher als Arten beschriebene Algen enthält, die sich
auf 20 Gattungen der Schizophyceen vertheilen. Welche weitgehenden
Veränderungen die Systematik der Schizophyceen auf Grund solcher
Entwicklungsstudien erfahren muss, braucht wohl nicht weiter her-
vorgehoben werden, und man muss dem Verfasser besten Dank wis-
sen, nachdem derselbe an einer Reihe von Scytonema-^ Calothrix-
und Hapalosiphon-Aiten unter Benützung des bisher Bekannten die
Entwicklungsreihen darstellte und eine vortreffliche Zusammenstel-
lung der bisher bekannten polymorphen Algen, begleitet mit über-
sichtlichen Bemerlmngen, allen Algologen in vorliegender Arbeit
hinterlegte. Der dritte Theil der algologischen Studien enthält in
sich geschlossene Aufsätze zur Systematik einiger Süsswasseralgen,
wie über die Gattungen Plectonema, Olaucothrix, Allogonium, Xeno-
coccus, Cylindrocapsa, Pkyllactidium, Ulvella, Protoderma, Hormo-
spora u. a. In den blaugrünen Monaden Cryptoglena und Chroomo-
nas erblickt der Verf. eine Gruppe der Phycochromaceen, deren Re-
präsentanten alle Merkmale von Phycochromaceen-Schwärmzellen an
sich tragen. Noch auffälliger aber ist die Mittheilung des Verfassers,
dass er einen genetischen Zusammenhang zwischen Euglenen und
Oscillarien ermittelt habe, zu deren Bekräftigimg der Autor leider
nur Hinweise auf viele üebereinstimmung im Körperbau und in der
Lebensweise beider Organismen lieferte. Weiters folgen Aufsätze über
die Chromatophoren, Pyrenoide, die für Chroothece rupestris und Allo-
gonium halophilum neu beschrieben werden, Zellkerne und Grenz-
zellen der Phycochromaceen. Schliesslich pflanzengeographisch höchst
wichtige Angaben über Thermal-, thermophile und halophile Algen,
sowie über die Bergalgenflora Böhmens, endlich Beiträge zur Kennt-
niss algenartiger Bildungen der Vorkeime, die ebenfalls interessante
Mittheilungen enthalten. Wir konnten an dieser Stelle leider nur in
Kürze über den reichen Inhalt vorliegender Arbeit berichten, sind
jedoch überzeugt, dass alle Phycologen diesem verdienstvollen Werke
ihre volle Anerkennung entgegenbringen werden. Beck.
Die Rosen des Hochg-esenkes. Von Dr. Ed. Formänek. Wien im Februar
1887. 12 S. in 4. (Im Selbstverlage der Autoren.)
Den Gegenstand dieser Arbeit bildet eine an Arten arme, an
kritischen Formen aber umso umfangreichere Sammlung von Rosen,
die der unermüdliche Professor Dr. Ed. Formänek in Brunn im
Monate August 1886 aus den südlichen und westlichen Abfällen und
43Ö
Yorbergen des „Altvater", dann aus dem Odergebiete Schlesiens
mitgebracht. Keferent übernahm die Bestimmung und kritische Be-
sprechung derselben, und besorgte auch die gesonderte Drucklegung
der Arbeit auf gemeinschaftliche Kosten aus dem Grunde, da eine un-
unterbrochene Veröffentlichung der Arbeit in einer Zeitschrift nicht zu ge-
wärtigen war. Nebst einigen interessanten Formen aus der Gruppe der bi-
serraten Caninae pubescentes . . . sind es hauptsächlich die Rosa incana
Kitb. und R. alpina {penduUna) L., die den grössten Theil der Samm-
lung bilden, und die Ahnung des Referenten, dass in diesen interes-
santen, in mancher Beziehung an gewisse Partien des ungarischen
Erzgebirges erinnernden Localitäten Nord-Mährens sich auch in der
Vegetation Anklänge namentlich an die Schemnitzer Flora finden,
bestätigen, wenngleich noch sehr Vieles an charakteristischen en-
demischen Eepräsentanten nachzuholen verblieb. Die hier sehr zahl-
reich gesammelten Rosen aus der Sect. Alpinae gehören fast aus-
schliesslich der Gruppe Glabriusculae Crep. Prim. VI. an, und sind
in einfache, doppelte und vielfache üebergangsformen jener Racen
zu th eilen, die Koch in Synop. pag. 263 (1846) ß) pyrenaica und
y) pubescens, und Kitaibel (in Addit. pag. 590 (Nr. 1204) balsamea
nannten; wir haben aus dieser Unzahl von Uebergängen nur zwei
hervorragende Formen neubenannt und beschrieben, mussten aber
auch die Zwischenglieder und Modificationen im Formenkreise der
Racen (Subspecies) und Varietäten anschaulicb machen, ohne deren
hier verständnisshalber angedeuteten Rang von besonderen Variationen
zu behaupten. Führt uns ja doch gerade gegenwärtige Ai'beit zu
der Ueberzeugung, dass selbst die bisherigen Subspecies und Varie-
täten der R. alpina {pendulina) in jedem Lande neue oft überwiegende
Aeuderungen erleiden! So haben z. B. fast alle Alpinae dieser Auf-
sammlung, deren Serratur allzuhäufig eine ärmlichere bis einfache
ist, oblonge Scheinfrüchte und schwache, oft äusserst dünne, aber
niemals bloss über die Nerven, sondern die ganze Blattfläche ver-
breitete Behaarung. Ebenso verhält es sich mit der Hispidität der
Receptakel und Sepalen, die wohl nur verschiedene Grade der Dichte,
niemals aber ein derart constantes Zurücktreten auf die Basis der Schein-
frucht oder auf den Pedunculus allein erblicken lässt, dass solches, aus
allen Variationen zusammengenommen, zu bloss einer einzigen, d. i.
der Race puhescms Kocli führen würde. Während sich so die Com-
binationen der Formen bis in das Vielfache immer innerhalb der
Dichtigkeitsgrenze der f. pubescens Koch verlieren, ist es von beson-
derem Interesse zu sehen, dass dieselben doch nicht zur vollendeten
typica der balsamea Kitb. gelangen, wohl aber in einer intermediären
weit verbreiteten Form sich präseutiren, die wir var. subcalva be-
nannten. Referent weist dann an der Hand der Original-Description
KitaibeTs in Addit. (edidit A. Kanitz) p. 590, 1863 (die mass-
gebender als irgend ein Original-Exemplar der Pflanze ist) nach,
dass Kitaibel seiner R. balsamea \. c. drüsige Sepala zugeschrieben,
daher Borbäs' ^balsamea calyce glabro" der Original-Description
widersprechend ist, seine ^^adenosepala receptaculo fructifero typi (id
440
est ovoideo Borb.) haud globoso" nicht zur aden&phora^ sondern zur
balsamea Kitb. gehören muss, dort aber, da der Typus selbst kelch-
drüsig ist, den Namen ^adenosepala Borb." nicht behalten, sondern
gleich der identischen, aber bei Borb äs unerwähnten R. halsamica
Willd. (die vom Eeferenten erläutert wird) nur eine R. balsamea
suhdecalvata aut ditrichoneura sein kann, daher beide pro parte maj.
nur = f. subcalva (nobis) sein können, welch letzte zufolge der
Flächenbehaarung, die für die Alpinae Osteuropas eine auffallendere
Scheidegrenze als die Fruchtform abgibt, viel richtiger R. balsamea
var, subcalva, als R. pendulina f. subcalva zu nennen ist. Hingegen
wird die zweite beschriebene und f. longilagenaria benannte, com-
plicirte Form zur pendulina L. gestellt, da sie bei einer fast einfachen
Serratur und äusserst dünner Flächenbehaarung drüsenlose Sepala
imd Nerven, nicht flächendrüsige Stipulen, auffallende, dreimal so
lange, ärmlich mit Drüsen besetzte Scheinfrüchte etc. hat. Von den
äussersten Uebergangsstufen der subcalva (nob.) zur balsamea Kitb.
will nur der var. Seidlü Opiz erwähnt werden (Syn. = R. Seidlü
Op. et Seidel), die nach der Original-Diagnose in Seidl's Werke
V. J. 1825 ungefähr für die f. stenodonta Borbäs' nach der Priorität
in Geltung treten, und hier seit Seidel's Zeiten wohl zum ersten
Male wieder genannt und gedeutet worden sein dürfte. All das, sowie
eine Correctur der bisher imgen Deutung der R. lagenaria Vill.
für all unsere Eosenfreunde ist in der besten Absicht längst ent-
behrter aber erwünschter Vervollständigung geschrieben! Der zweite
Beleg zu der obangedeuteten Verwandtschaft mit der oberungarischen
Rosenflora ist das auffallend reichliche Auftreten der Rosa incana
KitaibeFs, die für Mähren zuerst vom Eeferenten in der österr. bot.
Zeitschr. 1886, p. 196 nachgewiesen worden ist. Aber nicht bloss die
Eichtigkeit der letztgedachten vereinzelten Angabe des Eeferenten,
sondern auch dessen Anschauung über die Art und Weise der Unter-
scheidung zwischen der R. incana und intermedia KitaibeFs fanden
in dieser Sammlung ihre vollkommenste Bestätigung, indem fast
alle dieser Exemplare die schmalen, feinen, fast ungetheilten, ganz
(meist conniveut) aufgerichteten Sepala (bei kurzen Pedunkeln und
der charakteristischen Farbe etc. der Laubtheile) der echten incana
Kitb. hatten, während die echte intermedia Kitaibel's fast gar nicht,
nur in einer biserraten Variation vertreten war. Als interessante
neue Formen resp. Varietäten sind sodann R. sphaerica Greu. var.
Bautschensis, R. dumetorum f. Hutbergensis benannt und beschrieben,
R. oblongata Opiz, R. tomentella Opiz und R. Hillebrandtii Weitenw.
nach Originalen erläutert und zum Schluss R. cuspidatoides Crep.
a) elatior Scheutz, die neuerdings wieder in dem XXIV. Band, 2. Heft,
pag. 935, Zeile 17 v. o. der Verhandl. des naturf. Vereins in Brunn
eine dritte Art der Confundirung mit der R. Seringeana (D. M. var.)
erlitt und ß) minor Scheutz (mit den Syn. resp. Var. silesiaca Gdr.,
und tomentella Opiz) — die beiden Eepräsentanten aus der Sect.
„Eutomentosae Glandulosae" in dieser Sammlung — kritisch be-
sprochen. J. B. Keller.
441
Dietz, Dr. Sändor. lieber die Entwicklung der Rlütlie und Fruclit von
Sparganiam Tourn. und Typha Touru. Mit 3 Tafeln. Bibliotheca
Botanica (Heft Nr. 5), Cassel 1887.
Die durch eine vorläufis^e Mittheilung im Botan. Centralblatte
(1886, Nr. 40 und 41) angekündigte und von der üng. naturwissen-
schaftlichen Gesellschaft mit dem Bugät-Preis gekrönte Preisschrift
wurde in den näher interessirten Kreisen mit besonderer Spannung
erwartet. Kohrbach hatte nämlich betreffend T^/p/i« principiell wich-
tige und vielfach bekämpfte Ansichten ausgesprochen; andererseits
waren bisher die Stimmen der Autoren über die verwandtschaft-
lichen Beziehungen von Typha und Sparganium so uneinig wie
nur möglich — nach beiden Kichtungen Hess sich nur durch eine
ausführliche entwicklungsgeschichtliche Bearbeitung die letzte Ent-
scheidung herbeiführen. Dietz löst nun seine Aufgabe in so vor-
züglicher und durchaus befriedigender Weise, dass ihm das Verdienst,
über die Genera Typha und Sparganium Klarheit gebracht und die
obschwebenden Fragen beantwortet zu haben, von jedem, der seine
Schrift dem Studium unterzieht, wird beigemessen werden. Da auf
die Details in diesem Referate nicht eingegangen werden kann,
mögen nur die wesentlichsten entwicklungsgescbichtlichen Unter-
schiede hervorgehoben werden, welche Dietz zwischen Typha und
Sparganium feststellte.
Typha: Sparganium,:
Die Blüthen treten an primären Die Blüthen treten an secundä-
und secundären Achsen auf. ren und tertiären Achsen auf.
Die Blüthen haben kein Perigon. Die Blüthen haben ein wohlaus-
gebildetes Perigon.
Die ^ Blüthe hat ein Carpell. Die ^ Blüthen haben zwei Car-
pelle.
Frucht: nussartige Caryopse. Frucht: trockene Steinkernfrucht.
Daraus ergibt sich der für die Systematik wichtige Schlusssatz:
dass die beiden Gattungen gemeinsamen Eigenschaften zwar die Ein-
reihung derselben in eine Familie hinlänglich begründen, allein die
nicht eben unerheblichen Abweichungen es angezeigt erscheinen las-
sen; sie wenigstens in zwei verschiedene Unterfamilien zu setzen,
von welchen Sparganium den Pandaneen und Typha den Aroideen
näher stünde. Dr. Kronfeld.
Dr. Jos. Pancic. Der Kirschlorbeer im Südosten von Serbien. Belgrad
1887. Köüigl. serb. Staatsbuchdruckerei.
In dem nur acht Octavseiten umfassenden Heftchen macht der
Verfasser interessante Mittheilungen über das Auffinden des Prunus
Laurocerasu^ im Frühjahre 1856 an der westlichen Lehne des M.
Ostrozub in den Vlasinaerbergen, wo er in einer Höhe von 800 M.
in einer beiläufigen Ausdehnung von 100.000 Quad.-M. in ziemlich
dichtem Schluss das Unterholz des dortigen Buchenwaldes bildet.
442
Nach den Ausführungen des Dr. P.'s scheint der dort unter dem
Namen Zelenice bekannte Kirschlorbeer die Grenze seines natür-
lichen Verbreitungsbezirkes erreicht zu haben. Den Schluss bildet
eine allgemeine floristische Betrachtung des Gebirges, dem der M.
Ostrozub angehört. J.
Schomburgk R. Dr. Report on the Progress and Coudition of the
Botanic Garden of Adelaide during the year 1886.
In der vorliegenden Brochure berichtet der Obgenannte, seit
1865 Director des botanischen Gartens zu Adelaide, eingehend über
die Fortschritte und den Stand dieses Institutes im Jahre 1886.
Von allgemeinem Interesse ist die Aufzählung und theilweise auch
nähere Besprechung der unternommenen Acclimatisations- Versuche
mit verschiedenen Nutzgewächsen, wobei — ungeachtet des ungün-
stigen Einflusses ungewöhnlicher Trockenheit — dennoch ganz be-
friedigende Eesultate erzielt wurden. Besonders hervorzuheben sind:
Das Insecten verscheuchende Pyrethrimi roseum et carneum; die zur
Käsebereitung verwendbare Withania coagulans Dünn.; der japane-
sische Klee Lespedeza stricta K. A.; der sogen. Feuerprobe-Baum
Rhopala spec, dessen Holz unverbrennlich sein soll; mehrere Grä-
ser, als: Eragrostis ahyssinica L.; Andropogon Calamus aromaticus
Koyle und andere wohlbekannte europäische Arten: Melica ciliata,
Panicum sangmnale und P. Grus galli, die alle dortlands als ergie-
biges Futtermateriale sehr beliebt sind. Unter den neuen Acquisi-
tionen von Zierpflanzen wird vorzugsweise Armsonia punicca wegen
ihrer hohen Schönheit gerühmt. — Nachdem auch der Präparaten-
Sammlungen, der Bibliothek und des wissenschaftlichen Verkehrs des
Institutes mit zahlreichen Schwesteranstalten ausführlich erwähnt,
folgt zur "Weihe des im Jahre 1886 gefeierten 50jährigen Jubiläums
des Bestandes der dortigen Provinz eine historische Skizze über die
Entstehung und das rasche Emporblühen des botanischen Gartens.
Derselbe wurde von Dr. Schomburgk's Vorgänger G. W. Francis
im Jahre 1855 gegründet und dureh zehn Jahre geleitet.
M. Prihoda.
Correspondenz.
Lemberg, am 2. November 4887.
Neu für die Flora Galiziens ist die boreale Saliw hicolor Ehrh.,
welche Dr. Reh mann vor einigen Jahren in Markopol (Zloczower
Bezirk) entdeckt hat. — In Siedliska bei Rawa-ruska fand ich heuer
Salix cinerea X aurita und in Majdan bei Sieniawa S. aurito X re~
pens. — Von dem südosteuropäischen Hieracium auriczdoides Läng
entdeckte Prof. Tyniecki heuer einen zweiten galizischen Standort,
nämlich in Bilcze (bei Borszczöw), wo es auf grasigen Gypstriften
443
wächst. — Das ausgezeichnete Hieracmm ro.rolanicmn Kehm. (Oest.
Bot. Ztschr. 1872) kommt nicht nur bei Mikuliczyu (Kolomyjaer Kar-
paten), sondern auch in den Stryjer Karpaten vor, ich fand es näm-
lich in beträchtlicher Anzahl in Butywla bei Skole (auf Waldwiesen).
— Die südosteuropäische Centaurea stenolepis A. Kern, reicht in Ga-
lizien gegen den Westen zu nur bis zum Strypafluss und gegen den
Norden zu bis in die Umgegend von Pieniaki (südlich von Brody);
weiter westwärts, respective nordwärts wird C. stenolepis durch die
systematisch nächstverwaudte nordeuropäische C austriaca Willd.
ersetzt. Ganz analog verhalten sich in Ostgalizien hinsichtlich ihrer
geographischen Verbreitung Diantkus pseudoharhatus Boss. {D. mem-
hranaceus Borb.) und D. Cartkusianorum L. Endlich möge hier er-
wähnt werden, dass Potentilla palUda Lehm, von Herrn A. Gallier
in Sehweidnitz (Preussisch-Schlesien) entdeckt wurde.
Br. Blocki.
Brunn, am 6. November 1887.
In der Hercegovina fand ich eine Scutellaria, die ich nirgends
beschrieben fand, daher ich eine kurze Beschreibung derselben zur
vorläufigen Kenntniss bringe. Scutellaria hercegovinica mihi: Stengel
16—20 Cm. laug, steif aufrecht oder aufsteigend, vom Grunde an
ästig, röhrig, kantig, flaumig. Blätter derb, oberseits behaart, unter-
seits weissfilzig, gestielt, einfach gefiedert, mit linealeu am Kande
zurückgerollten Zipfeln. Deckblätter rundlich-eiförmig, spitz, behaart.
Kelch zweilappig, Lappen breit-eiförmig, sehr kuiz, abgerundet, an
dem unteren Lappen ein haubenförmiges Oehrchen. Blumenkrone
über 2 Cm. lang, behaart, Oberlippe sichelförmig gebogen, schwach
ausgerandet, mit stumpfen, fast abgestutzten Lappen. Zähne drei-
eckig, stumpf, breiter als lang. Blüthen gelb. Antheren bebartet,
Wurzel schwach verzweigt, mit fadenförmigen Wurzelfasern.
Dr. Formänek.
Budapest, 9. November 1887.
Am 2. October war noch im Auwinkel Achillea distans W. et
Kit. {A. pseudotanacetifolia Wierzb.) und Galamintha Acinos — am
6. October Reseda inodora, Tribidus orientalis, Convolvulus canta-
bricus, Medicago varia, Podanthmn canescens, Silene longiflora, —
9. October Linuni austriacum, Euphrasia lutea, Vinca herhacea,
Delphinium Consolida var. albiflorum und adeuopodum (Borb. 1881),
Potentilla arenaria, Helianthemum hirsutum, JCeranthemwn annuum
(neue Triebe), Diantkus prolifer, Silene dichotoma, S. longißora, Ve~
ronica Chaniaedrys, sowie auf Ofner Aeckeru Centaurea Adanü Willd.
in schönster Blüthe. — Cliara crinita ist unweit von dem Palatinal-
garten in Ofen genug häufig. — Die Sandnelke des Temeser Comi-
tates kann man ferner Diantkus sabuletorum Heuff. (1858) nicht
heissen, denn es gibt schon einen älteren D. sabuletorum Willk.
444
(1852). — Da aber mein D. giganteiformis 1875 eigentlich eine
Riesen form des D. sabuletorum Heuif. ist, so werden wir den letz-
teren jetzt D. giganteiformis Borb. nennen. — Nach den Merkmalen,
wodurch v. Wett stein die Myosotis suaveoletis Kit. und M. al-
pestris Schm. trennte, ist die M. ^^alpestris'"'- in der Crepatura des
Kirälykö in Siebenbürgen M. suaveolens Kit.; sie kommt auch in
Serbien (Monte Maljen Vokjevo, leg. S. Pavlovic) vor. — Arena-
ria leptoclados fand ich bei Brassö in einer Schlucht, wo man zu dem
Ehezökö (Hangenstein) geht. Sie kommt dort mit Fumaria prehen-
silis auf bebautem Boden vor. — Da diese letztere Pflanze von da,
wie ich aus der mir zu Gebote stehenden Literatur sehe, Niemand
erwähnt, so konnte auch A. leptoclados hier unbekannt bleiben. An
diesem Wege kommt auch Ballota urticifolia Ortm. und Potentüla
leiotricha m. vor. — Ballota foetida Lam. sah ich von Wien (Wies-
baur exsicc); sie stimmt mit der Syrmier und Belgrader Pflanze
ganz überein; die Litoralformen siod aber mehr und weicher be-
haart. — Bei Belgrad kommt sie mit Malva silvestris var. tricho-
carpa Boiss. vor, diese wächst auch im Kammerwalde bei Ofen. —
Abutilon Avicennae sah ich im Jahre 1864 bei Grosswardein, Sicgos
angulatus aber in demselben Jahre bei Mezö Telekd. — Mentha
reversa Roch. (cfr. Oe. B. Z. 1883, p. 120) ist sicher eine „Trieb o-
mentha" corollis intus pilosis und ist von M. sativa Koch kaum
verschieden; so haben damit meine M. Haynaldiana, M. bihariensis
und M. frondosa lauter Leiomenthen, corollis intus glabris gar
nichts zu thun; sie gehören zu „Gentiles". Meine M. viridescens
in Beresm. Fl. p. 74, 1881 glaubte ich umändern zu müssen, weil
in „Menthae novae" Gandoger's auch eine M. viridescens erwähnt ||
wird. Indess erschien in „1881" nur das Titelblatt dieser „Menthae
novae", aber pag. 55 (Separatabdruck) steht ausdrücklich 1882, wie
es auch nach dem Ref. des Botan. Centralblattes sicher ist. — Ce-
rastium decalvans Schi, et Vuk. ist bisher nur von dem Klekkberge
bei Ogulin bekannt und durch die Pubescentia floccosa herba deni-
que virescenti, dichasio expanso, cum pedunculis elongatis glanduloso
etc. von O. tomentosum L. sicher verschieden. Ebenso ist es unzweifel-
haft, dass es bei Carlopago nicht wächst (cfr. Oest. Bot, Ztg. 1887,
p. 341), denn hier ist für die Vegetation kein Boden, Steine liegen
hoch auf Steine, und die Gegend ist für diese subalpine Pflanze an
dem Meere zu niedrig. Eher könnte man es bei Ostaria, oberhalb
Carlopago suchen, aber neuerdings wurde es dort von Niemandem
gefunden. Hier wächst nur C. grandißorum und wurde wahrschein-
lich mit 0. tomentosum in Herbarien gemengt. Borb äs.
Belgrad, am 20. October 1887.
Ist für die Flora des Banat Chrysanthemum temäfoliitm Kit.
(= Chrys. trichophyllmn und das dalmatinische Chamaemelum uni-
glandidosum Vis.) schon bekannt? Ich traf es in einigen prächtigen,
meterhohen Exemplaren im Juni dieses Jahres auf der Spitze des
445
Berges Allicon bei Orsova au, wo es an der westlichen Bergseite
auf grasigen Waldplätzen, docli unweit von Getreidefeldern zu finden
ist. Es mag daher mit Getreide eingeschleppt worden sein — denn
diese Localität ist von Heuffel vielmals besucht und wird von
durchreisenden Botanikern selten vernachlässigt, — doch wäre diese
Acker- und Schuttpflauze längst zu erwarten gewesen, da sie in
Syrmien und Serbien geradezu gemein ist und noch dazu im ande-
ren Grenzgebiete in Transsylvanien — (inter segetes et in pomariis
prope pagum Szent Gotthard frequentissimum — Janka) — auch
nicht fehlt. J. Bornmüller.
Fersonalnotizen.
— Dr. Franz Schutt hat sich an der Universität Kiel für
Botanik habilitirt.
— Dr. J. H. Schult es, Assistent am kgl. botan. Hofmuseum
in München, ist am 7. September gestorben.
— Dr. G. Klebs, Privatdocent an der Universität Tübingen,
ist als ord. Professor der Botanik an die Universität zu Basel be-
rufen worden.
— Dr. K. Prantl hat die durch den Tod G. Winter's ver-
waiste Kedaction der „Hedwigia" übernommen.
— Dr. H. Graf zuSolms-Laubach ist zum Professor der
Botanik und Director des botan. Gartens an der Universität Berlin
ernannt worden.
— Dr. F. Noll hat sich an der Universität Würzburg für Bo-
tanik habilitirt.
— Dr. C. W. Hjalmar Mosen in Stockholm ist am 27. Sep-
tember gestorben.
Vereine, Anstalten, Unternehmung^en.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen-
schaften in Wien am 13. October übersandte Regierungsrath Prof.
Dr. Constantin Freiherr v. Ettingshausen in Graz eine Mitthei-
lung: „Ueber das Vorkommen einer Cycadee in der fossilen Flora
von Leoben in Steiermark." In der reichhaltigen Sammlung fossiler
Pflanzen, welche Docent Adolf Hof mann aus den pflanzenführenden
Schichten der Braunkohlenformation von Leoben zu Tage gefördert
hat und die er dem Verfasser zur Untersuchung übersandte, fand
sich ein Pflanzenrest, welcher nach seinen charakteristischen Merk-
malen nur den Cycadeen zugewiesen werden kann. Derselbe stimmt
mit Arten von Ceratozamia, einer mexicanischen Gattung, am mei-
sten überein. Da Cycadeenreste im Tertiär äusserst selten sind und
iO«sterr. botsn. Zeitschrift. 12. Heft 1887, 36
446
daselbst fast nur auf das Eocän bescliränkt zu sein schienen, so ist
das Vorkommen eines solchen Kestes in der dem Miocän angehöri-
gen fossilen Flora von Leoben hochinteressant, wesshalb der Ver-
fasser, eben mit der Bearbeitung dieser Flora beschäftigt, dasselbe
einer vorläufigen Mittheilung werth erachtete. Dr. Hans Molisch,
Privatdocent an der Wiener Universität, überreichte eine im pflanzen-
physiologischen Institute ausgeführte Arbeit: „Ueber Wurzelausschei-
dungen und deren Einwirkung auf organische Substanzen." Die wich-
tigsten Kesultate derselben sind: 1. Das Wurzelsecret wirkt reduci-
reud und oxydirend. 2. Das Wurzelsecret bläut Guajak. Diejenigen
Substanzen, welchen das Bläuungs vermögen zukommt, verhalten sich
in vielen Punkten genau so wie die autoxydablen Körper der Pflan-
zenzelle und sind vielleicht mit diesen identisch. Auch das Wurzel-
secret kann als ein Autoxydator betrachtet werden, der durch pas-
siven molecularen Sauerstoff oxydirt wird, hiebei Sauerstoff activirt
und damit die Verbrennung leicht oxydabler Körper veranlasst.
3. Das Wurzelsecret oxydirt verschiedene organische Substanzen,
z. B. Guajakonsäure, Gerbstoffe und — was von besonderer Wichtig-
keit ist — auch Humussubstanzen. Mithin muss durch die Wurzel-
ausscheidungen die Verwesung der organischen Substanz des Bodens
in hohem Grade begünstigt werden. 4. Elfenbeinplatten werden nach
längerer Zeit von Wurzeln corrodirt. 5. Das Wurzelsecret führt
Eohrzucker in reducirenden Zucker über und wirkt schwach diasta-
tisch. (Keimlinge, Neottia nidus avis.) 6. Das Secret durchtränkt
nicht bloss die Membranen der Epidermiszellen, beziehungsweise der
Wurzelhaare, sondern tritt über dieselben oft sogar in Form von
deutlichen Tröpfchen hervor.
Botanischer Tauschverein in Wien.
Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Behrendsen mit Pflan-
zen aus Deutschland. — Von Hrn. Schi er 1 mit Pflanzen aus Mäh-
ren. — Von Fräulein v. Bore seh mit Pflanzen aus Böhmen. —
Von Herrn Kissling mit Pflanzen aus Mederösterreich. — Von
Herrn Jetter mit Pflanzen aus Dalmatien. — Von Herrn Preiss-
mann mit Pflanzen aus Steiermark. — Von Herrn Prof. Kravogl
mit Pflanzen aus Tirol.
Sendungen sind abgegangen an die Herren: Donner, Piccioli,
Kochmeister.
Voriäthig: (B.) = Böhmen, (Bd.) = Baden, (Br.) = Berlin,
(Cr.) = Croatien, (F.) = Frankreich, (G.) = Galizien, (M.) = Mäh-
ren, (NOe.) = Niederösterreich, (OOe.) = Oberösterreich, (P.) =
Polen, (Kp.) = liheinpreussen, (S.) = Salzburg, (Sl.) = Schlesien,
(St.) = Steiermark, (Sw.) = Schweden, (T.) = Tirol, (U.) = Un-
garn, (W.) = Westfalen.
447
Pater mm Sanguisorha (NOe., OOe.), Primula acaulis (NOe.,
OOe.), Auricula (ÖOe., T.), elatior (NOe.), far'mosa (NOe., OOe.),
glidinosa (T.), longiftora (Siebenbürgen), minima (S., U.), officinalis
(Sl.), Tommasinii (Cr.), variahilis (OOe.), Prunella grandiflora (SL,
Ü.), vulgaris (Rp., SL), Prunus Cerasus (NOe.), Chamaecerasus
(NOe.), Padus (B., St., W.), spinosa (NOe.), Psiluru^ aristata (ü.),
Pulicaria vulgaris (M., P., St.), Pulmonaria mollissima (G., U.),
obscura (Sl.), officinalis (OOe.), Pyrethrum niveum (Dresden), Par-
thenium (Sw.), Pyrola chlorantha (Bd.), minor (Rp.), rotundifoUa
(Rp.), secunda (P., Sl., St., T.), Quercus llex (Italien), pedunculata
(B., U.), puhescens (NOe., St.), Radiola linoides (B., Sw., W.), Ra-
nuncidus aconitifolius (B., OOe., Sl.), acer (P., Sl.), alpestris (NOe.),
anemonoides (OOe.), aquatilis (M., Sl.), arvensis (OOe., Rp.), bulbosus
(Gr., F.), divaricatus (Br., W.), Flammula (M., NOe.), gracilis
(Schweiz), hederaceus (Rp.), illyricus (NOe.), lanuginosus (B.), lateri-
florus (U.), Lingua (S., W.), montamis (OOe., S.), nemorosus (P.),
paucistamineus (Br., NOe., St.), pedaUis (ü.), peltatus (England),
platanifolius (NOe.), polyantliemos (SL), reptans (S., Hannover), sar-
dous (P., Rp.), Stevenii (Gr.), Raphanus Radioala (SL), Rapistrum
perenne (NOe.), Reseda inodora (U.), lutea (B., M.), luteola (W.),
Phyteumxi (NOe.), Rhamnus cathartica (NOe.), Frangula (SL, St.),
sa^vatilis (U.), Rhinanthus alpimis (SL, St.), angustifolius (P.), /lir-
sutus (OOe., major (SL, U.), minor (SL, U.), Rhododendron ferru-
gineum (NOe., S., T.), myrtifolium (U.), i2Äz/s Cotinus (F., NOe.,
U.), Rhynchospora alba (P., Kärnten, Lausitz), /«sc« (Sl.)> -Ri^'^'s
alpinum (OOe., SL), caucasicum (G.), Grossidaria (OOe.), petraeum
(Bd.), rubrum (P.), Uva crispa (SL), Robinia Pseudacacia (B.).
Obige Arten können nach beliebiger Auswahl im Tausche
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127 Nummern. — Preis 15 M.
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84 Nummern. — Preis 16 M.
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verleger und durch die Buchhandlung von Braun und Weber in Königs-
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Diesem Hefte liegt hei:
I. Prospect von Ed. Kummer in Leipzig „Rabenhorst's
Kryptogamenflora*.
II. Prospect Yon Justus Perthes in Gotha „Atlas der
PflanzenTerhreitnng".
Redacteur und Heransgeber Dr. Alezander Skofltz. ~ Verlag von C. Gerold's Sohn.
C. Ue'berreuter'sche Buchdruckerei (M. Salzer) in Wien.
Inhalt.
I. Gallerie österreichischer Botaniker.
Seite
35. Ferdinand Hauck. (Mit einem xylographirten Porträt ) 1
II. Original-Beiträge.
Baier, Anton. — Zur Flora der Umgebung von Bielitz und Biala . 88, 130
Beck, Dr. G. Ritt. v. — Literaturberichte ..... 32, 141, 248, 364, 437
Biocki, Bronislaw. — Zur Flora von Ostgalizien 17
— — Ein weiterer Beitrag zur Flora Ostgaliziens 128
— — Poa polonica n. sp 156
— — Galium polonicum n. sp. . 189
— — Eieracium ciliatv/m n. sp 227
— — Rosa leopoliensis n. sp 269
— — Eieracium polonicum n. sp 303
— — Rosa Eedevigae n. sp 384
— — Rosa Eerbichiana ö. sp 419
Borbds, Dr. Vinc. v. — Rhamni Hungariae 52
— — lieber Quercus Csatöi Borb 196
— — Zur Teratologie der Wallnuss 341
— — Literaturberichte 67, 143, 293, 328
Bornmüller, I. — Rhamnus orbiculata Brnm. n. sp 225
— — Fünf Pflanzen aus Dalmatien, z. T. neu für die Flora der österr.-
ungar. Monarchie 272
— — Conservirung von Abietineen 398
Braun, Heinr. — Literaturberichte 66, 182, 326
Burgerstein, Dr. Alfred. Nachruf an Dr. Alois Pokomy 77
Literaturberichte 30, 140, 179, 214, 252
Celakovsky, Dr. Ladisl. — Nochmals Utricularia brevicornis 117, 164, 192
— — Narthecium Reverchoni sp. n 154
— — Ueber einige neue orientalische Pflanzenarten 265, 337
Conrath, Paul. — Ein weiterer Beitrag zur Flora von Banjaluka, sowie
einiger Punkte im mittleren Bosnien 378, 423
450
Seite
Eiohenfeld, Dr. M, Eitt. v. — Cirsium Przyhylskii [C. oleraceum Scop.
X paudßorum Spr.) 377
Fooke, Dr. W. 0. — Die Entstehung des zygomorphen Blüthenbaues 123, 157
Formänek -Dr. Eduard, — Beitrag zur Flora der Karpathen und des
Hochgesenkes 18
— — Teratologisches 58
— — Mährische und schlesische Eubusformen 126
— — Centaurea carpatica 153
— — Mährische Rubus-Pormen 204
— — Beitrag zur Flora des nördlichen Mährens und des Hoch-
gesenkes 234, 280, 305, 345, 385, 427
Freyn, I. — Meine dritte Tirol-Fahrt 313, 354, 389
Garcke, Dr. August. — August Wilhelm Eichler 169
Hanansek, Dr. T. F. - Literaturberichte 64, 138, 289, 401
Hansgirg^, Dr. Anton. — Beitrag zur Kenntniss der Bergalgenflora
Böhmens 13, 54, 97
— — Algarum aquae dulcis species novae 121
Heimerl, A. — Zur Flora von Pondichery 58
Jetter, Carl. — Spätflora des Jahres 1886 22
Literaturberichte 32, 109, 142, 253, 292, 325, 366, 401, 441
Junger, Ernst. — Vorwort zu Uechtritz' Autobiographie 228
Keller, J. B. — Ueber die Flächendrüsigkeit als systematisches Merkmal
und deren Anomalien bei einzelnen Eosenarten 207
— — Literaturberichte 438
Kerner, Dr. A. et Wettstein. — Campanula farinulenta 80
Kissllng, Benedict. — Notizen zur Pflanzengeographie Niederösterreichs 426
Knapp, J. A. — Literaturberichte 230
Kornhuber, Dr. A. - Literaturberichte ._ 63, 178, 291, 324
Krasan, Franz. — Ueber die Ursachen der Haarbildung im Pflanzen-
reiche 7, 47, 93
Kronfeld, Dr. Moriz. — Bemerkungen über volksthümliche Pflanzen-
namen 167
Literaturberichte 68, 218, 291, 441
Molisch, Dr. Hans. — Literaturberichte 400, 436
Falacky, Dr. J. — Zur Homa- (Soma-) Frage 161
— — Literaturberichte 213, 250
PHhoda, Moriz. - Literaturberichte 33, 68, HO, 143, 182, 254, 367, 402, 442
Procopianu-Procopovici, Aurel. — Eine botanische Excursion von
Eum. St. Georg bis Nedee 430
Sabransky, Heinrich. — Zur Batographie Niederösterreichs 81
— — Zur Eubusflora Bosniens 233
— — Literaturberichte 365
Schllberszky, Carl. — Literaturberichte 330
Schneider, Gustav. — Mittheilungen über die Hieracien des Eiesen-
gebirges. 199, 238, 274, 308, 350
451
Seite
Stapf, Dr. Otto. — Ueber einige Iris-Arten des botanischen Gartens in
Wien 373, 415
Stein, B. - Eudolf v. Uechtritz 28
Strobl, Gabriel. - Flora des Etna 24, 62, 101, 136, 174, 211, 243, 287
320, 360, 395, 433
Tomaschek, Anton. — Ueber Symbiose von Bacterien (in Zoogloea-
Form) mit der Alge Gloeocapsa polydermatica Ktz 190
Uechtritz, Rudolf v. — Mein wissenschaftliches Streben und Schaffen
(mit einem xylogr. Porträt) 228, 283
UUepitsch, Josef. — Anemone Scherfelii m 12
— — Alyssum calycinum L. ß. perdurans 46
— — Galeobdolon luteum Huds. y. Tatrae 84
— — Epipogiwm Gmelini Eich 134
Voss, Wilhelm. — Merkwürdige Verwachsungen von Stämmen der Koth-
buche {Fagus silvatica L.) (mit 5 xylogr. Abbildungen) 85
— — Bildungsabweichungen an Gcdanthus nivalis L 162
— — Literaturberichte 329
Vukotinoviö, Ludw. v. — Zur Rosenflora von Agram 301
Wettstein, Dr. Rieh. Ritt. v. — Ueber einen abnormen Fruchtkörper
von Agarieus procerus Scop. (mit einer xylogr. Abbildung) ... 414
Literaturberichte 106, 215, 252
Wiedermann, Leop. — Zur Flora von Rappoltenkirchen in Nieder-
österreich 420
Woioszczak, Dr. Eustach. — Pinguicvla hicolor 80
— — Galium Jaryne {G. Jifollugo X polonicum) 227
— — Zur Flora von Galizien 278
Zukal, Hugo. — Zur Frage vom grünfaulen Holze 41
Literaturberichte 108, 180, 216
III. Gorrespondenzen.
Aus Arad in Ungarn von Dr. Simonkai 369
„ Belgrad von Bornmüller 444
„ Berlin von Dr. Ascherson 409
„ Brunn von Dr. Formänek . 36, 70, 113, 146, 185, 220, 257, 296, 332
408, 443
„ Budapest von Dr. Borbäs . . . 70, 113, 147, 185, 259, 297, 403, 443
„ Budapest von Schilberszky 219, 370
„ Cunnersdorf in Pr. Schlesien von Schneider 409
, Gnezda in Ungarn von UUepitsch 71, 260
„ Husz in Ungarn von Vägner 257
, Innsbruck von Dr. Dalla Torre 34
„ Kalksburg bei Wien von P. Dichtl 295
, Kilb in Niederösterreich von P. Kissling 405
„ Kopenhagen von Jenssen-Tusch 71
452
Seite
Aus Laibach von Voss » . . . 146, 408
„ Lemberg von Blocki 35, 70, 147, 219, 295, 406, 442
„ Lemberg von Dr. Woioszczak 70, 220, 259
„ Mariascbein in Böhmen von Wiesbaur 35, 331
„ Orsova im Banat von v. Degen 257
„ Prag von v, Boresch 408
„ Probabin in Galizien von BJocki 369
„ Prossnitz in Mähren von Spitzner 332, 407
„ Eeichraming in Oberösterreich von Steininger 184
„ Siedliska in Galizien von BJocki 334
„ Sterzing in Tirol von Huter 145
„ Tarvis von Dr. Ascherson 146
„ Triest von Dr. Pormänek 368
, Vesztö in Ungarn von Dr. Borbäs 332
„ Warschau von Karo 370
„ Wien von Dr. Beck 184
, Wien von Braun 34, 143, 183, 255
„ Wien von Dr. Burgerstein 218
„ Wien von Keller 110, 183, 294
„ Wien von Dr. Kronfeld 255
„ Wien von Rassmann 295, 403
IV. stehende Rubriken.
Personalnotizen . . 36, 72, 114, 148, 186, 221, 260, 298, 334, 370, 410, 445
Vereine, Anstalten, Unternehmungen . . 37, 73, 114, 148, 186, 222, 261, 298
335, 371, 410, 445
Sammlungen 299, 335
Botanischer Tauschverein in Wien ... 39, 75, 114, 151, 187, 223, 263, 299
336, 371, 411, 446
Redacteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofltz. — Verlag von O. Oerold's Sohn.
C. üeberreuter'sche Buchdrnckorei (M. Salzer) in \Vien.
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