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Full text of "Österreichische botanische Zeitschrift"

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THE  UNIVERSITY 

OF  ILLINOIS 

LIBRARY 

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Oesterr.  Botaii.  Zeitschrift  1887. 


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Oesterreichische 

BOTANISCHE  ZEITSCHRIFT. 

Organ  für  Botanik  und  Botaniker. 

Mit 

Orig'inal-Beiträg'eii 

von 

Ascherson,  Baier,  Beck,  Blocki,  Borbäs,  Boresch,  Bornmüller,  Braun,  Burgerstein,  fcelakovsky, 
Conrath,  Dalla  Torre,  Degen,  Dicht),  Eichenfeld,  Pocke,  Formanek,  Freyn,  Garcke,  Hanausek, 
Hansgirg,  Heimerl,  Huter,  Jensen-Tusch,  Jetter,  Junger,  Karo,  Keller,  Kerner,  Kissling, 
Knapp,  Komhuber,  Krasan,  Kronfeld,  Molisch,  Palacky,  Pfihoda,  Procopianu-Procopovici, 
Rassmann,  Sabransky,  Schilberszky,  Schneider,  Simonkai,  Spitzner,  Stapf,  Stein,  Steininger, 
StrobI,  Toinaschek,  Uechtritz,  UUepitsch,  Vägner,  Voss,  Vukotinovic,  Wettstein,  Wiedermann, 
Wiesbaur,  Woloszczak,  Zukal, 

üedig-irt 

von 

D'-  Alexander  Skofitz. 


XXXVII.  Jahrgang:. 

Mit  2  xylographirten  Porträts  und  6  xylogr.  Abbildungen. 


Wien  1887. 
Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 


0  'So.ö 


Oesterreichische 


Botaniscüe  Zeitsclirift 


Die  österreichische 
hotanisclie    Zeitschrift 

erselipint 

di'ii  Ersten  jeden  Monats. 

Mau  pränumeiirt  auf  selbe 

mit  8  11.  Ost.  W. 

Qß  U.  Mark) 

ganzjährig,    oder   mit 

4JI.  Ost.  W.  iS  11.  Mark} 

halbjährig. 

Inserate 

die  ganze  Petitzeile 

15  kr.  öst.  W. 


Orgaii. 


für 


Botanik  und  Botaniker. 


N^  1. 


Exemplare 

die  frei  durch  die  Postbe- 
zogen werden  sollen,  sind 
l>los  bei   der  Redaction 

(IV.  liez  ,  Mühhjasse  Nr.  1) 

ZU  präiiuraeriren. 

Im  Wege  des 

Buchhandels    übernimmt 

Pränumeration 

C.  Gerold's  Sohn 

in  Wien, 
sowie  alle  übrigen 
Buchhandlungen. 


XXXYII.  Jahrgjing. 


WIEN. 


Jänner  1887. 


INHALT:  Ferdinand  Hauck.  —  Ursachen  der  Haarbildung.  Von  K  ras  an.  —  Anemone  Srhrfdii.  Von 
Ullepitsch.  —  Bergalgenflora  Böhmens.  Von  Dr.  Hansgirg.  —  Zur  Flora  von  Ost-Galizien.  Von 
Blocki.  —  Flora  der  Karpatheu.  Von  Dr.  Formslnek.  —  Öpätflora.  Von  Jetter.  —  Flora  des 
Etna.  Von  Strobl.  -■  R.  v.  Uechtritz,  Von  Stein.  —  Literaturberichte.  —  Correspondenz.  Von 
Braun,  DallaTorre,  Wies  bau  r,  Blocki,  Formänek.  —  Personalnotizen.  —  Vereine,  Anstalten, 
Unternehmungen.  — ■  Botanischer  Tauschvernin.  —  Inserat. 


Gallerie  österreichischer  Botaniker. 


XXXV. 

Ferdinand  Hauck. 

(Mit   einem  xylographirten  Porträt.) 

Unsere  Zeitschrift  bringt  in  dieser  Nummer  das  Porträt  eines 
jener  österreichischen  Botaniker  von  bedeutendem  Ruf,  deren  Namen 
zwar  nicht  in  den  Universitäts-Kalendern  tiguriren,  trotzdem  aber  in 
wissenschaftlichen  Zeitschriften  und  Hauptwerken  neben  denjenigen 
von  Koryphäen  ebenbürtig  erscheinen.  Und  wenn  irgend  ein  Lebens- 
bild nicht  nur  für  Pachgenossen,  sondern  —  und  zwar  mehr  noch  — 
für  andere  Gebildete  interessant  ist,  so  trifft  diess  ganz  besonders 
die  Geschichte  des  Entwicklungsganges  unseres  besten  derzeitigen 
Algologen. 

Wir  geben  im  Nachstehenden  eine  Skizze  dieses  inhaltsreichen 
und  weiterhin  vielversprechenden  Lebens. 

Dr.  Ferdinand  Hauck  ist  der  einzige  Sprössling  einer  Brünner 
Familie  des  ehemaligen  Fiuanz-Prociu'atursbeamten  Johann  Hauck, 
dessen  Name  in  den  Stammbaum  einer  der  ersten  Patrizierfamilieu  von 
Nürnberg  zurückweist  und  der  Caroline  de  Clady,  einer  Tochter 
von  adeligem  Geschlechte  lothringischen  Ursprunges. 

Geboren  zu  Brunn  am  29.  April  1845,  genoss  Ferdinand 
Hauck  im  Hause  seiner  Eltern  eine  sehr  sorgfältige  Erziehung. 
Mit  dem  zehnten  Jahre  trat  er  ins  Gymnasium,  um  aber  alsbald  an 

Oeaterr.  bolan.  Zcifbdiiitt.  1.  Heft  1887.        ^'^^4-fK^'^«  1 


die  Oberrealschule  überzugeheii,  weil  ihm  die  realistischen  Fächer 
mehr  Interesse  abgewannen.  Nach  Absolvirimg  der  Oberrealclassen 
bezog  H.  die  technische  Hochschule  seiner  Vaterstadt.  Mit  herz- 
warmer Dankbarkeit  gedenkt  er  heute  noch  seiner  dortigen  Lieblings- 
lehrer, welche  das  Werk  seiner  geistvollen  Mutter,  die  im  Jüngling 
angefachte  Flamme  der  Liebe  zur  Natur  und  zur  Naturforschuug  in 
methodischer  Wissenschaftlichkeit  zu  unterhalten  und  zu  pflegen 
verstanden.  Auch  Hauck  ist  ein  beredter  Zeuge  dafür,  dass  es  in 
der  Kegel  die  Mutter  ist,  welche  als  begnadete  Erzieherin  den 
nachhaltigsten  Einfluss  auf  die  geistige  Entwicklung  heranwachsender 
Naturforscher  ausübt.  Von  seiner  Mutter  ward  er  als  Knabe  zu 
den  Schönheiten  der  realen  Welt:  zum  murmelnden  Waldbach,  zur 
blühenden  Wiese,  zum  stillen  Hain,  zur  fruchtbaren  Aue  hingelei- 
tet, um  mitten  unter  den  Herrlichkeiten  stillschaffenden  Naturwesens 
beobachten  und  denken,  forschen  und  erkennen  zu  lernen.  Sie  war 
es,  welche  den  Grund  gelegt  zu  dem,  was  später  an  den  Schulen 
zu  Brunn  ein  A.  Makowsky  und  ein  Dr.  Kolenati  als  hervor- 
ragende Naturforscher  gross  zu  ziehen  wussten,  nicht  allein  durch 
geistreiche  Vorträge,  sondern  auch  durch  persönlichen  Verkehr  mit 
dem  jungen  Hauck. 

Wie  so  oft  in  diesen  Studienjahren  zu  geschehen  pflegt,  warf 
sich  auch  H.  in  jener  Zeit  erst  mit  dem  meisten  Eifer  auf  die  Ento- 
mologie, ohne  indess  die  anderen  Disciplinen  der  Naturwissenschaften 
zu  vernachlässigen,  im  Gegentheile  kamen  sie  bei  ihm  alle  an  die 
Keihe,  weil  er  alsbald  gelernt  hatte,  dass  sie  eben  alle  —  als  inein- 
andergreifende Theile  eines  einzigen  Ganzen  —  zusammengehören 
und  nur  eine  vielseitige  Erkenntniss  zur  Wahrheit  leitet.  Dass  er 
die  letztere  in  optima  forma  ernstlich  suchte,  beweist  der  Umstand, 
dass  er  sich  schliesslich  auch  an  das  Studium  der  speculativen  Phi- 
losophen heranmachte,  ohne  indess  hier  jene  Befiiedigung  zu  finden, 
welche  die  gewiegten  Dialektiker  der  verschiedenen  „Systeme"  ihrem 
Publikum  anzupreisen  und  zu  versprechen  verstehen.  Enttäuscht 
wandte  er  sich  von  den  Speculationen  deutscher  Philosophen  ab, 
um  desto  besser  bei  den  Encyklopädisten  und  zuletzt  bei  den  mo- 
dernen Naturphilosophen  der  Darwin'schen  Eichtung  denken  und 
betrachten  zu  lernen. 

Trotzdem  diese  naturalistischen  und  realphilosophischen  Studien 
zu  den  Lieblingsbeschäftigungen  des  jungen  Mannes  gehörten,  war  es 
Hauck  nicht  vergönnt,  sich  denselben  mit  allen  Kräften  des  Leibes 
und  der  Seele  hinzugeben.  Es  kam  die  prosaische  und  höchst  wich- 
tige Frage  der  Berufswahl.  Wie  gerne  hätte  sich  H.  dem  höheren 
Lehramte  zugewendet,  wenn  nicht  die  Verhältnisse  ihn  gezwungen 
hätten,  seiner  Lieblingsidee  zu  entsagen.  Es  ward  eine  „praktischere" 
Carriere  in  Aussicht  zu  nehmen,  und  in  Folge  eines  Compromisses 
zwischen  Lieblingsstudium  und  „grobmaterieller"  Lebensweisheit  kam 
der  Entschluss  zur  Ausführung,  demzufolge  Hauck  sich  dem  Forst- 
wesen zu  widmen  hatte.  Er  träumte  damals  von  der  poesieschwan- 
geren harzduftenden  Atmosphäre  des  schweigsamen  lebendigen  Waldes ; 


er  wähnte  als  Forstbeamter  nicht  bloss  die  Bäume  wachsen  zu  sehen, 
sondern  im  Dienste  des  Staates  Grosses  und  Nützliches  schaffen  zu 
können.  Es  entging  ihm  während  des  G-ebrodels  seiner  Jugond- 
träume,  dass  der  pflichttreue  Beamte  im  Forste  oft  ein  vogelfreier 
Mensch,  ein  der  Bosheit  und  Hinterlist  doppelt  preisgegebener  Bür- 
ger ist,  dem  für  treue  Pflichtwaltimg  als  Lohn  die  Kugel  des  Wald- 
und  Wildfrevlers  wird.  So  malte  er  sich  wohl  die  Lichtseiten  des 
gewählten  Berufes  aus,  ohne  die  Kehrseite  des  Bildes  zu  kennen. 
Er  trat  daher  in  Praxis  erst  beim  Forstamte  in  Schebetau,  dann  in 
Tischnowitz  und  erhielt  später  die  Adjunctenstelle  in  Katschitz-Drno- 
witz.  Obwohl  er  sich  mit  ganzer  Liebe  und  vielem  Fleisse  der  Forst- 
wissenschaft widmete  und  auch  die  Staatsprüfung  in  diesem  Fache  mit 
sehr  gutem  Erfolg  absolvirte,  so  kam  Hauck  doch  bald  zu  der  Einsicht, 
dass  er  bei  diesem  Berufe  doch  nicht  in  seinem  Elemente  und  für 
sein  künftiges  Sein  nicht  in  dem  Masse  gesichert  sein  würde,  dass 
er  hätte  seines  Lebens  froh  werden  können.  Das  rohe  Benehmen 
eines  Vorgesetzten  verleidete  ihm  schliesslich  die  waldreiche  Domäne 
seiner  Arbeit  derart,  dass  er  umsatteln  wollte.  Der  Zufall  führte 
ihn  in  Wien  mit  einem  hochgestellten  Staatsbeamten  zusammen, 
der  sich  des  jungen,  mit  wissenschaftlichen  Kenntnissen  seltener  Art 
ausgestatteten  Mannes  annahm  und  Hauck  veranlasste,  sich  dem 
Staatstelegraphendienste  zuzuwenden,  „weil  in  dieser  Branche  reine 
Wissenschaft  erst  angefangen  habe,  praktisch  verwendet  zu  werden, 
und  weil  hierbei  einem  strebsamen  Manne  sich  die  besten  Aussichten 
darböten".  So  absolvirte  denn  H.  auch  den  Telegraphencurs  in  Wien  und 
erhielt  in  diesem  Staatsdienste  seine  erste  Anstellung  im  Mai  1866  in 
Triest,  der  lieblichen  Hafenstadt  an  der  Adria,  die  ihm  zur  zweiten 
Heimath  werden  sollte,  wo  er  auch  bis  zur  Stunde  seinem  Stande 
treu  blieb. 

Mit  der  Uebersiedlung  nach  Triest  begann  für  Hauck  ein  neuer 
Lebensabschnitt.  Die  entzückende  Lage  der  Stadt,  deren  Anblick  den 
stumpfsinnigsten  Egoisten  in  freudige  Erregung  versetzen  muss;  das 
italienische  Leben  mit  dem  Zauberhauch  südlicher  Gluth  und  Ueppig- 
keit,  dann  aber  vor  Allem  der  Anblick  des  Meeres  mit  seinem 
traumschönen  Wechsel  im  Leben  und  Athmen,  das  Meer  mit  seinen 
noch  ungehobenen  wissenschaftlichen  Scüätzen  —  das  Alles  und  noch 
Anderes  mehr  hatte  es  dem  sinnigen  Naturfreunde  angethan.  Hauck 
erkannte  aber  auch  alsbald,  dass  der  neu  gewählte  y,praktische  Beruf 
seinen  Intellect  und  Erkennungseifer  nicht  würde  vollkommen  in 
Athem  zu  halten  im  Stande  sein,  um  jenem  Berufe  „ausschliesslich" 
alle  Kraft  widmen  zu  können.  So  kam  er  denn  dazu,  auf  einem 
anderen  Wege  sein  ihm  von  Jugend  an  gestelltes  Ziel  zu  erreichen. 
Wenn  sich  Zeit  fand,  ein  Steckenpferdchen  nebst  dem  Berufe  zu 
reiten,  so  wollte  er  sich  ein  edles  Ross  auswählen.  Der  Zufall  brachte 
es  mit  sich,  dass  er  gelegentlich  eine  kleine  Sammlung  von  Meeres- 
Algen  sah.  Ihr  Anblick  erweckte  in  ihm  den  Entschluss,  jene  damals 
noch  recht  wenig  oekannten  Organismen  zu  Objecten  seiner  Studien 
zu  machen.  Mit  welchen  Schwierigkeiten  der  angehende  Algolog  da- 

1* 


mals  zu  kämpfen  hatte,  davon  werden  die  jüngeren  Fachgenossen 
kaum  eine  Ahnung  haben,  war  doch  in  ganz  Triest  nicht  ein  einzi- 
ges Buch  über  Algen  aufzutreiben.  Hauck,  der  junge,  erst  mit 
kargem  Gehalte  dotirte  Telegraphenbeamte,  hatte  nicht  nur  alle 
nothwendigeu,  zum  Theil  sehr  theuren  Bücher  und  Specialwerke 
algologisciieu  Charakters,  sondern  auch  theure  Apparate  und  Instru- 
mente aus  eigenen  Ersparnissen  selbst  anzuschaffen.  Aber  mit  dem 
Anfang  der  schwierigen  autodidaktischen  Arbeit  wuchs  auch  die  Be- 
geisterung und  steigerte  sich  progressiv  mit  der  Summe  neuer,  früher 
kaum  geahnter  Erkenntnisse.  Zahlreiche  kleinere  und  grössere  Excur- 
sionen  und  Reisen,  auch  ein  dreimonatelanger  Aufenthalt  auf  der 
Insel  Cherso,  boten  ihm  reichlich  Gelegenheit,  zahlreiche  biologische 
Beobachtungen  zu  machen,  deren  Ergebnisse  grösstentheils  in  seinem 
Hauptwerke,  „Die  Meeres -AI  gen"  niedergelegt  sind.  Diese  seine 
biologischen  Beobachtungen  konnten  selbstredend  nur  systematisch- 
beschreibende Resultate  abgeben,  da  dem  jungen  Beamten,  der  eben 
fast  jeden  Tag  seinen  Bureaustunden  gerecht  zu  werden  hatte,  für 
zusammenhängende,  entwicklungsgeschichtliche  Studien  die  Zeit  fehlte. 
Angeregt  durch  Hofrath  M.  von  Tommasini,  mit  welchem  Hauck 
wiederholt  weitere  Excursionen  machte,  publicirte  er  anfänglich  ver- 
schiedene Aufsätze  in  der  Oesterr.  botan.  Zeitschrift,  welche  Beiträge 
alsbald  die  Aufmerksamkeit  der  Fachbotaniker  erregten  und  Hauck's 
Namen  weit  über  die  Grenzen  des  österr.  Kaiserstaates  hinaustrugen. 
Nach  und  nach  wurde  ua gesucht  ein  reger  Verkehr  mit  wissen- 
schaftlich bethätigten  Fachmännern  zu  Stande  gebracht,  und  unge- 
sucht wurde  ihm  der  ehrenvolle  Auftrag,  für  die  neue  Bearbeitung 
der  grossen  Rabenhorst'schen  Krjptogamenflora  den  wichtigen 
Band  über  die  „Meeresalgen  Deutschlands  und  Oesterreichs" 
zu  liefern.  Dieses  Hauptwerk  unseres  Triester  Algologen  nahm  wäh- 
rend mehrerer  Jahre  die  ganze  Mussezeit  in  Anspruch  und  erschien 
in  letzter  Lieferung  1885.  lieber  die  sorgfältige  Bearbeitung  der 
einschlägigen  Materie,  über  die  Trefflicbkeit  der  Diagnosen,  welche 
von  einem  Referenten  mit  Recht  als  mustergültige  bezeichnet  wurden, 
über  die  zuverlässige  Illustration  des  gewichtigen  Bandes,  kurz: 
über  den  wissenschaftlichen  Werth  des  in  seiner  Art  einzig  daste- 
henden Werkes  herrschte  nur  Eine  Stimme  der  Anerkennung.  Das 
hat  denn  auch  die  mathematisch-naturwissenschaftliche  Section  der 
philosophischen  Facultät  zu  Zürich  bei  Anlass  des  fünfzigjährigen 
Jubiläums  der  dortigen  Hochschule  veranlasst,  dem  verdienten 
Privatgelehrten  Hauck  den  Doctortitel  honoris  causa  zu  verleihen 
und  zwar,  Avie  wir  von  unterrichteter  Seite  erfahren  haben,  nament- 
lich in  Hinblick  auf  die  zahllosen  Schwierigkeiten,  welche  dem  Ver- 
fasser der  „Meeresalgeu"  während  seiner  eigenen  Entwicklung  zum 
Gelehrten  von  Rang  im  Wege  standen,  und  die  nur  von  einem  für 
Wissenschaft  und  Wahrheit  glühend  begeisterten  Manne  bewältigt 
werden  konnten. 

Freilich  half  ein  Umstand  wesentlich  mit,  dass  der  an  strenge 
Bureaustuudeu  gefesselte  Staatsbeamte  nicht  vorzeitig  seine  Lust  am 


Forscheu  einbüsste.  Im  Jahre  1872  führte  F.  Hauck  nämlich  eioe 
Nichte  des  iu  weiten  Kreisen  bekannten  Botanikers,  D.  Bilimek, 
des  ehemaligen  Gustos  der  Museen  in  Mexiko,  zum  Altar.  Anna, 
geborne  Sedlatsche k,  brachte  in  die  junge  Ehe  ein  fein  gebildetes 
Gemüth  und  herzwarmen  Sinn  für  alle  Naturschönheiten,  an  denen 
sich  Hauck  auf  gemeinsamen  Ausflügen  und  wissenschaftlichen Excur- 
siouen  zu  erholen  gewohnt  war.  Es  ist  bekannt,  dass  es  Frauen 
bisweilen  gelingt,  iu  ihren  Männern  allen  Sinn  für  edlere  Liebha- 
bereien gründlich  auszumerzen:  Frau  Anna  Hauck  befliess  sich  des 
Gegentheiles  und  förderte  ihren  Gatten  nicht  unwesentlich  bei  seinen 
wissenschaftlichen  Arbeiten;  ihr  gebührt  folgerichtig  die  warme  An- 
erkennung nicht  minder,  als  dem  dessen  Streben  sie  pflegte. 

Wir  geben  im  Nachfolgenden  ein  Verzeichuiss   der  botanischen 
Arbeiten  aus  Hauck's  Feder: 

1.  Ueber  das  Massenauftreten  der  Nitzschia  Closterium  (Ehrh.)  Sm. 
in  der  Adria.  Oester.  bot.  Zeitschr.  1872  p.  253. 

2.  Aufzählung  einiger  in  dem  sogen.  Seeschleim  der  Adria  vorkom- 
menden Diatomeen.  Oesterr.  bot.  Zeitschr.  1872  p.  831. 

3.  Osc'dlaria  caldariorum  mihi  u.  sp.  Eine  Plage  des  Warmhauses. 
Oesterr.  bot.  Ztschr.  1876  p.  151. 

4.  Bemerkungen  über  einige  Species  der  Ehodophyceeu 
und  Melanophyceen  iu  „Contributiones  ad  Algologiam  et 
Fungologiam,  Auetore  F.  Keinsch."  Oesterr.  botan.  Zeitschr. 
187(5  p.  412. 

5.  Notiz  über  Bhizophydium  Dicksonii  Wrisht.  Oest.  bot.  Zeitschr. 
1878  p.  321. 

6.  Verzeichuiss  der  im  Golfe  von  Triest  gesammelten 
Meeralgen.  Oesterr.  bot.  Zeitschr.  1875  p.  245,  283,  316,  348, 
386-,  1876  p.  24,  54  und  91.  I.  Nachtrag  1876  p.  265;  IL  Nach- 
trag 1877  p.  50. 

7.  Beiträge  zur  Keuntniss  der  adriatischen  Algen.  Oesterr. 
bot.  Zeitschr.  L  1877  p.  117,  H.  1877  p.  185,  IIL  1877  p.  230, 
IV.  1877  p.  273,  V.  p.  292;  VL  1878  p.  77  mit  Tafel,  VIL  1878 
p.  130,  VIIL  1878  p.  185  mit  Tafel,  IX.  1878  p.  220,  X.  1878 
p.  288  mit  Tafel;  XL  1879  p.  151,  XIL  1879  p.  242  mit 
Tafel. 

8.  Eine  neue  Floridee.  Hedwigia  1882  Nr.  9. 

9.  Cenni  sopra  alcune  alghe  dell'  oceano  indiano;  con  3 
Tavole.  Atti  del  Museo  Civ.  di  storia  naturale  di  Trieste. 
VoL  Vn.  1884. 

10.  Ueber  einige  von  J.  M.  Hildebrandt  im  Rothen  Meere 
und  indischen  Ocean  gesammelte  xilgen:  I.  Hedwigia 
1886,  Heft  V;    H.  Hedwigia  1886,  Heft  VL 

11.  Die  Me  eresalgen  Deutschlands  und  Oesterreichs  (ßaben- 
horst's  Kryptogamen-Flora  IL  Band)  XXIV  und  576  p.  Mit 
583  Abbildungen  im  Texte  uud  5  Lichtdrucktafeln.  Leipzig, 
E.  Kummer  1885. 

12.  In    Verbindung   mit   P.    Richter    in    Leipzig:     Phykotheka 


universalis.    Sammlung  getrockneter  Algen  sämmtlicher  Ord- 
nungen uüd  aller  Gebiete.    Bis  jetzt  erschienen:   Fase.  I  und  II 

Leipzig  1885. 

Ferner  bearbeitete  Hauck  den  Theil  der  „Algen"  in  der  „Flora 
der  Insel  Jan  Mayen  von  Dr.  H.  W.  Reichardt,  Wien  1886". 
Ebenso  lieferte  er  zahlreiche  und  werthvolle  Beiträge  zu  V.  Witt- 
rock und  0.  Nordstedt's  „Algae  aquae  dulcis  exsiccatae",  sowie 
für  P.  T.  Cleve  und  J.  D.  Möller's  „Diatomeen".  Auch  bethätigte 
er  sich  wiederholt  als  Eeferent  beim  „Botan.  Centralblatt",  bei  der 
„Oesterr.  botan.  Zeitschrift"  u.  A.  m. 

Einer  besonderen  Erwähnung  verdient  nebst  der  kostbaren  algo- 
logischen  Privat-Bibliothek  auch  das  Algen-Her  bar  Hauck's.  Es 
besteht  aus  60  grossen  Fascikeln  (von  denen  52  ausschliesslich 
Meeresalgen  entlialten)  und  aus  vielen  Hunderten  mikroskopischen 
Algen-  und  Diatomeen-Präparaten.  Einen  ganz  besonders  werthvollen 
Theil  dieses  Horbars  bildet  die  selten-reiche  Sammlung  von  Kalk- 
algen, die  in  Schächtelchen  verwahrt  sind.  Dass  sich  auch  zahlreiche 
Alkohol-Conserven  algologischen  Charakters  vorfinden,  ist  selbstver- 
ständlich. Diese  musterhaft  geordneten  Sammlungen  zeichnen  sich 
aus  sowohl  durch  die  Schönheit  der  Einzel-Exemplare,  als  auch  durch 
ihre  Eeichhaltigkeit  an  europäischen  und  aussereuropäischen,  nament- 
lich authentischen  Exemplaren. 

Unter  anderen  enthält  das  Hauck'sche  Herbar  auch  die  voll- 
ständigste Collection  adriatischer  Algen. 

Manche  Floristen  bemessen  ihren  Ruhm  nach  der  Anzahl  von 
Speciesnamen,  die  nach  ihnen  benannt  sind.  Es  ist  nicht  zu  ver- 
hehlen, dass  häufig  an  diesem  Massstabe  wenig  auszusetzen,  dass 
aber  in  anderen  Fällen  der  Schluss  ein  unrichtiger  ist.  —  Hauck 
verschmähte  es  in  seiner  Bescheidenheit  für  sich  selbst  Reclame  zu 
machen.  Um  so  auffallender  ist,  dass  eine  Palmellaceen-Gattung  den 
Namen  Hauckia  erhielt  und  überdiess  mehrere  Species  nach  ihm 
benannt  wurden:  Navicula  Hauckii  Cleve,  Cgmhella  Hauckii  Van 
Heurck,  Achnanthes  Hauckii  Grün.,  Coscinodiscus  Hauckii  Grün., 
Hemiaulus  Hauckii  Grün.  u.  a.  m. 

Ausser  den  zahlreichen  neuen  Arten  von  Algen,  die  Hauck 
vorzüglich  in  der  Adria  entdeckte  und  in  seineu  Arbeiten  genau  be- 
schrieben hat,  gibt  es  auch  viele  Diatomeen-Arten,  die  er  zum  ersten 
auffand  und  welche  Grunow  und  Andere  zur  Bearbeitung  über- 
nommen haben. 

Möge  ihm  noch  lange  zu  wirken  beschieden  sein! 

Dr.    S.   Z. 


lieber  die  Ursachen  der  Haarbildung  im  Pflanzenreiche. 

Von  Franz  Krasan. 

Wenn  wir  dem  Ursprung  der  Haarbildung  bei  Pflanzen  nach- 
spüren, werden  wir  bald  auf  zweierlei  Erscheinungen  aufmerksam,  in 
denen  wir,  vielleicht  etwas  voreilig,  den  Schlüssel  zu  der  geheimniss- 
vollen Werkstätte,  wo  den  holden  Geschöpfen  der  Berge  und  Fluren 
die  wärmenden  Kleidchen  gewoben  werden,  gefunden  zu  haben  glauben. 
Welchem  eifrigen  Beobachter  der  Pflanzenwelt  wäre  es  nicht  bekannt, 
wie  so  viele  Arten,  die  wir  im  westlichen  Europa  in  ihrem  schütte- 
ren oder  flüchtigen  Haarüberzug  kennen  gelernt  haben,  oder  die  selbst 
als  kahl  bezeichnet  zu  werden  pflegen,  gegen  Osten  in  dem  Masse, 
als  das  Klima  einen  mehr  und  mehr  steppenartigen  Charakter  an- 
nimmt, dichter  behaart  erscheinen. 

Wer  zum  ersten  Male  die  sonnsei tigen  Bergabhänge  längs  der 
Donau  gegen  die  siebenbürgische  Grenze  oder  die  pontischen  Gebirge 
in  der  Krim  oder  im  Norden  Kleinasiens  besteigt,  wird  über  die 
grosse  Zahl  dichthaariger  Pflanzen  verwundert.  Noch  auffallender  zeigt 
sich  diese  Erscheinung  in  den  wärmeren  Gegenden  des  Orients:  im 
cilicischen  Taurus,  am  Libanon,  an  den  südlichen  Abhängen  des  El- 
borus  nördlich  von  Teheran,  in  Kurdistan  u.  a.  0.,  wie  man  sich  bei 
Durchsicht  der  Sammlungen,  welche  Dr.  Kotschy  dort  veranstaltet 
hat,  leicht  überzeugen  kann.  So  wird  z.  B.  schon  in  der  Krim  Ru- 
bus  caesius  L.  in  einem  graufilzigen  Haarüberzug  unserem  Blicke 
begegnen.  Tomentös  (weissfllzig)  ist  diese  Pflanze  noch  mehr  in  den 
Gebirgen  des  nordwestlichen  Persien,  dessgleichen  andere  Arten  der 
Gattung  Ruhus,  nächst  verwandt  mit  R.  ulmifolius  Schott,  ferner 
Quercus  sessiliflora  Ehrh.,  letzteie  schon  in  Istrien,  Dalmatien,  Grie- 
chenland, im  nördlichen  Kleinasien,  wofern  man  einige  unserer 
Wintereiche    sehr  nahe  stehende  Formen  mit  dieser  vereinigen  will. 

Eine  Zunahme  der  Wärme  allein  kann  die  Ausbildung  des  To- 
ments  nicht  veranlassen,  denn  man  beobachtet  grau-  und  weissfilzige 
Arten  der  verschiedensten  Gattungen  in  Menge  bis  in  Kegionen  hin- 
auf, wo  die  mittlere  Temperatur  im  Sommer  tief  unter  jene  Nord- 
deutschlands sinkt.  —  Die  hier  angedeuteten  Erscheinungen  bilden 
ohne  Zweifel  eine  natürliche  Gruppe  für  sich. 

Andererseits  sehen  wir  in  unzähligen  Fällen  an  einzelnen  Pflan- 
zentheileu,  welche  von  gewissen  Insecten  (Cecidomyiden-Larven,  bis- 
weilen auch  von  Cynipiden)  oder  von  Gallmilben  {Rhytopti(s-A.Yten) 
verletzt  sind,  Haare  in  reichlicher  Menge  auftreten,  ohne  dass  es  uns 
möglich  wäre,  auf  den  ersten  Blick  einen  wesentlichen  Unterschied 
zwischen  solchen  Haargebilden  und  normalen  Trichomen,  wie  wir  sie 
bei  so  vielen  Arten  beobachten,  wahrzunehmen.  Die  Zahl  der  von 
Zoologen  coustatirten  Fälle  der  so  entstehenden  örtlichen  Behaarung 
der  Pflanzen  mit  und  ohne  gallenförmige  Entartung  des  afficirten 
Zelleugewebes  ist  so  gross,  dass  sie  bereits  eine  sehr  umfang-  und 
inhaltreiche    Literatur    ausmacht.    Selbstverständlich    kann    es   nicht 


8 

Aufgabe  der  vorliegenden  Untersuchung  sein,  auf  alle  diese  Fälle  im 
Speciellen  einzugehen*).  Es  sei  mir  aber  gestattet,  die  Fragen  zu 
erörtern,  ob  1.  die  Erscheinungen  dieser  zweiten  Gruppe  mit  denen 
der  ersten  irgendwie  ursächlich  zusammenhängen,  und  2.  ob  sie  über- 
haupt für  die  Geschichte  der  FormentwicMung  der  Pflanzen  von  ir- 
gend welchem  Belange  sind. 

Zu  den  häufigsten  Erscheinungen  dieser  Art  gehört  unstreitig 
das  Phytoptocecidium  auf  Thymus  Chamaedrys  Fries,  montanus  W.  K., 
Th.  humifusus  Bernh.  und  anderen  Arten  dieser  Gattung,  bestehend 
in  einer  Deformation  der  Triebspitzen,  namentlich  der  blüthentragen- 
den.  Wir  sehen  da  die  Hochblätter  mit  den  achselstäudigen  Blüthen 
zu  einem  rundlichen  Ballen  zusammengediängt,  indem  die  Interno- 
dien  ungewöhnlich  verkürzt  erscheinen,  während  die  mehr  oder  we- 
niger vergrösserten  und  verdickten  Deckblätter  dicht  an  einander 
schliessen.  Diese,  sowie  auch  die  Achse  sind  von  einem  weisslichen, 
filzig- zottigen  Haar  bedeckt.  Sehr  oft  geht  diese  Behaarung  auch 
tiefer  herab:  sie  erstreckt  sich  bis  auf  das  oberste  eigentliche  Blatt- 
paar, welches  im  Uebrigen  gar  nicht  entstellt  ist,  und  ich  habe  schon 
Fälle  kennen  gelernt,  wo  zwei  der  oberen  Blattpaare  sammt  den  da- 
zwischenliegenden Achsenth eilen  zottig  behaart  waren. 

Diese  Abnormität  wird  durch  eine  winzige  Gallmilbe  verur- 
sacht, welche  an  der  Oberfläche  des  Zellgewebes  zwischen  den  ober- 
sten Hochblättern  lebt.  Sie  ist  länglich  von  Gestalt,  weisslich,  mit 
freiem  Auge  gar  nicht,  wohl  aber  schon  mit  einer  guten  Loupe  be- 
mei-kbar.  Unter  dem  Mikroskope  nimmt  man  daran  vorn  zwei  Paar 
kurze  Beine  wahr,  und  ein  Paar  fussähuiiche  Taster.  Der  Hinterleib 
ist  walzlich,  gegen  das  Ende  zu  etwas  spitz.  Die  Thierchen  leben 
daselbst,  an  den  oberflächlichen  Theilen  der  Innenseite  der  defor- 
mirten  Hochblätter  wühlend,  in  grösserer  Zahl,  zu  Hunderten. 

Bisher  habe  ich  dieses  Phytoptocecidium  in  Steiermaik,  und 
zwar  im  Weingebirge  des  Sausal  unweit  Leibuitz,  feiner  im  Save- 
Thal  von  Krainburg  bis  zum  Ursprung  der  Save  und  bei  Weissen- 
fels  in  Krain,  bei  Tarvis  und  im  Kaltwasserthal  bis  Eaibl  in  Kärn- 
ten beobachtet.  Es  ist  bei  Krainburg,  Lees-ßadmannsdorf,  Lengeufeld, 
Weissenfels  sehr  häufig,  aber  auch  im  Sausal  an  sonnigen  Abhängen 
in  den  Weinbergen  eines  der  häufigsten  Vorkommnisse  dieser  Art. 
Von  Fr.  Loew,  Thomas  und  anderen  Cecidiologen  wird  es  gleich- 
falls zu  den  gewöhnlichsten  gezählt. 

Vergleicht  man  das  Haar  der  in  Kode  stehenden  Missbilduug 
mit  dem  der  normalen  haarigen  Varietät  des  Thymus,  so  bemerkt 
man  keinen  Unterschied,  wenn  von  der  ungleichmässigen  Vertiieiluug 
desselben  bei  den  cecidienti'ageuden  Individuen  abgesehen  wird.  Bei 
Krainburg  und  Lees  sah  ich  letztere  mit  der  gesunden  gleichmässig 

')  Aufzählungen  von  Phytopto-Cecidien  findet  man  von  Dr.  Franz  Low 
in  den  Verhandl.  der  k.  k.  zoolog.-botan.  Gesellscli.  in  Wien,  Bd.  XXV'III, 
XXXIII,  XXXV  (1878,  1883,  1885),  von  Dr.  Fr.  Thomas  ebendaselbst,  Band 
XXXVI  (1886).  Ich  erwähne  hier  nur  diejenigen  I'ablicationen  dieser  Autoren, 
die  ich  selbst  zu  meinen  diessbezüsrlichen  Untersuchungen  benützt  habe. 


9 

ausgebildeten  Varietät  des  Thymians  {Thymus  Chamaedrys,  monta- 
nus),  die  durch  reichliche  Behaarung  ausgezeichnet  ist,  und  zwar  in 
grosser  Menge.  Beiderlei  Pflanzen,  die  kahle  und  die  haarige,  wach- 
sen auf  der  weiten  Save-Ebeue  mit  einander  vermischt  und  gleichen 
einander  in  allen  übrigen  Eigenschaften,  nur  dass  die  eine  wie  die 
andere  mit  und  ohne  Cecidium  vorkommt.  Wo  die  var.  hirsuta  mit 
dem  Phytoptocecidium  behaftet  ist,  trägt  sie  an  den  inficirten  Trieb- 
spitzen stets  ein  reichlicheres  und  dichteres  Haar  als  an  den  übrigen 
Theilen. 

Der  nächste  Gedanke,  der  sich  des  über  die  Veranlassung  der 
merkwürdigen  Erscheinung  nachsinnenden  Beobachters  bemächtigt, 
ist  natürlich  der,  dass  nicht  nur  bei  der  durch  den  Parasiten  infi- 
cirten Pflanze  die  Haarbilduug  eine  Folge  der  Verletzung  ist,  son- 
dern dass  auch  bei  der  normalen  var.  lürsuta  sive  lamiginosa  die- 
selbe durch  die  gleiche  Ursache  inducirt  worden  sei.  Indessen  ist  es 
uöthig  zu  sehen,  wie  sich  die  genannte  Varietät  an  anderen  Stand- 
orten zur  cecidientragenden  (im  Uebrigen  kahlen)  Pflanze  verhält, 
bevor  man  aus  der  augenscheinlichen  Uebereinstimmung  der  Haar- 
bildungen an  den  beiderlei  Pflanzen  mehr  als  eine  blosse  Möglichkeit 
des  pathogenen  Ursprungs  der  var,  hirsuta  s.  lanuginosa  ableitet. 

Vor  Allem  scheint  mir  der  Umstand  massgebend,  dass  sich 
nicht  überall,  wo  die  vom  Phytoptus  befallene  Pflanze  vorkommt, 
auch  die  haarige  Varietät  in  der  Nachbarschaft  vorfindet.  So  ist 
z,  B,  die  Grallmilbe  auf  dem  Thymian  im  Sausal  weit  verbreitet: 
man  sieht  die  befallenen  Stämmchen  theils  mit  den  charakteristi- 
schen wollig-filzigen  Triebspitzeu,  theils  auch  mit  schwächerer  Be- 
haarung an  den  inficirten  Theilen,  und  kann  den  Parasiten  durch 
den  ganzen  Sommer  in  reichlicher  Menge  beobachten,  sucht  aber  daselbst 
vergeblich  nach  der  normalen  iiaarigen  Abart  der  Pflanze,  Von  letz- 
terer sah  ich  nichts,  trotz  eifrigen  Suchens  an  allen  Orten,  wo,  nach 
ihrem  Vorkommen  im  Save-Thal  bei  Radmannsdorf  (in  Krain)  zu 
urtheileu,  dieselbe  wachsen  könnte.  Aber  ganz  unerwartet  bekam  ich 
Exemplare  des  Thymus  zu  sehen,  welche  von  der  Gallmilbe  inficirt 
waren,  auch  die  gewöhnliche  Monstrosität  m  Form  verkürzter  Inter- 
uodien  und  dicht  zusammengedrängter  Hochblätter  an  den  befallenen 
Triebspitzeu  zeigten,  jedoch  mit  auffallend  spärlicher  Behaarung. 
Auch  Dr.  Thomas  erwähnt  ein  Phytoptocecidium  auf  dem  Thy- 
mian (Triebspitzen -Deformation,  verbunden  mit  Phyllomanie  und 
Knospuug,  gefunden  im  Suldcuthale  in  der  Nähe  des  Ortlers  bei 
1845  Meter),  das  keine  vermehrte  Behaarung  hat.*)  Bei  Leibuitz 
fand  ich  kürzlich  ein  ähnliches  auf  Orhjauum  vulgare  L.;  es  euthitdt 
eine  Unzahl  von  Gallmilben,  war  aber  nicht  mebr  behaart  als  die 
gesunden  Theile  der  Pflanze.  Man  wird  auch  bui  Campamda  Tra- 
chellum  L.  nicht  selten  einem  ganz  ähnlichen,  von  Gallmilben  be- 
wohnten Gebilde  begegnen,  ohne  irgend  welche  auftallige  Behaarung. 


')  Suldener  Pliytoptocecidicn  1.  c.  Bd.  XXXVI.  S.  30ö  ii.  51. 


10 

üeberhaupt  ist  die  Zahl  der  bisher  bekannt  gewordenen  Phytopto- 
cecidien  ohne  Trichombildiing  bereits  sehr  beträchtlich  angewachsen. 

Solchen  Thatsachen  gegenüber  erscheint  die  Mitwirkung  des 
Phytoptus  an  der  Erzeugung  des  Haarfilzes  als  ein  Factor  von  sehr 
untergeordneter  Bedeutung,  und  was  specieJl  den  Thymus  anbetrifft, 
so  ist  es  so  viel  wie  gewiss,  dass  die  eigentliche  Disposition  der 
Pflanze,  bei  Verletzungen  durch  die  Gallnilbe  an  den  inficirten 
Theilen  Haare  zu  bilden,  nicht  auf  liechnung  des  Parasiten  korümt: 
es  wären  sonst  Ausnahmsfälle,  wie  die  eben  angeführten,  unmöglich. 

Um  hier  einen  der  Natur  der  Sache  entsprechenden  Ausweg 
zu  finden,  der  uns  von  beiden  Extremen  gleich  abhält,  ist  es  nöthig, 
zweierlei  ursächliche  Momente  anzunehmen,  auf  welche  das  thatsäch- 
liche  Auftreten  der  Cecidienhaare  zurückzuführen  wäre:  1.  eine  durch 
Jahre  hindurch  sich  ansammelnde  und  allmälig  anwachsende  Anlage 
oder  Disposition  zur  Trichombildung,  2.  einen  äusserlichen  Impuls  als 
auslösende  Ursache,  welche  bewirkt,  dass  die  in  der  Pflanze  gleich- 
sam schlummernde  Fähigkeit,  Haare  zu  bilden,  sich  in  sichtbarer 
Weise  bethätigt. 

Wenn  wir  also  finden,  dass  die  Phytoptocecidien  des  Thymians 
an  einer  bestimmten  Stelle  dichtes,  wollig-filziges  Haar  besitzen,  so 
dürfen  wir  daraus  schliessen,  dass  in  der  Pflanze  dort  die  Tendenz 
vorbanden  ist,  Haare  hervorzubringen,  dass  aber  thatsächlich  solche 
nur  entstehen,  wenn  ein  kräftiger  Impuls  durch  Infection  von  Seite 
der  Gallmilbe  hinzutritt.  Wo  aber  diese  pathogeuen  Gebilde  unbe- 
haart erscheinen,  da  muss  es  natürlich  dem  Organismus  an  der 
Disposition  oder  Anlage  zur  Haarbildung  überhaupt  fehlen.  Ist  da- 
gegen letztere  Fähigkeit  in  höherem  Grade  vorhanden,  so  kann 
es  auch  ohne  eine  äusserliche  auslösende  Ursache,  ohne  einen  Im- 
puls durch  Infection,  zur  Entstehung  von  Haaren  kommen;  jedoch 
nicht  an  einem  schon  erwachsenen  Individuum,  sondern  an  der  aus 
dem  Keime  sich  entwickelnden  neuen  Pflanze  (also  an  der  Nach- 
kommenschaft). 

Diesen  Fall  haben  wir  vor  uns,  wenn  wir  den  über  die  Save- 
Ebene  bei  Lees  und  Kadmannsdorf  verbreiteten,  daselbst  äusserst 
häuflgen  Thymus  ins  Auge  fassen.  Da  unterscheiden  wir  ganz  kahle, 
unversehrte,  daneben  vom  Phytoptus  befallene  an  den  Cecidien  di^ht 
behaarte  Pflänzchen,  dazwischen  solche,  die  ganz  behaart,  zugleich 
auch  vom  Parasiten  inficirt  sind,  und  solche,  welche  bei  gleichmäs- 
siger  mehr  oder  weniger  dichter  Behaarung  keine  Verletzung  durch 
den  Phytoptus  wahrnehmen  lassen,  alle  im  üebrigen  von  gleicher 
Art  {Thymus  Chamaedrys  Fries?)  und  gleichmässig  durcheinander 
wachsend. 

Nicht  einen  Augenblick  kann  man  zweifeln,  dass  die  Trichome 
der  Cecidien  im  Wesentlichen  dieselben  sind,  wie  die  der  gesunden 
gleichmässig  behaarten  Individuen  der  var.  hirsuta  s.  lanuginosa  und 
nur  darin  verschieden,  dass  sie  hier  an  der  ganzen  Oberfläche  der 
Pflanze,  dort  aber  nur  an  den  inficirten  Trieben  hervortreten.  Allein 
man  wird  bei  den  cecidientragenden  Individuen  vergeblich  nach  einem 


11 

allmäligeü  Uebergaug  der  kahlen  Form  in  die  behaarte  Varietät 
suchen:  stets  erscheint  die  von  der  Gallmilbe  bewohnte  Pflanze  ent- 
weder ganz  vollständig  und  gleichförmig  behaart,  oder  es  ist  nur 
der  mit  dem  Cecidium  behaftete  Theil  mit  Trichomen  besetzt,  wenn 
überhaupt  die  Pflanze  zur  Behaarung  inclinirt;  nur  ausnahmsweise 
geht  diese  bis  zu  den  nächsten  Blattpaaren,  die  keine  Gallmilben 
beherbergen,  herab. 

Aus  diesen  Umständen  glaube  ich  den  Schluss  ziehen  zu  dürfen: 
nicht  durch  die  jedes  Jahr  sich  an  demselben  Individuum  wieder- 
holenden Angrifl'e  des  Parasiten  entsteht  die  haarige  Varietät  (sonst 
müsste  sich  die  mit  der  Zeit  sich  steigernde  Wirkung  in  der  all- 
mälig  zunehmenden  Behaarung  der  Pflanze  verrathen,  es  müst>te  also 
Uebergangsiormen  geben),  sondern  sie  geht  aus  den  Samen  solcher 
kahler  Individuen  hervor,  die  bereits  sehr  lauge  an  dieser  Localität 
gewachsen  sind.  Gleichwie  im  Thierreiche  diejenigen  physiologischen 
Einflüsse,  welche  auf  das  Mutteriudividuum  einwirken,  sei  es,  dass 
sie  im  günstigen  oder  im  ungünstigen  Sinne  sich  geltend  machen, 
erst  in  der  Leibesfrucht,  also  in  der  Nachkommenschaft,  eine  auf 
innerer  und  äusserer  FormbeschatFenheit  beruhende  Nachwirkung  — 
Variation  —  zu  Stande  bringen,  so  tritt  auch  bei  der  Pflanze  erst 
an  dem  aus  dem  Samenkeime  hervorgehenden  Gewächse  die  Wir- 
kung der  umgestaltenden  Kräfte,  welche  die  Mutterpflanze  selbst 
nicht  dauernd  zu  ändern  vermochten,  in  sichtbarer  VV  eise  auf,  um 
sich  von  da  an  die  folgenden  Generationen  zu  vererben. 

Liegt  es  nun  an  der  Localität,  oder,  wie  man  zu  sagen  pflegt, 
an  dem  „Standorte",  ob  die  Pflanze  sich  die  Anlage  zur  Haarbildung 
aneignen  könne,  oder  nicht,  so  ist  es  gewiss  von  Interesse,  zu  erui- 
ren,  durch  welche  Eigenschaften  der  „Staudort"  jene  Metamorphose 
bewirkt.  Sind  es  die  freifalleuden  Sonnenstrahlen,  die  Bodenverhält- 
nisse vermöge  ihrer  chemischen  Beschafleuheit,  oder  klimatische  Ein- 
flüsse im  engeren  Sinne;  vielleicht  die  Gegensätze  von  Warm  und 
Kalt,  Feucht  und  Trocken  (wenn  sie  plötzlich  und  öfters  auf  die 
Pflanze  einwirken),  von  denen  die  Anregung  zur  Trichombildung  ur- 
sprünglich ausgeht?  Es  liegt  die  Möglichkeit  nahe,  die  primäre 
oder  iuducirende  Ursache,  soweit  sie  in  der  Aussenwelt  zu  suchen  ist, 
bis  zu  einem  gewissen  Grade  zu  bestimmen,  wenn  wir  der  Pflanze 
unter  den  verschiedensten  Vorkommensverhältnissen  nach  allen  Kich- 
tungen  ihrer  Verbreitung  aufmerksam  folgen  und  dabei  sorgsam  dar- 
auf achten,  unter  welchen  der  Beobachtung  zugänglichen  Umständen 
sie  kahl,  unter  welchen  behaart  erscheint,  wo  die  von  der  Gallmilbe 
befallenen  Triebspitzen  eine  spärliche,  und  wo  sie  eine  reichliche 
Behaarung  tragen. 

In  dieser  Beziehung  bietet  die  Save-Ebene  von  Lees-Radmanns- 
dorf  die  mannigfachsten  Fälle,  denn  hier  können  wir  den  Thymian 
in  seiner  kahlen  Form  mit  und  ohne  Triebspitzen-Deformation  und 
die  behaarte  Varietät  gleichfalls  mit  und  ohne  Infection  durch  die 
Gallmilbe  sehen,  und  die  kahle  Form  zeigt  an  den  Cecidien  stets 
reichliche  Behaarung;   dagegen   fand   ich   im   Sausal   in  Steiermark 


12 

nicht  nur  bis  jetzt  noch  keine  var.  hirsuta  s.  lanuginosa,  sondern 
auch  öfter  nur  sehr  spärlich  behaarte  Phytoptocecidien  am  Thymian. 
Vergleichen  wir  die  beiden  Localitäten  mit  einander,  so  bemerken 
wir,  dass  es  nicht  nur  in  Bezug  auf  oberflächliche  Beschaffenheit 
des  Terrains,  sondern  auch  hinsichtlich  der  physikalischen  Boden- 
verhältnisse kaum  einen  schärferen  Unterschied  zweier  in  nahezu 
gleicher  geographischer  Breite  gelegenen  Oertlichkeiten  geben  kann. 
Die  erwähnte  Ebene,  8  Kilom.  lang  und  östlich  von  Veldes 
ca.  4  Kilom.  breit,  dehnt  sich  vom  Fusse  der  Karavanken  bis  zum 
gegenüberliegenden  plateau-artigen  Mittelgebirge  als  völlig  gleich- 
förmige Fläche  aus.  Sie  hat  einen  nahezu  steppenartigen  Charakter, 
insofern  als  sie  durch  längere  Zeit  im  Sommer  trocken  liegt,  theils 
als  dürre  Heide,  theils  als  magerer  Wiesengrund,  wo  der  Boden 
nicht  bebaut  ist.  Der  aus  den  Alluvionen  der  Save  (Kalkgeschiebe, 
Sand  und  Conglomerat)  bestehende  Untergrund  trägt  nur  spärliches 
Erdreich,  worauf  ein  kümmerlicher  Graswuchs  bemerkbar  ist;  oder 
es  deckt  den  Boden  das  genügsamste  und  ausdauerndste  aller  Ge- 
wächse, die  dürftige  Heide  Calluna  vulgaris.  Weit  und  breit  machen 
sich  im  Sommer  die  sengenden  Sonnenstrahlen  nicht  so  fühlbar  wie 
hier;  früh  am  Morgen  beginnen  sie  den  Boden  mit  seiner  ärmlichen 
Vegetation  zu  dörren.  Aber  kaum  ist  die  Sonne  hinter  den  Zacken 
und  Graten  der  julischen  Alpen  verschwunden,  so  tritt,  wegen  der 
freien  Strahlung,  eine  empfindliche  Abkühlung  ein,  und  in  den  Früh- 
lingsmonaten, so  lauge  die  Nächte  noch  laug  sind,  stellen  sich  häufig 
Spätfröste  ein.  Die  Vegetation  ist  dem  raschesten  Wechsel  von  Warm 
und  Kalt,  Trocken  und  Feucht  ausgesetzt,  ähnlich  wie  auf  einer 
echten  Steppe.  Ich  möchte  es  jedoch  auch  keineswegs  bezweifeln,  dass 
die  unbeschränkte  Lichtfülle,  welche  die  Pflanzen  hier  von  allen  Seiten 
empfangen,  gleichfalls  ihren  Antheil  an  den  physiologischen  Erschei- 
nungen haben,  von  denen  hier  die  Eede  ist. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Anemone  ScherfelU  Mihi! 

Von  Josef  Ullepitsch, 

Folia  impari  pinnata,  viridia,  utriuque  nitida.  Petiolis  radica- 
lium  amplexicaulibus  vaginiferis;  caulinorum  late  alatis  longeque 
auriculatis.  Floret  circa  Schmeks  in  Tatra,  solo  granitico,  duas  et 
plures  hebdomades  serius  quam  Anemone  alpina. 

Wurzel:  ausdauernd,  holzig,  spiudelig,  von  abgestorbenen  Blatt- 
resten schopfig. 

Stengel :  dunkelpurpurn,  rund,  von  langen  weissen  Haaren  rauh. 

Wurzelblätter:  zweipaarig,  beiderseits  nackt,  grasgrün,  schim- 
mernd; an  den  Stielchen,  Nei'ven  und  am  Kande  mit  langen  spär- 
lichen  sehr  bald  abfallenden  Haaren  gesäumt.    Die  Blättchen  wider 


13 

fiederspaltig,  Lappen  aus  spitzem  Grunde  dreieckig  2— 5zäliuig,  nur 
das  unpaare  Endläppchon  stets  Szälinig.  Die  Zähne  alle  dreieckig, 
wenig  zugespitzt.  Der  lange  Blattstiel  erweitert  sich  rasch  zu  einer 
längeren  als  breiten  stengelumfassenden  aussen  wolligen  Scheide. 

Stengeltlätter:  gleichen  den  Wurzelblättern,  meist  drei,  doch 
scheinbar  öfter  mehrere,  denn  aus  der  Spitze  der  aufwärtsstehenden 
zwei  Ohren  des  breit  und  grüngeflügelten  Blattstieles  wachsen  neuer- 
dings gefiederte  Blätter  hervor. 

Blüthenstiel :  Einer,  einblumig  wollig  behaart. 

Blüthenhülle:  seclisblättrig.  Die  äusseren  Hüllblättchen  häufig 
am  Grunde  blaulichgrau,  ellyptisch,  abgerundet,  uetzaderig,  aussen 
wollig  behaart.  Die  inneren  etwas  schmäler,  am  Grunde  gelblich. 

Fortpflanzungsorgane:  Griffel  zahlreicher  als  die  Staubfäden. 

Früchtchen:  beiderseits  zugespitzt,  etwas  plattgedrückt,  wollig 
behaart,  mit  einer  langen  Feder,  deren  Stiel  dunkelpurpurn,  und  mit 
dichten  laugen  aufwärts  gerichteten  weissen  allmälig  kürzerwerdenden 
Haaren  dicht  bedeckt  ist. 

Vorstehende  Pflanze  gehört  in  die  Gruppe  der  Anemone  alpina 
L.  und  gleicht  am  meisten  der  längst  verschollenen  Anemone  apü- 
folia  des  Wulfen,  und  ist  jedenfalls  von  der  Stammform  zu  trennen. 

Trotzdem,  dass  sie  mindestens  zwei  Wochen  später  blühet  als 
die  echte  An.  alpina,  pflegt  sie  im  August  und  September  vereinzelt 
wieder  zu  blühen,  und  wächst  nicht  einzeln  wie  andere  Anemonen, 
sondern  bildet  gi'osse  und  so  dichte  Bestände,  dass  keinerlei  Pflanze 
zwischen  ihr  aufkommt. 

Die  Pflanze  benannte  ich  Herrn  Aurel  Scherfei  in  Felka  zu 
Ehren,  dem  langjährigen  und  eifrigsten  Pfleger  der  Floristik  in  der 
hohen  Tatra. 

Kniesen,  Zipser  Comitat  (Ungarn),  November  1886. 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  Bergalgenflora  Böhmens. 

Von  Dr.  Anton  Hansgirg  in  Prag. 

Neben  den  thermalen,  therm ophilen  und  halophilen  Algen 
gehören  auch  viele  von  den  im  Hügellande  und  in  den  Gebirgen 
Böhmens  verbreiteten  Algenarten  zu  den  in  vielen  Beziehungen 
bemerkenswerthen  Algen  Böhmens. 

Die  Bergalgenflora  von  Böhmen,  deren  Hauptrepräsentanten 
hier  zum  ersten  Male  aufgezählt  und  deren  geographische  Verbreitung 
und  Gliederung  im  Naclifolgenden  kurz  besprochen  werden  soll,  ist 
im  Vergleich  mit  der  in  Böhmen  blos  auf  wenigen  und  meist 
kleinen  Localitäten  entwickelten  Thermal-  und  Salzwasser -Algeu- 
flora  auf  zahlreichen  Localitäten  von  grösserer  Ausdehnung,  nicht 
selten  auf  sehr,  bis  meilenweit  sich  erstreckenden  Gebieten  ausgebildet. 


14 

Die  Hauptrepräsentanten  der  submontanen  und  montanen  Algenflora 
Böhmens  findet  man  in  der  Kegion  der  Hügel,  der  Berge  und  des 
Hochgebirges  meist  in  Gesellschaft  anderer,  in  Böhmen  allgemein 
verbreiteten  Algen,  seiteuer  allein,  fast  überall  da  verbreitet,  wo 
die  zur  Ansiedelung  und  Entwicklung  einer  Algenvegetation  überhaupt 
nöthigen  Bedingungen,  vor  Allem  Licht,  Wärme  und  Feuchtigkeit 
in  gehörigem  Grade  gegeben  sind. 

Neben  den  Licht-,  Wärme-  und  Feuchtigkeitsverhältnissen 
sind  jedoch  bei  der  Entwicklung  einer  jeden  Algeuflora  auch  noch 
die  physikalische  und  chemische  Beschaffenheit  der  Unterlage  und 
des  Mediums  an  und  in  welchem  die  Algen  vegetiren,  besonders  in 
Betracht  zu  ziehen.  Ob  und  wie  fern  neben  diesen  klimatischen, 
physikalischen  und  chemischen  Verhältnissen,  neben  der  geographischen 
Lage,  der  mittleren  Jahrestemperatur,  der  durchschnittlichen  Menge 
der  jährlichen  atmosphärischen  Niederschläge,  der  kürzeren  oder  län- 
geren Vegetationsperiode  etc.  bei  der  geographischen,  sowohl  der 
horizontalen  wie  auch  der  verticalen  Verbreitung  der  Algen,  welcher 
von  Seite  der  Botaniker  bisher  nur  wenig  Aufmerksamkeit  gewidmet 
wurde  auch  noch  das  historisch-genetische  Moment  etc.  zu  berück- 
sichtigen ist,  wird  erst  später  bis  überhaupt  mehr  über  die  Verbrei- 
tung der  Algen  auf  der  Erdoberfläche  bekannt  sein  wird,  möglich 
werden  zu  entscheiden. 

Bei  der  bisherigen  noch  sehr  lückenhaften  Kenntniss  über  die 
geographische  Verbreitung  der  Algen  überhaupt,  der  montanen  und 
submontanen  Algen  Böhmens  insbesondere,  ist  der  im  Nachstehenden 
mitgetheilte  Versuch  einer  Eintheilung  der  Bergalgen  Böhmens  nach 
den  Höhen  Verhältnissen  als  ein  vielfacher  Ergänzung  bedürfender 
zu  betrachten. 

Von  den  zahlreichen  Algenarten,  welche  in  den  Niederungen 
sowie  im  ganzen  Flachlande  Böhmens  bis  200  M.  ansteigend  ver- 
breitet sind,  kommen  noch  viele  im  Hügellande  (200  bis  600  M._), 
in  der  Bergregion  (600  bis  1000  M.)  und  im  Hochgebirge  (1000  bis 
1600  M.)  Böhmens  vor.  Neben  diesen  grösstentheils  kosmopolitischen 
(wenigstens  in  Europa  allgemein  verbreiteten)  Algenarten  sind  aber 
sowohl  in  der  Eegion  der  Hügel  wie  auch  in  den  beiden  höher  lie- 
genden Kegionen  besondere  Algenformen  verbreitet,  welche  den  ein- 
zelnen Kegionen  ausschliesslich  anzugehören  scheinen. 

Solche  bisher  bloss  in  gewissen  Höhenlagen  auf  der  Erdoberfläche 
vorkommende,  einzelne  Regionen  charakterisireude  Algenformen  sind 
in  der  eigentlichen  Bergregion  Böhmens  in  grösserer  Artenanzahl 
vorhanden  als  in  den  beiden  angrenzenden  Kegionen.  Doch  ist  die 
Algenflora  der  Bergregion  Böhmens  im  Ganzen  weniger  reich  an 
Algen,  als  die  der  zur  Entwicklung  der  Algen  überhaupt  günstigeren 
Regionen  der  Hügel  und  der  Ebene. 

In  allen  soeben  genannten  Regionen  sind  nicht  selten  einzelne, 
nahe  aneinander  grenzende  Localitäten  durch  besondere  Algenarten 
ausgezeichnet.  Solche  bloss  auf  gewissen  Standorten  auftretende  Algen 
bilden,  wenn  sie  in  grösserer  Artenanzahl  vorkommen,  charakteristische 


15 

Als^engruppen,    welche  den    einzelnen  Vegetationsformen  der  Gefäss- 
pflanzen  gewissermasseu  entsprechen. 

Zur  Ausbildung  solcher  Algengruppen  sind  vor  Allem  die  Was- 
sermenge und  die  chemische  und  physikalische  Beschaffenheit  dieses 
den  hydrophytischen  Algen  zur  Entwicklung  unbedingt  nöthigen  Me- 
diums, sowie  die  chemische  und  physikalische  Beschaffenheit,  zumal 
die  Wasserdurchlässigkeit  und  Erwärmungsfähigkeit  des  Substrates, 
an  welchem  oder  in  dem  die  aerophytischen,  endophytischen  und 
amphibischen  Algen  leben,  von  besonderem  Einflüsse. 

Da  ich  jedoch  über  die  geographische  Verbreitung  der  Algen 
in  Böhmen  im  Allgemeinen,  sowie  über  die  verschiedenen  Standorte 
und  die  in  der  freien  Natur  häufiger  auftretenden  Localalgengruppen 
an  einem  anderen  Orte  *)  mehr  mitgetheilt  habe,  so  will  ich  hier  in 
Bezug  auf  dieses  Thema  nur  noch  bemerken,  dass  die  Entwicklung 
der  interessantesten  Algengruppen  des  Hügel-  und  des  Gebirgsterrains 
Böhmens  hauptsächlich  durch  verschiedene  chemische  und  physikalische 
Beschaffenheit  der  Felsen  und  der  aus  diesen  entspringenden  Quellen 
Quellbäche  etc.,  sowie  verschiedener  stehender  Gewässer,  an  oder  in 
welchen  die  Algen  vegetiren,  bedingt  ist.  Dass  durch  diese  Agentien 
die  Existenz  der  Specialalgengruppen  der  submontanen  und  der  mon- 
tanen Kegion  in  hohem  Grade  bedingt  ist,  wird  bald  ein  jeder  Algo- 
loge  sich  überzeugen,  welcher  den  verschiedenen  Algengruppen  der 
Hügelregion  in  der  Umgebung  von  Prag  seine  volle  Aufmerksamkeit 
widmen  wird. 

In  feuchten  silurischen  Kalksteinfelsen  findet  man  in  der  näheren 
und  weiteren  Umgebung  von  Prag  eine  besondere  Algenflora  ent- 
wickelt, die  sehr  mit  derjenigen  der  verschiedenen  mehr  oder  weniger 
kalkhaltigen  feuchten  Felsen  der  unteren  Etagen  der  böhmischen 
silurischen  Formation  und  der  aus  diesen  hervorquellenden,  Kalk- 
sinter absetzenden,  Bächlein  übereinstimmt,  von  der  Algenflora  der 
oft  von  den  silurischen  kalkhaltigen  Felsen  nicht  weit  entfernten 
Sandsteinfelsen  der  böhmischen  Kreideformation  sowie  der  erst  in 
der  weiteren  Prager  Umgebung  auftretenden,  ähnlichen  Felsen  der 
Steinkohlen-  und  Dyasformation  jedoch  sich  wesentlich  unterscheidet. 
Auch  auf  den,  erst  an  der  südlichen  und  südöstlichen  Grenze  der 
weiteren  Umgebung  von  Prag  vorkommenden,  feuchten  Granit-,  Goeiss- 
und  verschiedenen  Glimmerschieferfelsen  der  Primärformation  ist 
eine  von  den  beiden  soeben  angeführten  Local -Algenfloren  bedeutend 
verschiedene  und  verhältnissmässig  arme  Algenvegetation  entwickelt. 

Die  seltensten  Algenarten  der  ganzen,  von  mir  schou  algologisch 
näher  durchforschten  Hügelregion  Böhmens  sind  in  klaren  Quellen 
und  in  Bergbächen,  an  feuchten  schattigen  oder  vom  Wasser  berie- 
selten sonnigen  Felsen  und  Bergabhängen  im  Moldau-  und  Beraun- 
thale,  sowie  in  den,  in  diese  eiumündenden  Nebenthälern  verbreitet. 
Einige  wenige  Repräsentaüten  dieser,  besonders  in  wärmeren  Lagen, 
vorzüglich  an  den  gegen  die  scharfen  Nord-  und  Ostwinde  geschützten 


*)  Vergl.  meiuen  ,Prodromus  der  Algenflora  von  Böhmen".  I,  1886  p.  9  u.  f. 


16 

Felsen  prächtig  entwickelten  silurischen  Hügelalgenflora  habe  ich 
jedoch  auch  noch  an  feuchten  Urkalkfelsen  nächst  Krummau  in 
Südböhmen  und  an  vom  Wasser  bespülten  Pläuerkalk-  und  Kalk- 
mergelschichten am  üferrande  einiger  Teiche  in  Ostböhmen  ge- 
sammelt. 

An  den  stellenweise  sehr  steilen  und  fast  kahlen  felsigen  Ufer- 
abhängen sowie  in  den  meist  von  kleinen  Bächen  bewässerten  zahl- 
reichen, in  die  silurischen  Felsenraassen  mehr  oder  weniger  tief 
eingeschnittenen  Querthälern,  welche  in  die  beiden,  durch  ein  ver- 
hältnissmässig  ziemlich  mildes  Klima  ausgezeichneten,  Flussnie- 
derungen Mittelböhmens  einmünden,  sind  im  ganzen  Moldau-  und 
Beraunthale  der  näheren  und  weiteren  Prager  Umgebung,  zumal  an 
feuchten  silurischen  Kalksteinfelsen  in  den  wildromantischen  Felsen- 
partien bei  Karlsteiu,  St.  Ivan  unter  den  Felsen,  St.  Prokop  u.  a., 
welche  stellenweise  en  miniature  eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit  den 
Voralpen-Landschaften  des  Salzkammergutes  haben,  viele  seltene  sub- 
montane und  einige  montane  Algenarten  verbreitet. 

Die  an  solchen  feuchten,  silurischen  Felsen  im  ganzen  Moldau- 
thale  von  Davle  bis  Kralup,  im  Beraunthale  von  ßadotin  bis  Zbecno 
nächst  Pürglitz  entwickelte  Algenvegetation  birgt  an  einigen  Orten 
neben  den,  in  dieser  Formation  fast  allgemein  verbreiteten  submon- 
tanen Algenformen  auch  noch  einzelne,  besonders  interessante,  zum 
Theile  von  mir  in  Böhmen  entdeckte  und  bisher  ausserhalb  Böhmens 
noch  nicht  beobachtete  Algenformen. 

Solche  Algenformen  sind  von  mir  vorzugsweise  an  vom  Wasser 
berieselten  Felsen,  Blöcken  etc.  im  Kinnsal  der,  im  Sommer  nicht 
selten  ganz  austrocknenden,  kleinen  Bergbäche,  in  feuchten  Felsen- 
spalten und  Felsenklüften,  aus  welchen  nach  ergiebigen  Regengüssen 
Wasser  hervorsickert,  sowie  an  oder  unter  den  steilen  Bergabhängen, 
von  welchen  das  Wasser  herabtröpfelt,  seltener  kleine  Katarakte 
bildend  herabfliesst,  vorgefunden  worden. 

Eine  zweite,  von  der  soeben  kurz  geschilderten  Algenvegetation 
wesentlich  verschiedene  ist  an  den  Quader-  etc.,  Sandsteinfelsen  der 
Kreide-  und  Carbonformation  entwickelt,  von  welchen  beiden  die 
erstere  schon  in  der  näheren  Umgebung  von  Prag  hie  und  da  ziem- 
lich hohe,  mehr  oder  weniger  ausgedehnte,  meist  langgezogene 
Rücken  bildet.  Am  schönsten  entwickelt  beobachtete  ich  diese  psam- 
mophile  Bergalgenflora,  deren  einzelne  Vertreter  ich  schon  an  mehreren 
Orten  der  näheren  Prager  Umgebung,  bei  Chwal,  Melnik,  Raudnitz, 
Lobositz,  Leitmeritz,  Elbe-Kostelec,  Vrutic,  Jung-Bunzlau,  Bakov, 
Münchengrätz,  Turnau,  Wartenberg,  B.  Leipa,  Hirschberg,  Habstein, 
Weisswasser,  Weckelsdorf,  Jicin,  Horic,  Neu-Straschitz,  Peruc,  Laun, 
beobachtet  und  gesammelt  habe  an  den  mächtig  entwickelten  Sand- 
steinfelsen der  sog.  böhmischen  Schweiz  bei  Tetschen,  Hernskretschen, 
Prebischthor  u.  a.  Auch  an  den  feuchten  Sandsteinfelsen  der  Stein- 
und  Braunkohlen-,  sowie  der  Dyasformation  Böhmens  habe  ich  an 
mehreren  Orten,  insbesondere  in  der  Umgebung  von  Schlau,  Rakonitz, 
Gechnitz,    Saaz,    Kralup,    Swolenowes,   Starkenbach,  Alt-  und  Neu- 


17 

Paka,  Wostromer,  Trautenau,  Arnau,  Hohenelbe,  Nacliod,  Veseli, 
Wittiiigau  u.  a.  einzelne  Algenarteu  gesammelt,  welche  für  diese 
Formation  bezeichnend  sind.  Die  gemeineren  Repräsentanten  dieser 
im  Grossen  und  Ganzen  viel  ärmeren  Algenvegetation,  als  die  der 
silurischen  Hügelregion,  sind  ausserdem  fast  im  ganzen  Lande  zer- 
streut an  feuchten  Sandsteinplatten  etc.  vorzufinden,  die  man  zur 
Einfassung  von  Brunnen,  Teichen,  als  Brunneutröge  etc.  verwendet. 
Auch  in  den  meist  der  primären  Formation  angehörenden 
Grenzgebirgen  Böhmens  ist  eine  besondere  Algenflora  entwickelt, 
deren  einzelne  Repräsentanten  schon  in  den  Vorbergen  und  hie  und 
da  auch  im  Gebirgslande  der  ganzen  südlichen  Hälfte  Böhmens  auf- 
treten. Die  seltensten  und  interessantesten  Vertreter  dieser  Urgebirgs- 
Algenflora,  der  Region  der  Berge  und  des  Hochgebirges  sind,  wie 
zu  erwarten  war,  im  Riesengebirge,  soweit  dieses  schon  algologisch 
erforscht  worden  ist,  verbreitet,  einige  seltenere  montane  und  sub- 
alpine Algenformen  kommen  jedoch  auch  noch  in  höheren  Lagen  des 
böhmischen  Iser-  und  Erzgebirges  vor.  Die  Algenflora  des  ganzen 
Böhmerwaldgebirges,  welches  trotz  seiner  bedeutenden  Ausdehnung 
und  Höhe  melir  durch  das  Fehlen  als  durch  das  Vorhandensein  von 
seltenen  Bergalgenarten  sich  auszeichnet,  birgt  doch,  insbesondere 
in  den  meist  hoch  gelegenen  Seen  und  deren  Abflüssen  sowie  in  den 
recht  zahlreichen  Hochmooren  (Filzen)  einzelne,  sehr  seltene  Algen- 
arten, welche  zum  Theile  schon  früher  in  den  Seen  und  Hochmooren 
des  Schwarzwaldes  in  Deutschland  beobachtet  wurden. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Zur  Flora  von  Ostgalizien. 

Von  Br.  Blocki. 

Im  Anschluss  an  meinen  Artikel  über  die  Sommerflora  von 
Dubienko  in  Ostgalizien  möge  hiermit  das  Verzeichniss  aller  jener 
interessanteren  Pflanzen  folgen,  welche  ich  heuer  in  der  Gegend 
zwischen  Monasterzyska  und  Buczacz  beobachtet  habe.  Es  sind  folgende 
Arten:  Anthyllis  Vulneraria,  in  Korosciatyn  und  Czechöw;  Artemisia 
austriaca  in  Buczacz  (fehlt  westlich  vom  Strypafluss);  Aster  Amellus 
in  Czechöw,  Bupleurum  falcatimi  in  Czechöw;  Cirsium  pannonicum 
in  Korosciatyn;  Chrysanthemum  cori/mbosutn  in  Korosciatyn  und 
Przewloka;  Clematis  erecta  in  Czechöw  und  PrzewJoka;  Crepls  sibirka 
in  Czechöw;  Cimicifuga  foetida  in  Czechöw  und  Przewloka;  Cheno- 
podium  Vulvaria  in  Przewloka;  Cirsium  spathulatum  in  Przewloka; 
Campamda  bononiensis  in  Przewloka;  Dianthus  Carthusianorum  L. 
in  Korosciatyn  und  Czechöw  {D.  pseudoharbatus  Bess.  und  D.  capi- 
tatus  DC.  fehlen  in  dieser  Gegend  gänzlich);  Dhjitalis  ambigua  in 
Czechöw;  Dipsacus  pilosiis  in  Przewloka;  Echinops  commutatus  in 
Przewloka;  Ferulago  silvatica  in  Korosciatyn  und  Monasterzyska; 
Gemn  strictum  in  Bertniki  und  Berezöwka;    Galium  polonictim  mihi 

Oesterr.  botan.  Zeitsclirift.  1.  Heft  1887.  2 


]8 

iii  Korosciatyn;  Galinm  crueiata  m  PrzewJoka;  Hieraeium  poloniaim 
mihi  iü  Korosciatyn  und  PrzewJoka;  Hellehorus  purpuraseens  in 
Czechöw  und  Przewtoka;  Inula  Helenium  in  Czechöw  (am  Bachufer 
in  Gesellschaft  mit  Carduus  crispus  und  Senecio  ßuvlatilis) ;  Liliurn 
Martagon  in  Korosciatyn  und  Przewtoka;  Marruhium  vulgare  in 
PrzewJoka;  Ononis  hircina  in  Czechöw;  Potentilla  recta  L.  (non. 
Zimmet.)  in  Korosciatyn  und  Przewloka;  Pot.  commutata  mihi  in 
Korosciatyn  (ganz  identisch  mit  der  Pflanze  von  HoJosko  bei  Lemberg) ; 
Phlomis  tuberosa  in  PrzewJoka;  Rumex  confertus  Willd.  in  Mona- 
sterzyska,  Jezierzauy,  Czechöw,  Bertniki  und  Buczacz;  Banunculus 
Stevenii  Andrz,  überall  verbreitet;  Stachys  germanica  in  Czechöw; 
Salvia  glutinosa  in  PrzewJoka;  Scabiosa  ochroleuca  in  Korosciatyn 
und  PrzewJoka;  Thymus  montanus  in  Korosciatyn,  Czechöw,  Bertniki 
und  PrzewJoka;  Thymus  Marschallianus  in  Czechöw,  Jezierzany  und 
PrzewJoka;  Teucrium  Chamaedrys  in  Czechöw  und  PrzewJoka: 
Vibmmum  Lantana  in  Czechöw  und  PrzewJoka;  JCanthium  spinosum 
in  Jezierzany  und  PrzewJoka  (fehlt  indessen  in  einigen  Ortschaften 
dieser  Gegend,  z.  B.  in  Dubienko,  gänzlich). 

Lemberg,  im  December  1886. 


Beitrag  zur  Flora  der  Karpathen  und  des  Hoch- 
gesenkes. 

Von  Dr.  Ed.  Formänek, 

k.  k.  Professor  am  böhmischen  Gymnasium  in  Brfinn. 
(Schluss.) 

Laserpitium  latifolium  L,  Selten.  Woisice  bei  Kl.  Wrbka,  Küzelau. 
Machowe  Wiesen  und  Wielicky  Wald  bei  Jawornik,  Neu  Lhota, 
Milonow  nächst  Gr.  Karlowitz. 

—  pruthenicu7n  L.  Hürka  Wd.  bei  Uug.  Brod,  Prakschitz. 
Caucalis  daucoides  L.  Straznitz,  Kadiejau,  Hroznä  Lhota,  Kl.  Wrbka, 

Ung.  Brod,  Bystfitz,  Ordiejowhof. 
Scandia;  pecten  Veneris  L.  um  Ung.  Brod,  Bojkowitz,  Val.  Klobonk! 
Cerefolium  nitidum  Celak.  Celak.  Prodr.  p.  586.  Jaworina! 
ChaeropJiillumbulbosianli.  Hänfig  bei  Straznitz  (Fasangarten,  Zerotin, 

Stamfaty  etc.),  Kadiejau,  Knezdub,  Welka,  Kl.  Wrbka. 

—  temulum  L.  Von  Rohatetz  bis  Straznitz,  Hroznä  Lhota,  Lippau, 
Welkä,  Althammer. 

—  aromaticum  L.  Machowe  Wiesen,  und  gr.  Jaworina  bei  Jawor- 
nik (Mako WS ky),  Ung.  Brod,  Bojkowitz,  Val.  Klobouk,  Hra- 
dischow,  Zdieschow,  Hallenkau,  Kicera  cernanskä,  Jaworniky  bis 
zum  Gipfel,  häufig  bei  Gr.  Karlowitz,  Milonow,  Wysokä,  Wiesen 
bei  der  Salajka,  Althammer,  Ostrawitz,  Butosonka,  Malenowitz, 
Priedland  (Metylowskä  Hürka),  Przno,  Krasnä,  Morawka,  Lomna; 


19 

bei  Teschen  (Kolbenhey  er)!  Zabregetc:  Boguschowitz,  Koüska, 
Mähr.  Ostraii,  Jägerndorf,  Würbenthai,  Liidwigsthal,  Sternberg. 

Chaer.  Mrmtum  L.  Kozsosi  bei  Prikaz,  Provaznythal  bei  Hallenkau,  Gr. 
Karlowitz,  Hluboka  nächst  Ob.  Becwa,  Peretonky,  Polana,  Smrk, 
Skalka  bei  Ostrawitz,  Griinik  Wd.,  am  Fusse  der  Lysä  hora, 
Moräwka  häufig  bei  Slawica,  Lomna,  Schlossberg  bei  Würben- 
thal,  Karlsbruun;  im  Gesenke  sehr  häufig  und  fast  in  allen  Berg- 
schluchten hochgelegener  Berge  (Oborny)! 

Meum  miitelUna  Gärtn.  Am  Fusse  des  Schlossberges  bei  Würbenthai! 
nahe  von  menschlichen  Wohnungen,  kl.  Heide,  Gr.  Vater,  Knob- 
lochgraben, Bärenkamm. 

Hedera  Iieliv  L.  Kobela  bei  Küzelau,  Klokocnik  und  Struzne  bei 
Jawoinik,  Philippsthal,  Hürka  Wd.  und  Kralow  bei  üng.  Brod, 
Vapenky  bei  Yal.  Klobouk,  Jawornikgebirge  über  800  M.  Ver- 
breitet im  Teschner  Gebiete  (Kolbenheye r),  Zabreg  Wald, 
Koiiska. 

Rihes  grossularia  L.  Jaworina  (Holuby);  Jawornik,  Neu  Lhota,  na 
Kotarech. 

—  petraeumWoM.  Knoblochgrund  (v.  ü echtritz)!,  massenhaft  auf 
den  Abhängen  des  Gr.  Vaters  und  Bäreukammes. 

Chrysoplenmm  alternifolmm  L.  Jawornik,  Val.  Klobouk,  Pultschin, 
Hallenkau,  Gr.  Karlowitz;  Karlsbruun  (v.  Niessl)! 

Sedum  macchnum  Suter.  Ob.  Fl.  861.  Strazoitz,  Jawornik,  Val.  Klo- 
bouk, Gr.  Karlowitz,  Ostrawitz;  Friedland  und  sonst  in  jenen 
Gegenden  häufig  (Oborny),  Jägerndorf,  Goldenstein,  Sternberg, 

—  bolonlense  Loisl.  Ob.  Fl.  p.  864.  Strazuitz,  Welka,  üng.  Brod, 
Prikaz;  häufig  im  Thale  der  Ostrawitza  und  in  Schlesien 
(Oborny). 

Sempervivum  tectorum  L.  Straznitz,  Welkä,  JaAvornik. 

Agrimonia  eupatoria  L.  Welka,  Kl.  Wrbka  [Bukowina  nächst  Wrbo- 
wetz],  Küzelau,  Neu  Lhota,  Philippsthal,  Strany,  Lysä  hora  bei 
üng.  Brod,  Bojkowitz,  Val.  Klobouk,  Zdiechow,  Hallenkau,  Gr. 
Karlowitz,  Milonow,  Friedland,  Teschen,  Mähr.  Ostrau,  Hruschau, 
Hefmanitz. 

Sanquisorha  officinalis  L.  Von  Straznitz  bis  zum  Gipfel  der  Jawo- 
rina, von  Strany  bis  üng.  Brod,  Hawritz,  Suchä  Loza,  Banow, 
Val.  Klobouk,  Zdiechow,  Mähr.  Ostrau,  Hruschau,  Jägerndorf 
Weiskirch,  Hansdorf. 

Alchemilla  vulgaris  L.  f.  glabra  DC.  Gr.  Vater,  Knoblochgraben, 
Thal  der  rauschenden  Tees. 

Geum  rivale  L.  Maximiliankathai  nächst  Huti-Hammer,  Althammer, 
Morawka,  Slawica  (längs  des  Slawicbaches),  Würbentbai,  Karls- 
brunn, Demmbaude,  Gr.  Vater,  Knoblochgrabeu,  Schlicksenwald 
bei  Goldensteiu. 

Potentilla  tormentüla  Schrank.  Häufig  in  der  Straznitzer,  üng.  Bro- 
der, Val.  Klobouker,  Teschner  und  Jägerndorfer  Gegend,  ühu- 
stein,  Heidenbrünnel. 

—  mirea  L.  Zwischen  Peterstein  und  Altvater,   am  Wege  von  der 

2* 


20 

Schäferei  zum  Wilden  Stein,  Schweizerei,  Gr.  Vater,  Knobloch- 
graben, Bärenkamm. 

Potenülla  canescens  Bess.  Auf  einem  Eaine  nächst  des  Fleischerwaldes 
bei  Jägerndorf  (für  die  Schellenburg  schon  Sintenis). 

Spiraea  salicilifolia  L.  Verwildert  bei  Morawka. 

—  arunms  L.  Gr.  Karlowitz  (Tisnawa ,  Wd.  u  Ondrü  etc.), 
Schlicksenwald  bei  Goldenstein. 

—  vhnaria  L.  a)  geniäna.  Gemein,  Gesenke:  Bärenkamm.  \))  disco- 
lor  Celak.  Val.  Klobouk,  Zdiechow,  Teschen,  Knoblochgraben, 
Schweizerei. 

—  ßUpendula  L.  Welkä,  Woisice  bei  Kl.  Wrbka,  Küzelau,  Dlouhe 
und  Mahowe  Wiesen  bei^  Jawornik,  Blumenthal  (Jelenowa), 
Stransko  bei  Strany,  Chrast  bei  Bojkowitz,  Horka  Wd.  bei  Val. 
Klobouk,  Prikaz  Pultschin,  Zdiechow,  Huslenkathal,  Hallenkau 
(Provaznythal  etc.)  Jaworniky,  Gr.  Karlowitz. 

Cytisus  capitatus  Jacq.  Weinberge  bei  Straznitz,  Kadiejau,  Knezdub, 
Woisice  und  Podorli  bei  Kl.  Wrbka,  Kobela  bei  Kuzelau,  Welkä, 
häufig  bei  Jawornik  (Strmecnik-,  Dlouhe-  und  Machowe-Wiesen, 
Wielicky-Wd.),  Philippsthal.  Neu  Lhota  na  Kotarech,  Chrästka, 
Lysä  hora  u.  Wd,  b.  d.  reichen  Linde  bei  üng.  Brod,  Prak- 
schitz,  Weinberge  bei  Hawritz,  Wolenow,  Suchä  Loza;  Teschen 
(v.  Uechtritz)!,  Jägerndorf  (Burgberg,  Schluchten  bei  den 
Ziegelhütten,  Pleischerwald  und  Mösnig),  Eichberg  bei  Weiskirch. 

—  nigricans  L.  ^erotiu  bei  Straznitz,  Kadiejau,  Welkä,  Kuzelau, 
Jawornik  (Strmecnik  etc.).  Chrästka  und  Wd.  b.  d.  reichen  Linde 
bei  üng.  Brod,  Prakschitz,  Bojkowitz,  Val.  Klobouk-,  Mösnig  und 
Burgberg  bei  Jägerndorf  (v.  Uechtritz  sen.)!,  Eichberg  bei 
Weiskirch. 

Genista  tinctoria  L.  Gemein  im  b.  G. 

—  germanica  L.  StraDsko  Wd.  bei  Strany,  Lysä  hora  bei  üng. 
Brod,  Prakschitz,  Skäli  und  Horka  Wd.  bei  Val.  Klobouk, 
Hajek  bei  Prikaz,  häufig  bei  Jägerndorf  (Burgberg,  Schluchten 
bei  den  Ziegelhütten,  Mösnig  etc.),  Eichberg  bei  Weiskirch. 

Ononis  spinosa  L.  Eohatetz,  Petrow,  Straznitz,  Kadiejau,  Knezdub, 
Hroznäz,  Lhota,  Louka,  Welkä,  Woisice  bei  Kl.  Wrbka,  Küzelau, 
Strany,  Ob.  Niemtschy,  üng.  Brod,  Bojkowitz. 

MeUlotuä  albus  Desr.  Friedland,  Przno,  Teschen,  Beguschowitz, 
Mähr.  Ostrau,  Hruschau. 

Trifolium  montaniim  L.  Von  Eohatetz  bis  Straznitz  und  von  da  an 
bis  Welkä,  Kl.  Wrbka,  Küzelau,  Jawornik,  Gipfel  der  Jawoi-ina, 
Strany,  üng.  Broder  Gegend,  von  Val.  Klobouk  bis  Gr.  Karlo- 
witz, Milonow,  Ostrawitz,  Friedland,  Metylowitz,  Kräsnä,  Jägern- 
dorf (Burgberg  etc.). 

—  fragiferam  L.  Straznitz,  Welkä,  Jawornik,  Suchä  Loza,  Ordie- 
jowhof,  Bystritz. 

—  alpestre  L.  Eohatetz,  Straznitz,  Eadiejau,  Welkä,  Philippsthal, 
Strany,  üng.  Brod,  Prakschitz,  Hawritz,  Suchä  Loza. 

—  rubens  L.  Knezdub,  Woisice  bei  Kl.  Wrbka,   Küzelau,  Dlouhe- 


21 

und  Machowe  Wiesen    und  Wielicky  Wd.    bei  Jawornik,  Jamy 
Wiesen  bei  Neu  Lhota,  Horka  bei  Val.  Klobouk. 
Trif.  mediumli.  Strazuitz,  Knezdub,  Hroznä  Lhota,  Welkä,  Jawor- 
nik, Ung.  Brod,  Bojkowitz,  Val.  Klobouk,  Teschen,  Würbenthai. 

—  ochroleucum  Huds.  Val.  Klobouk,  Kralowec  Wd.  bei  Potesch, 
Eozsosi  bei  Pfikaz,  Zdiechow,  Hallenkau,  Jaworniky  bis  auf  die 
Gipfel,  Gr.  Karlowitz. 

Anthyllis  vulneraria  L.  Zerotin  bei  Straznitz ,  Knezdub ,  Welkä. 
Woisice  bei  Kl.  Wrbka,  Kobela  bei  Kuzelau,  Jawornik  (Dlouhe- 
und  Machowe  Wd.  etc.),  Philippsthal,  Jelenowä  bei  Straay,  Ung. 
Brod,  Hawritz,  Ordiejowhof,  häufig  bei  Val.  Klobouk  (Wd.  nad 
Poteci,  Dubowec,  Vapenky  etc.),  Prikaz,  Zdiechow,  Hallenkau, 
Gipfel  der  Jaworniky  bis  zum  Jawornik  nad  Minafikera. 

Dorycnmm  pentaphi/Uum  Scop.  Zerotin  bei  Straznitz ,  Radiejau, 
Knezdub,  Louka,  Welkä,  Woisice  und  Podorli  bei  Kl.  Wrbka, 
Kobela  bei  Kuzelau,  Strmecnik  bei  Jawornik,  Philippsthal,  Neu 
Lhota,  Jaworina,  Jelenowä  und  Stransko  bei  Lysä  hora  und 
Wd.  b.  d.  reichen  Linde  bei  Ung.  Brod,  Prakschitz,  Hawritz, 
Wolenow,  Suchä  Loza,  Ordiejowhof,  Bystritz,  Banow,  Chrast  und 
Obora  bei  Bojkowitz,  nicht  mehr  bei  Val.  Klobouk. 

Tetragonolohvs  siliqvosus  Roth.  Straznitz,  Dlouhe  Wiesen  und  Bach 
unterm  Stanowisko  bei  Jawornik. 

Astragalm  cicer  L.  Straznitz,  Radiejau,  Knezdub,  Welkä,  Woisice 
bei  Kl.  Wrbka,  Kuzelau,  Machowe  und  Doliny  Wiesen  bei 
Jawornik,  Ung.  Brod,  Hawritz. 

—  glycyphyllm  L.  Von  Straznitz  bis  Welkä,  Kuzelau,  Jawornik, 
Philippsthal,  Ung.  Brod,  Ordiejowhof,  Bojkowitz,  häufig  bei  Val. 
Klobouk,  Prikaz,  Zdiechow,  Hallenkau,  Kicera  cernänska,  Fried- 
land,  Metylowitz,  Teschen,  Konska,  Boguschowitz ,  häufig  bei 
Jägerndorf,  Weiskirch,  Würbenthai,  Goldenstein. 

Vicia  faha  L.  Cultivirt  bei  Straznitz,  Ung.  Brod,  Jablunkau,  Ta- 
schen, Boguschowitz. 

—  dumetorum  L.  Kl.  Wrbka,  Welkä,  Kuzelau,  Jawornik,  Ung. 
Brod,  Ordiejowhof,  Bystritz,  Teschen,  Konska. 

—  pisiformis  L.  Ung.  Brod,  Bojkowitz,  Val.  Klobouk,  Potesch, 
Rozsosi  bei  Prikaz. 

—  süvatica  L.  Ung.  Brod,  Bojkowitz,  Jelenowskä  bei  Val.  Klobouk, 
Posusiska  Wd.  bei  Zdiechow  (Exemplare  sehr  welk,  daher  dieser 
Standort  nicht  ganz  sicher),  JPathenwald  bei  Goldenstein. 

—  cracca  L.  Gemein  in  höherer  Lage:  Wysokä. 

—  villosa  Rth.  Rohatetz,  Petrow,  Wolenow,  Straznitz,  Radiejau. 

—  hirsiita  Koch.  Häufig,  in  höherer  Lage  auf  der  Jaworina. 
Lathyriis  silvestris  L.    Strany,    Bojkowitz,    Doubrawa   und   Vapenky 

bei  Val.  Klobouk.  Friedland,  Metylowskä  Hürka. 

—  latifolius  L.  Weinberge  bei  Straznitz,  Radiejau,  Welkä,  Woisice 
bei  Kl.  Wrbka,  Kobela  u.  a.  0.  bei  Kuzelau,  Philippstlial, 
Dlouhe    und    Machowe    Wiesen,    Wielicky    und    Wd.    na    Ma- 


22 

chowych    nächst    Jawornik,    Jelenowä    bei  Blumenthal,  Strany, 
Ung.  Brod  (Kralow  etc.),  Suchä  Loza. 
Lath.  tuberosus  L.  Von  ßohatetz  bis  Straznitz  und  von  da  bis  Welkä, 
Ung.  Broder  Gebiet. 

—  vernus  Beruh.  Gemein  in  Straznitze,  Welkaer,  Ung.  Broder  und 
Teschner  Gebiet. 

—  niger  Beruh.  Straznitz,  Hroznä  Lhota,  Welkä,  Jawornik,  Lysa 
hora  u.  a.  0.  bei  Ung.  Brod,  Prakschitz,  Chrast  bei  Bojkowitz, 
Horka  bei  Val.  Klobouk,  Zabreg  bei  Teschen,  Koiiska,  Kopce  Wd. 
bei  Boguschowitz,  Burgberg  bei  Jägerndorf. 


Spätflora  des  Jahres  1886. 

Von  Carl  Jetter. 

Das  prachtvolle  heurige  Herbstwetter  musste  naturgemäss  auch 
auf  die  Vegetation  von  grossem,  belebendem  Einflüsse  sein  und  wirklich 
gaben  uns  zahlreiche  Mittheilungen  in  öffentlichen  Blättern  Kunde 
von  dem  erfolgten  zweimaligen  Blühen  vorherrschend  krautartiger 
Gewächse. 

Es  sei  mir  gestattet,  in  der  Kürze  eine  Zusammenstellung  der 
gesammelten  Notizen  zu  bringen,  lediglich  zu  dem  Zwecke,  um  einen 
Ueberblick  über  die  Spätherbstflora  zu  gewinnen.  So  wurden  am 
31.  October  auf  dem  Ho  check  im  Triestingthale  ein  Sträusschen 
reifer  Erdbeeren  gepflückt,  ja  sogar  in  der  sonst  so  rauhen  Gegend 
des  ßiesengebirges,  aus  Neu-Eettendorf  bei  Königinhof  gelangte  die 
gleiche  Nachricht  in  die  Oeffentlichkeit.  Die  Abhänge  des  Leopolds- 
berges bei  Wien  waren  am  1.  November  mit  Blüthen  von  Distel- 
und  Habichtskräutern  geschmückt  und  ein  Hartriegelstrauch,  au 
welchem  noch  die  schönen  rothen  heurigen  Früchte  hingen,  hatte 
zahlreiche  von  den  nächstjährigen  ßlüthenknospen  so  weit  entwickelt, 
dass  ein  Aufbrechen  derselben  in  noch  wenigen  warmen  Tagen  zu 
gewärtigen  war.  Aus  Saalfelden  im  Pinzgau  wurde  unterm  9.  No- 
vember geschrieben,  dass  die  Thallehnen,  die  sonst  um  diese  Jahres- 
zeit oft  schon  schneebedeckt  sind,  sich  allenthalben  mit  einem  zweiten 
Blüthenflor  bekleiden  und  folgende  Auslese  blühender  Kräuter  nam- 
haft gemacht-,  Schafgarbe,  Lattich,  ßothklee,  Löwenzahn,  Campanula, 
kleine  Genziane,  weisse  Brennnessel,  Schierling,  Stiefmütterchen,  Mause - 
öhrchen,  Storchschnabel  und  Broml3eere.  In  Hof  bei  Lassing  wurden 
am  selben  Tage  in  einer  Höhe  von  2000  Fuss  überraschend  grosse, 
völlig  ausgereifte  Erdbeeren  gesammelt.  Am  12.  November  wurde 
von  einem  Jäger  aus  dem  kaiserlichen  Forste  in  Unter-Weissen- 
bach  am  Attersee  ein  Alpenrosenzweig  mit  Blüthen  und  Knospen 
gebracht  und  in  Bad  Gastein  wurden  Erdbeerenblüthen  und  reife 
Früchte  gefunden.  Am  13.  November  drang  dieselbe  Kunde  aus 
Leoben  zu  uns  und  am  14.  November    blühten  an   den   südlichen 


23 

Abhängen  des  Schneeberges  in  das  Höllenthal  die  Königskerze, 
Cyclamen,  Veilchen  und  Alpenrose. 

Anschliessend  hieran  dürfte  es  nicht  ohne  Interesse  sein,  ein 
Verzeichniss  jener  Pflanzen  folgen  zu  lassen,  welche  ich  selbst  auf 
meinen  im  Spätherbste  erfolgten  Spaziergängen  in  den  Umgebungen 
Wien's  blühend  angetroffen  und  notirt  habe. 

So  blühten  am  12.  November  im  Thale  von  Kaltenleutgeben : 
Scabiosa  ochroleuca,  Bellis  perennis,  Ächillea  Millefolium,  Anthemis 
Cotula,  Senecio  vulgaris,  Centaurea  paniculata,  JPodospermum  Jacqui- 
nianum  Koch.,  Lamium  purpureum,  Ranunculus  repens,  Slsymbriuni 
officinale  Scop.,  Tldaspi  Bursa  pastoris,  Reseda  lutea,  Alsine  media, 
Mercurialis  annua,  Geranium  columbimon,  Melilotus  officinalis  Desr. 
und  Trifolium  pratense.  In  dem  Vorgarten  einer  Villa  in  Kalten- 
leutgeben schmückten  sich  vier  hochstämmige,  lebhaft  grünende 
Kosenstöcke  mit  fünf  vollaufgeblühten  Blumen  und  mehreren  Knospen. 

Auf  dem  Wege  von  Mödling  auf  den  Eichkogel  notirte  ich 
am  14.  November:  Scabiosa  ochroleuca,  Ächillea  3IiUefolium,  Cha- 
m,aemelum  inodorum  Vis.,  Centaurea  axillaris  Willd.,  0.  Scabiosa. 
C  paniculata,  Carduus  acanthoides,  a.  spinosissimus,  Podospermum 
Jacquinianuin  Koch.,  Sonchus  oleraceus,  Salvia  nemorosa,  Echium 
vulgare,  Silaus  pratensis  Bess.,  Daucus  Carota,  Chaey^ophylhmi  bul- 
bosum,  Sisymbriuin  Colmnnae  Jacq. ,  Algssum  incanum,  Thlaspi 
Bursa  pastoris,  Reseda  lutea,  Helianthemum  vulgare  Gärtn.,  StellaHa 
media  Vill.,  Dianthu-s  Carthusianoruni,  Euphorbia  helioscopia,  Mer- 
ctirialis  annua,  Erodium  cicutarium  L'Herit.,  Melilotus  officinalis 
Desr.,    Trifolium  pratense  und  Dorycnium  Pentaphylluin  Scop. 

Ungleich  ärmlich  dagegen  war  die  Vegetation  in  der  namentlich 
in  dem  ersten  Frühlingsflor  so  lieblichen  Hütteldorferau  bei  Wien 
vertreten.  Obwohl  lebhaft  grünender  Basen  den  Boden  derselben  be- 
deckte, bildeten  eingestreute,  rothfrüchtige  jGfow^mws-Sträucher  den 
einzigen  Schmuck  des  Gehölzes,  während  die  krautartigen,  blühenden 
Gewächse  nur  an  den  Rändern,  welche  die  Ufer  des  Wienflusses  bilden, 
ja  häufig  auf  den  sandigen  Inseln  desselben  ihr  verspätetes  Dasein  fri- 
steten. Ich  notirte  daselbst  am  15.  November:  Bellis  perennis,  Ächillea 
Millefoliuin,  Podospertnum  Jacquinianum  Koch,  Taraxacum,  corni- 
culatum  DC.,  Galeopsis  pubescens  Bess.,  Veronica  agrestis,  Ranun- 
cidus  polyanthemos  und  bulbosus,  Barbarea  arcuata  Rchb.,  Mala- 
chium  aquaticum  Fries  und  Trifolium  pratense.  Seit  den  letzten 
Novembertagen  ist  der  Wald  vollkommen  kahl,  und  der  über  unsere 
Umgebung  hereingebrochene  Schneefall  hat  damit  auch  die  letzten 
Spuren  sommerlicher  Blüthenpracht  begraben. 

Inzwischen  wird  aus  Vöcklabruck  vom  17.  December  ge- 
schrieben: Nach  dem  anfangs  sehr  strengen  Auftreten  des  Winters 
ist  hier  wieder  so  gelindes  Wetter  eingetreten,  wie  man  sich  eines 
solchen  um  die  Mitte  December  schon  seit  vielen  Jahren  nicht  mehr 
zu  erinnern  weiss.  Die  Temperatur  steigt  zur  Mittagszeit  bis  zu  10 
und  12  Grad.  Der  Schnee  ist  in  der  Ebene  allenthalben  verschwun- 
den, und  das  frische  Grün  der  Wintersaat  bildet  einen  merkwürdigen 


24 

Coutrast  zu  den  mit  Schnee  bedeckten  Höhen  des  Höllengebirges 
und  des  Traunsteines.  Schulkinder  brachten  gestern  Sträusschen  blü- 
hender und  duftender  Veilchen,  die  sie  in  Bergham,  einer  Ansiede- 
lung zwischen  Puchheim  und  Vöcklabruck,  gepflückt  hatten.  Auch 
der  Flieder  setzt  grüne  Knospen  an,  und  vom  Schafberge  wurden 
Sträusse  blühender  Nieswurz  {Hellehorus  niger)  herabgebracht. 
Wien,  am  19.  December  1886. 


Flora  des  Etna. 

Von   Prof.  P.   Gabriel  Strobl. 

(Fortsetzung.) 

1291.  Medicago  turhinata  (L.)  W.  sp.  pl.  III  1409,  Guss.  Pr.,  Syn. 
et  Herb.!,  Bert.  fl.  it.  (Sic),  «.  inermis  Asch.  Willk.  Lge.  IH  384 
=  M.  turb.  Gr.  Godr.  I.  395,  Rchb.  D.  FL  65  III,  IV !  Schliesst  sich 
an  tornata  an,  besitzt  aber  höheren  Wuchs,  bedeutend  grössere  und 
längere  (7—9  Mm.  lange,  5 — 6  Mm.  breite),  5— 7spirige,  cylindrisch 
ovale,  fast  kahle  Hülsen;  Spiren  ebenfalls  aneinander  gedrückt,  bei- 
derseits couvex;  Aussennaht  dick,  einnervig,  wehrlos  oder  nur  höcke- 
rig, convex,  endlich  fast  flach;  Blüthenstiele  meist  1 — 2blüthig,  meist 
kürzer  als  die  Blätter.  Bildet  mit  den  drei  folgenden  eine  Eeihe. 
Variirt  wieder  links-  und  rechtswendig  (a.  sinistrorsa  Asch.,  ß.  desc- 
irorsa  Asch.).  Unter  Saaten  Ostsiziliens;  auch  in  der  Ebene  des  Simeto 
neben  dem  Pulverthurme,  aber  spärlich!  April,  Mai  O- 

1292.  Med.  olivaeformis  Guss.pl.  rar.,  Syn.  et  Herb.!,  Tod.  fl. 
sie.  exs.  Nr.  1252!  turhinata  W.  var.  b.  aculeata  Willk.  LgQ.  p.  p. 
Aeusserst  ähnlich  der  vorigea;  Blüthenstiele  ebenfalls  1 — 2blüthig, 
aber  oft  länger,  als  das  Blatt;  Pflanze  ziemlich  dicht  weichzottig;  Früchte 
fast  genau  kugelig  oval,  grösser  (8 — 12  Mm.  lang,  7 —9  Mm.  breit), 
stärker  flaumig- zottig,  beiderseits  convex,  Spiren  5—7,  aneinander 
gedrückt;  Aussennaht  bis  2  Mm.  breit,  einnervig,  endlich  flach,  bei- 
derseits mit  kurzen,  dicken,  kegelförmigen,  abstehenden  oder  etwas 
angedrückten  Dornen  versehen,  gelbgrün,  endlich  braun.  Ist  keines- 
wegs Var.  der  turbin.,  sondern  eher  mit  der  folgenden  zu  vereinen. 
Auf  Fluren  und  unter  Saaten  Siziliens;  auch  in  der  Ebene  des 
Simeto  an  Grabenrändern  ziemlich  häufig,  sehr  gemein  aber  in  Saat- 
feldern von  Motta  S.  Anastasia  gegen  Paternö.  April  Mai  O- 

1293.  3£ed.  muricata  (L.)  W.  Guss.  Syn.  et  Herb.!,  turhinata 
V.  aculeata  W.  Lge.  III,  385  p.  p.  Ganz  wie  vorige  in  Grösse,  Be- 
haarung etc.  nur  unterscheidbar  durch  fast  kugelige  Hülsen  mit 
längeren,  aber  ebenfalls  conischen  Dornen.  Auf  Fluren  und  unter 
Saaten  mit  der  vorigen:  ziemlich  häufig  an  buschigen  Ufern  des  Si- 
meto, seltener  beim  Piüverthui-me  Catania's!  April,  Mai  O- 

1294.  Med.  neglecta  Guss.  Pr.,  Syn.  et  Herb.!  turhinata  h)  acit- 


25 

leata  Grt.  Willk.  Lge.  p.  p.  Von  murlc.  nur  verschieden  durch  stärker 
zottige  Behaarung  der  Pflanze,  beiderseits  und  an  der  Ausseunaht 
mehr  flache,  überall  von  gegliederten  Drüsenhaaren  dicht  flaumige 
und  an  den  Rändern  der  Aussennaht  mit  noch  stärkeren,  zahlreiche- 
ren, etwas  gebogenen,  fast  die  Länge  des  Radius  erreichenden  Dornen 
besetzte  Hülsen,  deren  Durchmesser  die  Höhe  gewöhnlich  übertriift 
(z.B.  9:6);  sie  bildet  ein  Mittelglied  zwischen  murlc.  und  rigidula. 
Unter  Saaten  und  auf  Fluren  der  höheren  Tiefregion  Siziliens;  wahr- 
scheinlich auch  im  Gebiete  aufzufinden.  April,  Mai  O- 

11295.  Med.  rigidula  (L.)  Dsr.  ürb.  W.  Lge.  HI  383,  Gerardi 
W.  K.  Reichb.  D.  Fl.  69  H,  Guss.  Syn.  et  Herb.!,  clnerascens  Jord.  e. 
spec!  Ebenfalls  stark  zottig-flaumig,  Blüthenstiele  ebenfalls  1 — 2blü- 
thig,  länger  oder  kürzer  als  die  Blätter,  Hülse  ebenfalls  meist  niedri- 
ger, als  breit,  mit  Dornen,  deren  Länge  die  des  Halbmessers  fast  erreicht 
oder  sogar  übertrifft.  Unterscheidet  sich  hauptsächlich  dadurch,  dass 
die  Driiseuhaare  der  Hülse  äusserst  kurz  und  dicht,  fast  mehlig  und 
dass  ausserdem  gewöhnlich  noch  spärliche  längere,  drüsenlose  Flaum- 
haare vorhanden  sind,  sowie,  dass  der  Durchmesser  der  Hülse  nur 
ca.  6  Mm.  beträgt;  auch  sind  die  Windungen  weniger  aneinander 
gedrückt  und  die  Aussennaht  ist  convex,  nervenlos.  Variirt  sehr  in 
der  Länge  der  bald  geraden,  bald  hakigen  Dornen,  sowie  in  der  Zahl  der 
Spiren  (4 — 7)  und  in  der  Behaarung  (fast  grün  bis  ganz  grau);  da- 
her scheint  mir  Morisll  Tod.  =  Gerardi  v.  minor  Guss.  Syn.  et 
Herb.!  DC.  Prodr.  K  179  nur  eine  Varietät  zu  sein;  sie  unterschei- 
det sich  durch  kleineren  Wuchs,  viel  dichtere,  fast  grauzottige  Be- 
haarung und  kugelig-ovale,  höhere  als  breite  (meist  7  :  6  Mm.),  auch 
meist  kleinere  Hülsen  mit  6 — 7  Windungen;  die  Dornen  sind  meist 
obsolet,  nur  selten  so  lang,  wie  bei  rigid.;  doch  wechselt  letzteres 
Merkmal  sogar  auf  derselben  Pflanze  und  ich  fand  in  den  Nebroden 
auch  Exemplare,  welche  die  typischen  Hülsen  der  rigid,  mit  den 
sonstigen  Eigenschaften  der  Morisll  verbinden.  —  Auf  krautigen 
Abhängen  und  unter  Saaten  Siziliens  ziemlich  häufig;  im  Gebiete 
noch  nicht  beobachtet.  Mai,  Juni  O- 

1296.  Med.  truncatula  Grtn.  de  fruct.  (1788),  Bert.  fl.  it.  (Sic), 
truncatulata  Ten.,  Guss.  Pr.,  Syn.  et  Herb.!,  trlbuloldes  ß.  narho- 
nensls  DC.  Prodr.  H  178,  trib.  ß.  brevlaculeata  Mor.  Etwas  zottig- 
flaumig behaart  mit  verkehrteiförmigkeiligen ,  gestutzten  oder  aus- 
gerandeten,  in  der  oberen  Hälfte  kleiugesägten  Blättern,  etwas 
wimperig  gezähnten  Nebenblättern,  1  —  3blüthigen  Stielen,  welche 
meist  die  Blattspitze  nicht  erreichen.  Leicht  erkennbar  durch  die 
reifen  Hülsen:  fast  genau  cylindrisch,  beiderseits  ganz  flach,  circa 
7 — 8  Mm.  lang,  5— 6  Mm.  breit,  endlich  kahl;  Windungen  anfangs 
locker,  dann  eng  aneinander  gedrückt;  die  Aussennaht  breit,  gekielt 
mit  anfangs  dünnen,  dann  dick  conischen,  der  Aussennaht  eng  ange- 
drückten, den  Nahtrand  kaum  überragenden  Stacheln.  Bildet  mit 
den  zwei  folgenden  eine  Reihe.  Auf  krautigen  Fluren  und  unter 
Saaten  Siziliens  hie  und  da,  z.  B.  um  Palermo,  Messina!,  liegt  auch 
im  Herb.  Torn.  aus  dem  Gebiete  auf,  aber  ohne  näheren  Standort. 
April,  Mai  O- 


26 

1297.  Med.  tentaculata  Grtu.,  Mor.,  Murex  Guss.  Syn.  et  Herb,!, 
DC.  Prodr.  II  178,  non  W.?  (NB.  Mitrex  W.  ist  nach  Willk.  Lge. 
=  sphaerocarpa  Bert.,  nach  Willd.  Diagnose  aber  unterscheidet  sie 
sich  davon  durch  cylindrische  Hülsen  mit  dicken,  die  Früchte  an 
Länge  übertreifenden  Dornen  und  scheint  daher  doch  eher  =  tent. 
zu  sein),  truncatula  ß.  longeaculeata  ürb.  p.  p.,  Willk.  Lge.  III  383  p.  p. 
Aeusserst  ähnlich  der  vorigen,  nur  verschieden  durch  breitere  (circa 
7  mm),  mehr  cylindrisch  ovale,  rechtswendige  Hülsen  mit  bedeutend 
längeren,  anfangs  borstenförmigen  und  verschieden  abstehenden,  dann 
eng  anliegenden,  hakigen,  aber  noch  immer  bedeutend  dünneren 
Dornen;  dieselben  überragen  gewöhnlich  den  Kiel  der  zweituächsteu 
Windung  und  verstricken  sich  daher  untereinander;  auch  sind  selbst 
die  reifen  Hülsen  gewöhnlich  sparsam  langflaumig.  An  krautigen 
Abhängen,  auf  Fluren  und  unter  Saaten  (t^anz  Siziliens)  häufig:  in 
der  Ebene  von  Catania  sehr  verbreitet,  ebenso  von  Catauia  gegen 
Nicolosi!  April,  Mai  O- 

1298.  Med.  trihidoldes  Dsr.  apud  Lam.  dict.,  Guss.  Pr.,  Syn. 
et  *Herb.!,  Bert.  fl.  it.  (Sic),  Gr.  Godr.  I.  394,  truncatida  ß.  longe- 
acideata  Willk.  Lge.  p.  p.  Ebenfalls  den  zwei  vorigen  äusserst  ähnlich. 
Hülsen  ebenfalls  meist  ganz  kahl,  cylindrisch,  aber  linkswendig, 
beiderseits  etwas  convex,  grösser  (10 — 12  Mm.  lang,  6 — 7  Mm.  breit); 
Aussennaht  wieder  breit  gekielt,  mit  Stacheln;  diese  überragen  kaum 
oder  nicht  den  Kiel  der  nächsten  Windung,  sind  niemals  eng  ange- 
presst,  sondern  stehen  etwas  ab  und  sind  dick  conisch,  gerade  oder 
etwas  hakig;  die  Art?  ist  also  durch  Grösse  der  Hülsen,  Länge, 
Gestalt  und  Kichtung  der  Stacheln  meist  leicht  erkennbar;  doch 
fehlt  es  nicht  an  Uebergängen  zu  tentac.  An  krautigen  Orten  und 
unter  Saaten  (Siciliens)  hie  und  da:  Am  Ufer  von  Fondach ello 
(Biv.  in  Herb.  Guss.!),  von  Catania  nach  Nicolosi  vereinzelt!  April, 
Mai  O- 

1299.  Med.  sphaerocarpos  Bert,  am.,  Guss.  Syn.  et  Herb.! 
Murex  y.  sphaerocarpa  Urb.  Willk.  Lge.  III  385.  Kahl  oder  Stengel 
und  Blattstiele  etwas  abstehend  flaumig;  obere  Blättchen  fast  drei- 
eckig, die  unteren  verkehrteiförmig,  gestutzt  oder  ausgerandet,  stark 
nervig  und  von  der  Mitte  an  scharf  kleingesägt;  Nebenblätter  zer- 
schnitten; Blüthenstiele  1  — 3blüthig,  länger  bis  kürzer,  als  die  Blätter; 
reife  Hülsen  grün  oder  schwärzlich,  tonnenförmig,  allseitig  convex, 
mit  6—8  eng  aneinander  gedrückten  Windungen,  8 — 11  Mm.  lang, 
6 — 7  breit;  Aussennaht  flach,  dick,  dreikielig  mit  zwei  tiefen  und 
zwei  seichten  Furchen.  Yariirt:  a.  ovalis  Guss.  Syn.:  Aussennaht 
beiderseits  mit  1 — 3  Mm.  langen,  kaum  conischeu,  ziemlich  horizontal 
abstehenden,  geraden  oder  öfters  gekrümmten  Dornen;  ß.  inermis 
Guss.  Syn.  Hülsen  kaum  höckerig  dornig.  Med.  macrocarpa  Mor. 
unterscheidet  sich  davon  nach  Willk.  Lge.  durch  kugelige,  grössere 
(8 — 9  Mm.  Dchm.)  Hülsen  mit  langen,  an  der  Spitze  hakigen  Dornen. 
Auf  Feldern  und  an  Gräben  der  Ebene  des  Simeto  häutig,  auch  im 
Meersande  nahe  dem  Pulverthurme  Catania's!  April,  Mai  O- 


27 

1300.  Med.  tttberculata  W.  sp.  pl.,  Guss.  *Syu.  et  *Herb,!, 
Tod.  fl.  sie.  exs.  Nr.  1357!,  Rchb.  D.  Fl.  65  I,  II!,  Willk.  Lge. 
III  385.  Mit  den  vorigen  zwar  verwandt  durch  die  eng  aneinander 
liegenden,  cylindrisch-eiförmigen,  5 — Okreisigen,  höheren,  als  breiten 
(z.  B.  9  :  7  'Mm.)  Hülsen,  aber  leicht  unterscheidbar  dadurch,  dass 
die  Hülsen  an  der  Basis  ganz  flach,  an  der  Spitze  stark  convex  und 
die  Aussennähte  hoch  gekielt  und  mit  rechtwinklig  daran  anstossenden, 
dicken  Höckern  von  der  Höhe  des  Kieles  und  der  Breite  der  halben 
Aussennaht  versehen  sind ;  der  Rücken  dieser  Höcker  ist  in  der  Mitte 
in  eine  mehrminder  deutliche,  kurze  Spitze  ausgezogen;  da  auch  die 
Seitenränder  der  Aussennaht  etwas  erhöht  sind,  so  erscheinen  die 
nicht  erhöhten  Stellen  als  tiefe,  je  nach  der  grösseren  oder  geringeren 
Zahl  der  Höcker  länglich-  oder  quer-viereckige  Gruben.  Variirt  mit 
in  eine  ziemlich  deutliche  Spitze  ausgezogenen  Höckern  =  v.  spinu- 
losa Tod.  exs.!  =  3Ied.  pubescem  DC.  Cat.  An  Feldrändern  und  unter 
Saaten  Catania's   (Cosent.  in  Guss.  Syn.  et  Herb.!).    April,    Mai  O- 

fl301.  3Ied.  elegans  Jcq.  Guss.  etc.!  Habituell  der  M.  Helix 
nicht  imähnlich,  ebenfalls  ziemlich  dicht  zottigflaumig  mit  kleinen, 
an  der  Spitze  scharf  gezähnelten  Blättern;  Hülsen  ebenfalls  flach, 
2 — 3spirig;  aber  die  Blüthenstiele  nur  zweiblüthig,  kürzer  als  die 
Blätter,  die  Nebenblättchen  nur  gezähnt,  die  Hülsen  5 — 7  Mm.  breit, 
weisslichgrün  glänzend  mit  stumpfer,  dicker  Aussennaht  und  zahl- 
reichen, radial  verlaufenden,  gegen  die  Naht  hin  verdickten  und 
etwas  anastomosirendea  Adern.  Variirt  mit  kahlen  (f.  genuina)  oder 
fein  und  sparsam  drüsigflaumigen  Hülsen  (v.  glandulifera  m.).  In 
Sizilien  auf  Kalkboden  ziemlich  häufig,  im  Gebiete  aber  noch  nicht 
beobachtet.  April,  Mai  Q. 

tl302.  Med.  apicidataW.  Guss.!,  Rchb.  D.  Fl.  67  II!  hispida 
Grt.  aa.  microcayya  a.  oligogi/ra  ß.  W.  Lge.  III  386.  Kahl  oder  fast 
kahl;  Blättchen  verkehrt  eiförmig,  an  der  Spitze  gezähnelt  und  oft 
ausgerandet  mit  Stachelspitze;  Nebenblätter  wimperig  gezähnt; 
Blüthenstiele  kürzer  oder  so  lang,  als  das  Blatt,  drei-  bis  mehr- 
blüthig;  Hülsen  circa  6  Mm.  breit,  2 — 3  Mm.  hoch,  beiderseits 
ganz  flach  mit  17, — 3  sehr  erhaben  und  bogig  netznervigen  Win- 
dungen; Aussennaht  stumpf,  nervenlos,  sehr  schmal,  beiderseits  sehr 
kurz  höckerig  dornig.  —  Bildet  mit  den  folgenden  neun  „Arten"  eine 
Reihe,  die  sich  auszeichnet  durch  stumpfe  Aussennaht,  niemals  ver- 
wachsene, meist  sogar  etwas  lockere  Windungen,  fehlende  oder  beider- 
seits gefurchte  Dornen,  fast  immer  auch  durch  grössere  Breite,  als 
Höhe  der  Hülsen.  —  Auf  sonnigen,  krautigen  Hügeln  Siciliens  selten, 
z.  B.  um  Syracus!,  wohl  auch  im  Gebiete.  April,  Mai  O- 

(Fortsetzung  folgt.) 


28 

Rudolf  von  Uechtritzt 

Kudolf  V.  üechtritz,  durcli  lange  Jahre  ein  fleissiger  Mit- 
arbeiter unseres  Blattes,  ist  am  21.  November  in  Breslau  an  einer 
Gehirnhautentzündung  nach  dreiwöchentlichem  schwerem  Leiden  ge- 
storben. 

Rudolf  V.  üechtritz  wurde  am  31.  December  1838  in  Breslau 
geboren ,  als  einziger  Sohn  des  Premierlieutenants  a.  D.  Max  v. 
üechtritz,  eines  um  die  schlesische  Botanik  und  Entomologie  hoch- 
verdienten Mannes.  Rudolf  v.  üechtritz  absolvirte  in  Breslau  das 
Gymnasium  und  ging  nach  abgelegtem  Abiturientenexamen  Ostern 
1857  zum  üniversitätsstudium  über. 

Schon  als  Kind  hatte  der  Vater  ihm  die  Liebe  zu  den  Pflanzen 
eingeimpft,  die  er  späterhin  allerdings  wieder  niederdrücken  wollte, 
weil  sie  die  Gymnasialfortschritte  des  Sohnes  zu  hindern  schien. 
Aber  weder  Ermahnungen  noch  sehr  derbe  handgreifliche  Mittel 
vermochten  den  Trieb  zu  ersticken.  Vergebens  warf  der  Vater  des 
Sohnes  Pflanzen  ins  Feuer,  heimlich  wurden  neue  gesammelt  und 
getrocknet.  Nach  des  Vaters  zeitigem  Tode  trieb  üechtritz  dann  un- 
gestört seine  botanischen  Studien,  als  Mentor  diente  ihm  der  Regi- 
strator  Kabath,  Verfasser  einer  sehr  guten  Flora  von  Gleiwitz. 

Schon  als  Schüler  unternahm  üechtritz  grosse  botanische 
Sammelreisen;  1855  durchstreifte  er  während  der  Ferien  Mähren 
und  Böhmen,  1856  die  Karpathen  und  ihr  Vorterrain,  und  die  dama- 
ligen Jahrgänge  der  Oesterr.  botan.  Zeitschrift  zeugen  von  dem 
scharfen  Blick  des  beginnenden  Forschers,  der  zahlreiche  neue  Arten, 
z.  B.  Oxytropis  carpatica  bereits  scharf  unterschied.  1858  führte  ihn 
nach  der  Schweiz  und  durch  das  Vintschgau  nach  Tirol,  von  wo  er 
eine  enorme  Ausbeute  nach  Hause  brachte. 

Es  sollte  seine  letzte  grosse  Fahrt  gewesen  sein!  Ein  heftig 
auftretendes  Herzleiden  verhinderte  den  officiellen  Abschluss  seiner 
Studien  und  den  Eintritt  in  eine  öffentliche  Laufbahn,  um  so  fleis- 
siger aber  arbeitete  üechtritz  dafür  auf  privatem  Gebiete,  um 
sich  concentrirte  er  einen  Kreis  junger  Botaniker  —  von  denen  u.  A. 
heute  noch  wirken:  Professor  Dr.  Eng  1er  —  Breslau,  Professor 
Haussknecht  — Weimar,  Professor  Dr.  Sadebeck  —  Hamburg, 
der  Garteninspector  B.  Stein  —  Breslau  und  Heidenreich — Mün- 
ster, welche  unter  seiner  Führung  systematische  Botanik  trieben 
und  Schlesien  durchforschten.  Bis  zu  seinem  Tode  hielt  üechtritz 
diesen  botanischen  Cirkel  zusammen;  er  war  der  bleibende  Mittel- 
punkt, um  welchen  immer  neue  Mitglieder  sich  gruppirten.  Aus 
diesem  Kreise  ging  auch  der  „schlesische  botanische  Tausch  verein" 
hervor,  welcher  aus  kleinen  Anfängen  ein  Weltinstitut  wurde,  das 
heute  noch  unter  Leitung  des  Herrn  Dr.  Kugler  in  Hindelang  in 
Bayern  florirt. 

Die  botanischen  Funde  seiner  Freunde  publicirte  üechtritz, 
soweit    sie  Schlesien    betrafen,    jährlich    in    den  Verhandlungen   der 


29 

schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur,  meist  mit  ein- 
gehender Besprechung  aller  kritischen  Formen.  Für  seine  sonstigen 
Publicationen  pflegte  er  die  Oesterr.  botan,  Zeitschr.  als  Leiborgan 
zu  benutzen. 

Nächst  dem  Studium  schlesischer  und  deutscher  Pflanzen- 
formen waren  es  besonders  Orientalen  und  Spanier,  welche  ihn 
interessirten.  Erstere  erhielt  er  in  Mengen  durch  v.  Janka,  Pancic, 
Sintenis  und  Anderen,  letztere  vorzüglich  durch  Moritz  Winkler 
und  R.  Fritze,  welche  Spanien  und  Portugal  gemeinsam  durch- 
zogen. 

In  der  eingehendsten  "Weise  beschäftigte  sich  Uechtritz  mit 
der  Gattung  Hieracium,  als  deren  massgebendster  Kenner  (aller- 
dings nicht  vom  Nägeli'schen  Standpimkte)  er  in  den  letzten  Jahren 
galt.  Die  ungemein  reichhaltige  Formenzahl  der  Hieracien  des 
schlesischen  Riesengebirges  ist  durch  Uechtritz  fast  vollkommen 
erschlossen  worden. 

Seine  reichhaltigen  Vorarbeiten  zu  einer  Flora  Schlesiens  stellte 
Uechtritz  in  liberalster  Weise  dem  Herrn  Apotheker  Fick  in 
Hirschberg  zu  dessen  Flora  von  Schlesien  zur  Verfügung.  Er  arbei- 
tete mit  Fick  gemeinsam  fast  jede  schwierige  Gattung  durch,  so 
dass    das  Fick'sche  Werk    ganz   in  Uechtritz'  Geist   geh  alten  ist. 

Auch  sonst  war  Uechtritz  immer  bereit  seine  Zeit  und  seine 
Arbeitskraft  jedem  botanischen  Freunde  in  uneigennützigster  Weise 
zu  widmen,  mündlich  und  schriftlich  war  er  in  ausgiebigster  Weise 
Helfer  und  Berather,  sich  dabei  herzlichst  imd  in  neidloser  Weise 
der  Erfolge  freuend,  welche  Andere  durch  seine  Arbeit  erreichten. 
Es  hat  kaum  jemals  in  dieser  Hinsicht  einen  selbstloseren  Charakter 
gegeben  als  es  Rudolf  v.  Uechtritz  war.  Kindlich  reinen  Gemüthes 
glaubte  er  von  Jedem  nur  das  Beste  und  wusste  immer  nur  die 
Lichtseiten  seiner  Mitmenschen  hervorzuheben. 

Sein  grosses  Herbar,  über  1200  mächtige  Fascikel,  sowie  seine 
Bibliothek  und  den  literarischen  Nachlass  hatte  er  schon  1882  der 
Universität  Breslau  überwiesen  und  in  dem  eben  im  Bau  begriifenen 
botanischen  Museum  wird  das  Uechtritz'sche  Herbar  eine  dauernde 
Stätte  finden.  Durch  seinen  regen  Tauschverkehr  mit  fast  allen 
botanischen  Koryphäen  Europa's  und  Nordamerika's  hat  er  sein 
Herbar  zu  einem  Sammelschatze  von  Originalen  fast  aller  Autoren 
seiner  Zeit  gemacht. 

An  Uechtritz'  Grabe  trauert  eine  73jährige  Mutter,  welcher 
der  einzige,  so  früh  geschiedene  Sohn  ihr  Alles  war,  dem  sie  mit 
treuer  Mutterliebe  seine  jahrelangen  Leiden  zu  erleichtern  suchte 
und  an  seinen  Arbeiten  innigen  Antheil  nahm.  Möge  das  Bewusst- 
sein,  wie  zahlreiche  Freunde  ihren  Verlust  betrauern,  ihr  den  eige- 
nen Schmerz  erleichtern.  B.  Stein. 


30 


Literaturberichte. 


Bibliotheca  botanicn.    Abhandlungen   aus   dem  Gesammtgebiete  der  Botanik, 
Herausgegeben  von  Dr.  O.  Uhlworm  und  Dr.  F.  Haenlein.    Cassel. 
(Theodor  Fischer)  iS86.  —  Heft  Nr.  1.  Dr.  Heinrich  Schenck:  Verglei- 
chende Anatomie  der   submersen   Gewächse.  4".  67  pp.  mit  zehn 
Tafeln.    32  Mk.  -  Heft  Nr.  2.   Dr.  W.   Zopf:    Botanische    Untersu- 
chungen über   die  Gerbstoff-  und  Anthocyan-Behälter  der  Fu- 
raariaceen.  4°.  40  pp.  mit  drei  color.  Doppeltaf.  30  Mk. 
Unter  dem  Titel:  „Bibliotheca  botanica"  haben  die  genannten 
Herausgeber  ein  neues,  in  zwanglosen  Quartheften  erscheinendes  Organ 
für  wissenschaftliche  Botanik    gegründet.    Bisher    wurden  in  rascher 
Aufeinanderfolge    drei  Hefte  ausgegeben,    von  denen  wir  die  beiden 
ersten  hiemit  anzeigen.  Da  bereits  eine  Reihe  hervorragender  Forscher 

—  Kny,  Frank,  Kühn,  Leitgeb,  Ludwig,  Ress,  Russow, 
Vöchting  u.  a.  —  Beiträge  in  Aussicht  gestellt  haben,  so  ist  die 
Erwartung  berechtigt,  dass  die  „Bibliotheca  botanica"  sich  zu  einer 
Sammlung  gediegener  Originalarbeiten  aus  dem  Gesammtgebiet  der 
Botanik  gestalten  wird.  Der  Ladenpreis  ist  allerdings  ein  ziemlich 
hoher,  was  sich  aus  der  —  man  kann  es  ohne  Uebertreibung  sagen 

—  prächtigen  typographischen  Ausstattung  im  allgemeinen,  und  den 
vielen  grossen,  zum  Theil  farbigen  Tafeln  erklärt.  Indess  wird  die 
Acquisition  der  interessirenden  Abhandlungen  sei  es  von  Seite  der 
Privatgelehrten,  sei  es  von  jener  der  botanischen  Institute,  Gärten, 
Museen  etc.  dadurch  erleichtert,  dass  von  der  best-renommirten  Ver- 
lagsbuchhandlung jedes  Heft  einzeln  abgegeben  und  berechnet  wird. 

Im  ersten  Hefte  behandelt  Schenck:  die  Anatomie  der  sub- 
mersen Gewächse.  Obwohl  über  die  Organisation  und  Biologie  der 
Hydrophyten  bereits  mehrfache  Special  Untersuchungen  (u.  a.  auch 
eine  Arbeit  des  Verf.  ')  literarisch  verbucht  sind,  so  fehlte  es  bislaug 
noch  an  einer  zusammenfassenden  Darstellung  des  Gegenstandes.  Die 
vorliegende  Arbeit  bringt  nun  sowohl  von  einem  gemeinschaftlichen 
Gesichtspunkte  aus  betrachtend,  als  auch  im  Besonderen  erläuternd, 
den  anatomischen  Bau  der  submersen  Gefässpfianzen  zur  Anschauung. 
Sie  charakterisirt  die  morphologischen  Unterschiede  der  Wasserpflanzen 
und  Landpflanzen  und  sucht  die  festgestellten  Differenzen  lediglich 
auf  Grund  der  beobachteten  Thatsacheu  vom  physioloijisclien  und 
phylogenetischen  Gesichtspunkte  aus  zu  erklären.  Da  es  nicht  möglich 
ist,  die  zahlreichen  anatomischen  Details,  welche  im  Texte  angegeben 
und  durch  einhundert  sechs  und  sechzig  Figuren  auf  zehn  Quart- 
tafeln anschaulich  gemacht  werden,  in  einem  Referate  kurz  zu  resu- 
mireu,  so  beschränken  wir  uns  nur  auf  die  Mittheilung  der  Capitelüber- 
schriften  und  der  Genusuamen  der  untersuchten  Pflanzen.  I.  Abschnitt. 
Die  Blattstructur  der  submersen  Gewächse:  Gemeinsame  äussere  Merk- 
male der  Blätter;  Ausbildung  des  assimilirenden  Gewebes;  Mangel 
der  Dorsiventralität  im  Parenchym;  Geringe  Zahl  der  Parenchym- 
schichten;  Ausbildung  und  Chlorophyllgehalt  der  Epidermis;  Mangel 
der  Spaltöffnungen:  Wasserspalten;  Gradwandigkeit  der  Epidermis- 
zellen;  Blattleitbündel;  Mechanisches  System;  Mangel  von  Secretions- 

')  Die  Biologie  der  Wassergewächse.  Bonn  1885. 


31 

Organen;  Haarbilduno:eii ;  Tanüiutricliome;  Specielle  Beschreibung  der 
Klattstructuren.  — ■  IL  Absclmitt.  Die  Stammstructur  der  submerseu 
Gewächse:  Anordnung  der  Leitbündel ;  Mangel  des  secundären  Dicken- 
wachsthums;  Ausbildung  der  Gewebe,  —  III.  Abschnitt.  Die  Wurzel- 
structur  der  submersen  Gewächse:  Ausbildung  und  Bedeutung  des 
Wurzelsystems;  Wurzelhaare;  Kindenparenchym;  Schutzscheide;  Bau 
des  axilen  Leitbüudelstranges ;  Structuränderung  der  Wurzeln  von 
Ufer-  und  Landpflanzen  bei  submerser  Lebensweise.  IV.  Literatur- 
verzeichniss.  —  Die  näher  untersuchten  Pflanzen  gehören  folgenden 
Gattungen  an:  Aldrovmxdia  (1  Art),  AUsma  (2  Arten),  Bati^acMum  (1), 
Bulliarda  (1),  Callitriche  (2),  Ceratophi/llum  (1),  Cyniodocea  (1),  Ela- 
tine  (3),  Elodea  (1),  Hippuris  (1),  Hottonia  (1),  Hydrilla  (l),  Iso- 
etes  (I),  Lemna  (2),  Litorella  (1),  MyriophylluTn  (2),  Najas  (2), 
PepUs  (1),  Potamogeton  (9),  Ranuncidus  (3),  Utricularia  (2),  Vallis- 
neria  (1),  Zanichellia  (1),  Zostera  (2). 

Ina  zweiten  Hefte  behandelt  Zopf:  die  Gerbstoff-  und  An- 
thocy an-Behälter  der  Fumariaceen.  Bei  allen  untersuchten 
Vertretern  der  genannten  Familie  {Corydalis  cava,  pumila,  Halleri, 
ochroleuca,  lutea,  Diclytra  spectabilis,  fonnosa,  Adliimia  cirrhosa, 
Fumaria  officinalis,  muralis)  kommen  eigenthümliche,  gerbstoffreiche 
Idioblasten  vor.  Sie  wurden  in  den  verschiedensten  Organen  gefunden, 
im  Wurzelsystem,  in  den  Caulomen,  in  den  Nieder-Laub-Hochblättern 
und  in  allen  Blüthentheilen.  Sie  liegen  theils  im  primären  Grund- 
gewebsparenchym  (primäre  Idioblasten),  theils  in  den  durch  secundären 
Dickenzuwachs  entstandenen  Geweben  (secundäre  Idioblasten).  Verf. 
theilt  die  Morphologie,  Entwicklungsgeschichte  und  das  Vorkommen 
der  Idioblasten  bei  den  Fumariaceen  mit.  In  allen  Fällen  enthalten 
dieselben  reichliche  Mengen  von  Gerbsäure,  die  unter  normalen  Ver- 
hältnissen in  gelöstem  Zustande  vorkommt.  Die  Gerbstofflösung  lässt 
entweder  jede  Pigmentiruug  vermissen,  oder  sie  enthält  einen  gelben 
Farbstoff,  den  Verf.  als  „gelbes  Anthocyan"  bezeichnet,  oder  end- 
lich es  ist  ein  rothes  Pigment,  gewöhnliches  rothes  Anthocyan  vor- 
handen. Wie  entwicklungsgeschichtliche  Beobachtungen  und  Experi- 
mente lehrten,  scheint  die  Bildung  des  gelben  Anthocyan  vom  Lichte 
unabhängig  zu  sein,  während  sich  das  rothe  Anthocyan  im  Lichte 
aus  dem  gelben  bildet.  Das  Letztere  scheint  wieder  ein  farbloses  Vor- 
stadium zu  haben,  beziehungsweise  aus  einem  farblosen  Chromogen 
zu  entstehen.  Diese  Eotwicklungsreiho  gilt  für  die  Arten  der  Gattung 
Corydalis.  Bei  anderen  Fumariaceen  {Fumaria,  Diclytra)  fehlt  die 
Vorstufe  des  Anthocyangelb;  gleichwohl  bildet  sich  das  Anthocyan- 
roth  aus  einem  farblosen  Chromogen.  Da  das  extrahirte  Anthocyan- 
gelb durch  Säuren  roth  wird,  wobei  man  alle  jene  Zwischenfarben 
erhalten  kann,  die  bei  der  natürlichen  Umfärbuug  beobachtet  wurden, 
so  scheint  daraus  hervorzugehen,  dass  auch  in  der  lebenden  Pflanze 
die  früher  genannte  Umwandlung  des  gelben  Anthocyans  in  das  rothe 
durch  Säuren  bewirkt  wird.  —  Ausser  Gerbsäure  und  Farbstoffe  können 
die  Idioblasten  noch  Chlorophyll  und  Zucker  enthalten.  In  einem 
„Anhang"  werden  noch  zwei   andere  Pflanzen:    Pamassia  palustris 


32 

und  Parietaria  diffusa  besprochen,  bei  denen  ebenfalls  in  allen  Organen 
Gerbstoffidioblasten  gefunden  wurden,  welche  näher  charakterisirt 
werden.  Die  anatomischen  Details  sind  durch  zahlreiche,  elegant  aus- 
geführte Figuren  auf  drei  farbigen  Doppeltafeln  veranschaulicht. 

Burgerstein. 

Leunis   Dr.  J.   Synopsis   der   drei   Naturreiche.   Botanik    von   Dr.  A.  B. 

Frank,  3.  Band  specielle  Botanik,  Kryptogamen.  Hannover;  Hahn,  1886. 

8°.  675  Seiten  mit  176  Holzschnitten,    sammt  alphab.  Register  und  einem 

literarischen  Nachweiser  (117  Seiten). 
Wir  haben  die  ausserordentlichen  Vorzüge  der  Frank'schen 
Synopsis  schon  bei  Besprechung  des  1.  und  2.  Bandes  anerkennend 
hervorgehoben  und  vorausgesetzt,  dass  sich  auch  der  3,  Band  den  ersten 
ebenbürtig  an  die  Seite  stellen  werde,  unsere  Muthmassung  hat  sich 
im  vollen  Masse  bewahrheitet.  Der  3.  Band  vorliegenden  Werkes, 
welcher  den  viel  schwieriger  in  ein  einheitliches  Ganze  zu  bringen- 
den Theil  der  specielleu  Botanik,  die  Kryptogamen  enthält,  bietet 
einen  glänzenden  Abschluss  des  ganzen  Werkes.  Mit  besonderem 
Geschicke  gelang  es  dem  Verfasser,  den  Zweck  dieses  Bandes,  ein 
Bestimmungsbuch  für  alle  Kryptogamen  zu  sein,  zur  Geltung  zu 
bringen,  den  Stoff  übersichtlich  zu  s^ruppiren  und  durch  zahlreiche 
analytische  Tabellen  seiner  Absicht  Vorschub  zu  leisten.  Es  ist  auf 
diese  Art  ein  überaus  werthvolles  Compeudium  der  Syste- 
matik der  Kryptogamen  entstanden,  welches  in  derartigem 
Umfange  und  in  so  übersichtlicher  Form  noch  niemals 
geboten  wurde.  B. 

J.  &  E.  Dana,   the  American  Journal   of   science.    Vol.  XXXII.    nr.  184 

(April)  —   189  (September).    New  Haven    Conn.:   J.  et  E.  Dana  1886.  8«. 

Seite  241-246. 
Die  vorliegenden  Nummern  dieser  zahlreiche  höchst  werth- 
volle  geologische  und  petrographische  Abhandlungen  enthaltenden 
Zeitschrift  bieten  nur  wenig  Botanisches.  Ausser  zahlreichen  Kefe- 
raten  aus  der  kundigen  Hand  Asa  Gray's,  welche  den  hervorra- 
gendsten Erscheinungen  der  botanischen  Literatur  gewidmet  sind, 
findet  sich  nur  ein  aus  gleicher  Quelle  stammender  Nekrolog  auf 
Edw.  Tuckermann  und  von  Lester  F.  Ward  ein  Aufsatz  über 
die  Bestimmung  von  fossilen  Dikotyledonenblättern.  B. 

lieber  den  Ursprung-  der  Ackeruukräuter  und  der  RuderalHora  Deutsch- 
lands. I.  Inaugural- Dissertation  zur  Erlangung  der  Doctorwürde  von 
Franz  Hellwig  aus  Danzig.  8°  VI.  39  Seiten.  Leipzig.  Wilhelm  Engel- 
mann. 1886. 

Von  demselben.  IL  Specieller  Theil  über  den  Ursprung  der  Ackerun- 
kräuter und  der  Euderalflora  Deutschlands.  S  eparat -Abdruck  aus 
Engler,  Botanische  Jahrbücher  VII.  Band,  5.  Heft  1886.  Leipzig. 
Wilhelm  Engelmann. 

Nach  einigen  einleitenden  Worten  über  die  Begrenzung  des 
Gebietes  und  die  Theilung  desselben  durch  das  Eibgebiet  in  eine 
Ost-  und  Westhälfte  bespricht  der  Verfasser  die  Entstehung  der 
jetzigen  Flora,  von  welcher  der  bei  weitem  grösste  Theil  als  einge- 
wandert zu  betrachten  ist.  Weiters  werden  von  jenen  Arten,  die  das 
Heimathsrecht  schon  seit  Jahrtausenden  erlaugt  haben,  also  einhei- 


33 

miscli  sind,  jene  Pflanzeu  gesondert,  welche  erst  durch  Vermittlung 
des  Menschen  in  das  Gebiet  gelangten  und  demnach  die  gesammte 
Flora  in  eine  Flora  iudigeua  und  eine  Flora  advena  getheilt,  wovon 
letztere  wieder  in  Culturpflanzen,  Ackerunkräuter,  Kuderalpflauzeu, 
in  historischer  Zeit  eingewanderte  und  aus  Gärten  verwilderte  Pflanzen 
zerfällt.  Je  ein  tabellarisches  Yerzeichniss  der  vier  letzten  Gruppen 
umfasst  die  dazu  gehörigen  Pflanzen  mit  der  Angabe  der  Verbreitung 
im  Gebiete,  der  Heimath  und  auf  welchem  Wege  die  Pflanze  in  das 
Gebiet  gelangte.  —  Im  11.  Theil  werden  sämmtliche  Ackerunkräuter 
und  Kuderalpflanzen  Deutschlands  aufgeführt  mit  Berücksichtigung 
der  geographischen  Verbreitung  im  Allgemeinen,  wie  auch  der  Angabe 
aus  welchem  Laude,  auf  welche  Weise  und  zu  welcher  Zeit  die  Eiu- 
schleppung  der  nicht  einheimischen  Arten  vor  sich  ging.  Die  Aus- 
führungen des  Verfassers  sind  unter  Benützung  der  bisher  erschienenen 
einschlägigen  Literatur  gewissenhaft  zusammengestellt  und  geben 
uns  ein  möglichst  vollständiges  Bild  der  Ackerunkräuter  und  der 
Kuderalflora  Deutschlands.  J. 

Dr.  J.  Pancic.  Eine  neue  Conifere  iu  den  östlichen  Alpen. 

Es  ist  diess  die  vom  Autor  im  J.  1875  in  Serbien  entdeckte 
Pimcs  Omorika  Pancic,  welche  er  bereits  in  einem  zu  Belgrad  187G 
herausgegebenen  Aufsatze  ausführlich  beschrieben  hat.  Da  die  Frage, 
inwieferue  der  genannten  Conifere  das  Artenrecht  zuzuschreiben  sei, 
noch  nicht  endgiltig  gelöst  ist,  und  der  Autor  zur  Kenntniss  ge- 
langte, dass  dieselbe  Baumart,  eventuell  eine  ihr  sehr  ähnliche,  in 
neuester  Zeit  auch  in  anderen  Florengebieten  beobachtet  wurde, 
hielt  er  sich  für  verpflichtet,  seine  obenerwähnte  Publication  aber- 
mals in  Druck  legen  und  in  botanischen  Eji-eisen  verbreiten  zu  lassen, 
um  daher  den  Intentionen  des  geehrten  Forschers  zu  entsprechen, 
und  zur  Klarstellung  des  systematischen  Werthes  der  in  Bede  ste- 
henden Pinus  Anhaltspunkte  zu  bieten,  lassen  wir  hier  aus  obigem 
Werke  das  Wesentlichste  folgen:  Pinus  Omorika,  arbor  excelsa, 
coma  anguste  pyramidali,  ramis  brevibus,  subverticillatis,  superiori- 
bus  erectis,  mediis  horizontaliter  patentibus  ac  inferioribus  pendulis 
cum  apicibus  arcuatim  adscendeutibus,  ramulis  hirsutis,  foliis  soli- 
tariis,  rectis  aut  incurvis,  planiusculis,  nervo  utrinque  prominulo 
obsolete  tetragonis,  apice  acumiuatis,  acutis  aut  obtusis,  cum  apiculo 
cartilagiueo,  superiore  pagina  eximie  glaucis,  strobilis  sat  parvis 
oblongis,  iu  ramulis  variae  longitudinis  erectis,  horizontaliter  paten- 
tibus aut  pendulis,  squammis  a  basi  cuneata  subrotundis,  dorso  sub 
apice  striatis,  margine  eroso  deuticulatis,  bracteis  obovato  cuneatis, 
apice  deuticulatis,  sua  squarama  multo  brevioribus,  nuculis  parvis, 
obovatis,  ala  obovato-cuueata,  subobliqua,  margine  subintegra  triplo 
brevioribus.  Habitat  in  montosis  asperis  Serbiae  meridionali-occiduae: 
ad  Zaovina,  ubi  rara,  copiosior  ad  Crvena  Steua  supra  Rastiste  et  m. 
Janjac  supra  Stiila,  ab  indigenis  iudicata  in  viciniae  Bosniae  m.  Semece 
supra  Visegrad.  (Nach  einer  dem  Aufsatze  als  Anhang  beigefligten 
Notiz  kommt  die  Pinus  Omorika  auch  iu  Montenegro  vor.)  Als  nächste 

Oesterr.  bolau.  Zeitft'.iii;.  1.  ir«'ft   l>««;7  3 


34 

Verwandte  dieser  serbischen  Fichte  gilt  Pbws  Orientalis  L.  Als 
wesentlichste  Differential-Merkmale  der  Ersteren  werden  hervorge- 
hoben: der  höhere  Wuchs  und  die  in  Folge  der  kurzen  Aeste 
schlankere  Krone,  die  flachen  ausnahmsweise  auf  der  Oberseite  grau 
gefärbten  Nadeln,  die  kleinereu  Zapfen,  die  gezähnelten  Schuppen 
und  die  kleinen  Nüsschen.  Moritz  Pfihoda. 

Anales  de  la  Sociedad  Espanola  de  Historia  Natural.  Madrid  1886. 

Als  einziger  Artikel  botanischen  Inhaltes  ist  in  diesem  Jahr- 
gang enthalten:  Perez  Lara.  „Florula  G-aditana  seu  recensio  celer 
omnium  plantarum  in  provincia  Gaditana  hucusque  notarum,"  Obwohl 
über  die  Vegetations-Verhältnisse  der  Provinz  Cadix  durch  die  seit 
Tournef  ort  bis  in  die  neueste  Zeit  (zuletzt  durch  Willkomm  und 
Lange)  erschienenen  Floren  der  pyrenäischen  Halbinsel  schon  mehr- 
fach näheres  Licht  verbreitet  wurde,  so  stellte  sich  dennoch  —  da 
die  bezüglichen  Daten  in  verschiedenen  mehr  weniger  umfangreichen 
Werken  zerstreut,  oder  mit  allgemeinen  Notizen  über  die  iberische 
Flora  cumulirt  vorkommen,  das  Bedürfniss  einer  compendiösen  Special- 
Flora  der  erwähnten  Provinz  heraus.  Diesem  Bedürfnisse  zu  ent- 
sprechen ist  der  Zweck  obiger  Publication,  die  im  gegenwärtigen 
Jahreshefte  mit  einer  fachgemäss  gehaltenen  Einleitung  und  einer 
eingehenden  Bearbeitung  der  Sporophyten  (Filices  und  Equisetaceen) 
beginnt  und  nach  dem  Vorhandenen  zu  urtheilen,  viel  lustructives 
zu  bringen  verspricht.  Moritz  Pi-ihoda. 


Correspondenz. 

Wien,  16.  December  1886. 
Von  der,  von  mir  in  den  Verhandlungen  d.  k.  k.  zool.-botan. 
Gesellschaft  XXXV  (1885)  pag.  119,  extr.  pag.  61  besprochenen 
Bosa  glabrata  Vest.  wurden  im  Herbar  des  k.  k.  naturhistorischen 
Hofmuseums  prachtvolle  Originalexemplare,  und  zwar  im  Frucht- 
stadium, unter  den  Inserenda  aufgefunden,  welche  meine  Ausführun- 
gen vollinhaltlich  bestätigen.  Ebendaselbst  wurden  auch  die  Frucht- 
exemplare der  Rosa  Widfenii  Trattinick  aufgefunden,  nach  welchen 
Bosa  Wulfenii  Trattinik,  kugelige  bis  eiförmig-kugelige  Scheinfrüchte 
besitzt;  daher  auch  in  dieser  Hinsicht  die  von  mir  a.  a.  0.  pag. 
111  et  pag.  118  ausgesprochene  Ansicht  bestätigt  erscheint. 

Braun. 

Innsbruck,  am  15.  November  1886. 
Ein  Spaziergang  auf  die  Gufler  Schröfen  bei  Innsbruck  (Kalk, 
südlicher  Abhang  im  Innthal  ca.  1300  M.)  am  14.  November  ergab 
folgende  blühende  Pflanzenarten:  Campanula  glomerata  und  pusilla, 
Lotus  cornimdatus,  Centaitrea  Jacea,  Chrysanthetnum  Leucanthe- 
imon,    Teucritmi    Chamaedri/s ,    Hippocrepis  comosa ,  Helianthemum 


35 

vulgare,  Origanwn  vulgare,  Oeranium  Rohertianum,  Achülea  Mille- 
folium,  Leontodon  autumnale,  Scabiosa  Columbaria,  Clinopodunn 
vulgare,  Carduus  deßoratus,  Salvia  pratensis  (zwerghaft),  Anthyllis 
Vulneraria,  Ranunculus  acer  und  montanus,  G-entiana  venia  imd 
ciliata.  —  Macroglossa  stellatarum  fliegt  noch  ganz  lustig  umher.  — 
Meinem  Verzeichnisse  blühender  Pflanzen  vom  1.  d.  M.  wären  noch 
beizufügen:  Colchicum  autumnale,  Caltha  palustris  und  Gentiana 
acaulis  (Höttiuger  Alpe).  Dr.  Dalla  Torre. 

Mariaschein,  am  17.  November  1886. 
Eine  schöne  Entdeckung  wurde  heuer  in  Schweden  gemacht, 
indem  Herr  Lector  L.  M.  Neumaun  (Suudsvall)  F/o/a  alba  Besser, 
nebst  deren  Bastart  F.  Badensis  Wiesb,  (F.  hirtaXalba),  und  F. 
multicaulis  Jord.  (F  alba  X  odorata  Wiesb.)  daselbst  fand.  Exem- 
plare der  F.  alba,  die  ich  zur  Ansicht  erhielt,  stimmen  gut  übereiu 
mit  den  niederösterreichischen,  die  ich  hinwiederum  von  galizischeu 
(com.  Blocki)  nicht  zu  unterscheiden  vermag. 

J.  Wiesbaur  S.  J. 

Lemberg,  am  4.  December  1886. 

Meine  JRosa  Skoßtziana  von  Lemberg  darf  aus  diesem  Grunde 
für  eine  „Varietät"  der  R.  uncinella  Bess.  nicht  gedeutet  werden, 
weil  diese  letztere  nach  Besser  „flores  carneos"  besitzt,  während  bei 
R.  Skof.  die  Blumen  weiss  sind.  Die  Zugehörigkeit  der  R.  Skof. 
zu  R.  uncinella  Bess.  bestreite  ich  desto  entschiedener,  da  —  wie 
ich  mich  in  Folge  der  fleissigsten  und  durch  keine  Theorie  beeiuflussten 
Beobachtung  der  ostgaliz.  Rosen  in  der  Natur  fest  überzeugt  habe 
—  die  Blumenfarbe  bei  Rosen  ein  sehr  constantes  Merkmal  ist, 
ebenso  wie  die  Grestalt  und  die  Beschaffenheit  der  Blätter,  die  Gestalt 
und  Grösse  der  Frucht,  die  Beschaffenheit  der  Griffel,  die  Gestalt 
der  Stacheln,  die  Gestalt  und  Beschaffenheit  der  Kelchzipfel  etc. 
Auf  Grund  dessen  wage  ich  es  ganz  laut  zu  betonen,  —  obwohl  ich 
dadurch  mit  solchen  Autoritäten,  wie  v.  Borbäs  und  H.  Braun  in 
Widerspruch  gerathe,  —  dass  die  Gattung  Rosa  (wie  auch  Achillea, 
Festuca,  Hieracium  etc.)  im  höchsten  Grade  coiistante  uud  streng, 
wiewohl  diu'ch  sehr  enge  Grenzen  geschiedene  „Species"  aufweist, 
deren  Deutung  lediglich  aus  diesen  Grüüdeu  auf  so  grosse  Schwierig- 
keiten stösst,  weil:  1.  Die  Zahl  der  Arteu  enorm  gross  ist,  2.  die 
meisten  Arten  sehr  kleine  geographische  Areale  bewobnen  und  3.  — und 
diess  schlage  ich  besonders  hoch  au  —  die  Unterscheidungsmerkmale 
der  Arten  zwischen  sehr  engen  morphologischen  Grenzen  liegen, 
welcher  Umstand  für  den  Systematiker  desto  peinlicher  wird,  da  — 
wie  gesagt  —  in  der  Gattung  Rosa  ein  ungemein  grosser  Formen- 
reichthum  herrscht.  „Auf  die  Grösse  der  Unterschiede  kommt  es  — 
sagt  A.  Kern  er  —  überhaupt  gar  nicht  an,  sondern  vielmehr  auf 
die  Beständigkeit  und  die  Coustanz  der  Unterschiede.  Gruppen  von 
kleineren  Arten  unter  den  Begriff  einer  idealen  Art  zu  bringen, 
geht  nicht  an."  Br.  Biocki. 


36 

Brunn,  am  6.  December  1886. 
Dem  rühmlichst  bekannten  Veilchen-Kenner,  Herrn  Professor 
J.  B.  Wiesbaur,  der  die  Gewogenheit  hatte,  meine  Veilchen- 
Sammlung  zu  determiniren  und  zu  revidiren  und  deren  weiteres  Stu- 
dium an  frischen  Pflanzen  ich  mir  besonders  angelegen  sein  Hess, 
spreche  ich  an  dieser  Stelle  meinen  tiefgefühlten  Dank  aus  und  lasse 
im  Nachfolgenden  einige  interessante  Formen  folgen.  Als  neu  für  die 
Flora  Mährens  führe  ich  an:  Viola  montana  Flora  dauica  (F.  Rupii  Al- 
lioui)  a.  genuina  =  major  Wiesb,  Selten,  Eybnlcky  bei  Karthaus,  Ewa- 
nowitz,  Cinzendorf.  Die  Pflanzen  von  diesen  Standorten  sind  sehr 
schön  und  typisch  und  stimmen  ganz  mit  den  Pflanzen  die  Prof. 
Wiesbaur  von  Pressburg  und  Wien  au  bis  fast  an  den  Plattensee 
zu  beobachten  Gelegenheit  hatte,  überein,  während  die  Pflanzen  von 
Mariaschein  in  Böhmen  (Mittelgebirge)  von  diesen  abweichend  und 
sicher  keine  V.  montana  Fl.  dau.  =  F.  Rupii  All.  sind,  mit  welcher 
die  aus  der  Brünner  Gegend  gut  übereinstimmen.  Wiesbaur  in 
lit.  b.  minor  Wiesb.  Wald  hinter  der  Teufelsmühle  bei  Karthaus, 
Hobice  bei  Surein,  Rozdrojowitz.  F.  dubia  Wiesb.  Mordovna,  Mokrä 
hora,  Oreschin,  Raine  bei  Kohoutowitz,  Scbardicek.  F.  Merken- 
steinensis  Wiesb.  Rybnicky  bei  Karthaus,  Wd.  bei  Juudorf.  F.  süvatica 
X  arenaria  ßorky  nächst  Schimitz,  Hädyberg  bei  Obran,  Thal  bei 
den  Ziegelhütten  bei  Kromau.  F.  arophila  Wiesb.  Wald  hinter  Karthaus. 
F.  canina  X  silvatica  Kvetnice  bei  Tischnowitz.  ^ —  Bemerkenswerth 
ist  ferner  das  Vorkommen  der  F.  cyanea  Celak.  Um  Brunn: 
im  Augarteu,  hinter  dem  Friedhofe  nächst  des  Exercirplatzes,  im 
Schreibwalde  nächst  der  Steiumühle  (letztere  mit  Vorbehalt  des 
Studiums  an  lebenden  Pflanzen,  ob  nicht  zur  F  austriaca  Kern, 
gehörig) ,  bei  Gr.  Pawlitz  und  Kl.  ührau,  der  F.  stagnina  Kit.  ;iuf 
der  Holedrä  bei  Juudorf  und  der  F.  pumila  Chaix.  bei  Kl,  Hostihrä- 
dek,  Lundenburg  und  Alteumarkt,  F.  arenaria  DC.  var.  rupestris 
Schluchten  bei  Malomieritz,  Hädyberg  und  Hügeln  bei  Obran,  var. 
violacea  Borky  und  Hügel  bei  Schimitz  etc.  var.  lilacina  Set.  Anton 
mit  der  Vorigen.  Im  Ganzen  zehn  interessante  Novitäten,  mit 
Einschluss  der  Varietäten  für  die  Flora  Mährens. 

Dr.   Form  an  ek. 


Personalnotizen. 

—  Dr.  Albert  Wigaud's  Biographie,  verfasst  von  Dr.  Den- 
nert,  brachte  die  „Flora"  in  Nr.  34  des  vorigen  Jahres,  und  einen 
Nekrolog,  geschrieben  von  Dr.  F.  G.  Kohl,  das  „Botanische  Ceutral- 
blatt"  1886.  Nr.  50. 

—  Franz  Maly,  Hofgarten-Inspector  in  Wien,  wurde  von  der 
Royal  Horticultural  Society  in  London  zum  corr.  Mitgliede  ernannt. 


37 

—  Dr.  M.  Büsgeu  hat  sich  au  der  Universität  Jena  für  Bo- 
tanik habilitirt. 

—  Dr.    Friedrich    Oltmanns    hat  sich  au   der  Universität 
Rostock  für  Botauik  habilitirt. 

—  Ed.  Lamy   de   la  Chapelle  ist  am  23.  September  v.  J. 
in  Limoges  gestorbeu. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmung^en. 

—  In  einer  Sitzimg  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Wien,  am  21.  October  1886  übersandte  Prof.  A. 
Weiss  eine  Arbeit  des  Assistenten  des  k.  k.  pflanzeuphysiologischeu 
Institutes  der  deutschen  Universität  in  Prag  Herrn  F.  Eoiuitzer: 
„Ueber  Hydrocarotin  und  Carotin".  In  derselben  wird  gezeigt, 
dass  das  Hydrocarotin  uicht  identisch  ist  mit  Phytosterin,  wie  diess 
jüngst  Arnaud  angegeben  hat,  sondern  sich  in  seinen  Eigenschaften 
am  meisten  dem  Cholestol  oder  Cupreol  nähert,  ohne  aber  mit  einem 
der  bisher  bekanuteu  Cholesterine  völlig  identisch  zu  sein.  Weiters  wird 
angegeben,  dass  das  Tribromhydrocarotin  sich  zwar  nicht  so,  wie  es 
seinerzeit  Husemauu  meinte,  in  Carotin  überführen  lässt,  aber 
wahrscheinlich  dennoch  Carotiu  und  Hydrocarotin  zu  einander,  so  wie 
auch  zum  Chlorophyllfarbstoff  in  näherer  Beziehung  stehen,  und  dass 
das  Solanorubin  Millardet's  mit  Carotin  identisch  ist.  Endlich  wird 
als  sehr  wahrscheinlich  hingestellt,  dass  die  Cholesterine  nicht  so, 
wie  es  bisher  angenommen  wird,  mit  einander  isomer  sind,  sondern 
zwei  homologe  Reihen  bilden,  deren  eine  die  rechtsdrehenden,  deren 
andere  die  linksdreheuden  Cholesterine  in  sich  begreift. 

—  Monats-Versammlung  der  k.  k.  zoologisch-botanischen 
Gesellschaft  in  Wien  am  1.  December  1886.  Die  Besprechungen 
botanischer  Gegenstände  leitete  der  Vereins-Secretär,  Herr  Dr.  R.  v. 
Wettstein,  mit  der  Bekanntmachung  ein,  dass  die  bisher  probeweise 
abgehaltenen  Discussions-Abende  (zumZwecke  der  Erzielung  eines 
regeren  botanischen  Verkehres  der  Gesellschafts-Mitglieder)  nunmehr 
definitiv  eingeführt  und  an  Freitagen  (6  Uhr  Abends)  im  Vereins- 
locale  stattfinden  werden.  — Hierauf  sprach  Herr  Dr.  Günther  Beck 
über  die  Bildung  von  Hormogouien  bei  Rivularieu,  und  erweiterte 
das  diessfalls  von  De  Bary  15ekanntgemachte  durch  seine  eigenen 
Beobachtungen  an  Glocotriclüa.  —  Herr  Dr.  H.  Molisch  wusste 
das  Interesse  der  Anwesenden  durch  die  Demonstration  einer  seiner 
neuen  Entdeckimgeu  zu  fesseln,  nämlich  eines  zu  Untersuchungen 
über  den  Hydrotropismus  der  Pflanzenwurzeln  dienenden  Apparates, 
wobei  er  auf  das  Charakteristische  des  gedachten  physiologischen 
Phänomens  näher  einging.  —  Herr  Dr.  M.  Kronfeld  erklärte  an 
einem  Rhizom  von  Napliar  luteum,  von  ungewöhnlicher  Grösse,  den 
eigenthümlichen  morphologischen  Bau,  welchen  die  Rhizome  dieser 
Pflanzenart   wahrnehmen   lassen.    —   Zum  Schlüsse  berichtete  Herr 


38 

Dr.  R.  V.  Wettsteiu  über  mehrere  von  ihm  entdeckte  Pilze, 
von  denen  die  nachbenaunten  zwei  besonders  hervorgehoben  zu  wer- 
den verdienen,  nämlich  ein  in  morphologischer  Hinsicht  höchst  in- 
teressanter Irpex  (/.  anomalus)  und  eine  neue  Sclerotina  {S.  Ker- 
7ieri),  die  der  Vortragende  als  die  Ursache  einer  bei  Tannen  vor- 
kommenden teratologischen  Entartung  bezeichnete.     M.  Prihoda. 

—  Preisaufgaben.  Der  Redaction  der  Botan.  Jahrbücher 
stehen  1000  Mark  zur  Honorirung  von  Preisarbeiteu,  welche  in  den 
Botanischen  Jahrbüchern  gedruckt  werden  sollen,  zur  Verfügung. 
Um  einzelne  Botaniker  zu  grösserer  Vertiefung  in  die  Aufgaben  der 
Systematik  und  Pflanzengeographie  zu  veranlassen,  sind  folgende 
Preise  ausgesetzt  worden.  I.  Ein  Preis  von  M.  400  für  eine  Mono- 
graphie der  Gattung  Banunculus.  Die  Redaction  wünscht  eine  ver- 
gleichende, jedoch  nicht  zu  breite  Darstellung  der  morphologischen 
Verhältnisse,  sodann  eine  eingehende  Besprechung  der  Beziehungen 
zwischen  den  einzelnen  Gruppen  der  Gattung  zu  einander,  eine  aus- 
führliche Begründung  der  systematischen  Eintheilung  und  eine  genaue 
Darstellung  der  geographischen  Verbreitung  als  ersten  Theil  der 
Arbeit,  in  deutscher  Sprache.  Der  zweite  Theil  soll  eine  möglichst 
präcise  Charakteristik  der  Arten,  Unterarten,  Varietäten  und  Formen 
in  lateinischer  Sprache  enthalten.  Die  dazu  gehörenden  Erläuterun- 
gen und  die  Angaben  über  geographische  Verbreitung,  welche  nach 
natürlichen,  nicht  nach  politischen  Gebieten  geordnet  sein  müssen, 
sollen  in  deutscher  Sprache  geschrieben  sein.  Gewünscht  wird  auch 
eine  möglichst  vollständige,  bildliche  Darstellung  der  Früchte  aller 
Arten,  welche  bei  dieser  Gattung  leicht  auf  2  —  3  Tafeln  zu  geben 
ist.  —  II.  Ein  Preis  von  M.  300  für  eine  Monographie  der  Gattung 
Draha.  Für  diese  Arbeit  gelten  dieselben  Anforderungen  wie  für  die 
erste.  —  III.  Ein  Preis  von  M.  300  für  eine  kritische  Revision  der 
fossilen  Formen  von  Quercus.  Bei  dieser  Arbeit  wird  es  sich  zunächst 
um  ein  eingehendes  Studium  der  Blattformeu  und  der  Nervatur  bei 
den  in  der  Gegenwart  vertretenen  Gruppen  von  Quercus,  sowie  bei 
den  verwandten  Gattungen  handeln.  Sodann  soll  entschieden  werden, 
in  wie  weit  sich  mit  Sicherheit  die  bis  jetzt  als  Quercus  beschrie- 
benen Reste  als  zu  dieser  Gattung  gehörig,  erweisen  und  in  wie  weit 
auch  eine  Bestimmung  der  Section,  welcher  sie  zugehören,  möglich 
ist.  Wenn  sich  nach  dieser  Richtung  hin  zuverlässige  Resultate  er- 
geben, wird  es  sich  empfehlen,  die  Verbreitung  der  fossilen  Quercus 
in  Verbindung  mit  den  jetzt  lebenden  Formen  zu  behandeln;  es  wird 
sich  hierbei  mehr  um  die  Typen  oder  Sippen,  als  um  die  einzelnen 
Arten  handeln.  —  Abhandlungen,  welche  eines  dieser  Themata  be- 
handeln, sind  bis  1.  October  1888  an  den  Unterzeichneten  einzulie- 
fern. Derselbe  behält  sich  vor,  zur  Beurtheilung  andere  sachver- 
ständige Botaniker  heranzuziehen.  Erfolgt  keine  Einlieferung  bis  zu 
dem  angegebenen  Termin,  so  wird  der  Termin  der  Ablieferung  um 
ein  Jahr  verlängert.  Der  Umfang  der  Arbeiten  darf  10 — 18  Druck- 
bogen im  Format  der  Botan.  Jahrbücher  erreichen.  Die  Arbeiten, 
welchen  der  Preis  zuerkannt  ist,  werden  in  den  Botan.  Jahrbüchern 


39 

gedmckt;  es  wird  Sorge  getragen,  dass  jede  Monographie  im  Zusam- 
menhang gedruckt  wird.  Ausser  dem  ausgesetzton  Preis  wird  kein 
weiteres  Honorar  gezahlt,  jedoch  erhält  der  Autor  15  Separatabzüge 
gratis.  A.  Engler. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Felsmanu  mit  Pflan- 
zen aus  Schlesien.  —  Von  Herrn  Steininger  mit  Pflanzen  aus 
Oherösterreich.  —  Von  Herrn  Keller  mit  Pflanzen  aus  Nieder- 
österreich.   —    Von  Fräulein  Boresch  mit  Pflanzen  aus  Böhmen. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren  Schiri  und  Dr. 
Pancic. 

Vorräthig:  (B.)  =  Böhmen,  (Bd.)  =  Baden,  (Br.)  =^  Berlin, 
(Cr.)  =  Croatien,  (P.)  =  Frankreich,  (G.)  =  Galizien,  (I.)  = 
Istrien,  (Kr.)  =  Krain,  (M.)  =  Mähren,  (Mk.)  =  Mecklenburg, 
(NOe.)  =  Niederösterreich,  (OOe.)  =  Oberösterreich,  (P.)  =-  Polen, 
(Pm.)  =  Pommern,  (Pz.)  =  Pinzgau,  (E.)  ==  Rügen,  (Sb.)  =  Sieben- 
bürgen, (Sl.)  =  Schlesien,  (St.)  =  Steiermark,  (Sz.)  =  Schweiz, 
(Th.)  =  Thüringen,   (ü.)  =  Ungarn,  (W.)  =  Westfalen. 

Holosteum  umbellatum  (Sl.,  U.),  Homogyne  alpina  (OOe.,  St.), 
discolor  (OOe.),  silvestris  (Kr.,  St.),  Hordeum  secalimmi  (Th.),  Zeo-- 
criton  (B.,  U.),  Hortninimi  pyrenaicuni  (Pz.),  Hottonia  palustris 
(OOe.,  Pra.,  W.),  Hutchinsia  alpina  (NOe.,  OOe.),  petraea  (NOe.), 
HyacintheUa  leucophaea  (Sb.),  Hyosciamus  niger  (B.,  NOe.,  P.),  Hy- 
pericum elodes  (W.),  hirsutum  (Th.,  IT.),  perforatum  (OOe.,  P.),  te- 
trapterum  (B.),  wnhellatum  (Sb.),  veronense  (SL),  HypocJweris  glahra 
(M.),  radicata  (P.),  Hyssopus  officinalis  (NOe.),  Jasione  montana 
(U.),  peremiis  (Bd.,  Elsass),  Iberis  Villarsii  (F.),  lllecehrvm  verticil- 
latum  (SL,  W.),  Impatiens  parviflora  (Br.,  OOe.),  Inula  britanica 
(B.,  ü.),  Conyza  (B.),  ensifolia  (Gr.,  U.),  graveolens  (L),  Helenimn 
(M.),  hirta  (Gr.,  IT.),  Oculus  Christi  (ßOe.),  salicina  {JJ .),  salicinaX 
ensifolia  (G.),  squarrosa  (Cr.),  Iris  arenaria  (U.),  graminea  (M., 
Sb.,  ü.),  Pseudacorus  (M.,  OOe.),  pumila  (NOe.),  sibirica  (Br.,  OOe.), 
spuria  (F.),  Isatis  tinctoria  (NOe.,  St.,  T.),  Isnardia  palustris  (Bd., 
Ü.),  Isopyrum  thalictroides  (M.,  NOe.,  ü.),  Juncus  alpinus  [F.,  Pz.), 
arnassensis  (F.),  balticus  (R.),  bufonius  (B.,  NOe.,  St.),  buf.  f.  ex- 
altata  (U.),  capitatus  (P.,  W.),  compressus  (B.,  T.,  ü.),  ßliformis 
(B.,  Pz.,  SL),  Gerardi  (Mk.,  U.),  glaucus  (Br.,  P.),  Ilostii  (Kärnten, 
Sz,),  lamprocarpus  (ß.),  maritimus  (R.),  obtusiflorus  (Br.),  panicu- 
latus  (Gr.),  sphaerocarpus  (NOe.,  IT.),  squarrosus  (OOe.,  Vogesen), 
supinus  (B.,  P.),  Tenageia  (Br.,  Mk.),  temiis  (Sachsen),  idiginosus 
(Mk.),  Juniperus  macrocarpa  (L),  Sabina  (Pz.,  Sz.),  Kernera  saxa- 
tilis  (OOe.),  Kochia  arenaria  (M.,  NOe.,  U.),  sedoidcs  (U.),  Koderia 
cristata  (Br.,  NOe.),  glauca  (Br.),  Lactuca  nmralis  (F.,  00c.),  Sca- 
riola  (B.,  P.),  Lagurus  ovatus  (St.),  Lamium  album  (B.,  NOe.),  am- 


40 

plexicaule  (B.,  SL),  incisum  (Pm.),  Orvala  (Kr.),  purpureum  (Sl.), 
Lappa  macrosperma  (G.),  major  (SL),  minor  (SL),  Larix  euro- 
paea  (St.). 

Obige    Arten    können   nach    beliebiger  Auswahl    im    Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)  abgegeben  werden. 

Inserate. 

Einladung  zur  Pränumeration 

auf  den  XXXVII.  Jahrgang  (1887) 

der 

Oesterreichischen 

Botanisehen  Zeitselirift. 

(OesleiT.  l)olan.  Woclienblall.) 


Auf  die  „Oesterreichische  botanische  Zeitschrift",  welche  von  dem 
hohen  k.  k.  österreichischen  und  dem  hohen  k.  ungarischen 
Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht  den  Mittelschulen 
empfohlen  wurde,  pränumerirt  man  mit  8  fl.  österr.  W.  (16  R.  Mark) 
auf  den  ganzen  Jahrgang  oder  mit  4  fl.  österr.  W.  (8  R.  Mark)  auf 
einen  Semester  und  zwar  auf  Exemplare,  die  frei  durch  die  Post 
bezogen  werden  sollen,  nur  bei  der  Redaction:  Wien,  IV.  Mühl- 
gasse Nr.  1. 

Alle  Buchhandlungen  des  In-  und  Auslandes  nehmen  ebenfalls 
Pränumerationen  an.  Die  Versendung  an  die  Buchhandlungen  hat  die 
Verlagshandlung  C.  Gerold's  Sohn  in  Wien  übernommen. 

Von  den  bereits  erschienenen  Jahrgängen  können  noch  voll- 
ständige Exemplare  gegen  nachfolgende  Preise  bezogen  werden: 
2.  und  3.  Jahrgang  zu  1  fl.  (2  R.  Mark)  —  9.  bis  22.  Jahrgang  zu 
2  fl.  (4  R.  Mark)  -  23.  bis  35.  Jahrgang  zu  5  fl.  (10  R.  Mark)  — 
36.  Jahrgang  8  fl.  (16  R.  Mark).  Bei  Abnahme  sämmtlicher  Jahrgänge 
von  der  Redaction,  20  Procent  Nachlass. 

Einzelne  Hefte  können  nur  vom  laufenden  und  letztvergange- 
nen Jahrgange  abgegeben  werden. 

Von  den  bisher  erschienenen  34  Porträts  der  „Gallerie  öster- 
reichischer Botaniker"  können  einzelne  Exemplare  ä  50  kr.  (1  R.-Mark) 


al)gegeben  werden. 


Skofitz. 

{IV.  Mühlgasse  Nr.  1.) 


Redacleui-  und  Ileiausgeber  Dr.  Alexander  Skofitz.  -     Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn, 

C.  Ueborreuter'sehe  Buclidruclcerei  (M.  Salzer)  in  Wien. 


Oesterreichische 

Botanisclie  Zeitsclirift 

Die  österreichische  ^-^  Exemplare 

botanische    Zeitschrift  V_^X*2*cilTL  die  frei  durch  die  Postbe- 

erschoint  '^  zogen  werden  sollten,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  ..  Mos   bei    der  KeiLaction 

Man  pränumerift  auf  selbe  '^'  (iv.  Bez.,  3fü7iii/(is.ii:.  Nr.  i) 

mit  8  11.  Ost.  W.  ,,                 1      r%  •■                         ^"  präiiumenien. 

(ji!  R.  Mark)         RntriiiiK  unfi  Bnt^niiKßr  i™  ^^«&''  "^e« 

ganzjährig,    oder   mit  ÖWiailllV     UHU      DU  lailllVCI  .  Buchhandels    (Ibernimmt 

4  fl.  Ost.  W.  (S  R.  Mark)  Pränumeration 

halbjährig.  -»tt.*-  q^  Gerold's  Sohn 

Inserate  in  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  HT—     9  sowie  alle  übrigen 

15  kr.  öst.  W.  i^  —     ö.  Buchhandlungen. 

XXXYII.  Jahrgang.  WIEN.  Februar  1887. 

INHALT:  Zur  Frage  „vom  srünfaulcn  Hulze".  Von  Zukal.  -  Alyfsum  perdurans.  Von  Ulle- 
pitsch.  —  Ursachen  der  Haarbildung.  Von  Krasan.  —  Rhamni  Hungariae.  Von  Dr.  Borbäs.  — 
ßergalgenflora  Böhmens.  Von  Dr.  Hansgirg.  —  Teratologisches.  Von  Dr.  Formänek.  —  Zur 
Flora  von  Pondichery.  Von  Heimerl.  —  Flora  des  Etua.  Von  Strobl.  -■  Literaturberichte.— 
Torrespondenz.  Von  Wolo  szczak ,  Formänek,  Blocki,  Borbäs,  Ullepitsch,  Jenssen- 
Tusch.  — Personalnotizen.  —  Vereine.  Anstalten,  Unternehmungen.  —  Botanischer  Tauschverein. 
—  Inserate. 

Zur  Frage  „vom  grünfaulen  Holze^'. 

Von  Hugo  Zukal. 

In  feucliten  Wäkleru  triift  man  nicht  selten  faule  Stöcke,  deren 
Holz  auf  weite  Strecken  hin  grün  gefärbt  ist. 

Besonders  häufig  zeigen  diese  Erscheinung  die  herabgeworfenen 
Aeste  von  Buchen,  Eichen  und  Birken. 

Der  Erste,  welcher  diese  Grüufäule  des  Holzes  etwas  näher 
untersuchte,  war  der  deutsche  Botaniker  Gümbel.  (Siehe  „Flora" 
1858,  p.  113).  Er  ging  dabei  von  der  Vermuthung  aus,  dass  die 
Grüufärbung  und  Fäulniss  des  Holzes  von  einem  Pilz  verursacht 
werde.  Allein  er  konnte  trotz  der  grössten  Sorgfalt  in  dem  ihm  zu 
Gebote  stehenden  Material  kein  Mycel  entdecken.  Dafür  untersuchte 
er  den  Farbstoff  chemisch  und  kam  zu  dem  Kesultat:  „dass  die  grüne 
Färbung  der  faulenden  Hölzer  von  einem  eigenthümlichen,  den  Humus- 
substanzen analogen  saurem  Stoffe  herrühre",  für  welchen  er  den 
Namen  Joxylinsäure  in  Vorschlag  bringt.  In  demselben  Jahre,  näm- 
lich 1858,  erörtert  auch  Blej  die  chemische  Seite  der  Grünfäule 
des  Holzes,  ohne  indessen  etwas  wesentlich  Neues  zu  bringen. 

(Siehe  Bley,  Archiv  der  Pharmacie  1858). 

1863  publicirt  M.  Fordos  in  den  Comptes  Kendus  Acad. 
d.  Sc.  Paris  Tom  57.  p.  51  eine  mit  grossen  Mitteln  durchgeführte 
Arbeit  über  dieselbe  Frage,  erwähnt  aber  seine  Vorgänger  Gümbel 
und  Bley  nicht,  doch  fand  auch  er,  dass  der  Farbstoff  des  grünfauleu 
Holzes  sich  wie  eine  Pflanzeniiäure  verhalte,  und  nennt  ihn  deshalb 
Acidum  xylochloricum. 

Oesterr.  botan.  Zeit.-^clirift.  U.  Heft  18S7.  4- 


42 

Er  entdeckte  ferner  die  wichtige  Thatsache,  dass  sich  der 
genannte  Farbstoff  mit  Chloroform  leicht  aus  dem  Holz  extrahi- 
ren  lässt. 

Im  Uebrigen  ist  Eordos  der  Ansicht,  dass  das  Acidum  xylo- 
chloricum  ein  directes  Produkt  der  Verwesung  des  Holzes  sei  und 
sich  nicht  auf  Pilze  zurückführen  lasse. 

Zwei  Jahre  später  bestätigt  Rommier  Fordos'  Angaben  und 
erweitert  dieselben,  indem  er  in  dem  grünfaulen  Holze  ausser  dem 
Fordos'schen  Farbstoffe  noch  eine  zweite  blaugrüne  Materie,  das 
Xylindeiu  nachweist,  welche  sich  in  vielen  Eigenschaften,  namentlich 
in  ihren  Löslichkeitsverhältnissen,  wesentlich  von  dem  Acidum  xylo- 
chloricum  Ford,  unterscheidet.  (Siehe  Compt.  Rend.  Acad.  d.  Sc. 
Paris  1868  T.  66  p.  108.  Rommier.  Sur  une  nouvelle  matiere  colo- 
rante  appelee  Xylindeine  et  extraite  de  certains  bois  mort.)  Die 
Frage,  ob  die  Farbstoffe  des  grünfaulen  Holzes  von  einem  Pilze 
herrühren  oder  nicht,  überlässt  er  den  Botanikern,  doch  fügt  er  hinzu, 
dass  im  Innern  des  Holzes  häufig  grüne,  rosenkranzförmig  aneinan- 
dergereihte Kügelchen  gefunden  werden,  welche  sich  im  Chloroform 
lösen  und  die  möglicher  Weise  einem  Pilz  angehören. 

Neun  Jahre  nach  der  eben  erwähnten  Arbeit  also  1877  fand 
Prillieux  ebenfalls  amorphe  blaugrüue  Massen  im  Innern  der  Zellen 
der  faulen  Hölzer.  Doch  coustatirt  er,  dass  der  Farbstoff  weitaus  in 
den  meisten  Fällen  in  den  Zellwänden  und  nur  ausnahmsweise  ins 
Innere  der  Zellen  abgelagert  wird.  Prillieux  hat  den  Farbstoff  auch 
in  optischer  Beziehung  untersucht  und  dabei  gefunden,  dass  derselbe 
sehr  schwach  in  einem  braungelben  Farbenton  fluorescire.  Ferner 
coustatirt  er,  dass  das  Absorptionsspectrura  des  Farbstoffes  (in  der 
Chloroformlösung)  zwei  Absorptionsstreifen  in  Roth  und  Orange  zeige, 
im  Uebrigen  aber  von  dem  Absorptionsspectrum  des  Chlorophyll 
bedeutend  differire. 

In  Bezug  auf  die  Entstehung  des  Farbstoffes  theilt  er  die  An- 
sichten seiner  Vorgänger  Gümbel,  Bley  und  Fordos. 

(Siehe  Prillieux.  Bull.  Soc.  Bot.  d.  France.  T.  24.  1877). 

Wenn  Prillieux  zu  dem  Schluss  kommt,  dass  der  Farbstoff 
des  grüufaulen  Holzes  nicht  von  einem  Pilze  herrühren  könne,  so 
vertritt  Coruu  auf  Grund  seiner  eigenen  Untersuchungen  und  der- 
jenigen Tulasne's  den  über  Chlorosplenium  aeruginosum  D.  Not. 
entgegengesetzten  Staudpunkt. 

(Siehe  Cornu  Bull.  Soc.  Bot.  d.  France  1877  und  Tulasne. 
Carp.  m  p.  188). 

Doch  muss  er  allerdings  zugeben,  dass  häufig  grünfaules  Holz 
vorkommt,  in  dem  auf  weite  Strecken  hin  keine  Spur  eines  gefärbten 
oder  ungefärbten  Mycels  aufgefunden  werden  kann.  Cornu  erklärt 
aber  diese  Thatsache  mit  der  Annahme,  dass  das  Mycel  der  Peziza 
aeruginosa  {Chlorosplenium  aeruginosum)  sehr  vergänglich  sei,  vor 
dem  Verschwinden  indess  das  Holz  dauernd  grün  färbe. 

In  neuester  Zeit  gibt  de  Bary  auf  p.  15  seiner  „Vergleichenden 
Morphologie  und  Biologie  der  Pilze"  eine  lichtvolle  Darstellung  der 


43 

ganzen  Streitfrage,    ohne  sich  zu  Gunsten   der    einen    oder   anderen 
Ansicht  auszusprechen. 

Aus  dieser  dürftigen  Skizze  erhellt,  dass  sich  gegenwärtig  in 
Bezug  auf  die  Frage  über  die  Grünfäule  des  Holzes  zwei  vollkommen 
gleichberechtigte  Ansichten  gegenüberstehen. 

Nach  der  einen  Anschauung  ist  der  Farbstoff  ein  Produkt  der 
Holzzersetzung  und  die  Peziza  aeruginosa  ist  ursprünglich  rein  weiss. 
Da  sie  aber  ausschliesslich  auf  dem  grünfaulen  Holz  vegetirt,  so 
nimmt  sie  den  Farbstoff  aus  ihrem  Substrate  auf  und  erlangt  nach 
und  nach  ihre  charakteristische  Färbung. 

Nach  der  andern  Ansicht  hingegen  gehört  der  Farbstoff  der 
Peziza  aeruginosa  ursprünglich  eigenthümlich  an  und  diffundirt  nur 
nach  dem  Zugrundegehen  ihres  sehr  ephemeren  Mycels  in  das  faule 
Holz  hinüber,  um  es  dauernd  grün  zu  färben. 

Die  folgende  Mittheilung  bezweckt  durchaus  nicht  die  Beendi- 
gung der  ganzen  Discussion;  sie  will  nur  ein  kleines  Gewichtchen 
auf  die  eine  Wagschale  werfen,  wodurch  dann  allerdings  das  Gleich- 
gewicht zu  Gunsten  der  zuletzt  erwähnten  Anschauung  gestört 
werden  dürfte. 


Im  heurigen  Frühling  trat  an  den  Böschungen  waldiger  Hohl- 
wege in  der  Umgebung  von  Wien  (z.  B.  auf  dem  steilen  Wege  vom 
Dornbacher  Park  zum  Hameau)  eine  winzige,  grüne  Peziza  auf,  die 
sich  bei  näherer  Untersuchung  als  Pseudopeziza  Jungermanniae  Fuck. 
Symb.  p.  291  —  Peziza  Jungermanniae  Neos  System  H  p.  144 
erwies.  Die  0*5  —  3  Mm.  messenden  Scheibchen  sassen  gewöhnlich 
auf  der  Junget^mannia  bicuspidata  aber  auch  vereinzelt  auf  der 
blossen  Erde. 

Sie  erschienen  dem  unbewaffneten  Auge  dunkelgrün,  unter  dem 
Mikroskop  jedoch  prachtvoll  blaugrün. 

Besonders  intensiv  war  die  Färbung  an  der  Aussenseite  der 
Schüsselchen,  wo  die  Paraphysen,  dicht  aneinander  gedrängt,  eine 
Art   von  Hautschicht    bilden    und  an    dem    basalen  Hypheugeflecht. 

Die  Schläuche  sind  an  der  Basis  weniger  stark  gefärbt  als 
oben.  km.  schwächsten  tiugirt  erscheinen  die  reifen  Sporen. 

Schwierig  ist  die  Frage  zu  beantworten,  wo  eigentlich  der 
Farbstoff  haftet,  ob  an  der  Membran  oder  dem  Protoplasma  oder 
dem  Zellsaft  oder  eventuell  an  allen  diesen  Zelltheilen. 

Deutlich  ist  nur  die  Zellwand  gefärbt.  Man  kann  indessen  in 
jungen  Schläuchen,  in  denen  eben  erst  die  Sporen  angelegt  werden, 
sehen,  dass  die  Tionnungsliuien  zwischen  den  einzelneu  Protoplas- 
maportionen (den  zukünftigen  Sporen)  bedeutend  dunkler  grün  gefärbt 
sind,  als  die  übrige  Plasmamasse.  Aus  dieser  Beobachtung,  sowie 
aus  der  directeu  Anschauung  von  Quetschpräparaten  folgt,  dass  auch 
der  Inhalt  gefärbt  sein  muss.  Doch  kann  man  selbst  mit  der  besten 
Oelimmersion  nicht  erkennen,    ob  nur  das  Protoplasma  oder  ob  der 

4* 


44 

wässerige  Zelliuhalt,  oder  ob  beide  gefärbt  sind.  Sicher  ist,  dass  der 
Farbstoff  vollkommen  aufgelöst  imd  nicht  in  der  Form  von  Körn- 
chen oder  Bläschen  auftritt. 

Da  die  Färbung  der  Pseudopeziza  Jungermanniae  lebhaft  an 
die  der  Peziza  aeruginosa  erinnerte,  so  beschloss  ich  beide  näher  zu 
untersuchen  und  mit  einander  zu  vergleichen. 

Ausser  diesen  beiden  Pilzen  wurde  auch  noch  das  Geoglossum 
viride  Pers.  in  den  Kreis  der  Untersuchung  gezogen.  Bezüglich  des 
üutersuchungsmaterials  muss  bemerkt  werden,  dass  die  Peziza  aeru- 
ginosa und  das  Geoglossvm  in  Gestalt  getrockneter  Herbar-Exem- 
plare in  Verwendung  kamen,  welche  übrigens  kaum  ein  Jahr  alt  waren. 

Die  Untersuchung  selbst  wurde  eingeleitet,  indem  eine  Anzahl 
von  Cylindergläschen  siguirt  und  mit  den  gleich  zu  erwähnenden 
Eeagentien  so  gefüllt  wurden,  dass  immer  je  drei  die  gleiche  Materie 
enthielten. 

In  Verwendung  kamen:  Wasser,  absoluter  Alkohol,  Aether, 
Schwefelkohlenstoff,  Benzin,  Chloroform,  Salzsäure,  Schwefelsäure, 
Salpetersäure,  Chlorwasser,  Aetzkali,  Aetznatron,  Aetzkalk,  Ammoniak, 
kohlensaures  Kali  und  Natron,  Kalkwasser  u.  zw.  alle  im  kalten 
Zustand.  Die  Säuren  wurden  in  circa  90**/otigen,  die  kaustischen  und 
kohlensauren  Alkalien  in  nahezu    concentrirten  Lösungen  gebraucht. 

Je  drei  Cylindergläschen  enthielten  immer  die  gleiche  Materie 
und  wurden  auch  mit  derselben  arabischen  Ziffer  bezeichnet,  und  dann 
mit  je  einem  Fruchtkörper  der  Peziza  aeruginosa  oder  der  Pseudo- 
peziza oder  des  Geoglossum  beschickt. 

Von  der  Pseudopeziza  mussten  ihrer  Kleinheit  wegen  immer 
mehrere  Feuchtschüsseln  auf  einmal  in  ein  Cylindergläschen  gebracht 
werden. 

Die  Herbeischaffung  so  vieler  Fruchtkörper  der  Pseudopeziza 
Jungermannia  war  mit  grossen  Schwierigkeiten  verknüpft  und  erfor- 
derte einen  beträchtlichen  Aufwand  von  Zeit  und  Geduld.  Denn  die 
winzigen  Fruchtkörper  der  Pseudopeziza  mussten  imter  der  Lupe 
von  dem  Lebermoose  lospräparirt  werden,  wobei  sorgfältig  darauf  zu 
achten  war,  dass  nicht  etwa  Blatt-  und  Stengeltheile  der  Junger- 
7nannia  an  den  Schüsselchi'u  als  fremde  Anhängsel  haften  blieben, 
welche  durch  ihren  Chlorophyllgehalt  die  Keactionen  trüben  konnten. 

Die  drei  Untersuchuugsobjecte  wurden  acht  Tage  lang  in  den 
Cylindergläschen  belassen  und  während  dieser  Zeit  wurde  die  Ein- 
wirkung jeder  Materie  wiederholt  geprüft  und  notirt. 

Ausserdem  verfertigte  ich  von  jedem  der  drei  Pilze  zahlreiche 
Dünnschnitte  und  beobachtete  die  Eeaction  der  oben  angeführten 
Materien  auf  diese  Schnitte  direct  unter  dem  Mikroskope. 

Das  Ergebniss  der  mikroskopischen  Untersuchungen  deckte  sich 
jedoch  so  vollständig  mit  dem  der  makroskopischen,  dass  eine  abge- 
sonderte Schilderung  der  erstereu  entfallen  kann. 

Auch  verzichte  ich  auf  die  detaillirte  Beschreibung  jeder  ein- 
zelnen Reaction,  weil  das  etwa  auzuführende  Detail  für  das  Euder- 
gebniss  der  Untersuchung  nahezu  irrelevant  ist. 


45 

Dieses  Endergebniss  aber  war  bezüglich  der  Pseudopeziza  Jun- 
gennanniae  und  der  Peziza  aeruginosa  folgendes: 

Der  Farbstoff  beider  Pilze  erwies  sich  als  unlöslich  in  Wasser, 
Schwefelkohlenstoff,  Benzin  und  in  den  oben  angeführten  Mineral- 
säureu;  —  er  war  kaum  merklich  löslich  im  absoluten  Alkohol, 
jedoch  leicht  löslich  in  Chloroform.  Die  Alkalien  —  besonders  die 
kaustischen  bringen  eine  gelbe  bis  bräunlich  gelbe  ümfärbung  hervor 
und  wirken  dann  auf  den  umgewandelten  Farbstoff  mehr  oder  minder 
lösend. 

Aus  diesem  Kesume  erhellt,  dass  sich  die  Farbstoffe  beider 
Pilze  den  verschiedensten  Materien  gegenüber  gleich  oder  nahezu 
gleich  verhielten. 

Dieses  Verhalten  berechtigt  wieder  zu  dem  Schluss,  dass  diese 
beiden  Farbstoffe  nahe  verwandt,  wenn  nicht  identisch  sind. 


Nicht  dasselbe  kann  von  dem  Farbstoff  des  Geoglossum  viride 
behauptet  werden.  Wenn  sich  dieser  auch  gegenüber  den  Säuren  und 
Alkalien  ähnlich  verhält  wie  das  Acidum  xylochloricum  der  Peziza 
aeruginosa  oder  der  Pseudopeziza,  so  weicht  er  doch  in  Bezug  auf 
die  Löslichkeitsverhältnisse  von  dem  eben  genannten  Farbstoff'e  weit 
ab,  denn  er  löst  sich  in  Chloroform  nur  äusserst  schwierig,  dagegen 
sehr  leicht  selbst  im  verdünnten  Alkohol  und  in  Ammoniak. 

Doch  ist  hierzu  zu  bemerken,  dass  sich  der  Farbstoff  des 
Geoglossum  durch  Alkohol  allein  niemals  ganz  extrahiren  lässt. 
Behandelt  man  nämlich  die  Fruchtkörper  des  Geoglossum  wieder- 
holt mit  Alkohol,  so  verlieren  sie  nach  und  nach  ihre  schmutzig 
grüne  Farbe  und  werden  schön  blaugrün.  Dieser  zurückbleibende 
blaugrüue  Farbstoff',  der  sich  mit  Alkohol  nicht  mehr  extrahiren 
lässt,  löst  sich  in  Chloroform,  wenn  auch  schwer.  Das  ganze  Ver- 
halten des  Geoglossum  viride  macht  den  Eindruck,  als  ob  in  ihm 
zwei  Farbstoffe  vorhanden  wären:  Ein  grünlich  gelber,  der  sich  leicht 
mit  Weingeist  ausziehen  lässt  und  ein  blaugrüner,  der  möglicher 
Weise  mit  dem  Acidum  xylochloricum  Fordos  identisch  ist. 

Es  dürfte  nicht  allzu  schwer  sein,  diese  und  ähnliche  Fragen 
durch  die  Untersuchung  und  Vergleichuug  der  bezüglichen  Absorp- 
tions-Spectren  zu  entscheiden.  Allerdings  setzt  eine  solche  Unter- 
suchung eine  gewisse  Gewandtheit  im  Gebrauche  des  Spectroskops 
und  eine  stete  I3erücksichtigung  der  optischen  Concentration  der  ver- 
wendeten Lösungen  voraus. 

Da  ich  selbst  die  nöthige  Schulung  für  die  genannten  spectro- 
skopischen  Arbeiten  nicht  besitze,  so  muss  ich  diesen  Theil  der 
Untersuchung  Anderen  überlassen. 


Durch  diese  Arbeit  glaube  ich  jedoch  wenigstens  die  Thatsache 
sicher  gestellt  zu  haben,  dass  sich  die  Farbstoffe  der  Peziza  aeru- 
ginosa und  der  Pseudopeziza  Jungermanniae  gegenüber  den  ver- 
schiedensten Materien  in  einer  höchst  auffallenden  Weise  gleich  oder 
ähnlich  verhalten. 


46 

Diese  Thatsache  unterstützt  aber  wieder  in  einer  beträchtlichen 
Weise  die  Ansicht  jener,  welche  annehmen,  dass  der  blaugrüne  Farb- 
stoff ursprünglich  der  Peziza  angehöre  und  nicht  dem  faulen  Holze. 

Wien,  am  18.  November  1886. 

Nachschrift. 

Nachdem  obiger  Artikel  bereits  abgeschlossen  war,  erfuhr  ich 
von  einem  interessanten  Cultur versuch,  den  Herr  Dr.  v.  Wettstein 
ausgeführt  hat. 

Derselbe  fand  nämlich  unter  der  Rinde  eines  faulenden  Bau- 
mes (grüntaulen?)  ein  grünes  Mycel,  welches  er  mit  nach  Hause 
nahm  und  auf  einem  weissfaulen  Holz  cultivirte. 

Er  erhielt  aus  diesem  Mycel  die  Fruchtkörper  der  P<?5;z>aaerM- 
ginosa  in  erstaunlicher  Menge.  Während  der  Entwickeln ng  der 
Peziza  färbte  sich  aber  auch  das  Substrat,  das  weissfaule 
Holz,  zonenartig  grün. 

Durch  diesen  Versuch  wurde  festgestellt,  dass  der  grüne  Farb- 
stoff aus  dem  Mycel  in  ein  ungefärbtes,  verrottetes  Holz  überzutreten 
im  Stande  ist. 

Da  mir  dieser  Culturversuch  in  Bezug  auf  die  oben  näher  ent- 
wickelte Discussion  eine  gewisse  Wichtigkeit  zu  haben  scheint,  so 
wäre  es  auf  jeden  Fall  sehr  wünschenswerth,  dass  v.  Wettstein 
selbst  eine  genaue  Beschreibung  desselben  veröffentliche. 


Aii/SSUin   Calydsnan    L.  ß  perdarans    Mihi. 
Von  Josef  Ullepitsch. 

Im  Juni  1.  J.  bemerkte  ich  auf  einem  magern  steinigen  Raine 
zwischen  Rauschenbach  und  Pudlein  schon  aus  beträchtlicher  Ferne 
zwei  Formen  Alyssvm  untermischt  wachsend.  Die  eine  hielt  ich  vom 
Beginn  an  für  Alpssum  calycinum  L.  nur  etwas  hochwüchsig,  20  bis 
25"'Ctm. 

Während  diese  Form  steif  aufrecht,  mit  steif  emporstehenden, 
ziemlich  dem  Stengel  anliegenden  Blättern  durchsichtige  Büsche  bil- 
dete, lag  die  zweite  Form  am  Erdboden  hingestreckt,  mit  8  Mm. 
und  darüber  dicken  und  bis  50  Ctm.  langen  holzigen  Stengeln,  aus 
denen  erst  zahllose  dünne,  15—20  Ctm.  lange  Blüthen  tragende 
Aeste  emporwuchsen. 

Diese  zweite  Form  hat  nur  etwas  längere  und  breitere  Blätter, 
die  sich  der  Länge  nach  rückwärts  krümmen,  ja  einzelne  sogar  kräu- 
seln. Aus  den  Blattwinkeln  entwickeln  sich  zahlreiche  neue  Triebe. 
Im  Uebrigen  stimmen  beide  Formen  mit  dem  typischen  Alyssum 
calycinum,  was  sternförmige  Behaarung,  bleibende  Kelche,  Staub- 
fäden und  Früchtchenform  betrifft,  ziemlich  überein. 

Nun  sagen  Gott  sei  Dank  alle  unsere  floristischen  Autoren: 
Alyssum  calycinum  sei  „O"- 


47 

Die  zweite  Form  sah  ich  sogleich  für  ausdauernd  an,  denn  im 
hiesigen  strengen  Klima  wächst  keine  Pflanze  auf  magerem  Boden 
bis  Juli  zu  solchen  Dimensionen  und  noch  dazu  holzig!  Ich  über- 
zeugte mich  ferner  dieser  Tage,  dass  der  besagte  Rain  voll  Alyssum- 
Blätter  ist,  welche,  wenn  auch  von  Schafen  stark  benagt,  doch  fröh- 
lich grünen,  während  einjährige  Pflanzen  Mitte  November  schon  ab- 
gestorben sind. 

Ein  Unterschied,  und  ein  wichtiger  besteht  also  zwischen  die- 
sem Alyssum  und  dem  typischen  calycbium  jedenfalls,  und  obgleich 
noch  Manches  sicher  zu  stellen  sein  wird,  namentlich  wie  sich  aus 
Samen  dieser  Pflanze  gezogene  Exemplare  anderwärts  verhalten  wer- 
den, so  kann  ich  doch  nicht  umhin,  diese  nicht  einjährige  Pflanze 
Alyssum  calycinum  ß  perdurans  zu  benennen. 

Nach  A.  Scherfei  wächst  A.  perdurans  auch  bei  Poprad. 

Kn lesen,  Zipser  Comitat  (Ungarn)  15.  November  1886. 


Ueber  die  Ursachen  der  Haarbildung  im  Pflanzenreiche. 

Von  Franz  Krasan. 

(Fortsetzung.) 

Im  Gegensatze  zu  den  geschilderten  Vorkommensverhältnissen 
der  Steppe  und  sterilen  Bergheide,  welch  letztere  Schutt  oder  Dolo- 
mitsand und  Grus  zum  Untergrund  hat,  ist  das  Hügelland  des  Sau- 
sal  schon  durch  den  sehr  ungleichmässig  gestalteten  Boden,  seine 
Erhebungen  und  Vertiefungen  in  Form  von  Berg  und  Thal,  Abhang, 
Schlucht  u.  dgl.,  ferner  durch  die  vorherrschende  Waldung,  zusam- 
menhängendes Gebüsch  etc.  sehr  arm  an  Localitäten,  wo  eine  län- 
gere intensive  Licht-  und  Wärmeeinwirkung  möglich  wäre,  und  ein 
jäher  Wechsel  von  Licht  und  Dunkel,  Warm  und  Kalt  stattfinden 
könnte.  Viel  trägt  jedenfalls  der  thonige,  kieselreiche  und  daher 
feucbtigkeitbindeude  Tertiärboden  zur  Ausgleichung  der  Temperatur- 
Extreme  bei. 

In  den  Mulden  und  auf  den  tiefer  gelegenen  Wieseugründen 
beobachtete  ich  den  Thymus  sehr  häufig;  er  wächst  da  zwar  nicht 
in  so  grosser  Menge,  wie  auf  den  trocken  liegenden  Triften,  ist  aber 
doch  im  Sausal  allenthalben  zu  finden;  allein  den  Phytoptus  traf 
ich  an  solchen  Localitäten  nur  sehr  selten,  wenigstens  tritt  die  be- 
schriebene haarige  Triebspitzen -Deformation  nur  sporadisch  auf.  In 
gleicher  Weise  scheint  der  Parasit  mit  seinen  abnormen  (pathogenen) 
Haarbildungen  von  den  Waklwiesen  und  dem  Bereich  des  Waldes 
überhaupt  ausgeschlossen  zu  sein;  auch  fand  ich  unter  solchen  Vor- 
kommensverhältnissen noch  keine  haarige  Varietät  des  Thymians. 

Letztere  bewohnt  nach  meinen  bisherigen  Beobachtungen  aus- 
schliesslich die  freigelegenen,  der  Sonne  zugänglichen  Abhänge,  ma- 


48 

fxere  Grasplätze  mit  Geröll,  Saud  oder  Schutt  als  Uuterlage,  Berg- 
heideu  uud  Triften  bis  iu  die  Krummliolzregion,  überhaupt  solche 
Oertlicbkeiten,  wo  sich  beinahe  die  klimatischen  Elemente  der  Sand- 
steppe geltend  machen.  Anhaltende  hochgradige  Trockniss  des  Bodens 
genügt  bei  Thymus  nicht  zur  Veranlassung  einer  haarigen  Varietät; 
ja  es  scheint,  dass  selbst  der  Phytopius  fernbleibt,  wenn  der  Unter- 
grund ein  tiefreichender  compacter  (warmer)  Kalkfels  ist. 

Einen  Beleg  hiezu  liefern  die  sonnigen,  südseitig  gelegenen 
Bergabhänge  bei  Gösting  und  St.  Gotthard,  nördlich  von  Graz.  Hier 
tritt  ein  dichter,  zusammenhängender  Kalk  der  Devonformation  offen 
zu  Tage,  der  stellenweise  dolomitisch,  meist  aber  in  mächtigen  La- 
gen geschichtet  erscheint.  Er  trägt  seiner  excessiven  Trockenheit 
wegen,  und  theilweise  auch  wegen  seiner  ausgezeichneten  Leitungs- 
fähigkeit  für  Wärme  eine  gewissermassen  selbstständige  Vegetation, 
insofern  als  manche  sonst  weit  und  breit  nicht  vorkommende  Arten 
daselbst  gefunden  werden,  während  sich  andere  durch  eine  reich- 
lichere Behaarung,  (wie  z.  B.  Qitercus  sessiUflora,  Campanida  per- 
sicifolia,  C.  glomerata,  Scahlosa  lucida)  auszeichnen.  Aber  gerade 
der  Thymian,  bei  dem  mau  iosbesondere  eine  Behaarung  erwarten 
möchte,  erscheint  hier  kahl:  er  findet  sich  daselbst  in  einer  zierlichen, 
hochgewachsenen  Form,  die  im  Habitus  an  Calamintha  thymifolia 
Kchb.  erinnert;  nicht  einmal  Wimperhaare  kommen  an  den  oberen 
Blättern  vor,  und  auch  von  Phytoptocecidien  ist  bei  dieser  Pflanze 
nichts  zu  bemerken. 

Wenn  nun  aber  der  Phytoptus  selbst  von  denjenigen  boden- 
klimatischen Factoren  abhängig  sein  sollte,  denen  die  Pflanze  die 
Anlage  zur  Haarbildung  verdankt,  dann  ist  diess  ja  mit  Hinblick 
auf  die  gegenwärtig  noch  herrschenden  Ansichten  einer  Umkehrung 
von  Ursache  und  Wirkung  gleich.  Im  Obigen  sind  wohl  einige  An- 
deutungen gegeben,  dass  sich  die  Sache  so  verhalten  könne;  wir  haben 
aber  noch  keine  entscheidende  Thatsache  angeführt,  die  eine  andere 
Auffassung  ausschliessen  würde. 

Nicht  nur  viele  Entartungen  des  Blattgewebes  in  Form  von 
Randrollung,  Zerfransung,  sackförmiger  Ausstülpung,  in  Form  von 
galleuartigen  Hohlauswüchsen,  örtlichen  Verdickungen  u.  dergl.  mit 
und  ohne  abnorme  Haarbildung  werden  den  winzigen  Gallmilben  zu- 
geschrieben, die  Cecidiologen  halten  vielmehr  auch  gewisse  ungewöhn- 
liche Trichome,  wenn  sie  nämlich  in  dichten  Basen  an  der  Blatt- 
fläche oder  am  Stengel,  den  Achsentheilen  des  Blüthenstandes  etc. 
sich  zeigen,  also  keinen  gleichmässigen  Haarüberzug  an  der  Pflanze 
bilden,  für  ein  Erzeugniss  des  Phytoptus.  Man  nennt  diese  Erschei- 
nung Phyllerium  oder  auch  Er  ine  um.  Die  meist  fleckenartig  und 
sporadisch  auftretenden  Trichoifi-Rasen  liegen  in  einzelnen  Fällen, 
namentlich  wenn  sie  klein  sind,  in  beckenförmigen  Vertiefungen  der 
Blattlamina,  gewöhnlich  unterseits.  Man  kann  solche  mit  dem  Eri- 
neum  ausgefüllte  Vertiefungen  als  die  primitivste  Form  der  Beutel - 
gallen  betrachten. 


49 

Es  ist  aber  wohl  zu  beachten,  dass  nur  in  den  wenigsten  Fällen 
augegeben  wird,  ob  in  dem  Erineum  Grallmilben  vorgefunden  wurden : 
sehr  oft  wird  ein  Cecidium  per  analogiam  den  durch  den  Phytoptus 
erzeugten  Missbilduugen  beigezählt.  Die  Angaben  sind  in  dieser  Be- 
ziehung nur  zu  oft  einer  Ergänzung  bedürftig,  da  es  wünschenswerth 
ist,  wenigstens  zu  constatiren,  ob  nach  diesem  oder  einem  anderen 
muth masslichen  Erzeuger  gefahndet  wurde. 

Ich  habe  bisher  in  dem  Phyllerium  von  Vitls  vinifera,  Alnu^ 
glutitiosa,  Tilia  parvifolia,  Geimi  iirhanum,  Salvia  pratensis,  Poten- 
tilla  arenaria  Borkh.  und  P.  opaca  L.  (P.  venia  Aut.  plur.),  sowie 
auch  bei  Campanula  caespitosa  viel  nach  Gallmilben  gesucht,  aber 
stets  vergeblich,  wiewohl  ich  durch  dauernde  üebung  im  Suchen 
und  Schauen  solcher  Objecto  den  Parasiten  stets  bald  und  leicht  be- 
merkte, wo  er  vorhanden  war,  wie  z.  B.  in  den  deformirten  Trieb- 
spitzen von  Thymus  montanus  W.  K.,  humifusus  Beruh.,  Origanum 
vulgare,  Campanula  Traehelium,  Helianthernum  vulgare,  ferner  in 
den  entarteten  Knospen  von  Corylus  Avellana  und  in  den  theils 
walzenförmigen,  theils  horuförmigen  Hohlgallen  (Cephaloneion  und 
Ceratoneiou)  von  Acer  campestre,  A.  PseudopkUanus,  Prunus  spi- 
nosa,  Pr.  domestica,  Viburnum  Lantana,  Tilia  parvifolia,  Alnus  in- 
cana.  Ich  kann  daher  getrost  aus  dem  negativen  Ergebnisse  der  von 
mir  vorgenommenen  Uutersuchungsfälle  den  Schluss  ziehen,  dass  die 
Phyllerieu,  die  mir  vorgelegen  sind,  den  muthmasslichen  Parasiten 
nicht  enthielten. 

In  allen  Fällen,  wo  ein  Phytoptus  vorhanden  ist,  kommt  er  in 
grösserer  Individuenanzahl  vor  und  hinterlässt  in  den  oberflächlichen 
Fressgängen  in  den  Höhlungen  der  von  ihm  befallenen  Pflauzentheile 
unverkennbare  Spuren,  so  dass  man  auch  dann,  wenn  die  Thierchen 
ausgewandert  sind  oder  von  vagabundirenden  grösseren  Milben  ver- 
zehrt wurden,  noch  immer  ein  früheres  Vorhandensein  des  Parasiten 
zu  constatiren  vermag.  In  dem  Phyllerium  der  oben  genannten 
Pflanzen,  an  denen  ich  keine  Gallmilben  aufzufinden  vermochte,  be- 
merkte ich  auch  nie  eine  Verletzung  der  Epidermis  unter  den  Eri- 
neum-Haaren. 

Betrachtet  man  aber  z.  B.  die  Blätter  des  Weinstocks  nach  einem 
Frost,  wie  er  heuer  den  8.  Mai  (1886)  die  Vegetation  in  den  öster- 
reichischen Alpenländern  in  ihrer  schönsten  Entfaltung  überraschte, 
so  wird  man  daran  eine  eigenthümliche  blasige  Kunzelung  wahr- 
nehmen. Den  blatterförmigen  Auftreibungen  der  oberen  Blattfläche 
entspiechen  natürlich  auf  der  Unterseite  ebenso  viele  Vertiefungen, 
und  jede  derselben  ist  mit  einem  dichten,  anfangs  weissen,  später 
bräunlichen  Haavfilz  ausgefüllt.  Es  gelang  mir  jedoch  nie,  Thierchen 
darin  zu  entdecken,  denen  diese  abnorme  Haarbildung  zugeschrieben 
werden  könnte.  Wo  die  Runzeln  sehr  häufig  sind  und  dicht  beisam- 
menstehen, fliessen  die  Haarflecke  zusammen,  das  Blatt  hat  durch 
die  vielfachen  uugleichmässigen  Verbieguugen  der  Lamina  ein  krank- 
haftes Aussehen.  Es  ist  dieses  Phyllerium  unter  dem  Kamen  „Filz- 
krankheit des  Weinstocks"  bekannt. 


60 

Eine  ganz  ähnliche  Erscheinung  zeigt  sich  unter  solchen  um- 
ständen auf  den  Blättern  von  Tilia  parvifolia.  Die  einzelnen  Tri- 
chome  sind  wie  bei  Vüis  vinifera  anfangs  schnörkelförmig  gekrümmt, 
von  Saft  strotzend,  und  werden  später  braun.  Denselben  äusseren 
Ursachen  scheint  auch  das  Phyllerium  auf  Geum  urbanum  und 
Salvia  pratensis  seine  Entstehung  zu  verdanken,  denn  auch  da  tritt 
in  Folge  intensiver  Frosteinwirkung  stellenweise  eine  Art  blasige, 
oberflächlich  besehen,  warzig  erscheinende  Aufstülpung  der  Blatt- 
fläche auf,  in  deren  rückseitigen  Vertiefungen  die  Erineum-Easen 
sichtbar  werden,  nur  sind  bei  Salvia  solche  Unebenheiten  der  oberen 
Blattfläche  viel  zahlreicher  und  unregelmässiger:  neben  grösseren 
stehen  kleinere  und  dazwischen  ganz  winzige  Wärzchen  gehäuft,  die 
dem  Blatte  ein  eigenthümliches,  blatteriges  Aussehen  verleihen,  und 
wovon  sie  sich  oberseits  körnigrauh  anfühlen. 

Ueberhaupt  ist  es  eine  der  gewöhnlichsten  Wirkungen  des 
Frostes  bei  Pflanzen,  dass  ihre  Blätter  hierdurch  in  zahlreichen 
Fällen  eine  epinastische  Aufstülpung  der  Blattfläche  erfahren,  um- 
sind nicht  alle  Arten  gegen  dieses  Agens  gleich  empfindlich,  ja  an 
demselben  Baume  kann  man  häufig  genug  die  verschiedensten  Grade 
der  Keizbarkeit  dem  Frost  gegenüber  beobachten.  Schön  zeigt  sich 
die  Epinastie  der  Blattfläche  sehr  oft  bei  Quercus-k.YiQ'o.,  doch  am 
kräftigsten  reagiren  in  der  bezeichneten  Weise  die  Blätter  derjenigen 
Aeste  und  Zweige,  welche  in  den  Vorjahren  durch  Insecten  (Kaupen, 
Maikäfer)  entlaubt  worden  sind:  der  hierdurch  iuducirte  Krankheits- 
zustand hat  eine  grössere  Empfindsamkeit  der  betroffenen  Pflanzen- 
theile  zur  Folge.  Bei  der  Eiche  ist  die  Epinastie  des  Blattes  eine 
gleichmässige :  die  ganze  Lamiua  wölbt  sich  nämlich  an  der  Ober- 
seite mehr  oder  weniger;  bei  Geum  urbanum  aber  zerfällt  sie  in 
mehrere  grössere  Wölbungen  und  bei  Salvia  pratensis  in  eine  Un- 
zahl kleinerer  und  grösserer  Ausstülpungen,  von  denen  sich  die  mei- 
sten kaum  mehr  als  deutliche  Convexitäten  zu  erkennen  geben. 

Doch  nicht  immer  trägt  die  Concavseite  der  Eunzel  ein  Eri- 
neum  oder  Phyllerium;  bei  Quercus  fand  ich  es  sehr  selten,  bei 
Sambucus  nie,  bei  JRubus  dagegen  immer;  und  nicht  nur  das:  meist 
pflegt  bei  dieser  letzteren  Gattung  dem  Phyllerium  der  Concavseite 
ein  dünneres,  zarteres  der  Convexseite  zu  entsprechen,  so  dass  es 
den  Anschein  hat,  wie  wenn  der  Haarfilz  der  Unterseite  des  Blattes 
oben  durchgeschlagen  hätte.  In  einem  solchen  Falle  ist  das  Blatt 
stark  gewölbt  (epinastisch),  am  liande  mehr  oder  weniger  eingerollt. 
Am  häufigsten  habe  ich  das  Phyllerium  rubi  an  einer  Brom- 
beerart gefunden,  welche  sich  den  Merkmalen  nach  zwischen  Bubus 
bifrons  Vest  und  M.  hybridus  Kit.  stellt,  seltener  bei  B.  hyhndus 
selbst.  Auch  B.  suberectvs  Anders,  erscheint  häufig  mit  dem  Haar- 
filz behaftet,  doch  kenne  ich  selbst  nur  einige  Fälle  von  der  nörd- 
lichen Terrasse  unter  dem  Kainerkogl  bei  Graz;  das  erstere  ist  aber 
durch  ganz  Mittelsteieimark,  wie  es  scheint,  verbreitet,  denn  es  sind 
mir  viele  Localitäten  bei  Graz  und  Leibnitz  bekannt,  wo  es  reichlich 
vorkommt. 


51 

Vergeblich  suchte  ich  auch  hier  nach  Phytoptus:  es  zeigten  sich 
an  den  zahlreichen,  von  mir  mit  Loiipe  und  Mikroskop  untersuchten 
Erineen  weder  zwischen  den  Haaren,  noch  an  der  Epidermis  (die 
ich  stets  unverletzt  fand)  Spuren  dieses  Parasiten;  den  vagabundi- 
renden  oder  ambulanten  Milben,  welche  so  häufig,  doch  stets  ein- 
zeln, an  dem  Phyllerium  herumkriechen,  kann  aber  entschieden  die 
Erzeugung  des  Haarfilzes  nicht  zugeschrieben  werden,  denn  diese 
Thierchen  suchen  entweder  die  klebrigen  Ausscheidungen  der  Haare, 
von  denen  sie  sich,  wie  mir  scheint,  theilweise  ernähren;  oder  sie 
greifen  andere  Thierchen  an:  gewiss  können  sie  weder  durch  Ste- 
chen, noch  durch  Annagen  die  Epidermis  und  das  darunter  befind- 
liche Zellgewebe  verletzen,  da  ihre  Mundtheile  nicht  darnach  einge- 
richtet sind. 

Manche  Ruhus-BYdXiQX  sind,  sowie  gewisse  Stengel theile,  ganz 
gleichmässig  mit  dem  Erineum  überzogen,  das  im  Wesentlichen  so 
aussieht  wie  eine  dichte,  normale  (sammtartige  oder  filzige)  Behaa- 
rung; und  dennoch  ist  es  wenig  wahrscheinlich,  dass  auf  diesem 
directen  Wege,  nämlich  durch  allmälig  intensiver  werdende  Erineum- 
bildung.  eine  neue,  dichter  behaarte  Varietät  der  Miitterspecies  ent- 
stehe; denn  es  fehlen  wirkliche  gleichmässige  üebergänge  zu 
einer  stabilen  Form  von  der  erwähnten  Eigenschaft,  so  nämlich, 
dass  au  der  Pflanze  das  reichlichere  Haar  gleichförmig  vertheilt 
wäre.  Dagegen  halte  ich  es  für  sehr  wahrscheinlich,  dass  Individuen, 
welche  durch  längere  Zeit  vom  Phyllerium  befallen  waren,  aus  ihren 
Samen  reichlicher  behaarte,  vielleicht  auch  sonst  irgendwie  von  der 
gewöhnlichen  Form  abweichende  Pflanzen  hervorbringen,  was  aller- 
dings erst  durch  Culturversuche  zur  Gewissheit  gemacht  werden 
könnte.  In  jedem  Falle  möchte  ich  jedoch  dem  Phyllerium  selbst 
nur  eine  symptomatische  Bedeutung  beilegen:  die  nächste  äussere 
Ursache  des  Entstehens  einer  haarigen  (resp.  dichter  behaarten)  Form 
wäre  in  jenen  klimatischen  Einflüssen  zu  suchen,  welche  das  Phyl- 
lerium bedingen. 

Bei  R.  suherectus  beobachtete  ich  zwei  Jahre  nach  einander 
(1885  und  1886)  an  derselben  Stelle  das  Phyllerium  im  Frühjahr 
und  Herbst:  es  tritt  sowohl  an  den  Schösslingen,  als  auch  an  den 
fruchtbaren  Stämmen  auf,  und  zwar  meist  so,  dass  ein  und  der  an- 
dere Blüthenzweig  in  seinen  Achsentheilen  dicht  behaart  erscheint, 
während  die  übrigen  kahl  sind;  oder  es  sind  ein  oder  zwei  kahl, 
die  übrigen  aber  behaart.  An  den  Blättern,  welche  augenscheinlich 
im  vergangenen  Frühjahre  durch  Prost  gelitten  haben,  datier  run- 
zelig und  durch  gelbliche  Flecke  gezeichnet  sind,  erscheint  das  Phyl- 
lerium an  der  Unterseite  derselben  in  Form  kleiner,  weisslich  schim- 
mernder Haarräschen. 

Durch  das  Alterniren  von  kahlen  und  dichthaarigen  Blüthen- 
zweigen  auf  demsülben  Stamme  zeigt  das  Phyllerium  des  R.  suh- 
erectus grosse  Aehnlichkeit  mit  einer  ganz  analogen  Trichomerschei- 
nung  bei  Pupulu^  tremula.   Heuer  habe  ich  bei  Graz  und  im  Wein- 


52 

gebirge  des  Sausal  bei  Leibuitz  Gelegenheit  gehabt,  solche  Gebilde 
nicht  nur  zu  coustatiren,  sondern  auch  auf  ihre  nächsten  äusseren  Ur- 
sachen zurückzuführen. 

(ScMuss  folgt.) 


Rhamni  Hungariae. 

Autore  Dr.  Vincentio  de  Borbäs. 

1.  Cervispina  Dill,  foliis  et  ramulis  oppositis,  raro  alternis,  poste- 
rioribus  spina  terminatis  2 

—  Kamuli  alterui,  inermes  10 

2.  Petiolus  stipulis  cito  deciduis  duplo  longiores  3 

—  Petiolus  stipulis  aequilnngus.  Frutices  humiles,  spinosissimi      7 

3.  Folia  alterua  4 

—  Folia  opposita,  rima  semiuum  clausa  5 

4.  „Foliis  fasciculatis,  oblongo-spathulatis,  obtusiusculis  crenulatis, 
puberulis"  (Caucas.)  =  Rhamnus  spatkulae folia  Fisch,  et  Mey. 

■ —  „Foliis  alternis,  utrinque  pubesceutibus,  e  basi  cuneata  ovalibus, 
argute  serrulatis,  reticulato  venosis"  (Hercegov.)  =  Bhamnus 
illyrica  Gris. 

5.  Folia  pubescentia,  frutex  altior,  aut  arbuscula  =  Rh.  cathar- 
tica  L. 

Frutex  humilis  6 

6.  Folia  fere  rotunda,  non  aut  breviter  solum  acuminata,  cum  pe- 
tiolis  utrinque  glabra,  argutius  serrata,  serratm-is  magis  curvatis 
(Fiume,  Vratnik)  ==  Rh.  cathartica  var.  lelophylla  Borb.  Erdesz. 
Lap.  1885,  p.  703. 

—  Folia  oblouga  vel  obovata,  basin  versus  longe  atque  cuneato- 
attenuata,  apice  breviter  acuminata,  subtus  cum  petiolis  pube- 
scentia (Leopoldifeld  ad  Budam  ^)  =  Rh.  sphenophylla  Borb. 
1885  1.  c. 

7.  Rima  seminum  clausa  =^  Rh.  infectoria  L. 

—  Rima  seminum  hians  8 

8.  Folia  parva,  albicauti-viridia,  orbicularia  vel  obovato-subrotunda, 
glabra,  dense  atque  minute  crenata.  (Von  Fiume  bis  Carlopago, 
dann  in  Dalmatien  häufig,  sowie  in  Calabria  Orient.  [Hut er 
exsicc.  ex  itin.  Ital.  III,  nr.  312])  =  Rh.  intermedia  Steud.  et 
Höchst.  {Rh.  infectoria  Vis.  cum  icone!) 

9.  „Frutex  humilis,  ramosissimus,  saepe  decumbens"  etc.  (Lubicko 
bedo  bei  Ostaria)  =  Rh.  saxatilis  L. 

Frutex  erectus,  ramis  et  foliis  pubesceutibus  (Torda,  Brassö, 
Krassö-Szöreny,  Klausenburg,  Syrmien  etc.)  =  Rh.  tinctoria 
W.  Kit.  =  {Rh.  infectoria  var.  pubescens  Gris.) 

10.  Flores  dioici,  tetramerici  11 

—  Frangula  Tournef.  Flores  hermaphroditi,  pentamerici  14 


53 

11.  Älaternus  Toiirnef.  Frutex  sempervirens  =  Rli.  Alaternus  L. 

—  Eurhamnus  Koch.  Fnitices  foliis  autumno  deciduis  12 

12.  Fruticiüus  pumilus  caiile  ramisque  prostratis  etc.  (Kiek,  Kisnyäk) 
=  Rh.  pitniila  L. 

—  Frutex  2 — 3  Met.  altus,  nervis  foliorum  lateralibus  pluribus 
(10—20)  13 

13.  Foliis  oblongo-lanceolatis  magnis,  illis  Carpini  similioribus,  ner- 
vis lateralibus,  15—20.  Stylus  fere  ad  basin  tripartitus.  (Risnyäk, 
Lic,  Zlobin.  Visenura  etc.)  =  Rh.  carniolica  Kern. 

—  Foliis  ellipticis,  mediocribus,  illis  Alni  similioribus,  nervis  late- 
ralibus utrinque  10 — 14.  Stylus  trifidus  =  Rh.  alpina  L. 

14.  Folia  integerriraa  =  Rh.  Frangula  L. 

—  Folia  crenato-serrata  subrotunda  =  Rh.  saxatilis  Scop. 

Ich  habe  diese  Arten  aus  der  Literatur  besonders  zum  Unter- 
schiede der  Rh.  sphenophylla  zusammengestellt.  Rh.  spathulaefolia, 
Rh.  illyrica  und  Rh.  alpina  habe  ich  hier  nur  der  Yergleichung 
wegen  aufgenommen.  Rh.  alpina  wird  in  Siebenbürgen  angegeben, 
aber  ich  sah  sie  von  dort  bisher  nicht.  Auch  Rh.  infectoria  blieb 
mir  zweifelhaft.  Ich  sah  sie  aus  Beziers;  diese  hat  kahle  Triebe,  die 
Nebenblätter  sind  so  lang,  wie  der  Blattstiel,  das  Blatt  ist  ellip- 
tisch, an  der  Basis  nicht  keilförmig,  an  den  Nerven  behaart,  aber 
es  scheint  endlich  kahl  zu  werden.  Die  Furche  des  Samens  ist 
schmal  geöffnet.  Dieses  Exemplar  Theveneau's  ist  übrigens  unserer 
Rh.  tinctoria  sehr  ähnlich.  Ich  konnte  aber  nur  wenige  französische 
Exemplare  untersuchen. 

Die  Rhamni(s-A.vtQn  sind  pflanzengeographisch  erwähnenswerthe 
Sträucher.  Die  Rh.  tinctona  bildet  bei  Kamenitz  im  Syrmier  Conai- 
tate  ganze  Gebüsche  (L.  Zorköczy).  Es  ist  merkwürdig,  dass  die- 
jenigen Arten  eines  Genus  sowohl  an  magerem  Sandboden,  als  am 
steinigen  Karste  vorkommen  und  daran  arbeiten,  dass  endlich  der 
Boden  sich  verbessert.  So  finden  wir  z.  B.  Rh.  cathartica  und  Rh. 
tinctona  auf  den  Saudpuszten  des  Temeser  Comitates  häufig,  wo  sie 
den  losen  Sand  so  färben,  als  wäre  er  mit  schwarzer  Tinte  be- 
spritzt. —  Häufiger  und  mehr  vielgliederig  sind  die  Rhamnus- Aiieü 
am  Karste,  und  passen  sie  hier  zu  der  dornigen  Vegetation  sehr 
gut.  In  den  unteren  Regionen  ist  Rh.  intermedia,  Rh.  rupestris 
häufig,  die  Rh.  cathartica  var.  leiophylla  seltener,  —  in  den  höheren 
Regionen  ist  Rh.  carniolica  häufiger,  Rh.  saxatilis  seltener,  —  aus 
den  Rissen  der  Felsen  kommt  aber  die  Rh.  inanila  hervor.  Die 
RhamnKs-kxi^n  sind  sehr  zu  schätzende  Sträucher,  obgleich  sie  uns 
wenig  directen  Nutzen  geben.  Sie  sind  sowohl  auf  dem  Sande,  als 
auch  im  steinigen  Gebirge  die  Vorgänger  der  Wälder  und  bereiten 
den  wohlthätigen  Waldboden  vor.  Es  ist  sehr  bemerkenswerth,  dass 
auf  den  ungarischen  Saudpuszten  und  dem  steinigen  Karstgebieto 
dieselben  oder  nahe  verwandte  Arten  derselben  Gattung  nützlich 
wirken. 


54 

Beiträge  zur  Kenntniss  der  Bergalgenflora  Böhmens. 

Von  Dr.  Anton  Hansgirg  in  Prag. 

(Fortsetzung.) 

Die  Algenflora  der  Hügelregion  Böhmens  ist  von  mir  am  besten 
in  der  näheren  imd  weiteren  Umgebimg  von  Prag  durchgeforscht 
worden.  Im  Laufe  der  letzten  drei  Jahre  habe  ich  die  algologisch 
interessantesten  Localitäten  in  diesem  Gebiete  von  Davle  bis  gegen 
Kralup  in  der  Moldau,  von  Radotin  bis  hinter  Zbecno  an  der  Beraun 
meist  wiederholt  besucht,  um  ihre,  von  anderen  Botanikern  bisher 
vollständig  vernachlässigte  Algenflora  näher  zu  untersuchen. 

Ausserdem  habe  ich  auch  von  der  begrenzten  Verbreitung 
dieser,  die  wärmsten  Lagen  des  Moldau-  und  Beraunthales  charak- 
terisirenden  Hügelalgenflora  mich  dadurch  zu  überzeugen  gesucht, 
dass  ich  das  angrenzende  silurische  Gebiet,  insbesondere  das  Brdy- 
Gebirge  von  Königsaal  an  der  Moldau  bis  gegen  Dobris,  Pfibram, 
Breznic,  Horowic,  Königshof  und  Berauu,  sowie  das  hügelige  Terrain 
entlang  die  Buschtehrader  Eisenbahn  von  Prag  bis  Unhoscht,  Svarov 
und  Podkozi,  der  Prag-Duxer  Bahn  von  Prag  bis  Kovar  und  Kolec 
und  die  ganze  Landstrecke  von  Prag  entlang  die  k.  k.  Franz  Josephs- 
Bahn  bis  gegen  Piseli  an  der  Sazawa  und  von  da  am  Ufer  dieses 
Flusses  bis  zur  Stadt  Sazawa  in  Bezug  auf  die  Algen  schon  theil- 
weise  durchgesucht  habe.  ^) 

Die  algologisch  interessantesten  Localitäten  des  silurischen 
Hügelterrains  in  der  Prager  und  Berauner  Umgebung,  deren  Algen- 
flora ich  näher  kennen  gelernt  habe,  sind  folgende:  Feuchte  Kalk- 
steiufelsen,  Quellen  und  Bäche  bei  Hlubocep,  bei  St.  Prokop  (,,V 
Dalejich"),  im  Chotec-Thal  bis  gegen  Radotin,  Waldquelle  und  Teich 
oberhalb  Kuchelbad,  feuchte  Felsen,  Schluchten,  Quellen,  Bäche  etc. 
an  beiden  Ufern  der  Moldau  bei  Podhor,  Selc,  Roztok,  Brnky, 
Klecank}^  Zalov,  Podmoran,  Lettek,  ß,ez,  Vetrusic,  Dolan,  Dolanky 
uud  Chwaterub,  ebenso  im  oberen  Moldauthale  bei  Zawist,  Brezan, 
Wran,  Zwol  bis  gegen  Davle  hin;  desgleichen  am  Ufer  der  Beraun 
bei  Cernosic,  Ysenor,  Revnic,  Buduan,  Karlstein,  St.  Ivan,  Tetin, 
im  Suchomaster-Thal  bei  Königshof,  bei  Zbecno  und  Pürglitz. 

An  diesen  soeben  genannten  Localitäten  des  silurischen  Hügel- 
gebietes sind  folgende  seltene,  dieser  Region  fast  ausschliesslich 
eigene,  blaugrüne  Algen  (Phycochromaceen)  verbreitet.  ^) 

*)  Die  Algenflora  des  ganzen  Brdy- Gebirges,  insbesondere  in  höher 
gelegenen ,  den  scharfen  Nord-  und  Nordostwinden  preisgegebenen  Lagen, 
sowie  an  den  bewaldeten  Felsabhängen  der  weiteren  Prager  Umgebung  ist 
verhältnissmässig  arm;  die  interessantesten  Vertreter  der  Hügelalgenflora  der 
wärmeren  Lagen  des  Moldau-  und  Beraunthales  fehlen  in  höheren  Lagen  des 
Brdy-Gebirges  gänzlich  oder  treten  nur  ausnahmsweise  und  in  geringer  Menge  auf. 

^)  Die  im  nachfolgenden  Verzeichniss  angeführten  Algenarten  sind  alle, 
mit  Ausnahme  der  bisher  bloss  auf  dem  Eiesengebirge  und  zwar  hart  an  der 
böhmischen  Grenze  von  Eabenhorst,  Kirchner,  Schröter  u.  A.  beobachteten 
mit  *  bezeichneten  Algenfotmen  vom  Verfasser  in  Böhmen  gesammelt,  resp. 
für  Böhmen  als  neu  constatirt  worden. 


55 

1 .  Stigonema  BouteiJlei  (Breb.  et  Desmaz.  nob.  Slrosiphon  Bou- 
teiUei  Breb.  et  Desmaz.),  bisher  bloss  au  feuchten  Kalksiuterblöcken 
nächst  Kiichelbad  mit  Scytonema  aerugineo-cinereuni  Ktz.  und  ver- 
schiedenen seltenen  Chroococcaceen. 

2.  Scytonema  myochrous  Ap\,  an  Felsen  zwischen  Selc  bis 
Chvaterub  nächst  Kralup  auf  etwa  30  Standorten  stellenweise  massen- 
haft; kommt  auch  au  silurischen  Kalksteinfelsen  bei  Slichow,  St.Prokop, 
im  Chotefi-Tbale,  bei  Karlstein,  St.  Ivan,  an  den  Felsen  gegenüber 
Srbsko  und  bei  Tetin  nächst  Beraun,  im  Suchomaster-Thal  bei 
Köuigshof  und  am  Urkalk  bei  Krummau,  jedoch  viel  spärlicher  als 
im  Moldauthal  vor;  ist  auch  in  der  Berg-  und  Hochgebirgsregion 
Böhmens  noch  stellenweise,  jedoch  seltener  als  im  Moldau-  und 
Beraunthal  verbreitet. 

3.  Scytonema  clavatum  Ktz.  und  S.  alatiim  (Berk.)  Bzi  {Ärtho- 
siphon  alatus  Rth.  incl.  A.  Grevillei  Ktz.)  sind  mit  der  vorigen 
Scytonema- kit,  deren  Varietäten  sie  sind,  hie  und  da,  z.  B.  an  den 
Moldaufelsen  gegenüber  Libsic  und  Chvaterub  vorzufinden;  S.  clavatum 
Ktz.  kommt  auch  bei  Krummau  vor. 

4.  Scytonema  ocellatum  Lyngb.  bei  Radotin  und  Karlstein  im 
silurischen  Grebiet;  auch  bei  SauerlDrunn  nächst  Bilin. 

5.  Calothrix  parietina  (Näg.)  Thr.  {Schizosiphon  parietinus 
Näg.  incl.  S.  rufescens  Ktz.)  im  Moldauthale  zwischen  Wrau  bis 
Chwaterub  an  etwa  45  Standorten,  ebenso  an  Kalksteiufelsen  bei 
Hlubocep,  St.  Prokop,  Karlstein,  St.  Ivan  etc.  Auch  bei  Pürglitz  und 
Krummau.  In  den  Grenzgebirgen  als  var.  pluviaUs  (A.  Br.)  {Masti- 
gonema  pluviale  A.  Br.)  bis  in   die    höchsten  Lagen    hinaufsteigend. 

6.  Inactis  fluviatilis  (Ktz.),  Krch.  {Euactis  fluviatilis  (Ktz.), 
Zonotrichia  fluviatilis  Rbh.),  bisher  blos  auf  feuchten  silurischen 
Felsen  bei  Selc,  gegenüber  Libsic  und  bei  Dolanky  an  der  Moldau. 

7.  Nostoc  muscosum  Ag.  auf  feuchten  Felsen  zwischen  Selc 
bis  Chwaterub  stellenweise,  z.  B.  gegenüber  Libsic  und  bei  Chwaterub 
reichlich. 

8.  Nostoc  rupestre  (Ktz.)  im  ganzen  oben  bezeichneten  silurischen 
Hügelterraiu  gemein;  var.  ß.  linguaeforme  nob.  mit  der  typischen  Form 
am  ürkalk  bei  Krummau.  Diese  Nostoc- Art  kommt  nicht  selten 
auch  noch  in  den  beiden  höheren  Regionen  vor, 

9.  Microcoleus  monticola  (Ktz.)  nob.  [Chthonoblastus  monticola 
Ktz.)  Auf  feuchtem,  kalkhaltigem  Lehmboden  und  an  nassen  Felsen- 
detritusablagerungen  an  und  unter  den  Felsen  im  Moldau-  und  Be- 
raunthale  ziemlich  häufig  verbreitet. 

10.  Inactis  tornata  Ktz.  em.  Thr.  und  Inactis  fasclculata  Grün* 
Auf  Steinen  und  Felsen  in  klaren  Gebirgsbächen  und  Waldquellen 
der  silurischen  Hügelregiou,  vorzüglich  im  Gebiete  der  Kalkstein- 
felsen, so  bei  Kuchelbad,  Karlstein,  auch  in  reinen,  in  die  Moldau 
fliessenden  Bächen  von  Selc  bis  Chwaterub  nächst  Kralup  stellen- 
weise massenhaft.  Auch  noch  in  höheren  Gebirgslagen,  so  z.  B.  in 
Bergbächen  bei  Bakov,  Eisenbrod  und  Weiss wasser. 

11.  hynghya  foreolarum  (Mout.)    nob.  {Leptothrir   foveolarum 


56 

Mont.)  meist  mit  der  sehr  variablen  Lynghya  calcicola  (Ktz.)  nob. 
{Leptothrix  calcicola  Ktz.)  auf  feuchten  silurischeu  Kalksteinfelsen 
bei  Hlubocep,  St.  Prokop,  Karlstein  etc.  nicht  selten.  Beide  sind  aber 
auch  auf  kalkhaltigen  Felsen  und  Mauern  fast  im  ganzen  Lande 
zerstreut. 

12.  Lynghya  lateritia  (Ktz.)  Krch.  (HypJieothrLv  laterlüa  (Ktz.) 
in  verschiedenen  Varietäten,  insbesondere  als  var.  rosea  (Ktz.)  Kbh. 
{Lephotrix  rosea  Ktz.),  var,  suhtiUs  (Ktz.)  Rbh.  [HypheothrLv  subülis 
Ktz.),  var.  calcarea  (Näg.)  Rbh.  {HypheothrLv  calcarea  Näg.)  auf 
feuchten  kalkhaltigen  Felsen  im  Moldau-  und  Beraunthale  etwa  auf 
50  Standorten  verbreitet  und  stellenweise  (besonders  als  var.  calcarea) 
weit  ausgebreitete,  tapetenartige  Ueberzüge  auf  feuchten  Felsen  bildend. 

13.  Lynghya  dubia  (Näg.)  nob.  {Hypheothrix  duhia  Näg.)  wie 
vorige,  doch  weniger  häufig. 

14.  Lynghya  Regeliana  (Näg.)  nob.  {HypheothrLv  Regeliana 
Näg.)  bisher  bloss  auf  feuchten,  schattigen  Kalksteinfelsen  an  der 
Beraun  gegenüber  Srbsko  und  wieder  am  Urkalk  bei  Krummau  an 
beiden  Orten  auch  als  var.  calotrichoides  nob. 

15.  Lynghya  nigrovaginata  nob.  Diese  Lyugbya-Form,  deren 
Scheiden  im  lebenden  Zustande  meist  dunkelviolett,  an  getrockneten 
Exemplaren  schwarzviolett  oder  braunschwarz  gefärbt  sind,  kommt 
an  feuchten  kalkhaltigen  Felsen  gegenüber  Libsic  und  an  Kalkstein- 
felsen an  der  Westbahn  gegenüber  Srbsko  nächst  ßeraun  vor. 

16.  Lynghya  loanniana  (Ktz.)  nob.  '{Phonnidium  loannianwn 
Ktz.)  ist  auf  feuchtem,  kalkhaltigem  Boden  an  und  unter  den  siluri- 
schen Felsen  im  Moldau-  und  Beraunthale  nicht  selten,  meist  mit 
Microcoleus  monticola ;  auch  am  Urkalk  bei  Krummau.  Seltener  an 
einigen  anderen  Stellen  in  der  Hügel-  und  Bergregion  Böhmens. 

17.  Chamaesiphon  Rostafinskii  nob.  Diese  von  Rostafiuski 
als  Sphaerogoniiim  gracile  beschriebene  '),  im  Tatragebirge  unter  einem 
Wasserfall  zuerst  beobachtete  Chamaesiphon- kxi ,  deren  Namen, 
weil  schon  früher  von  Rabenhorst  ein  Chamaesiphon  gracilis  pu- 
blicirt  wurde,  ich  in  Ch.  RostafinsVd  umgeändert  habe,  fand  ich  auch 
in  einer  var.  minor  nob.  in  einem  Felsenbrunnen  bei  St.  Prokop 
auf  untergetauchten  Kalksteinen  und  auf  den  au  diesen  festsitzenden 
Cladophoren  und  Oedogonien. 

18.  Allogonium  Wolleanum  nob.  {Chroodactylon  Wolleanuni  nob. 
=  Asterocytis  Wolleana  [Hansg.]  Lagrh.) -)  Auf  feuchten  Felsen  bei 
Zalow  nächst  Roztok,  gegenüber  Libsic  und  bei  Chwaterub  an  der 
Moldau;  auch  noch  bei  Pürglitz  an  der  Beraun. 

19.  Chroothece  rupestris  nob.  Meist  mit  der  vorigen  Alge, 
so  bei  Chwaterub  und  gegenüber  Libsic,  auch  bei  Kuchelbad. 


')  Eozprawy  akad.  mniej.  w  Krakowie,  1883,  p.  294. 

")  Mehr  über  die  Gattung  Allogonium  Ktz.  (Asterocytis  Gobi,  Chroo- 
dactylon Hansg.,  Calloneina  Reinsch  ex  p.,  Goniotrichum  Ktz.  ex  p.,  Hormo- 
spora  Breb.  ex  p.)  wird  mit  der  Beschreibung  einer  neuen  Allogonittnt-Fonn 
(A.  halophihim  nob.)  an  einem   anderen  Orte   demnächst  veröffentlicht  werden. 


Von  auderen  Cbroococcaceeu  kommen  im  oben  bezeichneten 
sihiriscben  Hügelgebiete  am  häufigsten  folgende  submontane  und 
montane  Formen  vor:  20.  Aphanothece  saccicola  Näg.,  21.  Aphano- 
thece  lyalUda  (Ktz.)  Rbh.,  22.  Gloeocapsa  ambigua  a)  fuscolutca  Näg. 
imd  b)  violacea  Näg.,  23.  Gloeocapsa  nigrescens  Näg.,  24.  Gl.  alpina 
Näg.  auch  als  var.  saxlcola  (Wartm.)  Rbh.  {Gl.  saxkola  Wartm.), 
25.  Gl.  janthina  Näg.,  26.  Gl.  Kützingiana  Näg.,  27.  Gl.  ocellata 
Rbh.,  28.  Gl.  aurata  Stiz.  var.  alpicola  Brügg.,  29.  Gl.  microphthalma 
Ktz.,  30.  Gl.  coracina  Ktz.,  31.  Gl.  atrata  Ktz.,  32.  Gl.  aeruginosa 
(Carm.)  Ktz.  und  G.  dermoehroa  Näg.,  33.  Aplianocapsa  brunnea  Näg., 
34.  A.  montana  Cram.  meist  als  var.  micrococca  Cram.,  35.  Chroococcus 
helveticus  Näg.  auch  in  den  Formen  var.  aureofuscus  nob.  und  var.  au- 
rantiofuscescens  nob.,  36.  Chr.  palUdus  Näg.,  37.  Chr.  turicensis  (Näg.) 
{Chr.  rufescens  [Breb.]  Näg.),  b)  turicensis  Näg.,  38.  Chr.  auran- 
tiofuscus  (Ktz.)  Rbh. 

Viele  von  den  soeben  genannten  Chroococcaceen,  insbesondere 
Chroococcus  aurantiofuscus,  Chr.  pallidus.  Chr.  helveticus,  Aphano- 
capsa  montana,  Gloeocapsa  coracina,  Gl.  aeruginosa,  Gl.  nigrescens, 
Gl.  aurata,  u.  a.  kommen  jedoch  meist  in  Gesellschaft  der  mit  ihnen 
im  genetischen  Zusammenhange  stehenden  fadenförmigen  Phyco- 
chromacuen-Formen,  z.  B.  Nostoc  rupestre,  Calothrix  parietina, 
Scytoaema  myochrous  u.  a.  auch  noch  im  übrigen  Hügel  lande,  in 
den  Vorgebirgen  und  selbst  noch  in  den  höchsten  Grenzgebirgen 
Böhmens  stellenweise  vor;  nur  einige  wenige  von  diesen  einzelligen 
Algen  sind  auch  noch  in  tieferen  Lagen  (in  der  Ebene)  Böhmens 
ausnahmsweise  verbreitet. 

Von  den  chlorophyllgi-ünen  Algen  sind  in  der  wärmsten  Hügel- 
region Böhmens  bisher  nur  verhältnissmässig  wenige  von  mir  gesam- 
melt worden,  welche  ich  nicht  auch  in  den  höher  gelegenen  Regionen 
Böhmens  angetroffen  hätte.  Von  diesen  bisher  ausschliesslich  in  der 
Region  der  Hügel  gesammelten  seltenen  Chlorophj^ceen  sind  beson- 
ders folgende  hervorzuheben:  1.  Vaucheria  de  Baryana  Wor.  von 
Kuchelbad  nächst  Prag,  2.  Oedogonium  rufescens  Wittr.  f.  von 
feuchten  Felsen  gegenüber  Libsic,  3.  Mougeotia  calcarea  (Clev.)  Wittr. 
auf  feuchten  kalkhaltigen  Felsen  im  Moldau-  und  Beraimthale,  4.  Dys- 
phynctium  pusillum  nob.,  und  D.  notahile  (Breb.)  nob.  {Cosmarium 
notabile  Breb.),  5.  D.  curtum  (Breb.)  Reinsch,  {Cosmarium  curtum 
(Breb.)  Ralfs.,  auch  als  var.  Regelianum  (Rbh.)  nob.  {Dysphynctium 
Regelianuni  Näg.)  und  var.  exiguum  nob.,  6.  Cormarimn  holmiense 
Lund.  auch  als  var.  minus  nob.  uud  var.  integrum  Lund.,  7.  Cos. 
anisochondrum  Nord.  var.  laeve  nob.,  8.  Cos.  protuberans  Lund. 

Neben  diesen  Chlorophyceen  sind  in  der  silurischen  Hiigelregion 
auch  noch  folgende  interessante  chlorophyllgrüne  Algeuarten  ver- 
breitet, welche  ich  jedoch  theils  auch  in  der  Bergregion,  theils  in 
anderen  Theilen  des  Hügelterrains  von  Böhmen  mehrfach  vorgefun- 
den habe:  9.  Chlorotylium  Cataracta r am  Ktz.  (incl.  Ch.  incrustans 
Reinsch.),  10.  Cladophora  sudetica  Ktz.,  11.  0.  declinata  Ktz.,  12.  C. 

Oesterr.  bolan.  Zeittduül.  2.  Heft  1887.  5 


58 

glomerata  (L.)  Ktz,  in  verschiedenen  Formen,  13.  Bhizodonium  fon- 
tinale  Ktz.,  14.  Conferva  fontinalis  Berk.,  15.  Oocystis  soUtaria  W ittr. 
var.  rupestris  (Krch.)  nob.  {Oocystis  rupestris  Krch.) 

(Schluss  folgt.) 


Teratologisches. 

Von  Dr.  Ed.  Formänek. 

Auf  meiner  vorjährigen  Ferienreise  fand  ich  in  der  Gegend  von 
Ung.-Brod  abnorm  entwickelte  Blüthen  von  Trifolium  pratense  L. 
und  Campamda  traehelium  L.,  welche  eine  interessante  Vergrünung 
der  inneren  Blüthentheile  zeigten  und  die  Kückbildung  der  einzelnen 
Blumenblattkreise  in  Blätter  deutlich  erkennen  Hessen. 

Aehnliche  Wachsthumsverhältnisse  treten  mitunter  bei  den 
Rosaceen  d.  Z.  1883,  pag.  178,  und  1885,  pag.  46,  auf,  dürften 
jedoch  bei  den  oben  angeführten  Pflanzenfamilien  nur  in  selteneren 
Fällen  zu  Stande  kommen.  Im  Nachfolgenden  die  am  Standorte  von 
frischen    Pflanzen    abgelesenen    Beschreibungen    der  einzelnen  Fälle. 

Trifolium  pratense  L.  Am  Wege  zur  Lysä  hora  bei  Ung.-Brod. 
Sämmtliche  Blüthen  gestielt,  Blüthenstiele  6  Ctm.  lang,  Krone  regel- 
mässig, Pistill  in  ein  verkehrteiförmiges,  spitzgezähntes,  in  eine  kurze 
Granne  auslaufendes  Blatt,  dessen  Blattstiel  2'4  Ctm.  beträgt,  um- 
gewandelt. 

Campanula  traehelium  L.  Im  Walde  unterhalb  der  Jaworina 
bei  Strany.  Blumenkrone  regelmässig,  die  fünf  Antheren  tragen  die 
Form  von  getrenntblätterigen  Blumenblättern  und  sind  einer  Neben- 
krone, wie  wir  sie  bei  Narcissus  poeticus  L.  sehen,  jedoch  mit  dem 
Unterschiede,  dass  erstere  unterbrochen  ist,  nicht  unähnlich. 


Zur  Flora  von  Pondichery. 

Von  A.  Heimerl. 

Vor  einiger  Zeit  erhielt  ich  von  Herrn  Prof.  Kornhub  er  eine 
Sammlung  ziemlich  gut  erhaltener  tropischer  Pflanzen  zur  Bestim- 
mung, welche  aus  der  Umgebung  von  Pondichery  herstammen  und 
im  Jahre  1867  auf  der  Pariser  Weltausstellung  in  der  Ausstellung 
der  Colonialprodukte  figurirten,  dann  der  Sammlung  der  k.  k.  tech- 
nischen Hochschule  in  Wien  geschenkt  wurden. 

Ich  lasse  nun  in  systematischer  Reihenfolge  die  bestimmten 
Arten  folgen  und  bemerke,  dass  in  den  meisten  Fällen  durch  Ver- 
gleich mit  den  im  Wiener  Hof-Museum  befindlichen,  vom  Museum 
in  Kew  ausgegebeneu  indisclien  Pflanzen  die  richtige  Bestimmung 
gesichert  werden  konnte. 


59 

Filices: 
Ceratopteris  thalictroides  Broiign.,  Äctinopteris  radiata  Link. 

Commelinaceae: 
Commelina  communis  L.,  Äneilema  spiratum  ß.  Br.,  Cyamopis 
axillaris  Lm. 

Dioscoreae. 
Dioscorea  bidbifera  L.  und  pentaphylla  L. 

Piperaceae. 
Piper  spec. 

Nyctagineae. 
Boerhavia  repanda  Willd. 

Amarantaceae. 
Aerva  Monsoniana  Mocq.,  Alternanthera  sessilis  E.  Br. 

Compositae. 
Emilia  sonchifolia  DC,  Blumea  spec. 

Lobeliaceae. 
Lobelia  trigona  Eoxb. 

Campanulaceae. 
Sphenoclea  zeylanica  Gärtn. 

Eubiaceae. 
Spermacoce  hispida  L.,  Canthium,  parviflorum,  Lam.;   Hedyotis 
Btirmanniana  E.  Br,,    Heynii  W.  A.,    racemosa  W.  A.,    articularis 
E.  Br.,    umhellata  Lam.;    Oldenlandia  dichotoma  Koen.,  Stylocoryne 
Wehera  A.  Eich. 

Oleaceae. 
Jasminum  angustifolium,  VahL 

Apocyneae. 
Vinca  parvißora  Eoxb.  und  rosea  L. 

Labiateae. 
Orthosiphon  difusus  Benth. 

Verbenaceae. 
Duranta  Plumieri  Jacq.  (cult.),  Symphorema  involucratum  Eoxb. 

Boragineae. 
Heliotropium,  supinum,  L.,   Cordia  spec. 

Convolvulaceae. 
Ipomoea  pes  tigridis  L. 

Hydrophylleae. 
Hydrolea  zeylanica  VahL 

Scrophularineae. 
Stemodia  viscosa  Eoxb.,  Limnophila  gratioloides  E.  Br.,    Bon- 
naya  brachiata  Link  et  Otto,  Striga  lutea  Lour. 

5* 


60 


Loganiaceae. 
Buddleia  asiatica  Loiir. 


Acanthaceae. 
Dipteracanthus  patulus    N.    v.    E.,    Blepharis    hoerhaviaefolia 
Pers.,    Crossandra  axillaris  N.  v.  E.,    Rostellaria  diffusa  N.  v.  E., 
Spathodea  spec. 

Myrsineae. 
Maesa  indica  Wall. 

Sapotaceae. 

Bassia  longifolia  L.,  Mimusops  Elengi  L, 

Styraceae. 
Symplocos  spicata  Roxb. 

Vaccinicae. 

Vaccinium  LeschenauÜii  Wight. 

Umbelliferae. 

Bupleurum  mucronatimi  W.  A. 

Araliaceae. 
Aralia  spec. 

Loranthaceae. 

Viscum  Orientale  DC.   und  orhicidare  Wight,  Loranthus  longi- 
fiorus  Wight. 

Ranunculaceae. 

Thalictrum  glyphocarpum  W.  A. 

Capparideae. 

Cleome  monophylla  L.,  Capparis  sepiaria  L. 

Droseraceae. 
Drosera  Burmanni  Vahl.  und  peltata  Sm. 

Eicoideae. 
Trianthema  crystallina  Vahl,  Glinus  lotoides  L.,  Molhigo  Sper- 
gula  L.  und  nudicaidis  Lam. 

Portulaccaceae. 
Portulacca  tuberosa  Roxh. 

Caryophyleae. 
Polycarpaea  corymbosa  Lam. 

Malvaceae. 
TJrena  sinuata  L.,    Hibiscus   {vitifolius?)    Sida  humilis  Willd. 
und  cordifolia  L. 

Sterculiaceae. 
StercuUa  foetida  L.,    Guazuma  tomentosa  Kth.,   Pterospermum 
suberifoliwm  Lam. 


61 

Tiliaceae. 
Corchorus    acutangidaris    Lain.,    Grewla   laevigata    Vabl    und 
asiatica  L.,  Elaeocarpus  spec. 

Ternstroemiaceae. 
Qordonia  obtusa  Wall. 

Guttiferae. 
Calophyllwn  inophyllum  L. 

Olacineae. 
Olax  scandens  Koxb. 

Sapindaceae. 
Sapindus  trifoliatus  L. 

Celastriueae. 
G-ymnosporia  emarginata  Koth. 

Rhamueae. 
Scutia  indica  Brongn. 

Euphorbiaceae. 
Jatropha  gossypiifolia  L.  und  glandidifera  ßoxb.,   Ricinus  in- 
ermis  Jacq.,  Phyllanthus  spec. 

Geraniaceae. 
Biophytum  sensitivmn  DC. 

Combretaceae. 
Combretum  ovalifolium  Roxb.  (?) 

Onagraceae. 
Imdwigia  parviflora  ßoxb. 

Lythraceae. 
Ammania  salicifolia  Monti. 

Melastomaceae. 
Memecylon  edule  Eoxb. 

Myrtaceae. 
Eiigenia  Javnholana  Lara. 

Leguminosae. 

Crotalaria  nana  Biirm.,  medicaginea  Lam.,  hiflora  L.,  Willde- 
noxvianaJ)G.\  Indigofera  viscosa'L-A.m.  und  enneaphylla  L.;  Tephro- 
sia  maocima  Pers.,  diffusa  W.  A.,  villosa  Pers.;  Seshania  aegyptiaca 
Pers. ,  Zornia  diphylla  Pers.,  Stylosanthes  mticronata  Willd.,  Aescky- 
nomene  indica  L.,  Desmodium  hiarticulatum  Beutli.,  Eleiotis  soroHa 
DC,  Alysicarpus  monilifer  DC.  und  vaginalis  DC,  Cyamopsis  pso- 
ralioides  DC,  Galactia  temäßora  W.  A.;  Phaseolus  Wightii  W.  A., 
aconitifolius  Jacq.,  Mungo  L.;  Vigna  Catiang  Endl.,  Dolichos  Lahlab 
L.  und  hiflorus  L.,  Cajanus  indicus  Sprengel,  Pseudarthria  viscida 
W.  A.,  Rhynchosia  nummularia  D  C,  Pongamia  glabra  Vent.,  Pte- 
rocarpus  Marsupimn  Eoxb.,  Dcdbergia  spec,  Poinciana  data  L., 
Cassia  siamea  Lam.  und  auriculata  L,,  Dichrostachys  cinerea  W.  A., 
Acacia  leucopJdaea  Willd.  und  ferruginea  DC 

Penzing  bei  Wien,  Üecember  1886. 


62 

Flora  des  Etna. 

Von   Prof.   P.   Gabriel   Strobl. 

(Fortsetzung.) 

1303.  Medicago  denticulata  W.  sp.pl.  1111414,  Gruss.  Syn.  et  Herb.! 
Kchb.  D.  Fl.  70  I,  II!,  hispida  aa.  microcarpa  a.  oUgogyra  y.  denti- 
culata ürb.  W.  Lge.  III  387.  Genau  wie  vorige,  aber  Dornen  der 
Aussennaht  so  lang,  als  der  Radius  der  Mittelspire,  divergirend  an- 
gedrückt, sehr  dünn  und  an  der  Spitze  hakig;  Nerven  der  Spiren 
weniger  erhaben,  Zwischenräume  daher  kaum  grubig,  Spirenbreite 
meist  5  Mm.  oder  weniger;  Blüthenstiele  meist  6blüthig.  —  Auf 
krautigen  Fluren  Siciliens  selten;  auch  im  Gebiete  nur  vereinzelt, 
z.  B.  an  Eisenbahndämmen  von  Ognina,  auf  buschigen  Uferabhängen 
des  Simeto!  April,  Mai  O- 

1304.  Med.  lappacea  Lam.  Guss.  *Syn.  et  Herb.!,  hispida 
bb.  macrocarpa  ürb.  a.  tricycla  Urb.  W.  Lge.  III  386.  Mit  der  vorigen 
fast  durchaus  identisch  und  mit  ihr,  sowie  mit  der  folgenden  durch 
zahlreiche  Mittelformen  verbunden,  daher  sie  mit  Recht  von  den 
Neueren  zusammengezogen  werden;  ich  sondere  sie  nur,  um  die  An- 
häufung der  Synonyma  und  Varietäten  zu  vermeiden.  Von  dentic. 
nur  unterscheidbar  durch  ärmer  -  (1  —  4)  blüthige  Blüthenstiele , 
mindestens  6  Mm.  breite,  weniger  tief-,  aber  reichlicher  genervte, 
jedoch  ebenfalls  2— Sspirige  und  breitere,  als  hohe  Hülsen.  Variirt 
mit  Dornen,  welche  nicht  einmal  die  halbe  Länge  des  Durchmessers 
erreichen  und  dann  oftmals  nicht  hakig  sind  =  v.  hrevispina,  bis 
zu  Dornen,  welche  die  Länge  des  Durchmessers  fast  erreichen,  die 
Dicke  der  Hülse  aber  mehrmals  übertreffen  =  var.  ß.  longispina  ürb., 
ferner  mit  nur  1 — 2  Windungen  {v.paucigyrosa  Lam.  Guss.  Syn.)  — 
Auf  krautigen  Abhängen  und  unter  Saaten  sehr  gemein:  Catania 
(Herb.  Torn.!),  in  der  Ebene  des  Simeto  überall,  auch  im  Meersande 
der  Arena  häufig,  ebenso  an  Eisenbahndämmen  vor  Ognina,  von 
Catania  bis  über  Nicolosi  hinauf,  um  Bronte  etc.!  v.  paucigyrosa 
um  Catania  (Cosentini  in  Guss.  Syn.)  und  auf  Lavaströmen  um 
Bronte!  April,  Mai  O- 

1305.  Med.  nigra  ^^.^  pentacydaBC.  Cat.,  histrix  Ten.,  Guss. 
*Syn.  et  *Herb.!,  hispida  bb.  macrocarpa  y.  longeacideata  Urb.  W. 
Lge.  HI  386.  Von  lappacea  nur  verschieden  durch  circa  gleich  hohe 
und  breite  (7  Mm.),  fast  cylindrische,  mit  fünf  lockeren  Windungen 
versehene  Hülsen,  die  zuletzt  oft  schwarz  werden;  da  sich  öfters  an 
demselben  Exemplare  auch  Hülsen  mit  nur  3 — 4  Windungen  befinden, 
so  ist  über  die  Zusammengehörigkeit  mit  läpp,  kein  Zweifel.  Unter 
Saaten  und  an  Feldrändern  mit  der  vorigen;  Catania  (Cosentini  in 
Herb.  Guss.!),  auf  Lavaströmen  gegen  die  Ebene,  am  Wege  nach 
Nicolosi,  äusserst  gemein  aber  in  der  Ebene  des  Simeto!  April,  Mai  O- 

1306.  Med.  terebellum  W.  Guss.  *Syn.  et  ^^'Herb.!  Rchb.  D.  Fl. 
72  II?,  hispida  bb.  macrocarpa  b.  pentacycla  ß.  breviaculeata  Urb. 
W.  Lge.  III  387.  Mit  nigra  vollkommen  identisch  in  der  Kahlheit,  den 


63 

Blättern,  Nebenblättern,  Blütheustielen  und  Hülsen,  nur  sind  letz- 
tere öfters  öspirig  und  dann  sogar  etwas  höher  als  breit;  die  eben- 
falls hakigen  Dornen  sind  aber  stets  mehrminder  angedrückt  und 
so  kurz,  dass  sie  die  Breite  der  Aussennaht  kaum  überragen.  —  Unter 
Saaten  und  auf  krautigen  Abhängen  Siciliens  selten,  ebenso  im  Ge- 
biete: Catania  (Guss.  Syn.  et  Herb.!),  Gravina!  April,  Mai  O- 

tl307.  Med.  muricoleptis  Tin,  Guss.  Syn.  et  Herb.!  uon  DC. 
Schliesst  sich  an  die  vorigen  an  durch  Kahlheit,  nicht  verwachsene 
Spiren,  beiderseits  gefurchte  Dornen;  charakterisirt  sich  aber  durch 
nur  wimperig  gezähnte  Nebenblätter,  1 — 2blüthige,  das  Blatt  über- 
ragende Blüthenstiele,  viel  breitere  (10 — 12  Mm.),  aber  kaum  4 — 5 
Mm.  hohe,  3— 4spirige,  nicht  dicht,  aber  zierlich  erhaben  netznervige 
Hülsen  und  flache,  beiderseits  mit  schief  abstehenden,  gebogenen, 
hakigen ,  borsteuförmigen ,  etwa  7*  —  Ve  ^^^  Durclimessers  errei- 
chenden Dornen  versehene  Aussennaht;  die  Dornen  der  obersten 
Windung  oft  spärlich  oder  fast  fehlend;  reife  Früchte  oft  braun.  — 
An  Wegen,  auf  Saatfeldern  und  lehmigen  Fluren  ganz  Siciliens 
nach  Guss.,  wahrscheinlich  auch  im  Gebiete;  ich  besitze  sie  nur 
aus  den  Nebroden  und  aus  Keggio.  April,  Mai  O- 

1308.  Med.  De-Candollei  Tin.  Guss.  Syn.  et  Herb.!,  murico- 
leptis DC.  Prodr.  II  179,  non  Tin.  Ganz  wie  vorige,  aber  Hülsen 
noch  grösser  (12  — 14 Mm.  breit,  5 — 8  Mm.  hoch),  mit  3 — 6  Win- 
dungen, beiderseits  etwas  convex,  Dornen  reichlicher  und  Vs — Va  ^^^ 
Hülsenbreite  lang.  Wie  vorige  in  ganz  Sicilien  verbreitet;  im 
Gebiete  zahlreich  um  Nicolosi  und  Catania,  besonders  an  Gra- 
bendämmen neben  dem  Pulverthurme  von  mir  gesammelt.  April, 
Mai  O- 

11309.  3Ied.  disciformis  DC.  Cat.  Gr.  Godr.1388!,  W.  Lge.  III 
388,  Kch.  D.  Fl.  69  I!  Der  vorigen  etwas  ähnlich  und  von  Spr.  damit 
confundirt,  aber  Unterschiede  zahlreich:  Die  ganze  Pflanze  weichzot- 
tigflaumig,  die  oberen  Blättchen  verkehrt-eiförmig-keilig,  die  unteren 
verkehrt-eiförmig;  Blüthenstiele  1 — 2blüthig,  bedeutend  länger,  als 
die  Blätter;  Hülsen  beiderseits  ganz  flach  und  nervenlos,  scheiben- 
förmig, glänzend  gelbbraun,  circa  7 — 9  Mm.  breit,  3 — 4  Mm.  hoch; 
Aussennähte  mit  zahlreichen,  abstehenden,  etwas  nach  abwärts  ge- 
kehrten, beiderseits  tief  gefurchten,  etwas  gekrümmten  und  an  der 
Spitze  hakigen,  circa  5  Mm.  laugen  Dornen;  die  oberste  Windung 
ganz  wehrlos.  Eine  der  schönsten  Arten,  aus  Sicilien  bisher  unbe- 
kannt,   von   mir-   auf   dem  Trümmerfelde   des    alten  Syracus    häufig 

gesammelt.    April    Q-  (Fortsetzung  folgt.) 

Literaturberichte. 

Botaniker-Kalender  1887.  Herausgegeben  von  P.  Sydow  und  C.  Mylius. 
In  zwei  Theilen.  Zweiter  Jahrgang.  Berlin  1 887.  Verlag  von  Julius  Springer. 
(X,  206  S.).  In  Brieftaschentorm  in  Leinwand  gebunden  neu:  3  Reichs- 
mark. Zoll  für  den  Einband  und  Stempel  20  Nkr. 

Der  vorliegende  zweite  Jahrgang  des  Botaniker-Kalenders  bil- 


64 

det  eine  recht  erfreuliclie  Fortsetzung  des  im  verwichenen  Jahre 
glücklich  begonnenen  Unternehmens.  Beide  Abtheilungen  desselben, 
welche  beim  ersten  Jahrgänge  getrennt  erschienen  waren,  sind  jetzt 
zweckmässig  zu  einem  für  jeden  Botaniker  und  Pflanzenfreund  er- 
wünschten Yademecum  vereinigt.  Dasselbe  enthält  zunächst  den 
astronomischen  Kalender  mit  den  gebräuchlichen  Angaben,  dann 
einen  ausgedehnten,  54  Blätter  enthaltenden  Schreib-  und  Notiz- 
kalender, dem  überdiess  12  carrirte  freie  Blätter  zu  wissenschaft- 
lichen Vormerkimgen,  kurzen,  momentanen  Aufzeichnungen  von  Be- 
obachtungen u.  dergl.  passend  beigebunden  sind.  Der  folgende  Text 
bringt  die  wichtigsten  Greneral-Regeln  für  Pflanzensammler  in  Bezug 
auf  Einsammlung,  Präparation  und  Aufbewahrung  von  Gewächsen, 
sodann  die  Eegeln  der  botanischen  Nomenclatur  nach  den  von  dem 
internationalen  Congress  der  Botaniker  im  Jahre  1867  zu  Paris  an- 
genommenen „Lois  de  la  nomeuclature  botanique"  und  den  Zusätzen 
und  Abänderungen  in  A.  de  Caudolle's  „Nouvelles  remarques  sur 
la  nomenclature  botanique",  fei-ner  Verzeichnisse  diverser  in  botani- 
schen Schriften  üblicher  Abkürzungen,  dann  deutscher  Specialfloren 
und  kr3'ptogamischer  Exsiccateu werke,  Uebersichten  der  Blüthenstände, 
des  Linue'schen  S3^stems.  der  Vegetationsgebiete  (Grisebach's)  und 
Florenreiche  (Drude's),  Tabellen  zur  Eintragung  phänologischer  Be- 
obachtungen und  solche  über  Mass-  und  Gewichtsverhältnisse.  Der 
Monograph  der  Gattung  PotentiUa,  Herr  Prof.  Alb.  Zimmeter  in 
Innsbruck,  lieferte  einen  vortreö"lichen  Schlüssel  zur  Bestimmung  der 
deutscheu,  österr.-ungarischen  und  schweizer  Arten  des  genannten 
Genus.  Der  zweite  Theil  bringt  als  „botanisches  Jahrbuch"  biogra- 
phische Notizen  in  der  Zeit  vom  1.  April  1885  bis  81.  März  1886 
gestorbener  Botaniker  Deutschlands,  Oesterreichs  und  der  Schweiz, 
dann  Namen  und  Adressen  der  deutschen  und  in  diesem  Jahre  zum 
ersten  Male  auch  der  österr.-uugar.  und  der  schweizer  Botaniker  und 
der  „erweiterten  Commission  für  die  Flora  von  Deutschland",  Ver- 
zeichnisse von  pflanzentauscheuden  Persönlichkeiten,  von  Vereinen,  bot. 
Gärten,  land-  und  forstwirthschaftlichen  Lehranstalten,  Laboratorien, 
von  Zeitschriften  und  botanischen  Vorlesungen  auf  deutschen  Univer- 
sitäten, sowie  der  deutschen  botanischen  Literatur  1885/1886.  Es 
genügt  wohl  der  einfache  Hinweis  auf  den  reichen  Inhalt  dieser  für 
den  Botaniker  hochschätzbaren  Abschnitte,  um  diesem  H.  Jahrgange 
eine  gleich  erfreuliche  und  allseitig  willkommene  Aufnahme  vorher- 
zusagen, wie  der  I.  Jahrgang  nach  der  Aeusserung  der  Herausgeber 
sie  gefunden  hat.  Wir  sind  überzeugt,  dass  der  Botaniker-Kalender 
künftighin  jedem  Pflanzenfreuude  ein  unentbehrlicher  Begleiter  sein 
wird.  Dr.  K. 

Paul  Sorauer,  Haudbnch  der  Pflauzenkrankheiten  für  Landwirthe,  Gärt- 
ner, Forstleute  und  Botaniker.  Zweiter  Theil,  die  parasitären  Krankheiten. 
IL  neubearbeitete  Auflage.  Mit  18  lithographirten  Tafeln  und  21  Text- 
abbildungen. Paul  Parey,  Berlin  1886.  XI  und  456  Seiten.  Preis  14  Mark, 

Was  wir  in  unserem  Referat  über  den  ersten  Theil  des  Hand- 


65 

buclies    der    Pflanzeukrankheiten')    in    Bezug    auf   Bearbeituuo-    der 
Kraukbeitsursachen    und    deren    Tberapie    gesagt   baben,    lässt    sich 
aucb    für    den    zweiten  Tbeil    in  vollem  Umfange  aufrecht  erbalten. 
Die    volle    Beberiscbung    des    gigantisch  anschwellenden  Materiales, 
die  übersichtliche  Gruppirnng  und  gewisse  leitende  Ideen,  oder  besser 
ausgedrückt,    Principieu,    unter    deren    Aegide    Sorauer  seinen  Ar- 
beitsstoff stellt,  geben  ein  glänzendes  Zeugniss  von  dem  Werthe  des 
Buches.    Eine  solche  leitende  Idee  ist  die  Annahme,    „dass  bei  den 
parasitären    Krankheiten    die   jedesmalige   Bescbaffeubeit    des  Nähr- 
organismus,    die  augenblickliche  Disposition,   einen  Ausschlag  für  die 
Erkrankungsfähigkeit  gibt,    und  das  Krankheitsbild  erst  vervollstän- 
digt,  also  ebenso  eingehend  wie  die  Entwicklungsgeschichte  des  Pa- 
rasiten beachtet  werden  muss".  Freilich  ist  gegenwärtig  dieser  jedes- 
malige Zustand  des  Wirtbes,  der  einen  Kampf  mit  den  ibn  überfallen- 
den Parasiten  führen  muss,    von  uns  gänzlich  unbekannten  Ageutien 
bedingt,  die  wohl  allsemein  als  Ernährungs-  und  sonstige  Vegetations- 
factoren bezeicbnet  werden,    ohne   dass  damit  ein  wesentlicher  Fort- 
schritt gegeben  ist.    Das  Hauptverdienst  des  Verfassers  besteht  aber 
gerade  darin,  dass  er  das  Vorhandensein  der  Prädisposition  feststellt 
und    somit    den  Weg    andeutet,    den    die    neue  Forschung  zu  gehen 
hat.    In  unserem  ersten  Keferate  baben  wir  unserer  subjectiven  An- 
scbauuug  Ausdruck  gegeben,   dass  die  von  Galleninsecten  verursach- 
ten  Bildungen   u.  a.    besser    im  II.  Theile    Platz    gefunden    hätten. 
Auch  Verf.   hat  in  dem  Vorworte  dieser  Anschauung  Eecbnung  ge- 
tragen,   hält   aber  seine  Gruppirung  für  die  richtige;    denn  „mass- 
gebend   für    diese  Eintheilung  war   die  bei  den  Gallen  nothwendige 
Behandlung  auch  solchei'  mit  den  Gallenerzeugern  nächst  verwandter 
Thiere,    welche  die  Pflanzen  nur  gelegentlich  durch  Frassbeschädi- 
guug   verderben.    Damit  ist  aber  das  natürliche  Bindeglied  zu  den- 
jenigen von  Thieren  veranlassten  Verletzungen  gegeben,    welcbe,  wie 
das  Schälen  und  Verbeissen  des  Wildes,  unbedmgt  bei  den  Wunden 
im  ersten  Theile  des  Buches  abgehandelt  werden  mussten".    —    Ob 
diese  Auffassung  wirklich  da  massgebend  ist,  wo  es  sich  um  bedeu- 
tende   morphologische  Veränderungen    und    parasitäre  Wucherungen 
handelt,    ist  wohl    noch   discutirbar.    Der  vorliegende  Band   enthält 
einen   Abschnitt  „Parasitismus",    der  den  facultativen  und  obligaten 
Parasitismus,    die    Saprophyten    etc.    beliaudelt.    Capitel  II   und  III 
führen    phanerogame  und  kryptogame  Parasiten    vor.    Myxomyceten 
werden    den  Schizomyceten  vorangestellt;    die   Nass-   und    Trocken- 
fäule der  Kartoffel,    sowie  das  Ersaufen  der  Knollen    sind    eine 
und  dieselbe  Krankheit  und  gänzlich  verschieden  von  der  durch  die 
Phytophthora  erzeugten  Kiaut-  und  Knollentödtung;  vorzüglich  aus- 
gearbeitet sind  Brand-  und  Rostpilze,  freilich  auch  die  beststudirten 
Parasiten.    Die    Exoascus-Deformation   (Hungerzwetschken)    ist  auch 
nach  Verf.  (mit  Luerssen,  Frank)  nur  durch  das  Zurückschueiden 
des  Baumes  bis  auf  das  ältere  Holz  zu  behoben.    Die  Steindruckta- 
feln bringen  in  schöner  Ausführung  die  Entwicklungsstadien  hervor- 

')  Siehe  diese  Zeitschv.  188(3,  p.  203  ff. 


66 

rap,eadei'  Pilzparasiten;  als  besonders  gelungnen  möchten  wir  Taf.  XV 
(Pleckenkrankheit  der  Erdbeerblätter)  hervorheben.  —  Einige  Nach- 
tragsnotizen mit  Referaten  über  neuesteus  erschienene  einschlägige 
Arbeiten  und  ein  sehr  ausführliches  Register  mit  alphabetischen  Ver- 
zeichnissen der  Nährpflanzen  und  der  Parasiten  schliessen  die  ver- 
dienstvolle Arbeit  in  würdiger  Weise  ab.     Dr.  T.  P.  Hanausek. 

J.  B,  Keller:     lieber  die  Bechstein'sclien  Kosen    in  Deutscher  botan.  Mo- 
natsschrift IV.  Nr.  11  et  12,  p.  172  (1886). 

Verfasser  bespricht  den  Wortlaut  der  ßechstein'schen  Descrip- 
tionen  zu  Grunde  legend,  die  in  „Forstbotanik"  Edit.  IV.  enthaltenen 
Formen  der  Gattung  Rosa.  Von  vorhinein  kann  von  Geltendmachung 
irgend  welcher  Priorität  bei  einer  vierten  Auflage  eines  Werkes  keine 
Rede  sein,  bevor  man  nicht  die  Formen  kennt,  welche  in  den  fi-ü- 
heren  Auflagen  enthalten  sind.  Ferner  wäre  es  bei  der  Allgemeinheit 
der  Beschreibungen,  welche  die  genaue  Präcisiruug  einer  Form  nach 
modernen  Begriffen  illusorisch  machen,  von  unumgänglicher  Wich- 
tigkeit gewesen,  authentische  Exemplare  behufs  Ergänzung  der  De- 
scription  zu  Rathe  zu  ziehen;  allein  Originalexemplare  standen  Ver- 
fasser auch  nicht  zu  Gebote.  Ich  habe  mit  Ausnahme  der  Rosa 
ohovata  Bechstein  auch  nie  authentische  Exemplare  zu  Gesicht  be- 
kommen, mich  daher  auch  selbstverständlich  nie  über  Bechstein'sche 
Formen  ausgesprochen.  Was  die  Priorität  der  Rosa  aspey^a  Schlei- 
cher betrifft,  so  möchte  es  hier  geboten  erscheinen,  einige  Worte 
beizufügen.  Schleicher  stand,  wie  aus  Angaben  der  gleichzeitigen 
Literatur  hervorgeht,  betreffs  Genauigkeit  beim  Vertheilen  seiner 
Exsiccata  nicht  im  besten  Rufe.  Auch  die  von  mir  eingesehenen 
ebenfalls  „zahlreichen"  Exsiccata  bestätigen  diesen  Ruf  vollinhaltlich; 
sie  gehören  theils  der  Gruppe  Sepiacearum  {R.  sepiwm  f.  pubescens 
Rap.),  theils  der  Gruppe  Graveolentium  an.  Allein  abgesehen  von 
dem  geht  es  nie  und  nimmer  an,  einen  Nomen  solum,  der  bis 
heutzutage  noch  niemals  commentirt  wurde,  als  leitende  Type  einer 
Gruppe  vorauzusetzen.  Da  könnte  ja  Jedermann  (ohne  Botaniker  zu 
sein)  sich  eine  Liste  von  Namen  drucken  lassen,  dieselbe  mit  Ex- 
siccaten  belegen  und  hätte  denselben  Anspruch  auf  Berücksichtigung, 
Die  Appellation  an  Rosa  hybrida  Schleicher  und  Rosa  Gutenstei- 
nensis  Jacq.  fil.  ist  vergeblich.  Rosa  hybrida  Schleicher  als  nomen 
solum!  hat  zu  entfallen,  da  Villars  in  „Histoire  de  plantes  de 
Dauphiuee"  p.  554  (1789),  also  viel  früher  eine  Rose  unter  dem 
Namen  „Rosa  hybrida''  creirte  und  ausführlich  beschrieb!  welche 
zur  Gruppe  der  Rosa  alpina  L.  gehört.  Rosa.  Gutensteinensis  wurde 
von  Jacq.  fil.  im  Jahre  1821  aufgestellt,  unter  ausdrücklichem  Hin- 
weis ihrer  Identität  mit  Rosa  rubrifolia  Jacq.  pater  in  Fragmeuta 
botan.  pag.  70  et  71  t.  106  (1809)  non  Villars,  welch  letztere  Rose 
ausführlich  beschrieben  ist,  und  die  überdiess  eine  prachtvolle  Ab- 
bildung noch  anschaulicher  macht;  von  einem  blossen  Namen  kann 
also  auch  bei  letzterer  Rose  keine  Rede  sein!  Bei  Rosa  livida  Host 
(1831)   wäre  überdiess  noch  die  Rosa  vestita  Sternberg  Flora  1826, 


67 

1.  Beilage  p.  77  et  78  iu  Erwägung  zu  ziehen  gewesen.  Schliesslich 
will  ich  erwähnen,  dass  die  von  Gandoger  in  seinen  „Tabulae"  in 
Bullet,  de  la  Soc.  des  amis  des  sciences  naturelles  du  Konen  (1882) 
p.  163  (Nr.  3267)  angeführte  Rosa  aspera  Schleicher  oder  vielmehr 
^^Chabertia  aspera''  (Schleicher)  Gdg.  dieselbe  Eose  darstellt,  welche 
Keller  an  obenangeführter  Stelle  bespricht,  und  erwähne  diese  That- 
sache  nur,  weil  Gandoger  sonst  vom  Verf.  mit  besonderer  Vorliebe 
citirt  wird.  Braun. 

Borbäs  Vincze,  Cinsias  szedre  (Rabas  Clnsii)  Eid^sz.  Lap.  1885  p.  401—40:2. 
Ruhus  Clusii  Borb.  {R.  Gremlii  Haläcsy  in  Kern.  Fl.  exsicc. 
Austro-Hung.  850  mit  wenigem  Zweitel  dafür  gehalten,  non  Focke) 
kann  man  weder  nach  Focke's  Synopsis  "Rubor.  noch  nach  Gremli's 
Excursionsflora  für  den  wahren  R.  Gremlii  halten.  In  Focke  1.  c. 
bleibt  man  in  den  Adenophoris  bei  dem  R.  chlorothyrsus  stehen, 
wenn  man  aber  von  der  luflorescenz  absieht  und  in  C)  Gruppe  diese 
ßrombeerart  sucht,  so  kommt  man  nicht  zu  R.  Gremlii,  sondern  zu 
R.  Reichenbachii.  In  Gremli  1.  c.  Nr.  35  linden  wir  R.  Clmii 
zwischen  den  mit  bereiften  Schösslingen  versehenen  Arten  nicht, 
zwischen  den  mit  unbereiften  Schösslingen  versehenen  Arten  bleiben 
wir  wiederum  bei  R.  teretiusculus  stecken,  welcher  eigentlich  zu  den 
Vertitis  gehört.  R.  Clusii  ist  von  R.  Gremlii  durch  die  stumpf 
kantigen,  reichdrüsigen  und  stark  bestachelten  Schössliuge,  durch  die 
ausgebreitete  (nicht  schmale  und  lange),  bis  an  die  Spitze  beblätterte 
Inflorescenz,  durch  die  mehrblüthigen  Zweigchen  der  letzteren,  welche 
auch  oberwärts  drei-  bis  vierblüthig  bleiben  (bei  R.  Gremlii  ein- 
bis  wenigblüthig),  durch  den  grünlichen  und  glandulösen  Kelch,  so- 
wie durch  die  verkehrteiförmigen  (nicht  schmalen,  wie  bei  R.  Gre7nlii) 
Petala  verschieden.    Ref.  schreibt  R.  Clusii  den  Radulis  zu. 

Borbäs. 

Vukotinovic  Ludwig,    „Rosae  Croaticae   (excerptum)   Ead.  jugosl.  akad. 
übr.  69  1884".  U  Zagrebu  1886,  p.  17. 

Hier   werden  einige  Rosen    neu  beschrieben  oder  neu  benannt, 
so    Rosa  suhrepens  Borb.    in  sched.  1882,    —    R.  Sestinensis  Vuk., 

—  R.  Doljensis  Borb.  et  Vuk.  {R.  subalhida  Vuk.),  —  R.  Worma- 
stinyana  Vuk.  et  Borb.  {R.  velutinaeflora  Vuk.  olim  non  Ds.  et  Oz.), 

—  R.  congesta  Vuk.  {R.  vinealis  Vuk.  olim),  —  R.  flavidifolia  Vuk. 
{R.  nitens  Vuk.,  non  Desv.),  —  R.  Schlosseri  Vuk.  et  Br.  (R.  spa- 
tulifolia  Vuk.),  —  R.  canina  var.  sphaerophylla  Vuk.,  —  R.  Vuko- 
tinovicii  Borb.  {R.  gallico-tomentosa?  Kell,  in  lit.).  —  Die  im  Jahre 
1884  regelmässig  benannte  R.  corylifoUa  Vuk.  erscheint  hier  unge- 
wöhnlicher Weise  mit  neuen  Autoreu  (Vuk.  et  Kell.)  und  wird  dazu 
R.  cuneata  Kell.  ined.  als  Syn.  citirt.  —  Solche  inedirten  Synonyme 
zu  citireu,  hält  Ref.  für  uuzweckmässig  und  überflüssig,  denn  so 
können  wir  passende  Namen  der  Synonymie  wegen  nicht  mehr  ver- 
wertben.  Im  Interesse  der  Synonymik  der  Rosennamen  ist  übrigens 
Vukotinovic's  vorlir^geude  Arbeit  wichtig.  Borbäs. 


68 

.O.  Beccari's  neuere  Arbeiten  über  die  myrmekophilen  Pflanzen  etc.,  be- 
sprochen von  0.  Pen  zig.  Separat-Abdruck  aus  „Botanische  Jahrbücher". 
VII.  3. 

Ein  Keferat  zu  referiren  verbietet  sich  von  selbst.  Es  sei  an 
dieser  Stelle  nur  erwähnt,  dass  Penzig  die  sowohl  für  die  S3'ste- 
matik,  als  namentlich  für  die  Biologie  hochwichtigen  Arbeiten  Bec- 
cari's dem  deutschen  Publikum  in  der  vorliegenden  Schrift  auszüg- 
lich —  und  kritisch  —  zur  Kenntniss  bringt.  Kronfeld. 

Blocki  Bronislav :  Einige  Bemerliungen  über  Dr.  A.  Ziinmeter's  Ab- 
liandlung":  „Die  europäischen  Arten  der  Gattung-  Potentilla!-\  Sep.- 
Abdruck  aus  der  Deutschen  botanischen  Monatsschrift  1886,  Nr.  4—6. 

Für  das  so  schwierige  Genus  Potentilla  ist  in  neuester  Zeit 
eine  wahre  Sturm-  und  Drangperiode  herangebrochen.  In  den  Eeihen 
der  Botaniker,  welche  an  der  Entwirrung  dieser  polymorphen  Pflan- 
zengattung ihre  Kräfte  erproben,  kämpft  auch  mit  viel  Muth  und 
Ueberzeugungstreue  der  als  unermüdeter  Forscher  bekannte  Verfasser 
obiger  Abhandlung.  Er  tritt  in  seinen  Bemerkungen,  die  in  25 
Punkte  vertheilt  sind,  den  Anschauungen  Zimmeter's  und  stellen- 
weise auch  Dr.  Kerner's  rückhaltlos  entgegen,  wobei  er  jedenfalls 
einen  nicht  zu  unterschätzenden  Fonds  an  Literaturkenntniss  ent- 
faltet. —  Manche  Anregung  für  Fachgenossen  wird  sich  aus  der  vor- 
liegenden Arbeit  gewiss  ergeben,  mancher  neue  Anhaltspunkt  finden 
lassen,  wenn  auch  damit  das  letzte  Wort  noch  nicht  gesprochen  ist. 

Moritz  Prihoda. 

Scripta  Botanica  Horti  üniversitatis  Imperialis  Petropolitanae.   11.  1886. 

Diese  mit  den  Act.  Horti  Petrop.  im  Zusammenhange  stehen- 
den Schriften  repräsentiren  das  erste  und  einzige  bisher  bekannte 
Organ  Kusslands  für  die  Publication  der  neuesten  literarischen  Pro- 
dukte auf  dem  Gebiete  der  Botanik  (ohne  Unterschied  der  Sprache 
und  Nationalität).  Der  vorliegende  Band  bringt  theils  selbstständige 
AbhaudluDgen,  theils  Literatui berichte.  Erstere  sind  folgende  in  rus- 
sischer Sprache  geschriebene  Arbeiten:  B  ekel  off  A.  Prof.:  „Ueber 
die  Flora  des  Gouvernements  Jekaterinoslaw".  Durch  einige  sachliche 
Notizen  pflanzeugeographischen  und  phänologischen  Inhaltes  einge- 
leitet, folgt  die  im  Koch'schen  Sinne  gehaltene  Enumeration  von 
1046  Arten  Phauerogamen  und  Gefäss-Kryptogameu.  Obwohl  diese 
Anzahl  im  Hinblick  auf  den  vom  Autor  angegebenen  Flächenraum 
des  beliandelten  FJorengebietes  von  66-623  Quadrat-Kilom.  nicht  un- 
bedeutend genannt  werden  darf,  so  lässt  sich  andererseits  nach  der 
stiefmütterlichen  Behandlung  mancher  sehr  arten-  und. formenreichen 
Gattungen  auf  eine  erschöpfende,  vollständige  Durchforschung  des 
Territoriums  nicht  schliessen.  So  sind  z.  B.  die  Gattungen  Bosa 
und  Bubm  mit  je  einer  Art,  die  Familie  der  Orchideen  nur  durch 
Orchis  Morlo  vertreten.  Diess  ist  um  so  auffälliger,  als  das  ge- 
nannte Gouvernement  zwar  ein  Steppenklima  besitzt,  aber  als  unter 


69 

dem  47—49°  nördl.  Br,  gelegen,  immerhin  den  gemässigten  Vege- 
tationszonen angehört.  —  Gobi  Chr.  Prof.:  „lieber  eine  neue  Kost- 
pilzform Cacoma  Cassandrae''^  Vom  Autor  auf  nassen  Torfmooren 
Finnlands,  auf  Andromeda  {Cassandra)  calyculata  gefunden  und  im 
vorliegenden  Aufsatze  beschrieben.  —  Krassnoff  A.:  „Notizen  über 
die  Vegetation  des  Altai".  Grundlage  der  nicht  nach  systematischen 
Principien,  sondern  nach  natürlichen  Vegetationsgruppen,  als:  {Arte- 
wMsia-Steppen,  Salinen,  schwarzer  Humusboden,  im  Frühjahre  über- 
schwemmte Wiesen,  Cedernwälder,  Hochalpeu)  angeordneten  Pflanzen- 
Aufzählung  bildeten  die  Ergebnisse  einer  zweimonatlichen  Excursion 
in  die  Alpen  von  Katoun,  das  Buchtarma-Thal  und  die  Umgebungen 
des  Belonka-Gebirges.  —  Unter  den  in  der  „Bibliographie"  re- 
ceusirten  zahlreichen  Werken  ist  besonders  seiner  Provenienz  wegen 
bemerkenswerth:  PlantaeBoninsimae.  Es  sind  diess  in  lateini- 
scher Sprache  abgefasste  Diagnosen  für  69  neue  von  japanesischen 
Gelehrten  in  Ost- Asien  gesammelte  Pflanzen.       Moritz  Pi-ihoda. 


Correspondenz. 

Lemberg,  am  5.  Jänner  1887. 
Da  die  15.  und  16.  Centurie  der  Fl.  exsic.  Austr.-Hung.  bereits  in 
den  Händen  mancher  Theilnehmer  an  der  Herausgabe  derselben  sich 
befindet  und  die  Berichtigimg  eines  in  den  Schedae,  resp.  Etiquetteu 
sich  vorfindenden  Irrthums  nur  durch  eine  Zeitschrift  möglich  ist, 
so  bitte  ich  um  die  gef.  Aufnahme  der  nachfolgenden  Zeilen  in  Ihr 
Blatt:  Bei  der  Bearbeitung  des  Weidenmateriales  für  die  Fl.  exsic. 
habe  ich  die  Notizen,  resp.  Beschreibungen  für  jede  Weide  auf  ein 
besonderes  Blatt  geschrieben  und  die  Blätter  entweder  nummerirt, 
oder  sie  in  der  mir  geeignet  erscheinenden  Ordnung  zusammengelegt. 
Durch  ein  Versehen  ist  nun  die  Salix  Ausserdorferi  vor  die  S.  lago- 
pina  gestellt  worden,  was  umgekehrt  hätte  geschehen  sollen  und  ist 
dadurch  die  Diagnose  für  *S^.  Ausserdorferi  falsch  geworden.  Es  muss 
dieselbe  nunmehr  lauten:  Differt  a  sequente  etc.  —  Bei  dieser  Ge- 
legenheit erlaube  ich  mir  mit  Eücksicht  auf  die  in  der  Fl.  exsic. 
Austr.-Hung.  von  Dr.  Stapf  bei  Brunella  bicolor  gemachten  Aus- 
führungen meine  Bemerkungen  hinanzufügen.  Sowohl  Dr.  Beck  als 
auch  Dr.  Stapf  haben  sich  dahin  ausgesprochen,  dass  beim  Blatt- 
rande der  Br.  grandiflora  bloss  Schwankungen  innerhalb  der  Grenzen 
einer  Ausschweifung  und  einer  gegen  den  Grund  etwas  tiefer  ein- 
greifenden Sägezähnung  sich  zeigen.  Das  ist  nicht  richtig.  Der  Jano- 
wer  Wald  bei  Lemberg,  insbesondere  die  Localität,  wo  Brunella 
grandiflora  wächst,  wurde  von  anderen  Botanikern  und  von  mir 
sogar  "sehr  oft  besucht;  ich  habe  auf  das  Vorkommen  der  Br.  laci- 
niata  mein  besonderes  Augenmerk  gerichtet,  sie  wurde  aber  weder 
dort,  noch  in  der  näheren  Umgebung,  sondern  erst  zwei  Meilen  wei- 
ter bei  Stary  Jazöw  spärlich  von  mir  gesehen.    S.  Jazöw   ist  über- 


70 

dies  von  der  Janower  Localität  durch  Culturen,  Teiche,  nasse  Wie- 
sen, Bäche  etc.  getrennt.  Unter  solchen  Verhältnissen  kann  man 
von  einer  Bastartirung  der  dort  vorkommenden  Br.  laciniata  mit 
der  Janower  Br.  grandiflora  unmöglich  sprechen.  Und  doch  besitze 
ich  Exemplare  von  Br.  grandiflora  aus  dem  Janower  Walde,  welche 
neben  ganzen  Blättern  auch  solche  aufweisen,  wie  sie  meine  Exem- 
plare der  Br.  variabilis  besitzen,  nach  denen  Dr.  Beck  seine  Be- 
schreibung der  Br.  variabilis,  die  Dr.  Stapf  unter  Br.  hicolor  sub- 
sumirt,  entworfen  hatte,  und  die  sonst  nichts  zeigen,  was  auf  eine 
Bastartirung  hinweisen  würde.  Dr.  Woloszczak. 

Brunn,  am  6.  Jänner  1887. 
Als  neu  für  die  Flora  Mährens,  beziehungsweise  Schlesien,  sind 
folgende  von  mir  gesammelte  interessante  Ruhiis-kxiQn  zu  verzeich- 
nen: Rtlbus  silesiacus  Weih,  in  Wimm.  und  Grab.  Fl.  Siles.,  R. 
orthacanthus  Wimm.,  R.  silvaticus  Weih,  et  Nees.,  R.  Wahlbergii 
Arrh.,  R.  oaesius  X  candicans..  R.  chloropJiyllus  Greml.,  R.  brachy- 
andruä  Greml.,  R.  nitidus  Weih,  et  Nees.,  R.  rivularis  Müll,  et 
Wirtg,  var.  prionophyllus  Progel,  R.  longiramulus  Sabr.,  R.  ery- 
throcomus  G.  Br.,  R.  serpens  Weih.,  R.  laetevirens  Progl.,  R.  inso- 
latus  P.  J.  Müller.,  B.  macrostemon  Focke,  R.  moritanus  Wirtg. 
Im  Ganzen  sechzehn  interessante,  von  dem  rühmlichst  bekannten 
Batologen  H.  Sabransky  gütigst  determiuirte  Novitäten,  auf  die  aus- 
führlicher zurückzukommen  ich  mir  vorbehalte.    Dr.  Formänek. 

Lemberg,  am  8.  Jänner  1887. 

Ueber  einen  höchst  interessanten  Fund  bin  ich  in  der  ange- 
nehmen Lage  heute  zu  berichten.  Es  ist  der  bisher  unbekannt  ge- 
wesene Bastart  Ranunculus  repenti'X.bulbosus,  welchen  ich  im  vori- 
gen Sommer  auf  trockenen,  grasigen  Lehmtriften  hart  hinter  dem 
„Kaiserwald"  nächst  Lemberg  in  zwei  blühenden  Exemplaren  ent- 
deckt habe.  Dieser  unzweifelhafte  Mischling  besitzt  knollig  verdickten 
Stengelgrund,  wie  Ran.  bulbosus,  an  welchen  er  übrigens  auch  in  der 
Form  einiger  Wurzelblätter  und  in  der  Grösse  und  Beschaffenheit 
der  Kelche  und  Blumenblätter  erinnert,  während  er  durch  die  Ge- 
stalt der  meisten  Wurzel-  und  Stengelblätter,  sowie  durch  das 
Vorhandensein  kurzer  Ausläufer  an  Ran.  repens  L.  mahnt. 

Br.  Blocki. 

Budapest,  12.  Jänner  1887. 
Leucoium  vernum  L.  kommt  in  Ost-Ungarn  öfter  mit  zwei- 
blüthiger  Inflorescenz  vor,  und  ich  habe  diese  Varietät  im  Jahre 
1878  in  „Mathem.  es  Termeszettudomänyi  Közlemenyek"  der  ungar. 
Akademie,  Bd.  XV,  pag.  360,  als  var.  biflorum  mihi  benannt.  Diese 
Varietät  kommt  in  der  Umgebung  von  Üngvär,  Huszt  {L.  vernum 
var.  Vdgneri  Stapf  1886),  Vöröspatak  und  anderswo  in  Siebenbür- 
gen („planta  nostra    plerumque   biflora"  Fuss    Fl.   Transs.    excurs. 


71 

pag.  639),  sowie  im  Biharer  Comitate  (Sink.  Akad.  Közl.  XVI. 
pag.  139,  —  cfr.  Botan.  Centralbl.  1881,  Bd.  V.  pag.  144)  vor. 
Ich  habe  1.  c.  pag.  298  das  in  Ost-Ungarn  wachsende  Laserpitium 
alpinum  W.  Kit.  und  das  croatische  L.  marginatum  W.  Kit.  speci- 
fisch  getrennt,  danach  ist  L.  alpinum  var.  nemorosum  Stapf  eher 
das  L.  marginatum  W.  Kit.  Ich  erwähne  1.  c.  zwischen  den  speci- 
fischen  Merkmalen  des  L.  marginatum  auch  „radii  umbellarum 
etiam  maiomm  pauciores  (circa  10)"  und  Dr.  Stapf  sagt  auch 
„umbella  plerumque  pauciradiata".  Rosa  Skoßtziana  BJocki 
habe  ich  zwar  nicht  gesehen,  aber  wenn  es  mein  Freund  H.  Braun 
sagt,  glaube  ich,  dass  sie  mit  der  M.  uncinella  var.  ciliata  Borb. 
identisch  ist  (Oe.  B.  Z.  1886,  pag.  429).  Wenn  doch  Freund  Bio cki 
einen  constanten  Farbenunterschied  der  Blüthe  für  R.  Skoßtziana 
behauptet,  muss  ich  bemerken,  dass  er  kaum  weiss,  was  für 
eine  Blüthenfarbe  meine  var.  ciliata  hat,  denn  ich  habe  sie  nach 
getrocknetem  Materiale  beschrieben  und  die  Blüthenfarbe  nicht  an- 
gegeben. Es  ist  also  nicht  ausgeschlossen,  dass  auch  meine  Varietät 
weisse  Blüthen  hat  und  so  mit  der  Biocki'schen  „Art"  identisch  ist. 
Andere  Merkmale  hat  BJocki  nicht  angeführt  und  meine  Varietät 
wächst  gegen  Nord-Ungarn,  also  nicht  gar  so  weit  von  Galizien. 

Borbäs. 

Gnezda  (Kniesen)  15.  Jänner  1887. 
Es  wird  Sie  interessiren^  dass  ich  bei  Aufarbeitung  meiner  Du- 
biosen gefunden  habe,  dass  die  Primula  carpatica  Fuss  auch  in 
Krain  vorkommt!  Ich  sammelte  selbe  in  den  ersten  Junitagen  1883 
von  Mostrana  aus  in  Kot  und  in  dem  Kermathale  (nicht  wie  Sco- 
poli  pliantasirt,  am  Kerma-Berge,  der  nie  existirte)  in  beiläufiger 
Seehöhe  von  900  bis  1200  Meter.  Sie  unterscheidet  sich  von  den 
siebenbürgischen  Originalexemplaren  nur  durch  etwas  stärker  be- 
haarte Kelche.  Ullepitsch. 

Kopenhagen,  im  December  1886. 
Da  ich  seit  nahezu  25  Jahren  die  volksthümlichen  Namen  von 
phanerogamen  und  kryptogamen  Pflanzen  nicht  nur  in  den  ältesten 
und  neuesten  Originaltexten,  sondern  auch  mit  Hilfe  zahlreicher 
Correspondenten  aus  allen  europäischen,  nicht  slavischen  Ländern 
gesammelt  habe,  und  nachdem  sie  in  den  Jahren  1867 — 1871  auf 
Kosten  „der  königlich  dänischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften" 
und  der  „botanischen  Gesellschaft  zu  Kopenhagen"  unter  dem 
Titel  „Noms  nordique  des  plantes"  (von  Island,  Föräer,  Norwegen, 
Schweden  und  Dänemark)  publicirt  wurden,  bin  ich  jetzt  daran,  aus- 
zuarbeiten „Pflanzennamen  in  germanischen  und  romanischen  Spra- 
chen". Indessen,  um  dieser  Arbeit  die  grösstmöglichste  Vollkommen- 
heit, oder  besser  gesagt,  die  geringste  Mangelhaftigkeit  zu  geben, 
welche  bei  einem  solchen  Unternehmen  möglich  ist,  nehme  ich  mir 
die  Freiheit,  an  die  Philologen  und  Hortologen  Europas  die  Bitte 
zu  richten,  mir  hierauf  bezügliche  Mittheilungeu  gütigst    zukommen 


72 

lassen  zu  wollen,  besonders  über  volksthümliche  Namen,  begleitet 
mit  der  Angabe  des  Ortes  (der  Stadt  oder  der  Gegend),  wo  sie  ge- 
mein sind  und  ihrer  landläufigen  Aussprache.  Die  immer  wachsende 
Ausbreitung  der  Cultur  und  die  Fortschritte  des  botanischen  Unter- 
richtes an  fast  allen  Schulen  haben  schon  eine  grosse  Zahl  dieser 
volksthümlichen  Namen  verschwinden  gemacht,  wovon  viele  ein 
sprachliches  oder  culturelles  Interesse  haben.  Wenn  man  daher  jene 
retten  will,  welche  noch  übrig  bleiben,  so  darf  man  nicht  zögern. 
Das  Zweckdienlichste  nach  meiner  Meinung  wäre  daher:  1.  Wenn 
mein  Ansuchen  in  den  wissenschaftlichen  Publicationen,  besonders 
in  den  botanischen  und  horticolen  Fachschriften  veröffentlicht  werden 
möchte,  und  2.  wenn  die  Sammlungen,  die  in  oben  bemerktem  Sinne 
gemacht  worden  sind,  mir  zur  Verfügung  gestellt  und  die  Titel  jener 
Werke  bekannt  gegeben  würden,  die  derartiges  enthalten.  Bitte 
etwaige  Zuschriften  an  mich  unter  der  Adresse:  „Monsieur  Carl 
Hansen,  professeur  ä  FAcademie  Royale  superieure  d'Agriculture 
et  d'Horticulture   ä  Copenhague.  V.''  abzusenden. 

fl.  Jenssen-Tusch,  Oberst. 


Fersonalnotizen. 

—  Dr.  Alois  Pokorny,  k.  k,  Regierungsrath  und  Director 
des  Comm.  Real-  und  Ober -Gymnasiums  in  der  Leopoldstadt  zu 
Wien  ist  61  Jahre  alt,  am  29.  December  v.  J.  in  Innsbruck,  wo  er 
sich  zum  Besuche  seiner  Tochter  und  seines  Schwiegersohnes,  des 
Universitätö-Professors  Dr.  Juraschek  befand,  an  einem  Schlag- 
flusse plötzlich  gestorben.  Die  Oesterr.  botan.  Zeitsch.  brachte  schon 
im  J.  1863  dessen  Porträt  und  Biographie. 

—  Don  Francisco  Loscos  y  Bernal,  Apotheker  in  Castel- 
seräs  in  Aragonien,  einer  der  besten  Kenner  der  spanischen  Flora, 
ist  am  23.  November  v.  J.,  63  Jahre  alt,  gestorben. 

—  Dr.  Otto  Penzig,  Professor  in  Modena,  ist  zum  Professor 
der  Botanik  und  zum  Director  des  botanischen  Gartens  an  der  Uni- 
versität Genua  ernanot  worden. 

—  J.  Freyn,  Civil-Ingenieur  in  Prag,  ist  zum  fürstl.  Collo- 
redo-Mannsfeld'schen  Baurathe  ernannt  worden. 

—  Prof.  Dr.  J.  Wiesner  in  Wien  wurde  von  der  kgl.  schwe- 
dischen Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Upsala  zum  ausw.  wirkl. 
Mitgliede  gewählt. 

—  Professor  Dr.  A.  Eng  1er  und  B.  Stein,  Inspector  des 
bot.  Gartens  in  Breslau,  sind  zu  corr.  Mitgliedern  der  Royal  Horti- 
cultural  Society  in  London  gewählt  worden. 

—  Dr.  Karl  Goebel  in  Rostock  ist  zum  ordentl.  Professor 
und  Director  des  botan.  Gartens  an  der  Universität  Marburg  er- 
nannt worden. 


73 

—  Dr.  Paul  Morthier  ist  anfangs  December  v.  J.,  63  Jahre 
alt,  in  Corcelles  bei  Neufchatel  gestorben. 

—  Dr.  Alexander  Zahlbruckner  ist  zum  wissenschaftlichen 
Hilfsarbeiter  an  der  botanischen  Abtheil  ung  des  k.  k.  naturhist.  Hof- 
museums ernannt  worden. 

—  Adolf  Oborny,  Professor  an  der  Landes-Oberrealschule  in 
Zuaim  wurde  zum  Bezirks-Schulinspector  für  den  Znaimer  Stadt- 
schulbezirk ernannt. 

—  Thomas  Moore  ist  am  1.  Jänner,  66  Jahre  alt,  in  Lon- 
don gestorben. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmung^en. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Wien,  am  2.  December  1886  übersandte  Regierungs- 
rath  Prof.  Dr.  Coustantin  Freiherr  v.  Ettingshausen  eine  in  sei- 
nem Institute  ausgearbeitete  Abhandlung:  „Ueber  regressive  Form- 
erscheinungen bei  Quercus  sessiliflora  Sm."  von  Herrn  Franz 
Krasan,  Professor  am  II.  Staatsgymnasium  in  Graz.  Der  Verfasser 
hat  fünf  wesentlich  verschiedene  Blattformen  an  ein  und  demselben 
Baume  der  Quercus  sessiliflora  beobachtet.  Der  Baum  befindet  sich 
in  der  Nähe  der  Stadt  Graz  und  war  infolge  des  empfindlichen  Fro- 
stes am  8.  Mai  d.  J.  mehrere  Tage  ganz  entlaubt.  Er  hatte  in  den 
folgenden  14  Tagen  aus  den  Knospen,  welche  der  Frost  verschont 
hatte  und  die  bis  zum  8.  Mai  noch  nicht  aufgegangen  wai-en,  all- 
mälig  von  neuem  getrieben  und  lieferte  an  den  aus  diesem  Trieb 
eutstaudeueu  Sprossen  das  gewöhnliche  oder  normale  Blatt,  theil- 
weise  aber  auch  eine  Form,  welche  unverkennbar  an  Q.  infectoria 
Oliv,  erinnert.  Im  Laufe  des  Sommers  gingen  neue  Sprosse,  und 
zwar  aus  Adventivknospen,  hervor.  An  diesen  erschienen  zu  unterst 
schmale,  ungebuchtete  ganzrandige,  weiter  oben  verkehrt  eiförmige 
ungeth eilte,  weiter  gegen  die  Spitze  lappige  und  ganz  an  der  Spitze 
des  Sprosses  fiederspaltige  Blätter.  Auf  Grund  mannigfacher  Ver- 
gleichungen  constatirt  der  Verfasser  den  genetischen  Zusammenhang 
zwischen  diesen  Blattformen  einerseits  und  gewissen  noch  lebenden 
nordamerikanischen  Eichenarten  (Q.  virens  Ait.,  Q.  aquatica  Walt, 
und  Q.  Prinus  L.)  und  den  fossilen  Q.  Daphnes  Ung.  (resp.  Q. 
elaena  Ung.  und  Q.  chlorophylla  Ung.)  und  Q.  tephrodes  Ung.  aus 
dem  Myocen,  indem  er  die  Gründe  anführt,  welche  die  Vielgestal- 
tigkeit des  Blattes  am  obigen  Baume  als  eine  regressive  Form- 
erscheinung, das  ist  als  einen  „Rückschlag"  erkennen  lassen,  wobei 
er  auch  auf  die  an  der  Keimpflanze  auftretenden  ßlattformen  hin- 
weist. 

Dr.  Moriz  Kronfeld  in  Wien  überreichte  eine  Abhandlung: 
„Ueber  den  Blüthenstand  der  Rohrkolben".  In  der  Einleitung 
der  vorliegenden  Arbeit  werden  in  Kürze  die  morphologischen  Fra- 
gen vorgeführt,  welche  an  das    Genus   Typha    anknüpfen.    Verfasser 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  2.  Heft  1887.  6 


74 

wendet  sich  im  Specielleü  der  Untersuchung  des  Blüthenstandes  zu. 
Es  wird  vorerst  ein  historischer  lieber  blick,  eine  Geschichte 
und  Kritik  der  Ansichten  über  den  Blüthenstand  von  Typha  gege- 
ben. In  dem  folgenden  Abschnitte:  Bilduugsabweichungen,  wer- 
den teratologische  Fälle  zusammengestellt  und  beschrieben.  Daraus 
ergeben  sich  Kriterieu  für  die  anher  aufgestellten  Theorien.  Nament- 
lich werden  für  die  durch  Schur  vorbereitete,  von  Celakovsky 
ausgearbeitete  Sparganiura -Theorie  wesentliche  Stützen  beigebracht. 
Demnächst  werden  aus  der  Untersuchung  der  Teratologie  Excurse 
über  die  Morphologie  und  Biologie  der  Eohrkolben  abgeleitet. 

Dr.  Kichard  E.  v.  Wettstein  überreichte  eine  Abhandlung, 
betitelt:  „Fungi  novi  Austriaci",  Ser.  I.  Die  Abhandlung  ent- 
hält die  Beschreibungen  von  dreizehn  neuen  Pilzen,  sowie  Eesultate 
morphologischer  und  entwicklungsgeschichtlicher  Untersuchungen  an 
denselben.  Die  beschriebenen  Pilze  gehören  den  Gattungen  Irpex, 
Sclerotinia,  Micropezlza,  Lycoperdon,  Agaricus,  Marasmius,  Cantha- 
rellus,   Trametes  und  Hydnum  an. 

—  Monats- Versammlung  der  k.  k.  zoologisch-botanischen 
Gesellschaft  in  Wien  am  5.  Jänner  1887.  Vorsitzender:  Herr 
Prof.  J.  Mick.  Botanische  Gegenstände  wurden  besprochen  von  den 
Herren:  Dr.  M.  Kronfeld:  Ueber  die  Beziehungen  der  Nebenblätter 
(Stipulae)  zu  ihrem  Hauptblatt.  Dei-  Vortragende  erbrachte  den  Nach- 
weis, dass  die  Neben-  oder  After-Blätter  keine  selbstständigen  Or- 
gane sui  generis,  sondern  eine  Ausgliederung  basaler  Lappen  des 
Hauptblattes  darstellen  und  demonstrirte  an  Exsiccaten  die  von  ihm 
gemachte  Wahrnehmung,  dass  eine  Obliteration  oder  aber  Exstirpa- 
tion  der  Blattspreite  eine  abnorme  Entwicklung  der  Stipellen  zur 
Folge  hat.  Beispiele  hieven  an  Pyrus  Malus,  Pisum  sativum  und 
Lathyrus  Aphaca.  —  H.  Zukal:  Ueber  mehrere  von  ihm  neu  ent- 
deckte Ascomyceten.  —  Hoff  er  Franz:  Ueber  sechs  in  Niederöster- 
reich vorhandene  grössere  Herbarien,  theils  aus  früherer  Zeit  (1.  das 
gräfl.  Harrach'sche  in  Brück  a.  d.  Leitha  vom  Jahre  1781  ange- 
fangen, 7000  Exemplare;  2.  Herbar  nach  Prof.  Sales.  Schreiber  in 
Klosterneuburg,  50.000  Exemplare;  3.  ein  von  Sr.  k.  Hoheit  weiland 
Erzherzog  Eainer  zum  Gebrauche  für  Schulen  hinterlassenes  Herbar 
von  3000  Exemplaren),  theils  aus  der  Gegenwart  (4.  Herbar  des 
Pfarrers  A.  Matz  in  Angern,  3000  Arten;  5.  Herbar  nach  dem  vor 
Kurzem  verstorbenen  Lehrer  Glatz  in  Waidhofen  a.  d.  Ybbs,  und 
6.  Herrn  Carl  Aust's  in  Hainburg  Herbar  im  besten  insektenfreien 
Zustande;  Dank  dessen  Aufbewahrung  in  wohlverschlossenen  Kästen 
aus  Zirbenholz).  Derselbe  Vortragende  sprach  ferner  über  die  Vul- 
gar-Namen  verschiedener  Pflanzen  im  Waldviertel.  —  Dr. 
E.  V.  Wettstein  constatirte  auf  Grund  seiner  an  Coprinus-Arten 
gewonnenen  Erfahrungen  die  Anwendbarkeit  der  anatomischen  Syste- 
matik beim  Studium  der  Hymenomyceten,  wobei  er  die  Bedeutung 
der  Cystiden  als  Schutzmittel  der  Sporen  näher  erörterte. 

Moritz  Pfihoda. 


75 

—  Die  Wiener  pädagogische  Gesellschaft  hat  an  den  Gemeinde- 
rath  ein  Gesuch  um  Errichtung  eines  botanischen  Gartens  für 
Unterrichtszwecke  auf  Gemeindekosteu  gerichtet.  Die  Pro.ponenten 
meinen,  diese  Communal-Austalt  hätte  Pflanzen  für  die  Schulen  un- 
entgeltlich abzugeben,  die  Lehrer  könnten  den  Garten  mit  ihren 
Schülern  besuchen,  Gebildeten  aller  Stände  soll  derselbe  zugänglich 
sein,  botanische  Vorträge  und  Demonstrationen  wären  daselbst  abzu- 
halten u.  s.  w.  Es  wird  auf  Berlin  hingewiesen,  wo  ähnliche  An- 
stalten im  Humboldthain,  Friedrichshain  und  Treptow  bestehen, 
welche  sich  bestens  bewähren.  Die  Gemeinde  Berlin  habe  den  bota- 
nischen Garten  auf  einem  eigens  augekauften  Grundstücke  schon  vor 
18  Jahren  errichtet  und  die  nöthigen  Baulichkeiten  geschaffen  und 
besolde  das  Personale.  Die  Gesellschaft  meint,  dass  die  Area  des 
ehemaligen  Thiergartens  im  Prater  sich  zu  dem  angeregten  Zwecke 
besonders  eignen  würde. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  P.  Dichtl  mit  Pflan- 
zen aus  Niederösterreich.  —  Von  Herrn  Frank  mit  Pflanzen  aus 
Oberösterreich.    —    Von  Herrn  Kunge  mit  Pflanzen  aus  Westfalen. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren  Btocki  und 
Gallier. 

Aus  Schlesien  eingesendet  von  Felsmann:  Alectorolophus  ma- 
jor, A.  minor,  Gicer  ametinu'in,  Corylus  tiihulosa  f.  atropurpurea, 
Crepis  paludosa,  Galeopsis  speciosa,  Hypochoeris  maculata,  Madla 
sativa,  Melandrium  album,  M.  rubrum,  Phalaris  picta,  Plantago 
microstachya,  Pyrola  secunda,  Ranuncidus  acer,  R.  polyanthemos, 
Salix  purpurea  X  viminalis,  Thalictrmn  m,inus,  Valeriana  samhnci- 
folia,  Veronica  triphyllos,  Viola  arvensis,  V.  hirta,  V.  Riviniana,  V. 
silvatica. 

Aus  Galizien  eingesendet  von  WoJoszczak:  Oytisus  ruthenicu^. 

Aus  Dalmatien  eingesendet  von  Adamovic:  Aspidium  palli- 
dum, Asplenium  acutnin,  Diantkus  racemosus,  Galium  aureum,  Li- 
naria dalmatica,   Teucrium  scordioides. 

Aus  Ungarn  eingesendet  von  Borbäs:  Aster  punctatus,  Dian- 
thus  Armeriastrwn,  Equisetum  ramosissimum,  Lapsana  eancellata, 
Lhuim  ylabrescens,  Loliwn  linicolum,  Medicago  elongata,  Plantago 
altisshna,  Pidmonaria  inoüissima,  Quercus  conferta,  Rosa  hunga- 
rica,  R.  petrophüa,  Salio)  angustifolia,  Scirpus  Michelianus,  Syrenia 
angustifolia,  Syringa  Josikaea,  Trifolium  procerum,  Tri/,  resu- 
pinatum. 

Aus  Niederösterreich  eingesendet  von  L.  Keller:  Aconitum 
Anthora,  Androsace  obtusifolia,  Campanula  alpina,   Carex  capillaris. 


76 

O.  ferruginea,  Castanea  sativa,  Centaurea  vochinensis,  Epilohium 
tetragonum,  Fumaria  rostellata,  Gentiana  pumila,  Hedysarum  ob- 
scurwn,  Jasione  montana,  Juncus  Jacquini,  Medicago  falcata  var. 
glandulosa,  M.  falc.  var,  pubescens,  M.  falcato  X  sativa,  M.  sativa, 
Nigritella  nigra,  Ononis  repens,  Oxijtropis  montana,  Papaver  alpi- 
num  var.  album,  P.  Argemone,  P.  Rhoeas,  Pedicularis  rostrata, 
Phaca  frigida,  Phleum  Michelii,  Ranunculus  alpestris,  R.  platani- 
folius,  Rubus  Beckii,  R.  Gloggnitzensis,  R.  Gremlii,  R.  Halacsyi, 
R.  megathamnos,  R.  rosulentus,  Saxifraga  stellaris,  Soldanella  mi- 
nima, Statice  alpina,  Thlaspi  rotundifolium,  Trifolium  gracile,  Vul- 
pia  myuros. 

Obige    Arten   können   nach    beliebiger  Auswahl    im    Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)  abgegeben  werden. 


Inserate. 


Verlag  von  Arthur  Felix  in  Leipzig. 


Studien 

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Protoplasma-Mechasiik 


Dr,  G.  Berthold, 

a.  0.  Professor  der  Botanik  und  Director 

des    pflanzenpbysiologischen    Institutes 

der  Universität  Göttingen. 

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In  gr.  8.  XII,  H36  Seiten.  1886.  brosch. 

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Das  Chloropliyllkorn 

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chemischer,  morphologischer 

und 

biologischer  Beziehung. 

Ein  Beitrag 

zur    Renntiiiss    des    CbJoropbjllkornes    der 

Angiusperiiien  und  seiner  Mutaiuuiphosen 

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Arthur  Meyer. 

Mit  3  Tafeln  in  Farbendr.  In  gr.4. 1883. 
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Vollständige  Naturgescliiclite 

der  forstlichen 

Cultur pflanzen    Deutschlands. 

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Dr.  Theodor  Hartig, 

herzogl.  Braunschweig''scher  Forstrath  und  Professor  etc. 

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Redacteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofitz.  -    Verlag  von  C.  Gerold'B  Sohn. 

C.  Ueberreuter'sche  Buchdruckerei  (M.  Salzer)  in  Wien. 


Oesterreichisclie 

Botanische  Zeitsclirift 


Die  österreichische 
botanisclie    Zeitschrift 

erscheint 

den  Ersten  jeden  Jlonats. 

Man  pränumerirt  auf  seihe 

mit  8  fl.  Ost.  W. 

(i6  R.  iJark) 

fanzjahrig,    oder   mit 
fl.  Ost.  W.  (  S  R.  Mark^ 
halbjährig. 
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die  ganze  Petitzeile 
15  kr.  öst.  W. 


Organ 


für 


Botanik  und  Botaniker. 


N^  3. 


£xemnlare 

die  frei  durch  die  Postbe- 
zogen werden  sollen,  sind 
blos  hei   der  Kedaction 

(IV.  Bes  .  Milhtgasse  Nr.  1) 
ZU  pränumeriren. 
Im  Wege  des- 
Buchhandels   Übernimmt 
Pränumeration 
C.  Gerold'«  Sohn 

in  Wien, 
sowie  alle  tibrigen 
Buchhandlungen. 


XXXTII.  Jahrgang. 


WIEN. 


März  1887. 


INHALT:  Nachruf.  Von  Dr.  Burgerstein.  —  Campanida  farinidaita.  Von  Dr.  Kerner  und 
Dr.  Wettstein.  —  Pingaicida  bicolor.  Von  Dr.  Woloszczak.  —  Zur  Eatographie  Niedeiöster- 
reichs.  Von  Sabransky.  —  Galeobdolon  Tatrae.  Von  Ullepitsch.  —  Verwachsung  von  Stam- 
men, Von  Voss. —  Zur  Flora  von  Bielitz.  Von  Baier. —  Ursachen  der  HaarbilJung.  Von  Kra.^an. 
—  Bergalgenflora  Böhmens.  Von  Dr.  Hansgirg.  —  Flora  des  Etna.  Von  Strobl.  -•  Literatur- 
berichte. —  Oorrespondeuz.  Von  Keller,  Formänek,  Borhds.  —  Personaluotizen.  —  Vereine, 
Anstalten,  Unternehmungen.  —  Botanischer  Tauschverein.  —  Inserate. 


Nachruf 


Dr.  Alois  Pokoruy. 

Wie  eigenthümlich  doch  das  Schicksal  waltet!  Am  22.  Decem- 
ber  des  vorigen  Jahres  versammelte  sich  der  Lehrkörper  des  Leo- 
poldstädter Commimal-Real-  und  Obergymnasiums,  um  dem  Director 
der  Anstalt,  Regierungsrath  Dr.  Alois  Pokorny,  in  treuer  Anhäng- 
lichkeit und  aufrichtiger  Verehrung  ein  glückliches  Neujahr  zu  wün- 
schen —  und  am  Neujahrstage  versammelte  sich  derselbe  Lehrkörper 
abermals,  aber  sein  Chef  war  nicht  mehr  unter  den  Lebenden;  er 
war  am  29.  December  ferne  von  der  Heimath  und  seinem  Wirkuugs- 
kreise  eines  plötzlichen  Todes  verschieden.  Desshalb  versammelte  sich 
auch  das  Professoren-Collegium,  um  über  die  Bestattungsmodalitäten 
zu  couferiren.  Wie  ein  Blitz  aus  heiterem  Himmel  erschien  die 
Todesnachricht  in  den  Tagesblättern  und  allgemein  war  die  Trauer 
der  zahlreichen  Schüler,  Fachgenossen  und  Freunde  dieses  ausgezeich- 
neten Mannes. 

Pokorny  wurde  am  23.  Mai  1826  zu  Iglau  in  Mähren  ge- 
boren. Nach  Absolvirung  des  Gymnasiums  studirte  er  1844 — 1848 
Jurisprudenz  in  Wien;  im  folgenden  Jahre  kam  er  als  Supplent  an 
das  hiesige  k.  k.  akademische  Gymnasium  und  nach  Ablegung  der 
Gymnasial-Lehramtsprüfuug  aus  Naturgeschichte  und  Physik  wurde 
er  185:^  zum  wirklichen  Lehrer  an  der  genannten  Unterrichtsanstalt 
ernannt.  Im  Jahre  1855  erhielt  Pokorny  von  der   Universität  Göt- 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  3.  Heft  1887.  7 


78 

tingeu  das  Diplom  eines  Doctors  der  Philosophie  und  naeli  bald 
darauf  erfolgter  Nostrificatiou  habilitirte  er  sich  an  dor  Wiener 
Universität  für  allgemeine  Pfianzengeographie,  die  er  bis  zum  Jahre 
1868  docirte.  Eine  wichtige  Periode  im  Wirkungskreise  Pokorny's 
begann  im  Jahre  1864.  Der  Gemeinderath  von  Wien  hatte  in  seiner 
Sitzung  vom  18.  Februar  1864  die  Errichtung  zweier  Realgymna- 
sien und  einer  vollständigen  Realschule  beschlossen.  Nachdem  dieser 
denkwürdige  Beschluss  von  dem  Staatsminister  Excellenz  R.  v.  Schmer- 
ling die  Genehmigung  erhalten  hatte,  wurde  Dr.  Alois  Pokorny 
laut  Gemeinderathsbeschluss  vom  26.  October  zum  Director  des 
städtischen  Realgymnasiums  im  zweiten  Bezirke  ernannt;  die  Anstalt 
selbst  wurde  am  11.  October  des  genannten  Jahres  von  dem  dama- 
ligen Bürgermeister  Dr.  Andreas  Zelinka  in  feierlicher  Weise  er- 
öffnet. Pokorny  verblieb  in  dieser  seiner  neuen  Stellung  bis  zu 
seinem  Tode.  Er  leitete  die  ihm  anvertraute  Lehranstalt,  die  succes- 
sive  zu  einem  vollständigen  Real-  und  Obergymnasium  erweitert 
wurde,  in  musterhafter  Weise  und  setzte  stets  seine  volle  und  beste 
Kraft  ein  für  das  Gedeihen  und  den  Aufschwung  derselben.  Zu  wieder- 
holtenmalen  wurde  in  massgebenden  Kreisen  die  Frage  ventilirt,  ob 
die  Real-Gymnasien  —  bekanntlich  eine  Schöpfung  der  neueren  Zeit 
—  in  ihrer  bisherigen  Organisation  fortbestehen  oder  in  sog.  reine 
Gymnasien  verwandelt  werden  sollen.  Pokorny  setzte  sich  stets  auf 
das  kräftigste  für  die  Real-Gymnasien  ein;  in  mehreren  mit  grosser 
Sachkenutniss  und  Objectivität  geschriebenen,  zumeist  in  den  Jahres- 
berichten der  Anstalt  veröffentlichten  Aufsätzen  suchte  er  den  Nach- 
weis zu  liefern,  dass  die  Bedenken,  welche  von  verschiedenen  Seiten 
gegen  den  Fortbestand  der  Real-Gymnasien  erhoben  wurden,  theils 
unbegründet  sind,  theils  auf  ein  sehr  geringes  Mass  sich  reduciren, 
und  zeigte,  dass  die  österreichischen  Real-Gymnasien  als  im  fort- 
schrittlichen Geiste  entwickelte  Gymnasien  sind,  welche  gegenwärtig 
unbedingt  den  Vorzug  vor  den  sog.  reinen  Gymnasien  verdienen. 

Pokorny's  Müsse  war  fast  ausschliesslich  literarischer  Thätig- 
keit  gewidmet.  Schon  als  Gymnasiast  zeigte  er  ein  lebhaftes  Inter- 
esse für  die  Naturwissenschaften  im  allgemeinen  und  für  die  Bota- 
nik ganz  besonders.  Durch  eine  Reihe  hervorragender  österreichischer 
Botaniker  (Endlicher,  Fenzl,  Reissek,  Kotschy  u.  A.)  in  die 
scientia  amabilis  eingeführt,  trat  er  bald  mit  selbständigen  Arbeiten 
in  die  Oeffentlichkeit.  Wir  können  hier  nicht  auf  eine  Enumeratio 
seiner  zahlreichen  Publicationen,  die  namentlich  Themen  aus  der 
Bryologie,  Phänologie,  Localfloristik  und  Blattmorphologie  behandel- 
ten, geben.')  Hervorheben  müssen  wir  aber  seine  gründlichen  und 
umfassenden  Untersuchungen  der  ungarischen  Torfmoore,  seine  „Plantae 
lignosae  imperii  austriaci"  (mit  1645  Blattabdrücken  auf  80  Tafeln) 
und  die  in  Gemeinschaft  mit  Prof.  C.  v.  Ettingshausen  heraus- 
gegebene „Physiotypia  plantarum  austriacarum",  ein  Werk   in   fünf 


')  Eine  Zusammenstellung  seiner  Arbeiten  bis    zum    Jahre    1863    enthält 
die  ausführliche  Biographie  Pokorny's  im  XIII.  Jahrgange  dieser  Zeitschrift. 


79 

Foliobänden  mit  500  Tafolu.  woför  jeder  der  beiden  Verfasser  von 
Sr.  Majestät  dem  Kaiser  mit  einem  Brillautrino"  ausgezeichnet  wurde. 
Die  sich  von  Jahr  zu  Jahr  mehrenden  Amtsgeschäfte,  sowie  die  fast 
unausgesetzte,  zeitraubende  Redaction  seiner  Lehrbücher  hinderten 
ihn  immer  mehr  an  der  Ausführung  wissenschaftlicher  Unter- 
suchungen. Seine  letzten  grösseren  Arbeiten  waren:  „lieber  phyllo- 
metrische  Werthe  als  Mittel  zur  Charakteristik  der  Pflanzenblätter" 
(Sitzungsber.  der  k.  Akademie  der  Wissenscb.  Wien  1875)  und  „Die 
Blättermasse  österreichischer  Holzpflanzen"  (Veih.  der  k.  k.  zoolog.- 
botan.  Gesellschaft  1877).  Unter  den  verschiedenen  Lehrbüchern,  die 
Pokorny  herausgab,  erfreute  sich  insbesondere  die  illustrirte  Natur- 
geschichte des  Thierreiches,  Pflanzenreiches  und  Mineralreiches  für 
die  unteren  Classen  der  Mittelschulen  einer  ganz  ausserordentlichen 
Verbreitung.  Die  Bücher  erschienen  in  den  Fünfziger-Jahren  und  er- 
lebten zahlreiche  Auflagen.  Seit  Jahren  sind  die  Pokorny'schen 
Lehrtexte  in  alle  Sprachen  der  Monarchie  übersetzt  und  fast  an 
sämmtlichen  österreichischen  und  ungarischen  Mittelschulen  einge- 
führt. Die  Zahl  der  von  der  Verlagsbuchhandlung  bisher  ausgegebeneu 
Exemplare  beträgt  viele  Hunderttausende. 

Pokorny  war  Ehrenmitglied,  correspondirendes  und  wirkliches 
Mitglied,  Vicepräsident  und  Ausschussmitglied  zahlreicher  wissen- 
schaftlicher Corporatiouen  des  In-  und  Auslandes. 

Seine  Vielseitigkeit  des  Strebens  und  seine  Verdienste  in  päda- 
gogisch-didactischer  und  wissenschaftlicher  Richtung  wurden  mehr- 
fach anerkannt.  Von  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  wurde  ihm,  wie  schon 
bemerkt,  ein  Brillantring,  ferner  mit  Allerhöchster  Entschliessung 
vom  24.  Juni  1872  „in  Anerkennung  vieljährigen  und  ausgezeichneten 
Wirkens  im  Lehramte"  der  Titel  und  Charakter  eines  Regierungs- 
rathes  verliehen.  Bald  darauf  erhielt  er  den  k.  russischen  St.  Annen- 
Orden  III.  Classe.  Anlässlich  des  zurückgelegten  dreissigsten  Dienst- 
jahres wurde  ihm  taxfrei  das  Bürgerrecht  der  Stadt  Wien  zuerkannt. 

Vor  den  letzten  Weihnachten  nahm  Pokorny  einen  kurzen 
Urlaub,  den  ersten  und  einzigen  zugleich  während  der  langen  Lauf- 
bahn ununterbrochener  Thätigkeit  und  Pflichterfüllung  und  begab 
sich  in  Begleitung  seiner  Gattin  nach  Innsbruck  zum  Besuche  seiner 
Tochter  und  seines  Schwiegersohnes,  des  Universitätsprofessors  Dr. 
Franz  R.  v.  Juraschek.  Nach  Neujahr  sollte  er  zurückkehren  zur 
Wiederaufnahme  seiner  Thätigkeit;  —  aber  nur  die  entseelte  Hülle 
war  es,  welcher  sich  die  Pforten  des  Gymnasiums  zum  letztenmal 
zu  einem  tiefergreifenden  Einzug  und  nur  für  wenige  Stunden  öffne- 
ten. Der  Lehrkörper  trauert  tief  und  aufrichtig  über  den  Verlust 
eines  edlen  und  bedeutenden  Mannes,  auf  dessen  Führung  derselbe 
stolz  sein  konnte,  an  dessen  leuchtendem  Vorbild  er  sich  erheben 
und  auf  dessen  wahre  Freundscliaft  er  zu  jeder  Zeit  rechnen  konnte. 
Die  Schüler,  welche  den  Dahingeschiedenen  wegen  seiner  Gerechtig- 
keit und  seines  Wohlwollens  verehrten  und  hoch  schätzten,  haben 
einen  wahrhaft  väterlichen  Freund  verloren.  Die  Wissenschaft  beklagt 
in  Pokorny  den  Verlust    eines   begabten   kenntnissreichen   Mannes, 

7'"" 


80 

eines  thätigen  UDparteiischen  Schriftstellers,  eines  gewissenhaften  For- 
schers. Durch  seine  Verdienste  um  die  Wissenschaft  und  den  Unter- 
richt, durch  sein  edles,  alles  Gute  und  Schöne  gerne  förderndes  Stre- 
ben, durch  sein  urbanes,  feinfühlendes  und  wahrhaft  gütiges  Naturell 
hat  er  sich  selbst  ein  Denkmal  geschaffen,  das  ihm  für  alle  Zeiten 
die  Anerkennung,  Hochachtung  und  Liebe  sichert  in  den  Herzen 
aller  Jener,  Avelche  ihm  in  irgend  einer  Eichtung  im  Leben  näher 
gestanden  sind. 

Wien,  im  Februar  1887.  Dr.  A.  Burgerstein. 


Cainpiinula  farinnlenia, 

Auctoribus  A.  Kerner  et  Wettstein. 

Ehizoma  tenue,  ramosum,  caules  complures  edens.  Caulis  erec- 
tus  vel  ascendens,  gracilis,  indivisus  vel  parce  ramosus,  foliis  sparsis, 
subangulatus,  glaber,  10 — 20  Ctm.  longus.  Folia  glabra  nitida,  in 
apice  rhizomatis  rosulas  parvas  steriles  formantia;  ea  rosularum  ob- 
cordato-rotundata,  subserrata,  obtusa,  longo  petiolata;  caulinorum 
basalia  obcordata,  apiculata,  parce  serrata,  serrae  basin  folii  versus 
elongatae  (itaque  folia  nonnunquam  subsagittata),  longo  petiolata, 
sensim  in  lanceolata,  brevissime  petiolata,  acuta,  serrata,  in  utroque 
latere  serris  3—8  praedita  abeuntia;  summa  linearia,  acuta,  integra, 
sessilia.  Folia  rosularum  sterilium  et  inferiora  cca.  10 — 20  Mm. 
diametro,  petiolo  30—50  Mm.  longo;  intermedia  cum  petiolo  20 — 30 
Mm.  longa,  3—5  Mm.  lata;  summa  13 — 25  Mm.  longa,  1 — 2  Mm. 
lata.  Flores  solitares  vel  in  racemis  laxis  2 — 7  floris,  longo  pedun- 
culati,  nutantes.  Calyx  lobis  longo  acuminatis,  angustis,  4—6  Mm. 
longis,  ad  basin  cca.  0*5  Mm.  latis,  initio  rectis,  mox  erecto-paten- 
tibus,  glabris.  Tubus  calycis  10-costatus,  costis  glabris  obtusis,  inter 
costas  papillis  albis  obtusis  farinulento-puberulus.  Corolla  tubuloso- 
campanulata,  superne  ampliata,  coerulea,  glabra,  15 — '18  Mm.  longa, 
lobis  triangularibus,  subacutis,  3 — 5  Mm.  longis,  tenuiter  reticulatira 
nervosis.  Stylus  corolla  aequilongus,  in  parte  superiore  papillosus, 
inferne  disperso-hirsutus.  Capsula  (junior)  obconica,  costis  modice 
prominentibus ,  indumento  farinulento  persistente,  nutans,  basi 
dehiscens. 

Dalmatia.  In  glareosis  et  rupestribus  montis  Biokovo.  Legit 
Th.  Pichler  Junio  1870  et  Julio  1880. 


Pinguiciila  bicoior. 

Von  Dr.  Woloszczak. 

Acmdis,  vnlgo  biscapa,  tota  glanduUs  brevistipitatis  sparsis  in- 
structa;  radice  fibrosa;  foliis  rosidatis,  ohlongis  vel  oblong o-lanceo- 
latis,  obtusis,  basi  attenuata  sessilibus;  calicc  campanulatus  bilahiatus. 


31 

lablo  inferiore  Inlobo,  siiperiore  trifido,  laciniis  obtusis;  corolla  in 
calcar  subidato-conlcum  rectum  dimidio  breviits  subito  contracta, 
hilabiata;  labio  superiore,  paidum  breviore  bi-,  inferiore  trifido,  la- 
cinia  labis  inferioris  intermedia  lateralibus  duplo  longiore  calcaris 
longitudinem  aequante ;  laciniis  omnibus  albis,  caetera  corolla  viola- 
cea.  Scapus  ad  20  cm.  altus,  ccdcar  5  mm.  long. 

In  pratis  turfosis  ad  pagum  PodmancLsterz  in  agro  Leopolitano 
sat  copiose. 

P.  bicolor  unterscheidet  sich  von  P.  vulgaris  L.  durch  kleinere 
Blüthen,  deren  Krone  sich  plötzlich  in  den  Sporn  verschmälert,  fer- 
ner durch  weisse  Kronzipfel.  Sie  dürfte  in  Galizien  eine  weitere  Ver- 
breitung haben. 

,,Ueber  das  gelbblühende  3Ielampyrum  He^Mchii  m.,  welches 
von  M.  saxosum  und  sllvaticum  durch  eiförmige  Kelchzipfel  auf- 
fallend sich  unterscheidet,  so  wie  andere  ostkarpatische  Pflanzen 
werde  ich  später  Mittheilungen  bringen. 

Lemberg,  am  9.  Februar  1887. 


Zur  Batographie  Niederösterreichs. 

Von  H.  Sabransky. 

Folgende  Zeilen  sollen  sich  als  bescheidener  Beitrag  an  die 
Exposition  der  Bubi  in  Haläcsy  und  Brauu's  Nachträgen  zur 
Flora  Niederösterreichs  (1882)  auschliessen.  Einige  fürs  Gebiet  neue 
Forme-ü  habe  ich  desshalb  mit  Beschreibung  versehen.  Anlass  bot 
mir  selbstgesammeltes  Materiale  sowohl,  als  mehreres,  das  mir  von 
befreundeten  Botanikern  zur  Bestimmung  vorgelegt  wurde. 

R.  megathamnos  A.  Kern.  (i2.  bifrons  X  tomentosus).  Zwischen 
Seebenstein  und  Pitten  (nächst  Aspang),  au  einem  Waldrande  gegen- 
über der  Papierfabrik  (C.  Aust).  Auch  B.  bifrons  Vest.  erhielt  ich 
von  dort  in  schönen  Exemplaren. 

B.  epipsilos  Focke.  Die  in  den  „Nachträgen  etc."  gegebene 
Diagnose  der  Wiener  Pflanze  stimmt  so  wenig  zur  Focke'scheu  Be- 
schreibung, dass  Herr  v.  Haläcsy  selbst  die  Identification  mit 
einem  Fragezeichen  versah.  Ich  habe  diese  Pflanze  noch  nicht  ge- 
sehen, doch  steht  der  Bau  der  Inflorescenz,  die  Form  des  Endblätt- 
chens  und  das  tiefrosenrothe  Colorit  der  Blüthen  mit  der  Original- 
diagnose nicht  im  Einklänge.  —  Au  Bergabhängen  zwischen  Stein- 
b^ch  (Gasthof)  und  Weidlingau  habe  ich  eine  Brombeere  ange- 
troffen, die  sowohl  der  Focke'scheu  Beschreibung  gut  entspricht,  als 
auch  mit  bayrischen,  von  Dr.  Pro  gel  mir  mitgetheilten  Exemplaren 
prächtig  übereinstimmt.  Besteht  ein  Unterschied,  so  ist  es  höchstens 
der,  dass  die  Blütiieustielchen  der  Wiener  Pflanze  viel  weniger  dicht 
behaart  sind,  als  die    der  Waldmünchener  Exemplare.  Von  B.  Ba- 


82 

dula  Whe.  und  R.  Caßschii  F.  unterscheidet  sich  diese  Form  durch 
viel  schwächere  Bewehrung  der  Eispe,  unterseits  sehr  dünufilzige, 
also  fast  concolore  Blätter  und  unbehaarte  Schösslingsaxen. 

JR.  Guentheri  Whe.  et  N.,  Focke  Syn.  Kub.  Germ.  p.  375. 
In  den  erwähnten  „Nachträgen  etc."  S.  337  (nach  B.  hirtusW.K.) 
folgender  Weise  einzufügen: 

Schössling  aus  niedrig  bogigem  Grunde  liegend  oder  klet- 
ternd, rund,  unbereift  (selten  blaubereift:  f.  pruinosa  Utsch*),  dicht, 
fast  zottig  behaart,  mit  ungleichen  dünnen  Stacheln  und  un- 
gleich langen  Stieldrüsen  besetzt.  Blätter  fussförmig,  5-zählig, 
selten  3-zählig,  mit  deutlich  gestielten  Seitenblättchen.  Blätt- 
chen scharf,  ziemlich  gleichmässig  gesägt,  beiderseits  behaart,  mitt- 
leres eiförmig  oder  elliptisch,  mit  ziemlich  langer  Spitze. 
Blüthenzweige  wollig  behaart,  dunkelroth-drüsig,  mit  3-zäh- 
ligen  Blättern  besetzt,  kurz  ungerade  bestachelt.  Kispe  meist  kurz, 
fast  traubig,  nur  die  untersten  Aeste  mehrblüthig.  Kelchzipfel 
dicht  dunkeldrüsig,  zuletzt  aufrecht.  Kronblätter  weiss.  Staub- 
gefässe  einreihig  roth,  halb  so  lang  als  die  purpurnen 
Griffel.  Fruchtknoten  behaart. 

An  Waldrändern  an  der  Tullnerstrasse  und  auf  der  Sophien- 
alpe nicht  selten.  Mitte  Juli. 

Von  B.  hirtus  W.  K.  unterscheidet  sich  diese  Art  durch  die 
zottigbehaarten  Axen,  die  kurzen,  wie  bei  B.  Idaeus  nur  eincycli- 
schen  rothen  Staubblätter.  B.  Bayeri  F.  ist  durch  unbehaarte  Schöss- 
linge,  längs  zugespitzte  Blätter,  auch  ganz  einreihige  längere  Staub- 
gefässe  und  grüne  Griffel  verschieden.  Das  Merkmal  der  rothen 
Griffel  ist  nicht  beständig,  so  erhielt  ich  aus  den  bayrischen  Thei- 
len  des  Böhmerwaldes  eine  Keihe  grüngriffliger  Formen  des  B. 
Guentheri.  Charakteristisch  aber  ist  die  typische  Tracht  des  B.  hir- 
tus bei  Kürze  und  Einreihigkeit  der  Staubgefässe. 

Am  Plateau  der  Sophienalpe  und  am  Wege  von  hier  nach 
Hütteldorf  sammelte  ich  Formen,  die  habituell  sehr  abweichen,  aber 
doch  hieb  er  gehören  dürfen;  sie  seien  erwähnt  als  R.  [Guentheri 
W.  N.  var.]  chlorosericeus  m.:  Schössliuge  blau  bereift,  sehr 
dicht  behaart;  Bestachehmg  derber,  die  grösseren  Stacheln  aus 
breiter  Basis  etwas  gekrümmt,  ziemlich  rigid;  Blätter  immer 
fussförmig,  5-zählig,  Blättchen  beiderseits  grün,  dicklich,  oben 
dunkel,  lederig,  unten  von  kurzen,  dicht  abstehenden 
Haaren  weich  sammtig  anzufühlen,  das  mittlere  aus  seicht 
herzförmigem  Grunde  verkehrt  eiförmig  oder  breitelliptisch, 
mit  langer  Spitze.  Blüthenstand  lang  und  sehr  schmal;  sonst 
wie  typischer  B.  Guentheri  Whe.  N.  Syn.:  B.  malacophyllus  m.  ad 
amicos. 

B.  eurythyrsos  Sabr.  et  H.  Braun  n.  sp. 

Verworren  kletternder  Strauch    mit   klimmenden    Schösslin- 


'}  Diese  Form  fand  ich  ein  halbes    Monat   später    in   den    kleinen  Kar- 
paten   bei   Pressburg  (an  waldigen  Bergabhängen    nächst    dem    Eisenbninnel). 


83 

geu.  Diese  4—3  Mm.  im  Durchmesser,  fünfkantig,  mit  streifigen 
uu behaarten  Flächen,  mit  zahlreichen,  ziemlich  langen  Stieldrü- 
sen, massenhaften  kurzen  Borsten  und  längeren  (2-5  Mm.)  unter 
sich  ziemlich  gleichen  Stacheln  besetzt;  letztere  aus  rother, 
verbreiterter  Basis  schmal,  dünn,  aber  rigid,  gerade  und  zurück- 
geueigt,  strohgelb,  ziemlich  zahlreich  (etwa  30  im  Interfoliura), 
Blätter  des  Sc-hössling  fussförmig,  5-zählig.  Blattstiele  oben  flach, 
unbehaart,  mit  gekrümmten  Stacheln  und  sehr  copiosen  Drüsen 
bewehrt,  Nebenblätter  fadenförmig,  hoch  angeheftet.  Theil- 
blättchen  beiderseits  grün,  vorn  zerstreut  behaart,  unterseits 
von  einem  dünnen,  durchscheinend  schimmernden  Filz 
überzogen,  das  mittlere  aus  nur  schwach  herzförmigem  Grunde 
breitelliptisch,  mit  fast  parallelen  Seitenrändern  oder  rundlich, 
mit  kurzer,  fast  aufgesetzter  Spitze,  langgestielt  (Stielchen  halb 
so  lang  als  der  Blattstiel  und  das  Centralblättchen).  Blüthenzweig 
mit  kleineren,  3-zähligen  Blättern  versehen;  Kispe  sehr  lang  (20 
bis  30  Ctm.),  umfangreich,  hochdurchblättert,  bis  zur 
Spitze  aus  mindestens  dreiblüthigen,  traubigen  Aest- 
chen  zusammengesetzt,  die  unteren  vier- bis  sechsblüthig, 
verlängert  abstehend;  Spindel  der  Inflorescenz,  wie  Blüthen- 
stielchen  angedrückt  verwoben  filzig,  mit  dünnen  Stachel- 
nadeln und  langen  Stieldrüsen  dicht  besetzt.  Kelche  filzig,  aussen 
drüsig  benadelt.  Kronblätter  sehr  schmal,  länglich,  fast 
genagelt,  tief  ausgerandet,  grünlich-weiss.  Staubgefässe 
die  grünen  Griffel  überragend.  Fruchtknoten  kahl. 

Wiener  Umgebimg:  In  Gesträuchen  am  Fusse  des  Exelber- 
ges  bei  Neuwaldegg;  an  der  Tullnerstrasse  gegen  die  Sophien- 
alpe (in  der  Nähe  eines  Steinbruches).  Juli. 

Eine  Glandulose  von  so  auffallendem  Gepräge,  dass  ihre  Neu- 
beschreibung geboten  erscheint.  Der  bekannte  bayrische  Batologe 
Herr  Dr.  Pro  gel  schreibt  mir  über  sie:  „Eine  ganz  eigenthümliche 
Pflanze,  die  ich  vorläufig  mit  keiner  anderen  Form  vergleichen 
möchte."  Von  den  in  Haläcsy  und  Braun's  Nachträgen  beschrie- 
benen Glandulosen  unterscheidet  sich  diese  Art  sofort  durch  die 
umfangreiche,  verzweigte  Inflorescenz,  die  langgestielten,  relativ 
kleinen  Mittelblättchen,  die  schmalen  grünlichen,  tief  ausgerandeten 
Petalen  und  durch  den  starreu,  mehr  den  Radulis  ähnlichen  Be- 
stachelungstypus.  Ueberhaupt  erinnert  die  Pflanze  beim  ersten  An- 
blick vielleicht  mehr  an  B.  riidis,  Whe.  et  W.,  als  etwa  an  R. 
hirtKs  W.  K.,  die  langen  Stieldrüsen  und  Anderes  aber  weisen  so- 
fort auf  die  Focke'schen  Glandulosi,  in  deren  Serpens-Gruppe  R. 
ewythyrsos  zu  stellen  ist.  Der  Verdacht  einer  hybriden  Abstammung 
liegt  nicht  nahe,  denn  die  Bastarde  von  R.  hirtus  mit  R.  tomen- 
tosus,  R.  bifrons,  R.  macrostemm  (nur  diese  Arten  wachsen  in  der 
Nähe)  siud  unserer  Art  nicht  zu  vergleichen. 

R.  carpaticus  Borb.  et  Sabr.  in  Verh.  d.  k.  k.  zool.-botan. 
Gesellsch.  Wien  XXXVI,  pag.  92.  Rehgraben  bei  Gloggnitz  (Dr.  C. 
Richter  Rub.  exsicc.  u.  28)!  Eine    unbedeutende    Modification   der 


84 

von  mir  beschriebenen  Pflanze,  die  vielleicht  durch  schwache  Behaa- 
rung des  Schössliügs  und  etwas  längere  Inflorescenz  abweicht;  ganz 
genau  dieselbe  Form  fand  ich  in  den  Eichenwäldern  des  Steurer- 
grundes  bei  Pressburg,  vielleicht  ist  diese  Porm  der  Typus  und 
meine  Beschreibung  einer   drüsenreicheren  Abänderung    entnommen. 

R.  oreogeton  Pocke.  Schösslinge  rundlich  oder  stumpfkan- 
tig, unbereift,  seltener  schwach  bläulich  bereift,  unbehaart,  dicht 
und  sehr  ungleich  bestachelt,  die  grösseren  Stacheln  oft  bis 
6 — 8  Mm.  lang,  strohgelb,  dünn,  rechtwinklig  abstehend,  die 
kleineren  borstig,  massenhaft,  mit  zahlreichen  langgestielteu  Bor- 
stendrüsen besetzt.  Blätter  meist  3-zählig,  oder  fussförmig,  5-zäh- 
lig,  dann  das  äusserste  Blättchen  ungestielt,  sitzend, 
Blattstiel  rinnig;  Nebenblätter  lanzettlich  oder  breitlineal, 
Centralblättchen  aus  gerundeter,  oder  seicht  herzförmiger  Basis 
oval  rhombisch,  bespitzt,  beiderseits  hellgrün  und  behaart.  Blüthen- 
stand  aus  axillären  Corymben  bestehend,  meist  verlängert  mit 
langen  Blütheustielen,  diese  verwoben  behaart,  laug  und  dicht  be- 
wehrt, mit  sehr  langen  Drüsen  besetzt.  Blüthen  gross,  weiss 
oder  röthlich  (var.  ruber  Maass).  Staubfäden  die  Griffel  über- 
ragend. Kelchzipfel  reich  drüsig  benadelt,  nach  der  Anthese  auf- 
gerichtet. ^). 

ßehgrabeu  bei  Gloggnitz  (Dr.  C.  Ei  cht  er).  Juni. 

Unterscheidet  sich  von  R.  dumetorum  Whe.,  Hai.  Braun. 
sofort  durch  das  reiche  Drüsenkleid  und  die  heteracanthe  Beweh- 
rung; von  R.  pseudopsis  Hai.  Verh.  d.  k.  k.  zool.-bot.  Gesellsch. 
XXXV,  pag.  668  vix  Gremli  und  dem  R.  HeimerUi  Hai.  1.  c.  durch 
die  dichten  geraden  Stacheln,  die  grossen  Blüthen  und  ganz  sitzen- 
den Eudblätichen,  von  letzterer  schöner  Art  ausserdem  durch  con- 
colore  Blätter.  Der  dänische  R.  Jensenii  Lge.,  für  welchen  Herr  Dr. 
Richter  diese  Art  nahm,  ist  schwächer  bestachelt,  sein  Eudblätt- 
chen  tiefer  herzförmig,  seine  Kelche  aussen  grün,  wie  bei  den 
Suberectis. 

Press  bürg,  am  7.  Jänner  1887. 


Galeobiiolon  iuivunt  Hucls.  y-  Tairne  mihi. 

Von  J.  Ullepitsch. 

Planta  dehilis  6 — 10  poUkaris,  flexuosa.  Radix  truncata  imdti- 
fibrosa  solummodo  1 — 2  raro  pliires  caides  agens.  Caulis  quadri- 
gonus  ad  acies  deiise  pilis  albis  deflexis  obtectus.  Folia  inferiora  {et 
caxdorum  steriUum)  late  rotundata,  nunquam  acuminata,  loiigissime 
petiolata,  late  crenata,  crenaturae  adcrescentes ;  superiora:  {ab  hiflo- 
rescentia  apiceni  versus)  in  lanceolato-cordatam  formam  sensim  trans- 


')  Beschi'eibung  nach  mährischen  Exemplaren  ergänzt. 


85 

eunt,  hrevins  petiolata,  ohtuse  slmpUciter  raro  hlserrata;  omnia  alter- 
natim  opposita,  opacea,  corrugatula,  hispidtda,  subtus  nen'osa.  PetioU 
hasi  amplexicaules,  pills  alhis  praecipue  ad  margines  dense  tecti,  ca- 
naliculati.  Inflorescentia  racaemulits  ex  1 — 5  raro  3  verticillis  tri- 
floris  compositus.  Calix  hirtus^  önervosus  ad  medium  öfidus;  fissurae 
suhidatae  albo-acuminatae,  hirtae  et  longiorihus  setis  intermüctis  ciliatae, 
statim  patentes.  Involucrum  m,inimum  3 — 4foUatum.  Gorolla  lutea, 
extrorswrn  pilosa,  interdum  1 — 3  venis  saturate  purpureis  longitudi- 
naliter  picta;  lahiuia  superius  elongatmn  coclüeare,  margine  subcre- 
nvlato-suhundulatuni ;  lahiuin  inferius  aequaliter  tridentatnm,  dentes 
ohtusL  Filamenta  unacum  antheris  nuda,  atropurpurea.  CarpeUuni 
triquetrmn  trunculatum.  Semen  ovale  nitidum,. 

Floret  planta  haec  mense  Junio  in  silvaticis  ad  pedem  Tatrae 
solo  granitico  et  calcareo,  nee  non  in  rupibus  Magurae. 

Schon  der  generische  Charakter  für  Galeobdolon  ist  gering- 
fügig, sonst  wäre  diese  Pflanze  von  gründlichen  Floristen  nicht 
schon  zu  Lamium,  Leonurus  und  Galeopsis  gezählt  worden.  Liest 
man  die  Beschreibung  der  Pflanze  bei  neueren  Floristen  nach,  so 
findet  man  erhebliche  Abweichungen,  hat  es  also  mit  einer  wandel- 
baren Pflaüze  zu  thun. 

Nur  Person  stellte  bis  nun  die  ß.  montaaum-'Fon'n  auf,  die 
eigentlich  nur  auf  der  lange  nach  vorne  gezogenen  Gestaltung  der  Blatt- 
zähne beruht  und  leicht  erkenntlich  ist.  Öbbeuauute  Form  ist  zwar 
noch  leichter  erkenntlich,  allein  bei  dem  Umstände,  dass  sie  hier 
stellenweise  mit  der  typischen  Form  gemeinsam  vorkommt  und  durch 
Bastartirung  (?)  Uebergänge  hervorbringt,  veranlassen  mich  zu  dem 
Ersuchen,  nicht  jedes  Galeobdolon  aus  hiesiger  Gegend  für  die  Tatra- 
form anzunehmen. 

Knies en,  Zips,  Ungarn,  30.  December  1886. 


Merkwürdige  Verwachsungen  von  Stämmen  der  Eoth- 
buclie  (FagQS  sylvatica  L.). 

Von  Wilhelm  Voss. 

Als  ich  während  des  Sommers  1885  mehrere  Wochen  zu  Leos 
in  Obcrkrain  zubrachte,  um  die  mykologischen  Verhältnisse  der  Quer- 
thäler  des  oberen  Savegebietes,  welche  theils  in  die  julischeu  Alpen, 
theils  in  die  Karawankenkette  tief  einschneiden,  genauer  kennen  zu 
lernen,  kam  ich  auch  öfter  nach  dem  naheliegenden  Städtchen  Kad- 
mannsdorf.  Im  dortigen  gräfl.  Thurn'schen  Schlossgarten  beobach- 
tete ich  einige  sehr  merkwürdige  Baumverwachsungen  an  Koth- 
buchen,  welche  zu  einer  Allee  ziemlich  enge  gepflanzt  wurden  und, 
da  sie  längs  einer  Mauer  stehen,  vor  Sturm  gut  geschützt  sind. 

Nach  einiger  Zeit  erhielt  ich  von  meinem  hochgeehrten  Corro- 
spondenton,  Prof.  Dr.  P.  Magnus  in  Berlin,  eine  Nummer  aus  dem 


86 


dritten  Jahrgänge  (1884)  der  von  Dr.  L.  Wittmack  herausgege- 
benen „Garten-Zeitung",  worin  auf  Seite  253 — 256  der  von  Magnus 
in  der  Gesellschaft  naturforschender  Freunde  zu  Berlin  gehaltene 
Vortrag  „Verwachsungen  verschiedener  Stämme  und  Aeste"  in  Wort 
und  Bild  wiedergegeben  ist.  Diese  interessanten  Beobachtungen  be- 
ziehen sich  auf  Linden,  eine  bei  Tegel  nächst  Berlin,  die  andere  in 
dem  alten  Parke  bei  Schlackenwerth  in  der  Nähe  von  Carlsbad  in 
Böhmen;  die  übrigen  Ausführungen  besprechen  Astverwachsungen 
verschiedener  Laub-  und  Nadelhölzer.  Auch  E.  Caspary  hat  in 
einem  Aufsatze  „Ueber  zweibeinige  Bäume"  in  den  Schriften  der 
physikalisch-ökonomischen  Gesellschaft  zu  Königsberg  (XXIII;  Bd., 
1882)  und  Moquin-Tandou  in  seiner  „Pflanzen-Teratologie"  ähn- 
liche Naturspiele  beschrieben.  Als  besonders  bemerkenswerthe  Bil- 
dung wird  bei  Frank  (Pflanzenkrankheiten  pag.  135)  die  Eiche  in 
den  Ardennen  und  ein  Kastanienbaum  auf  dem  Aetna  (Castagno  di 
cento  cavalli)  genannt. 

Auf  dieses  hin  glaube  ich  es  nicht  unterlassen  zu  sollen,  auch 
der  Kadmannsdorfer  Buchen  in  Kürze  zu  gedenken. 


Zunächst  mögen    zwei   Doppelbäume   Erwähnung  finden.    Der 
eine  (Fig.  I)  zeigt  unten  zwei  senkrechte  Stämme,  20  und  32  Ctm. 


87 


ira  Umfange,  die  bis  auf  150  Ctm.  ziemlich  parallel  erwachsen 
sind.  Das  schwächere  Individuum  näherte  sich  hierauf  dem  stärkereu 
Baume  und  verwuchs  mit  diesem;  die  Wipfel  beider  aber  sind  selbst- 
ständig weitergewachsen.  An  der  vereinigten,  60  Ctm.  langen  Stelle 
beträgt  der  Umfang  des  gemeinschaftlichen  Stammes  51  Ctm. 

Der  zweite  Baum  (Fig.  II)  hat  sich  aus  zwei  Stämmen  ge- 
bildet, die  anfänglich  bis  auf  150  Ctm.  getrennt  aufwuchsen.  Der 
jüngere  Baum  hat  sich  sodann  schief  geneigt,  ist  dem  benachbarten 
älteren  Baume  entgegen  gewachsen  und  mit  ihm  der  ganzen  Länge 
nach  verwachsen.  Am  Grunde  beider  Buchen  ist  auf  diese  Art  ein 
nahezu  rechteckiges  Thor  entstanden. 

Ein  weiterer,  zweifüssiger  Baum  (Fig.  III)  zeigt  deutlich  eine 
Verwachsung  auf  180  Ctm.  Länge.  Dadurch  entstand  am  Grunde 
ein  55  Ctm.  hohes,  dreieckiges  Thor.  Der  Umfang  des  einen  Baumes 
beträgt  vor  der  Vereinigung  47,  nach  derselben  38  —  der  des  an- 
deren Baumes  anfänglich  31,  hierauf  aber  37  Ctm.,  er  hat  somit  an 
Dicke  zugenommen. 

Die  beiden  noch  zur  Sprache  kommenden  VerwachsuDgen  schei- 
nen mir  noch  weit  bemerkenswerther,  da  sie  sich  auf  drei  Bäume 
erstrecken. 


88 

Der  erste  „dreifüssige  Baum"  (Fig.  IV)  ist  aus  verschieden 
starken  Stämmen  entstanden.  Der  linke  Stamm,  39  Ctm.  im  Umfang 
messend,  hat  sich  mit  dem  in  der  Mitte  stehenden  kräftigsten  Baume 
in  einer  Höhe  von  150  Ctm.  auf  kurze  Strecke  verbunden.  Die 
jüngste,  rechts  dargestellte  Buche  ist  in  einer  Höhe  von  85  Ctm. 
auf  eine  längere  Entfernung  mit  ihrem  Nachbar  zusammengewach- 
sen. Der  gemeinsame  Stamm  hat  als  weitesten  Umfang  nahe  an 
110  Ctm. 

Im  letzten  Bilde  (Fig.  V)  sind  es  abermals  drei  Stämme,  die 
in  höchst  eigenthümlicher  Weise  untereinander  verwachsen  sind.  Bei 
den  beiden  linken  Bäumen  muss  die  Vereinigung  schon  frühzeitig 
stattgefunden  haben,  da  nur  ein  niedriges,  dreieckiges  Thor  beide 
am  Grunde  trennt.  Nach  erfolgter  Verbindung  wuchs  der  Wipfel 
eines  Baumes,  ein  Knie  bildend,  seitwärts  und  strebte  hierauf  in  die 
Höhe.  Erwähnenswerth  ist  noch  die  Brücke  zwischen  diesen  Stämmen, 
entstanden  durch  einen  Seitenast,  der  auf  dem  nebenstehenden  Baume 
zuwachsend,  mit  diesem  verschmolz,  wodurch  ein  dreieckiges,  mit  der 
Spitze  nach  abwärts  gekehrtes  Fenster  entstanden  ist.  —  Der  dritte, 
rechts  gezeichnete  Stamm  ist  durch  ein  grosses  Thor  von  den  neben- 
stehenden getrennt.  Die  Verwachsung  lässt  sich  auf  eine  grosse  Strecke 
verfolgen,  doch  haben  auch  hier  die  Wipfel  verschiedene  Richtungen 
im  Weiterwachsen  eingehalten. 

Die  hier  beschriebenen  Abnormitäten  sind  sämmtlich  echte 
Verwachsungen,  welche  bekanntlich  dann  erfolgen,  wenn  die  sich 
berührenden  Stämme  oder  Aeste  aufeinander  einen  Druck  ausüben 
und  durch  gegenseitige  Reibung,  wie  sie  der  Wind  hervorrufen  kann, 
die  Rinde  verschwindet,  worauf  die  beiderseitigen  Cambiumschichteu 
sich  vereinigen.  Sodann  legt  sich  alljährlich  ein  gemeinschaftlicher 
Holzriug  um  beide  Stämme.  Bedingung  ist,  dass  die  Bäume  geschützt 
stehen,  so  dass  sie  der  Sturm  nicht  auseinander  reissen  kann.  Da- 
durch unterscheiden  sich  diese  Bildungen  von  der  blossen  Stamm- 
berührung, welche  bei  nahestehenden  Bäumen  öfter  erfolgt.  Ein 
schönes  Beispiel  einer  solcher  kann  man  auf  dem  Wege  von  Tos- 
koselo  nach  St.  Catherina  in  der  Nähe  von  Laibach  sehen.  Da  steht 
eine  mächtige  Fichte,  welche  den  Stamm  einer  Rothbuche  zu  zwei 
Drittheilen  umwachsen  hat.  Fallen  diese  Bäume  nicht  der  Axt  an- 
heim,  so  wird  in  einigen  Jahren  die  Buche  gaaz  umschlossen  sein, 
so  dass  alsdann  ein  Laubbaum,  scheinbar  aus  dem  Nadelbaume  her- 
vorwachsend, die  Bewunderung  des  Naturfreundes  erweckt. 

Laibach,  am  22.  December  1886. 


Zur  Flora  der  Umgebung  von  Bielitz  und  Biala. 

Von  Anton  Baier, 

k.  k.  Professor  an    der  Staats-Otenealschule  zu  Bielitz. 

Auf  meinen  mehrjährigen    und    zahlreichen  Excursionen    in  die 
Umgebung  der  Schwesterstädte  Bielitz   und  Biala   hatte   ich  hinrei- 


89 

cliPud  Gelegenheit  zu  beobachten,  dass  seit  der  Herausgabe  der 
^Vorarbeiten  zu  einer  Flora  von  Teschen  und  Bielitz"  von  Professor 
Karl  Kolbeuheyer  *)  sich  in  der  Flora  von  Bielitz  und  Biala  einiges 
vollständig  geändert  hat  und  anderes  einer  Ergänzung,  rücksichtlich 
Berichtigung  bedarf.  Besagte  Schrift  lag  auch  (die  Standorte  von 
Bielitz  betreffend)  der  Abfassung  von  Fick's  „Flora  von  Schlesien" 
zu  Grunde  und  haben  sich  desshalb  manche  veraltete  oder  unvoll- 
ständige und  theilweise  unrichtige  Angaben  auch  hier  eingeschlichen. 
In  dem  Nachfolgenden  will  ich  nun  meine  diessbezüglichen  Wahrneh- 
mungen wiedergeben  und  aus  der  in  der  Kolbeuheyer'schen  Schrift 
eingehaltenen  Keihenfolge  der  Phanerogamen-Pflanzeu  jene  heraus- 
heben, über  deren  Vorkommnisse  bedeutende  Abweichungen  anzuge- 
ben sind.-)  Es  betriift  diess  besonders  folgende  Arten: 

Veratrum  LobeUanum  Beruh.  Kommt  auf  sumpfigen  Wald- 
stellen nicht  nur  „auf  der  Kamitzer  Platte",  sondern  auch  zwischen 
feuchten  Gebüschen  in  dem  tiefer  gelegenen  Orte  Nickelsdorf,  und 
zwar  blühend  vor. 

Colchicum  autumnale  L.  Ist  mir  „bei  Bielitz"  gänzlich  un- 
bekannt. 

Lilium  Martagon  L.  Findet  sich  zwar  nicht  „auf  der  Kamitzer 
Platte",  wohl  aber  auf  den  Ernsdorfer  Gebirgswiesen,  ferner  in 
Lobnitz,  Oberohlisch,  Bistrai,  am  Auflusse  in  dem  oberen  Theile 
von  Lipnik,  in  Leszczyni  und  Strazonka. 

Muscari  comosum  (L.)  Mill.  Ist  für  das  Gebiet  neu,  eben- 
so auch 

AlUum  oleraceum  L.  Von  beiden  Arten  habe  ich  seit  1880 
einige  Exemplare  auf  den  Lipniker  Steinbrüchen  gefunden. 

Polygonatum  verticillatum  (L.)  All.  Kommt  ausser  ,.auf  der 
Kamitzer  Platte  und  Magura",  auch  am  Gemssteiu  und  Ziegen- 
bock, im  Zigeunerwalde,  in  Nickelsdorf,  Erusdorf,  Bistrai,  ferner  im 
Kitterschaftsthale,  Auflussthale  und  am  Hanslik  vor. 

Convallaria  majalis  L.  Konnte  ich  „am  Trotschenberge"  nicht 
finden,  wohl  aber  massenhaft  in  Nickelsdorf,    Altbielitz    und   Alzen. 

Galanthus  nivalis  L.  Findet  sich  zwar  noch  an  mehreren 
Stellen  häufig,  ist  aber  in  Folge  des  Umstandes,  als  Unberufene 
geradezu  barbarisch  mit  dieser  ansprechenden  Frühlingsblume  um- 
gehen, in  der  unmittelbaren  Nähe  von  Bielitz  und  Biala  im  Aus- 
sterben begriffen. 

Microstylis  monophylla  (L.)  Lindl.  „Am  Dnuaczy,  au  der  Ska- 
lita und  Jaworzynka"  und  an  der  Magura. 

CoralUorrhiza  hinata  R.  Br.  Ist  zerstreut  au  feuchten  Waldes- 
stellen „im  Bielitzer  Gebirge",  u.  zw.  in  Oberohlisch,  im  Zigeuner- 
walde, in  Strazonka,  Bistrai  und  Ernsdorf  zu  finden. 


')  Als  Separatabdruck    aus    den  Schriften    der  k.  k.  zool.-Lotan.   Gesell- 
schaft in  Wien.  Vorgelegt  in  der  Sitzung  vom  7.  Mai  1862. 

')  Die  von  Kolbenheyer  angegebenen  Standplätze   sind    von  mir  stets 
unter  Anführungszeichen  gesetzt. 


90 

On'his  glohosa  L.  Findet  sich  ausser  auf  den  von  Prof.  Kol- 
beulieyer  angegebenen  Standorten  häufig  auch  in  Strazonka,  am 
Josefsberge,  Hanslik,  im  Louiseuthale,  in  Kamitz  und  Bistrai. 

Gymnadenia  conopsea  (L.)  E.  Br.  Wird  von  Kolbenheyer  um 
Bielitz  als  „häufig"  angeführt,  welcher  Ansicht  ich  aber  nicht  bei- 
pflichten kann,  da  ich  nur  einzelne  Exemplare  am  Klimczok  w^ieder- 
fiuden  konnte. 

Oymn.  albida  (L.)  Rieh.  Habe  ich  1881  in  drei  Exemplaren 
auf  der  Kamitzer  Platte  gefunden;  wäre  demnach  als  neu  für  das 
Gebiet  anzuführen. 

Neottia  Nidus  avis  (L.)  Rieh.  Kommt  im  Bielitz-Bialaer  Ge- 
birge und  zwar  zerstreut,  aber  nicht  selten  vor. 

Listera  ovata  (L.)  R.  Br.  Findet  sich  nicht  bloss  „am  Skalita 
bei  Bielitz",  sondern  auch  gar  nicht  selten  in  den  Gebüschen  von 
Lipnik,  Straczonka,  Altbielitz,  Bielitz,  Ohlisch,  Nickelsdorf,  Kamitz 
und  Lobnitz. 

Spiranthes  autumnaUs  Rieh.  Ist  neu  für  das  Gebiet,  und  fand 
ich  seit  1880  immer  wieder  mehrere  Exemplare  auf  einer  grasigen 
Berglehne  auf  der  Bistraier  Seite  am  Ziegenbock. 

Epipactis  palustris  (L.)  Crntz.  Kommt  nicht  nur  „in  Bucz- 
kowic,  am  Skalita",  sondern  auch  nicht  selten  an  fast  allen  nassen 
Waldesstellen  im  Bielitzer,  Bialaer  und  Enisdorfer  Gebirge  vor. 

Arvm  macidatum  L.  Wenn  das  eine  Exemplar,  welches  ich 
1882  in  Nickelsdorf  vorfand,  massgebend  sein  würde,  so  wäre  diese 
Pflanze  für  das  Gebiet  auch  als  neu  anzuführen, 

Larix  decidua  Mill.  Häufig  in  „Bistrai",  im  Zigeunerwalde, 
sporadisch,  wieder  häufiger  am  Josefsberg  und  Hanslik, 

Juglatis  regia  L,  Ist  von  Kolbenheyer  übersehen  worden, 
da  dieser  aus  dem  Oriente  stammende  Baum  hier  häufig  angepflanzt 
wird  und  voitreiflich  gedeiht, 

Monis  alba  und  M.  nigra  L,  Finden  sich  häufig  an  Strassen 
und  Anlagen  angepflanzt,  sind  aber  von  Kolbenheyer  gleichfalls 
übersehen  worden.  Dasselbe  ist  der  Fall  mit 

Popuhis  italica  Mnch,,  welcher  Baum  in  männlichen  Exem- 
plaren auch  hier  an  Strassen  und  bei  Maierhöfen  angepflanzt  ist, 
aber  wie  anderwärts,  so  auch  hier  schon  seit  Jahren  ein  auffälliges 
Absterben  seiner  Krone  kundgibt. 

Atriplex  nitans  Schk,  Ist  wieder  neu  für  das  Gebiet  und  wurde 
von  mir  an  Acker-  und  Zaunland  längs  der  Bialka  von  Bielitz  ab- 
wärts mehrmals  in  einigen  Exemplaren  gefunden, 

Fagopyrum  escidentum  Mnch,  Wird  von  Kolbenheyer  als 
hier  allgemein  angebaut  angegeben,  welche  Angabe  ich  nicht  bestä- 
tigen kann,  da  die  für  dessen  Gedeihen  nothwendigen  Sandäcker 
hier  im  Grossen  und  Ganzen  fehlen. 

Daphne  Mezereum  L.  Ist  im  Abnehmen  begriffen,  da  von  den 
Kräutersammlern  besagte  Pflanzen  mit  Strunk  und  Stiel  massenhaft 
ausgerissen  und  geeignetenorts  verkauft  werden. 

Valeriana    dioica  L,    Kommt    nicht    nur    „in    Buczkowic    bei 


91 

Bielitz",    sondern    aiuh  au  anderen  Orten,    z.  B.  im  Zigennorwalde 
unterhalb  der  Jägorhütte,  in  Nickelsdorf  und  Straczonka  vor. 

Dipsacxs  sllvesh-e  Mill.  Ist  wieder  übersehen  worden,  denn  es 
kommt  diese  Karde  an  steinigen  Bach-  und  Grabenrändern ,  an  der 
Bahnstrecke  u.  a.  0.  um  Bielitz-Biala  gar  nicht  selten  vor. 

Eupatorium  cannabinum  L.  Ist  nicht  allein  „in  Kamitz",  son- 
dern auch  in  Lobnitz,  Altbielitz,  Oberohlisch  und  am  Lerchenfelde 
zu  finden.  Ebenso  findet  sich 

Petasites  albus  Gärtn.  nicht  bloss  „im  Bistraithale",  sondern 
auch  am  Lerchenfelde,  auf  der  Schreiberwiese,  am  Josefsberge,  in 
Ernsdorf  u.  s.  w.  vor. 

Aster  Amellus  L.  Ist  neu  für  das  Gebiet,  und  wurden  von  mir 
auf  den  Lipniker  Steinbrüchen  mehrere  Exemplare  nach  einander 
und  einmal  zwei  Stück  am  Josefsberge  beobachtet.  Auch  ist  neu 

Amithium  strumarium  L. ,  welche  ich  an  wüsten  Plätzen  am 
Bilzbach  in  der  Nähe  des  Bahndammes  vorfand. 

Xanth.  spinosum  L.  Wird  von  Kolbenheyer  als  „am  Kir- 
chenplatz in  Bielitz"  vorkommend  angeführt,  was  in  den  sechziger 
Jahren  der  Fall  war;  bei  der  Unbeständigkeit  dieser  aus  dem  süd- 
lichen Europa  bei  uns  durch  "Wolle  u.  dgl.  eingeschleppten  Pflanze 
i.st  es  kein  Wunder,  wenn  sie  heute  am  besagten  Platze  und  meines 
Wissens  auch  anderwärts  hier  nicht  zu  finden  ist. 

Centauvea  Pkrygia  L.  Ist  nicht  allein  „in  Buczkowic",  sondern 
häufig  auch  in  Ernsdorf,  Kamitz,  Lipnik  und  Kozy  zu  finden. 

Girsium  rivvlare  (JsLcq.)  Lk.  Ist  von  Kolbenheyer  für  Bielitz 
gar  nicht  angeführt,  obwohl  sie  an  feuchten  Wiesen  und  Niederungen 
hier  nicht  gar  selten  ist. 

Prenanthes  purpurea  L.  Ist  ausser  „am  Dimaczy  und  auf  der 
Kamitzer  Platte"  auch  am  Salzberg,  Ziegenbock,  Hanslik,  Josefs- 
berg und  im  Ernsdorfer  Gebirge  ziemlich  häufig. 

Phyteuma  spicatum  L.  Kommt  häufiger  vor,  als  Kolben- 
heyer angibt;  ausserhalb  der  von  ihm  augeführten  Plätze  seien  aucli 
Oberohlisch,  Ernsdorf,  Bistrai,  Straszonka,  der  Josefsberg,  Hanslik 
und  das  Louisenthal  erwähnt. 

Campanida  Cervicaria  L,  Kommt  auch  in  Alzeu  u.  zw.  da- 
selbst massenhaft  vor;  ferner 

Camp,  glomerata  L.  ausser  „in  Rybarzowic"  auch  in  Barzdorf. 

Lonicera  Xylosteum  L.  Findet  sich  nicht  nur  „bei  Bielitz  an 
der  Bilzbach",  sondern  auch  an  vielen  anderen  Stellen,  besonders 
aber  im  Bielitzer,  Bialaer  und  Ernsdorfer  Gebirge.  Vou 

Lon.  nigra  L.  führt  Kolbenheyer  gar  keinen  Staudort  bei 
Bielitz  an,  obwohl  dieser  Strauch  in  den  hiesigen  Wäldern  gar  nicht 
selten  anzutreffen  ist.  Auch 

Samhucus  Ebulus  L.  ist  auf  Feldern  und  Waldwiesen  im 
Bistraithale  und  Grodzisker  Thale  bei  Bielitz  zu  finden;  besonders 
aber  findet  sich 

Samb.  racemosa  L.  iu  den  hieiortigen  Wäldern  und  Gebüschen 
ziemlich  häufig  und  keineswegs  bloss  iu  „Szczyrk  bei  Bielitz-'. 


92 

Geniiana  circinata  L.  Ist  zerstreut  auf  den  Lipniker  und 
Bialaer  Steinbrüchen. 

Erythraea  ramosissima  (Vill.)  Pers.  Nicht  bloss  „in  Altbielitz 
und  Biiczkowic",  sondern  auch  in  Ernsdorf,  Lipnik  und  im  hiesigen 
Gebirge  zu  finden. 

Salvia  glutinosa  L.  Ist  an  den  von  Kolbenheye r  angeführ- 
ten Standplätzen,  häufig  aber  auch  im  hiesigen  G-ebirge,  in  Altbielitz 
und  Straczouka. 

Sah.  pratensis  L.  Ist  neu  für  das  Gebiet,  und  findet  sich  längs 
des  Bahndammes  von  Bielitz  abwärts. 

Origanum  vulgare  L.  Findet  sich  zerstreut  „in  Bistrai"  im 
Bett  der  Biala  unterhalb  Bielitz,  in  Nickolsdorf  bei  der  städtischen 
Brettsäge  und  in  Lobnitz, 

Lamium  Qaleohclolon  (L.)  Crntz.  Kommt  mitunter  haufenweise 
keineswegs  nur  „in  Lobnitz",  sondern  auch  im  Schiesshausgarten  in 
Bielitz,  im  Otterwäldchen,  am  Mühlberge,  sowie  in  Niederungen 
der  umliegenden  Gebüsche,  ferner  noch  in  Ohlisch,  Alzen,  Lipnik 
und  Straczonka  vor. 

Galeopsis  Ladanum  L.  (z.  Th.)  Auf  Kalkboden  bei  Bielitz- 
Biala  und  Umgebung  fast  gemein. 

Gal.  speciosa  Mill.  Ist  im  hiesigen  Gebirge  und  in  feuchten 
Gebüschen  nicht  selten. 

Gal.  puhescens  Bess.  Wird  von  Kolbenheyer  bei  Bielitz  gar 
nicht  angeführt,  während  Aecker,  Wege,  Gräben  und  Waldschläge 
häufig  damit  wie  besäet  sind.  Ein  für  das  Gebiet  ganz  neuer  Lippen- 
blüthler  ist 

Teucrimn  Scorodonia  L,  Seit  1877  fand  ich  alljährlich  auf 
steinigen  Waldesstellen  geradezu  viele  Exemplare  in  Bistrai,  am 
Ziegenbock,  Salzberg  und  Kolowrat. 

Verhena  officinalis  L.  Ist  sporadisch  um  Bielitz -Biala  und 
Umgebung. 

Cynoglossum  officinale  L.  Erhält  sich  in  wenigen  Exemplaren 
auf  galizischer  Seite  unterhalb  des  ersten  Wehres  bei  Bielitz. 

Cuscuta  Epithymum  (L)  Murr.  Ist  neu  für  das  Gebiet,  schma- 
rotzt auf  Kleefeldern  u.  dgl.  in  Ernsdorf,  Lipnik,  Altbielitz,  Matzdorf 
und  Kozy.    Dagegen  wieder  sind  von  Kolbenheyer 

Dattira  Stramoniinn  L.  und  Hyosciiamus  niger  L.  unter  den 
Pflanzen  angeführt,  welche  auch  in  dem  hiesigen  Gebiete  überall 
vorkommen  sollen,  was  ich  heute  jedoch  entschieden  negiren  muss, 
da  weder  die  eine  noch  die  andere,  trotz  eifrigen  Suchens,  wild  zu 
finden  mir  möglich  war. 

(ScMuss  folgt.) 


93 

Ueber  die  Ursachen  der  Haarbildung  im  Pflanzenreiche. 

Von  Franz  Krasan. 

(Schluss.) 

Am  8.  Mai  hatte,  wie  schon  bemerkt  worden,  in  Steiermark 
ein  empfindlicher  Frost  die  "Wälder,  Weinberge,  Obstgärten  und 
Feldfluren  heimgesucht.  Manche  Bäume  wurden  gänzlich  ihres  ersten 
Laubes  beraubt,  so  insbesondere  Eiche  und  Rothbuche.  Der  Wein- 
stock hat  in  den  meisten  Gegenden  argen  Schaden  gelitten.  Andere 
Lignosen  schienen  weniger  empfindlich  gegen  den  Frost,  z.  B.  die 
Espe,  Popidus  tremida.  Allein  es  zeigte  sich  bald,  dass  auch  bei 
dieser  Pflanze  Wirkungen  eintraten,  die,  wenn  auch  nicht  zerstören- 
der Natur,  doch  als  Folgen  des  Frostes  zu  betrachten  sind,  nur 
dass  sich  noch  ein  anderer  Factor  daran  betheiligte;  denn  als  vom 
11.  Mai  an  die  Temperatur  rasch  zu  steigen  begann,  erschienen  alle 
Stocktriebe  und  Wurzelloden,  die  von  da  an  während  der  selir  em- 
pfindlichen Hitze  bis  zum  Ende  des  Monates  sich  entwickelt  hatten, 
behaart,  diejenigen  aber,  deren  Entwicklung  bereits  anfangs  Mai 
(also  vor  dem  Eintritte  des  Frostes)  begonnen  hatte,  kahl.  In  der 
zweiten  Hälfte  des  Juli  folgte  eine  zweite  Hitzeperiode,  und  siehe 
da.  der  Zuwachs  der  Sprosse  während  derselben  zeigte  wieder  an 
Blättern  und  Achsentheilen  Behaarung,  dagegen  waren  jene  Theile 
des  Sprosses,  welche  in  den  verhältnissmässig  kühlen  Tagen  von 
Mitte  Juni  bis  Mitte  Juli  zugewachsen  sind,  ohne  Behaarung,  Die 
Aufeinanderfolge  von  kahlen  und  behaarten  Theilen  der  Sprosse  ent- 
sprach in  unverkennbarer  Weise  dem  Gange  der  Temperatur  und 
Bewölkung  des  Himmels.  Am  reichlichsten  war  die  Behaarung  an 
denjenigen  Strecken  der  Stocktriebe,  welche  gleich  bei  Beginn  der 
heissen  Tage  des  Mai,  4 — 7  Tage  nach  dem  Froste,  sich"  zu  ent- 
wickeln begonnen  hatten. 

Ich  möchte  es  kaum  bezweifeln,  dass  der  durch  den  fast  plötz- 
lichen Wechsel  von  Kalt  und  Warm  bedingte  intensive  Reiz  den 
Hauptantheil  an  dieser  Erscheinung  hatte.  Dafür  spricht  auch  der 
Umstand,  dass  die  Alteruation  von  kahlen  und  behaarten  Theilen 
an  einem  und  demselben  Spross  am  auffälligsten  dort  sich  einge- 
stellt hat,  wo  die  Pflanze  im  Frühjahre  dem  Froste,  im  Sommer 
aber  der  Hitze  und  Trockniss  am  meisten  ausgesetzt  war.  Im 
Dickicht  und  sonst  an  schattigen  Stellen  ist  die  Erscheinung  aus- 
geblieben. 

Im  Ganzen  gleicht  letztere  gar  sehr  dem  bei  Mitbus  suherectus 
beobachteten  Phyllerium,  nur  dass  hier  kahle  uud  behaarte  Blütheu- 
zweige  am  selben  Stamme  gewöhnlich  abwechseln,  bei  Popidus  tre- 
mula  aber  kahle  und  behaarte  Strecken  auf  demselben  Zweige  (Sprosse). 
Damit  hängt  Avohl  die  Entstehung  einer  pubescenten  Varietät 
der  Espe  (P.  tremida  var.  pubescens)  zusammen,  jedoch  keineswegs 
so  dass  ein  und  dasselbe  Individuum  durch  mehrmals  sich  wieder- 
holende Teraperaturwechsel  allmälig  an  Behaarung  zunehmen  müsste: 

Oesterr.  bolan.  ZeitscLrift.  .3.  Heft.   1887.  ß 


94 

die  neue  Varietät  gelit  an  solchen  Localitäteu,  wo  ein  plötzlicher 
Wechsel  von  Warm  im'l  Kalt,  Licht  und  Dunkel  öfters  stattfindet, 
wie  ich  nun  annehmen  darf,  aus  Samen  hervor,  und  die  Behaarung 
nimmt  mit  jeder  aus  Samen  entsprossenen  Generation  zu,  wenn  jene 
klimatischen  Factoren  stetig  fortwirken. 

Unter  ähnlichen  Umständen  tritt  das  Phyllerium  an  den  Blät- 
tern von  Potentilla  opaca  L.  (P.  verna  Autor,  plur.)  und  P.  arenaria 
Borkh.  auf,  ferner  auch  bei  Campamda  caespitosa  Scop.  Letzteres 
beobachtete  ich  im  Sommer  1885  au  einem  felsigen  Bergabhang  bei 
Leugenfeld  an  der  Save  in  Oberkrain,  und  zwar  an  vielen  Exemplaren 
dieser  zierlichen  Campamda.  Die  Blätter  sind  mehr  oder  weniger 
der  Länge  nach  eingerollt  und  stellenweise  gieichmässig  mit  kurzem 
ziemlich  dichtem  Haar  bekleidet,  dazwischen  war  aber  keine  Spur 
eines  Phytoptus  oder  eines  anderen  parasitischen  Wesens  zu  finden. 
An  manchen  Exemplaren  zeigten  sich  auch  Stengel,  Blüthenstiele 
und  Kelche  mit  glcichmässigem,  aber  mehr  zerstreutem  Haar  besetzt. 
_  In  der  Umgebung  von  Graz  (und  auch  sonst)  kommt  eine  kurz- 
haarige Varietät  der  Campamda  persicifolia  L.  vor.  ^)  Mau  trifft  sie 
au  trockenen,  von  Vegetation  fast  entblössteu  Stellen  häufig  an,  wo 
die  Sonne  ungehindert  einwirkt  und  die  wenigen  dort  kümmerlich 
wachsenden  Pflanzen  im  Winter  keinen  Schutz  vor  dem  trockenen, 
rauhen  Lufthauch  finden,  an  schattigen,  geschützten  Localitäteu  dagegen 
nur  ausnahmsweise. ')  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  diese  Varietät 
ursprünglich  von  jenen  ersteren  Oertlichkeiten  ausgegangen  ist  und 
sich  allmälig  von  dort  weiter  im  Lande  verbreitet  hat,  nachdem 
die  Fähigkeit  Haare  zu  erzeugen,  bei  der  Pflanze  erblich  geworden 
ist.  Aber  ein  Phyllerium,  d.  i.  eine  ungleichförmige  Behaarung  in 
Form  von  Filzraseu  oder  Sammtflecken  habe  ich  noch  nicht  gefunden. 
Zeigte  sich  ursprünglich  die  Trichombildung  als  Phyllerium,  oder 
trat  die  Behaarung  unmittelbar  an  den  aus  Samen  an  obigen  Locali- 
täteu hervorgegangenen  Pflanzen  auf?  Diese  Frage  lässt  sich  derzeit 
noch  nicht  beantworten. 


*)  Die  Behaarung  fällt  hauptsächlich  am  Stengel  auf  und  dann  zunächst 
an  der  Unterseite  der  IBlätter,  ist  aber  auch  oberseits  an  diesen  oft  mit  freiem 
Auge  leicht  bemerkbar.  Oberseits  ist  dieselbe  weniger  augenfällig  (als  auf  der 
Unterseite  und  am  Stengel)  wegen  der  geringeren  Entwicklung  der  einzelnen 
Haare,  deren  nur  wenige  vollkommen  ausgewachsen  sind.  In  ihrer  Mehrheit 
repräsentiren  diese  mangelhaft,  mitunter  abnorm  ausgebildete  Trichome,  indem 
sie  zunächst  als  eigenthümliche  Zellwandpfropfen  (etwa  in  der  Mitte  der  Aus- 
senwand  der  Epidermiszellen)  auftreten  und  von  da  an  sich  in  allmähligen 
Abstufungen  der  Normalform  der  Pflanzenhaare  nähern. 

*)  E.  Heinrich  er:  Ein  reduciertes  Organ  bei  Campanula  persicifolia 
und  einigen  anderen  Campanwia-Arten.  Berichte  der  Deutschen  ßotani.-cheii 
Gestllschaft,  III.  Jahrg.  1.  Heft  1885.  —  Der  Autor  bringt  hier  die  morpho- 
logischen und  anatomischen  Eigenthümlichkeiten  solcher  Haargebilde  durch 
Wort  und  Bild  zur  Anschauung,  und  es  wäre  zu  wünschen,  dass  auch  die 
Trichome  der  wirklichen  Phyllerien  und  Cecidien  eine  ähnlicbe  ebenso  gründ- 
liche Bearbeitung  finden  möchten,  weil  sich  alsdann  durch  mehrseitige  Verglei- 
chung  mit  gewissen  normalen  Trichomon  in  manchen  PäUen  der  Ursprung  der 
Bi'linaruiur  genauer  ermitteln  Hesse. 


95 

Bei  Verfolo^ung  solclier  morphologischer  Erscheinungen  an  Pflan- 
zen kommt  man  nach  genauerer  Prüfung  der  den  einzelnen  Stand- 
orten zukommenden  Eigonthümlichkeiten  schliesslich  auf  klimatische 
Factoren,  von  denen  augenscheinlich  die  Anregung  zur  Trichombil- 
dung  ausgeht:  Boden  und  Atmosphäre  sind  hiebei  betheiligt ;  es 
wäre  aber  ein  arger  Fehler,  darin  die  einzige  und  letzte  Ursache 
derselben  zu  erblicken. 

Nicht  alle  Arten  sind  für  dieselben  Reize  gleich  empfänglich. 
Während  aus  der  kahlen  Camp.  perslcifoUa  an  sterilen  sonnigfreien 
Standorten  eine  haarige  Varietät  entsteht,  bleiben  daselbst  z.  B.  Ga- 
lium  lucidum,  Polygala  Ghauiaehuoous,  Campamda  rotundifolia  u.  a. 
beständig  kahl.  Schon  darin  vermögen  wir  einen  Fingerzeig  zu  er- 
blicken, wie  sehr  die  Wirkung  jener  klimatischen  Agentien  von  der 
inneren,  nicht  genauer  detinirbaren  Natur  der  Pflanze  abhängig  ist, 
was  wir  mit  den  Worten  anzudeuten  pflegen:  die  Pflanzen  verhalten 
sich  in  Bezug  auf  die  Fähigkeit,  Behaarung  anzunehmen,  verscliieden 
je  nach  Gattung  und  Art. 

Die  durch  intensiveres  Licht,  Frost,  anhaltende  Nässe,  excessive 
Trockenheit,  überhaupt  durch  plötzliche  oder  ungewöhnliche  Aen- 
derungeu  der  Lebensverhältnisse  bedingten  Keize  bewirken,  bevor 
sie  in  den  Missbildungen  oder  im  Auftreten  abnormer  Behaarung 
symptomatisch  sich  ankündigen,  eine  Modification  der  Assi- 
milationsprodukte. Ist  einmal  die  Pflanze  oder  ein  Theil  derselben 
solcherart  afficirt,  so  lässt  sich  nicht  mehr  sagen,  dass  die  in  den 
betreffenden  Organen  enthaltenen  Stoffe  dieselben  substantiellen  Eigen- 
schaften haben  wie  früher,  und  es  ist  einfach  eine  Thatsache  der 
gewöhnlichsten  Erfahrung,  wie  sehr  gerade  die  kränkelnden  Pflan- 
zen, resp.  Organe  und  Organtheile,  von  parasitischen  Thieren  und 
Pilzen  befallen  zu  sein  pflegen.  Es  muss  doch  die  veränderte  Qua- 
lität der  Pflanzeusäfte  sein,  was  die  Schmarotzer  anzieht.  Aus 
meinen  eigenen  Beobachtungen  sind  mir  folgende  Fälle  bekannt: 

1.  Eichen,  welche  an  solchen  Localitäton  wachsen,  wo  sie  häufig 
im  Frühjahr  Frösten  ausgesetzt  sind,  also  an  Waldrändern,  an  freien 
Bergabhängeu,  wo  zugleich  der  rascheste  Wechsel  von  Licht  und 
Schatten,  Warm  und  Kalt  stattfindet,  werden  am  meisten  von  Kaupen 
und  Maikäfern  heimgesucht,  die  Früchte  werden  fast  sämmtlich 
von  dem  Nussbohrer  {Balanlnus)  angestochen.  2.  Die  liothbuche 
{Fagus)  fand  ich,  so  oft  das  Laub  durch  einen  Maifrost  versengt 
oder  irgendwie  empfindlich  beschädigt  wurde,  derart  von  der  Gall- 
mücke {Cecidomyia  fagi)  befallen,  dass  jedes  Blatt  mit  1  bis  4  Galleu 
besetzt  v/ar.  Man  bemerkte  an  den  gallentragenden  Blättern  gelbe 
Flecke  und  Kräuselung,  auch  sonstige  VeikrQmmungen  der  Lamiua, 
Jene  Blätter  aber,  welche  vom  Froste  nicht  beschädigt  waren,  er- 
schienen gleichmässig  grün  und  ulatt,  trugen  auch  nur  ausnahms- 
weise da  und  dort  eine  Galle.  3.  Bei  der  gemeinen  Esche  {Fraxinus 
esccelsior)  bewirkt  der  Frost  sehr  häufig  eine  Verkrümmung  und  zu- 
gleich Verdickung  der  Biattaclise-,  weim  man  den  eutstellten  Thoil 
derselben  der  Länge  nach  öffnet,  findet  mau  regelmässig  darin  Coci- 


96 

domyien-Larveu.  4.  Eine  der  häufigsten  Wirkungen  des  Spätfrostes 
zeigt  sich  beim  Kirschbaum,  bei  der  Esche,  Ulme,  dem  Hollunder, 
Goldribes,  Weissdorn  etc.  in  einer  Verkrümmung  und  Randrollung 
des  Blattes,  aber  die  eingerollte  Unterseite  desselben  beherbergt  ge- 
wöhnlich Myriaden  von  Blattläusen. 

Würde  man  auch  nicht  durch  den  Augenschein  sich  überzeugen, 
dass  es  der  Frost  ist,  der  solche  Missbildungen  veranlasst,  so  würde 
schon  die  so  oft  gemachte  Wahrnehmung,  an  den  verschiedensten 
Bäumen  ähnliche  Blattläuse  in  Menge  gesehen  zu  haben,  ohne  dass 
eine  Verkrümmung  oder  Kandrollung  eingetreten  wäre,  genügen  den 
Glauben  zu  erschüttern,  als  ob  die  Deformation  des  Blattes  in 
solchen  Fällen  von  Parasiten  ausgehen  müsste. 

An  Verbascum  Orientale  Koch,  fand  ich  unzählige  Male  bla- 
sige Auftreibung  (Aufblähimg)  des  Blüthenkelches  mit  vermehrtem 
Haarfilz,  aber  bei  Lotus  cornicidatus  L.  begegnete  ich  an  mehreren 
Stellen  derselben  Missbilduug  des  Kelches,  doch  ohne  Behaarung; 
und  gleichwohl  traf  ich  kleine  Fliegenlarven  in  dem  deformirten 
Kelche  der  letzteren  Pflanze  ebenso  gut  wie  bei  Verbascum.  Es  lässt 
sich  also  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  behaupten,  dass  bei  diesem 
vermehrte  Behaarung  an  dem  afficirten  Organe  entsteht,  weil  sich 
schon  überhaupt  bei  Verbascum  die  Disposition  Haare  zu  bilden, 
vorfindet;  bei  Lotus  corniculatus  fehlt  es  der  Pflanze  an  Fähigkeit 
Haarfilz  hervorzubringen.  Würde  die  Verletzung  durch  parasitische 
lusecten  im  Stande  sein,  dem  betreffenden  Oi'gan  diese  Fähigkeit  zu 
ertheilen  (wobei  wir  uns  die  Verletzung  als  einen  Impuls  oder  als 
eine  Anregung  zu  denken  hätten),  so  würde  im  vorliegenden  Falle 
auch  der  aufgeblähete  Kelch  bei  Lotus  filzig  behaart  sein. 

Analog  wird  es  sich  mit  dem  Phytoptocecidium  von  Thymus 
verhalten.  Das  Auftreten  des  Haarfilzes  ist  nur  von  symptomati- 
scher Bedeutung:  es  zeigt  an,  dass  die  Pflanze  unter  klimatischen 
Verhältnissen  lebt,  unter  denen  sie  sich  die  Fähigkeit  der  Haarbildung 
angeeignet  hat,  und  es  genügt  nur  ein  schwacher  Impuls  (der  durch 
die  Verletzungen  des  Phytoptus  ausgeübte  Reiz)  die  Trichombildung 
thatsächlich  zum  Vorschein  kommen  zu  lassen.  Man  denke  sich  nur 
dieselben  klimatischen  Einflüsse  von  dauernderer  und  intensiverer 
Wirkung,  und  die  Behaarung  würde  auch  ohne  Intervention  des  Pa- 
rasiten, und  zwar  gleichmässig  (nicht  als  Phyllerium)  au  den  näch- 
sten aus  Samen  sich  entwickelnden  Generationen  hervortreten:  es 
würde  eine  varietas  hirsuta  s.  lanuginosa  entstehen.  Die  primäre 
Ursache  der  Haarbildung  ist  also  unter  allen  Umständen  im  vorlie- 
genden und  in  zahlreichen  anderen  Fällen  ausserhalb  des  durch  den 
Parasiten  ausgeübten  Reizes  zu  suchen;  sie  ist  als  eine  Folge  theils 
momentan,  theils  stetig  wirkender  Potenzen  zu  betrachten,  die  aus 
klimatischen  Verhältnissen  entspringen;  auch  ist  sie  mit  einer 
gleichzeitigen  Veränderung  der  Säfte  des  pflanzlichen  Organismus 
aufs  innigste  verknüpft;  letztere  aber  bedingt  die  Ansiedluug  der  ent- 
sprechenden Parasiten  an  den  afficirten  Theileu  desselben,  welche 
ihrerseits  dem  Forscher  einen  Fingerzeig  geben,    ob  sich  die  Pflanze 


97 

als  ludividiium,  .,Forni-  oder  Species  im  Zustande  einer  auf  Tricho- 
mauie  beruhenden  Umbildung  befindet  oder  nicht. 

Nicht  jedes  Eriueum  oder  Phyllerium  muss  daher  von  Parasiten 
erzeugt  sein,  und  selbst  ein  solches,  in  dem  wir  Gallmilben  finden, 
kann  mitunter  aus  ganz  anderen  Ursachen  (als  durch  die  Infectiou, 
bewirkt  durch  Schmarotzer)  entstanden  sein.  Anders  verhält  es  sich. 
mit  der  Neigung  mancher  Pflanzen  Behaarung  anzunehmen  (Tricho- 
manie),  wenn  wir  die  Erscheinung  an  Topfpflanzen  oder  an  Bäumen 
und  Sträuchern  in  den  Gärten  beobachten.  So  pflegt  z.  B.  der  Berg- 
ahorn {Acer  Pseudoplatanus)  in  den  Alleen  und  Parkanlagen  der 
Städte  unterseits  behaarte  Blätter  zu  haben  und  mit  Legionen  von 
Blattläusen  (die  gleichfalls  unterseits  daran  saugen)  behaftet  zu 
sein.  ^) 

Weder  das  Auftreten  der  Blattläuse,  noch  die  Fähigkeit  der 
Pflanze  Trichome  an  der  Unterseite  der  Blätter  zu  bilden,  lässt  sich 
hier  durcli  klimatische  Ursachen  erklären.  Meines  Erachtens  hängt 
diese  Erscheinung  mit  denjenigen  Eeiz Ursachen  zusammen,  welche 
auf  einer  Uebersättigung  des  Organismus  mit  ammoniakalischen 
Stoffen  und  phosphorsauren  Salzen  beruhen  und  daher  als  Folge 
einer  Degeneration  der  Pflauzeusäfte  zu  betrachten  sind.  Die  Blatt- 
läuse finden  daran  ein  geeignetes  Substrat,  aber  es  ist  sehr  zweifel- 
haft, dass  sie  bei  der  Erzeugung  der  Pubescenz  anders  mitwirken  als 
der  Phytoptus  oder  die  Cecidomyiden-Larven,  wenn  überhaupt  ein 
Impuls  zur  Haarbildung  von  ihren  Stichen  und  Verletzungen  aus- 
gehen sollte. 

Graz,  den  81.  October  1886. 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  Bergalgenüora  Böhmens. 

Von  Dr.  Anton  Hansgirg  in  Prag. 

(Schluss.) 

Die  Algenflora  der  Sandsteinfelsen  der  Ki'eide-,  Steinkohlen-, 
Dyas-  und  Tertiärformation  in  Böhmen  ist  wegen  ihrer  grösseren 
Einförmigkeit  und  ihres  geringeren  Keichthums  an  seltenen  Algen- 
formen für  die  Algologen  weniger  anziehend,  als  die  im  silurischen 
Felsengebiete  stellenweise  viel  reichlicher  und  mannigfaltiger  ent- 
wickelte Algenvegetation.  Von  selteneren,  fast  ausschliesslich  an 
feuchten  Sandsteinfelsen,  insbesondere  in  höheren  Lagen  in  der  eigent- 
lichen Bergregion  vorkommenden  blaugrünen  Algen  seien  hier  bloss 
folgende  namentlich  angeführt:  Calothrix  sabuUcola  (A.  Br.)  Krch. 
{Schizosiphon  sabuUcola  A.  Br.),  2.  Microcoleiis  hyalinus  (Ktz.)  Krch. 
{ScMzotrix   hyaUiut  Ktz.),    3.  Lynybya   rufesceiis    (Ktz.)  Krch.  var. 

')  Im  Gebirge  und  in  den  Wäldern,  fern  von  den  uaenschlicheu  Ansied- 
lungen  habe  ich  weder  Behaarung  noch  Blattläuse  daran  gefunden. 


98 

Leveilleana  (Ktz.)  nob.  {Hyplieothrix  Leveilleana  Ktz.),  4.  Oloeooapsa 
sabulosa  (Menegb.)  Kicb.  mit  Chroococcus  sabulosus  (Menegh.)  nob., 
5.  Gl.  montana  Ktz.  var.  flavocmrantia  Ktz.  Die  zuletzt  genannte 
Qloeocapsa-kxi  kommt  jedocb,  wie  auch  die  folgenden,  an  feuchten 
Sandsteinfelsen  vorzugsweise  verbreiteten  Phycocbromaceeu:  G-loeocapsa 
quaternata  (Breb.)  Ktz.,  Gloeocapsa  Paroliniana  Bveh.  auch  als  var. 
grumosa  Breb.,  Gl.  magma  (Brei).)  Ktz.  in  verschiedenen  Varietäten, 
Gl.  sanguinea  (Ag.)  Ktz.,  Stigonema  crnstaceum  (Ag.)  Krch.  [Siro- 
siphon  crustaceus  (Ag.)  Rbh.  und  mehrere  andere  auch  noch  im 
ürgebirge  an  feuchten  Felsen  etc.  vor. 

Von  chloropbyllgrünen  Algen,  welche  ausschliesslich  an  feuch- 
ten Saudsteinfelsen  verbreitet  sind,  habe  ich  in  Böhmen  bisher  bloss 
Acanthococcus  acicidiferus  Lagsb.  var.  pulcher  nob.  und  Cosmariuin 
hotrytis  (Bory)  Menegh.  var.  emarginatum  nob.  kennen  gelernt. 

Wenn  wir  aus  der  Eegion  der  Hügel  in  die  Eegion  der  Berge 
und  des  Hochgebirges  übergehen,  so  finden  wir,  dass  in  solchen  Ge- 
genden, in  welchen  der  Uebergaug  allmälig  erfolgt,  scharfe  Grenzen 
zwischen  den  Algenfloren  einzelner  Eegionen  nicht  existiren  und  dass 
einzelne  charakteristische  Vertreter  der  einen  oder  der  anderen  Re- 
gion sich  nicht  selten  in  die  angrenzende  Region  verpflanzen. 

Diejenigen  Algenarten,  welche  die  Berg-  und  Hochgebirgsregion 
vor  allen  anderen  bevorzugen,  sind  meist  auf  feuchten  Felsen,  in 
Bergbächen,  Quellen,  Seen  und  in  verschiedeneu  anderen  stehenden 
und  fliessenden  Gewässern,  vorzüglich  an  deren  Kande  oder  auf  im 
Wasser  untergetauchten  Steinen  und  anderen  festen  Gegenständen, 
auf  der  Rinde  alter  Waldbäume,  auf  feuchten  Felsblöcken  etc.  vor- 
zufinden. 

An  solchen  Standorten  kommen  von  den  Rhodophyceen  folgende 
Seltenheiten  der  Bergregiou  Böhmens  vor:  1.  Lemanea  fliadatilis  (L.) 
Ag.,  2.  L.  annulata  (Ktz.)  Sirod.,  3.  L.  torulosa  (Roth)  Sirod., 
4.  ßatrachospermiiTn  ^noniUferum  Roth,  zumal  als  var.  pulcherrimum, 
Bory  und  var.  confuswn  (Hass.)  Rbh.  {B.  confusum  Hass.)  sowie 
var.  atrum  (Dillv.)  Rbh.,  5.  B.  vagum  (Roth)  Ag.,  meist  als  var. 
heratophytxmi  (Boiy)  Sirod.  {B.  suevorum  Ktz.),  6.  Chantransia  cha- 
lyhea  Fries  in  verschiedenen  Varietäten,  7.  Gh.  Hermanni  (Roth) 
Desv.,  8.  Ch.  pygmaea  Ktz.,  9.  Ch.  violacea  Ktz.,  10.  Hilclenbrandtia 
rivularis  Ag. 

Um  Wiederholungen  zu  vermeiden,  bemerke  ich  schon  an  dieser 
Stelle,  dass  die  meistt^n  hier  angeführten  Rhodophyceen  auch  noch 
in  die  Region  des  Hochgebirges  iiinaufsteigen,  was,  nebenbei  gesagt, 
auch  von  den  meisten  weiter  unten  angeführten  braunen,  blau-  und 
chlorophyllgrünen  Bergalgen  gilt. 

Von  den  Phaeophyceen  sind  für  diese  Region  besonders  Lüho- 
derma  fluviatile  Aresch.  und  Tlydrurus  foetidus  (Vill,)  Krch.,  wel- 
cher daselbst  in  verschiedenen  Varietäten  vorkommt,  bezeichnend. 

Was  die  Chlorophyceen  und  Cyanophyceeu  (Phycochromaceen) 
betrifft,  so  wäre  es  uns  ohne  detaillirte  Beschreibung  der  beiden, 
in    den  höchsten  Gebirgen    nicht    scharf   von    einander  abgegrenzten 


99 

Algenfloren  schwer  möglich,  hauptsächlich  wogen  der  noch  sehr 
mangelhaften  Kenntuiss  von  der  Verbreitimg  der  einzelneu  Algen- 
arten in  der  Berg-  imd  Hochgebirgsregiou  die  einzelnen  Kepräsentan- 
ten  dieser  beiden  Nachbarregioneu  von  einander  zu  trennen,  wesshalb 
wir  auch  auf  eine  Zweitheilung  derselben  hier  lieber  verzichtou. 

Die  Hauptvertreter  der  chlorophyllgrünen  Algen  in  der  Berg-  und 
Hochgebirgs-Algenflora  sind  folgende:  1.  Prasiola  crispa  (Lightf.) 
Menegh.  var.  sudetica  nob.,  2.  Ulothrix  tenuis  Ktz.,  3.  U.  mirahilis 
nob.,  4.  Stigeocloniwn  Falklcvndicum  Ktz.  var.  longearticidaUim  nob., 
5.  Conferva  amoena  Ktz.,  6.  Rhizoclonium  fluitans  Ktz.,  7.  Clado- 
phora  dedinata  Ktz.,  8.  Trentepohlia  unoinata  (Gobi)  nob.  {Chroo- 
lepus  tineinatum  (johi)^  9.  Tr.  abietina  [Flot.)  Wille.,  10.  Tr.  poUthus 
(L.)  Wille.,  auch  als  var.  hovina  (Flot.)  Rbh.  {Chroolepus  hovinum 
Flot.),  11.  Stephanosphaera  pluvialis  Cohn,  12.  Sphaerella  pluvialis 
(Flot.)  Wille.,  13.  Gylindromonas  fontinalis  nob.,  14.  Gloeocystis 
rupestrls  (Lyngb.)  Rbh.,  15.  Palmella  mucosa  Ktz.,  16.  Inoderma 
majus  nob.,  17.  Stichoaoccus  hacillaris  Näg.  var.  maxhmts  nob., 
18.  Ürococcus  i nsipiis  {Ha.ss.)  Ktz.,  19.  Acanthoüoccushlrhis  (Reiusch.) 
Lagrh.,  20.  Mesotaenium  violascens  De  By.,  21.  M.  Braunii  De  By., 
22.3/.  chlamydosporum'DeBj.,  23.  M.  Endlicher ian um  l^äg..  24.  Cy- 
lindrocystis  Brehissonii  Menegh.,  auch  als  var.  Jenneri  (Ralf.)  Krch. 
(P.  Jenneri  Ralfs).  25.  Penium  ohlongum  De  By.,  26.  P.  interrup- 
tum  Breb.,  27.  Spirotaenia  condensata  Breb.,  28.  Closterium  obtusum 
Breb.,  29.  C.  strigosum  Bieb. ,  30.  Disphynctimn  Ralfsii  (Ktz.)  nob. 
CalocyUndrus  Ralfsii  (Ktz.)  Krch.,  31.  D.  minutum  (Cleve)  nob. 
{Penium  minutum  Cleve),  32.  D.  pa.langula  (Breb.)  nob.  {CalocyUn- 
drus palangida  (Breb.)  De  By.,  33.  Tetmemorus  granidatus  (Breb.) 
Ralfs,  34.  T.  minutus  De  By.,  35.  Cosmarium  ovale  Ralfs,  36.  C. 
punctulatum  Breb.,  37.  C.  notabile  Breb.,  38.  Cj^usilum  Breb.,  39.  C. 
pulcherrimum'^ordst.,  40.  C.  Brebissonii  Menegh.,  AI.  Arthrodesmus 
octocornis  Ehrb.,  42.  A.  incus  (Breb.)  Hass. ,  43.  Micrasterias  pa- 
piUifera  (Ktz.)  Ralfs,  44.  Staurastrum  margaritaceum  (Ehrb.)  Menegh., 
45.  \S.  lacve  Ralfs,  46.  S.  pygmaeum  Breb.,  47.  S.  hirsutum  {Ehrh.) 
Breb.,  48.  S.  pungens  Breb.  49.  S.p>seudofurcigerumB;emsc\i,  50.  S. 
crenulatum  (Näg.)  Delp.,  51.  S.  polymorphum  Breb. 

Viele  von  den  hier  verzeichneten  meist  in  der  Bergregiou  ver- 
breiteten Chlorophyceen,  zu  welchen  sich  noch  viele  andere,  hier 
nicht  angeführte,  weniger  seltene  gesellen,  steigen  jedoch  von  ihren 
Regionen  nicht  selten  in  die  angrenzende  submontane  Region  herab. 

Von  den  blaugrünen  Algen  kommen  iu  der  Berg-  und  in  der 
Hocljgebirgsregion  folgende  Arten  fast  ausschliesslich  vor:  1.  Stigo- 
nema  panniforme  (Ktz.)  Bzi  {Sirosiphon  panniformis  Ktz.,  2.  S. 
compactum  (Ktz.)  Bzi  {Sirosiphon  compactus  Ktz.),  3.  S.  crustaceum 
(Ag.)  Bzi  auch  als  var.  brevis  (Ktz.)  Rbh.  {Sirosiphon  hrevis  Ktz.) 
und  var.  rhizoides  (Breb.)  nob.  {S.  rhizoides  Breb.),  4.  S.  ocellatum 
(Dillw.)  Thr.  5.  S.  mamilloswn  Ag.,  auch  als  var.  atrovirens  (Dillw.)  nob. 
S.  atrovirens{\)\\\Yf.)  Kg.,  6.  ^ S.  1  lor moides  ^iz.  Mob.  {Sirosiphon  hor- 
moides  Ktz.),  7.  Scytonema  cincinnatum  (Ktz.)  Thr.,  8.   Tolypothrix 


100 

Wimmeri  (Hilse)  Krch,,  9.  Plectonema  miraUle  (Dillw.)  Thr.,  10.  P. 
phormidioides  Eob.,  11.  JDesmonema  Dilwynii  Berk  et  Thwait. 
Goleodesmium  Wrangelii  {kg.)  Bzi,  12.  Calothrix  Orslniana  (Ktz.), 
Thr.,  13.  *0.  intertexta  (Grim.),  Krch.  14.  G.  parietina  (Näg.)  Thr.  var. 
pluvialis  (A.  Br.)  Thr.?  {Mastichonema  pluviale  A.  Br.),  15.  Micro- 
chaete  tenera  Tbl'.  {Goleosperinum  Goeppertianum  Krch.),  16.  Nostoc 
verrucosum  Vauch.,  17.  * MlGrocoleus  aurantiacus  (Ktz.),  uob.  (Schizo- 
thrix  aurantiaca  Ktz.),  auch  als  vav.  variecolor  Ebb.,  {Schizothrix 
variecolor  Ebb.),  18.  Inactis  lacustris  (A.  Br.)  nob.  {Hydrocoleuim 
lacustre  A.  Br.)  19.  /.  heterotricha  (Ktz.)  Krch.,  20.  Symploca  minuta 
(Ag.)  Ebb.,  21.  S.melanocepJiala  Ktz.,  22.  S.  Flotowlana  Ktz.,  23.  Ä 
Priesii{kg.)  Ebb.,  24.  Lyngbi/a  purpurascens  {Ktz.)  noh.  {Leptothriio 
purpurascens  Ktz.),  25.  L.  sudetica  (Nave)  Krch.,  26.  L.  variegata 
(Näg.)  {Hypheothrix  variegata  Näg.),  27.  L.  cataractarum  (Ebb.) 
nob.,  {Phormld'umi  cataractarum  Ebb.),  28.  L.  Boryana  (Ktz.)  Krch. 
{Phormidium  Boryanum  Krch.),  29.  L.  fontlcola  (Ktz.)  Krch.,  30.  L. 
Menegkiniana  (Ktz.)  nob.  {Phormidium  Meneghinianum  Ktz.)  auch 
als  var.  orassiuscula  (Ktz.)  Ebb.  {Ph.  crassiuseuluyn  Ktz.),  31.  L. 
subfusca  (Vauch.)  nob.  {Oscillaria  subfusca  Vauch.),  32.  L.  rupestris 
(Ag.)  nob.  {Oscillaria  rupestris  Ag.),  33.  L.  nigra  (Vauch.)  nob. 
{Oscillaria  nigra  YaMCh.'),  34.  ^L.  Schröter i  {Schvöt.)  noh.  {Oscillaria 
hrevis  Schrot.  '),  35.  Synechococcus  aeruginosus  Näg.,  36.  S.  brunneolus 
Ebb.,  37.  **S.  7najor  Schrot.,  38.  Ghamaesiphon  polonicum  (Eostaf.), 
nob.  {Sphaerogoniwn  polonicwn  Eostaf.),  39.  Aphanothece  pallida  (Ktz.) 
Ebb.,  40.  Oncobyrsa  rivularis  (Menegli.)  Ebb.,  41.  JCenococcus  Ker- 
neri  *)  nob.,  42.  Gloeocapsa  nigrescens  Näg.,  43.  Gl.  livida  (Carm.) 
Ktz.,  44.  Gl.  nigra  (Menegb.)  Grün.,  45.  Ghroococcus  montanus  nob., 
46.  Ghr.  fuscoater  (Ktz.)  Rbh. 

Nur  verbältuissmässig  wenige  von  diesen  bis  in  die  höchsten 
Gebirgslagen  hinaufsteigendeu  Cyanophyceenund  Chloropbyceen  treten 
auch  noch  ausnahmsweise  in  tieferen  Eegioneu  auf,  so  z.  B.  Micro- 
chaete  tenera,  Aphanothece  pallida,  Palniella  mucosa,  Stichococcua 
bacillaris,  var.  maximus,  Inoderma  majus,  Glosteriutn  obtusum,  Tet- 
memorus  Brebissonii  u.  a. 

Folgende  Algenarten  sind  bisher  bloss  in  höheren  und  höchsten 
Lagen  des  Eiesengebirges    beobachtet  worden^):    ^Lemanea  sudetica, 


*)  Da  sclion  früher  vonKützing  eine  andere  Oscillaria  brevis  (Lyngbya 
hrevis  [Ktz.]  nob.)  beschrieben  wurde,  so  habe  ich  den  Namen  der  von  Schrö.ter 
im  Riesengebirge  viel  später  entdeckten  Oscillaria  brevis  in  Lyngbya  {Oscil- 
laria)  Schröteri  umgewandelt. 

")  Diese  zu  Ehren  des  Herrn  Hofrathes  Prof.  Dr.  R.  v.  Kern  er  in  Wien 
benannte  neue  blaugrüne  Alge  wird  mit  einigen  anderen  neuen  Algenarten  etc. 
vom  Verf.  bald  in  einer  grösseren  Schrift   beschrieben  und   abgebildet  werden. 

')  Die  Algenflora  dieser  Region  ist  weniger  durch  das  Auftreten  von 
besonderen  Algenformen  als  vielmehr  durch  das  Fehlen  der  meisten  in  der 
Ebene  und  im  Hügelterrain  verbreiteten  Algen  charakterisirt.  Die  Vertreter 
der  Allerwelts-Algenflora  kommen  in  höheren  Lagen  des  Riesengebirges  bloss 
in  der  nächsten  Nähe  der  Menschenwohnungen  und  zwar  nur  in  beschränkter 
Artenanzahl  vor. 


101 

Stlgonema  alpinum  (Ktz.)  Krch.,  *Nostoc  coUiman  Ktz.  (incl.  N. 
sudeticum  Ktz.),  *Calothrix  intertexta,  "^Lynghiia  Schröteri,  *St/ne- 
chococcus  major,  *Gloeocapsa  purpurea  Ktz.,  *Cosmariuni  smolan- 
diciini  Luüd.  var.  angidosmn  Krch.,  *0.  venustum  Ebli.,  *C.  crena- 
tum  Kalfs.,  C.  margaritiferum  (Turp.)  Menegh.  var.  incisum  Krch., 
C.  caelatum  Breb. ,  * Staurastruni  muricatum  Breb.,  *S.  pileolatum^ 
Breb.,  *S.  dejectum  Breb.  var.  sudeticum  Krch.,  * Micrasterias  Jen- 
ner i  Kalfs. 

Ausser  diesen  dem  Kieseugebirge,  wie  es  scheint,  ausschliesslich 
eigenen  Algenarten,  von  welchen  ich  die  mit  *  bisher  selbst  noch 
nicht  gesammelt  habe,  sind  auch  Ulothrix  tnirahilis  und  Prasiola 
crispa  var.  sudetica  bisher  bloss  innerhalb  des  Kiesengebirges  ver- 
breitet von  mir  angetroffen  worden. 

Doch  möchte  ich  auf  Grund  meiner  sonstigen  algologischen 
Beobachtungen  selbst  diese  Algenformen,  welche  von  Kirchner*) 
und  Schröter-)  nebst  einigen  anderen  Algenarten ,  welche  ich  auch 
ausserhalb  des  Riesengebirges  in  Böhmen  aufgefunden  habe,  als  dem 
Kiesengebirge  (Hochgebirge)  ausschliesslich  eigen  declarirt  werden,  nicht 
für  ausschliesslich  sudetisch  erklären.  Ob  in  dem  Hochgebirge  (Riesen- 
gebirge) Böhmens  auch  endemische  Algenarten  oder  eingewanderte 
das  sudetische  Gebiet  jedoch  nicht  überschreitende  Algen,  vorkommen 
(was  ich  für  unwahrscheinlich  halte)  oder  nicht,  darüber  werden  uns 
erst  weitere  algologische  Forschungen  in  diesem  von  den  Algologen 
noch  ziemlich  vernachlässigten  Theile  Böhmens  belehren. 


Flora  des  Etna. 

Von   Prof.   P.   Gabriel   Strobl. 

(Fortsetzung.) 

1310.  Medicago  arahica  (L.)  All.  fl.  ped.  I  315  maculata  W.  Guss. 
*Syn.  et  Herb.!,  Rchb.  D.Fl.  671!  Pflanze  schlaff,  Stengel,  Blatt- 
und  Blütheustiele  spärUch  abstehend  spinnwebig -flaumig  (=  var. 
püosimcula  Lev.),  selten  fast  kahl;  Blätter  sehr  lang  gestielt.  Blätt- 
chen gross,  verkehrt-herz-  oder  eiförmig,  in  der  Blattmitte  oft  mit 
einem  schwarzen  Flecke;  Nebenblätter  breit,  halbpfeilförmig ,  tief 
gezähnt;  Blüthenstiele  2  —  4blüthig,  viel  kürzer,  als  die  Blätter, 
Hülsen  ähnlich  denen  der  lappacea,  aber  auf  den  Flächen  weisslich  und 
fast  uerveulos;  die  grünen  Dornen  der  Aussennaht  fast  so  laug,  als 
der  Querdurchmesser  der  Hülsen,  gekrümrat  und  wirr  durcheinander 
geflochten;  dadurch  erinnert  sie  an  tentacidata,  von  der  sie  sich 
durch  beiderseits  tief  gefurchte,  niemals  verdickte  Dornen,  breitere, 
als  hohe,  ganz  kahle  Hülsen  etc.  leicht  unterscheidet.  Auf  krautigen 

')  „Kryptogamen-Flora  von  Schlesien:  Algen",  1878  p.  14. 
')  „Neue  Beiträge    zur  Algenkunde    Schlesiens",    Jahresber.    der    schles. 
Gesellsch.  f.  vaterl.  Cultur.  1883  p.  188. 


102 

Plätzen   und   unter  Saaten  Sicilieus    stellenweise,    auch    um  Catania 
(Cosentini  in  Guss.  Syn.  et  Herb.!).  April,  Mai  O- 

1311.  Med.  recta  (Desf.  fl.  atl.  II  212  als  poh/morpha  H.  recta) 
Guss.  Syn.  et  Herb.!,  minima  b)  mollissima  W.  Lge.  III  388,  vix 
Koch,  mollissima  und  graeca  Presl  fl.  sie,  hirsuta  '"''Raf.  I,  non  All., 
denn  diese  ist  =  7wmM??a(L.)  Lam.  Unterscheidet  sich  von  der  nächst 
verwandten  minima  sehr  leicht  durch  bedeutend  grössere  Hülsen 
und  Stacheln,  die  den  Durchmesser  übertreffen,  ferner  durch  die 
kurzen,  niemals  Blattlänge  erreichenden,  meist  1-,  selten  2blüthigen 
Blüthenstiele  (die  von  ininima  sind  meist  4blüthig  und  überragen 
die  Blätter  bedeutend);  auch  die  Behaarung  der  recta  ist  gewöhn- 
lich viel  dichter  wollig  seidig.  Durch  die  genannten  Eigenschaften 
der  Blüthenstiele,  sowie  durch  die  Fruchtgrösse  (sammt  den  Sta- 
cheln =  8 — 1 1  Mm.  Durchmesser)  ist  sie  auch  von  minima  ß.  lon- 
giseta  DC,  W.  Lge,,  deren  Durchmesser  höchstens  6  Mm.  erreicht, 
constant  verschieden.  Am  besten  als  südliche  Parallelform  der 
7ninima  aufzufassen,  denn  in  Sicilien  scheint  ausschliesslich  recta 
vorzukommen;  auch  in  Algier,  Griechenland  und  Südspauien  (leg. 
Fritze!)  findet  sie  sich;  minima  reicht  nur  bis  Neapel,  wo  beide 
Verbreitungsbezirke  sich  berühren!  Eine  eigenthümliche  Varietät, 
die  ich  recta  var.  angustifolia  nenne,  sammelten  Porta  und 
Rigo  am  Monte  Gargano  in  Apulien;  Blüthenstiele  und  Frucht- 
grösse wie  bei  der  Normalform ,  aber  die  Blättchen  sehr  schmal, 
linealkeilig,  bei  7  Mm.  Länge  höchstens  2  Mm.  breit,  nur  an  der 
Spitze  3— 4zähnig;  Behaarung  grössteutheils  abstehend  dicht  drüsig- 
zottig, auf  den  Blattseiten  und  Hauptstengeln  aber  angedrückt- 
seidigflaumig.  —  An  Mauein,  Wegrändern,  auf  Lavaströmen  und  stei- 
nigen Abhängen  bis  4000'  häufig:  Um  Catania,  Nicolosi(! ,  Herb.  Tom, !), 
in  der  Ebene  des  Simeto  bis  zum  Meere  überall  zerstreut,  um  Aderno, 
Bronte,  gegen  den  Bosco  Maletto  hinauf  etc.  März  —  Mai  O- 

1312.  Med.  Tenoreana  DC.  Pr.  II  180,  Guss.  Syn,  et  *Herb.! 
Kurz  und  ziemlich  spärlich  zottigflaumig;  Blätter  kurzgestielt,  un- 
tere Blättchen  verkehrt-herz-,  obere  rhombisch  verkehrt-eiförmig; 
Nebenblätter  eiförmig-lanzettlich,  fast  ganzraudig;  Blüthenstiele  1 — 2- 
blüthig,  etwas  kürzer,  als  die  Blätter;  Hülsen  kurz  cyliudrisch,  circa 
6 — 7  Mm.  hoch,  6  Mm.  breit,  glänzend  grünbraun  mit  4 — 5  lockeren 
Spiren,  beiderseits  flach,  sparsam  nervig;  Aussennaht  ganz  flach, 
furchenlos,  beiderseits  mit  etwa  2  Mm.  langen,  tief  zweifurchigen, 
zweireihig  angedrückten,  borstenartigen  Dornen,  welche  die  Zwischen- 
räume der  Ausseunähte  zierlich  gitterartig  überdecken ;  schon  dadurch 
von  allen  verwandten  leicht  unterscheidbar,  —  Auf  sonnigen,  krautigen 
Hügeln  der  Nebroden,  um  Palermo  etc.!  ziemlich  häufig,  um  Catania 
bisher  nur  von  Cosentini  (Herb.  Guss.!)  gesammelt.  April,  Mai  O- 

1313.  Med.  ciliaris  (L,  sp,  pl.  1099)'W,,  Guss.  Syn.  et  Herb.! 
Rchb,  D,  Fl,  66  III!,  intertexta  *Raf.  I,  glohosa  Pres!  del.  präg., 
Sehr  ausgezeichnet  durch  kugelig  ovale,  beiderseits  convexe,  15  Mm. 
und  darüber  hohe,  über  10  Mm.  breite,  von  gegliederten,  meist 
drüsigen    Haaren    zottifjo   und    auf  der    Aussennaht   mit  2  Reihen 


103 

gerader,  2 — 3  Mm.  lauger,  zweifurchiger,  abstehender  oder  ange- 
drückter Stacheln  besetzte  Hülsen;  Pflanze  sonst  fast  kahl,  Blätter 
mit  ziemlich  lang  gestielten  Mittelblättchen,  Nebenblätter  kammförmig 
gewimpert,  ßlütheustiele  kaum  von  Blattläugc,  1— 4blüthig,  Blüthen 
ziemlich  gross,  Samen  länglich.  —  Auf  krautigen  Abhängen,  sumpfi- 
gen Fluren  und  in  Saatfeldern  der  Ebene  des  Simeto  überall  sehr 
gemein,  seltener  um  Catania  und  Nicolosi  bis  2600'!  April — Juni  O- 

1314.  Med.  intertexta  (L)  Grtn.,  Eclünus  DC,  Guss.  S}^.  et 
Herb.!  ^-'Raf.  I.  Ganz  wie  vorige  in  Wuchs,  Kahlheit,  Blättern, 
Nebenblättern  und  Grösse  der  Hülsen;  aber  letztere  sind  ganz  kahl, 
die  Dornen  gekrümmt,  über  4  Mm.  lang,  augedrückt  und  wirr  durch- 
einander geflochten;  die  Samen  fast  niereuförmig;  intertcrla  W.  sp. 
pl.  III  1401  besitzt  flaumige  Dornen  und  gehört  daher  wohl  eher  zu 
cüiaris.  Unter  Saaten  und  auf  krautigen  Abhängen  Siciliens  nicht 
selten,  aus  dem  Gebiete  jedoch  bisher  nur  von  Raf.  augegeben. 
April — Juni  O- 

1315.  Melilotus  italica  Dsr.  dict.,  Guss.  Syu.  et  Herb.!  Rchb. 
D.  Fl.  58  IV,  V!  Annuell,  kahl,  Stengel  robust,  aufrecht,  mit  auf- 
rechten oder  aufsteigenden  Aesten;  Blättchen  gross,  verkehrtei-  oder 
fast  kreisförmig,  ganzrandig  oder  au  der  Spitze  gezähnelt;  Traube 
länger  als  das  Blatt,  Blüthen  goldgelb,  6 — 8  Mm.  lang;  Hülsen 
3"5 — 4  Mm.  im  Durchmesser,  verkehrteiförmigkugelig,  stumpf,  hän- 
gend, kahl,  unregelmässig  tief  grubig  runzelig.  Neapolitana  Ten. 
imterscheidet  sich  leicht  durch  schlanken  Habitus,  bedeutend  kleinere 
uud  schmälere  Blätter,  kleinere  (4 — 5  Mm.),  bleichere  Blüthen,  lockere 
Trauben,  viel  schwächer  und  sparsamer  grubig  runzelige,  in  den 
Griffel  zugespitzte,  endlich  aufrechte,  bedeutend  kleinere,  kugelige 
Früchte.  Beide  Arten  wurden  in  der  Nähe  unseres  Gebietes  mehr- 
fach beobachtet,  so  z.  B.  von  mir  sogar  um  Taormiua,  dürften  daher 
demselben  nicht  fremd  sein.  April,  Mai.  O. 

1316.  M.  parviflora  Dsf.  Fl.  atl.  II,  192.  *Bert.  Fl.  it.,  *Guss. 
Syn.  et  *Herb.!  Rchb.  D.  Fl.  Taf.  76!  Ebenfalls  annuell  mit  schlan- 
kem Habitus,  schmalen,  länglich  linearen,  oberen  Blättern,  grubig 
runzeligen  Hülsen,  aber  von  neap.  verschieden  durch  ziemlich  dicht- 
und  reichblüthige  Aehrentrauben,  höchstens  2  Mm.  lange  Blüthen 
und  Hülsen,  letztere  oval  oder  verkehrteiförmig,  stets  hängend,  sehr 
seicht  gerunzelt  und  an  der  Spitze  abgerundet."  Auf  feuchten,  krau- 
tigen Stellen  nahe  dem  Meere  nicht  selten:  Aus  Catania  von  Co- 
sentini  erhalten  (Bort.,  Guss.  1.  c),  Villarascosa  (Herb.  Torn.  et 
Tor  nah.  in  Herb.  Guss.!),  um  Catania  überall,  Acicastello  (Herb. 
Torn.!),  in  der  Arena!  April,  Mai.  O- 

1317.  M.  sulcata  Desf.  Fl.  atl.  II,  193,  *Bert.  Fl.  it.,  Guss. 
Syn.  et  Herb.!,  Rchb.  D.  Fl.  74  III!  Annuell,  aufrecht  oder  auf- 
steigend, etwas  flaumig;  Blättchen  scharf  gesägt,  unterseits  seegrün, 
die  unteren  verkehrteiförmig,  die  oberen  keilig  bis  fast  linear;  Trau- 
ben über  blattlang,  reich-  aber  ziemlich  lockerblüthig;  Hülsen  kahl, 
kugelig-verkehrteiförmig,   abgerundet,    hängend,    etwas  von  einander 


104 

entfernt,  regelmässig  erhaben  bogenstreifig,  Streifen  schmäler  als  die 
Zwischenräume;  Durchmesser  der  Hülsen  =  3  Mm.  In  Saatfeldern, 
auf  trockenen,  krautigen  Hügeln  und  wüsten  Plätzen  bis  2000':  Aus 
Catania  von  Cosentiui  erhalten  (Bert.),  in  der  Ebene  des  Simeto 
äusserst  gemein  (!,  Herb.  Reyer!),  um  Oguina,  Misterbianco,  S.  Ana- 
stasia,  Bronte!  März — Mai.  O- 

1318.  M.  compacta  Salzm.  Guss.  '"'Syn.  et  Herb.!,  Tod.  Fl.  sie. 
exsicc.  Nr.  1255!,  sulcata  var.  major  Camb.  Fl.  Bai.,  W.  Lge.  III, 
375.  Von  sulcata  nur  verschieden  durch  breitere,  verkehrteiförmige 
oder  verkehrteiförmigkeilige  (niemals  lineare  oder  linearkeilige)  obere 
Blätter,  geschindelte  Blüthen-  und  Fruchttrauben;  Blüthen  und 
Früchte  gewöhnlich  etwas  grösser  (bis  4  Mm.),  Auf  feuchten,  krau- 
tigen Stellen  nahe  dem  Meere  mit  der  vorigen,  aber  viel  seltener: 
Um  Catania  (Guss.  Syn.,  Herb.  Tornab. !),  an  Gräben  in  der  Ebene 
des  Simeto!  April,  Mai.  O- 

1319.  M.  infesta  Guss.  Syn.  et  *Herb. !,  Tod.  Fl.  sie.  exsicc. 
Nr.  247!  Von  den  zwei  vorigen  leicht  unterscheidbar  durch  robu- 
steren, höheren,  röhrigen  Stengel,  grössere  Blätter,  reichere,  längere, 
ziemlich  lockere  Trauben,  nochmals  so  grosse  Blüthen  (6—8  Mm.), 
dickere,  bedeutend  grössere  (ca.  5  Mm.  lange,  4  Mm.  breite)  Hülsen 
mit  ziemlich  unregelmässigen  und  von  einander  weiter  entfernten, 
sehr  erhabenen  Bogenleisten.  Erinnert  habituell  stark  an  italka.  — 
In  Gärten,  Saatfeldern  und  auf  krautigen  Hügeln  häufig:  Catania 
(!,  Herb.  Torn.!,  Tornab.  in  Herb.  Guss.!),  in  der  Ebene  des  Si- 
meto weit  verbreitet!  April,  Mai.  O- 

1320.  M.  messanensis  (L.)  Desf.  Fl.  atl.  II,  192,  Presl  Fl.  sie, 
■""Raf.  I,  *Bert.  Fl.  it.,  Guss.  *Syn.  et  *Herb.!  Tod.  Fl.  sie.  exsicc, 
Reichb.  D.  Fl.  74,  I,  II!  Ausgezeichnet  durch  robusten  Wuchs,  fast 
sitzende,  meist  5 — 12blüthige  Trauben,  ca.  5 — 6  Mm.  lange,  4  Mm. 
breite,  hängende  oder  horizontal  abstehende,  schief  ovale,  beiderseits 
spitze,  sehr  dicht  und  erhaben  bogenleistige  Hülsen.  —  Auf  feuchten 
Strandwiesen  Siciliens  an  vielen  Orten,  auch  im  Gebiete:  Aus  Ca- 
tania von  Cosentini  erhalten  (Bert.,  Guss.  1.  c),  sehr  gemein  auf 
feuchten,  lehmigen  Fluren  der  Ebene  des  Simeto  und  besonders  auf 
grasigen  Abhängen  gegen  das  Meer  zu  stellenweise  wie  cultivirt! 
März— Mai.  O- 

1321.  Trifolium  pratense  L.  Guss.  *Syn.  et  *Herb.!,  *Cat.  Cosent. 
Variirt  a.  genuinum:  Ziemlich  kahl  und  hoch,  Stengel  aufrecht  oder 
aufstrebend,  Blüthen  rosenroth.  ß.  seynipurpureum  m.  =  var.  flavi- 
cans  Guss.  Syn.  et  Herb.!,  Tod.  Fl.  sie.  exsicc.  Nr.  393!,  non  DC. 
Prodr.  II,  195  (denn  die  Pflanze  DC.'s  ist  eine  zottige,  grossköpfige 
Alpenvarietät  mit  gelblichen  Blüthen  und  dürfte  daher  =  T.  nivale 
Sieb.,  prat.  var.  nivale  Reichb.  D.  Fl.  83  III  sein).  Stengel  nieder- 
liegend, rasig,  niedrig,  sammt  den  Blattstielen  stark  abstehend  flau- 
mig rauhhaarig,  Köpfchen  und  Blätter  kleiner;  Blüthen  gelblich,  an 
der  Spitze  intensiv  purpurn,  selten  ganz  gelblich.  Hochgebirgsvarie- 
tät  Siciliens.    Auf  Weideplätzen,  steinig-krautigen  Abhängen  und  in 


105 

lichten  Wäldern  (2500—7000'),  die  Normalform  ziemlich  selten: 
Wälder  des  Etna  (Guss.  S.yu.)  im  Valle  del  Trifodietto  (Hiv.  in 
Herb.  Guss.!),  Monte  Zio  (Herb.  Tom.!);  die  Varietät  wiegt  weitaus 
vor,  z.  B.  durch  die  ganze  Waldregion  oberhalb  Nicolosi  und  San 
Nicola,  im  Valle  Calanna  und  Val  del  Bove,  im  Bosco  Maletto  ober- 
halb Bronte!  Mai— Juli.  7\.. 

1322.  Trif.  flavescens  Tin.  pug.  (1817),  Guss.  Syn.  et*Herb.!, 
Tod.  Fl.  sie.  exsicc.  Nr.  389!,  pallidum  Presl  Fl.  sie,  *Bert.  Fl.  it., 
p.  p.,  non  W.  K.  Lässt  sich  von  meinen  Bauater  Exemplaren  und 
der  Abbildung  Keichb.'s  D.  Fl.  83  III  des  palUclmn  W.  K.  mit 
Mühe  durch  etwas  längere  (4 — 5  Mm.,  nicht  3  Mm.),  schmälere, 
nicht  durchaus  kurzgewimperte,  sondern  am  Grunde  meist  fast  kahle 
und  deutlicher  fünfnervige,  an  der  Spitze  aber  lauggewimperte  Kelch- 
zähne von  doppelter  Länge  der  Kelchröhre  unterscheiden;  sonst  ganz 
identisch.  Nach  Guss.  Syn.  unterscheidet  sich  j^all-  durch  kurzge- 
stielte Köpfchen,  zweisamige  Hülsen  und  inwendig  hervorspringenden 
Kelchsaum;  allein  ich  sehe  bei  beiden  die  Köpfchen  gleich  sitzend, 
den  callösen,  behaarten,  inneren  Kelchsaum,  sowie  Hülsen  und  Ha- 
bitus gleich  gestaltet;  venetiauische  Exemplare  vermitteln  den  Ueber- 
gang  auch  in  der  Länge  und  Behaarung  der  Kelchzähne,  daher  ßav. 
nur  als  Race  des  palUd.  betrachtet  werden  kann.  Von  prat.  sind 
beide  verschieden  durch  stets  gestielte  oberste  Blätter,  stets  einzelne 
Köpfchen,  durch  Kelchzähne,  welche  einander  ziemlich  gleich  laug, 
1^2 — 2mal  länger,  als  die  Röhre  und  zur  Fruchtzeit  an  der  Basis 
deutlich  fünfnervig  sind,  durch  Kelche,  welche  die  Hälfte  der  Krone 
etwas  überragen,  weisse  Kronen  und  lange,  abstehende  Behaarung 
der  Stengel  und  Blattstiele.  —  In  Hainen,  Waldlichtungen  und  an 
grasigen  Bergabhängen  zerstreut:  Aus  Catania  von  Cosentini  er- 
halten (Bert.),  S.  Giovanni  bei  Giarre,  in  den  Klausen  bei  Ogniua 
(Herb.  Guss.!),  in  der  Waldregion  oberhalb  Nicolosi!  Mai,  Juni.  O 
und  0. 

1323.  Trif.Cherleri  L.  *Raf.  I,  Guss.  Syn.  et  *Herb.!,  *Torn. 
geogr.  Am  Meerstrande,  auf  Feldern,  Weiden,  sandiggrasigen  Ab- 
hängen bis  2500'  sehr  häufig:  Am  Meere  bei  Catania  (Biv.  in  Herb. 
Guss.!,  Herb.  Torn.!),  Zaffaraua  (Herb.  Torn.!),  Misterbiauco,  Torre- 
grifo,  Acicastello,  in  der  Ebene  des  Simeto,  von  Nicolosi  zur  Serra- 
pizzuta!  März — Mai.  O- 

1324.  Trif.  stellatum  L.  *Bert.  Fl.  it.,  Guss.  Syn.  et  Herb.! 
Auf  Lavaströmen,  buschiggrasigen  Abhängen,  trockenen  Feldern  und 
Weideplätzen  bis  3500'  sehr  verbreitet:  Aus  Catania  von  Cosentini 
erhalten  (Bert.),  um  Catania  überall,  Zaffaraua,  Nicolosi  (!,  Herb. 
Torn.!),  gegen  Ognina  und  Acicastello  (Herb.  Reyer!),  von  Catania  bis 
in  die  Wälder  oberhalb  Nicolosi,  z.  B.  im  Bosco  Rinazzi,  auf  der 
Serrapizzuta !  April,  Mai.  Q- 

(Fortsetzung  folgt.) 


106 

Literaturberichte. 

Beck  Dr.  G.  Versuch    einer   Gliedernng-   des  Formeiikreises  der  Caltha 

palustris  L.  Sep.-Abdr.  aus  den  Verh.  der  k.  k.  zool.-botan.  Gesellsch. 
Band  XXXVI,  pag.  347.  6  pag. 

Die  vorliegende  Zusammenstellung  enthält  eine  übersichtliclie 
Gruppirung  der  bisher  beschriebenen  unter  dem  CoUectivnamen  Caltha 
palustris  L.  zusammengefassten  Species,  ohne  den  Zweck  zu  verfol- 
gen, die  einzelnen  derselben  kritisch  zu  prüfen.  Nach  dem  Verf.  zer- 
fällt die  Gattung  Caltha  in  zwei  Gruppen,  deren  erste  die  Arten 
mit  lang-  und  allmälig  geschnäbelten,  letztere  jene  mit  plötzlich  in 
einen  kurzen  Schnabel  übergehenden  Balgkapseln  umfasst.  In  die 
erste  Gruppe  gehört  C.  cornuta  S.  N.  K.,  zu  der  Verf.  0.  latifolia 
S.  N.  K.  als  Varietät  stellt  und  C.  longirostris  Beck  („Folliculi  in 
rostrum  longissimum  [5  Mm.  lg.]  attenuati ").  Zur  zwei- 
ten Gruppe  zählt  C.  laeta  S.  N.  K.  mit  den  Varietäten  truncata 
Beck  und  alpestris  S.  N.  K.,  ferner  C.  alba  Jacq.,  endlich  C.  palu- 
stris L.  (em).  Als  0.  palustris  L.  fasst  Verf.  jene  Art  auf,  die  in 
Europa  weit  verbreitet,  auch  in  Niederösterreich  in  der  Ebene  und 
Bergregion  häufig  ist  und  mit  C.  vulgaris  S.  N.  K.,  C.  intermedia 
S.  N.  k.,  C.  ßcariaeformis  Schm.  etc.  übereinstimmt.  Zur  C.  pa- 
lustris werden  folgende  Formen  als  Varietäten  gezogen:  C.  integer- 
rima  Pusch.,  C.  parnassifolia  Kaf.,  C.  minor  Miller,  C.  asarifolia 
D.  C,  0.  membranacea  Tuicz.,  C.  radicans  Forst.  Den  Schluss  bil- 
det eine  Aufzählung  von  wenig  bekannten  oder  auszuscheidenden 
Arten.                                                                              Wettstein. 

Schiflfner  Dr.  V.  lieber  Verbascnm-Hybriden  nud  einige  neue  Bastarde 

des  Verhascnm  jnjramidatunu  —  Bibliotheca  botanica,  herausgege- 
ben von  Dr.  Oscar  Ühlworm  und  Dr.  F.  H.  Haenlein.  Heft,  III.  Cassel 
1881,  16  pag.  2  Tafeln.  4». 

Verf.  beschreibt  in  vorliegender  Abhandlung  einige  neue  im 
botanischen  Garten  der  Prager  Universität  spontan  entstandene  Ver- 
&«S6'Mm-Bastarde;  es  sind  öXq^V.  pyramidatum'X,phoenicemn,  V-py- 
ram^idatum  x  nigrum,  V.  phlomoides  X  perpyram,idatum,.  V.  pi/rami- 
datumX  perphlomoides.  Des  Vergleiches  halber  werden  auch  ausführ- 
liche Diagnosen  des  V.  pyramidatum  M.  B.,  F.  phoeniceum  L.,  F. 
nigrum  L.  und  F.  phlomoides  L.  gegeben.  Die  Auffindung  dieser 
neuen  Bastarde  bestätigt  neuerdings  dis  Thatsache,  dass  gerade  die 
Arten  der  Gattung  Verbascum  zur  Hybridation  neigen  und  vermehrt 
die  grosse  Zahl  der  aus  dieser  Gattung  bekannten  (cca.  100)  Ba- 
starde. Alle  diese  Hybriden  sind  schon  desshalb  interessant,  da  ihre 
Stammeltern  ganz  verschiedenen  Sectioneu  der  Gattung  Verbascum 
angehören.  Sie  sind  stets  steril,  mit  Ausnahme  des  F.  pyramidatum 
>ii  phoeniceum,  welche  reife  Kapseln  entwickelte.  Die  zwei  Tafeln 
(nebenbei  bemerkt,  wie  alle  Tafeln  der  „Bibliotheca  botanica"  in 
musterhafter  Ausführung)  steilen  Theile  der  beschriebenen  Pflan- 
zen dar.  Wettstein. 


107 

Kecaeil  des  Memoires  et  des  travaax  pnbl.  p.  1.  Sociale  botanique  du 
Graud  I>uche  de  Luxembourg.  Nr.  XI.  1885  —  86.  Luxemburg  1886.  132 
pag.  29  Taf.  1  Photogr. 

Dieser  neueste  Band  der  Sclinften  der  botanischen  Gesellschaft 
für  das  Grossherzogtbum  Luxemburg  enthält  eine  Reihe  botanischer 
Aufsätze.  Zunächst  einen  Bericht  über  im  Jahre  1884—85  ausge- 
führte Gesellschaftsexcursioneu,  als  deren  wichtigstes  Resultat  sich 
die  Auffindung  folgender  für  das  Gebiet  neuer  Pflanzen  herausstellt: 
Cicuta  virosa  L.,  Muscari  Botryoides  Mill.,  Thesium  intennedimn 
Schrad.,  Utricularia  'minor  L.,  Salix  spec.  nov.,  Epilohiuin  utnhro- 
siim  Wagn.  (spec.  nov.),  Plantago  arenaria  W.  K.,  Ci/perus  fuscus 
L.,  Care.v  ventricosa  Gurt.  —  Hieran  schliesst  sich  eine  Biographie 
G.  Weckbecker's  mit  einer  Photographie.  —  Den  grössten  Theil 
des  Bandes  nimmt  eine  Bearbeitung  der  Farne  des  Grossherzog- 
thums  Luxemburg  von  M.  Thill  ein.  Diese  monographische  Bearbei- 
tung umfasst  einen  allgemeinen,  der  Anatomie  und  Morphologie  der 
Farne  gewidmeten  Theil  und  einen  speciellen  mit  französischen  Dia- 
gnosen. Für  den  localen  Gebrauch  dürfte  diese  Bearbeitung  gewiss 
von  Werth  sein,  w^esentlicb  neues  enthält  sie  nicht.  Die  beigegebenen 
29  Tafeln  stellen  die  besprochenen  Arten  dar,  viele  der  Abbildungen 
sind  sehr  gut,  manche  jedoch  auch  verfehlt,  als  solche  nenne  ich 
Taf.  VII  {Ceterach),  Taf.  XIX  {Oistopteris)  u.  a.  —  Der  nächste 
Aufsatz  von  E.  Fischer:  „Plantes  phanerog.  nouvelles  ou  rares  de 
la  flore  Luxembourgeoise"  enthält  eine  Besprechung  der  in  früheren 
Jahren  (Reo.  1880—82,  pag.  116)  als  neu  für  das  Gebiet  aufgefun- 
denen Pflanzen,  bildet  daher  einen  Nachtrag  zur  Flora  des  Gross- 
herzogthums.  —  L.  S.  C.  Fontaine  behandelt  in  einer  Aveiteren 
Abhandlung  die  Frage,  ob  Asplenium  Germanicum  Weis  eine  selbst- 
ständige Art  oder  ein  Bastard  aus  A.  septentriomde  Sw.  und  A.  Tri- 
chomanes  L.  (Crepin,  Vos)  oder  eine  Varietät  von  A.  Ruta  Miiraria 
L.  (Wagner  u.  a.)  darstellt.  Auf  Grund  zahlreicher  Beobachtungen 
und  theoretischer  Erwägungen  entscheidet  sich  der  Veif.  für  die 
erste  dieser  Anschauungen.  Was  er  hiebei  über  die  Artrechte  des 
A.  Seelosii  Legb.  und  A.  viride  Huds.  sagt,  entbehrt  wohl  jeder 
Berechtigung.  —  Von  demselben  Verfasser  stammt  ein  Aufsatz: 
Notice  sur  les  fougeres  de  la  flore  de  Luxembourge.  Derselbe  ent- 
hält eine  Aufzählung  der  von  M.  Reisen  in  den  Ardennen  gesam- 
melten Farne.  —  Schliesslich  mag  noch  ein  Aufsatz  von  F.  und  H. 
Wirtgen  über  die  Auffindung  der  Carex  ventricosa  Curt.  in  der 
Rheinprovinz  hervorgehoben  werden.  C.  v.  fand  sich  bei  Echternach, 
nunmehr  dem  zweiten  Standorte  in  Deutschland  (Kastenwald  bei 
Neu-Breisach).  Wettsteiu. 

Dietz  A.  Dr.    Die   Blütheu-    und    Fruchteutwicklii!i§r   bei   der   Gattnug 

Typha  mid   Sparfftnihim.  Vorl.    Mitth.    Sep.-Abdr.  aus  Terineszetrajzi 
füzetek.  Vol.  X.  P.  t.  p.  204-261.  (1886.) 

In  gedrängter  Kürze  werden  die  Resultate  einer  grösseren,  vom 
Verf.  für  die  Schriften  der  k.  ung.  naturw.  Gesellschaft  in  Budapest 
l)e,stimmten  Abhaudluug  ü])cr  den  gonanntt.ai  Gegenstand  angegeben. 


108 

Untersuclit  wurde  die  Entwicklungsgeschichte  der  Blüthen  von  Typha 
latifolia  und  angustifolia  einerseits,  von  Sparganmin  ramosntn  ander- 
seits und  ergaben  sich  hiebei  zwischen  den  beiden  Gattungen  grosse 
Unterschiede.  Die  Mittheiluug  ist  so  kurz  gehalten,  dass  es  nicht 
möglich  ist,  im  Kahmen  eines  Referates  aus  ihr  das  wesentlichste 
herauszugreifen,  übrigens  gedenkt  Eef.  nach  dem  Erscheinen  der 
Gesammtabhandlung  darauf  eingehend  zurückzukommen.  Aus  den 
Untersuchungen  des  Verfassers  ergibt  sich  als  Endresultat,  dass  die 
Blüthen  von  Typha  und  Sparganium  entwicklungsgeschichtlich  so 
sehr  von  einander  abweichen,  dass  die  Einreihung  der  beiden  Gat- 
tungen in  zwei  verschiedene  Familien  angezeigt  erschiene.  Wettstein. 

Flornle  Bi-yologi(iue  ou  Gruide  dn  Botaniste  au  Mont-Blanc.  —  2"°  Partie 
des  Cryptogames  ou  Muscinees  des  Alpes  Penniiies  par  Venance  Payot. 
Genfeve.  Henry  Trembley.  1886. 

Der  Verfasser  dieser  Enumeratio  hat  sich  die  Erforschung  des 
Mont-Blanc  und  der  Penninischen  Alpen  zu  seiner  Lebensaufgabe 
gesetzt  und  verfolgt  dieselbe  seit  mehr  als  40  Jahren  mit  unge- 
brochener Kraft.  Es  ist  auch  bereits  eine  ganze  Reihe  von  Arbeiten 
erschienen,  welche  für  die  Gründlichkeit  und  Vielseitigkeit  Payot's 
ein  glänzendes  Zeugniss  abgeben.  Derselbe  hat  nämlich  nicht  nur 
die  botanischen,  sondern  auch  die  geologischen,  meteorologischen  und 
glacialen  Verhältnisse  der  Mont-Blanc-Gruppe  in  den  Kreis  seiner 
Untersuchungen  gezogen.  Was  speciell  den  botanischen  Theil  seiner 
Arbeiten  anbelangt,  so  untersuchte  er  zuerst  die  Phauerogamen,  dann 
die  Gefässkryptogameu ,  nebenbei  auch  Lichenen  und  Diatomeen. 
Gegenwärtig  liegt  uns  eine  Aufzählung  der  von  ihm  aufgefundenen 
Laubmoose  vor.  Dieselbe  umfasst  —  die  Varietäten  nicht  mitgerech- 
net —  425  Species;  dazu  kommen  noch  8  sp.  Andrea,  10  Syha- 
gnen  und  12  diverse  als  Nachtrag.  Man  wird  über  diese  grosse 
Anzahl  der  Laubmoose,  namentlich  in  Anbetracht  des  engen  Gebie- 
tes, nicht  wenig  erstaunt  sein.  Denn  die  genannte  Ziffer  steht  hinter 
der  Totalsumme  der  in  Deutschland  überhaupt  vorkommenden  Laub- 
moose nur  wenig  zurück.  Dieses  Erstaunen  wird  sich  jedoch  vermin- 
dern, wenn  man  bedenkt,  dass  die  Moose  im  Allgemeinen  weniger 
streng  an  gewisse  Bodenhöhen  gebunden  sind  und  dass  namentlich 
die  Moorbewohner  ebenso  gut  auf  den  Hochmooren  der  Alpen,  wie 
in  den  Tiefmooren  Norddeutschlands  gedeihen.  Auch  besteht  wahr- 
scheinlich der  grösste  Theil  der  deutschen  Moosflora  aus  Fremdlingen, 
welche  zur  Eiszeit  von  Norden  her  zu  uns  eingewandert  sind.  Wenn  diese 
Annahme  richtig  ist,  dann  können  wir  auch  leicht  verstehen,  dass 
die  Gletschercomplexe  des  Mont-Blanc  für  die  Entwicklung  der  Moos- 
flora ein  besonders  günstiges  Terrain  abgeben.  In  Bezug  auf  das 
oben  Gesagte  ist  auch  eine  Beobachtung  Payot's  im  hohen  Grade 
interessant.  Er  fand  nämlich,  dass  viele  Moose,  welche  sonst  nur 
äusserst  selten  mit  Früchten  gefunden  werden,  wie  z.  B.  die  Di- 
cranella  squarrosa  auf  dem  Mont-Blanc  sehr  reichlich  fructificiren, 
aber  immer  nur   unter    dem    Schnee.    Sämmtliche  von  Payot 


109 

gesammelten  Moose  wm-den  von  W.  P.  Schi m per  controlirt,  der 
auch  den  Monographen  des  Mout-Blauc  dadurch  ehrte,  dass  er  nach 
ihm  ein  Bryum  Br.  Payotii  nannte.  Die  Controle  Schimper's  er- 
höht den  Werth  der  hesprochenen  Enumeratio  bedeutend  und  macht 
dieselbe  zu  einer  wichtigen  Quelle  für  die  Kenntniss  der  geographi- 
schen Verbreitung  der  Moose  überhaupt.  Hugo  Zukal. 

Herbariaiu  für  Schüler.  Zusammengestellt  von  Prof.  Jos.  Mik.  Verlag  von 
A.  Pichler's  Witwe  &  Sohn  in  Wien.  Preis  fl.  1'80. 

Da  ein  zweckmässig  eingerichtetes  Herbarium  den  botanischen 
Unterricht  nicht  nur  wesentlich  unterstützt,  sondern  das  Erlernte 
auch  zum  bleibenden  Wissen  macht,  müssen  wir  Mik's  „Herbarium 
für  Schüler"  als  vorzüglichsten  Unterrichtsbehelf  willkommen  heissen. 
Je  mehr  sich  der  Schüler  aber  bei  der  Anlegung  einer  Pflanzen- 
sammlung selbst  bethätigt,  desto  grösser  und  bleibender  sind  auch 
die  Erfahrungen  auf  floristischem  Gebiete.  Um  ihm  hiebei  die  Mühe 
zu  erleichtern  und  die  Möglichkeit  zu  bieten,  die  Einordnung  der 
gesammelten  und  sorgfältig  präparirten  Pflanzen  nach  dem  „natür- 
lichen System"  selbst  vornehmen  zu  können,  ist  jede  der  beigege- 
benen gedruckten  Etiquetten  mit  einer  Nummer  versehen,  die  mit 
der  Nummer  jenes  Einlagsbogens  correspondirt,  welcher  bestimmt 
ist,  die  auf  Halbbogen  mit  Papierstreifchen  befestigten  Pflanzen  der- 
selben Ordnung  aufzunehmen.  Bei  sorgfältiger,  verständiger  Behand- 
lung seitens  des  Schülers  wird  das  angestrebte  Ziel  leicht  erreicht 
werden,  wodurch  die  grossen  Vorzüge  dieses  wichtigen  Lehrmittels 
am  besten  zur  Geltung  kommen.  J. 

Bibliothek  der  gesammten  Naturwissenschaften,  herausgegeben  von  Dr. 
Otto  Dammer.  Lieferung  II.  Verlag  von  Otto  Weisert  in  Stuttgart. 

Die  uns  soeben  zugekommene  zweite  Lieferung  dieses  treff- 
lichen und  zeitgemässen  Werkes  erfüllt  im  vollsten  Masse  die  Er- 
wartungen, welche  die  erste  Lieferung  in  uns  erweckte.  Jedenfalls 
müssen  wir  ein  Unternehmen,  das  des  lebhaftesten  Entgegenkommens 
von  Seiten  des  Publikums  vollkommen  werth  ist,  freudig  begrüssen, 
und  uns  vorbehalten,  den  später  zur  Behandlung  kommenden  bota- 
nischen Theil  einer  eingehenden  Besprechung  zu  unterziehen.      J. 

Der  Schnlg-arten.  Illustrirte  Zeitschrift  für  das  gesammte  Schulgartenwesen, 
herausgegeben  unter  der  Eedaction  von  Franz  Langauer,  Bürgerschul- 
lehrer. 11.  Jahrgang.  Wien  1887.  Verlag  von  A.  Pichler's  Witwe  &  Sohn 
in  Wien. 

Der  „Schulgarten",  der  in  jeder  Beziehung  bestrebt  ist,  die 
Errichtung  und  Pflege  der  Schulgärten  durch  geeignete  Kathschläge 
zu  fördern  und  auf  den  hohen  Werth  derselben  für  die  gesammte 
Erziehung  des  Landvolkes  aufmerksam  zu  machen,  hat  sich  in  sei- 
nem zweiten  Jahrgange  zur  Aufgabe  gemacht,  der  Errichtung  der 
landwirthschaftlichen  Fortbildungsschulen  Bahn  zu  brechen.  Da  ein 
zweckentsprechender  Unterricht  in  denselben  ohne  einen  Schulgarten 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  3.  Heft  1887.  9 


110 

taum  gedacht  werden  kann,  so  ergeht  desshalb  auch  die  Bitte  um 
thatkräftigste  Unterstützung  an  alle  landwirtbschaftlichen  Vereini- 
gungen, in  deren  Interesse  es  ja  liegt,  dass  eine  auch  für  den  land- 
wirthschaftlichen  Fortschritt  empfängliche  Generation  herangezogen 
werde.  In  erster  Linie  hiezu  berufen  ist  die,  die  Schulgärten  leitende 
Lehrerschaft,  unter  welcher  wir  dem  „Schulgarten"  die  weiteste  Ver- 
breitung wünschen  zum  Wohle  unserer  Boden-  und  Glartencultur 
treibenden  Landbevölkerung.  J. 

Zeitschrift  für  Naturwissenscliaften.  Halle  a.  d.  S.  1886.  4.  Folge.  S.Band. 
3.  Heft. 

Die  Botanik  ist  in  diesem  Hefte  durch  nachstehende  Abhand- 
hmg  würdig  vertreten:  Windisch  Paul,  „Beiträge  zur  Kenutniss 
der  Tertiär-Flora  von  Island".  Als  Materiale  zu  den  in  dieser  Arbeit 
veröffentlichten  Beobachtungen  diente  dem  Verf.  eine  Anzahl  im 
Besitze  des  Leipziger  botanischen  Museums  befindlicher  fossiler 
Pflanzenreste,  die  Dr.  C.  W.  Schmidt  auf  seiner  mit  Dr.  Keilhak  im 
Jahre  1883  nach  Island  unternommenen  geologischen  Keise  gesammelt 
hatte.  Aus  der  vorangeschickten  historischen  Skizze  der  l3isher  be- 
kannt gewordenen  Literatur  über  die  fossile  Flora  Islands  entneh- 
men wir,  dass  letztere  schon  zu  einer  Zeit,  wo  Geologie  und  Paläon- 
tologie noch  zu  den  jüngsten  unter  den  Wissenschaften  zählten,  das 
Interesse  der  Naturforscher  erweckte.  Denn  als  die  erste  Nachricht 
über  die  pflanzlichen  Fossilien  Islands  citirt  der  Autor  das  Werk 
Eggert  Olafsen's:  „Eeise  durch  Island"  (Kopenhagen  1774),  welche 
Keise  im  Auftrage  der  dänischen  Kegierung  von  den  Isländern  Olaf- 
sen  und  Biarne  Boelsen  in  den  Jahren  1752 — 57  unternommen 
wurde.  Die  Reihe  der  von  P.  Windisch  aufgeführten  Verfasser 
grösserer  Arbeiten  über  diesen  Gegenstand  schliesst  mit  Heer,  wel- 
cher die  Resultate  seiner  diessbezüglichen  Beobachtungen  in  der  Flora 
fossilis  arctica.  Band  I,  bekannt  gemacht  hat.  Hieran  knüpft  die 
vorliegende  Abhandlung  in  commentirender  und  nach  Massgabe  der 
neuesten  Forschungen  ergänzender  Weise  an.  Es  ergibt  sich  daraus, 
wie  verschieden  die  Tertiär-Flora  Islands  von  der  heutigen  ist,  in- 
dem bei  letzterer  eine  Wald-Vegetation  gänzlich  mangelt,  während 
man  von  dort  bis  jetzt  25  fossile  Holzgewächse  kennt,  sowie  dass 
der  herrschende  Charakter  der  isländischen  Tertiär-Flora  dem  nord- 
amerikanischen Typus  entspricht.  M'oritz  Prihoda. 


Correspondeuz. 

Wien,  am  10.  Februar  1887. 
In  kurzen  auf  durchschnittlich  ca.  10 — 12  Zeilen  beschränkten 
Mittheilungen  lässt  sich  nicht  Alles  sagen  —  und  so  kommt  es, 
dass  man  dann  Gegenbemerkungen  geduldig  hinnehmen  muss,  die 
man  selbst  sehr  wohl  gewusst  oder  gar  selbst  ohnehin  gethan  hatte. 
Herr  Braun  bemerkt  in  Nr.  2  p.  G6  dieser  Zeitschrift  ganz  richtig, 


111 

dass  ich  in  meiner  Auslegung  der  Beclistein'schen  Eosen  in  der 
„Deutsch,  bot.  Monatsschrift  1886",  p.  172  Gandoger  et  Stern- 
berg zu  citiren  unterlassen  habe.  Diess  veranlasst  mich,  zu  cousta- 
tiren,  dass  Gandoger  die  Rosa  aspera  Schleicher's  nicht  bloss  an 
der  bezogenen  Stelle,  sondern  schon  in  seinem  „Essai"  1876,  p.  37 
angeführt  —  und  nach  der  Einsicht  der  Schleicher'schen  Origi- 
nale, deren  ich  an  obengenannter  Stelle  gedacht  —  selbe  systema- 
tisch auch  ganz  richtig  eingereiht  hatte;  woraus  aber  folgt:  1.  dass 
auch  ihm  Exemplare  der  echten  —  nun  aus  dritter  Autopsie  mit 
meiner  Deutung  übereinstimmenden  (!)  —  zu  den  „Graveolentes 
Crep."  gehörenden  aspera  Schleich,  vorgelegen;  2.  dass  dieselbe  die 
ältest  benannte  Repräsentantin  der  Graveolentium  Crepin's  nicht 
im  Herbare  eines  „Einzelnen",  sondern  in  allen  Herbarien  der  da- 
maligen Zeit  gewesen;  und  3.  dass  Gandoger  nicht  —  wie  gerade 
Herr  Braun  behauptete  —  alle  Rosen  fremder  Autoren  falsch  com- 
meutirte!  —  B.  vestita  Sternbg,  vom  Jahre  1826  kann  doch  mit 
den  Bechstein'schen  Rosen  vom  Jahre  1821  (und  früher)  in  keine 
Prioritätsbetrachtung  gezogen  werden  und  ist  überdiess  eine  schlecht- 
gewählte Benennung  für  eine  kahle  Rose  aus  der  Verwandtschaft  der 
JR.  rubrifolial  Ueber  das  4.  —  was  ich  aus  dieser  Veranlassung 
ebenfalls  nachtragen  will  —  die  Hinfälligkeit  der  Benennung:  ^obo~ 
vata  Bechst."  spreche  ich  zuletzt  und  übergehe  hier  gleich  auf  die 
Anwendbarkeit  der  Schleicher'schen  Benennungen.  Freilich  wäre  das, 
was  Herr  Braun  als  allgemein  bekannte  und  auch  befolgte  Regel 
anführt,  richtig,  wenn  es  sich  im  Besonderen  auf  Schleicher  ohne- 
weiters  anwenden  liesse.  Schleicher  war  aber  Botaniker,  und  hat 
für  seine  Zeit  der  Floristik  durch  seine  weit  verbreiteten  Exsiccaten 
nicht  geringere  Dienste*)  geleistet,  als  Andere  gegenwärtig!  —  zu 
seiner  Zeit  ...  wo  für  die  Förderung  der  Pflanzenkenntniss  die  da- 
maligen dürftigen  Diagnosen  und  kurzen  Descriptiouen  ohne  Exsiccaten 
fast  keinen  oder  weit  weniger  praktischen  Werth  haben  konnten,  als 
Exsiccaten  ohne  solchen  Diagnosen.  Welchen  Werth  die  damaligen 
Publicationen  hatten  —  ist  ja  gleich  an  der  von  Herrn  Braun  — 
leider  „vergeblich"  —  ins  Treffen  geführten  Villars'scheu  B.  hy- 
brida  am  schönsten  zu  sehen.  —  Schleicher  hat  freilich  seine 
Pflanzen,  z.  B.  die  B.  hybrida  bloss  benannt  —  aber  seine  Zeitge- 
nossen haben  gleichzeitig  dieselben  in  ihren  floristischen  Publicationen 
systematisch  eingereiht!  Den  Anfang  machte  Niemand  weniger,  als 
De  Candolle  selbst  in  Catal.  plant,  horti  bot.  Mouspel.  1813,  wo 
er  die  Sect.  Synstylae  zuerst  erörterte,  hierauf  Seringe  in  „Me- 
langes  botaniques"  1818  sub  Nr.  34  und  in  „Museum  helv."  1818 
p.  3,  in  DC.  Prodr.  II,  p.  603  und  überdiess  noch  in  seinen  „Roses 
dessechees"  sub  Nr.  34;  —  Gaudin  1828;  Godet  in  supplem. 
1869;    —    Grenier  1865;   ja   auch  Lindley  und  Bore  au  u.  s.  f. 


')  Man  vergl.  nur  Seringe's  „Dryadeae  in  Musee  helvetique",  5.  Heft, 
1820,  wo  zur  Basis  seiner  monographischen  Studien  fast  ausschliesslich  nur 
Schleicher's  und  Thomas'  Exsiccata  citirt  erscheinen  etc.!  Keller. 

* 


112 

bis  auf  incl.  Christ:  „Allgemeine  Ergebnisse"  p.  26  (Extr.)  1884. 
Da  man  in  ihr  (gleich  der  jüngeren  B.  spectabills  Rap.)  eine  zuver- 
lässige Repräsentantin  hybrider  Abstammung  erkannte,  so  acceptirte 
man  den  Namen  als  überdiess  vortrefflichst  bezeichnenden  und  wird 
ihn  auch  fortan  behalten.  Die  B.  hyhrida  Vill.  aber  —  die  Herr 
Braun  nach  Gandog.  Tab.  Rhod.  p.  88  Nr.  854  für  eine  Alpina- 
Form  auslegt,  Gandoger  aber  —  wie  gewöhnlich  —  zu  citiren 
unterlässt  —  wird  schon  aus  der  eigenen  Auslegung  und  überdiess 
aus  den  Gründen:  da  dieselbe  seither  nicht  gefunden,  auch  nicht 
(wie  die  Schleicher'schen)  in  den  europäischen  Herbarien  vorliegt, 
also  teste  Verlot's  Catalog  eine  nicht  existirende  Rose  ist  —  nur 
in  Rücksicht  der  von  Villars  stammenden,  leider  nicht  „ausführ- 
lichen Diagnose"  —  die  aber  teste  Tratt.  Observ.  in  Rosac.  mon. 
p.  35:  „ut  jus  specificum  determinatur  reposcitur  uberior  descriptio 
et  praecipuo  fructus!"  —  total  räthselhaft  ist  —  höchstens  als  B. 
Villarsii  Tratt.?  eine  geschichtliche  Notiz  verbleiben,  die  Herrn 
Braun  entgangen  ist.  Regel  citirt  sie  daher  mit  ?  und  Desegl. 
et  Crepin  ignoriren  sie  gänzlich,  was  bei  Villars'  Auctorität  nur 
in  Obgedachtem  seinen  Grund  hatte.  Schleicher'  hybrida  kann  und 
wird  also  nie  und  nimmer  vor  der  Villars'schen  Priorität  weichen. 
Nun  gehe  ich  zur  B.  asper a  Schi.  über.  Hier  trage  ich  gleich  die 
Ergänzung  zu  meiner  Publ.  in  der  Deutsch,  botan.  Monatschr.  1886, 
pag.  172  et  ff.  nach:  dass  überdiess  Rafinesque  in  seinem:  „Pro- 
drome d'une  Monographie  des  Rosiers  de  l'Amerique  septentrionale" 
p.  217  bereits  im  Jahre  1820  (also  um  1  Jahr  früher!)  eine  Bosa 
ohovata  e  Sectione  Cinnamomearum  beschrieben  hat  —  was  Herr 
Braun  auch  nicht  erwähnt  hatte!  Wenn  nun  —  wie  ich  es  aus 
einem  neuen  Grunde  soeben  gezeigt  —  die  Bechstein'sche  Benennung 
„ohovata'^  hinfällig  ist  —  und  die  Bosa  elliptica  Tausch  eine  mehr 
kleinblätterige  und  nicht  bloss  nach  eler  Bezeichnung,  sondern  über- 
einstimmend auch  nach  dem  in  meinem  eigenen  Herbare  befindlichen 
Tausch'schen  Originale  (das  ich,  nebenbei  bemerkt,  nebst  anderen 
meiner  böhmischen  Originalien  schon  mehrere^ Jahre  vor  1886  Cre- 
pin vorgelegt  und  in  litt,  auch  an  Dr.  v.  Celakovsky  gedeutet 
hatte)  in  foliol.  et  recept.  mehr  elliptisch  geformte  Rose  .  .  .  kurz: 
nicht  die  ohovata  Bechst.  ist,  so  frage  ich,  wie  wird  Herr  Braun 
die  ziemlich  verbreitete  grössere  Form  der  graveolens  foliolis  obo- 
vatis,  obovato-oblongis  saepe  majusculis  etc.  von  schlankem  Wüchse, 
mit  verlängerten  Zweigen,  anderen  Griffeln,  Sepalen  etc.  (z.  B.  die 
Jordani,  Lugdimensis,  Cheriensis  etc.)  und  die  in  Deutschland,  so- 
wie auch  in  Mähren  und  bei  Rappolteukircheu  in  Niederösterreich 
wachsende  Formen  unterbringen,  in  strenger  Befolgung  des  Priori- 
tätsrechtes benennen?  Er  müsste  ganz  unnöthiger  und  unvortheil- 
hafter  Weise  einen  neuen  Namen  einführen  —  wo  ein  solcher  durch 
Schleiche r's  übereinstimmende,  seit  über  70  Jahren  in  europäischen 
Herbarien  bekannt  gewordene  Rosenart  und  deren  Benennung  ganz 
unuöthig  ist!  Es  bleibt  also  bei  der  B.  aspera  Schleicher. 

J.  B.  Keller. 


113 

Brunn,  am  6.  Februar  1887. 

Nach  dem  umfassenden  Schlüssel  der  Gattung  Potentllla  von 
Prof.  Alb.  Zimmeter  in  Innsbruck  gehört  die  in  meinem  „Beitrage 
zur  Flora  des  mittleren  und  südlichen  Mährens"  pag.  101  angeführte 
und  sonst  unter  dem  Namen  Potentllla  chierea  (wohl  Koch  et  al. 
auct.)  von  mir  ausgegebene  Pflanze  zur  Potentilla  arenaria  Borkh., 
nach  demselben  Schlüssel  ist  P.  cinerea  Chaix.  eine  alpine  Art  und 
kommt  in  den  südlichen  Kalkalpen,  im  Bellunesischen  und  Süd- 
tiroler Grenzgebiet  vor.  Botaniker- Kalender  von  P.  Sydow  und 
C.  Mylius,  pag.  76.  —  Epilobium  adnatum  Griesb.  fand  ich  1883 
in  schönen  und  typischen  Exemplaren  bei  Ceitscb,  Theresiendorf  und 
Kobyli.  Die  Pflanzen  von  diesen  Standorten  decken  sich  ganz  mit 
der  in  Prof.  H'ausknecht's  Monographie  der  Gattung  Epilobium 
pag.  97  über  diese  Art  enthaltenen  Beschreibung  und  weisen  die 
meisten  Merkmale  auf,  wie  sie  in  dem  „Oesterr.  botan.  Wochen- 
blatte" 1852,  pag.  276,  277,  284,  285  schon  Dr.  Knaf  von  Epi- 
lobium tetragonum  L.  in  seiner  beachtenswerthen  Abhandlung  „Ueber 
Epilobium  obscurum  Schreb.  und  seine  nächsten  Verwandten"  ange- 
führt hat.  Dr.  Formänek. 

Budapest,  10.  Februar  1887. 
In  Mähren  findet  man  noch  immer  südost-europäische  Pflanzen. 
So  hat  Schuber  szky  Quercus  hiemalis  Stev.  (Qu.  pedunculata  \a,r. 
australis  HeufF.,  non  Link;  Qu.  filipendula  Janka,  Vukot.),  sowie 
auch  Rosa  terebinthinacea  Besser  von  Neuschloss  mitgebracht.  — 
Auch  Mosa  leopoliemis  Blocki  ist,  wie  mir  Freund  H.  Braun  schreibt, 
mit  R.  frutetorum  ßess.  identisch,  wie  auch  ich  mich  durch  die 
Vergleichung  überzeugen  konnte,  und  die  galizische  Pflanze  soll  noch 
mehr  t3^pisch  sein,  als  jene  vom  Bisamberge;  sie  hat  keine  sub- 
foliaren  Drüsen.  Sie  kommt  auch  bei  Haphendorf  vor  (Ludw.  Kich- 
ter!),  während  die  R.  corüfolia  Fr.  bei  Dölsach  in  Tirol  (leg.  L. 
Richter).  Wenn  nach  der  Meinung  Freund  ^locVi'^  Galium  aspe- 
rulaeflorum  grammatisch  nicht  richtig  wäre,  warum  schreibt  man 
gegen  seinen  Wunsch  Eragrostis  poaeoides,  Centaurea  triniaefolia, 
Crataegus  rosaeformis?  —  Typha  Shutleivorthii  Koch  et  Sond.  (cfr. 
Oesterr.  Bot.  Zeitschr.  1886,  pag.  82)  ist  im  südlicheren  Theile 
Europas  eine  viel  weiter  verbreitete  Pflanze,  als  man  bisher  glaubte. 
Bei  Ujvidek  (Neusatz)  sah  ich  sie  am  10.  Juni  1886  ganz  verblüht, 
mit  nackter  Axe  der  weiblichen  Inflorescenz;  sie  kommt  bei  Szekely- 
Udvarhely,  Orsova,  bei  dem  eisernen  Thore  in  der  Walachei  (Juni 
1885),  sowie  bei  Travnik  in  Bosnien  {T.  latif.  Brand.),  T.  angu- 
stifolia  aber  bei  Grebenätz,  Deliblat,  Jassenov'a  und  bei  Temesvär 
vor.  Mit  Leucojum  vernum  L.  var.  hißorum  wäre  noch  L.  curpati- 
cum  Herbert  zu  vergleichen.  In  den  ungarischen  floristischen  Wer- 
ken finde  ich  diese  Art  nicht,  nur  in  v.  Janka's  „Amaryllideae" 
(Ternieszetrajzi  füzetek  1886,  pag.  46—47)  finde  ich  diese  Pflanze 
von  L.  vernum,  wie  folgt,  unterschieden:  Perigouii  phyllorum  ma- 
cula  apicalis  viridis  =  L.  vermnn  L.  —  Phyllorum  macula  lutea  = 


114 

L.  carpathicum  Herbert.  —  Die  „Flores  1 — 2"  sollen  nach  Herrn 
V.  Janka  den  beiden  Leucojimi  gemeinschaftlich  sein.  Indess  ist  die 
„Macula  apicalis"  auch  bei  dem  einblüthigen  L.  vemum  von  Steyr 
gelb,  welches  in  Fl.  exs.  Austro-Hung.  Nr.  1479  ausgegeben  wurde. 
—  Die  ungarischen  Kumänen  nennen  bei  den  Herkulesbädern  das 
Scolopendrium  Limba  vischinyi  (ny  =  nj),  ^\q  Aconitum- kxiQn  au 
der  Grenze  von  Krassö-Szöreny  und  Hunyader  Comitate  Jarba  re, 
und  verwenden  diese  als  Gift,  und  das  Geranium  macrorrkizum  L. 
bei  Plugova  und  Herkulesbädern  nach  dem  wolilriechenden  Khizome 
Pribuj.  V.  Borbäs. 

-4<X~ 

Personalnotizen. 

—  Dr.  T.  A.  Baldini  ist  zum  Assistenten  und  Dr.  A.  Ter- 
racciano  zum  Conservator  am  botanischen  Institute  in  Kom  er- 
nannt worden. 

—  Ludwig  Fekete,  Forstrath  und  Professor  in  Selmeczbänya, 
erhielt  für  seine  Abhandlung  „Die  Eiche  und  ihre  Cultur"  den  von 
der  ungarischen  forstwissenschaftlichen  Gesellschaft  ausgesetzten  Preis 
von  100  Dukaten. 

—  Dr.  Günther  Beck,  Leiter  der  botanischen  Abtheilung 
des  naturhist.  Hofmuseums  erhielt  den  Titel  und  Charakter  eines 
Gustos. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Wien  am  16.  December  1886  überreichte  Professor 
J.  Wiesner  eine  im  pflanzenphysiologischen  Institute  der  Wiener 
Universität  ausgeführte  Arbeit  von  Herrn  Fridolin  Krasser:  „Unter- 
suchungen über  das  pflanzliche  Vorkommen  von  Eiweiss 
in  der  pflanzlichen  Zellhaut".  Diese  Arbeit  schliesst  sich  an 
Wiesner's  Untersuchungen  über  die  Organisation  der  vegetabilischen 
Zellhaut  an,  denen  zufolge  die  wachsende  Zellwaud  stets  lebendes 
Protoplasma  enthält,  und  nicht  Cellulose,  sondern  Albumiuate  das 
Material  bilden,  aus  welchem  die  übrigen  in  der  Wand  auftretenden 
Körper  entstehen.  Wiesner  hat  diese  Auffassung  des  Chemismus 
der  Zellwand  bereits  durch  einige  Thatsachen  gestützt.  Der  Verfasser 
unterwarf  die  Pflanzengewebe  bezüglich  des  Auftretens  der  Eiweiss- 
körper  in  der  Zellwand  einer  umfassenden  systematischen  Prüfung 
und  erhielt  fast  durchaus  positive  Resultate.  Die  mikroskopische 
iS'achweisung  der  Eiweisskörper  geschah  auf  folgende  Weise.  Es  kam 
nämlich  das  Millon'sche  Reagens,  welches  bekanntlich  nur  die  ein- 
fach hydroxilirten  aromatischen  Gruppen  im  Eiweiss  anzeigt,  erst 
zur  Verwendung,  nachdem  etwa  neben  den  Eiweissköipern  auftre- 
tende, einfach  hydroxilirte  aromatische  Körper  (z.  B,  Vanillin)    oder 


115 

nicht  eiweissartige  Verbindungen  der  letzteren  (z.  B.  Tyrosin)  aus- 
gesclilossen  worden  waren.  Zudem  wurde  noch  jene  Fettkörpergruppe 
im  Eiweiss,  und  zwar  durch  Alloxan  ersichtlich  gemacht,  welche  bei 
der  Zersetzung  der  Eiweisskörper  in  der  Asparaginsäure  und  bei  der 
in  der  Pflanze  stattfindenden  Zerlegung  der  Eiweisskörper  im  Aspa- 
ragin  zum  Vorschein  kommt.  Alloxan,  unter  gewissen  Vorsichten 
angewendet,  färbt  sowohl  die  Eiweisskörper  als  Aspagarin  und  Aspa- 
garinsäuro  purpurn.  Zum  Nachweis  des  Eiweiss  wurde  das  Alloxan 
erst  nach  Entfernung  etwa  vorhandenen  Asparagins  herangezogen. 
Durch  Combination  der  Millon'schen  und  der  Alloxaureaction  konnte 
das  Eiweiss  mikroskopisch  sicherer  als  dies  bisher  möglich  war,  nach- 
gewiesen werden. 

—  Monats-Versammlung  der  k.  k.  zoologisch-botanischen 
Gesellschaft  in  Wien  am  9.  Februar.  Botanische  Gegenstände 
besprachen  die  Herren:  G.  Sennholz,  Stadtgärtner  in  Wien,  „üeber 
die  Resultate  seiner  im  Juli  1886  unternommenen  botanischen  Ex- 
cursionen  nach  Odessa."  Nach  Skizzirung  der  geographischen  und 
klimatischen  Verhältnisse  Odessas  besprach  und  demonstrirte  Senn- 
holz die  wesentlichsten  der  in  jenem  Gebiete  gesammelten,  zumeist 
der  pontischen  Flora  angehörenden  Pflanzen.  —  Dr.  0.  Stapf  ent- 
warf ein  anziehendes  „Bild  der  natürlichen  Baum  Vegetation  Persiens, 
wie  der  dortigen  Baumcultur",  wo  namentlich  bei  den  Obstarten  Pa- 
rallelen zwischen  den  europäischen  und  den  persischen  Produkten 
gezogen  wurden.  Bezüglich  der  Aepfel,  Birnen  und  Kirschen  ergab 
sich  ein  für  die  europäische  Pomologie  überwiegend  günstiges  Re- 
sultat, wogegen  in  Betreff  der  Pfirsiche,  Aprikosen,  Pflaumen  und 
Feigen  Persien  die  Palme  gebührt.  Dieses  Land  ist  auch  der  süd- 
lichste Punkt  für  die  Cultur  des  Nussbaums.  Schliesslich  führte  der 
Vortragende  die  dort  gebräuchlichsten  Garteubäume  auf.  —  Dr.  R. 
V.  Wett stein  legte  seine  Arbeit:  „Ueber  eimge  bisher  wenig  be- 
kannte Ascomyceten"  vor,  und  erläutert  zwei  derselben,  nämlich: 
Peziza  aquatica  und  Hypomyces  trlchoderma  in    eingehender  Weise. 

Moritz  Pfihoda. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren  Banning,  Keller, 
Kochmeister,  Dufft. 

Aus  Ober-Oesterreich  eingesendet  von  Steininger:  Anemone 
narcissiflora,  Campanida  pusilla  var.  puhescens,  Cirsimn  spinosissi- 
mum,  JEuphorbia  austriaca,  Galeopsis  speciosa,  Gentiana  angidosa, 
G-.  Chisii,  Hievacium  austriacum,  Pedicidaris  foUosa,  P.  incarnata, 
Primrda  variabilis,   Tozzia  alpina,  Valeriana  angustifolia. 

Vom  Hochschwab  in  Obersteiermark  einges.  von  Steininger: 
Armeria  alpina,  Crepis  cliondrilloides,  C.  Terglouensis,  Gentiana  ni- 
valis, Geum  montanum,  Scabiosa  lucida,  Sedum  atratum. 


116 

Aus  Niederösterreich  eingesendet  von  Keller:  Alshie  fmcicu- 
lata,  Campanula  iliyrsoidea,  Cirsimn  Erisithales  X  rividare,  Dian-^ 
thiis  prolifer,  JEuphrasia  stricta,  Goodyera  repens,  Iris  sihirica,  Me- 
lampx/rum  grandiflorum,  Orchis  fvsca,  O.  sambucina,  O.  variegata, 
Passerina  annua,  Pritnula  elatior,  Trigonella  tnonspeliaca,  Viola 
Riviniana,  Xerantliemwm  annuwm. 

Aus  Kärnten  eingesendet  von  Preissmann:  Blechnvm  Spi- 
cant,  Gicida  virosa,  Equisetwm  pratense,  Linum,  tenuifolium,  Lyco- 
podium  complanatum,  Medicago  carstiensis,  Monis  alba,  Rudbechia 
laciniata,  Rosa  Cheriensis,  Silene  rupestris,  Stachys  alpina. 

Aus  Steiermark  einges.  von  Preissmann:  Arabls  arenosa, 
A.  Halleri,  Alsine  setacea,  Astragalus  Cicer,  Betula  verrucosa,  Ca- 
lamintha  Nepeta,  G.  silvatica,  Cardamine  impatiens,  Careoc  digitata, 
C.  vesicaria,  Gentaurea  rhenana,  Cirsimn  Erysithales,  Dianthus  al- 
pinus,  jy.  deltoides,  Doronicum  austriacum,  Euphorbia  exigua,  Fi- 
lago  arvensis,  Galinsoga  parvißora,  Impatiens  parvißora,  Isopyrum 
thalictroides,  Lamitun  Orvala,  Myosotis  sparsißora,  Ostrya  carpini- 
folia,  Oxalis  striata,  Petasites  ofßcinalis,  Phytola^ca  decandra,  Pin- 
guicula  alpina,  Pyrola  secunda,  Ranunculus  paucistamineus,  Rosa 
tomentosa,  Rubus  dumetorum,  R.  plicatus,  Sarothatnnus  scoparius, 
Sisymbrium  strictissimum,  Sorbus  Aria,  Telehia  speciosa,  JJlmus 
effusa,  Valeriana  tripteris,  Valerianella  dentata,  V.  olitoria,  Vicia 
grandißora,  V.  lathyroides. 

Obige  Arten  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  li.  Mark)  abgegeben  werden. 


Inserate. 


Gratis  und  franco  versenden  wir  unsern    soeben    erschienenen  Anti(|[na> 
Tischen  Katalog  Nr.  186 

Bibliotheca  Botanica 

(SSOO  TVerke). 
LIST   &   PRANCKE,   Buchhändler  in  Leipzig. 

Ich  gedenke  zum  Frühjahr  N^ordwest-Caiiada  und  die  coliiiti- 
bische  JRöcky  mountains  botanisch  und  zoologisch  durchforschen 
zu  lassen  und  bitte  mein  Unternehmen  durch  Subscriptionen  und  Auf- 
träge unterstützen  zu  wollen.  Sammler  in  jeder  Richtung  leistungsfähig. 
Eittergut  et  Baumschulen  ZÖSCHEN  bei  Merseburg. 

Dr.  G.  Dieck. 

Redacteur  und  Herausgeber  Dr.  Alezander  Skofitz.  -     Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 

C.  Uebeneuter'sche  Buchdruckerei  (M.  Salzer)  in  M'ien. 


Oesterreicliische 

Botanisclie  Zeitschrift. 

Die  österreichische  y^^  Exemplare 

botstiische    Zeitschrift  V.yl^Q'ciH  die  frei  durch  die  Post be- 

ei  scheint  C-S  zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos  hei   der  Bedaction 

Man  pranumei  irt  auf  seihe  ""  (TV.  Bez  ,  Mmilgaase  Kr.  i) 

mit  8  fl.  Ost.  W.  r%      •  ••  •      r%      i  •■  ^^  pränumeriren. 

(16  R.  Mark)  RotaniK      Unfl      BntriniKßr  im   Wege  des 

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4  fl.  Ost.  VI.  (S  It.  Marky  _..,„-.^  Pränumeration 

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15  kr.  öst.  W.  *^  ^«  Buchhandlungen. 

XXXTII.  Jahrgang.  WIEN.  April  1887. 

INHAIiT:  Ctriiidaria  breviconiis.  Von  Dr.  C  e  1  a  k  o  v  s  k  y.  —  Neue  Algen.  Von  Dr.  H  ansgirg.  — 
Zyg'morpher  Blüthenbau.  Von  Dr.  F  o  c  k  e.  -  Rubus-Formen.  Von  F  o  r  m  ä  n  e  k.  —  Zur  Flora 
von  Galizien.  Von  B  1  o  c  k  i.  —  Zur  Flora  von  Bielitz.  Von  B  aier.  —  Epipogium  Gmdmi.  Von 
U  1 1  e  p  i  t  s  c  h.  -  Flura  des  Etua.  Von  Strobl.  -  Literaturberichte.  —  Conespondeuz.  Von 
Braun,  lluter.  V  n  s  .';,  A  s  c  h  e  r  s  o  n,  Formänek.  Blocki,  Borbäs.  —  Personalnotizen. 
—  Vereine,  .\nstalleii,  Unternehmungen.  — •  Botanifcher  Tauschverein.  —  Inserate. 

Nochmals  Ltricnlarin  hrevicornis. 

Von  L.  Celakovsky. 

Sehr  bald  nach  dem  Erscheinen  meines  Artikels  über  die  Vtri- 
culavia  hrevicornis  in  dieser  Zeitschrift  hat  Prof.  Ascherson  in 
dem  letzterschieueneu  27.  Jahrg.  der  Verhandl.  des  botan.  Vereins 
der  Provinz  Brandenburg  den  Nachweis  geliefert,  dass  die  von  mir 
neu  aufgestellte  Art  mit  der  skandinavischen  U.  ochroleuca  K.  Hartm. 
identisch  ist.  Ich  habe  seither  Hartmann'sche  Originailpflanzen  aus 
Stockholm  (durch  die  Güte  von  Prof.  Wittrock)  und  aus  dem  Ber- 
liner Herbarium  (durch  Prof.  Ascherson's  Vermittelung)  zum  Ver- 
gleiche gehabt  und  kann  allerdings  auch,  soviel  das  getrocknete  Ma- 
terial sehen  lässt,  die  üebereinstimmung  derselben  mit  meiner  U. 
brevicorniö-  constatiren.  Ebenso  harmoniren  auch,  von  einigen  gering- 
fügigeren Punkten  abgesehen,  die  von  Hartman  und  von  mir  für 
dieselben  hervorgehobenen  Merkmale  mit  einander. 

Als  ich  die  U.  hrevicornis  aufstellte,  hatte  ich  wirklich  keinen 
Verdacht  auf  die  mir  nur  dem  Namen  nach  bekannte  (im  Prager 
Museumsherbar  fehlende)  nordische  U.  ochroleuca.  Schon  dieser  Name, 
dttr  auf  die  lebende  böhmi^che  Pflauze  sehr  schlecht  passt,  Hess  einei; 
solchen  Verdacht  in  mir  nicht  aufkommen,  hauptsächlich  aber  war 
für  mich  die  Meinung  massgebend,  dass  die  bereits  im  Jahre  1859 
von  Baeuitz  bei  Sommerfeld  in  der  Provinz  Brandenburg  gesam- 
melte Ptiauze,  wenn  sie  einer  bereits  beschriebenen  Art  angehörte, 
von  den  deutschen  Botanikern,  insbesondere  aber  von  meinem  ptlan- 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  4.  Heft.  1887.  JQ 


118 

zenkiindigen  Freunde  Ascherson,  dem  ausgezeichneten  Floristen 
Brandenburgs,  längst  als  solche  erkannt  worden  wäre  (sie  wird  je- 
doch in  der  Flora  von  Brandenburg  mit!  ^unter  U.  intermedia  auf- 
geführt), dass  es  sich  also  nur  um  eine  bisher  von  Niemandem 
(ausser  Koch)  von  der  Ü.  intermedia  unterschiedene  Art  handeln 
könne.  Diess  zur  Aufklärung,  wesshalb  die  Z7.  ochroleuca  Hartm.  von 
mir  unbeachtet  geblieben  ist. 

Die  Hartman'sche  Art  scheint  übrigens  selbst  in  Schweden 
nicht  allgemein  gekannt  zu  sein,  denn  im  Herbar  von  Freyn  sah 
ich  eine  von  Areschoug  ausgegebene  ^  U.  ochroleuca'"'- ,  die  gar  nicht 
in  die  Gruppe  der  Z7.  intermedia,  sondern  in  die  Gruppe  der  U. 
vidgaris  (dem  Ansehen  nach  und  ohne  nähere  Untersuchung  zu  ü. 
neglecta  Lehm.)  gehört. 

Zu  meinem  ersten  Aufsatze  in  Oesterr.  bot.  Zeitschr.  habe  ich 
jetzt,  nach  dem  Erscheinen  der  Arbeit  Ascherson's,  und  nachdem 
ich  auch  noch  mehr  Material  sowohl  von  U.  intermedia,  als  von  U. 
ochroleuca  gesehen  habe,  einige  Zusätze  zu  machen.  Die  auffallendste 
Differenz  in  den  von  Hartman  und  den  von  mir  angegebenen 
Merkmalen  betrifft  dem  Wortlaute  nach  die  Blütbenfarbe.  Hart- 
man nennt  die  Blütbenfarbe  der  schwedischen  Pflanze  blassgelb 
oder  schmutzig  weisslichgelb  (pallide  flavus,  ochroleucus,  daher  der 
Speciesname),  ich  bezeichnete  die  Blume  der  böhmischen  Pflanze  als 
einfarbig  citronengelb.  Zwischen  ochroleucus  (nach  G.  W.  Bischoff  = 
weisslich  ockergelb,  ein  sehr  blasses,  schmutziges  Gelb)  und  citrinus 
(nach  Bisch  off  und  auch  in  dem  von  mir  verstandenen  Sinne  ein 
reines,  helles  Gelb  ohne  Glanz)  scheint  ein  beträchtlicher  Unterschied 
zu  bestehen.  Nachdem  aber  die  Blütbenfarbe  der  ütricularien  eine 
sehr  constante  zu  sein  pflegt,  so  möchte  ich  einen  solchen  Unter- 
schied der  schwedischen  und  böhmischen,  sonst  identischen  Pflanze 
bezweifeln  und  eher  annehmen,  dass  der  Ausdruck  ochroleucus 
(pallide  flavus  passt  schon  besser  auf  die  böhmische  Pflanze)  von 
Hartman  minder  glücklich  gewählt  worden  ist.  Nun  unterscheidet 
dieser  Autor  seine  var.  microceras  ausser  durch  den  kürzeren  Sporn 
auch  durch  eine  andere,  nämlich  feuergelbe  (brandgelbe)  Blütbenfarbe. 
Was  diess  betrifft,  dürfte  aber  wohl  üechtritz  das  Richtige  getroffen 
haben,  da  er  mir  schrieb:  „die  brandgelben  Blumen  sind  vielleicht 
nur  ein  Produkt  des  Trocknens,  da  die  Farbe  des  Wittingauer  Exem- 
plares  von  Velenovsky  gegenwärtig  wirklich  dieser  Angabe  ent- 
spricht. Diese  Varietät  ist  zudem  nur  von  einem  schwedischen  Stand- 
orte bekannt  und  hat  vermuthlich  dem  Autor  nicht  in  frischem  Zu- 
stande vorgelegen." 

Eine  neuerliche  Untersuchung  der  schwedischen  Z7.  ochroleuca 
•und  ihrer  var.  microceras  im  lebenden  Zustande  dürfte  es  bestätigen, 
dass  deren  Blüthen  weder  ochroleuk,  noch  „brandgelb"  sind,  sondern 
mit  der  böhmischen  in  dem  reinen,  hellen,  nur  wenig  blassen  Gelb 
übereinstimmen. 

Hartman  gibt  auch  den  Sporn  der  U.  ochroleuca  als  roth- 
brau u  an  im  Gegensatze  zur  TJ.  intermedia  mit  gleichfarbigem  Sporne, 


119 

und  Ascherson  bemerkt  beistimmeud,  dass  auch  an  den  Baeuitz'- 
schen  Exemplaren  der  Sporn  viel  dunkler  gefärbt  war  als  der  Rest 
der  Blumenkroue.  Ueber  diese  schon  so  alten  Exemplare  will  ich  in 
Betreif  der  Farbe  nicht  urtheilen,  es  mag  sich  ja  so  verhalten;  von 
der  böhmischen  Pflanze  kann  ich  aber  bestimmt  behaupten,  und 
mehrere  von  mir  sorgfältig  einzeln  getrocknete  und  ausgezeichnet 
erhaltene  Blüthen  bezeugen  es  noch  jetzt,  dass  der  Sporn  ebenso 
hellgelb  ist,  wie  die  übrige  Blumenkrone.  Ferner  soll  die  Oberlippe 
der  U.  ochroleuca  nach  Hartman  gestreift  sein,  die  der  böhmi- 
schen Pflanze  war  es  bestimmt  nicht. 

Die  gewöhnlich  rothbraune  Färbung  des  Schaftes  und  der  Kel- 
che bei  der  U.  hrevicomis,  die  mehr  grüne  bei  Z7.  intermedia  kann 
ich  bestätigen,  ohne  gerade  viel  Gewicht  darauf  zu  legen,  und  ohne 
dass  es  mich  wundern  würde,  wenn  es  dann  und  wann  anders  wäre. 
Aehnlich  verhält  es  sich  mit  der  Farbe  der  Schläuche,  wiewohl  ich 
sie  bei  der  ochroleuca  noch  nicht  so  dunkel  fand,  wie  meistens  bei 
U.  intermedia.  Aber  von  Bedeutung  ist  die  weit  geringere  Grösse 
der  Schläuche,  wie  auch  der  Kelche  und  Deckblätter  bei  der  ochro- 
leuca, wie  überhaupt    deren    viel  grössere  Feinheit  in  allen  Theilen. 

Was  die  Zahl  der  sterilen  Schuppen  am  Schafte  betrifft,  so  ist 
die  Mehrzahl  (2 — 3,  ja  4)  bei  ochroleuca  gewiss  typisch,  vielleicht 
auch  constaut'),  während  die  Einzahl  bei  U.  intermedia  nicht  ohne 
Ausnahmen  ist,  wie  ich  das  ja  auch  mit  dem  Worte  „meist"  bereits 
zugestanden  habe. 

In  Betreff  der  Oberlippe  der  Corolle  habe  ich  angegeben,  dass 
sie  bei  der  V.  hrevicomis  leicht  ausgerandet  ist  (und  eine  meiner 
gut  getrockneten  Blüthen  zeigt  es  sehr  deutlich),  während  die  Ober- 
lippe der  U.  intermedia  im  Gegensatze  zur  C  minor  mit  ebenfalls 
ausgerandeter  Oberlippe  von  den  Autoren  allgemein  „ungetheilt" 
genannt  wird.  Ascherson  meint  nun,  es  sei  weiterhin  zu  prüfen, 
»ob  nicht  die  schwedische  Pflanze  (und  wohl  auch  U.  intermedia?)  eine 
leicht  ausgerandete  Oberlippe  besitze.  Hierauf  kann  ich,  was  die  U. 
intermedia  betrifft,  schon  jetzt  Autwort  geben;  ich  fand  nachträglich 
im  Allg.  Herbar  des  böhmischen  Museums  au  einem  Exemplare  der 
U.  Graßana  von  Klageufurt  au  einer  gut  aufgelegten  Corolle  die 
Oberlippe  nicht  nur  leicht,  sondern  ziemlich  tief  ausgerandet.  Es  ist 
somit  die  Angabe  der  Floren  über  die  Oberlippe  der  U.  intermedia 
wenigstens  nicht  allgemein  richtig. 

Die  Unterlippe  der  U.  brevicornis  habe  ich  flach  gefunden  und 
auch  so  angcLieben;  Hartman  fand  diess  offenbar  auch,  da  er  in 
dieser  Hin>icht  keinen  Unterschied  von  U.  intermedia  angibt;  da- 
gegen hat  Ascherson  früher  in  dem  Schema  der  sechs  europäischen 
Utricidaria-A.vteü,  welches  er  in  den  Verh.  des  Bot.  Ver,  von  Brau- 


•)  Ascherson  sagt  zwar,  dass  manche  Exemplare  der  U.  ochroleuca 
aus  Dänemark  (von  Lynghy)  auch  nur  eine  sterile  Schuppe  am  Schafte  tragen-, 
mit  dieser  dänischen  „ochroleuca"  hat  es  jedoch  eine  eigene  weiterhin  nocli  za 
besprechende  ßewandtniss. 

10* 


120 

denburg  1861  gegeben,  der  U.  ochroleuca  eine  umgeschlagene  Unter- 
lippe gleich  der  U.  vulgaris  und  7ninor  zugeschrieben.  Nachdem  aber 
Prof.  Ascherson  brieflich  selbst  diese  Angabe  als  irrig  bekannt  hat, 
so  genügt  es,  diess  zur  Vermeidung  einer  weiteren  Beirrung  einfach 
zU  registriven. 

Ein  wichtiges  Unterscheidungsmerkmal  beider  Arten  bleibt  der 
Sporn.  Er  ist  bei  U.  ochroleuca  kurz,  kegelförmig,  etwa  so  lang  als 
die  halbe  Unterlippe  oder  noch  kürzer;  bei  U.  intermedia  ist  er  fast 
so  lang  als  die  Unterlippe  und  walzenförmig  oder  lang  kegelförmig. 
Richtig  ist  Aschersou's  Bemerkung,  dass  die  Länge  bei  beiden 
Arten  einigermasseu  variirt;  jedoch  ist  diess  nicht  in  dem  Masse  der 
Fall,  dats  hierin  die  Grenze  beider  Arten  je  verwischt  würde,  d.  h. 
der  längste  Sporn  der  U.  hrevicomis  ist  relativ  und  absolut  noch 
viel  kürzer  und  überhaupt  kleiner  als  der  kürzeste  der  U.  inter- 
media. Die  schon  erwähnte  Varietät  tnicroceras  Hartm.,  die  bisher 
nur  bei  Wiigstad  in  Schweden  gefunden  wurde,  unterscheidet  sich 
aber  nach  Hartman  von  der  typischen  Z7.  ochroleuca  durch  einen 
noch  doppelt  kürzeren  Sporn.  Obzwar  ich  diese  Varietät  in  originali 
nicht  gesehen  habe,  so  zweifle  ich  doch  nicht,  dass  ich  sie  jetzt  auch 
aus  Mitteleuropa  kenne,  nachdem  ich  die  typische  U.  ochroleuca  aus 
Helsingland  (K.  Hartman!),  mit  welcher  die  Pflanze  von  Sommer- 
feld und  Wittiugau  im  Sporne  übereinstimmt,  zum  Massstab  für  die 
var.  microceras  nehmen  kann.  Für  diese  halte  ich  nämlich  unbedingt 
die  Form,  die  mir  Herr  Fiek  gefälligst  mitgetheilt  hat,  und  die 
von  ihm  in  der  Ober-Lausitz  bei  Eietschen  und  zwar  im  Torfstiche 
zwischen  Daubitz  und  Tränke  gesammelt  worden,  dann  jene  mit  ihr 
im  Sporn  übereinstimmende  U.  ochroleuca  (als  U.  intermedia  aus- 
gegeben) vom  Lac  de  Longemer  pres  Gerardmer  (leg.  Perrin!)  aus 
dem  Herb.  norm,  von  F.  Schultz.  Diese  Form  hat  nämlich  wirk- 
lich einen  noch  doppelt  kürzeren  Sporn  als  die  genannte  typische 
Form,  derselbe  kommt  also  schon  dem  von  U.  minor  nahe,  ist  je- 
doch bedeutend  schlanker  und  spitziger  als  bei  dieser,  was  durch 
eine  ausgeschweifte  obere  Contour  zu  Stande  kommt.  Hartman 
nennt  zwar  den  Sporn  von  U.  ochroleuca  stumpf,  während  ich  ihn 
spitz  genannt  liabe.  Diese  Differenz  ist  aber  belanglos;  denn  an 
der  Hartman'scheu  Pflanze  ist  der  Sporn  allerdings  stumpflich  (ge- 
radezu stumpf  möchte  ich  ihn  aber  nicht  nennen),  bei  der  böhmi- 
schen spitzer,  bei  der  kleinspornigen  Varietät  noch  spitziger. 

Am  wenigsten  constant  habe  ich  in  letzter  Zeit  die  Unter- 
schiede in  den  Blättern,  nämlich  die  Beschaffenheit  der  Blattzipfel 
bei  der  U.  intermedia  gefunden,  und  habe  mich  überzeugt,  dass 
diese  Art  nicht  immer  stumpfliche,  mit  aufgesetzter  Stachelspitze 
versehene  Blattzipfel  besitzt,  wie  ich  angab,  sondern  dass  sie  auch 
mit  spitzigen  und  zur  Spitze  verschmälerten  Zipfeln  abändert,  welche 
in  diesem  Falle  von  denen  der  U.  ochroleuca  nicht  so  sehr  verschie- 
den sind,  um  so  mehr,  als  auch  die  Zahl  und  Entfernung  der  Rand- 
wimperu variirt,  erstere  einzeln  sogar  bis  auf  4  und  3  auf  einer 
Seite    des    dann    küizereu  Zipfels  herabsinken  kann.    Doch  sind  die 


121 

Blätter  und  Blattabschnitte  der  U.  ochroleuca  stets  feiner  und  zar- 
tei',  letztere  constant  höchstens  nur  mit  drei  Wimperzähnen  auf  je 
einer  Seite  versehen,  üebrigeus  sei  noch  auf  die  nachfolgende  Be- 
sprechung der  dänischen  und  pfälzer   Utricularia  verwiesen. 

Hartman  hat  noch  eine  Differenz  in  den  Winterknospeu 
hervorgehoben,  welche  bei  IJ.  ochroleuca  kugelrund,  so  gross  als  bei 
U.  minor,  bei  U.  intermedia  meist  länglich  oval,  Vs  Zoll  laug  ge- 
nannt werden.  Ascherson  gibt  dieser  Differenz  das  Zeugniss,  dass 
der  taxonomische  Werth  des  Merkmals  der  länglichen  Winterkno- 
spen der  U.  intermedia,  gegenüber  den  runden  der  ochroleuca  gewiss 
von  ITartman  nicht  überschätzt  worden  ist,  nur  lasse  es  an  Her- 
barexemplareu  leider  in  der  Regel  im  Stich,  weil  diese  Organe  erst 
im  Spätsommer  ihre  Ausbildung  erlangen,  zu  einer  Zeit,  in  der  mau 
die  Pflanze  nicht  mehr  für  das  Herbar  zu  sammeln  pflegt. 

Ich  kann  weder  die  Constauz  der  Form  der  Winterknospen, 
noch  deren  regelmässig  so  späte  Bildung  bestätigen.  An  den  von  Ve- 
lenovsky  Mitte  Juni  bereits  gesammelten  Exemplaren  sind  nämlich 
schon  häufig  Winterknospen  ausgebildet  und  nicht  kugelrund,  wie  an 
den  Hartman\schen  Exemplaren,  sondern  von  oval-länglicher  Form, 
auch  viel  grösser.  Diess  der  Grund,  wesshalb  ich  in  den  Winterkno- 
spen kein  Merkmal  der  beiden  Arten  angeben  konnte.  Auch  sehe 
ich  an  manchen  anderen  blühenden  Herbarexemplaren  beider  Arten 
bereits  Winterknospen  gebildet,  so  an  der  noch  zu  erwähnenden  dä- 
nischen Pflanze  von  Lyngby.  Eher  scheint  mir  der  Behaarungsgrad 
dieser  Knospen  zur  Unterscheidung  verwerthbar-,  die  Blätter  der  Win- 
terknospen von  U.  intermedia  sind  nämlich  an  den  Zipfelenden  sehr 
dicht  imd  lang  pinselartig  bewimpert,  daher  die  Knospen  dicht  rauh- 
haarig-zottig ausseben.  Bei  U.  ochroleuca  aus  Böhmen,  wie  aus 
Schweden  sind  die  Knospen  viel  spärlicher  und  kürzer  behaart. 

(Schluss  folgt.) 


Algarum  aquae  flulcis  species  novae. 

Auetore  Dr.  A.  Hansgirg. 

1.  Plectonema  phoivnidioides  nob.  P.  strato  plus  minus  expanso, 
submembranaceo,  sordide  aeruginoso  vel  atroaeruginpo;  trichomatibus 
subintricatis,  parce  pseudoramosis,  arcte  vaginatis,  ad  8 — 9  ft  crassis, 
distincte  articulatis;  pseudoramulis  adscendentibus  simplicibus  vel 
geminis,  trichomate  parum  tenuioribus ;  articulis  subdublo  triplove 
brevioribus;  plasmate  aerugineo  vel  obscure  violaceofuscescente,  va- 
ginis  achrois,  laevissimis. 

Hab.  in  saxis  perpetuo  inundatis  in  margine  rivulorum  ad  Sieh- 
dichfür  prope  Neuwelt,  Bohemiae. 

2.  Leptochaete  nidulans  nob.  L.  thallo  minutissimo  in  massa- 
gelatinosa  Clathrocystidis  aerugineae  (Ktz.)  Henf.  et  Polycystidis  flos- 


122 

aquae  Witb.  uidulante ;  trichomatibus  substrictis  vel  parum  curvatis, 
subparailelis,  caespitosocongregatis,  raro  solitariis,  brevibus,  basi  ad 
2 — 4'5  (tt  crassis,  15  —  45  fi  longis,  apice  subbyalino  siibiüatis,  indi- 
stincte  articulatis;  aiticiilis  basal,  diametro  subaequalibus,  pallide 
aeriigineis;  vaginis  arctissimis,  luteis  vel  aureofuscescentibus,  tricho- 
matum  longitudinem  non  aequantibus.*) 

Hab.  m  laciibus,  superficie  aquae  quietae  natans  ad  Bysti-ic 
prope  Beneschau,  Bohemiae. 

3.  Dactylococcus  rhaphidioides  nob.  D.  cellulis  rectis  vel  varie 
curvatis,  fusiformibus,  sigmoideis,  sublunatis,  semilunaribus  vel  irre- 
guläriter  contortis,  apices  versus  sensim,  attenuatis,  solitariis,  medio 
ad  2 — 2-5  fi  crassis,  diametro  6— 11-plo  longioribus  (ad  15 — 36  (i 
longis),  in  Stratum  irregulariter  expansum,  lubricum,  viride,  conso- 
tiatis;  plasmate  in  medio  cellularum  pallide  viridi,  utroque  polo 
subbyalino;  cytiodermate  tenui,  laevi.  (Cellulae  plerumque  asymme- 
tricae,  altero  apice  longiori,  altero  breviori. 

Hab.  in  rupibus  madidis  in  consortio  Palmellae  et  Gloeocystidis 
ad  Harrachsdorf,  Bohemiae. 

4.  Inoderma  majus  nob.  J.  thallo  eifuso,  mucoso,  molli,  laete 
viridi;  cellulis  oblongis  vel  subcylindricis,  utroque  polo  late  rotun- 
datis,  singulis,  ad  6 — 8  (a-  crassis,  1 — 2-plo  longioribus,  gelatina  molli 
laxe  in  Stratum  irreguläre  counectis;  chromatophoris  (chlorophoris) 
[in  quaque  cellula  1]  parietalibus,  laminaeformibus,  pyrenoides  glo~ 
bosas  includentibus. 

Hab.  in  lignis  vetustis,  perpetuo  inundatis,  praecipue  in  aquae- 
ductorum  ligneorum  parietibus  regionis  submontanae  ad  Eisenbrod  et 
Harrachsdorf,  Bohemiae. 

5.  Protococcus  variabilis  nob.  P.  cellulis  singulis,  magnitudine 
variis,  oblongis,  ellipticis  vel  subcylindricis,  plerumque  leviter  cur- 
vatis, ad  polos  rotundatis,  nonnunquam  subsphaericis,  ad  6 — 15  (i 
crassis,  1 — 2-plo  longioribus  (10 — 26  ii  longis)  in  Stratum  flavo 
aureum  luteosubaurantiacum,  tenue,  submucosum  (aere  humido)  vel 
subpulvereum  aggregatis,  nudis  (cytiodermate  tenuissimo,  non  distincto); 
plasmate  oleoso  aureoflavescente  vel  flavorubello,  locello  rubro  ad 
8  ju,  lato  excentrice  locato  praedito.^) 

Hab.  ad  parietes  caldariorum  horti  com.  Kinsky,  Pragae. 


*)  Diese  neue  Z/.-Ait  steht  der  an  Stengeln  von  Potamogeton  crispus 
vorkommenden  L.  parasitica  Bzi.  am  nächsten. 

^)  Diese  schön  gefärbte  neue  P.-Art  wird  in  den  nächsten  Fascikeln  der 
„Algae  exs."  Prof.  Dr.  Wittroek's  und  Dr.  Nord stedt's  mitgetheilt  werden. 


123 

Die  Entstehung  des  zygomorphen  Blüthenbaues. 

Von  W.  O.  Focke. 

Während  das  Streben  der  Forscher  auf  dem  Gebiete  der  orga- 
nischen Naturwissenschaften  bis  vor  kurzer  Zeit  fast  ausschliesslich 
auf  die  Sammlung  von  Thatsacheu  gerichtet  war,  hat  sich  der  Er- 
kenutnisstrieb  neuerdings  einen  wesentlichen  Schritt  weiter  vorwärts 
gewagt,  indem  er  versucht,  die  Ursachen  der  Erscheinungen  zu  ver- 
stehen. Die  Zoologie  und  Botanik  treten  dadurch  in  ihien  For- 
schungszielen der  Physik  und  Chemie  an  die  Seite,  aber  die  orga- 
nischen Naturwissenschaften  verfügen  noch  nicht  über  gleich  sichere 
und  bewährte  Methoden  der  Untersuchung,  wie  sie  sich  in  jenen 
andern  Fächern  bereits  vollständig  eingebürgert  haben.  Es  ist  also 
gleichsam  die  Technik  der  „Forschung  nach  den  Ursachen",  welche 
wir  auf  dem  Gebiete  der  Botanik  und  Zoologie  weiter  auszubilden 
und  zum  Theil  noch  zu  schaffen  haben. 

In  Streitfragen  über  die  Ursachen  einer  Erscheinung  im  Thier- 
oder  Pflanzenreiche  übte  bis  vor  kurzem  noch  ein  seltsames  Argu- 
ment eine  gewisse  Wirkung  aus,  nämlich  die  Behauptung,  es  könne 
von  zwei  oder  mehreren  Erklärungen  für  dieselbe  Thatsache  höch- 
stens eine  richtig  sein.  Diese  Meinung  ging  hervor  aus  einer  voll- 
ständigen Verkennunof  der  Vielseitigkeit  aller  Einwirkungen,  denen 
jedes  lebende  Wesen  in  jedem  Augenblicke  ausgesetzt  ist.  Es  ist 
leicht  möglich,  eine  Pflanze  oder  ein  Thier  durch  eine  einzige  Ur- 
sache zu  tödten,  indem  man  eine  der  nothwendigen  Lebensbedin- 
gungen aufhebt,  aber  es  ist  unmöglich,  bei  Fortbestand  des  Lebens 
durch  eine  einzige  Ursache  eine  dauernde  Aenderung  hervorzurufen, 
wenn  nicht  gleichzeitig  eine  Keihe  von  anderen  Voraussetzungen  für 
das  Zustandekommen  der  Aenderung  erfüllt  sind.  Die  Richtigkeit 
dieser  Auffassung  wird  durch  die  Erfahrung  überall  bestätigt.  Weder 
Düngung,  noch  Eegen,  noch  Sonnenschein  und  Wärme  vermögen  an 
und  für  sich  eine  gute  Ernte  hervorzubringen;  die  günstigen  Ein- 
flüsse müssen  vielmehr  in  der  richtigen  Weise  zusammenwirken.  Man 
darf  sich  aber  nicht  dadurch  täuschen  lassen,  dass  unter  Umständen, 
wenn  alle  übrigen  Bedingungen  regelmässig  erfüllt  sind,  scheinbar 
nur  eine  einzige  für  den  Erfolg  entscheidet.  In  Aegj^pten  hängt  die 
Ernte  so  gut  wie  allein  vom  Wasserstande  des  Nil  ab,  der  den 
Pflanzen  gleichzeitig  die  erforderliche  Feuchtigkeit  und  Düngung  lie- 
fern muss;  an  Wärme  und  Sonnenschein  fehlt  es  in  jenem  Lande 
niemals;  Regen,  der  in  anderen  Gegenden  zu  Zeiten  nützlich,  zu 
Zeiten  schädlich  wirkt,  gibt  es  dort  überhaupt  nicht. 

Wollen  wir  eine  Erscheinung  in  der  Thier-  oder  Pflanzenwelt 
verstehen,  so  werden  wir  zunächst  jedesmal  drei  verschiedene  Sei- 
ten des  Lebens  ins  Auge  fassen  müssen,  die  morphologische,  die 
physiologische  und  die  biologische.  Bei  jeder  Aenderung  in  der 
Gestalt  und  im  Bau  handelt  es  sich  zugleich  um  deren  Einfiuss  auf 
die  physiologischen  Vorgänge,  insbesondere    den    Stofl'wechsel  im 


124 

Organismus  selbst,  und  auf  die  biologischen  Beziehungen,  also 
die  Widerstandsfähigkeit  gegen  die  Einwirkungen  der  Aussenwelt 
einerseits,  die  Fähigkeit  zur  Ernährung  und  Fortpflanzung  anderseits. 

So  lange  diese  Anschauungen  nicht  allgemein  als  selbstver- 
ständlich anerkannt  sind,  wird  es  nützlich  sein,  sich  ihrer  zu  erin- 
nern, wenn  man  an  eine  Untersuchung  über  die  Ursachen  einer 
Erscheinung  in  der  organischen  Welt  herantritt. 

Die  Blumen  der  höheren  Pflanzen  bestehen  aus  verschiedenen 
Kreisen  oder  Wirtein,  deren  jeder  aus  einer  Anzahl  gleichwerthiger 
und  häufig  auch  gleichgestalteter  Organe  zusammengesetzt  ist.  In 
vielen  Fällen  sind  aber  die  einzelnen  Glieder  eines  Wirteis  nicht 
von  gleicher  Gestalt;  die  Blumen  lassen  sich  dann  in  der  Eegel 
in  zwei  gleiche  Hälften  theilen,  welche  einander  wie  rechts  und  links 
entsprechen.  Ohne  Zweifel  sind  diese  halbseitig  symmetrischen  oder 
zygomorphen  Blumen  aus  den  strahlig  symmetrischen  oder  aktino- 
morphen  hervorgegangen.  Die  Frage,  welche  hier  näher  ins  Auge 
gefasst  werden  soll,  ist  nun  die,  durch  welche  Ursachen  der  Ueber- 
gang  von  dem  strahligen  zum  halbseitigen  Blüthenbau  bewirkt 
sein  mag. 

Mit  vollem  Rechte  hält  man  im  allgemeinen  die  Insecten- 
thätigkeit  für  die  wesentliche  Ursache  der  Zygomorphie.  Wenn  diese 
Ansicht  richtig  ist,  so  werden  wir  annehmen  müssen,  dass  die  Samen- 
anlagen in  zygomorphen  Blumen  durchschnittlich  mehr  Aussicht  haben, 
von  Pollen  eines  andern  Pflanzenstockes  befruchtet  zu  werden,  als 
dies  unter  ähnlichen  Umständen  in  aktinomorpheu  der  Fall  sein 
würde. 

Die  Richtigkeit  dieser  Voraussetzung'  lässt  sich  sehr  schwer 
direct  beweisen,  zumal  da  eine  ganze  Reihe  besonderer  Umstände 
in  Rechnung  zu  ziehen  ist.  Vor  allen  Dingen  ist  zu  erwägen,  dass 
die  Zygomorphie  die  Selbstbestäubung  nicht  unmöglich  macht.  Dikli- 
nie  und  Unempfindlichkeit  gegen  den  eigenen  Pollen  sind  sichere 
Mittel,  um  engste  Inzucht  bei  der  Fortpflanzung  der  Gewächse  zu 
verhüten,  aber  die  Existenz  der  Arten  ist  dann  unbedingt  von  der 
V/irksamkeit  der  Kreuzungsvermittler  abhängig.  Bei  dikliuischen 
und  bei  ausschliesslich  auf  Windbestäubung  angewiesenen  Arten 
würde  Zygomorphie  keinen  Werth  für  die  Zeugung  einer  kräftigen 
Nachkommenschaft  haben.  Es  ist  aber  denkbar,  dass  der  Vortheil 
einer  Nothbefruchtung  durch  eigenen  Pollen  für  eine  Pflanzenart,  bei 
der  die  Kreuzung  völlig  gesichert  ist,  werthlos  wird.  In  diesem  Falle 
könnte  sich  aucü  bei  einer  zygomorphen  Art  nachträglich  Diklinie 
entwickeln.  Es  scheint  z.  B.,  als  ob  die  Gattungen  Thymus  nnd 
Mentha  sich  in  einem  Uebergangsstadium  zur  Diklinie  befänden. 
Gleichzeitig  scheint  sich  bei  ihnen  aber  auch  die  Zygomorphie  zu 
verlieren. 

Es  würde  zu  weit  führen,  die  Frage  nach  den  Vortheilen  der 
Zygomorphie  nach  allen  Seiten  zu  erörtern;  es  mag  hier  nur  ange- 
führt werden,  dass  die  Erfahrung  der  theoretischen  Auffassung  von 
ihrem  Nutzen  nicht  widerspricht.    Vor  der  Dikliuie  und  der  Andio- 


125 

diöcie,  deren  biologische  Bedciituug  eine  ähnliche  ist,  wie  die  der 
Zygomorphie,  hat  diese  letzte  den  Vorzug  voraus,  dass  alle  Indivi- 
duen samentragend  sind. 

Die  Ausbildung  der  Zygomorphie  hat  man  sich  demnach  in 
folgender  Weise  vorzustellen.  Der  zygomorphe  Bau  der  Blume  lockt 
Kreuzungsvermittler  an  und  schliesst  unnütze  Honigräuber  aus.  Es 
werden  mehr  Samen  durch  Kreuzung  erzeugt  und  die  daraus  hervor- 
ge*jan'jenen  Pflanzen  zeigen  sich  widerstandsfähiger  und  lebenskräf- 
tiger, als  die  durch  Inzucht  entstandenen.  Je  besser  sich  der  Blüthen- 
baii  den  Kieuzuugsvermittlern  anpasst,  um  so  mehr  kräftiger  Nach- 
wuchs wird  erzeugt,  der  die  Eigenschaften  der  bestangepassten  In- 
dividuen auf  die  ferneren  Nachkommen  übertragen  wird. 

Man  könnte  sich  vorstellen,  dass  der  erste  Anstoss  zur  Zygomor- 
phie in  ganz  zufälligen  regellosen  individuellen  Variationen  gegeben  sei. 
Die  einzelneu  Kronblätter  z.  B.  einer  Anemone  oder  Saxifraga  sind 
niclit  immer  genau  gleich  gross.  Es  ist  nun  aber  nicht  einzusehen, 
wie  eine  solche  Unregelmässigkeit  die  Kreuzung  begünstigen  könnte. 
Dagegen  scheint  die  folgende  Betrachtung  mehr  Aufschluss  zu 
liefern. 

Die  Blattkreise  der  Blumen  entsprechen  Laubblattwirteln.  Es 
fragt  sich  nun  zunächst»  ob  nicht  vielleicht  auch  Laubblattwirtel 
zygomorph  werden  können.  Ein  Blick  auf  die  3-  bis  4gliedrigen 
Laubblattwirtel  bei  Arten  von  Lysimachia,  Lythrum,  Elatine  u.  s.  w., 
so  wie  auf  die  vielgliedrigen  von  Hippuris  und  Myriophyllum  lehrt 
uns,  dass  in  diesen  Fällen  von  einer  irgend  wesentlichen  Ungleich- 
heit der  einzelnen  Blätter  nicht  die  Kode  sein  kann.  V7endet  man 
sich  aber  zu  einer  Catalpa,  so  sieht  man  sofort,  dass  die  einzelnen 
Glieder  jedes  Blattk]eises  unter  einander  sehr  ungleich  sind.  Catalpa 
syringaefolia  besitzt  alternirende  dreigliedrige  Blattwirtel,  in  denen 
das  am  freiesten  nach  aussen  liegende  Blatt,  welches  also  am  meisten 
Licht  und  Luft  erhält,  bei  weitem  am  grössten  ist.  Sucht  man  sich 
einen  Zweig,  der  nicht  von  Nachbarzweigen  beschattet  ist,  so  wird 
in  dem  einen  Wirtel  das  der  Hauptachse,  also  dem  Stamme,  zuge- 
wandte Blatt  das  kleinste  sein,  während  die  beiden  anderen,  schräg 
nach  aussen  gerichteten  gleich  gross  sind.  In  dem  folgenden  Wirtel 
müssen  dann  zwei  schräg  nach  innen  gerichtete  Blätter  wiederum 
gleich  gross  sein,  während  nun  aber  das  unpaarige  Blatt  nach  aussen 
gewendet  ist  und  daher  die  beiden  anderen  an  Grösse  übertrifft. 

Man  könnte  versucht  seiu,  das  so  gegebene  Schema  sofort  an 
einer  Blüthe  mit  zygomorphem  6gliedrigen  Perigon  zu  prüfen,  aber 
es  zeigt  sich  gleich  bei  der  ersten  Familie,  an  die  man  denken  wird, 
bei  den  Orchideen,  dass  etwaige  Drehungen  die  Verhältnisse  voll- 
ständig ändern  müssen.  So  liefert  uns  denn  die  Betrachtung  der 
Catalpa-BViiiiQv  nur  die  allgemeine  Regel,  dass  das  von  der  Haupt- 
achse abgewendete  Blatt  eines  Wirteis  das  geförderte  ist. 
Wo  die  Wirtel  an  der  Hauptachse  selbst  stehen,  wie  bei  Lysima- 
chia, Hippuris  u.  s.  w.,  da  sind  alle  Blätter  dem  Lichte  und  der 
Luft  gleichmässig  ausgesetzt,  so  dass  ein    Unterschied    nicht    zu  er- 


126 

warten  ist.  Dagegen  zeigt  z.  B.  Nerium  die    näralicheü  Verhältnisse 
wie  Catalpa,  nur  nicht  in  so  auffälligem  Grade. 

Nach  diesen  Analogien  würden  geförderte  Blumenblätter  vor- 
züglich in  botrytischen  Blütheuständen  zu  erwarten  sein,  in 
denen  die  Blumen  seitlich  an  einer  Hauptachse  stehen.  In  cymösen 
Blütheuständen  mit  terminalen  Blüthen  wird  in  der  Regel  kein  ein- 
zelnes Blumenblatt  als  das  geförderte  aufgefasst  werden  dürfen.  In 
gedrängten  Blütheuständen,  Köpfchen,  Dolden  oder  Scheiudolden  wer- 
den dagegen  nach  dem  aufgestellten  Grundsatze  die  äusseren  Blumen- 
blätter der  Raudblüthen  gefördert  werden,  so  dass  Blüthenstände 
mit  aktinomorphen  Mittelblumen  und  zygomorphen  Randblumen  ent- 
stehen (Compositae,  Dipsaceae,  Plumbagineae,  ümbelliferae,  Capri- 
foliaceae,  Iheris  u.  s.  w.)  Es  ist  in  diesem  Falle  gleichgiltig,  ob  der 
ursprüngliche  Bauplan    der    Inflorescenz    botrytisch    oder    cymös  ist. 

(Schluss  folgt.) 


Mährische  und  schlesische  Rubus-Formen. 

Von  Dr.  Ed.  Formänek. 

Der  gütigen  Verwendung  des  Herrn  Heinr.  Braun,  der  einen 
Theil  meiner  Mubus-AYten  zu  deterrainiren  die  Güte  hatte,  verdanke 
ich,  dass  der  rühmlichst  bekannte  Batolog  Herr  Heiur.  Sabransky 
den  grössten  Theil  meiner  Rubussammlung  zur  gütigen  Determina- 
tion und  Revision  übernahm;  ich  fühle  mich  aus  diesem  Anlasse 
verpflichtet,  meinen  Dank  beiden  Forschern  für  die  mir  in  der  lie- 
benswürdigsten Weise  ertheilte  Auskunft  über  die  betreffenden  Arten 
auszusprechen.  Im  Nachfolgenden  die  Aufzählung  der  Standorte  der 
einzelnen  JRubus-'F ormen: 

Ruhus  suberectus  Andersson.  Holzschlag  pod  tremi  kameny  bei  Rot- 
talowitz,  Roznau,  Neutitschein. 

—  pUcatus  Weib,  et  Nees.  Zelezny,  Rohozetz,  Kvctnice  u.  a.  0.  bei 
Tischnowitz,  Punkwathai  bei  Blansko,  Jedownitz,  Holstein,  Sloup, 
Boskowitz,  Schönberg,  Strany,  Val.-Klobouk,  Mähr.-Ostrau,  Przuo, 
Lubna,  Krasuä,  Morawka,  Lomna,  Gräfenberg,  Nieder-Thomasdorf. 

—  Thyrsoideus  Wimm.  Zaruba  bei  Gurein,  Obora  bei  Lomnitz, 
Punkwathai  bei  Blansko  (f.  wmbrosa)^  Skalka  bei  Bysteiz,  Jele- 
nowa  bei  Strany  (f.  umbi^osa). 

—  a)  candicans  Weihe.  Zaruba  bei  Gurein,  Sokoli  bei  Sentitz  (hier 
auch  die  f.  euodes  G.  Br.),  Rohozetz  nächst  Tischnowitz,  Obora 
bei  Lomnitz  (f.  gracilis  virens),  Adamsthal,  Hora  bei  Mähr.-ßud- 
witz,  Bohonitz,  Wald  bei  Althammer. 

—  b)  thyrsanthus  Focke.  Sternberg. 

—  bifrons  Vest.  Holzschläge  am  „Pansky  kopec"  bei  Roznau,  Ko- 
pankow  unterhalb  des  Oudrejnik,  Gr.-Kuntschitz,  Kozinec  bei 
Roznau,  Trojanowitz,  Frankstadt,  Malenowitz. 


127 

Kubus  macrophyllus  Weih,  et  Nees.  Boguscliowitz. 

—  villicauUs  Köhler.  Zwischen  der  ersten  und  zweiten  Mühle  bei 
Perustein  (eine  an  R.  rhomhlfolhis  erinnernde  Form),  Hügel  Ka- 
meny  bei  Strana,  Lhotka  bei  Bystritz  a.  H.,  Hostein,  Metylowska 
hurka  bei  Friedland,  Ostrawitz,  Przno,  Lubua,  andere  Standorte 
d.  Z.  1884,  pacr.  3i32. 

—  tomentosus  Borkh.  Schiinitz,  Medlänko,  Ewanowitz,  Rejholec  bei 
Tischnowitz,  Hüg^el  bei  Parfuss,  Komein,  die  in  d.  Z.  1884, 
pag.  362  unter  diesem  Namen  angeführten  Standorte  gehören  zu 
R.  caesius  L.  f.  versus  glandulosa  Focke  subvar.  hirsuta. 

—  silesiacus  Weihe,  in  Wimm.  und  Gr.  Fl.  Sil.,  Focke  Synops.  etc. 
Punkwathai  bei  Blansko. 

—  hirtits  W.  Kit.  ßosicky  bei  Teltsch  (opulente  Form),  Hradisko 
bei  Lhota  nächst  Teltsch,  Kl.-Lhota,  Jawofice,  Ochoza  bei  Neu- 
stadtl,  Bratranowski  bei  Lhotka,  Beberek  und  Neudeck  nächst 
Saar,  Jaworuik,  Philippsthal,  Neu-Lhota,  Kotary  am  Wege  zur 
Jaworiua,  Vapenky  bei  Val.-Klobouk,  Jaworniky,  Gr.-Karlowitz, 
Gawal,;ansky-ßevier  nächst  der  Salajka,  Cäb,  Duzna,  Roznau, 
Putyrky,  Säfranice  bei  Mähr.-Weisskirchen,  Urbaska  bei  Slawica, 
Jägerndorf,  andere  Standorte  d.  Z.  1884 — 1886. 

—  Gremlü  Focke,  Halacsy,  Butosonka  unterhalb  der  Lysä  hora. 

—  orthacauthus  Wimm.  Punkwathai  bei  Blansko,  Rosicky  bei  Teltsch, 
Wolschy,  Neustadtl,  Marschowitz,  Rokytna,  Pohledetz. 

—  corylofoUus  Smith.  Medlänko,  Mähr.-Kynitz,  Obora  bei  Lomnitz, 
Bejkowitz,  Gr.-Pawlowitz,  Potylky  bei  Stfilek,  (Bukowina  bei 
Wrbowetz),  Kobela  bei  Küzelau,  Üng.-Brod,  Hawfitz,  Val.-Klo- 
bouk, Ostrawitz:  so  Wasathal  und  a.  0. 

—  coryllfo'ius'Xcandicans.  Weinberge  bei  Hawritz,  Vapenky  bei 
Val.-Klobouk. 

—  sylvaticus  Weih,  et  Nees.  Zwischen  der  ersten  und  zweiten  Mühle 
bei  Pernstein, 

—  WaJdhergü  Arrh.  Radislawitz. 

—  caesius  L.  a)  glandulosus  Focke.  Hradisko  bei  Lhota  nächst 
Teltsch.  b)  foliis  mcisis  Pohansko  bei  Lundenburg.  c)  armata 
Focke.  Rubeusko  bei  Üng.-Brod. 

—  caesius  X  tomentosus.  Weinberge  bei  Schimitz,  Hädyberg  bei  der 
Klajdowka,  Mordovna,  Bergl  und  Markrabstvi  bei  Medlänko,  Rej- 
holetz  bei  Tischnowitz. 

—  caesius  X  candicans.  Spalenisko  bei  Tischnowitz,  Philippsthal  bei 
Jawornik,  Val.  Klobouk. 

—  chlorophyUus  Gremli.  Punkwathai  bei  Blansko,  Obora  bei  Lom- 
nitz, Chudobin  bei  Bystritz  a.  P.,  Neustadtl,  Gemeiudewald  bei 
Saar,  an  Waldesrändern  und  Lehnen  bei  Kohoutowitz,    Bohouitz. 

—  oreogeton  Focke  (=  R.  chlorophyllus  Gremli?).  Wald  nächst  des 
Jägerhauses  bei  Sobieschitz,  Schellenberg  und  Schiessstätte  bei 
Tischnowitz,  Puukwathal  bei  Blansko,  Obora  bei  Lomnitz,  ,Bos- 
kowit/.,  Rosicky  bei  Teltsch,  Wald  bei  den  Kalkbrüchen  und  Cerny 
les  bei  Saar,  Pathenwald  bei  Goldenstein,    Bohonitz.    Hürka    bei 


128 

Ung.  Brod  (sehr  robuste  Form).  — Pocke  gibt  diese  Art  aus  dem 
schlesischen  Gebirge  an  (Wimmer,  Schwarzer),  daher  dieser  mäh- 
rische Befund  sehr  natürlich.  H.  Sabrausky. 
Buhus  hrachiandrus  Gremli.  Wald  bei  den  Kalksteinbrüchen  bei  Saar, 
Jawoi'iua. 

—  nitidus  Weihe  et  Nees.  Kräsnä,  mit  Pflanzen  der  norddeutschen 
Tiefebene  gut  übereinstimmend. 

—  rivularis  Müll,  et  Wirtg.  var.  prionophyllus  Progel  im  VIII. 
Band  der  bot.  Verh.  zu  Landshut,  Potylky  bei  Strilek. 

—  longiratnidus  Sabr.  Neustadtl. 

—  fossicola  Holuby,  Klucanina  bei  Tischuowitz  (typisch),  Kosicky 
bei  Teltsch,  diesem  sehr  nahe  verwandt  und  nur  durch  längere 
Stieldrüsen  und  unbestachelte  Kelche  verschieden,  H.  Sabransky. 
Typus  adhuc  tantum  e  comitatu  Trencinensi  (Hungaria)  et  e 
regione  Zuaymensi  leg.  Oborny  et  Prosnitzensi  leg.  Spitzner  cita- 
tus,  idem. 

—  erythrocomus  G.  Br.  Neustadtl, 

—  serpens  Weih.  Wald  beim  Silnicker  Teiche  bei  Gr.-Bitesch. 

—  Guentheri  Weih  et  Vees.  Hostein. 

—  laetevirens  Progel.  Wald  beim  Silnicker  Teiche    bei    Gr.-Bitesch. 

—  insolatus  P.  J.  Müller.  Hora  unterhalb  Wolschy, 

—  macrostemon  Pocke.  Skalka  bei  Bysterz. 

— moritanus  Wirtg.  Zubstein  bei  Bystfitz  a.  P. 


Ein  weiterer  Beitrag  zur  Flora  Ostgaliziens. 

Von  Br.  Blocki. 

Hiermit  möge  das  Verzeichniss  interessanterer  Pflanzen  folgen, 
welche  ich  am  26.,  27.  und  28.  Juni  v.  J.  im  südlichen,  bewaldeten 
Theil  des  ostgalizischen  Miodoboryerzuges  bei  Gelegenheit 
der  wissenschaftlichen  Excursion  der  Lemberger  Forstschule  gesam- 
melt habe.  Es  sind  nachstehende  Pflanzen : 

Acer  campestre  in  Pustutöwka: 

Agrimonia  odorata  in  PustuJöwka  und  Easztowce; 

A.  pilosa  Led.  in  Easztowce; 

Anthrisms  nitida  in  Pustutöwka,  Easztowce  und  Horodnica; 

Arum  orimtale  in  Wolica  und  Pustutöwka; 

Allium  ursinum  in  Wolica  und  Pustutöwka; 

A.  Scorodoprassum  in  Easztowce; 

ChaerophyUum  hidbosum  in  Pustutöwka; 

Ch.  aromaticum  in  Horodnica  und  Pustutöwka; 

Ch.  temulum  in  Horodnica; 

Crepis  biennis  f.  laciniata  in  Pustutöwka  und  Easztowce; 

Centaurea  stenolepis  in  Pustutöwka  und  Easztowce; 

Clematis  erecta  in  Easztowce; 


129 

Campanula  sihirica  in  Hoiodnica  und  Easztowce; 

Cirsium  Erisithales  iu  Rasztowce; 

ConvaUaria  latifolia  iu  Pustulöwka  und  Horoduica; 

C  latifolia  f.  angustifolioj  mihi  in  Horoduica; 

Dentaria  hulhifera  iu  Pustuiöwka,  Wolica  und  Horoduica; 

D.  glandulosa  iu  Wolica  und  Pustulöwka; 

Digitalis  anibigua  in  Rasztowce; 

Eryngium  campestre  in  Horoduica,  Pustulöwka  und  Rasztowce ; 

Elymus  europaeus  iu  Pustulöwka  und  Horoduica; 

Echinops  commutatus  Jurtzka  iu  Pustulöwka; 

Erysimum  strietum  iu  Rasztowce; 

Fraainus  oxyphylla  M.  B.  in  Pustulöwka,  Rasztowce  und  Ho- 
roduica (differt  a  F.  excelsiori  praecipue  foliolis  foliorum  coriaceis, 
lauceolatirf  vel  lineari-lanceolatis,  louge  acuminatis); 

Geum  strietum  iu  Pustulöwka  und  Rasztowce; 

G.  stricto  X  ifvbanum  iu  Pustulöwka  und  Rasztowce; 

Hieracium  polonicum  m.  in  Pustulöwka  und  Rasztowce; 

Iniäa  Helenimn  iu  Pustulöwka  und  Rasztowce; 

Lappa  nemorosa  in  Pustulöwka  und  Rasztowce; 

Lilium  Martagon  in  Rasztowce; 

Lonicera  Xylosteum  in  Rasztowce; 

Laserpitium  latifoliuni  f.  glabra  und  f.  scabra  in  Rasztowce; 

Melandryum  ruhnvm  iu  Pustulöwka  und  Rasztowce; 

Myosotis  sparsiflora  in  Rasztowce; 

Melica  unißora  in  Pustulöwka; 

Omphalodes  scotyioides  in  Horoduica; 

Onobrychis  sativa  in  Horodnica; 

Pulmonaria  mollissima  in  Pustulöwka; 

Polypodium  vidgare  iu  Rasztowce; 

Physalis  Älkekengi  in  Rasztowce; 

PimpineUa  magna  in  Pustulöwka; 

Ranunculus  Stevenii  überall  gemein; 

R.  cassubicus  in  Pustulöwka; 

P.  auricomus  in  Wolica  und  Rasztowce; 

Pubus  Idaeus  in  Pustulöwka  und  Rasztowce; 

Pumex  obtusifolius  in  Pustulöwka; 

P.  obtusifoUo  X  o'ispus  iu  Pustulöwka; 

P.  confertus  W.  iu  Pustulöwka  und  Rasztowce; 

Salvia  sylvestris  Koch  iu  Liczkowce; 

Ä.  glutinosa  in  Pustulöwka  und  Rasztowce; 

Scopotina  ati^opoides  iu  Pustulöwka; 

Senecio  vernalis  iu  Rasztowce; 

Silene  inflata  f.  umbrosa  M.  iu  Rasztowce; 

Seutellaria  altissima  in  Rasztowce  und  Horodnica; 

Torilis  Anthriscus  iu  Pustulöwka; 

Tragopogon  orientalis  in  Rasztowce; 

Tanacetum  coryynbos^mi  iu  Rasztowce; 

Thymus  MarschaUianus  in  Pustulöwka  und  Rasztowce; 


130 

Trifolium  rubens  in  Easztowce; 

Triticum  caninum  in  Horodnica; 

Teucrium  Chamaedrys  in  Horodnica; 

Ulmus  glahra  Mill.  in  Pustulöwka;  {U.  glahra  f.  suberosa=U. 
suberosa  Ehrh.  habe  ich  in  dieser  Gegend  nicht  beobachtet,  wohl 
aber  in  Welesniöw  bei  Monasterzyska  und  am  „kleinen  Sandberg" 
in  Lemberg); 

Ulmus  scabra  Kern,  in  Pnstutöwka; 

Ulm.  pseudosuberosa  mihi  {U  suberosa  mihi  in  „Oesterr.  bot. 
Ztschr."  1886.  XII.,  non  Ehrh.)  in  Pnstutöwka;  auch  in  Bilcze  in 
Südost-Galizien;  ab  U  scabra  diifert  ramis  suberosis,  foliis  miuori- 
bus,  angustioribusque  nunquam  trilobatis,  ab  U  glabra  f.  sube- 
rosa autem  foliis  non   coriaceis,    etiam    adultis    scaberrimis; 

Viburnum  Lantana  in  Rasztowce,    Horodnica  und    Liczkowce; 

Vicia  tenuifolia  in  PustuJöwka  und  Rasztowce; 

V.  silvatica  in  PustuJöwka  und  Rasztowce; 

F.  pisiformis  in  Rasztowce; 

Veronica  teucrium  in  Pnstutöwka  und  Rasztowce; 

Viola  mirabilis  in  Pustntöwka,  Rasztowce  und  Horodnioa;  endlich 

Vincetoxicum  officinale  in  Rasztowce. 


Zur  Flora  der  Umgebung  von  Bielitz  und  Biala. 

Von  Anton  Baier, 

k.  k.  Professor  an  der  Staats-Oberrealschule  zu  Bielitz. 
(Schluss.) 

Verbascum  Thapsus  L.  fand  ich  nicht  nur  „in  Brenna  und 
Mückendorf  bei  Bielitz",  sondern  auch  beim  zweiten  Wehre  unter- 
halb Bielitz  und  in  Straczonka.    Von 

Verb,  phlomoides  L.  fand  ich  einmal  ein  abgerissenes,  frisches 
Exemplar  in  Kamitz,  ohne  jedoch  den  Standort  ausfindig  machen  zu 
können;  vielleicht  war  es  auch  nur  eine  entartete  var.  thapsiforme 
Schrad.  —  Mit  Sicherheit  aber  kommt  wieder 

Linaria  spuria  (L.)  Mill.  als  neu  für  das  Gebiet  im  Flussbett 
in  Lobnitz  und  Straczonka,  ferner  auch  in  den  Kalksteinbrüchen  in 
Bieliiz  und  Lipnik  vor. 

Lin.  Cymbalaria  (L.)  Mill.  konnte  ich  begreiflicherweise  „am 
Schlossthurme  in  Bielitz"  nicht  wiederfinden. 

Digitalis  jmrpurea  L.  findet  sich  nicht  nur  mit  rother,  sondern 
häufig  auch  mit  weisslicher  Blumenkrone  am  „Klimczok",  in  Szczyrk, 
am  Kotarz  und  auf  der  Magura,  aber  auch  am  Kolowrat  und  Salz- 
berg bei  Bielitz  und  am  Josefsberg  und  Hanslik  bei  Biala.  —  Als 
für  das  Gebiet  ganz  neu  zu  verzeichnen  ist  wieder 

Mimulus  luteus  L.  Diese  aus  dem  westlichen  Nordamerika 
stammende  Pflanze    kommt    hier    verwildert  und  völlig  eingebürgert 


131 

im  Bett  des  Lobiiitzbaches  und  an  quelligen  Stellen  in  Lobnitz  und 
Kurzwald  vor. 

Veronica  montana  L.  traf  ich  nach  einander  am  Salzberg  und 
in  ßistrai  bei  Bielitz  an. 

Lathraea  Squamaria  L.  Findet  sich  zerstreut  in  den  Laubwäl- 
dern und  Gebüschen,  z.  B.  am  Mühlberg,  im  Eitterschaftsthal,  in 
Lipnik,  Leszczyny,  Alt-Bielitz  u,  s.  w. 

Tnentalls  europaea  L.  Ausser  „am  Skrzyczna"  auch,  jedoch 
seltener,  auf  der  Magura  bei  Bielitz. 

Vaccmium  Vitis  idaea  L.  kommt  dünn  gesäet  in  Ernsdorf,  Lob- 
nitz und  im  Solathale  vor. 

Pyrola  minor  L.  Ist  als  neu  für  das  Gebiet  im  Gebüsch  von 
Nickelsdorf  unterhalb  der  Bielitzer  Jägerhütte  und  in  den  Wäldern 
von  Alzen.  Auch 

Pyr.  imißora  L.  kommt  hier  häufiger  vor,  als  es  Kolben- 
heyer  angibt,  und  zwar  nicht  nur  „in  Ernsdorf  und  unter  dem  Jo- 
hanuisstein",  sondern  aucli  im  Louiseuthale,  im  Zigeunerwalde,  am 
Gemsstein,  in  Bistrai  und  Straczonka.  Dessgleichen  findet  sich 

Monotropa  Hypopitis  L.  nicht  vereinzelt,  sondern  fast  häufig 
um  Bielitz -Biala  und  Umgebung  in  schattigen  Wäldern  zwischen 
modernden  Blättern  und  Nadeln;  z.  B.  im  Zigeunerwalde,  am  Wil- 
helmshof, in  Ernsdorf,  Bistrai,  Straczonka  und  Alzen.  —  Von 

Astrantia  major  L.  sind  hier  als  einziger  Standort  ein  Gras- 
platz in  Niedprahlisch  und  ein  Garten  in  Alzen  anzusehen.  Nach 
eingezogenen  Erkundigungen  wurde  diese  Pflanze  ursprünglich  an 
diesen  Plätzen  als  Arzneipflanze  für  die  Hausthiere  angepflanzt  und 
erhält  sich  daselbst,  ohne  jedoch  in  dem  umliegenden  Gebiete  sich 
auszubreiten.  —  Geradezu  unbegreiflich  ist  es,  dass 

Sanicula  europaea  L.  von  Kolbenheyer  für  Bielitz  übersehen 
werden  konnte,  da  diese  Pflanze  in  den  hiesigen  Wäldern  und  Ge- 
büschen überall  sehr  gemein  ist.   Auch 

Pimpinella  magna  L.  findet  sich  zerstreut  in  der  hiesigen  Ge- 
gend; ebenso  ist 

ConioseUnum  tataricum  Fischer,  obzwar  sparsam,  am  Bahn- 
damme unterhalb  Bielitz  bei  den  Rost'schen  Ziegeleien  in  Biala,  in 
Barzdorf,  Alt-Bielitz,  Nickelsdorf  und  Komorowic  anzutreffen. 

Chaerophyllum  aromaticum  L.  Wird  hier  angebaut  und  flüchtet 
sich  bisweilen  aus  den  Gärten. 

Ado.va  Moschatellina  L.  Ist  bei  Kolbenheyer  als  an  der 
Quelle  der  Biala  bei  Bielitz  vorkommend  angeführt;  dortselbst  konnte 
ich  dieses  Pflänzcheu  nicht  wiederfinden,  wohl  aber  im  Bielitzer  und 
im  Bialaer  Schlossgarten,  im  Zigeunerwalde,  am  Trotsclienberge,  in 
Altbielitz,  Kamitz  und  Lobnitz,  ferner  zu  beiden  Seiten  des  Biala- 
flusses,  in  Gebüschen  von  Parzdorf  und  an  den  Ausflussufern  ober- 
halb Lipnik. 

Cornus  mas  L.  Wird  hier  häufig  in  Gärten  und  an  öffentlichen 
Plätzen  mit  Erfolg  angepflanzt. 

Sempervivvm  soholifenmi  Sims.    Findet  sich  zwischen  Steinge- 


132 

rolle  und  auf  alten  Baumstöcken  in  Bistrai,  auf  SteinAvällen  der 
Blattna  und  in  Ernsdoif. 

Thalictrum  aquüegifolmm  L.  „Auf  der  Kamitzer  Platte"  und 
im  Louisenthaie.  —  Neu  für  das  Gebiet  ist  wieder 

Anemone  ranunculoides  L.  Im  Zigeunerwald,  am  Trotschenberg, 
in  Leszczyny,  im  Ritterschaftsthale  und  in  Dziedzitz  meist  zahlreich 
vorzufinden. 

Hepatica  triloha  Gil.  Kommt  nicht  bloss  „in  Bistrai",  sondern 
auch  in  Altbielitz,  Ohlisch,  Ernsdorf,  am  Trotschenberge,  im  Ritter- 
schaftsthale und  in  Lipnik  vor. 

Ranunculus  aquatilis  L.  Kann  nur  im  Bialaflusse  oberhalb  Bie- 
litz  gedeihen,  kommt  ausserdem  auch  in  Ernsdorf,  Lobnitz,  Czecho- 
witz,  Kurzwald  und  Kozy  vor. 

JRan.  aconitifoUus  L.  Findet  sich  hier  nicht  allein  „auf  der 
Kamitzer  Platte",  sondern  auch  in  Lobnitz,  auf  der  Magura,  am 
Mittagsborg  und  Salzberg;  ebenso 

Man.  Lingua  L.  ausser  „in  Nickelsdorf  und  Bistrai"  auch  an 
dem  Wege  nach  dem  Wilhelmshof,  auf  Sumpfwiesen  in  Oberohlisch 
und  am  Johannesstein.  —  Als  neu  für  das  Gebiet  ist  wieder 

Isopyrmn  thalictroides  L.  zu  verzeichnen,  von  der  ich  bisher 
zwei  Standorte  anzugeben  habe,  nämlich  Oberohlisch  und  das  Ritter- 
schaftsthal. 

Aquilegia  vulgaris  L.  Findet  sich  hier  mit  violetter,  weisser 
und  rosafarbiger  Blumenkrone  nicht  selten  in  Laubwäldern,  auf  Wald- 
wieseu  und  an  Flussufern  vielenorts.  —  Uebersehen  wurde  für  die 
hiesige  Umgebung  auch 

Actea  spicata  L.,  welche  Pflanze  vereinzelt  am  Mühlberge,  im 
Louisenthaie,  am  Annaberge,  im  Leszczyny  und  in  den  Niederungen 
des  hiesigen  Gebirges  vorkommt.  —  Obiges  gilt  auch  für 

Fumaria  Vaillantii  Loisl.  Findet  sich  auf  den  Kalkäckern  von 
Kamitz,  Lipnik  und  Barzdorf. 

Cardamine  hirsuta  L.  Ist  „häufig  am  Dunaczy  bei  Bielitz"  und 
unterhalb  des  Ziegenbock  in  Oberohlisch. 

Dentaria  glandulosa  W.  et  Kit.  Ist  nicht  nur  „in  Bistrai", 
sondern  überhaupt  in  dem  hiesigen  Gebirge  häufig.  Ebenso  Dent. 
hulhifera. 

Alyssum  calycinum  L.  Kommt  hier  auf  den  Lipniker  Stein- 
brüchen und  in  Barzdorf  vor. 

Berter oa  incana  (L.)  DC.  Ist  von  Kolbenheyer  für  die  hie- 
sige Gegend  als  gern  ein  augeführt,  was  ich  nicht  bestätigen  kann, 
da  ich  diese  Pflanze  nur  am  Bahndämme  unterhalb  Bielitz  und  auf 
einem  Acker  iu  Bistrai  angetroffen  habe;  jedenfalls  gehört  sie  hier 
nur  zu  den  eingeschleppten  Pflanzen. 

Lanaria  rediviva  L.  hingegen  ist  hier  wieder  viel  häufiger,  als 
Kolbenheyer  meint,  denn  es  sind  ausser  der  „Kamitzer  Platte" 
auch  Ernsdorf,  das  Loiiiseuthal,  Ober-  und  Niederohlisch,  Bistrai, 
Straczonka,  der  Hanslik  und  Kozy  als  Standorte  anzuführen. 


133 

Hesperis  matronalis  L.  Kann  hier  auch  angeführt  werden,  da 
diese  Pflanze  nicht  selten  auf  Feldern,  Schutt-  und  Düngerhaufen, 
an  Flussufern  und  in  Grasgärten  verwildert  angetroffen  wird. 

Lepidium  Draha  L.  und  L.  campestre  (L.)  ß.  Br.  Können  als 
neu  angeführt  werden.  Erstere  fand  ich  immer  wieder  in  der  Nähe 
des  Otterwäldchens  bei  Bielitz,  letztere  auf  den  Lipniker  Steinbrüchen 
und  beim  ersten  Wehre  unterhalb  Bielitz. 

Cochlearia  Armoracia  L.  Findet  sich  verwildert  und  eingebür- 
gert in  Grasgärten  von  Altbielitz,  Ernsdorf,  Barzdorf,  Czechowitz  und 
an  den  Ufern  der  Bialka. 

Stellaria  nemorwn  L.  Ist  hier  häufig  in  feuchten  Gebüschen 
und  Waldschluchten  zu  finden;  ebenso  ist 

Stell.  uUginosa  Murr,  an  quelligen  Plätzen  der  Straczonkaer 
Berge  und  unterhalb  der  Kamitzer  Platte  anzutreffen. 

Cucubalus  baccifer  L.  Neu  für  das  Gebiet;  findet  sich  in  Strauch- 
werk unterhalb  Bielitz,  ferner  in  Altbielitz,  Lipnik  und  Alzen.  — 
Obiges  kann  auch  von 

Hypericum  hirsutum  L.  gesagt  worden,  welche  Pflanze  zer- 
streut in  Gebüschen,  besonders  an  den  Ufern  der  Bialka  oberhalb 
Bielitz  angetroffeu  wird. 

Acer  Pseudoplatanus  L.  Ist  nicht  nur  in  den  Bergwäldern  von 
„Ernsdorf  bei  Bielitz",  sondern  in  dem  hiesigen  Gebirge  überhaupt 
licht  selten  anzutreffen.  —  Sehr  häufig  finden  sich  überall  hier  in 
Gebüschen,  auf  Wiesen,  Grasplätzen  u.  dergl. 

G-cranium  phaeum  L..  (x.  pratense  L.  und  G.  palustre  L.  — 
Wenn  hingegen  von  Kolbenheyer  angegeben  wird,  dass 

Linion  usitatissimum  L.  und  L.  catharticuni  L,  hier  vielfach 
mgebaut  werden,  rücksichtlich  aufwiesen,  Triften,  Grasplätzen  und 
iergl.  gemeiu  sind,  so  müssen  beide  Angaben  heute  wenigstens  da- 
bin corrigirt  werden,  dass  L.  usitatissimum  hier  äusserst  selten  und 
luch  L.  catharticum  nur  hin  und  wieder  anzutreffen  sind. 

Epilohium  hirsutum  L.  (z.  Th.)  Kommt  hier  ausser  „in  Ka- 
mitz  und  an  der  Bistrai**  auch  am  Bahndamme  unterhalb  Bielitz,  in 
Czechowitz,  an  der  Straczonka  und  in  Lobnitz  vor.  Ebenso 

Epil.  parviflorum  Schreb.  nicht  nur  „in  Buczkowitz",  sondern 
auch  au  der  Bialka,  in  Straczonka,  Lobnitz,  Ernsdorf,  Kurzwald  und 
Czechowitz.  —  Neu  für  das  Gebiet  ist  wieder 

Epil.  palustre  L.  auf  den  sumpfigen  Torfwiesen  in  Oberohlisch 
inzuführeu,  und  bei 

EpiL  Dodonaei  Vill.  (z.  Th.)  beizufügen,  dass  diese  Pflanze 
iuch  auf  deu  Lipniker  Steinbrüchen  vorfindLich  ist.  —  Vom  Hexen- 
kraut gibt  Kolbenheyer  für  Bielitz  nur 

Circaea  lutetiana  L.  an,  während  doch  auch  G.  intermedia 
Ehrh.  und  C.  alpina  L.  in  humösen  bergigen  Laubwäldern,  an  quel- 
ligen Stelleu  in  den  Niederungen  und  auf  feuchtem  Torfboden  in  den 
Nadelwäldern  hier  überall  zu  finden  sind. 

Bosa  alpina  L.  Ist  selten  „am  Skalita",  Hanslik  und  Josefs- 
)erge  anzutreffen,  dafür  aber 

O-islcr.-.  botaii.  Zöittichni'..  i.  Heft  1987.  il 


134 

Buhus  Idaeus  L.  auf  Waldschlägen  in  dem  hiesigen  Gebirge  sehr 
häufig,    was  Kolbenheye r  merkwürdigerweise  übersehen  hat.  Auch 

Sanguisorba  minor  Scop.  ist  für  Bielitz-Biala  unberücksichtigt 
geblieben  (kommt  im  Louisenthaie,  auf  den  Kamitzer  und  Lipniker 
Steinbrüchen  vor),  während  wieder 

Sang,  officinalis  L.  als  gemein  bezeichnet  ist,  was  entschieden 
in  Abrede  gestellt  werden  muss,  da  diese  Pflanze  höchstens  auf 
fruchtbaren,    massig    feuchten  Wiesen   um  Czechowitz  sich  vorfindet. 

Ononis  spinosa  L.  Ist  von  Kolbenhey  er  als  „bei  Bielitz" 
vorkommend  angeführt,  während  ich  und  ebenso  auch  Andere  diese 
Art  hier  nirgends  finden  konnten.  Dagegen  findet  sieh 

On.  hircina  Jacq.  hier  häufig,  —  Ebenso  häufig  ist 

Sarothamnus  scoparius  (L.)  Koch  in  der  Umgebung  von  Bie- 
litz-Biala zu  finden,  u.  zw.  ausser  an  den  von  Koibeuheyer  ange- 
führten Standorten  auch  am  Seniorberge,  in  Kamitz,  am  Hanslik, 
Josefsberg  und  im  Solathale. 

Genista  tinctoria  L.  Fand  ich  im  Gebüsche  von  Altbielitz  und 
Kurzwald, 

Anthyllis  Vtdneraria  L.  auf  dem  Wege  hinter  dem  Wilhelms- 
hof und  in  Straczonka. 

Melilotus  officinalis  (L.)  Desr,  Ist  von  Kolbenheyer  bloss 
für  Teschen  als  häufig  angeführt,  während  doch  diese  Art  auch  um 
Bielitz-Biala  gar  nicht  selten  ist.  Von 

Lathyrus  silvester  L.  kann,  wenigstens  für  jetzt,  als  einziger 
Standort  das  Gebüsch  von  Alzen  von  mir  angeführt  werden. 

Die  vorstehend  angeführten  Arten  von  Blüthenpflanzen  mögen 
den  Freunden  der  Botanik,  welche  sich  für  die  Flora  von  Bielitz- 
Biala  und  ümgebimg  interessiren,  als  Ergänzung,  rücksiclitlich  als 
Berichtigung  der  eingangs  erwähnten  Pflanzenenumeration  dienen, 
zugleich  aber  auch  bei  einer  etwaigen  neuen  Bearbeitung  von  Wim- 
mer's,  resp.  Fiek's  „Flora  von  Schlesien"  vertrauensvolle  Berück- 
sichtigung finden! 


Epipoglunn  Gmeflni  Rieh. 

Von  Josef  Ullepitsch. 

Obgleich  diese  Pflanze  schon  längst  beschrieben  ist,  dürften 
doch  nur  wenige  Floristen  die  Gelegenheit  gehabt  haben,  selbe  in 
lebendem  Zustande  zu  beobachten. 

Was  wir  von  selber  in  Sammlungen  finden,  sind  leider  Mu- 
mien, aus  welchen  man  sich  schwerlich  ein  richtiges  Bild  von  der 
lebenden  Pflanze  verschaffen  wird.  Und  doch  ist  die  Pflanze  viel- 
seitig merkwürdig  —  dass,  Messe  sie  nicht  bereits  E.  Gmelini,  sie 
mit  Recht    den  Namen  E.  paradoxum   zu  tragen   verdienen  würde. 

Da   mir  hier    Gelegenheit  wurde,    diese  Pflanze    am    östlichen 


1B5 

Pusse  der  Zipser  Kalkalpeii  vielfach    zu  beobachten,  so  erlaube  ich 
mir,  hier  Einiges  mitzuthcileu. 

Betritt  man  in  der  Höhe  von  1000  bis  1300  Meter  Seehöhe 
einen  sehr  alten  dichten  Nadelholzwald,  so  wird  mit  einemmale  die 
Nase  voD  einem  der  Bananenfrucht  ähnlichem  Gerüche  angenehm 
überrascht.  Mau  hält  Umschau  nach  der  Ursache,  und  erblickt  einige 
Schritte  entfernt  eine  zarte  licht  gefärbte  Pflanze.  Monoti-opa  ist  es 
nicht,  die  ist  zu  steif  und  plump!  Neottia  ist  es  auch  keine,  denn 
auch  die  ist  steif,  Orobanche  ähulich  und  mehr  minder  braun.  Un- 
sere Pflanze  hingegen  ist  durchscheinend,  ja  fast  stellenweise  durch- 
sichtig. Am  meisten  gleiciit  sie  wegen  der  Form  der  Blüthe  einer 
Ophrys  —  doch  ist  sie  gelblich  etwas  rosa  gefleckt,  und  hat  weder 
Blätter,  noch  sonst  eine  Spur  von  Chlorophyll.  Es  ist  das  Ep'ipo- 
gium  Gmelini.  Nachstehend  eine  kurze  Beschreibung : 

Der  Wurzelstock  ist  scheibeuartig,  mit  wao-rechtem  Durch- 
messer bis  zu  40  mm  und  verticalem  bis  20  mm.  Selber  besteht  aus 
centrisch  gestellten  unregelmässig  gefiugei'ten,  fleischigen,  plattge- 
drückten Aestchen  (bis  zu  10  Stück),  die  von  einem  gemeinsamen 
Punkte  ausgehend,  sich  strahlenförmig  überlagern.  Selbe  erinnern, 
einzeln  beobachtet,  lebhaft  an  die  Bildung  der  Distichoporen,  doch 
sind  sie  braun,  und  nur  an  den  äusseren  Spitzen  gelblich.  Der  ge- 
sammte  Wurzelstock  ist  frei  in  modernde  Tannennadeln  eingebettet. 
Ein  Zusammenhang  mit  irgend  einem  anderen  Körper  ist  nicht 
wahrnehmbar,  und  ein  so  grosser,  gewichtiger,  gewiss  mehrere  Jahre 
ausdauernder  Wurzelstock,  kann  unmöglich  das  Schmarotzerprodukt 
weniger  Tannennadeln  sein!  Darum  bezweifle  ich,  dass  E.  G.  eine 
Schmarotzerpflanze  sei,  und  ich  werde  diessbezügliche  directe  Ver- 
suche anstellen  und  darübei-  seiner  Zeit  berichten.  Vielleicht  gelingt 
es,  diese  Pflanze  wie  Achimenes  oder  Gloxinien  zu  züchten. 

Aus  der  Spitze  der  einzelnen  fingerförmigen  plattgedrückten, 
vorne  etwas  verdickten  Wurzelstockzweige  spriesst  zuerst  eine  nach 
aufwärts  sich  becherförmig  erweiternde  Scheide,  der  eine  zweite  bis 
vierte  jede  noch  mehr  sich  erweiternde  folgt,  worauf  die  folgenden 
wieder  dünner  dafür  immer  länger  werden.  Zieht  man  vorsichtig 
den  Stengel,  so  löst  er  sich  zwischen  der  ersten  und  zweiten  Scheide 
ab,  und  zeigt  somit  am  unteren  Ende  eine  birnförmige,  hohle  Ver- 
dickung. 

Der  ganze  durchscheinende  Stengel  ist  gebrechlich  wie  Glas, 
nimmt  nach  aufwärts  an  Durchmesser  und  Farbe  ab,  und  wird 
glasglänzend,  kaum  gelblich  und  fadenförmig. 

Nur  mit  Scheiden  (ohne  alle  Blätter)  bekleidet,  trägt  der 
Stengel  zu  oberst  eine  1 — Sblüthige  sehr  lockere  Traube,  deren  bis 
20  mm  grosse  Blüthen  auf  kurzen  dünnen  Stielen  hängen.  Die  ein- 
zelneu Blüthen  haben  einen  kurzen  dicken  carmingestreiften  Sporn, 
welcher  wohl  das  halbe  <'iewicht  der  Blüthe  haben  dürfte,  und  so 
die  Veranlassung  gibt,  dass  die  Blumeu  beim  leisesten  Luftzüge 
erzittern. 

11* 


136 

Die  Blüthen  sind  blassgelb,  und  die  grosse,  aufrecht  stehende, 
etwas  ausgehöhlte  Lippe  hat  erhabene  violette  Flecken,  die  sich 
ausnahmsweise  auch  auf  den  seitlichen  Kronenblättern  vorfinden. 

Die  Staubbeutel  sind  sehr  kurz  gestielt  gipfelständig. 

Ob  der  enormen  Gebrechlichkeit  der  Pflanze  findet  man  äusserst 
selten  Früchte! 

Ich  sah  nur  ein  Exemplar  mit  solchen,  selbe  sind  länglich- 
ovale etwas  zusammengedrückte  runzliche  Kapseln. 

Die  Vegetationsentfaltung  beginnt  und  endet  in  hiesiger  Ge- 
gend innerhalb  des  Monates  August. 

K niesen,  Ungarn,  im  Jänner  1887. 


Flora  des  Etna. 

Von    Prof.   P.    Gabriel   Strobl. 

(Fortsetzung.) 

1325.  Trifolium  incarnatvm  L.  Spec.  plant.  1083,  *Raf.  II, 
*Biv.  II  var,  MoUnieri  Balb.  Cat.  1813,  Guss.  Syn.  et  *E[erb.!,  stra- 
mineum  Presl  Fl.  sie.  1826.  Die  Varietät  unterscheidet  sich  von  der 
nur  cultivirten  blutrothen  Normalform  durch  weissliche  oder  fleisch- 
rothe  Blüthen.  —  Auf  Wiesen  und  trockenen  krautigen  Hügeln  bis 
3000':  Auf  schattigen,  sandigen  Orten  des  Etna  bei  S.  Nicola  dell' 
arena  (ßiv.  II),  auf  Weiden  des  Etna  und  an  feuchten  Meerorten 
bei  Catania  sehr  häufig  (Biv.  in  Herb.  Guss.  nebst  einer  kahlen,  als 
var.  ß.  glahrum  bezeichneten  Form!),  um  Milo,  Nicolosi,  im  Vallone 
di  Linara  (Herb.  Tornab.l),  unter  Kastanien  des  Serrapizzutawaldes 
und  auf  buschigen  Abhängen  eines  nahe  gelegenen  Kraters  häufig! 
April,  Mai.  O- 

NB.  T.  alexandrinumL.,  von  Eaf.  in  der  Tiefregion  angege- 
ben, fehlt  in  Sicilien. 

1326.  T.  intermedium  Guss.  *Syn.  et  Herb.!,  Reichb.  D.  Fl. 
94,  W.  Lge.  Auf  sandigen  Fluren  um  Catania  (Guss,  1,  c).  April, 
Mai.  O- 

1327.  T.  angustifolium  L.  *Bert.  Fl.  it.,  Guss.  Syn.  et  Herb.!, 
Reichb.  D.  Fl.  93  I!  Auf  trockenen  Hügeln  und  Weideplätzen  bis 
2000'  nicht  selten:  Aus  Catania  von  Cosentini  erhalten  (Bert.), 
Armisi  bei  Catania  (Herb.  Torn.!),  in  der  Ebene  des  Simeto  vom 
Meere  bis  Bronte  hinauf!  April,  Mai.  O- 

1328.  T.  lappaceum  L.  ""'Biv.  II,  *Bert.  Fl.  it.,  *Cat.  Cosent., 
Guss.  Syn.  et  *Herb.!  Am  Meerstrande,  unter  Saaten,  auf  Fluren 
und  grasigen  Rainen  bis  2000'  häufig:  Aus  Catania  von  Cosentini 
erhalten  (Bert.),  um  Catania  unter  Saaten  und  im  Meersande  häufig 
(Biv.  II.    Biv.  in  Herb.  Guss.!),    Acicastello    (Herb.  Tom.!),    in  der 


I 


137 

Arena  di  Catauia    und    in    der    Ebene  des  Simeto    bis    hinauf   nach 
Aderno  und  Bronte!  April,  Mai.  0. 

1329.  T.  panormitanum  Presl  Fl.  sie,  Reichb.  D.  Fl.  88  1. 1 
squarrosum  DC,  Guss.  Syn.  et  H'^rb.!  non  L.  Annuell,  aufrecht, 
Stengel.  Blätter,  Blattstiele  und  Zipfel  der  Nebenblätter  sparsam 
abstehend  flaumig-zottig;  Blättcheu  länglich  oder  oval,  1-5 — 2  Cm. 
lang,  6—9  Mm.  breit,  an  der  Spitze  abgestutzt  oder  ausgerandet, 
die  obersten  mit  Staclielspitze,  alle  gestielt ;  Nebenblätter  mit  sehr 
langem,  liuealborstigem  Ende;  Köpfchen  ziemlich  lang  gestielt,  ein- 
zeln, eiförmig,  zur  Fruchtzeit  eiförmig  länglich;  Kelch i-öhre  lOnervig, 
kurz  rauhbaarii?,  Zähne  lanzettliohlinear,  dreinervig,  zugespitzt  stachel- 
spitzig, ungefähr  von  der  Länge  der  Röhre,  der  untere  jedoch  breiter 
und  länger,  etwa  von  Schiffcheulänge,  endlich  zurückgeschlagen;  Krone 
weiss  oder  gelblich.  —  Auf  feuchten  Weiden  und  oultivirteu  Plätzen 
ganz  Siciliens  nach  Gruss.,  daher  wahrscheinlich  auch  im  Grebiete; 
ich  besitze  es  von  Palermo,  Polizzi  etc.  xipvil.  Mai.  0. 

1330.  T.  maritimum  Huds.  *Raf.  I,  *Biv.  II,  *ßert.  Fl.  ital., 
Guss.  Syn.  et  Herb.!  rlgidum  Savi  *Raf.  II.  Von  vorigem  constant 
verschieden  durch  schlankeren,  niederliegenden  Wuchs,  länglich  ver- 
kehrteiförmige, um  die  Hälfte  kleinere  Blätter,  lineallanzettliche, 
2 — 3mal  kürzere  Zipfel  der  Nebenblätter,  kurzgestielto  Köpfchen, 
kahle  oder  fast  kahle  Kelchröhre,  welche  die  dreieckiglanzettlichen, 
kürzer  zugespitzten,  steiferen,  endlich  sternförmig  ausgebreiteten 
Kelchzähne  an  Länge  übertrifft;  variirt  selten  ganz  kahl  =  T.  gla- 
hellum  Presl  Fl.  sie.  Auf  Weiden,  Fluren  und  an  sumpfigen  Stellen 
nahe  dem  Meere:  Aus  Catania  von  Cosentini  erhalten  (Bert.),  in 
Meersümpfen  bei  Catania  a  Turri  d'addegra  (Biv.  H),  Catania,  Ognina 
(Herb.  Tom.!),  zwischen  Scirpus  Holoschoenus  in  der  Arena!  April, 
Mai.  0. 

1331.  T.  ligusticum  Balb.  Guss.  *Syn.  et  Herb.!,  Rchb.  D.  FL 
102,  I!  In  Hainen  und  Wäldern  des  Etna  (Guss.  Syn.,  fehlt  aber 
von  da  im  Herb.).  April  —  Juni.  0. 

1332.  T.  phleoides  Pourr.  Guss.  *Syn.  et  *Herb.!,  Tod.  Fl.  sie. 
exsicc.  Nr.  289!  Gleich  ligust.  und  arv.  ausgezeichnet  durch  Kelch- 
zähne, welche  die  Krone  überragen,  deutlich  gestielte,  axilläre  und 
endständige,  langkonische  Köpfchen;  aber  lig.  ist  abstehend  zottig- 
behaart mit  verkehrtei-  oder  verkehrtherzförmigen  Blättchen,  die 
abstehend  langhaarigen,  borstenförmigen  Kelchzähne  sind  bedeutend 
länger  als  die  Kelchröhre;  phleoid.  ist  angedrückt  sparsam  flaumig 
mit  länglich  keiligen  oder  fast  linearen  Blättchen,  sparsam  kurzhaa- 
rigen, starken,  abstehenden  Kelchzähueu  von  der  Länge  der  Kelch- 
röhre; auch  ist  der  Wuchs  viel  niedriger.  Variirt:  ß.  prostratum 
Jan.  mit  dicht  abstehend  zottigen  Kelchen.  —  Auf  Weiden  und 
krautigen  Bergabhäugen  der  Nebroden  ziemlich  häufig,  aus  dem  Ge- 
biete jedoch  nur  von  Guss.  angegeben  und  zwar  die  Normalform 
von  Bronte  und  Maletto,  die  Varietät  aber  von  Wäldern  oberhalb 
Bronte  und  Maletto,  sowie  von  der  Casa  dogli  Inglesi  (leg.  Jan., 
Guss.  Syn.  et  Herb.!).  Mai,  Juni.  0. 


138 

1333.  T.  arvense  L.  Giiss.  *Syn.  et  *Herb!  Variirt  im  Gebiete: 
a.  gemänum  Gren.  Godr.  I,  410,  T.  arvense  Keichb.  D.  Fl.  95,  I! 
Steno'el  aufrecht,  ziemlich  hoch  und  robust;  Aeste  aufrecht  abstehend, 
spärlich;  Blüthenstiele  fadenförmig;  Kelchzähne  doppelt  so  lang,  als 
Kelch  und  Krone,  ß.  aetnense  Guss.  Stengel  niedrig  und  schlank, 
reich  verzweigt,  untere  Zweige  abstehend  oder  uiederliegend ;  Neben- 
blätter kürzer  geschwänzt;  Kelchzähue  nur  wenig  länger  als  Kelch 
und  Krone.  T.  arvense  ß.  gracile  (Thuill.)  DC,  Gr.  Godr.,  I,  410, 
Eeichb.  D.  Fl.  95,  III  unterscheidet  sich  von  var.  aetn.  durch  sehr 
sparsam  und  kurz  behaarte,  den  kurzbehaarten  Kelch  und  die  Krone 
um  einmal  überragende  Kelchzähne,  aufrecht  abstehende  Aeste,  län- 
gere Nebenblätter  und  die  ziemliche  Kahlheit  der  ganzen  Pflanze.  — 
Auf  Hügeln,  sandigen  Feldern,  Weiden  und  Bergabhängen  (0  bis 
6500')  äusserst  gemein,  in  höheren  Lagen  aber  fast  ausschliesslich 
var.  /3.,  an  der  Grenze  mit  zahlreichen  üebergängen  in  die  Normal- 
form: Catauia,  Mascalucia,  Pedara  (!,  Tom.  in  Herb.  Guss.  v.  «.), 
in  Hainen  bei  Broute  und  Maletto  (!,  Guss.  Syn.  et  Herb.,  var.  ß. !), 
überall  um  Nicolosi  und  Zaftarana  (!,  Herb.  Tom.!),  von  da  durch 
die  Wälder  bis  in  die  Hochregion,  längs  der  ganzen  Ostkiiste  etc. ! 
April — Juni.  O- 

1334.  T.  Bocconei  Savi  Guss.  *Syn.  add.  et  *Herb.!,  Keichb. 
D.  Fl.  98,  I!  Auf  sonnigen,  krautigen  Hügeln  Siciliens  nicht  selten, 
aus  dem  Gebiete  bisher  nur  von  den  Klausen  bei  Ognina  (Herb. 
Torn.!,  Tom  ab,  in  Guss.  1.  c.)  und  von  Armisi  (Herb.  Tom.!)  be- 
kannt. April — Juni.  0. 

1335.  T.  scabrum  L.  *Biv.  IL  Auf  Lavafeldern,  grasigen  Rai- 
nen, trockenen,  sandigen  oder  buschigen  Abhängen  (0—3500')  häufig: 
Auf  sandigen  Feldern  des  Etna  (Biv.  IV),  um  Nicolosi  (!,  Herb. 
Torn.!),  auf  Lavaströmen  um  Catauia  gemein,  von  da  in  die  Ebene 
des  Simeto  und  bis  in  die  Waldregion  oberhalb  Nicolosi,  um  Adernö, 
Bronte  etc.!  April,  Mai.  O- 

(Fortsetzung  folgt.) 


Literaturberichte. 

Franz  R.  v.  Höhnel.  Die  Mikroskopie  der  technisch  verwendeten  Faser- 
stoffe. Ein  Lehr-  und  Handbuch  der  mikroskopischen  Unlersuchuncr  der 
Faserstoffe,  Gewebe  und  Papiei  e.  Mit  69  in  den  Text  gedruckten  Holz- 
schnitten. A.  Hartleben's  Verlag,  Wien,  Pest,  Leipzig  1887,  8",  VHI  und 
163  Seiten.  Geheftet  fl.  2-50.  Gbdn.  fl.  3. 

Dem  Material  entsprechend  ist  die  vorliegende  Arbeit  in  drei 
Capitel:  1.  Pflanzenfasern,  2.  Thierwolle  und  Haare  und  3.  Seide 
gegliedert.  Nach  mehreren  einleitenden  Bemerkungen  werden  die  Mor- 
phologie der  Fas^^r,  die  Mikrochemie,  die  Mikrophysik  etc.  und  die 
mikroskopischen  Beschreibungen  von  zahlreichen  1-  asern  gegeben.  Der 


139 

Abschnitt  Mikrophysik  bespricht  physikalische  Eigenschaften  der  Fasern, 
zu  deren  Studium  das  Mikroskop  besser  als  ein  anderes  Instrument 
geeignet  ist.  Verf.  meint  die  Quellungs-  und  Polarisationserschei- 
nungeu,  denen  er  in  schon  früher  erschienenen  Arbeiten  eingehende 
Betrachtung  gewidmet  hatte.  Die  Epidermisfasern  werden  als  Baum- 
wolle, PHanzeudunen,  Pflanzeuseiden  und  einheimische  Wollhaare 
beschrieben.  Die  Eintheiluug  der  übrigen  Fasern  lehnt  sich  an  die 
von  Wiesner  gefiebene,  wie  denn  überhaupt  die  Arbeiten  dieses 
Foischers  gerade  für  die  technische  Mikroskopie  der  Spinnfasern  als 
die  grundlegenden  anzusehen  sind. 

Die  analytischen  Tabellen  zur  Bestimmung  der  Pflanzenfasern, 
deren  das  Buch  drei  enthält,  sind  vom  praktischen  Gesichtspunkte 
aus  abgefasst  und  werden  als  gut  brauchbar  befunden  werden,  wahr- 
scheinlich am  häufigsten  auch  in  Anwendung  kommen. 

In  dem  Absätze  „Mikroskopische  Untersuchung  des  Papieres" 
haben  wir  nicht  viel  Neues  gefunden;  das  meiste  ist  schon  vor  zwan- 
zig Jahren  von  Wiesner  bekannt  gemacht  worden. 

Sehr  ausführlich  sind  die  thierischen  Faserstoffe,  die  Haare 
und  die  Seide  bearbeitet.  Ueber  letztere  namentlich  enthält  das  Buch 
zahlreiche  neue,  schätzeuswerthe  Daten,  die  sowohl  in  rein  wissen- 
schaftlicher Beziehung  von  hohem  Interesse  sind,  als  auch  für  die 
Praxis,  d.  h.  in  diesem  Falle  für  die  Unterscheidung  und  Erkennung 
der  einzelnen  Seide-Arten  besondere  Beachtung  verdienen. 

Wie  der  Verfasser  richtig  bemerkt,  ist  bis  jetzt  eine  specielle 
Bearbeitung  der  Mikroskopie  der  Spinnfasern  —  für  sich  als  Buch  — 
noch  nicht  im  Verkehre  vorhanden  gewesen,  und  dass  ein  solches  ein 
Bedürfuiss  war,  darf  nicht  geläugnet  werden.  Wir  müssen  daher  die 
Herausgabe  emn-  solchen  Arbeit,  insbesondere  wenn  sie  sich  durch 
die  wissenschaftliche  Correctheit  und  durch  Brauchbarkeit  für  die 
Praxis  so  vortheilhaft,  wie  die  vorliegende,  einführt,  dem  Verfasser 
als  ein  grosses  Verdienst  anrechnen;  die  Literatur  der  technischen 
Mikroskopie  hat  durch  das  HöhneFsche  Buch  eine  werthvoUe  Berei- 
cherung erfahren. 

Nur  möchte  ich  einige  Bemerkungen  nicht  unterdrücken,  denen 
ich  sowohl  im  Interesse  unserer  Wissenschaft,  als  auch  in  dem  des 
Verfassers  und  aller  Derjenigen,  die  das  Buch  gebrauchen,  mit  weni- 
gen Worten  Ausdruck  zu  geben  mir  erlauben. 

Abgesehen  von  einigen  Härten  des  Styles,  die  freilich  in  der 
Beschreibung  eines  mikroskopischen  Bildes  oder  einer  Präparations- 
methode oft  kaum  zu  vermeiden  sind,  wie  z.  B.  folgende  Proben 
beweisen:  „Bei  der  Untersuchung  schneidet  man  sich  .  .  .  .herab" 

(pag.  105);  „wenn  man  sich  von   einem    Bündel Stückchen 

herabschneidet"  (pag.  17);  „die  SericiuhüUe erscheint  dann 

ganz  hyalin,  selbst  dann,  wenn  sie  vorher  wegen  ihrer  zu  grossen 
Dünne  unsichtbar  war"  (ein  Satz,  der  zu  Missverständnissen  An- 
lass  geben  könnte)  —  also  abgesehen  von  diesen  übrigens  bedeu- 
tungslosen Mängeln,  ist  es  der  das  ganze  Buch  durchwehende  Ton, 
der  nach  unserem  Dafürhalten  einen  etwas  eioenthümlichen  Eindruck 


140 

hervorrufen  muss.  Verf.  sieht  „die  technische  Mikroskopie  weniger  als 
eine  breit  und  behaglich  beschreibende  Wissenschaft,  als  vielmehr 
als  eine  sich  eng  an  die  analytische  Chemie  anschliessende  an",  er 
meint,  man  habe  „bislang  die  praktische  Mikroskopie  mehr  als  eine 
beschreibende,  als  eine  vergleichende  Wissenschaft  aufgefasst" 
und  man  müsse  eine  analytische  Bestimmungstabelle  herstellen,  mit 
deren  Hilfe  man  die  Faser  ebenso  bestimmen  könne,  wie  eine  Pflanze. 
In  diesem  letztgenannten  Punkte  wird  nun  Jedermann  dem  Verfasser 
Eecht  geben  müssen,  aber  es  ist  uns  nicht  bekannt,  dass  man  die 
technische  Mikroskopie  nur  als  eine  beschreibende  Wissenschaft  auf- 
gefasst habe.  Dem  Verf.  als  Botaniker  wird  es  nicht  unbekannt  sein, 
dass  in  der  Artenkunde  des  Pflanzenreiches  zuerst  recht  breite  und 
ausführliche  Beschreibungen  gemacht  wurden  und  noch  werden,  die 
dann  die  G-rundlagen  für  die  analytische  Bearbeitung  abgeben.  Auch 
der  Pflanzenbestiramer  kehrt  von  der  analytischen  Tabelle,  die  ihm 
die  Art  angezeigt,  doch  wieder  zu  der  breiten  Beschreibung  zurück, 
um  alle  Punkte  vergleichen  zu  können  mit  seinem  Objectbefunde. 
Die  analytische  Tabelle  ist  doch  nur  ein  Auszugsact  der  physio- 
graphiscben  Geschichte  dieser  Körper,  und  die  Vorwürfe,  die  in  die- 
sen Sätzen  gegen  andere  Arbeiter  auf  dem  gleichen  Gebiete  enthal- 
ten sind,  halte  ich  nicht  für  gerechtfertigt.  Ich  gedenke  dabei  in 
erster  Linie  eines  Mannes,  dem  unsere  Wissenschaft  so  viel  ver- 
dankt, des  Professors  Wiesner.  Das,  was  Wiesner  gearbeitet  in 
der  Kunde  der  Fasern,  hat  kein  Forscher  vor  ihm  geleistet,  er  ist 
ja  doch  eigentlich  der  Begründer  der  teclmischen  Mikrosko- 
pie —  des  Begriffes  sowohl,  als  auch  selbst  des  Wortes  —  und 
es  ist  tausendmal  leichter,  einen  schon  vorhandenen  Pfad  wieder  zu 
betreten,  zu  verbessern  und  zu  erweitern,  als  einen  neuen  zu 
schaffen. 

Ich  möchte  schliesslich  den  Wunsch  aussprechen,  dass  eine  so 
tüchtige,  anregende,  wissenschaftlich  correcteuud  für  die  Praxis  hoch- 
werth volle  Leistung  unsere  Freude  an  ihr  nicht  durch  Herabsetzung 
anderer  verdienstvoller  Männer  und  durch  den  Ton  der  Unfehlbar- 
keit verkümmere.  Dr.  T.  F.  Hanausek. 

Berthold  G.:  Studien  über  Protoplasmamechanik.   Leipzig  (Arthur  Felix) 
1886.  3  2  pp.  7  Taf.  Mark  14. 

Gestützt  auf  die  wichtigen  Untersuchungen  von  Plateau, 
Quinke  u.  A.  hat  es  der  Verfasser  versucht,  die  Resultate  dieser  For- 
schungen über  die  Flüssigkeiten  mit  den  Lebenserscheinungen  und 
Eigenschaften  des  Protoplasmas  in  Parallele  zu  bringen  und  im  Ein- 
zelnen festzustellen,  in  wie  weit  hier  Uebereinstimmung  herrscht. 
Das  allgemeine  Ergebniss  ist,  „dass  der  Plasmakörper  aufzufassen  ist 
als  eine  höchst  complicirte  Emulsion  von  je  nach  den  Einzelnfällen 
sehr  wechselnder  Consistenz.  Unter  Berücksichtigung  des  in  ihm 
statthabenden  Chemismus  und  des  Stoffaustausches,  der  zwischen  ihm 
und  der  Ausseuwelt,  sowie  zwischen  seinen  einzelnen  morphologischen 
Bestaudtheilen  untereinander  stattfindet,  lassen  sich  auf  dieser  Grund- 


141 

läge  difl  verschiedeueu  Thatsachen  seiner  Organisation,  sowie  seil] er 
Gestaltbildung  als  mit  bekannten  physikalischen  Gesetzen  im  Wesent- 
lichen in  üebereinstimmung  erweisen".  Die  Molecularkräfte,  welche 
im  Protoplasma  den  Ziisammeubang  zwischen  Stoif  und  Form,  zwi- 
schen Stoifwecbsel  uud  FormAvechsel  vermitteln,  sind  die  Adhäsion 
und  die  Cohäsion.  Verf.  begründet  durch  zahlreiche  Beispiele  aus  der 
Literatur  die  von  ihm  vertretene  Aulfassung.  Der  Kaum  gestattet 
uns  nicht,  auf  den  Ideengang,  die  Deductionen  und  kritischen  Be- 
merkungen des  Verfassers  näher  einzugehen,  und  wir  begnügen  uns 
daher,  die  Capitelüberschriften  zu  reproduciren:  1.  Der  geschichtete 
Bau  de.-;  Zellkörpers.  2.  Feinerer  Bau,  physikalische  Natur  und  Or- 
ganisation des  Zellkörpers.  3.  Die  Formbildung  und  Ortsbewegung 
membranloser  Plasmakörper.  Inneubewegungen  des  Protoplasma.  4. 
Die  Symmetrieverhältnisse  in  der  Zelle.  5.  Die  Gestalt  der  morpholo- 
gischen Bestaudtheile  der  Zelle.  Vermehrung  derselben.  6.  Zell-  uud 
Kerntheilung.  7.  Theilungsrichtungen  und  Theilungsfolge.  Definitive 
Ausgestaltung  des  Zellnetzes.  8.  Innere  Wandsculpturen.  Mechanik 
der  Formbildung  behäuteter  Zellen.  9.  Freie  Zellbildung.  Auf  sieben 
nett  ausgeführten,  lithographirten  Tafeln  werden  zahlreiche  im  Texte 
besprocheuü  Erscheinungen  durch  mehr  als  90  Figuren  veranschau- 
licht. Auf  das  Detail  des  inhaltsreichen  Buches  kann,  wie  schon  be- 
merkt, nicht  näher  eingegangen  werden.  Indess  wird  Jeder,  der  sich 
mit  der  Morphologie  und  Physiologie  des  Protoplasmas  eingehender 
beschäftigen  will,  nicht  umhin  können,  sich  vorher  mit  dem  ganzen 
Inhalte  des  Werkes  vertraut  zu  machen,  welches  wohl  in  keinem 
botanischen  Institute  fehlen  dürfte.  A.  B. 

Oborny  A.:  Flora  von  Mähren  uud  österr.  Schlesien.  IV.  Theil  (Schluss), 
herausgeg.  vom  naturforscheiiden  Vereine  in  Brunn.  (1886)  S.  889  —  1258 
sammt  Index. 

Dem  unermüdlichen  Eifer  des  rühmlichst  bekannten  Verfassers 
und  den  rührigen  Bestrebungen  des  naturforschenden  Vereines  in 
Brunn  verdanken  wir  vor  Allem,  dass  die  doch  mit  bedeutenden 
Kosten  verbundene  Drucklegung  der  Flora  von  Mähren  in  so  rascher 
Zeit  erledigt  wurde.  Bedenkt  man,  dass  gerade  in  dem  letzten  Bande 
sehr  schwierige  und  formenreiche  Gattungen,  wie  z.  B.  jRosa,  Bubus, 
ihre  Bearbeitung  finden  mussten,  so  wird  man  ob  der  Arbeitskraft 
des  Verfassers  nur  Stauneu  hegen  und  sich  gewiss  der  Hoffnung 
hingeben,  dass  wir  von  solcher  Seite  noch  Weiteres  und  Schöneres 
erwarten  können.  Die  Bearbeitung  des  vorliegenden  Theiles  schliesst 
sich  in  Art  und  Weise  dem  bereits  erschienenen  an;  in  derselben 
verdienen  die  Gattungen  Rom  und  Bubus  alle  Anerkennung.  Was 
an  dem  nun  vollendeten  Werke  vermisst  wird,  ist,  wie  schon  er- 
wähnt wurde,  der  Mangel  von  Citaten,  die  für  eine  „Flora"  unbe- 
dingt erforderlich  sind  und  im  vorliegenden  Werke  auf  Kosten  der 
allzuweit  ausgesponnenen  Standortsangaben  ohne  Vergrösserung  des 
Volumens  leicht  Platz  gefunden  hätten.  Auch  bedauern  wir  die  Ausser- 
achtlassung    der    citirten  synonvmen  Namen  im  Inhaltsverzeichnisse, 

Beck. 


142 

Rabenhorst's  Kryptogainennora  von  Beutschlaud,  Oesterreicli  und  der 
Schweiz.  Leipzisr,  E.  Kummer,  4886. 

Wir  hatten  an  dieser  Stelle  schon  oft  Gelegenheit,  die  neue 
Auflage  der  Kryptogaraenflora  Deutschlands  als  eine  für  das  Stu- 
dium dieser  so  hochinteressanten  G-ruppe  des  Pflanzenreiches  bahn- 
brechende Erscheinung  unserer  Literatur  zu  bezeichnen,  die  mit 
Sicherheit  ob  des  gediegenen  Inbaltes  neue  Jünger  der  Kryptoga- 
menkunde  zufühien  wird.  Dass  das  grossartige  Unternehmen  erfreu- 
lich fortschreitet,  bezeugen  die  folgend  angeführten  neuen  Lieferungen: 
I.  Band,  IL  Abth.:  Pilze  von  Dr.  G.  Winter.  23.  und  24.  Lieferung, 
S.  593—736  enthält  in  jener  oft  hervorgehobenen  meisterhaften  Be- 
arbeitung die  Valseae.  IIL  Band.  Die  Farnpflanzen  von  Dr.  Gh. 
Luerssen.  8.  Lieferung  S.  449 — 512  enthält  den  Schluss  von  Cy- 
stopteris  bis  Woodsia  in  einer  Ausführlichkeit  und  Gründlichkeit  be- 
handelt, welche  wohl  kaum  ihres  gleichen  zählt.  IV.  Band.  Die 
Laubmoose  von  K.  G.  Limpricht.  3.-4.  Lieferung,  p.  129 — 256. 
Wir  haben  uns  über  den  hohen  Werth  der  Neubearbeitung  der 
Moose  Deutschlands  schon  im  Vorjahre  (pag.  135)  eingehend  ausge- 
sprochen und  wollen  dem  bereits  Gesagten  nur  Weniges  über  das 
Neu  hinzugekommene  hinzufügen.  Die  vorliegenden  Hefte  enthalten 
die  Bearbeitung  der  Sphagnaceae  (Schluss),  Andraeaceae,  Archidia- 
ceae,  Bryinae  (Cleistocarpae  und  den  Anfang  der  Stegocarpae).  Die 
Bearbeitimg  ist  in  jeder  Beziehung  vollkommen  und  überreich  mit 
instructiven  Holzschnitten  geschmückt;  die  Synonymik  hat  ausrei- 
chende Berücksichtigung  erfahren,  die  Beschreibungen  stechen  durch 
Ausführlichkeit  hervor,  und  auch  die  Standortsangaben  und  Bemer- 
kungen erfreuen  sich  einer  gewissen  Vorliebe  des  Verfassers.  Mit 
Freude  sehen  wir  einer  raschen  Fortsetzung  des  so  verdienstvollen 
Werkes  entgegen.  Beck. 

Dr.  G.  H.  V.  Schubert'^  Naturg-esclnchte  des  Pflanzenreiches  nach  dem 
Linne'schen  System.  Vierte  vermehrte  Auflage.  Lieferung  1  —  5.  Neu  be- 
bearbeitet von  Dr.  Moritz  Willkomm,  Universitäts-Professor  in  Prag. 
Verlag  von  J.  F.  Schreiber,  Esslingen  bei  Stuttgart. 

Die  uns  vorliegenden  Lieferungen  der  beginnenden  vierten 
Auflage  dieser  Naturgeschichte  des  Pflanzenreiches  erfüllen  bei  dem 
Umstände,  als  Professor  Willkomm's  bewährte  Feder  den  Text 
hiezu  liefert,  im  vollsten  Masse  die  Erwartungen,  die  man  an  den 
Namen  des  Autors  zu  knüpfen  berechtigt  ist.  Nach  einer  schemati- 
schen Darstellung  sowohl  des  Linne'schen,  als  auch  des  natürlichen 
Systems  von  Endlicher  enthält  der  Text  möglichst  kurz  und  klar 
das  nothwendigste  über  jede  einzelne  Pflanze  und  gibt  Aufschluss 
über  deren  Entwicklung,  Vorkommen,  Standort  und  Blüthezeit.  Die 
Abbildungen  auf  Doppelfoliotafeln,  deren  jede  Lieferung  4 — 5  solcher 
Tafeln  enthält,  zählen,  sowohl  was  Zeichnung  als  Colorit  betrifft, 
zu  den  besten  derartigen  Werken.  Sie  enthalten  auf  Tafel  I — XXII 
die  wichtigsten  Vertreter  der  ersten  zehn  Classen  des  Linne'schen 
Systems,  bei  deren  Auswahl  der  Verfasser  darauf  bedacht  war,  die 
heimische  Flora    in    möglichster  Vollständigkeit    zur  Anschauung  zu 


143 

bringen,  obne  dabei  die  ausiändiscben  Gewächse  hintauzusetzen.  Das 
Werk  wird  in  13  Lieferungen  ä  1  Mark  vollständig  erscheinen.  Für 
die  hübsche  Ausstattung  können  wir  der  Verlagsbaudlung  nur  ge- 
wohntes Lob  spenden.  J. 

Borbäs  Vinc.  Oiierciis  Szecheittjiann  (Qu.  coitferta  x  lanuginosn) 

Borb.  in   „Eidt^szeti  Lapok"   1886.  pag.  993  —  94. 

Die  im  Titel  bezeichnete  Eiche  kommt  zwischen  Meues  und 
Kladova  im  Arader  Comitatf^  bei  dem  Flossstege  vor,  sie  ist  ein 
niedriger,  aber  genügend  fructificirender  und  gesunder  Baum.  Was 
die  Blätter  und  die  dicht  behaarten  Zweigchen  betrifft,  stimmt  sie 
mit  jenen  der  Q,u.  lanugbiosa  Lam,  überein,  die  Früchte,  die  Schup- 
pen der  Cupula  und  die  verlängerten  Griffel  sind  aber  jenen  der 
Qu.  conferta  ähnlich.  Von  der  letzteren  ist  Qu.  Szechenyiana  durch 
die  laugc^estielten,  kleineren  und  mit  wenigen  Lappen  charakterisir- 
ten  Blätter,  dicht  behaarte  Zweige,  sowie  etwas  kleinere  Schuppen 
der  Cupula,  von  den  Formen  der  Qu.  conferta  XsessUiflora^)  durch 
die  beständige  und  dichte  Behaarung  der  Zweigchen,  durch  die  Blät- 
ter, welche  jenen  der  Qu.  lanuginosa  mehr  ähnlich,  kleiner  und  mehr 
behaart  sind.  Borbäs. 

Rosicky  F.  Flora  bohenüoa,  moravica  et  silesiaca. 

Es  ist  diess  eine  vom  naturwissenschaftlichen  Club  in  Prag  im 
Jahre  1883  in  czechischer  Sprache  herausgegebene,  zum  Gebrauche 
der  Studirenden  an  Mittelschulen  dienende  Aufzählung  der  in  Böh- 
men, Mähren  und  Schlesien  wildwachsenden  oder  als  Nutzgewächse 
cultivirteu  Pflanzen  (Phauerogamen.  Equisetaceen,  Farne,  Lycopodia- 
ceen  und  Ehizocarpeeu).  Ihre  Zahl  beträgt  2106.  Als  Giundlage  bei 
der  Anordnung  dient  Dr.  Celakovsky's  Prodromus  kveteny  ceske. 
Da  der  Hauptzweck  dieser  Brochure  darin  besteht,  den  jungen  Pflan- 
zenfreunden bei  Excursionen  als  Leitfaden  hinsichtlich  der  Verbiei- 
tung  und  der  natürlichen  Standorte  der  einzelnen  Pflanzen  zu  die- 
nen, so  wurde  auf  Erzielung  einer  möglichst  compendiösen  Form 
Bedacht  genommen,  und  sind  zu  diesem  Behufe  für  die  verschie- 
denen Arten  des  Vorkommens  gewisse,  höchst  einfache  conventionelle 
Zeichen  gewählt  worden  (als:  ^'Engerer  Prager  Florenbezirk,  f  Cul- 
tivirte  oder  verwilderte  Pflanze  etc.).  Dagegen  musste  auf  Diagnose, 
Synonymik  und  nähere  Standorts-Bezeichnuug  gänzlich  verzichtet 
werden.  Das  Büchlein  bildet  ein  recht  praktisches  Vademecum. 

M.  Pfihoda. 


Correspondenz. 

Wien,  am  3.  März  1887. 
In  Erwiederung  der  Ausführungen  des  Herrn  J.  B.  Keller  in 
Oest.  bot.  Zeit.  1887  p.  110    habe  ich  in  aller  Kürze  Folgendes  zu 

•)  Iin  Texte  ist  „lanuginosa"   statt  sessiliflora  zu  lesen. 


144 

bemerken.  Herr  Keller  behauptet,  ich  hätte  die  Rosa  hyhrida  Vill. 
nach  Gandoge r  Tab.  Rhod.  p.  88  Nr.  854  für  eine  Form  aus  der 
Gruppe  der  B.  alpina  L.  erklärt,  ohne  aber  den  Autor  (!)  zu  citiren, 
ich  erkläre  diese  Aeusserung  für  eine  Erfindung  des  Herrn  Keller, 
sie  beruht  auf  völliger  Unkenntniss  der  Original -Diagnose  Villars' 
in  Hist.  des  plantes  de  Dauphiue  p.  554,  wo  nach  der  völlig  be- 
friedigenden Diagnose  ausdrücklich  auf  die  vorhergegangenen  For- 
men R.  alpina  L.,  R.  lagenaria  Vill.,  R.  pimpinellifolia  L.  hinge- 
wiesen, und  die  Aehnlichkeit  mit  diesen  Formen  hervorgehoben  wird. 
Dass  nach  Trattinnick's  und  Regel's  Autorität!  auch  von  Herrn 
J.  B.  Keller  diese  Form  als  dubios  erklärt  wird,  beweist  wieder 
von  neuem,  dass  Herr  J.  B.  Keller  diese  Form  einfach  nicht  stu- 
dirt  hat,  darüber  aber  etwas  schreibt.  Rosa  glabrata  Vest,  R.  Wul- 
fenii  Tratt.  etc.  waren  nicht  minder  dubios  wie  R.  hyhrida  Vill., 
und  wie  erstere  aufgeklärt  wurden,  dürfte  auch  in  Kürze  letztere 
Form  aufgeklärt  werden.  Was  R.  hybrida  Schleich,  und  R.  aspera 
Schleich,  betrifft,  so  haben  diese  Namen  absolut  zu  entfallen,  denn 
ausser  dem  bei  R.  aspera  Schleicher  angeführten  Beispiele  darf  man 
nur  einmal  die  verschiedenen  Herbarien  durchgehen,  und  man  wird 
sich  überzeugen,  dass  nicht  zwei  Exemplare  der  R.  hyhrida  Schi, 
übereinstimmen.  Ja,  auf  dem  Bogen  im  k.  k.  Hofmuseal-Herbare, 
welcher  die  Originalexemplare  der  R.  hyhrida  Schleich,  trägt,  liegen 
Rosen  aus  verschiedenen  Gruppen  auf,  dazu  noch  keine  Original- 
Diagnose!  Die  Behauptung,  dass  ich  Gandoger  nicht  citire,  hat 
seine  volle  Richtigkeit,  und  es  ist  nur  lebhaft  zu  bedauern,  dass 
sich  überhaupt  noch  Leute  finden,  die  diese  Autorität  (!)  citiren. 
Rosa  vestita  Sternb.  habe  ich  einfach  darum  citirt,  weil  Herr  J.  B. 
Keller  als  sogenanntes  Beispiel  die  R.  livida  Host  citirt,  ob  der 
Name  (der  sich  auf  die  wolligen  Griifel  bezieht)  passend  oder  unpas- 
send ist,  gehört  gar  nicht  zur  Sache.  Schleicher  war  ausser  als 
„Botaniker"  auch  als  Pflanzenhändler  bekannt,  der  soviel  wie  mög- 
lich Pflanzen  auf  den  Markt  zu  bringen  suchte,  es  ist  die  Pflicht 
jedes  wissenschaftlich  gebildeten  Menschen,  dass  er  Gründe  angibt, 
warum  er  neue  Formen  creirt,  unterlässt  er  diess,  so  verliert  er 
alles  Recht  auf  Berücksichtigung  (De  CandoUe,  Drude  etc.!).  Mir 
sind  überhaupt  nur  immer  die  Pflanzen  und  die  Original-Diagnosen 
in  erster  Linie  von  Wichtigkeit,  was  Andere  sagen  und  commen- 
tiren,  kommt  erst  in  zweiter  Linie  und  oft  gar  nicht  in  Betracht, 
jB.  ohovata  Raf.  ist  schon  in  Steudel  zu  lesen,  was  diese  Rose  mit 
der  ohnehin  aller  Priorität  entbehrenden  R.  ohovata  Bechst.  zu  thun 
haben  soll,  ist  mir  unklar.  Gandoger  hat  Alles  aufgeklärt  (!)  und 
dabei  die  Rosen  fast  aller  älteren  Autoren  falsch  commentirt,  da  sie 
ihm  nicht  vorlagen,  er  aber  doch  darüber  schrieb,  ein  Vorgang,  der 
in  neuester  Zeit  getreue  Nachahmung  gefunden  hat.  Rosa  hyhrida 
Schleich,  und  R.  aspera  Schleich,  sind  also  aus  der  Liste  unbedingt 
zu  streichen,  will  man  das  Princip  der  wissenschaftlichen  Prio- 
rität überhaupt  aufrechterhalten.  Es  ist  übrigens  zu  bedauern,  dass 
Herr    J.   B.    Keller,    der    durch  die  —  trotz  ihrer  Fehler  —  gute 


145 

Bearbeitung  der  niederösterreichischen  ßosen  in  den  Nachträgen  zur 
Flora  von  Niederösterreich  sich  ein  bleibendes  Verdienst  erworben 
hat,  immer  wieder  auf  unmöglich  gewordene  Autoritäten  zurück- 
kommt, und  statt  dem  Principe  zu  huldigen,  dass  sich  die  Forscher 
gegenseitig  unterstützen,  nicht  bekämpfen  sollen,  ein  Princip,  wel- 
ches A.  V.  Kern  er  so  schön  in  neuester  Zeit  wieder  ausgesprochen 
hat,  durch  Nörgeleien  aller  Art  die  Botaniker  zu  energischer  Ab- 
wehr zwingt.  Braun. 

Sterzing  (Tirol),  16.  Februar  1887. 

Ich  bin  nun  in  der  Lage,  unsere  Verzeichnisse  verkäuflicher 
Pflanzen  versenden  zu  können,  die  diessmal  umfangreicher  erscheinen, 
als  je  in  den  früheren  Jahren.  Die  Ursache  dieser  Eeichhaltigkeit, 
circa  4000  Nummern,  liegt  in  der  Uebernahme  der  ganzen  Samm- 
lung des  Herrn  Buchiuger  in  Strassburg  a/K.,  der  durch  vierzig 
Jahre  einen  ausgebreiteten  Tauschverein  leitete  und  mit  circa  120 
der  namhaftesten  Botaniker  in  Verbindung  war,  so  dass  Exsiccaten 
aus  allen  fünf  Welttheilen  angeboten  werden  können,  und  zwar  in 
Exemplaren,  die  für  jedes  Herbar  anständig  sind,  indem  ich  durch 
sechs  Monate  auf  das  gewissenhafteste  alles  ausschied,  was  durch 
Ungunst  der  Zeit  oder  Insekten  gelitten  oder  schon  durch  ursprüng- 
liche Präparation  als  minder  schön  befunden  wurde,  und  bin  bereit, 
auf  ernstgemeinte  Wünsche  Abzüge,  insoweit  sie  langen,  zur  Einsicht 
vorzulegen.  —  Anfangs  August  vorigen  Jahres  machte  ich  mit  P ich- 
ler von  Lienz  eine  kurze  Excursion  nach  Kaibl  (Kärnthen),  um 
einige  Arten  für  die  Flora  exsic.  Austr.-Hung.  aufzubringen,  und  es 
ist  gelungen,  die  werthvollsten  einzuheimsen,  als:  Saocifraga  Carnio- 
lica  Hut.  1875,  eine  der  schöusten  Formen  von  S.  moschata  Wulf., 
mit  doppelt  grösseren  Blumenblättern  als  an  allen  übrigen  Varie- 
täten der  S.  moschata,  so  dass  ein  ähnliches  Verhältniss  eintritt, 
wie  zwischen  Saxifraga  biflora  All.  und  S.  macropetala  A.  Kern, 
Sie  kommt  nicht  besonders  häufig  am  Wischberge,  meistens  rasig 
zwischen  Sleinblöcken  vor,  und  zwar  besonders  gegen  die  Spitze  bei 
circa  2700  Meter  s.  m.  Ebenda  findet  man  auch  zerstreut :  Alyssum 
Ovirense  A.  Kern,  und  Eritrichium  nanum  Schrad.  Am  Fusse  des 
Wischberges,  in  der  „Ober-Kauitza"  blühten  noch  Banunculus  Traun- 
fellneri  Hop.  an  Lawinenstricben,  dann  Oenüana  pumila  Jacq.  und 
nur  mehr  sehr  einzeln  Paederota  Churchillii  Hut.  (1873)  (P.  Ageria 
XBonarota). —  An  der  „Canedul-Scharte"  der  Wischbachalpe,  einem 
der  reizendsten  mir  bekannten  botanischen  Punkte,  sammelten  wir 
Saxifraga  Beyeri  Hut.  (1875)  [S.  sedoides  y<  tenella] ,  die  meistens 
genau  die  Mitte  zwischen  den  Stammältern  hält  und  nicht  schwer 
sich  zu  erkennen  gibt  durch  die  Farbe  des  Laubes  und  die  kleinern 
schmälern  zugespitzten,  mehr  gelblich-grünen  Blumenblätter  als  bei 
S.  tenella  Wulf.,  und  die  in  zwar  wenigen  Stellen,  aber  in  einigen 
hübschen  Käsen  vorkommt.  Ebendaselbst  finden  sich  in  den  Moos- 
pölstern  eingebettet:  Cerastium  suhtriflointm  Rehb.  var.  in  einer 
prachtvollen  Form,  f«i-ner   Trifolium   Norimm  Wulf.,  und   an  grasi_ 


146 

gen  Orten  Hieracium  ooßydon  Fries,  var.  hymenophyllum.  Auf  den 
Bergwieseu,  theilweise  „Bärnlohner"  gecanut,  beobachtete  ich  das 
erstemal  die  prachtvolle  Silene  pelidna  Rehb.,  eine  gewiss  verkannte 
ausgezeichnete  Art!  Allium  ochroleucum  W.  K.  war  noch  nicht  in 
Blüthe.  Serratida  Vulpü  Fisch.  Ost.  fing  gerade  an  zu  blühen.  Cen- 
taurea  stricta  W.  K.  Festuca  alpestris  Host,  mischen  sich  mit  einer 
grossen  Anzahl  anderer  alpiner  Pflanzen,  z.  B.  Oxytropis  carinthiaca 
Fisch.  Ost.  und  der  ziemlich  seltenen  Saussurea  pygmaea  Spreng. — 
Im  Thale  hinter  dem  See  zum  Wischbach  ist  auch  an  trockenen 
schotterigen  waldigen  Orten  sehr  häufig  Euphrasia  Gamiolica  A. 
Kern,  und  hie  und  da  Euphorbia  Kerneri  Hut.  Ausser  dem  Dorfe 
Raibl  am  Fusse  des  „Königsberges"  kommt  noch  Rhinantus  serotinus 
A.  Kern,  (in  lit.)  vor,  der  aber  am  5.  August  noch  wenige  Blüthen  ent- 
wickelte, dann  noch  Asperu'a  longiflora  W.  K.  (var.  versicolor 
mihi)  nebst  Carduus  glaucus  Bmgt.  Rupert  Hut  er. 

Laibach,  am  16.  Februar  1887. 

Ich  erlaube  mir  die  sich  mit  Mycologie  beschäftigenden  Be- 
sitzer der  von  Director  A.  Kern  er  herausgegebenen  Flora  exsic- 
cata  Austro-Hungarica  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  auf 
den  welken  Theilen  von  Oenista  sagittalis  L.  meines  Exemplares 
(gesammelt  von  Stapf  bei  Adelsberg  in  Krain  und  ausgegeben  unter 
1235,  III.)  ein  sehr  schöner  Pyrenomycet  vorkommt.  I)r.  H.  Rehm 
in  Regensburg  hatte  die  Güte,  denselben  genau  zu  untersuchen,  und 
erkannte  ihn  als  neue,  sehr  gut  zu  unterscheidende  Art.  Er  wird  als 
Massarina  gigantospora  Rehm  in  Nr.  5  meiner  „Materialien  zur 
Pilzkunde  Krains"  in  Kürze  ausführlich  beschrieben  werden.  Sicher- 
lich findet  sich  dieser  Pilz  auch  in  anderen  Exemplaren  dieses  wirk- 
lich prächtigen  Herbariums  vor.  Voss. 

Tarvis,  28.  Februar  1887. 

Hierdurch  benachrichtige  ich  Sie,  dass  ich  am  24.  d.  M.  meine 

vierte  Reise  nach  Aegypten  angetreten  habe,  welche  auf  drei  Monate 

Dauer    berechnet    ist.    Ich  werde    diessmal  die    Mittelmeerküste  von 

Rosette  an  östlich  bis  gegen  die  Orenze  von  Palästina  untersuchen. 

P.  Ascherson. 

Brunn,  am  6.  März  1887. 
Anfangs  August  1885  fand  ich  am  Babi  vrch  bei  Moravka  und 
auf  sumpfigen  Wiesen  „u  Lhotü"  nächst  Slavica  in  Oesterreichisch- 
Schlesien  mehrere  zur  Senecio-Grui^pe  gehörige  Pflanzen,  die  bei 
flüchtiger  Betrachtung  eine,  wenn  auch  nur  sehr  entfernte  Aehnlich- 
keit  mit  einer  stark  vetkahlten  Form  des  *S.  crispatus  DC.  zeig- 
ten, bei  detaillirter  und  genauer  Beobachtung  aber  folgende  Diagnose 
ergaben:  „Blätter  breitherzförmig,  wenig  länger  als  breit,  uuter- 
seits  auf  den  Adern  kurzhaarig,  die  oberen  fast  ungetheilt  mit  breit- 
geflügelten Blattstielen,  die  unteren  lang  gestielt  mit  unterwärts 
verbreitertem,  halbumfa^^sendem  Blattstiele,  der  Blüthenstand  wenig- 
köpfig,  der  Stengel  im  oberen  Theile    schwach   spinnwebig    flockig"; 


147 

auf  Grundlage  dieser  Diagnose  trug  ich  keine  Bedenken,  dieselben 
als  S.,  suhaipinus  Koch,  zu  deuten,  welcher  Ansicht  sich  auch  Dr. 
Lad.  Celakovsky,  an  den  ich  ein  auf  Wiesen  „u  Lhotü"  nächst 
Slavica  eingesammeltes  Exemplar  zur  geneigten  Begutachtung  über- 
sendete, anschloss.  Somit  hat  die  Flora  Schlesiens  zwei  neue  Stand- 
orte dieser  seltenen  und  bisher  nur  auf  die  Beskiden  beschränkten 
Art  zu  verzeichnen.  Dr.  Formänek. 

Lemberg,  am  9.  März  1887. 

In  Folge  der  in  der  „Oesterr.  botan.  Zeitschr."  von  Dr.  v. 
Borbäs  letzthin  gemachten  Aeusserung,  wonach  meine  Rosa  leopo- 
liensis  keine  subfoliaren  Drüsen  besitze,  finde  ich  mich  bewosen,  auf 
das  entschiedenste  zu  erklären,  dass  die  Blätter  dieser  prächtigen 
Kose  im  Gregentheil  mit  sehr  zahlreichen,  meist  röthlichen  Drü- 
sen Unterseite  besetzt  sind,  dass  demnach  dieselbe  mii  R.  frutetorum 
Bess.  nichts  zu  thun  hat.  In  der  ganzen  Umgebung  von  Lemberg 
kommt  Rosa  leopoliensis  m.  ziemlich  zahlreich  vor,  und  ich  habe 
jedes  von  mir  angetroffene  Exemplar  auf  das  obige  Merkmal  geprüft, 
ich  habe  jedoch  keines  gefunden,  deren  Blätter  auf  der  Unterseite 
sehr  zahlreiche  Drüsen  nicht  besitzen  würden.  Dr.  WoJoszczak, 
welcher  im  vorigen  Jahre  in  meiner  Gesellschaft  diese  Kose  in 
lebenden  Exemplaren  zu  untersuchen  Gelegenheit  hatte,  bemerkte 
mir  gegenüber  ganz  ausdrücklich,  dass  Herr  H.  Braun  ganz  unrich- 
tig die  Rosa  leopoliensis  m.  mit  R.  frutetorum  Bess.  ideutificirt  hat, 
eben  wegeu  des  Vorhandenseins  der  Drüsen  auf  der  Unterseite  der 
Blätter  bei  R.  leopoliensis.  —  Ich  habe  nicht  behauptet,  meine  Rosa 
Skofitziana  sei  nicht  identisch  mit  R.  uncinella  var.  ciliata  Borb., 
wohl  aber  habe  ich  meiner  Ansicht  Ausdruck  gegeben,  dass  R.  Sko- 
fitziana m.  eine  selbständige  Art  ist  und  mit  R.  uncinella  Bess, 
nicht  vereinigt  werden  darf.  Br.  BJocki. 

Budapest,  10.  März  1887. 

Ich  habe  jene  Varietät  der  Tilia  XJlmifolia  Scop.  im  Herb,  des 
imgarischen  Nationalmuseums  untersucht,  welche  Bayer  in  seiner 
Monographie  dieser  Gattung  pag.  22  (24)  von  der  Oravitzaer  Tilia 
erwähnt,  und  welche  einen  Namen  (var.  trichoneura)  verdient.  Ich 
notirte  mir  folgende  kurze  Diagnose:  folia  miuima,  ambitu  sub- 
rotunda,  basi_^fere  truncata  vel  cordata,  longo  acuminata,  acumine 
lineari-elongato,  quam  foliorum  lamiua  triplo  breviore,  subtus,  pal- 
lida  vel  glaucescentia,  nervis  pilosis,  in  axillis  venarum  rubicundo- 
barbatis;  cymis  4-floris,  foliis  paulo  brevioribus.  Bracteae  vix  2  Ctm. 
longae  basi  pedimculatae.  —  Bei  Kärolyväros  fand  icii  eine  solche 
Schwesterform  der  Tilia  corallina,  welche,  was  die  grösseren  Zähne 
der  Blätter  betiifft,  dem  Formenkreise  der  T.  platyphyllos  Scop., 
bracteis  sessilibus,  der  T.  corylifolia  oder  T.  vitifolia  Host,  ent- 
spricht (var.  suhangiilata)-.  aber  s^olche  formae  svbvitifoliae  kommen 
auch  an  tomenfosa  Moench.  vor,  sowohl  in  Ung  irn,  als  bei  Boizeu- 
burg.  Ob  aber  auf  einem  Baume  alle  so  rebenähuliche  Blätter  oder 
mit  normalen  gemischt  vorkommen,  weiss  ich  noch  nicht.   T.  Euro- 


148 

•paea  L.  {T.  intermedia  Hayn.  et  Sw.,  DC.)  scheint  im  Süden  con- 
stant  mit  dreiblüthiger  Inflorescenz  vorzukommen  (var.  terniflora  m.); 
sie  kommt  auch  am  Monte  Sirente  Abrutiorum  vor  (Groves!)  — 
T.  corylifolia  Host,  kommt  bei  Schenmitz  vor.  —  Rubus  hifrons 
Vest.  fand  L.  Richter  bei  Pressburg  (Batzenhäusel),  „Haphendorf" 
in  „Oesterr.  botan.  Zeitschr."  1887,  pag.  113  =  Haschendorf,  — 
Q^uercus  Bedöi  „Erd.  Lap."  1887,  pag.  39  (non  Borb.  1886)  = 
Quercus  dacica  mihi.  —  Die  Frühlings-Safranarten  werden  von  den 
Rumänen  des  Krassö-Szöreuyer  Comitates  Brinduscha,  in  Süd- 
Croatien  Brendusa  genannt.  —  Tilia  Ulmifolia  Scop.  (vom  Autor 
mit  grossem  U  geschrieben)  ist  für  T.  yarvifolia  Ehrh.  kein  unpas- 
sender Name,  wenn  man  die  südlichen  Ülmus-kTi&n  kennt.  So 
habe  ich  in  Leopoldifeld  bei  Ofen  Abänderungen  der  Ulmus  glabra 
Mill.  gefunden,  in  welchen  die  Blätter  denjenigen  der  Linde  nicht 
unähnlich  sind  foliis  subrotuadis  mit  subrotundo  -  ovatis,  basi 
oblique  cordatis,  brevioribus  et  latioribus  ac  in  TJ.  glah^a,  minus 
acuminatis.  Auch  in  der  Umgebung  des  Litorale  findet  man  solche 
Formen  von  Üknus-Arten,  deren  Blätter  einer  Linde  mehr  minder 
ähnlich  sind.  v.  Borbäs. 


Personalnotizen. 

—  Dr.  H.  Wawra  Ritter  v.  Fernsee,  k.  k.  Marine-Stabsarzt 
in  Wien,  wurde  von  der  k.  k.  Gartenbau-Gesellschaft  in  Wien  zum 
Vicepräsidenten  gewählt;  ferners  wurden  zu  correspondirenden  Mit- 
gliedern ernannt:  Dr.  Julius  Wiesner,  üniversitäts- Professor  und 
Director  des  pflanzenphysiologischen  Instituts  in  Wien;  Dr.  Josef 
Böhm,  Professor  an  der  Universität  und  Hochschule  für  Bodencul- 
tur  in  Wien;  Dr.  Günther  Beck,  Privatdocent  an  der  Universität 
und  Gustos  am  k.  k.  Hof-Museum  in  Wien;  Dr.  Alfred  Bur ger- 
stein, Gymnasial-Professor  in  Wien;  Franz  Maly,  k.  k.  Hofgarten- 
Inspector  in  Wien. 

—  Baron  Ferdinand  v.  Müller  in  Melbourne  erhielt  das 
Grossherzogl.  Oldenburgische  Ehren-Ritterkreuz  L  Classe. 

—  Dr.  A.  W.  Eichler,  Professor  an  der  Universität,  Director 
des  botanischen  Gartens  und  botanischen  Museums  in  Berlin,  ist  am 
2.  März,  48  Jahre  alt,  gestorben. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmung^en. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Wien  am  7.  Jänner  1887  übersandte  Regierungsrath 
Prof.  Dr.  Constautin  Freiherr  v.  Ettingshausen  eine  Abhandlung, 
betitelt:  „Beiträge  zur  Keuntniss    der   fossilen   Flora  Neu- 


149 

Seelands",  In  einer  Abhandhing  über  die  „genetische  Gliederung 
der  Flora  von  Neuseeland"  (Sitzungsber.,  58.  Bd.,  1.  Abth.,  S.  953) 
versuchte  der  Verfasser  auf  indirectem  Wege  aus  der  Beschaffenheit 
der  endemischen  Flora  nachzuweisen,  dass  dieselbe  aus  einer  Flora 
hervorgegangen  ist,  welche  ausser  dem  Hauptelement,  dem  das  Haupt- 
glied der  lebenden  Flora  seinen  Ursprung  verdankt,  auch  noch  andere 
Elemente  enthalten  haben  musste,  denn  die  üeberreste  solcher  las- 
sen sich  in  der  lebenden  Flora  deutlich  erkennen.  Hiemit  in  vollem 
Einklänge  stehen  die  wichtigsten  Ergebnisse  der  vorgelegten  Ab- 
handlung: 1.  In  Neuseeland  ist  ein  Zusammenhang  seiner  Tertiär- 
mit  seiner  Jetztflora  nachweisbar.  2.  In  der  Tertiärflora  Neuseelands 
sind  die  Elemente  verschiedener  Floren  enthalten.  3.  Die  Tertiär- 
flora Neuseelands  bildet  einen  Theil  derselben  universellen  Flora, 
von  welcher  sämmtliche  Floren  der  Jetztwelt  abstammen.  4.  In  Neu- 
seeland ist  nur  ein  Theil  der  Gattungen  seiner  Tertiärflora  in  die 
jetzige  Flora  übergegangen,  der  andere  aber  ausgestorben. 

Die  Kreideflora  Neuseelands  ist  bis  jetzt  aus  vier  Locali- 
täten  zum  Vorschein  gekommen.  Eine  Keihe  von  Arten  dersel- 
ben sind  die  Vorläufer  von  Arten  der  Tertiärflora. 

Zahlreiche  Pflauzenreste  aus  älteren  mesozoischen  Lagerstätten 
müssen  sämmtlich  der  Triasformation  zugewiesen  werden,  da  die 
Arten  am  meisten  denen  der  Trias flora  entsprechen  und  eine 
Altersverschiedenheit  dieser  Localitäten  durch  die  gemeinsamen  Arten 
aujigeschlossen  erscheint. 

Dl-.  Richard  v.  Wettstein  in  Wien  überreichte  eine  Abhand- 
lung, betitelt:  „Zur  Morphologie  und  Biologie  der  Cystiden'". 
Die  wichtigsten  Ergebnisse  der  vom  Verfasser  an  der  Hymenom)^- 
ceten-Gattung  Coprinns  ausgeführten  Untersuchung  sind:  1.  Die 
Cystiden  sind  morpholosisch  gleichwerthig  den  Basidien  (Brefeld). 
2.  Unter  der  grossen  Zahl  mannigfacher  Formen  lassen  sich  zwei 
Typen  unterscheiden:  a)  freie  Cystiden,  die  nur  auf  einer  Seite  mit  der 
Lamelle,  auf  der  sie  entstanden  sind,  im  Zusammenhange  stehen. 
h)  Cystiden,  die  mit  ihrem  anfangs  freien  Ende  in  die  Trama  der 
gegenüberliegenden  Lamelle  sich  einkeilen  oder  mit  den  Elementen 
derselben  in  mannigfacher  Weise  verwachsen.  3.  Die  Aufgabe  der 
freien  Cystiden  besteht  zuerst  darin,  die  in  der  Jugend  enge  anein- 
anderliegenden Lamellen  auseinander  zu  drängen,  um  den  Sporen 
Raum  zur  Entwicklung  zu  geben  (Brefeld),  später,  das  Zusammen- 
schlagen der  Lamellen  zu  verhindern.  4.  Den  sich  in  die  gegenüber- 
liegende Lamelle  eindrängenden  oder  an  sie  anwachsenden  Cystiden 
kommt  ausser  der  sub  3  genannten  Aufgabe  noch  die  weitere  zu, 
das  zu  weite  Auseinanderdrücken  der  Lamellen  und  das  Zerreissen 
der  Hüte  zu  verhindern.  5.  Nach  den  verschiedenen  Functionen  wir- 
ken die  Cystiden  bestimmend  auf  die  äussere  Form  der  Hüte.  6.  Die 
Bedeutung  der  Cystiden  für  die  systematische  Unterscheidung  der 
Coprinus-kTim.  ist  gering. 

—  In  der  Monats-Versammlung  der  k.  k.  zoologisch-bota- 
nischen  Gesellschaft    in  Wien   am    2.    März   hielten  Vorträge 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  4.  Heft  1887.  12 


150 

über  botanische  Gegenstände  die  Herren:  Gr.  Seunholz  „Ueber 
Amorphophallus^ .  Der  Vortragende  erläuterte  an  einem  lebenden 
cultivirten  Exemplar  die  morphologischen  Verhältnisse  dieser  nichts 
weniger  als  schönen,  dabei  aber  auch  noch  höchst  übelriechenden 
Aroidee.  Dr.  M.  Kronfeld  „üeber  den  Blüthenstand  der  Gattung 
Typha'^.  In  nahezu  einstündiger  Rede  wurden  die  wechselnden  An- 
schauungen der  Autoren  über  die  morphologische  Bedeutung  der 
einzelnen  Blüthenorgane  und  die  Inflorescenz  dieser  Gattung,  sowie 
ihrer  nächsten  Verwandten:  Sparganium,  kritisch  beleuchtet,  und 
schliesslich  mehrere  von  Dr.  Kronfeld  beobachtete  Fälle  von  Form- 
Anomalien  (Gradationen  der  Distanzirung  des  männlichen  und  weib- 
lichen Blüthenstaudes;  Heterogamie ;  Theilung  des  Kolbens  durch 
Spaltung  der  Spindel  etc.)  angeführt  und  an  Exsiccaten  demonstrirt. 
Dr.  F.  Palacky  verwerthete  die  auf  seinen  vielfachen  paleontologi- 
schen  Forschungsreisen  gewonnenen  Erfahrungen  in  einer  sehr  in- 
structiven  Darstellimg  der  präglacialen  Flora  Mitteleuropas, 
unter  Hindeutung  auf  deren  Repräsentanten  in  der  jetzigen  Sumpf- 
und  Alpenflora.  Ferner  besprach  er  zwei  einschlägige  Werke,  näm- 
lich: „Die  Flora  des  Bernsteins"  von  H.  Conwenz.  Danzig  1880, 
imd  „On  the  flora  of  the  Croma  Forest-bed^',  by  Clement  Reid. 
Schliesslich  legte  Dr.  C.  Richter  ein  für  die  Verhandlungsschriften 
bestimmtes  Manuscript  über  von  ihm  io  Niederösterreich  neu  auf- 
gefundene Pflanzen  vor.  Zwei  davon  stellt  Herr  Richter  als  novae 
species  auf:  Eplpactis  orhicularis,  Standort:  nördliche  Abdachung  des 
Semmering  bis  in  die  Atlitzgräben  hinab;  und  Viola  Wettstemii,  eine 
Mittelform  (kein  Bastard)  zwischen  V.  sylvestris  und  Riviniana; 
gleichfalls  am  Semmering  beobachtet.  Moritz  Pi-ihoda. 

—  In  einer  Versammlung  des  Vereins  „Mittelschule"  in  Wien 
am  26.  Februar  hielt  Professor  E.  Suess  einen  Nachruf  für  den 
verstorbenen  Regierimgsrath  Dr.  Alois  Pokoruy.  Professor  Suess, 
ein  langjähriger  Freund  Pokorny's,  hob  einleitend  hervor,  dass  der 
verewigte  Forscher  in  unserem  Schulwesen  eine  Stellung  und  Bedeu- 
tung errungen,  die  keiner  seiner  Vorgänger  aufzuweisen  hatte.  Denn 
das  könne  heute  ruhig  gesagt  werden,  dass  vor  Alois  Pokoruy  Nie- 
mand mit  demselben  Eifer  und  gleichem  Erfolge  an  der  Verbesse- 
rung des  naturgeschichtlichen  Unterrichtes  an  den  Mittelschulen 
unserer  Monarchie  thätig  gewesen  sei.  Die  Zahl  der  Exemplare  sei- 
ner Bücher  für  Volks-  und  Mittelschulen,  welche  weit  über  die 
Grenzen  Oesterreichs  in  acht  Sprachen  verbreitet  sind,  betrage  mehr 
als  eine  Million.  Pokorny  widmete  sich  anfangs  den  juridischen  Stu- 
dien, aus  dem  Juristen  wurde  aber  bald  ein  Botaniker.  Es  sei  be- 
zeichnend für  die  hohe  Begabung  in  Oesterreich,  dass  zu  einer  Zeit, 
in  welcher  es  fast  gar  keinen  naturgeschichtlichen  Unterricht  gab, 
doch  eine  so  grosse  Anzahl  von  Autodidacten  auf  diesem  Gebiete 
entstanden  sei.  Professor  Suess  skizzirte  sodann  den  Lebenslauf 
Pokorny's,  würdigte  ihn  als  Menschen,  Gelehrten  und  Familienvater 
und  schloss  mit  den  Worten,  Pokorny  gereiche   seinem    Stande    zur 


151 

vollsteD  Ehre,  er  war  ein  vollkommener  Charakter.  Der  Vorsitzende 
Lissner  theilte  hierauf  mit,  dass  der  Lehrkörper  des  Communal- 
Keal-  und  Ober-Gymnasiums  in  der  Leopoldstadt  sich  an  den  Verein 
„Mittelschule"  mit  dem  Ersuchen  gewendet  habe,  daselbst  gemein- 
schaftlich eine  Gedenktafel  für  Dr.  Alois  Pokorny  zu  errichten. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Scheppig  mit  Pflan- 
zen aus  Deutschland. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Dr.  Richter, 
Runge,  Porstinger  und  Fräulein  Boresch. 

Aus  Niederösterreich  eingesendet  von  Keller:  Achillea  alpl- 
eola,  Arenaria  grandiflora,  Carex  aterrima,  O.  hrachystachijs,  C.  ni- 
gra, C  ornithopodioides,  C.  rupestris,  Carlina  longifolia,  Chaere- 
phi/Uum  aromaticum,  Epilohium  trigonum,  Euphrasia  'minima,  E. 
■salishurgensis,  E.  versicolor,  Festuca,  rupicaprina,  Onaplialium  Hop- 
peanum,  Hieracium  piliferum,,  Jmicus  Hostii,  Leontodon  Taraxaci, 
Libaiiotis  montana,  Pachypleurimi  shnplex,  Peucedanum  verticillare, 
Manuncidus  Breyninus,  Rhododendron  intermedium,  Rosa  Carioti, 
Saussurea  discolor,  S.  pygmaea,  Silene  alpina. 

Aus  Westfalen  einges.  von  Runge:  Anacamptis  pyramidalis, 
Anagallis  caerulea,  Batrachium  divaricatum,  Botrychium  Lunaria, 
Carex  stellulata,  Gerastium  semidecandrum,  Chenopodium  /icifolium, 
Galeopsis  oehroleuca,  Galium  saasatile,  G.  silvestre,  G.  uliginosum, 
Gentiana  Amarella,  Myosotis  versicolor,  Nasturtium  officinale,  Scir- 
pus  caespitosus,  Spiranthes  autumnalis,  Taraxacum>  officinale  var. 
laciniatuni. 

Aus  Oberösterreich  einges.  von  Frank:  Calamintha  nepetoides, 
Campanula  glomerata,  Oynosurus  echinatus,  Centaurea  rhenana,  Epi- 
lohium Dodonaei,  Geranium  pusiUum,  G.  pyrenaicum,  Hippocrepis 
eömosa,  Hypochoeris  maculata,  Orchis  latifolia,  Rumex  scidatus, 
Saxifraga  Aizoon,  S.  rotundifolia,  Scabiosa  ochroleuca,  Thesium 
tenuifolium. 

Aus  Böhmen  einges.  von  Fräulein  Boresch:  Agrostis  spica 
venu,  Aira  ßexuosa,  Allium  oleraceum,  Bromus  secalinus,  B.  tecto- 
rum,  Carex  leporina,  Caucalis  daucoides,  C.  orientalis,  Chenopodium 
Bonus  Henricus,  Ch.  glaucum,  Festuca  elatior,  Fumaria  Vaillantii, 
Geranium  columbinum,  Helianthemum  oelandictim,  Panicum  milia- 
ceum,    Trifolium  agrarium,  Veronica  praecox,    V.  prostrata. 

Aus  Tirol  eingesendet  von  Fräulein  Boresch:  Geranium  motte, 
Goodyera  repens,  Mdchinsia  alpina,  Primxda  glutinosa,  Tofieldia 
calicidata,  Viola  saxatilis. 

Obige  Arten  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  ti.  (12  R.  Mark)  abgegeben  werden. 


152 

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tung zur  naturliistorischen  Untersuchung  vegetabilischer  Rohstoffe 

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mit  8  H.  Ost.  W.  »%      i          ■•                 1      r«      t  •■                         '^'^  pränumeriren. 

(/ö  Ä.  ji/«)fc)         RntPniK   iinn  RntsniKPr  i™  wege  des 

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XXXVII.  Jahrgang.  WIEN.  Mai  1887. 

ISTHAZiT.  Centaurea  carpatica.    Von  Dr    Forraänok.    —    Narthtcium     lieverchoni.    Von  Dr..   C  e- 
lakovsky.    —    Poa  polonica.    Von    Blocki.  Zygomorpher   Blüthenbau.    Von  F  o  c  k  e.    — 

Znr  Horaafrage.  Von, Prof.  Dr.  P  a  1  a  c  k  y.  —  Bildungsabweichungen.  Von  Voss.  —  Utrüularia 
brevicomis.  Von  Dr.  Celakovsky.  —  Pflanzennamen.  Von  Dr.  Kronfeld.  —  Prof.  Eichler. 
Von  Dr.  Garcke.  —  Flora  des  Etna.  Von  Strobl.  -■  Literaturberichte.  —  Correspondenz. 
Von  Keller,  Braun,  Beck,  Steininger,  Forraänek,  ßorbäs.  —  Personalnotizen.  — • 
Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen.  —  Botanischer  Tauschverein.  —  Inserat. 


Centanrea  carpaiica, 

Auetore  Ed.  Formänek. 

Rhizoma  cylindriGum.  Caulls  arachnoideo-tomentosus,  erectus, 
rarlus  suhadsceadens,  slmpleoß,  capitulo  uno,  0'30 — 0  40  m.  altus. 
Folia  0'06 — 0  09  m.  longa  et  2'5  cm.  lata,  firrna,  ovato-lanceolata, 
superiora  sessilia,  hasi  semiamplexicauli ,  vix  decurrente ,  hiferiora 
in  brevem  semiamplexicaidem  petiolum  attenuata,  omnia  folia  integra 
vel  noa  perspicue  remoto-dentata,  supra  obscure  virldia,  tenuiter-, 
infra  albido-cinerea  et  dense  arachnoldeo-tomentosa.  Phylla  involu- 
cralki  sine  margine  scarioso,  exteriora  ovata  integra  vel  lacerato- 
fimbriata,  (fere)  dimidio  breviora  interloribus,  haecoe  lato-ovata  basi 
lanceolata,  apice  scarioso,  pectinlforme  Jimbriata.  Pedimcidi  sab 
capitulo  incrassati.     Pappus  quinquies-septies  brevior  achenio. 

Habitat  in  m,onte  Javornih  apud  Halenkov  in  Beskidis ,  loco 
uno,  sed  ibidem  creberrima. 

Initio  mensis  Augusti  1885  a  tne  inventa. 

Diese  interessante  Pflanze  fand  ich  Anfang  August  1885,  auf 
der  Bukovina  im  Javornikgebirge  nächst  Hallenkau  und  zwar  auf 
der  mährischen  Seite,  nur  an  einer  Stelle,  hier  aber  massenhaft; 
selbe  kommt,  dem  Anscheine  nach,  höchst  selten  und  nur  in  den 
Karpathen  vor,  da  ich,  trotzdem  ich  fast  die  ganzen  Beskideu  zu 
Fuss  bereiste,  diese  schon  von  weitem  kenntliche  und  auf  den  ersten 
Blick  von  den  nächsten  Verwandten  der  Centaurea  axillaris  Willd. 
und  der  C.  montana  L.  verschiedene  Art  nirgends  angetroffen  habe, 

Oeslerr.  botan.  Zeitschrift.  5.  Heft.  1887.  13 


154 

dürfte  (?)  jedoch  auch  auf  der  ungarischen  Seite  des  Jawornik- 
gebirges  und  in  den  ungarischen  Karpathen,  wenn  auch  nur  höchst 
selten,  auftreten. 

Nachdem  ich  in  der  ganzen  mir  zu  Gebote  stehenden  Literatur 
vergebens  Umschau  gehalten  und  diese  scharf  ausgeprägte  und  durch 
ihre  auffallenden  Eigenschaften  von  allen  Verwandten  verschiedene 
Form  weder  in  meinem,  noch  in  den  Brünner  Herbarien  finden 
konnte,  entschloss  ich  mich  dieselbe  zu  benennen  und  eine  getreue 
Beschreibung  nach  dem  mir  vorliegenden,  leider  geringen  und  zum 
Theile  noch  unvollständigen  Materiale,  zu  entwerfen. 

Von  Centaurea  axillaris  Willd.  unterscheidet  sich  unsere  Pflanze 
durch  die  sitzenden,  den  Stengel  halbumfassenden,  kaum  herablau- 
fenden viel  breiteren  imd  kürzeren,  in  der  Regel  ganzrandigen  Blätter, 
durch  die  am  ßande  nicht  trockenhäutigen  Hüllblätter  und  den  viel 
kürzeren  Pappus. 

Grundverschieden  ist  unsere  Pflanze  auch  von  Centaurea  mon- 
tana  L.,  wie  ich  mich  durch  Vergleichung  derselben  mit  sämmtlichen 
zu  dieser  Art  gehörenden  Pflanzen  des  Herbares  des  Brünner  natur- 
forschendeu  Vereines  überzeugt  habe.  In  den  ausgedehnten  Samm- 
lungen dieses  Vereines,  fand  ich  diese  Art  von  zehn  verschiedenen 
(darunter  zwei  französische,  ein  croatischer  und  ein  steiermärkischer) 
Standorten  reichlich  vertreten.  Alle  Exemplare  dieser  Sammlung 
zeichnen  sich  durch  einen  (mitunter  breit-)  geflügelten  Stengel,  durch 
lange  und  weiche,  meist  grasgrüne,  ziemlich  kahle  oder  dünn  spinn- 
webig-wollige Blätter  und  durch  die  mit  einem  schwarzbraunen 
Rande  versehenen  Hüllblätter. 

Es  unterscheidet  sich  daher  unsere  Pflanze  von  der  Centaurea 
montana  L.  durch  den  nicht-  oder  kaum  geflügelten  Stengel,  durch 
den  fehlenden  Hautrand  der  Hüllblätter,  durch  die  auf  der  Ober- 
seite mattgrünen,  auf  der  Unterseite  weisslichgrauen,  dicht  spinn- 
webig-filzigen, viel  kürzereu  und  derben  Blätter  und  den  sehr  kurzen 
Pappus. 


JVariheciuin  Reverchoni  sp.  n. 

Von  Dr.  L.  Celakovsky. 

Rhizomate  longe  repente ;  caulibus  hasi  foliosis,  caeterum 
3 — 4foliis,  foliis  basilaribus  {^radicalibus'^)  3 — 4  et  Ulis  turionum 
sterilium  distachiis,  equitantibus,  lineari-ensiformibus,  compresso-vagi- 
natis,  vagina  lote  scarioso-nitido-marginata,  caulinis  sensini  de- 
crescentibus,  a  caule  distantibus,  supremis  laniina  brevissima 
acuminatis ;  bracteis  complicatis,  curvatis,  acuminatis;  brac- 
teola  (prophyllo)  plerumque  infra  medium  pedunculi  sita; 
racemo  laxifloro,  10 — 15-floro,  florum  pedunculis  longiusculis, 
subar  cuato  -  patent  ibus ;    ßlamentis    minus    dense    villosis;    pilis 


155 

eorum   omnihiis  suhaequilong is ;   ovario  conico   in  stylum  cras- 
siusculum  sensim  attenuato. 

Corsica:  ad  JBastelicatn,  locis  humidis  montis  Monte -Renoso 
27.  Jul.  1878  leg.  Elisee  Meverchon  {nomine  Narth.  ossifragi 
Suds.) 

Na rthecium  oss ifr agutn Suds,  differt :  caulibus  abasi  squa- 
moso-foliatis,  squamis  infimis  minimis ,  sequentibus  majoribus, 
superioribus  decrescentibus  adpressis,  bracteis  squamiformibus,  non 
complicatis,  obtuse  cucullatis,  bracteola  plerumque  stipra  nhe- 
dium  peduncuU  sita,  racetno  densifloro,  peduncidis  erectis, 
strictis  itaque  ßoribus  axi  subadpressis,  filamentis  dense  villosis,  pilis 
a  basi  versus  apicetn  filamenti  magis  elongatis,  ovario  in  stylum 
tenuem  abrupte  contractu. 

Diese  schöne  Art,  von  der  mir  fünf  so  schön,  wie  eben  Ro- 
ver chon  zu  sammeln  versteht,  aufgelegte  Exemplare  vorliegen,  ist 
sogleich  habituell  von  dem  gewöhnlichen  nördlicheren  N.  ossifragum  zu 
unterscheiden,  namentlich  durch  die  ganz  verschiedene  Phyllomorphose. 
Während  beim  N.  ossifragum  der  Stengel  bloss  Niederblätter 
(Schuppenblätter)  besitzt,  von  denen  die  untersten  am  kleinsten  sind 
und  von  deren  nachfolgenden  selten  eins  oder  das  andere  ein  Sprei- 
tenrudiment  trägt,  so  finden  sich  bei  der  Reverchon'schen  Pflanze 
am  Stengelgrunde  wohl  entwickelte  schwertförmige  Spreitenblätter, 
ähnlich  denen  der  sterilen  Triebe,  darüber  folgen  dann  wenige 
(3 — 4)  durch  längere  Internodien  getrennte  Stengelblätter,  die  gleich 
den  Bracteen  zusammengefaltet  und  mit  einer  kurzen  spitzen  Spreite 
versehen  sind.  Die  Blüthen  sind  merklich  grösser  als  beim  N.  ossi- 
fragum, weit  lockerer  stehend  und  länger  gestielt.  Auffällig  ist  noch 
der  weissglänzende  Hautrand  der  Blattscheiden,  der  zwar  beim  N. 
ossifragum  nicht  fehlt,  aber  doch  nicht  so  breit  und  auffällig  er- 
scheint. Die  Ausläufer  des  Rhizoms  sind  länger  und  dünner,  als 
ich  sie  je  beim  N.  ossifragum,  von  dem  mir  reichliches  Material  vor- 
liegt, gesehen  habe. 

Ob  das  Narth.  Reverchoni  ausser  auf  Corsica  noch  sonst  im 
Süden  vorkommt,  wird  noch  weiter  auszuforschen  sein.  Die  franzö- 
sische Pflanze,  die  wir  im  böhmischen  Museumsherbar  von  Pontivy 
und  aus  den  CentralpjTenäen  (Endress  ün.  itin.)  haben,  ist  nur 
N.  ossifragum.  Grenier  gibt  letzteres  auch  auf  Corsica  an  (Monte 
d'.Oro  etc.);  ob  damit  Ad^^  N.  Reverchoni  gemeint  war,  oder  ob  neben 
diesem  auch  das  N.  ossifragum  auf  Corsica  wächst,  bleibt  auch  noch 
auszumitteln. 

Ich  vermuthe  ferner,  dass  das  orientalische  ^^ Narth.  ossifragum"' 
vom  Pontus  Lazicus  oberhalb  Demil  (Balansa) ,  welches  Boi  ssier 
in  der  Fl.  Orient  aufführt  und  dessen  Standort  er  selbst  eine  „statio 
valde  disjuncta  et  insignis"  nennt,  vom  N.  ossifragum  specifisch  ver- 
schieden, möglicherweise  mit  dem  corsischen  A^.  Reverchoni  iden- 
tisch ist.  Einige  Boissier'sche  Angaben,  die  wohl  der  orientalischen 
Pflanze  entnommen  sind,  passen  nämlich  eher  auf  das  letztere,  als 
auf  iV.  ossifragum.    Es  heisst    dort:    „foliis  radicalibus    caule    bre- 

13* 


156 

vioribus,  caiilinis  2 — 3  abbreviatis,  pedicellis  basi  et  saepe  ad  medium 
bracteolatis".  Es  wäre  wüusclienswerth,  dass  Diejenigen,  denen  die 
Pflanze  Balansa's  zugänglich  ist,  dieselbe  mit  der  corsischen  Art 
vergleicben  möchten. 


Poa  poionica  n.  sp. 

Von  Br.  Blocki. 

Diagnose:  Wurzel  ohne  Ausläufer,  rasenförmig.  Halme 
steif,  dicklich,  0-20 — 0*25  M.  hoch,  wie  die  Blattscheideu 
und  Blätter  blaugrün  und  schärflich  rauh,  nur  in  der  un- 
teren Hälfte  beblättert,  dreiblätterig.  Blattscheiden  länger  als 
die  luternodien,  die  Halmknoten  gänzlich  bedeckend.  Blätter 
steif  aufrecht-abstehend,  3  Mm.  lang,  linealisch-flach,  kürzer 
als  ihre  Scheiden,  gegen  die  Spitze  plötzlich  verschmälert  und 
daselbst  kappenförmig  zusammengezogen.  Blatthäutchen  3  Mm.  laug, 
an  der  Spitze  abgestutzt.  liispe  eilanzettlich,  deren  Aeste  stets  auf- 
recht abstehend,  sehr  rauh,  die  unteren  zu  3 — 5.  Aehrchen  eilan- 
zettlich, 4 — 5  blüthig,  glänzend;  die  Deckspelzen  am  oberen  Eande 
breithäutig,  unter  der  Spitze  violett  gezeichnet. 

Bemerkungen:  Diese  ausgezeichnete  Art  steht  bezüglich  des 
Habitus  der  P.  caesia  Sm.  und  P.  glaucesccns  A.  Kern,  am  näch- 
sten, sie  unterscheidet  sich  jedoch  von  beiden  sehr  erheblich  durch 
viel  längere  Blatthäutchen,  sowie  durch  sehr  rauhe  Halme,  Blätter 
und  Blattscheiden.  Durch  das  letztgenannte  Merkmal  nähert  sich  P. 
poionica  m.  den  osteuropäischen  Arten:  P.  sterilis  (auch  himg.  an 
L.?),  P.  pannonica  A.  Kern.,  P.  podolica  mihi  und  P.  versicolor 
Bess.,  jedoch  unterscheiden  sich  diese  letzteren  Arten  von  P.  polo^ 
nica  m.,  abgesehen  vom  Habitus,  auf  den  ersten  Blick  dadurch, 
dass  sie  nackte,  d.  h.  von  Blattscheiden  unbedeckte  Halmknoten 
besitzen. 

Standort:  Sonnige  Grypstriften  bei  Ostapie  und  Okno  im  ost- 
galizischen  Miodoboryer  Hügelzuge,  nicht  selten.  Auch  dürfte  sie  in 
Wolhynien  und  Russisch-Podolien  zu  Hause  sein.  In  Südostgalizien 
habe  ich  P.  poionica  m.  nirgends  beobachtet,  wohl  aber  kommen 
daselbst  P.  pannonica  A.  Kern.,  P.  podolica  mihi  und  P.  versicolor 
Bess.  vor. 

Lemberg,  am  10.  April  1887. 


157 

Die  Entstehung  des  zygomorphen  Blüthenbaues. 

Von  W.  O.  Focke. 

(Scliluss.) 

Es  wird  nicht  nöthig  sein,  als  Beleg  für  die  allgemeine  Eicli- 
tigkeit  dieser  Anschammgen  Beispiele  anzuführen,  da  es  hinlänglich 
bekannt  ist,  dass  im  Grossen  und  Ganzen  die  Thatsachen  zu  der 
Theorie  stimmen.  Im  Einzelnen  hat  freilich  die  Züchtung  durch  lu- 
sektenthätigkeit  unzählige  Abweichungen  und  Besonderheiten  hervor- 
gerufen. Bei  den  Schmetterlingsblumen  z.  B.  ist  die  Fahne  das  best- 
entwickelte Kronblatt,  während  dies  nach  der  Theorie  nicht  der  Fall 
sein  sollte.  Beim  Kelch  der  Schmetterlingsblume  dagegen,  der  nur 
mittelbar  durch  die  Züchtung  beeinflusst  wurde,  ist  das  Verhalten 
ein  ganz  regelrechtes;  ferner  spricht  auch  die  Vergleichung  mit  den 
Caesalpinieen  dafür,  dass  die  stärkere  Entwicklung  der  Fahne  erst 
einem  späteren  Stadium  in  der  Ausbildung  der  Zygomorphie  an- 
gehört. 

Bei  den  Caesalpinieen,  z.  B.  bei  Cassia,  finden  sich  die  leich- 
testen Anfänge  der  Zygomorphie,  aber  hier  zeigt  sich  sofort,  dass 
es  nicht  Kelch  und  Krone  sind,  an  denen  die  ersten  Ansätze  zur 
Aenderung  des  Blüthenbaues  sichtbar  werden,  sondern  die  inneren 
Blattkreise  der  Blüthen,  die  Staubblätter  und  Fruchtblätter.  Ueber- 
haupt  ist  die  Zahl  der  streng  aktinomorphen  Blumen  weit  kleiner 
als  man  gewöhnlich  annimmt.  Als  ich  einmal  Nicotiana  unter  den 
Gattungen  mit  zygomorphen  Blumen  aufgezählt  hatte,  wurde  mir 
dies  von  der  Kritik  als  Fehler  angerechnet,  während  ich,  der  ich 
lange  Nicotianen  cultivirt  und  beobachtet  hatte,  es  für  selbstver- 
ständlich hielt,  dass  die  Zygomorphie  in  dieser  Gattung  eine  allbe- 
kannte Sache  sei.  Der  Fruchtblattkreis  ist  bei  Nicotiana  viergliedrig, 
der  Kronblattkreis  fünfgliedrig  und  der  Staubblattkreis  zeigt  inso- 
fern eine  Annäherung  an  die  Tetramerie,  als  ein  Staubfaden  regel- 
mässig kürzer  ist,  als  die  andern.  Die  typischen  Kosaceen-Blumen, 
z.  B.  Spiraeen,  Potentillen,  ßosen  u.  s.  w.  sind  vollständig  aktino- 
morph.  Die  einzelnen  Fruchtblätter  sind  aber  nicht  symmetrisch  ge- 
bildet, und  wenn  nun  bei  reducirten  Formen  von  dem  Fruchtblatt- 
kreise nur  ein  einziges  Glied  übrig  bleibt,  so  findet  sich  in  der 
übrigens  strahligen  Blume  ein  halbseitig  symmetrisches  Fruchtblatt. 
Es  ist  diess  z.  B.  bei  Alchemiüa  der  Fall,  deren  Untergattimg  Apha- 
nes  auch  nur  ein  einziges  Staubblatt  besitzt,  dessen  Stellung  dem- 
nach die  einzige  mögliche  Halbirungsebene  der  Blume  angibt.  Bei 
den  Chrysobalaneen  hat  sich  in  vielen  Gattungen  die  Zygomorphie 
weiter  ausgebildet,  indem  zunächst  die  Honigabsonderung  sich  auf 
die  Griffelseite  des  Fruchtblattes  beschränkte.  Eine  sackartige  oder 
selbst  spornartige  Honiggrube  und  Aenderungen  in  Stellung  und 
Zahl  der  Staubblätter  sind  dann  als  Folgen  von  Insektenzüchtuug 
entstanden;  die  Umbildung  der  aktinomorphen  in  die  zygomorphe 
Blütheuform  lässt  sich  hier  Schritt  für  Schritt  verfolgen. 


158 

Eine  andere  Störung  der  strahligen  Anordnung  im  Staubblatt- 
und  Fruchtblattkreise  beobachten  wir  bei  einigen  Gentianaceen.  In 
der  Gattung  Erythraea  sind  die  Kronblätter  unterwärts  zu  einer 
engen  Köhre  verwachsen,  aus  der  nur  die  Staubbeutel  und  die  Griifel- 
spitze  hervorragen.  So  gering  der  Spielraum  ist,  welchen  die  enge 
Mündung  der  Krone  bietet,  so  ist  es  doch  leicht  wahrzunehmen,  dass 
Staubbeutel  und  Narbe  sich  zur  Blüthezeit  von  einander  abwenden; 
der  Griffel  legt  sich  der  Krouröhre  an  der  einen  Seite  an,  die  sämmt- 
lichen  Staubblätter  an  der  entgegengesetzten.  Die  Gattung  Sabbat ia, 
nahe  verwandt  mit  Erythraea  und  Chlora,  hat  nicht  die  lange  enge 
Kronröhre  von  Erythraea,  so  dass  Griffel  und  Staubblätter  sich 
freier  bewegen  können.  Lester  F.  Ward  hat  beobachtet,  dass  sich 
bei  der  nordamerikanischen  Sabb.  angularis  zur  Zeit  der  Geschlechts- 
reife der  Griffel  nahezu  in  rechtem  Winkel  nach  der  den  Staubblät- 
tern entgegengesetzten  Seite  biegt.  Eine  fast  eben  so  beträchtliche 
Krümmung  der  Griffelspitze  beobachtete  ich  gemeinsam  mit  Herrn 
H.  Ross  auch  bei  Erythraea  gra7idißora  auf  Sicilien.  Offenbar  ge- 
währt dies  Auseinanderbiegen  der  Staubblätter  und  Narben  einen 
guten  Schutz  gegen  Selbstbestäubung  durch  Pollen  der  eigenen 
Blume.  Die  inneren  Blüthenkreise  sind  wegen  dieser  Stellungsver- 
hältuisse  bei  Sabbatia  und  Erythraea  nicht  mehr  aktinomorph. 

Eine  fernere  Art  von  beginnender  Zygomorphie  zeigt  sich  bei 
manchen  Pflanzen  mit  nickenden  Blumen,  deren  Griffel  sich  auf- 
wärts krümmen.  Den  Schlüssel  zur  Erklärung  dieser  Erscheinung 
liefert  uns  folgende  Beobachtung.  Stellt  man  eine  grossblumige  Lilie 
mit  nickenden  oder  wagrecht  abstehenden  Blumen,  also  etwa  L. 
auratum  oder  L.  lancifoliuni,  im  Blumentöpfe  so  an  eine  Zimmer- 
wand, dass  das  Licht  nur  von  der  Seite  auf  die  Blume  fällt,  so 
biegt  der  Griffel  sich  nicht,  wie  gewöhnlich,  aufwärts,  sondern  seit- 
wärts dem  Lichte  zu.  Die  Lilien  aus  der  Verwandtschaft  des  Lil. 
bulbiferum  haben  aufrechte  Blumen  mit  geraden  Griffeln.  Wenn  man 
aber  eine  solche  Blume  vor  dem  Aufblühen  künstlich  in  eine  wag- 
rechte Stellung  bringt  oder  wenn  sie  durch  zu  dichten  Stand  der 
Blumen  gezwungen  wird,  eine  derartige  Stellung  anzunehmen,  so 
biegt  der  Griffel  sich  aufwärts  und  wendet  seine  Narbe  dem  Lichte 
zu,  ebenso  wie  es  die  Arten  mit  normal  nickenden  Blumen  regel- 
mässig thuu  (vgl.  meine  Mittheilungen  in  Kosmos  VII,  1883,  S.  658). 
Stellt  man  eine  Pflanze  von  Hymantophyllum  {Gl.ivia)  so  auf,  dass 
die  zahlreichen  zu  einer  Dolde  vereinigten  Blumen  das  Licht  nur 
von  einer  Seite  erhalten,  so  können  sich  der  ßaumverhältnisse 
wegen  nicht  alle  Blumen  dem  Lichte  entgegenlichten,  aber  auch  in 
den  abgwendeten  Blumen  krümmen  sich  die  Griffel  nach  oben  oder 
zur  Seite,  so  dass  ihre  Narben  dem  Lichte  zugekehrt  sind.  Aehnliche 
Biegungen  zeigen  lange  Griffel  auch  bei  anderen  Amaryilidaceen, 
bei  Malvaceen  und  wahrscheinlich  bei  manchen  anderen  Pflanzen. 

Durch  die  Krümmung  der  Griffel  werden  die  Blumen  streng 
genommen  sofort  zygomorph,  denn  es  lässt  sich  bei  ihnen  nur  eine 
einzige  Halbinmgsebene  durch  den  Stempel  legen.  Wir  können  dann 


159 

aber,  z.  B.  bei  den  Liliaceen  und  Amaryllidaceen  an  den  verschie- 
deneu Arten  jede  Stufe  der  weiteren  Umbildung  der  Blume  zum 
zygomorphen  Bltithenbau  beobachten.  Zunächst  folgen  die  Staub- 
blätter dem  Griffel  und  krümmen  sich  in  gleicher  Weise.  Für 
die  Kreuzung  ist  es  am  nützlichsten,  wenn  die  Staubbeutel  in  fast 
gleicher  Höhe,  aber  noch  etwas  mehr  nach  innen  von  der  Narbe 
stehen.  Bei  den  Lilien  liegen  die  Saftbehälter  in  den  Kronblät- 
tern ,  aber  bei  anderen  Blumen ,  bei  denen  der  Honig  vom 
Blüthengrunde  abgesondert  wird ,  bringt  die  veränderte  Stellung 
der  Staub-  und  Fruchtblätter  eine  Bevorzugung  der  oberhalb  der 
Staubblätter  gelegenen  Gegend  mit  sich,  so  dass  statt  des  Honig- 
ringes an  jener  Stelle  eine  einzige  Honiggrube  gebildet  wird,  oder 
auch  mehrere  benachbarte.  Die  horizontale  Stellung  der  Blüthen  be- 
günstigt ferner  die  Förderung  des  unteren  Blumenblattes,  durch 
welche  die  Zygomorphie  vollständig  ausgeprägt  wird.  Horizontale 
Stellung  der  Blumen,  Krümmung  der  Griifel,  Krümmung  der  Staub- 
blätter, Entwickelung  eines  oberen  Nectariums,  Förderung  des  unte- 
ren Blumenblattes:  das  sind  die  Stufen,  welche  in  diesen  Fällen  die 
Umwandlung  der  aktinomorphen  Blume  in  die  zygomorphe  durch- 
zumachen pflegt. 

Es  mag  hier  noch  auf  einen  Punkt  hingewiesen  werden,  der 
fernere  Beachtung  verdient,  nämlich  auf  die  Böziehung  zwischen  In- 
sektenthätigkeit  und  Honigabsonderung.  Nägeli  hat  den  Gedanken 
ausgesprochen,  der  durch  krabbelnde  Insekten  ausgeübte  Reiz  bewirke 
im  Laufe  der  Generationen  ein  Wachsthum  der  Kronblätter  und 
führe  zur  Entstehung  grosser  Blumen.  Die  Thatsachen  widerlegen 
diese  Vorstellung  schon  bei  oberflächlicher  Prüfung.  Viele  der  am 
reichlichsten  von  Insekten  besuchten  Blumen  sind  klein,  stehen  aber 
in  grosser  Zahl  bei  einander  und  werden  dadurch  augenfälKg;  man 
denke  an  Compositen,  Kleearten,  Weiden,  Buchweizen,  Oa^^wwau. s.w. 
Die  grossen  Blumen  schliessen  dagegen  meistens  die  kleineren  In- 
sekten vom  Honiggenusse  aus;  sie  haben  in  der  Regel  nur  einen 
spärlichen,  aber  um  so  wirksameren  Besuch  durch  Schwärmer  oder 
andere  Falter  und  grosse  Hummeln.  Dagegen  zeigt  sich  die  Nägeli'sche 
Idee  wahrscheinlich  sehr  fruchtbar  für  das  Verstäudniss  der  Nekta- 
rienbildung.  Wenn  bestimmte  Stellen  der  Blume  stets  von  neuem 
durch  lusektenrüssel  gereizt  werden,  zumal  wenn  dabei  das  Gewebe 
angestochen  wird,  so  kann  vielleicht  an  dieser  Stelle  eine  anfangs 
pathologische  Saftabsonderung  im  Laufe  der  Generationen  normal 
und  physiologisch  werden.  Diese  Auffassung  verdient  wenigstens  eine 
nähere  Prüfuug,  zumal  da  sie  geeignet  scheint,  die  Lage  der  Honig- 
gruben in  manchen  Fällen  gut  zu  erklären. 

Auch  ein  anderer  Eiufluss  der  Insekten  spielt  vielleicht  eine 
gewisse  Rolle.  Bei  den  traubig  oder  in  irgend  einer  anderen  Weise 
um  eine  Mittelachse  gruppirten  Blumen  werden  die  Insekten  immer 
in  einer  bestimmten  Richtung  aufliegen,  nämlich  von  aussen  her  auf 
die  Achse  zu.  Es  lässt  sich  wohl  denken,  dass  in  röhrigen  Blumen 
durch  das  stets  von    derselben  Seite    erfolgende  Hineinzwängen    des 


160 

Insektenkörpers  in  die  Eöhre  eine  Erweiterung  oder  selbst  Auf- 
schlitzung der  Blumenmündung  erfolgte,  während  gleichzeitig  Griffel 
und  Staubgefässe  an  die  hintere  Wand  der  Blume  gedrängt  wurden, 
wie  bei  den  Labiaten,  Wenn  nun  aber  auch  bei  dem  gegenwärtigen 
Stande  unserer  Kenntnisse  eine  unmittelbare  Einwirkung  der  In- 
sektenthätigkeit  auf  den  Blüthenbau  nicht  eben  besonders  wahr- 
scheinlich ist,  so  kann  doch  der  auf  das  Gesetz  der  Erhaltung 
des  Zweckmässigen  begründete  züchtende  Einfluss  der  Insekten 
kaum  zweifelhaft  sein. 

Es  mag  hier  noch  bemerkt  werden,  dass  die  traubige  Blfithen- 
stellung,  welche  zur  Zygomorphie  führt,  nicht  mit  der  morphologi- 
schen Blüthentraube  gleichbedeutend  ist.  Bei  den  Cruciferen  z.  B. 
pflegen  erst  die  Früchte  wirklich  traubig  zu  stehen,  während  die 
Blüthen  in  der  Regel  fast  in  einer  Ebene  oder  gewölbten  Fläche 
liegen. 

Es  lassen  sich  nun  einige  Typen  des  zygomorphen  Blüthen- 
baues  unterscheiden,  welche  sich  in  den  verschiedensten  Pflanzen- 
familien wiederholen.  Der  erste  derselben,  den  wir  Leguminosen- 
Typus  nennen  wollen,  nimmt  seinen  Ausgang  von  einer  derartigen 
Krümmung  des  Griffels,  dass  die  concave  Seite  nach  oben  gerichtet 
ist.  Eine  solche  Krümmung  kann,  wie  erwähnt,  zunächst  einfach 
Folge  des  Lichtreizes  sein.  Der  Typus  findet  sich  bei  Blumen  mit 
freien  oder  nur  am  Grunde  verwachsenen  Kronblättern.  Amaryllida- 
ceen,  Chrysobalaneen,  Leguminosen  und  Geraniaceen  sind  sehr  ver- 
schiedene Familien,  in  denen  allen  man  aber  sämmtliche  üeber- 
gangsstufen  vom  aktinomorphen  zum  zygomorphen  Blüthenbau  vor- 
findet. In  der  Stellung  der  Organe,  der  Anordnung  und  Bildung 
einer  (oder  weniger)  Honiggrube  oder  Honigröhre  u.  s.  w.  zeigen  sie 
die  merkwürdigste  Uebereinstimmuug,  die  offenbar  auf  eine  gleich- 
artige Entstehungsgeschichte  hinweist. 

Es  ist  oben  versucht  worden,  den  Gang  derselben  kurz  zu 
skizziren.  Etwas  anders  gestalten  sich  die  Verhältnisse,  wenn  der 
Honig  fehlt  oder  wenn  er  nicht  vom  Blüthengrunde,  sondern  von 
Kronblättern  oder  Fruchtblättern  abgesondert  wird.  Immerhin  zei- 
gen die  zygomorphen  Blüthen  bei  Liliaceen  {Paraclisia,  Hemerocal- 
lis),  Ericaceen  {Rlwdodondron,  Pirola),  Personaten  {Verbascum), 
Capparidaceen  {Capyaris)  und  Sapindaceen  {Aesculus)  auffallende 
Analogien,  wenn  sie  auch  in  einer  oder  der  andern  Beziehung 
abweichen. 

Der  Labiaten-Typus  findet  sich  vorzüglich  bei  Blumen  mit 
entschieden  Sympetalen  Kronen,  bei  Lobeliaceen,  Caprifoliaceen,  Bi- 
gnoniaceen,  Persouaten  und  Labiaten.  Schon  bei  unvollkommener  Aus- 
prägung zeigen  Blumen  aus  ganz  verschiedenen  Familien  oft  eine 
überraschende  Aehnlichkeit  in  der  allgemeinen  Blüthentracht,  z.  B. 
Linnaea,  Echium,  Wulfenia,  Mentha,  Oladiolus.  Bei  vollständiger 
Ausprägung  des  Typus  pflegt  die  Krone  zweilippig  zu  werden,  der 
Staubblattkreis  oft  didynamisch ;  der  Griffel  liegt  an  der  Rückwand 
unter  der  Oberlippe.    Modificirt   ist    dieser    Typus    bei  den  Labiati- 


161 

floren  der  Compositen  und  noch  mehr  hei  den  Ligulifloren.  Ueher 
die  Entstehungsgeschichte  dieses  Typus  sind  ohen  bereits  einige  Ver- 
muthungen  ausgesprochen  worden. 

Wesentlich  schwieriger  erscheint  das  Verständniss  der  Ent- 
stehung einiger  anderen  zygomorphen  Blumen,  bei  denen  wahrschein- 
lich die  Züchtung  durch  Insekten  in  ganz  eigenartiger  Weise  erfolgt 
ist;  dahin  gehören  z.  B.  die  Typen  der  Polygalaceen,  Aristolochia- 
ceen,  Canna,  und  ein  Theil  der  Fumariaceen.  In  einer  gi-ossen  Zahl 
von  andern  Fällen  (Ranunculaceae,  Violaceae,  Resedaceae,  Orchi- 
daceae)  zeigen  sich  zwar  mancherlei  Eigenthümlichkeiten,  aber  doch 
keine  allzu  grossen  Abweichungen  von  den  bei  den  Leguminosen  und 
Labiaten  beobachteten  Verhältnissen. 

So  weit  wir  auch  noch  davon  entfernt  sind,  die  Entstehungs- 
geschichte der  einzelnen  zygomorphen  Blüthenformen  wirklich  zu  ken- 
nen, so  dürften  doch  die  vorstehenden  Betrachtungen  zeigen,  dass 
ihre  Entwicklung  durch  sehr  verschiedene  Factoren  bedingt  ist,  von 
denen  manche  sich  in  ihrer  Wirkungsweise  bereits  sehr  wohl  wür- 
digen und  verstehen  lassen. 

Die  auf  den  vorstehenden  Blättern  niedergelegten  Beobachtun- 
gen und  Betrachtungen  waren  so  weit  abgeschlossen,  als  mir  die 
neue  Arbeit  des  Herrn  Professor  Vöchting  über  Zygomorphie  und 
deren  Ursachen  (Pringsh.  Jahrb.  wiss.  Bot.  XVII,  1886)  bekannt 
wurde.  Es  wird  darin  der  Nachweis  geführt,  dass  die  Blüthen  ge- 
wisser Pflanzen  je  nach  ihrer  aufrechten  oder  wagerechten  Stellung 
aktinomorph  oder  zygomorph  werden.  Ich  habe  es  vorgezogen,  diese 
neuen  Erfahrungen  vorläufig  von  den  obigen  Betrachtungen  auszu- 
schliessen,  möchte  aber  nicht  unterlassen,  hier  auf  jene  wichtige 
Arbeit  hinzuweisen,  zumal  da  weitere  Mittheiluugen  über  denselben 
Gegenstand  in  Aussicht  gestellt  sind. 

Bremen,  am  13.  December  1886. 


Zur  Homa-  (Soma-)  Frage. 

Von  Prof.  Dr.  J.  Palacky. 

Bekanntlich  ist  die  heilige  Pflanze  der  alten  Arier,  das  gött- 
liche Homa,  ein  Genussmittel  gewesen,  dessen  Tradition  sich  nicht 
mehr  erhalten  hat. 

Die  Annahme,  es  sei  der  Saft  der  Asclepiadee  Asdepias  acida 
(Roxburgh  =::  aphylla  Roxburgh  et  Hooker  Fl.  f.  british  India)  Sar- 
costemma  hrevistigma  Wigth  gewesen,   ist  doppelt  unwahrscheinlich. 

Erstens  wächst  diese  nur  im  Dekan  auf  Felsen,  wo  die  Arier 
zur  Zeit  des  Somacultes  noch  nicht  waren,  am  wenigsten  die  persi- 
schen Arier.  Andererseits  ist  nicht  anzunehmen,  dass  ein  saurer 
Milchsaft   in   einem  Lande,    das   so    viele  Früchte  besass,   göttliche 


162 

Ehren  erhalten  hätte,  und  z.  B.  in  der  Elwend'schen  Keilschiift  als 
■erste  Göttergabe  vor  dem  Himmel  und  Menschen  aufgeführt  worden 
wäre.  (Ritter  VIE.  76.) 

Eine  Notiz  bei  Aitchison  Vegetation  des  Kurumthales  (II, 
London.  Linean  Soc.)  ist  vielleicht  geeignet,  hier  auf  eine  bessere 
Fährte  zu  führen.  Es  steht  dort  bei  Olea  cuspidata  Wallich  =^ferrugi- 
nea  Koyle  ex  Fl.  british  India  (wild  und  cultivirt  dort)  superstitiously 
venerated  by  the  Afgans.  Nun  sind  die  heutigen  Afghanen  Nach- 
kommen der  alten  Arier  und  können  ihre  Traditionen  bewahrt 
haben.  Diese  Spec.  kommt  im  nordwestlichen  Himalaya  ob  Caschmir 
in  2  —  6000'  Höhe  vor.  Olea  glanduUfera,  sonst  noch  die  einzige 
Specie  des  Himalaya,  geht  in  derselben  Höhe  bis  Nepal.  Wenn  man 
annehmen  könnte,  das  Homa  sei  eine  Olive  gewesen,  so  würden 
sich  manche  Stellen  besser  erklären  lassen  als  aus  einem  gifti- 
gen Milchsaft.  Es  würde  erklärlicher  sein,  warum  das  Homa 
bei  den  Ariern  in  Vergessenheit  gerieth,  als  sie  iu  die  tropische 
Niederung  Indiens  kamen,  denn  dort  wächst  keine  Olea,  erst  im 
Dekan  und  in  Bengalen  kommt  0.  dioica  Roxburgh  und  auf  den 
Nilgeries  (die  die  Arier  nicht  erreichten)  polygama  Wigth  vor,  in 
drei  weiteren  Arten  im  Osten.  Ab«r  auch  im  kalten  persischen  Berg- 
laade  ist  das  Aussterben  dieser  Pflanze  dann  begreiflich. 


Bildungsabweichungen  an  Gaianthns  nivtiiis  L. 

Von  Wilhelm  Voss. 

Im  Jahre  1885  habe  ich  dieser  Zeitschrift  Beobachtungen  mit- 
getheilt,  welche  sich  auf  eigenthümliche  Zwiebelbildungen  bei  Leu- 
cojum  vernum  L.  beziehen.  Die  aus  der  hiesigen  Gegend  stammen- 
den Pflanzen  zeigten  Verdoppelungen  ihrer  unterirdischen  Stämme; 
einige  der  auffallendsten  Formen  wurden  bildlich  zur  Darstellung 
gebracht.  ^)  —  In  demselben  Jahrgänge  der  Oesterr.  botan.  Zeitschrift 
(pag.  149)  veröffentlichte  mein  hochgeschätzter  früherer  Lehrer,  Prof. 
Dr.  A.  Kornhuber,  den  Aufsatz:  „Zur  Zwiebelbildung  bei  der  Gat- 
tung Leucojum^'-.  Darin  theilt  uns  Verfasser  mit,  dass  er  diese 
Bilduugsform  vor  langer  Zeit  in  den  Umgebungen  von  Salzburg 
beobachtete,  wo  Leucojum  vernum  L.  auf  den  Inseln  und  Werdern 
der  Salzach,  z.  B.  in  der  Josephsau,  Lieferingerau  und  an  anderen 
Orten  zahlreich  wächst.  An  Galanthus  nivalis  sei  diese  unregel- 
mässige  Zwiebelbildung  nicht  beobachtet  worden,  jedoch  gar  nicht 
selten  an  Leucojum  aestivum  L.  und  zwar  in  den  Umgebungen  von 
Achau  und  Laxenburg,  ein  neuaufgefundener  Standort  des  Leucojum 
aestivum  im  Florengebiete  Wiens. 

*)  Seite  22—85,  mit  4  xylogr.  Abbildungen. 


163 

Es  sind  daher  zwei  Arten  aus  der  Familie  der  Amaryllideen, 
Leucojum  vernum  und  aestivum  L.  bekannt,  bei  welchen  Doppel- 
zwiebel gefunden  wurden.  —  Heute  erlaube  ich  mir  als  dritte  Art. 
Galanthus  nivalis  L.  anzureihen.  Da  weder  bei  Ir misch  (Zur 
Morphologie  der  monokotylischen  Knollen-  und  Zwiebelgewächse) 
noch  in  der  unlängst  erschienenen  deutschen  und  vermehrten  Ueber- 
setzung  von  Master's  Pflanzenteratologie  einer  derartigen  Bildungs- 
abweichung am  Schneeglöckchen  gedacht  wurde,  so  soll  hier  näher 
darauf  eingegangen  werden. 

In  den  ersten  Märztagen  des  laufenden  Jahres  brachte  einer 
meiner  Schüler  zur  Belebung  des  botanischen  Unterrichtes  Schnee- 
glöckchen von  Kaltenbruun  bei  Laibach.  Bei  Besichtigung  dieser 
Pflanzen  fiel  mir  eine  auf,  wo  unter  der  Zwiebel  noch  ein  Stengel- 
stück zu  bemerken  war.  Ich  ermunterte  nun  diesen  Schüler,  nochmals 
die  Stelle  zu  besuchen,  um  Pflanzen  auszugraben  dabei  aber  mehr  in 
die  Tiefe  zu  gehen;  es  wäre  möglich,  dass  er  Schneeglöckchen  fände, 
wo  unter  der  oberen  Zwiebel,  noch  eine  zweite,  tiefere  sei.  —  In 
der  That  erhielt  ich  nach  einigen  Tagen  das  Gewünschte. 

Unter  den  25  Exemplaren  von  Galanthus  nivalis  L.,  die  alle 
schön  und  kräftig  entwickelt  waren,  befand  sich  eines,  wo  zwei 
Zwiebeln  übereinander  stehen  und  von  einander  durch  ein  2*5  Cm. 
langes,  schwach  gebogenes  Stengelstück  getrennt  sind.  Beide  Zwiebeln 
waren  reich  bewurzelt.  Von  den,  meinem  oben  erwähnten  Aufsatze 
beigegebenen  Abbildungen  würde  Fig.  2  am  besten  zu  dem  vorlie- 
genden Falle  passen,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  unser  Galanthus 
nivalis  in  Blüthe  stand.  Das  besprochene  Exemplar  befindet  sich  im 
Herbar  der  Staatsoberrealschule  und  steht  zur  Ansicht  mit  Vergnügen 
zur  Verfügung. 

Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich  noch  einer  Galanthus-V^dkMiQ 
hiesiger  Gegend  erwähnen,  die  zwei  Blüthenschäfte  entwickelt  hatte.  Von 
den  beiden  Blüthen  war  die  eine  nach  der  Drei-,  die  andere  hingegen 
nach  der  Vier  zahl  gebaut.  —  Im  äusseren  Blattkreise  stehen  vier 
Kelchblätter,  dann  alternirend  im  zweiten  Kreise  vier  Kronenblätter. 
Von  den  acht  Staubfäden  stehen  vier  so  wie  die  äusseren,  vier  wie 
die  inneren  Blütlieublätter.  Die  vier  Fruchtblätter  liegen  wie  die 
Kelchblätter  und  haben  sich  zu  einem  vierfächerigen  Fruchtknoten 
verbunden.  Aeusserlich  sind  diese  vier  Fruchtfächer,  durch  ebenso 
viele  scharfe  Kanten  des  Fruchtknotens  kenntlich.  Endlich  finden  sich 
im  inneren  Winkel  jedes  Fruchtknotenfaches  zwei  Reihen  von  Samen- 
knospen, daher  acht  im  Ganzen.  Die  Grösse  und  Form  der  Blüthen- 
organe,  mit  Ausnahme  des  Fruchtknoten,  stimmt  vollständig  mit 
jener  normal  gebauter  Blüthen  überein. 

Blüthenformel:  K.4  .  C.4  .  A.4  +  4  .  G.4. 

Diese  Schneeglöckchenblüthe  ist  demnach  ganz  so  gebaut  wie 
die  Blüthe  von  Paris  quadrifoUa  L.,  und  ihr  Diagramm  würde  genau 
so  aussehen,  wie  jenes  von  Gagea  arvensis,  welches  Herr  Carl  Schil- 


164 

berszky  auf  der,  seiner  Abhandlung  (diese  Zeitschrift  1886,  p.  264) 
beigegebenen  Tafel  unter  II  gezeichnet  hat. 

Laib  ach,  im  März  1887. 


Nochmals  ttricniarin  brericornis. 

Von  L.  Celakovsky. 

(Fortsetzung.) 

Was  die  bisher  bekannte  geographische  Verbreitung  der  Utric. 
ochroleuca  betriift,  so  hat  Ascherson  eine  bereits  recht  ansehnliche 
Liste  von  Standorten  zusammengestellt.  Danach  kommt  die  Art,  so- 
viel bekannt,  vor:  1.  in  Schweden  vielfach  (nach  Hartman),  2. 
in  Norwegen  an  zwei  Stellen  nach  Blytt,  3.  in  Dänemark  im 
Moor  bei  Lyngby  (Th.  Holm  als  Utricularia  intermedia),  4.  in 
Deutschland  und  zwar  in  Brandenburg,  Oberlausitz,  Schlesien, 
ßheinbaiern  (Zweibrücken),  5.  in  Oesterreich-Ungarn:  Böhmen; 
Tirol  (etwas  fraglich);  6.  Frankreich:  am  See  von  Longemer  in 
den  Vogesen  (Perriu). 

Zu  der  dänischen  Pflanze  von  Lyngby  bemerkt  Ascherson: 
„dieselbe  hat  für  Ub\  ochroleuca  ungewöhnlich  grosse  CoroUen  und 
lange  Sporne,  sowie  verhältnissmässig  lange  Blattzipfel,  an  denen 
mitunter  bis  4  Seitenzähne  vorhanden  sind.  Die  Exemplare  der  U. 
ochroleuca  von  Zweibrücken  (F.  Schultz)  kommen  in  der  Länge  der 
Blattzipfel  und  des  Sporns  dieser  dänischen  Pflanze  nahe;  trotzdem 
zweifelt  R.  v.  Uechtritz  so  wenig  als  ich  daran,  dass  diese  Form 
zu  U.  ochroleuca  zu  rechnen  ist;  der  in  (von?)  der  Unterlippe  ab- 
stehende Sporn  bewährt  sich  bei  derselben   als  ein  gutes  Merkmal." 

Prof.  Ascherson's  Güte  verdanke  ich  die  Zusendung  sowohl 
der  dänischen,  als  der  pfälzer  Pflanze  von  Koch  und  von  F.  Schultz. 
Diese  Pflanzen  weichen  in  der  That  von  der  typischen  U.  ochroleuca 
oder  hrevicornis  bedeutend  ab,  so  zwar,  dass  ich  sie  gar  nicht  als 
meine  U.  hrevicornis  anerkennen  kann,  sondern  zur  Ü.  intermedia 
verweisen  muss.  Der  ganze  Habitus  der  dänischen  und  pfälzer  Pflanze 
ist  der  der  U.  intermedia^),  sie  ist  nämlich  ebenso  stattlich,  ihre 
Blätter  ebenso  gross  und  langzipfelig,  die  Schläuche  ebenfalls  sehr 
gross  und  nur  auf  besonderen  Zweigen  sitzend,  der  Schaft  und  die 
Kelche  grün,  letztere  nebst  Deckblättern  so  gross,  wie  sonst  bei  U. 
intermedia,  am  Schafte  öfter  nur  ein  leeres  Schuppenblatt,  die  Co- 
rolle  gross  und  der  lange  Sporn  so  laug  oder  doch  nicht  viel  kürzer 
als  die  Unterlippe,  bald  auch  entschieden  walzlich,  bald  freilich  mehr 


*)  Prof.  Ascherson  selbst  schrieb  mir:  „Es  ist  anzuerkennen,  dass 
Koch  beide  Pflanzen  so  sicher  trennte,  obwohl  der  Habitus  und  der  Sporn 
der  pfälzer  Pflanze  lange  nicht  so  von  U.  intermedia  abweichen,  als  von  Ihrer 
und  Hartmans  Pflanze." 


165 

walzig-kegelförmig,  sehr  allmälig  verschmälert,  die  Wiuterküospea 
siud  eilänglich,  gross  imd  dabei  dicht  rauhhaarig-zottig.  —  Alles 
das  sind  Merkmale  der   U.  intermedia. 

Nur  in  den  Blattzipfelu  weicht  die  genannte  Form  von  Utric. 
intennedia  ab  und  nähert  sich  mehr  der  U.  ochroleuca^),  indem  die 
Blätter  spitz  und  in  einen  Mucro  allmälig  zugespitzt  sind,  auch  die 
wimpertragenden  Seitenzähnchen  mehr  vorgezogen  sind,  entfernter 
stehen  und  ihrer  jederseits  meist  nur  3—4  vorhanden  sind.  Da  ich 
diese  Form  früher  nicht  kannte,  so  glaubte  ich  allerdings,  dass  auch 
in  den  Blattzipfeln  ein  durchgreifender  Unterschied  zwischen  Utric. 
hrevicornis  und  intermedia  besteht,  was  nun  meiner  Ansicht  nach 
durch  das  Dasein  der  dänisch-pfälzer  Form  widerlegt  wird.  Denn, 
was  die  Deutung  der  letzteren  betrifft,  so  müssen  wir  uns  doch  fra- 
gen, ob  die  einzige  Uebereinstimmung  mit  der  U.  ochroleuca  in  den 
Blättern  (die  im  Sporn  ist  nur  theilweise  und  scheinbar)  mehr  wiegt, 
als  alle  anderen  Merkmale  (im  Wesentlichen  auch  der  Sporn),  die 
der  U.  intermedia  gehören,  zusammengenommen?  Ich  habe  darauf- 
hin die  ßlattzipfel  aller  mir  zur  Verfügung  stehenden  Exemplare  re- 
vidirt  und  gefunden,  dass  allerdings  eine  scharfe  Grenze  zwischen 
beiden  Formen  der  Blattzipfel  nicht  besteht,  indem  die  Extreme  in 
der  Stumpfheit  oder  Spitzigkeit  der  Blattzipfel,  der  Zahl,  Dichtig- 
keit und  Deutlichkeit  der  Wimperzähnchen  durch  allmälige  Ueber- 
gänge  verbunden  werden.  Dieses  Eesultat  stimmt  mit  dem  systema- 
tischen Werthe  des  Laubes  in  den  zwei  anderen  Gruppen  der  euro- 
päischen Utricularien  überein,  indem  auch  U.  vulgaris  und  neglecta, 
dann  U.  minor  und  Bremii  in  den  Blättern  (ausser  einigermassen 
nach  Grössenverhältnissen)  kaum  unterschieden  werden  können,  und 
wo  auch  den  Blüthen  die  specifischen  Merkmale  zukommen. 

Ich  könnte  mich  hiebei  auch  noch  auf  den  (leider  letzten!) 
Brief  von  Uechtritz  berufen,  worin  dieser  bereits  die  schon  von 
Koch  und  dann  von  mir  hervorgehobenen  Merkmale  der  Blattzipfel 
kritisirte,  da  „die  Differenz  in  den  Blattzipfeln,  auf  die  schon  Koch 
bedeutendes  Gewicht  legt,  und  die  ja  auch  die  beiden  Species  bereits 
im  sterilen  Zustande  erkennen  lässt,  nicht  in  allen  Fällen  in  gleich 
ausgezeichneter  Weise  hervortritt".  —  „Die  Gestalt  und  Zahl  der 
Zähnchen  ist,"  fährt  er  fort,  „wenigstens  bei  der  wahren  U.  intet-- 
media  entschieden  etwas  variabel,  so  finden  sich  auch  weniger  wie 
zehn  jederseits,  und  den  allerdings  gewöhnlich  kurzen  sind  bisweilen 
deutlicher  verlängerte  beigemengt.  Ich  glaube  sogar  gegabelte  Bor- 
sten gesehen  zu  haben!"  —  Letztere  Bemerkung  ist  völlig  zutreffend, 
solche    gegabelte   Borsten    (eigentlich  zu  zwei   dicht  neben  einander 


*)  Ascherson  beruft  sich  noch  auf  den  von  der  Unterlippe  abstehen- 
den Sporn  als  ein  gutes  Kriterion.  Ich  weiss  nicht,  ob  man  an  getrockneten 
Blüthen  die  natürliche  Richtung  noch  richtig  beurtheilen  kann.  Ich  möchte 
auch  nur  insofern  diesem  Merkmal  Werth  beilegen,  als  ein  kurz  kegelförmiger 
Sporn  bei  gleicher  Richtung  mehr  abstehen  wird,  als  ein  langer,  walzenför- 
miger Sporn. 


166 

auf  einem  Zähnchen  stehende  Borsten)  sehe  ich  öfters  sowohl  bei 
der  pfälzer  Pflanze,  wie  bei  der   U.  Orafiana. 

Wenn  aber  meine  Auffassung  der  dänisch-pfälzischen  Pflanze 
richtig  ist,  wie  ich  bestimmt  glaube,  so  muss  man  von  der  U.  inter- 
media zwei  Varietäten  unterscheiden:  die  eine,  wohl  allgemeiner 
verbreitete,  mehr  breit-  und  stumpfzipfelige,  mit  zahlreicheren,  mehr 
genäherten  und  meist  auf  wenig  deutlichen  Zähnchen  sitzenden  Wim- 
pern mag  var.  Grafiana  {ü.  Q-rafiana  Koch)  heissen;  die  andere, 
wie  es  scheint,  seltenere,  bisher  nur  aus  der  Kheinpfalz  und  aus 
Dänemark  bekannte,  könnte  als  var.  Kochiana  bezeichnet  werden. 

Meine  aus  der  Koch'schen  Beschreibung  deducirte  Ansicht,  dass 
Koch  unter  der  U.  intermedia  lediglich  die  U.  brevicornis  verstan- 
den habe,  muss  ich  also  dahin  abändern,  dass  er  ausser  dieser  auch 
die  var.  Kochiana  im  Sinne  hatte,  die  er  auf  Grund  der  nahezu 
übereinstimmenden  Blattbildung  für  ein  und  dieselbe  Art  hielt.  Denn 
nur  die  oberlausitzer  Pflanze  Burghart's  von  Kietschen  ist  nach 
ü echtritz  wirklich  U.  ochroleuca,  was  auch  die  Piek'sche,  in  der 
var.  microceras  mir  vorliegende  Pflanze  von  Daubitz  bei  Eietschen 
bezeugt. 

Somit  müssen,  wenn  meine  Auffassung  der  Z7.  ochroleuca,  rich- 
tig ist,  aus  dem  bekannten  Verbreitungsgebiete  dieser  Art  Dänemark 
und  die  Kheinpfalz  vorläufig  ausgeschlossen  werden. 


Nach  dem  Prioritätsprincipe  müsste  Hartman's  Name  Vir. 
ochroleuca  für  die  in  Kede  stehende  Art  vorangestellt  werden,  ob- 
gleich derselbe  theilweise  (z.  B.  die  böhmische  Pflanze  betreffend) 
sicher  und  vielleicht  überhaupt  etwas  Unrichtiges  aussagt.  Indessen 
glaube  ich,  dass  ein  noch  älterer  Name  existirt,  da  mehrere  An- 
zeichen dafür  sprechen,  dass  die  von  G.  Brückner  im  Archiv  des 
Vereines  der  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mecklenburg,  7.  Heft 
1853,  also  vier  Jahre  vor  der  U.  ochroleuca  beschriebene  U.  macro- 
ptera  auf  dieselbe  Art  sich  bezieht.  *) 

Ueber  diese  Brückner'sche  Utric.  macroptera  hat  Ascherson 
schon  im  ersten  Jahrgange  der  Verhandl.  des  bot.  Ver.  v.  Branden- 
burg 1861  eine  Mittheilung  gemacht,  worin  er  schliesslich  das  Re- 
sultat aussprach,  dass  diese  Pflanze  „mit  einer  an  Gewissheit  gren- 
zenden Wahrscheinlichkeit  nicht  von  Utric.  minor  verschieden  ist". 
Mein  Berliner  Freund  berichtet  dort  ferner,  nachdem  er  die  Identität 
der  U.  spectabilis  Madauss  mit  U.  neglecta  Lehm,  nachgewiesen: 
„Weniger  befriedigend  ist  der  Aufschluss,  den  ich  über  U.  macro- 
ptera G.  Brückn.  erhalten  konnte,  insofern  sich  in  Brückner's  Her- 
bar nichts  mit  diesem  Namen  bezeichnet  gefunden  hat.  Dennoch 
glaube  ich  die  Exemplare  gesehen  zu  haben,  welche  ihn  zur  A.uf- 
stellung  der  neuen  Art  bewogen  haben.  Es  lag  nämlich  in  einem 
Bogen  mit   U.  intermedia  zusammen,    durch   ein  zusammengefaltetes 


')  Die  Vermuthung,    dass  die    Brückner'sche    Art    mit  U.  brevicomi 
identisch  sein  könnte,  hat  mir  zuerst  Herr  Emil  Fiek  brieflich  ausgedrückt. 


167 

Etiquett  markirt,  ein  Exemplar  von  U.  minor,  an  dem  mehrere 
Aeste  ganz  der  Schläuche  entbehrten.  Ferner  fand  sich  ein  Bogen 
voll  U.  minor  vor,  an  denen  die  Blüthen  mit  besonderer  Sorgfalt 
ausgebreitet  getrocknet  waren;  im  Laube  stimmten  sie  theils  mit 
dem  erwähnten  Exemplare  überein,  theils  zeigten  sie  nichts  Abnor- 
mes. Ich  glaube  kaum  zu  irren,  wenn  ich  in  dem  bei  U.  intermedia 
liegenden  Exemplare  das  von  Schmidt  im  Weissen  Moor  gefundene 
Exemplar  (der  U.  macroptera)  zu  erkennen  glaube;  die  schlauch- 
losen Blätter  geben  dem  Laube  eine  entfernte  Aehnlichkeit  mit  Z7. 
intermedia.  Von  den  in  dem  unbezeichneten  Bogen  enthaltenen  Exem- 
plaren, die  er  dann  vermuthlich  im  Weissen  Moor  sammelte,  mag  er 
dann  später  au  Trevirauus  und  Detharding  einzeln  geschickt 
haben.  Wenn  meine  Vermuthung  begründet  ist,  so  stimmt  Alles  aufs 
schönste  zusammen:  die  Vergleichung  Brückner's  mit  U.  minor  und 
intermedia,  ferner  der  Umstand,  dass  Treviranus  die  Pflanze  für 
JJ.  minor  hielt,  Detharding  sie  später  mit  der  Taf.  128  der  Fl. 
Dan.,  die  ebenfalls  eine  Z7.  minor  mit  gegen  den  Schaft  hin  schlauch- 
losen Blättern  darstellt,  identificirte,  dass  endlich  Schreiber  am  be- 
zeichneten Standorte  nur   U.  minor  fand". 

Ich  habe  hier  Ascherson's  Indicienbeweis  (nur  mit  Weglassung 
einiger  nicht  streng  dazugehöriger  Zwischensätze)  wörtlich  aufge- 
führt, um  dem  Leser  die  Würdigung  des  pro  und  contra  zu  ermög- 
lichen. Für  jene  Zeit,  wo  an  die  kurz  vorher  aufgestellte  nördliche 
U.  ochroleuca  nicht  zu  denken  war,  nimmt  sich  die  Beweisführung 
recht  plausibel  aus;  anders  jedoch  gestaltet  sich  die  Sache,  wenn  wir 
nunmehr  auch  die  U.  ochroleuca  in  den  Bereich  der  Möglichkeiten 
hineinziehen. 

(Schluss  folgt.) 


Bemerkungen  über  volksthümliche  Pflanzennamen. 

Von  Dr.  M.  Kronfeld. 

IV.  ^)  Schwierigkeit  der  Deutung. 

So  leicht  erklärlich  viele  der  volksthümlichen  Pflanzennaraen 
sind,  da  sie  zumeist  von  hervorstechenden,  sinnfälligen  Eigenschaften 
hergenommen  werden  —  ich  erinnere  an  Sauerampfer,  Schnee- 
glöckchen u.  s.  f.  —  ebenso  schwierig  vermag  sich  in  besonderen 
Fällen  die  Deutung  zu  gestalten. 

Dass  in  Küchenschelle,  Kühchen-  oder  Kuh-Schelle 
liegt,  dass  die  zahlreichen  eigenartigen  Bezeichnungen  der  Waldrebe 
in  Niederösterreich  auf  ein  vergessenes  altdeutsches  Wort  zurück- 
führbar   sind,    habe    ich,    hier    durch  Prof.  v.  Kerner,   dort  durch 


')  Vergl.  Oesterr.  botan.  Zeitschr.  1886,  Nr.  5,  8,  11. 


1G8 

Perger  auf  den  richtigen  Weg  gewiesen,  im  L,  beziehungsweise 
IL  Stücke  meiner  „Bemerkungen",  mit  Ausführlichkeit  dargethan. 

An  einem  ausgewählten  Beispiele  soll  im  Folgenden  gezeigt 
werden,  welche  Vorsicht  bei  der  Deutung  von  Volksnamen  beob- 
achtet werden  muss,  und  wie  leicht  man  mit  einer  solchen  auf 
Abwege  gerathen  kann. 

Für  die  Quecke,  THticum  repens,  findet  sich  in  unserem  Kronlande 
die  Bezeichnung  Baia  oder  Bai  er  (Bai'r).  Sie  ist  aus  der  Vöslauer 
Gegend  (Braun),  aus  Eappoltenkirchen  (Wied ermann),  vom  Oetscher 
(Erdinger)  mitgetheilt  worden,  und  ich  habe  sie  um  Wien  öfters 
gehört.  Für  Kärnten  geben  Fächer  und  Jabornegg^)  das  nur 
lautlich  verschiedene  Payer  an,  bei  Pritzel  und  Jessen^)  sind 
die  ähnlich  klingenden  Formen  Bayer  (Oesterreich)  und  Peyer 
(Kärnten)  angeführt,  Herr  Prof.  v.  Kerner  ^)  hat  schliesslich  Bai'r 
auch  in  Tirol  vernommen. 

Baia  klingt  völlig  wie  der  österreichische  Name  des  Baiern, 
des  im  Baiernlande  Einheimischen.  Da  in  verschiedenen  Epochen 
der  G-eschichte  Eingewanderte  aus  Baiern  sich  bei  unserem  Volke 
missliebig  machten,  lag  in  erster  Linie  die  Vermuthung  nahe,  dass 
die  Bezeichnung  des  Volksstammes  spottweise  auf  das  zudringliche 
und  unausrottbare  Gras  übertragen  wurde. 

Zum  eben  nicht  ehrenden  Gedächtnisse  wandernder  jüdischer 
Handelsleute  wird  ja  in  Kritzendorf  bei  Wien,  Allium  ascalonicum 
Jud'nzwifl  genannt  *),  und  in  Deutschland  heisst  irgendwo  das 
überaus  lästige  Chrysanthemum  segetum  „Hohleborner  Hochmuth" 
mit  dem  ironischen  Nebensinne:  ja,  die  von  Hohleborn  sind  gar  üppig, 
die  haben  Blumen  auf  dem  Acker  anstatt  der  Aehren!  Hieraus 
spricht  noch  immer  ein  gewisser  Grad  von  Gutmüthigkeit,  jenes 
Grundzuges  im  Gemüthe  des  Volkes,  der  selbst  im  schneidigsten 
„Schnadahüpfl"  unverkennbar  ist.  Bitterböse  dagegen  ist  Lutter- 
staud'n  (Luther-Staude)  auf  den  Stifter  des  Protestautismus  ge- 
münzt, und  wird  in  Tirol,  —  dessen  Bewohner  mancherorten  zu 
Johannis  einen  Strohpopanz  als  „Lotter"  verbrennen  *)  —  auf  Alnus 
viridis,  die  durchaus  nicht  nutzbare  Grünerle  angewendet  (Prof.  v. 
Kerner  mündlich).  Auch  Pritzel  und  Jessen  (p.  22)  geben  Luter- 
staude  aus  Tirol  (Brixen),  femer  Luttastauden  aus  Kärnten 
(Kaschthal)  an;  Fächer  und  Jabornegg  a.  a.  0.  1882  p.  10,  ver- 
zeichnen: Jutternach,  Lutternach,  Luttachstaude. 

Mit  der  Vorstellung,  dass  Baia,  die  Bezeichnung  der  Nation, 
vom  Volkswitze  zum  Namen  eines  Unkrautes  gestempelt  wurde,  gab 
ich  mich  somit  eine  Weile  zufrieden. 

Nun  wollte  es  das  Geschick,  dass  ich  im  militärischen  Dieust- 


*)  Flora  von  Kärnten,  Jahrbuch  d.  Land. -Mus.  1880,  p,  157. 
*)  Volksnamen  d.  Pflanzen.  Hannov.  1882,  p.  412. 
*)  Mündliche  Mittheilung. 

*)  Vgl.  meine:  Pflanzennamen    aus    der  Wiener  Gegend.  Oesterr.  botan. 
Ztscbr.  1884,  Nr.  6. 

*)  Vgl.  Schöpf,  tirol.  Idiotikon.  Innsbruck  1862,  p.  403. 


169 

jähre  mit  Magyaren  in  innigere  Berührung  gebracht  wurde.  Von 
den  Wörtern,  die  ich  gelegentlich  auffing,  wollte  mir,  wie  man 
begreiflich  finden  wird,  baj  =  Unglück,  Unheil,  nicht  aus  dem 
Kopfe.  Wenngleich  ich  die  sichere  Nachricht,  ob  Triticum  repens 
im  westlichen  Ungarn  baj  genannt  wird,  nicht  erhalten  konnte, 
schien  es  mir  möglich  vorerst,  und  späterhin  wahrscheinlich,  dass 
das  Wort  über  die  Grenze  nach  Niederösterreich  gebracht  worden 
sei.  Aus  den  nördlich  anliegenden  sl avischen  Grebieten  sind  min- 
destens nachweisbar  Pflauzeuuamen  in  unser  Kronland  eingeführt 
worden.  Auch  ist  es  eine  Eigenthüralichkeit  volksthümlicher  Benen- 
nungen, dass  Abstracta,  vorzüglich  für  widerliche  Unkräuter,  Bezeich- 
nungen abgeben.  Beispielsweisö  gilt  im  NiederösteiTeichischen  Aus- 
stand für  Gusmita,  Pein  für  Holcus  mollis  und  Loliimi  temulen- 
tum  hat  Namen  wie  Durst  und  Unsinni. 

Demnach  sollte  das  österreichische  Baia  von  dem  ungarischen 
baj,  Unheil  herstammen;  diess  war  die  zweite  Ansicht,  zu  der  ich 
auf  dem  Wege  der  Deutung  gelangte. 

Ihr  folgte,  nicht  lauge  darauf,  die  dritte  und  letzte.  S lavi- 
sche Elemente  lassen  sich  in  niederösterreichischen  Pflauzenuamen  un- 
schwer erkennen  (vgl.  Schickgan  =  Zapfen,  Malinaber  =  Him- 
beere u.  s.  f.).  An  anderer  Stelle  werde  ich  auf  dieses  Moment 
gelegentlich  zurückkommen.  Hier  sei  nur  daran  erinnert,  dass  fah- 
rende Gesellen  der  verschiedensten  Beschäftigung  fast  fortwährend 
von  Norden  gegen  Wien  ziehen,  und  dass  zur  Zeit  der  Ernte  sla- 
vische  Feldarbeiter  in  Menge  auf  niederösterreichischem  Gebiete  Ver- 
wendung finden.^ 

Zumal  imCechischen  Triticum  repens  payr  (peyr)  heisst  (wovon 
vielleicht  auch  der  Familienname  Payer  herkommt),  bestimmt  mich 
die  eben  ausgesprochene  Erwägung  zu  der  schliesslichen  Annahme, 
dass  die  niederösterreichische  Bezeichnung  „Baier-'  aus 
dem  Slavischen  entlehnt  ist  und  im  Volksmunde  dem  Namen 
der  Bewohner  Bavariens  angelautet  erscheint.  Aus  Niederösterreich 
mag  Bai  er  später  nach  Kärnten  und  Tirol  den  Weg  gefunden 
haben. 

Pritzel  und  Jessen  (p.  412)  stellen  ihr  Peyer  zu  pede=: 
hinkriechend  (vergl.  Pfad  und  Padde  =  Kröte).  Nach  dem  Gesagten 
erachte  ich  es  für  überflüssig,  auf  diese  sehr  gezwungene  Erklä- 
rung näher  einzugehen. 

Wien,  im  März  1887. 


August  Wilhelm  Eichler. 

Am  2.  März  d.  J.  starb  zu  Berlin  Dr.  August  Wilhelm  Eich- 
ler, ordentlicher  Professor  der  Botanik  und  Director  des  köuigl. 
botanischen  Gartens  und  Museums,  im  48.  Lebensjahre.  Geboren 
am  22.  April   1839   zu  Neukircheu    im    damaligen    Kurfürstentlium 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  5.  Heft  1887.  14 


170 

Hessen  als  ältester  Sohn  des  Lehrers  Johann  Adam  Eich  1er, 
wuchs  er  in  Eschwege,  wohin  sein  Vater  versetzt  war,  auf,  besuchte 
dort  von  1848 — 53  das  Progymnasium  und  später  zu  Hersfeld 
(1853 — 57)  das  Gymnasium.  Von  1857 — 60  studirte  er  in  Marburg 
Mathematik  und  Naturwissenschaften,  widmete  sich  aber  unter  Wi- 
gand's  bewährter  Leitung  vorzugsweise  der  Botanik.  Er  wählte 
desshalb  auch  nach  Beendigung  seiner  Studien  als  Promotionsarbeit 
ein  botanisches  Thema,  betitelt:  „Zur  Entwicklungsgeschichte  des 
Blattes,  mit  besonderer  Berücksichtigimg  der  Nebenblattbildungen", 
ein  kleines,  aber  inhaltreiches  Büchlein,  welches  später  auch  im 
Buchhandel  erschien  und  mit  dem  er  sich  bei  den  Fachgenossen  in 
rühmlichster  Weise  einführte. 

Da  er  sich  dem  Schulfache  widmen  wollte,  trat  er  als  Lehr- 
amtspraktikant an  dem  Gymnasium  in  Marburg  ein,  doch  ging 
er  noch  1861  auf  Buchenau's  und  Wigand's  Empfehlung  als 
Privatassistent  zu  Martins  nach  München,  um  besonders  bei  der 
Herausgabe  der  „Flora  brasiliensis"  thätig  zu  sein.  Als  im  Jahre 
1840  dieses  grossartige  Floreuwerk  ins  Leben  gerufen  wurde,  er- 
freute es  sich  zwar  der  ünterstützuDg  des  Kaisers  Ferdinand  I. 
von  Oesterreich  und  des  Königs  Ludwig  I.  von  Bayern  und  die 
ersten  Lieferungen  folgten  in  verhältnissmässig  kurzer  Zeit  auf- 
einander, dann  aber  trat  ein  Stillstand  ein,  bis  im  Jalire  1852 
der  Kaiser  Don  Pedro  H.  von  Brasilien  dem  Unternehmen  seine 
Fürsorge  zuwandte,  von  welcher  Zeit  an  auch  reichliclie  Mittel 
zu  Gebote  standen.  Auch  in  der  Redaction  des  Werkes  hatte  be- 
reits ein  Wechsel  stattgefunden,  denn  von  den  beiden  Begründern 
Martins  und  Endlicher  war  letzterer  schon  1848  verstorben  und 
für  ihn  sein  Amtsnachfolger  Ed.  Fenzl  eingetreten,  doch  blieb 
Martins  immer  die  grösste  Mühe  und  Last  in  der  Herausgabe.  Er 
hatte  sich  desshalb  schon  früher  nach  einem  jungen  Botaniker  um- 
gesehen, aber  ohne  Erfolg,  bis  er  durch  Wigand's  Vermittlung 
seinen  Wunsch  erfüllt  sah.  Nach  Martins' Tode  tibernahm  Eichler 
die  Redaction  allein-,  es  waren  damals  40  Lieferungen  erschienen, 
während  das  Werk  jetzt  nahe  an  100  Fascikel  mit  2800  Foliotafeln 
Abbildungen  umfasst. 

Eichler  hatte  sich  bereits  1865  in  München  an  der  Univer- 
sität ha!)i]itiit,  bekam  aber  schon  anfangs  1871  einen  Ruf  als  Pro- 
fessor der  Botanik  und  Director  des  botanischen  Gartens  an  das  Jo- 
hanneum  in  Graz,  wo  er  jedoch  nur  ktirzere  Zeit  blieb,  da  er  schon 
Ostern  1873  in  gleicher  Eigenschaft  an  die  Universität  Kiel  und 
Ostern  1878  nach  Berlin  berufen  wurde.  Nach  Alexander  Braun's 
Tode  (29.  März  1877)  wurde  die  Stelle  für  Botanik  an  der  Univer- 
sität in  der  Weise  getheilt,  dass  für  Systematik  und  Morphologie 
in  Verbindung  mit  dem  Directorat  des  botanischen  Gartens  und 
Museums  Eichler  ernannt  wurde,  während  die  Professur  für  Ana- 
tomie und  Physiologie  Schwendener  erliielt,  welchem  man  auch 
die    Stelle    eines    Directors    des    Universitätsgartens    übertrug.     Im 


171 

Jahre  1880  wurde  Eich  1er  auch  zum  Mitgliede  der  A^kademie  der 
Wissenschaften  erwählt. 

Schon  in  Kiel  hatte  sich  bei  Eichler  ein  Augenleiden  einge- 
stellt, welches  im  Frühjahr  1879  wieder  in  verstärktem  Masse  auf- 
trat, von  dem  er  jedoch  später  ziemlich  geheilt  wuide,  wenigstens 
hat  er,  nachdem  Ostern  1880  das  neue  Gebäude  des  botanischen 
Museums  bezogen  wurde,  in  welchem  er  gleich  den  übrigen  Beamten 
ein  besonderes  Arbeitszimmer  besass,  bis  zum  Ausbruch  seiner 
Krankheit  am  21.  Mai  vorigen  Jahres  auch  nicht  einen  Tag  wegen 
Unwohlseins  ausgesetzt.  Selbst  das  ärztliche  Gutachten  seines  Bru- 
ders, dfs  Dr.  Georg  Eich  1er  in  Weil  in  Württemberg,  welcher  die 
Krankheit  zuerst  erkannte,  beunruhigte  anfangs  wenig,  da  Eichler 
noch  das  ganze  Wintersemester  1885/86  nicht  nur  seine  Vorlesungen 
ohne  die  geringste  Unterbrechung  hielt,  sondern  auch  die  vielen 
anderen  Functionen  seines  Amtes  in  gewohnter  Eüstigkeit  besorgte. 
Die  ersten  bedenklichen  Spuren  zeigten  sich  in  den  Osterferien 
vorigen  Jahres,  doch  nahm  er  für  das  Sommersemester  Vorlesungen 
und  Examination  bis  zum  genannten  Tage  wieder  auf.  Jetzt  trat 
aber  die  tückische  Krankheit,  die  Leukämie,  mit  grosser  Heftigkeit 
auf,  doch  erholte  sich  der  Kranke  im  Sommer  insoweit,  dass  er  im 
botanischen  Garten  seine  letzte  Schöpfung,  die  eben  fertig  gewordenen 
Aulagen  für  Wasserpflanzen  wiederholt  in  Augenschein  nehmen 
konnte.  Kurz  vor  seiner  Abreise  nach  Kissingen  besuchte  er  zum 
letzten  Male  das  botanische  Museum,  doch  war  die  Besserung  nicht 
von  Dauer;  aus  dem  Bade  kam  er  kränker  zurück,  als  er  hingereist 
war,  prüfte  jedoch  ungeachtet  seines  krankhaften  Zustandes  während 
der  Monate  November  und  December  die  Candidaten  der  Pharmacie 
in  der  Botanik  im  Staatsexamen,  aber  der  Winter  war  nicht  geeig- 
net, seinen  im  höchsten  Grade  geschwächten  Körper  wieder  zu 
kräftigen,  obwohl  er  fast  bis  zum  letzten  Tage  an  dem  Gange  der 
Geschäfte  der  seiner  Leitung  anvertrauten  Anstalten  regen  Antheil 
nahm.  Er  schien  sogar  den  Schmerz  über  den  am  18.  Februar  d.  J. 
plötzlich  eingetretenen  Tod  seines  Bruders,  welcher  unter  seiner  Bei- 
hilte  in  Kiel  Medicin  studirt  hatte,  glücklich  überwunden  zu  haben, 
als  er  einem  Rückfalle  am  2,  März  Morgens  6'/.^  Uhr  erlag.  Am 
5.  März  wurde  er  vom  botanischen  Museum  aus,  wo  sein  mit  Pal- 
men und  Kränzen  überdeckter  Sarg  in  dem  in  grossartigster  Weise 
mit  Blumen  geschnaückten  vorderen  Hauptsaale  des  zweiten  Stockes 
aufgebahrt  war,  unter  grosser  Betheiligimg  zur  Buhe  bestattet,  zu 
welcher  Feier  ausser  zahlreichen  Fachgenossen  auch  der  schwer 
geprüfte  Vater  und  mehrere  Geschwister  aus  weiter  Ferne  erschie- 
nen waren. 

Seit  Eichler's  Ueberöiedlung  nach  München  war  er,  wie  be- 
reits bemerkt,  vorzugsweise  mit  der  Bearbeitung  einzelner  Familien 
für  die  „Flora  brasilieusis"  beschäftigt,  so  erschienen  von  ihm  im 
Jahre  1863:  die  Dilleniaceen,  Cycadeen  und  Coniferen-,  1864:  die 
Magnoliaceen,  Winteraceen,Ranunculaceon,  Menispenueen  und  Berberi- 
deen; 1865:  Capparideen,  Crucifereu,  Papaveraceen,  Fumariaceen;  1867: 

14* 


172 

Combretaceen;  1868:  Lorantliaceen,  Oleaceen,  Jasraiueen;  1869:  Ba- 
lanophoreen;  1871:  Violaceen,  Sauvagesiaceen,  Bixaceen,  Cistaceen, 
Canellaceeü;  1872:  Crassulaceen,  Droseraceeu. 

Ausserdßm  sammelte  er  schon  in  Kiel  Material  zur  Bearbei- 
tung der  Scitamineen  für  die  „Flora  brasiliensis"  und  setzte  diese 
Arbeit  in  Berlin  bis  zum  Ausbruch  der  Krankheit  fort.  Als  Vor- 
läufer erschienen  bereits  1884  in  den  Abhandlungen  der  Akademie 
der  Wissenschaften  die  Beiträge  zur  Morphologie  und  Systematik 
der  Marantaceen  und  Vorarbeiten  für  den  speciellen  systematischen 
Theil  liegen  im  Manuscript  vor;  leider  konnte  er  aber  diese  Arbeit 
nicht  zum  Abschluss  biingen. 

In  Anerkennung  seiner  Verdienste  um  die  „Flora  brasiliensis" 
wurde  ihm  der  brasilianische  Koseuorden  3.  Cl.  mit  dem  Sterne 
verliehen. 

Sein  Hauptwerk  ist  das  unter  dem  bescheidenen  Titel: 
„Blüthendiagramme",  Leipzig  1875  und  1878  erschienene  zweibän- 
dige Werk,  in  welchem  die  Morphologie  der  Phanerogamen  in  so 
vortrefflicher  Weise  behandelt  ist,  dass  ihm  dafür  von  der  Leopol- 
dinisch-Carolinischen  Akademie  der  Naturforscher  die  goldene  Me- 
daille zuerkannt  wurde.  Obwohl  dieses  Werk  für  den  Forscher  un- 
endlich wichtig  ist,  so  ist  doch,  namentlich  unter  den  Studirenden, 
ein  kleineres  Buch  weit  bekannter,  nämlich  sein  S.yllabus  der  Vor- 
lesungen über  specielle  und  medicinisch-pharmaceutische  Botanik, 
welches  zuerst  1866  in  Kiel  als  Syllabus  der  Vorlesungen  über 
Phanerogamenkunde  erschien,  da  darin  die  Kryptogamen  keine  Be- 
rücksichtigung gefunden  hatten.  Aber  schon  bei  Herausgabe  der 
zweiten  Auflage  fühlte  er  das  Bedürfuiss,  auch  diesen  Theil  des 
Pflanzenreichs  mit  in  Betracht  zu  ziehen  und  diess  um  so  mehr,  da  er  in 
jedem  Wintersemester  über  Kryptogamen  las  und  seinen  Zuhörern 
einen  Leitfaden  geben  wollte.  In  der  nur  wenige  Wochen  vor  dem  Aus- 
bruche seiner  Krankheit  erschienenen  vierten  Auflage  des  Syllabus 
sind  zwei  Abschnitte  hinzugekommen,  eine  kurze  Einleitung  in  das 
System  und  eine  Darstellung  über  die  Verhältnisse  der  Blüthe  und 
Frucht.  Ein  eigenliches  System  hat  Eich  1er,  streng  genommen,  nicht 
aufgestellt  und  beabsichtigte  diess  auch  nicht,  obwohl  vielfach  da- 
von die  Rede  ist.  In  der  Vorrede  zur  ersten  Auflage  sagt  er  aus- 
drücklich, dass  das  angenommene  System  im  Wesentlichen  das 
Jussieu'sche  in  der  Umgestaltung  von  A.  Braun  sei.  Genauer  wird 
diess  in  der  vierten  Auflage  in  der  Weise  auseinandergesetzt,  dass  das 
angenommene  System  sich  am  nächsten  an  das  von  Brongniart  an- 
schliesse  und  als  eine  Fortsetzung  desselben  betrachtet  werden  könne. 
Als  wesentliche  Aenderung  ist  die  von  Fries  vor  länger  als  einem 
halben  Jahrhundert  vorgenommene  Stellung  der  Sympetalen  an  das 
Ende  des  ganzen  Pflanzenreichs  zu  betrachten,  denn  die  Vereinigung 
der  Apetalcn  mit  den  Polypetaleu  findet  sich  schon  bei  Brongniart, 
wenn  auch  sowohl  von  A.  Braun,  als  von  Eichler  Umstellungen 
der  Familien  wiederholt  vorgenommen  wurden.  Im  Ganzen  änderte 
Eichler  die  einmal  angenommenen,  auch  von  A.  Braun  gewählten 


173 

Namen  der  Hauptabtbeihmgeu  sehr  imgeru,  wie  ich  aus  wiederhol- 
ten Berathungen  mit  ihm  vor  Anfertigimg  jeder  neuen  Auflage  weiss. 
Er  trug  sogar  Bedenken,  unpassende  Namen  auszumerzen,  wenn  sie 
von  seinen  Vorgängern  adoptivt  waren.  So  hielt  er  z.  13.  bis  zur 
dritten  Auflage  an  dem  von  A.  Braun  nur  für  die  Gefässkryptoga- 
men  und  daher  in  diesem  Sinne  ganz  ungeeigneten  Namen  Cormo- 
phyten  statt  Pteridophyten  fest  und  erst  in  der  vierten  Auflage  ent- 
schloss  er  sich,  die  Polygoneen  von  den  Centrospermen  abzutrennen, 
wobei  freilich  zu  bemerken,  dass  die  Vereinigung  mit  den  Piperaceen, 
die  Reihe  der  Polygoninae  bildend,  keine  glückliche  zu  nennen  ist. 
Noch  in  den  letzten  Wochen  seines  Lebens  unterhielten  wir  uns 
über  die  Stellung  der  sogenannten  Hysterophyten  und  war  er  fest 
entschlossen,  bei  einer  späteren  Auflage  diese  Gruppe  einzuziehen 
und  die  betreffenden  Familien  in  den  vorhergehenden  Reihen,  so  gut 
es  gehen  wolle,  unterzubringen. 

Eichler's  Vorlesungen  waren  sehr  besucht,  was  namentlich 
aucb  durch  die  seit  Jahren  fortwährend  im  Wachsen  begriffene  Zahl 
der  Medicin-  und  Pharmacie-Studirendeu  bedingt  war.  Sein  Vortrag 
zeichnete  sich  durch  Einfachheit  und  Klarheit  aus  und  verschmähte 
er  es,  denselben  durch  schöne  Redensarten  zu  würzen. 

Seine  Verdienste  um  den  botanischen  Garten  sind  zur  Genüge 
bekannt,  zahlreiche  Veränderungen  wurden  unter  seiner  Direction 
vorgenommen,  welche  von  dem  Bestreben  ausgingen,  den  Garten  in 
noch  umfangreicherem  Masse,  als  bis  dahin  geschehen,  zu  einem 
anziehenden  Bildungsmittel  zu  machen.  Besonders  hervorzuheben 
sind  hier  die  Anlage  des  Alpinum,  die  Herstellung  eines  oft'icinellen 
und  Nutzpflanzenstückes,  die  Aufstellung  der  Pflanzen  nach  geogra- 
phischen Gruppen,  das  neue  Victoriahaus,  eine  Reihe  von  Bassins 
von  Wasserpflanzen  und  die  lang  ersehnte  Wasserleitung.  Durch 
diese  Verwaltungsangelegenheiten,  sowie  durch  die  Vorlesungen  an 
der  Universität,  durch  die  Abnahme  vieler  Examina  wurde  Eichler's 
Thätigkeit  in  Berlin  vollständig  in  Anspruch  genommen,  so  dass 
ihm  wenig  Müsse  blieb  für  wissenschaftliche  Arbeiten,  von  denen 
dessenungeachtet  einige  in  den  Schriften  der  Akademie  der  Wis- 
senschaften, in  verschiedenen  Gesellschaftsschriften  und  in  dem  an 
Stelle  der  „Linnaea"  getretenen  Jahrbuche  des  königl.  botanischen 
Gartens  und  botan.  Museums  erschienen.  Aus  diesem  segensreichen 
Wirkungskreise  wurde  er  in  der  Blüthe  des  Lebens  abgerufen,  be- 
trauert von  den  Fachgenossen  und  einer  Witwe  mit  sechs  unmün- 
digen Kindern.  A.  Garcke. 


174 

Flora  des  Etna. 

Von   Prof.   P.   Gabriel   Strobl. 

(Fortsetzung.) 

1336.  Trifolium  striatum  L.  Gruss.  *Syii.  et  Herb. !,  Reichb.  D.  Fl. 
Icon.  100  I!  Auf  sonnigen,  buschigen  Abhängen  und  in  lichten  Wäl- 
dern (2500—40000  häufig:  Etna  (Guss.  1.  c),  oberhalb  Nicolosi 
rings  um  den  M.  Zio,  unter  Kastanien  der  Serrapizzuta  äusserst  ge- 
mein, von  Bronte  gegen  den  Bosco  Maletto  hinauf  häufig!  April, 
Mai.  O- 

1337.  T.  tenuißorum  Ten.  Guss.  *Syn.  et  Herb.!,  Tod.  Fl.  sie. 
exsicc.  Nr.  394!  Jedeafalls  nur  Varietät  des  striatum^  von  dem  es 
sich  nur  unterscheidet  durch  längere  Köpfchen  und  Kelchzähne, 
Unterschiede,  die  oft  an  demselben  Standorte  variiren:  Bei  striatum 
sind  die  Köpfchen  eiförmig,  die  Kelchzähne  kürzer,  als  Kelchröhre 
und  Krone;  bei  tenuifl.  die  Köpfchen  länglichcylindrisch,  die  Kelch- 
zähne mit  Köhre  und  Krone  gleichlang ;  tenuifolium  Reichb.  D.  Fl. 
98  II  ist  verschieden  von  der  Pflanze  Tenore's  und  scheint  lucani- 
ciim  Gasp.  =  dalmaticum  Vis.  —  Auf  sonnigen  Weiden  und  in 
lichten  Wäldern  des  Etna  mit  der  vorigen  von  mir  nicht  selten  ge- 
sammelt, auch  von  Guss.  in  Wäldern  bei  Francavilla  angegeben. 
April — Juni.  O- 

1338.  T.  (jlomeratwm  L.  *Biv.  II,  Guss.  et  *Herb.!  Auf  Lava- 
strömen, Wiesen,  Weiden,  sandigen  Küsten  und  sonnigen  Abhängen 
(0—3000')  sehr  häufig:  Auf  Etnaweiden  (Biv.  II),  im  Bosco  Maletto 
häufig  (Biv.  in  Herb.  Guss.!),  um  Zaffarana,  Nicolosi  (Herb.  Torn.!), 
in  der  Ebene  des  Simeto,  von  Catania  bis  in  die  Waldregiou  ober- 
halb Nicolosi  gemein,  um  Bronte  etc.!  April,  Mai.  O- 

1339.  T.  suffocatum  L.  -""Biv.  II,  Guss.  Syn.  et  *Herb.!,  Rchb. 
D.  Fl.  110,  1 — lil!  An  Wegen  und  wüsten  Stellen:  Auf  trockenen 
Etnaweiden  (Biv.  II),  Etna,  Catania  (Biv.  in  Herb.  Guss.!)  sehr  ge- 
mein zwischen  Catania  und  Mascalucia!  April,  Mai.  O- 

1340.  T.  congestum.  Guss.  Cat.,  *Syu.  et  *Herb.!,  *Bert.  Fl.  it. 
Dem  vorigen  äusserst  ähnlich;  ist  aber  nicht  ganz  kahl  mit  kahlen 
Köpfchen,  die  Krone  weit  überragenden,  an  der  Spitze  zurückge- 
krümmten, lanzettlichen  Kelchzähnen  und  zweisamigen  Hülsen,  son- 
dern dicht  flaumhaarig  mit  langzottigen  Kelchen,  fiederigzottigen, 
langen,  pfriemlichen  Kelchzähnen  von  Krononlänge  und  einsamigen 
Hülsen.  Aus  der  Ebene  Catania's  von  Guss.  erhalten  (Bert.  1.  c); 
liegt  ebendaher  auch  im  Herb.  Guss.  auf.  April,  Mai.  O- 

1341.  T.  suhterraneimi  L.  *Bert.  Fl.  it.,  Guss.  Syn.  et  -"Herb.!, 
Reichb.  D.  Fl.  Taf.  108!  Auf  Wegrändern,  Grasplätzen,  in  Fluren 
und  Baumgärten  (0 — 4000')  sehr  gemein:  Aus  Catania  von  Cosen- 
tini  erhalten  (Bert.,  Guss.  1.  c),  Catania  (Herb.  Reyer  et  Torn.!), 
überall  in  der  Ebene  des  Simeto  von  Catania  nach  Acicastello,  Ni- 
colosi und  von  da  hoch  in  die  Wälder  empor!  März — Mai.  O- 


175 

1342.  T.  fragiferum  L.  *J3ert.  FL  it.,  *Cat.  Cosent.,  Reichb. 
D.  Fl.  Taf.  106!  Auf  Grasplätzeu,  Feldern,  feuchten  Bach-  uud 
Wegrändern  (0—2000')  häufig:  Aus  Catauia  von  Cosent.  erhalten 
(Bert.  1.  c),  in  der  Ebene  des  Simeto  bis  Aderuö  hinauf,  von  Cata- 
uia zur  Arena  etc.!  April — August.  4. 

1343.  T.  resupinatum  L.  *Cat.  Cosent.,  *Bert.  Fl.  it.,  Guss. 
Syn.  et  *Herb.!  Variirt:  «.  majus  Boiss.  W.  Lge.  Stengel  robuster, 
verlängert,  Blüthenstiele  länger,  als  die  Blätter,  Blüthen  grösser, 
Fruchtkelch  9 — 10  Mm.  lang  =  T.  suaveolens  Guss.  Syn.  et  Herb.!, 
non  Willd.  Enum.  —  ß.  minus  Boiss.  W.  Lge.  Stengel  zarter,  kür- 
zer, Blättcheu  und  Blütheuköpfchen  kleiner,  Blüthenstiele  oft  kürzer 
als  die  Blätter,  Fruchtkelch  uud  Zähne  der  Oberlippe  desselben 
kleiner  =  T.  resupinatum  Guss.  Syn.  et  Herb.!,  suaveolens  Willd. 
Enum.,  non  Guss.  —  Auf  Feldern,  Wegrändern,  krautigen  Hügeln, 
feuchten  sandigen  Küstenstrichen  beide  Varietäten  häufig:  Aus  Ca- 
tauia von  Cosentini  erhalten  (Bert.  1.  c),  an  der  Riviera  di  Ca- 
tania  (Cat.  Cosent.),  um  Catania  häufig  (!,  Cosent.  in  Herb.  Guss. 
var.  «.),  Nicolosi  (Herb.  Tornab.  var.  ß.l),  in  der  Arena  und  in  der 
Ebene  des  Simeto  fast  überall!  April,  Mai.  O- 

1344.  T.  tomentosum  L.  *Bert.  Fl.  it.,  Guss.  Syn.  et  ■'"•'Herb.!, 
Rchb.  D,  Fl.  Tfl.  107  I!  —  Auf  Fluren,  Lavaströmeu,  sandigen  uud 
krautigen  Abhängen  bis  2000'  gemein:  Aus  Catauia  von  Cosentini 
erhalten  (Bert.  1.  c),  überall  um  Catania  (!  Herb.  Tom.,  Tornab. 
in  Herb.  Guss.!),  um  Nicolosi,  im  Vallone  di  Ulli  (Herb.  Torn.!), 
vom  Meere  bis  Nicolosi,  Pateruö,  Bronte  etc.!  April,  Mai.  0. 

1345.  T.  strictum  L.,  W.  K.,  laevltjatum  Dsf.  Guss.  *Syn.  et 
*Herb.!,  Rchb.  D.  Fl.  Tfl.  99!  In  der  Ebene  des  Simeto  (Calcara 
in  Guss.  Syn.,  Tornab.  in  Guss.  Herb.!);  bewohnt  sonst  nur  Berg- 
wiesen.  Mai,  Juni.  O- 

1346.  T.  spumosum  L.  -""Biv.  II,  Guss.  *Syn.  et  *Herb.!  Ist 
gleich  mutabile  Port,  und  vesiculosum  Savi,  eine  ganz  kahle  Pflanze 
mit  grossen,  eiförmigen  Fruchtköpfen  und  kahlen,  gleichraässig  auf- 
geblasenen Fruchtkelchen;  ilire  Unterschiede  sind  hauptsächlich  fol- 
gende: Bei  mutab.  und  vesic.  siud  die  oberen  Blätter  länglich  oder 
rhombischlanzettlich  mit  granniggesägten  Rändern,  die  Fruchtkelche 
häutig  mit  geraden,  endlich  zurückgekrümmten  Zähnen,  welche  die 
Länge  der  Krone  nicht  erreichen;  bei  mut.  sind  die  Köpfchen  mehr 
oval,  die  Fruchtkelche  kugeligoval,  längsnervig,  bei  vesic.  die  Köpf- 
chen mehr  cylindrisch  und  die  Fruchtkelche  stärker  aufgeblasen  ver- 
kehrt-kugeligkonisch und  zwischen  den  Längsnerven  auch  deutlich 
quernorvig;  spumosum  endlich  unterscheidet  sich  von  beiden  durch 
auijgebreitetün  Wuchs,  verkehrtherz-  oder  verkehrteiiormige,  klein- 
(nicht  grannig-)  gesägte  Blätter,  eiförmige  Köpfchen,  stark  ange- 
schwollene, zwischen  den  Längsnerven  auch  quernervige,  eiförmige 
Fruchtkekhe  mit  pfriemlicheu,  zurückgekrümmteu  Kelchzähnen  von 
Kronenläuge  und  3 — 4-  (nicht  2-)  sämigen  Hülsen.  —  Auf  Feldern, 
Weiden  und  sonnigen  Hügeln  ziemlich  selten:  Auf  Weiden  des  Etna 
(Biv.  IL,  Biv.  in  Herb.  Guss.!),  um  Licatia  (Herb.  Torn.!),  Catania 


176 

(Giiss,  Syn.  et  Cosentini  in  Herb.  Guss.!),    Aufstieg  nach  Nicolosi 
(Tom,  in  Guss.  Syn.  add.  et  Herb.!).  April,  Mai.  O- 

1347.  T.  mutabile  Port.  Guss.  *Syn.  et  Herb.!  Zwischen  Ge- 
sträuch, auf  sterilen  Hügeln  und  in  sandigen  Wäldern:  Um  Giarre, 
Nicolosi,  Milo  (Guss.  Syn.),  Cavaleri  (Herb.  Tornab.!),  an  grasigen 
Ut'erabhängen  des  Simeto  vereinzelt!,  nach  v.  Janka's  Mittheilung 
sehr  gemein  längs  der  ganzen  Eisenbahn  bis  Catania.  Mai,  Juni,  Q- 

NB.  Vesiculosum  wurde  im  Gebiete  noch  nicht  beobachtet. 

1348.  T.  repens  L.  *Cat.  Cosent.,  *Biv.  H,  Guss.  Syn.  et  Herb, 
var.  a.  Auf  Wiesen,  Weiden,  Wegrändern  bis  3000'  zerstreut:  An 
bebauten  Orten  bei  Catania  (Biv.  H),  in  der  Ebene  des  Simeto  (Cat. 
Cosent.),  um  Milo  (Herb.  Torn.!),  in  der  Ebene  von  Nicolosi!  April 
bis  Juli.  2|.. 

1349.  T.  Biasolettii  Steud.  Freyn:  „Flora  von  Südistrien"  in 
Zool.-botau.  Ges.  1878  pag,  312  cum  diagn.,  repens  b,  minus  Guss. 
Syn.  et  *Herb.!,  rep.  ß.  pusillum  Bert.  Fl.  it,  —  Auf  Bergweidon, 
grasigen  Abhängen  und  Wegrändern  (3 — 7000')  fast  gemein:  Etna 
(Herb.  Guss.!),  von  der  Ebene  Nicolosi's  durch  die  umliegenden 
Wälder  bis  in  die  Hochregion  häufig,  im  Valle  Calanna,  im  Val  del 
Bove  gemein,  von  Milo  zum  Cerritawalde,  oberhalb  Bronte  gegen 
den  Bosco  Maletto!  April — Juli.  '4. 

1350.  T.  nigrescens  Viv.  '"'Bert.  Fl.  it.,  Guss.  Syn,  et  ^'Herb,!, 
Kchb,  D,  Fl.  110,  IV!  hyhridum  Biv.  II,  non  L.  —  Auf  Wiesen, 
Wegrändern,  Lavaströmen  (0—3200')  gemein:  Aus  Catania  von  Co- 
sentini erhalten  (Bert.  1.  c.  Herb.  Guss.!),  um  Catania  überall, 
ZafFarana,  Nicolosi  (Herb.  Torn.!),  von  Catania  nach  Ognina,  Aci- 
castello  und  sogar  bis  in  die  Waldregion  oberhalb  Nicolosi!  März 
—Mai.  O- 

1351.  T.  procumbens  L.,  agrarium  *Eaf.  II,  *Biv,  II,  cam- 
pestre  Schreb.  Guss.  Syn.  et  Herb.!  Variirt  im  Gebiete:  a.  minus 
Koch,  ßchb.  D.  Fl,  122,  11!  =  procumbens  Schreb,  Kerner  Veget. 
Pflanze  niederliegend.  Köpfchenstiele  von  Blattlänge,  Köpfchen  klei- 
ner, schwefelgelb,  ß.  majus  Koch,  Reichb.  D,  Fl.  121,  I!  =  cam- 
pestre  Schreb.  Kern  er  Veget.  Stengel  aufrecht  oder  aufsteigend, 
Köpfchen  stiele  von  mehr  als  Blattlänge,  Köpfchen  grösser,  sattgelb. 
Auf  Feldern,  Aeckern,  Wegrändern,  sonnigen  Abhängen  (0 — 5000'), 
besonders  ß.  gemein:  Häufig  auf  Weiden  und  Wiesen  des  Etna 
(Biv.  II),  Etna,  Catania,  Pedara  (Herb.  Tornab.!),  Ognina  (Herb, 
Beyer!),  von  Catania  bis  hoch  in  die  Waldregion  oberhalb  Nicolosi, 
im  Valle  Calanna,  in  der  Ebene  des  Simeto,  von  Bronte  in  den  Bosco 
Maletto!  April— Juni.  O- 

1352.  T.  filiforme  L.  Guss.  '''Syn.  et*Herb.!,  micranthum  Viv. 
Echb.  D.  Fl,  121  IL  Von  minus  Sm.  =  filiforme  Kchb,  D.  Fl. 
120  I!  durch  die  noch  dünneren,  haarfeinen,  schlaffen  Blüthenstiele, 
die  nur  2— 6blüthigeu,  sehr  lockeren,  kleineren  Köpfchen,  ziemlich 
gleichlangen  Kelchzähne  etc.  verschieden.  —  Auf  feuchten  Bergab- 
häugen  Siciliens  nicht  selten,  am  Etna  bisher  nur  von  Bivona 
(Guss.  1.  c!)  gesammelt,  Mai — Juli,  O- 


177 

NB.  Aus  dem  Gebiete  werden  noch  irrig  angegeben:  T.  Micke- 
lianum  Savi  (in  der  Waldregion  nach  ßaf.  II)  und  hispanicum  L. 
(auf  sandigen  Hügeln  des  Etna,  besonders  bei  Nicola  dell'  arena 
nach  Biv.  II). 

1353.  Lotus  edulis  L.  *Cat.  Cosent.,  *Bert.  Fl.  it.,  Rchb.  D.  Fl. 
133,  I,  II!  Am  Meerstrande,  auf  Feldern,  Rainen,  Lavaströmen,  in 
Wein-  und  Olivengärten  (0 — 2000')  sehr  häufig:  Aus  Catania  von 
Cosentiui  erbalten  (Bert.  1.  c),  Acquicedda  bei  Catania,  Acicastello 
(Herb.  Torn.!),  Annunziata  (Reyer  in  litt.),  überall  um  Catania,  von 
da  nach  Misterbianco,  Ogniua,  Nicolosi,  in  die  Arena,  in  die  Ebene 
des  Simeto!  Februar — April.  Q. 

1354.  L.  ornithopodioides  L.  Bert.  Fl.  it.,  Guss.  Syn.  et  *Herb.!, 
Rchb.  D.  Fl.  133,  III,  IV!  Auf  Feldern,  Lavaströmen,  sonnigen  Hü- 
geln, in  Gärten  und  Olivenhainen  der  Tiefregion  sehr  häufig:  Aus 
Catania  von  Cosentini  erhalten  (Bert.,  Herb.  Guss.!),  nm  Catania 
tiberall  (!,  Herb.  Torn.!,  Herb.  Reyer!),  Paternö  (Herb.  Torn.!),  sehr 
gemein  an  Eiseubahndämmen  bei  Ognina,  seltener  um  Misterbianco, 
Motta  S.  Anastasia,  in  der  Ebene  des  Simeto!  April,  Mai.  O- 

1355.  L.  cytisoides  L.  *Bert.  Fl.  it.  Erscheint  in  Sicilien  in 
folgenden,  von  Guss.  als  Arten  beschriebenen  Varietäten: 

a.  prostratus  (Desf.),  L.  prostr.  Dsf.  Fl.  atl.  II,  206  et  Herb. 
teste  Guss.,  Guss.  Syn.  et  "'^Herb.!,  Tod.  Fl.  sie.  exsicc.  Nr.  345 
(Palermo),  non  Lot.  prostr.  L.  (denn  dieser  gehört  jetzt  zum  Genus 
Lotononis),  L.  cytisoides  DC.  Prodr.  II,  211,  cyt.  a.  Linnaei  W.  Lge. 
III,  341!  (denn  die  von  Wiukler  um  Gibraltar  als  Allionii  gesam- 
melten und  von  W.  Lge.  ebenda  als  «.  Linnaei  angegebenen  Exem- 
plare sind  mit  dieser  Var.  identisch),  L.  Allionii  Dsv.  Gren.  Godr. 
I,  433,  Rchb.  D.  Fl.  131,  II,  III!,  glaucescens  Presl  del  präg,  et 
Fl.  sie.  Stengel  zahlreich,  kurz,  niederliegend  oder  aufsteigend,  ästig, 
an  der  Basis  halbstrauchig,  sparsam  angedrückt  flaumig;  Blätter 
und  Bracteen  dreizählig.  Blättchen  fleischig,  keiligspatelig,  stumpf, 
seegrün  mit  ziemlich  dichten,  kurzen  angedrückten  Haaren,  Neben- 
blätter länglicheiförmig,  ungefähr  so  lang,  als  der  nicht  verbreiterte, 
4—6  Mm.  lange  Blattstiel;  Blüthenstiele  2 — 6blüthig,  bedeutend 
länger  als  die  Blätter;  Hülsen  gerade,  lang,  fast  stielrund,  kahl; 
Blüthen  auch  getrocknet  gelb.  Zeichnet  sich  vor  den  folgenden  Va- 
rietäten besonders  aus  durch  die  langen  Blattstiele  und  fleischigen 
Blätter. 

ß.  L.  patens  Presl  del  präg,  et  Fl.  sie,  Guss.  Syn.  et  Herb.!, 
Tod.  Fl.  sie.  exsicc.  Nr.  344  (Trapani)!  Von  a.  verschieden  durch 
die  langen,  niedergestreckten  und  ausgebreiteten  annuellen  Aeste 
und  die  stärkere,  meist  aufrechtabstehende,  selten  fast  angedrückte, 
flaumige  Behaarung  derselben,  sowie  der  Blattstiele;  auch  sind  die 
Blättchen  grün,  nicht  floiscbig,  und  die  oberen  schmäler,  spitzer, 
meist  länglichkeilig,  die  Blattstiele  kürzer  (nur  bis  3  Mm.)  und  von 
den  eiförmigen  Nebenblättern  überragt. 

(Fortsetzung  folgt.) 


178 


Literaturberichte. 


Dr.  Joh.  Palacky.  Pflan^eng'eog'raphische  Stadien.  I.  Erläuterungen  zu 
Hooker  und  Bentham  Genera  Plantarum.  II. Band.  Pam.  L VIII— CLXVI 
und  III.  Band:  Fam.  CLXVII-CC.  (Aus  Abhandlungen  der  k.  böhm.  Ge- 
sellschaft der  Wissenschaften.  VI.  Folge.  12.  Band.  Math.-naturw.  Classe 
Nr.  2  und  11.)  Prag.  1883  und  1884.  Verlag,  d.  k.  b.  Ges.  d.  W. 

Die  unter  voranstehendein  Titel  uns  vor  nicht  lauger  Zeit  erst 
zugekommenen  Abhandlungen  bilden  die  Fortsetzung  der  im  Jahre 
1864  in  den  Publicationen  der  kön.  böhmischen  Gesellschaft  der 
Wissenschaften  V.  Folge  13.  Band  erschienenen  ersten  Erläuterungen 
zu  Bd.  I.  Fam.  I— LVII  von  Hooker  und  Bentham  Genera  Plan- 
tarum. Der  Verfasser  geht  bei  seinen  Arbeiten  von  dem  sehr  aner- 
kennenswerthen  Bestreben  aus,  wissenschaftliche  Grundlagen  für  die 
Pflanzengeographie  namentlich  mit  Rücksicht  auf  eine  geologische 
Basis  zu  gewinnen.  Die  im  Titel  aufgezählten  Pflanzenfamilien  (nach 
Hook  er  und  Bentham),  welche  den  Schluss  der  Dicotyledonen  und 
die  Monokotylen  umfassen,  erörtert  der  Verf.  nun,  mit  steter  Be- 
ziehung auf  das  genannte  Werk  in  der  Weise,  dass  er  die  Verbrei- 
tung der  Familien  nach  den  Zonen  der  Erde,  in  deren  östlichen  und 
Avestlichen  Hälfte,  bespricht  und  die  Länder  und  Gegenden  hervor- 
hebt, in  denen  sie  am  reichsten  oder  im  Maximum  auftreten,  sowie 
diejenigen,  wo  Glieder  einer  Familie  gänzlich  mangeln.  Um  die  Ver- 
breitungsgesetze mehr  zu  begründen,  werden,  bei  grösseren  Familien, 
auch  deren  Uutorabtheilungen  nach  ihrem  vorherrschouden  Auftreten 
gewürdigt,  und  es  wird  hiebei  auf  ihr  geselliges  Vorkommen,  auf 
ihre  xerophile,  hygrophile  oder  halophyle  Natur,  auf  ihren  Charakter 
als  Wüsten-,  liuderal-  oder  Segetalgewächse ,  verwilderte  und  Un- 
kräuter u.  s.  w.  hingewiesen.  Den  polymorphen  Gattungen ,  sowie 
denjenigen,  welche  sich  durch  grosse  Anzahl  ihrer  Species  auszeich- 
nen, insbesondere  der  artenreichsten  oder  durch  andere  Eigeuthüm- 
lichkeiten  sich  auszeichnenden  Gattung  jeder  Familie,  wird  bezüglich 
ihrer  geographischen  Vertheilung  besondere  Aufmerksamkeit  ge- 
schenkt, namentlich  gilt  diess  bezüglich  der  Monotypen  oder  unge- 
wöhnlicher Verbreitungsarten.  In  dieser  Hinsicht  enthalten  die  Ab- 
handlungen manche  recht  beherzigeuswerthe  Bemerkung,  beispielsweise 
bei  den  Cyrtandraceen,  deren  südeuropäische  Arten  {Bamondia  pyre- 
naica  Lam.,  Habedea  rhodopensis  Friv.  und  Heldreichii  Boiss.)  der 
Verf.  mit  Fug  und  Recht  als  aus  alter  Zeit  in  Europa  übrig  ge- 
bliebene Species  erklärt  und  sich  hiebei  gegen  die  Theorie  ausspricht, 
welche  alle  Pflanzen  wandern  lässt,  wie  man  es  eben  braucht.  Auch 
die  Hinweise  auf  die  Schwierigkeiten,  welche  manchen  Fragen,  wie 
der  Entstehung  der  Wüstenpflanzen  (angeregt  bei  den  Chenopodia- 
ceen)  oder  der  Ausbreitung  der  Ciipuliferen  von  einem  Schöpfungs- 
centrum aus  u.  dgl.  sich  entgegenstellen,  werden  gebührend  betont. 
Bei  den  Arten  sind  auch  die  endemischen  Formen  ihrer  Zahl  nach 
berücksichtigt,  sowie  die  Zweifel  über  die  Bedeutung  derselben,  z.  B. 
die  drei  P<?^öromia-Species  auf  den  Inseln  Juan  Fernaudez  im  grossen 
Ocean  westlich  von  Chile,  ob  sie  nämlich  in  dem  Gebiete,    welches 


179 

sie  heilte  ausschliesslich  bewohnen,  nur  mehr  als  Repräsentanten 
einer  weiter  verbreiteten  Artenzahl  ihre  letzten  übrig  gebliebenen 
Standorte  behaupten,  oder  aber,  ob  das  beschränkte  Gebiet  ihres 
heutigen  Vorkommens  als  die  Bildungsstätte,  als  das  Entstehuugs- 
gebiet  der  betreffenden  Gattung  anzusehen  sei.  In  Noten,  welche 
den  Besprechungen  der  einzelnen  Familien  gleichlaiifen,  gibt  der  Verf. 
eine  ziffermässige  Uebersicht  der  Vertheilimg  der  Genera  und  der 
Species  auf  die  verschiedenen  bekannten  Florengebiete,  soweit  diess 
heute  nach  der  vorliegenden  Literatur,  Nymann  für  Europa,  Bentham 
und  Müller  für  Australien,  nach  DeCandolle's  Prodromus  u.  s.  w. 
und  nach  Katalogen  der  Sammlungen  möglich  war.  Auf  die  Ver- 
bal tnisszahl  der  Arten  zu  den  Gattungen  legt  Palacky  kein  beson- 
deres Gewicht  in  pflanzeugeographischer  Hinsicht,  so  lange  noch  der 
Gattungsbegriff  bei  den  verschiedenen  Autoren  so  schwankend  ist. 
Dagegen  ist  eine  besondere  Sorgfalt  darauf  gerichtet  worden,  An- 
deutungen über  die  Heimat  der  Familie  oder  über  ihre  Herkunft  zu 
gewinnen  und  ihre  geologische  Entwickelung  darlegen  zu  können. 
Leider  liegen  zur  Stunde,  ungeachtet  vieler  vortrefflicher  Arbeiten 
Schimper's  (Traite  de  Palaeontologie  vegetale),  Laquereux'  u,  a. 
und  des  ausgezeichneten  Werkes  von  Engler  (Versuch  einer  Ent- 
wicklungsgeschichte der  Pflanzenwelt,  insbesondere  der  Floreugebiete 
seit  der  Tertiärperiode),  noch  keineswegs  ausreichende  Anhaltspunkte 
vor,  um  mit  einiger  Sicherheit  über  das  Alter  gewisser  Familien 
und  über  ihre  historische  Entfaltung  entscheiden  zu  können.  Werden 
doch  weit  allgemeinere  Fragen,  wie  die  Ableitung  einer  bestimmten  Ge- 
setzmässigkeit für  die  Umbildung  der  Floren  noch  höchst  verschieden  zu 
lösen  gesucht,  wie  z.B.  von  Ettingshauseu's  Theorie,  welche  unser 
Autor  bei  mehreren  Familien  gutheisst,  doch  bezüglich  der  An- 
schauung, dass  die  heutigen  Florenreiche  zur  Tertiärzeit  noch  gar 
nicht  erkennbar  gewesen  seien,  wohl  nicht  ausreichend  begründet 
ist.  Schliesslich  stellt  der  Verf.  noch  recht  zweckmässig  die  Pflan- 
zeufamilien  nach  der  heutigen  Verbreitung  in  Kosmopoliten,  tropische, 
antarktische,  arktische  und  lokale,  sowie  in  historischer  Beziehung 
a)  in  xerophile,  älteste  (Kreide,  Eozän),  hygrophile  miocäne  und 
c)  gemässigte  (pliocäne  und  quarternäre)  zusammen.  Wir  wünschen 
dem  geehrten  Verfasser  zu  seinem  beabsichtigten  „Lehrbuch  der 
Pflanzengeographie  auf  geologischer  Basis"  den  besten  Erfolg. 

Dr.  A.  Kornhuber. 

Heinricher  E.  Histologische  Differeiizirnng'  in  der  pflanzlichen  Ober- 
haut. (Mittheil,  des  naturwissenschaftl.  Vor.  für  Steiermark.  Jahrg.  1886. 
Graz  1887.  Mit  einer  Tafel.) 

Die  hier  besprochene  histologische  Differeuzirung  der  Oberhaut 
betrifft  die  Laubblätter  der  Cruciferen  und  besteht  in  einer  ausser- 
ordeutlichen  Vergrösserimg  einzelner  Zellen,  die  das  Volum  der 
Nachbarzellen  um  das  zehn-  bis  hundertfache  übertreffen.  (Bei  He- 
Uophila  pilosa  wurden  Epidermiszellen  von  8  Mm.  Länge  gefunden!) 
Inhaltlich  scheinen  in  der  Regel  diese  Riesenzellen  von  den  ül)rigeti 
Oberhautzellen  (die  Schliesszellen  der  Spaltöffnungen   natürlich  aus- 


180 

geschlossen)  nicht  wesentlich  verschieden  zu  sein.  Plasma-Circulation 
ist  in  ihnen  meist  sehr  schön  zu  sehen.  Die  Diiferenzirimg  gewinnt 
dadurch  ein  verschiedenes  Aussehen,  dass  bei  manchen  Cruciferen 
{Isatis  tinctoria,  Senebiera  Coronopus,  Heliophila- Alien)  die  vergrös- 
serten  Oberhautzellen  isolirt  liegen,  während  bei  anderen  sich  mehrere 
unmittelbar  an  einander  reihen.  Eine  solche  Oberhaut  bietet  unter 
dem  Mikroskope  das  Bild  eines  gegliederten  Stromgeäders  mit  viel- 
facher Inselbildung.  Die  Strombahnen  werden  durch  die  grossen 
Zellen  repräsentirt,  während  die  kleinen  Zellgruppen  mit  den  Spalt- 
Öffnungen;  Inseln  vergleichbar  darin  liegen.  {Eruca  cappadocica  Reut., 
Diplotaxis  tenuifolia  D  C,  Mbrkandia  arvensis  DC.)  Bei  einzelnen 
Arten  {Senebiera  Coronopus,  Hutchinsia  petraea)  erstreckt  sich  die 
Differenzirung  auch  auf  die  Oberhaut  der  Stengeltheile.  —  Aehnliche 
Epidermisbildungen  fand  Volkens  an  einer  Reihe  von  Wüsten- 
pflanzen. Da  letztere  in  die  Ordnungen  der  Resedaceen,  Sileneen, 
Chenopodeen  und  Portulacaceen  gehören,  so  folgt,  dass  die  in  Rede 
stehende  Differenzirung  nicht  an  die  systematische  Stellung  der 
Pflanzen  geknüpft,  sondern  als  eine  physiologische  Anpassung 
zu  betrachten  ist.  Nach  den  Beobachtungen  von  Volkens  an  Mesem- 
hryanthemum crystallinumh.  und  den  von  Heinricher  mit  Tetragonia 
expansa  Ait.  angestellten  Versuchen  müssen  diese  grossen  Epider- 
miszellen  als  Speicherungsstellen  und  Reservedepots  für  Wasser  ange- 
sehen werden.  Diese  Annahme  findet  unter  andern  auch  darin  eine 
Stütze,  dass  die  erwähnte  Differenzirung  in  der  Oberhaut  mit  der 
Zunahme  der  Trockenheit  des  Standortes  sich  steigert.  Bur  gerstein. 

Fungi  uovi  Austriaca  Series  I.  Autore  Dr.  R.  V.  Wettstein.  (Mit  2  Taf.) 
Aus  dem  XCIV.  Bande  der  Sitzber.  der  kais.  Akad.  der  Wiss.  I.  Abth. 
December-Heft,  Jahrgang  1886. 

In  dieser  sehr  sorgfältig  gearbeiteten  Abhandlung  werden  von 
dem  Verfasser  neun  Hj'^menomyceten,  ein  Lycoperdon  und  zwei  Pe- 
zizen  als  neu  beschrieben  und  zwar:  1.  Tlydnum  Ebneri,  2.  Irpex 
anomalus,  3.  Trametes  carneus,  4.  Cantharellus  odorus,  5.  Maras- 
niius  tenerrimus,  6.  Agaricus  {Psalliota)  caldarius,  7.  Agaricus 
{Pleurotus)  Kerneri,  8.  Agaricus  {Pholiota)  gregarius,  9.  Agaricus 
{Naucoria)  chryseus,  10.  Lycoperdon  Rathag anum,  11.  Peziza  {Scle- 
rotinia) Kerneri,  12.  Micropeziza  Trollii.  Von  diesen  werden  ohne 
Zweifel  zwei  Arten,  nämlich  der  Irpex  anomalus  und  die  Peziza 
{Sclerotinia)  Kerneri  auch  die  Aufmerksamkeit  der  Nichtmykologen 
erregen.  Irpex  anomalus  Wettst,  (Taf.  I,  Fig.  1—9)  besitzt  normal 
Ssporige  Basidien,  „und  es  scheint  sich  in  jenen  Fällen,  in  denen 
weniger  (5 — 7)  vorkommen,  um  eine  Verkümmerung  einzelner  zu 
handeln".  Unserer  Ansicht  nach  hätte  der  Verfasser  auf  dieses  höchst 
auffallende  Merkmal  hin  getrost  ein  neues  Genus  schaffen  können. 
Er  hat  diess  aber  unterlassen  und  spricht  sich  über  diesen  Punkt 
selbst  in  folgender  Weise  aus:  „Wenn  ich  trotz  dieses  Umstandes 
(nämlich  der  Ssporigen  Basidien)  den  Pilz  zu  Irpex  stelle,  so  ge- 
schieht diess  mehr  aus  dem  Grunde,  um  nicht  auf  so  geringes  Be- 
obachtungsmateriale,  wie  mir  vorliegt,  eine  neue  Gattung  zu  gründen, 
andererseits,   weil  mir  die  Gattung  Irpex  auch  in  die  Zahl  jener  zu 


181 

gfehören   scheint,   in   denen   manche  Formen    vorläufig  eine  Stellung 
finden,  die  sie  mit  der  Zeit  noch  ändern  dürften".  Die  Peziza  (Scle- 
rotinia) Kernen  Wettst.  (Taf.  II,  Fig.  11 — 15)  vermehrt  die  inter- 
essante Untergattung  Sclerotinia  um  eine  nahezu  uugestielte  und  auch 
sonst  sehr  auffallende  Form.    Das  überaus  zarte  Mycel  dieses  Pilzes 
lebt    (so  viel  bis  jetzt  bekannt)    als    streng  obligater  Parasit  in  den 
jüngeren  Zweigen  der  Tanne.    Die  befallenen  Zweigeheu  kennt  man 
äusserlich  zunächst  an  der  sehr  bedeutenden  Vermehrung  der  männ- 
lichen Blütheukätzchen,    die  so  weit  geht,    dass  fast  in  der  Achsel 
eines   jeden  Blattes    eine  Blütheuknospe    zur  Entwickelung    gelaugt. 
Nach    dem    Abfallen  der  männlichen  Blütheukätzchen  bleiben  deren 
Hüllschuppen    stehen    und    bilden    schuppige    Becher,    während    die 
Achsen  unterhalb  dieser  Becher  mehr  oder  minder  anschwellen,  und 
auch    die    benachbarten  Blätter  hie  und  da  „callöse  Polster"  zeigen. 
Durch  das  Zusammenwirken  dieser  Umstände  erhalten  die  befallenen 
Aeste    der    Tanne    wohl  ein  ganz  abnormes  Aussehen,    doch  scheint 
der  Baum  selbst  im  Ganzen  imd  Grossen  nur  wenig  zu  leiden.   Das 
Mycel  des  Pilzes  erreicht  seine  grösste  Entwickelung  in  den  stehen- 
bleibenden Hüllschuppen  der  männlichen  Kätzchen,    und   l)ildet  hier 
auch   halbeingesenkte  schwärzliche,    etwa  4 — 5  Mm.  messende  Scle- 
rotien.   Cultivirt   man    die    letzteren    auf  feuchtem  Sand,    so  erhält 
man  binnen  5 — 8  Tagen  die  Fruchtkörper  der  Peziza  Kerneri.  Diese 
Fruchtkörper    wurden   übrigens  auch  im  Freien  gefunden   und    zwar 
bei  Mödling  von  Herrn  P.  T.  Strasser  und  Rosenau  von  dem  Ver- 
fasser.   Wie   schon  eingangs   erwähnt,    zeigt    die   ganze   Abhandlung 
eine  sehr  sorgfältige  Benützung  der  einschlägigen  Literatur  und  eine 
gewissenhafte  Vergleichung  der  neuen  Formen   mit  dem  verwandten 
Material.    Dass    dieses    letztere    aber  überhaupt  vorhanden  war  und 
zwar  in  einer  wissenschaftlich  brauchbaren  Form,  ist  ein  unbestreit- 
bares   Verdienst    des    Herrn    Hofrathes    Dr.    A.    Eitter  v.  Kern  er. 
Durch  die  rastlose  Initiative  dieses  Gelehrten  vollzieht  sich  nämlich 
seit  einer  Reihe  von  Jahren,  ganz  in  der  Stille,  eine  totale  Umwäl- 
zung des  zu  dem  k.  k.  Dniversitätsgarten  gehörigen  botanischen  Mu- 
seums. Dieses  letztere  wird  jetzt  wirklich  das  werden,  was  es  seinem 
Namen  nach  läufst  hätte  sein  sollen,    ein  botanisches  Museum. 
Schon    sind    viele    Hunderte  mit  Alkohol  gefüllte  Cylindergefässe  in 
einer  ebenso  übersichtlichen  wie  geschmackvollen  Weise  auf  den  Re- 
galen zur  Schau  gestellt,  welche  wahre  Schätze  solcher  zarter  Formen 
enthalten,  die  sich  auf  keine  andere  Weise  conserviren  lassen.  Unter 
diesen    auch    eine  stattliche  Reihe  wohlbestimmter  Hymenomyceten. 
Nur    wer    die  verschiedenen   zeitraubenden  und  mühsamen  Arbeiten 
kennt,    welche    das  Einsammeln,    Bestimmen  und  Conserviren  dieser 
Formen    erheischt,    wird    die  Grösse    der    hier  bereits  aufgestapelten 
Arbeit    annähernd    richtig  abzuschätzen  wissen.    Allerdings  wird  der 
Herr  Hofrath  v.  Kerne i'  bei  dem  schwierigen  Werke  der  Reorgani- 
sation   des    k.  k.  Universitätsgartens    und   des  botanischen  Museums 
von    seinen    beiden    Assistenten,    den    Herreu    Dr.    Stapf   und    Dr. 
v.  Wettstein    auf  das    kräftigste   unterstützt.    Indem  wir  hiermit 


182 

auch  weitere  Kreise,  besonders  auf  die  Neugestaltung  des  botanischen 
Museums  aufmerksam  machen,  wünschen  wir  diesem  rasch  aufblü- 
henden Institute  ein  ferneres  Gedeihen  und  eine  möglichst  reich  be- 
messene Dotation.  Zukal. 

Vukotinovic  L.  Opis  rnzah  okoline  ZagrebaJke.  (Rosae  in  vicina  Zagra- 
biensi  et  quaedam  in  Croatia  maritima  crescentes.)  II.  Separatabdruck  aus 
dem  LXXXni.  Bande  der  südslavischen  Akademie  zu  Agram. 

Der  unermüdliche  und  verdienstvolle  Erforscher  der  Kosenflora 
Croatiens  überrascht  die  Freunde  dieser  schönen  Gattung  wieder  auf  das 
angenehmste  mit  vorliegender  Arbeit.  In  derselben  sind  die  Kesultate 
der  Erforschung  Croatiens  hinsichtlich  der  Gattung  Rosa,  seit  dem 
Jahre  1884  niedergelegt,  eine  stattliche  Zahl  neuer  und  schöner 
Formen,  viele  Berichtigungen  und  Zusätze  sind  in  dieser  wichtigen 
Arbeit  enthalten.  Neu  aufgenommen  sind  die  Arten  und  Formen: 
Rosa  Haynaldiana  Borbäs,  R.  Axmanni  f.  coriacea  Borbäs,  fossi- 
cola  Vuk.,  microtypos  Borb.  et  Vuk.,  rupicola  Braun,  afabilis  Vuk., 
semiinermis  Borbäs,  oUgacantha  Borbäs,  oligacantha  f.  cuneifoUa  Vuk., 
cymelliflora  Borb.  et  Vuk.,  conica  Chabert,  fruticidosa  Borb.  et  Vuk., 
dimoiyhophylla  Borbäs,  inegalacantha  Borb.,  reversa  WK.  (?),  Croa- 
tica  Kit.,  tenuiflora  Borbäs,  pyrenaica  Koch  {R.  pendulina  L.), 
pubescens  Koch,  Malyi  A.  Kern.,  submonspeliaoa  Borbäs,  trichostylis 
(Borbäs),  suhcanhia  (Christ),  subcoUina  Christ,  livida  Host,  oligo- 
gynia  Borb.  et  Vuk.,  subleiostylis  (Borbäs),  brachypetala  Vuk.,  sub- 
sempervirens  Borbäs,  curticola  Puget,  flavidifolia  Vuk.  {R.  nitens 
Vuk.  non  Desv.),  Hercolis  Borb.,  Kitaibelü  Borb. ,  resinosa  Sternb., 
resinosa  f.  iimbratica  Borb.,  mollissima  Fries  f.  pyriformis  Scheutz., 
Belgradensis  Pancic,  semiseplumBorh.  et  Vuk.,  percuriosaBorh.  et  Vuk., 
sepium  f.  arvaticaVaget,  sepium  f.  robusta  Christ,  Szaböi  Borb.,  semisca- 
hra  Borb.,  graveolens  Gr.  God.,  Floriana  Vuk.,  septicola  Desegl.,  polya- 
cantha  (Borbäs),  leucopetala  Borbäs.  Von  den  zahlreichen  Caninen 
will  ich  nur  die  neuen:  R.  placidula  Vuk.  et  Borbäs,  maorostylis 
Borbäs,  Suberti  Rip.  (auch  von  Herrn  Sand  an  y  am  Zugänge  zum 
Krainer  Schneeberg  aufgefunden),  rhodopetala  Borb.  et  Vuk.  erwäh- 
nen. Zugleich  mit  dieser  Arbeit  erschien  ein  kleiner  Nachtrag  zu 
den  „Rosae  Croaticae"  im  69.  Bande  der  südsl.  Akademie  (1884), 
welche  einige  neue  Zusätze  imd  Neubenennung  älterer  von  Vuko- 
tinovic creirter  Formen  enthält;  diese  Umänderung  der  Namen, 
so  wie  zahlreiche  unrichtige  Citate  sind  wohl  zum  grossen  Theile 
überflüssig.  Im  Uebrigen  ist  diese  für  die  Flora  Croatiens  hoch- 
wichtige Arbeit  der  Aufmerksamkeit  der  Floristen  bestens  zu  empfehlen. 

Braun. 

Verhandlungen   der  k.  k.  zoologisch-botanischen    Gesellschaft   in    Wien. 
XXXVI.  Band.  IV.  Quartal  1886. 

Von  den  in  diesem  Bande  veröffentlichten  Abhandlungen  bota- 
nischen  Inhaltes    werden    die    nachstehenden    zwei,    nämlich:  .„Zur  ^ 
Pilzflora  Oesterreichs"  IV.,   von  Dr.  Günther  Beck   und  „Steirische  | 
Flechten"  von  Dr.  Alex.  Zahlbrückner,  an  anderer  Stelle  ausführlich  ' 


183 

besprochen  werden-,  forner  wurde  über  Dr.  0.  Stapfs  Arbeit:  „Die 
Pflanzonreste  des  Hallstädter  Heidengebirges"  das  AVeseutlicbste  im 
Noveml)erhefte  der  Oesterr.  botan.  Zeitschrift  de  1886  nuter  den 
Vereinsnachrichten  mitgetheilt.  Ein  Gleiches  gilt  von  zwei  kleineren 
Pnblicationen  Dr.  M.  Kronfeld:  a)  „Ueber  die  Ausstreuung  der 
Früchtchen  von  Scutellaria galer'mdata''''  und  b)  „Ueber  die  niederöster- 
reichischen Volksnameu  von  Solanum  tuberosum'''',  deren  unter  derselben 
Rubrik  im  Decemberhefte  dieses  Blattes  Erwähnung  geschieht.  Aus 
letzterem  Artikel  sei  hier  noch  als  eine  localhistorische  Notiz  ange- 
führt, dass  Clusius  als  der  Erste  in  Oesterreich  citirt  wird,  der  im 
J.  1588  die  damals  neue  Knolle  in  Händen  hatte.  Er  erhielt  selbe 
von  Philipp  de  Sivry,  Vorstand  der  Stadt  Mens  in  der  Provinz 
Hennegaii.  —  Es  erübrigt  nunmehr  zur  Besprechung  der  in  den 
obigen  Verhandlungen  veröffentlichten  Mittheilung  von  Aug.  V\''ie- 
mann:  „Ueber  PrimulaWettsteinii{Pr.minimoX  ClusianaY,  über- 
zugehen. Dieser  Bastart  steht  der  Primida  minima  näher  als  der 
P)\  Clusiana,  er  unterscheidet  sich  von  Ersterer  durch  die  etwas 
mehr  abgerundeten,  schwach  behaarten  Blätter,  grössere  Blüthen 
mit  breiteren  Lappen  und  kiirzeren  Involucralblätter.  Fundort: 
Niederösterreich;  auf  dem  Schneel)erg,  in  einer  Höhe  von  ca.  2000  M., 
und  zwar  unter  den  Stammeltern  und  Pr.  intermedia  Port.  =  Pr. 
Portcmcldagii  Beck.  Moritz  Pfihoda. 


Correspondenz. 

Wien,  am  2o.  Mäiz  1887. 
Aus  der  soeben  geöffneten  Sendung  bosnischer  188Ger  Rosen- 
proben des  Herrn  Prof.  Erich  Grafen  Brandis  in  Travnik  will  ich 
einstweilen  nur  die  beiden  Novitäten  Rosa  Uvida  Host  und  R.  ve- 
stita  Godet  —  letztere  in  einer  Uebergangsform  zur  R.  tomentosa  — 
mittheilen.  Auch  die  schöne  R.  hosniaca  Keller  et  Wiesb.,  Oesterr. 
botan.  Zeitschr.  1883  —  liegt  abermals  nur  in  Blüthen,  aber  vom 
neuen  Standorte  vor;  während  die  Rosa  gentilis  Sternb.  am  23.  Juli 
1886  noch  in  der  Blüthe  zwischen  Janica  und  Sjekira  fast  bei  letz- 
terem Orte  durchaus  in  der  var.  inermis  eingesammelt,  die  indivi- 
duellen Modificationen :  leio-,  tricho-,  adeno-  und  ditrlclioneura  von 
derselben  Strecke  enthält.  Diese  var.  inermis  —  wie  sie  wiederholt 
sub  Nr.  6  der  Exsicc.  vorliegt  —  kann  aber  niemals  mit  der  affinis 
Sternb.  identificirt  werden,  da  letztere  Sternberg  selbst  durch  „ku- 
gelige und  kahle  Receptakel"  von  unserer  Rose,  die  ovoide  hispide 
Receptakel  hat,  unterschieden  hatte!  (Vergl.  Oe.  b.  Z.  1883,  101.) 

J.  B.  Keller. 

Wien,  am  4.  April  1887. 
Herr  Br.  Blocki  hat  in  der  Aprilnummer  der  Oesterr.  botan. 
Zeitschrift  behauptet,    ich   hätte    seine  Rosa  Leopoliensis  „ganz  un- 
richtig"   als    Synonym    zu    Rosa  frutetorum    Besser    gezogen.     Die 


184 

authentischen  Exemplare  der  R.  Leopoliensis,  welche  sich  in  mei- 
nem Besitze  befinden  (mit  der  Etiquette  des  Herrn  Btocki  ver- 
sehen), weisen  keine  Spur  von  Drüsen  an  der  Unterseite  der  Blätt- 
chen (sogenannte  „subfoliare"  Drüsen!)  auf,  und  zeigen,  wie  sich 
auch  Dr.  Woloszczak  seinerzeit  in  "Wien  überzeugte,  nicht  die  mini- 
malste Differenz  gegenüber  den  Originalexemplaren  der  R.  fruteto- 
rum  Besser.  Ich  habe  also  wenigstens  die  in  meinem  Besitze 
befindlichen  Originalexemplare  der  R.  Leopoliensis  ganz  richtig  ge- 
deutet. Sollte  sich  um  Lemberg  eine  Rose  aus  der  Gruppe  der  R. 
coriifolia  Fries  mit  Drüsen  an  der  Unterseite  der  Blattlamina  vor- 
finden, so  wäre  diess  von  grossem  Interesse,  indem  dann  zur  Formen- 
reihe  der  Rosa  incana  Kitaibel,  R.  Kmetiana  Borbäs  und  R.  Ora- 
nensis  Kmet  eine  parallele  Reihe  aus  der  Gruppe  der  R,  coriifolia 
Fries,  R.  frutetorum  Besser  und  R.  Leopoliensis  Blocki  entdeckt 
wäre.  Dass  die  echte  Rosa  frutetorum  Besser  nicht  die  Pflanze  ist, 
welche  viele  sogenannte  „Rhodologen"  als  „i2.  frutetorum''''  bezeich- 
nen, wird  eine  Arbeit  von  mir,  die  bald  erscheinen  düifte,  nach- 
weisen. R.  uncinella  f.  ciliata  Borbäs  ist  gewiss  von  R.  uncinella 
Besser  L  typica  verschieden,  sonst  hätte  mein  Freund,  Prof.  Borbäs, 
es  gewiss  nicht  für  nöthig  befunden,  die  Bezeichnung  „f.  ciliata"' 
beizusetzen,  ob  man  nun  erstere  Rose  als  Art,  Varietät,  Form  etc. 
bezeichnet,  ist  durchaus  Ansichtssache.  Zum  Schlüsse  sei  der  verdienst- 
volle Erforscher  der  Flora  Galiziens  freundlichst  darauf  aufmerksam  ge- 
macht, dass  unter  den  von  Dr.  Wotoszczak  gesammelten  Thymus 
angustifolius  Pers.  aus  der  Gegend  von  Lemberg  sich  auch  ein 
Exemplar  des  T.  Serpyllum  L.  befindet,  was  ihn  gewiss  interessi- 
ren  dürfte.  T.  Serpyllum  befindet  sich  übrigens  noch  in  dem  Herbar 
Opiz  im  böhmischen  Museum  zu  Prag,  wo  er  die  Bezeichnung 
„T.  apricus  Opiz"  trägt.  Braun. 

Wien,  am  6.  April  1887. 
Dr.  0.  Stapf  hat  in  der  letzten  Ausgabe  der  Flora  exsicc. 
Austro-Hung.  unter  Nr.  1480  eine  zweiblüthige  Varietät  von  Leu- 
cojum  vermim  L.  aus  der  Marmaros  als  var.  Vagneri  neu  beschrie- 
ben. Dieselbe  ist  nichts  weniger  als  neu,  denn  sie  wurde  als 
Leucojum  vernum  ß.  „carpathian  spring  snow-flake"  sclion  im  Jahre 
1818  in  Curti's  botan.  Magaz.  tab.  1993  abgebildet  und  von  Her- 
bert in  seinem  Werke  „Amaryllidaceae"  p.  331  als  Erixosma  ver- 
num var.  carpathicum  im  Jahre  1837  beschrieben.  Auch  in  eiuem 
dritten  Hauptwerke  für  Amaryllideen,  nämlich  in  Kunth's  Enum. 
plant.,  V,  p.  474  wurde  dieser  aus  den  Karpathen  zuerst  bekannt 
gewordenen  Varietät  Erwähnung  gethan.  Sie  hat  daher  nach  der  in 
den  „Schedis"  angewendeten  Nomenclatur  den  Namen  carpaticum 
Herbert  zu  tragen.  Dr.  G.  Beck. 

Reichraming  (Oberösterreich),  am  20.  März  1887. 

Bei  der  Durchsicht  und  Einreihung  meiner  vorjährigen  Pflan- 
zenausbeute fanden  sich  einige  Pflanzen  vor,    deren  Constatirung  für 


185 

hiesige  Gegend  auch  weitere  Kreise  interessiren  dürfte.  Es  sind  fol- 
gende: Chri/santhemum  foUosum  Willkomm  pro  var.  Chr.  Leucan- 
tlumum  in  „Führer  in  das  Reich  der  Pflanzen"  IL  Aufl.  pag.  385. 
Diese  nach  Willkomm  bisher  nur  aus  der  preussischen  Rheinpro- 
vinz  bekannte  Pflanze  sammelte  ich  in  nur  wenigen,  aber  sehr  typi- 
schen Exemplaren  an  Ackerrainen  und  Schutthaufen  in  der  Nähe 
von  Reich raming.  —  Senecio  lyratus  Koch  non  Rchb.  In  Oberöster- 
reich sehr  selten.  Ich  sammelte  die  Pflanze  auf  einer  Waldwiese 
auf  den  „Brunuthalermauern"  bei  Reichraming  ebenfalls  in  geringer 
Anzahl,  helfe  aber,  heuer  eine  grössere  Anzahl  zu  erlangen.  —  Ba- 
nunculus  anemonoides  Zahlbr.  Gemein  auf  begrasten,  oft  kaum  zu- 
gänglichen Felswänden  längs  des  „Grossen  Weissenbaches"  bei  Reich- 
raming, an  dessen  sehr  selten  betretenen  Ufern  Gentiana  Clusii 
Perr.  et  Song.,  Daphne  Cneorum,  Dryas  und  andere  alpine  Ge- 
wächse in  grosser  Menge  blühen.  An  Potentilla-krteü  ist  die  hiesige 
Gegend  sehr  arm.  Laut  gütiger  Revision  durch  Herrn  Prof.  Alb. 
Zimmeter  wachsen  hier  folgende:  Potentilla  erecta  (L.),  P.  stric- 
tissima  Zimmet.  Diese  ziemlich  häufig  im  Walde  bei  Weissenbach. 
Pot.  reptans  L.,  P.  microphylla  Tratt.,  P.  glanduUfera  Krasan.  In 
hiesiger  Gegend  das  zuerst  blühende  und  gemeinste  Fingerkraut. 
P.  opaca  L.  scheint  bis  in  die  Gebirgsthäler  nicht  zu  dringen  und 
von  der  P.  glanduUfera  vertreten  zu  werden.  P.  longifoUa  Borb., 
P.  turicinensis  Siegfr.  An  der  Strasse  von  Reichraming  nach  Losen- 
stein in  nur  wenigen  Stöcken.  P.  caulescens  L.  Allenthalben  auf 
Felsen,  selbst  in  einigen  Stöcken  neben  der  Messingfabrik.  P.  ste- 
rilis  (L.).  An  Waldrändern  sehr  zerstreut.  Erwähnen  möchte  ich 
noch,  dass  ich  im  August  v.  J.  auf  dem  „Hochschwab"  in  Ober- 
steiermark die  Potentilla  stricticaulis  Gremli  gefunden  habe. 

Hans  Steininger. 

Brunn,  am  6.  April  1887. 

Am  3.  April  d.  J.  fand  ich  am  Hädyberg-Abhange  in  der 
Richtung  gegen  Obfan  zwei  Exemplare  abnorm  entwickelter  Schnee- 
glöckchen {Galanthus  nivalis  L.).  Die  erste  Pflanze  trug  vier  äussere, 
drei  innere  Perigonblätter  und  sieben  Staubgefässe ;  die  zweite  nur 
zwei  äussere,  zwei  innere  und  vier!  Staubgefässe.  Diess  als  An- 
schluss  an  einen  früheren  Artikel  „lieber  die  Bildungsabweichungen 
am  Schneeglöckchen"  der  Zeitschr.  1885  pag.  345,  als  ein  weiterer 
Beweis  von  der  grossen  Veränderlichkeit  dieser  Frühlingsptianze. 

Dr.  Formänek. 

Budapest,  am  12.  April  1887. 

Freund  Blocki  scheint  zweierlei  Rosa  leopoliensis  zu  besitzen. 
Eine  davon,  ohne  subfoliare  Drüsen,  vertheilt  er  unter  die  Rhodo- 
logen,  eine  andere  aber  behält  er  in  Reserve.  Da  er  seine  Novitäten 
häufig  nur  als  blosse  Namen  publicirt,  so  ist  es  ihm  leicht,  wenn 
die  Novität   seiner  Exemplare   bezweifelt   und   zu   einer  älteren  Art 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  5.  Heft  1887.  15 


186 

gezogen  wird,  die  Eeserveexemplare  als  wahre  R.  leopoliensis  mit 
subfoliaren  Drüsen  zu  vertheidigen.  Ich  muss  aber  meinen  Freund 
Btocki  fragen,  warum  sendet  er  mir  und  Herrn  Braun,  die  wir 
uns  etwas  näher  für  die  Rhodologie  interessiren,  die  H.  frutetorum 
Bess.  ohne  subfoliare  Drüsen  als  R.  leopoliensis?  —  Wir  müssen 
doch  ein  aus  der  Hand  eines  lebenden  Botanikers  rührendes  Exem- 
plar, welches  noch  unbeschrieben  ist,  als  wahr  betrachten.  Im  Gegen- 
theile  kann  Niemand  dieses  Verfahren  ßJocki's  billigen,  sowie  auch 
das,  dass  er  in  Oest.  Bot.  Zeitschr.  1883  p.  273 — 74,  also  fast  auf 
derselben  Seite  eines  Heftes  ein  Hieracium  zwei  Herren  dedicirt. 
Wohin  kommen  wir  so  in  der  Systematik?  —  Rosa  hrachypoda 
Desegl.  et  Rip.  brachte  L.  Richter  von  Mäd  mit.  An  einem  Exem- 
plare war  der  imtere  Drittheil  der  Hagebutte  mit  einander  ver- 
wachsen, während  die  oberen  und  grösseren  Theile,  also  auch  die 
Blüthen,  ganz  frei  waren.  An  der  Verwachsungsstelle  bindet  ein 
dünnes  Gewebe  die  Zwillinge  zusammen.  Solche  und  verschiedene 
Verwachsungen  sind  an  den  Rosenfrüchten  nicht  selten. 

V.  B  0  r  b  ä  s. 


Fersonalnotizen. 

—  C.  Jetter  hat  eine  mehrwöchentliche  Excursion  nach  Dal- 
matien  unternommen. 

—  Dr.  J.  J.  Kichx,  Professor  der  Botanik  und  Director  des 
botanischen  Gartens  an  der  Universität  in  Gent,  ist  am  27.  März, 
45  Jahre  alt,  gestorben. 

—  Dr.  D.  F.  ^idrichsen,  Professor  der  Botanik  an  der  Uni- 
versität Kopenhagen,   ist  am.  19.  März,   73  Jahre  alt,  gestorben. 


Vereine,  Anstalten,  Untemehmung^en. 

—  Die  am  6.  April  stattgefundene  36.  Jahres -Versammlung 
der  k.  k.  zoolog.-botanischen  Gesellschaft  in  Wien  erhielt 
einen  besonders  festlichen  Charakter.  Es  handelte  sich  nämlich  zu- 
gleich um  zwei  in  diese  Epoche  fallende  fünfundzwanzigjährige  Jubi- 
läen, nämlich  jenes  des  Protectorates :  Sr.  kaiserl.  Hoheit  des  Herrn 
Erzherzogs  Rainer  und  das  der  Präsidentschaft:  Sr.  Durchlaucht 
Fürsten  Josef  Colloredo-Mannsfeld,  zu  feiern.  Zu  diesem  Zwecke 
hielt  der  Vice-Präsident,  Herr  Hofrath  Brunner  von  Wattenwyl 
eine  des  Anlasses  würdige  Festrede,  in  welcher  der  Verdienste  der 
hohen  Jubilare  um  das  Gedeihen  der  Gesellschaft  in  warmen  Dankes- 
worten gedacht  wurde.  Hieran  knüpfte  der  genannte  Vorsitzende 
eine  Rückschau  auf  das  erfreuliche  Wirken  beider  Zweige  des  Ver- 


187 

eines  im  abgelaufenen  Vierteljahrhundert,  und  überging  schliesslich 
zur  Kundgebung  seiner  Anschauungen  über  die  am  meisten  frucht- 
bringende Methode  um  die  Ergebnisse  fernerer  Forschungen  zur 
Geltung  zu  bringen,  und  zwar  durch  Bearbeitung  von  Special-Mono- 
graphien. Von  hohem  Interesse  war  sodann  des  Hofrath  Prof.  Ritter 
V.  Kern  er  längerer  Vortrag,  betreffend  das  Phänomen  der  Explo- 
sion der  Antheren  bei  diclinischen  Pflanzen  behufs  üebertragung 
des  Pollen  auf  die  Narben  durch  Luftströmungen,  sowie  überhaupt 
die  Vorgänge,  die  bei  diesem  Acte  beobachtet  wurden.  Der  Vortra- 
gende führte  zu  seinen  Ausführungen  entsprechende  Belege,  nament- 
lich aus  dem  Leben  der  ürticaceen  {Brov.ssonetia  und  P'dea)  an, 
und  schloss  mit  der  Aufzählung  und  zugleich  eingehenden  Erklärung 
der  Haupttypen,  nach  denen  die  Mechanismen,  —  welche  die  Natur 
den  Pflanzen  zur  üebertragung  des  Blüthenstaubes  und  andererseits 
zum  Schutze  des  letzteren  gegen  ungünstige  Einflüsse  der  Atmosphä- 
rilien gegeben  — ,  sich  gruppiren  lassen.  Als  Repräsentanten  dieser 
Typen  wurden  bezeichnet:  die  Grasblüthe,  die  Coniferen,  Cupuliferen; 
Potamogeton-krtQ}!',  Schizanthus;  einige  Papilionaceen  (Sarothamnus 
und  Spartinm)  und  Crucianella  stylosa.  Moritz  Pfihoda. 

—  Die  L  Internationale  Gartenbau-Ausstellung  in 
Dresden,  bei  welcher  zahlreiche  Preise  zur  Vertheilung  gelangen, 
wird  am  7.  Mai  feierlich  eröffnet  und  dauert  bis  zum  15.  d.  M.  Am 
9.  und  10.  Mai  finden  Versammlungen  des  Vereins  deutscher  Rosen- 
freunde statt,  und  am  12.  Mai  halten  die  Coniferen-Züchter  und 
Kenner  eine  Sitzung  behufs  Feststellung  einer  einheitlichen  Benen- 
nung der  Nadelhölzer  ab. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Au  st  mit  Pflanzen  aus 
Niederösterreich  und  Salzburg.  —  Von  Herrn  Pastor  mit  Pflanzen 
aus  Böhmen. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  Fräulein  Borosch  und  die 
Herren:  Stelzer,  Frank,  Keller,  Ullepitsch. 

Vorräthig:  (B.)  =  Böhmen,  (Bd.)  =  Baden,  (Br.)  =  Berlin, 
(F.)  =  Frankreich,  (H.)  =  Harz,  (I.)  =  Istrien,  (Kt.)  =  Kärnten, 
(M.)  =  Mähren,  (NOe.)  =  Niederösterreich,  (OOe.)  =  Oberöster- 
reich, (P.)  =-•  Polen,  (S.)  =  Salzburg,  (Sl.)  =  Schlesien,  (St.)  = 
Steiermark,  (T.)  =  Tirol,  (Th.)  =  Thüringen,  (ü.)  =  Ungarn,  (W.) 
=  Westfalen. 

Laserpüium  prutenicum  (P.),  Lathyrus  Aphaca  (I.,  St.),  mon- 
tam(3  (B.),  mont.  var.  tenuifolius  (Br.),  Nissolia  (Bd.),  palustris  (U., 
Hessen),  pratensis  (OOe.,  St.),  silvestris  (ü.,  Holstein),  tuberosiis  (F., 
W.),    Lavatera  thuringiaca    (NOe.,  ü.),    Ledum  palustre   (Br.,   P.), 


188 

Leersia  ori^oides  (Mecklenburg),  Lemna  arrhiza  (Br.),  gibha  (Br., 
W.)?  minor  (ü.),  polyrrMza  (ü.,  W.),  trisulca  (Br.,  SL,  U.),  Leon- 
todon  hastilis  (SL),  incanus  (NOe.,  OOe.),  Lepidium  campestre  (Br.), 
Draba  (H.,  NOe.),  ruderale  (M.,  T.),  sativum  (Sl.),  Smithii  (F.), 
Lepigonum  marinum  (W.),  Leucojum  vernum  (M.,  NOe.),  Lihanotis 
montana  (NOe.,  P.),  Lilium  hulhiferum  (OOe.),  Janhae  (Siebenbür- 
gen), Martagon  (OOe.),  Limosella  aquatica  (OOe.,  SL),  Linaria  al- 
pina  (Kt.,  OOe.,  SL,  T.),  Gymhalaria  (SL),  Elatine  (SL,  U.,  W.), 
minor  (OOe.,  SL),  spuria  (OOe.,  SL),  stenotrioha  (F.),  vidgaris  (OOe., 
ü.),  Linnaea  horealis  (Br.,  H.),  Linum  catharticum  (M.,  NOe.,  U.), 
ßavum  (NOe.,  St.,  U.),  gallicum  (I.),  glahrescens  (IT.),  humile  (NOe.), 
tenuifoUum  (Kt.,  NOe.,  OOe.,  ü.),  Tommasinii  (L),  viscosum  (OOe., 
St.),  Listera  cordata  (OOe.,  T.),  Lithospermum  officinale  (Br.),  pur- 
pur  eo-coeruleum  (Th.,  U.),  Litorella  lacustris  (W.),  Lolium  arvense 
(P.),  italicum  (OOe.),  linicolum  (U.),  speciosum  (Tl.),  temulentum  (P., 
IT.),  Lonicera  alpigena  (NOe.,  OOe.),  nigra  (B.,  U.),  Peridymenum 
(Br.),  Lotus  corniculatus  (NOe.,  U.),  tenidfolius  (U.),  Lunaria  redi- 
viva  (Kt.,  NOe.),  Luzula  albida  (NOe.,  OOe.,  IJ.),  flavescens  (S.), 
Forsteri  (I.,  Eheinprov.),  maxima  (Bd.,  ü.),  mtdtißora  (B.,  SL,  P.), 
pilosa  (OOe.,  U.),  Lychnis  Viscaria  (St.,  Bayern),  Lycopus  exaltatus 
(ü.),  Lysimachia  Linum  stellatum  (I.),  nemorum,  (Br.,  Th.),  Num- 
mularia  (U.),  punctata  (OOe.,  Th.,  U.),  thyrsiflora  (M.,  NOe.,  S.), 
vidgaris  (OOe.,  U.),  Lythrum  bibracteatum  (ü.),  SaUoaria  (NOe., 
ü.),  virgatum  (NOe.,  ü.),  Majanthemum  bifolium  (NOe.,  P.,  U.), 
Malachium  aquaticum  (SL),  Malaxis  paludosa  (Br.),  Malva  Alcea 
(M.,  SL),  moschata  (Bd.),  silvestris  (P.),  Marrubium  peregrinum 
(U.). 

Obige    Arten   können   nach    beliebiger  Auswahl    im    Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)  abgegeben  werden. 


Inserat. 


Die  fünfte  durchgesehene  und  ergänzte  Auflage  des 

Botanisclieii  Ex:cnx*sioiisbiiclies 

für  üe  äentscl-österreicMscliei  Lanier  imd  das  angreazende  ßeDiet 

von 
Dr.  W.    Lorinser,    k.  k,  Sanitätsrath  und  Dlrector    des   k.  k.  Erankenliaases 

Wieden  in  Wien. 

Umfang  36  Bogen  Klein-Octav,  geh,  Preis  3  fl.  in  Leinwandband  3  fl.  60  kr. 

ist  in  allen  Buchhandlungen  zu  haben. 

Verlag  von  Carl  Gerold's  Sohn  in  Wien. 


BedacteuT  und  Herausge1)er  Dr.  Alezander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 

C.  Ueberreutex'sche  Buchdruckerei  (M.  Salzer)  in  Wien. 


Oesterreichische 

Botanisclie  Zeitsclirift 


Die  österreichische 
botanische    Zeitschrift 

erscheint 

den  Ersten  jeden  Monats. 

Man  pr&numerirt  auf  selbe 

mit  8  11.  Ost.  W. 

(le  R.  Mark) 

ganzjährig,    oder   mit 

4  11.  Ost.  W.  (8  R.  Mark^ 

halbjährig. 

Inserate 

die  ganze  Petitzeile 

15  kr.  öst.  W. 


Organ 


für 


Botanik  und  Botaniker. 


N^  6, 


Exemplare 
die  frei  durch  die  Post  be- 
zogen werden  sollen,  sind 
blos  bei  der  Redaction 

(ir.  Bez.,  Mühlyasse  Nr.  1) 

ZU  pränumeriren. 

Im  Wege  des 

Buchhandels    übernimmt 

Pränumeration 

C.  Gerold's  Sohn 

in  Wien, 

sowie  alle  übrigen 

Buchhandlungen. 


XXXTII.  Jahrgang. 


WIEN. 


Juni  1887. 


INHAIaT.  Galium  polmücum.  Von  Blocki.  —  Symbiose.  Von  Tomasche k.  —  Utrictdaria  hreiri- 
cornis.  Von  Dr.  Celakovsky.  —  Querciis  Csatöi.  Von  Dr.  Borbäs.  —  Hieracien.  Von  Schnei- 
der. —  Rubus-Formen.  Von  Dr  Formänek. —  Flächendrüsigkeit.  Von  Keller.  —  Flora  des 
Etna.  Von  Strobl.  -  Literaturberichte.  —  Correspondeuz.  Von  Burgerstein,  S  chilberszk  y, 
Blocki,  Forraanek,  Woloszczak.  —  Personalnotizen.  —  Vereine,  Anstalten,  Unterneh- 
mungen. — ■  Botanischer  Tauschverein.  —  Inserat. 


Gaiiufn  poionicuni  n.  sp. 

Von  Br.  BJocki. 

Diagnose:  Wurzelstock  kriechende  Ausläufer  treibend.  Stengel 
an  der  Basis  geknickt,  sonst  ziemlich  steif  aufrecht,  0-6  bis  1  M. 
hoch,  deutlich  (besonders  oberseits)  vierkantig,  glänzend.  Blätter  quirlig, 
zu  8  in  jedem  Quirl,  lanzettlich  bis  lineallanzettlich,  in  der  Mitte 
oder  im  oberen  Drittel  am  breitesten  (2 — 3  mm.  breit)  und  von  da 
gleichmässig  und  allmälig  in  eine  Spitze  vorgezogen,  0"3  M.  lang, 
beiderseits  glänzend,  oberseits  dunkel-,  unterseits  blassgrün,  an 
den  Eändern  mit  kleinen,  vorwärts  gerichteten  Zäckchen  besetzt.  Die 
Inflorescenz  sehr  reichblüthig,  im  Umrisse  eilänglich  nach  oben 
zu  allmälig  verschmälert,  deren  Aeste  unter  einem  Winkel  von  50 
bis  45"  aufrecht  abstehend.  Die  Blütheustiele  zweiter  Ordnung  (eigent- 
liche Blüthenstiele)  4—5  mm.  lang,  dünn  (jedoch  nicht  haardünn 
wie  bei  G.  capillipes  Echbch.  oder  bei  G-.  pseudoanstatum  Schur), 
während  und  nach  der  Anthese  imter  dem  Winkel  45"  aufrecht 
abstehend.  Die  Krone  flach  ausgebreitet,  2  mm.  im  Durchmesser, 
die  Zipfel  derselben  eiförmig  zugespitzt.  Keife  Früchte  V/^  mm.  im 
Durchmesser  messend,  schwarzbraun,  an  der  Fläche  schwach  gerun- 
zelt. (Synon.:  O.  aristatum  auct.  galic,  non  L.,  G.  asperidißorum 
mihi  olim,  non  Borbäs.) 

Standort:  Lichte  Gebüsche  in  Ostgalizien  an  zahlreichen  Orten, 
auf  Kalkboden.  Bisher  habe  ich  diese  Art  an  folgenden  Orten  beob- 
achtet: Jaryna  bei  Janöw  (der  westlichste  Standort),  Dubienko  bei 
Monasterzyska,  Okuo  und  Kaczanöwka  bei  Grzymalöw,  endlich  Bilcze 


Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  6.  Heft.  1887. 


16 


190 

und  Cygany  in  Südostgalizien;   an  allen  genannten  Standorten  ziem- 
lich zahlreich. 

Bemerkungen:  Von  den  systematisch  nächst  verwandten 
Ai-ten  unterscheidet  sich  G.  polonicum  m.  folgendermassen:  Von 
O.  mollugo  L.  durch  längere  und  allmälig  zugespitzte,  aufrecht 
oder  fast  wagrecht  abstehende  Blätter,  steif  aufrechten  Stengel, 
durch  unter  einem  spitzen  Winkel  abstehende  Aeste  der  Inflorescenz 
und  endlich  durch  dünnere,  stets  aufrecht  abstehende  Blüthen- 
stielchen.  Von  O.  aristatum  L.  durch  höheren  Wuchs,  längere  In- 
ternodien,  relativ  kürzere,  glänzende  Blätter,  viel  reichlicheren 
Blüthenstand  und  etwas  dickere  Blüthenstielchen.  Von  G.  Schultesü 
Vest.  durch  relativ  schmälere  und  glänzende  (niemals  bereifte) 
Blätter.  Von  G.  pseiidoaristatum  Schur  {G.  asperuUßorum  Borb.) 
durch  breitere,  glänzende  Blätter,  viel  reichlicheren  Blüthenstand, 
sowie  durch  kürzere  und  dickere  Blüthenstielchen.  Von  G.  erectum 
auct.  austr.  endlich  durch  höheren  Wuchs,  längere  und  anders  ge- 
staltete Blätter,  viel  breitere  Inflorescenz  und  dünnere  Blüthen- 
stielchen. Hier  sei  noch  bemerkt,  dass  ich  in  Bilcze  eine  f.  pilosa 
des  G.  polonicum  m.  mit  behaarten  Stengeln  und  Blättern  in  einigen 
wenigen  Exemplaren  unter  der  Grundform  beobachtet  habe. 


In  der  Diagnose  der  Poa  polonica  m.  ist  zu  berichtigen: 

6.  Zeile  von  oben,  statt:  „3  Mm.  lang",  soll  es  heissen:   „3  Mm.  breit". 
12.  Zeile  von  unten,  statt:  „auch  hung.",  soll  es  heissen:  „auct.  hung.". 


Ueber  Symbiose  von  Bacterien  (in  Zoogloea-Form)  mit 
der  Alge  Gloeocapsn  polydervnaUcn  Ktz. 

Vorläufige  Mittheilung. 
Von  Prof.  Anton  Tomaschek. 

Im  Monate  April  fand  ich  in  einem  halb  unterirdisch  angeleg- 
ten Warmhause  (Augarten)  in  einer  Abtheilung  desselben,  welche 
hauptsächlich  der  Vermehrung  gewidmet  wird,  die  Wände  stellen- 
weise mit  einem  schleimig-gelatinösen  Ueberzug  bekleidet;  die  Farbe 
desselben  war  schmutzig  violett  oder  chocoladebraun,  die  Consistenz 
die  des  Kleisters  und  die  Höhe  der  Schichte  betrug  stellenweise  bis 
2  Mm.  Ins  Wasser  gebracht,  fiel  die  Masse  endlich  flockig  aus- 
einander und  senkte  sich  zu  Boden. 

Die  Bedingungen,  unter  welchen  diese  Bildung  zu  Stande  kam, 
lassen  sich  aus  der  Beschaffenheit  des  Fundortes  ableiten:  feuchte 
ruhige  Luft,  hohe  Temperatur,  wechselnde  geringe  Beleuchtung  för- 
derten die  Entwickeluug.  Beachtenswerth  ist  es  ferner,  dass  die 
Hauptplätze  dieses  Vorkommens  sich  besonders  in  der  Nähe  des 
Einganges  befanden,  was  insbesondere  mit  dem  Einströmen  von  fri- 
scher Luft  in  Zusammenhang  gebracht  werden  muss. 


191 

Die  mikroskopische  Untersuchung  erwies,  dass  die  gelatinöse 
Grundmasse  hauptsächlich  aus  einem  Stäbchenbacterium  besteht, 
welches  ich  am  liebsten  mit  Bacillus  Megatherium  vergleichen  möchte.*) 
Jedes  dieser  meist  etwas  gekrümmten  Stäbchen  ist  von  einem  im 
Umrisse  ovalen  glänzend  durchsichtigen  Hof  umgeben.  Die  gelati- 
nöse Beschaffenheit  der  Gesammtmasse  ist  somit  durch  diese  eigen- 
thümliche  Hülle,  welche  die  Breite  der  Stäbchen  hat,  bedingt,  da 
die  letztere  sammt  ihrem  Hof  sich  in  allen  Kichtungen  eng  aneinan- 
der schmiegen.  Meist  wird  diese  aus  freiliegenden  Stäbchenbacterien 
gebildete  Grundmasse  von  einem  feinen  Geflechte  dünner  Bacterien- 
fäden  durchzogen,  welche  jedoch  durch  Einwirkung  von  Jodtinctur 
sich  in  kurze  Gliedmassen  zerlegen. 

In  dieser  bacteriösen  Grundmasse  sind  nun  überall  grössere 
oder  kleinere  Inseln  von  Gheocapsa  polydermatica  eingebettet,  welche 
auch  dann  in  Theilung  begriffen  zu  sein  scheinen,  wenn  stellenweise 
die  Zellen  ihre  blaugraue  Färbung  in  eine  trübgelbgrüne  verändert 
haben  oder  gänzlich  farblos  geworden  sind.-) 

Nur  an  maucüen  Stellen,  insbesondere  am  Grunde  der  gelati- 
nösen Bacterieumasse  oder  am  Eande  derselben  häufen  sich  die 
Gloeocapsa-G6\omQ\i  in  solcher  Menge  an,  dass  sie  die  Bacterien 
grösstentheils  verdrängen.  In  letzterem  Falle  behalten  die  Zellen 
der  Gheocapsa  ihre  ursprüngliche  blaugrüne  Färbung  bei,  während 
sie,  wenn  sie  am  Grunde  auftreten  oder  zerstreut  in  kleineren  Colo- 
nien  der  Zoogloeamasse  einlagern,  sich  verfärben  oder  verblassen. 
Kleinere  Colonieu  der  Alge  sind  übrigens  überall  in  der  Zoogloea 
gleichmässig  vertheilt  und  jede  noch  so  kleine  Partie  der  letzteren 
unter  das  Mikroskop  gebracht,  wird  einzelne  kleinere  Algencolonien 
aufweisen.  Es  muss  hier  auch  noch  Erwähnung  finden,  dass  hie  und 
da  mitten  aus  der  Zoogloeamasse  einzelne  Moospflänzchen  frei  her- 
vortreten und  daher  auch  hie  und  da  in  der  schleimigen  Masse 
Moosprotonemata  oder  sogar  Farren-Prothalien  sich  vorfinden. 

Diese  Association  der  Zoogloea  mit  den  Algen,  welche  an  die 
Vereinigung  der  flechtenbildeuden  Pilze  mit  Algen,  beziehungsweise 
an  die  Collemaceen  erinnern,  ist  offenbar  keine  zufällige  blosse 
Wohnungsgemeinschaft.  Dieses  Zusammenleben  ist  vielmehr  hervor- 
gerufen durch  das  Sauerstoffbedürfniss  des  Bacteriums.  Zu  dieser 
Anschauung  werde  ich  hmgedrängt,  wenn  ich  erwäge,  was  Engel- 
mann (Bot.  Ztg.  1884,  pag.  441)  rücksichtlich  des  Verhältnisses 
ärobiontischer  Bacterien  erwiesen  hat.  °) 


')  Vergl.  Morphologie  und  Biologie  der  Pilze  von  A.  De  Bary,  pag.  SOO. 

")  Es  ist  auch  nach  Frank  bei  Lecanora  pallida  und  anderen  Flech- 
ten bekannt,  dass  die  flechtenbewohnenden  Algen,  ohne  anscheinend  dabei  ab- 
zusterben, den  Chlorophyllgehalt  grösstentheils  oder  ganz  verlieren.  De  Bary, 
pag.  431.  Gloeocapsa  kommt  als  Gonidie  in  der  Flechte  Synalissa  symphorea 
Nyl.  vor. 

')  Vergl.  auch  Pfeffer.  Verh.  d.  deutschen  bot.  Gesellschaft  I.  J.  G. 
pag.  531. 

16* 


192 

Engelmann  hat  experimental  die  Annäherung  gewisser  Bac- 
terien,  das  Hinbewegen  derselben  gegen  Sauerstoff  im  Lichte  aus- 
scheidender Algen  beobachtet.  Der  von  mir  oben  geschilderte  Befund 
zeigt  nun,  dass  diese  auf  das  Sauerstoffbedürfuiss  mancher  Bacterien 
gegründete  Beziehung  derselben  zu  Algen  auch  in  der  Natur  zum 
Ausdruck  kommt,  wenn  sich  Bacterien  mit  Algen  associeren.  Dass 
sich  also  sauerstoffbedürftige  Bacterien  gewissen  Algen  nähern  und 
mit  denselben  in  Gemeinschaft  zu  günstiger  Entwickelung  gelangen. 
Da  anderseits  die  Alge  nicht  abstirbt,  sondern  im  Bacterienlager 
weiter  wächst,  so  ist  hier  ein  ähnliches  Yerhältniss  anzunehmen,  wie 
es  zwischen  Algen  und  flechtenbildenden  Pilzen  besteht.  Die  Alge 
wird  von  der  Bacterie  nicht  parasitisch  überfallen,  sondern  es  besteht 
vielmehr  zwischen  beiden  Organismen  ein  Mutualismus,  welcher  die 
günstige  Entwickelung  beider  Organismen  gestattet. 

Da  ich  eine  grössere  Menge  von  diesem  beachtungswerthen 
Gebilde  theils  getrocknet,  theils  in  Alkohol  aufbewahrte,  bin  ich 
gerne  bereit,  Forschern,  welche  weitere  Untersuchungen  vornehmen 
wollen,  Proben  davon  auf  Verlangen  mitzutheilen. 

Brunn,  im  April  1887. 


Nochmals  Utricuiaria  brer)icornis. 

Von  L.  Celakovsky. 

(Schluss.) 

Prof.  Asche rson  war  so  gütig,  mir  die  Originalbeschreibung 
Brückner's  aus  dem  mir  nicht  zur  Verfügung  stehenden  obcitirten 
Werke  zu  excerpiren,  welche  ziemlich  kurz  also  lautet: 

„  Utricuiaria  macroptera  G.  Brückn.  Grabow  im  weissen  Moor 
(Schm.)  Ludwigshut  bei  der  Kreuzbrücke?  (Betcke).  U.  nectario 
obtuso,  labio  superiori  integro,  palato  duplo  longiori,  foliis  tripartito- 
dichotomis,  laciniis  lineari-capillaribus,  aequilongis,  verrucoso-sca- 
briusculis,  subampulliferis.  El.  dan.  tab.  128  teste  Deth.  in  litt.  — 
Differt  ab  U.  intermedia:  floribus  dimidio  fere  miuoribus  et  necta- 
rio obtuso,  —  ab  U.  minore:  labio  superiore  palato  duplo  vel  triplo 
longiore  et  foliorum  laciniis  lineari-capillaribus  subaequilongis  nee 
linearibus,  planis,  pinnatifidis,  pinnis  alternis,  brevibus,  apice  bifidis, 
acutis. " 

Wenn  wir  zunächst  die  Diagnose  ohne  Kücksicht  auf  das  ohne- 
hin keine  sichere  Auskunft  gebende  Herbar  des  Autors  ins  Auge 
fassen,  so  erhalten  wir  den  Eindruck,  dass  es  sich  um  eine  zunächst 
mit  ü.  intermedia  verwandte  Art  handelt,  die  von  U.  minor  durch 
mehrere  deutliche  Merkmale  getrennt  wird.  Unter  diesen  ist  zu- 
nächst die  den  Gaumen  um  das  doppelte  oder  dreifache  übertreffende 
Oberlippe  der  Corolle  (daher  wohl  auch  der  Name  macroptera),  die 
allerdings  bei   U.  intermedia  und  ochroleiica  vorkommt,    während  sie 


193 

bei  U.  minor  constant  nur  so  laug  ist,  als  der  Gaumen.  Brückner 
hebt  diesen  ünterscbied  seiner  macroptera  noch  besonders  gegen  die 
U.  minor  hervor.  Ferner  werden  die  Blattzipfel  der  U.  macroptera 
als  ziemlich  gieichlang,  linealfädlich,  „warzig-rauh"  beschrieben,  da 
sie  doch  bei  U.  minor  am  Rande  glatt  und  wimperlos  sind.  Brück- 
ner fand  noch  einen  unterschied  in  den  Blättern  von  der  U.  minor, 
deren  Lacinieu  er  lineal,  fiederspaltig,  die  Fiedern  abwecbselnd,  kurz, 
an  der  Spitze  zweispaltig,  spitzig  nennt;  wogegen  er  die  Lacinien  der 
dreitheilig-gabelspaltigen  Blätter  der  macroptera  als  lineal-haarförmig, 
ziemlich  gleichlang  bezeichnet. 

Es  ist  unschwer  zu  verstehen,  was  Brückner  damit  gemeint 
hat.  Die  dichotome  Verzweigung  der  Blätter  nimmt  nämlich,  was 
ganz  richtig  ist,  bei  U.  minor  häufig  einen  mehr  monopodialen  Cha- 
rakter an,  indem  die  Zweige  ungleich  werden,  der  kräftigere  und 
längere,  mehr  verzweigte  die  frühere  Richtung  des  Hauptabschnittes 
fortsetzt,  so  dass  dieser  wirklich  oft  mehr  fiederspaltig  und  seine 
Seitenzweige  an  der  Spitze  zweispaltig  aussehen.  Bei  U.  intermedia 
und  hrevicornis  erscheint  die  Blattverzweigung  reiner  gabelig,  und 
so  weist  denn  auch  diese  Angabe  die  U.  inacroptera  zur  U.  inter- 
media hin.  Ich  will  nicht  sagen,  dass  dieser  Unterschied  immer  deut- 
lich auftritt,  aber  doch  manchmal,  und  diess  genügt,  um  den  Sinn 
der  Brückner'schen  Angabe  zu  verstehen.  Freilich  auf  die  linealen 
Abschnitte  bei  U.  minor  und  die  lineal-haarförmigen  bei  inacroptera 
ist  nichts  zu  geben;  die  Breite  und  Länge  der  Zipfel  ist  auch  bei 
U.  minor  sehr  veränderlich,  und  meist  sind  sie  bei  ihr  schmäler  als 
bei    U.  hrevicornis  oder  gar  intermedia. 

Die  Angaben  Brückner's,  eines  Beobachters  von  seltenem 
Scharfblick  und  Gewissenhaftigkeit,  wie  ihn  Ascherson  nennt,  über 
U.  macroptera  lassen  sich  entschieden  nicht  mit  der  U.  minor  ver- 
einigen. Ascherson,  von  der  Hypothese  ausgehend,  dass  die  er- 
wähnte U.  minor  mit  zum  Theile  schlauchlosen  Blättern  im  Herbare 
Brückner's  die  fragliche  U.  macroptera  sei,  sucht  zwar  diese  Dis- 
crepanz,  namentlich  in  Betreff  der  Blütben,  aufzuklären,  indem  er 
sagt:  „Wahrscheinlich  suchte  Brückner  nun  auch  in  der  Blüthe 
Unterschiede  von  U.  minor  und  glaubte  dieselben,  da  er  wohl  U. 
minor  von  anderen  Standorten  nicht  frisch  zur  Verfügung  hatte,  in 
dem  Verhältniss  der  Oberlippe  zum  Gaumen  zu  finden,  obwohl  diese 
Theile  durchaus  nicht  von  der  normalen  U.  minor  abweichen."  — 
Aber  eben  darum  ist  die  so  versuchte  Erklärung  nicht  überzeugend. 
Wenn  auch  Brückner  die  U.  minor  von  anderen  Standorten  nicht 
frisch  vor  sich  gehabt  hätte,  so  konnte  er  doch  aus  jedem  beschrei- 
benden Werke  wissen,  dass  U.  minor  die  Oberlippe  mit  dem  Gau- 
men gleich  lang  (und  die  intermedia  doppelt  länger)  besitzt.  Diess 
hat  schon  Hayue  1800  hervorgehoben,  und  schon  die  älteren  Flo- 
risten nahmen  Notiz  davon,  z,  B.  Pohl  im  Tent.  Fl.  hohem.  1809, 
dann  Koch  u.  s.  w.  Die  2 — 3mal  längere  Oberlippe  bleibt  mithin 
bei    der   Identification    der   U.  macroptera  mit    minor  als  Stein  des 


194 

Anstosses  bestehen;  die  miiss  zumal  ein  so  gerühmter  Beobachter 
gesehen  und  nicht  nur  zu  sehen  geglaubt  haben. 

Der  Ausdruck  laciniis  verrucoso-scabriusculis  ist  ferner  zwar 
keiner  besonders  glücklichen  Terminologie  entlehnt,  es  kann  damit 
aber  oifeubar  nur  die  feine  Bewimperung,  bei  der  ihm  die  kurzen 
Zähnchen  gleichwie  Wärzchen  erschienen,  gemeint  sein.  Wenn 
Ascherson  sagt,  dass  die  Blattzipfel  jener  TJ.  minor,  in  der  er  die 
U.  macroptera  vermuthete,  keineswegs  verrucoso-scabriuscula,  son- 
dern so  glatt  als  bei  minor  sind,  nur  hier  und  da  durch  anhängen- 
den Algenschmutz  etwas  höckerig,  —  so  bezeugt  er  eben  etwas 
seiner  eigenen  Hypothese  Ungünstiges;  denn  es  ist  doch  einem 
scharfblickenden  Beobachter  nicht  zuzumuthen,  dass  er  anhängenden 
Algenschmutz  für  integrirende  Theile  des  Blattes,  resp.  Blattrandes 
gehalten  hätte. 

Daraus,  dass  weder  die  Oberlippe,  noch  die  Blätter  bei  der 
hypothetischen  TJ.  minor-macroptera  so  sind,  wie  sie  Brückner  für 
seine  macroptera  zum  Unterschiede  von  minor  angibt,  muss  im 
Gegentheil  geschlossen  werden,  dass  also  jene  U.  minor  nicht  die 
Brückuer'sche  U.  vnacroptera  sein  könne.  Darum  scheint  mir,  dass 
Ascherson  die  diagnostischen  Angaben  Brückner's  zu  wenig 
berücksichtigt  und  den  immerhin  unsicheren  Indicien  des  Herbar- 
befundes nnd  dergl.  zu  sehr  nachgesetzt  hat.  Er  spricht  nur  von 
den  zum  Theile  schlauchlosen  Blättern  der  als  macroptera  suppo- 
nirten  ü.  minor  des  Herbars,  wobei  er  sich  an  das  Merkmal  foliis 
subampulliferis  hält,  welches  Brückner  nicht  besonders  betont  hat, 
und  welches  einen  anderen  Sinn  haben  kann  und  wohl  auch  haben 
wird,  als  ihm  Ascherson  zuschrieb.  Ich  meine  nämlich,  es  sollte 
damit  gesagt  sein,  dass  die  vegetativen  Blätter  der  U.  macroptera 
hie  und  da,  doch  nicht  reichlich,  Schläuche  bilden,  im  Gegensatze 
nicht  zur  minor,  sondern  zur  intermedia,  deren  vegetative  Blätter 
ohne  Schläuche  sind.  Diese  Auffassung  scheint  mir  die  richtige  zu 
sein,  nachdem  auch  die  anderen  Merkmale  Brückner's  (Oberlippe 
und  Blattzipfel)  nicht  auf  U.  minor,  sondern  auf  ü.  intermedia  oder 
eine  dieser  nächstverwandte  Art  hinweisen,  welche  eben  nur  die  für 
Mitteleuropa  neu  nachgewiesene  U.  ochrolema  sein  kann.  Für  diese 
sprechen  denn  ausser  den  foliis  subampulliferis  (nach  meiner  Deu- 
tung) auch  die  beinahe  doppelt  kleineren  Blüthen  als  bei  U.  inter- 
media und  wohl  auch  der  „stumpfe"  Sporn,  durch  den  sich  die  TJ. 
macroptera  von  der  TJ.  intermedia,  welcher  damit  stillschweigend 
ein  spitziger  Sporn  beigelegt  wird,  unterscheiden  soll.  Zwar  ist  mit 
der  Phrase  calcare  obtuso  die  Länge  uud  Gestalt  des  Sporns  der  TJ. 
ochroleuca  nicht  deutlich  bezeichnet,  allein  wir  haben  gesehen,  dass 
auch  Hartman  den  Sporn  der  TJ.  ochroleuca  stumpf  nennt,  ent- 
gegen dem  „pfriemlichen"  Sporn  der   TJ.  intermedia. 

Detharding  hat  (nach  Betcke's  Mittheilung  an  Ascherson) 
in  seinem  Conspectus  die  TJ.  macroptera  Brückner  sogar  nur  als  TJ. 
intermedia  aufgeführt.  Das  erscheint  begreiflich,  wenn  er  die  TJ. 
ochroleuca  von  Brückner  erhalten  hatte;  wie  hätte  er  aber  eine  TJ. 


195 

minor  so  falsch  bestimmen  könuen?  „Später  scheint  er  diese  An- 
sicht indessen  geändert  zu  haben,  sagt  Ascher  so  n,  indem  er  sie 
mit  der  Fig.  auf  Taf.  128  Fl.  dan.  (die  nach  Ascherson  eine  U. 
minoi^  darstellt)  identificirte,"  Auch  diess  würde  nur  dafür  sprechen, 
dass  es  sich  bei  der  U.  macroptera  um  eine  in  ihren  Merkmalen 
und  im  Habitus  zwischen  U.  intermedia  und  minor  stehende  Art 
handelt,  als  welche  in  der  That  die   U.  oehroleuca  sich  darstellt. 

Es  ist  zu  bedauern,  dass  Brückner's  Herbar,  trotz  der  wieder- 
holten Bemühungen  Prof.  As  eher  son's,  wie  mir  dieser  schrieb,  nicht 
mehr  aufzutreiben  ist,  vielleicht  würde  es  von  dem  neu  erölfneten 
Gesichtspunkte  aus  neue  Anhaltspunkte  darbieten.  Vielleicht  befan- 
den sich  unter  der  U.  minor  oder  U.  intermedia  dieses  Herbars  Exem- 
plare oder  Fragmente  der  U.  hrevicornis,  welche  Freund  Ascherson 
vor  25  Jahren  übersehen  oder  missdeutet  hat.  Es  wäre  möglich,  dass 
die  „  U.  intermedia''''  des  Brückner 'sehen  Herbars,  die  mit  dem  von 
Ascherson  für  V.  macroptera  angesprochenen  Exemplar  der  U.  mi- 
nor in  demselben  Herbarbogen  lag,  eben  die  U.  oehroleuca  war 
(welche  damals  Ascherson  in  praxi  von  der  U.  intermedia  noch 
nicht  unterschied),  und  dass  somit  diese  und  nicht  die  dabeiliegende 
U.  minor  von  Brückner   unter  seiner  macroptera  gemeint  war. 

Freilich  soll  an  dem  von  Brückner  angezeigten  Standorte,  in 
dem  weissen  Moor  bei  Grabow,  von  Schreiber  und  von  Betcke 
nur  U.  minor  gefunden  worden  sein.  Ist  aber  dieses  negative  Zeug- 
niss  hier,  wo  es  sich  um  eine  so  kritische,  theils  mit  U.  intermedia, 
theils,  wie  es  scheint,  auch  mit  U.  minor  verwechselte  Art  handelt, 
wirklich  beweisend?  Ich  bezweifle  es.  Die  ü.  hrevicornis  wächst 
nicht  selten  mit  U.  minor  zusammen,  anderwärts  wieder  mit  U. 
intermedia  (in  der  Lausitz  nach  Fiek's  Mittheilung  auch  mit  beiden). 
Es  wäre  somit  möglich,  dass  auch  im  Weissen  Moor  neben  U.  minor 
die  U.  oehroleuca  vorkommt  oder  vorkam,  vielleicht  seltener  als  mi- 
nor, und  daher  vielleicht  nur  von  dem  „scharfsichtigen"  Brückner, 
nicht  aber  von  den  anderen  Genannten  als  besondere  Form  wahrge- 
nommen und  unterschieden  wurde. ') 

Jedenfalls  wäre  es  wünschenswerth,  dass  die  mecklenburgischen 
Botaniker  dem  Weissen  Moore  bei  Grabow  erneute  Aufmerksamkeit 
zuwenden  möchten,  ob  sich  dort  nicht  die  U.  oehroleuca  constatiren 
liesse.  Freilich  müsste  die  Untersuchung  des  Moores  eventuell  mit 
besonderer  Vorsicht  und  Ausdauer  stattfinden,  da  es  bekannt  ist, 
dass  die  Utricularien  au  manchen  Standorten  nur  selten  blühen.  So 
z.  B.  habe  ich  die  U.  neglecta  in  einem  durch  12  Jahre  alljährlich 
besuchten  Teichsumpfe  bei  Chudenitz  nur  in  einem  Jahre  und  zwar 
reichlich  blühend  angetroffen,  in  anderen  öfter  nicht  einmal  die  ste- 
rilen Stengel  auffinden  können.  Man  dürlte  sich  also  durch  ein  ein- 


')  Wenn  Ascherson''s  Vermuthung;  richtig  ist,  dass  jene  mehrmals  er- 
wähnte ü.  minor  des  Brückner 'sehen  Herbars  aus  dem  Weissen  Moor  stammte, 
so  dürfte  wohl  die  im  selben  Bogen  mit  ihr  zusammenliegende  „U.  intermedia" 
(vielleicht  =  oehroleuca)  auch  dort  gesammelt  sein. 


196 

maliges   negatives    Ergebniss    eventuell  nicht  abschrecken  und  nicht 
gleich  zu  einem  verneinenden  Urtheile  verleiten  lassen. 

Das  Eesultat  unserer  Betrachtung  ist  somit: 

Utricularia  macroptera  G.  Brückner  aus  dem  Weissen  Moor 
bei  Grabe w  ist  den  vom  Autor  angegebenen  unzweideutigen  Merk- 
malen nach,  also  mit  einer  an  Gewissheit  grenzenden  Wahrschein- 
lichkeit dieselbe  Art,  welche  von  Hartman  U.  ochroleuca  und  von 
mir  ü.  hrevicornis  genannt  wurde.  Der  Brückner'sche  Name  hat  aber 
vor  dem  ohnehin  schlecht  bezeichnenden  Hartman'schen  Namen  die 
Priorität. 


Ueber  Quercus  Csatoi  Borb. 

in  „Magyar  Növenytani  Lapok"  (redigirt  von  Prof.  Dr.  Kanitz),  X.  1886, 

p.  133-134. 

Von  Dr.  Vinc.  v.  Borbäs. 

Diese  Eiche,  welche  ich  1.  c.  lateinisch  beschrieb  und  als  eine 
Qm.  decipiens  Bechst.  (eventuell  Qu.  aurea  Wierzb.)  X  Rohur  L. 
{Qu.  pedunculata  Ehrh.)  deutete,  ist  der  Qu.  sessillßora  Salisb.  ähn- 
licher, a  Qu.  Rohore  pedunculis  brevibus  pubescentibus,  petiolis  magis 
elongatis,  foliis  subtus  puber ulis  et  squamarum  forma,  a  Qu.  sessili- 
flora  petiolis  brevioribus,  forma  foliorum,  pedunculis  brevibus  diversa. 
In  die  Combination  nahm  ich  Qu.  decipiens  oder  Qu.  aurea  statt 
Qu.  sessiliiiora  deswegen  auf,  weil  jene  Varietäten  der  Qu.  sessiliflora 
mit  gelben  oder  gelblichen  Blattnerven  sind,  die  Qu.  decipiens  mit 
ziemlich  langem  Fruchtstiele,  die  Qu.  aurea  aber  fructibus  sessilibus. 

Die  Blattnerven  sind  aber  bei  Qu.  Csatöi,  welche  ich  dem  be- 
kannten unermüdlichen  Forscher  der  siebenbürgischen  Flora  und  Orni- 
thologie, J.  V.  Csatö,  königl.  Eath  und  Vicegespau  in  Nagy-Enyed, 
widmete,  auch  meistens  gelblich  oder  weisslich ;  während  sie  bei  Qu. 
sessiliflora  iindi  bei  ihrer  Varietät  Welandii  Heuff. !,  welche  im  Hay- 
nal duschen  Prachtherbar  vorhanden  ist,  röthlich  oder  bräunlich  sind. 
Meine  Qu.  Csatoi,  aus  den  Nagy-Enyeder  Walde,  Bükkös,  ist  übri- 
gens mit  der  Qu.  sessiliflora  näher  verwandt,  so  dass  ich  mit  vollem 
Eechte  diese  Combination  andeuten  musste. 

Dass  ich  in  Frage  gestellt  habe,  ob  die  Qu.  decipiens  fructu 
pedunculato  oder  die  Qu.  aurea  fr.  sessili  die  eine  der  Eltern  sei, 
hat  darin  seinen  Grund,  dass  eine  der  beiden  Eltern,  (wenn  wir  sie 
für  wirklich  hybrid  halten),  jedenfalls  die  stielfrüchtige  Qu.  Rohur 
L.  a.  {Qu.  pedunculata  Ehrh.)  ist,  also  könnte  den  ungefähr  1  Cm. 
langen  Fruchtstiel  Qu.  Csatöi  auch  von  der  letzteren  Art  geerbt 
haben,  ohne  der  Einwirkung  der  Qu.  aurea.  Diese  sowie  auch  Qu. 
decipiens  sind  aber  in  Siebenbürgen  ziemlich  verbreitet.  Also,  eine 
der  Eltern  konnte  auch  die  Qu.  decipiens  sein,  aber  in  diesem  Falle 
kann  man  schwerlich  sagen,   ob  von  dieser  oder  von  Qu.  Rohur  die 


197 

Fruchtstiele  der  Qu.  Csatöi  geerbt  wurden.  Jedenfalls  kann  man 
eine  Qu.  sessüiflora  (inclus.  Qu.  aurea)  X  Robur  ohne  Fruchtstiele 
kaum  denken. 

Meine  innigste  Ueberzeugung  ist  es,  dass  Qu.  Csatöi  am  näch- 
sten zwischen  die  hier  angedeuteten  Arten  und  Varietäten  fällt,  sei 
sie  als  ein  Bastard  oder  eine  Mittelform  aufgefasst. 

Umsomehr  hat  mich  die  in  „Erdeszeti  Lapok"  1887,  p.  37,  41 
veröffentlichte  Meinung  von  Simonkai  (Simkovics)  überrascht, 
dass  meine  Qu.  Csatöi  eine  der  Qu.  lanuginosa  näher  bleibende 
Qu.  lanuginosa  X  Rohur  sei.  Er  beruft  sich  darauf,  dass  er  die 
Exemplare  von  v.  Csatö  bekommen  hat.  Ich  kann  über  diese 
fragliche  „Qu.  lanuginosa  X  Robur'^  nichts  sagen;  aber  es  ist  sicher, 
dass  von  Qu.  Csatöi  diejenigen  Exemplare  die  wahren  sind,  welche 
in  meinem  Herbare  liegen  und  welche  ich  beschrieb.  Herr  Simonkai 
hat  also  die  Csatö'schen  Exemplare  entweder  falsch  aufgefasst, 
oder  es  liegt  ihm  nicht  meine  Combination  vor,  sondern  verwech- 
selte Exemplare.  Ich  habe  meine  Qu.  Csatöi  wiederholt  untersucht, 
und  linde  so  grosse  Aehnlichkeit  zu  der  Qu.  sessiliflora  oder  zu 
jenen  Varietäten  mit  gelblichen  Blattnerven,  dass  die  Qu.  decipiens 
oder  Qu.  aurea  aus  der  hybriden  Combination  der  Qu.  Csatöi  über- 
haupt nicht  ausgeschlossen  ist;  ja  sogar,  wenn  wir  auch  die  nähere 
Verwandtschaft  dieser  Combination  andeuten  wollen,  so  müssen  wir 
Qu.  Csatöi  als  eine  Qu.  super-decipiens  oder  Qu.  super-aurea  X 
Robur  bezeichnen! 

Ich  wollte  hier  diese  Varietäten  darum  nicht  vernachlässigen, 
weil  sie,  obwohl  von  Qu.  sessiliflora  nicht  bedeutend  verschieden, 
doch  eine  grössere  Area  geographica  haben.  Sie  müssen  auch  in 
Deutschland  vorkommen,  denn  Eolle  *)  will  die  Qu.  sessiliflora  von 
Qu.  Robur  durch  die  jungen  gelblich-grünen  Blätter  unterscheiden, 
welche  also  eher  auf  die  Qu.  decipiens,  die  zuerst  aus  Thüringen  -) 
beschrieben  wurde,  oder  auf  die  ungarische  Qu.  aurea  hinweisen. 

Dass  meine  Qu.  Csatöi  eine  „Q«/.  lanugi?iosa  X  Robur'-'-  sei, 
trotzdem  dass  sie  der  Qu.  laguninosa  überhaupt  unähnlich  ist,  könnte 
man  wohl  oberflächlich  nach  der  Behaarung  der  Fruchtstiele  und  der 
Blätter  der  Qu.  Csatöi  denken,  aber  diese  können  wir  auch  von  Qu. 
sessiliflora  erklären. 

An  den  Mittelformen  der  Qu.  lanuginosa  Lam.  {Qu.  pubescens 
W.)  X  Robur,  wovon  ich  eine  ganze  Keihe  besitze,  sehe  ich,  dass 
die  Nerven  länger  behaart  sind  (uervis  magis  lauuginosis)  als  das 
Parenchym  der  Blätter.  Die  Pubesceuz  der  Unterüäche  der  Blätter 
der  Qu.  Csatöi  ist  aber  überall  gleich  kurz,  wie  jene  der  typi- 
schen Qu.  sessiliflora. 

Die  Qu.  Czatöi  konnte  also  die  gleichförmige  subfoliare  Pubesceuz 
auch   von  Qu.  sessiliflora  (oder  Qu.  decipiens  oder  Qu.  aurea)  geerbt 


')  Verhandl.  des  botan.  Vereines  für  Brandenb.   1877,  p.  162,  (Sitzungber.) 
■)  Vergl.  meine  Abhandl.  über  die  Becbstein'schen  Eichen  in  „Deutsche 
Botan.  Monatsschrift",  redig.  von  Leimbach.  18S6,  p.  116. 


198 

haben.  Man  schreibt  zwar  gewöhnlich,  dass  die  Blätter  der  Qu.  ses.n- 
liflora  kahl  sind,  aber  Irmisch  ^)  hat  schon  richtig  erklärt,  dass  diese 
Blätter  nur  scheinlich  kahl  sind.  In  der  That  wird  die  ünterfläche 
der  Blätter  durch  kurze  Sternhaare  bedeckt,  doch  sind  diese  so 
klein,  dass  sie  mit  freiem  Auge  kaum  oder  gar  nicht  sichtbar  sind. 
In  dieser  richtigen  Erklärung  Irmisch'  kann  ich  nach  Unter- 
suchung von  zahlreichen  Q,u.  sessiliflora  und  Qu.  lamig'mosa  hinzu- 
fügen, dass  diese  kurzen  Sternhaare  viel  beständiger  sind,  als  die 
Lanugo  der  Qu.  lanuginosa  Lam.  Fl.  Franc.  IL,  p.  209,  1778.  {Qu. 
pidescens  W.  1805.)  —  Sie  fehlt  nach  meinen  bisherigen  Unter- 
suchungen nie,  weshalb  ich  die  Gruppe  der  Qu.  sessiliflora  mit  einem 
Worte  Asterobalanos  nenne.  Im  Gegentheile  wie  die  Blätter  in 
der  Gruppe  der  Qu.  lanuginosa  verkahlen,  verweise  ich  auf  Qu.  tri- 
dactyla  m.  [Qi,.  j^w/x^scews  var.  glahrata  Heuff.,  nicht  Guss.),  Qu. 
dasyclados  m.  in  Fl.  Budapest  pro  var.  Qu.  Budensis,  1879,  p.  70  = 
Qu.  glahrescens  Kern.,  non  Benth.),  sowie  auf  die  Exsiccaten  von 
Yukotinovits,  v.  B.  auf  die  Qu.  susedana  Vuk.  =  Qu.  pinnatißda 
Gm!  —  Ich  habe  aus  der  Umgebung  von  Triest  auch  ganz  kahl- 
blätterige Qu.  lanuginosa  gesehen,  wo  nur  die  Glaucedo  der  Unter- 
fläche der  Blätter  beweist,  dass  sie  nicht  zu  Asterobalanos  gehört. 
Eine  ganz  kahlblätterige  Qu.  sessiliflora  besitze  ich  aus  Ungarn  nicht! 

Ferner  sind  die  Zweige  der  Hybriden  der  Qu.  lanuginosa  mehr 
minder  behaart,  oder  auch  ganz  dicht  filzig.  Die  Zweige  der  Qu. 
Csatoi  sind  ganz  kahl. 

Auch  könnte  man  vielleicht,  dass  Qu.  Csatoi  Borb.  eine  Qu. 
super-lanuginosa  X  Rohur  sei,  daraus  glauben,  weil  die  Fruchtstiele 
mehr  minder  behaart  sind.  Aber  trotzdem  dass  Kerner  ^)  sagt,  dass 
die  Stiehleiche  ganz  kahl  ist,  findet  man  an  ungarischen  Exemplaren 
dieser  Art  nicht  sogar  selten  vereinzelte  Haare  (pilos  vagos),  ja  in 
demselben  Aufsatze,  in  welchem  ich  die  Qu.  Csatoi  beschrieb,  be- 
nannte ich  und  v.  Csatö  eine  Form  der  Stieleiche  als  puhipes  ^o\:\>. 
et  Csatö,  weil  der  Fruchtstiel  spärlich  behaart  ist.  Aber  der 
Fruchtstiel  ist  auch  in  dem  Formenkreise  der  Asterobalanos 
nicht  selten  behaart,  wie  bei  Qu.  sessiliflora  var.  Welandü  Heuif. !, 
var.  Szovitsii  D.  C.  etc.,  und  so  kann  auch  der  Fruchtstiel  der  zu 
Asterobalanos  gehörigen  Qu.  Csatoi  ohne  Zuthun  der  Qu.  lanu- 
ginosa behaart  sein. 

Nach  meiner  Ansicht  muss  man  also  aus  der  Combination  der 
Qu.  Csatoi  die  Qu.  lanuginosa  ohne  Zweifel  ausschliessen.  —  Bisher 
hat  man  Qu.  Badensis  Borb.  1879.  {Qu.  amhigua  Kit.  non  alior.) 
für  Qu.  lanuginosa  X  Rohur  gehalten,  dann  habe  ich  voriges  Jahr 
bei  Monor  eine  Qu.  suhlanuginosa  in  „Amagy  homok-pusztäk  növe- 
nyviläga"  p.  55  ^)  (non  Schur,  also  Qu.  semilamiginosa)  notirt.  — 
Qu.  pedunculata  var.  pilosa!  möchte  ich  nicht  dafür  halten. 


')  Botan.  Ztg.  1847,  p.  577  etc. 
-)  Gest.   ,.B.  Z."    1876,  p.  189. 
*j  Oest.  „B.  Z."   1886,  p.  425. 


199 

Ich  habe  schon  einmal  in  Magy.  Növ.  Lap.  18S3  pesagt,  dass 
wenn  auch  die  abweichenden  Ansichten  von  Simonkai  öfters  keine 
allgemeine  Giltigkeit  erreichen  können,  wie  es  bei  Inula  hyhrida 
BauDig.  geschah,  so  ist  doch  eine  abweichende  Meinung  zur  Controlle 
unserer  Untersuchungen  immerhin  nützlich. 

Endlich  bemerke  ich,  dass  es  sehr  auffallend  ist,  dass  Qu. 
pedimculata  Ehrh.  arbor.  Nr.  77  für  die  Bezeichnung  der  Qu.  Bobur 
L.  a.,  welche  eine  sichere  Priorität  über  Qu.  pedunculata  hat,  so 
häutig  anerkannt  wird;  während  Qu.  sessilis  Ehrh.  1.  c.  Nr.  87  ver- 
gessen wurde,  obgleich  sie  in  Exs.  eher  erscheint,  als  die  Qu.  ses- 
silifiora  Saiisb.  1796,  in  Prodr.  stirp.  .  .  .  Chapel  etc. 


Mittheilungen  über  die  Hieracien  des  Riesengebirges. 

Von  Gustav  Schneider, 

Bergverwalter  in  Schmiedeberg  im  Kiesengebirge'). 
II. 

Im  Januarheft  dieser  Zeitschrift  pro  1886  p.  21-25,  theilte 
ich  Einiges  über  die  Hieracia  Aurella  Sect.  Alpina  Fr.  des  Riesen- 
gebirges mit.  Im  Jahre  1886  habe  ich  die  viele  dienstfreie  Zeit, 
welche  mir  in  Folge  Zurückgeheus  des  hiesigen  Bergbaues  verblieb, 
auf  eingehenderes  Studium  der  westsudetischen  Archieracia  verwen- 
det. Die  dabei  gemachten  Beobachtungen  veranlassen  mich,  meine 
vorjährigen  Mittheilungen  mehrfach  zu  modificiren  und  über  eine 
Gruppe  der  Alpestria  in  Kürze  zu  berichten. 

Die  in  den  vorjährigen  Mittheilungen  versprochene  ausführliche 
Arbeit  hatte  ich,  was  die  Archieracia  betrifft,  grösstentheils  schon 
druckfertig,  als  ich  mich  auf  Wunsch  des  österreichischen  Riesen- 
gebirgsvereiues  bewogen  fühlte,  auch  die  Piloselloiden  zu  bearbeiten, 
also  eine  Monographie  der  westsudetischen  Hieracien  zu  liefern.  Der 
oben  genannte  Verein  unterstützt  in  uachahmenswerther  Weise  ausser 
den  bei  solchen  Vereinen  üblichen  touristischen  Zwecken  auch  wissen- 
schaftliche Arbeiten,  die  sein  Arbeitsfeld  betreffen,  in  honettester  Weise. 
In  seinem  Yereinsorgan  wird  also  genannte  Monographie,  wo  mög- 
lich  von  Abbildungen    begleitet  erscheinen.  -)    Ich  füge  diessmal  in 

*)  Jetzt  in  Cunnersdorf  bei  Hirschberg  in  Pr.-Schlesien. 

-)  Eine  gleiche  Unterstützung  ist  mir  in  Betreff  meiner  in  den  vorjäh- 
rigen Mittheilungen  erwähnten  Tatraflora  nicht  geworden  uud  bleibt  dieselbe 
daher  uncdirt,  obgleich  sie  für  den  reisenden  Botaniker  die  bequemste  Anlei- 
tung zur  Aufsuchung  der  reichen  Püanzenschätze  jenes  herrlichen  Gebirges 
entliält.  Es  sind  in  derselben  nicht  nur  alle,  in  verschiedenen  Zeitschriften 
zerstreuten  botanischen  Reiseberichte,  sondern  auch  viele  eigene  und  fremde 
Beobaclitungen,  die  nicht  ]>ublicirt  wurden,  zusammengetragen,  das  Unrichtige 
und  Zwinft'lhaite  kritisirt  und  berichtigt,  worin  mich  mein  nunmehr  verstor- 
bener Freund,  R.  v.  Uechtritz,  mit  seinem  reichen  Wissen  redlich  unter- 
stützt liat. 


200 

kurzgefasster  Weise  eine  Charakteristik  der  von  mir  innerhalb  der 
Alpinen  unterschiedenen  Gruppen,  die  ich  um  eine  vermehren 
musste,  bei. 

Hieracia  Aurella  Alpina  Fr.   der  Westsudeten. 

In  die  Systematik  der  alpinen  Hieracien  klare  Ordnung  zu 
bringen,  ist  unendlich  schwierig,  schon  desshalb,  weil  es  überaus 
schwer  fällt,  zu  constatiren,  welche  Formen  schon  benannt  sind, 
resp.  welche  Namen  sie  schon  von  anderen  Beobachtern  erhalten 
haben.  So  verbreitete  Typen  haben  natürlich  neben  vielen  localen 
Modificationen  auch  mehr  oder  weniger  gewissen  Gebirgen  gemeinsame 
Formen,  deren  Entstehungsweise  nicht  immer  genau  dieselbe  zu  sein 
braucht.  Was  davon  in  einem  Gebirge  gemein  ist,  kommt  in  ande- 
ren, viel  ausgedehnteren  selten  vor;  manches  ist  auch  wohl  sehr 
ähnlich,  aber  nicht  identisch  und  hierin  namentlich  liegt  ein  schwer 
zu  überwindendes  Hinderniss.  —  Unter  anderem  habe  ich  erst  kürz- 
lich viel  ostsudetisches  Material  gesehen,  diess  brachte  mir  viele, 
mir  noch  unbekannte  Formen  zu  Gesicht  (namentlich  aus  der  Gruppe 
H.  decipiens  Tausch  und  H.  eximum  Backh.),  welche  gleichsam 
Zwischenglieder  zwischen  bei  uns  ganz  distincten  Formen  vorstellen. 
Ich  beschränke  mich  daher  im  Nachstehenden  der  Hauptsache  nach 
auf  die  westsudetischen  Formen,  welche  ich  in  den  letzten  sechs 
Sommern  fleissig  studirt  habe. 

1.  Gruppe:  Alpina  sxihfoliosa  mihi. 

Stengel  aufrecht,  selten  aufsteigend,  hin-  und  hergebogen,  zu- 
weilen fast  schaftartig,  ungestreift,  dicht  und  langzottig  behaart, 
am  Obertheile  von  graulich-weissen  Sternhaaren  (Flocken)  dichtfilzig, 
mit  eingemengten  sehr  feinen,  nur  bei  starker  Vergrösserung  erkenn- 
baren Drüsenhaaren,  nach  unten  drüsenlos,  mit  abnehmender,  zuletzt 
fast  verschwindender  Flockenbekleidung;  einköpfig  (sehr  selten  —  bei 
H.  tubulosum  Tsch.  —  mehrköpfig,  zuweilen  mit  monströsen  Doppel- 
köpfen, die  meist  H^  *)  zusammengewachsen  sind),  wenig-  (1 — 3, 
sehr  selten  mehr-)  blättrig,  zuweilen  blattlos.  —  Blätter  dünnhäutig, 
grasgrün,  dicht  behaart,  in  Folge  der  dichten  Behaarung  in  vivo 
grauschimmernd.  Grundblätter  zur  Blüthezeit  +  zahlreich  vorhan- 
den; die  äusseren  rundlich-spatelförmig  mit  breitgeflügeltem,  kurzem 
(die  Länge  der  Blattplatte  kaum  erreichendem)  Blattstiel;  innere 
spateiförmig  oder  länglich-lanzettlich  mit  breitgeflügeltem,  langem 
Blattstiel,  in  diesen  allmälig  verschmälert,  ganzrandig,  gezähnelt, 
oder  gezähnt,  oft  mucronat  (d.  h.  mit  aufgesetzten  Spitzchen),  stumpf 
oder  zugespitzt;  stengelständige,  wenn  vorhanden,  liueal-lanzettlich, 
seltener  den  grundständigen  ähnlich ;  das  oberste  immer,  die  darunter 
stehenden  häufig  oder  auch  sämmtliche  bracteenförmig.  —  Kopfhüllen 
dicht  und  langzottig  behaart,  drüsenlos.    Hüllschuppen    breitlich  bis 


')  +  =  plus  minus  =  mehr  oder  weniger,  eine  von  Nägeli  Peter 
eingeführte,  für  die  vielgestaltigen  Hieracien  sehr  praktische  Bezeichnungs- 
weise. 


201 

breit,  äussere  abstehend,  stumpf,  häufig  blattartig  oder  bracteen- 
förmig,  innere  etwas  zugespitzt,  +  angedrückt,  sämmtliche  schwärz- 
lichgrün.  Ligularsaum  und  Zähne  mit  langen  feinen,  weissen  Seiden- 
haareu  stark  behaart. 

1.  Hieracium  alpinum  Auct.  plur.  L.  ex  p. 

Die  in  meinen  vorjährigen  Mittheikmgen  unterschiedenen,  durch 
die  Gestalt  der  Köpfe  charakterisirten  Varietäten  sind  nach  meinen 
weiteren  Beobachtungen  unverändert  aufrecht  zu  erhalten.  Sicher 
sind  es  keine  Standortsvarietäten,  da  sie  heerdenweise  zusammen 
vorkommen;  specifisch  sind  sie  aber  auch  nicht  zu  trennen  und  zwar 
der  nicht  all  zu  selten  mit  vorkommenden  Uebergaugsformen  wegen. 
Ich  fand  im  Jahre  1886  ein  Individuum,  dessen  eine  Kosette  einen 
Oenuinuni-,  die  andere  einen  Melanocephalum-Ko^i  producirt  hatte. 
Dagegen  können  die  übrigen,  als  Varietäten  genannten  Formen  als 
solche  nicht  aufrecht  erhalten  werden,  sie  müssen  vielmehr  als  bei 
beiden  obengenannten  Varietäten  vorkommende  Parallelformen  (mit 
Ausschluss  der  Form  grande,  welche  nur  bei  Varietät  ß.  vorkommt) 
angesehen  werden.  Demzufolge  unterscheide  ich  nunmehr : 

a.  var.  genuinum  Wimra.  ex  p.  =  H.  alpinum  sensu  Tau- 
schiano. 

Köpfe  +  kreiseiförmig  (stets  gegen  die  Basis  verjüngt),  Ligulae 
relativ  gegen  die  Hüllschuppen  lang,  wenig  zahlreich,  aufgeblüht 
eine  flache  Scheibe  darstellend.  Blätter  fast  immer  ganzrandig.  Da- 
bei sind  folgende  Formen  zu  unterscheiden: 

1.  normale,  mit  grauweisser,  schwarzfüssiger  Zotteubekleidung,  hin- 
und  hergebogenem  Stengel  und  —  wenn  vorhanden  —  lanzettli- 
chem unterem  Stengelblatt. 

2.  albovillosinn  Froel.  =  H.  holosericeum  Backh.  (als  Species)  mit 
weissseidiger,  dunkelfüssiger  Bekleidung,  ebenfalls  hin-  und  her- 
gebogenem Stengel  und  lanzettlichem  Stengelblatt, 

3.  nigrosetosum  mihi;  mit  in  die  Bekleidung  eingemengten  zahlrei- 
chen, tiefschwarzen  Borstenhaaren,  meist  schaftartigem,  +  steif 
aufrechtem  Stengel,  spateiförmigen,  zuweilen  mit  einem  oder  meh- 
reren grossen  Zähnen  versehenen,  in  einen  langen,  geflügelten 
Stiel  verschmälerten  unteren  Stengelblättern.  (Gleichsam  einen 
Uebergang  zu  var.  spathuUfolium  mihi  unter  den  foliosen  Alpi- 
nen darstellend.) 

4.  nivale  Velenovsky  ex  p.  Verkahlte  Form  mit  hin-  und  hergebo- 
genem Stengel  und  fast  nur  auf  kurze  steife  Borsten  reducirter 
Bekleidung. 

5.  stylosum  W.  Gr.  ex  p.  Form  mit  verkümmerten  Ligulis  und  da- 
her weit  hervorragenden  Griifeln.  Aeusserst  selten.  Vergl.  Be- 
merkung über  die  stjdosen  Formen  weiter  unten. 

ß.  var.  melanocephalum  Tausch  non  Wimm.  (cujus  planta  = 
decipiens  Tausch.) 

Köpfe  bauchig  oder  halbkugelig,  zuweilen  an  der  Basis  durch 
die  abstehenden  Hüllschuppen  fast  wie  gestutzt  erscheinend.  Ligulae 
relativ  gegen  die  Hüllschuppen  kürzer  als  bei  var.  «.,  bedeutend  zahl- 


202 

reicher;  von  aussen  nach  innen  an  Länge  etwas  abnehmend,  daher 
bei  der  geöffneten  Blüthe  einen  flachen  Trichter  darstellend.  Im 
Vergleiche  zu  var.  «.  ist  die  ganze  Pflanze  in  der  Eegel  robuster, 
die  Köpfe  sind  grösser,  die  Blätter  breiter,  die  Blattplatte  gegen 
den  Stiel  +  deutlicher  abgesondert;  Blätter  zahlreicher,  alle  oder 
einzelne  fast  immer  +  gezähnelt  oder  gezähnt.  Dabei  folgende  Formen: 

1.  normale,  mit  grauweisser,  schwarzfüssiger  Zotten-  und  zahlreicher 
schwarzer  Borstenbekleidung,  hin-  und  hergebogenem,  zuweilen 
schaftartigem  Stengel;  in  letzterem  Falle  Uebergänge  zur  Form 
grande  darstellend. 

2.  sericeum  mihi.  Parallelform  zu  Nr.  2  bei  var.  «.  {albovillosum 
Froel.)  mit  weissseidiger,  dunkelfüssiger  Bekleidung, 

3.  aterrimum  m.  Parallelform  zu  Nr.  3  bei  var.  «.  [nigrosetosum 
m.)  mit  derselben  Bekleidung,  ebensolchen  Stengeln  und  Stengel- 
blättern, aber  mit  melanocephalum-Kö'^iQn. 

4.  setulosum  m.  =  H.  nivale  Velen.  p.  parte  majore.  Parallelform 
zu  Nr.  4  bei  var.  a.  mit  kurzborstiger  Bekleidung. 

5.  stylosum  W.  Gl.  ex  part.  Sehr  seltene  Form  mit  verkümmerten 
Ligulis   und  weit  hervorragenden  Griffeln.    Vergl.  weiter  unten. 

6.  grande  Wimm,  (als  var.)  —  Kobusteste  Form  der  var.  melano- 
cephalum  mit  bis  30  Cm.  hohem,  schaftartigem  oder  hin-  und 
hergebogenem,  zuweilen  etwas  aufsteigendem,  2 — 4-  (ausnahms- 
weise bis  7-)  blätterigem  Stengel,  welcher  ausser  der  normalen 
Zottenbekleidung ,  namentlich  am  Obertheile  mit  zahlreichen 
schwarzen,  am  Grunde  stark  verdickten  Borstenhaaren  besetzt 
ist.  Köpfe  sehr  gross  (bis  3  Cm.  im  Durchmesser),  denen  des 
M.  calendulißorum  Backh.  an  Grösse  kaum  nachstehend  (durch 
die  Form  der  Hüllschuppen  und  Blätter  aber  leicht  zu  unter- 
scheiden). Grundblätter  zahlreich,  bis  15  Cm.  lang,  zungenförmig, 
länglich-lanzettlich  oder  spateiförmig,  stumpf  oder  zugespitzt, 
gezähnelt  oder  gezähnt,  zuweilen  mit  einzelnen  sehr  grossen 
Zähnen,  seltener  ganzrandig.  Stengelblätter  meist  sämmtlich 
blattartig,  nur  das  oberste,  selten  mehrere,  bracteenförmig.  Hier- 
bei als  ünterformen : 

a.  normale  mit  grauweissem  Indument. 
ß.  sericeum  mit  weissseidiger  Bekleidung. 

Zwischen  allen  vorstehend  genannten  Formen  des  H.  alplnum 
kommen  Uebergangs-  und  Zwischenformeu  vor,  deren  Placirimg  oft 
recht  schwierig  wird,  namentlich,  wenn  gleichzeitig  ein  Ueb ergang 
von  var.  a.  zu  ß.  damit  verbunden  ist. 

Aus  den  Ostsudeten  sah  ich  bisher  ausser  doD  normalen  For- 
men der  beiden  Varietäten  (diese  auoli  aus  der  hohen  Tatra)  nur 
die  weissseidigen.  Schon  Oborny  in  seiner  Flora  von  Mähreu  und 
Oesterr.  Schlesien  p.  584  erwähnt,  dass  die  Backhouse'sche  Diagnose 
zu  dessen  H.  holosericeum  nicht  auf  die  grossköpfigen  Exemplare 
der  Ostsudeten  mit  bauchigen  Hüllen  passe.  —  Aus  den  Alpen  sind 
mir  nur  die  normalen  Formen  der  var.  qenuinum  bekannt. 


203 

Dass  die  forma  grande  lediglich  gutgenährte  ludividuen  des 
normalen  melanocephalum  Tausch  vorstellt,  konnte  ich  am  31.  Juli 
1886  am  Nordfusse  des  Brimnenberges  auf  der  weissen  Wiese  beob- 
achten. Daselbst  standen  um  die  noch  deutlich  erkennbaren  Excre- 
mente  eines  Rindviehes  herum  vier  Individuen  der  normalen  Form 
von  var.  melanocephalmn  Tausch;  mitten  aus  den,  allerdings  schon 
fast  verwesten  Excrementen  überragte  aber  ein  stattliches  Individuum 
der  forma  grande  seine  weniger  gut  genährten  Geschwister. 

Die  weissseidigen  Formen  scheinen,  ebenso  wie  die  zotten- 
losen, ihre  Existenz  äusseren  Einflüssen  zu  verdanken.*)  Die  ersteren 
fand  ich  an  denselben  Plätzen,  wo  ich  sie  einmal  gefunden,  nicht 
immer  im  nächsten  Jahre  wieder,  und  in  1886  am  Oberrande  des  Aupa- 
kessels  an  einer  mir  wohlbekannten  Stelle,  von  der  ich  seit  1882 
alljährlich  normale  alpinum  geholt  habe,  lauter  weissseidige  Formen 
mit  allen  möglichen  Uebergängen  zum  Typus.  Ebenso  unbeständig 
treten  die  verkahlten  Formen  {H.  nivale  Veleu.)  auf.  Nur  in  beiden 
Schneegruben  sind  die  weissseidigen  Formen  alljährlich  +  zahlreich 
und  die  verkahlten  auf  dem  steinigen  Plateau  am  Oberrande  der 
grossen  Schneegrube  in  der  Regel,  aber  nicht  alljährlich,  z.  B.  nicht 
im  Jahre  1884,  zu  finden  gewesen.  Auifällig  ist  ausserdem,  dass 
auch  H.  tubidosum  Tsch.  zuweilen  +  weissseidiges  Indument  zeigt, 
und  dass  auf  dem  Standorte  des  H.  nivale  Velen.  auch  verkahlte 
Formen  anderer  Alpinen  vorkommen. 

Die  schwarzborstigen  Formen  nigrosetosum  und  aterrimum 
habe  ich  bisher  nur  an  feuchten,  quelligen,  meist  mit  Moosen  be- 
wachsenen Stellen,  daselbst  aber  auch  ähnlich  bekleidete  ludividuen 
von  H.  tuhidosum  Tsch.  beobachtet. 

Vorstehend  erwähnte  Beobachtungen  decken  sich  mit  den  Re- 
sultaten der  Culturversuche  im  botanischen  Garten  zu  München 
(Nägeli  und  Peter,  Monographie  der  Piloselloiden,  p.  35),  wo- 
nach Länge  und  Farbe  des  luduments  bei  den  Hieracien  zu  den 
constanteu  Merkmalen  nicht  gehören  und  von  äusseren  Einflüssen  ab- 
hängig sind. 

Unaufgeklärt  sind  bis  jetzt  die  Ursachen,  welche  die  Stylosität 
bei  den  Hieracien  bedingen;  ich  habe  darüber  weder  irgend  etwas 
Aufklärendes  erfahren,  noch  ist  es  mir  selbst  möglich  gewesen,  in 
dieser  Beziehung  aufklärende  Beobachtungen  zu  machen.  So  viel 
steht  fest,  dass  die  Stylosität  der  Blüthen  mit  abnormen  Wachs- 
thumsverhältnissen  der  Hieracien  zusammenhängt,  denn  Abweicliun- 
gen  im  Indument  und  in  der  Blattsubstanz  finden  sich  immer  damit 
verbunden.  Ich  stehe  meiner  letztjährigen  zahlreichen  Sammlung  von 
etwa  500  stylosen  Individuen,  von  denen  ich  die  grössere  Hälfte, 
namentlich  der  serotinen,  nicht  mit  Sicherheit  zu  deuten  vermag, 
rathlos  gegenüber. 


')    Vergl.  die  vortrefflichen  Beobachtungen  des  Herrn   Prof.  Dr.  Krasau 
in    dieser  Zeitschrift  Nv.  1,  2  und  3. 


204 

2.  Hier,  tuhulosum  Tausch  =  H.  alpinum  hebetatum  Wimm. 
ex  p.  gehört  der  in  der  Eegel  wenighlätterigen,  dicht  und  laugzottig 
behaarten  Stengel,  grasgrünen,  starkbehaarten,  grauschimmernden 
Blätter,  sehr  dicht-  und  langzottigen  Kopfhüllen,  ungleich  gestalte- 
ten, oft  blattigen  Hüllschuppen  und  starkbekleideten  Ligulae  wegen 
in  die  erste  Gruppe  und  nicht  zu  den  foliosen  Alpinen,  wo  ich  sie 
in  der  vorjährigen  Beschreibung  untergebracht  hatte. 

Als  F.. .Jen  lassen  sich  unterscheiden: 

r',         1.  normale. 

2.  villosissimum  Sagorski  in  sched. 

3.  subvilloswin. 

4.  stylosum  W.  Gr.  p.  parte  minore. 

In  der  Cultur  —  im  freien  Lande  —  rollen  sich  die  Ligulae 
sehr  häufig  auf,  was  in  der  freien  Natur  sehr  selten  vorkommt; 
bei  meinen  Topfculturen  habe  ich  diese  Erscheinung  noch  nicht  be- 
obachtet. 

An  dieser  Stelle  wollte  ich  noch  erwähnen,  dass  ich  unter  dem 
mir  von  Herrn  Fiek  zu  Studienzwecken  freundlichst  geliehenen  ost- 
sudetischen  Material  ein  ganz  normales  H.  tuhulosum  Tausch  vor- 
gefunden habe,  welches  derselbe  Mitte  August  1884  am  Glatzer 
Schneeberge  sammelte.  Das  Vorkommen  dieser  Species  ist  also  auch 
für  die  Ostsudeten  nachgewiesen  und  wird  weiterer  Beobachtung 
empfohlen. 

Von  ausserhalb  der  Sudeten  vorkommenden  Hieracienspecies 
dürften  zu  den  subfoliosen  Alpinen  noch  H.  glanduliferum  Hoppe 
und  H.  piliferum  ejd.  zu  rechnen  und  zwischen  H.  alpinum  und 
tuhulosum  zu  stellen  sein.  Hätte  JET.  piliferum  Hoppe  nicht  deutlich 
glaucescirende  Blätter,  so  würde  ich  dasselbe  für  eine  den  Alpen 
eigenthümliche  Modification  des  weissseidig  behaarten  H.  alpinum 
halten.  Die  Kahlheit  des  Ligularsaumes  erscheint  mir  ebensowenig 
für  Aufstellung  neuer  Species  massgebend  zu  sein,  wie  die  Verkürzung 
des  Induments  bei  dem  Velenovsky'schen  nivale.  —  Naegeli  und 
Peter  (die  Hieracien  Mitteleuropas,  H.  Band.  Monographie  der 
Archieracien,  2.  Heft,  1886)  haben  beide  genannten  Hieracien,  welche 
Fries  zu  den  villosen  Aurellen  stellte,  bei  Bearbeitung  der  Villosina 
bereits  ausgelassen,  obgleich  sie  im  Text  genannt,  also  als  besondere 
Formen  anerkannt  werden. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Mährische  Rubusformen. 

Von  Dr.  ßd.  Formänek. 

Im  Anschlüsse  au  einen  früheren  Artikel  theile  ich  im  Nach- 
folgenden einige  neue  Standorte  mehrerer  von  dem  rühmlichst  be- 
kannten   Batologen  H.  Sabransky  gütigst  determinirter  und  revi- 


205 

dirter  Rubusformen  mit,  wofür  ich  ihm  meinen  Dank  auszusprechen 
mich  verpflichtet  fühle. 

Hubus  suberectus  Anderson.  Horka  bei  Cinzendorf,  Holzschlag 
„u  Saduika",  Kolomazuä  pec  und  Liliovä  Hora  bei  Lultsch,  Bradl- 
steine  bei  Deutsch-Liebau,  Badegrund  und  Schlossgarten  bei  Gross- 
üllersdorf  (für  Gross-Ullersdorf  schon  Oborny),  Zöjjtau,  Neudorf, 
Klein-Mohrau,  Perschi  und  a.  0.  bei  Eömerstadt,  Irmsdorf. 

B.  pUcatus  Weihe  et  Nees.  Horka  und  Osträ  hora  '  si  Cinzen- 
dorf, Kiriteiner  Wald  und  Wald  Podsousov  bei  Euditz,  VV^ald  Rej- 
holec  nächst  Lomnicka,  häufig  bei  Lultsch  (Wald  bei  Kluceuice, 
Wald  bei  Kolomazuä  pec,  Wald  hinter  Mausko  in  einer  f.  umbrosa, 
Holzschlag  „u  Sadnika''  etc.),  Deutsch-Liebau,  Badegrund  bei  Gross- 
üUersdorf,  Philippsthal,  Ludwigsthal  bei  Gross-Ullersdorf,  Klein- 
Mohrau,  Hochwaid  bei  Janowitz,  Perschi  und  a.  0.  bei  Römerstadt, 
Viehwald  bei  Bautsch  (für  Gr.-Üllersdorf  schon  Oborny). 

M.  thyrsoideus  Wimm.  a.  thyrsanthus  Pocke.  Wald  Rejholec 
nächst  Lomnicka;  b.  candicans  Whe.  et  Nees.  Schluchten  bei  Billo- 
witz,  Adamsthal,  Wald  Rejholec  nächst  Lomnicka,  häufig  bei  Lultsch 
(Gemeindewald,  beim  Forsthause,  Liliovä  hora  etc.),  Bradlsteine  bei 
Deutsch-Liebau,  Wald  bei  Blauda. 

R.  villicauUs  Köhler.  Punkvathal  bei  Blansko,  Voitsdorf. 

R.  tomentosus  Borkh.  Schluchten  bei  Vomitz,  Tiscbuowitz. 

R.  corylifolius  Sm.  Wald  bei  Kohoutowitz,  Kozi  hora  bei  Ko- 
mein,  Reigersdorf. 

R.  caesius  L.  f.  arvalls  Rchb,  Cacowitz,  Hädyberg  bei  Obran, 
Gelber  und  Rother  Berg  bei  Brunn,  f.  glandulosus  Pocke.  Rybnicky 
bei  Karthaus.  f.  aquatüis  Whe.  et  Nees.  Wald  bei  Lautschitz,  Po- 
hansko  bei  Lundenburg.  f.  armata  Pocke.  Rother  und  Gelber  Berg 
bei  Brunn. 

R.  caesius  X  tomentosus.    Schluchten  bei  Vomitz,    Tischnowitz. 

Bevor  ich  zu  R.  oreogeton  übergehe,  führe  ich  an  dieser  Stelle 
eine  wichtige  Bemerkung  über  diese  Art  an,  die  mir  Herr  Heiur. 
Sabransky  brieflich  mitzutheilen  die  Gewogenheit  hatte,  Herr  H. 
Sabransky  schreibt  wörtlich: 

„In  Oboruy's  PI.  v.  Mähren  und  Oesterr.  Schles.  p.  974  wird 
bei  R.  fossicola  Hol.  einer  Corylifolie  mit  kurzgestielteu  Aussen- 
blättchen  gedacht,  von  welcher  der  Herr  Verfasser  nicht  weiss,  ob 
er  sie  zu  R.  Ebneri  Kern,  oder  zu  dem  jüngst  von  Pormänek 
neuentdeckten  R.  cMorophyllos  Gremli  ziehen  solle.  Da  die  letztere 
Bestimmung  von  mir  (d.  i.  von  Hrn.  Sabransky)  herrührt,  möchte 
ich  kurz  Folgendes  bemerken.  Die  Herrn  Oborny  vorliegende  Brom- 
beere gehört  sicherlich  nicht  zu  meinem  mährischen  R.  cMorophyllos, 
da  alle  Exemplare  des  letzteren,  die  ich  gesehen,  vollkommen  sitzende 
Aussenblättchen  besasseu.  Ich  hatte  die  mährische  Brombeere  mit 
Exemplaren  des  R.  chhrophyllos  verglichen,  welche  Pocke  in  seinem 
Oslebshausener  Garten  aus  Gremli'schen  Samen  gezogen  hatte,  und 
konnte  nicht  den  geringsten  Unterschied  auffinden.  Inzwischen  aber 
hatte  ich   Gelegenheit,    den  von  Pocke  aus  Schlesien  beschriebenen 

Oesterr.  botan.  Zeitscliiift.  6.  Heft  1S87.  17 


206 

M.  oreogeton  genauer  kennen  zu  lernen.  Ich  besitze  Exemplare  dieser 
typischen  Art  aus  den  verschiedensten  Gegenden  und  finde,  dass 
zwischen  ihnen  und  dem  schweizerischen  R.  chlorophyllos  Gremli  nicht 
der  geringste  erhebliche  Unterschied  bestehe. 

Die  charakteristische  Inflorescenz,  die  langen,  an  Glandulosen  er- 
innernden Stieldrüsen  u.  s.  w.  sind  dem  Schaffhausener  Bubus  ebenso 
eigen,  als  der  böhmisch-mährischen  Form.  Nach  meiner  Ansicht  ist  also 
R.  oreogeton  Focke  mit  R.  chlorophyllos  Gremli  synonym.  Letzterer 
Name  besitzt  zwar  die  Priorität,  doch  ziehe  ich  es  vor,  mich  der 
Focke'schen  Benennung  zu  bedienen,  da  die  Diagnose  der  Synopsis 
wohl  mehr  Licht  auf  diese  weit  verbreitete  Art  geworfen  hat,  als 
irgend  eine  andere. 

Da  die  chorographische  Verbreitung  des  R.  oreogeton  Focke 
eine  grössere  ist,  und  der  Formenkreis  dieser  Art  ziemlich  reich  ge- 
gliedert erscheint,  möchte  ich  in  Folgendem  eine  Zusammenstellung 
der  mir  vorliegenden  Typen  geben. 

1.  R.  oreogeton  Focke  Syn.!,  R.  chlorophyllos  Gremli,  R.  ne- 
morosus  B.,  montanus  Wimm.  —  Schössling  meist  ganz  unbehaart, 
mit  langen,  geraden,  rechtwinkelig-abstehenden  Stacheln,  massen- 
haften Borsten  und  sehr  langen  Drüsen  dicht  besetzt.  Blätter  gross, 
meist  dünn,  beiderseits  grün  und  massig  behaart.  Blüthenstielchen 
sehr  lang-  und  reichdrüsig.  In  Mähren  und  Schlesien  weit  verbreitet 
(Günther,  Wimmer,  Schwarzer,  Focke,  Formänek  etc.),  in 
Böhmen  (Opocno:  leg.  Freyn  als  R.  nemorosus  a)  glaber  Garcke), 
Nordostbayern  (Waldmünchen:  leg.  Pro  gel),  Thüringen  (Naumburg 
a.  S.  leg.  Sagorski  als  R.  chlorophyllos). 

2.  R.  myrlacanthos  Focke,  R.  diversifolius  Lindl.,  Warren, 
Bab.  non  Tineo.  —  Schösslinge  mit  zahlreichen,  robusten,  am  Grunde 
sehr  verbreiterten  Stacheln  dicht  besetzt,  behaart,  langdrüsig.  Blätter 
und  Inflorescenz  ganz  wie  beim  vorigen,  letztere  aber  derber  und 
dichter,  Drüsen  der  Blüthenstielchen  länger  als  der  Durchmesser 
derselben.  England,  Norddeutschland. 

3.  R.  oreogeton  Focke  f.  thuringiaca  Sabr.  (Duft)  =  R.  Den- 
senii  Lge.  var.  thuringiaca  Duft  in  G.  Braun  Herb.  Rub.  Germ. 
Nr.  115.  —  Vom  Typus  abweichend  durch  behaarte  Schösslinge, 
grosse,  dünne,  herzeiförmige,  unterseits  weichschimmernde  Blättchen, 
kurze,  zusammengezogene  Inflorescenz  und  kurze,  den  Haarfilz  des 
Stielchens  nicht  überragende  Drüsen,  ßudolstadt  in  Thüringen:  leg. 
Duft. 

4.  R.  littoralis  Borb.  in  sched. !  —  R.  macrogynius  Borb.  in 
sched. !  —  Unterscheidet  sich,  soweit  ich  ans  meinen  sehr  schlechten 
Exemplaren  ersehen  kann,  von  R.  oreogeton  F.  bloss  durch  die  gy- 
nodynamischen  Blüthen  und  vielleicht  die  stielrunden  Schösslinge. 
Croatisches  Litorale:  „inter  Drenkova  et  Lopaca"  (Borb äs). 

5.  R.  Fossicola  Hol.  Schösslinge  ähnlich  wie  bei  R.  oreogeton, 
aber  derber  und  dichter  bewehrt,  unbehaart,  Blätter  meist  dreizählig, 
dicklich,  lederig,  unten  graufilzig,  die  der  Blüthenzweige  unten  meist 
graufilzig,  sonst  oben  massig  striegelhaarig.  Drüsen  der  Blüthenstiel- 


207 

chen  kurz,  das  Haarkleid  nicht  überragend.   Nordwestliches  Ungarn 
(Holuby),  Mähreu  (Oborny,   Formänek,  Spitzuer). 

6.  Holuby anus  Sabr.  in  sched.  Syn.  B.  mollis  Hol.!  nee  T\Tie., 
nee  Presl.  —  Schösslinge  dicht  behaart,  wie  R.  fossicola  bestachelt. 
Blätter  meist  dreizählig,  beiderseits  gleichfarbig,  oben  sehr  dicht 
weich  striegelhaarig,  unten  dicht  und  schimmernd  weich- 
haarig. Stieldrüsen  den  Haarfilz  der  Blütheu ästchen  nicht  überragend. 
Nordwest- Ungarn:  Nemes-Podhrägy  (Holuby).  Eine  unmittelbar  an 
R.  fossicola  sich  anschliessende  durch  dichte  Behaarung  aller  Theile 
ausgezeichnete  Form. 

7.  R.  Sendtneri  Progel.  VEH.  Jahresber.  des  botan.  Yer.  zu 
Landshut.  —  Dem  R.  Fossicola  ähnlich;  Schössling  deutlich  be- 
haart, genau  wie  bei  R.  fossicola  bewehrt,  Blätter  meist  fünfzählig- 
fiissförmig,  lederig,  dicklich,  unten  grün  und  schimmernd-weichhaarig, 
oben  massig  striegelhaarig,  das  mittlere  sehr  lang  zugespitzt.  Drüsen 
schwarzroth,  die  der  Blüthenstielcheu  sehr  dicht,  den  Haarfilz  über- 
ragend. Bayerischer  Böhmerwald:  Waldmünchen  (Progel). 

8.  R.  Vrabelyianus  A.  Kern,!  —  Schössling  oft  starrend  von 
zahlreichen,  geraden,  derberen  Stacheln  und  Stachelhöckern,  oder 
weniger  bewehrt  und  behaart.  Blätter  unten  graufilzig  bis  kreide- 
weiss,  oberseits  sternhaarig,  die  des  Blütheuzweiges  mit  keilförmig 
verschmälerter  Basis,  oben  meist  sammtig-sternfilzig.  Drüsen  den 
Haarfilz  der  Blüthenstielcheu  überragend.  Bekleidung  und  Gesammt- 
bild  sehr  an  R.  oreogeton  gemahnend.  Mittelungarn:  Mätra  (Vra- 
belyi).  Wegen  des  Sternfilzes  höchst  wahrscheinlich  ein  von  R.  to- 
mentosus  abstammender  Bastard  (etwa  oi^eogetonxBloi/dianus?)'^. 

R.  oreogeton  Pocke.  Teufelsschlucht  und  Wald  bei  Kohouto- 
witz,  Schluchten  bei  Billowitz,  Adamsthal,  Medlänko,  Hora  und 
Horka  bei  Cinzendorf,  Planava  bei  Doubravnik,  Neustadtl,  Kother 
und  Höfler-Berg  bei  Gross-Ullersdorf,  Stollenhau  und  eine  verwandte 
Form  bei  Kl.-Mohrau. 

R.  Bayerii  Pocke.  Eeigersdorf. 

R.  nigrescens  Pocke.  Wald  bei  der  Ruine  Neuhaus. 

R.  scrpens  Whe.  Brandwald  bei  Deutsch-Märzdorf. 

R.  Gremlii  Pocke.  Porsthaus  bei  Lultsch. 

R.  Vestii  Pocke.  Adamsthal,  Horka,  Liliovä  liora  und  Wald 
bei  der  Kolomaznä  pec  bei  Lultsch. 


Ueber  die  Flächendrüsigkeit  als  systematisches  Merk- 
mal und  deren  Anomalien  bei  einzelnen  Rosenarten. 

Von  J.  B.  Kener. 

Im  strittigen  Sachverhalte  der  Rosa  leopoliensis  Biocki  (vide 
pag.  113  und  147  dieser  Zeitschrift)  wollte  ich  mir  ein  eigenes 
Urtheil  bilden  und  diess  führte  mich  zu  nachfolgenden  Untersuchungen 
und  Ergebnissen  von  allgemeinem  Interesse. 

17* 


208 

Obzwar  ich  mich  genau  erinnerte,  bei  der  vorjährigen  Unter- 
suchimg meiner  R.  Wecheri  et  hrunoniana  an  meinen  Originalen  der 
R.  leopoUc'iisis  dnisige  Blätter  bemerkt  zu  haben,  unterliess  ich  es  a  b- 
sichtlich.  hierüber  die  Wahrheit  sofort  zu  constatiren,  um  nicht  als 
voreiliger  Widersacher  zu  erscheinen.  Gestern  kam  mir  der  betref- 
fende Fascikel  gelegentlich  wieder  zur  Hand  und  mm  thue  ich  es, 
wie  folgt.  Der  grosse  ISblätterige  sterile  Trieb  hat  in  der  oberen 
Hälfte  durchaus  foliola  subtus  tota  in  lamina  glandulis  inspersa.  an 
einem  Blüthenzweige  fand  ich  die  sepala  hinc  inde  dorso  glandulosa. 
Da  mir  aber  bei  weiterer  flüchtiger  Besichtigung  die  unteren  Blätter 
des  steiilen  Triebes,  sowie  die  sämmtlichen  Blätter  des  Blüthen- 
zweiges  unterseits  keine  Drüsen  wiesen,  war  ich  bereits  der  gegen- 
theiligen  Ansicht  der  Herren  Borbäs  und  Braun,  als  ich  die  Frucht- 
zweige, an  welchen  ich  nach  der  Erfahrung  um  so  weniger  nach 
Drüsen  suchen  zu  sollen  gaaubte.  als  ich  die  Stipula  insgesammt 
subtus  drüseulos  gefunden,  besichtigte  und  mit  freiem  Auge  in  der 
dünneren  Behaarung  der  Fruchtzweige  die  zerstreuten  vielen  dünnen, 
meist  wenig  abstehenden  Diü^euhaare  bemerkte.  Mit  vieler  Mühe 
gelang  mir.  die  Richtigkeit  dieses  Verhaltens  der  Flächendrüsigkeit 
an  den  nochmals  zur  Hand  g-enommenen  Blüthenzweigen  an  einem 
umgebogenen  von  dickereu  Zweigen  geschützt  gebliebenen  Blättcbeu 
ebenfalls  zu  constatiren.  deren  seegrüne  Unterfläche  sogar  dicht  mit 
diesen  an  gelblichen  Stielchen  hier  mehr  scliwarze  glänzende  äusserst 
kleine  Drüsen  tragenden  Härchen  bedeckt  ist.  die  wirkliche  Drüsen 
und  keinerlei  Schimmelart  sind !  Es  ist  nicht  unmöglich,  sogar  wahr- 
scheinlich, dass  auch  an  der  authentischen  Pflanze  der  R.  frutetonnn 
Besser  die  obersten  zarten  Foliolen  der  jungen  Triebe  diese  Art 
feindi'üsiger  Xervatur  oder  wenigstens  drüsige  Venen  besitzen,  wie 
diess  bei  vielen  Eosen  der  Fall  ist,  die  sonst  drüsenlose  Laubtheile 
bei  dichter  Behaamng  besitzen.  Von  einer  subfoliaren  Drüsigkeit  der 
übrigen  Laubtheile  des  Strauches  —  die  doch  Besser  ebenso  wenig 
als  Herrn  Blocki  entgehen  konnte  —  ist  aber  in  der  Original- 
Descriptiou  der  R.  frutetorum  Besser  keine  Spur  zu  finden,  und 
diess  ist  und  bleibt  auch  für  den  Ausnahmsfall  massgebend,  wenn 
nun  wieder  von  gegnerischer  Seite  nach  dieser  Andeutung  erst  die 
Besser'scheu  Originalieu  genauer  untersucht  imd  auch  an  einzelnen 
Standortsrepräsentanten  derselben  subfoliare  Drüsen  entdeckt  werden 
sollten. 

Dieses  Verhalten  ist  aber  noch  mehrseitig  von  ganz  besonderem 
und  bedeutendem  Interesse!  Hier  möge  nur  das  Hierhergehörende 
erwähnt  sein.  Bei  Untersuchung  der  Eosen  ist  nach  meiner  —  ich 
kann  sagen,  bei  „viel  tausend"  Fällen  erprobten  —  Erfahmng  der 
Blick  nach  der  unterseitigen  Drüsigkeit  der  Stipulen  meist  auch  für 
die  fragliche  gleiche  Drüsigkeit  der  Foliolen  massgebend.  Ausnahmen 
sind  freilich  auch  da,  und  sind  als  solche  meist  die  Klippen,  an 
welchen  manches  Voreilige  scheitert.*)  —  Ein  solcher  Fall  ist  der 

')  Ja  nocli  mehr!  und  diess  betreffend  ist  es  meine  Pflicht,  auf  den  wun- 


209 

vorliegeudo;  Stipulen  und  Serratur  drüsonlos,  und  deunoch  sind  die 
Foliolen  tlieils  reichlicli  bis  schwach  tlächeudrüsig,  theils  drüseulos, 
welche  feine  Drüsigkeit  zur  Blüthezeit  in  der  dichtereu  bis  zottigen 
Behaarung  nur  verdeckt  ist,  später  aber  aus  dem  Grunde,  da  die 
sehr  kleinen  schwärzlichen  Driiseuköpfchen  bei  dieser  Kose  von 
den  Stielchen  leicht  abgestreift  werden  und  die  gelbgrünen  Stielchen 
in  der  langen  Behaarung  unauffällig  bleiben  —  übersehen  wird! 
Von  diesem  sonderbaren  Ausnahm sverhalteu  der  Stipulen  vis-ä-vis 
der  Foliolen  führe  ich  als  Beispiel  an:  die  R.  coriifoUa  var.  Erl- 
hergcnsis  Bn.,  die  einer  ärmlich  behaarten  R.  leopoliensis  entsprechen 
müsste,  dann  aber  die  R.  conjuncta  Crep.  und  eine  Gruppe  schwie- 
riger Rosenformen  der  Subs.  Scabratarum  Crep.,  wo  ich  mein  Bei- 
spiel (rücksichtlich  der  Drüsigkeit)  an  der  jedem  österreichischen 
Kosenfreund  bereits  aus  den  Kmet'scheu  Exsiccaten  bekannten  von 
Nemeti  bis  Bozök  im  Houther  Comitate  Oberungarns  verbreiteten 
Form  delitescens  Km  et  der  uitidula  Besser  etc.  illiistrire.  Ob  auch 
unter  den  von  Max  Schulze  in  „Jenas  wilden  Rosen"  pag,  41  an- 
geführten zahlreichen  Formen  der  corüfoUa  und  frutetorum  sich 
flächendrüsige,  und  zwar  dieser  Art  befinden,  wäre  zu  wissen  sehr 
erwünscht,  um  nur  annähernd  beurtheilen  zu  könuen,  ob  unsere  R. 
frutetorum  f.  leopoliensis  eine  vorwiegend  für  Podolien  und  Ost- 
galizien  charakteristische  Rose  ist  —  oder  nicht.  Aus  Mähren  und 
dem  böhmisch-sächsischen  Erzgebirge  liegt  sie  mir  —  so  weit  das 
grosse  Materiale  bisher  sorgfältigst  untersucht  werden  konnte  — 
nicht  vor,  doch  ist  das  Vorkommen  derselben  mit  Rücksicht  auf 
die  dortigen  von  mir  zuerst  nachgewiesenen  flächendrüsigen  Formen 
sehr  wahrscheinlich. 

Alles  in  Allem  gebührt  also  Herrn  Blocki  die  vollste 
Genugthuung!  —  insbesondere  falls  sich  die  obbesagte  Eigen- 
schaft seiner  f.  leopoliensis  (stipulae  subtus  serratura  margine  eglau- 
dulosa;  foliola  tarnen  subtus  tota  in  lamina  glandulis  demumeva- 
nidis  inspersa,  utrinque  pubescentia  subsimpliciterque  serrata)  auch 
fernerhin  für  constant  erweisen  sollte! 

Einen  zweiten  Fall  anormaler  Blättchendrüsigkeit  bei  der 
coriifoUa  beobachtete  ich  an  der  f.  Ilmiskinensis  albißora  Kell,  und 
Wiesb.  des  böhmischen  Erzgebirges,  wo  an  den  kurz  nach  der  Blüthe 
(7.  VII.  1884)  gesammelten  Zweigen  nur  spärliche  (2—3)  Drüsen 
an  den  Petiolen  und  gar  keine  oder  nur  staubfeine  und  _  äusserst 
leicht  obliterirende  Körnchen  an  den  kaum  sichtbaren  kleinen  Se- 
cundärzähnchen  zu  finden  waren  —  während  der  Strauch  an  ein- 
zelnen (am  6.  IX.  1884  gesammelten)  zuverlässig  demselben  Stocke 
augehörenden  Fruchtzweigen  eine  so    dichte  imponirende   Drüsigkeit 


derbaren  Einklang  der  Negation  pag.  M3,  Zeile  20  von  unten  in  dieser  Zeit- 
schrift und  der  „Beschreibung"  eines  Analogons  in  „Verhandl.  der  k.  k. 
zool.-bot.  Gesellschaft"  1885,  pag.  IOC  —  mit  der  pag.  145,  Zeile  5  —  8  von 
oben  in  dieser  Zeitschrift  abgedruckten  Belehrung  aufmerksam  zu  machen! 

Keller. 


210 

an  den  dichtzottigen  in  jungen  Trieben  weissfilzigen  bestachelten 
Petiolen  und  insbesondere  um  den  ganzen  Blattrand  in  der  Serratur 
zeigte,  dass  man  glauben  musste:  es  liegen  hier  zwei  verschiedene 
Eosen  vor,  eine  coriifolia,  und  eine  drüsige  Tomentella  oder  Abie- 
tina.  Diese  Art  verspäteter  theilweiser  Drüsenbekleidung  bei  unver- 
änderter Dichte  des  übrigen  Tomentums  kann  man  wohl  nichts 
anderem  mehr  als  dem  Einflüsse  plötzlicher  Temperatur-  und 
Insolationsvermehrung  in  der  Zeit  eines  Eegenmaximums  (im  August) 
auf  den  exponirten  Theil  des  Strauches  zuschreiben,  demnach:  als 
eine  blosse  vorübergehende  Erscheinung  (luxurianter  Entwicklung) 
erklären,  und  wird  die  bereits  fortgesetzte  Beobachtung  solcher  For- 
men nicht  bloss  wegen  der  Beschaffung  identischen  Tauschvorrathes, 
sondern  wegen  der  Erforschung  der  schon  von  Christ  angedeuteten 
Verkettung  der  Gruppe:  Abietinae  Christ  mit  unseren  böhmischen 
Coriifoliis  Complicatis  Chr.  u.  dgl.  weit  vorth eilhafter  für  ein  ratio- 
nelles, wenngleich  langsameres  Studium  der  systematischen  Verwandt- 
schaft unserer  Kosen  werden,  als  ein  voreiliges  Neubenennen  von 
Eosenformeu. 

Ob  der  Flächendrüsigkeit  als  „unterscheidendes  Merkmal"  die 
Ehodologen  bereits  den  entsprechenden  systematischen  Werth  bei- 
legen, finden  wir  in  deren  Schriften  (vergl.  Christ:  „Allgemeine 
Ergebnisse"  1884 und  Wald n er:  Eosentypen,  p.  13— 14)  weniger  als 
erwünscht  auseinandergesetzt.  Ich  knüpfe  aber,  auch  in  diesem  Falle, 
vorläufig  nur  an  das,  was  bisher  aus  Culturversuchen  bekannt  ist, 
an,  und  constatire,  dass  sowohl  die  reichliche  Flächendrüsigkeit  der 
von  mir  in  der  Cultur  beobachteten  Mosa  subolida  Desegl.,  R.  Malyi 
Kern,  und  R.  hosniaca  Kell,  und  Wiesb.  etc.,  als  nach  Christ  (1.  c. 
pao:.  6,  Zeile  32  von  oben)  die  einzelnen  Subfoliardrüsen  der  wilden 
Pflanze  der  R.  Pouzini  Tratt.  var.  Escurialensis  von  Escurial  in  der 
Cultur  selbst  in  klimatisch  verschiedenen  Localitäten  unverändert 
blieben! 

Sie  gehört  also  zu  den  systematischen  Merkmalen  der  Art  und 
der  Varietät,  möge  sie  nur  schwach  {Pouzini)  oder  gar  nur  in 
Spuren  {Jenensis  und  rubig.  var.  decipiens  Sag.,  pag.  26)  auftreten; 
demzufolge  ist  auch  Btocki's  leopoliensis  an  und  für  sich  weder 
eine  Standortsmodificaticn,  noch  das,  was  man  „Specificirung  des 
Individuums"  (Christ,  1.  c.  p.  2)  etc.  nennt,  sondern  eine  vicari- 
rende  Varietät  zu  jener  Gruppe  drüsiger  Coriifolien,  die  in  Mittel- 
europa (Schweiz,  Thüringen,  13öhmen  etc.)  in  der  f.  cinerea  Christ 
und  Weeberi  Keller  und  in  zahlreichen  anderen  Formen  (vide 
Schulz'  „Jenas  Eosen")  vorkommen,  und  demzufolge  im  Pormen- 
kreise  der  coriifolia  und  incana  (gleich  den  drüsigen  Tomentosen) 
zumindest  als  Varietäten  aufzuzählen  kommen. 

Diess  und  Äehnliches  haben  mich  veranlasst,  die  Bedeutung  der 
Flächendrüsigkeit  etc.  bei  dem  Genus  i2osa  seit  jeher,  in  letzterer  Zeit 
von  eingehender  Seite,  zu  würdigen  und  mich  für  die  Annahme  neue- 
rer massenhafter  Aufsamralungen  insolange  abwehrend  zu  verhalten, 
bis  die  unendliche  Mühewaltung  der    so    zeitraubenden    Bestimmung 


211 

mit  den  Vorräthen  und  den  sonstigen  beklemmenden  Umständen  in 
ein  zusagenderes  Verhältniss  getreten  sein  wird. 
Wien,  am  27.  April  1887. 


Flora  des  Etna. 

Von   Prof.  P.   Gabriel  Strobl. 

(Fortsetzung.) 

Lotus  cytisoides  y.  cytlsoides  =  Lot.  cyt.  L.  Presl  Fl.  sie,  Guss. 
Syn.  et*Herb.!  Mit  patens  in  fast  allen  Merkmalen  identisch,  kaum 
unterscheidbar  durch  die  äusserst  kurz-,  angedrückt  seidig -grau- 
haarigen, endlich  kahl  werdenden  Blätter  und  Stengel;  geht  auch 
vielfach  in  ß.  über. 

8.  coronillaefolius  Guss.  Syn.  et  Herb.!,  var.  mici^ophyllus  Presl?. 
Unterscheidet  sich  von  y.  durch  kleinere  (bis  4  Mm.  lange,  2  Mm. 
breite),  dickliche  Blätter,  schlankeren  Wuchs  und  ein-  bis  zweiblü- 
thige  Blüthenstiele;  ich  fand  am  Burgfelsen  von  Cefalü  mit  Herbar- 
exemplaren Gussoue's  vollkommen  übereinstimmende  Exemplare, 
ebendaselbst  und  um  Finale  aber  auch  üebergangsformen  zu  y.  mit 
zwar  ebenso  kleinen  Blättchen,  wie  6.  besitzt,  aber  3 — 5-blüthigen 
Blüthenstielen.  —  Auch  pusülus  Viv.  Fl.  lyb.  ist  mit  8.  in  Wuchs, 
Kleinheit  der  Blätter,  ein-  bis  zweibltithigen  Stielen  fast  identisch, 
unterscheidet  sich  aber  durch  Annuellität,  rauhere  Behaarung,  auf- 
rechte, an  der  Spitze  etwas  gekrümmte  Hülsen. 

NB.  An  diese  Keihe  schliessen  sich  unter  den  Arten  Siciliens 
zimächst  an  L.  cretiais  L.  Spec.  plant.  1091,  Presl  Fl.  sie,  Guss. 
Syn.  et  Herb.,  Keichb.  D.  Fl.  134,  lY,  V!  und  commutatus  Guss. 
Syn.  et  Herb.!,  Tod.  Fl.  exsicc.!,  cret.  var.  ß.  Bert.  Fl.  it.  (aus  Tra- 
pani),  unterscheiden  sich  aber  leicht  durch  dichte,  silberweissseidige 
Behaarung  und  dicke,  genau  cylindrische,  zwischen  den  Samen  hie 
und  da  etwas  eingeschnürte  Hülsen;  commiä.  ist  in  allen  Theilen 
(Stengeln,  Blättern,  Blüthen  und  Hülsen)  viel  grösser  und  robuster, 
als  cret.,  sonst  aber  demselben  äusserst  ähnlich.  —  An  sandigen  und 
felsigen  Küsten,  auf  krautigen  Hügeln  und  Bachrändern  sehr  ver- 
breitet. Var.  a.  auf  Lavafelsen  am  Meere  bei  Catania,  Ognina,  Aci- 
castello,  besonders  an  letzteren  Orten,  äusserst  gemein;  eine  grössere 
Form  mit  stärkeren  Stengeln,  stumpferen  und  ganz  grünen  Blättern 
=  f.  major  Guss.  Sju.  liegt  auch  im  Herb.  Guss,  aus  Catania  auf!; 
var.  ß.  pate)is  am  Bache  Amenanus  vor  Misterbianco,  an  einem  Gra- 
ben unterhalb  Motta  S.  Anastasia  vereinzelt,  häufig  längs  des  Si- 
metol;  var.  y.  cytisoides:  Aus  Catania  von  Cosent.  erhalten  (Bert. 
Fl.  it.),  um  Catania,  besonders  an  lehmigen  Stellen  bei  Acquicedda 
(Herb.  Torn..  Tornab.  in  Herb.  Guss.!),  von  mir  und  Beyer  nur 
ausserhalb  der  Nordgrenze  bei  Taormina  beobachtet;  var.  8.,  ebenso 
cret.    und    commiä.    wurden  im  Gebiete  noch  nicht  beobachtet,  doch 


212 

dürfte   cret.,   bei   Messina   und   Syracus   von   mir  gesammelt,    vor- 
kommen. April — Juni.  2|.. 

1356.  L.  pusiUus  Viv.  Fl.  lyb.,  Guss.  *Syn.  et  *Herb.!,  cyti- 
soides  y.  uniflorus  DC.  Prodr.  II,  211.  Im  Meersande  bei  Catania 
von  Philippi  gesammelt  (Guss.  1.  c.!).  März,  April.  O- 

1357.  L.  decumhens  Poir.  dict.  DC.  Prodr.  IL  212,  Guss.  Syn. 
et  *Herb.!,  Bert.  Fl.  it.  (Sic),  Tod.  Fl.  sie.  exsicc.  Nr.  243  (Pa- 
lermo!) Gr.  Godr.  I,  431.  Habituell  äusserst  ähnlich  einer  hohen, 
üppigen  Normalform  des  corniculatus  L.,  ebenfalls  perenn,  vielsten- 
gelig  und  ziemlich  kahl  mit  getrocknet  grün  werdenden  Blüthen; 
auch  in  den  Blättern  kaum  eine  Differenz,  nur  sind  die  oberen  Blätt- 
chen und  Nebenblätter  schmäler  und  spitzer;  Blüthenstiele  ebenfalls 
verlängert,  3 — 4blüthig  mit  dreizähligen  Bracteen;  aber  die  Kelch- 
zähue  sind  bei  comic.  aus  breit  dreieckiger  Basis  lanzettlichlineal, 
an  der  Spitze  stumpflich  (mit  Grannenhaar)  und  etwas  kürzer  als 
die  Köhre;  bei  decumbem  aber  aus  schmaler  dreieckiger  Basis  lang 
lanzettlichlinear,  an  der  Spitze  deutlich  verschmälert,  etwas  länger 
als  der  Kelch,  die  Bracteen  oft  vom  Kelche  entfernt,  die  Flügel  an 
der  Spitze  abgerundet,  am  unteren  Bande  nicht  gekrümmt  (bei  cor- 
niculatus an  der  Spitze  schief  abgestutzt,  am  unteren  Kande  stark 
gekrümmt);  die  Hülsen  gerade,  endlich  horizontal  abstehend  und 
schwarz,  3— 3*5  Cm.  lang,  fast  3  Mm.  dick,  Samen  kugeligeiförmig, 
1-5  Mm.  lang,  über  1  Mm.  breit,  dunkelbraun,  glatt.  Variirt  «.  pu- 
hescens  (schwach  flaumig)  und  ß,  glaher  Guss.  Syn.  et  *Herb.!,  Preslii 
Ten.  (ganz  kahl).  —  Auf  feuchten  Fluren  nahe  dem  Meere:  Um 
Catania  beide  Varietäten  (Cosent.  in  Herb.  Guss.!,  Herb.  Keyer!). 
April,  Mai.  2|.. 

1358.  L.  tenuifolius  (L.)  Led.  *Presl  del  präg.,  Kchb.  D.  Fl. 
130,  III,  lY!,  W.  Lge.  III,  344,  tenuis  Kit.  *Bert.  Fl.  it.,  Guss. 
*Syn.  et  *Herb.!,  Gren.  Godr.  I,  432,  decumhens  Engl.,  non  Poir,, 
corniculatus  *Cat.  Cosent.,  non  L.  Von  vorigem  verschieden  durch 
gänzliche  Kahlheit,  schlanken  Wuchs,  viel  schmälere,  verkehrteiför- 
mig-keilige untere,  linearlanzettliche  obere  Blätter,  lanzettlichlineare, 
spitze  Nebenblätter,  meist  nur  1 — 3blüthige,  sehr  verlängerte  Blü- 
thenstiele, meistens  ein-,  selten  zweiblätterige,  linearlanzettliche 
Bracteen,  aufrechtabstehende,  schmälere  Hülsen.  Jedenfalls  eine  gute 
Art.  —  Auf  feuchten  Weiden  nahe  dem  Meere:  Bei  Catania  (Presl 
1.  c,  Cosentini  in  Bert,  et  Guss.  1.  c. !),  zwischen  Catania  und  der 
Arena  im  Lavastrome  am  Kande  einer  Lache  zwischen  Halimus  port. 
häufig!  Mai,  Juni.  2^.. 

1359.  L.  versicolor  Tin.  1846,  Bert.  Fl.  it.  „Auf  sonnigen 
Bergorten:  San  Fratello,  Fuss  des  Montesoro  am  Wege  nach  Kan- 
dazzo.  Juni,  Juli.  2|_".  Tineo  1.  c.  Der  Standort  scheint  mir  für  das 
Gebiet  fraglich;  ich  sammelte  diese  Art  häufig  am  Aspromonte  in 
Calabrien. 

1360.  L.  Jüspidus  Dsf.  Guss.  *Syn.  et  Herb.!,  Kchb.  D.  Fl. 
132,  III,  IV!  Sehr  nahe  verwandt  mit  parviflorus  Desf.  Guss.  Syn. 
et  Herb.!   Tod.  Fl.  sie.  exsicc.   Nr.  244!;   beide  annuell,    dicht  ab- 


213 

stehend  weichzotlig  mit  beim  Trocknen  grün  werdenden  Blüthen; 
aber  bei  parvifi.  sind  die  Bracteen  meist  einblätterig,  schmal  lan- 
zettlichlinear,  die  Kelchzäbne  bedeutend  länger  als  die  Röhre,  und 
fast  so  lang,  als  die  Krone;  die  Hülsen  überragen  den  Kelch  nicht. 
Bei  hisp.  sind  die  Bracteen  dreizählig  mit  breitlanzettlichon  Theilen, 
die  Kelchzähne  überragen  die  Kelchröhre  wenig  und  erreichen  die 
Spitze  der  Krone  nicht,  die  bis  16  Mm.  langen  Hülsen  überragen 
den  Kelch  weit;  variirt  «.  genuinus  (Blüthenstiele  von  2 — Sfacher 
Blattlänge,  Nebenblätter  stumpf;  ß.  intermedius  Guss.  (Blüthenstiele 
kaum  über  blattlang,  Nebenblätter  spitzlich;  bildet  den  Uebergang 
zu  angmtissimus  L.).  Auf  sandigen  krautigen  Fluren  und  Hügeln 
der  Tiefregion  Siciliens  sowohl  parvifl.,  als  auch  hisp.  nicht  selten; 
im  Gebiete  wurde  bisher  nur  hisp.  gefunden:  Bei  Milo  (Guss.  1.  c). 
April,  Mai.  O- 

(Fortsetzung  folgt.) 


Literaturberichte. 

EuDmeration  of  all  tlie  plauts  known  from  Chiua  proper,  Formosa,  Hai- 
nan,  Corea,  Lnchn  arcliipelagro  aiid  Hoiigkoiig^.  Forbes  y  Hemsley. 

London  1886.  Mit  einer  Karte.  I.  Heft  Eanuncul.  —  Legum.  (162  S.) 

Diese  Aufzählung  wird  eine  sehr  empfindliche  Lücke  ausfüllen, 
wenn  sie  beendet  sein  wird.  Es  ist  die  Literatur  über  China  so  zer- 
streut, dass  factisch  wohl  Niemand  die  Materialien  alle  übersehen 
wird.  In  Folge  dessen  ist  die  Ungewissheit  über  den  Charakter  der 
chinesischen  Flora  selbst  bei  Grisebach  entstanden,  dessen  chine- 
sisch-japanisches Florenreich  eben  nur  ein  Nothbehelf  war.  Es  stossen 
hier  die  palearktische  Vegetation  Mongoliens  und  des  Nordhimalaya's 
mit  der  paleotropischen  derart  zusammen,  dass  erstere  die  westlichen 
Berge,  letztere  die  östliche  Tiefebene  am  Meere  einnimmt,  wie  es 
auch  schon  z,  B.  Drude  in  seiner  Florenkarte  von  Asien  (Berg- 
haus Physik.  Atlas)  angibt.  Eine  Uebergangszone  selbstständiger 
Art  gibt  es  nicht  in  der  Art,  wie  z.  B.  im  Mittelmeer  —  obwohl 
China  eine  Reihe  von  Mittelmeertypen  nicht  fehlt,  immergrüne  Eichen, 
Kastanie,  Diospyros,  Liquidamhar  etc.  Wenn  man  nach  der  Species- 
zahl  urtheilen  sollte,  so  ist  die  palearktische  Flora  reicher  als  die 
paleotropische  —  allerdings  ist  der  äusserste  Süden  weniger  bekannt. 
Man  urtheile  selbst:  109  Ranunculaceen  (20  Europäer)  1  Dilleniacee, 
Calycanthus,  10  Magnolieae  (incl.  Schizandraceen),  bloss  6  Anonaceen, 
10  Menispermen,  22  Berberideen  (1  Europ.),  4  Nympheaceen,  9  Pa- 
paveraceen  (3),  24  Fumariaceen  (1),  61  Cruciferen  (27  E.),  8  Cappa- 
rideen,  21  Violarineen  (6),  3  Bixineen,  4  Pittosporeen,  75  Polyga- 
leen,  48  Caryophylleen  (wenigstens  17),  2  Portulaceen  (1),  1  Elatine, 
12  Hypericineen  (1),  4  Guttiferen,  40  Ternströmiaceen  (der  Theo  ist 
als  einheimisch  wild  östlich  von  Assam  und  Cachar  zweifelhaft! 
S.  83),  26  Malvaceen  (4),  15  Stercnliaceen,  22  Tiliaceen,  6  Lineeen 
(1),  2  Malpighiaceen,  5  Zygophylleen  (1),  30  Geraniaceen  (4),  38  Ru- 
taceen  (1),  5  Simarubeen,  2  Burseraceeu,  6  Meliaceen,    1  Chailectia 


214 

(Hainan),  4  Olacineen,  20  Hex,  34  Celastrineen  (1),  23  Rhamneen 
(4),  24  Vitis  (1),  29  Sapindaceen  (2),  11  Sabiaceen,  11  Auacardia- 
ceen  (1),  2  Coriaria,  2  Connaraceen  —  also  96  europäische  Species 
unter  732!  von  denen  nicht  mehr  als  ca.  ^j-  als  paleotropisch  ange- 
sehen werden  können.  Dr.  J,  Palacky. 

Plantae  üavidianae.  (Nouv.  Annales  du  Mus^e)  par  Franchet. 

Diese  Sammlung  von  Pflanzen,  meist  aus  Nordwestchina,  ent- 
hält 1116  Phanerogamen  und  60  Farren  (incl.  der  Nachträge).  Sie 
hat  dementsprechend  meist  nordischen  Charakter,  wie  es  aus  den 
unten  mitgetheilten  Novitäten  von  selbst  Jedem  auffallen  muss  — 
die,  nebenbei  gesagt,  die  für  eine  nicht  gauz  unbekannte  Gegend 
hohe  Ziffer  von  5  Percent  betragen.  Es  hat  diese  Form  eine  grosse 
Aehnlichkeit  mit  der  des  Amurthaies.  Auch  der  nordöstliche  Hima- 
laja —  den  wir  ja  noch  so  wenig  kennen,  dürfte  viel  Aehnliches 
besitzen.  Die  Aehnlichkeit  mit  Japan  ist  nicht  so  gross,  als  man  sie 
gewöhnlich  annimmt  (mehr  im  Osten  [Kiangjsi]).  —  Dem  Geogra- 
phen sind  die  Bäume  Mittelchinas  am  interessantesten.  —  Es  ist 
Ahies  Truga  Sieb.,  dominirend  mit  einer  Spec.  in  3000  M.  und  A. 
alcoqtdana  Veitst.  Juniperus  recurva  erreicht  4000  Meter,  ebenso 
Eichen  (theilweise  durch  die  Menschenhand  zu  Büschen  verkrüppelt) 
Qu.  philli/reoides,  chinensis  (2080  Met.,  immergrün)  und  z.  B.  Salioc 
caprea.  Die  Vegetationsschilderungen,  sowie  die  einzelnen  Zonen 
können  wir  hier  nur  erwähnen.  Dr.  J.  Palacky. 

Heinricher  E.  Die  Eiweissschlänche  der  Crnciferen  und  verwandte 
Elemente  in  der  Rhoeadinen-Reihe.  (Mitth.  d.  botan.  Inst,  zu  Graz, 
herausg.  v.  Prof.  Leitgeb.  I.  Bd.  92  pp.  Drei  Doppeltafeln.) 

Verf.  bespricht  in  der  vorliegenden  Abhandlung  eigeuthümliche, 
bei  den  Cruciferen  allgemein  verbreitete,  bisher  jedoch  noch  uner- 
kannt gebliebene  idioblastische  Gewebeelemente,  die  er  als  Eiweiss- 
schlänche bezeichnet.  Von  sämmtlichen  21  Tribus  der  Cruciferen, 
welche  diessbezüglich  untersucht  wurden  (das  Detail  miiss  in  der 
Originalschrift  nachgelesen  werden),  konnten  diese  Eiweiss  führenden 
Schläuche  nur  bei  drei  Tribus,  und  zwar  wegen  Mangels  an  geeig- 
netem Material,  bisher  nicht  aufgefunden  werden.  Sie  können  in  allen 
Organen  und,  die  Epidermis  ausgenommen,  auch  in  allen  Gewebe- 
arteu  vorkommen.  Betreffs  ihrer  Vertheilung  in  den  Blättern  und 
Stengeltheilen  ist  zu  bemerken,  dass  sich  da  eine  gewisse  üeber- 
einstimmung  zeigt,  insoferne  als  bei  derselben  Pflanze  die  Schläuche 
z.  B.  im  Verlauf  der  Gefässbündel  —  oder  im  Grundgewebe  zerstreut 
auftreten.  Bei  allen  Pflanzen,  welche  in  den  vegetativen  Organen 
Eiweissschlänche  besitzen,  sind  solche  auch  in  den  Blütheu  (nament- 
lich in  den  Carpell-  und  Kelchblättern)  vorhanden.  —  Alkohol,  so- 
wie siedendes  Wasser  bewirkt  Gerinnung  des  Inhaltes  in  sehr 
wechselnder  Weise.  Derselbe  ist  im  Wasser  unlöslich  und  zeigt  mit 
dem  Millon'schen  Reagens  die  charakteristische  Färbung.  Das  Vor- 
kommen   von    Phosphaten    muss    als    wahrscheinlich    angenommen 


215 

werden;  Gerbstoife  imd  Zucker  konnten  niemals,  Stärke  nur  in  oineiu 
Falle  {Arahis  sagittata)  nachgewiesen  werden.  Auf  Grund  verschie- 
dener Thatsachen:  der  feste  Verband  der  Eiweissschläuche  mit  den 
Mesophyllzellen,  der  häufige  Anschluss  ersterer  an  die  Leitungs- 
hahnen, die  quantitative  Vertheilung  des  Inhalts  in  verschiedenen 
Theilen  belichteter,  resp.  unter  Lichtabschluss  gehaltener  Pflanzen, 
das  Vorkommen  in  den  überwinternden  Organen  mehrjähriger  Cru- 
ciferen  etc.  —  kommt  Verf.  zu  dem  Schlüsse,  dass  die  Eiweiss- 
schläuche gleichsam  dislocirte  Proviantdepots  repräsentiren,  welche 
im  Bedarfsfalle,  z.  B.  bei  verhinderter  Assimilation  oder  bei  raschem 
Wachsthum  auf  kurzem  Wege  den  Bezug  der  nöthigen  Eiweiss- 
meuge  sicher  stellen.  —  Im  Anschlüsse  an  die  Cruciferen  wurden 
die  Eiweissschläuche  bei  mehreren  Arten  der  Gattung  Capparis, 
ferner  die  Schlauchzellen  bei  Escholtzia  califomica,  Adlumia  cirrhosa, 
Cori/dalis  rosea  und  C.  capnoides  morphologisch  und  histochemisch 
untersucht,  wobei  sich  ein  phylogenetischer  Zusammenhang  dieser 
specifischen  Gewebeelemente  in  der  ganzen  Reihe  der  Rhoeadinen 
erkennen  liess.  Den  Ausgangspunkt  bilden  die  milchenden  Papa- 
veraceen.  Von  den  Milchröhren  derselben  führt  eine  Reihe  zu  den 
Schlauchzellen  der  Fumariaceen,  an  die  sich  die  Eiweissschläuche 
der  Cruciferen  anreihen;  diesen  endlich  schliessen  sich  die  Ei  weiss 
führenden  Schlauchzellen  der  Capparideen  an,  welche  Familie  auch 
in  den  morphologischen  Charakteren  den  Cruciferen  sehr  nahe  steht. 
Drei  Doppeltafeln  (darunter  eine  colorirte)  erleichtern  wesentlich  die 
richtige  Vorstellung  der  im  Texte  besprochenen  anatomischen  Ver- 
hältnisse. Burg  er  st  ein. 

Vierhapper  Fr.,  Prodromus  einer  Flora  iles  Innkreises  von  Ober- 
Oesterreicli.  II.  Theil.  (XV.  Jahresbericht  des  k.  k.  Staatsgymnasiums 
in  Eied.)  Ried  1886.  pag.  35. 

Die  vorliegende  Aufzählung  bildet  die  Fortsetzung  der  vom 
Verfasser  am  gleichen  Orte  im  Jahre  1885  begonnenen  Arbeit  und 
enthält  die  Gymnospermen  und  von  den  Angiospermen  einen  grossen 
Theil  der  Sympetalen.  In  der  systematischen  Anordnung  schliesst 
sich  die  Abhandlung  enge  an  die  Flora  von  Ober-Oesterreich  von 
Dufftschmied,  zu  der  sie  zahlreiche  interessante  Ergänzungen  ent- 
hält. So  werden  zahlreiche  in  dem  genannten  Florenwerke  gar  nicht 
oder  nur  von  vereinzelten  Standorten  angeführte  Arten  erwähnt;  ich 
hebe  hervor:  Callitriche  hamidata  Ktz.,  Atripleor.  ohlongifolmm  Nk., 
Chenopodium  ßcifolium  Sm.,  opulifoUwn  Schrad.,  Erigeron  droe- 
bachiensis  Müll.,  Centaurea  JRhenana  Bor.,  Crepis  rhoeadifolia  M.  B. 
u.  V.  a.  Auffallend  ist  die  grosse  Anzahl  von  Arten,  deren  einzige 
Standorte  Bahnhöfe  und  deren  Umgebung  sind  und  die  bei  Berück- 
sichtigung ihrer  Heimat  als  eingeschleppt  betrachtet  werden  können. 
Im  Nachtrage  zu  der  im  Vorjahre  veröffentlichten  Zusammenstellimg 
wird  das  Vorkommen  folgender  für  das  Gebiet  neuen  Arten  erwähnt: 
Equisetum  hiemale  L.,  E.  Telmateja  Ehrh.  v.  serotinum,  Lycopod'min 
complanatum  L.,    Carex  virens  Lmk.,  Scirpus  triqueter  L.,    Muscari 


216 

comosum   Mill.,    Ornithogalum    chloranthum     Saut.,    AU'mm   fallacc 
Schult.  Wettstein. 

Notarisia,  Commentarium  phycolog'iconi,  Rivista  trimestrale  consacrata 
allo  studio  delle  Alglie.  Edit.  G.  B.  de  Toni  et  Dav.  Levi.  Venezia  1886. 

Mit  dem  vorliegenden  vierten  Hefte  ist  der  erste  Jahrgang 
dieser  Zeitschrift  abgeschlossen  und  es  ist  jetzt  bereits  möglich,  einen 
Ueberblick  über  die  Eichtung  und  die  Erfolge  derselben  zu  erlangen. 
Dabei  muss  vor  allem  constatirt  werden,  dass  diese  neue  botanische 
Zeitung  bisher  wirklich  das  ist,  was  sie  nach  dem  seinerzeit  ent- 
worfenen Programme  werden  sollte,  nämlich  ein  Eepertorium  der 
gesammten  phykologischen  Literatur,  das  zugleich  auch  für  die  Pii- 
blication  kleinerer  Original-Aufsätze  geeignet  ist.  Zum  Beweise  des 
Gesagten  führe  ich  den  Inhalt  des  letzten  (4.)  Heftes  an.  Dasselbe 
enthält:  eine  Zusammenstellung  der  bisher  in  Italien  und  den  benach- 
barten Gebieten  beobachteten  Diatomaceen  von  Toni  imd  Levi.  (Fort- 
setzung.) —  Diagnosen  aller  in  neuester  Zeit  beschriebenen  Arten. 
—  Ein  Verzeichniss  der  neuesten  phykologischen  Literatur  mit  Ke- 
feraten.  —  Ein  Verzeichniss  der  in  neueren  Algen-Exsiccaten  aus- 
gegebenen Arten.  —  Eine  Mittheilung  von  Paoletti  über  neue  Dia- 
tomaceen aus  Venetien.  —  Auszüge  aus  den  in  neuerer  Zeit  erschienenen 
Werken  über  die  Algen-Elora  ausser-italischer  Länder.  —  Kleinere 
Mittheilungen  und  schliesslich  die  Fortsetzung  von  De  Toni  et 
Dav.  Levi:  „Schemata  generum  Ploridearum",  enthaltend  die  Gat- 
tungen: Duclresnaya,  Spyridia,  Phylocladia,  Lomeniaria,  Fauchea 
mit  3  sehr  schönen  photolithographischen  Tafeln.        Wettstein. 

Chr.  Luerssen:  Kritische  Bemerkungen  über  neue  Funde  seltener  deut- 
scher Farne.  Separatabdruck  aus  den  Berichten  der  deutschen  Botanischen 
Gesellschaft  1886.  Bd.  IV.  Heft  10. 

Die  erste  Nummer  der  Abhandlung  bezieht  sich  auf  ein  Ma- 
terial, welches  von  Hrn.  Apotheker  Woynar  in  Kattenbexg  (Tyrol) 
und  zwar  in  der  Umgebung  Rattenbergs  gesammelt  worden  ist.  Eine 
sorgfältige  Untersuchung  der  Blattstiellängen,  der  Spreuschuppenbe- 
kleidung, der  Theiluug  der  Spreite,  der  Segmentzähue  und  vor  Allem 
der  Sporen  ergab  mit  Evidenz  die  Thatsache,  dass  Herr  Apotheker 
Woynar  das  Aspidium  remotum  A.  Br.  aufgefunden  hat,  welches 
allgemein  für  einen  Bastard  zwischen  A.  Filix  mas  und  A.  spinu- 
losum  gilt.  Luerssen  lenkt  nun  die  Aufmerksamkeit  der  Floristen 
auf  diesen  seltenen  Bastard  und  spricht  die  Hoffnung  aus,  dass  dieser 
auch  noch  an  anderen  Orten  aufgefunden  werden  dürfte.  Die  zweite 
Nummer  behandelt  einen  von  demselben  Herrn  Apotheker  Woynar 
bei  Zell  im  Zillerthal  gemachten  Fund  des  Asplenium  Heufleri  Reich., 
das  bekanntlich  für  einen  Bastard  von  A.  Trichomanes  und  A.  ger- 
manicum  gilt.  Da  aber  das  A.  germanicum  selbst  von  Luerssen 
imd  Anderen  auch  wieder  als  ein  Bastard  zwischen  A.  Trichomanes 
und  A.  septentrionale  angesehen  wird,  so  wäre  das  A.  Heufleri  Reich, 
eigentlich  der  Bastard  eines  Bastardes.  Nach  Luerssen  wäre  es  aber 
auch  möglich,  dass  sowohl  A.  Heufleri,  als  auch  das  A.  germanicum 


217 

Bastardo  zwischen  A.  Trichomanes  und  A.  septentrionale  seien,  etwa 
so:  A.  Trichomanes  (S  X  A.  septentrionale  P  und  A.  septentrio^ 
nale  (S  X  A.  Trichomanes  p.  Zur  Eutscheiduuor  dieser  Fragen 
schlägt  Luerssen  Culturversuche  vor.  Die  dritte  Nummer  bezieht 
sich  auf  einen  von  Herrn  Lehrer  W.  Krieger  bei  Königstein  in 
Sachsen  gemachten  Fund  des  seltenen  PoJypodium  vulgare  var,  ser- 
rata  Willd.  Luerssen  bemerkt,  dass  die  Untersuchung  des  von 
diesem  Fundorte  stammenden  Materials  seine  Ansicht  von  der  grossen 
Variabilität  des.  P.  vulgare  und  von  dem  Vorhandensein  allmäliger 
üebergänge  zwischen  den  Varietäten  und  Formen  dieses  Farnes  nur 
bestätigt  habe.  Zukal. 

Neue  Beiträge  zur  systematischen  Stellung  des  Soorpilzes  in  der  Bota- 
nik. Von  Dr.  Hugo  Carl  Plaut.  Leipzig.  Verlag  Ton  Hugo  Voigt. 

In  dieser  Abhaudluug  sucht  der  Verfasser  den  Beweis  zu  lie- 
fern, dass  der  bei  Thieren  und  Menscheu  auf  der  Schleimhaut  des 
Mundes  und  an  anderen  Orten  auftretende  Soorpilz  identisch  ist 
mit  der  auf  Holz  lebenden  Torulaceae  Monilia  Candida  Bon. 
Da  es  ihm  gelungen  ist,  auf  den  Schleimhäuten  von  (mit  Monilia 
Candida  geimpften)  Veisuchstlüeren  Pilzwucherungen  zu  erzeugen, 
welche  vom  „Soor"  nicht  unterschieden  werden  konnten,  so  halten 
wir  den  Beweis  für  erbracht.  Auch  hat  sich  Plaut  durch  weitläu- 
fige nach  der  Koch'schen  Methode  durchgeführte  Keinculturen  bei- 
der Pilze  vor  Täuschungen  und  Verwechslungen  sichergestellt. 

Zukal. 

Journal  de  Botanique.  Directeur:  M.  Louis  Morot.  Redaction  et  Admini- 
stration: Paris,  Rue  Tournefort  28. 

Unter  diesem  Titel  wird  von  nun  an  in  Paris  am  1.  und  15. 
jeden  Monats  eine  neue  botanische  Zeitschrift  erscheinen.  Das  vom 
15.  Februar  1887  datirte  Probeheft  liegt  uns  vor.  Der  erste  Aufsatz 
ist  von  M.  G.  Bonnier:  „La  Constitution  des  Lichens".  In  dem- 
selben theilt  der  Verfasser  nur  ganz  im  Allgemeinen  mit,  dass  es 
ihm  gelungen  ist,  den  Tliallus  vieler  Flechten  auf  synthetischem 
Wege  —  also  durch  das  Zusammenbringen  bestimmter  Algen  und 
Pilze  —  künstlich  zu  erzeugen.  Einige  dieser  Flechten  brachte  Bon- 
nier in  sogenannten  Pasteur'schen  Flaschen  (oder  deren  Modifica- 
tionen)  bis  zur  Fructification.  Da  es  aber  der  Autor  unterlässt,  die 
künstlich  erzeugten  Flechten  zu  nennen  oder  zu  beschreiben,  so  muss 
der  ganze  Aufsatz  als  „eine  vorläufige  Mittheilung"  betrachtet  wer- 
den. Dann  folgt  eine  Arbeit  von  M.  S.  Constantin:  „Observations 
sur  la  Flore  du  Littorale",  welche  rein  floristischen  Inhaltes  ist  und 
in  den  nächsten  Nummern  fortgesetzt  werden  wird.  Im  dritten  Auf- 
satze: „Deux  uouvelles  especes  de  Ptychogaster'-'  beschreibt  M.  Bou- 
dier  zwei  neue  Ptychogaster- Aorten  und  illustrirt  dieselben  sehr 
deutlich.  Die  erste  Art  heisst  Pti/ch.  citrinus  und  gehört  nach  den 
Beobachtungen  Boudier's  als  Conidienform  zu  Polyporus  amorpkus 


218 

Fr.  Die  zweite  Art  nennt  er  Ptychogaster  rubescem  und  behauptet 
deren  unzweifelhaften  genetischen  Zusammenhang  mit  Polypm^s  va- 
porarius  Fr.  Sodann  folgt  ein  mit  F.  Hesincq  unterzeichneter  Ar- 
tikel über  die  Cultur  der  Nepeuthen  in  den  Gewächshäusern.  Zuletzt 
eine  Mittheilung  über  eine  neue  Präparationsmethode  der  Herbar- 
pflanzen, In  derselben  wird  zum  Pressen  und  Trocknen  der  Pflanzen 
nicht  Löschpapier,  sondern  das  Strohpapier  (Düteupapier  der  Krämer) 
empfohlen.  Als  Anhang  Mittheilungen  über  gelehrte  Gesellschaften, 
Personalien  etc.  Zukal. 

Repetitoriuni  der  medicinisclien  Hilfswissenschaften.  Tlieil  III.  Botanik. 

Bearbeitet  von  Dr.  Georg  Kassner.  Breslau  1887. 

Verfasser  sucht  in  dem  vorliegenden  Buche  der  nicht  eben 
leichten  Aufgabe  gerecht  zu  werden,  das  für  Mediciner,  Pharmaceu- 
ten  etc.  Wissenswerthe  aus  der  gesammten  Botanik  im  knappsten  Räume 
(auf  100  Seiten!)  zusammenzustellen.  Der  „allgemeinen  Botanik" 
sind  p.  1 — 25  gewidmet.  Gerade  die  Anatomie  und  Morphologie  ver- 
tragen aber  kaum  eine  so  übeiaus  compresse  Behandlung,  und  ün- 
genauigkeiten,  die  selbst  als  Irrthümer  aufgefasst  werden  könnten, 
begegnen  uns  mehrmals  in  den  ersten  Capiteln.  So  beispielsweise 
p.  3:  „Mitunter  enthalten  die  Intercellularräume  verschiedene 
unorganische  Pflanzenstoffe,  wie  z.  B.  Harz,  Gummi;  sie 
werden  dann  als  schizogene  Secretbehälter  bezeichnet"^), 
erkennt  man  etwa  die  Natur  des  Intercellularganges  bloss  an  dem 
Inhalte?  P.  10  unterscheidet  Verfasser  „KeimlDlätter  (Kotyledonen), 
Wurzel-  und  Stammblätter";  gleich  darauf  (p.  11)  findet  sich  die 
Aeusserung:  „Einen  besonderen  Fall  der  Blattstellung  bilden  die 
gegenständigen  oder  decussirten  Blätter".  Weit  besser  ist  der  „spe- 
cielle  Theil"  bearbeitet;  ihrer  Natur  nach  fügt  sich  eben  die  Auf- 
zählung der  Ordnungen,  die  Charakteristik  derselben  und  Anführung 
der  pharmaceutisch  oder  ökonomisch  wichtigeren  Arten  leichter  in 
einen  engen  Rahmen.  Verfasser  nimmt  dabei  auf  die  Pharmacopoea 
(germ.)  gebührende  Rücksicht.  Rathsam  wäre  es  auch  gewesen,  die 
Verhältnisse  des  Blüthenbaues  durch  die  geläufigen  „Formeln"  zum 
Ausdrucke  zu  bringen.  Das  Buch  wäre  dann  um  einige  Seiten  ärmer 
geworden  und  hätte  durch  diesen  Umstand  als  „Repetitorium"  nur 
gewonnen.  Dr.  M.  Kronfeld. 


Gorrespondenz. 

Wien,  am  ii.  Mai  1887. 
In   der   letzten  (5.)  Nummer   der  „Oesterr.  botan.  Zeitschrift" 
(p.  162)    theilt  Prof,  Voss  mit,    dass  ihm  heuer  von  einem  Schüler 
ein  Galanthus  nivalis  (von  Kaltenbrunn  bei  Laibach)  gebracht  wurde, 

')  Die  Sperrung   rührt  hier,  wie  iu  den  nächstfolgenden  Zeilen  vom  Ee- 
ferenten  her. 


219 

bei  dem  „unter  der  Zwiebel  noch  ein  Stengelstück  zu  bemerken  war", 
und  dem  es  auch  gelang,  ein  Exemplar  zu  erhalten,  an  welchem 
zwei  reich  bewurzelte  Zwiebeln  in  einer  Entfernung  von  2'5  Cm. 
übereinander  standen.  Anschliessend  daran  will  ich  erwähnen,  dass 
gerade  auch  heuer  mir  von  Schülern  mehrere  Schneeglöckchen  gebracht 
wurden,  bei  denen  sich  die  Zwiebel  nach  unten  in  ein  1 — 2  Cm. 
langes  Caulom  fortsetzte.  Ich  habe  die  Erscheinung  in  der  Schule 
demonstrirt,  daran  einige  Bemerkungen  über  die  morphologische  Natur 
der  Zwiebel  geknüpft,  weiter  jedoch  die  Sache  nicht  verfolgt.  Im 
vorigen  Jahre  erhielt  ich  auch  ein  Exemplar,  welches  in  den  Blüthen- 
theilen  den  tetrameren  Typus  zeigte,  wie  ihn  Prof.  Voss  beschreibt. 

A.  Burgerstein. 

Budapest,  am  24.  April  1887. 
In  der  Nähe  von  Budapest,  am  Gr.-Schwabenberg,  steht  in 
einem  Garten  ein  mittelalter  kräftiger  Mandelbaum.  Der  Garten- 
eigenthümer  theilte  mir  gestern  über  diesen  Baum  Folgendes  mit: 
derselbe  blühte  aus  unbekannten  Gründen  sechs  Jahre  hindurch  kein 
einziges  Mal,  war  aber  sonst  gesund  und  jedesmal  regelmässig  be- 
laubt. Gelegentlich  einer  im  Herbste  des  Jahres  1885  vollführten 
Renovirung  einer  Parcelle  dieses  Gartens,  worauf  auch  dieser  Baum 
stand,  wurde  der  kalksteiuige,  ziemlich  schwache  Boden  tief  aufge- 
graben. Als  man  in  die  Nähe  des  Mandelbaumes  kam,  Hess  mau 
einen  Kreis  von  beiläufig  V/^  Meter  im  Diameter  unaufgegraben, 
um  die  Wurzeln  nicht  zu  beschädigen.  Trotz  dieser  Vorsicht  wur- 
den mehrere  starke  Wurzeläste  losgelöst.  Um  die  günstige  Gelegen- 
heit zu  benützen,  wurde  Düugersaft  den  Wurzeln  in  reichlicher 
Menge  dargeboten.  Nächsten  Tag  gab  man  noch  Kuhdünger  mit 
Erde  vermengt  hinzu.  Im  nächstfolgenden  Frühjahre  fing  der  Baum 
an  zu  blühen  und  im  Herbste  188G  erhielt  der  Baumbesitzer  bei 
der  Lese  zwei  Liter  ausgelöste  Mandelkerne.  Gestern  zeigte  er  mir 
diesen  Baum,  welcher  diessmal  in  vollster  Blüthe  prangte.  Ausser 
Zweifel  muss  der  beigebrachte  Dünger  die  beschriebene  Wirkung 
hervorgerufen  haben.  K.  Schilberszky. 

Lemberg,  5.  Mai  1887. 

Ich  gebe  hiemit  bekannt,  dass  ich  im  vorigen  Jahre  zwei  für 
die  galizische  Flora  neue  Epilobmm-Ba,sta.rde  entdeckt  habe,  und 
zwar  beide  in  Dubienko  bei  Monasterzyska,  nämlich:  JE.  ohscuro 
X  montaimm  und  E.  parviflomm  X  ohscurum.  Die  erste  Pflanze  ist 
ganz  conform  mit  den  mir  vorliegenden  Exemplaren   aus  Thüringen. 

Bei  dieser  Gelegenheit  mögen  dahier  nachstehende  Berichti- 
gungen Platz  finden: 

1.  Mein  Gytisus  austriams  aus  Werenczanka  in  der  Buko- 
wina ist  gar  nicht  identisch  mit  der  Art  Jacquius  gleichen  Namens, 
welche  ich  in  letzterer  Zeit  aus  Nieder-Oesterreich  kennen  gelernt 
habe,   sondern  entspricht  dem  ebenfalls  südosteuropäischen  0.  vires- 


220 

cens  Koväts,  der  sicli  von  G.  austriacus  durch  breitere  dunkelgrüne 
Laubblätter,  durch  mit  kurzen,  starren  und  wagrecht  abstehenden 
Haaren  dicht  besetzten  Stengel,  sowie  durch  grössere  und  dunkler 
gefärbte  (goldgelbe)  Kronen  unterscheidet.  Exemplare  des  0.  virescens 
Kov.  aus  der  Bukowina  stimmen  gänzlich  überein  mit  den  unga- 
rischen Exemplaren,  die  ich  der  Güte  meines  sehr  geehrten  Freundes 
V.  Borbäs  verdanke. 

2.  Die  im  vorigen  Jahre  durch  „Linnaea"  ausgegebene  und 
von  deren  Sammler,  Szepigletti,  für  Salvia  dumetorum  Andr,  ge- 
deutete Pflanze  aus  der  Flora  von  Budapest  ist  durchaus  nicht  die 
Art  Andrzejowski's  gleichen  Namens,  sondern  nur  S.  pratensis  L. 
f.  parvißora  m. 

3.  Alles,  was  ich  bis  jetzt  aus  der  Flora  von  Prag  unter  der 
Bezeichnung  Potentilla  coUina  Wib.  und  P.  silesiaca  üecbtr.  zu  Ge- 
sicht bekommen  habe,  gehört  ausschliesslich  zu  P.  Lmdackeri  Tausch 
(P.  collina  var.  virescens  Celak.,  P.  silesiaca  Zimmet.  pro  parte), 
welche  ebenso  von  der  echten  P  collina  Wib.  (in  F.  Schltz.  Herb, 
norm.),  wie  auch  von  der  mir  in  Originalexemplaren  vorliegenden 
P,  silesiaca  üechtr.  toto  coelo  verschieden  ist. 

4.  Die  von  Herrn  J.  Bubela  in  den  Sudeten  gesammelte  und 
durch  „Linnaea"  unter  dem  Namen  Festuca  supina  Schur  heraus- 
gegebene Art  ist  ganz  identisch  mit  Originalexemplaren  der  Fest, 
rupicaprina  Hackel,  welche  ausgezeichnete  Art  auch  in  den  Ost- 
karpathen  (legit  Dr.  WoJoszczak)  vorkommt. 

5.  Pulmonaria  saccharata  Schur  aus  Siebenbürgen  ist  nach 
eingesehenen  Originalexemplaren  Schur's  mit  P  rubra  Schott  und 
nicht  mit  der  südwesteuropäischen  P  saccharata  Mill.  identisch. 

Br.  Blocki. 

Brunn,  am  6.  Mai  1887. 
Von  befreundeter  Seite  erfahre  ich  soeben,  dass  schon  Gen  ersieh 
im  Elencbus  florae  scepusieusis  1798  in  Leutschau  in  Ungarn  eine 
Centaurea  aus  dem  Formenkreise  dei*  C.  montana  L.  mit  dem  Attri- 
bute carpatica  bezeichnet  hatte,  welche  Neilreich  in  seinen  „Auf- 
zählungen der  in  Ungarn  und  Slavonien  beobachteten  Gefässpflanzen" 
zur  0.  montana  L.  ß  minor  =  C.  stricta  W.  et  Kit.  PI.  rar. 
Hung.  =  C.  axillaris  Willd.  gezogen  und  es  hat  daher  meine  Pflanze 
mit  der  Genersich'schen  nichts  Gemeinsames.  Um  jedoch  Missver- 
ständnissen vorzubeugen,  sehe  ich  mich  veranlasst,  die  in  d.  Z.  1887, 
p.  153  publicirte  Centaurea  carpatica  mihi  in  Centaurea  Javorni- 
kiensis  mihi  umzutaufen.  Dr.  Formänek. 

Lemberg,  am  12.  Mai  1887. 
Seit  ein  paar  Monaten  wird  zwischen  Herrn  Blocki  einerseits 
und  den  Herren  Braun  und  Borbäs  anderseits  über  das  Vorhanden- 
sein von  Drüsen  auf  der  Unterseite  der  Blätter  der  Posa  leopolien- 
sis  Bl.  =  P.  frutetorum  Bess.    var.  leopolitana   Br.    gestritten.  Bei 


221 

dem  Umstände,  dass  auch  meine  Herrn  Braun  mitgetheilten  Eosen 
in  diesen  Streit  einbezogen  erscheinen,  glaube  ich  in  demselben  in- 
terveuiren  zu  müssen,  um  ihn  seiner  endgiltigen  Lösung  zuzuführen. 
In  der  Nähe  des  ehemaligen  St.  Adalbertkirchleins  bei  Lemberg  habe 
ich  unter  anderen  Kosen  zwei  gefunden,  "welche  mir  durch  die  röth- 
licheu  Drüsen  auf  der  Unterseite  ihrer  Blätter  aufgefallen  waren. 
Von  der  einen  derselben  nahm  ich  am  16.  Juni  1885  einen  blühen- 
den Zweig  und  einen  Schössling,  von  der  anderen  am  11.  Juli  d.  J. 
einen  Fruchtzweig  und  einen  Schössling.  Knapp  vor  meiner  Abreise 
nach  Wien  im  selben  Jahre  bezeichnete  ich  die  Zweige  der  erst- 
genannten Eose  mit  Nr.  5,  die  der  zweitgenauuten  mit  Nr.  44, 
trennte  von  derselben  Theile  ab,  bezeichnete  sie  mit  den  correspon- 
direnden  Nummern  und  übergab  sie  persönlich  Herrn  Braun  mit 
der  Bemerkung,  dass  Herr  Blocki  diese  Eosenform  als  R.  leopo- 
Uensis  ausgegeben  habe  imd  dass  sie  im  frischen  Zustande  röthliche 
Drüsen  auf  der  Unterseite  der  Blätter  zeige.  Vor  meiner  Abreise 
aus  Wien  übergab  mir  Herr  Braun  das  meine  Eosen  betreffende 
Manuscript  mit  den  von  mir  auf  die  für  ihn  bestimmten  Etiquetten 
geschriebenen  Nummern  versehen,  nach  welchen  ich  die  von  mir 
behaltenen  Stücke  der  Eosen  Nr.  5  und  44  als  ü.  frutetormn  Bess. 
var.  leopolltana  Br.  bestimmt  habe.  Ich  erkläre  hier,  dass  jedwede 
Verwechslung  bei  der  Nummerirung  der  Eosen  mit  der  grössten 
Sorgfalt  von  mir  vermieden  wurde.  Während  ich  diese  Zeilen  schreibe, 
habe  ich  die  Eosen  Nr.  5  und  44  vor  mir  liegen.  Bei  der  Eose 
Nr.  44  bemerke  ich  auf  der  Unterseite  der  Blätter  blassbraune 
Drüsen;  die  Eose  Nr.  5  machte  mich  anfangs  stutzig,  denn  im  ersten 
Augenblicke  sah  ich  die  Drüsen  nicht,  ich  nahm  eine  Loupe  mit 
20maliger  Vergrösserung  und  sah  sie  nun  ganz  deutlich,  nur  dass 
ihre  Färbung  mit  der  des  Blattes  ganz  übereinstimmte,  was  die 
Ursache  gewesen,  dass  sie  mir  nicht  gleich  auffallen  wollten.  Welche 
Stücke  die  Herren  Braun  und  Borbäs  im  Sinne  hatten,  als  sie 
ihre  Ansichten  aussprachen,  weiss  ich  nicht;  ich  vermuthe,  dass  es 
jene  blassdrüsigen  waren,  deren  Drüsen  ihnen  wie  auch  mir  heute 
nicht  gleich  aufgefallen  waren.  Sollte  das  nicht  der  Fall  sein,  dann 
hat  irgend  eine  Verwechslung  stattgefunden,  an  der  ich  absolut  keine 
Schuld  mir  zuschreiben  kann.  Zweifellos  ist  es,  dass  die  zwei  Sträu- 
cher, denen  die  Nummern  5  und  44  entnommen  sind,  die  strittigen 
röthlichen  Drüsen  besitzen.  Ich  glaube,  diese  Erklärung  ist  voll- 
kommen hinreichend  und  macht  meine  weiteren  Erklärungen  in  die- 
ser Angelegenheit  vollkommen  überflüssig.  Dr.  Woloszczak. 


Personalnotizen. 

—  Dr.  Eduard  Eitt.  von  Janczewski  ist  zum  ordentl.  Pro- 
fessor der  Anatomie  und  Physiologie  der  Pflanzen  an  der  Universität 
Krakau  ernannt  worden, 

Oesterr.  boUik  Zeitschrift.  6.  Heft  1887.  18 


222 

—  Dragutin  Hirc,  bisher  Lehrer  in  Biiccari,  ist  als  solcher 
in  Lepoglava  bei  Warasdin  in  Croatien  angestellt  worden. 

—  Dr.  Friedrich  W.  Lorinser,  Sanitätsrath  und  Director 
des  Krankenhauses  Wieden  in  Wien  wurde  durch  Verleihung  des 
Ordens  der  Eisernen  Krone  III.  Classe  ausgezeichnet. 

—  Gustav  Schneider,  bisher  Bergverwalter  in  Schmiedeberg, 
ist  in  gleicher  Eigenschaft  nach  Cunnersdorf  bei  Hirschberg  in  Pr.- 
Schlesien  übersiedelt. 

—  Dr.  P.  Falkenberg,  bisher  a.  o.  Professor  der  Botanik  an 
der  Universität  Göttingeu,  ist  zum  ord.  Professor  und  Director  des 
botanischen  Gartens  an  der  Universität  Eostock  ernannt  worden. 

—  Dr.  August  Schenk,  Professor  der  Botanik  und  Director 
des  botanischen  Gartens  und  des  bot,  Instituts  in  Leipzig,  hat  sein 
Amt  niedergelegt. 

—  Graf  Solms-Laubach,  Professor  der  Botanik  in  Göttin- 
gen, wurde  von  der  Linnean  Society  in  London  zum  Ehrenmitgliede 
gewählt. 

—  Dr.  Asa  Gray,  Professor  an  der  Universität  in  Newcam- 
bridge,  weilte  v.  M.  in  Wien.  Am  18.  Mai  besuchte  der  77  Jahre 
alte  Gelehrte  eine  Vorlesung  des  Hofrathes  Dr.  Kern  er  v.  Mari- 
laun  und  wurde  bei  dieser  Gelegenheit  von  den  Anwesenden  demon- 
strativ empfangen. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 

—  In  einer  Sitzung  der  k.  k.  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Wien  am  31.  März  überreichte  Dr.  Karl  Fritsch  eine  im  pflan- 
zenphysiologischen Institute  der  k.  k.  Universität  zu  Wien  ausge- 
führte Arbeit  unter  dem  Titel:  „Anatomisch-systematische  Stu- 
dien über  die  Gattung  Ruhus.  In  derselben  wird  eine  Uebersicht 
des  anatomischen  Baues  der  oberirdischen  Vegetationsorgane  bei  Ru- 
hus gegeben,  gestützt  auf  die  Untersuchung  von  31  Arten  aus  ver- 
schiedenen Sectionen  der  Gattung.  Ausführlicher  behandelt  werden 
diejenigen  Merkmale,  die  für  die  Unterscheidung  der  Untergattungen 
und  Artengruppen,  theilweise  auch  einzelner  Arten,  verwerthbar  er- 
schienen. Als  solche  erwiesen  sich:  der  Verlauf  der  Fibrovasalstränge 
in  den  Blattstielen;  der  Bau  des  Markes  je  nach  der  Vertheilung 
der  inhaltführenden  („activen")  Zellen  desselben;  die  secundären  Ver- 
änderungen der  Rinde;  Bau  und  Anordnung  der  Trichome;  endlich 
das  Vorkommen  des  Oxalsäuren  Kalkes,  welcher  bei  manchen  Arten 
nur  in  Form  von  Drusen,  bei  anderen  dagegen  vorwiegend  in  ein- 
zelnen Krystallen  abgelagert  erscheint.  Im  Allgemeinen  stellt  sich 
heraus,  dass  die  von  Focke  aufgestellten  Sectionen  der  Gattung  sich 
auch  anatomisch  von  einander  trennen  lassen,  wie  diess  aus  der  Ta- 
belle am  Schlüsse  der  Abhandlung  zu  entnehmen  ist. 


223 

—  Monats -Versammlung  der  k.  k.  Zoolog.-botan.  Gesell- 
schaft in  Wien  am  4.  Mai.  Prof.  Dr.  Burgerstein  widmete  dem 
Andenken  des  verewigten  Gymnasial-Directors  Reg.-Eathes  Dr.  Alois 
Pokorny  einen  warm  empfundenen  Nachruf  in  Form  eines  Nekro- 
loges. —  Dr.  Otto  Stapf  hielt  —  aus  dem  reichen  Materiale  seiner 
persischen  Ausbeute  schöpfend  —  einen  Vortrag  „über  die  Stachel- 
pflanzen der  iranischen  Steppen"  und  demonstrirte  die  typischen 
Charaktere  dieser  Pflanzengruppe.  —  Dr.  Moriz  Kronfeld  sprach 
„über  die  geographische  Verbreitung  der  Typha  Shuttleivorthii;  so- 
dann über  die  Eigenthümlichkeiten  des  Keimungsprocesses  beim  Ge- 
nus Typha.  —  Hierauf  folgte  Dr.  F.  Oster meyer,  welcher  bei  der 
übernommenen  Sichtung  des  von  Georg  Spreiz enhofer  testamen- 
tarisch der  zool. -botan.  Gesellschaft  hinterlassenen  Herbars  die  auf 
der  letzten  Reise  des  eben  genannten  Botanikers  nach  dem  griechi- 
schen Archipel  gemachten  Pflanzenfunde  in  einer  Enumeration  unter 
dem  Titel:  „Beitrag  zur  Flora  der  jonischen  Inseln"  zusam- 
mengestellt hat  und  nun  das  betreffende  Manuscript  vorlegte.  — 
Herr  F.  Höfer  citirte  aus  dem  Herbar  des  Baron  Salis,  welches 
der  Vortragende  durchzusehen  Gelegenheit  hatte,  eine  ansehnliche 
Reihe  von  bisher  nicht  bekannten  Standorten  mehr  oder  weniger 
seltener  Kryptogamen.  —  Dr.  R.  v.  Wettstein  constatirte  das  Vor- 
kommen von  vier  Formen  der  Gattung  Sesleria  im  Gebiete  der  nieder- 
österreichischen Flora. 

Moriz  Prihoda. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Dr.  Richter  mit  Pflan- 
zen aus  Niederösterreich.  —  Von  Herrn  Steininger  mit  Pflanzen 
aus  Oberösterreich.  —  Von  Herrn  v.  Degen  mit  Pflanzen  aus 
Ungarn. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren  Churchill,  Pastor. 

Vorräthig:  (B.)  =  Böhmen,  (Bd.)  =  Baden,  (By.)  =  Bayern, 
(Cr.)  =  Croatien,  (F.)  =  Frankreich,  (G.)  =  Galizien,  (H.)  =  Harz, 
(I.)  =  Istrien,  (Kt.)  =  Kärnten,  (M.)  =  Mähren,  (NOe.)  =  Nieder- 
österreich, (OOe.)  =  Oberösterreich,  (P.)  =  Polen,  (Rp.)  =  Rhein- 
provinzen), (Sl.)  =  Schlesien,  (St.)  =  Steiermark,  (Sw.)  =  Schwe- 
den, (T.)  =  Tirol,  (ü.)  =  Ungarn,  (W.)  =  Westfalen. 

Matricaria  Chamomilla  (P.),  discoidea  (Sl.,  Berlin),  3Iattia  um- 
hellata  (U.),  Medicago  carstiensis  (Kt.),  falcata  (NOe.,  OOe.,  P.),  lu- 
pidina  (P.),  macidata  (England),  inarina  (I.),  media  (NOe.),  minima 
(Cr.,  M.,  NOe.,  U.),  orhictdaris  (Cr.),  prostrata  (U.),  sativa  (NOe., 
OOe.),  tribidoides  (Cr.),  varia  (Cr.),  Melatnjyyrum,  arvense  (G.,  NOe.), 
cristatum  (NOe.,  Sl.,  U.),  cristatum  var.  pallens  (Sw.),  grandiflomm 
(NOe.),  nemorosum  (NOe.,  OOe.),  pratense  (B.,  M.,  OOe.),  silvaticum 


224 

(H.,  NOe.,  SL,  W.)t  Melandrium  pratense  (B.,  Sl.),  silvestre  (OOe., 
Sl.),  Melica  altissima  (ü.),  nehrodensis  (Bd.),  picta  (G.),  Melilotus 
albus  (By.),  altissimus  (M.),  coeruleus  (U.),  officinalis  (B.),  paluster 
(U.),  Melissa  altissima  (F.),  Melittis  Melissophyllum  (NOe.,  IT.),  Ji^n- 
^Äa  aquatica  (NOe.,  ü.),  arvensis  (NOe.),  Maynaldiana  (U.),  pube- 
scens  var.  viridis  (ü.),  Pulegiuim  (M.,  U.),  purpurea  (XJ.),  verticillata 
(ü.),  Menyanthes  trifoliata  (NOe.,  OOe.,  P.),  Mercurialis  annua 
(W.),  perennis  (NOe.,  Sl.,  U.),  Mespilus  germanica  (NOe.),  Micropus 
erectus  (NOe.,  U.),  Milium  effusum  (P.),  Moehringia  muscosa  (By., 
NOe.,  OOe.),  polygonoides  (T.),  JPonae  (St.),  Tommasinii  (L),  ^ri- 
nervia  (P.),  Moenchia  erecta  (H.),  Molinia  caerulea  (M.,  OOe.),  sö- 
rotina  (Cr.,  I.,  NOe.),  Monotropa  Hypopitys  (NOe.),  Montia  minor 
(W.),  rividaris  (OOe.,  W,),  Monis  alba  (Kt.),  Mulgedium  alpinum 
(NOe.,  SL),  Muscari  botryoides  (By.,  Cr.,  I.),  commutatum  (I.),  X'gr- 
we^'i  (L),  racemosum  (U.),  tenuißormn  (NOe.),  Myosotis  alpestris 
(OOe.,  T.),  hispida  (B.),  intermedia  (SL),  palustris  (OOe.),  silvatica 
(NOe.,  U.),  sparsiflora  (P.,  St.),  stenantha  (F.),  versicolor  (Cr.,  W.), 
Myosurus  minimus  (SL,  U.),  Myrica  Gale  (Liickau),  Myriophyllum 
alternißorum  (W.),  spicatum  (OOe.),  verticillatum  (M.,  W.),  Myrrliis 
odorata  (SL),  Najasmajor  (U.),  minor  (U.),  Narcissus  poeticus  (OOe., 
St),  radiiflorus  (Cr.,  L),  Nardtirus  Lachenalii  (F.),  Nardus  stricta 
(B.,  P.,  Rp.),  Narthecium  ossifragum  (Rp.,  Sw.),  Nasturtium  anceps 
(Bd.),  Kerneri  (ü.),  officinale  (NOe.,  W.),  pyrenaicum  (Bd.),  si^- 
■i/^s^re  (NOe.). 

Obige    Arten   können   nach    beliebiger  Auswahl    im    Tausche 
oder  käuflich  die  Ceuturie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)  abgegeben  werden. 


Inserat. 


In   Carl  Winter's   Universitätsbuchhandlung   in  Heidelberg 

ist  soeben  erschienen: 

Entwurf  einer  natürlichen  Anordnung  der  Orchideen. 

Von  Dr.  Ernst  Pfitzer,  o.  Professor  der  Botanik  in  Heidelberg.  Lex.- 

8".  brosch.  4  M, 

Diese  Schrift  erscheint  im  Anschluss  an  des  Verfassers  „Grund- 
züge einer  vergleichenden  Morphologie  der  Orchideen"  (40  M.)  und  die 
im  vorigen  Jahr  erschienenen  „Morphologischen  Studien  über  die  Orchi- 
deenblüthe"  (4  M.  40). 


Diesem  Hefte  liegt  bei  ein  Prospect  „Conspectus  plan- 
tariim  vasciUariiim'*  der  Gehr.  Borntraeger  in  Berlin. 

Bedacteur  nnd  Herausgeber  Dr.  Alezander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sobn. 

C.  Ueterreuter^sche  Buchdruclcerei  (M.  Salzer)  in  Wien. 


Oesterreichisclie 

Botanlsclie  Zeitscürift 


Die  österreichische 
botanische    Zeitschrift 

erscheint 

den  Eisten  jedeo  Monats. 

Man  pvänumerirt  auf  selbe 

mit  8  fl.  öst.  W. 

(16  R.  Mark) 

ganzjährig,    oder   mit 

4  fl.  öst.  >V.  (S  R.  Mark) 

halbjährig. 

Inserate 

die  ganze  Petitzeile 

15  kr.  öst.  W. 


Ox*gaii 


fnr 


Botanik  und  Botaniker. 


N2^  7. 


Exemplare 

die  frei  durch  die  Post  be- 
zogen werden  sollen,  sind 
blos  bei   der  Kedactiou 

(IV.  Bez..  Mühlgasse  Nr.  1) 

ZU  pränumeriren. 

Im  Wege  des 

Buchhandels    llbernimmt 

Pränumeration 

C.  Gerold's  Sohn 

in  Wien. 

sowie  alle  übrigen 

Buchhandlungen. 


XXXYII.  Jahrgang. 


WIEN. 


Juli  1887. 


INHALT.  Rhammts  orbicttlata.  Von  Bornmüller  —  GaUum  Jarynae.  Von  Dr.  Woloszczak.  — 
Uicracium  ciliatum.Von  Blocki-  —  Autobiographie.  Von  Uechtritz.  —  Rubusfiora  Bosniens.  Von 
Sabransky. —  Flora  von  Nord-Mähren.  Von  Dr.  F  o  r  m  ä  n  e  k.  —  Hi'-racien.  Von  Schneider,— 
Flora  des  Etna.  Von  Strobl.  -  Litemturbericlite.  —  ronospondenz.  Von  Kronfeld.  Braun, 
Vägner,  Forraänek.  Degen.  Woloszczak,  Borbas,  Ullepitscli.  —  Peisonalnotizen.  — 
Vereine.    Anstalten.  Unternehmungen.  —  Botanipcher  Tausclivevein.  —  Inserat. 


Rharnnus  orbicuiata  Brnmllr.  n.  sp. 

Von  J.  Bornmüller. 

Rhamnus  orhicvlata:  ramis  patulis  squarrosis  ramidosis,  ra- 
muUs  suboppositis  tandeni  spinescentibus ;  foliis  parvis  longissbne  pe~ 
tiolatis,  crenulatis,  oi'bictdatis  vel  rarius  ovatis,  hast  rotundata  vel 
suhcordata  ranus  paulo  cuneata,  apice  obtusissinia  rotunda  saepius 
parum  emarginata  et  mucronata;  petiolo  folioruin  latitudinem  aequante 
neque  raro  ea  sesquilongiore,  pnbet^do ;  foliis  utrimque  3 — 4  nervis 
convergentibus  instructis,  glabris  subtus  ad  nervarmn  aocillas  pube- 
scentibiis;  floribus  axillaynbus,  1 — 9  fascicidatis,  longe  {6 — 12  mm,.) 
peduncvlatis;  calycis  laciniis  triangulari-lanceolatis,  petalis  oblongis 
lanceolatis ;  drupa  .  .  . 

Dies(3  neue  durch  die  laneen  Blattstiele  und  die  fast  kreis- 
runde Blattfläche  ausgezeichnete  Rhammis-krt  aus  der  Gruppe  der 
Catbaiticae  bildet  einen  interessanten  Zuwachs  in  der  Reihe  der 
kleinblätteri^en  Rhamnaceen,  indem  er  sich  unmittelbar  an  die  ver- 
wandten Rhamnus  tinctoria  W.  K.,  Rh.  infectoria  L.  und  Rh. 
intermedia  Steud.  et  Höchst,  anscbliesst  und  hinsichtlich  der  Blatt- 
breite im  Verein  mit  der  Stiellänge  gleichsam  das  Endglied  dieser 
Reibe  bildet.  —  Ich  entdeckte  ihn  im  südlichen  Dalmatien  an  bu- 
schigen Abhängen  in  der  Zuppa  di  Cattaro,  woselbst  er  äusserst 
dicht  verzweigte  dornige  Sträucher  bildet,  die  kaum  die  Höhe  von 
1  Meter  überschreiten.  Zwei  andere  Rhamnus- kxiQu,  Paliurus  acti- 
leatus  Lam.  und  Rhamnus  rupestris  Scop.  {Rh.  pumilus  Wulf.)  thei- 
len  mit    ihm  diesen    Standort,  während    ich   Rh.   infectorius  L.  und 


Oestoir.  botan.  Zeit«chrift.  7.  H.-t:.   ;ji8T 


19 


226 

Rh.  intermedius  Steud.  et  Höchst,  nur  nordwärts,  wenn  schon 
in  nächster  Nähe  der  Stadt  Cattaro  antraf.  Direct  über  diesen 
Kalkwänden  bei  etwa  900 — 1000  Meter  gesellte  sich  ihnen  noch 
Rhamnus  alpina  L.  und  Rh.  saxatilis  L.  zu,  und  um  die  Artenzahl 
des  Küstenlandes  zu  vervollständigen,  sei  noch  erwähnt,  dass  ich  im 
Karst  in  Menge  Rh.  pumila  L.  in  nächster  Gesellschaft  mit  Rh. 
carniolica  A.  Kern,  vorfand;  Rh.  cathartica  L.  und  Rh.  frangula  L. 
sind  mir  weder  auf  meiner  Reise  durch  Dalmatien,  noch  in  Monte- 
negro und  in  der  Hercegovina  unter  die  Augen  gekommen. 

Das  nackte  nur  in  den  Winkeln  der  Nerven  uuterseits  flaumig- 
behaarte Blatt  besitzt  den  normalen  Längsdurchmesser  von  14  Mm. 
(12 — 18),  der  grösste  Querdurchmesser,  der  kaum  nur  einige  Milli- 
meter kleiner  ist,  befindet  sich  in  der  Mitte  des  Blattes;  nur  bei 
einzelnen  grossen  Blättern  rückt  er  nach  vorne  dicht  unter  die  Blatt- 
spitze; das  Blatt  spitzt  sich  dann  plötzlich  zu,  ist  ganz  abgeflacht 
oder  verläuft  mit  einer  ganz  seichten  Ausraudung  in  eine  besondere 
Spitze  aus.  Gewöhnlich  besitzt  der  Mittelnerv  nur  drei  deutliche 
Seiteunervenpaare  und  nur  in  aussergewöhnlichen  Fällen  gesellt  sich 
ein  viertes  Paar  dazu.  Der  Blattrand  ist  stumpf  gezähnt,  wobei  ein 
jeder  Zahn  mit  einer  besonderen,  nach  vorne  gerichteten,  etwas  ein- 
gekrümmten Stachelspitze  versehen  ist.  —  Die  Blüthen  befinden  sich 
am  mehrjährigen  Holze  an  sehr  verkürzten  Aestchen  meist  in  ge- 
ringer Anzahl  zu  1 — 3,  seltener  zahlreich  in  scheinbar  quirlstäudigen 
Büscheln  zu  6—10  in  Begleitung  von  3—5  Blättern.  Treibt  die 
Terminalknospe  dieser  verkürzten  Blüthenzweige  aus,  so  verholzen 
häufig  die  unteren  scblafenden  Augen,  und  die  blattlosen  Blüthen- 
büschel  erscheinen  noch  dichter  gedrängt.  Die  dreieckig-lauzettlich 
zugespitzten  Kelchzipfel  sind  fast  doppelt  so  laug  als  die  schmalen, 
länglich-ovalen,  zugespitzten  Blätter  der  Corolla,  die  wie  die  des 
Kelches  von  gelblichgrüner  Färbung  sind.  lieber  die  Gestaltung  der 
Frucht  vermag  ich  leider  noch  nichts  zu  sagen,  da  ich  die  Pflanze 
Ende  Mai  sammelte  und  zur  Zeit  noch  keine  Spur  von  Fruchtbildung 
zu  sehen  war. 

Zum  Vergleiche  mit  den  nächststehenden  Rhamnus- A-vten  wäre 
nur  Rh.  intermedius  Steud.  et  Höchst,  zu  erwähnen.  Rh.  infectoria 
L.  und  Rh.  tinctoria  W.  K.  besitzen  beide  Blattstiele,  die  meist 
4 — 5  mal  kürzer  als  das  eiförmige  oder  eiläugliche  Blatt  sind.  In 
gleicher  Hinsicht  ist  Rh.  prunifoUa  Sibth.  ausgeschlossen,  während 
sich  Rh.  intermedius  Steud.  et  Höchst,  durch  die  Blattform  unserer 
Pflanze  am  meisten  nähert,  sich  aber  durch  den  relativ  weit  kürze- 
ren Blattstiel  (=  Ya  tler  Blattspreite)  durch  die  häufig  untermisch- 
ten länglich-ovalen  aber  nie  kreisrunden,  sondern  stets  kurz  zuge- 
spitzten Blätter,  durch  die  langgestielten  und  zahlreicheren  Blüthen, 
durch  die  Form  der  Corolla  sofort  von  der  Rh.  orbicidata  unter- 
scheiden lässt.  —  Noch  wäre  Rh.  petiolaris  Boiss.  des  Orients  (Sy- 
rien, Kleinasien)  aufzuführen,  von  welcher  ich  leider  nur  die  stark 
behaarte  Varietät  „velutina'''-  Boiss.  gesehen  habe;  und  mit  welcher 
sie  in  keiner  Weise  übereinstimmte.  Boissier  (Fl.  Orient,  p.  1)  be- 


227 

zeichnet  wohl  die  Blätter:  ..foliis  petiolo  eis  subaequiloiii'o  vel  pa- 
riim  breviore"  imd  ^a  basi  cimeata  vel  rarius  rotimdata  vel  subcor- 
data".  was  Beides  auf  eine  Anzahl  der  mehr  oder  weniger  variiren- 
den  Blattformen  passen  könnte,  aber  das  folgende  „foliis  oblongis 
acutis  vel  acuminatis"  schliesst  auch  diese  Möglichkeit  aus,  ebenso 
wie  in  geographischer  Hinsicht  diese  Annahme  sehr  wenig  Wahr- 
scheinliches für  sich  hat. 

Belgrad,  im  Mai  1887. 

Gaiiutn  Jarynue  (G.  Mollugoxpohnicum). 

Von  Dr.  E.  Woioszczak. 

Differt  a  Cr.  Mollug  ine:  caule  stricto  inferne  minus  tnani- 
feste  angulato;  ramis  inßort'scentiae,  longiorihus  et  apicein  versus 
angustiorihus  foliis  et  graciliorihus  pedunculis  plus  tninusve  erectis 
nee  unquam  deflexis;  a  O.  polonico:  foliis  breviorihus  et  ohtusio- 
ribus,  ramis  iiißorescentiae  et  crassioribus  pedunculis  magis  distan- 
tibus.  In  Oaliüia,  in  caedibus  silvae  Janoviensis  prope  Jarynatn  inter 
parentes. 

Hieraciatn  cilititum  n.  sp. 

Von  Br.  Blocki. 

Diagnose.  Rhizom  schief,  oberirdische  Stolonen  treibend. 
Stolonen  röthlich,  dünn,  sehr  verlängert  (bis  5  Dem.  laug),  peitschen- 
förraig,  blüthentragend,  eine  kurze  Strecke  niederliegend,  dann  bogig 
in  die  Höhe  aufsteigend,  mit  decrescirenden  Blättern  besetzt,  von 
denen  die  unteren  mit  den  untersten  Stengelblättern  und  die  oberen 
mit  den  oberen  Stengelblättern  conform  sind.  Stengel  im  unteren 
Theile  rötlilich,  steif  aufrecht,  2 — 5  Dem.  hoch,  an  der  Basis  3  bis 
4  Mm.  dick,  innen  hohl,  fein  längsgestreift.  Blüthenstand  dolden- 
rispig,  vor  dem  Aufblühen  gekuäuelt,  dann  mehr  oder  weniger  locker, 
15- bis  SOköpfig.  Blätter  intensiv  blau  bereift,  fast  hechtblau, 
st  ei  flieh,  im  getrockneten  Zustande  papierdüun.  Grundständige 
Blätter  8 — 10  Cm.  lang,  länglich-lanzettlich,  im  oberen  Drit- 
tel am  breitesten  (1-5—2  Cm.,  selten  3  Cm.  breit),  gegen  den  Grund 
hin  allmälig  verschmälert,  spitzlich,  an  der  Spitze  etwas  zusammen- 
gezogen (nur  die  zwei  untersten  abgerundet  stampf),  an  den  Bän- 
dern entfernt  gezähnelt,  mit  meist  röthlichem,  deutlich  hervor- 
tretendem Mitteluerv.  Stengel  mit  5 — 7  decrescirenden  Blättern  be- 
setzt, von  denen  die  drei  unteren  nahe  bei  einander  inserirt  sind 
und  in  der  Gestalt  mit  den  Wurzelblättern  tibereinstimmen;  obere 
Stengelblätter  von  einander  ziemlich  weit  entfernt,  eiläuglich, 
allmälig   zugespitzt,    sitzend,    das    oberste   linoal,    ein   2   bis 

19* 


228 

3  Köpfchen  tragendes  Aestchen  stützend.  Blühendes  Köpfchen  7  Mm. 
lang  (ohne  ligiilae),  5  Mm.  breit,  in  der  Mitte  etwas  eingeschnürt, 
mit  gerundeter  Basis;  Hüllschuppen  lineal,  in  eine  stumpfliche 
Spitze  allmälig  verschmälert,  1  Mm.  breit,  an  den  Kändern  weisslich- 
grün.  Blätter  beiderseits  gegen  die  Eänder  hin,  sowie  der  Blatt- 
raod  nud  der  Mittelnerv  unterseits  mit  langen  (3—4  Mm.), 
an  der  Basis  zwiebelartig  verdickten,  wagrecht  abstehenden, 
steiflichea  Haaren  ziemlich  dicht  besetzt;  sonst  ist  die  beiderseitige 
Blattfläche,  insbesondere  gegen  die  Blattspitze  hin  ganz  kahl, 
üeberdiess  tragen  die  Blätter  auf  der  Unterseite  eine  ziemlich 
dichte  Flockenbekleidung  (Sternhaare),  welche  jedoch  später  fast 
gänzlich  verschwindet.  Der  ganze  Stengel,  sowie  die  Kopfstiele 
und  der  Mittelstreif  der  Kopf  hüllblättchen  sind  mit  3—4  Mm.  langen 
(einige  sogar  5  Mm.  lang),  wagrecht  abstehenden,  steiflichen,  an 
der  Basis  zwiebelartig  verdickten,  weisslichen  Haaren  dicht  beklei- 
det (besonders  dicht  an  der  Spitze  und  der  Basis  des  Stengels); 
die  Haare  an  der  Spitze  des  Stengels  und  innerhalb  des  Blüthen- 
standes  sind  in  ihrer  unteren  Hälfte  schwärzlich.  Die  Flocken- 
bekleidung des  Stengels  nimmt  nach  unten  an  Dichtigkeit  all- 
mälig ab,  so  dass  der  untere  Stengeltheil  fast  flockenlos  erscheint; 
gegen  den  Blüthenstand  hin  bedecken  die  Sternhaare  den  Stengel 
und  ebenso  die  Kopfstiele  und  den  Mittelstreif  der  äusseren  Hüll- 
blättchen sehr  dicht.  Der  oberste  Theil  des  Stengels  (besonders 
dicht  unter  dem  Blüthenstande),  die  Kopfstiele  und  die  Hüllblättchen 
besitzen  ausserdem  eine  ziemlich  reichliche  (minder  reichlich  als 
z.  B.  bei  H.  Auricula  L.)  Bekleidung,  bestehend  aus  sehr  kurzen, 
drüsentragenden  Haaren.  Blüthenfarbe  blassgelb,  einige  Eand- 
blüthen  unterseits  röthlich  gestreift.  Blüthezeit  beginnt  in  dei'  ersten 
Hälfte  des  Juni. 

Standort.  Auf  Holzschlägen  und  trockenen  Wiesen  in  der 
ganzen  Umgegend  vonLemberg  nicht  selten.  Bisher  von  mir  beob- 
aclitet  in  Holosko,  Kleparöw,  Lesienice  und  Zubrza.  In  Kleparöw  und 
Zubrza  wächst  diese  jedenfalls  sehr  distincte  Art  in  Gesellschaft  mit 
JJ.  pratense  Tausch,  II.  ijolonicum  m.,  H.  leopoliense  m.  und  H.  Au- 
ricula L.,  mit  welch  letzterem  es  in  Lesienice  einen  eclatanten 
Mischling  bildet. 


Mein  wissenschaftliches  Streben  und  Schaffen. 

Eine  Autobiographie  von  Rudolf  V.  Uechtritz. 
Vorwort. 

.  . .  Der  ich  gelebet  sonder  Wanken  . . . 

Die  Lücke,  die  der  botanischen  Welt  durch  den  unerwarteten 
Hingang  unseres  Freundes  Kudolf  v.  Uechtritz  erwachsen  ist,  wird 
nicht  allein  in  Schlesien,  sondern  auch  an  anderen  Orten  tief  empfunden 


229 

werdeu.  Denu  was  den  Dahiueeschiedeneu  nebeu  seiner  ausserordent- 
lichen Befähigung  als  Naturhistoriker  ganz  besonders  auszeichnete, 
das  war  eine  unverbrüchlich  geübte  Selbstlosigkeit,  eine  ü])ergrosse 
Mittheilsamkeit  und  eine  rastlose  Freudigkeit  im  Untersuchen  und 
Forschen.  Darüber,  so  meine  ich,  herrscht  nur  eine  Stimme.  Daher 
geschah  es,  dass  der  Zudrang  seines  ürtheils  über  botanische  Dinge 
theilhaftig  zu  werden,  im  Laufe  der  Zeit  sich  ungemein  mäch- 
tig gestaltete,  da  er.  als  treuer  Helfershelfer  in  allen  strittigen 
Fragen,  nie  müde  wurde,  den  Aufanger  wie  den  Erfahrenen  that- 
kräftig  zu  unterstützen  und  gleicbsam  mit  Mittheilungen  zu  iJber- 
schütten.  Der  ,,Mann  mit  den  langen  Briefen"  machte  das  wissen- 
schaftliche Arbeiten  leicht  uüd  bequem.  Man  hat  ihn  gesehen  mit 
der  grössten  Aufopferung  von  Zeit  eine  sehr  ausgebreitete  Corre- 
spondenz  unterhalten  und  gewisse  Wlinsche  seiner  Correspoudenten 
mit  allem  Eifer  veiwirklichen,  denn  er  hielt  die  Sache  des  Anderen 
für  seine  eigene.  Und  diess  war  nicht  anders  möglich. 

Er  als  Optimist  glaubte  vor  allem  an  den  Ausbau  und  die 
Reife  seiner  Wissenschaft,  der  er  so  hingebend  difnte  und  kannte 
keine  Nebenzwecke,  noch  jene  „goldenen"  Ziele,  denen  man  heutzu- 
tage nur  allzuoft  nachrennt.  Wie  strahlte  sein  Auge,  wenn  man  der 
alten  Botaniker  gedachte,  die,  kümmerlich  nach  aussen,  um  der  Sache 
selbst,  ihre  Welt  und  ihre  Befriedigung  unter  Pflanzen  fanden! 

Seine  Excursionen  glichen  wahrhaftigen  Kräuterfahrten  im  vollen 
Sinne  des  Wortes:  nichts  wurde  auf  diesen  Wanderungen  für  gering 
erachtet  und  selbst  dem  gewöhnlichsten  Kraute  eine  neue  Seite  der 
Betrachtung  abgewonnen.  Der  botanischen  Freunde  gedachte  er 
besonders  bei  solchen  Gelegenheiten.  Da  wurden  die  Funde  sorgfältig 
gebucht  und  sichergestellt,  ein  Verfahren,  dem  Gedächtnisse  zu  Hilfe 
zu  kommen.  Ihn  selbst  durchdrang  dabei  jene  hohe  Freude,  die  alles 
andere  vergessen  Hess.  „Wenn  ich  eine  mich  interessirende  Pflanze, 
die  ich  noch  nicht  kannte,  zu  sehen  bekam,  so  fühlte  ich  mich  gesund, 
obgleich  ich  krank,  und  zwar  sehr  krank  war",  gesteht  er  in  einem 
seiner  Briefe.  Allein  „die  Guten  sterben  jung".  Und  so  ist  er  dahin- 
gegangen in  der  Vollkraft  seiner  Jahre,  ohne  die  unzähligen  Unter- 
suchungen und  Beobachtungen  zum  vollen  Abschluss  gebracht  zu 
haben,  aber  er  bleibt  unvergessen  und  lebt  fort  im  Gedächtnisse 
seiner  Fachgenossen. 

Xach  wissenschaftlichem  Brauche  tragen  Arten  und  Hybriden 
in  den  Gattungen  Brassica,  Delphinii/m,  Euphrisia,  Prangos,  Or- 
cliis,  Epilobhon.  Hieranum  seinen  Namen  als  Zeichen  der  Anerken- 
nung und  sell)st  ein  blühendes  Zweiglein  des  Hierachon  barbation 
Tausch,  das  einem  Trauerkranze  verborgen  beigefügt  wurde,  konnte 
auch  als  sinnige  Andeutung  und  Erinnerung  an  sein  Lieblingsstu- 
dium gelten. 

Da  viele  Aufsätze  des  Dahingegangenen  in  der  „Oesterreichischen 
botanischen  Zeitschrift"  (der  erste  im  Jahre  1857)  veröffentlicht 
worden  sind,  so  erschien  es  gerechtfertigt  nach  dem  Wunsche  seiner 
Mutter,  der  Frau  Baronin  v.  ü  echt  ritz,    auch  in  dieser  Zeitschrift 


230 

sein  Leben,  von  ihm  selbst  im  Jahre  1883  geschrieben  und  in  seinem 
Nachlasse  vorgefunden,  unter  der  Aufschi'ift:  „Mein  wissenschaftliches 
Streben  und  Schaffen"  unverändert  zum  Abdrucke  gelangen  zu  lassen. 
Möge  dieser  objective  Eechenscbaftsbericht  seines  Wirkens  jene  Wür- 
digung finden,  die  wir  von  einer  nachsichtigen  Mitwelt  gewohnt  sind! 

Ernst  Junger  in  Breslau. 


R.  V.  Uechtritz,  nach  einer  pliotu5,napli    Moiiicui-Aufnaliine  vom  J.  1886. 

/ 

Ich,  Kiulolf  Friedricli  Carl  v.  Uechtritz,  Sohn  des  früheren 
Rittmeisters,  späteren  Privatieis  Max  F.  S.  v.  Uechtritz  und  seiner 
noch  jetzt  lebenden  Ehefrau  Johanna,  geb.  Siemon,  protestantischer 
CoufesMon.  bin  am  31.  December  1838  zu  Breslau  geboren.  Meme 
Schulbildung  ha1)e  ich  zunächst  auf  der  Yorscbule  des  hiesigen  Gym- 


231 

nasiums  zu  Maria  Ma^rdalena,  später  —  von  1849  bis  1857  —  an 
diesem  selbst  genossen.  Seit  Beginn  des  Jahres  1858  besuchte  ich 
das  hiesiofe  k.  katholische  Gymnasium,  welches  ich  im  August  des- 
selben Jahres  mit  dem  Zeugnisse  der  Reife  verliess,  um  mich  an  der 
Breslauer  Universität  dem  Studium  der  Naturwissenschaften  zu  wid- 
men. Von  Michaelis  1858  bis  Ostern  1863  hörte  ich  Vorlesungen  bei 
den  Herren  Professoren:  Goeppert,  F.  Cohn,  Körber,  Grube, 
Eömer,  Löwig,  Marbach,  Braniss  und  Röpell,  wurde  indessen 
durch  ein  im  Frühjahr  1862  ausgebrochenes  rheumatisches  Leiden, 
welches  secundär  die  Brustorgane,  speciell  das  Herz  afticirte,  verhin- 
dert, mich  in  geordneter  Weise  zu  einem  Staatsexamen  vorzubereiten, 
da  mir  zeitweise  jede  angestrengtere  Thätigkeit  ärztlich  untersagt  war. 

Da  mein  Vater  als  Freund  naturwissenschaftlicher  Studien  und 
im  Gebiete  der  besclireibeudeu  Botanik  und  Entomologie  in  früheren 
Zeiten  selbst  schriftstellerisch  wirkend  im  Besitze  grösserer  Samm- 
lungen war,  so  hatte  diess  die  Folge,  dass  das  Interesse  für  Natur- 
gegenstände schon  in  frühem  Kindesalter  bei  mir  erwachte.  Dieser 
Neigung,  welche  bis  zu  dem  im  Jahre  1851  erfolgten  Tode  meines 
Vaters  von  seiner  Seite  einem  liebevollen,  zugleich  von  einer  geregelten 
Ueberwachung  begleiteten  Verständnisse  begegnete,  bin  ich  bis  zum 
heutigen  Tage  zu  keiner  Zeit  untreu  geworden  und  ihr  habe  ich  es 
wesentlich  zu  danken,  dass  in  Zeiten  schweren  körperlichen  Leidens, 
an  denen  mein  späteres  Leben  leider  nur  zu  reich  gewesen  ist,  meine 
geistige  Widerstandsfähigkeit  stets  die  Oberhand  behielt. 

Anfangs  mehr  der  Entomologie,  namentlich  der  Coleopterologie 
ergeben,  mit  welcher  Disciplin  sich  mein  Vater  in  seinen  späteren 
Lebensjahren  fast  ausschliesslich  beschäftigt  hatte,  widmete  ich  seit 
seinem  Tode  meine  freie  Zeit  vorherrschend  der  Botanik,  da  ich  bald 
gewahr  wurde,  dass  eine  Zersplitterung  der  Kräfte  sich  mit  meiner 
Stellung  als  Schüler  nicht  wohl  vertrug. 

Dass  nichtsdestoweniger  meiue  Neigung  später  mehrfach  mit 
den  Forderungen  der  Schule  in  Collision  gerieth,  war  theils  eigene 
Schuld,  theils  aber  trug  dazu  auch  der  Umstand  bei,  dass  gerade  in 
jener  Zeit  die  Pflege  der  Naturwissenschaften  auf  den  preussischen 
Gymnasien  eine  äusserst  bescbräukte  war. 

In  dem  anregenden  Umgange  mit  einem  Theile  der  Breslauer 
wissenschattlichen  Coryphäeu,  von  denen  mehrere  später  meine  ver- 
ehrten akademischen  Lehrer  werden  sollten,  hatte  ich  bereits  wäh- 
rend meiner  Gymnasialzeit  die  güustigste  Gelegenheit,  meine  Kennt- 
nisse zu  erweitern  und  ich  beschloss  schon  damals,  mich  ganz  dem 
Studium  der  Naturwissenschaften,  speciell  demjenigen  der  Botanik, 
zu  widmen.  Dereinst  eine  Flora  meiner  Heimat  zu  verfassen,  schwebte 
mir  namentlich  als  erstrebenswerthes  Ziel  vor  und  zu  diesem  Zwecke 
unternahm  ich,  soweit  es  irgend  meine  Zeit  erlaubte,  zahlreiche  Ex- 
cursioueu,  namentlich  auch  nach  den  damals  noch  weniger  durch- 
forschten Landestheilen.  In  der  bald  gewonnenen  Erkenntniss,  dass 
eine  ausreichende  Uebersicht  der  Flora  eines  grösseren  Gebietes  nur 
durch  die  Berücksichtigung  der  Vegetationsverhältnisse  der  Nachbar- 


232 

länder  zu  erlangen  sei,  besuchte  ich  ausserdem,  sowolil  als  Schüler, 
wie  später  als  Student,  und  zwar  grossentheils  zu  Fuss,  Mähren 
(1855).  Westgalizien  und  das  nordwestliche  Ungarn  mit  der  hohen 
Tatra  (1856),  Oberbaiern,  Nord-,  West-  und  Südtirol  mit  angrenzen- 
den Theilen  Bündtens,  dann  Venetien  und  das  Triestiner  Gebiet 
(1858),  Thüringen  und  Franken  (1860),  die  Gegend  von  Leipzig  imd 
Halle  (1861),  endlich  einen  Theil  der  Provinz  Brandenburg,  beson- 
ders   die  Umgebung    von  Frankfurt  an  der  Oder  und  Berlin  (1862). 

Durch  meine  im  letzteren  Jahre  beginnende  Kränklichkeit  wurde 
ich  später  leider  gezwungen,  diese  Ausflüge  auf  meine  Heimatsprovinz 
zu  beschränken  und  während  der  Jahre  1868  bis  1875  musste  ich 
überhaupt  auf  Excursionen  gänzlich  verzichten.  Immerhin  aber  sind 
mir  die  auf  jenen  Eeisen  gesammelten  Erfahrungen  für  die  Folgezeit 
von  Wichtigkeit  gewesen  und  kommen  mir  noch  heute  oft  genug 
zu  Gute. 

Schon  frühzeitig  suchte  ich  Verbindungen  mit  auswärtigen  Fach- 
genosseu  anzuknüpfen,  nicht  allein  um  meine  Sammlungen  zu  ver- 
vollständigen, sondern  auch  um  meine  Gesichtspunkte  zu  erweitern. 
Unter  der  Zahl  meiner  Correspondenten,  die  im  Laufe  der  Zeit  das 
dritte  Hundert  bereits  überschritten  hat,  finden  sich  nicht  wenig 
Nameu,  die  in  der  wissenschaftlichen  Welt  einen  anerkannten  Ruf 
besitzen;  ich  erwähne  von  Verstorbenen  u.  a.:  Auerswald,  Th.  Bie- 
nert,  Boreau,  Alexander  Braun,  Buchinger,  Christener,  Fenzl, 
Elias  Fries,  Grisebach,  Hausmann,  Juratzka,  Lagger,  Milde, 
Neilreich,  E.  Purkyne,  L.  Eeichenbach,  Ritschi,  Sanguinetti, 
Scheidweiler,  C.  H-.  Schultz  Bip.,  F.  W.  Schultz,  Schur, 
Sonder,  A.  Thielens,  Tommasini,  Wilms;  von  Lebenden:  0.  D. 
Allen,  Bail,  J.  G.Baker,  Barbey,  Beckhaus,  Arthur  Bennett, 
Alfred  Bennett,  Blocki,  A.  Blytt,  Boissier,  ^)  Borbäs,  Buchenau, 
Christ,  Crepin,  Deseglise,  Drude,  Duval-Jouve,  Emin-Bey, 
W.  0.  Focke,  Freyn,  Garcke,  Grecescu,  E.  Hackel,  Hauss- 
knecht, Haynald,  Heidenreich,  Huter,  Kanitz,  A.  Kerner, 
Klinggräf,  Knapp,  Kny,  Koernicke,  M,  Lamotte,  J.  Lange, 
Levier,  C.  J.  Lindeberg,  Low,  Magnus,  Maximowicz,  F.  W. 
Moore,  Mortensen,  Naegeli,  Nicholson,  Nitschke,  Norrlin, 
Nyman,  Oboruy,  Paira,  Patze,  Penzig,  A.  Peter,  Pirotta, 
Rehmann,  G.  Reichenbach,  Roeper,  Rostafinski,  G.  Rouy, 
Sadebeck,  Scheutz,  Schweinfurth,  Gf.  Solms-Laubach,  Staub, 
Strobl,  Todaro,  Urban,  Van  Heurck,  Willkomm,  Winslow, 
Wittrock.  Einen  besonders  regen  Verkehr  unterhalte  ich  seit  Jah- 
ren mit  Ascherson,  Celakovsky,  Jauka  und  Pancic,  deren  Stu- 
dien sich  vielfach  mit  den  meinigen  eng  berühren,  so  dass  ein  häufi- 
ger Ideenaustausch  erforderlich  geworden  ist. 

(Schluss  folgt.) 

*)  Da  dieser  Abriss  im  Jahre  1883  niedergeschrieben  wurde,  so  befinden 
sich  in  dieser  Liste  einige  inzwischen  Verstorbene,  J. 


233 

Zur  Rubusflora  Bosniens. 

Von  H.  Sabransky. 

UnlänfTst  erhielt  ich  von  Herrü  Prof.  E.  Brandis  S.  J,  ans 
Travnik  eine  Snite  Brombeeren  znr  Begutachtung  eingesendet.  Ab- 
gesehen von  einer  bestimmt  neuen  Art  aus  der  Focke'schen  Reihe 
der  Adenophori,  von  der  aber  Schösslinge  leider  nicht  vorliegen,  fand 
ich  keine  Novität  darunter.  Doch  dürften  immerbin  die  Standorte 
für  den  Batographen  nicht  uninteressant  sein,  wesshalb  ich  sie  hier 
mittheile: 

1.  Ruhus  hirtm  W.  et  K.  Verbreitet  in  der  Bergregion  um 
Travnik  und  ebenso  formenreich  wie  in  Ungarn,  Niederösterreich, 
Deutschland  etc.;  auf  Hocliwaldblössen  bei  Ilidjie,  beim  Dorfe  Jan- 
kovici  (Brandis  Exs.  n.  11),  Zlotici  (Exs.  n.  2),  Grlonica  (Exs.  n.  9). 

2.  R.  macrophyllus  Whe  et  N.,  Focke  Syn.  p.  215.  Mit  der 
österreichisch-deutschen  Pflanze  völlig  übereinstimmend :  in  schattigen 
Waldungen  beim  Militärspital  in  Pirota  nächst  Travnik  (Exs.  n.  16). 
—  Wohl  bisher  der  südöstlichste  Standort  für  diese  nette  Wald- 
brombeere. 

3.  R.  sulcatm  Vest.  Focke  Syn.  p.  119.  Pirota,  schattige  Stellen 
beim  Bache  (Exs.  n.  17).  Durch  die  grossen,  leuchtenden  Blüthen 
ebenso  ausgezeichnet  und  unverkennbar,  wie  der  Typus  aus  Oester- 
reich-üngarn,  Deutschland  etc. 

4.  R.  candicans  Whe.  {R.  thyrsoideus  Aut.)  Waldgegend  zwischen 
Tojuica  und  Bosovaca;  die  Form  R.  thyrsanthus  Focke  var.  euodes 
G.  Br.  bei  Grahovik  (Exs.  n.  5). 

5.  R.  tomentosKs  Borkh.  Scheint  um  Travnik  sehr  gemein  zu 
sein:  im  Kalkgerölle  bei  Casteli  Travnik  (Exs.  n.  10),  beim  Pirota- 
spital  (n.  3),  am  Vlasic  hei  Catici  (u.  8),  an  Feldräudern  bei  Gra- 
hovik eine  Form  mit  dichtbehaarten  Schösslingsaxen  (n.  4). 

V 

6.  R.  idaeifs  L.  Am  Vlasic:  in  subalpinen  Wäldern  bei  Catici 
(Exs.  n.  7). 

7.  R.  saxatilix  L.  Am  Plateau  des  Vlasic,  ebenso  an  der  Süd- 
seite dieses  Berges  (Exs.  n.  12  und  n.  14). 

8.  R.  caeshis  L.  Die  gewöhnliche  Alluvialfoira  am  Defilee  bei 
Travnik,  bei  Rama  (n.  13)  u.  s.  w. 

Wien,  am  12.  Mai  1887. 


234 

Beitrag   zur  Flora  des  nördlichen  Mährens  und  des 

Hochgesenkes. 

Von  Dr.  Ed.  Pormänek, 

k.  k.  Professor  am  bölimischen  Gymnasium  in  Brunn. 

Am  1.  August  des  vorigen  Jahres  verliess  ich  Brunn  und  nahm 
einen  längeren  (einmonatlichen)  Aufenthalt  in  Gross-Ullersdorf,  be- 
suchte von  hier  aus  die  Gegend  von  Deutsch-Liebau,  die  Bradlsteine, 
Rabenseifen,  Buchelsdorf,  Wüst-Seihersdorf,  Blauda,  Böhm. -Märzdorf, 
Nikles,  Grumberg,  Kl.-Mohrau,  den  Rothen  Berg,  Keilig,  Gr.  See- 
berg, Bärenkamm,  Schweizerei,  Altvater,  die  Schäferei,  Peterstein, 
Hohe  Haide,  Gr.  Kessel,  Saugraben,  Bärmuttergrabeu,  Franzeus-Jagd- 
haiis.  Kriech,  Kiesgraben,  Kleppel,  Berggeist,  Hörndlsteine,  Hofberg, 
Backofensteine,  Schieferheide,  Gr.  Hirschkamm,  besuchte  ferner  Rö- 
merstadt, Bautsch,  Wigstadtl,  Odrau,  Sohle  mit  zwei-  bis  dreitägi- 
gem Aufenthalte  in  einem  jeden  der  zum  Schlüsse  angeführten  Orte 
und  kam  am  14.  September  in  Brunn  an. 

Charakteristisch  für  das  nördliche  Mähreu  sind  folgende  Pflan- 
zen: Equisetuin  nemorosum,  silvaticmn,  palustre,  Polypodkmi  phego- 
pteris,  dryopteris,  Pteris  aquilina,  Asplenium  septentrionale,  tricho- 
manes,  Aspidimn  spinulosum,  lohatum,  Cystopteris  fragilis,  Lycopo- 
diu7n  annotinum,  clavaiuin,  Danthonia  decumbens,  Melica  uniflora, 
Brackypodimn  silvaticum,  Lolium  remotum,  Nardus  stricta,  Carex 
leporina,  echinata,  remota,  GoodenoKghii,  panicea,  pallescens,  siluatica, 
flava,  Oederi,  Luzida  alhida,  7nultiflora,  Allium  oleraceum,  Polygo- 
natum  verticillatum,  Paris  quadrifolia,  Orchis  maculata,  Epipactis 
latifolia,  Euphorbia  dulcis,  Mercurialis  perennis,  Daphne  Mezereimi, 
Phytemna  spicatum,  Campanula  rotundifolium,  trachelium,  Crepis 
succisaefolia,  paludosa,  Hieracium  tridentatum,  boreale,  Prenanthes 
purpurea,  Hypoehoeris  radicata,  Chrysanthemum  parthenium,  Sene- 
cio  Fuchsii,  Centaurea  decipiens,  Cirsium  canum,  rivulare,  olera- 
ceum, Carlina  acaulis,  Valeriana  officinalis,  Yalerianella  Morisonii, 
Asperula  odorata,  Lonicera  xylosteum,,  nigra,  Pulmonaria  obscura, 
Verbascum  thapsus,  Digitalis  ambigua,  Veronica  Tournefortii,  Ori- 
ganum  vidgare,  Stachys  siluatica,  Lysimachia  nemorum,  Vaccinium 
vitis  idaea,  Ramischia  secundiflora,  Pirola  minor,  Monesis  grandi- 
flora,  Thalictrum  aquilegifolium,  Ranunculus  Fla')nmula,  lanugi- 
nosus,  Actaea  spicata,  Turritis  glabra,  Erysimum,  cheiranthoides, 
Drosera  rotundifolia,  Parnassia  palustris^  Viola  palustris,  silvestris, 
Moehringia  trinervia,  Stellaria  graminea,  Dianthus  deltoides,  Silene 
gallica,  Melandryum  rubrum,  Hypericum  quadrangulu7n,  hirsutum, 
Impatiens  noli  tauigere,  Epilobium  collinum,  obscurum,  palustre,  Chae- 
rophyllum  aromaticum,  hirsutum,  Ribes  grossularia,  Sedum  mcuxi- 
mum,  Sanguisorba  oficinalis,  Rubus  plicatus,  Vicia  hirsuta,  Lathy- 
rus  silvestris. 

Meinen  Dank  spreche  ich  aus  dem  Herrn  Postexpeditor  Ferd. 
Kauei    und    dem  Herrn  Gerichtsadjuncten  J.  Marek,    ersterem  für 


235 

die  Be^leitimg  ia  der  Gr.-Ullersdorfer,  Letzterem  in  der  Römerstädter 
Gegend. 

Nach  genauer  Einsicht  in  die  die  bereisten  Gegenden  betreffende 
Literatur  constatire  icli,  dass  von  den  hier  citirteu  Standorten  keiner 
bisber  im  Drucke  er.^cbienen  ist')  und  dass  nur  aus  Versehen  ein 
bereits  veröffentlichter  Standort  hier  Aufnahme  finden  konnte. 

Im  Xacbfolgpuden  die  Aufzählung  der  Staudorte,  welche  ich  in 

dieser  Jahreszeit  zu  ermitteln  Gelegenheit  hatte. 

Equisetum  arvense  L.  Gemein,  a.  nemorosum  AI.  Br.  Gr.-Ullersdorf, 
Neudorf,  Buchelsdorf,  Pföblwies,  Nikles,  Römerstadt,  Irmsdorf, 
r)eutsch-Liel)au.  ßautsch,  Wigstadtl,  Lautsch,  Odrau. 

—  Ibnosum  L.  a.  Linneamon  Doli.  Oborny's  Fl.  v.  M.  u.  ö.  Schi, 
p.  84.  Gr.-Üllersdorf,  Blauda.  Kl.-Mohrau,  KrondörH,  WiL-^stadtl, 
b.  verticillatum  Doli.  Kömerstadt,  Odrau. 

—  silvaticum  L.  a.  praeco.r  Milde  1.  c.  Bradlsteine  bei  Deutsch- 
Liebau.  Gr.-Ullersdorf,  Marschendorf.  Neudorf.  Deutsch-März- 
dnrf,  Beckengrund.  Wüst. -Seibersdorf.  Ludwigsthal,  Reigersdorf, 
Altvater-Wald,  Kl.-Mohrau.  Krondörfl,  Wermsdorf,  Irmsdorf, 
Bautsch.  Wigstadtl:  b.  capillare  Hoftm.  1.  c.  Berggeist,  in  der 
Kriech.  Dämmbaude,  Hochwald  bei  Jaiio^viLz,  Nikleser  Wald. 

—  pahistre  L.  a.  verticillatum  Milde  1.  c.  Gr.-Üllersdorf.  Zöptau, 
Rallenseifen,  Neudorf,  Beokeugrund.  Buchelsdorf,  Ludwigsthal, 
Slolleiihau,  Aspeudorf,  Grumberg,  Römerstadt,  Jauowitz,  b.  nu- 
ihim  Duby  1.  c.  Pocätky  bei  Krummwasser,  c.  tenue  Doli.  1.  c. 
Deutsch-Liebau,  Petersdorf. 

Pohipodlum  vulgare  L.  Bradlsteine  bei  Deutsch-Liebau,  Reigersdorf, 
Obreuberg  bei  Buchelsdorf.  Gundersdorf,  Viehwald  u.  a.  0.  bei 
Bautsoli.  Hirnich  bei  Neudörfl.  Heide  u.  a.  0.  bei  Werdenberg, 
häufig  bei  Odrau  (Scheuergrund,  Galgenbusch,  Wesidler  Wald 
etc.),  Pohof. 

—  plmiopteris  L.  Trausnitz  bei  Petersdorf,  häufig  bei  Gr.-Ullers- 
dorf (Rother  Berg,  bei  der  Tess  etc.),  Buchelsdorf,  Märzdorf, 
Wüst-Seibersdorf,  Pföhlwies,  Nikles,  Altvater- Wald,  Goldenfluss, 
Kl.-Mohrau,  Blascbke,  Kleppel,  Wermsdorf,  Kiesgraben.  Rother 
Berg,  Hochwald  bei  Jauowitz,  häufig  bei  Römerstadt  (Gruud- 
wald,  Schlossberg  etc.),  Irmsdorf,  Lautsch,  Scheuergrund  u.  a.  0. 
bei  Odrau. 

—  dryopteris  L.  Petersdorf,  Zöptau,  Marschendorf,  Buchelsdorf, 
Gross-Ullersdorf,  Neudorf,  Deutscli-Mäizuorf,  Wüst-Seibert^dorf, 
Ludwigsthal,  Pföhlwies,  Nikles,  Altvater- Wald.  Goldenfluss,  Kl. 
Mohrau,  Blascbke,  Wermsdorf,  Kiesgialien,  Kleppel.  Berggeist, 
Gr.  Hirschkamm,  Hirschbrunn.  Dämmbaude.  Janowitz,  Römer- 
stadt, Irmsdorf,  Bautsch,  Wigstadtl,  Odruu. 


')  Mit  sorgfalticfer  Genauigkeit  Labe  ich  besomlers  Adolf  Oborny's 
Flora  von  Mälin.n  und  östirr.  Sciile^ien,  von  weklier  im  November  1886  der 
Ni'-ite.  die  Giiltui.geii  von  Rosa  Mayeri  bis  Schluss  behandelnde  Band  er- 
scliiin.  durchgesthen. 


236 

Pteris  aquilina  L.  Rother  Berg  uud  Höflerberg  bei  Gross-Üllersdorf, 
Neudorf,  Stollenhau,  Nikles.  Altvater- Wald,  Wigstadtl. 

Asplenium  serpentini  Tausch.  Massenhaft  auf  Felsen  im  Nikleser 
Walde. 

—  septentrionale  Hoffm.  Kleppel,  Kl.  Mohrau,  Krondörfl. 

—  trichomanes  L.  Hutberg,  Karlsberg  und  Schwarzer  Stein  bei 
Gr.-Üllersdorf,  Kleppel,  Wermsdorf,  Marschendorf,  Buchelsdorf, 
Neudorf,  Beckengrund,  Deutsch-Märzdoif,  Reigersdorf,  Pföhlwies, 
Böhm.-Märzdorf,  Nikles,  Alt vater- Wald,  Kl.  Mohrau,  Pohorer 
Wald  und  Scheuergrund  bei  Odrau,  Lautsch. 

—  adulterinum  Huds.  Altvater- Wald. 

—  viride  Hiids.  Altvater- Wald. 

Athyrium  filioo  femina  Roth.  a.  dentatum  Doli.  Ob.  Fl.  v.  M.  und 
ö.  Schi.  p.  71.  Grross-Üllersdorf  (Oborny),  Buchelsdorf,  Becken- 
grund, Kl.  Mohrau.  b.  fissidens  Doli.  1.  c.  Kleppel,  Winkelsdorf, 
c.  muUidentatum  Doli.  1,  c.  Odrau. 

—  alpestre  Nyl.  Backofensteine,  Schieferheide,  Gr.  Hirschkamm, 
Peterstein  etc. 

Aspidium  spinidosum  Swartz.  a.  genuinum  Goiak.  Prodr.  Fl.  B.  p.  10. 
Bradlsteine  bei  Deutsch-Liebau,  Gross-Ullersdorf,  Reigersdorf, 
Nikles,  Kl.  Mohrau,  ühustein,  Römerstadt,  Gundersdorf,  Bautsch, 
Wigstadtl,  Lautsch,  Scheuergrund  bei  Odrau.  b.  dilatatum  Sm. 
1.  c.  Petersdorf,  Pohorer  Wald  bei  Odrau. 

—  lohatum  Sw.  Wermsdorf,  Kiesgraben,  Kriech,  Wald  bei  der  Ruine 
Neuhaus,  Lautenhübl  bei  Nikles. 

—  filix  mas  Sw.  a.  genuinwn  Milde.  Deutsch-Liebau,  Petersdorf, 
Böhm.-Märzdorf.  b.  crenatum  Milde,  häufig  bei  Gr.-Üllersdorf, 
Marsch endorf.  Stollenhau,  Reigersdorf,  Pföhlwies,  Blauda,  Nikles, 
Altvaterwald,  Kl.  Mohrau,  Kriech,  Gr.  Hirschkamm,  Römerstadt, 
Bautsch,  Odrau. 

Cystopteris  fragilis  Beruh,  Bradlsteine  bei  Deutsch-Liebau,  Petei's- 
dorf,  häufig  bei  Gr.-Üllersdorf  (Kreuzberg,  Badegrund,  Hutberg, 
Schwarzer  Stein  etc.),  Rabeuseifen,  Buchelsdorf,  Neudorf,  Becken- 
grund, Brandwald  und  Brünnel  bei  Deutsch-Märzdorf,  Wüst- 
Seibersdorf,  Reigersdorf,  Aspendorf,  Pföhlwies,  Blauda,  Strän  bei 
Böhm.-Märzdorf,  Nikles,  Altvater-Wald,  Kl.  Mohrau,  Krondörfl, 
Blaschke,  Marscheudorf,  Wermsdorf,  Kleppel,  Berggeist,  Hof- 
berg, Schlössel,  Kriech,  Römerstadt,  Bautsch,  Wigstadtl,  häufig 
bei  Odrau. 

Lycopodium  selago  L.  Dämmbaude,  Saugraben,  Kriech. 

—  annotinum  L.  Reigersdorf,  Aspendorf,  Winkelsdorf,  Kleppel,  Berg- 
geist, Kriech,  Keilig,  Rother  Berg. 

—  davatum  L.  Gr.-Üllersdorf,  Ludwigsthal,  Stollenhau,  Geppersdorf, 
Reigersdorf,  Römerstadt,  Gundersdorf,  Viehwald  bei  Bautsch, 
Wigstadtl,  Lautsch,  Odrau. 

Juniperus  communis  L.  Verbreitet  im  b.  G.  In  Buchelsdorf  traf  ich 
einige  1*5  Meter  hohe  Bäumchen. 


237 

JimiperusnanaWiWd.  Schieferhaide  (Oborny)!  Backofeu steine,  Hirsch- 
brunn, Gr.  Hirschkamm,  Hohe  Heide. 

Abies  laria'  L.  Deutsch-Liebau,  Petersdorf,  Gross-Ullersdorf,  Blaiida, 
B.  Märzdorf,  Römerstadt,  Bautsch,  Odrau. 

Sparganium  ramosum  Hiids.  Gross-UUersdorf,  D.  Märzdorf,  Römer- 
stadt, Irmsdorf,  Odrau  etc. 

Setaria  viridis  Beauv.  Gr.-Ullersdorf,  Neudorf,  Beckengrund,  Bautsch, 
Odrau. 

Miliion  efusum  L.  Altvater,  Saugraben,  Bärmuttergraben,  Franzens- 
Jagdbaus,    Hochwald  bei  Janowitz,    Grundwald   bei  Römerstadt. 

Calamagrosüs  epigeios  Roth.  D.  Liebau,  Liebesdorf.  Petersdorf,  Raben- 
seifen, Gr.-Üllersdorf,  Ludwigsthai,  Römerstadt,  Bautsch,  Wig- 
stadtl,  Odrau. 

—  lanceolata  Celak.  Prodr.  Fl.  B.  p.  37  a.  riparia  Celak.  Wig- 
stadtl.  b.  montana  Celak.  1.  c.  Backofensteine,  Schieferheide, 
Grosser  Hirschkamm,  Peterstein,  Saugraben,  Bärmuttergraben, 
Schlössel,  Kriech. 

Alopecurus  geniculatus  L.  Petersdorf,  Gross- üllersdorf,  Ludwigsthal, 
Blauda. 

Phleum  alpinum  L.  Peterstein,  Janowitzer  Haide  etc.  (Oborny),  Gr. 
Hirsch  kämm,  Dämmbaude,  Auerhahnbaude,  Saugraben,  Schlössel, 
Franzens  Jagdhaus,  Kriech. 

Anthoxanthum  odoratum  L.  Gr.  Hirschkamm. 

Arrhenatherum  elatius  M.  et  K.  Noch  bei  Janowitz  und  Römerstadt. 

Aira  ßexuosa  L.  In  tieferen  Lagen  noch  bei  Wermsdorf  und  Kleppel. 

Deschampsia  caespitosa  Beauv.  Noch  am  Altvater,  Bärenkaram,  Pe- 
terstein etc. 

Koeleria  cristata  Pers.  Verbreitet  im  b.  G.,  in  höheren  Lagen  im 
Beckeugrund  und  bei  Janowitz. 

Molinia  coendea  Mönch,  a.  arundinacea  Schrank.  Mähr.-Schönberg, 
Gross-Ullersdorf  (Oborny),  Neudoif,  D.  Märzdorf,  Philippsthal, 
Wiesenberg. 

Danthonia  decmnhens  DC.  Rabenseifen,  Petersdorf,  Zöptau,  Mar- 
schendorf, Wiesenberg,  Gross-Ullersdorf,  Neudorf,  Buchels- 
dorf, Stollenhau,  Geppersdorf,  Kleppel,  Janowitz,  Römerstadt, 
L-msdorf. 

Melica  iiniflora  Retz.  D.  Liebau,  Petersdorf,  Gr.-Ullersdorf,  Nikles, 
Kl.  Mohrau,  Römerstadt,  Odrau. 

—  ciliaba  L.  Bautsch,  Odrau. 

Dactylis  glomerata  L.  Gemein,  var.  violacea  m.  Blüthenährchen  vio- 
lett angelaufen,  Rispe  in  der  Regel  länger  als  beim  Typus. 
Nicht  selten  in  den  höheren  Lagen  der  Sudeten,  so  Altvater, 
hier  fast  nur  in  dieser  Form,  bei  der  Tess  in  Gross-Ullersdorf, 
Marschendorf,  Beckengrund,  Kl.  Mohrau. 

Glyceria  fluitans  R.  Br.  D.  Liebau,  Petersdorf,  B.  Märzdorf,  Bautsch, 
Wigstadtl,  Odiau. 

—  plicata  Fr.  Gross-Ullersdorf  etc.  (v.  Niessl),  Neudorf,  D.  März- 
dovf.  Blauda. 


238 

Brachypodium  silvaticum  P.  Beaiiv.  Bradlsteine  bei  Deutsch-Liebaii, 
Trausnitz  bei  Petersdorf,  Rabenseifen,  Zöptau,  Gross-Üllersdorf, 
Pfölilwies,  Nikles,  Wermsdorf,  Kriech!,  ßömerstadt,  Bautsch, 
Odrau. 

Festuca  gigantea  Yill.  Buchelsdorf,  Kleppel,  Janowitz. 
—  silvatica  Vill.  Eotber  Berg  im  Gesenke, 

Lolium  remotum  Schrank.  Reiteudorf,  Gr.-Ullersdorf,  Marschendorf, 
Neudorf,  Beckengnmd,  Wüst-Seibersdorf,  Reigersdorf,  Klein- 
Mohraii. 

Nardus  stricta  L.  Bradlsteine  bei  D.-Liebau,  Gr.-Ullersdorf,  Ludwigs- 
thal,  Stollenhau,  D.-Märzdorf,  Blaschke,  Woitzdorf,  Kl.  Mohrau, 
Gruniberg,  Janowitz, Römerstadt,  Gundersdorf, Bautsch,  Wigstadtl, 
Odrau. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Mittheilungen  über  die  Hieracien  des  Riesengebirges. 

Von  Gustav  Schneider, 

BergverTvalter  in  Schmiedeberg  im  Eiesengebirge '). 

(Fortsetzung.) 

2.  Gruppe.  Alpina  foliosa  Tausch  ex  p,  (als  Varietäf^). 

Stengel  aufrecht,  etwas  hin  und  her  gebogen,  am  Obertheile 
zuweilen  undeutlich,  längsstreifig,  weniger  dicht  und  kürzer  behaart 
als  bei  voriger  Gruppe,  am  Obertheile  weniger  dichtfilzig,  zuweilen 
nur  mittelmässig  sternhaarig  von  +  dunkleren  Steruhaaren;  eben- 
daselbst mit  deutlich  erkennbaren  feinen,  kurzen  Drüsenhaaren  besetzt, 
die  sich  nach  abwärts  allmählich  verlieren,  wärend  die  Sternhaare  — 
zuletzt  sehr  vereinzelt  —  bis  zur  Stengelbasis  hinab  vorkommen; 
drei-  bis  achtblättrig,  ein-  bis  zehnköpfig.  Bei  den  mehrköpfigen  ent- 
springen die  mit  Sternhaaren  +  dichtfilzig  und  mit  feinen  kurzen 
Drüsenhaaren,  auch  mit  schwarzen  Borsten  und  grauweissen  Zotten- 
haaren bekleideten  Kopfstiele  stets  aus  den  Blattachseln-Blätter  + 
mit  einem  Stich  ins  Blaugrüne;  mit  Ausnahme  der  stylosen  Formen, 
welche  häufig  dünnhäutige,  mehr  graugrüne  Beblätterung  zeigen, 
ziemlich  derb,  bei  kräftigen  Exemplaren  fast  lederartig,  zerstreut 
behaart.  Die  stylosen,  weichblättrigen  Formen  sind  gewöhnlich  stark 
behaart.  Grundblätter  zur  Blüthezeit  in  der  Regel  vei-trocknet,  selten 
einzelne  oder  mehrere  und  in  diesem  Falle  gewöhnlich  in  einer  oder 
mehreren  Nebenrosetten,  die  sich  aus  tiberwinterten,  ruhenden  Knospen 
entwickelt   haben,    vorhanden;    sehr    verschieden    gestaltet  (eiförmig, 

')  Jetzt  in  Cannersdorf  bei  Hirschberg  in  Pr. -Schlesien. 

^)  Das  Citat  H.  alpinum  foUosum  Winimer  ist  unrichtig.  Tausch  be- 
zeichnete unsere  Pflanze  bereits  1828  mit  diesem  Namen.  Regensburger  Flora. 
XL  Jahrgang.  1.  Band.  Ergänzungsbl.  pag.  63. 


239 

spalelförmior.  breit,  oder  län^jlich,  lanzettlicb,  stumpf  oder  zucfespitzt, 
zuweileu  miicronat,  uauzraudio:.  ijezähuelt  oder  orezähut).  Stengelblätter 
lanzettlich,  länglich,  bis  liueal-lanzettlich,  seltener  den  Gnindblätteru 
ähnlich,  stets  von  unten  nach  oben  an  Grösse,  meist  allmählich  ab- 
nehmend (die  obersten  sehr  selten  bracteeüförmig).  stumpf  bis  spitz, 
selten  ganzrandig,  meist  gezähnelt  oder  gezähnt,  oft  mit  sehr  grossen 
Zähnen.  Kopfhüllen  weniger  dicht,  vorherrschend  kurzhaarig,  zuweilen 
mit  spärlich  eingemengten,  sehr  feinen  Drüsenhaareu.  Hüllschuppen 
schwärzlichgrün,  nur  die  wenigen  äussersten  kurz,  breitlich,  stumpflich, 
sehr  selten  blatt-  oder  Ijracteenartig,  die  übrigen  fast  gleich- 
gestaltet, lineallanzettlich,  +  zugespitzt,  nur  bei  H.  calenchdijiorum 
Backh.  bis  3  Mm.  breit,  stumpf  lieh.  Ligularsaum  und  Zähnchen  nur 
bei  ebeu  genannter  Form  reichlich,  sonst  kürzer  und  zerstreuter  be- 
haart mit  feinen  weissen,  seidenartigen  Haaren. 

3.  H.  calenduUflorum  Backh.  =  H.  alpimon  var.  3.  H.  Halleri 
ß.  spathulatum  Wimm.  (sec.  K.  v.  Uechtritz). 

Bei  Abfissuug  meiner  vorjährigen  Mittheilungen  über  dieHieracia 
des  Kiesengebirges,  stand  ich  noch  unter  dem  Einflüsse  der  früheren 
Uechtritz'schen  Ansicht,  die  auch  in  die  Fiek'sche  Flora  von  Schlesien 
übergegangen  ist,  dass  H.  calenduUflorum  Bakh.  eine  Varietät  des 
H.  eximium  desselben  Autors  sei.  Durch  die  Gefälligkeit  der  Herren 
Fiek  und  Oborny  (von  Letzterem  namentlich  erhielt  ich  sehr  zahl- 
reiches frisches  Material),  hatte  ich  Gelegenheit  grössere  Mengen 
von  ostsudetischen  Alpinen  kennen  zu  lernen,  resp.  zu  studiren  — 
darauf  kommt  es  ja  bei  so  variablen  Pflanzen,  wie  diess  die  Hieracien 
sind,  ganz  wesentlich  au  —  und  bin  zu  der  Ueberzeugung  gelangt, 
dass  H.  cahndiditiorum  Backh.  und  H.  eximium  ejd.  specifisch  ver- 
schieden (was  Uechtritz  in  litt,  auch  zugegeben  hat),  ja  einander 
nicht  einmal  ähnlich  sind  und  dass  meine,  durch  eine  Bemerkung 
meines  Freundes  K.  V.  Uechtritz  auf  der  betreffenden  Etiquette  ver- 
anlasste Angabe  in  den  vorjährigen  Mittheilungen  über  die  Auffindung 
eines,  zu  dem  typischen  H.  eximium  Backh.  gehörigen  Exemplars 
am  Grossen  Teich  des  Riesengebirges  eine  uniichtige  war.  Ich  ver- 
suche, das  H.  calenduUflorum  Backh.  nach  dem  mir  aus  den  Ost-  und 
Westsudeten,  namentlich  von  letzteren,  in  grosser  Anzahl  (weit  über 
100  Exemplare)  vorliegenden  Materiale  nachstehend  zu  beschreiben, 
wobei  ich  meine  Verwunderung  darüber  nicht  unterdrücken  kann, 
dass  eine  so  stattliclie  und  grossköpfige  Pflanze,  die  im  Eiesengebirge 
durchaus  nicht  selten  ist,  von  den  neueren  Floristen  (Fiek  und 
Winkler)  in  den  Westsudeten  übersehen  werden  konnte.  —  Zuerst 
erkannt  wuide  sie  von  Dr.  Ferd.  Pax  auf  einer  in  meiner  Begleitung 
unternommenen  Excursiou  im  September  1881  am  Gehäuge.  Ich  habe 
sie  dann  später  auf  den  Wiesen  an  der  Kleinen  Lomnitz  über  dem 
Melzergrunde,  in  der  Pantsche  über  dem  Kleinen  Teich,  an  den 
oberen  Teichrändern,  am  Brunnenberge  uuterhalb  der  Kapelle,  auf 
der  Weissen  Wiese,  am  Oberrand  des  Aupakessels,  auf  dem  Koppen- 
plan unweit  der  Riesenbaude,  am  Kleinen  Teich  und  am  Kiesberg 
(spärlich,    auch    ein    styloses    Exemplar),    Professor    Sagorski    aus 


240 

Pforta  im  Juli  1886  zahlreich  auf  Wiesenflächen  bei  der  Rennerbaude 
gesammelt. 

Stengel  15  —  35  Cm.  hoch,  längsgestreift,  aufrecht,  oder  bei 
sehr  hohen  Individuen  etwas  aufsteigend,  hin  und  her  gebogen,  ein- 
köpfig, +  reichlich  beblättert,  mit  über  5  Mm.  langen,  schwarz- 
füssigen,  graulichweissen  Zottenhaaren  massig  behaart;  am  Obertheile 
ziemlich  reichlich,  nach  unten  mehr  zerstreut  mit  schwarzen  Borsten- 
haaren besetzt,  unter  dem  Kopfe  dichtfilzig  von  graulichweissen 
Sternhaaren,  welche  weiter  nach  unten  immer  zerstreuter  auftreten 
und  über  der  Basis  nur  vereinzelt  vorkommen.  Drüseneinmengung 
unter  dem  Kopfe  +  reichlich,  weiter  nach  unten  und  in  der  unteren 
Stengelhälfte  zerstreut,  gegen  die  Basis  ganz  verschwindend.  Blätter 
dunkelgrün,  etwas  glaucescirend,  beiderseits  und  am  Rande  reichlich 
behaart  mit  kurzen,  weichen,  weisslichen  Haaren.  Grundblätter  zur 
Blüthezeit  +  vorhanden  oder  doch  in  einer  oder  mehreren  Neben- 
rosetten noch  grün;  äussere  (breit- oder  schmal-)  spateiförmig,  ganz- 
randig,  mucronat,  zuweilen  am  Rande  mit  zerstreuten,  kleinen  Drüsen 
besetzt,  wodurch  sie  gezähnelt  erscheinen;  innere  länglich-lanzettlich, 
zuweilen  nach  oben  spateiförmig  verbreitert,  in  den  langen,  breit- 
geflügelten Blattstiel  allmählich  verschmälert,  mit  gefalteter  Spitze, 
uuregelmässig  grob  bis  buchtig  gezähnt,  oft  mit  eingeschalteten 
kleineren  Zähnchen;  die  Zähne  stehen  nicht  selten  im  rechten  Winkel 
gegen  den  Mittelnerv,  bei  allen  der  breite,  weisse  Mittelnerv  fast 
immer  deutlich  hervortretend.  Stengelblätter  von  unten  nach  oben 
an  Grösse  sehr  schnell  abnehmend,  4  —  8  am  ganzen  Stengel;  untere 
den  Grundblättern  +  ähnlich,  jedoch  weniger  tief  gezähnt;  mittlere 
länglich-lanzettlich,  zuweilen  gezähnelt,  gewöhnlich  aber,  wie  die 
oberen,  lineal-lanzettlichen  ganzrandig.  Die  dicht  unter  dem  Kopfe 
stehenden  bracteenförmig,  grün.  Kopfhüllen  halbkugelig,  zuweilen 
am  Grunde  gestutzt,  mittel-  bis  ansehnlich  gross  (bis  reichlich  3  Cm. 
im  Durchmesser).  Hüllschuppen  breit  (bis  3  Mm.)  stumpf,  bis  15  Mm. 
lang,  schwarzgrün,  mit  am  Grunde  schwarzen,  grauweisseu,  langen 
Zottenhaaren  und  dichtstehenden  kuizen,  schwarzen  Borsten  reichlich 
bekleidet.  Ligulae  tiefgelb,  sowie  die  Zähne  mit  langen,  feinen  Seiden- 
haaren ziemlich  reichlich  behaart.  Griffel  in  vivo  gelb  oder  bräunlich, 
beim  Trocknen  dunkler  oder  schwarz  werdend.  Man  kann  zwei  Formen 
unterscheiden: 

a)  normale,  mit  vollkommen  ausgebildeten  Ligulis; 

b)  stylosum,  mit  verkümmertem  Ligularsaum  und  weit  hervor- 
ragenden Griffeln. 

Den  Köpfen  und  dem  Indument  nach  steht  unsere  Pflanze  den 
subfoliosen  Alpinen,  in  der  Beblätterung  den  foliosen  näher,  wir  stellen 
sie  daher  zwischen  S.  tubulosum  und  H.  polymorphum. 

4.  H.  polymorphum  n.  sp.  =  H.  montanum  mihi  olim  =  IT. 
alpinum  foliosum  Tausch  pro  parte. 

Dass  die  Tausch-  und  Wimmer'sche  Bezeichnung  H.  alpinum 
foliosum  als  Speciesname  nicht  aufrecht  erhalten  werden  kann,  wird 
Jedem,  der  sich  einigermassen  mit  alpinen  Hieracien  beschäftigt  hat, 


241 

klar  sein;  ebensowenig  kann  dieselbe  als  Bezeichnung  einer  Varietät 
oder  Subspecies  des  H.  alpiman  L.  im  Sinne  der  meisten  neueren  Auto- 
ren Verwendung  finden.  Wimmer  verstand  unter  seinem  H.  alpinum 
foliosum  sowohl  mein  jetziges  H.  polymorphum  mit  seinen  ver- 
schiedenartigen Gestalten,  wie  auch  das  total  von  diesem  verschiedene 
H.  tubulosum  Tausch  und  sämmtliche  stylose  Formen  (Wiram.  Fl. 
von  Schles.  ed.  III  1857  pag.  306).  Zu  H.  alpinum  L.  rechnete  er 
auch  das  H.  decipiens  Tausch  als  Varietät  unter  dem  Namen  me- 
lanocephaluni,  gab  aber  in  den  Erläuterungen  zu  den  Diagnosen 
bereits  zu,  dass  sowohl  dieses,  wie  sein  als  Varietät  ausgegebenes 
//.  alpinum  foliosum  besondere  Arten  sein  könnten. 

Den  von  mir  zuerst  gewählten  Namen  „Ä  montaniim^  haben 
die  Herren  Nägeli  und  Peter  bereits  vor  mir  einem  Püoselloid 
beigelegt.  Obgleich  diese  Herren  in  der  Wahl  von  bereits  für 
Archieracien  verbrauchten  Namen  nicht  eben  sehr  scrupulös  bei 
Benennung  ihrer  zahlreichen  neuen  Species  und  Subspecies  unter 
den  Piloselloiden  vorgegangen  sind  (ich  habe  diess  beim  Studium  der 
Nägeli-Peter'schen  Monographie  der  Piloselloiden  in  mehr  als  30  Fällen 
bemerkt;  am  meisten  mussten  Jordanische,  Lindeberg-  und  Froe- 
lich'sche  Bezeichnungen  herhalten),  cassire  ich  hiermit  die  Benennung 
y^m.ontanum"'  und  wähle  dafür  die  weit  passendere  y^polymorphum"' , 
welche  vor  ihrer  Publication  im  Jahresberichte  der  Schles.  Ges.  f. 
vaterl.  Cult.  pro  1885  nocb  nicht  verbraucht  war. 

Specielle  Diagnose  wird  in  der  augekündigten  Monographie  der 
Westsudetischen  Hieracien  gegeben  werden. 

Ich  unterscheide  nunmehr  folgende  Varietäten: 

a.  var.  Fritzei  F.  Schultz  (erweitert)  =  H.  alpinum  foliosum 
Wimm.  ex  p. 

Stengel  ein-  bis  mehrköpfig  (letztere  Form  ist  Hier,  alpinum 
foliosum  var.  pleiocephalum  Uechtr.  pro  parte  minore),  kurzhaarig, 
Stengelblätter  lineal-lanzettlich,  zugespitzt  oder  stumpf,  gauzrandig 
oder  gezähnelt,  resp.  gezähnt.  Köpfe  verschieden  gestaltet:  bauchig, 
halbkugelig,  selten  kreiseiförmig,  Griffel  dunkel.  *)  Fehlt,  wie  es 
scheint,  in  den  Ostsudeten;  in  den  Westsudeten  häufig.  Nach  Fritze 
und  Ilse  auch  in  der  hohen  Tatra.  Dabei  sind  folgende  Formen  zu 
unterscheiden: 

1.  angustius  ==  H.  FHtzei  F.  Schultz. 

2.  latius. 

ß.  var.  pseudopersonatum  mihi.  Vergl.  Diagnose  in  dieser  Zeit- 
schrift 1886,  p.  23.  Die  mehrköpfigon  sind  die  var.  plejocephalum 
Uechtr.  pro  parte  majore.  In  meinem  Herbar  befindet  sich  ein  Indi- 
viduum mit  zwei  Trieben,  von  denen  der  eine  einköpfig,  der  andere 
vielköpfig  ist.  Die  Uechtritz'sche  Bezeichnung  dürfte  zu  cassiren  sein, 
wenn   man   dieselbe   nicht   etwa  für  ein  folioses  Alpinum  reserviren 


')  Die  Griffelfarbe  ist  bei  Exsiccaten  als  diagnostisches  Merkmal  nicht  zu 
brauchen,  weil  auch  ganz  goldgelbe  Griffel  beim  Trocknen  nicht  selten  schwarz 
werden. 

Oesterr.  totan.  Zeitschrift.  7.  Heft  1887.  20 


242 

will,  das  ich  seit  fünf  Jahren  am  grossen  Rade  beobachte,  und  wel- 
ches sich  das  besondere  Vergnügen  macht,  alljährlich  in  anderer  Ge- 
stalt zu  erscheinen.  Im  Jahre  1881  erhielt  ich  es  von  Dr.  F.  Fax 
zweiköpfig  mit  stark  bekleidetem  Stengel  und  Köpfen,  der  var.  H. 
Fritzei  F.  Schultz  in  Beblätterung  und  Habitus  nahe  kommend ; 
1882  bis  1886  beobachtete,  respective  sammelte  ich  es  selbst; 
1882  waren  am  27.  August  nur  niedrige  einköpfige  Individuen  zu 
finden;  1883  sammelte  ich  am  16.  September  ganz  von  denselben 
Stöcken  bis  25  Cm.  hohe  vierköpfige  Individuen,  zum  Theil  mit 
16  Cm.  langen  Grund-  und  10  Cm.  langen  unteren  Stengelblättern, 
welche  bis  2'5  Cm.  breit,  entfernt  Avellenförmig  gezähnt,  längüch- 
lanzettlich,  in  den  breiten,  breitgeflügelten  Blattstiel  ganz  allmählich 
verschmälert  waren,  Indument  wie  in  1881.  Am  14.  September  1884 
traf  ich  dieselben  Pflanzen  ein-  bis  vierköpfig  mit  etwas  schwächerer 
Bekleidung;  die  Grundblätter  bei  2  Cm.  grösster  Breite  nur  7  Cm. 
lang,  breit-lanzettlich,  scharf  gesägt;  unterstes  Stengelblatt  lanzett- 
lich, 1-6  Cm.  breit,  5  Cm.  lang,  ungestielt,  sowie  das  darüber  ste- 
hende, den  untersten  Kopfstiel  stützende,  mit  breitem  Grunde  sitzend, 
gezähnelt.  Ganze  Pflanze  höchstens  bis  16  Cm.  hoch.  Am  1.  Sept. 
1885  habe  ich  diese  Pflanzen  in  einer  üeppigkeit  wieder  gesammelt, 
wie  ich  sie  vorher  und  auch  im  vorigen  Jahre  nicht  gesehen.  Grösste 
Höhe  33  Cm.,  grösste  Kopfzahl  10,  Stengel  und  Kopfhüllen  mit 
kurzen,  dicken,  schwarzen  Borsten  besetzt,  nur  der  untere  Stengel- 
theil bis  zu  dem,  den  untersten  Kopfstiel  stützenden  Stengelblatte 
zerstreut  behaart,  der  übiige  Stengeltbeil,  die  Kopfstiele  und  Hüllen 
sehr  schwach  und  kurz  behaart  oder  haarlos.  Grundblätter  9  Cm. 
lang,  breit-lanzettlich,  im  obersten  Drittheil  am  breitesten  (1-5  Cm.), 
in  den  im  unteren  Drittel  sehr  verschmälerten,  zuletzt  sehr  schmal 
geflügelten  Blattstiel  verschmälert,  seicht  gezähnt,  aber  mit  einzel- 
nen schärferen,  in  eine  kurzgestielte  Drüse  endigenden  Zähnen  ver- 
sehen, Stengelblätter  lanzettlich,  bis  6  Cm.  lang  bei  ca.  1 — \2>  Cm. 
Breite,  an  der  Basis  stielartig  verschmälert,  sitzend,  gezähnelt  bis 
scharf  gezähnt.  Am  13.  August  1886  besuchte  ich  diese  Pflanzen 
wieder.  Wenn  ich  diesen  Standort  nicht  so  genau  kennen  würde,  wie 
diess  der  Fall  ist,  hätte  ich  an  eine  Verwechslung  glauben  müssen, 
denn  alle  Stöcke,  denen  ich  nie  mehr  als  einen  Trieb  entnehme, 
hatten  wieder  ähnliche  Triebe  producirt,  wie  ich  sie  1882  gesehen 
und  1881  von  F.  Pax  erhielt;  Stengel  und  Kopfhüllen  zeigten  wieder 
reichliche  Behaarung^);  Beblätterung  und  Habitus  waren  wieder  der 
var.  Fritzei  ähnlich;  unter  einigen  20  Trieben  befanden  sich  nur 
zwei  zweiköpfige,  alle  übrigen  waren  einköpfig.  Hier  können  nur 
mehrjährige  Culturversuche  Klarheit  in  die  Verhältnisse  bringen.  Ich 
beobachte  nun  schon  viele  Jahre  lang  Hieracien  an  ein  und  dem- 
selben Standorte,  aber  eine  solche  Veränderlichkeit  bei  denselben 
Individuen  ist  mir  noch  nicht  vorgekommen,    üebrigens  ist  es  nicht 


*)  Man  vergl.  das  pag.  203  d.  Zeitschr.  über  das  veränderliche  Indument 
bei  den  subfoliosen  Alpinen  Gesagte. 


243 

ganz  unmöglich,  dass  die  var.  •pseudopersonatum  mit  dem  Fries'- 
schen  H.  yersonatum  (Epicr.  Hier.  p.  45  als  Species)  identisch  ist, 
da  bekanntlich  dessen  Beschreibungen  nicht  immer  mit  den  von  ihm 
ausgegebenen  Pflanzen  übereinstimmen.  Ich  besitze  Exemplare  des 
pseudopersonatum  mihi,  zu  denen  üechtritz  (in  sched.)  bemerkte: 
^Aehnlich  sah,  meines  Wissens,  die  Pflanze  aus,  welche  mir  Fries 
vor  Jahren  als  H.  personatum  Fr.  bestimmte!"  Auch  fand  ich  im 
Jahre  1886  auf  dem  Koppenplan  hierher  gehörige  Pflanzen  mit  grün 
gebliebener  Blattrosette,  mehr  lanzettlichen  Grundblättern  und  ange- 
drückten äusseren  Hüllschuppen. 

Ausser  in  den  Westsudeten  kommt  unsere  Pflanze  auch  in  den 
Ostsudeten  am  Glatzer  Schneeberge  (Obornj^!  Fiek!),  nach  For- 
mänek  daselbst  an  der  Dürren  Koppe,  und  falls  das  Eehmann'sche 
IL  alpinmn  2.  debile,  wie  zu  vermuthen,  hieher  gehört,  auch  in  der 
Hohen  Tatra  vor. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Flora  des  Etna. 

Von   Prof.   P.   Gabriel   Strobl. 

(Fortsetzung.) 

1361.  Lotns  angtistissimus  li.  Guss.  *Syn.  et  *Herb. !,  Kchb.  D. 
Fl.  136  I!,  gracüis  W  *Kaf.  I.  Meist  niederliegend;  schlank,  reich- 
ästig, zerstreut  abstehend  zottig;  Blättchen  verkehrt  eiförmigkeilig, 
Nebenblätter  eilanzettlich;  Brac^een  ebenso  oder  zwei-  bis  dreizählig 
mit  schmäleren  Blättchen;  Blüthenstiele  ein — zweiblüthig,  etwas  über 
blattlang;  Kelch  sammt  den  lanzettlich-linearen,  die  Röhre  an  Länge 
um  die  Hälfte  übertreff'enden  Zähnen  sehr  lang  rauhhaarig;  Krone 
den  Kelch  überragend,  5  — 6  Mm.  lang,  hochgelb,  auch  getrocknet 
gelb;  Hülsen  gerade,  1*5  — 2-5  Cm.  laug,  1  Mm.  breit.  L.  Levieri 
Heldr.  i.  litt,  aus  Lucca  (1.  Levier!)  kann  ich  davon  nicht  unter- 
scheiden. Auf  feuchten  Wiesen  bei  Catania  (Guss.  Syn.)  und  Milo 
(Herb.  Torn!.  Torn.  in  Herb.  Guss!).  April,  Mai  O- 

1362.  Tetragonolobus  purpureus  Mnch.  Lotu^  Tetrag.  L.  *K,af.  I, 
*Cat.  Cosent.,  *Bert.  fl.  it.  Guss.  Syn.  et  *Herb.!  Auf  krautigen 
Fluren,  Feldrändern  und  Lavaströmen  der  Tiefregiou  häufig:  Aus 
Catania  von  Cosentini  erhalten  (Bert.,  Herb.  Guss!),  um  Acicastello 
(Herb.  Torn!),  um  Catania  und  von  da  nach  Ognina  (Herb.  Key  er!), 
iu  der  Ebene  des  Simeto!  März,  April  O- 

1363.  T.  bißorus  (Dsr.)  DC,  Lot.,  bifl.  Dsr.  "^Raf.  I,  Guss.  Syn. 
et  Herb.!,  L.  maritimvs  *Cat.  Cosent.  Auf  krautigen  Fluren  und  in 
Culturen  Siziliens  häufig,  aus  der  Tiefregion  des  Gebietes  jedoch 
nur  von  Raf.  und  Cosent.  angegeben.  April,  Mai  O- 

1364.  Bonjeania  recta  (L.)  Rchb.  fl.  germ.  exe.  et  D.  Fl.  135 
I,  II!,  *Bert.  fl.  it.,  Lotus  rectus  L.  Guss.  Syn.  et  *Herb. !  An  Flüssen, 

20* 


244 

Wasserleitungen  und  zwischen  feuchtem  Gehüsch  bis  2000':  Aus 
Catania  von  Cosentiui  erhalten  (Bert.,  Herb.  Guss!),  am  Simeto  und 
seinen  Einflüssen  unterhalb  Adernö  sehr  gemein,  seltener  unterhalb 
Bronte!  April  —  Juni  2|.. 

1365.  Physanthyllis  tetraphylla  (L.)  Boiss.  Voy.,  Kchb,  D.  Fl. 
128  II,  III!,  Vulneraria  tetr.  Guss.  Syn.  et  *Herb!,  Anthyllis  tetr. 
L.  *Bert.  fl.  it.  Auf  trockenen,  krautigen  Eaineo,  in  Wein-  und 
Olivengärten  Siziliens  sehr  gemein,  im  Gebiete  jedoch  ziemlich  selten: 
Aus  Catania  von  Cosentiui  erhalten  (Bert.,  Herb.  Guss!),  um  Acica- 
stello  (Herb.  Torn!),  Misterbianco!  März,  April  0. 

1366.  Psoralea  bituminosa  L.  Guss.  Syn.  et  *Herb.!,  Rchb.  D. 
n.  Tfl.  139!  Auf  Lavaströmen,  Mauern,  Felsen,  buschigen  Abhängen 
sehr  gemein,  meist  v.  ß  angustifolia  Guss.  (mit  schmal  eilanzett- 
lichen,  ziemlich  kahlen,  intensiv  grünen  Blättern  und  sehr  langen 
Blüthenstielen) :  Ueberall  um  Catania  (!,  Cosent.  in  Herb.  Guss!, 
Herb.  Torn!),  Acicastello  (!,  Herb.  Torn.!,  Herb.  Beyer!),  Mister- 
bianco, Mascalucia,  Gravina,  Ognina,  längs  der  Eisenbahn  bis  Taor- 
mina,  besonders  bei  Acireale,  in  der  Ebene  des  Simeto  bis  Adernö! 
März — August  2|.. 

1367.  Glycyrrliiza  glahra  L.  *Cat.  Cosent.  Auf  lehmigen  Fel- 
dern und  an  Eisenbahndämmen  der  Tiefregion,  besonders  in  der  Ebene 
des  Simeto  und  des  Alcantara,  äusserst  gemein,  auch  auf  Meersand 
der  Arena  an  Weingärtenrändern  häufig!  Juni  —  August  2|.. 

1368.  JRobinia  Pseudacacia  L.  In  der  Tiefregion,  besonders  an 
der  Ostküste,  z.  B.  bei  Acireale,  sehr  häufig  cultivirt  und  verwildert! 
NB.  Die  von  Cat.  Cosent.  in  der  Ebene  des  Simeto  angegebene  Phaca 
prostrata  ist  mir  unbekannt,  auch  die  von  Baf.  aus  der  Tiefregion 
angeführte  Galega  officinalis  L.  fehlt  in  Sizilien. 

1369.  Astragalm  Epiglottis  L.  *Raf.  I,  Guss.  Syn.  et  Herb.! 
Auf  trockenen,  steinigen  Kalkhügeln  Siziliens  nach  Guss.  überall, 
aus  dem  Gebiete  bisher  nur  von  Raf.  angegeben.  März,  April  O« 

1370.  A.  hamosus  L.  '''•'Cat.  Cosent.,  *Bert.  fl.  it.,  Guss.  Syn. 
et  Herb.!  Auf  Eainen  und  Feldern  der  Tiefregion:  Aus  Catania  von 
Cosentini  erhalten  (Bert.  1.  c),  um  Catania  (Herb.  Torn!),  in 
Weingärten  bei  Annunziata  (Herb.  Beyer!),  an  Eisenbahndämmen 
gegen  Ognina  sehr  häufig,  noch  häufiger  in  der  Ebene  des  Simeto! 
April,  Mai  Q. 

1371.  A.  hoetims  L.  *Eaf.  I,  Guss.  Syn.  et  Herb.!  Bisher  nur 
von  Raf.  aus  der  Tiefregion  des  Gebietes  angegeben  und  von  mir  in 
Weingärten,  sowie  au  grasigen  Felsrändern  der  Ebene  des  Simeto 
gegen  das  Meer  hin  häufig  gesammelt.  März,  April  Q- 

1372.  A.  monspessulanns  L.  Guss.  *Syn.  etHerb!  Auf  lehmig- 
kalkigen Hügeln  um  Bronte  (Guss.  1.  c);  ich  sammelte  die  Art 
häufig  in  den  Nebroden  und  zwar  die  Normalform  mit  ziemlich 
kahlen,  unterseits  angedrückt  kurzpflaumigen Blättern  und  ungefleckten 


245 

Hülsen,  ganz   übereinstimmend   mit  Exemplaren  Südfraukreicbs  und 
des  Gardasee's.  April,  Mai  2|.. 

1373.  Ä.  caprinus  L.  Guss.  Syn.  et  Herb!,  *Cat.  Cosent., 
e^vcapus  *Kaf.  I,  uon  L.  Auf  trockenen  Lebmbügelu  und  Kalkbers^en 
Siziliens  nicbt  selten,  auch  aus  der  Ticfregion  des  Gebietes  von  Raf. 
und  aus  der  Ebene  des  Simeto  von  Cosent.  angegeben.  März— Mai  21.. 

1374.  A.  siculus  Biv.  *Raf.  Gar.,  *Raf.  E,  HI,  *Presl  fl.  sie, 
*Brunner,  *Bert.  fl.  it.,  *Pbilippi,*Gemellaro,  *Guss.  Syn.  et  *Herb.!, 
*Torn.  cart.,  ''''Torn.  geogr.,  siculus  a  aetnensis  *Heldr.  Cat.  Unter- 
scheidet sich  von  dem  äusserst  ähnlichen  nehrodensis  (Guss.)  mihi 
=  siculus  b.  nehrodensis  Guss.  Syn,  et  Herb.!,  der  in  den  Nebroden 
seine  Stelle  vertritt,  durch  länger  stachelspitzige,  in  der  Jugend  kurz 
zottigseidige,  graugrüne,  erwachsen  jedoch  ziemlich  kahle,  stets  be- 
deutend kleinere  und  nur  3  — 6paarige  Blättchen,  deren  Endpaar  fast 
immer  vom  Stachel  des  Blattstieles  überragt  wird;  ferner  besitzt  der 
Kelch  eine  5  Mm.  lange,  krautige  Röhre  (bei  nehr.  fehlt  sie  fast) 
und  4  Mm.  lanse,  grüne,  kaum  stachelspitzige,  bedeutend  schwächer 
wolligzoltige  Zähne  (bei  nehr.  sind  sie  5  —  6  Mm.  lang,  weisslich- 
häutig,  äusserst  dicht  schneeweiss  zottigwollig,  und  mit  kurzer,  kahler 
Stachelspitze  und  reichen  fast  bis  zum  Kelchgrunde),  und  fleisch- 
rothe  Blüthen  {nehr.  besitzt  weisse  ßlüthen  mit  rothlinirter  Fahne). 
—  Im  schwarzen  Lavasande  der  Hochregion  (7 — 8000')  ausser- 
ordentlich gemein  und  hier  die  hervorragendste  Etnapflanze,  aus 
deren  Polstern  die  meisten  der  hier  noch  vorkommenden  Pflanzen 
hervorsprossen;  daher  von  allen  Etnabesuchern  erwähnt;  steigt  aber 
auch,  allerdings  allmälig  seltener  werdend,  durch  die  ganze  Wald- 
region bis  in  die  obere  Tiefregion  herab;  ich  fand  ihn  am  gewöhn- 
lichen Aufstiege  über  Mcolosi  vom  Beginne  der  Wälder  (3000')  bis 
fast  zur  Grenze  des  Pflanzenwuchses  überall,  ferner  ebenso  gemein, 
ja  grosse  Strecken  hindurch  überhaupt  als  einzigen  Vertreter  der 
Pflanzenwelt,  im  Val  del  Bove,  ebenso  vom  Cerritawalde  aufwärts, 
viel  seltener  an  der  Westseite  vom  Bosco  Maletto  an.  Von  den 
älteren  Angaben  hebe  ich  folgende  heraus:  „Zwischen  6000  und  7500'" 
(Presl),  „vom  Etna  oberhalb  Nicolosi  durch  Cosentini,  Schouw., 
Oranger,  Brunner  und  Gussone  erhalten"  (Bert.),  „gegen  das 
obere  Ende  der  Waldregion,  zwar  schon  bei  der  casa  de  Rinazzi 
(3291'),  aber  erst  bei  4800'  häufig;  in  der  offenen  Region  vor- 
herrschend, die  Stelle  der  Alpenrosen  vertretend,  dichte  vollkommen 
halbkugelige  Rasen  bildend,  die  2  —  2-5'  hoch  sind  und  höchstens 
4 — 5'  Durchmesser  haben,  ganz  mit  dem  Ansehen  einer  Ruhebank, 
aber  den  Arglosen  mit  den  stachelspitzigen  Blattstielen  jämmerlich 
stechend;  ich  traf  ihn  nicht  über  7500'"  (Philippi);  „steigt  über 
8200'"  (Brunner);  „von  7500'  bis  zur  Timpa  del  Barile,  7948'" 
(Gemellaro);  „348—7948'"  (Torn.  Cart.);  am  Etna  bei  Nicolosi  und 
im  Giessbache  von  Caltabiano  (Guss.  Syn,),  im  Valle  del  Trifoglietto 
(Cosent.  in  Herb.  Guss. !),  Bosco  Rinazzi,  Gervaai,  Monti  Scavo  (Herb. 
Torn.!).  Mai— Juli  O-  "       -        . 


246 

NB.  Ä.  arenarius  L.  und  Cicer  L.  von  Cat.  Cosent.  aus  der 
Ebene  des  Simeto  angegeben,  fehlen  in  Sizilien. 

1375.  Biserrula  Pelecinus  L.  *Kaf.  I,  *Biv.  cent.  II,  *Bert. 
fl.  it.,  Guss.  Syn.  et  *Herb.!  An  dürren  Stellen  des  Etna  (Biv.  II, 
Biv.  in  Herb.  Guss.!),  aus  Catania  von  Cosentini  erhalten  (Bert. 
1.  c.  Herb.  Guss. !),  uni  Catania  (Herb.  Tom.,  Tom.  in  Herb.  Guss !), 
an  Eisenbahndämmen  zwischen  Ognina  und  Acicastello  stellenweise 
häufig!  April,  Mai  O- 

1376.  Scorpiurus  suhvillosa  L.  muricata  *Cat.  Cosent.  Variirt 
in  Sizilien:  «  genuina  Gr.  Godr.  (Blüthenstiele  2 — 4blüthig,  Aussen- 
rippen  der  Gliederhiilsen  mit  langen,  kahlen,  etwas  hakigen  Stacheln 
dicht  besetzt);  ß  eriocarpa  Guss.  (wie  «,  aber  Stacheln  noch  länger 
imd  fein  rauhhaarig);  acutifolia  Viv.  unterscheidet  sich  davon  durch 
kurzstachelige  Früchte  und  spitze,  die  Blüthenstiele  überragende 
Blätter.  Auf  sonnigen,  krautigen  Hügeln,  auf  Fluren,  in  Saaten,  Wein- 
und  Olivengärten  bis  2000'  beide  Varietäten  gemein:  Catania  (!,  Herb, 
Tora,  a  und  /?!),  um  Annunziata  gemein  (Herb.  Keyer  «  und  /S!) 
überall  in  der  Ebene  des  Simeto  («  und  ^!),  um  Adernö,  Bronte!' 
April,  Mai  O- 

1377.  Coronilla  valentina  L.  Auf  Kalkfelsen  in  Süd- und  West- 
Sizilien  (Guss.  Syn.  et  Herb.!),  von  Kaf.  II  und  Tratt.  Scuderi  auch 
in  der  Waldregion  des  Etna,  aber  wohl  irrig,  angegeben;  vielleicht 
Verwechslung  mit  Emerus  L.,  die  in  Sizilien  häufig,  aber  für  unser 
Gebiet  noch  ausständig  ist. 

1378.  Cor.  scorpioides  (L.)  Koch  *Bert.  fl.  it.  Guss.  Syn.  et 
Herb.!  In  Saatfeldern,  Wein-  und  Olivengärten  bis  2000'  gemein: 
Um  Catania,  Acicastello  (!,  Herb.  Tora.!),  aus  Catania  von  Cosentini 
erhalten  (Bert.  1.  c),  um  Misterbianco ,  überall  in  der  Ebene  des 
Simeto  bis  hinauf  nach  Bronte!  April  —  Juli  O- 

1379.  Ornithopus  compressus  L.  *Bert.  fl.  it.,  Guss.  Syn.  et 
Herb.!  Auf  sonnigen  Abhängen,  in  Feldern  und  Gärten  der  Tief- 
region, sowie  im  schwarzen  Lavasande  der  Waldregion  bis  5000' 
gemein:  Aus  Catania  von  Consentini  erhalten  (Bert.  1.  c),  um 
Catania,  Milo,  am  Monte Pö  (Herb.  Tora.!),  Acicastello  (Herb.  Beyer!), 
Ognina,  vom  Meere  bis  in  die  Wälder  oberhalb  Nicolosi  überall, 
besonders  in  der  Ebene  hinter  Mcolosi  oft  wie  angebaut,  im  Valle 
Calanna,  im  Serrapizzutawalde  etc.!  März  —  Mai  0. 

1380.  Hippocrepis  unisiliquosa  L.  *Cat.  Cosent.,  *Bert.  Fl.  it., 
Guss.  Syn.  et  *Herb.!,  *Philippi,  unis.  var.  Uflora  *Kaf.  I,  III  (also 
in  der  Tief-  und  irrig  auch  in  der  Hochregion  angegeben).  Auf 
sonnigen,  krautigen  Hügeln,  in  Saat-  und  Brachfeldern  häufig:  Aus 
Catania  von  Cosentini  erhalten  (Bert.,  Herb.  Guss.!),  in  der  Ebene 
des  Simeto  an  vielen  Orten  angetroffen  (!,  Cat.  Cosent.,  Philippi). 
März,  April.  Q. 


247 

1381.  H.  laultlsiUquosa  L.  Giiss.  *Syn.  Add.  et  *Herb.!  Au  krau- 
tigen Orteu  der  Lavou  bei  Catania  (Torn.  in  Gnss.  1.  c.!),  um  Cata- 
nia  überall  an  krautigen  Orteu  (Herb.  Tornab.!),  Läufig  iu  Feldern 
und  zwiscben  Weingärten  der  Ebene  des  Simeto  nahe  dem  Meere! 
April,  Mai.  O- 

1382.  Hedysarum  coronarium  L.  ''^Cat.  Cosent.,  Cosent.  Mem., 
*Bert.  Fi.  it.,  Guss.  Syn.  et  Herb.!  Auf  Fluren,  Feldern,  an  grasi- 
gen Flussrändern  bis  2000'  sehr  häufig:  Aus  Catania  von  Cosen- 
tini  erhalten  (Bertol.  1.  c ),  in  immenser  Zahl  am  Ufer  des  Simeto 
(Cosent.  Memor.),  besonders  wichtig  als  Viehfutter  in  der  Arena 
(Cat.  Cosent.),  in  Weingärten  bei  Annunziata  (Herb.  Reyer!),  über- 
all in  der  Ebene  des  Simeto  bis  Pateruö  hinauf  (!,  Herb.  Eeyer!, 
Herb.  Torn.!),  um  Misterbianco  und  selbst  noch  um  Bronte!  April, 
Mai.  O. 

1383.  H.  capitatum  Dsf.  *Bert.  Fl.  it.,  Guss.  Syn.  et  *Herb.!, 
spimsissimum  Presl  Fl.  sie,  non  L.  Variirt  mit  bleichen,  weisslichou 
Blüthen  =  H.  pallidum  ■'•Kaf.  II,  *Biv.  cent.  II,  non  Desf.  Capitat. 
unterscheidet  sich  von  spinosissimum  L.  W.  h^^Q.  III,  262  aus  Spa- 
nien nach  W.  Lge.  und  meinen  spanischen  Exemplaren  nur  durch 
doppelt  so  grosse  (12 — 17  Mm.),  intensiv  roseu-  oder  purpurrothe 
Blüthen,  deren  Fahne  das  Schiffchen  meist  überragt,  dichter  zottige 
und  länger  weichstachelige,  meist  zweigliederige  Hülsen,  reicherblü- 
thige  Dolden,  spitzere,  längere,  schmälere  Fiederchen.  Bei  Randazzo 
von  Parolini  gesammelt  (Bert.  1,  c),  um  Catania  (Cosent.  in  Herb. 
Guss.!),  in  Lavagründen  links  von  der  Strasse  durch  Ognina  (Herb, 
Reyer!),  äusserst  gemein  auf  sandigen  Fluren  längs  des  Simeto  unter- 
halb Paternö!  Yar.  pallidum'.  Auf  Hügeln  bei  Catania  in  der  Con- 
trada  di  Piutudattilo  (Biv.  cent.  II).  April,  Mai.  O- 

1384.  Onohrychis  caput  gaUi  (L.)  Lam.  *Bert.  Fl.  it.,  Guss. 
Syn.  et  *Herb.!  Hedysarum  c.  g.  L.  *Raf.  II.  Ein-  oder  zweijährig, 
Kelch  von  Kronenlänge,  Hülse  flaumig,  grubig,  überall  bestachelt; 
die  Stacheln  des  Kammes  lang,  aus  flacher,  dreieckiger  Basis  schnell 
dornig  verschmälert,  an  der  Spitze  gerade  oder  hakig;  die  der  Scheibe 
etwas  kürzer  und  konisch,  an  der  Basis  weder  flach,  noch  bedeutend 
verbreitert.  Auf  trockenen  Hügeln  und  Feldern  Siziliens  sehr  häufig, 
im  Gebiete  jedoch  ziemlich  selten:  Aus  Catania  von  Cosentini  er- 
halten (Bert.  1.  c),  auf  Hügeln  bei  Bronte  (Herb,  Guss.!).  April, 
Mai.  O,  0. 

1385.  Qn.  aequidentata  (S.  Sm,)  D'Urv,  Guss,  Syn.  et  Herb.!, 
foveolata  DC.  Prodr.  Von  voriger  verschieden  durch  den  Kelch  über- 
ragende Kronen  und  die  Stacheln  der  Hülsen:  die  des  Kammes  sind 
grün,  dreieckig,  nur  doppelt  so  lang,  als  am  Grunde  breit,  gegen 
die  Ränder  an  Grösse  abnehmend,  ihre  Dornspitze  kurz,  gelb;  die 
der  Scheibe  sind  sehr  kurz,  konisch;  stimmt  genau  mit  dalmat.  und 
türkischen  Exemplaren;  foveolata  DC.  ist  nur  eine  Varietät  derselben 
mit  niedrigem  Stengel,    etwas  breitereu,    stärker  behaarten  Blättern, 


248 

stärker  grauzottigen  Hülsen  und  kahlen  Gruben  derselben.  —  Auf 
dürren  Hügeln  und  Feldern,  am  sandigen  Meerstrando  Siziliens  sehr 
häufig,  daher  im  Gebiete  gewiss  nur  übersehen.  März — Mai.  O- 

1386.  Cicer  arietinum  L.  Häufig  cultivirt  und  auch  manchmal 
verwildert  in  der  ganzen  Tiefregion  bis  Bronte  und  sogar  noch  gegen 
den  Bosco  Maletto  hinauf  (ca.  3000'!).  Mai  O- 

(Fortsetzung  folgt.) 
~}o*- • 


Literaturberichte. 

Engler  A.  und  Prantl  K.,  Die  natürlichen  Pflanzenfamilien  nebst  ihren 
Gattungen  und  wichtigeren  Arten,  insbesondere  den  Nutzpflanzen,  unter 
Mitwirkung  zahlreicher  hervorragender  Fachgelehrten.  Leipzig,  W.  Engel- 
mann, 1887.  Lieferung  1  —  5,  gr.-S",  lo  Bogen,  mit  zahlreichen  Holzschnitten. 

Jeder  Naturfreund,  der  sich  mit  systematischer  Botanik  be- 
schäftigt und  sein  Wissen  nicht  allein  auf  die  Erkenntniss  der  ihn 
umgebenden  heimischen  Flora  beschränkt,  sondern  auch  sein  Augen- 
merk den  herrlichen  Blumenschätzen  der  Tropenwelt  zuwendet  oder 
sich  überhaupt  Kenntniss  erwerben  will  über  den  Pflanzenwuchs  irgend 
eines  fernen  Landes,  hat  in  seinen  Studien  sehr  bald  empfunden,  dass 
unsere  botanische  Literatur  in  dieser  Beziehung  gar  kein  allgemein 
verständliches  und  zu  gleicher  Zeit  den  wissenschaftlichen  Anforde- 
rungen genügendes  Hilfsbuch  aufzuweisen  hat.  Es  herrscht  eben  ein 
entschiedener,  namentlich  von  Botanikern  in  fernen  Ländern  sehr 
gefühlter  Mangel  eines  Handbuches  der  systematischen  Botanik  oder 
überhaupt  eines  Werkes,  welches  im  Stande  wäre,  sowohl  den  Fach- 
botaniker, als  den  Laien  mit  den  für  sie  wichtigen  und  interessanten 
Pflanzen  bekannt  zu  machen.  Nur  in  grösseren  Museen  und  Fach- 
bibliotheken waren  dem  Wissbegierigen  die  aus  vielen  umfangreichen 
Folianten  und  kostbaren  Bänden  bestehenden  Hilfsquellen  zugänglich, 
welche  nur  in  fremder  Sprache,  oft  auch  ohne  Zugabe  der  den  Text 
belebenden  Abbildungen  zum  Ziele  führen  sollten.  Wer  jedoch  z.  B. 
nach  dem  berühmten  Werke  Genera  plantarum  von  Bentham  und 
Hooker  oder  nach  dem  jetzt  veralteten  Endlich er'schen  Werke 
gleichen  Namens  sich  bis  zur  Bestimmung  der  Gattung  einer  ihm 
interessant  erscheinenden  tropischen  Pflanze  durchgearbeitet  hatte, 
war  sich  dessen  wohl  bewusst,  dass  er  ein  schweres  Stück  Arbeit 
mühselig  überwunden,  da  eben  diese,  doch  anerkannt  besten,  in  latei- 
nischer Sprache  geschriebenen  Werke  nicht  für  Pflanzenliebhaber 
bestimmt  sind,  demnach  dem  Anfänger  grosse  Schwierigkeiten  bereiten 
und  auch  der  Abbildungen  entbehren.  Letzteren  Mangel  behob  wohl 
ein  noch  immer  brauchbares  französisches  Hilfsbuch  für  Systematik, 
nämlich  Le  Maout  und  Decaisne's  „Traite  general  de  botanique", 
in  glänzender  Weise,  aber  eine  ausführliche  Behandlung  der  Pflanzen- 


249 

gattungeu  wurde  uns  durch  dieses  Buch  Dicht  gegeben,  da  es  seinem 
Plane  nicht  entsprach.  Wir  haben  jedoch  bisher  keine  besseren  Hand- 
bücher und  andere  ebenfalls  in  fremder  Sprache  verfasste  leisten  den 
vielen  Anforderungen,  welche  an  dieselben  gestellt  werden,  noch 
weniger  Genüge;  es  fehlt  aber  überhaupt  an  einem  umfassenden 
Werke,  welches  nach  wissenschaftlichen  Grundsätzen  ein  Gesammt- 
bild  der  Pflanzenwelt  in  systematischer  und  doch  dabei  allgemeiner 
verständlicher  Weise  zur  Darstellung  zu  bringen  suchte.  Bei  den 
enormen  Schwierigkeiten,  die  sich  an  das  Zustandekommen  eines 
derartigen  Werkes  knüpfen,  müssen  wir  den  dahin  abzielenden  nun 
realisirten  Entschluss,  welchen  sich  die  zwei  rühmlichst  bekannten 
Systematiker  und  Pflanzengeographen  Prof.  A.  Engler  und  K.  Prantl 
im  Vereine  mit  anderen  hervorragenden  Botanikern,  wie:  Prof.  A. 
Eichler,  0.  Drude,  E.  Warning,  Ch.  Luerssen,  F.  v.  Mueller, 
E.  Pfitzer,  E.  Hackel,  P.  Ascherson  und  zahlreicher  anderer 
Forscher  gestellt  haben,  geradezu  bewundern,  denn  er  gibt  Zeugniss 
von  dem  unermüdlichen  Eifer,  welchen  die  Deutschen  von  jeher 
gerade  in  der  Bewältigung  der  schwierigsten  wissenschaftlichen  Pro- 
l3leme  und  Aufgaben  an  den  Tag  gelegt  haben.  Dass  dieses  Unter- 
nehmen aber  auch  in  so  vollkommen  zweckentsprechender  Weise  ver- 
wirklicht wurde,  ist  ein  neues  Verdienst  der  bekannten  Verlagsfirma 
Engel  mann  in  Loipzig.'Das  grossartig  angelegte,  auf  etwa  350  Druck- 
bogen berechnete  und  mit  vielen  tausend  Abbildungen  zu  schmückende 
Werk:  „Die  natürlichen  Pflanzenfamilien",  von  dem  uns  bisher  fünf 
Lieferungen  (jede  zu  dem  billigen  Preise  von  l^/g  Mark)  vorliegen, 
erfüllt  in  glänzender  und  vollkommenster  Weise,  entsprechend  dem 
vorhin  genannten  Bedürfnisse,  seinen  Zweck,  d.  i.  in  allgemeiner  ver- 
ständlicher Form  ein  in  deutscher  Sprache  geschriebenes, 
grösseres,  wissenschaftliches  Handbuch  für  systematische 
Botanik  zu  werden.  Es  bietet  eine  Fülle  von  Anregung  und  Be- 
lehrung, und  entsprechend  den  vielfachen  Bedürfnissen  nimmt  die 
Behandlung  des  Stoff"e8  auch  Rücksicht  auf  anatomische  Merkmale, 
biologische  Thatsacben,  auf  die  geographische  Verbreitung  und  Nutz- 
anwendung sämmtlicher  (auch  fossiler)  Gattungen  und  wichtigsten 
Arten  und  gliedert  sich  demnach  bei  jeder  Familie  in  folgende  Ab- 
schnitte: 1.  Wichtigste  Literaturangaben.  —  2.  Merkmale  in  knapper 
Form  und  allgemein  verständlicher  Darstellung.  —  3.  Vegetations- 
organe  (mit  Rücksicht  auf  die  Existenzbedingungen).  —  4.  Anato- 
mische Verbältnisse.  —  5.  Blüthenverhältnisse  (mit  Rücksicht  auf 
Entwicklung  und  Bestäubungseinrichtungen).  —  6.  Frucht  und  Samen 
(mit  Rücksicht  auf  Entwicklung  und  namentlich  auf  Verbreitungs- 
mittnl).  —  7.  Geoi^raphische  Verbreitung.  —  8.  Verwandtschaftliche 
Beziehungen  der  Familie.  —  9.  Eintheilung  der  Familie  in  Unter- 
familien und  Gruppen.  —  10.  Charakterisirung  der  Gruppen  und 
Schlüssel  zur  Bestimmung  der  Gattungen.  —  IL  Anführung  aller 
l>ekannten  Gattungen,  zwar  ohne  ausführliche  Diagnosen,  aber  mit 
kurzer  Angabe,  der  wirklich  unterscheidenden  Merkmale,  sowie  des 
Vorkommens  und  der  Artenzahl.  —  12.  Anführung  der  Arten,  welche 


250 

an  der  Vegetationsdecke  der  Erde  hervorragenden  Antheil  nehmen, 
sowie  namentlich  der  Nutzpflanzen,  ihrer  Producte  und  der  schäd- 
lichen Arten  im  Zusammenhange  mit  der  systematischen  Gruppirung 
der  Gattung.  —  Eine  grosse  Anzahl  mit  ganz  besonderer  Sorgfalt 
ausgewählter  Figuren  dient  zur  Erläuterung  und  Ergänzung  des 
Textes,  Dieselben  beschränken  sich  jedoch  nicht  allein  auf  die  Wie- 
dergabe morphologischer  und  anatomischer  Merkmale,  sondern  bieten 
auch  Habitusbilder  oder  stellen  einzelne,  wichtigere  Arten  dar.  Da 
die  Bearbeitung  auch  die  Kryptogamen  umfassen  wird,  so  kann  man 
schon  jetzt  behaupten,  dass  „Die  natürlichen  Pflanzenfamilien" 
als  das  beste  Handbuch  für  systematische  Botanik  ein  un- 
entbehrliches Hand-  und  Nachschlagebuch  für  jeden  Bo- 
taniker zu  werden  verspricht.  Selbstverständlich  erforderte  der 
Umfang  des  Werkes  eine  Gliederung  des  Inhaltes,  der  in  4  grössere 
Theile  und  diese  wieder  in  mehrere  Abtheilune^en  zerfällt  wurde.  Dem 
natürlichen  Systeme  entsprechend,  enthält  derl.Theil  die  Kryptogamen, 
der  2.  die  Gymnospermen  und  Monocotyledoneae,  der  3.  die  chori- 
petalen  und  der  4.  die  gamopetalen  Dicotyledoneae.  In  zweckmässiger, 
das  regelmässige  Erscheinen  der  Lieferungen  fördernden  Weise  werden 
die  Abtheilimgen  nebeneinander  veröffentlicht,  wie  es  die  5  Liefe- 
rungen darlegen,  in  welchen  0.  Drude  die  Palmen  und  Cyclan- 
thaceae,  E.  Buchen  au  die  Juncaceen,  A.  Engler  die  Stemonaceae 
und  Liliaceae  und  im  Vereine  mit  A.  Eichler  und  A.  Prantl  die 
Cycadeen  und  Coniferae  in  vorzüglichste)',  der  oben  angeführten  Glie- 
derung des  Stoffes  genau  entsprechender  Weise  monographisch  bear- 
beiteten. Wir  hoffen  noch  wiederholt  auf  den  gediegenen  Inhalt  dieses 
allen  Botanikern  zu  empfehlenden  Werkes  zurückzukommen  und  wollen 
nur  noch  erwähnen,  dass  die  Verlagsfirma  jenen  Abonnenten,  die  ge- 
ringere botanische  Vorkenntnisse  genossen  haben,  ein  Heftchen  kosten- 
frei übellassen  wird,  welches  eine  für  Jedermann  verständliche  Er- 
klärung der  botanischen  Kunstausdrücke  enthalten  wird,  um  diesem 
verdienstvollen  Werke  die  grösste  Verbreitung  zu  sichern.        Beck. 

The  Survey  of  Western  Palestine.  By  the  Rev.  Tristram. 

In  diesem  von  Palestine  Explor.  Fund  herausgegebenen  Pracht- 
werke ist  eine  Flora  Palästinas  (Gefässpflanzen  3002  Species)  er- 
schienen. Es  ist  keine  neue  Pflanze  aufgezählt,  nur  einige  von  Paine 
in  Moab  gesammelte  Species,  die  er  in  der  Pal.  Explor.  Soc.  Kev.  3 
beschrieben,  dürften  dem  grossen  botanischen  Publikum  selbst  dem 
Namen  nach  unbekannt  sein,  wesshalb  wir  sie  hier  anführen:  TH- 
gonella  minima,  Trifolium  velivolum  (Gilead),  {Ervum  lens  is  cer- 
tainly  wild  in  Moab,  Pimica  granatum  apparently  iudigenous),  Ce- 
phalaria  tenella  (Gilead),  Trachelanthos  foliosa  (Asperifol.  —  Gilead), 
Phelipea  gossypina  (Baker  msc.  in  herb.  Kew  ex  collect.  Paine  — 
Hesbon),  incana  (Moab),  Salvia  paratica  (Gilead),  Plantago  phaeo- 
pi(s  (Moab),  Allium  lacknophyllvm,  Bromiis  m'ggphaeus  (Gilead, 
Nadelwälder),   —  ungezählt  die  für  Palästina  neuen  Vorkommnisse, 


251 

wie  Bheum  ribes  in  MoAh.  Tristvam  zählt  161  ätliiopisclie  und  27 
nordindische  Pflanzen  in  Palästina  neben  251  endemischen.  Aller- 
dings ist  diess  nach  den  Gegenden  verschieden.  Die  Gegend  um  das 
Todte  Meer  (250  Species)  hat  entschiedenen  Wüsten  Charakter.  Von 
160  Spec,  die  Tristram  im  Wadi  Zuweirah  sammelte,  sind  27 
europäisch  und  nordindisch,  135  afrikanisch  (von  denen  37  nach  In- 
dien reichen,  23  nach  den  Canaren —  17  nach  Aden!).  Das  Jordan- 
thal scheidet  sich  scharf  ab  von  den  östlichen  und  westlichen  Ber- 
gen. Diese  Wüstenpflanzen  sind  nicht  etwa  spät  eingewandert,  son- 
dern nach  Analogie  der  Fische  und  Vögel  alte  tropische  Kemanenzen, 
die  Tristram  in  die  Eocenzeit  zurückverlegt.  Es  stossen  somit  in 
Palästina  drei  Floren  zusammen  —  die  Nordeuropas  (Libanon,  Berge 
von  Galiläa;  Wälder  von  Peräa),  die  Mediterranflora  (Küste)  und 
Wüstenflora  (Jordanthal  und  Gegend  um  das  Todte  Meer). 

Dr.  J.  Palacky. 

Ascherson-Schweinfurth,  Illustration  de  la  Flore  d'Egypte.  Kairo  10.  Fe- 
bruar 1887. 

Diese  Flora,  die  einem  wahren  Bedürfnisse  entspricht,  speciell 
seit  den  Entdeckungen  von  Letourneux,  schliesst  ab  mit  1257  Pha- 
nerogamen,  einem  Farren  {Adiantum  capillus  veneris  (im  Nilthal, 
der  kleinen  Oase  und  der  nordöstlichen  Küste)  und  zwei  Marsilea- 
Arten  (davon  diffusa  Leprieur  in  der  kleinen  Oase).  Sie  zählt  56 
Species  als  endemisch  in  Egypten  auf,  ein  gewaltiger  Unterschied 
gegen  Delile.  Doch  dürfte  man  noch  einzelne  Species  in  Arabien 
und  der  Sahara  wiederfinden.  Neu  beschrieben  werden  Helianihemum 
Antonii  Schweinf.  (Galala),  Silene  apetala  var,  alexandrina  Aschers., 
Spergularia  salina  var.  alexandrina  Aschers.  {Zygophyllum  beren- 
cense  Schwfth.  ined.  nom.  sol.),  Phagnalon  barbeyanum  Asch.,  (nord- 
östliche Wüste),  Attractylis  mernepthae  Asch.,  Schw.  Suez-Adjernd), 
Carthamus  tinctorius  V.  inermis  Asch.,  Verbascum  Letourneuxi  {spi- 
nosimi  Asch.,  marmaricum  Letourn.),  Haloxylon  Schweinfurthi  Asch. 
(=  Anabasis  articulata),  Salsola  velkenii  (Saleje),  Najas  pectinata 
Magnus  {Caulinia  Presl,  horrida  A.  Br.)  —  abgerechnet  die  von 
Körnicke  beschriebenen  Weizenspielarten  etc.  Es  zeigt  sich,  dass 
der  Nordwesten  (von  Marmarika  zum  Nil)  rein  mediterran  ist  und 
ca.  200  Species  nicht  weiter  nach  Egypten  gehen,  dass  das  Nilthal 
so  einförmig  und  arm  bleibt,  wie  es  bisher  geschildert  wurde,  dass 
aber  die  östliche  Wüste  (die  sogenannte  arabische,  wovon  hier  der 
Nordosten  als  isthmische  Wüste  abgetrennt  wird),  viel  reicher  ist 
als  die  arme  westliche  oder  libysche,  dass  im  Gebirge  einzelne  süd- 
lichere Formen,  die  an  den  Sinai  und  Abyssinien  mahnen,  auftreten, 
und  dass  bis  jetzt  Egypten  eine  stattliche  Zahl  von  Endemismen 
in  der  AVüste  besitzt,  die  allerdings  vielleicht  noch  in  Arabien  ge- 
funden werden  dürften;  schwerlich  wohl  in  der  Sahara,  deren  Ar- 
muth  wieder  durch  die  Collect.  Flatters  bestätigt  worden  ist, 

Dr.  J.  Palacky. 


252 

Heimerl  Ant.  Beiträge  zur  Anatomie  der  Nyctagineen.  I.  Zur  Kenntniss 
des  Blüthenbaues  und  der  Fruchtentwicklung  einiger  Nyctagineen:  Mira- 
hilis  Jalapa  L.  M.  longißora  L.  O  ryhaphu^  nyctagineus  Sweet.  (Deukschr. 
d.  mathera.-naturw.  Cl.  der  k.  Akad.  der  Wissensch.  Wien,  LIII.  Bd.  1887. 
3  Tfln.) 

Die  wichtigsten  Ergebnisse  der  Untersiichimg  sind:  1.  Die 
Samenknospe  der  untersuchten  Nyctagineen  stellt  eine  Mittelform 
des  campylotropen  und  anatropen  Ovulums  dar  und  füllt  die  Frucht- 
knotenhöhle völlig  aus.  2.  Es  existirt  ein  Leitapparat  der  Pollenschläuche 
in  vollendeter  Ausbildung.  3.  Die  zu  Dreien  vorhandenen  Antipoden- 
zellen sind  schon  vor  der  Befruchtung  mit  Membranen  umgeben 
und  bleiben  auch  nach  derselben  noch  länger  erhalten.  4.  Die  Endo- 
spermbildung  ist  nur  unbedeutend  und  vorübergehend,  Perisperm- 
bildung  findet  dagegen  massenhaft  statt.  5.  Die  reife  Frucht  wird 
von  einer  sehr  dünnen,  braunen  Haut  umkleidet,  welche  entwicklungs- 
geschichtlich aus  zwei  Lagen  besteht:  die  äussere  wird  von  der  col- 
labirten  Aussenepidermis  des  Fruchtknotens  gebildet,  die  innere,  rela- 
tiv stärkere  Lage  stellt  die  Testa  des  Samens  dar.  6.  Die  Wand  des 
reifen  Fruchtperigons  zeigt  einen  complicirten  Bau,  doch  lässt  sich 
am  Querschnitte  immer  ein  mittleres  Sklerenchym,  dann  ein  äusseres 
und  inneres  gerbstoflfführendes  Parenchym,  endlich  Epidermen  beider 
Seiten  nachweisen.  7.  Rhaphidenschläuche  finden  sich:  reichlich  in 
der  kurzen  Verlängerung  der  Blüthenaxe,  an  welcher  der  Frucht- 
knoten sitzt;  im  unteren  Perigonabschnitt  (welcher  sich  zu  einer 
harten  Hülle  um  die  Frucht  ausbildet);  in  geringer  Menge  auch  in 
der  Fruchtknotenwandung.  Dem  Gewebe  der  Samenknospe  fehlen  sie. 
—  Die  anatomischen  Details  dieser  gründlichen  Untersuchung  sind 
durch  zahlreiche,  vom  Autor  gezeichnete  Figuren  auf  drei  Steintafeln 
in  Quart  in  einer  ebenso  eleganten  als  naturgetreuen  Ausführung 
illustrirt.  Burger  stein. 

Willkomm  Dr.  Moriz:  Forstliche  Flora  von  Deutschland  und  Oester- 
reich,  oder  forstbotanische  und  pflanzengreog-raphische  Beschreibung 
aller  im  Deutschen  Reiche  und  österi'eichischen  Kaiserstaate  heimi- 
schen und  im  Freien  angebauten  oder  anbauung-swiirdig-eu  Holzg-e- 
wächse.  2.  Auflage.  82  Holzschn.  968  pag.  Leipzig,  Winter'sche  Verlags- 
handlung. 

Schon  bei  Erscheinen  der  ersten  Lieferungen  der  nunmehr  voll- 
ständig vorliegenden  zweiten  Auflage  bot  sich  Gelegenheit,  auf  die 
wesentlichen  Vorzüge  derselben  hinzuweisen  (vergl.  Oest.  bot.  Ztschr. 
1886,  p.  206)  und  das  schon  damals  Gesagte  kann  mit  Bezug  auf 
die  späteren  Lieferungen  nur  wiederholt  werden.  Dem  Umfange  nach 
weist  die  zweite  Auflage  gegenüber  der  ersten  einen  Zuwachs  von 
fünf  Bogen  Text  und  acht  Figuren  auf;  der  Inhalt  ist  vielfach  um- 
gearbeitet und  erweitert.  Die  ausführliche  Besprechung  von  34  Arten 
wurde  neu  aufgenommen  und  entsprechend  den  heute  allgemein  ge- 
brauchten Systemen  die  Anordnung  der  Arten  gänzlich  geändert. 
Theilweise  Neubearbeitung  oder  beträchtliche  Erweiterung  haben  die 
Coniferen,  die  Gattungen   Ulmus^  Fraosinus,  Acer,  Juglans  u.  a.  er- 


253 

fahren.  Die  Aeuderungen  ergaben  sich  theilweise  in  Folge  monogra- 
phischer Bearbeitimgeu,  zum  Theile  durch  Benützung  und  Zusammen- 
fassung der  zerstreuten  forstbotanischen  Literatur.  Die  Eintheilung  des 
Stoffes  ist  im  Grossen  imd  Ganzen  ungeändert  geblieben.  Die  Einleitung 
umfasst  eine  Darstellung  der  Morphologie  der  Holzgewächse,  eine 
Besprechung  der  allgemeinen  Bedingungen  des  Vorkommens  und  der 
Verbreitung  der  Holzpflanzen,  der  pflanzengeographischen  Zonen  und 
Kegionen  des  Florengebietes,  ferner  eine  Uebersicht  des  Systemes 
(Modification  nach  Endlicher  und  ünger)  und  der  vorzugsweise 
benützten  Quellenwerke.  Den  grössten  Theil  des  Werkes  umfasst  die 
systematische  und  pflanzengeographische  Schilderung  der  Holzge- 
wächse Deutschlands  und  Öesterreichs  mit  ausführlichen  Beschrei- 
bungen, Synonymenverzeichnissen,  Literaturnachweisen,  Darstellungen 
der  Verbreitung,  der  forstwirthschaftlichen  Bedeutung  etc.  Diesem 
Theile  sind  auch  die  zahlreichen  schönen  Abbildungen  beigegeben. 
Als  Anhang  ist  dem  Werke  eine  Uebersicht  der  Unkräuter  und 
Standortspflanzen  des  Waldes  und  des  Waldbodeus  Mitteleuropas 
nach  ihrem  Vorkommen  beigegeben,  und  vertritt  dieselbe  das  in  der 
ersten  Auflage  enthaltene  alphabetische  Verzeichniss  forstlicher  Un- 
kräuter. Die  äussere  Ausstattung,  sowie  der  Druck  des  Werkes  macht 
der  Verlagshandlung  alle  Ehre.  Wettstein. 

Kirchner  Dr.  O.:  Nene  Beobachtung-en  über  die  Bestäiibung's-Einrich- 
tung-en  eiuheimischer  Pflanzeu.  Stuttgart  1886.  66  pag. 

Die  Abhandlung  enthält  die  vom  Verfasser  im  Sommer  des 
Jahres  1886  gemachten  Beobachtungen  über  die  Bestäubungseinrich- 
tungen von  144  einheimischen,  den  verschiedensten  Familien  ange- 
hörigen  Pflanzen.  Nur  bei  finer  relativ  kleinen  Anzahl  schildert  der 
Verfasser  den  Verlauf  der  Befruchtung  und  beschränkt  sich  bei  der 
Mehrzahl  der  geschilderten  Fülle  darauf,  das  Verhalten  der  Ge- 
schlechtsorgane während  des  Aufblühens,  ihre  StellunL^  die  an  ihnen 
im  Verlaufe  der  Blütbezeit  vorkommenden  Veränderungen  und  Be- 
wegungen auf  Grund  sorgfältiger  Beobachtungen  zu  beschreiben.  Eine 
Deutung  und  Erklärung  der  beobachteten  Verhältnisse  war  schon 
desshalb  nicht  möglich,  da  keinerlei  Beobachtungen  über  den  Einfluss 
des  Insectenbesuches  oder  anderer  die  Kreuzbefruchtung  vermitteln- 
der Vorgänge  gemacht  wurden.  Die  Arbeit  enthält  daher  ein  immer- 
hin schätzbares  Material,  das  jedoch  erst  durch  weitere  in  der  ange- 
deuteten Kichtung  auszuführende  Beobachtung  volle  Verwerthung 
finden  kann.  Wettstein. 

Botanisches  Taschenbuch,  enthaltend  die  in  Deutschland,  Deutsch-Oesterreich 
und  der  Schweiz  wild  wachsenden  und  im  Freien  cultivirten  Gefässpfianzen, 
nach  dem  natürlichen  Systeme  geordnet  und  zum  Bestimmen  einge- 
richtet von  Dr.  Friedrich  Kruse,  Professor  am  königl.  Wilhelms-Gym- 
nasium in  Berlin.  8"  XVIII,  469  Seiten.  Broschirt  4  Mark,  geb.  5  Mark. 
Verlag  von  Hermann  Paetel,  Berlin  1887. 

Während  in  den  bisher  erschienenen  Bestimmungsbüchern  nacli 


254 

dem  Linne'schen  Systeme  zwei  besondere  Tabellen  aufgestellt  sind, 
welche  zur  Bestimmung  der  Familien  und  der  Gattungen  dienen,  wo- 
durch eine  Uebersicht  des  bei  der  Untersuchung  zurückgelegten  Weges 
unmöglich  wird,  ist  es  ein  grosser  Vorzug  des  vorliegenden  Taschen- 
buches, dass  es  mittelst  einer  einzigen  Anordnung  für  die  Familien 
und  Gattungen  nach  dem  natürlichen  Systeme  die  Pflanzen  bestim- 
men lehrt  und  dabei  stets  einen  klaren  üeberblick  des  Ganges  der 
Untersuchung  gewährt.  Alle  diesem  Florenreiche  angehörenden  offi- 
cinellen  Gewächse  sind  nach  der  neuesten  Ausgabe  der  Pharmacopoea 
germanica  als  solche  bezeichnet.  So  grosse  Vorzüge  das  Taschenbuch 
einerseits  für  den  Pflanzenfreund  hat,  so  können  wir  doch  anderer- 
seits eben  im  Interesse  des  Werkes  nicht  zu  bemerken  unterlassen, 
dass  wir  beispielsweise  in  den  Gattungen  Viola,  Thymus,  Rosa,  Ru- 
hus  etc.  manche  alte,  streng  geschiedene  Art  vergebens  suchen,  ein 
Mangel,  der  bei  einer  nächsten  Auflage  dieses  sonst  so  zweckdien- 
lichen Führers  auf  botanischen  Excursionen  leicht  vermieden  werden 
könnte.  J- 


VerhaiuUau^eu   der  k.  k.  zoolog-isch- botanischen  Gesellschaft  in  Wien. 

Jahrgang  1887,  I.  Quartal. 

Auch  in  diesem  Vierteljahrshefte  ist  der  vorwiegend  grössere 
Theil  der  Botanik  eingeräumt,  welche  daselbst  durch  die  nachstehen- 
den Abhandlungen  vertreten  ist:  Arnold,  Dr.  F.,  „Lichenologische 
Ausflüge  in  Tirol".  Die  vorliegende  XXIII.  Serie  der  diesfälligen 
Mittheilungen  bringt  die  Resultate  der  vom  Autor  in  den  Jahren 
3878  bis  1886  im  Fassa-  und  oberen  Fleimserthale  unternommenen 
Excursionen,  an  denen  sich  im  Juli  und  August  1884  Prof.  Lojka 
aus  Budapest  betheiligt  hat.  Bei  der  Gruppirung  der  aufgeführten 
Flechtenarten  wurde  die  Ausscheidung  derselben  nach  dem  Substrate 

—  als  die  bewährteste  —  beibehalten.  —  Harriug  F.,  „Floristische 
Funde  aus  der  Umgebung  von  Stockei'au  in  Niederösterreich".  Der 
Verfasser,  welcher  seit  mehreren  Jahren  dieses  bei  den  Botanikern 
Wiens  als  floristisch  uninteressant  bisher  gemiedene  Terrain  näher 
durchforscht  und  auch  bereits  in  der  „Oesterr.  botan.  Zeitschrift", 
Jahrg.  1885,  p.  369  und  p.  388—92,  einige  der  bemerkeuswerthesten 
Funde  bekannt  gemacht  hat,  geht  im  Vorliegenden  mehr  ins  Detail 
und  behandelt  besonders  die  Gattungen  Salix  und  Rosa  eingehender. 

—  Haszlinski  F.  A.,  „Einige  neue  oder  wenig  bekannte  Discomi- 
ceten".  (Mit  einer  Tafel.)  Bezugnehmend  auf  die  letzten  Arbeiten  des 
Autors  über  ungarische  Discomyceteu,  welche  derselbe  als  Vorarbeit 
zu  einer  ungarischen  Pilzflora  betrachtet,  bringt  er  nun  die  Ergeb- 
nisse seiner  neueren  Beobachtungen  in  einer  kritisch  gehaltenen  Zu- 
sammenstellung von  81  Pilzarten,  die  sämmtlich  in  seinem  A^ater- 
lande  vorkommen.  —  Kronfeld,  Dr.  M.,  „Ueber  die  Beziehungen 
der  Nebenblätter  zu  ihrem  Hauptblatte".  (Mit  einer  Tafel,  getreue 
Abbildungen  von  Latliyrus  Aphaca  enthaltend.)  Der  gelungenen  Aus- 


255 

führungPü  K.'s  über  diesen  Gegenstand  wurde  bereits  in  diesem 
Blatte,  Februar-Heft,  uuter  den  „Yereins-Xaclirichten"  gedacht.  — 
Kunze,  Dr.  Otto,  „Nachträge  zur  Clematis-Mouographie".  Den  An- 
lass  zu  dieser  Publicatiou  gab  Herrn  Dr.  Carl  Richter's  in  den  Yer- 
haudluugen  d.  z.-b.  G.,  Bd.  XXXVI,  p.  215,  erschienener  Artikel: 
„Was  ist  Atragene  Wenderothii?^  —  Wettstein,  Dr.  R.  v.,  „Ueber 
zwei  wenig  bekannte  Ascomyceten".  Es  sind  dies:  Peziza  aquatica 
Lam.  et  D.  Cand.  Flor.  fran^.  und  Hypomyces  Trichodenna  Hoffm.  G., 
deren  ausführliche  Diagnosen  gebracht  und  näher  erläutert  werden. 
—  Zukal  Hugo,  „Ueber  einige  neue  Ascomjxeten".  Als  neue  Genera 
werden  Baculospora  und  Gymnodiscns  aufgestellt  und  nebst  den 
Species  B.  peUudda  und  G.  neglectus  beschrieben.  Ferner  werden  noch 
einige  neue  Arten  vorgeführt.  Von  sämmtlichen  genannten  Pilzen  sind 
auf  einer  Tafel  instructive  Abbildungen  vorhanden.      M.  Prihoda. 


Correspondenz. 

Wien,  am  4.  Juni  1887. 
Gestern  habe  ich  auf  einem  Spaziergange  in  die  Kriau  des 
Wiener  Praters,  etwa  in  der  Mitte  derselben,  Clematis  intearlfoUa  L. 
in  zwei  blühenden  Stöcken  angetroffen.  Diese  schöne  Pflanze  ist  meines 
Wissens  neu  für  die  Praterflora.  —  Lepidhon  perfoliatum  L.  fand 
ich  im  Umkreise  einer  alten  Scliwarzpappel  ebenfalls  in  der  Kriau; 
es  fällt  daselbst  durch  sein  massenhaftes  Vorkommen  in  hohem 
Grade  auf.  Kronfeld. 

Wien,  am  5.  Juni  1887. 
Dass  die  Drüsen,  welche  die  Unterseite  der  Blättchen  beklei- 
den, für  die  Sonderuug  der  Formen  der  Arten,  ja  für  die  Umgren- 
zung gewisser  Gruppen  innerhalb  der  Gattung  Rosa  von  grossem 
Belange  sind,  ist  längst  bekannt,  und  es  bedarf  weder  gelehrt  sein 
sollender  Abhandlungen,  noch  lauger  Erläuterungen  und  Belehrungen, 
um  diese  Thatsache  in  ein  klares  Licht  zu  setzen.  Selbstver;<tändlich 
begleiten  obenerwähnte  Eigenschaft  noch  andere  Charakteristica,  denn 
ohne  die  letzteren  würde  es  in  vielen  Fällen  sehr  schlimm  mit  der 
Umgrenzung  selbst  einer  Form,  ja  eines  Individuums  nur  nach  dem 
alleinigen  Merkmale  der  Drüsen  an  der  Unterseite  der  Blattlamina 
stehen.  Dass  die  Drüsen  an  der  Unterseite  der  Blättchen  selbst 
innerhalb  des  Individuums  ohne  die  begleitenden  anderen  Charakte- 
ristica kein  verlässliches  und  sicheres  Merkmal  sind,  um  diesen 
Nachweis  zu  führen,  braucht  man  Materialien  nicht  so  weit  herzu- 
holen wie  etwa  aus  Spanien,  wir  haben  in  Niederösterreich  deren 
genug.  So  besitze  ich  eine  Rosa  micrantha  var.  permLvta  (Desegl.) 
aus  der  Gegend  von  Gloggnitz  in  Niederösterreich,  bei  welcher  am 
selben  Stamme  der  eine  Zweig  ziemlich  dicht  drüsige,  der  andere 
völlig  drüsenlose  Unterseiten  der  Blättchen  zeigt,  die  anderen  Merk- 


256 

male  sind  aber  au  beiden  Zweigen  ganz  congruent,  so  Pedunkeln, 
Scheinfrüchte,  Bestachelung,  Griffel,  Sepalen  etc.;  wir  hätten  also 
am  selben  Individuum  Zweige  (nach  einer  neuen  Theorie  —  !)  zu 
beobachten,  von  welchen  die  einen  sich  offenbar  eines  Regenmaxi- 
mums zu  erfreuen  hatten,  während  die  anderen  unter  dem  gewiss 
traurigen  Einflüsse  eines  Minimums  standen  (!).  Was  die  Voreilig- 
keit in  Creirung  neuer  Formen  betrifft,  so  unterschreibe  ich  völlig 
und  ganz  die  beherzigungswerthen  Ausführungen  des  Herrn  J.  B. 
Keller,  und  wünsche  nur,  dass  sich  in  erster  Linie  gewisse  Leute 
daran  halten  sollten,  welche  aus  einem  Umkreise  weniger  Stunden 
gleich  auf  einmal  dutzendweise  neue  Formen  beschreiben,  und  Arten 
nur  nach  drei  oder  vier  Blüthenexemplaren  creiren,  ich  halte  dies 
gewiss  für  eine  grosse  Voreiligkeit,  und  betrachte  es  ebenso  als  meine 
Pflicht,  darauf  aufmerksam  zu  machen.  Eine  grosse  Voreiligkeit 
ist  es  ferner,  was  von  Seite  des  Herrn  Keller  über  die  Rosa  Leo- 
poliensis  BJocki  alles  geschrieben  wird.  Obwohl  ich  vor  einem  18- 
blättrigen  Zweige  alle  Achtung  besitze,  die  so  einem  Zweige  gebührt, 
so  kann  ich  doch  nicht  umhin,  hier  die  Bemerkung  einzuschalten, 
dass  auch  andere,  wenn  auch  nicht  gerade  ISblättrige  Zweige  der 
H.  Leopoliensis  BJocki  in  der  botanischen  Tausch  weit  cursiren,  welche 
von  der  Original-Etiquette  des  Herrn  BJocki  begleitet  sind,  und 
von  welchen  ich  eines  zu  besitzen  das  Unglück  habe,  welches  selbst 
unter  dem  Mikroskope  keine  Spur  von  Drüsen  an  der  Unterseite  der 
Blättchen  zeigt,  wie  auch  die  echte  Rosa  frutetorum  Besser  keine 
Spur  solcher  Drüsen  aufzuweisen  hat.  Letzteres  wird  Herrn  J.  B. 
Keller  gewiss  zur  Beruhigung  dienen,  sowie  die  Versicherung,  dass 
andere  Leute  mindestens  ebenso  genau  die  Pflanzen  untersuchen  wie 
ebenerwähnter  Herr,  wenn  sie  auch  zu  anderen  Resultaten  kommen 
sollten.  Dass  Rosa  coriifolia  var.  Erlbergensis  H.  Br.  nichts  mit 
R.  Leopoliensis  Bl.  zu  thun  hat,  wie  voreiliger  Weise  behauptet 
wird,  brauche  ich  hier  nur  anzudeuten.  Ich  bin  weit  entfernt,  Herrn 
Blocki  irgend  ein  Unrecht  zuzufügen,  trete  auch  nicht  als  Verthei- 
diger  dieses  Herrn  auf,  da  er  sich  gewiss  am  besten  selbst  und 
jedenfalls  besser  vertheidigt,  als  dies  voreiliger  Weise  die  Leute 
für  ihn  thun,  gebe  auch  zu,  dass  die  R.  Leopoliensis,  die  er  im  Auge 
hat,  Drüsen  an  der  Unterseite  der  Blättchen  hat,  sowie  die  unter 
den  Nummern  5  und  44  von  Herrn  Dr.  Wotoszczak  ins  Gefecht 
geführten  Exemplare,  die  mit  der  Sache  eigentlich  gar  nichts  zu  thun 
haben,  besitzen,  muss  mich  aber  nachdrücklichst  verwahren,  dass 
eine  Pflanze,  die  bisher  nicht  beschrieben  wurde,  und  von  welcher 
ich  authentische  Belegstücke  in  Händen  habe,  welche  die  Eigen- 
schaften nicht  zeigen,  die  ihr  nachträglich  zugeschrieben  werden, 
dazu  benützt  wird,  um  in  ebenso  voreiliger  als  animoser  Weise 
ein  Urtheil  zu  fällen,  dem  jede  Berechtigung  abgesprochen  werden 
muss.  Neuerdings  liefert  diese  Thatsache  den  vollen  Beweis,  dass 
eben  Nomina  sola  unter  gar  keiner  Bedingung  respectirt  werden 
dürfen.  Trotz  der  Verwahrung  voreiliger  Gegnerschaft,  welche  gleich 
zu  Beginn  des  Aufsatzes  über  „Flächendrüsigkeit  etc."  mit  der  Ver- 


257 

siclierung  eine  Sache  von  allgemeinem  Interesse  zu  besprechen,  Hand 
in  Hand  geht,  tritt  eben  das  persönliche  Moment  in  jeder  Zeile  her- 
vor und  macht  die  ganze  Angelegenheit  zu  einem  Schlag  ins  Was- 
ser. Zum  Schlüsse  will  ich  noch  bemerken,  dass  in  Registrirung  von 
Thatsachen  gewiss  nie  und  nimmer  den  guten  Arbeiten  Anderer  die 
Anerkennung  versagt  werden  und  persönliche  Gegnerschaft  überhaupt 
nicht,  wenigstens  meinerseits,  in  Betracht  kommen  darf.     Brauu. 

Huszt,  am  24.  Mai  1887. 
Mein  seit  achtzehn  Monaten  kranker,  73  Jahre  alter  Gatte 
Ludwig  Vägner  wurde  in  jüngster  Zeit  auch  noch  von  einem  Augen- 
leiden befallen  und  musste  sich  in  Budapest  einer  Operation  unter- 
ziehen. Gegenwärtig  ist  er  so  geschwächt,  dass  er  weder  lesen  noch 
schreiben,  viel  weniger  botanisch  sich  beschäftigen  kann.  In  Folge 
dessen  ersuche  ich  alle  seine  geehrten  Correspondeuten  ihre  etwaigen 
Zuschriften  und  Sendungen  vorläufig  zu  sistiren. 

Karoliue  Vägner. 

Brunn,  am  (5.  Juni  1887. 
Der  Besuch  der  Lultscher  Gegend  führte  mich  auf  die  Liliovä 
hora  bei  Lultsch,  ich  fand  hier:  Cytisus  capitatus,  Vicia  pisiformis, 
G-enista  germanica,  Sedmn  maximum  Suter,  Silene  nutans,  Turritis 
glabra,  Linaria  genistaefolia,  Vincetooßicwm  officinale,  Galium  ver- 
num,  Asplenium  septentnonale,  A.  viride.  Auf  dem  Kolben  bei  Auer- 
schitz  fand  ich  ausser  den  schon  bereits  in  d.  Zeitschr.  1886,  p.  286 
angeführten  Arten  noch  Crambe  tataria  und  Oxytropis  pilosa. 

Dr.  Formäuek. 

Orsova,  am  7.  Juni  1887. 
Ich  bereise  heuer  zum  zweiten  Male  das  Banat.  Die  Vegetation 
steht  jetzt  hier  in  vollster  Entwicklung.  Die  Flora  dieses  gottgeseg- 
neten Winkels  ist  bekanntlich  die  reichste  Ungarns;  ein  Botaniker 
muss  wohl  beim  Anblicke  so  eines  sonnigen  Bergabhauges  an  der 
Donau  in  Extase  kommen  und  findet  reichlich  den  Lohn  seiner  Mühe. 
Auf  Bergen  um  Orsova  blüht  jetzt  Orchis  papilionacea  L.  und  corio- 
phora  L.,  Trifolium  incarnatum  var;  speciell  auf  dem  Allionberge 
Stachys  nitens  Jka.,  Achillea  compacta  W.,  crithinifolia  W.  K.,  Si- 
lene Armeria  L.  (auch  an  der  Eisenbahn  gegen  Toplecz  zu  häufig), 
an  einer  Stelle  gegen  Vodicza  die  manushobe  Feridago  monticola 
B.  H.,  Convolvidus  sylvaticus  W.  K.,  Campaaxda  lingxdata  W.  K., 
Moenchia  mantica  Barth,  Scabiosa  banatica  W.  K.  Am  2.  Juni 
unternahm  ich  von  Herkulesbad  einen  13stündigen  Ausflug  über  die 
Prolazschlucht  auf  den  Domugled.  Im  Prolazthale  ist  Lathyrus  Hal- 
lersteinii  Baumg.  und  Asparagus  sylvaticus  W.  K.  häufig,  auf  Felsen 
prangt  Gerastium  banaticum  Koch,  Dianthus  petraeus  W.  K.,  Silene 
petraea  W.  K.,  Calamintka  rotundifolia  Benth.,  Campanvla  diver- 
gens  W.,  Athamanta  Matthioli  Heuff,  Isatis  pi'aecox  Kit,  Sesleria  riglda 

Oesterr.  botan.  Zeitschrifl.  7.  Heft  1887.  21 


258 

Heuff,  Jurinea  macrocalathia  C.  Koch  mit  der  herrliclieii  Centmirea 
atropurpurea  W.  K.,  eine  wahre  Zierde  der  Banater  Flora,  Aethionenia 
saxatile  R.  Br.,  am  Fusse  der  Felsen  macht  sich  im  Schatten  Moeh- 
i-ingia  pendula  Fenzl  breit,  hoch  oben  am  senkrechten  Felsen  machte 
mir  Hieracium  Henffelü  Jka  grosse  Freude,  es  ist  aber  ebenso  wie 
der  schöne  Edrajanthus  graminifolius  A.  D.  C.  nur  mit  Lebensgefahr 
zu  erreichen.  Weiter  oben  in  der  Waldregion  traf  ich  Cynoglossum 
niontanum  Lam.,  Peltaria  alliacea  L.,  Orchis  speciosa  Host,  Are- 
monia  agrimonoides  Neck,  Potentilla  sp.,  (xeranium  bohetnicum  L. 
Den  Gipfel  zieren  tausende  Blüthenköpfchen  der  Asperula  capitata 
Kit.  und  taurina  W.,  in  ihrer  Gesellschaft  findet  sich  Thlaspi  bana- 
ticum  Uechtr.,  Cineraria  Clusiana  Host,  PedicidaHs  comosa  L., 
Thymus  acicularis  W.  K.,  Blätter  des  Colchicum  pannonicum  G.  S., 
Ardbis  procurrens  W.  K.,  Draba  lasiocarpa  Roch,  Syringa  vul- 
garis L.,  Feridago  silvatica  Eh.,  die  Rosetten  des  Sempervivum  assi- 
mile  Schott  und  patens  Grsb.,  welche  ich  v.  J.  im  August  in  Blüthe 
sammelte.  Unterhalb  des  Gipfels  steht  ein  Wäldchen  Pinus  Pinaster 
Roch?.  Beim  Abstieg  durch  das  I^erelentbal  nahm  ich  Geranium 
macroy^rhizon  L.  mit,  auch  wächst  dort  Linmn  ßavum  L.  var.  uni- 
nerve Roch,  Pedicularis  comosa  L.,  Centaurea  atropurpurea  W.  K., 
Scutellaria  altissima  L.  und  eine  herrliche  Jurinea  sp.;  ebendort  traf 
ich  im  Monate  August  v.  J.  Asperula  ciliata  Roch  und  taurina  W., 
Galium  Kitaibelianum  R.  S.,  Peucedanum  longifolium  W.  K.  und 
Seseli  gracile  W.  K.  Im  Ceruathale  kommt  obige  Pinus  häufiger  vor, 
Arabis  procurrens  W.  K.  ist  an  allen  Mauern  häufig.  Bei  der  „Räuber- 
höhle" fand  ich  Hypericum  Rochelianwm  G.  S.,  Delphinium  fissum 
W.  K.,  Siler  trilobum  Scp.,  Physocaidus  nodosus  Tsh.,  Peltaria, 
Limodorum  abortivum  Sw.,  Campanula.  spathidata  W.  K.,  Silene 
petraea  W.  K.  und  Dianthus  petraeus  W.  K.  Am  5.  Juni  fuhr  ich 
zum  eisernen  Thore.  Die  Vegetation  ist  dort  geradezu  entzückend; 
gleich  bei  Verciorova  auf  Felsen  ist  Cytisu^  Heuffelii  Wierzb.  mit 
der  Tunica  illyrica;  weiter  thalabwärts  an  Abhängen  gegen  die 
Donau:  Scutellaria  albida  L.  neben  Geranium  purpureum  Vill.  und 
Viola  macedonica  B.  H.,  Alsine  cataractarum  Jka,  Stachys  nitens  Jka, 
Achillea  compacta  W.,  Dianthus  giganteus  d'ürv.  etc.  etc.  Gegen 
das  rumänische  Dorf  Guravoye  ist  Saponaria  glutinosa  M.  B.,  Milium 
holciforme  M.  B.,  Cerastium  banaticum  Roch,  Silene  Armeria  L., 
Onobrychis  alba  Desv.,  Centaurea  atropurpurea  W.  K.  etc.  Unendliche 
Freude  bereitete  mir  das  Auffinden  des  von  H.  v.  Janka  entdeckten 
Standplatzes  von  Dianthus  pinifolius  S.  S.  Herr  v.  Janka  theilte 
mir  die  Vermuthung  mit,  dass  der  Standort  wohl  durch  den  Bahnbau 
in  Verlust  gerathen  sein  möge;  diess  bestätigt  sich  aber  zum  Glücke 
nicht.  Er  kommt  gegenüber  dem  serbischen  Dorfe  Sip  auf  Felsen  in 
circa  80 — 90  grossen  Stöcken  vor.  —  Mit  all  diesen  Schätzen  beladen, 
wollte  ich  den  Heimweg  nach  Orsova  antreten,  doch  hatte  ich  noch 
grosse  Schwierigkeiten  an  der  rumänischen  Grenze  zu  bestehen,  Der 
ungarische  Zollwächter  wollte  mich  um  keinen  Preis  mit  den  Pflan- 
zen hereinlassen,    ich  musste  mich  auf  Pontius  und  Pilatus  berufen, 


259 

um    diirchzukomineu;    eudlicli,    da    er    keiue  Vitis  m  meiner  Mappe 
fand,  Hess  er  mich  passireu.  A.  v.  Degen. 

Lemberg,  am  9.  Juni  1887. 
Vor  zwei  Jahren  entdeckte  ich  an  der  Bahn  zwischen  S.  Wisznia 
und  Eodatycze  bei  Lemberg  einen  Bastard  zwischen  SalLv  aurita  und 
S.  silesiaca,  was  mir  sehr  sonderbar  erschienen,  da  S.  silesiaca  aus 
der  Umgebung  von  Lemberg  unbekannt  gewesen  war.  Durch  das  Auf- 
finden eines  weiblichen  Individuums  von  S.  silesiaca  bei  Zubrza  nächst 
Lemberg  wurde  die  Sache  aufgeklärt.  Mau  konnte  nun  sogar  anneh- 
men, dass  diese  Weide  eine  weitere  Verbreitung  hier  haben  könne. 
Und  in  der  That  fand  ich  sie  heuer  auch  bei  Basiöwka,  eine  Meile 
südwestlich  von  Lemberg,  in  grösserer  Anzahl  von  Lidividuen  in 
beiden  Geschlechtern  in  Gesellschaft  von  Hybriden  aus  ihr  und  der 
S.  aurita.  Die  bisherige  sehr  ungünstige  Witterung  gestattete  nicht, 
neue  Funde  dieser  Weide  zu  coustatiren,  doch  zweifle  ich  nicht,  dass 
die  Weide  an  zahlreichen  Stellen  sporadisch  um  Lemberg  vorkommt. 
Ob  auch  im  Janower  Wald,  ist  mir  zweifelhaft. 

Dr.  Wotoszczak. 

Budapest,  am  10.  Juni  1887. 
Die  Erklärung  Dr.  WoJoszczak's  über  die  Flächendrüsigkeit 
der  Rosa  leopoUensis  BJocki  =  H.  frutetorvm  Boss,  gilt  nicht  für 
die  M.  leopoUensis,  weicheich  aus  den  Händen  BJocki's  besitze,  denn 
Dr.  Woloszczak  spricht  über  zwei  Lemberger  Kosen,  meine  Exem- 
plare aber  hat  Blocki  bei  Bilcze  in  Südostgalizieu  gesammelt.  Die 
subfoliaren  Drüsen  suche  ich  immer  mit  dem  Objective  Nr.  4  des 
Hartnack'schen  Mikroskopes,  und  ich  kann  jedem  Systematiker, 
wenn  er  mit  der  Loupe  im  Zweifel  bleibt,  diese  Objective  empfehlen. 
Desswegen  habe  ich  mehrere  Formen  aus  der  Scabratis  unterschei- 
den können.  Dass  die  subfoliaren  Drüsen  verschwinden  können,  habe 
ich  in  meiner  Monogr.  Kosar.  erwähnt,  sie  bleiben  aber  bei  den  Sca- 
bratis auf  den  kleineren  unteren  Blättchen  öfters  beständiger.  Uebri- 
gens  möchte  ich  eine  „Rosa  fridetorum"  mit  subfoliaren  Drüsen  den 
Sepiaceis  orthosepalis  oder  den  Tomentellis  einreihen.  Eine  solche 
R.  frutetormn,  welche  Braun  für  den  Typus  dieser  Art  behauptet, 
erwähne  auch  ich  in  meiner  Monogr.  Kosar.,  p.  438,  aus  dem  Herbare 
Haynald-,  aber  wenn  wir  uns  auch  wörtlich  an  die  Beschreibung 
des  Autors  halten,  so  glaube  ich,  ist  R.  frutetorum  immer  ein  Cen- 
trum vieler  Formen,  welche  von  einander  nur  wenig  verschieden  sind. 
Daraus  kann  man  auch  die  verschiedenen,  mehr  minder  abweichenden 
Exemplare  der  R.  frutetorum  aus  der  Hand  von  Besser  erklären. 
Dass  auf  einem  Strauche  1 — 2  Peduuculi  oder  Receptacula  1  —  2  Glan- 
dulas  tragen,  diese  1  —  2  Drüsen  kann  man  wohl  schwerlich  für  ein 
charakteristisches  Merkmal  nehmen.  Solche  fand  Crepin  auf  R.  sol- 
stitialis  (Prim.  Monogr.  Kosar.  V.  p.  241)  und  hat  Simkovics  (Si- 
monkai)  wahrscheinlich  diese  bei  Paulis  gefunden  (var.  rariglanda 
Simk.  Term.  rajzi  füz.  IX.  p.  42).    Auch    ich   bemerkte  diese  Glan- 


260 

dulas  raras  auf  R.  hemitricka  Kip.  (Mouogr.  Eos,  „Bekes  värmegye 
flöräja",  p.  98),  aber  ich  kann  hier  behaupten,  dass  an  verschiedeneu 
Stöcken  dieser  Art:  bei  Vesztö  fand  ich  nur  einmal  wenige  Drüsen 
au  dem  Pedunkel  unter  gauz  kahlen  Fruchtstielen  derselben  Inflore- 
scenz.  —  Dass  Salvia  dumetorum  Andrz.  bei  Budapest  vorkommt,  hat 
schon  längst  Hofrath  Professor  A.  v.  Kern  er  constatirt.  Aber  auch 
S.  pratensis  kommt  hier  vor,  bald  allein,  bald  mit  S.  dumetorum 
zusammen  und  jedenfalls  sind  viele  Uebergänge  oder  Mittelformen 
zwischen  beiden  zu  finden,  welche  bald  der  ersteren,  bald  der  zweiten 
näher  kommen.  Es  ist  also  die  Möglichkeit  gegeben,  dass  BJocki 
(Oesterr.  Botan.  Zeitschr.  1887,  p.  220)  eine  Zwischenform  vor  Auge 
hatte,  welche  noch  der  S.  pratensis  näher  steht,  und  diese  hat  er 
f.  parviflora  genannt.  Eine  S.  pratensis  var.  parvißora  hat  aber  zu- 
erst nicht  Blocki,  sondern  Willkomm  aufgestellt.       v.  Borbäs. 

Gnezda,  am  19.  Juni   1887. 

Der  Wahrheit  die  Ehre!  —  Ich  habe  im  Frühling  1886  die  von 
mir  später  als  Galeobdolon  luteum  v.  tatrae  beschriebene  Pflanze  an 
drei  entlegenen  Fundorten  gesammelt,  und  als  ich  darüber  mit  mir 
im  Reinen  war,  diese  Form  als  Gegeuextrem  zum  G.  ß.  montanum 
zu  publicireu,  sammelte  ich  noch  im  Herbste  davon  an  zwei  weiteren 
Fundorten.  Wohl  an  100  Stück  gingen  dabei  durch  meine  Hände, 
allein  ich  sah  dabei  keinen  einzigen  Ausläufer  und  habe  daher  auch 
bei  meiner  Beschreibung  dieses  Punktes  nicht  Erwähnung  gethan. 
Dieses  Jahr,  in  welchem  Jupiter  pluvius  hier  vollständig  herrscht, 
überraschte  mich  die  Thatsache,  dass  man  fast  keine  Pflanze  des 
Galeobdolon  der  Tatraform  ohne  Ausläufer  findet.  Als  ich  die  erste 
Pflanze  ausriss,  glaubte  ich,  es  sei  ein  Ausläufer  von  Glechoma  he- 
deracea  daran  hängen  geblieben,  bis  ich  mich  überzeugte,  dass  selber 
ein  Theil  der  Pflanze  selbst  sei.  Diese  Ausläufer  sind  der  Form  nach 
zweierlei,  entweder  mit  rundlich  nierenförmigen  oder  mit  kurz  schwach 
herzförmigen  Blättern  paarweise  besetzt,  welche  gestielt  sind.  Die 
Ausläufer  finden  sich  bis  72  Meter  Länge,  wurzeln  bis  jetzt,  Mitte 
Juni,  noch  nicht,  wohl  aber  sind  manche  am  Ende  mit  1 — 2  ßlüthen- 
quirlen  besetzt.  Wie  es  sich  mit  diesen  Ausläufern  weiter  verhält  zu 
erforschen,  werde  ich  mir  sehr  angelegen  sein  lassen.  Kommen  selbe 
nur  in  periodischen  Jahrgängen  vor?  Denn  unerklärlich  bleibt  es  mir, 
warum  ich  voriges  Jahr  keinen  fand  (Uebersehen  ausgeschlossen)  uud 
dieses  Jahr  trägt  jede  Pflanze  fast  mindestens  einen.    Ullepitsch. 


Personalnotizen. 

—  Dr.  Hubert  Leitgeb,  Professor  der  Botanik  an  der  Uni- 
versität Graz,  wurde  von  der  kais.  Akademie  der  Wissenschaften  in 
Wien  zum  wirklichen  Mitgliede  gewählt. 


261 

—  Dr.  J.  E.  Aresclioug,  emer.  Universitäts-Professor  der 
Botanik,  ist  am  7.  Mai,  76  Jahre  alt,  in  Stockholm  gestorben. 

—  Dr.  Heinrich  Wawra  Ritter  v.  Fernsee,  k.  k.  Marine- 
Stabsarzt  a.  D.  ist  am  24.  Mai,  57  Jahre  alt,  in  Baden  bei  Wien 
gestorben.  Die  Oesterr.  botan.  Zeitschr.  brachte  sein  Porträt  nebst 
einer  biographischen  Skizze  schon  im  Jahre  1867. 

—  Dr.  W.  Zopf  ist  zum  a.  o.  Professor  an  der  Universität 
Halle  ernannt  worden. 

—  Dr.  T.  F.  Hanausek,  Professor  in  Wien,  hat  das  Referat 
über  pharmaceutische  und  technische  Botanik  in  Just's  Jahresbericht 
übernommen. 

—  Dr.  Ed.  V.  Regel  in  Petersburg  wurde  seiner  Ver- 
dienste um  den  russischen  Gartenbau  wegen  zum  geheimen  Rath 
ernannt. 

—  Dr.  V.  F.  Brotherus  und  Dr.  Kihlmann  begleiten  als 
Botaniker  die  Expedition  zur  Erforschung  des  Inneren  der  Halb- 
insel Kola. 

—  J.  I.  Kickx,  Professor  der  Botanik  und  Director  des  botani- 
nischeu  Gartens  an  der  Universität  in  Gent  ist,  45  Jahre  alt,  ge- 
storben. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Wien  am  5.  Mai  überreichte  Dr.  Hans  Molisch, 
Privatdocent  an  der  Wiener  Universität,  eine  im  pflanzenphysiologi- 
schen Institute  ausgeführte  Arbeit:  „Ueber  einige  Beziehungen  zwi- 
schen anorganischen  Stickstoffsalzen  und  der  Pflanze".  Die  wichti- 
geren Resultate  derselben  sind:  1.  Nitrate  sind  im  Pflanzenreiche 
allgemein  verbreitet;  in  krautigen  Gewächsen  findet  sich  in  der 
Regel  auff'allenil  mehr  davon  vor  als  bei  Holzgewächsen.  2.  Nitrite 
konnten,  trotzdem  dieselben  im  Boden  häufig  vorkommen,  in  keiner 
einzigen  der  untersuchten  (etwa  100)  Pflanzen  aufgefunden  werden. 
Die  bisherigen  Angaben  über  das  augebliche  Vorkommen  von  Nitri- 
ten in  verschieilenen  Gewächsen  beruhen  auf  Täuschung  und  unrich- 
tiger Interpretation.  Die  Pflanze  besitzt  das  Vermögen,  Nitrite  bei 
ihrer  Aufnahme  mit  überraschender  Schnelligkeit  zu  reduciren  und 
dies  ist  offenbar  auch  der  Grund,  warum  man  dieselben  in  der 
Pflanze  stets  vermisst.  Nitrate  können  hingegen  auffallend  lange, 
Wochen,  ja  Monate  lang  innerhalb  der  Pflauzenzelle  verweilen,  bevor 
sie  zerstört  werden.  3.  Nitrite  wirken  im  Gegensatze  zu  Nitraten 
schon  in  verhältnissniässig  verdünnten  Lösungen  (Ö'l — O'Ol  Proceut) 
auf  verschiedene  Gewächse  schädigend.  4.  Pflanzen,  denen  Stickstoff 
nicht  in  Form  von  Nitraten,  sondern  nur  in  Form  von  Nitriten  oder 


262 

Ammoniak  geboten  wird,  enthalten  niemals  Nitrate.  Daraus  geht 
aber  hervor,  dass  weder  die  salpetrige  Säure,  noch  das  Ammoniak 
in  der  Pflanze  eine  Oxydation  zu  Salpetersäure  erfahren.  Die  Pflanze 
hat,  vielleicht  mit  Ausnahme  der  Bacterieu,  entgegen  der  Ansicht 
von  Berthelot  und  Andre,  nicht  die  Fähigkeit,  aus  Stickstoff- 
verbindungen Nitrate  zu  erzeugen.  Alles  Nitrat  der  Pflanze  stammt 
von  Aussen,  imd  wenn  sie  mehr  davon  enthält  als  ihr  Substrat,  so 
ist  der  Ueberschuss  einfach  durch  Speicherung  zu  erklären.  5.  Diphe- 
njlamin,  in  Schwefelsäure  gelöst,  eignet  sich  vortrefflich  zum  Nach- 
weis von  Nitraten  unter  dem  Mikroskope.  Es  ist  jedoch  hiebei  zu 
beachten,  dass  da,  wo  bei  Einwirkung  der  Schwefelsäure  rasch 
Huminkörper  entstehen,  wie  diess  bei  verholzten  Geweben  in  beson- 
derem Gi-ade  der  Fall  ist,  die  ßeaction  hiediirch  mehr  oder  minder 
behindert  wird.  6.  Die  Arbeit  enthält  ferner  einige  Beobachtungen 
über  das  localisirte  Auftreten  von  solchen  Substanzen,  welche  Guajak- 
emulsion  und  gleichzeitig  Jodkaliumstärkekleister  bläuen. 

—  Monats-Sitzung  der  k.  k.  zoolog.-botan.  Gesellschaft 
am  1.  Juni  1887.  Botanische  Vorträge:  Dr.  M.  Kronfeld  lieferte 
einen  interessanten  „Beitrag  zur  Biologie  der  Blüthen  der  Orchideen" 
auf  Grund  wiederholter  Versuche  über  den  Einfluss  der  Befruchtung 
der  Narben  durch  Insekten.  Der  Vortragende  wies  unter  gleichzei- 
tiger Demonstration  an  zwei  lebenden  Exemplaren  von  Orchis  Morio 
nach,  dass  bei  belegten  Pflanzen  die  Veränderung  nicht  auf  die  An- 
schwellung des  Fruchtknotens  beschränkt  bleibt,  sondern  ein  kräfti- 
geres Wachsthum  der  ganzen  Pflanze  und  eine  im  Vergleich  zu 
unbelegten  Exemplaren,  welche  nach  dem  Verblühen  einschrumpfen, 
beträchtliche  Verlängerung  der  luternodien  entsteht;  ferner  sprach 
Derselbe:  „üeber  das  Keimen  der  Mistel"  und  die  bei  diesem  Genus 
beobachtete  Poly-Embryonie.  —  Prof.  Dr.  Burg  er  st  ein  machte 
Mittheilung  von  einem  Werke,  an  dem  er  seit  mehreren  Jahren 
arbeitet,  nämlich  eine  „Monographie  der  Beobachtungen  über  die 
Transspiration  der  Pflanzen".  Der  1.  Theil,  eine  üebersicht  der 
gesammten  dem  Autor  bekannt  gewordenen  Literatur,  ist  bereits 
vollendet.  —  Dr.  0.  Stapf  berichtete  über  die  von  der  zoolog.-botan. 
Gesellschaft  im  Mai  d.  J.  unternommene  Excursion  in  das  illyrische 
Litorale  und  nach  dem  Quarnero,  deren  äusserst  günstiges  Ergebniss 
alle  Erwartungen  übertrifft.  Prihoda. 

—  Das  botanische  Museum  und  Laboratorium  zu  Ham- 
burg ist  durch  Beschluss  des  Senates  und  der  Bürgerschalt  zu  einem 
wissenschaftlichen  akademischen  Staatsinstitut  erweitert  und  mit 
demselben  ein  botanisches  Laboratorium  für  Waarenkunde  verbun- 
den worden.  Zum  etatsmässigen  Director  des  Gesammtinstitutes  ist 
der  Begründer  und  bisherige  Leiter  des  botanischen  Museums  Pro- 
fessor Dr.  Sadebeck  ernannt  worden.  Derselbe  wird  im  Sommer- 
semester Morphologie  und  Entwickelungsgeschichte  der  Blüthen- 
pfllanzen  lesen  und  ausserdem  das  botanische,  resp.  mikroskopische 
Practicum,  sowie  die  Excursionen  leiten.  Die  anderen  analogen  natur- 


263 

wissenschaftlichen  Institute  in  Hamburo-  sind  das  zoologische  und 
mineralogische  Museum  (Prof.  Pagen  stech  er  und  Gottsche  juu.), 
der  botan.  Garten  (Prof.  Keicheubach),  die  Sternwarte  (Kümcker), 
das  physikalische  und  das  chemische  Staatslaboratorium  (Voller 
und  Wibel). 

—  Ein  „Thüringischer  botanischer  Tauschverein"  wurde  von 
Professor  E.  Sagorski  in  Pforta  bei  Naumburg  a.  S.  gegründet, 
die  Statuten  desselben  werden  auf  Verlangen  zugesendet. 

—  Aus  der  photographischen  Druckerei  von  Stengel  und  Mar- 
kert  in  Dresden  (Grosse  Plauen'sche  Strasse)  ist  soeben  eine  Eiiune- 
rungsgabe  in  Form  eines  elegant  ausgestatteten  Albums  „1.  Inter- 
nationale Gartenausstellung  zu  Dresden,  Mai  1887"  betitelt,  in 
Schwarz-  und  Golddruck  ausgeführt,  hervorgegangen,  welches  eine 
Serie  von  zwölf  gelungenen  photographischen  Aufnahmen  der  Aus- 
stellung nach  der  Natur  darbietet.  Nicht  bloss  die  Aussteller,  son- 
dern Alle,  welche  die  Ausstellung  zu  bewundern  Gelegenheit  hatten, 
werden  diese  Erinnerungsblätter  als  werthvolles  und  freundliches 
Andenken  begrüssen.  Jede  Mappe  enthält  eine  Reihe  äusserer  und 
innerer  Ansichten  der  Haupthalle,  des  Königs-  und  Literatur-Pavil- 
lons, der  Hauisch'schen  und  Seiderschen  Halle,  verschiedener  ein- 
zelner Partien  des  Ausstellungsterrains,  der  Ehrenpreise,  der  bedeu- 
tendsten und  schönsten  Blumeugruppen  etc.  in  Kabinetsgrösse  aus- 
geführt. Der  massige  Preis  (3  Mk.,  nach  auswärts  portofrei  3*50 
jMk.)  dürfte    dem  Album   die  weiteste  Verbreitung  sichern. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren  Steiuinger,  Schep- 
pig.  Eoth. 

Aus  Niederösterreich  eingesendet  von  Prof.  Dichtl:  Anthyllis 
Jacquini,  A.  polyphylla,  Arahis  hirsuta,  A.  hispida,  A.  pan'ißoi'a, 
A.  Turrita  v.  puberula,  Artemisia  scoparia,  Carex  Halleriana, 
I£kra<num  an^triacum^  H.  maculatum.  H.  saxatile,  H.  sciaphilum, 
Melampyvum  augustissimum,  M.  commutatum,  M.  siibalpinum,  Se- 
necio  barbareaefolius,  Teucrium  Srordium,  ValerianeUa  tnixta,  Vera- 
tntm  nigrinn,  Veronica  oixhidea. 

Von  Sehe ppig  eingesendet  von  Berlin:  Alisma  natans,  Aspe- 
rugo  procumbens,  Aspidium  Oreopteris,  Atriplex  nitens,  Cnidmm  ve- 
nosum,  Cojydalis  fabacca,  Guscida  lupuUfonnis,  GaUnsoga  parviflora, 
Ilieracium  prateiise,  Lepidinm  sativimi  v.  erispum,  Melica  uniflora, 
Orchis  coviophora,  Polygala  comosa,  JPotamogeton  natans,  PotentiUa 
intermedia,  P.  inLrta,  Rubus  Bellardü.  R.  viUicaidis,  Scheuchzeria 
palustris,  Silene  conica,  Sisymbrium  Loeselü,  Sparganiimi  miniinum, 
Thalictrum  fleanwsum,  Veronica  latifolia.  Vicia  pisiformis;  aus  Thü- 
ringen:   Androsace   elongata,    Polygala  austriaca;    aus    der  Lausitz: 


264 

Carex  tomentosa;  Festuca  Myurus;  von  Rügen:  Eryngium  maritimum, 
Radiola  linoides. 

Aus  Salzburg  eingesendet  von  Aust:  Brachypodium  silvaticum, 
Carex  canescens,  C.  firma,  G.  limosa,  Cerastium  latifolium,  Ghaero- 
phyllum  hirsiitum,  Chrysanthemum  alpinum,,  Crocus  albiflorus,  C. 
vernus,  Cuscuta  Trifolii,  Epilobium  pahistre,  Equisetum,  palustre, 
Erigeron  droehachensis,  Euphrasia  pumila,  Festuca  alpina,  F.  rubra 
f.  fallax,  Oalium  scabrum,  G.  uliginosum,  Geranium  palustre,  Hie- 
racium  pratense,  FL.  vulgatum,  Hutchinsia  brevicaidis,  Hypericum 
humifusum,  Juncus  trißdus,  Lepidium,  perfoliatum,  Luzula  7naxlm,a, 
Mentha  sativa,  Meum  mutellina,  Potentilla  aurea,  Ranunculus  mon- 
tanus,  Rhododendron  ferrugineum,  Rosa  dumalis,  R.  pseudocuspidata, 
R.  trichoneura  f.  Steiniana,  Rubus  hirtus^  Salix  daphnoides,  Sesleria 
disticha,  S.  tenella,  Silene  alpina,  S.  quadrifida,  Spergularia  rubra, 
Utricidaria  minor. 

Obige  Arten  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)  abgegeben  werden. 

Inserat. 


In  unserem  Commissionsverlage  erschien: 

The  Species  of  Ficus 

of  tlxe  Indo-MialayarL  and  Ohinese  Coiantries 

G.  King 

Superintendent  of  the  Royal  Botanic  Garden.  Calcutta. 

Part.  L   Palaeomorphe  and  ürortigma. 

In  Fol.  XIII  and  66  pag.  with  86  plates. 
Preis  26  Mark. 
Von  demselben  Verfasser  erschienen: 
On  some  new  species    of   Ficus  from  New-Guinea.    8.    1887.   20  pag.  M.  1,20. 
On    the  fertilizaüon    of   Ficus    hispida.    8.    1887.    6  pag.  with   plate  M.  1,50. 
On  three    new   Himalayan    Primulas.   8.  1886.  4  pag.    with    3  plates  M.  1,50. 
On  2  new  species  of  Hex  from  the    Eastern    Himalaya.   8.    1886.    4  pag.  with 

2  plates  M.  \,— 
BEELIN.  N.  W.,  Carlstrasse  11. 

B.  Friedländer  &  Sohn. 

Diesem  Hefte  liegt  bei  ein   Prospect  „Oartenkiinst 
lind  Gärten"  Yon  Paul  Parey  in  Berlin. 

Kedacteui-  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofltz.  -   Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 

C.  Ueberreuter'sche  Buchdruckerei  (M.  Salzer)  in  Wien. 


Oesterreichische 

Botanische  Zeitschrift 

Die  österreichische                               y^-x  Exemplare 

botanische    Zeitschrift                            V_/l'*P*clH  die  frei  durch  die  I'OBtbc- 

erscheint                                                           ^—5  zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  blos   bei   der  Redactioii 

Man  pranumerirt  auf  selbe                                            '"'■  (rv.  Uez.,  Mühlgns.ie  Nr.  i) 

mit  8  fl.  Ost.  >V.  p»      •          ■•                 I      r«  •■                         ^^  pränumeriren. 

(le  Ä.  Mark)  RntrlillK      Ulin      RntAMlKPr  Im  Wege  des 

ganzjährig,    oder    mit  DUlallllV     UIIU      DU  LCtiilKCI  .       Buclihandels    übernimmt 

4  fl.  Ost.  ^Y.  CS  li.  Mark)  Pränumeration 

halbjährig.                                                 — tt^  ^    GeroM's  Sohn 

Inserate  in  Wien, 

die  ganze  Petitzeile                                        VS—     K  so^ie  alle  übrigen 

15  Itr.  Ost.  W.                                              *^—     '««'•  Buchhandlungen. 

XXXYII.  Jahrgang.  WIEN.  August  1887. 

INHAIiT.  Neue  Pflanzenarten.  Von  Dr.  Celakovsky.  —  Bcsa  lecpolknsis.  Von  Bli^cki.  —  Pflanzen 
aus  Dalmatien.  Von  Bornmüller.  —  Hieracien.  Von  Schneider.  —  Zur  Flora  von  Galizien. 
Von  Dr.  Woloszczak.  —  Flora  von  Kord-Mähren.  Von  Dr.  Formanek.  —  Autobiographie.  Von 
üechtritz.  ^  Flora  des  Etna.  Von  Strobl.  -  Literaturberichte.  —  Corre.spondenz.  Von  Keller, 
Rassmann.  Blockt,  Dichtl,  Formanek,  Richter,  v.  ßorbäs.  —  Personalnotizen.  —  Ver- 
eine.   Anstalten,  Unternehmungen.  — ■  Sammlungen.  —  Botanischer  Tauschverein.  —  Inserat. 


Ueber  einige  neue  orientalische  Pflanzenarten. 

Von  Dr.  L.  Celakovsky. 

I,    Gattung    Thymus    L. 

Thymus  pulvinatus  n.  sp.  Gaespitoso-pidvinafus,  caudiculis 
lignosis,  crassis,  decorticatis ,  prostratis,  ramis  novellis  arcuafo- 
ascendentihus,  brevisshnis,  dense  foUatis,  floriferis  c.  3 — 4  cm.  longis, 
hirtis,  axilUis  inferiorihus  fascicidiferis.  Foliis  anyustis,  linearihus, 
uninervis,  marginibus  usque  ad  nervum  medium,  validum  albidum  valde 
revolutis,  propterea  subulatis.  falciforTni-curvatis  {c.  15  tum. 
longis),  glauco-viridibus,  densissime  velutino-pubescenti- 
hus,  pilis  longis  validis  pectinato-ciliatis,  crebre  glanduUferis ,  glan- 
didis  parvis,  guttifoy^mibus ,  incoloratis ;  foliis  floralibus  (bracteis) 
saepe  rubentibus,  basi  latioribus  ibidemque  non  revolutis,  p  enninerviis, 
parte  superiore  lineari-subulato-revolutis ,  calyces  valde  superantibus. 
Capitulis  densis  subglobosis ;  floribus  subsessilibus,  bracteolis  lineari- 
subulatis  suffultis,  Calycis  pauce  hirsuti  ad  tnediiim  bilabiati  labio 
superiore  lato,  apice  Sdentato,  dentibus  ejus  brevibus  sidmlatis;  den- 
tibus  labii  inferioris  labio  superiori  subaequalibus,  subulatis,  ciliatis. 
Co'ollae  purpureae  tubo  elongato,  calyce  sesquilongiore. 

3fons  Ida  Troadis:  in  monte  Capu-Dagh  {leg.  P.  Sintenis: 
Iter  trojanum  1883,  12  Jidio  ßorens,  nomine  „Thymtcs  hirsutus 
MB."  determ.  P.  Ascherson. 

Die  Art  sieht  wohl  habituell  dem  Th.  hirsutus  MB.  ähnlich, 
ist  aber  durchaus  und  bedeutend    verschieden;    denn  unter  Anderem 

Oestcrr.  I.otan.  ZeltMlnitt.  8.  Heft    1S8T  22 


266 

hat  der  TL  hh\sutHs  MB.  (der  mir  vom  Mons  Tanriis  von  Kotschy 
vorliegt)  feinere,  dünne,  fast  fädliche,  nicht  so  polsterartige  Stengel, 
ganz  anders  behaarte,  nämlich  von  kurzen  und  etwas  längeren  Haaren 
nicht  sehr  dicht  rauhhaarige,  aber  keineswegs  so  sammtartig  behaarte 
Blätter  ohne  bemerkbare  Drüsen,  viel  lockerere  Köpfe,  gestielte  Blü- 
then.  Ausserdem  sind  seine  blüthenstützenden  Blätter  schmäler, 
nur  einfach  einnervig  wie  die  Steugelblätter,  die  Kelche  kleiner, 
deren  Oberlippe  kürzer  ist  als  die  Zähne  der  Unterlippe  und  bis 
über  die  Mitte  tief  dreispaltig,  die  Corollen  klein  mit  im  Kelche 
ganz  eingeschlossener  Röhre. 

Wie  man  sieht,  ist  der  Th.  pulvinakts  durch  viele  Merkmale 
vom  Th.  hirsvtus  zu  imterscheiden ;  ^seine  sammtartige  Behaarung 
erinnert  an  den  Thymus  holoserieus  Cel.  {Th.  striatus  Boiss.  p.  p.) 
von  der  Insel  Cephalonia,  der  freilich  sonst  besonders  in  den  Blättern 
imd  Deckblättern  weit  verschieden  ist. 

Thymus  humillimus  n. sp. Caespitoso-pulvinatus, caudicuUspro- 
cumbentibus,  folüs  annorum  prolapsorum  longe  conservatis  densissimis 
diu  ohtectis,  ramvUs  novellis  brevissimis  {floriferis  1 — y/a  '^^^^  longis), 
dense  foliatis;  fasciculis  axillaribus  approximatis.  Folia  viridia, 
linearia ,  obtusa,  margine  hullato-revoluta ,  brevia  (c.  6  mm. 
longa),  pilis  brevissimis  hirtula  et  pilis  longioribus  ciliata,  floralia 
vix  latiora,  uninervia,  calyces  parmn  superantia,  glandulis  {etiam, 
sub  lente)  7ninus  conspicuis.  Gapitula  parva,  pauciflora;  floribus 
subsessilibus.  Calycis  ad  medium  vel  ultra  bilabiati,  rubentis,  parce 
hirsuti  labium  superius  ad  Vs  '^^^  ultra  3-ßdum;  dentes  labii  infe- 
riores illo  aequiloyigi,  subulati,  ciliati.  Corollae  purpureae  tiibus  vix 
dentes  calycinos  super  ans. 

Mons  Ida  Troadis:  in  jugo  {leg.  P.  Sintenis:  Iter  trojanum 
1883  Julio,  determ.  Aschers,  nom.:  „Thymus  hirsutus  MB. 
forma  alpina''^.) 

Auch  dieser  Thymus  ist  vom  Th.  hirsutus  sicher  mehr  wie 
als  Form  oder  Varietät  verschieden  durch  den  dichten  kurzzwei- 
gigen,  zwergigen  Wuchs,  die  dicht  beblätterten  Stämmchen  und  Zweige, 
durch  die  lang  erhalten  bleibenden,  ganz  anders  behaarten  Blätter, 
die  ungestielten  Blüthen  und  eine  ganz  andere  Kelchoberlippe.  Ebenso- 
wenig lässt  er  sich  mit  dem  Th.  pulvinatus  vereinigen;  er  unterscheidet 
sich  sofort  schon  durch  die  grasgrüne  (nicht  graugrüne)  Farbe  der 
durch  die  Umrollung  wie  aufgeblasen  aussehenden  Blätter,  durch 
die  fast  ebenso  dicht  sammtige  aber  gj-öbere  Behaarung,  auch  da- 
durch, dass  von  den  vorjährigen  Blättern  die  Haare  abgefallen  sind 
und  diese  Blätter  wie  höckerig-punktirt  (chagrinirt)  erscheinen.  Die 
Blätter  des  Th.  humillimus  sind  auch  viel  kürzer  und  stumpf,  die 
schmäleren  Blüthendeckblätter  haben  nur  einen  hervortretenden, 
mittleren  Nerven,  der  Kelch  ist  ebenfalls  abweichend  und  die  Krone 
weit  kleiner  und  besonders  auch  kurzröhriger. 

Thym,us  sedoides  n.  sp.  Decumbens;  ramis  veterioribus 
lignosis,  duris,  decorticatis,  7'amulosis,  ramidis  sterilibus  partim 
eJongatis,    hirtis,    remote  foliosis,     apiee    rosulatis,    ramulis   novellis 


267 

brevissimis  imbricato-rosulatis,  caidicuUs  ßoriferis  hrevissimis, 
arcte  imbricato -foliatis,  in  ramulis  elongatis  terminalibus  et  axll- 
laribus,  omnihus  hrevissinie  retrorsum  hirtuUs.  FoUa  parva  rigida, 
ovalia,  ohtusa,  basi  angustata  et  pilis  rigidis  cüiata,  insuper  saepüis 
ad  medium  usque  pilis  brevibus  ciliolata,  superficie  primo  aspectu 
glabra,  sub  lente  jlutem  brevissime  papilloso-pilosiuscula,  supra  ifu- 
punctata,  subtus  glandidoso-pundata,  subtus  nervis  crassis  ele- 
vatis  5 — 7  margine  arcuato-conjunctis  marginata,  quadri- 
farie  imbricata,  snpra  concava.  Racemi  brevissimi,  capituliform.es, 
pauciflori,  floribus  in  aocillis  foliorum  ßoralium,  caulinis  confor- 
mium,  singulis  breviter  pedunculatis,  bracteolis  duabus  setaceis 
instructis.  Calyces  campanulati,  nervosi,  sparse  puberuU,  ad  m,edimn 
usque  bilabiati,  dentibiis  labti  superioris  vioo  ad  Vs  p<Ji'rtem  fissi  bre- 
vibus, triangulurl-lanceolatis,  asperuUs  nee  ciliatis,  labii  inferioris  Ulis 
aequilongis,  brevissime  ciliatis. 

Mons  Ida  Trojanus:  in  nemor.  montan.  Szu-Szus-Dagh  {leg. 
Sintenis  Julio  1883.  ^^Thgm.  SerpyUurn  L.  var.  squarrosus  JBoiss.^ 
determ..  Ascherson). 

Eine  im  Habitus  und  in  den  Merkmalen  ausgezeichnete  Art. 
Sie  bildet  ausgebreitete ,  holzige  Stämmcheu  mit  verlängerten 
Internodien,  an  denen  theils  sehr  kurze,  wenige  mui.  lange  sterile 
Blattrosetten  und  etwas  längere  (1  —  2  cm.  lange)  Blüthensprossen 
zerstreut  stehen.  Dieselben  bestehen  aus  ganz  verkürzten  Internodien, 
daher  die  Blätter  an  ihnen  dicht  vierreihig  dachziegelig  gestellt 
siud,  so  dass  diese  Rosetten  und  Stengelchen  denen  einer  Crassulacee, 
z.  B.  eines  Sedum,  etwas  ähnlich  sehen  (daher  der  Name).  Die  Blät- 
ter siud  nur  2 — 3  mm.  lang,  dicklich,  abstehend,  die  oberen  stark 
oberseits  concav;  auch  ihre  Nervatur  ist  ausgezeichnet,  und  würde 
hiernach  die  Art  zu  den  Marginaten  Kerner's  zu  rechnen  sein.  Die 
Corollen  sind  klein,  mit  eingeschlossener  Röhre  (an  den  vorliegen- 
den Exemplaren  weiss). 

Ich  gebe  zu,  dass  der  Thymus  rigidus  Schott  et  Kotschy  Anal, 
bot.  III  (vom  Bulgar-Dagh  in  Cilicien,  Kotschy!  mir  vorliegend), 
der  nach  Boissier  synonym  ist  mit  Th.  squarrosus  Fisch,  et  Mey. 
und  mit  Sipyleus  Boiss.  Diagn.  L,  mit  obigem  Th.  sedoides  näher 
verwandt  ist,  doch  ergeben  sich  beim  Vergleiche  ganz  bedeutende 
Verschiedenheiten. 

Schon  der  Habitus  des  Th.  rigidus  ist  ein  anderer,  da  die  aus 
niedergestreckten  Stämmchen  aufsteigenden  sterilen  imd  blühenden 
Zweige  verlängert,  8  — 10  cm.  lang  sind,  ihre  Steugelglieder  durch- 
wegs veilängcirt,  daher  die  Blattpaare  von  einander  entfernt  und 
durchaus  nicht  dachziegelig  sind.  Die  Stengelblätter  sind  weit  grösser, 
bis  7  mm.  lang,  bogig  zurückgekrümmt,  länglich,  zur  Basis  in  einen 
längeren,  steifen,  breiten  Blattstiel  verschmälert ,  die  untersten  viel 
kleineren  aber  breit  oval  bis  fast  lundlich,  sehr  stumpf.  Auf  der 
Blattoberscite  finden  sich  ebenfalls,  wiewohl  weniger  zahlreiche, Drüsen. 
Die  Bekleidung  mit  sehr  kurzen  papillenartigen  Haarspitzen  auf  den 
Blättern  ist  aber  ebenfalls  vorhanden,    und    ebenso  ist  die  Nervatur 

22* 


268 

ähnlich,  nur  sind  die  bogigen  Seitenuerven  zum  Eande  mehr  ver- 
dünnt, daher  der  durch  ihr  Aneinanderlegen  entstehende  Kandnerv 
nicht  so  gleichmässig  dick  wie  beim  Th.  sedoides.  Die  ebenfalls 
kurzen,  rundlichen  Blüthenköpfchen  sind  viel  reichblüthiger  und  aus 
dreiblüthigen  axillären  Cymen  (nicht  aus  einzelnen  Achselblüthen 
wie  beim  Th.  sedoides)  zusammengesetzt.  Der  Kelch  ist  rauhhaarig, 
dessen  Oberlippe  bis  zur  Hälfte  in  drei  lanzettliche,  pfriemlich  zuge- 
spitzte, stachelspitzige  Zähne  gespalten,  die  Zähne  der  Unterlippe  lang, 
kämmig-gewimpert. 

Dass  hiernach  die  hier  proponirte  Art  vom  Th.  rigidus  oder 
squarrosus  deutlich  und  gut  verschieden  ist,  kann  keinem  Zweifel 
unterliegen.  Ich  hatte  anfangs  nur  den  Zweifel,  ob  nicht  der  Th. 
squarrosus  Fisch,  et  Mey.  oder  der  Th.  Sipyleus  Boissier  mit  dem 
Th.  sedoides  identisch  ist,  da  Boissier  bei  seiner  stark  zusammen- 
ziehenden Methode  in  der  Synonymik  nicht  immer  verlässlich  ist. 
Allein  die  Originalbeschreibungen  der  Autoren  stimmen  keineswegs 
zum  Th.  sedoides,  ^d^^^en  vielmehr  sehr  gut  auf  den  Kotschy' sehen 
Th.  rigidus,  daher  Boissier's  Zusammenstellung  der  Synonyma  in 
diesem  Falle  gerechtfertigt  erscheint. 

Ungerechtfertigt  ist  aber  die  Zusammenziehung  des  Th.  rigidus 
als  Varietät  mit  dem  Thymus  serpyllum,  schon  wegen  der  margi- 
naten  Blattnervation  und  der  fast  sitzenden  Blüthen  der  orientali- 
sche u  Art. 

Thymus  Sinienisii  n.  sp.  Radix  et  rhizoma  crassum, 
lignosum,,  ramis  elongatis  temdbus,  diffusis,  procumbentihus  {vel  ar- 
cuato-adscendentihus?),  obsolete  tetragonis,  brevissime  puherulis,  sub 
nodis  hirtis.  Folia  spathulato- linear i-oblonga,  ohtusa,  ad  basim, 
cuneato-angustata,  plaiia  {non  revoluta),  crassiuscida ,  glanduloso- 
punctata ;  nervo  medio  subtus  paullutn  eminente,  lateralibus  conspicuis 
nuUis,  glabra,  basi  ad  plus  quaon  tertiam^  parte^n  ciliata  et  supra 
saepe  pilis  rigidis  rarissimis  instructa;  in  axillis  fasciculos  foliorum 
minorum  sepius  stipitatos  foventia.  Gymae  in  capitulum  ovale  con- 
gestae,  4—6florae ;  floribus  pedicellatis.  Calyx  infram,edium  bilabiatus, 
extus  hirsutus,  labio  superiore  intus  hirsuto,  breviter  Sdentato,  den- 
tihus  ejus  triangulari-lanceolatis ;  dentibus  labii  inferioris  labio  superiori 
aequilongis,  subulatis,  ciliatis. 

In  Chersoneso  prope  Maitos  legit  Sintenis  1883,  29./ 8.,  edit. 
7iomine  „  Th.  heterotrichus  Griseb. " 

Dieser  Thymus  wurde  von  H.  Sintenis,  laut  Datum  im  Herbst, 
nach  der  Blüthezeit  gesammelt,  so  dass  mir  nur  die  sterile  Pflanze 
und  ein  trockenes  Steugelfragment  mit  der  abgeblühten  Inflorescenz 
vorliegt,  daher  ich  über  die  (bereits  abgefallenen)  Bracteen  und  die 
Corolleu  nichts  aussagen  kann.  Nach  der  in  Boissier's  Fl.  Orient, 
herrschenden  Anschauung  und  Darstellung  würde  er  zu  Th.  serpyllum 
t].  angustifolius  Boiss.  gehören.  Aber  dieses  ist,  wie  schon  Kerner 
bemerkt  hat,  ein  Gemenge  verschiedener  Formen  (so  ist  z.  B.  Th. 
argaeus  Boiss  et  Bai.,  vom  Mens  Avgaeus  in  Cappadocien,  leg. 
Kotsrhy,    gewiss    eine    eigenthümliche  Art),    und    die    vorliegende 


269 

Pflanze  vom  Chersonesos  ist  auch  gewiss  verschieden  vom  Th.  angu- 
stifoUm  Pers,  des  mittleren  Europa,  der  im  Gebiete  der  Flora 
Orieutalis  schwerlich  noch  gefunden  wird  (s.  auch  Kerner's  Sche- 
dae  I). 

Der  Th.  heterotrichus  Griseb.  hat  wohl  einige  Aehnlichkeit  mit 
der  Pflanze  von  S inte nis,  in  der  Consistenz  der  Blätter,  auch  in 
der  Bildung  gestielter  axillärer  Blattbüschel,  unterscheidet  sich  aber 
offenbar  durch  den  nicht  derartig  niederliegeuden  Wuchs,  weit  grös- 
sere zum  Grunde  länger  gestielte  .Blätter  (diese  in  dem  verlän- 
gerten Haupttriebe  bis  2  cm.  lang,  beim  Th.  SintenisH  höchstens 
1  cm.),  die  nur  am  Grunde  gewimpert,  oberseits  stets  kahl,  unter- 
seits,  so  wenigstens  an  den  Haupttrieben,  mit  deutlichen  Seitennerven 
versehen  sind.  Ferner  ist  die  Kelchröhre  weiter  und  kürzer,  die 
Kelchoberlippe  tiefer  dreispaltig,  innen  kahl. 

Obzwar  ich  nun  den  Th.  SintenisH  wegen  mangelnder  frischer 
Blüthentraubeu  nicht  vollkommen  kennen  gelernt  habe,  so  bin  ich 
doch  selbst  nach  dem  Vergleiche  der  vegetativen  Theile  überzeugt, 
dass  er  nicht  zum  Th.  heterotrichus  Gris.,  als  welcher  er  ausgege- 
ben wurde,  gehören  kann,  noch  zu  einer  anderen  der  mir  bekannten 
oder  sonst  beschriebenen  Arten.  Denn  auch  der  Th.  lyarvifolius  C.Koch 
und  Th.  rariflorus  C.  Koch  (bei  Boissier  Synonyma  des  Th.  ser- 
pyll.  if\.  angustifolius)  sind,  wenn  die  Beschreibungen  (die  ich  aus 
Wal  pers  kenne)  exact  sind,  ebenfalls  in  mehreren  Stücken  ver- 
schieden. 

Als  Thymus  cimicinus  Blume,  der  nach  Ledebour  bisher 
nur  bei  Astrachan  (Eichwald)  angegeben,  habe  ich  einen  von  Becker 
bei  Sarepta  gesammelten  und  als  Th.  odoratissimus  latifolius  bezeich- 
neten, aber  vom  Th.  odoratissimus  M  B.  („var.  angustifolia''^  Becker) 
weit  verschiedenen,  aus  dem  Herbarium  horti  Petropolitani  stam- 
menden Thymus  bestimmt.  Die  Beschreibung  des  Th.  cimicinus  in 
Ledeb.  Fl.  ross.  passt  ganz  gut;  noch  sei  hinzugefügt,  dass  die 
Kelchoberlippe  immer  über  dem  Haarkranz  durchaus  dicht  behaart 
ist  und  die  Blüthen  sehr  bald  und  stark  herabgeschlagen  erscheinen. 
Nahe  verwandt  ist  ihm  (jedoch  wohl  verschieden)  der  Thymus  dumu- 
losua  Boiss.  n.  sp.  in  Perouin's  Plantes  de  Cilicie. 


Rosa  ieopoliensis  n.  sp. 

Von  Br.  Blocki. 

Diagnose:  Strauch  mittelgross  bis  gross,  von  dunkelgrüner 
Farbe.  Stacheln  röthlich,  derb,  schwach  sichelförmig  gekrümmt,  an 
der  Basis  breit,  an  den  Zweigen  zu  3 — 4  unter  jedem  Blattstiel  ge- 
häuft, an  den  sterilen  heurigen  Trieben  sehr  dicht  aufgetragen,  un- 
gleich. Blattstiele  dicht  behaart,  mit  wenigen  kurzen  Stachelchen 
und  zahlreichen  kurzen  Drüsen  besetzt.  Blättchen  mittelgross, 


270 

zu  7,  nur  an  den  Blüthenzweigen  zu  5,  fast  lederig,  genähert,  ober- 
seits  dunkelgrün,  unterseits  graugrün,  elliptisch,  kurz  zugespitzt, 
bis  zur  eiförmigen  Basis  gesägt;  das  Endblättchen  mit  schwach- 
herzförmiger  Basis;  das  unterste  Blättchenpaar  zweimal  kleiner 
als  das  nächstfolgende.  Die  Blätter  beiderseits  dicht  anliegend  be- 
haart, unterseits  zwischen  den  stark  hervortretenden  Nerven  + 
dicht  mit  sehr  kurzen  meist  röthlichen  Drüsen  besetzt. 
Sägezähne  nach  der  Spitze  der  Blättchen  hin  an  Grösse  zunehmend, 
ziemlich  abstehend,  kurz  dreieckig  spitz,  davon  viele  mit  einem  kür- 
zeren drüsig  bespitzteu  Zähuchen  versehen.  Nebenblättchen  länglich, 
unterseits  an  den  Nerven  und  an  den  Eändern  behaart,  sonst  kahl, 
an  den  Rändern  überdiess  dicht  drüsig,  mit  abstehenden,  spitzen 
Oehrchen.  Nebenblättchen  der  blüthenständigen  Blätter  stets  grösser 
und  breiter  (bis  2  Cm.  lang  und  1  Cm.  breit)  mit  vorgestreck- 
ten, zugespitzten  Oehrchen.  ßlüthen  einzeln,  resp.  zu  dreien  ge- 
huschelt; Blüthenstiele  1  Cm.  lang,  kürzer  als  die  sie  stützenden 
Deckblättchen,  dicht  unter  der  Frucht  mit  2—5  ziemlich  kurz- 
gestielten Drüsen  besetzt.  Receptakeln  kugeligeiförmig,  nach 
oben  etwas  verschmälert,  ganz  kahl.  Kelchzipfel  fiederspaltig, 
mit  langem  und  schmalem,  linealkeulenförmigem  Endlappen  ver- 
sehen, unterseits  mit  kurzen  röthlichen  Drüsen  dicht  be- 
kleidet, nach  der  Anthese  ausgebreitet,  dann  aufgerichtet, 
bis  zur  Fruchtreife  bleibend.  Blumeukrone  mittelgross,  dunkel- 
rosenroth.  Griffelköpfchen  gross,  erhaben,  dicht  behaart.  Schein- 
frucht gross,  eiku gelig,  2mal  länger  als  ihr  Stiel,  duukelroth. 

Standort:  In  der  Umgebung  von  Lemberg  an  folgenden 
Standorten:  Am  „kleinen  Sandberg",  zwischen  Zniesienie  und  dem 
„Kaiserwäldchen"  und  endlich  in  HoJosko  au  zwei  Stellen.  Sonst  nur 
in  Bilcze  in  Südostgalizien  von  mir  beobachtet. 

Bemerkungen:  Von  der  systematisch  uächstverwandteu  R. 
frutetorimi  Bess.  (in  „Enum.  pl.  Volh.  etc.")  und  Bor b äs  (Monogr. 
rosar.  pag.  450)  unterscheidet  sich  M.  leopoUensls  m.  sehr  erheblich 
durch  die  drüsige  Behaarung,  welche  am  Rücken  der  Kelchzipfel, 
sowie  auf  der  Unterseite  der  Laubblättchen  +  dicht  aufgetragen  ist^). 
Getrocknete,  ganz  instructive  Exemplare  dieser  ausgezeichneten  Art 
von  Zniesienie  (von  Dr.  Woioszczak  in  meiner  Gesellschaft  gesam- 
melt) haben  Herrn  H.  Braun  vorgelegen  gelegentlich  der  Bearbei- 
tung dessen  „Rosae  agri  leopoliensis  a  Dr.  Woloszczak  lec- 
tae"  (in  Spraw.  kom.  fizyogr.  Krak.  1886),  und  ich  kann  daher 
nicht  umhin,  meiner  gar  grossen  Verwunderung  Ausdruck  zu  geben, 
dass  Braun  bei  der  Prüfung  der  genannten  Exemplare  subfoliare 
Drüsen  an  denselben  nicht  bemerkt  hat,  wiewohl  dieselben  auf  allen 
Blättern  sehr  reichlich  aufgetragen  sind,   ja  Dr.  Woloszczak  Herrn 


')  An  den  Bilczeer  Exemplaren  der  B.  leopol.,  an  deren  Laubblättchen 
Borbäs  die  eben  gedachten  Drüsen  mit  dem  Objectiv  Nr.  4  des  Hartnack'schen 
Mikroskopes  nicht  bemerkt  zn  haben  behauptet,  sehe  ich  dieselben  mit  ge- 
wöhnlicher Loupe,  selbst  an  getrockneten  Exemplaren,  ganz  genau. 


271 

Brauu  auf  dieselben  £?auz  ausdrücklich  aufiueiksam  maclite.  Trotz 
alledem  gedenkt  H.  Braun  in  der  Dia'^nose  dieser  ßoso  niclit  nait 
einem  Worte  der  subfoliaren  Drüsen  und  zieht  ganz  einfach  meine 
„Ä.  leopolitana^  als  Synouj^m  zu  B.  frutetorum  Bess.,  welch  letz- 
tere Art  —  nebenbei  gesagt  —  im  Hinblick  auf  den  Umstand,  dass 
Besser  bei  der  Vertheilung  seiner  Rosenarten  nichts  weniger  als  scru- 
pulös  vorgegangen  ist,  und  speciell  unter  dem  Namen  R.  frutetorum 
allerlei  diverse  Arten  vertheilte  (vide  Borbäs  1.  c.)  —  lediglich 
einen  mythisch-historischen  Werth  besitzt.  —  Bei  dieser  Gelegenheit 
erachte  ich  für  meine  Pflicht,  im  Interesse  der  polnischen  Floristen 
imd  meiner  heimatlichen  Flora  meiner  tiefbegrüudeten  Ueberzeugung 
entschieden  Ausdruck  zu  geben,  wonach  Braun's  obgenannte,  die 
Lemberger  ßosen  betreffende  Abhandlung,  wiewohl  dieselbe,  ober- 
flächlich betrachtet,  imponirend  sich  präsentirt  —  im  Grunde  ge- 
nommen nur  sehr  problematischen  wissenschaftlichen  Werth  besitzt 
und  in  viel  höherem  Grade  für  die  galizische  lihodologie  verhäug- 
uissvoll  zu  werden  im  Stande  ist,  als  es  das  bekannte,  auch  in  der 
besten  und  schönsten  Absicht  verfasste  Werk  A.  Knapp's  betreffs 
der  Hieracien  wurde.  Dass  dem  so  ist,  muss  jeder  Unvoreinge- 
nommene einsehen,  wenn  er  den  Umstand  in  Betracht  zieht,  dass 
H.Braun  bei  der  Verfassung  obgenannter  Abhandlung  — darin  dem 
Schweizer  Ehodologen  Christ  folgend  —  den  ganz  und  gar  phan- 
tastischen Standpunkt  vertrat,  dass  die  nach  meiner  tief  begründeten 
Ueberzeugung  trotz  Haeckel,  Huxley,  Seidel  u.  A,  nichts  weniger 
als  wissenschaftlich  begründete  Descendenztheoiie  eine  über  jeden 
Zweifel  erhabene  Wahrheit  ist,  in  Folge  dessen  H.  Braun,  nicht 
beachtend,  dass  es  „nicht  die  Aufgabe  der  Wissenschaft  ist.  Gründe 
für  anziehende  Theorien  aufzusuchen,  sondern  die  Natur  so  vorzu- 
stellen, wie  sie  wirklich  ist",  in  Folge  dessen  also  H.  Brauu  sehr 
zahlreiche,  diverse,  wiewohl  systematisch  ziemlich  verwandte  Ar- 
ten der  Lemberger  Kosenflora  per  fas  et  nefas  in  den  Bereich 
einer  einzigen  Generalspecies  (Sammelspecies)  zieht,  eine  künst- 
liche, zu  keiner  der  hineingezogenen  Arten  genau  passende  Diagnose 
dieser  Generalspecies  verfertigt  und  nachher  einzelne,  zu  dieser  künst- 
lichen Species  gehörige  Arten  (nach  Braun's  Auflassung  lauter  Sub- 
species,  Varietates,  Subvarietates  resp.  Formae)  kaum  mit 
einigen  Worten  würdigt,  so  dass  es  nicht  einmal  dem  Autor  selbst 
gelingen  würde  —  und  ich  bin  dessen  sicher  —  ohne  Hilfe  der  bei 
der  Verfassung  der  Diagnosen  vorgelegenen  Oiiginalexemplare  sich 
in  diesem  descendenztheoretischeu  Chaos  zurechtzufinden.  Uebrigens 
darf  man  bei  der  Benützung  der  genannten  Braun'scheu  Abhand- 
lung den  Umstand  nicht  aussei'  Acht  lassen,  dass  die  Verlässlich- 
keit  Braun's  in  Betrefl"  seiner  Diagnosen  zu  Folge  der  Aflaire  „7^. 
leopoUensis'-'-  für  jeden  Uubofangeneu  ziemlich  viel  zu  wünschen  übrig 
lassen  muss. 

Lemberg,  am  12.  Juli  1887. 


272 

Fünf  Pflanzen  aus  Dalmatien, 

z.  T.  neu  für  die  Flora  der  österr.-ung.  Monarchie. 

Von  J,  Bornmüller. 

Nicht  allein  die  zerklüfteten  Felsengebirge  der  Bocche  di  Cat- 
taro  Süddalmatiens  und  die  anderen  montenegrinischen  Greuzgebirge 
weisen,  wie  die  neueren  botanischen  Forschungen  in  jenen  doch 
ziemlich  bekannten  Gegenden  immer  wieder  zeigen,  noch  eine  ganze 
Keihe  hervorragender  Novitäten  auf,  sondern  auch  die  niederen 
Strandgebiete  in  nächster  Nähe  der  Städte  und  Ortschaften  verloh- 
nen noch,  sorgfältig  durchforscht  zu  werden,  da  Beispiele  von  geradezu 
überraschenden  Neuheiten  aus  jenen  Districten  durchaus  nicht  zu 
den  Seltenheiten  gehören.  —  Mag  das  wildzerrissene  akrokerannische 
Gebirgsland,  die  botanisch  fast  gänzlich  unbekannte  Albania,  welcher 
das  Meer  vom  jungfräulichen  Boden  doch  mitunter  ein  Samenkorn 
hinweggespült  und  einem  wirthlichereu  Gestade  zuführt,  die  Heimat 
dieser  fremdartigen  Gäste  sein,  deren  Erscheinen  uns  in  Staunen 
setzt,  sollen  wir  den  Winden  und  Vögeln  die  Einschleppung  neuer 
Samen  aus  jener  zackigen  Terra  incognita,  die  sich  dem  Besucher 
der  montenegrinischen  Lovcenspitze  in  so  grossartiger  Weise,  in 
einer  ununterbrochenen  Eeihe  schneeflimmernder  Alpenketten  präsen- 
tirt,  zuschreiben,  oder  mag  in  der  That  die  Durchforschung  Süd- 
dalmatiens noch  so  oberflächlich  sein,  dass  eine  Pflanze  von  auffallender 
Schönheit,  so  eigenartiger  Gestalt,  eine  fusshohe  schwarzpurpurne 
Lysimachia,  dem  Auge  eines  Visiani  und  sonst  jenen  hervorragen- 
den Botanikern,  welche  einst  das  elende  Städtchen  Budua  mit  ihrem 
Besuche  beehrten,  entgehen  konnte;  kurzum,  als  mir  ein  ungeahntes 
Cholera mandat  die  Weiterreise  nach  dem  Süden  versagte,  und  ich 
bei  meinem  unfreiwilligen  Aufenthalt  in  Budua  den  ersten  Ausflug 
mit  Büchse  und  Spaten  unternahm,  war  ich  nicht  wenig  überrascht, 
als  ich  eine  Viertelstunde  südlich  von  der  Stadt,  halb  auf  felsigem 
Grund,  halb  im  Meeressaad,  inmitten  zahlloser  Siderltis  romana  L. 
und  Siderltis  purpurea  Vis.,  gerade  auf  der  classischen  Stätte  der 
seltenen  Mattliiola  glandidosa  Vis.  (Elor.  dalm.  III.  pag.  124)  in 
grossen  Mengen  eine  stattliche  purpurfarbige  Pflanze  anzutreffen, 
die  in  der  Tracht  eines  kleinen  Verbascum  mir  völlig  fremd  war, 
die  ich  in  ihrem  sonderlichen  Aussehen  keiner  Familie  einzureihen 
wusste. 

Lysimachia  Linum  steUatum  in  nächster  Nähe  hätte  mir  die 
Zusammengehörigkeit,  dieselbe  Centralplacenta  der  unverkennbaren 
Primulaceenkapsel  sofort  verrathen  müssen,  aber  der  abnorme  Blü- 
thenstand  und  im  Besonderen  der  Umstand,  dass  diese  Pflanze 
Visiani  nicht  in  seiner  Flora  aufgenommen  und  ihm  folglich  un- 
bekannt geblieben  sein  sollte,  liess  mir  den  Gedanken  nicht  auf- 
kommen, dass  es  sich  um  eine  griechisch-orientalische  Pflanze  handle, 
nämlich  um  Lysi»iaohia  atropurparea  L.  sp.  209  {Ptdladia  utropur- 


273 

purea  Seh.  Sp.  III  423)  die  sonst  nur  noch  iu  Thraciou  und  Mace- 
donieu  beobachtet  worden  ist. 

Es  ist  diess  somit  ein  interessanter  Fund,  ein  sehr  Aveit  nord- 
westwärts  vorgerückter  Standort,  der  wohl  quer  durch  Albanien  mit 
dem  macedouischen  Verbreitungsgebiet  in  Verbindung  steht,  da  diese 
Li/siinachia  an  der  Westküste  der  Balkanhalbinsel  nur  im  äussersten 
Süden  anzutreffen  ist. 

Auf  einer  einfacheren  Weise  mag  sich 

2.  Trifolium  physodes  Stev.  {Gupanix  Tin.)  in  die  dalmati- 
nische Flora  eingeschlichen  haben.  Sie  befindet  sich  unweit  der 
Laudungsstelle  von  Cattaro  in  dem  Gestein  eines  trockenen  Fluss- 
bettes, ihre  Heimat  erstreckt  sich  über  das  südliche  Griechenland 
und  Sicilieu,  und  ist  jedenfalls  —  nach  dem  Standort  zu  schliessen 
—  mit  Waare  eingeführt  worden. 

3.  Cerinthe  auricidata  Ten.  wächst  in  Gemeinschaft  mit  Tri- 
folium plu/sodes  Stev.,  unweit  des  Meeres  bei  Cattaro;  sie  stammt 
aus  dem  Innern  des  Landes,  ist  wenigstens  jenseits  der  Grenze  auf 
montenegrinischem  Gebiet  häufig  an  Wegen  und  Culturstätten  anzu- 
treffen, beispielsweise  am  Wege  nach  Cettinje,  im  Dorf  Njegusch,  aa 
den  ersten  Häusern  vor  Cettinje  und  an  Feldern  bei  Cettinje.  — 
Sie  wächst  bei  Cattaro  gesellig  mit  Smi/rnium  perfoUatum  Mill.,  Me- 
landrium  diuar icatum  'Rchh.  fil. ,  Trifolium  nigrescens  Vis.,  Tr. 
dalmaticum  Vis.,  Tr.  tomentoswmL.,  Tr.  resupinatum  L.,  Tr.  repens, 
Tr.  Molinieri  Balb.,   Tr.  pratense  L.  u.  a.  m. 

4.  Fumaria  anatolica  Boiss.  ist  in  der  Flora  Ragusas  an 
schattigeu  Weiubergsmauern  nicht  selten.  Bereits  aus  Istrien  bekannt, 
war  diese  griechisch-orientalische  Pflanze  in  Dalmatien  zu  erwarten 
gewesen.  Wie  sie  in  Südfrankroich  Einkehr  gefunden  hat,  mag  sie 
auch  hier  eingeschleppt  worden  sein,  wie  ja  auch  ihr  Vorkommen 
im  Banat  vom  Hauptverbreituugsgebiet  sehr  isolirt  ist,  —  Ich  be- 
merke nebenbei,  dass  Fumaria  anatolica  Boiss.  in  warmen  Lagen 
sich  sehr  leicht  einbürgert  und  leicht  zu  einem  lästigen  Unkraut 
werden  kann;  so  z,  B.  hier  im  botan.  Garten  iu  Belgrad,  wo  sie  im 
letzten  Jahre  nur  ganz  vereinzelt  auftrat,  bereits  aber  anfängt,  un- 
ausrottl)ar  zu  werden.  Fumaria  agraria  Lag.  vermag  nicht  gegen 
sie  aufzukommen  und  ist  bei  Parallelcultur ,  wenn  das  Beet  nicht 
frühzeitig  von  der  benachbarten  Fumaria  anatolica  gereinigt  wird, 
nicht  durchzubringen. 

5.  Erwähne  ich  noch:  Palleais  spinosa  Cass.  ß.  pallida  m.  no\. 
var.,  die  nur  eine  Farbenvarietät  der  typischen  sattgelben  P.  spinosa 
Cass.  ist,  in  ähnlichem  Verhältniss  wie  Anthemis  tinctoria  zu  A. 
pallida  DC.  oder  Adonis  aestiualis  L.  zu  Adonis  citrina  Hofm.  Die 
Blüthen  dieser  Varietät  sind  strohgelb,  sie  wächst  gemeinschaftlich 
mit  dem  Typus  zusammen,  zahlreich  an  sonnigen  Abhängen  bei 
Spalato  am  Wege  nach  S.  Stefano,  woselbst  sich  stellenweise  die 
dunkelfarbige  Species  ausschliesst. 

Belgrad  (kgl.  botan.  Garten)  im  Mai  1887. 


274 

Mittheilungen  über  die  Hieracien  des  Riesengebirges. 

Von  Gustav  Schneider, 

Bergverwalter  in  Schraieiieberg  im  Riesengebirge.'J 

(Fortsetzung.) 

y,  spathidlfolmm  mihi  non  Vukot.  Da  die  ältere  Bezoichuimg 
nur  einem  Piloselloicl  (subsp.  2  des  H.  rubricatam  Naeg.  Peter)  aus 
Croatieu  zukommt,  nehme  ich  keinen  Anstand,  dieselbe  für  mein 
Archieracium  beizubehalten. 

Stengel  12 — 18  Cm.  hoch,  hin-  \md  hergebogen,  einköpfig,  2  bis 
4blätterig,  massig  (ziemlich  gleichmässig  am  Ober-  und  Üntertheil) 
kurzhaarig  mit  hellen  in  den  oberen  '/j  des  Stengels  schwarzfüssigen 
Haaren;  im  unteren  Drittel  fehlen  die  schwarzen  Zwiebelborsten, 
oberwärts  sind  schwarze  Borsten-  und  feine  Drüsenhaare  eingemengt. 
Ganz  oben  ist  der  Stengel  reichflockig  bis  fast  filzig  bekleidet;  die 
Flockenbekleidung  nimmt  gegen  die  Stengelmitte  ab  und  verschwin- 
det gegen  die  Stengelbasis  fast  ganz.  Blätter  grasgrün,  ziem- 
lich weich,  beiderseits  ziemlich  reichlich  kurzhaarig,  am  Rande 
gewimpert.  Grrundblätter  zur  Blüthezeit  in  der  primären  Eo- 
sette  wenige  (gewöhnlich  zwei)  noch  grün,  zuweilen  in  Nebenro- 
setten auch  mehrere  vorhanden;  breit-spatelförmig,  in  einen  breit- 
gefiügelten,  massig  langen  Blattstiel  verschmälert  oder  eilauzettlich 
mit  schmal  geflügeltem  Blattstiel,  gezähuelt  (oft  sehr  undeutlich)  mu- 
cronat,  meist  faltspitzig,  circa  6  Cm.  lang.  Untere  Steugelblätter 
meist  länger  als  die  Q-rundblätter  (7—8  Cm.)  spatelig-lanzett- 
lich,  nach  unten  wenig  verschmälert,  sitzend,  mit  deutlich  hervortre- 
tendem weisslichen  Mitteluerv;  unregelmässig  gezähuelt  oder  gezähnt, 
zuweilen  mit  einzelnen,  sehr  grossen  Zähneu;  zugespitzt,  faltspitzig; 
oberste  Steugelblätter  viel  kleiner,  lanzettlich;  ganzraudig,  gezähuelt 
oder  gezähnt,  zugespitzt,  sitzend.  Bei  den  stylosen  Formen  sind  die 
Blätter  ganzraudig  oder  nur  sehr  undeutlich  gezähuelt.  Kopfhüllen 
15  Mm.  lang,  +  kreiseiförmig;  Hüllschuppen  wenigreihig, 
sämmtliche  gleichfarbig  schwärzlich,  breitlich,  stumpflich,  dicht 
zottig  von  kurzen,  graulich  weissen  Haaren.  Zuugeublüthen  etwa 
10  Mm.  über  dieHüllschuppen  hervorragend,  mitkurzeu,  feineu, 
weissen  Seidenhaaren  auf  den  Flächen  und  am  Rande  sehr  spärlich,  an 
denZähneu  reichlicher  behaart.  Blüthenfarbe  goldgelb,  Griffel  dunkel. 

Aus  den  Ostsudeteu  nicht  bekannt,  in  den  Westsudeten  nicht 
häufig,  zuweilen  truppweise  beisammen  wachsend,  z.  B.  am  Nord- 
fiisse  der  Braudkoppe  des  Bruunenberges.  In  der  hohen  Tatra  sam- 
melte ich  diese  Varietät  im  Felkerthale.  Im  Herbar  üllepitsch 
liegen  drei  als  H.  alpinuniL.  von  Aurel  Scherfei  im  Kohlbachthale 
gesammelte  und  bestimmte  Pflanzen  vor,  von  denen  die  eine  zu  var. 
pathidifolimn  m.,  die  zweite  zu  H.  alpinum  var.  ß.  melanocephalimi 
Tausch,  die  dritte  zu  H.  alpicola  Schleich,  ß.  chodopecum  Griseb.  gehört. 


*)  Jetzt  in  Cuunersdorf  bei  Hirscliberg  in  Pr.-Scbksien, 


275 

Letztere  Pflanze  ist  zweiköpfig  und  liegt  iu  demselben  Heibare 
noch  in  sechs  eiuköpfigeu  Exemplaren  aus  dem  Felkerthale  vor,  von 
A.  Scherfei  als  H.  glandidosiou  u.  sp.,  von  Blocki  als  H.  Ulle- 
pltüchä  n.  sp.  neu  benannt!  Wo  soll  das  hinaus,  wenn  Jeder  den 
ihm  unbekannten,  aber  von  anderen  Autoren  längst  unterschiedenen 
und  benannten  Formen,  die  selbst  die  allerneuesten  Monographen 
anerkannt  haben,  neue  Namen  beizulegen  berechtigt  zu  sein  glaubt?! 
Die  Tatraform  des  H.  alpkola  Schleicher  gehört  zu  der  vonGrise- 
bach  bereits  1852  als  rlwdopeum  beschriebenen  Form  des  ßhodope- 
gebirges  und  steht  dem  H.  petraeum  Friv.  aus  dem  Balkan  am 
nächsten,  welches  Naegeli  und  Peter  unter  sorgfältigster  Angabe 
der  diagnostiscben  Unterschiede  (Monographie  der  Piloselloiden  pg.283) 
als  Subspecies  ebenfalls  zu  H.  alpicola  Schi,  ziehen.  Streng  genom- 
men gehört  vorstellende  Bemerkung  nicht  in  eine  Abhandlung  über 
westsudetische  Hieracien;  indessen  glaube  ich,  dass  der  gewissenhafte 
Schriftsteller  keine  Gelegenheit  vorübergehen  lassen  darf,  die  sich 
gerade  darbietet,  um  dem  Treiben  dieser  Wiedertäufer  unter  den 
Botanikern  entgegenzutreten. 

Die  Beblätterung  des  II.  polymorphum  v.  spatlndifolium  erinnert 
einerseits  an  H.  pedunculare  Tsch.,  wesshalb  es  von  ungeübten  Beob- 
achtern als  solches  ausgegeben  worden  ist,  andererseits  an  II  calen- 
duUflorum  Backh.  und  wurde  desshalb  auch  wohl  von  Sammlern, 
welche  nur  auf  die  Beblätterung,  nicht  aber  auf  den  Gesammthabitus 
einer  Pflanze  zu  achten  gewohnt  sind,  iür  eine  Uebergangsform  zu 
diesem  gehalten.  Man  vergleiche  den  Schlusssatz  meiner  vorjährigen 
Mittheiluugen. 

8.  var.  Uechtrltzianioa  mihi  als  Species  (vergl.  diese  Zeitschr. 
1886  pg.  23). ') 

Diese  durch  rundliche,  stumpfe  Gruudblätter  und  eigen- 
thümlich  gestellte  Stengelblätter,  sowie  schaftartigen,  meist 
steif  aufrechten  Stengel  auffällige,  im  Kiesengebirge  seltene,  aus 
anderen  Gebirgen  noch  nicht  bekannte  Form  habe  ich  im  Jahre  1886 
weiter  zu  beobachten  Gelegenheit  gehabt;  ziemlich  zahlieich  auch  iu 
einer  niedrigen,  weniger  robusten  Gestalt.  Der  Form  der  Kopfhüllen 
und  HüUschuppeu  wegen  habe  ich  sie  seit  dem  Herbste  1886  als 
Varietät  des  H.  polymorphum  ausgegeben;  denn  wenn  ich  das 
Ueclitrltzianum,  der  abweichenden  Beblätterung  wegen  als  Species 
beibehalten  wollte,  müsste  diess  mit  var.  spathidifollum  ebenfalls 
geschehen,  welches  noch  dazu  am  häufigsten  mit  kreiseiförmigen 
Köpfen  vorkommt,  während  die  halbkugelige  Form  der  Köpfe  bei 
H.  polymorphum  als  Regel  gilt.  Ich  möchte  mir  nicht  gern  einen 
bekannten  östlichen  Schriftsteller  zum  Muster  nehmen,  der  aus  einer 
systematisch  mittelmässigen  Varietät  drei  Species  macht,  wie  es 
scheint,  nur  um  ihnen  patriotische,  oft  schon  längst  von  andern  ver- 
brauchte Namen   geben    zu  können,    dabei  aber  mit  der  Publikation 

')  Die  Phrase:  „i'olia  subcoriacea"  in  der  citirten  Diagiiuso  bitte,  als  nur 
auf  die  robusten  Formen  passend,  zu  streichen. 


27Ö 

der  zu  seinen  Novitäten  gehörigen  Beschreibungen  und  seiner  „sub- 
jectiven,  tief  begründeten  Auffassung  des  Speciesbegriffes"  ausseror- 
dentlich zurückhaltend  ist. 

Bei  allen,  vorstehend  sub  a.  bis  6.  genannten  Varietäten  kom- 
men stylose  Formen  vor,  welche  in  der  Regel  weichblättriger,  dichter 
und  länger  behaart  sind  als  die  normalen  und  häufig  nicht  mit  Sicher- 
heit in  die  betreffenden  üuterabtheilungen  eingereiht  werden  können, 
wie  diess  schon  bei  Besprechung  der  stylosen  Formen  bei  H.  alpinum 
erwähnt  wurde. 

3.  Gruppe.  Alpina  malitiosa  mihi.  ^) 

Stengel  aufrecht  oder  aufsteigend,  oft  hin-  und  hergebogen,  zu- 
weilen selbst  wellenförmig  geschlängelt,  mehr  oder  weniger  längsge- 
streift, ein-  bis  vielköpfig,  ein-  bis  vielblättrig,  selten  blattlos,  kurz- 
haarig, nach  unten  oft  verkahlend;  am  Obertheile  dichtfilzig 
bis  zerstreut  sternhaarig;  Sternbaare  gegen  die  Basis  sehr  vermindert, 
ganz  unten  fast  0.  Drüsenbekleidung  des  Stengels  oben  +  dicht  oder 
zerstreut,  abwärts  bald  verschwindend.  Die  Kopfstiele  der  Neben- 
köpfe entspringen  häufig  nicht  aus  einer  Blattachsel,  in 
der  Regel  ist  aber  die  Insertionsstelle  durch  eine  Bractee  gestützt. 
Blätter  grasgrün  bis  graugrün,  selten  etwas  glaucescirend  oder 
giauk,  beiderseits  +  behaart,  meist  etwas  derb.  Grundblätter  zur 
Blüthezeit  sowohl  in  der  primären  Rosette,  wie  auch  in  Neben- 
rosetten +  zahlreich,  oft  sehr  zahlreich  vorhanden,  ei-  bis  länglich- 
spateiförmig  bis  längiich-lanzettlich,  meist  in  den  langen,  die  eigent- 
liche Blattplatte  oft  um  das  anderthalbfache  an  Länge  übertreffenden 
ziemlich  schmal  geflügelten  Blattstiel  ganz  allmälig  ver- 
schmälert, ganzrandig  oder  (selbst  tief-)  gezähnt;  die  Zähne  oft  mit 
einer  Stieldrüse  besetzt,  entweder  stumpf,  häufig  mucrouat,  oder  — 
die  lanzettlichen  —  in  eine  lange,  feine  Spitze  vorgezogen. 
Stengelblätter  lanzettlich  bis  lineallanzettlich  oder  lineal,  gezähnt 
oder  ganzrandig,  meist  mit  lang  vorgezogener  Spitze;  am  Ober- 
theile des  Stengels  zuweilen  eins  oder  einige  durch  schmallineale 
Bracteen  vertreten.  KopfhüUeu  kurz  und  meist  ziemlich  dicht  zottig 
behaart  mit  +  eiugemengteu  feinen  Drüsenhaaren  oder  drüsenlos. 
Hüllschuppen  schmal  mit  lang  vorgezogener  Spitze,  mit 
Ausnahme  der  äussersten,  etwas  kürzeren  und  stumpflicheren  Reihe, 
gleichgestaltet,  vielreihig,  dunkel  bis  schwarz.  Ligularsaum 
fast  kahl,  die  Zähnchen  mit  kurzen,  dicklichen,  weissen  Haaren  + 
gewimpert. 

5.  H,  eximium  Backh.  =  H".  alpinwm  4.  S.  sudeiicum  WGr. 

Diese  Pflanze  ist  ebenso,  wie  das  verwandte  decipiens  Tausch 
bisher  von  den  schlesischen  Floristen  am  unzutreffendsten  behandelt 
worden  und  auch  die  neueren  Floren  des  Sudetengebietes  (ich  meine 


')  Diesen  Namen  gab  ich  der  in  Eede  stehenden  Gruppe  mit  Eücksicht 
auf  den  Umstand,  dass  die  beiden  hieher  gehörigen  Species  grosse  und  tüchtige 
Systematiker,  wie  Grisebach,  Uechtritz,  Oborny  und  selbst  Dr.  A.Peter 
aufs  Glatteis  geführt  haben. 


277 

die  Flora  von  Schlesien  von  Fiek  und  die  Oboruy'sche  Flora,  denn 
die  neueste  sudetische  Flora  vom  Volksschullehrer  W.  Winkler  ist 
in  Beziehung  auf  das  p:euus  Hieracium  einer  kritischen  Besprechung 
nicht  würdig)  sind  über  die  Schwierigkeiten,  welche  in  der  Deu- 
tung dieser  tückischen  Formen  liegen,  nicht  sehr  glücklich  hin- 
weggekommen. Hat  doch  selbst  üechtritz  noch  im  Jahre  1870 
zwei  Individuen  seiner  später  aufgestellten  Varietät  chrysostylum  des 
H.  eximmm  im  Herbar  Fiek  als  H.  decipiens  Tausch,  forma  loncfi- 
folia,  bestimmt;  andere  Autoreu  bestimmten  und  bestimmen  zum 
Theil  noch  eine  kurzgestielte,  breitblättrige  Form  des  //,  exhnium 
gemdnum,  welche  am  Glatzer  Schneeberge  vorkommt,  als  //.  nigre- 
scens  Willd,  In  der  Flora  von  Schlesien  hat  Fiek  das  H.  e,vimlum 
als  Varietät  des  H.  alpimnn  dargestellt  und  wie  schon  weiter  oben 
bemerkt  wurde  (auf  Veranlassung  von  Üechtritz)  das  total  ver- 
schiedene H.  calenduliflorum  desselben  Autors  damit  vereiuiot,  worin 
ihm  auch  Oborny  gefolgt  ist.  (Alle  früheren  Autoren  hielten  diese 
beiden  Species  auseinander.)  Diese  unrichtigen  Auffassungen  scheinen 
durch  die  ünkenntniss  der  Backhouse'schen  Originaldiagnose  ent- 
standen zu  sein,  denn  was  Fries  in  der  Epicr.  Hierac.  pg.  43  und 
Babington  im  Manual  of  British  Botany,  7.  Auflage,  1874,  pg.  212, 
über  diese  beiden  Pflanzen  schreiben,  ist  einestheils  unzureichend 
anderntheils  nicht  immer  zutreffend.  Leider  habe  ich  mir  die  Back- 
house'schen Originaldiagnosen  ebenfalls  nicht  verschaffen  können 
(auch  üechtritz  besass  dieselben  nicht),  doch  hatte  Letzterer  von 
ISackhouse  selbst  bestimmte  Pflanzen  aus  Schottland  erhalten,  so 
dass  wir  wenigstens  wissen,  welche  Hieracien  Backhouse  unter  der 
Benennung  eximium  und  calenduliflorum  verstanden  hat.  Unzutreffend 
sind  bei  Fries  (1.  c.)  die  Angaben  bei  H.  eximium:  luvolucra  basi 
truucata,  bei  H.  calenduliflorum'.  luvolucra  basi  rotundata. 

Gestutzte  Kopfhüllen  kommen,  wenigstens  bei  den  Sudeten- 
pflanzeU;,  gerade  bei  H.  eximium  genuimtm  \mü  chi^sostylum  selten, 
dagegen  bei  H.  calenduliflorum  häufiger,  bei  beiden  aber  aus- 
nahmsweise —  nicht  als  Kegel  —  vor.  Auch  Babington  sagt: 
involucre  truncate  sowohl  bei  H.  eximium,  wie  bei  calenduliflorum. 
Die  Hüllschuppen  beschreibt  Bab.  bei  H.  eximium:  phyllaries  (i.  e. 
squamae  involucri)  many  linear-attenuate,  outer  phyll.  small  lax; 
bei  H.  calenduliflorum:  phyllaries  many  linear-attenuate,  outer  phyll. 
lax,  was  bei  calenduliflorum  mit  den  Originalpflanzen  aus  Schottland 
ebenso  wenig  übereinstimmt,  wie  mit  den  sudetischen.  Ich  beschreibe 
daher  das  H.  eximium  nach  meinen  eigenen  Beobachtungen  wie  folßt: 

Stengel  aufrecht,  etwas  hin-  und  hergebogen,  stielrund,  zuweilen 
hohl,  +  deutlich  längsstreifig,  einfach  oder  ästig,  verschieden 
dicht  behaart  bis  fast  kahl;  oberhalb  mit  Drüsenhaaren,  Borsten  und 
Sternflocken  +  dicht  bekleidet,  welche  nach  abwärts  vermindert,  an 
der  unteren  Stengelpartie  aber  sehr  zerstreut  auftreten  oder  ganz 
fehlen.  Grundblätter  zur  Blüthezeit  +  zahlreich  vorhanden,  +  behaart 
bis  fast  kahl.  Stengelblätter  lanzettlich,  in  eine  lange  Spitze 
vorgezogen,  nach  oben  in  der  Regel  in  schmallineale  Brac- 


278 

teen  übergeheud.  Kopfhüllen  dick  cylindrisch  oder  halbku- 
gelig mit  abgerundeter  oder  gestutzter  Basis,  gross  oder  mit- 
telgross (bis  20  Mm.  und  darüber  lang),  kurz  und  dicht  behaart, 
drüsenlos;  Hüllschuppen  ziemlich  schmal,  mit  Ausnahme  der 
äusseren  Eeihe  in  eine  lange,  feine  Spitze  vorgezogen,  dunkel 
bis  fast  schwarz.  Zungenblüthen  auf  den  Flächen  und  am  Rande 
spärlich,  an  den  Zähnchen  reichlicher  behaart.  Blüthenfarbe  tiefgelb, 
beim  Trocknen  meist  mit  einem  Stiche  ins  röthliche,  bis  fast  orange. 
Blüthezeit  beginnt  gegen  Mitte  Juli. 

Ich  unterscheide  innerhalb  der  Species  exhninm  Backh.  folgende 
Formen,  deren  Diagnosen  ich  später  veröffentlichen  werde: 

a)  var.  genuinum  m.  umfasst  die  dunkelgrifflichen,  massig  be- 
haarten Gestalten  der  Ostsudeten  in  folgenden  Formen: 
ß.  typicum.  Die  hohen  schmalblättrigen  Formen  mit  langgestielten 

Blättern; 
ß.  pseudonigrescens    mihi  =  H.  nigrescens    Aut,    plur.    non  Willd. 
Niedrigere,    breitblättrige  Formen   mit   kurzgestielten    Blättern, 
welche    ich  bisher  nur  vom  Glatzer  Schneeberge,  als  H.  nigre- 
scens Willd,  falsch  bestimmt,  gesehen  habe. 
h)  var.  chrystostylmn  Uechtr.  Hiezu  gehören  die  gelbgriffligen, 
stärker   bekleideten  Gestalten   der  Ostsudeten    in  folgenden  Formen: 
«.  normale.  Hohe,  gross-  und  vielköpfige  Formen  mit  vorherrschend 

gezähnten  und  langgestielten  Blättern; 
ß.  tenellum  Backh.  Niedrige,  einköpfige  Formen  mit  vorherrschend 
gauzrandigen,  meist  kurzgestielten  Blättern. 
Mit   letztgenannter  Form    dürfte    das  H.  cochleare  Huter    aus 
Tirol  zu  vergleichen  sein;    leider  liegen  mir  von  demselben  nur  vier 
Individuen  vor. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Zur  Flora  von  Galizien. 

Von  Dr.   Eustachi   Woloszczak. 

Eine  der  interessantesten  Localitäten  des  Janower  Waldes  bei 
Lemberg,  nämlich  die  Umgebung  von  Jaryna,  ist  schon  seit  längerer 
Zeit  ziemlich  gut  bekannt,  weniger  die  von  derselben  entfernteren.  Eine 
botanische  Fusstour  auf  den  die  Hauptstrasse  des  Janower  Waldes 
kreuzenden  Wegen  in  der  Richtung  von  Süd  nach  Nord  schien  mir 
daher  angezeigt.  Ich  verliess  die  Bahn  in  Kamienobrod  bei  Grodek, 
gelangte  über  Dobrostany,  Karczmary  und  Starzyska  bis  Majdan  und 
kehrte  über  Leluchowka,  Jauöw,  Zalesie  und  R.  Rzesna  nach  Lem- 
berg zurück.  Ich  will  hier  nur  nennenswerthe  Pflanzenfunde  an- 
führen. 

Aus  Dobrostany  Scrophidaria  ScopolU,  aus  dem  an  Karczmary 
grenzenden  Theile  des  Janower  Waldes:    Orehis  coriophora,  Hiera- 


279 

cmni  Bcmhini,  Auricula  X  Bauhini,  Bauhini  X  Pilosella,  Pilosella, 
Auricnla,  polotücum  und  Auricula y^iyolomcum,  Si/mphi/hmi  tubero- 
sum, Salix  silesiaca  und  Aconitum  septcntrionale  (uoii  moldavicum), 
welches  hier  in  zahlreichereü  Individuen  auftritt,  während  es  bei  Ja- 
ryna  selbst  spärlich  ist. 

Nördlich  von  Jaryna  in  der  Richtung  gegen  Majdan  sah  ich 
Salix  silesiaca  an  mehreren  Stelleu  und  glaube,  dass  sie  auch  weiter 
nach  Norden  vordringt,  ferner  S.  aurita  X  silesiaca,  Ribes  rubrum, 
Iris  sibirica  und  bohemica,  Aquilegia  vulgaris,  Giadiolus  imbricatus, 
Hieracium  Bauhini,  polonicum,  vulgatum  und  umhellatwn,  Viola 
montana  und  Centaurea.  austriaca.  Manches,  was  bei  Jaryna  vor- 
kommt, mochte,  weil  im  Juni,  als  ich  die  Tour  machte,  noch  nicht 
hinreichend  entwickelt,  von  mir  übersehen  worden  sein;  Cineraria 
aurantiaca  und  Scorzoncra  purpurea,  die  auch  bei  Jaryna  seiteuer 
sind,  ebenso  Salix  livida  wurden  jedoch  hier  vermisst. 

Aus  Majdan  nenne  ich  das  Geum  aleppicum,  und  von  dem  in 
der  Nähe  mitten  im  Walde  befindlichen  sandigkalkigen  Fels  Stolowy 
kamieii  (Tischstein)  den  verkannten  Cotoneaster  orientalis.  Sell)st 
ohne  Blütheu  und  Frucht  lässt  er  sich  von  C  vulgaris  und  tomen- 
tosa  unterscheiden.  Im  Habitus  ähnelt  er  dem  C.  vulgaris,  in  Form 
und  Behaarung  der  Blätter  dem  0.  tomcntosa,  dessen  Habitus  in 
Folge  der  durch  die  Inflorescenz  bedingten  Art  der  Verzweigung  au 
Mespilus  germanica  erinnert.  Von  dem  einige  Schritte  vom  Tisch- 
stein entfernten  Fels  nenne  ich,  weil  das  Uebrige  bekannt,  blos  die 
Carex  pediformis,  welche  hier  bei  weitem  üppiger  wird,  als  an  dem 
von  mir  zuerst  entdeckten  sandigen  Standorte  beim  israelitischen 
Friedhofe  in  Lemberg. 

Aus  Zalesie  erwähne  ich:  Festuca  psammophila  Hack.,  Saxi- 
fraga  tridactylites,  Hieracium  Auricida  X  Pilosella  und  Mosa  mi- 
cans,  letztere  drei  auf  einem  Kalkhügel,  Struthiopteris  germanica 
am  Fusse  desselben;  am  R.  Rzesna  Rumex  aquaticus  uud  Hottonia 
palustris. 

Bei  dieser  Gelegenheit  will  ich  auch  der  Carex  Buehii  ge- 
denken, welche  meines  Wissens  in  Galizien  noch  nicht  gefunden 
Avurde.  Sie  wächst  auf  Wiesen  zwischen  S.  Wisznia  und  Rodatycze 
in  der  Nähe  von  Equisetum  variegatum  und  Iris  bohemica,  die  hier 
auf  kalkigfelsigen  Stellen  auftiitt. 

Schliesslich  muss  ich  einige  Worte  hier  anfügen  mit  Rücksicht 
auf  den  in  der  vorigen  Nummer  dieser  Zeitschrift  erschienenen  Ar- 
tikel des  Herrn  Braun,  in  welchem  derselbe  behauptet,  dass  meine 
ins  Gefecht  geführten  Exemplare  der  Rosa  leopoUensis  mit  der 
Sache,  d.  h.  mit  dem  Streite  über  die  R.  leopoUensis  eigentlich 
gar  nichts  zu  thun  haben.  Vor  Allem  will  ich  bemerken,  dass  ich 
in  meinem  diessbezüglichen  Aufsatze  an  kein  Gefecht  gedacht  habe; 
ich  wollte  weder  Herrn  Blocki  vertheidigen,  noch  Herrn  Braun's 
\'erdieuste  um  die  Rosenkunde  schmälern,  sondern  nur  im  Interesse 
der  Wahrheit  reden.  Nachdem  Herr  Blocki  irrthümlich  auch  nicht 
drüsigblätterige  Rosenstücke    als   seine   Rosa  leopoUensis  ausgegeben 


280 

hatte,  wie  ich  es  nach  der  Erklärung  des  Herrn  Prof,  Dr.  Borbäs 
glauben  muss,  konnte  man  streng  genommen  nur  über  bestimmte 
Eosenexemplare  streiten,  indem  thatsächlich,  weil  nicht  beschrieben 
—  keine  R.  leopoliensis  existirte.  Wenn  aber  Herr  Braun  die  R. 
leopoUensis  in  seiner  Arbeit  über  meine  Eosen  als  Synonym  bei 
seiner  Varietät  der  R.  frutetorum  aufgeführt  hat,  wurden  gerade 
meine  Exemplare  Nr.  5  und  44  zu  Originalen  der  R.  leopoliensis 
Bt.  gestempelt,  und  musste  ich  schliesslich  beim  bekannten  Streite 
mitreden. 

Lemberg,  4.  Juli  1887. 


Beitrag   zur  Flora  des  nördlichen  Mährens  und  des 

Hochgesenkes. 

Von  Dr.  Ed.  Formänek, 

k.  k.  Professor  am  böhmischen  Gymnasium  in  Brunn. 
(Fortsetzung.) 

Carex  pauciflora  Ligthf.  Keilig,  Kl.  und  Gr.  Seeberg. 

—  muricata  L.  D.-Liebau,  Bautsch,  Wigstadtl,  Odrau. 

—  leporina  L.  D.-Liebau,  Petersdorf,  Rabeuseifen,  Gr.-Ullersdorf, 
Buchelsdorf,  Neiidorf,  Beckengrund,  D. -Märzdorf,  Wüst-Seibers- 
dorf,  Nikles,  Blaschke,  Kl.-Mohrau,  Wermsdorf,  Kleppel,  Keilig, 
Bärenkamm;  Leitenberg,  Altvater  etc.  (v.  Niessl)!,  Dämm- 
baude, Gr.  Hirschkamm,  Schieferheide,  Berggeist,  Saugraben, 
Kiesgraben,  Eömerstadt,  Irmsdorf. 

—  echinata  Murr.  (1770).  D.-Liebau,  Liebesdorf,  Gross-Ullersdorf, 
Buchelsdorf,  Neudorf,  D.-Märzdorf,  Wüst-Seibersdorf,  Ludwigte- 
thal,  Stollenhau,  Nikles,  Pocatky  bei  Krummwasser,  Kl.-Mohrau, 
Krondörfl,  Kleppel,  Keilig,  Uhustein,  Bärenkamm,  Altvater, 
Dämmbaude,  Peterstein,  Eömerstadt,  Wigstadtl. 

—  canescens  L.  Eother  Berg. 

—  remota  L.  Bradlsteine  und  Krausenbüschel  bei  Deutsch-Liebau, 
Brandwald  bei  Deutsch-Märzdorf,  Wüst-Seibersdorf,  Wermsdorf, 
Kiesgraben,  Kriech,  Janowitz,  Eömerstadt,  Wigstadtl,  Lautsch, 
Scheuergrund  u.  a.  0.  bei  Odrau. 

—  Goodenoughii  Gay.  (1839).  Ob.  Fl.  v.  M.  u.  ö.  Schi.  p.  178. 
Verbreitet  und  zwar  zumeist  in  der  Form  juncella  Fr.,  so  bei 
Gr.-Ullersdorf  (Oborny),  Ludwigsthal  Eeigersdorf,  Pocatky  bei 
Krummwasser,  Grumberg,  Kl.-Mohrau,  Krondörfl,  Eother  Berg, 
Altvater,  Schieferheide,  Janowitz,  Eömerstadt,  Bautsch,  Wig- 
stadtl, Odrau. 

■  var.  turfosa  Fr.  sp.  Gr.  Hirschkamm. 

—  pilulifera  L.  Gr.-Ullersdorf. 

—  limosa  L.  Kl.  Seeberg. 


281 

Carev  flacca  Schreb.   Gr.-Üllersdorf. 

—  pcmicea  L.  Gr.-Üllersdorf,  Ludwigsthal,  Knimmwasser,  Klein- 
Mohrau,  Kroudörfl,  Wigstadtl,  Odrau. 

—  pallesoens  L.  Gross-Ullersdorf  (v.  Niessl),  hier  sehr  häufig; 
Deutsch -Liebau,  Petersdorf,  ßabenseifeu,  Zöptaii,  Marscheudorf, 
Buchelsdorf,  Neudorf,  Wieseuberg,  Wüst-Seibersdorf,  Ludwigs- 
thal, Reigersdorf,  Klein -Mohrau,  Kroudörfl,  Bärenkamm,  Auer- 
hahnbaude,  Knoblochgraben,  Bärmuttergraben,  Janowitz,  Römer- 
stadt, Fichten  bei  Irmsdorf,  Bautsch,  Wigstadtl,  Odrau. 

—  silvatica  Huds.  Trausnitz  bei  Petersdorf,  Rabeuseifen,  Gr.-Ullers- 
dorf,  Brandwald  bei  Deutsch-Märzdorf,  Wüst-Seibersdorf,  Pföhl- 
wies,  Wald  bei  der  Ruine  Neuhaus,  Nikles,  Ältvaterwald,  Kies- 
graben, Kriech;  Wieseuberg,  Winkelsdorf,  Wermsdorf  (Oborny)!, 
so  Spitzberg  etc.;  Janowitz,  Grundwald  und  Schlossberg  bei 
Römerstadt. 

—  flava  L.  a.  macrorrhyncha  Celak.  Prodr.  Fl.  B.  p.  71.  Gross- 
Ullersdorf,  Ludwigsthal,  Jjrumberg,  Kiesgraben,  Kriech,  Römer- 
stadt, b.  hrachyrhyncha  Celak.  1.  c.  Reigersdorf. 

—  Oederl  Ehrh.  Pocatky  bei  Krummwasser,  Kl.-Mohrau,  Kroudörfl, 
Dämmbaude. 

—  ampuUacea  Good.  a.  normalis  Celak.  Prodr.  Fl.  B,  p.  73.  Gross- 
Ullersdorf,  Neudorf,  Römerstadt. 

Heleocharis  palustris  R.  Br.  Noch  bei  Römerstadt. 
Eriopliorum  vaginatum  L.    Saugraben,    Gr.    Hirschkamm,    Schiefer- 
heide. 

—  latifolium  Hoppe.  Gr.-Ullersdorf,  Beckengrund. 
Juncus  glaucus  Ehrh.  D. -Liebau,  Wigstadtl,  Odrau. 

—  ßliformis  L.  Peterstein,  horizontaler  Weg  von  der  Schäferei  zum 
Franzens-Jagdhause. 

—  trißdus  L.  Auf  felsigen  Stellen  der  Backofensteine  ganze  Rasen 
bildend. 

—  squarrosus  L.  Wigstadtl,  Kunzendorf. 

—  compressus  Jcq.  Verbreitet  in  der  Petersdorfer,  Gr.-UUersdorfer, 
Grumberger  und  Klein-Mohrauer  Gegend. 

—  bufonius  L.  Gemein  im  b.  G. 

Luzula  silvatica  Gaud.    Saugi-aben,  Franzens-Jagdhaus,  Kriech,  Gr.- 
Hirschkamm,  Schieferheide,  Hof  borg,  Hörndl  steine. 

—  alhida  DC.  Gross-Ullersdorf,  Marscheudorf,  Wüst-Seibersdorf, 
Klein-Mohrau,  Odrau,  Lautsch,  Neudörfl,  Werdenberg,  var.  ru- 
hella  Hoppe.  Rother  Berg,  Bärenkamm,  Altvater,  Peterstein, 
Gr.  Hirschkamm,  Hofberg. 

—  multiflora  Lej.  Petersdorf,  Gross-Ullersdorf,  Wüst-Seibersdorf, 
Grumberg,  Kl.-Mohrau,  Römerstadt,  Odrau.  Var.  fusconigra  Gel. 
Saugraben,  Gr.  Hirschkamm. 

—  sudetica  Presl.  Horizontaler  Weg  von  der  Schäferei  zum  Fran- 
zens-Jagdhaus. Saugraben,  Gr.  Hirschkamm,  Scbieferheide. 

Allium  sibiricum  Willd.  Saiigraben,  Bärmuttergraben. 

—  oleraceum  L.    D.-Liebau,    Liebesdorf,    häufig  bei  Gr.-Ullersdorf, 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  8.  Höft  1887.  23 


282 

Noudorf,  Beckengnmd,  B. -Märzdorf,  Nikles,  Bautsch,  Wigstadtl, 

Odraii,  Neudörfl;  Blauda,  Wiosenberg  (Oboruy)! 
Muscarl  comosmn  Mill.  D.-Liebau,  Gr.-Ullersdorf. 
Slreptoptis  amplexifoUus  DC  Saiigrabeu,  Bärmiittergraben,  Frauzens- 

Jagdbaus,  Kriecb. 
Smüacina  bifoUa  Desf.  Gemein,  iu  böheren  Lagen:  Peterstein,  Höbe 

Heide,  Gr.  Hirscbkamm. 
Convallaria  majalis  L.    Bradlsteine  bei  D.-Liebau,    Gross-Ullersdorf, 

Kömerstadt,    beim     Podelsky -Bacb    bei    Irmsdorf,    Wigstadtl, 

Odrau. 
Polygonatum  officinale  All.   Petersdorf,    Gr.-Ullersdorf,   Blauda,  B.- 

Märzdorf. 

—  7nultifloru7n  All.  Zöptau,  Hutberg,  u.  a.  0.  bei  Gr.-Ullersdorf, 
Neudorf,  Kl.-Mobrau,  Römerstadt,  (Gruudwald  etc.),  Wigstadtl, 
Odrau,  Hirnicb  bei  Neudörfl. 

—  verticillatum  All.  Ludwigstbal,  Reigersdorf,  Pföblwies,  Nikleser 
Wald,  Altvater  Wd.,  Kl.-Mobrau,  Kleppel  vom  Altvater  über 
den  Peterstein  auf  allen  Gipfeln  bis  zum  Berggeist  und  Röbrberg 
und  von  der  Schäferei,  dem  -Saugraben  und  dem  Franzens-Jagd- 
baus  bis  in  den  Kiesgraben  und  zu  den  Köblerbütten  u.  a.  0. 
bei  Wermsdorf. 

Paris  quadrifolia  L.  Am  Wege  zu  Kriech  oberhalb  Wermsdorf  und 
vielen  anderen  Punkten  im  Sudeteuzuge  vom  Glatzer  Schnee- 
berg ab  bis  gegen  Bärn  und  Rautenberg  (Oborny)  Trausnitz 
bei  Petersdorf,  Gr.-Ullersdorf,  Braudwald  und  Brünnel  bei  D.- 
Märzdorf,  Hiuterbusch  u.  a.  0.,  bei  Wüst  Seibersdorf,  Ludwigs- 
thal, Reigersdorf,  Pföblwies,  Nikles,  Altvaterwald,  Kl.-Mobrau, 
Kleppel,  Berggeist,  Janowitz,  Grundwald,  u.  a.  0.,  bei  Römer- 
stadt, Fichten  bei  Irmsdorf. 

Colchicum  autumnale  L.  Goldeufluss ,  Kl.-Mohrau,  Römerstadt, 
Janowitz,  Wigstadtl,  Kl.  Hermsdorf,  Lantsch,  Odrau,  massen- 
haft bei  Schönau,  Sohle. 

'Ferair^tmZoZ>«?Z^■awwmBornh.Saugraben, Bärmuttergraben,  Franzens- Jagd- 
haus, Kriech,  Kiesgraben  bis  zu  den  Köhlerhütten,  bei  Werms- 
dorf, Hofberg,  Berggeist  bis  zum  Römerberg  bei  Kleppel,  Hoch- 
wald bei  Janowitz. 

Trbjlocliia  palustris  L.  Gr.  Ullersdorf  (Paul),  Karlsquelle  u.  a.  0., 
Petersdorf. 

Alisma  plcvntago  L.  Gemein,  var.  laneeolatum  Aut.  bei  Blauda  und 
Wigstadtl. 

Orchis  maculata  L.  Gr.-Ullersdorf,  Beckengrund,  D. -Märzdorf,  Kl.- 
Mohrau,  Kleppel,  Wermsdorf,  Kiesgraben  ,  Berggeist,  Petersteiu, 
Janowitz,  Neufeld,  Römerstadt,  Irmsdorf. 

—  latifolia  L.  D.-Liebau,  Gr.-Ullersdorf,  D.-Märzdorf,  Wermsdorf 
Kriech,  Römerstadt. 

(Fortsetzung  folgt.) 


283 

Mein  wissenschaftliches  Streben  und  Schaffen. 

Eine  Autobiographie  von  Rudolf  V.  Uechtritz. 

(Schluss.) 

Durch  einen  derartigen  Verkehr  mit  Männern  der  Wissenschaft, 
von  denen  ich  zudem  einen  Theil  persönlich  kennen  zu  lernen  Ge- 
legenheit fand,  wurde  mit  der  Zeit  eine  ausgebreitetere  und  geläu- 
tertere  Formenkenntniss  erzielt,  aber  zugleich  auch  die  Einsicht 
gewonnen,  dass  eine  solche  nicht  den  Endzweck  der  botanischen 
Systematik  bilden  könne,  umso  eher,  als  ein  Theil  dieser  Epoche 
meiner  wissenschaftlichen  Entwicklung  mit  dem  Auftreten  der  Dar- 
win'schen  Theorie  zusammenfiel,  die  später  eine  so  grosse  Bedeutung 
gerade  für  die  Fortschritte  jener  Disciplin  und  der  Pflanzeugeographie, 
der  ich  ebenfalls  schon  lange  ein  reges  Interesse  zugewendet  hatte, 
gewinnen  sollte.  Was  den  Darwinismus  anbetrifft,  so  muss  ich  aller- 
dings bekennen,  dass  ich  mich  längere  Zeit  demselben  gegenüber 
ablehnend  verhalten  habe  und  wie  viele  Andere  seineu  Werth  we- 
sentlich in  der  ihn  begleitenden  Anregung  zur  Lösung  einer  Fülle  von 
wissenschaftlichen  Fragen  zu  erblicken  glaubte.  Ein  einfaches  Vorurtheil 
wäre  gewiss  leichter  zu  überwinden  gewesen,  so  aber  war  mir  die 
Descendenztheorie  im  Principe  imGegeutheile  vollkommen  sympathisch, 
während  die  eigenen  im  Laufe  der  Zeit  angesammelten  Erfahrungen, 
wie  ich  damals  anzunehmen  mich  für  berechtigt  hielt,  in  zu  vielen 
Fällen  dagegen  sprachen.  Hatte  ich  doch  gerade  bei  Weitem  den 
grösseren  Theil  der  deutschen  Phanerogamen  —  und  nicht  wenige 
genauer  —  sowohl  in  spontanem,  als  in  cultivirtem  Zustande  zu 
beobachten  Gelegenheit  gehabt  und  mir  in  Bezug  auf  ihre  gegen- 
seitige Abgrenzung  ein  eigenes  Urtheil  zu  verschaffen  gesucht.  Je 
öfter  ich  diese  Verhältnisse  geprüft  hatte,  desto  deutlicher  erschien 
mir  das  Bestreben  der  Formen  nach  Beständigkeit  vorzuwiegen.  Au- 
geblich existirende  Zwischenglieder  erwiesen  sich  häufig  nur  als  auf 
irrigen  Beobachtungen  oder  Auffassungen  beruhend;  mitunter  stellten 
sich  dieselben  auch  als  Kreuzungsproducte  heraus.  Der  Gedanke  lag 
somit  nahe,  dass  wenigstens  für  die  Jetztzeit  und  für  die  ausser- 
tropischen  Gebiete  die  Lehre  Darwin's  nicht  als  der  Wirklichkeit 
entsprechend  aufzufassen  sei. 

Erst  die  eingehendere  Beschäftigung  mit  gewissen  schwierigeren 
rmd  formenreichen  Gattungen,  namentlich  mit  den  Hieracien,  deren 
Studium  ich  bis  heute  mit  kurzen  Unterbrechungen  einen  ansehn- 
lichen Theil  meiner  Zeit  in  der  Absicht  geopfert  habe,  dereinst  eine 
umfassendere  monographische  Bearbeitung  zu  liefern,  überzeugte  mich 
von  der  Haltlosigkeit  meiner  früheren  Anschauungen. 

Genöthigt,  alle  Formen,  auch  die  fremden,  in  den  Kreis  meiner 
Betrachtungen  zu  ziehen,  lernte  ich  allmälig  eine  Reihe  von  Tliat- 
sachen  aus  eigener  Erfahrung  kennen,  die  sich  mit  der  Annalimo  der 
Constanz  der  Arten  nicht  in  Einklang  bringen  Hessen.  Ausser  manchen 
anderen   heute    als  Gemeingut  der  Wissenschaft  anerkannten  Wahr- 

23* 


284 

nehrunugen,  die  damals  zum  Theile  erst  die  Aufmerksamkeit  der 
Beoliachter  in  Anbpnieli  zu  nehmen  begannen,  frappirte  mich  nament- 
lich auch  die  Erscheinung,  dass  in  allen  denjenigen  Hochgebirgen, 
welche  endemische  Typen  jeuer  Gattimg  aufzuweisen  haben,  die  Mehr- 
zahl der  Formen  noch  heute  in  so  nahen  Beziehungen  zu  einander 
steht,  dass  es  bei  genauerer  Kenntniss  derselben  nicht  schwer  hält, 
von  vereinzelten  Ausnahmen  abgesehen  für  die  Gesammtheit  einen 
oder  mehrere  Stammbäume  ohne  Zuhilfenahme  gewagterer  Hypo- 
thesen zu  entwerfen,  was  namentlich  auch  von  den  alpinen  Hieracien 
der  Sudeten  gilt. 

Diese  Ergebnisse,  die  mit  ähnlichen,  vorzugsweise  in  neueren, 
die  phylogenetischen  Verhältnisse  berücksichtigenden  Monographien 
niedergelegten  im  Einklänge  standen,  haben  mich  in  Verbindung  mit 
dem  weiteren  manche  anderweitige  Bedenken  beseitigenden  Ausbau 
der  Theorie  des  berühmten  englischen  Forschers  zu  einem  entschie- 
denen Anhänger  desselben  umgestempelt,  dessen  üeberzeuguug  um 
auf  so  festerem  Boden  steht,  als  sie  nicht  sprungweise,  sondern 
Schritt  für  Schritt  im  Kampfe  mit  dem  Zweifel  gewonnen  wurde. 
Der  extremen  Kichtung,  die  mehr  und  mehr  den  Boden  der  exacten 
Beobachtung  verlässt,  stehe  ich  indessen  noch  gegenwärtig  ferne. 

Meine  Studien  wurden  jedoch  durch  die  weiteren  Fortschritte 
meines  Leidens  zuletzt  völlig  gehemmt.  Als  ich  nach  jahrelanger 
Unterbrechung  meine  früheren  Beschäftigungen  allmälig  wieder  auf- 
nehmen konnte,  habe  ich  einfach  den  Faden,  so  gut  es  eben  ging, 
wieder  an  der  Stelle  augeknüpft,  wo  ihn  das  Geschick  zerrissen  hatte. 
In  der  Zeit,  während  der  ich  noch  immer  ans  Zimmer  gebannt  war, 
sind  wissenschaftliche  Arbeiten  zugleich  meine  einzige  Erholung  ge- 
wesen und  ich  habe  damals  den  Werth  geistiger  Thätigkeit  mehr 
denn  je  schätzen  gelernt.  Durch  die  thatkräftige  Unterstützung  hie- 
siger und  auswärtiger  Fachgenossen,  die  mich  in  zuvorkommendster 
Weise  mit  Material  versahen,  wurde  ich  trotz  meiner  im  Uebrigen 
denkbarst  ungünstigen  Situation  in  den  Stand  gesetzt,  auf  einzelnen 
Gebieten  nicht  ganz  ohne  Erfolg  zu  wirken  und  zugleich  einen  Theil 
des  Versäumten  nachzuholen. 

Immerhin  aber  war  ich  durch  die  dringend  gebotene  Eück- 
sichtsnahme  auf  meinen  Gesundheitszustand  gezwungen,  meine  Thä- 
tigkeit von  nun  ab  auf  bestimmte  Grenzen  zu  beschränken.  Die  früher 
gewonnenen  Erfahrungen  schrieben  mir  zum  Theile  den  Weg  vor,  den 
ich  einzuschlagen  hatte  und  günstige  Umstände  erleichterten  meine 
Bestrebungen.  Dieselben  gingen  von  nun  ab  vorzüglich  dahin,  mir 
eine  möglichst  umfassende  Kenntniss  der  gesammten  Phanerogamen- 
Flora  Europas  und  der  verwandten  Gebiete,  namentlich  auch  der 
Mediterranländer,  zu  verschaffen.  Meine  für  diesen  Zweck  ohnehin 
bereits  nicht  ganz  unbrauchbaren  Sammlungen  zu  vergrössern,  fiel 
mir  bei  meinen  ausgedehnten  Verbindungen  nicht  schwer  und  so  war 
ich  bereits  1873,  als  zwei  befreundete  schlesische  Botaniker,  die 
Herren  Fritze  und  M.  Winkler,  eine  Eeise  nach  Südspanien  unter- 


285 

nahmen,  im  Stande,  die  gesammte  sehr  beträchtliche  Ausbeute  des 
Ersteren  zu  bestimmen. 

Ein  1876  erneuter  Aufenthalt  M.  Wiukler's  in  Spanien,  der 
in  diesem  Jahre  die  meisten  Provinzen  dieses  Landes,  sowie  einen 
Theil  Portugals  mit  ausgezeichnetem  Erfolge  durchforschte,  ermög- 
lichte mir  die  Erweiterung  meiner  Studien  über  die  Flora  der  iberischen 
Halbinsel,  wobei  mir  die  Beihilfe  der  verdienstvollen  Verfasser  des 
Prodromus  florae  bispauicae,  mit  denen  ich  schon  früher  in  Verbindung 
getreten  war,  in  dankenswerthester  Weise  zu  Theil  wurde. 

Ein  nicht  minder  reges  Interesse  gewann  ich  fast  gleichzeitig 
für  die  Vegetations- Verhältnisse  der  Balkanländer,  deren  botanische 
Schätze  nach  Grisebach's  so  erfolgreicher  Reise  vorzugsweise  durch 
die  langjährigen  Forschungen  Pancic's,  später  durch  die  Thätigkeit 
Janka's  und  Anderer  erschlossen  worden  waren.  Auch  hier  gestattete 
das  in  reicher  Fülle  mir  zu  Gebote  stehende  Material  vielfach  selb- 
ständige Information,  vor  allem  auf  dem  Felde  der  Hieraciographie, 
da  gerade  die  Habichtskräuter  in  jenem  Gebiete  durch  eine  erstaun- 
liche Fülle  von  Formen  vertreten  sind,  deren  Kenutniss  umsomehr 
an  Bedeutung  gewinnt,  als  sich  hier  die  mitteleuropäischen  mit  den 
orientalischen  berühren  imd  der  Reichthum  au  Endemismen  ein  auf- 
fallend grosser  ist.  Da  ich  in  den  Stand  gesetzt  war,  so  ziemlich  das 
meiste  von  dort  überhaupt  bekannt  Gewordene,  darunter  vieles  in 
Menge,  selbst  prüfen  und  theilweise  auch  Culturversuche  vornehmen 
zu  können,  so  übernahm  ich  später  die  Bearbeitung  der  Gattung  für 
den  Catalogus  Cormophytorum  et  Anthophytorum  Serbiae,  Bosniae  etc. 
von  Ascherson  imd  Kanitz. 

Der  Aufenthalt  der  Gebrüder  Sintenis  in  der  Dobrudscha 
während  der  Jahre  1872  bis  1875  bot  mir  ferner  Gelegenheit,  die 
Flora  dieses  bisher  in  floristischer  Hinsicht  fast  völlig  unbekannt 
gebliebenen,  dabei  in  pflanzengeographischer  Hinsicht  besonders  merk- 
würdigen Landstriches  ausreichend  kennen  zu  lernen.  Wiewohl  den 
Hauptzweck  der  Expedition  ornithologische  Forschungen  bildeten,  so 
waren  doch  die  botanischen  Sammlungen,  welche  hauptsächlich  der 
ältere  Sintenis  augelegt  hatte,  ebenfalls  werthvoU  und  beträcht- 
lich. Fast  1100  Species  von  Phanerogamen,  die  zum  Theile  von 
vielen  Standorten  und  fast  durchwegs  in  sehr  instructiven  Exem- 
plaren aufgelegt  waren,  ermöglichten  der  Hauptsache  nach  die  Aus- 
füllung einer  bisher  vielfach  fühlbar  gewordenen  Lücke  in  der  Kenut- 
niss der  Verbreitung  einer  erheblichen  Zahl  von  Gewächsen.  Ueber 
der  Publication  der  im  Manuscripte  zum  grössten  Theile  längst 
beendeten  Arbeit  hat  indessen  ein  eigener  Unstern  gewaltet.  Da  mir 
das  Gesammtmaterial  nur  auf  eine  verhältnissmässig  kurze  Zeit  behufs 
•Revision  zur  Verfügung  stand  imd  der  Sammler  später  mehrfach 
grössere  botanische  Reisen  unternahm,  so  fehlte  es  an  Gelegenheit, 
eine  Anzahl  gerade  der  interessantesten  Typen,  zu  deren  sicheren 
Bestimmung  die  Benützung  grösserer  auswärtiger  Sammlungen  nöthig 
gewesen  wäre,  von  neuem  zu  prüfen,  und  der  in  diese  Zeit  treffende 
Tod  Grisebach's.    der    in    gewohnter  liebenswürdiger  Weise  seinen 


286 

Beistand  zugesagt  hatte,  bewog  mich  umsomehr,  vorläufig  von  der 
Veröffentlichung  der  vollständigen  Arbeit  abzustehen,  als  beinahe 
gleichzeitig  meine  Betheiligung  an  einem  anderen  Werke  erforderlich 
wurde.  Nichtsdestoweniger  ist  wenigstens  der  grössere  Theil  der  ge- 
wonnenen Kesultate  insoweit  verwerthet  worden,  dass  ich  für  Kanitz's 
Euumeratio  pl.  Komaniae  auszugsweise  die  erforderlichen  Angaben 
lieferte. 

Durch  die  vorerwähnten  Aufgaben,  denen  sich  ähnliche  gerin- 
geren Umfanges  zugesellten,  war  selbstverständlich  meine  Thätigkeit 
auf  dem  Gebiete  der  heimischen  Flora  wesentlich  eingeschränkt  wor- 
den. Gleichwohl  wurden  fast  alljährlich  die  bekannt  gewordenen  Zu- 
gänge in  den  Verhandlungen  der  botanischen  Section  der  schlesischen 
Gesellschaft  veröffentlicht,  respective  näher  besprochen  und  nament- 
lich auch  kritischen  Gattungen,  wie  Hieracium,  Kosa  u.  s.  w.  fort- 
dauernd besondere  Aufmerksamkeit  gewidmet.  Da  seit  dem  Erscheinen 
der  dritten  Ausgabe  der  Wimmer'schen  Flora  von  Schlesien  bereits 
über  20  Jahre  verflossen  waren,  so  wurde  inzwischen  das  Bedürfniss 
einer  neuen  Bearbeitung  der  schlesischen  Phanerogamen  ein  drin- 
gendes und  die  von  anderer  Seite  vielfach  erfolgten  Aufforderungen, 
einer  solchen  mich  selbst  zu  unterziehen,  wie  diess  schon  vor  Jahren 
mein  eigener  Wunsch  gewesen  war,  mehrten  sich  stetig.  Da  es  indess 
keineswegs  wünschenswerth  erschien,  die  bisherigen  Studien  mit  einem 
Mal  abzubrechen,  da  ferner  für  eine  Anzahl  kritischer  Gattungen 
trotz  mehrfacher  Vorarbeiten  ein  genügender  Abschluss  noch  nicht 
erreicht  war  und  vor  allem  es  mein  Gesundheitszustand  immer  noch 
nicht  gestattete,  die  Provinz  in  gleicher  Weise  wie  ehedem  selbst 
nach  allen  Richtungen  von  neuem  zu  untersuchen,  so  beschloss  ich, 
freilich  nicht  ohne  inneres  Widerstreben,  die  Lösung  der  Aufgabe 
einem  befreundeten  Fachgenossen,  von  dessen  Befähigung  ich  mich 
in  den  letzten  Jahren  persönlich  zu  überzeugen  Gelegenheit  gefunden 
hatte,  anzuempfehlen. 

So  unterzog  sich  denn  der  Apotheker  E.  Fiek  zu  Hirschberg 
in  Schlesien  der  Bearbeitung  der  neuesten  Flora  unserer  Provinz,  die 
im  Jahre  1881  beendet  wurde.  Ohne  Frage  wäre  ein  gemeinsames 
Zusammenarbeiten  dem  Gelingen  des  Werkes  am  förderlichsten  ge- 
wesen und  ein  solches  hätte  auch  unserem  beiderseitigen  Wunsche 
am  ehesten  entsprochen,  doch  war  dies  wegen  der  Entfernung  der 
Wohnorte  nicht  möglich  und  so  ist  denn  mein  Antheil  ein  relativ 
geringer  geblieben.  Derselbe  beschränkte  sich  einerseits  auf  gewisse 
Rathschläge,  eine  flüchtige  Durchsicht  des  Ganzen  und  auf  Einschal- 
tung mancher  bisher  noch  nicht  veröffentlichter  Einzelnheiten,  an- 
dererseits auf  eine  etwas  ausführlichere  Revision  gewisser  Genera- 
(speciell  Hieracium),  welche  Fiek  ohnehin  schon  meist  auf  Grund 
der  von  mir  anderwärts  gelieferten  Vorarbeiten  behandelt  hatte,  sowie 
auf  die  selbständige  Ausarbeitung  des  zweiten  Theiles  der  pflauzen- 
geographischen  Einleitung,  welcher  die  Vegetationslinien  unseres  Ge- 
bietes behandelt. 


287 

Für  die  uächste  Zukuuft  dürfte,  wofern  es  mein  Gesimdlieits- 
zustaud  erlaubt,  meiner  botanischen  Tbätigkoit  durch  den  Umstand, 
dass  ich  der  deutschen  botanischen  Gesellschaft  als  Commissionsmit- 
jjlied  für  die  deutsche  Flora  angehöre,  voraussichtlich  ein  bestimmtes 
Ziel  vorgezeichnet  sein,  ohne  dass  ich  desshalb  auf  anderweitige 
wissenschaftliche  Arbeiten  Verzicht  zu  leisten  beabsichtige. 

Breslau,  im  Juni  1883. 


Flora  des  Etna. 

Von  Prof.  P.  Gabriel   Strobl. 

(Fortsetzung.) 

1387.  Vicia  narhonensis  L.  *Biv.  cent.  II,  '-'Bert.  Fl.  it.  Variirt 
in  Sicilien:  «.  integrifolki  (Ser.)  DC.  Prodr.  ==::  «.  gemdna  Gr.  Godr. 
=^  narbonemis  Guss.  *Syn.  et  *Herb.!  Blättcheu  ganzraudig  oder  fast 
ganzraudig,  Nebenblätter  ganzrandig  oder  sparsam  gezähnt,  Stengel 
und  Blütheustiele  zottig.  Hülsen  an  den  Näliten  laugzottig,  Zotten 
auf  kurzen  AVarzen  sitzend,  ß.  serratlfoUa  (Ser.)  Koch  Syn.,  Vicia 
serr.  Jacq.  Guss.  *Syn.  et  *Herb.!  Alle  Blättchen  grob  spitzig-ge- 
zähnt, Nebenblätter  dicht  eingeschnitten-gezähut,  Stengel  oberwärts 
ziemlich  kahl,  Hülsen  an  den  Nähten  langzottig,  Zotten  auf  länge- 
ren Warzen  sitzend,  y.  intermedia  mihi.  Wie  ß.,  aber  die  unteren 
Blättchen  ganzraudig  und  nur  die  oberen  grobgezähut.  Auf  sonnigen, 
buschigen  und  steinigen  Abhängen  der  Tiefregiou  Sicilieus  ziemlich 
selten,  auch  im  Gebiete:  Aus  Catania  von  Cosentini  erhalten  (Bert. 
1.  c.  «.),  um  Catania  (Guss.  Syn.  «.  und  jS.,  Cosentini  in  Herb. 
Guss.  ß.\),  au  bebauten  Stellen  des  Etua  Biv.  1.  c.  «,),  au  sandigen 
Orten  des  Etua  bei  Pedara  (Herb.  Tornab.  /3.!);  var.  y.  fand  ich 
häufig  im  Favorita-Parke  bei  Palermo.  April— Juni.  0. 

1388.  V.  Faba  L.  Allenthalben  cultivirt  in  der  Tiefregion,  vor- 
züglich längs  der  Ostküste,  besonders  als  Nahrung  des  ärmeren  Vol- 
kes (!,  Philippi);  steigt  bis  über  2000',  z.  B.  um  Nicolosi;  wird 
nach  Torn.  Cart.  oft  zerstört  von  Orobanehe  pruinosa.  Mai,  Juni.  Q. 

1389.  V.  hithymca  L.  Guss.  Syn.  et  *Herb.!  Leicht  erkennbar 
durch  die  1 — 2paarigen,  rundlichen  bis  eiförmigen  unteren  und  2- 
bis  3paarigen  lanzettlichen  bis  liueallauzettlichen  oberen  Blättchen, 
kurzen,  1 — 2blüthigen  Blüthenstielo  und  violetten,  über  1-5  Cm. 
langen  Fahnen;  habituell  ganz,  wie  Lathyrus  pratensis.  Auf  Wiesen 
und  Weiden,  in  Saatfeldern  und  Gärten  bis  über  2000'  sehr  häutig: 
Um  Catania  (!,  Coseut.  in  Herb.  Guss.!,  Horb.  Tornab.!),  Nicolo.si 
(Herb.  Torn.!),  in  der  Ebene  des  Simeto  bis  Paternö  (!,  Herb.  Beyer!). 
April,  Mai.  Q. 

1390.  V.  striata  M.  B.  Guss.  *Syu.,  pannonica  *Biv.  cent.  II, 
*Raf.  II,  non  Jacq.,  pannon.  var.  ß.  Bert.  Fl.  it.  Auf  Weiden  und 
Wiesen  des  Etua  (Biv.  1.  c,  Biv.  in  Guss.  Syn.);  sah  kein  Exemplar. 


1391.  V.  melanops  S.  Sm.  Fl.  gr.  Prodr.  II,  72  (1813),  Bert. 
Fl.  it.,  triGolor  S.  M.  Fl.  rom.  Pr.  (1813),  Guss.  *Syn.  et  *Herb.! 
Blättchen  5 — 9paaiig,  die  unteren  verkehrteiförmig-keilig,  ausgeran- 
det,  die  oberen  länglich-elliptisch  mit  Stachelspitze;  Nebenblätter 
halbpfeilförmig,  klein,  gefleckt ;  Blüthen  hängend,  eine  sehr  kurz  ge- 
stielte, 1 — 3blüthige  Traube  bildend;  Fahne  gelbgrün,  Flügel  an  der 
Spitze  sammtig  purpurschwarz,  Schiffchen  gelbbräunlich,  kurz.  Auf 
Laven,  in  Gärten  und  Feldern  bis  2200'  sehr  häufig:  Catania  (Co- 
sent.  und  Heldr.,  Guss.  Syn.  et  Herb.!,  Herb.  Tornab.!),  Licodia, 
Misterbianco,  Belpasso  (Gasparrini  in  Guss.  Syn.  et  Herb.!),  Ni- 
colosi  (Tom.  in  Guss.  Syn.  add.  et  Herb.!),  sandige  Orte  am  Monte 
Po  bei  Pedara  (Herb.  Torn.!),  Lavagründe  hinter  dem  grossen  Stein- 
bruche bei  Catania  und  gegen  Acicastello  (Herb.  Reyer!),  von  Cata- 
nia bis  über  Nicolosi  stellenweise  sehr  häufig,  z.  B.  bei  Mascalucia, 
ebenso  um  Ognina,  besonders  gemein  längs  der  Eisenbahn!  März, 
April.  O- 

1392.  V.  grandiflora  Scop.  Guss.  Syn.  et  Herb.!  Variirt  in 
Sicilien:  «.  Scopoliana  Koch.  Syn.  Blättchen  sämmtlich  kurz,  fast 
verkehrtherzförmig  oder  verkehrteiförmig,  die  obersten  1  Cm.  lang, 
6  Mm.  breit;  stimmt  aufs  genaueste  mit  Exemplaren  aus  Fiume 
und  Istrien.  ß.  Kitaibeliana  Koch  Syn.  =  F.  sordida  W.  K.  plant, 
rar.  Taf.  133  (1812),  nou  M.  B.  (1808).  Obere  Blättchen  länglich 
keilig,  z.  B.  bei  1'5  Cm.  Länge  5  Mm.  breit;  Blüthe  kahl,  gelb, 
über  2  Cm.  lang.  Zeigt,  mit  Exemplaren  Ungarns,  Siebenbürgens, 
des  Banates  verglichen,  ebenfalls  keine  Differenz,  ausser  dass  die 
Blättchen  der  sicil.  Exemplare  bloss  2 — 3paarig  sind.  Hieher  gehört 
wohl  auch  die  von  Bivona  piant.  ined.  p.  10  auf  Weiden  des  Etna 
angegebene  ßaccida  Biv-,  die  nach  Biv.  ähnlich  der  sordida  ist.  — 
In  Hainen  und  an  Waldrändern  der  Tiefregion  beide  Varietäten  nicht 
selten:  Catania  (Cosentini  in  Herb.  Guss.!)  im  Vallone  di  Ulli 
(Herb.  Torn.!),  am  Amenanus  vor  Misterbianco,  um  Motta  S.  Ana- 
stasia,  in  der  Ebene  des  Simeto  bis  Paternö!  April,  Mai.  O- 

1393.  F.  hi/brida  L.  Bert.  Fl.  it.,  Guss.  *Syn.  et  Herb.!  Blätt- 
chen 4 — 6paarig,  schwach  zottigflaumig,  gestutzt -ausgerandet,  die 
unteren  verkehrteiförmig,  die  oberen  länglich;  Blüthen  einzeln,  axil- 
lär, fast  sitzend;  Fahne  zottig-flaumig,  den  Kelch  fast  zweimal  über- 
ragend; Kelchzähne  ungleich,  pfriemlich,  kürzer,  als  die  zottig-flau- 
mige Eöhre;  Hülsen  elliptisch-länglich,  zottigflaumig,  Haare  nicht 
auf  Höckern.  Spuria  *Raf.  Car.,  '"Raf.  L,  Guss.  *Syn.  et  *Herb! 
unterscheidet  sich  davon  nach  Raf.  und  Guss.  durch  längliche, 
stumpfe  oder  gestutzte,  nicht  ausgerandete  Blättchen,  schwefelgelbe, 
20 — 25  Mm.  (nicht  bleiehgelbgrüne,  15 — 18  Mm.)  lange  Blüthen 
mit  an  der  Spitze  verbreiterten  Flügeln  und  zottigen,  die  Flügel 
überragender  Fahne;  doch  sind  diese  Merkmale  so  unbeständig  und 
durch  so  mannigfache  üebergänge  mit  denen  der  hyhr.  verbunden 
(z.  B.  finden  sich  selbst  im  Herb.  Guss.  Exemplare  der  hyhr.  mit 
über  20  Mm.  langen  Blüthen  und  stark  verbreiterten  Flügeln!),  dass 


289 

man  spurla  höchstens  als  grossbliithi»?e  Varietät  betrachten  kann, 
oder,  wie  Presl  Fl.  sie.  that,  einlach  als  Synonym  behandeln  muss. 
Unter  Saaten,  zwischen  Gebüsch,  auf  Lavaströmen  und  sonnigen  Ab- 
hängen bis  3000'  beide  Varietäten  häufig:  «.:  Aus  Catania  von  Guss. 
erhalten  (Bert.),  um  Catania  (Cosent.  in  Herb.  Guss.,  Herb.  Reyer!), 
Lavagründe  um  Ognina  und  gegen  Acicastello,  auf  den  Monti  Rossi 
(Herb.  Reyer!),  zwischen  Catania  und  Nicolosi!  var.  ß.:  In  der  Tief- 
region des  Etna  und  noch  bei  Milo  (Raf.  1.  c),  um  Acireale  (Guss. 
Syn.),  Catania  alla  petriera  (Tom ab.  in  Guss.  Syn.  add.  et  Herb.!, 
Herb.  Torn.!),  um  Ognina,  in  der  Ebene  des  Simeto,  oberhalb  S.  Ni- 
cola deir  Arena!  März.  April.  O- 

1394.  F.  hirta  Balb.  *Bert.  Fl.  ital.,  Guss.  Syn.  et  *Herb.! 
Besitzt  gleich  lutea  L.  zum  Unterschiede  von  der  nächstverwandten 
hi^brida  kahle  Fahne,  ziemlich  breite  Kelchzähne  und  auf  Höckern 
sitzende,  weisse  Behaarung  der  Hülsen,  aber  bei  meinen  Exemplaren 
der  lutea  aus  Frankreich,  England,  Deutschland,  Südtyrol  und  Ober- 
italien ist  die  Pflanze  ziemlich  kahl  oder  schwach  flaumig,  die  Blätt- 
chen sind  4 — 7paarig  und  etwas  entfernt,  die  unteren  verkehrteiför- 
mig, die  oberen  länglich,  die  Blüthen  schwefelgelb  oder  schwach 
purpurn,  die  Hülsen  sparsam  rauhhaarig;  bei  hitia  hingegen,  die  von 
Toscana  bis  Sicilien,  in  Südspanien  und  Griechenland  sehr  verbreitet 
ist.  ist  die  Pflanze  stark  abstehend  rauhhaarig,  die  oberen  Blättchen 
sind  7 — lOpaarig,  genähert,  lauzettlich-lineal  bis  lineal,  stachelig  zu- 
gespitzt, die  Blüthen  weisslich  («.  ochroleuca)  oder  tief  purpurblau 
[ß.  pw-pureo-coerulea  m.)  die  Hülsen  dichter  und  länger  rauhhaarig, 
Haare  auf  grösseren  Höckern.  —  Unter  Saaten,  und  auf  sonnigen, 
krautigen  Hügeln  beide  Varietäten  gemein,  ein  geschätztes  Viehfutter: 
Aus  Catania  von  Cosent.  erhalten  (Bert.  «.,  Herb.  Guss.  /3. !),  um 
Catania  überall  (Herb.  Tornab.!  «.  und  ß.),  am  Wege  nach  Nicolosi, 
äusserst  gemein  in  der  ganzen  Ebene  des  Simeto  («.  und  ß.\).  März 
bis  Mai.  O- 

(Fortsetzung  folgt.) 


Literaturberichte. 

Vöchting  Hermann,  üeber  die  ßildan^  der  Knollen.  Physiologische 
Untersuchnngen.  Mit  .5  Tafeln  und  .">  Figuren  im  Text,  ßibliothehn  Bo- 
tanica,  heiausg.  von  Uhlworm  und  Haenlein  1887,  Heft  Nr.  4.  Cassel. 
Theodor  Fischer,  55  Seiten.  Preis  8  M. 

Diese  neue  gediegene  Arbeit    des  bekannten  Physiologen  sucht 
die  Bedingungen  festzustellen,    welche  die  Bildung  der  Knollen  und 


290 

die  bestimmte  Orientirung  der  Knollen,  d.  h.  die  Localisation  verur- 
sachen. Die  Veranlassung  zu  einer  näheren  Behandlung  dieses  Pro- 
blems, „war  einmal  der  umstand,  dass  dasselbe  Beziehungen  zur 
Lehre  vom  Stoffwechsel  bot,  sodann  die  Thatsache,  dass  das  Licht 
einen  bedeutenden  Einfluss  auf  die  fraglichen  Vorgänge  ausübt!"  Verf. 
hat  in  der  Arbeit  nur  Stengelgebilde  berücksichtigt,  die  Wurzel- 
knollen sind  einstweilen  ausser  Acht  gelassen  -worden.  Am  ausführ- 
lichsten ist  die  Knollenbildung  der  Kartoffel  (Sechswochenkartoffel) 
studirt  worden,  ausserdem  ist  die  Knollenentwicklung  von  Ullucus 
tuberosics,  von  Helianthics  tuberosus  und  von  Begonia  Gegenstand  der 
Untersuchung  gewesen.  Die  kritische  Sichtung  der  diese  Materie 
behandelnden  Publicationen  leitet  den  ersten  grösseren  Abschnitt, 
der  der  Kartoffel  gewidmet  ist,  ein.  Von  hohem  Interesse  ist  das 
Auftreten  eines  halbstengel-,  halbknollenförmigen  Gebildes,  das 
Vöchting  als  Vortrieb  bezeichnet  und  das  an  der  Spitze  der 
Knollen  sich  mitunter  entwickelt.  Verf.  untersuchte  nun  das  Verhal- 
ten der  Knollen  mit  Vortrieben  unter  verschiedenen  Bedingungen, 
im  Dunkeln  bei  verhinderter  Wurzelbildung,  im  Boden  ohne  Auf- 
treten von  Laubsprossen,  und  kennzeichnet  die  Wechselbeziehung  des 
Mutterkuollens  zur  jungen  Pflanze.  Das  Resultat  der  zahlreichen 
Versuche  besagt,  dass  es  in  allen  Fällen  gelungen  ist,  den  Mutter- 
knollen in  das  System  der  Pflanze  einzufügen,  an  manchen  Objecten 
kam  der  polare  innere  Gegensatz  zwischen  Scheitel  und  Basis  des 
Knollen  in  auffallender  Weise  zum  Ausdruck.  Der  nächste  Abschnitt 
behandelt  die  Knollenbildung  an  oberirdischen  Theilen  und  deu 
Einfluss  von  Licht  und  Dunkelheit  und  der  Schwerkraft.  Oberirdische 
Knollen  können  sich  wohl  im  Dunkeln  wie  im  Hellen  bilden,  im 
letzteren  Falle  nicht  einmal  so  selten,  wie  die  Literatur  beweist  *). 
Verf.  experimentirte  mit  Stecklingen,  von  welchen  eine  Hälfte  mit 
ihrem  Basistheile  in  die  Erde  gesteckt  wurde,  während  die  übrigen  mit 
der  morphologischen  Spitze  in  dem  Substrate  staken.  Aus  dem  Er- 
gebnisse konnte  gefolgert  werden,  „dass  die  Sprosse  der  Kartoffel 
verfiel  basal  sind,  so  zwar,  dass  ausser  den  Wurzeln  an  der  Basis 
die  Knollen,  an  der  Spitze  die  Laubsprossen  erzeugt  werden".  Das 
Licht  wirkt  auf  die  Bildung  und  das  Wachsthum  der  Knollen  hem- 
mend ein,  die  Schwerkraft  beeinflusst  den  Knollenbildungsprocoss, 
„in  einer  Weise,  welche  mit  den  sonst  bezüglich  der  Wirkung  dieser 
Kraft  gemachten  Erfahrungen  im  Einklänge  steht".  Von  grossem 
Interesse  sind  auch  die  Mittheihmgeu  über  die  Kuollenbildung  von 
Ullucus,  Helianthus,  von  Begonia  discolor  und  B.  BoUviensls ;  auch 
die  histologischen  Verhältnisse  erhielten  eingehende  Berücksichtigung. 
Die  wichtigsten  Vorkommnisse  sind  auf  den  fünf  Tafeln  in  natür- 
licher, Ys  oder  -/s  Grösse  abgebildet.  Dass  ein  so  genialer,  gewis- 
senhafter und  fleissiger  Forscher,    wie  Vöchting  in  seiner  neuesten 


')  Vergleiche    diese  Zeitschrift  1886    Nr.  11:   T.  F.  Hauausek,   Ober- 
irdische Kartoifelknolleii. 


291 

Arbeit  uns  nur  Vorziigliclios  und  für  weitere  Forschungen  Anregen- 
des zu  bieten  vermag,  ist  von  Vorhinein  selbstverständlich,  dass  aber 
eine  Verlagshandlung  in  unserer  bücherscheuenZeit  eine  derartige  Arbeit 
so  prächtig  ausstattet,  dass  sie  überhaupt  ein  so  kostspieliges  und 
werthvolles  Unternehmen ,  wie  die  Herausgabe  der  Bibliotheka 
Botanica  auszuführen  wagt,  verdient  die  vollste  rückhaltloseste 
Anerkennung.  Wir  wünschen,  dass  diese  Anerkennung  allseits  ge- 
theilt  wird.  Dr.  T.  F.  Hanausek. 

Repertorium  aununni  literaturae  botanicae  periodicae  cura\it  G.  C.  W. 
Bohnensieg,  custos  bibliothecae  societatis  Teylerianae.  Tom.  oct.  Pars  U. 
MDCCCLXXIX.  Harlemi,  Erven  Loosjes,  1886. 

Von  diesem  Jahresverzeichnisse  der  botanischen  periodischen 
Literatur  liegt  uns  derzeit  der  im  vorigen  Jahre  erschienene  zweite 
Theil  des  achten  Bandes  vor,  welcher  das  Jahr  1879  umfasst.  Die 
Einrichtimg  und  Behandlung  des  Eepertoriums  ist  genau  dieselbe, 
wie  bei  den  früheren  Jahrgängen.  Es  wurden  von  297  Zeitschriften 
oder  Organen  gelehrter  Gesellschaften  Auszüge  gemacht  und  dar- 
unter zumeist  diejenigen  bei  den  einzelnen  Abhandlungen  citirt,  in 
welchen  eine  Besprechung  oder  Inhaltsanzeige  der  letzteren  enthalten 
ist,  in  anderen  Fällen  wurde  die  ursprüngliche  Quelle  genannt,  und 
nur  selten  ist  bloss  angegeben,  wo  lediglich  der  Titel  eines  Auf- 
satzes hervorgehoben  wurde.  Die  Zusammenstellung  der  Literatur 
in  diesem  Bande  bezieht  sich  auf  die  neuen  Pflanzenbeschreibungen 
von  Moosen,  Farnen  und  Blüthenpflanzen,  wobei  die  Angiospermen 
der  letzteren,  und  zwar  die  Monokotylen  und  Dikotylen  für  sich,  in 
alphabetischer  Ordnung  ihrer  Familien  gereiht  sind.  Hierauf  folgt 
die  Literatur  der  einzelnen  Florengebiete  und  diejenige  vermischten 
Inhaltes,  sowie  die  der  angewandten  Botanik,  mit  einigen  Zusätzen 
und  Ergänzungen  zu  frühereu  Abschnitten,  namentlich  zu  dem  im 
I.  Bande  dieses  Jahi-ganges  enthaltenen  Literatur- Verzeichnisse  über 
allgemeine  und  specielle  Morphologie  und  über  Pflanzenphysiologie. 
Ein  Index  der  Autoren-Namen,  sowie  ein  solcher  der  Pflanzen-Fa- 
milien und  -Gattungen  schliesst  den  Band  zweckmässig  ab,  welcher 
sich  wie  seine  Vorgänger  als  ein  sehr  brauchbares  Nachschlagewerk 
bestens  empfiehlt.  K. 

Stadler,  S.  Dr.  Beiträge  zur  Kenutuiss  der  Xectarien  nnd  Biologie  der 
Blütheu.  Mit  8  litbographiiten  Tafeln.  Berlin  (Friedländer)  1886.  Preis 
8  Mark. 

Eine  erhebliche  Lücke  in  der  botanischen  Literatur  auszufüllen, 
unternimmt  es  Verf.  in  der  schönen  vorliegenden  Arbeit,  die  Ana- 
tomie und  Physiologie  der  Xectarieu  zur  Darstellung  zu  bringen. 
Von  den  17  eingehend  imtersuchten  FAa,nzBn  nimmt  Asclepias  Cornuti 
besonderes  Interesse  in  Anspruch.  Es  kommen  nach  Stadler's  Ausfüh- 
rungen bei  dieser  Pflanze  zweierlei  Nectarien  vor:  1.  die  tutenförmi- 
gen  Anhängsel  der  Stamiuen,  2.  die  spaltförmigen  „Narbenkammern". 


292 

Ohne  auf  die  Fülle  weiterer  Eiuzelnheiten  einzugehen,  mögen  von  den 
schliesslichen  Ergebnissen  folgende  als  die  wichtigsten  hervorge- 
hoben werden:  1.  Nebst  kahlen  gibt  es  auch  behaarte  Nectarien 
{Cydonia  iaponica,  Melittis  Melissophyllum,  Oenanthera Lamarkiana). 
2.  Gefässbündel  „bilden  einen  integrirenden,  nie  fehlenden  Bestand- 
theil,  wenn  auch  nicht  des  Nectariumgewebes,  so  doch  des  Necta- 
riumbodens  .  .  ."  3.  Die  wichtigsten  Inhaltsstoffe  der  Nectarien  sind 
Proteinsubstauzeu,  Glykose  (aus  Stärke  hervorgegangen),  Gerbstoff, 
oxalsaurer  Kalk  und  fettes  Oel.  4.  Bezüglich  der  Secretion  sind 
vier  Modi  zu  unterscheiden:  a)  S.  durch  nicht  cuticularisirte 
Membranen:  Kniphofia,  Agave,  Lathraea.  b)  Durch  Spaltöffnun- 
gen (allgemeinster  Fall),  c)  Durch  cuticularisirte  Membranen 
ohne  Abhebung  der  Cuticula:  Lilium  auratum ,  Passiflora 
coerulea,  Impaticits.  d)  Durch  cuticularisirte  Membranen  mit 
Abhebung  der  Cuticula:  Ascleplas  DiervülL  —  8  Tafeln  mit 
155  Figuren  erläutern  den  Text  des  für  die  Kenntniss  der  Nectarien 
durchaus  werthvollen  Buches.  Kronfeld. 

Die  Ciilturvarietäten  der  Pflanzen.    Von  W.  O.  Pocke.    Sep. -Abdruck  aus 
den  Abhandl.  des  Naturw.  Ver.  Bremen.  Bd.  IX,  S.  447  —  468. 

In  dieser  Schrift  legt  der  Verfasser  seine  Anschauungen  über 
die  Veränderungen  vieler  Pflanzen  nieder,  welche  durch  den  Einfluss 
der  Cultur  herbeigeführt  werden,  er  betrachtet  die  Wirkungen  der 
Cultur,  wie  sie  zur  Entstehung  „guter  Arten"  beitragen,  und  wie 
nothwendig  es  für  den  vorurtheilsfreien  Beobachter  sei,  den  Cultur- 
varietäten  der  Pflanzen  eine  besondere  Beachtung  zu  schenken.  Je 
nach  dem  Grade  und  der  Art  ihrer  Veränderlichkeit  durch  die  Cul- 
tur stellt  Focke  sechs  Gruppen  zusammen,  welche  in  möglichster 
Kürze  Folgendes  enthalten.  I.  Gruppe.  Die  Cultur  ändert  an  den 
Pflanzen  nichts,  als  dass  sie  natürliche  Farbenabänderungen,  zufällige 
Variationen  und  Mastprodukte  ausgelesen,  festgehalten  und  fortge- 
züchtet hat.  Z.  B.  Hyacintlius  orientalis  L.,  Crocus  vernus  All.,  Nar- 
flssHs  poeticus  L.  u.  v.  a.  IL  Gruppe.  Ausser  Farbenabänderungen, 
wesentlichen  Blütheufüllungen  und  Mastprodukten  dürften  am  be- 
achtenswerthesten  die  Aenderungen  in  der  Tracht  sein,  die  vielfach 
auf  einer  stärkeren  oder  geringeren  Ausbildung  der  Seiteuzweige  be- 
ruhen. Z.  B.  Aster  ehinensis  L.,  Lohelia  erinus  L.,  Mirahilis  jalappa 
L.  etc.  III.  Gruppe.  Während  bei  den  bisher  betrachteten  Cultur- 
gewächsen  die  Züchtung  entweder  vorzugsweise  auf  die  Blumen  oder 
auf  den  Ertrag  an  Samen  gerichtet  war,  umfasst  diese  Gruppe  solche 
Arten,  bei  denen  man  fast  ausschliesslich  die  Grösse  und  die  che- 
mische Zusammensetzung  (Geschmack,  Färbung,  Zuckergehalt)  ein- 
zelner Organe  (Wurzeln  bei  Daucus  und  Beta,  Früchte  bei  Rihes 
grossidaria)  beachtet  hat.  Die  in  der  IV.  Gruppe  vereinigten  Cultur- 
pflanzen  zeigen  die  gemeinsame  Eigenthümlichkeit,  dass  jede  von 
ihnen  in  unseren  Gärten  als  eine  äusserst  variable  Art  erscheint, 
die  zahlreiche  Cultursorten  geliefert  hat,  während  wir  wissen,  dass 
sie    nicht    von    einer,    sondern  von  zwei  oder  mehreren  wohl  unter- 


293 

schiedeueu,  uatürlichen  (inindforineu  stammt.  So  sind  die  „Cinera- 
rien"  imserer  Gewäcbsbäuser  aus  Kreuzimgen  vou  5 — 6  cananscbpn 
imd  madereusischen  Senei-io- Arien  hervor (*:ega.ugeu.  Die  Freilaud- 
Azaleeu  unserer  Gärten  stammen  aus  Kreuzungen  von  vier  nord- 
amerikaniscben  Bhododendron-Arteu  u.  s.  w.  V.  Gruppe.  In  dieser 
sind  verscbiedene  Pflanzen  zusammengestellt,  welcbe  wegen  ibrer 
Frücbte  und  Samen  gebaut  werden,  und  deren  beste  Sorten  aus 
Kreuzungen  verwandter  Arten  oder  Unterarten  entstanden  sind.  Die 
bj-briden  Frucbtpflanzeu  zeigen  in  einfacbster  Weise,  dass  die  Leb- 
ren über  die  Sterilität  der  Pflanzenmiscblinge  im  Princip  völlig  un- 
haltbar sind.  Als  Beispiele  dienen  von  Obstsorten  unsere  Weinrebe, 
die  Erdbeere,  der  Apfel-  und  Birnbaum,  ferner  eine  einjährige  Cul- 
turpflanze,  nämlicb  die  Erbse,  deren  wertbvollste  Sorten  durch  ab- 
sichtliche Kreuzungen  der  weissblumigen  {Pisum  sativum)  und  der 
buutblumigen  {P.  arvense)  Unterart  gewonnen  sind.  In  die  VI.  und 
letzte  Gruppe  sind  jene  Culturpflanzen  gestellt,  deren  Formenkreise 
aus  verschiedenen  Arten  und  daneben  oft  aus  solchen  Zwischenglie- 
dern bestehen,  welche  den  Eindruck  selbständiger  Arten  machen, 
obgleich  sie  in  Wirklichkeit  nur  aus  Kreuzungen  hervorgegangen 
sind,  z.  B.  Prbmda  puheseens  Jacq.  aus  Pr.  Auricida  L.  X  Mrsuta 
All.,  Pr.  hortensis  aus  Pr.  acaidis  Jacq.  X  officinalis  Jacq.  u.  v.  a. 
Mit  eingehenden  Betrachtungen  über  Auslese,  Kreuzung,  luzuclit 
und  Ernährungsweise  scbliesst  der  Verf.  seine  interessanten  Ausein- 
andersetzungen über  den  Werth  des  Studiums  der  Culturvarietäten 
der  Pflanzen.  J. 

H.  Braun.  Rosae  a.  c.  d.  Dre.  M'oloszczak  iu  agro  leopolltaiio ,  auno 
1885  lectae.  W.  Krakowie  1886.  8.  p.  i-32,  mit  einer  Tafel. 

Nach  einer  kurzen  polnischen  Einleitung  zählt  der  Verf.  34 
Kosenarten  oder  Varietäten  auf,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
literarischen  Quellen,  mit  Standortangaben,  klaren  kritischen  Bemer- 
kungen und  ausführlichen  Beschreibungen  der  Varietäten.  Die  Kosen 
sind  hier  als  Arten,  Subspecies  und  Varietäten  betrachtet.  Pimpi- 
nellifoliae,  Alpinae,  Synstylae  fehlen  ganz,  Gallicanae  nur 
Rosa  austriaca  var.  leiophi/lla  Borb.,  —  Moutanae  2,  Caninae  nudae  5 
mit  einer  Rosa  canina  subsp.  Desvauxii  H.  Br.  [R.  alaucescens  Desv. 
non  Wulf.)  und  R.  montivapa  subsp.  arenicola  FT.Br.  —  Caninae 
biserratae  5,  Can.  bispide  1,  Can.  pubescentes  8,  auch  i^. 
coi-iifoUa  Fr.  mit  5  Varietäten  der  R.  frutetorum  Bess.  hier  gerech- 
net. —  R.  dumetorum  subsp.  tuherculata  Borb.  ist  vielleicht  nicht 
die  echte  dalmatinische  Pflanze,  welche  ich  bisher  von  keinem  ande- 
ren Standorte  gesehen  habe.  —  R.  solstitialis  und  R.  frutetorum 
sind  ausführlich  erklärt  und  mit  letzterer  wird  R.  leopoliensis  Blocki 
vereinigt;  die  niederösterreichische  R.  frutetorum  aber  zu  der  von  R. 
sexetana^rd.\m  gezo^^^en.  R.  frutet.  var.  Silesiaca  K.Br.  (non  Christ) 
wurde  var.  samhucifolia  genannt  —  Caninae  collinae  sind  3, 
Rubiginosae  svavifoliae  nur  1  {R.  ruhiginosa  var.  micranthi- 
fo-mis  B..Br.,  also  ohne  alle  Sepiaceen,  Micranthen,  Scabraten), 


294 

Tomentosae  4,  Vestitae  4  aufgezählt,  also  herrschen  hier  —  nach 
diesem  Aufsatze  —  besonders  die  beharrt  blättrigen  Kosen  vor.  Aus 
den  Collinis  ist  eine  R.  sarmaüca  und  R.  Wittmanii  n.  sp.  be- 
schrieben, die  letztere  auch  abgebildet.  Bei  Rosa  Suferti  Kirschl. 
ist  eine  subsp.  Herhichii  bei  R.  euvestüa  Borb.  {R.  vestita  God.  non 
alior.)  eine  subspec.  polonica  und  bei  Rosa  umbelliflora  Sw,  eine 
subsp.  sudetica  H.  Br.,  neu  beschrieben.  Zum  Schlüsse  sind  die  er- 
wähnten Rosen  im  Index  zusammengestellt.  —  Viele  Druckfehler !  — 
Wir  empfehlen  diese  sehr  wichtigen  Angaben  warm  jedem  Freunde 
der  Rhodologie.  v.  Borbas. 


Correspondenz. 

Wien,  am  4.  Juli  1887. 
Dass  man  den  Sinn  meiner  in  Nr.  6  pag.  207  dieser  Zeitschrift 
ausgesprochenen  Vermuthung  des  Grundes  anormaler  Drüsigkeit 
—  nicht  wird  widerlegen  können ,  wusste  ich  sehr  genau,  da  sie 
sich  auf  die  von  mir  beobachtete  Thatsache  stützen  konnte,  dass 
bei  zahlreichen  im  Blüthenstadium  fraglichen  Rosen  die  charakteri- 
stische Drüsigkeit  erst  im  Fruchtstadium  zur  vollen  Entwicklung 
gelangt.  —  Wenn  aber  der  Sinn  meiner  obcitirten  Vermuthung 
(nota  beue  bezüglich  einer  typisch  drüsenlosen  GoriifoUa  -  Form) 
lautend:  „diese  Art  verspäteter  theilweiser  Drüsenbekleidung 
bei  unveränderter  Dichte  des  übrigen  Tomentums  kann  man  wohl 
nichts  anderem  mehr  als  dem  Einflüsse  plötzlicher  Tempera- 
tur- und  Insolationsvermehrung  in  der  Zeit  eines  Regen- 
maximums auf  den  exponirten  Theil  des  Strauches  zuschreiben, 
demnach  als  eine  blosse  vorübergehende  Erscheinung  (luxurianter 
Entwicklung)  erklären"  —  ausgelegt  wird,  wie  in  Nr.  7  pag.  256 
(Zeile  2  bis  6  von  oben)  dieser  Zeitschrift  steht  „wir  hätten  also 
am  selben  Individuum  Zweige  (nach  einer  neuen  Theorie  — !)  zu 
beobachten,  von  welchen  die  einen  sich  offenbar  eines  Regenmaxi- 
mums zu  erfreuen  hatten,  während  die  anderen  unter  dem  gewiss 
traurigen  Einflüsse  eines  Minimums  standen"  (Heinr.  Braun!)  —  so 
ist  diess  eine  muth willige  Sinnesverdrehung  vor  den  Augen  der 
gesammten   Lesewelt  dieser    Zeitschrift,    eine  Unwahrheit   also,    die 

wohl  auf  einen  Eclat  aber bei  dem  Geschichtsschreiber 

der  österr.  Botanik  rechnen  darf,  eine  Unwahrheit,  insolange  bis  in 
der  freien  Natur  nicht  lauter  isolirt  stehende,  sondern  sich  entweder 
in  dichte  Gruppen  oder  an  verschieden  dichten  und  hohen  Waldes- 
rändern mehrfach  durchschlingende,  daher  theilweise  beschattete 
Sträucher  gibt!  Es  war  hier  nur  von  einem  vorübergehenden  Drüsig- 
werden der  Petiolen  und  Serratur  typisch  drüsenloser  Rosen  die  Rede, 
deren  Glossiren  mich  an  die  schonende  Nichtbesprechung  der  vielen 
Mängel  der  „Beiträge  zur  Kenntniss  einiger  Arten  der  Gattung 
Rosa"-  Wien  1885   (im  Verlage   der  k.  k.  zool.-botan.  Gesellschaft) 


295 

des  Herrn  H.  Braun  erinnert,  welches  (Drüsigwerden)  für  biolo- 
ijische  mit  Betrachtungen  über  die  Frage  nach  der  Constanz  der  Art 
innig  verknüpfte  Fragen  immerhin  interessant  bleibt  —  was  man 
hingegen  (um  nur  ein  einziges  Beispiel  zu  erwähnen)  selbst  von 
dem  Juvel  seiner  „Beiträge"  d.  i.  der  1.  c.  Seite  120  (62)  beschrie- 
benen systematischen  Einheit,  Rosa  glabrata,  dessen  beide  Varietäten  (!) 
a,  fructu  globoso,  ß.  fructu  ovoideo-oblongo  eodem  in  ramo  stirpis 
(teste  Braun!)  vereint  vorkommen  etc.,  weit  weniger  sagen  könnte. 
Selbst  die  Köpfe  unserer  erhabensten  Species  (denn  nur  von  solchen 
ist  hier  die  Rede)  der  R.  alpina  und  R.  i^endulina  vergl,  1,  c. 
pag.  112  (54)  mit  ihren  Schwärmen  von  Varietäten  und  Subvarietäten 
—  müssten  hierüber  bedenklich  wanken,  und  uns  armen  Rosenfexen 
neue  Verlegenheiten  bereiten!  Wenn  es  aber  kein  menschliches  Begin- 
nen ohne  Fehler  gibt,  und  der  liebe  Gott  seinen  Glückskindern 
noch  über  viele  Hundert  europ.  Genera  ein  offenes  unbetretenes 
Feld  zur  Verfügung  stellt,  dann  ist  ein  Beginnen  mit  dem  blossen 
Vorsatz:  „lieber  Bestehendes  zu  verdrängen  als  Nichtbestehendes 
zu  schaffen"  ein  niemals  gänzlich  zu  rechtfertigendes.  *) 

J.  B.  Keller. 

Wien,  am  8.  Juli  1887. 
Gestatten  Sie  mir,  Ihnen  eine  Mittheilung  zu  machen,  die,  ob- 
gleich von  keinem  grossen  wissenschaftlichen  Werthe,  doch  als  ein, 
wenn  auch  kleiner  Beitrag  zur  Flora  von  Niederösterreich  von  In- 
teresse sein  dürfte.  Ich  habe  nämlich  heuer  im  Juni  auf  der  Türken- 
schanze in  der  Nähe  des  neu  angelegten  Parkes  Vicia  pannonica 
ß.  purpurascens  DC.  in  wenigen  Exemplaren  gefunden.  Ich  erlaube 
mir  noch  zu  bemerken,  dass  bei  Vicia  pannonica  in  Neilreich's 
Flora  von  Niederösterreich  die  Bemerkung  steht:  „  Vicia  purpurascens 
DC.  kommt  hier  nicht  vor  etc."  Moriz  Rassmann. 

Lemberg,  am  4.  Juli  1887. 

Folgende  interessante,  von  mir  gesammelte  Daten  aus  der 
Flora  von  Lemberg,  verdienen  dahier  erwähnt  zu  werden:  1.  Ga- 
lium  Wirtgenii  F.  Schltz.,  auf  sonnigen  Grastriften  in  Kleparow  und 
oberhalb  dem  k.  k.  Invalidenhause;  2.  Hkracium  boreale  Fries,  an 
Holzschlägen  in  Lesienice  und  Holosko,  spärlich;  3.  Sulio)  Caprea 
L.  f.  glabra  („foliis  fructibusque  omnino  glabris"),  in  einem 
einzigen  Exemplare  auf  einer  feuchten  Wiese  in  Lesienice.  Die  von 
Herrn  Krupa  in  „Sprawozd.  Komis,  fizyogr.  Krak."  von  Lesienice 
angegebene  Salix  livida  Wahlb.  wächst  in  Lesienice  gar  nicht  und 
überhaupt  nirgends  bei  Lemberg.  Br.  BJocki. 

Kalksburg  bei  Wien,  am  5.  Juli  1887. 

Ich  erlaube  mir  einen  nicht  uninteressanten  Fund  bekannt  zu 
geben.    So  weit  ich  mich  umgesehen,  ist  in  Niederösterreich  Garum 


*)  Mit  Diesem    betrachten  wir    die  leidige  Polemik    als    allerseits   abge- 
schlossen. Die  Red. 


296 

Bulbocastanum  bislang  nicht  angegeben;  auf  einer  Wiese  am  Gais- 
berge  fiel  mir  schon  im  Vorjahre  eine  Umbellifere  in  Frucht  auf, 
und  ich  nahm  einige  Exemplare  mit,  ohne  auf  den  knolligen  Wurzel- 
theil besonders  zu  achten.  Neilreich  liess  mich  bei  der  Bestimmung 
ganz  im  Ungewissen,  so  dass  ich  heuer  Blüthenexemplare  mit  Wurzel- 
knollen sammelte  und  nun  sicher  war,  eine  für  die  Flora  Wiens 
neue  Art  vor  mir  zu  haben.  Mir  ist  es  freilich  zweifellos,  dass  die 
Samen  dort  angebaut  wurden;  aber  der  Bodeu  scheint  der  Pflanze 
recht  zuzusagen,  da  sie  nun  schon  mehrere  Quadratmeter  bedeckt. 
Hoffentlich  bürgert  sich  dieselbe  immer  mehr  ein.  Auch  mehrere 
FotentiUa-krtm  finden  sich  um  Kalksburg,  welche  immerhin  Erwähnung 
verdienen.  So  ist  P.  incrassata  Zimmeter,  welche  nach  Prof.  Zim- 
meter's  Gruppirung  und  Aufzählung  (Steyr  1884)  bei  Neuwaldegg 
angegeben  ist,  am  Zugberg  und  Kaufberg  gerade  nicht  selten;  P. 
Kerneri  Borb.  fand  ich  am  Zugberg.  Eine  dritte  aus  der  Gruppe 
der  Canescentes  dürfte  vielleicht  neu  sein,  wenigstens  bedeutete  mir 
Herr  Blocki,  dem  ich  einige  meiner  Potentillen  zur  Bestimmung 
sandte,  dass  die  Form  eine  ausgezeichnete  sei.  Auch  P.  serotina  Vill. 
scheint  besonders  zwischen  Kalksburg  und  Mauer  gerade  häufig  zu 
sein.  P.  A.  Dichtl  S.  J. 

Brunn,  am  6.  Juli  1887. 

Prof.  Alb.  Zimmeter  hatte  die  freundliche  Gewogenheit  meine 
Potentillen  gütigst  zu  determiniren  und  zu  revidiren,  wofür  ich  ihm 
meinen  tiefgefühlten  Dank  ausspreche.  Im  Nachfolgenden  führe  ich 
einige  interessante  Formen  an,  von  denen  einige  neu  sind  für  die 
Flora  Mährens.  Ich  fand:  Potentilla  decumbens  Jord.,  bei  Eiben- 
schitz.  P.  crassa  Tausch,  am  Markrabstvi  bei  Medlanko.  P.  obscura 
Aut.  bei  Brunn.  P.  incanescens  Opic,  bei  Reckowitz.  P.  Uechtritzn 
Zim.,  an  Rainen  hinter  Husowitz.  P.  polyodonta  Borb.,  Eisenbahn- 
damm bei  Billowitz,  Schwarzawaufern  im  Schreib walde.  P.  leiotricha 
Borb.,  Misskegel  bei  Walrowitz.  P.  Wiemanniana  Günth.  et  Seh.,  Kl. 
Hostihrädek.  P.  subrubens  Borb.,  Herotitz  bei  Tischnowitz.  P.  ruhens 
Crantz,  Brunn,  Schimitz,  Reigern,  Lowtschitz,  Wischau,  Polehradic, 
Kromau.  P.  aestiva  Hall,  f.,  Jureiner  Berg.  P.  explanata  Zim., 
Öerna  horä  nächst  Raitz.  P.  subarcnariana  Borb.,  Schreibwald,  Sebro- 
witz,  P.  serotina  Vill.  Schimitz,  Obran,  Karthaus,  Medlanko,  Dou- 
bravnik ,  Kuhberge,  Sebrowitz,  Schreibwald,  Inndorf,  Bysterz.  P.  opaca 
L.  X  arenaria  Borkh.,  Kuhberge  bei  Brunn.  P.  subopaca  Zim.,  Gel- 
ber Berg  und  Raine  bei  den  Pulverthürmen  bei  Brunn.  P.  turi- 
censis  Siegfrd.,  Melatina  Thal  bei  Billowitz.  P.  autumnalis  Opic, 
Purkwathal   bei  Blansko.  Dr.  Formänek. 

Budapest,  am  8.  Juli  1887. 

Um    mir    die    mir  fehlenden   und  vergriffeneu  Jahrgänge  1856 

und  1857  Ihrer  Zeitschrift    zu  verschaffen,    war    ich    genöthigt    eine 

ausgebotene  complete  Serie  von  1851 — 1835  zu  kaufen,   so  dass  ich 

jetzt  die  Jahrgänge  1851—1855  iucl.  uud  1858—1885  incl.  doublet 


297 

besitze.  Ich  würde  diese  33  Bände,  tadellos  erhalten  und  gebunden, 
für  80  fl.  abgeben.  Lud>vig  Eicht  er. 

(Sugar  ut  3.) 

Budapest,  am  10.  Juli  1887. 

Durch  die  schönen  Tilien-Exsiccaten ,  welche  mir  Freund  H. 
Braun  geschenkt  hat,  angeregt,  habe  ich  heuer  die  Ofner  Tilia- 
Arten  näher  untersucht,  obgleich  ich  schon  vom  Jahre  1884  eine 
ziemlich  reiche  Tiliensammlung  besitze.  Am  interessantesten  war  es 
mir,  hier  zwei  hybride  Tilia  zu  entdecken:  eine  T.  platyphyllos  X 
super- ülmifolia  {T.'svbparvifolia  m.)  zwischen  dem  Leopoldifelde  und 
dem  sogenannten  Thiergartenwalde  bei  Ofen,  welche  auch,  was  die 
Blüthezeit  betrifft,  zwischen  den  genannten  Eltern  eine  wahre  Mittel- 
form ist  Sie  blühte  am  29.  Juni,  wo  die  Formen  der  T.  platy- 
phyllos  und  T.  europaea  L.  {T.  intermedia  autor.,  non  Host)  ver- 
blüht waren,  an  T.  Ülmifolia  aber  noch  keine  oder  nur  wenig 
geöffnete  Blüthen  waren.  Diese  T.  subparvifolia  ist  der  T.  Ülmi- 
folia näher  stehend,  aber  die  untere  Seite  der  kleineren  Blätter  nicht 
so  weisslich,  doch  viel  blässer,  als  jene  der  T.  plathyphyllos  oder 
europaea;  die  Nerven  sind  spärlich  behaart,  hie  und  da  auch  die 
jungen  Zweige.  Neben  dieser  Linde  steht  eine  besondere  Varietät 
der  T.  pyramidalis  Host,  welche  so  breite  Bracteen  besitzt  (3 — 4  Cm. 
breit),  wie  ich  es  bisher  an  anderen  nicht  gesehen  habe.  Diese  bis 
zum  Grunde  des  Fruchtstieles  herablaufenden  Bracteen  sind  ausser- 
dem über  10  Cm.  verlängert.  Ob  nun  diese  var.  latissima  m.  eigent- 
lich zu  der  T.  pyramidalis  Host  „fructu  angulato",  oder  zu  der  T 
Hosteana  m.  {T.  intermedia  Host)  „fructo  rotundo"  gehört,  werde 
ich  erst  im  Herbste  sehen.  —  Bei  dem  „Saukopfe"  habe  ich  eine 
andere  Hybride  gefunden.  Sie  ist  mehr  eine  Tilia  super-europaea  X 
ülmifolia  {T.  suhflavescens  m.)  und  mit  Viscwn  album  stark  belastet. 
Sie  stand  am  3.  Juli  in  schönster  Blüthe,  hat  grosse,  kahle  Blätter, 
die  Vorderseite  ist  etwas  gelblich-blass,  bedeutend  blässer  als  bei 
T.  europaea;  auch  die  Blüthen  gelblich,  wesswegen  der  Baum  schon 
von  Weitem  gelblich  aussah.  Sowohl  an  der  T.  subparvifolia  als 
auch  T.  snbßavescens  war  die  Inflorescenz  ungefähr  sechsblüthig. 
Die  letztere,  welche  viel  länger  zugespitzte  Blätter  besitzt  als  die 
T.  subparvifolia,  könnte  man  wohl  zu  der  T.  paUida  Wierzb.  als 
Varietät  ziehen,  aber  bekanntlich  hat  T.  pallida  zu  lange  Bracteen, 
und  weissliche  Petala  wie  die  T.  Ülmifolia.  —  Auch  andere  inter- 
essante Tillen  habe  ich  bei  Ofen  gesammelt,  wie  T.  vitifolia  und 
pyramidalis  Host,  T.  flava  Wollny !  welche  so  geformte  Blätter  besitzt, 
wie  die  T.  corylifolia  Host,  sowie  sehr  lange  ins  Köthliche  spielende 
Bracteen,  ferner  T.  ülmifolia  var.  maior  Spach,  T.  platyphyllos  var. 
pluriflora  Spach  etc.  —  In  dem  Monorer  Walde  fand  ich  Erodixmi 
Neilreicliii  Jka.,  aber  keinen  Dianthus  polymorphus  (nur  D.  Ponte- 
derae),  bei  Ofen  sammelte  ich  viele  Potentillen,  darunter  auch  P. 
Kerneri  und  brachyloha  m.,  Inula  semihirta  und  /.  Hausmanni, 
bei  den  Kalköfen  im  Kühlen  Thale.  Da  steht    die    Quercus  hiemalis 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  8.  Heft  1887.  24 


298 

Stev.  {Q.  pedunculata  var.  australis  Heuff,  non  Link  1819)  mit 
17  Cm.  langen  Fruchtstielen.  Q,.  extensa  Schur  gehört  nicht  hieher, 
denn  eine  kahlblättrige  Form  hat  zwar  lange  (5 — 7  Cm.)  Frucht- 
stiele (herb,  palat.  caes.  Vindob.  und  univers.  Leopol.),  aber  die 
Blätter  sind  bei  dieser  15  Cm.  lang,  also  die  Länge  der  Fruchtstiele 
im  Vergleiche  dieser  entspricht  nicht  der  Q.  hiemalis  Stev.  {Q.  ßli- 
pendula  Jka.  Yuk.),  Q.  extensa  Schur  „foliis  .  .  .  subglabris,  margiue 
pilosis",  betrachte  ich  aber  als  ein  Synonym  der  behaartblättrigen 
Stieleiche  (Q.  peduncuUßora  C.  Koch).  Die  „herrliche  Jurinea"^ 
(Oe.  botan.  Ztschr.  1887 ,  p.  258)  dürfte  meine  J.  subdecw-rens  sein, 
welche  durch  die  halbherablaufenden  Blätter  besonders  von  J.  macro- 
calathia  C.  Koch  verschieden  ist.  Hieracium  Herculis  m.  1875  {H. 
Heuffeli  Jka.,  non  Gris.  1852)  halte  ich  für  einen  Bastard  von  einer 
Form  des  H.  Pilosella  mit  H.  sabinum  oder  mit  einer  Form  des 
H.  cymosum.  v.  Borbäs. 


Fersonalnotizen. 

—  Dr.  Moritz  Willkomm  wurde  zum  Rector  der  deutschen 
Universität  in  Prag  gewählt. 

—  Dr.  H.  G.  Reichenbach  erhielt  das  Comthurkreuz  des 
sächsischen  Albrechtsordens. 

—  Hofrath  Dr.  A.  Kern  er  Ritter  v.  Marilaun  hat  eine  Be- 
rufung an  Stelle  des  verstorbenen  Professors  Eichler  nach  Berlin 
erhalten  und  dieselbe  trotz  der  glänzenden  Aussichten  abgelehnt. 

—  Professor  Dr.  P.  Ascherson  ist  von  seiner  ägyptischen 
Reise  am  29.  Juni  wohlbehalten  in  Berlin  wieder  eingetroffen. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen. 

—  Monatsversammlung  der  k.  k.  zoologisch-botanischen 
Gesellschaft  in  Wien,  am  6.  Juli  1887.  Dr.  Kronfeld  hielt  einen 
Vortrag  über  das  Ergrünen  von  Keimlingen.  Hierauf  besprach  unter 
Demonstration  an  mitgebrachten  Exemplaren  Dr.  Ritter  v.  Wett- 
stein einige  neue  Funde  im  Bereiche  der  niederösterreichischen  Flora, 
als:  Bunium  Bulhocastanum  auf  dem  Geisberge  bei  Rodaun.  Diese 
Umbellifere  wurde  schon  früher  von  anderen  Botanikern  (H.  Braun) 
am  selben  Standorte  gefunden,  scheint  dort  jedoch  eingeschleppt  zu 
sein,  und  dürfte  bald  wieder  verschwinden;  —  Sedum  micranthum 
Bast,  apud  DC.  im  Gurhofgraben  bei  Aggsbach;  Saussurea  hyhrida 
Wettstein  (*Si.  pygmea  X  discolor)  von  der  Veitsch.  Derselbe  sprach 
ferner  über  eine  noch  näher  klarzustellende  neue  Form  des  Thlaspi 
montanum,   und   zeigte   schliesslich    einen    merkwürdigen    Fall    von 


290 

Fasciation    an    einem    lebenden    Exemplar    von  Lilium  candidum. 
Selbes  ist  vierzelinsteugelig  und  trägt  circa  100  Blüthen. 

M.  Pfihoda. 


Sammlungen, 

„Herbier  general  anal3^tique."  Da  den  öffentlichen  Her- 
barien die  einzelnen  Theile  der  Pflanze,  welche  zur  Bestimmung 
derselben  nothwendig  sind,  nur  selten,  meist  aber  gar  nicht  beige- 
geben sind,  dieselben  vielmehr  durch  den  Trocknuugsprocess  oft 
unbrauchbar  werden,  so  hat  sich  M.  Buysmann  in  Middelburg 
(Holland)  zur  Herausgabe  obigen  Herbars  veranlasst  gesehen,  umso- 
mehr  als  Proben  davon  eine  günstige  Beurtheilung  fanden.  Dasselbe 
umfasst  vorläufig  nur  Phanerogamen  und  werden  jeder  Species  bei- 
gegeben:  1.  Analj'seu  auf  dem  Herbarbogen,  einzelne  gut  erhaltene, 
zur  Bestimmung  wichtige  Orgaue  der  Pflanze.  2.  Analysen  von  flei- 
schigen Organen  in  Alkohol,  damit  sie  mit  der  Lupe  oder  mit  dem 
Mikroskope  untersucht  werden  können.  3.  Früchte  und  Samen,  kleine 
fleischige  Früchte,  wie  Beeren  etc.  sind  ebenfalls  im  Alkohol  bei- 
gegeben. Man  kann  auf  Medicinalpflanzen,  auf  technische,  ornamen- 
tale, seltene  oder  kritische  Pflanzen  subscribiren.  Der  Preis  beläuft 
sich  für  die  Species  der  aussertropischen  Pflanzen  auf  Mk.  L — , 
für  die  der  subtropischen  oder  tropischen  Gewächse  auf  Mk.  2. — . 
Auf  Wun.sch  werden  Proben  von  Pflanzen  oder  Analysen  zur  Be- 
gutachtung eingesendet. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren  Au  st,  Kocner, 
Callier. 

Aus  Niederösterreich  eingesendet  von  Aust:  Allium  Sr.orodo- 
prasion,  Amarantixus  silvestris,  Borago  oficinalis,  Br^yonia  alba, 
Carex  Hornschuchiana,  Cephalanthera  iJaUens,  Cerastium  glutinosum, 
Chenopodium  murale,  Festuca  pallens,  F.  strkta,  Fumaria  Schlei- 
cheri,  Galium  austriacum,  Geraniimi  niolle,  Hypericimi  niontanum, 
Liiiiim  austriacum,  Lonicera  pallida,  Malcolmia  africana,  Marrti- 
bi'um  remotnm,  M.  vulgare,  Melica  uniflora,  Myosotis  hispida,  M. 
stricta,  Orobanche  Epithymimi,  0.  gracilis,  Polygonum  mite,  Poly- 
podium  Hobertianum,  Potentilla  caulescem,  P.  Vindobonensis,  Posa 
spuria,  Rubus  bifrons,  R.  Wahlbergii,  Rumex  Patientia,  Salix  Mau- 
temensis,  Senecio  paludosus,  Tragus  7^acemosus,  Viola  austriaca,  V. 
collina,  V.  m,irabilis,  V.  midticaulis. 

Aus  Böhmen  eingesendet  von  Pastor;  Ärabis  Haller,  Aspi- 
dium  dilatatum,    A.  Filix  nias,  Athyrium  Filix  femina,  Bartsia  al- 


300 

pina,  Gircaea  alpina,  Cuscuta  major,  Polypodium  Dryopteris,  Polyp. 
Phegopteris,  P.  vulgare,  Potenülla  aurea,  Pulsatilla  alpina,  Ranim- 
culus  acouitifolius,   Viola  lutea. 

Aus  Oberösterreich  eingesendet  von  Steiniuger:  Campanula 
barbata,  Cineraria  rivularis,  Daphne  Cneorum,  Q-entiana  nivalis, 
Hieracium  villosuni,  Lnnaria  rediviva,  Potentilla  longifolia. 

Aus  Niederösterreicli  eingesendet  von  Dr.  Eichter:  Anthyllis 
affinis,  Arabis  sagittata,  Carex  strigosa,  Gotoneaster  tomentosa,  Qlau- 
cium  ßavum,  Hieracium  amplexicaule,  Jurinea  mollis,  Melampyrum 
barbatum,  Ononis  procurrens,  Prunus  Ghatnaecerasus,  Schoenus  fer- 
rugineus,    Viola  ambigua. 

Aus  Ungarn  eingesendet  von  v.  Degen:  Artemisia  annua,  A. 
lednitzensis,  Astragalus  austriacus,  A.  exscapus,  Grypsis  aculeata, 
Diantlius  Pontederae,  Echium  rubrum,  Geranium  lucidmn,  Lepi- 
dium  crassifolium,  Ononis  hircina,  Poa  sterilis,  Polygonuni  gramini- 
foKum,  Ranunculus  lateriflorus,  Scutellaria  Golumnae,  Thlaspi  Jan- 
kae,  Trinia  vulgaris,  Valerianella  3forisonii  var.  dasycarpa,  Viola 
omdticaulis.  Aus  Niederösterreich:  Echinops  ruthenicus. 

Obige  Arten  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)  abgegeben  werden. 


Inserat. 


Verlag  von  Julius  Springer  in  Berlin  N. 

Soeben  erschien : 

Die 

Flechten  Deutschlands. 

Anleituiie- 


Von 

P.  Sydow. 

Mit  zahlreichen  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen. 
Preis  M.  7.— 


Zu  beziehen  durch  jede  Buchhandlung. 


RedacteuT  und  Heransgelier  Dr.  Aleziander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 

C.  Ueberreuter'sche  Buchdruckerei  (M.  Salzer)  in  Wien. 


Oesterreicliisclie 

Botanisclie  Zeltsclirift 

Die  österreichische  i^-i-i^T^r-. -»-»  ^     •  ^^®™?}"n®  a  v 

botanische    Zeitschrift  V_/X^Q!*cill  die  frei  durch  die  Post be- 

evscheint  ^^  zngcii  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.  „,,  bl08   bei   der  Kedaetion 

Man  pränumerirt  auf  selbe  ""  (iv.  Bez.,  MilMgas^t  Nr.  i) 

mit  8  fl    Ost.  >V.  .  ^'^  pranumeriren. 

(IG  r'.  Mark)'  Rnt;)nik  und  Bntanikßr  im  wege  des 

ganzjährig,    oder    mit  DÜLaHI^     "'•"      OUiailllVCI.  Buchhandels    übernimmt 

4  fl.  Ost.  M'.  (S  li.  Mark}  Pränumeration 

halbjährig.  --^---  C.  Gerold's  Sohn 

Inserate  __        ^  in  ^^'^^^^ 

die  ganze  Petitzeile  iV— "     Q  ^°^^^  ^^'^  übrigen 

15  kr.  Ost.  W.  *^          *'■  Buchhandlungen. 


XXXYII.  Jahrgang.  WIEN.  September  1887. 

INHALT.  Zur  Rosenflora  von  Agram.  Von  Vuk  otinovic.  —  Hieracium  polonicum.  Von  F.  lock  i. 
—  Flora  von  ^ord-Mähren.  Von  Dr.  Formänek.  —  Hieracien.  Von  Schneider.  —  Tirol-Fahrt. 
Von  Freyn.  —  Flora  des  Etna.  Von  Strobl.  -  Literaturberichte.  —  Correspondenz.  Von  Wies- 
baner.  Spitzner,  Formänek,  v.  ßorbäs,  Blocki.  —  Personalnotizen.  —  Vereine,  Anstalten, 
Unternehmungen.  —  Sammlungen.  —  Botanischer  Tauschverein. 


Zur  Rosenflora  von  Agram. 

Von  L.  V.  Vukotinovic. 

Die  Umgebung  Agrams  zeichnet  sich  bekanntermassen  durch 
keinen  besonderen  Keichthum  ilirer  Flora  aus;  eine  Ausnahme  von 
dieser  Thatsache  bilden  besonders  die  Quercus  und  Rosen  —  und 
ich  werde  nicht  irren  —  wenn  ich  noch  die  Bitbus  hinzufüge.  Da 
ich  mich  aber  bisher  an  den  Eosen  schon  hinreichend  zerstochen 
habe,  so  hatte  ich  nicht  den  Math  mit  einer  ähnlichen  Gattung 
anzui3inden. 

In  meiner  letzten  Abhandlung  von  1886  führe  ich  160  theils 
Arten,  theils  Formen  und  Varietäten  von  Eosen  an,  die  in  der  Um- 
gebung Agrams  und  im  Küstenlande  vorkommen;  wenn  wir  von 
dieser  Summe  50 — 60  abziehen,  die  im  Küstenlande  oder  in  ent- 
fernteren Gegenden  wachsen,  so  bleiben  noch  immer  für  die  zunächst 
um  Agram  liegenden  Gegenden  100  Eosen,  die  sich  mit  voller  Be- 
rechtigung unterscheiden  und  trennen  lassen;  ich  bin  aber  überzeugt, 
dass  ein  geübterer  Ehodologe,  oder  ein  vielleicht  weniger  strenger, 
noch  so  mauche  Eose  finden  würde,  die  besonders  hervorgehoben  zu 
werden  verdiente. 

Die  Klagen  sind  nicht  unberechtigt,  dass  man  mit  den  Eosen 
zu  viel  herumwirthschaftet,  je  nun  wir  müssen  bedenken,  dass  diesen 
Läuterungs-Process  auch  andere  Gattungen  durchmachen  mussten, 
z.  B.  Hieracium,  Mentha,  Rubus,  Epilohium,  Euphrasia,  Oentiana 
etc.  etc.,  ist  einmal  die  Krisis  beendet,  wird  so  manches  ausgeschieden 
und  das  lebensfähige  verbleibt.  Bei  meinen  ununterbrochenen  Excur- 
sionen  findet  sich  noch  immer    etwas,    was,  wenn  auch    nicht    stets 

Oeaterr.  botan.  Zeitschrift.  9.  Heft.  1887  25 


302 

von  mir,  so  doch  ganz  gewiss  von  den  scharfen  Augen  des  Magist. 
pharm.  Eduard  Wormostiny  entdeckt  wird.  Als  Nachtrag  zu  der 
oberwäbnten  Abhandlung  theile  ich  die  Beschreibung  von  folgenden 
drei  Kosen  mit: 

I.  Rosa  hyprida  Schleich,  fr,  setosissima  Vuk. 

Strauch  niedrig,  vielstämmig,  theilweise  mit  kräftigen 
gebogenen  oder  geneigten  Stacheln,  theilweise  mit  pfrie- 
migen, dünneu,  zahlreichenNadeln  und  gemengten  schwarz- 
drüsigen Borsten  reichlich  besetzt;  (die  Nadeln  und  Borsten 
zum  Theil  im  Sommer  abfällig)  Blättchen  etwas  lederartig  5,  oval- 
spitzlich,  oder  eiförmig,  rundlich  gekerbt,  gezähnt,  die  meisten  Zähn- 
chen eingeschnitten;  oberseits  glatt,  unterseits  graugrün,  kleinhaarig, 
Mittel-  und  Seitennerven  leicht  behaart  und  schwarzdrüsig;  Blattstiele 
flaumig  und  weich  bestachelt,  mit  duDkeln  Drüsenblüthen  besetzt, 
die  Stacheln  häufig  auf  die  Mittelrippe  übergehend;  Nebenblättchen 
lanzettlich,  Oehrchen  und  Kandseiten  drüsig  bewimpert,  unterseits 
glatt,  äusserlich  fläumlich  behaart  und  drüsig;  Deckblättchen  lanzettlich 
gleich  lang  oder  kürzer  als  die  Blüthenstiele ;  Blüthenstiele  und 
Keceptakeln  drüsig-borstig,  Kelchzipfel  zwei  ganz,  am 
Rande  filzig;  die  drei  äusseren  gefiedert,  die  Fiederlappen 
dunkel  und  gestielt-drüsig;  Blumenblätter  lebhaft  rosa;  Schein- 
frucht klein,  vertrocknend,  borstig;  Scheibe  konisch, 
Griffel  lang,  locker,  unbehaart. 

Am  Berge  Maicenovo,  am  Waldrande,  oberhalb  dem  Dorfe 
Zveöaj  nächst  Gracan  unweit  Agram.  Zwischen  den  vielen  Abände- 
rungen, die  in  dieser  Rosenreihe  hier  besonders  häufig  erscheinen, 
steht  diese  Form  vereinzelt  da,  mit  ihren  niedrig  gedrängten  strauch- 
artigen, vielstämmigeu  und  vielzweigigen  Habitus  und  besonders 
mit  ihrer  zahlreichen  zwei-dreierleiartigen  Bestachelung.  (Detexit 
Wormostiny.) 

IL  ad  sepiaceas.  Rosa  semiscdbra.  Borb.  et.  Vuk.  (Rad. 
südsl.  Akad.  Bd.  83,  1886  unrichtig  beschrieben,  jetzt  rectificirt.) 

Strauch  1 — 17^  M.  hoch;  Aeste  locker;  Stacheln  kurz,  gebogen; 
Blüthenzweige  selten  mit  zerstreuten  Borsten  oder  Nadeln  besetzt; 
Blättchen  5 — 7,  oval,  elliptisch,  kurz,  gespitzt  oder  spateiförmig, 
einfach  gesägt,  die  Zähnchen  jedoch  klein  eingeschnitten  und  drüsig; 
oberseits  kahl,  unterseits  an  den  Rippen  behaart  und  drüsig;  Blatt- 
stiele flaumig,  zerstreut  drüsig  und  bestachelt;  Nebenblättchen  am 
Rücken  und  den  Rändern  drüsig,  Blüthenstiele  kahl,  Kelchzipfel  ge- 
fiedert und  drüsig  gewimpert,  nach  der  Blüthe  zurückgeschlagen 
von  der  reifen  Frucht  abfällig;  Blüthen  ziemlich  gross,  blassrosa; 
Scheinfrüchte  mittelgross,  rundlich;  Griffel  behaart. 

Dr.  Borb  äs  hatte  ursprünglich  die  R.  Zagrahiensis  Braun 
und  Vuk.  semiscahra  benannt,  was  mir  unbekannt  blieb  und  ich 
hatte  einer  zweiten  Rose  den  Borbäs'schen  Namen  gegeben,  deren 
Beschreibung  ich  hiermit  veröffentliche;  R.  semiscahra  dem  Habitus 
nach  der  R.  Zagrahiensis  ähnlich,  jedoch  von  derselben  sehr  ver- 
schieden; erstens  fehlt  der  resinose  Geruch,  die  Früchte  sind  kleiner 


303 

und  rundlich,  endlich  sind  die  Kelchzipfel  zurückgebogen;  —  bei 
R.  Zagrah.  sind  die  Scheinfrüchte  gross,  kuglig,  biruförmig,  Kelch- 
zipfel aufgerichtet.  R.  semiscahra  kommt  an  Waldrändern  und  son- 
stigen schattigen  Stellen  vor  bis  in  die  höheren  Berge  reichend;  ist 
ein  lockerer  Strauch,  während  jB.  Zagrah.  dicht  gedrängt  bogig  und 
sehr  reichblühend  ist. 

III.  Rosa  glauca  Vi  11.  fr.  salicifolia  Vuk.  Strauch  kräftig,  bis 
2M.  hoch;  Hauptstamm  schwach  bestachelt;  Stacheln  gerade,  kurz, 
an  den  bogigen  Zweigen  kurz  und  hakig,  zahlreiche  Blüthenzweige 
verlängert  kniebogig  blattlos  und  gabelig  getheilt;  Blätt- 
chen 5—7,  lanzettlich,  an  beiden  Seiten  verdünnt  (ähnlich 
denWeidenblättern),  einfach  gezähnt,  mit  hin  und  wieder  einge- 
schnittenen Zähnclien  graugrün,  beinahe  beiderseits  gleich;  der 
Mittelnerv  verdickt.  Blattstiele  an  der  Basis  fläumlich  zuweilen  mit 
einem  Stächelchen  versehen;  Nebenblättchen  ziemlich  breit  oval, 
lanzettlich  mit  tiefen  zugespitzten  Oehrchen  beiderseits  fläumlich, 
kleindrüsig  gerändert,  am  Eücken  und  Basis  röthlich;  Deckblätter 
verbreitert,  den  Blüthenstielen  gleich  oder  blattartig  und  überragend; 
Blüthenstiele  kahl  einzeln  verlängert;  Receptakeln  eiförmig; 
Kelchzipfel  lanzettlich,  verlängert;  die  drei  äusseren  gefiedert 
beiderseits  befiäumelt,  an  den  Rändern  filzig,  nach  der  Blüthe 
rückgebogen,  bald  darauf  gehoben,  ausgebreitet,  theil- 
weise  aufrechtstehend,  vor  der  Reife  abfällig;  Blüthen  mittel- 
gross, rosa;  Scheinfrucht  eiförmig,  kugelig,  ziemlich  gross; 
Scheibe  klein,  Griffel  kurz,    köpfig,  dicbthaarig  oder  wollig. 

In  den  Hecken  an  der  Strasse  Bienik-Salata;  auch  an  anderen 
Orten,  aber  jedenfalls  seltener. 

Die  Bestachelung,  die  Farbe  der  Blätter,  dann  die  ausgebreiteten 
später  aufgerichteten  Kelchzipfel  veranlassten  mich  diese  Rose  zu 
den  Montanen  im  Allgemeinen  und  insbesondere  in  den  Formenkreis 
der  Glauken  zu  stellen.  Besondere  Merkmale  die  Rosasalicif.  unter- 
scheiden, führe  ich  gar  nicht  an,  weil  eben  Alles  an  ihr  eigenthümlich 
und  verschieden  ist. 


Hierachnn  polonicutn  n.  spec. 

Von  Br.  Blocki. 

Diagnose:  Rhizom  schief,  unterirdische  Ausläufer  treibend. 
Ausläufer  röthlich,  nur  an  der  Spitze  beblättert,  sonst  schuppig, 
schwach  behaart,  2  Mm.  dick,  bis  1-5  Dem.  lang.  Stengel  an  der 
Basis  meist  röthlich,  steif  aufrecht,  2—6  Dem.  hoch,  fein  längsge- 
streift, nur  im  unteren  Theile  beblättert.  Blüthenstand  dolden ris- 
pig, vor  dem  Aufblühen  geknäuelt,  später  +  weitschweifig  locker, 
15— SOköpfig.  Blätter  intensiv  grün,  schwach  glänzend,  dünn, 
im  getrockneten  Zustande  papierdünn.  Gmndständige  Blätter  auf- 

25* 


304 

recht  abstehend,  lanzettlich  länglich  im  oberen  Drittel  am 
breitesten,  zur  Basis  allmälig  verschmälert,  stumpflich,  an  den 
Bändern  entfernt  gezähnelt,  12 — 20  Cm.  lang,  2 — 3  Cm.  breit, 
mit  deutlich  hervortretendem,  im  unteren  Theile  meist  röthlichen, 
2  Mm.  dickem  Mittelnerv.  Stengel  im  unteren  Theile  vierblättrig, 
die  Blätter  decrescirend,  von  der  Gestalt  der  Grundblätter,  jedoch 
zugespitzt,  das  oberste  zweimal  kürzer  und  schmäler  als  das 
zweitnächste.  Blühendes  Köpfchen  7  Mm.  lang  (ohne  Ligulae),  4  Mm. 
breit,  ziemlich  allmälig  in  den  Stiel  verschmälert;  Fruchtköpfchen 
5  Mm.  breit.  Ligulae  schmal,  tief  goldgelb;  Blüthenscheibe 
1*5  Cm.  im  Durchmesser;  HiÜlschuppen  schmal  lineal,  stumpflich, 
etwas  über  0'5  Mm.  breit,  an  den  Bändern  blassgrün.  Blätter  bei- 
derseits mit  weisslichen,  1  Mm.  langen,  abstehenden,  ziemlich 
steiflichen  Haaren  sehr  dicht  besetzt;  die  Behaarung  des  Blatt- 
randes (besonders  gegen  die  Blattbasis  hin)  und  des  Mittel- 
nerves unterseits  zweimal  länger,  rückwärts  gerichtet,  üeberdiess 
tragen  die  Blätter  in  der  ersten  Jugend  auf  der  Unterseite  eine 
ziemlich  reichliche  Flockenbekleidung,  welche  jedoch  bald  gänz- 
lich verschwindet.  Die  Behaarung  des  Stengels  ist  sehr  dicht  auf- 
getragen: die  Haare  weisslich,  wagrecht  abstehend  (an  der 
Steugelbasis  zurückgekrümmt),  im  unteren  Theile  des  Stengels, 
sowie  dicht  unter  dem  Blüthenstand  und  an  den  Köpfcheustielen 
und  Hüllblättchen  fast  2  Mm.  lang,  sonst  nur  etwas  über  1  Mm. 
lang;  die  Haare  an  der  Spitze  des  Stengels  und  innerhalb  des  Blü- 
thenstandes  sind  in  ihrer  unteren  Hälfte  schwärzlich.  Die  Flocken- 
bekleidung des  Stengels  verschwindet  schon  in  der  Mitte  des  Stengels 
fast  gänzlich;  gegen  den  Blüthenstand  hin  bedecken  die  Sternhaare 
den  Stengel  und  ebenso  die  Kopfstiele  ziemlich  dicht.  Der  obere 
Theil  des  Stengels  (besonders  dicht  unter  dem  Blüthenstande),  die 
Köpfchenstiele  und  die  Hüllblättchen  besitzen  ausserdem  eine  sehr 
reichlich  aufgetragene  Bekleidung,  bestehend  aus  sehr  kurzen 
(kaum  0'5  Mm.  langen)  drüsentragenden  Haaren. 

Standort:  In  Holzschlägen  imd  auf  Waldwiesen  in  ganz  Ost- 
galizien  gemein.  Auch  besitze  ich  diese  Art  aus  Kongress-Polen 
(legit.  Karo  pro  H.  pratensi,  und  aus  Mähren  [legit.  J.  Bubela]). 

Bemerkungen:  Was  die  systematische  Verwandtschaft  anbe- 
langt, so  steht  mein  H.  polonician  dem  borealalpinen  H.  auratitia- 
cum  L.  am  nächsten,  namentlich  bezüglich  der  Blattfarbe  und  der 
Bekleidung  der  Blätter,  es  unterscheidet  sich  jedoch  von  demselben 
auf  den  ersten  Blick  durch  kürzere  und  viel  lichtere  Behaarung  der 
Blüthenköpfchen  und  des  obersten  Stengeltheiles,  durch  fast  dreimal 
kleinere  Blüthenköpfchen  und  endlich  durch  goldgelbe  Blüthenfarbe. 
Von  H.  pratense  Tausch,  mit  welchem  alle  galizischen  Floristen 
(auch  V.  Ü echtritz)  mein  H.  polonicum  confundirt  haben,  unter- 
scheidet sich  dasselbe  sehr  erheblich  durch  rein  grüne  (nicht  grau- 
grüne), dünnere,  nur  in  der  ersten  Jugend  mit  Sternhaaren  bekleidete 
Blätter,    kürzere  und  steifore  Behaarung   des    Stengels,    durch  fast 


305 

zweimal  kleinere  Blüthenköpfchen,   dunklere  Blüthen   und  end- 
lich durch  schmälere  Ligulae. 


Beitrag   zur  Flora  des  nördlichen  Mährens  und  des 

Hochgesenkes. 

Von  Dr.  Ed.  Formänek, 

k.  k.  Professor  am  hOhmischen  Gymnasium  in  Brunn. 
(Fortsetzung.) 

Gymnadenia  conopsea  R.  Br.  D.  Märzdorf,  Beckengrund,  Buchels- 
dorf, Petersteiu,  Saugraben,  Bärmuttergraben,  Janowitz,  Perschi, 
u.  a.  0.  bei  Römerstadt,  Irmsdorf. 

—  albida  Rieh.    Saugraben,    Bärmuttergraben,    Fr.  Jagdhaus,    Gr. 
Hirschkamm. 

Epipactis  latifoUa  All.  Gr.  UUersdorf  (Oborny),  Bradelsteiue  bei 
D.  Liebau,  Petersdorf,  Rubenseifen,  Zöptau,  Marscheudorf,  Bu- 
chelsdorf, Neudorf,  D.  Märzdorf,  Wüst-Seibersdorf,  Reigersdorf, 
Pföhlwies,  Jeppersdorf,  Blauda,  Nikles,  Altvaterwald,  Goldenfluss, 
Kl.  Mohrau,  Krondörfl,  Blaschke,  Kleppel,  Wermsdorf,  Kies- 
graben,  Kriech,    Janornitz,    Römerstadt,    Gundersdorf,  Bautsch. 

Neottia  nidus  avis  Rieh.  Kleppel,  Berggeist,  Römerstadt. 

Iris  psexidoacorns  L.  Blauda. 

Eiiphorhia  dulcis  L.  a.  lasiocarpa  Neil.  Oborn.  Fl.  v.  M.  u.  ö. 
S.  p.  281.  Gr.  üllersdorf,  Buchelsdorf,  Neudorf,  Brünnel  bei  D. 
Märzdorf,  Wüst-Seibersdorf,  (Hinterbusch  u.  a.  0.),  Pföhlwies, 
Wald  bei  der  Ruine  Neuhaus,  Nikles,  Altvaterwald,  Kl.  Mohrau, 
Wermsdorf,  Kiesgrabeu,  Hochwald  bei  Jauovitz,  Römerstadt. 

—  amygdaloides  L.  Wigstadtl,  Lautsch,  Pohorcer  Wald  und  Scheuer- 
grund bei  Odrau. 

—  esula  L.  Verbreitet  und  noch  bei  Gr.  üllersdorf,  Blauda  und  Römer- 
stadt. 

—  cyparissias  L.    Gemein,    in  höheren  Lagen:    Ohrenberg  bei  Bu- 
chelsdorf, Janowitz,  Römerstadt. 

Mercurialis  perennis  L.    Wiesenberg,  Mähr.    Schönberg    (Oborny), 

Gr.    üllersdorf,    Buchelsdorf,    D.  Märzdorf,    Wüst-Seibersdorf, 

Reigersdorf,    Pföhlwies,    Blauda,  Nikles,  Altvaterwald,  Kleppel, 

Berggeist,  Janowitz,  Römerstadt,  Wigstadtl,  Lautsch,  Odrau. 

Alnus  incana  DC.  Buchelsdorf,  Winkelsdorf,  Janowitz. 

Betida  verrucosa  Ehrh.  In  kleinen  geschlossenen  Beständen  bei  Gr. 
üllersdorf,  Marschendorf  und  Blauda. 

Fagus  silvatica  L.  Strauchartige  Exemplare  am  Gr.  Hirschkamm 
und  auf  der  Hohen  Haide. 


306 

Saliüc  viminalis  L.  Gr.  üllersdorf,  B.  Märzdorf,  Nikles. 

—  silesiaca  Willd.  Saugraben,  Bärmuttergraben,  Hohe  Haide,  Gr. 
Hirschkamm. 

—  caprea  L.  Gemein,  am  Hutberge  bei  Gr.  üllersdorf,  eine  inter- 
essante virescentia. 

Rumex  sanguineus  L.  D.  Liebau,  Bautsch,  Wigstadtl,  Lautsch, 
Odrau  (Schlosser). 

—  obtusifolius  L.  «.  silvestris  Wall.  sp.  Celak.  Prodr.  F.  B.  p.  157. 
Gr.  üllersdorf,  Philippsthal ,  Neudorf ,  Beckengrund,  D.  März- 
dorf, Wüst-Seibersdorf,  Keigersdorf,  Nikles,  Kl.  Mohrau. 

—  aquaticus  L.  Um  Odrau. 

\  —  cdpinus  L.  Bärenkamm ,  Peterstein ,  Saugraben ,  Gr.  Hirsch- 
kamm. 

—  arifoUus  All.  Vom  Gr.  Hirschkamm  bis  zum  Berggeist  und 
Kleppel  hinuntersteigend. 

Polygonum  historta  L.  üllersdorf  (0 bor ny)  Rabenseifen,  Petersdorf, 
Reitendorf,  Marschendorf,  Philippsthal,  Wiesenberg,  Wermsdorf, 
Buchelsdorf,  Goldentluss,  Kl.  Mohrau,  Krondörfl,  Wahlbergsdorf, 
Blaschke,  Janowitz,  Neufeld,  Römerstadt,  Irmsdorf,  Gr.  Stell, 
Wigstadtl,  Odrau. 

—  amphibium  L.  Römerstadt. 

—  minus  Huds.  D.  Liebau. 

—  convolvulus  L.  Gemein,  in  kühleren  Lagen  bei  Janowitz,  Römer- 
stadt und  Irmsdorf. 

—  fagopyrum  L.  Verwildert  beim  Pföhlwies  und  bei  Altvaterwald. 

Chenopodmm  honus  Henricus  L.  Gemein  und  noch  bei  Kl.  Mohrau 
und  Römerstadt. 

Urtica  dioica  L.  Gemein,  var.  subinennls  Uechtr.  bei  der  Tess  in 
Gr.  üllersdorf,  Trausnitz  bei  Petersdorf,  bei  der  Oppa  unter- 
halb der  Schäferei,  Hochwald  bei  Janowitz,  Römerstadt. 

Bryonia  alba  L.  An  Zäunen  und  in  Hecken  bei  Blauda,  B.  Märzdorf 
und  Nikles. 

Ganabis  sativa  L.  Verwildert  bei  Gr.  üllersdorf. 

Daphne  mezereum  L.  Wiesenberg,  Zöptau,  Gr.  üllersdorf  etc. 
(Oborny!),  Rabenseifen,  Riidelsdorf,  Buchelsdori;  Beckengrund, 
Deutsch  Märzdorf,  Ludwigsthal,  Pföhlwies,  Nikles,  Werms- 
dorf,  Kiesgraben,  Kriech,  Franz.  Jagdhaus,  Hochwald  bei  Jano- 
witz, Grundwald  u.  a.  0.  bei  Röraerstadt,   Wigstadtl,  Odrau. 

Thesium  alpinum  L.  Petersteiu,  horizontaler  Weg  von  der  Schäferei 
zum  Franz.  Jagdhaus,  Saugraben,  Gr.  Hirschkamm,  Schiefer- 
heide, Backofensteine,  Hörndlsteine,  Hofberg,  Berggeist. 

Asarum  europaeum  L.  Gemein  und  noch  auf  der  Kriech. 

Jasione  montana  L.  Verbreitet  in  der  Gr.  üllersdorfer  Mähr.  Schön- 
berger.  Kl.  Mohrauer,  Römerstädter,  Bautscher  und  Odrauer 
Gegend. 


307 

Phyteuma  spicatum  L.  Petersdorf,  Rabenseifen,  Zöptau,  liänfig  bei 
Gr.  Ullersdorf,  Buchelsdorf,  Neudorf,  Ludwigstlial,  Eeigersdorf, 
Pföhlwies,  Blauda,  Goldenfliiss,  Kl.  Mohrau,  Wermsdorf,  Klöp- 
pel, Dämmbaude,  Peterstein,  Saugraben,  hier  Ende  August 
blühend,  Bärmuttergraben,  Kiesgraben,  Gr.  Hirschkamm,  Back- 
ofensteine, Hofberg,  Berggeist,  Wigstadtl,  Odrau.  Var.  sphaero- 
cephalum  mihi.  Blüthenspindel  verkürzt,  Blüthenähre  fast 
kugelförmig,  Pflanze  niedriger  und  gedrungener,  Stengel  stärker. 
Gr.  Kessel  im  Gesenke. 

Campamila  barbata  L.  In  tieferen  Lagen  bei  Wermsdorf  (Oborny) 
Röhrberg  bei  Kleppel  im  Brandwalde  bis  Braunseifen  hinunter- 
steigend. 

—  cervicaria  L.  Odrau,  Hirnich  bei  Neudörfl. 

—  rotundifoUa  L.  f.  albiflora  m.  An  der  Strasse  von  Gr.  Ullers- 
dorf nach  Neudorf. 

—  trachelium  L.  Gemein,  a.  albiflora  m.  Verbreitet  in  den  Thälern 
und  Ausläufern  des  Gesenkes,  in  zwei  Abänderungen,  bei  der 
häufigeren  Form  sind  alle  Blüthen  weiss,  wo  hingegen  bei  der 
selteneren  nur  einige  Blüthen  weiss  sind,  während  die  anderen,  in 
der  Regel  die  unteren,  normal  gefärbt  sind  {§.  variegata  m.),  letztere 
Form  am  Steinig  bei  Beckeugrund  und  bei  Neudorf.  Var.  a.  fand  ich 
am  Hartberge,  Rothen  Berge  und  bei  der  Tess  bei  Gr.  Ullersdorf, 
Marschendorf,  Buchelsdorf,  Kirchberg  bei  Neudorf,  Pföhlwies, 
Nikleser  und  Altvaterwald,  Spitzberg-  u.  a.  0.  bei  Wermsdorf; 
ß.  nemoralis  mihi,  Pflanze  zarter  und  üppiger,  Blätter  weicher, 
obere  schmäler  und  länger,  Kelche  spärlicher  behaart  als  beim 
Typus.  Au  feuchten  und  schattigen  Stellen  bei  Gr.  Ullersdorf 
nicht  gerade  selten,  so  bei  der  Tess,  im  Schlossparke,  am  Hut- 
berge etc. 

C^^epis  grandifloraTskiisch..,  Hirschbrunnen  etc.  (Oborny),  Saugrabeu, 
Bärmuttergraben,  Kriech,  Kiesgraben  bis  fast  nach  Wermsdorf, 

—  succisaefoUa  Tausch.  Petersteiu,  Saugraben  etc.;  Gr.  Hirsch- 
kamm, Backofensteine,  Berggeist,  Janowitz. 

—  paludosa  Mönch.  Selbst  noch  auf  den  höchsten  Kämmen,  so 
noch  auf  der  Hohen  Haide,  Ameisenhügel  etc.  (Oborny),  Gipfel 
des  Altvaters,  Peterstein,  Auerhahnbaude,  Saugrabeu,  Bärmutter-, 
graben,  Frauz.  Jagdbaus,  Kriech,  Kiesgraben,  Berggeist,  Bradl- 
steine  und  Krauseubüschel  bei  D.  Liebau,  Zöptau,  Marschen- 
dorf, gemein  bei  Gr.  Ullersdorf,  Buchelsdorf,  Neudorf,  Becken- 
grund, D.  Märzdorf,  Wüst-Seibeisdorf,  Ludwigsthal,  Nikles, 
Altvaterwald,  Kl.  Mohrau,  Wermsdorf,  Kleppel,  Hochwald  bei 
Janowitz,  Römerstadt,  Bautsch. 

(Fortsetzung  folgt.) 


308 

Mittheilungen  über  die  Hieracien  des  Riesengebirges. 

Von  Gustav  Schneider. 

(Fortsetzung.) 

c)  var.  pseudea-imium   mihi.    Das  eximium  des  Riesengebirges, 
stark  beblättert,  schwach  behaart  mit  grossen,  in  der  Regel 
an  der  Basis  gestutzten  Köpfen,  welches  ich  aus  den  Ostsudeten 
noch  nicht  gesehen  habe.    Stengel  bis    36  Cm.   hoch,  meist    deutlich 
längsgestreift,  1-  bis  5köpfig,  bis  Sblättrig;  zerstreut  kurzhaarig, 
nach  oben  mit  zerstreuten  Borsten-    und  Drüsenbaaren  +  spärlich 
besetzt;    unmittelbar    unter    dem    Blüthenkopfe    dunkel,    graufilzig; 
Flocken    abwärts    bis    zur    Stengelmitte    sehr    vermindert;    untere 
Stengelhälfte  mit  sehr  zerstreuten  Borstenhaaren  besetzt,  sehr 
massig    mit  kurzen    grauen  Haaren    behaart,    ganz    unten    fast 
flocken-,    drüsen-  und  borstenlos.  Kopfstiele  der  Nebenköpfe 
fast  immer  aus  der  Achsel   eines    grünen  Laubblattes   ent- 
springend,   bogig  aufsteigend,    etwas    länger   und    dichter    behaart 
als  der  Hauptstengel,    von  Sternhaaren  +  graufilzig  mit  zerstreuten 
Drüsenhaaren  besetzt.  Blätter  dunkelgrün,  glaucescirend,  derb, 
ziemlich    reichlich    kurzhaarig,   gewimpert.    Von    den    Grundblättern 
sind  zur  Blüthezeit  meist  mehrere  vorhanden;  oval  oder  breit  lanzett- 
lich in  den  gleichlangen  oder  fast  gleichlangen,  zuweilen  undeutlich, 
meist    aber    deutlich    geflügelten    Blattstiel    etwas  herablaufend,  + 
weitläufig    gezähnt,    die    Zähne    mit    sitzenden    oder  gestielten 
Drüsen  versehen  oder  gesägt  —  gezähnt  mit  grossen,  oft  bis  weit 
nach  unten    an    den  Flügeln  der  Blattstiele    hinabrückenden    stiel - 
drüsigen  Zähnen,  zwischen  denen  ein  bis  mehrere  kleine  Zähnchen 
eingeschaltet  sind.  Stengelblätter   bis    zur  Stengelmitte   sehr 
wenig,  darüber  hinaus    plötzlich  bedeutend  an  Grösse  ab- 
nehmend, länglich-  bis  breitlanzettlich    mit    in    der    Regel    unge- 
falteter scharfer  Spitze;  unterste  langgestielt,  in  den  breitgeflügelten 
Blattstiel  +  verschmälert  oder  herablaufend,    die  darüber  stehenden 
mit    kürzeren    Stielen,    die  mittleren    mit   stielartig  verschmälertem 
Grunde  sitzend;    alle  +  grob    gezähnt   oder   sägezähnig    mit    einge- 
schalteten   kleinen    Zähuchen;    bei    den    untersten    rücken    die 
Sägezähne  zuweilen  am  Stiele    bis  zur  Basis  hinunter;    die 
Zähne    sind  stets    mit  sitzenden  oder  gestielten  Drüsen  besetzt.    Die 
über    der  Stengelmitte    inserirteu    Hochblätter    sind    lineallanzettlich 
bis  lineal,  gezähnelt  oder  gezähnt,  fein  zugespitzt,  ganz   oben    unter 
dem  Kopfe  zuweilen  bracteenförmig,    alle  nach  unten  stielartig  ver- 
schmälert sitzend.    Kopfhüllen    17 — 20  Mm.    laug,    halbkugelförmig, 
am  Grunde  abgerundet  oder  häufig  daselbst  gestutzt  Hüllschuppen 
ziemlich  schmal,  meist  fein  gespitzt,  die  äusseren  zuweilen  nur  spitz- 
lich, schwarzgrün,  die  inneren  oft  heller  oder  heller  gerandet, 
mit  grauen,  schwarzfüssigen  kurzen  oder  massig  langen  Haaren  massig 
behaart,  drüsenlos,  Zungenblüthen   spärlich   und   sehr   kurz  behaart. 


309 

Blütheiifarbe  tiefgelb,  uach  dem  Trockueu  mit  einem  Stich  ins  Röth- 
liche  bis  fast  orange.  Gfriffel  dunkel. 

Im  Riesengebirge  nicht  häufig  auf  Grasplätzen  über  den  Teichen, 
am  Gehänge  unter  der  kleineu  Koppe,  auf  Wiesen  an  der  kleinen 
Lomnitz  und  am  Ziegenrücken,  fehlt  wie  es  scheint,  in  den  Ostsudeten. 

Dr.  A.  Peter  in  Potonie's  Flora  von  Nord-  und  Mitteldeutsch- 
land. Berlin  1887,  pag.  461  stellt  H.  eximium  Backh.  als  Subspecies 
zu  H.  rhaeticum  Fr.  Ich  kenne  das  H.  rhaeticitm  Fr.  nur  aus  der 
Beschreibung  des  Autors  (Fries  Epicr.  Hier,  pag  46),  wonach  dasselbe 
ein  Hypophyllopodum  ist,  während  H.  eximium  Backh.  als  ein  richtiges 
Phyllopodum  bezeichnet  werden  muss.  Mag  nun  dieser  Umstand 
von  Dr.  Peter  für  nebensächlich  angesehen  werden  oder  Fries  mit 
seiner  Diagnose  nach  Pete r'scher  Ansicht  Unrecht  haben,  so  ist  doch 
keineswegs  zu  billigen,  dass  die  ältere  Backh ouse'sche  Bezeichnung 
der  Subspecies  beigelegt  wird,  während  der  neuere  Friesische  Name 
zur  Benennung  der  Species  dient.  Dr.  Peter  sieht  das  H.  eximium 
für  ein  alpinum  <^  silvaticum  —  so  haben  Nägeli  und  Peter  unser 
gutes  altes  murorum  umgetauft  —  an;  das  wird  wohl  Niemand 
unterschreiben,  der  das  H.  eximmm  einigermassen  kennt.  Eher  könnte 
mau  au  irgend  ein  anderes  alpines  AureUum  und  H.  vulgatum  denken, 
wenn  man  sich  auf  dergleichen,  durch  keine  einzige  Thatsache  unter- 
stützte, phylogenetische  Hypothesen  einlassen  will,  denen  Nägeli 
und  Peter  in  ihrer  verdienstvollen  Monographie  manch  gutes  Stück 
Systematik  zum  Opfer  gebracht  haben,  was  sie  zum  Theil  (z.  B.  im 
2.  Bande  1.  Heft,  pag.  53)  selbst  zugestehen. 

Auch  die  Peter 'sehe  Auffassung  des  ü".  atratumYr.  dX?,  alpinum 
^  silvaticum  {murorum)  ist  als  bei  den  Haaren  herbeigezogen  zu 
bezeichnen.  Man  könnte  mit  demselben  Recht  das  H.  echioides  Lumn. 
als  eine  Zwischenform  Hieracium  >  canis  vidpes  aufstellen,  weil 
es  nach  beendigter  Anthese  und  nach  längerem  Liegen  im  Herbar 
fuchsrothe  Haare  bekommt.  —  lu  der  Nomenclatur  sind  die 
Herren  Nägeli  und  Peter  überhaupt  nicht  consequent vorgegangen, 
wie  ich  diess  bereits  in  der  deutschen  bot.  Monatschrift  bei  H. 
p'a^<?;zs^  Tausch  erwähnt  habe  und  wie  diess  Uechtritz  in  der  weiter 
unten  folgenden  Besprechung  der  Nägeli-Peter'schen  Monographie 
auch  hervorgehoben  hat.  —  Wenn  die  Herren  Autoren  die  Bezeich- 
nung H.  Auricula  (=  H.  duhium  L.  11.  suecica  ed.  II  pag.  272  pro 
parte.  1755)  mit  verändertem  Autornamen  darum  beibehielten,  weil 
sich  dieser  Name  (seit  Erscheinen  der  Flore  fran^.  von  Lamk. 
und  DG.  1805)  in  der  botanischen  Literatur  allgemein  ein- 
gebürgert hat,  mussten  sie  auch  die,  mindestens  eben  so  lauge 
und  eben  so  allgemein  eingebürgerte  Bezeichnung  H.  murorum  (etwa 
mit  der  Bezeichnung  Aut.  omu.  L.  pro  parte)  beibehalten,  wenn 
auch  Liune  darunter  zwei  verschiedene  Species,  nämlich  als  var.  a  das 
spätere  H.  caesium  Fries  (Fr.  Symb.  pag.  112)  und  unter  var.  b 
murorum  —  süvaticum  das  murorum  im  Sinne  aller  Autoren  seit  Linne 
gemeint  hat.  Eben  so  unpraktisch,  wie  die  Wiederherstellung  des 
Gochnat'schen  coüinum  für  pratenseT^t^h.  erscheint,  weil  der  Name 


310 

collinum  vielfach  von  anderen  Autoren  zur  Bezeiclinung  von  Formen 
benützt  worden  ist,  welche  mit  dem  H.  pratense  Tsch.  nichts  zu 
schaffen  haben,  ist  der  Grebrauch  der  Bezeichnung  silvaticum  für 
murorum,  denn  es  gibt  ein  H.  silvaticum  Lamk.,  welches  synonym 
mit  H.  vidgatum  Fr.,  ein  H.  silvaticum  BertoL,  welches  synonym 
mit  dem  zu  der  Italicis  Fr.  gehörigen  H.  virga  aurea  Coss.,  ein 
H.  silvaticum  Tausch,  welches  synonym  mit  H.  gothicum  Fr.  und 
ein  H.  silvaticum  Plur,  Aut.,  welches  synonym  mit  H.  tridentatum 
Fr.  ist  etc.,  während  selbst  der  Anfänger  weiss,  was  mit  der  Bezeich- 
nung H.  murorum  Aut.  omn.  L.  ex  p,  gemeint  wird.  Die  in  der 
Epicr.  Hierac.  pag.  10  von  Fries  erwähnte  turris  Babylonica  in  der 
Benennung  der  Hieracien  wird  daher  durch  die  genannten  Herren 
Autoren  nicht  abgetragen,  sondern  noch  erhöht,  was  gewiss  Jeder 
bedauern  wird,  der  diese  ausgezeichnete  Monographie  mit  Aufmerk- 
samkeit studirt  hat.  —  Es  dürfte  für  die  Leser  dieser  Zeitschrift 
von  besonderem  Interesse  sein,  wenn  sie  das  Urtheil  des  sei.  Ue  chtritz, 
dieses  grossen  Pflanzen-  und  insbesondere  Hieracienkenners  über  die 
Nägeli-Peter'sche  Monographie  erfahren,  ich  lasse  dasselbe  daher 
nachstehend  wörtlich  folgen  bis  auf  die  eingeklammerte  Stelle,  die 
sich  in  ihrem  Wortlaut  nicht  zur  Veröffentlichung  eignet,  deren  Sinn 
aber  richtig  wiedergegeben  ist. 

ÜB  chtritz  schrieb  an  mich: 

Breslau,  am  23.  Februar  188b. 

„Verehrter  Freund!  Jetzt  ist  das  jahrelang  mit  Sehnsucht  er- 
wartete Werk  von  Nägel i  und  Peter  über  die  Piloselloiden  endlich 
erschienen  und  ich  habe  seit  einigen  Tagen  ein  Dedicationsexemplar, 
—  Vor  der  Arbeit  habe  ich  riesigen  Kespect  bekommen;  sie  bietet 
erheblich  mehr,  als  zu  erwarten  stand  und  ich  glaube  sie  wäre  noch 
besser  ausgefallen,  wenn  ihr  eigentlicher  Bearbeiter  (Dr.  Peter)  nicht 
so  arg  unter  dem  Einflüsse  des  ideellen  Autors  gestanden  hätte.  In 
dem  dicken  Buche  steckt  schmählich  viel  geistige  und  mechanische 
Arbeit,  um  es  ganz  zu  verdauen,  gehören  Jahre  und  auch  dann  wird 
Einem  sicher  nicht  Alles  klarwerden,  eben  weil  mit  anderem  Material 
gearbeitet  worden  ist  und  vor  Allem,  weil  man  in  dieser  Weise 
Culturversuche  gar  nicht  nachmachen  kann. 

Die  Schwächen  des  Werkes  liegen  zum  Theil  gleich  auf  der 
Hand;  die  meisten  sind  Folgen  der  Verzögerung  und  wenn  man  sich 
auf  den  Standpunkt  der  Autoren  stellt,  sind  es  zum  Theile  keine 
oder  doch  nur  schwer  vermeidbare  und  den  Werth  des  Ganzen  nicht 
zu  stark  beeinträchtigende.  Aber  praktisch  machen  sie  sich  doch  recht 
oft  fühlbar  und  Manches  hätte  sich  vermeiden  lassen.  Das  Kiesenge- 
birge und  Gesenke  sind  reichlich  mit  Material  betheiligt  und  es 
finden  sich  sogar  eigene  nur  von  dort  bekannte  Formen  oder  Sub- 
species,  wie  die  Firma  lautet.  Man  wird  jetzt  in  Schlesien  viel  H. 
Pi7oseZ/a  klauben  müssen!  Manche  uns  bekannte  seltene  Sachen  werden 
ganz  anders  eingereiht,  einige  gewiss  mit  Unrecht. 


311 

Die  Auffassung  der  Arten  entspricht  oft  der  meinigen  in  er- 
freulicher Weise,  so  speciell  bei  der  schwierigen  Gruppe  der  Cymosa, 
die  ich  erst  in  diesem  Winter  einmal  wieder  im  Zusammenhange 
durchgearbeitet  habe.  Die  Synonymik  und  überhaupt  die  Beobach- 
tungen der  Vorgänger  kommen  vielfach  zu  kurz  fort,  doch  entspricht 
letzteres  speciell  dem  Grundsatze,  nur  selbst  gesehenes  Material  zu 
verarbeiten,  üeber  einzelne  Aulfassungen  würden  Sie  staunen;  in 
der  Nomenclatur  und  Synonymik  ist  sehr  Vieles,  worüber  sich 
mindestens  streiten  lässt,  Manches  was  ich  wenigstens  für  falsch 
oder  unpraktisch  halte,  so  die  Wiederherstellung  der  Bezeichnung  co^Zmwm 
Gochnat  für  pratense,  obwohl  der  Autor  Tausch'sche  Originale  des 
letzteren  gesehen  hat,  während  er  weder  Goch nat'sche,  noch  überhaupt 
solche  von  dessen  Standort  sich  verschaffen  konnte.  Dass  er  H. 
praealtum  als  H.  florentinum  bezeichnet,  hätte  eher  Gründe,  aber 
praktisch  ist  es  so  wenig,  als  für  Bauhini  Schult,  einen  neuen  Titel 
erfinden,  noch  dazu  sträflicherweise  H.  magyaricum.  Aber  im  Ganzen 
bringt  das  Werk  einen  Fortschritt  in  das  Studium  der  Gruppe, 
richtiger  eine  Art  Kevolution.  —  In  der  Auffassung  der  hybriden  und 
nicht  hybriden  Zwischeuformen  unter  eine  neue  Art  liegt  viel  Methode 
—  das  ist  Nägeli  —  aber  Sie  können  sich  denken,  was  praktisch 
mitunter  für  Unsinn  daraus  entsteht.  Doch  sind  die  einzelnen  Formen, 
die  stets  sehr  sorgfältig  beschrieben  werden,  zum  Glück  streng  ge- 
sondert. Interessant  ist  die  Thatsache,  dass  H.  aurantiacum  mit  am 
formenreichsten  in  den  Sudeten  auftritt.  H.  rubrum  ist  etwas  Bild- 
schönes, was  nach  der  ersten  Beschreibung  wahrhaftig  nicht  zu  er- 
warten war,  ich  möchte  es  aber  doch  schon  für  einen  dem  aurantia- 
cum näheren  Bastard  halten.  Ihr 

K.  v.  Uechtritz." 

6.  H.  decipiens  Tausch  nee  Froel  nee  aliorum  =  JS.  alpinum 
ß.  melanocephalwn  Wimm.  non  Tausch  =  H.  ni^rescms  Velenovsky 
non    Willd.  =  H.   alpinum  Halleri    Kehm.   nee    Wimm.    nee    Vill. 

In  meinen  vorjährigen  Mittheilungen  hatte  ich  das  H.  decipiens 
Tausch  in  die  Gruppe  der  foliosen  Alpinen  gestellt,  weil  ich  es 
nicht  besser  unterbringen  konnte.  Ich  war  mir  wohl  bewusst,  dass 
es  eigentlich  dahin  nicht  gehöre,  hatte  aber  keinen  passenderen 
Platz  dafür  disponibel.  Nachdem  ich  durch  Oborny's  Güte  die  nähere 
Bekanntschaft  des  ostsudetischen  eximium  gemacht  und  mich  über- 
zeugt hatte,  dass  das  breitschuppige  stumpf  blätterige  H.  calenduli- 
florum  gar  nicht  mit  eximium  verwandt  ist,  war  nichts  natürlicher, 
als  die  Vereiuiguus-  der  beiden  schmal-  und  spitzschuppigen,  im  In- 
dument  und  der  Beblätterung,  ja  im  ganzen  Habitus  einander  nahe- 
stehenden Species  U.  eximium  Backh.  und  decipiens  Tausch  in  eine 
Gruppe,  üeber  letzterem  und  H.  nigrescens  Willd.  waltet  ein  eigener 
Unstern.  Die  meisten  neueren  Floristen  vereinigen  das  H.  decipiens 
und  nigrescens  zu  einer  Species,  wohl  der  ähnlichen  Kopfhüllen 
wegen,  denn  habituell  sind  beide  Pflanzen  total  verschie- 
den,   auch   im   Indument  sind  Unterschiede    nachweisbar.    Wer  der 


312 

Erste  ge^yesen  ist,  der  diese  imDatürliche  Vereinigung  vorgenoromen 
hat,  habe  ich  aus  der  umfangreichen  einschlägigen  Literatur,  die  ich 
zu  diesem  Zwecke  durchgesehen  habe,  nicht  ermitteln  können.  Der 
Autor  des  H.  decipiens,  welcher  in  der  Kegensburger  Flora  1828 
(Ergänzungsblätter  pag.  66)  dasselbe  als  var.  integrifolmm:  „foliis 
subdendatis,  caule  unifloro"  allerdings  zu  H.  nigrescens  Willd.  gezo- 
gen hat,  hob  diese  Vereinigung  im  Jahre  1837  in  derselben  Zeit- 
schrift (Beiblätter  zum  ersten  Band  pag.  69  und  70)  ausdrücklich 
wieder  auf.  Die  Diagnose  lautet  nunmehr:  „caule  paucifolio,  pauci- 
floro  aut  unifloro  villoso,  foliis  radicalibus  aggregatis  spathulatis,  in 
petiolum  decurrentibus,  denticulatis  dentatisve,  caulinis  lanceolatis 
utrinque  attenuatis,  anthodio  dense  imbricato,  nigricante  villoso." 
Dazu  bemerkt  Tausch:  „Diese  Art  steht  den  Blättern  nach  dem  H. 
alpimon,  den  Blüthen  nach  dem  H.  nigrescens  nahe  und  ist  eine 
ausgezeichnete  Mittelform  zwischen  beiden.  Sie  unterscheidet  sich 
von  H.  nigrescens  durch  häufige,  schmale,  lang  herablaufende  Wur- 
zelblätter, durch  den  zottigen,  mehr  beblätterten  Stengel  und  die 
zottigen  Anthodien."  Besser  hat  seither  Niemand  den  Unterschied 
zwischen  beiden  in  Kede  stehenden  Species  charakterisirt. 

Ich  unterscheide  vorläufig  bei  H.  decipiens  Tausch  folgende 
Formen : 

Var.  a.  occiclentale.  Stengel  dicklich  bis  dick,  Drüsenbeklei- 
dung desselben  unmittelbar  unter  dem  Kopfe  reichlich;  Drüsen 
langgestielt.  Hüllen  in  der  Kegel  kurzzottig;  Zotten  dunkel 
graulich,  schwarzfüssig  mit  deutlich  eingemengten  Drüsen.  Hüll- 
schuppen dunkel,  fast  schwarz,  innere  selten  und  nur  verein- 
zelt heller.  Blätter  ganzrandig  oder  wenig  gezähnt.  Flocken 
am  Stengel  massig  bis  reichlich,  auf  den  Hüllschuppen  zer- 
streut. 

Diess  ist  die  Form  des  Kiesengebirges,  woselbst  sie  von  circa 
1000  M.  Seehöhe  bis  1600  M.  von  der  neuen  schlesischen  Baude 
bis  aufs  Kehhorn  überall  häufig  vorkommt.  Auch  aus  der  Tatra,  je- 
doch nicht  aus  den  Ostsudeten  bekannt. 

Var.  b.  Orientale.  Stengel  dünn  und  schlank.  Drüsenbeklei- 
dung desselben  massig  oder  spärlich;  Drüsen  kurzgestielt. 
Hüllen  in  der  Kegel  langzottig;  Zotten  weisslich,  ohne  oder 
mit  undeutlich  erkennbarem  schwarzem  Fuss.  Drüsen  an  der 
Hülle  fehlend  oder  der  Zottenbekleidung  wegen  nicht  erkennbar. 
Hüllschuppen  schwarzgrün,  die  inneren  sämmtlich  heller 
oder  heller  gerandet.  Blätter  durchweg  gez ähnelt  oder  gezähnt. 
Flockenbekleidung  am  Stengel  gering,  auf  den  Hüllen  0  oder  fast  0. 

Ist  mir  bisher  nur  vom  Glatzer  Schneeberg  aus  den  Ostsudeten 
zu  Gesicht  gekommen;  im  Kiesengebirge  kommen  ähnliche,  jedoch 
nicht  ganz  mit  den    ostsiudetischpn    übereinstimmende    Formen    vor. 

Die  vorstehend  besprochenen  drei  Gruppen  bilden  zusammen 
eine  Abtheilung  der  alpinen  Aurellen,  welche  sowohl  in  Beziehung 
auf  den  Gesammthabitus,  wie  auf  das  Indument  und  die  Beblätte- 
rung    von   den   nachfolgenden    beiden  Gruppen  ziemlich  verschieden 


313 

ist.  Innerhalb  dieser  so  gedacHten  Abtheihing  kann  mau  manche 
Gestalten  als  Zwischenformeu  auffassen,  welche  üebergänge  zwischen 
den  heterogensten  Formen  vermitteln.  So  lässt  sich  eiue  Keihe  H. 
alpinum  genuinum^  melanocephalum  Tausch,  grande  Wimm.,  tubu- 
losum,  calenduliflorum,  eximium  pseudonigrescens,  pseudeximimn, 
decipiens;  ferner  JS.  alpinum  typicum,  melanocephalutn,  aterrimum, 
spathidifolium ,  Fritzei,  pseudopersonatum,  eximium  chrysostylum, 
eximium  pseudonigy^escens ,  pseudeximium,  dccip)iens  u.  s.  w.  auf- 
stellen, was  aber  praktisch  keinen  Zweck  hat;  eben  so  wenig  wie 
phylogenetische  Hypothesen,  auf  die  wir  verzichten  wollen,  bis  die 
nicht  nachweisbaren,  bekannten  „grossen  Unbekannten",  die  in  den 
Criminalprocessen,  wie  in  der  Abstammungslehre  eine  so  grosse 
Kolle  spielen,  nämlich  die  fehlenden  Zwischenformen  aufgefunden 
sein  werden. 

(ScUuss  folgt.) 


Meine  dritte  Tirol-Fahrt.*) 

Von  J.  Freyn. 

....  Gewohnterweise  war  es  bei  Antritt  der  Eeise  mein  erster 
Wunsch,  das  bestverabscheute  Prag  mit  all  seinen  Missdüften  nur 
möglichst  rasch  hinter  den  Kücken  zu  bekommen  und  als  ich  daher 
am  25.  Juli  von  hier  wegfuhr,  ruhte  ich  nicht  eher,  als  bis  ich  in 
Innsbruck  war.  Ich  weiss  es  nicht  mehr,  ob  die  Fahrt  18  oder  20 
Stunden  dauerte;  satt  hatte  ich  sie  aber  gründlich,  und  ich  war 
froh,  endlich  wieder  meine  Gehwerkzeuge  gebrauchen  zu  können. 

Innsbruck,  das  ich  1885  im  Regen  verlassen  hatte,  sah  ich 
heuer  in  eitel  Sonnenschein  wieder.  Es  liegt  reizend;  wer  dort  aber 
nichts  zu  thun  hat,  der  kann  vor  Langweile  sterben.  Sehr  unangenehm 
war  ich  durch  das  Nachmittags  erfolgte  plötzliche  Einfallen  des 
Föhn's  überrascht  —  ich  kenne  die  Sorte  von  früher  her  und  wusste, 
was  mir  bevorstand ;  freilich,  dass  es  so  dick  kommen  sollte,  konnte 
ich  nicht  voraussehen.  Einmal  ausgeruht  zögerte  ich  also  nicht,  am 
27.  Juli  am  zeitlichsten  Morgen  bei  tagheller  Dämmerung  mit  der 
Arlbergbahn  gen  Westen  zu  fahren.  Die  Partie  entlang  des  Inn  bis 
Landeck  fand  ich  keineswegs  überraschend,  so  lauge  man  die  zerris- 
sene nördliche  Kalkalpenkette  sieht,  jedoch  recht  schön.  Schön  war 
auch  der  Tag.  Nach  einer  scharfen  Biegung  der  Bahn  zeigte  sich 
aber  zuerst  im  Westen,  dann,  gelegentlich  Ueberquerung  der  Süd- 
thäler,  auch  im  Süden  verdächtiges  Wolkenpack  und  meine  Unken- 
rufe,   die  von  der  Gesellschaft   ursprünglich    als    professiousmässiger 


*)  Aus  einem  Briele  an  E.  Hackei  zu  Natz  und  Froinineu  allen  denen 
erzählt,  die  selbst  heutzutage  noch  Lust  haben  einen  botanischen  Reisebericht 
zu  lesen. 


314 

Pessimismus  gebrandmarkt  worden  waren,  erfreuten  sich  nun  eines 
bedeutenden  Ansehens. 

In  Landeck  vertraute  ich  meine  Knochen  einem  mit  beträcht- 
licher Bedächtigkeit  dahin  stampfenden  Omnibus  an  und,  nach  etli- 
cher Atzung  —  bei  welcher  sich  mein  Magen  selbst  gegenüber  dem 
Weine  als  ätzsicher  erwies,  eroberte  ich  am  Omnibus  einen  Platz 
beim  Kutscher  und  fort  ging's  nach  Süden  den  Inn  aufwärts.  Nau- 
ders  war  das  Ziel  und  das  wollte  ich  auch  bei  Eegen  erreichen,  um 
keinen  Preis  wäre  ich  in  Landeck  geblieben. 

Die  Omnibusfahrt  verlief  ganz  nach  dem  im  westlichen  Tirol 
üblichen  Programme.  Die  biederen  Eeisenden  werden  bei  jeder  Post, 
die  stets  auch  ein  Wirthshaus  ist,  prompt  abgeliefert  und  zum  Essen 
und  Trinken  angehalten.  Ich  hatte  aber  schon  in  Landeck  genug  und 
wollte  meine  Magenwände  nicht  gleich  am  ersten  Tage  durchätzen 
lassen.  Irgendwo  unterwegs  bekam  ich  zwei  schöne  Nachbarinnen 
auf  den  Bock  herauf  —  und  das  war  gut,  denn  sie  waren  sehr  lustig 
und  die  Landschaft  auch  nicht  darnach,  diese  Concurrenz  aushalten  zu 
können.  Andererseits  konnte  ich  es  keineswegs  als  angenehme,  ge- 
schweige denn  als  nothwendige  Zugabe  zur  Fahrt  betrachten,  als 
wir  irgendwo  eine  ganz  abscheulich  übelriechende  Suppe,  ditto  Rind- 
fleisch, gebratenes  Leder  und  verdünnte  Cichorie  als  Mittagmahl 
vorgesetzt  bekamen.  Den  zu  dieser  Zeit  schon  st)'omweise  herab- 
schüttenden Regen  hatte  ich  vorhergesehen,  und  nahm  selben  denn 
als  selbstverständlich  mit  in  den  Kauf.  Als  Nutzanwendung  merkte 
ich  mir  aber  neuerdings  die  schon  so  oft  bestätigte  Regel,  dass  man 
in  Tirol  kein  Rindfleisch  essen  soll. 

Von  der  Mittagsstation  ab,  deren  Namen  ich  mit  dem  Mantel 
der  christlichen  Nächstenliebe  zudecken  will,  wurde  der  Regen 
immer  dicker;  zu  sehen  gab  es  gar  nichts  mehr  als  ,, Schnür! "- 
Regen,  und  so  salvirte  ich  mich  denn  in  das  vorher  sorgfältig  ge- 
miedene Innere  des  Marterkasteus.  Das  war  mit  Rücksicht  auf  meine 
liebenswürdige  Gesellschaft  gewiss  bärenmässig  gehandelt,  ich  sehe 
es  vollkommen  ein,  zum  durchweicht  werden  fühlte  ich  aber  gar 
keinen  Beruf  in  mir  und  es  regnete  doch  schon  eine  gute  Stunde. 
Ich  gab  also  auch  die  beabsichtigte  Fusstour  hinauf  die  Finster- 
minzstrasse  auf  und  sah  von  dieser  derart  gar  nichts,  bis  das  er- 
lösende Wort  „Nauders"  erschallte. 

Der  Regen  hatte  zu  dieser  Zeit,  es  war  schon  vorgerückter 
Nachmittag,  aufgehört;  die  Wolken  lungerten  aber  am  Kirchendach 
herum  und  fegten  noch  etwas  später  den  Marktplatz.  Meinem  Grund- 
sätze getreu,  stieg  ich  natürlich  nicht  „auf  der  Post"  ab,  sondern 
just  gegenüber  -,beim  Löwen".  Dorthin  hatte  ich  meine  Sachen  und 
45  Kilogramm  Papier  direct  von  Prag  aus  vorausgeschickt  gehabt 
und  ich  fand  Alles  zu  meinem  Empfange  bereit.  Ein  sehr  hübsches, 
reines  Zimmer  ward  mir  angewiesen  und  dann  der  Tanzsaal  des 
Ortes  mit  einem  riesenlangen,  unangestrichenen  Tisch  —  Alles  zum 
handtiren  mit  vielen  Pflanzen  wie  geschaffen.  Auch  der  Dachboden 
mit    zahlreichen    gespannten  Wäschleinen    wurde    mir    zum   Papier- 


315 

trocknen  zur  Verfügung  gestellt  und  unten  im  Fleischerladen  die  Wage, 
damit  ich  meine  Packete  nach  Postgewicht  zusammenstellen  könne. 
Das  war  Alles  ganz  prächtig  und  ich  empfehle  deshalb  dieses  gast- 
freundliche Haus  mit  seinen  bereitwilligen  Bewohnern  allen  Denen, 
die  nach  mir  kommen;  sie  werden  auch  keine  grosse  Kechnung  zu 
erwarten  haben.  Da  ich  also  Alles  zu  meiner  grössten  Zufriedenheit 
vorbereitet  fand,  machte  ich  mich  sofort  auf  den  Weg  ins  „Nauderer- 
Thal",  um  wenigstens  an  der  Strasse  zu  recognosciren,  was  etwa 
bei  dieser  Seehöhe  (1360— 1450  Meter)  vorkäme  —  und  jetzt  kommt 
die  Botanik! 

Aber  mit  Hindernissen;  denn  die  Wiesen  beiderseits  der  Strasse 
fand  ich  zunächst  glatt  geschoren  und  erst  als  ich  auf  die  halb- 
verrasten  Geröll-Ausbreitungen  des  Arsangsbaches  stiess  —  eines 
von  Osten  kommenden  Wildwassers  —  fand  ich  überhaupt  Etwas.  Es 
waren  aber  echte  centralalpine  Typen,  wie  Laserpitmm  hirsutum  Lam., 
L.  Gaudini  Mor.,  Epilohium  Fleischeri  Höchst.,  die  theilweise,  wie 
z.  B.  AchiUea  moschata  Wulf,  von  den  benachbarten  Hochalpen 
heruntergeschwemmt  waren.  Solche  echte  Alpenpflanzen  kommen  im 
Nauderer  Thale  gar  viele  vor,  was  ja  bekannt  ist;  es  freute  mich 
aber  doch,  so  in  aller  Bequemlichkeit  ausserdem  noch  Leucanthemum 
alpinum  Lam.,  Cardamme  resedifolia  lu.,  Alchemilla pubescetis  M.  1^., 
und  andere  Arten  wiedersehen  zu  können,  wie  sie  sich  in  subalpiner 
Gesellschaft  von  Trisetum  alpestre  P.  B.,  Erigenyn  amiulosus  Gaud., 
Myricana  germanica  Desv.  und  dergleichen  trotz  der  Tieflage  ganz 
wohl  befanden.  Eegen  und  Dunkelheit  beschleunigten  endlich  meine 
Rückkehr  nach  Hause. 

Am  nächsten  Tage  war  es  sehr  schön  —  aber  bis  etwa  1700  M, 
herab  war  Alles  verschneit.  Das  war  nun  stark  gegen  das  Programm 
und  ich  eutschloss  mich  daher,  anstatt  „hinauf"  lieber  „hinab"  zu 
gehen  und  dieses  „Hinab"  konnte  also  nur  die  Finstermiuzklause 
sein,  die  mir  der  schnöde  Regen  gestern  so  gründlich  verdorben 
hatte.  Da  aber  der  Tag  lang  und  mein  Unternehmungsgeist  gross 
war,  so  wurde  ein  Umweg  eingeschlagen.  Dieser  artete  jedoch  in 
allerhand  Herumklettereieu  aus  und  währte  mit  anderthalb  Stunden 
Rast  16  Stunden,  so  dass  ich  endlich  zu  nachtschlafender  Zeit  todt- 
müde  nach  Nauders  kam,  wo  sie  bereits  für  mich  zu  fürchten  be- 
gannen. Wo  war  ich  aber  gewesen?  —  Zuerst  auf  dem  westlich  von 
Nauders  gelegenen  Voralpenberg  „Kohlstätte",  dessen  Nadelwälder 
sehr  viel  Phyteuma  Halleri  All.  uud  Chaerophyllum  Villarsii  Koch 
und  dessen  Wiesen  noch  viel  mehr  Crepis  alpestris  Tausch,  und 
Onohrychis  montana  D.  C,  sowie  einzelne  Cirsium  acaule  X  Eri- 
thales  beherbergen;  dann  steil  hinunter  zum  Inn  durch  Wälder 
mit  Pbius  engadinensis  und  über  den  Pluss  hinweg  nach  Martins- 
bnick  im  untern  Engadin.  Nun  war  ich  in  der  Schweiz  und  ich 
hatte,  um  nach  Finsterminz  zu  gelangen,  zwei  Wege  often,  beide  an 
den  Lehnen  des  Piz  Mondin,  hoch  ober  dem  Inn;  der  eine  Weg 
unten,  der  andere  2  —300  M.  höher,  beide  an  stellenweise  recht  gar- 
stigen Steilpartieu  hinführend.  Um  jedoch  möglichst  hoch  zu  gelangen, 


316 

wählte  ich  den  oberen,  d.  h.  ich  stieg  von  Martinsbruck  nach  Durch- 
schreitung  der  warmen,  Pflanzenreichen  Buschregion,  geradeaus  den 
Nadelwald  hinan,  bis  ich  auf  den  gesuchten  Weg  traf.  Derselbe  führt 
ziemlich  rasch  ansteigend  auf  eine  plateauartige  Erbreiterung  am 
Ostgehänge  des  Piz  Mondiu,  welch'  letztere  mit  Hochwiesen  (Plan 
d'Ors)  bedeckt  ist.  Bevor  man  dahin  gelangt  überschreitet  man  einen 
alten  Lawinengang,  auf  dessen  Gerolle  viel  Ononis  rotundifolia  L. 
und  bei  etwa  1300—1400  M.  auch  Astragalus  onohrychis  L.  wächst. 

Plan  d'Ors  ist  sehr  trocken  und  pflanzenarm,  an  einem  Bächlein 
jedoch,  welches  aus  der  Schlucht  des  „Mühlbaches"  hervorkommt, 
steht  Hieracium  dentatum  Hoppe  und  sehr  viel  Cortusa  Matthioli  L., 
welche  hier,  so  nahe  an  der  Westgrenze  ihrer  Verbreitung  so  schön 
und  üppig  wächst,  wie  nur  irgend  in  den  Karpathen.  In  der 
Schlucht  des  Mühlbaches  selbst,  da  wo  der  Bach  wasserfallartig 
herabstürzt,  gesellten  sich  viele  Yoralpenpflanzen  hinzu,  an  trockenen 
Stellen  noch  Polygala  microcarpa  Gaud.  und  Crepis  alpestris  Tsch. 
und  einzelne  Hieracium  dentatum  Hoppe.  Hier  fand  ich  auch  die 
bisher  noch  nie  mit  Früchten  gefundene  lungermannia  Homschu- 
chiana  N.  ab  E.  reichlich  fruchtend.*)  Die  Krummholzregion  reicht 
hier  in  breiten  Streifen  tief  in  die  Waldregion  hinab  und  besteht 
hauptsächlich  aus  Pinus  Mugims  Scop.,  Alnus  viridis  D.  C.  nebst  Al- 
penrosen u.  dgl.  Die  so  charakteristische  Formation  aus  Latschen 
Hippophae  und  Berheris,  wie  sie  gewisse  Thäler  des  Glocknerge- 
bietes auszeichnet,  sah  ich  diessmal  nicht. 

Der  anfänglich  sehr  breite  Weg  verliert  sich  endlich  in  einem 
förmlichen  Vorhau  massenhaft  niedergebrochenen  Waldes.  Ohne  Mög- 
lichkeit hindurchzukommen  oder  an  den  Abstürzen  herumzugelangen, 
stieg  ich  an  einer  Schlucht  hinab  und  gelangte,  nachdem  ich  noch 
Hieracium  scorzoneraefolium  mitgenommen  hatte,  am  Spätnachmittag 
zum  Novell-Hof,  einem  einsamen  Gehöfte  in  der  Inn-Klause,  des- 
sen grenzenloser  Schmutz  mich  an  die  Salaschen  der  niederen  Tatra 
erinnerte.  Die  Leute  waren  aber  sehr  freundlich;  ihr  Aussehen  zeigte 
indessen  keineswegs  dafür,  dass  sie  in  der  gepriesenen  Eepublik 
just  eine  Stätte  besonderer  irdischer  Glückseligkeit  gefunden  hätten. 
Nach  Sonnenuntergang  überschritt  ich  das  schwankende,  halbmorsche 
Ding,  so  sie  in  Finsterminz  Innbrücke  heissen,  und  betrat  wiederum 
Oesterreich  —  freilich  just  an  einem  Punkte,  der  lebhafter,  denn  an- 
derswo früheren  Glanz,  früheren  Eeichthum  mit  jetzigem  Elend  in 
unvermittelten  Gegensatz  bringt.  Die  neue  Strasse  führt  nämlich 
hoch  über  der  bestandenen  hinweg,  und  damit  ist  der  Wohlstand 
jetzt  etliche  hundert  Meter  höher  gerückt.  Das  bitterste  Stück  waren 
nun  die  400  M.,  die  ich  von  der  Innbrücke  wieder  bis  Nauders  hinauf 
musste;  an  die  werde  ich  denken.  Nur  die  prächtig  erhaltene  Strasse, 
deren  Tracenführung  nur  ein  Ingenieur  genügend  würdigen  kann, 
errej^te  noch  mein  Interesse. 


')  Vergl.    hierüber    Schiffner:    Botan.    Centralblatt    1887.    Bd.    XXX, 
Seite  22. 


317 

Mir  zum  Spotte  war  der  29.  Juli  ein  Prachttag,  doch  miisste 
ich  Pflanzensklave  sein  nnd  eiulec^en.  Erst  Mittags  war  ich  fertig; 
der  Schnee  war  auch  heruntergeschnaolzen  und  somit  ging  es  sogleich 
den  nächsten  Berg  hinauf,  um  wenigstens  den  erübrigten  halben 
Tag  auszunützen.  Der  Besuch  war  dem  „Schmalzkopf'  zugedacht. 
Der  für  die  verfügliare  Zeit  schier  endlose  Weg  brachte  mir  im  Val 
di  Costei  zwar  wieder  lungermannia  Hornschuchiana  c.  fr.,  Cortusa, 
Linnaea  und  Luzula  Sieheri  Kchb.  ein  —  letzteres  eine  echte 
Tiroler  Pflanze  und  keineswegs  mit  L.  sicida  identisch  —  weiter 
hinauf  aber  bei  der  Labauner  Alm  (c.  2100  M.)  sah  ich  Alles  abge- 
weidet, auch,  so  weit  das  Auge  reicht,  Vieh.  Das  war  ein  böser 
Fall.  Aergerlich  liess  ich  den  Schmalzkopf  links  und  stieg  die 
nächste  Rinne  rechts  hinan,  direct  auf  die  Höhe  des  „Geisbleisen- 
kopfes"  los.  —  Alles  abgeweidet!  Erst  hoch  oben  bei  2500  bis 
2700  Meter  fand  ich  Oxytropis  lapponica  Graud.,  Draba  dubia  Su- 
ter,  Luzida  lutea  D.  C,  Careoß  nigra  All.,  Myosotis  alpestris  Schmidt, 
Greum  reptans  L.,  Euphrasia  pidchella  A.  Kern.,  Prhmda  oenensis 
Thom.,  P.  <jh(tinosaWu\i'.  und  manche  Andere  —  aber  eine  höchst  küm- 
merliche Vegetation;  endlich  sank  die  Sonne  und  da  traf  ich  noch 
Pedicidaris  tuherosa  L.,  Alsine  recurva  Wahlb.,  Arenaria  ciliata  L. 
u.  dgl.  Mit  förmlichen  Sätzen  stürmte  ich  aber  jetzt  hinab,  um  in 
der  Dämmerung  wenigstens  noch  den  Fahrweg  aufzufinden.  Früher 
als  ich  es  dachte,  hatte  ich  ihn  und  sehr  bald  war  ich  zu  Hause. 
Es  war  aber  im  Grossen  eine  miserable  Excursiou,  denn  ähnlich 
artenarme  Alpen  sah  ich  bisher  nur  noch  auf  den  Quarziten  in  der 
niederen  Tatra  und  auf  dem  Urgebirge  des  Muntje-le-mare-Stockes 
im  westlichen  Siebenbürgen. 

Während  der  nächsten  drei  Tage  mit  dem  Trocknen  der  Pflan- 
zen beschäftigt,  hatte  ich  nur  Gelegenheit  zu  kurzen  Ausflügen  im 
Nauderer  Thale,  von  denen  sich  der  eine  bis  Reschen  über  das 
Reschen-Scheidek  hinüber  erstreckte.  Der  Pizlat,  auf  den  ich  es  ab- 
gesehen hatte,  war  aber  tief  herab  verschneit  und  so  begnügte  ich 
mich  denn  mit  dem,  was  ich  unten  fand.  Erwähnenswerth  erschei- 
nen mir  neben  Eri/simum  lielveticum  D.  C,  Rosa  piomifera  Herrn, 
und  Eqvisetvm  variegatum  Schleich,  wieder  manche  Hochalpenarten, 
die  sich  im  Nauderer  Thale  stellenweise  recht  breit  machen.  Dazu 
zähle  ich  Dryas,  Oxytropis  lapponica  Gaud.,  O.  Halleri  Bge.,  Draba 
Thomasii  Koch,  Euphrasia  variabilis  Freyn,  Alchemilla  pubescens 
M.  B.,  A.  glabra  Kern.,  u.  A.  m.  Die  Moorwiesen  mögen  überhaupt 
eine  reiche  Ausbeute  geben,  aber  sie  waren  fast  durchaus  schon  ge- 
mäht. Nicht  unerwähnt  kann  ich  den  verhältnissmässigeu  Reichthum 
an  C^Vs^■<?n- Bastarden  lassen.  Namentlich  finden  sich  alle  denkbaren 
gouioklinischen  Formen  von  C.  acaule  >^  heteropJiylhim ;  nur  verein- 
zelt sah  ich  den  überhaupt  seltenen  Bastard:  C.  acaule X  Erisi- 
thales,  öfters  C.  Jieterophyllum  X  Erisithales. 

Die  vielen  romanischen  oder  ganz  fremdartig  klingenden  Na- 
men um  Nauders  machten  in  mir  den  Wunsch  rege,  zu  erfahren, 
wie  lange  es  wohl  her    sein    möge,    seit    diese    Gegend    germanisirt 

Oesterr.  botan.  ZcHsrhrift.  9.  Heft  1887.  26 


318 

sei.  Der  Umstand,  dass  gar  viele  Namen  nocli  verliältuissmässig 
rein  romanisch  klingen,  Hess  die  Erwartung  begründet  erscheinen, 
am  Friedhofe  noch  alte  romanische  Inschriften  zu  finden  —  aber 
vergeblich.  Die  ältesten,  tief  ins  vorige  Jahrhundert  zurückreichen- 
den Epitaphe  haben  nur  deutschen  Text.  Ich  schrieb  mir  aber  ein 
„Sprüchel"  auf,  welches  zwar  nur  die  Namen  einer  Reihe  um  Nauders 
wirklich  vorkommender  Gehöfte  neben  einander  reiht,  vom  Volke 
gereimt  gesprochen,  aber  dennoch  den  ganz  eigenthümlichen  Klang 
der  Sprache  wiedergibt.  Hier  ist  es: 

„Stablis,  Verwelles,  Pertisch  und  Konpatsch, 
Gufriss,  Tenriss,  Tieff"  und  Vriatsch." 

Nachdem  ich  alles  Trockene  nach  Prag,  Papier  und  nasse 
Pflanzen  jedoch  nach  Trafoi  voraus  gesendet  hatte,  sass  ich  Abends  am 
2.  August  am  Postwagen,  konnte  aber  der  fürtrefflichen  bestehenden 
Einrichtung  wegen  nur  bis  Mals  gelangen.  Dort  kommt  man  bei 
stockfinsterer  Nacht  an,  steigt  aus  und  wird  in  die  „Post"  hinein  com- 
plimentirt,  ohne  auch  nur  nach  einem  anderen  etwa  vorhandenen 
Wirthshause  Umschau  halten  zu  können.  Gegen  alle  Grundsätze  in 
der  Post  abgestiegen,  konnte  ich  auch  der  verdienten  Strafe  nicht 
entgehen.  Das  Zimmer  war  schlecht  und  gestattete  vor  üblem  Ge- 
rüche nicht  recht  zu  schlafen.  Essen  und  Bedienung  war  gleichfalls 
schlecht,  und  ich  fühlte  mich  nur  als  „ein  Stück  Passagier",  der 
nolens  volens  so  und  so  viel  sitzen  lassen  muss.  Dafür  weckte  mich 
Früh  auch  Niemand  und  so  wurde  mir  der  Plan  vereitelt,  von  Mals 
aus  nach  Prad  zu  Fusse  zu  gehen,  unterwegs  den  Ästragalus  venostanus 
Kern,  zu  sammeln  und  doch  noch  die  über  das  Stilfser  Joch  gehende 
Post  in  Prad  zu  erreichen.  Dieses  Misslingen  erbitterte  mich  derart, 
dass  ich  zur  Strafe  kein  Trinkgeld  hergab.  Früh  beim  Einsteigen  in 
den  Wagen  —  kein  Omnibus,  sondern  ganz  bequeme  viersitzige 
Landauer  —  sah  ich  just  der  „Post"  gegenüber  ein  anderes  Wirths- 
haus.  Schlechter  hätte  ich  es  dort  auch  nicht  treffen  können,  wie  ich 
hörte,  aber  billiger.  Jedenfalls  war  ich  froh,  als  ich  fortkam. 

Demjenigen,  der  Geduld  hat  und  guten  Humor,  bietet  das  Rei- 
sen in  diesem  westlichsten  Theile  Tirols  seine  eigenthümlichen  Reize 
und  ich  kann  daher  der  Verlockung  nicht  widerstehen,  durch  Er- 
zählung des  von  mir  durchgemachten  Beispiels  das  Meinige  dazu 
beizutragen,  dass  Jeder  erfahre,  wessen  er  sich  zu  versehen  hat, 
wenn  ihn  das  Gelüste  in  den  oberen  Viutschgau  führt.  Für  jene  Reisen- 
den, die  im  Hauptwagen  nicht  Platz  haben,  werden  nämlich  „Bei- 
wagen" (die  schon  erwähnten  Landauer)  beigestellt,  wogegen  ja  nichts 
einzuwenden  ist  und  auf  solch  einen  Landauer  wies  mich  auch  meine 
Fahrkarte.  Die  Fahrt  ging  nun  in  einem  Zuge  über  Spondinig,  wo 
die  Stilfser  Jochstrasse  von  der  Etschroute  abzweigt  bis  Prad,  der 
ersten  Poststation  au  der  Jochstrasse;  man  erreiclit  Prad  von  Mals 
aus  in  ganz  kurzer  Zeit,  Vjo — 2  Stunden,  wenn  ich  mich  recht 
erinnere.  In  Prad  bei  der  Post  noch  Früh  abgeliefert,  muss  man 
aussteigen;  Alles  wird  abgepackt  und  Publikus  hat  nicht  unter  einer 


319 

Stunde  auf  die  vom  unteren  Vintscbgau  berauf  kommende  Post  zu 
warten.  Sobald  die  kommt,  zei.ct  es  sich  natürlich,  dass  ein  Beiwa- 
gen beigestellt  werden  muss.  Der  kommt  endlich.  Nun  wird  wieder 
aufgepackt,  man  setzt  sich  nach  dem  Kange,  welchen  die  Fahrscbein- 
Nummer  anweist  und  fort  gehts,  bis  Trafoi?  —  o  nein;  gleich  bei 
dor  nächsten  Post  Beidewasser  (von  den  Deutschen  mit  Vorliebe 
Gomagoi  genannt!)  heisst  es  Halt!  Aussteigen!  Umpacken!  und  der 
brave  Keisende  muss  abermals  einen  neuen  Sitz  in  einem  anderen 
Wagen  warm  sitzen.  Nun,  da  war  meine  Geduld  aber  doch  zu  Ende. 
Ich  liess  die  ganze  Karrenwirthschaft  steben  und  zog  mit  Büchse 
und  Stock  bewaffnet  in  dem  schönen  Alpenthale  zu  Fuss  bergauf 
weiter.  Das  Thal  ist  sehr  schön  und  es  geht  sich  auf  der  prächtig 
erhaltenen  Strasse  so  ausaezeichnet,  ganz  sanft  ansteigend,  dass  ich 
im  Handumdrehen  in  Trafoi  war  —  viel,  viel  früher  als  die  Post. 
In  Trafoi  stieg  ich  auf  speciolle  Empfehlung  hin  auf  der  „Post" 
ab,  wohin  ich  denn  auch  meine  Sachen  dirigirt  und  gleich  von  Prag 
aus  eine  Papierreserve  von  10  Kilogramm  gesendet  hatte.  Da  das 
"Wetter  prächtig  war,  so  begnügte  ich  mich,  das  mir  angewiesene 
Zimmer  zu  occupiren  und  rannte  spornstreichs  aufs  Stilfser  Joch. 
Ich  staunte  darüber,  wie  hoch  hier  die  Thalpflanzen  ansteigen.  Ver- 
hascion  ThapsKs  L.  sammelte  ich  bei  2100  M.,  Enphorhia  Ci/pa- 
rissias  L.  bei  2200  M.,  Cotoncaster  integerrima  Med.  bei  2500  M., 
Anatophiitton  Bonus  Henricus  Moq.  gar  bei  2700  M.  Seehöhe.  Aus- 
serdem fand  ich  eine  ganze  Reibe  Pflanzen,  die  ich  bisher  noch 
nicht  lebend  gesehen  hatte  und  die  theil weise  wenigstens  echte  Cen- 
tralalpen-Pflauzen  sind,  wie  Euphrasla  hirtella  Jord.  (neu  für  Oester- 
reich-Uugarn),  E.  alpina  Lam.,  Koeleria  hirsuta  Gaud.,  Sempervivum 
Wulfenii  Hoppe,  S.  Widderi  Lehm.,  dann  aber  Potentilla  grandi- 
ßora  L.,  Senecio  tiroliensis  Kern.,  Pinus  Cemhra  L.  mit  Zapfen, 
Oxygraphis  vulgaris  m.*)  etc.  —  ich  war  sehr  zufrieden.  Aus  dem 
„Ebenen  Ferner"  kommt  just  vom  Stilfser  Joch  herab  ein  Quell- 
bach des  Trafoier  Baches;  dem  Schneefeld  ist  ein  Schuttkegel 
vorgelagert  auf  dem  Moehringia  polygonoides  M.  K.,  Carex  nigra 
All,  Arenaria  hiflora  L.  und  viele  andere  Hochalpenpflanzen  wach- 
sen. Hier  entdeckte  ich  zufällig  eine  garibaldiuische  Kanonenkugel 
aus  dem  Jahre  1859.  Meine  naheliegenden  Betrachtungen  fanden 
indessen  ein  jähes  Ende  durch  einen  Donnerschlag  gerade  ober  mir. 
Hundert  Meter  unter  dem  Joch  angekommen  bestand  die  unange- 
nehme Wiiküchkeit,  in  der  ich  sofort  mittendarin  war,  in  dem  Muss: 
Aber  gleicii  umkehren!  Alles  war  in  Wolken  gehüllt  und  es  begann 
mit  jener  Griiudlichkeit  zu  regnen,  welche  dem  Betroftenen  sofort  die 
Ueberzeugung  beibringt,  dass  hier  alle  Regenschirme  zwecklos  sind. 
Bevor  ich  noch  das  nahe  Franzenshöhe  erreichen  konnte,  gab  es 
denn  auch  keinen  trockenen    Faiien  mehr  an    mir  und    ich    stürmte 


')  Gleich  Ranunculus  glacialls  L.,  worüber  mein  Aufsatz  in  der  Flora 
1887,  paof.  VSi\  zu  vergleichen.  Hier  nur  so  viel,  dass  es  bereits  eine  O.  glacialis 
Bge.  gibt,  der  Name  ^glacialis'  also  für  unsere  Art  nicht  verwendbar  ist. 

2ö* 


320 

daher  mehr,  als  dass  ich  ging,  bis  Trafoi  hinab,  um  mich  umkleiden 
zu  können. 

Die  biedere  Frau  Wirthin  hatte  es  aber  in  meiner  Abwesen- 
heit anders  beschlossen  und  hatte  mich  umquartirt  und  noch  jemand 
Anderen  zu  mir  gesperrt.  Es  war  ein  stallartiges  Loch  und  stank 
auch  ganz  abscheulich  nach  Pferden.  Später  erfuhr  ich  das  sei  das 
Kutscherzimmer  gewesen.  Indessen  hatte  ich  vorerst  nicht  Zeit  zu 
Betrachtungen;  zuerst  musste  ich  trocken  sein,  dann  ging  es  zum 
Essen.  Dort,  im  freundlichen  Speisesaal,  stellte  sich  mir  der  säch- 
sische Botaniker  Artzt  vor,  Ingenieur  wie  ich,  und  der  Abend  ver- 
längerte sich  desshalb  etwas.  Meine  Galle  war  für  den  anderen  Tag 
aufgespart. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Flora  des  Etna. 

Von   Prof.   P.  Gabriel   Strobl. 

(Fortsetzung.) 

1395.  Fidaper^^rma  L. '"'Bert.  11.  ital.,  Guss.  *Syn.  et  ""'Herb.!, 
leptophylla  Eaf.  Car.  (aus  Taormina),  *Kaf.  I  (aus  der  Fussregion 
des  Etna).  Blättchen  entfernt  5— öpaarig,  schmal  liuearkeilig,  (bis 
2  Mm.  breit),  gestutzt  oder  ausgerandet  mit  Stachelspitze,  oft  drei- 
spitzig; Blüthen  einzeln,  kurzgestielt;  die  zwei  oberen  Kelchzähne 
breiter  und  kürzer  zusammenneigend,  die  unteren  so  lang  als  die 
Köhre;  Krone  purpurn,  Hülse  etwas  gestielt,  länglich-linear.  Unter 
Saaten  und  auf  buschigen  Abhängen  der  Tiefregion  nicht  selten. 
Aus  Catania  von  Cosentini  erhalten  (Bert.,  Guss.  Syn.  et  Herb.! 
Herb.  Tiueo!),  am  Fusse  des  Monte  Pileri  (Herb.  Torn.!),  am  Wege 
nach  Nicolosi,  in  der  Arena,  häufig  an  den  Ufern  des  Simeto!  April, 
Mai.  O- 

1396.  V.  sativa  L.  Guss.  Syn.  et  Herb.!,  macrocarpa  Bert.  FI. 
ital.,  Tod.  Fl.  sie.  exsicc.  Nr.  898!  sat.  cc.  macrocarpa  Mor.  (eine 
Form  mit  grösseren,  breiteren  Hülsen  und  Blättern).  Hoch,  robust, 
flaumig;  Blättchen  4 — Vpaarig,  flaumig,  stachelspitzig,  die  unteren 
verkehrtherzförmig,  die  oberen  verkehrteiförmigläu glich,  gestutzt  aus- 
gerandet, 15—25  Mm.  lang,  5 — 12  Mm.  breit;  Nebenblätter  zer- 
schlitzt, die  obersten  halbpfeilförmig,  gefleckt;  Blüthen  zu  1 — 2,  fast 
sitzend;  Kelch  flaumig,  ungefähr  15  Mm.  lang,  wovon  die  Hälfte 
auf  die  parallelen,  geraden,  lineal  zugespitzten,  gleichlangen  Zähne 
entfällt;  Krone  über  22  Mm.  lang,  mit  violetter  Fahne  und  purpur- 
violetten Flügeln;  reife  Hülsen  flaumig  oder  kahl,  gelbbraim,  circa 
6  Cm.  lang,  9 — 10  Mm.  breit,  linear,  erhaben  netznervig,  im  Kelche 
sitzend;  Samen  glatt,  kugelig  zusammengedrückt,  mit  circa  5  Mm. 
Durchmesser,  schwarzbraun,  selten  weiss  (var.  leucosperma  Mnch.). 
Vor  den  folgenden  Arten  besonders  ausgezeichnet  durch  die  Grösse 


321 

aller  Theile,  zumal  der  Blüthen  und  Hülsen,  Variirt  mit  durchaus 
verkehrtherzförmigeu  Blättcheu  =  var.  obconlata  Kclib.  =  var,  oh- 
ovata  Ser.  in  DC.  Prodr.  11,  361  (Corsica,  leg.  Sieber!),  ferner  mit 
läuglichliuearen  mittleren  und  oberen  Blättchen  =  var.  anfjustlfoUa 
Willk.  (uon  V.  ang.  Eth.),  z.  B.  Graz,  Maly!,  ferner  mit  linearen 
oder  liuearkeiligen  mittleren  und  oberen  Blättchen  =  var.  linearis 
Lge.  Pug.,  W.  Lge.  III,  294,  z.  B.  Nebroden  Siciliens!;  eine  selt- 
same Varietät  endlich  fand  ich  häufig  in  Saatfeldern  um  Catauia 
und  versandte  sie  als  v.  diversifolia  mihi:  Keichästig,  bei  den  mei- 
sten Aesten  die  untersten  1 — 2  Blätter  2 — 3paarig  gefiedert  mit 
verkehrtherzförmigen,  sehr  kleinen  Blättchen,  die  mittleren  Blätter 
mit  sehr  laugen,  linealen  (bis  2  Cm.  langen,  3 — 4  Mm.  breiten),  die 
obersten  mit  etwas  kürzeren  und  breiteren,  keiligeu  Blättcheu;  einige 
Aeste  besitzen  nur  lineale,  andere  nur  keilige  Blättcheu;  in  Blüthen, 
Nebenblättern  etc.  kein  Unterschied  von  der  Normalform.  —  Unter 
Saaten  und  auf  Fluren  sehr  gemein.  Aus  Catauia  von  Cosentini 
erhalten  (Herb.  Guss.  forma  macrocarpal),  auf  Weiden  um  Pateruö 
(Herb.  Torn.!),  um  Misterbianco  und  Acicastello  (Herb,  üeyor!),  um 
Mascalucia,  überall  in  der  Ebene  des  Simeto,  einzeln  sogar  in  der 
Waldregion  oberhalb  Nicolosi  bis  4000';  var.  dioersif.  häufig  unter 
Saaten  am  Simeto!  März,  April.  O- 

1397.  V.  cordata  Wulf.  Guss.  *Syn.  et  *Herb.!,  sativa  Bert. 
Fl,  it.  Unterscheidet  sich  von  sativa  L.  durch  bedeutend  niedrigeren, 
schlankeren  Wuchs,  kleinere,  selten  über  1  Cm.  lange,  durchaus  ver- 
kehitherzförmige  oder  obere  keilige,  aber  ebenfalls  ausgeraudete,  oft 
tief  zweilappige  Blättcheu  mit  lauger  Stachelspitze,  kleinere,  seichter 
gezähnte  Nebenblätter,  18  bis  höchstens  20  Mm.  lange  Blüthen  und 
nur  3-5—5  Cm.  lange,  4 — 6  Mm.  breite,  schwächer  nervige,  eben- 
falls lederbraune  Hülsen,  kleinere,  schwarze  oder  scheckige,  aber 
ebenfalls  zusammengedrückte  Sameu;  sonst  ganz  wie  sativa,  für  deren 
kleinere  Form  man  sie  halten  könnte;  auch  fehlt  es  nicht  an  Zwi- 
schenformeu:  eine  solche  ist  cordata  var.  Cosentini  (Guss.  Syn.  et 
Herb.!  als  Art)  =  V.  segetalis  Thuill.,  sat.  ß.  segetalis  Ser.  DC. 
Prodr.  II,  3G1,  angustifolia  var.  segetalis  Gr.  Godr.  I,  459?,  W.  Lge. 
III,  295,  non  =  var,  consent ina  Spr.  aus  Calabrien.  Von  f^  genuina 
verschieden  durch  ziemliche  Kahlheit,  höheren  Wuchs,  bis  auf  einige 
wenige  verkehrtherzförmige  untere  Blätter  durchwegs  längliche  oder 
linealkeilige  lange  Blättchen  (1-5— 3  Cm.  Länge,  3—5  Mm.  Breite), 
alle  stumpf  bis  ausgerandet  mit  Stachelspitze;  Hülsen  wie  bei  cor- 
data cc.  5 — 6  Mm.  Ijreit,  nicht  schwarz  werdend  (auch  meine  fran- 
zösischen Exemplare  der  seget.  besitzen  lederbrauno  reife  Hülsen!); 
Blüthen  14 — 18  Mm.  lang,  fast  einfarbig  blau;  Same  leder1)raun,  ellip- 
tisch, zusammengedrückt.  Stimmt  genau  mit  schmalblätterigen  For- 
men der  cordata  aus  Krain,  dem  Staudorte  Wulfen's;  von  sativa 
var.  linearis  durch  viel  schlankeren  Wuchs,  kleinere  Blüthen,  schmale, 
schwachnervige  Hülsen,  von  der  habituell  ebenfalls  sehr  ähnlichen 
peregrina  durch  regelmässigen  Kelch,  sitzende  Hülsen  und  etwas 
breitere  Blättchen  verschieden.  Unter  Saaten  auf  Fluren,  Lavafeldern, 


322 

souuigeu,  krautigen  Hügeln  gemein:  Um  Catania  überall  (!,  Herb. 
Toruab. !,  Cosent.  in  Herb.  Griisri.!),  Lavagründe  gegen  Acicastello 
(Herb.  Keyer !),  um  Ogüina,  in  der  Arena  und  der  Ebene  des  Simeto ! 
var.  Gosentini:  „Unter  Saaten  und  an  krautigen  Orten  um  Catania, 
an  den  Feldern  von  Santo  Todaro,  einem  Hügel  westlich  von  Cata- 
nia auf  lehmigem,  tertiärem  Gries"  (Cosent.  Descrizioue),  unter  Saa- 
ten um  Catania  (Cosent.  in  Guss.  Syn.  et  Herb.!),  und  Nicolosi 
(Tom.  Guss.  Syn.  add.  et  Herb.!,  Herb.  Tom.!).  April— Juni.  O- 

1398.  V.  angustifoUa  Rth.  Gr.  Godr.,  W.  Lge.  Von  cordata 
verschieden  durch  kleinere,  nicht  zweilappig  ausgerandete  Blätter, 
höchstens  15  Mm.  lange  Kronen,  die  Länge  der  Kelchzähue  über- 
treifende  Kelchröhren,  nur  bis  höchstens  5  Mm.  breite,  endlich 
schwarz  werdende  Hülsen  mit  kugeligen,  nicht  zusammengedrückten 
Samen.  Folgende  als  Arten  beschriebene  sicil.  Formen  sind  nach 
meinen  Erfahrungen  nur  Varietäten:  «.  genuhia  =  V.  angustifoUa 
Guss.  '"'Syn.  et  *Herb.!  Pflanze  in  allen  Theilen  kleiner,  als  cordata, 
Aeste  ziemlich  schlank  und  lang,  die  untersten  Blättchen  1— 3paarig, 
klein,  verkehrtherz-  bis  eiförmig,  die  obersten  3 — öpaarig,  schmal 
linear,  Spitze  abgerundet  oder  spitz,  mit  Stachelspitze;  geht  vielfach 
in  ß.  über. 

ß.  heterophylla  =  V.  het.  Presl  del.  präg,  et  Fl.  sie,  Guss. 
*Syn.  et  '"'Herb. !  Wie  rv.,  aber  Wuchs  niedriger,  compacter,  die  un- 
tersten Blättchen  2 — 3paarig,  verkehrtherzförmig,  sehr  klein,  die 
obersten  4 — 6paarig,  länglich  bis  fast  lineal,  bis  12  Mm.  lang,  Spitze 
stumpf  oder  abgestutzt  bis  ausgerandet,  Nebenblätter  gefleckt,  ge- 
zähnt, halbpfeilförmig,  Blüthe  bis  14  Mm.  lang. 

y.  maculata  =  V.  mac.  Presl  Fl.  sie,  Guss.  Syn.  et  Herb.! 
Gleicht  ganz  der  var.  ß.  in  niedrigem  Wüchse,  starkflaumiger  Be- 
haarung, Zahl  der  kleinen  Blattpaare,  Gestalt  und  Färbung  der  Ne- 
benblätter; aber  Behaarung  meist  noch  dichter,  die  untersten  Blätt- 
chen fast  kreisförmig  oder  sehr  breit  verkehrtherzförmig,  die  oberen 
verkehrtherzförmig  oder  länglich  verkehrteiförmig,  stumpf  bis  ausge- 
randet mit  Stachelspitze.  Habituell  ganz  wie  eine  kleine  cordata 
Wulf.  «.  oder  wie  pyremäca  Pourr.,  welche  aber  durch  kahle,  freu- 
diggrüne Blätter,  breite  Kelche  und  grosse  Blüthen  sich  schnell 
unterscheidet. 

8.  cuneata  =  V.  cun.  Guss.  Syn.  et  Herb.!  Bert.  FL  it.,  Gr. 
Godr.,  W.  Lge.  Habituell  ganz  wie  /?.,  Zahl  der  Blattpaare,  Hülsen 
und  Samen  ebenfalls  identisch,  nur  die  Gestalt  der  Blättchen  weicht 
ab:  die  untersten  sind  kurz,  verkehrtherzförmig,  die  obersten  länger, 
linealkeilig,  alle  tief  ausgerandet  zweilappig,  Stachelspitze  länger  bis 
kürzer,  als  die  Lappen.  —  Im  Gebiete  wurden  gefunden:  a.  unter 
Saaten  bei  Catania  (Guss.  Syn.  et  Herb.!,  Herb.  Tornab.!),  in  der 
Ebene  des  Simeto!  ß.  in  sandigen  Giessbachbetten  bei  Catania  (Co- 
sent. in  Guss.  Syn.  et  Herb.!),  bei  Acicastello  (Herb.  Eeyer!),  sehr 
gemein  an  Peldrändern  und  grasigen  Stellen  von  Motta  S.  Anastasia 
gegen  den  Simeto  hin!  y.:  Um  Catania  und  auf  Lavagründen  links 
von  der  Strasse  durch  Ogniua  (Herb.  Heyer!)  gemein  zwischen  Laven 


323 

gegen  Oguina  und  bis  Acicastello,  au  Wegrändern  und  auf  Lava- 
hügeln vom  Meere  nach  Nicolosi  und  sogar  in  die  Waldregiou  hinauf 
bis  4000'  häuHg!  6.:  um  Catania  und  am  Pantano  di  Leutini  (Herb. 
Key  er!).  März,  April.  O- 

1399.  V.  lathyrokles  L.  Guss.  *Syn.  et  *Herb.!  Yen  voriger, 
zumal  der  habituell  sehr  ähnlichen  var.  maculata  verschieden  durch 
meist  kleinereu  Wuchs,  1 — 3paarige  Blättchen  mit  fast  durchaus 
einfachen  Eanken,  ganzrandige,  halbpfeilförmige,  ungefleckte  Neben- 
blätter, winzige  blaue  Bliitheu  von  Kelchlänge,  höckerige,  kugelig- 
würfelig©  Samen.  —  Auf  sonnigen  krautigen  Abhängen  und  in  lichten 
Wäldern  bis  5000'  häufig:  Catania  (Heldreich  in  Guss.  Syn.,  Herb. 
Torn.!),  Bronte  (Uuss.  Syn.),  Etnawälder,  Bosco  Maletto  (Bivona  in 
Herb.  Guss.!),  am  Monte  Po  bei  Pedara  (Herb.  Tom.!),  Monti  Kossi, 
Bosco  di  Malpasso  4000'  (Herb.  Key  er!),  in  den  Waldein  oberhalb 
Nicolosi  3—5000'!  auch  Sardegna  sammelte  sie  am  Etna!  var.  b. 
glahrata  Gu.ss.  Syn.  add.  (mit  fast  fusshohem  Stengel  und  kahlen 
Blättchen)  sammelte  Tornabene  im  Lavasande  um  Nicolosi  (Guss. 
Syn.  et  Herb.!).  März,  April.  O- 

1400.  V.  cassubica  L.  Bert.  Fl.  it.,  Guss.  *Syn.  et  -"-Herb.!  In 
Wäldern  des  Etna  (Guss.  Syn.,  ßiv.  in  Herb.  Guss.!),  in  Wäldern 
bei  Milo  und  im  Vallone  di  Milo,  Catania  Cosentini  (Herb.  Guss.!); 
die  in  Guss.  Syn.  erwähnte  Varietät  mit  grauzottigen  Stengeln  und 
Blütheustielen :  Etna  al  Puutalasso,  Coutrada  delle  Giarre  (Cosent. 
in  Herb.  Guss.!).  Juni,  Juli.   4. 

1401.  V.  altissima  Dsf.  Fl.  atl.  II,  163,  W.  Sp.  pl.  III,  1100, 
*Bert.  Fl.  it.,  Guss.  *Syn.  et  *Herb.!,  Gr.  Godr.  I,  465,  polysperma 
Ten.  Sehr  hoch,  ganz  kahl,  untere  Blättchen  3  — 5paarig,  elliptisch, 
obere  6  —  9paarig,  länglich,  stachelspitzig-,  obere  Nebenblätter  fast 
eiförmig,  ringsum  borstig  gezähnt,  meist  gewimpert-,  Blüthenstiele 
länger  als  die  Blätter,  ziemlich  reichblüthig;  die  oberen  Kelchzähne 
sehr  kurz,  die  unteren  fast  von  der  Länge  der  Bohre,  lanzettlich- 
liuear;  Blüthen  13—16  Mm.  lang,  weisslich,  an  der  Spitze  bläulich, 
reife  Hülsen  linear,  über  4  Cm.  lang,  0—7  Mm.  breit,  ziemlich 
kahl,  6— lOsaraig.  Von  amhlgua  und  deren  Verwandten  schon  durch 
die  Nebenblätter  und  Hülsen  leicht  unterscheidbar.  An  Zäunen  und 
zwischen  Berggesträuch:  Am  Etna  in  der  Tarderia,  um  Raudazzo 
(Guss.  1.  c.!),  um  Milo  (Bert.,  Guss.  1.  c.!).  Mai,  Juni.   2|.. 

1402.  F.  atropvrpurea  Dsf.  Fl.  atl.,  *Bert.  Fl.  it.,  Guss.  Syn. 
et  *Herb,!  Ausgezeichnet  durch  ziemlich  reichblüthige,  laugge^tielte 
Trauben  mit  abstehenden  bis  hängenden,  fast  1-5  Cm.  laugen,  weiss- 
lichen,  in  der  oberen  Hälfte  purpurschwarzen  Blüthen  und  grossen, 
dicht  seidig-zottigen  Hülsen.  Auf  Wiesen  und  Saatfeldern  Siciliens 
nicht  selten,  auch  im  Gebiete:  Aus  Catania  von  Cosentini  erhalten 
(Bert.,  Herb.  Guss.!\  an  sandigen  Stellen  um  Catania  (Herb. 
Tornab.!).    April,  Mai.  O- 

(Fortsetzung   folgt.) 


324 


Literaturberichte. 


Steininger  Hans:  Beschreibung  der  europäischen  Arten  des  Genus  Pe- 
dicnlaris.  Separat- Abdruck  aus  dem  „Botanischen  Centralblatt"  Band 
XXVIII/XXX.  1886/87.  gr.  8  (72  S.).  Cassel  1887.  Druck  von  Friedr. 
Scheel. 

Wie  der  obige  Titel  sagt,  bringt  der  Verf.  eine  Beschreibimg 
der  europäischen  Pedicularis- Arten,  welche  er  selbst  nicht  als  eine 
eigentliche  Monographie  dieser  Gattung  angesehen  wissen  will.  Er 
gruppirt  die  verschiedenen  Species,  bei  welchen  er  zweckmässig  nur 
die  ganz  gut  unterscheidbaren  Formen  näher  bespricht,  nach  den 
von  C.  J.  Maxim owicz  in  Diagn.  plant,  nov.  asiat.  II.  1887  auf- 
gestellten Untergattungen  und  Sectionen.  Die  letzteren  erweitert  er 
um  zwei  neue  in  dem  Subgenus  Anodontae  Max.,  indem  er  die 
Section  „Acaules"  von  „Sceptra  Max."  abtrennt  und  für  die  sehr 
eigenthümliche,  unvermittelt  dastehende  Pedicularis  Umnogena  Kerner 
eine  eigene  Gruppe  „Limnogenea"  bildet.  Abgesehen  von  den  Ba- 
starden und  Varietäten  werden  47  Arten  genau  beschrieben  (ura 
5  mehr  als  Nyman  im  Conspectiis  florae  europaeae  aufführt),  ihre 
geographische  Verbreitung  und  Höhenlage  sorgfältig  augegeben,  und 
es  wird  ihre  Synonymik  entsprechend  berücksichtigt.  Zur  leichteren 
Bestimmung  der  einzelnen  Arten  sind  die  zu  einer  Untergattung 
gehörigen  nach  ihren  unterscheidenden  Charakteren  in  analytischer 
Uebersicht  zusammengestellt.  Der  Verf.  hatte  sich  bei  seiner  Arbeit 
der  Unterstützung  namhafter  Botaniker  und  insbesondere  des  ihm 
befreundeten  Herrn  Prof.  A.  Zimmeter  zu  erfreuen,  von  welchem 
Letzteren  wir  bekanntlich  die  schätzbare  Monographie:  „Die  europ. 
Arten  der  Gattung  Potentilla  (Steyr)  und  den  darauf  sich  stützenden 
„Schlüssel  zur  Bestimmung  der  deutschen,  österr.-ungar.  und  Schweizer 
Potentilla-Arten"  (im  Botaniker-Kalender  1887)  besitzen.  Es  scheint 
nur  ein  erfreuliches  Zeichen  der  Zeit,  dass  unsere  Lehrer  an  Volks- 
und Bürgerschulen  durch  Arbeiten  solcher  Art  mit  denen  ihrer 
deutschen  Collegen  zu  wetteifern  beginaen,     Dr.  A.  Kornhub  er. 

Zehnter  Bericht  des  IJotanischeu  Vereins  in  Landshnt  (Bayern)  über  die 
Vereinsjahre  1886  —  87.  Landshut  1887. 

Dieser  sehr  thätige  Verein  in  der  alten  bayerischen  Universi- 
tätsstadt und  dem  dermaligen  Hauptorte  von  Niederbayern,  dessen 
Wirksamkeit  wir  bei  der  Besprechung  des  neunten  Berichtes  im 
letzten  Jahrgange  dieser  Zeitschrift  hervorgehoben  haben,  bringt  im 
vorliegenden  zehnten  Bande  seiner  Publicationen  neben  den  ge- 
schäftlichen die  Vereinsangelegenheiten  betreffenden  Mittheilungen 
zwei  wissenschaftliche  Abhandlungen  und  einen  Anhang.  Die  erstere 
derselben  ist  eine  mykologische,  von  Herrn  Andr.  All  es  eher, 
nämlich  die  II.  Abtheilung  seines  Verzeichnisses  in  Südbayern  be- 
obachteter Pilze,  welche  die  Gymnoasci  (9  Arten)  und  die  Pyreno- 
myceten  (451  Arten)  enthält,  nebst  einem  Nachtrag  zu  den  früher 
von  ihm  aufgezählten  Basidiomyceten  jenes  Florengebietes  von  78 
für  letzteres  neuen  Arten,    ferner    mit    einer    beträchtlichen    Anzahl 


325 

neuer  Standorte,  in  deren  Aiiifindimg  er  insbesondere  von  Freiherrn 
V.  Lassberg  und  von  Schnabl  unterstützt  wurde.  Einige  gut  ent- 
wickelte Pilze,  deren  Unterbringung  unter  bisher  beschriebene  Arten 
dem  Verfasser  nicht  gelang,  sind  kurz  beschrieben,  auf  zwei  Tafeln 
Abbildungen  in  ihren  Fruchtforineu  erläutert  und,  soviel  als  möglich 
nach  der  Unterlage  oder  der  Näbrpflanze  benannt,  wie:  "Nectria 
Hippocastani,  Lophiostonia  minimtmi,  Otthia  Stapht/leae,  Cucurbi- 
taria  Primi  avium  und  Priini  Mahaleb,  SphaereUa  Dipsaci,  Mas- 
saria  fagicola,  Diaporthe  Ligustri,  Valsa  salicicola,  Crataegi,  nemo- 
ralis,  Rhamni,  Laburni  und  quercicola  und  Cryptospora  Quercus. 
Die  andere  Abhandlung,  von  August  Loher,  enthält  eine  Aufzählung 
der  um  Limbach  am  Ina  wildwachsenden  Phanerogamen  (784  Arten) 
und  Gefässkryptogamen  (25  Arten).  Li  dieselbe  sind  18  in  der  Um- 
gebung des  Bahnhofes  aufgetretene  Pflanzen,  wie  JRapistrum  rugo- 
sum,  Nasturtiuin  austriacurn,  Turgenia,  J^anthiuni  spinosum,  Plan- 
tago  arenaria  u.  a.  als  eingeschleppt  und  noch  unbeständig  nicht 
aufgenommen,  sondern  gesondert  aufgeführt.  Erweitert  Avird  diese 
Aufzählung  noch  durch  einen  Anhang,  ein  Verzeichniss  von  Pha- 
nerogamen, die  in  Simbachs  Umgebung  nicht,  wohl  aber  zwischen 
dem  Inn  und  der  Salzacli,  namentlich  um  Heimiug,  sich  finden  und 
vom  Herrn  Dekan  Lachamer  beobachtet  wurden.  Da  über  jene 
Gegenden  bisher  keine  floristischen  Angaben  vorlagen,  so  sind  diese 
Beiträge  ebenso  schätzenswerth  für  die  Erweiterung  unserer  Keunt- 
niss  von  der  Verbreitung  der  Gewächse,  als  sie  ein  recht  erfreuliches 
Zeugniss  eines  regen  Vereinslebens  bilden,  an  welchem  Männer  der 
verschiedensten  Berufsrichtung,  besonders  Lehrer,  Seelsorger,  Aerzte 
u.  s.  w.,  eifrigen  Antheil  nehmen.  Dr.  A.  Kornhuber. 

Monographie  der  Gattniig-  Hedraeanthus.  Von  Dr.  Richard  von  Wett- 
stein, Privatdocent  an  der  k.  k.  Universität  in  Wien.  Besonders  abgedruckt 
aus  den  Denkschriften  d.  k.  Akad.  d.  Wissensch.  math.-naturw.  Classe; 
LIII.  Bd.  IL  Abth.  gr.  4.  28  Seiten.  Mit  \  Tafel  und  1  Karte.  Wien  1887. 
In  Commission  bei  Carl  Gerold's   Sohn. 

Nach  einer  eingehenden  Erörterung  der  morphologischen  Ver- 
hältnisse, sowie  des  anatomischen  Baues  der  in  Kede  stehenden 
Gattung  kommt  der  Verfasser  auf  die  systematische  Stellung  der- 
selben zu  sprechen.  Da  anfangs  die  hiehergehörigen  Arten  mit 
Campanida  vereinigt,  dann  von  De  C  and  olle  zu  Walüenhergia  ge- 
stellt, jedoch  von  demselben  Autor  später  als  eine  eigene  Gattung 
abgetrennt,  endlich  in  neuester  Zeit  von  Bentham  und  Hook  er 
wieder  mit  Waldenhergia  vereinigt  wurde,  so  sind  die  Ausführungen 
des  Verfassers,  dass  Hedraeanthus  eine  selbsiständige  Gattung  bilde, 
von  grossem  Literesse.  Ergaben  schon  die  morphologischen  und  ana- 
tomischen Unterschiede  die  Nothweudigkeit  einer  Trennung  von  den 
übrigen  Campanulaceen-Gattungen,  so  ist  Hedraeanthus  schon  durch 
die  au  der  Spitze  sich  öffnende,  scbliesslich  ganz  offene  Kapsel  ver- 
schieden. Wenn  auch  die  Unterschiede  der  Gattungen  Hedraeanthus 
und  Walüenhergia  hinsichtlich  des  differeuteu  Fruchtbaues,  des  cha- 
rakteristischen kopfigen  Blüthenstandes,  der  Blattstructur  und  -Stellung 


326 

an  und  für  sich  geriüg  sind,  so  trägt  doch  ihre  geograpliische  Ver- 
breitung zur  Charakterisirung  der  GattuDgen  bei.  Wie  aus  der  bei- 
gegebenen Karte  ersichtlich,  finden  sich  die  Mehrzahl  der  Arten  aus 
dem  Genus  Hedraeanthus  in  einem  geschlossenen  Verbreitungsbezirke, 
dessen  Centrum  in  Dalmatien  und  den  benachbarten  Theilen  Bosniens 
und  Creatiens  gelegen  ist,  und  das  sich  von  dort  über  den  südöst- 
lichen Theil  Krains,  über  Istrien,  Croatien,  Serbien,  das  südwestliche 
Siebenbürgen,  den  Banat,  Montenegro,  Macedonien,  Griechenland, 
Sicilieu,  Süd-  und  Mittelitalien  erstreckt.  Ausserhalb  dieses  Gebietes 
liegt  nur  eine  Art  H.  Owermianus  Kupr.,  die  der  alpinen  Region 
des  Kaukasus  eigen  ist.  Bei  der  Gattung  Wahlenhergia  sehen  wir 
dagegen  den  Stamm  in  seiner  Hauptmasse  als  einen  tropisch-australen. 
Bei  der  nun  folgenden  Uebersicht  der  Arten  der  Gattung  Hedraeanthus 
finden  wir  in  Form  eines  analytischen  Schlüssels  in  der  I.  Section: 
Uniflori  vier  Arten,  uämlich  H.  Otverinianus  Eupr.,  H.  Pmniiio 
Port.,  H.  Dinarv'us  A.  Kern,  und  H,  serpyllifolius  Vis.  In  der 
IL  Section:  Capitati  sieben  Arten,  und  zwar:  H.  Küaihelii  DC., 
H.  Serbiens  A.  Kern.,  H.  Dahnaticus  DC.,  H.  tenuifolms  W.  K., 
IL  caricinus  Schott.,  M.  graminifolius  L.  und  H.  Croaticus  A.  Kern. 
Jede  dieser  Arten  ist  mit  den  Synonymen,  einer  vollständigen  Dia- 
gnose, der  geographischen  Verbreitung,  Blüthezeit  und  Betrachtungen 
mit  der  am  nächsten  stehenden  Art  eingehend  besprochen.  Die  hiezu 
von  dem  Autor  entworfenen  Zeichnungen  vcrauschaulichen  in  ebenso 
klarer  Weise  die  vorhergehenden  Erläuterungen,  wie  denn  überhaupt 
die  Arbeit  von  dem  Fleisse  und  dem  tiefen  Wissen  dieses  unermüd- 
lichen Forschers  zeugt.  J. 

Beiträg-e  zur  Flora  von  Hörn.  Von  Augnstin  Bachiiiger,  Gymnasial- 
Profesöor.  Hörn  1887.  Verlag  von  F.  Oesterreicher  in  Hörn.    8.  37  Seiten. 

Von  diesem  in  floristischer  Beziehung  verhältnissmässig  wenig 
gekannten  Gebiete  Niederösterreichs  gibt  der  Verfasser  ein  Verzeichniss 
nebst  Standortsangaben  und  Blüthezeit  jener  phanerogamen  Pflanzen, 
welche  in  der  Umgebung  von  Hörn  im  Umkreise  von  zwei  bis  drei 
Stunden  entweder  wildwachsend  oder  cultivirt  vorkommen.  Wenn 
auch,  wie  der  Autor  selbst  zugil)t,  dadurch  kein  vollständiges  Bild 
der  Flora  Horns  geschaifen  wurde,  so  bildet  diese  Schrift  dennoch 
einen  schätzenswerthen  Beitrag  zur  Kenntniss  unserer  heimischen 
Flora.  Die  in  Neilreich 's  Flora  von  Niederösterreich  für  einige 
Standorte  angegebenen  Bezeichnungen  sind  durch  neue,  dem  heutigen 
Gebrauche  entsprechende  Namen  ersetzt.  J. 

Burnat  et  Aug.  Gremli.  Genre  Rosa,  revision  du  Gx-onpe  des  Orien- 
tales. Geneve  et  Bäle.  H.  Georg,  libraire.  —  Edition  1887.  gr.  oct.  VII. 
und  90  Seiten. 

Die  durch  ihre  Arbeiten  betreffend  das  Genus  Bosa  bestens 
bekannten  Autoren  erläutern  in  vorliegender  Arbeit  jene  höchst 
interessante  Gruppe  von  Formen,  welche   Crepin  im  Bulletin  de  la 


327 

Societe  roy.  d.  bot.  d.  Belgique  VIII.  p,  258  (1869)  ^rösstentheils 
imter  dem  Narneu  „Oiieatales"  zusammeufasbte.  Das  Material  aus 
ebeuerwähnter  Gruppe,  welches  den  Verfassern  zu  G-ebote  stand,  war 
ein  ziemlich  bedeutendes,  so  das  Herbar  Boisäier,  das  Musealherbar 
zu  Florenz,  Herbarien  Web b  und  Crepiu  etc.  Nach  einer  Einleitung, 
worin  sowohl  der  zu  behandelnde  Stoff  ausführlich  auseinandergesetzt, 
als  auch  die  Anschauungsweise  der  Autoritäten  betreffs  einzelner  For- 
men der  Gruppe  dargelegt  und  sachlich  besprochen  wird,  gehen  die  Auto- 
ren zur  Abhandlung  der  einzelneu  Formen  und  Arten  über.  Zunächst 
werden  die  Formen  behandelt,  welche  früher  den  Gruppen  der  Euru- 
biginoseu  und  Sepiaceeu  zugezählt  wurden,  so  Rosa  asperrlma  Godet 
(Micranthae),  R.  interjecta  Bur.  et  Gremli  nov.  spec.  syn.  R.  glutinosa 
Boiss.  fl.  Orient.  II.  p.  679  p.  p.  (Haussknecht  Exsicc.  Nr.  367) 
(Eurubiginosae);  R.  SerapJiiniWv.  (Sepiaceae),  R.  sicula  Tratt.  (Gra- 
veolentes),  welche  diessmal  mit  vollem  Rechte  von  R.  Seraphini 
Yiv.  gesondert  wird  mit  den  Varietäten  a.  veridica  Q\iY\^i.  (subvariet. : 
ligustica  Burn.  et  Gremli,  subsessUijiora  Bur.  et  Gr.),  ß.  Gussonei  Bur. 
et  Gr.  (mit  der  ?  subvar.  aemula  Bur.  et  Gremli),  die  algerischen, 
marokkanischen,  sowie  die  specifisch  orientalischen  (griechischen 
und  kleinasiatischeu)  Formen  der  R.  sicula  Tratt.  Ungemein  aus- 
führlich wird  die  R.  Tkurdi  Burn.  et  Gremli  suppl.  Eos.  Alp.  marit. 
p.  17  et  78  {R.  calahrica  var.  ß.  Thureti  Burn.  et  Gr.,  R.  glutinosa 
Gussone  prod.  fl.  sie.  I.  p.  573  non  Sibth.  et  Sm.  R.  glutinosa  f. 
sicula  Christ,  in  Flora  1877  p.  446)  besprochen.  Dieser  folgen  R. 
StrohUana  Burn.  et  Gremli  n.  sp.  (Eurubiginosae)  (Syn.  R.  Her- 
manni  Burn.  et  Gremli  obs.  Roses  Ital.  p.  30,  R.  nebrodensis  Strobl 
exsicc.  fl.  nebrod.  1874,  Christ  in  Flora  1877  p.  447  non  Gussone), 
R.  Coqueherti  Burn.  et  Gremli  {R.  sicula  X  glutinosa?)  (Syu.  R. 
rubiginosa  ex  herb.  Gust.  Coquebert  de  Montbret  Nr.  1434  Aucher 
Eloy  herb.  d'Orient,  Graecia  Nr.  1434);  R.  Oeta  Burn.  et  Gremli 
n.  sp.  {R.  glutinosa  X  glauca  vel  Pou:ini  X  glutinosa?).  Es  folgen 
forner  die  eigentlichen  Orientales  und  zwar  zunächst:  R.  glutinosa 
Sibth.  et  Sm.'fl.  graec.  prod.  I.  p.  348  (1806)  non  alior.,  als  Synonyme 
werden  dazu  R.  pustulosa  Bert.,  R.  Libanotica  Boiss.,  R.  poterii- 
folia  Schott  et  Kotschy,  R.  Dahncdica  A.  Kerner  und  R.  Ccdabrica 
Huter.  Porta  et  Rigo  exsicc.  zum  Theil  mit  Unrecht  citirt;  unter 
den  Variationen  der  R.  glutinosa  Sibth.  et  Sin.  wird  R.  pulvendenta 
M.  a  B.  des  kaukasischen  Florengebietes  erwähnt,  diese  ausgezeichnete 
Form  würde  wohl  besser  als  Subspecies  unter  R.  glutinosa  ihren  Platz 
finden,  mit  besserem  Rechte  als  viele  der  vorerwähnten  Subspecies. 
Die  R.  Tuchetica  Boiss.  fl.  Orient.  H.  p.  073,  wird  entgegen  der 
Ansicht  Crepin's  ebenfalls  mit  vollstem  Recht  von  R.  glutinosa 
Sibt.  et  Sm.  abgetrennt.  Bei  R.  Heckeliana  Tratt.  Ros.  monog.  H. 
p.  85  (1823)  wäre  zu  erwähnen,  dass  die  Autoren  wohl,  wie  den 
Ausfüllrungen  zu  entnehmen  ist,  keine  Originalien  vorliegen  hatten, 
auch  ist  hier  das  wichtige  Citat  „i2.  mollis  Heckel"  vergessen.  Als 
Varietäten  werden  dieser  Species  «.  Rai-nassi  (Sibth.  et  Sm.)  syn. 
R.    Heckeliana  var.  graeca  Burn,  et  Grml.  ms.  R.  Heckeliana  f.  semi- 


328 

haplodonta  Borbäs  prim.  monog.  Ros.  hiing.  p.  499  (1880),  ferner 
ß.  atrichodada  Borbäs  1.  c.  p.  499  (1880)  angereiht.  Der  B.  Hecke- 
liana  Tratt.  zunächst  werden  R.  derelicta  Burn.  et  Grremli  obs. 
Roses  Ital.  p.  31,  R.  G-uiccardU  Biirn.  et  Gremli  n.  sp.  {Heckeliana 
Xglutinosa  ?)  Heldreich  exsicc.  Nr.  2681  (1852),  R.  Olympica 
Burn.  et  Gremli  n.  sp.  (syn.  R.  pygmea  var.  Olympica  Jos.  Clementi, 
sertul.  Orient.  Taurini  1855  p.  40,  R.  glutinosa  ß.  tomentella  Boiss. 
fl.  Orient,  p.  679,  R.  orientalis  var.  b.  Olympica  Desegl.  cat.  rais. 
p.  109,  1876),  R.  Orphanidis  Boiss  et  Reuter  diagn.  pl.  Orient,  aus- 
führlich besprochen.  Als  letzte  wird  die  R.  orientalis  Dupont  mit 
den  zwei  Varietäten  «.  Oliveriayia  Seringe  und  ß.  Balhisiana  Seringe 
angeführt,  Avelch '  letztere  ich  in  der  Bearbeitung  der  persischen  Ro- 
sen der  Pollack'schen  Expedition  ausführlich  auseinandersetzte.  Was 
die  Sichtung  des  Materiales  betrifft,  so  ist  dieselbe  überall  eine  klare 
und  gründliche,  die  Synonymik,  Diagnose,  geographische  Verbreitung 
und  die  kritischen  Besprechungen  sind  ausführlich  und  präcis  und 
in  einer  Art  gehalten,  welche  nur  durch  gründliches  Studium 
ermöglicht  wird.  Es  Hessen  sich  wohl  noch  zahlreiche  Bemerkungen 
über  die  nach  Ansicht  des  Referenten  hie  und  da  nicht  ganz  rich- 
tige Auffassungsweise  und  Abgrenzung  der  einzelnen  Formen  anknüp- 
fen, im  Allgemeinen  jedoch  ist  vorliegender  monographischer  Versuch 
als  durchaus  gelungen  und  zum  Studium  dieser  interessanten  Gruppe 
als  empfehlenswert!!  zu  bezeichnen.  Auch  gestattet  der  knapp  bemes- 
sene Raum  eben  kaum  mehr  als  ein  gedrängtes  Inhaltsverzeichniss 
dieser  ausführlicheren  Arbeit  zu  liefern,  da  eine  kritische  Bespre- 
chung wohl  als  eine  selbstständige  Arbeit  nicht  aber  als  Referat  zu 
betrachten  und  aufzufassen  wäre.  Braun. 


Borbäs  Vince:    Nehdny    fiizbokor  mäsodviräg-zäsäröl    (Ueber   die  zweite 
Blüthe  einiger  Weidenarten).  Erdeszeti  Lapok  1887,  p.  233—238. 

Ref.  zählt  hier  die  Varietäten  und  Standorte  der  Salix  rosma- 
rinifolia  L.  auf,  welche  ganz  in  die  Tiefebene  des  Alfölds  hinein- 
dringt. Die  a)  angustifoUa  Wulf,  ist  am  meisten  verbreitet  (Nagy- 
Körös,  Vesztö,  PaÜcs,  Kleiu-Zell  im  Eisenburger  Comitat  etc.),  die 
h)  latifolia  Neilr.  oder  S.  pratensis  Host.  (Räkos,  Vesztö,  auf  dem 
„Sziladi  läp",  Elöpatak,  Plitvicaer  Seen  ist  seltener,  während  die 
c)  argyrotricha  Borb.,  foliis  utriuque  argenteo-,  sericeoque  tomentosis, 
also  der  S.  argentea  Sm.  im  Formenkreise  der  nördlichen  S.  repens 
L.  entsprechend,  aber  von  ihr  durch  schmälere  und  an  der  Spitze 
nicht  zurückgekrümmte  Blätter  verschieden,  am  Räkos  bei  Pest,  bei 
Palics  und  auf  dem  „Sziladi  läp" ')  vorkommt.  Alle  drei  Varietäten 
fand  Ref.  von  Juli  bis  Mitte  September  in  verschiedenen  Jahren 
massenhaft  zum  zweitenmal  blühen,  und  constatirte  er  auch  reife 
Samen  von  der  zweiten  Blüthe  (Puszta-Sz.  Mihäly,  Csepelinsel, 
7.— 10.  Sept.  1879).    Diess    ist   auch   die   Ursache,    wesshalb  dieses 


')  Ein  sdiwingender  Boden  mit  Hypnum  durchwachsen. 


329 

kleine  sandbindende  Sträuchlein  an  manchen  Orten  (Budapest,  Palics) 
so  massenhaft  vorkommt.  Kef.  hat  ferner  auch  S.  aurita  bei  Csäkäuy 
im  Eiseuburger  Comitate  Mitte  August  1882  mit  reichlichen  zweiten 
Blüthen  gesehen.  Ferner  ist  die  zweite  ßlüthe  der  S.  anujgdalina 
in  der  Form  von  S.  semperjiorens  Host,  bekannt.  Diese  blüht  und 
fructificirt  bei  der  Budapester  Donau  im  ganzen  Sommer  und  Herbste, 
aber  auch  die  S.  triandra  L.  {S.  mnygdalina  h)  eoncolor  Koch)  fand 
Kef.  in  Iräz  bei  Vesztö  im  August  von  1877—1884  öfters  in  zweiter 
ßlüthe.  Ref.  meint,  dass  die  Vegetationszeit  des  Alfölds  lang  genug 
ist,    um  eine  zweite  Blüthe  dieser  Sträucher  jährlich   hervorzurufen. 

V.  Borbäs. 

Bäumler  J.  A.  Beiträge  znr  Cryptogainenflora  des  Pressburger  Comi- 
tates.  Sonderabdruck  aus  den  Verhandlungen  des  Vereines  für  Natur- 
und  Heilkunde  zu  Pressburg.  Jahrg.  1887,  8",  .59  S. 

Wie  aus  der  Einleitung  der  angezeigten  Schrift  zu  entnehmen 
ist,  so  beabsichtigt  der  Verfasser  die  Ergebnisse  seiner  Forschungen 
in  zwanglosen  Aufsätzen  niederzulegen,  um  dieselben  als  Bausteine 
zur  Verfügung  zu  stellen,  wenn  sich  in  späterer  Zeit  ein  Botaniker 
fände,  der  ein  einheitliches  Werk  über  die  Cryptogameuflora  dieses 
Gebietes  schaffen  würde.  Nach  einem  kurzen  Rückblick  auf  die  Ent- 
wicklung der  Pflanzenkunde  im  Pressburger  Comitate,  woraus  die 
wenig  erfreuliche  Thatsache  hervorgeht,  dass  im  Verlaufe  von  fast 
hundert  Jahren  nur  sechs  Arbeiten  vorhanden  sind,  die  auch  auf 
Cryptogamen  Rücksicht  nehmen  —  beginnt  B.  mit  der  Aufzählung 
der  Pilze.  Es  werden  die  Sphaeropsideen  (152  Arien),  Melan- 
conieen  (28),  Hyphomyceten  (103)  und  Ascomyceten  (157), 
zum  Abschlüsse  gebracht.  Diese  440  Arten  gehören  161  Gattungen 
an.  In  systematischer  Beziehung  ist  Verfasser  ganz  Saccardo  ge- 
folgt, sowohl  was  Nomenclatur,  als  auch  Gruppirung  anbelangt. 
Jeder  Art  ist  auch  die  Seiteuzahl  beigesetzt  worden,  wo  sie  im 
„Sylloge  Fimgorum"  steht.  Die  Unterlage  des  Pilzes,  der  Fundort 
und  die  Jahreszeit  ist  genau  angegeben;  bei  zalilreichen  Arten  Mass 
der  Sporen  und  Sporenschläuche.  Aufnahme  sollen  auch  jene  Pilze 
finden,  welche  in  Lumnitzer's  Flora  Posoniensis  und  Endlicher's 
Flora  Pos.  verzeichnet  sind.  Die  Beobachtungen  anderer  Botaniker 
jedoch  werden  nur  dann  Berücksichtigung  finden,  wenn  darüber  B.'s 
Herbarium  Belege  enthält.  Die  Aufstellung  neuer  Arten  will  Ver- 
fasser möglichst  vermeiden  und  nur  in  wenigen  Fällen  mussten  Be- 
schreibungen entworfen  werden.  Als  neue  Arten  sind  daher  ausführ- 
lich beschrieben:  Phyllosticta  Zahlbruckneri,  Comarosporium  Vihurni, 
Septoria  Holubyi,  Cryptosporium  lunulatutn,  Melanconium  pallescens 
und  Verticillium  Aphidis.  —  Phylladiora  Campamdae  Fuck.  wird 
in  das  Sphaeropsideen-Genus  Placosphaeria  Sacc.  eingereiht  und 
dieses  Vorgehen  eingehend  begründet.  Es  freut  uns  aufrichtig,  etwas 
Zusammenhängendes  über  die  jedenfalls  reiche  Cryptogameuflora  des 
Pressburger  Comitates,  sozusagen  ein  classischer  Boden  bezüglich  der 


330 

Botanik  Ungarns,  zu  erfahren.  Es  möge  daher  noch  der  Wunsch 
beigefügt  werden,  dass  die  Fortsetzungen  der  „Beiträge"  möglichst 
rasch  auf  einander  folgen.  V — s. 

Die  Rose.  —  Gymnasial-Schulprogramm  des  Cistercitenordens  zu  Stuhlweissen- 
burg  für  das  Schuljahr  1886/87.  Von  Ferdinand  Läjer.  Seite  1  —  72. 
(Ungarisch.) 

In  dieser  theils  populären,  theils  wissenschaftlichen  Betrachtung 
der  Gattung  Eosa  stellt  Verfasser  die  seit  ältesten  Zeiten  literarisch 
vorhandenen  Angaben  zusammen.  Nach  einer  allgemeinen  Einleitung, 
in  welcher  Verfasser  auf  Grund  geschichtlicher  Entwicklung  auf  die 
mehrfach  geänderte  Bezielnmg  zwischen  dem  Menschen  und  der 
Pflanze  hinweist,  schildert  er  in  historischer  Eeihenfolge  all  jene 
Motive,  welche  den  Mensclien  mit  den  Vegetabilien  in  immer  nähere 
Verbindung  brachten.  — ■  Die  einzelnen  Abschnitte  der  Abhandlung 
umfassen:  I.  Die  Schönheit  der  Kose.  II.  Die  frühesten  Nachweise 
der  Kose  auf  Grund  geschriebener  Denkmäler  und  Sagen.  III.  Die 
Kose  bei  den  Morgenländern.  IV.  Die  Bedeutungen  der  Kose.  V.  Die 
Kose  in  den  Gebräuchen  der  Völker.  VI.  Rosenwasser  und  Kosenöl. 
VII.  Die  Kose  in  der  Heilkunde  und  im  Aberglauben.  VIII.  Die 
geographische  Verbreitung  der  Kosenarten  und  ihrer  cultivirten 
Formen.  IX.  Namhafte  Kosenexemplare.  Kein  botanischen  Inhaltes 
ist  bloss  das  VIII.  Capitel,  wo  unter  Anderem  erwähnt  wird,  dass 
Plinius  nur  11  Hauptformen  und  4  ünterformen  unterschied.  Erst 
im  16.  Jahrhundert  wurde  dieser  Gattung  mehr  Aufmerksamkeit 
geschenkt,  besonders  in  der  Zeitperiode,  wo  Matthioli  und  Taber- 
nämoutanus  botanisch  thätig  waren;  welche  in  Deutschland  allein 
8—10  Arten  unterschieden.  Später,  in  der  Zeit  Tournefort's,  im 
17.  Jahrhundert  kannten  die  Botaniker  25  Rosenarten,  welche  jedoch 
Linne  bis  auf  10  reducirte,  indem  er  sagt:  „die  Rosenarten  sind 
sehr  schwer  zu  unterscheiden  und  zu  charakterisiren,  es  scheint  mir 
beinahe,  als  hätte  die  Natur  mehrere  Arten  mit  einander  vermischt, 
oder  —  ihr  Spiel  treibend  —  aus  einer  Art  die  Zeit  hindurch  meh- 
rere neue  erschaffen,  daher  ist  es,  dass  wer  nur  wenige  gesehen, 
dieselben  viel  besser  zu  unterscheiden  weiss,  als  Jener,  der  weit  mehr 
gesehen."  Verfasser  beschäftigt  sich  ferner  in  diesem  Capitel  mit 
der  Abstammung  der  verschiedenen  in  Gärten  der  Cultur  unter- 
worfenen Arten  und  Spielarten  der  Kose,  kennzeichnet  die  zahlreichen 
in  der  rationellen  Gärtnerei  gebräuchlichen  Methoden  für  Anpflanzung, 
Aeugelung,   Pfropfen  —  sowie  das  Vorgehen  bei  der  Hybridisirung. 

K.  Schilberszky. 

Simonkai,  Dr.  Lud.  Emimeratio  florac  Transsilvanicae  vascnlosae  cri- 
tica.  Ex  mandatu  societatis  scientiarum  naturalium  regiae  Hungaricae. 
Budapest  1886,  XLIX  u.  678  S.  8. 

Die  botanische  Kenntniss  Siebenbürgens  war  nach  dem  Erscheinen 
von  Fuss'  „Flora  Transsylvaniae  excursoria"  und  Schur 's  „Enume- 


331 

ratio  plautarum  Transsylvaniae"  in  ein  Stadium  der  Zerfahrenheit 
gerathen,  dass  mau  an  deren  Bannun«:  vollends  zweifeln  und  ein 
bedeutender  Botaniker,  wie  V.  von  Janka  in  den  beiden  genannten 
Werken  ein  Sündenregister  der  siebenbürgischen  Botaniker  erblicken 
musste.  Von  da  ab  haben  sich  die  desolaten  Verhältnisse  insoferne 
gebessert,  als  eine  Reihe  kritischer  Arten  aufgeklärt  worden,  und 
blieb  eine  Revision  der  gesammten  vorhandenen  Angaben  nach  wie 
zuvor  ein  unabweisbares  Postulat.  Es  war  somit  eine  glückliche  Wahl 
seitens  der  königl.  ungarischen  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft, 
als  diese  sich  im  Jahre  1880  unter  Anderem  auch  für  die  vom  Verf. 
damals  projectirte  Revision  der  siebenbürgischen  Flora  entschieden, 
und  ihm  eine  Subvention,  mit  der  Andere  wenig  oder  gar  nichts 
ausgerichtet  hätten,  gewährt  hat.  S.  verkannte  nicht  den  Ernst  der 
übernommenen  Aufgabe,  und  trachtete,  derselben  soweit  es  seine 
socialen  und  materiellen  Verhältnisse  gestatteten,  gerecht  zu  werden. 
Das  hohe  königl.  ung.  Ciiltusmiuisterium  gewährte  ihm  zeitweise 
einen  längeren  Urlaub,  während  Dr.  Th.  von  Ciesielski,  Professor 
der  Botanik  in  Lemberg,  das  dort  befindliche  Schur'sche  Herbar 
fascikelweise  zuschickte.  So  konnte  er  die  Herbarien  in  Hermannstadt, 
Klausenburg,  Budapest  und  Wien  durchsehen,  während  Gönner  und 
Freunde  das  Ihrige  beitrugen,  um  die  augestrebte  Vollständigkeit 
zu  erreichen.  Nach  der  Einleitung  folgt  die  Uebersicht  der  auf  Sieben- 
bürgens Flora  bezüglichen  Literatur,  das  erklärende  Standortsver- 
zeichniss  unter  Berücksichtigung  der  unterschiedlichen  Benennungen, 
eine  Charakteristik  der  siebenbürgischen  Flora,  darunter  ein  Vergleich 
mit  der  deutsch-österreichischen  und  streng  ungarischen,  während  die 
endemischen  Pflanzen  Siebenbürgens  zuletzt  namhaft  geworden.  In 
dem  nunmehr  folgenden  Theile  gibt  der  Verf.  eine  kritische  Auf- 
zählung der  bisherbekaunten  Gefässpflanzen  Siebenbürgens.  Der  Text 
ist,  mit  Ausnahme  der  kritischen  Bemerkungen,  ungarisch  und  für 
letztere  auch  lateinisch.  Grosses  Gewicht  wurde  auf  die  Nomenclatur 
und  Synonymik  gelegt,  welche  ganz  modern  gehalten  sind.  Ebenso 
fehlt  es  auch  nicht  an  einer  Reihe  von  neuen  Arten,  Varietäten  und 
Bastarden,  insgesammt  29,  deren  Namhaftmachung  zu  weit  führen 
würde.  Ein  sorgfältig  abgefasstes  Synonymenregister  bildet  den  Schluss. 
Das  Werk  verdient,  we'il  eine  längst  gefühlte  Lücke  ausfüllend,  die 
eingehendste  Beachtung.  Druck  und  Ausstattung  sind  gefällig,  doch 
hätte  eine  grössere  Abwechslung  in  der  Wahl  von  Lettern  den  Worth 
des  Ganzen  noch  mehr  erhöht.  Joseph  Armin  Knapp. 


Correspondenz. 

Mariaschein  in  Bühinen.  nm  21.  Juli  1887. 

Im  5.  Hefte  der  Oesterr.  botan.  Zeitschrift  brachte  Herr  Prof. 
Voss  eine  Mittheilung  über  Doppelzwiebel.  Solche  Duppelzwiebel 
finden    sich    hier  olt  bei   Talipa  silvestiHs,    die    in    Grüsgärten    oder 


332 

richtiger  auf  Grartenwiesen  häufig  vorkommt,  aber  selten  blüht.  Beim 
Versetzen  einiger  Exemplare  in  den  eben  angelegten  Schulgarten 
grub  ich  etwas  tiefer  und  fand  fast  jedes  Exemplar,  wenigstens  jedes 
zweite  mit  einer  Doppelzwiebel  (+  10  Cm.  von  einander  entfernt) 
versehen.  Ausserdem  hat  ein  hiesiger  Zögling  heuer  ein  zweiblüthiges 
Leucojum  vernum  gesammelt,  dessen  eine  Blüthe  normal,  die  andere 
abnormal  mit  10  Staub-  und  10  Perigonblättern  versehen  ist. 

J.  Wiesbauer  S.  J. 

Prossnitz,  am  5.  August  1887. 

In  der  Umgebung  von  Wischau  fand  ich  unter  Anderem  bei 
Drysic:  JEuphorbia  virgata  W.  Kit.,  Hypoclioeris  maculata,  Oro~ 
hanche  epithymum  DC,  Verhascum  phoeniceum,  Thymus  Marschallianus 
Willd.,  Salvia  verticillata,  Conringia  orientalis  Andrzej.,  Papaver 
rlioeas  ß)  strigosum  Bönigh.,  Silene  otites  Smith,  Linum  flavum, 
austriacum,  Rosa  austriaca  Crantz,  complicata  Gren.,  vinodora  Kern, 
Obornyana  Christ,  hirta  H.  Braun,  Lathyrus  latifoUus.  Bei  Pistovic: 
jPotam,ogeton  lucens,  Avena  tenuis  Mönch,  Melica  ciliata  ß)  transsil- 
vanica  Schur,  Alisma  plantago  ß)  lanceolatwn,  Euphorbia  polychroma 
Kerner,  Hieracium  cymosutn,  Inula  conyza  DC,  Gallium  elongatum 
Presl,  Puhnonaria  mollissima  Kern.,  G-eranium  columbinum,  Rubus 
plicatus  Wh.,  candicans  Wh.,  fossicola  Holuby,  caesius  f.,  aquatica 
Wh.,  Rosa  coriifolia  Fries,  Potentilla  canescens  Bess.  Bei  Racic: 
AUium  falax  Schult,,  rotunduvn,  Chenopodium  polyspermum,  Carduus 
crispus,  Artemisia  absinthium,  Gallium  boreale,  Sinapis  alba,  Papa- 
ver argem,one,  Geranium  divaricatum  Erh.  Scleranthus  perennis,  Rosa 
glauca  Vill,  Pirus  torminalis.  Im  Schlosspark  daselbst  an  der  Schloss- 
mauer wachsen  zahlreich  verwildert  Centranthus  ruber  DC,  Antir- 
rhinum  majus  und  Gypsophyla  paniculata.  Bemerkenswerth  ist  unter 
dem  Cerchovna  Hradech  ein  mächtiger  Epheu,  Hedera  helix,  mit 
armdickem  Stamm  und  sehr  grossen  Blättern,  die  eine  ganze  Felsen- 
wand bedecken.  W.  Spitzner. 

Brunn,  am  6.  August  1887. 

Der  Besuch  der  Polauer  Gegend  führte  mich  nach  Schakwitz. 
Ich  fand  bei  Schakwitz:  Poa  dura,  Sagittaria  sagittaefolia,  Hydro- 
charis  morsus  ranae,  Salvia  silvestris,  Reseda  lutea,  Silene  otites, 
Caucalis  daucoides,  Chaerophyllum  bulbosum,  Spiraea  filipendula. 

Dr.  Formänek. 

Vesztö,  7.  August  1887. 

Johann  v.  Csatö  schickte  mir  im  Sommer  1886  aus  Sieben- 
bürgen einen  Juniperus,  welcher  zwar  keine  Früchte  hatte,  aber  nach 
den  Blättern  ungefähr  die  Mitte  zwischen  ,/.  Sabina  und  J.  commu- 


333 

nis  hält,  dem  ersteren  näher  stehend,  aber  durch  beträchtlich  län- 
gere Nadeln  sicher  von  ihm  verschieden.  Ich  bestimmte  diesen  Juni- 
pervs  nach  Boissier's  Fl.  Orient,  als  J.  foetidissima  WiWdi.,  in  wel- 
chem /.  sabinoides  Gris.  als  Syn.  gezogen  wird,  und  ich  gratulirte 
dem  glücklichen  Entdecker,  denn  ich  erfuhr  von  Pich  1er,  dass  Hof- 
rath  v.  Kerner  diese  Art  in  Croatien  nachzusuchen  ihm  besonders 
empfahl;  was  wir  aber  am  Velebit  sammelten  war  nur  J.  Sabina. 
Den  siebenbürgiscben  Jimiperus  beschrieb  später  Csatö  in  Magyar 
Növenytani  Lapok  (1886)  X.  pag.  145  als  J.  Kanitzii  Cs.  {J.  Sahi- 
na X  communis),  zu  Ehren  des  Prof.  A.  Kanitz,  dem  patriotischen 
Begi'ünder  der  ungar.  botanischen  Zeitschrift.  Nun  lege  ich  auf  meine 
erste  Bestimmung  nicht  viel  Gewicht,  denn  ich  sah  die  Früchte  die- 
ses Juniperus Kanitzii  nicht;  andererseits  versicherte  mich  aber  Csatö, 
dass  dieser  Wachholder  nach  dem  Vorkommen  zwischen  den  ge- 
nannten Eltern,  sowie  nach  den  systematischen  Merkmalen  ein  wah- 
rer Hybrid  zu  sein  scheint,  uud  so  kann  er  von  J.  foetidissima  ver- 
schieden sein.  Nun  überrascht  uns  Simonkai  mit  seiner  neuen  Enum. 
Florae  (sie!)  Transsilv.,  wo  pag.  597  J.  Kanitzii  ein  J.  Sabina  L. 
wäre!,  eine  Pflanze,  welche  die  halbe  Länge  der  Blätter  von  J.  com- 
munis besitzt!  In  dieser  citirten  Arbeit  finden  wir  aber  zahlreiche 
ZusammenziehuDgen  und  Unrichtigkeiten,  mau  soll  nur  Mentha  oder 
Rosa  vergleichen.  So  ist  auch  Typha  Schuttleivorthii  (sie!)  Janka, 
Rohrbach  und  Borbäs  nur  T.  latifolia  L.!,  also  weder  die  syste- 
matischen Merkmale,  noch  die  viel  frühere  Blüthezeit  wurden  berück- 
sichtigt, obwohl  ich  diese  Pflanze  zwischen  Ujszäsz  und  Nagy  Käta 
in  diesem  Jahre  schon  am  31.  Mai  verblüht  sah.  Und  dabei  weiss 
man,  dass  die  Vegetation  des  Tieflandes  sich  etwas  später  erweckt, 
als  in  Gebirgsgegenden.  Dianthus  Armeriastrmn  Wolfn.  wäre  auch 
nur  X>.  Armeria,  obwohl  ich  diese  Nelke  in  70  Exemplaren^)  im 
Baenitz  herb,  europ.  von  Nagy-Enyed,  sowie  auch  Phleum  serrula- 
tum  von  Szekelykö  ausgab.  Dianthus  Ameriastrum  cultivirte  Ker- 
ner in  Innsbruck  aus  Samen,  welche  ich  ihm  von  Petrozseny  schickte 
und  blieb  die  Pflanze  constant.  Sie  hat  jedenfalls  mehr  constantes 
Merkmal,  als  Tilia  grandifolia  und  T.  plati/phyllos,  vfelche  Simon- 
kai specifisch  trennen  will.  Auch  muss  ich  gegen  die  Vereinigung 
meiner  Lappula  heteracantha  (Led.)  mit  Echinospei^mum  Lappxda 
protestiren,  denn  Verf.  hat  meine  Pflanze  nicht  gesehen.  Rosa  spi- 
nosissima  und  R.  pimpinellifolia  L.,  zwei  schwache  Formen,  welche, 
wenigstens  in  Ungarn,  nicht  bestimmt  verschieden  sind,  sind  ge- 
trennt angeführt;  aber  dafür  werden  zahlreiche  sehr  gute  Arten  der 
neuen  Rhodologen,  ohne  dass  sie  Verf.  geprüft  oder  gesehen  hätte, 
dutzendweise  zu  einer  heterogenen  Art  gezogen,  doch  Rosa  spuria 
Pug.  als  R.  Marisensis  Simk.  et  Braun,  R.  dacica  Borb.  aber 
als  R.  barcensis  als  neue  Arten  angeführt.  Aus  einem  Briefe  von 
Freund  Braun  erfuhr  ich  jedoch,  dass  er  auf  die  Mitautorschaft 
der  R.  Marisensis  nicht  besonders  stolz  ist.  Galium  flavicans  Borb. 


*j   100  Exemplare  liegen  auch  in  Wien  für  die  Flora    exs.    Austr-Hung. 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  9.  Heft  1887.  27 


334 

in  Flor.  com.  Temes.  1884,  {G.  ochroleucum  Kit.,  non  Wolff.), 
über  welclie  Art  ich  heuer  in  Oe.  B.  Z.  berichtete,  ist  1 887  wiederum 
in  G.  Marisense  Simk.  umgetauft.  Mit  Inula  hyhrida  ist  aber 
pax  nobis,  denn  Verf.  bekennt  jetzt  nach  den  Erklärungen  von  Csatö, 
Borbäs,  Beck,  Schiller,  dass  sie  mit  der  österreichischen  7.  ensi- 
foliaX  germanica  exemplaribus  indermediis  conjimgitur.  Nun  etwas 
über  Quercus  Csatoi,  welche  ich  heuer  in  Oe.  B,  Z.  besprach.  Diese 
wäre  nach  Verf.,  in  Erdesz.  Lap.  1887,  pag.  41  (5.  März  1887)  un- 
zweifelhaft eine  Qu.  RoburX.lanuginosa  und  zwar  der  letzteren 
näher  verwandt,  1.  c.  415  (5.  Juni  1887)  ist  Qu.  Csatöi  schon  nur 
wahrscheinlich  diese  Combination,  endlich  in  der  citirten  neuen 
Enumeratio  (5.  August  1887)  ist  Qu.  Csatoi  Borb.  =  Qu.  Streimii 
"Xsessiliflora!  —  Ich  glaube,  jedoch  für  diejenige  Combination  zu 
sein,  welche  ich  1.  c.  erörterte.  Rumex  hiformis  Men3fh.  kann  man 
ferner  nicht  beibehalten,  denn  es  besteht  schon  ein  älterer  R.  hifor- 
mis Lange!  Unsere  Pflanze  werden  wir  also  R.  odontocarpus  (San- 
der) nennen.  Diesen  Namen  habe  ich  aus  dem  Herbare  der  Buda- 
pester Universität  in  meiner  Fl.  Budap.  1879  als  Synon.  publicirt 
und  nun  freue  ich  mich,  dass  dieser  Name  in  Anwendung  gelangt, 
denn  er  rührt  von  einem  sehr  fleissigen  und  scharfsinnigen  Beobach- 
ter her,  der  aber  seine  reichen  Erfahrungen  und  kritischen  Beschrei- 
bungen, welche  im  citirten  Herbare,  auf  den  Etiquetten  zu  lesen 
sind,  nicht  herausgeben  konnte.  Ich  habe  diesem  fast  unbekannt 
hochverdienten  Verewigten  ein  Epüobium  Sdndorii  in  meiner  Be- 
schreibung der  ungarischen  Epilobium-kxien.  1879  gewidmet,  und 
gehört  zu  diesem  Hybriden  das  neue  E.  biharicum  Simk. 

V.  Borbäs. 

Siedliska  (Galiz.),  am  9.  August  1887. 

Nachstehende  weitere  Daten  aus  der  galizischen  Flora  verdienen 
dahier  hervorgehoben  zu  werden:  Potentilla  pallida  Lehm.  (P.  recta 
Zimmet.,  an  L.?)  in  Holosko  und  im  „Kaiserwäldchen"  b.  Lemberg, 
durchaus  identisch  mit  Lehmann's  mir  vorliegenden  Originalexem- 
plaren aus  Deutschland;  Pot.  leopoliensis  m.  im  „Kaiserwäldchen"; 
Rot.  leucopolitanoides  m.,  ibidem;  JPot.  supererecta  X  reptans,  in 
Pawlowa  b.  Sieniawa,  unter  den  Stamm  eitern;  Lappa  minor  X  totnen- 
tosa,  beim  Polytechnicum  in  Lemberg  unter  den  Stammeltern;  Pul- 
monaria moUissima  im  Revier  Lupa  b.  Sieniawa  mit  Agrimonia 
odorata  und  Hier  actum  horeale  Fr.  Br.  Biocki. 


Personaluotizen, 

—  Dr.  S.  Seh  wendener    wurde  zum  Eector   der  Universität 
Berlin  für  das  nächste  Studienjahr  gewählt. 


335 

—  Dr.  "W.  Pfeffer,  Professor  in  Tübingen,  ist  zum  o.Profes- 
sor  der  Botanik  und  Director  des  botanischen  Gartens  der  Universi- 
tät Leipzig  ernannt  worden. 

—  Dr.  Yincenz  Kosteletzky,  emer.  Professor  der  Botanik  und 
Director  des  botanischen  Gartens  an  der  Universität  Prag,  ist  am 
18.  August  zu  Dywitz  bei  Prag  im  87.  Lebensjahre  gestorben. 

—  Paul  Conrath,  Assistent  an  der  deutschen  Technik  in 
Prag,  hat  eine  Eeise  nach  Transkaukasien  unternommen. 

—  H.  Wawra  v.  Fernsee's  sehr  gelungenes  Porträt  nebst 
einer  biographischen  Skizze  desselben,  verfasst  von  Dr.  G.  Beck, 
ist  in  der  Wiener  illustr.  Gartenzeitung  Xr.  8  erschienen. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmung^en. 

—  K.  k.  zoologisch-botanische  Gesellschaft.  —  In  Er- 
gänzung des  Berichtes  (S.  298)  über  einen  Vortrag  von  Dr.  v.  Wett- 
steiu  in  der  Monats  Versammlung  der  zool.-botan.  Gesellschaft  am 
6.  Juli,  betreffend  einige  neue  Funde  im  Bereiche  der  niederöster- 
reichischen Flora  wäre  noch  nachträglich  zu  bemerken,  dass  das  da- 
bei erwähnte  Bunium  Bulbocastanum  vom  Geisberge  bei  Eodaun, 
von  welchem  auch  Exemplare  den  Anwesenden  vorgezeigt  wurden, 
von  Professor  Dr.  A.  Korn  hu  her  am  obigen  Standorte  im  Juni 
d.  J.  in  zahlreichen  Exemplaren  entdeckt  und  auch  als  solches  er- 
kannt wurde. 

—  Die  60.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und 
Aerzte  findet  vom  18.  bis  24.  d.  M.  in  Wiesbaden  statt.  Als  Ge- 
schäftsführer fungiren  Dr.  E.  Fresenius.  Geh.  Hofrath  und  Profes- 
sor imd  Dr.  A.  Pagenstecher,  Sanitätsrath;  als  Einführender  in 
die  botanische  Section  Apotheker  Vi  gen  er  in  Biebrich  und  als  deren 
Schriftführer  Garteninspector  Dr.  Cavet.  Die  Geschäftsführung  be- 
findet sich:  Kapellenstrasse  11  in  Wiesbaden. 


Sammlnng^en. 

—  Das  von  Dr.  A.  Pokorny,  Director  des  Leopoldst.  Comm. 
Gymnasium,  hinterlassene  Herbarium  wurde  von  dessen  Witwe  dem 
Unterrichtsministerium  mit  der  besonderen  Widmung  für  das  pflan- 
zenphysiologische Institut  der  Wiener  Universität  zum  Geschenke 
gemacht.  Obiges  Herbarium  ist  eine  der  grössten  Privatsammlungen 
Oesterreichs. 


336 

Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  ür.  Kornhuber,  mit 
Pflanzen  aus  Niederösterreich.  —  Von  Herrn  Pastor  mit  Pflanzen 
aus  Böhmen.  —  Von  Herrn  Piccioli  mit  Pflanzen  aus  Italien. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren  K.  Strobl  und 
V.  Crespigny. 

Vorräthig:  (B.)  =  Böhmen,  (Bd.)  =■  Baden,  (Br.)  ==  Berlin, 
(Cr.)  =  Croatien,  (E.)  =  England,  (I.)  =  Istrien,  (M.)  =  Mähreu, 
(NOe.)  =  Niederösterreich,  (OOe.)  =  Oberösterreich,  (P.)  =  Polen, 
(Kp.)  =  Rheinprovinzen,  (8.)  =  Salzburg,  (81.)  =  Schlesien,  (St.) 
=  Steiermark,    (T.)  =  Tirol,  (ü.)  =  Ungarn,    (W.)  =  Westfalen. 

Neotia  Nidus  avis  (OOe.  P.),  Nepeta  pannonica  (ü.),  Neslia, 
paniculata  (OOe.  P.),  Nigella  arvensis  (Br.  NOe.  P.  U.),  Nigritella 
angustifolia  (NOe.  T.),  Nonnea  pulla  (Cr.  ü.),  Nuphar  luteum  (W.), 
Ni/mphaea  alba  (W.),  Candida  (B.),  semiaperta  (81.),  Odontites  Ko- 
chii  (I.),  Oenanthe  crocata  (E.),  ßstulosa  (W.),  Lachenalii  (Bd.  E.), 
Phellandrium  (Bp.),  Oenothera  muricata  (Br.),  Oniphalodes  scorpioides 
(OOe.  ü.),  Ononis  Columnae  (NOe.),  repens  (NOe.  OOe.),  Orchis 
coriophora  (Br.  St.),  latlfoUa  (OOe.),  maculata  (NOe.),  mascida  (M. 
NOe.),  militaris  (NOe.  OOe.  Rp.),  Morio  (M.  NOe.  U.),  Rivini  (W.), 
sainbucina  (M.  NOe.  U.),  speciosa  (OOe.),  Traunsteineri  (8.),  ustu- 
lata  (NOe.  T.),  variegata  (NOe.  OOe.),  Origanuni  mdgare  (U.),  Or- 
laya  gi^andißova  (NOe.),  Ornithogalum  nutans  (NOe.),  tenuifolium 
(B.),  Ornithopus  compressus  (Calabrien),  perpusilkis  (Pommern), 
Orobanohe  minor  (Bd.),  ramosa  (P.),  Rapuni  (Bd.),  Orobus  panno- 
nicus  (NOe.  ü.),  vernus  (NOe.),  versicolur  (Gr.),  Oryza  sativa  (I.), 
Ostericum  palustre  (Br.),  Ostrya  carpinifolia  (St.),  Oxalis  Acetosella 
(NOe.  OOe.),  stricta  (Cr.  P.  St.),  Oxytropis  pilosa  (NOe.  Rp.),  Pae- 
onia  tenuifolia  (Siebenbürgen),  Panicnm,  Grus  galli  (B.  ü.),  Tuilia- 
ceum  (B.),  sanguinale  (B.),  Papaver  alpinum,  (NOe.),  Argemone  (B. 
NOe.),  hybridum  (E.),  Rhoeas  (NOe.  P.),  Parietaina  diffusa  (W.), 
erecta  (U.),  Parnassia  palustris  (Cr.  81.  U.),  Passerina  annua  (NOe. 
P.),  hirsuta  (Italien),  Pedicularis  foliosa  (OOe.),  Jacquini  (OOe.), 
incarnata  (OOe.),  palustris  (NOe.),  silvatica  (M.  OOe.  P.),  Pegamtm 
HarTnahi  (U.),  Peltaria  alliacea  (NOe.),  Peplis  Portula  (P.),  Petasites 
albus  (81.  U.),  officinalis  (NOe.  St.),  Petrocallis  pyrenaica  (NOe.), 
Petroselinum  sativum  (Br.),  segetum  (E.),  Peucedanum  Chabraei 
(NOe.),  Phaca  australis  (8.),  frigida  (NOe.),  Phalaris  arundinacea 
(B.  P.  St.),  picta  (81.). 

Obige  Arten  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  käuflich  die  Centurie  zu  6  fl.  (12  R.  Mark)  abgegeben  werden, 

Eedacteur  und  Herausgeber  Dr.  Alezander  Skofitz.  —  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 

C.  Ueberreuter'sche  Buchdruckerei  (M.  Salzer)  in  Wien. 


Oesterreicliisclie 

Botanisclie  Zeitsclirift 

Die  österreichische  /^~x  Exemplare 

botanische    Zeitsclirift  V^Jl^Q'H/lJL  die  frei  durch  die  Po8tl)e- 

erscheiut                                                           ^'  zogen  werden  sollen,  sind 

den  Ersten  jeden  Monats.                                             „  blos   bei   der  Bedactioii 

Man  pränumerirt  auf  selbe                                            '"''  (IV.  Bez..  MüMyasse  Xr.  i) 

mit  8  fl    Ost    W  ^'i  präuumeriren. 

.anzffhfirod^er  mit  BotanlR  und  Botaniker.  BucbJa^t:;:n.b'^r^ni,u.t 

4  fl.  Ost.  W.  (S  R.  Mark}                                           _^  Pränumeration 

halbjährig.                                                     ^'"'^  C.  Gerold's  Sohn 

Inserate                                                        ™  — s  ^^  Wien, 

die  ganze  Petitzeile  TV—      ■  fi  sowie  alle  übrigen 

15  kr.  öst.  W.  ±M—     A\^«  Buchhandlungen. 

XXXTII.  Jalirgaug.  WIEN.  October  1887. 

INHALT.  Ueber  einige  neue  orientalische  Pflanzenarten.  Von  Dr.  L.  Celakovsky.  —  Teratologie 
der  Wallnuss.  Von  Dr.  Borbäs.  —  Flora  von  fsord-Mähren.  Von  Dr.  Formänek.  —  Hieracien. 
Von  Schneider.  —  Tirol-Fahrt.  Von  Freyn.  —  Flora  des  Etna.  Von  Strobl.  -  Literatur- 
berichte. —  Correspoudenz.  Von  Formänek,  Blocki,  Simonkai.  S  Chi  Ib  er  szky,  Karo.  — 
Personalnotizen.  —  Vereine.  Anstalten,  Unternehmungen.  —  Botanischer  Tauschvorein.  —  luserate. 

Ueber  einige  neue  orientalische  Pflanzenarten. 

Von  Dr.  L.  Celakovsky. 


II.  Gattung  Cerasthim  L. 

Das  Cerastium  grandifloi^m  in  Boiss.  Fl,  Orient,  I,  pag.  727 
kann  schon  der  Beschreibung  nach:  „pilis  retrorsis  brevibus  incanum 
vel  ad  folia  glabratutn"  mit  der  echten  Pflanze  Waldstein-Kitaibels 
nicht  identisch  sein.  Denn  die  letztere  ist  durch  einen  weissen,  wei- 
chen, feinen,  kraus-langhaarigeu,  angedrückten  oder  unregelmässig 
abstehenden  Filz  aller  krautigen  und  trockenhäutigen  Theile  ausge- 
zeichnet. Ich  habe  das  C.  grandiflorum  W.  K.  nur  aus  Dalmatien 
und  Croatien  gesehen,  kann  daher  nicht  sagen,  inwieweit  die  aus 
den  südslavischen  und  griechischen  Ländern  (Montenegro,  Hercego- 
wina,  Bosnien,  Serbien,  Macedonien,  Thessalien,  Aetolien)  angegebene 
Pflanze  dazu  gehört  oder  nicht  gehört.  Wa.s  aber  die  kleinasiatischeu 
Standorte  betrifft,  auf  welche  sich  Boissier's  Bemerkung  bezieht, 
dass  sie  nicht  grau  behaart  (incanae),  sondern  nur  etwas  grau  oder 
verkalilt  (canescentes  vel  glabratae)  sind,  so  ist  mir  wahrscheinlich, 
dass  sie  wohl  alle  oder  zum  Tbeil  nicht  zum  echten  C.  grandi- 
florum gehören  werden^),  wofür  die  noch  folgenden  Beobachtungen 
sprechen. 


*)  Die  kaukasische  Pflanze  ist  wohl  echt,  nach  der  Beschreibung  Lede- 
bour's  und  nach  Boissier's  Bemerkung:  planta  macedonica  et  caucasica  in- 
canae sunt. 

Oesterr.  hotan.  Zeitschrift.  10.  Heft  1887.  28 


338 

{C.  hrachyodon  n.  sp.)  Dass  Boissier  seiuerzeit  sehr  verschie- 
dene Pflanzen  als  0.  grancl/ßorum  determiuirt  hat,  bezeugt  eine  mir 
vorliegende  Scheda  zu  einer  Kotschy'schen  Pflanze  vom  Berge 
Bimgöll  in  Armenien  („in  nudis  arenosis  versus  jugura  summum  montis 
BimgöU  alt.  8000  ped.  23.  August  1858  n.  524").  In  der  Fl.  Orient, 
wird  die  N.  524  der  Kotschy'schen  Exsiccaten  unter  C.  grandiflo- 
rum  nicht  mehr  citirt,  sondern  unter  O.  gnaphaloides  Fenzl,  obwohl 
mit  einem  etwas  anders  lautenden  Standort;  in  Armenia  merid.  prope 
Bitlis.  Die  bei  der  Scheda  524  als  0.  grandiflorum  liegende  Pflanze 
hat  nun  mit  der  Waldstein-Kitaibel'schen  Art  gar  keine  Aehnlichkeit, 
aber  auch  vom  G.  gnaphalioides  Fenzl  (Kotschy,  vom  Bulgar  Dagh 
im  Taurus,  8 — 9000',  determ.  Fenzl!),  dem  sie  freilich  schon  viel 
ähnlicher  sieht,  ist  sie  deutlich  verschieden.  Das  O.  gnaphalioides  ist 
durch  eine  dichte  Wollbekleidung  aus  langen  weichen  Haaren,  beson- 
ders auf  den  jüngeren  Blättern,  am  Blattgrunde,  auf  den  Kelchen, 
durch  länglich-ovale  oder  spateiförmige,  hellgrüne,  getrocknet  gelb- 
lich werdende  Blätter  und  durch  einen  ganz  ungewöhnlich  breiten, 
resp.  am  Ende  der  Bracteen  und  Kelchblätter  langen  scariösen  Band 
dieser  Theile  ausgezeichnet.^)  Die  Pflanze  von  Bimgöll  hat  ein 
lockeres,  viel  kürzeres,  wenig  aufl"älliges  Wollhaar,  lineal-längliche, 
dunkelgrüne,  derbere  Blätter,  wenigstens  um  ein  Drittel  kleinere 
Kelche,  minder  breiten  Hautrand  der  Kelch-  und  Deckblätter,  die 
Kapsel  spaltet  bei  beiden  Pflanzen  mit  ziemlich  breiten,  flachen, 
kaum  umgerollten  Zähnen,  doch  sind  diese  Zähne  bei  der  Bimgöll- 
Pflanze  nur  doppelt  so  lang  als  breit  und  die  kleinere  Kapsel  selbst 
zur  Spitze  kegelförmig  verschmälert,  beim  C.  gnaphalioides  aber  sind 
die  Kapselzähne  dreimal  länger  als  breit  und  die  breitere  Kapsel  zur 
Spitze  wenig  schmäler.  Habituell  sieht  die  Bimgöllpflanze  einem  C. 
arvense  recht  ähnlich,  von  dem  es  sich  aber  durch  die  nicht  umge- 
rollten Kapselzähne  und  die  weiche,  drüsenlose  Behaarung  sogleich 
unterscheidet.  Ich  glaube  nicht,  dass  man  die  Form  des  Bimgöll  noch 
zum  C.  gnaphalioides  bringen  kann  und  bezeichne  sie  als  0.  hrachyo- 
don (mit  Bezug  auf  die  kurzen  Zähne  der  Kapsel). 

(0.  adenotrichum  n.  sp.)  Sintenis  hat  ferner  von  seiner  Troja- 
nischen Keise  (1883)  ein  Cerastium  vom  Berge  Ida  (in  marmor.  mon- 
tis Szu-Szus-Dagh,  20.  Juli  1883,  Nr.  609)  mitgebracht,  welches  von 
P.  Ascherson  ebenfalls  für  0.  grandiflorum  bestimmt  und  so  ver- 
theilt  worden  ist.  Der  Wuchs,  die  schmalen  linealen  Blätter,  die 
angeschwollenen  Knoten  der  unteren  Stengelglieder,  die  verlängerten 
1  bis  2  obersten  Stengelglieder  unterhalb  der  Inflorescenz  erinnern 
allerdings  an  0.  grandiflorum,  die  Kapsel  springt  auch  mit  10  flachen, 
geraden,   etwas  abstehenden  Zähnen  auf,    aber  an  eine  Identität  mit 


*)  Nyman  führt  das  C.  gnaphalioides  mit  kleiner  Schrift  nach  C.  to- 
mentosum,  also  als  Subspecies  dieses  letzteren  an,  mit  der  Standortsangabe 
Montenegro.  Von  C.  tomentosum  aber  ist  die  Fenzl'sche  Art,  die  Boissier 
nur  aus  Kleinasien  angibt,  gewiss  verschieden,  somit  muss  das  „C.  gnapha- 
lioides" von  Montenegro  auf  einer  falschen  Bestimmung  beruhen. 


339 

diesem,  sei  es  auch  als  eine  besondere  Varietät  desselben,  ist  doch 
Dicht  zu  denken.  Die  auffälligste  Verschiedenheit  besteht  in  der  ganz 
anders  gearteten  Behaarung.  Die  Bestimmung  der  Trojaner  Pflanze 
als  C.  grandiflorum  erklärt  sich  nur,  wenn  man  den  Umstand  berück- 
sichtigt, dass  die  Behaarung  des  G.  grandiflorum  gemeiniglich  für 
sehr  veränderlich  gehalten  wird  (daher  auch  0,  banaticum  Heuff.  für 
eine  Varietät  dieser  Art  augesehen  worden,  worüber  später),  während 
sie  in  Wahrheit  ganz  constaut  ist  und  nur  insoferne  wandelbar  zu 
sein  scheint,  als  an  älteren  Basaltheilen  des  Stengels  der  Filz,  der 
überhaupt  leicht  abkratzbar  ist,  sich  öfter  zuletzt  verliert.  Bei  der 
Trojaner  Pflanze  ist  aber  nirgends  eine  Spur  von  dem  Filze  des  C. 
grandiflorum  vorhanden,  vielmehr  ist  die  ganze  Pflanze  auf  Stengeln, 
Blättern,  Blüthenstielen,  Bracteen  und  Kelchen  mit  sehr  feinen, 
kurzen,  horizontal  abstehenden,  auf  den  Axentheilen  ganz  dichten, 
auf  Blättern  und  Kelchen  weniger  dicht  stehenden  Drüsenhaaren  be- 
setzt, daher  ich  die  Art,  welche  offenbar  neu  ist,  Cerastium  adeno- 
trichum  benenne.  Drüsenlose  Haare  fehlen  fast  ganz,  nur  am  Stengel- 
grunde, wo  die  Drüsenhaare  nicht  oder  nur  spärlich  auftreten,  findet 
man  etwas  steifere  und  ein  wenig  längere,  doch  zerstreute  drüsenlose 
Haare.  In  Folge  der  kleinen  reichlichen  Drüsenhaare  ist  die  ganze 
Pflanze  sehr  klebrig,  daher  man  ihr  kleine  Erdkrümchen  und  Sandkörn- 
chen anhaften  findet.  Schon  durch  diese  ganz  verschiedene  Behaarung 
wäre  das  C.  adenotrichum  vom  C.  grandiflorum  genugsam  verschieden. 
Es  gibt  aber  ausserdem  noch  eine  Keihe  anderer  Verschiedenheiten. 
Die  Blätter  sind  nicht  so  lang  (die  längsten  nur  SVa  Cm.)  als  beim  C. 
grandiflorum  (hier  bis  5  Cm.  lang),  die  oberen  lineallauzettlich,  über 
der  Basis  am  breitesten  und  dann  zum  Grunde  zugeschweift  ver- 
schmälert. Beim  C.  grandiflorum  sind  auch  die  obersten  Blätter  am 
Grunde  gleich  breit  oder  noch  etwas  breiter.  Der  Blüthenstaud  der 
Trojaner  Pflanze  ist  armblüthiger,  meist  nur  eine  2 — Sblüthige,  fast 
doldenartige  Cyme,  die  1 — 2  seitlichen  Blüthen  nicht  oder  wenig 
länger  gestielt  als  die  Mittelblüthe  und  ihr  Stiel  selten  aus  der  Achsel 
eines  seiner  Vorblätter  eine  kurzgestielte  Blüthe  dritten  Grades 
tragend.  Beim  C.  grandiflorum  sind  die  Cymen  öfter  bis  10-  und 
mehrblüthig,  die  Seitenzweige  1.  und  2.  Grades  verlängert  und  wieder 
dichotomirend.  Die  Blüthen  des  C.  adenotrichum  sind  kleiner  als  die 
des  C.  grandiflorum.,  sowohl  die  Kelche  als  auch  die  Blumenblätter, 
die,  so  viel  die  getrocknete  Pflanze  schliessen  lässt,  nur  so  gross  wie 
beim  0.  arvense  zu  sein  scheinen.  Die  Kelchblätter  und  Bracteen 
besitzen  einen  breiten,  grünen  und  vom  weissen  Hautrande  scharf 
abgesetzten  Mittelstreif,  während  sie  beim  C.  grandiflorum  grössten- 
theils  durchscheinend  scariös  sind  und  nur  ein  kleinerer  Theil  der 
Mitte,  ohne  sich  vom  Hautrande  scharf  abzugrenzen,  grünlich  gefärbt 
erscheint. 

{Cerastium  banaticum  Heuif.)  Eine  andere  Art,  die  bisher 
meistens  für  eine  Varietät  des  C.  grandiflonnn  gehalten  worden,  ist 
das  0.  banaticum  Heuff.  (0.  grandifl.  ß.  banaticum  Eochel,  0.  grandifl. 
ß.  glabrum  Koch).   Doch  bemerkt  Nyman   im  Conspectus:    „species 

28* 


340 

distiüctissima  secimdimi  Janka",  scheint  aber  nicht  recht  davon  über- 
zeugt zu  sein,  da  er  es  trotzdem  als  Varietät  des  C.  grandiflorum 
verzeichnet.  Ganz  gewiss  ist  es  eine  von  C.  grandiflorum  verschiedene 
Art,  ebenso  wie  das  C.  adenotrichmn.  Wir  besitzen  sie  im  böhmischen 
Museumsherbar  zweimal  von  Eochel  selbst,  einmal  als  C  grandifl. 
b.  banaticmn  Eochel  sei.  pl.  banat.  bezeichnet,  von  der  Kolumbacser 
Höhle  im  Banat,  dann  mit  der  Scheda  C.  sitfruticosiim  Lamk?  e  ru- 
pestribus  Banatus  1815. 

Die  Behaarung  dieses  0.  hanaticum  ist  nun  wieder  von  jener 
des  C.  grandiflorum  wesentlich  verschieden.  Drüsenhaare  fehlen  zwar 
gänzlich,  wie  bei  diesem,  jedoch  statt  eines  weichen  gekrausten  Filzes 
finden  sich  hier  kürzere,  steifere,  nach  rückwärts  gekehrte  Haare 
(Boissier's  „pilis  retrorsis  brevibus"  würde  hier  passen),  und  zwar 
ist  der  obere  Theil  des  Stengels  sammt  den  Blüthenstielen  durch  sie 
ringsum  flaumig,  an  den  untersten  Stengelgliedern  aber  nur  in  zwei 
von  den  Commissuren  der  Blätter  her  ablaufenden  Streifen  behaart. 
Die  Kelche  sind  ebenso,  aber  mehr  angedrückt,  nur  am  Grunde  etwas 
abstehend  behaart.*)  Die  Blätter  sind  gegen  den  Grund  gewimpert, 
sonst  kahl  oder  nur  mit  sehr  zerstreuten  Härchen,  der  Gestalt  nach 
denen  des  C.  grandiflorum  allerdings  gleichend  (auch  an  der  Basis 
alle  breiter),  obwohl  kürzer.  Die  Inflorescenz  ist  armblüthig,  meist 
2 — Sblüthig,  alle  Blüthen  ziemlich  langgestielt,  die  Kelchblätter  haben 
einen  breiten  grünen  und  scharf  abgesetzten  Mittelstreif,  der  mit  ver- 
schmälerter Spitze  in  den  minder  breiten  Hautrand  auslauft.  Die 
Pflanze  ist  in  allen  Theilen  kleiner,  dünnstengeliger  als  das  C.  gran- 
diflorum. 

Aus  Allem  geht  hervor,  dass  Eochel,  dann  Koch  und  A.  das 
C  hanaticum  mit  Unrecht  für  eine  Abart  des  C.  grandiflorum  ange- 
sehen haben.  Gegenüber  Jenen,  welche  vielleicht  die  Behaarungs- 
unterschiede,  welche  hier  ganz  besonders  hervorstechen,  für  unwesent- 
lich erklären  und  sich  auf  die  wirklich  variable  Behaarung  anderer 
Cerastium-kxiQW,  z.  B.  G.  arvense,  brachi/petalum  u.  s.  w.  berufen 
würden,  ist  soviel  zu  bemerken:  Wenn  Gerastium  hrachypetalum  in 
der  einen  Form  (dem  0.  tauricum  Spreng.)  eine  doppelte  Behaarung 
besitzt,  aus  längeren  drüsenlosen  und  kürzeren  drüsentragenden  Haaren 
bestehend,  wenn  die  Menge  der  Drüsenhaare  hiebei  sehr  variirt  und 
manchmal  gering  ist,  so  werden  wir  eine  Form,  der  die  Drüsenhaare 
ganz  fehlen,  ohne  dass  sonst  die  langen  drüsenlosen  Haare  einen 
anderen  Charakter  besässen  und  ohne  dass  sonst  wesentlichere  Unter- 
schiede hinzukämen  (das  tj'pische  G.  hrackypetalum  Desportes),  freilich 
für  eine  blosse  drüsenlose  Varietät  derselben  Art  erklären  müssen. 
Aber  wenn  die  Haare  mehrerer  verwandter,  aber  auch  sonst  noch  sich 
unterscheidender  Pflanzen,  wie  hier  das  G.  grandiflorum,  hanaticum, 
adenotrichum,    durchaus    verschiedenen  Bau    besitzen,    so  liegt  darin 


')  Koch  beschreibt  die  Behaarung  mit  den  Worten:  „kahl,  Blüthenstiele 
krausflaumig  und  die  Haare  an  der  Basis  der  Blätter  schlängelig,  nicht  steif" 
nicht  zutreffend. 


341 

eboDso  gut  ein  Ausdruck  einer  zur  Zeit  scharf  coutrastirenden  (spe- 
eifischeu)  Verschiedenheit,  wie  etwa  ia  der  Blattform  u.  dgl. 

{Cerastium  tomentosum  L.)  Noch  eiue  Art  findet  man  in  den 
Herbarien  bisweilen  mit  dem  G.  grandißorum  verwechselt,  nämlich 
das  C.  tomentosum  L.,  und  das  ist  weniger  zu  verwundern,  da  dieses 
dieselbe  filzige  Behaarung  besitzt  wie  jenes.  So  fand  ich,  um  von 
anderen  belanglosen  Fällen  zu  schweigen,  bei  der  Scheda:  „C  gran- 
dißorum. Auf  Felsen  bei  Carlopago.  D.  Schlosser  Vukotinovic"  ausser 
einigen  Stengeln  der  richtigen  Pflanze  auch  3  Stengel  des  C.  tomen- 
tosum beigemengt.  Die  Flora  Croatica  führt  unter  Cer.  decalvans 
Schi.  Vuk.,  welches  sich  vom  0.  tomentosum  nicht  unterscheidet,  nur 
den  Berg  Kiek  bei  Ogulin  an;  der  Standort  bei  Carlopago  wäre  also 
für  tomentosum  noch  zu  notiren.  Die  Art  ist  vom  C.  grandißorum 
leicht  durch  breitere,  flache  Blätter,  kleinere  ßlüthen  und  viel  schmäler 
scariöse  Kelchblätter  zu  unterscheiden. 

{Cerastium  dahuricum  Fisch.)  Von  H.  Krätky  in  Tiflis  erhielt 
ich  ein  riesiges  Cerastium  aus  dem  Kaukasus,  welches  ohne  Zweifel 
zum  C.  dahuricum  Fisch,  gehört,  jedoch  eiue  eigene  Varietät  dar- 
stellt, die  sich  durch  riesige  Blüthen  (Kelchblätter  15  Cm.  laug) 
und  durch  eine  dicht  zottige  Behaarung  der  oberen  Stengelglieder 
und  der  Cymenzweige,  auch  durch  stärkere  Behaarung  der  oberen 
Blätter  auszeichnet.  Die  Blüthenstiele  aber  sind  wie  sonst  fast  kahl, 
die  (noch  junge)  Cyme  sehr  reichblüthig  und  gedrungenblüthig.  Die 
normale  Form  (von  Hoheuacker  in  Ünio  itiuer.  ausgegeben  mir  vor- 
liegend) hat  oberwärts  kahle,  unten  zerstreut  behaarte  Stengel  (daher: 
„glaucum,  inferne  saepe  villosulum  caeterum  glabrum."  Boiss.  Fl.  Or. 
und  „nudiusculum  Ledeb.  Fl.  ross.)  und  die  Kelche  nur  10  Mm.  laug. 
Die  Varietät  mag  als  ß.  hirsutum  bezeichnet  werden. 


Zur  Teratologie  der  Wallnuss. 

Von  Dr.  Vincenz  v.  Borbäs. 

^Se  ajtaja,  se  ablakja,  Megis  negy 
kisaszoDy  latja"  (ungarisches 
Volksrathsel:  Weder  Thür  noch 
Fenster,  doch  wohnen  darin  viel 
Fräulein). 

I.  Wallnüsse  in  Vogelgestalt.  —  In  dem  Organe  (Közlöny) 
der  kön.  ungar.  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  (H-eft  158, 
anno  1882  p.  429)  sind  zwei  Wallnusssamen  abgebildet,  welche  ganz 
wunderbar  Enten  oder  Hühnern  täuschend  ähnlich  sind.  Das  Secre- 
tariat  dieser  Gesellschaft  gab  mir  die  Samen,  nach  welchen  die 
Photographie  der  Abbildung  gemacht  wurde,  zur  Untersuchung  und 
ich  veröffentlichte  1.  c.  477—78  darüber  meine  Meinung,  welche 
auch  in  Erdeszeti  Lapok  1883,  p.  159—60  reproducirt  wurde. 


342 

An  drei  Exemplaren  dieser,  einem  sitzenden  Vogel  ähnlichen 
Kerne  der  Wallnüsse  war  nur  je  ein  Cotyledon  entwickelt,  die 
Furchen  desselben  waren  seichter,  die  Cotyledonen  also  nicht  so 
runzelig,  wie  gewöhnlich.  Der  die  beiden  Cotyledonen  in  normalen 
Nüssen  verbindende  Theil  war  vorhanden,  und  entsprach  dieser  dem 
Kopfe  des  Vogels,  während  das  um  den  Keim  herumliegende  Ge- 
webe den  Schnabel  darstellte,  in  welchem  das  äusserlich  nicht  sicht- 
bare Wurzelchen  gleichsam  die  Zunge  bildete.  Dieser  Schnabel  ist 
bald  von  oben  und  unten,  bald  seitlich  zusammengedrückt,  bald  ist 
er  konisch,  so  dass  er  bald  dem  Schüabel  der  Ente,  bald  des  Huhnes 
ähnlicher  war.  Den  hinteren  Theil  des  Vogelkopfes  repräsentirt  der 
Nabel  des  Samens. 

Die  Vogelgestalt  erscheint  im  sitzenden  Zustande;  Füsse  fehlen, 
während  die  sich  aufwärts  krümmenden  Kanten  des  einzigen  Coty- 
ledons  die  Flügel  darstellen.  Dieses  Cotyledon  weicht  von  dem  nor- 
malen Keimblatt  dadurch  ab,  dass  während  die  beiden  einander  zu- 
gekehrten Seiten  des  normalen  Keimblattes  so  zu  sagen  flach  sind, 
bei  den  drei  Exemplaren  dieser  einsamenlappigen  Wallnuss  die  zwei 
Seiten  des  einzigen  Cotyledons  sich  in  die  Stelle  des  anderen  fehlen- 
den Cotyledons,  oder,  wenn  man  sie  sich  in  der  Vogelgestalt  vorstellt, 
beiderseits  aufwärts  krümmen  und  die  Flügel  bilden.  Der  Grund  dieser 
interessanten  Erscheinung  ist  also  eigentlich  nur  das  einzige  Keimblatt, 
an  welchem  auch  die  Einbuchtung  zwischen  den  beiden  Zinken  des 
normalen  Cotyledons  („die  zwei  Fräulein  des  Volksräthsels")  fehlt 
oder  doch  sehr  klein  bleibt. 

An  einem  vierten  Kerne  waren  beide  Cotyledonen  vorhanden, 
allein  ungleichseitig  und  ungleichförmig  ausgebildet.  Das  eine  war 
genug  gross,  aber  ungelappt,  das  andere  fast  viermal  kleiner.  In 
diesem  Falle  kann  man  also  die  Vogelgestalt  von  Seite  des  ganzen 
Keimblattes  sehen  und  die  Flügel  des  Vogels  sind  hier  ungleich, 
während  bei  den  drei  Exemplaren  der  einsamenlappigen  Wallnuss 
nur  ein  halbes  Cotyledon  als  im  Flügel  zu  sehen  ist,  die  beiden 
Flügel  waren  aber  ziemlich  symmetrisch. 

Diese  vier  Exemplare  der  Wallnuss  in  Vogelgestalt,  wurden 
ohne  Schale  eingeschickt  und  so  konnte  ich  mir  damals  die  Ursache  des 
Fehlens  oder  Verkümmerns  des  einen  Keimblattes  nicht  recht  erklären. 
Seither  habe  ich  aber  viele  Wallnüsse  näher  untersucht,  wo  die 
Schalen  schon  äusserlich  deformirt  erschienen,  und  fand  ich  darin 
immer  interessante  und  lehrreiche  Verunstaltungen  des  Kernes. 

So  sah  ich  z.  33.  eine  Wallnuss  aus  zwei  Schalen  gebildet,  aber 
die  eine  davon  war  ungefähr  viermal  kleiner  und  kürzer  als  die 
andere,  ausserdem  war  sie  zugespitzt,  eiförmig,  lanzettlich.  Die  ganze 
Frucht  war  also  schon  äusserlich  schief,  ja  sogar  war  die  Spitze  der- 
selben etwas  spitz  und  gekrümmt. 

Im  Innern  dieser  Wallnuss  fand  ich  den  Kern  mit  zwei  Samen- 
blättern, aber  es  war  nur  je  die  Hälfte  von  beiden  neben  einander 
entwickelt.  Wenn  man  diesen  Kern,  welcher  also  zwei  halbe  Coty- 
ledonen hat,    auf  der  verkümmerten  Seite  liegen  lässt,   so  ist  dieser 


343 

schiefe  Kern  imgefälir  einer  ruhenden  Taube  ähnlich,  denn  die  zwei 
halben  und  grubigeu  Cotyledouen  stellen  die  zwei  Flügel  der  Taube 
dar,  während  die  Spitze  des  Kernes,  wo  der  Keim  ruht,  sich  etwas 
schnabelförmig  krümmt  und  spitz  endigt. 

Die  Ursache  dieser  Bildung  ist  offenbar  die  Deformation  der 
Schale.  Die  zwei  halben  Cotyledoneu  lagen  in  dem  Innern  der  grös- 
seren, also  viel  geräumigeren  Schale  und  haben  zur  Entwicklung  ge- 
nügenden Kaum  gehabt,  während  die  Seite  der  Walluuss  mit  der 
kleineren  Schale  nicht  sehr  convex,  sondern  mehr  flach  war  und  hier 
also  keinen  genügenden  Eaum  zur  Entwicklung  der  anderen  Seiten 
der  beiden  Cotyledonen  bot.  Dabei  hat  sich  die  Spitze  der  Nuss  mehr 
minder  schnabelförmig  entwickelt. 

IL  Wallnuss  mit  halbirten  Cotyledonen.  Ferner  habe 
ich  eine  Wallnuss  gesehen,  welche  nur  aus  einer  einzigen  Schale  be- 
stand; von  einer  zweiten  Schale  war  keine  Spur  zu  sehen.  Diese 
Frucht  hatte  also  nur  eine  Naht,  und  so  war  die  Bildung  dieser 
Schale  jener  der  Amygdaleeu  ähnlicher.  Auch  diese  Nuss  war  schi(if. 
An  der  Seite  der  Bauchnaht  war  sie  mehr  cylindrisch,  die  andere 
Seite  aber  mehr  rundlich  gewölbt,  ohne  erhabenen,  der  Bauchnaht 
entsprechenden  Rückeunerv.  Auch  konnte  mau  sie  nicht  symmetrisch 
(zygomorph)  nennen,  wie  eine  Frucht  der  Amygdaleeu  oder  Legu- 
minosen. 

Der  Schale  entsprechend  war  auch  der  Kern  asymmetrisch.  Auch 
hier  entwickelte  sich  nur  je  eine  Hälfte  der  zwei  Cotyledonen  und  zwar 
in  der  geräumigen  Rückenseite  der  einzigen  Fruchtschale,  während 
die  Zinken  der  Samenlappen  aa  der  Seite  der  Bauclinaht  unentwickelt 
blieben.  Hier  waren  also  auch  zwei  halbe  Cotyledoneu. 

in.  Wallnuss  mit  anderthalb  Cotyledonen.  Eine  Frucht 
war  aus  zwei  Blättern  (Schalen)  gebildet,  aber  das  eine  war  fünfmal 
kleiner  als  das  andere.  Oberflächlich  gesehen,  konnte  man  fast  glauben, 
dass  diese  Nuss  aus  fünf  Fruchtblättern  entstanden  ist.  Es  ist  auf- 
fallend, dass  trotz  der  areal  grösseren  Ausbreitung  der  einen  Schale 
doch  die  ganze  Nuss  nicht  sehr  schief  war. 

Dieser  abnormen  Entwicklung  musste  sich  auch  der  wachsende 
Samen  anpassen.  Der  eine  Samenlappen  ist  schief,  eine  Seite  des- 
selben ist  ziemlich  normal  entwickelt,  von  der  anderen  Seite  aber  ist 
nur  der  untere  Lappen  vorhanden. 

Das  andere  Cotyledon  ist  einseitig  entwickelt,  also  hat  der  ganze 
Kern  kaum  anderthalb  Cotyledonen.  Dieses  halbe  Cotyledon  ist  jetzt 
ungelappt,  grösser  als  gewöhnlich,  nur  etwas  schmäler  als  die  beiden 
Zinken  der  normalen  Nuss  zusammen.  Dieses  halbe  Cotyledon  lag 
und  entwickelte  sich  in  dem  geräumigeren  Inneren  der  breiteren 
Schale,  während  an  der  Stelle  des  fehlenden  Samenlappens  die  schiefe 
Seite  der  kleineren  Schale  sich  befand  und  ihre  geringe  Convexität 
hinderte  die  Entwicklung  des  anderen  Cotyledons. 

Jene  Kante,  welche  von  dem  Rücken  des  Cotyledons  bis  zu  der 
Spitze  der  Nuss  (Keimling)   geht,   verbindet   sich  an  der  hemicoty- 


344 

ledouaren  Seite  mit  dem  kleineren  Lappen  des  anderen  grösseren 
Cotyledons.  Die  sonst  abgeplattete  Spitze  des  Kernes  bildet  jetzt  eine 
einfache  Falte  und  die  Spitze  wird  einer  dreiseitigen  Pyramide  ähn- 
licher, aber  an  der  Seite  der  Falte  bleibt  eine  Furche.  Wenn  man 
die  kleinere  Zinke  des  grösseren  Cotyledons  von  der  Seite  sieht, 
könnte  man  sie  oberflächlich  auch  zu  dem  halbirten  Cotyledon  rech- 
nen, wenn  sonst  die  Structur  des  Kernes  nicht  dagegen  spräche. 
(Cfr.  Erdesz.  Lap.  1884.  p.  99—100.) 

ly.  Dreisamenlappige  Wallnuss  {Juglans  tricotylea).  Ich 
habe  auch  eine  dreischalige  Wallnuss  untersucht.  Eine  Schale  war 
grösser  und  mehr  convex  als  die  zwei  anderen  einzeln  imd  deswegen 
die  ganze  Frucht  schief.  Die  Dreizahl  wiederholte  sich  auch  im  In- 
nern dieser  Nuss.  Sie  war  im  unteren  Theile  sechsfächerig,  der  Kern 
dreisamenlappig,  er  hatte  also  sechs  Zinken  und  die  Spitze  des  Samens 
bildete  eine  dreiseitige  Pyramide. 

Der  dreisamenlappige  Kern  war,  wie  die  ganze  Schale,  schief. 
Die  Zinken  imd  die  Bucht  der  zwei  Cotyledonen  war  genügend  gross, 
die  Bucht  aber  des  dritten  Samenlappens  im  Raummangel  ist  so  seicht 
geblieben,  dass  man  ihn  fast  ungelappt  nennen  könnte.  Auch  die 
Zinken  der  zwei  anderen  Cotyledonen  sind  nicht  gleichförmig  in  Folge 
der  Deformation  der  Nussschale. 

Die  ganze  Nuss  war  zu  hartschalig  imd  fächerig,  und  so  konnte 
ich  den  Kern  nicht  im  Ganzen  herausnehmen,  sondern  nur  stück- 
weise, und  dann  habe  ich  ihn  zusammengeklebt  und  so  untersucht. 
Es  ist  erwähnensvverth,  dass  mit  der  Bildung  der  Frucht  aus  drei 
Blättern  auch  der  Samenlappen  dreizählig  geworden  ist  und  dass  aus 
diesem  Samen  ein  Keimling  mit  drei  wirtelständigen  Blättern  ent- 
standen wäre. 

Die  Verunstaltungen  der  "Wallnuss  sind  aber  fast  unendlich. 
So  habe  ich  Juglayis  tricotylea  auch  in  einer  Schale  gefunden,  welche 
sicher  nur  aus  zwei  Fruchtblättern  entstanden  ist.  Drei  Nähte  auf 
der  schiefen  Frucht  waren  äusserlich  bestimmt  nicht  zu  finden. 

Eine  der  beiden  Schalen  ist  ungefähr  der  fünfte  Theil  der  an- 
deren und  ist  sie  als  lanzettförmiges  Stück  zwischen  den  beiden  Eän- 
dern  der  grösseren  Schale  zu  sehen. 

Zwei  Cotyledonen  der  Juglans  tricotylea  entwickelten  sich  im 
Innern  der  grösseren  Schale,  der  dritte  Samenlappen  lag  an  der  Seite 
der  kleineren  Schale,  er  blieb  aber  in  Folge  von  Raummangel  schiefer 
und  kleiner  als  die  zwei  anderen.  Die  Tricotyledonie  erkennt  man 
auch  hier  durch  die  dreiseitige  Pyramide  der  Spitze  des  Kernes 
sofort. 

Auch  das  Innere  dieser  J.  tricotylea  ist  erwähnenswerth.  Dieses 
ist  nämlich,  obgleich  die  Frucht  nur  aus  zwei  Blättern  gebildet  wird, 
im  unteren  Theile  sechsfächerig,  also  ist  mit  der  Dreizahl  der  Samen- 
lappen auch  der  innere  Theil  der  Wallnuss  modificirt. 

Dass  in  zweischaligen  Früchten  der  Wallnuss  doch  die  Fächer 
vermehrt    werden,    erkläre   ich   daraus,    dass   der  Fruchtknoten    der 


345 

Wallnuss  im  Anfange  mir  einfächerig  ist  imd  die  Fächer  erst  nach 
der  Befruchtung  entstehen*),  und  zwar  in  der  Zahl  der  Zinken  der 
jungen  Frucht,  also  bei  einer  J.  tricotylea  sechszählig. 

Hier  ist  noch  erwähnenswerth,  dass  das  Centrum  der  sechs 
Fächer  nicht  im  Centrum  der  Basis  der  Nuss  liegt,  wie  in  obiger 
dreischaligen  und  sechsfächerigen  Wallnuss  und  gewöhnlich  bei  der 
zweischaligen  und  vierfächerigen  Frucht,  also  nicht  dort,  wo  man 
die  Wallnuss  mit  dem  Messer  gewöhnlich  zu  öffnen  pflegt,  sondern 
es  sind  die  sechs  Fächer  sammt  ihrem  Centrum  auf  eine  Naht  un- 
gefähr 6  Mm.  lang  hinaufgeschoben.  Die  Centralachse  der  sechs 
Fächer  ist  nämlich,  in  der  Lage  der  kleineren  Schale,  in  Folge  des 
schiefen  Wachsthums  und  ungleichen  Druckes,  in  einer  6  Mm.  langen 
Entfernung  von  der  Basis,  unter  rechtem  Winkel  gebrochen,  mit  der 
Naht  verwachsen  und  dadurch  sind  zugleich  die  Fächer  von  der 
Basis  etwas  höher  gestellt  worden. 


Beitrag   zur  Flora  des  nördlichen  Mährens  und  des 

Hochgesenkes. 

Von  Dr.  Ed.  Formanek, 

k.  k.  Professor  am  böhmischen  Gymnasium  in  Brtinn. 
(Fortsetzung.) 

Hievacium  pilosella  L.  Gemein,  bei  Blauda  eine  Pflanze  mit  zwei 
verwachsenen  Blüthenköpfchen  und  am  Gr.  Hirschkamm  nächst 
des  Hirschbrunuens  zwergige  Exemplare  mit  kleinen  Blüthen- 
körbchen,  die  der  f.  niveum  J.  Müll.  Arg.  zunächst  stehen,  var. 
nigrescens  Fr.  Saugraben,  Petersteine. 

—  anrkula  L.  Verbreitet.  Bei  Ludwigsthal  fand  ich  Exemplare 
ohne  oberirdische  Ausläufer  und  am  ßothen  Berge  Pflanzen  mit 
dunklen  Köpfchen. 

—  praealtum  Koch.  a.  genuinum.  Petersdorf,  Zöptau,  häufig  bei 
Gr.  UUersdorf,  Buchelsdorf,  Winkelsdorf,  Eeigersdorf,  Pföhlwies, 
Sträu  u.  a.  0.  bei  B.  Märzdorf,  Nikles,  Grumberg,  Kl.  Mohrau, 
Werdenberg;  ß.  JBauhinüBess.  Bradlsteine  u.a. 0.,  beiD.  Liebau, 
Märzdorf. 

—  pilosella  X  praealtum  Nlr.  «.  pseudobrachiatum  Celak.  Prodr,  F.  B. 
p.  787.  D.  Liebau,  Geppersdorf,  B.  Märzdorf. 

—  aurantiacum  L.  Peterstein,  Saugraben,  Bärmuttergraben. 

—  pratense  Tausch.  Römerstadt. 

—  alpinum  L.  f.  holosericeum  Backh.  Horizontaler  Weg  von  der 
Schäferei  zum  Franz.  Jagdhaus,  Saugraben;  f.  eximium  Backh. 
Gr.  Hirschkamm,  Schieferheide. 

')  Luerssen,    Medic.-pharmac.    Botanik    IL,    p.  504.    —    E  i  c  h  1  e  r, 
Blüthendiagr.  II.,  39. 


346 

Hleracium  nigritum  Uechtr.  Zwischen  dem  Altvater  und  der  Schäferei, 
Saugrabeu. 

—  murorum  L.  f.  microcephalum  Uechtr.  Stollenhau,  Fichteubero; 
bei  Geppersdorf,  f.  cinereiim  mihi.  Blätter  uuterseits,  besonders 
auf  den  Nerven,  sammt  dem  Blattstiele  und  dem  Stengel  grau- 
filzig. Diese  Form  steht  dem  H.  cinerascens  Jord.  nahe,  ist 
jedoch  durch  die  nicht  gauzrandigen  Blätter,  die  dunkel  gefärb- 
ten Haare  und  die  schwärzlichen  Griifel  von  demselben  ver- 
schieden. Kl.  Mohrau. 

—  tridentatum  Fr.  Marschendorf.  Wermsdorf  (Ob orny),  Petersdorf, 
Zöptau,  nicht  selten  bei  Gr.  Ullersdorf,  Ohrenberg  bei  Buchels- 
dorf, Neudorf,  Fichtberg  bei  Geppersdorf,  Wüst-Seibersdorf, 
Kiesgraben,  Perschi  u.  a.  0.  bei  Eömerstadt,  Fichten  bei  Irms- 
dorf,  Yiehwald  bei  Bautsch,  Odrau, 

—  prenanthoides  Vill.  or.  bupleurifoUum  W.  Gr.  Saugraben,  Bär- 
muttergraben, Gr.  Hirschkamm.  ß.  angustifoUum  Tauscli.  Hirsch- 
brunnen, Franz.  Jagdhaus  (Oborny),  Kl.  Seeberg,  Bärenkamra, 
Peterstein,  Saugraben,  Bärmuttergraben,  Kriech!,  Gr.  Hirsch- 
kamm, Schieferheide,  Backofensteine,  Hörndlsteine  bis  auf  den 
Hofberg. 

—  barbatum  Tausch.  Fr.  Epicr.  Bradlsteine  bei  D.  Liebau  in  Mäh- 
ren und  als  neuen  Bürger  für  Schlesien  fand  ich  diese  schöne 
Art  im  Pohorer  Wald  bei  Odrau,  am  Hirnich  bei  Neudörfl  und 
in  der  Heide  bei  Werdenberg  und  sicher  noch  mi^hrfach,  daher 
die  von  E.  v.  U echtritz  in  den  „Resultaten  der  Durchforschung 
der  schlesischen  Phanerogamenflora"  vom  Jahre  1885  ausge- 
sprochene Vermuthuug,  dass  diese  Art  auch  noch  in  Schlesien 
gefunden  wird,    durch  diesen  Standort   ihre  Bestätigung  findet. 

—  horeale  Fr.  Wiesenberg,  Marschendorf  etc.  (Panek),  D.  Liebau, 
Liebesdorf,  Petersdorf,  Rabenseifen,  Philippsthal,  Buchelsdorf, 
Neudorf,  Reigersdorf,  Geppersdorf,  Pföhlwies,  B.  Märzdorf, 
Nikles,  Römerstadt,  Irmsdorf,  Bautsch,  Wigstadtl,  gemein  bei 
Odrau,  Lautsch,  Neudörfl,  Werdenberg-,  ß.  ehlorocephalumJJechtY. 
Stollenhau,  Wüst-Seibersdorf,  —  Bei  Pföhlwies  und  am  Hutberge 
bei  Gr.  Ullersdorf  fand  ich  eine  f.  ramulosum  mihi  mit  zahl- 
reichen Seitenästen,  die  bald  über  der  Mitte  entsprangen  und 
von  da  an  bis  zum  Gipfel  des  Stengels  verliefen,  bei  manchen 
Exemplaren  befanden  sich  auch  in  den  Axeln  der  zwei  bis  drei 
unteren  Blättern  ähnliche  Seitenäste,  der  Stengel  ist  dicht  be- 
blättert, die  Blätter  in  der  Mittelaxe  genähert. 

—  umhellatum  L.  Verbreitet,  var.  lactaris  Bertol.  Gr.  Ullersdorf, 
Blauda,  Römerstadt,  Wigstadtl,  var.  coronopifolmm  Beruh.  Bei 
Odrau, 

Mulgedium  alpinum  Cass.  Saugraben,  Bärmuttergraben,  Kriech. 

Sonchus  uliginosus  M.  Bieb.    Rudelsdorf,    Ludwigsthal ,    Stollenhau, 
Kl.  Mohrau. 


347 

Prenantlies  purpurea  L.  Rabenseifen,  Traiisnitz,  Gr.  Ullersdorf,  Bii- 
chelsdorf,  Deutsch  Märzdorf,  Reigersdorf,  Pföhlwies,  Wald  bei 
der  Ruine  Neubaus,  Blauda,  Nikles,  Altvaterwald,  Grumberg, 
Goldeufluss,  Kl.  Mobrau,  Wermsdorf,  Kleppel,  Jauowitz,  Römer- 
stadt, Bautscb,  Wigstadtl. 

Hypochoeris  radicata  L.  D.  Liebau,  Petersdorf,  Rabenseifeu,  Mar- 
sebendorf, Gr.  Ullersdorf,  Buclielsdorf,  Beckengrund,  Neudorf, 
Ludwigstbal,  Geppersdorf,  Pföblwies,  Grumberg,  Goldenfluss, 
Kl.  Mobrau,  Krondörfl,  Wermsdorf,  Kleppel,  Janowitz,  Neufeld, 
Römerstadt,  Irmsdorf,  Bärn,  Bautscb,  Gundersdorf,  Wigstadtl, 
Kl.  Hermsdorf,  Neudörfl,  Odrau. 

—  uniflora  Yill.  Scbieferbeide,  Backofensteine  etc.  (Ob orny).  Hori- 
zontaler Weg  von  der  Scbäferei  zum  Franz.  Jagdbaus,  Saugra- 
ben, Bärmuttergraben,  Gr.  Hirscbkamm. 

Leontodon  opimus  Koch.  Horizontalweg  von  der  Schäferei  zum 
Franz.  Jagdhaus,  Sausraben. 

—  autumnalis  L.  Noch  am  Berggeist. 
Tragopogon  orkntalis  L.  Bautscb,  Wigstadtl,  Odrau. 

Solidago  alpestris  W.  Kit.  Petersteiu,  Saugrabeu,  Bärmuttergraben, 
Gr.  Hirschkamm,  Scbieferbeide  bis  fast  auf  den  Hofberg. 

Imda  conyza  DC.  Karlshöhe  bei  Gr.  Ullersdorf,  Kl.  Hermsdorf, 
Lautscb,  Neudörfl,  Odrau,  Pohor. 

—  hritannka  L.  Gemein,  in  höheren  Lagen  bei  Römerstadt  und 
Fichten  bei  Irmsdorf. 

—  helenium  L.  Gr.  Ullersdorf,  Philippsthal,  Altdorf. 

Bidens  radiatus  DC.  Bautscb,  Wigstadtl,  Mankendorf  bei  Odrau. 

Anthemis  tinctoria  L.    Bautscb,  Wigstadtl,   Neudörfl,  Odrau,  Pohor. 

Matricaria  inodora  L.  Gemein,  selbst  noch  bei  Römerstadt. 

Chrysanthemum  leucanthemum  L.  Gr.  Hirschkamm,  Hirschbrunn;  bei 
Grumberg  fand  ich  ein  Exemplar  mit  drei  verwachsenen  Blü- 
thenkörbchen.  Var.  hirsuta  mihi.  Blüthenköpfe  grösser  als  beim 
Typus,  über  4  Cm.  im  Durchmesser,  selten  darunter,  Stengel- 
blätter breit,  sammt  diesem  lang  und  zerstreut  behaart,  mittlere 
und  untere  IBlätter  mit  herzförmiger  Basis  halbumfassend,  eine 
schöne  durch  ihre  Traciit  auffallende  und  dem  Anscheine  nach 
nur  auf  trockene  kurzgrasige  Stellen  gebirgiger  Gegenden  be- 
schränkte Form.  Ich  fand  diese  Varietät  am  Hirnich  bei  Neu- 
dörfl nächst  Odrau,  hierher  werden  höchst  wahrscheinlich,  mit 
Vorbehalt  eines  ferneren  Studiums ,  die  von  mir  in  d.  Z.  1884 
pag.  198,  als  die  Var.  foliosa  (partim),  Willk.  Führer  in  die 
Fl.  D.  bezeichneten  Formen  vom  Hluboky  bei  Wsetin  und  Ho- 
recky  bei  Frankstadt  gehören. 

—  parthenium  Pers.  An  der  Strasse,  im  Schlossparke  und  bei  der 
Tess  in  Gr.  Ullersdorf,  Marschendorf,  Buchelsdorf,  D.  Märzdorf 
(hier  auf  Gartenschutt),  Wüst-Seibersdorf. 

• —  tanacetum  Karsch,  Gemein  im  b.  G.,  selbst  noch  bei  Werms- 
dorf, Woitzdorf,  Kleppel  und  bei  Braunseifen  circa  800  M. 


348 

Achillea  ptarmica  L.  Gr.  üllersdorf,  Blaiida  und  zwar  auf  Wiesen 
beim  Angerwalde  (Oborny),  hier  namentlich  massenhaft  in 
Eisenbahngräbeu  nächst  des  Bahnhofes,  Nikles,  spärlich  bei  Eö- 
merstadt  und  Irmsdoif. 

—  millefoUwn  L.  var,  alpestris  W.  Gr.  in  Fiek,  Fl.  v.  S.  p.  223. 
Altvater,  Peterstein,  Saugraben,  Gr.  Hirschkamm,  Schieferheide, 
Backofensteine. 

Er  ig  er  on  acris  L.  Kiesgraben. 

—  canadensis  L.    Janowitz,  Kömerstadt. 

Arthemisia  absinthium  L.  Cultivirt  und  verwildert  bei  Zöptau,  so 
auf  der  Hohen  Warte  etc. 

Filago  apiculata  G.  E.  Smith.  Werdenberg,  Odrau. 

Gnaphalium  norvegicum  Guuner.    Horizontaler  Weg    von    der  Schä- 
ferei zum  Franz.  Jagdhaus,  Saugrabeu,  Bärmuttergraben,  Kriech, 
Gr.  Hirschkamm,  Schieferheide. 
^  dioicum  L.   D.  Liebau,  Gr.  üllersdorf,  Keigersdorf,  Geppersdorf, 
Blauda,  Schlössel,  Peterstein!,  Gundersdorf,  Bautsch. 

Doronicum  austriacum  Jacq.  Peterstein,  Saugraben,  Bärmuttergraben, 
Franz.  Jagdhaus,  Gr.  Hirschkamm. 

Senecio  crispatus  D  C.  a.  rivularis  Echb.  Saugraben,  Berggeist. 

—  Jacquinianus  Echb.  [S.  nemorensis  L.  a.  genuinus  Celak.,  Fiek 
etc.)  Eother  Berg,  Uhiistein ,  Leiterberg,  typisch  zwischen 
dem  Altvater  und  der  Schäferei  und  bei  der  Dämmbaude, 
Auerhahnbaude,  Saugraben,  Bärmuttergraben,  Tessgrund,  Franz. 
Jagdhaus,  Kriech,  Gr.  Hirschkamm,  Backofen- und  Hörndlsteine, 
Hofberg,  Hochwald  bei  Janowitz. 

Fuchsii  Grel.  Marschendorf,  Gr.  üllersdorf  (Oborny),  Eabenseifen, 
Zöptau,  Wiesenberg,  Buchelsdorf,  Neudorf,  D.  Märzdorf,  Ludwigs- 
thal, Pföhlwies,  Geppersdorf,  Blauda,  Mkles,  Altvaterwald, 
Goldenfluss,  Kl.  Mohrau,  Wermsdorf,  Eother  Berg,  Keilig,  Kies- 
graben, Berggeist,  Braunseifen,  Hochwald  bei  Janowitz,  Eömer- 
stadt,  Bautsch,  Klein  Hermsdorf,  Odrau.  Var.  salicifoUus  Wallr. 
Trausnitz  bei  Petersdorf,  Gr.  üllersdorf. 

Petasites  officinalis  Muck.  Gr.  üllersdorf,  Neudorf,  D,  Märzdorf, 
Nikles,  Kl.-Mohrau,  Eömerstadt. 

Homogyne  alpina  Cass.  Saugraben,  Bärmuttergraben,  Kriech  und  von 
da  bis  ins  Merthathal  bei  Wermsdorf  hinuntersteigend,  Schiefer- 
heide, Hofberg,  Berggeist  bis  auf  den  Eöhrberg  bei  Kleppel. 

Ädenostyles  Alliariae  Kern.  Saugraben,  Bärmuttergraben. 

Eupatorium  cannabinum  L.  Grundwald  bei  Eömerstadt,  Wigstadtl, 
Klein  Hermsdorf,  Lautsch,  Neudörfl,  gemein  bei  Odrau. 

Serratula  tinctoria  L.  a.  integrifoUa  Wallr.  b.  heterophylla  Wallr. 
in  Fiek.  Fl.  p.  243  a.  et  b.  bei  Wigstadtl. 

Lappa  tomentosa  Lamk.  D.  Liebau,  Petersdorf,  Ludwigsthal,  ß. 
Märzdorf,  Nikles,  Bautsch,  Wigstadtl,  Odrau. 

—  minor  DC.  B.  Märzdorf. 


349 

Centaurea  jacea  L,  a.  deciplens  Thuil.  sp.  Petersdorf,  Gr.  UUersdorf, 
Beckeugrimd,  Lu<lwii?stlial,  Reig(3rsdorf,  Aspoudorf,  Jauowitz, 
Kömerstadt,  Irmsdorf,  Neudörfl,  Odrau,  b.  pratensis  Thuil.  sp. 
Petersdorf,  Neudorf,  Bucbelsdorf,  Jauowitz,  Kömerötadt,  Gunders- 
dorf,  Bautsch,  Wigstadtl. 

Centaurea  pseudophrygia  C.  A.  Me^^er.  Bautsch,  Wigstadtl,  Neudörfl, 
Odrau. 

—  cyanus  L.  Noch  bei  Römerstadt. 

Carduus  acanthoides  L.  Petersdorf,  Gr.  UUersdorf,  (Karlshöhe  etc.), 
Blauda,  B.  Märzdorf,  Gundersdorf,  Bautsch,  Kl.  Hermsdorf, 
Lautsch,  Odrau. 

—  crispus  L.  Rabenseifeu,  Zöptau,  Wermsdorf,  Gr.  UUersdorf, 
Philippsthal,  Reigersdorf,  B.  Miirzdorf,  Römerstadt,  Wigstadtl, 
Kl.  Hermsdorf. 

—  personata  Jaqu.  Frauz.  Jagdhaus  (Oborny),  Saugrabeu,  Kriech, 
Wermsdorf,  Kl.  Mohrau,  Irmsdorf ! 

Cirsium  palustre  Scop.  Gemein,  var.  opacum  mihi.  Pflanze  kräftiger, 
Blätter  breiter,  die  oberen  länger,  alle  unterseits  mattgrün. 
Augerwald  bei  Blauda. 

—  canum  Mönch.  1794.  Werdenberg,  Odrau. 

— ■  rivulare  Link.  Gr.  UUersdorf,  Buchelsdorf,  Beckengrund,  D.  März- 
dorf, Wüst-Seibersdorf,  Nikles,  Kl.  Mohrau,  Janowitz,  Römer- 
stadt, Irmsdorf. 

—  oleraceum  Scop.  Gemein,  in  höherer  Lage  am  Berggeiste. 
Carlina  vulgaris  L.  Var.  nigrescens   mihi.  Petersdorf,  Gr.  UUersdorf, 

Odrau. 

—  acaulis  L.  D.  Liebau,  Janowitz,  Römerstadt,  Gr.  Stell,  Gunders- 
dorf, Bautsch,  Wigstadtl,  Lautsch,  Odrau. 

Dipsacus  silvestris  Huds.  Schönau,  Sohle. 

Trichera  arvensis  Schrad.  a.  integrifolia  W.  Gr.  Karlshöhe  und  Kreuz- 
berg bei  Gr.  UUersdorf,  Beckengrund.  Bei  Geppersdorf  fand  ich 
ein  Exemplar  mit  fehlenden  Stengelblättern  und  einer  Rosette 
von  grundständigen  Blättern,  Hüllblätter  sind  breitlanzettlich, 
die  äusseren  überragen  weit  die  Blüthen. 

— •  silvaüca  Schrad.  Trausnitz  bei  Petersdorf,  Gr.  UUersdorf,  Reigers- 
dorf, Blauda,  häufig  bei  Bautsch  und  Gundersdorf,  Wigstadtl, 
häufig  bei  Odrau. 

Succisa  pratensis  Mönch.  Häufig  im  b.  G. 

Scabiosa  lucida  Vill.  Am  Gr.  Hirschkanim,    hier    namentlich    häufig 

am  Hirschbrunnen  und  längs    der  Ufer   des  hier  entspringenden 

Bächleins. 

—  ocliroleuca  L,  D.  Liebau,  Petersdorf,  Gr.  UUersdorf,  Blauda, 
Bautsch,  Wigstadtl,  Odrau. 

(Fortsetzung  folgt.) 


350 

Mittheilungen  über  die  Hieracien  des  Hiesengebirges. 

Von  Gustav  Schneider. 

(Schluss.) 

4.  Gruppe,  Alpina  Pseiido-Pulmonarea  milii. 

Stengel  aufrecM,  deutlich  gestreift,  wenig-  (1 — 2)  blättrig, 
hin-  und  hergebogen,  vielköpfig  bis  nur  einköpfig,  einfach  oder  ästig, 
mit  +  gerade  oder  bogig  aufsteigenden,  an  der  Abzweigung  durch 
ein  Stengelblatt  oder  eine  Bractee  gestützten  Aesten,  resp.  Kopf- 
stielen. Stengel  nach  oben  fast  kahl,  nach  unten  mit  kurzen, 
weisslichen,  schwarzfüssigen  Zottenhaaren  +  behaart.  Oberhalb,  bei 
den  einköpfigen  am  Stengel,  bei  den  mehrköpfigen  an  den  Kopf- 
stielen +  filzig  von  graulichen  Sternhaaren,  abwärts  zerstreut  flockig, 
gegen  die  Basis  flockenlos.  Kopf  stiele,  bei  den  einköpfigeu  der 
Obertheil  des  Stengels  (oft  sehr  dicht),  drüsenhaarig.  Blätter  trüb 
bis  lebhaft  grün,  selten  etwas  glaucescirend,  dünnhäutig  bis  ziem- 
lich derb,  rauhhaarig  bis  fast  kahl.  Grundblätter  zur  Blüthezeit, 
oft  sehr  zahlreich,  vorhanden,  deutlich  in  Blatt  platte  und 
einen  meist  sehr  langen  Stiel  geschieden,  eiförmig,  stumpf- 
lich, am  Grunde  bis  über  die  Mitte  mit  grossen,  meist  in  eine 
sitzende  Drüse  endigenden  stumpflichen  oder  spitzen  Zähnen,  auch 
wohl  mit  eingeschalteten,  kleinen  Zähnchen  versehen  {mnrori(m-Q,vtig) 
oder  breitlanzettlich,  zugespitzt,  fast  am  ganzen  Bande  mit  ungleichen, 
tief  eingeschnittenen,  stets  in  eine  +  langgestielte  Drüse  endigen- 
den Zähnen  gesägt  gezähnt;  {vulgatum-a,Ytig);  selten  gauzrandig  nur 
mit  einem  Zahn  oder  wenigen  Zähnen.  Stengelblätter  lauzettlich, 
gesägt  gezähnt;  nach  oben,  seltener  auch  in  der  unteren  Steugel- 
hälfte,  zuweilen  durch  schmallineale  Bracteeu  vertreten. 

Kopfhüllen  kurzzottig  und  borstig  behaart  mit  reichlich 
eingemengteu  Drüsen.  Hüllschuppen  etwas  breitlich;  in  den  in- 
neren Reihen  die  äusseren  kürzer  als  die  inneren,  entweder  die  äus- 
seren stumpflich,  die  inneren  spitzlich  oder  alle  gleich  gestaltet; 
schwarzgrün  bis  tief  schwarz,  die  innersten  häufig  blassgrün  oder 
blassgrün  (zuweilen  weisslich)  berandet.  Ligularsaum  +  behaart 
oder  kahl,  Zähne  sehr  kurz  und  fein  gewimpert. 

7.  H.  nigrescens  Willd.  (vergl.  diese  Zeitschrift  pro  1886, 
pag.  24)  würde  nach  Nägeli-Peter'scher  Manier  als  ein  alpinum- 
murorum  zu  bezeichnen  sein.  Scheint  in  den  Ostsudeten  zu  fehlen; 
was  ich  als  H.  nigrescens  vom  Glatzer  Schneeberg  bisher  gesehen 
habe,  gehört  zu  H.  eximlum  Backh. 

8.  H.  glandulosodentatum  Uechtr.  Nach  oben  genaimter  Manier 
ein  alpinum-vulgatum.  Endemische,  westsudetische  Pflanze. 

5.  Gruppe.  Alpina  Pseudo-Prenanthoidea  mihi. 

Stengel  aufrecht,  hin-  und  hergebogen  bis  fast  gerade  aufrecht,  stiel- 
rund, zuweilen   undeutlich   gestreift,    viel-  (4—8)   blätterig,   ein- 


351 

köpfig  oder  mehr-  bis  vielköpfig.  Obertheil  des  Stengels  bei  den  ein- 
köpfigeu,  bei  den  niebrköpfiqeii  die  Koptstiele  unterhalb  des  Kopfes 
von  grauen  Sternbaaren  scbwacbfilzig  bis  reicbflockig,  dicht  drüsen- 
haarig von  lauggestielten,  meist  grossen  Drüsen  und  schwarz- 
borstig, weiter  abwärts  zerstreut  flockig  oder  flockenlos;  zottig  be- 
haart oder  kahl.  Blätter  dunkel-  bis  trübgrüu,  nicht  selten  bräunlich 
berandet,  derb,  seltener  etwas  dünnhäutig  und  weich  (letzteres  vor- 
zugsweise in  tieferen  Höhenlagen);  rauhhaarig  bis  fast  kahl.  Grund- 
blätter zur  Blüthezeit  meist  schon  vertrocknet,  selten  2 — 3, 
zuweilen  mehrere  in  Nebenrosetten  vorhanden.  Stengelblätter 
meist  halbstengel  umfassend  {i)renanthoides-a.Ytig),  selten  nur 
mit  breitem  Grunde  sitzend.  Kopfhüllen  +  zottig  und  drüsig  bekleidet. 
Hiillschuppen  breitlich,  stumpf  oder  stumpflich;  die  äusseren  dunkel- 
grün bis  fast  schwarz,  die  inneren  zuweilen  heller  berandet  oder 
ebenfalls  dunkel.  Ligularsaum  fast  kahl,  Zähne  mit  sehr  kurzen 
weissen  Haaren  spärlich  bewimpert.  Endemische  westsudetische  Arten. 

9.  H.  bohemicum  Fries  (Vergl.  diese  Zeitschrift  pro  1886, 
pag.  25).  Nach  Nägeli  Peter  als  H.  alpinum-prenanthoides  zu  be- 
zeichnen. 

10.  IT.  pedimculare  Tausch  nee  Naeg.-Pet.  nee  aliorum  =  H. 
sndeticum    Stbg.  u.  Fries,  ex  p.    =11.    albinum  Tausch  non  Fries. 

Dürfte  nach  Nägeli-Peter'scher  Manier  als  ein  Fritzei-hoheini- 
ciim  zu  bezeichnen  sein. 

Wenn  man  die  ersten  drei  Gruppen  der  alpinen  Aurellen  in 
eine  Abtheilung  bringt,  so  sind  die  letzten  beiden  in  eine  zweite  als 
Zwischenformen  zu  vereinigen. 

Ueber  hybride  Archieracien  nächstens  Näheres. 


Hieracia  Pulmonarea  Fries  Abth.  Alpestria  ejd. 

2.  Gruppe.  Alpestria  spuria  Uechtr. 

Hieracium  Parkynei  Celak. 

In  den  „Resultaten  der  bot.  Durchforschung  Böhmens  1884* 
pag.  8  hat  Prof.  Celakovsky  auf  Grund  von  zwei  getrockneten  Exem- 
plaren, welche  Cyrill  Purkyne  1884  an  dem  Kahlen  Berge  neben 
der  Kesselkoppe  sammelte,  ein  neues  Hieracium  unterschieden,  wel- 
ches derselbe  mit  H.  Wimmeri  Uechtr.  vergleicht.  Ich  kenne  diese 
Pflanze  bereits  seit  1882  von  der  Kesselkoppe  selbst  und  zwar  von 
deren  Südabhang  gegen  die  Hofbauden.  Sie  ist  jedenfalls  sehr  selten, 
denn  ich  habe  auf  meinen  zahlreichen  Excursionen  bisher  erst  vier 
Individuen,  darunter  eine  abweichende  Form  im  vorigen  Jahre  ge- 
funden, üechtritz,  dem  ich  bis  auf  die  1886  gefundene,  diese 
Pflanzen  sämmtlich  vorgelegt  und  theilweise  dedicirt  habe,  bemerkte 
auf  der  Etiquette  zu  einem  Exemplar,  das  ich  fraglich  als  atratum 
{siihnigrescens)  Fr.  bezeichnet  hatte  und  welches  sich  noch  in  mei- 
nem Besitz  befindet:  „Nicht  atratum,  sondern    zu  einer    der  kleinen 


352 

Arten  der  Alpestria-Gruppe  und  höchst  wahrscheinlich  ein  anor- 
males Individuum  von  H.  pseuclalbhumi  mit  geringerer  Zahl  von 
Stengelblättern  und  reichlicherer  Bekleidung  der  Blätter  und  Blatt- 
stiele." -Di©  Celakovsky'sche  Diagnose  bedarf  in  Betreff  der  Blüthen- 
farbe  der  Berichtigung.  Die  Färbung  der  ligulae  ist  bei  der  leben- 
den Pflanze  —  die  C.  allerdings  nicht  gesehen  hat  —  goldgelb  wie 
bei  H.  albinum  Fr.  und  bekommt  erst  beim  Trocknen  den  Stich 
ins  Kothe,  ganz  ebenso,  wie  diess  bei  trocken  eingesammelten  und 
gut  getrockneten  H.  Wimmeri,  nigritum,  eximium,  vulgatum  alpestre 
etc.  der  Fall  ist;  auch  ist  die  Blüthenfarbe  von  H.  Wimmeri  nicht 
viel  heller,  als  bei  H.  Purkynei,  höchstens  hell  goldgelb,  auf  keinen 
Fall  aber  hellgelb  zu  nennen.  Die  von  mir  beobachteten  Pflanzen 
hatten  mit  Ausnahme  der  abweichenden,  im  Jahre  1886  gesammel- 
ten Form,  auf  die  ich  noch  zurückkommen  werde,  keineswegs  kurz- 
gestielte Grundblätter.  Bei  den  noch  in  meinem  Herbarium  befind- 
lichen Exemplaren  sind  die  Blattstiele  eben  so  lang  oder  fast  eben 
so  lang,  wie  die  Blattplatte.  (4,  8 — 5  zu  5  Cm.) 

Was  nun  die  systematische  Stellung  dieser  Pflanze  betriffst,  so 
ist  sie  zunächst  nicht  mit  H.  Wimmeri  Uechtr.,  sondern  mit  H.  inte- 
grifolium  Lange  var.  alpestre  üechtr.  (=  H.  moravicum  Freyn ')  =  H. 
albinum  des  grossen  Kessels  im  Altvatergebirge,  Fiek.  FL  von  Schles. 
non  Fries)  zu  vergleichen,  der  sie  durch  die  Gestalt  und  Bekleidung 
der  Grundblätter,  Form  und  Bekleidung  des  Blüthenstandes  und  der 
Blüthenköpfe,  sowie  durch  die  Gestalt  des  unteren  Stengelblattes  so 
nahe  kommt,  dass  ich  sie  geradezu  für  identisch  halten  würde,  wenn 
die  ostsudetische  Pflanze  nicht  in  der  Eegel  noch  mindestens  ein 
(gestieltes)  Stengelblatt  mehr  besässe.  Fehlt  dieses,  wie  diess  bei  einem 
in  meinem  Besitz  befindlichen  Individuum^  der  Fall  ist,  so  kann  die 
ostsudetische  Pflanze  nicht  von  der  Celakovsky'schen  unter- 
schieden werden,  zumal  die  getrockneten  Blüthen  bei  beiden  dotter- 
gelb. Form  und  Bekleidung  des  Kopfstandes  und  der  Kopfhüllen, 
mit  Ausnahme  der  bei  H.  moravicum  etwas  geringeren  weisslichen 
Behaarung  der  Köpfe  gleich  sind. 

Um  mir  ein  endgiltiges  Urtheil  erlauben  zu  können,  ist  das 
mir  vorliegende  Material  zu  gering  (2  Purkynei,  8  moravicum)  doch 
wollte  ich  an  dieser  Stelle  auf  die  nahe  Verwandtschaft  dieser  Pflanze 
aufmerksam  machen,  und  stelle  weitere  Beobachtungen  anheim. 

Was  die  oben  erwähnte,  im  August  1886,  an  der  Kesselkoppe 
nur  in  einem  Individuum  gefundene,,  abweichende  Form  anlangt,  so 
fehlt  bei  ihr  das  untere,  für  die  Celakovsky'schePflanze  charak- 
teristische Steugelblatt,  ferner  zeigen  von  den  7  vorhandenen  Grund- 
blättern, welche  sämmtlich  kürzer  gestielt  sind,  als  das  Purkynei 
meines  Herbars,  zwei  deutlich  die  Zahnung  des  H.  mi(,rorum,  das 
eine  an  der  Blattbasis  sogar  rückwärts  gerichtete  Zähne.  Im  üebrigen 
ähnelt  diese  Pflanze,  der  auch  die  weissen  Haare  an  den  HüUschup- 


M  Der  Kürze    wegen    werde    ich    diesen  Namen   in    den    nachfolgenden 
Auseinandersetzungen  gebrauchen. 


353 

pen  fehlen,  so  sehr  dem  11.  Purhynei  Celak.,  dass  ich  keinen  An- 
stand nehme,  sie  für  liybrid  nnd  zwar  für  ein  //.  murorum  x  Pur' 
hfnei  zu  halten. 

Vor  Kurzem  habe  ich  für  meine  Monographie  der  westsudeti- 
schen  Hieracieu  die  Abtheiluug  Alpestria  spuria  üechtr.  einer  gründ- 
lichen Kevision  unterzogen,  wobei  mir  neben  den  Notizen  über  bei 
den  lebenden  Pflanzen  gemachte  Beobachtungen  über  200  Exsiccate 
zu  Gebote  standen. 

Bei  dieser  Gelegenheit  habe  ich  nachstehende  Verwandtschafts- 
reihen zusammengestellt,  die  ich  jedoch  keineswegs  in  phylogene- 
tischem Sinne  aufzufassen  bitte. 

H.  alhinum  Fr.  vermittelt  den  Anschluss  an  die  Eualpestria 
Uechtr.  und  steht  unter  diesen  dem  H.  Engleri  habituell  am  näch- 
sten. H.  cMorocephalum  schliesst  die  Eeihe  der  Eualpestria  gegen 
die  alpinen  Aurella,  denen  es  sich  in  dem  regelmässigen  Bau  der 
Hüllschuppen  nähert,  während  es  habituell  den  übrigen  Arten  der 
Abtheilung  Eualpestria  näher  verwandt  ist.  Eine  ähnliche  Stellung 
nimmt  üljrigens  das  H.  Bocconei  Griseb,  aus  den  Tyroler  und 
Schweizer  Alpen  ein. 

Hieracia  Sect.  Alpestria  spuria  Uechtr. 

alhinum  Fries  non  aliorum 
corcnnticum  K.  Knaf  nseudalbinum  Uechtr. 

asperulum  Freyn  M-immeri  Uechtr.  moravicum  Freyn 

^  ^  ^  V 

erythropodum  Uechtr.  Purkynei  Celak. 

var.  subintegrifo- 

lium  G.  Schnd.       Wimmeri  X  muro- 
rum subcaesium 

Uechtr.  Purkynei  X  muro- 

i-um  G.  .Schnd. 
erythropodum  Uechtr, 
var.  dcntatum  Freyn 

erythropodum,  X 

vulgatum  Uechtr.     murorum     subcae- 
sium Fries 


prenanthoidesYiW.      vulgatum  Fries  murorum  L. 

Wie  aus  vorstehender  Darstellung  zu  ersehen,  gehen  die  Al- 
pestria habituell  nach  drei  Kichtungen  aus,  einmal  zu  H.  prenan- 
thoides  Vill.,  dann  zu  H.  murorum  L.  und  zu  H.  vulgatum  Fr. 
und  verhalten  sich  hierin  ganz  ebenso  wie  die  Alpina,  von  denen 
H.  bohemicum  Fr.  gegen  H.  prenanthoides  Vill.  H.  glanduloso- 
dentatum  Uechtr.  gegen  H.  vulgatum  Fr.  und  H.  nigrescens  Willd. 
gegen  H.  murorum  L.  habituelle  Annäherung  zeigen. 

Schmiedeberg,  im  Januar  1887. 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  10.  Heft  188T.  29 


354  • 

Berichtigung. 

Seite  238,  Zeile  13  von  unten  soll  nach  „Blattachseln"  ein  Punkt 
stehen. 

Seite  238,  Zeile  4  von  unten  ist  statt  „Cannersdorf  zu  lesen  „Cun- 
nersdorf . 

Seite  274,  Zeile  3  von  unten  ist  statt  „pathulifolium"  zu  lesen  „spa- 
thulifolium". 

Seite  274,  Zeile  2  von  unten  ist  statt  „chodopecmn"  zu  lesen  „rho- 
dopeum". 


Meine  dritte  Tirol-Fahrt/) 

Von  J.  Freyn. 

(Fortsetzung.) 

Am  4.  August  gab  es  denn  zunächst  Krieg.  Ich  beschwerte 
mich  uüd  wollte  ein  anderes  Zimmer;  die  Wirthin  vertröstete  mich. 
Ich  wanderte  aber  aus  und  zwar  wollte  ich  entweder  nach  Suldea 
oder  Franzenshöhe  oder  Sa.  Maria  übersiedeln,  nur  fort  aus  diesem, 
so  unnachahmlich  geleiteten  Hause.  Zuerst  probirte  ich  es  aber  noch 
in  Trafoi  selbst,  denn  ich  erinnerte  mich  an  der  „Schönen  Aus- 
sicht" vorüber  gewandert  zu  sein.  So  stieg  ich  denn  die  fünfzig  Me- 
ter tiefer,  zu  diesem  Gasthause,  das  wenigstens  den  Vorzug  bat, 
einen  wirklich  prächtigen  Ausblick  auf  den  Madatsch-Gletscher  und 
die  Trafoier  Eiswand  zu  gewähren.  Und  siehe  da,  in  der  „Schönen 
Aussicht"  traf  ich  es  auch  ganz  gut  und  der  Besitzer,  sowie  seine 
Leute  waren  sofort  bestrebt,  Kath  zu  schaffen.  Da  ich  nie  Schlaf- 
kameraden mag,  musste  ich  mich  zwar  mit  einem  winzigen  Käm- 
merchen  begnügen,  zum  Pflanzentrockuen  bekam  ich  aber  ein  leer- 
stehendes Bauernhaus  mit  gewaltigem,  gemauerten  Ofen.  Das  war 
mein  Fall.  Ich  richtete  mich  sofort  häuslich  ein  und  betrieb  die 
Geschichte  nun  im  Grossen,  d.  h.  mit  künstlicher  Trocknung  des 
Papiers  und  der  Pflanzen.  Zwischen  der  „Schönen  Aussicht"  und 
dem  Bauernhause  fand  icb  dabei  in  Gesellschaft  von  Hieracium  tri- 
dentatum  Fr.  das  echte  H.  lanceolatum  Vill.  Herr  Artzt  besuchte 
mich  und  zeigte  sich  sehr  erfreut,  dass  ich  es  so  gut  getroffen  hatte. 

Bei  diesen  günstigen  Aspecton  bummelte  ich  Nachmittags,  nach 
beendetem  Pflanzeneinlegen  rasch  noch  zu  den  „Heiligen  drei  Brun- 
nen"; denn  die  dortseitige  Thalwand  ist  Kalk,  die  hierseitige  aller- 
hand Schiefergestein.  Ich  kann  aber  männiglich  nur  rathen,  den 
Spaziergang  bleiben  zu  lassen.  Botanisch  interessirte  mich  nur  Eu- 
phrasia  variabilis  Freyn,    die  hier  fast    so    tief  herab  geht,    wie  im 


')  Aus  einem  Briefe  an  E.  Hackel  zu  Nutz  und  Fromraeu  allen  denen 
erzählt,  die  selbst  heutzutage  noch  Lust  haben  einen  botanischen  Reisebericht 
zu  lesen. 


355 

Nauderer-Thal,  und  Sibbaldia  bei  nur  1500  M.  Seehöhe,  also  just 
1000  M.  unter  ihrem  eigentlichen  Terrain.  Im  Fichtenwald  traf  ich 
auch  auf  Linnaea  und  auf  den  Geröllhalden  wächst  allenthalben 
Polemonium  caeruleum  L.  —  aber  jenseits  am  Kalk  gab  es  sehr 
wenig  Interessantes.  Die  gewaltige  Mure  bei  den  „Heiligen  drei  Brun- 
nen" ist  bedeckt  mit  Silene  glaveosa  Jord.  und  Trisetum  disticho- 
phyUinn  P.  B.  nebst  einzelner  Poa  distichophylla  Gaud.,  bietet  aber 
sonst  gar  nichts;  auf  der  anderen  Seite  unter  dem  Ortler-Ferner 
wächst  auf  Kalkblöcken  Poa  minor  L.  und  im  dichten  Ericetum  Pi- 
rola  media  Sw.  zahlreich  und  sehr  gi'ossblüthig  (von  der  nordischen 
wahrscheinlich  verschieden);  sonst  fehlen  alle  interessanten  Pflanzen. 

Die  „Heiligen  drei  Brunnen"  selbst  machten  mir  einen  be- 
fremdenden Eindruck,  denn  das  Wasser  entströmt  dünnen  Köhren, 
welche  den  Brüsten  bunt  bemalter  Heiligen-Statuen  eingesetzt  sind; 
noch  befremdeter  war  ich,  als  ich  später  im  anstossenden  Hypnetum 
die  halbverfaulten  Holzrohre  liegen  sah,  welche  das  „Heilige  Wasser" 
direct  aus  dem  Sumpf  den  drei  Statuen  zuführten  und  somit  auch 
der  Gläubigen-Schaar.  Das  Wasser  schmeckt  aber  auch  darnach.  Die 
Scenerie  selbst  ist  unbedeutend,  mag  indessen  ihren  Reiz  haben,  wenn 
das  vielleicht  hundert  Meter  breite  Thalbeet  des  Trafoier  Baches 
voll  Wasser  ist  und  dieses  felsblockkollernd  dahin  donnert.  Diesen 
Anblick  hatte  ich  nicht;  ich  sah  nur  die  schneeweissen  Geröllmas- 
sen von  Kalk  oder  Dolomit  und  musste  mir  das  gi-ossartige  Bild 
im  Geiste  selbst  bilden.  Zwei  alte  Damen,  die  ich  im  Wirthshause 
kennen  gelernt  hatte  und  die  selbander  reisten,  störten  mich  in 
diesen  meinen  Betrachtungen  nicht  und  ich  Hess  sie  auch  bei  ihrer 
Meinung,  dass  es  hier  unvergleichlich  schön  sei. 

Den  Abend  mit  Dr.  Wagner  aus  Königshütte  und  Frau,  dann 
Ingenieur  Artzt  sehr  angenehm  zugebracht.  Erstgenannter  kommt 
von  Bozen  und  hat  Pflanzen  mit,  die  er  uns  andern  Tags  früh  mit 
grösster  Bereitwilligkeit  vorweist.  Der  Ofen  im  Bauernhaus  arbeitet 
gut;  am  5.  August  waren  alle  Pflanzen  fertig  getrocknet,  mit  Aus- 
nahme der  Crassullaceen,  die  ich  überhaupt  noch  gar  nicht  einge- 
legt hatte.  Angenehme  Bekanntschaft  gemacht  mit  Professor  Lud- 
wig aus  Berlin  und  Herrn  Metz  euer  aus  Düsseldorf,  beide  Land- 
schaftsmaler; dann  mit  Baron  Priehl,  einem  sehr  naturfreuudlichen 
bayerischen  Militär. 

Am  6.  August  schönes  Wetter.  Somit  gilt  es  ÄcJüUea  nana 
L.  bei  Frauzeushöhe  und  Ranunculus  parnassifolius  L.  vom  Worm- 
ser  Joch,  endlich  Dianthus  neglectus  Lois.  und  Braya  pinnatifida 
Koch  vom  Braulio  zu  holen  —  lauter  echte  Centralalpen-,  theil- 
weise  sogar  Westalpen-Arten,  die  hier  ihre  Ostgrenze  erreichen  (aus- 
genommen den  Ranunculus).  Unterhalb  Franzenshöhe,  näher  zum 
^Weissen  Knott"  fand  ich  hübsche  Hieracien,  darunter  H.  Bocconei 
Gris.,  H.  Christi  Arvet!  (neu  für  Oesterreich),  H.  amplexicaule  L., 
u.  a.  ra.  In  Franzenshöhe  vertiefte  ich  mich  in  den  Anblick  e-ines 
Panoramas  der  verschiedenen  Ortler-Gletscher,  welches  Payer 
seinerzeit   gezeichnet  hat.    Niemand  wird  die  Treue  des    Bildes    be-- 

29* 


356 

zweifeln,  es  Icann  also  als  Dociimeut  dafür  gelten,  in  welch  ausser- 
ordentlicher Weise  die  Gletscher  in  den  wenigen  Jahren  zurück- 
gegangen sind.  Die  Differenz  muss  beim  Madatsch-Ferner  200  M. 
betragen.  Das  war  Alles  sehr  anregend  und  unterhaltend,  die  ge- 
suchte AchiUea  fand  ich  aber  doch  nicht,  auch  sonst  nichts  Bes- 
seres. Die  Kalkalpen  waren  abgeweidet,  oben  hinauf  lag  Schnee; 
von  der  gegenüberliegenden  Lehne  nahm  ich  Gentianci  Favrati  Rit- 
ter., Polygala  pseudoalpestris  Gren.  (neu  für  Oesterreich)  und  etliche 
gemeine  Orchideen  mit,  um  selbe  nach  einer  von  mir  in  Nauders 
durch  Zufall  entdeckten  Methode  zu  trocknen;  sie  wurden  auch  ganz 
hübsch. 

Weiter  hinauf  fanden  sich  sehr  interessante  Semperviven;  aus- 
ser den  ziemlich  zahlreichen  S.  Wulfenii  Hoppe,  S.  arachnoidemn 
L.  und  >S.  montanum  L.,  namentlich  auch  alle  drei  hieraus  mögli- 
chen Hybriden,  welche  wegen  der  gründlichen  Verschiedenheit  der 
Eltern  alle  sehr  auffällig  sind;  die  Combination  aracknoideum'X.  Wul- 
fenii findet  sich  in  zwei  verschiedenen,  die  beiden  anderen  in  Mittel- 
formen. Poa  caesia  Sm.,  P.  laoca  Hänke  und  viel  Koeleria  hirsuta  Gaud. 
und  Luzula  lutea  DC.  standen  allenthalben,  je  nach  dem  Substrat.  Es 
bringt  einen  eigenartigen  Eindruck  hervor,  wenn  man  Trifolium  alpi- 
num  Jj.,  2\  pallescejisSchveb.,  PestucaviolaceaYWl.,  F.  Halleri  All., 
Sagina  Linnaei  Presl,  Potentilla grandißorah.^  JEuphrasia  minima  Jcq. 
etc.  etc.  im  Strassengraben  wachsen  sieht  —  und  so  ist  es  an  der 
Stilfser-Joch-Strasse.  Ein  kleiner  Seitensprung  zu  dem  Schneefeld, 
an  dem  ich  die  Kanonenkugel  fand,  lieferte  zahlreiche  Arenaria 
Marsclilinsii  Koch,  und  etwa  in  gleicher  Höhe  fand  ich  den  meines 
Wissens  bisher  noch  nicht  beschriebeneu  Bastard  Epilohium  anagal- 
lidifolium  X  collinum.  Am  Joch  selbst,  ganz  oben  bei  2800  M.  See- 
höhe, duftete  es  genau  so,  wie  vor  gewissen  Einkehr- Wirthshäusern 
am  flachen  Lande.  Pflanzen  gab  es  keine,  Schnee  genug.  Jenseits 
eines  solchen  Schneefeldes  sah  ich,  etwas  ober  meinem  Standorte 
zahlreiche  und  praclitvolle  Oxygraphis  vulgaris,  vom  dunkelsten 
Purpur  bis  zum  reinen  Weiss  in  allen  Farbenabstufungen  prangen 
und  in  Riesen-Exemplaren.  Als  ich  die  hatte  und  auf  der  italieni- 
schen Seite  hinunter  wollte,  zeigte  es  sich,  dass  die  Schneewand 
einige  Meter  hoch  gegen  die  Strasse  abfalle  —  zurück  wollte  ich 
nicht,  also  machte  ich  es  wie  die  Schulbuben  und  rutschte  pfeil- 
schnell hinab  —  zum  Schrecken  eines  eben  vorbeigehenden  nord- 
deutschen Ehepaars. 

Vom  Stilfser  Joche  aus  geniesst  mau  einen  guten  Ausblick 
auf  den  Ortler  selbst,  dessen  Spitze  von  Trafoi  aus  nicht  gesehen 
werden  kann,  sowie  auf  die  höchste  Gletscherwelt,  die  sich  um  die 
Hochgipfel  des  Monte  Scarluzzo,  die  Geisterspitze  etc.  beiderseits  der 
Reichsgrenze  ausbreitet.  An  der  anderen  Thalwand  nach  der  Tiroler 
Seite  hin,  liegt  die  Korspitze,  von  der  grüne  Matten  und  Geröll- 
halden, aber  keine  Gletscher  herabziehen.  Nach  Süden  und  Westen 
sperrt  der  Piz  Umbrail  alle  Aussicht;  er  steht  recht  breitspurig  als 
Wächter  des  Wormser   Joches   da,    welches    200  M.    tiefer    als  das 


357 

Stilfser  Joch  liegt  imd  aus  dorn  Val  Miiranza  im  CautoQ  Grau- 
btindten  ius  Valtelliuo  in  der  Lombardei  herüberführt.  Abgesetzt 
scharf,  wie  die  Reichs-Grenzeu,  berühren  sich  an  dieser  Stelle  auch 
die  Grenzen  dreier  Sprachgebiete:  deutsch,  italienisch  und  romanisch, 
zwei  aufstrebenden  um)  sich  ausbreitenden  und  einem,  welches  un- 
vermeidlichem Untergange  entgegensieht. 

Unmittelbar  am  Wormser  Joch,  aber  schon  einige  Schritte  von  der 
Schweizer  Grenze  entfernt,  in  Italien  darin,  liegt  die  Cautouiera  Sa. 
Maria  ueir  giogo  diStelvio,  gewöhnlich  kurzweg  Sa.  Maria  geheissen, 
in  2500  M.  das  höchst  gelegene  ständig  bewohnte  Wohnhaus  Eu- 
ropas. Es  war  zeitlich  am  Nachmittag  als  ich  dort  anlangte,  und  auf 
meine  zusammengelesenen  italienischen  Brocken  eine  prompte  deutsche 
Antwort  bekam.  Der  Wirth  hält  mit  Rücksicht  auf  die  weit  über- 
wiegende Mehrheit  seiner  Gäste  eine  deutsche  Kellnerin.  Das  war 
erfreulich;  der  Wein  auch  gut,  das  Essen  von  dort  übKcher  Quali- 
tät und  mir  zu  fett.  Ich  bestellte  denn  Nachtquartier  und  begab 
mich  auf  die  Suche  nach  dem  Rmmnculus  pamasaifoUns,  der  dort 
nahe  am  Posthause  wachsen  soll  —  leider  umsonst.  Primula  oenen- 
sis  Thom.,  Ranuncidus  plaatagineus  All.,  Gentiana  alpina  Vill., 
Aretia  alpina  Lam.  Eriophorum  Sclieuchzeri  Hoppe,  Euphrasia  tni- 
nima  Jcq.,  Carex  curvula  All.,  Huraciimi  glandidiferum  Hoppe, 
Cerastium  trigynuni  Vill.,  Arabis  caerulea  Hänke  waren  meine  Aus- 
beute, aber  nicht  der  gesuchte  Eanunkel.  Curios  ist  der  Ptlanzen- 
wuchs  auf  einem  nun  aufgelassenen  Tiieile  der  Stilfser-Jochstrasse : 
der  aus  allem  möglichen  Gestein  bestehende  Strassenschotter  ist 
mit  Alpenpflanzen  bedeckt,  unter  denen  Phyteuma  pauciflorum  L., 
Draha  Wahlenbergü  Hartm.,  ß.  heterotricha  Koch  und  Poa  alpina 
L.  durch  Zahl  ihrer  Vertreter  am  hervorragendsten  sind.  Es  war 
stockfinster  als  ich  zurückkam.  Zwei  Norddeutsche,  die  zum  ersten 
Male  die  Alpen  besuchten,  waren  inzwischen  eingetroffen  und  zeigten 
sich  sehr  erfreut,  mit  Jemandem  deutsch  und  über  die  Alpen  reden 
zu  können.  Ich  ging  jedoch  bald  schlafen,  nicht  ohne  vorher  noch 
mit  Staunen  gesehen  zu  haben,  dass  in  diesem  einsamen,  weiteutle- 
genen  und  höchst  gelegeneu  Gehöfte,  neben  einem  italienischen 
Localblatte  auch  die  „Revue  Wagnerienne"  aufliegt. 

Am  anderen  Morgen  zeitlich  galt  es  dem  Piz-Umbrail,  dessen 
zerschründete  Dolomitwaud  mir  schon  gestern  impouiit  hatte,  und  die 
als  Wahrzeichen  der  Gegend  weithin  sichtbar  ist.  Die  Matten  ober 
Sa.  Maria  fand  ich  aber  alle  abgeweidet  und  voll  Vieh.  Mühsam 
nur  fand  ich  endlich  den  Dianthus  ^^negledas''.  der  aber  nur  />. 
glackdis  Hke.  ist,  wie  ja  auch  bereits  vermuthet  worden  ist;  die 
Braya  fand  ich  insoferne  sehr  zahlreich,  als  ich  mutbmasse,  dass 
selbe  mit  der  dort  allgemein  verbreiteten  grosswüchsigeu  Form  von 
Cardaniine  resedifolia  L.  identisch  ist.  Von  AcJüllea  nana  keine  Spur, 
Ganz  oben,  etwa  2750  M.  hoch,  unmittelbar  unter  der  noch  300  M. 
höheren,  vollkommen  pflanzenleeren  Dolomitwaud  des  Umbrail  zieht 
sich  eine  Mulde  hin,  welche  noch  mit  Schnee  gefüllt  war.  An  den 
just  schneefrei  gewordenen  Stellen  fand  ich  indessen    nicht  viel  Be- 


358 

sonderes;  JDraba  Hoppeana  Eud.  stand  sehr  selten  unter  Formen 
von  D.  aizo'ides  L.,  etlichen  Saxifragen  und  Potentillen.  Ich  eilte  des- 
halb wieder  herunter,  nahm  auch  hier  Koeleria  hirsuta  Gaud., 
Luzula  lutea  DC.  und  Daphne  striata  Tratt.  mit  und  wollte  den 
Hanunculus  parnassifolius  auf  der  Seite  gegen  den  Ortlerstock  zu 
finden.  Allein  es  gelang  nicht,  obwohl  ich  an  den  Lehnen  des  Monte 
Scarluzzo  so  hoch  stieg,  bis  ewiger  Schnee  und  Eis  jeder  Vegeta- 
tion den  Weg  versperrten  und  ausser  kümmerlichen  Moosen,  G-eum 
reptans  L.  sparsamer  Oxygraphis  und  winziger  Saxifraga  Seguierii 
All.  nichts  mehr  wuchs.  Nun  stöberte  ich  noch  auf  dem  Plateau 
des  Wormser  Jochs  herum,  um  das  dort  Aveit  und  breit  allen  Bo- 
den überziehende  Potentilla-artige  Ding  blühend  zu  finden,  das  ich 
gestern  unaufgeblübt  nicht  erkennen  konnte.  Und  siehe  da!  Älchemilla 
pentaphgllea  L.  war's:  wieder  eine  der  centralalpinea  Arten,  u.  zw. 
eine,  von  deren  charakteristischem  Ansehen  man  sich  nach  den 
Trockenexemplaren  nicht  die  richtige  Vorstellung  macht.  Meine  Kie- 
senbüchse war  aber  nunmehr  prall  voll,  keine  Idee,  „auch  nur  ein 
Bröserle"  noch  hineinzupressen  —  somit  Geschwindschritt  bis  Trafoi, 
woselbst  am  8.  und  9.  die  Pflanzen  fertig  getrocknet  wurden. 

10.  August.  AchiUea  nana  und  Hanunculus  parnassifolius  ge- 
ben mir  keine  Euh.  Ich  muss  also  nochmals  nach  Franzenshöhe, 
will  dort  die  Hochlage  der  Kalklehue  untersuchen  und  dann  noch- 
mals aufs  Wormser  Joch.  Diesmal  machte  ich  mich  vom  „Weissen 
Knott"  weg  hinüber  über  den  Bach  zum  Madatschferner  und  auf 
die  Kalklehne.  Das  erste  was  ich  fand  war  eine  der  seltensten  Hy- 
briden: AchiUea  KräUliana  Brügg.  (=  atrata  y<  moschata)  \  dann 
kam  ich  auf  Saxifraga  Hosiil  Tsch.,  Hieracium  oxydon  Fr,,  H. 
pseudoporrectum  Christener  =  H.  NeilreicMi  Beck,  und  endlich 
standen  ober  dem  Wirthshause  in  Lehnen,  die  kürzlich  schneefrei 
geworden  waren,  Carex  mucronata  All.,  Crepis  Jacquinii  Tsch.,  C. 
hyoseridifolia  Tsch.  (schöner  als  am  Piz  ümbrail),  Papaver  pyrenai- 
c^<mDC.,  Euplirasia  alpina  Lam.  etc.  herum,  aber  beileibe  keine 
AchiUea  nana.  Missmuthig  gab  ich  sie  auf  und  zog  wieder  über 
das  Stilfser  Joch  nach  Sa.  Maria,  wo  ich  schon  zeitlich  eintraf.  Ich 
suchte  nun  an  allen  Bächen  und  am  Wormser  Joch  nach  dem  Ea- 
nunkel,  wieder  vergebens.  Noch  missmuthiger  machte  ich  mich  noch- 
mals, auf  den  Piz  ümbrail  hinauf,  woselbst  ich  neulich  Viola  calca- 
rata  L.  sah,  aber  wenig  mitnahm,  weil  sie  in  der  Büchse  ohnehin 
verderben  würde.  Sie  blieb  aber  schön  und  da  wollte  ich  also  mehr 
haben. 

Oben  war  es  nun  besser  als  vor  vier  Tagen.  Viola  calcarata 
L.,  Alsine  biflora  Whlbg.  (also  eine  hochnordische  für  Italien  neue 
Art),  Oxytropis  Halleri  Bge.,  O.  lapponica  Gaud.,  Draba  Johannis 
Host.,  Z>.  Wahlenhergii  Hartm.,  Gentiana  tenella  Kottb.,  Hieracium. 
leucochlorum  Arvet  fanden  sich  nach  und  nach  ein,  Potentilla  minima 
Hall.  fil.  erfüllte  alle  Vertiefungen  und  Saxifraga  oppositifolia  L. 
tiberzog  weites  Felsenterrain  mit  dem  wunderbaren  Karminroth  ihrer 
grössten   Blüthenpracht,    hierin    nur   mit    dem   feurigsten   Azurblau 


359 

der  Viola  calcarata  imd  dem  Schneeweiss  des  Cerastium  lalifolium  L. 
wetteifern  d. 

Ein  fast  wie  eine  Messerschneide  dastehender  Rücken  eines  weit- 
hin sichtbaren  weissen  Gesteines  lockte  mich  gegen  den  Sattel  hin, 
der  den  Piz  Umbrail  mit  dem  Monte  Braulio  verbindet.  Das  weisse 
Gestein  war  Talk  und  daraufstand  neben  Z>ra6acarm^Am6'a  Hoppe  genug 
Achülea  nana  L.  Nun  war  mir  geholfen.  Also  noch  geschwind  hinauf  auf 
den  Umbrail-Grat  (+  3000  M.),  den  ich  aber  vollkommen  pflanzen- 
leer, selbst  ohne  Kryptogamen  fand,  um  die  Aussicht  bei  sinkender 
Sonne  zu  betrachten.  Gegen  die  Schweiz  hinüber  war  sie  prächtig, 
unabsehbar  —  leider  schoben  sich  aber  das  Münsterthal  ungeheur.e 
Wolkenmassen  herunter,  tief  unter  den  Bergspitzen  bleibend,  aber 
das  Thal  selbst  ganz  erfüllend.  Da  hiess  es  nun  rasch  zurück,  um 
noch  vor  Einhüllung  der  Uebersicht  den  Fusssteig  zu  finden,  der 
etwa  7i  Stunde  vor  dem  oben  erwähnten  Talk-Rücken  endet.  Kaum 
hatte  ich  ihn  aber  erreicht,  so  zogen  auch  schon  die  ersten  Wolken- 
fetzen das  Val  Tellino  herauf  und  die  Cantonniera  stak  schon  im 
dichtesten  Nebel,  als  ich  dort  eintraf. 

Von  meinem  Zimmer  aus  sah  ich  später  dem  wunderbaren 
Treiben  der  sich  jagenden  Wolkenfetzen  zu.  Bald  strahlten  Ebenen- 
Ferner  und  die  Schneeflächen  des  Monte  Scarluzzo  vom  Mondlicht 
Übergossen  klar  herüber,  bald  jagten  Wolkenschatten  darüber  hin, 
bald  waren  die  Berge,  bald  die  Cantonniera  dick  in  Wolken  gehüllt. 
Es  war  bezaubernd  schön:  mir  bangte  aber  vor  morgen,  denn  die 
italienische  Post  konnte  nicht  herauf,  weil  irgendwo  ober  Bormio 
die  Strasse  übermuhrt  worden  war  und  die  österreichische  Post  aus 
gleicher  Ursache  nicht  verkehrte.  Wenn  es  regnete,  war  ich  also 
eingesperrt. 

Es  regnete  aber  nicht,  sondern  es  war  sonnig  und  sehr  schön, 
als  ich  Früh  die  Nase  zum  Fenster  heraussteckte.  Unter  diesen  gün- 
stigen Umständen  dachte  ich  den  Ran.  parnassifol'ms  auf  der  Seite 
des  Val  Muranza,  beziehentlich  auf  den  Gehängen  der  Rötheispitze 
zu  suchen  —  und  machte  mich  schleunigst  auf  den  Weg.  Ich  durch- 
eilte die  nun  schon  viel  freudigeren,  von  Salix  herbacea  L. 
durchsetzten,  aber  leider  auch  schon  mit  Vieh  besetzten  Alche- 
milla-M.a.tten  östlich  vom  Wormser  Joch,  gewann  den  Rand  der 
von  der  Rötheispitze  herabziehenden  Schneefelder,  aber  nicht  den 
gesuchten  Ranunkel.  Dunkle,  vollkommen  vegetationsleere  oder 
mit  schwarzen  Laubmoosen  überzogene,  ausgedehnte  kiesige  oder 
steinige  Flächen  waren  mit  zerstreuten  Gruppen  stets  gleich- 
artigen Phanerogamen  wie  besprenkelt.  Da  deckte  den  blanken 
Kiesboden  die  rosenfarbene  Aretia  alpina,  dort  standen  hunderte  von 
schneeweissen  Androsace  oUusifoUa  All.  beisammen,  hier  drängten 
sich  die  violetten  Glocken  von  Soldanella  pusilla  Bgt.  als  Nach- 
barn kleiner  Polster  von  Saxifraga  androsacea  L.  Ueberall  dazwi- 
schen, bald  einzeln,  bald  in  Gruppen,  aber  immer  in  dem  triefend 
nassen  Kiesboden  oder  an  den  Ufern  der  Gerinnsel  stand  schneeweiss, 
zart  rosa,  dunkelroth  bis  dunkelpurpur  die  prächtige  Oxygraphis  mit 


360 

ihren  rostfarben-filzigen  Kelchblättern  —  oder  steckte  Carex  curvula 
All.  vorsichtig  die  ersten  gelben  Antheren  zwischen  den  dunkelgrü- 
nen, steifen,  sichelförmigen  Blattbüscheln  hervor. 

So  übertraf  sich  denn  die  Natur  selbst  in  dieser  Hochlage 
und  zauberte  noch  am  Ausklange  des  Pflanzenlebens  jenes  wunder- 
bare Bild  von  jungfräulicher  Frische  und  Zartheit  hervor,  welches 
hundertmal  gesehen,  uns  immer  wieder  ergreift  und  einen  Augen- 
blick die  Schattenseiten  des  Lebens  vergessen  macht. 

Im  Eifer  des  Suchens  hatte  ich  mich  aber  wieder  einmal  nicht  um 
das  Wetter  gekümmert,  und  als  ich  mich  zufällig  umsah,  schob  sich 
ein  dicker,  weisser  Wolkendamm  das  Val  Muranza  herauf  und  hatte 
mich  bereits  erwischt,  ehe  ich  trotz  sofortigen  Aufbruches  die  Stilf- 
ser  Jochstrasse  noch  erreichen  konnte.  Diese  war  aber  auch  im  Ne- 
bel nicht  zu  verfehlen,  wenn  ich  mich  an  der  Bergwand  hinhielt,  und 
vermied  abwärts  zu  steigen,  und  so  zog  ich  denn  eilig  weiter  nach 
Tirol.  Noch  einmal  betrat  ich  den  Sattel  des  Stilfser  Joches,  noch 
einmal  kletterte  ich  an  dem  jetzt  schneefreien  Gehänge  der  Drei- 
sprachenspitze hinauf  um  daselbst  Potentilla  frigida  Vill.  und  Saoci- 
fraga  exarata  Vill,  zu  holen  —  dann  trabte  ich  aber  so  schnell 
es  ging  hinunter,  denn  in  den  Wolken  rumorte  es  gewaltig  und 
nass  wollte  ich  nicht  wieder  werden.  Den  Kilometer  in  8  Minuten 
(bergab!)  machend,  erreichte  ich  Trafoi  just  als  die  ersten  Eegen- 
tropfen  fielen.  Nun  konnte  es  aber  regnen  so  viel  es  mochte,  und 
es  regnete  auch. 

(Schluss  folgt.) 


Flora  des  Etna. 

Von   Prof.  P.  Gabriel   Strobl. 

(Fortsetzung.) 

1403.  F^at«  mt'owa  Vill.,  CandoUeana  Ten.  Fl.  nap.,  Guss.  *Syn. 
et  *Herb.!  Qerardi  DC.  Fl.  fr.,  *Raf.  II,  *Bert.  Fl.  it.,  non  Jacq., 
Stabiana  Ten.  Fl.  nap.  —  Diagnose  meiner  am  M,  S.  Angelo  bei 
Neapel  und  am  Etna  gesammelten  Exemplare:  Sehr  hoch,  Stengel, 
Blatt-  und  Blütbeustiele  kurz  abstehend  zottiggrau;  Blättchen  ziem- 
lich angedrückt  seidiggrau,  12— löpaarig,  länglich! anzettlicb,  stachel- 
spitzig, ziemlich  parallelnervig,  die  obersten  bis  2  Cm.  lang  und 
kaum  3-4  Mm.  breit;  obere  Nebenblätter  ganzrandig,  lang  linear- 
lanzettlich,  untere  halbpfeilförmig  mit  linearlanzettlichem  Basallap- 
pen;  Traube  langgestielt,  reichblüthig,  Blüthen  hängend;  Kelchröhre 
weiss,  kurzglockig  (2  Mm.  lang),  die  zwei  oberen  Kelchzähne  sehr 
kurz,  spitz  dreieckig,  die  drei  unteren  über  2  Mm.  lang,  lanzettlich- 
borstig,  nebst  der  Röhre  dicht  zottigflaumig;  Fahne  10  Mm.  lang, 
blauviolett,  zurückgesehlagen,  ausgerandet,  Saum  von  der  Länge  des 
Nagels,    länger   als    die  blauvioletten  Flügel,    diese   länger   als   das 


361 

weisslichblaiie,  an  der  Spitze  tief  blaiiviolette  Scbiffchen;  Hülse  ge- 
stielt (Stiel  länger  als  die  Kelchröhre),  fast  kahl,  ca.  2'5  Cm.  lang, 
7 — 8  Mm.  breit,  länglicblanzettlich.  Meine  Etnapflanzeu  sind  mit 
den  neapolitanischen  vollkommen  identisch,  beide  gehören  zur  var. 
Stabiana  (Ten.)  =  b.  aetnensis  Guss.  (obere  Nebenblätter  schmal 
linear,  Blüthenstiele  abstehend  behaart,  Fahne  10  Mm.  lansr,  wäh- 
rend ct.  gemiina  =  Geravdi  DC.  fast  ausnahmslos  halbpfeilförmige 
Nebenblätter,  angedrückt  behaarte  Blüthenstiele,  12  Mm.  lange  Fahne 
besitzt.  Meine  Exemplare  der  Normalform  aus  Südtirol  und  Nord- 
italien weichen  von  der  Normalfoim  Siciliens  nur  ab  durch  bedeu- 
tend schwächer  behaarte,  ziemlich  grüne  Blätter  —  klimatische 
Differenz.  «.  genuina:  In  "Wäldern  des  Etna  (Bert,  von  Gruss.  er- 
halten, Cosent.  in  Guss.  Syn.),  Catania  (Cosent.  in  Herb.  Guss.!); 
ß.  Stabiana:  Wälder  des  Etna  (Guss.  Syn.),  Etna  im  Vallone  di 
Milo  (Herb.  Guss.!),  häufig  im  Cerritawalde  (4 — 5500')  unter  Eichen, 
auf  der  Serra  di  Solfizio  zwischen  Kastanien  und  Farreukräutern 
(3 — 5000')  stellenweise  grosse  Büsche  bildend!  Mai— Juli.  %. 

1404.  F.  triflora  Ten.  Fl.  nap.  Unter  Saaten  in  der  Ebene  von 
Catania  (Guss.  Syn.).  April,  Mai.  O-  Sah  kein  Exemplar. 

1405.  V.  da^ycarpa  Ten.  Viag.  (1830),  *Bert.  Fl.  it.,  Guss. 
Syn.  et  *Herb.!  Ziemlich  kahl  oder  etwas  abstehend  flaumig  bis 
seidig.  Blättchen  meist  5— Tpaarig,  länglichlinear  oder  länglicblan- 
zettlich, stumpflich,  stachelspitzig;  Nebenblätter  lanzettlich,  halb- 
pfeilförmig;  Trauben  auf  die  Blätter  überragenden  Stieleu,  ziemlich 
reichblüthig;  Blüthen  einerseitswendig;  Kelch  sparsam  zottigflaumig, 
die  zwei  oberen  Kelchzähne  sehr  kurz,  dreieckig,  die  drei  unteren 
ziemlich  von  der  Länge  der  Röhre,  lanzettlich;  Krone  11 — 13  Mm. 
lang,  fast  linear,  Fahne  blau,  Flügel  und  Schiffchen  weisslich,  letz- 
teres an  der  Spitze  mit  blauem  Flecke,  selten  Krone  ganz  weiss 
oder  blau;  Hülsen  ziemlich  kahl,  breit  länglich,  stark  zusammenge- 
drückt, 25 — 30  Mm.  lang,  8—10  Mm.  breit,  meist  5samig;  variirt 
sehr  in  der  Länge  der  Blüthenstiele  (/?.  elow/ata  Guss.  Syn.  besitzt 
solche  von  doppelter  Blattlänge),  in  Habitus,  Blüthenreichthum  und 
Blattbreite;  var.  gracilis  Guss.  Syn.  ist  eine  schlanke,  schmalblätte- 
rige Form  mit  armblüthigen  Trauben  von  Blattlänge.  Vicia  varia 
Host.  =  villosa  ß.  glabrescens  Koch  Syn.  I,  214  aus  Franken,  Baiern, 
Istrien  etc.  lässt  sich  von  dasycarpa  kaum  unterscheiden  durch  be- 
deutend höheren  Wuchs,  reicherblüthige  Trauben,  8  — 12paarigc  Blätt- 
chen und  dürfte  als  nördliche  Race  derselben  zu  betrachten  sein.  — 
Auf  Wiesen  und  krautigen  Abhängen,  zwischen  Gebüsch  und  in  lich- 
ten Wäldern  (0 — 5000')  äusserst  gemein:  Aus  Catania  von  Cosen- 
tini  erhalten  (Bert.,  Herb.  Guss.!),  Etna,  Contrada  di  Puntalass^o 
bei  Giarre  (Cosent.  in  Herb.  Guss.!),  um  Catania  überall  (!,  Herb. 
Torn.!),  Acicastello,  Cavaleri,  am  Fusse  des  Monte  Pileri  (Herb. 
Torn.!),  um  Oguina  (!,  Herb.  Key  er!),  vom  Meere  bis  Nicolosi  und 
von  da  durch  die  ganze  Waldregion  sehr  gemein,  oft  mit  der  fol- 
genden Art  gemischt  und  doch  meist  scharf  von  derselben  geschie- 
den, im  Serrapizzutawalde,  im  Valle  Calanna,  auf  der  Serra  di  Sol- 


362 

lizio,    von    Milo    zum  Cerritawalde,    von  Bronte  zum  Bosco  Maletto 
etc.  März— Mai.  O- 

1406.  V.  pseudocracca  Bert.  am.  it.  Guss.  *Syu.  et  *Herb.! 
Von  dasycarpa  vorzüglich  verschieden  durch  länglichlineare,  nur 
5—6  Mm.  breite,  weniger  zusammengedrückte  Hülsen,  ferner  durch 
stärker  seidigflaumige  Behaarung,  meist  nur  3 — 5paarige  Blättcheu 
und  ärmerblüthige  Trauben;  doch  sind  die  Grenzen  zwischen  beiden 
sehr  verwischt,  daher  man,  wenn  reife  Früchte  fehlen,  über  die  Zu- 
gehörigkeit mancher  Formen  in  Zweifel  geräth;  die  Blättchen  va- 
riiren  von  länglich  bis  schmallinear,  die  Blüthen  sind  bei  der  Nor- 
malform bleichblau  («.  coendescens  m.),  bei  der  Etnapflanze  hingegen 
meist  weiss  {ß.  alba  *Guss.  Syn.  add.  et  *Herb.!).  An  sandigen 
Küsten,  auf  krautigen  Abhängen,  zwischen  Gebüsch  und  in  lichten 
Wäldern  ebenso  gemein,  als  dasycarpa.  Häufig  an  Zäunen  des  Etna 
(Biv.  in  Herb.  Guss.!),  Catania  (Cosentini  in  Herb.  Guss.!),  Etna 
am  Fusse  der  Serrapizzuta  (Tom.  in  Herb.  Guss.!,  Herb.  Torn. !), 
Nicolosi,  Giarre,  Wälder  von  Bronte  und  Maletto  (Herb.  Guss.!), 
Zaffarana  (!,  Herb.  Tornab.!),  Bosco  Malpasso  (Herb.  Hey  er!);  auch 
von  mir  wurde  var.  ß.  an  sämmtlichen  Standorten  der  vorigen  Art 
in  Menge,  die  Normalform  hingegen  nur  an  sandigen  Küsten  um 
Catauia  gesammelt.  März — Mai.  O- 

1407.  F.  amhigua  Guss.  Syn.  et  *Herb.!,  pseudocracca  var.  ß. 
Bert.  Fl.  it.  In  ziemlicher  Kahlheit,  Blüthenstielen,  Blüthen,  Hülsen 
und  Habitus  ebenfalls  der  dasycarpa  sehr  ähnlich  und  vielleielit  nur 
Varietät  derselben;  sie  zeichnet  sich  aus  durch  höheren,  robusteren 
Wuchs,  4 — Spaarige,  elliptische  oder  elliptischlängliche,  stumpfe,  bei 
circa  2  Cm.  Länge  fast  1  Cm.  breite,  also  stets  2 — 3mal  breitere 
Blättchen,  als  dasycarpa  besitzt,  die  Kelchröhre  überragende  untere 
Kelchzähne,  etwas  grössere  Blüthen  (15 — 18  Mm.)  und  noch  brei- 
tere Hülsen  (über  1  Cm.).  Auf  krautigen  Hügeln  und  an  Zäunen  um 
Acireale,  Giarre,  Caltabiano  (Herb.  Guss.!),  Catania  (Herb.  Torn.!). 
März— Mai.  O- 

1408.  V.  elegans  Guss.  Syn.  et  Herb.!,  Bert.  Fl,  it.  Lässt  sich 
von  varia  Host  weder  habituell,  noch  in  der  Menge  der  Blättchen- 
paare, noch  in  Behaarung,  Nebenblättern,  Blüthenstielen  und  Hülsen 
auch  nur  im  mindesten  unterscheiden;  denn  sie  ist  ebenfalls  hoch, 
mit  8— 12paarigen,  augedrückt  flaumigen  Fiedern,  halbpfeilförmigen 
unteren,  ganzrandigen  oberen  Nebenblättern,  sehr  reichblüthigen  Stie- 
len von  ungefähr  Blattlänge,  einerseitswendigen,  hängenden  Blüthen, 
länglichlauzettlichen,  ca.  2-5  Cm.  langen,  6 — 8  Mm.  breiten,  kahlen 
Hülsen;  auch  ist  die  Fahne  ebenfalls  angenehm  blauviolett,  ausge- 
randet,  ca.  1*5  Cm.  lang,  Flügel  und  Schiffchen  weisslich  blau,  letz- 
teres an  der  Spitze  ebenfalls  mit  purpurschwarzem  Flecke;  als  ein- 
zige Differenzen  sehe  ich  die  schmallinearen  Blättchen,  von  denen 
bei  1 — 2  Cm.  Länge  die  unteren  höchstens  3  Mm.,  die  oberen  nur 
1—2  Mm.  breit  sind,  und  die  meist  längeren  Kelchzähne,  so  dass 
die  zwei  oberen  lanzettlich,  fast  halb  so  lang,  als  die  Röhre,  die 
drei  unteren  fast  lineal  und  etwas  länger,  als  die  Röhre  sind;   doch 


363 

sind  auch  diese  Differenzen  zu  variabel,  als  dass  man  beide  mit 
Sicherheit  stets  unterscheiden  könnte;  so  fand  ich  z.  B.  in  Istrieu 
Exemplare  der  varia,  welche  manche  Exemplare  der  elegans  aus  den 
Nebroden  an  Schmalheit  der  Blättchen  sogar  noch  übertreffen.  Va- 
riirt  ß.  tenuifoUa  Guss.  (Blättchen  nur  1  Mm.  breit).  In  feuchten 
Hainen,  an  Bächen  und  Zäunen,  auf  sonnigen  Hügeln  Siciliens  häu- 
lig,  im  Gebiete  jedoch  von  mir  nur  um  Catania  und  am  Bache  vor 
Misterbianco  gesammelt.  Mai — Juli.  O»  "4. 

1409.  V.  leuccmtha  Biv.  Guss.  Syn.  et  Herb.!  Gleich  den  fol- 
genden ausgezeichnet  durch  höchstens  8  Mm.  lauge,  bleiche,  den 
Kelch  wenig  überragende  Krone,  höchstens  fünfsamige  Hülsen,  An- 
uuellität  (Sectio  Ervoides  Gr.  Godr.,  von  Lens  besonders  verschie- 
den durch  nicht  so  tief  getheilten  Kelch  und  auf  der  Innenseite  un- 
behaarte Griffelspitze).  Flaumig,  meist  ziemlich  hoch.  Blättchen  6 — 
vielpaarig,  länglichlinear  oder  elliptisch,  abgerundet  mit  Stachelspitze, 
klein;  Nebenblätter  halbpfeilförmig,  tief  gezähnt;  Blüthenstiel  3- bis 
lOblüthig,  kürzer  als  das  Blatt;  Blüthen  einerseitswendig,  hängend; 
Kelchröhre  2  Mm.  lang,  Zähne  linealborstig,  3 — 4  Mm.  lang,  ziem- 
lich gleich,  nebst  der  Eöhre  dicht  langseidigflaumig;  Krone  8  Mm. 
lang,  weiss  ins  Bläuliche,  Flügel  um  7*  kürzer,  an  der  Spitze  pur- 
purschwarz; Hülse  2 — 3  Cm.  lang,  7 — 10  Mm.  breit,  netznervig, 
hängend,  zusammengedrückt,  flaumig,  3 — Ssamig,  Same  kugelig, 
schwärzlich.  Die  in  Habitus,  Blüthen,  6— lOpaarigen  Blättchen  äus- 
serst ähnliche  disperma  DC.  ist  durch  folgende  Merkmale  gut  ver- 
schieden: Nebenblätter  halbpfeilförmig  lineallanzettlich,  ganzrandig; 
Blüthenstiele  nur  2 — 4blüthig;  die  zwei  oberen  Kelchzähne  bedeu- 
tend kürzer;  Blüthen  mehr  blau,  5  Mm.  lang;  Hülsen  kaum  2  Cm. 
lang,  7 — 8  Mm.  breit,  kahl,  constant  zweisamig.  In  den  Nebroden 
und  auf  anderen  Bergen  Siciliens  ziemlich  häufig,  aus  der  Tiefregion 
des  Gebietes  bisher  nur  von  Raf.  I  als  parvißora  Biv.  angegeben; 
ich  sammelte  sie  auf  den  Kalkhügeln  des  nahe  gelegenen  Taormiua; 
disperma,  um  Finale  und  Castelbuono  nicht  selten,  scheint  dem  Ge- 
biete gänzlich  zu  fehlen.  März,  April.  Q- 

1410.  V.  hirsuta  (L.)  Koch  Guss.  *Syn.  et  *Herb.!  Ervum 
hirsutum  L.  Sp.  pl.  1039,  Bert.  Fl.  it.,  Cracca  minor  Gren.  Godr. 
I,  473.  Ebenfalls  den  vorigen  äusserst  ähnlich,  doch  verschieden 
durch  schmälere,  fast  lineale  Blättchen,  lang  borstiggezähnte  untere 
Nebenblätter,  pfriemliche,  einander  gleiche,  die  Eöhre  ebenfalls  über- 
treffende Kelchzähne,  nicht  einmal  4  Mm.  lange,  weissliche  Blüthen, 
nur  1  Cm.  lange,  4 — 5  Mm.  breite,  zweisamige,  flaumige  («.  erio- 
carpon  Gr.  Godr.)  oder  endlich  kahle  {ß.  lejocarpon  Mor.  =  Ervinn 
Terronii  Ten.  Fl.  nap.  app.  5  Hülsen;  ß.  variirt  auch  (z.  B.  am  Gar- 
dasee!)  mit  durchaus  ganzrandigen,  linealen  Nebenblättern,  von  de- 
nen die  unteren  1  Oehrchen  tragen  (v.  integrum  mihi).  In  Wäldern 
und  Gebüschen  des  Etna  bei  Maletto  (Guss.  Syn.  et  Herb.!),  um 
Milo,  Catania  (Herb.,  Tom.!),  häufig  auf  dem  Lavastrome  zwischen 
Catania  und  Ognina!  (v.  «).  April — Juni.  O- 


304 

1411.  V.  ffracüis  Lois.  fl.  galL,  Giiss.  '"Syn.  et  *Herb.!,  Tod. 
Fl.  sie.  exs.  Nr.  295  (Palermo!)  W.  Lge.  111  307,  Ervum  gracile 
DC,  Gr.  Godr.  I  475,  longifoUum  Ten.  Fl.  nap.,  anstatum  *Kaf.  1, 
DC.  Prodr.  11  367,  teauifolium  Lag.  Ausgezeichnet  durch  Schlank- 
heit, sehr  lange  und  schmale,  fast  lineare,  spitze,  stachelspitzige,  2 — 
4paarige  Blättchen,  ganzrandige,  halbpfeilförmige  oder  lineare  Ne- 
benblätter, das  Blatt  endlich  weit  überragende,  grannige,  1 — 5blüthige 
Blüthenstiele,  spitz  dreieckige,  kaum  der  Eöhre  gleichlange,  ziemlich 
gleiche  Kelchzähne,  doppelt  so  lange,  bläulichweisse  Blüthen,  schmal- 
lineare (z.  B.  bei  12  Mm.  Länge  3  Mm.  breite),  3 — 5samige  Hül- 
sen; tetra^perma  (L.)  Mnch.  unterscheidet  sich  davon  durch  länglich- 
lineare, stumpfe,  kurz  stachelspitzige  Blättchen,  1  — 2blüthige,  nicht 
grannige  Blüthen-  und  Fruchtstiele  von  Blattlänge,  sehr  ungleich 
kurze  Kelchzähne,  kleinere  blaue  Blüthen  und  4samige  Hülsen.  Au 
Zäunen,  zwischen  Gebüsch  und  in  Wäldern  um  Catania  und  Lentini 
(Guss.  Syn.  et  Herb.!);  ich  besitze  sie  aus  vielen  südlichen  Gegen- 
den Europas.  März,  April.  O- 

1412.  F.  pubescens  (D  C.)  Boiss.,  Biehersteinii  Bess.  Guss.  Syn. 
et  Herb.!,  Ervum  tetraspet^mum  *Cat.  Cosent.,  non  L.  Habituell 
mit  tetrasp.  leicht  zu  verwechseln;  besitzt  läugliche  bis  lanzettliche, 
bedeutend  kürzere,  breitere  und  spitzere,  stachelspitzige  obere  Blätt- 
chen, lanzettlich  zugespitzte,  die  Köhre  überragende,  ziemlich  gleiche 
Kelchzäline,  weissliche  Blüthen,  das  Blatt  überragende,  1 — 5blüthige 
Blüthenstiele,  etwas  niedrigeren,  kräftigeren  Wuchs;  var  nehrodensis 
mihi  aus  den  Nebroden  ist  constant  einblüthig  und  nur  1 — 3  Dm. 
hoch.  An  denselben  Standorten,  wie  vorige,  in  Sicilien  nicht  selten, 
bisher  aus  dem  Gebiete  und  zwar  aus  der  Ebene  des  Simeto,  nur 
von  Cat.  Cosent.  angegeben.  März — Mai.  0. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Literatlirberichte. 

Zukal  Hugo,  üutersiiclinng'en  über  den  biolog-ischen  und  morphologi- 
schen Werth  der  Pilzbulbillen.  Aus  den  Verh.  d.  zool.-bot.  Gesellsch. 
in  Wien,  1886,  S.  123-136,  1  Taf. 

Verfasser  hat  mit  dieser  Arbeit  einen  sehr  werthvollen  Beitrag 
zur  Entwicklungf^geschichte  der  Pilze  geliefert.  Er  wies  die  von  Ei- 
dam aufgefundenen  und  als  normale  Fortpflanzungsgebilde  angespro- 
chenen, sclerotienartigen  „Bulbillen"  bei  einer  Reihe  von  Pilzen,  wie 
bei  Arten  von  Dendryphlum,  IleUcosporangium,  Haplotrichum,  Me- 
lanospora,  Peziza  nach  und  zeigt  in  lückenloser  Untersuchungsfolge 
die  Entstehung  und  Ausbildung  derselben.  Schliesslich  kommt  er  zu 
dem  Resultate,  dass  die  Bulbillen  als  mehr  oder  minder  unent- 
wickelte Fruchtkörper  anzusprechen  sind,  die  sich  in  Folge  von  Stö- 
rungen in  heterogener  Weise  ausbilden,  nachdem  es  ihm  gelang,  aus 
grösseren    Bulbillen    unter    günstigen    Bedingungen  Fruchtkörper  zu 


365 

erziehen.  Immerhin  sei  mit  den  Worten  ZukaFs  anzunehmen,  dass 
die  Biilbillenform  ein  häufiges  normales  EntwickUmgsätadium  vieler 
Fruchtkörper  darstelle,  Beck. 

Zukal  Hugo,  lieber  einig-e  neue  Asconiyceteu.  S.  A.  ans  den  Verli.  der 
zool.-bot.  Gesellsch.,  Wien,  Jahrg.  1887,  S.  39-46,  1  Taf. 

Der  durch  seine  mycolosfischen  Uutersuchungen  rühmlichst  be- 
kannte Verfasser  veröffentlicht  in  dieser  Arbeit  die  ausführlichen 
Beschreibungen  mehrerer  neuer  Ascomyceten,  welche  zumeist  in 
seinen  Culturen  eingehend  beobachtet  wurden.  Im  Besonderen  finden 
wir  beschrieben  zwei  neue  Gattungen  Baculospora  (zunächst  der 
Gattimg  Mdanospara)  und  Gymnodiscus  ein  neues  Genus  der  Asco- 
bolei,  fei"ner  mehrere  neue  Arten,  als  Sporonnla  elegans,  Gi/mnoas- 
cu^  reticidatvs,  Sordaria  Wies7ien,  Cladosporium  abietinum,  Chaeto- 
conidium  arachnoideum,  die  biologisch  interessante  Pleospora  coUe- 
matum,  welche  in  Symbiose  mit  einer  Physma-Xri  lebt  und  somit 
den  noch  unbekannten  Fall  darstellt,  dass  zwei  Pilze  mit  einer  Alge 
{Nostoc)  im  Convivium  vereinigt  sind.  Auch  mag  erwähnt  werden, 
dass  Zukal  das  Mycel,  welches  Prof.  Wiesner  auf  Papyrusblättern 
der  Sammlung  „Erzh.  Eainer"  constatirte,  durch  vergleichende  Ent- 
wicklungsstudien mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  als  der  SphaereWt 
Cannahis  Wint.  angehörig  nachweisen  konnte.  Beck. 

K.  Friderichsen  &  O.  Gelert:  Danmarks  og  Slesvlgs  Rubi.  Separatab- 
druck aus  „Botanisk  Tidsskrift.  XVI.  Bd.  1.-2.  Heft.  Kjobenhavn.  1887. 
138  Seiten. 

Die  Verfasser  wurden  von  Prof.  J.  Lange  aufgefordert,  die 
Brombeeren  Dänemarks  und  Schleswigs  einer  eingehenden  systema- 
tischen Bearbeitung  zu  unterziehen.  Dass  sie  sich  ihrer  Aufgabe  mit 
tüchtiger  Sachkenntuiss  und  grossem  Fleisse  entledigt  haben,  ist 
aus  vorliegender  Arbeit,  die  zu  den  gediegensten  in  diesem  Gebiete 
gezählt  werden  kann,  zu  erselien.  Dieselbe  gibt  eine  gi'össtentheils 
nach  Focke's  Synopsis  geordnete  Uebersicht  von  41  Arten,  32 
Unterarten  und  Varietäten,  und  ca.  20  Hybriden  der  Cimbrischen 
Rubusfloia.  Nahezu  sämmtliche  Formen  sind  mit  sehr  ausführlichen 
(dänischen)  Diagnosen  versehen. 

Neu  beschrieben  sind:  U.  Barheyi  For.  Grm.,  contigmis  0. 
G.,  Lanctel  G.  Jensen,  Gelertii  K.  Fr.,  anglosciA'onicus  0.  G.,  tno- 
naclius  G.  Jensen,  milliformis  sp.  coU.^),  pyracanthus  Lange^),  imi~ 
tabiUs  K.  Fr.*),  Friesii  G.  Jensen'),  Fioniae  K.  Fr.*),  centiformis^), 
Mortensenü  egregiusculus^),  simulatus  K.  Fr.'),  Wannmqii  G.  Jen- 
sen'), gothlcus  Fr.  &  0.  G.').    Von  systematischen  Neuerungen   be- 


')  Sind  sämmtlich  Corylifolii. 

")  Diese  oder  doch  eine  sehr  nahestehende  Form  (R.  Wahlbergii  carin^ 
thiacus  m.)  besitze  ich  aus  Klagenfurt  (leg.  Jabornegg  als  R.  vestii  F.). 

Referent. 


366 

rnerken  wir,  dass  die  Adeuophori  Focke's,  bekanntlich  eine  Sam- 
melp^ruppe  von  höchst  verschiedenen  Formen,  unter  die  übrigen 
Gruppen  vertheilt  werden,  was  entschieden  zu  billigen  ist.  Dass  aber 
an  die  Stelle  der  Adenophori  eine  neue  „ret  naturlig  Gruppe"  der 
Egregii  geschaffen  wurde,  das  hält  Bef.  nicht  für  geboten. 

Mit  besonderer  Sorgfalt  haben  die  Verf.  die  Gruppe  der  Cory- 
lifolien  bearbeitet.  Das  Interesse,  welches  das  Werkchen  dem  Syste- 
matiker  bietet,  iässt  es  bedauern,  dass  dasselbe  blos  in  dänischer 
Sprache  erschienen  ist.  Sabransky. 


W.  O.  Focke:    Die  Rnbi  der  Canaron.    Separatabdruck    aus    den  Abhandl. 
des  naturw.  Vereins  in  Bremen.  Bd.  IX,  S.   405  —  407. 

Von  den  Canarischen  Inseln  war  bisher  bloss  der  durch  West- 
europa um  das  Mediterrangebiet  weit  verbreitete  B.  vhnifolius  Schott, 
bekannt.  Der  verdienstvolle  Verf.  beschreibt  nun  zwei  weitere  Arten 
aus  dem  erwähnten  Gebiete:  R.  Bollei  n.  sp.,  von  Dr.  Bolle  in 
der  Lorbeerregion  auf  Palma  gesammelt,  und  R.  Canariensis  n.  sp., 
von  Teneriffa  (leg.  Bourgeau).  Beide  Arten  nähern  sich  stark  an 
gewisse  südamerikanische  Typen  an  und  sind,  wohl  selbst  endemisch, 
von  den  auf  anderen  atlantischen  Inselgruppen  (Madeira,  Azoren) 
bekannten  Endemarten  vollkommen  verschieden.  Sabransky. 


A.  Gremli:    Neue  Beiträge  zur  Flora  der  Sclnveiz.   IV.  Heft.  Aarau,  Ph. 
Wirz-Christen  1887,  kl.  8",  101  Seiten.  Preis  2  M. 

Den  Inhalt  dieses  Heftchens  bildet  eine  Zusammenstellung  und 
th ei] weise  Besprechung  aller  seit  dem  Erscheinen  des  IIT.  Heftes 
(1883)  gemachten  neuen  Funde  an  Pflanzen,  eine  strenge  Kritik  der 
Brügger'schen  Bastarde  im  Allgemeinen  und  der  Weidenbastarde 
im  Besonderen  von  K.  Buser,  endlich  Beiträge  zur  Flora  der  Can- 
tone  Thurgau  und  Schaffhausen.  Bei  dem  bekannten  Fleisse  des 
Verfassers  in  seinem  Lande  die  Errungenschaften  auf  dem  Gebiete 
der  Floristik  zu  sammeln  und  sie  zum  Gemeingute  Aller  zu  machen, 
wird  diese  Schrift  nicht  verfehlen,  auch  in  den  Nachbarländern 
grosses  Interesse  zu  erregen,  J. 


Gruudriss  der  Botanik  von  Dr.  Max  Zaengerle,  Professor  am  königl.  Eeal- 
gyinnasium  zu  München.  8°,  240  Seiten.  München,  Verlag  von  Gustav 
Tauhald,  1887. 

Von  demselben:  Grundziige  der  Chemie  und  Naturgeschichte.  I.  Theil:  Bo- 
tanik. 8°,  194  Seiten.  München  1887,  im  selben  Verlag. 

In  dem'  „Grundriss  der  Botanik"  bespricht  der  Verfasser  im 
ersten  Abschnitte  die  äussere  und  innere  Morphologie,  sowie  auch 
die  Physiologie  der  Pflanzen  mit  jener  kurzgefassten  Präcisiou,  wie 
sie  für  den  Gebrauch  an  mittleren    und    höheren  Lehranstalten  am 


367 

zweckentsprechendsten  ist,  während  der  zweite  Theil  des  Buches  der 
speciellen  Botanik  gewidmet  wird.  Wir  finden  darin  das  künstliche 
Pflanzeusystem  von  Linne  und  ein  natürliches  System  ahofehand<dt, 
worauf  der  Lernende  mit  dem  Bestimmen  der  Ptlauzenfamilien  nach 
beiden  Systemen  vertraut  gemaclit  wird. 

Nachdem  das  zweite  Werk  lediglich  ein  Auszug  des  eben  be- 
sprochenen ist,  und  hauptsächlich  für  den  Unterricht  an  Mittel- 
schulen dient,  so  sprechen  die  Vorzüge  des  ersteren  für  die  Em- 
pfehlung des  letzteren.  J. 

Bericht   über  die  Thätigkeit  der   botanischeu   Section    der    sclilesisclieii 
Gesellschaft  im  Jahre  1886,  erstattet  durch  Prof.  Dr.  Ferdin.  Cohn. 

Reich  an  Zahl  und  noch  mehr  an  interessantem,  gediegen 
bearbeitetem  Steif  sind  die  in  diesem  Berichte  mitgetheilten,  wäh- 
rend zehn  Sitzungen  der  genannten  Section  auf  die  Tagesordnung 
gelangten  Besprechungen,  von  denen  besonders  nachstehende  hervor- 
zuheben wären:  Prof.  Engler  über  seine  Untersuchungen  der  den 
weissen  oder  todten  Grund  in  der  Kieler  Bucht  bildenden  Spaltpilze, 
Derselbe  über  die  pelagischen  Diatomaceen  der  Ostsee  und  speciell 
über  die  dort  gefundenen  Arten  von  Chaetoceros,  ferner  über  sein 
Aquarium  zur  Beobachtung  von  Seealgen.  —  Prof.  Cohn  legte  fer- 
ner einen  von  Prof.  Eichler  in  Berlin  dargeliehenen  Band  des 
Herbars,  welches  J.  J.  Rousseau  in  seinem  letzten  Lebensjahre  an- 
gelegt hat.  Weiters  sprach  er  über  die  vorzugsweise  im  letzten  Jahr- 
zeheut  bei  Menschen  und  Thieren  beobachteten  meist  tödtlich  ver- 
laufenden Krankheiten,  welche  durch  Einlagerung  körniger  Pilzcon- 
cremente  in  die  degeuerirten  Gewebe  charakterisirt  sind.  Ein  anderer 
sehr  instructiver  Vortrag  desselben  Forschers  betraf  das  Tabascha 
und  die  chemische  Analyse  dieses  in  den  Internodien  baumartiger 
Bambus-i^rten  als  mehr  weniger  derbe  Concremeute  von  Sandkorn- 
bis  Walloussgrösse  vorkommenden,  im  Orient  als  Heilmittel  ver- 
wendeten Produktes.  Schliesslich  sprach  derselbe  über  eine  grönlän- 
dische Thermalalge,  welche  er  als  identisch  mit  der  in  Italiens  Thermen 
beobachteten  Lijmphia  thermalis  Ruh.  erkannte.  —  Weiters  seien  er- 
wähnt: D.  R.  Schuhe's  Bericht  über  eine  von  ihm  im  Juli  v.  J. 
nach  den  siebenbürgischen  Alpen  unternommene  Reise,  welche  eine 
ausserordentlich  reiche  Ausbeute  seltener  Pflanzen  der  pontischen 
Flora  lieferte.  Dr.  Eidam  mit  einem  ausführlichen  Vortrage,  be- 
treifend Untersuchungen  über  die  Familie  der  Gymnoascaceen.  — 
Prof.  Hieronymus  über  Blüthe  und  Blüthenstand  der  Centrolepi- 
daceen.  Biologische  Notizen  brachten  Dr.  Otto  Müller  über  die 
Ranken  der  Cucurbitaceen,  und  Herr  Glauer  über  Aggregation  in 
den  Tentakel  Zellen  von  Drosera  rotnndifolia.  —  Ober-Stabsarzt 
Schröter  sprach  eingehend  über  die  auf  Hutpilzen  vorkommenden 
Mucorineen  und  Dr.  H.  Kunisch  über  die  erste  Pflanze  des  schle- 
sischen  Muschelkalks.  Diese  Pflanze  lässt  sich  in  das  Genus  Voltzia 
Brongniart  einreihen  und  wurde  vom  Vortragenden  nach  ihrem  Fund- 


368 

orte  Krappitz  mit  dem  Species-Namen  Krappitzensis  beleget.  — 
Von  Interesse  für  Systematiker  ist  Dr.  Pax's  Vortrag  über  Primu- 
laceen  und  dürfte  die  von  ihm  beantragte  neue  Gruppirung  der  For- 
men Beachtung  verdiencD.  —  In  der  sechsten  Sitzung  am 
23.  März  1886  erschien  Rudolph  v.  Uechtritz  das  letztemal  vor 
dem  Auditorium,  indem  er  erstens  die  im  Jahresberichte  pro  1885 
veröffentlichten  Novitäten  der  schlesischen  Phanerogamenflora  ans 
dem  Jahre  1885  vorlegte  und  hierauf  über  die  vom  Apotheker  Fick 
in  Hirschberg  eingesendete,  dem  gegenwärtigen  Bande  einverleibte 
Abhandlung:  „Beitrag  zu  den  Vegetationsverhältnissen  Ober-Schle- 
siens" referirte.  Eine  zweite  Abhandlung  des  ebengenannten  Verf. 
unter  dem  Titel:  „Resultate  der  Durchforschung  der  schlesischen 
Phanerogamenflora  im  Jahre  1886"  enthält  zahlreiche  Angaben  für 
das  Territorium  neuer  Pflanzen.  M.  Prihoda 

Jahresbericht  der  naturhistorischen  Gesellschaft  zu  Nürnberg  1886. 

In  dem  Specialberichte  über  die  Thätigkeit  der  botanischen 
Section  wird  unter  Anderen  das  Resultat  der  floristischen  Forschung 
im  engeren  Heimatsgebiete  pro  1886  bekannt  gegeben.  Es  besteht 
in  mehreren  interessanten  Funden  für  die  Nürnberger  Flora  neuer 
Species;  ferner  in  der  Wiederauffindung  von  im  Gebiete  durch  lange 
Zeit  vermissten  Pflanzen  und  schliesslich  in  bemerkenswerthen  Be- 
obachtungen über  die  geographische  Verbreitung  einer  namhaften 
Anzahl  von  Pflanzen-Species.  M.  Prihoda. 

Aniials  of  Botany. 

Unter  diesem  Titel  erscheint  ein  alle  Zweige  der  botanischen 
Wissenschaft  umfassendes  Werk,  herausgegeben  von  der  Universität 
Oxford,  zu  welchem  die  hervorragendsten  englischen  Botaniker  bereits 
ihre  Mitarbeiterschaft  zugesagt  haben.  Die  „Annals"  werden  illustrirt 
sein  und  der  Preis  pro  Band  1  Pfd.  Sterlg.  1  Sh.  betragen.  Sub- 
scribenten  wollen  sich  wenden  an  „The  Secretary  to  the  Delegates, 
Clarendon  Press,  Oxford." 


Correspondenz. 

Triest,  am  10.  September  1887. 

Auf  der  Vucia  luka  und  auf  dem  Berge  Trebevic  bei  Sarajevo 
fand  ich  eine  Viola  aus  der  Verwandtschaft  der  V.  tricolor,  die  sich 
durch  so  charakteristische  und  wesentliche  Merkmale  von  allen  ihr 
zunächst  stehenden  Arten  unterscheidet,  dass  ich  es  für  nothwendig 
halte,  dieselbe  mit  dem  Namen  Viola  hosniaca  mihi  zu  bezeichnen 
und  eine  kurze  Beschreibung  derselben  zur  vorläufigen  Kenntniss  zu 
bringen.    Blätter  lauzettlich  bis  eirund,  stumpf.    Blumenblätter  ver- 


369 

kehrteiförmig,  dunkel  violett,  Schlund  gelb;  Staubfäden  eiförmig, 
Staubbeutel  rundlich,  braun;  Kelchblätter  lanzettlich  mit  ganzrandi- 
gem  bis  dreilappigem  Grunde  und  schmalem  trockenhäutigen  weissen 
Rande.  Sporn  pfriemenförmig,  von  der  Mitte  an  schwach  nach  ab- 
wärts gebogen.  Dr.  Formänek. 

Probabin  (SO.-Galizien),  am  10.  September  1887. 

Heuer  habe  ich  in  Nordgalizien  neue  Standorte  zweier  nordi- 
scher Weiden  entdeckt,  nämlich:  SalLv  livida  in  Rzyczki  bei  Rawa 
(in  Gesellschaft  mit  Pedicularis  Sceptrum,  Ostericum  palusfre,  Pin- 
quicula  vulgaris,  Sallv  rosmarinifoUa  etc.)  und  S.  nhyrtilloides  in 
Majdan  bei  Sieniana  (in  Gesellscliaft  mit  Vaccinien,  Andromeda  po- 
lifolia,  Eriophorum  vaginatum,  Salix  myrtilloides  X  aurita  etc.)  — 
Die  echte  Potentüla  püosa  Willd.  [P.  obscura  Zimmet.,  nicht  iden- 
tisch mit  P.  leucotrlcha  Borb.)  kommt  auch  in  Niedei-Oesterreich 
und  zwar  am  Laaerberg  bei  Wien  vor,  wo  sie  Dr.  R.  v.  Wett- 
steiu  gesammelt  und  für  P.  recta  L.  ausgegeben  hat.  Ich  habe 
dieselbe  in  zwei  sehr  instructiven  Exemplaren  im  Herbar  des  Herrn 
Siegfried  aus  Winterthur  gesehen.  In  Galizien  habe  ich  Potentüla 
pilosa  W.  nirgends  beobachtet,  —  Fasciation  bemerkte  ich  in  Gali- 
zien an  folgenden  Pflanzen:  Ahies  excelsa,  Salix  purpurea,  S.  Ca- 
prea,  Hieracium,  virosum,  Ranuncidus  Philonotis  und  Asparagus 
officinalis.  —  Hier  in  Probabin  (bei  Horodenka)  wächst  auf  Gyps- 
felsen  in  grosser  Menge  Euphorbia  gracilis  Bess.  (species  distinctis- 
sima,  ab  E.  Gyparissias  optime  di versa)  in  Gesellschaft  mit  Gi/pso- 
phila  altissima,  Cephalaria  cornicidata,  Aconitum  Anthora  v,  flore 
coerideo,  Sisymbrium,  junceum,  Mercurialis  ovata,  Erysimum  exal- 
tatum  etc.  Br.  Blocki. 

Ar  ad,  am  11.  September  1887. 

In  einer  Correspondenz  des  vorigen  Heftes  dieser  Zeitschrift 
(pag.  332 — 334)  schreibt  Borb  äs,  dass  Juniperus  Kanitzii  Csatö 
nicht  identisch  sei  mit  J.  Sabina  L. ;  dass  Posa  Marisensis  Simk. 
et  Braun  mit  R.  spuria  Pug.,  Rosa  Bdrcensis  Simk.  mit  R.  Da- 
cica  Borb.  und  Epilobium  Biharicvm  Simk.  mit  E.  Sdndorü  Borb. 
zusammenfalle;  dass  Quercus  Csatoi  Borh.  eine  Hybride  sei  zwischen 
Qu.  sessiliflora  und  Qu.  Robur;  endlich  dass  meine  „Enumeratio 
Florae  Transsilvanicae  vasculosae  critica"  am  5.  August  1887  er- 
schienen sei.  Ich  muss  alle  diese  Behauptungen  Borbäs'  für  un- 
richtig erklären,  indem  ich  es  gründlich  beweisen  kann,  dass  sich 
Borbäs  in  allen  seinen  aufgeführten  Aussprüchen  stark  geirrt  habe. 
Die  Art  und  Weise  aber,  in  welcher  er  seine  Bemerkungen  macht, 
sowie  auch  der  Umstand,  dass  er  nur  behaupten,  aber  nichts  kri- 
tisch beweisen  thut,  entheben  mich  der  Pflicht,  diese  nur  zu  be- 
dauernde Angelegenheit  einer  ausführlichen  Erörterung  zu  unterziehen. 

Dr.  L.  Simonkai. 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  10.  Heft  1887.  30 


370 

Budapest,  am  18.  September  1887. 

Die  beiden  ersten  Wochen  des  Monats  August  brachte  ich 
abermals  in  der  reizenden  Umgebung  des  Piliserberges  zu,  woselbst 
ich  unter  andern  Dipsacus  j^üosks  L.  in  einigen  Exemplaren  vor- 
fand, und  zwar  sowohl  auf  dem  Territorium  des  Pester,  wie  auch 
des  Graner  Comitates.  (ßarior  ad  torrentes  circuli  pilisiensis  v.  g. 
ad  Sz.  Andre,  Visegradum.  Sadler.)  Borbäs  fand  sie  auch  am 
Pilisberg.  —  Zwischen  Csobänka  und  Weindorf  an  der  Strasse  traf 
ich  JEehium  altissimum  Jacq.  an.  —  Des  Notireus  werth  halte  ich 
ferner  Carex  maxima  Scop.  (=  G.  pendula  Huds.),  welche  ich  von 
einem  Waldschlag  des  Pills  mitnahm;  auch  bei  Pomar,  am  „Kö- 
hegy"  fand  ich  sie.  (Ad  rivulum  montanum  prope  Tötfalü  reperit. 
Cl.  Heuffel.  Sadler.)  —  Die  Eichenbäume  (hier  vorwiegend  Quer- 
cus  Cerris  und  sessiUflora)  sowohl  wie  die  Buchen  trugen  eigen- 
thümlicherweise  fast  ohne  Ausnahme  keine  Früchte,  I^ach  der  Aus- 
sage der  Schaf-  und  Kuhhirten  blühten  die  genannten  Bäume  mit 
Ausnahme  einiger  O^rr/s-Eichenbäume  im  heurigen  Frühjahre  gar 
nicht.  Im  Gegentheil  war  in  derselben  Gegend  im  vorigen  Jahre  eine 
reiche  Eichelernte.  —  Ein  Ast  von  Vibumum  Opulus  blühte  am 
12.  August  im  Klostergarten,  neben  P.  Szt.  Kereszt  an  einer  sonni- 
gen Stelle  am  östlichen  Fusse  des  Pills.  Der  Strauch  war  ausserdem 
voll  mit  rothen,  bereits  reifen  Beeren  bedeckt.  —  Fruchtzwillinge 
brachte  ich  in  meine  teratologische  Sammlung  von  Eeine-claude  und 
iNuss.  K.  Schilberszky. 

Warschau,  am  5.  September  1887. 

Bringe  Ihnen  zur  Nachricht,  dass  ich  am  12.  dieses  Monats 
nach  Irkutsk  nach  Sibirien  reise,  wo  ich  bleibend  am  Militärspitale 
angestellt  worden  bin.  Da  ich  künftigen  Sommer  tüchtig  botanisiren 
werde  und  käuflich  Herbarien  dortiger  Pflanzen  zu  versenden  gedenke, 
bitte  ich  Alle,  die  sich  für  solche  interessiren,  sich  brieflich  an  mich 
zu  wenden.  Adresse:  F.  Karo,  Apotheker  am  Kriegshospital  in  Ir- 
kutsk, Sibirien.  Briefe  recommandirt.  F.  Karo. 


Fersonalnotizeu. 

—  Dr.  Georg  Winter  ist  am  16.  August  in  Connewitz  bei 
Leipzig  gestorben. 

—  Ludwig  V.  Vukotinovic  in  Agram  wurde  durch  die  Ver- 
leihung des  Eitterkreuzes  des  österreichischen  Leopoldsordens  aus- 
gezeichnet. 

—  Hugo  Lojka,  Professor  in  Budapest,  ist  am  7.  September, 
44  Jahre  alt,  gestorben. 

—  Josef  Tmäk,  der  sich  jetzt  mit  der  Flora  von  Neusohl 
beschäftigt,  ist  zum  Gymnasiallehrer  in  Neusohl  ernannt  worden. 


371 

—  Victor  Szeplif^pti  ist  als  Lehrer  der  Naturgeschichte  an 
der  städtischen  Bürgerschule  des  V.  Bezirks  in  Budapest  angestellt 
worden. 

—  Dr.  G.  Yolkens  hat  sich  an  der  Universität  Berlin  als 
Privatdocent  für  Botanik  habilitirt. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmung'en. 

—  Die  Enthüllung  eines  Denkmals,  welches  dem  Horace  Be- 
noit  de  Saussure  zur  Erinnerung  an  die  ihm  1787  zuerst  gelun- 
gene Ersteigung  der  Spitze  des  Montblanc,  in  Chamounix  errichtet 
worden  ist,  fand  am  28.  August  in  festlicher  Weise  statt. 

—  Am  8.  December  d.  J.  vollendet  Friedrich  Traugott 
Kützing  sein  achtzigstes  Lebensjahr.  Ein  Comite  hervorragender 
Vertreter  der  Wissenschaft  hat  sich  vereinigt,  um  dem  hochverdien- 
ten Forscher  bei  dieser  Gelegenheit  als  Zeichen  der  öifentlichen  An- 
erkennung von  Seiten  der  Fachgenossen  eine  Ehrengabe  anzubieten. 
Diejenigen,  welche  sich  an  dieser  Ehrengabe  betheiligen  wollen,  wer- 
den ersucht,  ihren  Beitrag  baldigst  an  den  Schatzmeister  des  Co 
mites,  „Herrn  Otto  Müller,  Berlin,  W.,  Köthenerstrasse  44  einzu- 
senden. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren  Dichtl  und  Pastor. 

Vorräthifif:  (B.)  =  Böhmen,  (Br.)  =  Berlin,  (By.)  =•  Baveru. 
(Cr.)  =  Croatien,  (E.)  =  England,  (F.)  =  Frankreich,  (G.)  =  Ga- 
lizien,  (I.)  =  Istrien,  (M.)  =  Mähreu,  (Mk.)  =  Mecklenburg,  (NOe.) 
=  Niederösterreich,  (OOe.)  =  Oberösterreich.  (P.)  =  Polen,  (S.)  = 
Salzburg,  (Sl.)  =  Schlesien,  (St.)  =  Steiermark,  (Sz.)  =  Schweiz. 
(T.)  =  Tirol,  (U.)  =  Ungarn,    (W.)  =  Westfalen. 

Phillyrea  media  (I.),  Phleum  a^perum  (Baden),  Boelimeri  (B, 
M.  Mk.  P.),  Micheln  (NOe.),  nodosum  (NOe.),  Phlomis  tuherosa  (NOe.). 
Phragmites  communis  (Mk.  OOe.  SL),  Physcdis  Alkekengi  (M.  OOe. 
U.),  Phyteuma  betonicaefoliuni  (S.),  canescens  (U.),  orbicidare  (By. 
NOe.),  spicatmn  (By.  NOe.),  Phytolacca  decandra  (St.),  Picris  cre- 
poidea  (S.),  Pimpinella  m,agna  (Br.  NOe.),  nigra  (P.).  Saxifraga  (B.), 
Pingvicida  alpina  (NOe.  S.  St.),  lusitanica  (F.),  Uidqdri^  (Br.  NOe. 
T.),  Plantago  cdtissima  (U.),  arenaria  (Sl.  U.),  Cyno^s  (NOe.  Sz.). 
lanceolata  (B.  OOe.),  major  (B.),  media  (B.),  microstachia  (SL),  teniti- 
ftora  (Schweden).  Piatanthera  hifolia  (NOe.),  Poa  alpina  (S.),  annua 
(SL),  hadensis  (Kheinprov.),  bnlhosa  (NOe.),  compressa  (P.),  fertilis 
(B.),  loliacea  (L),  nemoralis  (B.  S.  Sl.),  pannonica  (G.),  podolica  (G.), 
polonica  (G.),  pratensis  (NOe.  P.),  sterilis  (U.),  trivialis  (P.),    versi' 


9.19. 


color  (Gr.),  Podospermum  Jacquinianum  (B.),  Polycnemum  arvense 
(Br.),  Heuffelii  (U,),  Polygala  amara  (NOe.  T.),  austriaca  (Thürin- 
gen), calcarea  (Sz.),  Chamaehuxus  (NOe.),  comosa  (B.  Br.  P.),  major 
(NOe.),  nicaeensis  (Cr.),  Polygonum  arenarium  (U.),  domulosum  (F.), 
dumetorum  (M.),  Fagopyritm  (OOe.),  Hydropiper  (B.  P.),  lapathifo- 
lium  (B.  P.),  m^Ye  (NOe.  P.),  neglectum  (W.),  Persicaria  (P.),  tofrt- 
riCMm  (Br.  W.),  viviparum  (NOe.  OOe.  T.),  Polypogon  litoralis  (E.), 
maritimum  (F.),  mar.  v.  subspathaceum  (Cagliari),  monspeliensis  (E.), 
Popidiis  nigra  (St.),  tremida  (B.  Sl.),  Potamogeton  densus  (W.), 
ßuitans  (M.),  lucens  (Br.  S.),  natans  (B.  Br.),  polygonifolius  (W.), 
rufescens  (Lausitz),  trichoides  (Br.),  Potentilla  alba  (OOe.  Sl.  ü.), 
anserina  (B.  NOe.),  argentea  (M.  ü.),  ai*rg«  (B.  OOe.  S.)  caulescem 
(NOe.  OOe.  S.),  dn^rm  (Cr.  M.  P.  U.),  Glusiana  (St.),  coZ^ma  (G.), 
Fragariastrum  (OOe.  S.  W.),  intermedia  (Br.),  micrantha  (St.)  »m.r^a 
(Br.),  ?V6'^a  (G.),  rupescris  (Sl.  St.  U.),  siipina  (NOe.  P.),  Tomma- 
sinii  (I.),  1/67^1«  (NOe.  OOe.),  Vindobonensis  (NOe.  U.) 

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Botanik  und  Botaniker. 
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C.  Gerold's  Sohn 

in  Wien, 
sowie  alle  ührigen 
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XXXTII.  Jalirsauff. 


WIEN. 


November  1887. 


INHAZjT.  Ueber  einiire  lris-.\rten  des  hotanisciien  Gartens  in  Wien.  Von  Dr.  Stapf.  —  Girsium 
Pr:ybi/lfkii.  Von  Dr.  Eichenfeld.  —  Zur  Flora  von  Bosnien.  Von  Conrath.  —  Bosa  Hedevigac 
Von  lilucki,  —  Flora  von  Kord-Mähren.  Von  Dr.  Formänek.  —  Tirol-Fahrt.  Von  Freyn. — 
Flora  des  Etna.  Von  Strohl.  -  Conservirung  von  Ahietineen.  Von  Bornmüller. —  Literatur- 
herichte.  —  Correspondenz.  Von  Rassmann,  Borhas,  Kissling,  Blocki,  Spitzner,  Formä- 
nek, Voss,  Boresch.  Schneider,  Ascherson.  —  Personalnotizen.  —  Vereine,  Anstalten, 
Unternehmungen.  —  Botanischer  Tauschverein.  —  Inserate, 

Ueber  einige  Iris -Arten  des  botanischen  Gartens 

in  Wien. 

Von  Dr.  Otto  Stapf. 

Eine  der  am  reichsten  vertretenen  Gattungen  des  botanischen 
Gartens  der  Wiener  Universität  ist  die  Gattung  Iris.  Eine  grosse 
Zahl  von  Arten  derselben  ist  offenbar  schon  seit  Decennien  in  Cul- 
tur,  ein  anderer  nicht  unbedeutender  Theil  kam  erst  in  letzterer 
Zeit  durch  die  Bemühungen  Professors  v.  Kern  er  hinzu.  Im  vorigen 
und  heurigen  Jahre  mit  der  Sichtung  und  Ordnung  dieser  Gruppe 
betraut,  fand  ich  mannigfaltige  Anregung,  mich  mit  einzelnen  Arten 
und  deren  Verwandten  eingehend  zu  beschäftigen.  Die  Gelegenheit 
zur  Untersuchung  eines  so  reichen  lebenden  Materiales  erschien  mir 
um  so  kostbarer,  als  wenige  Gattungen  so  schwer  nach  trockenen 
Pflanzen  zu  studiren  sind,  wie  Iris,  und.  zudem  der  Erhaltungs- 
zustand derselben  oft  ein  recht  mangelhafter  ist.  Ich  glaube  darum 
auch  meine  Studien  nicht  unverwerthet  lassen  zu  sollen,  wenn  sie 
auch  nicht  den  Gegenstand  erschöpfen  imd  meine  Mittheilungen  dar- 
über mitunter  selbst  aphoristisch  erscheinen  mögfn. 

Diesen  einleitenden  Worten  will  ich  nur  ii'^'^h  eine  Bemerkung 
über  die  Art  einer  zweckmässigen  Präparirung  der  Jris-Blüthen  für 
das  Herbar  hinzufügen.  Es  empfiehlt  sich  nämlich  immer  sofort  beim 
Einlegen  der  frischen  Pflanzen  einzelne  Blüthen  knapp  über  der 
Perigonröhre  durchzuschneiden  und  die  auseinanderfallenden  Theile, 
die  Abschnitte  des  Perigous  und   des    Griffels    und  die  Poilenblätter 

Oestcrr.  botan.  Zeitschrift.  11.  Heft  1887.  it  oi 


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für  sich  sorgfältig  zu  pressen.  Nur  in  dieser  "Weise  gelingt  es,  die 
Form  und  gewöhnlich  auch  die  Farbe  der  Blüthentheile  so  zu  er- 
halten, dass  sie  zu  Vergleichen  und  zu  genauerem  Studium  über- 
haupt benützt  werden  können.  Selbst  an  sorgfältig  getrockneten  gan- 
zen Blüthen  kann  man  diese  oder  jene  Einzelheit  nicht  mehr  er- 
kennen. Besonders  schwer  wird  es  gewöhnlich,  die  Umrisse  der  Ab- 
schnitte zu  bestimmen.  Versucht  man  dann  unter  Anwendung  von 
kaltem  oder  warmem  Wasser  zu  präpariren,  so  ist  nur  zu  häufig 
die  Blüthe  verloren,  ohne  dass  man  zu  dem  gewünschten  Ergebniss 
gelangt  ist.  Jene  Art  der  Analyse  ist  dagegen  vollständig  mühelos 
und  ermöglicht  ohneweiters  durch  blosses  Nebeneinanderlegen  der 
Präparate  einen  eingehenderen  Vergleich. 

1.  Iris  Muthenica  Gawl.  Kar. 

und  deren  Verwandte. 

Im   botanischen    Garten  werden  Iris  humilis  M,  B.    und    Iris 
JRutheniea  Gawl.-Ker    gezogen.  Die  verwirrte  Synonymik  hat  Janka 
in  der  Oe.  B.  Z.  1868,    pag.  383,    aufzuklären  versucht.    In  Ueber- 
einstimmung   mit   den    Ergebnissen   seiner   kritischen  Untersuchung 
stehen  denn  auch    die   Literaturangaben   im    Texte   der   Schedae  ad 
Flor.  Austr.-Hung.    zu    Hs    caespitosa   Fall.    Nr.  123  und  zu  Iris 
humilis  M.  B.  Nr.  1293.    Ueber  die  /.  humilis  herrscht  heute  voll- 
ständige Klarheit.    Ich   habe  daher   auch    nichts  weiter   darüber  zu 
bemerken.  Anders  verhält  es  sich  mit  I  Ruthenica,  beziehungsweise 
J.  caespitosa.  Darüber  seien  mir  einige  Worte  gestattet.  Zuerst  tritt 
der  Name  /.  Ruthenica  im    Bot.  Mag.  1123  (1794)  auf.    Autor  ist 
nach  der  Chiifre  G.,  welche  sowohl    der   lateinischen   Diagnose,  wie 
dem    englischen  Text    nachgesetzt   ist,    Gawler-Ker.    Gewöhnlich 
wird  aber  Alton  als  Autor  angeführt  und  dazu   Hort.  Kew.  2.  ed. 
vol.  1. 117  (1810)  citirt.   Die  betreffende  Stelle  im  Hort.  Kew.  stammt 
übrigens   von    Dryander,    welcher    demnach   an  Aiton's  Statt  zu 
nennen  wäre.  Indessen  beruft  sich  auch  Dryander    schon    a.  a.  0. 
auf  Gawler-Ker    als  den  Autor  der  /.  Ruthenica.  Soviel  über  den 
Ursprung  des  Namens  I  Ruthenica.  Wichtiger   ist  die    Frage,  was 
ist  /,  Ruthenica  Gawl.-Ker.  Bot.  Mag.  Nr.  1123    und    ist  sie  iden- 
tisch  mit   der   in   demselben  Werke    unter   Nr.   1393    abgebildeten 
Art  und  noch  mehr  mit  /.  caespitosa  Fall,  von  der    sie   Janka  für 
specifisch  verschieden  hält.    Auf  den  ersten  Blick  scheint  es,  als  ob 
die  Iris  auf  t.  1123  und  jene  auf  t.  1393  zwei   völlig   verschiedene 
Pflanzen  seien,  obwohl  sie  der  Autor  beide  als  I.  Ruthenica  bezeich- 
net und  von  der  zweiten  nur  sagt,  es    sei    bloss    ein    üppigeres  und 
besser  entwickeltes  Exemplar.  Er  hätte  aber  noch  hinzufügen  sollen, 
dass  die  Abbildung  auf  t.  1123  ausserdem  missglückt  sei  und  theil- 
weise  im  Widerspruch  zu  dem  beschreibenden  Text  steht.  Dies  gilt 
vor  allem  in  Bezug  auf  den  Stengel.    Auf  der  Tafel  ist  die  Pflanze 
fast  stengellos  dargestellt,  im  Texte  heisst  es :  „stem  extrafoliaceous, 


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about  two  inches  high".  Ferner  sind  die  äusseren  Perigonab- 
schnitte  im  Bilde  nur  wenig  breiter  als  die  inneren,  und  fast  linear, 
während  die  Beschreibung  sagt:  „inner  segments  nearly  three 
times  narrower  (sc.  than  the  outer)".  Sieht  man  daher  von  diesen 
Abweichungen  ab,  so  beschränkt  sich  der  Unterschied  auf  das  Ver- 
hältniss  zwischen  der  Länge  des  Fruchtknotens  und  der  Perigon- 
röhre  und  die  Länge  des  Blüthenstieles.  Auf  letzteren  Punkt  ist  von 
den  verschiedenen  Botanikern,  die  sich  mit  diesem  Gegenstande  be- 
schäftigten, kein  Gewicht  gelegt  worden  und,  wie  ich  glaube,  mit 
Kecht,  da  in  der  That  an  den  Blüthen  eines  \md  desselben  Stockes 
beträchtliche  Schwankungen  in  dieser  Hinsicht  vorkommen.  Das  ver- 
schiedene Längenverhältniss  zwischen  Fruchtknoten  und  Perigon- 
röhre  jedoch  hat  schon  Grisebach  veranlasst,  die  kurzröhrige  Form 
als  /.  caespitosa  Pall.  von  der  langröhrigen  I.  Ruthenica  „Ait."  zu 
trennen.  Ihm  ist  Janka  gefolgt  und  seiner  Auifassung  entsprechen 
auch  die  Angaben  in  den  Schedae  ad  flor.  Austr.-Hung.  Nr.  665. 
Dieser  /.  caespitosa  Pall.  entspricht  aber  auch  die  von  Maximo- 
wics  aufgestellte  Varietät  ß.  hrevltuha  der  /.  Ruthenica  (Mel.  biol. 
X.  704.  1880).  Kehren  wir  nochmals  zu  den  Abbildungen  im  Bo- 
tanical  Magazin  zurück,  so  stellt  t.  1123  wegen  des  „tube  .  .  .  about 
the  length  of  the  germen"  ebenfalls  J.  caespitosa  und  t.  1393  die 
L  Ruthenica  der  eben  genannten  Autoren  dar.  Dieses  Längenver- 
hältniss zwischen  Fruchtknoten  und  Perigonröhre  ist  aber  allem  An- 
scheine nach  keineswegs  ein  so  beständiges  und  bestimmtes.  Auch 
unter  den  mir  aus  Siebenbürgen  vorliegenden  Exemplaren  aus  Ham- 
mersdorf, Klausenburg,  Giresau  und  Torda  kommen,  wenn  schon 
das  Verhältniss  meist  1 : 1  ist,  doch  auch  nicht  wenige  mit  deutlich 
längerer  Perigonröhre  und  selbst  solche  vor,  wo  das  Verhältniss  fast 
1:2  ist  (7-5  und  8  gegen  13  und  14  Mm.).  Uebrigens  gibt  auch 
Fuss  in  seiner  Fl.  Transsilv.  pag.  637  an:  „perigonii  tubus  ovarium 
.  .  .  2 — 3plo  superans".  Was  dagegen  das  asiatische  Kussland  be- 
trifft, so  scheinen  sich  dort  nach  den  Angaben  von  Maxim.owics 
die  Verbreitungsgebiete  beider  Formen  zu  decken.  An  klimatische 
oder  ähnliche  äussere  Einflüsse  als  entscheidende  Umstände  für  das 
Auftreten  der  einen  oder  anderen  Form  ist  kaum  zu  denken,  es  hat 
vielmehr  die  Annahme  die  meiste  Wahrscheinlichkeit  für  sich,  dass 
man  es  hier  mit  zwei  genetisch  gleich werthigen  Formen  zu  thun  hat, 
die  durcheinander  auftreten  und  von  denen  stellenweise  wohl  auch 
die  eine  oder  die  andere  überwiegt.  Damit  ist  nicht  ausgeschlossen, 
dass  nicht  etwa  eine  von  ihnen  irgendwo,  z.  B.  die  kurzröhrige  Form 
in  Siebenbürgen  diesem  von  dem  Hauptgebiete  losgelösten  Bezirke 
die  Oberhand  und  schliesslich  die  alleinige  Herrschaft  bekommen 
sollte. 

Aus  dem  Gesagten  folgt  bezüglich  der  Benennung  noch,  dass 
der  Art  der  Name  /.  Ruthenica  Gawl.-Ker  zukommt,  da  das  Alter 
des  Pallasischen  Namens  caespitosa  nicht  ausforschbar  ist  und  Link 
ihn  erst  1820  in  den  Jahrbüchern  I.  3,  pag.  71  hervorhob.  Die  kurz- 
röhrige Form  entspricht  dann  der  1.  caespitosa   Pall.    und   der  var 

31* 


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hrevituba  Max.,  während  die  langröhrige  als  die  augenscheinlicli  häu- 
figere für  die  typische  Form  angenommen  werden  mag. 

Maximowics  beschreibt  a.  a.  0.  pag.  705  noch  eine  Varietät 
y.  nana  der  /.  Rutlunica,  welche  der  Beschreibung  nach  jedenfalls 
weiter  von  den  besprochenen  Formen  abweicht,  als  diese  unterein- 
ander. Sie  ist  wie  die  nahe  verwandte  /.  uniflora  Fall,  und  die  etwas 
ferner  stehenden  J.  Grijsi  Max.  dem  äussersten  Osten  eigen.  Da  das 
Vorkommen  der  I.  Rutlmiica  in  Siebenbürgen  eine  so  merkwürdige 
pflanzengeographische  Erscheinung  ist,  so  mögen  nur  einige  Worte 
darüber  gestattet  sein. 

Innerhalb  des  weiteren  Formenkreises,  welchem  I.  Buthenka 
angehört,  lassen  sich  drei  Gruppen  unterscheiden,  deren  Glieder  sich 
untereinander  näher  stehen,  als  irgend  welchen  Formen  einer  der 
anderen  Gruppen: 

1.  Die  Gruppe  der  Iris  liuthenica  mit  I.  IiuthenicaGa,wl.- 
Ker  (in  beiden  Formen)  selbst,  mit  7.  nana  Max.,  I.  uniflora  Fall, 
und  /.  Grijsi  Max.  Das  Gebiet  der  /.  Buthenica  umfasst  die  Ge- 
sammtheit  der  südsibirischen  Gebirgssysteme,  greift  im  Südwesten 
bis  auf  die  Berge  am  Ili  und  auf  den  Thian-Schan,  im  Südosten 
auf  die  Anhöhen  um  Kaigang  im  nördlichen  China  über  und  erstreckt 
sich  nordwärts  einerseits  bis  in  die  Niederungen  von  Omsk,  anderer- 
seits über  das  Stromgebiet  der  oberen  Lena  hinaus  bis  an  den 
Ochotskischen  Meerbusen.  Zu  diesem  gewaltigen  Areale  kommen  nun 
noch  die  wenigen  Standorte  im  mittleren  Siebenbürgen  hinzu,  un- 
zweifelhaft Ueberbleibsel  aus  einer  Zeit,  wo  noch  das  ganze  mittlere 
und  östliche  Europa  unter  der  Herrschaft  eines  typischen  Steppen- 
klimas stand.  Diesem  üeberrest  aus  einer  Periode  des  grössten  Vor- 
dringens der  /.  Buthenica  nach  Westen,  steht  das  Auftreten  einer 
kleinen  Zahl  sehr  nahe  verwandter  Arten,  wie  solche  im  Westen 
ganz  fehlen,  an  der  östlichen  Verbreitungsgrenze  gegenüber.  So 
schlieft  sich  I.  nana  unmittelbar  im  äussersten  Südosten,  /.  uniflora, 
im  Osten  an,  indem  erstere  die  Gebirge  um  Kaigang  und  am  Pei-ho- 
flusse,  diese  das  Gebiet  vom  Baikal-See  Südost-  und  dann  ostwärts 
bis  an  die  mandschurische  Küste  bewohnt.  Eine  dritte  Art,  /.  Grijsi, 
findet  sich  in  ziemlicher  Entfernung  im  Südosten  in  der  Provinz 
Fo-kien  gegenüber  der  Insel  Formosa,  im  Verbreitungsgebiete  der 
/.  ensata,  jener  Art,  zu  welcher  sie  von  der  I.  Buthenica  zunächst 
hinüberführt. 

Wie  eine  Keihe  anderer  Ueberreste  aus  der  nunmehr  verdräng- 
ten mitteleuropäischen  Steppenflora,  hat  auch  diese  Jrw-Gruppe  im 
Westen  nicht  bloss  an  Boden,  sondern  auch  an  Kraft  zur  Entfaltung 
neuer  Arten  verloren. 

2.  Iris  humilis  M.  B. 

Neben  7.  Buthenica  beherbergt  das  siebenbürgische  Bergland 
noch  eine  zweite  merkwürdige  Art  von  naher  Verwandtschaft,  die 
7.  humilis  M.  B.  Während  aber  die  Gruppe    der    7.  Buthenica  vor- 


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züglich  den  Osten  und  Nordosten  des  gemässigten  Theiles  von  Eur- 
asien  bewohnt,  liegt  das  Verbreitungsgebiet  der  Gruppe  der  /.  hu- 
milis  mehr  nach  Südwesten.  Nur  eine  Art  gehört  dem  mittleren 
Asien  an.  7.  humilis  ist  auf  Siebenbürgen  und  das  südwestliche 
ßussland  beschränkt;  der  östlichste  Standpunkt  ist  im  nordwestlich- 
sten Theile  des  Kaukasus.  Die  nächstverwandte  Art  I.  Ludivigi 
Max.  (Mel.  biol.  X.,  pag.  693  f.)  gedeiht  mit  I.  Ruthenica  ver- 
mischt im  Altai  innerhalb  eines,  soviel  bis  jetzt  bekannt,  sehr  be- 
schränkten Bezirkes.  Zwei  andere  unter  sich  ebenfalls  sehr  nahe 
verwandte  Arten  bewohnen  Theile  des  Mittelmeergebietes,  u.  zw. 
/.  nnguicularis  Algier,  /.  Cretensis  Griechenland,  einen  Theil  der 
jonisc'hen  Inseln,  Ehodos,  Karlen  und  das  syrische  Küstenland,  so 
dass  sich  die  ersteren  zwei  einerseits  und  die  letzten  zwei  anderer- 
seits wie  Parallelreihen  gegenüberstehen.  Keine  von  ihnen  besitzt 
weite  Verbreitung  und  ihre  Bezirke  sind  vollständig  von  einander 
getrennt.  Das  Gebiet  der  Gruppe  ist  in  isolirte  Bezirke  aufgelöst 
und  innerhalb  derselben  hat  jede  Weiterentwicklung  zu  neuen  Arten 
aufgehört. 

3.  Iris  tenuifolia  Fall.  Wie  die  erste  Gruppe  besitzt  auch 
die  der  eben  genannten  Art  gegenwärtig  noch  eine  grosse  Ausdeh- 
nung und  gehört  mehr  dem  Osten  an.  Wie  jene  ist  auch  sie  an  der 
Ostgrenze  reicher  gegliedert  und  besitzt  auf  europäischem  Boden 
einen  Ausseuposten,  der  allerdings  einen  ganz  natürlichen  Anschlnss 
findet.  Die  grösste  Verbreitung  hat  I.  tenuifolia  selbst.  Sie  erstreckt 
sich  von  Turkestan  über  die  südliche  Songarei  und  Mongolei  bis  zur 
chinesischen  Provinz  Kansu  und  den  Damischen  Alpen,  wozu  dann 
noch  ein  Bezirk  in  den  kaspischen  Steppen  an  der  unteren  Wolga 
und  am  Ural  kommt.  In  den  iranischen  Steppen  wird  sie  durch 
/.  Songarica  Schrenk  vertreten,  mit  welcher  sie  in  Turkestan  und 
der  südlichen  Songarei  zusammentrifft.  Nahe  verwandte  Arten  der 
/.  tenuifolia  sind  im  Osten  I.  Bungei  Max.  (Mel.  Biol.  X.,  pag.  695) 
imd  I.  ventricosa  Pall.  Jene  bewohnt  einen  kleinen  District  in  der 
südlichen  Mongolei,  wo  sie  neben  der  1.  tenuifolia  auftritt;  diese 
verbreitet  sich  über  ein  weiteres  Gebiet  in  mehr  nordöstlicher  Rich- 
tung: von  der  chinesisch-mongolischen  Grenze  bis  an  die  Daurischen 
Alpen  und  den  Argun  und  ürulungui. 

(FortsetzuBg  folgt.) 


Cit'siiun  Pt'zybyfskH  (nov.  hybr.). 

(C.  oleraceum  Scop.  X  C.  pauciflorum  Spr.) 

Von  Dr.  M.  Ritt.  v.  Eichenfeld. 

0.    caule   toto  folioso  superne  arachnoideo,   pedunculis  hrevihus 
araohnoideis ;  foliis  amplexicauUhus  subtus  arachnoideis  ovatis  ohlon- 


378 

gis,  infernis  petiolatis,  superis  sessilibus,  pinnatifidis  vel  pinnatisectis, 
pinnis  ovatis  horizontalibus  vel  antrorsum  versis,  eapituUs  5 — 6 
congestis,  cylindratis,  hracteatis;  anthodii  sguamis  paulum  purpu- 
rascentibus,  lineari-lanceolatis,  in  spinulam,  brevem  attenuatis,  apice 
patentibus;  coroUae  ex  ochroleuco  purpurascentia  Ivmbo  quam, 
tubo  longiore. 

Crescit  in  prato  humido  vallicidae  cujusdam  subalpinae  mon- 
tium  Seethaleralpen  prope  Judenburg  in  Stiria,  solo  schistoso  et  cal- 
careo  mixlo,  rarissime  inter  parentes.  Nomen  inditum  in  honorem 
domini  B.  Przybylski^  diligentissimi  scrutatoris  florae  Stiriacae, 
qui  plantam  die  XX.  Julii  1885  invenit. 

Diese  ungefähr  einen  Meter  hohe  Pflanze  ist  sofort  als  Bastard 
von  Cirsium  paucißorum  und  G.  oleraceum  kenntlich.  Von  ersterer 
Pflanze  hat  sie  den  Blüthenstand  und  die  spinnwebige  Behaarung 
der  Blätter  und  des  oberen  Theiles  des  Stengels,  welche  Behaarung, 
ebenso  wie  bei  C.  pauciflorum  nach  oben  zu  intensiver  wird;  von 
letzterer  die  Blätter,  deren  Fiedern  ganz  denen  des  C.  oleraceum 
gleichen.  Die  Blüthenfarbe  hält  die  Mitte  zwischen  der  der  Staram- 
eltern.  Dasselbe  gilt  von  der  Farbe  der  Anthodialschuppen,  welche 
grün  und  röthlich  überlaufen  sind. 

Wien,  6.  October  1887. 


-je*— 


Ein  weiterer  Beitrag  zur  Flora  von  Banjaluka,  sowie 
einiger  Punkte  im  mittleren  Bosnien. 

Von  Paul  Conrath, 

Assistent  an  der  deutschen  Technik  zu  Prag. 

Im  Jahre  1882  veröffentlichte  F.  Hofmann  in  dieser  Zeit- 
schrift ein  reichhaltiges  Verzeichniss  von  Pflanzen,  welche  er  in  der 
Umgebung  von  Banjaluka  gesammelt  hatte.  Ich  habe  mich  im  Hoch- 
sommer vorigen  Jahres  mehrere  Wochen  in  jenem  Orte  aufgehalten 
und  hatte  Gelegenheit  durch  zahlreiche  Excursionen  die  Ueberreste 
der  Flora  kennen  zu  lernen. 

Da  ich  dabei  mehreres,  theils  für  die  dortige  Gegend,  theils 
für  ganz  Bosnien  Neue  auffand,  und  da  Hof  mann  nur  eine  Auf- 
zählung der  Namen  von  Pflanzen  mit  Ortsnamen  ohne  die  Art 
und  Weise  des  Vorkommens  derselben  gibt,  was  ja  doch  den  Bo- 
taniker gewiss  auch  interessirt,  so  halte  ich  mich  zur  Veröffentli- 
chung des  Nachfolgenden  für  berechtigt.  Ich  werde  mich  jedoch  dar- 
auf beschränken,  ausser  den  neuen  Standorten,  nur  bei  den  inter- 
essanteren Pflanzen  die  Art  und  Weise  des  Vorkommens  zu  erwähnen, 
und  gedenke  am  Schlüsse  der  Aufzählung  einen  Blick  auf  die  Ge- 
sammtheit,  d.  h.  auf  die  Pflanzenvergesellschaftungen  der  Umgebung 
Banjalukas   zu   werfen.    Einige  auf  meiner  späteren  Reise  von  Ban- 


379 

jaluka  nach  Sarajevo  gesammelten  Pflanzen  will  ich  in  die  Aufzäh- 
lung einschalten. 

Ich  halte  es  für  gut,  derselben  eine  kurze  Schilderung  der 
Lage  Banjalukas  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  zu  Tage  tre- 
tenden geognostischen  Substrates,  das  ja  den  Träger  der  Pflanzen- 
welt bildet,  vorauszuschicken. 

Banjaluka  liegt  in  einer  kesselartigen  Erweiterung  des  roman- 
tischen Thaies,  das  sich  der  smaragdgrüne  Yrbas  durch  die  meso- 
zoischen Sedimente  des  nördlichen  Bosniens,  die  etwa  eine  Stunde 
südlich  der  Stadt,  bei  Gorni  Seher  eine  Nordostgrenze  erreichen, 
gefressen  hat.  Gezwungen  durch  einen  niedrigen  Serpentinzug,  der 
von  Südosten  kommt  und  etwa  2  Stunden  nördlich  von  Banjaluka 
das  Vrbasthal  verquert,  verengt  sich  dasselbe  auf  eine  kurze  Strecke 
und  bildet  dann  abermals  eine  kesselartige  Erweiterung,  die  sich  bei 
Klasnice  wieder  schliesst.  Von  hier  aus  nimmt  das  Vrbasthal  con- 
stant  bis  an  die  nördliche  Landesgrenze,  also  in  der  Richtung  gegen 
Gradiska  an  Breite  zu. 

Die  schon  erwähnten  mesozoischen  Sedimente  im  Süden  von 
Banjaluka  bilden  einen  von  Gorni  Seher  in  östlicher  Eichtung  zie- 
henden bewaldeten  Gebirgszug,  der  mehrere  deutliche  Kuppen  er- 
kennen lässt,  und  den  ich  im  Nachfolgenden  als  die  „Ponirkette" 
(nach  dem  höchsten  Punkte,  dem  Ponir  vrh  421  M.)  bezeichnen 
will;  sie  geht  bis  an  das  Thal  der  Vrbanja,  die  sich  bei  Banjaluka 
mit  dem  Vrbas  vereint,  und  begrenzt  den  ganzen  südöstlichen  und 
östlichen  Horizont.  Das  Material,  aus  welchem  diese  Gebirgspartie 
zusammengesetzt  erscheint,  ist  ein  dichter,  grauer,  anscheinend  pe- 
trefaktenfreier  Kalkstein,  den  wir  als  cretaceische  Bildung  aufzu- 
fassen haben.  Ganz  dasselbe  Gestein  setzt  sich  westlich  von  Gorni 
Seher,  also  am  linken  Ufer  des  Vrbas  fort  und  staut  sich  hier  zu 
einem  höheren  Gebirgsstock  mit  Karstcharakter,  welcher  die  Aus- 
sicht nach  südwestlicher  Richtung  verwehrt. 

Unterteuft  wird  dieser  graue  Kreidekalk  von  einem  meist  dun- 
kelrothen  Plattenkalk,  der  zwar  eine  sehr  untergeordnete  Rolle  spielt, 
den  ich  aber  der  Vollständigkeit  wegen  anführen  wollte.  Er  tritt 
öfters  an  der  Strasse  von  Gorni  Seher  nach  Sitnica  zu  Tage  und 
dürfte  nach  Mojsisovics  *)  ein  Aequivalent  des  oberjurassischen 
Aptychenkalkes  der  Alpen  sein.  Wenden  wir  unsere  Blicke  nun  nach 
Westen  und  Nordwesten,  so  liegt  ein  grossentheils  bebuschtes,  aus- 
gedehntes Hügelland  vor  uns,  das  wir  als  den  Grund  eines  grösseren 
Meeresbeckens  mit  variablem  Niveau  aus  der  späteren  mesozoischen 
und  darauifolgenden  känozoischen  Zeit  aufzufassen  haben,  und  wel- 
ches dereinst  den  grössten  Theil  des  nördlichen  und  nordöstlichen 
Bosniens  bedeckte. 

Die  Ablagerungen,  welche  hier  zu  Stande  kommen,  sind  theils 
plattig  sich  absondernde,  hell  klingende  Kalke,  theils  kalkhaltige 
Lehme,    die  jaspisähnliche  Rollstücke  führen.    Das  lehmartige  Sedi- 


')  GruadliDien  der  Geologie  von  Bosnien  und  Herzegowina.    Wien  1880. 


380 

ment  betrachte  ich  mit  PaiiP)  als  diluvialen  sogenannten  „Berg- 
lehm". Die  hellen  leichten  Kalke  dürften  nach  den  zahlreichen  Con- 
gerienabdrücken,  welche  sie  enthalten,  aus  dem  oberen,  vielleicht 
auch  noch  aus  dem  mittleren  Tertiär  sein.  Nummulitenkalke  konnte 
ich  nicht  ermitteln. 

Im  Norden,  Nordosten  und  Osten  jenseits  der  Vrbanja  stiess 
ich  mehrmals  auf  Serpentine  und  ähnliche  Gesteine  (Gabbro),  welche 
z.  B.  bei  Vrbanja  von  dünnen,  weissen,  bisweilen  röthlichen  oder 
grünlichen  Dolomitlagen  durchsetzt  sind,  die  jedenfalls  secundäre 
Kluftausfüllungen  sind.  Umlagert  sind  diese  Gesteine  meist  wieder 
von  dem  kalkigen  Lehm,  der  auch  am  linken  Ufer  der  Vrbanja  der 
Ponirkette  vielfach  vorgelagert  ist.  Sie  bilden,  wie  schon  früher 
erwähnt  wurde,  eine  von  Südost  nach  Nordwest  ziehende  Kette,  die 
auf  der  geologischen  Uebersichtskarte  von  Bosnien  von  Mojsiso- 
wics,  Tietze  und  Bittner  deutlich  hervortritt,  die  aber  viel  näher 
an  die  Vrbanja  beim  Orte  gleichen  Namens  herantritt,  als  es  auf 
dieser  Karte  der  Fall  ist.  Der  Zug  markirt  sich  im  Terrain  durch 
einen  mit  recht  hübschem  Laubwalde  besetzten  Kücken  (Trapisten- 
wald),  hinter  dem  malerisch  schön  gelegenen  Trapistenkloster  bei 
Banjaluka.  Nach  Paul  1.  c.  werden  diese  serpentinähnlichen  Gesteine 
als  Gebilde  aus  der  mittleren  oder  oberen  Procaenzeit  aufzufassen 
sein.  Von  eigentlichen  Flyschgesteinen  der  Kreide  fand  ich  nur  harte 
graue,  schiefrige  Kalkmergel  im  Surtojlia-Thal  anstehen.  Die  oberste 
Schichte  des  ausgedehnten  Exercierplatzes  bei  Banjaluka  und  viel- 
leicht auch  des  Untergrundes  der  Stadt  selbst  besteht  aus  Vrbas- 
schotter  verschiedener  Abkunft,  der  den  tertiären  Kalken  aufgelagert 
ist,  wie  die  Kohlenausbisse  am  Ufer  des  Vrbas  nächst  der  Kaserne, 
sowie  die  „  Kalkriffe "  im  Flusse  selbst,  welche  von  Neritina  stra- 
gulata  Mühlf.  und  Melanella  Holandri  Fer.  sp.  var.  legitima  und 
var.  laevigata  Essm.  bewohnt  sind.  (Auf  Steinen  im  Surtojlia  Bache 
lebt  Melanopsis  Esperi  Fer.) 

Dies  dürfte  zur  Orientirung  genügen  und  ich  will  nun  zur  Auf- 
zählung der  gesammelten  Pflanzenarten  übergehen.  Dabei  werde  ich 
mich  nach  dem  „Catalog"  von  Asche rson  etKanitz  halten,  um 
die  Uebersicht  zu  erleichtern;  wenn  ich  mich  auch  nicht  mit  der 
Nomenclatur  daselbst  befreunden  kann. 

Aspidium  lohatum  Sw.  ß.  angulare  Metten  var.  hastulata  Kze.  {Asp. 
hastulatum   Ten.)    Berg  Hum  bei  Jaice;    Kalk  c.  1000  M.  Nach 
Luerssen  in  Rabenhorsts  Kryptogamenflora  pag.  349  eine  süd- 
liche (Südeuropa)  und  westliche  (England,  Irland)  Form. 
Asplenium  adiantum  nigrum   L.    subspec.  nigrum   Heufl.  var.  lanci- 

folium  Heufl.  Verbreitet  auf  Kalkfelsen  der  Ponirkette. 
—  subspec.  Serpentini  Heufl.  var.  genuina  Milde  {Aspl.    Serpentini 
Tsch.)  Serpentinfelsen  bei  Vrbanja  n.  B.  ^) 


')  Beiträge  zur  Geologie  des  nördlichen  Bosniens.  Jahrbuch  der  k.  k.  geo- 
log.  Eeichsanst.  1879. 

^)  B.  bedeutet  immer  Banjaluka. 


381 

Phegopteris  Rohertianum  A.  Br.  Kalkfelsen  im  Siiitojlia-Thale  bei 
Gorni  Seher. 

Ct/stopteris  fragilis   Beruh,    var.  antriscifoUa  Koch.  Desgleichen. 

Eqidsetum  telmateja  Ehrh.  Verbreitet  in  der  unteren  Kegion  der 
Ponirkette. 

Pinus  nigra  Arnold  (P.  nigricans  Host.),  ein  Baum  zwischen  Fel- 
dern bei  Vrbanja. 

Pinus  —  ?  Auf  Kalkfelsen  am  Berge  Hum  bei  Jaice;  das  gesam- 
melte Material  ging  mir  leider  verloren. 

Abies  alba  Mill.  Wälder  bei  Sitnica  (zwischen  Banjaluka  und  Jaice). 

Sorghum  Halepense  Pers.  Grasige  Hänge  westlich  von  Banjaluka  und 
in  Grasgärten  daselbst. 

Alopecurus  utriculatus  Prs.  Wiesen  bei  Zalusani  nördlich  v.  B. 

Leersia  oryzoides  Sw.  Feuchte  Wiesenplätze  im  Kakovac-Thal 
bei  B.;  aus  den  angrenzenden  Ländern  bereits  bekannt  und  süd- 
lich nach  Boissier  fl.  or.  bis  Nordafrika  gehend. 

Cynodon  dactylon  Prs.  Ufer  des  Vrbas  bei  der  Kaserne  in  B. 

Piptatherum  paradoxum  Beauv,  Kalkfelsen  bei  Gorni  Seher. 

Lasiagrostis  Calamagrostis  Luk.  Lehnen  bei  Janjice  an  der  Bosna- 
Bahn. 

Sesleria  elongaia  Hst,;  Kalkfelsen  am  rechten  Ufer  des  Vrbas  bei 
Gorni  §eber;  Berg  Hum  bei  Jaice;  Kalk  c.  1000  M. 

Melica  uniHora  Ketz.  Wälder  am  Ponir  bei  B. 

—  nebrodensis  Guss.  Kalkfelsen  bei  Gorni  Seher. 
Evagrostis  pilosa  Beauv.  An  und  auf  Wegen  im  Lager  bei  B. 
Molinia  coeridea  Mnch.  Serpentinfelsen  bei  Vrbanja  in  Kinnsalen. 
Festuca   montana    Stbg.    und  Hoppe    (M.    B.)    Bergwälder    der 

Plane   in   der  Ponirkette;    diese   östliche  Art   erreicht   hier  eine 
•    Südgrenze. 

—  gigantea  Vill.  Wälder  der  Ponirkette;  geht  noch  südlicher  bis 
in  das  Narenta-Thal.  (Siehe  Beck,  Flora  von  Südbosnien  etc. 
pag.  45.) 

Brachypodium  silvaticum  Beauv.  Wie  vorige;  erreicht  hier  eine 

Südgrenze  der  Verbreitung. 
Bromus  moUis  L.,  leiostachys  Pers.  {glabratus  Doli.)  Ufer  des  Vrbas. 

—  arvensis  L.  Mit  ungescheckten  Aehrchen;  ebenda 

Cyperus  fiavescens  L.  var.  gracilis  m.  Stengel  und  Blätter  aufrecht, 
letztere  höchstens  0*5  Mm.  breit,  Hüllblätter  alle  mehr  oder 
weniger  aufrecht,  das  unterste  einer  Fortsetzung  des  Halmes 
ähnlich.  Nähert  sich  habituell  dem  C.  pannonicus  Jcq.,  von  wel- 
chem er  durch  flachere  Aehrchen  mit  blassgelben  Spelzen,  durch 
halb  so  grosse,  beiderseits  gewölbte  Früchtchen  verschieden  ist. 
(Bei  C.  pannonicus  sind  die  Früchtchen  planconvex  bis  concav- 
convex.)  Trockene  Wiesen  bei  Ivanjska  an  der  Militärbahn. 

— •  fmciis  L,  var.  rivularis  m.  Stengel  und  Blätter  aufrecht,  bis 
3  Dem.  hoch,  Aehrchen  in  zusammengesetzter  Spirre,  die  Spirren- 
äste  sehr  ungleich,  die  längsten  mehrmals  (bis  5mal)  länger  als 
die  Aehrchen;  Spelzen  mit  grünem  Mittelkiel,   zu  beiden   Seiten 


382 

desselben  weiss  durchscheinend,  an  den  Bändern  dunkelroth.  — 
So  an  einem  Kinnsal  an  der  Südwestlisiere  von  B.  mit  der  var. 
virescens  Hffm.  Diese  Form  entfernt  sich  habituell  sehr  von  dem 
0.  fuscus  L.  der  feuchten  sandigen  Teichränder  und  Flussufer 
und  nähert  sich  dem  C.  calidus  Kern,  und  C.  glaher  L.  Von 
ersterem  ist  er  verschieden  durch  schmälere  (höchstens  3  Mm. 
breite)  und  kürzere  (höchstens  die  Spirre  erreichende)  Blätter. 
Von  C.  glaher  L.  ebenfalls  durch  schmälere  Blätter,  sowie  durch 
doppelt  kleinere  Aehrchen  mit  ungefurchten  Spelzen. 

Cyperus  longus  L.  Feuchte  Wiesen  bei  Zaluzani  unweit  B.;  aus 
sämmtlichen  Nachbarländern  bereits  bekannt^ 

Veratrum  nigrum  L.  Surtojlia-Thal  bei  Gorni  Seher  auf  Kalkfelsen; 
Berg  Hum  bei  Jaice  sehr  häufig;  Kalk  c.  1000  M. 

Allium  carinatum  L.  Grasige  Lehnen  an  der  Westlisiere  v.  B. 

—  pulchellum  Don.  Lehnen  am  rechten  Flussufer  bei  Vrbanja; 
auf  Felsen  im  Surtojlia-Thal  bei  Gorni  Seher.  Aus  den  angren- 
zenden Ländern  bereits  bekannt.  Durch  die  halbcylindrischen 
Blätter  und  zwiebellose  Dolde  zu  unterscheiden  und  doch  wohl 
Art.  (Vergl.  Kerner  Veget.  Verh.  in  Oest.  bot.  Z.  XXVIII und 
Freyn,  Nachträge  zur  Flora  von  Süd-Istrien,  V.  z.  b.  G.  1881, 
pag.  30.) 

Ruscus  Hypoglossum  L.  Im  Walde  auf  dem  Hum  bei  Jaice. 

Himantoghssum  hircimim  L.  Hügel  bei  Budjak  nächst  B. ;  Werk  VII 
bei  B. 

Cephalanthera  pallens  Eich.  Laubwälder  um  B. 

Epipactis  microphylla  Sw.  Laubwald  bei  Rakovac  B. 

Alnus  incana  DC.    An    der    Strasse    zwischen  Travnik  und  Janjice. 

Populus  tremula  L.  Hügel  westlich  v.  B. 

Salix  caprea  L.  Wälder  bei  Sitnica. 

Quercus  cerris  L.  Wälder  und  Gebüsche  bei  Ivanjska  an  der  Mili- 
tärbahn. 

—  sessilißora  Sm.  D essgleichen. 

Carpinus    duinensis    Scop.    Auf   Felsen,  Hügeln  und  Bergen  um  B. 

häufig;    steigt  ziemlich    hoch  an  der  Strasse    nach  Kadina  voda. 
Juglans  regia  L.  Am  Berge  Plane  bei  B.  im  dichten  Walde. 
Parietaria  erecta  M.  K.  Zwischen  Geröll  am  Berge  Plane. 
Beta  vulgaris  Moq.  y.  orientalis  Moq.  in  De    Candolle  Prodr.  XIII., 

pag.  56.  {Beta  vulgaris  Ya,r.  foliosa  in  Ascherson    Fl.    aegypt.; 

B.  Orientalis  BjOth.,  Beta  foliosa  Ehrenb.,  B.  Benghalensis  Uoiih. 

nach   Moq.    1.  c.)    Am  Castellberge  in  Jaice   in  grosser   Anzahl 

auf  KalkgeröUe  anscheinend  wild. 

Alle  Blüthen,  die  ich  untersuchte,  hatten  drei  Narben! 
Thesium  intermedium  Schrad.  Grasige  Hügel  an  der  Westlisiere 

von  B.;  sonnige  Lehnen  im  Eakovac-Thal ;    erreicht  um  B.  eine 

Südgrenze  der  Verbreitung. 
Dipsacus  pilosus  L.  Am  Bache  bei  Ivanjska  an  der  Militärbahn. 
Scabiosa  incanescens  Freyn.  in  litt.  ad.  Brandis.    Auf   sonnigen 

bebuschten  Hügeln  westlich  von  B.  häufig  mit  einer  Form,  welche 


383 

die  mittleren  Stengelblätter  tief  und  schmal  zerschnitten  hat 
(var.  tenuisecta  m.)  Die  Art  steht  nach  fremidlicher  Mittheilung 
H.  Freyn's  der  Sc.  dalmatica  Hut.  et  Kerner  in  sched.  am 
nächsten. 

Trichera  ciliata  Nym.  {Knautia  ciliata  Coult  in  De  Candolle 
Prodrom,  pag.  651,  Koch.  Syn.  Ed.  I  p.  344,  Knautia  ciliata 
Spreng,  in  Boiss.^Fl.  or.  vol.  III  pag.  127.)  Grasige  Lehnen  am 
linken  Ufer  der  Crkvina  bei  Banjaluka. 

Von  Tr.  arvensis  Schrad.  durch  die  steifere,  rauhere  imd 
längere  Behaarung,  die  steugelumfassenden,  breiteren  Blätter  und 
die  kleineren  Blüthenköpfe  verschieden.  Meine  Exemplare  zeigen 
im  unteren  Theile  des  Stengels  rückwärts  gerichtete  Behaarung, 
die  ich  jedoch  auch  an  böhmischen  Exemplaren  der  Tr.  at-vensis 
Schrad.  finde  (Boiss.  1.  c),  dagegen  sind  sie  überall  drüsenlos 
(nicht  pedunculis  subglanduloso  pilosis  Koch  1.  c).  Die  mittleren 
Stengelblätter  sind  am  Grunde  mehr  oder  weniger  tief  aber  im- 
mer deutlich  eingeschnitten,  die  obersten  lanzett  und  ganz,  alle 
angedrückt  steifhaarig.  Die  Farbe  der  Blüthen  ist  rothviolett  (sor- 
dide  albi  in  DC.  1.  c.  albidis  et  carneis  in  Boiss.  1.  c).  Trotz 
dieser  abweichenden  Bliithenfarbe,  die  ja  auch  bei  Tr.  arvensis 
Schrad.  sehr  variirt,  glaube  ich  diese  Pflanze,  wegen  der  übrigen 
angeführten  Merkmale  zu  Tr.  ciliata  Nym.  stellen  zu  sollen. 
Boi ssier  1.  c.  erwähnt  nichts  von  den  stengelumfassenden 
Blättern. 

—  hosniaca  n.  sp.  Stengel  aufrecht  bis  1  M.  hoch,  kahl,  nur 
unter  den  Blüthenköpfen  eine  kurze  Strecke  abstehend  steifhaarig, 
Blätter  alle  kahl,  untere  und  mittlere  Stengelblätter  läng- 
lich bis  länglich  elliptisch,  lang  zugespitzt,  im  obern  Drit- 
tel am  breitesten,  gegen  die  Basis  allmälig  und  lang 
verschmälert,  mit  stengelumfassendem  Grunde  sitzend, 
die  mittleren  in  den  Achseln  mit  2  lanzettlichen,  Vs  so  langen 
Blättchen,  in  den  oberen  Zweidritttheilen,  mehr  oder  weniger 
ungleich  entfernt  grob  gezähnt,  im  unteren  Drittel 
ganzrandig,  obere  Blätter  länglich  lanzett,  ganzrandig,  die  an 
den  seitenständigen  Blüthenstielen  klein,  eiförmig,  länglich;  Blü- 
thenstiele  sehr  lang  (bis  20  Cm.),  die  seitlichen  kürzer;  Hüllblätter 
eiförmig,  zugespitzt,  kahl,  kürzer  als  die  Blüthen,  die  innern 
schmäler;  Blüthen  violett,  Randblüthen  strahlend,  äusserer  Kelch 
dicht  rauhhaarig,  am  Rande  undeutlich  gezähnt,  innerer  doppelt 
kleiner,  ebenso  behaart,  mit  8  etwa  3  Mm.  laugen  Borsten. 

Wiesen  und  Gebüsche  zwischen  dem  Bahnhofe  bei  B.  und 
dem  Vrbas,  gegen  das  Trapistenkloster  zu. 

Von  Tr.  longifolia  Nym.  und  Tr.  Fleischmanni  Nym. 
durch  die  Form  und  Serratur  der  Blätter,  die  Drüsenlosigkeit 
von  Tr.  neglecta  (Meurer)  durch  die  Kahlheit  und  Drüsenlosigkeit, 
etc.  von  Tr.  arvensis  Schrad.  durch  die  Kahlheit,  Form  und 
Serratur   der   Blätter,    "Wuchs  etc.    von  Tr.  bohemica   (Schmidt) 


384 

durch    die   nicht   zerschnittenen   Blätter,  die  im   oberen  Drittel 
am  breitesten  sind  etc.  verschieden. 

Succisa  australia  Kb.  Feuchte  Wiesen  bei  Ivanjska   an   der  Militär- 
bahn. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Rosa  Hedevigae  n.  spec. 

Von  Br.  Biooki. 

Diagnose:  Strauch  mittelgross  bis  gross,  aufrecht,  von  inten- 
siv grüner  Farbe,  mit  ausgebreiteten  Aesten  und  aufrechten,  ziem- 
lich dicht  bestachelten  Stämmen.  Stacheln  derb,  bis  1'5  Cm.  lang, 
von  länglicher  Basis  allmälig  sichelförmig  gekrümmt.  Blatt- 
stiel dicht  behaart,  drüsig  und  bestachelt.  Blättchen  zu  7,  bis  4"5  Cm. 
lang,  Endblättchen  von  schwach  herzförmiger  Basis  breitelliptisch, 
zugespitzt,  Seifenblättchen  verhältnissmässig  schmäler  als  das  End- 
blättchen, elliptisch,  kurz  zugespitzt;  alle  doppelt  gezähnt-gesägt. 
oberseits  dunkelgrün,  glänzend,  unterseits  blassgrün  mit  vor- 
ragenden Hauptnerven,  beiderseits  mit  sehr  kurzen  sammtartigen 
Haaren  dicht  besetzt,  unterseits  ausserdem  auf  der  ganzen  Fläche 
dicht  drüsig  bekleidet.  Sägezähne  eiförmig,  zugespitzt,  ab- 
stehend, mit  winzigen  Drüsen  an  den  Rändern.  Nebenblättchen 
schmal,  linealkeilig,  flach.  Oehrchen  schmaldreieckig,  spitz,  abstehend, 
unterseits  behaart,  kleindrüsig  gerändert,  die  der  blütheuständigen 
Blätter  ebenso  wie  die  Deckblätter  breiter,  länglich.  Blüthenstiel 
länger  als  die  Deckblättchen,  meist  zu  3 — 5,  selten  einzeln,  schwach 
drüsig  borstig,  stets  gerade.  Kelchzipfel  eiförmig,  mit  langem, 
schmalem  Endanhängsel,  1-5  Cm.  lang;  die  drei  äusseren  fieder- 
spaltig,  mit  kurzen  und  kaum  0'5  Mm.  breiten,  drüsig  gewim- 
perten  Fiedern,  alle  am  Eücken  dichtdrüsig,  nach  dem  Verblühen 
rückwärts  abstehend,  vor  der  Fruchtreife  vertrocknend  und  ab- 
fallend. Blumenblätter  ganzrandig,  ziemlich  klein,  blassrosa. 
Griifel  in  kurzen  mit  spärlichen  Haaren  bekleideten  Köpfchen, 
auf  ziemlich  breitem,  fast  flachem  Discus  sitzend.  Scheinfiucht 
schwach  drüsig  bekleidet,  1-5  Cm.  lang,  1  Cm.  dick,  eiförmig, 
über  der  Mitte  sehr  deutlich  halsig  verschmälert,  scharlach- 
roth,  auf  1-5—2  Cm.  langen  Stielen. 

Standort:  In  lichten  Gebüschen  an  steilen  Uferabhängen  des 
Dniester  und  Seret  in  Südostgaliziea.  Von  mir  bisher  nur  in  Sin- 
köw  (am  Dniester)  und  in  Myszköw  (am  Seret)  beobachtet;  am  erst- 
genannten Standorte  in  ziemlich  vielen  Exemplaren. 

Bemerkungen:  Von  allen  bisher  bekannt  gewordenen  Arten 
der  Gruppe  „Tomentosae"  unterscheidet  sich  Bosa  Hedevigae  mihi 


sehr  erheblich  besonders  durch  oberseits  glänzende  Blätter,  wel- 
ches Merkmal  jedoch  an  getrockneten  Exemplaren  verloren  geht. 

Probabin  (Südostgalizien),  am  10.  September  1887. 


Beitrag   zur  Flora  des  nördlichen  Mährens  und  des 

Hochgesenkes. 

Von  Dr.  Ed.  Pormänek, 

k.  k.  Professor  am  böhmischen  Gymnasium  in  Brunn. 
(Foitsetzung.) 

Valeriana  oficinalis  L.  Wiesenberg  und  herab  bis  Mähr.  Schönberg 
(Oborny)  Kabenseifen,  Zöptau,  Buchelsdorf,  Aspendorf,  Pföhl- 
wies,  Goldeufluss,  Kl.-Mohrau,  Wermsdorf,  Kiesgraben,  Römer- 
stadt,  Irmsdorf,  Guodersdorf,  Bautsch. 

—  samhucifolia  Mikan.  Saugraben,  Bärmuttergraben,  Kriech,  Werms- 
dorf. 

Valerianclla  dentata  Poll.  Gr.-Ullersdorf,  Wiesenberg  etc.  (Oborny) 
D.  Liebau,  Petersdorf,  Rabenseifen,  Zöptau,  Buchelsdorf,  Neu- 
dorf, Blauda,  Nikles,  Grumberg,  Kl.-Mohrau,  Krondörfl,  Wahl- 
bergsdorf, Römerstadt,  Bautsch,  Wigstadtl. 

Sherardia  arvensis  L.  Gemein  und  noch  bei  Gr.-Ullersdorf,  Römer- 
stadt und  Gr.-Stoll. 

Asperula  odorata  L-  Häufig  bei  Mähr.-Schönberg,  Goldenstein  etc. 
(Oborny),  Petersdorf,  Rabeuseifeu,  Zöptau,  Gr.-Ullersdorf,  Neu- 
dorf, Beckengrund,  Pföhlwies,  Nikles,  Altvaterwald,  Kl.-Mohrau, 
Rother  Berg,  Kriech,  Berggeist,  Römerstadt,  Bautsch,  Wigstadtl, 
Odrau,  Pohor. 

Oalium  silvaticum  L.  Verbreitet  im  b.  G. 

—  pahistre  L.  Petersdorf,  Rabenseifen,  Zöptau,  D.  Märzdorf,  Wüst- 
Seibersdorf,  Blauda,  Nikles,  Altvaterwald,  Grumberg,  Kl.-Mohrau, 
Blaschke. 

—  cruciata  Scop.  Blauda,  Bautsch,  Wigstadtl,  Odrau. 

—  vernum  Scop.  Busch-  und  Milbeswald  bei  Gundersdorf,  Bautsch, 
Wigstadtl,  Kl.-Hermsdorf,  gemein  bei  Odrau,  Lautsch,  Neudörfl, 
Werdenberg,  Pohor. 

—  rotundifolium  L.  Gr.-Ullersdorf,  Waltersdorf,  (Oborny),  Traus- 
nitz  bei  Petersdorf,  Blauda,  Nikles,  Altvaterwald,  häufig  bei 
Guudersdorf,  Bautsch,  Wigstadtl,  Lautsch,  Werdenberg,  Pohor, 
häufig  bei  Odrau. 

Lonicera xylosteum'L.  Wiesenberg  (Oborny),  Petersdorf,  Rudelsdorf, 
Zöptau,  Marschendorf,  Neudorf,  D.  Märzdorf,  Ludwigsthal,  Rei- 
gersdorf,  Pfölilwies,  Nikles,  Kl.-Mohrau,  Krondörfl,  Blaschke, 
Römerstadt,  Irmsdorf,  Gundersdoif,  Bautsch,  Odrau. 


386 

Lonicera  nigraL.  Bradlsteine  bei  D.  Liebau,  Gr.-Ullersdorf,  Marschen- 
dorf, Buchelsdorf,  Beckengrund,  Neudorf,  Brünnel  und  Brandwald 
bei  D.  Märzdorf,  Hinterbusch  bei  Wüst-Seibersdorf,  Goldenfluss, 
Kl.-Mohrau,  Krondörfl,  Blaschke,  Wermsdorf,  Kiesgraben,  Kriech, 
Janowitz,  Römerstadt,  Irmsdorf,  Gundersdorf,  Viehwald  u.  a.  0. 
bei  Bautsch. 

Sambucus  racemosa  L.  Kirchberg  bei  Neudorf,  Stollenhau,  Goldenfluss, 
Kl.-Mohrau,  Viehwald  bei  Bautsch,  Odrau. 

—  ebulus  L,  In  höheren  Lagen  selbst  bei  Wüst-Seibersdorf,  im 
Gesenke  (Oborny),  Bradlsteine  bei  D,  Liebau,  Gr.-Üllersdorf, 
Stollenhau,  Aspendorf,  Geppersdorf,  Perschi  u.  a.  0.  bei  Römer- 
stadt, häufig  bei  Gundersdorf  und  Bautsch,  Wigstadtl,  Lautsch, 
Neudörfl,  Werdenberg,  häufig  bei  Odrau. 

Viburnum  opvlus  L.  Bradlsteine  bei  D.  Liebau,  Stollenhau. 

Ligustrum  vulgare  L.  D,  Liebau,  Anlagen  in  Gr.-Ullersdorf. 

Vinca  minor  L.  Häufig  in  einem  Bauernwalde  bei  Neudorf  nächst 
Gr.-Üllersdorf,  Gundersdorf. 

Menyanthes  trifoliata  L.  Blauda,  Janowitz  und  auf  Wiesen  beim 
Grundwalde  bei  Römerstadt. 

Gentiana  germanica  Willd.  Schlossberg  und  Grundwald  bei  Römer- 
stadt, zu  dieser  Form  gehören  auch  die  in  d.  Z.  1884  p.  204 
sub  Gentiana  amarella  L.  a.  genuina  angeführten  Standorte  und 
soll  auf  dieser  Seite  statt  „a.  qenuina'-''  stehen  „b.  germanica 
Willd.  sp."  Celak.   Prodr.  Fl.  B.  p.  293. 

Erythraea  centaurium  Pers.  D.  Liebau,  Petersdorf,  Rabenseifen, 
Marschendorf,  G.-UUersdorf,  Neudorf,  Ludwigsthal,  Reigersdoif, 
Blauda,  Bautsch,  Wigstadtl,  gemein  bei  Odrau. 

Myosotis  intermedia  Link.  D.  Liebau,  Gr.-Ullersdorf,  Bautsch,  Wig- 
stadtl, Odrau. 

—  palustris  Roth.  f.  albiflora  Bautsch,  Wigstadtl. 

Palmonaria  obscura  Du  Mort.  Gr.-Üllersdorf,  Beckengrund,  Reigersdorf, 
Kl.-Mohrau,  Römerstadt. 

Lycopsis  arvensis  L.  D.  Liebau,  Liebesdorf,  bei  der  Tess  u.  a.  0., 
bei  Gr.-Üllersdorf. 

Symphytum  officinale  L.  var.  albiflora  m.,  bei  der  Tess  in  Gr.-Üllers- 
dorf, Marschendorf,  Philippsthal,  Neudorf,  Kl.-Mohrau,  Blaschke. 

—  tuberosum  L.  Viehwald  bei  Bautsch,  Wigstadtl,  Odrau. 
Polemonium  coeruleum  L.  Verwildert   in    und    aus  Gärten    bei    Gr.- 
Üllersdorf  und  Buchelsdorf,   am   letzteren  Standorte   selbst   auf 
Wiesen  unter  dem  Ohrenberge. 

Convolvulus  sepium  L.  Lautsch,  Odrau,  Mankendorf. 
Cuscuta  epilinum  Weihe  D.  Märzdorf. 

—  major  DC.  Auf  Rubus  caesius  bei  Odrau. 

—  epythymum  Murr.  Auf  Lotus  corniculatus  bei  Bautsch,  auf 
Scabiosa  bei  Wigstadtl  und  auf  JRanunculus  acris  L.  bei  Odrau. 


387 

Solanum  nüfrum  L.  Var.  humile  Beruh.  Odrau. 

—  dulcamara  L.  Gr.-Ullersdorf,  Wiesenberg  etc.  (Rieger).  D. 
Liebau,  Petersdorf,  ßabenseifen,  Zöptau,  Wigstadtl,  Lautsch, 
Odrau. 

Lycium  harharum  L.  Wigstadtl,  Lautsch,  Odrau,  Mankendorf,  Schönau. 

Atropa  belladona  L.  Bradlsteine  bei  D.  Liebau,  Petersdorf,  Bautsch, 
Wigstadtl,  Kl.-Hermsdorf,  Lautsch,  Hirnich  bei  Neudörfl,  Wer- 
denberg (Heide  etc.)  massenhaft  auf  Holzschlägen  im  Pohorer 
Walde  und  im  Scheuergrunde  bei  Odrau. 

Verhascum  phlomoides  L.  ampl.  a.  genuinum  Celak.  Prodr.  p.  313. 
I).  Liebau,  Bautsch,  Lautsch,  Neudörfl,  Odrau.  b.  thapsiforme 
1.  c.  Bautsch,  Odrau. 

—  thapsus  L.  Gr.-Ullersdorf,  etc.  (Oborny),  D.  Liebau,  Trausnitz, 
bei  Petersdorf,  ßabenseifen,  Zöptau,  Wiesenberg,  Buchelsdoif 
(hier  in  der  f.  semidecurrens  Celak.),  Reigersdorf,  Janowitz, 
Römerstadt,  Gundersdorf,  Bautsch. 

—  lyt'hnitis  L.  Lautsch,  Odrau. 

—  7iigrum  L.  Petersdorf,  Rabenseifen,  Zöptau,  Gr.-Ullersdorf,  D. 
Märzdorf,  Wlist-Seibersdorf,  Geppersdorf,  Nikles,  Grumberg,  Kl.- 
Mohrau,  Woitzdorf,  Odrau. 

Scrophidaria  nodosa  L.  Am  Berggeiste! 

—  Scopolii  Hoppe.  Dämmbaude. 

Linaria  vulgaris  Mill.  Gemein,  in  höhereu  Lagen  bei  Janowitz  und 
zahlreich  an  Mauertrümmern  nächst  des  Hirschbrunnens. 

Digitalis  ambigua  Murr.  Wiukelsdorf  (Oborny)!  bei  der  Tess  in 
Gr.-Ullersdorf,  Philippsthal,  bei  den  Köhlerhütten  u.  a.  0.  bei 
Wermsdorf,  Kleppel,  Rother  Berg,  Schlössel,  Kriech,  Kiesgraben, 
Hofberg,  Berggeist. 

Veronica  officinalis  L.  Gemein,  in  höheren  Lagen  am  Ohrenberge 
bei  Buchelsdorf,  Kriech,  Berggeist. 

—  chamaedrys  L.  Gemein,  auf  einer  Wiese  bei  der  Tess  bei  Gr.- 
Ullersdorf  fand  ich  ein  Exemplar,  welches  zwischen  den  zwei 
hervortretenden  Haarreihen,  ebenfalls  behaart  war,  so  dass  es 
den  Eindruck  einer  ringsum,  aber  ungleichmässig  behaarten 
Pflanze  machte,  diese  schöne  Varietät  bezeichne  ich,  falls  sie 
sich  bewähren  sollte,  als  die  poli/tricha  mihi. 

—  longifolia  L.  Im  Schlossparke  bei  Gr.-Ullersdorf,  wahrscheinlich 
nur  verwildert. 

—  arvensis  L.  Gemein,  in  höheren  Lagen  um  Wiesenberg  (Oborny), 
Gr.-Ullersdorf,  Bucheisdorf,  Marschendorf,  Wermsdorf,  Nikles, 
B.  Märzdorf,  Janowitz,  Römerstadt. 

—  serpyllifolia  L.  Trausnitz,  Gr.-Ullersdorf,  Bärenkamm, 

—  verna  L.  D.  Liebau. 

—  Tournefortii  Gmel.  (1805)  Gr.-Ullersdorf  (Oborny),  D.  Liebau, 
Trausnitz  bei  Petersdorf,  Zöptau,  Marschendorf,  Reigersdorf, 
Pföhlwies,  Blauda,  B.  Märzdorf,  Nikles,  Römerstadfc,  Bauisch, 
Wigstadtl,  Werdenberg,  Odrau. 

—  agrestis  L.  Wigstadtl. 


388 

Pedicularis  palustris  L.  Eömerstadt,  Gr.-Stoll. 

—  sihatica  L.  Kl.-Molirau,  Krondörfl,  Woitzdorf,  Wigstadtl,  K.un- 
zendorf. 

Wiinanthus  serotinus  Schönheit.  Trausnitz  bei  Petersdorf,  Wermsdorf, 
Kiesgraben,  Römerstadt. 

—  hirsutus  All.  Gr.-Ullersdorf,  Zöptau,  Wigstadtl,  Odrau. 

—  alpinus  Baumg.  Horizontaler  Weg  von  der  Schäferei  zum  Franz. 
Jagdhaus,  Gr. -Hirschkamm,  Schieferheide,  Backofensteine. 

Euphrasia  picta  Host.  Bärenkamm,  Schlössel,  Saugraben,  Backofen- 
steine, Hofberg. 

—  striata  Host.  Verbreitet  selbst  noch  am  Trausnitz  bei  Raben- 
seifen, bei  Buchelsdorf  und  Beckengrund. 

Melampyruni  nemorosum  L.  Noch  bei  Wüst-Seibersdorf  und  im 
Grundwalde  bei  Römerstadt. 

—  pratense  L.  D.  Liebau,  Petersdorf,  Gr.-Ullersdorf,  Marschendorf, 
Philippsthal,  Kl.-Mohrau,  Blaschke,  Janowitz,  Römerstadt,  Wig- 
stadtl, Odrau. 

—  silvaticum  L.  Hohe  Heide,  Verlorene  Steine,  Berggeist  etc. 
(Oborny)  Keilig,  Rother  Berg,  Peterstein,  Saugraben,  Bär- 
muttergraben, Franz.  Jagdhaus,  Kriech,  Köhlerhütten,  bei  Werms- 
dorf, Gr.-Hirschkamm,  Backofensteiue,  Hofberg,  Hochwald  bei 
Janowitz. 

Lycopus  europaeus  L.  In  einer  abweichenden  Form  bei  Gr.-Ullers- 
dorf (Oborny),  D.  Liebau,  Beckengrund,  Ludwigsthal,  Bautsch, 
Odrau  etc. 

Origanum  vulgare  L.  Petersdorf,  häufig  bei  Gr.-Ullersdorf,  Zöptau 
und  Marschendorf,  Beckengrund,  Reigersdorf,  Aspendorf,  Pföhl- 
wies,  B.  Märzdorf,  Kleppel! 

Thymus  montanus  W.  K.  Wiesenberg,  Gr.-Ullersdorf  etc.  (Oborny) 
Petersdorf,  Rabenseifen,  Zöptau,  Buchelsdorf,  Winkelsdorf,  Bek- 
kengrund.  Wüst  -  Seibersdorf,  Reigersdorf,  Nikles,  Grumberg, 
Kl.-Mohrau,  Römerstadt. 

Ballota  nigra  L.  Noch  um  Odrau  und  Wigstadtl. 

Salvia  verticillata  L.  D.  Liebau,  B.  Märzdorf. 

Nepeta  cataria  L.  Verwildert  auf  der  hohen  Warte  bei  Zöptau, 
Aspendorf,  im  Aufstiege  zum  Pohorer  Wald  u.  a.  0.  bei  Odrau. 

(xaleopsis  ladanum  L.  Bautsch. 

—  tetrahit  L.  In  höheren  Lagen  bei  Buchelsdorf,  Kl.-Mohrau, 
Franz.  Jagdhaus  (weissblühend)  Römerstadt. 

—  pubescens  Boss.  Gr.-Ullersdorf,  Bautsch,  Odrau. 

—  versicolor  Gurt.  Wald  bei  der  Ruine  Neuhaus  nächst  Nikles, 
Spitzberg  bei  Wermsdorf,  Scheuergrund  u.  a.  0,  bei  Odrau  hier 
auch  die  /.  parvißora  Knaf.  Öelak.  Prodr.  p,  356. 

Betonica  officinalis  L.  D.  Liebau,  Grasplätze  bei  Blauda,  Wigstadtl, 
Lautsch,  Werdenberg,  Odrau. 

(Fortsetzung  folgt.) 


389 

Meine  dritte  Tirol-Fahrt/) 

Von  J.  Freyn. 

(Schlnss.) 

Am  11.  und  12.  hatten  ich  und  der  Ofen  viel  zu  thun;  am  13. 
waren  fast  alle  Pflanzen  trocken  und  wanderten  nach  Prag  und  ich 
selbst  wieder  hinunter  ins  Vintschgau;  die  Eichtung  war  jetzt  Bozen. 
Um  nächsten  Tags  von  Eyrs  weg  die  Post  benutzen  zu  können, 
wollte  ich  in  Trafoi  einen  Einspänner  miethen.  Für  den  sollte  ich 
aber  IV/o  fl.  bezahlen  (für  15  Kilometer!)  und  das  verscheuchte  in 
mir  die  Sucht  nach  Bequemlichkeit.  Darum  schnallte  ich  Stock, 
Schirm  und  Plaid  über  meine  Büchse  und  wanderte  fürbass  thalab- 
wärts  frisch  und  fröhlich  wie  ein  Student.  Unterwegs  nahm  ich  rasch 
noch  einige  interessante  Pflanzen  a,iif  {Calamagrostis  lanceolataB^oih., 
Calamintha  nepetoides  Jord.,  Digitalis  lutea  L.  u.  a)  und  traf  sehr 
zeitig  schon  in  Eyrs  ein. 

Dort  wussten  sie  am  Telegraphenamt  nicht,  wo  Grörz  ist  und 
wunderten  sich  nicht  wenig,  dass  das  eine  gar  nicht  so  sehr  ent- 
fernte österreichische  Provinzial-Hauptstadt  ist.  Im  Uebrigen  war  es 
„auf  der  Post"  recht  gut  und  behaglich,  trotzdem  sie  das  einzige 
Einkehrhaus  im  Orte  ist. 

Es  wäre  ungerecht,  wenn  ich  bei  dieser  Gelegenheit  nicht  dank- 
bar des  besonderen  Entgegenkommens  gedenken  sollte,  welches  ich 
in  Tirol  bei  allen  Postanstalten  gefunden  hatte,  und  Du  wirst  es 
mir  aufs  Wort  glauben,  dass  ich  den  jeweiligen  kleinen  Postämtern 
mit  meinem  massenhaften  Gepäck  gewiss  genug  zu  schaffen  gege- 
ben habe.  Dasselbe  wurde  aber  stets,  oft  sogar  ausser  der  Amts- 
stunde, angenommen  und  sofort  befördert,  worauf  es  mir  natürlich 
am  meisten  ankam:  in  Trafoi  unterzog  das  Fräulein  Post-Expeditorin 
meine  Packete  sogar  einer  Probeabwage,  weil  ich  in  meinem  Gast- 
hause keine  Wage  vorfand,  und  mir  doch  daran  lag,  die  vorgeschrie- 
benen 5  Kilo  nicht  zu  überschreiten.  Diese  Gefälligkeit  der  Postämter 
gegen  das  Publikum  ist  eine  wirkliche  Lichtseite  der  dortigen  Reisen. 

Anderen  Morgens  ging  es  wieder  im  Landauer  Etschthal  ab- 
wärts. Es  liesse  sich  über  diese  Fahrt  viel  erzählen,  denn  das  all- 
mälige  Auftreten  wärmeliebender,  südlicher  Gewächse,  je  weiter  man 
sich  dem  Meraner  Kessel  näherte,  war  sehr  bemerkenswerth.  Ich 
begnügte  mich  übrigens  alF  die  in  warmen,  südlichen  Farbentönen 
prangenden  Burgen  und  Schlösser,  die  ersten  Edelkastanien,  die  ersten 
Achillea  tomentosa  L.  nur  im  Vorbeifahren  zu  grüssen  und  trachtete 
Bozen  zu  erreichen.  Der  Ausblick  auf  Meran,  den  man  vom  Wagen 
aus  am  Abhang  des  Marlinger  Berges  so  nebenbei  geniesst,  war 
aber  so  verlockend,    die  vor  dem  erstaunten  Auge  sich  ausbreitende 


')  Aus  einem  Briefe  an  E.  Ha  ekel  zu  Nutz  und  Prommeu  allen  denen 
erzählt,  die  selbst  heutzutage  noch  Lust  haben  einen  botanischen  Reisebericht 
zu  lesen. 

Oeaterr.  botan.  Zeitschrift.  11.  Heft  1887.  32 


390 

Landschaft  war  bei  aller  Grossartigkeit  so  lieblich  schön,  dass  ich 
beschloss,  in  Meran  einen  Tag  zu  verweilen.  So  that  ich  denn  auch, 
hiezu  nicht  in  letzter  Linie  durch  den  Wunsch  bestimmt,  wieder 
einmal  meine  lieben  Mediterraupflanzen  von  Aug  zu  Aug  zu  sehen. 
So  suchte  ich  mir  denn  eine  nach  Süd  gerichtete  Lehne  aus,  fand 
nach  einigem  zwecklosen  Suchen  auch  hin  und  begrüsste  freudig  den 
jahrelang  entbehrten  Anblick  von  Ostrya,  Celtis,  Ficus  imd  Peuce- 
danuni  venetum  Koch,  nebst  Amarantus  patulifs  Bert,  und  nahm 
schliesslich  das  hie  und  da  bis  meterhohe  Sempervivum  Schottii 
Baker  mit,  das  dort  häufig  ist  —  im  Grossen  und  Ganzen  war  es 
aber  mit  der  krautartigen  Vegetation  bereits  zu  Ende.  Einem  nie- 
dergehenden Gussregen  entging  ich  durch  Einfall  in  das  nahe  Gast- 
haus. Von  dort  genoss  ich  noch  eine  prächtige  Aussicht  über  das 
Etschthal,  mit  dem  Profil  des  Gantkofel-Absturzes  zur  Rechten  und 
liess  mir  eine  Flasche  vortrefflichen  Traminer  gut  munden.  Die 
dicke  Luft  presste  mir  aber  so  viel  Schweiss  aus,  dass  ich  meinen 
gesammten  Vorrath  an  Taschentüchern  aufbrauchte. 

Am  15.  wollte  ich  Fimhristylis  bei  Ober-Mais  finden.  Man  sieht 
aber  nur  Villen  und  Parks  mit  prachtvollen  exotischen  Coniferen 
u.  dgl.  Somit  zog  ich  ab,  besah  lieber  Meran  mit  seinen  reizenden 
Villen,  fand  dabei  Nicandra  physaloides  und  Oocalis  cornicidata 
und  fuhr  dann  mit  der  Bahn  nach  Bozen.  Diese  Bahn  ist  in 
Oesterreich  ein  ünicum;  man  kann  auf  derselben  nur  I.  oder  IIL 
Classe  fahren  —  eine  IL  Classe  gibt  es  nicht.  Diese  eigenthümliche 
Einrichtung  ist  jedenfalls  im  Interesse  der  armen,  kranken  Meran- 
Pilger  getroffen,  aber  nicht  zum  Wohle  ihrer  Geldbeutel. 

In  Bozen  nahm  ich  beijn  Stigl-Wirth  Quartier  und  entdeckte 
da  auch  sofort  den  Trockenboden,  und  dieser  war  voll  von  gespann- 
ten Wäschleinen.  Nachdem  Gepäck  und  Papier  von  Trafoi  aus  auch 
bereits  eingetroffen  war,  so  konnte  die  Geschichte  also  wieder  los- 
gehen. 

Am  xibend  meiner  Ankunft  in  Bozen  hatte  ich  Gelegenheit 
das  Panorama  des  „Schiern"  und  der  „Rosszähne"  im  rothen  Licht 
der  untergehenden  Sonne  zu  bewundern  —  es  war  zum  ersten  und 
letzten  Male.  Das  Wetter  war  unsicher  geworden,  trübe,  aber  nicht 
heiss,  letzteres,  wenn  man  aus  den  Hochalpen  zu  300  M.  Seehöhe 
und  noch  dazu  in  den  Kessel  von  Bozen  niedersteigt,  gewiss  eine 
Annehiplichkeit. 

Die  Unsicherheit  des  Wetters  liess  mich  andern  Morgens  zö- 
gern, etwas  zu  unternehmen;  zuletzt  entschloss  ich  mich  aber  den- 
noch auszuflieo-en  und  zwar  auf  die  „Mendel",  deren  Schroffen  als 
Wahrzeichen  des  Etsclithals  bei  Bozen  gelten  können. 

Der  Weg  über  Sigmundskron  nach  Eppan  war  in  seiner  Schat- 
tenlosigkeit  furchtbar.  Paliurus  nahm  ich  als  Andenken  mit,  als  getreues 
Sinnbild  dieser  dornigen  Partie.  In  St.  Michael  in  Eppan  musste  ich  der 
drückenden  Schwüle  wegen  brav  dem  Wein  zusprechen  und  dann 
suchte  ich  über  Stock  und  Stein  die  „Eislöcher  von  Eppan".  Unter- 
wegs gelangt  man  in  ein  weites  Feld,  welches  völlig   mit  colossaleu 


391 

Porpliyrtrümmern  besäet  ist,  just  so,  als  wäre  der  Gipfel  des  nahen 
Matschatsch  einmal  herabgestürzt  und  im  Falle  auf  hunderttausend 
Stücke  zersprungen,  die  nun  herumliegen  und  dem  Menschen  das 
Gehen  sauer  machen.  Dieses  Trümmerfeld  ist  nun  mit  einem  Walde 
von  Edelkastanien  dicht  bewachsen  und  in  diesem,  sowie  an  seinen 
Rändern  fand  ich  häufig  Dkmthus  Segulerii  Vill.  (der  echte,  nicht 
die  bei  uns  so  benannte  Ai't)  in  bester  Blüthe  und  endlich  auch 
die  Eislöcher.  Letztere  sind  dadurch  merkwürdig,  dass  darin  kein  Eis 
zu  sehen  und  auch  nicht  zu  spüren  ist;  aber  es  wächst  dort  Hieracium 
atnplexicaule  L.  und  Agrostis  rupestris  All.  (bei  5 — 600  M.  See- 
höhe) nebst  Centaurea  amara  L.  Ich  war  froh,  als  ich  aus  dem 
von  Amelanchier  durchsetzten,  miserablen  Gestrüpp  wieder  her- 
auskam und  die  neue  Meudelstrasse  gewonnen  hatte.  Die  Kasta- 
nienwälder ziehen  hier  hoch  hinauf,  der  Porphyr  ist  ganz  mit  ihnen 
bedeckt,  weiterhin  auch  die  Schiefer.  Das  oberste  ist  eine  etwa  500 
bis  700  M.  holie  Dolomitwand  an  der  die  Strasse  in  vielen  Kehren 
recht  kunstvoll  hinangeführt  ist.  Wir  sind  in  der  Region  der  Dolo- 
mitalpen. Thymus  pannonicus  Hausm.,  Hieracium  porrifolium  L., 
Silene  Saxifraga  L.,  Asperula  montana  Rchb.,  Laserpitium  Gau- 
diiii  Moretti,  Festuca  spectabilis  Jan,  Paederota  Bonarota  L.,  Cgti- 
sus  purpureus  Scop.,  Laburnum,  alpimmi  Med.,  Ostrya  carpinifolia 
Scop.,  Galium  rubrum,  L.  und  purpureum  L.,  Achillea  tanacetifolia 
All.,  Urtica  hispida  DC,  das  sind  beiläufig  die  charakteristischesten 
Pflanzen  dieser  prächtigen  Landschaft  —  der  dort  gewonnene  Durst 
war  aber  unsagbar,  zumal  die  Sonne  herunterbrannte,  wie  nur  im 
August  möglich. 

Oben  am  Mendel-Passe  grosse  Bauthätigkeit.  Das  alte  Wirths- 
haus  wird  umgebaut,  zwei  Villen  daneben  neu  aufgebaut.  „Selva  in 
baudo"')  steht  auf  mehreren  Tafeln  für  männiglich  zu  lesen  und 
erinnert  uns,  dass  wir  wieder  einmal  die  Sprachgrenze  überschritten 
haben.  Der  „Selva  in  bando"  wurde  also  durchstreift.  Es  ist  ein 
schütterer  Lärchenwald  mit  beigemengten  Buchen,  Fichten  und  (spär- 
lichen) Tannen,  welcher  wegen  der  Beschaffenheit  der  Secundär-Flora 
ein  eigenthümliches  Vegetationsbild  bietet.  Der  Boden  ist  nämlich 
von  einem  Ericetum  bedeckt,  dessen  Hauptbestandtheile  Erica  carnea 
L.,  Calluna  und  Arctostcipliylos  officinalis  W.  G.  sind  und  das  von 
Sorbus  Ariel  und  S.  Chamaemespilus-15üSG]\en  unterbrochen  wird. 
Diese  Haideformatiou  hat  einen,  wie  es  scheint,  reichen  Pflanzeu- 
wuchs ;  Galium  rubrum  L.  ist  dort  häufig,  Linum  viscosum  L.  mit 
seinen  rothen  Blüthen  stellenweise,  Hieracium  ericetorum  n.  sp.-) 
truppweise,  Luzula  nivea  DC.  uud  eine  feurig  karminrothe  Be- 
tonica  allgemein  etc.  etc.  Da  es  zu  regnen  anfing  und  finster 
wurde,  kehrte  ich  ins  Wirthshaus  zurück.  Dort  ging  es  bald 
lustig  zu.  Die  Wirthiu,  eine  junge,  fröhliche  Badenserin,  machte  die 


')  =  Bann-Wald. 

-)  Eine  a.  a.  Stelle  zu  beschreibende  Art  aus  der  Gruppe  der  Alpestria, 
welche  mit  H.  jaceoides  Arvet  verwandt  ist. 

32^"- 


392 

Honneurs,  und  als  es  endlich  zum  Schlafen  ging,  staunte  ich  über 
den  Comfort  des  mir  angewieseneu  Zimmers;  solchen  hätte  ich  mit- 
ten in  dem  Trubel  des  Umbaues  nicht  erwartet.  Zeitlich  Früh  sollte 
ich  geweckt  werden,  denn  ich  wollte  die  Koen-Alpe  besteigen. 

Am  17.  August  Früh  wurde  ich  prompt  geweckt;  es  goss  aber 
wie  aus  Kannen.  Angezogen  war  ich  indessen  und  so  setzte  ich  mich 
denn  in  den  amerikanischen  Schaukelstuhl,  der  in  meinem  Zimmer 
stand  und  schlief  und  schlief  his  es  heller  Tag  war.  Um  8  Uhr 
herum  hörte  der  Kegen  auf,  die  ganze  Mendel  stak  aber  in  Wolken. 
Mit  der  Roen-Alpe  war  es  nichts  gewesen,  somit  wollte  ich  wenig- 
stens den  näheren  Penegal  besteigen.  Das  gelang  zwar,  ich  hatte 
aber  weder  eine  Aussicht  —  denn  die  Wolken  rührten  sich  nicht 
—  noch  fand  ich  Pflanzen,  denn  oben  waren  die  Wiesen  just  frisch 
gemäht.  Es  war  aber  immerhin  interessant,  die  charakteristische  Ve- 
getationsform da  oben  zusehen:  in  den  Bergwiesen  stehen  viele  aber 
sehr  zerstreute  Bäume  von  Lärchen  und  Fichten,  einzelne  abgerun- 
dete Büsche  von  Sorhis  Aria  und  S.  Chamaemespilus  und  viele  pol- 
sterartige Kaupen  von  Erica  carnea  oder  Calluna  oder  Arctostaphy- 
los.  Die  Wiese  selbst  wimmelte  von  einer  weissen  Euphrasia.  Der 
grauenhafte,  etwa  1000  M.  tiefe  Absturz  des  Penegal  gegen  das 
Etschthal  schien  sich  während  des  Nebels  ins  Bodenlose  zu  verlie- 
ren —  dem  wich  ich  aus,  trotzdem  an  seinem  oberen  Rande  Arte- 
misia  pedemontana  wachsen  soll.  Am  Rückwege  nahm  ich  noch  das 
unförmliche  Cirsium  spathulatum  Moretti  mit,  das  sich  in  den  Rui- 
nen eines  Hauses  breit  machte,  und  dann  eilte  ich  nach  Bozen.  In 
St.  Michael  kam  ich  gerade  noch  zurecht  an,  um  den  Omnibus,  der 
von  Kaltem  nach  Bozen  fährt,  zu  benützen  und  das  war  mir  ange- 
nehm, denn  die  Sonne  brannte  wieder  tüchtig  herunter,  oben  der 
Mendelrücken  blieb  aber  in  den  Wolken. 

In  Bozen  fand  ich  meinen  Hauptmann  von  Trafoi  wieder  und 
wir  beschlossen  anderen  Tags  den  Gunschnä  zu  besteigen;  er,  weil  er 
dort  einen  guten  Wein  wusste;  ich,  weil  ich  Südpflanzen  wollte. 
Der  Wein  war  mir  aber  auch  recht.  Der  Regen  wollte  jeden  Augen- 
blick herunterfallen,  hatte  aber  ein  Einsehen  und  blieb  tagsüber 
hübsch  oben.  Die  Excursion  ergab  Plstacia  Terehinthus  L.,  Centran- 
thus  ruberh.,  Opuntia  nana  Yis.,  Punica,  Ficus,  Prunus  fruticans Weih. 
u.  dgl.,  aber  keinen  Heteropogon.  Der  Wein  war  wirklich  gut  und 
die  Aussicht  gegen  Trient  zu  und  über  Bozen  hinüber  sehr  schön 
aber  dunstig.  Abends  regnete  es.  —  Prof.  Schmiedeknecht  aus 
Jena  ist  da  und  wir  verabredeten  für  morgen  einen  Ausflug  nach 
Sigmundskron.  Er  sammelt  Wespen  und  ich  Pflanzen.  Da  wir  aber 
manche  gemeinsame  Bekannte  haben  und  er  sich  auch  um  die  Pflan- 
zen interessirt,  von  denen  er  seine  Wespen  abklopft,  so  kommen 
wir  famos  miteinander  aus.  —  Die  Pflanzen  wollen  nicht  trocknen; 
der  Ofen  von  Trafoi  geht  mir  ab. 

Am  20.  ging  es  denn  per  Bahn  nach  Sigmundskron.  Eine  ziem- 
lix5he  Schwitzpartie !  Indessen  fand  ich  die  in  den  Gebüschen  hier 
allgemein  verbreitete,  wie  verdorrt  aussehende  Agrostis  tarda  Barth 


393 

sofort.  Interessantere  Arten  waren  aber  Peucedanum  venetum  Koch, 
Ci/perus  Monti  L.,  OdonUtes  Kochii  F.  Schltz.  Centaurea  nigrescens  v. 
transalpina  Hausm.,  Trifolium patens  DC,  Linaria  italica  Trev.  und  im 
Flusskiese  der  Etsch  stellenweise  kleine  Bestände  von  Ononis Natrix  L., 
Sdene  Armeria  L.  und  einzelner  Tommasinia.  Das  Warten  auf  den  Zug 
war  sehr  lustig,  denn  das  Bier  war  gut,  der  Abend  herrlich  und  wir 
Beide  in  bester  Stimmung.  Das  Wetter  bleibt  aber  unsicher;  Latte- 
mar,  Schiern  etc.  sind  seit  meiner  Ankunft  in  Bozen  in  Wolken  ge- 
liüllt  und  zu  einer  Hochgebirgstour  kommt  es  dessbalb  nicht.  Ich 
niuss  zufrieden  sein,  die  nächsten  Umgebungen  Bozens  besuchen  zu 
können,  dabei  von  Tag  zu  Tag  hoffend,  ich  käme  doch  noch  auf  den 
Schiern  hinauf. 

Eine  Pracht-Excursion  ergab  sich  aber  dennoch  und  das  war 
jene,  die  ich  mit  Schmiedeknecht  ins  Eggenthal  machte.  Der  In- 
genieur, welcher  diese  Strasse  geplant  und  gebaut  hat,  hat  sich  ein 
Denkmal  gesetzt  für  alle  Zeit.  An  wilder  Komantik  wetteifert  die 
enge  Schlucht  keck  mit  irgend  einer  landscliaftlichen  Schönheit;  der 
Gipfel  des  Schönen  ist  aber  erreicht,  da  wo  die  Strasse  vor  dem 
Tunnel-Eingang  über  den  Wasserfall  hinführt,  der  die  Wässer  des 
E':igenbaches  in  wüthendem  Anprall  felsenaushöhlend  zur  Tiefe 
schleudert.  Botanisch  war  der  Ausflug  durch  Tommasinia,  Lactuca 
virosa  L.,  Carpesium  cernuum  L.  und  in  St.  Justina,  durch  Setaria 
ambigua  Guss.  gekennzeichnet.  Auch  der  Wespenmann  fand  nicht 
viel  und  der  Kegen  schadete  uns  Beiden. 

Am  23.  sah  ich  mir  das  sagenumwebte  Runkelstein  an.  Wenn 
mein  Magen  angeätzt  gewesen  wäre,  hier  wäre  der  Wein  vollends 
durchgekommen.  Es  lief  aber  gnädig  ab,  denn  nicht  einmal  der  ob- 
ligate Viertel-Liter  war  hinunterzubringen.  Dafür  war  aber  vom  Schlosse, 
das  eben  wieder  hergestellt  wird,  auch  nichts  zu  sehen.  Nun  zog 
ich  die  Talfer  aufwärts  weiter.  Das  letzte  Hochwasser  hat  die  Hau s- 
mann'schen  Standorte  ruinirt  und  es  war  gar  nichts  Besonderes  zu 
finden.  Nur  Hieracium  oxydon  Fr.  sah  ich  mehrfach  an  Felsen  und 
brachte  es  im  Regenschirm  mit  nach  Hause.  Bidens  hidlata  fängt 
erst  an  zu  blühen.  Merkwürdigerweise  ist  jene  Form  des  H.  ooßydon 
die  ich  hier  am  Porphyr,  also  am  kieselreichen  Gestein  sammelte, 
von  der  Kalkform,  die  z.  B.  an  der  Mendelstrasse  wächst,  nicht 
verschieden.  Ich  mutbmasse  übrigens,  dass  Hausm ann's  H.  Schnidtii 
eben  dieses  H.  oxydon  ist,  welches  von  Hausmann  doch  unmöglich 
übersehen  worden  sein  konnte. 

Am  24.  August  den  Schiern  definitiv  aufgegeben;  es  geht  also 
wieder  nordwärts.  In  Steizing  wird  Halt  gemacht,  sofort  zu  P.  Hu- 
ter nach  Ried  gegangen  und  mit  ihm  der  beabsichtigte  Hieracien- 
Ausflug  für  morgen  verabredet.  P.  Huter  hat  jetzt  sehr  viel  Arbeit 
mit  den  Buchinger' sehen  Sammlungen,  die  er  sichtet  und  zum 
Vertheilen  ordnet.  Wer  P.  Huter's  wundervolle  Exsiccaten  kennt, 
kann  sich  auch  sofort  die  Strenge  vorstellen,  mit  welcher  Letzterer 
an  die  Sammlung  geht.  Ein  Berg  weggeworfenen  alten  Zeugs  samrat 
Zetteln  verbarrikadirt  beinahe  das  eine  Zimmer.    Wir  sahen  Einiges 


394 

von  den  Buchinger'sclien  Sachen  durch  und  fanden  recht  Schönes 
und  Seltenes  darunter.  In  der  „alten  Post"  in  Sterzing  übernachtet. 
Ein  recht  gutes,  anständiges  Haus  mit  wohlthuendem  Comfort  und 
nicht  theuer. 

Früh  sehr  zweifelhaftes  Wetter.  P.  Huter  kommt  zu  meiner 
Freude  aber  doch  und  so  zogen  wir  denn  selbander  gegen  den  Jau- 
fen  zu  —  ein  pflauzenarmes  Thonschiefer  -  Gebirge,  welches  aber 
mehrere  sehr  interessante  Habichtskräuter  birgt,  die  mein  liebens- 
würdiger Führer  dahier  vor  einigen  Jahren  entdeckt  hat.  Natürlich 
regnete  es,  aber  die  gewünschten  Hieracien  waren  alle  da.  Ich  meine 
H.  Bocconei  Gris.,  H.  ochroleucum  Schleich.,  S.  jurassicum  Gris.  — 
also  wieder  centralalpine  Arten,  dann  aber  auch  H.  Vippetinum  Hu- 
ter, das  für  mich  ein  Bastard  ist  u.  zw.  von  H.  jurassicum  wahr- 
scheinlich mit  H.  murorum  oder  H.  vulgatum.  Auch  einige  schöne 
Cirsien-Bastarde  und  meine  hier  massenhafte  Euphrasia  variabilis 
wurden  eingelegt,  dann  wurde  aber  der  Rückzug  angetreten.  Im 
Jaufendörfel  hatten  wir  beim  Herrn  Curat  Mittagsrast  gehalten  und 
waren  daselbst  auf  das  Freundlichste  aufgenommen  und  bewirthet 
worden. 

In  Sterzing  verpackte  ich  Alles  in  die  Büchse  und  sendete 
diese,  so  wie  sie  war,  auf  gut  Glück  nach  Prag  mit  schwacher  Hoff- 
nung, dass  wenigstens  einige  der  leider  triefend  nassen  Pflanzen  frisch 
grün  bleiben  würden.  Nächsten  Tags  fort  nach  München.  Der  Aus- 
sichtswagen war  von  Vertretern  sogenannter  „besserer  Stände"  be- 
setzt. Dieselben  hatten  aber  die  Aussicht  in  rücksichtslosester  Weise 
in  Beschlag  genommen  und  den  Zutritt  zu  den  noch  unbesetzten 
Fenstern  durch  Berge  sogenannten  „Handgepäcks"  verlegt.  Nun  war 
ich  eigens  deshalb  I.  Classe  gefahren,  um  den  Aussichtswagen  be- 
nützen zu  können,  und  es  wird  mir  daher  wohl  Niemand  verübeln, 
dass  ich  ob  solcher  unqualificirbarer  Rücksichtslosigkeit  unmuthig 
war.  Ich  wollte  eben  losplatzen,  als  zum  Glück  ein  Theil  der  an- 
spruchsvollen Sippe  ausstieg.  In  München  regnete  es  selbstverständ- 
lich und  darum  stieg  ich  erst  gar  nicht  aus,  sondern  fuhr  gleich  in 
einem  Zuge  bis  Regensburg  weiter.  Wer  aber  nicht  da  war,  war 
Freund  Celakovsky,  mit  dem  ich  dort  ein  Stelldichein  verabredet 
hatte.  Auch  Dr.  Singer  war  nicht  da,  sondern  in  den  Alpen.  Ich 
ergötzte  mich  also  allein  an  der  Stadt  und  der  Walhalla;  sah  im 
Geiste  die  Hauptbilder  deutscher  Geschichte  an  mir  vorüber  ziehu, 
bis  zum  Falle  des  „heiligen  römischen  Reiches  deutscher  Nation" 
und  bis  zur  Wiedererstehung  des  neuen  Reiches  und  dann  ging  es 
fort  in  die  Nacht  hinein. 

Am  28.  August  Früh  zeitlich  roch  ich  schon  bei  Kuchelbad 
das  alte  Prag. — 

Prag,  im  November  1886. 

-iOi 


395 

Flora  des  Etna. 

Von   Prof.  P.   Gabriel   Strobl. 

(Fortsetzung.) 

1413.  Lens  esculenta  Mncli.  Ei^um  Lens  L.  Leiclit  erkennbar 
durch  aufrechte,  robuste  Stengel,  5 — 7paarige  Blättchen,  1— 3blü- 
tliige,  begrannte  Blütbeustiele  von  Blattläuge,  linearpfriemliche,  die 
Kolcliröhren  bedeutend  übertreffende  und  der  weisslicheu  Krone  min- 
destens gleichkommende  Kelchzähne,  fast  quadratische  um  ein  Viertel 
lausere,  als  breite,  12 — 16  Mm.  lange,  einsamige  Hülsen.  In  der 
Tiefregion  bis  über  2000',  z.  B.  noch  um  Bronte  und  Maletto,  häufig 
cultivirt  und  verwildert.  Mai — Juli.  O- 

1414.  L.  nigricans  (MB.)  Grr.  Godr.  Ervum  nigr.  MB.  Guss. 
Syn.  et  *IIerb.!  Viel  zarter  mit  meist  aufsteigenden  Stengeln  und 
Aesten;  Blättchen  nur  2 — 4paarig,  verkehrt  eiförmig,  die  oberen 
länglich,  flaumig  rauh  mit  Dornranke;  Nebenblätter  gezähnt;  Blü- 
thenstiele  grannig,  über  blattlang,  1 — 2blüthig;  Kelchzähne  gewim- 
pert,  bedeutend  länger,  als  die  kurze  Kelchröhre  und  die  bläuliche 
Krone;  reife  Hülse  länglich-quadratisch,  meist  10  Mm.  lang,  6  Mm. 
breit,  braungelb  (nicht  schwarz),  1 — 2samig;  Same  ganz  sammt- 
schwarz  oder  lichter  gefleckt.  Auf  trockenen  steinigkrautigen  Berg- 
abhängen und  in  lichten  Wäldern  (2—3000'):  Am  M.  San  Nicola 
bei  Nicolosi  (Torn.  in  Herb.  Guss!  Herb.  Torn.!),  unter  Kastanien 
des  Serrapizzutawaldes  sehr  häufig!  April,  Mai.  O- 

1415.  L.  Lenticula  (Schreb.)  Sturm,  Ervum  Lentic.  Schieb., 
uniflorum  Ten.  Guss.  *Syn.  et  *Herb.!  Von  der  äusserst  ähnlichen 
nhjric.  nur  verschieden  durch  zarteren  Wuchs,  ziemliche  Kahlheit, 
ganzrandige,  halbpfeilförmige  untere  und  lineallanzettliche  obere  Ne- 
benblätter, stets  einblüthige,  grannenlose,  meist  über  blattlange  Blü- 
thenstiele,  etwas  kleinere,  flaumige  oder  kahle  {a.  erio-,  ß.  lejocarpon 
mihi),  1  — 2samige  Hülsen,  schwach  gewimperte  Kelchzähne,  Blüthen 
von  mindestens  Kelchlänge.  L.  Lentic.  aus  Cherso  und  Dalmation 
lässt  sich  von  der  Pflanze  des  Etna  und  der  Nebroden  absolut  in 
nichts  unterscheiden,  sogar  die  Samen  sind  bei  beiden  gleich :  linsen- 
förmig, lederbraun,  scliwarzgefleckt  mit  weissem  Hilus.  Auf  steinig- 
krautigen Bergabhängen  (2 — 4000'):  Am  Etna  um  Bronte  (Guss. 
Syn.),  Wald  von  Maletto  (Guss.  Herb.!);  ich  sammelte  var.  ß.  lejoc. 
an  Hohlwegrändern  neben  dem  Monte  Zio  und  an  buschiggrasigen 
Abhängen  unterhalb  des  Bosco  Maletto.  April,  Mai.  O- 

1416.  Pisum  elatius  MB.,  hiflorum  ■'^'Eaf.  Gar.,  arvense  *Cat. 
Cosent.,  non  L.,  maritinium  *Cat.  Cosent.?,  uon  L.,  arvense  \i.  var k- 
gatiim  Guss.  Syn.  et  *Herb.!  variirt  u.  fjenuinuni:  Samen  braun, 
dunkelmarmorirt,  Wuchs  meist  höher,  kletternd,  Blättchen  und  Ne- 
benblätter kaum  seegrün,  doppelt  so  gross,  ß.  melanospermum  mihi. 


396 

Samen  schwarz,  Wuchs  meist  niedriger,  nicht  kletternd.  Blättchen 
und  Nebenblätter  stark  seegrün,  nur  halb  so  gross.  Arvense  L.  dif- 
ferirt  von  beiden  durch  sehr  grosse,  schwächer  gezähnte  Nebenblätter, 
die  mit  Ausnahme  einiger  unterer  durchaus  eiförmigen,  ganzrandigen 
Blättchen  und  besonders  durch  nicht  fast  kugelige,  sondern  zusam- 
mengedrückt eckige  Samen.  Auf  Lavaströmen,  buschigen,  krautigen 
Abhängen  der  Tiefregion  häufig :  Am  Etna  (Raf.  Car.),  in  der  Ebene 
des  Simeto  (Cat.  Cosent.),  um  Catania  (Cosent.  in  Herb.  Guss.!) 
Zaffarana,  Ognina  (Herb.  Reyer!)  Misterbianco,  Mascalucia!  April — 
Juni.  O' 

NB.  P.  sativum  L.  wird  in  der  unteren  Etnaregion  sehr  häufig 
cultivirt.  (!,  Philippi,  Schouw,  Herb.,  Torn.!) 

1417.  Lathyrus  Clymenum  L.  *Raf.  I,  articulatus  *Raf.  II, 
tenuifolius  Dsf.  Guss.  Syn.  et  *Herb. !  Ausgezeichnet  durch  die  blatt- 
artigen, blattscheibenlosen  unteren  Blattstiele,  2 — 4paarigen,  mitt- 
leren und  oberen  Blättchen,  grosse,  purpurrothe  Fahne,  blaue  Flügel, 
flache,  am  Rücken  gefurchte  Hülse.  Articulatus  L.  unterscheidet  sich 
davon  durch  weisse  Flügel,  knotige,  am  Rücken  gekielte  Hülsen, 
stumpfe  Griifel.  Variirt  in  Sicilien:  a.  tenuifolius  Gr.  Godr.  (Stengel 
und  Blattstiele  schmal  geflügelt,  Blättchen  lineal  bis  lineallanzettlich). 
ß.  latifolius  Gr.  Godr.  (Stengel  und  Blattstiele  breit  geflügelt.  Blätt- 
chen länglich  bis  lanzettlich).  Unter  Saaten  auf  Wiesen,  Lavaströ- 
men, buschigen  Abhängen,  beide  Var.  gemein,  oft  als  Futterpflanze: 
Um  Catania  überall  (!,  Cosent.  et  Torn.  in  Herb.  Guss.!,  Herb.  Torn.! 
Herb.  Reyer!),  Milo,  ZafFarana  (Herb.  Tom.!),  Ognina,  Misterbianco 
(!,  Herb.  Reyer!),  in  der  Ebene  des  Simeto,  von  Bronte  nach  Ma- 
letto,  von  Torregrifo  bis  Nicolosi  s.  hfg.,  seltener  in  Roggenfeldern 
der  Waldregion  bis  3500'!  April,  Mai.  0. 

1418.  L.  Ochrus  (L.)  DC,  *Bert.  FL  it.,  Guss.  Syn.  et  *Herb! 
Leicht  kenntlich  an  den  fehlenden  Blattscheiben,  den  grossen,  läng- 
lich ovalen  Phyllodien  und  grossen,  gelben  Blüthen.  In  Gärten  und 
Saatfeldern  sehr  häufig:  Aus  Catania  von  Cosentini  erhalten  (Bert., 
Herb.  Guss!)  in  der  Ebene  des  Simeto  überall  bis  Paterno  (!,  Herb. 
Torn!).  März,  April.  Q- 

1419.  L.  Aphaca  L.  *Raf.  II,  *Bert.  Fl.  it.,  Guss.  Syn.  et 
Herb.!  Ausgezeichnet  durch  rankenförmige  Blätter  und  sehr  grosse 
herzf.  spiessförmige  Nebenblätter;  Blüthen  axillär,  einzeln  langge- 
stielt, gelb;  affinis  Guss.,  habituell  damit  identisch,  differirt  nach 
Guss.  Syn.  add.  durch  Kronen  von  doppelter  Kelchlänge  mit  brei- 
teren Flügeln  und  doppelt  so  breiter  Fahne  und  ganz  kahle  Blüthen- 
etiele;  meine  Exemplare  {L.  äff.  Guss.  in  Baenitz  herb.  eur.  „Attica 
1.  Heldreich")  kann  ich  von  Aphaca  kaum  durch  etwas  stärker  see- 
grüne Färbung  unterscheiden.  Unter  Saaten,  auf  Brachfeldern,  an 
buschigen  Abhängen  in  Sicilien  gemein,  im  Gebiete  ziemlich  selten: 


307 

Aus  Catania  von  Cosentini  erhalten  (Bert.),    um  Catania,  Gervasi, 
am  Etna  (Herb.  Torn.!),  in  der  Ebene  des  Simeto!  April— Juni.  0. 

1420.  L.  Nissolia  L.  Statt  der  Blätter  nur  linearlanzettliche, 
rankenlose,  spitze  Phyllodien  vorhanden,  Krone  purpurn.  In  sonnigen 
krautigen  Waldlichtungen  Siciliens  selten:  Wälder  des  Etna  gegen 
Bronte,  Maletto  (Guss.  Syn.  et  Herb.!)  und  Adernö  (Guss.  Syn.) 
Mai,  Juni.  Q- 

1421.  L.  setifolius  L.  Sehr  schlank,  Blättchen  einpaarig,  sehr 
lang  und  schmallinear  zugespitzt;  Stiele  einblüthig,  Blüthen  purpurn, 
klein  (8—10  Mm.);  Hülsen  gestielt,  elliptisch  länglich  (24— 28  Mm. 
laug,  10  Mm.  breit),  2 — Ssamig,  Samennaht  weder  verdickt  noch 
geflügelt,  Samen  circa  5  Mm.,  kugelig,  höckerig.  Auf  sonnigen,  krau- 
tigen Hügeln  Siciliens  nicht  selten,  höchst  wahrscheinlich  auch  im 
Gebiete;  ich  sammelte  ihn  noch  bei  Taormina.  April,  Mai.  O. 

1422.  L.  sphaericns  Ketz,  sph.  b.  neapolitanus  Guss.  Syn.  et 
*Herb.!,  neapol.  Ten.  Syll.,  nervatus  Presl  del  präg.  angulatus'QQxi.  Fl. 
it.  quoad  pl.  sie,  non  L.  Von  setifolius  verschieden  durch  robusteren 
Wuchs,  breitere,  lang  lineallanzettliche  Blättchen,  über  1  Cm.  grosse, 
scharlachrothe  Blüthen,  schmallineare,  25  —  36  Mm.  lange,  4  Mm. 
breite,  ziemlich  cylindrische,  stark  nervige  Hülsen  mit  mindestens 
8  circa  3  Mm.  grossen,  kugeligen,  glatten,  schwarzbraunen  Samen. 
Steht  in  Ten.  Syll.  als  neapolitanus  Ten.,  lässt  sich  aber  von  der 
Pflanze  Südtirols,  Istriens,  der  Schweiz,  nicht  unterscheiden;  angu- 
latus  L.,  verschieden  durch  schmälere,  fast  lineare  Blätter,  den  Blatt- 
stiel weit  überragende  Blüthenstiele  purpurne  Blütben,  nicht  erhaben 
uetznervige  Hülsen  und  eckige,  kleinhöckerige  Samen,  fehlt  in  Sici- 
lien;  erectns  La,g.  =  stans  Vis.,  ebenfalls  äusserst  ähnlich,  diiferirt 
durch  kleine  lilablaue  Blüthen  und  sehr  kurze,  grannenlose  Blüthen- 
stiele. Auf  Lavaströmen,  sonnigen  krautigen  Abhängen  und  in  Wald- 
lichtungen bis  3000' häufig.  Catania  (Cosent.  in  Herb.  Guss. ,  Herb. 
Torn.,  Herb.  Reyer!),  Etna,  sandige  Orte  (Herb.  Guss.,  Herb.  Torn.!), 
Lavagründe  gegen  Ognina  und  Acicastello  (!  Herb.  Beyer!),  in  der 
Hochebene  von  Nicolosi,  sehr  häufig  an  grasigen  Hohlwegrändern 
links  vom  Monte  Zio,  seltener  unter  Kastanien  der  Serrapizzuta!;  eine 
ziemlich  behaarte  Varietät  liegt  als  b.  pilosus  Guss.  in  litt,  im  Herb. 
Guss.  auf:  Catania  (Cosent.),  Chiusa  deir  agnone!  April,  Mai  O- 

1423.  L.  Cicera  L.  Cic.  b.  dubitfs  Guss.  Syn.  et  *Herb.!,  du- 
bius  Ten.,  erytkrinus  Presl  Fl.  sie.  purpureus  Presl  del  präg.,  non 
Dsf.  Vorigen  zwei  Arten  ähnlich ,  aber  verschieden  durch  robusteren 
Wuchs;  kürzere  lanzettliche  untere  und  lang  lanzettlichlineare  obere 
Blättchen,  grosse,  halbpfeilförmiglanzettliche  Nebenblätter,  dreieckig- 
lanzettliche,  zugespitzte,  gleichlange  Kelchzähne  von  doppelter  Länge 
der  Röhre,  13 — 15  Mm.  lange,  purpurrothe  Blüthen,  25—35  Mm. 
lange,  fast  1  Cm.  breite,  längliche.  3— 5samige,  netznervige,  zusam- 


398 

mengedrückte,  an  der  Samennaht  tief  gefurchte  Hülsen.  Ich  sehe 
keine  constante  Differenz  zwischen  meinen  Exemplaren  Siciliens  und 
denen  Neapels,  Oberitaliens,  Istriens,  Dalmatiens,  daher  die  Namen 
Presl's  und  Tenore's  einfach  Synonyme  zu  Cicera  sind.  Auf  son- 
uigkrautigen  Hügeln  der  Tiefregion  Siciliens  sehr  häufig,  auch  im 
Gebiete:  Catania  (Cosent.  in  Herb.  Guss.,  Herb.  Tora.,  Herb.  Eeyer!), 
Lavagründe  bei  Ognina  (Herb.  Reyer!),  an  grasigen  Stellen  unter 
Kastanien  des  Monte  Nocilla  oberhalb  Nicolosi  häufig.  (!,  circa 
3000').  April,  Mai.  Q. 

1424.  L.  sativus  L.  Dem  vorigen  äusserst  ähnlich,  fast  nur 
verschieden  durch  noch  grössere,  ganz  weisse  oder  blaupurpurne  Krone 
mit  weisslichem  Schiifchen  und  rhombischläugliche,  an  der  Samen- 
naht gekrümmte  und  doppelt  geflügelte  Hülsen  mit  cavernösen, 
Weissgrünen  Samen.  Variirt  mit  breit  lanzettlichen  bis  fast  linealen 
Blättchen.  Als  Futterpflanze  in  Sicilien  öfters  cultivirt,  im  Gebiete 
aber  auch  anscheinend  wild:  Thonhügel  neben  Feldwegen  bei  An- 
nuDziata  (Herb.  Reyer!),  in  Lavaströmen  zwischen  Torregrifo  und 
Nicolosi  beide  Blattextreme  häufig,  zugleich  mit  Clymenum  (!,  1800'). 
April,  Mai.  O- 

1425.  L.  Gorgoni  Pari.  Guss.  *Syn.  et  *Herb.!  Dem  L.  sat. 
imd  Cicera  habituell  sehr  ähnlich,  aber  verschieden  durch  durchaus 
breitlauzettliche  (Breite  mindestens  5  Mm.),  lange  Blätter,  ca.  18  Mm. 
lange,  hochgelbe,  rothgestreifte  Fahne,  hochgelbe  Flügel  und  bleich- 
gelbes  Schiffchen;  Wuchs  hoch  und  üppig.  Stengel  ziemlich  breit 
geflügelt,  Blättchen  einpaarig  mit  dreispaltiger  Ranke,  Nebenblätter 
gross,  halbpfeilförmig  breitlanzettlich,  die  einblüthigen,  oberhalb  der 
Mitte  gegliederten  Blüthenstiele  von  mehr  als  Blattläuge,  die  gleich- 
gestalteten spitzlanzettlichen  Kelchzähne  von  doppelter  Länge  der 
Röhre,  die  Hülsen  kahl,  breitlinear,  zusammengedrückt  netzuervig, 
nicht  geflügelt.  —  Auf  Fluren  und  unter  Saaten  bei  Catania  (Cosent. 
in  Guss.  Syn.  add.  et  Herb.!),  an  feuchten,  grasigen  Feldrändern  unter- 
halb Paternö  an  einer  Stelle  sehr  häufig!  März,  April.  O-  Ich  fand 
ihn  noch  bei  Syracus,  Pariatore  bei  Palermo. 

NB.  L.  hirsutus  L.,  annuus  L.  und  odoi^atus  «.  slculus  L.,  alle 
drei  in  Sicilien  ziemlich  verbreitet,  wurden  im  Gebiete  noch  nie  be- 
obachtet. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Conservirung  von  Abietineen. 

Von  J.  Bornmüller. 

Die  einfachste  und  wohl  noch   beste   Methode,  Abietineen  mit 
hinfälligen  Nadeln  für  das  Herbar  so  zu  conserviren,  dass  im  trocke- 


399 

Den  Zustand  die  Nadeln  am  Zweig  haften  bleiben,  scheint  noch  nicht 
so  bekannt  zu  sein  oder  wenigstens  Glauben  zu  finden,  als  sie  es  ver- 
dient. Mir  ist  es  jetzt  gelungen,  eine  grössere  Anzahl  von  Omorika 
wohlbehalten  in  meinem  Herbar  liegen  zu  haben,  die  ich  vor  sechs 
Wochen  in  ihrer  Heimat,  in  den  wildromantischen  Gebirgsgegenden 
des  südöstlichen  Serbiens  mitgenommen  habe,  die  seit  der  Präpara- 
tion kaum  eine  Nadel  abgeworfen  haben.  Obgleich  ich  das  Bündel 
Zweige,  welches  ich  am  28.  August  bei  Zaovma  vom  Baume  brach, 
zwölf  Tage  auf  der  Eeise  mit  mir  herumschleppte,  wobei  ich  es  in 
einem  Sacke  auf  dem  Kücken  des  Pferdes  der  sengendsten  Sonne 
aussetzte  und  es  nicht  einmal  täglich  befeuchtete,  dann  es  schliess- 
lich noch  tagelang  im  trockenen  Zimmer  liegen  gelassen  und  ver- 
gessen hatte,  dass  bereits  die  Nadeln  in  bedenklicher  Menge  abzu- 
fallen begannen,  so  machte  ich  dennoch  den  Versuch,  von  dem  ich 
einmal  gehört  und  den  ich  selbst  oft  vergeblich  probirt  hatte,  und 
steckte,  um  so  das  Vorhandene  vielleicht  noch  zu  retten,  den  ganzen 
Bündel  in  einen  grossen  Kessel  siedenden  Wassers.  Volle  zwanzig 
Minuten  kochten  die  Zweige,  dann  war  das  ganze  Harz  herausge- 
kocht und  schwamm  wie  grosse  Fettblasen  auf  der  seltsam  duften- 
den Brühe.  Doch  auch  da  hatte  ich  noch  wenig  Vertrauen  zu  der 
Sache,  Hess  die  Zweige  noch  zwei  Tage  lang,  stundenlang  der  Sonne 
ausgesetzt,  liegen,  brachte  sie  aber  dann  in  Papier  und  merkte  bald, 
dass  mein  Verfahren  nicht  ganz  umsonst,  ja  von  grossem  Erfolg 
gekrönt  sei.  Eifrig  wechselte  ich  jetzt  täglich  das  feuchte  mit  mög- 
lichst warmem  Papier  und  —  die  Nadeln  haften  heute  noch  fest  wie 
an  einer  Edeltanne  an  den  Zweigen,  die  kurz  vorher  die  Nadeln 
schon  fallen  Hessen. 

Wohl  sind  die  Zweige  für  das  Herbar  völlig  ausgetrocknet, 
kann  aber  nicht  dafür  garantiren,  ob  sie  auch  nach  sechs  Monaten 
oben  so  gut  erhalten  sind,  als  nach  sechs  Wochen.  Die  Sprödigkeit 
und  Gebrechlichkeit  wird  sich  wohl  steigern,  aber  die  Nadeln  werden 
sich  allem  Anschein  nach  nicht  von  selbst  vom  Zweige  loslösen. 
Und  wäre  auch  diess  der  Fall,  für  viele  Zwecke  ist  das  Kochen  mit 
sechswöcheutlicher  Garantie  von  grossem  Werthe.  Bisher  ist  es  noch 
Niemanden  gelungen,  einen  instructiven  Zweig  Omorilca  mit  Zapfen 
und  Belaubuug  über  die  Grenzen  Serbiens  und  Bosniens  zu  bringen, 
selbst  Belgrad  hat  noch  nicht  einen  solchen  gesehen  (ein  hiesiger 
Zeichner  musste  zu  dem  Mittel  greifen,  um  sich  eine  Vorstellung 
von  einem  Omorikazweig  zu  machen,  Nadel  für  Nadel  mit  Gummi 
anzuleimen),  so  ist  die  Möglichkeit  leicht  geschaffen,  auch  einen  weit 
entfernt  Wohnenden  im  Norden  oder  Westen  Europas  an  Natur- 
(>.xemplaren  zu  zeigen,  wie  eine  spontane  fruchttragende  Omorika 
benadelt  ist.  Die  kleinen  Omorikapflanzen,  die  wir  in  unseren  deut- 
schen Arboreten  noch  mit  Argusaugen  bewachen,  tragen  wohl  alle 
noch  das  feinnadelige  Jugendgewand  —  in  der  Heimat  trifft  man 
schon  zwei  Fuss  hohe  Pflanzen  mit  breiter  Benadelung  —  lassen 
aber  nichts  von  dem  erkennen,  wie  grundverschieden  sich  das  Blatt 
an  der  älter  wordondcn  Pflanze  umgestaltet,  das  da  mehr  einer  Abiea 


400 

als  einer  Picea  gleicht.  Das  Gleiche  gilt  von  der  Färbung  der  Nadeln. 
Leider  geht  die  blaue  Färbung,  die  die  flache  Unterseite  des  Blat- 
tes so  zart  beduftet,  und  namentlich  an  den  Astspitzen  mit  der 
grünen  Oberseite  so  lieblich  contrastirt,  beim  Kochen  verloren,  doch 
ist  diess  der  einzige  Verlust,  den  man  gern  in  Kauf  nimmt  gegen- 
über einem  blattlosen  Zweig,  von  dessen  einstmaliger  Belaubung 
man  sich  aus  einem  Häufchen  Nadeln,  welches  in  einem  Papier- 
Dütchen  dem  nichtssagenden  Skelette  beiliegt,  kaum  eine  Vorstel- 
lung machen  kann. 

Noch  sei  bemerkt,  dass  auch  Zweige  von  Picea  excelm,  welche 
sich  unter  den  Omorikazweigen  befandeu,  sich  unter  gleicher  Be- 
handlung gleich  gut  erhalten  haben. 

Interessirenden,  die  sich  mit  einem  kleinen  Zweig  und  guten 
Zapfen  begnügen,  bin  ich  gern  bereit,  soweit  meine  Exemplare  aus- 
reichen, zu  dienen. 

Belgrad,  am  8.  October  1887  (kgl.  botanischer  Garten). 


Literaturberichte. 

Gaunersdorfer  Joh.  Prof.  Dr.  Das  Verhalten  der  Pflanze  bei  Vergrif- 
tungren  speciell  dnrch  Lithinmsalz.  In  den  landw.  Versuchsstationen, 
Berlin  1887,  Seite  171-206.  Mit  3  Abbildungen. 

Lithionsalze  wurden  bei  physiologischen  Versuchen  schon  öfter 
verwendet,  einerseits  um  die  Schnelligkeit  des  sogen.  Transspirations- 
stromes  zu  bestimmen,  andererseits  um  die  eventuelle  Ersetzbarkeit 
des  Kaliums  durch  Lithion  darzuthun.  Bei  derartigen  Experimenten 
wurde  nur  zu  oft  stillschweigend  die  Voraussetzung  gemacht:  das  Lithion 
sei  für  die  Pflanze  indifferent.  Wie  unberechtigt  eine  solche  Annahme 
ist,  beweist  Gaunersdorfer's  vorliegende  gründliche  Schrift.  Nach 
dieser  ist  in  üebereinstimmung  mit  früheren  Versuchen  von  Nobbe, 
Schröder  und  Erdmann  Lithion  für  die  Mehrzahl  der  Pflanzen 
schon  in  verhältnissmässig  geringen  Mengen  als  Gift  zu  betrachten. 
—  Pflanzen,  welche  normal  Lithion  enthalten,  widerstehen  dem  Gifte 
länger  als  lithionlose.  Während  z.  B.  Blätter  von  Cirsium  rivulare 
(Lithionpfianze)  1"1  pro  miliige  Lösungen  von  schwefelsaurem  Lithion 
viele  Tage  ganz  gut  vertragen,  vertrocknen  Blätter  von  Clematis 
recta,  welche  für  gewöhnlich  kein  Lithion  enthalten,  unter  Braun- 
werden schon  bei  einer  Concentration  von  0"8  pro  mille.  Verf.  zeigt 
ferner,  dass  das  Lithion  durch  den  Transspiratiousstrom  aufwärts 
geschaff't  wird,  und  dass  die  Menge  des  aufgenommenen  Lithions  der 
jeweiligen  Transspirationsgrösse  ungefähr  proportional  ist.  Bezüglich 
der  Ablagerungsorte  sagt  er:  „Die  Ablagerung  erfolgt  namentlich  in 
den  ausgewachsenen  Blättern,  mit  welchen  bei  ihrem  Vertrocknen 
und  Abfall  immer  ein  Theil  des  schädlichen  Metalles  aus  dem  Boden 
und  aus  der  Pflanze  entfernt  wird.  Die  jungen  Blätter  und  Spross- 
enden, sowie    die   Keproductionsorgane   sind  durch   das    Fehlen  der 


401 

verholzten  leitenden  Elemente  vor  Schädifiuug,  wenigstens  bei  gerin- 
gen CoD Centrationen  der  Lösung  geschützt,  indem  eben  Litbion  in 
sie  nicht  eintritt".  Durch  Versuche  an  verletzten  Zweigen  konnte, 
was  wohl  schon  von  vorneherein  zu  vermuthen  war,  festgestellt  wer- 
den, dass  Lithion  nicht  nur  in  der  Richtung  der  Verdickungsschich- 
teu  der  Zellhaut,  sondern  auch  senkrecht  darauf  geleitet  wird.  Um 
das  Verhalten  der  Bodenpflauzen  bei  Vergiftung  mit  Lithionsalz 
kennen  zu  lernen,  wurden  Topfpflanzen  {Aescuhts,  Pinus,  Tropae- 
oliim,  Hedera)  mit  verdünnten  Lösungen  verschiedener  Concentra- 
tion  ein-  oder  zweimal  begossen.  Also  behandelte  Pflanzen  nehmen 
das  Lithion  nnr  langsam  auf,  vertragen  es  im  Boden  ohne  Schaden 
durcli  Jahre  nnd  scheiden  das  aufgenommene  Salz  durch  die  abfal- 
lenden   Blätter  wieder  aus.  H.  M. 

L.  Danger.  Unkränter  nud  pflanzliclie  Schmarotzer.    Ein  Beitrag  zur  Er- 

keniitniss  und  Bekämpfung  derselben  für  Landwirthe  und  Gartenfreunde. 
Hannover,  Carl  Meyer  (Gustav  Prior),  1887.  8»,  VIII  und  166  Seiten. 
Preis  2  Mark  40  Pf. 

Es  ist  ein  vielseitig  gebildeter  Landwirth,  der  uns  in  anspruchs- 
loser Form  mit  seinen  Erfahrungen  über  die  Bekämpfung  der  Un- 
kiäuter  bekannt  macht,  der  aber  auch  mit  richtigem  Verständniss 
die  Forschungsresultate  der  Wissenschaft  verwerthet  und  die  Theorie 
in  die  Praxis  überträgt.  Das  Buch  enthält  drei  Abschnitte.  In  dem 
ersten,  dem  allgemeinen  Theil,  werden  die  Schädlichkeiten  der  Un- 
kräuter, ihre  Entstehung  und  Verbreitung,  letztere  in  Beziehung  auf 
die  verschiedenen  Bodenarten  und  ihre  Feinde,  ihre  Eintheilung  be- 
handelt; die  Angabe  der  Mittel,  die  zur  Bekämpfung  der  Unkräuter 
möglich  und  noth wendig  sind,  schliesst  diesen  Abschnitt.  Verf.  unter- 
scheidet diese  Mittel  als  phj-sikalische  (Entwässerung  und  Entsäue- 
rung des  Bodens),  mechanische  (rechtzeitige  Bodenbearbeitung  mit 
vorzüglichen,  gut  gehandhabten  Gerätheu),  und  als  chemische;  als 
letztere  werden  Lösungen  von  Kainit,  Kochsalz,  Schwefelsäure  etc. 
angegeben.  Der  zweite  Abschnitt  bietet  die  Beschreibung  der  wich- 
tigsten „Wurzel-"  und  „Samenunkräuter",  die  allerdings  auf  wissen- 
schaftlichen Wertb  nur  geringen  Anspruch  macht,  aber  durch  die 
Einflechtung  biologischer  Details  und  der  wichtigsten  Bekämpfungs- 
arten gerade  für  die  Kreise,  denen  das  Buch  gewidmet  ist,  den 
schätzbarsten  Bestandtheil  der  Dang  er' sehen  Arbeit  ausmacht.  Die 
pflanzlichen  Schmarotzer  bilden  das  Substrat  des  dritten  Abschnittes. 
Ihre  Beschreibung  stützt  sich  durchgänglich  auf  die  bekannten  Unter- 
suchungen von  Kühn,  Hallier,  Brefeld,  Frank  u.  A. 

Dr.  T.  F.  Hanausek. 

Dr.  Robert  Keller.  Die  Bliithen  alpiner  Pflauzen,  ilire  Grösse  nud 
Farbenintensität.  Vortrag,  gehalten  im  S.  A.  C.  in  Winterthur.  Verlag 
bei  Benno  Schwabe.  Basel  1887.  Preis  80  Pf. 

In  dem  36  Octavseiten  umfassenden  Heftchen  finden  wir  unter 


402 

Benützung  der  Werke  von  Darwin,  Müller  und  Nägeli  ein  Bild 
entworfen,  wie  die  Alpenpflanzen  theils  durch  die  Grösse  der  Blu- 
men, theils  durch  deren  Farbenintensität  ein  Anziehungsmittel  für 
die  sie  umschwärmenden  Insecten  sind,  wie  diese  zu  unbewussten 
Blumenzüchtern  werden  und  dadurch  zur  Erhaltung  der  Art  beitra- 
gen. Auf  Grund  objectiver  Messungen,  Berechnungen  und  Verglei- 
chungen  wird  das  Zurücktreten  von  Weiss  und  Gelb,  dagegen  aber 
das  JHervortreten  von  Roth  bei  den  Alpenblumen  begründet.  Wenn 
auch  der  Gegenstand  des  Vortrages  schon  oft  erläutert  wurde,  so 
werden  doch  die  anregende  Sprache  und  die  Einfachheit  der  Darstel- 
lung dasselbe  Interesse  wachzurufen  vermögen,  das  man  den  Vor- 
gängen in  der  Natur  jederzeit  entgegenbringen  soll.  J. 


Verhandluugen   der   k.  k.   zoologisch-l)otanischen    Gesellschaft  iu  Wien. 
II.  Quartal  1887. 

Das  botanische  Wissen  ist  durch  nachstehende  fünf  Abhand- 
lungen vertreten:  Beck  Günther  Dr.  „üebersicht  der  bisher  bekann- 
ten Kryptogamen  Niederösteireichs".  Hiemit  bietet  der  Autor  ein 
Präcursivum  zu  seiner  im  Manuscripte  vollendeten,  mit  Nachweisen 
und  Staudortsangaben  ausgestatteten  Aufzählung  der  Kryptogamen 
Niederösterreichs,  deren  Veröffentlichung  er  einer  späteren  Zeit  vor- 
behalten hat,  und  bezweckt  Dr.  Beck  mit  dieser  Vorarbeit  schon 
jetzt  zu  zeigen,  welche  reichen  Schätze  an  Sporenpflauzen  dieses 
Kronland  beherbergt,  sowie  andererseits,  welche  Lücken  in  der  Keuut- 
niss  derselben  noch  auszufüllen  wären.  Aufgezählt  werden  799  Gat- 
tungen, 2303  Arten.  —  Höfer  Franz;  dessen  „Beitrag  zur  Kryptc- 
gamenflora  von  Niederösterreich"  ist  eine  aus  den  Etiqiietten  des 
von  Pater  Sales  v.  Schreybers,  Chorherrn  des  Stiftes  Klosterneuburg, 
hinterlassenen  Herbars  geschöpfte  Ergänzung  des  Pokorny'schen 
Werkes,  in  Bezug  auf  Standortsangaben  von  33  verschiedenen  Arten. 
—  Richter  Carl  Dr.,  „Notizen  zur  Flora  von  Niederösterreich". 
Die  Resultate  mehrjähriger  botanischer  Excursionen  des  Verf.  wer- 
den an  einer  stattlichen  Reihe  von  mitunter  seltenen  Pflanzen  nach- 
gewiesen, insbesonders  sind  die  Gattungen  Rosa,  Ruhus  und  Viola 
reichlich  bedacht,  von  letzterer  ist  Viola  Wettsteinii  als  vom  Verf. 
neu  aufgestellte  Species  eingehend  besprochen  und  mit  Diagnose 
versehen"  —  Voss  W.  Prof.  „Materialien  zur  Pilzkunde  von  Krain." 
(Mit  1  Tafel.)  Gegenwärtige  Arbeit  schliesst  sich  an  die  vom  sel- 
ben Autor  unter  gleichem  Titel,  IV.  Folge,  würdig  an.  Diessmal  sind 
es  die  Ergebnisse  seines  4monatlichen  Aufenthaltes  im  obern  Save- 
Thale,  welche  mitgetheilt  werden.  Die  Zahl  der  mit  Angabe  der 
Fundorte  aufgeführten  Arten  beträgt  246.  Als  Anhang  folgt  eine 
Aufzählung  neuer  Fundorte  von  Pilzen  aus  der  Umgebung  von  Zirk- 
lach, wo  letztere  vom  Pfarrer  S.  Robic  zu  Ulrichsberg  gesammelt 
wurden.  Schliesslich  ist  der  in  seiner  Ausführlichkeit  einer  Abhand- 
lung gleichkommende  Sitzungsbericht  über  Dr.  Otto  Stapf 's  Vortrag: 


403 

„Die  Staclielpflauzeu  der   iraueu   Steppen"   als  besonders    instructiv 
zu  erwähnen.  Moritz  Prihoda. 

Rostliiig-  vstavaJ^ovite  jejicl»  tvar  a  rozSifeiii  (Orchideae  Jus.).  Od  Dr,  Ed. 
Formänka.  Sonderabdruck  aus  dem  Jahresberichte  des  böhmischen  Gym- 
nasiums in  Brunn  für  das  Schuljahr  1886/87.  Brunn.  Verlag  des  Verfas- 
sers. 8.  17  Seiten. 

Nach  einer  eingehenden  Erörterung  der  morphologischen  Ver- 
hältnisse der  interessanten  Familie  der  Orchideen  bringt  der  Ver- 
fasser einen  sorgfältig  zusammengestellten  Schlüssel  zur  Bestimmung 
der  mährischen  und  schlesischen  Arten,  sodann  folgt  die  Diagnose 
und  die  geographische  Verbreitung  der  einzelnen  Arten.  Neu  für  das 
Florengebiet  ist  Epipactis  mlcrophylla  Sw.,  welche  Jos.  L.  Holuby 
am  Lopenik  entdeckte. 


Correspondenz. 

Wien,  am  8.  October  1887. 
Ich  will  hier  nur  in  Kürze  zweier  neuer  und  ziemlich  ergie- 
biger Standorte  der  seltenen  Orobanche  arenaria  Borkh.  Erwähnung 
thun,  welche  meines  Wissens  bis  jetzt  noch  nicht  bekannt  sind.  Ich 
fand  diese  Pflanze  im  Juli  1.  J.  zerstreut  auf  Wiesen  der  Hügel- 
reihe zwischen  Sievring  und  Neustift  mit  Orobanche  elatior  Sutton., 
ferner  in  hohen  und  kräftigen  Exemplaren  auf  der  von  der  Sievringer 
Hauptstrasse  rechts  gelegenen  Höhe  mit  Xeranthemum  annuum  L., 
endlich  an  einzelnen  Stellen  auf  Hügeln  gegen  Grinzing.  Schliesslich 
möchte  ich  noch  bemerken,  dass  diese  Orohanche  sowohl  von  der 
Türkenschauze  (hier  wohl  erst  seit  18S6),  als  auch  von  dem  Staud- 
platze in  Grinzing,  den  J.  Hein  angibt,  vollständig  verschwunden  ist. 

Moriz  Eassmann. 

Budapest,  20.  September  1887. 
Einige  Eobinienbäume  hatten  am  7.  August  bei  Vesztö  und  am 
12.  August  1887  bei  Okäny  im  Biharer  Comitate,  aber  nicht  weit 
von  Vesztö  zweite  Blüthen  und  am  23.  Juli  1880  habe  ich  solche 
bei  Hatvan  gesehen.  Am  2.  September  1887  blühte  am  Adlersberg 
bei  Ofen  Vinca  herbacea,  am  3.  September  im  Kühlenthale  Cornus 
sanguinea  und  Melampyrvm  nemorosum  mit  blauen  und  weissen 
Schöpfen.  —  Am  3.  Juli  d.  J.  fand  ich  mit  Schilberszky  zweite 
Blüthen  an  Sorbi(s  semiinclsa  m.  Term.  tud.  Közl.  1879  p.  34,  Oest. 
bot.  Zeitschr.  1883,  p.  130.  Meine  S.  semipinnata  in  Math,  es  Term. 
tud.  Ertes.  1882/83  {S.  Aria  var.  graeca?  X  aucuparia)  hat  weder 
mit  S.  intermedia  Schult,  noch  mit  Pirus  semipinnata  Bechst.  etwas 
zu  thun,  denn  diese  haben  keine  leierförmigeu  Blätter  (foliis  inferne 
pinuatifidis)    und    verratheu    nicht    so   stark  die  Verwandtschaft  mit 


404 

S.  aucuparia  als  meine  Pflanze,  Sorb.  intermedia  Schult,  kann  man 
nicht  behalten,  denn  Schult,  hat  keine  Pflanze  so  benannt,  sondern 
er  citirt  in  Oesterreichs  Fl.  1814  p.  61  die  Pyrus  intermedia  Ehrh. 
Beitr.  IV  p.  20  (cfr.  die  Geschichte  der  Pulmonaria  mollissima  und 
Amaranthtis  commutatus  Kern.).  So  konnte  meine  Sorb.  semipinnata 
wegen  Pir^us  semipinnata  Bechst.  bleiben,  ich  benenne  sie  jedoch 
S.  dacica;  ebenso  taufe  ich  meine  Potentilla  longifolia  (non  Sieb.)  in 
P.  longifrons  um.  —  In  der  neuen  Enumeratio  Florae  Transsilva- 
nicae  fehlen  Thymus,  Quercus  und  Potentilla  dacica^  Pleurospermum 
pubescens  m.,  Hieracium  Borbdsii  üechtr.  Oe.  B.  Z.  1875,  Tanär 
egyl.  Közl.  1878  (descript.),  Syringa  vincetoxicifolia  Baumg.,  Borb. 
Oe.  B.  Z.  1885,  pag.  105,  Ceratophyllum  demersum  var.  carinatum, 
Carex  subsphaerocarpa  m.,  Quercus  devensis  et  Triticum  indumen- 
tosum  Simk.  etc.  —  Verbascum  collinum  Schrad.  {Verb,  nigrum  X 
Thapsus)  ist  am  Büdös  sicher,  denn  ich  habe  dort  auch  die  Eltern 
gesehen.  V.  thyrsoideum  Host  ist,  wie  ich  mich  erinnere,  nach  dem 
Herbar-Exemplare  Host's  =  V.  austriacum,  so  hat  damit  mein 
V.  abietinum  nichts  zu  thun.  Dieses  wächst  in  Oesterreich  sicher 
nicht,  üeber  Polygala  Chamaebuxus  cfr.  Oe.  B.  Z.  1885  p.  347,  also 
kommt  sie  in  Siebenbürgen  sicher  vor.  —  lieber  Polemonium  sage 
ich  in  Oe.  B.  Z.  1885  pag.  76  nicht,  dass  es  an  der  Tordaer  Kluft 
vorkommt,  sondern  zwischen  den  Köstetö  und  St.  Annasee  in  der 
Büdösgebirggruppe.  —  Centaurea  nigrescens  var.  megalolepis,  Epi- 
lobium  Lamyi,  Arenaria  leptoclados  und  Melilotus  altissimus  wach- 
sen sicher  in  Siebenbürgen.  —  Zu  Centaurea  nigr.  var.  megalolepis 
gehört  wahrscheinlich  die  0.  salicifolia  aut.  Transsilv.  (non  M.  B.!), 
welche  ich  in  Willd.  Herb,  untersuchte,  in  Ungarn  aber  noch  nicht 
finden  konnte.  Wenn  ferner  Barth  mir  ein  richtiges  Epüobium 
Lamyi,  einem  Anderen  aber  Ep.  adnatum  schickt,  so  ist  das  nicht 
mein  Fehler.  Melilotus  altissimus  Thuill.,  Menyh.  {M.  macrorrhizus 
Kern,  olim.),  cfr.  Kern,  sched.  IL  p.  13,  kommt  bei  den  Grosswar- 
deiner Thermen  in  riesigen  Exemplaren  vor,  also  warum  musste  er 
bei  Klausenburg  fehlen?  In  der  That  wächst  er  zwischen  Kohr  und 
Glyceria  aquatica  bei  dem  kleinen  Bächlein,  welches  die  Tiefe  des 
„Szenafüvek"  bei  Klausenburg  durchfliesst.  —  Im  Gegentheile  be- 
zweifle ich,  dass  der  echte  M.  macrorrhizus  der  Donaugegend  mit 
kleineren  und  mehr  grau  behaarten  Kelchen  und  Früchten  in  Sieben- 
bürgen wächst.  —  Inula  hybrida  Baumg.  fand  ich  unlängst  im 
Kammerwalde  bei  Ofen ;  I.  Hausmanni  bei  den  Kalköfen  in  Kühlen- 
thal ist  etwas  abweichend  davon,  welche  ich  auch  heuer  am  Drei- 
hotterberge  und  bei  Menes  (Engler,  Jahrb.  VIII,  pag.  236)  fand, 
die  Inflorescenz  ist  nämlich  durch  lange  Blättchen  umhüllt. 

Borbäs. 


Budapest,  8.  October  1887. 
Im  letzten  Hefte  dieser  Zeitschrift,  p.  369,  schreibt  Simonkäi, 
dass   ich    „nur  behaupte  und  nichts  kiitisch  beweisen  thue".    Dem 


405 

gesfenüber  muss  ich  bemerken,  dass  Simk.  dieses  nur  sagen  kann, 
weil  er,  wie  ich  ihm  unlängst  gezeigt  habe*),  die  wissenschaftlichen 
Zeitschriften  nlclit  liest.  So  habe  ich  in  Oe.  B.  Z.  1887,  p.  106  bis 
199,  sowie  in  „Erdeszeti  Lapok"  1887,  p.  506 — 509  gegenüber  Simk.'s 
Meinung  genügend  „kritisch  bewiesen",  dass  Quercus  Csatöi  Borb. 
nur  Qu.  Rohur  X  sessiliflora  sein  kann,  worauf  er  mir  bisher  „kri- 
tisch" nichts  geantwortet  hat.  Uebrigens  glaubt  ein  jeder  Botaniker, 
Sirak.  ausgenommen,  dass  nur  jene  Exemplare  der  Qu.  Csatöi  Boxh. 
authentisch  sein  können,  welche  ich  als  Autor  beschrieb  und  für 
Qu.  Rohur  >K  sesdliflora  erklärte;  im  Gegeutheile  sind  diejenigen 
Exemplare,  welche  Simk.  für  Qu.  SteiniiX sessiliflora  hält  und  mit 
meiner  Qu.  Csatöi  identificirt,  entweder  unrichtig,  oder  wurden  sie 
von  Simk.  falsch  erklärt.  —  Hätte  ferner  Simk.  die  Oe.  B.  Z.  1886, 
p.  893  und  1885  p.  72  gelesen,  so  hätte  er  Anfangs  August  1887 
mein  Galium  flavicans  1884  nicht  unnützerweise  in  G.  marisense 
(richtiger  marusiale  oder  marusiense)  umgetauft.  Ueber  Juniperus 
Kanitzii  Csatö  habe  ich  mitgetheilt,  dass  sie  die  halbe  Länge  der 
Blätter  der  ,/.  communis  besitzt,  also  J.  Sabina  nicht  sein  kann,  — 
dass  aber  Rosa  marisensis  Simk.  =  R.  spuria  Fug.,  R.  bdrcensis 
Simk.  1887  =  R.  dacica  Borb.  1880  ist,  dafür  habe  ich  die  com- 
petenteste  Autorität,  H.  Braun  citirt,  der  diese  Rosen  ex  autopsia 
gut  kennt!  —  Epilohium  Sdndorii  Borb.  erklärte  ich  in  Ertekezesek 
der  Ungar.  Akademie  als  „prolem  E.  Kerneri  (aut  E.  alpini)  et  E. 
alsinifolii  hybridum"  [Bd.  IX,  Nr.  16,  p.  26  (1879)],  und  habe  ich 
dort  diese  Pflanze  Siebenbürgens  genügend  von  Ep.  alsinifoUum 
unterschieden;  doch  zieht  Simk.  mein  E.  Sdndorii  ohne  alle  kriti- 
sclie  Erklärung,  einfach  unrichtig  zu  E.  alsinifoUum,  die  von  mir 
angedeutete  Combination  aber  benennt  er  E.  biharicum  Simk.  — 
Auch  will  Simk.  behaupten,  dass  seine  Enuraeratio  Florae  etc.  nicht 
am  5.  August  1887  erschien.  Hier  hat  Simk.,  wie  auch  in  obigem, 
nicht  aber  ich,  „stark  geirrt",  denn  in  dieser  Enumeration,  welche 
angeblich  im  Jahre  1886  erscheinen  sollte,  citirt  Simk.  selbst 
pag.  487  solche  Angaben,  welche  am  5.  März  1887  erschienen  sind 
(Simk.'s  Werk  umfasst  678  Seiten),  das  Vorwort  des  Secretärs  da- 
tirt  aber  vom  10.  Juli  1887,  und  so  konnte  diese  Enumeration  nur 
Ende  Juli  oder  Anfang  August  1887  erscheinen,  wie  ich  behauptete. 

V.  Borb  äs. 


Kilb  in  Niederösterreich,   am  30.  September  1887. 

Achillea  ptarmica  L.  wird  zum  Bertram essig-Pjrzeugen  auch  im 
Waldviertel  cultivirt,  z.  B.  in  Kottes.  Aconitvm  Lycoctonum  L.  geht 
in  den  Voralpen  des  Pielachthales  als  Pflanzengrenze  heraus  bis  zum 
Hohenstein  1184  M.  Asclepias  cornuti  Decaisne.  Die  Seidenpflanze 
wird    cultivirt    in    Kilb;    milcht  sehr  stark  und  scheint  wassergieiig 


')  Erdöszeti  Lapok  1887,  p.  348-855. 

Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  11.  Heft  1887.  33 


406 

zu  sein.  Alchemilla  ai-^ensis  Scop.  ist  wohl  auch  in  unserem  Viertel, 
V.  0.  W.  W.  nicht  zufällig,  sondein  allgemein  verbreitet,  aber  nicht 
in  so  grosser  Menge,  wie  im  Waldviertel:  hier  in  Kilb  jetzt  noch 
auf  Stoppelfeldern  zu  sehen.  Allium  ursinum  L.  steht  hier  in  Kilb 
an  der  Pflanzeugrenze;  hört  auf  mit  einem  IJebergange  der  Berg- 
region in  die  Ebene.  Amorpha  fruticosa  L.  cultivirt  in  Retz  imd 
hier  in  Kilb  gesehen.  Andropogon  ischaemum  L.  erreicht  seine  Grenze 
bei  Retz  am  Manhartsberge,  bei  Kottes  gegen  die  Donau  hinaus 
schon  in  Mühldorf.  Abutilon  Avicennae  Gaertn.,  die  schöne  glockige 
Malvacee  wird  hier  in  Kilb  cultivirt  und  blüht  von  Juni  bis  Octo- 
ber.  Adenostyles  alpina  Döller  «.  viridis  Döller  erreicht  die  Grenze 
am  Hohenstein  1184  M.  Allinm  acvtangtdvm  Schrad.  Ya,Y.  petraeum, 
Grenze  Hohenstein,  Allium  carinatum  L.  Prinzenbachgraben  bei 
Kirchberg  a.  d.  P.  Alnus  incana  DC.  Pielachthal.  Älthaea  rosea 
Cav.  in  Kilb  cultivirt.  Anemone  puhatilla  L.  forma  latisecta  =  Pul- 
satilla  grandis  Wend.  ist  bei  Retz  (Steinparz)  auf  Neogenhügeln, 
aber  auch  im  Donauthale  auf  den  Höhen  von  Förthof  bei  Stein  zu 
finden.  Antirrhinum  orontium  L.  Pflanzengrenze  im  V.  ü.  M.  B.  ober 
dem  Manhartsberg  bei  Retz.  Arabis  ciliata  R.  Br.  Pflanzengrenze:  Hof- 
berg 800  M.  bei  St.  Gotthard  unterscheidet  sich  von  hirsuta  in  den 
Früchten;  bei  jener  sind  die  Samen  näher  beisammen  und  stehen 
die  Früchte  mehr  ab  als  bei  hirsuta  und  sind  grösser;  proalpin. 
Arabis  alpina  L.  erreicht  seine  Grenze  im  Pielachthale  am  „Gais- 
bühl"  bei  Rabenstein;  ist  wichtig  zur  Bestimmung  der  Voralpen- 
grenze. Arabis  Thaliana  nicht  bloss  auf  Schiefer,  auch  auf  Mergel- 
kalk bei  Kilb.  Aristolochia  sipho  L'Herit  breitet  sich  immer  mehr 
aus  und  bereits  in  Bauerngärten  um  Kilb  zu  treffen.  Aster  canus 
W.  K.  bei  Retz  am  „Golitschu"  vielleicht  nur  verwildert.  Ane- 
mone silvestris  L.  blüht  heuer  zum  zweiten  Male  hier  in  <len  Bergen. 
Aspidium  andeatum  Doli,  ist  auch  eine  Leitpflanze  zur  Bestimmung 
der  Voralpengrenze  am  „Gaisbergkogl"  bei  Kilb  700  M. 

P.  Benedict  Kissling. 

Leraberg,  am  1.  October  1887. 
1.  Aus  der  Gegend  von  Horodenka  (bei  Zaleszczyki),  wo  ich 
im  vorigen  Monate  zu  botanisiren  Gelegenheit  hatte,  verdienen  noch 
nachfolgende,  in  phytogeographi scher  Hinsicht  besonders  interessante 
Daten  dahier  hervorgehoben  zu  werden,  nämlich:  Anchusa  procera 
Bess.  (species  ab  A.  officinali  optime  diversa)  in  Horodnica;  Alsine 
setacea,  höchst  gemein  auf  Gypsfelsen  in  Probabin,  Babin^)  Strzylcze; 
Allitim  paniculatum  Kern.,  auf  Kalk-  und  Gypstriften  in  Probabin 
und  Strzylcze;  Cephalaria  cornicidata  R.  et  S.,  auf  Gyps-  und  Kalk- 
felsen in  Probabin  und  Horodnica;  Centaurea  Marschalliana  Spr., 
auf   Gypsfelsen    in    Strzylcze  und  Babin,    sehr    zahlreich;    Dianthus 


')  Das  Dorf  B  abin  liegt  schon  in  der  benachbarten  Bukowina.  3  Kim. 
weit  von  Probabin. 


407 

pseudobarbatus  Bess.  auf  Kalktriftou  iu  Zezawa  bei  Horodnica;  Evy- 
simimi  exaltatum  M.  B.  {E.  canescens  Sleüdz.,  uon  Roth.;  E.  cre- 
pidifolium  Rebm.  nou  Reicbb.),  auf  Gyps-  und  Kalkl'elseu  iu  Pro- 
babiu,  Babin,  Strzylcze  und  Horodnica  zahlreich;  Festuca  vaUesiaca 
Schi.,  auf  sonnigen  Gyps-  und  Kalktriften  überall  gemein;  G-i/pso- 
phila  altisshiia  L.  {G.  fast ic/i ata  Racib.  in  Spraw.  Kom.  fiziogr.  Krak. 
1886,  nee  alior.),  auf  Gypsfel^jen  iu  Piobabin,  Babin,  Strzylcze; 
Galium  Wirtgenii  F.  Seh.,  auf  grasigen  Gypstriften  in  Probabin  in 
Gesellschaft  mit  Potentilla  recta  L.,  Laserpitium  latifoUum,  Mercu- 
rialis  ovata,  Heradeum  flavescens,  Veronica  multifida  L.,  Orobus 
lacteus  M.  B.,  Euphorbia  gracilis  ßess.,  Gentaurea  axillaris  W.  K., 
Puhnonaria  moUssirna  etc.,  Ilieraciitm  pseudobifidwrti  m.  (ad  Interim), 
auf  steilen  felsigen  Uferabbängen  des  Dniester  zwischen  Horodnica 
und  Babin,  zahlreich  —  eine  höchst  interessante  Art,  deren  Dia- 
gnose später  folgt;  —  Jurinea  arachnoidea  Bge.  {J.  tnollis  auct. 
galic),  ungemein  zahlreich  auf  Gyps-  und  Kalktrifteu  in  Probabin, 
Babin  und  Strzylcze;  Lactuca  saligna  L.  in  Probabin;  Phyteuma 
canescens  W.  K.,  auf  Gypsfelsen  in  Probabin,  Babin  und  Strzylcze; 
Poa  pannotiica  Kern.,  auf  Saudsteinfelsen  am  steilen  Dniester ufer 
zwischen  Horodnica  und  Babin;  Poa  versicolor  Bess.,  auf  Sandstein- 
felsen zwischen  Probabin  und  Horodnica;  Sisymbrium  junceum  M.  B., 
auf  Gypsfelsen  iu  Probabin  und  Horodnica;  Spiraea  spec.  (afifinis 
S.  mediae  Schm.  et  S.  pikoiviensi  Bess.),  in  Gebüschen  an  steilen 
Uferabhängen  des  Dniester  zwischen  Zezawa  und  Iwanie,  zahlreich 
(Blätter  auch  im  Herbste  gänzlich  behaart);  Sesleria  Heufleriana 
Schur,  an  steilen  Duiesterufern  zwischen  Horodnica  und  Babin,  höchst 
gemein;  Silene  chlorantha  Ehrh.,  auf  Kalktriften  in  Stizylcze;  Vero- 
nica incana  L.,  ibidem.  —  2.  Mein  Hieracium  Ullepitschii  aus  dem 
Ungar.  Tatrageb.  ist  entgegen  der  Behauptung  G.  Schueider's 
ganz  entschieden  von  dem  südeuropäischen,  mir  in  zahlreichen  Exem- 
plaren V.  Janka's  vorliegenden  H.  rhodopeum  Gris.  als  Art  ver- 
schieden, somit  die  Aufstellung  einer  neuen  Species  meiuerseits  ge- 
rechtfertigt erscheint.  —  3.  Der  Güte  meines  sehr  geehrten  Gönners 
v.  Janka  verdanke  ich  auch,  dass  ich  Ledebour's  Originalexem- 
plare des  Thalictrum  petaloideum  L.  vom  Altaigebirge  mit  dem 
ostgalizischen  Th.  uncinatum  Rehm.  zu  vergleichen  Gelegenheit  hatte, 
was  meine  frühere,  lediglich  auf  Vergleiobung  der  Diagnosen  basirten 
Behauptung,  Th.  uncin.  sei  identisch  mit  dem  sibirischen  Th.  peta- 
loideum L.,  glänzend  bestätigt  hat.  Diese  Bemerkung  möge  M.  Ra- 
ciborski  zur  Kenntniss  nehmen,  welcher  Herr  iu  der  Sitzung  der 
Krak.  phys.  Comm.  vom  20.  März  1.  J.  meine  das  Th.  uncin.  Rehm. 
betreffende  Meinung  als  eine  durchaus  unbegründete  bezeich- 
nete und  die  Auffassung  Dr.  Rehmann's  aufrechthiolt. 

Br.  Blocki. 

Prossnitz  in  Mähren,  am  4.  October  1887. 
Am  Plateau  Drahan  bei  Protivanov  fand  ich:  Phleum  nodo- 

sum,  Eestuca  giyantea  Vill.,    Brachypodiuin  pinuatuni  P.   B.,   Carex 

* 


408 

remota,  leporina,  silvatica,  pallescens,  Juncus  filiformis,  Polygonatum 
verticillatum ,  Gladiolus  imbrlcatus  (zweiter  Staudort  im  Brüüuer 
Kreise),  Polygonum  Mstorta,  Alnus  incana,  Phytemna  spicatum,  Cam- 
pamda  persieaefoUa  albi^ora,  Hypoclioeris  maculata,  Senecio  nemo- 
rensis,  Serratida  tinctoria,  Carlina  acaulis,  Lycopsis  arvensis,  Sta- 
chys  silvatica,  Guscida  epilinum  Whe.,  Gircaea  alpina,  Actaea  spi- 
cata,  Camelina  foetida,  Fr.,  Viola  palustris,  Hypericum  quadrangidum, 
tetrapterum  Fr.,  JRosa  glauca  VilL,  complicata  Gren.,  hirta  H.  Br., 
coriifolia  Fr.,  dumetorum  Thiiill.,  umbellifera  Sw.,  JRubus  caesius 
f.  aqiiaticus  Whe.,  Kaltenbachi  Metscli.,  Anthyllis  vidneraria.  Aus 
der  Umgebung  vou  Litt  au  erwähne  ich  Rudbeckia  laciniata,  Di- 
psacus  laciniatus,  Geranium  palustre,  Epilobium,  adnatum,  Griseb., 
Oenothera  biennis,  Rosa  umbellifera  Sw.,  Rubus  pUcatus  Whe.  et 
N.,  Potentüla  supina.  Neu  für  die  Flora  Mährens  sind:  Crepis  foe- 
tida L.,  bei  der  Eisenbahnstation  Lulc  nächst  Wischau,  jedoch  sehr 
spärlich.  Ich  fand  nur  zwei  Exemplare,  das  eine  liess  ich  am  Stand- 
ort. Vicia  narbonensis  L.,  heuer  gebaut  bei  Bedihost  anstatt  Vicia 
faba,  die  von  Blattläusen  stark  angegriffen  wird.      W.  Spitzuer. 

Brunn,  am  6.  October  1887. 

In  der  Umgebung  von  Seelowitz  fand  ich:  Sclerochloa  dura, 
Stipa  Joannis  Celak.,  Asparagus  officinalis,  Euphorbia  polychronia 
Kern.,  virgata,  Hieraciuni  vulgatum  Fr.  f.  inaculatum  Sm.,  Inula 
hirta,  Vincetoxicum  officinale,  Lithosperynum  officinale,  purpureo- 
coeruleum,  Thcdictrum,  collinum,  Wallr.,  Anemone  silvestris,  JErysi- 
mum  repandum,,  Coringia  Orientalis  Audr.,  Viola  niirabilis,  Silene 
nutans,  Caticalis  daucoides,  Prunus  chamaecerasus,  Tetragonolobus 
siliquosus  Roth.  Dr.  Form  an  ek. 

Laib  ach,  am  12.  October  1887. 

Es  wird  Sie  und  die  Leser  Ihres  Blattes  gewiss  interessiren, 
dass  sich  zu  Jdria  in  Krain  auf  Anregung  des  Herrn  Material- 
Verwalters  Wilhelm  Leithe  ein  Local-Ausschuss  gebildet  hat,  um 
zu  berathen,  in  welcher  Weise  eine  würdige  Feier  zur  Erinnerung 
an  J.  A.  Scopoli  (am  8.  Mai  1888  wird  es  himdert  Jahre,  dass 
der  berühmte  Gelehrte  starb)  zu  veranstalten  sei.  —  Bei  dieser  Ge- 
legenheit soll  auch  die  Enthüllung  einer  Gedenktafel  am  Wohnbause 
des  gefeierten  Naturforschers  stattfinden.  Voss. 

Prag,  am   13.  October  1887. 

An  den  zahlreichen  Crataegus-Sträuchern,  die  sich  auf  dem 
Abhänge  des  Kuchelbader  Berges  befinden,  kam  keine  einzige  voll- 
kommene Fruchttraube,  höchstens  hie  und  da  ein  vereinzeltes  Frücht- 
chen vor.  Die  meisten  waren  vollständig  leer,  während  sie  andere 
Jahre    von  Früchten    bedeckt  waren.    Sollte  dieses  Fehlschlagen  der 


409 

Früchte    vielleicht   iu    der  auhaltend  kalten  Witterung  während  der 
Blüthezeit  zu  suchen  sein?  L.  v.  Boresch. 

Cunnersdorf  in  Pr.  Schlesien,  am  6.  October  1887. 

Schon  vor  27*  Jahren  haben  die  Herren  v.  Nägeli  und  A. 
Peter  ein  Tlieraciwn  polonicum  =  H.  cernuum  Fries  subsp.  polo- 
nicum  N.  P.  (Vergi.  Monographie  der  Piloselloiden  p.  847)  publicirt. 
Im  Uebrigen  ist  die  Lemberger  Pflanze,  welche  Herr  Biocki  p.  303 
beschreibt,  ebenfalls  von  genannten  Autoreu  in  derselben  Monogra- 
phie p.  312  bereits  beschrieben  und  H.  hrevipilum  N.  P.  (subsp.  von 
H.  coUinum  N.  P.  Gochuat?)  benannt  worden  mit  ausdrücklicher  An- 
gabe des  Standortes  Lemberg  (ausserdem  aus  Liefland,  Ostpreussen, 
Siebonbürgen,  Serbien  und  Dalmatien  angegeben).  —  Wenn  Herrn 
Bl'ocki's  H.  galiciense,  wie  er  selbst  angibt  (Deutsch,  bot.  Monat- 
schrift 1886,  p.  24),  identisch  mit  H.  pratense  X  praealttim  Kehm. 
ist,  so  ist  es  auch  schon  einmal  da  gewesen,  nämlich  in  derselben 
Monographie  p.  670  als  H.  nosalicum  N.  P.,  nach  dem  Berge  Nosal 
bei  Zakopane  in  der  Tatra  so  benannt;  wird  von  den  Autoren  der 
Grex  Moleudianum  ihres  H.  arvicola  =  florentinum- pratense  (einer 
nicht  hybriden  Zwischenform)  als  subsp.  zugetheilt. 

G,  Schneider. 

Berlin,  10.  October  1887. 

Der  rühmlichst  bekannte  Keisende  Paul  Sintenis  (derzeit  zu 
Ivupferberg  in  Schlesien),  dessen  botanische  Sammlungen  aus  der 
Dobrudscha,  Cypern,  Troas  und  Porto-Kico  die  Wissenschaft  um  so 
viele  neue  Formen,  die  Herbarien  und  die  Gärten  um  so  umfang- 
reiches, so  vorzüglich  erhaltenes  Material  bereichert  haben,  wird  im 
nächsten  Frühjahr  und  Sommer  im  westlichen  Armenien  behufs 
botanischer  Forschungen  längeren  Aufenthalt  nehmen.  Der  Pflanzen- 
reichthum  dieses  Hochlandes  ist  durch  die  Sammlungen  von  Kotschy, 
Huet  de  Pavillon,  Bai  ans  a  und  Anderen  hinreichend  bekannt, 
aber  noch  keineswegs  erschöpft.  Herr  Sintenis  hofft  5— GOO  Arten 
einsammeln  zu  können,  welche  er  den  P.  T.  Herren  Subscribenten 
zum  Preise  von  20  Mark  (10  fl.  ö.  W.  in  Gold)  die  Centurie  über- 
lassen würde.  Nach  Beendigung  der  Eeise  wird  der  Preis  auf  25  Mark 
(fl.  12-50  ö.  W.  iu  Gold)  pro  Centurie  erhöht  werden.  Die  Hälfte 
der  subscribirten  Summe  würde  vor  der  Abreise  des  Herrn  Sintenis, 
welche  Ende  Jänner  1888  stattfinden  wird,  einzuzahlen  sein,  die 
andere  Hälfte  nach  dem  Empfang  der  Sammlungen.  Sämmtliche  zu 
sammelnden  lebenden  Pflanzen,  Knollen,  Zwiebeln  etc.  hat  Herr 
Max  Leichtlin  iu  Baden-Baden  übernommen,  an  welchen  man  auch 
die  subscribirten  Beträge  einzuzahlen  bittet.  Die  Bestimmung  der 
Ausbeute  übernahm  der  hervorragende  Kenner  und  Erforscher  der 
orientalischen  Flora,  Herr  Dr.  0.  Stapf  in  Wien.  A.  Aschers on. 


410 

Fersonalnotizen. 

—  Dr.  H.  F.  G.  Grraf  von  Strömfelt,  Docent  der  Botanik 
an  der  Universität  Upsala  ist  als  Amanuensis  an  der  botanischen 
Abtheilung  des  naturhistorischen  Reichsmuseums  zu  Stockholm  an- 
gestellt worden. 

—  Dr.  August  Vogl,  Professor  der  Pharmakologie  Avurde  für 
das  laufende  Studienjahr  zum  Rector  der  Universität  Wien  gewählt. 

—  Dr.  Robert  Caspar y,  Professor  der  Botanik  und  Director 
des  botanischen  Gartens  der  Universität  Königsberg,  ist  am  18.  Sep- 
tember, 70  Jahre  alt,  gestorben. 

—  Karl  Schilberszky  wurde  an  der  Budapester  staatlichen 
Samencontrolstation  als  Assistent  angestellt. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmung^en. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Wien  am  21.  Juli  übersandte  Prof.  Emerich  Räthay 
folgende  vorläufige  Mittheilung:  „Die  Geschlechtsverhältnisse  im 
Genus  Vitis  und  ihre  Bedeutung  für  die  Ampelographie."  Es  ist 
längst  bekannt,  dass  gewisse  Reben  polygamisch  sind.  Und  ebenso 
weiss  man  von  der  verwilderten  Vitis  vinifera,  dass  sie  zweihäusig 
vielehig  ist  und  es  von  ihr  Stöcke  gibt,  welche  nur  männliche  Blü- 
then  und  daher  niemals  Früchte  entwickeln.  Höchst  interessante 
Beobachtungen  über  die  Geschlechtsverhältnisse  von  V.  vinifera 
publicirte  K.  Portele.  Nach  ihm  zeigen  die  Pollenzellen  der  cul- 
tivirten  Sorten  zwei  Hauptformen.  Sie  sind  entweder  „mehr  ellip- 
tisch" oder  „mehr  zugespitzt".  Diese  beiden  Formen  sind  an  be- 
stimmte Traubensorten  gebunden  und  schon  durch  äusserlich  erkenn- 
bare Blüthenunterschiede  bestimmbar.  Die  Ergebnisse  meiner  Unter- 
suchungen über  die  Geschlechtsverhältnisse  im  Genus  Vitis  lassen 
sich  in  folgende  Sätze  zusammenfassen:  1.  Sowohl  die  verwilderten 
als  auch  die  cultivirten  Individuen  von  V.  vinifera  sind  mit  Rück- 
sicht auf  die  Staubgefässe    entweder    langmännig    oder   kurzmännig. 

2.  Die  Pollenzellen  aller  langmäunigen  Individuen  sind  tonnenförmig. 

3.  V.  vinifera  ist  im  verwilderten  Zustande  androdioecisch,  indem 
ihre  kurzmännigen  Individuen  hermaphroditische  und  fertile  Blüthen, 
ihre  langmäunigen  Individuen  dagegen  männliche,  also  sterile  Blü- 
then erzeugen.  4.  Die  cultivirten  Individuen  sind,  wenn  sie  einer  und 
derselben  Sorte  angehören,  je  nachdem  die  letztere  Stecklinge  eines 
langmänuigen  oder  kurzmännigen  Sämlings  darstellt,  selbst  entweder 
sämmtlich  lansmännig  oder  kurzmännig. 

—  Der  botanische  Garten  nächst  dem  Johanuäum-Gebäude  in 
Graz  wird  im  künftigen  Jahre  aufgelassen,  dagegen  ein  neuer  bo- 
tanischer Universitätsgarten  errichtet  werden. 


411 

Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Seudungeu  sind  eiuo'elaco^:  Von  PYäulein  v.  Bore  seh  mit 
Pflauzeii  aus  Böhmen.  —  Von  Herrn  de  Crespigny  mit  Pflanzen 
aus  England.  —  Von  Herrn  Wick  mit  Pflanzen  aus  Baden. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Felsmann, 
Schmidt,  Richter,  Keller. 

Aus  Niederösterreich  eingesendet  von  Dr.  Kornhuber;  Garum 
Bulbocastanum. 

Aus  Böhmen  ein^^esondet  von  Pastor:  Actaea  spicata,  Aspidium 
lohatum,  Asplenium  Trlchomanes,  Carex  pendula,  Cornus  alba,  Cystop- 
teris  fragilis,  Homogyne  alpina,  Hypericum  humifusum,  Lamium 
maculatum,  Levisticum  officinale,  Orchis  latifolia,  TroUius  eiiropaeus, 
Turritis  glahra,   Valeriana  scmihucifolia. 

Aus  Italien  eingesendet  von  Piccioli:  Acer  Opalus,  Aira  ca- 
pillaris,  Arisarum  prohoscideum,  Aristolochia  rotunda,  Centaurea 
nigrescens,  Crepis  leontodontoides,  Geranium  nodosmn,  Luzida  nivea, 
Nigella  damascena,  Orohanche  gracilis,  Sedum  Cepaea,  Sisymbrium 
Zannonii,   Trifolium  nigrescens,  Ventenata  avenacea. 

Aus  Böhmen  eingesendet  von  Boresch:  Ailanthus  glandulosa, 
Cerastium  bracTiypetalwn,  Colutea  arborescens,  Corydalis  cava,  Cytisus 
Tjoburnum,  Fraa'invs  excelsior,  Juglans  regia,  Lycopus  europaeus, 
Popidiis  nigra,  Sedum  rupestre,  Senecio  silvaticus,  S.  viscosus,  Taams 
haccata,  Vicia  sativa. 

Aus  England  eingesendet  von  Crespigny:  Helosciadium  nodi- 
florum,  Oenanthe  fiuviatilis,  Popidus  caiiescens,  Rosa  micrantha, 
Rubus  fruticosus  v.  Lindleyanus,  R.  Systrix,  R.  rusticanus,  R. 
saltuum,  Rumeüc  maritimus,  Salix  tmdulata,  Scirpus  m,aritimus, 
Sison  Am,om,um,,  Zannichellia  pedicillata. 

Aus  Baden  einsfesendet  von  "Wick:  Arctostaphylos  officinalis, 
Elodea  canadmsis,  Erucastrum  obtusangulum.,  Euphorbia  Chamaesyce, 
Gaqea  stenopetala,  Heliotropitim  europaeum,  Polycarpon  tetraphyllum., 
Poiycnemum  m,ajus,  Scutellaria  uninor,   Trifolium  scabrum. 

Aus  dem  Isergebirge:  Orocus  banaticus. 

Obige  Arten  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  käiiflicli  die  Centurie  zu  6  fl.    (12  K.-Mark)  abgegeben  werden. 


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C.  TTplipiTPuter'sche  BucTi druck erei  (M.  Salzer)  in  Wien. 


Oesterreichische 


Botanische  Zeitsclirift 


Die  österrelrhische 
botanische    Zeitschrift 

erscheint 

den  Ersten  jeden  Monats. 

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mit  8  fl.  Ost.  W. 

(1(1  n.  Mark} 

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15  kr.  öst.  W. 


Oi^gan 


far 


Botanik  und  Botaniker. 


Ns^  12. 


Exemplare 
die  frei  durch  die  Post  be- 
zogen werden  sollen,  sind 
bloH  bei  der  Itedartion 

(IV.  Bez.,  MüM,ja$.<e  Nr.  t) 

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Im  Wege  des 

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Pränumeration 

C.  Oerold'g  Sohn 

in  Wien, 
sowie  alle  übrigen 
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XXXYII.  Jahrgang. 


WIEN. 


Deceraber  1887. 


XSTETAIaT.  Ueber  einen  abnormen  Fruchtkörper  von  Agaiicus  procerus  Scup.  Von  ür.  Wett  stein. 
—  Ueber  einige  Ins-Arten  des  botanischen  Gartens  in  Wien.  Von  Dr.  .Stapf.  —  Rosa  Herbi- 
rhiana.  Von  Blocki.  —  Zur  Flora  von  Bappoltenkirchen.  Von  Wiedermann.  —  Zur  Flora  von 
Bo.snien.  Von  (jonrath.  —  Botanische  Notizen.  Von  Kissling.  —  Flora  von  Nord-Mähren. 
Von  Dr.  Formdnek.  —  Excnrsion,  Von  Procopiann-Procopovici.  —  Flora  des  Etna.  Von 
Strobl.  -  Literatlirberichte.  —  Coriespondenz.  Von  Blocki.  Forminek,  Borbas,  Born- 
mOller.  —  Personalnotizen.  —  Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen.  —  Botanischer  Tausch- 
verein. —  Inserate.  —  Inhalt. 


Einladung  zur  Pränumeration 

avif  den  XXXVIII.  Jahrgang   (1888) 

der 

Oesterreichischen 

Botanischen  Zeitschrift. 

(Oeslerr.  botan.  Woclieoblalt.) 


Auf  die  „Oesterreichische  botanische  Zeitschrift",  welche  von  dem 
hohen  k.  k.  österreichischen  und  dem  hohen  k.  ungarischen 
Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht  den  Mittelschulen 
empfohlen  wurde,  pränumerirt  mau  mit  8  fl,  österr.  W.  (16  K.  Mark) 
auf  den  ganzen  Jahrgang  oder  mit  4  fl.  österr.  W.  (8  R.  Mark)  auf 
einen  Semester  und  zwar  auf  Exemplare,  die  frei  durch  die  Post 
bezogen  werden  sollen,  nur  bei  der  Redaction:  Wien,  IV.  Mühl- 
gasse Nr.  1. 

Alle  Buchhandlungen  des  In-  und  Auslandes  nehmen  ebenfalls 
Pränumerationen  an.  Die  Versendung  an  die  Buchhandlungen  hat  die 
Verlagshandlung  C.  Gerold's  Sohn  in  Wien  übernommen. 

Von  den  bereits  erschienenen  Jahrgängen  können  noch  voll- 
ständige Exemplare  gegen  nachfolgende  Preise  bezogen  werden: 
2.  und  3.  Jahrgang  zu  1  fl.  (2  R.  Mark)  —  9.  bis  22.  Jahrgang  zu 
2  fl.  (4  R.  Mark)  -  23.  bis  36.  Jahrgang  zu  5  fl.  (10  R.  Mark)  — 

Oeitcir.  bolan.  Zeitschrift.  12.  Heft  1887.  34 


414 

37.  Jahrgang  8  fl.  (16  E.  Mark).  Bei  Abnahme  sämmtlicher  Jahrgänge 
von  der  Redaction,  20  Procent  Nachlass. 

Einzelne  Hefte  können  nur  vom  laufenden  und  letztvergange- 
nen Jahrgänge  abgegeben  Averden. 

Von  den  bisher  erschienenen  35  Portiäts  der  „Gallerie  öster- 
reichischer Botaniker"  können  einzelne  Exemplare  ä  50  kr.  (1  R.  Mark) 
abgegeben  werden. 

Skofitz 

{lY.  Mühlyasse  Nr,   1). 

Ueber  einen  abnormen  Fruohtkörper  von  Agaricus 
procerus  Scop. 

Von  Dr.  Richard  v.  Wettstein. 

Am  14.  September  d.  J.  fand  ich  am  Rande  eines  Fichten- 
waldes nächst  Mühlau  bei  lansbruck  einen  aSnorm  ausgebildeten 
Fnichtkörper  von  Agaricus  (Lepiota)  procerus  Scop.,  der  mir  so 
merkwürdig  erscheint,  dass  ich  ihn  im  Folgenden  kurz  beschreiben 
möchte. 

An  dem  Hute  eines  üppigen,  ca.  28  Cm.  hohen  Exemplares 
entsprangen,  wie  es  die  nebenstehende  Abbildung  ersichtlich    macht, 

zwischen  den    Lamellen  an  der 
Unterseite  des  Hutes  drei  wei- 
tere Friichtkörper,  deren  Stiele 
''^^^^.^^Äi^     ^.'■^'^'^^^k         sich  über  de»  Rand  des  Hutes 

hervorbogeu  und  senkrecht  auf- 
wärts wuchsen.  Alle  drei  acces- 
sorischen  Pilze  waren  vollkom- 
men entwickelt,  nur  bedeutend 
kleiner  und  schmächtiger  als  der 
primäre,  ihre  Höhe  betrug  12, 
18  und  24  Cm.;  einer  war  noch 
nicht  ganz  ausgebildet,  der  Ring 
vom  Hute  noch  nicht  losgelöst. 
Interessant  war  die  Ursprungs- 
stelle der  Stiele,  dieselbe  befand 
sich  zwischen  den  Lamellen  des 
primären  Hutes,  so  dass  diese 
durch  die  an  Umfang  zuneh- 
menden Stiele  erst  auseinander- 
gedrängt wurden. 
Bildung  secundärer  Fruchtkörper  aus  den  Hüten  von  Hymeno- 
myceten  wurde  schon  mehrfach  beobachtet,  so  bildeten  bereits  Schaef- 
fer  (Fang,  in  Bav.  et  Ratisb.  nasc.  icoii.  tab.  CXXXIV,  Fig.  2) 
und  Harzer  (Naturg.  Abbildung  der  Pilze  Tab.  41)  eine  Durch- 
wachsuug  des  Hutes  von  Boletus  edulis  durch  einen  jungen  Pilz  ab. 


415 

einen  ähnlichen  Fall  stellt  Krombholz  (Abbildung  und  Beschrei- 
bung essb.,  verd.,  gift.  Schw.  tab.  68,  Fig.  13)  von  Russula  alu- 
tacea  dar  und  Reichardt  besprach  in  Verhandl.  zool.-bot.  Ges.  XVII. 
Band,  pag.  317  dasselbe  Vorkommen  bei  Boletus  edulis. 

Immer  handelte  es  sich  in  diesen  Fällen  jedoch  um  die  Um- 
bildung der  Hutoberseite  in  den  Stiel  juuger  Pilze,  während  unserem 
Falle  dadurch  ein  gewisses  Interesse  zukommt,  dass  die  Hutunter- 
seite dieselbe  Rolle  spielt. 

Missbildungeu  von  Pflanzen  können  von  zweifacher  Bedeutung 
sein.  Entweder  sind  sie  dadurch  von  Werth,  dass  sie  morphologische 
Verhältnisse  deutlich  machen,  die  sonst  nur  schwer  oder  gar  nicht 
zu  erkennen  sind,  oder  sie  erregen  dadurch  unser  Interesse,  dass  an 
ihnen  gewisse  Bildungsgesetze  deutlicher  hervortreten  als  an  nor- 
malen Exemplaren.  Wenn  aus  einem  Gewebsstücke  eines  Pilzes, 
das  sonst  der  Sporenerzeugung  dient,  eine  Wucherung  entsteht,  die 
zu  einem  neuen  Individuum  auswächst,  das  dem  früheren  in  allen 
Theilen  vollkommen  gleicht,  d.  h.  ganz  normal  entwickelt  ist,  so 
handelt  es  sich  um  ein  Beispiel  der  letzten  Art.  Als  ein  solches 
möchte  ich  darum  auch  die  geschilderte  Missbilduug  betrachten. 

Für  die  Entscheidung  der  Frage,  ob  wir  in  den  Fruchtkörpern 
der  Hymenomyceten  die  Ergebnisse  eines  sexuellen  Actes  vor  uns 
sehen  oder  nicht,  hat  eine  solche  Missbildung  allerdings  nicht  den 
Werth,  den  man  ihr  vielleicht  zumuthen  möchte,  da  sich  einerseits 
begreiflicherweise  die  ersten  Anlagen  der  secundären  Fruchtkörper 
nicht  beobachten  Hessen,  andererseits  aber  ebenso  Gründe  sich  geltend 
machen  lassen  für  die  Annahme  einer  rein  vegetativen  Entwicklung, 
wie  für  die  der  Entstehung  von  Befruchtungsorganen  an  einem  ab- 
normen Orte. 


Ueber  einige  Iris -Arten  des  botanischen  Gartens 

in  Wien. 

Von  Dr.  Otto  Stapf. 

(Fortsetzung'.) 

Iris  Güldenstaedtkina 

und  deren  Verwandte. 

Schon  frühzeitig  wurden  Versuche  gemacht,  diese  formenreiche 
Gruppe  zu  gliedern,  allein  jedesmal  scheiterten  sie  an  dem  proteus- 
artig  wechselnden  Wesen  derselben,  und  das  Eigebuist^  war  schliess- 
lich die  Zusammenziehung  all  der  mannigfachen  Formen  in  eine 
Art,  mitunter  selbst  ohne  Unterscheidung  von  Varietäten.  Es  ist  in- 
dessen klar,  dass  ein  solcher  Vorgang  etwa  mit  der  Begründung. 
„Variat    florum    modo    variegatorum    colore"  (Boisb.  Fl.  Orient.  V: 

34* 


416 

p.  129),  keine  Lösung  der  Fraofe  bedeutet.  Eine  solche  wird  in  end- 
giltiger  Weise  nur  durch  Beobachtungen  der  verschiedenen  Formen 
an  den  natürlichen  Standorten,  durcli  den  Vergleich  sorgfältig  prä- 
parirter  Exemplare  und  kritisch  pcl eitel e  Ciilturversuche  möglicli 
sein.  Unter  solchen  Verhältnissen  kann  und  soll  auch  hier  nicht 
daran  gegangen  werden.  Das  reiche  Mateiiale  aber,  welches  sich  im 
Laufe  der  Zeit  im  hiesigen  Garten  angesammelt  hat,  fordert  wenig- 
stens zu  einer  Ordnung  desselben  heraus,  wobei  es  immerhin  ge- 
schehen mag,  dass  die  heute  leitenden  Gesichtspunkte  in  Zukunft 
theilweise  oder  ganz  werden  aufgegeben  werden  müssen. 

Die  älteste  Beschreibung  einer  dieser  Formen  stammt  von 
Pallas.  Sie  findet  sich  in  dem  Anhang  zum  IL  Band  seiner  „Reise 
durch  verschiedene  Provinzen  des  russischen  Eeiches",  p.  740  (1773), 
wozu  die  Abbildung  auf  T.  B.  Fig.  2  des  Anh.  z.  III.  Band  gehört. 
Er  benannte  die  beschriebene  Pflanze  /,  haJophlla.  Erst  1781  erschien 
in  den  Act.  Petrop.  t.  V.  p.  I,  pag.  292  eine  von  einer  Tafel  (VIII)  be- 
gleitete neue  Beschreibung  von  Lepechin,  verbunden  mit  einer 
neuen  Benennung,  nämlich  I.  Gi'ddenstaedtiana,  so  dass  der  Name 
/.  haloph'da  vor  der  Lepechin'schon  Bezeichnung  jedenfalls  die  Priorität 
hat,  wenn  man  überhaupt  beide  zusammenziehen  will.  Mit  der  Pal- 
las'schen  Beschreibung  und  Abbildung  stimmt  aber  die  kleinblüthige, 
meist  auch  niederere  und  vor  Allem  durch  schmal  lineare  Griffelab- 
schnitte ausgezeichnete  Form  überoin,  welche  in  Red.  Lil.  310  als 
/.  sLenogyna  abgebildet  und  von  De  la  Roche  beschrieben  wurde. 
Hieher  gehört  auch  die  Abbildung  in  Bot.  Mag.  t.  1515  wo  Gawler- 
Ker  die  Pflanze  als  /,  stenofiyna  zu  Iris  spuria  stellt,  während  er 
sie  später  in  den  Irid.  gener.  pag.  49  auch  unter  /.  halophila  Pall. 
aufführt,  allerdings  als  Form  „(b)  flore  minore,  pallidiore".  In  der 
Fl.  Taur.  Caucas.  des  Marschall  v.  Biebersteiu  erscheint  sie  als 
var.  S.  unter  /.  Güldenstaedtiana.  Diese  Form  ist  seit  Langem  im 
Wiener  botanischen  Garten  vorhanden.  Sie  erscheint  schon  1820  im 
Samen-Katalog  desselben  aufgeführt.  Sie  weicht  durch  die  angeführ- 
ten Merkmale  ziemlich  auffällig  von  den  übiigen  Formen  ab.  Pallas 
fand  die  Pflanze  am  Irtisch  im  südwestlichen  Sibirien,  Marschall 
v.  Bieberstein  führt  sie  aus  Iberien  auf.  Exemplare  von  Regel 
aus  Turkestan  und  solche  von  Gebier  aus  dem  Altai,  wie  sie  mir 
vorliegen,  gehören,  soweit  der  Erhaltungszustand  einen  Schluss  er- 
laubt, hieher.  l)ar;iu  schliesst  sich  eine  Reihe  von  Formen,  welche 
unter  sich  nur  durch  Vorwiegen  der  weissen  oder  der  gelben  Farbe, 
durch  grössere  oder  kleinere  Perigonzipfel  und  mehr  oblongen  oder 
runden  Zuschnitt  der  Platte  der  äusseren  Abschnitte  des  Perigons 
von  einander  abweichen.  Die  Blütheu  sind  auch  bei  den  kleinblütlii- 
gen  Formen  grösser,  als  bei  /.  halophila,  und  die  Abschnitte  des 
Griifcls  stets  in  der  Mitte  deutlich  bieiter.  Der  Durchmesser  der 
löffelförmigeu  Spreite  schwankt  zwischen  15  und  25  Mm. 

Im  Allgemeinen  sind  die  Blüthen  sehr  hellfarbig,  die  aufrechten 
inneioü  Perigouabschnitte  oft  fast  weiss.  Eine  Scheibe  mit  schwefel- 
gelb blühenden  Individuen    war  mit  der  Etiquette    /.  atomaria  ver- 


417 

sehen,  ein  Name,  über  dessen  Uvspruno-  ich  nichts  Näheres  au,i::eben 
kann.  Diese  Formen  entsprechen  offenbar  dem,  was  Lepechiu  unter 
seiner  1.  Gühlenstacdüana  verstanden  liat.  Es  ist  zu.ijleich  die  var. 
ß.  der  1.  Giddenstaedtiana  der  Fl.  Taur.  Cauc,  von  Marschall  v. 
Bieberstein  und  die  /.  spurla  ß.  halophila  des  Bot.  Majx.  1131. 
Nach  Marschall  v.  Bieberstein  bewohnt  diese  Art  vorzüglich 
das  südliche  Russland  bis  an  den  Torek,  an  dessen  Ufern  sie  Gül- 
denstaedt  gefunden  hatte. 

Die^sen  beiden  gelben  oder  weissgelben  Arten  stehen  zwei  an- 
dere mit  violetten  inneren  Perigonzipfelu  gegenüber,  zu  welchen 
eine  dritte  Art  den  Uebergaug  bildet.  Es  ist  diess  eine  Form,  welche 
nach  Grösse  und  Zuschnitt  der  äusseren  Perigonziptel,  kloinblüthigen 
Individuen  der  /.  Giddenstaedtiana  sehr  nahe  steht,  aber  eher  eine 
noch  kleinere  Platte  (Durchmesser  13 — 15  Mm.),  tiefer  ausgerandete 
innere  Perigonzipfel  und  relativ  kurze  Filamente  (fil.:  ca.  12  Mm,, 
anth.:  15 — 17  Mm.  gegen  14  und  17  Mm.  bei  /.  Giddenstaedtiana) 
hat.  Der  Nagel  der  äusseren  Abschnitte  des  Perigons  ist  trüb  oliven- 
grüu  bis  licht  braunviolett  geädert,  während  das  Geäder  der  Platte 
und  der  aufrechten  Zipfel  von  einem  wässerigen  Lichtblau  ist,  welche 
Farbe  gegen  die  Enden  der  A'^sclmitte  gewissermassen  zerfliesst. 
Die  Pflanze  hat  verhältnissmässig  breite  Blätter  (bis  zu  20  Mm.) 
und  eine  Höhe  von  kaum  40  Cm.  Die  angegebenen  Merkmale  lassen 
sie  recht  wohl  von  den  übrigen  Arten  unterscheiden.  Der  botanische 
Garten  besitzt  Exemplare,  welche  aus  Samen  gezogen  wurden,  die 
Th.  Pichler  1882  in  der  Nähe  des  Elwend  sammelte  und  andere, 
welche  bereits  seit  längerer  Zeit  da  sind.  Eine  Scheibe  davon  trug 
auf  der  Etiquette  den  Bemerk  „Caucasica"',  womit  wohl  gesagt  sein 
soll,  dass  die  Pflanze  aus  dem  Kaukasus  stammt.  Diese  Art  ist 
identisch  mit  der  var.  «.  liuescem  der  /.  Giddenstaedtiana  bei 
Marschall  v.  Bieberstein  a.  a.  0.  p.  42,  nur  vereinigt  der  Ver- 
fasser damit  noch  die  l.desertorum  Gawl.-Ker,  welche  davon  zu  trennen 
ist.  Marschall  v.  Bieberstein  fand  die  /.  livescens  am  Terek. 
Demnach  scheint  sie  Cis-  und  Transkaukasien  und  das  nordwestliche 
Persien  zu  bewohnen.  Mit  1.  livescens  hat,  wie  erwähnt,  Marschall 
V.  Bieberstein  auch  die  im  Bot.  Mag.  1514  abgebildete  und  schon 
im  Texte  zu  t.  1131  genannte  /.  desertorum  Gawl.-Ker  zusammen- 
gezogen. Wenn  ich  beide  trenne,  so  geschieht  es  auf  Grund  des  Ver- 
gleiches lebender  Exemplare.  Uebrigcus  lallen  auch  an  trockenen 
Pflanzen  die  Unterschiede  noch  genug  ins  Auge.  /.  desertorum  ist 
höher,  hat  im  Veihältuiss  zur  Länge  schmälere  Blätter;  die  Blüthen 
sind  merklich  grösser,  die  Platte  der  äusseren  Perigonzipfel  ist 
breiter  (circa  18  Mm.)  und  die  inneren  Abschnitte  sin<l  nicht  ver- 
kehrt-eiförmig, sondern  elliptisch,  d.  h.  ihr  grösster  Durchmesser 
fällt  in  die  Mitte  und  nicht  gegen  das  Ende,  welches  zudem  kaum 
ausgerandet  ist.  Endlich  ist  sie  durch  die  schön  licht  blau-violette 
Farbe  des  inneren  Segmentes  und  dos  Griff"els,  durch  die  tief  gold- 
bis  orangegelbe  Saumlinie  am  Grunde  der  er.-teren  und  die  el)enfalls 
mehr  mit  blauem  Geäder  durchsetzten  äusseren  Abschnitte  sehr  aus- 


418 

gezeichnet.  Die  Autheren,  welche  nur  wenig  länger  als  die  Filamente 
sind  (18—15  Mna.)  sind  von  grell  orangegelber,  von  dem  Blau  der 
Griifelabschnitte  lebhaft  abstechender  Farbe.  Die  Pflanze  ist  mir  nur 
aus  Gartenexemplaren  bekannt.  Nach  Gawler-Ker  kommt  sie  in 
den  saudigen  Steppen  des  östlichen  Russland  vor. 

Die  letzte  hieher  gehörige  Art  ist  endlich  1.  Sogdiana  Bunge 
AI.  Lehin.  Kel.  p.  331.  (Mem.  sav.  etr.  t.  VII.  p.  .507  [1851]). 
Während  sie  Boissier  in  der  Fl.  Or.  a.  a.  0.  schlechthin  als  Syno- 
nym zur  /.  Güldenstaedt'uma  zieht,  und  zwar  als  „forma  floribus 
caerulescentibus",  schlägt  sie  Baker  in  Gard.  Chron.  1867  p.  583  zu 
1.  spuria.  Maxi mo wies  führt  sie  dagegen  a.a.  0.  p.  708  als  Va- 
rietät der  7.  Güldenstaedtiana  an,  einer  ähnlichen  Auifassung  wie 
Boissier  folgend,  indem  er  sagt:  „Solo  colore  tlorum  a  typo 
distincta".  Mir  ist  die  Pflanze  blos  aus  den  hier  cultivirten  Stöcken 
bekannt,  denn  ein  ebenfalls  als  1.  Sogdiana  bezeichnetes,  getrocknetes 
Exemplar,  das  mir  aus  der  turkestanischen  Ausbeute  RegeTs  vor- 
liegt, gehört  kaum  hieher.  Charakteristisch  für  /.  Sogdiana  sind  die 
kleinen,  bald  runden,  bald  etwas  länglichen,  vorne  meist  ausgeran- 
deten  Platten  (Diirchmfsser  ca.  12  Mm.)  der  äusseren  Perigon- 
abschuitte,  die  schmalen  oft  tief  ausgerandeten  inneren  Segmente 
(ca.  9  Mm.  breit,  42 — 44  Mm.  laug;  bei  I.  desertorum  dagegen 
15—16  Mm.  breit  und  45  Mm.  lang),  die  schmalen  Griifelabschnitte, 
sowie  die  lebhafte  an  /.  desertorum  erinnernde  Färbung.  Die  Pflanze 
wird  ungefähr  so  hoch  wie  /.  deaertorum.  Nach  Maxime  wies  ist 
das  Bergland  am  Jli  und  Sarafschan  im  östlichen  Turkestau  ihre 
Heimat. 

Die  zu  der  Gruppe  der  7.  Güldenstaedtiana  gehörenden  Arten 
wären  demnach: 

7.  halophila  Pall,  —  7.  Güldenstaedtiana  Lep.  —  7.  livescens 
M.  B.  —  7.  deseriormn  Gawl.-Ker.  —  7.  Sogdiana  Buuge.  Ihr  Gebiet 
umfasst  das  südöstliche  Russland,  die  Kaukasusländer,  Armenien, 
Iran,  die  gebirgigen  Theile  von  Turkestan  und  das  angrenzende 
Land  bis  zum  Thian-Schan  und  zum  südlichen  Altai.  Innerhalb  dieses 
Verbreitungs-Areales  scheint  sie  sich  in  reicher  Weise  zu  gliedern. 
Doch  sind  vorläufig  dem  Gesagten  entsprechend,  darüber  nur  An- 
deutungen möglich. 

An  7.  Güldenstaedtiana  Lep.  schliesst  sich  unmittelbar  noch 
eine  Art  an,  7.  ochroleuca  L.  Maut.  p.  175  (1773).  Obwohl  sie  schon 
im  vorigen  Jahrhunderte  bekannt  war  und  in  den  Gärten  nicht 
selten  gezo-,^en  wurde,  blieb  ihre  Heimat  doch  lauge  zweifelhaft,  bis 
sie  von  Boissier,  Balausa  und  Anderen  in  Klein asien  wieder 
wild  aufgefunden  wurde.  Smyrna,  Augora  und  Tripolis  (in  Syrien) 
sind  die  einzigen  bislang  bekannten  natürlichen  Staudorte.  Da  über 
die  Art  seilest  keine  Zweifel  herrschen,  geuügt  es  bezüglich  derselben 
auf  Baker  a.  a.  0.    und    Boissier    a.  a.  0.  p.  129    zu    verweisen. 

Wie  sich  7.  ochroleuca  im  Westen  an  das  Gebiet  der  Gruppe 
der  1.  Güldenstaedtiana  anschliesst,  so  reiht  sich  an  sie  selbst  wieder 
weiter  im  Südwesten  der  kleine  Verbreitungsbezirk  einer  nahen  Ver- 


419 

wandten,  der  /.  Momüeri  DC,  die  bislier  nur  auf  Rhodos  und  Greta 
gefunden  wurde,  während  im  Osten  eine  ganz  ähnliche  Parallolform 
mit  ebenfalls  sehr  bej;chräuktem  Gel)iet  auftritt,  die  /.  aurea^)  Lindl. 
in  den  Thälern  Kaschmirs.  Bezeichnend  ist,  dass  gerade  diese  an 
der  Peripherie  des  gemeinsamen  (jebietes  liegenden  Arten  scharf 
umschrieben  sind,  während  nach  der  Mitte  zu  eine  Reihe  kaum  zu 
entwirrender  Formen  sich  anhäuft. 

(Fortsetzung  folgt.) 
-K^ 

Rosa  Herhichiaun  n.  sp. 

Von  Br.  BTocki. 

Diagnose:  Strauch  gross,  mit  an  der  Spitze  nickenden, 
schwachbereiften  heurigen  Trieben,  von  intensiv  dunkelgrüner  Farbe  der 
Belaubung.  Hauptstamm  und  beui ige  Triebe  dicht  (besonders  in  der 
unteren  Hälfte)  bestachelt;  blühende  Zweige  mit  sehr  spärlichen 
kleinen  Stacheln  bewehrt.  Stacheln  braun,  sehr  derb,  von  eiläug- 
licher  Basis,  schwach  sichelförmig  gekiiimmt.  Blattstiele  dicht  be- 
haart, mit  4 — 6  weisslichen  gekrümmten  Stacheln  bewehrt  und  mit 
spärlichen  Drüsen  besetzt.  Blättchen  mittelgross  —  an  den 
heurigen  sterilen  Trieben  gross  (bis  fast  5  Cm.  lang)  —  zu  7,  nur  an 
den  Blüthenzweigen  zu  5,  genähert,  dicklederig,  oberseits  dunkel- 
grün und  stark  glänzend,  unterseits  blassgrün  und  matt,  ellip- 
tisch, kurz  zugespitzt,  bis  zur  gerundeten  (am  Endblättcheu 
schwach  herzförmigen)  Basis  gesägt,  die  Blättcheupaare  nach 
unten  an  Grösse  allmälig  abnehmend,  das  unterste  Paar  zweimal 
kleiner  als  das  erste.  Die  Blättchen  beiderseits  dicht  anliegend 
behaart,  unterseits  mit  stark  hervortretenden  Hauptnerven. 
Sägezähne  gegen  die  Spitze  der  Blättchen  zu  an  Grösse  allmälig 
zunehmend,  die  unteren  sehr  schief,  anliegend,  die  oberen  dreieckig- 
eiförmig, kurzgespitzt,  abstehend,  davon  einzelne  mit  einem 
kleinen,  drüsigbespitzten  Zähnchen  versehen.  Nebenblätter 
schmal,  linealkeilig.  unterseits  und  an  den  Känderu  dichtbehaart, 
an  den  Rändern  überdiess  dicht  drüsig  gewimpert,  mit  theils  vor- 
gestreckten, theils  abstehenden,  allmälig  zugespitzten  Oehrchen. 
Nebenblätter  der  blüthenständigen  Blätter  länglichlineal.  Deckblätter 
länglich,  bis  8  Mm.  breit  und  stets  länger  als  der  mittlere  Frucht- 
stiel, die  meisten  blättertragend.  Blüthon  einzeln,  resp.  zu  3— 8  ge- 
huschelt. Die  Pedunkeln  einzeln  stehender  Früchte  sind  1  Cm.  lang; 
bei  gehuschelt  stehenden  Früchten  ist  der  Stiel  der  Centralfruch t 
7—8  Mm.  und  die  Stiele  der  Seitenfrüchte  15 — 2  Cm.  lang.  Früchte 
mittelgross  (die  Centralfrucht    stuts    grösser  und  kürzer    gestielt), 

')  Alle  drei  zuletzt  genannten  Arten  werden  im  ^Viener  botanischen 
Galten  gezogen. 


420 

ellipsoidisch,  pomeranzenroth  (vor  der  voll  kommeneu  Keife  auf  der 
einen  Seite  stets  dunkler  gefärbt).  Discus  wulstig,  ziemlich  klein, 
Griffelköpfchen  erhaben,  dicht  behaart.  Kelchzipfel  am  Rücken  mit 
+  zahlreichen  gestielten  Drüsen  besetzt,  an  den  Räudern  dicht 
behaart,  eilanzettlich,  in  einen  langen  und  schmalen,  lineal- 
keulenförjmijgen  Endzipfel  all  mal  ig  verschmälert  (2'5  Cm.  lang, 
4 — 5  Mm.  breit),  die  drei  äusseren  fiederspaltig,  mit  ziemlich 
langen,  llineallanzettlichen  bis  lanzettlicihen,  spärlich  ge- 
sägten Fiederchen,  die  Sägezähnchen  der  Fiederchen  drüsig  be- 
spitzt. Kelche  bis  zur  Fruchtreife  bleibend,  theils  aufge- 
richtet, theils  wagrecht  abstehend.  Blumenblätter.... 

Standort:  In  lichten  Gebüschen  an  steilen  üferabhängen  des 
Dniester  imd  Seret  in  Südostgalizien  eines  der  charakteri- 
stischesten Bestandtheile  der  dortigen  höchst  interessanten  Flora.  Ich 
habe  bis  jetzt  diese  ausgezeichnete  Art  an  folgenden  Standorten 
(überall  in  grösserer  Individuenanzahl)  beobachtet:  ßilcze,  Biyszczanka, 
Dobrowlany,  Horodnica  (Galiz.)  und  ßabin  (Bukow.). 

Anmerkungen:  Rosa  HerhicMana  m.  (non  R.  Herbichii 
Braun)  steht  so  eigenartig  und  eigenthümlich  in  ihrer  Erscheinung 
da,  dass  sie  wohl  nicht  leicht  mit  irgend  einer  anderen  Art  ver- 
wechselt werden  kann.  In  systematischer  Hinsicht  zeichnet  sich  die- 
selbe übrigens  auch  dadurch  aus,  dass  sie  die  Sectio  y.CoUinae'* 
mit  der  Sectio  „Montanae  pilosae"  und  „Tomentellae"  verbindet. 

Lemberg,  am  1.  October  1887. 


Zur  Flora  von  Rappoltenkirchen  in  Niederösterreich. 

Von  Leopold  Wiedermann. 

Herr  Heinrich  Braun  in  Wien  interessirte  sich  für  die  GaUum-, 
Mentha-  und  Thymus- kiien  der  Flora  von  Rappolteukirchen.  Dieser 
gütigen  Untersuchung  verdanke  ich  die  Bestimmung  nachstehender 
Pflanzen. 

1.  Galiiini, 

Galium  Mollugo  L.  sp.  pl.  ed.  L,  pag.  107  (1753),  Walchen. 

—  —  v.  puberulum  H.  Braun  in  Oborny,  Flora  von  Mähren  H., 
p.  734  (1884),  Rappolteukirchen. 

—  pubescens  Schrader  Spicileg.  Fl.  Germ.,  pag.  16  (1794)  sub 
varietate  O.  Mollug'mis.  —  G.  hirsutum  Kitaibol  in  Reichenb. 
Fl.  Germ.,  p.  210,  Nr.  1291  (1831),  Sieghartskirchen. 

—  elatum  Tlmillier.  Fl.  de  Paris  II.,  pag.  76  (1799),  Kogel, 
Walchen. 

—  elato  X  erectum  {G.  praticolum  H.  Braun),  Walchen,  die  dem 
G.  erectum  Huds.  näher  stehende  Form  bei  Heigen. 


421 

Galium  erectum  Hudson.  Fl.  Anglica  ed.  L,  pag.  5G  (1762),  uou  aut. 
p.  max.  p.  Kappoltenkirclieu  Friedhof,  Kogel. 

—  insubricum  Gaudiü.  Fl.  helv.  1.,  pag.  421  (1828).  Bei  Kveut, 
Ochsenhaut  bei  Sieghartykirclicu. 

—  erecto  X  verum  {G.  eminetis  Gr.  Godr.  FI.  de  France  IL,  pag.  19, 
1850),  Walchen. 

—  vero  >C  Mollugo  (G.  ochroleucum  Wolff  in  Schweigger  et  Körte. 
Fl.  Erlang.,  pag.  36,  1811),  Heigen. 

—  elato  X  verum  {G.  ochroleucum  Wolflf.  1.  c.  p.  p.),  Eappolten- 
kirchen. 

—  verum  L.  Kappoltenkirchen,  Kogel. 

—  Wirtgenii  F.  W.  Schultz.  Archiv  I.,  pag.  201  (1855),  Weinberg 
bei  Kappoltenkirchen. 

—  scdbrum  Jacq.  Kuhberg  bei  Sieghartskircheu. 

—  nitidulum  Thuill.  Fl.  de  Paris  H.,  pag.  77  (1799),  Kogel,  Jo- 
hanuesberg. 

—  nitidulum  v.  scabriusadum  H.  Braun  in  Oborny,  Fl.  v.  Mähr. 
H.,  pag.  737  (1884),  {G.  commutatum  Jord.?  ex.  orig.  n.  v.), 
Kappoltenkirchen,  Kogel,  Johannesberg,  Röhrenbach. 

—  laeve  Thuillier.  Fl.  de  Paris,  pag.  77  (1799),  Walcheu. 

—  ■palustre  var.  scalrvm  Neilreich  (v.  asperum  Br.),  Walchen, 
Weinberg  bei  Kappoltenkirchen. 

—  palustre  var.  elongatum  Presl.  Fl.  Sicula  L,  59  (1826)  pro  specie. 
An  der  „kleinen  Tuln"  bei  Sieghartskircheu. 

—  Aparine  L.  sp.  pl.  ed.  I.,  pag.  57  (1753),  Walchen,  Ochsen- 
haut u.  s.  w. 

—  infestum  W.  K.  pl.  rar.  III.,  t.  202  (1809).  G.  Vaillantii  D.  C. 
Fl.  fr.  IV.,  pag.  263  (1805),  Getreidefelder  häufig. 

—  Cruciata  Scop.  Feuchte  Gebüsche  häufig. 

—  rotundifolium  L.  Kuhberg  bei  Sieghartskircheu,  Röhrenbach. 

—  horeale  L.  a)  hyssopifolium  Hoifmann.  Deutschlands  Flora,  pag. 
71  (1800),  pro  specie,  feuchte  Bergwiesen  häufig. 

—  —  b)  intet^medium  Hertens  et  Koch  in  Rohling.  Deutschi.  Fl. 
Weinberg  bei  Rappoltenkirchen,  wurde  bislang  im  Becken  von 
Wien  noch  nicht  beobachtet. 

—  silvaticv.m  L.   Wälder  häufig. 

2,  Mentha, 

Mentha  candicans  Crantz  Stirp.    Aultriacae    IV.,    pag.    330    (1769). 
Häufig  im  Gebiete. 

—  aquatica  L.  sp.  pl.  ed.  I.,  pag.  576  (1753)  v.  typica  {M.  Vieu- 
nensis  Opiz.).  Bei  Kreut. 

—  aquatica  L.  var.  stolonifera  (Opiz),  Kogel. 

—  elata  Host.  Fl.  Austr,  IL,  pag.  145  (1831),  M.  arvensix  aqua- 
tica Aut.  p.  p.  Wassergräben  zwischen  Rappoltenkirchen  und 
Kreut,  eine  kleine  Form  am  Eisbach. 

—  montana  Host.  1.  c.  p.  145  (1831),  der  JJ.  elida  Host,  ähnlich, 


422 

aber  von  diesor  durch  die  zum  Blattstiel  verschmälerte  Blatt- 
lamina,  dichte  Behaarung  des  Stengels,  dünne  dunkelgrün  ge- 
färbte Blätter  verschieden.  (Oris'iualien  im  Herbare  des  k.  k. 
uaturli.  Hofmuseums.)  An  feuchten  Waldstellen  bei  der  Ort- 
schalt Au  am  Kragging,  mit  31.  Austriaca  y.SUchovensü  {Oph). 

Mentha  tortuosa  Host.  Fl.  Austr.  IL,  pag.  142  (1831).  An  der  „klei- 
nen Tuln''. 

—  calamintliaefolia  Host,  (herb.)  Sieghartskirchen.  M.  melissaefoUa 
Host.  Fl.  Aust.  n.,  pag.  144  ist  dieser  Form  sehr  ähnlich, 
unterscheidet  sich  aber  durch  die  längeren  Blätter,  zottig  be- 
haarten Stengel,  die  langzottig  behaarten  Blüthenstiele  und  Kelche 
in  auffallender  Weise  von  M.  calaminthaefolia  Host.  Da  für 
M.  calaminthaefolia  Host,  noch  kein  Name  existirt,  so  zog  ich 
es  vor,  diesen  Namen  vorläufig  zu  belassen,  obwohl  er  nur  ein 
von  einer  Diagnose  begleiteter  Herbarname  ist.  M.  calaminthae- 
folia ist  übrigens  eine  im  Wiener  Walde  ungemein  verbreitete 
Mentha,  insbesonders  um  Neuwaldegg,  Hütteldorf,  Purkersdorf 
habe  ich  sie  wiederholt  selbst  gesammelt  (Braun). 

—  Austriaca  Jacq.  Fl.  Austr.  V.,  pag.  14,  t.  430  (1778),  var.  Sli- 
chovensis  (Opiz).  Tannenschachen  (Baumschule),  Aecker  bei  Kreut, 
feuchte  Aecker  bei  Au  am  Kragging. 

—  arvensis  L.  sp.  pl.  ed.  I.,  pag.  577  (1753),  var.  polymorpha 
Host.  1.  c.  p.  152  pro  specie  p.  p.  Aecker  am  Kogel,  Schloss- 
berg. 

—  arvensis  L.  V.  densißora  (Opiz).  {M.  polymorpha  Host.  p.  min. 
p.)  Holzschlag  in  der  Walchen. 

3.  Thymus, 

Thymus  Lövyanus  Opiz.  Naturalien  Tausch,  pag.  105  (1824).  T. 
arenarius  Bernhardi  (1831  n.  s.).  T.  Marschallianus  Aut.  p.  p. 
non  Willd. 

a)  genuinus.  Kogel,  Johannesberg,  Sieghartskirchen  etc. 

b)  elongatus  (Opiz).  Ueppige  Form  der  Auen    und  feuchten 
Wiesen,  Hohlweg  bei  Sieghartskirchen. 

c)  stenophyllus  (Opiz).  Ausgezeichnete  Form,  besonders  an 
trockenen  Hügeln,  Abhängen  und  Felsen.  Tannenschachen, 
Ochsenhaut,  Kogel. 

d)  hracteatus  (Opiz).  Form  des  Humusbodens  und  üppiger 
Wiesen. 

a)  genuimis  Tannenschachen. 

ß)  interruptus  (Opiz).  Ochsenhaut. 

—  pilosus  Opiz,  Naturalien  Tausch,  pag.  40  (1824),  ßappolten- 
kirchen,  Ochsenhaut. 

—  oratus  Miller.  Dict.  VIT.,  pag.  367  et  370  (1785),  var.  pallens 
(Opiz).   T.  montanus  Aut.  p.  p.  non  W.  K.  T.  suhcitratus  Schre- 


423 

her  in  Scbweioger    et    Körto.    Fl.  Erlang.   II,  p.  18  (1811).  — 
Boua-Höhe.  Wiesen  auf  der  hohen  Warte  g^egen  Eisbach. 
Thi/mus  ovatus  Miller,  v.  roii'olor  (Opiz).   T.  Chaniaedrys  Aut.  p.  p. 
non  Fries.  Boua-Höhe.  bei  Abstetteu. 


Ein  weiterer  Beitrag  zur  Flora  von  Banjaluka,  sowie 
einiger  Punkte  im  mittleren  Bosnien. 

Von  Paul  Conrath, 

Assistent  an  der  deutschen  Technik  zu  Prag. 
(Fortsetzung.) 

Aster  ameUm  L.  Kurzgrasige,  sonnige  Abhänge  am  Werk  VII  bei  B^ 
Buphtalmvm    salicifolium   L.    Bebuschte    Hügel    im    ßakovac  -  Tha 

boi  B. 
Imda  helenium  L.  Gebüsche  im  Rakovac-Thal. 

—  ensifoUa  L.  Trockene  Kalklehnen  im  Rakovac-Thal. 

Pulicaria  uliginosa  Stev.  Wüste  Plätze  in  und  um  B.  Meine 
Exemplare  zeigen  lange,  aufrecht  abstehende!  Aeste.  Die  Behaa- 
rung ist  entschieden  nicht  wollig,  auch  sind  die  Blüthenköpfe  klein 
und  zwar  mit  Randblüthen  höchstens  2  Cm.  im  Durchmesser. 
(Vergl.  Freyn,  Nachträge  zur  Flora  von  Süd-Istrien  z.  b.  G. 
1881,  pag.  23):  sie  stehen  daher  zwischen  P.  nUginosa  Stev.  und 
P.  di/senterica  Gärtn.  Vielleicht  ist  erstere  doch  besser  als  var. 
microcephala  Boiss.  zu  letzterer  zu  stellen. 

Carpeslum  cernmtm  L.  In  einer  Gasse  an  der  Westlisiere  von  B. 
l  Ex.:  bebuschte  Hügel  am  Bache  bei  Ivanjska. 

Filago  germanica  L.  var.  canescens  (Jord.)  Wiesen  und  Aecker  um  B. 

—  minima  Fr.  Trockene  Grasplätze  bei  Ivanjska. 

Achillea  nohilis  Kerner.  Felder  zwischen  Budjak  und  Dervisi  bei  B. 
Wiesen  bei  Ivanjska. 

var.  ramosa  m.  Stengel  von  der  Mitte  an  mit  langen  blühen- 
den Seitenzweigen,  welche  die  mittlere  Doldentraube  meist  er- 
reichen. {A.  corymbifera  Gmel.?)  Mit  voriger  an  den  erstgenann- 
ten Standorten. 

Anthemis  brachifcentros  Gay.  Grasige  Abhänge  an  der  Strasse  von 
Jaice  nach  Jezero. 

Pyrethrum  corymhosum  W.  Serpentinfelsen  bei  Vrbanja. 

Senecio  harbaraefolius  Krock.  {S.  erroticus  Bert.)  Gemein  in  Gräben 
und  auf  wüsten  Plätzen  in  B. 

—  aquaticus  Hds.  Feuchte  Stellen  im  Trapistenwalde  bei  B.;  er- 
reicht hier  eine  Südgrenze  der  Verbreitung. 

—  eriu-ifoUus  L.  Feldraine  beim  Trapistenkloster;  zwischen  Gebüsch 
im  Rakovac-Tliale  b,  B. 


424 

JEchinops  commutatus  Jiir.  Von  mir  nur  am  Ufor  des  Vrbas  beson- 
ders in  der  Nähe  des  Trapistenklosters  bemerkt. 

Cirsivm  arvense  L.  Eine  interessante  Form  mit  trauzen,  am  Eande 
undeutlich  gekerbten  und  mit  vorwärts  Gerichteten  gelben  Dornen 
verseheneu,  unterseits  dicht  und  bleibend  weisstilzigon  Blättern; 
Stengel  arm-  (3 — 6)  köpfig;  Köpfchen  18  Mm.  lang.  12  Mm. 
breit,  auf  langen  (meist  8  Ctm.)  weissfilzigen  Stielen.  Hüllschnppen 
dornenlos.  Vereinigt  die  Blattform  des  C.  setosum  M.  B.  (C  ar- 
vense y.  integrifolium  Koch)  und  die  Behaarung  des  0.  argenteuin 
Vest.  =  C.  incanum  Fisch.  (Griseb.  Spicil.  pag.  254,  Fiek,  Fl. 
V.  Schlesien  p.  236,  Oborny,  Fl.  v.  Mähren  p.  713)  Bess? 
Peyer?  [Glrsium  arvense  8.  vestUinn  Koch  C  a.  y.,  discolor 
Neilr.).  Ich  will  diese  Form  als  var.  Fischeri  bezeichnen. 

Cardmis  candicans  W.  K.  Serpentinfelsen  bei  Vrbanja. 

Carlina  Simplex  W.  K.  Abhänge  des  Werkes  VIII.  b.  B.,  auf  Con- 
gerienkalk. 

—  acanthifolia  All.  Trockene  Wiesen  bei  Ivanjska;  trockene,  sonnige 
Kalklehnen  im  ßakovac-Thal  b.  B. 

Centa^trea  nigrescens  Willd.  (Kern er  in  schedae  ad.  flor.  cxs. 
Austro-Hung.  Nr.  227,  Vukotinovic  in  Rad  jugoslavenske  akademije 
LVIII.  pag.  150;  0.  vochinensis  Bernh.)  Am  Ufer  des  Vrbas 
bei  der  Kaserne.  Die  Exemplare  zeichnen  sich  durch  ihre  Kahl- 
heit und  ganze,  ganziandige  Blätter  aus. 

—  stenolepis  Kern.  Häutig  auf  den  bebuschten  Hügeln  westl.  v.  B., 
Serpentinfelsen  bei  Vrbanja;  an  beiden  Orten  auch  die  var.  inca- 
nescens  Vuk.  1.  c;  Berg  Hum  bei  Jaice,  Kalk  c.  1000  M.  (Die 
Angabe  Hofmann's  1.  c,  dass  C.  Pseudophrggia  C.  A.  Mey. 
teste  Pantoczek  um  B.  vorkommt,  dürfte  auf  einer  Verwechslung 
beruhen,  da  C.  stenolepis  Kern  bei  Hofmann  fehlt. 

—  osmana  n.  sp.  Ganze  Pflanze  spinnwebig;  Stengel  aufrecht  mit 
roth  überlaufenen  Kanten  und  zahlreichen  nach  oben  kleiner 
werdenden  Blättern  besetzt,  etwas  über  der  Mitte  langästig; 
Aeste  beblättert,  meist  einköpfig,  doch  auch  2 — Sköpfig;  Köpf- 
chenstiele nach  oben  verdickt.  Blätter  rauh,  lanzettlich,  ver- 
hältnissmässig  klein,  alle  ganz  mit  entfernt  stehenden 
kleinen  Zähnchen  besetzt,  mittlere  sitzend,  obere  umfas- 
send, Hüllschuppen  lineal,  stark  nervig,  Anhängsel  der  un- 
teren und  mittleren  dreieckig,  schmal  lineal,  pfriem- 
lich verlängert,  fast  so  lang  als  ihr  Nagel,  kämmig  ge- 
franst, ziemlich  stark  zurückgekrümmt,  nicht  breiter  oder 
nur  w^euig  breiter  als  das  obere  Ende  des  Nagels,  die 
der  obersten  eirund,  ausgebissen  gezähnt,  über  die  Anhängsel  der 
darunter  stehenden  Schuppen  hinausragend,  Pappus  fehlend. 

Grasige  Lehnen  am  rechten  Ufer  des  Crkvina-Baches  an  der 
Westlisiere  von  B. 

Vielleicht  ein  Bastard  der  C.  stonolepis  Kern.  Welche  Art 
dabei  noch  im  Spiele  ist  kann  ich  nicht  sicher  ermitteln.  C.  ni- 
greäoens^iW^.  war  dort  weit  und  breit  nicht  zu  sehen;  dagegen 


425 

bemerkto  ich  häufig  C.  jacea  L.  ß.  pectinaia  Neilr.;  vielleicht 
ist  sie  ein  Mischling  mit  dieser  Art? 

Von  G.  sciaphila  Vuk.  in  Kerner  schedae  ad.  flor.  exs. 
Aiistr.-HiinG:  bei  Nr.  227  und  in  Kad  jugosl.  akad.  LVIIT.  pag. 
150  verscliiedeu  durch  die  Form  und  Richtung  der  Schuppen- 
auhäüirsel,  durch  die  Form  uud  Kleinheit  (mittlere  c.  7 — 8  Cm.) 
der  Blätti'r  (ovali  lanceolata  elliptica,  magna,  caulina  sinuato- 
deuticiilata  bei  Vuk.) 

Von  C  nigrescena  Willd.  besonders  durch  die  Form  und 
Grösse  der  Anhängsel  der  unteren  und  mittleren  Schuppen. 

Von  0.  stenolepls  Kern,  uud  deren  Verwandten  vorzüglich 
durch  die  kurzen  Anhängsel  und  deren  kürzere  Cilien,  den 
fehlenden  Pappus,  die  langen  Blütheuäste. 

Von  C.  transalpina  Schleich.  Durch  die  lanzettlichen  Blätter 
uud  langen  schmalen  Anhängsel  verschieden. 

JCeranthemum  cylinch-aceum  Sm.  sonnige  grasige  Hügel  westlich  v. 
B.;  Felder  und  grasige  Lehnen  bei  Zaluzani. 

Hieracium.  superpilosello  X  praealtum  Felsen  im  Surtojlia-Thal  bei 
Gorni  §eher  1  Ex. 

—  Pavichii  Heuff.  {H.  Fitssianum  Schur)  Serpentinfelsen  bei 
Vrbanja;  neu  für  das  nördliche  Bosnien. 

—  Virqa  aurea  Coss  (teste  Freyn)  Berg  Hum  bei  Jaice,  Kalk 
c.  1100  M.;  nach  Nyman  Conspect.  bisher  nur  in  Etrurien  uud 
Liguvien,  nach  Arcaugeli  Comp.  d.  flor.  ital.  auch  in  der 
Lombardei  und  Neapel. 

—  humile  Jcq.  forma  (teste  Freyn)  wie  voriges,  aus  den  umlie- 
genden Ländern  bereits  bekannt. 

Campanida  rotundifoUa  L.  Kalkfelsen  am  Gipfel  des  Hum  bei  Jaice; 
eine  kleine  c.  lÖ  Cra.  hohe  Form. 

—  Cervica.ria  L.    Häufig  im  Walde    um    das  Trapistenkloster  b.  B. 

Symphyandra  Hofmanai  Pant.  Feuchte  Felsen  im  Surtqjlia-  und 
Rebrovac-Thal  bei  B.;  auf  Felsen  zwischen  Vacar  Vakuf  uud 
Jezero,  zwischen  Jaice  und  Jezero;  am  Castellberg  bei  Jaice 
sehr  häufig;  mehrfach  im  Bosua-Thal,  so  zwischen  Zenica  uud 
Vrauduk,  dann  zwischen  Hau  Begov  und  Zepec.  —  Eine  Pflanze 
feuchter,  schattiger  Felsen;  der  Originalstandort  Hofmann's  bei 
Gorni  §eher  dürfte  schon  Blau  bekannt  gewesen  sein,  derselbe 
führt  dort  (Reisen  in  Bosnien  und  der  Herzegowina)  S.  Wanneri 
Koch.  an.  Wahrscheinlich  gehört  auch  der  Standort  Sendtner's 
(Ausland  1848):  Kalkfelsen  des  Schlosses  von  Srebernik  hierher. 
Merkwürdig  wie  diese  Pflanze  mit  S.  \Vannerl  Roch  verwechselt 
worden  konnte,  da  sie  doch  in  eine  audere  Sectiou  gehört,  die 
im  Kaukasus  ihren  Sitz  hat.  Blüht  von  Mitte  Juli  bis  Anfang 
Septeml)er. 

(Fortsotzuii)j  foljjt.) 


4.2G 

Notizen  zur  PflaDzengeographie  Nieder-Oesterreichs. 

Von  P.  Benedict  Kissling. 

Älcliemilla  vulgaris  Willd.  glahra,  praealpin,  häufig  im  oberen 
Waldviertel  z.  B.  in  üppigen  Formen  bei  der  Trandl-Mühle  (Otten- 
schlag).  Bellidiastrum  Michelü  Cass.  praealpine  Insel  am  hohen  Brand 
(Kilb),  freilich  nur  durch  zwei  Exemplare  vertreten,  daher  als  Pflan- 
zen-Grenze nicht  zu  betrachten.  BotriicMum  matricariaefolium  A.  Br. 
1.  Juni  1883  gefunden  im  R'indswalde  (Kottes)  700  Meter.  Acht 
Exemplare  davon  dem  Herrn  Dr.  Beck  geschickt,  drei  Sporangien 
noch  nicht  offen,  Blätter  dicklich,  2  X  fiedertheilig.  Fiedern  erster 
Ordnung  abstehend,  länglich  stumpf,  5—7,  neu  für  Nieder-Oester- 
reich.  Campamda  pusiUa  Hänke.  Hohenstein,  1184  Meter.  Grenze. 
Cardvus  defioratvs  L.  ß.  pinnatißdus  Neilr.  praealpin.  Bergerhof 
(Tetiug).  8Ö0  M.  Grenze. 

An  Carices  reich  ist  das  noch  wenig  durchforschte  Waldviertel: 
Carex  pidicar-is  L.  geht  wohl  tief  ins  Wald  viertel  z.  B.  Voirans 
(Kottes)  immer  mit  C.  Davalliana  Sm.,  doch  kleiner  als  diese,  mit 
anliegenden  Früchten.  C.  pilulifera  L.,  6.  Juni  1882  gefunden  am 
grossen  Holzschlag  bei  Voirans  (Kottes);  Alles  davon  bedeckt,  aus- 
gezeichnet durch  kurze  weibliche  Aehren;  scheiut  neu  zu  sein  fürs 
Wald  viertel.  C.  limosa  L.  26.  Mai  1883  auf  halbtorfigen  Wiesen 
bei  Weikartschlag  (Kottes)  mit  turfosa  Fries  und  panicea  L.  Früchte 
zierlich  hängend,  Hälmchen  zart  und  etwas  gebogen;  bis  jetzt  die 
nordwestliche  Grenze.  C.  ßUfonnis  L.  28.  Mai  1883,  Sumpfwiesen 
bei  Voirans  (Kottes),  oben  an  O.  hirta  L.,  unten  an  Jimcus  erinnernd, 
scheint  durchs  ganze  Viertel  verbreitet  zu  sein.  C.  turfosa  Fries, 
Name  höchst  bezeichnend,  Torf  wiesen  bei  Spillberg  (Traunstein), 
Kottes  u.  s.  w.  gemein,  ähnlich  C.  vulgaris  Fries,  aber  schlanker, 
Früchte  länger  gestielt  und  wie  bei  jener  bald  grün,  bald  schwarz. 
0.  Michelü  Host  geht  auch  in  die  Donauthäler  hinein,  z.  B.  bei 
Spitz,  Mühldorf  bis  Dippl  (Kottes),  Grenze,  Früchte  etwas  behaart. 
C.  hordetstichos  Vill.  von  Dr.  Beck  agnoscirt.  Unternalb  (Retz), 
nördlichster  Punkt  V.  U.  M.  B.  C.  panicidata  L.  mit  concav-cou- 
vexen  Früchten,  dürfte  durchs  ganze  V.  U.  M.  B.  verbreitet  sein,  so 
um  Kottes  sehr  gewöhnlich.  C.  verna  Vill.  dürfte  vielleicht  in  zwei 
Varietäten  aufzulösen  sein,  deren  eine  minor  auf  trockenen,  und  die 
andere,  etwa  major  zu  nennende  Form  auf  nassen  Wiesen  vorkommt; 
im  letzten  Falle  oft  sehr  verlängerte  weibliche  Blüthenstiele.  C.  um- 
brosa  Host,  am  Eude  nur  eine  üppige  Schattenform  der  longifolia 
Host;  kaum  wesentlich  unterschieden:  Früchte  gleich,  nur  Blätter 
etwas  länger  u.  s.  w.,  d.  h.  die  ganze  umhrosa  Host  stärker  imd 
grösser  als  longifolia  Host.  C.  flacca  Schreb.  hat  durch  Insolation 
purpurbraune  Früchte  im  Freien,  z.  B.  auf  Schutthalden  der  Vor- 
alpen, und  grüne  im  Walde. 

Carlina  longifolia  Reichb.:  Blätter  bis  14  Cm.  lang  und  etwa 
1  Cm.  breit,  meine  Exemplare  5*6  Cm.  hoch.  Herr  Dr.  Carl  Rieh- 


427 

ter  hat  Roclit:  diose  so  lange  ignorirte  Pflanze  scheint  durch  die 
ganzen  Voralpeu  verbreitet  zu  sein,  wenigstens  am  Fuss  des  Hohen 
Stein  (1184  M.)  häufig;  Carthamus  tinctorius  L.,  gebaut  in  Planken- 
stein, verwildert  bei  St.  Gotthard.  Castanea  sativa  (L.)  Mill.  cult. 
d.  h.  veredelt  hier  in  Gärten,  verwildert  häufig  in  Wäldern,  aber 
nur  auf  Mergel. 

Cephalanfhem  rubra  Rieh,  und  C.  pallens  Rieh,  haben  auch 
einen  grösseren  Verbreitungsbezirk;  gehen  in  die  Donauthäler  hinein, 
von  Spitz  z.  B.  bis  in  die  Nähe  von  Kottes;  sonnige  „Leithn"  im 
Egelsgrabeu,  auf  Granit,  etwa  700  Met.  Grenze. 

Kilb,  am  6.  November  1887. 

Beitrag   zur  Flora  des  nördlichen  Mährens  und  des 

Hochgesenkes. 

Von  Dr.  Ed.  Formänek, 

k.  k.  Professor  am  böhmischen  Gymnasium  in  BrOnn. 
(Fortsetzung.) 

Stachi/s  alpina  L.  Kriech,  Kiesgraben  (v.  Uechtritz)!,  Spitzberg, 
bei  den  Kölilerhütten  u.  a.  0.  bei  Wermsdorf,  Bautsch,  Wig- 
stadtl,  Kl. -Hermsdorf,  Lautsch,  Hirnich  bei  Neudörfl,  Werden- 
berg, Pohorer  Wald,  Scheuergrund  u.  a.  0.  bei  Odrau. 
—  silvatlca  L.  Gr.-Ullersdorf  (Oborny),  Trausnitz  bei  Petersdorf, 
Pföhlwies,  Blauda,  B.  Märzdorf,  Nikles,  Altvaterwald,  Rother 
Berg  circa  900  m.  Grundwald  u.  a.  0.  bei  Römerstadt,  Wig- 
stadtl,  Lautsch,  Hirnich  bei  Neudörfl,  Werdenberg,  häufig  bei 
Odrau,  Pohof,  Sohle. 

Lamium  maculatum  L.  Wigstadtl,  Lautsch,  häufig  bei  Odrau,  Pohor. 

Leonurus  cardiaca  L.  In  höherer  Lage  bei  Nikles. 

ScuteUaria  galerlculata  L.  Selbst  noch  bei  Gr.-Ullersdorf   und  Irms- 

dorf. 
PrumUa  vulgaris  L.  Gemein,    in  höheren  Lagen    am  Rothen  Berge, 

im  Gr.-Kessel,  Kriech,  Berggeist. 

Ajuga  genevemis  L.  Geppersdorf,  KI.-Mohrau,   Rother  Berg,   Römer- 
stadt. 
Plantago  media  L.  Schäferei. 

Anagallis  arvensis  L.  a.  phoenicea  Scop.  D.  Liebau,  Petersdorf, 
Rabenseifen,  Gr.-Ullersdorf,  Wüst-Seibersdorf,  Nikles,  KI.-Mohrau, 
Römerstadt,  Bautsch,  Wigstadtl,  Odrau,  Werdenberg. 

Trientalis  europaea  L.  Knoblochgraben  (im  vorigen  Jahre  hier  an- 
getroff'en).  horizontaler  Weg  von  der  Schäferei  zum  Franz.  Jagd- 
haus, Schlössel.  Gr.-Hirschkamm. 


428 

Lysimachia  nemorum  L.  Wermsdorf,  Wiesenberg,  Berggeist,  etc., 
(Oborny);  Badegrund,  Kother  Berg  u.  a.  0.  bei  Grr.-Ullersdorf, 
Winkelsdorf,  Buchelsdorf,  Beckengrund,  D.  Märzdorf,  Wüst-Sei- 
bersdorf,  Stollenhau,  Pföhlwies,  Nikles,  Altvaterwald,  Grura- 
berg,  Kl.-Mohrau,  KrondörH,  Hochwald  bei  Janowitz,  Eömer- 
stadt,  Gr.-Stoll. 

—  vulgaris  L.  Gemein,  selbst  noch  bei  Kl.-Mohrau  und  Römerstadt. 

Vaccinium  vitis  idaea  L.  Felsen  bei  Niki  es,  Alt  vaterwald,  Grumberg, 
Kl.-Mohrau,  Wermsdorf,  Kleppel. 

Oxycoccos  palustris  Pers.  Kl.-Seeberg. 

Ramischia  secundiflora  Opic.  In  den  Wäldern  von  Blauda  bis  nach 
Hausdorf  (Oborny),  D.  Liebau,  Petersdorf,  Rabenseifen,  Zöptau, 
Wiesenberg,  Buchelsdorf,  gemein  bei  Gr.-Üllersdorf,  Neudorf, 
D.  Märzdorf,  Wüst-Seibersdorf,  Ludwigsthal,  Stollenhau,  Geppers- 
doif,  Reigersdorf,  Asperndorf,  Pföhlwies,  Nikles,  Altvaterwald, 
Kleppel,  Berggeist,  Janowitz,  häufig  bei  Römerstadt,  Gunders- 
dorf,  Bautsch,  Wigstadtl,  Odrau. 

Pirola  minor  L.  Kirchwald  bei  Blauda  und  an  vielen  Orten  im  Ge- 
senke (Oborny)  Petersdorf,  Rabenseifen,  Zöptau,  Marschendorf, 
Neudorf,  (Kirchberg  etc.),  Beckengrund,  Brandwald  bei  D.  März- 
dorf, Ludwigsthal,  Gr.-Üllersdorf,  Geppersdorf,  Reigersdorf,  Pföhl- 
wies, Ruine  Neuhaus,  Nikles,  Altvaterwald,  Kl.-Mohrau,  Kleppel, 
Berggeist,  Römerstadt. 

—  rotundifolia  L.  D.  Liebau,  Petersdorf,  Rabenseifen,  Gr.-Üllersdorf, 
Römerstadt,  Bautsch,  Odrau. 

—  chlorantha  Sw.  Gr.-Üllersdorf,  Kirchberg  bei  Neudorf. 
Monesis   grandiflora   Salisb.    Trausnitz   bei   Petersdorf,  Rabenseifen, 

Gr.  -  üllersdorf,  Ohrenberg  bei  Buchelsdorf,  Beckengrund,  D. 
Märzdorf,  Ludwigsthal,  Reigersdorf,  Pföhlwies. 

Monotropa  hypopitys  L.  Römerstadt,  Bautsch. 

Thalictrmn  aquilegifolium  L.  Bei  der  Tess  in  Gr.-Üllersdorf,  Philipps- 
thal, Wiesenberg,  bei  den  Köhlerhütten  u.  a.  0.  bei  Wermsdorf, 
Kleppel,  Kl.-Mohrau,  Kroudörfl,  Blaschke,  Dämmbaude,  Sau- 
graben, Bärmuttergraben,  Kriech,  Kiesgraben,  Braunseifen,  Hoch- 
wald bei  Janowitz,  Römerstadt. 

Hepatica  triloha  Chaix.  Gemein  in  der  Gr.-ÜUersdorfer  und  Odrauer 
Gegend. 

Caltha  palustris  L.  Beim  Hirschbrunnen  am  20.  August,  bei  Römer- 
stadt am  4.  September  blühend. 

Rammculus  aconitifolius  L.  Bärenkamm,  Wermsdorf,  Peterstein,  Hohe 
Heide  etc.  (Oborny)  Berggeist  und  von  da  bis  zum  Podelsky- 
bach  bei  Irmsdorf! 

—  flammida  L.  Von  D.  Liebau  bis  zum  Beckengrund  und  von  da  bis 
Blauda  und  Kl.-Mohrau,  häufig  Inder  Römerstädter,  Wigstadtler 
und  Odrauer  Gegend. 

.  —  acer  L.  Gipfel  des  Petersteiues,  der  Hohen  Heide,  des  Gr. 
Hirschkamms. 


429 

Ramincidus  lanuginosus  L.  Petersdorf,  Gr.  UUersdorf,  D.  Märzdorf, 
Wüst-Seibersdorf,  Pföhlwies,  Nikles,  Altvaterwald,  Grumberg, 
Kl.  Mohraii,  Wermsdorf,  Janowitz,  Römerstadt. 

—  nemorosus  L,  Rother  Berg,  Saiigrabeu,  Bärmuttergraben,  Gr. 
Hirschkamm,  Schieferheide,  Berggeist. 

TroUius  europaeus  L.  Altvater!,  Petersteiue ! ,  und  Oppaquellen 
(Oborny);  Saiigrabeu,  Bärmuttergraben. 

Aquilegia  vulgaris  L.  Hutberg,  bei  der  Tess  u.  a.  0.  bei  Gr.  UUers- 
dorf, Marschendorf,  Philippsthal,  Buchelsdorf,  Neudorf. 

Aconitum  lycoctonum  L.  Im  Kiesgraben  (v.  Uechtritz),  im  oberen 
Tessthale  bei  Wiesenberg,  bei  Wermsdorf,  und  zwar  bei  den 
Köhlerhütten  u.  a.  0.  und  sonst  in  den  Thälern  und  Schluch- 
ten des  Hochgesenkes  nicht  selten  (Oborny)!. 

—  napellus  L.  Saugraben,  Bärmuttergraben,  Kriech. 

—  variegatum  L.  Annaberg,  Winkelsdorf,  Wermsdorf,  an  der  Tess 
bei  Gr.  UUersdorf  etc.  (Oborny),  Kiesgraben,  Kleppel,  Golden- 
fiuss,  Kl.  Mohrau,  Römerstadt,  Irmsdorf. 

Actaea  spicata  L.  Wiesenberg  etc.  (Oborny),  Petersdorf,  Raben- 
seifen, Rudelsdorf,  Zöptau,  Marschendorf,  häufig  bei  Gr.  UUers- 
dorf, Kirchberg  bei  Neudorf,  Beckengrund,  D.  Märzdorf,  Wüst- 
Seibersdorf,  Ludwigsthal,  Reigersdorf,  Pföhlwies,  Kl.  Mohrau, 
Wermsdorf,  Rother  Berg,  Kiesgraben,  Römerstadt,  Podelsky- 
bach  bei  Irmsdorf,  Odrau. 

Fumar'm  officinalis  L.  Gemein,  selbst  noch  bei  Nikles,  Kl.  Mohrau 
und  Römerstadt. 

Tlüaspi  arvense  L.  Bei  Gr.  UUersdorf,  am  17.  August  und  bei  Römer- 
stadt, am  4.  September  blühend. 

Capsella  bursa  pastoris  Mönch.  Bei  der  Schäferei. 

Lunaria  rediviva  L.  Abhänge  des  rothen  Berges  bei  Winkelsdorf, 
bei  Annaberg  etc.  (Oborny),  Janowitz,  Römerstadt,  Podelsky- 
bach  bei  Irmsdorf,  Gr.,  Stell. 

Stenophragma  Thalianwn  Celak.  Trausnitz  bei  Petersdorf,  Gr.  UUers- 
dorf, Kl.  Mohrau,  Woitzdorf,  Bautsch. 

Cardmnine  pratensis  L.  a.  paludosa  Kraf.  Ob.  Fl.  v.  M.  u.  ö.  S. 
p.  1172.  Kl.  Mohrau.  —  Im  August  blühend:  bei  Gr.  UUers- 
dorf, D.  Märzdorf,  Grumberg,  Kl.  Mohrau,  Dämmbaude,  Peter- 
steine (für  letztere  schon  Oborny),  Saugrabeu,  Hirschbrunnen, 
Janowitz. 

—  hirsuta  L.  Gr.  UUersdorf  (Oborny),  Spitzberg,  bei  den  Köhler- 
hütten u.  a.  0.  im  Merthathale  bei  Wermsdorf,  Altvaterwald 
zwischen  Grumberg  und  Nikles,  hier  in  der  Form  silvatica 
Lamk.  sp.  Ob.  Fl.  v.  M.  u.  ö.  S.  p.  1171. 

Turritis  glahra  L.  Zöptau,  Marsch endorf,  Gr.  UUersdorf,  Becken- 
grund, Wermsdorf,  Kiesgraben,  Kl.  Mohrau,  Römerstadt, 
Bautsch. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Oesterr.  botan.  Zeitschrift.  12.  Heft  1887.  35 


430 

Eine  botanische  Excursion 

von  Rum.  St,  Georg  bis  Nedee. 

Von  A.  Procopianu-Procopovici. 

Gerade  bei  Rum.  St.  Georg  endet  jene  aiicli  landschaftlich  an- 
muthige  von  Ost  nach  West  verlaufende  geologische  Spalte,  welche 
so  ziemlich  die  Grenze  der  primären  und  tertiären  Formationen  ein- 
hält. Der  Samoschfluss  mit  seinem  maisbedeckten  Alluvium  (ca.  500  M.) 
neben  üeberresten  der  mageren  Diluvialterrasse,  mannigfache  zer- 
streute verschiedenalterige  vulcanische  Massen  (Rhyolith,  Andesit, 
Dacit)  emporgestiegen,  geflossen  und  erstarrt,  eine  Reihe  Mineral- 
quellen als  Folgeerscheinung  des  Vulcanismus ;  Alle  deuten  uns  den 
Verlauf  dieser  Spalte  an.  Ausser  dem  Sinterkegel  des  Mineralbades 
bei  Rum.  St.  Georg  (ca.  500  M.)  wo  als  Seltenheiten  Campanula 
rotundifolia  L.  var.  vulgaris  Neilr.  (ob  nicht  angepflanzt?),  Verhascum 
phlotnoidi-nigrum  Porcius  und  Molinia  coerulea  Mnch.  var.  Hodosii 
Porcius  auf  Wiesen  und  Asplenium  lepidum  Presl  mit  var,  Luersseni 
mihi  an  Sinterfelsen  sich  einstellen,  kann  die  erwähnte  Landschaft 
im  Spätsommer  (Mitte  August)  in  botanischer  Hinsicht  wenig  mehr 
bieten.  Das  beginnende  steile  Vorgebirge  besteht  aus  lehmigen  bis 
schotterigen  Anhöhen  —  nach  Angaben  der  benützten  k.  k.  militär- 
geographischen Karten,  Maassstab  1 :  75.000,  280  M.  und  915  M. 
hoch  —  jungtertiären  Alters.  Man  kann  ganz  wohl  die  Glimmer- 
schiefer-, Granatschiefer-  und  KalkschiefergeröUe  unterscheiden,  ja 
im  Lehme  sind  zersetzte  erbsengrosse  gemeine  Granaten,  rumänisch 
blumbi-de-peaträ  benannt,  durchaus  keine  Seltenheit,  noch  erkennbar. 
Beim  Gesammtanblicke  jedoch  müssen  uns  unwillkürlich  wehmüthige 
Gedanken  beschleichen,  denn  die  einstens  herrlichen  länderbenennenden 
Buchenwälder  (Erdely,  Bukowina)  sind  unbedacht  der  blinden  Habgier 
und  der  naiven  Unwissenheit  geopfert  worden.  Jetzt  erblickt  man 
daselbst  weit  und  breit  wilde,  werthlose  Gestrüppe,  von  spärlichen 
Lichtungen  unterbrochen,  die  mindere  Weiden  oder  auch  armselige 
Aecker  ergaben,  hiezu  kamen  die  Wildbäche,  welche  am  steilen  und 
lockeren  Gehänge  tiefe  Schluchten  eingerissen,  und  unten  am  frucht- 
baren Alluvium  breitet  sich  nach  den  Gesetzen  der  mathematischen 
Progressionen  der  niedere  Schuttkegel  mehr  und  mehr  aus.  Abseits 
liegt  eindrucksvoll,  emporstrebend  wie  eine  Wand  die  1026  M.  hohe 
letzte  vulcanische  Bildung  Mägura-Porcului.  Die  herbstliche  gesellige 
Oentiana  caucasica  MB.  (Ledebour,  Flora  rossica),  welche,  obwohl 
wenigstens  in  Siebenbürgen  und  in  der  Bukowina  (wie  ich  mich 
bereits  überzeugt  habe)  häufig  ist,  nach  Mittheilimg  meines  Gross- 
vaters, des  Herrn  Fl.  von  Porcius,  der  mir  die  Diagnosirung  er- 
leichterte, erst  von  Herrn  v.  Janka  als  solche  erkannt  wurde,  findet 
auf  den  Wiesen  daselbst  ihre  herrlichste  Entfaltung.  Somit  hätten 
die  Karpathen  und  der  ferne  Osten  einen  neuen  Bürger  mehr  ge- 
meinsam. Hoch  oben  bei  ca.  1600  M.   mit  Jimiperus  nana  W.  ver- 


431 

gesellschaftet  und  tief  unten  am  Mineralbade  bei  Rum.  St.  Georg 
habe  ich  vereinzelt  dieselbe  Pflanze  noch  beobachten  können.  In- 
zwischen erklärte  uns  unser  Gepäckführer,  wie  die  „Knopflochblume", 
Centaurea  maculosa  Lmk.,  am  Alluvium  eingesammelt,  und  das  des 
Weges  aufgefundene  Trifolium  at-veiise  L.  auf  rumänisch  hiessen 
(iarba-märinplui,  sorecel),  und  wir  —  nämlich  ausser  meiner  Wenigkeit 
die  Herren  Mittelschiilprofessoren  für  Naturgeschichte  Dr.  A.  Alexi 
aus  Nasod  (Siebenbürgen)  und  V.  Dumbrava  aus  Belenyes  (Ungarn) 
—  Hessen  uns  gerne  unterrichten. 

Die  am  Schiefergestein  aufgelagerten  vorwaltenden  Kalkmassen, 
welche  die  mit  1148  M.  angegebene  Anhöhe  bilden,  haben  auf  mich 
durchaus  nicht  den  Eindruck  eines  Ui'gesteines  hervorgebracht.  Hier 
sowie  auf  Preluci  (1257  M.  falsch  Vrf.  Prelusiu)  die  Fortsetzung 
derselben  Formation,  wechseln  fruchtbare  Bergwieseu  mit  Buchen- 
wäldern ab.  Merkwürdigerweise  steigt  durchschnittlich  der  Buchen- 
bestand im  nördlichen  Siebenbürgen  höher  (nacli  den  Angaben  Herrn 
von  Porcius'  bis  1239  M.)  als  in  der  nachbarlichen  Bukowina  (hier 
bis  1000  M.).  Mit  dem  Fichtenwald  erscheint  in  der  nunmehr  oberen 
Bergregion  manche  merkwürdige  Pflanze,  so  auf  Kalkfelsen  Campa- 
nula  carpatica  Jacq.,  auf  Bergschutt  Sderanthus  uncinatus  Schur, 
oft  übergangen,  auf  Wiesen  Phleuni  alpinum  L.,  Senecio  suhalpinus 
Koch,  Viola  declinata  W.  K.  und  Scorzonera  rosea  W.  K.,  ruderal 
Carduus  Personata  Jacq.,  ferner  das  von  Herrn  Alexi  aufgefundene 
und  sogleich  erkannte  seltene  Cirsium  decussatum  Jauka.  Etwas 
höher  schon  sind  Carduus  alpestris  W.  K.  (Fuss,  Flora  Transsil- 
vaniae  excui-soria,  164),  gesellig  um  die  Seuuhütten  herum,  Pedi- 
cularis  exaltata  Bess.  var.  caiyatica  Porcius  {P.  sumana  Spr,,  Stei- 
ninger  H.,  Beschreib,  europ.  Pedicularis)  und  Orobanche  epithy- 
moides  Heuif.  (Euum.  plant.  Banatu  Temesieusi  136)  auf  Wiesen, 
Anthemis  rnacrantha  Heuff.  am  Waldesrand  als  Seltenheiten  zu  ver- 
zeichnen, dagegen  muss  das  im  Waldesdunkel  auftretende  Hieracium 
transsilvanicmn  Heuff.  durch  alle  bisher  erwähnten  Regionen  als  die 
häufigste  Pflanze  dieses  Standortes  bezeichnet  werden. 

Der  Muncei-Zug  mit  der  höchsten  Erhebung,  Vrf.  Munceilor 
1622  M.,  besteht  aus  Urgestein,  und  zwar  tritt  der  Glimmer-  mit 
dem  Kalkschiefer  in  Wechsellageruug  auf.  Eine  ca.  1550  M.  hohe, 
aus  Kalkschiefer  aufgebaute  Spitze  hatte  bereits  subalpines  Gepräge. 
Aus  dem  purpurn-violetten  Schimmer  der  Gräser  entdeckt  man  nord- 
östlich exponirt  Folgendes:  Juniperus  nana  Willd.,  hie  und  da  As- 
pidium  Lonchitis  Sw.,  Silene  mitans  L.  var.  transsilvani<:a  Schur 
(Neilreich  Ungar.  Diagnosen,  25),  Ccdamintha  alpina  Lmk.,  Sca- 
biosa  lucida  Vill.,  Carex  tristis  M.  B.  var.  Baritiana  Porcius  (in. 
litt.  „Oberste  männliche  Aehren  2 — 5,  nicht  bloss  1,  die  unterste 
sehr  laug  gestielt"),  Blätter  von  Primula  carpatica  Gr.  et  Seh.  und 
von  Luzida  süvatica  Gaud.,  sich  aufdrängende  Blüthen  der  rosig 
angehauchten  AchiUea  Miäefolium  L.  var.  alpestris  W.  und  Grab., 
der  eiuköpfigen  Diaathus  superbus  L.,  Astrantia  major  L.  und 
Hieracium  cdpinum  L.,  sowie  des  mehrköpfigen  häufigen  Hieracium 

35* 


432 

aurantiacum  L.  Mit  dem  Eintritt  in  die  alpine  Kegion  starren  in 
der  blauen,  bloss  nahe  scheinenden  Umgebung  ringsumher  wildzer- 
rissene Bergrieseu,  von  denen  der  Kuhorn  (lueu  2280  M.)  der  höchste 
von  den  sichtbaren,  uns  an.  Der  Boden  ist  in  der  tieferen,  subalpinen 
Eegion  ohne  jedes  Gesträuch,  statt  dessen  sieht  man  fast  aus- 
schliesslich, gehuschelt,  monoton  die  purpurn  angelaufene  J.«'«  caespi- 
tosa  L.  Die  darüber  gelegene  Haide  (von  Preiselbeergewächsen 
gebildet)  gestattet,  dass  gegenwärtig  reducirte  schmale  Krummholz- 
streifen (Pinus  Mughus  Scop.,  Juniperus  nana  W.  nur  selten  ein- 
gesprengt) und  üppige  Alpenwiesen  sich  stellenweise  ausbreiten.  Eine 
alpine  Schlucht,  wo  rechts  und  links  die  Kalkwände  der  Sackgasse 
empoiragen  und  wegen  dem  wunderbaren  Echo  als  Piatra-Gräitoare 
(sprechender  Fels)  bezeichnet  wird,  bot  uns  Hypochaeris  unißora 
Bluff  et  Fing.,  Potentilla  aurea  L.  häufig,  Pedicularis  vertkillata  L. 
und  Homogyne  alpina  Cass.  dar.  Mit  Fata-Grajdului  und  Vrf.  Kablei 
(1907  M,)  beginnt  der  sozusagen  neue  Gebirgszug,  der  zuerst  ausQuarzit, 
welcher  in  Glimmerschiefer  (zuletzt  stellenweise  grosshornblendig)  über- 
geht, gebildet  wird,  um  bald  seine  Stelle  dem  dunkelgefärbten,  weiss- 
geaderten  Urkalk  einzuräumen.  Auf  Quarzit  und  Glimmerschiefer 
erblicken  wir  ausser  manchen  früher  erwähnten  Arten  noch  Phleum 
Micheln  All.,  Leontodon  hastilis  L.  var.  opimus  Koch,  Crepis  gran- 
diflora  Tausch,  Heracleum  alpinum  L,  (Puss,  Fl,  Transs,  exe.  272), 
Saxifraga  Aizoon  Jacq.,  Erigeron  alpinus  L.,  nach  Angaben  Herrn 
von  Porcius  wahrscheinlich  auch  Saxifraga  laeta  Schott.  Kotschy., 
die  ich  wegen  ihres  ümfanges  und  weil  ich  sie  für  S.  Aizoon  Jacq.  var, 
major  hielt,  leider  nicht  einsammelte,  und  Gampanida  Scheuchzeri 
Vill.,  etwas  abweichend  von  deren  Varietät  dacica  Porcius  (in  litt. 
„0.  Scheuchzeri  Vill.  jedoch  eine  besondere  Form,  weil  die  Stengel- 
blätter viel  schmäler  und  länger  sind,  als  bei  der  deutschen  Pflanze. 
Von  C.  dacica  mihi  unterscheidet  sie  sich  durch  viel  kürzere,  kaum 
IVa  so  lang  als  die  Krone,  Kelchzipfel"),  Die  immer  noch  glimmer- 
schieferige Ostwand  des  Nedeia-Grajdului  (1856  M,)  liegt  mit  ihrem 
Grate  in  der  letzten  Pflanzenformation,  des  Rhododendron  myrtifolium 
Schott,  Kotschy.  (Knapp,  Pfl.  Galiziens  u.  Bukowina  245.)  An 
trockeneren  Stellen  ist  Juncus  triglumis  L.,  Luzula  sudetica  Presl 
var.  nigricans  Pohl.,  Avena  versicolor  Vill,  und  Gnaphalimn  supinuni 
L,  zu  beobachten,  an  feuchten  hingegen  Saxifraga  aizoides  L,  (Fuss, 
Fl.  Transs.  exe.  239),  S.  stellaris  L.,  Silene  quadnfida  L.  (idem  in 
eadem  106),  Corthusa  pubens  Schott,  Kotschy  (id.  in  ead.  537)  und 
Cerastimn  macrocarpum  Schur  (id.  in  ead.  120),  Vrf,  Laptelui  (1930  M.), 
die  mit  1770  M,  bezeichnete  Alpe,  Dosul-Grajdului  (1754  M.),  bis 
Nedee  oder  Mireaja  (1855  M.)  hin  und  noch  weiter  erstreckt  sich 
der  gewaltige  malerische  Kalkzug.  Wir  konnten  eiligst  Aira  flexuosa 
L.  var,  cuprina  Schur,  eine  schwarz-purpurne  Galamagrostis  arun- 
dinacea  Rth,,  Anthoxanthum  odoratum  L,,  jedoch  mit  langer  aus  der 
Blüthe  herausragender  Granne  (Gr.  Vj^  länger  als  Bthe.),  und  auf 
einem  Moore  Carex  canescens  L.,  aber  mit  ganzem  nicht  ausge- 
randetem  Schnabel,  noch  einsammeln;  ferner  Phyteuma  Vagneri  A. 


433 

Kerner  (Scliedae,  ad  flor.  oxsic.  Austro-Himg.  1884,  107),  imd 
endlich  au  einer  Quelle  Epilohium  ahinefolium  Vill.  nebst  Gallum 
silvestre  Andreae  var.  carpaticmn  Porcius  (Oalium  sudeticum  Tausch. 
Magyar  növenjtani  lapok  1884,  120). 

Die  launenhafte  Fee,  in  deren  Berge  wir  schweiften  (Nedeo 
bedeutet  gradezu  Fee)  hatte  ihre  unterhalb  Vrf.  Laptelui  (verdeutscht 
etwa  Milch-Horn,  sogenannt  wegen  dem  „Bergmilch")  gelegene,  mit 
einem  gewaltigen  westlichen  Portale  verzierte  Höhle  —  Pestera- 
ziuelor  =  Feengrotte  —  verlassen ;  sie  zog  in  ihren  Schleier  gehüllt 
an  uns  vorbei  und  in  einem  Nu  ward  Alles  mit  dichtem  Höhenrauch 
bedeckt.  Den  Pietrosul  (nach  Porcius  2305  M.),  die  höchste  Erhebung 
zwischen  den  Centralkarpathen  imd  den  transsylvanischen  Alpen,  in 
der  Marmarosch  gelegen,  ihn,  dessen  Ersteigung  geplant  war, 
hatten  wir  nun  wegen  der  Witterung  nicht  einmal  sehen  können. 
Zunächst  folgte  ein  andauerndes,  dabei  furchtbares  Ungewitter,  das 
später  zu  einem  Landregen  geworden,  dessen  Tropfen  über  die  kalte 
Nacht  erstarrten,  von  einem  heftigen  Winde  begleitet.  Genug  an 
Dem,  bis  Nedee  waren  wir  vorgedrungen,  weiter  —  da  ging  es  nicht 
mehr  ....  versuchen  wir  es  ein  anderes  Mal. 

Czeruowitz,  am  7.  October  1887. 

Flora  des  Etna. 

Von  Prof.  P.  Gabriel  Strobl. 

(Fortsetzung.) 

1426.  Lathyrus  grandiflorus  Sm.  *Bert.  Fl.  it.,  Guss.  *Syn.  et 
*Herb.!  Aehnlich  dem  odoratus,  aber  perenn,  ziemlich  kahl,  Stengel  nur 
kantig,  Blättchen  einpaarig,  fast  kreisförmig  bis  oval,  mehr  als  halb 
so  breit,  als  lang  (2 — 4  Cm.),  stumpf  mit  Stachelspitze,  freudiggrün, 
beiderseits  oder  nur  auf  der  Unterseite  sparsam  flaumig;  Neben- 
blätter bleich,  winzig,  Banken  einfach  bis  dreitheilig;  Kelchzähne 
sehr  ungleich,  kürzer  als  die  glockige  Bohre  (sammt  derselben  8  Mm.), 
Kroue  geruchlos,  mit  3 — 4  Cm.  langer,  sehr  breiter,  fleischrother, 
dunkelgeaderter  Fahne,  weisslichen,  an  der  Spitze  rothen  bis  vio- 
letten, etwas  kürzeren  Flügeln  und  um  Vs  kürzerem  bleichblauem 
Schift'chen;  Hülsen  linear,  6—8  Cm.  lang,  7  Mm.  breit,  kahl,  uetz- 
nervig;  Samen  kugelig,  glatt,  lederbraun,  oft  klein  schwarzgefleckt, 
Hilus  weiss,  laug.  —  In  Hainen  und  an  buschigen  Bergal3hängen 
nicht  selten:  Aus  Wäldern  des  Etna  von  Guss.  erhalten  (Bert.  1.  c), 
in  Etnawäldern  bei  Milo  und  im  Valle  del  Bove  (Cosent.  in  Guss. 
Syu.  et  Herb.!),  Francavilla  (Guss.  Syn.),  Catauia  (Cosent.  in  Herb. 
Guss.!),  Armisi  bei  Catauia,  Milo,  Cavaleri  (Herb.  Torn.!).  April  bis 
Juni.  2\. 


434 

1427.  h.  merribranaceus  Presl  del.  präg.  (1822),  ensifolius  Bad. 
(1824),  longifolius  Ten.,  sylvestris  *Raf.  II,  *Bert.  Fl.  it.,  Guss.  Syn. 
et  Herb.!,  non  L.,  sylv.  var.  angustifolius  Mor.,  var.  ensifolius  DC. 
Prodr.  II,  369,  Vis.,  latifolius  var.  a,  ß.  W.  Lge.  III,  316,  lat.  var. 
angustatus  Koch?  Eobust,  starr;  Blättchen  6 — 15  Cm.  lang,  3 — 9  Mm. 
breit;  Blüthenstiele  mindestens  drei-,  meist  vier-  bis  fiinfblüthig; 
Stengel  und  Blattstiele  lang  geflügelt,  alle  Flügel  klein  gesägt,  fast 
von  der  Breite  des  Stengels.  Nebenblätter  6 — 25  Mm.  lang,  2—5  Mm. 
breit,  halbpfeilförmig,  zugespitzt;  Kelchzähne  breitlanzettlich,  von 
der  Länge  der  Röhre;  Fahne  rosenroth,  2  Cm.  lang,  Schiffchen  imd 
Flügel  um  Ys  kürzer,  grünlichbleich,  Flügel  an  der  Spitze  röthlich; 
Hülsen  etwas  gebogen,  9 — 11  Cm.  lang,  1  Cm.  breit,  8 — 16samig; 
Samen  stark  gewunden- runzelighöckerig,  Runzeln  bei  der  Reife 
ziemlich  scharf  von  einander  geschieden;  Nabel  kaum  den  dritten 
Theil  der  Peripherie  des  Samens  umfassend.  Sylvestris  unterscheidet 
sich  davon  durch  minder  starren  Wuchs,  bedeutend  breitere  Flügel 
des  Stengels  und  viel  schmälere  Flügel  der  Blattstiele,  nur  bis 
16  Mm,  grosse  Blüthen,  nur  5 — 6  Cm.  lange,  gerade,  ärmer- 
samige  Hülsen,  fast  die  Hälfte  der  Peripherie  langen  Nabel.  Lati- 
folius L.  unterscheidet  sich  davon  durch  durchaus  intensiv  rosen- 
rothe  Blüthen,  nicht  genau  lineale,  sondern  gegen  die  Spitze  etwas 
verbreiterte,  gegen  die  Basis  allmälig  verschmälerte  und  nur  bis 
8  Cm.  lange  Hülsen,  viel  kürzere  (5 — 6  Cm.  lange,  1*5 — 2'5  Cm. 
breite),  breitelliptische  Blättchen,  bald  längere,  bald  kürzere,  aber 
mindestens  nochmals  so  breite,  eiförmige  Nebenblätter,  meist  brei- 
tere Flügel  der  Stengel.  Membr.  variirt  in  Sicilien:  a.  latifolius  m.: 
Blättchen  6—15  Cm.  lang,  8—10  Mm.  breit,  Hülsen  9—10  Cm. 
lang,  8 — lOsamig;  ß.  angustifolius  mihi:  Blättcben  6 — 15  Cm.  lang, 
3 — 4  Mm.  breit.  Hülsen  über  11  Cm.  lang,  12 — 16samig.  —  An 
Zäunen  und  buschigen  Abhängen  Siciliens  häufig,  im  Gebiete  sel- 
tener: Waldregion  des  Etna  (Raf.  II),  aus  Catania  von  Cosentini 
erhalten  (Bert.  1.  c),  Etna,  besonders  bei  Cavaleri  (Herb.  Tornab. !). 
Mai— Juli.  n. 

1428.  L.  latifolius  L.  *Cat.  Cosent.,  Guss.  *Syn.  et  *Herb.!, 
Tod.  Fl.  sie.  exs.  Nr.  338 !  An  Zäunen  der  Tarderia  am  Etna  (Guss. 
1.  c.!),  in  der  Ebene  des  Simeto  (Cat.  Cosent.).  April,  Mai.  2i. 

1429.  L.  pratensis  L.  *Cat.  Cosent.,  Guss.  Syn.  et  *Herb.! 
Variirt  im  Gebiete:  «.  genuinus:  Kelch  kahl,  nur  an  den  Rippen 
etwas  flaumig,  Blattstiele  mit  Ranken  endigend;  ganz  identisch  mit 
Exemplaren  Mitteleuropas,  ß.  pubescens  mihi:  Blatt-,  Blüthenstiele 
und  Kelche  dicht  angedrückt  flaumig,  Blattstiele  theilweise  mit  kur- 
zer Stachelspitze  (3  Mm.)  statt  der  Rauke.  Sepium  Scop.  =  Haller- 
steinii  Bmg.  (Siebenbürgen,  leg.  Fuss,  Banat,  leg.  Heuffel),  der 
sich  durch  rechtwinkelig  abstehende  Oehrchen  der  Nebenblätter, 
welche  die  Blättchen  au  Grösse  fast  übertreffen,  einerseitswendige 
Blüthen  und  fast  gleichlange  Kelchzähne  unterscheidet,  fehlt  in  Si- 
cilien. Auf  Bergweiden,  an  buschigen  Abhängen  bis  3500'  nicht 
selten:    Catania    (!,    Cosent.  in  Herb.  Guss.!,    Cat.  Cosent.),    Piano 


435 

della  Bottara  (Tom.  in  Herb.  Guss.!),  Milo,  Bosco  Riuazzi  (Herb. 
Tom.!);  var.  ß.  sammelte  ich  mehrmals  in  der  Waldregion  oberhalb 
Nicolosi.  Mai,  Jimi.  2^. 

NB.  L.  })ah(stris  L.,  von  Cat.  Cosent.  in  der  Ebene  des  Simeto 
angegebeu,  fehlt  in  Sicilien. 

1430.  Orobus  venetus  Mill.  dict.  (1760),  serotinus  Presl  del. 
präg.,  vaHegatiis  Ten.  Fl.  nap.,  Guss.  *Syn.  et*Herb,!,  vernus  '""Raf. 
II,  nou  L.  Von  vernus  L.  verschieden,  weil  viel  dichter  und  kleiner 
blüthig,  untere  Kelchzäbne  von  der  Länge  der  Röhre,  Hülsen  drüsig- 
rauh (nicht  kahl),  Blättchen  eiförmig,  sehr  kurz  zugespitzt.  —  In 
Hainen  und  Wäldern  des  Etna  (Guss.  Syn.,  Biv.  in  Guss.  Herb.!), 
Catania  (Cosentini  in  Guss.  Herb.!),  Milo  (Herb.  Tornab.!).  Mai, 
Juni.  2|.. 

1431.  0.  tristis  Lang  Guss.  ^^Syn.,  nach  Bert.  Fl.  it.  =  niger 
L.  —  In  Hainen  des  Etna  nach  Bivona,  aus  dessen  Herbare  Tod. 
an  Gussone  ein  Exemplar  abgab  (Guss.  Syn.,  fehlt  aber  im  Herb. 
Guss.).  Mai?  n- 

1432.  O.  atropurpureus  Dsf.  Bert.  Fl.  it.,  sicidus  *Raf.  Car., 
*Raf.  I,  II,  Rafinesquii  Presl  del.  präg.,  Vicia  sicula  Guss,  Syn.  et 
Herb.!  Auf  Weiden,  an  trockenen  und  bergigen  Stellen  bei  Catania 
etc.  (Raf.  1.  c);  vielleicht  gehört  hieher  auch  tuberosiis  *Cat.  Cosent. 
aus  der  Ebene  des  Simeto,  da  der  echte  tut.  L.  in  Sicilien  fehlt. 
März,  April.  O- 

NB.  Phaseolus  vulgaris  und  Catjang  werden  in  der  unteren 
Etnaregion  häufig  cultivirt  (Philippi,  Cat.  Cosent.). 

CXI.  Farn.  Caesalpiniaceae  R.  Br. 

1433.  Ceratonia  Siliqua  L.  *F1.  med.,  *Bert.  Fl.  it.,  *Brunner, 
Guss.  Syn.  et  ^"'Herb.!  In  Lavaströmen  und  auf  steinigen  Abhängen 
wild:  Aus  Catania  von  Cosent.  erhalten  (Bert.  1.  c.  Herb.  Guss.!), 
eingewurzelt  in  den  Rissen  der  alten  Etnalaven  (Fl.  med.),  auf  La- 
ven nirgends  bemerkt,  aber  südlich  von  Catania  auf  Kalk  häufig 
(Brunner),  gegen  Misterbianco  nicht  selten,  auch  hie  und  da  gegen 
Acicastelio,  sogar  noch  in  Lavafeldern  gleich  unterhalb  Nicolosi  (!,  ca. 
2000');  wird  auch  in  der  ganzen  Tiefregion  häufig  cultivirt.  Septem- 
ber, October.   ^. 

1434.  Cercis  Siliquastrum  L.  *Raf.  II,  *Tratt.  Senden,  Guss. 
S3'^n.  et  Herb.!,  *Cosent,  Colpo,  ''"■Torn.  foss.  Auf  steinigen  Abhängen 
der  Kalkberge  Siciliens  häufig  wild,  im  Gebiete  zwar  von  Cosent. 
(Cosent.  Colpo)  und  mir  niemals  beobachtet,  aber  nach  Raf.  II  in 
der  Waldregion,  nach  Traft.  Send,  nicht  selten  an  den  Ufern  der 
Giessbäche  der  Waldregion,  nach  Torn.  foss.  wild  bei  Leucatia.  März, 
April.   ^. 

(Koitsetzung  folgt.) 


436 


Literaturberichte. 

Haberlandt  G.,  Ueber  die  Beziehungen  zwischen  Function  und  Lag-e 
des  Zellkernes  hei  den  Pflanzen.  8",  135  pp.,  mit  2  litliogr.  Tafeln. 
Jena  1887  (A.  Fischer). 

Die  früher  allgemein  verbreitete  Ansicht,  der  Zellkern  habe, 
abgesehen  von  der  Zelltheilung,  wohl  keine  weitere  Bedeutung  für 
das  Leben  der  Zelle,  hat  sich  namentlich  auf  Grund  der  Unter- 
suchungen hervorragender  Zoologen  als  unrichtig  erwiesen.  Heute  ist 
die  Mehrzahl  zoologischer  Forscher  —  Hertwig,  Weismann  und 
Kölliker  an  der  Spitze  —  der  Meinung,  dass  die  Kerne  die  aus- 
schliesslichen Träger  der  Vererbungspotenzen  sind  und  dass  durch 
die  Vereinigung  des  Eikerns  mit  dem  Spermakern  bei  der  Fort- 
pflanzung die  Eigenschaften  der  Eltern  auf  den  neuen  Organismus 
übertragen  werden.  Hiermit  ist  aber  unsere  Kenntniss  von  der  Be- 
deutung des  Kerns  nicht  erschöpft.  Nussbaum  und  Gruber  be- 
traten vor  einigen  Jahren  einen  neuen,  höchst  originellen  Weg,  um 
der  Kernfimction  etwas  näher  zu  kommen :  sie  theilten  Infusorien  in 
je  zwei  Theile,  in  einen  kernhaltigen  und  einen  kernlosen  und 
machten  hiebei  die  Entdeckung,  dass  nur  das  kernhaltige  Stück  zu 
einem  normal  gebauten  Individuum  auszuwachsen  vermag.  In  An- 
betracht dieser  auf  zoologischem  Gebiete  festgestellten  Thatsachen 
muss  es  als  ein  zeitgemässes  und  erfolgversprechendes  Unternehmen 
des  Verf.  bezeichnet  werden,  wenn  derselbe  die  Frage  auf  wirft,  ob 
nicht  auch  in  der  Pflanze  sich  Erscheinungen  vorfinden  mögen,  die 
über  die  Kernfunction  Licht  verbreiten  könnten.  Ausgehend  von  der 
Erwägung,  dass  die  Lage  des  Kerns,  falls  derselbe  überhaupt  gewisse 
Vorgänge  in  der  Zelle  beherrscht,  schon  desshalb  nicht  gleichgiltig 
sein  könne,  weil  seine  Wirkungssphäre  nur  eine  begrenzte  sein  dürfte, 
versucht  Haberlandt  an  einer  grossen  Anzahl  von  Beispielen  eine  be- 
stimmte Beziehung  zwischen  Lage  des  Kerns  und  dem  Wachsthum 
der  Membran  zu  erweisen.  Die  Hauptergebnisse  dieses  Versuchs 
fasst  Verf.  nach  Ausschluss  alles  Hypothetischen  in  folgende  drei 
Punkte  kurz  zusammen.  1.  Die  Lage  des  Kernes  in  sich  entwickeln- 
den Pflanzeuzellen  ist  häufig  keineswegs  regellos;  der  Kern  nimmt 
vielmehr  in  jimgen  Geweben  und  Zellen  eine  je  nach  der  Art  der- 
selben verschiedene,  ganz  bestimmte  Lage  ein.  2.  Die  nach  den 
Einzelfällen  verschiedene  Lage  des  Kernes  in  der  Zelle  lässt  sich 
ungezwungen  unter  einen  gemeinschaftlichen  Gesichtspunkt  brin- 
gen: Der  Kern  befindet  sich  meist  in  grösserer  oder  geringerer  Nähe 
derjenigen  Stelle,  an  welcher  das  Wachsthum  am  lebhaftesten  vor 
sich  geht  oder  am  längsten  andauert.  Diess  gilt  sowohl  für  das  Wachs- 
thum der  ganzen  Stelle  als  solcher,  wie  auch  speciell  für  das  Dicken- 
uud  Flächenwachsthum  der  Zellhaut.  Ist  mehr  als  eine  Stelle  im 
Wachsthum  bevorzugt,  so  nimmt  der  Kern  eine  solche  centrale  Lage 
an,  dass  er  von  den  Orten  ausgiebigsten  Wachsthums  ungefähr  gleich 


437 

weit  entfernt  ist.  Zuweilen  stellen  Plasmasträngo  eine  Verbindung 
der  Kerne  mit  den  Wachstliumsstätten  auf  kürzestem  Wege  her. 
3.  In  der  ausgebildeten  Zelle  behält  der  Kern  seine  frühere  Lage 
nur  in  der  kleineren  Anzahl  der  Fälle  bei.  Gewöhnlich  verlässt  er 
den  in  der  wachsenden  Zelle  innegehabten  Platz  und  zeigt  dann  zu- 
meist eine  unbestimmte,  in  einzelnen  Fällen  jedoch  aufs  neue  eine 
bestimmte  Lagerung.  —  Die  eben  mitgetheilten  Eesultate  sind  an 
einem  so  reichen,  den  verschiedensten  Pflanzen,  Organen  und  Ge- 
weben entnommenen  Beobachtungsmateriale  gewonnen,  dass  die  an- 
gedeutete Correlation  zwischen  Kernlage  und  Membranwachsthum 
als  bewiesen  gelten  kann.  Den  speculativen  Excursen  des  Verf.  auf 
dem  noch  so  dunklen  und  eben  desshalb  zur  Vorsicht  mahnenden  Ge- 
biete der  Kerufunction  dürfte  der  Leser  allerdings  nicht  immer  mit 
innerer  Ueberzeugung  folgen,  allein  diess  kann  für  die  Beurtheilung 
des  vorliegenden  Buches  nicht  massgebend  sein  und  dürfte  in  An- 
betracht der  zahlreichen  festgestellten  Thatsachen  seinen  wahren  Werth 
auch  kaum  berühren.  Die  Ausstattung  des  Buches  ist  tadellos.  H.  M. 

Hansgirg,  Dr.  Anton.  Physiolog-isclie  and  al^olog-ische  Studien.  4".  187  Sei- 
ten, mit  4  lithograph.  Tafeln.  Prag  Borovy  1887. 

Der  Verfasser,  welcher  sich  bekanntlich  seit  einer  Reihe  von 
Jahren  eingehend  mit  der  Aufklärung  der  Entwicklungsreihen  und 
Formen  polymorpher  Algen  beschäftigt  und  die  phycologische  Lite- 
ratur wiederholt  mit  zum  Theil  sehr  werthvollen  Aufsätzen  berei- 
cherte, hat  in  vorliegender  Arbeit  die  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen 
in  übersichtlicher  Weise  nicht  nur  zusammengefasst,  sondern  in  viel- 
facher Beziehung  ergänzt  und  bereichert  und  somit  namentlich  die 
Kenntniss  der  morphologischen  und  biologischen  Verhältnisse  der 
Oscillarien  und  des  Polymorphismus  der  Algen  in  erschöpfender 
Ausführung  zur  Darstellung  gebracht.  Der  erste  Theil  der  Arbeit, 
welcher  den  Bewegungserscheinungen  und  der  Organisation  der  Oscil- 
larien gewidmet  ist,  bringt  eine  wohl  vollständige  historische  Ueber- 
sicht  des  darüber  Bekannten,  sodann  eine  eingehende  Erläuterung 
der  Organisation  und  der  allgemeinen  biologischen  Verhältnisse  der 
Oscillarien,  an  welche  sich  die  ausführliche  Besprechung  der  Bewe- 
gungserscheinungen und  deren  Mechanik  bei  diesen  Algen  knüpft. 
Den  Hauptmomenten  gemäss  stimmt  letztere  nach  dem  Verfasser 
mit  derjenigen  gewisser  niedrigst  organischer  Thierformen  überein 
und  geht  voraussichtlich  auch  nach  gleichen  Gesetzen  wie  bei  diesen 
vor  sich,  da  auch  dem  Protoplasma  der  Oscillarien  eine  gleiche  Cou- 
tractilität,  Reizbarkeit  und  Beweglichkeit  zukommt.  Die  weitgehendste 
Beachtung  verdient  der  über  den  Polymorphismus  der  Algen  han- 
delnde zweite  Theil  dieser  Arbeit.  Nach  vorausgehender  geschicht- 
licher Uebersicht  des  über  dieses  Thema  Bekannten  und  unter  Zu- 
grundelegung seiner  eigenen  Forschungen,  folgert  der  Verf.,  dass  die 
meisten  Schizophyceen  polymorphe  Algen  seien,  und  ihre  Gruppen 
und  ihre  mehrfach  aus  heterogenen  Algeuformen  zusammengesetzten 


438 

Gattimgon  vielfach  in  genetischem  Zusammenhange  stünden,  unter 
den  Rivulariaceen  und  Scytonemaceen  aber  die  höher  und  höchst 
entwickelten  Stadien  derselben  aufzufinden  seien.  Auch  für  zahlreiche 
Chlorophyceen  und  wenige  Rhodophyceen  wird  der  Polymorphismus 
mit  einzelligen  und  fadenförmigen  Formen  nachgewiesen.  Hochinter- 
essant ist  der  überaus  grosse  durch  des  Verfassers  Untersuchungen 
constatirte  Polymorphismus  von  Scytonema  Hofmanni  Thuret,  welche 
unter  ihren  Stigonema-,  Lynghya-,  Nostoc-  und  einzelligen  Entwick- 
lungsformen 46  bisher  als  Arten  beschriebene  Algen  enthält,  die  sich 
auf  20  Gattungen  der  Schizophyceen  vertheilen.  Welche  weitgehenden 
Veränderungen  die  Systematik  der  Schizophyceen  auf  Grund  solcher 
Entwicklungsstudien  erfahren  muss,  braucht  wohl  nicht  weiter  her- 
vorgehoben werden,  und  man  muss  dem  Verfasser  besten  Dank  wis- 
sen, nachdem  derselbe  an  einer  Reihe  von  Scytonema-^  Calothrix- 
und  Hapalosiphon-Aiten  unter  Benützung  des  bisher  Bekannten  die 
Entwicklungsreihen  darstellte  und  eine  vortreffliche  Zusammenstel- 
lung der  bisher  bekannten  polymorphen  Algen,  begleitet  mit  über- 
sichtlichen Bemerlmngen,  allen  Algologen  in  vorliegender  Arbeit 
hinterlegte.  Der  dritte  Theil  der  algologischen  Studien  enthält  in 
sich  geschlossene  Aufsätze  zur  Systematik  einiger  Süsswasseralgen, 
wie  über  die  Gattungen  Plectonema,  Olaucothrix,  Allogonium,  Xeno- 
coccus,  Cylindrocapsa,  Pkyllactidium,  Ulvella,  Protoderma,  Hormo- 
spora  u.  a.  In  den  blaugrünen  Monaden  Cryptoglena  und  Chroomo- 
nas  erblickt  der  Verf.  eine  Gruppe  der  Phycochromaceen,  deren  Re- 
präsentanten alle  Merkmale  von  Phycochromaceen-Schwärmzellen  an 
sich  tragen.  Noch  auffälliger  aber  ist  die  Mittheilung  des  Verfassers, 
dass  er  einen  genetischen  Zusammenhang  zwischen  Euglenen  und 
Oscillarien  ermittelt  habe,  zu  deren  Bekräftigimg  der  Autor  leider 
nur  Hinweise  auf  viele  üebereinstimmung  im  Körperbau  und  in  der 
Lebensweise  beider  Organismen  lieferte.  Weiters  folgen  Aufsätze  über 
die  Chromatophoren,  Pyrenoide,  die  für  Chroothece  rupestris  und  Allo- 
gonium halophilum  neu  beschrieben  werden,  Zellkerne  und  Grenz- 
zellen der  Phycochromaceen.  Schliesslich  pflanzengeographisch  höchst 
wichtige  Angaben  über  Thermal-,  thermophile  und  halophile  Algen, 
sowie  über  die  Bergalgenflora  Böhmens,  endlich  Beiträge  zur  Kennt- 
niss  algenartiger  Bildungen  der  Vorkeime,  die  ebenfalls  interessante 
Mittheilungen  enthalten.  Wir  konnten  an  dieser  Stelle  leider  nur  in 
Kürze  über  den  reichen  Inhalt  vorliegender  Arbeit  berichten,  sind 
jedoch  überzeugt,  dass  alle  Phycologen  diesem  verdienstvollen  Werke 
ihre  volle  Anerkennung  entgegenbringen  werden.  Beck. 

Die  Rosen  des  Hochg-esenkes.  Von  Dr.  Ed.  Formänek.  Wien  im  Februar 
1887.  12  S.  in  4.  (Im  Selbstverlage  der  Autoren.) 

Den  Gegenstand  dieser  Arbeit  bildet  eine  an  Arten  arme,  an 
kritischen  Formen  aber  umso  umfangreichere  Sammlung  von  Rosen, 
die  der  unermüdliche  Professor  Dr.  Ed.  Formänek  in  Brunn  im 
Monate  August  1886  aus  den  südlichen  und  westlichen  Abfällen  und 


43Ö 

Yorbergen  des  „Altvater",  dann  aus  dem  Odergebiete  Schlesiens 
mitgebracht.  Keferent  übernahm  die  Bestimmung  und  kritische  Be- 
sprechung derselben,  und  besorgte  auch  die  gesonderte  Drucklegung 
der  Arbeit  auf  gemeinschaftliche  Kosten  aus  dem  Grunde,  da  eine  un- 
unterbrochene Veröffentlichung  der  Arbeit  in  einer  Zeitschrift  nicht  zu  ge- 
wärtigen war.  Nebst  einigen  interessanten  Formen  aus  der  Gruppe  der  bi- 
serraten Caninae  pubescentes  .  .  .  sind  es  hauptsächlich  die  Rosa  incana 
Kitb.  und  R.  alpina  {penduUna)  L.,  die  den  grössten  Theil  der  Samm- 
lung bilden,  und  die  Ahnung  des  Referenten,  dass  in  diesen  interes- 
santen, in  mancher  Beziehung  an  gewisse  Partien  des  ungarischen 
Erzgebirges  erinnernden  Localitäten  Nord-Mährens  sich  auch  in  der 
Vegetation  Anklänge  namentlich  an  die  Schemnitzer  Flora  finden, 
bestätigen,  wenngleich  noch  sehr  Vieles  an  charakteristischen  en- 
demischen Eepräsentanten  nachzuholen  verblieb.  Die  hier  sehr  zahl- 
reich gesammelten  Rosen  aus  der  Sect.  Alpinae  gehören  fast  aus- 
schliesslich der  Gruppe  Glabriusculae  Crep.  Prim.  VI.  an,  und  sind 
in  einfache,  doppelte  und  vielfache  üebergangsformen  jener  Racen 
zu  th eilen,  die  Koch  in  Synop.  pag.  263  (1846)  ß)  pyrenaica  und 
y)  pubescens,  und  Kitaibel  (in  Addit.  pag.  590  (Nr.  1204)  balsamea 
nannten;  wir  haben  aus  dieser  Unzahl  von  Uebergängen  nur  zwei 
hervorragende  Formen  neubenannt  und  beschrieben,  mussten  aber 
auch  die  Zwischenglieder  und  Modificationen  im  Formenkreise  der 
Racen  (Subspecies)  und  Varietäten  anschaulicb  machen,  ohne  deren 
hier  verständnisshalber  angedeuteten  Rang  von  besonderen  Variationen 
zu  behaupten.  Führt  uns  ja  doch  gerade  gegenwärtige  Ai'beit  zu 
der  Ueberzeugung,  dass  selbst  die  bisherigen  Subspecies  und  Varie- 
täten der  R.  alpina  {pendulina)  in  jedem  Lande  neue  oft  überwiegende 
Aeuderungen  erleiden!  So  haben  z.  B.  fast  alle  Alpinae  dieser  Auf- 
sammlung, deren  Serratur  allzuhäufig  eine  ärmlichere  bis  einfache 
ist,  oblonge  Scheinfrüchte  und  schwache,  oft  äusserst  dünne,  aber 
niemals  bloss  über  die  Nerven,  sondern  die  ganze  Blattfläche  ver- 
breitete Behaarung.  Ebenso  verhält  es  sich  mit  der  Hispidität  der 
Receptakel  und  Sepalen,  die  wohl  nur  verschiedene  Grade  der  Dichte, 
niemals  aber  ein  derart  constantes  Zurücktreten  auf  die  Basis  der  Schein- 
frucht oder  auf  den  Pedunculus  allein  erblicken  lässt,  dass  solches,  aus 
allen  Variationen  zusammengenommen,  zu  bloss  einer  einzigen,  d.  i. 
der  Race  puhescms  Kocli  führen  würde.  Während  sich  so  die  Com- 
binationen  der  Formen  bis  in  das  Vielfache  immer  innerhalb  der 
Dichtigkeitsgrenze  der  f.  pubescens  Koch  verlieren,  ist  es  von  beson- 
derem Interesse  zu  sehen,  dass  dieselben  doch  nicht  zur  vollendeten 
typica  der  balsamea  Kitb.  gelangen,  wohl  aber  in  einer  intermediären 
weit  verbreiteten  Form  sich  präseutiren,  die  wir  var.  subcalva  be- 
nannten. Referent  weist  dann  an  der  Hand  der  Original-Description 
KitaibeTs  in  Addit.  (edidit  A.  Kanitz)  p.  590,  1863  (die  mass- 
gebender als  irgend  ein  Original-Exemplar  der  Pflanze  ist)  nach, 
dass  Kitaibel  seiner  R.  balsamea  \.  c.  drüsige  Sepala  zugeschrieben, 
daher  Borbäs'  ^balsamea  calyce  glabro"  der  Original-Description 
widersprechend  ist,  seine  ^^adenosepala  receptaculo  fructifero  typi  (id 


440 

est  ovoideo  Borb.)  haud  globoso"  nicht  zur  aden&phora^  sondern  zur 
balsamea  Kitb.  gehören  muss,  dort  aber,  da  der  Typus  selbst  kelch- 
drüsig ist,  den  Namen  ^adenosepala  Borb."  nicht  behalten,  sondern 
gleich  der  identischen,  aber  bei  Borb  äs  unerwähnten  R.  halsamica 
Willd.  (die  vom  Eeferenten  erläutert  wird)  nur  eine  R.  balsamea 
suhdecalvata  aut  ditrichoneura  sein  kann,  daher  beide  pro  parte  maj. 
nur  =  f.  subcalva  (nobis)  sein  können,  welch  letzte  zufolge  der 
Flächenbehaarung,  die  für  die  Alpinae  Osteuropas  eine  auffallendere 
Scheidegrenze  als  die  Fruchtform  abgibt,  viel  richtiger  R.  balsamea 
var,  subcalva,  als  R.  pendulina  f.  subcalva  zu  nennen  ist.  Hingegen 
wird  die  zweite  beschriebene  und  f.  longilagenaria  benannte,  com- 
plicirte  Form  zur  pendulina  L.  gestellt,  da  sie  bei  einer  fast  einfachen 
Serratur  und  äusserst  dünner  Flächenbehaarung  drüsenlose  Sepala 
imd  Nerven,  nicht  flächendrüsige  Stipulen,  auffallende,  dreimal  so 
lange,  ärmlich  mit  Drüsen  besetzte  Scheinfrüchte  etc.  hat.  Von  den 
äussersten  Uebergangsstufen  der  subcalva  (nob.)  zur  balsamea  Kitb. 
will  nur  der  var.  Seidlü  Opiz  erwähnt  werden  (Syn.  =  R.  Seidlü 
Op.  et  Seidel),  die  nach  der  Original-Diagnose  in  Seidl's  Werke 
V.  J.  1825  ungefähr  für  die  f.  stenodonta  Borbäs'  nach  der  Priorität 
in  Geltung  treten,  und  hier  seit  Seidel's  Zeiten  wohl  zum  ersten 
Male  wieder  genannt  und  gedeutet  worden  sein  dürfte.  All  das,  sowie 
eine  Correctur  der  bisher  imgen  Deutung  der  R.  lagenaria  Vill. 
für  all  unsere  Eosenfreunde  ist  in  der  besten  Absicht  längst  ent- 
behrter aber  erwünschter  Vervollständigung  geschrieben!  Der  zweite 
Beleg  zu  der  obangedeuteten  Verwandtschaft  mit  der  oberungarischen 
Rosenflora  ist  das  auffallend  reichliche  Auftreten  der  Rosa  incana 
KitaibeFs,  die  für  Mähren  zuerst  vom  Eeferenten  in  der  österr.  bot. 
Zeitschr.  1886,  p.  196  nachgewiesen  worden  ist.  Aber  nicht  bloss  die 
Eichtigkeit  der  letztgedachten  vereinzelten  Angabe  des  Eeferenten, 
sondern  auch  dessen  Anschauung  über  die  Art  und  Weise  der  Unter- 
scheidung zwischen  der  R.  incana  und  intermedia  KitaibeFs  fanden 
in  dieser  Sammlung  ihre  vollkommenste  Bestätigung,  indem  fast 
alle  dieser  Exemplare  die  schmalen,  feinen,  fast  ungetheilten,  ganz 
(meist  conniveut)  aufgerichteten  Sepala  (bei  kurzen  Pedunkeln  und 
der  charakteristischen  Farbe  etc.  der  Laubtheile)  der  echten  incana 
Kitb.  hatten,  während  die  echte  intermedia  Kitaibel's  fast  gar  nicht, 
nur  in  einer  biserraten  Variation  vertreten  war.  Als  interessante 
neue  Formen  resp.  Varietäten  sind  sodann  R.  sphaerica  Greu.  var. 
Bautschensis,  R.  dumetorum  f.  Hutbergensis  benannt  und  beschrieben, 
R.  oblongata  Opiz,  R.  tomentella  Opiz  und  R.  Hillebrandtii  Weitenw. 
nach  Originalen  erläutert  und  zum  Schluss  R.  cuspidatoides  Crep. 
a)  elatior  Scheutz,  die  neuerdings  wieder  in  dem  XXIV.  Band,  2.  Heft, 
pag.  935,  Zeile  17  v.  o.  der  Verhandl.  des  naturf.  Vereins  in  Brunn 
eine  dritte  Art  der  Confundirung  mit  der  R.  Seringeana  (D.  M.  var.) 
erlitt  und  ß)  minor  Scheutz  (mit  den  Syn.  resp.  Var.  silesiaca  Gdr., 
und  tomentella  Opiz)  —  die  beiden  Eepräsentanten  aus  der  Sect. 
„Eutomentosae  Glandulosae"  in  dieser  Sammlung  —  kritisch  be- 
sprochen. J.  B.  Keller. 


441 

Dietz,  Dr.  Sändor.  lieber  die  Entwicklung  der  Rlütlie  und  Fruclit  von 
Sparganiam    Tourn.    und    Typha  Touru.   Mit  3  Tafeln.    Bibliotheca 

Botanica  (Heft  Nr.  5),  Cassel  1887. 

Die  durch  eine  vorläufis^e  Mittheilung  im  Botan.  Centralblatte 
(1886,  Nr.  40  und  41)  angekündigte  und  von  der  üng.  naturwissen- 
schaftlichen Gesellschaft  mit  dem  Bugät-Preis  gekrönte  Preisschrift 
wurde  in  den  näher  interessirten  Kreisen  mit  besonderer  Spannung 
erwartet.  Kohrbach  hatte  nämlich  betreffend  T^/p/i«  principiell  wich- 
tige und  vielfach  bekämpfte  Ansichten  ausgesprochen;  andererseits 
waren  bisher  die  Stimmen  der  Autoren  über  die  verwandtschaft- 
lichen Beziehungen  von  Typha  und  Sparganium  so  uneinig  wie 
nur  möglich  —  nach  beiden  Kichtungen  Hess  sich  nur  durch  eine 
ausführliche  entwicklungsgeschichtliche  Bearbeitung  die  letzte  Ent- 
scheidung herbeiführen.  Dietz  löst  nun  seine  Aufgabe  in  so  vor- 
züglicher und  durchaus  befriedigender  Weise,  dass  ihm  das  Verdienst, 
über  die  Genera  Typha  und  Sparganium  Klarheit  gebracht  und  die 
obschwebenden  Fragen  beantwortet  zu  haben,  von  jedem,  der  seine 
Schrift  dem  Studium  unterzieht,  wird  beigemessen  werden.  Da  auf 
die  Details  in  diesem  Referate  nicht  eingegangen  werden  kann, 
mögen  nur  die  wesentlichsten  entwicklungsgescbichtlichen  Unter- 
schiede hervorgehoben  werden,  welche  Dietz  zwischen  Typha  und 
Sparganium  feststellte. 

Typha:  Sparganium,: 

Die  Blüthen  treten  an  primären      Die  Blüthen  treten  an   secundä- 
und  secundären  Achsen  auf.  ren  und  tertiären  Achsen  auf. 

Die  Blüthen  haben  kein  Perigon.      Die  Blüthen  haben  ein  wohlaus- 
gebildetes Perigon. 

Die  ^  Blüthe  hat  ein  Carpell.  Die  ^  Blüthen  haben  zwei  Car- 

pelle. 

Frucht:  nussartige  Caryopse.  Frucht:  trockene  Steinkernfrucht. 

Daraus  ergibt  sich  der  für  die  Systematik  wichtige  Schlusssatz: 
dass  die  beiden  Gattungen  gemeinsamen  Eigenschaften  zwar  die  Ein- 
reihung derselben  in  eine  Familie  hinlänglich  begründen,  allein  die 
nicht  eben  unerheblichen  Abweichungen  es  angezeigt  erscheinen  las- 
sen; sie  wenigstens  in  zwei  verschiedene  Unterfamilien  zu  setzen, 
von  welchen  Sparganium  den  Pandaneen  und  Typha  den  Aroideen 
näher  stünde.  Dr.  Kronfeld. 

Dr.  Jos.  Pancic.  Der  Kirschlorbeer   im   Südosten  von  Serbien.   Belgrad 
1887.  Köüigl.  serb.  Staatsbuchdruckerei. 

In  dem  nur  acht  Octavseiten  umfassenden  Heftchen  macht  der 
Verfasser  interessante  Mittheilungen  über  das  Auffinden  des  Prunus 
Laurocerasu^  im  Frühjahre  1856  an  der  westlichen  Lehne  des  M. 
Ostrozub  in  den  Vlasinaerbergen,  wo  er  in  einer  Höhe  von  800  M. 
in  einer  beiläufigen  Ausdehnung  von  100.000  Quad.-M.  in  ziemlich 
dichtem  Schluss    das   Unterholz    des   dortigen  Buchenwaldes  bildet. 


442 

Nach  den  Ausführungen  des  Dr.  P.'s  scheint  der  dort  unter  dem 
Namen  Zelenice  bekannte  Kirschlorbeer  die  Grenze  seines  natür- 
lichen Verbreitungsbezirkes  erreicht  zu  haben.  Den  Schluss  bildet 
eine  allgemeine  floristische  Betrachtung  des  Gebirges,  dem  der  M. 
Ostrozub  angehört.  J. 

Schomburgk  R.  Dr.   Report    on   the   Progress   and   Coudition   of  the 
Botanic  Garden  of  Adelaide  during  the  year  1886. 

In  der  vorliegenden  Brochure  berichtet  der  Obgenannte,  seit 
1865  Director  des  botanischen  Gartens  zu  Adelaide,  eingehend  über 
die  Fortschritte  und  den  Stand  dieses  Institutes  im  Jahre  1886. 
Von  allgemeinem  Interesse  ist  die  Aufzählung  und  theilweise  auch 
nähere  Besprechung  der  unternommenen  Acclimatisations- Versuche 
mit  verschiedenen  Nutzgewächsen,  wobei  —  ungeachtet  des  ungün- 
stigen Einflusses  ungewöhnlicher  Trockenheit  —  dennoch  ganz  be- 
friedigende Eesultate  erzielt  wurden.  Besonders  hervorzuheben  sind: 
Das  Insecten  verscheuchende  Pyrethrimi  roseum  et  carneum;  die  zur 
Käsebereitung  verwendbare  Withania  coagulans  Dünn.;  der  japane- 
sische Klee  Lespedeza  stricta  K.  A.;  der  sogen.  Feuerprobe-Baum 
Rhopala  spec,  dessen  Holz  unverbrennlich  sein  soll;  mehrere  Grä- 
ser, als:  Eragrostis  ahyssinica  L.;  Andropogon  Calamus  aromaticus 
Koyle  und  andere  wohlbekannte  europäische  Arten:  Melica  ciliata, 
Panicum  sangmnale  und  P.  Grus  galli,  die  alle  dortlands  als  ergie- 
biges Futtermateriale  sehr  beliebt  sind.  Unter  den  neuen  Acquisi- 
tionen  von  Zierpflanzen  wird  vorzugsweise  Armsonia  punicca  wegen 
ihrer  hohen  Schönheit  gerühmt.  —  Nachdem  auch  der  Präparaten- 
Sammlungen,  der  Bibliothek  und  des  wissenschaftlichen  Verkehrs  des 
Institutes  mit  zahlreichen  Schwesteranstalten  ausführlich  erwähnt, 
folgt  zur  "Weihe  des  im  Jahre  1886  gefeierten  50jährigen  Jubiläums 
des  Bestandes  der  dortigen  Provinz  eine  historische  Skizze  über  die 
Entstehung  und  das  rasche  Emporblühen  des  botanischen  Gartens. 
Derselbe  wurde  von  Dr.  Schomburgk's  Vorgänger  G.  W.  Francis 
im  Jahre  1855  gegründet  und  dureh  zehn  Jahre  geleitet. 

M.  Prihoda. 


Correspondenz. 

Lemberg,    am  2.  November  4887. 

Neu  für  die  Flora  Galiziens  ist  die  boreale  Saliw  hicolor  Ehrh., 
welche  Dr.  Reh  mann  vor  einigen  Jahren  in  Markopol  (Zloczower 
Bezirk)  entdeckt  hat.  —  In  Siedliska  bei  Rawa-ruska  fand  ich  heuer 
Salix  cinerea  X  aurita  und  in  Majdan  bei  Sieniawa  S.  aurito  X  re~ 
pens.  —  Von  dem  südosteuropäischen  Hieracium  auriczdoides  Läng 
entdeckte  Prof.  Tyniecki  heuer  einen  zweiten  galizischen  Standort, 
nämlich  in  Bilcze  (bei    Borszczöw),   wo  es  auf  grasigen  Gypstriften 


443 

wächst.  —  Das  ausgezeichnete  Hieracmm  ro.rolanicmn  Kehm.  (Oest. 
Bot.  Ztschr.  1872)  kommt  nicht  nur  bei  Mikuliczyu  (Kolomyjaer  Kar- 
paten), sondern  auch  in  den  Stryjer  Karpaten  vor,  ich  fand  es  näm- 
lich in  beträchtlicher  Anzahl  in  Butywla  bei  Skole  (auf  Waldwiesen). 
—  Die  südosteuropäische  Centaurea  stenolepis  A.  Kern,  reicht  in  Ga- 
lizien  gegen  den  Westen  zu  nur  bis  zum  Strypafluss  und  gegen  den 
Norden  zu  bis  in  die  Umgegend  von  Pieniaki  (südlich  von  Brody); 
weiter  westwärts,  respective  nordwärts  wird  C.  stenolepis  durch  die 
systematisch  nächstverwaudte  nordeuropäische  C  austriaca  Willd. 
ersetzt.  Ganz  analog  verhalten  sich  in  Ostgalizien  hinsichtlich  ihrer 
geographischen  Verbreitung  Diantkus  pseudoharhatus  Boss.  {D.  mem- 
hranaceus  Borb.)  und  D.  Cartkusianorum  L.  Endlich  möge  hier  er- 
wähnt werden,  dass  Potentilla  palUda  Lehm,  von  Herrn  A.  Gallier 
in  Sehweidnitz  (Preussisch-Schlesien)  entdeckt  wurde. 

Br.  Blocki. 

Brunn,  am  6.  November  1887. 

In  der  Hercegovina  fand  ich  eine  Scutellaria,  die  ich  nirgends 
beschrieben  fand,  daher  ich  eine  kurze  Beschreibung  derselben  zur 
vorläufigen  Kenntniss  bringe.  Scutellaria  hercegovinica  mihi:  Stengel 
16—20  Cm.  laug,  steif  aufrecht  oder  aufsteigend,  vom  Grunde  an 
ästig,  röhrig,  kantig,  flaumig.  Blätter  derb,  oberseits  behaart,  unter- 
seits  weissfilzig,  gestielt,  einfach  gefiedert,  mit  linealeu  am  Kande 
zurückgerollten  Zipfeln.  Deckblätter  rundlich-eiförmig,  spitz,  behaart. 
Kelch  zweilappig,  Lappen  breit-eiförmig,  sehr  kuiz,  abgerundet,  an 
dem  unteren  Lappen  ein  haubenförmiges  Oehrchen.  Blumenkrone 
über  2  Cm.  lang,  behaart,  Oberlippe  sichelförmig  gebogen,  schwach 
ausgerandet,  mit  stumpfen,  fast  abgestutzten  Lappen.  Zähne  drei- 
eckig, stumpf,  breiter  als  lang.  Blüthen  gelb.  Antheren  bebartet, 
Wurzel  schwach  verzweigt,  mit  fadenförmigen  Wurzelfasern. 

Dr.  Formänek. 

Budapest,  9.  November  1887. 

Am  2.  October  war  noch  im  Auwinkel  Achillea  distans  W.  et 
Kit.  {A.  pseudotanacetifolia  Wierzb.)  und  Galamintha  Acinos  —  am 
6.  October  Reseda  inodora,  Tribidus  orientalis,  Convolvulus  canta- 
bricus,  Medicago  varia,  Podanthmn  canescens,  Silene  longiflora,  — 
9.  October  Linuni  austriacum,  Euphrasia  lutea,  Vinca  herhacea, 
Delphinium  Consolida  var.  albiflorum  und  adeuopodum  (Borb.  1881), 
Potentilla  arenaria,  Helianthemum  hirsutum,  JCeranthemwn  annuum 
(neue  Triebe),  Diantkus  prolifer,  Silene  dichotoma,  S.  longißora,  Ve~ 
ronica  Chaniaedrys,  sowie  auf  Ofner  Aeckeru  Centaurea  Adanü  Willd. 
in  schönster  Blüthe.  —  Cliara  crinita  ist  unweit  von  dem  Palatinal- 
garten  in  Ofen  genug  häufig.  —  Die  Sandnelke  des  Temeser  Comi- 
tates  kann  man  ferner  Diantkus  sabuletorum  Heuff.  (1858)  nicht 
heissen,    denn    es   gibt   schon   einen    älteren  D.  sabuletorum  Willk. 


444 

(1852).  —  Da  aber  mein  D.  giganteiformis  1875  eigentlich  eine 
Riesen  form  des  D.  sabuletorum  Heuif.  ist,  so  werden  wir  den  letz- 
teren jetzt  D.  giganteiformis  Borb.  nennen.  —  Nach  den  Merkmalen, 
wodurch  v.  Wett stein  die  Myosotis  suaveoletis  Kit.  und  M.  al- 
pestris  Schm.  trennte,  ist  die  M.  ^^alpestris'"'-  in  der  Crepatura  des 
Kirälykö  in  Siebenbürgen  M.  suaveolens  Kit.;  sie  kommt  auch  in 
Serbien  (Monte  Maljen  Vokjevo,  leg.  S.  Pavlovic)  vor.  —  Arena- 
ria leptoclados  fand  ich  bei  Brassö  in  einer  Schlucht,  wo  man  zu  dem 
Ehezökö  (Hangenstein)  geht.  Sie  kommt  dort  mit  Fumaria  prehen- 
silis  auf  bebautem  Boden  vor.  —  Da  diese  letztere  Pflanze  von  da, 
wie  ich  aus  der  mir  zu  Gebote  stehenden  Literatur  sehe,  Niemand 
erwähnt,  so  konnte  auch  A.  leptoclados  hier  unbekannt  bleiben.  An 
diesem  Wege  kommt  auch  Ballota  urticifolia  Ortm.  und  Potentüla 
leiotricha  m.  vor.  —  Ballota  foetida  Lam.  sah  ich  von  Wien  (Wies- 
baur  exsicc);  sie  stimmt  mit  der  Syrmier  und  Belgrader  Pflanze 
ganz  überein;  die  Litoralformen  siod  aber  mehr  und  weicher  be- 
haart. —  Bei  Belgrad  kommt  sie  mit  Malva  silvestris  var.  tricho- 
carpa  Boiss.  vor,  diese  wächst  auch  im  Kammerwalde  bei  Ofen.  — 
Abutilon  Avicennae  sah  ich  im  Jahre  1864  bei  Grosswardein,  Sicgos 
angulatus  aber  in  demselben  Jahre  bei  Mezö  Telekd.  —  Mentha 
reversa  Roch.  (cfr.  Oe.  B.  Z.  1883,  p.  120)  ist  sicher  eine  „Trieb o- 
mentha"  corollis  intus  pilosis  und  ist  von  M.  sativa  Koch  kaum 
verschieden;  so  haben  damit  meine  M.  Haynaldiana,  M.  bihariensis 
und  M.  frondosa  lauter  Leiomenthen,  corollis  intus  glabris  gar 
nichts  zu  thun;  sie  gehören  zu  „Gentiles".  Meine  M.  viridescens 
in  Beresm.  Fl.  p.  74,  1881  glaubte  ich  umändern  zu  müssen,  weil 
in  „Menthae  novae"  Gandoger's  auch  eine  M.  viridescens  erwähnt  || 
wird.  Indess  erschien  in  „1881"  nur  das  Titelblatt  dieser  „Menthae 
novae",  aber  pag.  55  (Separatabdruck)  steht  ausdrücklich  1882,  wie 
es  auch  nach  dem  Ref.  des  Botan.  Centralblattes  sicher  ist.  —  Ce- 
rastium  decalvans  Schi,  et  Vuk.  ist  bisher  nur  von  dem  Klekkberge 
bei  Ogulin  bekannt  und  durch  die  Pubescentia  floccosa  herba  deni- 
que  virescenti,  dichasio  expanso,  cum  pedunculis  elongatis  glanduloso 
etc.  von  O.  tomentosum  L.  sicher  verschieden.  Ebenso  ist  es  unzweifel- 
haft, dass  es  bei  Carlopago  nicht  wächst  (cfr.  Oest.  Bot,  Ztg.  1887, 
p.  341),  denn  hier  ist  für  die  Vegetation  kein  Boden,  Steine  liegen 
hoch  auf  Steine,  und  die  Gegend  ist  für  diese  subalpine  Pflanze  an 
dem  Meere  zu  niedrig.  Eher  könnte  man  es  bei  Ostaria,  oberhalb 
Carlopago  suchen,  aber  neuerdings  wurde  es  dort  von  Niemandem 
gefunden.  Hier  wächst  nur  C.  grandißorum  und  wurde  wahrschein- 
lich mit  0.  tomentosum  in  Herbarien  gemengt.  Borb  äs. 

Belgrad,  am  20.  October  1887. 

Ist  für  die  Flora  des  Banat  Chrysanthemum  temäfoliitm  Kit. 
(=  Chrys.  trichophyllmn  und  das  dalmatinische  Chamaemelum  uni- 
glandidosum  Vis.)  schon  bekannt?  Ich  traf  es  in  einigen  prächtigen, 
meterhohen  Exemplaren   im  Juni  dieses  Jahres    auf  der  Spitze  des 


445 

Berges  Allicon  bei  Orsova  au,  wo  es  an  der  westlichen  Bergseite 
auf  grasigen  Waldplätzen,  docli  unweit  von  Getreidefeldern  zu  finden 
ist.  Es  mag  daher  mit  Getreide  eingeschleppt  worden  sein  —  denn 
diese  Localität  ist  von  Heuffel  vielmals  besucht  und  wird  von 
durchreisenden  Botanikern  selten  vernachlässigt,  —  doch  wäre  diese 
Acker-  und  Schuttpflauze  längst  zu  erwarten  gewesen,  da  sie  in 
Syrmien  und  Serbien  geradezu  gemein  ist  und  noch  dazu  im  ande- 
ren Grenzgebiete  in  Transsylvanien  —  (inter  segetes  et  in  pomariis 
prope  pagum  Szent  Gotthard  frequentissimum  —  Janka)  —  auch 
nicht  fehlt.  J.  Bornmüller. 


Fersonalnotizen. 

—  Dr.  Franz  Schutt  hat  sich  an  der  Universität  Kiel  für 
Botanik  habilitirt. 

—  Dr.  J.  H.  Schult  es,  Assistent  am  kgl.  botan.  Hofmuseum 
in  München,  ist  am  7.  September  gestorben. 

—  Dr.  G.  Klebs,  Privatdocent  an  der  Universität  Tübingen, 
ist  als  ord.  Professor  der  Botanik  an  die  Universität  zu  Basel  be- 
rufen worden. 

—  Dr.  K.  Prantl  hat  die  durch  den  Tod  G.  Winter's  ver- 
waiste Kedaction  der  „Hedwigia"  übernommen. 

—  Dr.  H.  Graf  zuSolms-Laubach  ist  zum  Professor  der 
Botanik  und  Director  des  botan.  Gartens  an  der  Universität  Berlin 
ernannt  worden. 

—  Dr.  F.  Noll  hat  sich  an  der  Universität  Würzburg  für  Bo- 
tanik habilitirt. 

—  Dr.  C.  W.  Hjalmar  Mosen  in  Stockholm  ist  am  27.  Sep- 
tember gestorben. 


Vereine,  Anstalten,  Unternehmung^en. 

—  In  einer  Sitzung  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Wien  am  13.  October  übersandte  Regierungsrath  Prof. 
Dr.  Constantin  Freiherr  v.  Ettingshausen  in  Graz  eine  Mitthei- 
lung: „Ueber  das  Vorkommen  einer  Cycadee  in  der  fossilen  Flora 
von  Leoben  in  Steiermark."  In  der  reichhaltigen  Sammlung  fossiler 
Pflanzen,  welche  Docent  Adolf  Hof  mann  aus  den  pflanzenführenden 
Schichten  der  Braunkohlenformation  von  Leoben  zu  Tage  gefördert 
hat  und  die  er  dem  Verfasser  zur  Untersuchung  übersandte,  fand 
sich  ein  Pflanzenrest,  welcher  nach  seinen  charakteristischen  Merk- 
malen nur  den  Cycadeen  zugewiesen  werden  kann.  Derselbe  stimmt 
mit  Arten  von  Ceratozamia,  einer  mexicanischen  Gattung,  am  mei- 
sten überein.  Da  Cycadeenreste  im  Tertiär  äusserst   selten  sind  und 

iO«sterr.  botsn.  Zeitschrift.  12.  Heft  1887,  36 


446 

daselbst  fast  nur  auf  das  Eocän  bescliränkt  zu  sein  schienen,  so  ist 
das  Vorkommen  eines  solchen  Kestes  in  der  dem  Miocän  angehöri- 
gen  fossilen  Flora  von  Leoben  hochinteressant,  wesshalb  der  Ver- 
fasser, eben  mit  der  Bearbeitung  dieser  Flora  beschäftigt,  dasselbe 
einer  vorläufigen  Mittheilung  werth  erachtete.  Dr.  Hans  Molisch, 
Privatdocent  an  der  Wiener  Universität,  überreichte  eine  im  pflanzen- 
physiologischen Institute  ausgeführte  Arbeit:  „Ueber  Wurzelausschei- 
dungen und  deren  Einwirkung  auf  organische  Substanzen."  Die  wich- 
tigsten Kesultate  derselben  sind:  1.  Das  Wurzelsecret  wirkt  reduci- 
reud  und  oxydirend.  2.  Das  Wurzelsecret  bläut  Guajak.  Diejenigen 
Substanzen,  welchen  das  Bläuungs vermögen  zukommt,  verhalten  sich 
in  vielen  Punkten  genau  so  wie  die  autoxydablen  Körper  der  Pflan- 
zenzelle und  sind  vielleicht  mit  diesen  identisch.  Auch  das  Wurzel- 
secret kann  als  ein  Autoxydator  betrachtet  werden,  der  durch  pas- 
siven molecularen  Sauerstoff  oxydirt  wird,  hiebei  Sauerstoff  activirt 
und  damit  die  Verbrennung  leicht  oxydabler  Körper  veranlasst. 
3.  Das  Wurzelsecret  oxydirt  verschiedene  organische  Substanzen, 
z.  B.  Guajakonsäure,  Gerbstoffe  und  —  was  von  besonderer  Wichtig- 
keit ist  —  auch  Humussubstanzen.  Mithin  muss  durch  die  Wurzel- 
ausscheidungen die  Verwesung  der  organischen  Substanz  des  Bodens 
in  hohem  Grade  begünstigt  werden.  4.  Elfenbeinplatten  werden  nach 
längerer  Zeit  von  Wurzeln  corrodirt.  5.  Das  Wurzelsecret  führt 
Eohrzucker  in  reducirenden  Zucker  über  und  wirkt  schwach  diasta- 
tisch. (Keimlinge,  Neottia  nidus  avis.)  6.  Das  Secret  durchtränkt 
nicht  bloss  die  Membranen  der  Epidermiszellen,  beziehungsweise  der 
Wurzelhaare,  sondern  tritt  über  dieselben  oft  sogar  in  Form  von 
deutlichen  Tröpfchen  hervor. 


Botanischer  Tauschverein  in  Wien. 

Sendungen  sind  eingelangt:  Von  Herrn  Behrendsen  mit  Pflan- 
zen aus  Deutschland.  —  Von  Hrn.  Schi  er  1  mit  Pflanzen  aus  Mäh- 
ren. —  Von  Fräulein  v.  Bore  seh  mit  Pflanzen  aus  Böhmen.  — 
Von  Herrn  Kissling  mit  Pflanzen  aus  Mederösterreich.  —  Von 
Herrn  Jetter  mit  Pflanzen  aus  Dalmatien.  —  Von  Herrn  Preiss- 
mann mit  Pflanzen  aus  Steiermark.  —  Von  Herrn  Prof.  Kravogl 
mit  Pflanzen  aus  Tirol. 

Sendungen  sind  abgegangen  an  die  Herren:  Donner,  Piccioli, 
Kochmeister. 

Voriäthig:  (B.)  =  Böhmen,  (Bd.)  =  Baden,  (Br.)  =  Berlin, 
(Cr.)  =  Croatien,  (F.)  =  Frankreich,  (G.)  =  Galizien,  (M.)  =  Mäh- 
ren, (NOe.)  =  Niederösterreich,  (OOe.)  =  Oberösterreich,  (P.)  = 
Polen,  (Kp.)  =  liheinpreussen,  (S.)  =  Salzburg,  (Sl.)  =  Schlesien, 
(St.)  =  Steiermark,  (Sw.)  =  Schweden,  (T.)  =  Tirol,  (U.)  =  Un- 
garn,  (W.)  =  Westfalen. 


447 

Pater  mm  Sanguisorha  (NOe.,  OOe.),  Primula  acaulis  (NOe., 
OOe.),  Auricula  (ÖOe.,  T.),  elatior  (NOe.),  far'mosa  (NOe.,  OOe.), 
glidinosa  (T.),  longiftora  (Siebenbürgen),  minima  (S.,  U.),  officinalis 
(Sl.),  Tommasinii  (Cr.),  variahilis  (OOe.),  Prunella  grandiflora  (SL, 
Ü.),  vulgaris  (Rp.,  SL),  Prunus  Cerasus  (NOe.),  Chamaecerasus 
(NOe.),  Padus  (B.,  St.,  W.),  spinosa  (NOe.),  Psiluru^  aristata  (ü.), 
Pulicaria  vulgaris  (M.,  P.,  St.),  Pulmonaria  mollissima  (G.,  U.), 
obscura  (Sl.),  officinalis  (OOe.),  Pyrethrum  niveum  (Dresden),  Par- 
thenium  (Sw.),  Pyrola  chlorantha  (Bd.),  minor  (Rp.),  rotundifoUa 
(Rp.),  secunda  (P.,  Sl.,  St.,  T.),  Quercus  llex  (Italien),  pedunculata 
(B.,  U.),  puhescens  (NOe.,  St.),  Radiola  linoides  (B.,  Sw.,  W.),  Ra- 
nuncidus  aconitifolius  (B.,  OOe.,  Sl.),  acer  (P.,  Sl.),  alpestris  (NOe.), 
anemonoides  (OOe.),  aquatilis  (M.,  Sl.),  arvensis  (OOe.,  Rp.),  bulbosus 
(Gr.,  F.),  divaricatus  (Br.,  W.),  Flammula  (M.,  NOe.),  gracilis 
(Schweiz),  hederaceus  (Rp.),  illyricus  (NOe.),  lanuginosus  (B.),  lateri- 
florus  (U.),  Lingua  (S.,  W.),  montamis  (OOe.,  S.),  nemorosus  (P.), 
paucistamineus  (Br.,  NOe.,  St.),  pedaUis  (ü.),  peltatus  (England), 
platanifolius  (NOe.),  polyantliemos  (SL),  reptans  (S.,  Hannover),  sar- 
dous  (P.,  Rp.),  Stevenii  (Gr.),  Raphanus  Radioala  (SL),  Rapistrum 
perenne  (NOe.),  Reseda  inodora  (U.),  lutea  (B.,  M.),  luteola  (W.), 
Phyteumxi  (NOe.),  Rhamnus  cathartica  (NOe.),  Frangula  (SL,  St.), 
sa^vatilis  (U.),  Rhinanthus  alpimis  (SL,  St.),  angustifolius  (P.),  /lir- 
sutus  (OOe.,  major  (SL,  U.),  minor  (SL,  U.),  Rhododendron  ferru- 
gineum  (NOe.,  S.,  T.),  myrtifolium  (U.),  i2Äz/s  Cotinus  (F.,  NOe., 
U.),  Rhynchospora  alba  (P.,  Kärnten,  Lausitz),  /«sc«  (Sl.)>  -Ri^'^'s 
alpinum  (OOe.,  SL),  caucasicum  (G.),  Grossidaria  (OOe.),  petraeum 
(Bd.),  rubrum  (P.),    Uva  crispa  (SL),  Robinia  Pseudacacia  (B.). 

Obige  Arten  können  nach  beliebiger  Auswahl  im  Tausche 
oder  käuflich  die  Ceuturie  zu  6  fl.   (12  R.-Mark)  abgegeben  werden 

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I.  Prospect  von   Ed.  Kummer  in   Leipzig  „Rabenhorst's 
Kryptogamenflora*. 

II.  Prospect  Yon   Justus    Perthes    in  Gotha  „Atlas   der 
PflanzenTerhreitnng". 

Redacteur  und  Heransgeber  Dr.  Alezander  Skofltz.  ~  Verlag  von  C.  Gerold's  Sohn. 

C.  Ue'berreuter'sche  Buchdruckerei  (M.  Salzer)  in  Wien. 


Inhalt. 


I.  Gallerie  österreichischer  Botaniker. 

Seite 

35.  Ferdinand  Hauck.  (Mit  einem  xylographirten  Porträt ) 1 

II.  Original-Beiträge. 

Baier,  Anton.  —  Zur  Flora  der  Umgebung  von  Bielitz  und  Biala    .  88,  130 

Beck,  Dr.  G.  Ritt.  v.  —  Literaturberichte  .....  32,  141,  248,  364,  437 

Biocki,  Bronislaw.  —  Zur  Flora  von  Ostgalizien 17 

—  —  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Flora  Ostgaliziens 128 

—  —  Poa  polonica  n.  sp 156 

—  —   Galium  polonicum  n.  sp.     . 189 

—  —  Eieracium  ciliatv/m  n.  sp 227 

—  —   Rosa  leopoliensis  n.  sp 269 

—  —  Eieracium  polonicum  n.  sp 303 

—  —  Rosa  Eedevigae  n.  sp 384 

—  —  Rosa  Eerbichiana  ö.  sp 419 

Borbds,  Dr.  Vinc.  v.  —  Rhamni  Hungariae 52 

—  —  lieber  Quercus  Csatöi  Borb 196 

—  —  Zur  Teratologie  der  Wallnuss 341 

—  —  Literaturberichte      67,  143,  293,  328 

Bornmüller,  I.  —  Rhamnus  orbiculata  Brnm.  n.  sp 225 

—  —  Fünf  Pflanzen  aus  Dalmatien,  z.  T.  neu  für  die  Flora  der  österr.- 

ungar.  Monarchie 272 

—  —  Conservirung  von  Abietineen 398 

Braun,  Heinr.  —  Literaturberichte 66,  182,  326 

Burgerstein,  Dr.  Alfred.  Nachruf  an  Dr.  Alois  Pokomy      77 

Literaturberichte 30,  140,  179,  214,  252 

Celakovsky,  Dr.  Ladisl.  —  Nochmals  Utricularia  brevicornis  117,  164,  192 

—  —  Narthecium  Reverchoni  sp.  n 154 

—  —  Ueber  einige  neue  orientalische  Pflanzenarten 265,  337 

Conrath,  Paul.  —  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Flora  von  Banjaluka,  sowie 

einiger  Punkte  im  mittleren  Bosnien 378,  423 


450 

Seite 
Eiohenfeld,  Dr.  M,  Eitt.  v.  —  Cirsium  Przyhylskii  [C.  oleraceum  Scop. 

X  paudßorum  Spr.) 377 

Fooke,  Dr.  W.  0.  —  Die  Entstehung  des  zygomorphen  Blüthenbaues  123,  157 
Formänek  -Dr.  Eduard,  —  Beitrag  zur  Flora  der   Karpathen    und  des 

Hochgesenkes 18 

—  —  Teratologisches 58 

—  —  Mährische  und  schlesische  Eubusformen 126 

—  —   Centaurea  carpatica 153 

—  —  Mährische  Rubus-Pormen 204 

—  —  Beitrag     zur    Flora    des     nördlichen    Mährens    und     des    Hoch- 

gesenkes   234,  280,  305,  345,  385,  427 

Freyn,  I.  —  Meine  dritte  Tirol-Fahrt 313,  354,  389 

Garcke,  Dr.  August.  —  August  Wilhelm  Eichler 169 

Hanansek,  Dr.  T.  F.  -  Literaturberichte 64,  138,  289,  401 

Hansgirg^,  Dr.  Anton.    —    Beitrag    zur    Kenntniss    der    Bergalgenflora 

Böhmens 13,  54,  97 

—  —  Algarum  aquae  dulcis  species  novae 121 

Heimerl,  A.  —  Zur  Flora  von  Pondichery 58 

Jetter,  Carl.  —  Spätflora  des  Jahres  1886 22 

Literaturberichte 32,  109,   142,  253,  292,  325,  366,  401,  441 

Junger,  Ernst.  —  Vorwort  zu  Uechtritz'  Autobiographie 228 

Keller,  J.  B.  —  Ueber  die  Flächendrüsigkeit  als  systematisches  Merkmal 

und  deren  Anomalien  bei  einzelnen  Eosenarten 207 

—  —   Literaturberichte 438 

Kerner,  Dr.  A.  et  Wettstein.  —   Campanula  farinulenta 80 

Kissllng,  Benedict.  —  Notizen  zur  Pflanzengeographie  Niederösterreichs  426 

Knapp,  J.  A.  —  Literaturberichte 230 

Kornhuber,  Dr.  A.  -  Literaturberichte    ._ 63,  178,  291,  324 

Krasan,  Franz.  —  Ueber  die  Ursachen    der    Haarbildung  im  Pflanzen- 
reiche      7,  47,  93 

Kronfeld,  Dr.  Moriz.    —  Bemerkungen   über    volksthümliche  Pflanzen- 
namen    167 

Literaturberichte 68,  218,  291,  441 

Molisch,  Dr.  Hans.  —  Literaturberichte 400,  436 

Falacky,  Dr.  J.  —  Zur  Homa-  (Soma-)  Frage 161 

—  —  Literaturberichte 213,  250 

PHhoda,  Moriz.  -  Literaturberichte  33,  68,  HO,  143, 182,  254,  367,  402,  442 
Procopianu-Procopovici,  Aurel.  —  Eine   botanische   Excursion  von 

Eum.  St.  Georg  bis  Nedee 430 

Sabransky,  Heinrich.  —  Zur  Batographie  Niederösterreichs 81 

—  —  Zur  Eubusflora  Bosniens 233 

—  —  Literaturberichte 365 

Schllberszky,  Carl.  —  Literaturberichte 330 

Schneider,  Gustav.  —  Mittheilungen    über    die   Hieracien  des  Eiesen- 

gebirges. 199,  238,  274,  308,  350 


451 

Seite 

Stapf,  Dr.  Otto.  —  Ueber  einige  Iris-Arten  des  botanischen  Gartens  in 

Wien 373,  415 

Stein,  B.  -  Eudolf  v.  Uechtritz 28 

Strobl,  Gabriel.  -  Flora  des  Etna    24,    62,    101,    136,    174,    211,  243,  287 

320,  360,  395,  433 
Tomaschek,  Anton.  —  Ueber   Symbiose   von   Bacterien   (in    Zoogloea- 

Form)  mit  der  Alge  Gloeocapsa  polydermatica  Ktz 190 

Uechtritz,  Rudolf  v.  —  Mein  wissenschaftliches  Streben   und   Schaffen 

(mit  einem  xylogr.  Porträt) 228,  283 

UUepitsch,  Josef.   —  Anemone  Scherfelii  m 12 

—  —   Alyssum  calycinum  L.  ß.  perdurans 46 

—  —   Galeobdolon  luteum  Huds.  y.   Tatrae 84 

—  —  Epipogiwm  Gmelini  Eich 134 

Voss,  Wilhelm.  —  Merkwürdige  Verwachsungen  von  Stämmen  der  Koth- 

buche  {Fagus  silvatica  L.)  (mit  5  xylogr.  Abbildungen) 85 

—  —  Bildungsabweichungen  an  Gcdanthus  nivalis  L 162 

—  —  Literaturberichte 329 

Vukotinoviö,  Ludw.  v.  —  Zur  Rosenflora  von  Agram 301 

Wettstein,  Dr.  Rieh.  Ritt.  v.  —  Ueber  einen    abnormen    Fruchtkörper 

von  Agarieus  procerus  Scop.  (mit  einer  xylogr.  Abbildung)    ...  414 

Literaturberichte 106,  215,  252 

Wiedermann,  Leop.  —   Zur   Flora    von   Rappoltenkirchen   in    Nieder- 
österreich       420 

Woioszczak,  Dr.  Eustach.  —   Pinguicvla  hicolor 80 

—  —   Galium  Jaryne  {G.  Jifollugo  X  polonicum) 227 

—  —  Zur  Flora  von  Galizien 278 

Zukal,  Hugo.  —  Zur  Frage  vom  grünfaulen  Holze 41 

Literaturberichte 108,  180,  216 

III.  Gorrespondenzen. 

Aus  Arad  in  Ungarn  von  Dr.  Simonkai 369 

„     Belgrad  von  Bornmüller 444 

„     Berlin  von  Dr.  Ascherson 409 

„     Brunn  von  Dr.  Formänek   .   36,  70,  113,  146,  185,  220,   257,   296,  332 

408,  443 

„     Budapest  von  Dr.  Borbäs  .   .    .    70,  113,  147,  185,  259,  297,  403,  443 

„     Budapest  von  Schilberszky 219,  370 

„     Cunnersdorf  in  Pr.  Schlesien  von  Schneider 409 

,     Gnezda  in  Ungarn  von  UUepitsch 71,  260 

„     Husz  in  Ungarn  von  Vägner 257 

,     Innsbruck  von  Dr.  Dalla  Torre 34 

„     Kalksburg  bei  Wien  von  P.  Dichtl      295 

,     Kilb  in  Niederösterreich  von  P.  Kissling 405 

„    Kopenhagen  von  Jenssen-Tusch 71 


452 

Seite 

Aus  Laibach  von  Voss »   .   .   .  146,  408 

„     Lemberg  von  Blocki 35,  70,  147,  219,  295,  406,  442 

„     Lemberg  von  Dr.  Woioszczak 70,  220,  259 

„     Mariascbein  in  Böhmen  von  Wiesbaur 35,  331 

„     Orsova  im  Banat  von  v.  Degen 257 

„     Prag  von  v,  Boresch 408 

„     Probabin  in  Galizien  von  BJocki 369 

„     Prossnitz  in  Mähren  von  Spitzner 332,  407 

„     Eeichraming  in  Oberösterreich  von  Steininger 184 

„     Siedliska  in  Galizien  von  BJocki 334 

„     Sterzing  in  Tirol  von  Huter 145 

„     Tarvis  von  Dr.  Ascherson 146 

„     Triest  von  Dr.  Pormänek 368 

,     Vesztö  in  Ungarn  von  Dr.  Borbäs 332 

„     Warschau  von  Karo 370 

„     Wien  von  Dr.  Beck 184 

,     Wien  von  Braun 34,  143,  183,  255 

„     Wien  von  Dr.  Burgerstein 218 

„     Wien  von  Keller 110,  183,  294 

„     Wien  von  Dr.  Kronfeld 255 

„    Wien  von  Rassmann 295,  403 

IV.  stehende  Rubriken. 

Personalnotizen  .    .    36,  72,  114,  148,  186,  221,  260,  298,  334,  370,  410,  445 

Vereine,  Anstalten,  Unternehmungen  .   .   37,  73,  114,  148,  186,  222,  261,  298 

335,  371,  410,  445 

Sammlungen 299,  335 

Botanischer  Tauschverein  in  Wien  ...  39,  75,  114,  151,  187,  223,  263,  299 

336,  371,  411,  446 


Redacteur  und  Herausgeber  Dr.  Alexander  Skofltz.  —  Verlag  von  O.  Oerold's  Sohn. 

C.  üeberreuter'sche  Buchdrnckorei  (M.  Salzer)  in  \Vien. 


UNIVERSrTY  OF  ILLINOIS-URBANA 


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