Skip to main content

Full text of "Symbolik und Mythologie: Oder die Naturreligion des Alerthums"

See other formats


Google 



This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct 

to make the world's books discoverablc online. 

It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject 

to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books 

are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover. 

Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the 

publisher to a library and finally to you. 

Usage guidelines 

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the 
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to 
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying. 
We also ask that you: 

+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for 
personal, non-commercial purposes. 

+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc 
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the 
use of public domain materials for these purposes and may be able to help. 

+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind 
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it. 

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just 
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other 
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of 
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner 
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe. 

Äbout Google Book Search 

Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs 
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web 

at |http: //books. google .com/l 



Google 



IJber dieses Buch 

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. 
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. 

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 

Nu tzungsrichtlinien 

Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese 
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen 
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen 
unter Umständen helfen. 

+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht. 

+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA 
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 

Über Google Buchsuche 

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser We lt zu entdecken, und unterstützt Au toren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen. 
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter |http: //books . google .coiril durchsuchen. 



f 



t.' #19»«'- 



/ 



SYMBOLIK 



ÜKO 



MYTHOLOGIE 



ODBll DIK 



NATURHELIGION 



»tt 



ALTERTHUMS. 



Von 

FERDINAND CHRISTIAN BAUR, 

4M AOM« WOtIT. nCItOL. TIttOt. IllllttA« 1» ULAVllOMir» 



1« iWBf TSCtLKffi 



EHSTER ODXA ALLGEMEINER THEIL. 

t 



STUTTGART, 
«I» TntM Ott J. B. KETLUiWtan» tvcnuAMixtir 

1 ö a 4. 



SYMBOLIK 



UND 



MYTHOLOGIE 



ODS^ DIB 



NATÜRRELIGION 



DKS 



A L T E R T H U M S. 



V o « 



FERDINÄW CHRISTIAN BAUR , 

YROFfiSSOR AM. KOBIT« WUSRT. PHI]:X>L. THEOL. SMmVAJÜ 111 VUJJMEVtjaK^ 



IV IWBI TBCtLSN« 



ERSTER ODER ALLGEMEINER THEIL. 

\ t 



STUTTGART, 

W^VCK UlTD TS&lUiG DBR J. B» METZLER^SCBBIT BUCRSAII&LVirG* 

1824. . 



4 



ITHE NEW York] 

'"'mm' 

TiLOiN fOjJNOATlONS. 



&^ fUMP ^eaf ßvvo^0vra aytiv ra nokXaxt^ iisa^ 
nafp^va^ lif itasov oQi^oiievoQ drjlkov ttoijij ncQi 8 av 
au didaaxeiv B&B'kr^ --^ ro,yBv aacpeg xcu ro avro av- 
T<g oiioXoyBfiBvov dta roxn? boxbv htihv 6 'Koyog* To 
if itSQov siSoe^ to nahv Tuai eidrj Svvaa&tu tBftveiv^ 
xar aQ&Qa^ ^ nB(pvxB^ neu (itj buixbi^biv xarayvvvah 
lAB^OQ ^irfiBVy xaM iiayBiQe tQon^ x^&ubvov ^ aWa 6a- 
nBQ awßatoQ' B^ ivogömka^xia 6ßG)vvfianBq>vxBj axata, 
ca 8b dB^va xkr^Bvta» Fiat. Phaedr. Ed. Bekk. T. L 
pÄg. 78. 



Dio Myüioloffio Iwi «oU oinnr Roiho vnrt 
Jahroh dio Auririnrkumluüt dm gntAhrtnn Pulili- 
kun» luf ciito WüIm auf mcIi ifoxognn, diit an 
will ichcm «U nin BawßM einm* KttwiMRii ftin 
•uueicluirniden UnivonuUtJlt an^CMcUrn vforAnn 
darf. Bio luit dadurch in dor Tlmt, obwohl tn 
ihrer neuom Omialt din jünf^b), untor Atm ihr 
Tffrwindum AlU)rUiuni»-Wiiwmi>chiiA.im uincn Viir- 
moft ifowonnnt, wflh'htir dio WiMflnidluiIl dm 
Alutrihunu liborhaupt liilnO-ig imriinr mehr von 
ihr ihlutn|{i(f ku nuchitn, und ihr mich aiuaar- 
lulb ihrnr ßi(f(intiiÜtnlichcnS{ihflrR ninn nll^cirK^i- 
nero Anorlutniiung zu crtlimitin nvht'inu bio vnr- 
diinkt diM einur ^lücUitihi^n Vnriiini({uii({ von 
bnBtrtbunKcn« wolcho gnradn In ihror v.,.,...i.i.^ 
dnurtjgkeit am mni»trn ^(^«igntit wjii-<tti, 
re> Wwon itw Licht su «ozon. Dmin 
Uns dicMa, wenn wir rinm ihror Aiffi 
drr auf alo aallwi ikberi.rnK«n dürfen, t 
unchntst werden • oU durah dii» m nl 
wioderkchrendfl Woiion rinnr Maia , mnr 
rioM IVoutui, üherluupt joiier Oottiilt, 
swar in «n^r VioUioil ■ciu>acr und 



Formen gefällt, aber in keiner ein2elnen, sondern 
nur in allen zusammen sich erfä&cn lassen -wiU. - 

' Darum mag nun gerade auf diesem Gebiete des 
Wissens, wo die HofTnung, ein Einzelnes zu er- 
reichen , ebenso grofs ist , als die Gefahr , das 
Ganze sich entfliehen zu sehen , Jedem, der enu 
-weder durch den Reiz der erscheinenden Gestal- 

' ten angezogen wird, oder sich stark genug fiihlt, 
^e Tauschende imd sich Sträubende zu bezwin- 
gen, um so mehr die Freiheit gestattet aeyn, 
sein Glück übid seine Kräfte zu versuchen. 

Auf welche Weise die hiemit in die Hände 
ies Publikums kommende Arbmt an die Werke 
der Vorganger sich anschliefst, habe ich durch 
den Titel der Schrift welcher die in ihr behan- 
delte Wissenschaft .nicht hlos die Symbohk und 
Mythologie, sondern auch die Natnrreligion des 

"Alterthums nennt, angedeutet. In ' welchem ^n- 
ne sie' aus diesem Gesichtspunkt im Aligemeinea' 
zu betrachten sey, ist der Gegenstand der in die- 
sem ersten Tbeile enthaltene Untersuchung<in. 

Die Mytholc^e, zn welcher mich eine frühe 
Neigung hinzog, hat in mir, seitdem ich durch 
Creuzffr's berühmtes und classisches Werk, wo- 
durch die Mytholc^e eine zuvor kaum geahnete 
Bedeutung,' imd die ersten Aasprüche auf die 

Wü ■ ' 

mit 
säcb 
dafs 
Id« 
gUu 
des 



bflKmiieiien wiaMfüchaftlichen Strebesf le^ maft* 
Je mehr ich durch ino genaueres Smdiam der 
Qadlen der Mytholope da», n^c imodervoUe 
VfbpD, dat sie in sich schliclxt, die Tiefe ihrer 
Ideen, den Reichthum ihrer Formen, kennen 
lernte, desto mehr befestigte sich to mir die 
Cdterzeugui^, dals sie nicht blos ein zufällige« 
Aggregat trgmd wie zusammen gelommener Ato- 
me scyn könne, sondern in dem ^nzcn Umfan- 
ge ihrer Erscheinungen, in wch;hem nur grund' 
ki«e Willkühr und Beschränktheit de* Standpunkts 
das Ganze zerst&keln kann, eine in einem orga- 
nische Zusammenliang sich enfwikelnde Philo- 
sophie darstelle, welche in demselben Grade 
lioher stehe, als irgend ein einzrlncs philosophi- 
sche* System, in irelctiem dn* Geschlecht höher 
steht, als das Indiridaum. Ist die Weltgeschichte 
übcrhaopt, in Uirem weitesten und würdigsten 
Sinne, eine OflTenbarung der Ooitlieit, der leben- 
digste Ausdruck der göttlichen Ideen und Zweke, 
ao kann siö, da überall, wo geistige* Leben ist, 
ancb BewuCit*!^ ist, als Einheit desselben, nur 
als die Entwiklling eines Bewulstseyns angesehen 
werden , welche zwar nur auf eine der Entwik- 
lui^ des indiriducUcn Bewufstjtcyn* analere Weise 
za denken ist, aber mit dem beschränkten Mais- 
stabe desselben nicht gemessen werden darf. Wie 

Aaa Rtf^mlälB««! Aar IniliviflnAn in Ainn R^rnrnlft' 

n, in 
öoe 
iben- 
ölker 
der 



Menschheit getragen, dessen lebend%e Einheit 
jdaa ßild und der Spiegel des göttlichen Geistes 
selbst bt, und nur auf diesem Wege lafst sich 
der innere Zusammenliang ahnen , "welcher auf 
dieselbe Weise, .rie allen wechselnden Erschei- 
nungen des individuellen Cewufsiseyns eine Iden- 
tität zu Grunde liegt, alle welthistorischen Er- 
schänungeu des Menschenlebens und des Meo- 
schengeistes zu einer Einheit Terbindet. Reconstrui- 
ren aber lalst sich das in der Weltgeschichte objec- 
livirte höhere Bewu&tseyn , diese Philosophie, 
.welche, wenn irgend eine, mit Recht den Ka- 
men uer Götüicheu verdient, von dem Stand- 
punkt des Individuums aus, nur dadurch, dais 
wir auf den innera Organismus und die Gesez- 
mälsigkeit des Geistes selbst, wie er sich in sei- 
aep verschiedenen Kräi^n und Thatigkeilen offen- 
bart, <Ue lebendige Urquelle, aus welcher sie 
allein geflossen seyn kann , zurückgehen ; und wo 
sollte uns ein solcher Ver::uch, wenn er je ge- 
macht werden soll, eher gelingen, als da, wo 
sich uns das gdstige ticben in seinen unmittelbar- 
sten ujid grolsarti^ten Aeulsemngen von selbst 
darstellt , in der Geschichte des reli^Ösen Glau- 
bens? Indem ich sd die Mytholo^e der Völker 
des Alterthum 
^on und dei 
welthistorische 
Einheit begrifi 
te, stelltie siel 
der G^ensaz 
dieses selbst d 
ches System, 



istf nur auf dem höchstenStancIpitnlte der Welt- 
geschichte "Virahrhafl gewürdigt werden l^Q, so 
schien auch die Mythologie, . oder die Naturreli- 
gion, nur dann in ihrem innem Wesen erkannt ^ 
werden zu können, wenn sie in das ihr angemessen 
ne Verhältnifs zum Christenthum gestellt ifTürde* 
Einen bedeutenden Antheil an der Ausbildung 
dieser Idee verdanke ich einem Werke, das mehr 
als liegend ein anderes in der Geschichte der 
Theologie Epoche macht, Schleiermacher's Christ- 
lichem Glauben. Je bestimmter in diesem Wer- 
ke der eigenthümliche Charakter des Christen- 
thums von dem geistvollen und scharfsinnigen 
Verfafser aufgefafst worden ist, desto gröfser ist 
schon in dieser Hinsicht der Gewinn, welcher 
hieraus für die Construction Irgend einer andern 
Religionsform, zupoial derjenigen, welche dem 
Christenthum am unmittelbarsten entgegensteht, 
hervorgehen mufs. Aber jene Construction des 
christlichen Glaubens selbst war ja nur dadurch 
mögUch, dafs das Christenthum aus dem Gesichts- 
punkt der Religions-JPhilosophie betrachtet wur- 
de. Die allgemeinen Andeutungen, die in dieser 
Beziehung in dem genannten Werke enthalten 
sind, sind es hauptsächlich, die ich in dem zwei- 
ten Capitel des ersten Abschnittes vor Augen 'ge- 
habt, und für* meinen Zweck weiter zu verfoL- 
gen, und auszuführen versucht habe. 

Wie weit ich nun vpn dem angegebenen 
philosophischen Gesichtspunkt aus in der Behand-' 
lung der Mythologie mit dem Greuzer'schen 
Werke theils zusammenstimme, theils davon ab- 
treiche^ wird der mit demselben bekannte Leser 



Till 

* 

der gegenträrtigen Schrift schon hieraus von 
^Ibst ersehen« So sehr aber auch die Form und 
Anlage des Ganzen von dem Creuzer sehen Werke 
verschieden ersdieinen mag, so glaube ich eben- 
dadurch dem wahren Geiste desselben, wie er 
sich sowohl in der allgemeinen Tendenz, als 
auch in einzelnen Stellen deutlich genug aus- 
spridit, nur um so näher gekommen zu seyn. 
Ist überhaupt die Mythologie, was sie nach der 
von Creuzer aufgestellten Idee seyn soll, so muls 
irgend einmal der Versuch der Durchführung 
eines Systems, wie es . in gegenwärtiger Schrift 
unternommen worden ist, gemacht werden, und 
so weit ich auch von der Meinung, entfernt bin, 
die von n^ir gegebene Lösung dej Aufgabe als 
die wahrhaft gelungene anzusehen , so bin ich 
doch überzeugt, in ihr einen Weg eingeschlagen 
zu haben , auf welchem die Mythologie ihrem 
wiss^nschaftUchen Ziele näher kommen wird. 
Wie Vieles übrigens die Creuzer'sche Symbolik 
und Mythologie einer nachfolgenden philosophi-» 
sehen Behandlung übrig gelassen, ist vor allem 
schon daraus abzunehmen^ da& in dem ganzen 
großen Werke nicht einmal eine festbestimmte 
' und dialectisch entwickelte Definitioii der beiden 
HauptbegtiSe Symbol und Mythus zu finden ist« 
Dieser Mangd hat einen tiefgehende Einfluis 
auf den wissensohaftlicheH Gang des Werkes ge- 
habt, so lebendig und ergreifend auch der acht 
philosophische Geist ist^ der überall aus demsel- 
ben entg^nwdu. . «r 

Auf dieselbe Weise ungefähr, wie ich mich 
in philosophischer Hiiisicht von Creuzer ^ m fywv 



enttfrm ich mich ron ihm atutli in Aem liisüv 
fiMJben Tiunle der Mylholrjgie* , Fiir (in univcr- 
v^l«» Syftrari, wie <» hier f^'fCr>d^.*rt Vird, «chcint 
smr U'ine un{^iimtig<;re Su^llung gcwaliJt werden 
nt krmnen, ak in dern engen und i^iltrten MiU 
tbale A'fgypten«« Auch j«.y>t, nachdem ieh mit 
den lintenuchung^fn dtt» Kpeddlen Ttieik bei- 
nafie fcii ssum Knde gekr>mmen hm, liat fieh mir 
Ae in dicMfm ewteir Tlieile j;e&fctc Ami<;htToIl^ 
hfpmmim br^t^lali^t, daf» Mflb«! niciif <;iniruil Cric-' 
cheoland Ai^ypien yif^fmnhcr in ein unterga>fd^ 
neioi VcrfiäUnife ^f*su*\h vrcrihm dorf Vielmehr 
ftiul ^und ieii m^>chte den di<iM?r Ü^fiiiuptung in 
dküem enten Tiieile gegebenen Atmirucl elier 
ireiviirLen als «ch^aelien) A^'^ypuai und Crie- 
dienbod nur aU di%ef girende h;;dien Buyjmehfm^ 
die von Einem Millelpunkt au^^rg^ingen »ind^ vcm 
der im liiiliert^ Aii^'n li^^enden gc»nieinik;hafiliclien * 
Einheiu Idi will damit nicht «ngeri^ dafr Creu- 
aser diefr nwAu elKm&lk anerkenne, aber diegan* 
«e Art und Wriiie, wie von ilim da» Aegypti«chc 
fiyitiem asur Baj^is der Oiri^irucfion gemacht wird^ 
fclieioi mir diesem eine Wichtigkeit und Univer« 
•aljlü bmuhigen, die e» nicht verdient« Wie 
Videi u:h in dem hifUiriit4rthen l'heile meiner 
Sdbrift den li^Jitvollen Unterf^uehungen Hammer» - 
ttsd Ritien verdanke, namentHch de» leztem Vor-* 
hallen die wahrlich einen ungleich luihem Werth 
half $h eine aus dem Sande Aegyptena tfder Xu* 
biem anigegrabene Tempelhalle , gestehe ich 
andi hier sehr gerne. Mögen diese ilero^n Deut- 
schen Cciites und Deutscher Gclefiraamkeit ihre 
idem ondWudke auch io dwCesudt undErwc^ 



-tcrang, die ich ihnen zu gd>eD untenuHQmen 
habe, des Grätes -würdig erkennen, aus welchem 
sie als fruchlbare Keime . hervoi^egangen sind ! 
Wie wenig übrigens auch jezt noi^ eine Ueber- 
einstiinmnng der Ansichten über die historische 
Behandlutng der Mytholc^e zu Stande gekommen 
bt, davon geben' aurh die neuesten mir kaum 
erst zu Gesicht gekommenen $chriften über My- 
thoh^ie einen Beweis. Wie wenig werden' aueh 
in diesen noch Untersuchungen, wie die Ritter- 
schen, beachtet und gewürdigt! Dagegen lassen 
sich immer neue Stimmen darüber vernehmen, 
wie die Religionen der einzelnen Völker nur 
noch abgesondert behandelt, und ftir sich zur 
mo^liclisten Cewilsbcit enthüllt werden müssen, 
eine Uchaupiung, die nur da cmsilich aufgestellt 
werden kann, wo der inn'ge Zusammenhang, in 
weichem' gerade in der Mythologie Philosophie 
und Geschichte sich berühren und durchdringen, 
verkannt wird. Man würde dann in der That 
weit besser daran thun, in der Mytholt^e gar 
nicht von Religion zu reden; und welcher Art 
Säze ergeben sich denn meistens auf diesem We- 
ge? Wie es nicht anders seyn kann, gewöhnlich 
nur solche, die mit der Religion wenig oder 
gar nicht« zu thuii haben. Es handelt sich hier 
nicht allein um einen äussern, übrigens i 
klaren, sondern vielmehr um einen innerib 2 
sammcnhang. Die 
zehien Erscheinungf 
gion kann das Wesf 
incn nicht begrißen 
wiederum das Princ 



^Xl 



einzelnen Religionsfprm richtig au%efafst irerden, 
wenn nicht alle Erscheinungen, die als gleich« 
artige zusammengehören, in ihrem gegenseitigen 
Zusammenhang betrachtet werden ? Wir wollen 
damit keinesw^s über den Werth der einzelnen 
mythologischen Forschungen dieser Art abspre- 
chen, sie geben in der Tha: viel Schönes und 
Treffliches, nur scheint uns, wenn von dem 
Princip der historischen Behandlung der Mytho- 
logie, die Rede ist, die Wissenschaft bereits weit 
höher' zu stehen, als dals sie eine so ängstliche 
Beschränkung in dieliänge noch ertragen könnte. 
Ich sehe hier nur zwei W^e, entweder den der 
Trennung und Vereinzelung, welcher, consequent 
fortgesezt, nothwendig zulezt «luf Atomistik, Fa- 
talismus, Atheismus fuhren mu(s, oder denjeni- 
gen, auf welchem auf diesem Gebiete in dem 
Grade ein reineres und höheres Bevnifstseyn des 
GöttUchen aufgeht, in welcheiü das geistige Le- 
hen . der Völker in seinem großartigen Zusammen- 
hang als Ein grofses Ganze erkannt wird. Mit- 
telwi^e zwischen beiden giebt es eigentlich nicht, 
imd halbe Mafsregeln sind, wenn irgendwo, doch 
gewils in derjenigen Wissenschaft am wenigsten 
zulafsig, die sich das Absolute zur Aufgabe sezt« 
Den bekannten Vorwurf der Vermengung der Phi- 
losophie mit der Geschichte furchte ich dabei 
nicht : ohne Philosophie bleibt mir die Geschichte 
ewig todt und stuimm: ob aber bei der Cott- 
struction eines einzelnen Mythus oder ganzen 
Religionssystems irgend eine subjectivq, willkühr- 
lich beschränkte, philosophische Ansicht einge- 
mischt worden scy, kann natürlich nur an Ort 



und Stelle mit liUtorUoben Gründen dargethan 
"werden. Es ist im Grunde nur eine Anwendung 
von dem so eben Gesagten, was ich noch über 
Etymologie hinzuseEe. Dais die Etymologe mit 
Recht als ein sehr 'wichtiges Hülfsmittel der My- 
tluilt^ie anzusehen ist, ist auch meine lieber» 
Zeugung. Wie wäie denn sonst die Sprache der 
lebendige Ausdruck des Geistes, und wo diingt 
sich die Anerkennung eines über jede Individua- 
lität erliubencn GesammtbewuIslBeyns , wie wir 
es in der Mythologie übcAaupt Toraussezen müs- 
sen, stärker auf, als in dem wunderbaren Bau 
der Spracliformen, die nicht die Erfindung eines 
Einzelnen, sondern das Werk des construirenden 
Menschengeistes selbst sind? Darum ist die Ety- 
mologie, wie die Mytholc^e, die Deutung dersel- 
ben in Zeichen verhüllten Urphilosophie. Aber 
welche Resultate giebt tlie Etymologie, wenn 
wir es auch hier zum Gesez machen, Sprache 
von Sprache soviel möglich abzusondern? Einen 
höheren Grad der Wahrheit erhalten ihreEi^eb- 
nisse nur dann, wenn wir neben steter Bezie- 
hung der Wortformen auf die entsprechenden 
Begriffe dieselbe Erscheinungswäse durch mehrer 
' re Sprach« 
punct suc 
den etyu 
die sich I: 
Dais 
nicht mit 
den niaii 
wohnt ist 



^ xni # 

t 

viduellen Beschränkung meiner Lage, theils aber 
ist es auch mit Absicht geschehen. Ueberzeugt, 
dals die 'wesentlichen Ideen der alten Griechi- 
schen Religion nicht an der zw eifölhaflen Aechthei^ 
dieser oder jener Stelle, oder von Notizen ab- 
hängen, die nur Wenigen zugänglich sind, son- ' 
dem in den eigentlich classischen Schriften der 
Alten ihren natürlichsten und reinsten Ausdruck 
gefunden haben müfeen, habe ich mich haupt- 
sächlich an diese gerade fiir die Mythologie noch 
zu wenig benüzten Schriftsteller gehalten, und 
überhaupt überall eine so viel möglich einfache, 
Uare, den geraden Weg fortgehende Darstellung 
zu geben gesucht. Fremde Meinungen habe ich 
nur da berücksichtigt, wo es mir um die Sache 
willen nöthig zu seyn schien, Was ich über die 
Orientalischen Religionen 4)enüzen konnte, ist 
Weniges aber Bewährtes, und wie reichhahig 
und fruchtbar auch das Wenige werden kann, 
glaube ich auf diese Art nur um so mehr gefun- 
den zu haben. Von Werken der Kunst ist ab- 
sichtlich beinahe gar kein Gebrauch gemacht 
worden, da ich in der Mythologie nicht die 
Kunst , sondern (^ie Wissenschaft beti*achten wollte. 

Üngerne habe ich den ersten allgemeinen^ 
Theil von seinem Bundesgenossen dem zweiten 
speciellen Theil getrennt , doch vdrd dieser, wie 
ich hoffe, unfehlbar bis zur nächsten Messe nach- 
folgen, und das Ganze vollenden. 

So übergebe ich nun meine Arbeit vertrau- 
ensvoll in die Hände des PubKkums. Möge 'sie 
bei Andern dieselbe Aufnahme finden^ die ich 



XVI 

i 

Seite. 
Allegorie/ Allgemeiner Be|;riff derselbeD» » • 68 — 71* 

Idee, Bild, Verhältniis beider« • • • « ^i«.^4, 

€3as8ificining der Allegorie« ' Hieroglyphik , eigentli- 
che Allegorie, Fabel, • • • • • 74 *"* 79* 
Symbol and Mythus nothwendige Formen der Dar-. 

steUang des Idealen * ^^g — . Q^^ 

y Der Mythus wegen seiner Beziehang auf Religion als 

Offenbamn^ und Tradition« « » « 3^ -. gi^ 

Geschäft und Verfahren der Mythologie, in dreifacher 

. Beziehung » 91 — gS« 

Beurtheilung der Hermann^schen Ansicht über My- 
thologie« . l ♦ » # . . . . .95 — lOS« 
Uebersicht« • » « • ' . • ; io3« 

Zweites Capitel: 

s Von dem, Begriff der Religion , sofern durch ihn der 
Inhalt der Mythologie im Allgemeinen zu bestim- 
men ist, Ton den Terschiedenen Formen der 
Religion, und dem eigenthümlichen Character der 
symbolisch -mythischen Religion, . • « io3 -— si6« 

Allgemeine Entwicl^lung des BegrÜfik der Religion, 
um aus seinem Inhalte den innern Zusammen- 
hang der Mythologie m bestimmen« « « 104 — 109« ^ 

Prüfung der Cxenzer^schen Anordnung, « » 109 -— 11 3« 
Ableitung der Hauptfbrmen der Religion aus dem 

religiösen Bewufetscyn- überhaupt, « . ii5 — ii5» 

und zwar zuerst in .Beziehung- auf den Begriff des 

göttlichen Wesens« « . , .• « ii5 — 117« 

Polytheismus« « « * ** • « « 117 — 119« 
Dualismus « • « • « • « « 119 — 121» 
Monotheismus« » « • ' ♦ • * • isi — ia4« 
Der Naturbegriff und der ethische Begriff von der 

Gottheit« . : ia4 — isÖ» 

^ Vergleichio^ der drei Rel, Formen, des Polyth, im 
weitem und ensrern Sinn u. des Mono ih* mit den 
drei Staatsformeh , Dem« Ar« Mon, '« • IS9 — i3o» 

Das religiöse Bewufstseyn, sofern in ihm ein Gegen- ' 
saz, als Gefühleiner Lebens-Hemmung, g^ezt wird, 
und wieder au%ehol>en werden soll, Uebel, Strafe, 
Sünde«- « « , ^ • «. .« l3i — i4i* 



XTII 



Mte. 

dm BigHir 6m |;dttlicli«B WcMOi* • i4i «» i4S« 

DkAanid>oag d«i Im ffel%f dgea BewulftMfn gCMtten 
GfjgcnMBCt, aofimi »ff über die Spbte de» faitli- 
dira Bcwofruejritf blniiittligty oder a|%eiiicine Be« 
gtianrang der Tentcbiedeneii Vofitellungca über, 
de» Zustand aaeli d«ii Tode - • • • 14S — » l4f* 

Die Terfcbiedenen Momente dei AbbäD^gkeite-Gefuble 

ia ihrem VerbldtaUe w eineuder • « l47 — l4B# 

ABveadimgeii dee bSsber entwickelten AUgemeinen 
•nf dee Beioodere, um der myt h iecheo Eeligione- 
Ions die ihr »ttkonunende Sulie ansoweieen, and 
dB mmn bettimmt da Natorreligioft eufzofaMen 148 — 1(7, 



Sie iel nimlich dem Cbrlitenthnm gegenüber Natur' 

niiglon I. In Hintfcht dei Ilibaltf \ » 148 — i5S« 



t« in Hinaicht der Form 



iSS — t6o# 



5* b Hinaicht dea iwaem gcicbichlichen Anfange- 

pnaktea, und dcf Merlunala der Univemlitit t8o -• i65* 

t65--i66. 



AJlgcaeine ajmboUacbeFotinen, in welchen die ein* 
tdnea Has|>the»tandtheile der Natnrreligion bild» 
Heb Tetaianlicht werden • • iM — aoS« 

Sjrmbole 6t» G<^ttlichen 6berbatt]n , in webhen die 
Hator mit dem bloüien Bcgrifie dea Seyna ani^e-' 
(aXat iaiy Stein «- and Beigcuitoa • « t6i — 170* 

Svmbole» in welchen aicb die Kraft and d€$ Lebe^ 




• • 170 — aoS» 

• • 170 — •75, 
« • 17S -. 174» 

• 174 -* i8i* 

Sonne ond Blond, die 

. • 181 — 167» 

dea TU«roidtaa mit dem Stencollaa 181 — 1^9, 



r 

f 

Seite, 
Reflettimng det S^ipBoIik des HfaHacli fn Andern 

Symbolen auf der Erde • • • • 1^ -^ 197* 

Symbolisimni^ dee im reUgiöfleaBevmliliejrn floh cn*r 

wickelnden Gcgcniafeet • • • • • 197 -^ 199«. 

Wahrer Begriff des Dnalbmus « « . « 199 — soj* 

per Sabaeifmn« .oder Sidensmos» die Symbolik de$ 
Lichtes » die ToUkommenste und allgemeinst« bild- 
' liehe Form • • • • • • • SOJ -« ao5« 

Das Verhältnis zwischen Idee nnd Bild, sofern sich 
in dieser BSnsicht die einzelnen Religionsformen 
Ton einander imteticlieiden • • • • icS — 9i5» 

Begriff der Idololatrt« • • •, « • soG -* SJI* 

Begriff der Mystik •••••• an **- JiS, 

Uebersicht • • • • • • • si6 

* 

Zweiter Abschnitt: 

^ • • • 

Historische Grundlegung • • • «« SI7 — 386. 

Erttes Capitel 

Ifeber den, historischen 2^ff]4anim^nhang der alten Yol« 

ker u« Religionen «••••• 217 — 394« 

Vorbemerkung • • « « « « « »17^ ai8* 

P^antvoi^ng der Frage: Welche Volker die llylluK 
logie in ihre historische Betrachtung zu ziehen 
habe •••••••• siS — 913« 

^eantirorlnng der Frage : 9b fich historisch u«. geo- ' 
graphisch ein bestimmter Anfangspunkt der reli- 
giösen Cuhur nachweisen lasse • • . kai — sSC. 

Der Ursiz des Menschengeschlechtes in Hochasien 222 -^ 22S^ 

S^ämmenhang zwischen Indien u. A'egypten • laS — * 238* 

^usfimmenhang fischen Persien u. Aegypten .« sa8^ -«» 93€* 

Beantwortung der Frage: wie das Verhältnüs des Orients 
zum Occident zu bestintmen sey • « • 2 56 

Allgemeine Bemerkung « "• « • » 236 -^ iSy«; 
Das Verhältnüs Indiens ziäa osüich^ Europa' und 
. Giiecb^land. * • # . » ' ^ « sAB,.'^ Mfll 
Das Verhältnüs Feisieii^ saa akcrten Griechenland s49 — ' >55* 



1» 

## — .».^^ >> i i^ff^ jj* firiilililijti»! n« fluwiwliilio 

M4%>vM#^«»*l*UJ»i« « • « ' « }m — Sil» 
y^M'/miM , 9 » $ » » U^ '^ Sil« 

^4tm, 4U l^4tUüm, Um94^9 ¥Ut4M^ 4ut 'IVi* 



IV« Periode 

. g«ng dcrNa 
cretismasy 

Hit Romische 

Per Orient u. Occideai ia 

schiede^en 
daistelienden 

Bemerkungen über die 
lieit da Princips 




V 



«■»■■«naMViHMHHMBHMHMBBMMBMVMBMMMHSMMMMM**^*''^«" 



•*» ..'j/ ' V • 1 



X 



• ir t f < ' ^ . I ■ !•» I 



I 

E r » t e T A b • d h n 1 t u 

Philosophische Gru-ndl^gung;. 



E r s t e 8 . C a p ivt e 1. 

Ableitung^ und Bestimmung. de.d Begriffs deif 
•Mythologie cLu'rch Entwiclilung dex 

• Begriffe 2 
Symbol« Allegorie». Mythus. 



» I • , • * » IM 



Wenn wir die Mythologie «üetst nur gana allge* 
mein eine Geschichte oder vielmehr Darstelluiiff dei? 
mythischen Religionen nennen, So ist eben damit schon 
die Grundansieht bezeichnet • Ton welcher wir hei 
der Deduction des Begriffs der Mythologie ausgehen 
ieu müfsen glauben. t)er Inhalt dieser Wissenschaft 
gehört iusdaB Gebiet der Religio^^ ihre Form aber 
ist durch das Mythische bestimmt. Da aber Inhalt und 
Form jeder Wissenschaft in einem nothwendigeft Zu* 
sammenhang sich gegenseitig bedingen , So ist nuA 
auch hier urtsei^e erste Aufgabe jJu entwickeln, inwel* 
ehern Verhältnifs bei dieser Wissenschaft) die wit 
darzustellen versuchen, Form und Inhalt zu einander 
stehen , oder auf welche Art das Mythische , welcheA 
wir vorerst als den Hauptbegriff irpranstelldn 9 mit 
dem Beligiösen in eine Einheit Busammen i^etreten 
sey. 

Diiun »ythologie»' \ I 



• • • • 

w ■ • • • 



dies Auf einem dem strf^r angegebenen gerade entgegen«^ . 
gese'/tefi Wege, Wie nämlich äie Objecte der äin^ 
nenwelt ^fch die Abatt-actioti gleichsam rergeistigt 
^veHen müsiieni wenn sie fähig ieyn 80lleti> in Ge» 
meinschaft mit dem Geistigen zu treten , ao müssen 
die Ideen der dberstnnliehen Welt aus ihrem reingei* 
stigeh abstraciten Seyh heraustreten, um in einer coii« 
creterefi Gestalt in die Sphäre des klaren B^wufst» \ 
seyns fallen zu können , in welchem Abstractes nnd 
Concretes, Geist und Materie, durch gegenseitige Be- 
schränkung sich Yerbinden. Bewirkt wird dies durch 
diejenigen Verminen desGemüthes, die in Beziehung 
auf die sinnliche und ' übersinnliche Welt in einem 
gleichen Yerhältnifs einander entsprechen» Wie die 
Einbildungskraft die durch die Sinne empfangenen 
Objecte der Sinnenwelt ' in Anschauungen und Bilder 
gestaltet , ohne welche Begriffe nicht möglich sind» 
so haben in der heuern' Begion der Erkenntnifs Yer^ 
nunft und Phantasie die gleiche Function. Die Ter^ ^ 
nunft ist rks Vermögen für die Welt des Üebersiün» 
licheii^ die Ideeuf aber die Phantasie mufs diese Ideenr 
zu idealen Bildern üfnschaffen, und ihnen ein gleich* 
sam leibliches Leben' leihen, damit sie Tom Bewufst-» 
se jn ergriffen und- festgehalten werden können« Da J 
aber die Phantasie, die/wir hier, wie schon aus ihrer 
Stellung neben dei* Vernunft erhellet) in ihrer hoch* 
sten Bedeutunig ^ bicht blos als - das Vermögen der 
Dichtung, sondern als das Vermögen der höchsten 
geistigen Productirität nehmen, in einer höhern Ord* ^ 
nung dasselbe ist} was in- einer ntedern die -EinbiU - 
dungskraft i^ uhd beide Vermögen, obgleich in ih* 
ren'AetfsseVuhgen %ehr vers'chiedei)^ doch in einer unjl ■ 
dersf^lbeh Grundkraft ' zusammenhängen , indem ditf , 
Einbildiingskf^aft) die 'es zunächst mit den Anschauun* ' 
gen der Sinnenwdlt zu thunhat, und aus ''diesen ihttf 
Bilder schafft,^ ebenso anöb die« idealen Urbilder de^ ^ 



i ♦ 



'PhAn^e^ mehr und: Hieb V i». «mdiobei denatimUckan 
AnM^haiiuiigen tnüt^rdokenda Bilder uimsuwan^^ln 
•ii^blt; 90 niufa flui'J3iäligkeit eines, aeqeiiiYeimQg^us 
bineabommen, da»; di^: freie WUibübr derJliüiinbil4v»\g9^ 
bvafi^ die suleaCalleai: Ideale; in Similichea» 4[lI^WKbr«r 

' beit in Diebtung Vecbebren wfirde, biea^bnäuluv lund 
daa GoRcrelid wiede«« att£ das Matraqte 2ttr%l^£uhrt« 

^ Es tat diea -die» /Fbätigkeit i»B Yeratandea^ /WMlpb^n 
Hrir, wie die Vernunft ^ae Yennögen derUdec^v'.die 
Pbantaaie und-^lie EiiibiidangalirBft.dea Y^rmfiigeoder 
Bilder tmd Anacbauimgen aind, 40 im i^lgemeiaen.ala 
das Yermögen der Begriffe beatiininenK ,d^ '^^v auch 
ftcbon zu dto Ansdiauungen.und.Bilderi^ iie, dabei 
ndtbirendige T^bind<ende Eidbeit binButbuf, ^hev 
dann besonders.. nacb seinem, eigeD(bi^Ucbe^ iCbar^^c* 
ter die Anscbauungeib und Bildarr f^viel miöglicb .jbt 
rer mebr sinnlicben und concr^HaAr HiAlß zu i^ntklei-* 

' den« und der reinen Abstraction ifin Bqgriffe .zu n^- 
bem axicbt, so dafs die durcb den,y.^#.tanfl b^ryorge<r 
bracbte Klarbeit d^rBegtriffe recbti^i^entliob d^r belle 
und .gleiclisaih durcbsichtige Mi|:ielpunkt 4e$ Bew-ufat-^ 
soyns; desTrägera der aämmtlichen Yermögen d^ Gqmü* 
tbei; ist« und dadurch erat die versebiedenen Yermögea 
des i^uacblicben» .Oeavatbes ,< in .ibrevi ' gegenseitigen 
Verbältnifs su einander, ssu einem^ lebendigen organi^ph 
verbundenen Ganzen werden^ Yfrhutifvund Yeratand 
als die Yern^^en des reineii abfttracte]a:D€inIieni, sie* 
ben nun deifn bildenden, schaifendeo:. Yermögen der 
PJbantaai^ utid Eiübildungsbraft ig^genObier, und hier- 
Mß. ergeben sich uns zwei weaentlieh reraghied^e 
Formen det;,inteUectue)]en Thältigkeit». d/^ren ^^.roduc« 
te.Pbilosophie.und Poeiiie in 'doünae^en Teii||l(ljÜ^^, 
^^ jene« Y^mögen.jEu einander. ^teb^id.) 

' Pjaloßopbie ala die. V(!i«senscbaf^;de.s;f, 
j/B^n: d^. Yern^i^ift darg/eb^tenen un^/J] 
(Mi^ bi^lebten. Id^ea d^t$ inti^Uii 



i^k. 




n 

wiükfmfi i^r Blif^tWe «nfit^llMi idH , iHi-d lifer iitif 
d^til^M iMMaeriitf 'iifff «tif di^ ^fjim Seit« itiri? Vi^r« 

«iPO^Uehiift fiiH /lin'ff^lh^heinitwiieH'm könnet. AntH 

aefi'tt^M d6§ AMbrn^t %ik UMfi/SH^fl irir'«i# iil 

ü^lHrilirli« wVhf'ef/il'^r^llidiit^sii^ iMf Iff ilir^fii«d<*tK( 

luft yerifitndi^ bAtt giMfinot wjfri« t'hd ddelit wi»lirt 
H Aiffifi '#ttri#f«, WAi ttrff (fi dM fi<9liefk tVefh^n hü 
i^/UfrirfMti'H WUhi^f jeder Zeit mfdTftftlon «o tid' IW 
rHft^ ireffrt iie'ühn'hM die fil^ef^ffiAlidie Welt M 

rie)f«€lie|i und iran/f^i*(iftfeii V^i^ii^Mfarigen deinfenicTt^ 
P^h«« f >ekent, »eJ#ie gr«ii»eif WJdeWfrflrclie ütid ftif dlU 

*nHer*t^'Gr^ft«# Iswttbliert WiAWcMj'e« Urtd Trairt/j 
Vtft und fUchhöyti, VrfM2md'tiilil"4V^fiilt]ii llnmi^i 
'^r-, Vo ynf An^r n eh tri ff dif eilten Ü^hri 'der mtend]U 
^^ AhfffhnA dei?firM/i iJcli ÄfW«?ftblt tor nti$ nnf^ 
•l»i»,'lliii^ ef nfelit Me^^n dw erhAl/eMten »pecolArtt^Ä 
tu w^thm die VöM^ «af demCi^l/f^eto d^ PliHo^ 
H»ie etek^ebt ? Hfe ]^liflo0opYii9r*1^c 'ri«fe der id<<4»l 
.«• e< 'irffein, die iiMcheff Produeleii dAir ^Afirfeep*'** 
r' de^ 'Wcbr^geniö» AtifdrOekt, bn* irer nicht #tiA 
'^#1 Mei^f^rrwirfkeff d^r Vi«}itliiiiii( dliAelb# l5efrii*dii* 
i-wijf Ulr deit |^1iilo«o^)iirenden ^OZ-Nf l!u •clißpfeii 
'i^i A« 4i« di« ^¥th& iet VhtiaMphtn m% d«rbi#Mfifft 
iff« tfiMMrmiehf ' fll'-dto ifiMro Tiefe dernelbeii eiikf;ei 
All#r dM<o liiitfimhf >lAt itif der ämV^fk 

lil^Yo/r der PhilolTAb 

tt^ti' wMd DeM 




der, dnrdi Perswen'mid Handlinig^jjjUr, «nd bier 
tritt imii t wie im Gebiete der Vip^^ophie der. Ver» 
etand rerwaltet) die Phantatie in ihrer Veii^induiig 
mit der Einbildangikraft in ihr. eigen tlicbet, .fc;buo 
darch^'den Namen der Poesie beaeicbnetetf achopf^ri- 
fchea Gt sc^ft ein« Die kake abatraoteldee wird durch 
ihren beaeel enden Zauber za einem lebendigen GaMeni 
Begriffe wandehi aich in Peraonen um, und eine Keihe 
Ton Handlungen entwickelt aichf in welcher sich) indemi 
waa die Phantaaie in ihren. Idcialen und grofiarff gen 
Typen^ rorgebildet, die Einbiidungakraft auf ihre ;Coji* 
oretere Weite nachbildet y eine ao bunte und reiche 
Welt, ein ao rielfach bewegtet Leben aufaehlielat, dn£t 
wir Ton dem ainnlichen Reize der, una umgießenden 
Gegenwart geCeaaelt, ao bricht zn , d^ Idee aufzublL. 
cken rergesaefif^Ton welcher doch alle diete m^^ig^ 
faltigen Formen, nur die objeötiyirten Beflexe tind« 
Diea iat der eigeuthfimUche Charakter der Pocaie, der 
durch ihren ganzen Orgäniamua imGrofaen undKiei« 
neu hindurchgehe und gerade da, wo tie una auch in 
einem untergeordneten Gebiet in ihren einzelnen Pro» 
ductionen am meitten ergreift, da tritt auch eben dif^i 
aer allgemeine Character, dietea Objectiriren iijpgend 
einer Idee durch ein äuaterlich gewendetea Bil^ uro- 
durch die Phantaaie ^ire tchöpferiache Kraft kund thut, 
am f prechendaten wieder henror« So liegt« um nur diea« 
einfachen Beiapiele hier anzufahren , die poetit che 
Bedeutung det Geiatet in 8hakeapeare*a Hamlet, wodurch 
der Held der Dichtung» die höhere Mahnung erhält^ 
90 wie der Hexen in aeinem Macbeth, in nichia ande- 
rem, alt eben darin, dafa tie die objectivirten in ei* 
uem äuatem Abbild vor unt hing^ateUten Gednnken 
4er That aind, um dieae in ihrer unauaweichlichen^ 
der Seele aich ganz . bemächtigenden Notbwendif^eit 
ateta ^egenw&rtiig; zu erhalteu^ • Und wenn Calderoo 
die: triuneriach^ Richtigkeit dea gebeut durch i^^ficn 






7 

wMilliltfii Tritim dtMiolltf vma T«iSio In #di«rai b#« 
frritM Uru$ä\mh (O«». XVL Jio. Sl«) ^n «chitr in* 
iM*m lf«MiMikaf«fi r^rgiitAtti Uitmlilo ilureh ilcfji 
6pi«K«l« in WffUihm or IflUkii Kur SdbiUriifttiitiiir» 

Arr Ui#i iMrmi Fuinio «l>iiii «Urin bdiit«litf äuh rfir 
«n 4m vr#pHlitgll«liii VVviyfi tmA (nme)Mi lUr Phiiti« 
ii«i#i kitcfli tind Jlogrifl« in liilil^iii; uml An^dbuaun* 
ftn iiiiHii|iri«i;«nf «rinn^yri wmM^n» 

IHm« ttllgumtfin^n «inli^itfimli'n ^^Qmerkun^un fiii<% 

Wn i»J4iit dii»%riif(4.H bior, uiti ili^n lloftriir iliir JMyiholi»« 

gl« unl#r di« ti^)heiii Augritlli ttdliin ^u litfnntfn« un^ 

Mrr wflidi« «r gtfliOrt« Di« MvUiolugio lul #4 vermd« 

|ff Uir«r Ildtfirliung nuf dio MdiKion nickt mit d«iii 

M«nJi€li#ni iond#m d«m üh^ninnlichm Gnblut d«r 

«MMMcLliobiMi Eik^nntnifi im tliuni 6i« «tollt ähat tk$ 

Ibrrtiftttliohe nickt durch i^cgiiflb wl« di« PliUüfo« 

pliHT« •onditrn durch llild<tr dar i tind fällt d««wcg«ii 

in di« MpbMr« di^r Poc«i«» Wie nun da» i9ini'Ach»t# 

Mromü il^r «innlichcn Cikcnntnil« dl« Annchnutittg 

i»i, »o iM im Ci«bi«t d«r abci'ilnnlichcni durch diu 

Ph«iri«uiU| «!• dnn Vfuindifon dur ilSldcri furmitfdltcn 

Ktkunnüair«« dvi* '•infMclintc Uogrilft von vclchum ¥fiv 

hri dur Kntwicklung d«« JU<*((ri<fii durMytholo((iu AU««v 

liub#n bftnnunf eben der de« einfttdidn Uildc«.« und 

iut M| WM wir Symbol nonncni Diu Symbol i#t 

bUdliubu DMr«t4iUun|( iintfr Idoo in i^inuf An^c^bftu« 

un$^ diu «ich nur iul Uln üb)uot b^^Uhi) und durch; 

di€ ZüMiiamriMtullung mit der AmfcbMuung im uiffunt^ 

Ittktm Sinn llli'»t »ich «uch diii Wc«cn di'n tiiblc« Am 

b#ui#n durtbun« An«GbAUUtt(( und Symbol httb^^n mit 

rMMMMl«r i^ufnuin« dAfA buido aIa ein ConcrifiaA mit ui^ 

■Mr« AlMtrAUtmi in VurhttUnirA Atchun. Aber niubt jcdu 

r'uuFm Betriff corruApondircndo AnAchAuung iAt «in 

hfmänA duAuulbuttt wrr wulltu u« B. diu concn^tcn An» 

•inu# ButtmuA Symbol« d«A Ab«trA«t«n B«« 



gdBV erlieft BanmsBiienMB't' Worin liegt ■aber der 
Unterschied? Offenbar darin , Aäh W einen- Begrifl? 
dieser Art uns erat abstnliirt denken mOiaen aus der 
' Hannigfaltiglteit der gegebenen sinnlit^n Aiischau- 
'nngfln, ^trührend bei dem 6ymti(il wie -überhMipt bei 
dein Bilde-4er Begriff oder die Idee ai« das Höher« 
Torangeben 'mu& , das sicb erst in einem Niede^nr 
dem STinbbl reflectirt, werwegen eben das Symbol 
lieine eigentlicbe AnMlwaung, sondern nur «n Bild«: 
oder eine btldliofae AnBöfcattung'Eu nennen ist.- Die 
Betre^htiingnreise ist bei'd^rAnscheuonguiidbeidem) 
Symbolodei' Bild eine ganz andere, beii-ieoergeht 
eie von einem Untern aus, ntn auf dasOboie i^ honiJ 
men, bei diesem ist d» Obere zuerst gegeben , nnd 
e* soll dieses erst in einem Untern wieder gegeben 
werden,' dssBeale, das angeacbaut wird, lie^t bei dem 
einen im Sinnlichtn, bei deni andern im Inielligäeln^ 
bei demeitaen wird die Torstiellung dnreh Abstraction 
bei dem andern durch Tersinnlichung herrot^bpacht 
und so nimmt nun., wenn die - gäBaromte ntentahliclie 
£rkenntnirs-in zwei Hälften ii^rfllilti von w«4cbm div 
üne des Sinnliche, die andere das Übersi'wnliahe iiuin 
Gegenstand hat, in dieser das Sjynbol iUeae)lM Stella 
ein, welche in jener der Anschauung üukommt. Die 
«o eben gegebene Erklänmg kdnnen wir anch so aus- 
drückM: das Symbol sei flinb Ideale Änschauting. Ideal 
ist nänilic^ dicaymbolischeAnsi^hauung, w«il sie nicitt 
bloseiiW' Anschauung, sondfetn' auch iet Reflex eine» 
Hee iM< ' noch etwas anderM ausditlekt^ al«-in dena 
Unmittelbaren Object der Anschauung ^nt4nlten bt.' 
W«nft man die Honst, w^h«' i»-niit deinSyrtiivl^ta*. 
tcr 
höcl 



tH»tfnM«A t«mr«t< Imintr'DlfllijMadlintrflK'tiniS do- 
W iH^an «In kiiMwIlrth imIm- fn 4M- Natnr fttitt<^ 
bMiM ithjiiiJt f('*('<'"^t*fi' ■Im><* "■•r 'Im' tHttilii'fi HcHif 
iln-lH M «ticli wIpilvr'fliK'r tllMl1r»hjli'((' lltirNiitiir Mn^i 
nt, «rrri (Du ttini ' inWAtitidtr/lo litc« Niktilif <Ih 4>hji<i>< 

h^ii nitfh ifft, «iilM'pfl«!' hl«n (lul'fli '(liftt)t'^ijrBitKi Ai« 

lio dMD H(>K*'^^ ' «"l* '" 'Im"*!'!)"- blHt*tif)rf('tt' (nFm- ttiirtf 

kuwcrlictt iiiil tlnirKrii»!- Miifiat AMinf ttti htfltniii in 

•In «itheriH Vt^-hmiiiil'« Hd »Irh k'IImc m ««kviii »tUr 

n td^lUirMt. Kv ((fctti Hit* hI«o »fUon tUv blfPif RWJ 

(rilf 4i>f' Atiat!h«uun|t »bffrn itt* ditm Hj'mliot itrihitmmft 

41« Unttn irhcUliinft KMiichMi Nilui'oytiilHilm miil Itiitiit- 

•rmbtthm. Du» fMijft-i dfi Niitiit'iiyml/itli iNt f<tn'ri<li((i« 

KiiuriiliJMOi , dtti <!(•• Kuititoymbitl* Hn itM>«li Mi^hIm 

NirluhiiiiitiK «ler NtKur dphnlmot unil vrf-Hll|t«mdti)*i-w 

li-) NMuctliifMil, Kn lat Kwl«(-Ii«n hfldfH 4iiii««'l(>n Verl 

hiliifir* i»lt> nMßthpn AnnehiuunK tind llfKrHf. ' Itn» 

KMiuynilwl iil RW«r clfifl (tiwUoCfiNiifMrAlrjr^tMi onfa 

lunmm» Sn»»hiHturtfi, nhw f» Mut lArh- Mn illni(tihii4 

U\^tet Uli »Im» Avr Aii«i'lini)imf( viilUtrtfflinWi Ktit»iM')»i 

tiMi'l« naHiwrUmi «»Htliirn «• iot immW ttUf Ann K\U 

mmpinn *in*'c "MithiliMt von finlUrnhjMi-n, hu» icctJ 

(hrr M «hvitiihlrt Ik1|' mIo tlcr fli-;i;rifr fluit Am f^f' 

mrinnmpn Mi-rtminf^i IHplti't'*'(!i' AliK^ltntiiitifftin, DhiI 

«•'»(«rtfHil K, It, liKt Mffli' ili« iM^riNrhofif^fti'AH ku MfU 

•«II flhifrfl , sliBf rtit'Kl Hl« fJptpMlt ■t»int"r cdiKi^iinri 

MlvItiHttiHa t »iiiiWri niii- ttiti itv*'Afr rfniiiiitirMt1i4*rt 

4«r In4lv|(liim l<lt<«lliiH)'*lii(ti'nbti-t(<, (llr'lirt* ilii*ln'li> 

■ " * "ii^fu Ho- 

lri((A VDin 

dti-h ^tm 

1:* KiciK 

nur »tihr 

mfitnmpti- 

lir thnea 



«XJ 



lasten (wi0 «ajB» B; de^Fall .iat, venu. attö/Siiileii« 
Obetiaken Pyramiclen u« •• tv« nur Yorstellni^ea At» 
Vh^ilnt sind) ^der ^ wenn dat^ Kunstsymboi tsich am 
freiesteil, gestpiltet h^t, ifiit Natnirobjecten nar nocfe dia 
blose. V(Mt ,dei*iForin YöUig getveiMite Materie gemein 
b/iben« Diese UiUer^heiduog n^ufsten urir bieff ao^eieb 
bcirühreiir' indem, .^enn das^ Symbol eine bildKobld An* 
schaumig .ist, i^B Obiect der Anschauung Von der An* 
fichauung selbst nicht zu trennen ist. 

J)a demnach^ me wir gesehen haben, das Symbol 
un allgemeinen ein Bild ist» bei einem Bilde aber 
dt'eierlei xu unterscheiden; i) die Idee« die^ich im 
Bilde ausdi*uckt , , 2) das a^sere Bild, das die Idee 
darstellt, und 5) das YerhäUnifs in welchem Bild .und 
Idee KU elender stehc^, ao wird auch die nähere Un» 
tersuchung' des BegirifTs yom Symbol am richtigsten 
**fon dieser, dreifachen Unterscheidung ausgohcn. 

1) In Hinsicht der; Ideen können die Arten and 
Abstufungen des Symbols so yerschieden seyny als die 
)deem 4^eif4^B ßymbol; ausdrücken soll,, verschieden 
sind« Es.isjt entweder nur irgend ein abslracter Be- 
griff, oder e|i)p,.^uf das Absoluta und Qöttliehe aidi 
bf2/«iehende' Idee^ die in einem sinnlichen !ßilde dar- 
gestcUti-.werden soll^ , Das ..'^'^felchen z. B* dessen ge- 
trennte , Hälften als Unterpf ai^ und Merkzeichen des 
geschlossenen Gastrechts gebraHpht wurden, das Göt- 
terbild , daa die Ideen der .unendJ^chen alluyaltei^^ 
Natur ^yers^schamlichen sollte, untersdieiden. sieh nicht 
blos durch, die äussere Form des Symbols V911 einan- 
der, sondern hauptsächlich du^elf die höhere o^r^e-* 
ringere Ide^e auf die sie zu beziehen sind* I)as Sym- 
bol in ^einfr, höchsten Bedeutung findet nur da statt, 
wo die Ideen ^ des Absoluten selbst uns in einem sicht- 
^ai/en Bilde gleichsam yerkörpert erscheinen« Im 
allgemeinen abpr ist in Blinaicht der Idee des 
Symbols «u, bemerl^n , dafs,, das Symbol ^ Idee» 



I < 



a4 ^«Ic^ «|f;(fi^^#siehtt . vor fmur ^eai BfgriflV 
^ SejriM Mii&^ten kann« Wie die AiuichiiuonK »ich 
iM«i«r fiMr ^i^^etiv tiii/^dn^ji Ol^je.f f b9/iclit, urnl iiio« 
»MiiliDi ^ieht pfCCtiMdir i%)i »q hanq .«vch <bi« der An« 
icfcMittiig cyrrcfpof^irende Sjrmhol «eino Idee iiumor 
nur ab eia Ki^eJ^e^t b.Einejn Momente Ge'^^het^t^^ 
•k ein eifi/iuche«8^fn4 dM •chl/9ebihiii {»tt/wie e« u l| 
•■flElifan, fiiehl i*ber alt einijn U^rbergan^ ron eip(.pq 
Se/n as« eifi«ni Modern Bt'yn , oder iila pin W^rth^n^ 
weichet ohiije;'f ine lieibe mehrerer in der Zeit «ufein«« 
aaderfol((ender Sionente nicht alatt finden liann^ J>aa 
Soeeeaetref daa nicht hUm ein rftumlichcif $onilcm 
tmth ein /x*iUichea Seyn oder ein Werden ial^ fällt 
Hiebt mehr in die Sphüre der bloaen Anachawungi ea 
erferdert bereiu eine höhere .Thätigkeitf ala in dem 
eiaCacben Akte der Bcceptirttüt bei der Anschauung 
Teranajciieezen iat Darnm kann auch da« Sjmhol den 
Bt%nV ^^ lliätigkeit , einer Bewegung, oder liand^ 
haf^ welchen ea freilich nicht gan« entbehren kann, 
ner nnrollkaromen andeuten, aelbat nur ala ein einfa« 
ebea Moment avCbaaen , nicht aber in die M<;hrheii 
der Momente auaeinanderlegen , wenn ea nitcbt fiber 
aeine Nator binauagdien aolh Ja, wenn ea z# B« den 
Begriff der /l'häligkeit und dea Lebena durch die 
acbreitende Ffiaae einea Standbildea, oder durch ir- 
gead eine Tbierfigur darstellt, $o ia| diea aelb«t nur 
wieder ein Zeichen der Idee f oder eine Af^lcutung 
einer bfaondern Modification unter ^* sicher daa 6ym^ 
bol die Idee aoadiüchen will , gleichaam ein Symbol 
im Sjmbol, oder ein mittelbarea 8>inbol; dergleicheii 
s* B« die Fiachweaen aind, wenn aie ' zunächst Sytn^ 
bole dea Waaaera aind^ daa Waaaf r aber «clbst wie« 
der ajmboliacbe Bedeutung hat, und jene Fiachiieaen 
nar deff^egriiT dea l^ebena noch mehr reranachauü« 
cb#a eoUon« 89 .wenig iat ihm gegeben, einen aolchen 



• '* 






EudrucKen. 

' 2) Waf da« 'BlH^iÜWf'betMfRV ••i^ 'erfbaeft'*eif 
Btigriff' 'eines mH&e^," 8i{k"i&€Syi&hffl*f& äAein- iiA'Qißif 
iiniiUiMcb knichiniiti^ ge^eVeneii 'G'eyehsWitd^fie«f'«<itt.- 
Es toiÄfi "örwa» 8Whti»affe4'k«iyn,wöirtiWh'uifi*s'^ äH3 
«i'Aflj'aie« vcrg^geA'wWtl^ Vii-*," teiö; Je iMeW die aii 
tÜn^in i^egeiiseänd'inmiHtelbhr in die Aüj^dn fihlle^da 
' Flig^ni^KaKfliefenlge ist, an 'weleböi' 'sich 'die symbo-' 
lftbK^"B'da6vidM^''auarspi>it;Kt, desto "vi>!lli';ibiheri^|!8< 
das Symbol. Je liiehf '^a«' (äigcntncVSyiffloItsc^e nicht 
in einer -wesentlicUeA, ' SÖnde^ itiilhi bder miridc'r 'iW- 
fälligeh' Eigensd/ä'ft' Äfes'Bildc» littet; -'it^ko' tttd'ht'^AaS 
6'^rt s'ith das Bilfl d'^lk m8Scn'2^eicA«n;''^^Ichei'Be: 
' , ^{ff Tiwa'r aMgerrteiney iit; aTs der^dcV SUdeh', äbci^ 
«bendet^f^^eii, d«<i> deih'ISyWib'ol dgt^hUitiiAlich'^uKom.' 
inende nfcbt mehr iri' Afeli begVeift. TT&rvuiiliähnavttli 
derUntei'achied zwischen pKonetischöH' Sirfd aj^livirfli 
sehen Symbolen; TrerchcnCi*etizcr S^nffioll ^finffMyÄMi 
L B' J. $> loÄ. ^sij. inÄchr, ' nicht ^^öfir Ä^genoiiWcnf 
^-crÄ 'Teiie «liakfeiAi^WchtbaB Zeichen, und KönJ 
nen'ho'cXitcfrts^htfi^iniJoTer^ kr^mKöliscife BedöüJ 

{\inff hJibfen, 8dffernMtJt*Eitiainick, den'itefftl^r^dirmg'en, 

I " • II* II*'* 

cliie 'Von einer solchen B'edeutung fähige An^chatking 
im* ÖcHidthe crzcirgt:'' Auch die Sprache, dSemaü'iU 
rcräiii^i''aai durthTönfe oder hö^bafd' Z^ichei bBJ^cä 
tivirte'Wthkch nenn'än kann*, ist a«friäH')ieiÄ*8yWl!r^ 
des Dcn'kelis'zu nenhei^. 'Ünä* nocK'w&ig#'Wf»t rflbTH 
fcegreifcnV/wle Sinnsprüchd ündÖrÄ^felfepi-tldieV 'db*J 
wcgeni iv^^fl #ie 'aüi^e^i^iWheA siiid,' jihijrielUche Sym- 
B'olfe' 'geWi'niit' wei»d^n'/l(onn6n: Of'ktfelSil^ihe Vind ent- 
^ y^^lL^i syml)oKs(ih,' öddi^ nicht i^itiboirsch. 'Die * nl«h< 
symbolischen gehöWh '^aif nicht llibhfer;;yns'Aef dW 
symbolischen betrifft, kö'Hst doch nur ^i^HSeJgenstanfd, 
flen 6f^ dÜkh Vrörte'^4rfidUcke«V''fla«^8^öKÄlre, 
nicht aber die Worte ohne Beziehung auf die Sache 



/ 



r9 

4i«' M# l^$#iihnmi i^ fir Wort« («untfr tfitr 4p. Zeit 

hik^€ flK^44Mitufi^i t#rfiii^^ .H«li^' «i« Uli« nit'kn Mo« 
•!# «iwii« ffir «k^i ll#9Uj^i^fi<l#f# {«oiMliiTA ^iM^h nU Uiu 
i«K riiicr b^lirrn H^^giaii MtmArnnt^ und . un$^ ftutmU 
lieb mifhr «n^t, i^J» il^« \m\Aie\^ A«i((« /^u «diMUfii ri^r« 
m^ lUttptü^hlit'k nb^r Ut dtf$m Kyniba| du« ru)ii;iM 
i« ft«fii Anw «lilUo in «i^b fL'ib«! UehnrnfiiJ^n Suiur 
mtt^m^tB^n f 4«. «« M^ iromi?r nur M</nu;fii«ni$/i f«b«n 
•loU« d«« SM«4^«#ir^ «bi;r ran ihm ifinuniVmhwUuhen^ 
4Hlßm mnä Fi^ilb^igen iiicbl i&u tr^iiiii'n Ui, IM» rtu 
Wii4« iitff n d#« H)r/obi#l« ti%( 44«fMfrf ib« ib« Mii»(^r(ing* 
lieb I^Uendi^ A^i^ XAae «ut'b in d«$r Korni <k# 8/^i« 

M$ nkbl r«i«cbwb;»<knr bidfPt ^^^^ Cb^rnkkr <Mii«r 
rraüw» MeUMUtt^ti Suik^^euiiiaiuiU, An dw§u S^lh^, 
wimdif^uAif %m §ie »Ich in dign enif^n G^ße^^^n d#f 
JUlur MiMpridtU« ciiiifi«!^ (bi# By#iil>ol «in maUtent in 
I Utruimf, <l|$m ibm #f(|«MUißiiiii<;!ieiif w<;iU <?• 
linbiUii, 0fi4 %%^iii ,ii^« «U4^b «u» däsy bc'li^btifii 
4bi; K^i^irfiifii «ifiifi^r Ufttt^'Uuf^K wäbltf fp i^idii 
«91 4«iNi <iiif|#fug« ^4^11« bi^iM^iukr« bt^rror^ roii wü\^ 
cb«r f(# mbt iUr b<firuf«Uo«w Natur /ii«AiniiiiriibitHK<fii« 
■^«»TM d«« BfmUol» i«l «o uri4 fttr «kb Ui4i iii(4 
f ^bi^r dUt Hat 4r« Hjrmix^b bt^^bt «kf und «b<ff| 
4i#« iH 4«r wnbrbuft |ioi$ti»eb# oiwi zagltfieb pbilofo« 
)4iMcb# Cb«r«burr 4«« g/mbal«^ dätß M.4AilfxU$ri«lif 
;eii #ftiNnii 9pM^l 4#f ^4»li%tn asti iiMi^b&n w<^ji'«i 
tßU w4r# |eii€f our 4«« Abbil4 ron, 4i^$em und lür 
ßuiß i^lbff (»bn« i^iK^fie II<M»litiit| ^nd un$ t o >a je4«t|ii 
ifimzelm^n ttibl# 44^» i4lg«nu9in^ii ZiiMniDi«nlM»ri($ 4eff 
br^MLM Fri^pbm «^ ft«jrii# ^n cjjifni §r<^M«iii itii^bc 



%4 

nun äu Syibbol immer' rtn hi die sirihlti^ Amehutt^ 
uiig faltender Gegenstand •ejnmulV, d^Inbegriff'aber 
aller sintilichen Eracheinun^en , ' werni sie Mos nach 
dem Begriffe des i-fininKciieH Seyn» iietraditel werde», 
die Natur ist, so pifissen wir' dem Syniliol «einer Mlsh 
lern Seite Mach Dberhaspt die Natur als die ihm 'ei- 
genihflmliche Sphürc anweisen. Jedes Symbol, «udi 
das dorcfi Hunst nnd^Piiantasie am Ti-eiesten gebildete, 
' kommt docb wenigstiOn» seiner Materie nHch auf ein 
in dür Natur gegebene* Object zurtiek, und alle Ob- , 
jecte, die dife Natur darbietet,' sind gewinsermafsenlaiirli 
einer liyitiboltBi^cn Bedeutung fähig. ■'Die Symbolik 
des Alteithums giebt uns oft genug den Beweis, da fa 
in dem weiten Reiche der Nator nichts so gering -iipd 
niedrig ist, das nicht durch die Idealitüt des 'SyHibdls 
aut^h wieder geadelt Werden kdnUFe. Man denke r.. B. 
i'n dert lläfer, Welcher,' Weil er sich selbst in einer 
, aa» Ochsenmist gelitdeten Ibigel erzeugen sollte, (mit 
deren Bau noch immer' bcscliäftigl, er crM neucstena 
)h deiri ir(hi<ypiscben Meroernaturhtstorräehwieder auf» 
gefunden worden ist.) «la Symbol der Zengong nnd 
Lebensmiellc and als Symbol des Weltganzen da« 
böcbste. aller ägyptischen Symbole ist. Vergl.' Crewzer 
Syrtbdl; und Mythol. I. 1*1. S. 489. Durch > dik Be- 
ziehung desSymbols auf dieNatur ist sowohl, derUm' 
endlich^' Umfang, als auch die nncndtich reicbe Ma-^ 
nigfiilti^eirdes Symbols ansges prochen. ' So nner- 
ichÖpDicli d^s L^en ist, das die Natur''in derlbir- 
hTgfaltigkeit'^hrer'Bildangen entwickelt, so grbfs'die 
Terscbiedenhdt Ist, in welcher die 'lndTri4DälitiU''äe* 
Heiiscb^n eih'^n u 
mänriigfattig und ' 
Wie eigeftthamlicl 
Elephattt, dieses li 
den Ai^er daS' K 
Süii AcgyptteV 'das 



heioiiAche Krokodil? Wie revMehieicn ^9tähet siök 
eine und dieseil^e ^rmbelWohe KalürnnBC^üüng, w€nn 
z. B* der Mond in der ersten ErfDlitiiig* '»einer 8chei«> 
ke dem Orientalen ids ein fulbernesJ^uFeiWen er8cho)nfr, 
das der Rappe der NacKt aaf dem Oa-toppe, fUkrrJi di« 
gestirnten Räume verloren, 'dem 'Aegyptrer als ein 
«ilberner Nachen, in welcÜem- di« Göttin des Monds 
auf den dunkein Wogen der Nentht^ sanft und still da^. 
hin gleitet, dem Gvieohen als die leucAitt^nde Sichel 
die den Uranos verstümmelt, und der aus dem Schaum 
des Meeres auftauchenden Göttin der Schönheit und 
Liebe das Daseyn gegiaben? VVi^ 'cntgegengede/t sind 
die Begriffe die sicli oft in einem und di^m^'e)ben Sjm* ^ 
bole begegnen , ^enn z. B. der Scliitietterling b;dd 
ein Sinnbild der Unbeständigkeit und des Flattcrsinns, 
bald YTCgen seiner Liebe zur Flamme des Lichts ein 
Sinnbild der treuesten, hingehendsten, sich selbst ver^ 
^<^ssenden und aufopfei*nden Liebe ist? « ^ ■'^' 

< Znsaramengesezte Symbole kann es nicht ge,be«v 
da das ' Symbol ethe' momentatie Anschauung ist, ob- 
gleich das Symbol, wie die AnsOhauung, eine Menge 
von Merkmalen €^nthalten kann, deren jedes wieder als 
eine eigene Anschauung »ufeirenist* Das Symbol, 
an and für sich besteht in äet: Totalität des Eindracks; 
und wenn aÄeb z* B« das symbolische Bild derEphe* 
ais^ben Artemis aus einer Menge >von AttribViten '£a« 
sanunengeseat war, so sollte doch nicht )ede8 als ein 
einzelnes für- sich bestehen , sondern alle zusammen 
sollten liur Eine Anschauung mit mQvnentaher Totalis 
tat . erzengeni « Es. war immer nur eine und ^dieselbe 
Idee, die sich in federn einiselnen Attribute wiede# 
ausdrückte.' Das berühmte 'platonische Symbol, das die 
menschliche Seele 'düi^cb zwei Roase und einen Wa* 
genfOfarer Tersinfrllic&t^ ist zw>ar'aus mehreren Bestand^ 
tiieilen^zbsammen j[ßsezt^^ soll dbev- doch zunächst all 
£iii Sjrmholigenommien' nur denriisinfiaehen BegrifiP A&t 



t 

Jäfivfegnf^ nnd XhUligk^U 4er/ Si^elle darstelUm So 
^ie die eiaMlutfO Mecknial0i«etneA Symbol» be«ondera 
miti^^claetdßn. ivmdenji ist e». night nielir das einfache, 
Irwine Symbot Obt iiun aber ^icb daaJSymboli »emem 
at;*eiigaton B^gniiTe .nach ! immer nur.ilisEinfach/er und 
Monventam^ir.QiA Amberidea 8e)^n .ausdrücken :kaun, so 
aind dooh.diidtiUebeygänge von Symbol «ur AilegoriiDy 
mit welobev en^widurir aptter .»eben werden, in die«- 
aer Beziehung, zunsbahstilzuaattmengrenastf ao, üiefaend 
und unupt^rsQheidbar 9 ' dafa .wir wohl auch eine ge«> 
ifv'iase EJi^w/eiteiaing idea. rBegvifla. .zugeben hfinnen. 
Wenn auch« aolcha tSymboloi .i« vreleben das ruh^nd# 
Seyn inj$einer hogh^teri Bedemtmig. zur Anae^uuhg 
kommt) die erhabensten .sind, und den dem. Symbol 
f ig.enthÜmli|Dhen Begriff am aprechoudsten aubdrOtki^n» 
fto.sind pa dagegpn diejenige, in welchen da^ Symbol; 
ob^^ich so immanent als ca nur aeyn haan» «luieh achöik 
etwas Ton der^ Allegorie aiph' aneignet » am« nieiaten^ 
>K€vi*(jpL;dM »Syntbol seine; geiati^eiche GewandthailL aus« 
a^aicht und, dui?^h die Ki^aft^ider.Ide^fdie,. ea:beiifeelt| 
aiioli'den.starreniStoff) der ihmzumltfitt^l der Darstel- 
lung dient, za bezwingen und Lebeä imd I^ewegung ihm 
tnitzutheilen scjieint* Ji^ treffender /das 'Symbol einen 
für »diesen Zwe^k'geeigiietefl t Gegenstand zu 1v:ählea 
w^ifS),. .desto mehr gelingt ea.. ihm,., gleichsam aeino 
eigene iNatur'zu überbieten^ indem ea durch äie. be« 
sondere Besehafienheit des Gegenstandes derAnachau« 
ung etwaa ausdrückt« was ganz ausserhalb der. Sphäre 
der .unmittelbarea Anschauuug fällt, . und. ihrer Natur 
na^ eigentlich. gar nicht einer ainnlichen Darstellung 
Cähig ist. Sjianbold . dMäeni.Art si^d. üicht.bloa die 
Thieräymbole , iii » welohen > die ! ruhende . Anschauung 
achon in Bewegung 'übergdkt«, sondern hauptsächlich 
solche, : ^ie duvch einen an sic^itedten^nnd atarrea 
Gegenatänd dea Begriff^ derBewiSgimg, der rHandlnng 
nnd des: Liebena auadrfiehen. Stabiftigehfrtiä« Jk: da« 



«7 

§fmAMA ^FMgebMerderfvImn^ n^eiehe im fUanH* 
4t^k99Mern itnun T«f^l, z. Ü, die Ton Ihmrrwr im 
aMyrf^efilMd. KlirifblifU Wien l8if; 8, »5, mimeiheikB 
AAMMtfn^ «Im« merkw&rdi^ien nhpenUchen tHeineti) 
tmd he040naer$ in Aen %HnAen der OirfernAen unä 
lU^amAen Ate f/oirpreiftirig und Ate AnAächt d«i zum 
Himmel tiefc «art/Jfwingenden CernQtfi«« A»r$ieUen 
%eHen^ «figeCibr in demiieiheit Sinn, in welchem $uc\ 
umtM in den OramuM^then $h in Aen hhendUndi^ 
u%en SfrfjelMfn rtm Aen »chwinfiep Aen Ijohee und 
Afw yiuiehe dr» nnhme§ (netprochen wird. neU:h ä» 
•ekhen ^mhohn #ind he^eriA'er» Aie or\enfHli$ehen 
IMtier f nnd unier Atm r;fii;eh«n ror $Uen I'in. 
dtr, Wcim Aie^er t,, ß, di« SenU^n/en «einer Odim 
w^lpen Ifcree Kindnick« ^t Ae% CemQih mit schärten 
VfeiUm fer^ieieht, Ate $eine Moäe §pnnue Ol. IL t(io, 
weem er r&n dem Didder Mgt, Aäh er $eine Zan^e 
eet einem ontrOglicfien AmUoh BtitHrte, VyiK 
l ^A*} wenn er Aie Voätie Aen W*gen der Mo.. 
ten nennte Uth. \h in. r/1, IX, lai, wenn urVreige^ 
M^fceit im Aufwende onter dem Bilde einet eicli «ne« 



fjm Htenm YffffX will UM nun M^m 

In «Im K1««m mit d(«Mr«i Ä/mUl«« ^MU,t% d* M 4«n W/ir. 
i|ßM4#»4#r» Mlir Mki^yw. HiUI iUr MMi, «U »«« i,ia,t n«, 
^ 4efi Wmme »a4 /||« Well, ir.«d«r0 imlfUffwUt^ mwH 
Uf S^m'tiMmkMmfd med dm IMmn ((«lrf*acli«o, f>«r M«l»« 
tmmmttUU iUff Yfth und d^ GJ#i^.U fitJU^ni hkn^ im 
dm fm%i^}t^ CßiiAieUt^, nn^\ h thn tinhMtm %, II, dem 
A^Mf 4,^H •UJi immtr tiftd twfj^ 4U MähU dt9 %t\tWUt 
mmA 6m *iedmknfn\4m. 1/inwm^ Yi. i, t^a, VßtMt^rM^ 
MM hrndOfett dm$dlm dm ^fimkkke W<^ n0Xiuec 
^em MiXir ifemtU 



brettenden Segels darstellt, Pjt;tu t. 176. wenn er 
von einer Geifsel der Ueberredung, Pyih.lV. SgcK yo» 
einem Flügel de» 8iegs yi. XIY. fin. Pyth. IV. fiiK 
redet u«8.w. so ist es in allen diesen Symbolen nicht 
sowohl um das in der unmittelbaren Anschauung ge- 
gebene Object zu thun, als yielniehr um den damit 
yerbundenen Begijiff der Bewegung und der Thätig- 
keit, welcbe nur als Eigenschaft dem Gegenstand an- 
hängt* Es ist also hier zwar schon der Heim ^er Al- 
legorie, indem aber die Handlung selbst noch ganz 
dem Gegenstände selbst inhärirt, und über seine Sphä- 
re sich, noch nicht Hinausbewegt, so können wir -auch 
diese Klasse von Bildern npch unter den BegriiF des 
Symbols rechnen. 

5) Vorzüglich jedoch kommt bei dem Symbol das 
Verhältnifs zwischen Idee und Bild in Betracht. Das 
Symbol ist eine Anschauung,, die aber als ein Bild 
ihre Realität nicht in sich selbst hat, sondern ' in ei- 
nem andern, auf welches sie erst bezogen werden mufs. 
Je unmittelbarer nun dieses Ver]iäUnirs in die Augen 
fällt, und je gröfser docljt auch wieder der Abstand 
zjwiscben dem Unendlichen der Idee un4 dem Endli- 
chen der Form erscheint, desto mehr erfüllt das Sym- 
bol seine Bestimmung. Als charakteristisch müssen 
wir auch hiei; wieder die treue Anhänglichkeit - des 
Symbols an die Natur bemerken. Am sprechendsten 
wird es immer dannr seyn, wenn es allgemeine durch 
sich selbst verständliche Erscheinungen und Xreaeze 
der Natur sind, welche es mit seinen Ideen in Ver- 
bindung sezt. Ist die Form des Symbols eine willkühr- 
liehe, so ist immer auch ein mehr oder minder grö- 
fser Spielraum gegeben, in welchem sich die rerbin«- 
dende Mittelidee fl:ei umherbewegen kattn, bissieemd- 
iich den festen Punct findet, an welchem sie das eine 
an das andere anknüpfen kann. Das gebrochene Tä-* 
(flehen, das der Gastfreundsehafi geweiht "^art gab 



' 19 

\ 

zwar auch ein^ sjmbolisehe Antchatiting ^ ober ilira 
Bedeatang berahte mehr hur- auf freier Uebereinkunfu 
Wenn dagegefn d^e Phokäer bei Herod. I. i65. die 
UnTeränderlicbkeit ihrer Willenabestimmung tind 'die 
unverl^zliche Heiligkeit ihres Schwura, niemals wie« 
der in ihr Vaterland zurückzukehren, durch einen in die 
Meerestiefe versenkten Stein bekräftigten, wenn Achil- 
leus bei Homer Jl. I. a34. schwort, 'üie wieder in 
den Reihen der Achaie|^ mitzustreiteni und diese Be« 
theurung htnzusezt: 

Wahrlich bei diestto Zepter * der niemals Blatter ond 

f 

Zweige 

Wieder sengt, nachdem 6r den Stampf im Gebii^gö ver- 
lassen, 

Nie mehr sproftt er empor, denn ringsam schalte das 

Erz ihm 

.Lanb nnd Rinde hinweg, nnd edle Sohne A^^i^^^ 

Tragen ihn jezt in der Handy die richtenden, welchen 

Kronion 

Seine Gcsess vertraute dies sei dir die grofise Betheu^ 

tttngl 

Qo springt hier das Bild und Idee einigende Band, da» 
unwandelbare Gesez, das wie im Reiche der Natur^ 
so auch im Gebiete des Willens herrschen soll» mit 
einer sogleich in die Augen fallenden Nothwendigkeit 
hervor, und das Symbol erscheint um so. treffender» 
je erhabener zugleich die Idee ist« Die Natur » an 
welche sich ja das Symbol vorzugsweise hält, ist hier 
gerade mit dem ihr eigenthümlichen Character, dem 
der Nothwendigkeit aufgefafst, und eben dasjenige was 
ihr in der geistigen und ethischen Welt als reiner 
Gegensaz gegenübersteht) die Freiheit ist es, die hier 
zum Bewufstseyn gebr^icht werden soll 9 und zwar so 
dafs Freiheit nnd Nothwendigkeit wie ' es das Yer- 
hältnifs zwischea Idee. Viud Bild so mit sich bringti 



10 

ia ihrer lezten Wursel mit einander ztuammenasuKan« 
gen scheinen. Ea iat hier ganz jenes Zurückgehen 
des Symbols auf einen lezten grofsen Gegensaz, in 
welohem auch ifvaeder eine Einheit TCrschlossen ist. 
wie schon oben angedeutet worden ist. Solche Sym- 
bole» 'die trefiendsteui die es geben kann, liebten da- 
her auch die Alten besonderSi cfr. z* B. auch 'Herod. 
y. 4)2. IX. 55« Das Symbol des Schmetterlings durch 
welchen die Alten wegen .seiner Metamorphose und 
leichten ätherischen Gestalt das Wesen der Seele an 
«ich und nach ihren innersten Zuständen, Unsterblich- 
keil und Liebe, und den Begriff der Gelstigen und 
Immateriellen selbst bezeichneten , ist zwar ebenfalls 
treffend und schön, aber die Beziehung zwischen Bild 
und Idee ist hier söhon eine feinere, nicht so un- 
mittelbare durch sich selbst gegebene. Und sa giebt 
es übjerhaupt unbestimmbar viele Abstufunjgen, durch 
welche die Beziehung zwischen Bild und Idee hin- 
durchgehen kann, bis endlich diese nicht mehr in ei- 
ner nothwendigen Verbindung, sondern nur in einem 
fsufälligen Umstand, oder in demjenigen ihren Grund 
„hat, was freie Willkühr uiid eine nur in einem engem 
iSreise geltende Convention* festgesezt hat , ^ und die 
Symbole je vieldeutiger sie wer,den, um so mehr auch 
an innerer Bedeutung verlieren. Solche Symbole spre- 
chefn ihre Bedeutung nicht mehr unmittelbar aus, sie 
bedürfen erst einer von aussen hinzukommenden ge- 
lehrten oder künstlichen Auslegung, und wir finden 
dies sowohl bei Symbolen, die als mangelhafte durch 
die Noth gebotene Mittel der Mitt&eilung genommen 
werden, wovon Herod. FV* i5i» ein merkwürdiges 
Beispiel gibt, als auch bei solchen, wobei nur der 
Zufällige (wie z. B. die zufällige Bedeutung'^) emes 

■ ' ' ' V 

*) Je unwesentlicher überhaupt der'Gr^^enstf^^ 
'"' üx, d€$to leidbUr artet dis SysölbOlSp 



Nm«ii«) 6\e Wahl beittmint hat AI« Bvliiplol «tner 
KU flnb««Umnit«n und ko wtintg iMtuHtchon lIcKlehung 
iwlarhen Jllld und UfKrltT kann hior ■ooli «ng«* 
fuhrt «ardim AmcIi. Cho^pli. ißO. Nq. ooll. Eui'i|i. KliiMrJ 
&90, Zttwvllen \\v^^t Minr ■ttoh di« Unbeillmmthsit d«V 
llpslcfiung dr* niMPA nur den Ho|;rltr In dur naHtrtl> 
eh«n VieU<>tllf(li«it einei BymbolN, wi« ircnn k. Hj 
findarO). II. t6, llicroni Gfl>(ibl«cltt XtillXtac oipd^aXttot 
nftint, itqund aut do oai-ltite fli»e potoott quia ooalU nihil 
mriai, «ut da cuttotlU, quod ocuU quaiiüiiKtmlovot ii|i«- 
culalor«« eorpoH» »untt tut de ftrnoMtantia, dooor«# 
flttor«, Inmln« «dcoqiia »olatlo." Ilöolib Kvpl. «d h> 
I. p. 1^3. Nur hnito man disie VIoldimrlKhi-U nicht 
Kvrad« immer für «inen VorKHg doi Symboli und tat 
«awnilich bei dtmsnlbun. 

Faaaon wir di« bUbsr sngegebonon Momente «tt- 
«ammen, »o bOnnon wir oln« dmirach« Abatufung it» 
n^nbola fcatieBon. In di« «iit« Claaia grhöroii die« 
)pntf[«, wolflb« du« Abaolutfi vnd (W)lllivho In alnor 
•innlich«n Form darKellen« «bor $o, dal'« dielda« da» 
bri weitem Vebi-rwiogende lal. F,» int nur durum Kn 
Ihvn, «ine Idoe »um Auailrurk kii bringen, gleichvlal 
durrh vi^lcb« Fnrm, wann aio nur KumAuadruck der« 
aelben dient £< aind dioa die n-lif^iöasn Symbol« 
bei weluben daa Symbol, da fli vermöge aelner Naluit 
i««r auf Kinen Mnmnnt beiobrHnkt lat, dleaen Kinan 
Mtnaenl, dcato Inhallarelcbor iiu maobon aucbt, und 
daher für Erfüllung deaielbeo Inabeaondero auch oln« 
unl*«eiiminbar» Hong« ron Merkmnlen In Kine An- 
MhauHNg KUMmmengudringon bemüht lai. Der Krbe* 



benheit der Mee eingeder 
Form immer nochongenfi 
lait der Idee. Daher die 
ßpnbol znachreibt, Tiefr 
^ungf- und geheimniftr« 
sptechliohes überschwer 
dieser Stufe des 8yiidi>c 
die am meisten der N 
die Natur selbst gege? 
barste Ausdruck der 
der Nothwendigkeit, 
in lieh selbst geschl 
drückt, und am mei 
aolttteui des scblecT 
ausdrücken soll, a? 
ftweite Classe begr 
bole« Zu der Nati 
digkett gebt in fr 
zwischen Idee m 
utts, das eine so' 
dem beides xtt 
werden* Das S^ 
liehen Anschav 
Boden derWr 
jedoch seine 
die sinnliche 
erfassen, um 
•uf das Sinn 
Verhältnifs, 
bendigen C 
Ueberschw 
Vird jeet 
schwebem 
■wischen 
der Wol 
len Sejv 



s9 

MMk 4m perf9ii1(«he GJHwtMd, um HatnltäerKmut 
TcmiOilltr 8;ml)u1ik atrf dUier Stuf« «I« Ihr h6ehtt9 
troiuet «oftlcllt. In St dritte CImi« endlich »exen 
mit a» Dilder tmd bildliche \trr^Me}iangcn Im |[*« 
HiSkntitbtm Sinne d» Wort«, woffir .eiffcntlich der 
Nmk« de« ftymbol« nidit mehr /n gebrA^uchen i>t. £• 
ist nrr ein gewöhnlicher and nnKTgcurdneler ne({rifl^ 
4«r MMgedrflcItt w»rdrn «olt, und mit ielnem •innli' 
diM Anodrock beinahe auf gleicher Linie ileht. K« i«l 
l(M>l dirraffl XU Ihiin, Irgeifd eine Idee «nf dne Wei> 
•«, <Ane welche »i« nicht wohl/emllvwarctfe^nkom- 
■«■ hfinnle, In •innfifrber Form darznitellen, «ond«ra 
■M «in« beatimmte ■InnÜche Form iat «a xa ihiui. 
f>ierorni iei, wihrond das Ideale zurfickiHU, da« We- 
eentllcbe und Torherracbende. Ea iat nicht ein allg«> 
iMJiiea »ollnrendiKea UedOrfnira der ainnlichen par- 
awlhmgf aondem ein beaonderer, willkchrlichor Zweck 
fdcr de» poetiachtm Aaadmcka). liaa VerhUllnira tvU 
•eWn Dild «nd Idee, daa ^1 den Sj'mbolen der er- 
au« onA xweiim Claaae alt ein unmiltelbarea nn4 
nAthw«ndif{ea , ohff,Mrh in reracbledenen Graden, er* 
•cbeM, acheint «ich hier ganz aufjüilfiacn, nndbefna- 
be nar in der Aehnllehlteit einer Verffleichonff f.a be« 
•leben. Audi der llegrifT einea Dildoa rerliert hier 
Tfm seiner eigentlichen nedeotnng< Ea iat nur ein« 
dirrch Woru erweckte bibiliche Anachaaong, briwel- 
ehfr Itef« ««Ichea Inlereaae wie bei den Sj'mbolen im 
«Agera Slim atattfindel, daa Bild in einer wirklieben 
Aw a*iau ewg vor daa Ange r.u atellen. Unter dlea« 
CImM r«^nen wir «och den Sinnapmch, und di« 
n-Zwesk iatt 
Anachammg 
>nn XU thon* 
itiacber dar» 
ihl, wie aich 
gtBieflfkli, 



«4 

liur mit demtJater^cIiiedf dlafs^r ir.oii einer Anschan- 
i^ng, ;4ie Fabel zugleich auch von einer ebenfalls zur 
l^ildlichen: t)ars}ellung gehprenden Handlung ausgeht, 
üpber die gra?n,matif che Bedeutung des Worta Sym- 
bol bemerken, wir hier nur folgendes: ; 

Das griechische Wort avfißoXoVy welches zur Be- 
zeichnung des Bildes in dem bisher entwickelten Sinne 
gebraucht wird, komitit her von dem Zeitwort avpßaX" 
%etv, -welches im allgemeinen eine reale und logische 
Bectouitung hat. i) heilst es Dämlich zua^mx^^nlN^ingen« 
verbinden, im med« sieh mit. ein,en[i zusammenbringen, 
zusammentreffen, sich jnit .einem zu. etwas vereinigen 
oder auch blos begegnen. . 2) auf das . geistige ange-» 
*vicandt, t^usammenfassen, mehreres einzelne, gegebene 
zusammennehmen, um daraus einen Begriff, eine Er- 
kenntnifs, zu abstrahiren (so gebraucht.esz»B« Herod^ 
yi. 65. in der Bedeutung zusammenrechnen em dax- 
jivXov av^ßaXXsQßevog T8Q jif]vaQ) aus Einem etwas Min- 
deres erkennen, (besonders wjlrd in diesem Sinn auch 
das med. av^ßaXXBad-ai gebraucht) , wie mehrere ver- 
w/indte Worte der griechischen Sprache die mit den^ 
Zusammenfassen (Abatraliiren) beginnende Thätigkeit 
des Geistes bezeichnen, z» B. avncvat, avXXa^tßaveiVi 
cvXkoyjf^eLV. Nach jener allgemeinen realen Bedeutung 
de.s Zeitworts heifst nun avfißo'kov : Eines, das aus 
zwei •;sui8ammengesezt ist, wie z, B. Plato Sympoa» €• 
26. Ed. Bekk.'^T. IV. p. 4o6. wirklich das Wprt ge- 
braucht, wenn er sagt der Mensch aey avfißoXov^ dra 
TBTfiTjßSvoQi (üansQ ät, tpTjrtou^ «€ hog dvo. Nach der 
allgemeinen logischen Bedeutung des Zeitworts heifst 
cvfißoXov seiner gewöhnlichsten Bedeutung nach ein 
Zeichen überhaupt, da der Begriff eines Zeichens eben 
dieser ist, dafs ILines auf etwas'Änderes bezogen, aus 
dem Einen das Andere erkannt wird. Das Wort in 
diesem Sinn war seiner ursprünglichen Bedeutung um 
«o angemessener^ wenn das Zeichen selbst etwas real 



*rin MMii «f« «rffl iti r.n«iUliUtt:n -/.f^tUpfi 'ViiKU.Urn 
»»t^ltrv Mff^ tu/imlti, Kiin-.U 4fr /wrrH «.«beseite- - 
MM MutHtminrm ttmivu tUiAmUMmf^ Ae» WiniM haiUl 
"«»hi^tf* titntf Am , mtrht »it-lf *'<**!'t mUsf mtfUtute 

^''imAtttifi f„ i%, Af% iitmAfXn treuen: i«t «in« <miUJi« 
^iUtMhftj^Aurtiitfl**tMA*!UH»'re»in:f''*ti!et, r..li. fine 
l'lwnrf«'« tfin t'timA, im hf^t^t evitlia/M*' «<Wn Aiat, 
>M Xtt»r ni*M iiUnt, tHtftrt-n Mit^ «|w«» Aurth \er- 

»1*^ Ui, »fmAf^m ei ttitt nun fUtrrt mfh Aie utiiitsr« 
KWImt l^*l««fttn((i Aie «intt'Mititeon »itif viiA ovß- 
S-i»t Mht mmA #1»« Xetihnn t'ntnr \t'iinwiuu%, nt-- 
t'm HM Anm '/y«U.h*:n it)« ftuh« t!tk»ttnt it'irA, Luiivr 
A* Att wmi litrx^ihhft'^hfH <*«* '/jeitinmn nrxl Ae,r 
*>yt»*^t^\irmt)i Atf» Wtnm hyrnUA «U^hl» l>MMwl«r« 
''•<< t*r*iiiHmt nitttr WirA t.» tm*^ umt Kttum i»olf^l*Kn 
'Uu)um ((«'•i^f, An* Kill in <)>« An»t.itätimnfi (»UmiiiUhi 
''-iW M. tu, luhMi Untmt. V- {p. ni-nn rr Aw («iW- 
li'ti« im fin^itli'uh*rn hin» »ytiAiiAMim iic/4;i'.hi$utif^ 
«in 0vttßo'/.au,p 
'iiiUii.L IV'^, XU 

rttlichenftj'miM«). 

■ f'm it'u.htU>iti:»f 
niimlUiit^ ftMfiCf 
"hcn xyltf utitt (Tft 

r* KifitliMfl)«. In 



a6 

der Schol. ad Find. Ol« Xu. lo. iPiXoxogoq tag 9n 
q>Tj'(irig (lavreiag, terian xXrfiovagy xai nraQfiaqj ij ^covag^ 
fj ^riiiagy I) anavrt^asiQj ovpißoXa (prja^ Xf/ecr^oi) worau« 
^an aieht, dafs av^ißoXov ^vr^r ein auf göttliche Din-^ 
ge sich beziehendes Zeichen überhaupt 9 besonder« 
aber ein solches bedeutet, in welchem auch noch ein 
wirkliches ZusanlmentrefiPen, ein ctf^ßaXXeg&ai^ oder 
anavrdv (weswegen auch Xen. 1. c. gleich nachher ron 
änavTovTsgspricht^ er nahm also irv^ißoXovfür anavtriaiQ 
efr. Aristuj/fi. At, 720. ibique schol.) stattfand, wie wir 
auch schon bei den zuvor angeführten Bedeutungen 
neben der logischen .. Bedeutung so jgeme noch die 
reale fanden. Das Wor( hatte also im griechischen 
Sprachgebrauch zuerst zwar eine sehr allgemeine, dann 
aber sogleich auch wieder, wie wir aus den leztcn 
Beispicleh sehen, s^hr^iesch rankte Bedeutung^ seine 
eigentlich religiöse Bedeutung (Bild einer aiif das Ueber- 
iinnliche siph beziehenden Sache oder Idee) scheint 
es hauptsächlich erst im mysteriösen Sprachgebrauch 
ernalten zu haben« Man könnte vielleicht die Nach- 
richt, die der Schol. ad Find. Ol. XII. 10. gibt: X9'^ 
oaaSat avroiq (aif^ißoXoiQ) nQarrjv järjßTjvgav , da die 
Symbole der Mysterien hauptsächlich bildliche Dar- 
etellungen des L'ebersinnlichen waren, auch in diesem 
Sinne verstehen, doch mag dahingestellt seyn, ob da« 
bei nicht eher blos an die Beobachtung der heiligen 
Tögel zu denken ist. Bekannt ist, dafs dieser Sprach- 
gebrauch sfodann auch in das Christenthum übergieng, 
und avußo'ka heissen z« B, nc^mentlich die Sacrämen- 
te als sichtbare Zeichen der unsichtbaren Gnade, also 
ganz in demjenigen Sinn, in welchem wir oben 'Aen 
BegrifT des Symbols entwickelt haben. Die lateinische 
Sprache bezeichnet den Begriff des Symbolischen nicht 
blos durch significatio, wie z.B. bei Cic N. D» I. 14* 
sondern auch durch das Wort ambagea* So nennt Liv. 
L 54. diö aymbolisc^he Antwort die Tarquiniua Snp« 



■d «, ÜÜ. MKt #r »n firuiiwi 

hiur in fi*';(i«hunK auf mim« 

«flMV iiwlirMUrn JluMlüllunn 

•gen f. fi6. v«fl d«m caCMt 

näUi$iuin Am» hs^toMuma 

thts hmiA p«r smJmk» 4«i» 

'MTtt •« iMh «r dffWi Mif 

1 im ftymitol. 

umi xfl dem Mj'tliM QImTi 

., wi« dj* Symbol •!# 

f« fto(^ill'« «der «iiwv 

f • wohl ffir vnMir« Aiu 

^\m^ wimAmrum in M'l' 

cfMutinK XU iMtbnwiif 

MBK «»4 ifild Mclkn 

■ml'fsttiimilwr« Viel* 

rennU!« Oim/« d«r« 

weil »ie in Kinem 

Atst IImIm Ifleittt, 

«ktHnng kenn dee 

■n. f*er lliütig« 

H, um wiedemw 

I «• «ntelebt eiH 

•mit 

Mlf 



Mcb 

rer. 



I 

theiI,^T6ii welckem ans aich nun das discnrsiTe Den- 
hen in seiner ganzen successiven Folge entwickelt» 
Was nUn in diesem Gebiet der Erkenntnifs Begriff 
und Urtheil sind, ist in dem upsrigen der Mythus, 
zwischen der innern rein geistigen Thätigkeit und der 
änsserlichen wirklichen Handlung steht mitten inne 
eine solche äussere Handlung, die nur das Bild einer 
Thätigkeit des Geistes' ist. Wönn wir daher das Sym- 
bol als die Da'rstellung einer Idee durch ein einfaches 
jB^d, oder genauer ausgedrjtickt, als die Darstellung 
einer tÜee durch ein -ruhendes oder im Baume geg'e- 
benes Bild definiren^ so ist der Mythu s die bildli che 
DarsteHuhgeitier Idee durc b_ eii^ Handlung. Mit der 
Handlung ist unmittelbar, auch die Zeit gesezt, wie 
daher das Symbol im Baume beharrt^ so ist dem My* 
thus die durch die Zeit bedingte Bewegung eigen« 
Was4i)l Symbcd momentan ist, ist daher im Mythus 
«nccessiy. Die allgemeine Form des einen ist die Na- 
tur, die des andern die Geschichte. Aber die Ge- 
schichte^ und sfehon das einfachste Element derselben, 
die Haiidlung seztihaqdelnde Personen voraus , ^ und 
damit ist ein neuer Hauptbegriff, des Mythus* gegeben. 
Wie das Symbol es vorztiglich mit der leblosen Na- 
tur zu thun hat, so kann de^ Mythus ohne persönli- 
ches Leben gar nicht bestehen. Von welcher Art aber 
wird dieses seyn? Da sich im Mythus überhaupt ei- 
ne höhere Welt reflectirt, und in ilirem 'Zusammen- 
hang mit der sinnlichen offenbart, so kann sich auch 
das myQiische Handeln nicht in dem gewöhnlichen 
Kreise des Lebens bewegen, und dem natürlichen Lau- 
fe der Dinge folgen, es mufs übernatürlicher Art seyn, 
und das Wunder ist das Gepräge des Mythus. . Dem 
Wunder aber ist der Begriff einer mit Absicht wir- 
kenden Causalität eigen, darum wird auch der Mythus 
w^s nach der logischen Ansicht als ein reih natürli- 
cher Erfolg, ei^cheint, als einen durch eine freie mit 



ficwttfirt##yn and AhAcU irirkmd« Vriadio Ikenrorg«« 
lifftdium dMrtl^llmi ttnd im» kommen ^ßfltäüehron diu« 
•tr 8«Il« WMiknr ittf dim BegriflT der Pernofif '«1« «U 
nen d«m Mythu» «IgüiitliilmUcheii «ttrAck« 

V?i« tr<5«fmUio]i titid coti9titytir tut äen 'Myihu» 
dirßcgriir dm'Portoiii odivf w«* •itMrlol itt, der der 
if««dltifiK iftf und ^io mit dem einen oder andern 
iW%fUf eine gan/e Beihe ron J)egH^^ ge^e^t lirti 
möge hier an einigen eitibchen Beispielen entwickelt 
werden« I)er «lierthOmlicIie an Symbolen nnd Mythen 
•o reicke Ilerodot er/Alilt Lib. I. i63« die Pbokäer« 
die «««rat ron «Uen Hellmien weite Seefabrlen ge« 
roadit« und inabtf«ondere auch den Weg nach Iborioa 
«Ad Tarteaaoa eröffnet haben« worden hier in Tartea« 
•oa acbr beliebt hei dem Könige t der Arganthonioa 
»it Namen 80 Jahm über Tarteaaoa H^nig war« und 
tai Ganzen lao lebte« Bei dieaem Manne haben fielt 
die Pbokiiitr 90 beliebt gemacht« dafa er ihnen isnerit 
anbot« aie mdchten Jonien rerlaaaeni und aieh einen 
Woboort attaaoehen in aeinem Lande« und nachher 
ala die PboklUrr diea nieht wollten « er aber gehört 
hatte« wie der Meder bei ihnen isunMhme an Haehtf 
•ehenkle er ihnen Geld« dafa aie aich eine aehr grolae 
and achöne Maner «m ihre fttadt baueten« Wer iae 
trobl dteaer Arganthonioa 7 Sein Natne iat ohne Zwei« 
frl r^uaamnengeaeist aoa affyog weila und dv&t» blU« 
ken« «r^^c^riotf« wie aif&möfiq^ blühend« alao derwoifa« 
Ufibende« ein paaaender Name für einen Berg« di^aaen 
hdcbater Gipfel mit Schnee bedeckt war« und deaaen 
fon ewigen Schnee erglün^endea llaept aicib «ueratf 
acbon in <ler Feme« den ron der hohen See Heran« 
itiiiffenden daratellte. Daher finden wir ancb wirk« 
lieb dieaen Namen einem Berge beigelegt« jiffaV'&0y 
kiefa ein Berg in Fropontia« an den Mündungen dea 
ytßntu%f §4 Cretiiser ilriefe über llomer ete« 8« 178« 
w«rdo «bor «tta dem Uwgfi^ deo wir hier ala 



3o 

natürliche Stiatoacho roransseseD , ein tartiessisi^er 
König Arganthonipa 9 Auf dem einfachen Wege der 
Perapnification, und dadurch erhielt nun auch allea^- 
M'aa vom Berge zu prädiciren war, sogleich eine-an- 
dere Wendung, ea yurden daraus Etgenachafteii einer 
Petson. Der schneebedeckte Gipfel des Berges wan- 
delte sich um in das ehrwürdige silbe^rweifse Haupt 
eines Alten*), und derMjthus, wie er sich überhaupt 
bis ins'Einjselne auszubildfn strebt t wufste nun auch 
die Jahre seiner Regierung und seines Lebens zu 
wählen« Dabei ham noch die mythische Yorslellung 
TOB den langlebenden Menschen de^* Vorzeit zu Hül« 
foi so wie auch in den folgenden Zügen die SAgexi 
Ton der glüchlichen Westwelt durchscheinen mögem 
Enthielt der Berg Silberbergwerke woran bekanntlich 
das ^Ite Iberien besonders i^eich war, so erklart sich 
TOtt elbst^ was Ton dem freundschaitlichen Verhält- 
nifs und dem rielfachen Verkehr derPhokäer mit ihm 
weiter erzählt wird. Der reiche Ge-Miin aus diesen 
Bei^S^^i^hen , der die Phokäer in Stand sezte, ihre 
schönen Stadtmaiiiem zu erbauen, mufste zun einCe« 
Bchenk des milden, freundlichen Königs seyn* - 

So sehen wir aus einer einfachen durch Personi* 
fikation mythisch gewendeten Thatsache eine Reihe 
von Handlungen heryorgehen, bei welchen wir die 
^Bntstehung des Mythus iielbst erblicken können* Die 
Personifilmtion selbst aber ist immer wieder auf eine 
bildliche Anschauung zurückzuführen , und diese ist 
hier eben der Anblick des schneeigen Berghauptes' 
das einem weiiaen Greisenhaupt gleich zu seyn schien» 

*} EnevrjVo&B Jl. IT. 119, Yom Hauptliaar gesagt, wird ge- 
wöhnlich auch Yon aV'd'fQ abc:el«ilet* jiv&ec9 wird über- 
haupt Ton ''dem gesagt»' was oben auf einer Sache ist cfir, t« 

B« Acffch. Agam. 668. 4v^ev nsUayoc JtifaiQVPi 
dvög^wv 4x<>^^^ vitvtixmP ^ iguiMif^% 




D#f Mpku lü MrmtL §0tmen w |« «Mb l>IUli«lt i§ti 
immmr 4itrA Aä$ Symbol fcmkUUfli^ oä&r g«hi irticih 
ii »a » <U # lhi f «M dmt Sj'mtiol btrf m*« Diintm fwAUmt 
WMA d«f Vrftpruttg ein«« MylliiM «rfcUrt w«r« 
Mfl« iNficrmli»'« Attfm«t'li«iifnk«il| weftndtff Myllmi 
•clb»! Moda IM 41I11 uf^pHJitgHch«« fixmbol f(rkii0pft 
•TMdirWilf tvi# AUt§ imBimiier» dann ilirrKull bl« urcrftii 
rtw^ f li«tm4««bM iett Otuii<i« li^gt« Kin iM$pi$fl ili«« 
•ff Alt lu <bf #«hdii« Mythtt« ton Aem 8iiiig«rr Arloiti 
wirf»«i «kb lUrodoi LiU. L 94# «utilrOrklicli äut «in 
W#ifc((iriclMmk «liff Arbn «uf J'^niiro« bentA^ d«i «i. 
mtm m$f «immi ]>«J|>}iin «iiccfniloit M«iiiicti«ii «iiir«i€'llur« 
ArkM «Uillt« iMi^h B^ituft hüchkehr «o« llullm isiifii 
ZMktm iwifMrr llunktiiirkirft für di« Ki rctiting «tii <l«ii 
(;«libr«iif di« ihm mtf d«m M««r« droli(eiif.«n d«r Btt*tl# 
fi'« irr I«fa4#t«i Aä§ Itild ein«t Ilel|i}fiiii| aJ« Weiltg«- 
idbMh^ Mir. Kr wAhlt« Am ÜWA v\mn t}e)\fh\n§^ weil 
4mB9f fi/itruA$$ mnhtef iür Aie^en Zweck bonottder« 
fitNm^« Symbol« in «icb ir«f einigle« Der Oelpbin w«r 
wegim «einer Scbfi«lligkeit d«« Symbol einer gl(kkM« 
eben Seelubrii weswegen ibn iMihrtfr« See«Uil(ei wie 
JB« O0 eben d«« «It« jinr Se« mücbtig« T«r«nt| wober 
Arion beai« «n ibrem Symbol biitten« fer wer «ber 
«egleicb niek bloi «in ««nfimtilbige«« woblwoUende« 
IbioTf de« d«fti Meneebim in Gefebren gerne «eine 
llAlfe «cbenkte« «ondem «neb ^1« «ii» dem Mentebeo 
befreimdet«« Weeen ifiXapi^f^nov) empfünglteb für 
die AMMtilb de« Ge««ttge« und d«r Heeik i4piX0f$$0op) 
•ftd d«b«r «in d«m lliebler iiti4 Singer eigentbOmlich 
gebe— «ade« SymboU Alle« die# drilekte Arion« 
ITrlbgffiliftfi «ttf «ine «ebr «precbende Wei«e 9y$t^ 

])er Mytbti« «b«r lOeie die Antcbeunng 

in «Ifl« ll«lb# ron fr«mUttng«n «nf^ und 

«Im demAM«b«lfl A««b ^irkiieb irorg«f«ll«n# 

«• j$4^ «faui«lM Merkm«l der §ymm 

ßtffHi «lnMlMo£lem«al «U 



' tr 



5« ' 

I 

I 

ner Reihe Ton Handlnngen erhob« Je lÄehr es image* 
iingt, die Personen und Handlungen, um welche steh 
xler Mythus dreht , auf die symbolische Anschauung^ 
al^ Grundlage der Personifikation zurückzufahren^ de- 
sto mehr sehen -wir auch der Entstehung* des Mythus 
auf den Grund. Als Beispiele dieser Art können hier 
noch genannt werden :J1. ü. 3o8. sq. Od. XIIL i55^ 
Bq- Paus. Attica c. 22. 2» c. 2i.^ 5, Mythen die sich 
von selbst erklären, sobald man die bildliche Anschau- 
ung die sie ausdrücken, als das Erste sezt, wovon der 
Mythus ausgieng. 

Der Mythus also ittit seinen Personen und Hand« 
lungen, die seine wesentlichen Begriffe sind, ruhtauf 
einer bildlichen Anschauung. Wie er sifji' aus dieser 
herausbewegt, zeigt uns ein bemerkenswerthes BeL-> 
spiel b^i Homer, das uns recht eigentlich deuMythuji 
in seinen üebergäng aus den^ 8ymbol sehen läfst. Es 
ist die bekannte Stelle von der, goldenen Kette des 
Zeus Jl- Vlil. i8. die den Begriff der Abhängigkeit 
aller Dinse und Kräfte von eineift obersten Princip 
bezeichnet.* Die homerische Darstellung ist noch keia 
Mythus (wie Creuzer Symb. Lp. 97. sq. meint), son- 
dern eine blofse Auseinandersezung des Symbols. Es 
entwickelt sich zwar seihon daraus die mythische Hand- 
luno", aber diese ist blos noch innerhalb der Vorstel- 
lung, so wie dann vollends die Vorstellung zur wirk- 
lichen Handlung, das Gedachte zu äinem Geschehenen 
wird, so ist der vollkommene Mythus da. Zuerst al- 
so ^^ Anschauung eines Bildes, sodann wenn die er- 
wachende Thatigkeit des Verstandes sich von dem na- 
henden Zustande der Anschauung losreifst, Vorstellung, 
als ein blos noch Inneres , wird dieses hierauf narfi 
aussen gewendet, und die Vorstellung einßr Handlung 
die blos den bildlichen Ausdruck durch Verjgleichung 
erläutern soll, als wirkliche Handlung gesezt^ wie wenn 
A0 nicht mehr den Zir eck ein^r Mldli<AiCÄ Vtrgiei-. 



ihm ^it0 Ut* Ma rimuHmm Rm^ 

1i wwt itm IMwrgMig 4m i y wibtfl« 

•jwM«» Immi«. B*M Im m RMbr 

i4lttfi«, ImU dm- Bfgriff' 4«f P*r. 

MrllMi nwrM t« ato A«(m fMItt 

um «mt »im» F9r»onWM\om am» 

»fnAmMMkt KMM bfli HmmT 

/•M MTB MuT'*)) MlddUMKdMI 

lt((«fi DefriA Mf «rlwlH, hiw 

'•immy iwdi a« »i««» *m A»fk 

Am» mm c«fl«iffc Mf «Infg« 

BcffHfl'« robrM wird. Hetml. 

n Hmim («bffbrnwn I^Öwm 

%»rA»» h»fwm^nn^»n, «ii4 

'>«»wifigll«li iftfword«», Mir 

tnliiiclieli h^»M\pmTMk 

r «• mm\»f\n*t*n. Flhrim 

ril Mf d«ii Uun c« Gniii* 

tfvdrOclitM, ll«iir*'x^'r 

«iwUmft in AJt WuM«( 

rwMch». l*i«Mr Mnopt* 

l^obfa, dw f«, efr* 

Obvr ll«fn. •. 1110. »m 

'ffdUl** y»r>iil«ifiiti|; 

1«m l<^4udl«fi Htfkk 



IM cnilliU) JaiMT 



imarfiifi 



54 

■ 

«dinfffen fltelle dei^Borg ftenumtag. Er filhrte auf 
4ieMi^ 6eitb keine Mauer avf/ weil der hohe schroffe 
Ftiffen» «uf welehem die Berg erl»aiil war» statt einer 
jMtürKeben Maoer. galt Das Symbol heschrankte sich 
auf /den einfachen. Begriff des Ldwen,. der Mythus aber 
«rfoderte Hanulung nad handelnde Personen, darum 
Ist e# ein König in alter Zeit, der ans Sorge für das 
ellgemeule Wohl dea.Beichs und der Stadt den Ld« 
wen «tabergetrsgen, und der Löwe ist ein Soha des 
JKönigs. . So beifst er, weil die starke unfiberwindli- 
^li» Mater ein Werk dieses Königs^ Meles, war. Mög- 
ück wäre es sogar, dals gerade durch den Nebenum- 
stand, der Lowe sey der Sohn eines Kebsweibes ge- 
wiesen 9 ursprünglich dies bezeichnet werden sollte» 
flab dieser fiöwe kein ächter eigentlicher Sohn des 
Honigs war^ sondern blos in einem nneigentlichen, 
liildlidten. Siune so genannt werde. 

Jenrier Löwe also war in dem angegebenen Sinne 
ein Sohn des Königs -^ damit ist .eine neue Beihe 
Von Begriffen eröffnet. Die logisdien Verhältnisse 
fles einen Begriffs zu einem andern, werden so wie 
Aet Begriff zu einer Person wird , selbst audi r^l 
gewendet Daher werden die abstracten Yerhältnifs- 
begrifife der Abhängigkeit des einen Yt>m andern, des 
jBubjects und der Eigenschaft, des Grundes und der 
folge> der Ursache und Wirkung durch die concreten 
JBegäffi»^ Zeugung, Väter oder Mutter, und Sohn oder 
/Tosibl^ ausgedrückt» und an die Stelle des Begriffs 
d0i*: Gemeinschaft und der Wechselwirkung, tritt der 
B^^iff des geschwisterlichen Verhähntsses und der 
4etr He und- der ehelichen Verbindnog. Auf gleidie 
.Weiae werden auch für andere nbstraeie 8e|peä|||i90ia^ 
n^rele gesekt, welche physiadbe. 
'Slsiide bezeichnen) undi 
«ndTiSid, Liebe 
gehörea ebenfaUbi 




A5 



Wir erlSiiteihfi^ diei^ da wlk Merfiber Beispiele 
Ton selbst darbieten ^ imr dareb Andeutung- einiger 
Beispiele» in welehen.Mrir diese Umändemng der Be* 
griffe, die im Mythus cum stehenden Ghaijaktf^r ge« 

' worden isty gleichsam noch in lht*em ersten Keim 
and Werden erblicken können. ^ Wenn Sophokles 
Oei Tyr. 874. sagt s ^^^ q>vttv$i rvfavvQV^ so h^- 
b^i wir hier schon einen jener mythischen Begriffe^ 
obgleich' npch nicht in seiner festen mythischen Con» 
eistenz und Veriiörperang , sondern gleidisam noch 
in der Mitte schwebend zwischen der logischen und 
mythisdien Ansicht, da der Begriff in dem Zeitwort 
nur noch als-etn Werden « noch nicht aber als ein 
Sabstantiv aalfgefafst ist. Ein Sohn des Uebermuthe 
aber heifst der Tyrann^ weil Gewaltthätigkeit eine EU- 
genschaft des Uebemifithigen ist. cfr. Herod. Till* 77» 
Ko^og vßQiog vioc* Find. Ol. XIIL i3. tß^ig xope 
t^rjftf^ ^fttav^iv^ög* W«nn Pindar Pyth. V. 35. ron ei- 
nem geschickten Wagenftlhrer sagt ; e tav Em^ad-eog 
afGfv o^ipos &vyate(fa ü^oq^aaiv BatridavaqfiniBTo dofisg 
so will er damit sagen : derjenige , der es za rechter 
Zeit an der gehörigen Besonnenheit fehlen lasse, pfle- 
ffe nachher allerlei Scheingründe zu seiner £ntschul<- 

. digung Torzubringem Mit der Personifikation des 
Mangels ^an Besonnenheit in Epimetheus ist zugleich 
auch die damit verbundene Eigenschaft als eine Toch- 
ter desselben gesezt.^Herodot meldet IX. 5i. die Be- 
wohner der Gegend haben die Insel Oeroe, Aie sich 
im Flusse Asopos in Böotien gebildet ^ die Tochter 
desselben genannt. Wer erinnert sich hier nicht an 
denselben im A. X* sowohl yon der Tochter ZionSf 
als andi sonst von Ländern, Städten und Dörfern se 
pft Torkommenden bildlichen ' Ausdruck zur Bezeich- 
nung des Begriffs der Abhängigkeit? Man vergl« auch 
fierod. V. 8o. Wbs in diesen Beispielen als Snbjeet 

nnd Eigenschaft genommen ist , kann zugleich auch 

3 * 



ak das T^^"*^*^^* ^^^ Gimnd mi Folgd geaommen 
werden |. da da» Subject' inmar der Eigenschaft auch 
der Zeit nach yorangeheA mufs* Deutlicher ist data 
leztere Yerfaaltnifs, das Ton Grund und Folge, oder 
Ursache und Wirkung in dem Orahelspruchbei 41e- 
rodot Lib. VI. 86. i(u9gedrückt, in welchem die Sira« 
fe, die auf denH^eineid folgt, als ein Sohn Torgesteüt 
ist, welcher dem Yater, dem -O^xogi als Rächm: er- 
atehe* In allen diesen Beispielen sind die logisi^hen 
Begriffe der Inhärenz. undDependenz und der Causa*- 
Utät blos noch rermöge des poetischen Sprachgebrauchs 
real und physisdi geworden, so wie abel* eine solche 
Personifikation zu einer stehenden Person wird, geht 
das Poetische in das eigentlich Mythische i^er« Ein 
Beispiel wie der logische ' Begriff der Gemeinschaft 
und derWechsdwirkung Ton Mythus behandelt wird,' 
gicbt uns der homerische ^Mythus Ton der Liebe des 
Ares und der Aphrodite Odyss. YIIL 266. wenn wir 
diese mythischen Pers^onen in ihrer physisch-dynami* 
• Bchen Bedeutung nehmen als den Gegensaz der in 
der Natur wirkenden Grundkräfte. Wenn Virgil die 
Einwirkung des Himmels auf die Erde in fruchtharen 
Gewittern ganz im Geiste des poetisch - mythischen 
Alterthums so beschreibt Georg. lt. 324* 

Tum pater omoipotens, fecunflis imbribtift Aether 
Coojugift In grcmium laetae descendit, et oma« 
Magnus ality magno conuniztus corpore, fetos« ' 

80 ist auch hier die Zusammenwirkung dieser beiden 
Kräfte als eine Vermählung des Zeu^ mit der Here 
aufgefafst.1 Oefters drückt auch dei^ Mythus durch den 
.Begriff der ,YermähIung und Ehe das.Yerhättnifs zwi- 
scheut* Sübject und Prädikat aus, sofer« dieses als ei- 
,ne de|mSubject stets beiwohnende Eigenschaft gedacht 
wird^ In diesem Sinn ist z.B. dem Herakles im01ym«> 
. pos die Hebe als Göttin sug^sellti dem Hephastos ia 



37 

UezlAtäü^ uSaS «eiiieRiinstweriie eineC3iaKs» Begriilb, 
die indiftem allgemeiiieren gegenseitigen Ye^hältniase 
zu einmiidertflebea, wandelt der Mytiias uni. in Gesebwit 
ster, 4n BjHüder und Schvrestern. - Auf . diese Art wur«- 
den Apollon und Artemis, als Soniie.uad Mond, Ge* 
sckwis^,'. I^römetheus ist ein Bruder des Epiineiheus, 
weil beide eorrelate Segriffe hezeichneti, Zeas, Po- 
seidon tind Pluton in itrer realen Be;«ieliung Auf ein* 
ander aisd .Brüder, die Moiren, Musen; sind um die 
Einkeit .der irereinigten Begriffe 2U Teransdbanliehen, 
SchwtBStern. Ob die mythisefce PetsoBifikatien eine 
männliche {oder weibliche Person wabU, hängt roa 
der Natur des Bfegriffe ab, ifie z. B* Apollon. als Son* 
ne^in Yergleiobung mit dem* Mond, der Brdder ist, 
bier ist im. allgemeinen nur 'dies noch dsi Eigenheit 
des Mfthua bemerhenswc^tjb, daTs er besonders die 
absiracfeven und gleichsam mit einer minder sinn* 
lieh - kräftigen PersönUchheit auftretenden Begriffe 
durch Personen des weiblichen Geschl^dil» bezeich- 
net, wobei die Logik .des Mythus mit der Logik der 
Sprache genau übereinstimmt , indem ja auch diese 
überall dii$> abltractesten Begriffe $0. getne durch 
Haupinrrorte des weiblichen Geschlechts bezeichnet, 
und da* femininum so oft für das absti*aclere neutrum 
gebraucht, (nicht blos in den semitischen Spraoheii, 
sondern auch zum Thei} in der griechisehen , selbst 
noch bei Herodot u. a, kommen mehi^ere Beispiele 
dieser Art Yor») So ist es überall derselbe sinnige 
Geist, der^ s^ich in allen seinen Pix>duetionen, wenn 
^uch gleich unerreichbar für das so vielTach «getheilte 
Bewufst^eyn der Individuen, doch in der E^heit sei*. 
nes Gesamtbeifufstsejns, nao^^erselben bewunderuugs* 
würdig consequenten GesezmäT^igkeit manü^estiri. Die- 
se Personification., die hier überall zu Gruiide liegt, 
und dnrcb welche iiniPT^er der. , Wosaje .ßpgiiff sich zu 
einem eigenen Weaen erhebt, das Abhängige selbst- 



S8 

•t&ndig ^vird^.ntid die bloMO EigMidiaA «{tik Isa ei» 
nem neuen Sabjecte gesielteli ist^wie tichqpiter zei* 
gen wird, die fruchtbare Mütter Ton Gdfler^eten ge> 
worden, die wir mir .dadurch in ihre £iiih^it wieder 
auflösen können, dafewiir das Realgewordene 'wieder 
«ttf das Logische, das Objectiyirte auf das' SufafectiTe, 
da^ Bild auf den ^grtff EurAchbrin^en. Um das, was 
wir hier in seineni ersten Heime nachzuweisen haben^ 
den Uebergang yon dem Einen zuni Andern , worin 
das ganze Gefaeimnifa der mjthischen Magie/ oder 
das philosophische iPrincip der Mythologie ( enthalten 
ist, recht • zu. beaditen, erinnern wir hie#>'noGh. hürc* 
lieh an einige Beispiele^ in welchen besonders die 
mythische 'Oljectivimng eines ursprünglich rein Sub« 
jectiren in £e. AugeniftUt; ' Es sind dies besonders 
mehrere Stellien in der €^3/^06" in welchen ^z^ B.' gana 
natürlich entstandene Entsehliefsungen > de» Willens 
der Erscheinung und Einwirkung einer Gottheit und 
zwar namentlich der Athene zugeschrieben l^erden, 
wie l. 321. Ili. 76» Gi^dinhen , mit welchen das Ge* 
mfitfa sich im: Traume besrdhäftigt, als leibliche Trauma 
^estalt sich darirteUen lY. 795; coli. I4v IL inlt; tund 
besonders auch »der Eindruck, den ein enta^heidtender 
Moment auf die Gemüther macht, aus ütm^ Gerichts* 
punct einer göttlichen Causalität «so betrachtet ist, daia 
eich selbst in der Darstellung der zwischen der Sub«> 
jectirität der Vorstellung und der Objectivität der 
Wirklichkeit schwebende Zustand des Gemüths Ter» 
rath, wie zw B. Od. YIII. 17. sq. YI. 22Q.. 

Und ihn schufrAthenä« sofort £eiis hdrifBcheüde Tochter 
Höher tngleicli an Gi^Udt ond rölliger » auch ron der 

^ •• Sehdiel 
Gdii sie geringdtcs Haar,' wie dh pui^tne Blom^ Hy- 
* ' Äknithos- ' 

V AUo umgcfi die OöHin ihm Haupt und 9ehulter mit 
'' ' Anto^th. 



' «9 

» 

Was Uer m}ilibch Qb{ectiVifliil) «ird gleich dar« 
Auf Ton der blos phjchologiadeA Seite aufgefalst, 
wenn «a r. 242* heifiit : > 

Anfangt mrar erftoblen er mir unansclinliclieii Bildung, 

Doch nun gleicht er den Grottem, die hoch den Hirn- 

ibd hcwohncn* 
• • , ...... .1 

Man vergleiche auch Od. XIII. 397. «q. wo der 

entgcgengesezte phychologische EihdrucH zugleich 
aber auch mit einem h^öheren Gra^e mythischer Rea- 
lität gescluldert wird, femer aus der Ilias die Stellen 
a. 482. V, 1. «q. VI. 108. X. 507. XI. 720. 757. 

Nachdem wir den M^'thus in den Elementen sei« 
ner Entstehung untersucht haben, betrachten wir nun 
sein Wesen selbst noch näher, und seheii n}^ beson- 
ders darauf« wie er sich zwar in seinen einzelnen 
Arten lind Formen auf verschiedene Weise gestaltel^ 
gleichwohl ab^r in allen einen und denselben Charak,- 
ter beibehält. Da wir den Mythus, wif9 daa Symbol^ 
als die Darstellung; ^^ in er Idee durph ^in^ßild bestimmt 
haben, so* müssen wir ,nun,^ wie im Symbol, so auch 
im Mythus ein Dreifaches unterscheiden, nämlich, i) die 
Idee, die im Mythus ausgedrücht werden soll; 2) daß 
Bildy das von der Idee gegeben ^i^'d, und 3) depZi^« 
aammenhang,; in welchem sich Bild unä Jdee aij^f ein» 
ander beziehen. 

» * • • • 

Was nun das erste betrifft, die Idee, die im Mfr 
thaa ausgedrücht werden soll, so ist vor allen ebe^ 
dies als ein wesentliches und nothwendiges Merkmi^ 
des Mythus festzuhalten» dafs in 'ihm eine Idee enthal- 
ten sejfi mufs. Es geht dies auch von selbst schon 
ans der gegebenen allgemeinen Bestimmung des Be- 
griffs des Mythus hervor. Der Mythus ist )a nur das 
in eine Handlung auseinander gelegte Symbol, und 
darum wie das Symbol ein Bild, ein Bild aber kann 
nicht gedacht werden ohne ein dem Bilde Entspre- 



phendMf worim das •BiuT ehkn «eine Realitlt hat» Wia- 
^ber da« Syirbol aeine b5chtte und eigendicliate Be* 
deatmig erst dadurch erhalt and erflflltt dafa ea^eber» 
^inoUcheat Idealeat in aeine aipnliche Fpmi aufnimmt, 
ao bann ea auch bei dem Mytbua nicht andera aeyn* 
Auch der Mytbua BtfiH um 00 höhere je mehr er auf 
die Überainnliche Welt aidt beziehende Ideen in aich 
darlegt. ' Dieser Ansicht jedoch, ^fa zum Weaen dea 
Mytbua eine Idee gebore, begegnet hier zuerat die 
gewohnliche üntertcheidong der _Mythe n in bis tori- 
ache nnd philo>ophi»che , oder in Sage und Ueberlie- 
ferung. cfr. Creuzer Sjrmb. I. S. ff7. Die Unteracbei* 
düng selbat hat ihren guten Grund, indem auf dteael* 
ibe Weise, wie das Symbol seiner äussern Seit^nacli 
^ entweder Natursymbol oder Hunstiymbol ist, die 
Handlung oder Geschichte, in welcher die äussere Form 
^ea Mythus besteht, entweder eine wirkliche oder er«- 
dichtete seyn kann, in jenem Fall beifst der, Mytbua 
insofern mit Recht ein historischer, in diesem, wo ea 
blos auf die Ide^ ankommt, eiii pbHosophiisc&er. Hier 
aber entsteht nun die Frage, ob und wiefern sich an 
jeder dieaer beiden Hanptaiten des Mythus der allge- 
meine Begriff desselben nachweiseii lasse ? 

Daus der philosophische Mythus jener' an den My- 
thus ' flile'rhaupt 'gemachten Anforderung entsprechet 
bringt schon aein Name mit sich, unt^r welchein wir 
alle diejenigen Mythen begreifen, welche auf die über« 
ainnliche Welt und ihren vielfachen Zusammenhang 
teit der ainnlichen sich bezfehende Ideen unpiiUelbar 
nnd schon ursprünglich in sich enthalten, seyen sie 
mehr- religiösen o4er' eigentlich philosophischeii In« 
balts. Es sind hauptsächlich diejenigen, die den 'ihpB- 
giosen Glauben der alten Völker ausmachen^,^ 
gerade Eigenschaft des Mythus ist , indem 
Ideen in Personen und Handlungen, umgeaj 



4* 

Specnlationen tber 'das Udüenfinnlicha ' «Agielch . Aem 
Charaeter des Religiösen aiifirodrfiefteiu ' 

Ist aber daaselbret, iwas bei dem philosophiiicheii 
Mythus «ch<)fa die Nahir der Sa^e init sich bringt^ 
aäeh Toni' historisdien Mythus zubehaiqHeii? Es ist 
irohl nicht, sa laugten , dafs eiitl?eder atidi- vk ieOk 
hiatoriaehen Mylhua irgend eine Idee «nthalten seyA 
maTs^^TOii welcher der Mythus eben d^sBild ist^ oder 
diejenigen Mythen, die unter die iiistorischen gei*ech» 
net werden, gar nicht als solche anisvsehen sind. Der 
hiatorisehe' Mythos enthält seinem Begrifle nach die 
Kunde alter B4gd)enheiten , luid es läiVt sich auch 
voraus schon bästimmen, wasiim' aHgemein^n der In« 
hah der historischen Mythem-*seyn wird. Die Saga 
ist diie Yöulättferin deg G^chichl»^ wo diese noch kei* 
aen festen- Fufsiüu; fasseki wagt,^ -da bewegt sich der 
Mythos frei^mld xmgehindert. Was daher über den 
Anfang der Mensdiengeschichte, die erste Yißrbrditung 
und BiUung, die »Iteaten Sohichsale und Thäten ein*, 
«einer StSmme, Geschlechler» und Mensehen 'in" mehr 
oder minder Ternehsnbaren Lauten sieh erhalten hati 
yerdankeiir wir dem hsstöri'sc^eii Mythus, oder der Sa- 
ge, die Ton Mund zu Mund, : von Geschlecht za Ge^ 
schlecht gehend, lebendig sich fortbewegt, und diio 
SteHe.eMerni'kundlich « historischen Ueberliefe^ung 
veitritt*. .YorzügUch aber ist es der'Begriff der That^ 
weichet wie. die Idee ,den philosophischen Mythus, se 
den histoyisfshen Mythus eonstituirt. Hat sich'e(mnal 
die erwachende .Kraft des 'Menschen |in einer bedeu- 
tenden That «kund gethan, ist einmal in einer äussern 
Erach^^lming das inwöhhende ,Gefühl der iKraft zum 
klaren Bewufstseyn gekommen^ so beginnt ^un auch 
d^r Mythus , ' indem er <das Objectir-gegebene durch 
die ^darstellende Rede un4 Erzählung wiederum in 
das SubjecttTe* anfnimmtf sein eigentliches regeres Le* 
h&OL, Der Stoff ist gegeben, welchen er nun nach sei- 



4* 

Ber Webe.Whmdelii fcnü. DaliMr s*B. ImC dem Hei* 
{«mischen Volke der UjAaB mertt Ib denTliateii de« 
TroiechenMriegs eich sa deiner eehönttenBlüthe enN 
faltete , iveU. damals Euerst die Tliatkraft der Nation 
in eineriiedentendenf' die Gemütker ergreifenden, und 
daa Bewkfatae^nl der Nationalhiraft weckenden Hutt 
f atck. anageaprochen hatte. Aher der Mythna so lange 

i er nnr noch auf* irgend eine in der Sinnenweh xoßt 

i ^ Erackeinnng gekommene That beachrankt ist) erreiehl 
den ToUian Begriff .aeinea Wesens noch nieht;' Er fidlt 
noch in den Kreis der Geschick^, und kann sich rpii 
dieser nur durch ^den geringeren Grad der urkundli* 
ehen Gladbiwürdigkeity die 'die Geschichte fordert» un- 
terscheiden. Es nnifs^einr inneres ^Merkmal -aufgefiiA* 
den werden, da» seinen. IBegriflP wesentlich: l>estinimt| 
und dies ist kein* anderes, aia dss' Hinzukommen ar* 
gend einer Idee, die mit der Q^gebenhett^ öder der 
That, die den Inhalt des historisdienMjrfhus ausmacht) 
in y^rbiadnilg gesezt wird^ oder. 'es ist diee<tfasldea^ 
lisiren deaäuaaerlick gegebenen Stoffea. Dieser ist 
somit gleilshsi^^nur die Grundlage« auf wrelcher der 
Mythus^ sein Gebäude jautfiihrt, um aus der Stnnenwek 
in die Ueb^rsin;aliehe, fcu welcher ihn seine Ursprung« 
liehe Natur himsieht, wieder hinaufzukommen« 

Yetmöge dieaer denv Mythua angcbohrene'n Nei« 
gung, das äusserlich gegebene zu idealisiren, witdnun 
die Begebenheit oder die That| welche «r'sidi ein<^ 
mal bemächtigt hat, zum Wunder gealeigert, das Ge* 
wohnliche wird zu einem Ausserordentlichen, daa Na« 
türlidie ein Übemalittrliches , - und die übersinnliche 
Welt in ihrem nahen und yielfachen«' Zuaammanhang 
mit der sinnlichen aufgefafat. ^ 

Nehmen wir, «m dieaea Herkmal dea ICjthos an 
einigen Beiapielen darzuthun , was wir oben als ein 
einfachea Beiapiel einer mjthiachen Peraenifikation 
angefahrt haben» den Ifythea yon König Arganihonioa 



4» 



( 



anch für Hieseii Tmkf^^ '$o eirgiebl tidb. Tora erste» 
dafs dieser Mythus wirklich au^ eiaer historischen Be* 
gebenheit beruht. Ist er aber auqh mit Recht ein 
Mjrthus SU nennen, und ni6ht vielmehr blos unter die 
Sagen zn reclmen? DasLeztere müfsten.wir behaup- 
ten, welin den Inhalt des Mythus, nur die historische 
Thatsiiche, wie wir sie oben zu erklären rersucht ha- 
ben, ausitfiaohte« • Es ist aber wirkMeh mit jener my» 
tliisehiHi Pefsohifioation zugleich auch eine Idee ge>» 
sezt ^iorden« Jene mythische Per^ii- ist ja zugleidi 
als ein Heros gescbilderr,' der über die ge^M^öhnliche 
menschliche BeschtfSnktheit erhaben und mit götter« 
gleicher ' Milde 'uiid Güte unter -den SterbKchen w^U 
tet. Es tritt una in- ihm die Idee der höheren Welt 
in ihrem segensvollen Einflufs auf das Menschenlebeii 
entgegen. Es wäre eine überflüfsige Mübe^ dieScik 
Character des Mythus an mehreren einzelnen Beispie« 
len auszuführen, wohl aber ist hier zu bemerken, dafs 
uns eine 8ol<jie Idee An dem Grade aufikllender und 
großartiger erscheint, je' mehr sich die hrstorischea 
Mythen ztf- einem grdfsern Ganzen rerbuTirden haben« 
und da uits eben dies nicht immer genau genüg b^^^- 
achtet ' worden zu seyn scheint, so möge hierdber 
noch einiges 'hinzugefügt werden. Wir wählen hiesu 
die beiden- Hömcfrisdien Gedichlei. Dafs in den Sa- 
gen und Mythen Tom 'IVoischen Krieg, wie wir sie aus 
den Gesängen der liias kennen^ Wahrheit und Dich- 
tangf Historisches und Mythisches auf die mannigfal- 
tigste Weise in einander geflossen i$t, leidet keinen 
Zweifel« Aber wie characterisirt sich uns däs'Mythi« 
sehe ? Offenbar dadurch, dafs der historisch gegebe* 
ne Stoff einer herrschenden Idee unterworfen , und 
durch diese n^h alle|i Seiten hin zu neuen Gestalten 
umgeändert und fortgebildet worden ist. ' Die einfa- 
che Bemeikung des Dichters gleich anfangs y. 5. 
^%Q$ d" frsXf isro ßskii sprieht diese Idee klär aus, die 



44 



zam WttelpiiiK^^rliobeli; dar Jlttte eine gleiek* 
$&m organiftcbe Trid^kraft mittheUte, und dem Gan«> 
sen jene harmonische Einheit yerlieh» die ebenaosehr 
ela dar characteriati8che^«nd ohne Zweifel scIm)» ilkiab- 

hängig TOn der Homeriseben Dichtung enlati^idßiB« 
Gepräge det Mythus anzuaeheai ist, als wir sie in die* 
aer wegen ihrer hohen poetischen Schönheit bewun- 
dem müasen«. A|tf dieselbe Artläf^n sich auch nach* 
weisen, dafs die yielfachen mytbischeii Verzweigongen% 
in welchen der Mythus vom Troiadien Krieg auch 
nach dec Entstehung der liias noiih immer fortwucher* 
tet und immer* weitem Kreise «og, .hauptsächUeh da«» 
län ihren Gt*und hattenr dafs der ICythua immer Yoa 
einer Thatsache zu einer Idee, und dann wieder yoii^ 
iiet einen Idee zu einer andern noch höher geateUten 
fortgieng^i und rückwärts und ror^ärts s.chreitend 
nicht eher ruKlev aIs bis er sich zu einem yielgegUe* 
denen, in sich geschlossenen Organismus herangebil- 
det hatte, in welchem ein lebendiger Zusammenhang 
islle einzelnen Theile -unter sich und mit dem Gan* 
^en yerband« Was daher dei* Sänger der Iliaa nodh 
als die Fehde zweier feindlichen Yölker aus der ein« 
lachen Veranlassung einer geschehenen U^ill $ ob- 
gleich unter mitwirkender Theilnahme der Götter auf 
beiden Seiten erzählt , das steigerte der höher atre«> 
bende MyiEus alsbald zu einem grofsen Kampfe zwei^ 
er Welttheile , der beiden Erdhälften um die Welt» 
.herrschaft (wie schon Herodot in der Einleitung ku 
seinem Werke diesen Krieg' ansieht, und darum auch 
das Yorbiid \ier apäteren Kämpfe iswischen den Hel- 
lenen und Persem in ihm erblicket); es müssen Ble^ 
minons Schaaren aus dem fernsten Osten der bedräng- 
ten Stadt zur Hülfe heranziehen, (schon die Odyssee 
kennt, obwohl nu^ in einer kurzen Andentnag IV. 187» 
diesen Sohn der Eos , yon welchem^ die Ili^s noch 
nichts weifst) und die Besiegung Ilions durch die 
Macht der Hellenen wird nun die Verlegung der gr<N 



4* 

lif 1fV0Hw0U, fwmituAH 4^§ Vänä4U»m$f 4ä$ imAtUik 

if0¥ t%Um MmAheh irW4irr ¥\nnnA9t rnnpM^m V^l« 
l«v 4äß iMnin& 'Fhun und Ttnihen 4irf in irrihnm 
Mi4 H^ilm h0fMn(i§n^ W««M dcrr aii#«bi^lirfl ^uliltfi' 
mtriHÜmi Wnfiimwdi ikb nrrtcrlii'«« li#r«« tH4f$n 

WifiH» Ktfttulli« imI 04yM« V# ISO« 4i# ttmiirrliiing miM'ht^ 

4wfip$f^ 0iXfiPnm¥ ap0fi9if0P Xfff tXtffff iftXu^fiPfOf 
i% $M f§ nufu fftXfflf^ iUftff$§ mtßitifupf tm nvffig up» 
ic^ufffpm aufff¥ ii$v0$VüUff0^ $ntiSaf 9i* $n$$Pfflf i§ 
f« >!## ffiPPi^^aP 0$X4fii WH« i9t «l«nn diif#« tMn* 
m $n40r$4 *l« dn« ln<IUdi# M«}«^ ääd Ptin^ 
f9f 4## ftf«l«ii UMifjM^ <li# WdtnNflUrf f dl« Mutter 
tll«r #riieJi«ff#fMm W^iNnif di« di#»« Wde di^r ftolMrin« 
Viktor imd d«r #innlMf«ft Kr»elNdn«n(^ifn *«• Tfl«^ 
wimn% ir«lK 7 Kin ii<il«h#« {|«}t«inMl4 wiir j« tif^h 
IMmm« «1« «rill hUfhü$ $iSmX^i d«« dki TÖlbirf t«rf 
Tr«4« IMMil»l«f liiill# «kr trtion fll««ii;)iirr0« ir<m flifii#« 
f«« ##r iiMNiM IjrrttfclM tli/$}H#f In mAn^r h^änmmi 
y^Hn^klUt hnmn§tfn, ttti VUu Ptumdr* f # 44« Kd« lf«lnd# 
f^ffM^ fiM#ii« ifn« t90i}hi dtffHbin' m4 nb«r dut All«r dli'##r 
^0MUMnn% itlfd niN^lt nn «inifm «nil«fn Ort« di# Aim 
Am §0p$, Wir #«li«n tetiim $n§ d#m AngifgrlumimMirr 
MtfUrrbidb f(«g0b«mrA StfgriflT dnrch di« hin^stu 
fii)^lltl««li« Id«« •« K«)ii^bini ttfld #rwidt«H^ 
Mi Jttf Md^ii Kl«fiiinil# d«» hiHf9fi$Am^ 1iythn$^ 
4p gl #<4(ib in «"iiMrf imd di»fi«ltirra ^«rricni tirfbundini 
«V kmi0 iri#d#r tm Mlbü in «wtl f trMlii«d#n« Cn« ^ 



itl CO Imb geworden, dai die beiden entgegengeces- 
icn Enden caummenhalten sollte, und doch ^dl auf 
d^ andern Seite aiic|i die Identität der Person niclit 
enfgegeben« Dieaei demUytliuA.natürlicheldeslieiren 
höantfl aacb an andern Pt^rsoncB de* UomerisdieB 
HytUenkreiaea dargeiltaii werden. Eine Andeotnng 
dieser Art in BelrefT dea Achillen« hat Creuzer Symb. 
n. S. 567. Anm. 196. gegeben , wenn er ala YorbiU 
Ton ihm den Aebeldus ansieht, und in ihm seibat eis 
Bild der schnell TorUberraoacheBden Lebenailuth er- 
blickt. In der concreten' Ertcheinung seines fluchti- 
gen Leben» würde so der Mythui eine allgemeine 
Idee von dem menschlichen Leben abajüegelR. Eine 
gleiche Idee läfst licb an dem Homerischen Odysseua 
nachweisen, und wir wollen dieae Ansicht hier um »a 
*xtleh.r mit einigen Zügen ausfahren, da sie uns. das 
VerhältniTs der Homerischen Vorstellungen zu der Üb- 
rigen Mythologie von einer, so viel wir wissen, noch 
wenig berührten, und doch wie es scheint, nicht un- 
wichtigen Seile zeigt. , 

Nicht minder ala die Helena hat der Mythus die . 
Person des Odysseus idealisirt , obgleioh auf andere 
Weise. Die homerische Bage läfst diesen berühmten 
Heroen des Troischen Kriega auf der Rückkehr' nach 
Hause in die ferne Westwelt Terschlaged werden. Nach 
langer Irrfahrt gelangt er nach Aea , der Insel der 
Zauberin Kirke, Ton welcher er nach Jabrea&iat wie- 
der in die Heimath entsendet wird , jedoch npt dem 
Befehle, dafs er zuvor , um dahin nnrückkrtfes xn 
kfinnen, zum Eingang d 
fen nrtsSe. Er rollbrin 
Heer nmhergeworfen, 1 
Gattin Kaljrpao, die um 
behielt, und erat im 1 
in sein Taterland entlii 
■der Ph«akflB-Iiic«I Scho 



4t 
nStt WM4«nrf Aw umIi 

1 flt«h iti Ihr üUffipU^h 4t« 
«««i MM ätif Mttttm im 



Am W*. 
I irf« Mrr 



4« 

ndet Rreiseti «uid wohl uliät ohne Bextektiiif; dafsnf 
heifst sie KaXXinXoxaffows die rii^gelloiLige^i cfr. Creo« 
«er Syqib. IVi 8. 22, u. 23» Anm. 2&. Der Zanbegl 
abei*, den tie aotilbt, ist 'der Zauber der SitmenwelV 
die durch ihre aüaaen Loekungen, gleich einem lieUi« 
ehen melodiMdien Geaangc die Seele ana der obem 
Welt in die untere herabzieht. Der Trank, den aie 
reicht, iat wie der beranacbende Trank ana dem Hei- 
che dea Dion'yaoa, der der Seele das, Andenken an 
ihre h6faere Natnr • ranbt , und die Lüatcrnheit zum 
Leibe erzeugt, womit die Seele den Weg nach unten 
antritt, cfr« Creuzer Symb* III. s. 437* Dio meisten See« 
len ^un, wenn aie einmal in den magischen Hreisi der 
^ie hinabzieht, gerathen sind, und ron dem Tranke 
getrunken haben, können demUebermaaa der sinnlichen 
Lust nicht widerstehen, und erniedrigen sich mehr 
und mehr unter die Würde des Menschen* So deute* 
te ja schon Sokrates die Verwandlung der Gefährten 
des Odysseus Xen. Mem. I« 3. 7. Andere aber yon 
edlerer Art bewahren, wie Odysseus, mit Hülfe der 
Gottheit, und eingedenk der inwobnenden Kraft, cfr* 
Od. X. 294. sq« das Bewufstseyn der höheren NatuTi 
^ und wenn sie auch der Theilnahme an dem leiblichen 
Leben sich nicht ganz entzieheif können , ao bleibt 
ihnen doch die Möglichkeit der Rückkehr. Sehr be« 
denttam aind auch die Syn^bole der Löwen undWöU 
fe^ die in achmeichelnder Gestalt an dem grofsenPal« 
last der Kirke stunden, cfr» Creuzer Symb. III. s» 427« 
I. 's* 4o8:> und bedeutsam tritt auch Hermea einigemal 
auf, er 'der Seelenführer> Die Lotophagen bei weU 
eben Odysseus schon rorher auf ae^inerweatUchenlrr«^ 
fahrt w^r, gehören in denselben Ideenkreis, denn wev 
IX. 93. Ton den Gewäeha des Lotoa kostete t afiaaer 
demi Honigi 



\ 



^^i " 




4f 



•r M Ami Vfmi^m Amw linUnmßf^H %i$i§^^HMi^t^n, .W«i 

AAi m0i f $ » n 4^ myiiiMrUi$ieß$ fMfUr^f i^f$ 44r T'M für 

va4 iW ^Miefa 4ii( tVili^r^AfU 4mi lU^iiU^h^ in ih$*0 

U iM Ki'^f««!! Ml i^uiniif ibr^i' Wi'Miki Mi»/{ «n^r^Mm^ 
M^ IhMMi #14 mm9HHf Hl\U ißiMhi$$$ I »04 t>ar «41/ 4#Mt 
W«|^ uMi» «AfAA d^n W#(( n^d» 4^i/M wUdvr g^ 
iria«Mf 4Ma4 «i» liüiiii Hun #wi;b 04yM«u« «mI 4i^ %\kim 
dUe» IV*A4ie»iiii{|f I irr#i 9i«i;M4iii ^r unUtn §m %%MAm 

tMh mß^ |Ar/4 Kirfim^t irr »i^lit aumiiiulWr 4«liiii^ 
MM i^wifiitm füHU h4H ibn au^f^ 4i4 Nytftf^ KaJ^JM^i 
vi« ^«M #«»f *b» »U m4U*4i$€hmf IHitMM to 4#r 

04. T. ik. A4MA «U f#e #iM 04IIJII 4#r k» 

<* .wi4 w > f^Um^nt^Hf 41# «lU 4i4i Un^ §ra#fct i4#4, mC 

MMMT M #k'b f««<i|lill^ll will, Kl;4;il#9 IH M» JMIi 

ttir M#4M »kie mitidMr b^id^euimU^ wi# 4#r 4br KiHU» 
Imt ImM lUAw^m v^A MAvifr<#i «iMblUkfA« v^il #bi 
«« «mIm in 41« lb««ri#, 441«. M#uirUI# l#M»U«h# 
f.4((b4ii| «iAli^Ul« «i« 4m4In( iM 4iir 40mffm t^HUMmt^ 
40 ltmM^9 m' ^ iiMi9iMt# iMthm, Min i^0mm 
M0U Htm tiäfm «. p$h IÜimaMw 14m rM 4«r f 4hu 



6o 

tflhreiiden vfid - reritrhemätm Lutt der niiMPti^Uen Sin^ 
nenifell ^ederhohlt sich endlich auch noch in den 
Sirenen, inrelche üß ^flensclbien 

"^ 'Alkmnal'bteKaubtonV wer j4f to ümen hinanfahru Od^ 

• ' ' xnVsg/ 

-» r • . 

."VyiT }ial^en so zur Bezeichnung^ einer .und derselben 
Sache yier einander, ziemlich nahe verwandte Wesen. 
die Kirke, und Kalypso, die Lotophagen und die Sire- 
nen» aej e^ weil es der Mythus überhaupt liebt, die 
Einheit des Begriffs in mehrere besondere Gestalten 
aufzulösen» oder weil ja, auch jene Wanderungen nadk 
unten und oben, deren Nachbiid.die des Odysseus^sind, 
sich auf. mancherley Art wiederhohlen. ,\Zu welcher 
ideal Ischen Höhe sehen wir ^ber hier das einfache 
hiAt9rische Factum einer Fahrt in die Westwelt erho- 
ben!-. Der. IVTann, der auf der Bükkehr in sein Vater- 
land auf deni Meere irrend umherfährt, ist die in deifi 
Kreislauf des Lebens, umhergetriebene Seele, die Irr- 
jsale, und. Gefahren, die er besteht, sind dieLokunfi^en 
und Vei'£ührungö*i der Sinnenwelt, das Yaterland, das 
er sucht i ist der ursj^rüngliche reingeistige Zustand 
der Seelen« aus welchem sie erst in diese Welt der 
Sinne und des .leiblichen Sevns herabgekommeu sind« 
und von welchem ihnen, als Bürgschaft und Unterpfand 
der einstfig^^ükkchr^ eine mehr oder minder getrüb- 
te Idee ihrer höheren Abkunft und Natur inwohnt ^ 
ddreil Bewid3ts)Byn aber die iü der Itrfahtt d^s he* 
bens 'rmgonde und jgefi^uälte. Seele mit stetem Unmuth 
üftdXieid erfüllt. Daher ist er selbst der irrende DuU 
der kin Oäuöoevs^ ein Mann .des Unn^uths: und der 
Hlage^ wie .zum Theil sgUoa die Alten seinem Namen 
gedeutet haben« s.* Creuzer' Briefe über H<Mn...& i^so* 
Auch di^ lesteZug, mitd^m •Aiese.Dichtttiigieo.^aehöii 
•Ml ^echliefst, Aet . schlafend in jsein Yaterlhad gebracht 
H vi4 et' beim SrvacbeB taicht erkennende Odyaseue 



6i 

f$üi Tomummeff ^t tu ih$et lUAem Amichi A6 
mag Mcfc d«r ZoMiBnd Aer BeeU , wenn «{# In ' Jet 
okew W^h etidlleh wieder «0 threm foUeti Selliiibe« 
waCrtMT« g^l^ngt, dem ZuäUnA eine« «la« lengem 
Sdikfe Enrik^emlen, dernlelit wclft^ wie ihm ge« 
•cbeben lat, glrfehen* OÜ. Xltl 187, Becfct liedeui. 
M« iet e« daher, Wenn n 60- ron die*eni Schlaf ge« 
Mgiwird, er »ejr ifxffgtro^ i^diarog davikv ^Yt^ota #e#- 
M»i> fkhon den Allen fiel dieier Schlaf dea Odyaaeua 
•ef, end Arl»totelef hatte wehl bei aeinem Uriheif fiber 
«e Od/Mee Poft. c; %b. auch dieae Sülle for Au- 
|«n* I>ie KrllÄfüffg Hegt tiiiAtrfeiHg nur in nnaerer 
Anaichl, ttnd durch dic«e Iif>/inefi auch allein die 
Al/geachrnahtheiteif der SdioHaiteUt Ji« hier bald yoti 
der Srhiafaacht dea Odj«geu», bald ron »einer Ter. 
•iHlvog, um achlafend derJJe/ahlung dca7iohnea enu 
fjehen «u li/;mien, reden^ abgewieacn werden. 

8e reich irt der Mylhua en innerer ÜedeoUam« 
^il, wenn er geffiüf leiner hohen Bcatimmung den 
«naaeriich gegebenen Sloff, mit welchem er aich rer- 
beiden hat, mehr und mehr zu Wutern ttnd;iumldea-i 
üaeben hin.^uf/ubililen afrcirt, d/irnit er in dem ainnli* 
#hen »ilde ein Zeugnifi roll dem Ueber/iinnlicheo ge- 
\^. Freilicfc aber iat nicht jeder dem M/thua darge« 
Uiene biftorlachc Stoff auf gleiche Welae »einea idea« 
«wenden Slrebeni empfÄnglieh, ea bindet hier ein 
^abeatimmbarer Unterachied itatt, und wir li«nnen nur 
<ie eolgegenge»e;sten Knden bezeichnen. Ka Yerb^lt . 
i'iM mit 6ütn Mythua auch Ai bei, wie mit dem S/m- 
w/b Wie daaS/mbol ohne h/Jhere Ue#leu|aamlieit «um 
{^frAhnfieh^m Bild, Sinnl>ild, oder Zeichen wird, ao 
•eilte mM auch ron dem hi^toHftchen Mjthna, wenn 
*« r^sfblttng allein in dem Gebiet der Geachichte zu 
Ueike« aclMrint, «nd nirgcnda eine idealiairende Bicli* 
«eeg Terrlth, die bleae Sage abaondern, ob «war frei. 
lic* eelten die Sage ganx ohne alle mythiache Zoga« 



b« isti wir« tt aucb nvt {«gend eine Pertonification, 
t>der irgend ein« bedeuttame Zahl. Ifan d^nke hier, 
an die in gewiesen Mythen eigentlich stehend gewor- 
denen Zahlen/ 2. B. die Zahlen: 3, 4« 7? 9? ^^9 ^^r 
5o, 3oOy 36o u. s.w. in welchen so gerne irgend eine 
höhere Beziehung, wenn auch oft i^nr schwach und 

' unl)estiuunt^ durchblickt. Eben dahin, gehört 9 wenn 
sich in den y||ker- Stamm- und Geschlechtssagen ei- 

. ne idealisirende Tendenz durch die • genealogisirende 
Einheit ausspricht. Der Mythus kann es nicht ertra- 
gen, irgend eine gegebene Reihe unroUendet za. laSf-, 
s«a, oder nur ins Unbestimmte zurückzuführen, er 
Strebt daher aufwärts, biis er einen festen Punct fin- 
det, und füllt die Luken mit Personen aus, die ihre 
mythische Abkunft oft deutlich genug nicht verläugnen 
können.. Es ist auch dies zu der Eigenheit des. My- 
thus, Ton welcher wir reden, um so mehr zu rechnen, 
da ja der lezte Punct, - an welchen der Mythus das, 
was sich in successirf r Folge entwickelt hat, anknüpft, 
gewöhnlich eine Person aus der Götterwelt ift. ^ Es. 
genüge hier z. B. an die Namen Jnachus-Agenor, und 
Belus-Aegyptus, und Danaus u. s. w. zu erinnern« Und 
wie rielerley andere Veränderungen und Ausbildun- 
gen der historischen Sage hat nicht dasselbe idealisi- 
rende Streben des Mythus bewirkt ! Wenn Ursache 
und Wirkung, Früheres und Späteres, Abgeleitetes 
lind Ursprüngliches, (wie z. B. wenn griechische Sa- 

' gen, was aus Aegypten und dem Orient nach Griechen- , 
landkam, ron Griechenland ausgehen lassen), mitein- 
ander yerwechselt werden, so hatte eine solche Ver- 
kehrung der logischen Verhältnisse ihren Grund ge-, 
wohnlich in irgend einer dem Mythus Torschweben- 
den Idee» nach welcher sich das Gegebene fügeA 
müJTste* 

Wie wir rem historischen lljjiiiis )3ie I>la90/fi|p|g9 
ontcfrschieden habeui #9 hftt 




Mpihm et» «m(cgmfeie«i#9 En^« In weleb«« er ##!• 
Mf •r»pnUi(^idi# IMrdiftttitiig «blegeiul, «llAllilijl f i^ ' 
^efüeru E# ifl df«i du« Mährc^im, wddurm in einer 
Kiiliiffeiiljin( der rer«chtedenen Arten itn4 ftuifen dee 
Ufthm§ ebenfeli« »(^ine ftu^lle »nfenlisaien m erden muf«^ 
Lncer de» ellgemeinen Uegriff d«j» Mylhu» gßiUiri e«| 
weil e« ebenblk etif dem ßegrifrif der Ikndlttng uh9 ' ^^ ^ 
d«r G^tebiirhte i^eruhtf «4 a»ter«elieid<;t fleh «ber euf 
der etnen Si^ite ron der 8*ge düdurcli, defe e« reine 
Fielion iet« iMler^ wenn m Atieb etwM Ilbtorifclueii in 
#ieh enfoimm^ die bUtorifche Wihrhrit wimigftene 
mm0 der Di^btnng ^n/, untergeordnete Rollo •piell, 
«nf der «ndern Seite vom Mj^tbue in «einer eigentli* 
eben Bodifutitng d^durcb^ djiff e« eine b^bere euf die 
ibermnliebe Welt $uii be^iobende Idoe entbehrt» 
Wnnderbnre« und Uebemetarliebef mecht ji^wur nein 
Wefon BU0f «her d#ii Uebertinnliebe itt «osebr der 
Einbildnngfthreft dienetliar geworden^ imd in den Kreie 
drr einnlidben Wi»brn«bninng herabgezogen , daC$ ee 
mii dleeem eelb«t in Kine Ordnung der Dinge zu$Mm^ 
wenfillt^ l>ie Kinbildung«knift ifl diui «Hein rorherr» 
irbende Vermligeni ror welchem die lliätigkeit ^Uer 
andern Vermdgen glolebfnm Terttuiimen muf$, ZuUM 
tmd Willblibr haben hier freien Spielraum f nud nir» 
Pfßi$ rerritk «ieh ein anderer Zwecke ala der der 
angenblieUieben Lntt der Unterhaltung nnd Ergdzong. 
IlerGeiat aiebt aioh in eine neue ron der wirbliehen 
girns rerachiedene Welt reraer/t# die ebendeiwegen^ 
»eil er ate aelbat geaebaflfen hae« ala die Kebraeite 
dar Wirblichkeit f nnd ala ein freiea Product aeiner 
Einbildung einen eigentbümlicben fieis^ (ür ihn hat» 
Man rergl« Ober daa Mühreheni daa im Orient beaon« 
derff wie z, h^ bei den Arabern in den Kr^elblungen 
der Teneend und Einen Naebt aeine hOebate AuftbiU 
titen hatf die treffliche^ aua eigener Anachat»- 
ErjUiUnng ren Zaubergeaciiicbian 






f 

Geistermabrclieii gewidmeten Bedntnenkrelse gegrtflTe* 
ne Characteristili, die Hammer i^ den Wiener Jahrb. 
1819. Bd. yi. 8. 329^ aq. gegeben hat. Wie das Mahr* 
chen auch in den Mythus eingreift^ und dieser allmä« 
)ig, wenn er den innern Gehalt der Idee rerliert, nnd 
seine Bedeutung aliein in der blofaen Erzählung ha- 
ben will, ins Mährchen übergeht, davon können wir 
uns am besten durch die Art und Weise überzeugen, 
wie Oyid in seinen Metamorphosen die alten Mythen 
grofsentheils behandelt hat, und schon der Namci Me- 
tamorphosen, den er ihnefi gegeben, zeigt deutlich, 
dafs er den Mythus aus dem Gesichtspunct des Mähr- 
chens betrachtet hat. Solche ^übernatürliche, durch 
nichts i^otiyirten Verwandlungen des Wesens und der . 
Gestalt, wie wir sie bei ihm, obgleich allerdings auch 
Bchon in dem altem Mythus^ finden, ohne dafs sie ei- 
ne höhere symbolische Bedeutung haben, sind für das 
Hährchen ganz characteristisch, und es giebt sich uns 
eben durch diesen Zug sogleich selbst zu erkennen, 
als etwas dem Mythus wie dem mythischen Epos Fremd- 
artiges. Cfr. z. B. Tirg. Aen. IX. 116. sq. X« 187* sq. 
XI. 271. 

Die Idee^ ist es also, wie sich aus Allem, .was wir 
bisher ausgeführt haben, ergiebt, die dem Mythus sei- 
nen innern Gehalt giebt, und wenn wir vom Mythus 
in seinem höchsten Sinne ausgehen, die verschiede- 
nen Arten und Stufen des Mythus bestimmt. Die Be- 
schaffenheit der Idee bedingt den Mythus yrie das 
Symbol, was aber die allgcpieine Form betrifft, unter 
)¥elcher der Mythus die Ideen des Absoluten in sich 
aufnimmt, so findet hier noch, vermöge der eigenthüm- 
lichen äussern Form des Mythus, der Unterschied statt, 
d;>fs der Mythus seine Idee nicht blos in momentaner 
Kürze zur Anschauung bringt, sondern successiyr dar- 
legt. Wie daher das Symbol das Absolute als ein In 
sich selbst mhendes Sern darstellt, das als ein schleclit- 




4hf^U w»db#bi9 §o Uhi d#r Mythus «In« Abtolut«^ 

y^rm d## W»r4#fli# »uft •• ^pmhi iuii In Um« 'l'iiiU 
U^^kcU , IltndlttiiK A«4i «in daixli Witlküfar m4' 
fr«!« S«ib«lfeMliauiMifi^ Ki*«v#ril<tn## ft#f *« $«711 und 
W«ri#» w0rhMlUtm $Uih «u 4»{iiAn<i«rf wi« lUum und 
Z0kf imrA wiricli« hüHu iillg«fii«iii« Formen wir Imi» 
r«(i« dM Sfrobol uni 4«»i Mfihu% unfti»i'#i;bi#dcii h**« 
k««« 4«r IUmjü UI iilitr «uch db Vsttm d^r ütoüimen^ 
digMl« iUr Z«il iU ¥nrm dew ymUuHt, Uftrmm mut$ 
Mcb d#r Mf tiiu# Ui »ifinttn Mf^tfii cU« AUoi«ie# •!• «iji 
KrtiM 4«r*Urll«i|^ wi# «« Auch fii<;kt niiibr« i4?)r» kMMi 
mewm F#r«oiHNi «inil IlMiuilufiK«» <li« lutupu^kUch^ion 

Wir lurmm^fi min auf 4««Zw«te«t da« «vir hui iImt 
C'«irr«e)i«i4iinf( difr f^rwhusdifnun lU'MdndthvUmJ d«§» 
Myilm$ in Kinrtt^^iiii^ /.i«'li4'n mOt^en , tfuf du« JU14| 
d«# f«0 dirr fdif« i(<r<'('fn winL llrrMyihy« ##ll, wi# 
»ir ||i0#di#ffi hul/irni ififi« Id«« #ii#4iK(i:li«?n9 jsiini Aii«»# 
diMcli d#r#4iU»im mii£i «t •uih nkcfr'iiiiii'* liiM0«lM?di#«. 
utm^ m$ mnUluJki ilaliti' diir t^'i-nf^r, «uf w#li;ti« Art ondi 
i« v«lcb«m ^>r«d# #r i>tliUi«ii mit tl«t «ifif«clt« HUd 
iM #in ftymbot «ndb d«r MyUio« miib duhirr tymli»*' 
Ji«db M*/«! d« il>i;r ni^^iit d«« lfiiiii«nt«n« der An«d»«««^ 
MB|^ ««Hid^m dM M«ftiu'i'*#ife d<tr IfmidliiffK ««in W««* 
M-n i«if »o biMl4?bl ««'in« liiMIkbk^ii «hirWi, dttCi «|r 
rfttfirAd^r uuihfurm ¥$yuApQ\u zu «itiiir Hnndlunff- T«r«' 
i/iitdjst^^odjer BueU Am einfnehtf Wmutn d«*r AnMuhmAm 
«ftf( in in#liriir# Moment« /«i'li"^t , y^d in 4'iu« tLck 
•• fcw ir irolwldi4flnd# ll«fiillufi(( ui/)«4'/t» l>«r 
MyilMff mnC« diiii4r da« HyntKol in $u'M *tif|$<»nonini#n 
imMüi «nd JMnn olin# duMtUni niclii h^Mv.hen^ und 
WIM dähmt diß b|#M ^Mg«, und du« iiio«<» MMireh^üf 
mir Jmi d^r lUiruchuinn di*# Mythus \4fn A^r- 
m ü^rfilrtDii •ollf MMif«lMn^ youn* den ^u^ 



/ 



/ 



griff des Hjrditia r&Ax gehfiren , w mftMen idr feae 
beidefty i¥eil da, wo keine Idee iat» ftüoh kein Bild 
/^kiket Idee seyn kann , Ton dem BegriflP des Mythos 
fmch dann ausadiliefsen, wenn wir sein Wesen in Hm* 
slokt d^ Bildes, das er geben soll, untersuclien* 

. Der Mylhus, kann nun nach yertchiedenen Absto« 
fungen mehr öder minder symbolisch seyn. Da er 
aber nach der einen Seite seines Wesens betrachtet^ 
eeinen Crmnd und Urspmng im Symbol hat, so mnfs 
er anöfa, je näher er seinem Ursprung steht ^ um so' 
mehr noch denCharacter des Symbols an sich tragen. 
Daher in den ältesten Mythen das Symbolische lo 
überwiegend ist, sie sind kurz und abgebrochen, mehr 
int Banm. und^ in der Anschauung behaxrend, als fort- 
schreitend in Handlung und Rede, uftd'je mehr das 
^Syifabbrin seitter ursprünglichen Bedeutung ^asHohe 
^ und Unendliche zu erfassen strebt • d^ato mehr hat 
a,ijich der'dem Symbol noch yerwandte Mythus Ton in* 
nerer Bedeutsamkeit in sich. ; Allmälig aber entwi- 
ckelt sidt die einmal angeregte Bewegung und Hand- 
lung mehr und mehr in der fortsdireitenden Folge 
ihrer einzelnen Momente nach allen Seiten hin, mad 
auB dem ruhenden Symbol entfaltet sich, wie der Schroet* 
terling aus der Puppe, der leichtbewegliche Mythus« 
wie wir ihn in seiner rolJendetsten Form bei Homer- 
insbesondere sehen* Der GegenSaK des Homerisc&en 
Mythus ist der ältere Orphische, der sich unter der 
Gewichtigkeit und Schwerfälligkeit seiner alterthüm- 
lichen Symbolik kaum zu bewegen im Stande is^ Doch 
aÜes dies ergiebt sich yon selbst aus dem sdion oben 
entwickelte», dem Mythus wesentlich angehörenden 
Begriff der Handlung. Hier aber haben wir es mit 
der Frage zu thun , wiefern der M)rthus auch dann 
noch als Bild einer Idee gelten kann , ' wenn er das 
Symbol mehr und mehr in das SuccessiTO der Hand- 
lung nmseat^ woi^anl sieh. Ti>n selbeiilri« AsüiweH «er- 



y 

i 



4 
•• • 



\jL'. 



I 



h 



Mum h9^^immun%f \Amm^ dsrcft BiM#r dM^MlWll#iif 

Mb« iMi£p Ifmmsr wuikf t^mcltirhiilM i «lul $UM in 
im 1j0%iM4^ und Ui0eumif& f#riS#rm^ mfh in An« 
iwKlMt# 4#r #iiiiili«iim Kfjumninih M0 An0ehmiun§ 
JUtr feiAs OfunA Amt \n lUs%r\t(§m #<ifK«fifüf#fi V^^ 
luMNK#Uii {#t| #4» #ifiil ili# MM d#r tntfliigilNrfii W«lt 
Auf dk 4Mr VimntMMim r«fl««tf ft^rn MMiir il«r r««Ui UnmA 

uMifcr #kh #lNfr iSm «tfi# «imI 4i# md#r« JMk9ntiXn\t9 
^mn tfc fi n rMl#A OnHi4 Mtf^miL «l4»«t4» iiirti«r ftr«t4ni 
««Hb Wiil«^ wnI «i« MIm ««mii in Ais Sfililr» J#0 
¥«fyi«MMl#i« Asr in Ji# Mttl« 4l#r ühwiffßn VrrmAf(#ii 

f«H«M# mniU^AAiHf InHmm er Mini niM^h tutlnen for* 
mikni« U^nJkMAMm ii««t//«fi mtl Uiii#fi r«rfibrt« S#ildb# 
Mfiksn §UilUm M0§ #ifi«t tbrirm Ilt4^ niieh t<^ 4#r 
irAMUmn^ßkfMti AMfuehitUnSf nnd f0m VerHMnA näeh 
Uߧf00!hm^ ii/MtsfMn in 7M§mnm0nhMna fßhrMrMu KrzA^ 
1m% 4mv M w#leb#r m#A dufth nlmU f€r»nUfH wM^ 
Aitw im nrnn^UmtiHn iianalHms hin»tkHiu%^en « und 
mi 4m MMIu;fi«f 4m at^M mptk «t^hm f«Ui#bM Uf« 

IM 44»r nilMkhkeii Amn }4jihn§ iMmimt ferfi#r in 
K«lr«dblf T#ii wakkar Art #!«• fl/iiil/oli#eb# Ut# fl#r 

«0 4m Hh$mU£h4$ nnA Am In Amt Binnikhtm An^ehMU^ 
mn% Ve^lMkBiUmAm mt^SmnAisn ^ But Amt unAmm Htfit# 
mm #r Mk rMffi^kh in fr«fi«r1l1iitigli«it hrwe%t^* Kr 
hnKüiii (Mh nnn itwm #l|#rilifi((i| tarmünß §rinmr \0r^ 
wniii<db#ft m(I 4«iii flymb«»lf lUrr W«fiir«)^fiibMl«^ «• fo« 
4#rt JliM Ji« «in« Mirft« minm W««^«f wfiril« «r «ich 
tt$0r mmMhMkh m$r 0n Aiem ImIumi« •« ^aril« irr 
4«* nmisrtfKIsm&ni mkn^ti^Vemn^^ Am Freie ^ ll«lb(i(u 



5a 

iiu^ dem innem Wesen , das Modiwendige mit deni 
Ff eien kämmt, Jkaon (nmr durch eineo Mittelbegiiff an$m 
geglichen if erden $ in 'welchem sich jene Gegensäset 
^^reiifigen« . Es ist dies der Begriff der Person» -wel- 
cher jbjsher in ;]9insicht' seines innem Princips, der 
^^l^ien Selbiitbestinmintig and der in Handlungen, sich 
qfTenharcnden Thätigkeit hetrachtet, nun auch in Hin* 
q^cbt seiner äussern Erschei^ong zu erwägen ist« Der 
liprthus, sofern .sein Wesen durch die Begriffe der 
Handlung und des zeitlich fiaccessiyen ooAStil«irt wird, 
^nU; ohne den. Begriff die Person nicht bestehen« 
abßv eben dieser Begriff ist es, durch welchen er 
Auch der Anfoderung^, die diel&ussere Form an ihn 
iliAch^ Genüge leistet,, indem die Person immer etwaa 
in die äussere Anschauung Fallendes ist, und auf der 
ein^n. Seite d^r gebieterischen Nethwendigheit der 
ISIatur .u|itei*worfen ist, während sie auf der andern 
mit dem freien Aufsch^u^ng des Geistes sich über sie 
^riiebt* Wie i^ber im Mythus immer das Aeussere auf 
ein Inneres, das liüA' auf eine Idee zu beziehen ist* 
. sp inufSf.eben dep,£(fLuptb6griff, in welchem die myihi<% 
s^he.I^andl.ung,,(y»i.^re|t, und anschioiUch wird, nothn 
wendig auch eine bildliche Bedeutung haben, undwoJ 
TjQn,^n|lpr8 könnte nun die mythische 'Pcrsonification 
ein Bild seyn, als eben von dem Freien und Selbst* 
(hätigeA,. unter welcher Form der Mythus dasAbsoln« 
te in seinen Ideen darstellt? Und.wio die m^thiacha: 
Personifikation im Allgemeinen den Begriff der Selbst- 
thätigkeit und der Wirksamkeit der. Kräfte^ als intie« 
res Princip des äusserlich sich Offenbareoden bildlich' 
yersinnlichr, so sind die einzelnen' inythischen Perso« 
^en Symbole der einzelnen Kräfte in. ihren, ««inssem 
Erscheinungen und Wirkungen, und zwar, da ^der-My-' 
tlius in seiner lezten.B<Qziehiing auf dem Grunde de» 
^yn^bols uixd soiftit.s^uch 4^r Kalv beruht, .^|ld.Ate^ 



H 

tU'l^tinifi 4jv4 )il'/hu4 iiih^i{f «mm)« tturh iUf^ #/iiiI;i;|)ü» 

i^¥Wun #«fff^)lt. Au4 AlUfn 4i4^^¥fn i^$^,U'Ut %U'M im 
k\\^H%nt\n*^nf 4ifh wir 4n$t Uyihun^ w#« ««i/ij^ kn$i^r0 

h*HßiV 4^ft l^ii'i«'«. A'i^i> <l</'r M|fl><i« m^h /«/in Am« 
i^ 0yi^Jh^n^ 4«f« ^r «u^ili ^^mw ^/lir i^rti**:n t^wiii^ 

W«« *^9^lHi1$ fU9i'h Aifn Af\i\^H VufU'i Im 4^r t'n« 



6o 

IieiigeB nur noch Wenige$ zu bemerken» Da ieic Vj^ 
thuB bildliGH isti sofern er symbolisch ist^ so ist es 
das Symbol, "wodarch jener Zusammenhang arvdschen 
Bild und Idee vermittelt wird. Je reicher daher ein 
Mjrthus an symbolischer Bedeutung ist, und je mehr 
wir im Stande sind, auch diejenigen Züge, in welchen 
mch die Anschauung des Symbols in eine successive 
Folge Ton Handlungeii aufgelöst hat, und überhaupt 
das ursprünglich Symbolische am meisten i|i das dem 
Mythischen Eigen thümlicbe übergegangen ist, i^uf die 
ursprüngliche Bedeutung des Symbols zurückzuführen, 
de^to eher gelingt es uns die bildliche Bedeutung des 
Mythus zu erforschen und aufzufinden. Es fallt da* 
her Ton selbst der grofse Unterschied in die Augen, 
der sich in dieser Hinsicht bei den einzelnen Mythen 
wahrnehmen läfst. Ein Mythus, wie z. B* der Home« 
rische Ödyss* Till. 266. kann uns über seine eigent<* 
liehe Bedeutung nicht im Zweifel lassen. Hier fehlt 
es nicht an Symbolen und symbolischen Persoi^en, die 
an und für sich schon sprechend und bedeutungsyoll^ 
noch mehr durch das Yerhaltnifs , in welches sie zu 
einander gesezt sinc|» den Terborgenen Sinn des Gan- 
zen nicht undeutlich an den Tag legen* Zuerst der 
streitende Ares und die liebende Aphrodite, beide in 
heimlicher Liebe verbunden, sodann der künstlerisch 
fesselnde Hephästos, und der die Lösung der Bande 
heischende Poseidon, femer der verrätherische Helios 
und der lüstome Hermes, und endlich di^ laut lachen* 
den sämtlichen Götter, und das Symbol des Ganzen» 
*die kunstreich bereiteten unsichtbaren Fesseln. Aber 
wie wenige Mythen kommen ihrer .Bedeutung so von 
selbst entgegen, wie viele haben bei der allmäligen 
Entfernung des My^thus vom Symbol sich* der alten 
hohen Bedeutung ih^es Inhalts so entäussert, dafs wir 
die in ihnen verborgene Idee kaum noch ahnen., und 
ungeachtet der gelalligen liedseligkeit , mit Welcher 



it 

1Annw# WIM» #r 4min» ^if^imlliA uMll WI#«A UiiMt 
flfm% if^m §pnM mm N^flM*f ^^ «tfl" 44m ir#NMi 

#M»^ InIm^ 4#iil t^Mt^/MN^JMTMf WiAm^ 4#iM» lM4l»»li4ll 
^^y. ^i^uy^ yiü^JuijijiiirMli üiiiy iririiiriiüii fiil^ ^mi^ tÄäUM 

mI ^# «i#i«#li^fc#i» A«mA^4mmmi^(M mi1kikiimtBU^0M0 

H^^t0^ti4fi 4 $4 tf t Mfilms f4m 44ft Vmmim^% 44m /Ams ^«rdb 
4^ f|l#«r»#f 44m t^ffumUUm tmä 4U ÄiU4fn4ff im4 §4fi0t0 
M f^m n 4^^ thi^t^t^ 4f44ff A^i^im iiPuiU04 ##^f 
H4f9f^f SU U 1^0 nnA fi»Ut4f 4Us^0f Pt^^mmu «#l 4U4 
m4^iUi$0 Am4ihm4m(i 44m V##l»«li#i##tf# 4^n4f§(fUmm4 
tMUtrm 4t4$4 ti»f#rM »mmk^ ^ ^^44m wir nUM kl 
7/m4M4A HtfM Mmmn^ 4äU Mirr tiMi #iiMMii to 4#rff#' 
4«r mMmnI^mw A«fr«ikr 44ftKi4tm4tm04 m»4 4«wAifl^ 
li^Mw 44f $4 fll» 4 m 4i^ H^44f im. Wir Im^mmtm mü «vidk 
iwp4^<w>» )bi«r «U 0#i#fM «4^ #(«it» H/dNtf mim»' 



■k^ft^A^Bli^i^MA l^^u^ A^am^^^ ^|X|E^a| iJkMMfA 4tfB wL^M. M^M m^km 
^^^^MB^^BVTv^^VWv W^V^K 9HVI^^V ^^^^W^r F^rW^P V^^^V ^ ^^V W^V ä^P^ 

Hirn y^ i4 VanmA« «#4 WM««g tm^AfüA%^ mm am 



ftkMA^'beJ iitelli!ft6m-afeDeafttti(;^ViTfttitt6l«t AetAnf« 
tkufnng feiner ByrninAiBchtn Aotcb'aüung zugleicli*ave& 
ein kittorifche« ^Iiitete«se haL Hcrodot erzfihlt Hl 
141* fon dem Zuge, welchen SanacKatHbos^ der Ära« 
hier und Afafrier K^ig mit groraerlfeei'usmacht ge«* 
(;en AegTpten machte; Alt der Priesterkönig Sethoa^ 
welchem ron den Kriegern auch nicht ein einziger 
Mann folgte, aondem* lauter Krämer nnd'HandWcfti 
ker tmd Müaaige Tom Markte, bei Pelurium ange« 
kommianv kam bei 'Nöcht ein Schwärm Feldmäuse Über 
die Wideraabher, die «eniÄgten ihre Köcher und Bo- 
gen und auch die' Sehildhabetr» also dafs ale am fol- 
genden Morgen, da sie wehr|t09 geworden, flohen und 
kamen riele nma Leben« Und noch jezo atehet die« 
aer König yon Stein bei d^m Tempel dea Hephaatoa, 
und hat eine Maus auf der Hand, und spricht inBuch« 
itabenalso: Siehe mich an und aey fromm. Im A/ 
T» Rs. XXXVIL 36. wird Sancheribs Niederlage nadt 
der theokratischen Ansicht einem Engel zugeschrie- 
ben* Was aber sowiohl sehen dieser Ausdruck, alli auch 
die 'Natur der -Sache sehr wahrischeinlich macht,* im« 
den wir bei Joseph. * Anti<|. X. 3« a^^sdrücktich ahge^ 
geben, *dafe nämlich' Siancheribs K^er auf dem Wegd 
nach Aegypten und auf dem Bückwege nach Jerusalem 
gröfstentheila durch eine Pest aufgerieben worden. 
Wie rerhalten sich' nnn 'dazu Rerodots Feldmäuse» 
welcher bekanntlich der Einzige der * altem Profan- 
fehrifitseller Stfncherift tihd • seinen Zug gegen Aegyp- 
ten erwähnt? Man rergleiche die Stejlen 1. Sam. V. 
und TL 4* 5« wo erzählt wird, dii Philister seyen, 
weil 916 die Bundeslade der Israeliten hinweggenom- 
men, mÜ einer Landplage Von Jehora gestraft worden, 
l)iese,wird beschrieben durch den ibusdrttck OypS 

Beule, Geschwulst, welcher w;ahrs(iheinlich gleichbe« 
deutend ist mit /^'^ Hügeli firhöhungi wediuich aucii 



u 



*^me9 BiBfß baCreii so w#rdM, foUtM Alm Fki^ 
dem JdboTft maSchaldofUr darivriiigmi wid VI« 
4« 5« «ersihk irird i nämlidi luieh der ZaM der fünf 
Ffimett fiift£ goldene Beolen «ad fanf gotdene Mavtei 
^33)^ ÜMMf Wsonder» Feldauu»! wie aneh Hevodet 
vea ^ir^ of e^oie» eprieht, r« 5. Machet ViUer evrer 
üeeie« «sd JUlder eurer Minee. MeB begreift mcht 
wie die Minee nelwa den ßeolen erwfihnt werden^ 
ohne die Toramiezong, da£i di» Miaee der ejrmkrfi* 
•dke Aaedmek üllr die Beulen «ind^ ohne 2^eUM 
detwegen , weil die Geetalt und Farbe der BeoleA 
Adbnlacbkeit mit der Gestalt und Farbe derFeidfniuae 
hatte« Diea findet nun Tolihommen aeine Anwendung 
auf die Merodeteiache Erzählung, bei welcher, sobald 
eteaul die Feldoiauae ihre aymboliaehe Bedeutung rerL. 
leren hatten ^ die mythische Umänderung sich roa 
aeibst ergab, und daa Ganze nichts Befremdendes mehr 
haben kamu Die Zurackffihrung aber des Mythus auf 
dta Symbol und dea Symbole auf die ihm zu Grunde 
liegende Aneehauong gid)t uns hier auf einem ganz. 
unrerdiebtigen Weg eine erwOnsehte Bestätigung ei^ 
ner faiatoriabhen Begebenheit , über Welche wir aae* 
den aonatigen Naehriehten nur wenig wissen« 

Hier tat nun aber auch der Punct, ron welcheis 
•m0 die Behandlung dea Mythua die rerschiedenstea 
Bicfctnngen nimmt* Während dem einen der Mythos 
die Sfraefae uralter Naturpoesie und tiefsinniger Sym« 
Imlib redet« nimmt fbn ein anderer ala ein Gewebe 
rea Mihrehen« und will, wie Creuzeraagt Briefe fiber 
Hont. Ä t«i. „das Zauberband dea Mythus' immer mehr 
m emem Faden proaaiaeher Geaehiehtetf zerlegeik^ 
I7n4 deeb beben beide Behandlungaweiaen ond An* 
siehaen ihr« eigene W^hrheitp ab«r die Einaeitigkeit 
im naf beiden Seiten i^idi grola, wenn man den My* 
aeinem ^ncen Inhalt ond Umfang in die 



«iae oder .aMer* Fonn gewaltaem hinefaflnSsiddii «lU 
So wenig sa längnoa Uc, 4a£i der.MythiMv weam.or 
fteme eigentlUiiiiliche Periode uiiA •omit »ich aeltit 
fiberlebt hat» ztua Mährchenhafteii, Prosaisohen^ /Geis^ 
fiad Bedeatungslo^eA herabainlit f ao wenig kann in 
Abrede ge;9ogen werden, da£i die in der Yemunft 
-nothtwendig liegenden und ziitn BewulaUeyn kommen* 
. den Ideen der intelligibeln Welt in der ^jrmboliaek» 
mythiscben Form, die nach dem Organismua dea 
menschlichen Geiste« zur Yerainalidmng ßes Idealen 
dienen. aoU| irgend einmal ihren Ausdruck gefunden 
haben müssen* Die Anerkennung.' dieses Sazes ergiebt 
aidh aus^der obigen Deduction, und mufs der histori- 
schen Untersuchung fiber den Sinn und die Bedeu- 
tung der einzelnen Mythen nothwendig Torangehen. 
Der|so eben angeführte Briefwechsel zwischen Cren- 
8er und Hermann enthält eine sehr lehrreiche Zusam* 
inenstellung jener beiden divergirendenAnsichtei^TOH 
der Behandlung des Mythus. % 

Wenn wir auch hier wieder die Hauptpnncte der 
Insherigen Entwi^ung in eine aUgemeine Uebersieht 
zusammenfassen , so dassificirt - sich das ganze Ge« 
adklecht des, Mythus auf folgende Art: Der Mythus 
sertheilt sich gleich anfangs in zwei Bauptzweiga 
den philosophischen und historischen » von welchen 
jeder nach den drei Momenten die wir bei der Unter« 
•Bchnng des Mythus unterschieden haben.« eine . drei'*' 
fache Abstufung zulafst Auf die entte Stufe stellen 
wir denjenigen philosophischen Mythus 9 in welchAia 
das Symbolische, bäer wenn man es so nennen will« 
da« Mystische des Inhalts das Vorwaltende und Ueber« 
wiegende ist« Dem Orphiscbeii Mythus habeat ,wue 
hier bereits seine Stelle angewiesen , es geh^irt abw 
hieher auch diejenige Art des philosophischen MyliHia« 
die wir z. B* in Heßiods. Theogonie findest 
hier die mythische Form nur fds« Ifittsl; 
eine philosophische oder religiöse Idee 




finde 9 niid Üät'^^mmt ''gMeheir trird, HVai geiagt 
verde« eott , 'n^eht 'aber,- iHtf ^ geiagt w#Me« 
Der liiatoriacy li^thtae gehMt i« dieeelbe Clu^ae^ 
)e melur die biMtfri^e El^tati du er Ath einTef ^ 
leibt batf Von dem ifoRbh Gebult def^ Idee IStiHlekge« 
dringt, und flim unt^nrflrfiggemacbt lit^ ohne jedoch 
fuu aufgeboben tu tejn. tHe i^eite Stttfe mfiaaett 
wir denjenigeii philoao^bteebeii und bt^tortaebeii Mf • 
then eittriamen ; iii welcbed der Zauber der Kaii4t 
die beiden Etemeilte 2a einem hartnoiiiach - acbdnett 
Ganzen in einander geaehlafigen ' hat l>er Gedanke . 
dsrehdringtaeinen Auadmck« ala hdniite ^et nnr in 
ihm nm Bewnfttoeyn kommen nnd aick kn$^teAMf 
«nd der Anadmck hinwiedehim aehKngt aieh to leicht ' 
nd geiUiig nnv den Gedanken, ala wölke er aieb Ali^ 
aem ganz hingeben, ohne jedoch aeinVig^nea We^en 
avfintopfem. Et* erhellt ron ielbat, data hiehto da» 
eigentlidie Epot gehdrt, nnd zumal daa HomeTUÖbe« 
Aber auch diejenige Art, wie* der phüoaophiflche My* 
fhna bei Homer (man rergl; z. B. Odyaa. VIIL a&(»« 
nnd beaondera aneh den HomeriachenHjnHina anf dito 
Demeter) bei der Daratetfnng philonophiacher Ideen 
TerOhrt, bezeichnet dleae Senfe. Anf die dritte Stnfb 
endlidi aezen yirit die Sage und daa Ifährchen, die 
wir bereite oben ehat'aeteriairt haben* Die Idee fef* 
abwindet hinter derP^rm^ welche nnn^ der Idee ent« 
inaaert , ihre Reeliat' giinZ^ altein in aich aelblt hat« 
Wahrbett nnd Dichtnng' ateMn tlnn einander getrenitt 
gegenflber. Wie wir e$ bei* dem Sjrmbol bemerkt 
haben , m aind anch hier die'b^idete 6egyaMe>*dea 
Rediwendigen und Freien fapf jeder dleaer Stufen in 
einem umgekehrten Terhiltnili tu einander« 

Zum Scblnstfe dieaea Abachmtf* figen wir nodb 
die grammatiachefieatimmung deaWortea Mif^bchiti'» 
mmt IMeaea Wort kenunt nebat meheeren rerwandtto 

^ViurMi |fiMrhl»i Ühd^iattnprtttg« 

6 



€6 

I 

• p 

licjkf wie Riemer in %^|f|eini W$^ter]^ch vntßVßvieo tref- 

' {enA }iemevkif ei^ lificIkahmendevri^tt^diwK <^^ X;o^ 

und der Be^gang, jmrf^pn mAn.dße ]^^^p^9;,«qhlUifft, 

.und die Laftaiu^de^ Jißß^ atdüiU. AfMl.di^aer ^Gvuiid- 

bedentu^gy in ^^her/ein lnt\€^ß in^ Yerhältnira /u 

.einem Aeuiisern gegeben ist, tiftaiph« wie auseipeiii 

}frttch(|)aren Keim» ^in i^r jeif^Wtigef . Begrift' ent» 

.faltet. Jbi. jener ursprünglidte^ Bjodf^utung .Jiomint -jp« 

doch ^% Wprt ßvd^oQ aelbat nic^ yor «„.sondern c^a 

\ieifßt .aoglc^cjbi cn^eder. Gedanke o4er- Bede jeder 

.^i;t, doicb.aö, däla iqimer die, eine 3edeutui|g in ,Be- 

,;;iej)jfiig atebl m(t 4er andern. Qen Znaam^ienhaxig 

^«iirJU(Cben,7>eiden Be46ut^ngeiij zeigt ona nämlich . dqr 

jof^ vorkommende. Ho^eriacl^e Ai^adruck: iiv^^tQ^ßf' 

,n^C iv, &vv^v z. "Bp, JL ^yu« 9qo«, oder auch ht^w 

.XL.4f3* t.naeh :«velchemt.man ^achoii.frfih .das Denken 

^ jf4fi innerem .Hilden anfah, weswegen aiyeht andere 

^'Sf^^f^vf^T in der. al^enr Sf raobe zugleich Denken uM 

> 

.B|9d^|i b^deutep,^. B^^tffi cfr. Jl». II. Jj. Vi ij)e- 
Vm. 497. MV&9Q ftlso: 4l^, ianjerlieh Gedi^^hte, SQfj^m 
«ei^ dui:qb Werte AUMerJich wird, w^bei n^an treffend 
;an,.4As .dem griecfaiichen Woi^ in l^aut» und. Bedeu- 
.tung yerwahite deutelte Wort GemQtl^ (^.i^/^o^) erin- 
nert, hat. Der Spripbgebra^^Lch.nahiin nuii aber bald 
.44«^ Wprt ^11*04*. bQaOn4ßi:s in^ Gi^ej^m, gegi?n Xeyoc 
^^rie wahre Bedtfn uAltft^/phj^d^n *. von 4er erdichteten 
.fifif. iPind* Ol. Ik;4& )^(^mvVl^ ^54^ Yllh ^ Thuc^J. 
.2^, Doch iat da^i^ die;.^Aeutung heiflßtyVoytc ^Qqh 
il^eine^^qgi erscl^i9]p((t»i9^iden .Wort^iv kommt. Wahr«- 
.hf^L und.])ip^tiii^;aiir.bez^hun^;w^e^e ,m AucH. 4^ 
:Wpi% fe))W 'WrA j^ ^on der hi^tpina^n Sage ^- 
braucht z. B^ I^erdd. yir'54* un4 #0 hat auch^der /i|i- 
*AßQ ^V^ geiKiBse Walprheit, nur .soUte er ßiß. nicht 
.4inec^v7'Ti^ 4er ^oj^oOf sondern indir^Wt ,darlegej9. In 
(4i^^rvBedetttung[l^ommt Xoyog unsttreilig lm,.'Phb9^ 
.▼Wf f^ff-iPÄcRrpftg., j, 5?p., J54.I Behkv l\Jfcr/^ 



07 

Mvd^t t«t hUr dfia «war «y^tukl^t« * KrulÜiliinf f d(# 
•Ur tiiiliii'ot Kur llirl«KU9ig i»tii«i' fMio$0phi$Am% 
U#« 4i#n« 9 im « 'K«n#ftii ||«ffM HnfiffTi ^^i" •# diriice 
tbMii %^(lrii4t, l^Ji<m0b kumittirn l'liit«ribiii pi ß« Kd^ 
Wyit Xi^ai und pt/^i^i In gt^MiiiitiiKtr JI«Mi«httii|f 
r<^r« Diriii U«i((ff un4 nwiir dti(ir«in4CiMtm«iMl mit 4m' 

)i^it«r |lpdf*ufiif«gi diu di9m Woil#>^u (fi'blMi' Infi t¥#tiH 
min d<*n «UHn «fn4liiili«in«n J)t*((ritr «uf di# won tit« 
kifbar iiu4f(«füliHii Art V(»rrolf(t und b«>Htitimti d« )« 
du biiilHi'hi» OurnNlIimg Much «iim ituilnmi^ iM» Ui& 
Mitlitt« (Mit uU IMoiilung m«kt' nyr in litimii^lit 'itfinur 
Formt dt« Form nktr 4««liii9 m«ii «Ltfh wiriAÜi^li » iimli 
•It btldli4;h# l)M^«(4i|lun| «Inur Idotf, lliti lunn dt«i 
««niffitn« iu«*i9iMiirHc«lt« b^tttirniio 4rbli#r«|(n4 will* 
cli#r X. p. 474. «iffti na« ^ niv* fMV 4fi«>«^ Xcrj^^f «^ 
X^i^c t|if ot;ii tfo^atf N«i t^väutt aivif ro/uf vtfif 'fo;!^ no» 

r«N^9 nai fr(»tf|^n<^ii/r«H>4n f»itf Xoy^^ r0v ^y&op$ Hii^r 
dilkkc /m;00( oirttrdiiv di« diiroii iiiidni* V4?ifbflU(t#ltoft> 
It'guiig «intr ldi<« utid f/imr <lb#r gi^Ulivb« iMn||i ttu«9 
düb^rr MUpHcbt «'# d«m amm^r^flii. Ilulii dt« Gri«» 
rlitfii i»$ Wort l>Moiid«r| ¥^n KniMhliingim au« d«r 
CMit«r* und ll«roi»n<1/V«le («liriiMjhtimi t*l b«lufint# 
ha «b4»r d«i« Wort Im («trdlinitiiban ftpraDb^^braiMk 
di« N«bitnii«drutuni( «tiMMP iHiditung buliommM biMf 
$0 l|id»rMirbt4iM aU, Vfmn al« UA aolDfcvn KriilbliHi» 
(•n ftitfht aimohl aof iki*« pol^tlaob« Formi ata tl^U 
m#br attf tbri«n r«iltKt0ai«n Inhalt liüikaiiibt n«lun#ii 
woit(#n, titrbt daa VVoil ßvlhut aondotn linbi^r kiiyatf 
4fi«ra mil dam Hain ort i§(/iit$ Do niinnl m/ 0« Fiat« 
im Afmpoa« dt« KraitbkinKan A»v Oiotiiita At^vi dtobc 
ߥ0^t amdi MnAart di^r dam M^^ibua aii gMrn ain k«- 
r<n|a«ibilK«mi«a Maiwott Hiabff fabrauality w« «r ain«« 
ayMmri M«btnb«|rMf y««m«(di'n will« Mab^ X«}^a< «• 



68 - 

len, unA Afiv religid«e Herodot seKl datßv gewQlmlich 
UfOQ Xo/eff SB« B. ^11* 5i. # ' 

Nadi dieser Aüteinaiiderfeciing der beiden Haupt- 
vbegriffe, des 'SjmboU und des Mythus, bleibt uns noch 
Mn dritter Begriff Ißnif, den wir hier nicht fiberge- 
hen dflrfenv'da, ob er gleidi tut unsern Zweck min- 
''der wichtig sejn mag, doch .durch ihn erst jene bei- 
de ihre Tollkommene Begrenzung und Bestimmung 
erhalten sa können scheinen. Eis ist dies der BegrüT 
der Allegorie, von welcher wir diese Erklärung ge* 
ben; sie ist; die bildliche Darstellung einer Idee durch 
eind Handlung, welche nachr ihrei^ einzelnen Momep- 
ten in die Sphäre der sinnlichen Anschauung lallt, 
4>der'doch wenigstens fallen kann* Die Allegorie hat 
deHinach n^tt dem Symbol und Mythus den allgemei- 
nen Begriff gemeilk, dals sie ebenfalls das Idesje durch 
' Bilder darstellt, sie stdit aber .einerseits insofern hö- 
her als das Symbol^ sofeni sie, obgleich alle ihre Bil- 
der Symbole sind, doch nicht blos das Momentan^ .der 
Ansdbiunng giebt , sondern durch Symbole , die in 
den Hreis der Anschauung fSmen,. zugleich den dem 
Mythus eigenen Begriff der Bewegung und. Handlung 
ausdruckt, andererseits steht sie niederer als der My- 
thus, da sie nicht wie dieser im Stande ist, die Hand- 

r 

Inng havqf^tsächlieh nnr imtei; der Form der Zeit auf- 
AQÜassen, und daher auckmanDbe Momente derselben 
-in sich an&wehmen, die nicht gerade der sinnlichea 
Anschauung unterworfen sind, sie ist yielmehr immer 
zugleich auch noch an das Bäumliche bei ihren Dar- 
ateU^gen gebunden* Die Allegome fällt also recht 
ieigentliph^v in «die Mitte zwischen Symbol und Mythus, 
und vereinigt in sich die beiden zukommenden Eigen- 
schaften,, sie drückt zugleich Momentanes und Succes- 
siyes. Buhe und Bewegung, Bäuinliches und Zeit lichea 
.aus« Das Symbol , so wie .es ,'eüieii Sdiritt Torwarts 
Aua will, nm sich, aus seinem engbegrenzte». Hr eis 



lieraBSsnbewegent und norden einfachen Begriff ^emer 
geechehenen Handlong-odeRrTliateache scn bezeichnettt 
wird notwendig znr Allegorie^ so wie dagegen a«eh 
der MjthnSy je näher er 'aick'noch an das S3rmbol an» 
achliefst, and die eihzidiien Momente seiner Handlnng 
an Symbolen entwickeh/nnd zugleich anschaulich dar- 
stellt, mit der Allegorie zusammenfällt. Wir erläutern . 
auch, dies durch einige, einfache Beispiele. Herodot L 
78, erzählt, als Ci*oesus sich nach der ersten Schlacht 
mit Cyrus wieder nach Sardes zurackbegeben hätte, , 
sey die ganze Vorstadt mit Schlangen angefüllt wor- 
den, darauf seyen Pferde gekommen, die auf die Wei- 
de gietigeh,' und im 'Gehen die Schlangen auffvasseiu 
Telmessiache Zeichendeuter' gaben von diesem Wu»- 
derzeteheti- diie Deutung , «s werde c&n feindlichea 
Kriegsheer kommeiv das- die Einwohner juiterwerfen 
werde , denn die Schlange bezetchne Einheimische^ 
Landesbinder, das Pferd :herhieigeliommene feindliche 
Kiieger; • Hier sind mehrere Symbole beisammea, . 
'Schlangen tmd Pferde , Gehen und AnfBresaen^ und 
alte diese -Symbole sind enEiner I^andking yereinigt, 
deren Begriff aus allen Sy^dbolen znaammen ihstri»- 
hirt werden mufs* Wir haben also hierohrHandlung 
wie beim Mythus, eine Anschauung wie beim Symbol, 
aber die Anschauung begreift, mehrere vS^mlxlle, de- 
ren jedes einen einzelnen Theil derHaitdluilg bedeu- 
tet, um W' die ganze Handlung zur Ansöhanang zu 
bringen. thßMim iat ea weder Symbol hoithT Mythus, 
sondern AUegfrier Herod« TH. 67 : Als Xerxes TOiii 
Hellespont aufbrach, erschien ihm ein groses WnnU 
derzeiehen, innoQ ya^ sraxa Xayiov. Das Pferd bedeu- 
tete pach ilerodots Erklärung den stolzen Kriegszug, 
der Hase die feige Flucht, und das Gebähren das Her^ 
Torgehen de^ Leztem aua dem Erstern Ai • Folge» 
Auch hier sehen wir wieder drei Symbole, die« in ih- 
rer gegenseitigen Beziehung nuf einander denBegi^iff 



Mttr 'Hasdlnag der Anfc^mnig lilngebMb Nicbt ut^ 
.den iit «4 mit gröberep Allegorieh* wofür b, B.' PU- 
tesfl Allegorie Ton der Seele «la W>genffilirer mit 
^n beiden PferdeA ftltin-lunn. Beziehen wir die- 
sem Kid bltM auf die 8«els ba Ganzen,' oliHaoptror- 
sMlInng, so mögen wir ea «Uerdinga einSj'mbol nen- 
nen, eo wie aioh ana nna aber ana dem Symbol ein 
2ug naeh dem andern in der Anacbaunng entwickelt, 
und, {eder init besonderer Bedentttng, wn die rerachie- 
denen Znaüinde wid /nutigkeiten der 8e^ darzn- 
•teilen, das Symbol aomit imebr nnd mebr beweglidi 
wird) so ist bbendamit atwb die AUegorie gegeben. 
Wsrumsollte aber daaselbe, was wir .AUegori« nen- 
nen^- nifbtancb Herthas genannt werden können? 8e- 
ben irir «•'B* bei Platen in jener Stelle dei Phädinie 
Uo9 dsranf; .daiWer elnei^nidit in die Sinne fallende 
Idee duroh 4ine Hiaidliing.Tep^miliebt,rao geben wir 
seiner Darel^wig^t-fiecbt den .NaibeiLl^itbUB, wol- 
len wir aber aeeh die Art bezeicfaneni wie er die ein- 
'meinen Momente der Handlung darsteUt, «md jede eln- 
ndaa Ansjiihartuif; ihre eigene Bedeutling' hat, woranf 
der]K}'tbiUj'id«r'mc]v'abf 'das Ganze sieht, nicht gera- 
de ebenso fifickalcbt'KUiTiehtnen hat,- ao mOaaen wir 
to» Allegorie nennen. Die Verwandlung der Geährteit 
dea 04y*»em9 in Schweine i« mythisch' beLflDlbev >er- 
«8h}t, -daa : 8ch*niein isi :dabei d«e Symbol -odw Bild 



ifMfl «^r miofn> tl«|frtff mi ttwni > hu Kt<nomtii«i( 

' ' ltt(ncht«n 'Wir nun •uahill» AlliiffKi'l« Nuf iIimH^ 
b« An, wl« fUa fl)-»!)!»! mimI dtm Ulylliii«, tut Ut v<»rw 
ml« In llinirfültt 4fr ilM-KMlrllrtMlrn liln» fiuf rfii'i 
I« AllKPmittn«'ii'KM hmnarlifii, lUf'i •»«■, whm iliirt» t«i> 
(rlin, fw«i' fralw tM all! <1h Hj'nibut, tli*r liombrHsU 
W ■!• «IwW^hM,' ilu* U«tirlf(« »bxrf waiHwn liiiiliiti' 
IpihMl, wird bi*M>«v twl d«iii ilrlttm l'Mltit lUm Vtr^ 
ttfltnir* iIm' Ul»p miil iMMUilHt IfuiffKhcirtil (rm-ilan« 
Uli Allfffofl't «(ffira ilc riuiittt Hililar Atnieüti 
iM^rnl aleh iiiiwuhl ' ■IImi' iUim (tywhol i'fftf^irtliftiiiK» 
Hhw MlilllrlMtti AlMtfhatRiiiiDCn, «li WNth tt«r lymMU 
Mhvft fSfvtMiaii, lii« il«m IHj'tliH« Hii({tiliAi'«n, Ali«r 
■•itih f(m«hl«liM[i:hit Hiiil wirklich« Vurumati ktn* ■!* 
In Ihr« hflr*ltilliiti(( HHfiiMhmvni umi Hwnr «liinlMll» in 
hlMliiitMfH itliiti , »»fitm tktB (Jonsft'W lUt AbNfrwHl 
n^ilniilioluin miH (man ilonk« h. II^ «n «t«!! Limkatu!): 
yttrMt^Mt nhw unUrint änr Allf|f;Hv lU« 'HfmlMJUl 
tirtr Thtftt^i'lt MUKHf^lKnttit na »i^ii < <U^'4iii f Jh«rMrt«r 
»iiHvtrIu mit ilw Nnlur • Uttthwi'nii^lktiU. i^«Minm«ii' 
Miigl , wi« <Ih« (tyinWI »1« fiul>)') iHHttt'M'iidIt« '^oefc 
mh4i »flhwii (Wf^ithuitiltinftr ulrh iMAicRI* 'iliid in «Mw 
•fhM-M fr«i«n-iir Witl*nit>i«i|tk«tl liiNHlMrrffl«(t^' -miJl 

(la WM diu AHKifOrU rln« HiniUwi« <kf*liillt, «Mf 

l<ll>- tiMiwMh 4nr (iritriRtm iliinlinhKr A t»i:)f»iiUi!li> 

hH<itfl6L 

Wl« HtM 

auf dl« 
hm lUld 

g il«'M«<t- 
I, Iwym 
iv»r Auf« 



7* 

^anderfolge. der einsekieiifw HUnAenkr 'dar .Handlang/ 
du?Gh Abatnotion aUaahlig \ttfgefdat. Bei det AUe^. 
gorie aber ist die Auffassung der Idee durch i das 
Bild momentan und aucoessiT zugleich; auoceaaiv» so», 
fem sie eine Handlung giebt, die aus mehreren Ele- 
menten besteht, deren jedes nur durch einen eigenen 
AcA anfgefafst werden kann, momctataiif/teCeni esnuv 
{line Handlung ist, deren Begriff nicht- durch ein «i^«- 
meines Element derselben iroUstfindig gegeben wird^ 
aondem dadurch ^ daTa alle zusammengenommen und 
9U Einer Anschauung verbunden %'erden« Jeder Mo- 
ment der Anschauung giebt nur einen Theil der Idee, 
wie 'al^er diese nur .Eine ist, »o ti^ftssln auch die Ter-« 
acbiedenen Momente ibr Anschauung :wieder in E^i^en 
liemepu zusammenfallen, und dooh .wird man aich derr 
aelheui ala verschiedenear Momente, andi nur sncceasir 
hewnfst Sp nur. AomuDen Idee uind Bild. InHJeberein«* 
aUuntfung* Dies^ eigenthiS^mliche A|iffiisanng dea alUs- 
goviseben Bildes- beirirkt nu)i aber 4uch ein eigen«^ 
thümlich^f Yerhäl^nifs zwischen Stild.. und. Idect Da 
eini ein^eUier. Theil des Bildea die ganze Idee noch 
a^ebt .giebltt »aondem dalbey iqvmei^. afucb' die An^chan-r 
m% d^t^.nbrige^iBeätan^eile dea.Bildea gegenwar* 
lig^e^Ti «ftufib^ und! dl«>iGa<iee ei?s.t durch ;^uaamme]|» 
Saasni^; der einiielnetn Theile u^dMerknialef alaadu^A 
Ahatraction m S^aid)» ,h0inn^t, so wird da| Gemtlh 
geAptb4gt, bei dei^ Anschauung jedea einzelnen BUd^ 
Bild und» Idee weit mehr im BewuiatiierA ans^nfn^^f 
fsu halten»,^ ala ea bei., dem S/mbol der Fall U^^i i^ß 
entsteht 0ine {nco^gmmz ijwischcnitdeni einzelnen 
Bild und der Idee d^a Gamen, wobei daa YerhiSi^ifii 
iswiachen deip eiu^eltien (BUde^ -und somit ai^ph dem 
ganzen Bilde und der Idee desselbeii , deiilli^ef^j 
hei dem Symbol mit dem Bewafo^efii 1 4^ 
denheit i^wii^ch^n beiden an%<|fafft/ 

ibor ipt diet« Trenm^^ des ßiM 



r 




nickt 00 gro6f als bei deiii Mytbife, da beirder Alll> 
{^rie immer wieder di» unmktelbare Anschtaiiiig da^ 
zwischen irilt, der Mythua aber, je- ynebr er jaa. Anr 
schauliche Terlafat, u«' ao mehr auch von der immit«» 
telbarea Beziehung des Bildes auf die Idee aich ent> 
femt« Das zulezt Bemerkte ist 'die Ursache, warum" 
man den Unterschied zwischen symbolischer und alle» 
gori^cher Darstellung auch so festgeaelst hat: die alle- 
gorische Darstellung bedeute Mos einen allgemeinen 
BegrijBT, oder eine Idee, die von ihr selbst tevschieden 
istf die symbolische sey die yersinnltchte, rorhörperte 
Idee selbst, oder kurz^ das Wesen der Allegorie aey 
das Bedeuten, das Wesen des Symbols sey das Seyn. 
Creuzer Symb. und Hythöl« :I. S* 70, Die$e Bestim- 
mung kann unmöglich richtig seyn, und gebt ton der 
falschen Yorauasezung aus , die Allegorie ermangle 
dea Momentanen, und sey yielmehr ein Fortschritt in 
einer Beihe von Momenten, weswegen auch, waschen'- 
daselbst behauptet wird, aber YoUftnds alle diese Be- 
griffe Tcrjiehrt ui|d* verwirrt, die Allegorie 'den tf^ 
ibus mter sich begreifen soll.: Sjer Irrthnm^ liegt hier 
darinn, daft, de^enige Begriff« t:|n^W!«ll9hem aick als 
dem llittelgriff die beiden Glieder der GegensasejS 
diyrch. gjßgenseitige Beschränkung; auagleicheti, ab 
der kochste Begriff, ala Gattungsbegriff geaezt 
wird, was sich selbst widerspricht, da er, auf deraet- 
ben l^inU mif, ijkn^n^mp; in di^r. Mitte zwischm bei- 
de fajlea kann, .und mit i^^eiumter einen und denr 
aeUben höbßrto Begriff, den des Bildes aberhaupt, g^ 
aleUt werden mufs. D21 die Allegorie ^enbar auck 
eine An^chanung, pdi^r ein Bild iat« (wie ja .Creozer 
9elb||t anerkennt, wenn, er nns, um den B!$griff /d^r 
AUpgori^ zu erklfiren, sogleich Tt)r ein allegoridicbes 
Bild;, oder^Gemählde hinführt,, und berichten liUat, 
was das Au^ aehe, 1. c. S» ,ß^)^ ao. fnufs sie ^ 9qU 
c:be, WAS iDimf^r.ala daa W^af»» difv Anschauung vpA 



/ 



diil.'Btt&n-fwtanihah^' kt,' ottcK moincntane Totslitfit 
hAen.-''4>«r'Untsridliied'Hwi«c)ien Iht^aA dem Sym- 
bol besteht nnr darinn, dal» bei der Allefforiedie An- 
«t^amig 'ao^eich inir einer Unterscheidong melircrep 
MerktMtc' odef 'rhaila ^oaeat ist, oder eU eine nni 
mabreieii ctn?.eIiion A^scliauungon' zusnmineiigeust« 
Anschannng, witf ja }eile Anschauung, wenn de* Eim 
Eolne in thrlixii-l wird, in eine nnbeatbnaibaTe VieU 
beit Ton Ali^schauungen »tei-fallen kann. Warum soU 
dennttantn einer all eg^riscliea Darsteltting im All- 
gemeinen' die Idee nicht aiif dieselbe WeiAe enlluK 
ten aeyit, wie ajo esim Symbel ist? Auch rem 8yin. 
bol hnhiii aofem es Bild einer Idee ist, ebenso gilt 
gesagt werden, es bedente eine Idee,' als tom ihm gei 
sagt^lrtrii' ea sey eine Tersiniiliehto Idee. Dasselb« 
'findet endlich buch beym Mythus statt, und es gilt 
t^tHiabpt Ton dieser ganzen Reibe bildlicher BegrHfe, 
-daft ihMtn sowohl da« Bedeuten als <las Seyn zubtMnnir, 
je nachdem wir dabtfi auf das Bild oder die Id^ 
-UtfcliaicJit' Rehm«^.' Allerdings ist iiwar dat' 'Ytii'hflll)- 
n^ inviscben Bild liAd Idee, und alao Buch'das''lle>- 
•deutW'Und' das'Seynbei dem Symbol, d«r AU^gOrit, 
uad'-dein Hythua inimer' w4«der ein anderes, Bbor es 
•list dies selbat d^dh h«r ein abgeleitetes Hcrbmali ihid 
d&nm'Beltieiwcgs'an die ^telie de« urs]>r11n>;A^h 
■ini wesentnchort za aezen. ' !■ : ■ 

- ■'' IM TerachiefeneM' At-ten' und- Abstufungen ■dei- 
iltt)^(^-iseben Dai-steDutfg sind rtobh derselben UiitW- 
«*oMnng, die wir beim" 8/mbol ündMylliu« gümärtit 
4abtn'j ■ iin Allgemeinen 'dretfacber Art, je nachdem Jfe 
Alfe|;o^i*flem8ymbo: 
'lve\ ii ' 'ädiBr an ihrei 
{!;titrtH(^n Sinne fe> 
rSyfi^bbt'hähtr, so tri 
i\H '^ -Vcrhaltnifs ; 
^«6- i»*, au(^ die Idei 



licher ond weaeatlieberherTor,. ^aa fiebt, .4<A ^ 
Bild nur dec Idee^ odor Sache, Wiegen gel^ra^oht \a\. 
Wenn dann aber zugleich das Bj4d seibat mdir.yQii'^ 
Bedeutung in^ird, und sich in schönea Fonnen .aui^ail- 
bilden strebt, um mit Hülf^ der /Kunst die filee; :^ur 
Anschauung zu bringen, welche jedoch, wie es die 
Allegorie mit sich bringt, iminer nur gleichsam übetr 
dem Bilde schwebt« nnd sich niemals ganz unmittel- 
bar> in demselben in Einem Acte der Anschauung er- 
fassen lassen will; d^nn. haben wir die , Allegorie im 
eigentlichen Sinn. W^nn sich ^ndU^h die Allegorie 
mehr auf die Seit^ des Mythus hinwendet, und an 
die Stelle der momenunen Totalit&t der Anschauung, 
wie sie auch, die' Allegorie noch hat, meh^ und mehr 
die Abstraction und Reflexion des Verstandes tritt» 
die die Idee «erst successiy durch, allmälige AufTassui:^ 
des Bilde« gewinnt} wie es beim Mythus der Fall ist, 
so ergiebt sich daraus, die dritte ^ptnfung allegori- 
seher Darstellung , ,wobei das Yerh^ltnifs zwisch^ 
Biid u94.'Jdeß d^ i?eiteste nfidiam welligsten luwi^- 
t^b^ei ist^ • .:..^.; • ;. ,'-,'[• •" • • « i : 

Anf die zuerifli 'aj^egebc^e'Stufp.derr^llegpi^isfihPA 
DarsteUung steU^ni^n^r, die Jlierp^yphÜir «^aj^ nipJlt 
sofern Aje durch ein^sß^e* Zeichen. vQ^d'Qüdjer ,ein^ßl« 
ne Begriffe darstellt, sQndprfi sofern sie durch 2^m^* 
menseasung dp^^elben ganze .Qed^ph^n. fnd Saze am- 
drückt* Eben^eS'.g^hprt^p ihren^Bi^griff, und K^ie 
die Zeichen de^^ ßnchstabepsphrii^ .x^if i». ihrer y^lC- 
biadnng« mit,, einander ihren Weirth JM>en,' sq soUten 
auch die Pieroglyi»he|i , die gig^^tisch^n Gharactere 
eines d^r Zahl nach. ui^bestimmbfS^en Alpfc^ets seyn. 
Was i^ir yon )enef ensten Art aBegorisqhei* Darstel- 
lung, gesagt haben» findet anf di^ liieroglyphik seine 
Anwendnng. Sie b^^i^hti ^uf Anschs^V^un^ ^eil sieBie- 
gritfe .di^i'Ch sich^b^yre,. Z^jichen v>nd Bilder darsi^elltf 
»ie dilickt Bewjegung ufid .Handlung aus,, sofern sie 



V 



V. 



vtehreHi Begrifft in einVerltSItniffl zu ftinander aexl, 
und da sie die einielnen Bilder als einzelne Tlieile 
tfdter Merkmale der Anscbaaimg im Ganzen aaf die 
Idee bezi^t, so findet bei ihr auch das- bei der Alle- 
f^ie angegebene Yerbältnifs zwischen Bild nnd Id^e 
Btatt. Die Hieroglyphih, aus -welcher, als einer natfir- 
Itchen nnd noih'wendigen Grundlage, allmäligdieBuch- 
«tatenschrift entstanden ist, zeigt uns, venn irir an 
ihre Wichtigkeit und Ausbildung im Orient und in 
'Aegypteo besonders denken, die allegorische Dal-Stel- 
lu'n^ als eine noth wendige Form des menschlichen 
'DarstellungsrermögenSf die zwar anfänglich m ihren 
Mitteln noch beschrankt ist, je mehr sie aber mit den 
nalfirlichen and noth wendigen Zeichen des AiMdmcks 
■'durch freie Willkfihr und Uebercinknnf^ gewählte vur- 
'bindet, und die concreten ßtlder zu abstracten Zei- 
chen erhebt, die freiesie und allgemeinine Art der 
Dtirstellung ToAereitct. Dafs dabri Unterscheidung 
mvd Fixirung der ein/.elnen Oute der Sprache nörii- 
-w«*idig TOraU8zus*3!en ist, Tersteht sich Ton'selbst, 
der Bezeichnung aber der hörbaren Zeicken' durdi 
'Mtchtbäre knufa dltl Sltere Hlero'giyphik zu Hülfe ge- 
'konlniM »ejn, ^edWegen ja aut£ das PhAni zisch «rHeb- 
4sidche nnd Gntckische Alphabbt so deutlich aeine 
Abfconft aus den Gharactbren der HieroglyphHi an aidi 
-trügt. Ben Fortgang Vom Concrtiten zlim Abstracten 
"Yom Nbthwendigen zum Freybestimmten , vom Bilde 
•^iah Zeichen, wie er Mtei^taupt be^ dem Stüfisnj^ng 



n 

wie die Allegorie, eine Zasammenseisuiig ron Sjmbo- 
len, e» gehört aber su ihrem Wesen, ivie in der Rep 
de und Schrift, Gedanke an Gedanke, Saz anSaz sich 
reiht, so nan auch die allegorische Darstellung, in ^ei- 
ner zusammenhangenden Reihe gruppen^rtiger Zu- 
sammensezungen von Symbolen fortgehen zu Iif sen« 
Daher ist sie auch bemüht , die Räumlichkeit ihrer 
Bilder soviel möglich zu beschi'änkeo, und ins Enge 
zusammenzuziehen, die Erfüllung desRai^nes iik ^ifio 
blofse Erfüllung ein'es Zeitmoments zu Terwand^In»- 
um den Uebergang der einen Reibe ron Zeichen zur 
andern zu ierleichtern, uqd je mdir. ihr dies gelingt, 
desto natürlicher ist der Uebergang zur eigentlichen 
Schrift. Durch diesen Cbaracter des Discur^iren wirA 
das Momentane der Anschauung, das der hieroglTphi-fi 
sehen Allegorie immerhin noch bleibt, dem Sncces^in 
Ten untergeordnet» und wie die Hieroglyphik nach 
ihrer Darstellung im Einzelnen dem Syfnbol si^h an-« 
schliefst, so nähert sie siqh yon einer an^Kn Sehef 
in ihrer zusammenhangenden Darstellung ,den^' yVesß^ 
des Mythus» ' * / 

Wie die hieroglyphische Allegorie dem Bedürf* 
nifs ihre Entstehung yerdanht, so dient die eigentli- 
che Allegorie der Kunst. Idee und Bild' treten i^ 
das harmonische Gleicbgeiyicht, keines dai;f durch äs» 
andere beeinträchtigt werden, , das jBild breitet si(^ 
in der Schönheit der Form im Räume aus, aber die 
Idee müEs .als die Seele des schönen Leibes sichtbat: 
und unsichtbar über ihm schweben. Wi^da^ Symbol 
ein^ einfaches Bild ist, so ist der Allegorie das Grug^ 
penartige eigen, und zwar nicht in einer Reihe jgnq^» 
penartiger. Zus^mmensezungen will sie ins Unbestiipn^ 
te fortgeben , sondern eine Gruppe für sii^h ^oll ein 
in sich geschlossenes Ganze darstelleii , wie ^s der 
Begriff der Kunsteinheit federt. ^Rnbe und Bewe* 
gung, Mi^mentanes und Süccessiires , Q|mm ^nd i^^f 



7« 

gleicht fich so in der Gm{<pe an». Daft diese der 
Kmist yermähltts Stufe der allegorischen Daratelluog 
sich besonders in dem plastischen Kreise der Denk- 
itaaler der'alten,naftientlich Griechischen, Kunst objec- 
Cirirt h^t; bedarf haum der Bemerkung. 

Auf 'die dritte und leste Stufe der allegorischen 
Darstellung stellen wir endlich die sogenannte Fabel, 
oder denaWo^ «der Griechen. SjmboUsch ist sie, so- 
fitfrh sie ei^te Idee, und zwar eine ethische Wahrheit, 
in einem Bilde yei'sinnlicht, allegorisch, sofern alle 
ihre einzelnen 'Zü'ge in die Anschauung fallenf^ und 
jeder einzelne" Theil Ae^ gansien Bildes auf die Idee 
bezogen werden mufs, mythisdi endlich, sofern sie 
^he Handlung zur 'Anschauung bringt, weswegen sie 
<ueh ihre Bilder aus der Thierwelt oder der beleb- 
ten Pflanzenwelt entlehnt. Das ' Mythische waltet in 
ihr sc^on Tor, und somit die in der Zeit sich entwi- 
cbelttde Handlung, weswegen sie immer eine' practi«* 
ie^e'D^hre enth'ilt, aber die Handlung ist noch in ih- 
teir fi^i^ren ' Entwicklung durch einen bestimmten 
Kreis Ton Anschauungen, in welchem sie bleiben soll, 
beschränkt (nämlich eben z.B. durch die Thierwelt). 
Als Form* bildlicher Darstellung hat sie eine sehr 
ftlitergeordnete Bedeutung, obgleich auch sie öfters 
wie alte Beispiele zeigen cfr. lud. IX. 8. IL Sam« XII. 
Bestod. Htfusl. 202. Liy. IL ^2. zur Yersinnlichung 
feiner practischf^n Lehre vom Bcdürfnifs geboten wur- 
de. Wie wir beihi Symbol und Mythus auf die Stufe 
der Notfawendigkcit und. der Kunst in der dritten Stn- 
f^ eiiien beic^ndörn durch die TVillkühr bestimmten 
SSweck folgen sahen, se^ es nun der Zweck der Leh« 
. re oder- der Ergdzung, oder beides zusammen, so ist 
fes auch bei der Päbd. Die Fabel will lehren, aber 
üuch erg5ifen, um deste besser lehren zu können, und 
>.tigletcfa hat' sie* noch von der ursprünglichen Ver- 
Vandnichaft der AHe^brie mit dem Symbol diese Ei« 



1§ 

mt 4im §m r 1hu(04 imms^ »ufil^'kh irtSMU tmu^UHkibiiA 

Mm i'^M^ Amt ViA^iil i»i 4ii« '^kut%m^A\ mm\ ^ Mt<4 
TUmn^^ii rmUimU im i^i äätnii 4Ut in Hiääkki 4m 

yiß 4m AUmnnnUß 4^0 dn^mÜmU V^tm^AuAm in U»«M 

kiwonK liMrr «mr mI it«tii iirii|#igMKlk'b#li iMi4 ^ißiUmtfh 
wkm^im i/n$f$iJUfr an* tU9f$ ikihi4m i^im$imi$r 4mf 
i Unfall nUf^lMH A^Um $mnmm\iiik 4Mm4i 4(# Kri^MTti* 

At/t kf^kä^yt^ 4Mf^ IHän t#rf L \m§^m40im tiäm* Vit 

§m^ tW'99i'k» \\%U At$iU m ßoUU^i^ Vi$imimt wu 41$ 

m Aßrtr iHß$iikmi^0i Vi4*^\ $Uf(^ H4?uf$^u% k^^f^^ Umm 
4mi tfm^ m i'i t mM^i tJt/t äid 4^r UiuUt 4«# 't%i¥$ktHmä 
9u4m$i ht^iHfä* Vn4 m/Hn «4ilk«i 40r tl^mmU^iim 
N)||mi# 4im iMißrmt4^r 4ef1i»*UU$n $it %t»hm 4mi:k4^ 
ttü4mn4§m iitMfHif4**f 4^r TUmr^ %i^iith§äm nl^priti» 
t4^ 4tm0iiitüMfU ^ 0^lmH wir Mimh hUff i»ir4#r ä4m 
U l0rnßm% if0m Amr AH*^i^ Uf u$t4 4$fr ViA^iti f^mu Uf^ 
Umm^ Vim Amt l^fAmi ^HUfi§i'4i0uiH MU Akt» V^r^mX 
^» Amnk^ Aäh M# ^i$m tMfUf¥ #1* #iiMMi mfdUiUUfUm 
ifM mm Amm H^tuHiUmnUfUmn AMPäU^Uip lAm mmUi 4mf 
•»Mmm M» mi^»^ mmihmimrmu titftf^^i^^kmm^ fAtr IßUiUitikmM 
h0^0uAlmmnt #«4 i#t mmUr im Aimä^Um Uimm mH Amm 



DVki dtePonn inAllgem^en betiifft, mterml^ 
eher die AJIogorie die Idee mfiäAt vaA daratellt, M 
ist e« die de« Sejn» im Werden , oder de« WerdM« 
im Seyn. Das SfAbol, wenn es da« riiiiinliche Sejit 
in d^ Ansehaimng des Bilde« nf' das Aluolnte ut-' 
wendet, erhilt za «einer allgemeinen' Form da* achlecht' 
}tin Seiende, oder den vnendlicben Raum, nnd wenK 
ea das- Seyn und den Banm als dbB in aieh selbst Be^ 
stehende nnd^uhendti nimmt, die Idee abtolnterNotb- 
«endi^eit. Der Mythus wenn er die an der Anaehan-' 
nng anhebende Verstandes- Tbätigkeit als ein Succe«- 
■ire» in' der Zeit, -als ein Wer^n anffäfat, und dieies 
Unf dasAbaoltiie bezieht, erhfilt ed seiner allgemeittea 
Fotm dis abaolnte Werden und dieses als ein ewig in 
9er Zeh rieh' selbst gesendes Werden gesonnen, gttt 
ifi'm die Idee dei* Freiheit. 'Die AHegcWie abet- in dis 
Hitte zwischen beidp Formen so gestellt , dab - sie 
iUtber die eine dnrdt di« andere beschrSnkea ' nrnfs, 
luwn'wedier das eine-noCb das andere Glied des Ge- 
gensaaes'in seiner 'Reinheit, als ein Absolutes aofi&s- 
sen,' nnd ist eben darum der narstellung des Absohw 
ten gar nicht fähig. An das Endliche, Aufs «ie sich 
halten, wie es in' gegenseitiger gleichtnsrsiger Bis- 
ftdirinknng Se» BSnmHchen nnd Zeitliidien '.als'-ein 
Werdendes oder Gewordenes in einebeitinmite SphS^ 
re der sinnlichen Anichsnong fallen kann. Danun 
dient sieanch mehr der Kirnst, tds det Philosophie 
md der Beligion. Und wie das Symbol eigemfeeh 
•o sehr an das Bäuuliche der anssem Ansolfaattif{ig||(*. 
bunden ist, 'dafs et 'dar 
-- die freie Bede nmgeses 
so sind es oncK die me 
*tih nnd Hahlsrei, in'^n 
sten erscheint, nsd wei 
Tehihels der Bede bedi 
SOS dem scfcirebeDdett' ' 



• 8t ' 

nnd .2«eitUeheii fall^cl, unwillhülirlich mehV oder min* 
der 'in den Myäius faineingerathen» 

Der J^ame Allegorie kpmmt daheri dafs das Bild 
iikXo /f€V itfii^sveu oi'k'k& de von, eine £rii]ärang, die 
aück auf das Bildliche des Symbols und des Mythus 
pafst, der Allegorie aber deswegen, besonders gege*~ 
ben^wurde^ weil bei dieser die Beziehung des Bildes 
auf die Idee am ^eis^en auffiel. Bemerkenswerth, we« 
gen der Uebereinstimmung mit der* obigen Erklärun^t 
is£ hier besonders die Bezeichnung der Hieroglyphen 
durch den Ausdruck ^coa s^. B. Herod. 11. 4. und^öfters. 
Und so haben wir nun den ganzon symboli* 
sehen ^ allegorischen und mythischen BilderkreiA 
dlR*chlaufen y und wenn wir auch nicht alle ein«- 
seinen Yerzweigungen des grofsen 9 weitverbrei« 
teten, yon der Erde zum Himmel kühn emporstreben-^ 
den Baumes verfolgen konnten, doch wenigstens sei-» 
ne wesenjtlicksten und allgemeinsten Umrisse bezeich« 
net. Da wir bereits gleich anfangs die bildMche Dar* 
•tcllung der Ideen des Uebersinniichen als eine noth** 
wendige Form der menschlichen' Erkenntnifs aus der 
Natur des: geistigen Organismus des Menschen) aus 
dem Yerhältnifll zwischen Yernunft und Phantasie^ 
nachgewiesen haben^ und die bisherige Deduction und 
Auseinandersezung der Begriffe de$ Symbols und dea 
Mythus, in welchen als den Haup^factoren die AUego^ 
rie schon begrüTen ist, ron selbst das Ergebnifs her* 
beiführt, dafs in diesen beiden Hauptformen die £ie« 
mente der gesammten bildlichen Darstellung des Idea* 
len gegeben sind, so dafs es ebensowenig eine ande« 
re Form ausser jenen geben kann, als es neben der 
Receptirität und der . Verstnndesthätigkeit , neben der 
Anschauung und dem Begriff, noch eine andere Form, 
für die Erkenntnifs des Sinnlichen gibt , so ist nun 
nur noch nöthig, über die Frage, attf 'welche Art und 
Weise jene Formelt nothwendig sind, um das Ideale 

B^ius Mythologie, .1 6 



8. . 

,und Absolute eom BewafiiUeyn %u bringen, einige» «n be* 
mtirken, indem ^on der Anerkennung dieftei^oUiweiidig« 

^ keit der WerUi dieser Wissenschaft fiberliaupt abbängt« 

Die Nothwendtgkeit 9 die Ideen des Absolnten 

bildlieb durcU Symbole nnd Hytben anszodrücken, ist 

tjieils ^ine bedingte» theib eine allgemeine. Beding! 

ist sie« sofern %\te dem Menschen auf meiner gewissen 

^ Stnfe seiner Entwicklnng und geistigen Bildung in 
höherem Grade Bedürfmfs ist, als auf einer andern« 

^ Und welches ist nun diese Stufe ? Die menschliche 
Erkenntnifs überhaupt beginnt immer mit der An* 
schauung als dem ersten Element« Von dieser fius 
erhebt sie sich erst allmälig in die Region fler Be«* 
griffe und des abstracten Denkens« Der Geist nAfs 
schon gewissermafsen erstarkt seyn , und sich selbst 

-* in dem Mittelpunkt seines geistigen Wesens erfa&c 
haben, wenn er sich von den Eindrücken der Aussen- 
weit losmachen, und sich derGeseze seiner geistigen 
Thätigkelt in ihrer Unabhängigkeit ron der Welt der 
^ ittssem Objecto bewubt werden solL Die Anschau* 
nng geht immer dem Begriff, das Concreto dem Ab- 
etradteu/ wie das Niedere dem Hohe/en Tovan. Und 
wie dies der Entwicklungsgang für das einzelne In« 
diriduum ist, %o ist auch dasselbe .Gesez für die Ent« 
Wicklung der Menschheit im Grofsen. Wir mdgen 
«ns über den anfanglichen Zus.tand des Menschen und 
der ältesten Volker eine Vorstellung machen, welche 
wir wollen, %o kann doch die Ausbildung ihrer gei- 
stigen ^räue nur das Resultat der eigensten Selbst- 
thatigkeit «eyn, und somit auch das abstraete OMfcen 
nur die Frucht allmäliger Beife« Man "betvadill^^l^ 
den Stufengang der geistigen Aosbi 
sehen \ wie er sich in den 
lins liegenden Denjunalem der 8] 
sten Spiegel des Geistes, offc 
cret ist auch in ihnear noeb 




I 



85 



wie mufii federn •chwadie^Anfflug, der in die Region 
des abstractefi Deakens gewagt wird, die Anschaanng 
immer wieder ihre Hand bieten ? Und welche apre« 
chendp Beiapiele rdh dem durchgängig» herrachendefl 
Bedürfnisse, ainnlich-anachaulicher Zeichen tretten so 
oft im Einzelnen entgegen? Wo ein Entschlufs ans* 
gesprochen^ eine Lehre dargethan, ei^f UeberzTeugang 
bewirkt werden soll, da ist es nicht eine snbcessire 
Folge Ton Begi'iffen^ in welcher sich das innerlidi 
Gedachte entwickelt, sondern Anschauungen nnd BiU 
der sind die sprechendsten Mittel des Ausdrucks, Tont 
welchen man aliein den geeigneten Eindruck erwar« 
fen zu dürfen glaubt. Man erwäge doch soiche^ei« 
spiele, wie sie uns Homer und Henodot, die dieser 
Stufe selbst. noch 8o nahe stehen, in so reicher Men- 
ge - darbieten, in dem ganzen grofsen Zusammenhang 
mit der Denk - und Anschauungsweise, aus Velchem 
sie gegriffen, (Stellen wie z. Iß. bei Herod, I. i65. 
i58. idg. y. 49* IX. 55.) man denke sich die' Spra- 
che und Darstellung der ältesten hebräischen Ur-- 
kundeil , und der ältesten griechischen Orakelsprü« 
che, auf welches Resultat müssen wir^ a^les dief^zu- 
sammengenommen, geführt werden? Es ist bald ge- 
sagt, die alterthümliche Sprache sej eben die Spra- 
che der Poesie, aber mufs nicht was uns überall in 
einem so Constanten Character ersoheiiit, auch auf ei- 
nem innerlich nothwenf' icen, in der Natur des Men- 
schen liegenden Grunde beruhen? Und was wir nun 
im Gebiete der sinnlichen Erkenntnifs wahrnehmen» 
wie sollte es im Gebiete des Uebersinnlichen anders 
seyn? Ja, das Bedürfnifs den abstracten Begriff durch 
das Concreto der Anschauung zuin Bewufstseyn zu 
bringen, mufs hier um so fühlbarer seyn, je mächti- 
ger auf der einen Seite die übersinnliche Welt nrtt 
ihreii Ideen, auch schon auf der untersten Stufe der 
menschUchen Entwicklung, in das Gemüth des Men« 



«4 ' 

•chen licreinlritt, nnd fe mniger anf 4er andernSeiy 
to der seiner Denkkraft noch niclit m&chtign Geist 
dieselben in ihrer reinen Wesenheit in sich an&ieh- 
men kann. Ijer noch sn» Sinnlh^e gefesselte Geist 
bedarf ^ner ainnlichen Form, in welcher, das Idealei 
Beingeistige, gleichsam TerkÖrpcrt,. ihm nahe gehmcht 
werden kann, und die Bilder der Phantasie nnd £in« 
bildungskraft sind nun die Vermittier zwischen ihm 
und der übersinnlichen Welt. Nur aus diesem nach 
psytho logisch^ Geaezen bestinunten Entwicklungs- 
gange des Manschen, im Einzelnen, and grofaen Ga'n> 
zen, ist die historischeErscheinung tu erklären, daCs 
bei allen Völkern, deren früheste Bildungsperiodo uns 
bekannt ist , die religiöse ErkenntnÜa ifasbesondere ' 
mit dem Concreten, Anschaulichen, Bildlichen beginnt) 
und von diesem aus erst mehr und mehr zur Hefle> 
xioD und Ahltraction fortschreitet. 

Was aber-'suf der untersten Stufe BedQrfnif» iit« 
bleibt es such, obgleich nur in geringerem. Grade, anf 
den darauf folgenden hohem, und so wird die in ei- 
Der Hinsicht zwar allerdingt nur bedingte and relativ« 
NothweAdvgbeit, in einer andern doch'wieder eineall- 
gemeine und absolute. Wir reden ja hier von dem 
Entwicklungagajige der Menschheit im Grofsen, yoa 
den Bildungapei-ioden nicht einzelner Individi^en« 
sondern ganzei^, Völker. Die gröfseie Masse deS: Vol- 
kes aber }\!it, obgleich auch hier niemand bia allmäli- 
ges, ina Unbestimmbare gehe 
läugnen können, doch einen g 
racter, der überajl mit densel 
selben Ansprü<dien auftritt Ue 
selbe nüiUrlicUß Hang, das U 
chen zu erkennen, und durch 
der in Verkehr mit der ideal 
dafs wir mit R^cht jene hildl 
UXt^s versinnlichende Erkeni 



89 

I 

* • . ■■ 

weise e^c& Sie ^o^uläre Anaicht nennen tonnen. Aus 
'^er gröfseren Masse des Volks stehen jzwar überall 
auch einzelne Iridmduen au^ die, ausgerüstet mit ei* 
ncm' höherem Maas, g'eistigcr Kraft und Strebsamkeit» 
fiühzeitig sich über die Voü^steflungen der Menge er- 

• • 

bebet)« uiid die so mannigfaltig rersinnlichten Formen 
kvti dem Wege der Abstraction tmd Reflexion 'zii läu- 
tern, und 'eitier'¥eineren, geistigern Erkennthifs näher 
au bringen bemüht sind. Sie sind c?s, von' welchen', 
w'enn einmal eine hellere Elkennitnifs ihr eigenes Be- ' 
Wufstseyn erlei^chiet, ein wohllhäiiges Licht sith auch 
über andere Vei-breitet. Aber wie -wenige sind diese 
unter so Yielcn,"'wie sehr sind sie auch bei der Mit- 
theilung ihrer reineren Begriffe an dais Volk docl ' 
immer -wiedei" an die sinnlichere^ Formen der' pbpu-. 
lären Denk j und Anschaimngsweise gebunden, und 
•^te wenig kanii es auch ihnen selbst gelingieh , die 
Bißffriffe und Ideen des Absoluten nuf in ihrer i^eitiön 
Abstraction 'aufzufassen ? Auch der Philoisoph,' so' sehr - 
CS sein Bestreben' ist , die 'Begriffe -jeder sinnlichen 
Hülle zu 'efatklelden , und nur- als reine 'Erzijugnisse 
der geistigen Thal igkeit festzuhalten, so Wtond'drristi 
lieh er uns' immör aufs rteue zuruft, die sinnlichen 
Formen de^* Raums und der Zeit* mclrt aiif das lieber- 
sinnliche üböt*ztili^agen, niufs' ihYien gleichwohl ' eine 
ge^isöig biidliclVe Beziehupg auf das' Absolute ''einräu- 
men, er Selbst' kann eines ^ewisseVi ScheinatlsVnus un- 
möglich eVilbehtßn, tind die ' in tellfcctuelle Anschauung, 
die eben die tiefsteh 'Denket auf den Gipfel der Ab- 
striactio'n gestellt' haben, spricht schon durch* ihbe'Be-^ 
nennun^ die ^ahi'heit dieSer'Behäuptung 'aus.' Und 
wiiB könnte* VMlenÄ dii^^ Philosophie die WÄlie der 
Religion ^empfangen? werin «e nur ein Ihbfe'griff <tar« 
rer und kahA*' Begriffe, d^ ^bstractcstien Formen des 
Denkens 'Wi^öbe ? Die^ der 'Vemunft angeborenen ^ 
Ideei^'des^Absblutißn, die der rein-philos^phidcheYer* 



ß6 

itand in #eine kake, md An'irieh todte Fonneii hin* 
einzwuigen viUf müssen durch den innigsten Lebens» 
hanch erwärmt werden, nnd, durch Phantasie und Ein« 
btldi^galiraft beaeelr, infiild und Gestalt sich Ueiden, 
wenn sie diejenigen Geifihlc und Zustände im Men» 
sehen anregen sollen., die das Wesen der Religion 
ausmachen. Darum ist es auch ^i^^^Üg^A allein, difl 
in Beziehung auf das Absolute, womit sie es wie die 
Philosophie zu thun hat, sich nicht blos wie diese, 
nur an die eine Seite des geistigen Organismus halt, 
X eondem der Totalität des Gemfiths angchorti Indem 
•ich in ihr Yemunft, Phantasie und Verstand durch* 
dringen, und in dieser wechselseitigen Durchdringung 
- sich auch des GefüBls und Willens bemächtigen, wird 
der ganze Mensch lü^n ihr ergriffen, und somit *auch^ 
was dem Pnilosophen nur in der Erkenntnirsform der 
Verstandes besteht, in einen beharrlichen Zustand 
rerwandeltf der die unmittelbarste Verbindung des 
endlichen Wesens mit den Unendlichen und Absolut 
len ist. Die Phantasie, die als das wahrhaft schöpferi« 
sehe Vermögen diesen Uebergang der Philosophie 
Eur Beligion hauptsächlich vermittelt, damit das Le- 
bendige mit dem Lebendigen in eine -unmittelbare 
Wechselwirkung Eusantoentreten konne^ erfüllt diesen 
ihren hphen Seruf eben durch diu Bilder und An* 
•chauungen, die zu ihrem Wesen gehören, und wa- 
mm sollten wir nun nicht auch den beiden Hauptfor- 
men, in welchen sich ihr bildendes und schaffendes 
Vermögen ausprägt , dem Symbol und dem Mythus, 
eine wahrhaA religiöse Bedeutung zugestehen wollen 7 
. Wie schon die Alten das Symbol und de^ ^jthus in 
dieser hohen Bedeutung erkannten, und der göttliche 
Piaton insbesondere nefaen den abstraetesteh Specu* 
lationen auch dem Mythus. seine eigenthfimliche SteU 
le 'einräumt, tmd auf dieae Art so gerne seine Dar» 
ttvihing «wischen dem Abstraet • pbilosophiadien, und 



»7 

Mythiseh-r^ligiösro) aU ^^ beiden Ekmenten der Er* 
kcnntnifa des Idealen und •Abaaluteni gleichsam in der 
Mille achn^eluteiiil erhalt, isthi^r nur kurz zu eriimem, 
an cin^m an.41^ni; Orte aber -weiter auszuführen. Bier' 
aber /ergeben eiKh uns, nachdem wir das Symbol und 
den MjthTis a6f den Begriff der Religion zui^uckge* 
führt haben, noch einige Folgerungen, die zur yoII- 
ständigen Bestimmung des Begrifib des Mythus we-» 
sentlich . gehören. 

I. I>er Mythus, den Vir hier als die Tollhotoimen* 
Ste Form, in welcher sich die? Ideen de» Absolute]^ 
als eines wahrhaft Lebendigen; '^rsinfilichen können, 
zugleich^ auch statt des Symbols^ das er in sich auf- 
nimmt, nennen , trägt das Geprüge einer göttlicheii 
Ofifenbarung. £r ist eine der Beiigion angehörende 
Foim, und soll das Göttliche in sich aussprechen und 
zum Sewuistseyn bringen« Der helle Strahl aber der 
,£rkenntnifs übersinnlicher Dinge, der zuerst in das 
«innial erregte, religiöse BewuTstseyn herein'fi^l, . und 
das Dunkel des dumpfen, unbestimmten, gleichsam be« 
wufstlosen Ahnens mit einem neuen Licht erleuchtete, 
wie hätte er nieht dem Menschen, dem sieh auf ein- 
mal der BJick'in eine höjiere Ordnung der Dinge, er- 
öffnete, zu welcher er bisher noch ni^t das* Auge 
2«. erheben vemiochte, als eiil göttlicher Strahl, als 
ein aus der höheren Welt ihm übernatürlicher Weise 
mitgetheiltes Licht erscheinen sollen? Jen^ Einsicht* 
ToUen und Erleuchteten, die das eigene Licht auch 
in andern leuchten liefsen, und dem unnennbaren Ge- 
fühl, das in der yerschlossenen Brust sich kaum zu 
regen begann (cfr, Herod, II. 52.) lauerst Namen und 
Sprache yerliehen^ die zuerst das Göttliche tn sinnli- 
cher Form aufstellten, in sichtbaren Zeichen und Bil- 
dern vorzeigten und deuteten, und so> gleichsam nur 
die lichten;^ Momente waren, in welchen das gemein- 
schaftliche Beirufstseyn allqr sich -zur Klarheit eines 



88 * 

tndiTidäellen JMtTirfklsejtDi- '^rfelellt«;" wol&r konntcfn 
•ie anders gelten, aus fftr' Organe* der Gottheit, die in 
ihnen selbst in die Erdennscht des mefisehliohen jy^i^ 
«eyns.. sich, milde nnd freundlich bei^i^läfst ? Das 
Göttliche, das das Euerst erwachende b&wurstseyn rdit 
einem so heiligen Schduei* • seiner Gegenwart ergreif ty 
wie kann es* dem schwachen , ' hülflosen Sterblichen 
der sich so tief unter- ihm «rblickt, anderi als durch 
sich selbst kund gethan werden, wie sollte 'die 'WOhU 
thuenda RefrioJKguiig» die den innersten' HegoAgen und 
Bedür&issea.des fierasüns zu Theil gewserden, niehi 
als eiii' Geschenk des Himmels' yerehrt werden dflr- 
fea? Uji^d vie^soUte denn» auch auf einer hohern Stu- 
fe ^er ErhenntniTs und Bäduttg, das-Verhältnift zwi- 
schen Religion und. O&nbarung ver^hieden gedacht 
werdeii > können Ton* •dem- Yerhälinirs- zwischen der 
Id^e uiid id^Silde,! dem innerlich Gedachten und Em« 
{ifundenen« und dem jäwsserlich Ausgesprochenen und. 
Darg^MOllten ? iWo Jüberhaupt das Göttliche auf ein« 
'".gaiiz neue und.eigenthümliche Weise die Tiefe des 
Gemüthös bew^egt, ; und sich in der Sphäre des Ber« 
wufstseTitfs dargestellt hat ^ da reden wir mit Recht 
▼on einer: Offenharuilg. des GöttHoheBf^ und wenn 
selbst . Muhammed < die« Innigkeit seiner Ueberzeugung 
rYon. den. Göttlichkeit seünes Sendung so ausspricht» im 
'Kör<« •Sttk'ö 53« .'• { 

■■' " ^' ^e$ti, bei dem'SCcfne, der jcil untc^gdit, 
" 'Nda euer FreÄild h'ai' nicht geirrt, es hat 
' Ihn nichts getäuscht^' ör* redet nicht, was bloi/ 
• Gefähl ihm eiirgA «:-' Offcnbarting isfs, " ^ - 
' Die er Terkündigt« £s iebrie ihd 
- • r 'Z .Der Eö^tt Gabncl. Der Mächtige 
-* '• '^' •' Uti<j Siarice'kam,eil iKm herab. Es stand 
^ ii> ' ' t)w Kogel dbi'f'Bm bd'chsten Hörikotit/ 

Ujid nafhertC' sieb dentf' Propheten dann ' — 
' . Was Mofaained hier tak^ war kein CrSUskt, 



H 

tht iii4 mIc ^Imb mmAami MImv JUm 

pi$ immi$f i<Ht4fui Ufi4 ^U4Mf^44*t, Uttd 
Am /««Mi hMif0i$' l'Aß%4tl9 fliuUfi, (itf ' 

I 

M» i#4 bi^r^ «0 «imI für «kh ((«n;s il«f «eliie ^ wn« wir 

ftMH( i* ^i^' tfiiir4il|ieJI»«i'<;f und ui»M4^iifil>j»ic« V4fii#AiiU 
i>iif jr« ei/m$i4^r f^t*9i"/A, Von wifkii^r Alt «b^^r 4ii4'## 
i»«#l»ilii}j(}Mji<f 4>H4ni;»#<ing ««f/A luliMif^ d^it für «i« 

#'«l»g VON «^Jl^^t ki^itoiv 

JUHi9ffi«f>« mir4 ^hitkli ein ißtmtehnni mIUt, t'> ii$i 
)• d4i««4rJiM? I}4^<i(ii0ji(« I di^tdii«? An'^elt^f^tjnktiit dt'9 
H^»4m$^ di« «lUf T4ff «"ifii/^t« l!^4# r«^'! vi«flii4<}|i «uj» di# 
f^'Vtff^in^n lAe^n und iWfiiJii«^ uri^nii «i«; «fiitfiMil ii9 
^^^rtm i$H%ii^^^i^H:h^.nunA inVfiUier U\^t^eXrt^i^fiu$\nAf 
m eiu^ UhtefkAi^e trlßerliett^iun^i di« f*m JMuu'i/; xn 
Mim44 fi^n iß*f^Ul*^fM y^u (ße%MK*tM ioiif/^rUtf mii 
d«*r w«^tl»«#i»drif Z4?i( «dJ/tt «ri il«üif(l«dl y^'^tih^t^ unA 

— diii r fcti 4#itA<vt#i| di« ld4^ d«# AI^^oImI«»^ di# dut 



bbject liier Beltgfatir iM, »UM !■ »tc^ daratellt. DI« 
evige Zeit telbst iat du 'f rigarüi' An heiligen Glan- ' 
beiu. 

Ktxrrifit&i edtii avta xaraßaKku Xu^'oc, 
OvSi ti. 8t aV^av ro ooipov iv^ijTat tp^tvtav. 

•Agt Eurip. B^cch. 183. mit Becht Ton dem Glaubens- 
gi-uad der alten traditionellen Lehxe. Der Glaube dea 
Einzelnen verli^i-f atcb in die allgemeine Ueberein- 
atinunnng (rfler , . und findet in dieier den aifheraicn 

^ Ituhepunkt seiner Ueberzeugmig. Yox populi, tox 
I>ei, gilt hier im eigentlichsten Sinne. Diese ansscre 
Anctorltät der Tradition unterscheidet ebenfalls be- 
nimmt den populär^mythischen Glauben Ttm der phU 
losOphischen Uebcrzbugnng, die auf innern sclbststäa- 
dig erkannten GrOnden beruht. Die philosophische 
Cfberze'ugung ist immer nur Sache der Individualität, 
in dem religiösbn Glauben aber, wiefcm In ifam dio 
Ceberzengung des Einzelnen mit der Veberzeagung 
*aller zusammenfallt, das indiriduclle Bcwufstseyn in 

' der hShem gemeimchaftlichen Einheit eines über al* 
le Zeit hin aual legenden BewurstscTni aufgeht, spricht 
aicb das allgemein menschliche Interesse ans, wäh- 
rend jene niemand angemuthet -werden kann, kani) 
ohne dieses das wahrhaft menschliche Leben gar 
nicht bestehen, and dieser leztere Begriff Hegt eben 
Auch darin, dafs die Tradition die Grundlage des my- 
thischen religiäsen Glsuhens ist. Dafs diese beide 
Begriffe, Offenbarung und Tradition, vie sie dem 
Mythos 8(^n an und für sich, TermÜge seiner Bezie- 
linng auf das] 
%o auch vrirkl 
in der engste 
gions glauben 
bemerkt, in 



liiti«MM«« 4H0 §^f 4Uß ¥f Umu€hM MU/h0 t!fi1^miU^f4 
^ A*Hfl¥PiU^* 4¥¥ iHt$fMUimmti Mi VätHHiMlm'*m§ 
mi i^«#' M^'^ 4$m tftfi^^n m iA4;k ^'Mim Umfiimr^i^ 

%:^Ui^ in 4mm tit^n^'illt' 4i$r HiiU^tU^^U mf^9^*^mmim 

(U«# W# tU9iUpn4^UHi\t 4^ l^ium f^U^U^^^^H iAt^nU^fm 

iu«irW'#r#^ If /dMTA^i f$m wifMmn ^irnur ihiHifm'H U 4m 
UffM^>^^ 44^'#^;b mä^A*^ 4^pi'»fHf «vlWr^ -mU' f^Hf* 

^H^ i^ljMM^ yi^ii*pn4 mm4^^H U^Am ^^ w«fi>i^#<^'i»« 
^U^ iy^^fii4*^n MMb «4^# 4*^p' Ai$irk 4U Au^^^Uü 4#r 

4m 0Un 0m4 f iH ^\um4^m M^i^tifMI^n 4spU'Htm, 

th$ ii^mMti uh4 V^f^hUr^n A**r HpU^U^U jmA 
9nm «mmI» Am» ilk4i%u\UA4m 4^r UiMUM^U^uliHim'mu^mM^ 
i 

hUm §^11 0is um 4s$m^ 4ur*ih M^i^pi^k^ 
V«M¥iMftMNig4N» ^%änHi4m4 r^linUh^u OIm^/#i» 4w itU 
%• fMkßf § §(a n 4M uh4 AhrUt^nims Um iAp^r t^HAsm 

ir## #ttf im4^4 mW# ihr mm<#^ «i» 4mtM* 



/ 



hat. IKe Ximni^täarUjfMh^mHiA 4llUBif-äl« 
religiösen Ideen lejm, wi« «e. aaa dem BegrifTe-'Aer 
Heligl6a ■bgelei(«(,( nch ibraria'mfceiilli'eheH Inhalt,. 
und, notbweadi^m igegenaeitigeii' ZuiainnlciilUng 'ünf- 
Boiaiaen lind. Die idäcn dev AcKgieot In ihrem YerU 
luiltnilä zu einarider, bilden«!»' «k^gIl genaii ' ftiiMtai 
nearfüngcnOea ^nrid goMhioMenea Gtms«. Werde» nun 
dwa^ Ideen: in ihk-oRi nottmenfllgen-^ZtMainm^kKans 
cur iGruiidlago tler^ythologie^fiiiedht, M-lat'^nntit-i 
telbbr äadurch ihfeFonn bcafUmfit^uodste^elbit zum 
Cbnracter eiaer Wiuenachafi bl-hoben. " Sie lüittiitit 
KWKC Bllerdwgs^ ihren inWiieTisl(ett.fähB)t aufi'dei' ■Ge'* 
■chitthtey ^rer die EtiAeit, -' notth welcher 'die- in IbV 
herradielldeil und ihre B<n-inibMtt*igeiid<in 'Idebn TOtt 
•eUMt hinstreben, be«iihrt aie- h'lnlfinglich' Tor dar Ge- 
fahr, ein zufällige! Aggregat hiAKTfiiohm-Ünter^UChun. 
gen zu werden, in w»l«hem^ie unbeatibimbiite Ifas- 
ae dea Einzelnen, die ISee- dci Giinzen -Dberwälli^, 
miid die organische Einheit, die Ale WiMenscbaft ta^ 
dert, nirgenda hindui'didringen und zurfieaUtÜt hoOf 
«K» bann. Was aber 

'a, die reügtöieu Ideen' betriift, sofern «ie- den 
matericUet) Ihhall der Mytbologi« ms machen , so hat 
•iel diesen^ aatider Gcvchichlede« religiösen Gtaubens; 
Abnens :und Deohens der alten Völker zu nehmen, th 
aheier findet sis-jine Id«en umer'ddr Halle dilr n^n- 
nigfaltigateo BiLier> und Anschauungen rerborgeni iWi 
M* beginnt nUn :itir eigentliches' bistoriedics GeBehäft, 
;cn<.drforacbenf auf .^iAchemWe^e die ursprangHchen 
religiösen Ideen in jene Bilder und Anschaimngeii 
nieder^eletitl nnd in ihnen anTKefarafwol-den ä(nd. Sie 
mah a 
thfimlii 
li^dlkdi 
dnrdi 
tevM 1 



§ n im VfJUm, «* ««hW»' <Im ttSgUtM L^mm d«r 
»mtwtmwm \Mlmr Murnrnrnmäiiagi, tutd ton 4em rin«« 
tum rni im n f* «•bar«« UmImii r<»rlliii[l, »afmuhtm 

t/nMJg/t Ia^ri4w«tttit, wi« «(« von innen kerMu* fH' 
WAn, wul 4w«b Milwirtuing; äMMeder t'rttclitfn ti«- 
nmmC worien iM, auffjMm, «« 4«r alimthümiieiMm 
Ni«r«frMEli* und Afmlwlii Hinn und tUsAttwluun nr« 
mtiM» m bAMUDt K« Ui di«« ihr atfiiiih»e «cbwi«. 
lifM« '^Metüit. d« ahm {m« im mylliiaeluMi ft«li((i-' 
imi^ .mk ^ m »Hf^tittuim f«li«nd« 'i'n>4iiioii «i« in rinm 

V«nw Mirficlw4i«L itm» «hrwQrdf((c eol«M«l« Cvbihi- 
4« 4« »tum vii'nfiötem CUd>««», d«f, «i« w'tt-dtir »»(» 
iatum mH. liwjgt in UuModlaielt x«r*ireiit«n üitd lAnf^tt 
ftrwitunM» 'frUmmera umher, ftsrf/^imu waudelt ti» 
•H wtd lünii« Hiilttr dtf« brui.tiMücluMi, nni die f«t»- 
kmde» di«der m er^axttn, »nd di« IfanwiMi« 4«« 
C-uwcM Mi«d«r %t!ttuiHici\iia. Wt» »hur litT i^lilrf« 
Um,! dr> 4«lir«» Kfiiutii^r* oft aueb «im ditn nunitel' 
Mm« L'«l««!rl*l«ib*i>lfi «im« !eertitll«n«n lJ«iie<, <iMl«r 
«M« ««fiHtM(n«nm UildtK, die Idc« 4«* Cnncen «icfi 
MddHUt^n JuiiM« «o kann cMdi diw Mflbslugüt ihr bU 
MwriM-lMM <<«M;li«lt «irb diulwib Mbr «rleieliiem, 
««Ml *ÜR inunitr duraof b«d«i^bl i«l . «icb «u* ditm 
fftf^hrnntt» KtfuMtliMii itll|{«««ia« fduea itM abMtahU 
n«, 4««, i« ibr«» wtmmüi^utn MitiiiualMi f(^«(g«hal- 
tM. Mi<bt «Htm d«, w« BHf der Auaaer« Buil' der 
'.•MtfwXiM fehl). «IM wabHbaft er^siMb« Bede«. 
km| mIwJIm himaiM. VnA die» gilt um m «ehr, d« 
bgi« »»yn nu&, 
r* , in welebe» 
in, di* aUjgeinei- 
iflh H llwa iM, 



Sw Wie virb^ dem«{iuEcliienBegriffäni «avft^rel« 
pli^n die/Mjdiologie als Wisaenschalt t^rwächaC 5 bei 
4^m SymooU der Allegorie, und dem Mythus unmcr 
die Idee j das Bild , uni^ das .Vcrliaftniis zrwitichew 
Bild und Idee untersehicdcn liaben , so besteht nun 
auch eine dritte Aufgabe der Mythologie darin, bei 
den hauptsä^hUchsten bildlichen Formen siu untersu- 
chen, wie weit sie,^ an die Ide^ des Absoluten und 
der Religion gehalten, an sich fähig sihd^ und-.wia^ 
-weit es ilmen auch wirklich gelungen ist,/* die- Idee, 
die sie ai^sdrüch^ aoUein, in sich aufsunehmen, wie^ 
w<iit sie dem Idealen entweder nahe kommen , oder 
daTon abstehen^. Sie mufs daher die Idee ihrer ^inn^ 
liehen Hülle entkleiden, um Bild und Idee^ Concrete« 
und Abstractes, im gegenseitigen Yerhältnirs ausein* 
ander halten, und wiederum auf einander beziehen za 
kCmnen. Dies hängt freilich sum Theil, davon ab, in 
wekheni Grade ea ihr möglich ist, die Bedeutung der 
bildlichen Formen historisch jsu erforschen und zu 
bestimmen. Je mehr sie im Stände ist, das Bild zu 
Tcrstehen^ desto besser kann sie au<ih benrtheilen, auf 
welche Ai't, und in welchem Grade es Ausdruck einer 
Idee seyn kann* Nothwendig ist aber diese Aufgabe 
für die Mythologie , . wenn sie nicht über der Fomt 
das -Wesen vergessen will, da ja das Bild seine Rea- 
lität nicht in sich selbst, sondern immer nur in einem 
andern, worauf es zu beziehen ist, haben kann. Die 
Unterscheidung des Yerhältnisses zwischen Bild und 
Idee gibt auch im Allgemeinen die wesentlichsten und 
deutlichsten Merkmale an die Hand, an welchen wir 
die bedeutenderen Yeränderungen des mythischen 
Glaubens, }e nadbüdem er in. seinen verschiedenen Pe- 
rioden bald die Idee» bald das Bild 2sum Überwiegen- 
den iiiachte, (abnehmen können. 

. Di^se areif ache Aufgabe, in welcher Philosophie' 
und Geschichte als'integrirende Elemente sich wech«^ 



I 



9^ • 

aeUeittg durchdringen, nnd mrEinlieit'eiBe» Gänsen, 
vereinigen ^ bestimmt den Begriff der Mythologie^ . 
wenn sie auf die Würde einer Wissenschaft soll Aus- 
spruch mfichen können, nach Inhalt und/ Form* 

Wir haben es bisher yeriildeden, in abweichende 
Anaiditen, so wtiit es nicht nöthig ist, einzugehen, 
und "Würden auch hier die gegebene Entwicklung ganz 
sich ^bst überlasisen , wenn nicht die Von G. Her« 
mann in einer eigenen Schi*ift: Ueber das Wesen 
und die Behandlung der M3rthologie Leipzig. 1819. 
mit der bekannten dialectlschen Gewandheit desYer* 
fassers gegebene Bestimmung des Begriffs der Hytho* 
logie besondere Aufmerksamkeit rerdiente, und ihre . 
Berücksichtigung zugleich auch einige Hauptpunkte 
in ein helleres Licht, sezen könnte. Hermanns An^- , 
sieht, wie er sie in der genannten Schrift S. i« — 5o« « 
und S. 124* Fin. dargelegt hat, ist im Wesentlichen 
folgende ; Von den yier Ansichten , die bei der Be-» 
Stimmung des Begriffs der Mythologie statt finden 
können, der poetischen, historisoken, philosophisdien 
theologischen, ist zwar keine als eine ganz unrichti- 
ge auszuschliefsen, sondern sie köhnnen alle unter den 
.Begriff der Weisheit überhaupt oder des gesahunten 
menschlichen Wissens (welcher) auch schon, historisch 
betrachtet, für die Mythologie der passendste ist) zn^ 
sammengefafst, gewissermaafsen mit und neben einan» 
der bestehen, aber der Hauptsaz ist sodann dieser, 
dals nicht Poesie oder Geschichte , nnd namentlich 
nicht Theologie, sondern nur Philosophie als Grand« 
läge des Ganzen anzusehen sey« Poesie ist ein blo<^ 
ses Spiel der Einbildungskraft. Die Geschichte hat 
es blos mit der Erfahrung zu thun , und keine Ver- 
anlassung in Dichtung oder Philosophie oder Theolo- 
gie überzugehen. Die Theologie kennt blos das Dog- 
ma d. h« das unbegreifliche , was von übersinnlichen 
Dingen, geofienba^t ist, oder geglaubt wird. Da die^ 



\ 



9« 

.aea tioo, wenn man nicht eine wirUiche OtTcnliarKBg 
«Buinmt, gar kfeinC. Realität bat, so ntui'a ea nunächat 
•af.Debevliefemng beruhen, und dudurch wird «• 
Geschichte, diese GuBchicNte aber, wtil anch sie Jifii- 
n« Dealilät hat, kann -wieder sich nur auf Dichtung 
gründen, &nd »o wird die Theologie Dichtung ; end> 
lieb mufs aber auch diese Dichtung, weil ihr Reali' 
tat zugeschrieben wii-d, sich auf efwaa Stfizenf und 
diese& kann nichs anders scjn , als Pliiloabphie ^ so 
dafa also 'nioht rort' der Theologie zu den übrigen 
l'heilendea Wieaens fibergegangen irird , »»ndern 
«ie'fieltn«hr selbst erat dua Bcsultat eines Ton der 
PhUotophi« auagegangenen Wissens ist. Die Philo- 
»ophie ist, der Mittelpunkt alles Wissens, und ihr er» 
Btc9 und nächstes . Problem ist, ,den Grund oller Er- 

« scheinungen d. h, die Natur und den Zusammenhang 
der Dinge, den Ursprung der Welt und die Geseze, 
Tfodorch dieselbe besteht, zu entdecken. S. Sg. Die 
Vei4)indung aber der Mythologie mit der Beligion ist 
BO )!■ erklären S. 1S7. Die nstüWiche Religion ist 
blol'se Philosophie. Die Theologie, die auf Ofienba- 
rung gegründet ist, kann mit der profanen Wissen. 

*■ whaft d. h. dem Ergebnifs.TonForschnngen Ober dia. 
Matar der Dinge, je nachdem diese bei einem hohem 
Gi»de der Bildnng einen andern- Weg einschlägt, in. 
einem Tierfachen Veihältnifs stehen. - Entweder ist 
GeU in der Natur, tider GoU ist ausser der N&tur, 
oder Gott ist die Natur, oder die Nattu- -iat Gott. 
Darana ergt 
Mythologie: 
Religion, d< 
Theologie 
durch einan 
ge, in weit 
beide in Bi 
•chiedenen 



97 

J 
1 ' 

Dte dritte ist dieienige, welche sich nur exoterisch 
als Theologie zeigt, dem Wesen nach aber ToUig pro- 
fane Wissenschaft ist^ da die Götter blofse . Natur« 
hräfte sind. Endlich die Tierte ist diejenige, welche 
dem Wesen nach Theplogie, aber, weil sie auch die 
profane Wissenschaft in Theologie auflöst, Mys'ticis« 
mus ist» Die Vernunft hat sich selbst überstiegen, in«« 
dem sie yon einem rerworrenen, dunkeln Gefühl ge« 
leitet, in der sinnlichen Natur das Ueberainnliche 20 
erkennen glaubt» Die beiden lesten Arten yon My* 
thologie treten am meisten hervor, die philosophi- 
sche und mystische* Diese lestere ist, da es keima 
Anschauung des Uebersinnlichen geben kann, blo&a^ 
Täuschung, im Grunde äbeir nichts^ andei^s als Philo«' 
Sophie, und für die rechte Behandlung der Mythologie 
bleibt nichts anders übrig, als Philosophie. .Dies is% 
der Hauptiilhalt jener Schrift, soweit s^e den Be^ 
grifiF der • Mythologie selbst betrifft. Wir wenden 
uns nun zu einer ' Prüfung der Hauptsäze , wel- 
che die Unrichtigkeit und {Einseitigkeit im Allge- 
meinen in einer schiefen Auffassung der Hauptbegriffe 
finden mufs, ' aus welchen der Begriff dei> Mythologie 
zu constrüiren ist. Dies haben wir nun im Einzelnen 
zu erweisen. 

y. Was den BegHff der Philosophie betrifft, so 
räumen wir unbedenklich ein ,^ äafs die Mythologie 
allerdings Philosophie zu Qirer wesentlichen Grundla«* 
ge hat. Aber keineswegs zugeben könuf n wir deh 
60gAnz nüchternen, unlebendigen, und eigentlich aus- 
geleerten Begriff, welcher in dieser Schrift durchaus 
zu Grund liegt, /wornach die Philosophie zwar aller- 
dings zu- einem lezten Grunde der physischen und 
moralischen Natur geht, und Hier mit der Religion 
zueammentriff);, und zur Theologie wird, eigentlich 
aber doch beinahe nichts anders 'als Welt«- und Erd- 
kunde ist , welche, wenn sie auf ihrem empirisdien 
Bau» Mythc4ogie. 7 



s» - , 

Gange endlich auf ein leeres atittt, dieaea durch Hy- 
pothesen zu erf^zen sucht, uitd sich in Dichtungen 
Terliert S. i^o. Ja -wahrlich! wie sollte sich die Toch' 
ter üher ihr Schichsal beklagen dürfen, wenn die 
Mutter selbst, durch aolchea Urtheil aus ihrer ange- 
bemen Heiniath in der übersinnlichen Welt rerstoasen, 
in so dürftiger Gestalt auf d^r Erde umherirreo ninfa. 
a. Was die Begriffe Religion, Offenbarung, Theo- 
logie betritn, so' geben wir ebenfalls gerne zu , dafa 
die Mythologie es keineswegs mit einer wirklichen, 
^ fihernatürlichen Offenbarung zu ihun hat, gleichwohl 
aber müssen wir der Mythologie alle diese Begriffe 
zueignen, nnd zwar ebendeswegen, weil sie auf Phi- 
losophie zurückzuführen ist, welche mit Religion, Of- 
fenbarung und Theologie in dem engsten uhd unzer- 
' trennlicbsten Zusammenhang steht. Philosophie und 
Religion haben dasselbe zu ihrem Gegenstand, daz 
Absolut«, . und alle Lehren der Religion gehüren auch 
Kum Inhelle der Philosophie. Die Art aber, wie sie 
die Ideen zum Bewufstaeyn bringen , nnd mit dem 
Wesen des Menschen in Verbindung aezen, ist Ter- 
- schieden. Die Ri^igion, aofem sie Ton der Philoso- 
phie nntevschieden werden mufa, ist ihrem Character 
nach immer positiv, nnd TOn historisch gegebenen 
Thataachen abhängig. Diese bringen, Was entweder um 
tiefen Grunde des Geyiüthes bewufstlos schlummert, 
oder nur durc 
gen Individuei 
einer hlaren i 
des Bewnrstse 
ligiou ganz ei 
Diese aber ist 
tirer Glaube 
Sl so. iind 5o. 
tflrlicher und 
tirer Offenbat 
kennen, soferi 



.9$ 

ttüvereinbare. Gegensäze ausgedruckt werden «olleu.. 
Da Philosopliie und Religion ihrem Inhalt nach Ein« 
und nnr ihrer Form nach verschieden sind, so kann, 
sich auch die eine Religion von der andern, die ei^a 
Offenbarung ron der andern, nur durch den Grad ih-^ 
rer Wahrheit, d. h. ihrer Uebereinstimmung mit der 
Natur des Menschen^ und ihrer Annäherung an die 
Idee des Absoluten^ in weleher Religion und Philoso» 
phie Eins 8ind7 unterscheiden, so dafs diejenige Re* 
ligion und Offenbarung die ypUkoinmenste ist 5 die 
die Idee des Absoluten in ihrer höchsten Bedeutung^ 
und in der angemessensten und würdigsten Form dar- 
stellt^ und am allgemeinsten zum Bewufsiscyn bringt. 
Wenn daher Herrnaann 8. 26; so argumentirt: „Die-, 
^enige Ansicht^ welche Glaubenslehren als den Inhalt 
der Mythen angibt, sezt einen Glaubensgrund yorausv 
dieser aber ist entweder ein objectirer, und beruht 
auf einer Thatsache, dann ist er, weil eine Thatsache 
nur etwas Aeusseres seyn kann, ein äusserer Grund» 
und gehört nicht hieher, oder er ist ein subjectiver/ 
dann gilt er blos für den Gläubigen, für jeden andern 
aber nicht, folglich hat die theologische Ansicht, aus« 
ser für den Glaubigen, gar keinen inneiii Grund für 
sich," so müsspn wir den Gi^undirrthum eben in die* 
ser Bestimmung finden, dafs der Glaubensgrund nur 
ein äusserer oder innerer, ein objectirer oder nur 
sabjectiver und individuell geltender sej^n solL Jede 
Religion und Offenbarung, sofern wir sie wirklich als 
Ausdruck religiöser Ideeit ansehen dürfen, hat einen 
gewissen objectiven Grund. Die Religion ist ihrem 
Inhalt und ihrer Form nach unmittelbar durch die gei* 
Stige Natur des Menschen gegeben , ilire Form aber 
findet in der Geschichte ihre positive Realität, und 
wenn die Geschichte im Ganzen nach Aör würdigsten 
Ansicht eine Offenbarung der Gottheit ist, so besieht 
d^r weiseiste Plan der göttlichen Erziehung des Men« 

7 c:?oati3 



Bcliengesclilechto darin , dalii die Ideen des Absoluten 
in einer mehr und mehr yollfcommenen Form * zur An« 
schauung und OfFenbamng kommen« Auch die Mj- 
thölogie (so wenig hann sie, wie der Yerf. zweimal 
S. 38. und 137. yersichem zu müssen meint, aufch 
nur dem Begriff nach, eine Erfindung yon Atheisten 
aeyn) bildet ein Glied in dieser grofsen Reihe von 
Offenbarungen des Göttlichen , und wenn wir nicht 
ungeachtet aller Unrolikommenheit der Formen, in 
welchen sie die Idee im Einzelnen darstellt , im 
Allgemeinen einen Ausdruck und eine Offenbarung 
des Göttlichen in ihr anerkennen wollen, so liegt der 
Grund davon nur in einer einseitigen und engherzi- 
gen Auflassung des Begriffs der Religion in Hinsicht 
ihrer Idee, und ihrer Entwicklung in der Zeit, oder 
der Geschic» te* Nach dem angegebenen Gesichtspunct 
allein könnet die Begriffe Religion und. Philosophie, 
Geschichte und Poesie, deren Einheit iü" dem Begrif- 
fe der Mythologie der Yerf« selbst nicht ganz ab^ei* 
sen kann , eine wirklich lebendige Einheit werden. 
Endlich 

3. können wir uns auch nicht mit dem aufgestell- 
ten Begriff von Poesie rerstandigen. Wem die Poe- 
sie nur ein Spiel der Einbildungskraft ist, das immer 
und ewig nur ein bloses Spiel bleibt, dem fehlt ein 
nothwendiges Glied in 'der Reihe dieser Begriffe, wie 
wir bereits oben 'gezeigt zu haben glauben. DerYer«. 
fasser selbst mufs die Thatsache anerkehnen, dafs die 
Religion fast nirgends ohne Mythologie erscheine, 
sondern beide in der engsten und allgemeinsten Yer- 
bindung stehen« Aber eine Erscheinung, die als eine 
so allgemeine doch auch einen natürlichen Grund ha- 
ben mufs, bleibt immer unerklärlich, wenn es einblo-^ 
ses Spiel der Einbildungskraft ist, Begriffe in Bildeni 
darzustellen. Wir müssen auch hier auf einen in der 
Natur des 'menschlichen Erkenntnifs- und Darstellungs- 



%0% 

• 

mm4 ^ir werAm uti§ mk Ueinmn KAUruf$nß^rm$44$ 

Ihimr fj^ld m MtUsrAinfifß »ins nllginiM^in^f iiB^rA^rbiu 
tUMuifii «m4 V»\Hff!in%tmmw^fn Aar Myil^m »Uh A^ulU 

tu ^/^Ug4m IMAifm Mu^rfn^kt, fi, 7, unA wir ^UuImtii 
^«f'Ali mn^^te iAny^^i tU'Autsiiim Ann hawifiß f^tt^tfU^fn 
zm UM^Hm^ AmU e$ keifUf^wtff^ 00 unAifnkhMr Utf wis 
Atsr V^fff, ft« 7^ mifUfif ^^ pri</ri Aiir4:h tt*iiru4^hUin% 
4«T JiulMf As§ menttthlii^ieu V'/f«U;lli#fiKf«1^4rriii/>^iirri« 
K^ibAMi Mif «fSo« MythoUpff^im § )#ri//ri| «iif ^^wi««« 
H^iUfH^ffUm zu hipm$f$sm^%99i»r wttUitm tHpAänti \^.A^r in 

A^^m MMäutffßlm *ir y^**AanUti w^rAan MtmUi*** Wuf )#hU 
Un^^i^hs H«n^tim$nt»nn Ai:^ Htt^rWU Arn l'AiA§ 9imt$ 
Am t^fin^ip Attr iPcutufpfn Atfr My ihn f$ ttn Ai^llMnA n<n^ 
Utrm^ tPi^^ tflfer wernntt^en wir «l/ifiifulU l>< i Aemfit* 
fAn/tm^ WM H, 0, /il/<^r f/U« Vrim^ip Aitr hi'MUhi^n 
VAHMiAAmnfn f(4;««^ wirA, Wut^ft «oü zw^ifi^U*:r Art 
i^yßt tmiwuAmr p*tr$ifriHit:iriff$Af oAjttr äU^fi^mi§^ih A* h, 
4i^1tMJci$^ wUA efiiwüAifr Aurch itit9 ihr zukdnnfßUfftAag 
VpuAU'Jttf tpA*tr A*$rf:h itifm Mnsltfr^ 1^u4:h^.f Aiif ihr (khti^ 
tyA^ istf A*h* Aitf mit ihr 4fi$i ^#;ii»«ii9««m«« VrMii'Mi hit^ 
h^/Jtii,U0$^^ VYitnn lApitr Ais^ X^i^rnmtiV^tMi'm A»$itt im» 
sUiU^m 4nA\f AmU i*\$i V$AAi4i'4i «UtU Atrr %ni}m ^*i^ttyX 
wUAf 4i0 in hittr mfm oiUtfAmrttStsrw^'jh^Sun^ Aitn io» 
fl^Jh^tm unA nci^inn hu\t]4*j:iM « uur Attt%4*§ \$*'/Mfrti i«f 
4rM»# yitf44mf unA ^imii iH th^tn Am\\'*iik*^ni\\*'!tm Ak$ 
tUc%ßHh Aitr VterMmHUj$i\tpn uUhi itrkUrt^ unA tiUtfr» 
Am9 itmh niiAtU OWr ikr«f MMliiii« tpAst $yt9A»tp\ißttt\m 
httAmiiun% HßUfft* WirA 0n Atsr huAisf «in«;« ^>^#fii* 
§^§m44t4t itim %ß9tz Mtuiitrttr ffß$€/Af A^r »Ansr mit ihtn 
$im VridUiX ffw#fai littf *| fobk «ifeb iii^r witiA^r 



10^ ' 

4aa eigentliche Merkmal der Allegorie« f^acH dietev 
Beetimmang würden wir also z. B« wei^n wir statt 
des Begriffs Mensch den Begriff" Thi€*r sezen, weil 
beiden dis geineinschaftlicLe Merkmal lebendiges Wei- 
sen zukömmt, eine Allegorie haben ! So yergcblich 
ist es auch für die Logik des Yerf, sich in der My- 
thologie immer wieder gegen die Begriffe der An« 
•chauung und des Bildes zu sträoben ! Halten wir 
an diesen consequent festj an dem Bealen, auf das sie 
uns hinweisen, so werden wir nie auf den Einfall 
kommen können, Begriffe die einander an und für 
•ich auszuscliefsen scheinen, so zu vereinigen, wie 
B. B« S. 107« geschieht , ' Apollo sey Xo^^q und övq-' 
ipov^oQ^ wenn er die Menschen durch Seuche rernich« 
te, und $nix8fiQfi und aXs^(,xanos^ wenn er die Seu- 
che vernichte. Wermagglauben,'dafs eine solche vage 
Willkühr der Begi^iffe dem geraden Sinne dea Alter- 
thums habe zusagen können? Wir müssen daher den 
Ginind der willkührlichen und unbestimmten« bald zu 
prosaischen (zuweilen sogar ökonomischen, man s. z. 
B, wie der Mythus von der Verräählung der Dionysos 
und der Ariadne vom stärker und besser wei^den des 
Weins durchs Alter erklärt wird S, 119*) bald zuab- 
stracten Begriffen, welche die Hermann'sclie Behand- 
lung der Mythologie in ziemlicher Anzahl aufstellt, 
ebensosehr in dem Mangel eines richtigen Begriffs 
von Poesie finden, als in ihrer Yerkennung des wab* 
ren Begriffs der Religion. 

Am Ende dieses Capitels fügen wir noch zur 
Uebcrsicht die Hauptroomente der bildlichen DarsteU 
luag in einer Tafel bey. 




n 1 

n 

^1 lu 



u 



^gm 



t»m 



Erster AbseLnitt. 



- Zweite« CapiteL 

Voll demBegri^f derReligion, sofern durch 
ihn der Inhalt der Mythologie im Allgemei- 
nen zu bestimmen ist, yon den verschie- 
denen Formen der %leligion, und d^m ei- 
genthümlichen Character der 
symbolisch -mythischen 
^ j Religion« 



^ In dem roranstehenden Capitel haben wir dieje-' 
nigen Begriffe untersucht , durch welche dep noch 
nicht näher in Betracht gezogene Ichalt unserer Wis- 
senschaft bestimmt wird« Nun aber müssen wir auch 
iiuf diejenigen allgemeinen Bestimmungen BiicUsicht 
nehmen, die sich aus dem Inhalte der Wissenschaft 
selbst ergeben. 'Den Inhalt der Mythologie machen, 
wie schon bemerkt worden ist« die Ideen und Lehren 
der Religion aus, der Begriff der Religion ist es «Iso 
^«ch, durch dessen Entwicklung sich der allgemeine. 
Umrifs des Gebietes entwerfen läfst, welcliejs sodann 
die Geschichte mit ihren bestimmten Gestalten auszu- 
füllen hat.^^ . 

Die Religion, die wir hier in ihrer allgeineinsten 
Bedeutung nehmejn müssen , bestimmen wir als das 
Bewufstäeyn Odev* Gefühl der Abhängigkeit von Go(t. 
Nur "vvcnn die ^^eligion in das Bewuistseyii ^oder das 
Gefühl gesezt wird, kaiin sie, was doch ihr Begriff 
unmittelbar mit sich bringt, den Menschen in. seinem 
ganxen Seyn und Wesen# ergreifen, und der Ausdruck 
eines bleibenden Zustandes seyn, indei£ das Bewufst- 



sejn es ist^ 4ii welchem aich das Sejeiide reflectiity 
und das Gefühl, als das Mittlere zwischen dem Wis- 
sen und .Handeln, ebenso dei^ Menschen in seinem 
Mittelpunkt erfafst, und nach, beiden Seiten hin An- 
fang und Quelle einer neuen Beihe von Thätigkeit 
seyn kann. Aus der Natur des Pewufstsejns werden 
sich nun auch die Bestimmungen ergeben, auf welche 
es hier ankommt; Das Bewufstseyn. ist immer, als Aus- 
druck des individuellen in der Zeit sich entwickeln- 
den geistigen Lebens, ein in jedem Zeitmomente auf 
eine eigenth^mliche Weise bestimmtes i^nd erfülltes. 
Ebendeswegen aber, weil unser Bewufstseyn in jedem 
Zeitmomente auf eine andere Weise bestimmt ist*, ist 
mit dein Bewufstseyn unserer selbst unmittelbar yer* 
bunden das Bewufstseyn einer yon uils unterschiede- 
nen mitwirkenden Ursache^ durch welche unser Be- 
wufstseyn in jedem Momente gerade auf diese Weise 
bestimmt wird. X>iese Ursache nun, von welcher wir 
uns in unserm durch sie bestimmten Bewufstseyn ab- 
hängig finden, ist, da die leidentliche Einwirkung im- 
mer auch wieder das Bewufstseyn der Selbstthätigkeit 
hervon'uft, entweder eine solche, aufweiche wir selbst 
"Vieder eii\e Einwirkung ausüben können, und zu wel- 
cher wii* daher in das Verhältnifs einer Wechselwir- 
kung treten , die unsere Abhängigkeit von dieser Ur- 
sache nur zu einer bedingten macht, oder sie ist von 
der Art, dafs dadurch jede Gegenwirkung schlechthin 
aufgehoben wird ^ und das Bewufstseyn unserer Ab- 
hängigkeit als ein reines und unbedingtes erscheint. 
Nur dieses leztere ist das religiöse Bewufstseyn, das 
Bewufstseyn Gottes, als der absoluten Ursache alles 
Seyns, während jenes andere nur das Bewufstseyn der- 
Welt, als des äussern, auf unbestimmbare Weise ge- 
theilten, endlichen Seyns ist, weiches y^iv e^benso, wie 
iinser eigenes Seyn, auf jene höhere unbedingte Ein- 
heit zurückführen müssen.' Es zertheilt sich demnach 



io6 

unser SelbstbewufstseTn in ein böherea und niedere», 
oder in das religiöse,, wie "wir es hier nennen können, 
und das sinnliehe, und diese Trennung desselben 
gleichsam in zwei von einander yersehiedene Hälften 
ist der auszeichnende Character, der d^s menschliche 
Bewufstseyn über das thierische erhebt» Wie sich 
nun aber das höhere religiöse Bewufstsejn zugleich 
mit dem sinnlidien, und Vermittelst der rerschiedenen 
in demselben vorkommenden Zustände entwickelt, |o 
besteht das Wesen der Religion in der steten Bezie« 
hung des sinnlichen Bewufstseyns 'auf das höhere. In 
dieser Beziehung selbst aber liegt unmittelbar ein Ge- 
gensaz, und zwar, nich^ blof der zwischen dem hohem 
lind niedem, sondern der bestimmtere des angeneh« 
men und unanjgdnehmen^ indem das mit äan religio« 
sen Bewufstseyn verbundene sinnliche BeViifstseyn, 
oder Gefühl, seiner Natur nach, immer nur entweder 
eine Lust oder Unlust seyn kann. Ein angenehmes 
Gefühl entsteht nämlich aus der Einigung des sinnli- 
chen Bewufstseyns mit dem hohem, em unangeneh« 
mes aber, wenn das sinnliche Bewufstseyn dieser Eini- 
gung widerstreitet. Wir sehen nun daraus, dafs die 
Entwicklung des Abhängigkeitsgefühls in zwei von 
einander verschiedene Bestandtheile zerfallen ronfs, 
von welchen der eine das reine Abhängigkeitsgefühl, 
der andern den in denselben gesezten Gegensaz dar- 
zustellen hat. Bei dem reinen Abhängigkeitsgefühl 
nämlich tritt die Beziehung des religiösen Bewufstseyns 
auf das unmittelbare SelbstbevFufstsevn des individu- 
eilen Lebens noch nicht mit Bestimmtheit hervor, son- 
dern das individuelle, im Selbstbewufstseyn (sich aus- 
«prechende L^ben ist der Gesatnmtheit alles endlichen 
Seyns noch gleichgesezt^ und das .Abhängigkeitsgefühl 
ist daher nichts anders, als der Ausdruck des dem. end» 
liehen Seyn gemeinsamen Verhältnisses. Daher ist auch 
das reine Abhängigkeitsgefühl) da das Gefühl inunev 



* • 



107 

o«r Anßämek •inet InüfUuenen Lebent •ejriit niehi 
im eigentlichi'n Sinn« ifin Geffilil asu nennen^ e$ Ut 
ridmebr eiiu', aat dem Be^ond^m, d««ficb tmunittit- 
telbaren Be%«iir«Uejii ati#«pricbt, durcb Reflexion «!#« 
•tiKhiiti^f «llgcMiieine B«/iebungiwei«/ff dat in den ein« 
zelrieii Zuftt;jnd<'n de« wirklielien reli^^idten Leben« zu 
Omodc lie^ci)<ie M^ntiffclie* liieret ist nichtt «nder« 
alt ervtricii t*\>i*n <i«>*» böiiere oder reli{{H';«e BewuCtU 
M»rn «n und iOi' »ich« wie e« fich in einer be^iimm* 
ten Form der Vorttdlung objectirirt, in der Idee der 
Goübeit« bI§ de» Abfolulenf und «odann die Vorfiel* 
)ung de« yerbükni««e«, in weichem da«, in nmerni 
Bewii('«ueyn niitge«ezte, endliehe Sej^n zu ier «b«oln« 
Utn l>««ehe alle« Seyn«, Termdge de« AbhängigketU* 
fefoiil«, zu denken i«t. Je weniger aif die«eAit da« 
reine Abhingi{(k#it«gefahl einen bestimmten indiridn* 
eilen Inhait h«t/ de«to mehr neigt e« «ich Ton dem 
eigentlichen Geffihl auf die Seite der bioliien Vorstel- 
lung hint&ber, obgleich die Art, wie die neligion den 
l^griir der Gottheit, oder de« Ab«oluten« be«timmea 
muf«, immer noch we«entlich rer«chieden i«t ron 
Aer rein*pbito«ophi«chen , und «ich ron die«er eben 
da/lurch unterscheidet, dal« die Religion die Idee der 
Gcrtiheit^ immer noch In irgend eine Beziehung auf 
da« GefabI «ezen muf« , welche« dadurch ge«chicht, 
daf« die Ileligi4»n, ohne «ich «eibst aufzuheben« keine 
ai»4ere al« eine lebendige Gottheit aufstellen kMiin« 
Zu einem be«ondern wird da« allgemeine Abliangig* 
keitageffihl eivt dadurch, daf« «ich da«, im unniiUoU 
baren Bewur«t«eyn au««{ni'chende, indiriduelle Leben 
nsic «einem eigcnthfimlichen Cnar«cter %u% der Ge* 
«««ntbeit de« Cbrigen Heyn« abaondcit. Die Tcrmc^ge 
6m% allgemeinen Abliiingigkeit«gef(ihts inefir nur Tor- 
fie«leMt« A)>hüngigkeit de« endlichen Heyn« ron der 
alMoluteo Ursache wird nun eine wirklich gefdhlte, 
gmift Is die Momente ulMera eigenen Leben« le* 



io8 

bendig ein« Nnn aber tritt uns euch der Gegensaa 
naher der zwischen dem Unendlichen und Endlichen^ 
oder ^em höheren und sinnlichen Bewufstseyn be- 
steht, und er wird zu einem unmittelbaren Gefühl, 
das yon dem- allgemeinen Abhängigkeitsgefühl nicht 
mehr zti trennen ist. Wie es aber ^ur innersten Na* 
tur jedes indiyiduellen Lebens gehört , ah die Stelle 
des unangenehmen Gefühls ein angenehmes zu sezen, 
so bann auch der mit dem Abhängigkeitsgefühl sich 
y erbindende Gegensaz in uns nicht zum Bewufstseyn 
kommen, ohne dafs sich zugleich mit demselben auch 
das Bewufstseyn der Möglichkeit seiner' Aufhebung 
entwickelt, und diese Punkte, der Gegensaz, wie er 
an und für sich£ist, und wio er hinwiederum aufge- 
hoben werden f oll, sind es yorzugsweisä , innerhalb 
welcher sich das religiöse Leben bewegt. Die Auf- 
hebung des Gegensazes selbst aber kann, wie überall 
wo entgegengeseztes ausgeglichen werden soll,* nur 
auf diese Art ^u Stande kommen, dafs die beiden 
' Glieder des Gegensazes, das höhere und das sinnli- 
che Bewufstseyn, oder das Unendliche und Endliche, 
in ein . gegenseitiges annäherndes. Yerhältnifs zu ein- 
ander treten* Wie die Gottheit durch gewisse Wir- 
kungen in das menschliche Leben eingreifen mufs^ so 
mufs auch im Menschen das religiöse Gefühl in eine 
bestimmten Reihe yon Thätigkeiten ausgehen. Wenn 
wir' nun nach dieser allgemeinen Entwicklung der im 
Begriff der Religion enthaltenen Bestimmangen, den 
Inhalt der Mythologie, sofern auch sie unter den hö- 
heren Begriff der Religion zu snbsumiren ist, in sei- 
nem allgemeinen Umrifs bezeichnen, so wird er fol- 
gende Lehren enthalten müssen: 
L Die Lehi^e yon Gott; und zwar 

]. yon dem Wesen und den Eigenschaften der 
Gottheit überhaupt. 



109 

\ r 

3* Die Lehre yon dem Yerliältiiifs Gottes sur 

Welt. - 

II« Die Lehre vom Mensehen, und zwar 

1. TpflL der menschlichen Natur in ihrem Verhält'» 

nifs zu Gott überhaupt. 
2^ von dem Verhältnifsjv in "welches der Mensch 

zu Gott gesezt werden soll, und zwar 

a) sofern Gott selbst zur Realisirung diese» 
Verhältnisses beiträgt, 

b) sofern der Mensch selbstthätig da^u mit«» 
wirken soll« 

3. Die Leh|*e yon dem Vörhältnifs des Menschen 
zu Gott , sofern es nicht blos als ein zeitlich 
sich entwickelndes, sondern als ein vollendetes 
gedacht vrird.* 

Dafs nur auf diesem Wege ein wissenschaftlicher 
Zusaitmienhang in die bunte Mannigfaltigkeit der Mj* 
tiien gebracht werden könne , ist eine unmittelbare 
Folgerung aus dem obigen Saze, dafs der Begriff der 
Mythologie auf den der Religioii zurückzuführen sey. 
Um jedoch hier davon nichts weiter zu sagen ^ w^ie 
die Mythologen unter den Alten, z._ B.' ApoUodor, 
Ovid, Hygin und andere, naeh Hesiods Vorgang aus- 
gehend von den kosmogoni sehen Mythen über, die er« 
8te Bildung des Chaos, in einer blos äusserlichen An« 
einanderreichung nach der genealogischen, chronolo- 
gischen, und geographischen Folge den Cyklus . der 
Mythen durchliefen, oder davon, wie unter den Neu- 
ern besonders der gelehrte Gerh. Job. Yossius nach 
dem Grundprineip seines Systems, dafs alle Religio- 
nen' nur ^Entartungen der zuerst in den Büchern des 
Alten Testaments niedergelegten göttlichen Offenba- 
rung seyen, auch dqn ganzen Inhalt und Umfang der 
alten Mythologie als ein alle Reiche und Wesen der 
Schöpfung durchdringendes, und immer weiter um 



/. 



111^ 

/ 

Äch grelfenAcs^idoloUlruches Verderbnifs bcftclirieb*)^ 
— ungeachtet tjer gänzlichen VerschitMlenheit des Stand- 
punktes eine gleiche ol ebert so eiüpirisch-his torische 
Methode wie die -zuvor genannte — um hievon , so 
wie von der seit Natalis Comes üblichen Methode der 
gewohnlichen mythologischen Lehrbücher, zuerst dio 
Götter^ und dann die Heroen der Reihe nach zu be» 
schreiben, wie sie sich entweder nach der innern 
Ycrwändtschaft der Begriffe, oder in einer mehr zu- 
fälligen und willkührlichen Folge an einander anschlie- 
fsen, nichts weiter zu sagen, bemerken wir hier nur 
einiges über den Plan ujad die Anordnung des neue.* 
sten mythologischen Systems. Creuzer durchgeht in 
seinem berühmten Werke nach einer allgemeinen Be- 
schreibung des symbolischen und mythischen KreiseSf 
in welcher, ausser der Grundlegung der Hauptbegriffct 
auch ein Ueberblick der Glaobensformen und der we« 

'*') Die Anlage seines Werks De Idololatrue origine et pfogrcs« 
Sil bezeichnet er selbst am deutlichsten dnrcb das kurze Vor- 
wort 2uni dritten Buch: Postquam Deorum loco habiti sunt 
non modo spiritiu, sed et sol, lana^ steUae) ae^ier^ im|io 
quatttor etiam elementa, nihil mirandum Videtori si mox 
quasi praecipiti gradu decursum sit ad cultum eorum, qua« 
ex elementis constarenC* Quia igitur de primo. illorum vi-^ 
dimus libro prirao , da altero au lern tertioque libro secun« 
do, restat ut expediamus de qüarto et singulis ^us partibus« 
tit sunt quinqtte cor|)OFis mixti specles , meteora , fossilia^ 
plantae, muta animantia et ratione praedita« Daher handelt 
. ; er nun vom dritten Buch an/: De natura ciiltuque meteo- 
rum (wdche Corpora imperfectc mixta sind), homiaum (von 
diesen unter den 4 Arten der perfecte mixta nämlich hömi-* 
jies, nokita animantia, plantae, fossilia, zuerst, "Weil primant 
hpmines adopti sunt divinum honorem), quadrupedum et 
avium, piscium, serpentium, insectorum, plantarum, fossilfum^ 
de cultu totiusmundi, et substantiae partinfspiritualis, par-* 
tim corporeae seu de cultu mixto, De afiectionibus in Deo* 
roin numerum rdatisi und aulest D^ culto symbolico» 



Itl 

semlichen Thelle des Gultud, besonders des polytliei« 
etischen, gegeben wird, in einer ethnographischen Be- 
trachtung der Gottheiten und de» Gottesdienstes die 
Bleligionen des alten Aegyptens , Indiiens , Mediens,* 
. des TOrdern und mittlem Asiens, und sodann die Grie- 
dhische» sowohl die ältere iPelaSjgische, als auch, ver- 
mittelt flurch Bemerkungen über Homer und Hesiod, 
der spätere Hellenische, und endlich noch die Alt-ita« 
lischen }r>eligionen. Hierauf wird, nachdem übet 
die Griechische Lehre von den Heroen und Dämonen^ 
am durch sie den Uebergang von dem vorangehenden 
KU der gebildeten Mystik der Griechen zu machen, 
das nöthige bemerkt worden ist, von den Bacchischen 
Religionen und Mysterien, und zulezt von Ceres und 
Proserpina pnd ihren Mysterien gehandelt. Diesem 
kurzen Umrifs zu Folge zerfällt das ganze Werk ei- 
gentlich in zwei Haupttheile ,. von welchen der eine- 
den ÖfFentlichen Tei^ipelcultus , der andere den Ge* 
heimdienst zu seinem Gegenstand hat, und während 
iü dem ersten Theil die Untersuchung sich mehr mit 
dem Orient beschäftigt, ist es in dem zweiten Theil 
vorzugsweise die Griechische Beligion, auf welche 
sich die ganze Betrachtung concentrirt. lieber das 
Princip dieser Anordnung finden wir nirgei^ds qine Aus- 
kunft; ausser die gelegentliche Bemerkung, dafs Grie- 
chenland der Mittelpunckt der ganzen Erörterung sey, 
worin also auch, da hier hauptsächlicih die mystische 
Seite der Religion ihre vollkommenste Ausbildung 
eriiielt, und für uns am meisten zur Anschauung konimty 
der Grund liegen mag, dafs sich die Untersuchung im- 
mer mehr von dem Allgemeinen auf ein besonderes Ge- 
biet beschränkt« Im Ganzen aber ist keineswegs zu 
verkennen, dafs die Beschreibung des mythologischen 
KreiseS) und die Anordnung seines Inhalts von dem 
Tein-historischen Standpunkt ausgeht , welcher ein 
Volk nach dem andern» wie es in seiner Reihe mit 



111 ' 

4 

einem bedeutenden eigenihümliclien Beitrag znr all- 
gemisinen Beligionsgeschichte hervortritt, in die Be- 
tTAphtiing ;^ieht, weswegen auch Th. L S. i5o* auadrüch- 
lich die Bemerkung gemacht wird , dafs sich dieao 
Symbolik und Mythologie streng in ihrem ethnogra« 
phiachen Character halten, und niemals in das Gebiet 
der Philosophie hinüberstreifen soll. Wir sind weit 
entfernt» einer Forsohung 'dieser Art dioBeschrljhknng 
innerhalb der Grenzen, die sie selbst zu ziehen fflr 
gut fiiidet, zum Vorwurf zu machen, können aber hier 
doch die Bemerkung nicht zurückhalten, dafs uns die 
Beziehung der Mythologie auf die Religionsphiloso« 
phie so nothwendig scheint, dufs jene nur bei dieser 
Methode zu der befriedigenden Ciewifsh^it kommen 
kann, das ganze Gebiet, des .religiösen Glaubens nach 
allen Seiten hin erschöpfend zu umfassen, jede ein* 
seine Lehre' in ihrem wahren Character darzustellen^ 
und durch ihre Stellung, im Yerhältnifs zu den Übri- 
gen, die innere Harmonie, und das eigenthümliche Ge« 
^ präge einer besondern Glaubensweise in dem rechten 
Lichte erscheinen zu lassen. Wenn wir daher in dem 
vorausgeschickten Ueberblick der Glaubensformen und 
d^r wesentlichen Theile des Cultus, besonders d^s po* 
lytheistischen , namentlich des Griechischen und Römi- 
schen, Opfer und Feste, Priester und Seher, Divina* 
tion und Orakelwesen summarisch beschrieben findeni 
so dürfen wir mit Recht fragen , warum diesen Lehi^ 
i*en gerade dieser Ort angewiesen sey, wo sie, wie 
ausgeschlossen aus dem eigentlichen Religionsgcbiet« 
ihres natürlichen Zusammenhangs mit dem ganzen 
Glaubenssystem sich gänzlich entäussern müssen , da 
sie doch, wie z« B. das Institut der Orakel, so wesent« 
lieh in dasselbe eingreifen , dafs sie nur in und mit 
jenem begriifen werden können. Darin liegt dann 
auch der Grund anderer Mängel, auf welche wir bei 
dem sonst so trefflichen Werke nur ongeme aufmerii« 



' t ii3 

sam mackea^ iäb andere nicht minder wichtig« , tm4' 
für' das Ganze bedeutungaTpUe Lehren «ao gut aU gana 
öbergangen, oder nur nebenher berührt werden, wie 
z.B. die Lehre. Tom Schickaal, ron demZuatand nach 
dem Tode , nach den herracfa^nden YolkaToratellttn* 
gen, andere 9 so ausführlich aie auch auseinander ge- 
aezt sind, doch nicht in deijenlgien religiösen Bezie» 
hung sich daratellen, welche^ nach dem Ye^hältnifi 
der einzelnen Beligionssysteme 2u der I4ee der Re« 
ligion überhaupt, ala das Wesentliche gedacht werden 
muls, wie uns die^ insb^esondere selbst bei der Lehpa 
Ton 4en Mysterien, und, auch noch bei einigen andern 
Lehren über das Yerhältnifa der Gottheit zum Menschen, 
und dea Menschen zur Gottheit der Fall zu seyn 
scheint, so dafs.es uns öfters yorkommen will, die 
alte Anordnung, die^ einzelnen Lehren der Religion 
nur nach der ]{leihe der Götter und Heroen des po- 
lytheistischen Glaubens darzustellen, sej auch hier der 

' Leitfaden geweaen» Mit £inem Wort, über der yor« 
herrachenden Tendenz, den historischen Zusammen- 

-hang und die Yerwiandschaft zwischen Orientalischen 
und Griechischen Mythen und Religions- Ideen nach- 
zvtweiBe^J fällt das Werk zu ausschlief slich der Ge* 
schichte und der blos historischen . Betrachtungsweise 
anheim, und yergifst über der unbestimmbaren Yiel« 
heit des realen Stoffes, sosehr es-.auch auf dem Bo» 
den der Geschichte das gegebene Mannigfaltige auf 
Binheit zurückzuführen strebt, < doch der höher^ idea» 
len Einheit i ohne welche, als das Allgemeine, auch 
das Besondere an Ort und Stelle nicht gehörig nach« 
gewiesen werden kann. 

Es ist dies das Ge,schaft der Religions - Philoso* 
phie, welche sowohl den allgemeinen Begiiff der Re* 

ligion, .das allen einzelnen Religionsfornien zu Gripd 

liegende Gemeinsame festzustellen^ als auch das Be- 
aonder^f worin d^a eig^thfimUche Wes^ jeder ein- 
Bavrs Mylhologt«» 8 



.■xelneM Beligionsform besteht, in »einem Zusammen. 
, hang mit dem Allgemeinen dai^ richtige Tlieilung 
de> Begrifts abzuleiten bat. Je richtiger diese Ein- 
theitung «nd Ableitung zu Stande kömmt, desto mehr 
erhalt man den Begriff eines organischr gegliederten 
Gdnf:en, in welchem alles Einzelne, nach seinen Ar- 
ten -und Stufen, Unter einer und derselhen Einheit be- 
fafst ist. Von der allgemeinen Bestimmunfg des Be- 
griffs wurde schon gesprochen, unsere Aufgabe ist 
jezt, aus dem Allgemeinen in das Gebiet dea Beson- 
dern durch Theilung herabzusteigen. Theilung a1>er 
erfodert ein Theilendes, oder einen Orundgedanben, 
tiach dessen Anleitung die Unterscheidung gemacht 
werden kann. Einen solchen Grundgedanken haben 
■wir bereits oben angedeutet, indem wir, um den In- 
halt des Begriffa der Beligion im Allgemeinen anzu- 
geben , das Endliche in einem allgemeinen und be- 
aondein Verhältnifs zu Gott nahmen, d. h. das End- 
liche, sofern sich das religiöse Bewnfstaeyn in ihm 
ansapricht, der Welt überhaupt, oder dem allgemei- 
nen I^tarzusammenhang gleichsezten, und dann wie- 
der, als einen fQr sich gesezten Theil der Welt, von 
der Gesamtheit des Gbrigen Seyns unterschieden. Die- 
ses für sichGesezt sej^, in seiner höchsten Bedeutung 
genommen, als eine Ton der innem geistigen Kraft 

ausgeheml "" 

Iiaug auf I 
griffe der 
;dea Willei 
sere Ein-« 
anch auf c 
Termöge i 
bMpgen -1 

Natürliche 

teägt. Da ^^^ - - -vv» 

dähei' duf *g^^^Sügjgj 



'■\ 



ii5 



ser 6egensft2 entweder in der Untei'ordnniig des Na-« 
türlichen unter dad Sittliche, oder des Sittlichen an- 
ter das Nat)Ltrliche mehr oder minder auseinandergeht. 
Und da der einmal mit dem Abhängigkeitsgefühl ver-* 
httndene Gegensass sich in allen Beziehungen dessel-« 
ben offenbaren mufs, so witd. er, wie in Hinsicht de^ « 
Verhältnisses des Mensshen zu' Gott, ebenso auch in 
dem Terbältnirs Gottes zum Menschen nachzuweisen 
Seyn; und da nun von d^r Auflassung des lezterii 
Verhältnisses die Art und Weise abhängt, wie da« 
göttliche Wesen ^überhaupt mit seinen Eigenschaften 
gedacht wird, so ergiebt sich hieraus auch* eine rer-« 
schiedene Vorstellungsweise f sofern in der Bestim« 
mung des göttlichen Wesens und der göttlichen Ei- 
genschaften die ethischen oder physischen Begriffe 
am meisten herrortretten. Wird das göttliche Wesen 
hauptsächlich nur unter dem Gesichtspunkt 'der pty-y 
tischen Begriffe gedacht, , so giebt es wohl keinen an- 
dern Begriff^ der eine bestimmtere Unterscheidung 
Terschiedener Formen zuliefse , als den der numeri- 
schen Verschiedenheit, womach das Abhängigkeitsge* 
fübl ein anderem wird, je nachdem es auf eine Vielheit« 
Zweiheit, ' oder Einheit des göttlichen Wesens bezo** 
gen wird« Es ergeben sich hieraus die bekannten For- 
men des Polytheismus, Dualismus ifnd Monotheismus« 
mit welchefi wir, da, die beiden ersten^ in den mythi- 
schen Religionen ihre geschichtliche dtelle erhalten 
haben, den Anfang der nähern Erörterung machen^ 

Das religiöse Bewufstseyn ist unmittelbar in dem 
Selbstbewufstseyn enthalten, und mit ihm gegleb'en, so 
dafs es« ohne einen in der geistij^en Natur des Menw 
sehen i^rspriinglich liegende» Heim« auch auf keine 
Weise vsich in ihm entwickeln könnte« und demnaclt^ 
mich ei» Zustand des Menschen« in M'elchem es such 
nicht einmal der Anlage nach vorhanden wäre« ioA 
nach dessön Aufhören es erst wie etwas fr^iftd^^ligetf 



ii6 

Ton aussen in ihn hineinkäme) ebensowenig philoso- 
phisch zu denhen , als historisch nachzuweisen ist. 
Sehr Wahr ist daher die Behauptung, die schon Cice* 
ro Tusc. Disp. I. i3. aufstellt : Nullfi gens tarn fera, 
nemo omnium tarn immanis, cujus mentem non imbu- 
erit Deorum opinio. Vulti de Dis prava sentiunt: id 
enim vitioso ^ore effici seiet: omnes tarnen esse vim 
et naturam divinam arbitrantur* Nee rero id collocu- 
tio hominum aut consensus efficit, non institutis opi* 
jiio est confirmata, non legibus. Omni autem in re 
consensio omnium gentium lex naturae putanda est. 
Aber dieser untrennbare Zusammenhang des religiö- 
sen ßewuistseyns mit dem Selbstbewufstseyh überhaupt 
.sezt voraus, dals das eine nur mit dem andern sich 
entwickeln, und in yerschiedenen Perioden rerschie- 
dene Stufen durchlaufen kann. Wie nun die einzel- 
neii' Stufen der Entwicklung des Selbstbewufstseyns 
das jedesmalige Resultat der henrortretenden Thätig- 
lieit der yerschiedenen geistigen Vermögen des Men- 
schen sind, so mu/s auch das natürliche Yerhaltnifs, 
in welchem diese Vermögen zu einander stehen, wie 
das Selbstbewulstseyn überhaupt, so auch das religiö- 
se Bewufstsejn in seinen yerschiedenen Modificatio«- 
nen bestimmen. Und da wir mit Recht annehmen zn 
dürfen glauben, dafs die Menschheit im Grofsen und 
Ganzen sich nach denselben Gesezen entwickelt, an 
welche die Entwicklung des einzelnen Menschen ge- 
bunden ist, so sind wir auch zu der Annahme berech- 
tigt, dals die Art und Weise, wie die genannten For- 
men, als besondere Ausdrucksarten des religiösen Be- 
wulstseyns, zu ihrer gesebiehtlichen Erscheinung g6«> 
liommen sind , ihrem lezten Grund nach auf nichte 
öderes zurückzuführen ist , als auf das Yerhaltnilüp^ 
in welchem die einzelnen Gemüthsyermögen in yer^ 
ichiedenen Perioden zn ihrer Wiriisamkeit und Aens4. 
sening gelangen« Diese Vermögen nnni wie wir sie 



( 



" »»7 

nacli unserem Zwe^Ske unterscheiden müssen, sind die 
Einbildungskraft, der Verstand, und die Vernunft, 
welche sich zwar zunächst nur «uf die Erkenntnifs- 
Seite beziehen (da ja zunächst auch nur von demBe- 
griffe des gelttlichen Wesens an und für sich die Re- 
de ist), doch ohne dafs wir deswegen die mit ihnen 
sich Terbind ende Thätigkeit der entsprechenden Ver- 
mögen der Gefühls- und Willens-Seite ausschliefsen 
wollen, ebenso wenig, als wir überhaupt die in einer 
bestimmten Periode heryortretende Thätigkeit eines 
der genannten Vermögen als eine rein isolirte ah- 
hchmen« Auch wird niemand die hier aufgestellte 
Ansicht so misrerstehen , als wollen wir behaupten,' 
dafs, bei der jezigen Stufe der allgemeinen Entwick- 
lung und Bildung^ ^uch bei dem -einzelnen Individuum 
die Tollkommenere Religionsform nur aus der roran« 
gegangenen unToUkommenern psychologisch hervor- 
gehen könne* 

1. Den Polytheismus aezetk wir der Stufe der 
Einbildungskraft gleich , müssen aber hier sogleich 
bemerken ,^ dafs auch der Begriff des Polytheismus 
hoch einer nähern Unterscheidung bedarf zwischen 
dem eigentlichen Polytheismus und dem sogenannten 
Fetischismus. Gemeinschaftlich ist beiden der Glaube 
an eine Mehrheit göttlicher Wesen, aber diese selbst 
ist entweder eine.rein^zufallige, oder eine in sichbe* 
gründete und geschlossene, ebendarum aber auch wie- 
der in die Einheit aufgenommene Vielheit. Diese 
suclit doch wenigstens den Begriff durch die Mannig- 
faltigkeit der Formen zu erschöpfen , während jene 
das Einzelne immer nur für sich sezt. Dies leztere 
entspricht demjenigen Zustand des Gemüths, in wel-' 
<jiem der Gegensa^^ in welchen die ganze Sphäre des 
Bewufstseyns hineinfällt, zwischen Anschauung und 
Gefühl, Objectivem und Subjefctivem, sich bereits zwar 
SU lösen begann , aber das eine dieser beiden Ele«* 



ii8 

nente ie» SelbstbewuTiUefiu nocK daa weit fiberwie« 
gende ist. Die EindrQcIte, die die Aussenwelt dem 
Gemfithe /.uführt, iin.d die Einbildungskraft durcbAn- 
«duaungen und BUder aoCninunt, ainif ein noch nn- 
TfiFbuftdene), in stetem Wecbtel begriffenes Mannigfal- 
tiges, da die geistige Tbätigbeit noch nicht so.weit er- 
starkt iit, ans den sinnlichen Anschauungen und Bil- 
dern Begriffe zu abstrahiren. £s ist ein steter Ftofs 
äfB Bewurstseyns t üi welchem es beinahe noch nicht 
möglich zu se^q spheint, das Einzelne festzuhalten, 
um es auf ein anderes Einzelnes zu beziehen. Wena 
nun aber mit dieser vielfach -wechselnden Verschie- 
denheit der Zustande dqa SelbetbewuTstsejus das Ge. 
ffihl der Abhängigkeit sich vereinig, so wird es nicht 
bloa selbst als ein ebenso wechselndes sich darstellen,, 
sondern auch der Gegenstand desselben immet; oor 
auf et^as Einzelnes, auf eine bestimmte engbegrenz> 
te Sphäre bezogen seyn- So entsteht, nach der Man- 
nigfaltigkeit der sinnlichen Eindrücke, auch eine Man- 
nigfaltigkeit göttlicher y^ eseu, deren jedes zuerst nur 
für sich besteht- So wie aber alloiäfalig das BewulsN 
spyB sich erweitert, Einzelnes mit dem Einzelnen sioli 
rereint, und als Verwandtes zusammenfällt, und so 
mehr und mehr in dem bunten Beiche der Anschau- 
mgen die höhere Welt der Begriffe aufgeht, die in 
dem Mannigfaltigen nach seinen verschiedenen Arten 
die Einheit darstellen, in demselben Grade wird auch 
die nnbestimmte Menge der einzelnen göttlichen We- 
«en aich innerhalb einer bestinnnten Sphäre begren- 
zen, nnd sich zu Wesen geatülen, in welchen sidt 
liicbt mehr blos die Beziehung aaf eiqe bestimm^ 
tQ einzelne Anschaui 
nen Begriff »usdiäcl 
irird ein gestjhlosiei 
ancb eine Tielbeit h 
Tige, nnd durch inm 



\ 



llg 



siek gegenseitig bedin^nde. E» erhellt Ton seibat, 
dafs in demselbeiti Yerhältnifsf in welchem das Be* 
wufstseyn in -seinen Gegenaaz. auseinander geht, und. 
die Einheit des Begriffs sich der mannigfaltigen Yiei« 
heit der siimU^hf^H Anschauimgen benteistert, in dem« 
aelben auch der Polytheismus * zu einer hohem dem' 
Monotheismus «ich annähernden St^fe fortgeht. Der 
Unterschied der einzelnen Stufen ist, wie er über« 
h^upt ein fliefsender ist, hier nicht genauer festzuse- 
zen, da ea uns -hier blos um die allgemeine Bestii!»-« 
mung der Begriffe zu tli^im ist, dafs nämlich in d^m 
Polytheismus zuerst eine blos unbestimnite Yielheii, 
dann aber auch eine schon bestimmter^, die Einheit 
allmählig in. aich .wfn^}wen4e ;su denken ist, in Über- 
einstimmung mit der psychologischen Entwicklung der 
>geistigen Thätigkeit des Menschen, welche anfangend 
mit der Receptivität des Anschauungs-Yermögens, das 
wir als eine den äussern Stoff bildende Kraft durch 
die Einbildungskraft bezeichnen, mit der erwachenden 
Spontaneität des Yerstandes ihre höheren Stufen. er» 
gleicht. B;eide sind als gemeinschaftliche Factoren nie 
^ganz von einander zu trennen, so wie aber .die Selbst« 
thätigkeit de^ Yerstandes in einem höheren Grade 
sich hervorthut, wird sich auch auf dem religiösen 
Gebiet eine yon der bisher beschriebenen yerschie* 
dente Erscheinung zeigen» Es ist dies 

2, der Dualismus , den wir auf diQ eigentliche 
Thätigkeit des Yerstandes zurückführen. Mit dem 
Selbsibewufstseyn entwickelt sich ziigl0ich auch das 
' religiöse- Bewufstseyn. Jenes haben wir bisher blos 
von der Seite betrachtet, wie es, zumal in seiner er- 
sten. Entwicklung, wo es noch mit dem äussern Seyn 
zusammehfliefst, 6in Mannigfaltiges darstellt, mit ei- 
nem steten Wechsel der Zustände , nun aber ist es 
auch als ein Yerschiedenartiges zu nehigen, mit ei* 
nem bestimmten Gegensaz* Da das SelbstbeMrufstseyi»- * 



r 

f 

nichta anders isV «h ' das Wewe)^ea tt^er ielbn 
«!• eines Lebendigen, und somit mit demGeffthl^ sei- 
»er selbst zusammenfallt,'' 'jedes Gefühl al^er, wenn es 
wirklieh scfn, und einen Zeitmctoent erffillen sollt 
kein rollkomraen gleichgültiges, sondern nothwen« 
di^ entweder ein angenehmes oder unangenehmes ts^ 
so ^mufs auch das religiöse Bewufstsejn denselben Ge» 
gensae in sich aufnehmen« Da' nun aber' femer, yer* 
möge des unzertrennlichen Zusammenhangs des Ibin» 
sdnen Lebend mit der Gesammtheit des übrigen Seyns, 
das Bewufstseyn in seinen yerschiedenen Zustanden 
immer durch die Eiinwirkungen der äussern Welt be* 
stimmt ist, Iso'inufs der in dem Selbsibewnfstseyn sich 
aassprechende Gegensaz auch auf £e äussern Erschei- 
Aungeri der VVelt überhaupt übergetragen, und auch in 
dieser Beziehung wieder mit dem religiösen GefÜiM 
in Verbindung gesezt werden. Es zerfallt daher das 
gesammte^ endliche Seyn, sofern es auf das einzelne 
Leben entweder fördernd oder hemmend 9 angenehm 
oder unangenehm einwirkt, in einen grofsen Gegen« 
saz^ den des Guten und Bösen, und da das Abhängig« 
keitsgefühl, diesen Gegensaz auf Eines zu beziehen 
imfähig ist, so werden nun an die Spize des Gegensaises 
sweryöllig getrennte und einander feindlich entgegenste* 
bende Wesen gesezt, ^on welchen der Mensdi sich 
auf eine entgegeng^sjBzte Weise abhangig fühlt. Wens 
wir aber diesen GegensazT den zwischen dem Guten 
und Bösen nennen, so nehmen wir diese Begriffe nicht 
in ihrem eigentlichen ethischen Sinn, sondern nnr 
als den objeetiren Ausdruck für das Angenehme nnd 
Unangenehme des Gefühls , da diese Beligionsfonn, 
von welcher wir hier reden, sich zwar in ihrer wei* 
fern Ausbildung auch mit den ethische^ Begriffen rer*. 
binden kann, ursprünglich^ aber Ton ihnen unabhängig 
ist, und blos'yom sinnlidien Gefühl ausgeht. Yiel- 
mehr ist sie, wenn sie hauptsächlich auf die ethischen 



Begriffe bezogen ^ird, aucli fichon nalicf jbrranj deft 
strengen Gegengaz-^ieder ^ anfzuliel^en, niid im Ab- 
hängigkeitsgefühl auszugleichen, indem auf das Ethi* 
sehe bezogen, das sinnlich Unangenehme auch ein An« 
genehmes werden kann, und somit der Grund wegfallt, 
diesen Gegensaz als einen für sich seyenden anzuse* 
hen. Den Verstand aber bezeichnen wir vorzugswei- 
se als dasjenige Yermögen, das dazu thatig ist, das 
auf die angegebene Art modificirte Gefühl der , Ab- 
hängigkeit auf eine bestimmte Yorstellung zu bringen, 
denn das Geschäft des Verstandes ist es , das Man- 
nigfaltige zu trennen , und auf eine höhere Einheit 
zurückzuführen* Je durcbgängiger er aber die Ein- 
heit, na^h welcher er strebt, zu verfolgen suchte ' de- 
sto entschiedener sind die Widersprüche und Gegen- 
säze, auf welche er stofst, ohne sie selbst wieder tu/L^ 
ter sich vereinigen zu können. Daher ist seine höch- 
ste Einheit immer nur die Einheit eines Gegensazes. 
Sofern wir aber hier den Dualismus auf die Vorstel- 
lung eines guten und bösen Wesens beziehen,^ liöa- 
nen wir ihn nicht ebenso wie die beiden andern For- 
men als*/ eine eigene und selbstständige Form gelteii 
lassen. Die Vorstellung eines absolut bösen Weseni 
ist, um von dem Nebeneinainderseyn eines guten und' Ho-' 
sen Grundivesens nichts zu sagen, eine inWidersprü* 
ehe sich verwickelnde, und darum nicht dttrchführbaret 
indem je höher der Begriff des Bösen genommen wird^ 
lun so mehr auch die innere Nichtigkeit* seines We- 
sens sic|i hervorthun mufs« Wir lassen daher das, was 
wir über den Dualismus als eine eigene Form, ne- 
ben dem Polytheismus und Monotheismus, auseinander« 
gesezt haben, hier wieder fallen, um es Ipäter in ei*^ 
ner andern Beziehung wieder äi^zunehmea. 

3. Den Monotheismus sehen wir mit Recht als 
das Erzeugnifs der Vernunft an. Das Bewufstseyn ist 
nicht mehr ein blos mannigfaltiges, oder in einen gro* 



^ ^ 



ben Gegensaz/g^tbeihes, sondern eine Einheit, in dfi^ 
alles Wecliselnde and Vecschiedenarüge der einzelnen 
Zustände sich auflöst Und auf dieselbe Weise ist auch die 
im- Bewufstseyn sich darstellende Welt als eine Ein- 
heit dem Bewufstseyn gleichgesezt. Spricht sich nun in 
diesem Selbstbewufstseyn auch das religiöse BewufisUeyn 
ans, ^o kann auch in diesem keine Verschiedenheit 
und keine Trennung mehr^ seyn, sondern nur schlecht- 
hin eine Beziehung auf eine Einheit, welche, als Vor- 
stellung eines seyenden VTesens aufgefafst, die Idee 
des einen göttlichen Wesens giebt. Das Vermögen 
aber alles gegebene Mannigfaltige auf. eine schlecht- 
hin seyende' Einheit zurückzuführen , ist allein die 
Vernunft, und der Monotheismus kann daher nicht zu 
seiner Er&fiheinung. kommen, ehe die Entwicklung dfir 
gfiistigen Vermögen bis auf den Punkt gekommen ist, 
auf .welchem die Thätigkeit der Vernunft sich 
klar kund thut. Dieser Monotheismus selbst aber wird 
sich auf yerschiedene Weise gestalten, je nachdem 
der Widerspruch , der sich. auf der untergeordneten 
Stufe hery.orgethan hat> von ihm ausgeglichen wird. 
Jener Gegensaz kann nämlich dadurch zu einem, ^los 
scheinbaren gemacht werden^ dafs das ,eine Glied des- 
seilen, das, was das Lebensgefühl stört und hemmt, das 
Unangenehme, oder das ^sinnliche Uebel, als ^lichts po- 
sitives angesehen wir.i, sondern als ein bioser Man- 
gel, der mit der dem Endlichen natürlichen Beschrän- 
kung uxui^itlelbat* verbunden. ist. Das Uebel ist überall 
nur am. Guten, das Unvollkommene £im Vollkommenen, 
und je mehr sich die Schranke erweitert, und das 
Endliche auf ein Unendliches bezogen wird, desto 
mehr erscheint die eine Seite des Ges^ensazes als eine 
reine Negation« Bei dieser Ansicht ist es nicht an- 
ders möglich, als dafs Gott und Welt identificirt wer- 
den. Die Welt ist die Gesammtheit des getheilten 
endlichen Seyus, Gott als die Ursache desselben, die 



v. 



absolute Einheit, Aas nnendlicbe Seyn» Wird diese 
absolute Ursache alles endlichen Seyns als eine leben- 
dige und organisch wirheude Ursache genommen, so 
wird die Welt zur Natur,, und: wir kommen ^uf das 
System des Natur-PanAeismus , ' der seinem Princip 
nach Mono]theismus ist, aber sehr leicht und gewöhn- 
lich mit dem Polytheismus in die engste Verbindung 
tritt. Von diesem dem Pantheismus gleich zu sezenden 
Monotheismus, desseu lezter Grund eine nicht weiter 
zi\ erklärende Naturnothwendigheit ist, ist jedoch ei- 
ne andere Art des jVIonotheismus zu unterscheideik, 
die auf einer andern Lösung des oben bemerkten Ge- 
gensazes beruht. Dieser Gegensaz nämlich ^^wischen 
dem, was. das Leben des. Einzelnen entweder hemmt 
oder. fördert, kann auch dadurch verschwinden, dafs 
jede Hemmung des Lebens auch wieder f Is eine För- 
derung desselben genommen wird, jedes Leiden auch 
wieder als eine Hiätigkeit. Die Hemmungen des ein- 
zelnen Lebens haben ihren Grund in demZusammen- 
^eyn mit dem übrigen endlichen Seyn, aber das da- 
durch begründete leidentliche Verhältnifs erweckt in 
dem Endlichen das Bewufstseyn seines für sich Ge- 
^ezt^seyns, und einer von jeder äussern Einwirkung 
luiabhängigen freien Willenskraft und Thätigkeitf Die- 
se Thätigkeit ^ber kann nicht gedacht werden ohne 
^inen bestimmten' Zweck, der die Aufgabe der gesam- 
ten Thätigkeit ist^ in Beziehung auf -yv^elche auch alle 
leidentUchen Zustände nur als Veranlassungen und Mit- 
tel angesehen werden können, eine bestimmte Art, voa 
Thätigkeit anzuregen und zu rerwirklichen. Der Zweck 
dieser Thätigkeit selbst ist bestimmt durch den mit 
der Fi'eiheit ciles WiHens- unmittelbar gesezten Gegen- 
saz ziyischen dem Guten und Böseri^ in welchen sich 
nun als den höheren der obige ^zwischen dem Ange- 
nehuien und Unangenehmen auflöst, so dafs die Hern« 
mung^n des Lebens nicht als wirkliche Hemmungen 



»»4 

, • 7 » 

angesehen' iff erden , indem der Zweck der aittliclien 
Thätigkäii: kntii ungeachtet derselben nnÜ erst durch 
sie zur Bealität kommen kann. Wird nun mit die- 
. sem Bewnrstseyn sittlicher Z'wecke, als der Gesammt- 
Aufgabe der Thätigkeit, das Abhängigkeitsgefühl in 
Verbindung ge^ezt, so bildet sich hieraus die teleolo- 

> gischef Ansicht, nach welcher Gott nicht blos die 
oberste Ursache der Welt, sondern auct Urheber ei- 
ner sittfichen Weltordnung ist , und keineswegs wie 
nach dem pantheistischen Monotheismus mit der Welt 
identificirt werden darf, sondern Ton ihr als intelli- 
gente, mit Selbstbewufstseyn, und nach sittlichen Zwe- 
cken wirkende Ursache unterschieden werden mufs« 
In diesem Monotheismus allein, dem höchsten Erzeng- 
nifs der mit der Vernunft gereiften geistigen Entwick- 

, lung des Menschen, erhält das religiöse Bewnfstsejn 
seine wahrhafte und reinste Bedeutung. 

Ind^m uns die AuseinanderSezung der genannten 
Religionsfor^en yon selbst auf den Begriff einer ethi* 
scheii Gottheit ffihrt, und uns damit auf die oben ge- 
machte Hauptunterscheidung zwischen dem Matürli- 
chen und Sittlichen zurückweist, so können wir nun 
ebendies als den allgemeinsten Gesichtspunkt feststel« 
len, Ton welchem aus die rerschiedejien Vorstellun- 
gen über das Wesen der Gottheit aufzufassen sind. 
So lange der Mensch sich selbst nur als ein einzel- 
nes Glied des allgemeinen Naturzusammenhangs be- 
trachtet, sind es auch nur' die Begriffe der Natur, un- 
ter welcheil' er sich die Gottheit vorstellt. Das JJehen^ 
das er in* sich selbst fühlt, ist dasselbe, das ihm in al- 
len Erscheinungen und Wesen der Natur entgegen- 
kommt. Dieselben Gefühle, die sein Iniie res bewegen, 
beseelen auch das grofse Ganze der Natur, und über- 
all antwortet ' sie ihm mit gleichgestimmten Ton* Wenn 
£.' B* nach Paus. Att* c. S5. die, welche nm die Stadt 
Salamis wohnteni erzählten« nach dem Tode des AiaK 



< «ey zuerst eine Blmne äna der Erde gewaclisefi, die, 
weifs uBd etwas röthlich , Buchstaben an eich trug, 
die ^sowohl den Namen des Helden, als auch den Kla- 
gelaut fiber seinen Tod bezeichneten (Ai, Ai flos ha^ 
bet inscriptum» Oyid. Met* X. 2i5.) so ist dies eines 
der schönsten und sprechendsten Beispie2e,"worin sich ^ 
uns diese Gefuhls-Einheit der Natur, und des Menschen 
ausdrückt* £s ist ein und derselbe lebendige Geisif 
der überall waltet und .weht, und alle Wesen zur le* 
bendigsten und vollkommensten Einheit yereioigt, und 
der eigenste Character dieser Ansicht ist, dafs der 
Mensch sich selbst in die Mitte des Ganzen stellt, und 
in allen Erscheinungen der Natur, wie in einem le* 
bendigen Spiegel, immer wieder sein eigenes Wesen 
erblickt. Verbindet sich nun mit dieser YorstelluRgs* 
weise das dem Menschen inwohnende Gefühl der 
Abhängigkeit von einer hohem ihn bestimmenden Ur* 
eache, so wird die Natur das göttliche Wesen selbst, 
und es ist kein wesentlicher unterschied der Ansicht, 
ob sich die einzelnen Kräfte ^er Natur zu ein^ Mehr- 
heit göttlicher Wesen gestalten, oder aus der Einheit 
des Naturlet>en8 die Vorstellung von Einem göttlichen 
Wesen entsteht. Gehört es überhaupt zum Wesen 
der Religion, den Menschen in ein unmittelbares und 
inniges Verhältnifs zu der Gottheit zu sezen, so ent* 
spricht dieser Federung' keine andere Ansicht voll» 
komraener. Wie die Natur ihi^ überall umgiebt, so 
ist ihm auch die Gottheit überall nahe und gegenwär« 
tig* Die ganze Natur ist eine lebendige Offenbarung 
der Gottheit, in allen ihren Regungen und Wii^hun- 
gen yemimmt er die Zeichen und die ^rache de» 
mit ihm verkehrenden höheren Wesens, da dae natür- 
liche Verhältnifs zwischen Gott und «dem Menschen, 
das hier nodi allein in Betracht iLommt, niehis in sidh 
enthält, was einer solchen unmittelbaren Verbindung 
im Wege- stehen könnte* • 80 sehr iaber 'Such diese 



11« 

A»bildmi^ ilire Wafar^it bebauput, nsd *o gnriT« 
jede iteli^on Qire Nalaneitc baben mnls, so Bi^eiifi- 
gend ericbeBit «ie gleichwohl , »olasge die ethiadca 
Begriffe nodi Ton flu- gesondert «ind. ZHese mtwi- 
ckeln sich' dum eni, wenn sich der Heuch tob dem 
. ZiüaiDnieiihang mit der Natnr, mit welcher er anßng- 
lieh noch gleicbs^on zoaammengewacbsen ist, aDmiKg 
loareifitt, und nA in -seinem eigentfaSmlicfaeit (Prae- 
ter der äussern Natnr entgegenstellt. Damit ist ihm 
das BewofstseTH seiner sittlichen Natnr aufgegangen, 
uad das ihn mt allen Stnfea seio^ Entwicklung be- 
gleileitdc Geftfal der Abhangigheit Ton einer hödi- 
stcn Ursache änssert sich nnn dadurch, Aat» anch der 
Gegenstand desselben als der idealische lobegrifT al- 
ler, in der Vemnnft sich anssprechenden, sitilichefl 
Geseze gedacht wird. Wie er selbst von der Natnr 
tich lostrennt , so erhebt sieb anib der BegrifT der 
Gottheit Ober den der Natur, nndwenn er andi gletdi 
nocb in dem Natnrieben den lebendigen Geist der 
Gottheit ahnet nnd erbeonl, so wird doch auch die in 
der Natur «ich darstellende Offenbarung der Goitheit 
anf bestimmte, ans der teleologiacben Ansicht Üies- 
sende Begriffe bezogen , und dnrcb sie beschränkt. 
Katfirliches and Gdttliches iallt nicht mehr in Eins 
zusammen, sondern wird nnn im Begriff* ron einan- 
der geschieden. Es ist nicht mehr blos die Idee des 
Lebens der bdohsie Hafsatab ffir das Wesen der Gott- 
heit, sondern die Idee de» geistigen and-peradofiden 
Lebens, 
mit Bew 
tar liege 
lig«nc n 
,a«M, «nd 
du Tm 
da« umb 



#•7 

«nUfcMi 4i*Mt fin*m Mim «i, »ttf A»r «tj^HniliflNilMMNi 
Hniiir Ann iM*M*''h**i i»»«**)«»)«'« vfti«i(jiriM'itrtiN wt*ii, 
UU ^#lMH*.•J^^(«i. utiJ dl* Hl.i«.»i*» lf*)5itrtii l/it'U« 
4«w»jwb '(''11 OffoH*«/, A^r WilfifMJvlti ijyi' 4<iiM:tii«tr 
Atuwa VwMfi'JJuMti''*' '''""' ''''• tt>"»»'i» 'fff' iitMStiM 
tumin4*it kumti, t',* «i«'t /4t«i ''iw«»' wiul jfi'tvWk«« 

4i« («AIm«!' 4i« Hl'"''-«'' NJ'bt ■!«••>' tiliffct, «i;0<UmH«P 

im fit^U tiwlHJtHtni ui*4 <>'i<l< uiii'-ntniifi- Wie «lifc ififr 

4vw »t*'i*'fH h'uUi uiimiifiUtti; vnnifin H*ir AvirUnin 
Miulitf*'«, JH Mv[r)<*'iH ftv^lit aiili iiiu«Kl*'i''li*''i. ^f^-hir 

b«W hiMtN. •« »wl« 1» *W'll «riltvll «wlilt«« Ijftjlilt tun 

Aitm ^^iiUMuH W^\-H t^fUn, Avr in «Jim Mi«« fältt 

f.miktilMH Am» tfUtmUifU'H fi'l^liff llv»«ktl/rH , HttA 
lltt*ii nU)A»u1 Alf iftllOI« l{>-i«tjl/^ir '\iii1iHI' 4MiM«'N«<'tj««, 

»tM4irtt httr fit At» ütmifm H^fti hifot^vu wj»'<). Iff 
4*^ \0ttiiiUnin»nAn» auii»rrn «("■"'I^K*'" 1'*'"^'* *"'' 

4^ iff tiiHitr fiiiur Ufj^fKAfH t^t^iimhfH Hf^tW», vhA 
4m-«m« j(|r**«ft*-t «i'b IH itiw J)i« Vwcii'll'««!;; *"/« ^«tr. 

0t4iHfr iHfA Vtir«t»hfr Afi V«rtiij)iHi«*« d» tjuMlIifsmi 
AtiiH ttiriarUi'$rHf 

«H« KU MfHf <Llf« 



ij8 

nifiGnt werden, andi die penonificlrten Yerjiälttiiue 
des geeelligen Lebens ahid, and wie wenig die da- 
durch ansgedrüekten ediisdien Begriffe, ihrer innem 
Nothwendigbeit nach, zum BewuTsuejn gekommen 
sind, dafür ist der einfachste Beweis, dafa ihre Gül- 
tigkeit hauptiächtiGh oder Tielmehr allein auf ihrer 
Objectivirung durch äussere Feraonen beruht. Gleich- 
wohl ist eine Annäherung an den eigeqtlichen ethi- 
schen Begriff der Gottheit nicht sn Terkenoen, so- 
wohl in den unmittelbaren Begriffen, unter weldien 
diese göttlichen Wesen gedacht werden, als auch d»- 
rin, dafg der Begriff persönlicher Wesen, der in den 
personificirten.Naturkraften nodi keine feste Haltung 
und Begrenzung bekommen bat, nun bestimmter als 
wesentliche Eigenschaft der Gottheit hervorgehoben 
wird. Es hat aber diese Yorstellungsweise selbst 
verachiedene Stufen ihrer Ausbildung , je nachdem in 
.ihr mehr die Einheit des göttlichen Weseps, oder die 
Tielheit zum Torschein kommt , and wenn wir nun 
Oberhaupt die oben beschriebenen. Uauptformen .des 
{Polytheismus und Honotheismus mit den zulezt ent- 
wickelten Begriffen zusammen stellen, so ergiebt sich 
uns, daJä der Polytheismus nur da herrortreten kann, 
wo entweder die Hatm-kräfte , oder die Verhallnis- 
te des geselligen Lebens als Götter personificirt wer- 
den, mit dem ethischen Begriff der Gottheit aber un- 
rerträglich ist, da die Einheit der sittlichen Zwecke 
nur als eine persönliche Einheit des göttlichen We- 
sens gedacht werden kann. Zwar haben auch die 
Personificationen der Natürkräfte und der geselligen 
Terh^tnisse i 
tar-Pan|heismi 
in welchen, -w 
des äouera gi 
;tiitio» der G« 
im Uoaoitima 



K# ififfi4ti §i4ili UM hUff §ln0 mml^wnrAiffß «HIm« 
Ufrn40 AnäU^ni^ Anr^ Al4i ^ir nUiUi ühifrp^^fUi^Mnfu^n, 
Wi# 4#f Hft^tift iim' lUUnUm mit 44m ä^t^ HimUf^ in 

ii#r Hni^UM$*\i4i9$ Af^\i\$(\i^UmfiUmnm^Amny4Ayih4$Um 
mm^ \m ^rtdittrn umi tfti^^rn fiinnf n$i4 iimn Wmoii^eis' 
MMi# 4ii^ Up.ki^fffiiMi 4rtfi hiitHißf4frmi'H il#r l>irmokrHi#i 
Afi^fUfkrMiU^ 9m4 M*mMr4^hU9 //ii##mm#'i»«f#;llri»/ Wip. i^#t 
4#M» f»i«r^l^m t^*4ftU4(i^mu4f I^>/«#t^# <^ft4 Kiifd^^r«« im 
tUfwuthi^fffn noiiU hUUi tf*rM ttu^^ftinftmUtr^^hU unA 

iM$ »Uhiii%I^U} l'juili4:U4$ 44i§i/4niH4ih4(§ ^4^$4pmm4m ¥f44P» 

40m lM»Mi»f *'^ uUi nmh Utt\ 4»f U4$m*tkrt^im ^W iin* 
f^4tM/^ y,ni^h^n tU*m Aii^/fmitiu^^ti un4i htf%4tfi4strnf 
S^tu H4f%i4(r4($$4Um uptA tif^y/ii^fian f 4ltfm (if44m4^inn4fiH 

m$f %4:h¥ff44h uu%^iuin§*Ur4 w^^il jt:44fr ^'i04in$4tit^t$$ itUtium 

imm^r 44S44>U 4i4(n l'JiWI'if« '4U444 t'Afi/.titn0$$ f^ifitiiUif 
fl4^ll 4ith #mIi li^i*U*^ intti^ 4nrt:h4fit*ii^t'n ^t,Ui4f, tn 
d0f Ari§UtUfffiip Ui'4(ff i^t^^hti^»/, #'>M/ii ^wk4rr ((#»« 
#f^*#»Ml,f U^if'm 4^Uh^,'4 ^«^ttt^t^u^n^ uuAy^4'tftUi4*4t'n «ir^l^ 
W4fM44m 4«« tit^i^Urtn i4u4 li^((M.ri«yir#<lir/» fiUM //M« 
fl^UU y^akhinmi, hl0f*fi*9(0 i«! H$44iU if$$ t'iiii'ttitUUitn t'4p» 
tfiU0Um4i4 4pt i'0t*y^^in^m v,^Wh4tn A^tm itoU^^rtt unS 

40m nur 4n$t 4iM^jpffi^u üh4ff^4*irßf^fffif m40i4m 4tUM 4Uir 
Mm$^4 ih tfinsxm Uhh4frn Mtm «fl/foi»ii^i(f iuUh* Aipnr 
m iAS4\x «d^f» n4f¥\4 Ati4il S%% j#4#f lUf\$i\iun% u\Mi4u^*i^ 
tMh^ffu Mit inmmr äU4ik U4H!h mit 444m KiMlkMn 
uu4 AiuyAuh&k 4\*t^itHn/Mn Ui n4Hik i»UAi 

ikf ffi4fk\\MU4H M4MMlMli«MNMI# 

w 



ia8 

nificxTt irerdeiii auch die personificirten Yerbältnisse 
.des geselligen Lebens sind , und -mie wenig die da- 
durch ausgedrückten ethisdien Begriffe» ihrer innem 
Nothw^ndigheit nach, zum Bewufstseyn gekommen 
sind, dafür ist der einfachste Beweis» dafs ihre Gül- 
tigkeit hauptsächlich oder vielmehr allein auf ihrer 
Objectivirung durch äussere Personen beruht. Gleich* 
wohl ist eine Annäherung an den eigentlichen ethi- 
schen Begriff der Gottheit nicht zu yerhennen, so- 
wohl in den unmittelbaren Begriffen, unter welchen 
diese göttlichen Wesen gedacht werden, als auch dl^- 
rin, dafs der Begriff persönlicher Wesen, der in den 
personificitrten.Naturlu'aften noch keine feste Haltung 
und Begrenzung bekommen hat, nun bestimmter als 
wesentliche Eigenschaft der Gottheit hervorgehoben 
wird. Es hat aber diese Yorsteliungsweise selbst 
TerscV^dene Stufen ihrer Ausbildung, je nachdem in 
.ihr mehr die Einheit des göttlichen Weseps, oder die 
Yielheit zum Vorschein kommt , und wenn wir nun 
überhaupt die oben beschriebenen. Bauptformen .des 
• Polytheismus und Monotheismus mit den zulezt ent- 
wickelten BegHffen zusammen stellen, so ergiebt sich 
uns, dais der Polytheismus nur da heryortreten kanui 
wo entweder die Naturkräfte, oder die Verhältnis- 
se des geselligen Lebens als Götter personificirt wer- 
den, mit dem ethischen Begriff der Gottheit aber un- 
terträglich ist, da die Einheit der sittlichen Zwecke 
nur als eine pers<^nIiohe Einheit des göttlichen We- 
sens gedacht werden kann. Zwar haben auch die 
Personifici^tionen der Naturkräfte und der geselligen 
Verhititnisse ihre monotheistische Seite in dem Na- 
tur-Pantheismus^ und in denjenigen Religionsformen, 
in welchen, wie. z. B. in der Mosaischen, das Ganze 
des äussern geselligen Lebens als eine positive Insti* 
.tutio;^ dex" Gottheit dargestellt ist^: aber diese Arten 
im MOQotfiMmtts können, inm&er nur als Durchgangs* 



tsg 

pwikt« Zürn ToUeiMleten atliifchM IbAOtheumtii «a. 
ge»«li«A werden« 

Et bietet ticli uoi hier eine merl&wfiraige erlXiu 
ternde ktulofnie dar, die wir nicht übergehen kftnnen« 
Wie der ßegriff der Religion mit dem det StiiAte« in 
mandbesA zuaammentrifll, §o iMten aich auch mit den 
hier entwickelten drei Heligionafonaen, demPolytheia« 
niia im weitern und engern Binn, und dem Konotheia* 
maa die bekannten drei Staatafomen der Demokratief 
Ariaiokratie« und Monarchie zuaammenatellen* Wie bei 
dem niedem Polytheiimut IlOherea und Niederea im 
Bewolataeyn nocn nicht recht auseinandergeht, und 
daa jsofälligate Endliche ala G^ttlichea genommen wer« 
den kann, ao tritt auch bei der Demokratie der Ge* 
genaajK zwiachen dem Allgemeinen und lietondemi 
den Regierenden und Regierten, dem GemeingeiaC 
wid Priratintere««e in jedea Kin^elnen Dewurttaeja 
umr achwach aufeinander, weil jeder ebenaogut Obrig- 
keit ala Unterthan aeyn kann, und daa Allgemaine wird 
immer durch den Kinflufa *dea Einzelnen getrübt» 
atatt dafa aich Heidet innig durchdringen aolite« In 
der Ariatokratie i9t'der Gegcnaaz achon atürker ge« 
epannt, indem einige wenlg^tcna au«geachieden' aind» 
welchen daa Regirren und Regiertwerden nicht zu«. 
I^ich ztikommt« Ebenao iat auch im eigentlichen Po« 
lytheiamua der Gcgen^az zwischen dem Hohem und 
Hiedern achon bestimmter! niciit auf daa Zufäll i(i;c, aon« 
dem nur auf dasjenige übergetragen, woron aich der 
Meoach in einem höhern Sinn abhangig fühlt. Aber 
er fühlt aich noch nicht in jeder Beziehung iJ#hängigt 
daa Höhere fällt immer auch noch mit dem Endlichen 
soeammen, und die Einheit d:*sGan/un iat noch nicht 
•k Prinri|i duichgedrungm« J>iea geschieht erat itt 
der Monarchie, und dem ihr parallelen Uuttotheiamoa« 
Hier iat der Gegensaz am achärfatcn bestimmt dnrch 
dee B^wufataeyn der allgemeinen und durchgängig 



> 



128 



nificirt "vrerden, auch die personificirten Yerbältnidse 
.des geeelligen Lebens sind, und ^ie wenig die da«- 
durch ausgedrückten ethisdben Begriffe» ihrer innem 
Nothw^ndigkeit nach, zum Bewufstseyn gekommen 
sind, dafür ist der einfachste Beweis, dafs ihre Gül« 
tigkeit hauptsächlich oder yielmehr alleiii auf ihrer 
Ohjectiyirung durch ausoere Personen beruht. Gleich* 
wohl ist eine Annäherung an den eigentlichen ethi- 
•acben Begriff der Gottheit nicht zu yerkennen, so- 
wohl in den unmittelbaren Begriffen, unter welchen 
diese göttlichen Wesen gedacht werden, als auch dA- 
rin, dafs der Begriff persönlicher Wesen, der in den 
personificirteu^Naturki'äften nodi keine feste Haltung 
und Begrenzrmg bekommen hat, nun bestimmter als 
wese^^che Eigenschaft der Gottheit hervorgehoben 
wird« Es hat aber diese Yorstellungsweise selbst 
yerschiedene Stufen ihrer Ausbildung, je nachdem in 
.ihr* mehr die Einheit des göttlichen Wesens, oder die 
Yielheit zum Yorschein kommt, und wenn wir nun 
überhaupt die oben beschriebenen, Pauptformen .des 
• Polytheismus und Monotheismus mit den zulezt ent- 
wickelten Begriffen zusammen stellen, so ergiebt sich 
uns, dafs der Polytheismus nur da heryortreten kann, 
wo entweder die Naturkräfte , oder die Yerhältnis- 
•e des geselligen Lebens als Götter personificirt wer- 
den, mit dem etbischen Begriff der Gottheit aber un- 
verträglich ist, da die Einheit der sittlichen Zwecke 
nur als eme persönliche Einheit des göttlichen We- 
aens gedacht werden kann. Zwar haben auch die 
Personifici^tionen der NatUrkräfte und der geselligeu 
YerhKItnisse ihre monotheistische Seite in dem Na- 
^ir-Panthetismus5 und in denjenigen Religionsformen, 
in welchen, wie. z. B. in der Mosaischen, das Ganze ' 
des äussern geselligen Lebens als eine positiye Insti» 
itKtiQ^ dex> Gottheit dargestellt, ist^: aber diese Arten 
de* Hflnotib^iamos können, inunec nur alsDurchgangp«» 



"7 

^reichem dieses einem höherem, auf der eigenthümliclien 
Natur des Menschen beruhenden untergeordnet wird. 
Die NaturbegrifFe und die ethischen Begriffe bilden 
demnach den Gegensa/, der inHin.^ieht der rerschie- 
deneii Vorstellungen über das Wesen der Gottheit 
stattfinden kann. Es sind z^vei einer und derselben 
ßphäre aögehörenden Vorstellungsweisen, ron welchen 
di^ höhere die niedere nicht ausschliefst, sondern nur 
in sich aufnimmt und sich unterordnet. Wie aber der 
üebergang von dem einen Glied des Gegensazes zu 
^tem andern nicht unmittelbar, sondern nur durcl^ein 
Mittleres, in welchem beide sich ausgleichen; gesche- 
hen bann, so mufs es auch einen solchen Begriff von 
dem göttlichen Wesen geben, der in ' die Mitte fallt 
zwischen den rein-ethischen Begriff desselben , und 
deu' blöfsen Naturbegriff. Es ist dies derjenige BegiifT, 
in welchem das Ethische zwar bereits hervortritt, aber 
noch nicht auf die innere geistige Natur des Menschen, 
sondern nur au€ d^s äussere Seyn bezogen ^ird.> In 
den Verhältnissen ''des äussern geselligeii Lebens ent- 
wickelt sich deAi Menschen zuerst das Bewufstscyn 
der in seiner Natur liegenden ethischen Begriffe, und 
daraus gestaltet sich in ihm die Vorstellung von per- 
sönlichen göttlichen Wesen, ,von welchen er sich in 
seinen geselligen Verhältnissen: abhängig fühlt. Wie 
die Naturgötter nichts anders sind, als die religiöse 
oder personificirendc Bezeichnung der in der 'Natiir 
wirksamen Kräfte, so sind auch die Götter, die als 
Ordner und Vorsteher der Verhältnisse des^ geselligen 
Lebens gedacht .werden, nichts anders, als die Begriffe^ 
auf welche ' die Verhältnisse des- geselligen Lebens 
nach ihren verschiedenen Beziehungen zurückzuführen 
sind, als eine^ lebendige Einheit vorgestellt. Wie sehr 
diese Vorstellungsweise noch mit dem Naturbegriff 
zusammenhängt,* ist am foiesten dalPaus zu Sehen, 'dafs 
dieselben^ Götter^ in welchen die NaturkräC^ per^o- 



/ 

• 



/ 
X 



> 



138 



nificxrt werden, aucli die personificirten Yerbältnisse 
.de« geselligen Lebens shid , und wie wenig die da«- 
durch ausgedrückten ediischen Begriffe, ihrer innem 
Nothw^ndigkeit nach, zum BewuTstseyn gekommen 
sind, dafür ist der einfachste Beweis, dafs ihre Gül- 
tigkeit hauptsächlich oder yielmehr alleiil auf ihrer 
Objectirirung durch äussere Personen beruht. Gleich* 
vohl ist eine Annäherung an den eigei^tlichen ethi- 
schen Begriff der Gottheit nicht 2n yerkennen, so* 
wohl in den unmittelbaren Begriffen, unter welchen 
diese göttlichen Wesen ;gedacht werden, als auch da- 
rin, dafs der Begriff persönlicher Wesen, der in den 
personificirten. Naturki^äften noch keine feste Haltung 
und Begrenzung bekommen hat, nun bestimmter ala 
wese^lliche Eigenschaft der Gottheit hervorgehoben 
wird* Es hat aber diese Yorstellungsweise selbst 
yersc^iedene Stufen ihrer Ausbildung, je nachdem in 
.ihr mehr die Einheit des göttlichen Wesens, oder die 
Vielheit zum Yorschein kommt, und wenn wir nun 
überhaupt die oben beschriebenen, Qauptformen .des 
; Polytheismus und Monotheismus mit den zulezt ent- 
wickelten Begriffen zusammen stellen, so ergiebt sich 
uns, dais der Polytheismus nur da heryortreten kanui 
wo entweder die Naturkräfte, oder die Verhältnis- 
•e des geselligen Lebens als Götter personificirt wer- 
den, mit dem ethischen Begriff der Gottheit aber un- 
rerträglich ist, da die Einheit der sittlichen Zwecke 
nur als eine pers^^nliohe Einheit des göttlichen We- 
sens gedacht werden kann. Zwar haben auch die 
.Personifioi^tionen der Naturkräfte und der geselligen 
VerhjQtnisse ihre monotheistische Seite in dem Na- 
tur-Pantheismus, und in denjenigen Religionsformeot 
in welchen, wie. z. B. in der Mosaischen, das Ganzjo 
des äussern geselligen Lebens als eine positive Insti» 
^tutioM deip Gottheit dargestellt ist, aber diese Arten 
im Mmo l liilinntta können, inunei* nur alsDurchgang#« 



t'A l4^.iM «ii;)4 vft« hi^r 0ifm mm1iwn$M%ß mMn^ 

IVi# 4m' lU^i ifl' A*if n^M^Um mii 4mm 4^$ HiMMis^ in 
tB^mitmm y,H*^^$HmMniriHit «^ iäHMH «idi «u^b ii^il 4#ii 
hi^r M$$i^kU'U^n 4fi'Mii^linUmitf4mMtffh4Mmt*otyiUMi4» 
m^ im ^ifU*frn uh4 t^$i%*im Hiim^ miüI «li^iii Mi/iM/U^«*i4« 
m$^ 4iM |#rb«oiH<>ii 4riti HiHHiMfotf^i^f^ iUfr U»mokr$ilMf 

4mH iM4^im l^;l/if^«fU#i^fti« MhU^rvi^ u$h4 Miirili^;«« im 

imm^r A^^kU 4**h ICiii/Ial» #1«« l'/m/Mnitn n^rUUi^ 
H#M ^«f'# #h|i |i«'i<ii'« Wi»ji{5 4im:hlnniß^in #<;I)M/ fM 

wmUA^h 4tn^ li<v^M7i II iiii4 lU'^\i$iVft:n\*in $^U:Ui /m« 

4*^*11 ii4^# «Mf ')«»jiiM^# ^i^«'i(^<'(i'i«((«'iii ¥tm*m #m;Ii ^l^^r 
Win^^U in ^itti'm UttUmn hinn uhUun^^iff iuUU* Ak^»* 
##* l'i^tiU «»ifk iM/r|i #»jiki U^ li^4Mr lii^m*fUu$$^ jvMmm^I^ 
4iM9 HoU^rM tftlh Utmur mn:U $$*hU mit 4^$$^ hnAlUk^m 
»^^mmMn^ Hfhi Ai»*, l'/ntUtfii 4 ni*ittt/in Ui notU 9^Uit% 

4tH' Mi/iMM;l;ii', uhA 4mn \Ui \t*tuAMmi VL09$if\UMi%99m»0 
HiMf M 44fr 0«Y/'Mttfx um inUtfif^i*n hifi$iU*mii 4i$$rM 



i3# 

gleichen Abhängigkeit alles Ei^dliclien und jeAes Ein- 
celnen ^on dem Einen. Es ist eine Einheit, für weU 
che schlechthin keine Mehrheit gedacht werden kann, 
indem in der Mehrheit das Abhängige seilest wieder 
der Grund der Abhängigkeit war^, also im Bewufst- 
•eyn zusammenfiele, was aufs bestimmteste auseinan- 
der gehalten werden soM. Wie die Demokratie und 
Aristokratie eigentlich nur in kleinern Staaten beste- 
hen kann, so ist auch der Polytheismus immer nur 
mehr oder minder local, und wie bei der höchsten 
Entwicklung des politischen Bewufslseyns der Staat 
nur eine streng monarchische Form haben kann, weil 
nur bei dieser Form, mit Ausscheidung jedes aristo- 
kratischen Elements, das politische Bewufstseyn Aller 
ein gleiches seyn kann, so kann auch der reine Mo- 
notheismus nur da sich entwickeln, wo das Bewufst- 
seyn der Welt ohne aristokratischen Pai*ticularisiiius, 
in Beziehung auf Ein Volk, wie im Judenthum. und 
Muhamedanismus, eine reine Einheit ist. Wie daher 
in den Hellenischen Staaten die Demokratie, Aristo- 
cratie und Monarchie nur wechselnde Zustände wären, 
die auf einander folgten, ohne dals die politische Idee 
ein^ andere wurde, so waren auch ihre Religionsfor- 
inen *des Polytheismus und Monotheismus immer nur- 
schwebende und wechselseitig in einander übergehen- 
de Begriffe. Als Arten unterscheiden sich Polytheis- 
mus und Monotheismus , so^ wie Demokratie, Atisto- 
oratie und Monarchie nur dann, wenn das religiös^ 
Bewufstseyn, wie das politische, durch 'einerölligneue/ 
Erolution ron der niedern Stufe zu einer höhern, 
Ton der unbestimmten Vielheit zur Einheit im höch- 
'iten untl strengsten Sinne sich erhoben hat. Man 
TergL über einige dieser Bestimmungen, soweit sie 
aof die Staatsformen Beziig haben, Schleiermachers 
treüfliohe Abhandlung über die Begriff!^ der rerschie« 



'f 



4mm StMttformaii ia Jm Sdbrifteii ier Bert AIimL 

E« l»esi«hra «ich «ber «11« di€«c Form<»fi nur inf 
die|etii(re Heite •!<*• AbhiiftgtgltiriUgcrtibU, In weleber 
•« #icb «U bf'itioifnte Vomldlang rinf« ihm enttpre« 
cbrnden G<fg«*n«fiinde(i utidprli^t, tind <li*r Sn/« dl^n urir 
bUber cntwithelt biben« Ut eigentlich nur dictefi dafi 
d4«ft religiöse Bpwufftfteyn^ teincm Inhult und Umfing 
»«cb , intm^r brcJtngt Mit durch den Itih^lt und Um« 
fing tinieri Brlhitbewtifitiejn« fiherhuupt« Wie iich 
•tie der Munnigfiltiglieit der iinnlidien Anichiutingrn 
ruerit die 'rfUtire Einheit der Verit«ndeihegtiffef 
«fid «ui dieier erit di«*ibiolaie Ktnhrit der Vernunft 
enttrtckelt« io hit auch d^ii religiöte BrtrufMftejrn eine 
bald engere« b«ld wettere Sphäre« und wie r.ueril di« 
Dewufitieyn dei Naturleben« OherhMUpt , dsifirt «her 
det ßewufittejn eine« durch »ittliche Ge^e/.e bettimm« 
ten I^ben« den Inhnlt unif'ri fi<lh«ttfewurit9eyni «ui« 
flMicbt« io rerhiill en iich aurh mit dnm fnhitt unner^ 
religi^ien newuritK^ri«. Höheren und Niederet iit 
ewer in unien^m liewufiitieyn immer ei n/m der entge« 
gengeteisf« indem »onM ron einem Gefühle d'r Ab« 
biingigkeit gir nicht Ate Hede teyn kOnntei aber ein 
eigentlirher Oegentn)! ofl'enhirt «ich nna dunn erit« 
wenn ^ir^ wü den «ilf^emeinen ItihAlt tinieriÜ ti^fit« 
^ejn§ «uemacht « auf da« wirkliche Lehen be2ieben# 
wie ei iich in ieitien vimplnen Momenten in unaerm 
Bewu/itteyn dartfollf. Wenn iich in unn daa ßewufit- 
ae)r IT unterer aittli^'hen Niitur entwickelt bat« und wir 
«IM ala atttliche Weien una«»rer Ahfti«t}(',igkeit ton 
Coft ab der horhiten aitilichen Intelligen/ bewufat 
aind« ao wird dieaea liewuritaej^n unaerer Abhängig« 
keil doch nur dann zu einem wirklichen Gefühli wen« 
wir die 0fn;eelncnKricheinungen unaera aitlHrhenLi« 
be«a« wi« ea in der WirkJicbkeit tat« bald in Ein« 
Um$ bald in Wiilerapmcli aiil Uü$erm r»lif ifa M 

9 • 



» 

JDewuffttaejn finden, und daher bald mit einem ange- 
nehmen, bald mit einem unangenehmen Gefühl erffiUt 
werden. Das Angenehme und- Unangenehme Ae»' Ge- 
fühls ist aber hinwiederum bestimmt durch die Stufe, 
auf welcher die Entwicklung unsers Bewnfstseyne 
überhaupt steht« Das Gefühl der sittlichen Lust und 
Unlust kann nur dann entstehen , wenn sich unser 
sittliches Bewufstsejrn selbst schon entwickelt hat* Ea^ 
^ wird daher auch der Gegensaz, der sich in unserm 
Abhängigkeitsgefühl entwickelt, je mehr das reine Be- 
wufstseyn unserer selbst durch die empirische Wirk- 
lichkeit des indinducllen Lebens' modificirt und ge- 
trübt wird, in Hinsicht seiner«einzelnen Formen eben* 
BO verschieden seyn, als unser Bewufstseyn überhaupt 
auf di^ eine oder andere Weise sich ausgebildet hat. 
Hat sich unser Bewufstsejn auf die Stufe des sittli- 
chen Bewufstseyns erhoben, $o ist es die Sünde al- 
, lein, in welcher sich der im Abhängigkeitsgefühl her- 
Vortretende Gegensaz darstellen kann, Wie wir aber 
auch den Begriff der Sünde bestimmen und theilen 
mögen, so wird er immer zu eng seyn, um die ver- 
schiedenen Erscheinungen, die sich' auf dem hieher 
gehörigen Gebiete der Relfgionsgeschicfate uns dar- 
bieten, unter Einen Gesichtspuiikt bringen zu können, 
wenn wir nicht die Sünde als eine Hemmung des hö- 
heren sittlichen Lebens ansehen, wie es in der Eini- 
gung des sinnlichen Bewufstseyns mit dem Bewufst- 
seyn Gottes bestehen soll, und diese Hemmungen des 
sittlichen Lebens auf den allgemeinen Begriil* der Le- 
benshemmungen zurückführen, in welchen wir sowohl 
diie Sünde als das Uebd zusammenfasse können. Mit 
dem Gefühle der Abhängigkeit des endlichen Seyns 
von dem unendlichen Seyn Gottes, ist » er Begriff von 
Hemmungen, welche von dem endliche.! Seyn, als ei- 
nem seiner Natur nach beschränkten und ünvollkom- 
menen» nicht j^a trennen sind, unmittelbar, verbunden« 

i 




i53 

£# sind die für jedes einzelne endliche Seyn aus dem 
Bewufstseyn seines l^aturzusammenliangs mit dem üb- 
rigen endlichen Seyn" heryorgehenden natürlichen Übel, 
und das endliche $eyn ist in dieser Hinsicht blos nach 
seiner leidentlichen Seite genommen. Diesem blos t\ 
leidentliclien Seyn aber wird jedes endliche Seyn, 
'wenn es einmal seiner selbst als eines für sich sey-* 
enden bewnfst gewc^rden ist, eine Tom Naturzujjam- 
menhang unabhängige freiem Kraft der Thätigkeit ent- 
gegensezen, deren Geseze und Zwecke sowohl nach 
dem unmittelbaren Bewufstseyn, als nach der, vermö- 
ge des Abhängigkeitsgefühls nothwendigen, die teleo* 
logische Ansicht begründenden Beziehung auf das Be- 
wufsttseyn Gottes, über das sinnliche und natürliche 
Leben ein höheres sittliches Leben stellen. Wie ditj 
sktliche Freiheit ihrer Wurzel nach eine vom äussern 
Natu/zusammenhang unabhängige Kraft ist, so ist auch 
das sinnliehe Leben dem sittlichen so untergeordnet, 
und von ihm geschieden, dafs die Hemmungen des 
sinnlichen Lebens nicht zugleich Hemmungen des sitt- 
lichen Lebens seyn können. Gehemmt ist vielmehr das 
sittliche Leben nur dann, wenn das sinnliche Leben, 
das dem sittlichen stets untergeordnet seyn soll, die 
Thätigkeit desselben so zurückhält und unterdrückt, 
dafs es sich unabhängig von demselben bewegt, und 
dieser leidentiiche Zustand des sittlichen Lebens, in 
welchem, da das höhere sittliche Leben mit dem Be- 
wufstseyn Gottes in Eins zusammenfällt, das sinnliche 
Bewufstseyn das religiöse verdunkelt und hemmt, üst 
nun eben die Sünde, als freie Thet, weil die Freiheit, 
als Selbstbestimmung des Willens, das Yermögenist, 
den leidentlichen Einwirkungen, mit welchen das sinn- 
liche Leben im Naturzusammenhang gesezt ist, eine 
innere Thätigkeit entgegc^zusezen , und jene dieser 
unterzuordnen. ^ Das Leidentiiche oder Sinnliche in 
die Thätigkeit des Willens aufgenommen, ohne Be- 



.5* ' • 

/ 

siehong auf Sie nothwendigen Getese and Zwecke 
der sittlichen Freiheit, iat dasBöse^das wir mit Back* 
^icht auf Gott Sünde nennen. Diesem zufolge giebt 
CS nun zweyerlei Hemmungen des Lebens, des sinn^ 
liehen und sittlichen, Uebel und Sünde« Beide aber , 
verbalten. sich so zu einander, dafs nur entweder die 
einen oder die andern als wirkliche Lebenshemmun« 
gen angesehen werden können, , nicht aber beide zu<» 
gleich, wie ja auch das sinnliche und sittliche Leben 
nur so neben einander bestehen können, dafs das ei- 
ne dem andern untergeordnet ist* Ist das sittliche 
nU das wahre L^ben erkannt, so verliert das Uebel 
seine eig^ntltehe Bedeutung ^ und nur das sittliche 
Debet ist das wahre Uebel,* gilt das sinnliche Leben 
für daa wahre Leben, so ist auch das sinnliche Uebel 
das einzige , und mit dem Begriff eines höhern Le- 
bens fehlt lauch der Begriff eines höhern Uebels, als 
Hemmung d.es Lebens« Wie sich nun aber aus dem 
Gefühle der Abhängigkeit mit dem Bewufslseyn des 
endlichen Seyns auch das Bewufstseyn voni Hemmun- 
gen des sinnlichen und sittlichen Lebens entwickelt, 
so mufs nun auch mit dem Gefühle der Abhängigkeit, 
da ja das endliche Seyn als ein abhängiges von dem 
nnehdlicheii Seyn, oder dem Bewufstseyn Gottes nicht 
«SU trennen ist, die Aufgabe gesezt seyn, die mit dem 
endlichen Seyn verbundenen Lebensheinmungen durch 
das unendliche Seyn Gottes aufzuheben, und dadurch 
das Leben, das sinnliche oder das sittliche, zu förderq. 
Daraus construi^t sich, die allen Religionen gemein-» 
$chafillche Aufgabe, deren Verschiedenheit in den 
einifielhen R^ligionsformen allein in der Verschieden- 
lieit der Ansicht ihren Grund hat, die wahre Realität dea 
J^ebens entw;eder in das dinnliche, oder das sittliche 
Leben zu sezen, und die Hemmungen« die. von dem 
X^eben nickt asu trennen sind, auf das eine oder ande«* 
|te zu bejAiehei^ Ist das sinnliGbe oder Sustere l^e-r 



■ 

hen das walirtiaft reelle, so ist derBegrijßP der Sün^ 
entweder noch nicht zum Bewufstsejn gekommen, odCT 
so untergeordnet, dafs sie in dem' Uebel mitbegriffen 
ist, als eine aus der Beschränkung des endlichen Le^^ 
bens unmittelbar henrorgehende Folge. Ja wenn auch 
die Sünde vom Uebel unterschieden und in ihrem ei<^ 
gentlichen Begriff aufgefafst ist, so wird sie' doch in 
denjenigen Religionssystemen, in welchen der Begriff 
der sittlichen Thätigkeit noch nicht zu seiner völligen 
Reinheit hindurchgedrungen ist , so hinter das Be- 
wuistseyn des sinnlichen Lebens zurückgeschoben, als 
eine übersinnliche That, mit welcher der Abfall und 
die Quelle alleä Uebels gekommen, dals da, wo kein 
Bevruistseyn ist, auch keine freie ethische Hctndlung 
und Zurechnung seyn kunn. Das sittlich Qöse ^.at sei« 
nen Grund nicht in der freien Thätigkeit des Willens, 
sondern in dem leidentlichen Zustand der endlichen 

■ 

Natur, und erscheint, wie das natürliche Uebel, als 
eine Schickung. Wo aber alle Hemmungen des Le- 
bens, die durch' die Beziehung des endlichen Seyns 
Äum. Unendlichen zum 'Bewufsiseyn kommen, nur das 
äussere im Natur - Zusammenhang mitbegriffene Seyn 
betreffen, da kann auch die Aufhebung des auf diese 
Art in dem Bewufslseyn des endlichen und unendli- 
chen Seyns sich aussprechenden Gegensazes nur in 
der Förderung des physischen Daseyns bestehen. Da- 
her werden in denjenigen Religionen, in welchen die- 
se Naturansicht die vorherrschende ist, alle Offenba- 
rungen des göttlichen Wesens zunächst nur den Zweck 
liaben, das harmonische Gleichgewicht der Naturki*uf« 
te zu erhalten, und die Selbslzerstörüng des Naturle- 
bens zu verhüten , oder die endlichen Wesen au» 
ihrem beschränkteren unvoUkommneren Seyn auf eine 
höhere Stufe zu einem vollkbmmneren Seyn zu erhe- 
ben, in welchem nur unter der Voraussezung eines 
gefördert on physischen Lebens auch ein reineres gef- 



i3€ ^ 

$ig€8 and sitdiches Leben sich entwickeln \iAnn. Wir 
wollen zwar keineswegs behanpten, ia& diejenigen 
Religionen, die dei^ mit dem religiösen Bewufstseya 
sich darstellenden Gegensaz, nnd die Aufhebung des- 
selben aus dem Gesichtspunkt des sinnlichen oder na« 
türlichen Lebens auffassen, die ethischen Begriffe ganz« 
lieh ausschliefsen , wenn aber hier eine, bestimmte 
Grenzlinie gezogen werden soll, so müssen wir we- 
nigstens i^n dieser Bestimmung festhalten, dafs in ih- 
nen das Ethische dem Natürlichen, die Sünde dem 
Uebel, die thätigen Zustände den leidentlichen unter- 
geordnet sind* Und dies sehen wir auch daraus, dafs 
die Anfoderungen, die an die , sittliche Willenskraft 
und Thätigkeit gemacht werden, um, was sie yon ei* 
gentlicher Sünde neben dem üebel annehmen, aufzu- 
heben, ebenso auf ein minimum von sittlicher Thätig- 
Jkeit zurückgeführt sind, wie der Ursprung der Sünde 
von ihnen ans einem minimum freier Thätigkeit ab- 
geleitet wird. Wie der übersinnliche Act, durch wel«- 
chen mit dem beschränkten endlichen Seyn auch die 
Sünde- entstund, als eine bewufstlose, in ihrem Grün«, 
de nicht weiter erklärbare That mehr einem leident- 
Jichan Zustande gleichkommt, als für eine freie Wil- 
lensthätigkeit gehalten werden kann, so besteht auch 
die sittliche Thätigkeit, zur Aufhebung des mit der ' 
Sünde entstandenen Gegensazes, mehr nur in einer 
stillen in sich gekehrten Trauer über die ^em endli- 
chen Seyn anhängende UnyoUkommenheit, und in ei^ 
ner IcidensYollen Sehnsucht nach einem bessern Zu- 
stande, als in einer in lebendige Thätigkeit überge- 
henden Rückwirkung, ^ 

Der Naturansicht steht gegenüber die ethische 
' oder teleologische, welche, überall auf die ifreie Thä- 
tigkeit zurückgehend, das Najturieben dem höbern sittip 
liehen Leben unterordnet, und die Hemmungen des- 
selben durch jenes, weil s!e in der freien Bestim« 
mung des Willens iliren Gmnd haben» für Sünde er- 



klärt, und daher auch aus diesem Begriffe den aich 
ergebenden Gegensaz auf dieselbe Weise construirt, 
^e jene andere Ansicht aus dem Begriffe desÜebels* 
Der Begriff der Sünde selbst aber , so wie er sich 
in dem religiösen Bewufstseyn zu entwickeln beginnt, 
theilt sich wiederum in zwei rerschiedene Begriffe« 
Wir mögen die Sünde entweder negativ als eine 
Hemmung einer Thätigkeit oder Aeusserung d«s 
sittlichen Yiebens , oder positiv als eine in die 
Bestimmung des Willens aufgenommene , die siti« 
liehe Thätigkeit zurückdrängende Aeusserung des 
sinnlichen Lebens ansehen , so ist sie in jedem Fall 
eine That, bei welcher wir^ wie bei dem sittlichen lieben 
überhaupt , die äussere Seite von der innern, die Er* 
echeinung von dem übersinnlichen Grunde^e^elben 
unterscheiden müssen. Wii*d nun das sittliche Leben 
zuerst, wie ja überhaupt ^ die ganze geistige Entwick- 
•lung des Menschen mit dem Äussern anhebt, und von 
diesem aus zu dem Innern' fortgeht, nach seiner äus- 
sern Seite genommen» so kann es in nichts anderem 
I>estehen, als in der Beobachtung gewisser Gebota 
und Vorschriften, welche, als äussere Norm der frei- 
en- Bestimmung des Willens {ihr das äussere Handeln 
vorgehalten, die rohe sich selbst über iassene Naturge- 
walt der sinnlichen Triebe bezähmen, und die freie 
Willensthätigkeit zum Gehorsam gegen ein anderes» 
▼on dem Triebe der Sinnlichkeit verschiedenes 
Gesez des Handelns gewöhnen und bilden sollen, da- 
mit durch das vorbereitende äussere Gesez alimälif; 
die innere Gesezmäfsigkeit des sittlichen Lebens zum 
Bewufstseyn komme. Es wird sich dalier auch dw 
Gegensaz, den jede Religion mit dem religiösen Be- 
wufstseyn zugleich sezt, und wieder auUiebensoll, auf 
die Hemmungen beziehen , welche durch die d?^wi- 
8chen|.retende überwiegende Naturgewült der sinnli- 
chen Triebe den Gehorsam gegen das vorgeschriebe- 
ne äussere Gesez unterbrechen. Das äassere Gesei; 



i38 - 

t 

aber^dat dem sinnlichen Triebe eine andlere, Ton der 
jTreien BeatimmuQg des Willens anstehende Handlungt* 
'weiqe entgegensezt, hat seinen Erkenn ttiirsgrui\d ge* 
^ähnlich and zunächst nur in einer äussern Auctori- 
tät, welche auf dieser Stufe des religiösen Lebens 
noch die innere Gesezgebung der' Vernunft vertraten 
mufs, und es ist daher hier hauptsächlich dasjenige 
Gebiet^ das die positiven Religionen, indem sie sich' 
über die Sphäre des Naturlebens zum Ethischen er* 
* heben, mit ihrem bestimmten Inhalte ausfüllen. Wie 
nun innerhalb dieser Religionen die Sünde nur mit dem 
Geseze' kommt, und eine bestimmte Handlungsweise 
ilur darum als Sünde erkannt wird, wdil sie mit der 
positiven Gesezgebung, in welcher sich das Bewiest* 
seyn Gottes objectiyiit hat, in Widerstreit ist, so ist 
auch die A/t und Weise, '^ie durch die Sünde im re* 
ligiösen Bewufstseyn ein Gegensaz entsteht, und wie- 
derum aufgehoben werden soll, damit ganz überein» 
stimmend. Wenn die Hemmungen des sittlichen Le« 
bens , durch welche das sirvJiche Bewufstseyn sich 
mit dem religiösen entzweit , zunächst nur in den 
Kreis 4^r sinnlichen Erscheinung, des äusserlichen 
Handelns fallen , so mufs auch jener Gegensaz selbst 
äusserlich sich darstellen. Der Uebertretung des Ge- 
sezes entspricht die Strafe ^ und das Straf verhält nii's 
ist demnach die Form^ unter welcher der Gegensaz 
erscheint* Daher in allen positiven Religionen, die 
das ethische Gebiet auf diese Art beschränken, ein 
strenger strafender Ernst sich ausspricht, der auch 
die Gottheit selbst unter dem yorherrschcnden BegriiF 
eines Richters und Rächers der Missethat darstellt* 
Und so sindi es dann auch positive Institutionen, durch 
welche die Vergebung der Sünde /bewirkt, die Unan- 
gerll^ssenheit des äussern Verhaltens zu den» sittlichen 
Leben, wie. es als Norm rorgezeichnet ist, -ausgegli* 
•hen, und somit das sinnliche BewufstseTn mit dem hö- 



t3» 

%m% i^uf^finifr tmMthAmtutn ^tun^utn H#M«iM/n UaruUi^ t^Umf 

iH^Mdm nhUi Uiffuritt^in ¥iuitiUfn kann* Wi»« n$if$iUiii tmf 
itM ii^ißUfUf 4rr y^ülarrivli^i^/i» nur *!# ri^tif «m ^iroi %if| 

ttäimrtt^ptm UtHtrhäupi U$tr¥t^r^t*h0n44f Viir(^nd4truBn Ann 
fkf§i0€imn fhyn^ «i»/i«#«b«n i^if f ilar<^b wrklur d4irr im r«« 
Uf^^jHmm h4tmufifi^yn ((#««>si# (i^^^^m'/, ¥fU*Ai$ruin fur» 
§4A$mnAMn «##11« Ul uMfi «iif ^irm i'äUhU^Ut At^r ^iWn^'M^n f !#• 
Uff^mmtn ^Uu$ tiiUUi-Mu lUnMun^ $\Mr i tifii\miU ^i« wir 
tiHJt40 nMim^inf umi w/»# ri/n (^ffi^^M f(i«ff4|#«iffbf mum 

$mr äU mti» in itm uu\ti*%Uumir% i*t*U$U\ %Uh rM^üm^ 
m^n/A^^nAM «iH)i/.b^ T^f^^i^kt^U^ Ai*{i\i$Ui mh( ii^sm 

4^ Uiti/MkiftHmtfwh TUmi^ki'it h^rfor, «<# jt'tl4nch4 4«U 

i^m%(^^^i^ U^'M0^,**n m$A^ ili^it ^*AW$% ha^/iit A«r «iit« 

lUtt^fift 4t*tmU4ff$ wir s^t^i Ai$ti:U A$i'ft^ui^*f uA$u^Un/}- 

i^iftiMU ttU^^in in Attm inn^rn %^i%tr/^<*$% lMft«n %rti$n» 
4tem mtAi uf$A n$$r WMit 4i^#i;# K^^l^ro ti#f rrMiii unA^^^rif 

täirm #i^ ^4ff$ ißt'^innufi^an nM;)|i yu irt'tmf^n «in^« «1« 
0^iH^f$iiiaU*^ hu$§i4$ ((ill/ Jh m^Ur uUt'f Ai*r h^t^rifl' Aßt 
hUnAm f(r#«ki»ill« nuA \n i^irnn^iff i(rt»'ft^v/*Ui*UifnwitAf 
d^^Uß i^iM^^^r mmU Amr iii*n*fftt^4y, ¥fi(tAy$i 4 Attf %wU 
^i$Mn 4^* itinH\U*Suf unA r^M%t*'»^M H#'>viiUi««'tA hin^in^ 
Uiii, MSw nAffAiih Ain HüftAhttUi^lk^ii Ai^m Man^hifn 
nUUi »ii»#.k A^n uu^inttUsh hmfmir^ii*nAi'9$ 'flif fifr» ((«• 
n»ifi<r»» w^tAttfi AMrf^ ^ipnAi^rn Au$*'U in#»#r# *t*imUm^ 
iifärt$ Aim hUu^im \^0*^^n%ttn wmi^ AurtU Aim heiUmU^n 



i4« ^ 

Ansicht ergänzende Yoraussezung , wenn wegen des 
so allgemein wahrnehmbaren Uebergewicfata der Sinn- 
lichkeit über die Vernunft, des Fleisches über den 
Geist, die menschliche Natur selbst, als der Siz aller 
zur Sünde geneigten Triebe und Begierden, als eine 

|Terdorbene, sündhafte, zum Guten unfähige yorge* 
stellt wird, ungeachtet auf diesem rein teleologischen 
Standpunkt das Prineip keine Bescliränkung zuläfst, 
dafs jede Hemmung der hohem Thätigkeit , als eine 
in jedem Einzelnen selbst begründete That oder Schuld 
anzusehen ist, weil jc^de Abweichung davon den stren- 
gen Begriff der Sünde herabstimmte , und sie als ein 
bloses Naturübel erscheinen liefse. Die Art aber^ wie 
der Gegensaz sich ^itwickelt, bestimmt auch die Auf- 
hebung desselben, und je mächtiger und inniger das 
Bewufstsejn der Sünde ist, desto unabweisbarer dringt 
sich auch das Bedürfnifs der Erlösung auf, so dafs 
das eine von dem andern nicht zu trennen ist. Daher 
l&ann auch die Erlösung gelbst, indem die Hemmung, 
die sich in dem auf diese Art bestimmten Bewufet- 
seyn ausdrückt, wedbr das sinnliche Leben, noch das 
sittliche nach seiner blos äusserlichen Seite betriSl, 
sondern das innere sittliche Leben selbst in seiner 
reinsten Bedeutung, ebenso wenig weder di^ Hinweg- 
räumung eines Uebels, noch die Aufhebung einer 
Strafe zu ihrem nächsten und unmittelbaren Gegen- 
stand haben, sondern nur die Vertilgung der Sünde 

^ selbst durch Ertheilung von Unsündtichkeit und VoU- 
hommenheit, in welcher allein die höchste Förderung 

. des wahren sittlichen Lebens, die Seligkeit, besteht« 
Eine jede andere Erlösung würde das einmal ange- 
]*egte Gefühl der Erlösungs - Bedürftigkeit auf keine 
Weise zu befriedigen im Stande seyn, sondern durch 
den eitlen täuschenden Schein das Verlangen nach der 
wahren Erlösung, von der Sünde selbst nur aufs neue 
wieder hervorrufen müssen. Wie aber fern«r die 



x4i 

Erlötnng auf der eine^ Seite, bei dem BewiifsUeyii 
der Unfabigkeit der eigenen Natur sieb selbst zu er* 
lösen, nur als eine durcb gottlicbes Zutbun bewirkte 
Veranstaltung ängeseben werden kann, durcb welcbe 
ein neues böberes Leben begründet worden ist, so 
xnufs auf der andern alle göttlitbe Tbätigk^it, sofern 
sie in dem einzelnen Menschen das VVerk der Erlö- 
sung vollbringt , als die böcbste menscblicbe Selbst« 
tbätigkeit gesezt werden. Wie. die Sünde als Hem- 
mung des wabren Lebens die eigene Tbat des* Men- 
scbeii ist, so mufs aucb die Aufhebung dieser Hem- 
mung, das neue höhere Leben des Geistes von der 
freien ThäHJkeit des menschlichen Lebens ihrem in- 
nersten Grunde* nach ausgehen, und nur unter diesei^ 
Yoraussezung kann die rein ethische oder teleologi- 
sche Ansicht , die j^dcn Moment des Daseyns, und 
selbst jedeleidentiiche Einwirkung auf die sittliche 
Selbstlhätigkeit zurückführt, bei derjehigenJReligiolis- 
form, welclie wir hier von jenen beiden andern, ib-' 
rem nothwendigen Begriff nach^ unterscheiden. wollen, 
in ihrem wesentlichen Character festgehalten werden. 
^ Vergleichen wir nun die hier beschriebenen Re- 
ligion sformen, welche den Gegensaz betreffen, der 
sich im Gefühle der Abhängigkeit zwischen dem simi- 
licben und höheren Bewufstseyn entwickelt,' unä in 
demselben wiederum verschwinden soll, mit denjeni- 
gen Religionsformen, in welchen sich, «abgesehen von 
diesem Gegensaz , das reine Abhängigkeitsgefühl in 
einer bestimmten Vorstellungsweise d«s ihm entspre- 
chenden Gegenstandes ol>jectivirt , so bemerk^n^ wir 
eine vollkommen^ Uehereinstimmung. Wie wir näm- 
lich in dieser, leztern Beziehung die Gottheit als üfa- 
turwesen und als ethisches Wesen unterschieden, und 
durch die Beziehung der Gotthcfit auf die Verhältnis- 
se des geselligen Lebens noch eine mittlere, jene bei- 
den entgeigengosezten Vorttellungsweisen in sich verei-« 



i4» 

nifenie gefttnden baben, «o frifft sich uns nun der 
ifo Abhängigkeitsgefühl sich davntellende X^egensaz am 
beatimmteaten in den beiden auf gleiche Weise ein- 
ander gegenüberstehenden Begriffen des Lpheis and 
der Sünde aus, zwischen welche der dritte Begriff, 
der der Strafe, in die Mitte fallt. Das Uebel gehö^ 
i-n das Gebiet der Natnr, . die Sünde in das ethiache, 
die Strafe aber ist auf der einen Seite ein äusseret 
Uebel, auf der andent aber hängt sie mit einer freien 
That ^sammen, da sie nur in Folge einer Schuld 
Terhängt werden bann ; und da Ton dem religiösen 
Gesichtspunkt aus nur solche Uebel als Strafe angeae« 
hen werden können, welche die Uebeiiretung einer 
Ton der Gottheit ausgegangenen Vorschrift nach aick ^ 
zieht, 8o kann der Begriff" der Strafe nur in solchen 
Religionen die angemessene Stelle finden, in welchen 
die Gottheit in ihrer Beziehung auf das gesellige Le« 
ben der Menschen gewisse ' Institutionen und Anord- 
nungen festgesezt hat, durch deren Beobachtung und 
Uebertretung das sinnliche Bewulistseyn mit dem Be« 
wurslsejn Gottes entweder in Einklang eracheint, 
oder in Widerspruch* Und wie femer in denjenigen 
Beligionsformen, die den Naturcharacter an sich tra« 
gen, die ethischen Begriffe in der Gottheit, als ein^n 
Naturwesen, entweder gar nicht herrovtreten , oder 
wenigstens immer nuf eine untergeordnete Stelle ein- 
nehmen, und dagegen, wenn die Gottheit als ethisches 
Wesen erkannt ist, über die Niiturseite die ethische 
Seite gestellt wird, und die Natur nur aus dem teleo- 
logischen Gesichtspunkt betfachtet werden kann, bo 
sehen wir nun auch, wenn das Abhängigkeitsgefühl 
mit dem. darin Torkomnienden Gegensaz der Gegen- 
stand der Untersuchung ist, die beiden» Begriffe, die 
das ganze Gebiet desselben einschlieii^en , in einem 
umgekehrten Yerhälinils zu einander stehen. Isfc mm 
das natfirliche Uebel, das die Ftin^ng 




145 

itft^ r#ligt0i0it Ti0wnf$U9jn$ himimf, io feltit In äem» 
*^eit Gmdei In welchem der Jlcgrifl' des N«hir«Ue* 
]fe\$ torhertBcht^ der Degrtfl* der HdniYe, «li ein ffiP 
lieh be^fchendf r, und je mehr dagegen die fiürnlp «It 
die eigentliclic Hemmung de« tirilieren Lehen« gefühlt 
urird, deulo mehr rcr^chwindot do« nf<inrlirhe Uehel 
•a« dem ßewur»tseyn« da e« hein andere« Uebel gibt, 
«I« die Sünde, und auch das nfttfirüche Uehel nur in 
Ilinaicht «eifie« Zu«ammenh/<ng« mit der 8ünde id« ein 
tvirkliche« Uel.el empfunden ^nerden kann« ßeide ße« 
griflie bilden einen Gegena^i/i , in Melehem bald du 
eine, bald da« andere Olied da« tiberiviegende i«t, 
und in rerarhiedenrm Grad da« eine da« ander« 
in •teh aufnimmt, und •ich unterordnet« idine du/« «ie 
sich, ihrem Wraen nach, völlig «»««chliefaen Minnen^ 
wie e« filierhaii|>t die Natur «o Ich er BegrifTe Ut, de« 
ren Cinlieif in einem höheren gr^^rOndet i«t, deiaen 
Inhalt «ie nur gemeinschafllich au«H)llen können« 

Wir haben bi«her da« AbhangigheitMf^elühl # wt« 
e« «einen allgemeinen CJiaracler in verachiedenen be« 
«ondern Formen auAfira^t. /u entwickeln ge«ueht, und, 
um et «einem ganzen Inhalt und Vmfun% naeh zn be- 
«rhreibi n, e« in einer doppelten fieziehungaurgerafftf, 
wie e« «irh «oii^ohl in «einer Feinheit, al« auch niil 
dem im H«'wur»t«eya vorkommenden Gegen«a£ dar« 
«ff*llt. 80 wie aber einmal die«er Gegen«'«/« «ich her« 
Torgethan hat« entati^it die noih wendige weitere Auf« 
f^abe. da« AbhangigkeitngeftihI auch in derjenigen Be« 
Ziehung r,ü entwiikeln« 'wie i\er erachieneno Gegen« 
•ais au« dem Bewurif«eyn hinwiederum irer«rhwinden 
•olL Da der Gegen««/ «elb«! ron der Art und Wei« 
««« wie er aufgehoben werden Aoll« nicht zu trennen 
lilf «o mufite ron den rerachiedcnen Formen, in 
weichen die Lotung dioaer Aufgabe ver«ucht werden 
Bereit« die Bede «eyn « nur hat die bi«herig« 

itliek bloe «nf den Anlang«« 



piH|kt bezogen, von welchem die Aaniebung clea Ge- 
getisazes aaftgehen mut»^ und es entsteht daher nu^ 
die neue Frage , wie die Aufhebung des Gegen 
sazes in ihrer weitem zeitlichen Folge- gecTächt 
wei^den kann. Da es aber einer allgemeinen Untersu« 
chung nur d^rum zu thun seyn kann, sich an gewisse 
feststehende Punkte anzuschliefsen , so nehmen wir, 
wie wir die Aufgabe auf ihren Anfangspunkt bezogen 
haben, sie nun sogleich nach ihrem Endpunkt. Die 
Yollendung aber dieser Aufgabe mufs^ da das sinnli- 
che Bewufstseyn auf keinem Punkt, seiner zeitlichen 
Entwicklung sich über seine endliche Beschränkung 
zll einer yoUkommenen Ausgleichung des Gegensazes 
erheben kann, ausserhalb der Sphäre des zeitlichen 
Bewufstseyns fallen, und so führt uns nun dieser Theil 
der Untersuchung auf eine allgemeine Bestimmung der 
verschiedenen Vorstellungen über den Zustand nach 
dem Tode, wie sie sich aus dem Zusammenhang mit 
den bisher entwickelten Säzen ergeben mufs. 

Der Zustai)id des Menschen nach dem Tode kann 
im AUgemeiiien nur als eine Fortsezyng und Vervoll- 
kommnung des ZuStandes angesehen werden, der mit 
dem alknahligen Verschwinden des Gegensazes aus dem 
Bewufstseyn begründet worden ist, als eine Förderung 
des Lebens iQ derjenigen Beziel^ng, in welcher es 
früher als ein gehemmtes erschienen ist. Die Natur- 
ansicht wird sich daher den Zustand nach dem'Todo 
als eine gröfsere oder Igeringere Befreiung von den 
natürlichen Uebeln vorstellen , die das zeitliche Le- 
ben drücken, als die Rückkehr zu einem um so voll- 
kommenem Zustand eines reinen und ungetrübten Seyns, 
je tiefer der Abfall war, von welchem das endliche 
beschränkte Seyn die Folge w^ar. Und wie nadb die- 
ser Ansicht in dem Uebel auch die Süi^de 
fen ist, nicht lals eine freie That des yS^ilii 
dem aU leidentlichc Folge des bes< 



V 



i4d 



tli«A Seyiis, und des Züsammenseyna des Qeistes' mli 
der malevielien Sinnenwelt, indem nach dieser An- 
sicht, weiin siö aufs höchste gestieigert ist, die Materie 
das an sich Böse ist ,' so "wird min auch jenes höhere 
und Tollkominnere Leben einem "wesentlichen Theile 
nach darin bestehen,.dÄrs die geistige Kraft, Ton ihw 
rer Beschränkung und Verdunhlunjg' durch die Materie 
während des zeitlichen Daseyns befreit, sich auf einer 
freiere Weise bewegt , und' au ihrer ursprünglichen 
Reinheit wieder erhebt, Abet diese einstig^ Bfikhehr 
zu der uranfänglichen 'Vollkommenheit des Seyns ist 
nicht sowohl durch die freie sittliche Kraft erstrebt, 
als yielmehi* durch die Gesc«e herbeigeführt, naclr 
welchen sich der ganze Naturzusammenhang in einem 
»teten Kreislauf Tom Unvollkommenen zum Vollkom- 
menen abwechselnd fortbewegt. Die ethische Ansicht 
dagegen denkt sich den künftigen Zustand niir darum 
«ds einen Tollkommneren, weil in demselben Verhält- 
nisse, in welchem die Sündie- arufhört, auch das- Ge- 
fühl und dev Einflufs des Uebels allmählig verschwin« 
det. Das endlicke Ziel der ganzen sittlichen Tiiätig- 
heit ist ein heiliges nnd reinos Leben, in welchem 
ÜAB Bewufstseyn Gottes frei von' jeder Verunreinigung 
der ganze Inhalt des Bewufstseyns ist. Und wie die" 
Sünde die freie That des Menschen ist, so kehn aueh^ 
die vollkommene Freiheil von derselben, wenn ^uch 
nicht ohne eine höhere göttliche Mitwirkung > d^cK 
nur allein aas 4^r eigensten sittlichen Selbstthätigkeitn^ 
hervorgehen, ohne welche ;auch die höchste Seligkeit 
des Daseyns ebenso werthlos als zwecklos seyn würde» 
So treflFen beide* Ansichten, ebgteicli auf entgegenge« 
aeften- Wegen, dennoch in einem und demselben TAe^ 
le cusammen^ aber verschieden von beiden auf glei>- 
che Weise ist noch eine dritte Ansicht, die dem künf» 
'tigen Leben alle Bealität abspricht;, und .es höchstens. 
tAs die SchaUenseite des zeitlichen Liibens gelleA 
BiUiW Mythologie» *0 



V 



146 

lassen wilL Den Grund dieser Erscheinung konn^. 
vir nur in der Beschaffenheit derjenigen Religions- 
formen finden, in welchen der im Abhängig^ieitsgefühl 
sich offenbarende Gegensaz, weder in seiner Tren- 
nung, noch in seiner Aufhebung, auf eine yollkommene 
Weise 4Eum Bewufstseyn gekommen ist. Wo das Ge- 
fühl von dem Drucke derUebel, die das zeitliche Da- 
seyn beengen, und von dem innern Schmerz des Le- 
bens hoch nicht ydllig ergriffen und durchdrungen 
ist, sondern die heitere Lust des Daseyns in der Sin- 
nenwelt noch das Gleichgewicht hält, oder sogar mit 
überwiegender Macht das entgegengesezte Gefühl zu* 
rückdrängt, da kann auch keine Sehnsucht nach ei- 
nem hohem, über das zeitliche Leben hinausliegen- 
df^ Zustand erwachen. Die Sphäre des Bewufstseyns 
ist noch zu beengt, un^.zu. wenig entwickelt, und in* 
den\ 4ie Realität des Lebens das sinnliche Bewufjit- 
seyn. ausfüllt, wird kein Widerstreit wt eiuem höhe- 
ren, Bewufstseyn geahnet, weil dieses selbst beinahe 
noch gänz)ich fehlt« Bestehen die zeitlichen Uebel.in 
Strafen, durch welche in Folge positiver Institutioiien 
ein Mifsverhältnifs zwischen dem höheren und «sinnli- 
chen jßewufstseyn gesezt wird, so ist auch hier,. 4a 
der Zusammenhang i^Y^iachen Schuld und Strafe nur 
aosserlich festgeses;^ ist, und auf WiUkühi^ zu bemi- 
hen. scheint, der Gegelisaz, um Welchen es .sich ban* 
4ek,, ^icht in seiner. Tiefe und Innigkeit aufgefafst» 
-Der ethische Character, den diese Religionsformen an 
sich tragen, drückt sich nur in einer bestimmten Sphä«- 
re äusseirer Handlungen aus, und was sie teleologi- 
sches in sich enthalten, *bat einen bo engbegrenzten 
und individuell bestimmten Gesichtspunkt, dafs auch 
darii^ keine Nöthigung liegt, den Blipk über 4as end-> 
liehe Leben hinaus zu erheben» Mit der Aufhebung 
des positiven Strafrerhältnisses ist die Einigung des 
Menschen mit Gott gegebeui und es tritt dann dieje- 



«47 

ntge Ansicht ein, nach welcher die Gi&ter des Lebens 
die Uebel weit überwiegen, und wie diese, wenn sie 
Torherrschen, als Strafe gelten> so werden jene als 
Belohnungen angesehen. Wird auch der Genufs der« 
selben noch über das zeitliche Leben hinaus TerlSn« 
gert, SO geschieht es eigentlich nui: wie durch eine 
ausserordentliche, willkührliche Zugabe, damit, weil 
bei dem steten Wechsel der Güter undUebel im Le« 
ben das Gefühl '^ydn dem Uebermaas der Uebel sich 
doch hii^t irottig 'beschwichtigen läfst, der Wagsehaie 
des Guten durch einen noch stärkern sinnlichen .Ge* 
halt um so gewisser das Uebergewicht über die des 
Uebels in dem ganzen ^Verlauf des Ld^bens gesichert 
werde. * ^ , 

Es sind' demnach drei Mom^nt^ des Abhängig- 
heitsg^ühls, welche besonders zu unterscheiden sind, 
die nobh unentwickelte Einheit des SelbstbewuTstseyns, 
der sich eiftwickelnde Gegensaz mit der Möglichkeit 
^emev Aufhebung, und die völlige Aufhebung und-Aus* 
gleichung desselben. Unmittelbare Anschauung und 
W/ahrheit' hat jedoch nur dasjenige was in die Sphäre 
des Bewufstseyns, und da von diesem der Gegensax 
nicht ^u trennen; ist' 5 in die Sphäre des Gegensaises 
fällt. Von diesem Mittelpunkt aus yerliert sich dasi 
helle Licht des Selbstbewufstsejns rn einen unbestimm«^ 
ten dämmernden* Zustand, Von' welchem, wie yon eig- 
ner fernen Aussicht, zwar noch ein Total-Eindruck 
sich darbietet, aber nichts Einzelnes in bestimmter 
Form festgehalten werden kann* > Der Anfangspunkt 
nnsers Seyns", und wenn wir unser Ich der Welt 
gleichsezen, der Welt überhaupt, und der Endpunkt 
nnsers Sejms und der Welt stehen in dieser Hinsicht 
einander völlig gleich. Wie jener immer nur ein vor^ 
ansgesezter ist, so ist dieser immer nur ein angestreb« 
ter, niemals ein im Bewufstseyn verwirklichter, und 
aar soviel können ^r mit einiger Bestimmtheit fest«- 

IG* 



\ 



148 

/ 

halten, was. nodi in nShetem ZxiBammenhat^f^ mit dem 
Gefühle der Abhängigkeit steht, je weiter, vir uiia^ 
Ton demselben entfernen, um «o mehr ist es nur den 
Begriff, nicht, abter das unmittelbare. Gefühl und 
Bewufstseyn, mit welchem wir denJnhalt des religiö- 
sen GebieU ermessen. Heineswegs aber gilt dies von 
dem Bewufstseyn Gottek Selbst,* da unser .Bewufatseyn 
ohne den Gegensaz zwischen einem hohem und nie- 
dern gar* nicht bestehen kann, und das . Bewufstseyn 
Gottes # das alle Momente unsers Daseyns begleitet, 
eben das höhere Bewufstseyn. selbst ist, sofern es in 
einer bestimmten Vorstellung des Gegenstandes, auf 
welchen sich unser Abhängigkeitsgefühl bezieht , ob- 

jectirirt ist- 

Nachdem wii'« nun die yerschiedenen Momente, in 
welchen das Abhängigkeitsgefühl sich entwickell, und 
die'Terschiedenen Formen > in welchen es sich aus*, 
prägt, aus dem Begriffe desselben abzuleiten yersucht 
haben, mufs unsere weitere Aufgabe darin bestehea, 
das Allgemeine auf das Besondere. anzuwenden^ .und. 
der mythischen Religionsform diejenige Stelle anza-« 
weisen, die ihr zukommen mufs, wenn wir die gege«. 
benen historischen Erscheinungen au£,'ilure gemein- 
schaftliche Idee beziehen* Nehmen wiir. daher dieje- 
nigen Merkmale zusammen, die bei einem allgeinei«: 
nen Ueberblick des mythisch - religiösen' Gebiets un» 
sogleich in die Augen fallen , so können wir nicht 
zweifelhaft seyn, dafs dem mythischen • Glauben der- 
Ton uns obeA bezeichnete Charaeter der Natun^eligion 
hinzulegen sey, und dafs er durch diesen Begriff so- 
wohl yon dem Christenthum, ' als auch Ton der ÜSosai« 
^chen und Muhamedanischen. Religion unterschieden 
werden müsse. Das .Christenthum aber ist es, das. 
mit der mythischen Naturreligion einep . durehgängi- 
gen Gegensaz bildet, indem die Grundansichten bei- 
der Religionsformen auf demjenigen Gegensaz beruhen,* 



149 

i 

^ber welchen das philosojiliisclie Wissen und Denken 
niem^ hinausgehen bann, auf dem Gegensaz zwi^ch^en 
Natur und Ichheit, TUothweridigkeit und Freiheit, Ob- 
jectiyität und Subjectivitat. Die Natur zuin Absolu* 
ten erhoben, und dadurch, vergötteit, ist 4^** Inhalt 
des Systems des Pantheismus, welches nur der phi- 
losophische Nakne für den mythisch - religiösen Glau- 
ben ist, das Christenthuitt aberj ^as überall den Men* 
sehen auf sich ' selbst imd das ihm inwohnende Be- 
wufstseyn zurückweist, und an die freie Willenskraft 
und. Selbstthätigkeit allei? knüpft, begrubt auf demjeni- 
gen Princip , dasi in seiner consequ^nten Durchfüh- 
rung in dem System des Idealismus der neuern Be- 
trachtungsweise ebenso angehört, wie der Paiithcts- 
mus der des Alterthums. Der reine BegriflT der sitt- 
lichen Freiheit, ^und der daraus herrorgehende allge- 
ineine teleologische Gesichtspunkt ist allein das Ch&- 
racteristische , das das Christenthnm , wenn wir es 
mit den übrigen Religionssystemen yergleichen, sei- 
nem Inhalt nach auszeichnet* Di|ejenigen Rehgions-i 
formen aber, die weder den Naturchäracter TöHhoih- 
men ausgebildet , noch die teleologische Ansicht In 
ihrer Reinheit aufgefafst haben, sondern, in der Mit- 
te zwischen beiden sich haltend,' die entgegengeseS- 
ten Begriffe auf irgend eine Weise zu verbinden in-, 
chen, sind ebenso beschränkter • Natur, wie di^ ^philo- 
sophischen Systeme, die zwischen dem pantheistischön 
und idealistischen Princip schwebend, immer nur in- 
nerhalb eines Gegehsazes befangen bleiben, "ohhe sich 
zu einer wahren Einheit' und Consequenz des Systeme 
erheben zu könnien. Es liegt zwar dfesen Religioris- 
systemen die Anerkennung zu Grund, dafe weder die 
Gottheit als blosies Naturw^sen, noch der Mensch als 
ein nur im Natur-Zusammenhang mitbegriffenes Glied 
des Gänsen zu betrachten sey , indem sie 'aber' die 
4eleolt>9isdie Ansieht auf eine zu enge Sphäre" l>egren- 



%6o ^ 

seilt und die sittliche Freiheit ' nnd Selb^ttbätigheit 
Dttr auf das Aenssere der Handlungsweise beziehen« 
enUteht in ihnen eine Beschränktheit der Ansicht, 
' dievnehr oder minder auf den Begriff der Willkühr 
^ttrückkommt , und alles dasjenige in sich begreift, 
was man unter dem Namen einer positiven Religion 
in dem gewöhnlichen Sinne zu Verstehen pflegt. Wir 
vermissen in ihnen die Uniyersalität; die in den bei<> 
den andern Religionssystemen durch die Beschaffen» 
heit ihres an sich noth^endigen, und in grofsartiger 
Consequenz nach allen Seiten durchführbaren Princips 
von selbst gegeben ist« Da aberBegrifief wie die so 
eben aufgestellten Grundbegriffe der Naturreligion 
und des Christenthums sind, als solche, die einlen Qe- 
gensaz bilden, einander nichtTÖlligausschliefsen, son- 
dern immer nur der eine den andern sich unterord- 
net, so läfst sich auch nicht denken^ ,(lafs die genann- 
ten Religionsformen einander durchaus entgegenge- 
sezt sind, sondern es handelt sich nur darum^ ob das 
Natürliche dem Sittlichen, oder das Sittliche dem Na- 
türlichen untergeordnet sey. Jede dieser beiden For- 
men hat eine relative Wahrheit» und so wenig das 
Christenthum jede Be;sieliung der Gottheit und des 
Menschen, auf die Natur abschneiden will, ebenso we- 
nig liegt es im In^resse der Naturreligion, auf die 
sittliche Thätigifeit des Menschen, und die teleologi- 
sche Ideen gar keine Rücksicht zu nehmen. Es mufs 
yielmehr, was den wesentlichen Inhalt betriff);, jedes 
Moment auch in jeder dieser beiden Formen yorkomi- 
inen, nur jedes in jeder auf andere Art, indem das 
Princip ^ je mehr es mit seiner Einheit «nd^ Conse- 
quenz das, ganze System beheiT'scht, auch um w gey 
wisser jedem Einzelnen seine eigenthümliche Faj:be 
onittheilen mnf«, - Dahec kommt es nuch bei der Zu- 
sammenstellung der ReligiQnssysteme nieliit • «nf «die 
Uebereinstimmnn^; io cinzddeuljehBeii.i 



'i 




b 

I 

sondern nn» auf clett Geist dea Ganzen^ und die Stel- 
lung des Einzelnen in dem ganzen ' Zusammenhang 
ist hauptsächlich zu sehen. Von Selbst aber ergtebt 
sich aus dem bisher 'Bemerkten, wie- sich- beide Reli- 
gionssfysteme in Hinsicht- ihre ö' Inhalts auf eigen thüm- 
liche "Weise gestalten müssen. Während in dem Chri- 
8tenthum die LehreÄ, - die sich unmittelbar auf den 
Menschen beziehen, auf seinen sittlichen Zustand, und 
das damit zusammenhängende «Yerhältnifs zu Gott^ die 
Lehren ron der Süiide und der Erlösung, den eigen* 
liehen Mittelpunkt aufmachen , an 'welchei^ sich alles 
übrige in näherem oder entfernterem Zusammenhang 
anschliefst, so tri^t dagegen in der mythischen Natur- 
reHgion die Natur als das Eine göttliche Wesen, in 
der grofsen Menge ihrer Er^heinungen , in^ ihrem 
Tielfachen Einflüsse auf die Verhältnisse und- Bedürf- 
nisse des Menschenlebens in so mannigfaltiger und 
bunter Gestalt herror, dafs das Bewufstseyn desMen^ 
sehen yon sich selbst von dem Bewufstsejn dör äus«- 
sern Natur beinahe übei*yrältigt zu seyn scheint, tind 
es ist daher auch in ^eser Hinsicht wirklich nicht zu 
▼erwundeto , dafs «tian in der Behandlung der alteh 
Mythologie so lange nur jene Lehren als den eigent- 
lichen Inhalt derselben angesehen hat^ obgleich jene 
andere nur zurückgetreten, keineswegs aber gänzlich 
unsichtbar geworden sind. Indem aber die Natur, die 
ihrem Wesen nach eine unendliche Mannigfaltigkeit 
ist, den Hauptinhalt der mythischen B ei igion ausmacht, 
fehlt dieser ebendamit die strenge innere Einheit, die im 
Christenthum durch die beiden in ' den Mittelpunkt 
Aes Systems gestellten Begriffe , der Sünde u^nd Er- 
lösung, bewirkt wird.' Es ist., atich schon dem blo- 
aen Inhalte nach. Weit mehr die Manhigfjaltigkeit der 
Anschauung, die in der Naturreligion yorherrscht, 
und weit meh|: die Einheit des 'Begrififs , die wir im 
Christenthum sehen* Aus deiti angegebenen Characi- 



ter l>eider HeligionMjstetne ist e^ aiieb «u erllaren, 
dafs wie ia dem CbristenthiuQ,^8eit dem man &idi über 
ßeia eigentl^ümlichea Wesen genauer verständigt Kat» 
die HauptdifFerenzen der Ansiclit immer nur die 
beiden Lehren von der Sünde und Erlösung betiteffen . 
Können, 'so in der mythischen Naturreligion die am 
meisten diyergirenden Ansichten in dasjenige Gebiet 
fallen , . das die Vorstellungen Von dem W^sen, den 
-Eigen^haften^ und den Offenbarungen der Gottheit 
isum Gegenstand hat. Bei diesen Differenzen der 
Glaubenjiweise, . ^wie sie. im Cllristenthum und in der 
Naturreligion stattfinden können, fällt uns jedoch: so- 
jgl^ich (^in ^bemerkenswerther Unterschied auf* Je voll- 
kommener, und reiner ^eine C^ubensweis^ den ganzen 
Inbegriff* dessen, was aus dem GeCühl der Abh^gig- 
heit zu entwickeln ist, aufstellt ,: und. zur lebendige» 
ErkenntniTs b>ringt, je bestimmter sie den in sich 
j^elbst r^lueinden Mittelpunkt des religiösen Beigriirst- 
aejns fixirt hat, desto schärfer ist die Grenzlinie zwi- 
schen Wahrheit und Irrthum gezogen, desto geßihrli- 
;cher erscheint jede . Differenz. Wo dagegen auf ei- 
ner niedrigem Stufe das religiöse BewuTst^eyn über« 
haupt noch in unsteten Bewegungen hin und her 
schwankt y und sich selbst noch nicht klar geworden 
ist, da mufs auch der Natur der Sache nach eine un- 
bestimmbare Mannigfaltigkeit der Formen zur Er- 
scheinung kommen, und Wahrheit und Irrthum gehea 
noch inr> unbefangener Unschuld neben einander her* 
,Nur was das Abhängigkeitsgefühl seinem innem We- 
sen nach anzugreifen und aufzuheben droht , ist als 
offenbarer Irrthum. anerkannt, und bey der gröfsteh 
Duldsamkeit der verschiedensten Religionsformen ist 
niax die eigentlichf^ Gpttesläugnung die wahre Kezeirey, 
wie aus einigen merl^^.ürdigen Beispielen der alten 
Heligionsgeschichte, be^^?»^;. ist« . iSo zeigt sich uns 
^dicb iron dieser Seite eine anbe^timmbare: Mann^;£sl> 



'• r ". i5S 

iigkeit der Finnen in dem Wesen der alten Naturre» 
ligion b^gründet^ und diese kann daher nur dMrch ei« 
ne sotiel möglich Tollständige Zusammenfassung ih-* 
rer Hauptformen ihrem wahren Inhalt und Geist nach 
erkannt werden. Was aber das Verhältnifs betrifft, 
in welchem die verschiedenen Formen des alten Na- 
turglaubens zu e^änder stehen, so können^diese, wie 
er selbst im Ganzen , nur- durch ihre Beziehung auf 
die Idee der Religion selbst -ihrem religjU>sen Gehalt 
nach gewürdigt werden. Und da die Idee der Reli- 
jgioH selbst ihren yollkommehsten Ausdruck einzig 
und allein in .derjenigen Form finden kann, die uns 
im Christenthum. wirklich gegeben ist, mit welehemy 
als* ihrem endlichen Ziele, die verschiedenen Beligio<- 
nen, als Entwicklungsstufen , YorberHtungen ^ und 
Durchgangspunkte zusammenhangen müssen, so ist; es 
daher auch^ die grölsere oder . ge:^ingere Annahei'ung 
an die wesentlichen Ideen des Cbristenthums, die wir 
bei der Darstellung der alten Naturreligio^i beständig 
im Au^e behalten müssen. Zugleich aber müssen wir 
den Naturcharacter als das herrschende Princip fest* 
halten, auf welches al\e Elemente der alten mythischen 
Heligionän Äui^chzuführen sind , wenn wir die uns 
in denselben erscheinende eigenthümliche Gestaltung 
des Abhängigkeitsgefühls von andern Religionsfotmen 
streng unterscheiden wollen« 

So vieles über den Inhalt dieser bestimmten Mo- 
difieation des religiösen Bewufstseyns, soweit hier im 
allgemeinen zur Feststellung des Princips davon die 
Recle seyn kann. Nun aber müssen wir auch auf die 
Form 'Rücksicht nehmen, die unser "Selbstbewufstseym 
dabei hat* Zwar haben 'wir bereits die Form in Un- 
tersuchung gezogen, da wjr gleich anfangs von dem 
ßegriff der Mythologie ausgiengen , und von diesem 
erst auf den der Religion kamen$ hier aber ist nun 
symbolisch • mythische Form der Religion eben 



anf dat religiöse Bewnüstseyn selbst, woron damals 
noch nicbt näher die Rede sejn konnte) za beziehen, 
und die Frage zu beantworten, worin besteht in dieser 
Hinsicht der characteristische Unterschied der genann- 
ten Religionssysteme? Da wir ^ das Selbstbewiifstseyn 
als^die Gmndlage unserer Construction , und als die 
Quelle der religiösen Erhenntnifs s^^sehen , die Er- 
kenntnils des Göttlichen aber, wenn- die religiöse Er- 
' henntnifs Ton der philosophischen streng unterschie- 
den \verden soll, eigentlich immer eine Oßenbarung 
zu nennen ist, so kommen wir nun wieder auf diesen 
Begriff zurück, und der bekannte Unterschied zwi- 
schen der äussern und innem Offenbarung ist uns 
gleichbedeutend mit« dem Unterschied, der inHii^icht 
des Grades gemacht werden kann , in welchem das 
Selbstbewurstseyn ein unmittelbares oder mittelbares 
ist, da das mittelbare« den Grund seiner Bestimmung 
nur in dem A^ussern haben kann. Von welcher Art 
nun das religiöse Bewufstseyn sey, das den mythischen 
Religionen zu Grunde liegt, ist aus allem bisherigen 
ohne Mühe abzuleiten. Bilder sind es ja, in welchen 
das Göttlicli^ sich offenbart, und zum Bewufstseyn 
koqimty Symbole/ und Mythen, in welchen das inner- 
lich Geschaute, Gedachte und Gefühlte sich nach aus- 
sen kehrt, und als äussere Anschauung hinstellt, und 
diese ganze Bilderreihe , wie sie ihrem Inhalte nach 
innerlich zusammenhängt, was ist sie eigentlich anders, 
als das seiner Sübjectivitat entäus8e]:;te, rein objective 
Bewufstseyn, oder das in einem äussern Abbild reflec- 
tirte Selbstbewufstseyn ? Und da jene Bilder, in wel- 
ehen das Selbstbewufstseyn sich objectiyirt und re- 
flectirt, aus der Natur entlehnte Formen sind, so kön- 
nen wir diesen objectiyen Reflex des Selbstbewufst- 
seyns auch das mit dem Naturbewufstseyn zusammen- 
fallende Selbstbewufstseyn nennen. Es giebt nun zwar 



.105 

adclL.imäem'iiiyllitfiiäb^n'GI&uben «^6111493«, mehr äUf 
dja«'eig«utliGh:e : SeH^stbewuCsUeyn bezogene Punkte, 
in welchen das in* der Anschauung der ^ Natur befan* 
gene Bewufa^eyn sich mehr als. ein ;tvirhlicbes .un^ 
mittelbares Geiühl-'des selbstbewulsten ; indiyiduellen 
^yns äussert, .wie dies;<z. B^t in dl^njenigen Lehi^en 
geschieht , | ^n welclpen ' d^j? Geist vt^ den Banden der 
Materie seufzA, und nach ^seiner Erlösaing schmachtet, 
aber es zeigt sich uns s^msL sogleich,' dafs^es^, ebeh« 
deswegen vorzugsweise. nur esoteriscJien Lehren, sp 
tief auch, ihre Bedeutung- ist, und so characteristisch 
sich uns in ihnen das der Natürreligion eigene Ge- 
präge des Abhängigkeitsgefühls darstellt, doch nur in 
einem untergeordneten Verhältnifs «um Ganzen ste* 
h^i, und gleichsam nur einzelne-licfate Momente sind, 
in welchen dem im Aeussern ^ yerlorenen Geist sich 
ein flüchtiger Blick in sein eigenes Wesen öffnet, aber 
heineswegs wie die ihnen im Christenthum' entsprev 
chenden (deen und Lehren der leuchtende , idies be*- 
hen^scfaende Mittelpunkt des Ganzen. Ferner liegt 
zwar auch i»chon in dem Begriffe des Bildes die un- 
mittelbare Nöthigung^ das äusserlich geschaute Abbild 
auf die im Geiste gedachte Idee zu beziehen , d|e 
äussere Offenbarung, das durch die Anschauung veri- 
mittelte Bewufstseyn auf den* Innern Quell alles Ö^lbst- 
Lewufstseynfl^. zurückzuführen , ■ aber wir haben auch 
^eseheji , wie leicht der innere ^Zusammenhang zwi- 
schen Bild und Idee aus dem Bewufstseyn verschwin- 
det, und verloren geht, und wie gewöhnlich und na- 
türlich eben auf der 8tnfe>der geistigen Entwicklung, 
welcher^ die symbolisch -'mythische Beligionsform an^- 
gehört, die: Erscheinung ist, dafs die blofse Form für 
das Wesen der Sache, selbst genommen wird. Dazu 
jkomnit noch» dafs die symbolisch--myth)ische , Erkennt- 
jiileweise) wenn sie einmal als Offenbarung des Gott- 



t56 / 

liehen gilt;,^<^lcich in ein^n trftdlticfnellen'^ Glaubte 
übei*geht, in welchem das nnmittdb^re delbstb^Wafst- 
eeyn des Indivldttuo^s mit einem GeMmmtbewufataeTti 
'flsnsammenfltef^t, und in diesem liegt nun der feste 
mhende Mittelpunkt, der eigentlich nur in dem Selbst- 
bewuCstseyn des Einzelnen selbst liegen kann. .Das 
Eigenthümlidie dieses symbolisch - mythischen Offen- 
barungsgianbens kann tms aber auch hier nur dann 
Töllkommen deutlich werden, wenn wir zugleich auch 
auf das Christenthum Rücksicht nehmen. Auch das 
Christenthum ist eine in eine Geschichte niedergeleg* 
te Offenbarung des Göttlichen, und das in ihm sich 
entwickelnde r'eli^öse Bewufstseyn somit ebenfalls 
an eive äussere Auctorität geknüpft. Aber wie ganz 
verschieden ist das christliche religiöse Bewufstseyn 
Ton.dem symbolisch-mythischen! Rs sind nicht BiU 
der «Ltid A'nschauifiigen, in welchen es sich ausspricht, 
«s ist keiner Oflenbarnng , deren einziger Glaubens- 
grund nur eine äussere Auctorität ist, ßt% sind Zustän- 
de, Gefühle und Thätigkeiten des Willens, die hier 
angeregt werden, und zwar auf eine- solche Weise, 
dafs die Beziehung i9iuf den innersten Mittelpunkt des 
Selbstbewufstseyns von ihnen gar nicht hinweggedacht 
werden kann* Die äussere Oilenbarung hängt unzer- 
trennlich zusammen mit der Innern, mit dem unmit- 
" telharen Innewerden ies Göttlichen in seiner Bezie- 
hung auf das Endliche, und die Gesthichte, in wel- 
cher un^ diese Offenbarung gegeben ist, ist hur der 
historische Anfangspunkt der £rregttng des deibstbe- 
wufstseyns, durchweiche es' mit selbstthätiger Kraft 
zu einer neuen, und zwar der' höchsten Stufe seiner 
Entwicklung sich erhebt. Dies ist die ideale Bedeu- 
tung des Christenthums, die mit der geschichtUchen 
desselben nofhwendig verbunden werden mufs , und 
unmöglich verkannt wei'den kann, wevin da« Wesent- 
liche des Christenthums nidit blos in einen Lehrb«* 




^ 187 

put f^i$$0r dogmitiiclu»' B^tliiiiMnigM^ iondenif 
tri« «• ii«r Utegriff Aer iHeli^ion fodieti^ in «156 tpllig 

•fzi trh'd, Aun dt'i»«n Hi)t«i|iufikt iii;ii «Im iMter^ r«« 
h§i6mf t Athen d««C/hri*(rntbttffi« tMch »«uidff vrtAclii«^ 
d««^ii ilimi9ni«li «fntwieliHa ••!)« Kuir uttisr duntteif 
y^rtfäUBHS'Aunfn »tinifitt «uek im (AtrinUmtUmm loliniV mt^l 
F^M &uh (iriffiMtteM« /iM»ninieii« Jl«nn wm; der In« 
fa#li de« Chrintoitthaiu^ von drfin lie%iriii'«lti;yM deif 
ftfiiid# «1« d«r IInrnmuDf^ dt« boherffi (^Utif^en L«« 
fen« •eJb«t iKi»g«bi ^ fci ma/W^ ftucb du§ ton diis$i'tu 
ymtJkt mn muh «nlwickelnd« ^eWp^ihimui'ntseyn d«ii 
b4K;b«t«A (iffäi der Innif^keit und tnn»itl«fib«rfc«il «u«« 
drficfcc^f und «• biMifi d4;fnn«<;b in ikr äu»«trn Oilifn* 
h^rutt^ ibrcni Witten nucb nicbt» enihäUeii «eyn, d«0 
Hiebt «u^lcioh «1« ein Hu» d«ni einmal errajf^tm Helb*U 
be«ui«fii<?xn iinnn'lfflbiir b(.*rrorgebrnde« Moment $ick 
in dinn^elhen «uMfiri^cbe« llaruni iic^t in d<nn Chri« 
tiriathttnif wenn •ii;h «ndere in ihm de» reli((io«e !>«-• 
beit in «einer kocbtten Polens« oilenberen «oll« roti 
eelbei die Teniicn^« die in einer Mietern GenehiclAle 
mtm e«ff(e«tellie Oflenburunf; «1« eine 1'li«U«ebe d«e 
innereten Helb^tbewniitee/tu /m confttrojfoa^ und •» 
Terecbieden each die Vertuche einer ^nlelien Con« 
etrueikm «ejn m4((«'n# »o f^ekl doch die Anfoderiuig^ 
dee ftu»eerlfcb Krtchienene nicht bloi leidentlich ifi 
eich eiifssu nehmen, «ondern «J§ einen reinen Aei der 
f^eü^en Selbitlhiiligkeit »u erlitten , immer wi«d#v 
auMi n$m nelfirlieh »ue «einer idealen Natur hertoCf 
mmek ereleher iJt» ittii« «U KrlOter io gewii« de« eof 
MMie b4!i€b«le VoU'ui, erhobene« und mit Cotl geeinte 
ttribethewuieteeyn i«t, «ogewir««i€h inihm diemenncb« 
UiAe Netur in ihrer höchsten Vollendung und liein« 
hmt une d*ri»telU« \on iWunem ^je«ii;bt«jMtnlit «ur 
MMffß^ «ich tili» >er9t d«« religiöse lUsykuMnvyn di'«(y)iri* 
ittffi« uad de« mytliifcben Niitur((|iiul>en« in «ei« 



isa 

Her rolUgeir^^/^eraoliitdei&htflti ^AiiidIi!^ da^^ kv^iiolie 
teligröse Bewufstseyn inuis, ^e 'es der Gang der g«i* 
0tigen Entwicklung .des MenBd»ik mit sich I lM:*ingtv 
aothwendig einmal TOn d^m äussern -Reflex^ in^ wel« 
ehern es lebt, sich nach inneQ. kehren. Jene. bähten 
biMlichen Gestalten, in -welchen der Geist sein «eige- 
nes Wesen ror sich selbst rerhülU, irei«chwini3en>''^«ind 
der nun ' erst des SelbstbewufstseTpisr mächtige^ Geist 
reifst sich von dem äussern Bildet los, um es' iii 4U^i 
ner innern Bedeutung zu erfassen, und auf die Quel^ 
le zurückzugehen , aus^ welcher alle, jenCv Gestaltedl 
herrorgegangen sind.. Wenn aber diese, wie täusehenJ 
de'Luftgebrlde, zerronnen sind, so: scheint auch diäi 
i^eligiose £/eben selbst sich aufsalösen. Der nacli 
Selbstbewufstseyn ringende Geiste kann sich nicht 
mehr tnit dem Bilde begnügen, lind doch ist er auch 
Aicht vermögend, die reine Idee, die ihm bisher nur » 
im Bilde lebte, und so oft auch nur im Bilde^ ihre 
Bedeutung haben kann, festzuhalten. , Daher sieht '^ 
sich gleichsam nackt, und seiner atithwendigen, Hülle 
eiitblöfst , und nur in wenigen kräftigen GemüthenK 
rerwandelt sich der verschwindende religiöse .Glaubar 
m eine ihn entsprechende, ^phüo'sophi^che Ue&ereeu^ 
gung'. * Im Christenthum dagegenf gewinnt das- schon 
ii:rsprünglich •vom imäiittelbaroii ; Selbetl^ewufstsejn 
ausgehende religiöse Leben nur^ um^so -mehr seine 
Wahre Bedeutung ^ ' je mehr es auf das Innerste, des« 
aelben s^rückgeht, und die gesdiichtliche Ofienba-« 
vung nach ihrer idealen, im' unmittelbaren Bewufsseyn 
gegebenen Wahrheit erfassen lernt, ohne darum jeae 
in ihrer selbstständigen, nothwendigen Bedeutuhg ver« 
kennen zu wollen. Auch von dieser Seite, zeigt, sieh 
uns demnach die mythische Naturreligion als eine un- 
tergeordnete Stufe des religiösen BewufstsejAs , wel- 
cher nur die im Christenthum verwirklichte Entwich-» 
lungsstufe desselben als höhere Foxtn entsprechen 



•6f 

ißU 0^if^ 4u$ih j^»4>'# </<'W/ nii^iim^fiiiin U*'ii'm^u^it ttn* 

%H\mm^AHH\%^U^H li^li^M/#i/ !>## r«lj(fi/>*^' M^*tM<4»i^|Mi 

•vl##i» M«'!^^ «'//M «i«M««'ii ni^Si \nn»n ^/nrbfHi «/^itn» 
i« t^i^irn A^r $^f$ut'UUfAietnfUi Wi^l<f##ili« i(^/'^n i^A^i 
inMi^U^ \^fVw$Ait'im4$n Ai^^^i^^iU^H M$ttt^,i^iH0ro* Ui^n i«i^ 

%0M% ^4m ^iimm UUi9 mmMMumiAi^n Suiuf\m^uUi§«tyn 
jE# r^#M» «^M/«Mk^Hj( \^^i\m$$^i4/H li^i^uitti^»'yh ihi$i$\H^ 
^ff4:MM:i4 in A*^f M^n^ iUp^'r #fU^U'JMr#* i^^^UiH^f itUU 
A^t^id-h ^fM*^um*H U(#</ \uf A^r Mm^Utf'n h^^U^ nt^mr 

rr Ami^^iiH A^r (^^^^I#«m'vi OH^/«l/i^iMot( ^«l/wiNl4>fi^ 

AiMH4r#iM Mi Aitr inu^rn ^UMU^ttifmmun^ An^ h^^ 
wf$tm^fm Ummillii^i0i^t « i#e 4»fr ^JHU^f^|$ni^ %u Amr\§m 
«if^A Va^m Ami$ fJi\i%i^*^n H##Ml«i«^f #i#i «lU %iiAi im 

fm itiimin im Aä^ ^4rli^M>««f tWißfui^in^yn ^'Ht ti^f 
"^fB A^^^fff^^^i A^r iPiUiAmrim^t ^^nn #"• it*f^'h 

4t# n^f$§u$U4fu tt^tii^niftmt$MfUf nt/^nu 



fuieh inTerücliiedetieni Grade, doöh imniier hatiptsäcb- 
hcti auf aa$sete ' Thatsacheit giüiiden , gar nicht ea 
8ta«d« kommeii kann, wenn nicht das demselben ent- 
aprechende xeligiöse ^B^wu^st8eyn als das vorangehen- 
de gedächt' wird. Daher beruht der christliche Glau-- 
be auf keiner eigentlichen De monatratiion, sondern äht- 
dem unmittelbaren Gefühl (und Selbstbeyrufstseyn, imd 
wo dieses als der eigenthümliehe Charaeter des chriat* 
liehen religiösen Bewttr8t9eyn8 noch nicht anerkannt 
ist) da hängt demselben nochilpiäfr mehr oder we«- 
niger ron ^dem Jüdischen OfTenbarungsglauben an. 

Wir haben bisher .durch Untersuchung des In- 
halts und der Fot^m der verschiedenen Heligionssj« 
Sterne die characteristischen Merkmale, die jede der 
genannten Hauptfomnen von den übrigen unterschei- 
den! ' 2li bestimmen, 4nd dadurch ütre innere Einheit 
zu begreif elf gesucht., Da aber die Religion, wie sich 
auch das religiöse Bewufstseyn in besondem Formen 
Modificiren mag) ala Ausdruck eines nicht blos indi- 
vidüellen \ ~ sondern zugleich allgemein menachlidien 
Terhältnissea sieh immer in einer äussern Gemein-i' 
#^aft darsteUl,'Und darum positiv oder gesehichtlicb 
kt^ so ihufsauch jede Religionsform von einem ge-> 
•diichtlichen Anfangspunkt ausgeben, der ihre äussere 
Einheit bildet, udd^ ^esi mufs daher, diese, als ein neu* 
es Moment, «wors^ns äaa SigenthümUoh^ der Verachie* 
denen Religionsformell zu entnehmen ist^ id. jElrwä» 
guiig * gezogen !weirä^ ' cWiedahä* in den Verschie- 
denen Religionen die Qezvehung auLeine irniere £in<» 
beit eine bestimmtere oder imb«stiiAmtere ist^* so wird, 
und zwar in demselben Yerhältnira , . in weldusm die 
i|mere Einheit gegeben ist, "audk die. äosserei'Einheit 
in höherem oder geringeren Grade statt finden, und 
somit sowohl der geschichtliche Anfangspunkt, ein 
mehr oder weniger festbestimmter seyn, ala-aubb de^ 
Zusammenhang desselben mtf dem Inb^jin^': dfi«^ 



i' 



» 
FoiTU cler Religion, ein näherer o3cr cntfermerer. 

Gehen wir, um dies nachzuweisen, von dem Christen* 
Oluni als dei^jenigen Religionsform aus, in welcher, 
trie die innere Einheit, so auch die äussere die Yoll- 
kommenste seyn mufs, so hat es Tors erste mit den . 
beiden andern monotheistischen Religionsformen die^ 
Zurückführung auf die historische Person eines ein- 
seinen Stifters gemein, feioch so, daf> Moses undMu-^ 
liamed, wenn wir auf die ihrer Erscheinung Torange» 
bende Zeit zurücksehen, weit weniger als Stifter ei-^ 
ner ihrem Inhalt nach neuen Lehre, und einer dar* 
auf gtsgründeten religiösen Gemeinschaft angesehen 
^rden können, als Christus de.r Stifter einer 'neuen 
Beligion und Kirche geworden ist. Was dann abei* 
das Chrisi;ehthum Ton diesen beiden Religions formen 
auf eiiie ganz ausgezeichnete Weise unterscheidet, 
ist sein nicht blos äusserer und historischer, sondern "^ 
auch innerer und wesentlicher Zusammenhang mit del^ 
Person seines Stifters* Während*^ nämlich Von der 
Mosaischen und Muhammedanischen Religion unbedenk- 
lich zugegeben werden kann, dafs sie ebensowohl auch 
einen andern Stifter hatten haben können, kann die^, 
ganee Anstalt des Christenthums Ton der.Person Chri» 
«ti auf keine Weise getrennt werden, indem nur um 
dieser, willen die in demselben mitgeiheilte Offehba-v 
rung als die höchste anzusehen ist, und dann insbe« 
aondere der däm Christentfaum eigentliümliche Zweck 
der Erlösung nur durch- die eigenthümlichc Würde 
und Thätigkeit Christi, als des Erlösers, im Ganzen ^ 
cmd in den einzelnen Individuen erreicht werden kann» 
Was nun aber die mythische Natui^eligion betrifft, so 
besteht das in dieser Hinsicht characteristische darini 
dafs in ihr dasjenige Merkmal, das das Christerithum 
am meisten auszeichnet, beinahe Völlig ohne Bedeu- 
eung ist. Es ist eine in ihrem Ursprung Völlig unbe- 
etimmbare Tradition, auf deren Grundlage die mytbi» 

Paar« Mythologie, ^^ 



i6a 



•clie Natnrreligion bemlit, /Ond wenn eucli eineeine 
Lehi*en und Anstalten an bestimmte Perv>nen geknüpft 
sind, 80 scheinen doch auch diese selbst meht) nur 
rermittelnd zu seyn/und es ist nirgends ein festste- 
hender Anfangspunkt, der eine yollkommenei äussere 
Einheit begründet. Der Mangel derselben hat aber 
ebensosehr in dem mnem Character jener Reli^ons« 
form seinen Grund , als die entgegengeaezte Eigen- 
schaft mit dem We^en des Christenthums selbst, zu- 
sammenhängt. So lange das Wesen der Religion in 
einer unbestimmbaren Mannigfaltigkeit yonNatur-An- 
schauungen besteht # welche als Offenbarungen des 
Göttlicheli angesehen werden, kann es ebenso wenig 
einen bestimmten Anfangspunkt dieser Oßenbarun^en 
eeben, als überhaupt der Hreis der Naturanschauun- 
gen durch feste Grenzen bestimmt werdeü kanfl. Je 
mehr aber das unbestimmbar Mannigfaltige der An- 
schauung, das den Inhalt der Religion ausmacht, auf 
die innere Einheit eines Mittelpunkts zurückgeführt 
wird, und dies geschieht erst dann, wenn der stete 
Flufs des Naturbewufstsejns sich bricht, und zuin 
^elbstbewufstseyn wird, und an die Stelle des leidem- 
liehen Zustandes die sittliche Thätigkeit zum consti- 
tutiyen Princip des religiösen Lebens erhoben wird, 
dest9 mehr ^mufs auch die innere Einheit der ReE- 
gion als eine äussere geschichtliche nachgewiesen wer* 
den köhnen. Ein solcher neuer Wendepunkt der Ent« 
Wicklung des religiösen Bewufstseyns würde, wie es 
doch der Begriff* der Religion mit sich bringt , > gar 
nicht Ulster der Form einer Offenbarung erscheinen, 
wenn nicht alle einer religiösen Gemeinschaft ange- 
hörenden Mitglieder in einer . historischen Thatsache 
den Bestimmungsgrund ihres auf eine bestimmte Arf^ 
modificirten religiösen Bewufstseyns finden müfsten* 
Denn je mehr mit dem Inhalt der Religion auch der 
Begriff der Offenbarung eine bestimmte Form erhält, 



i65 

de^to weniger kann die Ofreid>arung Ton atiasem hU 
6torischen Thatsachen unabhängig gedacht werden«. 
Wenn wir daher den die äussere Einheit bildenden 
historischen ApIangspunUl der yerschiedenen Religions* 
formen in Erwägung ziehen , so stellt sich uns eU 
ne dreifache Abstufung dar, deren unterstes Glied die 
Naturreligion ist , obgleich in einem genauen ihrem 
Inhailt und ihrer Form entsprechenden Zusammenhang 
mit den übrigen Stufen. Denn wo wir eine bestinour*. 
tere und ausgebildetere Form der Naturreligion wahr- 
nehmen, da nimmt sogleich auch die äussere Tradi- 
tion und Geschichte, auf welcher sie beruht, einen be- 
stimmteren Ch)9iracter an, und nähert sich der äussern 
Einheit derjenigen Religionen, die, wie die Mosaische 
«ind Muhammedanische, ihren AniiEing von einer ein- 
eeinen Person herleiteii, (wie dies z* B. bei der Zo-^ 
roastrischen Religion, und zum Theil auch, !bei dem 
Institut der Eleusinien der Fall i8t)..:Und wie in den 
eigentlich positiven Religionen das gesammte sich ent- 
wickelnde /eligiöse Leben mit dem historischen An-» 
fang und der Person des Stifters^ rermittelst dir von 
ihm gegebenen Lehren und Institutionen, aufs Engste 
Busammenhängt, so finden wir es auch bei den dieser 
Stufe rerwandten Formen der Naturreligion, nur mit 
dem Unterschied, dafs die Person des Stifters ih dem- 
selben Grade über die in der Erhaltung seines Insti- 
tuts thätigen Beförderer des religiösen Lebens we- 
niger gehoben und ausgezeichnet isty in welchem die 
Beligionsfbrm im Ganzen hinter vden übrigen und 
mk diesen hinter der christlichen zurückbleibt. Was 
aber ursprünglich von Einem Punkte ausgeht, soll 
durch denlmpul» der göttlichen Begeisterung und die 
Erweckung des übei^ll gleichen Bewufstseyns auf alle. 
sich Terbreiten. Daher müssen wir hier neben dem 
Moment devEiriheit auch noch das der Universalität 
b«3rfihren^ in vrelcb« äie Einheit am £nde Iriecter 

il « 



i64 

anfgehen eoU. Wie die Wahdielt am Eine ist, »o 
kann aucb jeüc Religion sich selbst nur insofein {Cr 
eine wahre bähen, sofern, sie such eine allgemei 
seyn will. Eine allgemeine aber kann jede Iteligi 
nur in dem Grade leyn,, in welchem sie ihre Begrifle 
und Anschauungen nicht von demäusserlich'wephselB-, 
den und zufalHgen abhängig macht, sondern sich über- 
. all nur auf das in allen YerbSllnissen Identische he- 
zieht, also auf die überall gleiche innere Beschaifen- 
heit der Menschennatur, die immer auf dieselbe Wei- 
sse wieder statt lindenden Bedürfnisse des Geist«« und 
Herzens. Je mehr gerade hierin der entschiedene 
Torzug des Christenthums vor allen andern Religio- 
nen sogleich in die Augen fällt, desto mehr »cheftt 
dagegen diese Eigenschaft der Naturreligion zu feh- 
len. Sie ktHuiBt uns ja mit ihren aus der jedesmali- 
genUmgebung genommenen Bildern und Anschauungen 
so local und individuell vor, dafs sie. überall nur an 
dem Boden. za haften scheint, aus -welchem sie zuerst 
faerrorgewi 
hierin recl 
desselben < 
Reinheit gl 
ständigkeit 
auch die N 
nngen wecl 
und dieselb 
bietet, dies 
und im W» 
' «ich hier n 
deren r6int 
■wie dort ib 
dier nur in 
Flecken dei 
ja doch auci 
. Icn, und de 



i65 

liglieltf und et Ut in gleiche Geffilil, mit weldiem 
der lädier zu «einem heiligen Gdtrerberg Mero der 
Iranter zu seinem Albordi, der Hellene zu seinem 
Olympoi, der Germane zu seinem Asciburgiu^ hinauf- 
schaoL Einen bedeutenden Unterschied in Hinsicht 
dieses Moments zeigen uns erst die sogenannten posi- 
tiren Beligionen durch den ron ihnen nifht zu tren« 
nenden Parlicularismus* Und doch wollen auch sie 
sich die zum Wesen der Religion gehörende Uhiver- 
salitat nicht nehmen lassen. Daher suclien sie^ was 
ihnen durch die innei^ BeschafTenlieit ihrer fieligions- 
form rersagt ist^ auf einem andern Wege, dem 'der 
iussern Gewalt zu erlangen , und der Fanatismus ist 
eSf der^ in der einen Hand das Gesez, in der andern das 
Schwerdty n|it Blut und Mord sich ßehenner erwtrhu 
und dem Judenthum und dem Muhammedanismus eben« 
so eigenthfimlich ist, wie et derNaturreligion und dem 
Christeuthum ihrem innersten Wesen nach fremd isc 
Gewis kann der allen im engem Sinne positiren l\e-i 
ligionen eigene fsnatische Gisist nur daraus erHlirf 
werden« dafs die an der Engherzigkeit des Partien* 
larismus entzfindete Kriegsfacke) der Leidenschaft ein 
Aeqniralentder mangelnden Untrersalität geben soll, und 
Ton diesem Princip hängt immer sowohl die Verbrei* 
tung als auch die Erhaltung einer solchen Religion ab* 
Es ist dies zugleich auch ein Gesichtspunkt, ron wel« 
chem aus am deutlichsten alle positiren Religionen 
nur Jil» Durchgangspunkte sswischen der Naturreligion 
ood dem Cltristenthunif und, wegen der nothm endigen 
Gebundenheit ihres Princips , in einem gegen beide 
gleich untergeordneten Verhältnifs erscheinen können* 
Fassen wir das - Wesentliche der nun susgeffihr- 
ten Momenlet durch welche wir das Princip und den 
Qurscter der in das Gebiet der Mythologie gehören- 
den Religionsformen festzustellen gesucht haben, knrs 
fisammfn i $o besteht es eben in* äf^m Begriff einer 



i6€ 



Natorrdigiaii« Den Namen der NatnrreUgicm rerdie» 
nen näfnlich diese Beligionaformen i) deswegen, weil 
es das unendliche Seyn (1er Natar in seinen Terschie- 
denen Formen ist^ das das religiöse Bewafstseyn sei- 
nem Inhalte nach ansffillt, nicht aber ein in der Frei- 
heit des Willens begrfindeter Znstand, in welchem 
^chon ein ron der sittlichen Thätigheit ausgehendea 
Werden eingeschlossen ist. 2) Weil das religiöse Be« 
wufiitseyn ein eigentlich nur anschauendes ist, ein io 
Bildern und den Anschauungen der Natur objectirir* 
tas, nicht aber ein unmittelbares, und aus de> innero 
Entwicklung des 8elbstbewufstse]rns ^o» selbst her* 
Torgebendes. 3) auch deswegen, weil dieses Bewufst* 
teyn, sofern es als äussere Offenbarung genommen 
wird, keinen bestimmten Anfangspunkt bat* Bs ist 
mit dem Sefn der Natur unmittelbar gegeben, und 
Bicht an einen bestimmten Moment der Qeschichta 
geknüpft, wie die Anschauung, ein Unei^liches, und 
liieht, wie der Begriff, ein festbestimmtes und begrenz« 
tes. Obgleich auch die Naturreligion, wie jede Re- 
ligion, auf Offenbarung und Geschichte beruht , undi 
darum ebenfalls positir ist, so können wir doch hier 
Am Natürliche und das eigentlich Positire einander 
entgegensezen, sofern diejenigen Beligionen, die das 
religiöse BewuIstscTn durch einen bestimmten Begriff 
der sittlichen Thätigkeit fixiren , das auf diese Art 
modificirte religiöse Bewufstsejn* ron einer äussern 
Historischen lliatsache, dem Lfben einer bestimpteo 
Person mehr oder minder abhängig machen, während 
die Naturreligion an die Stelle einer solchen Geschieh» 
te eben die Natur selbst sezt, und dämm am wenig* 
•tens positir ist« 

' Jede Religion ist nur ein besonderer Anedmch 
des allgemeinen religiösen Bewnrstseyns. {Ke höehsteii 
und allgemeinsten Formen aber, in welchen sidi dae 
Abs<%iter und .dae religiöse Bewnfstsejrn allein dartlel» 



167 
I 

len kann, ttnd die beiden Formen des Seyns u nd des. 
Werdens. Diese beiden Formen sind es daher auch» 
en allgemeinsten unterschied der verschiedenen 
Beligionsformen bezeichnen, und wir können daher 
«agen , wie sich Jm Christenthum das religiöse Be- 
itufstseTn unter der Form des Werdens, als eki ver- 
mittelet der sititlichen Thätigkeit stets werdendes, dar- 
stellt, so stellt es sich in ^er Naturreligion al^ ein 
Seyn dar, als ein in dem Sejn der Natur ruhendes. 

Wir würden jedoch die hier vorliegende ^ufgabe, 
^die Elemente, in welche, wie die Religion überhaupt 
so auch die Naturreligion zerfallt, auseinanderzusezen, 
um das derselben eigenthümliche Wesen aufzufinden, 
nur unvollständig lösen, wenn wir nicht zugleich auf 
die der Naturreligion eigenthümliche symbolisch-tny- 
thische Form hier noch besonders Rücksicht nehmen 
würden» Wie wir nämlich durch die Entwicklunsf des 
Begriffs der Religion den Inhalt der, Naturreligion 
nach seinen wesentlichen Bestandtheilen im Allgemei- 
nen bestimmen können, so giebt es auch gewisse all- 
gemeine symbolische Formen, in welchen sich jene 
einzelnen Bestandtheile derNäturreligion bildlich ver- 
sinnlichen und verkörpern , und da alle symbolische 
Formen auf Anschauungen der Natur als ihrer lezten 
Grundlage beruhen, so werden sich uns jene Formen 
ergeben, \renn wir gewisse allgemeine Gesichtspunk- 
te unterscheiden,' aus' v, eichen die Natur betrachtet 
werden kann. Es sind vorzüglich drey Begriffe, un- 
te^: welchen die Natur, wie sie in einzelnen Fonne^ 
von uns angeschant wird, und die Typen der religiö- 
sen Symbolik ^darbietet, zu denken ist, der Bfegriff des 
Seyns, der Begriff der Kraft:, und der Begrifr des Le- 
bens. Es sind dies dieselben Begriffe, die wirTkuri 
Euvor in Beziehung auf das AbsDlute als die höchsten 
aufgestellt haben, nur mit dem Unterschied, dafs wir 
hier den Begriff des Werdens nach seiner niedernr 



t68 

/ 

. ' und hohem Stufe nehmexif ala I^atarkfaft und ab in» 

• * * 

diTiduelles Naturlebeu« 

^^ f 

V Der blolae Begriff des Sejns ist esi der den re* 

ligiöaen Natur-Anschauungen zu Grunde liegt, wenn 
z.B. Naturkörper, welche aus zufälliger Veranlassung 
das religiöse Gefühl anzogen, entweder nach ihrer na- 
türlich rohen Beschaffenheit, oder mit Hülfe einer 
noch ganz ungebildeten, und von keiner Idee beseel- 
ten Kunst zu Symbolen des Göttlichen gemacht wer- 
den, welche Art von Symbolik man gewöhnlich den 
eigentlichen Fetischismus nennt. Yon der leztem Art 
w^aren ohne Zweifel die unförmlichen Götterbilder, die 
die alten Hellenen unter den Namen ^oato^ und 
ßgetag verehrten, auch die Palladien gehören in die- 
selbe Klasse. Unter den Symbolen der erstem Art 
sind die heiligen Steine besonders bema:*kenswerth) 
die wir an mehreren Orten finden. Pausan« YII. .22« 
meldet, in den ältesten Zeiten haben alle Hellenen 
unbearbeiteten Steinen statt der Bildsäulen göttlicne 
Ehre erwiesen, und zu Pherä in Achaia seyen noch 
£u seiner Zeit ganz nahe bei einer Bildsäule des Her- 
mes dreifsig viereckigte Steine gestanden^ die dio 
Einwohner yerehrten, indem sie jedem derselben den 
Namen eines Gottes beylegten* . Solche Steine , die 
d^r alte Glaube auch als Tom Himmel herabgesendete 
Götterbilder rerehite (dunetsg ayaXiia) finden wir 
euch sonst öfters, z. B. in dem Fes^inuntischen Cul- 
tus der Cybele, in dem alten Orchomenos,, wo ammei- 
eten gewisse Steine verehrt wurden, die dem Vorge- 
ben nach Tom Himmel gefallen , und yon Eteckles 
liufgeh9j|i,eii worden waren, nach Paus. IX. 38. Auch 
in Delph| wurde ein heiliger Stein aufbewahrt, den 
man .täglich mit Oel begofs, Paus. X. 24. cfr. I. Mos« 
XXXI. i3.^ und von derselben Art war ,auGh der 
schwarze Stein zu Mekka, der als Symbol des ^*^- 

^ sehen BacchuSi eines der vormohamme< 




• »69 

var , eher auch ' noch teilte die erste ReUcjale äev 
Kaa])a ist. Bei dieser ältesten rohen Symbolik scheint 
das Beharrliche, Bewegungslose, das ruhende Seyn 
imGegensaz der vrechsehiden Yeranderung ^sHaupt- 
xnerhmal des Göttlichen gedacht worden zu seyn. Da- 
her stellen wir mit Recht auch den> Bergcultus unter 
jdenselben Gesichlspunkt. Wo sich der Begriff de^ 
•realen Seyns entw^eder in^em characteristischenMerk» 
mal einer einzelnen Anschauung^ öder in dem Impo- 
santen der Masse darstellte, -da fixirte sich auch gerne « 
die religiöse Syipbolik, und so schaute nun nament- 
lich der Glaube der alten Yölker mit heiliger Ehr** 
furcht auch zu den himmelhohen Bergen hinauf, deren 
Heiligkeit uns z^ B. durch den I ndischen Götterl |^erg 
Meru , den Persischen Albordi, den Griechischen Ojjm- 
pos> den Germanischen Asciburgius, gewissermafsen 
auch den Sinai der Hebräer, und durch einige andere 
einzelne Züge beurkundet wird« !pie idealischen 
über die wiikliche Anschauung weit hinausgehenden 
Begriffe , die mit splchen «* Götterbergen yerbunden 
wurden, gingen . ganz hervor aus ihrer ursprünglichen 
sj'mbolischen Bedeutung* Wie sich in ihnen das in 
sich selbst gegründete ürseyn der göttlichen Natur 
mit dem mächtigsten Eindrucke darstellte^ so mufsten 
fiie ja dem glaubigen Gemüthe yon selbst schon zwi- 
scl^en Himmel und Efde gesezt scheinen, um Göttli- 
,ches und Irdisches in Einer Anschauung zu Termit- 
teln*). Wenn bei Hesiod Theogon. v. 126. die ge- 
breitete Erde ein daurender Siz der gesammten £wi<* 
gen» heifst, so ist es auch hier dei; Begriff de^ realen 
Seyns, der die Erde im Ganzen ah ein Syiiabol des 
absoluten göttlichen Seyns erscheinen liefs. Cfr* Soph. 
Anti^. y. 3g8* d'e&v r^ vntgtaxTj Ft^' aq>&iroQ^ axa^arij- 

■ ' ' ' ' ^»^^^ 

' ^) Auch die Verwandtschaft des Indischen Gebürg - Namens 
Himmelayit und d«S' deutschen Wortes Himmel < ist ein Be- 
daAiV . 



.170 

• * 

wie aber nur das Lebendige ein entsprechender 
symboliscber Ausdruck für das Lebendige seyn kaiin, 
so wurden besonders solche Formen, in -welchen sich 
die Kraft und das Leben der Natur offenbart, Typen 
der religiösen Symbolik« Als Symbole dcfr in der Na- 
tur überhaupt wirksamen Kraft wurden yorzugswcise 
die Erde selbst und die Elemente als Grundkräfte der 
Natur angesehen. Da aber die alles ergänzende und 
ernährende Erde als Symbol der organischen gottli* 
eben Naturkraft sogleich als personliche Gottheit ge* 
cjacht wurde, S9 begnügen wir uns blos damit, ihr 
hier, sofern die diese symbolische Bedeutung hat, ihre 
Stelle anzuweisen. DÄElemente aber waren bekannt« 
lick als Symbole, in welchen die Grundkräfte ^er Na- 
tui* erschienen,^ bei mehryen Völkern ein sehr alter 
und heiliger Gegenstand der göttlichen Verehrung. 
Von den alten Persern bemerkt Herodot in der cla»« 
siscfaen Stelle L iSi« dafs ihr ursprünglicher Cultus 
insbesondere der Erde, dem Wasser, dem Feuer, den 
Winden geweiht gewesen sey, und wenn wir von an- 
dern Völkern nicht gerade eine so namentliche Ver- 
ehrung der Elemente bemerkt finden, so führen doch 
sehr viele ihrer persönlichen Gottheiten auf alten 
Elcmentcndicnst zurück, wie sich uns später zeigen 
wir4> Atich fehlt es nicht an einzelnen Beispielen, 
die den eigentlichen Elementendienst selbst bei den 
Hellenen als alten Cultus darthun« Um von der so 
allgemeinen Verehrung heiliger Flüsse und Quellen 
hier insofern nichts zu sagen, als dabei gewöhnlidi 
die Personification das Symbol zusehr verdrängte, so 
gicbt es doch auch Beispiele, in welchen dies weni- 
ger der Fall ist. Man.vergl. Herod. VII. 178. 18g. 
Nach Paus» IL i3. war auf einem Hügel in Sicyon ein 
Altar der Winde, ebenso auf dem Markte inKoronea 
IX* 34« und von den Megalopolitanem bemerkt er 
VilL 36. &B<öv edBvofi Boftav wtefov OfBrn/v Ht n/fiyv. 



§71 

Ki'itli iiW NmI^m* 4M»4 ibr# hM^ni dun^hirii^n^tUtfi Wiiiu 

Im^imiim»«! 4**>««^)i>^fi MW^^n HmC« - A^^iim^i» wi« ^/ /!# 

tr^t$i4jtf9i4 #«'fii'ia4^ri# 4$U mW' i^g^k ^i«^ V^TAfloüiiK ^^^r 
t««u'lH4^ii# tii4 äi}4:U k$un iMM.tk iJU'#4^r ^/mH^ Hi# 4^9 

0^^^Ui^'Uif h^%«.hiA^nnifW*'itn9 l^^ uu4 4^ tnt«rr«^H« 4^it 
#l>r4.Miii<i4/#i| ^«# 4u$ Ahfki^t^i^ ^$^4 i/i'/ii\Uiu9 in 4i# 

ä^i»tl 4i^f 4#« f>^)M*i^jV/' i^'Mf #«/ «Infi n4/(ii%»''iMli|f 



^ f>l4r |<<«44N-M» i w » %\4f^miii *Uf t^i04t W4i %ritf«« 4«r C«<«1^ 
4M»4 4«r M, 04h t^UA» 4m U* ^., i$, ^ i^$if j^f ^ ti^jj^ 

lifAl iMi4 II^U|^<«H »«uib 4«i# ^ß*»^/ m $ w ^iiifm ^«# MiMM A*«» 
üJi^mit. Wi« 4«n» Aii|r/|H4«r 4m# 4j>ii k^vm»' ftiMf^^M v«*r» 
#iüfaHiii|f Mmt t«#ii#lH fi'#f , ^ V4»r üwili 4«<«» I4»^i4r 

4# Ante f iirv#ii Cf'iiMfin lkt%) ««r« 




17S • . ' 

nung eine üun zn Grutide liegende Idee unterschied 
di^n werden. Die Elemente sind daher nur solche 
Anschauungen, die wegen ihrer Reinheit und AUge- 
melnlieit dm ge.eignetsten sind, die »Idee des Göttli- 
chen zu Tersinnlichen und zu beleben^)* Es verdient 
hier zur Bestätigung dieser Behauptung bemerkt zo 
werd^i, dafs gerade in demjenigen Religionssystem, 
in welchem die Verehrung der Elemente und des 
Feuers insbesondere die ausgebildetste Form erhieltj 
dem AltpersLSchen, die ursprüngliche Epoche als die- 
jenige geschildert wird, in welcher das Feuer nicht 
für das göttliche Wesen selbst angesehen wurde, son- 
dem nur als ein Symbol des Göttlichen. Das Schach- 
nameh, dessen Wichtigkeit für die älteste Religions« 
geschickte seit Hammer*s Untersuchungen nicht b&p> 
zweifelt werden kann, sagt ausdrücklich von dem Feu- 
erdienst vor Zoroaster, welchen Keikawus und Kei* 
choarew am grofsen Feuertempel Aserbeidschan (zn 
.Tebris) begiengen: , ^ ' 



*) Deswegen, vreil die ersclieinen<Ie Katar fiberkanpt In Bezie- 
buDg auf das Göttlich^ nur Symbol seyn J^ann , bekommt 
sie auch überall da gerade am meisten eine symbolische 
Bedeutung^ wo sie uns am meisten nahe kommt, nnd^uns 
mit dem Eindruck ihrer Hoheit, ihres elementarischen, un- 
mittelbaren Seyns und Wirkens ergreift» Schön schildert 
dies folgende Stelle des Seneca Epist. XLI» Si 'tibi occnrrit 
vetustis arboribus et solitam altitadinem egressis frequena 
lucus, et conspeclum coeli densitate r^morum aliorum aliöf 
protegentiutn submorens: illa proceritas silvae et secretum 
loci, et admiratio umbrae, in aperto tarn densae atqne con- 
tinuae, j&dem, tibi numinis facit. Et si quis specus saxis 
penitus e^esis montem suspendetit , non manu iactns, sed 
^na^turalibus causis in tantam laxitatem excavatus: animum 
tüqm quadam religiouls suspicione percutiet» Magnomm flla- 
minum capita Teneramur: subita et ex abdito vasti amnia 
eruptio aras Jiajbet: coluntur.aquiirum calentium fontes: et 
stagna qiiaedaqk ytd opacitaa^ vd immcnsa «altitudo sacravit. 




17^ 



Eliil gasM Wocli« blieben sie bei IbncB dort (bei dea 

Mobedeo), . 

Glaubt tildit , dak de daf Feuer anbelotea an' dieieat 

Ort, 

Das Feuer dlenle damals nur als Altar; 

Wabreod das Auge des Beters voll Xbr&oen war* 

E« war ein reiner Feuerdienat, in -nelchem das 
Fener niebt angebetet wurde, eondem nur die lUblai 
oder den Altar be;£eichnete « den die Natur alt den 
lichten Punkt darstellte, wohin man sich beim Gehet 
zu wenden halie* l^fan rergL Hammer in den Wien« 
Jahrb. der Literat Bd« YOI. 8- 336. und Bd. X. 8. 
iio. 

Wie die Elemente der Natur ala sichtbare Sym- 
hole der allwirbaamen göttlichen Naturkraft rerehit 
worden, so dienten auch einzelne Producte und We- 
sen, in welchen sich die Naturkraft als Lebenskraft 
indiridualisirte, zu derselben symbolischen Bezeich- 
nung. Die Pflanzenwelt, um ron der untersten 8tufe 
auszugehen, erofihet uns ein weites Gebiet, je mehr 
wir uns sber hier in das Einzelne verlieren mülsten, 
desto mehr begnfigen wir uns, im Allgemeinen an die 
symbolische Bedeutung zu erinnern , die z. B. die 
liOtosIilume in Indien*) und Aegypten, (Plut. De U. 



I 
*) "Die hohe symbolische Bedentaog der Lotosblume, auf welcbs. 
wir im folgeadelt wieder uiruckkommeo werden, stellt hier 
in der K.üne am besten fol^eoder Indischer Mytbus dar: 
Vischau sdilift auf dem Boden des Ocea ns, aus seinem N** 
bei, als dem Symbol der Erzeugung, entspringt der Stiel des 
Lotos, dessen entfaltete Blume der Schauplas der Krde and 
des MenscbengaM^Iecbts auf den Wafsem sich wiegt« Ja 
der Mitte der Blume erhebt sich der Fruchtknoten oder 
Liogam, Meru genannt, als dasHcx^hland der Erde (oentrum), 
Tier Bliithen-Blätter der BlutlieD^Kroue bexelchnen die ^ier 
HauptJander nach den Wellgegenden, die Dwspas, Halbin- 
edii. JUtter Erdk« L Tb. S, 4s8. erils Anig« 



^±. 



■7* 

«t Ot. Ol !>•) die boiligen Eicben !n Dodonat and 

andern jCinzelnen Gotlheilen geweihte Pfhinz«n und 
Bäume, irie z. B. der Oelbauni der Athene gehabt ha- 
ben. Sind anch Symbole dieser Art weniger im Stan- 
de, eine Total-Anacbauung des Göttlichen za geben, 
eo dienen sie dagegen um so mehr daza, die Ter- 
schiedenen einzelnen Beziehungen und Merkmale, 
1er welchen daa Göttliche aufgefarat ^-urde, zu Ter- 
•innlichen. Häufig lind sie ditlier auch blos miltelba- 
' re Symbole, und hängen mit andern höliem Symbolen 
zusammen, wie z. B. die symbolische Bedeutung der 
Lotosblume in Indien und Aegypten zunächst nur anf 
den Ganges und Nil Beziehung hatte. Han rergl. 
Creuzer Symb. I. Th. S. 5oc). 

Eine weif ausgezeichnetere Stelle nehmen in dee 
Naturt^imbolik die aus der l'hicrwelt genommenen 
Symbole ein, denn je mannigfaltiger und grofsartiger 
die Gestalten sind, in welchen sich das in der Natur 
■waltende Leben efTenbart, desto mehr £ndet anch die 
Symbolik das ihr angemessene Gebiet Daher die 
weite Verbreitung desThierdiensles in der alten Welt, 
nicht blos im Orient, in Indien namentlich und Aegyp- 
ten, sondern auch in dem alten Griechenland und in 
Italien, wie. die sehr Tielen Gottheiten zur Bezuich- 
nung ihrer Attribute beigeaellren Thiere , uild dann 
auch die Augnrien beweisen. Was »nn die Ursachen 
und Anlässe dieses weitrerbreiieten Cnltos betriffi^ so 
mag zwar allerdings die wahrgenommene Nüzlichkeit 
und Schädlichlieit gewisser Thierarten die Aufmcrk- 
Oamkeit des Menschen schon früh yorzflglich auf die 
Thier^ek hingeric 
Yerehrong, die eil 
wurde, läTst sich 
greifen, wenn wi 
geben, dalii ein 
Abhängigkeit dabe 



175 

dürfen daher hier ebensowenig, wie bei den aus dei^ 
Pflanzenwelt genommenen Symbolen bei dem Einzel- 
nen stehen bleiben« und die Eigenschaften einzelner 
Thiere nur für sich betrachten , sondern müssen auf 
den in den einzelnen Indiyrduen «ich aussprechenden, 
und an ihnen zum Bewufstseyn kommenden allgemei- 
nen Cfaaracter des Naturlebens zurücligehen/^ Wenn 
£• B. Hoch jczt, im innern Afrika besonders. Sehlan- 
gen als ein sehr allgemeiner Gegenstand der religiö- 
sen Verehrung gefunden werden, so ist es sicher daa 
den Schlangen eigene dämonische Wesen, das bei ih- 
nen gerade an eine in de^ Natur überhaupt waltende 
unsichtbare Kraft erinnert i von welcher auch der 
Mensch sich abhängig fühlt. Von welcher Art aber 
der in der Thierwelt sich offenbarende Character des 
Natu^lebens sey, haben wir bereits oben bei der Er- 
klärnng der Hieroglyphen dargethan, die ja eigentlich 
ganz dieselben Symbole sind, nur von der Nat|r zu 
der Kunst gewendet« Auf der einen Seite nämlich 
hat sich die Natur , auf der Stufe des Thierlebens, 
iKwar zu einem regeren, freieren Leben ei\tfaltet, auf 
der andern trägt dieses zwar freiere, aber bewufstlo- 
se Leben zugleich den Character einer innern Noth- 
wendigheit und Gesezmäfsigkcit an sich, welche auf 
eine höhere Ursache zurückweist. Auch der Mensch 
fühlt sich der. Natur-Nothwendigkeit unterthan, aber 
das überwiegende , und mit Bewufstseyn yerbundene 
Gefühl der eigenen Willkühr und Freiheit scheint 
gleichsam ' das ihn mit der Natur einigende Band wie- 
der zu lösen. Daher konnte von dieser Ansicht aus 
leicht auch die Vorstellung mit dem Thierdienst zu- 
sammenhängen, dals die Thiere wegen des ihnen ei- 
genen bewufsJtlosen Naturinstincts die göttliche Natur 
um so reiner und ungetrübter in sich offenbaren. 
Eine Andeutung wenigstens, dafs diese Vorstellung 
dem Alterthum nicht fremd war, mag in der bemer- 



176 

l 

k 

' l _ _ 

kenswerthen , auch ron Creuzer Symbol, TIi. It. 8- 
461, Anm. 39. angefüKrteo Stelle Odyss. XYL i58. 
UegeOy wenn hier gesagt wird: 

Deoa färwahr «{cht etilen erf^heiaea Uoster2>llclia slGha* 

bafp 

Ifnr flnit Odyueo* saben die Hunde »te (die Alhene)^ 

aber nicht bellend 

Hoben üe, icbei mit Gewinsel, iur andeni Seite det 

Hofetw 

Thiere alao haben eine Ahnung und ein Geftihl 
des Göttlichen, aelbat wenn ea Menschen Terborgen 
bleibt. Ist ea alao daa Göttliche der Natur überbauptf 
das sich in der Thierwelt offenbart, ao ist das Thier« 
leben nur eine besondere Anschauung der hohem 
Idee, mit welcher ea zusammenhängt, und die göttli* 
che Yerehrung, die denThieren eiwlesen wird, kann, 
wenn (die Anschauung von der Idee unterschieden 
wird, keine andere als symbolische Bedeutung haben» 
Es lielse sich auch diese Ansicht, was Aegypten ins- 
be9ondere. betrifft, wo diese Art des Cultus, die, ao 
weit uns bekannt ist, ausgebildetste Form erhaltea 
hat, leicht noch durch besondere Gründe nachweisen. 
Die Ausdehnung des Cultua auf so yiele und verschie- 
denartige Thiere, die Vorstellungen, die man von 
einzelnen dieser heiligen Thiere, wie z. B« von Apia 
hatte, die Sitte, die Gottheiten mit Thierköpfen dar* 
zustellen, dies und anderes stimmt nur mit der Yor- 
aussezung einer «ymbolischen Bedeutung des Thier* 
dienstes am besten zusammen. Eben dahin geht der 
allgemeiiie Inhalt der Sage bei Diod, I« 86. Im Welt-, 
anfange, wo der Götter wenige waren, haben sie sich 
der Menge und des Uebermuths der aus der Erde 
r entsprossenen Menschen nicht erwehren können, und 
haben, um ihrer Ungezähmtheit zu entgehen, sich 
hinter die Gestalten der Thiere verborgen. Nachher 



« • 



•<t «1« tMi 4l«r Willi bereif f<»rt Iwmsctillftt h«ll«n, h«. 
Wn •!*• •Ifit 'VMwvn, dl« IIii-h Kitia)l<-r |;*>wp*Hn »in<|, 
il(« WiftiXlMt v«rfj»ll«n« «ft<l iUnm fl«llii{l»«f( r«Hl«- 
Iw«. Naili tt\nfr mntiprn Wpn<liirtf( il«r ftxf^ ^ftttmlt 
H» tm llrlf^ii Mit 'i'jyhnn, Aai't AU *iW«r ^unl^ii^t, 
m Di«ti«n, Hn«l «it ti ta t«rlf0r^«n < »Itih In A«ff ffrt«» 
>■ il)« f;«atall«ii vcrM'blHflnm' lliin-« }iHllf«ii, dl« 
tirit 4« an li«tl)({ K«MI«li#n »ind. iMron aoll ai^lio« 
l'ifwlar nwjh firiotti b«! t'nr^hffi 0« AIfVtln. An< flL 
i(i. «iftallonirfi K»a|i(mmt (Kraf^m. f)i, C^l. M</Itfi.> f;«* 
»MMK^N tMbin, navrut f»« ^fff» ^ntiri' iff« f» Tv^VPag 

{M«(f< itf. Ap'iilitii. t.li. Ityniu. A«tr, (»lif, «-. »fl. Ot. 
«rt, V, Ali, U»* 1>iiH\kti9 kf}tmtp uri'l lUirtlH y«« 
^rirr «"»IfdJ.fcifn )M*.«f^(». )(»fi, M'iiti »if l()*'r, <l« 

,UPi,ß ^»y,K ,.,„9 l'li*-.t<'M'>i^<- l<')(*l tHjn. l. i:), 'lU 
AMtchi 4ipr l'iwtinr f'i» iUfilp* Vull.« uni "iiiUfiiUfH, 
«illfn, 'Irr ivlip»! tlvr n'i»t>tn l'.ih'wntnU» utiUhif^tn 
M'nutiMl nur in t-iiipr «yntMlMlifri UuUf tHi»v,'' 
•l>«iU »ml nah« ((''''""''■>*''"'''')• »"""^ (.'« iii'-M, In «4 
irrirlon*!* ff»fMl«'n t'HlJ;( rvtUßmn KU golitn, tn **<f(ii(tf 
himwn. y.ni/fitm ThiMiynihttU ■i»r/.ii/«ltlen , unA 
u-\iPt K« \,pi'Up\\,fn, Ut htpf n'uM tmifr /,in-iU, 
Un .Um^^■m t>-i<ht i\U< Uutm An'l«-<ii<ir>K \uu, Ali» In«- 
ii^at/iuUftP f^-wi*»(i p'm/.fUtn 'Ihinr^ kh h*ipr3«enl>)fl> 
»*« »Mf 'lliit'fW.'H nboifiRoj'l, un'l (Winf auiJi Vfrt-- 
vürK^w^-Ja« /.n ^ymStnlpti At-r fiuUir um\ lir» orfitlJi-lMrA 
0thti\i-ii wurdürt, liHicr uUvii ((plieil (}{'«» l'biecnn 
aller li«M« Iftiivt «In« lir»tif f« WumI« uh'I k«!»"! r«r' 
•f IfllM^li*' li»"l* 

uli, an lUfifit 
• l'll ili« lll<f< 

I ukA mu^ifti' 

titr aiibi()(/llc. 
Pf da« S)'lrilwl 
t^, ilvr ((fulff 



f-Zi» 



178 

Natnrleibf als Einheit gedacht, er tst der Weltatier 
Abudad, der nach Persiacher^ Lehre den Samen alles 
Lebens in sich achlielat, der Anfänger und Vollender 
der Zeiten. Daher ist er das eigenthümlicbe Attribut 
und Symbol aller derjenigen Gottheiten, die am tie* 
»ten in. die leibliche Natur sich verkörpern, und ihre 
sengende Kraft am persönlichsten in sich darstellen, 
des Persischen Mithras, des Aegyptischen Osiris, des 
Hellenischen Dionysos*). £r ist aber zugleich allge* 
meines Götter- und Natursymbol, das uns in rerschie- 
denen Beziehungen immer wiederkehrt, es haftet an 
Bergen und Flüssen^, im Orient wie in Griecfaen'- 



*) Nehmen wir hier schon auf das RuclLiidity was vpäter Tor* 
kommen wird, den Bjjddha ismui der ältesten Beligionscultury 
so möchte sich der Stier als ältestes Götter - Symhol auch 
etymologisch nachweisen lassen. Wie der Name des Persi«« 
sehen Urstiers Abudad (ohne Zweifel auch ;rerwandt mit 

dem Hebräischen 3i'( dem Acgyptischen Apjs^ und wohl 

auch mit nattlQ pater, Jedoch so, dafs das A der Persische 
Vorkut ist, welcher sodann Tom Worte getrennt der Arti- 
kel der Germanischen Sprache geworden ist,, wie Awend ei- 
ne Wand s« Hammer W« J. i8ai womach also die Wur- 
zel hu, ha, pa, ab, wäre, d«. h, Vater oder Vater der Ge- 
rechtigkeit, oder der mit Frömmigkeit anzubetende Vater, 

wie Homers Si^xaiotaroi lU XIIL init. (s, tönten) eigen t- 

/ lieh Fromme sind) wohl auch ursprünglich Name der Buddha^ 

ist (nach einer Bemerkung Hammers in den W, J, 1818.) 

, so sche^lt der Name Budda auch mit dem Griechische n ßeg 
tusammenzuhängen. Schön in den Verordnungoi Mennos 
heilst es vom Gott der Gerechtigkeit, «eine göttliche Gestalt 
werde abgebildet wie ein Stier« Majer Brahin. S» 94. Das 

Wort ßHtjn^ Ochsenhirt üstganz dasselbe mit dem Heros 
Bntes, den Ritter für den Buddha hält, s* unten» Daher 
auch des Budda- Koros- Helios- ApoUon Sonnenrinder. Der 
Stier ist das. älteste ' und allgemeinste Büd der rdigiösen 
Symbolik aber auch das gemeinste der Idololatrie , in der 
alten und neuen Welt. 
**) Merkwürdig ist die V erbindung des Stiersymböls mit Berg en 
und Flüssen« Taur (tttr tor) ist3as Appells tiy aller Roch- 



»79 

land, und wie sein Zeichen auf der Erde heilig iit, 
80 glänzt e« auch am Himmel, es ist ui^er den er- 
sten Reichen der Symbolik der Gestirne, und das er- 
ste der Zeichen der Buchstabenschrift. Nicht minde- 
re Ehre genofs die Kuh, ja sie stund in Indien und 
Aegypten in gewisser Hinsicht noch liöher, cfnHerod» 
IL 41. als das Symbol derjenigen weiblichen Gottheit» 
in deren Person die vollkommenste Versinnlichung 
der oi:ganischen Natur gedacht wurde, der Indischen 
Bhaw^ni, der Aegyptischen Isis, und gewissermafsen 
auch der Hellenischen Persephone. Denn wie die Natur 
in ihrer hdchsten Einheit und Abstraction durch eine 
wfeibliche Gottheit yorgestellt wurde, so mufste mck 
das entsprechende Thiersymbol zu gleich hoher Be- 
deutiing erhoben werden*)» Die Steigerung dieser 

berge Vordcrasiens, s. RitterV Erdk. H» Th. S. 53. d«r Na- 
me Albordi heilst nach K^nne im Panüieon Erdstier , von 
Ard, Erde und B^^, elp, alpb, bo«, voTon t^c Alpen, 
vrie Ton Apis die Apenninen den^Namen haben, indem nach 
Antioclius Ton Syrakus Italien zuerst Satumia^ dann Apen- 
Bine oderTaurina yon Apis dem lesten Gott Italiens gebeis- 
len habe» Auch an den Namen Alpheus (Aleph) erinnert 
Kanne. Ebenso bedeutet das Persisclie Kbo (offenbar das. 
Deutsche Kfjh) soviel als Berg. Khohestan ist das Alpenland, 
Kaukasus ist der Berg Kas, der Paropamisus ist der Hindu- 
Kho« Bekannt ist dais die Griechen den Achelous nament- 
lich als Stiei^ott Torstellten , wie Trir bisweilen auch bei 
andern Flüssev das Stieisymbol finden. Euripides Orest» 

i363 nennt den OkeanoT Tat;(>OX^ai'0$. Und nun der In« 
dische Mythus, dals auf dem Berge Mern Vier Ströme, aus 
den Mäulem Ton Tier Thieren, unter welchen )auch die Kuh, 
sich ergiessen. Grenzer Symb. I* Th. S. 537* 
'^^' Scheint doch^ogar noch in der altertbümlichen Sprache der 

Griechen das Wort ßag (Ton der Indischen Wurzel bhu 
Seyn) geradezu den allgemeinen Begriff eines weiblichen We- 
sens überhaupt zu bezeichnen. Bemerkenswerth ist^wenigstens 

die Pindarische Stelle Prth. IV> i43. M^a ßSQ KQfj&Sk 

t€ iiartiQ xat ZaX^ovH, worüber die Erklärer nicht« 
Befriedigendes zu sagen wissen* 

1«* 



/ 



i8o 

und ähnlicher aus der' Thierwelt genommener SymbQ- 
Ic ist dem Symbol oder Bild an sich natürlich, da esy 
z^viachen Begriff und Anschauung fallend» eine ideale 
Ansdiauung ist. Je allgemeiner daher eine solche 
Ansch^auung werden kann, desto bedeutungsvoller und 
reiner ist das Symbpl. Daher sind die Naturelemente 
selbst die reinsten Symbolet und nicht blos die Thier« 
weit, sondern auch die Pflanzenwelt selbst , obgleich 
in weit geringerer Anzahl, weist solche potenzirte 
Anschauungen auf, dergleichen z* B. in der Pe rsisch en 
Mythologie der Baum Ho m ist, dey ideale Keim aller 
Pflanzen und Bäume , und in der Nordischen die 
EscheY gdrasil das Symbol des Universums selbst« 
Aus diesem idealisirenden Streben des Symbols flo- 
isen endlich auch solche Thiersym hole des Göttlichen, 
die entweder eine reine Fiction sind, oder eine Phan- 
tasie* Composition aus mehreren Thiergestalten. Das 
berühmteste Symbol dieser Art ist die Aegyptische 
S phinx , die Jungfrau mit dem Löwenleibe, die ge- 
wöhnlich Tor dem Eingang in die Tempel Wache 
hält, ein Symbol von dei^selben Art, wie der Hebräi- 
sche, aus den 4 Gesichtern eines Menschen, eines Ad- 
lers, eines Stiers, eines Löwen zusammengesczte Che- 
rub, zur Bezeichnung gewisser Hauptattribute des 
göttlichen Wesens, namentlich der Weisheit und Stär- 
ke. Auch der Persische Simurg gehört hieher, nach 
Hammer ein Symbol des ältesten Persischen Mythus, 
und von derselben Hohen Bedeutung, wie der Sper- 
ber oder Habicht (lega^ Herod. H. 65.) der Aegyp- 
tcr, die Hieroglyphe der Sonne oder des höchsten 
Wesens selbst. Die aufTallendsten Beispiele wunder- 
^ barer Thierbildei^ enthalten die Aegyptisch^orphischen 
Kosmogonien, in' welchen besonders die Schlange, der 
Sfibr, der Löwe, de- *"" als bedeutsame Symbole 
vorkommen. Wie "llJJIj^e 7biersyo4>o- 

lik gestalten mocht 



i 






i»r 



I^e, wie bei dem Thiercultus überhaupt zu Grunde, 
die Natur oder die Gottheit in dieser oder jener Be- 
ziehung in einer symbolisehen Anschauung aufzufas- 
sen und darzustellen. 

Es hängt jedoch die Thiersymbolik un4 der Thier- 
dienst seiner ihnern Bedeutung nach mit einer andern 
.Form der symbolischen Darstellung des Göttlichen, 
nändich dem Stemcultus oder Sabäismus, so genau zu- 
sammen, dafs wir schon deswegen, um jenen yollstän» 
diger zu begreifen, auch diesen in unsere Untersu- 
.chung ziehen müssen. Dann aber verdient auch aii 
und für «ich diese Art der Symbolik um so gröfsere 
Aufmerksamkeit, da die reinsten und würdigsten Sym- 
bole gerade diesem Kreise angehören. Wenn der 
Mensch in der ihn umgebenden Natur überall einen 
Spiegel und Abglanz des tiröttlichen erblickte , . was 
-w^r natürlicher, als dafs er seinen Blick auch auf- 
wärts erhob, um in der Flammenschrift "des Himmels 
einen Ausdruck für das Ewige und Göttliche zu fin- 
den, TO|i welchem er sich in seinem irdischen Seyn 
abhängig fühlte? Denn welche andere Erscheinung 
iionnte den vom Bewufstseyn der Natur und der Gott- 
^eit erfüllte» Menschen mit mächtigerem Eindruck 
^ergreifen, und ihn das die gan^e Natur durchdringen- 
de und beseelende Leben mit tieferem Gefühl ahnen 
Jassen, als die stille Majestät' des gestirnten Himmels, 
und der hehre geordnete Gang jener leuel|Ltenden 
Körper 9 yon deren mildem Einflufs aller Segen auf 
die Erde herabkommt, mit deren Beobachtung dem 
Menschen zuerst der helle Tag des Bewufstseyns auf- 
ging, und das äussere Leben sich ordnete, und über- 
haupt jener dumpfe Zustand aufhörte, welchen An« 
^chylos ^inen i^rometheus so schildern läfst t. k^ü 

• Id unbesonnter Höhlen FinsternUs 
Vergrsibcn wohnten sie, geflügelten 



Aauitta ihnliek, IliDai nnbckuittt _ 

War noch de* Wintcn nod <tw blutnigea 
Frühlinga und de« Sommen »ichra Zeichoa. 
80 thaten ile dann aUea toaiw Sinn, 
Ob dab ich ihnen det GctUma Lanf 
Ihr Auf- und UntergiJien ofienbact. . 

Daher läfat licli roraiiB annehmen, dalä die Ver- 
•hrong der Gestirne einen sehr Tresentlit^en Beitand- 
theil der alten N^turretigion ausmachen werde, und 
•of welche HimmeUkörper muftte die Aufmerksam* 
heit und das religiöse G«ffihl des Menschen frühzei- 
tiger hingelenkt werden , als auf diejenigen , deren 
Nahe and wohlthätiger Einflufs ihm Tor allen andern 
in die Angen fallen muTste, auf Sonne und Mond. 
Was Caesar B. G. YI. ai. von den alten Germanen 
sagt: Deomm numero eos solos ducunt, qnos cer- 
. naüt , et qnomm opibus aperte )uTantar, Soleiti «t 
Vülcanum etLunam, war der allgemeine älteste Glan- 
he der Yölker, und sehr richtig ist in dieser Hinsicht 
die Bemerkung die Piaion in seinem Cratyl, p. 49* 
«d, Heind. macht: die ältesten BewohnerTon Hellas 
haben meines Bedflnbens die allein ffir Götter gehal* 
ten, weiche noch jezt Tielen Barbaren dafflr gelten, 
Sonne, Uond nnd Erde, nnd die Gestirne, und den 
Himmel. Vergl. anch Diod. L 11. der Ton den ilte- 
■ten Bewohnern Aegyptens sagt, dafa sie mit Bewon- 
derung das Firmament und den Bau des Ganzen be- 
trachtet and geglaubt haben, dafs es zwei ewige und 
erste Göttter gebe, die Sonne and den Mond, die sie 
Osiris nnd Isis nannt 
hörper zu den nrsp 
einfachen Natnrglaube 
je mehr sieh dieser G 
Ton den rerschiedens 
•teilen sich ja in ei 



i83 

ifim Erscheinungen und Beziehungen dar « dafs nw 
^ine Fülle yon Anschauungen den vollen Gehalt ihres 
Wesens wiedergeben kann. Daher ist es bald das in 
ToUer Kraft und Schönheit leuchtende , und auf der 
Himmelsbahn wie ein starker Held ejnherschrei- 
tende Gestirn des Tages , das die religiöse An- 
schauung fixirte , bald ist es das zurückweichen- 
de und Ter schwindende Licht, oder der gefesselte 
und gehemmte, der in heifser Glut sich selbst Ter- 
zehrende, der Ton den feindlichen Mächten der Fin- 
stcirnifs yerfolgte und hinabgedrückte , aber auch in 
der Unterwelt milde und segensToll waltende Sonnen^ 
gott, bald aber hinwiederum auch die. mit erneuter 
ewig siegreicher Kraft wiederkehrende und emporrin- 
gende, mit kräftigem Strahl den diudielnSchoosderErda 
aufschliefsende und Leben tmd Fruchtbarkeit schaffen- 
de Gottheit. Und wie Tielerlei sind nicht die Gestal- 
ten der wechselnden Mondesgöttin, wenn sie- jezt mit 
der Tollen Schönheit ihrj^s Angesichts aus den FIu- 
then des Meeres emportaucht, und als leichtgeschürz- 
te Jägerin an waldigen Bergeshöhen hingleitete dann 
aber auch als rasende Mondskuh über Land und Meer 
hinirrt , und selbst in die Fluthen sich hinabstürzt, 
wenn sie jezt mit schmachtender Sehnsucht ihrem 
Terschwindenden Licht nachsieht , und dem Reiche 
der Schattenwelt anheimfällt, und dann- wieder neu 
heraufsteigend nicht blos mit mildem feuchtem Licht 
das Wachsthum der Pflanzen fördert, sondern auch 
als das erste aus dem Dunkel erglänzende Licht alle 
Geburten ins Daseyn bringt, und als die ErfüUerin 
ihrer Scheibe Wonne Sieg tmd Vollendung Terkün«* 
digt cfr. Herod. Tl. io6. thev auch in düster-heller 
Nacht als böse Zauberin schädliche Kräuter sammelt' 
und mischt, mit wildem finsterem Gesicht Scbrecken 
tmd Verderben herabdvoht, und endlich als das allse- 



i64 

f 

liende Auge der Nacht, jede lÜMetliat aufdeckt, und 
ala grausame Rächerin verfolgt Bedenken wir end- 
lich noch das natürliche Yerhältnifa, in welches 8on» 
ne und Mond durch ihre Beziehung auf die Erde zu 
einander gesezt sind, so eröffnet sich uns hier eine 
neue Reihe symbolisch-mjthischer Anschauungen, in 
welchen die mannigfaltigsten Erscheinungen der Na- 
tur als Offenbarungen des göttlichen Wesens Tcrsinn- 
licht werden. Es zeigt sich uns demnach in allem 
diesem wiederum recht deutlich die ideale Natur des 
Symbols, yermöge welcher es in seinem Streben nach 
dem Höheren nicht eher ruht, als bis es das Höchste 
erfafst und zur Anschauung gebrecht hat. Daher sind 
Sonne und Mond, obgleich die sinnlichsten Yerkör« 
pemngen der Gottheit, doch auch zugleich Symbole 
des höchsten göttlichen Wesens selbst,, (hierin ron 
gleicher Art mit dem Symbol des Stiers und der Kuh, 
welche ohnedies sehr häufig an die Stelle des Sym« 
bola der Sonne ond des Mondes gesezt werden)« und 
■es mag das eine göttliche Naturprincip als ein männ- 
liches,. oder weibliches, oder mit der Dualität des Ge* 
echlechts aufgefa&t seyn, so führt doch die dem Be- 
.griff zu Grunde liegende Anschauung am Ende im« 
mer wieder auf das eine oder andere dieser beiden 
Symbole oder auf beide zugleich zurück. Je mehr 
Bidh aber auf diese Art die Idee über die Ursprung* 
liehe Ansdiauung erhob, und von ihr sich zu trennen 
schien, (was freilich erst bei der späterii Ausführung 
am Einzelnen dargethan werden kann), desto deutli* 
eher ergiebt sich hieraus die symbolische Bedeutung, 
die dieser Cultus , - wie er sie nach unserer Ai»sioht 
nicht. anders haben konnte, auch in der Wirklichkeit 
hatte* 

Aber Sonne und Mond sind nur einzelne GImI^ 
des grofsen Systems , das am w^ 
Ter unsem Augen ausgebreitet li 




i85 

« 

in der nächsten Beziehung zu den Planeten, weScbe 
mit ihnen schon der ^älteste Glaube des Orients als 
die Siebenzahl der himmlischen Mächte mit besonde- 
rer Heiligkeit yerehrt hat. Wo in bedeutungsvollen 
Institutionen, . Gebräuchen, und Vorstellungen die hei- 
lige Siebenzahl vorkommt, wie in den sieben Tagen 
der Woche, (die eine alte Sitte des Orients, sogar 
schon mit den Namen der Planeten bezeichnet zu ha- 
ben scheint, cfr. Dio Cafs. XXXVIL 18. 19. nach 
-welchem die Planeten - Namen der Wochentage sich 
von Aegypten herschreiben, Dies Satumi bei TibuU. 
1. 3. 27.) in den sieben Opfern bejm Bündnifs I. 
Mos* XXI. a8. in dem siebenfachen Feuercultus der 
alten Perser^), und. in ihren sieben Anschaspands, in 



*). Nach Hammer Wien. J» Bd. X. haben clie sieben Gattun- 
gen von Feuern die im Sendavesta und Schahnameb vor- 
Lommen, nämlich das Opfer- Sternen- Sonnen- Blizes- 
' Pflanzen- Feuer, das thierische Fener, nild das Meü^llfeuer 
e^e unzweifelhafte Beziehung auf die Planeten, die bey den 
westlichen Maghen (den Chaldäem) Diod. If. 3i. die Dol- 
metscher oder Zeugen der Götter geheilseii hahen, wie das 
Feuer sdbst im Schahnameh das siebenzüngige heilst* Die 
Persischen Wörterbücher sagep ausdrücklich, dals die sieben 
Feuer nach den sieben Planeten geordnet gewesen* Die Feu- 
er Mihr, Behram, Guschasb, und/Bersin (Mithras, Mars, Ve- 
nus und Perseusfeuer) sprechen von selbst ihre planetarische 
Bestimmung aus, denn wie Mihr den Genius der Sonne und 
die Sonne selbst bedeutet» so heiist Behram Mars, Guschasb 
Venus, und Bersin Jupiter. Sade das ältesle von alleu dem 
Kiesel entlockt ist das des ältesten Planeten Satumus, des- 
sen lateinischer Name mit dem altper^schen Wort dieses 

Feuers verwandt ist, wie das Griechische Cicav mit dem 
Keiwan dem gewöhnlichen Persischen Namen des Saturn* 
Cbordad das Pflanzenfeuer ist der Luna heilig, welche alles 
' Waclaslhum begünstigt, und Nusch, des animalische, bleibt 
für Merkur übrig* Finen neuen Beleg 'für die Allgemein- 
heit des Planeten-Qultus im alten und neuen Orient giebt 
nun auch der erst kürzlich bekannt gewordene Deisatir (or 
Sacred Writings of the Ancient Persian Prophets etc. Vol* I, 



(86 

den •iebtn Habiren der AegTpter, FhSniiier nnd i]> 
testen Griechen, in heiligen fJemen und Wörtern iria 
X. B. ySE^ schwören, cfr. Herod. III. S. (der schwä- 
rende oktKpH t^ Aiftat^ IV iteav utiptveg h.&Be Hra.); 
da ist ohne Zweifel «ach eine bald bestimmtere bald 
unbestimmtere Andeutung des uralten Cultus der Pla- 
neten', in deren hellerem Glans und harmonischer 
Sphärenbewegung schon die frOheste Beobachtung ei> 
nen Ausflufs und eine Offenbarung des göttlichen We- 
sens erkannt hat. Die Identität der jezigen Planeten- 
namen mit den Namen Griechisch-römischer Gotthei- 
ten ist höchst wahrscheinlich ebenfalls uralt, (man 
Tergl. die unten stehende Anm.) und ein Beweis des 
planeurischen Ursprungs jener Gottheiten. Den al- 
tem Griechen zwar , ob es gleich an Andeutungen 
einer Beziehung einzelner Götter auf Planeten niclit 
fehlt, waren die spätem Planetennamen fremd, nicht 
aber den Römern, die sehr leicht auch hierin, wie in 
anderem , die ältere Tradition ans dem Orient er- 
balten haben können. Man Tergl. die Hauptstelle bei 
Cicero De Nat. D. II. 3o. und Diod. Sic. II. 3i. Ne- 
ben den Planeten aber mufsten auch die fibrigen mit 
demselben Licht berableuchtenden Gestirne des Him- 
mels Terwandten Wesens seyn, auch in ihnen bniTste 
sich dieselbe göttliche Lebenskraft offenbaren, und so 
erfüllte nun den unermersHchen Raum das grofse Him> 
melsljeer, die grofse Himmelsheerde der göttlichen 
Lichtthiere. Unter den sieben Amschaipands als Ober« 
häuptern ordneten sich nach dem Glauben des alten 
Fers er 8 die Heerschaaren der Himskelssterne lom 



Bombay. i8i8. i. 
6.) in irelchem na 
betun^^er Plaaetc 
nioh Gott an, und 
t«B Yon allen Pisa 



187 

Kampfe gegen die Mfichte der F^hatemifiit nach der 
Lehre der Aegypter iat es Fan, der die Heerde der 
Himmelstliiere weidet^ es ist Hermest der sie hütet» 
oder Sirius, der auch den Persem als Wächter ^nd 
Aufseher am äussersten Himmelsrande stund. Und wie 
nach derselben uralten Ansicht auch der Hebräer in 
der Schaar der Gestirne ein Himmelsheer erblichte, 
so finden wir auch noch in einzelnen , Yorstellungen 
der Griechen und Römer Spuren derselben. Wenn 
Homer yon der heiligen Rinderheerde singt, die dem 
Helios auf der Sonneninsel Thrinahria weidet, und 
welcher er immer \ ' ' 

Sich erfreut aa^teigend cur Bahn des stemigen Himmels 

Und wann wieder sur £rd^ er hinab rom Himmel sich 

wendet« Odjrss. XII* 379, 

wenn der Griechische Mythus so oft ToiäiHeerden re* 
det, die Götter auf der Erde*, hüten, (man erinnere 
sich der Heerden des Herahles , des ApoUon vo^ioQ 
und seines Aufenthalts bei A'ämetos , und yergl. be- 
eonders auch den Homer. Hymnus auf Hermes t. 70.) 
wenn selbst noch bei Römischen Dichtem polus aident 
pascitj so können wir uns kaum enthalten, dabey im» 
mer wieder an]|[die alte Vorstellung zu denken , die 
die Gestirne zu einer Himmelsheerde machte. Unstrei» 
tig hat auch diese Vorstellung ebensosehr als das zu- 
fällige Spiel der Phantasie, die eine Anzahl benach- 
barter Sterne zusammenfafste , und mit Umrissen yon 
Thiergl&stalten einschlofs, die Entstehung des Thier* 
kreises yeranlafst, dessen hohes Aker, nnd beinahe' 
TöUige Gleichheit bei den ältesten Völkern, nament- 
lich den Indiem, Persern, und Aegyptem auch dea 
uralten Ursprung dieses Sabäismus beurkundet*). £• 



*) Wenn die Griechischen G6tter suweilen in dem strahlenden 
Lichtglans einei Geitims ertcheineu , wie a. B« Athene IL 



kannte also: dieser uralte Glaube keine^ herrlichere 
Offenbarung des göttlichen Wesens, als die himmli- 
schen,- von einer und derselben Kraft beseelten Licht- 
wesen , näid nachdem sich die ersten Anfange der 
Himmelskunde zu ' einem wissenschaftlichen System 
.ausgebildet hatten, wurde die Astronomie gleichbedeu- 
tend mit der heiligen Wissenschaft der Theologie. 
Dafs aber diesem Cultus ursprünglich keine andere 
als symbolische Bedeutung zu Grunde lag, wird erst 
Tollkommen deutlich, wenn wir ihn in seinem weitern 
Zuaaiumenhang betrachten. Dem Symbol ist es eigen 
wenn es als ideale Anschauung aufs höchste gestei^ 
gert ist, und die Grenzen der sinnlichen Anschauung 
zu überschreiten strebt, auch wieder in die sinnliche 
Nähe upd Gegenwart herabzusteigen. Daher wurde 
nun auch jene himmlische S3nnbolik wieder eine irdi- 
sdie, und hiemit kommen wir von Stemencultus wie- 
der auf den Thiercultus zurück. Wie die Gestirne 
.des Himmels, als Licht thiere, Symbole des höch sten 
gö ttlichen Lichtwesens sind , so sind die irdi schen 
Thiere ein reflectirtes Symbol der himmlisc hen. Wie 
.«ehr diese für den symbolischen Geist des Alterthums 
60 characteristische Ansicht besonders die Beligions- 
systeme der alten Perser und Aegypter durchdrang, 
ist bekannt. In ihr ist der Grund, warum dem alten 
Perser alle Thiere entweder reine, |[dem Lichtreich 
des Ormuzd angehörende, oder unreine, Ahrimanische 
waren, warum einzelne dierselben, wie z. B. die wach^ 
Samen und sch arfseh enden Vögel, der 'Adle r und Ha- 
bicht namentlich, als Symbole des Ormuzd, und tor 
allen der Hund, ' als das Symbol der Sirin s, der als 



IV. 75. wie ein Fnnkenprühender Stent Tom Himmel her« 
abfährt, Demeter Hymn* in Cer. 279, als sie ihre göttliche 
Natur offenbart, das Haus mit einem leuchtenden Giant er« 
füllt, SO gehört auch dies derselben SternsyixU>oUk aa. 



i89 

der glänzendstd aller Sterne die Ge^höpfe Ormuzd's 
bewacht) wie der treue Hund seine Heerde, eine 90 
ausnehmende Verehrung genossen. Cfr. Plut. de Is. 
et Os. c. 47. Rhode Zends. S. 298. Vorzüglich aber 
hat sich diese Symbolik in dem alten Aegypten za 
einem in alle Verhältnisse des Lebens und Staates 
eingreifenden System gestaltet. Das ganze Land soll- 
:l;e das animalische Leben der heiligen Hintmielsthiere 
abspiegeln, und wie die Thiere am Himmel ihre be- 
stimmten Häuser inne haben, so sollte auch jejder No- 
mos, jede Stadt, selbst jedes einzelne Haus ein eigen- 
thümliches heiliges Thier in sich haben. Die Benen« 
Stangen, die mehrere Städte yon denThieren, die sie 
verehrten, erhalten haben, wie z. B. Lycopolis, Gyno- 
polis, Tachompso oder Crocodilopolis cfi*. Herod. ü. 
69. würden an sich schon ein Beweis Ton der Wich- 
tigkeit dieses Cultus seyn, wenn wir* dies auch nicht 
durch einzelne Nachrichten ausdrücklich wüfsten^ nach 
welchen es z.B. sogar niit dem Tode bestraft wurde« 
wenn jemand eines der heiligen Thiere tödtete. Man 
yergl. hierüber besonders Her. II. 65. Wie die Ver- 
ehrung der meisten dieser heiligen Thiere local war, 
so gab es auch einzelne, welche, je nachdem es ihre 
Beziehung auf die himmlische Hierarchie, oder ^die 
Natur überhaupt mit sich brachte, eine Unirersel- 
lere Bedeutung hatten. Heilig war im ganzen Land 
namentlich das ganze Kuh« und Stiergeschlecht, und 
aus diesem war wiederum ein einzelnes Indiyidaum 
mit besonderer Sorgfalt auserwählt, ^als Repräsent)ant 
seines ganzen Geschlechtes, der heilige Stier Apis, 
welcher als das lebendige Symbol des Osiris, und 
der Sonne, in der Hauptstadt des Landes selbst, in 
Memphis, verehrt wurde. Wo die^ Heiligkeit dieses 
Cultus am auffall'endstchi im Einzelnen hervortritt) da 
zeigt es sich auch am deutlichsten, dafs sie nur durch 



19* 

ihre Bcsielmiig auf ein« höher* SjmboUk vöUkom- 
men begriffen irerden bann. 

Doch nicht bloa in der Thlerwelt reflectirte «ich 
die S/mbolib de« Himmelt. Das himmlische System 
war anch in anderem das Urbild, das auf Erden nadi- 
gebildet werden sollte. Wenn nach der Erdeinthei- 
Inng der Zendschriften mnd nm den Albordi her, anf 
welchem Ormnzd mit Somae und Mond, mit den PU- 
netenr und fibrigen Sternen thront, die sieben Kesch- 
war« oder Erdgfirtel «ich eiehen, so können wir da- 
rin «ben «0 wenig eine Beziehung anf die den Albor- 
di nmkreiaenden sieben Planetensphären Teriiennen} 
als in der alten Eintbeilimg des Aegypteriandes du^ 
Sesostris in 36 Nomen das Vorbild in der Eintbei« 
long des Thierkreises in 36 Dekane, oder Grade, die 
personiGcirt aU Dämonen nnd Torsteher der Zeichen 
de« Thierkreises gedacht wnrden, s. Creuzer Symb. 
I. Tb. S. 390. an« entgehen kann. Wie oft werden 
wir femer , wenn wir die innere Einrichtong der 
Staaten des alten Orients genauer betrachten, anf Nach- 
bildimgen der himmlischen Hierarchie anfmerhsam 
gemadit, die heilige Person de« Königs sollte ja Tor 
allem das leibhaftige Abbild der am Himmel leuchten- 
den und «egensToU waltenden Gottheit seyn*). Au^ 
die ungeheuren Denkmale der alten Bankonst, die 
das Wunderland Aegypten insbesondere fiberdeckten, 
jene, colossalen Tempel, jene zur Sonne aufstrebenden 
Obelisken, jene Pyramiden, in welchen die eöttlidie 
E 



^ selben darstellte, diese und andere Denkmale tragen 
einen symbolischen Character an sich, dessen Typus 
Ton demselben Himmelssystem entlehnt war. Kein 
Wunder, wenn auch bei dem ältesten Werke der Bau** 
kunst, bei der Anlage der Städte, derselbe Typus dem 
religiösen Alterthum Torschwebte, um dem [irdischen 
Menschenwerk gleichsam ein unsterbliches Gepräge 
aufzudrücken. Wie die Götter und Geister am Him* 
mel ihre Häuser haben , in den Gestirnen, und alle 
Gestirne zusammen einen lebendigen Götterstaat, und 
gleichsam^ eine durch den Umkreis des Himmels rings 
umgrenzte gi*ofse Götterstadt vorstellen, so sollte aucl;i 
jede die himmlischen Götter in ihre Häuser und Tem- 
pel aufnehmende Stadt auf Erden ein Abbild der yon 
den Göttern bewohnten Himmelssphäre seyn. Eine 
solche Stadt war augenscheinlich die alte IVfodische 
Stadt Ecbatana, wie sie Herodot L 98. beschreibt: „Die 
Meder erbauten grofse starke Mauern, die selbige Stadt, 
die jezt Ecbatana heifst, davon stand immer ein Bing 
in dem andeni. Und diese Feste ward also geferti- 
get, dafs ein Bing immer vorraget über den andern, 
aber nur mit seinen Zinnen; Dafs dieses so gut an- 
ging, dazu half auch des Ortes Lage, weil es ein Hü- 
gel war« Und der Binge sind sieben, und dann war 
es wohlweislich so eingerichtet , dafs in dem lezten ' 
steht die königliche Burg und der ^chaz. •— Und des 
ersten Binges Zinnen sind weifs, des andern schwarz« 
des dritten purpurn, des vierten blau , . äes fünften 
hellrbth. Also sind die Zinnen dieser fünf Binge be- 
malet, von den beiden lezten aber hat der eine ver- 
silberte, und der andere vergoldete Zinnen. ^^ Diese 
sieben Bingmauern sind das Nachbild dtr Kreisbah- 
nen der sieben Planeten. Die verg^dete und versil- ^ 
berte Malier sind höchst wahrscheinlich der Sonne 
und dem Mond geweiht, und wie diese die Hauptpla- 
neten sind, so sind auch ihre Mauern die innersten« 



192 • 

Wad die übrigen Mauern und ihre Farbe betrifil^ $o 
weifs man, dafs schon das Alterthum Licht und Far- 
be in eine nahe Verwandtschaft seztey wie. der Afegyp- 
tische Memnon beweist, und daher auch jedem Plane-" 
ton. seine eigene Farbe zuschrieb« Man yergl. be^on- 
der» Görres 'Mythengeschichte der Asiatischen Welt 
I. Th. S. 2go« sq. Hammers Gesch. der schöne^ Redeh« 
Fers. S. ii5. An der Richtigheit dieser A.n8icht kön- 
nen wir um so weniger zweifeln, wenn wir noch da- 
zu nehmen, dafs dieser Medische Dejokes nach Ham- 
mers Untersuchungen Wiener Jahrb. 1820. kein ande- 
rer ist, als derDschemschid der Persischen Urkunden, 
jener alte Pischdadische Herrscher von Iran; der zu- 
erst den Staat nach monarchischen Formen und Sa- 
zungen ordnete und Städte erbaute , aber auch den 
alten reinen Feuerdienst dadurch trübte, dafs er da- 
mit den Cultus der Planeten, vor allen aber den der 
Sonne und des Morgen- und Abendsternä , d. i. deil 
des Mithras und der Anaitis^ yerband« Wie ganz 
stimmt damit die Erbauung einer planetarischen Stadt 
zusammen, in welcher sich die himmlische Hierarchie 
deren Abbild , die heu' geordnete irdische Monarchie« 
8 eyn sollte, yersinnlichte ? Solche Städte scheinen 
uns ferner auch die alten Cyklopischen Städte des Pe- 
lasgischen . Argos gewesen zu sejm, wenn sich, folgen- 
de Deutung und Zusammenstellung bewähren dürfte. 
Yor allem scheinen uns nämlich jene sogenanntea 
Cyklopißchen Städte eben durch diesen Namen in der 
nächsten Beziehung zu jener planetarischen Mederstadt 
zu stehen. Denn diese Cyklopen, die Erbauer jener Städ* 
te, wer sollten sie anders seyn, als eben die Planeten, . 
wie ja schon ihr Name, von ^vxXog) den Sphärenlauf 
der Planeten ausdrückt! Daher sollen es auch gera- 
de s^ieb^n gewesen seyn, die, aus Lycien berufen, 
dem Proeteus die Mauern von Tiryns erbaut haben. 



' ' »95 

naüKidem bei Strabo erhaltenen Fragment ans 4^^ Ge« 
schichten des Milesicrs Hekatäas^ cfr. Creuzer Fragm. 
hist.p. 72. und'^enn es Perseas ist, der die Mauern ron 
Mykenä gebaut, und die Cyklqpen dahin gebracht ha* 
b^n soll, Pherecyd. fragm. p. 79. ed. Sturx. sohlst 
dies eihe namentliche Hinweisung auf die Medisch- 
persische Religion, >as welcher solche Ideen nach 
Griechenland kamen. Dafs der Griechische Mythus 
s^s den Flanetenspharen , nach ^ren Vorbild die 
Bingmauem jener ßtädte aufgeführt wurden , Leute 
macht, die Ton ihrer Kunst und Händearbeit sich 
nährten {yo^ze^o^u^ag^ TQe(pofi6V8g sh ttjq texvj]^ *)» 
-wie sie bey Hekjitäus heissßn), ist eine dem personi- 
£€irenden Griechischen Mythjua eigene grpbsit^nlicbo 
Umdeutung. Auch die Mauern de^ Stadt Argos wa- 
ren ohne Zweifel Cyklopische, denn die alt^n Argei- 
«chen Städte werden überhaupt so genannt (cfr. k, B. 
Eurip. Troad. 1077. j4q}'o,q, wa xßixti XaiVa> Kvxkmn! 
egavia vinovrai)» am meisten aber möchte in dem. Na« 
xpen Argos selbst eine Bestätigung^ der oben aufge« 
stellten Behauptung enthalten seyn. Das Wort aQyog^ 
woher ohne Zweifel der Name, abzuleiten ist, bedei;- 
tet. weiss, und kommt ebenso auf eine bedeutsame 
Weise in den Namen des Welt-'oder Himmelsschiffs 
AVgo und jenes Wächters der Jo tor, von dessen 
Ermordung. Herpies das bekannte Homerische . Prädi- 
' kat ctQysLCpovz^s führt. Wenn nun dieser Arg^^ ttcc- 
xVOJir^g heisst, und von ihm gesagt wird, er habe am 
ganzen Leibe Augen gehabt, so kann kein Zweifel 



*) So wird das Wort erklärt« Sollte aber die' eigene Form' 
des Worts nicht wahrscheinlicher machen, dais nach dem 
ursprünglichen Sinn desselben an zauberische Zweiggeslalten, ' 
die die Hände am Bäuche haben, zu denken ist, so dais dio 

FasS^Jo^« das Gegentheil toh den E>LatoyXBi^BQ waren? 
S« unten bei den K^biren» 

Banrs Älythologie. ^^ 



•94 

<lHt-aber leyn , dafi niclit dieser Argos eine Personi- 
ficadon -<dei iiternheilen Himmelf iat *). Hermei ist 
mit der Mondakuh Jb ebenso in Verbindung g,eMezt, 
wie er in Äg}~pten der Isis zur Seite steht« er in 
ganz der Ägyptische Beobachter des gestirnten Him- 
mels , wie vir deutlich aus dem Ägyptischen Symbol 
des HabichU itfa^ sehen , das selbst in Apollodors 
Erzählung von diesem Mythos 11. i. 3. aaf eine son< 
dei'hare Weise sich erhalten hat ixXeipat rijv ßgv, 
firjvvaavtoe Isffattost Trobci lleyne'e Zweifel > ob es 
einen Habicht oder eine Person bedente, sehr fiber- 
llüJsig ist). Die Sage Ton der Tädtang des Argos 
ist Wahlschein lieh nur eine Griechische Deutung des 
Beinamens afyn^ovTt}Sy dessen zweite Hälfte riel- 
mebr zu demselben Stamm mit der zweiten Hälfte 
des Namens der JiB^atcpovi] zu gehören scheint, und 
wie dieser ans nicht näher bekannt isL Diesemnach. 
mochte der Name des ohnedies Ägyptisirenden Argos 
in >ener Ägyptischen Symbolik seinen Gmtid haben, 
nach welcher das Himmlische sich immer wieder in 
einem irdischen Abbild darstellen sollte. Wie ge- 
wöhnlich diese Art von Symbolik im Altertbnm war, 
und wie sie rom Orien^ auch nach Griechenland 
fibergieng, möge hier noch an den Sagen und dem 
Namen einer andern Hellenisdien Stadt angedeatet 
werden, die niclit mindere Anspräche auf die, Aner- 
kennung ihrer OrientaliscKcn Abkunft zu machen hat, 
,als Argos. Wenn ron dem BSoiischen Tbebä die 
Sage meldet, Ampbion (^. h. der Umkreisende, ein 
Name ron gleicher ßedeui 
' habe die Stadt gebaut, i 
Töpen seiner Hermea-Ley 



*) Man Tgl. Eurip. PboCD. 

oitliaxa BXinontf, .ta 



müfsen rdv mer «ogleich an die himmlische Sphareiu 
Harmonie denken, ron welcher die Harmonie dep 
Baukunst in der Gründung der Städte ein irdischer 
l^achhall seyn sollte. Dazu kommt nun der Name 
der Stadt Thebä selbst, den wir nach der Analogie 
mehrerer Namen der Böotischen Mythengeschichte, 
die offenbar Orient.4ischer Abkunft sind (was ist z. B* 
der Name M£Xtxs()ri7^ Apollod. I. g. i. anders als der 
mit dem Griechischen Namen seines Bruders A$a^xoQ 
gleichbedeutende Phönizische von TiSD ^» H^D Stadt- 

könig? — zugleich ein Beispiel,, wie der M3rtha8 sy» 
nonyme Namen zu Brüdern macht) hiebt *un[ihin kön« 

nen, geradezu Ton ^^^^ ^^^heii,> abzuleiten, da be« 

• 

kanntlich in den seniiti^chen Sprachen ]^ u,' Jjf öfters 
mit einander verwechselt werden»*) Wir würden diese 



*) Besonders scheint dieser Umlant des s, scIi, th in th auch hei j 
dem Uebergaug eines Worts aus dem Orient in den Occi-* \ 
dent stattzufinden. Das semitrscfae ^*J2^ '• B« das übrigeiii 

auch schon im aramäischen ^ |^ lautet, {0CDQ yaQ (pOli" 

Vixeg rrjv ßsv xaXsai «agt auch Plutarch SulU c. if.) 

erkennen wir mit derselben Umänderung wieder in- dem 
griechischen Tav^ogi dem lateinisdien uuros and deia 
deutschen Stier« Als eine Vennathang mag hier^ noc^ be- 
merkt werden, dais auf dieselbe Art auch der ^ame des 
ältesten böotischen Königs Athamas wohl kein anderer aJs 
das semitbche ^J2li^ Himmel sejrn mochte $ sei es, dais di« 

erste Silbe A entweder ans dem Artikel entstanden , oder 
der auch sonst nicht ungewöhnliche Vorlaut ist (wie z. B* 

ditXag St. T^a^O* Man betrachte die "mythische Unige« 

•' bung des Königs Athamas, seine * Gemahl inen Nephele 

ond Ino (vielleicht von ^jy Wolke, so daüi v^a^eXTi b^<^ 

wieder nur die griechische Uehersezung des phöqizischen 
ist, wie es hei den Söhnen der Ino dem Learchos und Me« 
likertes der Fall ist) seine Kinder Helle und Phrixos mit dem 
goldenen Widder, ist nicht %u allen diesen PenQnifikatio^ 

i3 » 



196 

• t 

etjmologisclie BeLanptang nicht so enverfiichtlicli auf- 
zaatellen wagen , wenn nicht neben dem nnläagbaren 
Zosammenhang Thehäs mit Fhpnizien mehrere Bei- 
spiele es sehr 'wahrscheinlich machten, Sieben sei 
wirklich eine Böotische Gnmdzahl gewesen. Man 
denke an die sieben Thore ron Thebä (tyevBto de 
To reiXoQ tntanvXov^ oaov rr^q Xv(faq tovoi Schol. in 
Eurip. Phoen. 11 3. coli. 260.), die aieben Demnchen - 
Ton lliespiä Diod. lY* 29. die Siebenz^hl der Amphik- 
tjonen ron Kalauria, deren Haupt das Böotische Or- 
chomenos gewesen zu sejn scheint f die siebensaitige 
Hermes'-Leyer des Amphion« der der Gründer der 
8ta& heilst, und die zweimal sieben Kinder seiner 
Gemahlin Niobe^ ApoUod. III. 5. 6. obgleich hier die 
Sage rarirt, doch nennt auch Eurip. Phoen» i6o. 
die Siebenzahl. Zur Bestätigung der bisher entwi- 
helten Ansicht« wofür wir leicht noch einiges andere 
anführen konnten, wenn wir z. B. auch den ApoUon^ 
dazu nehmen wollten, fügen wir hier blois noch hin- 
zu, dals auch der etymologische Begriff des Griechi- 
schen nokiQ und des Lateinischen urbs auf dasselbe zn- 
rükkommt* Wie noh^ von ntka^ neXc?» noAso, dre- 
hen, umwenden, woher auch 110X0^9. abzuleiten ist, so 
' ist urbs offenbar verwandt mit orbis oder ilryus, cup- 
yus, und die bekannte Sitte des alten Italiens, den 
zur Anlegung einer Stadt bestimmten Plaz zu um- 
pflügen, und so den geweihten Plaz Tom tmigeweih- 
ten abzusondern (urrat significat circumdat ab eo 



nen der Himmel das natndicbe Substrat? Man beschnnke 
' jedoch diese Etymologien nicbt bloüi auf das t'hdnizische. 
Die meisten der angeführten Worte sind in mehreren Spr«> 
chcn gleichlautend, ifie t. B, W^K^, H^^TÖ ^^ das o ' 
tausche Cirta^ Meles (^]SjJ3) heüst z, B» auch, d^ alte 

nig Yon Sardes Her^ 1« $^ 



oneth' 



••'h 



I 



salco^ qni fit in urbe condenda urro aratri Fest.) er- 
halt erst in diesem Zttsainmenhang einen tiefern Sinn.^ 
Das Kreisförmige, die Sphäre des Himmels iSFachbil- 
dende (wie wir es auch bei. den Arabern, diesen al- 
ten Sabäem, bei ihrer Tonsur finden Herod. III. 8.^ » 
war die Grundanschauung, von welcher das höchste 
Alterthum bei dem Begriff einer Stadt e^usging, dali€^r 
finden wir auch eben dieses Prädikat in der bedeut- 
samen Sprache eines Orakels bei Herodot VII. 140- 
nöXioQ tQoxoBideog am^a yiaQrpa^ und wenn die Cyklp- 
pen die Erbauer nicht sowohl der Städte als yielmehi^ 
d^r Mauern genannt werden, So ist auch dies nicht 
ganz für zufällig zu halten. Die Chinesen sollen auch 
-' jezt ijioch die Gestalt ihrer Städte in den Sternen und 
ihrer Bewegung vorgezeichnet sehen. 

. Die bisher beschriebenen Arten der religiösen 
Symbolik betreffen eigentlich nur den unmittelbaren 
Gegenstand der Religion, oder die Vorstellungen von 
4em Göttlichen überhaupt, welche, wie es deif eigen- 
thümliche Charakter der Naturreligion mit sich ^riifigt) 
eine Symbolische Versinnlichung nicht entbehren kön- 
nen, d. h. sie beziehen sich auf das reine AbhängigT 
keitsgefühl, wie wir ^es oben von dem im Bewufitseyn 
sith entwikelnden Gegensaz unterschieden hab^n. Da 
aber dieser Gegensaz, "wie wir gesehen haben, ip ^em 
religiösen Bewufstseyn nie ganz fehlen kann,. und da- 
her auch in der Ntiturreligion sict auf ir^en^d eine 
Art ausdrüken mufs, so ,ist vorau^s zu erwarten, iJafs 
auch das auf diese Art modificirte Abhängigkeitsge- 
fühl in der Naturreligion, wenigstens in denvausge^il- 
deteren JPormen derselben, seine eigene symbolische 
B]orm werde' erhalten haben ^ worauf wir auch hier 
;poch einige Rüksicht nehmen müssen. Das religiöse 
Bewufstseyn hat sich in der alten Naturreligion durqh^ 
aus in der Objeetivität der Natur reflectirt, und daher 
kann audi der im Bewufstleyn sich darstellende G^i* 



[ 



I 



198 

^ensas nur in der Natar tum Bewnfataeyxi und zur 
bildlichen Anschauung gekommen «eyn. Soll nun aber 
dieser Gegensaz, wie er auf der einen Seite in das 
wirkliche Leben hineingreift, auf der andern -wieder 
aifs demselben verschwinden soll, in einem Naturbilde 
angeschaut werden, so kann dieses kein anderes seyn, 
als die Anschauung einer solchen Yeränderuag oder 
Bewegung, welche Ton einem Obersten zu einem Un- 
tersten, und von diesem Untersten, wieder zum Ober- 
sten fortgeht« 80 finden wir es nun auch wirklichf 
wenn wir die mythischen Religionen in dieser Hin- 
sicht betrachten. Naturgottheiten, die den jährlichen 
iii der Natur wiederkehrenden Kreislauf in einer my- 
thischen Geschichte mit einem zwischen der Ober- 
welt und Unterwelt getheilten Seyn darstellen, Son- 
nengötter, die als die sichtbarsten und dem Menschen 
am nächsten stehenden Oflenbarung^n des ewigen 
göttlichen Wesens bis zur untersten Stufe des Natur- 
lebens herabsteigen, und als leidende und sterbende 
Gotter an dem traurigsten Loose des Fleisches und 
der Endlichkeit Theil nehmen, aber auch mit ihrer 
ewigen Gotteskraft sich immer wieder aufs^ neue er- 
heben, und in stets siegreichem Kampfe Ton dem un- 
tersten Ziel ihrer Bahn wieder nach oben hinauf rin- 
gen', solche Wesen sind es , in welchen das religiöse 
Bewufstseyn des wirklichen Lebens mit seinem zwar 
bestehei^den , aber auch wieder verschwindenden Ge- 
geiAiaz in einer symbolisch -mythischen Anschauung 
aich darstellt. Und eben darinn besteht das innerste- 
Wesen der in der Naturreligion sich äussernden 
Frömmigkeit, dafs man mit einem von dem Gedanken 
an 'die''Gottheit erfüllten Sinn den ewigen Kreislauf 
der Natur anschaue, dafs man die L eiden des in d ie 
t Endlichheil sic h dahinlebenden Gottes mitfühle, mit 
ihm feiere de n Triumph der immer aufs gen^ si ch 
iwrjünften&en Lebenskraft 1 und überhaitpH 




in 

Ersehe intuigefi der Natur sich selbst als ein im gro- 
fsen Ganzen mitbegrifTenes Naturwesen lebendig er« 
kenne und empfinde. Daher macheu die SonneiigÖt«* 
ter hauptsächlich einen so ^wesentlichen B&standdieil 
der alten Naturreligion aus, weil ihre, die grof sen 
Veränderungen der Natur am sichtbarsten darstellen- 
den, wechselnden Zustände auch am n\eisten geeignet 
sind, die beiden einander entgegenstehenden £ndpunk<^ 
te des religiösen Bewufätseyns und Lebens zu versinn- 
lichen. Dais auch die Planeten die$ell>e symbolische 
Bedeutung hatten, läfst sich, 'da dieselbe natürliche 
Veranlassung dazu stattfcind, von selbst schoiV denken, 
nur tritt sie, wie es die Natur der dache mit sich 
bringt, nicht so auffallend hervor, sondern blieb mehr 
der esoterischen Seite der Naturreligion yorbehalten, 
wovon hier noch nicht die Bede seyn kann. So ver* 
schiedeb aber auch die Modificationen seyn mögeui 
welche diese Symbole in den einzehien Beligionssy- 
Sternen erhielten, der allgemeinste und vollkommenste 
symbolische Ausdruk für den im religiösen Bewufsti) 
seyn sich sowohl sezenden als ^wieder aufhebenden 
Gegensaz war immer die solar^sche und planetarische y 
Sphäre. Uebereinstimmend - damit w4rd in dem für . 
die älteste Beligionsgeschichte so wichtigen Dessatir 
geradezu die kreisförmige ' Linie als das , Bild aller 
moralischen Yollkommenheit durch . die- Vereinigung 
mit Gott vorgestellt, wenn es in dem Buche Dschem- 
schid's V. 74. heiföt: Wer zu Gott gelangt, gelang! zu 
ibm,< wie die Kreislinie zu dem Punkte zurükkehrt, 
von welchem, sie ausgieng. Aehnliche Ideen Griechi- 
scher Philosophen über die Kreislinie als die voll*- 
kommenste Figur sind ohnediefs bekannt, und ohne 
Zweifel aus der Verwandtschaft der ältesten Philoso- 
phie mit der' Mytfiologfe zu erkläreu. . 

Hier ist nun aber der rechte- Ort, wo ^yir suF 
den scholl oben berührten Dualismun zurükkomifiei3 



%0B 

hinnen, um ihm in der EntYPiMong der religiösen 
Momente die geeignete Stelle anzuweisen. -Der Dua- 
lismus als Vorstellung einea ^ doppelten Grundweaens, 
eine^ guten und bösen , lafst sich , wie wir gesehen 
haben, nicht festhalten, er bekommt jiber seine Yoli« 
kommen wahre Bedeutung, wenn wir ihn als die 
bildliche Yersinnlichung oder Personification des Ge* 
genaazes ansehen, welcher sich in jeder Religions* 
form aus der Idee der Religion ergeben mnfs. Wie 
sich das religiöse Bewufstseyn in ein höheres und , 
niederes theilt, und cLaa höhere in der Idee Gottes 
sich objectiyirt, so objectivirt sich nun auch- das nie^ 
dere, wenn der Gegenaaz im Bewufstseyn stärker her^^ 
vortritt, in der Idee eines dem guten Gott entgegen- 
stehenden bösen Gottes, weswegen wir ätich schon 
oben bei der Deduction Ae$ Dualismus ganz von den- 
selben Yoraussezungen ausgehen mufsten, aus wel- 
chen ^erhanpt der im religiösen Bewufstseyn sich 
offenbarende Gegensaz ];iierzuleiten ist. Die Wider- 
sprüche, auf welche wir immer stofsen müssen^ wenn 
wir die Yorstellung eines dem guten Princip gleich- 
^gesteilten bösen Principa folgerecht durchfuhren wol- 
. len, und welche daher auch keine historisch gegebene 
dtudistische Religionsform verbergen kann, haben 
durchaus nichts YerfäUgliches und Befremdendes mehr» 
sobald wir jene Yorstellung nicht als einen dogmati- 
schen Begriff, sondern nur ala eine bildliche Perso- 
mification nehmen, indem es ja giinz znmt Wesen des • 
Bildes gehört, daft seine Realität zwischen -Seyn. «nd. 
Michtseyn schwankt* Das Gesea des Gegensases ist 
€s dann, wodurch die bildliche Personification ihre 
bestimmtere Gestalt erhält, und wie das äiöhere mit 
Gott geeinte: Bewufstseyn von selbst auch -das lichte 
und helle ist, das .niedre aber - und sinnliche das 
dunkle und finsterey 'SO.muCi nun-dec gute Gott der 
^öuig des Lichtes^ u»d. der böse der )Eüi st der Fin* 



0Ufrmif0 00fn0 Ui0 Anfhphtinp; 4#« VtPf^tmnnttin nhff^ 
nni4^r ihm lUUla i'fMi'« in U4'minift9f4in Y/i^iitthmtHtt kU^ 

Ailt#fA ll«iffk«lif im l/uJil ti»ikMrt norA49tt i#f« I/m^I «^f# 
«« 0ftAU4:U Ai^r iufti'ra fiil^Mfi^lri^li tf'i/fi*« Mt^'fiAiff 
mutif^^tHt^i^H VfUAtit fuif mU'.U hrifi^ff Anln «'« tt'uh ton 
ti'fUt m tt%\A N;(li9HiH m/nI it\i]*'VAW%fi ^ ^tf ^^t'iti Huf'h 
A'ti'^ffr i tff/^t»u%n'/t Ahu'.U H\\i»% Uhu\uu\u llitfuitat uttA 
i'jAn* hUh hühtm A**f ^t}ii't\ttuu% \Ui*\\^ti %\e.U in /wtfti 
tpwAWt'U 4»'wH9u\p.r ««f^<*//'«{<;'<«^/>« 1^^^hHtfn^ V/#li(«r 

Jii^r in A^m (ftf*il#»rnf nittwPuh^Wt^u ItnuAH Am ^fi\¥n 
4,riU4»r nithupft^ An» hplAfftwltihiucn 40^fiiH$U^itt^^f^ifrf 
A'tH Uomntfn \HfHhft^r At**9 Lii\iif^vn¥'/,^tt^ 00 lihunßn 
A^fffi ^if in AuuMpr yt'fttp Ap$ ItUhitHtiAi hfpfi/p Ul^ 
AtP Mli^hip Apr i'in^u*tml*t, AfP hont ti f*n%lfr^ Aia An^ 
fmmU4'hHn IMi'nHn, AU9 AfAffit^r At^r tAo\i»4 f>«# i§i 
Ain Mni-M Aptt rp\h/^Utnpn fi^nriUUfywt^ il«r# #•« Ai« 

duri.hAfiftfflt tinA MtPt^rtuM, 

tfpr HnttMintnuß nUo itA^sr ttpr HiffiptifftnuM ißlf 
ftf#f «i/fi HU0 hUh$h Aii^^pm p$%A9i^ ilii« follfcofnrrtifrr^t« 
Vtftm Apt fpW^ytnpn Hnun f^fuAnAiUs Vnn^pn mtr nnn 
#flir fin/.f\nPn Apt^t'lhf*n fM i'tfUtfAp tinf^PtiApn ^innH-* 
tttPn SnnthHuuu'/^u \u Wtrt'r hötht^iptt uitA klip^f'tftp'W' 
•l#n Ahi$irmywn Atif« 00 niiti luifi f niß Ah$ f^fnA^oi 
§hfth0uffl ipn fUrin« ra tn^'in^r nUi^Pttfpin^lPn An*ttwt$* 
^nn h«it# di4f0B Art 4«r Hjuriliolik Ah^ I/uM «I« di« ilt« 



f 
» 

gemeinste Ansdiaümig, bei irreicher beinaKe ebenso, wie 
bei dem Mythus, wenn er den Begriff der Person als 
die allgemeinste bildliche Form aufstellt, das Bild Ton 
dem Wesen des Begriffs nicht mehr zu trennen ist," 
wofern der Begriff noch einen bestimmten, yon der Ab- 
straction nicht yöllig verflüchtigten />ehaU haben soll. 
Das Licht ist monotheistisch, was polytheistisch die 
Gestirne sind, und daher die Anschauung, die sich 
alle 'diejenigen Systeme angeeignet haben, welche mit 
der Abstraction der Philosophie die Wärme und das 
aifschauliche Leben der Naturreligion zu verbinden 
gesucht haben : es ist der gemeinschaftliche Grundbe- 
griff jener Alleinslehre , die in Griechenland zulezt 
am vollkommensten in dem Systeme der Neu-Plato- 
niker ausgebildet worden ist, und im Ori^ent von den^ 
ältesten Zeiteji her die esoterische Lehre der Philo- 
sophen gewesen zu seyn scheint, am bestimmtesten 
aber in der Lehre dei* Jüdischen Kabbala,, den Philo- 
sopbemen der christlichen Gnosliker, und dein>is auf 
den heutigen Tag so weit verbreiteten pantheisjtischen 
Mystik der Indischen Yedanti und der Persischen 
Sofi hervortritt*). Nach dem Lehrsaz der leztern 
ist Gott das Lieht und das Licht ist Gott, das uner- 
schaffene, ewige, unkörperliche, das in tausend Strah- 
lungen gebrochen, von der Welt in allen ihren For- 
men zurükgespiegelt wird. Man vergleiche Hammers 
Gesch. der schönen Redekünste Persiens. Wird attch, 
wie von den heuern philosophischen « Dichtern Per- 



*^ Mit dem orientalisohen LichtcüUus hängt auch der von Hin- 
terasien ausgegangene und im Orient besonders ireit verbrei- 
tete Edelsteincultus zusammen. Edelsteine sind, wie schon 
ihre Namen bezeichnen, Licbtsammler und zugleich mysti- 
sche, zauberische Wesen, in deren Mikoknosmos sich der 
ganze Makrokosmos, die Welt der Götter und Menscheu 
gebeimniisToll conccntrirt, wie Plinius sagt H. ]^{. XXXVIL 
1. Gemmae in arctam coacfa rerum. naturae majestas. s> 
Kitter Erdk. U. Th. S. 555. Vorh^S. ia5. 



Uf« däf Hofifi« mihttittiiri« fd Ut «Uiili von kifiiii'r 
«ioNlieliifn Vf't'rhrutfK il^^i Hottn<fiif;«#fii9«f %r«li'li<tr rfi;n 
TuK htmufltohrlf «ofMUni liloC« roit «htm Uhi^rnUmW^ 
ehnn i/uitiid J<'r Hoitfi« 4itf it^ilifi il« ili/m fty'Mbol il«4 
mi^^i'fl Wi'«ifri« un<l Liditif«« ,,K« Uf« um 4li«?«if, An« 
i^U'^^i mit Hunimi'r« «ifi/hi^'n WorMn (n lii'm f(««ffiinn« 
fi*» Wiffliif ^//tt «i'liiMi^nif f« i#t nidit Hurynf ii$fr liidU 
•dl« Hofin^n^afCf ät*r mit Kiiiiii^m Hiifl/iMigi;«i|[>Ann Mif 
A^m$ mmm^tulan W/i^i«n ili'4 LidiU iti^n iiirnntrUlio* 
f(ieti hirriuilMhH« nidit Milhruff ilcr «llliir((f ^ini'niiit iiii4 
i»lll/ifli'l#«fnil# XarmUlltr il«r AdW^pfungf vom ii«n i/i'« 
ni^N il«« Morf{<'n« ufol Alii*iid« mit «ur^i'tK H^^nifr und 
^**tt^tiUutr Ktthifl i^i'Klirilifl, kitin Af(yj>ii«diifr Här\mkru» 
t¥^^ H«rii|ii«y Ifvf'u« o^li^f fl«fi'Mlilifiii nl« Hinnliilii ilifr 
hi/nnir in At^n WamWfPunUtt'n ihß Hiptnmar§ utui Win« 
l^ff« in lii'n TH{^' uiul Nitdili^l^'irliifn d«'« KMUtlin(f« 
und If«rli«t4;4t ni^^ht llirlio« mit lliimm#n«i;l>n«ul#rnd«m 
ht^H^ufUfnfutfiftt nidil rii/ilioHf dirm di?r «illi«'i'n« lio^«n 
voll |/i;iUdiWiinKifi'««t' VtvAh roni UObifn m/i^ttltf ni<;tit 
d^r Xnntliitfdi«'! l/yiiiürli« od«r l'nfiii'^iitfJi« Ai^ollon^ xu 
dMMn Kliri'n di«r ft/ictiliir^ifMnf( d4fr Jünf(iinf(<f und 
Jun^fmufn fom Cii|dtolitiin «i;iMdl| «nndiiin r« i4t Ah§ 
hinnliild Ann «wi^i^n« rr,ifnti**ih liiHfr^diMdi'n^n Lii^litr«, 
d«'« tfl/orn« iilli'« K<fyn» und Wi'^rn«, di?« ^roiWn 
|yidftii<'/<;ordi?ii« itiv llnimoni« di^r Hpli/ifi'n^ dif« H'l»/^* 
l^lrr» und Viitifr« dirr Ui'iUn« K« i«t d«r Liditf|ii«li 
«a« At^m Xifnoffhiinr« und IMn(ino«i di« VA^tti^n und 
N>tt|il«tonikrf ilir« fdri«n *rl»//|d'ti*n ^ du« V\ <fnifn|d<'i;* 
lri»n dt« fiiitiiniliif« («« C;l«nMfn« Alif«« Hlrom« V* H,)^ 
w&Uitu$§ buini l'«rr/»«r diif l^yi'n ditr An«hid mit Hntt* 
fi«iMtriibl«n litfMittti n«rb IMutii (dit lnflmnnt« «rli/)nif 
fttirlU In dff fttfHild. VI. c. i8« Kd« A«K) und ll«frm«f« 
rfktvf^f ii^r l)t!mlurf^ und V^l^r d«r VV<?lf<'n/^ 




304 

In dem gerade, fCr diese Theorie besonders wiohtigea 
Dessatir ist zwar das Tollkommenste planetarisfh« 
System aufgestellt, aber die Summe des Ganzen kommt 
auch in ihm auf die, dem alten und neuen Orient ge- 
meinschaftliche , panthe istische G runde nschauung zn- 
rük, dals alle Geister Lichter flind, und Gott das Licht 
der Lichter, das auch die höchsten Geister verschlan- 
gen bat'io der Lichtglorie seiner Herrlichkeit, und 
geschmelzet in dem Glanz seiner Gröfse, die Welt 
aber eine Ausstrahlung, die Toh der Sonne des We- 
sens des höchsten Gottes nicht getrennt werdeA kann. 
Wie aber das Licht als das reinste und einfachste 
Bild stehen bleibt, auch wenn die Naturreligion zur 
Naturphilosophie hinaufgeläutert wird, so wird das- 
selbe Bild auch weder Tom Mosaismus noch toiu 
Christenthum verschmäht, und dafs Gott ein Licht 
sey, ist der Hymnenlaut, in welchem alle Beligionen 
zusammenstimmen 1^). Ist es die Aufgabe der Mytho« 



öv xai asßoftai xat ji^oaxvvto aVTB rijv aXTj&etavt 
xat Tov "tva xat nQarbv rerov S'tifuB^yov yva^i.Ztd, 
Ueber Piatos Bcbüaci Gleichnilii lagt Macrob, In tomn. 
Scip. I. 1. Plato cunt ntQt r'aya&e loqui esse' animatnt^ 
' diccre quid sit, neu ausiu est, hoc solum de eo tcicns, quod 
sciri i]uale sit ab homioe non possCt, salum Tero simlUi- 
mnm de visililius solem reperit, et per ejus similitudinem 
' fiam iermooi suo attollendi se ail oou' coniprchcndcDda pa- 
Uifecit. Cfr. Plin. H. N.'II. 6- Nee temporam modo ter- 
-, Tartfmqqe, sed sk 
hunc mundi esse 
priucipale natura 

**) Sehr ftchün sagtB 
,' tcben Staudpunkl 
heit, der Wahrh 
der Verwunderun 
eher Verklärung 
.,, gen der rohesten 
die Schöpfung C 



Jo6 

logie, wenn sie methodisch yerYahren will, auch dieje- 
nigen Punkte zu bezeichnen, in welc|iensie, sowohl im 
Begriff als in der Geschichte, theils mit der Philosophie, 
theils mit den abstrakteren Religionssystemen zusam- 
mengrenzt, so ist hier unstreitig ein solcher Punkt, auf 
welchen wir aufmerksam machen müssen, und es ist 
demnach die Emanationstheorie, nach welcher allei End- 
liche eine von dem göttfichen Wesen, als dem reinsten 
Lichte, ausgehende und in dasselbe zurükgehende Aus- 
strahlung ist, das Mittelglied, das zwischen die symbo- 
liscfh-mythische und philosophisch- ethische Betrach- 
tungsweise hineintritt, gleich weit entfernt von der con- 
crete;x Verkörperung des Symbols, und der sinnlichen 
Personification des Mythus^ wie von der sublimen Ab- 
straction des Begriffs, und d^r von der Natur sich völ- 
lig hinwegwendenden Ethik, in welcher das Licht zur 
Intelligenz sich verklärt, die Intelligenz zum Begriff 
einer Person erhöbe^ wird, welche zwarl allerdings 
auch noch ihre blos bildliche Seite hat, aber nur so, 
dafs Bild und Idee im Bewuftseyn nicht mehr be- 
stimmt udterschieden werden können. 

Diese Zwischenbemerkungen hängen von selbst 
zusammen mit demjenigen, wa$ wir hier noch auszufjiih- 
ren haben. Wie wir nämlich die aus dem Begriffe der 
' Religion sich umnittelbar ergebenden Hauptideen, und 
die Bilder, iik welche die symbolisch-mythische Natur- 
religion sie einkleidete, aus einandergesezt haben , so 
ist jezt noch übrig, auch das Yerhältnifs zwischen den 
Ideen und Bildern noch kurz in das Auge zu fassen, 

■' ' . ■ »" 

zur Erwekerin aus der Sinneswelt in jedem 'Moment des 
menschlichen Baseyns hereit , nur dem Gedankenlosen eine 
irdische ist^ dem Unreinen^ der* mit sündigem Sinne in ihr 
. . wandelt y als eine besessene,, sündige;, verworfene, die den 

"Fluch an. der Stirne trä^^t,^ erspheint, dpn^ Keinen ein Mei- 
sterwerk des Schöpfers ist, Freude, Trost, Licht und l|.raJtt 
zum Ringeu nach dem Höhern gibt. 



-( 



Äo6 , 

am daraus einige Kriterien zur Beurtheilimg de^ 
Werths der einzelnen Beligionsformen zu entnehmen. 
Auf der Bestimmung des Verhältnisses ZT^ischen Idee 
und BiM beruht der Unterschied zwischen Symbolik 
und Idqlolatrie , und wir stellen daher hier den Saz 
voran, je' mehr das Symbol in selber wahren Bedeu- 
tung als ideale Anschauung erscheint, und daher yon 
der Idee unterschieden wird, desto entfernter ist eine 
solche Beligionsform yon Idololatrie, je mehr aber 
Idee und Bild in einander fliefsen , und die Idee im 
Bilde verschwindet, in demselben Grade wird die Sym- 
bolik zur Idololatrie. Zui* Idololatrie neigen sich da- 
her am leichtesten alle diejenigen Beligionen hin, in 
welchen die symbolische Anschauung sich theils nur 
auf einzelne, vom Zufall dargebotene Gegenstände be- 
. zieht, theils sich an todte und starre Formen hängt, 
und dies ist es, was unter dem Namen des Fetischis- 
mus im engsten Sinn zu verstehen ist, am freiesten 
aber hält sich von der Idololatrie diejenige. Symbolik, 
. in deren grosartigen Anschauungen das Göttliche als 
das Unendliche, un8 in dem Unendlichen zugleich der 
lebendige Geist der Religion zum Bewufstseyn kömmt« 
Yon dieser Art sind allein diejenigen Formen der 
Naturreligion, die entweder die sichtbare Natur über- 
haupt, oder ihre einfachsten und erhabensten Erscliei- 
nungen, die Elemente und Gestirne, zu ihren Typen 
machten. Aber das Symbol hat auch wieder eine na* 
türliche Hinneigung zum Idol, und die erhabenste 
Symbolik geht sehr leicht in die niedrigste Idololatrie 
üoer* Wie die Hoheit der Idee der symbolischefi 
Versinnlichung bedarf^ so scheint auch das Symbol 
in seiner Beinheit und Würde selbst wieder eine« 
Reflexes zu bedürfen, der es der sinnlichen Gegen- 
wart näher bringt , und es ist eine* fortlaufende Ab- 
stufung, die das Höchste mil dem Niedrigsten Terbin- 



J07 

I 
det*)« Daher begegnen uns so so oft in einer und 

derselben Religion neben den edelsten Ideen und Bil- 
dern die unwürdigsten Vorstellungen und Handlungen 
einer yeririten Phantasie, die einmal ron deni gött* 
'liehen Glanz der Idee abgewandt, und von dem Tau- 
mel der Sinnlichkeit berauscht nimmermehr Maas zu 
halten weifs. Vergleichen wir z. B. das Aegyp tische 
und Persische Religionssjstem, so können wir weder 
dem einen, noch dem andern, im Allgemeinen, einen 
Werth zusprechen, den nicht beide mit einander theil« 
ten, aber einen entschiedenen T^orzug behauptet das 
Persische offenbar dadurch^ dafs es die Reinheit sei- 
ner Ideen und Symbole nicht mit demselben idolola- 
trischen Cultus befleckt hat, und auf diesem Wege 
allein ist aus der ursprünglichen Verwandtschaft bei- 
der eine Verschiedenheit entstanden, die sogar in ei- 
ne offene Opposition übergieng. Es ist jedoch das 
Symbol auch auf seiner höchsten Sti;ife immer in die 
Grenzen der Natur- Anschauung eingeschlossen , und 
wenn es auch die höchste Potenz des Lebens zu er- 
fassen strebt, so ist es doch immer nur ein Naturle- 
ben , das dem geistigen seiner selbst bewufsten Le- 
ben noch nicht gleichzukommen vermag. Daher führt 
das Symbol auf seiner höchsten Stufe in ein anderes 
obgleich yerwandtes Gebiet hinüber , in das des My- 



*) Man vcigl* Ritter Vorh« S., 555. „dafe anfangs woßl nur al- 
lein Kolosse für würdig gehalten wurden, das grandiose' We- 
sen der Gotäieit symbolisch auszudrücken, und dem gemais 
auch Felsen und Berge in Statuen, Size, Throne, Tempd, 
ganze Städte und Labyrinthe auszubauen^ dies allein kann 
wieder mit dem Anfang des Idolencultus aussöhnen , dem 
sonst nur die TÖUig entartete, und entgeistete Menschenna- 
tur sich hingeben kann, wenn er toicht zugleich als ein Stre- 
ben betrachtet wird , auch in der > Form und Materie das 
l&randiose oder die Vollendung selbst als Kolois oder Ideal 
dem Geistigen apsuaähern»*^ 



2oB' 

thuS) in welchem dat Göttliche nicht mehr in der Form 
eymbalischer Natnrwesen, sondern nur in der Form 
persönlicher Wesen erscheinen kann, und -wie der 
Mensch, wenn er sich selbst in dem Mittelpunkt sei* 
nes Bewufstseyns begriffen hat, sich eben durch die- 
sen Character von dem Leben der äussern Natur un* 
terscheidet, so kann er sich nun auch keine würdige*- 
-re Form der Gottheit denken, als seine eigene per- 
sönliche Gestalt, und das ideale Menschenbild ist nun 
auch das . GötterideaU Wo wir daher das menschüchr 
Persönliche zum höchsten Symbol des Göttlichen er- 
liobeh sehen , da ist auch Jbereits über dem Begriff 
Jiea Naturlebens der höhere ethische Begriff des in- 
telligenten Lebens aufgegangen, und der. religiöse Cal- 
tus ist zu derjenigen Periode fortgerückt, in welcher 
•die .äymbolische Versinnliclumg der Ideen, nicht so- 
"wohl als Befriedigung eines nothwendigen Bedürfnis- 
^ se5,.>als .yielmehr als Aeusserung eines das Höchste 
erstrebenden Kunstsinnes anzusehen ist, woyon uns 
•der ausgezeichnetste Beweis in der Hellenischen Re- 
ligion gegeben ist* Allein auch hier ^yerläugnet sich 
die- dem Symbol natürliche idololatriscbe Tendenz kei- 
neswegs. Vors eriste nämlich, wenn auch gleich hier 
das- Symbol nur auf seinem Uebergangspunkt zum My- 
thus in Betracjit .kommt, und daher nur die mythischen 
Personen als die höchsten Symbole gelten, so hängt 
sich dafür an diese symbolischen Personen gewöhn- 
lich eine höchst sinnliche Hährchengeschichte , durch 
;die die ursprüngliche Idee ebenso yerunreinigt und 
verdunkelt wird, wie durch die materiellen Symbole 
einer untergeordneten, des Begriffs persönlicher We- 
sen lipch ermangelnden Stufe, und darum auch im 
Grunde ebenso abgöttischer Art ist. Es ist dieselbe 
Idololatrie, sie erscheine mythisch oder symbolisch, die- 
selbe Yerirrung einer ungezügelten Phantasie, sobald 
das Verhältnifs zwischen Bild uttd Idee yefkannt, und 



«09 

das Gottliche dem Bilde selbst gleicbgeaezt wird» 
Oder sollten wir x. B» Hellenische Mythen, deren wört» 
licher Sinn die Götter geradezu zu Urhebern der 
schändlichsten und unwürdigsten Handlungen macht, 
für weniger abgöttisch halten , als den grobsinnlichen 
, Thierdienst der Aegyptier? Zweitens aber ist ja hier 
die eigentliche Idololatrie gar nicht einmal ausgeschlos« 
eeU) da ja auch die symbolisch- mythischen Personen 
in einem äussern Bilde vor die Anschauung gestellt 
Werden*}, welches ebenso sehr wie jedes andere Sym« 



*) Treffend bemerlct der- Romer Varro s» Augtistin de ciTit» 
t Dei. IV. Ol. atis Veranlsosung tjer alten Römiscliei] Sitte^ 
keins GrÖtterbilder tu haben; Quod si adhttc mansisset, ca» 
stius Dei observacentur, qni enim prtmi 6imalacra ' Deorunt 
popülis posucnint, ii et civitadbos inetum dempserunt et er« 
Torem add|dcrunt. Die menschlich sinnliche Nähe des 
Götterbilder schwächt die Elirfurcht vor dem Göttlichen. 
Der in der Bildun:^ der Idee freitiiätige Geist wii-d an sich 
schon» durcli das Bild , und durch die Bestimmtheit seiner 
Form gefangeti genommen. Daher redet der Redner Dio 
Chrysostomus Orat. £d. Reisk, T. I. p, 401« den Künstler 
Phidias so an: „Du hast o Phidias eine grofse Verantwor- 
tung auf dich geladen. Denn f^rüher, da wir von Gott nichts 
wuCsten, haben wir uns auch kein l»esUiiiMtes Bild ron ihm 
«ntworfcn. indem jecjer nach seinem GefaUen sich eineVoi''« 
«tellung ausmahlte, und sahen wir Götterbilder, 50 schenk- 
ten wir denselben keinen besondern Glauben. Du aber hast- 
dieses Bild so herrlich gebildet, d«ifs ganz Griccheulaa^ und 
^»tf «ft sieht, sich keine andere Vorstellung mehr von Gott 
machen kann. Hast du nun auch die ^Ul'tche Natur wür- 
dig genug dargestellt ?*' Wie sehr es dagegen ein Bedürfnifs 
des menschlichen Herzens ist, siöh das Göttliche auch durch 
Bilder nahe «u bringlcn, hat derselbe Redner Or. XII. p» 
4o5. schön so aufgeführt: ,j Wegen der UnvoUkommenheit 
aller unserer Abbildungen Gottes sage niemand, es wäre 
^esser gar kein^ Bilder zu haben, und lieber blos lum Him- 
mel aufzublicken. Der Verständige betet die seligen Göt- 
ter an, uls fern vpn uns seyend, allein allen Menschen wohnt 
^ eine gewaltige Sehnsucht bei, die Götter in der Nähe su 
verehren und anzubeten. Denn gleich wie Kinder vomVa» 

Baitrs Mythologie» ^ 4 



bol zn einem blofsen Idol werden kann, and wie ge- 
wöhnliöh dies geschehen s^y, bestätigen mehrere be« 
kannten Beispiele, nach welchen dem Bilde unmittel- 
bar zugeschrieben wird, was eigentlich nur Eigen- 
schaft der im Bilde dargestelhcn Gottheit seyn kann. 
Daher die Sitte, Götter» und Heroenbilder dahin mit 
sich zu führen, wo man der göttlichen Hülfe gewifs 
seyn wollte, Hcrod. IIL S?« Y, 8o. 82. sq. die Sitte, 
Götterbilder zu fessebi , und sich mit ihnen in eine 
äussere Verbindung so zu sezen, als wäre nur daron 
die Gegenwart und derEinflufs der Gottheit abhängig, 
cfn Gurt. lY. 14* Plut. Sol. c« I2. Herod. T. 26. und 
Was Lir. Y' 22. von der Bildsäule der Juno in Yeji 
erzählt: yenerabundi templum iniere, prlmo religiö- 
se admoventes m^nus, qnod id signum more Etrusco, 
nisi certae gentis sacerdos, attrectare non esset soli- 
.tus« Dein— adnuisse Deam conclaroayerunt« zeigt eben- 
falls, wie an die Stelle des blofsen Symbols das Idol 
gesezt wurde« Wie es demnach zum Charactj^r der 
Naturreligion gehört, das Göttliche durch Symbole zu 
rersinnlichen, so hat der Volksglaube wenigstens über- 
all die Symbolik in eine solche Verbindung mit der 
Idololatrie gesezt, daft diese nur mit jener aufgeho- 
ben werden zu können ischeint. Von diesem Gesichts- 
punkt aus hat das ernste immer wiederkekrende Gebot 
des Mosaismus: Du sollst dir kein Bildnifs machen, 
noch irgend ein Gleichnifs, weder dessen, ^daa oben 
im Himmel, noch dessen, das unten auf Erden, noch 



ter und von der Mutter fortgeruieii, tint gewaltige, liebe« 
Tolle Sehnsuclit empfinden , oft nach den Abwesenden die 
Hau de ausstrecken, und oft von ihnen träumen, so wünscJit 
auch der Mensch, wdchcr die Götter wegen ihrer Gütigkeit 
gegen uns und ihrer Vetwandlscliaft mit uns herzlich liebt, 
stets ani sie zu seyn , und mit ihnen umzugehen , so da£i 
viele Barbaren unkundig der Kunst selbst Berge und Bäume 
Götter nannten, um die^e sich näher zu wissen. ** 



%t% 

•i« fiUM urif »o#l iiiiffiit ihhtfi fiMii tt M//«# XX, 4# 

r« SnU%9^\%^in% i^mfjt ton Aitm l^rUniift Aar Sniurrts» 
\$f/,Ufn f0rf$f',hii*Ai'ft4ff$ t^li^iff%*^n I'rJ«/;ip», ilurdi irifL» 
tUt^^f U$ MUt^U Ui Ai^r Vonfif Ai^r hitnvMituHnf^ A$*,r lUt» 
'Hf\W •iUnnkip ftilH0!yPf$p*,$4(/,i wirilf wi^t inllinushi Am§ 
MtMti^ nnr,U Atif uSA^^au Au^iuUnnt^ At*r %/«fiir Am4 
VAhUihfi Mni^¥*/^$*un^t(Sii^). Wiftn mr kStnr hH^«k^rt| 
¥f\0. u'uSii nur AtWfU Aiff ntii^frAstn Vi/Ifcir Unmtsr wi«« 
A^r ainAfif9^,^nAr,htoUftMi'i4( AwtAr.tf At$r ( tttUh^M ftUh 
Wfff9$f9fytui^,ia f utfw\¥,tn ttut'h AU As^tn VtUu'/ni ukih 
mii^^i^fhUp^n¥UH HynthoVik «^^lUt nur $$nUir t^uAnnt Sh^ 
m^H^ At^rsU Aitf um t$ui^m\U,h$'$t\iHiU'iiAnnyifr99iigu Ann 
iyuUa$ i^ifA^fr 0uf^^iifwfnfttt^$ wurAr^ tup Ufittmm nirilif 
mhf^i^Mtt uttA Ai44 Ui*irUi ihr ^Wuhniii^u MtiUnrntnit^ 
AMf9i%4ji0 IMr/,Um $$ttr atn uin^n lfu$rUf/uf$f/^iffp$t9iht #ii« 
0^$fffti n$9A #!«• ^/Iin«t«'rif h^mi i«t r,4 itHnu^ in ^ft^UU^^m 
4s^r fotikomftn'tttt unA rtuttt'ißt'i^ni^t«/, Arr t^fiuhtßlitttUm 
mj^hi^'h^i'ff %Hi»i$p*iti^/i4ßf$ ttUU A^r^iidUf ¥/i*9in 0*^ mtf 
^in^ Vnt^hfuttp; </</0^« im 0#'i#(i nttA At^r VY/^Jiilii'it 
*l# Ah99 nntt^rWi^tirti A^'r \\^\\y*utn t$fiif$U^ftttl^ uttA Am 
fVr*//f» A^0 y,f\*'t%^ri9 h\Mi$ ttU #!«# *ifMi/fi #Hfoii«f4 
|>(#'j#l« fMii SAif% h\% rin htiUilAtf Attr i^Uftniu^m^ non^ 

At^tU kU %M\hU ^^9ftfii*^hifit9tit WhUfimUf Att999 {^UuUU 

*.4^U9ft^99 ¥f'tr hi''r j#'^(#^/Ji f/»il wir^iiy/fii «ii^li 9909)1 
Ak9i99$i WUiXknu'Ui ^ mm %UU Apr 9i9%iftlUtf/,\i'h 99^99^ 
Oi«f*«'f^r At^n iAhU^¥ui\ti9ihn uuih A/^r iftA$fiAu9'Mtf9t 

*/ thtt4 M 9tf»^U Äff (0t>*'t*\.uy*>f\i, um v>#M,*-#ri fU* ^,'t,A*n 
0f*J^0t 449 Ulm 400 ii*/U4tMH *«ill«^ ti9, y^jA^i, itA l**/mi, t, 

14 * 



Sit 

Verschiedenheit der menschlichen Aufl^ussunggweiso 
gestaltet 9 so stellt sich uns hier noch ein neuer B.c- 
griff dar, der zwar auch in den beid'en andern Relu 
gionsfovmen Raum findet , seine höchste Bedeutung 
aber nur im Christenthum haben kann , näralich der 
Begriff der ^Mystik , welcher sich ebenfalls auf das 
Yerhältnils bezieht, in welchem auf dem- religiösen 
Gebiet Idee und Bild zu einander stehen können, 
und daher auch mit der Idololatrie und Symbolik zu- 
sammen gestellt werden mufs. Obgleich nämlich das 
Chvistenthum seiner Idee nach die der Natun^eligion 
eigene symbolisch-mythische Y^rsinnlichung als etwas 
fremdartiges von sich zurückweist, und hoch über 
derselben steht, so ist doch das religiös n Bewufstseyn 
nach der Natur des menschlichen Gemüths in den Ge- 
gensaz zwischen Bild und Idee so hineingestellt, dafs 
die bildliche Auffassung der Idee sich nie völlig zu- 
rückdrängen läfst, und selbst. auf der höchsten Stufe 
der Abstraction irgend ein Schematismus immer wie- 
der gewisscrmafsen zum Bedürfnifs wird. Kai^n doch 
auf don^ religiösen Standpunkt die Idee des Göttlichen 
selbst bei der reinsten Abstraction nicht andejj^s als 
unter der Form der Person gedacht werden, wodurch 
auch die ahstrnctere Religionsform immer noch mit 
dem dem Mythus eigenthümlichen Character in Be« 
rührung steht. Es giobt daher in jeder, auch der 
reinsten und abstractesten Religion eine doppelte Form 
der Auffassung und Darstellung, je pachdem sich die- 
se mehr aiff die Seite des Begriffs, oder des Bildes, 
des Verstandes, oder Gefühls hinneigt, so jedoch, dafs 
immer noch ein wesentlicher Unterschied zwischen 
der Bildlichkeit einer solchen Religion und der Sym- 
bolik der Naturreliglon stattfindet. Ist einmal die Idee 
auf der höchsten Entwicklungsstufe des religiösen Be- 
wufstieyns mit Lebendigkeit herrorgetretf n , und in 
ihrer geistigen Ueberlegenheit erkannt worden , so 



rnnff iuch A%$ Btlil» wenn #• mit der Idet cuiifntnen 
9in treten wagt ^ ihr an Tiefe und Innerlichkeit der 
lledeulung gleichzukommen atrelfen, und darin beateht 
daa wahre Weaen der Mystik« Bie lelit zwar in der 
rHnenWelt der Ideen, aber aio iat zugleich auch diir* 
auf bedacht^ den Ideen Lehen und Wurme ein/uhau« 
cheoi und aie dem Gefühl durch Itihler und^nach^u« 
nngen nahe zu bringen« Diese Unnn aie zwar, wie 
die aymboliach-mythiache Naturreligion, nur aua der 
Natur und dem Lehen entnehmen, aber aie wMhIt nur 
•olchff^ in welchen daa Unergründliche der Idee und 
daa Ueberachwängliche dea Geftthia, wenn auch nicht 
««agedrflchty doch wenigatena geahnet werden kann, 
und je mehr ea ihr gelingt, durch denPtcitfifhum dea 
Symbole und der Allegorie, die Mcen in dem Hilde 
iiAch ihren rerachiedenen Beziehungen zu Terfolgerty 
und ihren ätherischen Glanz in dem sinnlichen Wider« 
achein durchschimmern zu aehen, desto befricdtgier 
fühlt aie aich. Kin aolchea Hild iat z* II« daa dea Lich- 
tm$f wie wir ea oben bezeichnet haben, daa in der 
Orientallachen Mystik ^ie in der Christlichen eine aehf 
hohe Bedeutung und sehr allgemeine Anwendung er* 
halten hat* Steta aber wird airh die wahre Mystik, 
Toll Ton der übersinnlichen Hoheit der Idee, auch in 
der reinsten und erliabensten sinnlichen Korm beengt 
finden, und §o oft aie auch immer . wieder zum l'iide 
snrtickkehrt, doch eben ao oft auch ea in aeiner Nich- 
tigkeit erkennen, und wie ein eitles Gebilde aelbat 
wieder auflOaen« Daher kann eine solche Mystik nicht 
beateben f ohne dafa Bild und Idee Yon ihr auf eine 
beatimmtere Wciae im Hewufataeyn auseinatidergehal- 
ten werden. Je mehr aber beidea allmälig, obgleich 
in acbr rerachiedenen Abstufungen zusammenfallt, je 
mehr die Idee aich zum Bilde herabbeqnemt, und in 
der ainnliclieo Form aich Terkiirpert, deato mehr iat 
dua attch die oraprOBglicb reio ideale lieligionsform 



si4 

auf d«in Wege, wenn auch pnter andern Namen und 
Gestalten^ doch der Sache nach auf dieselbe Weis^. 
den ganzen symbolUch-mythiachen Cultus der Natur- 
religion in aich aufzunehmen« W^e dies im Chriaten- 
tbum geschehen sey, zeigt- die Geschiqbte desselben 
in denr frühem Jahrhunderten, und im Mittelalter be- 
sonders, in welchem das alte Beidenthum imChi*isten- 
thum wieder aufzuleben schien, wie früher das Juden- 
thmnnmmer mit fremden 'Göttern buhlte,, so augen- 
scheinlich, dafs wir die Hauptmomente seiner Geschieh* 
te und die Hauptformen, in welchen es sich bft auf 
'die neuecite Zeit entwickelt hat, dadurch am leichte-c 
sten «begreifen hönnen, dafs wir das Terhaltnifs zwi--. 
sehen Bild und Idee, und die yerschicdenen Formen^ 
in welchen es erscheinen kann« imroer im Au^e be- 
halten, und daraus den Mafsstab der Seurthdilung 
nehmen. 

Die Yersinnlichung der Idee durch das Bild wird 
in einer rein idealen Religion, wie d^s Christenthum 
ist, in. ihrer reinsten und würdigsten Form immer nur 
als Mys^k erscheinen können. Es hat aber auch ]ej3» 
Religion, da keine sich der bildlichen Yersinnlichung 
überheben kann, ihre eigene Mystik, die Jüdische, wie 
dieMuhammedanisch*), und wie diese beiden so auch 



*) Man erinnere sich nn so viel» im Mosaischen Cultns, was 
ofienbar eine mystische Bedeutung hat» an die Bilder durch 
welche das A* T« 3^ VerhäHniis Gottes zu seinem Volke 
yersinnlicht, an den Sinn , den das hohe Lied auch nach 
dem neuesten geistvollen Erklärer hat« Die Christliche My- 
stik ist mit der Jüdischen in Manchem nahe verwandt, wie 
z« sB. schon die Apocalypse zeigt, vorzüglich leht auch sie 
in den Bildern über das Verhällnils Christi zur Kirche un^ 
zum Einzelnen. Die Muhamm. Orient. My&tik hat sich be- 
sonders in der Alleinslcbre der Sofi entwickelt , hier aber 
auch mit der ganzen Bilderfülle flcs Orients und Koransj 
lind ebendies ist es, was den Zusammenhang jener esbteri* 
sehen Philosophie mit der positiven. Aeügion veonitieli. 



ti6 

dt« Naturr^llgton^ thro Formen find «ber In dtm Vor* 
yhnUto rortcliieilinif in w«lcli«m fleh di« «in« lleli« 
((ion von Aar «nili^rn, sowohl ilurch di« Würd« und 
Krhiih«nh«ii dttr Id«*«, üU durch di« MtnnlgCiiltiijkoU 
und U«ppigkeit d«t* ihr r«rti'«ul«fi Dildcr unUrnchcidot. 
J« ni«hr diih«r in d«r l^MturiTÜglon di« •ynibolitch« 
mythifchon h'ormen «um W«««n dnr lUligion «cliiiit 
f(«bör«nf deute wf ntg«r kann 'in ihr di« Myttik «in« 
liphei'« ß«d«ulung hah«n, d«t Syniholitch« im ^»ngcfm 
8inn h«rr«oht in ihr vor ^ und dio Mystik «rtchrint 
nur d«i wo di« hlto $Uih freior flhcr daf iiiid «iho* 
b«n lutf tl« ist nichts W«s«ntlii?!ic9s und für sich ii«« 
st«h«nd«Sf sondern nur dit)j«nig« H«i(o der Hymbolik, 
auf w«lch«r das Hymbol von scIJist dt^f Ido« si<;h seu« 
krhrtf also der Hymbolik untergeordnet, wiihrend im 
Ohrlstenthum dio Mys4ik mit der «igendichen ßynibo* 
lik kein« «ngor« Verbindung hahon tvilL ' 

Vm das ganz.« nun ausgeiD«ss«n« ü«biet hier noch 
korz «u tibersehen f so sind dio Hauptpunkt« dl«s«t 
Ilas religiöse HewulsUeyn geht io den Geg«nsa|B d«« 
Naturbeivui'slsryn« ntid di*s ethischen newur^lseyns 
auseinanderi und dirser (ßv^t'umi/, stellt sk;h in For- 
men dar, die in dam VcMhiilinifs vursdiieden sind, in 
welchem das eine <«lied des («cgi^nsa/es dus andere 
sich unterordnet« (iun/s kann iittmlich der G^gentajß 
nicht auseiMsnder falleili ohne die Kinheit des religlO« 
%en llewulataeyns selbst aufseuheben« , Die Formen d«s 
UegeiAsaxes selbst sind diese i 



'S^i 



S S 

f E r 



■||. 



»8- 



f 






&■ B SB-? 



i 1- 
^ I 

jr." 1 o E B 

i;B &=■ 

6- » £ 
'4 &= ä 

|g5.i 

f.« a^zsa. 

t|-i-|=l 



itl- 



lg 



IUI 

's.!- If 



^m^- m» 



Zweiter Abichnitt« 

Historische Grundlegung. 



Erstot CapitoL 

Utilier den hlitori«chon Zuf ammenhang der 
alton Völlior und Ueligiontfu. 



Schon die aswelto Ilülftc dea rorhorgohondcn Ca« 
pttcla hat tina iron dor philoiophiAclien Entwicklung 
dt?r iiegrifle, /luf welchen die Mythologie bcruhty tcn 
ihrer hiatoriachen Seite geftthrtf indem wir jene all« 
gemeinen Begrinb nur an den hiitoriich • gegebnen 
Vormen ndchweiien und benttmmen Itonnten« Dieao 
Aufgabe nun, die die Mythologie ala Geachi'chte hat, 
mflaaen wir hier niihcr Ina Auge fasten. K« gchörtf 
"wie wir geaehen hnhen, zum eigi*ntlittnilichenCharac- 
tcr der Naturreligion, duit aio weit mehr ali die an- 
dofn ileligionen , die wir mit ihr /«uaammcnateltten^ 
eich nur in einer Mannigfaltigkeit ron Formen dar« 
atollen kann, und von der Individualiclit und LoculiUit 
der V^ilker, die ihr angeh()ren, aliliütigig int. Je niehe 
aber die apecielle hifloritdie Unteiiuchurig und lle« 
achreibung dor vertchiH.denen Formen und Jidnen der 
Naturreligion in daa Kinatelne eingehen mufa ^ deato 
nothwendiger wird et, gewiite allgemeine (}rundftä;ea 
fealKuaeiseni durch die wir von der empiritclicn Man- 
nigfaltigkeit dea Einzelnen immer wieder auf höhere 
Goalchtapuaet« «urttckkomman , und una darüber ter« 



3l8 

ständigen können, in vrelchem Grade, übereinstimmend 
mit der Art und Weise, wie -wir die philosophischen 
Grandbegriffe der Mythologie auf ihre ursprünglich- 
sten und einfachste^ psychologischen Elemente zui*ück- 
zuführen gesucht haben, so nun auch in. dem histori- 
schen Theil Einheit oder Verschiedenheit anzuneh-^ 
men sey. Die sich hieraus ergebende Aufgabe^ glau- 
ben wir am besten in folgenden drey Fragen erschö- 
pfen zu können: 

1) Welche Völker der alten Welt sind es haupt- 
sächlich , die die Mythologie b6i einer historischen 
Entwicklung ihrer Hauptformen iii ihre Betrachtung 

•zu ziehen hat? 

2) Läfst sich, historisch und geographisch, ein 
bestimmter Anfangspunkt nachweisen , von welchem 
die religiöse Cultur der Völker ausgegangen ist? 

3) Wie ist insbesondere das Verhältnifs des Ori- 
ents zum Occident, d. h. zum alten Griechenland und 
Italien zu bestimmen? 

Die erste dieser Fragen haben wir a|)sichtlich so- 
gleich auf die Völker der alten Welt beschränkt, mit 
Aus seh lief sung derjenigen, die eine In Hinsicht des 
Historischen soviel möglich vollständige Mythologie 
auch aus der neuen Welt in sich aufnehmen könnte« 
Wir wollen zwar damit keineswegs behaupten , d'afs 
die noch im Zustand der Naturreligion odier des Hei- 
denthums befindlichen uncultivirten Volker d^r neuen 
Zeit der Mythologie keinen 8toff darbieten können, 
vielmehr ergiebt sich von selbst, dafs ihre religiöse 
Vorstellungen und Traditionen aus keinem andern Ge- 
Sichtspunkt betracht;et werden können, und das bekann- 
te Verfahren einiger neuem Mythologen, den Ursprung 
uYid die Entwicklung der Mythologie der alten Völker 
durch jene zu erläutern, ist in gewisser Hinsicht 
gaitz begiündet. IJier aber^ wo wir die Mj^hologie 
durchaus aus dem Gesichtspunkt derNaturreUgion be- 



$1$ 

trMhum wotlmif in0«iM wir m dem ft«^e fsfibnltMy 
iätk <ii« my(hi«cb« Nftturreligion «b^n^o cb«riict«t't«tUcli 
der Ulfen Well «iiK«)i/^re f «1« dut CbrUlentbum der 
neutffn« Nur im Altettbum konnte di« mytbliche Niu 
turreli({ien die ««ftb«t4tüDdige md der «lUn Cultar «iiU 
•firef!ii«ride Au«l»ildunK erhalten f - welcher ti« ihrem 
iianrUV riech fiili(({ l«i« wuhrefid in d«r n«uern /«fit 
diejenif^en V/^Ihtftff b«( wdeben wir no<;h eimtflnn Ar» 
ten J«« ifiytbiichen Nuturf^lauben« tfndeny wef(en di^i 
Xu$itmffwn}mf%^§ der «Ugeffii;inifn CaUur mit der reli* 
gi«$«en und de« vi^Uelti^en V^ilfcerrerbehri notbwtfn« 
di(^ frübftr in di« ihnen glifichj^eiti^e roilk^mimnere 
liifli^iofitferm üher((«ben mü««eni el« b«;i üinitu die 
niythtiirhe ll<;lif(ion<rerm einen hohem Cr«d einer 
•elh«t«lüiMli((en Aui»hildun(; erreichen kenn, tjn<l wenn 
une eucb hei einigen V<')lkern di^r nettem Zi^itf wie 
z* H, disn Indiem^ die NeturrcU{({on noch immer in 
ein«fr eebr niief^ehihlHen Form ereiJieint^ . eo iet euch 
diele nicht eU ein Kr/,eu^nil'i$ der neuem Keif« eon» 
dtsrn eUi'/iff und ellein eU ein eue däsm Alterthum in 
die neuere vydt h«5rOhcrre(i;h<fnde« t^hcrhleihecl en« 
^U4ehefi« dee v<in !'«({ /,tt Th^ immer mehr bereitet 
und eich eelh«t dherleht, je mi^hr e« mit der ncnern 
iMhur in fiei'lihrun(( kommt» Wee nun eher die V<>U 
Iter der eiten Welt hetiini« eo i4t, de die reli({i<^«e 
Culmr Ton der ellfi^enieinen nicht /m trennen i*t, und 
immer nar eU lU*sultüi eue ihr herror(;<dit, die Hteile 
die jedee ein/^elne Volk in dtsr Mytholoffie eirfnelinien 
kennt von dem drätle und der Kii^enihündichkeit der 
lÄiUttTf und der demit /^leenunenhlinf^endefli wclihieU»» 
riü^hen Medeutunf^ ehhän^ifd /u wetelier ee eicb er« 
liohcn bet, Ale Vülkarf die nicht nur enf einer lie« 
deutenden Htuie der HuHi^i und Wi««en«cheft etunden^ 
•ond«frn /.uf(letch eucb durch eine eelhetetitttdiifef ne« 
tiz/neie Bildung eich eu4;6eichneten f treten ane eue 

i€r alum W«Ii vor eilen enderji entgegeo die lädier 



XIO 

und Perser, die Aegjptier, Sjrer ond Phönizier, und 
die Giiechen und Römer* Dies sind die Volker, die 
als die claftsischen Cultur-Yölker des Alterthums aach 
für die Mythologie und Religionsgeschichte die gröfs- 
te Wichtigkeit haben, obgleich anch sie auf yerschie- 
dene Weise, woron hier noeh nicht die Rede sejn 
kann. Hier bemerken wir blos, dafs neben den bei- 
den Merkmalen, die den Werth eines Volkes für die 
Mythologie- bestimmen , nämlich der Stufe und der 
Eigenthümlichkeit der Bildung, auch noch das nähere 
oder entferntere Verhältnifs in Betracht kommt, in 
welchem ein Volk durch seinen historischen Einflufs, 
und durch seine Denkmale der Kunst und Wissen- 
schaft zu uns steht. Wenn daher auch z. B. das In- 
dische un^ Persische^ Volk in Hinsicht der Selbststän- 
digkeit und Eigenthümlichkeit der Bildung denHaupt- 
TÖlkern des alten Griechenlands und Italiens nicht 
nachstehen sollte, Tielmehr in mancher Hinsicht so- 
gar yorangehen möchte , so haben doch diese wegen 
des yielfachen historischen Einflusses, durch welchen 
sie auch in die neuere Welt eingegriffen, und zur 
allgemeinen Verbreitung der Cultur beigetragen ha- 
ben , und «wegen der leben'digen und anschaulichen 
Henntnifs, die wir aus so yielen yon ihnen selbst uns 
übrig gebliebenen Denkmälern yon ihrem innem und 
äussern Leben^uns gewinnen können, weit grofsere 
Ansprüche als jene, die Aufmerksamkeit der Mytholo- 
gie auf sich zu ziehen.' Wie dagegen eben dieses 
Moment des äussern historischen Einflusses lind des 
unmittelbaren Zusammenhangs mit der neuem Zeit in 
der genannten Hinsicl^t an Gewicht yerliert, wenn die 
Cultur eines Volks der innern Selbstständigkeit er- 
mangelt, sehen wir an dem Verhältnifs der Römer zu 
den Griechen. Aber auch diejenigen Völker, «welche 
wir weder in der einen noch in der andern Bezie- 
hung unter die Hauptyölker der alten Cultur rechnen, 



SSI 

sondern nnr $U nniergeoväneUf Misehen lUhmefi^ inrt 
die Mythologie nicht gftn/. «nbesehtot liifien« Sie lie« 
fern tme nicht »elten Beitriigey die nicht ndr «n »ich 
hemerhen«werth «iml^ »on<lem «ach über wetentliche 
Punlitc eine« rerwämlien Lchrhc^rtflii ei» erwünndtm 
te« Licht rerhrcitirn kütmen» I#t e$ der Mythologie^ 
tiie jeder getchichtlichen WiMen/ich/tfff, rof istiglich da« 
rttm zu thun^ iiuch dem rerhorgenen ZiiMmmenhüng der 
entferntem Theile ihref Gchictf nach/.ttfor»chcn ^ eo 
derf sie «ach die Mitteiglieder nicht Ohemehen, durch 
welche die religW/nen Ideen und Mythen der llutipf« 
rOlker in ibn*n wichtignten Veränderungen nnd ge« 
gen^eitigcn liciOhmngen hindurchgcgungen «ind« 8oU 
rhe Mittclgli«;d(ir «irid gcmde die kleinern Vdlker^ 
durch welche die gr/ifiiern und hedeutendern ton ein- 
ender getrennt «tnd« Wie oft wOrde z» ß« un«ere 
Menntnifii yon dern Zutfummcnhiing de« ältesten Grie« 
cbenUndi mit dem höheren A«ien noch mengelhafter 
eeyn, «1« sie wirklich i«!^ wenn un« nicht ia uriddort 
die ftonüt «o unbedeutenden Völker Hleinfteii?n« die 
Drücke ^eigten^ nuf welcher ein Symbol oder Mythus 
herübergekommen i^t» Aber nuch nbgrtehen ron der 
Wichtigkeit« die tblche Völker ihrer loculen und hi« 
et^iri^chi'n Ht<fllting n*ch hüben 9 iind eben eiet die 
minder culiiTiifeten« «m meUten geeignet^ uns ton 
den rertchied^'nen Stufen, die die rrligiö«e Kntwick« 
lung Avn Mcnffth^n ron unten herauf /m durchlaufen 
pflegt« und ron der nllgemeinenGicicbrprmigkcit der« 
•elbcn in den rerichiedeniten 7ji:iinn und Völkern 
eini'n uriArhiiul Sehen Degrifl' /.u geben 9 und die« i«t 
der OcAichtiipunkt, ron welchem «us «uch dieVergIci« 
chung der Vorstellungen und GebriiM^he roherer Völ« 
her der neueren Zeit einen eigenen Werth für die 
philo«ophi«cbe flehnndlung der Mythologie hüben k«nn« 
ller Charücter der Nüturreligion' iüt e«, rermögo de«« 
sea eile Vtflkeri ton welchen hier die liede i«t, in 






I 



224 

me oder Ir^an, wie es in den Sendbüoliem heifat, 
mit der ältesten {Stadt der -Weit, Balch-Bamian (Bac* 
tra) am Fufse des Hindukusoh oder Paropamisus, dem. 
Lande Chunerets oder Chenerets (d. h. der Erde Che- 
nochs , cfr* Genes. lY. 7. der der Pischdadier Hu* 
scheng' seyn soll) das unter 'den sieben Erdgürteln, 
nach der geographischen Eintheilung der Sendschrif- 
ten der Mittelpunkt der ganzen bewohnten Erde ist^ 
von hier aus habe. sich alle Cultur westlich nach Ba- 
bylonien durch die Chaldäer, und südlich an den Jn- 
daa diii-ch die Brahmanen Tcrbreitet *). Hier müssen 
wir demnach anch den ältesten Siz der religiösen Cul- 
tur , das älteste Beligionssystem yoraussezen. Von 
welcher Art dieses «war, davon haben yKr keine Kun- 
de mehr, kaum können wir dc^n Geist und Gmndcha- 
racter desselben aus den .abgeleiteten Religionssyste- 
men ahnen, dem altindischen und altpersischen, in die 
es schon frühzeitig so auseinandergegangen ist, dafa 



*) Ueber diese merkwürdige Lokali tat am Indischen Kaukasus 
oder Paropainisus und der Länder am Oxus und Jaxartes 
vergL man auch Ritter Vorh« S. lo. IHach den Sendschriftea 
und zwar dem Vendidad führte der König Dschemschid auf 
Ormuzd^s Befehl sein Volk aus seinen Ursizen in Ericne 
Veedjo wegen .der Strenge des Winters nach Soghdo, Moo- 
re, Bakhdi, Nesä u. s* w* nach Ver, Kho4e Zendsage S. 69» 
sq. Vergl. Hammer Heidelhg; Jahrb. i8s3. 'S. 85. Wie die 
Fluistafel der Genesis in geographischer Ordnung Ton Osten 
nach Westen fortsclireitet , ebenso die alte Landestafel ddf 
Vendidad, und so wie bei Hoses der erste Fluls (der Pischou 
d. i. Sihun oder Jaxartes, welcher durch das Land Chawila 
d. i. das heutige Chadschend flidst) der ösüichste der 4 
Flüsse ist, so ist auch in der Länder tafel des Wendida d 
Eriene Vedscho oder Iranwedsch östlicher als das zweite 
(Soghd) nämlich in dem asiatischen Hochlande zu suchen, 
Ton wo die Länderbeschreibung westlich nach Sogd, Merw, 
Balch oder Bamian, Nissa, Hetat u. s. w. fort bis herunter 
nach Wardschemgert d. i. dem alten Hekatompylos an der 
Stelle des heutigen Damagan fortgeht» 



220 

* 

beide. die gleichen A&sprüche auf die Annäherung an 

das Ursystem zu haben acheinen. Wie die^ beiden^ 
diesen Rellgiona^ystemen so engverbundenen h^iiigeii 
Sprachen» die ältesten, des Öriejita, die Simshrit^ und 
die Sendsprache,, zwat noch in vielen Wurzel^örteru . 

.ihre ursprünglich nahe Yerwandtachaft mit einander 
verrathen, auf de2:;an4ern S^ite aber ^uf eine eigenAUiim- 

Jichti Weise von. ieiitänd erlab weijifa eh, ao hat es auch 

• mjt jenen beiden Religiönaaystelnen die gleiche . Be- 
wandnifs. tFüt uns gelten sie als die ältesten, auf 
welche Yfir auf dem geschichtlichen Wege z^rückg«- 
hien können, und die Aufgabe der' Mythologie in ih« 
rem historischen Theil hann daher nur diese s^n, den 

. Einflufs, den sie auf die religiös« Gulhir des -vrestli* 
chen Asiens und des. ähestea Europa gehabt haben, in 
einem bestimmteu und deutli<che.n Zusammenhang nach» 
jEUWbisen* Hierüber und namentlich üb^r das Vet hält* 
nifs Indiens und Persiens zu Aegjpten, das hier als 
das älteste .und oultivirteste. Land ^es, iw östlichen Asi* 
4Bns Vorzugsweise im Betracht kommt^ iffoUeh ifirMm 

- Fi>lgenden einigt Bemerkungen ausführen* Was 

1. den Zusammenhang zwischen Indien ^und Ae« 
gypten betriflb, .so läfst sich, wenn >wir auch gleich 
^u£ die späten fUnd unbestimmten Sagen von einer 

. tiber Aethiopien und Aegypten eingewanderten - Indi« 

Achen Colonle mit Becht '{(ein! grofses Gewicht le« 

^ ^n wollen *) , de^ach die von mehreren der geist- 

I«»»— Oll I i j 11 f ii* m . 

' y*) U«brigeiis bemerkt aSdh Htunmef inr dto Wiener Jahrb» 
i8i8* in dei^ Abbandlung über die ' Asifttik Researcbes n» 
8. w» aus der afrikanischen Qesichtsbildung der ältesten Idole 
des BraöhmanismUs (aiif der tose) Elephantitie) und, der au- 
genscheinlichen 1\(^erge$talt äer' StatUen des Buddha kon ^ 
tie noch kein Schlüls auf die BeVölKerdng oder Civilisi* 
rung ludiens' aus Afrika gezogen j vtobl abtir gefolgert wer- 
dcti , dais Indien auch Ursprunglich VÖn einem '^eg'ecütamm 
bewohnt wa r, der in der FolgeTwetUr uäcE^uden und We- 

Baturs M/tbologie« 1 5 






3l6 

ToUateo 'Alterthumsforscher aufgestellte Behaaptang, 
dafa die Ägyptische. Mythologie und Beligton ihrei* 
ganzen Anlage und ihrem. Geist nach mit der Indi- 
schen übeireinkomme , nicht wohl in Zweifel ziehen. 
Wir deuten dies mit einigen Hauptzügen "an. Unter 
allen* Lehren des Indischen Religionssystems ist keine 
andere für charactemtischer und Älter zu* halten, nnd 
Ton gröfserem Einflufs ' auf YerfaSsung* und Leben ge- 
wesen, als die Lehre ron der Seelenwanderung. I>ie 
beiden fiauptformen ' des Indischen Religionssystems, 

• jler Brahmaismus und Buddhaismus,' haben sie gemein, 
und« durch sie wii^d das Indische Beligionssystem sehr 

. bestimmt Ton dem altpersischen geschieden. Dagegen 
ist es diese Lehrb gerade, dif^^wir bei den-Aegyptiem 
in einei^ sehr- ausgebildeten Gestalt, und mit einem 
tief» eingreifenden Einflufs auf die* allgemein hen*- 
sehenden Ansichten über Leben «und Tbd, und -wie 
in Indien in Zutommenhang' mit gewissen eigenthüm- 

' liehen Vorstellungen und Gebräuchen finden, .wie z. 
S. der 'Verehruiig und heiligen 8ehonung der -Tbiei«. 
Nicht minder auffallend ist di^* Vebereinstimmnng 

. mehrerer religiösen Symbole. Die Kuh ist in beiden 
Lindem das heiligste Thier, der Indischen Bhawani 

> e)>6nso geweiht) wie der Ägyptischen Isis, wie in Ae- 
gy^ten der Phalbis das sinnlichste Zeichen des Natur« 
dienstes ist, der • die\^ Grundlage der gesammten Beli- 

-> gto|i '^ausmaoht V 'SO ist es in Itidien der Lingam uaad 
die. Joni (die Symbole der männlichen und weibliehen 
Natur) , u^d, ifi&ndort an d^n. Ufern des Ganges die 



•lA 



fiten zo^y was überdies mit der Mosaischen Urkunde von 
dem Zuge der Kinder Cham gegen Süden durchaus über- 
einstimmt» Weit wahrscheinlicher sei die Hierarchie und / 
Kasten-Eintheilungy, der Cultus und die Mythologie der 
Aegyptier von der lodischenj alf diese von jener abzuleiten* 



• N 



23 7 

heiUge LotoshlMine aufaprofs^y so ist sie auch im Nil- 
thale einheimisch. Das nachenförmige Opfergefafs 
der Indier, Argha genai^it^ scheint dem heiligen 
Schiffe z\k entsprechen, das. vrir auf altägypti^ichen 
Denkmälern Priester in Prooession tragen sehen, /und 
welches als das Tab^rnahel,,des Allerheilig£|ten scho^i 
öfters auch. mit der Arche, des Bundd^ im Mosaischen 
Gultus yerglichl^n worden \^U Auch « die Gpttermy« 
then der Indier und Aegjpter bieten, wenn man ins 
Einzelne g^hi^nj^]Hr^ll, manchen . Punkt der Yerglei- 
chung und Uehereinstjlmmung.dar. YVie z. B. Osiris 
an den Ufern ^s, Nils in Stuke zerrissen wird , so 
Iswara, der Herr der. Natur , an den Ufern dps Gan- 
ges, und S0 /wie jener Ter^tfimi^e^ von seiner Gemah- ^ 
lin Isis gebucht und betrauert ward, so dieser von 
seiner weibficKen, Hälfte l3i,.tdie'in eine Kuh verkör- 
pert, yiejs^ in io Ter^af^flejt ;ward. Erinnern wir 
endlich .noiQ^ £^ dieJKastencifid^QÜung in bjsiden Län- ^ 
dem (^udh in Aegyptep warqn ohne Zweifel ursprüng- 
lich, wie. in Indien, vier -Ka&te^^ und erst .später wur- 
den di^ sieben, die uns die Griechen nennen), an das 
hierarchiflidie yebergewicht und das ganze Yerhältnifs 
der Priesterschs^ft, ,sp bekomn^t in der That, die Mei- 
nung, ddX's. Aegyptcji;!. se^p^ politische und religiöse 
Cultm*, wenigstens ,eii)em groXsen Theiie nach , aus 
Indien (nelle^icht übpr; Aethiopien, wo sich ohnedies, 
nach Heerens,A|]sicht, der cultivirte Priesterstaat Me- 
roe als Uehergangspunkt darstellen könnte) empfan- 
gen habe., eiajß nicht^ geringe Wahrscheinlichkeit. 
Man ygl. F, Schlegel üt>cr die Sprache und Weisheit 
der Indier . 1808. IIL £fuch. ^, Cap. IJei^ren . fdeen 
u. s»j \f^. In^Jicn II. ;Ab8ch]ftitt. CreuÄer Symb. und 
Mytholjf^ ThJ^ 8. 6i4» Hammer Wiener Jahrb. 1818. 
U. ßd. S. 3ßo,. sq. . \ ^. . ' . 4 . ; ; > 

Doch dürfen wir nicht blofs bei dem Einflufs 

Indiens auf Aegypten stehen bleiben. Es entsprieht 
^ i5 * 



!228 

Tielinchr ganz dem Verhältnifi, in welchem das Injdi- 
sche nnd altperaische Religionaaystem, ala die beiden 
filteaten, zu einander atehen, wenn -wir 

2. auch altperaiicfae Cültur ala einen der älteaten 
Beatandtheile der Ägyptischen nachweisen können, 
worauf bisher, ausser einigen Bemerkungen über die 
Uöbereinstimronng Ägyptischer und Persischer Werke 
der Hunst, was jedoch in einö erst spätere Periode 
gehört, noch weniger aufmerksam gemacht worden 
ist. Uns scheinen einige nicht unbedeutenden Momente 
für die Behauptung eine« Zusammenhangs des ältesten 
Persiens und Aegyptens angeführt werden zu kJ>nnen. 
Wir erinnern hier zuerst an cüe Aehnlichkeit, die 
zwischen dem Gegensaz des Persischen Ormuzd und 
Ahriman, und dem Yerhältnils des Ägyptischen Osiris 
und l'yphon stattfindet, möchten aber hierauf weniger 
ein Gewicht legen, indem diese Ideen auch leicht auf 
eine unabhängige Weise bei beiden Völkern entste- 
hen konnten^ um so mehr, da in dem yet^hältnifs bei- 
der zu ihren äussern- Umgebungen eine gleiche Yer- 
anJassung dazu gelegen zu seyn scheint. Mit mehr 
Grund mächten wir in dem Ägyptischen Phtha , dem 
grolsen Gott von Memphis, dessen Griechischer Name 
H(paicTOQi wie der verwandte Lateinische der Yesta, 
nach einer Bemerkung von Hammer, ganz unverän- 
dert das Persische Avesta ist (auch eins mit dem 
Deutschen vest, die Eigenschaft des im kosmischen 
Silin Fesseln schmiedenden Hephästos), die Persische 
Grundldire vom Feuer als Urelemcnt ^wiedererkennen. 
Wie sich nach dieser das Eine Urfeuer in ein sieben- 
faches Feuer zertheilte, und sich nach einer andern 
Wendung' auch wieder in der Siebenzahl der Plane- 
ten und'der Amschaspands darstellte, so wurden nach 
der Ägyptische^ Lehre die Kabiren, die dieAegyptier 



. ' . 220 

und Phönizier in der Siel3enzaU «kannten , und unter 
welchen sie sich ohne Zweifel auch die sieben Pla- 
neten dachten, Söhne des Hephästos genannt, und sie 

' waren mit ihm, als ihrem Vater, in demselben Tem- 
\ . ... 

pel zu Memphis vereinigt. Herod. IIL 37. Wie es 

'sich abei' auc][i damit yerhalten mag, rot'züglich ist es 
die Verbreitung der agrarischen Cultur nebst einigen 
auf sie sich beziehenden Symbolen, worin uns, wie 
anderwärts, so namentlieh audb in dein ältesten Aegypr 
ten die Spuren eines, altpersischen Einflusses noch 
sichtbar zu sejn scheinen. Von dem mittelasiatischen. 
Hochland, das, wie wir gesehen haben, für die älteste 
Volker- und CulturrGeachichte. von so grofser Wich- 
tigkeit ist, ist nadi aller Wahrscheinlichkeit auch die 
älteste agrarische Cultur wausgegaugen. Dahin läfst 
schon di^ biblische Sage von dem urältesten Gegensaz 
ides nomadischen und agrarischem Lebens den Aker- 
niann Hain nach dem Morde seines Bruders Abel flie^ 
hen , und dort gründet er eine Stadt, die er nach dem 
Namen seines Scihnes Chatioch benannte, dieselbe Stadt, 
die nach Hammer die Sendbücher Chenerets nennen, 
d. i. die Erde Chenoks , das paradiesische Hochland, 
der siebente Erdgürtel , der meistens mit , dem Zusa* 
ze Bamian vorkommt, wornach Bamian oder Balch 
die älteste Stadt 'der Welt ist, genannt die Erd^ Chen\ 
wie das ganze Land, nach Chenok dem Sohne Kains» 
Genes» IV. 7. Dieses Chunerets, das alte Iran, Arie- 
xne oder Irman, ist nach den Forschungen desselben 
Gelehrten auch das am Gihon gelegene , vor Alters 
Dschermania goilannte Land (Chawaresm), der Ursiz 
der den alten Iraniern oder Persern stammverwand- 
ten Germanen. Und nun i3t ,es gewifs bemerkend- 
werth, wenn Herodot I. i23. in jener Stelle, wo er 
die Stäinme der. Persischen Nation aufzählt, und sie 
nach ihrer Lebensweise unterscheidet , nicht nur von 
mehreren Akerbau treibenden Stämmen spricht , son-* 



25o 

f 

dem auch gerade ante? diesen den Stamm der Ger- 
manen naraöntlich anfühlt. In di^sejmi merkwürdigen 
Urlande ist ohne Zweifel schon s^hr Crüfazeitig die 
agrarische Cultur unter die heilige Obhut und Pflege 
der Religion gestellt worden. Daher wird ^nch noch 
im Sendaresta, nach welchem schon Dsphemschid, der 
erste Stifter der Landescultor mit seinem gold^neft 
Dolch das Erdreich spaltete, sorgfaltige Anbauung des 
Landeß als eines der heiligsten ReHgions^ Gebete dem 
reinen Diener deti Olmvi^d wiederholt eingeschärft,« 
und selbst aus Griechischen* Schriftstellern (vergl. Xe- 
noph. Oecon. c« 4*) i^t bekannt, dafs auch noch in 
der spätem Zeit dem Perser Reförderung des Aker- 
haus und der Landescultur als eine wichtige Pflicht 
galt. Man yergl. Heeren*s Ideen I. Tb, L AbtH. II. 
Abth. III. Für den Akerbau ist das unentbehrlichste 
und das ihm eigentbftmlich b^stibmte Thier der Stier. 
Daraus ergiebt sich die natürliche Yoräussezung, dafa 
die hohe Redeutuiig, die das Symbol des Stiere im 
Alterthum hatte, hauptsächlich auch dem Wer^e za- 
«zuschreiben ist, welchen der Stier für den Akerba^ 
^faat, und dafs der Pfad, auf welchen, sich diese» Sym- 
bol terbreitet hat, zugleich auch der Weg der agra* 
rVschen Cultur gewesen ist. Nirgends aber finden wir 
das Stiersymbol in einer hohem Redepthng , als in 
der altpersicheh Religion, wo jener yrstier derSend^ 
bücher, Heiomorts, aus dessen Samen Pflanzen und 
Thiere sprossen, aus dessen Schweife fünf und fünf- 
zig Getraidearten heryprkeimen, der Urkeim ist, aus 
Velchein sich die ganze organische Schöpfung entwi- 
ckdt. Wenn nun dieses ^nibol gerade es ist, das 
ai^h auch in Aegypten, dem uralten Akerland, wo stehen 
nHch Genes. XLyi. 34. Yiehhirten ^in Gräuel ^^aren, in 
dem de^n Osiris, dem Gott der Landescultur, geheilig- 
ten Stiere Apis ror aU^ andern' so characteris tisch 
?tiszeichiiet, sollten wir darin flieht ^ine Hinweisung 



j3i 

auf einen ur^pi^üngliclien biatbmchea : Zusammenhang 
beider Länder in Hi^sif^t der agrarischen Cnltur und 
der damit verbundenen Symbol^e erblicken dürfen? 
Hann doch selbst-, ?nrie ^ir sohon obpn bemerkt haben, 
der- Ägyptische Name Apis dem Namen Abudad , der 
dem Persischen ürstier ebenfalls beigelegt wird, Ter- 
-wandt zn seyn scheinen! Eine weitere Bestätigung 
erhalten diese Vermuthungen, wenn wir äuc|h die My- 
then TonPerseus dazu nehmen, welchen wir zunächst 
iOr nichts «inders halten, als geradezu für eine Perso* 
nification des yon Persien ausgegangenen. Einflusses 
und Gultur. - Elements. ^ JBedeutsam ist in Beziehung 
auf Aegypten schon die Spur, die t^ür nach. Heroddt 
daselbst von ihm vorfinden^ In der Ägyptischen Stadt 
Chemmis, sagt er IL 91. wo Perseus einen Tempel 
und eine Bildsäule hattej auch durcji gymnische Spie- 
le Tereltrt wurde^ pflegte er noch immer jzuii^eilen zu 
erscheinen , und dann fand man seinen zwei «Ellen 
grofseii^ Schuh ^1^ sicheres Zeichen. eines fiwchtbaren 
Jahrs. An Fruchtbarkeit lindJähres-Segen dachte al- 
so der Aegyptier bei dem. Namen des perseus. 80 
vrehiig wir noch den Zusammenhang dieser Begriffe 
einsehjen horinen, so geht uns doch sogleich ein Licht 
auf, wenn wir uns; erinnern,, dafs^in der Näh^Aegyp- 
tens der Hanptscbäuplaz. der l'haten des Perseus ist» 
In Aethiopi^xiv woher der .Nil nach Aegyjnen herab- 
kommt, ges€^«Ji es ja, dafj^Pei^eus die unglückliche 
Königstochter befreite , die wegen des Zorns, der 
beleidigten Nereiden bei .einer schrecklichen üeber-^ 
schw'^mung des Landes einem See^rigeheuer ausge- 
sezt werden sdllte. Wir ti^agen kein Bedenken, hier 
der scharfsinnigen, mit unjserer Ideenreihe ganz zu- 
sammenstimmenden Deutung zu folgen, welche Hug in 
seinen noch nicht gehörig gewürdigten und benüzten 
Untersuchungen über^diSnJtfythas; der berühmtem Völ- 
ker der allen Welt, vorzüglich der Griechen, 181s. 



i3» 

8. 9''9. sq. von diesem Uftliua gegeben hat. Die M- 
niglicbe Tochter ist nichts B|iders, aU der Hanptatroni 
des Landes, nach dem bekannten Bilde, Flüsae ala 
Junj^franen Torzuate)Ien (cfr. Eurip. He), init. IKtiXa 
^aXh.naf'9ivB f'oai)*). 8i« ist der Nil, der oberhalb 
Aegypten im Lande der Aethiopier, Mie in Aegypten 
aelbsi, der IlüuptBtrom ist. Sie wird an zwei Felsea 
befestigt und dem Untergang preisgegeben. DieeeFeK 
sen sind die Kataraoten Nubiens, die noch jcKt Kuweit 
len den Strom fesseln. Perseus eilt xurHtllfe herbei, 
bricht die FesAeln, nimmt die Jungfrau TOn den Klip- 
pen ab, an denen sie hieng, und frei foflgt sie dem 
Helden in seine Heimath, d. h. er machte dem Flusse 
Lufl, den die Nubfsoben Kataracion beengten, dafs er 
steh nicht fiei seiner Richtung nach nachAegyplen er> 
ßiefaen lionnte. Wie das Hindernifs gehohen, dieHlip- 
pen «rbrochen waren, bewegte sich der Strom in aei> 
nem natdrlichen Gang. Her Erfolg davon war, daf« 
der Nil in Aegypten um zwei EHen wuchs, sich in 
gröfacrer Entfernung Tora Ufer auahreiiete, die abge-> 
legcnen Strecken besachie , und zur Aufnahme dev^ 
SaHt urbar machte. -Diea war der segensreiche F^fs- 
tritt des Perseus , an dem man den Helden .noch in 
den Tagen Herodots erkannte , wenn er im Lande 
nmher gieng, daa fruchlbringonde Maas des anschwsli 
lenden Stroms, ohne welchen A^gypten, wie das he* 
nachbarte Libyen, mit •"-'-'•—■ -- •- i— — ''—'* — « 
das Land erst iür den 
te, aelbst dem Namen 
und verlassene Wüste 
in Steine verwandeln 
deren mrnehmster Fe 



*) EbeiMo wird der Gai 
wdUiohon WaMos Gi 



• ( 

hat*). ^Yor dieiet CntemelmiQiig war e$ allerdingt 
uitTemieidlicli für die Gegenden znwkihst um dieKa- 
taracten, dafs der ton den If eisen aufgehaltene Waa- 
aerschwall zur 8om»ierS2leit) wo der Flufs am hoch» 
aten geht, sich aufthürmte., zu beiden Seiten, \n\ä 
» rückwärts einen Theil von Nubien unter seinen Fhi^^ 
then begrub', und' eine ungeheure' Ueberschwemmung 
ir^i:rrsachte , deren Symbol das Meerungeheuer ist, 
das die JunglVau yerschlingen wolUe. So weit Hng. 
Wir fibergehen die Deutung der übrigen Mythen und 
Sternbilder (auch die Geschichte des Perseus schien 
dem Aegyptier wichtig «genug , um in der Sternen« 
achrift des Himmels verewigt zu werden), die er nodil 
weiter zusammenstellt, und sämmtlich Ton^der erste» 
GultuT' des Landes ye^^tehen zu müssen glaubt. Für 
unsem :Zweck aber mit^hen wir hier aus dem AngiB-« 
führten die Folgerung^ dafs die Erinnerung an )e^6 
für die Fruchtbarkeil des Landes so wichtige' Unter«' 
nehmung an den Namen^ des Perseus, wenn wir ntcht' 
«ine täuschende Willkühr yorausüczen wollen ,' docHi 
wohl iiur darum geknüpft seyn kann, weil die agraciv 
sehe Landescultur, die ip Aegypten rom Nil nicht ge- 
trennt werden' kann ,- voi^ oberasiatischem und zw,ar 
namentlich Persischem Ursprung abzuleiten isf. Diel 
nahem Bestimmungen, unter welchen dies als histd« 
rischie «Thatsache* gedacht werden mag, und den Zu«} 
«aihmenhang dieses Ägj'ptisch - persischen .Cultur^Ele'» 
mentsmit dem oben nachgewiesenen Ägyptisch * indi» 



fr 



•J Daher wird'dantit auch die Entstäiung des, Pferdes in Vek*^ 

-'"^indiivg -geseKt, des Pegäs'^ oder 'des Quellenpferdes. £fa*> 

' lifimviph;wui:dQ es ip Aegypten uhd L^rbien^ . als mit den^ 

Anbau das Land sich in eine lachende grüne Au yer-^ 

inrandelte, deren Symbol die. Quelle ist, wovon es benannt 

• ist. Was jedoch des! Perseus FufStrilt betritt, so müssen "mr 

Vi^en der Hog^schen Deutiiftg zngleieh anch noch auf spft» 

1^ vorkommende Bemerkungen Verweiten. -^ ^ 



teilen bssen^wir kiei;} uror e» uns niur am das Allge- 
meine zvL thnn ist, au| sich beruhi^n, und lialten riAn 
mehr ein solches ufu^iter9cbeidb{|res Znsammenflielseii 
mehrecer in der l^olgezeip erst bestiniimter sich roa 
einander ablösender Elemente, "wie es sich uns sowohl 
hier als auch sonst £eigt4 für characteristisch bei ei- 
ner Periode^ in weloh^r die Nationen sich^ selbst erst 
zu- derjenigen Indiridualität heranbildeten, mit welcher 
wir sie in der historischen Zeit kennen. Um jedoch 
hier noch hinzuzufügen, was sich uns für die aufge* 
stellte Idee darbietet, nehmen wir noch die ältesten 
Namen zu Hüife, mit welchen das Ägyptische Land 
hezeiobnet Mrurde* Der Semitische, namentlich Heb- 
räische Nbme Aegfptens ist behanntlieh Mizraim » und 
nadi Joseph. ArcfaaeoL L 6. wer es auch, der einbei- 
mische, Trjv Aiyvntov Ms<y^7»t, xaiiMeinQcuBQ tSQ 
Avf^ims^ dTravrag äv tavxtiv Oiif^vT^q Tia^Bau . Ueber 
die Herkunft und Bedeutuuf^.dfs Worts ist man im 
Zweifel, wie könnte es aber nach dem Bisherigen bje- 
fremdend seyn, wenn wir darin den Namen des Per- 
sischen Mithra s erblicken, der vaiX Perseus in eine 
und dieselbe Person zusammenfällt,, und der Herr nnd 
Eigenthümer des Akerstiers ist,. ; in dessen Symbol 
Persien undAegypten sich theilen^)? Ajt^cypten od er 
Mizraim wäre als o das Mithra sland,, das yon demGoN 
te des Akerbaus, dem es geheiligt, den Nanten 'trägt* 
Ein anderer ebenso alter Name Aegyptens war Jümu 
oder XfifuOi "^^ PlutarCh de Is. et Osir« c. 3e.. sagt; 
rrjv Aiyvntov tv roiq (laX^cra iieXayyeiov saav^ aans^ 
re pieXav ta oqf&aXf^ß^ JCfjfuav xaXaoih womit Jfierony- 
mus Tradit. Hebr. in Genes, zu yergleichent der noch 
yon seiner Zeit bemerkt: Aegyptns usque hodie Äegyp- 



Attch nach einigen andern ZenrnSlKft 
Sporen von Mithras in Aethioi 
»er^^ymb. h Tk. &. 7^ 



• •■ 



L 



tiorura lingna Harn dicilur (woraus man zugleich auf 
die YeiwandtschaJt des lifamens mit dem Namen des 
Stanjravaters Cham schliefsen könnte, für welchen als 
Südlander der Name des Schwarzen passend ist). Soll- 
le dieser Name JCrjftia nicht identisch seyn mit dem 
Namen der Sx^äi Chemniis, in welcher Pers^u« eine 
so ausgezeichnete Vereh'rung genofs , und der Name 
des Perseus, "^ie mit dem Namen Mijsr^im, sp auch 
mit dem Namen Jf^^ua in enger Verbindung stehen^)? 
Seine Verehrungx in Ghemmis könnte dieser Annahme ' 
zufolge darin ihren Grund gehabt haben,- dial's die 
agrarische Cultür, die er nach AegypteA verpflanzte, 
Ton jener Gegend ausgieng , wo das Nilthal bei sei- 
nem Eintritt in Mittelägypten, welches nach der alten 
Eiütheilung die Stadt Chemjnis von Oberägypten trenn- 
te, sich mehr erweitert, und der schwarze fruchtbare 
CultUrboden beginnt, den jener alte Namen des Lan- 
des bezeichnet. 'Xhemmis soll der Aegyptisdhe Name 
sowohl der Stadt Panopolis, als der Stadt Hermopolid 
magna gewesen seyn, Ritter Erdk. I. Th. S. 776. und 
783. Merkwürdig ist , -Tlafs auch die heilige Ins61 bei 
der Stadt Bulo Chemmis hiefs, Herod. II; i56. Wit 
wollen keine weitere Folgerung daraus ziehen , und 
J^emerken hier Wo», dafs wi* sowohl durch Heri»6sj- 



7 



■*5 Der Name ^vyvntOQ um auch diesen noch gelegentlich • 
zu herühren, hat hier kein besonderes Uloment, jEr war ur- 
sprünglich l^^ame des WSIs, wie er noch 'bei Homer vorkomirit 
Odyss. ly» 5&1. und ^ripphischen Ursprungs abauleiten toü 

CLiyVJtkog der Lämmergeier« Dieser Name wurde ohne Zfl^^i" 
fei zuerst dem yon den Kataracten Oberägyptens nach Ar^ 
eines Lämmergeiers herabstürzenden Slrome gegeben« Daher 
eben nennt ihn Homer bedeutsam dunBTTjg und nach Diod. 

pic, L 19. soll er auch ai^toc Adler geheimen haben, von 
der Schnelligkeit seines Stroms an gewissen Stellen, älmlicli 
' der Beneniiung des l'igris von seinem Pfetlschufs, und* dem 
inehrereD Fluseen gcmein&chaftHchcn Kanoien Lykoft» 



s56 

oder den Ägyptischen Teot , aU auch «nderaw» nocft 
dfters Gelegenheit erhalten werden, auf die über den 
Zusammenhang zwischen Oberaai^n und Aegypten an- 
gedeuteten Ideen zurückzukommen. Zunächst möge uns 
der Ägyptische Tcut blos die oben genannten Germa« 
neti wieder ins Gedächtnifs bringen. 

Diese wenigen Demerku9gen mögen zur Recht* 
fertigung des Yerbältnisses dienen, das wir zwischen 
dem östlichen Asien, und den westlichen Ländern des 
Orients, unter welchen wir hier nur auf das wichtig* 
ste derselben , auf Aegypten , Bücksicht nehmen kön- 
nen, annehmen zu müssen glauben, wenn der histo- 
rische Standpunkt der Mythologie im Allgemeinen be* 
stimmt werden soll. Wir werden uns nun 

3) zu der Frage über das Yerhältnil's des Orients 
zu Europa, und damit zu einem Gegenstandi der in 
neuerer Zeit besonders auf eine sehr verschiedene 
Weise in Untersuchung gezogen worden^ ist, indem 
der erweiteite Umfang der Aufgabe, die hier zu lö- 
sen ist, auch die Differenz der Ansicht, die auf die- 
sem Gebiete statt finden kann , wieweit nämlich von 
dem historischen Standpunkt aus in Hinsicht der Völ- 
ker und Beligionen, rcn welchen 'liier die Bede seyn 
m^fs, Einheit oder Verschiedenheit anzunehmen sejy 
iu' einem hohem Grade zum Vorschein brachte. Wenn 
man auch gegen die hinlänglich beglaubigte historische* 
Voraussezung, dafs das östliche Europa zunächst nicht 
nur seine Bevölkerung , sondern auch einen grofsen 
Theil seiner Cultur aus dem Orient erhalten habe, 
nichts einwenden wollte, .so glaubte man doch in Hin- 
sicht der Beligion und Mythologie mit Becht darüber 
Zweifel aufwerfen zu müssen, ob auch von unsenn 
Standpui^kt aus, und nach der Beschaffenheit der durch 
so viele Einflüsse geti^übtea Quellen, aus welchen uns 
noch, zu. schöpfen' vergönnt ist, die Möglichkeit noch 
vorhanden sey, eine wirklich begründete* Identilati 



gewisser Ideen, Symbole und Mythen aufzuweisen, wie 
sie nöthig ist, um bedeutende Resultate für die allge^ 
meinen historischen und religiösen Verhältnisse der Völ- 
ker daraus zu gewinnen. Es ist auch wirklieh nicht 
zu l'ä«gnen, dafs^ die Art und Weise, wie mehrere 
Forscher auf diesem Felde, nachdem der hochfliegen- 
de Genies des grofsen Stifters der Asiatischen Ge- 
"sellschaft in Calcutta, William Jones, in neuerer Zeit 
zuerst wieder diese Bahn eröffnet hatte , den einge- 
schlagenen Weg verfolgten , und «isich auf ihm von 
dem Zuge einer zu fr^i und ungeregelt combiniren- 
den'Einbildungskraft leiten liefsen, vieles in sich ent»- 
hielt, was von selbst dazu beitragen mufste, den, ver- 
stärkten Gegensaz derjenigen Ansicht hervor^ijürüfen, 
welche, wenn sie sich selbst recht versteht, in ihrem 
Theile au6h wieder vollkommen Recht hat, an dem 
Grundsaze festzuhalten, dafs vor allbm jedes Volkes 
Individualität für sich zu betrachten sey , und über 
der allgemeinen Einheit die besondere Verschiedenheit 
jedes Einzelnen keinleswegs vergessen v^erden dürfe. 
So mag sich allmählig der Gegensaz der Ansichten in 
dem Mittelpunkt eines gleichmäfsig abgewogenen und 
nur um so sicherer begi*ündeten Resultats begegnen 
und ausgleichen y und in diesem Sinne glauben wir 
auch hier der verdienstlichen Bestrebungen Erwäh- 
nung thun ZU" dürfen, durch welche in neuester Zeit 
namentlich K. O. Müller in seinen Stammsagen der 
Hellenen, Orchomenos und Minyer i6do. den mytho- 
logisch-historischen Gesichtspunkt vom Orient wiedir 
nach Europa und- Griechenland umzuwenden bemüht 
war. Unsere Absicht 'ist anch hier nur, einige der 
allgemeinsten und bewährtesten Ergebmsse isusammen- 
zustellen, und die Elenriente, 'die Von verschiede- 
nen Seiten in einem gemetnschaftUehto Punkte sich 
vereinigt habeui soviel möglich zu sondern. Wir be- 
trachten daher auch hier 



s38 

i) Indien in ■«inem Verhältnis zwn Östlichen Eu- 
ropa und Griechenland. Indien, das uiks in det' alten 
W«lt immei' [nur in dem entfevnlesten Hintei^-und 
eracheint; hat gleichwohl auf die bedeutendsten Län- 
d,er einen, wenn auch nur unsichtbaren und stillwir- 
kcnden, doch tiefgebenden und weitrerbreiteten £in- 
ilnfs ausgeübt, dessen geheimnisTotle Sphäre in un- 
sem Tagen erst mehr und mehr in ihrem ganzen Um- 
fang sich zu entftchleiem beginnt. Und -nie es sich 
ans in einem merkwOrdigen Zusammenhang mit den 
vorderasiatischen Ländern zeigt, so gewinnt auch die 
Jleinung immer mehr Bestand, dafs selbst auch dag 
.Simhel, das auf den ersten Anfangen der Europäischen 
und Griechischen Cultur noch .immer liegt, nurdurch 
den steten Ruckblick auf daa, im fernsten Osten auf- 
gegangene Licht zerstreut werden k^vne. Dieses Licht 
zu enthüllen , und seinen in die: änsserste Weatwelt 
veriireiteten Strahlen nachzugehen , hat neuestena, — 
nachdem bereits der lebendigste Henner dea Orients, 
.J. von Hammer wiederholt die Überzeugnn« aus- 
gesprochen hatte, »dafs derUrbom nicht nur derRo- 
mischen. Griechischen und Aegyptiscben, sondern 
Mich der Etmskiachen, Phonizist^n und Persischen 
Ciöttei'lehre in den^, Indischen Uythus zu suchen sey, ' 
dessen durch Bild und Gestalt lebendige«, aber durch 
das D>nnkel. dea Alterthums Tecschleiertes heiliges 
Wort als. der morgenländische helle <^ue11 des Lebens 
im Lande der'Finsternifa quillt." a. Y\ien. aUg. Litt. 
Seit. 1816 Apr. .J^r.'Sä. — beiner mit glücklicherem 
Esfolge Tcriucht, ala der noiT^r^qll^, im grofseaOei- 
»te d 
Teigl 
diese 
■ der. 



s59 

4lte Altertlittni^kunde, die Mythologie, die Architektar, 
ond die Ileligton«i)r«tetne darbiiften, zu zeigen, ddfii 
elttudiiche PHeitereolonieti mit 'dem ahen Bnddliaciil- 
toff welche l^on Mittelasien anigiengen, noch ror der 
liietoriachen Zeit der Grii^cheii, «chon die Linder am 
Phaaia, Pentos/in Hirahien^ am later, und yielen Ge- 
genden dea weatlicheren Earop2iacheii Rrdtheilea , ja 
ganas Griechenland aelbat, unmittelbar oder mittellar 
beaezt, und einen religidien vKinfln/a darauf anagetftt 
hatten , und dafa dieaea Yerhllfnira nicht allein ava 
Aaiatiachen Berichten, aondern rorzOglich aua den Mte- 
aten Geachichtafragmenten der Griechen, Hleinaaiatei#, 
und aua den llerodoteiachen Erzählungen iHher die 
8cjtfaen im vierten Buche aeiner Geschichten herror« 
gehe/* Aüa'der AuitfOhrung hicron- erlauben wir una 
einige der für nnaem Zweck wichtigatcn Sazc, nebtt 
den n5thigen Beweiien, aoweit ea in der Kfiree ge- 
achlfben kann, hier herauazuheben : 

Von den Landern am Pontua Enxenus, ron wel« 
eben der Yerf. auageht, lenkt er unaere Aufmerkaam- 
keit auf die Sfidapize roii Indien, wo una alte Auto« 
'rert aowohl dieselben Namen, wie amPontua rerzeiclu 
nen, die Koli, Nori, Uolchier, und denPhaalaflufa, ala 
auch daa gegenfibeiliegfmde akeTaprohane, oder heu- 
tige Ceylon, die grofae Inael der Kolias nennen, oder 
der Aphrodite, die nach eioatimmigen Zeugniaaen un- 
ter demselben Namen der Aphrodite Holiaa auch in 
Attika einen Tempel hatte. Diese Aphrodite oder Ko* 
liae Von Taprobane, die unter rerachiedenen Attribu- 
ten , Symbolen und Namen im weatlichen und aüdli- 
chen Aaien verehrt wurde, ala daa Prirtcip der weib« 
liehen Erzeugung, ala die Allgcbahrerin, die magna 
Matirr, iat die in daa höchste Indische Alterthum hin- 
aitfjiekende und ganz auf dieser Inael einheimische' 
Aeit, die nach der Indiachen Lelire aU die 
fncamationen dei Yia^n« allgemein 



%40 

hektn^t iflt, ftnt«r dem NantM Abtar, ,oder Aratar. 
Dieser AvaUr, daa Symb«! des HerTortrvteiis einer 
Gotteswelt aus den Wassern, finäeii wir im Indischen 
Altertljun) öfters ala weibliches Bild, als e in FiscWpib , 
das «ben Weib, und unten Fiscb ist. Gan^ deutlich 
liegt darin der Ursprung der Symc^en i'iach gön ia 
D^rket« , des Chaldäisdian.Fiechitia niiea, Oaanps^ u nd 
selbst das Griechische Beiwort der Aphrodite, anurff^oC 
scheint noch den Anklang dea Indischen , Worts Ära- 
lar, oder Aratur zu rerratKen. .Merkwürdig ist. die- 
selbe Lokalität durch die Verbreitang dea Namens Kc- 
ros, oder des ältesten hieratischen Sonnep - Namens, 
Ton Indien aus durch ganz Yorderasien bis Europa 
bin. Wir finden ihn in dem altperaischen Köaigsna* 
men Hyros oder Hores , in dem Mamen Tieler« dem 
Sonnendienst heiliger Flüsse, Ton welchen der Ara- 
xes, Kor bei Strabo,, jezt Kur, am b.«kfuiniesten ist, in 
der Mäotischtn Landschaft Horokandame, einem Lao- 
de uralten Soimencnltos. Und wie wir ihn in Ober- 
aaien finden, in dem nenem Horasan, dessen westJir 
cher Theil von jeher Horasmien faiefa mit einem al- 
ten Sonnencultus cfr. Herod. I. an. sostofsen wir in 
. ältester Griechenzeit , auf gar rinls mit dem Koios 
verwandten Namen und Geatalten, die freilich ihre 
Terschiedensten Etymologien und Abstammungen ha- 
ben'(roH xopij» »ofoe, xofvq), «her doch gar sehr ei- 
ner allgemeinem altem Worzel Kozugebüren schei- 
nen. Uit ihm finden wir verbunden die grofse Reihe 
Ton Ältesten Helieden-Geschlechtem, Ton Sonnendie- 
nem, Jilorybaittenstädten o. a. w. Wir finden den Na- 
men und den ! 
neoinsela, wie 
u {uofTjTte Hu^ 
die Hori hief« 
Yerlüodong di< 



PHUmM •«h«ii# f Mt«#r Hnf0M « 4#*iM titpU M0 Ulf« 

i^0m K4fl#»# Aorii'! uliKoron^ mriill «rirrff^iflii />fiifr*^)f 

«l#r MifffH iMUu$ rertUünf^i ^msl^fi i«lf (i^U fi* 1%* fit 
M<rtiii»lfi/ftf ^0 A$f ^0n Von^UUm ^itf^ Uihmun y/nr» 
drin^dif tin«! «uf iln« lilHfr il«fr Ht4i#)t iiUh i^rfoirkirnil« 
V(fr^«l#ßr(( t0rwiif«#iN» INliii« <i#r «Itir Of/ti Koro* wuti 

MmAi \hr0n !%hiii4f$$ huit^fff Ui il^rj«rnif(« SUiUnu^ lUr 

0l0n Kfffififid «lirr Kmutvfifiofi^lfrlirif #l«f« JIm^MIim «»rit« 

«M Mgl4 m»» ultfmuk n9H A* h^-W, H* A« IV« %, Mnm m^I 

immmuHUntt^ tUt Ott^, K^tttmUt l^t'tiypgf Ajtf^Vtuhf m*4 iih 
y^fhtt-hmtiji^ tU*»^m iAtUti* Ui A^*-*nn mf**$ih ^tntt 40t'^t'H4*nf 
Ut m*»t/lth »hI tUf fku^h tUf J/t ^^Uh Iw A^toiUm^M ^Httinn 

9$\iy^\'f»ff ^'fH^t'U ^^fUitl^l. $ lUfotif i%t ^"9. ht'fifffft ¥Htf 
4*f niim ^h »Uf i*UrtH\i*u 'iU*tt, I, §ft, ntti) i»i#- MiumUf\tH9 

Au AuUktf'/t't *Un Kof't^ tUMUrt ntUti4 *'f*i*U*'ih''Hf iUf $Hh*'* 

v*f hMt^-tth/t-f (ißfi/'*, ytiit f(tt>f ****A Ut^^fttitt-f ^i-'^Hi 

f$»imAtt^ t\\t* %\h Hut iUff-'ti \\"^>* )»/, !'<"•«, ^%\\\, ijif, 

ItOftffot if'tf^i'ffVßii nuujrnp) {/tiiuttiiUinfMf 4.intHtut^ 
Am€ htttmhf*** tt*\tt-ttf ti.t$ »u tiftt Wy^tP-tUttfMtn ^UhU tuU-» 




Pontoa 9 Aach die Maotischen zeigen' tma die Sparen 
einer Yerwandschaft mit der altasiatischen Geschichte. 
Wenn Herodot IV« 28. am Himmerischen Bosporus 
geradezu Inder nnd ein Indike nennt, so iMänn ans 
dies nicht mehr befremden« Die See Mäetis selbst, 
sammt andern in den Scythenländem gefeievten Seen 
cfr. Her* IV« 5a» war der altindischen Natur-Gotlheit 
heilig, der Haha-Mai, Maja, die als die urälteste gro- 
fse Mutter^ die Ailgebährerin, die Kolias Aphrodite 
yon Taprobane und Altattika, als .der Äratar, daa 
weibliche Naturprincip, die Schöpfung aus den Was- 
sern schon bezeichnet worden ist, und welche auch 
mit der Metis des Hesiod Theog. 886. dieselbe ist* 
Auf jener Inael der Inder, auf Indike, war auch Stra- 
bos Korokandame, welcher in das höchste Cimmeriache 
Alterthum am Pontus hinaufreichende Name eine hei- 
lige Stätte des Koros bedeutet, ein Sonnen - Eiland 



6;* tq« vsrr&th i\^ das Baddlibtisrlie Verhältniili des Wei- 
bes tttm Mann, Ton welchem Herödot IV* s6» aus Gelegea* 
lieit der Itsedonen sagt, die Weiber Imben mit den Män- 
nern gleiche Macht, dasslBlbe VerbältBlfii, das wir*s, B, auch 
bei der ]|lassagetcn - Königin Tomyris Herod, I» so5, und 
noch mehr bei dem nordischen Wcibervülk dcrAma7X>nen wahr- 
nehmen. Der bei ihnen so lioch verehrte Poseidon, dessen 
Geschlecht sie entstammt sind, XJII» i3o* der gerade in 

Beziehung auf sie ngeaßvtaroQ tai^aQi<noi;r» 14s. heilst, 

ist in diesem Zusammenhang kein anderer als der oben sr- 
wähnte Indische Vischmi, Und endlich ihre Insel S«&sri« 

(^2Xffl'lj) selbst ist ihrem I^amen nach gertdezu dieSsMU- 
Inscly wie Sardo die Sarten-Insel» Pausanias Lib. VI« 

berichtet uns vpti einer Insel Seria iSrjQvCc)^ di« « 
einem Busen des crylhrüischen Meers liege« 1 
wurm SU Hause sey. Diese Seren gehören 
pen, oder nach andern zu den Scytiien« ^i 
difrii wolmen. Buddhisteti also oder Seren ; 
im Osten* 



ä 



«4» 

Atfr Hfpfmti ^Mtirftff#N Ki»fK#ri«ri Wir f rfi« (ri irfiiirf 
«k« IT« dii^lf ((«r Ni4;lii m'UU*ft$n li#r««ri Wirum kiirr ((«• 

und in Tiurl«« (wt^lvitt^r fMMtihtf rf« /ti^y H/iatt/rnMfirft 

Iri^A »k/uUli^n Ul> Ji^ii //MIN li#wifi«f il^r« hitt$' 9$UiUi 
lUrlmrtfn^ $unfitfrn t^U^^^CnUnrUfui wnr, IhnitHU^nhtfth 
*iM'J» MM« il«';i l/U U$ 44« KMm^^fUrlin '/fifUttUi'r hUiuHtn^U 
r.UifnAnhHii^0tn fttn ihniiftri*i'>Uu*n uu4 yrotmft^n ^ Ai$n 
AifiiffnU, XHU 0#iii4«iUfA Si$siU0UiUtßutt0rif4M4 fim Ann 
huAinltmUitn i ß^lon^n tV , $'J^, Aiti tUi^ti ¥ff^Aifr Hf'.yihU 

^t:\iU».$ timuthttU f^Mf$^\4^tH t\U hot$HmMmh Umlmtui, tftt*' 
kt^UtH y^'iti ^ittiUt §uh 0H*U h$ fU(0H Ht^mMh l^t-fUält'Htf »itttn 

^'H/^Hil^Util^UtH )/V*ttts, hhUfH in HtitnuiUi$i ^U m mftMhtM^U 

h Ulf "i^* Ahh Mimm f$'§/tJ(/U9 




>44 

donen, Argippäfrn, Hyperboreern, a. ■. w. die ob- 
wohl mitten unter Scytbischen Nomadenhorden doch 
selbst keine Barbaren) sondern fncdliche nnd cnlti- 
Tirtere Völker sind , Ansiedlungen altbuddhistischen 
Glaubens, die freiwillig , vielleicht ancb durch alte 
Heligionakriege verdraiigt, dahin gezogen sind. Ein 
böflonders merkwürdiger Beleg daffir ist die seltsame 
Erzählnng von Aristeas oder Aristäua Herod. IT. )3. 
i5. der an drei Terschiedenen Stellen auftritt, bei den 
Ifsedonen, dann zn Proconneaas, und zu Metapont in 
Unteritalien. Herodots und aller andern Nachrichten 
machen et fast zur Gewifaheit, dafs uns in seiner Ge- 
schichte ein gräcisirter Mythos ans der ältesten Buddha- 
lehre Ton der Unsterblichkeit und Seelen wandemng 
erhallen ist , und die eigentliche Ueimath des älte- 
sten dieser Wiedexgebohmen war im innersten Asien 
im Lande der Ilsedoncn *). 



*) Wir tngm kain BedenlcD, Sittni den Stifter ron Kyrene, 
«dcher nach Callimaclius H. in Apoll, 65. aucli Aristolcia 
Theräus hie&, für denselben Arbliiu zu erUarCD, Der Ha- 
rne BaHiu, welcher nach Hero^ot IV. i55. nicht cioea 
Staromler , sondern nach der Libysdiea Sprache soviel als 
ßaaikSVS bedeuten soll , igt lein anderer, als der des 
Buddha, oder dea Koros Apollon, der in Cyreue, der Ko- 
Toasudt verehrt wurde. Dieser Cultus hat sich a^ich nach 
andern Spuren , wie wir auch später noch sehen werden, 

' nach Libyen Terbreitet. Von den Libyern, welche sich wie 
auf Sardinien, so aucli auf dem benachbarten Korsika nie- 
derlielscn, soll nach Paus.X. 17, diese lusel, die die Grie- 
chen Kymos hicfsen, den Namen Korsika, d. h. Kotos-Iu- 

»el erhalten haben. Die Insel '*'>'-"■ _.i-i... — r: 

byen durch Battus bevölkert 1 
Namen nach (s ist wie so of 
lUtter Etdk. Tb. II. S. Soi.) 
Sereu Intel. Die Sage von d 
in welcher auf der Argonauten 
Strande nach dem Schick^alssp 
n die Herrschaft übet Li 



34Ö 

Wir übergehen, was der. Verfasser im Folgenden 
weiter bemerkt über den Bosporus Üebergang der Jo, 
als einem Üebergang eines altvaterischen Cultus, und 
überhaupt alter Cultur aus Asien nach Europa, über 
den göttliehen Fufstritt, das Indische Symbol der Er- 
rettung aus der Fluth, und den Spuren desselben in 
•der Herakles - Fufsstapfe im Scythenland Herod. IV. 
82. in Japygien bei Pandosia, so wie auch in dem al- 
ten Namen der Insel Sardinien , lehnusa d. h. Insel 
der Fufsstapfe , (in deren Gcscj|iichte wieder jener 
Aristeas oder Aristäus auftritt, der aus dem Böotier- 
land dahin gezogen seyn soll, wo Homer das wohlbe- 
^fohnte Budeion nennt II. XVI. 572.) sodann über 
den an die Heiligkeit des Karawanenwesens in Mit- 
telasien erinnernden Friedensweg des -Herakles (der 
auch der Weggott Merkur ist), der über die Grajischea 
Alpen bis zu den Gelten und Iberern geführt habe, 
wir übergehen dies, um hier noch einige der Resul- 
tate Yon den Untersuchungen über das älteste Grie* 
chenland mitzutheilen. Merkwürdig, ist hier vorerst 
die Kunde von der Auswanderung eines äkem Dori- 
schen Herakles in das Abendland, die ^edie seines 
Zeitgenossen Aristäus , der aus Trauer über seines 
Sohnes Aktäon Tod ausBootien floh, Paus« X. 17. aus 



che sodann l>ei der Insd Thera dhn Sohijfie entfiel , ' und 
Ton der W(^e an die Rüste der Insel gespühlt wurd^ 

(a9^»rog vaatjp Mxvtm Aißvag onBQjia Find. Pyth* 

IV. 75.) scheint uns eine Andeutung des kosmogoniscben 
D(^;mas der Indier von der EnUtehung des festen Landes 
aus dem Erdschlamm zu enthalten. Man bedenke femer den 
IVamen des Samus der der Ahnherr des Battus war, und sein 
Geschlecht tod Euphemus ableitete, und die Verbindung 
der Pflanzer von Kyrene (der von Thebä und von K-admus 
abstammenden Theräer) mit den Minyem und den Lemni- 
sehen Abkömmlingen der Argonauten, lauter Ziüge, deren 
Bedeutung sich aus dem Folgenden ergeben wirdt 



146 

demselben Lau je aaii gleicher Ursache gevchehen seyn 
möge, weil eia erneuerter CuUdb und ein neues Herr- 
scherrolk den altraterischen aus jenem Budeion *), äa% 
schon Homer das wohUie wohnte nennt, ewatuftero* £s- 
Jtttov 11. \VI.573.TcrdrBngt haben. Es geschah dies wohl 
ta einer Zeit, da das älteste Orakel Allgriecheolandt 
. Dodona , oder riehnehr Bodona nach Steph. Bys< ^ 
Thessalische, am Fnsse des OlympoiB, den allgemeineo 
Glauben der altvSterischcn Zeit TerJohren hatte. Die- 
ses Dodona -Bodona und nicht das jfingei e F.pirotisiJie 
ist es , welches in der bekannten Stelle Homers Ü- 
XVI. 233. coli. II. 749- zu Terstchen ist. Der Gott 
dieses Orakels ist kein anderer als der alte . Buddha , 
der weissagende, der errettende aus den Wassernde 
Fluth , der Hyperboreer Gott , der Wodan und der 
Ktjlten Heraklee, lii diesem uralten Thefsalien war 
es auch, wo' die Hinerra Budeia rerelirt ward, in der 
Stadt Budeia imläagneeischen Thefsalien, Lochst wahr- 
scheinlich keine andere, als dieweibliche Gestalt des- 
selben alten Buddha, der Awntar des Buddha Yischnn, 
die I^etii,' die am Thracischen Gestade Tlietis biera, 
in Auika aber Pallas Athene, wo nun Erechthens ans 
ihrer Hand herrorgieng, der mit seinen ScMangenfö»- 
sen in die alte Awatai-zeit gehört, nud wo im Erech- 
iheutai neben den grbfsen Göttern, Poseidon und He- 
phastos, Butes in gleichem Bang stund, and die Naca- 
bommen dieses-Herfls, die Etcohfiuden, allein die 1»- 
atellten Priester der Athene Polias waren , und wo 
der altTäterisi 
denken an ei 
eher man Got 



•} Sollt« nicht 
Käme BöoL 



•kl 

V.eiitSU*p^rm')A ^ntmnfif» AmSfUtAttm, V\ttmAiAAn ^ 
Um. Ai$ tfchtn tiUnr» humftUtm lltditvinltmih Hur «U 

im »Ut^ AvittM irintn'imUi!UfH»''t-Hi-utlti-Uinin*f, hh4 
41« Ai^tU'Mtmtt ttUMUiM-Uff Unni-j^'i-UiMmin, *im lU'r 
Am* %'imAUm, mU ihAivM-ii, \S\t t» AiffU« •» ^nAt-H . 
»fr f#rvMrf Amt Humim ttmtu, ti*tf''»t »"lU tun U imAi¥' 
i»SH4< tmt 4«N iHwIfl %\S»tA*tn MUtA, V. Vf. ftuttm, »« 
«Iff (»«(*• üftn hiAm A^n (W"« tt*^, Mi«*), V, fw, (»*• 
fMwt« ttwl Afi/fi**"» itfA um Atitt^ttHft in MäiyUmit'H 
in A¥n lUittikfut, i^.mUUU xMtt Avr S^tUvtir in Af» 
VnnUt »»iHff i!itlfttMiii»ni',i'ft irw'ti Hwh Mn 'ttMAiiiif 
hkft ftm Aft %tiA»nn f'lo'ff« A'm /it Afn'/Mtpn It-uU«. 
ti»ti0 in 'llmffoii'-iii fUii/iifii nt*A l'h'Mt hih»imi'U-., 
tifn ihAU AiM itiifr iwinit ftUKiiiUi unA UtM« t'"*- 
^H tt*'i, mtHAffn nur fitm Ai'*l''fif,*'t>»'i% Af» nUii» < 
»»UiM UtHt^iM n/H A"f f^ntt»-n MU^fUfifißH tHitnUhi t>, 
»MM mMtttmr Äff li»AAUii'ytii»i tiit Mti-iiwAn^ uni-u,-,, 
4m ttfmttiil ft)it, »)« Avr himmiin^t'M (!•'(;»'«(»'*};"« '>'• 
J'ljHfN Jm A, T, It-utmiUm utmr w-tAi in *>iM<y«iv Im 
4i»i.Umtt hfAU.U* HHti"' 4fm SmttuH Itftt iMi-ftlfl «l* 
»in y^nfinri't f,'-n*'n 'itfH lifHmiufit'tuHt IUi»thit» (c- 
»fltit4Mrt, AMmn^tttt kt§ tiin\Mt''iin'i' Afi hUmh HuAAhM, 
umA MV »ffM mU tiiiimm tiMf^ffiiftn nurU Amm WMttfn 
KU A^n V»v«it*«, wnii'hM matt tur Aii hriffttf» h«((, 
rprtfiiAtMn mtniftf, inftttmut tt«*«« MitiMm MtmmMnt 
4«r 4«M \»Uif Am* tttAMmm ttMuhittitm f^Mf^ntmn wpt- 

t i, »H'U »^) •Ui K""' 

«•U, mm (»ff hw 4h kü' 

,1., ,11» ,)., (!,«,(,.* m.4 
'imnt titi'i'll irMi 'I" ""1 



de, erkenne man den Griccliisclien Promethens , des- 
aen Siz am Maukaaiu, nebst dem ganzen Ufiatenstridi, 
wo aacli das eigentliche Asien im engera Sinn war, 
nicht nur Aie Heinuitli der Frometheischen Denkalio- 
niden, (die dann Tom Macedonischen Axiosstrom aas 
sich im The£ialiBchen Tvie im ,Böotiachen Badeion 
verjüngt) sondern auch äes 'J'hraciscfa-asiali sehen Stam- 
mes der Trojaner, deren Ahnlien- Dardanus, und end- 
lich sclliet auch das Asaland und Asgard des Scandi- 
Barischen Nordens (Odin, Wodan, BiMldha) gewesen sejr. 
Wenn vrir bei der Heraushi'bung des wesentli- 
chen InhaUs dieser Untersuchungen vielleicht zu aus- 
führlich gewesen sind, so mcig es iheils mit unserer 
Absicht, hier das Wichtigjite, was sich bis jezt über 
den religiös - mythischen Zusammenhang der Yölker 
ergeben hm, in einer allgemeinen Uebersicht zosam« 
menzustellen, theila auch mit der BeschafTenlieit sol- 
cherUntersuchungen entschuldigt werden, welche, in- 
dem sie aus soTielen einzelnen Faden zusammenge- 
woben sind, entweder gar nicht, oder nur in ihrem 
ganzen , sich selbst begründenden Zusammenhang be- 
rück sicbtigt werden wollen, uns aber scheint in der 
Thatdnrch diese tiefeingrdrendenJnbaltsreichen Resul- 
tate der historische und religiöse Zusammenhang des 
östlichen Europa and Griechenlands insbesondere mit 
dem hohem Asien auf eine neue höchst wichtige Wei- 
■e ins Licht gesezt zu seyn , so daf« nun- wohl heia 
Bedenken zu tragen ist, diejenigen Elemente, die man 
bisher blos an die nähern Yermittlungsp unkte, nament- 



249 

a) das Yerhältnifs Persiens zu dem ältesten Grie- 
ehenland, Dafa auch ans Persien, deni Iraniaclien Lan-« 
de des Licht-* und Feuercnltus religiöse Ideen, Symbo- 
le, und Mythen nach Griechenland herabgekommeu 
sind, muis an sich schon wahrscheinlich spyn, und die 
Namen selbst gelien uns davon ein nicht undeutlichcft 

'' Zeugnifs« Vor allem ist es derselbe Perscu s, den wir ^^'>i' 
schon inAegyptcn kennengelernt haben, der uns auch 
auf Griechischem Boden in dem alten Arges begeg«* 
net, und zwar wre dort auch hier in Beziehung auf 
den Ackerbau, als Mithras oder Dschemschid, als der 
Dänäe Sohn, *der Ton dem goldenen Strahl des^ Zeus 
be fruchteten E rde. In welcher Begleitung er als Er- 
bauer von Mykenä dahin gekommen, haben wir oben 
gesehen« Ueber einiges andere vergl. man Creuzers 
Symb, I. Th, S. 789, Verstehen wir den bekannten 
Mythus, wie Perseus von Griechenland aus nach Per- 
sien gezogen, und doit durch seinen SohnPerses der 
Stammvater der Persischen Nation geworden sey, nach 
der so gewöhnlichen gräcisirenden Unideutung > so 
liegt darin eine historische Ueberliefeimng ron seiner 
oberasiatischen Abkunft, womit Herodots Bericht YL 
53. '54. natürlich übereinstimmt, dafs nach der Aussa- 
ge der Perser- Perseus selbst Afsyrcr sey (d. h. wahr- 
scheinlich von Persien aus in die Westländer ge^ -m- 
gen) und Grieche. erst geworden, aber nicht seine 
Vorfahren, Denn des Akrisios Voreltern, die Perseus 
nichts angehen, seyen Aegyptier, Dieser mythische 
Zusammenhang mit den Persern war auch wirklich 
den Griechen noch zur Zeit des Perserkriegs so wich* 
tig) dafs deswegen die Sage von einem geheimen Ein- 

, verständnifs der Argeier mit den Persern sich unter 
ihnen verbreitete. Herod. VIL i5o. Doch er ist nicht 
der Einzige seines Namens im fremden Lande. Die 
Namen Perses und Perseis werden gerade i^ der aU 



35o 

testen Griechischen G8tler>GeneaIogie nicht sehen ge- 
nannt. Nach Heaiod« Tbeogonie 346. sq. erzengt der 
Tit;.ne Kicios einen Astrüos nod einen Perses, der 
mit der Asteria die llekate zeugt, und Helios des 
Hypcrions Sohn erzeugt mit des Okeanos und der 
Tht'tis Tochter Perspis die Hirhe und den Aeetes, 
dim Hönt^ ton Kokhis. Diese Pcrseis heiTst bei llo- 
mt-T Od}-ts. X. 159, Perae, und aach er schon nennt 
sie mit Hgüos Tcibunden und des Okeanos Tochter. 
Mng CS Auch mtt der hchunnten Etymologie, dafs der 
Nuinc Perser, oder Pars, Paret, diu Hellen nnd Lich- 
ten bedonte (eine andere Etymologie Tergleicht damit 
dsjt OiaidainGhe Pars, das wie das Germanische hör- 
S6, Plerd, Pferd und Reiter heifst) , sich Terhalten, 
wie CS -will, wir sehen hier in jedem Fall eine Reihe 
Ton Lichtwesen, welche uns auf das Persische Licht- 
s}'Siem und den Persischen Hcgtsmns, 'welche in den 
IjKndorn amPontus einheimisch gewesen seyn mQssen, 
hinweisen. Dort war ja auch die Heimath dec Medes, 
der Ilcdurin, Horod. Vir. 6z. und der Zauberin. XMi 
jedoch diesen Zusammenhang richtiger einzusehen, 
müssen wir zugleich noch einen doppelten Mythus in 
ErriäguTig ziehen, den von dem goldenen YlieCi, nnd 
den Argonauten-Mylhus. Jener erzählt ans : In des 
Böotisclicn Honigs Athamas Hanse zwang der stief- 
mütterliche Ilafa der Ino gegen die Kinder der Ne- 
phele, die 1 
mit goldene 
phcle darch 
fahr zusand 
ihn hinabge 
diis zu fliel 
-der .Per 3 eis 
sein Vliefs 
dem Hain cl 
VeranlassuR 



s5i 

Jahreafracht gegeben, indem die Weiber auf der Ino 
Rath geröstetes Getreide gesät hatti^n. Zur Sübnung 
sollte Phrixos geopfert werden. Was diesen Mythus 
mit dem Mythus von der Argonauteniahrt in Verbin- 
dung bringt, i^t das goldene Yliefs des Widders, das 
Jason nach Pelias Auftrage aus Kolchts zurückbringen 
sollie. Wir versuchen es, einige Hauptsymbole dieser 
beiden Mythen zu deuten, am daraus, wie wir glauben, 
etwas historisches für unsern . gegenwärtigen Zweck 
zu gewinnen. Yors erste jener Widder ist wohl, "wie 
auch schon die atlnmospärische Umgebung zeigt , in 
welcher e^ steht (s. oben), kein anderer als der am 
Himmel glänzende, das Fr ühlingszeich en, in welchem 
die Erde aufs neue befruchtet wird, daher gehört er 
dem Hermes an, der, wie er sonst dem Widder he* 
freundet ist, so auch in ihm der Zeugung und Frucht- 
barkeit vorsteht. Sein goldenes Ylief s nun , durch 
das er so herühmt geworden, halten wir, um es kurz 
zu sagen, für ein Symbol der goldenenSaatfrucht, die 
durch den günstigen' Einflufs seines Frühlingszeichens 
gewonnen wird. Ein goldenes Fell in diesem Sinn 
ist doch wohl nicht sehr, verschieden von dem golde- 
nen Handtuch/ das nach He rod. n. 122. der Ägyptische 
König Rhampsinitos aus der Unter^'eit zurückgebracht 
lat, als ein Geschenk der Demeter, über dessen Be- 
deutung wir nach dem ganzen Zusammenhang jener 
Erzählung gar nicht zweifelhaft seyn können. Kpch 
mehr, aber g^ij^ dies hervor aus der Zusammenstim- 
mung der wesentlichen Züge, die von Jasons Unter- 
nehmung inKolchis angeführt werden, mit dieser Vor* 
aussezung. Das Hauptwerk, das Jason in Kolchis voll- 
bringen mufs, um das goldgläifzende Widderfell zu 
gewinnen, besteht darin, dafs er wie Pindar singt 
Pyth. lY. 399. 



s62 



er Aifp:as aSafiavuvov ev . ßsaaoig agot^ov 

nai ßoag^ ol (fXof ano ^av&av yva&mv nviW 

xcuofievoio nv^og, 

XaXxeaQ 8' onXatg agaaaiaxov x^ov* aiiBißoiiBvoi* 

Tag ayaycov ZevyXtf neXaaaev ftevog* of&agS 

avXamag evrawocug 

rjXavv' ava ß(dXn%i.ag V ogoyviav ax^^f vmov 

yag* 

Cfr. ApoIIon. Argon. III. 4o4* Orph. Argon. 868. 

Die Bezähmung der wilden feuerschnaubenden 
Stiere , die Aufpflijgung der Erde aseigt uns deutlich 
die ersten Anfänge der agrarischen Caltur, die den 
Griechen von den Kolchischen_Län3em iiam, wohin 
sie sich schon frühzeitig yon Persien aus verbreitet 
haben mag. Der Drache 9 welchen Jasdn als den 
schützenden Hort des goldenen Vlicrsos (wie der 
Drache auch sonst als Symbol einer bestimmten Lo- 
kalität mit den Begriffen der Bewachung und de« 
Schutzes vorkommt) zu bezwingen hatte, leitet nns 
wieder nach Böotien zurück. Hier wird Kadmos der 
Phönizier durch das Stiersymbol Stifter einer neuen 
Ansiedlung. Er erlegt den Drachen des Ares , der 
den Ort bewachte , und sät seine Zähne , woraus be- 
waffnete Männer, erstunden , die sich wechselseitig 
bis auf fünf ermordeten. Die Hälfte derselben Zähne 
soll nach Apollod. I. 9. Jason in Kolchf)^ gesät haben, 
und auch jezt wiederholt sich die seltsame Kriege»* 
scene. Diese Bewaffneten, die anagtoh die Gesäten, 
(auch ihre Namen wie z. B» Ovöaiogy X'&oviog^ «ea- 
gen von dem Boden ^ aus dem sie entsprossen sind) 
sind die Getraidehalme, welche (wie auch die Zähne, 
aus welchen sie emporgewachsen, in Ordnung gfveibt 
neben einander stehen und feindlich dr^ 
ihren lanzenartigen Spitzen in 




iMff^himii ((lelch Im VMu «f«)!«». I>i0i« Aniiiehl 

<l» »jmholUehen AumWutU^ dringt tich um tu» t\er 
Verf^lfllcliiinff ninifiar Al«llfln bei f.uripiilg» rurt tetiitt 
»ut. Man leh« k. J). l1io«n. v. fftT, it|. 

%#««' Ä* am KBö«» impnovi «vr» Ä* aiintrat 
all»' tff Xi(0jj ßuuTtiov ) i4*r' »c/itCij 

üKa^fa* (iv/iüti, m fites d» 6ti ffavftv 

tteniwlUenhfAeMitamettAutthuiiharaxys^efträtieht 
«r In d«nM«llfirfi Sinne auch f>a»Jf. Hiß. 

KaSfiav n rov onrn/avra yrffivri ofa%vv. 

«ml «lf«n«o b«t!«i«bn«nd i*t der A\m\rutM ^tif«^^ irel- 
chim irr iluffir «filiet, «< )f< llnodli' r< If^Ü' 

iffUHOfTae tantti/' o'fto^ f» yuiif Uti/Od' 
mn4 taÖ^. 

(f Katiio^ 6 fifffiSi ^t '" ^'ißfif* ftvog 
tanfiffut MÜ'^fiiitiaa »uiMtuu Ot^iis^ 

Wntnn'>miM;ticffl(,')ilfir ^nme in» n'invmhttTtPre, 
einer «clo» «W arivln« otifv 'l«r »ififf'« rpilcn, *w Ist 
Mmtnit die «7ml(»li*('ti0 Aimrlinifinir , an Mflclin hlnr 
flclinrtt nN 
ijinrgnwach* 
Vi/Hff a>')«t« 
f(»lrn«-< «ml 

iof rlriKiD)- 
nf( tier Hnv 
i\fr W.id,»'*- 
iiitlerui«Un 



i54 

Stelle andeutet, und auf die Selbatzerstonmg des 
Kadmeischen Hauses anwendet, weiter s^u entwickeln^ 
ist hier nicht der Ort, wo wir durch die zulezt ge« 
machten Bemerhungen nur die Erklärung jener Züge 
aus dem Argonauten-Mythus zu Tenrollständigen such- 
ten. Die Beziehung dieses Mjthus auf den Ackerbau 
liegt endlich auch noch in dem Namen Jason, den 
schon Homer Odyss. Y. 125. mit geringer Umände- 
rung als Jasion in der innigsten Verbindung mit der 
Demeter fiennt. Auch der Name seines Vaters' Aeson 
' könnte nach Ritters Bemerkungen in der Vorhalle 
über dieses AYorzelwort für die Lokalität des Landes, 
wohin ^ie Fahrt gerichtet war, leicht von Bedeutung 
seyn. In jedem Fall aber ergiebt sich aus diesen und 
den frühern über die Verbreitung der agrarischen 
Cultur gemachten Bemerkungen ein durch die Kol- 
chischen Länder yermittelt er Zusanunenhang Griechen- 
lands mit Persien, welchen wir in Hinsicht seiner 
näliern Bestimmungen , wie z. B. des Verhältnisses, 
in welchen die dieselbe Sache bctrefienden, und in 
Böotien einander berührenden Mythen Ton Kadmos' 
und Jason zu einander stehen mögen, hier nicht nä- 
her betrachten wollen, sfcher aber im Verfolg noch 
mehr bestätigt finden werden , je mehr wir den Geist 
des Persischen Magismus und die Ideen der Cereali- 
sehen Religion der Griechen kennen lernen. Mag 
auch jenes j^ta d. h* das Land überhaupt, oder die 
Erde, woher Aeetes der Erdmann, erst späterhin be- 
stimmt nach dem Phasiscken Kolchis yerlegt Worden 
seyn, man yergl. Ritter Erdk. Th. 11« S. 912. so ist 
es doch schon aus einer yorhomerischen Zeit, und 
obgleich yon Homer in die ^estwelt yersezt, doch, 
schon ursprünglich mit dem Begriffe des äuTsersten 
Osten gedacht worden, indem nach Homer auf der 
Ääischen Insel der Kirke, der Schwester des hartge* 
sinnten Beetes, der tagendenEos Wohnung und Tänze 



W«»!«« wil Atm »«(««rK«» 0»(«n in «i«*f u^tmitu 
v\i»U\\i}tmft t,rnmn»hp'uim ■/,ut»muifHin,iT, wm um 
'l«atli<;)Mt«ii ««• <*»'r lifH« 0.)/w, %- »»- •'(- /« •»- 
!»<•• iM. ft« iw'i'-liH 'l»««n«,(( («»Mir t^fhf'tiH Wi'l.(«^, 
Twn »pIeJt«» wir •«•^i*""«««, «W't »•l'»"'^ «)'»»(*( aRJ. 

«lf«fi*« tf«4«Mf«'n4| (f"*'/''"" ^'* "'* ''•"''''"•'"»"»'"•'■'»• 

mriff (JIM»«« llHl«m *f)*i*lt. »'»f (()'(' U W'-M*', nfHN 

di« ■m((«k*r((ft« KklilHnif (('"""*""' " '"•''■''< 

l«t w«» Mniitir mit urwTrm W"/,'» t'/H 'f«?'n <*>»■»•. 

Hftintnitt, A'ui mir /,H «rfr/f M-h" n M<ltt<'n, mfM nur 
In *iMm ItMm AAinmut nAttn t,'uhtm «i-««.lit«»«M, »vk«« 

t/finiii'n\atiA k'immgn , lirt mni,t'/,Mfn» Arm Antitfiit 
»tr Wrail« *uf tH'tiimiiiii'ni Ui»''ni»fUn Aiiy/ttif» und 
^rkuhrttfH tiiiiAur 4— '^rifwf« li-l**-« hh'I» *'«r/'i/,fi<li 

*i*4 '/TMtMi; uiitim Ayfinftk^MinkrH hiii'/,'-t'ukt, oU* 
fl«i«b ««n 'immrr mfUr v,n%r'/^fS,i» mmAvnnt»^*, A»l$ 
*iU *'"• M«n iifUrr im * 
««(• A:',jpi't%i,hp\tiiut/.'t- 
mnln-n ^^Uuhin, »t'iMi 
il'iff tn'U*ti\ii-n utiA t'i'r- 
tiii^r A'H '/'''»H''i»'ii't, 

t/ti—h4tniinuU AntiUuHf 



»56 

und wiiTersellenUerodottts. AI« er mit seinem edeln, 
Vifsbegierigen , i^nd haaptsächlick auf yergleicliende 

, Untersuchung der ältesten religiösen Ideen der Ydl- 
lier gerichten Forschungsgeist in das Wunderland 
Aegypteii kam, bemerkte er eine für ihn selbst über- 
i*aschende Uebereinatinunung zwischen den religiösen 
Ideen und -Gebräuchen der Aegjrptier und Griechen, 
so dafs er kein Bedenken trug 9 geradezu zu behaup- 
ten, dafs fast alle Namen der Götter aus Aegypten 
nach Hellas gekommen II. 5o. namentlich aber Pan, 
Herakles und Dionysos Ägyptischen Ursprungs seyen 
IL 145* ApoUon ist ihm der Ägyptische Horos, De- 
meter die Isis u. s. w. Er nennt auch Einzelne, die 
Aegyptischen Gottesdienst nachGriechenland eingeführt 
haben, wie den Mülampus' Amythaons Sohn, IL 49« 
welchem bald Tollkommnere Weisen, o'Otptorao gefolgt 
aeyenc Ferner: das Orakel in Dodona, das er selbst 
das älteste in Griechenland nennt, war nach den Erkun- 
digungen» die er hierüber sowohl im Aegyptischen 
Thebä als in Dodona ehigezogen zu haben behauptet, 
ein Aegyptisches Institut IL 52 — 58. Die Thesmopho- 
rien, die Weihen der Demeter sind aus Aegypten 
nach dem Felöponnes gebracht worden IL 171« Die 
Wahrsagungen, Opfer, Feste kommen von den Aegyp- 
tiern her IL 58. . und nach der Stelle II. 8i. ist ihm 
auch die unter dem Namen der Orphischen bekannte 
und in der Griechischen Religion eine so wichtige 
Stelle einnehmende Denk • und Lebensweise iden- 
tisch mit der Aegy[>tischen. Die Einwendungen, durch 
welche man auch in neuester Zeit wieder' das grofse 
Gewicht, das man auf diesen Geschichtsschreiber ge- 
legt hat , yerringcrn zu miifsen glaubte , indem man 

« an seine Abhängigkeit Ton einer nach ihrem Interesse 
ägyptisirenden Priesterschaft, auf welche er sich 
selbst wiederholt wie z. B. IL 54. i45. als cfie Quelle 
seiner Nachrichten beruft, und an seine zu willfährige 



s67 

T^f«iif#«?/uiif( i^ftf «i^fMcli 9 4^inf}<fn^ ^ «Ind /.war »U;hf 
^^i'r^di» *#1iU;diitiffi iil#/im«}«i'n f «her In k<'lMi^/fi FmII 

f« « ttfi4 di« fOr ihn mtnrikhif hitiM-htHnkunf i^$ 

ff, '4; W/ i»i«#j HifTü^i #'}fi«iMf{{{i» J1i<liiiifi;{ ft,t*'/,eh§;n 
fti«-i«j((i^, wi'JrfK'r <?r folj^ti tiJcfil 0)111^ ftMi'itblScIi« 

k^^if^^l fÜt' Uli* #<*/«, fvii» /. «, ili« IMi;rt4i#H»i> fL 
All, wo »{^i ll«'roilot «ffiu«5 Voi'tU'lli/riK rort ili'/Whli* 
ti;{li#4t ^ii'*^* Irj^flUiM Mr Ak UUi^tti^ reUi^yf^e CuUnr 

S\\¥r$ ^t^SMAni tu hApfn •ilii'lnt *), uuA AU H«{{f 
t(/fi Aisf ^%y\9^\n^i^¥n Alitüintf , wf<f «dio/t Ifüfiixl/it 
*#tt;M9 •<> *Mf'li fitiif ffocli \m$nfr fM T(^^Uk¥\hHh hMUu 

^j#i'«o«|/iM<'i) li^;Hnti*fi^ U\uy, Aif4 tihA AttAt^if^ rAifAhU0 
$iitifiinA*u^f i$fp V^nWr/^i lieh Au^i*^**tt AU Oütii/wlli'« 



tmm 



4<49 iff \ihf% mfMif di$ 9iAmUi Oi/)fUiyli6^ 



.iß3 

Aegyptens ran einem an Ort nfkA S^telle gleidiaam 
einheiniischeo GeechicIiUchreibcr nur immer zu er- 
"Warten ist 9 und wir dürfen demnach mit Sicherheit 
annehmen, daCi da, wo er Griechische Ideen und 
Gebräuche von Aegyptischen ableitet , wenn auch 
nicht gerade immer ein unmittelbarer hiatoriacher 
Zuaammenhang^ doch immer ein mUtelbarer, nnd 
, eine genaae Uebereinatimmnng atatt fand. , 

Fragen wir nun nach bestimmten historiachen 
Thataachen, die dem Ägyptischen Einflufa zur Grund- 
lage dienten, ao ist es unter den Griechischen Lan* 
dem daa uralte Ar^os, daa wir ina Auge fassen mfis« 
aen. Schon die ältesten Sagen yon Jnachoa und 
Phoroneoa *) , der Jo und dem Epaphoa zeigen rtn» 
die Spuren eines Zusammenhanga mit Aegypten, nn« 
. ter welche rielleicht auch der alte Name dea Felo» 
ponnesua aiMi yaia z. B* IL 2901, gerechnet werd^ 
könnte. Aber die bestimmtere Sage beginnt erat mit 
Danaoa, der dea Belos Sohn und der Bruder dea Ae- 
gypios heifst> und aua Furcht vor des Aegyptos fünf- 
zig Söhnen mit seinen fünfzig Töchtern in dem ersten 
Fünfzigruderer aus der Stadt Chemmis (oder viel- 
leicht aua dem alten Chemi d. h» Aegypten) nach, Ar- 
goa gekommen aeyn soll, cfr. Herod. IL 92.. durch 
seine Tochter Hypermnestr^ und dea Aegyptos Sohn 
Lynkeua der StaiQmvater des Argeiseben Königabau- 
9e$ der Feraideo^ , Wenn wir auch die Gründe, mit 



^mm 



^ Inichos ist das Fluiswasser der Ino oder Jo (s* nadAer)^ 
Phoronens Ist der P faaraopen -Jfame» Mag auch dieaer in^der 
Sgyptificben Sprache einen Köi^ig bedeuten, s» Creiuer Com- 
vent« Herod^ J. i^* so hindert dies doch nicht^ dabei auch 

an das hehr. ^Q der Fam tu denken, wir belLonuada also 
einen St ierkön ig^ wi» anch Osi ris w^ daa Votbild der Igyp- 

iiicheR Phaffateen. Epaphoa kommt nicht von Bipamo 
har, toadarn von dam liypiiaohsn 




th9 

mM0^fm4 $^ 9if^ ^ir 4i*tM mit d^m tUaf^t^x^ #W#r« 

jcmn^imn i#f « <u<W 4iN;b ^0HinßU$m »uf i^$t4ärm Wir(|f# 
4M^i##i» wt/^iUn mi^¥mi Amm (t^nhin T^^iUlsr^ \M$m 

A^l^'l/tkr Miliar ^l#«ii hiUU #ii«## Ki;biflKi^# tii##i^M«% 
wfo (Hth4tH fi^Mf^% Wv«;li«A» I «»#»4 4sm IV«i;l###l 4#r 

h^kU0iw¥Uri^UMU4Uik ^im$^ M Ann 9^\i^H kti^^tiUm 
f#wi>lM#fM;l»# (#/ «^k#N)# #M fU^ihUiü 4MMJ» f«^ li» ^n 
4## fl^l^^^w i(^ki/f»>MMrft# •i^'l/i^iiMi^ii^« IV'#«;I«« km'AhUi^ 

f^*t %A\ifUM\^u fitjfm^4*»Hf tMmi^'ti^ hh4 f^n^iht^^^f 

i^UMi^Ux »WmI ¥ifM mr '/^ f^fttt^U^n^ m^ rvM 4^^ 

9lM\hn ^M^ ¥fU \m lh$^i^Ui^tirMfitm4 4m4 ^tMkUitf 
«#f/ \ihhpUfr.h$ihi n^Uh0 f4tpp4 u9i4T*f*UiUU^ 

. »7* 



]6o 

' J>ekaiiiite üarigmMcittt , di« iitir Ein Patr «der 
■ach nceh Find. Pyth. IX. 195. zwvi Tendionte , da- 
mit die Snccearion der Tage tmd Nächte nicht saf- 
hflr«. Danaot lelbat neben seinem Broder Aegypio« 
kann, aoirenig all dieser, alt hiitoriache Person gelten. 
Ueines-wegs ober möchten wir dadurch die historische 
Grondlago dieses Hythns ganz tmteagraben. Her»-' 
dots Nachricht, defs die Danaiden die Thesmophorien 
Ton Aegypten in den Peloponnes gebracht haben, it'o- 
nit nicht blos die Einfflhmng des Ägyptisdien Jahrs, 
sondern ancb die ^Nachriclit sehr natürlich zusammen- 
hängt , dafs sie das rieldarstige Ai^os , wie es schon 
bei Homer It. IV. 171. heifst, nicht bloa agrarisch 
durch die entdekten Brunnen, sondern auch pf^chisch 
durch die trostreiche Lehre Ton dem erst in den hei- 
ligen Weihen zu erfüllenden Zweite des Daseins er. 
qnickt haben, (man rergl. Grenzers treffliche Ausein- 
andarseznng des darauf sich beziehenden Danaiden- 
Hyihna 8ymb. tmd Myth. Tb. IH. S. /ßo. sq.) gicbt 
ein unrerkenabareB ZeugniA von dem Zasammenhang 
der Ägyptischen nnd ältesten Griechischen Coitur, wo- 
bei die Ungervifsheit sich, nur darauf beziehen kann, 
yvie weit er nnmittetbar oder blos mittelbar sUtt fand. 
Wie Danaos nach Argos, so soll Cecrops aas 
Sais eine Ägyptische Colonie nach Attik^ geführt ha- 
ben, der gewöhnlichen Annahme zufolge, deren Un- 
grund ebenfalls Müller in der genannten Schrift S. 



1^1 

. einet SkitisehBnColome mftelite? „Weder Homer hoch 
die hyldischen Dichter sind die Zeugen dafür, auch 
die Logographen nicht, nach denen Apollodor IIL 14« 
1 . und andere Mythologen Cecrpps durchaos als einen 
Autocbthon iind Drachenmenschen beba«ddln, wie 
Erechthena, selbst Herodot, denp sich alle Gelegen- 
lieit botf gedenkt zwar der Athenäa zu Sais, nie aber 
eines Ägyptischen Cecrops, unerhört ist die Meinung 
den Attischen Tragikern. Zuerst >Platon weifs yon 
der Verbrüderung der Saiten und Athener, und von 
einer ursprünglicfaeil Identität der Neith imd Athene, 
wie er rorgiebt, nach Saitischen Traditionen im Tim. 
die Attische« Sage aber giebt mit gröfserer Treue 
«ein Mej^exenos wieder: Weder irgend ein •PelopSj 
noch ein Danaos, noch ein Madmos, noch ein Aegyp- 
tos, noch irgend ein anderer, der yon Ursprung Bar- 
bar sich bei den Hellenen eingebürgert 9 hat sich im» 
ter uns niedergelassen, wir sind yon ? lauterem Helle^^ 
nen*-Geblüt, kein Mengyolk, und ebendaher ist der 
Hafs gegen fremde Art und Sitte unserer Stadt ganz 
besondersi eingepflanzt. Nach Flaton behaupteteTheo- 
jpomp bei Diod. L 38. wohl zuerst auf bestiinmtere 
Weise die Colonisirung Athens yon Aegypten und 
zwar yon Sais fius,; Kallisthenes und Phanodemos bei 
Procius zu Plat.,Tim^ hatten sie umgedreht, aber erst 
die Zeiten derTtolemäer machten mit der Heinung^ 
dafs yon Aegypten aus die halbe Welt beyölkert vadA 
.cultiyirt worden, auch die yöm Aegyptischen Athenä 
allgemein.^* Aber hängt denn, müssen wir auch hier 
fragen, wenn wir den Charakter des Mythischen recht 
verstehen, die. Sache nur an. dem Namen und der 
Perspn des Cecrops? Wir können ihn rnhig fallen 
lassen, und ihn für das halten, wofür allerdings^seine 
Schlangenfüfse zeugen (cfn Her. 1. 77.) Aegyptisch 
bleibt darum doch auch ihrem ganzen Wesen inach^ 
und nach einzelnen Symbolen, unter welche z. B. die 



s6s 

' fieUange in ihren Heiliglhant g«Ii6rti Her. Vm. 4i. 
die Atfaenäerin AtlienF, Ägyptisch die alte EintheiloDg 
in Haatfen, (die der vier Jonischen 8 tünrnie Herod. T> 
66.) und derZweifel, der dabei statt findet, gehtfiel- 
mehr mm aaf das Terhaltnirs, in welchem in dem Sl- 
testenAttikadaa Aegyptische zu dem nicht minder deaU 
lieh nachzuweisenden Indischen steht. Was wir Oher 
Cecrops bemerkt haben , findet beinahe ebenso anch 
aeine AicweBdiin^ auf diejenige Sage , auf welche 
wir, um , 

4) du Verhältnif* de* mit Aegypten so nshrer- 
bnndenen Phfiniziens eu Griechenland zu bei-Dhren, 
noch kurz Rükfticht nehmen mfisaen, wir meinen die 
Sagt von Cadmos, dem Phönizier, der mit seinen 
Brüdern Ton Agenor dem Vater ausgesandt, die ge- 
raubte Schwester Europa aufzusuchen, eich in BÖo- 
tien da niederliefs, wo die Leitung einer Kuh ihm 
den Ort der neuen Anaiedlung gezeigt hatte. Auch 
gegen seine Person werden dieselben Zweifel erhoben. 
Wähnend schon die Alten darüber getheilter Meinung 
Waren, ob er ein Phönizier oder ein Aegypticr sey •) 
(nun Tgh Baus. Boeot. c. i>. Uerod.II. 49. welche je- 
doch beide sich, fürden Phönizier erklären) haben Nene> 
re geseigt, dafs er Eins aey mit dem Samothracischen 
Hadmilos, dem Hadmos -Hermes, der in die Beihe 
der kabirischen Wesen gehört, und dafa nur die hi- 
•torish-ende Heidensage den gründenden und zeugen- 
den Gott in dt 
Hönigsgeschle 

*) Eng In seil 
In den Uut 
Angaben di 
Unpninge 
Tielcb, die 
■" waicD nod 



tu« 

R, iftti. T^ Irt mti im itrr tUat nkht r.u Unpmit 
M» d«r l^nt« myxhenhtf'n, Art itn r,a<hnw» «rmgicbt« 
i*t hlMtrriMhe Antichl »on ntfifier Vtr^rni »Mf/,nlftwn 
t«h«lnt •>, ^4och UnVtth nnr. nn, lUU iVf Si.rf.« 
(elbft ^nr«gen «ik-JiI minrier '^«■wiT» we. (»i*- litjfd- 
fUbMMefiHft , ««lch«t vi« irnit all«« li^weirtt, (rf<aft 
*«rgl. h»on<l«r» llnx'» l>«li«nnl« ftr-hrrft nlifr <!ie«fn 
Oe;^M«id) 4«rCl( d\t fVWiixifr nach Orf«'clifnl*n'l 
f[»liffmm«t iat, ^r frfihe Vrrkrhr diftr« Volh» mit 
JeMTTrraelMhenTfri«fenTanf1 und drn fM^AaHilfxrf^n In- 
•elfit mehr«?« On((lrtil*n, Aettn nrüni/iflr« Ab- 
harrfl aich nicht -miAi} li«7!«etfeln lüftt , selbm manch« 
5«mcni, die atfh «ie «ir «rken an «ini^pn fIeitpt«l«R 
f;M«h«n haken« «m letcht^iffn ant der Ph;ini/i»«)'«n 
BprMha «ritUrra iMMa **), allei die* rechtfertigt 



NimM Ar« Kad«'<* »mitutAm bt ■»{( ffTfriniRK» (Im Rtf^ 
fha G'xiaiiru, Kr><lo>n. Mit Stm Myilia«, 4(ti KadinKi« dw 
Kall tiAf^, awl «n di«M «frh njwlerl^, Woinmf Sadet. 
atadl Kann« Pinih. S. (ü, MK«fide* MI, ÜAtmmA 6f 
InJi« fWwmM«. Wriltan «te rint Fn^iAt him** , *n »ird 
to Ort ilorrh di« hefl. ftirh hMtJfmnt, wn (h ^ Km-I.m 
•hh Kle<l«)<Yl, da M J<r rrm Gni( |-n>ifalM Ort, Kina 
Grainwtrd daaa |;cf(>ab«n, ta dfV HnaSinf* errkMirt, «ffr- 
•«f d«a C'itle* ftild «dit, dam der Tnap«! gevdt't wird. 
Man **rK'> ''^•"i Asch gahl Kidmu nfeit a^h II- 
Ifriea aad dfMttbt «wtlirhc Or];e»4, w/btn aa« dj«aa Cot 
tor vMerMt fölirt. DiA lk»6mm wvrii Rennet in, M 
«ft-ta •faHaapthawifa ffif die«« Annebl, die aral i n weHar« 
yntliA^ oeflcr be|;räBdet «erden kann, 

fiot«« Im aof h dar R>- 
Alier den Myilrn* tmi 
Berl, Aliad. M. fA>S. 
mraiiker« VhütnA^iAaa 
, OerDnatiAn! oA'r'äc 

fTirmp. itti» »Ol if 
and Ockna i>l «UeoW 
tint Afiftttf le rn — i l 



>6« 

wohl hinllnglicli die.slte TorntusezDQg i dafa PlSni- 
xien einen nicht uobe deutenden Einiltffaauf das alte 
Grieclieiilind geh.ibt habe. Wie hätten flberht^upt alle 
diese Sagen von nineiii Cadmus, Cecropi ci)d Uana«s 
entstehen und sich erhalten können, wenn nicht der 
•o lebendige Verkehr' der Griechen mit jenen Iiän- ' 
dem durch unmittelbare Antcliaaung ron der V\'ahr- 
gcheinlichbeit ihrer Behauptungen hätte überzeugea 
können? 

Wie Kleinasien und die Pontischen LSnder die 
Verbindung z^vischen Griechenland und dem hohem 
Asien rermittelten , so waren besonders mehrere In- 
seln des miltelländischen Meers wichtige Mittelglieder 
zwischen Aegypten und Phönizien auf der einen und 
Griechenland auf der andern Seite. Unter diesen In- 
aeln zeichnet eich als merkwürdiger ITciet^rngepunct 
der religiösen Cultur Tor allen andern in sehr IrOher 
Zeit Greta sua. Hier scheint das Griechische Göttcr- 
systera, wie es in der eigentlich Hellenischen Zeit be- 
stund, einem wesentlichen Theile nach seine Entste- 
hung und erste Ausbildung erhalten zu haben. Hau 
Tergl. Diod. V. 64. sq. Aegypten und PhÖniatiep mö- 
gen an der frühen Blüthe dieser Insel, wo Ton tct- 
•chiedenen Seiten her, die Heime der Cultur ausge- 
streut worden, den bedeutendsten AntbetI gehabt ha- 
ben, aber auch mit den Tordcrasiatischci\ Ländern 
stnsd sie in einem frühen Verkehr, und selbst von 
Kolchis her schei. 
za seyn. 

Werfen wir ni 
81 testen Griechisch 
die verschiedenen: 
geflossen sind , 1 

Von Choa* heibt 
•eb. Praep. Er, ) 



fibcnll l#lclrf «Immi Atttmfßpvmtt flnlm, m wckhM 
w'u im (««gtiMn«, ArtM^n Kr%\irun% wir «iKliea, mm 
lujBybn lU/HMfii, abop die TirUrlt^l durcb «i««tul*v 
l«iiJ«i4l«a f H*!«!! in eiti xmmmmeahin^n'le» i,tm»\i9 
M rer«i«L(|ni| und 0iii« viMm hittorlwhfl Rinitifit 
whnüm\'m, durch M«kii« Jm un« von •• trlen Sm- 
leu Iwr 4«<^«i>»t«ii« Kinxvln« diron«l«fi^r1i und f;««- 
P^\An*eU ^umr^ttvi Wm-iIvo Itt/notet *iiin«(reil«t hU 
>e«t w«Mf*(«na i«d«m VwMcti' U«d #i« wir di«s bei 
(/(iMibenUud wMlimebtnen, •« vvifiill ei«ich«ucli Wl 
dcHienii^en Väikern ni<:bt indei-f, üu wf-lKk«« wir wS 
<tieMOi MM XMiiibclut an» ««ndvn raOaaeii. la FfaAnU 
txna und Ae^jr)/!«», in Üaldii« Und in ilen Mi<itiM;h«M 
LäMd«ni, wi» lif^t Ificr nicbtladitdir« un<l IWal«; Iim 
«ad ««UMt f (erni«i(«( Ji«« ljl*«i' und n^Wn «inamk-r? 
Lfid w«aii wir T«lJ«iidt in d«t bohrr« A>t«n \»n«v{^ 
i^^mii 90 •U-)j«li M\r itu':U hier an einvm Uu]iff\^r^ 
wrJt^en wir Jfi« xu dem «raten I'untiK- win«r 'iWi' 
)unf( niibl r«H';Ic,>^ii liOnri«». lit^IierttU i'i Iftklx^fi wie 
Mur diu n«<'li *«^ra(.I'ii'iJ<^ni'n S"it(;n ati iliv I'erifil'm« 
«iweiiuu(Ici^(.')Mrnde»ll»')it;n, dcion ^PMi(.'in*<;)Mllli(')i«r 
Miti<:^ljWHht «iit<;rin <^('ii'.iit«)>M-i*>f t^nlrriikt i*t « a'id 
in ein« l'«MU>l« tblil^i nir una rt-iar/'l, wu dir all k*" 
fr«'iu«>i V«i)i»liril«t(.- ii'/rlt UtinftYn^i cid ».Ix«* Oe- 
wurdcaea« «'/»dirn tin *ral \V<.'n)*iulc» una dwum-L. 
Ifi. tind in 'ii-ti l',Uiiieiilt;n utid Aiilxiiti'fi der Cxlivr 
ni'Jil bl«t dem ItHU»»^, mmmJ'-cm au4.'b d«r /«it 
w-iii aocfa wt^it niiJ'«r lwi«*»iui«u lir(;Fn luA^en, alt 
Um ^a mylitiliil.ti V</i*i«'lluM|; iKiiKnilHb in lliM«if.)>t 
Ijf^ifi« arifiiwin<>< 
l.'ii di« IJ<^»*.(,. 

I'lilllli*«« i» Hfl« 

•n .l-'rOi-t'.I.Hli- 
Mffiii'IiWil di^in 

ilibni H(.lM){dtt»- 



/ 



gen miter den ^aes'eiti rerborgcn, so auch -die erste 
Gestaltung der beginnenden Yolker-Yerliälthisbe mit 
einer wogenden Fluth von Sagen and fragmentarischen 
Nachrichten überdeckt hat, welche uns niemals anf 
den ungetrübten Grund hinabblicken läfst, s6 Aäb 
wir kaum noch aus der theilweisen Beschaffenheit 
dessen, was sich spätc^ aus jener Fluth emporgeho* 
ben, und zxt einer festern Consistenz herangebildet 
hat, einige schwachen Spuren des erst werdenden 
ZiMtandes wahrnehmen können. Daher m6chte auch 
das Yerfahren derjenigen am meisten das Ziel verfeh- 
len, welche mit Hervorhebung einer einzelnen öfters 
nur untergeordneten Thatsache (von Welcher Art z. 
B. in Hinsicht der Colonisirung Griechenlands von 
Aegypten, Phönizien urid Libyen aus die Vertreibung 
der Sogenannten Hyksos aus Aegypten ist, durch weU 
che Danaos und Cecrops, Cadmus lind Moses und an«» 
dere angeblichen Auswanderer in einen gemeinschaft- 
lichen Zusammenhang gebracht werden sollen) und 
xnit Hülfe einer durch die Beflexion des Verstandes 
gebildete Theorie in die geheime Werkstatte der bil- 
denden Natur eindringen wollen, und sich auf diese 
Art eine Vorstellung construiren, von if elcher sich 
wohl mit Becht -behaupten läfst , d,afs sie in demsel- 
ben Verhältnifs , in welchen^ sie nach Bestimmtheit 
und systematischer Consequenz streben will, von dem 
stillen bewufstlosen Naturgang der ältesten Menschen- 
geschichte sich entfernt. Nur soviel sehen wir deut- 
lich, dafs sich uns in diesen ersten Anfangen überall 
sowohl eine wunderbare Einheit , als auch eine be- 
stimmte Verschiedenheit darstellt, so dafs wir, wie es 
das Wesen der Natur überall mit sich bringt, von der 
^inheit immer zur Verschiedenheit, und von der Ver- 
schiedenheit wieder zur Einheit gelrieben werden. 

Wir konnten nun, nachdem wir die verschiedenen 
Einflüsse , welche Griechenland von aussen erhalten 



267 

haBen mag, im Allgemeinen beschrieben Haben, auelt 
noeh die ältesten, sich unmittelbar auf Griechischem 
Boden darstellenden Völherverhältnisse zur Sprache 
bringen, um zu sehen, wie weit sich uns auch in ih- 
nen, und zwar in Beziehung auf unsere bisherigeit 
üntersiichungen, eine bemeikenswerthe Verschieden- 
heit der religiösen Cultor-Elemente zeigt, Bas Wich-- 
tigste, was sich auf diesen Gegenstand bezieht, , wäre 
das Verhältnifs de'r Pelasger und Hellenen, worüber 
wir, nachdem diese Frage in neuerer Zeit so oft-^ar 
Sprache gekommen ist» ohne ein fruchtbarcB Besul- 
tat zu geben , für unsern Zweck nur dies bemerken 
wollen : Mit dem Namen der Pelasger, welche wir, 
80 weit, ihr Begriff -historisch ist, hauptsächlich für 
das Phrygisch-lydische Volk des Pelops halten zu müs- 
sen glauben^ (man vergL besonders Buttmann*8 inhalts- 
reiche Bemerkung im Le^ilog. pag, 67.) bezeichnen 
wir in der Mythologie überhaupt die^lrüheste Grie- 
chische Vorzeit , in welcher das Hellenische Wesen 
noch am meisten mit dem Orientalischen zusammen«» 
hieng, nach derselben Vorstellung, welche schon diö 
Griechen selbst, wie wir namentlich ans Herodot z; 
B. in der classischen Stelle I. 56« sehen können, Ton 
ihnen hatten, ohne dafs wit deswegen eine nationale 
Verschiedenheit zwischen ihnen und den Helleneii 
behaupten wolleh *). Das frühere Verhältnifs der 
Pelasger und Hellenen scheint sich uns dann in dem 
spätem Verhältnifs der Jpnier und Dorier rtur wieder 
verjüngt zu haben, worin wir ebenfalls der Vorstel- 
lung Herodots in der genannten Stelle 1. 56i sq. fol- 
gen zu müssen glauben, so dafs wir im Allgemeinen 
die Jonier, und wie wir annehmen zu dürfen glauben, 
die mit ihnen am meisten TeI^vandte1;]l^Ächaier für den^ 



•) Um die Pdasgcr und Hell, lu vermitteln, scheinen nns be- 
sonders die SsWot oder EXköi U; XVI. be^chtenswerlh* 



c 



i68 

Jenigen 9uinm halten *), welcber mtt den ahen Fe- 

laigem in irgend einem nähern Verliältnib «tnad, 
(man vergl. z. B. Herod. YII. g4' die Jonier hiefaen 
znertt Uihiayot Aiyia\etq, der allgemeine -Name der 
Pelaager hatte also in ihnen nur eine nähere Local- 
heaiimmung erhalten), als die später in dem eigent- 
lichen Griechenland auftretenden Dorier, obgleich wir 
dasjenige, waa der Griechischen Caltnr zur Zeit ihrer 
BIfilhe eigen ihümlich ist, keineswegs Torzogsweise 
Toa diesen ahleiten, vielmehr beide als Elemente an- 
sahen, welche bei ursprünglicher Terwandlacboft ge- 
rade durch ihr gegenseitiges Yerhiltnifs ilcfa, jedes 
nach seiner Weise, iieiter ausbildeten. Eine weitere 
tiefer eingehende ErörieruDg des Terhaltnifse , in 
welchem die Jonier und Dorier zu einander standen, 
wobei ffir nnaem Zweck besonders auf die von ihnen 
vorzugsweise verehrten Gottheiteif Rücksicht xa neb- 
pien wäre , hängt zu sehr mit dem speciellen Theil 
unserer Untersuchungen zusammen, eis dab wir hier 
in diese Frage uns einlassen können. 

Was das Verhältnifs Griechenlands zn Italien he- 
trifn, so gestattet es unser Zweck, auch darüber nur 
Weniges zu bemerken. Die Römische Religion, auf 
welche wir in lulien eigentlich allein Rficksidit neh- 
men können, ist wie die Nation selbsti aus Terschie- 
deoeo Bestandtheilen , I^atinischen , Sabinischen und 
hanptsacLlidi Etruscischen erwachsen, und diese lez- 



■) Der Name Achaier i*t «eher abnJeitni Ton AX - mtt, €Ua 
= jaiat und A^ ist lOTJel all du lateiniicke aqua, du 
dmuche Ach, 
Acb-e)ous an 
Wauerland. 
den, die Peb 
den PoQlitch« 
Tiich,p. 387. 



^ / 



s«9 

fern alnd «i aoeh i In welchen mn fndftten der tir« 

iprfiii(;Uehe Gromi der Yerwandtachaft der GriedbU 

•chen und Ddmitchen Beli^ton (i;e§ucht Mrerden maf«« 

AI« Mittelglied ttellt steh aber auch hier wieder dcrr 

Ternifene Name der PeU/iger dazwUchen, Die Pe« 

langer acheinen nämlich mit den l'yrihenem, tind diif 

Felaagiaeben Tyrrhener mit den F^trutltem identiach 

eo %eyn, Illeae obwohl yon Niebuhr^a (li* Geach« h 

l'h* 8* 66. aq*) Scbarfainn beatrittene Meinung halten 

wif dennoch fOr die wahracheinlicb^re, indem aoWoM 

eine ihrem ganzen Character nach uralte Lydiache Tra« 

dition bei Herod* L f)/[f« auadrticl^lieh die Einwände« 

rung der Tyrrhener in Iralien Tonr'demaelben Lande 

ana behauptet 9 Ton welchem auch die GiiechiAchen 

Pelaager gekommen aeyn aollen, ala auch aonst in eU 

nrgen Merkmalen eine nicht unbedeutende UebcTein« 

attmmong aich ^eigt« Heide z* 15« die Ktruaker nnä 

Pelaeger aind ein in Rrbaoung ron Städten beaonderi 

atarkea Volk, ganz im Kinkläng mit dem Namen der 

l'/rrbeneTi dür doch wohl Ton rvpgt^f rvQOi^^ turria 

abzoleiten iat^ und die Kndung mehrerer Namen auf 

fjvo^^ fliff}^ fjvaSi die acliOn der Name Tyrrhener hat, 

int ebenao Pelaagiach ala FUrua<uach| »,D* ji&fjvr^f Mvk» 

TjVTj u, a« w« Poraenai Capena u« a. w« um ttlier Göt« 

ter ond Prieatel- hier niehta zu aageti*)* Nur onter 

dieaer Voraaaaezung kann die ao aufKillende Verwandt« 

achäft der Etniaciach-lAtin lachen Sprache mit der Grie* 

cbiadien aof eine befriedigende Weiae erklärt werden« 

liocb miichien wir die Peiaagiach#n Tyrrhener nicht 

über Grieebenland, aondem weit «her än9 (ainem mit 

^P SHb TratkiDar wUran damoMh wtnipimt d«m Ifamea nach 
10 Bitfgtiodan f iü daran Numeii dia Enfhitig -^ anden 

IjaaliTUdM Isl, wl« fjvoi/^ wi« bu» 

WSnAMhm» Ifaman nnf OfduQf 
dJa Eodani^ dar Ist« purtic. 




$1}0 

den Griechiidien Peleigcrn gemeiiuclufdichea fözei 
'Buf dorn nördlichcD Wege, nach Italien gelangen W< 
sen*). Auf diese Art läTst aich wenigatens am bettea 
begreifen, wie die Pelasger in Italien in msnchen re- 
ligiösen Gebi-äochcn und Ideen dem Oriental Ischen 
Charactcr treuer blieben, als ihre Stammr erwandten in 
GriecheoUnd, und wie selbst das Germanische Wesen 
ihnen nicht gane fremd ist (man denke an die Äsen, 
den Gott Tiurfi, Tjt, so dafs rielteicht selbst bei ei- 
nem ihrer Namen, denTnsci an die Tentschen **) ge- 
dacht werden dürfte). Als ein zweites Hittelglied 
zwischen Italien und Giiechenland in BetreET derBö- 
mer glauben wir den wegen den Larinischea Gölter 
^och immer noch wahrscheinlichen Zusammenhang der 
Lstiner mit den Troern ansehen zn dürfen, welche 
lezteren wir auch zn den Peiaagem rechnen, nnd ao- 
SÜt auch, wie ohnedies die Ilias Termuthen läfst, für 
Stammverwandte der Griechen halten. Bezeichnet 



*)■ Hacb Liv. V. 3 J. geliörtai die Etnitker tu etncni Volksttanim 
mit dcD RbäticiD. Nach Dioii.-JE{aUG. Arch. T. 3o. nanaloi 
■ich dicEtrusker selbst Haiaoa. Wie dicter Name (BaK-Rat- 
mit der pela^islien Eadong- ena) Eini i«t mit dem Namen 
der Rhätier, lo hat der jeitge Name de* tum alten Rhäüen 
gehörenden Tyrol Ton dem Gott Tyt den alten Namen der 
Tyrrheuer erhaben. Nach Niebnlu' R. G. I. Th. S. 70. möch- 
te wohl die in ihren eigen thümlichen Wundn gaoa einiiga 
Sprache der Einwohner Tod Groden in ^ycol als ein Hebt 
der Tuic\schen aiige»ebeD werden können, 
**) Die in lateloiichen Namen Torkommende Endnog auf - sd 
wie auch in Vokci, Oici, ist pat die dentulM Endung anf 
tcb^ gleich auch, dar griechiichela aot yoi wie in nikaajoi^ 
iie bedeatet ein adjectiviichei, ein besonderes von einem 

mit dec griec 

' und aor. die ■ 

Begriff eiAei a. 

Uli aiwdiü«kt. 



•71 

üUf^ um AUmr 7AmnmmM A mnn muAik AufiA^ 4f# 

#«J^«Nf oUfi^t$Uih n^m^itfit An' mttififiift^iis Utitf$ A$9lH^a^ \t*0 
iUHiU MiM N^ f(«(M/i WMr#l<r f Ai$U mf AUt pp^itfi^f 

üiM ^im iiMT $Um$i nUM Muh lmm¥¥ mit ftM;h«fih^ii 
Ui^UfPMl^lAiiH kOHUu$h 

9m*f fii^U-hM Auifth tUaur^ lh$imiH44,Uu$tj^ifH /üiri«! t^nm 
titf$¥itf^^ ikUUs$r iUftt WUhi^Mi ihr Aiit /»IfUdM (hU* 

rsfH ¥firA^ AUßyiiiH^iiUHrA4(tß74Uiim9$$$^mUftHfnA4frt,p'isfm 

«liJ*#JMif« tiMiUm mii An' i^uiifutttimlttrß^^ Ui Uin^UUi 

wnUlmr wir i^M Amt i^i>U$m Un VißiUt'9y/*UnßAu$ %i^fffi* 

Unmh A0iAml*i9ß(ißn m$i'M uihi^,¥ t^itA^tm liMi//M«r/i{fi 

wißlhn* Suin ßH^iM Aur Kum^ Attr P«ji»«^Mr| Am' aUh' 

^i^f mH Wß^Mßnn Aitt dti^KUU Uu$ Am^ ii$iai.U4*n htf^Uthif 

A^ff Ahh ICijf$mA$ifn$'$$ uitA HiftUnihtfn* h.Uo$$ /n/ finia 

MhhM fMruritMM ImI^ Imod #i<iii# w^hi« MAtAn$$i% ^^ 

WIM $mf AäAu9t:U*'9\mU4tnf tUU ¥i\r i^i \Uih A\h ttmAU 

^:hmn k^^u nkn^mfh in Amiß (n^iAm I^MhA^uUM A^r 

#>iJi fi0f9$TmmiM uUt^f Aitt ^^k^kt^^i^ Im^m mA l%t$tMmn 

M#Ml#r Ui§ m Aitn fl«ll^«f/oiit Umu\t'At/H^ UfH^t^Mti 

i$M0 Am S^ßn$ *Utr A««^« U$ «It^r uimI Hstu$fr 7**ii in 

(HßfUfhß Hf^urmt # f*ßu Anr A«i« «i#f A^r UhUmt #l4{« 

Vn m i AM^^ ihr t$§iMuUm$ Wi«M Ihmm^i^ An^ Aßn^ur^U' 

1tH/tfiß04 AMm tfvMiuu Air«/«^^« uhA Am4^9$U 

\ܧm TiH^tmrUt4H9$n unA 0«*((i«# 
h ¥fn AMt$ wir uf9$ in Amt 




i 



«7« 

Tliat niclit wnndem Alifen, wenn von dieser Iioluli- 

tät ans der ganze Wetnheil den Näraen Ajta erhalten 
hnt. Eberidanelbst tnLjdieii bnd PÜi^gien treten nun 
auch die nach niuerer Ansicbt mit Pelofie Yolh iden- 
tischen Pelasger auf, und ihre Veritreituiig ztigt nns 
immer die Spuren desnelben Namens bis natih Italien 
hinab, wo noch die Pelasgischen Tjrrbener iUre Göt- 
ter .-itaot (nach Heaycb. cfr. Sueton. -Jul. Caes.' c 97.) 
nannten, und wenn' im Norden dei''A9en-Name dad 
Volk und die Götter beeeichnete, so gab noch Homer 
den Pclasgerii vor^^yteite dasPrSdItat ISiöh frelebes 
alft ein bieratisches Wort nicht mit dem poetischen 
flaöfi zu Terivechselfi ist. U. X. 4^9.^ Odys*. XIX. 
177. Dasselbe Iteiwoit bat sowohl t^akedSmOn iregeä 
Seine» nralten Culltis Od. V. 20, als iBtfh'Eliü^l. 11. 
6t5, vro Pelops die' Bippodameia gewarnt, und ein 
Ilauptsi»; der Pelasger wrtd ihrer z'tf^ff ' 66tte'r war; 
Dafs dieses ganze Aseirgeschlecht'aiAB 'dein Östlichen 
Asien eingewandert ist, wird niemand Il'ezweifeln, nnd 
ebonao 'wenig, da fs auch die Issedoiien''Herod.IT. i3. 
schon ihrem Namen nMfa (wie irHeH 8er Name des 
ebenfalls von den As^ii benannten Islands zeigt) , in 
denselben Zusamm^bang geboren. An diese Voraos- 
sCziingeh bnüpfen wir einen merkwürdigen eltgriocbi- 
ichcnMfthus an, dcruilB'den Vailierzn8rfmm*enhang, von 
'welchemwir hier reden, auf eine unerwartete tmd 
auffallende Weise bestätigt.' Nach der 'Sage deP Grie- 
chen,- TCrgl' Pin«l- Ol. T: '/.* .Mn." '-itlK'iii' TVTnha -mT.' 

»einCttCVatei 
gesestj 'Klotb 
fenbeinci'^n 
herroiijthen. 
Interpreten t 
ben ist, glau! 
irtellen 2u mi 
plaioniker -sii 



•273 

gleiojb als einen- Sei önorn, Oläiiissndeni, dein Abarb/ 
detn Priester des H^perboreischen ApoHon zix erkea^i 
Ben gab. Jamblich.. Vita Pythag.' c. 28. Die Zerstücü^ 
lungodes.PMqfMl^, die Pindacso sehr ein Gräuel i's^^ 
erkiärea "wiih ^9ch einen Gebrauch, den Hevodol rhä 
den If^edoneittcfetkäbk IV. 26. y,Wenn einem Mann seiir 
Yater stiiiit, io. bringen alle Verwandten Yifdi herbetf; 
iu^4 aedamr. schlachten sie es, und zerlegen das FleieöK; 
9»» «erlegen sie auch des Mannes rerstorbenen Ysifcciv 
Dann mengen sie das Fleisch untereinaadery lündhalW 
ten einen Schmaus davon* Seinen: ;Kopf aber, iziehda 
6ie ab, und peinigen ihn. umd . yergolden ihn. Daa tjuit 
ein Sohn seinem Vater. . Sonst soUenr.auöh 'sie . ^^crc^h^ . 
teilieute seyn.^^ Wir sehen hier büenbar die: inateriä« 
litfti^che Seilei der. Buddhais.tidchen Lehre, von der See* 
leliwjanderung, welche auch^di/e-^tammväter der jGrie« 
eben mit jenen aus dem Innern Asien eingewandfertisil 
iy^ölkern theiiten^ woraus dann später, nachdem der al- 
te Glaube verschwunden, jerter Mythus^ von jd^s 'J^nta* * 
los Gräuelthat geworden ist. Doch ist auch ;M]h^\Aoch, 
b^^eutsam genug', dcrr Kessel der Hlotho . stehen tgpblie* 
ben. Wie Vieles überhaupt und besonders in Gebräu« 
chen^ die sich auf den «Todtencultiis hejfiiehenV die 
Griechen der ältesten* Zeit mit . den Anwohnern des 
Hellesponts und den nordischen Völkern gemein hat- 
ten, darüber hat Ritter in der Vorh. Absdh. II. Cap. 
V. über die Denkmale, Yorzüiglich die Grabstätten < der 
Vorwelt am Pontischen Gestade mehrere höchst tnerk- 
Würdigen Nach Weisungen gegeben, zu welchen wir nur 
«noch folgende kurze Andeutung hinimfügen wollen: £a 
•Bcfaeint uns nämlich mit detoi den genannten Völkern 
ieigenthümlichen ' Todtencultus auch die Griechische 
Öitte der .feftlichen Spiele und Wettkämpfe 2pisam- 
inenzuhängen« Vergleichen wir die Nachrichten über 
Sie Leichengebräuche der Scythen bei Horod. IV. 71« 
^er Germanen bei Tacitus Germ. c. 27. der Vdlkcr, 
Banis Mydiologie/ , ^^ . ^ 



»74 

f 

die 4S%* Zeit der grofiite VAkerwaftdemiig änltret^« 
man s. z« B« J. ron Müller Allg» Gesch» Tli.I. 8« d3i. 
die Homerische. Beschreibuiig ron der dnrcli Wett« 
spiele aller Art gefeierten Beütattang^jUi'Patroclas II« 
XXXin. die Thttcydideiselie IL 34^ ilroii der mit alt«. 
Täteriacher Heiligkeit und Feievlichkeitiiegangenen Be- 
•tattnng der im Kriege GefaUenen $ so möchten die 
Hellenischen Spiele, so acht national sie auch anage» 
bildet worden , ihren Ursprang dennoch' in den -non* 
disohen Todtenfesten haben. Diese doH^VPindars Ge- 
sänge verherrlichten Wbt^ämj^fe worden an mehreren 
Orten gehüllten^ die in der Nordisch -griechischen 
Crgendiichtd besonders herrortreten , nirgends aber 
allgelneitttr und feierlicher als in Olympia. . Hier 
worden ste am alten Grsabmal der Pelops (pL^XfWf 
aafiauiyh XL 3o») gehalten ^ wo Pelops wie Pindar 
OL L 146* lingt: 

SV älßqkBQiatit (d* L evayiaßttta ^^ngmv^ 'ijgtoav) 
teyXäaiat ^e|unvtUf 

f\)lißov iafi(pinoXov ie%(DV noXv^svmtar^ itäQa ß&\u^ 

Tijko^Bv didöpMä xaf OXvßmitd&Pi bv Sqüimcq 
n^Xonog 9 Iva raj^vra^; iioicov eQiZ^vcu^ 

Dieses Grabmal der Pelopa "ürar ohüe Zweifel eU 

•) Diese Worte werdAi 'gewö^nlicti erklärt: Neben dem Flbft 
Alpheus» Sind sie aber nicht vielleicht so zu nelimen : im 
Strombett des Alphetis liegend, ää es altgem^anistehe Shtt 
gev6sön tu seyn scheint, Fürsten in Flüb^ ftti hegahpa? 
' So begrub die WestgothiSche Nation ihren grolsen Alarioh 
in Unteritalieii in dem. Bett eines Flüsse» Müller AUlgeta. 
Cesch. L Theil S« 5s<^ Vielleich^ 
gleichung des Lei — """ *^ - - 

Man denke an 
Flusse Kumicuft 
dusche Anna Pi 

. . . noch besonders 




V 



ner jener colofsalen TodteobBgel, diei noch jezt im 
Norden und Osteot £urop«s, and namendich ^adh auf 
der Troischen El^nd, -wo sie den GriechiscHeikvHel* 
den, dem AeMU^aa, PatrooJua in« j^. der^age iiaöh er- 
ridbtet waren, in ao 'grola«r ]\Ie9ge gesellen 'w^den. 
Vielleicht war aocii der /fX'-^^^^S ^QOftoQ, den He- 
rodot IV. 76. im SejFdienta^d liennt, in der Nälle ei« 
-Aea solchen Todtc^ha^els, ^e in Olympia £e'2^o- 
pioi HsXortog y neben seineih tvußoq waren ) tv yaQ 
r^ attxiuf e&uv avta i tafOQ^ ^chel. ad Oh-h QU Die - . 
ser Hügel; des Pelpps iÜBjioilf JKfovio^ Ol. lU. 94«) tut 
(dineZweif el derselbe, welcher auah der desKronoa faeifst^ 
Ol. YIU. 2 1 • l^em. XI.; 3i. in jed^nFall «ber dürfen^wir 
bei Kronos dieselbe Beziehaaginaeh dem Norde» «nneb% 
men, wie spa|:ereBemerkiingen «eigen werden« Welche 
wir so eben bei Pelops a^g«de.«cet hs^ben. Er ist der nr^ 
alte Gott jener Localitat;, wi^.Softben, Germanen uiidL 
Hellenen noch .(Xu^gci^f^bieden ssu^taimnen wai*env i^ 
Olympia aber einer 'dc^ 9W^lf .(^tter^ welchB. gewilii 
Sticht ohne jbiesQndere Bedeutung gerade hier gemein* 
schaftlich ice;rehrt wurden, .^i^^-iUnwillkiihrlich an die 
fswölf Asea ,'der der ^Pela^tH^hQ^ reBwandten« nnd 
einst ebenfalls in. den PoiM^0ch0n Landern einheimi« 
echen Nordischen Mythologie -^rioneiA. Die Altare 
aber dieser Götter hatte HareMA errichtet OL Y. g* 
eplL Schal.. MniUch j^nei^ älteste IJerAhlea^ welcher 
i^'sprünglich Eins mit Kronos-B.orddha (s. unten) so^ 
wohl der Gott der Germanen 1 Ms der -Heros der 
^ Hellepen gewprden ist. Dazu kommt eine weitere 
nicht ;unwi^tige Pindarische Angabe, dafs nämlich 
den Oelisweig, den Olympischen Siegesschmuch (yXav* 
noXQoa Koa4tov aXo^ag) 

scheint ans nicbt ^en die aufgestellte Idee zu seyn. Aach 
för den ehernen Sarg der Pelops Paos* VI. si. SchoL ad 
Find. Ol. I; 94» Ia6t sich eine Paridlek anflihreBy s. Mül- 
ler Al%. Qtsth, h Th. S. 53n 

18 * 



-üt' 



276 

I ■ 

nore . * ' 

lar^B aiia (ntaQav nayav svemev 

JMvafia tG)p OuXvßfuq KolkXtotov a&Xtov* 

^Xaei,ana^vv9 <pvtev^ia £üvöv av&o&noQ\are(far 

vov ragerav. Ol. III. 24. scj. 

' Cfr. Paiis, V. 7. So erscheint Buddha irrf Orient 
überall mit dem Ölzweig in der Hand, feiltet» Yövh; 
S« 347* Bemerhenswerth ist aber diese Angabe haupt- 
sächlich deswegen , weil wirklich von den Naturfor- 
schern diem auch der Athene geheiligten' Ölbaum die 
Localität der Hyperboreischen oder Nordisch-ponti- 
scheu' Länder äla heimathlichet Boden angewiesen 
^iifd« Man TergU' unten d^n Lorbeer Apollons. — 
Ein. anderer Name,' der'fär unsere Frage beachtend- 
werth zu »eyn scheint» möchte der der Danaer seyn« 
Er ist wie der der Pelasger eiher der ältesten, und 
erscheint uns in deknselben für die Urgtischicl^te der 
Nation so merkv^rdigen '[^heile des Landes. Er ist 
ebenfalls noch nicht befriedigend erklärt, denn auek 
die neuestens «gegebene Herleitüng ron Zbvq 5 Zrjvvg, 
Zavog (s. Schwefafc Etyrti. Myth. Andefut. S. ^6:) ist 
willkührlich und inhaltsleer. Wir sind der Meinung;, 
,dafs. auch dieser Naine nur aus der .Ve^rwandtschaf^ 
der Giermanischen' und Griechischen -Nation erklärt 
werden kann, und so sonderbar es auch lauten mag, 
wagen wir doch geradezu^ zu* behaupten, , dafs die 
Griechischen Danaer dem Namen nach keine andern 
sind, als die Germanischen Dähen. Ihr Name -kommt 
wohl her von dem in der Persisch - Germanischen. 
Sprache der Osseten aufgefundenen Wurzelwort Dön 
(Flufs, Wasser) woher die Fluf8--Namen>Tanais, Dana- 
per, (Dnieper) Danubius,^ Eri^an, l^hodan , u.s.w. 



»77 

,s. Bitter Vorh. 8. 3o3. Es wäre ' demnach ein Name, 
^ie der Name Achaia (das Wasserland) , und c^r fin- 
det sidi auch sonst .zuweilen bei Völker-Namen, wiö^ 
Makedonen, Issedon^n* Die Dänen ek*scheinen über<- 
all neben den GÖthen, und zwar ursprünglich 'fan 
Osten Europas, in der Nähe Griechenlands, wo »i« 
liröchstwährscheinlich ganz dieselben sind mit detf aud 
Griechischen und tlömi sehen Schriftstellern uns be-^ 
kannten Geten und Daceh (d. h. Degen, öder rechte 
Männer, welcher Namen in der Deutschen Sprache des 
Mittelalters mit dem der Dänen ganz zusammenftofs). 
Man vergL Leo über 'Odins Verehrung in Deutsch- 
land 1822. S. 73. sp. Was ui\s aber diese Meinung ani 
Meisten zu bestätigen scheint, ist der Mythus ron^ 
den Töchtern des DanaosJ Wir haben diesen Mythuä 
oben nach der bei den j Griechen allgemein geltenden 
ägjrptisirenden Ansicht, und nach der ih jedem "Fall 
nicht zu verkennenden Uebereinstimmün^g 'mit Ägypti-. 
sehen Symbolen und Ideen zu deuten, gesucht , allein 
auch hier möchte , worauf wir innn^r wieder zurück- 
kommen müssen, die Frage entstehen, ob dieser Zu« 
»ammenhang mit Ägypten nUAit blos als ein mittelba«^ 
rer und secundärer anzusehen ist* Wir glauben wirk- 
lich, dafs der Grundzug der Danaiden äoht< nordisch 
ist. Erscheinen sie nicht, wenn sie vor der Ehe mjit 
den Söhnen des Ägyptos fliehen, und ihre Männer in 
der Hochzeitnacht tödten? als die wahren am Ther- 
modon und.Tanais einheimischen Amazonen, deren 
Scythisdien Namen Herodot IV. 110. urkundlich durdi 
das Griechische avdooxrovoi erklärt (rag iz jfiiia^^oyäc 
sca^Eöae. 2xv&di OtopTiara. dvvatai de ro evopa tato 
xar EXXada yXcoaaav ^avÖQoxTovou OioQ yap xaXeaaif 
rov avÖQa^ ro Ss nwta xre^VHVi cfr* c. 117.) *)? VFii? 

*) Nicht Zufällig scheint i;nit dem Danaiden Mythus auch 4|6 ßa- 
ge Tou den Lemnischen Weihern zur Zeit der Argonauleu- 
^hrt ziisammenziistimiiien. ApoU. I^.g» 



.\ 



»7» 

f 

t 

fiodi^n ];iännlicli bei dep Mittelasiatischetif in dien Nor« 
den ^£iiropa8 und wahracheinUch auch nach Libyeii 
eiikgewandert^n Völkern , die wir mit Bitter, im AIU 
ge^aeinen Buddhistische nennen ^ ein der sen«t io 
Asien herrschenden Sitfe der PoIjgaiBaie entgegen* 
jgeaeztea Yerhältnifa des männlichen und weiblichen 
Geschlechts, -wie wir schon oben angedeutet babea^ 
B^ld sind' die Weiber den Uännem yöllig gleichge* 
»ftellt, (cfr« Hcröd. lY. 26^ 1 16:) bald erschehit das 
y^rhältniCs der Weiber «u den Männern als Weiber- 
herrschaft, (man yergL die* yvvmnoxQaT8fi9völ y äifi 
Sjiachbam der Häeten , Ritter Yorh. S. i65.) Weiber* 
Gemeinschaft und Polyandrie , (cfr. Herod« lY« 104. 
^172. 176« 180.) bald sondeit sich das weibliche Ge- 
schlecht von dem männlichen in strengem Gegepsaz 
9h,- wie in den Amazonen. Dieses zw^ir ein^n ange**^ 
ineinetfi Grundcha^rakter beibehaltende , aber ejfii Ter^ 
sohiedene W^ise sich ' modificirende Yerhältnifs war 
seiner edlcnf Seite nach auch Altg^rm^inische Sitte« 
Man vergl. die behannten S^telkn Tac. Gepm^ c. 8« 
Plut, Mar. 49. ^7, Flor. 1(1, 3, so wie über and^rc^ 
yra%. noch hei Danaos .und den Danaiden «su beiücSk- 
«ichtig^gn ist, spätere Bemi^rkungen, Wenn wir dann« 
iri^ wir die PeUsgcir: tnit den A^en , di^ Panaer niit 
den Pän^n zusammengestellt hab^n, so auch noch bei 
d^n Doriern (v^rw^indl: mX T&^r^ Turan, TyVi Thor) 
an di^ Df)u|;schen Thvi'inger (altdeutsch Pöring^, od«r 
J)(|ringQn, y/\^ im , j^iebelnng^nlied «^ B, v» ÖSgS.) 
welche vor dem Yo^dringen d^r Sachsen noch nicht 
im Lande Thüringen »Uf in « sondern auch weiter pat<« 
lieh, nnd nördlich wohnten s« J^eo über Odin @« 84^ 
^rinn^rn, sq mag ^il^ch di^s, wie A^a^ Ißiaherif^e^ als 
hloTse Yermnthung nnd An^^utung gelten, wie über-p 
haupt- diese Bemerkungen niir die Absicht; haben ,^ anf 
die ohnedies durch die Yerwandtschaft der Sprachen 

«U3§fir allen Zweifel gese^^e Y^rwanal^Qh'tft d^r Y6U 



■V 



»79 



ker aocb Dodi von einw aadern Seite her aoCofierlL- 
«am 9u inachei\, und einen Panel zv^ geiifinnen, an , 
ivelchen sichanchim Folgenden einige 8ä2;e, wie s^B. 
befi Hermes, Herakles, der Athene, zur fest^n^ I^aL» 
lang werden aufschliefsen können« 

' Diese wenigen hier, gegebenen Bemerkungen halr 
ten wir für unaern Zweck hinreichend, um eine all*- 
gemeine Uebersicht yon d^m historischen Umfange 
deiOebiets der Mythologie, und- des yerhältnis9.es sei- 
ne^ Haupttheile zu einander zu entwerfen , un^ die» 
jenigen historischen Angaben , die ztir Bildung einer 
Totalyorstellung zusammengehören, und was si(;h sonst 
Tpn der Ausführung des Einzelnen am leichtesten ab- 
sondern läist , hier so zusammen zu stellen , dafs dae 
späterhin Folgende yon selbst an das hiei^ gegebene 
Allgemeine sich anreihen kann. An YoUstandigkeit 
a^c)i nur des Wichtigsten ist fre^il^cl^ hier gerade 
am weiug^ten zu denken, indem der Gegenstand selbst 
Ton dei^ Art ist, dafs auch die aufgestellten Hai^^pt- . 
säze nur durch eite erst im speciellen Theil mögli- 
che Indi:iiCtion und Al^^einandersezung,. soweit «es über- 
haupt möglich ist, weiter begründet werden können. 
Wenn wir aber bisher die gemeinsohafilichen 
historischen Anfange und Berü^irungspunkte der Ter« 
s^chieden^i^ einzelnen. B:eligionen betrachtet haben, so 
ist es nai| nothwendig,. auch noch an ihre durch die 
Indifidualitfit der YqUua* bedingte Verschiedenheit zii 
erinnern. Ileligionen wandern mit den Yölkera, und wie 
Aiesef je m^hr sie ans dem aUgenieine.n Mittelpunkt in die 
JReripj^ia hinwistreten, auf einem andern Boden und un- 
ter einem andern Himmel sich inehr tind mehr indiridua- 
lisiren, so siv^A ^uch die Religionen, und zwar in demje- 
nigen Yerhältnifs, in weldrein, sie ^chon ihrem ganz^i 
Wesen nach ron der Natur abhängig sind, denselben 
Yeremderungen untf iswonfen. Dieses individuälisiren- 
-df Priacip is| der ^en Charakter des Yolks bestim«-^ 



a8o 

m'eiidet in den au^tern ErscTieinnngen lies Lebens 
«ich oiTenbarende, und in den höchsten geistigen Kt^ 
Zeugnissen am jneisten »ich "^ aussprechende Geist ei» 
•nes einzelnen Volks, der, wenn uns auch die Zer- 
gliederung der äiissei^ Elemente und Formen aufs 
> beste gelingen sollte , doch immer über jede Theilung 
erhaben, als das tinerklärbare innerste Geh eimnifs der 
bildenden Natur zurückbleibt. Nur nacjiweisen kön- 
nen M'ir ihn aus seinen Erscheinungen, uiid heraus- 
fühlen aus ihnen, als die Seele , der Formen, die er 
sich geschaffen hat, und wollen wir nicht über der> 
Form den Geist tergessen , so wird dies gerade da 
•die nothw endigste, Forderung, wo wie z. B. bei der 
, Griecliischen Nation so viele und so rersehiedene 
Einflüsse von aussen sich zu einem gemeinschaftlichen 
Produkt vereinigt haben. Diese Aufgabb können wir 
aber nur dadurch lösen, dafs wir, da der Geist im- 
.mer nur das allgemeine 5 den äussern Erscheinungen 
.Xu Grund liegende, lebendige Princip ist, die^ äussern 
.Erscheinungen soviel möglich auf allgemeine Begriffe 
.zurückbringen, und diese wiederum andern allgemei- 
.nern, unter deren Gesichtspunkt sie gehören ,' unter- 
(Ordöen. Die allgemeinsten Begriffe nun, welche sibh 
.ttUß aus ^er historischen Betrachtung der Völker, de- 
,ren Beligionen in das Gebiet der Mythologie zu rech- 
.jien sind, ergeben ,. lassen sich^ aih, besten durch den 
^Gegensaz des Oriientalischen und Europäischen Wesens 
ausdrüx^lieiii , und wenn wir das Historische auf Bas 
Philosophische zurükfüfaren, so sind * ie aUgeaieii»- 
.€ten Begriffe, unter welche der genannte historische 
' Gegensaz gestellt werden mufs^ in dem aus der phi- 
losoph <^cten E'^iwickhing des Begriffs der Mytholo- 
gie aufj^efundenen Gsgensaj& des Symbols und des. 
' Jdythus gegeben. Daher behaupten w^ir nun^ so ge- 
.'wiss durch ^n Gegensaz des /Symbols- rnd des My« 
tj^^^t. das Wesen der Mythologiel^nchöpft ist 9 so ^. 



/ 

•wis» Uönnen auch die OrientalUclien Religlotieii und 
die Griechisch -rdiai«cli€f nur insoiPern ans' dem' Ge- 
sichtspunkt der Mythologie 'betrachtet weijdeTi, als sie 
on dem genannten hohem Gegen saz theünehmen^ 
velchei' nicht blos im Einzelnen, sondern am auflFali 
lendsten in den gröfsem Hauptformen hervortreten 
mufs; Wie aber jeder Gegensaz auch wiederum ei» 
Mittleres hat, in welchem sich die entgegengeseztlen 
Glieder, soviel es seyn kann, ausgleichen, so wird cä 
öuch hier- nicht anders seyn. Von diesen Säzfen wol- 
len wir nun in der folgenden Auseinandersezung die 
Anwendung machen. ' 

i) Als die vorzugsweise Orientalischen Religionen 
sehen '"wir die Indische und Persische an , und diese 
sind CS auch, welche vorzugsweise den Chai^akter des 
Symbols' an sich tragen. Wir wollen zwar keineswegs 
behaupten , dafs nicht auch das' M}'thische bei Beiden 
T^ölkern seine Stelle gefunden^ und von dem Indischen 
Mythus namentlich läfst sit^k mit allem Refchte sagen, 
da(s er mit der ganzen,' jenem Clima eigenen Üppig- 
keit emporgeschossen, und wie ein rankendes Ge* 
Wachs sich nach allen Seiten hin ausgebreitet habel 
Doch gilt auch dies mehr von dem historischen , als 
äem eigentlich Eeligiösen Mythus. Und was die reli- 
^iösc' Symbolik und Mythologie bei beiden Völkern 
betrtÄtV so^'ist entweder »das Symbt)l , - auch wenn es 
«iiif d^iÄ'Weg^e zum Mythisch-persönlichen ist,^ in ei- 
irer '4'6- 'schwebenden Unbestimmtheit gehalten, dafs das 
Persönliche'wenigstens nicht in seinem vollen Regriff 
iur Anschauung^ oder auch nur- zum Rewufstöeyn 
hohimti-, wie wir dies besonders in der Persischen 
Rciiiji^n seilen , in welcher selbst Ormuzd's Wesen 
in Lieht' zerfliefst, odef das Mythisch - persönliche 
kündigt, auch wenn es deutlicher und bestimmter ge- 
dacht wird> durch seine ganze Darstellung seine nahd 
VerwMdt«chaft 'tait dem Natursymbol und seine Her<^ 



j8. 

kuqfEt aas ihm noch anj wie bei den Indi«m dnich 
di« riesenmäfsige ( rielgliedrige, rielkupfigOt hemu- 
plirodUrache Gestalt dfir göttlichen VVesen, oder «ick 
durv^ deif noch recht eigentlich physischen Zosam- 
menhang d«i~ielbea mit I>losen Natursymbolen, irie 
dies bei ihren Awatars der Fall ist. Gigantische 
Stfigemog, ungemäsigte Anhaarung der AUribuUi 
groteske Abweichung von dem Typus der menschUchea 
Oet^t, bewegungslose Ruhe sind Oberhaupt, die Xüge, 
die zum Charakter einer solchen Darstellung gehören, 
'Endlich zeigt sich der vorwaltende Einilurs des Sym- 
bolischen auch dadurch, daFs sich die ein'/elnen Syto- 
hole und Mythen sehr \^\(i\H sj^f . die allgemeinsten 
und einfachsten Natur-Anachaunngen zuückführen U*- 
sen, deren symbolische Bedeutung sich von selhtt 
KD erkennen giebt, dergleichen Symbole narnentUcA 
das Wasser und Feuer, das Licht und die Sonbe sind, 
iFcId^' eben such zogleicfa dsn gemeinschalUidieii 
Gruudcbarakter der IndischeD und Persischen neligiw 
(wanuK^en. 

a) Das Mythische dagyg^n stellt sich^u Tomgs. 
wise in der Griechisch-römischen Ileligion dar, und 
Ol- seiner Eigenthümlichkeit am meisten gerade voa 
dsi^eaigen Pei^Lode an, in welcher die Griedkisdia 
Nation sich za ihrer Selbstständigkeit heraiigebUdet 
hatte, d. h. von der Homerischen Zeit «n. Iq dieser 
Beligian sehen wir ein durch Personen und Handlnn* 
gen lebendig bewegte» Ganze, .und wenn anoh ifir Bo- 



N «»5 

her »ie ^stammen , ja nur die achwa^e Schattiruitg 
eine« dichterisch umgehildeten Attribute iat es oft, 
die sie noch Terräth. Wer mö/i(hte z. B. die Hunie- 
rische Thetis an dem silbernen Schimmer ihrer Füfse 
gleich beiin ersten Apblick als die Göttin d^d silber- 
blinkendenWässers erkerinen, oder dieJilienarmigeHere 
«k die weifsglänsende Mondsgöttin,, oder den lobigen 
Phoibos ApoUon als den strahlenden Sonnc^ngott? So 
hat sich die mythenreich# Hellas ihre eigenen Wesen 
geschaffen! Wie aber im Orient das Yerhaltnifs dea 
ütythus und des Symbols nur in der 'Unterordnung 
des Einen unter das Andere besteht, so darf iii Grie^ 
chenlaiiä die alterthümliche Symbolik nicht über dem 
blühenden Mythus vergesseij werden, und' wenn aucl^ 
der Sohn die Mutter überwachsen, und die Zügel der . 
Herrschaft auf dem Throne des willigen Volkes er* 
griffen hat, so waltete doch auch si^ noch stets still 
und geheim in ihrem innern Heiligthiim. ^Wir deuten 
^funit das y erhältnilis der e^pterischen und eaoteri^ 
sehen, der yoJksthümlichen und der pHesterlich my^ 
steriösen Beligion an, das seinen legten Grand in;, 
ei^ar ISiqsicht wenigstens in dqm Yerhsiltuifs de» 
l)l(ythus zum Symbol hat. Historisch drückt sich die* 
aes Yerhaltnifs in der Griechischen Religion dureh 
den Unterschied des Hellenischen und Pelagi^chen aas, 
welches le;stere demnach, da der Mythus der Griechi- 
schen, das Symbol der Orientalischen Religioü yor^vgs- 
weise zukommt, als das eine Mittelglied angesehen 
Verden m\j|£s , du^'ch welches der höhere allgeineino^ 
G^gensaz in einem Dritten naher zus.axnmenrückt. 

3) Als das zweite auf det» Seite des Orients lie* 
gende Mittelglied zwischen dem eigentlichen Orient 
uod d^m Griechisch - römischen sehen wir Aegypien 
u|id Ph^nizien an, neh«t den- mit ihnen -zunächst 
Kasamnienhängenden Xändern. Dafs^ das regsame 
und unternehmende, alle Meere da^chkreu^iide » «nd 



• 

I 



>«4 

«uf BÜeif Küsten aJcli aniicdclude See- und Handelt- 
Tolh der Phönizier ganz die. Beflliinmnng gehabt zn 
Laben scheint, die ersten Heimo der Csltur zn ver- 
breiten, und eine lebendige Gemeinschaft zwischen 
Asien und Europa zi^ unterhalten , niurs Jedem ein- 
leuchten. Auch in manchen Zügen seines Cha rahlers, 
und in den Einrichtungen der Städte und des Staats 
ist der Übergang zur Europaischen Eigen thfimlichbeit 
nicht zu verhennen. Und ff> sehen -wir nun auch in 
der Phönizischen Mythologie , obgleich wir freilich 
auch noch stark an den Charakter de« Orients erin- 
neit werden, und das Übermars des Gefühls oder 
Affekts noch immer seine Anforderungen macht, doch 
jin Ganzen schon der Grieschischen Natur rerwandtere 
Formen. Das Ungeheure und Abnorme bat nA ge- 
jnaaigt, das Symbolische weicht dem Mythischen, und 
wir möchten oft eher darüber bedenklich seyn, ob 
Bicht die Annäherung an Griechische Namen und Per- 
sonen, wie sie uns wenigstens erscheint, zn grofs ist, 
als dafs wir sie für ursprünglich halten können. Dafs 
auch sowohl die Syrisch • babylonische, ' als auch die 
. kteinasiatische Mythologie (welche leztere ja schon 
in der nächsten Berührung mit den Pclasgem steht) 
Ton den angegebenen Merkmalen nicht wesentlich ab- 
weicht, darf nur bemorkt w'erdeii. Auflallendei- aber 
könnte es seyn, dafs wir auch der Ägyptischen Symbo- 
lik and Mytholo^ 
Grenzlinie des ( 
doch halten wir 
eis die Ansicht H 
seinen Eindruck 
sehen Aegypien 
Tollen Gegensas 
anwenden wollet 
rOhrangspnnkte 



#8ä 

darbietet. Drückt sich doch schon, nok hier vorerst 
nur an die mehr aufsere Erscheinungen' ziol erinnern^' til 
d:e?m ganzen Tempel - Bildter * Opfof-Orakel-Prodigieni 
Wfe^fe« dör Ägyptier, wie wir es ausHerodot dec^äü 
fesften Quelle kennen, sehr deutlich der Uebeii^ang au 
Griechischer Art und Sitte aus« Vomehmliok aber. 
kommt hier in Betracht, dafs'der Agyptis^chien Natidrf 
iib^rhäupl; jene'Selbistständigk^it und geistig«- Oingi^ 
naiit'ät gefehlt zvl haben scheint, die-^die grofsen'iNa^ 
tionen auszeichnet, • tind der gröfste Beweis- davon 
«cheint uns' der 'Mkng^l* ein«r nationalen^* Poigsie dfi 
8eyn,' welche ütefall der ^ioherste Marsstab der nak 
tionaleh Geisteskraft ist , und von welcher uns , '^are 
eine solche bei den Aegyptiern gewesen , ; so gewif« 
irgend ein^ Hunde zugekommen wäre, als überhaupt 
die wahrhaft Itibendige <7eisteski*aft ilberall mehro^W^ 
mftfider di« Zeit überwindet. • (Denn das Agyptisdie 
Lied« Maneros Herod. IL 79. kAtm doch nicht als Be-' 
^eis »dafür gelten , vielmehr bedenke- man die Wortö 
dbäifjv tavTr^v n^coTTjif xat ^svi^v tT(pi\Ti '/evea-dctL}* In 
keinem Epos hat - die' Nation das 'Böwufstseyn ibreit 
Geisteskraft äus^sprochen , dergleichen di« Inidier 
schbn^ seit alter Zeit in ihrem ' Ramayan und Mahaha*«, 
rat'besafsfen , • dergleichen den^ Persern Firdufsi ü| 
seUife^ unsterblichen Schahnameh, obgleich m i^edeu« 
tend späterer Zeit, doch mit acht alt^erthümlich- erneut 
tem Nalionalgeist, den Hellenien. Homer beim erst^ 
Erwachen der Nation in seinem hohen Doppelge^ang 
hinterlassen. Wohl ' mag man '»ag^A , dafs , die. Epo- 
pöen. äör'Aegyptierifi den Wänden ihrer Tempel lind 
deh'Säftiieh ihrör Hallen "^er€|wi§t sintI«, aber was sind 
bei iller Bewunder^rig/, die wir- diesen Werken der- 
^etisehenhand zOHen^ die stummen Steine gegen dab 
redende Wort des bildenden Geistes? Scheint- letf 
nicht sogar , je- vollkommener diese Werke eiiici» 
äusserlich gestalt^h^to Hunst sind , Aet Geidt der Na* 



{^ 



b86 

tion habe gerade nitr in ihfien sehte ac1idpferi«clie 
Hraft objectirirt? Wie aollten wir nun da^ wo die 
Poesie nicht siun r^en Leben erwacht ißt , .^die ^,bi« 
boliso^mythiselie Religion in einer eigenthümlicbem 
originellen Form ^flgeprägt finden? Yielmehr «jwar 
^rb Religion eine UeberUeferung w% dem hohem 
Oriente und worin fliie von diesem abwich, .war eine 
AfinäieFung an die Weise und den Geist der Grie« 
di0ni< Es tritt zwar allerdings der symbolische Cha- 
rakter des Orients in seinen gis>rsartigen Typen, ob- 
gleich die Sitelle der ä<jbt Orientalischeii Natarsyn^bo* 
Uh niiA schon grofsentheils die Hicfoglyphik der llhier- 
weit* einnimmt,) )>ei ihnen noch in angleich höherem 
Grad^ hervor, als bei irgend einem 4tidem Vorder* 
asiatischen., Volk, aber auf der andern Seite aehen 
wir auch dio Hinneigung zum BeUenismus in der 
menschlich-persönlichen Gestaltung der Gö^tter. Wir 
.berufen utis auf den am >olks(hülnUchsteB «usgebilde*- 
teuv Osiris-Mythus , wie e;E* im Folgenden yorhommen 
wird, hier dieiit er zugleich zum Beweis, dafs die Cnr 
ter^clieidung einer lesorischen und exoterischen IVeligion 
auchsc^n m Aegypten weit bedeutender gewesen sejn 
miils, als im Orient sejbst, wie sie überhaupt in dem Grade 
gröfiiere Wichtigkeit erhältj in weksbem der ilberwie^ 
wiegende Einflüls des mythischen Elemenia die irßli« 
giöae Symbolik und Mythologie yoti der einfallen 

' Grundlage der umtiittelbareii . Nati^r -, Ansebauimg ?^t* 
fülrnt« 
. Wir ziehen aur den hier «ufgestellten Sä^en die 

) Folgerung, dafs, "wie di^ gamneOiarstellttng'derliytbo« 
logie, wenn sie ihre philosoplÜKhe Att%dl>0 4Qsen 
will, immer wieder in ihret* le^teti Bejriehmig anf 
den .Gegenaais swiachen Symbol und Mythms «surflck^ 
honmien mufs, ebenso, wenn die Mythologie ihrer 
historischen Seite nach dargestellt werdeii soll, der- 
selbe Gegenaaa in den beiden F&nneti des Orienta^ 



listtfttir. Qftd HeltMiamt^s wiederkehrt, dafa es demji^h 
ein und derselbe Gcgensaz ist, welcher, hist^risek 
und philosophisch genommeil , die beiden nothw^n^t- 
gen Elemente jeder hohern myüiDiogischen' Goatitt^iil:^ 
ti<m «trsm*%ht; 1 . . 

%^m Schlüsse dieses Cepitel^ ^e^^it wir ifocäk ei- 
nige ^ewrerkn^gen über' die dem 'Inhalt desselbein ver^ 
wandm {^tage hiriÄü: Auf welchÄ" Weise sich haüpt« 
Sachlich die Identität religiöser lA^eti her yerschiede^ 
nen Völkern erkennen las^e, in äenfi Fäll lia-ihltch, 
wenn uns weder ehi ausdrückliches hi^toridelies ZeHeig- 
ni& über den ZuBannnenhang belehrt , noch* auch der 
Iniiak einer I/ehre Yen selbst daf^r zetlgt, alsoi'h&npt- 
sächUch dann, wenn es sich um die Identität gewis- 
Äer taythologisoher Wesen handtelt, eine Frage iäter 
welche sich ebensogut auch seikdn die Griechen "tod 
Böm^^ selbst HeehenSchaft geben mufsten^ weniaf' siie 
ihre Gottheiten 'mit den Gottheiten anderer Nationen 
yergleichen wplhiem« 'üs komiht- dabei 

i) der Name in Betracht. Da die Namen d«r Ai» 
ten, wenigstens die religiösen, durchaus eine das We- 
•en ' der Sache -oder Person ausdrü^ckende Bedeutung 
iiatten, so istidtre Annalitne natürliti^h , dafs eine Gott- 
heit 'bei detti}etit^ii Volke ei^e^irii^ch sey, aus des- 
sen Sprache sich die Bedeutung' des Niamens am leich- 
testen erklären läfst. D&r Namte Mi&ras z. B. läfiit 
8i<^ iiur aus der Persischen Spraf^e, Nanj^n -wie Blr^- 
nes, Hades, Plutos lassen sich mit* aus d^r Grie^cht- 
echen eriilä*en, Namen wie- Amun^ Philip 'sind we nig- 
MeBB keine Griechischen; und f erhält ^e^ sich mit 
dem^ Bu^dha^-Namen^ wie Bitter- I^lttfuptet , so ist kfr 
auch i9in Beweis, wte aus de^m NaMen die 'Herkunft 
gewisser religiöser Ideen «abzunehmen ist Es i^ eia^r 
hier •ausserdem • dafe wir bei Ortentalischea Namen 
Bel«nn ^so glückiieh si^d^ ihre Bedeutung in üiner "für 
%iiis langst v«rs<Jiwttiiden€fi ^rtf^ie, ii^der ni^rnJte- 



0t0ikVttioi^ einer noch lebenden» ^ateiiäaiig euwU- 
een, noeh an miyeierlel ^u. denken,! 
-. ;i i) Da die Sprachen der Hauptyoiker, die alt ^IbsN 
jfjiil^ige Yolksstänviije .|^el|en können , die Indische, 
Pcrstache, Hellenische und Germanische, aet wie. siucii 
dUs ^^smiitiache, utie man j9ich immer mehr 4beraMiQgen 
n»ttfsi aäoinitlich. aU. mehr oder minder yeirM'andie 
Spi*a<shfttamme'aii9U8^hen sind, sa.iat^aehr leicht mö^r 
Jichi ' dafa. ein Name, desaen Bedcijuiung uns z» B. m 
,dQ|> tG^iechiach^ Sprache gegeben zu aeyn acb^int, 
docjk.'ieiue entferntere Wurzel, im Orient hat, und i>'ir 
miia^ep demnach auch in einem aaleben Fall über deu 
Jiiatemichen Zi^aammeuhang der durch den. Namen be- 
fl^eichneten religiösen Begriüe zweifelhaft aeyn, da 
dc9.' Begriijr ebensowohl gleicji alt- mit dem Wus^zel* 
•w.oi'ttUla erst apäter mit dem daraus atanunenden ^a- 
.mevi, bezeichnet worden seyn kann« 
u . 9) Verdient . hier; besonders bemerkt zu werden, 
die bei den Gii^chen wenigstens, wie wir yermuthen 
jOüaeen, sehr allgemeine Sitte, fremde Namon xu 
.übersezen, oder. ÜM&en/ doch durch linlaut und Beur 
^ung einen dem Genius ihrer Sprache haivioniachen 
Laut zu geben, oder ai^ch ein anderes, nicht sowohl 
der Bedeutung als dc^oiTone nach, ent^r^dtendea Wort 
.a» die Stelle zu sezen. Dafs die Griechen fremde Na- 
;]ipon gerne übevsezeA,.liefse sich, leicjit durch mehrere 
.Boiap^ele zeigen« Selbst Wesseling fiel es zuHerod« 
.yiL 1724., afif, dafa die Namen ^^(»0x0/117^ und yjiapav- 
S'Tjg Peracfirl^fimen seyn^ sollen, während sie doch gane 
.dqiitlich eii^e jr^in Grieejüsche Zusammensezung sind, 
.(Qnd somit nur* eine Ueb^rsezung aeyn. können« Wenn 
idio Gii^chen, wie wir oben gesehen haben für den 
Indischen Koros zuweilen ihren Helios sezen, ao ist 
^uch dies eine Cebersezung« Eine bemerkenawerthe 
.^Stelle über die Sitte der Alten fremde Namen feu 
nberaei^n, findet aich Lei Plato imCritia» p. i57.Ed. 



§00 

Ihr riHt ili« UrM«li« 4ftr//n «rfakrtfi/ Al# #9tniv 4«f« 
Mif k«4tf^( Wf4 f0fHi Kf//Ahl(ifyj) (trifi 4^f tfiHfl Au 
laitif«; 1/» •^iri«n 0«4iebl«A «fi//«w«mi#fi^ «ml tl^h fiM^h 

tmÜ0H4 fJfl «rf«/M4i «f #«ibiv dm §iiftif «In«» )«d«fl 
M«#A«fi«f ircfg Hm In an*«r« Pl//r/ielf« ltb«pf «nd#^brl«b 
ihn n{«d«r.^' Vef^l/ (A^nMn nymh* UnA JAjih, t\/rU, 
%, ^i# ll«r» di«Orf«eb«n fr«iii4« Kirnen f|(rA«i#}fC«ni 
i^ff(t «bff«d2«i d«f hn%0MPh0\n^ 4pf$ •}« IbnM «ii«f 
mmeh tkri0i.ht¥lh0 Wori^ vmi#f«fff4yb#nf niV>«|it« «b«n« 
l«lk d«r€li fl#f«fn«l4 wiifif«e)r«inH/4i f/^tmrht w«rd4M 
M^n«n# 1«( #f w«hf« d*/# il«r N*nr« iKfb)'!« t^A 
0^7 /^ii'^fctt o/J«f Tt^ ((^MlffMi *)M(iil#it«n l#f, M 
w»r «i« d«ni Of)4ft'b«n d«#;hf Ifid^m crf «in Vf<yft ««« 
•#}n«r l^fTBeh^ A^tUr Hf$t«f di« M^nim«nd«f fA$v(fm^ 
K,X$i&viM* fl«n Nftnf«n d«#}f«rakl#« l#tl«t#n di«Ofi«« 
rfr«»n ««tfctt df(tf«f ^ d«f« «f dor4i d}« It^fB //ptt Hnhm 
$tXi00 gmwlnn^n $ollUff «« Altrt tfn« *b«f dl«if wfnif^ 
•f4»n« nieirt bindern f d«n i9«mi*n «ci« «in^m Of}«^!«!}« 
•«fc#n Vy<rrt« K<i «fhMr^nf n^d ibn, wl« b«d(iin/i(ll4!rtt 
^«^b«b#<it j{l^i/;bJ/«d^irt«nd mit T^HH i^^ftf&4rr^ 0\r* 
tftiimM n«bni«n. Kb«n«<y t i^rbi^U «« «t<;fo ftd^li mir d«ni 
T^am^n d«« t)Umf$ff$4 wob^i di« Ori«<;b«n f$«i^/^bnli/;lt 
•n ibf#n /««« d«6hMnf wenn «r irirfclkbf tri« «/'b/yn 
#/f i«ebi«#;b« Orffnim«tili«f beb«« pf^t^n ^ t#ni d«in fnd2<i 
«/fc«n W<^#t ffifpo^ tiofM »l# fifAfföJV^ b«f1i<rmm«n 
Mdk«/ Kin n<y#:h i»iiffiil)«nd4Br«9 f)«i«fri«l ittfonf i^t^ 
40f «n^lffndf^rb« fl#m«f w^nn #/ nifp «in}^«rniA#«^rt 
00 «in ilbnif^hi-« |^rM 0ri«>6bi«fh«« Yf<rft «pi/fn#rf«# 
bl di«#«« 6b#>rgf#»»^ f wiri» i|^f I$«fn9fn« d«r Apbro« 
dft« atdfin^oif m0nn 0t tri« tlili«f ni«inN «}j(«nüi«ll 



« 

das Indische Awatar w2re. Die Griechische anan^ 
hätte sich in der That hier recht tauschend einge- 
schlichen. Schon aus dem Angeführten ergiebt sich, 
dafs die Etymologien der Griechen, so nü^lich sie 
auch gewöhnlich für die Kenntnifs der von ihnen mit 
einem gewissen Begriff yerbundenen Merkmale sind, 
doch wenigstens in grammatischer Hinsicht 'keinen 
grofsen Werth haben können, und dafs wir uns durch . 
sie nicht gebunden glauben dürfen, über einen Kreis 
hinauszugehen, der für die Griechen wegen des ih- 
xien noch numgelnden Sinnes für Sprachforschung, und 
wegen der übrigen Beschränkung des Gesichtspunkts 
weit enger gezogen war^ als er es für uns seyn kann. 
Bei mehreren Namen läfst es sich gar nicht anders 
denken , als dafs sie 0;*ientalischer Abkunft sind, wie 
z.B. die Namen Perseus, Ferses u. a. obgleich Her- 
mann aus diesem einen Trameus macht, um ihn in 
die Gesellschaft seinem Pendulus und Rotulus zu brin- 
gen » bei andern läfs^ sich der Griechischen Etymolo- 
gie eine Orientalische wenigstens mit gleichem Rech- 
te an die Seite sezen. Und wenn überhaupt der 
Orient in einem so nahen Yerhältnifs zu Griechen« 
land stund, wie nach dem Obigen anzunehmen ist, und 
die Yorausse^Eung. richtig ist, dafs gerade in religiösen 
Namen sich das Alterthündiche am reinsten erbiUt, so 
mufs von dieser Seite aus das Feld der Untersuchung 
immer offen bleiben, und das Verfahren derjenigen, 
d.eren ohnedies in die Etymologie der Namen sich zu- 
sammenziehende Mythologie überall nur bei Griechi- 
schen Namen- Erklärungen stehen bleiben zu müssen 
blehauptet, und die Parallele und Identität mit dem 
Orient, wenn sie sie auch im Allgemeinen zugeben 
will 9 doch in keinem bestimmten Fall anerkennt, 
man yergl« Hermann j^Lmi .^^"^Qj^gi^iiii^ jüe Mjth« 
2. B. S« 102. . ir 
beschi^änkt > w 




logie überhaupt. Anv merkwürdigsten übrigens und 
für das Alter der Begriffe am wichtigsten bleibt die 
Ueberein Stimmung und Identität dann^ wenn sie auf 
Wurzelworten beruht, welche, indem sie einen be- 
stimmten , in der natürlichen Anschauung gegebenen 
Begrifif bezeichnen , zugleich in den meisten der und 
bekannten Hauptsprachen sich auf gleiche yVcise er- 
halten haben, dergleichen Beispiele auch uns sdion 
einige im Bisherigen begegnet sind, so dafs uns die-, 
selbe wunderbare Einheit, die sich in den histori- 
schen Elementen der Religionen zeigt, auch in den 
Or-Elementen der Sprache wiederklingt. Mit den Na- 
men allein koipmen wir jedoch nirgends weit , und 
der Name sezt schon den Begriff voraus. Daher ist 
2) ein weit wichtigeres Krii'erium der Identität 
oder Aehnlichkeit in den Merkmalen zu suchen, wel- 
che mit den BegriflTen der göttlichen Wesen verbun- 
den wurden. Gottheiten verschiedener Völker, welche 
in den meisten odei* doch in bedeutenden Merkmalen 
überkommen, müssen als dieselben dem Begriff oder 
Wßsen nach angesehen werden, wenn freilich daraus 
noch nicht sogleich mit Sicherheit auf einen histori- 
schen Zusammenhang geschlossen werden darf. Auch 
die Griechen und Römer , welche,- wie es in der Na- 
tur eines von der Realität der verehrten Wesen über- 
zeugten Polytheismus liegt, schr*geuelgt w^aren, ihre 
Gottheiten mit fremden zu vei^^leichen und zu iden- 
tificiren, konnten sich dabei an kein anders Kriterium 
halten, als an die gröfsere oder geringere Zusammen- 
stimmung der MerkiQale* Wenn Herodot I. i3i, sagt: 
xaXBsai AaavQioi ri]v /4q)^o8irr]v (n»Hmllch die Gottheit, 
die die Griechen Aphrodite nennen) MuXtrraj -^^a- 
ßiov de AXitra^ negac^i, die Mirgav^ so kann er dabei 
nur auf die gemeinschaftlichen Eigenschaften gesehen 
^aben, welche allen diesen Gottheilen ungeachtet cler 
verschiedenen Benennungen beigelegt wurden. Nur 

»9 * 



»9* 

vxAee mecer Voranufnng Irt aneb i\t Untenncbang 
and der Zweifel Herodot» IL 43. 44. bugreiflich , ob 
der AegjftMche and l'/ritche Hemklea deraelbe mit * 
dam Griechischen nj. Uaher bt aach «eine Jic- 
luuptnng II' fw. beinahe alle Göttemamen seyen aua 
Aegjpten nach Hellas (gekommen, nicht durch die An. 
Dahm« la Zweifel zu Kichen , iaü diese Gottheiten 
nnitr denselben Namen von den AegTpliem und Grie- 
chen Terehrt worden aejea. Der Name der Gottheit 
ist ihm "gleichbedentend mit dem Begriff derselben. 
In dem im Bewnratae^n gewellten Begriß' einer GotU 
heitf welcher ohne die Beaieichnnng mit einem Namen 
nicht festgehalten werden kann, offenbart die Gott- 
heit ihr an sich ewigea Wesen den Menschen in der' 
Zeit. £• bemht aber, wie sich Ton aelbst TerMeht, 
die Tei^leichnng und Identificimng der Gottheiten 
Tersdiiedener Völker auf dem hohem oder niedem 
Grade der Aehnliohkeit, «nf der Uebereinstimmung 
wesentlicher oder nnwesentlicher Herkmale. In die> 
•er Hinsicht ist es fOr uns, w^nn wir bei Griechi* 
sehen Schriftstellern fremde Gottheiten mit Griechi- 
schen Namen bezeichnet £nden , ron besonderer 
Wichtigkeit , dasjenige Merkmal aoa deir^fibri- 
gen abairahirt zn haben 1 das sie als das hanpisäch- 



Natur-Gottheit selbst ist. Wenn er III. 8. von emer Ära- 
bischen Urania (die Urania Aphrodite L io5.)Ton einem 
Arabischen Dionysos spricht, so würden wir ans eine 
ganz unrichtige Vorstellung machen , wenn, wir die 
Aphrodite und den Dionysos im gewöhnlichen Sinne 
der Griedien * rerstehen wollten , und nicht an die 
grofse Himmelskönigia und namentlich an denjenigen 
Dionysos dächten, der auch der Gott der Unterwelt 
ist cfr. Herod. II. i23. Und wie sollte roUends eine 
Yergleichung der Griechisch-römischen und Geltisch« 
germanischen Gottheiten , wie bei Cäsar und Tacitus 
möglich seyn > ohne dafs bei aller Heterogenität der ' 
Begriffe und Namen, welche, wenn sie auch gleich öfters 
nur eine scheinbare war, dem Römer doch für eine 
wirkliche galt, wenigstens Ein wesentliches Merkmal 
bei beiden festgehalten werden kann? Es kommt da« 
ber bei einer solchen Ideiitiiicinmg immer nur auf 
gewisse Hauptmerkmale an, und die Grade der Aehn« 
lichkeit können sehr Terschieden seyn. Am'eiuleuoh« 
tendsten aber ist die Aehnlichkett, wenn | was wir 
hier noch 

3) bemerken wollen, uns ein äusserer Gegenstand 
-gegeben ist, auf welchen sich die mythischen Wesen 
als ihre gemeinschaftliche symbolische Grundanschau«^ 
ung beziehen. Dieses Kriterium findet seine Anwendung 
besonders auf die Sonnen- Mond- Planeten« Elemen-» 
ten - Gottheiten» In dieser Hinsicht hält es auch 
Niebuhr R. G. Th. I. S. 94. Anm. für sehr wahr- 
scheinlich , dafs die Beziehimg der Griechischen Gott- 
heiten auf /4ie Aitalischen dadurch entstanderi, dafs 
man die, yderen Namen derselbe Planet trug, für die- 
selben hielt: auf keine andere Weise konnte Venus 
auf Aphrodite gedeutet werden : daher ward WodanL 
Merkurius , Thor aber Mars (Tac. Germ. c. 9.) ,ge- 
nannt, weil sie als Planeten dieselben Tage beherrsch- 
ten. Da aber demungeachtet die Auffassung einer und 



294 



derselben Nataranscbauung- bei rerscbledenen Yölbem' 
sehr yerschieden sejn konnte^ so giebt uns auch die* 
s^s Kriterium für sich gewöhnlich nur eine sehr re* 
latiye Identität 9 und wir müssen daher immer meh- 
rere Momente, innere und äussere Gründe, zusammen- 
nehmen, wenn eine wirkliche Identität mit dem mög- 
lich höchsten Grade der Wahrscheinlichkeit von uns 
erkannt werden soll. Die wahre Aufgabe des Mytliologea 
besteht also auch hier darin, sich flicht selbst durch 
eine einseitige Theorie zu binden, sondern mit na- 
turgemässer Freiheit zu bewegen, und das Einzelne 
weniger durch sich selbst als durch das Ganze zu 
))egründen. 



1 

i 

Zweiter Abschnitt« 



Z'weites Capitel. 

Ueber die Epochen des symbolisch - my- 

sehen Glaubens. 



Wie wir in dem rorhergehenden Capitel die hi- 
storischen Elemente der Mythologie in ihrem räumli- 
chen- Auseinanderseyn betrachtet haben, so müssen 
"Wir &ie nun auch ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge 
nach untersuchen^ d. h. die Frage beantworten, durch 
welche Hauptyeränderungen der symbolisch - mythi- 
sche Glaube bei den einzelnen Völkern, die wir be- 
reits als die wichtigsten angegeben httben , hindurch- 
gegangen sey. Auf dem historisch -ethnographischen 
Gebiete haben wir die vorgefundenen Elemente durch 
die beiden Hauptmomente aller Mythologie, das Sym- 
bol und den Mythus in lezter Beziehupg • unterschie- 
den: derselbe* Gegensatz mufs« es nun auch seyn, 
durch welchen die Haupt - Epochen der zeitlichen 
Veränderungen der Mythologie, sowohl im Allgemei- 
nen, als in ihren einzelnen Theilen, bestimmt werden, 
indem alles Einzelne nur insofern in die Mythologie 
gehört, als es entweder symbolisch oder mythisch 
ist. Dem Begriff nach ist das Symbol früher als der 
Mythus , indem das Symbol zwar ohne den Myttins^ 
nicht aber der Mythus ohne das Symbol seyn kann. 
Wenn sich aber einmal dieser allgemeine mythologi- 
sche 'Gegensaz in einer bestimmten Mythologie in ' 
einer Reihe Ton Formen objectivirt hat, so hann das 



4 

Bestellende nnr insofern einer xeitliclien Terendenmg 
untei*worfen sevn, als es sich dem einen oder dem 
andern Gliede des Gegensatzes bald mehr bald min- 
der annähert« Um jedoch diese Ilauptbestimmungen 
auf eine , soriel mdglich fmchtbai^ Weite benuzen 
KU können, müssen wir Ans das Yerhältnifs dSs S3rm- 
bols und Mythus so rielseitig als möglich denken* 
Symbol und Mythus stehen beide wieder unter dem 
hohem Begriff des Bildes. Jede« Bild ist ab^r nur 
insolem ein Bild, als wir die Idee von der äufsern 

r 

Form der Anschauung zu unterscheiden vermögen, 
ist dieses nicht, so ist das Bild kein Bild yon etwas, 
und daher eigentlich nichts. Indem wir nun aber 
das Bildliche des Mythus nur dadurch Buf die ihm zu 
Grunde liegende Idee zurückführen können, dafs wir 
das Mythische in das.SymboHsche auflösen, und somit 
das Symbol die Vermittlung zwischen dem Mythus 
und seiner Idee ist, so ist offenbar die Möglichkeit 
die ursprüngliche Bedeutung des Bildes zu Terges« 
sen, und die Idee in derFormuntergehen zu lassen, für 
den Mythus weit gröfser» als für das Symbol, und 
wenn auch gleich das Symbol auf dieselbe Weise 
zum blofsen Idol werden kann , so ist doch 'Oine 
solche Ferio^de des symbolisch - mythischen Glaubens, 
aus welcher ^ex ideale Inhalt des Symbols und des 
Mythus Terschwunden ist, und das hiofse Bild für das 
Wesen der Sache genommen wird, liuch keine andere 
als eben die rein-mythische, und es stellt sich^uns also 
jener Gegensaz durch seine Beziehung auf Bild und 
Idee Ton einer neuen Seite dar# Der religiöse My- 
thus aber, wenn er auf dem Punkte ist, sich seines 
Zusammenhangs mit dem Symbol oder Bilde, und da- 
her auch mit der Idee, röllig zuentäofsem, tr&gt,wo» 
fem nur das religiöse Gefühl lebendig und poaitiy 
fortwirkt, den Keim einer hohem Entiricklong in 
eioli , und ist im Begriff aus dem Kreise der blofsen 



*01 

•f • /,n0ir0\pttn. Kr f/iMiri «o AWft^ui^n AiriUr »«iiMrf 
%Vir'«ii# niiiii n^th ir«k;li«r irr ili'ffi Aj^iMkol nUM 
mrhf u$$Uft%ii4ffA$un inu §mf4Ufm tib#r ä^m^ÜHM 0U1UU 
mnA #in i^M^iO^tf iMfhtm uhn^tf 4b§ «mmt lW>lMrf« f>«^ 
4mtUtn/, )i«if nln d«« fi>r ihn I#«4««iliiff^«l4i« |(irwirr« 

KMriil 4i»birr «iiiti t!in0 »vMi« f'irrioilir 4^« iiiyihi<N'Jf#n 
ijUtnUffft^f Ui y^üUhfr flä§ rnii^U't^tf linUtn «in VirrUn« 

dmr i^Mitinr ^rUM '/m w^fnlirn^ um m\i Atfr fliJirifl ^11 
t^A^fn^ fMf if^Hhfun yt ^iUeii Ai^t KirMlirr ijoUtt^f und 

#«ffirinl uttn i\r$nnH4'\% imiiJi hI« Attr f 0tt//'ji^t$/, A$ir rm^ 
M&n HitWtrriini^n unA $inür §oUh4'$% Sftturtfiti^Ufitf 
in w«rkfi#r A*'r tU'm Aer ftiin * tttUi^hsti h^fUff^Utn 
0ith x« rir((^f» hty^'wf9if i/l/((ti'fi;k fr«fli/tli ritir «/^ d«U 
«r in #I«M iitfn tremAMtiin*^ llorfrd fiotfJi nii;hi /a 
§itin&r friri#n «imI •rtUurMniltf^«!! KfffwKhlufi^ ((«fliffi« 

Uffmn% firtn ttymtnfl 4iiMf A4fy^P4'tt4i H4fU4tf irin# ff«^« 
iit« und f/i##ilitiff )rii#«f ««#(«'#11 i^m 4U0 M««r mii iWr 
Kon» itu/iBipmäniMiif «liirMf n^if/iii ibm mi# §iti$tifr 
Vinm ¥\9t4$ nauM lit«« 4$ut^,pM, Jl*« lAiAtttm Ui u\mf 
^ikpmiWi'h $Am ^M\\^^ AhU'V.un^ 4\an p^)ihUt:h$n Wir« 
MMf tuNl #li« h\4ir. Ui «lirr r«)^i;li# ((le^hf lü« ikrrr 
lfOll# Mlbttmliffi ll«f<li^f(^ l>i« M<r«y )f«t «i'^h 4#{r 
1f4trm ftlMrln/Writ uimI m <rrft#f«lit ttun A\4*\nn\%ti An* 
•i«l»lf w#leb« $U'h mh ilirr kiMIkh«'!» V^Minfili^ktiiig 
mUhi firrlriK(^o k«iifif tifiil *M;h M4fin •» lii« V,tk$snnU 
mU§ iur4^h AUß IftgrHf« liiilef #l# h, #ii# t irm « |ihfli/»##« 
ftiMh^f Ai0 Amr #ymlM/IUi;k « fii^flii#«li«A «k#f»«« 
0miifß$;ßmaUthif wi« <kfr V#MUfMl «l^r VUM$$iMUff «k'f 
|l«f(rifr 4imi IHkl«/ llrr t^^Ur^n^ iIü/.m *k«r ^A' 
#eM«hi« wi« wir mi^/Ii iN^him (|fi>iirr f(r*iwrii h*l#ffi»f 
t^M» llyflMt tHiif fi'irfMi iJi«(Nrr Ifinirn Miern ti« 



398 

spmng rergcssen hat, nnd daher überhaupt die ganze 
Symbolik und Mythologie nur als das willkfihrliche 
Spiel der Einbildungskraft erscheint, das von der 
darchdnygenden Schäi*fe des Verstandes leicht in 
ein Nichts aufgelöst Verden kann, odet höchstens nur 
soviel Werth uud Gehalt hat, als ihm der Verstand 
aus seiner eigenen Fülle fiberlassen wiU. Allein die 
wahre philosophiache Erkenntnifs wird bald auf die 
Uebcrzcugang kommen mfissen, dafs auch die Be- 
gritrc des Verstandes ein unzureichendes Maas für 
das Ideale sind, und wenn sie diese selbst nur als 
Formen ansieht, von welchen der Inhalt mit Be* 
stimmtheit unterschieden werden mufs, wofern nicht 
die Fonn die Idee erdrücken soll, so wird sie leicht 
Tiuch einer andern für den gleichen Zweck bestimm« 
ten Form, der bildlichen, ihre vollkommene Rechtfer- 
tigung widerfahren lassen, und wohl sogar eine ge- 
wisse Notliwendigfieit zugestehen,- und zwar in dem 
Grade um so mehr, je mehr sie das innere Wesen 
und die 'urspi*ünglicbe Thätigkeit des Geistes zu er* 
forschen, als ihre erste und wichtigste Aufgabe er- 
kennt. Eine solche Philosophie wird selbst den Ge- 
brauch der Symbole nicht Terschmähen^ und sich ge- 
rade diejenigen am liebsten zueignen, in welchen 
eine tiefe ideale Bedeutung sich ausspricht* Wir se- 
hen also ein doppeltes Verhältnifs der Philosophie 
und Mythologie , ein feindliches und ein freundliches, 
und es dient uns auch dies dazu, um yerschiedene I 
Perioden nach ihrem wesentlichen Character zu be- 
'zeichnen. Der Periode der Entzweiung der Philoso- 
phie und Mythologie geht aber immer eine solche 
Periode voran, in welcher beide nur in und mit ein^ 
andet* bestehen, ohne da(s wir noch die beiden ent- 
gegengesezten Richtungen deutlich ^auseinander gehen 
sehen. Haben sich aber einmal die beiden Elemente 
von einander gelöst, und, indem sie nach unabhängi- 



«99 

(fßf Airlt>»t«t'iri41gkifie itrebM wollen, wie wmn #*§ 
k4'ifi )ii#hifr«ii <ßiiB0m ühttr ihnen ((^l'^ff nii^h fcindlidi 
«;in«nd<rr f^c^^^cnükiTf^^^a'iltf to (olp^t ilMnn «oish %^tr« 
<]< r di« t/ttmcUi^ iM'ft Ate •ii^li »elbut in ihrem wiih« 
len H «'*«'» tiunn erni ruchi rei'«t<;iien, tti-nn fic 0U^i 
ilirer Jiölii'rn Kin/ieit und Vernfinrlurh^fl kewuUt 
%ir<'i'#lent unil m#1i L«'i i»lli;r VeMrliiefleiilii'it der Itidi« 
tyng In (rinllirliiT Kiiifmdit mil einuttiler uun/MBifU» 
nun nucUvti» hu'/^"\.ui\\ih ulier Hiril irMo«*« Kinrer« 
•UimJnir« ilrr i'liilotoj#l»ie mit der Mylliologiiy immer 
•n eine riditi((e Ijtt^'nnfnif« de« Hymkol« und de« 
Vi7rliiiltni«*e«, in Y^eliJiem in ilim Idee und Dild 9M 
einamier »tehen mAWn^ unA wi'nn dulier der MytliOAf. 
ealield er «idi ro» «einer eigenen Crundl/ige im Hym« 
\p4$\ enffemtf and eii;h »clii»! fremd «lird, xn der V.nU ' 
xweiung der fliilofiifdiie mit der iiyniholik und M>« 
i)i4do((ie die Ver/inluMung f^ilit , «o mu«« d«« HymI/ol 
wieiler in die Mifte tteten, ttm den rei f(ei>lidi in 
eitlem Wekne lie^^/mnenen Kempf in f rieiien tm 
«ebli4;blen« K« kommt demniii;h mtvh dt^«er liep^en« 
•eZ| xwifttlien der l'Iiilo«ojpliie und Mythologie, wenn 
er «ueb giei«;!» in einem enf^eifeiten und grofftem 
VefliAltnif«, gleiiJihfrdeiitend mit dem i»*'t/9*n%u'/<, «wi« 
eebon der Vernunit umi i\i*,r OH«:nMMtung, iswinehen 
d^mi X«t(jrH'Ji«'n ut»d telierniiUjiliehen« fjher de« ei« 
gentliehe Oehiet de« h)ml»ol« und Mythn« hin«u«//U« 
gehen «eheint, dofJi nvieiler, weil die Krkennlnif« 
durch Hegride und ihireh Dilder, d« b. die jdiilo«o« 
pkieebo tmd die 4ymholi«eh • mylhi«ehe, nur der Form 
n«ch irer«ebied4;n, «lier A\':n% Inhelt n«eh Kin« i«t, «uf 
d«li in den Hegriden de« Hymlnd« und de« Mylbtt« 
rntbelienen l^egenMas r.urüek, Kdi/dd nemlieh der eif*e 
die«er l^griÜ'e eui eine ein«eiti;^r Wri«e «ufgelfiUi, 
erid «tett <le« w«hren ui«|»r(mglieh(*n (/e^^nft«/e« ein 
Mdeher engem/mmen wird, d4'r eigentlich g/ir nicht 
«uit finden kenn« VV«« wir «o elien tiher du« \er« 



3oo 

bSlmib der Phflosopbie und der Mythologie bemeriit 
haben, kann nur mit einem andern Ausdruck auch 
ab die Unterscheidung der esoterischen und exoteri- 
schen Seite der symbolisch • mythischen Religion 
bezeichnet werden« Die exoterisch^ oder populäre 
Seite ist immer die rein- mythische > und nur diese 
ist es« ^^^ welcher die Philosophie in das Verhalt-' 
Ulis einer Opposition treten kann, während die eso- 
terische , die durch den tiefen Geibalt der Idee und 
die Innigkeit der Gefühls - Erregung sich an die ur- 
sprüngliche Bedeutung des Symbols so nahe als mög- 
lich anzuschliefsen sucht 9 mit der wahren Philoso- 
phie immer in Einklang seyn wird« Endlich müssen 
wir auch noch, da das in der Mythologie 'sich aus- 
* sprechende religiöse Bewufstseyn sich hauptsächlich 
in djr Yorstellung von dem Wesen der Gottheit ob- 
jectirirt, auf den Gegeusaz zwischen Monotheismus 
und Polytheismus Rücksicht nehmen. Auch diese 
beiden Formen sind Momente, durch die wir den. 
Character einer Periode von einer andern unterschei- 
den können. Aber auch sie sind nur eine andere 
Auflassung und Darstellung desselben Gegensazes» 
Ton welchem in lezter Beziehung hier immer die 
Rede seyn mufs. Das eigenthümliehe Merkmal des 
Symbols ist die Einheit., die Differenz das des Mythus« 
Da die persönlichen Wesen, die der Mythus auf- 
stellt, wie aus dem Yerhältnirs des Symbols zuntt 
Mythus erhellt I x^ur als personiücirte ,Naturkratte an- 
gesehen werden können, so ist es am Ende nur die 
Eine Natur, in deren Schoos ,das nur scheinbar per* 
sönliche Leben aller dieser Wesen zurückfallt, und 
die Natur ist das einzige und höchste Symbol, in 
welchem sich die Idee des Absoluten unter dem 
Character einer absoluten Natur - Nothwendigkeit dar- 
stellt. Will dagegen der Mythus die Vielheil seiner 



3oi 

Persönlichen Wesen zur absoluten Eitiheit der Per- 
son erheben, so übersteigt er den Boden der Natus 
mit einem Begi^ifFe, nemlich dem der absolnt freien 
Person, der nicht mehr in den Kreis der reinen Na* 
turreligion, in 'welchem er sich bewegen soll , fallen 
kann. Er kann daher jener Einheit, die allerdings 
auch seine Aufgabe ist, nur dadurjbh nahe kommen, 
dafs er sie immer wieder zugleich als eine Vielheit . 
darstellt, der^n Bedeutung nur insofern eine bildli« 
che seyn kann, als sie in der Reihe der Natur -An» 
schauungen den lezten Grund ihrer Realität hat, oder, 
wenn er auch sein^ Vielheit in der Einheit aufgehen* 
läfst, so ist es doch immer nur die Natur -Einheit, ' 
die er unter dem Bilde einer Person aufTafst, in. 
welcher Freiheit und Notliwendigkeit, persönliches * 
und Naturleben, und somit auch der Character de» 
Sjmbols und der des Mythus in einer nicht mehr unter«- 
scheidbaren Identität zusammen fallen« ^ 

'Nehmen wir nun alle diese Momente zusammen,. 
den Gegensaz des rein Formalen und Idealen , des . 
Natfirlichen und Ethischen, des rein Philosophischen» 
und Symbolisch- mythischen, des Exoterischen und • 
Esoterischen, des Monotheismus und Polytheismus, 
so stellt sich uns immer wieder derselEe allgemeine, 
Gegensaz des Symbols und des Mythus dar, der b^ld 
mit dieser, bald mit jener J!Aodification den Character- 
der yerschiedenen Perioden des mythischen Glau* 
i>ens bestimmt, und die beiden Hauptformen enthält,, 
unter welchen allein alle zeitlichen Veränderungen 
in dem ganzen Umfang jenes religiösen Gebiets zur 
Erscheinung kommen können. Es entsteht uns nun» 
aber , nachdem* wir die Veränderungen des mythi-» 
scheu Glaubens in ihrem zeitlichen Verlauf unter ei- 
nen allgemeinen Gesichtspunct ku bringen gesqcht 
hahen, die weitere Frage, welches Glied jenes Ge- 
gensazes wir als das erste der ganzen Reihe der. 



/ 



3os 

Entwicklang zn sezen haben, oder um dieser Frage 
so^eich nach ihrer wesentlichsten Beziehung einen 
bestimmten Inhalt zu geben, ob der symbolisch - my- 
thische Naturglaube -mit Monotheismus oder Poly- 
theismus angefangen habe, eine Frage, welche.» wie 
bekannt ist, auch einen derPuncte ausmacht, um wel- 
che sich die bedeutenderen Differenzen der neuem 
Mythologie herumdrehen. Die Beantwortung dersel- 
ben bedarf, obgleich sich schon im Allgemeinen aus 
unserer ganzen Ideen- Reihe ergibt, auf welche Seite 
hin die Entscheidung fallen werde, dennoch einer 
mehrfachen nähern Bestimmung, So gewifs es zwar 
i^t, dafs dem logischen Yerhälinifs nach das Symbol 
dem Mythus immer vorangehen mufs, so greifen doch 
in der äufseni zeitlichen Entwicklung sogleich beide 
Elemente auf das innigste in einander ein, und wenn 
wir auch bestimmt das Symbol als das Frühere an- 
nehmen wollen , so entsteht ja eben die Frage , ob 
diese Symbolik den niedrigsten oder höchsten Be- 
griff des Göttlichen in sich ausgedrückt , ob sie mit 
dem untersten Fetischismus, oder dem vollkommenen 
Monotheismus angefangen habe. Es erhellt von selbst, 
dafs vüv damit ebenso historisch auf den ursprüngli« 
chen Zustand des Menschen überhaupt zurückgetrie- 
ben werden , wie es bei der verwandten Frage des 
vorigen Capitela geographisch geschehen mufste. Was 
njan diese Frage betrifft, so glauben wir zwar, dafs 
die beiden Ansichten, die hierüber stattfinden kön-s* 
nen, von welchen die eine die geistige Thätigkeit 
des ersten Menschen nur als eine erworbene ansieht, 
die andere änerschaffene Fertigkeiten sezt, die eine 
den Menschen aus einem thiergleichen Instinctleben 
Ivervorgehen , die andere mit ursprünglicher . Voll- 
kommenheit auftreten läfst, in die Beihe der Antino- 
mien gehören, von welchen weder die eine noch die 
andere auf eine positive und anschauliche Torstel« 



9a3 

ilDrfniU« «idi «J#«r ilJi*»« AMfÄ^#l*«r /m fiSfiUfmsU^nf 
iloüU immur wi^^lrr //«iHii^k« uiul «r/i l/UilH ilufü'f' fci«Wi 

l4rM H^grMI« #l«rr KMi«i'Jti)(li< ii Ai^r 'lU^ui'm «n «iiiif»* 

l##'il #l«f« M«N«^lM'n fMir «U diu Iif4iff4'i«rfi// #llirr fit 
tU't /«iiliüi«^ l/UfHifclfinK m'>/,IW ffi^ii hiUfutmmt un$ 
v«#f«t#'lli'ii //ti i/MiMifii ((liiMlii'iif wohii mr 4l«;/>(t«M^,lr# 
htMueUi^ Ki/imi'l« 4i<' i'i«iiiii Mi'Hüilirn ««ffun *!• irr« 
ti'jtfcfi*«!!« ((ul/iiii{«(4' KiM^i'r äit/Mt^t'Ut'fi ^ ntttn mIh imr 
#iiijil «li |/i/»ifir hi'^immt^tr h«^tU(« «11111111111 f(|/'idi« 
•*rii t$ur «U HifiMinif ifini'« Hi;((iiiU ^fM^ft «oll« niilit 
wiiüii^iiii«««» fiii/lnii kOftu$$9U t*\ftunttf IfMlfifii «t'ii' /lyiJi 
wt'^Utt Aitt Miili'f*t# feiafif 4«« t tt'/f^t.Utttf$$i$9t $tuü$ 4i# 
f#oA'k«l4f ilr« MißUoiUt intfiuM ihr iliii mtiMtiii^lMlii«« 
«M/ifih'fii iiMi ifiimii «oltlitfii M«^Mr/flii'i«iMu«f il^r w#n 

&»C 1^4'li l^l^lMClllHIMtM nU ^z*«)'/!*!« >(M «'711 f 9HU%U¥9% 

t>ir iiifl#^ii 4^r «I/^IoUhimIkii LiiH<JHii;'J<<'ii ilii#«frVoi» 
»iülliifiK »iJion (Ol iIm« (ir/iihl« Mii4 4«ir 4«fiif M«'ii« 
•^Ii4iii 99i9UnUt.U¥,99 Kliiffiiilu VI/1 A9*r UMÜp^bifii «««i« 

#»4»« A99t9t9tfH0 th9 fOlU^ U9iy,9*9tU ^¥wl l'llfljill'lf, J|*rf 
V00tif9ft^99H 999$0 tt9»999 tlllifl "lilili' liiril /,U^9i$9tA kim'§ 

^tumißt^n lii«liifiJi'4 In 4«« li^'^uUi^^n 9ini9 iiii$ii«eh« 
l#4.k#liO«*«fli«frMi#'4i/tli <»ii.'44'nmi imiJiI« «imI«!«« «U 

«Tf« «k^NJllI ¥919iin' A9ttl9$tf^t WkMiI'II lfl/l;ll 4M'4^ Virf« 

#Mllaii»K«wirU« in 4/<« t'i4'<^«fiiMii4/iii<' /MiinX^ü/tnUnn 



3o4 

ydll, und zudem (Ar «110, die wir mit Hülfe der 
meascfalichen Geselltdiart den Menschen com Men- 
schen werden sehen» TÖllig unTerstandlich. Einen 
Tollkommenen Monotheismus aber als allerersten An- 
fang anzunehmen, ist ebenso undenkbar, und in ei« 
nei||i offenbaren Widerspruch mit den Vemunftgemas- 
sen Anforderungen an die eigene Selbstlhätigkeit 
des Menschen bei der Entwicklung seiner geistigen 
Fähigkeiten. Ein solcher Monotheismus mfilste auf 
der Yoranssezung einer göttlichen, dem ersten Men* 
sehen gewordenen Offenbarung im strengsten Sinne 
beruhen, deren Empfänglichkeit hinwiederum eine 
solche Entwicklung der geistigen Selbstthätigkeit des 
Menschen yoraussezte, welche die Nothwendigkeit 
jener göttlichen Offenbarung wieder aufheben würde. 
Den Menschen aber gleich anfangs mit einer bereite 
TÖllig entwickelten geistigen Selbstthätigkeit zu se« 
zen, ist eine Yorstellungsweise , welche sich ebenso 
wenig als die entgegengesezte mit zureichenden 
Gründen behaupten , und zu einem deutlich bestimm« 
ten Begriff ausbilden läfst« Wir kommen daher im* 
mer wieder auf die Annahme zuiück^ was dem ersten 
Menschen anerschaffen' war , kann nur die Anlage zu 
der eigenen ' selbstthätigen Entwicklung seiner geisti* 
gen Fähigkeiten gewesen seyh, das einfache Bewufst* 
seyn des Göttlichei/ überhaupt, das zu der Vollkom- 
menheit der menschlichen Natur gehört, und das wir 
nur insofern Monotheismus nennen können, sofern 
die Yorstellung des Göttlichen als ein yöliig .ünge- 
theiltes durch keine Merkmale Unterschiedenes die 
Gesammtheit des Bewufsteyns erfüllte, der reinen al- 
ler Abstraction und Reflexion vorangehenden An* 
schauung rergleichbar , und gleichlaufend dem Zu- 
stand unbefangener Unschuld, der von dem Guten so 
wenig weifs als von dem Bösen. Die ^Innigkeit des 
unmittelbaren Gefühls ersezte, was der Klarheit des 



'B^afetaejrns «loöh mummelte ^t wddttf erat dmföhi mdi- 
Tidaelle - B«fldu«iilung^ *tod Goncfestrirdiig t .^euvrönaen 
werden kann, wälucendvjened uvsprüngli^hb Beswnliit- 
aeyn.auch insöfel^Arei^ -ein niaick. TöUig imgeaehiede-» 
nea ge^^dbjb ytisiäßn. inalt 9 «öforii 'ed nicht soweiU das 
Bewurdtsejh (getrftanter Iildividn^x,:' ab rielmdir das 
ursprün^ieb^! «bä gememschaftÜcIie; i|ber. alle Indi- 
vidualität nod^^liiatoriscite Yölker * ond * Menachen- 
Tiie^nung hinanalic^nde B^wofataefü ^«p Geäeipiiit- 
Iiifcit^ fdes gawE^ GeteU^diJteiiwarv in -weiebem^iMi 
£ii^i9eln6 ' löi^ idem: Ganzen , Jtnd daa .Gänze mit ,dem 
Einzelnen noch in einer Einheit begrifTen .war«. .£s 
bedurfte zwar aUerding;|s ^auch scliion dieses religiöse 
Bewttf8t9e}»n den Hülfe der änlsertf Anschauiing, wie 
aber das Leben d^ Menschen tAerhaupt ' noch mit 
dem Leben der Natur 'iri die Ei^ih'eit des Seyis «u-' 
sammenflols, -.80 war auch die Eine-, un4 ungfetheilte 
Natur der Spiegel y in welchfm derrMenach das Gött- 
liohia erblickte, ' und • in' welcheih sich ihm sein eige- 
nes Bewufatseyn teflectrrte. Dieab dtirch- Reflexion 
gebildete Vörslfelliiiig stimmt Xüch VoUkommen zu- 
saounen.mit der. ältesten JMLenschengeachicI^tey soweit 
diese dacrüber Auskunft geben kann v Undi wir finden ^ 
von dieser Seite gewtfs keinen Gi^nd yön der auf- 
gestellten Ansicht abzugehen. Die meisten der uns 
bis jezt bekannt gewordenen üeberlieferungen der 
ältesten Tölker wissen aichts daVon, dafs. das frühe- 
ste Leben der Menschen * nichts anders gewesen sej, 
als der Zustand einer sich selbst überlas^enen Thier- 
bcit, sie reden yielmehr einstimmig von" einem .erst 
verschwundenen Glück einer, selig^en Voi^zeit 1 eine» 
goldenen Zeitalters, in welchem der Mensch sich noch 
der innigsten und unmittelbarsleüf Gemeinschaft mili; 
der Gottheit^ fttfreutfe, und wenn neuere Forscheir 
sich ilire Vorstellung von den ersten Anfängen des ' 
Afensch^nge^olileychti rnaoh 4«m^ YorbU^e erat sp^t 

^nrs Mythologie^ 20 



«ttltodtt^ yMim» YBUtmmAaiuim 'lentwerCaft wölken, 
M bcndit ^Im «nf der i^Uig «wNfwietcnen' YoraiM- 
»esmigt dafii. diese nach »o vielei^ Jahrbanderteii noch 
dae uneiiUtcllM Bild der eraptHngliclieii MenseUieie 
§aä eich tragen^ «.^efaMlir maclit *d)ee die Annalime 
weit iralireeheinlicilerf dab iie eidl ^in /ihrer jezigen 
Verwildening ron dem areprttngHeb beegem Zustand 
am weitesten enlfemt haben t «nd idenuuich auch ihr 
ftogeBannter PetisohismiiS mir aU ene Tei^nLiung 
des' einst reinem veligidsen BewolSitiejns enzntdieii 
sef *)• . äjd der andern Seite aber endiahen Jone al- 



]. 



^ Eine 'telUt fm Fethchinnii« aocti dtudiicikitamemde Spar 
«hlct. frühem Bfouetfaeifmtif enthlit u B. die merVwnrdige 
Saf^ dtr. Asbaiitea in Hoduifnka •« RKter Erdkunde h Tfa« 
S« Ss6* »»Am Anfang der Welt ichtif Gott drei weüse 
und drei schwarze Männer , und ebcnsoviele Frauen , und 
lielf ihnen, damit sie Später keitie Klage führten, die Wahl 
ton Gut und UebeK Eine groise Kahba^the (Flasdienl^nT' 
bis) ward auf die Erde gesezt*, und ein versiegeltes Papier, 
«nd Gott gfüb .den Schwanen die erste WaliU Sie nah- 
men die Kalabasche, weil sie glaubten^ diese enthalte alles, 
abef beimOefinen fanden sie nur ein Stück Gold, ein Stück 
Eisen« ttnd andere Metalle, deren Gebrauch sie nicht kann- 
ten. Die Weilien 6fiiietett;nun d/is tretsiiigelte Papier, nnd 
das [sagta ihnen ^Ites« 'Gptt lieCr die Schwarsen nun im 
Cvebüsch^ und führte die Weüsen nach dem M^ere eu. Da 
gleng er alle Nacht mit ihnen um^ nnd lehrte sie ein Schiff 
bauen^ das sie in ein anderes Land führte, rdn wo sfb nach 
langer S^eit mit vielen Waaren türückkamen , um mit den 
Sch^airsen cü bändeln ^ die ohne diesen Umstand das erste 
Volk dei* Erde gewesen seyn würden« Dieser Abfall <ler 
Schwarzen ton Gott^ der diö Weiisen lieber hatte» als die 
Schwarzen, mächte, daJs sich diese zu den untergeordneten 
Geisten! und Fetischen' wendeten , die den Flüssen, Wal- 
deVn, BfTgeii Vorsieen*'' Sch<$nd Bemerkungen über die 
Ansicht« daiii.der Tollkotomiiere Zustand jUm unvollkonam^ 
neren torängegangfn sey « finden sich in G4 F« Bocksham- 
mer^s Ofienb« und Theol« Stüttg« 1832« S« 60« s<}« Die ent/- 
gegetigcsezt^ Ansicht «iiner Eniwitklung des Vollkommenen 
«US dem UnVoltiioinnetien hatnenestenif am meisten attsge« 



•■■■^ 1 ■ 

herea und YaUkoraaereo Grad dea reUgü^en Be* 
ivufstseyiis i^usiin^liii^n ^öthii^te 9 ala wir naoh dßpa 
obigen Bestimoiiuigeii Toraosaez^n. .«u duvfea glau- 
ben« Waa Ulla die ebrwürdigstß und äteate aller 
Urkunden; die Geneaia» Yoii' dei* uranfönglkbea ^tt« 
lichen Otlenbami^» tmd von dem Umgänge Gouw 
mit den Menad^en erzählt» wov^on ,andera kmüien i^ic 
68) wenn yrvc una eine der Gottheit würdige Vor- 
ateUung maphen ^roUen« vei^atc^en» ala tdn jenem rei- 
nen und euifacben ^ot^dl^ewfifat^ynt'tdaai in jener 
patriarohaliachen-Zeit noj^ mit dem unmittelbaren Le* 
benagefühl dea Menachen tei^achmolz^&.wart und 
überall in der Natur die «lüahe und ;die Spuren der 
waltenden Gottheit aah und e<l^«inte« Wir aehen 
hier ganz jenen- Monotbeiamna « wie er dea r^ine E^- 
zeugnifa * dea ungetrübten, unmittelbaren» hLndlichen 
Geffibla dea Göttlichen ist. So wenig darf ea una 
alao befremden » wenn wir auch .anderswo ge^rade in 
den ältesten Ueberlieferungen der-Heligionageadbichte 
Spuren eines anfanglich reifieren • monaftheiatlachen 
Glaubens Torfinden, dafs wir es Tielmehr-nur ala eine 
natürliche Bestätigung einer von aelbat schon Jsich 
ergebenden Annahme ansehen thüasen» durch, welche 
allein in diesen TheU des hiatoriachen Wiasena Ein» 
heit und Znaammenhang gebracht werden kann« 

Wenn wir una aber jenen ursprünglichen Zustand 
dea Menschen als eine Indifferenz vorstellen 9 oder 
ala die im unmittelbaren Gefühl bestehende Einheit 



fährt. Link« die Urwelt und dad Alterthtim, erläutert aus 
• d^' Naturkttnde* Berlin 1^91 «• indem er drei Saaptstämme 
ahniipmt^ den Negerstamm « den mcnigüliscHen und den 
. kaukasischen, und den eisten wegen seiner gröisten Anna- 
berung an den Thieirorganismus für den ursprünglichen 
hak. £s ist aber leicht zu sehen , dals unsere Frage nicht 
auf dem blofisen Standpuoct der Natargeschichtä su beant- 
worten ist. 

10 ^ 



öOO 

-eiti^'giBineintehäftUeheh Bifcirvftueyttftt so' lumh die 

iairaiift liervorgehende EntwicklAng nnr alt ^n ateter 

^Fortgang 'nur Differeiiz gecUelit wercten, durch wel« 

Ohe hindurch die bewufatloae Einheit a)imälig %wr 

'aelkatbeworateti und individneHen erhoben irird* Die 

'iirapHIngHehc Einheit Aes Be^rulatseyna inrd «in mehr 

'Uivi mehr 'durch Begrifft ^getheiUea Bewufataejn, und 

'die 'Eine aymfcelialAie Anachauung geataltet aich zu 

einer Mehrheit vel%dii«denartiger dymbole, und ao 

entwlak^lt sich danii auch biatoriach aua dem anfange 

tioh i e&Äf aiBhen- Monotheiamua^ in welchem Begriff und 

*AAsohau«Aig/ Gott und l^atur, noch vdlUgEina waren, 

der formenreiche Folytfaeiamua und Natur * Pantheia- 

'«mia'der .einzelnen' getrennten Yölker^ wie wir ihn 

ib€reita'<iiaeh den Teraehiedenen Stufen dea religioaen 

•Bewufataeyaa, und nach den TeMchiedenen Arten aei- 

<ner bilc'üichen Yerainnlichung psycbologiach zu . ent- 

«wickeln geaucht haben. Je weiier aUmäligdaa Men- 

ttchengeachlecht aich über die Erde iFcrbreitet und in 

'veridhiedene einzelne Stämme und* Völker aich ab* 

jaodidrirti, . die durch iht^ Lebenaweiae *') und 'ihre 

•Schiekaate'aich.immer weiter entfernen, deati» grofaer 

(imd. bedeutender' werden, auch die Veränderungen,' 

'iltc^otfare. religioaen Voratellungen und Anachauungen 

-erleiden« Eine hiatbrikAie> Andeutung dieaer wichtig«* 

aten Epoche, in welcher die^ Einheit- •deaGeachlech* 

ltea:in..die Beaonderheit der Völker, 'der Monotkeia- 



♦/*■ 



< i • 



'i. '^A l^^rkwiifdig ift ih dfeier Bodehung besosdan der Unirr- 

«chied zwifcheü dem nomadischen uhd agrariiclien Lreb^n 

■ ••ch für die ReHgioo* . Sehoa ib def ältesten Urkunde» 

der Genesis, In der Gesohitehte Abels, und Kains -komtKicn 

beide Lebensarten in Bestehung auf Keli^ion Tor* Ao« der 

. . Hatiir der liaabe. selbst ergibt' sich die ifUchtigkeit der Be- 
hauptung, dais die Wandelbarkeit 3 des Bionndenlabcna dem 
' Polytheismus ebenso beförderUeb sey, wie die .Stetigkett 
dea agibriscben Lebeos dfaal|pwM%riinMM» K Ct^ffgjfgnab* 
und Myth. I, Th. ^ — 




TYius in den* PolTtbeimus Ktörgieng, '^dtn'mir*ia:' 
ckr nierkwfirdiigen*-ein« tifefe Wahcheit ' entlailäextdeni. 
Evztfilang' dev Büiel.t Gen. XI. s;^ sq/ ä&fir einer aiHeii 
Welt einevlel Zange umd Sprache hatte ^ der^; l^^err: 
aber herniedet€uhr^ und äi« Sprache, yerwirrte, dafs« 
keiner des aiirdepn .Sprache 'Ters^undv, und'iaifii.Ber*^ 
streute int alle '«Länder*). Ist die Sprachen ndü.iideK 
Ausdruck des denkenden Geisttts/^ odeiL des ;BexBiifsts 
seyns, ^so iivFar demnach auch, nach- dieser bildis^^hen;. 
Urkunde «tsprünglidx eine PelnoEles' in : welcher^ iiockj> 
dieiWielt'in.ider Eiiiheit eines Jgemeinsehaftlic^iEiiifB^«*! 
wailstseyhs' verbunden war^ >und auf diese falgteic^i' 
dver Periode 'de^ auseinandergehenden dBewnfetaqniSyV 
der Zerstreuung und TereihzeluiD^i in yrtidiatl die» 
Völker, in immer gröbere Femen getrieben, in.8prft^t 
che-, Bitten und Vorstellungen sieb freibd wurdter 

•^)'Mir dieser' bifcliscHfen -Erzahlutig^'Yon der VcrftftrtiÄg^cjtler' 
' ' Sprache ü&d der darfttts erlbl^mleiiA .tTresteobf idel(:t[filt«e3 
, . kann der afcikaniscbe V0Qi>Sd}ustJ9guT^;i8^/iaailt@fA«ii?y^ . 
Mji^us Mis^iyunengqs^^Ul; .'Ferdtp , ip w^Je^eqfi ^^e *Al^Qi!l!4,<^ 
rung der einzelneja Völker. Ton ae^ ursprünglichen Ejinheit 
*so crlJärt wir^: Posfquam in ^Öispania HefculÖ^'^* sfctTtt 
A£H putantv interiit, ' exerettös' ^; 'wtnpörfttw'ei TairfJs' 
geitibus y anri^so' > dnce ' «o qtui^m; m^ltii^ i nbi jpBiqiM inHr 
, . /pcriu^,jp^t^übi^, .}>r^yi^d^Wt«r.«^^<>. gelif ^a|f5«^ 
. ans der Einheit das setheilte,^ feindlich geschiedeae jVölker « 
Jüeben hervor» Dasisl die AusscheiduDg des. Volks «-lirottes 
Ton deH a%ot<isHien'Hcfdei'-Weh', diö TteAjiUti^^ ^ 
i ', HelleniE^ V>oixi fiäfba^etf ;. 'deit/Kkmpf!^ zu ^WelcheM '4kh>'iFsäii> 
g^^ yur^tt' ?»rhd>t, welcher^. l^fSi^le.PcrsprT^^j^^^^l 
* daher entstund, dais, nachdem.' der «^ alte Feridun. .die ^jRr. 
Schaft qnter .seine drei Söhne Tur , Selem un/1 Jjcan ge- 
theilt hatt^ die hefdcn ersterri [^idli^Jt'Äeih dffflüii ^üibj-* " 
'i'>" ger« Bk^erj 'd«H der Vate^ aiü^U^ libdq[<}ht'hatC»y ekk^^ 
•rn .{«^f^iett«', ^nd'j^n frinördetctn. i U9l«Mtef £rd«. "Th^.HirSVfSJA 
5-,r AUo.ist.appll t?B wjgder ig^^^^^cr^t^ uw^ 

die Periode bezeichne^ , womit ßrst .di^ .Geschightc beginnt, 

'• ••f)iffc#edi' •»!*•( gijdaCh» werden Ätift'. ■ ' •*:•'••••>. 



und sulnet mir als Tdllig^isoltrte 
•obaftUicfaeii Mitlelpimkt asersprengf 
TuAf vic! wir Ae nocli heutigen T< 
jtüig^nv Ländern am meisten find 
najdbgewlfS<9B€s geofprapfaisislien 
Memchenaises am fernstMl Ue 
'^erhältmfa. aber» in welchem d 
!Frennnii| und Yermtnin^ dei 
gekc^^iniwifa'aach die nvipffön|$' 
o&0n: OL' innerer RealilnA tevHe? 
Idkendt^eii< Mittelpnnet - ^^ca) f 
wn&tayns, milr weldiem. ;das': J 
zehiaiJ lioeh Yairscl)m(>l^cn is 
der Snilq«eti;ritat tükA Individi 
terrijänd *iaoHrter Yolksstuii 
nveliir.wird; 'die Nothwendighc 
Idee durch die ZufäUigheit j 
attfgd\9he9,. Die Idee dea 
gelfcellli iund beschränkt, al' 
«ikiizelne ySlher sich ü^ 
Ä^fcrheit vöri GfittA-^, die 
«ivfälliger sie aind, der W 
ToJtlbomnimQr, entspr^ecb^i 
n»' aoniSi^eler iat^* Je allgi 
©*Äd^;-*di*^ irrfiglÄe- Be^ 
Terdu,nk^Jn, je lyeschraii) 
aj^, iat» und daa Symbf 
nm^atideln.. 8o gAt.. 
Pülftbfelämus , Ido'lolatr 
a^^ör|ni^!^^ri(ilieV 
m^ ,i5>4 Tcveipz^lunf 
befr der uraprüngliidt 
AäflÖaut^g täh)peh , ^ 
jjtti^^aw" reli^iö^en BH 
düuj^ der Menachiieit 
gehen, so mufa auf 



Siil&eU anknüpft-. A^i diu Periode d#r T^^npungi 
und Zersplitterung^ der yölkep^...imd der dAPii$..T^ir^<. 
bandenf[k> YerdunklHag und Yf r^nliphiuig d^.^. reli* 
gioaea 3evuf8t«ßyp« , fqjgt inna^r ftiict j yiftd^^' üiß^ 
Periode einer Refpmi. in welcher der 3Poly|}ieMD|M' 
^ui^ I^opiatlieuiiQix^ rergeistig) inrird, und das in ^o. 
verscbiedenen einz9lAen.Jl^diei^;.Jia f^ine fem^ V^-^ 

pherie- getriebene B^wnbtußjn {fsu. eei^en:^ Igfeenc^geÄ 
und gemeinscbaftliohen Hittelpi^nejt^/ srntidk^rebt, |ivr 
^inen. neuen und «xeior le^v/^Ue^ten ORijeiffr eeiner &(xt- 
^ieUnng aai bendureiben. Die- rüinnUqJi^ Ife^pht df» 
BildeiS^wd ^Kurficbgedr^ngt;; i^nd die IdUe de^jGl^r 
Uoben wieder in. ib^e Wf^rde. eingefiezVt und ea.eiH 
folgen dann diej eiligen llodü^litoen. de» eyiabQ^ 
liscb-mj^iscben Ql^ub^nd, Toa Welchen t^r ^|[leie|| 
im Anfang diese« CapiteU gespjx>eben taben^. JSf 
sind demnacb dr«l BauptperiodeO) welcbe wir in in 
Geschiebte des aymboliach-mytbiiichen Glaj^na \mi 
der Religions i- Geschichte überhaupt • yon dem all^e^t 
meinen Ge^ichtspunei; aus, unterscheiden {ipnnen? 

L^.Die Periode der ursprünglichen Einheit d^ü 
religiösen Bewufatseyns , Jüonotheiamua dem GefüU 
laicht der Befletion nach» 

^ |I. Pie Periode des ent^weiien^mehr nnd mehrge^ 
iheiUen Bewofstseyns , in welcher die Einheit in de« 
Vielheit ;bu rerschwinden scheint , aus dem Honothei« 
isinus anch- der Polytheismus herrorgeht» imd mehr 
und* mehr das Symbol zum Idol wird} nnd der H^-i 
thus dem Symbol sich entfremdet, . 

III. Ple Pe^ode einer JEldTonn, welche bal4 Atill 
und geräuschlos, bald gewahsam und blutig vor sich 
geht, immer aber den Zweck hat 9 die Jdee'wiedet 
über das Bild zu ei^heben», den Mythi|s ;Bum ^ymboU 
den FolylheismijLS zum Monotheismus , das Aeussere 
sum Innern isurückzulenken 1 und jener Einheit die 



Stil 

I 

äiitänfß ihejir nur I)Wtt{klös im GifBlil gegeben war, 
mm AücH'sotfel mdglieb durch die Reflexion desVer- 
staaideB iiaJie 'zk Uötümeür' '< 

Nä^ diesen altgemcAnen Bemerhungen hebeq wir 
n^h eiil{|g^' d6fr'blftd'6Wteiidereb Moment^ atis 3er Re- 
Hgibiis^Gevcliichte derfen1ge«i^ VAIier beilättB , die wir 
lAd 'die' ' Re]^l*a8eiftäiiteii'" Aesl 'sjrüiBoliseh « m jdiisdien 
e4äiAe«ifd*bierls{t9'l>e)&eithtiet bäben. 
' * fil liüdien bi^C^eb uns gleich anfangs ili der 
2Mt,- 1h' •w^ther^wtt<^i&uiB ersten Sfal mit dem Yolke 
iifiber 'bäkaiHnt Wet*d«in , swei B^ligioii»'8yateme, der 
BriduiiaiaiAu^''iinä''^r Buädhirismaa,' flber^dereki Ter- 
htätnlfarm einand^r^di« U^innngen aöeb ^ünsb^rge* 
tb^ilr^iÄd. W4« di^r eiWe HbapCaftamm aibh Weatiicb 
nssdf Mldlichattilgebreiiet katy'SoriM der andere (He- 
iligsten^ 'itt einer jfingem P6itn « in dem Jahrbundeii 
tohr und nacb der'jß*^* Chr.) faattptaädhlich im Osten 
ttn^ beinahe' Im' gAn^nNordeia heri*schend geworden« 
fet^ B^dba der Indier nnd der Cingalesen der Insel 
Cef Ion ist auch der Gautaina der Burmanen, Kodom, 
oder Sanieno Gotama, 'Somono Kodons (d. h. der al- 
lein heilige Gott) der ^Sitfmer ^ der Fb der Chinesen, 
Siühaka der Japaner, But^der^Tibetaher und- Tataren, 
auch Maha-Muni der grosse Iiehrer ,- Dherma Radscha 
(König Hermes) der Butanen und^Lindostaner, Schi- 
Iga-'lüimi der Kalmfihen. Charakteristisch ist für die- 
ses 'S;fstem in den Ländern, wo es einheimisch ge- 
worden ist y die Aufhebung des Kastenwesens Und die 
^ehre , > dafs die ^Materie ewig und unabhängig wn 
Gott sey, und die Welt durch ]^othwendigkeit oder 
Zufall zerstört und wieder gebildet werde, gemein- 
skjiaftlich aber isb ihm. mit dem Brahmanisch^n System 
die Lehre der Seelenwanderung', 'imd idiese ist es 
wohl auch,, in >FelcheF wir noch am besten die Grund« 
Wurzel der beiden Stämme, die sich neben .einander 
ansgebreitet babeui Wfth]:nehmen können« Das innere 



. 5t5 • 

* . .- . . 

Wesen des Bralimisiisiiins ist, 'wie sleK uns späterKin' 
deutliclier ergeben wird, idealistischer Art. Der Mensch 
ist Brahma nnd wird Brahma, das Wesen des Geistes 
ist sogleich- in die Ichheit gesezt, und demnach auch 
die Welt nur ein Gebilde-, das keine Realität in sich 
selbst hat. ' Es ist dies , ' da sich hiei* alles zu Bildern 
gestaltet, die Ansicht der Phantasie. Tritt nun aber- 

aii'die Stelle derselben die Ansicht des reflectirenden - 

• • • 

"Verstandes,* so wird da» Wesen des Geisfes , da ear* 
einmal nicht in das absoliÄ reale Wesen der Gottheit 
geisezt ist, sich ebenfalls nur darstellen als eine Me* 
teiifipsychose der Individueh, üiid die Welt, wenn sie 
aufgehört hat, als ein Gebilde der Phantasie construirt 
sin werden, und noch Bealität haben soll, hahn sodann 
dem halten Verstand nur als die erstarrte Materie er- 
scheinen, und diese selbst mufs nun, ß^ der Geist in 
der Metempsychose nur als eiii dämonisches Wesen 
gedacht ist, znv ewigen und absoluten Materie wer- 
den. Es ist al«o ein und dasselbe System, und der 
Unterschied besteht nur darin, was die lezten Princi- 
cipien betrifft, dafs, was der Brahmaismus mit der bil- 
denden und in sich selbst lebendigen Phantasie auf- 
£afst, im Buddhaismus die Ansieht des kalten leblosen 
Verstandes ist» Daher gehört auch der Buddhaismus, 
■wenjigstens wie er sich in seinei* spät'ern Form gestal-»* 
t^et'hat, der Natur der Sache* nach ^ nicht in das Ge- 
biet der Mythologie, denn wo der Geist nicht die- 
Materie belebt, und die Natur nicht der Spiegel des 
über ihr erhabenen Geistes ist, da ist die Mytholo-' 
gi« ebensogut ausgeschlossen, wie dieBeligion selbst.' 
Von diesem Gesichtspunkt aus kann der Buddhaismus, 
so gewifs als keine religiös^ Ansicht init dfei^ Verir-' 
rung' dös Atheismus anfängt, liur.als das spätere Sy- 
st-eni anges^eheti werden, (wofür er auch gewöhnlich- 
erklärt wird , ^wie namentlich auch von Haminer ntf 
^tt Wiener Jahtb. 1818. IL Bd*)^ aU das Efzeü^if« 



I 

* 



3i4 



r. 



einer 'Pedoä/^f io* welcher die immer erst splter #idi 
entwicKelnde Reflexion de^. Yersunde« das Ursprung« 
lidhe Lehei^ der Phantasie zurfiefcgedrängt , und sie 
in ihrer Richtong auf das Höchste und Absolule ge* 
lähmt hat. Eme andere Frage aber ist, ob nicht 
diese spätere Form des Buddhaismus Ton einer frü» 
hern unterschieden werden mufs, welche- fiber den 
Brafamaismus hiäaiJi&usezen ist, und überhaupt in ei«- 
n^em andern Yerhältnifs zn diesem steht ? * Auf diese 
Unterscheidung hat zuerst Bitter in seiner lichtvol* 
len Yorhalle Europäischer Yölkergeschichten aufmerli- 
sam gemacht, und mit Gründen die wir grofstentheils 
schon im ersten Cap« dieses Abschnitts angeführt ha- 
ben , eine neue für die älteste BeUgions • Geschichte 
höchst wichtige Ansicht des Buddhaismus anfgestelit* 
Gehen wir nämlich auf die ältesten urkundlichen Quel» 
len zurück, so finden wir .nach de^ Berichten der 
Griechen den Buddbaismusr als ein bereits in dem 
Zeitalter Alexan^rs des Gro£pen bestehendes Reli- 
gions-System, indem Megasthenes die Anhänger des- 
sjßlben die Samanäer (^nyLOvaioi^ ^ nach Porph. und 
Clem. AI. Tap^av^ß, r^^fiav^g Strabo XV. Ed. Tsch. 
p. 121«) /wie dann später auch Ton Clemens AI. Strom. 
I.i5. und Porphyr, geschieht, yon den Brachmanen un- 
terscheidet , und beide einander gegenüberstellt. Er« 
scheint uns schon Jhler der. Ruddhaismu^ gleichzeitig 
mit dem Brahmaismus , so mufs auch der Ursprung 
beideAr wohl selbst mehrere Jahrhunderte über die 
Quellen tmserer Geschichte ^hinaufreichen , und wenn 
wir nun auch die vorkommenden schwächern Spuren 
beachten, so dringt sich uns leicht die Ueberzeugung 
auf, daD» derl^r^ddhaismus ;zwar nicht in seiher späte- 
ren Form, aber seinem inncrn Wesen nach,' in Bin-^ 
sidit dessen er ohnedies mit dem Braknaismos ]Mn- 
wiederum sehr nahe zusar^*** 
t$ik ^stem aeyn muft» 



»V- 



I, i0u neben äjbn Magiern «ach die Badier aur Zeit 
de« Dejofiea oder Dachemschidy und eben dieser: 
Bttddba-Sfame ist es 9: welcher ws nadi dem QObigeti 
in eiq^r höchst merkwürdigen Yerzweigimg. bdi de».* 
dlt^ten .Crexinanischen und Scythisöhen .Yölhem und- 
im ehesten. Grieebepland begegnetv nnd zyfav meu 
slemi «ugleich auch in Yerbindatig mit Merhmalea,* 
die für den Buddhaismus eharacterfstiscb sind, iia^». 
mehtlich 'der Idee der Seelenwanderong, und jenem 
mildpn, sanftmiithigea , friedlich fyotimen Sinn, der: 
sich auch noch* im spätem Buddhaisim» durdi die- 
^ufhebung des Kastens^Vangs und die Schonung der 
Thiere ausspricht. Dieser älteste Buddha ist der ' 
Eine Gott des ältesten einfachen Glaubens , welcheui 
eis 'den Reinen und Milden , die Gi^iec^en ApoUon^ 
als wandernden Weg und Friedensgott » Herakles^ 
Hermes, wegen der veredelnden Wiedergeburt Ariste^s, 
und nsfch seinem ältesten Symbol, dem d^r Sonne, Kb*-^ 
ros^Helios genannt haben, und die weite Yerbreitung 
des Buddha -Namens ist nur daraus zhil ^?klären, dala 
jeher Glaube seibat in die Yorzeit hinaufreicht, wo 
die Elemente der Yolher selbst noch ihrer , gemein-* 
aclbaftlichen Einheit näher lagen. Nach Hammers 
Meinung ä. a« O. führt uns/auch d&)^ Bud&aistische 
ReUgions*]$faD(ie der Sarmanen, Germanen (die auch' 
dieselben . mit 'den ^ Fs^avou unter deii Berserzi het 
Herodot sind) welchen nach Clemens AI. die PriestQ;r 
Baktriens gehabt haben, in dieselbe merkwürdige Lo* 
oalttät zurück, die wir bereits, als älteren Siz d6i^' 
Cultur kennen gelerat haben, und der Mittelpunkt* 
dieser altes tenReligion warBamian, wo noch bis heute« 
zwei celos^ale» thurmhoch aus Felsen gehauene Statuen 
des Buddha unlUr den Namen Surchbut und Chunbuty d. i* 
der rothe und graue BucMha , als alte MönumentOt 
obwohl Terstumnielt 9 doch unyi&rrückt stehen ge.-r 



/ 



blieben sind ' ^\ * Was nun aber Saa Terbfiltiii&i des 
altem BuddhaUmua «am Brabnuiiannia betrifil, %o 
hat Bitter in der'YoriiaUe, man vergL S.. 28. «q. so 
2«igen ^eaucht , dafa Yiadmur der Erhalter -der Welt, 
derLGcott des Fciedena, eben dieser alteBnddba aelbat 
iair^'^o dafa nun dieaer älteate obere Einr Gott aua 
dein frülieat^ Anfang auch in dem apätem Syalem, 
und ziv^afr' aelbat unter demselben Namen, unter ^dem* 
Bogma d«v nennten Incarhation dea Yiachnu geblie- 
beii' iat* Allein ^ber dieaer Uebereinatimmung dürfen 
wir ndcb denselben Unaeraucbungen die grofae Sclieide- 
trahd nicht übersehen*, ^\e zwischen beideil Sjatemen 
beatebt.! Auf .das Yerhältnirs des Baddhaismus und 
ißraHmaismua bezogen aich jene bfaitigen Kriege, die die 
II teste Mythologie und Tradition der Indier erwähfnt, und 
in den grofsenEpopöen des Bamajan und Mahabharatver- 
ewigt hat, in den Kriegen der Koros undPandos, der 
Götterhelden .mit den Dämonen und Riesen, d^r Gn* 
ten und Bösen ^ jene Kämpfe, durch welche die An- 
hänger des ältesten Religionscukus entweder im Lande, 
als hnechtisch^ .l(asten yerstofsen , jene jammeryolU 
sten unseUgslen Geschlechter der .Menschen wurden 
(Sudra, Paria), oder als Unreine, wie sie schon in 
Menua Gesezen yorhommen, nach der Zerstörung des 
Heiligsten aits der Heimath ihres Glaubetis in die 
T^eite Welt vordrängt 'wurden , woraus sieh die Er« 
8gheinung\ erklärt^ wie das Brahminische Indien in 
Süden , Osten , Norden und Werten mit Bnddhacultua 
umgürtet wardv üldels dieser äua dem Gentrum^ wo 
ei? nicht heinuf ish : war , , verloach. Vorh. 8. 26. **)• 

m 

'•) Nach Ritter Vorh. S\ 449. ist aü*h Se twefte nns beVann* 
.. . ter gewordene Regeneratiou- des '^ Buddha ebendahin in den' 

Norden des Perser und Baktrerlande» gegen das Scjtbenland . 

hin zu verweisen» 
♦•) Wenn ^man eiiien Nachhall dieser ältesten Rdigionsiampfe 



JL 



.;3i7 

Fra^n "wir nach 'den Innern- 6rüi&j}en de« Kaiiapfes, 
nacfii der - reli^tos ^ dogmatischen SHTet'enz ^ die die 
Völker zvl so blutigen . Kriegen ^ntfibmmte ^ so haben 
wir hier bereits Gelegenheit, jene^dben aufgestellte 



i**< 



sübßt ^och in der Trpischön Völkedißlid^'.jder Qias ca y^- 
nehmen ^latiLt, so darf wohl mit noch ei;pi)serem Recht die 
biblische Erzähli^ng you Kains^nd AheJ^s Opfer ohne Zw^i- 
felsogat als die älteste Urkunde dieses ältesten Factums' der 
ReMgionsgesehiehte- ähgoseheii werden. Nach<)stcn flieht Kaln 
1 als -Mörder seines ,)^«ders heimathlos In^^iEiissdherLand, wo- 
hin die jaus Indien verstpssene Tschin jau^vatidern,, dereoi 
Verwandtschaft , mit ihm sein Name Kain CChin , China) 
ohnediies' nicht verbergen kann. Dafs der Bruder vor ihm 
fällt, ist' iiur ein scheinbarer Sieg, durph welchen die Sage h Ar 
' -den» Absbheu gegen die unreinen , gleichsam mit iMörd - unfii 
fibit befleckten Anhänger des entartei^.n' gotÜQs^n- GJiaubei^ 
um so greller ausdrücken wiU, ein Sieg , der deni Ungl|iclfc- 
seligen, in die weite Welt Hinausge^riebe^ien nicht frgmmen 
kann. UcBer anderes,* Was bei Kam* ' noch ' in feeträcdt 
kommt, vergl. man spätere Bemerkntig^n^^ --Dife biblkcke 
.Sage^hatj wie sie auch sonst pflegt , ^ie.fdlgemei^ Omi^- 
talische ßegehenheit eiii^erseits mehr a^ .dem allgemeinen 
menschlichen , anderseits aber auch^ mehr aus dem indivi- 
duell Hebräischen Gesichtspunkt aufgefaßt. ' Die religiöie 
Beziehong aber erhellt deutlich aus deniO^f^; Utiwillklihiu. 
lieh müssen wir hier auch an den Hebräischen Joseph j^fio- 
Jtcn, Er, ist der fron^me^ erleuchtete Liiebling. der Gottheit, 
aber a^icn der Unglückliche, Verstof^ene, toii den bösen 
Brüdern in dii^ Fremde Dahingegebene* An seinem, ,lVamen 
hangen in 'Aegypteh Institutionen, I. Mos» Cap. "XLVII^ 
die nicht erst init (d^ Zeit, and am wenigsten -^ötf einem 
.''Firemdtii' eingeführt seyn können, son^derki' hiit Volk und 
'{Staat gleich alt anzunehmen sind« Anch' 'sMbst die spätere 
Sage hat diesen Joseph als eine der univeTsellsten' Personen 
des Orients anfgefast. Di« Hungersnoth veranfa&lf, wie die 
d^r Sage:bei Herod» I« 9^., Völkerwanderungöii iu den Ta-< 
• gen |der «Urzeit« . Wir wissen wohl , da<fe dies eine blo&e 
Vermirthung ist, aber ist denn nidit Jblos'anf dem Wege 
•olcher Gombiaattonen die in ihrer je^^ig^n* Fprm so isolirle 
Hebräische Sage in den aUgemeinen Orientalischen Sagen- 
kreis, welchem sie nach so yielen Merkmalen angehört, zu- 
räckzustellen, und so eist als die wicht^stifi Otkiinde über 



3iS 

wlditlge Uoteracbeidiing, <U« iM Terhiltnift iot litt 
mm Bilde betrifit, auf historiadigegrifeneVet'liSlnÜMe 
' «Dzinrenden. Der BnddhscoJtas, oli er glekli in sei- 
' ner ältealea Periode reiner nnd idealer gevesen sejn 
mars, erscheint TFenigstena später in enger Tediin- 
dürtg mit Idolflnonlta« , (man denke an - die groben 
' Xdole Ton Banmian , die colossalen Statnen ron Metall, 
die bei allen Buddba-Dienem in Oatasien characteri* 
. atisch aind, fiitters Erdk Tb. D. S. 897. an die Hel< 
-lemachen Holoaae als Bilder des HoroSf und fiber- 
haapt an den sinnlich gestalteten CultnS in den nörd* 
• lieben und westlichen Ländern, wobin sieb forzüg- 
lich der Bnddbacultus Terhreitet bat, 60 daf« später 
bei den Anhängern des Islam Bnddb die Ha«ptbe- 
dentang eines Idols oder Gözcn ganz allgemein er- 
"halten hat, Bitter Vorh. S. 104.) und dieBuddbaisten 
werden von den Braminen als unreine Idolendtener 
Teracbtet and g.ebarst. Diesem zufolge mufä wohl der 
Brahmaismna wenigstens in seiner jfingem uns he- 
bannten Form als ein reformirendes Syrern betrech< 
tet w'erden , dnrch welches die Religion zu der rei- 
jieren idealen Bedeutung wieder eui'ücligebraobt wer- 

die Periode der erst werdendes VülLei wahrlul^t m benüiea? 

— Einen Anlclang weaigsteos an dieselbe Altorientaliache 
. SeligionsfeindBchaft scheint Uns nocb das Griectiische "Woit 

^tvag in enthalten. Wir Itünnen nicht umhin, dietegWott 
I , geradezu iiii den Orientalischen .HfUgpns' uod Vol^namen 

TtohiD (u erUareii, und vermü^ eben lüe^r Identität dec 
, . beiden Worte mag auch der Pontos, an dtupn Qeataden 

giö«e 
angel 
Wor 
Hero 

tee 



an 



319 

\ 

den sallte, die sie im Laufb der Zeit durck ftllmä- 

jeneTc ^® Hinneigung «um Idolendienste yerioren hatte. Die 

,^ 1^ Glana;>-Periode dieses neuem Systems sezt Ritter To^rli. 

'S* 12. etwa in das siebente Jahrhandert Tor Chr. G, 

-jedocli *o, dafs es wahrscheinlich erst. 'Jahrhunderte 

^ V hindurch, nach einer lansen: Beihe yön /wiederholten 

in Alf. . . .0 

1 y ersuchen., jx^ der Höhe TOn Macht ^iiia derjenigen 
T. • AusiHldung ' a>c}t ' erhoben hat , weicht aus( den ältesten 
r '^Den&fiaälerii'deir Indier uns bekanni: geworden ist. Es 
- • hindert ' uns 4«mnaGh auch nach dieser Ansicht nichts, 
dem Braminen-Sjstem , : ob es gleich nui| das. .jüngere 
isti demung^eaehtet das liohe Aker z«?usclveä)en, das 
es nach der gewöhnlichen Meinung hat, und wenn 
k% überhaupt aus dem Gesichtspunkt einer religiösen 
Reform zu betrachten ist, so mufs es auch mit dem 
ältesten und einfachen Glauben, ilen es ja nur in sei- 
ner Ausartuntg . bekämpfen wollte, seinem Geist und 
Wesen nach in einer ziemlich nahen Verwandtschaft 
stehen« Der Brahma des reinen 4uri^ Sectengeist 
noch nicht getrübten Systems kanäk' v^on dem'^'ähesten 
JÖuddha -nicht sehr verschieden gewesen seyn , und 
wenn Ritter Vorh. S. 3o. bemerkt, dafs zwitr der 
Name und Cultus des Buddha durchganz Westasien und 

»•V. .' , . j 

den Occident in. sehr e^ter Zeitt ^fitei: n^iancMrley 
Wechseln., doch in gleichetm Wese» :i^breitfB.t sey^ 
dagegen nicht aber der des ByiJimski sp h«itt6 hier 
doch auch an den Hebräischen -Abraham f) der mit ' 



*) .Odeü eigenüicti Ahram L Mos« 17^ 5«. das A ist vielleuDlit nur 
^ ein Vorlaut, tirie in dem Namen Abudad* Zu i>muBi?ken ist 
hieif übrigens auch ^ dais schon Ffanz^iscj^e Gelehrte ^ den 
AegyptJschen Piromb Herod« IJ* |45* mit d^m Indischen 
Brahma-Birma zusammengestellt haben* ^« Larcher ad.Herod. 
1. c* Creüzei' Comment» Herod^ P» I* p* aqS» Wir glauben 
tnit allem jfecht^ Denn zu derNamenS Aehnlichkeit «kommt 
. tioeh diesdls Grund hinzu ^ dais pach' Bei^ots ErMärung 

fUQtofui ist näf £X^äda yXwaacLP uaXai n^a&bQ* 



I 

seiner' Ptau Sara (Sarelswadi) aua dem Lande jenseits 
des Euphrats nach Westen zog, s.Creuzer Symb.nnd 
•HylJi« L Tb« S. 670. um so mehr erinnert werden 
, dürfen ^),» als. überhaupt der Hebräismus, sowohl in 
•der patriarchalischen Zeit, als seit seiner Regenera- 
\ tion durch den Mosaismus, ganz in demselben Verhält- 
..nifs zu dem 'ihn umgebenden Idolencultus steht, in 
i welchem- somrobl der Brahmaisoius als* der Zoroastris- 
rxhus zu derjenigen Glaubensweise stellen ^ di^ sie-^Dis 
, ihrer späteini Ausartung und Vei^bildung nur bu d^m 
reinern Olauben / d^ Vorzeit refiH'mir^n . woUteh, 
,so dafs jener älteste ReligJLons.-Name,* sey er .nun 
Brahma oder Buddha- überall nur der Name des ur- 
sprünglich reinen und« einfachen Monotheismus ist, 
^ aus welchem später erst, als Reformen der yerdunkeU 
.jten und yeruticeinigten.. Gotteslehre, die aus .späterer 
; Zeit bekannten Beligions-Systeme in gleicher Tendenz 
obgleich in verschiedenen Formen heryorgiengen. 

Niedergelegt ist bekanntlich das System desBrah- 
.maismus in den yiei; Vedas, den heiligen Urkunden 



Ist demnach nicht Piromis-Bcaliina ein Wiedergebomer, ein 

Aristeas« Aristaus? Li e<;t yielleicht 'nicht von derselben 

- Idee ancb etwas in der Behauptung 4^?- Aegyptisofa^n Prie- 

' ^ter: ^ai^W rcBV i(oXo(raG7V mipo/uv ex nifXD^og 

fVfO^Z'fm, ? • .'Dtiielbd Geist wird ^ . jedem .einzelnen Piro- 
mjs Wiedet«^]}9^^* -. J^yi dieser, wii: wir aas Hbrodot fiehien, 
vohlbeachteten Supccssion scheint auch in Aegypten, wie 
anderswo, die Heiligkeit des ebendarum in die PeisoBT "eines 
' Oi»erpYiesters sfth ^conce&trirenden Pticster - Institute bdhiht 
zu haben* ( - . . •«• ' . • • 

*) Sollte wohl das Ur -«^Oiasdim , woher Abraham kam, eine 
Stadt in Mesopotamien seyn? Ur erinnert .unwillkührlich an 
das Ürland. Arieme, Iran , nüd wenn der Name Chasdim, 
Chaldäerj nach Ritters trefiender Erklärung Erdk. II» Th» 
S» 796* 8q* Idolendiener bedeutet, so möchte dieis noch 
die Veranlaisniig andmiteoi die Abraham tot Auswanderung 
h?wog^ 






8s» 

der. 'Beligion , die in der Sanisltritsprache verfar4»t', 
die älteste Schrift der Indisv^en Literatur sind. Sie 
sind Ton Brahma geofFenbart, uöd zuerst durch münd-^ 
liehe üeberlieTerung erhalten, heiinach rfber Von l?ya- 
»a gesammelt und geordnet worden. Ihre Namen sind 
Bitsch- Jaguisch- Saman-Yeda, tfozu noch äl/vi^nea 
Buch der Athar-Veda kommt ^ z^ar für spater gchal« 
ten , aber auch ron canonischem Ansehen. Jedec 
Veda besteht aus z'wei f heilen/ aus Gebeten, Mantras^ 
und Yorschriften^ Brahmanas , und uhter diesen sind 
die Upanischads , Lehr fttüke^ der wissenschaftlichea 
Theologie,' die mchtigsten. Die nächste Stelle »ntet 
den heiligen Schriften tiehmen nach den yier Yedas 
die achtzehn Puranas ein, welche Kosmbgonie, Theo« 
gonie und die mythische Göttergeschichte enthalten« 
Sie verhalten 'sich zu den Yedas, wie aer eiDOterische 
mythische Polytheismus zu dem' esoterischen Motio<- 
theismus, und der pantheis tischen Naturreligion. Übet 
Alter, Glaubwürdigheit , Inhält, Aus^fige^ Akschriften^i 
Uebersezungen vergl. man- die bekannten Schriften 
Ton Heeren und Creuzei^^ und' besonders 'FwAIajeti 
Brahuia , inler die Religion der- Ihdier alsr Bi^^iinais^ 

mUS. LeipZ. Jl&^. >':,■'- . : i- •?;.. 

Der -^Brahmaismüs fallt bereits . in diejenige »Pe^. 
riode , in welcher Systeme und Slätide iii "StrengAr 
Absonderung sich neben einander bildeten. > Wie eiT 
daher selbst als System die' früliere Glaubensweiee- 
bekämpft' und gestürzt hat, so wurde auch ii^r 'durch' 
neue aus ihm und neben ihm entstehende^' 'Systeme' 
beschränkt iind yerdrängt. Die irordehmaten.dißreelbeii-/ 
sind der Yischnuismus . undi )Siwaisdiu« ^ übek! d/e?ren*^ 
Verhältnifs dieselbe Verschiederijl^t der Ansicht statu ^ 
findet, wie. übeif'jdßh Bbddha^smiis limd^BrahmatsmuS, 
ittdemizwar die, Meisten (und «war wohl mit Rechte 
nach der obigen Bemer?iung über. das Yerhäitnils de^ 
Vischnu zu Buddha) den Yischnuisinus in die zweite 

Bau» Mythologie, 31 

- • '■ ^ - • 



3» 

Epoche a«€en, Av<Ure nberi ^<c neaeitena M*>er 
Brahtiu 8. 35, nnd Creuzer Mytliol. Th. L 8. 575, 
äen Siwftuam« d«.ai VücbnnUmas vorengehcn Imkd. 
Ohne dAbei, und bei dem Verbältnifi beider Fonnen, 
Ton wcichett die .de* Stwaiimtu ala die orgiastische 
nnd linnlichere, die det Vischnuitmoa als die mildere 
nnd geiM^ere bezeichnet wird , veiter za Terw«ilen, 
machen wir blos noch die Bemerkong, daij nn» 
daa Znrflktreten des Brahmaitinna im öfientlicben 
'Cnlliu seine natfirlicbe Erklärung in. der Voransae- 
znng zu finden scheint, der Brafamaismua rerhaltesich 
zu dem Tiacbnnismns und Siwaiamns, wie der Geiat 
dea Systems zu den Formen, in welchen es sich ins- 
serlich darstellt, so dafs wir auch hier wieder mir 
den Uebergang ron einer reineren nnd mehr idealen 
Periode in eine sinnlichere nnd mehr materielle er- 
bliken. Es lag tUierhaupt ganz in der Natnr eines 
%o tiergedachten nnd bilderreichen Systems , wie das 
der Braminen ist, sich immer mehr in eine Yielheit 
TOB Fonnen nnd Beeten aufzulösen. • Han rergl. fiber 
die' Hadptaecten deSiBrakmanencaltiis Hammer in den 
Wien. Jahrb. a. a. O. Wie ebendaselbst bemerkt ist, 
giebt es anter den Brahmsnischen Secten auch eine 
Secte Ton solchen, die die eigentlit^en Enhemeriaten 
der Indischen Mythologie sind, indem sie, mit Ver- 
wer£nig der rier Tedas nnd achtzehn Poranas, kein« 
andere Götter, als Tollendete Menschen, anerkennen, 
welche durch ihre I'ngenden den böcluten Grad der 
Gllikseligkcit erreicht haben, die Secte der Daühai- 
nas , weiche jedoch, «b aie gleich die Hasteneinthei- 
lang beibcha 
ders Ton d 
(Buddha faief 
hatsmns za i 
auch Ritter ^ 



3a5 

Die Persisclie BeligtonsgedcUchte bietet um 
manclie Berühruhgspuncte mit der Indischen dar* 
Nach Hammers hauptsächlich aus dem Schahnameh 
gezogenen Bemerhungen über die Epochen^ der AlU 
persischen Religionsgeschichte Wiener Jahrb. Bd. X* 
1820. S. 210. sq. war reiner Feuerdienst , in welchen! 
das Feuer nicjit angebetet ward, sondern nur die 
Ribla oder den Altar bezeichnete f wohin sich deif 
Betende wandte 9 rorsündfluthig von Huscheng einge«* 
fuhrt, die älteste Religion und der reine Gottesdienst 
des 'Areianischen Ürvolks. Die Bekenner desselben 
hiefsen Mehabaden, d. i. die grofsen Gottes »Anbet^ry 
oder Buddha -Diener. (Das Persische Bad und da» 
Deutsche Beten sind Ein Wort, verwandt mit But 
odl^r Butä, daher im Persischen das Substantiv Bu- 
den, d. i. Seyn, eigentlich den Begriff eines rieligiösen 
Daseyns einschliefst, so auch im Ulphilas Beda und 
Büdaii. Von demselben Wort entstund in der Folge 
der Name der Parsenpriestier Mobeden. W. Jahrbi 
Bd.. IX.) Huschengs Buch ist das Gesez iles reinen 
Gottesdienstes, kein anderes^ als das Buch Henochsi 
und dieser ist vermuthlich der alte Buda, dessen 
Diener die Mahabaden heifsen. Uebereinstimmendi 
damit ist im Defsatir (s. Heidelb. Jahrb. iSaS. Febr.) 
an' die Spize der Persischen Propheten Mehabad ge- 
^tiellt, d. i. dir grofse Abad, der Verfasser ded Dessa-» 
tir , oder ältesten Gesäzbuch^ , und die Bekenner dife* 
«er altes teh Religion sind di^ Mehabadian. Auch \n 
dbh 'Zehdbüehern' ist öfters von dem ersten, älteni^ 
vorzoroastrischen Geseis dife Rede , dessen Bekiejinei?^ 
Fischdadians oder Pperiodekschans (die IlaQrjrakTjvoii 
die Herodot unter den Medischen Stämmen nennt 
I. 101*) die Männer des Ürgesezes heifsen, und als 
unschuldige . gottesfürchtige Mens^ien be^chriebeil 
werden, die die OflFenbarung Ormuzds durchs Ohr 
empfiengen , d. i. durph mündliche Ueberlieferungi 



» ^ 



4 ' 

weil erat Zoroaster das achriftliche Ges^z rerfafste. 
Der erste, welchem Orwuzd das rein^.Gesea.desgro- 
fsen Herrn gegeben, "war der in dei). Zendbucheni 
mit grofser Verehrung genannte Prophet Heomo .odßr 
Hom^ der erste Stifter eines reinen und eiriftchen 
Statur dienstes , fier Yerkündiger der heilbnngenden 
Lichtlebre, die ideale Lebenspilanze (der Ofiavrjq der 
Griechen be^ Strabo Xy.) Nach den Sendbuchem 
ist er noch, in die Zeit yor Dschemschid zu sezen. 
Man Tgl. Bhode die:h. Sage des Zendvolks. 1820. 
S. 112. sq. Ueber die Zeit zwischen Hom und 
^roaster, und die bedeutende Yerändetung, die 
der Reform des Leztern yorangehen mufste, ist uns 
wenig bekannt« Nach den Zendbüchern ist Dschem- 
scfaid ein reiner Bewahrer des Gesezes> aber nach dem, 
Schahnameh trübte schan Dschemscbid die Reinheit 
des alten rt^inen Feuerdi.enstes « indeoi cir damit den 
Cultüs der Planeten , yor allen aber den der Soime 
und den des Morgen -' und Abendsterns, d. i. den 
yon Mithras und Anaitis yerband, . und 5 den^ell^eiK 
Feuer weihte, und ebenso wurde auch durch seine. 
Nachfplgßx* der reine Feuerdienst Huschengs ^ noch, 
mehr yerunstaltet. „Sie brachten der Sonne Gottes--, 
dienst dar, wie dies Dschemschids schlechter Bräuck 
war.^ 8. Hammer in. den W* Jahrb.* Bd. X. • Wir, 
dürfen daraus die an sicH. 8choi> nach dem; allgemeinen^, 
Gang der Religions - Geschichte sehir wahrscheinliche 
Folgerung ziehen, dafs - Versinulichung des Cultus 
durch Symbole und Idole jene Erneuerufig des reii^ 
n^n Gesezes nothwendig machte, durch welche d^i? 
Name.Zoroaster ode^ Serduscht (beiden. Griechen, 
bei Plato (Alcib. L) Zcu^oaaT^tjQy bei, Diodpr I. 94^ 
Zad-^avtfii; , bei Plutarch de Isid. c. 46. ZP(>ott(nr()t$) 
eine neue grofse Epoche der Persischen Religions-« 
Geschichte bezeichnet. Es tritt zwar diese Epoche 
•chon mehr aus dem historischen Dunkel herypr^ in 



\ 



3aö 



I 

welc&es noch- die üir entsprechende in den Län- 
dern am Indus xind Ganges gehüllt ist, aber es erin- 
neit uns doch sogleieh schon der Na;ine Zor'oaster an ^ 
die grofse Yerschiedenheit der Meinungen, die noch, 
immer über -die Person des Persischen Reformators / 
herrscht. Wenn audi die neuesten Untersuchungen 
Ton Rhode in der h. Sage des Zendyolks S. 124. sq. 
'über die Person und. das Vaterland Zoroasters aufs 
neue das befriedigende Resultat gegeben haben, dafs 
Zoroaster ein Arier war, der während der Regierung 
des Königs Teschtasp (oder Güschtasp) unter seinem 
•Volk in Ari (Arieme, Erman, oder Iran, dem Lande 
der alten Arier, oder Meder und Bahtrier , nicht in 
•Georgien zwischen den Flüssen Gyrus und Araxes) 
-als ein Prophet Ormuzd's auftrat, und die früher von 
'Hom gelehrte Religion erweiterte und reformirte, so 
'hat sich dagegen in ihnen zugleich ^die Differenz der 
Meinung über das Zeitalter , in welches Zoroaster zn 
aezen sey, in einem noch höhern Grade hervorge- 
than. Wahrend. Rhode den Saz aufstellt, dafs die 
Verfasser der Zendschrift^n in dem alten Baktriscben 
Reiche lebten, und die Geschichte jhres Volks, ehe 
es Ton den Ass3rrern unterjocht wurde, erzählen, dafs 
die Zendschriften und Zoroaster sej^bst .fünf bis sechs- 
hundert Jahre über Moses hinaufsteigen, und Zoro« 
aster dem Zeitpunct näher zu rücken sey, den so- 
-vi^e jöriechische Schriftatejler ihm anweisen, be- 
«hauptet Hammer Heidelb. Jahrb. 1823. S. 56w beson- 
ders mit Berufung auf die von iJ^m in den Wien. 
Jahrb. Bd. IX. nach den Quellen der morgenländi-« 
sehen Geschichte in Uebereinstimmung mit den Grie« 
chischen aul'geführte Modische oder Altpersische Re- 
'gentenfolge, vermöge welcbei» Dschei&schid als De* 
jokes,- Feridun.als Phraortes L und folglich viel 
apäter Güschtasp als Darius Hystaspis erscheint« aufs 
neue 9 dafs unter diesem . Zoroaster wirklich gelebt . 



Ilaben mfissei iremi nicht alle Qnellen .morgenlSndi- 
echer Geschichte durchaos Lügen gestraft werden 
•ollen* Rho3e*8 Heinnng ist sowohl nach den Grün* 
den, auf welche sie sich stüzt, als auch nach dem 
ganzen Zusammenhang der ältesten Beligionsge- 
aphichte durchaus unhaltbar 9 und der Zweifel der 
noch gegen die Zeit des Darins Hystaspis übrig 
bleibt, das Stillschweigen der Griecheik über eine so 
wichtige, auch mit grofsen politischen Bewegungen 
Terbundene, religiöse Beform, in einer yon ihnen so 
vielfach historisch beleuchteten Zeit , und der unter 
Darius schon mehr gegen Westen gerückte Schau- 
platz der Persischen Geschichte | yerschwLadet auf 
eine ziemlich befriedigende Weise durch die Vor* 
auss'ezung, dafs die Orientalischen, doch ziemlich spä- 
ten, und' mehr yon der Säge abhängigen (Quellen, 
iKVd es sich ja auch sonst bei ihnen deutlich, wahr- 
nehmen läfst, Guschtasp, oder Darins, nur als Reprä- 
sentanten und Lezten der Periode nennen, in welcher 
die einen längeren Zeitraum hindurch, dauernde reli« 
giöse und politische Yölkerbewegung sich ereignete« 
Mit der Zeit de's ^Cjrus erscheint Oberasien auch 
nach den Berichten der Griechen in einer fortgehenden 
Bewegung, und es läfst sich leicht denken, dafs diese 
nur in der Ansicht und Darstellung der Griechen 
ihre eigentliche^ religiösen Gharacter yerloren hat, 
und nach ihrer Art zu einer blofs politischen gewor- 
den ist» oder das Beligiöse wenigstens nur noch in 
«o schwachen Spuren durchschimmert, wie in Da- 
rius Scythen - Krieg bei Herodot« Daher kann es 
nicht als willkührliche Annahme^ erscheinen, wenn 
Zoroaster selbst mehr als ein Jahrhundert über Da- 
rius hinaufgerückt, und etwa in das siebente Jahrhun- 
dert yor Chr. G. gesezt wird, wie neuestens auch 
wieder Bitter angenommen, hat, welcher Zoroaster in 
das J. 625.^ yor Chr. Geb». sezt» Torh* S*^ u. . 



3'a*7 

Es war nemlich di^ in Fersien durch Zoroästet 
hbwirkte religiöse Reform von nicht giefringeren 
Kämpfen und Revregungen der Völker begleitet, wie 
die ihr der 'ganzen Tendenz nach rerwanilie, und 
selbst der Zeit nach nicht so fern stehende Indisch» 
Brahmanische. £s sind dies die grofsen Ki'iege, die 
nach der Persischen Sagengeschichte zwisehen Iran 
und Turan geführt worden sind, und 2war schon in 
eine weit ältere ^ Zeit hinaufreichen (der lezte vor 
Zoroaster war der zwischen Keichpsrew und Efrasiab, 
wahrscheinlich der Kriegsäug des C'yrus gegen diö 
Mafsageten bei Herodot) ^ dann aber mit neuer Hef«^ 
tigkeit entbrannten, als'Ardschasb, der Herrscher von 
Turan, die in Persien vorgegangene Aenderung des 
Cultus zum Grunde eines Keligionskriegs nahm, wo- 
mit er Iran und Guschtasp, den fröAimen Dinner des 
Ormuzd , überzieht*). Auch den Griechen blieben 
diese Kriege nicht ganz unbekannt, und Heligions- 
kriege dieser Art waren nach Ritter Vorh. S. iS* 
schon die Kriege der äLtesteh Meder gegen ^ die Ka- 
dusier, von welchen Ktesias spricht, dann auch die 
der Perser gegen die Mafsageten unter Cyrus nach 
Herodot; i^d selbst noch der Krieg des Darios ge- 
gen die Scythen undBudinen, welchier ja erst mit der 
Zerstörung des Tempelheiligth^m^ und der Golonie« 



j 



*) Nacb dem Scbahnamah s. W. J# Bd. X. wirft er mein^n»^ 
ScIireiKeB Gu&ditasp die neue Lehre Serduschts vor, vrel- 
che durcl^ Himmel i:rtid Hölle das Leben yerl^ümmere : 

Da kommt ein alter groDser Betriiger. her, 
JVIacht' dir das Herz mit Furcht und Schrecken schwer, 
Spricht von Himmelslust und Höllenschmerzen^ / 

Und läüst keine Freud in deinem Herzen» 

Auf ähnliche Weise läistlEuripides in den Bacch« v« '3 1 4 • 
Ton dem neuen Gott Bakchos sagen : • 

yoti£y enwSoi^ Aviiag ano yßovog 'etc. 



\ 



5sa 

ff 

ftadt 4fl* Bndinen endigte Herod. lY. i^. Diese 
Kriege mfiSsen sich Ton der ältesten Zeit an yiele 
Jahrhunderte hindurch immer wieder entzündet ha* 
ben, und ^wenn bei Herodot !• loi. noch die Budier 
nel)en den Magiern genannt sind, so geschah es in 
Folge dieser Kriege,, dafä die Anhänger dea alten 
Buddhistischen Glaubens durch die Uebermacht des 
Hagismus mehr und mehr in jene 'westlichen und 
nördlichen Länder verdrängt wurden, in welchen sie 
den Rand Irans mit einem fremdartigen Cultua eben- 
so umgaben, wie es sich uns auch bei den Brahmini« 
Beben Indien zeigt. &• Kitter Yorh. 8. 17* u. a. a. St 
Zoroasters Lehre wollte ihrer wesentlichen Tendenz 
nach, die sie überall ankündigt, das alte Gesez wie* 
^er herstellen , und die iReinheit der Idee erneuern. 
Daher verbannte sie jedes Idol, und liefs nur das 

Licht und das Feuer als die reinsten und edelsten 

« 

Sjmbole gelten, ebenso unduldsam ^ gegen d^n in 
sinnlicben Sabäismus ausartenden Feuf^rcultus , wie 
gegen .die idolanbetenden Turanier. Daher nannte 
iBUch Zioroaster, indem er durch seine Lehre die ta- 
Jismai^ischen .Bande des Sabäismtts, und det dämoni* 
sehen Idololatrie sprengte, dieselbe eine. freie Lehre^ 
wi die Bekenner derselben ^oi^ugs.^veise die Freien, 
nnd als ein heUiges Symbol derselben pflanzte er 
die freie Cypresse vor dem Feuertempel zu Kesch:- 
'mir in Chorassail .als religiösen Freiheitsbaum auf* 
8» Hammer W. Jahrb. Bd. X. Diese Ansicht von 
dem Wesen der Zoroastrischen Beligions - Keform 
bestätigt auch die merkwürdige Nachricht, welche Kit- 
tpr Eidk. IL Th. S. 901. mittheilt t .Als nemlich Zoro- 
aster seine Cypresse . des Lichtgesesies eben bei Tus 
oder Kaschmer i^ Chorasan, in der Grenzprovinz von 
Parthia, an das Tempelthor gepflanzt, und Guschtasp 
darüber einen Fallaat,. vierzig Ellen hoch ins Gevierte, 
mit Gold* und S|lberdecken und FufsbodenLerajÜl^tet 




3»» 

lMti#« lUfCi Mn0f tfr^f^ vmA frMim« Win\% rot mU 
fii#ifi Tad# »och 4#fi li«rr«bl #11 «ll« ftolriifNrn «4ftfi#« 

fiblitiifii 9 unA htttr iii»bii« «r i^uf /<iioiiMi'r# iU'M% #l«rfi 

Ton 'I ufitn i$ft4 TinMn (Aar t^uAäUifinn im ^iofiien 
am4 ihiim fon ItMn) /m 9nUu^en, in (^lirM^beifi fimn^ 
f^t*%t\i$A$ «Miik Am /^t^utnwj^ Am^ k/il^/««»!«» hMUUlifi^ 
Aurch lUriiM unA \ar%i*$ in Aetn Aen ^'ifr^^em MaU 
mhh^Uiisn hMitylottf ^tktw un$ ii*!$0Ai/t L iIJS« h^ 

IIm'« w«r üUo df«f hüHi^if PflSckt ikn Orimi^diab. 

#bif«;b «fif»4f ••'itifii« ißUifH Aüff Oiürk« noch in «Ufi» i« 
4lrr XiinAn\prm:\$ü ^tnttitt$ii:\Htuen J^^^Ja'iii ik« ZrrMiju 

^mrttA^ fUru/,«^ JisiniUi$ hniii;'«« xu w<;l<:bifii noch «Ji?r 
i« AtfT ^eMnit>i^rhiUa ftttuUiif $it*ttMi'i*i'U komrnl« 

lli« lil/ii^^n tnii Am«»«)'!!*« <!<:• i#uiM'<'li<«*fkf «ii'hji«»r 

Mm iät*\n*tti unA Uinr^t^.Utt \hn^*UiiU^,ni W^n ^^ 
I^Wr Atntm ^iUii\u*.n nun U^'%mitUif$^ Uunt^KWat li^iii^^ 

l$i$i htfuA\iüi\%t*r $%**\nm Aun Vi-Ahi^ %it%A ult'^fiii 




93o 

eher der bisher blös^ mfindlich überlieferte Glaube' 
der YfOr,zeit in Schriften verfafst wird, wodurch auch 
äafserlich das religiöse Bewufstseyn einen festen Punkt 
-der Fixirung erhalten sollte. 

Es -war aber die reine Lichtlehre auch noch in 
der Zeit nach Zoroaster, wie schon yor derselben, 
periodischen Verdunklungen ausgesezt« Eine bemer« 
kenswerthe Nachricht hierüber hat Clemens Alex, in 
• derCohort. ad gentes p. 108* Ed. Wirceb. aufbehalten, 
i/ro er sagt: Die Perser, obgleich sie weder mit den 
Griechen Holz und Steine, noch mit den Aegyptiem 
Ibis und Ichneumon yerehren, halten doch mit den 
Philosophen Feuer und Wasser für Symbole der 
'Götter. Ja sie seyen in der Folge- nicht minder in 
einen idololatrischen Cultus verfallen, und haben 
Bildnisse in Menschengestalt yerehrt , wie Berosus 
in seinen Chaldäischen Geschichten gemeldet, und 
diese Sitte sey von Artaxeries des Barius Sohn dem 
Vater des Ochus eingeführt worden. Denn dieser 
habe zuerst eine Bildsäule der Tanaitischen Aphrodite 
in Babylon, Susa, und Ekhaktana errichtet, und seye 
den Persern, den Bewohnern yon Baktra, Damaskus 
und Sardes in der Verehrung dieser Göttin mit sei- 
nem Beyspiel yorangegangen. Noch allgemeiner mufs 
diese" Hinneigung zu Symbolen und Idolen nach dem 
Sturze des Reichs durch Alexander den Grofs.en gc- 
worden seyn, da, wie Ritter yei'sichert, Erdk. Tb. IL 
8. 902. die neue Parthiscbe Dynastie , die Arsaci- 
den - Herrscher sich keineswegs als* Anhänger der 
reinen Ormuzdlehre zeigten , sondern als Anhänger 
des Cultus yon Sonne und Mond, des Mithrasdien- 
stes, der Idole, der Priesterlehre der Tschin, ihrer 
Oi^akel, Opfer, Zauberlehre. In alten Urkunden schei- 
tien die Parther unter die unreinen gerechnet, und 
den Saken (Shaka ist auch ein Name des Buddha-^ 
^Iso Saken wahrscheinlich auch ein religiöser Name 



' 33i 

'«oriel als Taranier) und deii Teohiü gleichseslelU 
zu Yreräen^ Erdk. Th, IL 8. 901. Desto eifrigere 
Wi^derhersteller des reinen Ormuzdienstes waren 
dagegen die Sal'saniden, die mit dem alten Perser- 
throne auch die alten Feueraltäre wieder aufrichte- 
ten, bis endlich -unter dem lezten dieser Dynastie 
das siegreiche Schwerdt eines neuen Glaubens sie 
aufs neue und auf immer umstürzte , und die- alte 
Lehre sieh äufserlich nur in der Secte der yertrie- 
benen . Guebern erhielt, während sie ihrem innem 
Geiste nach in der pantheistischen Lichtlehre der 
8qü in Tex^üngter Gestalt fortlebte. 

Dem: allgemeinen Ueberblick erscheint sowohl 
die Indische als die Persische Religionsgeschichte in ^ 
der Mitte geschieden durch einen neuen kräftigen, 
. aber unter blutigen Kämpfen errungenen Aufschwung 
2ur Reinheit der Idee, während sich tins disseits und 
jenseits dieses Mittelpunkts in der einen wie in der 
andern Periode dasselbe wechselnde Yerhältnifs zwi* 
achen der Idee und dem Bilde darstellt. 

Das Urtbeil, das wir oben über Aegypten fällten, 
dafii es gewissermafsen die Indifferenz zwischen dem 
Orient und Occident sey, bestätigt sich uns auch bei der 
gegenwärtigen Betrachtung. Jener so eben genannte 
acharfe Gegensaz, der sich uns als eine dem Orient 
recht eigenthümliche Erscheinung gpzeigt hat, und 
welchen wir auch als den Gegensaz des Idealismus 
und Realismus bezeichnen können, tritt in der Aegyp** 
tischen Religionsgeschichte, wenn er auch, gleich 
nicht völlig yerschwunden seyn kann , und wenig- 
stens noch in dem Yerhältnifs der esoterischen und 
exoterischen Religion stattfinden mufste ^ doch in 
keinem Fall als bedeutendes Moment der gesamRiteü 
religiösen Entwicklung, hervor^ so dafs er uns eiii 
bestimmtes Merkmal an die Hand gäbe, wodurch wir 
die eine Periode von der andern unterscheiden ,kön« 



53s 

neu. Ob die innern Kampfe zwischen der Priester-' 
und Kriegeriiaste, die allerdings schon in alter Zeit 
Torfielen, ob der bei dem A^gyptier eingeierurzelteHafs 
gegen die HirtenTÖlher auch einen religiösen Grund 
gehabt habe^ ist wenigstens ungewifs, und in keinem. 
Fall ist es in der Hinsicht, auf welche er hier an« 
kommt, Yon einer bedeutenden Folge gewesen« Es 
war zwar wie in Indien Brahma, in Persien Ormuzd, 
so in Aegypten Hermes der Offenbarer des religiösen 
Gesezes , und die Hermesbücher, ursprünglich Tier, 
wie die Yedas, sodann zwei und yierzig, sollen 
mit der Zeit zu zwanzigtausend angewachsen seyn* 
Creitzer Symb. und Myth. i. Th. S. 375. Aber schon 
diese Angabe ist ein Beweis, dals darunter nur die 
Summe der priesterlichen Weisheit überhaupt zu 
Yerstehen ist, und dafs nicht der innere Charakter 
des religiösen Systems, sondern nur die fortgehende 
äufsere Erweiterung der Wissenschaft die Epochen 
bezeichnet, weswegen die Herrn esbüicher„ selbst wenn 
sie in ihrer jezigen Gestalt die Anfoderungen der 
Kritik vollkommener befi^iedigten, doch Wohl schwer- 
lich in gleicher- Würde . und Wichtigkeit den Indi- 
schen Yedas und dem Piersischen Zendaresta an die 
Seite gestellt werden könnten. Das einzige Momenti 
das hier etwa angeführt werden katiil, ist die drei-* 
fache Götter * Ordnung des Aegyptischen Systems, 
wenn diese wirklich von einer innern Ausbildung des 
•religiösen^ Systems in verschiedenen Perioden ver- 
standen werden darf. Wir können aber -daraus nur 
soviel abnehmen, was von selbst schon zu vermuthen 
ist, dafs die Aegyptische Religion, die schon ur- 
sprünglich eine gröfsere Tendenz zu symbolischer 
Versinnlichung hatte, nach und nach immer mehr 
zum Mythischen fortgieng. Eine Andeutung wenig« 
stens hiervon enthält die Stelle H^rod. IL*i42«' ev 
pvi^iotüi^ etsct etc. sX&yov •9^V'av^fwn(^€iidsa e9wvxc 



I 



553. 

jaivai tag ev Ai^vnx^ aQXovvae,. ex soiftaQ. (nicht otr 
xsof^zag y^i^ Schweigkäuser ^illkührlicU itieint) ft/((]p, 
roiai av&^conoiai d. h. vor der Menschenzeit gab es 
eine ?eit, in der die Götter waren, und zwar nach 
dem Zusammenhang! als die die Zeit bestimmenden 
Gestirne, als aQjpvtzq' Di^ W<Jrte, die in der zu- 
erst genannten Stelle folgen:, h fiByrot, Bde uqotsqov 
eds vffSQov Bv rotcrt vnoXoindiai, Aiyvnxe ßaaikevoi 
ysvoiiBvouGi, «Xßyov rovexov s'ösv, sc- dsov avS-Q. sd. y. 
^ind dunkeL Menselilich mythi^h dachte sich doch 
hl jedem Fall der Aegyptier seinen Osiris. ist hier 
Tielleicht die Lehre der Priester zumal der Thebäi- 
sehen c. 143. von der Volks- Ansicht zu unterschei- 
den 5. mach welcher , keineswegs , wie nach jener, die 
Menschen Sb(ov noXXov anr]XXayfievai^'Wdirenc, 143? Die 
Hinneigung' zum Mythischen mag seit dem lebhafteren 
Verkehr zwischen Aegypten und Griechenland, und 
dem Einflufs Griechenlands, zumal in den Zeitei^ der 
Pt^lomäer, wenigstens ia dem untern Theil voa Ae- 
gypten noch mehr herrschend geworden seyiL» Ein 
bedeutendes Moment aber, das in der' Religionsge- 
schichte wirklicli Epoche macht, . suchen wir in Ae- 
gypten sowohl! aU. in den benaclibarten Ländern ver* 
geblich*). \ ; r 



i< 



*)Man glaabeniclit, dalswir die scbon oben angestellte und hier 
^ie4erholte Ansicht von Aegypten- blols unserer. I)|arstel« 

^. lung zu lieb, uns gebildet ^baheu* Wir können in der äl- 
testen Völkergescliicbte Aegypten in historischer Hinsicht 
eben so wenig, als in. religiöser die groise Wichligkpit zu- 
s^reihen, vrelche / soyiele der neuem Alter iKuinsibrscher 
.. ihm gegeben haben«; . Was unter, den Französischen Ge^ 
lehrten namei^tlich 4er gelehrte .und geistrolle. Jomard in 
der gvoisen DescrJ^ption- de i'Egypte als Hauptergcbuiis 
seiner Untersuchungen aufstellt, dafs wir Thebä in Obcr-^ 
ägypten als den Mittelpunkt der. ^ganzen Pharaonischen 
]M.achty CiTÜi^ation und Herrlichkeit su betrachten haben^ 



\ 



I 



334 

Daher wenden vir uns nun nach Grieelienland 
wo uns ein regeres formenreichei^es Leben, eine 
neue Welt yon Erscheinungen aufgeht. Zwar sehen 

und dais von dieser grofsen Metropole der Thebais alle 
Niederlassungen und alle Kolonisation des mittlern und 
untern Aegypteas ausgegangen, scheint uns weder mit Hero- 
dots n.99. bestimmter Angabe, dais schon der erste KöqigAe- 
gyptens Menes, den schon sein Name als solchen beseich- 
net, auch der Erbauer yon Memphis gewesen, noch mit 
den so auffallend zusammenstimmenden, und ohne alle Ver-« 
gleichung urkundlich ältesten Nachrichten der Genesis, nach, 
welchen überall nur Memphis als terste Stadt und als Sis 
der Macht erscheint^ in Einklang gebracht werden ca kön^ 

neu, wogegen Homers kxavofmtfXoQ O'^ßf]^ wenn wir 
auch noch soviel Gewicht darauf legen, doch immer nur 
ein untergeordnetes Moment haben kann» Was sich aus 
den Wandsculpturen der Monumente TOn Thebä über Se-' 
sostris Erobemngssnge enträthseln.läist, kommt doch, wia 
sich zeigen 'hÜst^ weit niehr auf Religiös - mythisches als 
Historisches zurück* Wir sind überzeugt, dais das Ver^ 
^ hältniis zwische^ Thebä und Memphis nicht blofs chrono-:« 

logisch aufzufassen ist, so dais man der Memphitischen Pe- 
riode des Aegyptischen Staates noch eine Thebäische ror« 
' angehen lalst, und auf diese Art die Aegyptischa C^ 
schichte in ein unTerhäitnÜsmälsig hohes Alterthum hinauf- 
rückt» Jene Cautel, die Thucydides h lo«. in Beziehung 
auf Mykene empfiehlt , und in welcher Hinsicht ^ ' sagt, 
dais man sich ans den Ruinen Athens in demsi^en Ver- 
hältniis einen zu hohen Begriff yon der wirklichen Macht 
und Gröise des Staats machen werde, in welchem man 
sich aus den Ruinen Spartaks einen zu geringen mache, 
möchte doch bei der durch die Französischen Forscher 
hauptsächlich verbreiteten Ansicht toq dem Aegyptischen 
Alterthum in Eriimerung gebracht werden dürfen, und 
zwar mit um so gröiserem Recht, da bekanntlich 'das so 
eigenthümliche Klima von Oberägypten an der Erlialtung 
dieser Monumente einen so groisen Antheil hat/ Man 
vgl« über das leztere die merkwürdige den scharfen ' Beob- 
achter aussprechende Aeuiserüng Napoleons in des Grafen 
Las Cases Tagebuch Bd* VI« 6* s4a* das Urtheil eines 
Mannes, welcher ak Augenzeuge und als der Terdienstvolltse 
Beförderer der Aegyptischen Alterthumsurkunde hierin. mit 
Reclit eine Stimme hat« 



335 

wir hier nicht jene heftigen Kriege 9 zu welchen dir 
Eifer der Religion die Völker, des Orients entflammt 

hat, aber doch fehlte es auch auf Griechiachem Bo* 

• 

den nicht ganz an religiösem Streit und Kampf, und 
was. sich^ im' Orient als äufserlicher Kampf feindlich 
getrennter 8ecten und Kaaten darstellt, das zieht 
sich im Occident in das blofse geistige Gebiet des 
Denkens und Glaubens, in die BiS^renz der Ansicht 
und der Meinung zurück. Jener bei der Auffassung 
und, Darstellung übersinnlicher Dinge immer statt- 
findende Gegensaz zwischen Idee und Bild, und der 
darin enthaltene zwischen Begriff und Id^e, der sich 
dem Orientalen, weil er das Uebersinnliche einzig 
und allein aus dem Gesichtspunkt der Religion za 
betrachten gewohnt und fähig ist, utnraer nur auf dem 
Gebiete der Religion und des religiösen Cültus dar- 
stellt, löst sich dem Occidentialen in den freieren 
Gegensaz der Religion und der Philosophie auf, und 
die Philosophie ist das wesentliche Merkmal, wodurch 
sich die Griechische und überhaupt die Occidentali« 
sehe Religionsgeschichte von der Orientalischen nn-^ 
terscheidet. Es drückt sich darin besonders auffal« 
lend der grofse Gegensaz zwischen Phantasie und 
Verstand, Anschauung und > Reflexion , Bild und Be^ 
griff, Ueberlieferung und Selbstthätigkeit aus, durch* 
welehen überhaupt, wie anerkannt werden mufs, devi 
intellectuelle Character des Orientalen und Occidenta- « 
len in seinen Grundzügen zu unterscheiden ist« * 

Als Endpunct der ersten Periode der Griechischenr 
Religionsgeschichte nehmen wir das Zeitalter des Home- 
ms nndHesiodus an. Es erhellt von Selbst,' dafsdies die- 
jenige Periode seyn mufs , in welcher noch das Orien- 
talische dem Bfellenischen, das Symbolische dem Mj- 
diischen voranging« Wenn überhaupt, wie wir gc* 
sehen haben, schon in der Periode des Werdens 
der Nationen ein yielfältiger EinfluTs fremder Ideen 



336 . 

m 

wat die Griechuche Beligion und Ifydtolagie statt 
&ind, io bedarf * es keines üeweises mehri da£s sie 
Orientalische Ideen und Lehren enthalten mufs, die 
älter sind, als die Homerische Zeit, und es 'würde 
daher auch mit unserer früheren j^useinanderse- 
zuhg in Widerspruch sejn, die Orpbische Theologie, 
Ton welcher man in dieser Beziehung spricht, ihrem 
Ursprünge nach in eine andere Zeit zu sezen , als 
in diese älteste Periode, und iltwa erst aus' der spä- 

* tem Bekanntsct&aft der Griechen mit defm Orient 
herzuleiten^ utoi zwar namentlich durch die Vermitt- 
lung einzelner Philosophen, wie z. B. des Pjthagoras, 
"v^obei TÖllig unbegreiflich bliebe, wie sie in dieser 
Zeit erst in die religiösen Yolks"- Institute über« 
gehen konnte. Unter der Orphischen Theologie 

^ is^ hemlich derjenige« Theil der Griechischen Reli- 
gion zu. Terstehen, der' die dem Orient verwandte 
esoterische Seite derselbeil darstellt, die tiefer lie- 
gende Grundlage, auf welcher das Mythisch -helle« 
nische sich erst gebildet hat. Sie enthält daher^nicbt 
sowohl Mythen von Göttern und Heroen,, als viel« 
m^hr .Symbole, Ideen und Dogmen, und zwar hanpt- 

" sÄcblich solche, die die religiöse. Erksnntnils und das 
religiöse Leben in einer tiefern und geheihmtftToi- 
Jb^ra Bedeutung atffschliefsen, und sich daher na- 
nentlieh .auf -das Yerhältnifs^des zeitlichen Lebens 
sum/rode und künftigen Ddseyn beziehen. Dieser 
Begriff der Orphischen Theologie «ergibt sich so« 
wohl aus den Lefarsäzen, die alte' Schriftsteller ein- 
stimmig als Orphiscbe anführen, als auch aus dem 
allgemeinen Charakter der sogenannten Orphischen 
Gedichte, welcher, wenn wir .auch auf sie in derje- 
nigen Gestalt, iu welcher sie! noch Torhanden sind, 
kein Gewicht legen wollen, doch selbst' in» Falle der 
Erdichtung dem Typus desjenigenent^rl^oben nmAte, 
was* schon in alter Zeil Aspkitch 




* 

Dafs aber OrpKische Lehren ffir'solcbe gehalten 
wurden, die man aus Orientaliacher Ueberliefemng 
ableitetet erhellt schon ans der einstiminigen Sage, 
dafs Orpheus erst nach Griechenland gekommen sey, 
sodann« aus der ausdrücklichen Behauptung Herodots 
n. 22. dafs Orphisches mit Aegyptischem identisdi 
sey, hauptsächlich aber aus der uns Tor Augen lie- 
genden Yerwandtschäft und Identität Orphischer und 
Orientalischer Lehren und Ideen. Warum dieser 
Theil der Griechischen Religion, die esoterisch« 
mystische« gerade Orphisch genannt werde, läfst sieh 
nicht angeben, i;iur soviel darf ohne Bedenken ange- 
nommen werden , dafs der Name des Orpheus kein 
Individuum, sondern eine bestimmte Lehrweise be- 
deutet, wovon ja selbst schon einige det Alten, ^ie 
Aristoteles, Cic« Nat. D. I. 38. sich überzeugt hatten. 
Wie nun aber in diese Periode die Ceberlieferung 
derjenigen Elemente aus dem Orient .^u sezen ist, 
aus welchen sowohl die esoterische als esoterische 
Religion der Griechen hervorgieng, so gehört auch 
schon in diese Periode die Ausbildung dessen y. was 
das eigentlich Hellenische Wesen der Griechischen 
Mythologie zu nennen ist. Auf welchem Wege, durdi 
welche äuTsere Veränderungen dies geschehen, wis- 
sen wir nicht, wir sehen nur die Elemente und das 
Gewordene, das Werden aber, das zwischen dem 
^nfangs - und Endpunkt in der Mitte liegt, ist v^pr 
ans verborgen. Dafs es nicht überall auf friedliche 
Weise geschehen sey, sondern nicht selten auch unter 
äufseni Reibungen, Kämpfen und Bewegungen läfst 
sich bey der grofsen Mannigfaltigkeit und Verschie- 
denheit der Bestandtheile, die zur Einheit verbunden 
werden sollten, nicht anders denken, obgleich die 
.Geschichte gröfstentheiis schweigt., oder auf eine 
Weise davon redet, in welcher wir die Thatsachen 
nicht enträth 8 ein -können. Doch hat sich auch so nicht 
Baurt Mythologie« 12 



358 

jeAe Runde verloren, und bemerkenswertli iat^ ^aßs 
sich uns eine Erscheinung dieser Art gerade an den 
beiden Bei igions -Zweigen zeigt, welche sowohl in 
Hinsicht der Zeit, als auch des innern Characters 
und Wesens am weitesten von einander abstehen. 
Den feindlichen Gegensaz, in welchem die Religion 
des Dionysos, der als der jüngste Gott nach Grie- 
chenland ham, Her od. II. 5 1. 146. in Thracien, Böo- 
tien und Argolis gegen die Apollinische auftritt, 
hat Cr/Cuzer Symb. und Myth. IIK Th. S. 148. sq. 
auf eine sehr befriedigende ^Weise nachgewiesen. 
Dieser Apoll on, dessen Propheten und Liebling Or- 
pheus die Mänaden in Thracien erschlugen, ist der 
älteste, der Hyperboreische , also jener sanfte fried- 
liche Buddha - Koros , den wir in den Scythischen 
Ländern kennen gelernt haben*), dessen Diener da- 
her auch mit der Zaubergewalt . der Lyra die wilden 
Gemüther der Thracier besänftigt. Kein Wunder, 
dafs sich mit ihm der wilde, rasende Orgiasraus, der 
dem Dienste des Baccbos eigen ist, nicht yertragen 
honnte. Doch erfolgte, wie eben daselbst gezeigt 
ist, mit der Zeit Aussöhnung und Frieden**}: Apol- 



■■ 



•) Wahrscliemlich ^ar derselbe Cultus die Ursache, 'warum 
jener Scytliische König Herod« IV« 49. der rasende Diener 
' des Hellenischen Bacchos nach Thracien sich flüchten 
jnoiste» Einen weitem Beleg für das angegehenc Verhältniis 
der Apollinischen und Bacchischen Religion liefert wohl 
auch der bekannte Mythus von dem von Apollon geschun- 
dcnebMarsyas. Denn Marsyas heilst Silenos Herod, YII. 26* 
und war im Gefolg« des Bacchos« Straho X* p. 720« Vgl» 
Böttiger Att« Mus. I. Bd. S. 290. 

**) Auch in Athen wurd^ Dionysos (als der Gott der gro&cn 
Dionysien) nur ungern und erst nachdem er sich durch eine 
Krankheit furchtbar gemacht hatte', von Böotien her au^e* 
nommen , ungefähr um die Zeit der Wanderung der Böo— 
tier aus Arne/ Man Vgl» Bökh Tom Unterschied der att» 
Xie&äeoy Anth« v* s* w^ iu den Schrifte« der Berliner Aka<« 



339 

Ion und Dionysos vereinigen sicli, und dio Orplii* 
sehen Mysterien werden nun anch die Baecbiseliett go« 
nannt. Auf diesem Yerhältnifa dea Orpheua zuApoU 
Ion und Dionysos betuht Creuzera gegründete ünler- 
sclieidung zwischen einer altern und neueren Or* 
phischen Schule. Wir sehen aus diesen Beispielen» 
wie sich, allmahlig die mehr oder minder verschieden« 
artigen Bestand theile der Griechischen Beligion ans* 
glichen, und zu einem 'Ganzen* vereinigten, und ea 
liegt ganz in der Natur der Sache, dafs die Griechiachd 
Beligion, je mehr sie ihre innere Tendenz zum mj« 
thisclien Polytheismus entwickelte, aucK die abwei« 
chendsten Formen in sich aufnehmen konnte* Diese 
Ausbildung des Systems hatte ihren Hauptpunkt er« 
reicht, als' mit der Idee des Zeus, als des obersten 
Gottes, die böchste Einheit gegeben war, welcher 
sich «alles Einzelne von selbst unterordnen mufste. 
Daher wurden jezt nicht blofs jüngere Götter, wie 
Dionysos, sondern auch ältere, wie Apollon, der ja 
bei den Griechen aucb ein Titane beifst, Sohne des 
Zeus, und es gestaltete sich auf diese Art jene Olym- 
pische Götter -Familie, die wir bei Homer und He-« 
siod schon nach allen ihren Gliedern Jkennen lernen» 
Die zweite Periode, welche wir bis Sohrates und 
Plato fortgehen lassen, müssen wir mit der Frage 
eröffnen, in welchem Verb«ltnifs Homer tmd Hesiod 
eu dem religiösen Glauben ihrer Zeit und der Vorzeit 
stunden, wozu uns die bekannte Stelle veranlafst Herod* 
U. 53. Ev&iv de eyevlstü hasoQ tav ^icsv^ nti d' asi 



demie Bd» 181 6« 17* Würden wir in die Myihetk Von den 
Ivrsalen def Jo, Ton den Zügen und l'haten des Herakles 
und seinem Verhältnüs m Eursytheus klarer hineinsehen, 
sicher "würden wir das anch so sich in ihnen aussprechenda 
leidende Gefühl des Druckes und der Verfolgung anch ih 
Beziehung auf die Griediische Religion« - Geschichte Be« 
stimmter sn deaten wissen» . 

• aa * 



34o 

noai narttt, Qtotot re nvig ta tJem rt tjmtrTearo 
1*1X9* ff n(>o>i}V T( xw X&tCi <^C tinttw Xo/^ Hatoiow 
ya^ «u Ofttifov tjkixiriv m^axomoiai, trtat 9o*sa lUv 
n^aßuxt^sg yivttrdiut >«u 9 nXMoau ärot 9t ttot of 
nouiaavTiQ &tofovitiv XM.i]{n, xoi roim &toun rocg 
anoivviuas SovrtQ, «u Ttfiaf t» »u tixvaf 8uXon$(, 
Ktu tUlta aVTBtv eijiiijvaVTis. In dieser Stelle «oU 
dem ganzen Znsammenhang nach offenbar behauptet 
Verden, dafs Homer und Hesiod ivirklich fCr die 
Hellenen die Griechische Theogonie erfunden haben, 
indem die Pelasger sich c. Sa. noch der Toa Aegyp- 
ten gekommenen barbarischen Gdttemamen bedien- 
ten, weswegen nnn Herodot den Uebergan^ des Bar- 
barisch» Pelasgiscbea zu dem Hellenischep, und den 
Cnprong des leztem zn erklären sucht. Dies nö- 
thigt ans aber sogleich zn fragen , vie denn Herodot 
den Homer und Hesiod die Erfinder der Griechi- 
chischen Götterlehre nennen können, da doch die 
Homerische Poesie selbst den deutlichsten Beweis in 
eh:h-enthäU, dafs Homer, was er ron den Göttern 
■weiis nnd singt, nicht als seine eigene neue Erfin- 
dung gibt, sondern darin nur dem allgemeinen be- 
reits herrschenden Yolksglanben folgte? Es kann dies 
BOT dadurch erklärt werden, dafs Herodot mit U°ber- 
gebong der Dnrchgan^speriode zwischen dem Pelas- 



541 

den Diciltem Homer und Hesiod einen grSCiem An^ 
iheü an der Entstehung, des Griechischen Yolksglau«. 
bens zuzuschreiben, als sie der Natur der S^che nach 
gehabt ' haben können« Merkwüidig ist aber diese 
* Stelle besonders dadurch, dafs -wir durch sie in die 
Art und Weise einen Blick hineinwerfen können, 
Vfie sich das Orientalisch -Pelasgische zum Helleni« 
sehen umänderte, nemlich dadurch, dafs alles mensch- 
lich>^persönlioher gedacht wurde (eideaarjfirjvavreg). Das 
Dodonäische Jleiligthum , wie es sich nun aucli mit 

^ seiner Stiftung yerhalten mag, gehört in jedem Fall 
in die älteste Vorzeit des dem Orient noch nahe 
verwandten Griechenlands. Daher nannten, wie He- 
rodot ausdrücklich bemerkt, die Dodonäer die Helle- 
nische Theogonie, die reinpersönliche Gestaltung der 
Gptter in Hinsicht ihrer Abstammung und ihrer At- 
tribute geringschäzend eine Erfindung von heute und 
gestern her. Zugleich sehen wir hiebei deutlich den 
nun beginnenden und mit dieser Veränderung genau 
zusammenhängenden Gegensaz zwischen den Prie- 
stern und Dichtern^ Die Dodonäische Priesterschaft 
war es ja , die sich so gegen die Neuerungssucht der 
Dichter aufserte. Und so mufste nun überhaupt, je 
mehr durch Homer und die auf ihn folgende groCäe 
Zahl der Dichter nnd Sänger die überall erwachende 
und so reichlich genährte Lu^t des Gesangs die Na- 
tion ergriff, und zu geistiger Thätigkeit anregte, auch 
die.Ton der Poesie nicht zu ti^ennende Religion ein» 

^ mehr und mehr mythisch klare , von der alterthümli« 
eben Orientalischen Sjmboli]i sich entfernende, yolks- 
thümliche Gestaltung erhalten, und der altvaterische 
Priester TOr dem Sänger und dem Liebling der Muse 
und des Volks zurücktreten. Keineswegs aber glaube 
man, dafs selbst dieser ^ yolksmäfsigen Dichtung das 
Bedeutungsvolle des alten Glaubens, wurde es auch 

. gleich in den Hintergrund gestellt, gÄP^^^^. '^^'^^^^ 



Auge geHlckl wnrde* Wie tollta dies nor andi für 
Bfttflrlich nnd mdglich gehalten werden ! Waren ein« 
mal 9 mfiaaen wir aach hier behaupten, wie ja die 
Herkunft der Griechiachen Yolkastämmj Ton selbst 
achon beweiatf Orientaliache Lehren, Ideen nnd Sjm- 
bdle ala rcligidaea Gemeingut unter der Nation rar* 
Iiandeny wie tollten aie sogleich wieder ana dem Le« 
ben rerschwunden aejn, und wie hätte es die Ab- 
•icbt der aufblfihenden Poesie aeyn können, aich des 
Zusaihmenhanga mit der Religion ydllig zu entän- 
laern? Man erwarte nur nicht, daüa sich die Volks* 
poesie über solche Dinge bestimmter und auadrfickli« 
eher erklaren sollte, ala sie* es ihrem Wesen nach 
tfaun konate , so wird man gewila die Andeutungen 
nicht fibersehen können, die sie auch wirklich, wie 
es die Natur der Sache mit sich bringt, da und dort 
den Verständigen rerständJich genug gegeben hat. 
Schon Creuzer hat 8jmh. und Myth. U. th. S* 447« 
einige Spuren nicht ganas gemeiner Beligionakunda 
bemerklieb gemacht, wie z. B* IK VIL i32. die Stelle, 
wo Dionysos Gott genannt wird^ und wir selbst haben 
schon I* Absch* Cap* L eine Ansicht . Ton Odysseua 
Irrfahrt zu entwickeln und zu begründen gesucht, 
nach .welcher in diesem Theile der Ilomcriachen 
Dichtung unter der Hülle des Mythus und Symbols 
gerade diejenigen Ideen rerborgen liegen, welche den 
wesentlichen Inhalt der Orientalisch * esoterisdien 
Beligionslehre der Griechen ausmachten, nnd über« 
hatapt zu den erhabensten Ideen der Naturreligion 
•gehdren^ 90 dafs, was wir dort blofs beispielsweise 
auaeinander geäezt haben, nun hier seine eigentliche 
Stelle findet« Zu erinnern ist hier ferner an die tie- 
fere mysteriöse Bedeutung des herrlichen Homeri- 
echen' Hymnos auf die Demeter ^) (der doch ia^ 

'^ Alf Gcgenstficik daiQ, rnid ab Bei' 



343 

/ 

Fall in das Homerldische Zeitalter gehört) so wie an 
mehrere Mythen der liias und der Odyssee> in wel- 
chen auch die heitere Lust und der leichtfertige 
Scherz des Mythus den symbolischen Hintergrund so 
wenig verstecken hann, dafs wir selbst dem Sänger 
das Bewufstseyn davon nicht yöllig absprechen köu- 
ren. Man vergesse nur nicht, dafs eben diese schein- 
})are B^wufstlosigkeit zum grofsen Geist dieser rein 
objectiven Poesie gehört, welche, von. welcher Seite 
wir auch in ihren Spiegel hineinschauen , uns immer 
wieder eine neue Gestalt der Dinge erblicken läfst, 
und 80 durchsichtig sie ist, doch das Gemüth des 
Dichters niemals in seiner wahren Tiefe zu ergrün- 
den gibt. 

Neue Verhältnisse traten ein, als von derselben 
religiösen Symbolik und Mythologie , aus welcher 
früher die epische Poesie 'hervorgeblüht war, un^er 
demselben milden, von den Göttern gesegneten Hirn«- 
me\ f nun im Anfange des sechsten Ja^irhuhderts voV 
Chr. G. durch den Milesier Thaies und die Jonische, 
Schule die Philosophie sich ebenfalls ^Is ein selbst- 
ständiges Ganze loszutrennen begann. Wie wenig . 
diese Philosophie in ihrem anfänglichen Streben deih 
jliythischen Glauben entgegen . war, sehen wir sogleich 
aus den Principien, von welchen sie ausgieng. Wäs*- 
ser und Feuer, die Grundelemente der symbolischen 
Naturreligion, waren auch die Elemente der natur- 
philosophischen Construction , und der unterschied 
bestund nur darin, dafs jene Philosophen, was der 
mythische Glaube als Tradition ihnen darbot, nun 
auch durch selbstthatige Reflexion zu erforschen und 
zu l)egreifen unternahmen. Dabei schlössen sie sich, 
wie lins die Lehrsäze des Pherecydes aus Syros, de» 

nehme man den Hymnus auf den Hermes« Wie ist darin 
der groüse Gott der Intelligenz zum verschmizten Schalk ge- 
iw^rden ^ ' 



344 

Epheelete HeraMeito« (der ja der Dunkle heifirt i und 
•eine Schrift in den Tempel der grofaen Natargottin 
in Ephesus niedergelegt hat), des Pythagoras aoa Sa- 
mos zeigen^, auch in Ausdnik und Darstellung sehr 
genau an die Sprache der Symbolih an, und indem 
aie die Nähe des Orients und der unmittelbare Ver- 
kehr mit diesen Ländern, in die sie ihr reger For- 
achungstiieb führte, aus der lebendigen Quelle der 
uralten Priester- Weisheit schöpfen Uefa , mufste der 
Bund der Natur-Philosophie und der religiösen Na- 
tur-Symbolik nur um so inniger geschlossen werden* 
Da sie aber nur in dem bedeutsamen Inhalt des Sym- 
bolsi wie es der Orphischen Theologie eigen ist, 
mit welcher die wichtigsten ihrer Lehrsäze am mei- 
sten übereinstimmen I Befriedigung für^ihren philoso- 
phischen G^st finden konntc^n, so rouüste nun durch 
sie hauptsächlich auch das Mifsyerhähnifs zumBewufs- 
seyn kommen , in welches der seinem poetischen 
Hange folgende und sich selbst überlassfne Helleni- 
sche Mythus mit der alten Bedeutung des Symbols 
gekommen war. Dazu kam , dafs ia demselben Yer- 
hältnifs, in welchem die Philosophie ihrem natürli- 
chen TrieK zufolge sich in ihrer eigenen Wurzel er- 
fassen lernte, sie sich aus dem Boden der Symbolik, 
aus welchem sie erwachsen war, zurückzog, und da- 
her, wie sie schon früher mit dem Mythus sich nicht 
hefreui^den konnte, so nun auch die Symbolik nicht 
ipehr als ein verwandtes Element ansehen wollte. 
Diese allgemeinen Zeiterscheinungen sehen wir am 
auffallendsten an dem Beispiele des Anaxagpras, durch 
welchen die Naturphilosophie, indem sie alleErschei- 
nimgen und AYirkungen. der Natur materialistisch mit 
der reinen Beflexion des Verstandes aus ihren natür- 
lichen Ursachen zu erklären suchte, und durch die 
scharfe Trennung des Geistes f on der Natur, welche» 
als die Trennung d^r Seele Tom Leih, immer der Tod 



345 

der Natnrreligion ist, Aie einsselnen Natnrwesen iea 
ihnen inwohnenden Lebens beraubte, und überhaupt 
an die Stellender spnbolischeH Anschauung allein die 
reine Reflexion des Verstandes sezte, auch die Göt- 
ter ihrer Würde entkleidete , und den Volksglauben 
atheistisch *) zu zerstören drohte. In demselben 
Geiste verfuhr auch die Philosophie der Sophisten, 
und sie wirkte dem Volksglauben um so nachtheiliger 
-entgegen, je absichtlicher sie darauf ausgieng, auch 
den Mythus in dasselbe Spiel dei* Begriffe aufzulösen,, 
in we^hes sie das ganze von seinem realen Grunde 
losgetrennte Wissen verwandeln wollte. Daher wer- 
den nicht nur mehrere der berühmtesten Sophisten 
ausdrüklich des Atheismus beschuldigt , wie z. B. Pro-c 
tagoras, Cic. N. D. I. 12. Diog. L. IX. S'i. sondern 
wir werden auch durch alles, was uns von ihren my- 
thischen Deutungen« womit sie sich sehr gerne be- 
schäftigten, besonders aus Piatons Schriften bekannt 
ist, hinlänglich überzeugt, dafs sie ohne den Grund 
des Mythus zu ahnen, in derselben seichten, geist- 
losen, höchstens der grammatischen ^Ekymologie fol- 
genden Willkühr der Begriffe umherschweiften, welche 
gewöhnlich da wahrzunehmen ist, wo d^r blofseVerr 
fitand die Herrschaft führen zu können meint. Nur 
dies mag einigermafsen als ein Verdienst der Sophi- 
sten angeführt werden, dafs sie sich des Mythus, auch 
als eines Mittels der indirecten Darstellung abstracter 
Begriffe bedienten, wie z, B. Prodikos in seinem be- 
Jiannten Mythus von Herakies > und Protagoras in dem 
Platonischen Dialog seines Namens S. 32o« vergl. oben^ 
S. 66. obgleich darauf in dem Grade weniger Gewicht 



") Die Einwirkung dieser Philosophie auf den Volksglauben se- 
hen wir z. B. aus^ einigen Stellen in des Aristophänes Wol- 
ken (man vergU t. B. v. 148.) wo es- hauptsächlich asch 
Anaxagoras ist» f^ir velchsa Sokrates bü&eu muij* 



£11 legen ist , in welchem ihre ganze Specnlation be- 
schränkt und niedrig , und weit entfernt von der Ah- 
nung einer psychologisch begründeten Dednction des 
Mjthus war. ^ - 

Wir müssen aber auch noch auf diejenigen Er- 
scheinungen einen Blich werfen , die sich ausserhalb 
des Kreises der Philosophie darbieten. Hier mag uns 
vorerst Herodot als ein Beispiel yon dem Ansehen 
gelten , das der Mythus in denf gewöhnlichen Glauben 
jenes Zeitalters hatte. Mit der Unbefangenheit eines 
reinen kindlichen Gemüthes sehen wir ihn dem* ehr- 
würdigen, von d^n Vätern überlieferten Glauben erge- 
ben, und er hält es recht eigentlich für eine Aufga- 
be des Geschichtschreibers, auf Götler-Mythen aller 
Orten zu achten, selbst da, wo der in' seinem Zusam- 
menhang mit dem Symbole ' ihm selbst nicht mehr 
hlare Mythus durch sein Wunderbares und Uebema- 
türiidies ihn allzusehr in Anspruch nehmen will, wie 
z« B. II. 123. und wenn auch einmal wie IL 57. ein 
Zweifet dem Munde entschlüpft, so schlägt doch das 
von heiliger Gottes - Scheue innig durchdrungene Ge- 
müth die vorlaute Frage des Verstandes sogleich wie- 
der nieder. Da^ der allgemeine Glaube des Volks 
d^s Element ist, in welchem sein eigener Glaube 
lebt, so liegt auch den Vergleichungpn und Identifi- 
cirungen der Gottheiten verschiedener Völker, mit 
welchen er sich so gerne beschäftigt, sichtbar die 
Voraussezung zu Grunde, dafs alle Trennung nnd 
Verschiedenheit der Völker auf eine höhere gemein- 
achaftliche Einheit des religiösen Bewufstseyns zu- 
rückzuführen sey. Nur die Namen der Götter sind 
verschieden^ der Glaube aber bei allen Völkern der- 
selbe I. i3i. *). Doch dieser gemüthliche inderEin- 



•) Diese Unterscheidung eines hö^ 
besondem Religiösen Bevuislse] 




y 



'347 

falt des Herzens un^ngefoolitene Glaube mochte schon 
damals nicht mehr der herrschende Geist der Zeit 
sejn, und es fehlt nicht an einzelnen Spuren, dafs 
der roifsyer&tandene^ seinem Hange^nach alles Ter-» 
menschlichehde Mylhi)s theils zu frevelhaftem Spotte 
mifsbraucht wurde, theils dem ernsteren Sinne dasGött- 
liche zu ent-würdigen schien. Darum eifert vor allen 
der tiefsinnige, vom Göttlichen erfüllte Sänger des 
Pythagoreischen Thebä mit ünmuth gegen die Lügen- 
haftigkeit der Mythen, die mit Dädalischer Hundt der 
Sterblichen Sinn beruhen : 

H d'avfiata noXXa , xai na rt xcu ßgorav q>anv 

vnßQ rov aXaxtT) Xoyov 

teSaiiak^iBvoi ipei/dsaL noinXoi.q e^anavcjvti pLvd'oi. 

-Xa^ts Ä*, auBQ anavta tev%ei ra iiBikijct Svaroigj 

BficpegoLaa ri^fiav xat amatov Bfirjaaro marov 

Bft^iBvai roiroXXaxtg. 01.^1. 45. 

Man vergl. Nem. VII. 3i. wo er von den Lügen 
des süfssingenden Homerus spricht und hinzusezt: 

aocpia OB xXBntsi naQayoiaa iiv&oiQ rvcpkov dB f x^* 

7}rdQ ofuXoQ avdQCQV ö JiXftarog. 

Darum verwirft er auch wiederholt der Götter 
unwürdige gottlose Sagen 

ean d* avdgi, <pa/i£i' Boixog afiq>i 8aii.tovc)V xaXa. 

fiBLcov yaQ ainam OL I. 55. cfr. v. 84. 
^o er aus diesem Grunde die Sage verwirft , dafs 



der Stelle U« 5a» zu liegen , wo er die &B01 Ton den 
BVOllOLtO^ S'BCOV uuteiischeidet. Es gidst demnacli ein hö' 
heres unmittelbares Bewuistseyn des Göttlichen, auch ehe 
es in Begrifie und Worte gefaist und iudiTiduell bestimmt 

ist. Ganz falsch ist daher auch, bei Herodot unter SVO^id" 
tCL &BCOV blos die grammatischen Namen zu verstehen, 
tind davon hängt das richtige Verstand nifs derNadiricht ab, 
dais die meisten Götter -Namen au4 Aegypteu gekommen 



548 

Pelop» den GJtitern alt Spewe Tofgetmt worden, md 
sogar zu erklaren sucht, au« welchem Anlafa dies« 
falsche Sage enuunden *ej. Tjih, III. ifi. miTsliilligt 
er abenfBlIs diu gewöhnliche mythische Sage, and 
stellt dafdr eine andere der Gottheit würdigere Be- 
hauptung auf. Man vergl. Pyth. IX. ^5. Und wie 
fibitrhaupt das religiöse GeinQth des Dichters bei je- 
der Gelegenheit tor den Ereignissen des zeitlichen 
Lehens in die Gbcrsinnliche Region des Glanbens, in 
die Welt der^ötter, aich surschwingt, nm da« Irdi- 
sche an das Ilimmlttche ku bnfipfen, so sind e* be- 
sonders die liefern, geheimnirsTollem, auf das Innere 
des rcligiüfl- ethischen Lehens sich beziehenden Leh- 
ren der symbolisch -mythischen Religion, Ton welchen 
er suft innigste ergrilTcn wird, wie z. B. Ol. IL 104. 
sq. und auf welche er mit gewichtiger Bedeatsonkeit 
da und dort hinweisL Ein ernster heiliger Grund- 
t«n zieht sich durch seine ganze Poesie hindarch, ein 
religiöses Bewufslseyn spricht sich in ihm ans, das 
sich über das Empirische, Zufällig«, Vereinzelte des 
mythischen Glanbens zur göttlichen in sich selbst be- 
gründeten Einheit der Idee kraftig erhebt, wie z. B. 
in den trefflichen Stellen Pyth. II. 90. HI. 46. fiber 
die AJImacht und Allwissenheit der Gottheit. Vorzüglich 
bemerhenswerth ist aber auch noch der Gebrsncb, dm 
Findar Ton dem Mythus macht, um auf eine indirecte 
Weise ethische Wahrheiten den Freunden keiner Hu- 



. 349 

noch manches zu thun , um in den oft so tiefliegen- 
den Sinn der Andeutungen dieses Dichters auch in 
dieser Hinsicht glücklicJi einzudringen. Es erscheint 
uns demnach im Ganzen bei Pindar der Mythus mit 
einer kräftigen sowohl religiösen als ethischen Gegen« 
'Wirkung, durch welche er yon seiner freien poetischen 
Wilikühr in seine gebührenden Schranken, yon dem 
leichten Scherz zum Ernst des Göttlichen zurückge« 
bracht werden soll. 

Den bewunderungswürdigen Chor der drei grofsen 
tragischen Dichter wollen wir auch hier nicht trennen« 
Wie- in ahderer Hinsicht , so stellen sie auch in der- 
jenigen, in welcher wir sie hier yomns treten lassen, 
für sich schon eine Welt im Kleinen in glücklicher 
y^einigung dar. Bei Aeschjlos, der auch dem Geist 
nach an Pindar am nächsten sich anschliefst , (cfr. Cic» 
Tu8C. Disp» U. 20. Aeschylus yon poeta solum sed etiam 
Py thagoreus) , waltet wie schon in Sprache und Aus« 
druck, so auch in den höchsten Gedanken seiner Dar- 
stellung am meisten die Natnrgewalt des Symbols. Und 
wo seine Poesie', wie in seinem Prometheus und in 
jener erhabenen Trilogie, die mit den Eumeniden 
schliefst, die höchsten- Ideen der Religion am unmit- 
telbarsten berührt, daist jene Antinomie zwischen dem 
Symbol und Mythus, welche immer entstehen mufs, 
wenn diese beiden Formen, jede in ihrer folgerechten 
Entwiklung, die Idee des Gött4chen in sich auszubil- 
den suchen, mit der yollen Bewegung eines im In- 
nersten aufgeregten und durch grolse Gegensäze ent« 
zweiten Gemüthes geschildert. Der furchtbare Zwie- 
spalt zwischen Prometheus und Zeus, der finstere 
Streit zwischen den alten und neaen , Göttern stellt 
uns ganz den strengen Gegensaz des Symbols und 
Mythus dar;^ wie wir ihn in seiner höchsten philoso- 
phischen Beziehung auf die Idee der Gottheit später 
werden darthon müssen. Daher auch schon bei den 



3So 

Alten in Crthell : ^tXoffofoc ijv rat ropv i Atxriv- 
Xof Athen. Deipno«. VIII. 8. Wm bei Aeachylo» 
der immer wieder «ich erneuernde Widersprach eines 
nie völlig sich lösenden Gegensazes ist, gleichsam 
der gigantische Kampf der Elemente nnd eines chao- 
tischen Werdens, hat sich in Sophokles Gemfith in 
milder Harmonie und der Ruhe eines nun geworde- 
nen Zustandes auigeglichen. Er steht auf derjenigen 
Stufe des Mythus, auf welcher dieser seinen finslem 
Naturgrund durch einen freien Aufschwung des Ge- 
mülhes zum Göttlichen und Idealen überwunden bat, 
und wenn sich auch noch eine dunkle und schwere 
Ahnung Ton dem stets unergründlichen Zusammenhang 
Aü» Menschen mit Naiur und Schicksal in ihm regen 
will, so ist es ein ruhiges, heiteres, frommes Geffibl, 
das jeden Zweifel und Zwiespalt wieder löst nnd be- 
sänftigt. Das ist die Liebe, die ja in ihrer höchsten 
Bedeutung niemals Ausdruck der Natur -Nothwendig- 
heit, sondern nur der selbsthew nisten lebendigen 
Freiheit ist, das ist jener TertrauensTolleTersöhnende 
HofTnungsblick, der in ihm in die Nacht des Natur- 
elaubens hereinleuchtet , und worin mit Recht treffli- 
che Unnstrichter einen Anklang an da» Christliche 
Temomme)! haben, der aus ihm als TCrwandte Ge- 
müthsstimmung entgegentönt. Jenes herrliche Wort: 
„Nicht miszuhafsen , mitzulieben , bin ich da ,*' ist 
Bndi das einfachste Gl»ubensbekenntnifs, das er nicht 
1>108 als Dicht 
ruft, welchen 
nem hellen G 
mythologische 
tbum an Sjml 
fachste Symbi 
höchste, nun 
und er wird 
das Einselne 



36i 

l>€nM ((««tiiraii, alf icIne bililen Ncbennifinn«r, aclbit 
ilie.hOhot-n lUuon, «n die x- U> l'iniliir erinneil, wer- 
den von ilim boinuh« niclit beiührl) ebsr okemo we- 
nif( noliinen wir bei ilim eiiiD l'olcmih Ki'gen diu ti'tf- 
li|{iiiiie TcndoriK doi' Keil wthr, violmelir iclkwefat Lei 
ilim über allem in äüioriicher Klm-Iieit und lluhe die 
Innigkeit <lca reinen roligiüion ^icfilhlt, und oa iaC 
vrvbl keine unricliliga llohauptting, wenn wir ihn den- 
jenigen nennen, in deasen Wi-rhen und Gem'lih die 
•jmltoliaoh-niythiiclio Ilcligion nli reiner TVuiuiglanlie 
nach der Seite, in welclier ihm duivh Ucht religiäae 
Auahildung aoinor niythiacUon Vorm ein hüheroa re- 
ligiüaoB llewul'alHOj'n aufgehen xill, diejenige Verklü- 
nin({ erhnltcn hol , welehcr er l'iih'ig int. 

Waa bei 8u]itiolilea noch die Kinhcit dea Gliww 
liena und GemUlhea iit, ial bei Kuripidoa achon aua 
dem Innern Mitteliitinkt gowiühoni und in den Ver- 
atand berauBgctrelen. Kr iat mohr der Gelehrte ala 
der (ilnubige, und jcnca aofiitaittti rotOt Aat/ion 
Itaech. r. lUl. jene kalte rholoriaebe llialvctik, die aci- 
ner iiuötisulieii UaratcUung eigen iat, und eurli aciiio 
reliffiüae Uuberieugung aur Sache der Itofleiion ga- 
inscht liHt, liilHt ihn bereite deutlich ola den Zeitgu- 
genoaaen der Sophiatrn oracbeinen. Dubin geliüiuii 
K. It. ilio nachlcruenl-'.rkliirungen, Demeter, diu Krdu, 
iiiihro die Menachen durcha 'l'rukene, Uionyaoa dureha 
Feuchte, ala Erfinder dea M'einltaua, Uacch. r. aä5. 
und dioDeulung, die er ebeiidaaelbat Tun dem Mytbut 
ifieua eingenäht 

'(De 

dl. 



'^«C fitpos rt tB x9oif $y%tnXoiina 
^tovvao* Hgae vtuttaiv. X^oyig dl viv 

ovona iiBTaarrjaavvei, i!n ^eq: Stoe 

h^q no#' wfHjpew«) ffw&tf^tQ Xojov» 267 — 78. 

Schon der ganze Ton dieser Stelle Terräth eine 
Senliart, die in den tHylhca and dem mjibiachen 
Glauben nicht das Nothwendig^ und Natfirliche, «od- 
dem veit eher das iirillkOhrlich Ersonnen« und 
Erfundene, und darum auch mit sophistiicher Friro- 
lität 7.a Bespöttelnde sehen will. Die* ist fiherfaanpt 
der Geiat , der gegen das Ende dieser Periode herr- 
schend -wurde, dessen äcbtesle Hepräsenlanten die 
'Sophisten sind. Was das glaubige Gemfith alt eia 
reines Erzeugnifs der Natur empfangen hatte , daron 
-wollte sich der Verstand Bechenschaft geben. Er 
-wollte es in Begriffe fassen, dialectisch sondern und 
bestimmen, aber was sich auf dieser einseitigen Bich- 
tnng des Geistes ergeben mufste, konnte zulezt nur 
eine völlige Anflösung aeyn. Seiner edleren und na- 
tfirlichen Seite nach erscheint uns derselbe CliarBcter 
dieser Periode in der scharfen TersUndes - Logik ei- 
nes Tbncydides, die sich in religiösen Dingen durch 
ein blofses Zurfifchallen der eigenen UeberzeugnngTOn 
dem Glauben des Volks kond giebt *) , and die Ton 
jezt an immer mehr sichtbare Trennung des mythi- 
schen Volksglaubens nicht blos Ton der esoterischen 
Heligion, sondern 
ren und AufgeklSn 
riode fallende, chi 



«) Doch laut die td 
- in tdoem Proömi 
dj« tdigiofe Awl 
L*n »cÜie&ea. 



t^ #kli mH-^i tut Airti CifW^oefi 

t VmsM im UnAim^ niiAti irff»# 

\miin% fn/tf^Hm dOttmif wliy e§ 

^n \k^fin* Vfih4*t m49ttpn 

" ein itmfä4h0i$f in /»kfi nn^ 

tfy«# n^%f^ mftf 0f mh iUm 

t t^yminpi /,nmfffffmfnMUf «9 

^f ir9 4#r Mfthu4 ^h in 

^^fhnUm tfftiUffii wü>1#f erM^ 

rmi^h09 4 AifUhfffinU'iti Ann 

t nn^i Hfthfpjififenf #i# 

^149 in Apr Ht^^hUhin 

f gff'^fhUthen hütif^hfn^ 

^okfftf't^th'fAftfm^i^hn 

f^ fiff*^ A'tf^*'thf9 nU:H* 

Aft Vh'Affnffphi49 pi'mn 

. 4a f# mn AiHf Antth 

nn4 in f iM« 1frwH0 

ßn npA MfpnAt$f0n 

1/1 »Ihn phih^fphU 

\p^frttfAnff^ ^n A^r 

A^^ 4ffsi¥ii^ nn4 

fy n/*fhnip^^ ni^ 

teitf/^Up tm Ati§ 

Wt ♦J^ ff«^fc AMt 

fr^Ä ntyfhi^^thMi 
ffr'^fy nnA tn ^K 

Aftfif tiÄ \eift!f 

^ti^ ^tnutnptnff 



364 

' in der Urforai des Geistes ^eine nothweoidige Grand- 
läge sicherte 9 in deren Boden allein der grofseBanm 
des Mythns mit allen seinen Aesteu nnd Zweigen wur- 
zeln i und als selbstständiger Stamm bestehen bann. 
Dadurch geschah nun unter den Griechen zum er« 
stenmal der grolse Schritt, was der ahnende Geist 
in göttlichen Dingen bewnfstlos geschaffen hatte , mit 
Selbstbewulstsejm ui|d philosaphischer Beflexion zu 
reconstruiren , und, was den früheren Philosophen, 
aelbst einem HeraUeitoa und Pythagoras, haum dunkel 
Torschweben mochte, imSymbolisch*mjthischen und im 
Philosophiichen dieselbe Offenbarung des Geistes anzu- 
erkennen. Von diesem Gesichtspunkt aus erscheint uns 
die Sokratisch-platonische Epoche, 'ihrer innersten Ten- 
denz nach, ganz gleichbedeutend jenen b.eiden grofsen 
Reformen des Orients, dem Brahmaismus und Zoroastris« 
muS| deren leztes Streben eben dahin geht, den 
Terhorperten und entseelten Fprmen die lebendige 
Idee, weiter einzuhauchen , Tom Realen wieder zum 
Idealen hindurchzudringen, und der Unterschied be- 
steht allein darin, dafs der Hellene sich auf den dem 
Orientalen fnemden Standpunkt) der Philosophie stell- 
te« Eine diese Ansicht des Piatonismus auf eine sehr 
willkommene Weise beleuchtende Stelle finden wir in 
dem Dialogen Phädrus, diesem ächten Pi:otot3rp de» 
Platonischen Geistes, gleich im Anfang desselbei^, wo 
Sokrates auf die Frage des phädrus, ob er auch glau- 
be, dals die Geschichte rom Raub derOreithyia durch 
Boreaa am Ilyssps wahr sey, sich also hierüber yemeh- 
men läfst £d» Bekk. p. .7. „Wenn ich es nun nicht 
glaubte, wie die Klugen) so wäre ich eben nicht 
rathlos. Ich würde dann weiter klügelnd sagen, der 
Wind Boreas habe sie , als sie mit der Pharmahe^a 
spielte , Ton den Felsen dort^ in der Nähe herabge- 
worfen, und dieser Todesart wegen habe man gesagt« 
sie %^^ durch den Gott Boreas geraubt worden, oder 



555 

auch rom Araop«^ , denn iuch $ö wird 9$ irreMhiti 
d«r« «io von dm geraubt word«o* Ich aberi o Plul« 
dro«i iiode dergleichen ttbrlgem gants ertig, nur defe 
ein gar kunatreicher und nitthaamer Mann daseu gehdrfi 
und d(*r oben nicht £u beneiden iat|' nicht etwa wegen 
aon»t einer Uraach^ aondern weil er dann nothwendig 
auch die Kentauron ina Gerade bringen uiufai und 
hernach die Chimtfra, und dann atromt ihm herssu ein 
gan/ea Volk von dergleichen Gorgonen, Pegaaen und 
andern unendlich vielen und uubegreillichen wunder» 
baren Weaen» und wer die ungläubig einxeln auf el> 
waa Wahraclieinlichea bringen will» der wird mit eU 
ner wahrlich un/.lerlichen Weiiheit viel Zeit verlieren« 
Ich aber habe das^u gan% und gar keine , und die Ur» 
aach bievoni mein Lieber, iat dieae , ich kann noch 
immer nicht nach dem Dclphiachen Bpruch michaelbat 
erkennen. Lächerlich iilao kommt ea mir vor» aolan« 
ge ich hierin nocli un^itaend bin, en andere Dinge 
KU d<'nken. Ilaher aUo lai'a ich daa allra gut aeyni 
und annehmend, waa darüber aligi*moin geglaubt wirdf 
wie ich eben aagie, denke ich nirht an dieae Dinget 
•MudcMn an mich aolbst, ob ich etwa ein Ungeheuer 
bin, norh vcrachiiingener gebildet, und ungethtt* 
mcr, ala Typhotif oder ein milderra, einfacherea We» 
»i»fi, dfl« aich einea göulirhen und edlen 'Jlicilca von 
Nuiur er(reu(.^' Line inhaltarcirhe, daa Verhältnifa 
IMalona /u aeiner Zeit ri'clit characlcriaire^de Bleuet 
Daa iai ea aUo, worauf ca auch bei <l4Jm mylhiachen 
i;ittub(Mi ankommt, daa Zurükg4;hen auf ilio Ki kennt» 
nifa di*a eigenen WcNena , worin nach 8okrat(*a der 
Anfang aller Wciaheit liegt, auf die uraprfJnglirho 
'Miafigkeit dea Geiatea, aua deasen Tiefe der L'n|uell 
der göulichen Oflenbarung aclae Strömungen ergiefati 
mährend daa Deuten der einzelnen Formen eine 
fruditloae, unendliche, und darum aich aelbat wie- 
deraprediende Mühe iat. Ja lebendiger Platon »eUieC 

a3 • 



r 



566 

schon deir Begrtff der Philoaophie * auffafste , als ein 
mit dem innersten Wesen des Geistes identisches Zeu- 
gen imd Bilden, das seine wahre Bedeutung allein in 
dem stets regen Wechsel ^ einer Mannigfaltigkeit ent« 
stehender und vergehender Formen haben soll, deren 
keine einzelne genügen kann, weil alle nur als ein 
nnvoUkommenery mit dem tiefen Gefühle der Nichtig- 
keit sich selbst wieder aufhebender Ausdruk von der 
Einen Urform des Geistes , die die reine schaffende 
Thätigkeit des Geiste» selber i^t^ sich darstellen — ^ 
desto leichter konnte er die symboIisch-m3rthische und 
die philosophische Form als zwei verwandte, neben 
einander selbstständig stehende und sich gegenseitig 
ergänzende Formen der Darstellung unter einer Ein- 
heit begreifen. Und wie sich ihm dies schon aus dem 
blofsen Begriffe von dem Wesen des Geistes ergeben 
mufste, so finden wir es auch wirklich in seiner phi- 
losophischen Ausführung. Der philosophischen in 
Begriffen folgerecht fortschreitenden Darstellung geht 
die symbolisch- mythische zur Seite. Was die eine 
zerstört, versucht die andere wieder aufzubauen^, wq 
der Begriff nicht zureicht , da kommt die Anschauung 
und das Bild zu Hülfe, und das gleiche Gefühl der 
Hülfsbedürftigkeit ist es eben, was beiden die innere 
Haltung in dem höhern lebendigen Träger des Gei- 
stes giebt. Nur unter dieser Yoraussezung^ dafs Pia- 
ton die bildliche Darstellung als eine eigene im Geiste 
selbst begründete Form, wodurch er sein inneres We- 
sen darstellt und offenbart, sich dachte, lafst es sich 
einsehen, warum er gerade in den trefflichsten und eigen- 
tbümlichsten «einer Werke, sowohl im Phädrus und Phä- 
don, als besonders auch in denjenigen, «die die höchste 
Stufe seiner philosophischen Productionen einnehmen, 
die erhabensten und tiefsinnigisten Ideen durch Symbole 
und Mjthen darstellt, und von der Beflexion immer 
wieder auf die SÄte der bildlichen Ansehauung sich 



Ml 

li«'rflb«rweiMUt| ja wUt n^n «Uht^ um «o geraeri fo 
oiV'ifiK^r in 4li«#irr di« Aa4»rk«finung won «clb^t «choo 
iH'{^4*n iiMirat«! Aikh du» Form nui* alf der ich wach« 
Aiiaüinik und llclUs d«« IdeaUo und Abauluten 0U 
ioHhvn ««ji da« nur daa tnn#r« Aog« in a«)in«r wah« 
j i*n Oalall und ({<>ulich«n 6ch0nhoii eiachaui^n kann. 
Waa alao d«m Piaion, da ihm dia pkiloaophfticlia Er« 
Kt'Hiitnila kainu aua dor Ei*fakrun({ abatrakiriat aon* 
ii(*rn «in# unmitulbar ([«((el>«n« iat, auf dur einen 6eU 
tu di« inulicciut)lla Auackauunj; iat, odar daa roina 
ju*%vurataeya d«r Idean, daa iac ihm auf der andern 
d4*r M)(Luat ala eine Oircnbaruia^j dea göttlichen. 
Wie er auf dieae Art durch piiiloaophiache Ue({rün« 
iiun(i; denViyihu» in aeine allen liecbte wieder einaea* 
tv , oder yieUndir ihn mit einer neuen Würde umgabt 
ao bot er aurh bl^tori^ch, auch darin dem Vor^jang^ 
dvB l'y(lui{{<>raa fo](^ejid, die Aufnicrkaamkcit auf den 
Orient« dicae reUhe Fund^^rubo alter 8ymboUk, ivie« 
der bin^jelenkt, und die bObereu, fsugleich'elhiachea 
Li'braüxe di*r Ori^^nttiliac-hen bymbolik , oder der Or* 
j>)iia4*ben Tlieolofjir, aiud e» bauptaäcblicb , an nvelche 
rr aeine pbiloaoj^biadien Ideen anknüpft. Ea lArar 
auch diea ^wnis natürlich. Der Mxlhiua kann nur da« 
durch aeine verlorene Bedeutung wiedar gewinnen, 
dafa er aich mit der Symbolik «ufa A^ue bt^reundot. 
0«i|ji*r die ao oft bei ibm hervortretende Oppoaitioa 
^,4 ;^«*n den unter aeiaen i^eitgenoaaen auageartatea 
A1>tbua| dei' meiner iuuern UcdeuUamlieit uneingedenk 
«ien göttlidien (iloubeu in die Sinnlichikeit der l^ocaie 
verkehrt hatte , und aich uui* in dieser fortbewegte. 
t'nd da mui'a nun der gute Vater liomerua wegen deir 
MUBmo Luat dea Ocaaugca, mit welcher er, der volka« 
Hrikibett aller Dichter, die ]ier;6en und die PLau- 
^i^Yni|f^ wie einGoU, be^aubeithatu*, undwe- 
T^|r*^ ^n von Piudar ein Lügner geöcholteni 

Uoaophen, wie Pjtbagoraa, Hera- 



358 

lüeitoa, Xenoplunes TCrdamnrt worden var, ofr. Diog. L. 
Vai- 3t. X. i.IX. t8.stifi neue boben. Emunheiligeruad 
UDsittliclicr Dichter ist er ihm, der Mciat«r einer ntir 
anf Täuscbiing und Schein anigehenden Kunst , der 
Ton der alten, dem Stesichoroa aU Huaiker vohibe- 
lunnKn Heinigungsweite nichts reratehti der die Lie- 
be nnr ala lüsternen Trieb kennt, nicht aber alt den 
himmliachen Eroa , der die entzfikte Seele znr idea- 
len Bchdnbeit und in den Chor der Götter erbebt 
Veber dieao in die Flatoniache Knnat der Daratellang 
ao innig Terflochtene (ortgehende Ironie und Parodie 
der HomertBchen Po£aiei die freilich, vie aicb tod 
aelbat Tcrsteht, gegen Homer seltat nicht ao böie 
gemeint iat, sondern nur dem verkehrten Sinne des 
Zeitalter! gilt, Tergt. man besonders den ganzen Phi- 
drus, aie kommt aber auch in andern Dialogen da und 
dort zum Vorschein, and ea ist dies derselbe alts 
Zwist der Philosophie und der Poüaie (naXaia tu 
iittfofa (piXovoqiiq rt %nt noiijuK^) Ton welchem er 
i>e Rcp. X. p. 4fi9- Ed. Uekk. apricht. Cfr. De fiep. 
IL p. 95. sq. 

Wie aber der hohe Aufschwung, den Piaton der 
Philosophie gegeben hatte, sich in der folgende» 
Zeit bald nieder in die niedrigeren Regionen herab- 
senkte, ao mufite auch die Symbolik und Mythologie 
das gleiche Schichial theilun, um so mehr, da die 
bedeutendsten philosophischen Schulen ihren Syste- 
men eben ü 
Haltung zu 
Stimmung n 
ben zu zei; 
Tertheidigtc 
wegen der 
gung Ton d 
Bestimmung 
Epikuroom 



369 

wtKw a«« rcia pbf^Uebm Dcgrlff« devMlbn , Mtt- 
ilfrn Zu«immnu««Mi(«i «tu AMmm, vai bww la 
uivfltfililUiltn GmuHi will dtcM dt« roUkoiini«ii*t«, 
(J.T Vvrnunft, Tagräd und S«ll«k«U «Ucla Utiis« 
FiTin Ut, H«n vgl. Cio. U« Neb I). I. 18. 81. „Vaa^ 
(|u«m fldl, biluoirt«! d«r KpikuMMr im Gtsmiu g*- 
Itra all« FhiloMphmt, di« dl« Natur, od«r «inMln« 
'J'heiU ttod EltmMt« d«r Kitiir m GMUrn «tlkobfn 
liiib«n, Mlaun ritloaU^ coDiUiiqiM pwtUtpnB 1b 
ttll« alU, bI«I fatuBMU flgan.*' Wm «bin- damit den 
ItcgrifT von nwllUt f^tbm «Ird, wtrd Uim loglckb 
wieder («nommen. Ihrs Obcrmnuclillch« Vollkom« 
inenlicit »oll gerad« In dim Ziwtaad «btr unbewag* 
ivn and «ngciiObun lUll* bortohtn, In vraldioin al« 
)•■<!«■ tliUlgi-B Kinflutaaa aaf Welt and Natarfibtrho- 
I.rii «ind. Clo. Nat. 1). I. 17. Ja nicht blo(ad«rH<griff 
dvf abaolst«!! fla^nai der ja nur den Atomen jcokomnit, 
«iMidem avlbd der Üv^rili de« 6*7» aberiiaopt wiid 
von ibnen gelirnnt. ])i« GlXter aind eigentllcli nur 
itiHthrn, «1« der Henvcfa durch Uilder VuritelJungen 
vun ibnen crliült. Cic. Nat. Jl. 1. 16. „IlurainU eae« 
■pvcie )>«!>« cuiilJiciiilum vtl. Nee tarnen ee iixciefl 
cwi'pua cat, aed ijuaai coipuat nee habet aanguine«, 
•cd 4}UaaI aanifuineni. Kj>kui-ua docei« eam e«i« vin 
(1 nalurani Deorum, ut jniniuiii non aunau, aed ment« 
c<'i'iului'i m'ü auliditttt« 4]u«dam, nuc ad numeitun 
ut eo, qune Üle pi-oplei- riniiiuieni ffrtfffiita appellat, 
*t'd Imaffitiibui, Himiliuitlirie et tranaitiun« porcepUat 
'Ulli ioliiiita (•i'iiiljiinorum iina(;inum ipeciea «x inno- 
merabilibua iiidividuü csisUt, et ad ]>eoB affluat, tua 
magin«! mcDlcm Inten* 
jjcalum, capere, qiiM 
" wobei daa Ceatand- 

• »5- Entxtfot 9i " ra»- 



358 

'Ueitoa, Xenophanes verdammt worden war, ofr.Diog. L. 
yni. 21.x. 1. IX. i8. aufs neae büfaen. Einunheiligeruad 
unaittlic^er Dichter ist er ihm, der Meister einer nur 
auf Täuschung und Schein ausgehenden Kunst , der 
Ton der alten, dem Stesichoros als Musiker wohlbe- 
kannten Reinigungsweise nichts Tersteht, der die Lie- 
he nur als lüsternen Trieb kennt, nicht aber als den 
himmlischen Eros , der die entzükte Seele zur idea- 
len Schönheit und in den Chor der Götter erhebt. 
Ueber diese in die Platonische Kunst der Darstellung 
ao innig rerflochtene fortgehende Ironie uüd Parodie 
der Homerischen Poesie, die freilich, wie sich von 
selbst versteht, gegen Homer seilest nicht so böse 
gemeint ist, sondern nur dem verkehrten Sinne des 
Zeitaltera gilt, vergl. man besonders den ganzen Phä- 
drus, sie kommt aber auch in andern Dialogen da und 
dort zum Vorschein, und es ist dies derselbe alte 
Zwist der Philosophie und der Poesie {naXata n§ 
8taq>oQa cpi'koaoq)i(;c re xcu noirjuviy) von welchem er 
De JElep. X» p. 48g. Ed. Bekk. spricht» Cfr. De Rep. 

IL p. 95. 8(1, 

Wie aber der hohe Aufschwung, den Piaton der 
Philosophie gegeben hatte, sich in der folgenden 
Zeit bald wieder in die niedrigeren Regionen herab- 
aenkte, so mufste auch die Symbolik und Mythologie 
das gleiche Schicksal theilen, .um so mehr, da die 
bedeutendsten philosophi^hen Schulen ihren Syste* 
men eben dadurch gröfsere Allgemeinheit und festere 
Haltung zu geben glaubten, dafs sie ihre Ueberein- 
. atimmung mit dem populären und poetischen Glau-» 
ben zu zeigen suchten» Die Epikureer und Stoiker 
vertheidigten sowohl aus Gründen der Vernunft, als 
wegen der Allgemeinheit des Glaubens die üeberzeu- 
gung von demDaseyn der Götter, wichen aber in der 
Bestimmung des Be^iffs sehr von einander abr . Den 
Epikureern waren die Götter nicht die Atome aelbat. 



369 

liegen des rein fhj^%cben Bej^iff« ft^r^elben, «oft- 
dem Znsammensezungen aus AtomeiH und zwar iü 
menschlicher Gestalt^ weil diese die tblUtommenate^ 
der Vernunft I Tugend und Seligkeit aUein fähige 
Form ist. Man vgl. Cic« De Nat. D. I. i8. 3i« „^un- 
quam vidi, behauptet der Epikureer im Gegensaz ge- 
gen alle Philosophen^ die die Natur, oder einzelne 
Theile und Elemente der Natur zu Göttern erhobea 
haben, animam rationiSf consiliique participem in 
uUa alia, nisi humana figura/* Was aber damit dem 
Begriff yon Realität gegeben wird, wird ihm sogleich 
wieder genommen.. Ihre übermenschliche YoUkom« 
snenheit soll gerade in dem Zustand einer unbewegt 
ten und ungetrübten Ruhe bestehen, in W0lchem sie 
jedes thätigen Einflusses auf Welt und Natur überho- 
ben sind. Cic« Nat. D« I. 17« Ja nicht blols der Begriff 
des absoluten Seyiis, der ja nur den Atomen zukommt, 
sondern selbst der Begriff des Seyns überhaupt wird 
Ton ihnen getrennt. Die Götter sind eigentlich nur 
insofern , als der Mensch durch Bilder Vorstellungen 
von ihnen erhält. Cic. Nat. D. I*. 18. „Hominis esse 
specie Deos confitendum est. Nee tarnen ea species 
corpus est, sed quasi corpus: nee habet sanguinem, 
sed quasi sanguinem. Epicurus docet^ eam esse rim 
et naturam Deorum, ut primum non sensu, sed mente 
cernatur: nee soliditate ' quadam , nee ad numerum 
ut ea,* quae ille propter firmitatem arsQSfivia appellat, 
6ed imaginibus , similitudine et transitione percep^s : 
cum ihfinita simillimarum imaginum species ex innn- 
znerabilibus indiyiduis existat, et ad Deos affluat , tum 
inaximis Toluptatibus in eas imagines mentem inten- 
tani, infixamque nostram intelligentian^, capere, quae 
fiit et beata natura et aeterna*)'* wobei das Gestand- 



*) Cfr. Sexu, Empir. adr» Math. IX, a5, Emytsgoc *fi sx TiöV 

yara reg vnvsg (pavtaaitov oibtm res av&Qonss 



J 



36o 

nUSi des Epicnreers nicht zu fibersehen ist: «yHaec et 
inyenta sunt acntins. et dicta subtUius ab Bpicoro, 
qnamut quivis ea possit kgnoscere/* Daher denn anch 
Tollends die cönseqaente Fol^emrg, [dafs die Götter 
nur wegen der VoUbcmunenheit ihrer Natur zu ehren 
sind, keineswegs aber ein Gegenstand der Furcht 
«eyn können, d. h. sie sind eine blofse VorsteUung 
des Verstandes und der Einbildungskraft 9 ein wirkli- 
ches* Yerhältnifs aber zwischen Göttern und Men* 
sehen kann nicht stattfinden, wodurch mit dem Be- 
griff, der Götter auch das Wesen der Beligion Töllig 
aufgehoben ist, cfr. Cic« N. D. I« 1 7. Der Stoiker, der 
sich sein höchstes Naturprincip zugleich auch als die 
<^uelle aller Intelligenz dachte, konnte zwarmit seiner 
Gottheit den Begriff des Absoluten rerbinden, um aber 
den Polytheismus des Yolksglaubens zu erklären, wuIste 
er auch den einzelnen Naturwesen eine göttliche Na« 
tur zuschreiben , vor allen den Elementen und Ge- 
stirnen. Gott und Natur sind nach seiner Ansicht so 
wenig zu trennen, dafs vielmehr die ganze Natur 
von den Aeufserungen und Wirkungen des göttli* 
eben Wesens durchdrungen ist. Daher auch im Ge- 
gensaz gegen Epikur die Behauptung, dafs die mensch- 
liche Gestalt keineswegs zum Wesen der Götter gehöre, 
indem ja der Mensch selbst nur als Theil der Natur 
.an. dem göttlichen Wesen Theil nehme, und überall 
wo Naturleben istj auch Göttliches ist. Cfr. Cic. Nat. 
D. IL 17. „Nihil est difficilius, quam a consuetudine 
oculorum eciem mentis abducere. Ea difficultas in- 
duxit, et vulgO'imperitos, et similes philosophos. im- 
peritorum , jit nisi figuris hoiiainum constitutis , nihil 



tvvoiav eanaxsvai, '&S8* Msya\(ov yaQ eidoXavj 
q>rjah xa* aV'd'Q(onofWQq)cov xara tsq vnvsQ nsgiTun-- 
TovTov^ vnaltaßov xai taig aXr^&siouQ vna^X^*'^ 



,'^ 



i6$ 

4;a;iii/* |>iMl4M;k wii'4 «ko ÜiAiMm illiw lU«UUli §•• 

«riL^lii 4(<»i(kM;lju W«iiii 4i« Cviu^r nur M4iUirw«##» 
•iiul« •<> (#1 i^lU^f WIM» 4#r V4/iki»(sl«uhi$ vaa 4i^n CfitUfin 

Uml^f. 4>4ifr «I ]mi nur UmoUn^ VY«»kiJiifitf ^ «« van 
l'^ituu'iiiyiif}«'» uimI A4;u/*4*ry n(j«'i» Aar liri^ti vimI i1«# 

Ih lU 9R» iiVmIhUii«! vt • |>iiyfti<i« rel/iMi l^tm «U 

l'/i fMi'Wiui leiiiiu i^gi/i« iJi'uiuiij) i( (jti'UUfi iri ir4;»(itu4 
l/^liiliuiif ku;iJüOa(!| iiuiii *( ju*i(uil;Mii# uniiiiU iudu» 

Ji'M </(ilUllt;JlM/, %V«/<luil|l| ^tA' *< K Oll lifjJu*! 4t l'kiW#0* 

|>ii« II I uii4 uuur iiii'«ia finwii'iiijK ii Auüftn^rMf 44i' 



36s 

•tund ZMog« L. It. 9i. «bo ethiach deoteU (maii Tgl* 
auch Plato im Jon« p. i ^2, Ed. Bek.), die Stoiker ihre 
Theologie mit dem Yolktglaiiben in Einklang zu brin* 
gen snchtea» Cie. N. D* I. lo. „Com Heslodi theogbniam 
interpretatur (Zeno), tollit omnino naitataa perceptas- 
qne cognitionet Deomm« Neqae enim Jorem, ne- 
qae Jnnonem, neque Vestam}, neqae qaemqnam, qui 
ita appelletur, in Deonun habet nomeroi ted irebua 
inanimia atqne mutia» pet qoandam aignificatioaem 
haec doeet tributa nomina. Cap. i5« Chrjsippua mag* 
nam tnrbam cöngregat ignotomm Deomm, atqne ita 
ignotorami nt eos lae conjectura qmdemf^informare 
possimua« cum mens nostra quidTis rideatnr cogni- 
tione po$6e depingere. Ait enim yim dirinam in ra- 
tione eaae poaitam et nniyeraae naturae animo atque 
mente: ipaomque mundum Deum dicit eaae^ et ejua 
animi fusionem ^uniferaam : tum ejus ipaiua principa* 
tum, qui in mente et ratione veraetur, commnnem- 
que reram naturam unirer^am atcue omnia continen* 
tem: tum fatalem yim et neceaaitatem rcrum futora- 
rum, ignem praeterea» et eum, quem antea dixi, ae- 
thera, tum ea, quae natura fluerent, atque manarent, 
nt et aquam et terram et aera, aolem, lunam, sidera, 
nniyeraitatemque retum, qua omnia continerentur ; 
atque hominea etiam eos, qui limmortalitatem eaaent 
conaecuti. Idemque diaputat, aethera eaae enm, quem 
hominea Joyem appellarent, qui<}tte aer per maria 
manaret, eum leaae Neptunum, terramque eam ease^ 
quae Cerea dieeretur , aimilique ratione peraequitur 
yocabula reliquorum Deorum. Idemque etiam legis 
perpetuae et aeternae yim, quae quasi dux yitae et 
magiatra officiorum ait^ Joyem dicit esse^ eandem« 
.que fatalem neceaaitatem appellat aempiternam remm 
futnrarum yeritatem/' Vermöge dieaer Methode kam 
daher auch der Stoiker nicht in den Fall des Epiku- 
reers, die Eeligion so gut als ganz aufheben zu müa- 



MS 

MO« i wi4«Hi «ff JfMd fueli 4«r MgfKdMMii (M«r' 
•dMJit«^ nur 4wM*, li«lii{Wii v«n Al>«r|^Uuli«a «« 
iifBUKn. «ff, Cifi' N. Jl. U.i''t. 4i!V</ii «j)fn {ibÜ9««]*hl 

ir**if b«i d«r TreuMMii <l«r Coitiuilt TO» 4«r HnUir 
«itM Vurtiiniiehk^ii ahm U««lltüi, d*r Stoiiuw M 
der 14«utj&;ii'H<*9 <)er fjuukcit imA 4«r N«U»r *(•« 
liwliiüt «Im« l'KiWtftlichlivU, von f«D«iii wiu^« 4s» 
tijmitalittim J«« MrtkiM.-It«», v/n dicwn 4m M)'- 

Mrbr »tshmuea «iwfa biM* in c<m«v'|u«n(«r hio—fitin^utH 
|/*-i4« $r«lMic. jcUt« dt« d«w •M<]«i'fi tta^K^mt^ituttt» 
JliLMuMg^ llrt'J« l'Woniin «l>i;r «iti4 in «iiuiMi wm»> 
di.-ilicfai.'U t^nttn.l khUcIjcm Ijil'l und Svf/«I«HJ!, 14««' 
iit^l «(mJ ItcutliUt, iJ/;»! M;in |'liilu*<fji|ti»<:li*'» Jl*'f$i'iff 
tun 4«r <«vtllu;it lunJ 'IrM ttliiy'iima , vi'ui er 4s» 
\ •/liiati\»uit'-U na t'nvn<\v \iv,*i >*"'' ''"'« A»rchi/,inr/lt^ 
l.invWi<^\Lvh Jttix,» ei'Ji •"'-Jl in 'inr t'njjjiiifk««) di« 
L*-ul«u t'iintif", ')■>• b/wl>vl uti'! (li'n Hj'iiiu», iJiif llc> 
|i/,Lvn iMi4 dJ« |'Jiil<>»«;.(jii- tu )l.f.i- KinfK-it ^/< ImI«- 
f,iiu:U XU hr^^leiliU , ulr/^i'-'u U *.JI<-j<Jj«(j, {g d*'fil li«> 
*lf *-(.««, itif'W |>fjiJ<>±"JJ(' a<ij' » AikiiJiK;» fHJt li'-m JMt» 

•«••(»»Hjt, dal» eu'li il«» Sw-il/.^; *4.1i.»ijif.ii.iJj» B«. 
«i«ti-imtil»«fU U 'fi'i'J Web'ii 'U-n f.tistr« tcioc; »uLui* 
ImI,« VVwrxel fu>l<*''t i«ii».<^, liic «!I.-;um»<.Jj« MiiImH« 
•l.c hioil«*- i*t <i>.« t\i'ub<i »tili «((ij.JiinIf«, ww 4i« 
tlfi '•.•i\iiitHlMn , li'.r J'lUiti i:<>;', iiu'l 'l^iuuf MUi.l* viu« 
• I. •'»*'; u't<:ii<!:i<J>n •""! Vt'V/'l'i.'l'i Mul'«, 4ri'-A »R-b 
.!. r At.u.lewiU. 



364 

8ed ta (nemlieh der Stoiker) , aoctoritates cont^ranis, 
ratione pngnas — remque mea aententia miniiaa du- 
biam argamentando dubiam facia/* 

Wie die Philoftophen den Mythna auf dem Wege 
der Reflexion nnd dea Begriffa aeiner Köhem Reaii- 
tat beraubten, ao ergieng ea ihm, nur auf andere 
Weiae» auch bei den Hiatorikem dieser Periode nicht 
beaaer, indem sie daa Wesen dea Mjthna in biatori- 
ache Elementei die er entweder irirUicb enthielt, oder 
nach ihrer Anaicht zu enthalten schien, auflösten hnd 
dadarch zerstörten. Die erstaun Keime dieses histo- 
rischen Pragmatiamoa finden aich schon bei einigen 
der ältesten Historiker» e. B. den beiden lÜIesiem 
Bekataua und Dionjsioa, man Tgl. Crenzera histor* 
Kunst der Griechen S. 86. n. i33. Einer der ersten, 
welche dann später diesen Weg- wieder einschhigen, 
war Ephofoa Ton Kumä, der Schüler dea laokrates, 
der seiner allgemeinen Gesdhichte eine Einleitung 
fiher den Mythus roranschickte, in weldier er in ihm 
nur geschichtliche Ucberlieferungen aua der Vorzeit 
anerkepnen wollte, und z. B» den Mythua Ton den 
Giganten rdä Tyrannen rerstund« Tgl. Heyne'a Coin- 
ment. in ApolK bibl« p. XXXYL Noch weiter rer- 
folgte diese Methode der dadurch hauptsachlich be- 
kannte Geschichtschreiber Euhemeru^, über weldiea 
Diodor ron Sicilien in einem Fragment aua dem VI. 
Buch aeiner Biblioth.folgendea aagt: ,JCuhemeru8, ein 
Bath des Königs Kalander, nndyon diesem auf groaae 
Reisen ausgeschickt, T aagt, er sey in den südlichen 
Ocean Terachlagen worden. Yom glücklichen Arabien 
aua habe er eine lange Fahrt riele Tage hindurch 
im Ocean geibacht^ und^ndlich bei einer Inael mit 
Namen Panchaa gelandet, deren Einwohner rorzug* 
lieh gottesfürchtig gewesen seyen , und den Göttern 
mit den prächtigsten Opfern und den ansehnlichsten 
goldenen und silbernen Geachenken ihre yerehrnng 



365 

bewiesen haben. Die Inael sej den G5ttem gehei- 
ligt , und enthalte viele andere soWohl ihres Alter- 
thuma als ^der Kunst wegen merkwürdigo Diftge. 
Auf dieser Insel ist, wie er sagt, auf einem hohen 
Berg ein Tempel des Zeus Triphylios, der ron ihm 
selbst erbaut worden^ als er noch unter den Men- 
schen war, und über die ganze Welt herrschte« In 
diesem Tempel soll eine goldene Dejik^ule seyn, an 
welcher mit Panchäischer Schrift die Thaten des 
Ufanos, Kronos und Zeus geschrieben sind. Hierauf 
sagt er: der erste König sey Uranos gewesen, ein 
gütiger und wohlthätiger Mann, der die Bewegung 
der Gestirne gekannt, und zuerst die himmlischen 
Götter mit Opfern verehrt habe, weshalb er auch 
Uranos genannt worden» Von seiner Gemahlin He- 
stia hatte er zwei Söhne Pan und Kronos, und zwei 
Tochter, Bhea und Demeter. Kronos war Uranos 
Nachfolger in der Begierung, vermählte sich mit 
Bhea , und zeugte mit" ihr Zeu^ Here und Poseidon. 
Zeus folgte dem Kronos und vermahlte sich mit Here, 
Demeter und Themis. Mit der ersten zeugte er die 
Kureten, mit der zweiten Persephone, mit der dritten 
die Athene. Er kam nach Babylon,' wo er von Belus 
aufgenpmmei} wurde , und hierauf kam er in die im 
Ocean gelegene Insel Panchäa, wo er seinem Stamm- 
vater Uranos , einen Altar erbaute. Von da kam er 
nach Syrien zu dem König Kassius, von dem das 
kassische Gebürg den Namen hat. Hierauf kam er 
nach Cilicien, wo er den Landeskönig Cilix über- 
wand. Sodann zog er noch in sehr viele andere Län- 
der, und wurde von allen verehrt, und für einen Gott 
erklärt." Man vgl. über ihn auch Cic.N.D. L 42. und 
Sextus Empir. adv. Math. p. 3ii. EvijiiSQoq ds^ o em- 
xXtiS'BiS ad-eog, (pr]aiv^ 6t 7]V atayLtog avd'Qoncov ßioQi 
ol nsQiysvo^isvoi rav akXmv ioxv'C te xat avveaeij wore 
TtQog Ttt vTi avtcsv xsXBvofieva navrag ßt>8v^ anuda- 



366 

Zowg pti^ovoe 9aviuiaßB vu trsiivoTtjToc ri>xc(*< art* 
nXaffav m^t avtes vntpßaXkeaav ztva &eiav dvvapiv^ 
tv&sv x<u toig dkXois evoitta^aav ^tou Es läfst sich 
leicht denken t äafs diese Ansicht, die das Göttliche 
in die Sphäre des Menschlichen hinabzieht, tind es nur 
noch als Wohlthätiges und Verdienstliches gelten läfst, 
Tielfl Freunde fand (unter den Spätem neigt sic^ z. 
B. auch Diodor Ton Sicilien in seiner Bibliothek da- 
Ku bin) und SO muTste daher der Mythus, je vielsei- 
tiger er seiner Natur nach ist, um so mannigfaltigere 
naohtheilige Einwirkungen auf sich geschehen lassen, 
durch velche er jenem hoben Standpunkte , auf yiel- 
chen ihn Platq im Anfang dieser Periode zu erbeben 
gesucht hatte , immer -weiter entrükt wurde. 

Jede der' hier zulezt angeführten Ansichten und 
Theorien ist für eich genommen einseitig, gemein 
aber ist allen zusammen die grofse Entfernung tob 
dem überlieferten Volksglauben. Wurden sie auch 
durch die Allgemeinheit desselben zur Anerkennung 
genöthigt, dals er in dem Wesen der menecbliohea 
Matur selbst gegründet »eyn muffte, so führten doch 
ihre Versuche, den Volksglauben mit ihren philoso- 
phischen Ansichten ku vereinigen, zulezt zn der An- 
nähme, dafs er mehr oder minder nur aus zufälligen 

- Veranlassungen und wiilkulu-lichen Pictionen entstan- 
den sey. Mur aus dem natürlichen Hange des Men- 
schen zum Irrthum lind Aberglauben, nicht aber aus 
der innem Gesezmäfsighett des menschlichen Geistes 
glaubte man sich die Allgemeinheit des mythischen 

, Glaubens erklären zu können. Das Extrem dieser 
Ansicht ist jene sowohl schon früher von den Grie- 



367 

natfirliche Neigung äes Menschen zum Wunderbaren nnd^ 

Uebernatürlichei» für gewisse politische Zwecke Müg« 
lieh zu benüzen wufsten. Unter die Vorzüge des Rö- 
mischen Staates rechnet der pragmatische Polybius 
Reliq. Histor. YL 56. auch dies, dafs alle s^ine £in* 
richtungen auf den Glauben an die Götter gegründet 
seyen. Yielen werde dies auffallend erscheinen. „Mir 
aber scheint es» fährt er fort, man habe des gemei- 
nen Haufens irillen dies so veranstaltet« Wollte xadn 
aus lauter weisen Männern einen Staat bilden, so 
wäre vielleicht ein solches Verfahren gar nicht hö- 
thig. Da aber jeder Volkshaufe leichtsinnig und voll 
ausschweifender Begierden ist, roll unyernünftigeu 
Zornes, heftiger Wuth, so bleibt nichts anders übrig, 
als sie durch unsichtbare Schreckmittel und derglei« 
chen Schaudergeschichten im 'Zaume zu halten. Da- 
her scheint es mir, dafs dte Alten die Vorstellungen 
von den Göttern, und dieNLehre von der Unterwelt 
keineswefi'es ohne Grund unter dem Volke verbreitet 
haben', und dafs weit leichtsinniger und unvernünfti- 
ger die verfahren, welche sie jezt entfernen.*' Die 
gleiche Ansicht äufsert Strabo Geogr. I, 2. „Fabeln 
haben nicht blofs die Götter erfunden, sondern auch 
die Städte noch viel früher, und so auch die Ge- 
sezgeber des. Nuzens halber, indem sie dabei eine 
natürliche Neigung des Menschen berücksichtigten, 
die Wifsbegierde und das Vergnügen am Wunder-' 
baren und Unerhörten. — Es ist dem Philosophen 
unmöglich, das gemeine Volk anders zu regiereij, als 
duvch Aberglauben, und dieser kann ohne Fabeln und 
Wundergeschichten nicht seyn. Denn der Donner- 
keil, die Aegide, der Dreizack, die Lampen, die Dra- . 
chen, die Thyrsus Speere der Götter sind Fabeln, 
wie die ganze alte Götterlehre. Dies haben die Grün- 
der der Staaten wegen der kindisch Gesinnten als 
Schreckbilder angenommen.'' Diese sogenannte phi- 



.368 

/ 
losopbieche Ansicht, deren Znaanmenlinng mit «Ten' 
obigen philo aophiiclien l'hcorien «Icr bekannte Epi- 
bureiscbe Saz zeigt: Primas in orbe Deos fecit timnr, 
ist mit Becbt der TÖllige Gegensaz von derjenigen za 
nennen, die sich aof dem Weg? einer tiefem philoso- 
phischen Betrachtung ergeben mnfS) da sie Inthnm 
und Aberglauben nicht als die Folge und als das erst 
EU der Wahrheit Hinzugehornntene ansieht, sondern 
als das Erste und ürsprikigliche sezt, und die Bbli< 
gion nicht aus der Einheit eines gerne ins chaftli6hen, 
dem Menschen inwohnenden, höheren Bewurstseyne, 
' sondern ans der zufälligen und 'willktthrlicben' Ab- 
sicht einzelner Individuen ableitet. 

Wie "wir diese Periode die Periode der Theo- 
rien und Systeme nennen können , so können wir Ait 
nun folgende mit dem Namen des Synkretismus be- 
zeichnen. Wie jeae gewöhnlich nur eine einseitigo 
Richtung verfolgte, so wollte man sich jezt wieder 
zu einem allgemeinen Gesichtspunkt eiheben. Als der 
Heuptsiz dieser neuen Denkweise ist Alexandrien an- 
zusehen, )ene merkwürdige Weltstadt, die durch den 
Geist ihres Stifters und seiner Nachfolger, durch ihre 
Lage an der Grenze des Orients und Occidents , und 
durch die Zu samm en Wirkung mehrerer ZcitTerhältni£.''C 
bald der v^einigende Mittelpunkt wurde, in welchem 
die verschiedenartigsten Ansichten, Ideen und Systeme 
und in lebhaftem Terkchr umgese/t 
stcn Anstofs aber zu der, eine neue 
mden, geistigen und politischen Ver- 
^lexanders grofsoa Unteraehmen gc- 
hn den kühnen Eroberer wurde die 
its aufgeschlossen, durch ihn den 
, wie ihn der Orientale nennt , der 
dent , wie es die Hauptidee seine» 
war , als der Gegensaz der beiden 
und, Heuptformen des tnenschlichcti 



369 

Denkens and Glaubens in ddr Einheit der Endpunkte 
Verbunden, und durch die Verhältnisse des äussenl 
Lebens in nahe Berührung gesezt, und dem regsamen 
Und Empfänglichen Gtiechengeist insbesondere ein 
Gesichtskreis eröfFnet, in welchem er sich liun erst 
in der ganzen Yielseitigkeit seines Wesens offenbaren 
konnte» In Alexandripn war es, wo sich diese Mo* 
hiente zuerst am bedeutendsten äufserten^ und das 
Erzeugnifs derselben war sodann diejenige Philoso«^ 
phie , die unter dem Namen der Alexandrinischen und 
Orientalischen bekannt ist* Wie sehr aber die 41^- 
xandrinische Literatur schon gleich anfangs haupt« 
sächlich auch mit der Mythologie sich beschäftigte ^ 
lind ihre Behandlung schon damals zu der spä^ 
terhin sichtbaren Tendenz einleitete, daron ge- 
ben ^e Schriftsteller, die in die älteste. Perio* 
de derselben fallen , einen hinlänglichen Beweis* 
Die gelehrte Mufse^ welche hier eine wahrhaft könig- 
iiche Begünstigung der Wissenschaften unter den rei« 
eben Schäzen dqr Museen und Bibliotheken yerschafRey 
gab die Veranlassung, daf$ man Torzüglich wieder auf 
das Alterthünlliche , minder Bekannte , nur dem For- 
Jicher-Fleifs Zugängliche die Aufm^rksämlieit richtete, 
und wenn solche Bestrebungen zunächst auch blofs 
den ^Charakter philologischer Gelehrsamkeit (wie na- 
inentlich bei Hallimachos und Lykophron) an sich tra- 
gen, so mufste man doch schon dadurch, wieder auf 
^inen erweiterten, allgemeinen ^ und rielseitigem Ge- 
sichtspunct gestellt werden i uifd die Quelle aller My«* 
thologie, die Symbolik des OrientSj wieder in Ais Auge 
fafsen. Damit hieng zugleich auch das natürliche Be- 
Streben, zttsamiüen, die so vielfach Verschlüngenent 
und einander durcnkretizenden mythischen Traditionen 
ZU ordnen, und soviel möglich in Systematische Ein- 
lieit zu bringen« In diesem Sinnä terfafste der Athe- 
i^erApoUodor seine mythologische Bibliothek, welchei 

Bavvs Mythologie; ^4 



370 

bei allen ihren Hlngeln'' nnd Lfiken dennoch ek der 
einstge auf ooe gekommene Versuch einer xneanunen- 
hängenden Darstellung des gesammten Griechischen 
Mythus auch für an» noch inuner einen nicht za Ter< 
kennenden Werth hat. Einen neuen hShem Geist und 
Aufschwung erhielt jedoch die Mythologie erst, nachdem 
die Orientaliach- Alexandriniache Philosophie aich ani- 
xubilden begonnen hatte> Die Grundlage dieser Philoso- 
phie war der Platonismns , womit sogleich anch das 
Verhaltnirs angedeutet ist, in 'das diese Philosophie 
nun KU der Mythologie trat. D^r Geiat, erhoben über 
die engen Schranhen einer blofaen Naturphilosophie, 
erfa&te sich wieder in seinem innersten Wesen, und 
Strebte jezt anfa nene durch unmittelbare Crkenntnir», 
durch eine inteltectuelle Anschauung, die als Offen- 
barung dea Göttlichen galt , sich des AbaolntCn zu 
bemächtigen. Indem so an die Stelle des Begrifl», 
und der Reflexion wiederum die Anschauung, und die 
Oflenbamng gesezt wurde, war nichts natürlicher, als 
dafs der philosophirende Geist sich von selbst aueh 
dem Symbol und Mythus zuwandte , und in den bild- 
lichen Anschauungen des ehrwürdigen, und reineren 
Alierthums, die ihm, sowohlaus demOccident, als he. 
sonders aus der nahen Quelle des Orients, in so rei- 
cher Fülle zuströmten, Reflexe der göttlichen Offen- 
barung, die ihm der Anfang und das Ziel alles Wis- 
sens war, Typen des intellectnetlan Bewufstseyns er- 
blickte. Wie die Platonische Philosophie schon ur- 
sprünglich wegen ihrer Verwandtschaft mit den Ideen 
und Dogmen dea 
Verhältnifs zu der ] 
in ihrer erneuerter 
'nnd der Religion n 
gen. EshattMsichfib 
digen Periode , die ' 



371 

düng de4 Chrtsieüthums begmnt, eine wunderbare Anre- 
gung, eine neue Bewegung des Geistes aUgemeinTerbrei* 
tel^ di^ bei alldr Verschiedenheit derErscheinupgen oi^d 
Formen, bei alldr Ireligiosen Ausartung, und der gröbsten 
Verirrungin Aberglauben undSchwärmei^i, in Theurgie 
und Magie , Milien *geiiieinscha£tlichen Pünht der £in«' 
hbit dennoch darin faiid , däla man sich wieder von 
dem- empirischen beidismüs zu l^iü&S mehr idealen 
Ansicht, Von der strengen Kalte des Verstandes, zu 
der lebensTollen Wärme des Gefühls und der Phan- 
tasie hingezogen fühlte , und den obwohl längst yer* 
schwundenen (Üflubeii der Vorzeit wieder in sich auf- 
nehmen wollte. Dieser allgemeine Geist der Zeit 
spricht sich z.B; äelbst iii einem PfiiUälüäs aus, wenn 
er , obgleich Als gelehrte^ Antiquar, doch zugleich^ 
Wie cfr wenigstens meint und will, ganz in derHero- 
doteischen Einfalt des Glaubens von Ort zu Ort, ron 
Heiligthum zu Heiligthiim nmherwandert ^ um die 
Üeberbleibiel der nuii bereits yerfalleneli ofder ver- 
falleddeii religiösen Ddnkmäler, und die an ihnen 
fiängenden Sagen j Legenden und Gebräuche in einer 
auch für Ulis iloch höclist stihäzbared Beschreäung zu 
i*dtten,' und die Herrlichkeit der seligen Vorzeit, wo 
die Götter noch iii der Mitte der Menschen weilten, 
in der Verdorbenheit der Gegenwart (man tergl« Lib* 
Vm* 2.) noch einmal in dem religiösen Bewufstseyn 
aufzufrisclien. Als eiii Mittefglied zwist^hen dem mehr 
populäred Glaübeii des Zeitalters,- wie ei*' sich z. B« 
in eiiiem PatHsaniasi darstellt, und der religiös • philo- 
sophischen Richtung desfselben hörineii wir dent ehren- 
wertheny gelehrten Plutarch aäsehen, der ebenfalls 
schon deni äussern Verfall det Religion betrauert, aber 
nur um so mehr mit der Innigkeit des Ge'müths den 
religiösen auf Philosophie gestüzteä Glauben sich zu 
l>ewahfen sucht; Es ist imf Wesentlichen die Flato« 

«4 * 



37. 

nische FhilMopUe *) , ea welcher er sich bekennt« 
nnd der vielseitige Gebranch, den er namenlUcb ron 
der Dämonologie macht, zeigt un0 bereits die Uittel" 
idee, durch welche dl* Philosophen die Anforderun- 
gen der Philosophie mit 'dem traditionellen mythischen 
-Folytheismoi. in Debereinstimmnng brachten. Ammei- 
■ten aber unirde die in dem ganzen Geist des Zeitalters 
liegende religiöse Bewegung gesteigert, als nun auch das 
Cbristenthnm aus der stillen Znrückgezogenheit, in wel- 
cher es erstarkt war, in den Kreis der oQentlidLen Ver- 
hältnisse eintrat, und der nun sjstematisch aasgebildete 
nenplatonisrans es ttbersich n&hni, den grofsen Kampf 
des alten Niaturglanbens mit der neuen Il«ligion eu foh' 
ren. Nun erst galt es vollends den kühnen Versuch durch 
Aofschliefsung aller Mysterien, durch Ergründung der 
Symbole in ihrer tiefsten Bedeutsamkeit r durch die 
mannigfaltigste Combination aller Formen des Orien- 
talismus und Hellenismus, durch 'ZnrOckführung des 
mythisch Vereinzelten auf die Hanptideen der Beli' 
gion, und 'durch Sichers tellong des Frincips der Of- 
fenbarung auch für die Naturreligion, den Beweis zu 
geben, dafs auch der alte Glaube es wagen dürfe, 
dem neuen zur Seite zu stehen, nnd nicht minder im 
Stande sey, seine Bekenner an Geist nnd Herz zu 
befriedigen. Die symbolisch -mythische Religion hat 
nnatreitig in dieser lezteä Feriode, wenn wir auch 
gleich, wie antsicb schon natürlich ist, iij den An- 



375 

I 

jMinaii denselben Cm% erkennen Übt» welclien wif 

liUher urabrgeoororoen liaben« nemlicb den Fortgang 

▼on der Idee asuro Bilde i Tom Symbol asum HytbtUi 

vom Idenlen zum nenlen* Plutarcb gibt imt In dem 

Leben des Numa e. 8. andern er ron dem Verhiiltniff 

Kume*i ssu Pytbagorat ipricht« dessen Denk!- undL«* 

benaweite mit dem reinem Cultu« der Vorzeit in %o vSe« 

Xetn Obereinkommtf von der ällesien Periode der HS* 

jniftchen neligiontgetcluchte folgende Scbilderungi 

9iDie Geeese dei Nume in Ilinticht der Uilder find 

«benfiilU eebr nebe verwandt mit den liehraiizen de« 

Pythagorat« Denn wie dieaer nicht daa Sinnliche und 

Wrändei'liche 9 aondern daa Uniichtbare» ^Ileine und 

IfitelUgible ffir daa Erate hielt, ao Uefa auch {ener 

kein J5ild der Gottheit in Henachen • und 11iiergeata|c 

bei den n5mern einführen« Und aie hatten auch frtt- 

her weder ein gemahltea noch geformtea liild der 

CotUieit. aondern in den hundert und aiebzig eratea 

Jiihren bauten aie zwar Tempel und errichteten liei* 

lige Capellen, Bilder a}>er in k(^rperUcher Geatalt 

machten aie keine« Denn aie hielten ea weder fQr 

recht 4 daa Beaaere durch daa Scliloclitere zvl rer- 

ainnlichen, noch ffir mii^^lich, Gott andere nahe tn 

kommtn^ ala durch den Gedanken. Inabeaondere aber 

ferräth auch daa Opferweaen den Geiat der P^^thago- 

reiachen Fri^mmigkeit* Denn ea waren unblutige 

^>pfer« und die meiaten bcatunden in Hehl, Hpen- 

lungen und den wohlfeilaten Dingen«** Wie aber 

4nch hej den Uomem mit der Zeit der reine ideale 

Cultua in einen ainnliehemi aymboliachen fibergieng« 

•eben wir aua eben dieaer Stelle« Mag aber auch 

licr die Sinnlichkeit der Bilder und Symbole ihre 

leckte geltend |emaeht haben, ao artete doch we« 

»iKeiena der Mythua bei den Biömem nicht ebenao 

0f'f bei den leiebtbewegliehen ^ redaeiigea Orieeben 



374 

Geisl cflner idealistisehen Philosophie, welthe die 
Dnterordnang der Form unter den Geist, und ge? 
wissermafsen ihre Gleichgültigkeit gegen dieselbe eben 
dadurch ausdrüktf dafs ihr Ton unjbestimmbarjriflen 
Fonnen die eine so gut gilt, als die andere ^)« 

Die Röipische Religion, ^even ursprüngliches Yer- 
haltnifs zur Griechischen wir schon früher berührt 
haben , bietet wenig Erhebliches für eine besondere 
Betrachtung dar. Bedeutende, nach tiefeingreifenden 
Veränderungen zu bestimmende Epochen können wir 
nirgends in der Geschichte derselben unterscheiden. 
Die Ursache hierron liegt darin, dafs bei dem Rö- 
mer gerade dasjenige Princip nie zu lebendiger Wirk- 
eamkeit kam, Ton .welchem bei 4^X1 Griechen alle 
Yeränderungen auf diesem Gebiete ausgiengen, die 
Philosophie^ Bemerkenswerth ist übrigens doch, dafs 
«ns auch das Wenige, das uns über die Epochen der 
Römischen Religionsgeschichte bekannt ist, im Allge-^ 



*) Eine diesen (^jnkretismnf der Zelt denllich beceicfanend« 
(Stelle ist die bei Apulej» MeUm. XI. n«i7Qi. Ed. Oudend, 
iSn adsnm,—- sagt * die Cybele toh fleh selbst — rermn 
natura pareos« elementorum omninm domina, sectdoram 
progenies initialis, summa numinum, regina Manium, prima 
coelitum, Deorum Dearumque» facies uniformis • qoae coeli 
luminosa culmina, inaris salubria flumina» ioferonun deplo- 
irata silentia npti])>us meis dispenso* Cnjns numen onicnm 
multiformi specie, rita Tano^ nomine piütijugo totus ire- 
neratnr prbis. Inde me primigenil Phryges Pessinunticam 
nominant Deum matrem , hinc autöchtlionee Atticl Cecro- 
piam Minerram, iliioc finotnantes Cjrprii Paphiam Venerem, 
Cretes sagiltifieri Dictymnam Dianam , SicnÜ trilingnes sty- 
giam Proserpinam, Eulesini i vetustam Deam Cererem» Ju^ 
nonem alii, alii Bellonam, alii Hecaten, RhamDusiam alii: 
et qui nascentis dei Soljs incboantibus radiis illnstnintur 
Aetbiopes, aliique, priscaqne doctrina poUentes A^yptif« 
ccremoniis me prorsnm propriif pereolentee «ppeUant Tcro 
nomine reginam Jsidem* 



^u 






tk^ ^ igriZ^^s^ 



liebem ^«s Töznü l, L xiil»«k -tr 'v ja v»*« "^ ^*- ......' 






Xfctij 



•fr 



'- • ,» • 



t> *f. ^^ 



elitf-xda&E 



iuiu I.: '^-r- 1,^ «so^^. V- 



1 •«■• 






•v2»/ ..1'- ,-^«« 5. •«»-, •.;.,,. .^- 

anCL. -A^r- u-r • — ^.- — *-- ^, ,^ ^,^.^ ,^^^^ 



-v-f « 



•> <<v • <• 



Itsri 



>•• -•- 



»>'»i^'V< >'4/** "-^ 






576 

in f {|ie ief GSttliicheii ufiwttrAtge Mährchenhaftigkeil, 
und in Leerheit und Bedeutungslodigkeit des Inbalteis 
an3» Dieses Zeugnifs gibt Dionysiiis toiI Halikarnafs 
fiQsdrücklich der Römischen Beligion Antiq. Roin^ 11« 
67. wo er folgendes Urtheil hierüber^ und über den 
ernstem besonnenem Geist, des Römischän Cultus 
ausspricht: ),£0 erzählen die Romer weder dafs Ura- 
ups T^n seinen Kindern yerschnitten worden, noch 
dafs Kronos s^joe Kinder jerschlungen habe, ^e|} er 
ihre Nachstellungen gefürchtet, noch dafs Zeus den 
Kronos yom Thron gestürzt, und im Kerker des Tar- 
taros seinen Yater yerschlossen habe. Auch hört man 
bei ihn|n nicht Ton Kriegen^ Wunden, Fesseln, Ar« 
beiten der Götter bei den Menschen. Ebenso wenig 
findet man bei ihnen ein trauriges und hlagendea 
Fest, wo Weiber heulen und klagen über t^^ 
«chwundene Götter, wi^ die Griechen es wegen des 
Hf|ube$ der Persephone und des Todes des Diony. 
eos feiern. Ja man wird .auch, wiewohl die Sitten 
jezt schon verderbt sind, nie bei ihnen jene Schau* 
tragungen eines Gottes ^^ jene horybantisch - Wahnsin- 
^migen, jene Bacchanalien und geheimen Weihen, jene 
Nachtwachen der Männer und Weiber zusammen in 
den Tempeln der Götter erblioken, noch ähnliche 
solche Gaukeleien, vielmehr zeugen alle auf die Gott« 
heit Bcu^ug habenden Handlungen und Reden x^n ei- 
ner Frömmigkeit, wie sie weder bei den Hellenen 
noch Barbaren sich findet. Und was ich besonders 
bewundert habe , wiewohl eine unzählige Menge Völ- 
ker in die Stadt gekommen sind, welche sich genö- 
tfaig^ sahen,' die vaterländischen Götter mit den her- 
^ gebrachten Förmlichkeiten'' zu ehren, so hat doch die 
Stadt öffentKch keine jener fremden iReligionen an- 
genommen, wi^ dies bei sovielen andern geschehen 
ist, sondern wenn auch in Folge eines Orakelspmchs 



fr6ii|ae HciBgniiiiiiffff an£^ünmimif.ii viiii'u^n« so iiBt 
6ie dieselbcB doci ibren el^essii Sinriditxnxgen a&- 
gepafst, und sÜe* TJ\*fTuart£ nsrvoB entfernt. IKes 
zeigt sich z. fi. hä ^er Götter -^ Mntter. Opfer und 
Festspiele steHen ihr cle Pratoreii sacli den Tiönii- 
sehen Gesecen al:jäiirüti an. Pri*fSter und Priestens 
Ist aber daba ob PkrT-rÄer imd eine Fiirr^erin» 
Diese zidien onrch die Stadt, und f udem nach ihrer 
Sitte alle Monale üire AÜlniof'ei:. l^lia'jLeB Tur der 
Bfnsf tragend und die InrnniK^! fi'jLiügenc . -ViiLrend 
die nacMol§ende JLfure tlt Oei>ärj^e der Ootter- 
Matter hersin^ Alit-m ^riin oeii €rit:2*fi*anie« FiO- 
mem bettelt lieino- die siun^ .ü'^x^en jLlix&ifbes^ ]>(»dk 
iäüst er hinter «iuii Ler pin^*fn- iH^Jn tT-i»^! «' den 
bunten Manlel- aotiL feiert er der OOr'.in^uh Fbry- 
^isc^em Bitns, -»raf ^t>uer c.^* Voli nuci iitr ^*rmft 
Teilan^ So ^vz-ii*^!^ htvvnmf^ ^itL ^t^ h'j^yX iü 
Einsicht der ircok^'m O-ei^T'au'jj.tu ^untJ ▼er^vJ'u.t'ixt }e* 
den ÜTthns. der luii: ssnir.iiiC^r i««*-." J^ier JUt^^L^^v^fed- 
sten Tcrindenmren der i;-i.«f7T^l^'i»'-i^-en S^*^s:i>;^st 
und Sitte der EiOiner aft&'ji. in lJ:nt>ji:» cer BeJi:^;!^« 
mnlsteB, -w^e xus» bell/tf rt ensart«!; iiÄ* i* i;'^\*^ii.*;jf 
Periode laHeii. in ir*-'.'ji*ey c*e h-inu^i in x*<'ju«e l>> 
Iianntadufft imS J^*rr'Ji:rra»t su'ft ittrJi O.» i*5«;i*ejii tüfed 
andern Yoliem Liax.eK- i^t «»Viv»-» jt>;:t i;*v/# ^v« 
Interesse r« »e^x- Ori<;*-Ll«:lrf5t «5*5 l:;viui«i«u«^ ijs 
gegenseitige Uei#c7eiuerlinn:ri.:r z^u i^r;i ^*-«^ M^n^^.jttf'iii 
CS zeigt »db andt ^»ib ast-viai^f cSju^ «iv?!*^**?**'^ 
Keigung, bcKo^lers c^e rif>ii-viuer» vcu« rvA-^ms Ar- 
ten des £reB«C!2 Cvb*i*s ^*'-w zi z^v^ivr-j^x^ A\4' 4>f^ 
Art in&erte »il- xi-^juse» 4. •• •*y*'«rr.^- eirnnW^;^ 
Relipositit. die r-jn <i«r» *>,^n: J^ '!iu^:» ^.*rw.ufix* i»i#^<, 
Tersdnrar-'ien irir- 'cSe eTi-*-/.t«*-r,.':> %'•• >-tft*'/<i#^'vi;;j^ 
bei der grorWrs V^^Jj-MtÄtt.*-* -•>>vj^ i* li^««v i;V:«iA;^is 
einen hoberm Orj-d i-\r^;Ttt^^i^ l^i^cvAir 35« <;ty*fkfc<^ 



N 



378 

I 

R5mf icfaeo Schriftateller selbst maolien uns auf solche 
Erscheinuiigen aufmerbs^m« Aus der Periode des 
zweiten Punischen Kriegs' erzählt Lirius XXV. 1. 
f^quo diadtts trahebatur bellanii et Tariabant secundae 
adversaeque res non fortunam magiSf quam animos 
homlnoin : tanta religio , eta^a magna ex parte exter« 
Tia ciyitatem incessit, ut eut homines aut Dil repente 
alii Tiderentur facti. Nee jam in secreto modo etque 
intra paiietes abolebantur Bomani ritus, sed in pub- 
lico etiam ae foro Capitolioque mnlierom turba erat« 
nee sacrificantium nee precantiom Deos' patrio more/' 
Ein behanntea noch aufTallenderes Beispiel ist die unsitt* 
liehe Feie.r der in Born eingeführten Bacchanalien« 
Liv. X1(XIX* 8^-^17. Es zeugen aber eben diese Bei« 
spiele «sugieich auch von dem religiösen Ernste, mit wel- 
chem der Staat <der unsittlichen Verfälschung, der ra- 
^erländlschen Beligion entgegenzuwirken bemüht war, 
und ebendies ist es, was als der charactoristische Zug 
d^r Bömischen Beligion angesehen werden roufsf die 
enge Verbindung derselben mit dem Staat, yermöge 
welcher die strenge Einlieit, die die innerste Ten* 
denz d^ Staats und der Verfassung war, euch der 
Beligion aufgedrückt war. Mochte. ' auch der sinn- 
lichere Theil der Nation sich den zügellosen Aus- 
Schweifungen eines fremden Cultus hingeben, moch« 
ten aiich die philosophischen Systeme der Griechen 
das Epikureische, Stoische, Akademische, den Einflufs^ 
welchen ^ie ber den . Gebildeteren und Aufgeklärte- 
ren im praktischen Leben erhielten, auch in Bezie- 
hung auf den religiösen Glauben ausüben, mochte 
der herrschend^ Geist der Zeit mit dem formenrei- 
eben Ce^emonienwesen des Bömischen Cultus nicht 
mehr in Einklang sejn, es blieb darum doch, wie 
fiuch aus der angeführten Stelle des Dionysius zu er« 
^ehen ist, auch in der Religion dem Römer dit 









^9 




jede laüwütmihät and 
£uilieit wurde, ma -wari mm die hcrxBAßnäe Web- 
Stadt amdt &r die ^asdiiedeaartigstem Beligiflns- 
f oit&em wdcSie aOe ia ihr i m iim—iii f i owca , an Tcr- 
einigeodcr Jfitlel^nmku ein ^ffrinw äafllidic« Pam- 
dieoiiy eine cvjt™ amniMm daMtaram, ^e «ie Ar- 
nobius adr« GcAtea TL ncBBt^ oder Tkümebr, wie 
Tacitna AiuuL XV. ^4. cagtr UHm, ^m» cmicta vadB- 
qae atrocia ant pndenda conflaoiat, celetbraBtarfne« 
Derselbe Syncretisanu^ wekSies wir als eigeatliiiiali- 
Ghen Character der lezten Perii»de der Griediifidien 
Religionageschirfite heaBterkt^ tmdn» Alesandrien aaa- 
gebea geselieii lidben, liatte, obvddiaiir nadb aeiimp 
unedleren, sinnlicheren, iniserlidieren Seite, seinen 
Siz auch in der andern Hauptstadt der danuligea 
Welt, und erscheint ans hier wie dort in der nach* 
sten Berührung mit dem Christentbum. 

Aus diesem kurzen Umrils der Haupt^Epochen 
des niTthischen Glaubens ergeben sich uns, wenn wir 
die allgemeinsten Momente ins Aiige fassen,' noch ei* 
nige Bemerkungen, durch welche wir die oben gege- 
bene Cb^irakteristik des Orientalismus und Hellenis* 
mus YerY9^ständigen können. Durdi das Symbol ba*> 
ben ¥rir neiDli(2h die rorherrschende Eigentbümlich- 
keit des Orients bezeichnet, durch den Mjrthus die 
des Occidents* Wenn wir nun die Characteristik 
beider auch in der Hinsicht fortseien wollen , ^^ 



58o 

•tck 0OVOI1I die eine aU die andere Form ancli in 
ihrer zeitlichen Entwidklung gestaltet hat, ao aeben 
ivir das ursprünglich reine Symbol im Orient ebenso 
in der materiellen Realität des Idols sich yerkörpem, 
wie sich im Occident der anfangs durch das Symbol 
bedeutsame Mythus in Begriffe aufgelöst hat, die der 
wahren Realität e^angeln« Dort also ' ein Fortgang 
Tom Bilde zur blofsen Anschauung, hier ein Fort- 
gang Tom Bilde' zum anschauungslosen Begriff, aber 
hier wie dort eine Trennung des Bildes Ton Aec 
Idee, nur mit dem Unterschied, dafs dort die Idee 
dem Bilde weicht, hier' das Bild der Idee, welche, 
Tom Bilde getrennt, jezt nur Hoch in die untergeord« 
nete Sphäre der Vorstellung und des Begriffs fallen 
l(ann. Im Orient ist dieser den Unterschied der bei- 
den Ilauptperioden bezeichnende Uebergang der For- 
men auch räumlich zur Erscheinung gekommen, wie 
wir schon oben angedeutet haben. Während im bd- 
hern Asien das lichtanbetende Iran, und das Brahma- 
nische Indien über der Reinheit des Symbols strenge 
wacht , haben sich sowohl die nördlichen und nord- 
östlichen als auch die westlichen Länder dem * Ido- 
lendienst zugewandt. Wie die Namen JQner« Taraa 
und Tschin, offenbar einen religiösen Begriff enthal- 
ten , so möchten wir auch für diese einen gleichen 
Namen ansprechen. Es ist bekannt, dafs der Name 
Syrien uhd der gleichbedeutende Assyrien (vgl. Herod. 
YII. G3. dieSylbe As hat wohl nur eine verstärkende 
Bedeutung) m einem sehr weiten und unbestimmten 
Umfang gebraucht wurde,, und überhaupt alle Län- 
der vom mittelländischen Meer bis gegen Persien bin 
begriff, so dafs ursprünglich der Name Syrien west- 
lich denselben Gegensaz gegen Iran bezeichnen konnte, 
weloher nördlich durch den Namen Turan gegeben 
war. Dies bestätigt die für uns wenigstens sekr 
wahrscheinliche Etymologie des Namens 8yrie|i, Svt^ 

k ... 



38i 

Surya Keifst im jSansRiU die Sonne, Ritter Yorh. 
S.8i. tmd ist gieichbedeuteiid mit d«m uns bereite 
hinlänglich bekannten Kor. Syrien und Soristanwäre 
demnacH^ der Name jener westlichen Länder^ in weU 
che sich* dei: mehr idololatrische Sonnencultus T«r-* 
breitet hat» welcher dem Verehreir der reinem Reli<^ 
^ ftion Irans aus dem gleichen Grunde ein.Grüuel war, 
wie der Idolendiendt von Turan und Tschin. Daher 
heifsen auch im Sanskrit die bösen Geister Suren und 
ihr Oberhaupt Asur d. i. der Erzsur. Rhode Z^nd-* 
sage S. g3. Es ist glaublich , dafa de;: Standpunkt 
für diese Benennung, in Iran war, und dafs sie sich 
hauptfiächlich durch den Verkehr der Griechen mit 
den Persem weiter verbreitet hat, während in diesen 
'weitlichen Länderi:& selbst Tielleicht der Name Arani 
der gewöhnlichere war» Unter diesen Ypraussezun* 
gen können yrif nun erst auch dje Angabe Herodota 
yi. 54. recht yerstehen, dafs die Perser den Perseus 
einen Assyrier nennen, welcher Name hier offenbar 
in der ^o eben bemerkten religiösen Beziehung zu 
nehmen ist^)* Nehmen wir statt der Benennung A9* 
Syrien die weichere im Aramäischen gegebene Aus« 
spräche Aturien an, so zeigt sich uns die Identität mit 
dem Namen Turan noch unmittelbarer, und ebenso mag 
der Name Syrer auch mit den Seren im Osten (man vgL 
Rhode Zendsage S. 94*) oder den Sarten Eins seyn« 
Mit dem Namen Syrien müssen wir hier noch 
einen andern zusammenstellen, den der Chaldäer, un« 
ter welchem , wie Ritter Erdk. 11, Th. 798. behaupteti 

*) Diese religiöse Verschiedenheit, welche swischen den ge-« 
. nannten östlichen and westlichen Land^ni stattfand, hat 
Herodot sehr deutlich anch in folgenden zwei Stellen be- 
xeiclinet, welche v/ir hier zugleich auch noch zum Obigen 
S» 328. S({« nachtragen wollen : l, i3l. sagt er von der al^ 
ten ursprnnglichcfn Religion ddr Perser, dedü di^ will er 

offenbar beschreiben : AyaXliotra nev xat vt]BQ xat /Jo- 



58t 

liile jene den brafiliten Terhafsten unreinen GSzeik* 
diener des weiten Chaldäischen Weltreichs terstan-^ 
den wardßn« Auch Herod* I. i83. kennt die Cha]«* 
däer als Priester der colossalen Idole des Bei in Ba-^ 
bflon« Indem nun, 'wie bekannt, Tgl. Ritter ISrdh. II. 
Th« S. 798; der Name Chaldäer auch einem Armeni-r 
sehen Bergvolk gegeben Itifd, das cfonst deü Namen 
Chaljber hat, und durch die Kunst der Bearbeitung 
der Metalle berühmt war, so wollen wir hier noch 
die Yermuthung niederlegen, ob nicht der Nam€^ 
Chaldäer seine höchst Ifciiirscheii^iche ap|»e11atiTe 
Bedeutung Gözendiener ton der herrschenden Sitte 
jener Ländeil erhalten hat,, die Gölter in colossalen 
Bildsäulen von Metall (xdXyiöQ) aufzustälen, ffi^ Wir 
sie aus Herodot a. a. O. und aus dem A« T. z. B. 
Dan* Cap. III. kennen, und fiberhaupl! in den Län- 
dern des Buddha - Cttltuä finden, ygL oben S. 3i8. 
Chaldäer wären demnach sowohl Metallbearbeiter als 
Auch Anbeter der Metall - Idole. In fcfäcfm Fall aber 
ist^auch dieser Name für den in den westlicEen Län-« 
dern Asiens herrschenden teligiös^ä Cultus zum Un-« 
terschied yon der reinem Religion der Hebräef und 
Perser characteristisch. 

Im Occident hat sich, wie e^ die Natu^er Sachet 
mit sich bringt, der Uebergaiig der T^schiedenen For^ 
men des religiösen Cultus nicht cfbenso äufserlidi und 
räumlich dargestellte Trollen wii* nuil aber das Verhält- 
nifs des Qri^ntalismus und Hellenismus in der Be- 
ziehung, Ton welcher wir hier reden, auf die aUge^^ 



■«• 



£fiOL ooyiseLj ou ex avS-gconocfveag svo[uaav^rag 
&e8QtJnaTansQ olEXXijveqi ctvai* Vgl. Rhode Zends» 
S. yfu Dagegeu sagt er von den Aegyptiem II» 4. ßtofisg 
f a luac ayaXfiara xcet vrjeg &goiai aitovstutu aq)$a0 



383 

metsslen BegrifT« xnrfickbringen, so iSkrten wir wobl 
sagen, dafs sich 'die sjmbolisch*niythisclie Religions* 
form im O^ent auf dieselbe Wc^ise realistisch enU 
wickelt hat, in welchem sie im Occident oder in 
Griechenland eine idealistische Bichtnng genommen 
hat. Der ursprünglich reine Bealismos des Symbols 
gieng in der Idololatrio des Orients in liateriadismns 
Über, während in Griechenland ddr im Mythos ent- 
haltene Keim des Idealismus sich ^vlezt in einen Ni« 
hilismus yerlohr» ^welcher, da die Gegensäze sich 
liberall wieder berühren ^ nach unserer obigen Dar« 
Stellung auch wieder mit dem Materialismus zusam- 
menfallt* Wenn wir aber den Realismus im AHge- 
meinen dem Orient, den Idealismus dem Occident zu« 
schreiben, so sind diese Bestimmungen immer nur 
ganz relatiy zu nehmen, und können uns daher auch 
nicht hindern, den Realismus des Orients, je nachdem 
wir mehr auf das Bild oder auf die Idee sehen müs- 
sen, auch wieder als Idealismus aufzufassen. 

Der Schluls dieses Capitels führt uns' noch anf 
eine Frage, die derjenigen ganz analog ist, mit wel- 
cher wir das Torige Capitel geschlossen haben«. Wie 
wir nemlich am Ende der ethnographischen Auspin- 
-andersezung noch die Frage aufwerfen mufsten, an 
welchen Merkmalen wir die Identität des räumlich 
Getrennten erkennen können, so müssen wir jezt fra- 
gen, wie wir die Terschiedenen Perioden, in welchen 
wir den mythischen Glauben nach den Momenten sei- 
ner zeitlichen Entwicklang betrachtet haben, auch 
wieder als Einheit zusammenfassen können, an wel- 
che Periode wir uns vorzugsweise halten müssen, 
um Einheit in die Darstellung des Besondern zu brin- 
gen? Es ist von selbst klar, dafs eine wissenschaft- 
lich construirende Mythologie ihre Aufgabe nur dann 
lösen kann, wenn sie weder eine einzelne Periode 
«ussdueTsJich zu Grunde legt, noch auch die Symbole, 



384 

Mythen and Ideen nacti den Modificationen} die sie iii 
yerschiedenen Perioden erlialten haben, blols wilU 
kührlich und 2uföllig zuaanunenreiht. Wie es in etb«* 
no graphischer Hinsicht mimoglich ist^ Yölher zu 
trennen, die Ton Natur zusaidmengewaclisen sind, und 
Formen zii vereinzeln, die nur durch ihre gegen-» 
seitige Ergänzung die Mythologie in dem Reichthum 
ihres innern Lebens und in ihrer wissenschaftlichen 
Würde erscheinen lassen, so kann auch, -was den 
Unterschied der Zeit nach betrifiltf nur dadurch eine 
wahre Einheit in. die Darstellung gebracht werden, 
^afs wir die mannigfaltigen und oft so yerschiedenen 
Formell, die sich im liaüfd der Zeit herrorgethan 
haben, in ihrem organischen Zusammenhang auffas- 
sen, und uns vor allem des lebendigen, schöpfrischen 
Geistes zu bemächtigen suchen, der alle jene Formen 
aus einem und demselben Princip geschaffen hat. 
Das Symbol und der Mythus , Prodticte des' bewufst- 
los wirkenden Menschengeistes, . sind als reine Ge- 
wächse der Natur anzuseheü: je vollkommener wir 
daher die innere Gesezmäfsigkeit des Natur « Oi'gsi- 
nismus kennen, desto vollkommener gelingt es uns, 
der Entwicklung ihrelr Formen zu folgen, und es 
gibt in dieser Hinsicht eine Behandlung des Mythus^ 
welche, wenn sie nur einmal den rechten Punct ge- 
troffen hat, von welchem bei einem Bilde oder Be- 
griffe auszugehen ist, durch das Naturgemäfse und 
Consc^qüente der Construction eine innere Wahrheit 
in sich trägt, wenn sie auch öfters mehr oder min- 
der, im Ganzen oder Einze'lnen, der Bestätigung durch 
äufsere Zeugnisse ermangeln mufs. In dieser .Be- 
ziehung hat nun freilich für di« Mythologie vaxm&t 
diejenige Periode die gröfste Wichtigkeit, in welcher 
wir die symbolisch ^ mythischen Anschauungen nnd 
. Verstellungen noch am meisten in ihrem ursprüngli- 
. chen Keim erblicken können. vAber es ist ja so oft 



/' 



386 

nicht einmal möglich andi nur mit Bestimmtheit zu 
«eben, was im Reime enthalten nty wenn wir nicht- 
Eügleich anch auf dasjenig^e unsere Aufmerksamheit 
richten, was aus dem Keime henrorgegangen ist, und 
dieses selbst bann Ton uns nur in seinem natürlichen 
Zusammenhäng mit seinem Keime erkannt werden« 
So ist es daher der bildende Geist, auf welchen wir 
immer wieder zurückgetrieben werden, und durch 
welchen wir uns allein auf einen über die Einzekiheit 
der Formen erhabenen Gesichtspunkt stellen können^ 
welcher für die Mythologie so nothwendig ist, als für 
irgend eine andere Wissenschaft. Wie die Mytholo-« 
gie der Ausdruck des zum erstenmal erwachenden 
und ^ seiner ungetheilten Einheit noch am nächsten 
stehenden Bewufstsejns des Menschen ist, wie sie 
im Keime yerschlossen endiält, was erst später in be- 
sondern Productionen des Geistes und in verschiede- 
nen Gebieten der Kunst und Wissenschaft sich mani- 
festirt hat, so mufs auch mit Einem Wort UniTersali- 
tat in historischer und philosöphiscber Hinsicht die 
erste Eigenschaft des Mythologen seyn. Es gibt in 
der That nicht leicht eine andere Wissenschaft, in 
welcher sich jedes unnatürliche Verfahren, l^etreffe 
es eine historisdie oder philosophisch« Theorie'*^), 



*) Unter den phflosophischen Theorien^ «elcke in neuerer 
Zeit auf die Mythologie angewandt worden sind, können 
wir die Emaaations - und ETolntionA«- Theorie unterschei- 
den* Leztere, nach welcher die Terschiedenen Gotter nicht 
ahwilrts gehende immer mehr sich ahschwäcfaende Ausflüsse 
einer höchsten und obersten Gottheit sind, sondern Steigerun- 
gen einer untersten, su Grunde liegenden Kraft, die sich end- 
lich alle in Eine höchste Persönlichkeit verklären, hatSchelling 
in seiner Schrift über die Gottheiten von Samothrace 181 5. 
angestellt (S. s5* n« 78»)» während er an dem Creuxer^schen 
Werke tadelt, da£i infolge einer sehr particnlären, philoso- 
phischen Ansticht allen Erklärungen die Emanations - Theo- 
rie sn Grunde liege. Allein bride Theorien haben «ine gleich 

Bauis lljrtbologic» 20 



386 

M bald dnrek die Tlut aeÜMt bestraft und widerleg 
•I« eben in der HfUioIogie. Eine «oklie anivencl- 
lere, die Einaeitigkeit und Beccbränklheit der frü- 
hem mythologischen Systeme TCrmeidende Hetbode 
sehen vir nüt Redit als den eig^ithfiinliehcn Geist 
der neuem Hythptogie an, nnd ala eine F<dge der 
geläuterten^ auf die Natnr der geistigen Thäti^ieit 
Enrückgahenden philosophischen Denkweise, -welche 
in neuerer Zeit eine glücklichere Behandlung so- 
wohl der fibrigen mit der Philosophie näher' zn- 
■aauaenhängenden Wissenschaften als auch namentlich 
der Hytbologie berbeigefobrt hat. 



onUrgeordDeu, eintdUge, b1o& rcilüttfche Bcdeatong, md 
ihr H«alkmDf iddJi «nt wieder nun Ideilitmu eiliobeti 
«erden , um anf da« alltin wahre nnd böchtu Pdncip a&er 
Mythologie, du in dem Veibaltmla des Bilde* und der 
Idee gegeben iit, la kommen. Unter dm mIicth Hylbolo- 
gen kat Gerh, Vouiiu *eine pliilo>(iplii»cbe Aniicht durch 
du UnlencheldaDg eine« cnltifi proprim ' nud cymbolicu 
■i^cdenlct. Proprium tdco, ugt er de Orig. et Progr, Idol. 
I. 5. qtundo, qnod colitur, proprie et ia le De« eüti' 
nutur, qoalii fnit coltos «olii ipiiui, v«] Bercnli«. Symbo- 



Berichtigungen. 

i. i. II«. 11. I. ib dtr CnmüilMri dM Gmathc* 

•— 1%, — • at, ^ ^ «Ina ii(iii alaei lolelitD: «in« «Iner ii 

— %ln — M. — — MorulT! Muoä 

(5. — — Um- ! UB 

— ll» — ». — — Um die, m b«.: Idee, die m bai. 

— f1' — I. — — Zadern; Federn. 
^ "• ^ |6. — — Kliilrfe,: Mliärfe, 

— 35. — 7. 0, if. yßptfi : vjjpig 

— t'> — »J, — ^ welche er: welcher er 

— tt> ^ 3i> — ^ MemiDOoi: lUemnoBt 
^ 45t "• 6. — — wieder: wider 

— — _ lt. ~ ~ «4: ttfi 



ieiiuBd«n«Uiiuf* 



einer Ida« dunh 
iiiyilii*iJi*r u»d 



InoD, öMgeof tob tdbtt kUr itt, wiid aa 
Orte bemerkt werden« 

Zn S. 196. lin« 16. y,Die Siebencahl" Selbtt dem Acgypk Tbe- 
bä Ist die h. Siebeozahl nicht fremd , in Uemnone Sicben- 
laot Cretner Symb« I, S. 463* 

Za 8. s44* Anip. ^en Namen Arittotelei hatte Battos andi nach 
Schol. ad Find. Pyth. IV. io5« 

Za S. 377, SU den Worten« „in deaielhen ZmaMmmhang fdid« 
m«^' Mach Hecodot IV« si — s6« aind o&nbar die Isicdo- 
nen ala Stammverwandte in Eine Qasse sn aoen mit den 
Ajgippäem u. Bndinen , und von den leztem gerade bemerkt 
Herodot die Eigenschaften , die die Alten an den Germanea 
io characteristisch fanden, bbine Augen und bFonde Haare 

ie&»OQ iteya neu noWov^ yXavmov te nav laxvgoq 

iU xa» nvfQOV» IV« 108. cfr. Tac« Germ, c« 4« In den 
Gelono-Budinen ligt wohl das Germanische und HeHmiifkc 
am nächsten beisammen« 
Zu S« 354« Was In der Anm« über die Nachrichten der Gen» 
Ton Memphis gesagt ist, ist nur daron zu verstehen, dais die 
Nachrichten ül>er Aegypten 1« 11. Mos« offenbar auf Mittd- 
Aegypten sich bezieliett, somit auch Memphis Tora nt s eim , 
obgleich dieses namentlich emt in spätem Schriften des A«T« 
TorlLommt* 



«£. 



»*' 



^,m ao YM